Aum
1936
[Russisches Original. Seite 1.]
Copyright
Alle Rechte einschließlich des
Übersetzungsrechtes liegen beim Autor
„AGNI JOGAS“ IZDEVUMS
Riga, Elizabetes iela 21-a, dz. 7
[Russisches
Original. Seite 2.]
AGNI YOGA
Aum
[Russisches
Original. Seite 3.]
Bei Aufnahme einer Arbeit wollten wir darum
besorgt sein, uns bei der Ausführung nicht zu schwächen. Aus Unwissenheit kann
man von Gedanken ergriffen werden, welche die Erweiterung des Bewusstseins schwächen
und erschweren. Erinnern wir uns aber an die Uranfängliche Kraft. Lasst uns
erneut über die Grundlagen dieser Quelle des Fortschritts und der
Unermüdlichkeit sprechen.
Die Allesverleihende Grundlage wird oft
vergessen, daher wecken wir die Aufmerksamkeit, um die Uranfängliche Kraft zu
verkörpern.
[Russisches
Original. Seite 5.]
Aum
1. Lasst uns den Regenbogen untersuchen:
Richtet eure Aufmerksamkeit darauf, dass er weder einen kräftig roten noch
einen schwarzen Farbton enthält; unter den höheren Ausstrahlungen finden wir nur
Glanz und Feinheit der Farbe.
Bis zur Erdoberfläche dringen einige
Farben durch, die an die höheren Sphären erinnern. Manche Menschen lieben
diesen Widerhall der Höheren Welt, andere bevorzugen im Gegenteil die grobstofflichsten
Farben, und genau danach kann man die Menschen richtig unterscheiden. Wenn
jemand die feinstoffliche Beschaffenheit der Farbe noch nicht vorgezogen hat, wird
er überhaupt nicht in der Lage sein, die höheren Welten zu verstehen.
Versucht erst gar nicht, einen solchen
Menschen zu berühren, er ist von rotem Nebel umgeben. Solche Menschen gehen oft
zugrunde, denn ihre Umarbeitung ist fast unmöglich und viele Heilmittel sind
ihnen nicht von Nutzen.
2. Ein Arzt bemerkt, dass einige Arzneien
völlig unterschiedlich auf die Menschen wirken So wird ein gewisses
ausgezeichnetes, lebenspendendes Heilmittel bestimmte Leute nur geschlechtlich
erregen. Man kann die Menschen durch Heilmittel auf die Probe stellen. Eine
niedere Natur wird den Substanzen nur das Niedere entziehen. Doch jede an das
Höchste angeschlossene Kraft schöpft
[Russisches
Original. Seite 7.]
gerade
das Höchste. Dieses Gesetz muss man sich merken.
Selbst ein Arzt legt die verschiedenen
Wirkungen der Arzneien selten richtig aus. Dabei liegt in allem Angemessenheit*.
3. Ärzte können beim Aufstieg des Geistes
wahre Helfer der Menschheit sein. Der Verstand eines Arztes muss durch sein
Herz verstärkt werden. Ein Arzt darf unmöglich ein unwissender Verneiner sein.
Er muss ein Psychologe sein und darf die wunderbare psychische Energie* nicht
vernachlässigen.
Ist es nicht seltsam, dass am Anfang der Niederschriften
über Aum der Arzt erwähnt wird? Man sollte alle erwähnen, die für die
Verbindung mit den höheren Energien verantwortlich sind.
4. Wenn irdische
Substanzen so unterschiedlich auf die Menschen wirken, wie verschieden ist dann
die Einwirkung von höheren Energien auf sie! Die Menschen haben seit langem verstanden,
dass man für eine richtige Aufnahme dieser Strahlen den Organismus in einen
harmonischen Zustand versetzen muss. Dafür haben die Weisen die Kraft heiliger
Anrufungen gesandt. Aum, oder wie es klingt, Om, war eine solche Synthese von
klanglichen Bestrebungen. Gebet und Beschäftigung des Verstandes[1] erweisen sich
als ausgezeichnete Errungenschaften, die den Zustand des Geistes gesunden
lassen.
Jeder trug auf seine Art Erscheinungen bei,
die bei der Konzentration des Geistes helfen; einer suchte die Lösung in Musik,
einer im Gesang und einer im Tanz; es gab sogar grobe Methoden, die zu Betrunkenheit
und Raserei führten. Es gab viele Abweichungen und Irrtümer, doch im Grunde war
der Mensch bestrebt, eine besonders erhabene Stimmung zu schaffen, welche die Aufnahme
höherer Energien fördert.
[Russisches
Original. Seite 8.]
5. Ein Mensch kann nicht leben, ohne wenigstens
einmal die Wärme des Herzens verspürt zu haben. Das ist natürlich ein feuriges
Gefühl; doch wenn er sich mit einem lichten Diadem und einem Regenbogen umgibt,
ist er mit höheren Energien vereint.
Die Menschen sollen nicht klagen und
sagen, dass für sie nichts zugänglich sei; im Gegenteil, sie können schon im
irdischen Leben große Energien spüren. Der irdische Körper kann diese Erscheinungen
nicht immer fühlen, denn er würde verbrennen. Ein höherer Zustand des Geistes
kann aber trotzdem die Strahlen des Segens erfahren.
Mögen die Menschen nicht klagen, sondern
reiner leben!
6. Wenn ihr gründlich nachdenkt, werdet
ihr Unseren Pfad wahrnehmen. Wir sind überall dort zu helfen bereit, wo das
Gesetz es erlaubt. Es schmerzt Uns zu sehen, wie Wahnsinnige sich in den
Abgrund stürzen, weil sie die rettende Linie nicht erreicht haben. Wie viele
Gedanken wurden aufgewendet, um zum einfachsten und besten Ergebnis zu führen.
Doch oft umgibt Finsternis die
Wahnsinnigen, und sie erdreisten sich, das Höchste anzugreifen. Das ist, als ob
jemand einen Stein in die Wellen des Meeres wirft. Gewiss, er erzeugt einen
kleinen Spritzer, doch wirkt er etwa auf den mächtigen Strom ein? So ist es mit
allen Angriffen gegen die großen Energien. Der wütendste Angriff zerschellt am
Felsen des unbesiegbaren Geistes. Die Prahlerei der finsteren Kräfte zeugt nur
von ihrem Wahnsinn.
Das
mächtige Aum überwindet den wahnsinnigsten und wütendsten Angriff.
7. Vieles wird jetzt geschaffen. Ohne
Grund denkt mancher, dass etwas nicht existiert, obwohl es bereits vorhanden
[Russisches
Original. Seite 9.]
ist.
So verhält es sich auch mit ganzen Völkern: Die einen schreiten wie Tote einher,
andere wie Neugeborene voran. So ist es in allem.
8. Ihr kennt die
Blitzartigkeit und Plötzlichkeit der von Oben gesandten Gedanken genau. Das man
solche Gedanken vergisst beweist, wie sehr eine andere Energie in die gewohnte
Ordnung des Bewusstseins eindringt. Eine derartige Vergesslichkeit hängt
nicht von der Qualität des Bewusstseins ab, sondern von einer völlig anderen
Bedingung, die machtvolle Energien betrifft. Man muss sich daran erinnern, wie
schwer es ist, solche Sendungen im Gedächtnis zu behalten. Anstrengungen, sich
zu erinnern, helfen nicht; und wenn man sich dennoch erinnert, geschieht das
auf unerwartete Weise, anders gesagt, bei Berührung mit einer ähnlichen
Energie.
Die alte Weisheit lehrte, man müsse auf
das dritte Auge drücken, um sich an solche Sendungen zu erinnern. Dieser Rat
war sehr vernünftig, denn das Zentrum des dritten Auges hält den Gedankenstrahl
fest, wenn man einfach mit dem Finger auf die Nasenwurzel drückt.
Ebenso wisst ihr sehr wohl, dass der
Zustand des höchsten Samadhi* für den irdischen Körper gefährlich ist. Die
Kraft der höheren Energien ist für gebrechliche Hüllen nicht übermittelbar; man
muss vielmehr den gewöhnlichen Zustand der Unordnung überwinden, dann ist die
Berührung mit höheren Flügeln nicht so gefährlich.
Wir wollen uns
erneut all der möglichen Mittel erinnern, die in einen begeisterten Zustand
versetzen und mit denen man versuchte, sich vor der Gefahr der Höheren Kräfte
zu schützen. Das beste Mittel aber ist die ständige Betrachtung über die
Höheren Kräfte. Auf diese Weise gewöhnt sich die psychische Energie an die
Möglichkeit der Einwirkung Höherer Kräfte, und die Nervensubstanz wird nach
Kräften gestärkt,
[Russisches
Original. Seite 10.]
damit
sie nicht erschüttert wird. Selbst der beste Freund kann doch eine
Erschütterung hervorrufen, wenn er unerwartet eintritt.
9. Nur wenige erschrecken nicht, wenn man
ihnen erzählt, was genau den Menschen umgibt. Lasst uns die Strahlen und all
die chemischen Einwirkungen aufzählen, sowohl von den fernen Welten als auch
von der Erde selbst.
Zurückgeworfene und gebrochene Strahlen
unterscheiden sich doch sehr von den Grundstrahlen. Hört jedoch der Mensch,
dass ihn statt Luft im irdischen Sinn Kristalle von Granulationen* und sogar unaufhörliche
Explosionen umgeben, erschrecken sich viele Herzen.
Die Luft ist doch blau und leer, die Erde
fest und unbeweglich und die Sonne erfüllt die Aufgabe einer Laterne! Fragt den
Krämer an der Ecke, seine Vorstellung wird gar nicht weit von diesen Vorstellungen
abweichen. Die wenigsten Menschen versuchen, über ihre Umwelt nachzudenken.
10. Die
Abgeneigtheit zu denken verschließt auch den Eingang in die Zukunft. Stellen
wir uns indes den Unterschied des Bewusstseins jedes Jahrhunderts vor. Der
Unterschied in der Qualität des Bewusstseins ist erstaunlich. Der Grad der
Unwissenheit ist oft fast gleich, seine Eigenschaften aber verschieden.
In der Kulturgeschichte muss man diese
Schwankungen bemerken, denn es ergibt sich eine höchst beachtenswerte steile
Spirale. Achten wir darauf, wie sich diese Ringe fast berührt und dann gesenkt
haben, um zum Aufstieg zurückzukehren. Man kann daher Optimist sein.
11. Ich kann Mich freuen, wenn Ich mutige Krieger
sehe. Es gibt viele Pfade, und die Verfolger können nicht Schritt halten.
Darüber hinaus ist jeder Kampf mit der Finsternis
[Russisches
Original. Seite 11.]
eine
würdige Tat. Es ist die Pflicht des Menschen, jede Finsternis zu zerstreuen. Der
Held ruft den Drachen mit Trompetenschall hervor, um ihn zu töten. Solange die Schlange
unter der Erde ist, wird es in den Heimen der Menschen keine Ruhe geben. Jede
Ausrottung des Schlechten ist bereits Aufbau der Zukunft.
Der Held kann nicht in Verwirrung geraten.
12. Bei schöpferischer Tätigkeit,
Forschung und Entdeckungen treten überall die psychische Energie und Sendungen
von Gedanken von außen in Erscheinung. Es können Sendungen von Menschen, aus
der Feinstofflichen oder der Feurigen Welt und schließlich aus den unaussprechlichen
Höchsten Sphären sein. Oft ist die Stufe, von der sie kommen, nicht leicht zu
erkennen. Dafür muss man sich selbst und seine Umwelt genau beobachten. Nachdem
man beobachtet hat, wird es gelingen, einige Merkmale zu unterscheiden.
Irdische Gedanken lagern sich leicht im
Bewusstsein ab, bösartige Gedanken jedoch können eine Nervenerschütterung von
unangenehmer Art hervorrufen.
Gedanken aus der Feinstofflichen Welt erzeugen
ein gewisses Erzittern des Herzens und lassen sich nicht so leicht aneignen;
sie können sogar Kopfschmerzen verursachen, als ob sie das Gehirn durchbohrten.
Feurige Gedanken sind wie Meteore, und
wenn ein Flug feuriger Boten die umgebende Atmosphäre entflammt, erzeugt er einen
tosenden Schall. Die Offenbarung feuriger Gedanken ist von Feuern begleitet und
verdrängt sogar gleichsam den Strom des gewohnten Denkens. Feurige Gedanken
sind sehr flüchtig und werden leicht vergessen.
Doch die selten erlangten leuchtenden Sendungen
der Höchsten Sphären sind wie Blitze, sowohl wegen ihrer Unverhofftheit als
auch wegen ihres Durchbohrens des Herzens. Nur wenige Menschen halten diese
Blitze aus.
Man kann viele Merkmale von
Gedankensendungen nennen,
[Russisches
Original. Seite 12.]
doch
es ist besonders wichtig, dass man überhaupt die Existenz solcher Sendungen zugibt.
13. Man sollte im Herzen anerkennen, dass
die Menschen nicht von den höheren Welten losgelöst sind. Ein solches festes Bewusstsein
hilft einem, eines der größten Wunder zu erkennen: In
welche Höhen der Stratosphäre man sich auch erhebt, welche Flüge man sich ausdenkt,
ein erhabener Gedanke trägt einen überall hin. Bedenkt doch nur, dass ein
Gedanke aus der Unbegrenztheit durch alle Welten dahinjagt.
Aum ist
Segen. Bereits in grauer Vorzeit
erkannten die Menschen die Göttliche Allweisheit als eine alleserfüllende
Energie
Ist ein Gedanke aus der Unbegrenztheit
nicht ein großes Wunder?
14. Der Empfang eines lebendigen Gedankens
aus der Unbegrenztheit ist bereits eine Bestätigung dafür, dass der Mensch ein
vergeistigtes Wesen, ein Bote und ein Hüter des Lichts ist. Wenige verstehen
die wunderbare Bedeutung eines lebendigen räumlichen Gedankens. Wird nicht die
Welt für ein Bewusstsein erblühen, das die Schönheit eines lebendigen Gedankens
aufnimmt?
Ich bestätige, dass der Gedanke aus der
Unbegrenztheit in begreiflicher Form fließt.
15. Ein räumlicher Gedanke wird manchmal durch
Druck oder Schwankungen eines Gedankens aus den fernen Welten erklärt. Ein
Gedanke, der gleichsam im Megaphon der Unbegrenztheit rotiert, wird gereinigt
und kehrt veredelt zu den offenbarten Welten zurück.
Die Menschen haben mehr als einmal versucht,
ihre eigenen mechanischen Erklärungen vorzuschlagen. Doch alle diese Versuche
beweisen nur eine Begrenzung des Denkens. Der Mensch wünscht aus Egoismus, dass
sein
[Russisches
Original. Seite 13.]
Gedanke
veredelt zurückkehrt. Wenn wir jedoch die Unbegrenztheit der Hierarchie kennen,
ist eine weit erhabenere Lösung angebracht. Lasst uns nicht erniedrigen, wo es
möglich ist zu erheben!
An der
Decke einer Wohnung befestigte man viele Fäden verschiedener Stärke und Farbe,
und nachdem man die Wohnung in einen ruhigen Zustand versetzt hatte, sandte man
Gedanken aus. Die sogenannte Harfe des Geistes begann zu schwingen, wobei man
bemerken konnte, wie bestimmte Gedanken Fäden von bestimmter Farbe berührten;
dann beobachtete man, wie aus der Ferne gesandte Gedanken einwirken können.
Natürlich muss man sich bei solchen Beobachtungen von eigenen, ungewollten
Sendungen freimachen können.
Alle werden sich erinnern, wie leichte
Gegenstände ohne ersichtlichen Grund manchmal zu schwingen begannen; für
Skeptiker ist dies bloß Zugluft, dieselbe wie in ihren Köpfen. Die Selbstsucht
der Menschen will nicht zulassen, dass außer ihrer eigenen Größe irgendetwas
existiert.
17. Man sollte alle Erscheinungen des räumlichen
Gedankens im Gedächtnis bewahren. Jeder kann auf seinem Gesicht (…)[2] etwas
wie eine unsichtbare Spinnwebe fühlen. Jeder kann eine Berührung fühlen und sich
auf einen für andere unhörbaren Ruf umwenden. Der Mensch kann ohne Apparat
Radiowellen empfangen, was bedeutet, dass vom menschlichen Empfänger auch
andere Wellen aufgenommen werden können.
Es ist sehr wichtig zu verfolgen, dass
Feinfühligkeit sogar
[Russisches
Original. Seite 14.]
auf
eine physikalische Welle ansprechen kann. So kann man auch Gedanken der fernen
Welten empfangen.
Kann man etwa
sein ganzes Leben verbringen, ohne an das Höchste zu denken? Beispiele eines solchen
Dahinvegetierens liegen auf der Hand. Doch niemand sollte sich nirgendwo und
niemals auf eine Ebene mit dem Niederen stellen.
Verstehen
wir, was auch nur eine Annäherung an die fernen Welten dem Menschen gibt. Eine solche
Annäherung trennt den Menschen doch von allem Niedrigen. Eine einzige Vision
der fernen Welten verwandelt bereits das ganze Leben. Auch nur einen Teil des
Lebens in den anderen Welten zu verstehen, bleibt eine prägnante Erinnerung für
immer – eine solche Annäherung ist bereits eine Erleuchtung des Bewusstseins.
Aum ist
Segen, und Hilfe steht für jeden bereit, der bereit ist, vom Ufer des
Grobstofflichen abzustoßen. Man soll selbst den geringsten Anschluss an den räumlichen
Gedanken schätzen.
Mögen anstelle
von Zweifeln und Verneinungen die Saiten der fernen Welten erklingen. Jedes
Vernehmen von Stimmen aus der Ferne ist schon eine Überwindung des Raumes. Manche kennen die Sphärenmusik und den räumlichen
Gesang. Es sind zwar nur wenige dieser Stufe teilhaftig geworden, doch es gibt
sie – diese Verwandler des Lebens existieren. Behüten wir diese Propheten der
fernen Welten!
19. Man muss nur die Bedeutung der Hilfe
verstehen. Jeder wünscht sich Hilfe auf seine Weise, doch wenige verstehen die wahre
Hilfe. Ebenso bemerken heute, wo die Welt erbebt, die meisten Menschen
[Russisches
Original. Seite 15.]
die
feurige Gefahr nicht. Als Offenbarung von etwas Besonderem benötigen sie einen
Erzengel, so groß wie die Himmel selbst!
Jeden Tag ereignet sich etwas Unvorstellbares.
Beachtet, was alles schon geschehen ist, obwohl kaum eine Woche des Jahres
verstrichen ist! Viele Völker ändern ihr Gesicht.
20. Lasst auch die Erde nicht ohne
Aufsicht. Die Erkenntnis der fernen Welten muss das Bewusstsein des Einzelnen erweitern,
darf aber nicht vom irdischen Leid ablenken. Sonst wird jeder weit davonfliegen
und seinen häuslichen Herd im Stich lassen.
Man muss sich angemessen verhalten, damit
sowohl das Himmlische als auch das Irdische auf der Welt leben können.
21. Das Vervollkommnen der irdischen
Arbeit schadet der Erkenntnis der fernen Welten nicht. Die Arbeitsqualität
entwickelt auch die Fähigkeit, sich auf allen Ebenen zu konzentrieren. Wir entziehen
keine Möglichkeiten, sondern vermehren sie. Wer uneigennützig wünscht, Erfolg
zu haben, kann den Pfad zu den Höheren Welten finden.
22. Ein Schiff kommt gut heim, wenn die
See ruhig ist. Doch die Seeleute wissen, dass Stürme aufkommen können, und
planen unvorhergesehene Verzögerungen mit ein. So kann man bei den besten
Entscheidungen auch elementare Schwierigkeiten voraussehen. Doch die Aufstände des
Chaos sind dort nicht schrecklich, wo der Geist zu den höheren Welten strebt –
er schwebt gleichsam über den Wellen des Chaos.
23. Jeder Stein auf dem Planeten wurde von
einem Gedanken geschaffen. Jeder Gegenstand ist durch die schöpferische Kraft
des Gedankens entwickelt worden. Man muss jeden geschaffenen Gegenstand achten.
Man muss Nachsicht gegenüber Unvollkommenheit finden: Jeder Schöpfer war doch einmal
unvollkommen.
Jede Aufspeicherung wurde durch Arbeit und
Anspannung erreicht. Nur durch diese
[Russisches
Original. Seite 16.]
Erkenntnis
lernen wir, Schöpfung zu schätzen. Vom Kleinen ausgehend erkennen wir das Große.
Um Aum zweckmäßig ertönen zu lassen, sollte man von Achtung vor der Größe der
Schöpfung durchdrungen sein.
So wird der Begriff der Glückseligkeit
eine herrliche Gabe sein. Nur das höchste Streben wird belohnt. Der Maßstab für
das Beste ist die Übereinstimmung mit dem Höchsten Prinzip. Von einem Ding zum
anderen wird eine Saite gespannt. Unbefestigt baumelt die Saite lose im Raum.
24. Neben der Heldentat des äußeren Heroismus
kann es eine wertvolle unsichtbare Heldentat geben. Der Held erreicht die
höchste Schöpfung im Geist und wird so zum Gehilfen des Schöpfers. Auf der Erde
und über der Erde, in beiden Welten verschmilzt der begreifende Gedanke, und
eine solche Heldentat erklingt zur Errettung der Menschheit.
25. Warum sagt man Aum, wenn man Gebet
sagen kann? Dem Wesen nach ist beides dasselbe, doch auf Grund seines Alters
und seiner Verfeinerung ist der Gleichklang Aum in seiner Schwingung stärker. Möge
man über den Gleichklang um den höchsten Begriff herum gründlich nachdenken.
Das Wort ist Schwingung, solche Gleichklänge sind für die Harmonie des Raumes
notwendig.
Glaubenskämpfer beten nicht für sich.
26. Es werden Menschen kommen und
behaupten, dass noch nicht einmal die höchste Lehre sie befriedigt. Sie wollen
noch etwas anderes. Fragt sie, welchen persönlichen Vorteil sie wünschen – ihr
werdet mit dieser Frage nicht fehlgehen. Die Unzufriedenheit entspringt zu oft
dem Wunsch nach persönlichem Vorteil.
Noch nicht einmal die Unbegrenztheit begeistert
diese Heuchler.
[Russisches
Original. Seite 17.]
Sie
sind nur an der leidenschaftlichen Suche nach physischen Vergnügungen
interessiert. Sie werden sich nicht lange mit der Lehre befassen, sondern
fortgehen, sobald sie nicht das Körperliche, sondern das Geistige spüren. Die
schrecklichsten Verräter entwickeln sich nämlich aus solchen Menschen, die
keine Silberlinge[3] vorfinden. So wird sie
weder der Segen noch Aum berühren oder erleuchten – das kohlschwarze Herz
bleibt schwarz und wird zu Asche.
27. Ihr seht selbst, wie die besten Herzen
unter den finsteren Plänen der Menschen leiden. Für bösartige Luder sind unirdische,
reine Gedanken nur Ziele des Spotts. Es lässt sich nicht beschreiben, womit die
Atmosphäre um die Erde herum angefüllt ist! Die Gedankenformen der Diener der
Finsternis gleichen unzähligen Klauen! Das Symbol des Lebens, das Kreuz, wird
von ihnen wie ein unzulässiges Mittel des Aufstiegs durchschnitten. Selbst wenn
dieses Zeichen vor Gefahr warnt, wenden die Diener der Finsternis Gewalt an, um
es zu zerschlagen. Man soll die Machenschaften der Finsteren nicht ignorieren.
Man muss die Wirklichkeit weise zur
Kenntnis nehmen, um den Segen umso mehr zu schätzen, der zur Rettung verliehen
wurde.
28. Zauberei ist als Vergehen gegen die
Menschlichkeit unzulässig. Man darf Zauberei nicht als gegen einen einzelnen
Menschen gerichtetes Übel verstehen. Die Wirkungen der Zauberei sind viel
schädlicher: Sie stört die kosmischen Erscheinungen und trägt Verwirrung in die
überirdischen Schichten.
Wenn es dem Zauberer misslang, seinen
Feind zu schlagen, bedeutet das nicht, dass sein Schlag nicht anderswo,
vielleicht in verschiedenen Ländern einige Menschen getötet hat. Vielleicht hat
die Schwingung des bösen Willens an ganz unerwarteter Stelle ihre
Verwirklichung gefunden. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Todes-
und Krankheitsfälle durch bösen Willen
[Russisches
Original. Seite 18.]
verursacht
werden!
Dunkle Wolken von Klauen jagen durch den Raum,
und niemand beachtet, wo sich diese giftige Meute niederlässt. Ein starker
Geist schützt sich vor bösen Sendungen, doch irgendwo wird ein schwacher Mensch
von ihnen angesteckt. Es ist unmöglich, einen solchen kosmischen Schaden zu
berechnen.
Nur die Macht des Tones Aum kann Harmonie
in diese verstimmten Schwingungen bringen. Noch nicht einmal der Segen wird in
vollem Maße durchdringen, wenn er unterwegs verausgabt wird, um das Böse zu
zerstreuen.
Es ist dringend notwendig, die Menschheit
vor jeglicher Zauberei zu schützen!
29. Niemand sollte über ein Gebet spotten.
Selbst wenn es primitiv ist, ist es doch ein Zeichen von Geistigkeit. Es unangebracht,
die besten Bestrebungen eines Mitbruders zu schmähen. Der Mensch hat kein Recht
zu spötteln, wenn eine Opfergabe zum Höchsten aufsteigt.
Gewöhnlich greifen niedrig stehende Menschen
das Gebet anderer besonders an. Für sie sind Aum und andere Gebete nur eine
Quelle von unzulässigen Scherzen. Sehr oft begegnet man einem solchen niederen
Bewusstsein als Folge von grober Unwissenheit.
30. Um die Religionen herum haben sich
bedeutende Wesenszüge gebildet. Im Altertum verlangte man, dass der Priester
vor dem Gebet eine Reinigung vollzieht und ein reines Gewand anlegt. Heute hat
sich das Gegenteil ergeben: Man stellt luxuriöse äußere Gewänder zur Schau, die
Reinheit darunter aber wird vergessen.
Vergleichen wir eine solche Involution der
grundlegenden Begriffe und denken wir über den Zustand der Geistigkeit nach.
Die Bedeutung der Anrufung des Höchsten ist in hohem Maße in Vergessenheit
geraten. Viele Bücher wurden geschrieben, doch
[Russisches
Original. Seite 19.]
die
Herzen sind verstummt.
Daher muss man daran erinnern, dass nicht Luxusgewänder
nötig sind, sondern Reinheit. Möge die Reinheit des Pfades zur Reinheit des
Herzens führen. Aus einem unreinen Herzen kann kein Gebet aufsteigen.
31. Kein einziger Glaube hat verlangt,
Tempel zu errichten. Sie entstanden allmählich als Ausdruck der Verehrung. Das
ursprüngliche Bündnis war immer ein geistiges und von Unmittelbarkeit erfüllt.
Erst später ordnete sich das Gesetz des Geistes den irdischen Gesetzbüchern
unter.
Wie viele der besten Flügel sind von
irdischen Feuern versengt worden! Man sollte alle Gesetzbücher überwinden, um
bestrebt emporzufliegen. Deshalb möge der heilige Gleichklang Aum das Herz mit Segen
erfüllen, so wie es in den besten Zeiten der Menschheit war.
32. Ihr stoßt oft auf Unverständnis dafür,
was Gleichklang bedeutet. Die Menschen stellen ihn sich als einen lauten Ton
vor, doch der Ton kann unhörbar sein wie eine Anspannung des Herzens. Das Herz
singt doch, es erklingt und erfüllt den ganzen Organismus mit einer besonderen
Energie. Das Gebet Aum selbst, möge es auch nur im Herzen stattfinden, erzeugt
die gleichen Ausstrahlungen wie ein lauter Ton.
Man sollte sich an den Ausdruck des
Herzens gewöhnen. Man kann sein beständiges Streben nicht besser zum Ausdruck
bringen als durch ein Herzensgebet.
33. Richtig wurde bemerkt, dass gewisse
Mantrams ihren Sinn verloren und nur noch den Klang erhalten haben. Daraus
sehen wir, wie notwendig die Schwingung ist. Aus demselben Grund wurde vieles
nicht niedergeschrieben, sondern mündlich überliefert. Buchstaben ohne
bestimmten Klang
[Russisches
Original. Seite 20.]
sind
doch wirkungslos.
Außerdem hat die Beschaffenheit der Stimme
selbst eine besondere Bedeutung. Ein tiefer Brustton ergibt eine stärkere
Resonanz als ein äußerer, flacher oder nasaler. Daher ist nicht nur die Melodie
selbst, sondern auch die Qualität der Stimme bedeutsam. Ich meine, dass die
Stimmqualität gegenwärtig zu wenig geschätzt wird.
Nicht die Kraft oder der Ausdruck sind
wichtig, sondern der innere Magnetismus – dieselbe Grundlage ist bei jedem Singen
notwendig. Viele Stimmen sind durch äußere Schulung ihrer natürlichen
Eigenschaften beraubt worden.
34. Ein Gebet wird nicht unschön sein, es
wird von nah und fern das gleiche machtvolle Mantram mit sich führen.
Lernt die Schönheit des Tones lieben. Die
menschliche Stimme ist bereits ein Wunder. Man kann sehen, wie die Stimme sogar
ohne Worte einwirkt. Jeder hat aus der Ferne Chöre vernommen: Die Worte waren
bereits verloschen, doch die Magie des Klanges lebte fort.
Daher sollte man immer daran denken, wie
viele Wunder der Mensch in sich trägt.
35. Gebet ist Erhebung und Entzücken. Das
Gebet für sich selbst ist erst eine spätere Erscheinung. Wie kann der Mensch
für sich selbst beten? Als ob die Höhere Weisheit nicht wüsste, was der Mensch
benötigt!
Das Gebet ist eine Leitung zum Strom des
Segens. Der Strom ergießt sich im Überfluss, doch muss man sich ihm anschließen.
Man muss ein herzliches Verhältnis finden, das würdig ist, dem höchsten heiligen
Schatz zu begegnen; deshalb ist jede Bitte für sich selbst unangemessen.
Erst als die Religionen zu einem
staatlichen
[Russisches
Original. Seite 21.]
Instrument
wurden, füllten sie sich mit gewöhnlichen Bitten gegen Bezahlung. Gebet und
Bezahlung – wie unangemessen! Deshalb wenden sich so viele Menschen vom
bezahlten Dienst ab. Die Freude des Gebets der Erhebung fliegt beim Klingen des
Metalls davon.
36. Ihr habt schon das Gebet der Vögel
vernommen: Die kleinen Mitbrüder verstehen es, das Licht willkommen zu heißen.
Sie finden den besten Ausdruck für das Entzücken im Angesicht der Herrlichkeit
des Lichts.
Die Pflanzen strecken sich dem Licht
entgegen, nur die Menschen träumen vom Magen, während doch ihr Geist von der
Erhabenheit des Höchsten erfüllt sein sollte. So begehen sie eine Lästerung,
die dem Selbstmord gleicht. Die schönsten Hymnen wurden niedergeschrieben, aber
die Menschen sagen sie her ohne Beben des Herzens, wie das Klirren von zerbrochenem
Geschirr.
Es ist Zeit, sich wieder den grundlegenden
Prinzipien zuzuwenden, damit selbst das Beispiel der kleineren Brüder die
Menschen zu den höheren Wegen zurückführen möge.
37. Ein Gebet kann mit einem Magneten
verglichen werden. Die Tat des Gebets spannt das Herz an und zieht die besten
Gedanken aus dem Raum herbei; auch wenn solche Gedanken aus den irdischen
Sphären nicht der Segen selbst sein mögen, werden sie dennoch gut sein. Die
Bereicherung durch solche Gedanken verleiht neue Kraft, wie eine Begegnung mit
Freunden.
Solche Freunde sollte man schätzen. Man mag
ihnen nicht begegnen, sie sind dennoch nahe. Der Raum selbst ist von ihnen
erfüllt, es lohnt sich, ihnen einen guten Gedanken senden. Das Gebet hat die Eigenschaft
eines Magneten.
38. Der Antipode[4] des
Gebets ist unflätiges Reden. Es verwirrt und verschmutzt den Raum. In Städten
sind Fabriken voller giftiger Gase verboten, doch
[Russisches
Original. Seite 22.]
Lästerungen
und unflätige Reden sind in ihren Folgen schädlicher. Die Menschen wollen sich
von dem verderblichsten Stoff, der schreckliche Zerstörungen hervorruft, nicht
befreien. Ich spreche noch nicht einmal von den Krankheiten, die durch die Störung
der Atmosphäre entstehen.
Schrecklicher als alle Krankheilen sind
die Zerstörungen der Schichten um den Planeten herum. Wie viele Gebete und gute
Gedanken sind erforderlich, um diese Abgründe und Geschwüre des Raumes
aufzufüllen! Wenn wasserlose Wüsten und Wirbelstürme gefährlich sind, kann man
dasselbe beobachten, wenn die Menschheit die lebenspendenden Kräfte um sich herum
verwüstet. Selbstverwüstete Gerippe sind doch wie
faulende Gräber.
Hütet euch vor unflätigen Reden!
39. Mit Satan ist kann es keinen Vertrag
geben. Bei Satan gibt es nur Sklaverei. Satan kann man nicht durch Bitten bewegen!
Man kann ihn nur ohne Furcht angreifen und durch ihn hindurch gehen.
Eine alte Legende erzählt, wie Satan beschloss,
einen Eremiten zu erschrecken. Er erschien ihm in der schrecklichsten Gestalt.
Doch der Glaubenskämpfer erfüllte sich mit Feuer und griff Satan dermaßen an,
dass er durch ihn hindurch ging und ihn gleichsam verbrannte.
Das Feuer des Herzens ist stärker als die satanische
Flamme. Mit einem solchen Feuer sollte man sich erfüllen, dann wird sich alles
Gespött in versengte Grimassen verwandeln – so wollen wir uns auf Satan stürzen!
40. Jeder Mensch enthüllt selbst in seinem
Alltag die Eigenarten seiner Natur. Einige lieben besonders das Blau der
Berggipfel und offenbaren so die beste Bestätigung des Geistes; andere benötigen
das Grün und nennen es die Farbe der Hoffnung; dritte leben beengt in der Enge
der Städte und fühlen sich dort wohl.
[Russisches
Original. Seite 23.]
Auch die Gebete dieser Menschen werden
verschieden sein. Sie werden einander kaum verstehen. Deshalb ist es notwendig,
das Bewusstsein zu bilden, damit es duldsam wird und die verschiedenen Facetten
des Daseins zu berühren vermag.
41. Ein Einsiedler wurde einst gefragt,
wie er in ständigem Schweigen leben könne? Er war über diese Frage sehr
erstaunt und sagte: „Im Gegenteil, ich schweige niemals, sondern unterhalte
mich ständig – so viele Gesprächspartner besuchen mich.“ Der Einsiedler hatte
sich bereits derart der Unsichtbaren Welt genähert, dass diese für ihn vollkommen
wahrnehmbar geworden war. Das Gebet wurde zu einem Gespräch, und die Jenseitige
Welt offenbarte sich ihm in ihrer ganzen Größe. Für einen solchen Geist ist der
Übergang in die Feinstoffliche Welt überhaupt nicht wahrnehmbar.
In Gesprächen über das Gute kann man sich
auf beliebige Stufen erheben. Das Gebet wird zuerst
äußerlich, dann herzlich und schließlich ein Gespräch über das Heil sein.
42. Es besteht die Meinung, das Gebet sei etwas
vom Alltag Verschiedenes; indessen ist es die Grundlage des Lebens. Ohne Verbindung
mit der Höheren Welt wäre die Menschheit undenkbar, sie stünde tiefer als die
Tiere! Man möge daher die Verbindung mit der Höheren Welt als Grundlage des Daseins
betrachten.
Es ist bedeutungslos, in welcher Sprache
der Anruf erfolgt. Der Gedanke hat keine Sprache, doch dafür durchdringt er alles.
43. Die einen weihen sich ausschließlich dem
Gebet, andere verstehen es, Gebet mit Arbeit zu verbinden. Wir wollen nicht
abwägen, was wertvoller ist, wenn nur das Gebet und die Verbindung mit der
Höheren Welt vorhanden sind und das Leben verklären.
Wundert euch nicht darüber, dass ein
Arbeiter eine bessere Qualität der Arbeit erzielt, wenn er sie unter
Herbeirufung
[Russisches
Original. Seite 24.]
der
Höheren Hilfe ausführt. Wundert euch nicht darüber, dass das kürzeste Gebet das
Ziel am besten erreicht.
Daher wollen wir uns an die Höhere Welt
nicht auf Befehl, sondern aufgrund der Anziehung des Herzens anschließen. Man
kann das irdische Leben nur durch die Verbindung mit der Höheren Welt verklären;
anders werden sich die Leiden nicht verringern, sondern im Gegenteil zum
Untergang führen. Die Unwissenheit muss ausgerottet werden, die beste
Erleuchtung kommt von oben.
44. Es werden sich vielleicht solche
finsteren Bewusstseine finden, welche die Notwendigkeit der Verbindung mit der
Höheren Welt überhaupt nicht erkennen: Es wimmelt von Kehricht, doch bewahrt
die Kinder vor solcher Unwissenheit. Ein versteinertes Herz ist schon kein Herz
mehr, sondern ein Stück Abfall.
Deshalb wollen wir bei allem Raum für den
Verkehr[5] mit
der Höheren Welt finden.
45. Ruhe des Bewusstseins bildet sich
entsprechend der Erkenntnis der Höheren Welt. Es gibt keine größere Freude und
Schönheit, als die Existenz der Höheren Welt zu bestätigen.
Das Gebet hat sich gebildet aufgrund der
Glaubwürdigkeit der Erkenntnis der lebendigen Verbindung mit der Höheren Welt. Gerade
das Konzept dieser Verbindung macht einen Menschen stark und bestrebt.
Erweist allem Achtung, was das Zeichen der
Höheren Welt trägt!
46. Ist es möglich, dass die Menschen all die
satanischen Winkelzüge gegen die Höhere Welt nicht sehen?
47. Der Mensch betet um Vergebung, ändert
jedoch seine Lebensweise nicht. Der Mensch beklagt sein Unglück, legt jedoch
keine einzige Gewohnheit ab, die ihn in die traurige Lage versetzt hat.
Kein einziges Gebet um Vergebung hat einen
Sinn, wenn es nicht von einer Verbesserung des Lebens begleitet wird. Es ist
nicht Kummer, sondern Heuchelei, wenn die höhere Weisheit mit
Selbstbemitleidung belastet wird.
Es ist ebenso bedeutungslos, zum Beten zu
nötigen. Solange die Menschen die Bedeutung der Verbindung mit der Höheren Welt
nicht verstehen, werden sie mit ihrer Unaufrichtigkeit nur Lästerung begehen.
Man kann weder angesichts der Wahrheit
lügen noch vor dem allesdurchdringenden Licht etwas verbergen. Und warum sollte
man das verbergen, was heilig und durch das Herz gerechtfertigt ist? Die Verbindung
mit der Höheren Welt wird anziehend sein, wenn das Herz sein eigenes Urteil
bestätigt.
48. Gut und Böse werden vom Herzen geprüft
– so kann man dem Höchsten eine unerschütterliche Bestätigung darbringen. Man
kann alle relativen Unvollkommenheiten zugeben und dennoch zweifelsfrei
bestätigen, wo das Gute zu finden ist.
Die Menschen suchen Verbrecher durch ihren
Blutdruck zu finden, beachten aber nicht, dass der Verdacht allein den ganzen
Organismus erregen kann! Es ist besser, sich an die Höhere Welt anzuschließen,
wo alle geheimen Schriftrollen offenliegen.
49. Träume sind zeitlos: Sie beweisen die Bedingtheit
der irdischen Maßstäbe. Ebenso kann der Gedanke die höheren Welten erreichen, ohne
Zeit zu benötigen. Die schnellste Luftpost benötigt dagegen Zeit. Man möge die
Geschwindigkeit des Gedankens erforschen, eine solche Beobachtung ist für das
Erkennen der fernen Welten nützlich.
50. Ein Ton kann richtig verstanden werden
und dennoch zu keinem Ergebnis führen. Deshalb lasst uns die Herzenergie nicht
vergessen, die den Ton begleiten muss. Es wäre unwürdig, wenn nur der Ton
[Russisches
Original. Seite 26.]
entscheidende
Bedeutung hätte. Dann könnten viele Sänger Ergebnisse erzielen.
Ein leerer Ton ist wie klirrendes Messing.
Ihr habt gehört, dass Glasgefäße durch Schwingung zerspringen. Doch selbst eine
solche Schwingung muss von einem Gedanken begleitet sein. Sogar die Welle eines
fremden Gedankens kann das Ergebnis verstärken. Deshalb ist der Gedanke als Antreiber
so wertvoll.
Es sollte nicht erstaunen, dass man beim
Gespräch über das Gebet an die Schwingungsbedingungen erinnern muss. Eine
solche Erforschung sämtlicher Merkmale des Verkehrs mit der Höheren Welt wird
der wahre Pfad sein.
Bei den Beobachtungen darf man das Herz
nicht vergessen, denn alle anderen Eigenarten müssen sich dem Herzen
unterordnen.
51. Bewahrt außer dem Herzen ein klares
Bewusstsein. Man kann durch trübes Wasser nicht hindurchsehen. Im Wasser wie im
Bewusstsein wirkt jede Aufwallung auf ganz dieselbe Weise. Man muss zwischen Einfühlungsvermögen
und Aufwallung das richtige Maß finden. Unter irdischen Bedingungen ist es
nicht leicht, Aufregung zu vermeiden, die für die Gesundheit so verderblich ist.
Die Verbindung mit der Höheren Welt
verleiht Feinfühligkeit und Klarheit, die durch finstere Ströme nicht getrübt
werden.
52. Einigkeit und Sieg sind das beste
Mantram. Die Kraft der Finsteren zerschellt an einem solchen Felsen.
Man sollte auch daran denken, den Lehrer
nicht unnütz zu belasten. Mögen Liebe und Hingabe auch im Herzen wohnen.
53. Alle möglichen Rituale, die Gebete begleiten,
stellen vergebliche Versuche dar, die Bedeutung des Gebets zu verstärken. Viele
Jahrhunderte lang haben sich die Menschen darin geübt, die Bedeutung der
Höheren
[Russisches
Original. Seite 27.]
Welt
zu bekräftigen. Jetzt aber entfernt sich die Menschheit wieder von der Annahme
der grundlegenden Gesetze.
Die Wissenschaft nähert sich zwar statt
Ritualen dem richtigen Weg, aber in der Hektik des Lebens bleiben ihre Rufe vereinzelte
Erscheinungen.
So sollte man die Menschen wieder von der Existenz
der Höheren Welt überzeugen. Es ist eine Schande für die Menschheit, dass sie
sich vom Ufer des Wissens losgerissen hat!
54. Das Neue wird für alt gehalten. Deshalb
wird das Neue vergessen; es muss gereinigt werden, sonst werden anstatt herrlicher
Antlitze nur staubige Masken übrigbleiben.
Wir laden alle ein, die fähig sind, sich
ohne Schmähung den Großen Bildnissen zu nähern. Mögen sie sich der Sitte ihres Volkes
gemäß kleiden, Wir begegnen ihnen doch auf allen Wegen, die zur Höheren Welt
führen.
55. Die Menschen wissen, dass ein jeder
die Gegenstände in seinem eigenen Licht sieht. Schon gibt es Erklärungen über
einen unterschiedlichen Aufbau des Auges, die aber der Tatsache überhaupt keine
Bedeutung zumessen, dass die Menschen durch ihre eigene Aura sehen. Jeder hat
seine eigene Farbe um sich herum und sieht durch diese. Sagt den Ärzten diese
Wahrheit, und sie werden sie belächeln, denn die Farbe der Ausstrahlungen ist
unsichtbar und wird in den Lehrbüchern der Augenkrankheiten nicht erwähnt.
Doch kann durch eine Erschütterung sogar
Blindheit entstehen. Auch Taubheit und die anderen Sinne hängen vom Herzen ab.
Die Ausstrahlung selbst hängt vom Zustand des Herzens ab. Das bedeutet: Alles,
was vom Herzen ausgeht, wie ein Gebet, ist höchst vielfarbig. Hüten wir uns vor
purpurroten und schwarzen Gebeten.
56. Ein Gebet ruft gewöhnlich eine blaue
und violette Flamme hervor. Es kann auch ein silbernes Gebet geben, doch
[Russisches
Original. Seite 28.]
es
ist unmöglich, sich ein braunes Gebet vorzustellen. Das Lichtprinzip ist im
irdischen Dasein sehr wesentlich. Man kann den Klang der Stimme verstellen,
aber die Ausstrahlung des Herzens ist unverfälschbar.
57. Das Gebet ist ein Reiniger. Man sollte
diese Definition nicht abstrakt verstehen. Geistige Gesundheit ist die Hauptgrundlage
der körperlichen Gesundheit. Gerade das Gebet, als eine reale Verbindung mit
der höheren Quelle, wird der beste Reiniger des Organismus von allen
Krankheiten sein.
Ansteckung tritt auf, wenn der Körper den
Boten des Bösen Einlass gewährt. Jeder Körper ist für viele Krankheiten
anfällig, doch geistige Stärke lässt die Entwicklung solcher Aufstände nicht zu.
Wenn der Geist sich richtig von höheren Energien nähren kann, schützt er auch
den Körper vor Gefahren.
Deshalb kann man bestätigen, dass das
Gebet ein Reiniger ist.
58. Es gibt Unwissende, die meinen, dass
das Gebet im geschäftlichen Leben gar nicht am Platz sei. Man sollte ihnen vor
Augen halten, welche Art Geschäft sie mit dem Gebet für unvereinbar halten: offenbar
ein böses und eigennütziges? Gewiss, im Bösen gibt es keinen Platz für das
Gebet, doch jede gute Arbeit bedarf des Gebetes, das den Zugang zu den Höheren
Kräfte eröffnet.
Daher muss man in der Neuen Welt die
wahren Wirklichkeiten bestätigen. Wir werden keinen Rückschritt machen, wenn
wir an das erinnern, was dauerhaft und unwandelbar das Gesetz des Daseins
darstellt.
59. Man kann sehen, welch unwürdige Mittel
mit dem Gebet einher gehen! Raserei kann
[Russisches
Original. Seite 29.]
die Verbindung
mit der Höheren Welt nicht fördern. Augenzeugen höherer Visionen bestätigen,
dass sie sich wegen starker Schwingungen nicht auf den Beinen halten können.
Überdies geht Visionen eine besondere Ruhe des Geistes voraus. Kann denn im
Kreis Drehen und Taumeln die Schwelle zu einer schönen Vision sein?
Der Mensch kann eine Erscheinung der
Höheren Welt nicht willentlich erzwingen. Man kann die Feinstoffliche Welt
herbeiziehen, aber die Erhabenheit der Höheren Welt überschreitet die irdische
Natur. Jahrelang warten Einsiedler auf das Höhere Wort. Sogar große Glaubenskämpfer
konnten eine Erscheinung der Höheren Welt nur einmal ohne Erschütterung ihrer
Gesundheit aufnehmen. Doch die Höhere Welt weiß selbst, wann was möglich ist.
60. Die Verehrung der Hierarchie bestätigt
die Nähe der Höheren Welt. Die festen Brücken zu jenem Ufer findet ihr in der Zusammenarbeit
mit der Hierarchie. Jeder Glaube enthüllt die Schutzengel, Führer und Tröster[6] – unter
den verschiedenen Namen liegt dasselbe Konzept der Hierarchie. Wahrhaftig, möge
jeder auf seine Weise verstehen, doch möge jedes Herz nach oben streben. Allein
darin besteht der Pfad zur Vollkommenheit.
Das Gebet ist ein Gespräch über das Allerschönste.
61. Das Gebet begeistert für Wissen. Jeder,
der die Erhabenheit eines solchen Gesprächs erkannt hat, beginnt unvermeidlich
nach Erkenntnis zu streben. Das Wachstum eines solchen Bewusstseins erfordert
eine größtmögliche wissenschaftliche Erkenntnis.
Die Philosophie wie auch die
Naturwissenschaften
[Russisches
Original. Seite 30.]
weisen
die gleichen Pfade zur Höheren Welt. Unwissende sprechen über die materiellen
Wissenschaften, die alles verneinen, was für das bloße Auge nicht sichtbar ist.
Doch sie kennen bereits feinstoffliche Atome und verstehen die Notwendigkeit des
Mikroskops und des Teleskops. In Wahrheit machen sie selbst aus der
Wissenschaft eine leere Hülle.
Wenn die Anzeichen der Höheren Welt sich
im Bewusstsein offenbaren, verwandelt sich jede Wissenschaft. Es gibt kein Wissen, das nicht die erhabene Verbindung der
Welten bestätigt. Es gibt keine Pfade, die nicht zur Höheren Welt führen. Wer
die Erhabenheit der Einheit und der Unbegrenztheit nicht fühlt, ist bewusstseinsmäßig
noch nicht weit genug gewachsen.
Das Gebet ist kein Todesschrei des
Entsetzens, sondern ein Gespräch voller Liebe und Hingabe.
Arbeit führt ebenso zur Höheren Welt wie
Wissen. Jede Arbeit ist doch Erkenntnis. So ist Arbeit Gebet.
63. Durch das Gebet geschehen oft
Heilungen. Es ist nicht schwierig zu verstehen, dass die Verbindung mit der
Höheren Welt für das Herz hilfreich ist und den Nerven heilsame Wohltat bringt.
Es ist nicht schwierig, dies zu verstehen, selbst vom herkömmlichen
wissenschaftlichen Standpunkt aus.
Die Unwissenheit ist
[Russisches
Original. Seite 31.]
derart,
dass man diese einfache Überlegung immer wieder wiederholen muss; man darf aber
keine einzige Gelegenheit versäumen, um an die Höhere Welt zu erinnern. So wird
ein weiteres Gebet geschaffen.
64. Es ist schrecklich, den Wahnsinn mit anzusehen,
wenn das Böse alles Vernünftige vom Antlitz der Erde hinwegfegen will; Bosheit
wirkt wie ein verderblicher Wirbelwind. Nur die Verbindung mit der Höheren Welt
kann das Gleichgewicht herstellen.
65. Es ist besonders abscheulich zu sehen,
wie es auf der einen Seite die höchste Hingabe an die Höhere Welt und auf der
anderen finsteren Satanismus in vollem Maß gibt. So kann man in Beispielen aus
dem Leben eine Ähnlichkeit mit Harmagedon* finden. Man muss daran erinnern,
dass die Kräfte des Lichts die Finsternis unablässig niederringen.
Das Gebet wird auch ein Schlachtruf sein,
wenn die Lüge im Namen des Höchsten besiegt wird. Indem wir die Lüge zerstreuen,
dienen wir dem Licht.
66. Gereiztheit passt nicht zum Gebet. Die
Vernichtung der Lüge selbst muss vor sich gehen, indem man das Feurige Schwert,
nicht aber Gereiztheit offenbart.
67. Das Gebet setzt nicht herab, es erhebt.
Fühlt man sich nach einem Gebet niedergeschlagen, bedeutet das, dass das Gebet
von keiner hohen Qualität war.
Der Mensch kann sich nicht mit der
Unbegrenztheit messen, doch ein Funke höherer Energie bewahrt in sich eine Bedeutung,
die außerhalb der erfassbaren Räume liegt. Jedem Menschen wurde ein Funke
höherer Energie verliehen, und als sein Träger wurde er mit einer erhabenen
Pflicht ausgestattet. Er stellt eine Brücke zu den höheren Welten dar, was
bedeutet: Ein Unwissender, der die Höhere Welt verneint, verneint damit auch
seine Menschlichkeit.
[Russisches
Original. Seite 32.]
Das Erinnern an die Höhere Welt ist ein
Prüfstein bei der Erprobung eines jeden Geistes.
68. Jeder Handlung geht ein geistiger
Ursprung voraus. Ohne vorausgehende geistige Vereinigung kann es keine
körperliche Handlung geben. Wer immer den geistigen Ursprung verneint, raubt
seinen Handlungen den Sinn.
Evolution kann nicht währen, wenn der
Hauptantreiber geleugnet wird. Zu den Wesenszügen des finsteren Zeitalters
gehört die Verneinung der Ursprünge und Grundlagen. Doch gerade eine solche
Finsternis ist vorübergehend. Der Mensch muss sich für die Aufnahme des Lichts
vorbereiten, und damit er keinem Maulwurf gleicht, muss er das Wesen des Lichts
in sich erkennen.
Wenn Ich über das höhere Gespräch spreche,
schlage Ich vor allem vor, dass ihr die Wirklichkeit in ihrer ganzen
Unbegrenztheit versteht.
69. Gebet hat nichts mit Zwang gemein. Das
erste Gebet eines Kindes sollte nie belächelt oder getadelt werden. Ein Knabe
betete einmal: „O Herrscher, wir sind bereit, Dir zu helfen.“ Ein
Vorübergehender entrüstete sich und nannte das Kind hochmütig. Auf diese Weise
wurde das erste Gefühl der Selbstlosigkeit entweiht. Ein kleines Mädchen betete
für ihre Mütter und ihre Kuh; sein Gebet wurde ebenfalls belächelt. So blieb
ihm nur die Erinnerung an etwas Lächerliches, während eine solche Fürsorge
rührend war.
Gott zur Einschüchterung zu benutzen, ist
ebenfalls eine große Lästerung.
Das Verbot, mit eigenen Worten zu beten,
ist bereits ein Einbruch in das junge Bewusstsein. Vielleicht erinnert sich das
Kind an etwas sehr Wichtiges und setzt seine
[Russisches
Original. Seite 33.]
Gedanken
nach oben fort. Wer könnte dann einbrechen, um einen solchen lichten Impuls zu ersticken?
Die erste Belehrung über das Gebet wird eine Anleitung für den ganzen
Lebenspfad sein.
70. Die Umgebung zu Hause drückt ebenfalls
einen Stempel für das ganze Leben auf. Selbst die elendste Hütte kann das geistige
Gefühl nicht verletzen.
Man sollte nicht denken, Kinder bemerkten
die Leere des Lebens nicht. Im Gegenteil, sie empfinden die Struktur ihres
ganzen Alltagslebens sehr stark; deshalb gedeiht das Gebet in einem reinen Heim
am besten.
71. Ein Gebet ist zu jeder Zeit gut; es
gibt jedoch zwei Zeitpunkte des Wechsels der Ströme, an denen die Hinwendung
zur Höheren Welt besonders erwünscht ist: bei Sonnenaufgang und nach
Sonnenuntergang. Außerdem ist es angebracht, die Höhere Welt beim Einschlafen
anzurufen.
Der Schlaf wird von der Wissenschaft nicht
verstanden. Die Idee des Ausruhens ist primitiv. Wenn jeder Tätigkeit ein
geistiger Akt vorausgeht, muss ein so ungewöhnlicher Zustand wie der Schlaf
ganz besonders beachtet werden. Fast die Hälfte ihres Lebens vertrauen sich die
Menschen der unsichtbaren Welt an.
Vor dem Eintritt in die heiligen Tore muss
man sein Bewusstsein reinigen. Der Gedanke an die Höhere Welt und die
Beschützer erleuchtet das steckenbleibende Bewusstsein, die Begegnungen können
besser und Angriffe abgewendet werden. Nur der Gedanke des Herzens an die
Höhere Welt kann ein undurchdringlicher Panzer sein.
Werden wir uns daher auf der weiten Reise
des Schönsten und Notwendigen bewusst.
72. Möge das Herz durch sein Schlagen
einen immer an die geistige Nahrung gemahnen. Entwöhnt euch nicht des Gebetes,
vertreibt gute Gedanken nicht. Der Mensch beraubt sich oft
[Russisches
Original. Seite 34.]
selbst
des Eintrittsrechtes.
Für Freunde und Mitarbeiter ist die Höhere
Welt kein verzehrendes Feuer. Die Menschen hüten sich im Leben vor
Verbrennungen, mögen sie sich ebenso sorgfältig gegenüber ihrer Zukunft verhalten.
73. Es ist gut, sich zu versammeln, um die
Gedanken zu vereinen: So kann man dem Raum Nutzen bringen. Ein solcher Gedanke
ist ein Gebet: Ihr denkt nicht an euch, ihr versammelt euch für das Heil. Hilfe
für Freunde ist weit von Eigennutz entfernt.
Ich erachte jene Stunden als die würdigsten,
in denen wir Freunden und allen, die in Not sind, Gedanken zusenden.
74. Mit wem kann man seine Gedanken
stärken? Nur mit dem Guru. Er ist wie ein Fels, bei dem man vor dem Unwetter Schutz
suchen kann. Die Verehrung des Guru ist der Pfad zur Höheren Welt. Doch Chaos
kann keinen Aufbau ertragen. Man sollte seine Aufmerksamkeit auf den Pfeiler
des Gedankens richten, um sich nicht dem Wirbelwind auszusetzen.
75. Es gibt Menschen, die bestätigen, dass
sie nie beten, und die dennoch einen gehobenen Geisteszustand bewahren – dafür gibt
es viele Gründe. Es kann sein, dass sie bei der Arbeit mit der Höheren Welt ein
Gespräch führen, ohne dies zu bemerken. Vielleicht bewahrt ihr Bewusstsein im
Herzensinneren flammende Anrufungen, die für einen Menschen nicht hörbar sind.
Es kann sein, dass aus früheren Leben
Hieroglyphen fremder Sprachen erhalten geblieben sind, die im verborgenen
Gedächtnis ruhen. So beginnen die Menschen nicht selten, ein unbekanntes Wort
zu gebrauchen, das eine Bedeutung in einer unvermuteten Mundart hat. Viele verborgene
Erinnerungen werden im Bewusstsein bewahrt. Viele der wertvollsten Taten werden
von Ursachen aus früheren Leben geleitet. Man soll sich nicht durch Verwirklichungen
binden, die ihre Ursachen in tiefen Erlebnissen haben.
76. Niemand trägt einen fremden Gedanken.
Im eigenen Urteil liegt die Verantwortung vor der Welt. Ein Einsiedler betete, indem
er in seiner Sprache nur „Du, Du, Du“ wiederholte. Er bestätigte, dass er in
der kürzesten Bekräftigung die stärkste Kraft konzentrierte. In verschiedenen die
Sprachen streben die Bewusstseine auf verschiedene Weise dasselbe an.
77. Der unwissende Skeptiker fragt: „Weshalb
über irgendwelche höheren Welten Vermutungen anstellen? Ich habe dergleichen
noch nie gehört.“
Darauf gebührt die Antwort: „Bestimmte
Tierarten wissen nichts von den höheren Welten, doch die Menschen haben Berührungen
des Höheren vielmals gesehen und gefühlt und können über ihre Wirklichkeit
sprechen. Wenn jemand die Annäherung der Unsichtbaren Welt kein einziges Mal gespürt
hat, bedeutet das, dass seine Zentren abgestorben sind.“ So muss man unwissenden
Skeptikern antworten.
Was für ein Gebet ist denn auf den Lippen eines
Verneiners möglich? In Gegenwart von Unwissenheit kann man über das Gebet noch nicht
einmal sprechen. Die Frucht erniedrigender Versuche wird sehr bitter sein. Die
Feinfühligkeit eines entwickelten Bewusstseins wird einem eingeben, wo man die
höheren Welten nicht berühren darf.
78. Einige bekräftigen aus höchster
Verehrung heraus: „nicht dies, nicht jenes“[7], um beleidigende
Vergleiche nicht zuzulassen. Andere verbieten, das Wort Gott überhaupt
auszusprechen, um die Erhabenheit des Höchsten nicht zu schmälern: So verschieden
nähern sich die Menschen der Unbegrenztheit. Sie spüren in der Tiefe ihres
Bewusstseins, dass man das nicht aussprechen oder vergleichen darf, was über
jedwede
[Russisches
Original. Seite 36.]
Vorstellung
hinausgeht.
Ein Blinder fühlt die Steine der niederen Schichten,
kennt aber die Höhe eines Turmes nicht. Und doch kann der Mensch sich von der
Leiter der Hierarchie nicht losreißen. Der Wanderer gelangt zu den Stufen dieses
Aufstiegs.
Der Pfad des Lichts singt, und der unermessliche
Raum erklingt.
79. Aum erklingt nicht als ein Name,
sondern als ein Konzept. Der Wissende gelangt zu dem Tönen, das mit der
Sphärenmusik zusammenklingt. Nur selten kann man diesen Sphärenklang mit dem
irdischen Ohr vernehmen, und der Unwissende hält ihn für Lärm in seinem Ohr.
So lasst uns dorthin gehen, wo die
Unbegrenztheit selbst erklingt
80. Die große Liebe liegt der Höheren Welt
zugrunde. Nur eine ebensolche Liebe kann dieser Eigenschaft antworten. Ohne
Liebe erreicht die tiefste Verehrung nicht ihre Bestimmung. Was ist Hingabe
ohne Liebe? Welche Feurigkeit kann es in einem vertrockneten Herzen geben? In
der Folge einer Liebesbekundung kann man Übereinstimmung mit der Höheren Welt
erwarten. Jeder Gegenstand kann nur mit Liebe studiert werden. Jede
Schwierigkeit wird durch die Kraft der Liebe überwunden.
Wahrhaftig, die große Liebe liegt der
Höheren Welt zugrunde.
81. Der Große Dienst kann das Los eines
jeden Menschen sein. Neues Leben ergießt sich in jenen, der es wagt, sich im
Großen Dienst abzumühen. Ein jeder misst sich selbst seinen Eintritt zu. Jeder
möge sich selbst nicht einen kleinen, sondern einen Großen Dienst vorschreiben
und sich selbst unwiderruflich zur Höheren Welt rufen.
[Russisches
Original. Seite 37.]
So ist der Große Dienst eine Pflicht und
eine Ehre.
82. Wer es versteht, in den kleinsten
Dingen die Gegenwart der Höheren Welt zu erkennen, ist schon auf dem Pfad des
Aufstiegs. Man muss sich nämlich in allem an die Höhere Welt anbinden. Ohne eine
solche Anbindung wird der Pfad lang sein.
Man kann sogar inmitten der grobstofflichsten
irdischen Bedingungen der Höheren Welt zustreben, und diese Herrliche Welt wird
nahe sein. Schon im irdischen Körper lernt der Geist, sich an die Höhere Welt anzubinden,
so als kehrte er zurück in seine wunderbare Heimat. Es gibt sogar eine
Anziehung zur irdischen, vorübergehenden Heimat, umso stärker ist die Anziehung
zum ewigen Vaterland.
Nur das Chaos kann den ihm zustehenden
Schatz vor dem Menschen verbergen. Das Erklingen von Harmonie überwindet die
Verwirrung des Chaos. Aum!
83. Für einen Geist, der mit der Höheren
Welt vereint ist, können Wunder nichts Abstraktes sein. Jede ungewöhnliche,
irdische Erscheinung ist ein Teilchen der Höchsten Welt, anders gesagt, der
Wirklichkeit. Derselbe harmonische Klang öffnet bereits die heiligen Zugänge.
Doch beachtet die kleinsten Zeichen der Höheren Welt. Aus diesen kleinen
Samenkörnern wird der standhafteste und edelste Baum erwachsen.
Man sollte alle Zeichen aufmerksam beachten.
Überseht nicht jene nicht geringen Erscheinungen, von denen ihr wegen der
Täuschung des Fleisches denkt, sie verdienten keine Beachtung: Der Leib ist
grobstofflich, nur das Herz schlägt im Namen der Höheren Welt. Aum!
84. Das Feuer oder das Licht der Höheren
Welt ist keine gänzlich ungewöhnliche Erscheinung. Diese Funken dringen weit
öfter
[Russisches
Original. Seite 38.]
als
man denkt in die irdischen Schichten ein. Man erklärt sie natürlich als
elektrische Erscheinungen. Ihr Wesen ist nicht anders als das, was man
gewöhnlich Elektrizität nennt, doch solche Sendungen entspringen der
Gedankenenergie der Höheren Welt. Diese Feuer und Lichter blitzen nicht
zufällig auf: In diesen lichten Sendungen erklingen entweder Ermutigung,
Warnung oder Bekräftigung.
Die Menschen beklagen sich gewöhnlich,
dass diese Boten unverhofft angeflogen kommen. Inmitten der Alltagsarbeit kann man
plötzlich einen lichten Hinweis erblicken. Vielleicht wird er Mut und Tatkraft
einflößen und an die Höhere Welt erinnern, um einen weiteren starken Stein in
das Bewusstsein zu legen?
Wunderbar sind die Feuer und Lichter der
Höheren Welt. Dort, wo es Gutes gibt, versengen sie nicht. Immer veranlassen
sie uns, an die Unsichtbare Herrlichkeit zu denken. Man sollte diese Brücken
als den einzigen Pfad annehmen. Es ist schrecklich, das Licht zu fürchten, denn
dann verwandelt sich das Feuer in eine verzehrende Flamme. Furcht ist
unangebracht, und Entsetzen zerstört einen selbst.
85. Überzeugung ist
Vertrauen. Deshalb wird das Bewusstwerden der Höheren Welt durch alle Leben
nicht vergessen. Diese Eigenschaft bleibt nämlich für immer unabänderlich.
Umso notwendiger ist es, sich im Wissen über die Höhere Welt zu festigen.
Bekräftigung wird nicht ausbleiben.
86. In der ganzen Menschheitsgeschichte kann
man das Bewusstwerden des Höchsten Geistes, des Heiligen Geistes, des Trösters und
vieler Benennungen verfolgen,
[Russisches
Original. Seite 39.]
die
zur Höheren Welt führen. Ein solches Zeugnis aller Zeiten und Völker muss sogar
den Unwissenden zwingen, nachdenklich zu werden. Es kann nicht die ganze
Menschheit irren!
Unter verschiedenen Verhältnissen haben
die Menschen denselben höchsten, herrlichen Ursprung gespürt. Die Menschen
haben die Erscheinung des Geistes als den Stein der Weisen angesehen. Man kann
die vielfältigsten, von den Völkern bewahrten Anzeichen der großen Wirklichkeit
finden. Dies ist keine eigennützige Eingebung, sondern das Erkennen der Wahrheit.
Möge man im alten Ägypten, in Babylon und in den unentdeckten Kulturen der
Mayas suchen, überall kann man oberhalb der auserlesenen Symbole dieselben Erhabenen
Bilder finden.
So kann die Wissenschaft zur Höheren Welt
führen.
87. Nachsicht ist eine der Eigenschaften
der Höheren Welt; deshalb muss jeder seinerseits verstehen, diese Eigenschaft zu
zeigen, wo immer es einen Funken Gutes gibt. Möge man nicht müde werden, diesen
Segen zu suchen. So kann man in immerwährender Wachsamkeit den Dienst an der
Höheren Welt auf sich nehmen. Man darf sich dieser Auszeichnung nicht rühmen;
besonderer Stolz ziemt sich nicht, nur besondere Freude ist zulässig.
88. Die Verbindung mit der Höheren Welt
bereichert das Bewusstsein reichlich. Hohe Sendungen erreichen ihr Ziel auf ganz
verschiedene Weise. Man kann sie im Schlaf auffangen oder im Wachzustand wie
einen Gedankenblitz empfangen.
Man sollte sich
nicht grämen, wenn solche Gedanken manchmal sofort wieder vergessen werden, genauer
gesagt sind sie in das Bewusstsein eingesunken. Vielleicht war der Gedanke
für das Bewusstseinsinnere bestimmt. Erst zur gegebenen Zeit wird er sich
offenbaren,
[Russisches
Original. Seite 40.]
doch
bis dahin soll er leben und das Bewusstsein bereichern.
Es heißt, das Wachstum des Bewusstseins
gleiche dem Wachsen des Grases. Der Mensch kann das Wachsen des Grases nicht
stündlich beobachten, genauso unmerklich erscheint der Fruchtknoten einer Blüte.
Eine Veränderung des Bewusstseins kann man nur über Zeiträume feststellen, doch
eine solche Änderung ist unbeschreiblich.
Das Bewusstsein wächst durch Synthese, es
kann nicht durch Einengung fortschreiten. Der Fortschritt des Bewusstseins
erfolgt aus dem Zentrum heraus und erfasst Kreise eines neuen Verstehens.
Ebenso werden Sendungen an Wissenschaftler
nicht auf die Materie beschränkt sein; sie werden den Gedanken zu einem
erweiterten Horizont hin bewegen. Der Verstand wird dem flammenden Schwert als
Scheide dienen. So werden aus der Höheren Welt Aufgaben von großem Ausmaß
gegeben. Die irdischen Beschränkungen reduzieren den überirdischen Gedanken auf
das menschliche Wort, doch in den Tiefen des Bewusstseins wird der Abdruck der
himmlischen Hieroglyphe bewahrt.
89. Es ist nützlich, den Verkehr mit der
Höheren Welt als ebenso notwendig zu erachten wie frische Luft. Man braucht
nicht in übelriechender, vergifteter Atmosphäre zu sitzen. Sogar die unwissendsten
Menschen begreifen, dass Gift schädlich ist.
Ebenso kann bemerkt werden, dass sich die Menschen
bei geistiger Entwicklung von den unangenehmen Gerüchen befreien, die unentwickelten
Organismen eigen sind. Denken wir daran, dass die Höhere Welt sogar die Zusammensetzung
des Blutes verwandeln kann! Wir sollten nicht meinen, solche
Einwirkungen seien übernatürlich, im Gegenteil, sie sind höchst natürlich. Wenn
ein Mensch aus frischer Luft zurückkehrt, verströmt er Wohlgeruch; ebenso
wohlriechend ist ein von Segen überschattetes Bewusstsein.
[Russisches
Original. Seite 41.]
90. Selbst ein irdischer Gedanke vermag feste
Gegenstände zu bewegen – da kann man sich die ganze schöpferische Macht des
Gedankens der Höheren Welt vorstellen! Die Menschen sagen, dass der Konflikt
von Gedanken Wahrheit erzeugt, und damit bestätigen sie selbst, ohne es zu
ahnen, eine große Wahrheit. Wahrhaftig, die schöpferische Kraft der
Gedankenenergie ist jenes Geheimnis, das die Weisen erörtern. Nicht ein einzelner
Gedanke, sondern die Kreuzung von Gedankenströmen bildet nämlich eine Spirale
der Schöpfung.
Dazu kann man viele wissenschaftliche
Experimente durchführen, doch vor allem muss man die physikalische Kraft des
Gedankens feststellen. Wenn leichte Gegenstände durch Gedankenkraft bewegt
werden können, kann man sich dies als ein Fortschreiten bis in Unbegrenztheit
vorstellen. Keine geistige und keine ethische, sondern eine physikalische
Berechnung kann eine Vorstellung der höheren Größenordnung geben.
Die Menschen sollten verstehen, welche ungeheuren
Wirkungen ihre Energie hervorbringen kann: Das Potential des Gedankens ist doch
jedem anvertraut und kann wissenschaftlich, vernünftig oder, zum Schaden alles
Bestehenden, verschwenderisch verwendet werden. Auf diese Weise kann das Gebet
ein großes wissenschaftliches Experiment und ein Beweismittel sein.
Wenn Ich Aum sage, denke Ich an den Nutzen
für die Welt.
91. Man sollte nicht meinen, wahre
Wissenschaft könne nicht in Verbindung mit dem Gebet über das Höchste Heil
erwähnt werden. Jede Erkenntnis kann der Höheren Welt sehr nahe kommen, doch
jeder kann seine eigenen Beobachtungen anstellen; und an verschiedenen Enden
der Welt können Gedankenströme empfangen werden, die durch ihre Kreuzung einen
Wirbel neuer Möglichkeiten schaffen
[Russisches
Original. Seite 42.]
können.
Die Höhere Welt bietet gewiss die schönste Möglichkeit.
92. Weit ist der Bereich der Menschheit: An
seinem Gipfel berührt er in Gestalt von Helden und Glaubenskämpfern die Höhere
Welt, an der Basis erzeugt er den kosmischen Schmutz, welcher die Steine der
Nachbarplaneten bildet. Der Abstand zwischen einem
bereits vom Licht der Höheren Welt überschatteten Glaubenskämpfer und dem
schmutzigen Bodensatz ist unermesslich.
Es ist schwer zu begreifen, dass jedem
Menschen ein Potential an Grundenergie verliehen worden ist, die Menschen aber
so unterschiedlich mit dieser großen Gabe umgegangen sind. Das
Vorstellungsvermögen kann eine solche Kluft gar nicht erfassen. Die Menschen halten
das für schwer, was ihnen nicht gefällt, und das für leicht, was ihnen keine
Mühe macht; von solcher Herkömmlichkeit drohen gähnende Abgründe.
Die Menschen sind nicht gewohnt, die
Höhere Welt in ihrem Bewusstsein zu behalten, dabei ist es nicht schwierig, das
Gefühl der Leere durch ein unbegrenztes Leben zu ersetzen. Um wie viel
herrlicher ist die Erkenntnis der Höheren Welt, als sich selbst in steinerne
Fesseln zu stürzen!
Warum wieder von neuem beginnen, wenn man
unbegrenzt aufsteigen kann?
93. Man kann jedes
beliebige Gefühl heranbilden. Auch Furchtlosigkeit wird anerzogen. Man kann
sich selbst Aufgaben der Furchtlosigkeit stellen, anstatt vom Gefühl des
Schreckens erfüllt zu sein.
Trugbilder sind ebenso real wie Schatten
auf dem Sand. Doch wir wissen, woher der Schatten kommt. So sind auch
Erscheinungen der Feinstofflichen Welt nicht unmöglich. Doch fürchten wir uns
nicht, sondern sprechen wir laut den Namen des Lehrers aus.
Astrologische Anzeichen mahnen, an
besondere Vorsicht zu denken, doch stattdessen vermehren die Menschen nur die
Gefahr. Was geht es die Zweibeiner an, wenn auf einem anderen Kontinent
ihretwegen eine verderbliche Flamme auflodert?
95. Das Kosmische Gesetz ist unerschütterlich,
doch gleichzeitig sehen wir, dass es scheinbar schwankt. Nehmen wir Karma*: Es kann
ebenso verändert werden wie in verschiedenen Fällen die Fristen der Rückkehr in
das grobstoffliche Leben: von einem Augenblick bis zu Jahrtausenden. Unwissende
werden erstaunt sein: Wie kann eine solche Unerschütterlichkeit derart
abweichen? Eine solche Unwissenheit wird jedoch nur von Unverständnis für
Fassungsvermögen zeugen.
Ebenso wird nicht verstanden, welche
Energie als entscheidender Faktor dienen kann. In allen kosmischen Amplituden ist
der Gedanke der Eckstein und die Grundlage: Er kann Karma ändern, er kann
Fristen festlegen, er öffnet Tore und kann sie schließen. Er lässt strahlende Flügel
aus den Schultern wachsen. Er nähert an die Höhere Welt an. Er stürzt einen
aber auch in den Abgrund.
Die Offenbarung Gesetzes beruht auf dem
Gedanken. Die große Weisheit des Gedankens ist Schild und Schutz vor dem Chaos.
Der Gedanke herrscht nämlich über das tobende Chaos.
[Russisches
Original. Seite 44.]
Wahrhaftig, das kosmische Gesetz ist unerschütterlich,
es wird jedoch vom Gedanken erleuchtet und ist deshalb zweckmäßig. Nur das
Verstehen der Angemessenheit lehrt das grundlegende Gesetz begreifen.
Erinnern wir uns daher immer an den
schöpferischen Gedanken: Aum!
96. Vielen erscheint eine Änderung des Karma
undenkbar, aber sie irren, weil sie die himmlische Gerechtigkeit vergessen. Man
kann doch augenblicklich die höchste Bewusstwerdung erfahren. Wohin der Fuß zu
treten vermag, dorthin kann der Gedanke fliegen.
In bestimmten
Kulten wurde man in Schlaf versetzt und durch Suggestion* gezwungen, den ganzen
schweren Pfad der Wirkungen schnell zu durchleben. So wurde an die
Unausweichlichkeit, aber auch an die mögliche Beschleunigung des Gesetzes
erinnert. Der Gedanke schafft Leben.
97. Nicht nur das Karmagesetz eignen die
Menschen sich nur schwer an, noch schwerer nehmen sie das einfachste Gesetz der
Wiederverkörperung auf. Doch die Schriften der ältesten Zeiten sprachen oft von
einem solchen Wechsel des Lebens. Oft haben die Bewohner der Feinstofflichen
Welt den Erdbewohnen ihre Botschaften übermittelt. Nicht selten erinnern sich
Menschen an ihre früheren Leben. Über ganze Zeitalter hinweg wurde Reinkarnation
anerkannt, doch danach wurde sie wieder vergessen, und es wurde sogar verboten,
an sie zu denken.[8]
Es ist schwer zu verstehen, warum ein
solcher Kampf gegen das Offensichtliche geführt wurde. Manchmal könnte man
denken, die Weisen wollten die Aufmerksamkeit nur auf die Zukunft lenken, eine solche
Weisheit wäre aber einseitig.
Die Menschen sollen nach unbegrenztem
Wissen streben. Man darf nicht Unwissenheit anordnen. Man darf
[Russisches
Original. Seite 45.]
dem
Menschen nicht das Recht auf Vervollkommnung nehmen. Möge er wissen und daran
denken, dass der Lehrer des Lebens zwischen Vergangenheit und Zukunft einen Strich
zieht.
Daher wollen wir unsere Augen nicht vor der
Wirklichkeit verschließen. Das Gesetz der Wiederverkörperung ist gerecht. Das
Geisteskorn ist unzerstörbar und ewig. Unbegrenztheit verwirklicht Ewigkeit;
jedermann kann aber die Unbegrenztheit schauen – das heißt, jeder kann die
Ewigkeit erkennen.
Man darf es nicht zurückweisen, wenn Kindern
über ihre vergangenen Leben sprechen. Im Wesentlichen wissen sie, was um sie
herum vor sich gegangen ist. In der heutigen Zeit finden besonders oft schnelle
Wiederverkörperungen statt. Viele Bewohner der Feinstofflichen Welt beeilen
sich zurückzukehren, und darin äußern sich das Wachstum und die Beschleunigung
der Evolution. In dieser Beschleunigung kann man auch eine Annäherung der
Welten sehen.
98. Vieles ist nötig, um die Menschen zu
überzeugen, dass sie die wesentlichen Augenblicke ihres Lebens beachten. Die
Menschen können das Wesentliche nicht vom Nichtigen unterscheiden. Oft ziehen die wesentlichen Wegzeichen des Daseins keine
Aufmerksamkeit auf sich. Die Schule muss diese Aufklärung bringen.
99. Besonders schwierig ist es für die
Menschen, das Wichtigste in sich selbst zu erkennen.
Wenn ein Arzt einen bösartigen inneren
Tumor feststellt, wird er sich beeilen, die äußeren Hüllen zu durchschneiden,
um die Gefahr abzuwenden; der Kleinmütige jedoch wird seine Haut schonen und
durch das Weiterwachsen des Tumors zugrunde gehen.
Wenn man sich für etwas entscheiden muss, möge
man das Wichtigste retten. Ebenso möge man bei der Hinwendung an die Höhere
Welt die Zeit finden, um über das Wichtigste nachzudenken.
[Russisches
Original. Seite 46.]
100. Ein dreifach beschriebenes Palimpsest[9]
liefert ein Beispiel der Schichtungen von Zeichen der drei Welten. Stellen wir
uns ein Pergament vor, auf das zuerst eine kosmogonische Abhandlung geschrieben
wurde, das nachher für ein Liebessonett Verwendung fand und auf das schließlich
eine Rechnung für Stoffe und Felle notiert wurde. Es wird schwierig sein, durch
die sichtbaren Marktzahlen hindurch die Ergüsse des Herzens zu lesen, und fast
unmöglich, die Abhandlung über das Wichtigste zu entziffern.
Verhält es sich mit den Hieroglyphen der
drei Welten nicht ebenso? Ein erfahrener Wissenschaftler kann doch die kompliziertesten
Manuskripte lesen, ebenso kann ein erleuchtetes Bewusstsein die Bedeutung der Aufzeichnungen
der Höheren Welt verstehen. Halten wir die verworrenen Zeichen des Marktes nicht
für Gesetze des Universums.
101. Alle
Vergleiche sind nützlich, wenn man auf Unwissenheit stößt. Verneiner lieben es,
umzustürzen, bieten aber keinerlei Ausweg oder Lösung an. Sie belächeln die
beste Botschaft, sind aber nicht einmal fähig, drei Buchstaben zu verbinden.
102. Die Menschen werden fromm, sobald sie
sich dem Übergang in die Feinstoffliche Welt nähern. Sie bemerken nicht, dass eine
solche eilige Bestechung an Lästerung grenzt. So kommt es nicht zu einer
Erkenntnis der Höheren Welt, sondern zur schnellen Bezahlung des besten Platzes.
Indes sollte die Annäherung an die Höhere Welt mit den ersten Tagen des irdischen
Lebens beginnen.
Nicht herkömmliche Riten, sondern das
Herzensgebet bringt die Welt der Schönheit nahe und macht sie lebenswichtig.
Mit einem Kelch voll bester Gedanken kann man sich dem Höchsten nähern. Man
kann
[Russisches
Original. Seite 47.]
die
besten Erfahrungen darbieten, wenn man gewährleistet, dass sie auf das Gute ausgerichtet
sind. Wenn das Gute lebt, öffnet es alle Tore zur Höheren Welt.
103. Sogar
Menschen, die von der Feinstofflichen Welt wissen, nehmen an, man könne die
Vervollkommnung des Denkens hinausschieben, bis man sie erreicht hat. Sie
irren sich, denn gerade hier [auf Erden] muss die Richtung des Denkens
gegründet werden. Man kann sie entwickeln, wenn ein Impuls gegeben wird. Die
Denkpraxis muss durch irdisches Denken verwirklicht werden.
Man darf die
Feinstoffliche Welt nicht verworren und zerstreut betreten. Wenn das
Bewusstsein klar ist, trägt es empor wie Gas einen Luftballon. Niemand und
nichts kann ein festes Bewusstsein, das dem Guten zustrebt, in den niederen
Schichten zurückhalten; deshalb wollen wir die Festigung des Denkens nicht
hinausschieben. Außer diesem Weg gibt es keinen direkteren Verkehr mit der
Höheren Welt.
104. Das stille Nachdenken über die Höhere
Welt wird dem besten Heilmittel gleichen. So kann man die Relativität des
Bestehenden erfühlen. Eine solche Maßnahme wird keine Beschränkung sein, sie
stärkt im Gegenteil den Flug des Gedankens. Wenn große Verwirrung die Welt
beherrscht, sprecht vom Einfachsten.
Das irdische Dasein kann nicht das Ende sein,
und in einem solchen Übergangsstadium kann man für den Flug in die Zukunft nur
das Wichtigste zuspitzen, das heißt: den Gedanken. Flügel wachsen nur durch den
Gedanken.
Sogar schwache Geister sind wachsam in
Bezug auf die irdischen Gedanken. Mächtige irdische Gedanken erzeugen doch auch
in der Feinstofflichen Welt eine vertiefte Schwingung; daher ist es nur
natürlich, dass die Feinstoffliche Welt auch auf irdische Gedanken erklingen
muss. Wenn Ich sage, dass der Fall einer Feder aus dem Flügel eines Vögelchens in
den fernen Welten Donner hervorruft, ist das kein Symbol, sondern eine Mahnung
an die Zusammenarbeit alles Bestehenden.
Man muss sich daran gewöhnen, dass es
keine Leere gibt. Man soll die Wichtigkeit der Aufgabe des Menschen, seiner
Pflicht und Schuldigkeit bestätigen.
Wenn der Mensch ein Gespräch mit der
Höheren Welt aufnimmt, ist er wirklich tapfer, doch eine solche Tapferkeit ist
heilig. Die Feinstoffliche Welt erhört solche Rufe und versteht ihre Bedeutung.
Ein solches Gespräch zieht viele Zuhörer, gleichsam Mitarbeiter herbei; deshalb
darf im Gebet keine Selbstsucht zum Ausdruck kommen; das beste Gebet wird vielmehr
Selbstaufopferung und der Wunsch nach dem Guten sein.
Möge die Lehre nicht müde werden, die
Nützlichkeit der Verbindung mit der Höheren Welt immer wieder zu betonen; nur so
kann man den Großen Dienst verwirklichen.
106. Seien wir nicht betrübt, wenn nicht
immer eine Antwort erfolgt. Seien wir nicht erstaunt, wenn die Antwort uns zu unerwarteter
Stunde erreicht. Lasst uns lernen, die überirdischen Bedingungen zu verstehen,
und die Hauptsache: Begreifen wir die große unsichtbare Arbeit. Ihr wisst doch bereits,
[Russisches
Original. Seite 49.]
dass
die Kräfte der Höheren Welt keine Ruhe kennen. Möge eine solche leuchtende
Macht jeden Wanderer zu nächtlicher Stunde führen.
107. Leichtfertigkeit, Neugierde, Zweifel und
Unglaube stammen alle aus derselben finsteren Familie. Stellt euch einen großen
Mathematiker vor, der komplizierte Formeln vor kleinen Anfängern entwickelt. Diese werden nicht nur die großen Aufgaben nicht begreifen,
sondern sofort in höhnischen Unglauben verfallen.
Ebenso kann jemand, der sich der Höheren
Welt aus Neugierde nähert, alle Wirkungen in Gestalt von Zweifel und Verrat erwarten.
Wenn sich das Bewusstsein auf einer Stufe befindet, die dort Neugierde zulässt,
wo Verehrung der Größe herrschen sollte, muss man kosmischen Schmutz voraussehen.
Kann man sich der Höheren Welt aus Neugierde nähern? Möge man lieber die Hand
ins Feuer legen, so kann man den Zweifel verbrennen.
Man muss Verehrung für die Höhere Welt im
Herzen tragen, als das wichtigste und schönste im irdischen Leben.
108. Jemand könnte sagen, er habe bereits
öfter solche Aufrufe zur Höheren Welt vernommen – umso schlimmer für ihn, denn eine
solche Taubheit ist nicht erlaubt. Doch viele bezeichnen solche Aufrufe als im
Geschäftsleben fehl am Platz; so sind die Menschen vom wahren Verstehen des Daseins
weit entfernt, ungeachtet der Millionen Jahre des Bestehens des Planeten. Umso
lauter wollen wir den Ruf zur Höhere Welt erschallen lassen.
109. Verwilderung und Verrohung haben
jetzt unglaubliche Grenzen erreicht. Schließlich ist die Wildheit in die Städte
eingedrungen und hat alle Pflanzstätten des Geistes zerstört. Das Bewusstsein
der Mehrheit ist ins finsterste
[Russisches
Original. Seite 50.]
Zeitalter
zurückgekehrt. Das Rattern der Maschinen übertönt das Wehklagen des Geistes; daher
ist jeder Aufruf zur Höheren Welt ein Ruf nach Rettung.
110. Vollständige Errungenschaft ist nur bei
vollständigem Vertrauen möglich. Allein die Erkenntnis einer solchen Vollständigkeit
kann einen der Heldentat näherbringen. Man kann nicht von außen eingeben, was wahres
Vertrauen ist; nur das Herz kann helfen, diesen heilsamen Pfad zu finden.
Der Guru bedarf der Verehrung nicht, vielmehr
wird das Vertrauen in den Lehrer die einzige lebendige Verbindung mit der
Höheren Welt sein. Wenn man den Wert des Vertrauens hier auf Erden erkannt hat,
kann man dieselbe Stufe des Vertrauens auf die ganze Hierarchie übertragen. Es
ist richtig, dass das Verständnis für den Guru eine feste Stütze für das ganze
Volk ist. Die Vernichtung des Guru bedeutet auch das Scheitern der
Errungenschaften.
So wollen wir uns das vollständige
Vertrauen merken.
111. Die Höhere Welt lag jedem menschlichen,
staatlichen und gesellschaftlichen Aufbau zugrunde. Auch wenn die Menschen die
ursprüngliche Herkunft ihrer gesellschaftlichen Organisation nicht kennen, kann
man doch in Übergangsstadien Spuren der lebendigen Verbindung mit der Höheren
Welt sehen.
Man sollte das Alter des Planeten und des
Lebens auf ihm nicht vermindern; richtiger wäre es, diese Zahl zu erhöhen. Vergessen
wir nur nicht, dass die Kontinente ihre Lage oftmals verändert haben, und sogar
gegenwärtig kann man nahe den Polen noch sehr viele Möglichkeiten für Entdeckungen
sehen. Seien wir deshalb vorsichtig beim Begrenzen des irdischen Problems.
Vor den Wilden sehen wir weise Völker, die
dahingegangen sind. Nach erhalten gebliebenen Gesetzgebungen kann man bestätigen,
[Russisches
Original. Seite 51.]
dass
der Impuls, die Höhere Welt zu begreifen, seit undenklichen Zeiten besteht.
112. Es ist richtig zu verstehen, dass sogenannte
heilige Tiere keine Gottheiten waren, sondern natürliche Folgen der örtlichen
Bedingungen. Auch jetzt sprechen die Menschen oft von einer heiligen
Verpflichtung und meinen damit keine religiösen Zeremonien, sondern nützliche
sittliche Handlungen.
Die Bedingungen des Altertums erforderten
oftmals eine besondere Beachtung bestimmter Tiere, Bäume oder Pflanzen. Das Heilige
bedeutete das Unantastbare. So wurde manches Notwendige und Seltene bewahrt.
Eben diesen Schutz nennen die heutigen Menschen Naturschutzgebiete, daher muss
man sich gegenüber unklaren Begriffen sehr vorsichtig verhalten.
So viel ist dem Gebiet der Religion beigemischt
worden, dass oberflächliche Beobachter wegen der weit zurückliegenden Zeit
völlig unfähig sind, die Grundlage von den Aufschichtungen zu unterscheiden.
Der Tempel ist jetzt sogar ein
Sammelplatz, wo neben Zeremonien auch Handel getrieben und örtliche
Angelegenheiten erörtert werden. Eine solche Auftürmung[10] findet
auch heute statt, seien wir daher gegenüber Tieren und anderen vergessenen
Symbolen des Altertums nicht allzu streng.
113. Das Gebet muss freudvoll sein, ein
Gespräch mit der Höheren Welt wird nämlich voller Begeisterung und
Feierlichkeit sein. Doch eine solche Freude wird eine besondere Weisheit sein.
Sie ist nur bei Bewusstwerden der Zweckmäßigkeit möglich. Bei vollem Vertrauen wird
sie heilsam sein. Sie erklingt von Mut, wenn es nur einen Pfad gibt.
[Russisches
Original. Seite 52.]
Vieles wird über Samadhi gesagt, haben aber
viele die verschiedenen Stadien einer solchen Ekstase erfahren? Eine solche
Freude befreit von allem Leid, deshalb ist der Pfad einer solchen Freude der
Pfad der Wahrheit.
114. Aum wurde in verschiedenen Schriften ausführlich
erklärt. Die Feinheit der Schwingungen, die Weisheit des Klanges und die
Schönheit des Aufbaues sind seit langem bekannt, doch wenn das Herz tot ist,
wird selbst dieser „Sesam“[11] das
Schloss nicht öffnen.
Wieder muss man an die Angemessenheit und
die Stärkung des Wesens des Herzens erinnern. Der Herzlosigkeit ist Aum nicht
zugänglich!
115. Einer der Gründe, warum Samadhi so
selten eintritt ist, dass die Menschen es nicht verstehen. mit diesem erhabenen
Zustand umzugehen. Sie setzen alles daran, das Eintreten jedes ungewöhnlichen
Zustandes zu unterbrechen. Darüber hinaus lassen die Menschen den in Samadhi
Versunkenen nicht in Ruhe und rufen durch ihr grobes Vorgehen eine gefährliche
Erschütterung hervor.
Doch selbst im gewöhnlichen Leben ist ein
behutsames Verhalten zueinander gefordert. Ein Mensch, der eine Erschütterung
erfährt, sollte in Ruhe gelassen werden. Sogar eine solche primitive
Behutsamkeit beobachten die Menschen aber nur selten.
Daher kann man Samadhi nicht ohne Gefahr
gewähren, solange das menschliche Denken mit den höheren Energien nicht
umzugehen versteht. Deshalb ist jeder Gedanke über die Wirklichkeit der Höheren
Welt bereits von Nutzen.
116. Der Große Dienst hat die gesamte
Menschheit im Blick. Weder Nationalität noch andere Aufteilungen dürfen dem
Dienst für das Gute Grenzen setzen.
[Russisches
Original. Seite 53.]
Es ist nicht leicht, den verschiedenen, in
Jahrtausenden geschaffenen Aufschichtungen auszuweichen. Nur die Erkenntnis der
Höheren Welt kann sämtliche Überreste von Aberglauben und Atavismus[12]
besiegen helfen.
Dabei ist es unmöglich, eigensinnige
Gefühle in Bezug auf karmische Vorurteile zu zeigen. Gerechtigkeit weist sogar
unter ungünstigen Bedingungen auf die richtige Unterscheidung hin. Die
Persönlichkeit als verantwortliche Einheit wird Gegenstand der Beurteilung
sein. Es ist schwierig, den Wert einer Persönlichkeit jenseits aller herkömmlichen
Kleider einzuschätzen; nur Hingabe zum Dienst öffnet die Augen und befähigt, das
Geisteskorn ganz klar wahrzunehmen.
So wird nur die Höhere Welt ein höheres
Urteil ermöglichen.
117. Tränen und Speichel verändern ihre
Zusammensetzung in Abhängigkeit vom Zustand des Geistes.
Auch jeder Seufzer[13] ist seinem
Chemismus nach verschieden. Wenn der gewöhnliche Atem wegen seiner
Oberflächlichkeit nicht leicht zu erforschen ist, dann wird ein Seufzer, der
ein Erbeben des Organismus hervorruft, sehr aufschlussreich sein. Man kann
beobachten, dass ein tiefer Seufzer eine Art inneren Krampf hervorruft. Solche
Nervenzusammenziehungen weisen auf eine verstärkte Abgabe von psychischer
Energie hin. Sie ruft, abhängig vom Impuls, bestimmte Organe zur Tätigkeit auf,
die dem Seufzer einen bestimmten Chemismus verleihen. Beim Aussprechen von Aum
ergibt sich ein Seufzer, dessen Chemismus sehr segensreich ist.
118. Einige nehmen an, der Mensch sterbe
ständig; andere wissen, dass der Mensch unaufhörlich wiedergeboren wird.
Erstere gehen von Furcht aus, letztere
[Russisches
Original. Seite 54.]
von
Freude. Erstere suggerieren sich den Tod, die anderen erkennen das Leben. So bestimmt
der Mensch seine eigene Zukunft in einem hohen Grad selbst vorher. Man kann
überzeugt sein, dass derjenige, der den Tod für sich bestimmt, die Höhere Welt
nicht kennt. Vielleicht entfaltet er ein äußerliches Ritual, sein Herz aber ist
von der Wahrheit weit entfernt.
Das Leben bejahen heißt, das Licht
bejahen. Der menschliche Geist ist unsterblich, aber diese einfache Wahrheit
ist den Menschen nicht vertraut, denn sie sorgen sich mehr um den Körper als um
den Geist.
119. Das Leben verpflichtet den Menschen
aufzusteigen, der Tod hingegen ist ein Abstieg. Im Prinzip wollen die Menschen
den Tod gern als Zerstörung verstehen. Das Dasein selbst verwirklicht eine ewige
Erneuerung. Jeder stirbt für gestern und erneuert sich für morgen. Jeden Tag
vollzieht sich eine Erneuerung aller drei Prinzipien. Jeden Tag und jede Stunde
nähert sich der Mensch der Höheren Welt oder entfernt sich von ihr.
Möge jeder durch die Qualität seines
Denkens den eigenen Aufstieg und seine Wahrnehmung der Höheren Welt fördern.
120. Ruhe ist die Krone des Geistes.
121. Die Aura hat viele Eigenschaften, sie
werden nicht nur nach der Größe der Aura gemessen, sondern auch nach ihrer
inneren Anspannung. Eine angespannte Aura ist nämlich der beste Schild und die
mächtigste Einwirkung. Manchmal ist die Ausstrahlung zwar farblich gut, aber
nicht ausreichend angespannt.
Beim Verkehr mit der Höheren Welt, wenn
die Ichsucht abfällt und
[Russisches
Original. Seite 55.]
Selbstlosigkeit
aufflammt, geht eine Stärkung der Aura vonstatten. So bewirkt jeder Verkehr mit
der Höheren Welt eine Stärkung der Ausstrahlung. Dieses Thema unterliegt der
wissenschaftlichen Erforschung.
122.[14] Beim
Verkehr mit der Höheren Welt kann man tatsächlich beobachten, dass zusammengelegte
oder gekreuzte Beine tiefe Bedeutung haben. Die Ärzte mögen prüfen, welchen
Einfluss ein solches Zusammendrücken der Gliedmaßen auf die Blutzirkulation und
die Nervenzentren ausübt. Sie mögen auch den Atmungskanälen Beachtung schenken.
Jeder, der das Einölen der Kanäle der Atmungsorgane verstanden hat, hat die
Bedeutung dieser Leitungen bereits erspürt.
123. Die Mitwirkung eines weisen Arztes
ist bei sämtlichen besonders nützlichen Erscheinungen unerlässlich: Man möge
nicht denken, Wir wichen wissenschaftlichen Beobachtungen aus, im Gegenteil,
Wir schätzen jeden wissenschaftlich fundierten Gedanken.
Daher wird
die Frage der Erkenntnis der Höheren Welt lebensnotwendig, und die Wissenschaft
selbst tritt an sie als den Antreiber der Evolution heran. Man soll von einer solchen
Annäherung nicht nur träumen, sondern kann der Höheren Welt auch durch irdische
Maßnahmen näherkommen. Jede Annährung der Welten ist schon ein Sieg über das
Fleisch.
125. Die Weltereignisse vollziehen sich
oft nicht
[Russisches
Original. Seite 56.]
durch
das Handeln selbst, sondern unter den Zeichen herannahender Taten. Die Menschen schaffen vieles unter dem Zeichen der Freude, selbst
wenn die Freude noch gar nicht vorhanden ist, oder unter dem Zeichen des
Schreckens oder eines Krieges, auch wenn dieser noch gar nicht ausgebrochen
ist. Vieles vollzieht sich lediglich unter Zeichen, deshalb erlangen solche
Reflexe eine ganz wichtige Bedeutung für eine Veränderung des Lebens.
Man kann dies an vielen Beispielen sehen. Wozu
ein Krieg mit all seinen Nöten, wenn eine einzige Fata Morgana die Energie anspannen
kann? Vieles wurde ganz real nur durch den Anstoß einer Fata Morgana erbaut.
Maja* kann manchmal ein sehr mächtiger Antreiber sein.
Deshalb muss man die führenden Zeichen so
aufmerksam feststellen. Das erfolgreiche Verstehen solcher Zeichen beschleunigt
natürlich die Evolution.
Daher möge das führende Prinzip das
Wichtigste sein.
126. Wenn es gelingt, eine Bewegung bloß
unter einem Zeichen hervorzurufen, wäre das sehr erfolgreich. Die größten
Umgestaltungen vollziehen sich unmerklich, nur das Ergebnis zeigt, wie viel
geschehen ist. So kann man in allem Bewegungen unter Zeichen sehen.
Das Konzept des Symbols ist nichts anderes
als das Erinnern an ein Zeichen. Der Erfolg ganzer Völker vollzieht sich unter
einem Symbol.
Ich denke, man kann bei den gefährlichsten
Übergängen unter dem Höheren Zeichen zum Ziel gelangen.
127. Das Erkennen der Höheren Welt sollte
frei, freiwillig und wohlwollend vor sich gehen. Zwang ist bei einem so erhabenen
Gegenstand unangebracht.
Daher sollte jeder Lehrer die Höhere Welt
als Höhere Freude lehren. Niemand wird Freude als Zwang bezeichnen. Niemand wird
jemanden tadeln, der wahre Freude bringt. Doch welche Begeisterung muss man in
sich selbst entwickeln, um ein Herold der Freude zu sein! Hat ein Lehrer diese
Stufe erlangt, verdient er jede Verehrung.
Die Höhere Welt ist ein Prüfstein des
Bewusstseins.
128. Warum ist Verrat an seinem Guru ein
so abscheuliches Verbrechen? In den ersten drei Jahren kann man das Bewusstsein
festigen, danach aber ist die Wahl des Guru bereits endgültig. Ein solches Gesetz
hat eine tiefe Bedeutung.
Der Guru ist die Brücke zum Erkennen der
Höheren Welt. Eine solche irdische Stufe stellt leicht einen Verkehr mit der
Höheren Welt her; deshalb ist es unmöglich, einen Guru zu wählen und ihn dann
zu verraten; dies würde bedeuten, die Verbindung mit der Höheren Welt für immer
abzubrechen.
Ist der rettende Faden zerrissen, kann man
unter den finstersten Einfluss fallen. Die Menschen können dann zwar noch sich
bewegen, essen, schlafen und verleumden, die aussätzige Ansteckung konnte aber
schon eindringen. Ebenso können Verräter noch dahinvegetieren, die menschlichen
Würde aber ist verloren gegangen.
So kann man die weisen Gesetze beobachten,
welche die lebendigen Stufen zur Höheren Welt begründen.
129.[15] Man
kann sich über jeden Arzt freuen, der die Grundlagen der Annäherung der Welten
zu studieren wünscht.
Wenn das dreifache Zeichen zur
Dreieinigkeit führt, werden Beobachtungen am menschlichen Organismus notwendig
und unerlässlich. Die Grundlage der Dreiheit kann im ganzen Organismus zum
Ausdruck kommen. Der Arzt muss über die Feinstoffliche und die Höhere Welt
unterrichtet sein. Nur von einer solchen Überlegung aus kann er
[Russisches
Original. Seite 58.]
die
feinstofflichsten Zustände des Organismus erfassen. Und dann wird Aum für ihn
kein leerer Schall sein.
130. Würde jemand auch nur die äußeren
Ereignisse dieses Jahres feststellen, erhielte er eine höchst bemerkenswerte
Aufzeichnung über den Verlauf der weltweiten Kämpfe. Dies wird natürlich nur
eine Sammlung von äußeren Zeichen sein, doch auch eine solche Tabelle wird ein
historisches Dokument von höchster Bedeutung sein. Gewiss
sind die äußeren Zeichen nur Funken der inneren Bewegungen, doch solche
beängstigenden Erschütterungen werden nur die höchsten Eingeweihten nicht erschrecken.
Man kann auch die Verbindung einiger
Personen mit den Weltereignissen beobachten. Niemand versteht, wie sich eine weltweite
Bewegung in bestimmten Individuen verkörpert.
131. Wenn ein beunruhigtes Kind sich an
die Knie seiner Mutter schmiegt, bittet es nicht für sich, sondern spürt feste Stütze
und Schutz. Ebenso wendet sich ein erschütterter Mensch früher oder später an
die Höhere Welt. Er kann sonst nirgendwo hin gehen; er kann
durch ungebetene Zeugen verwirrt werden, sein Herz jedoch wird insgeheim
über das Höchste erbeben.
132. Angesichts der vielen Definitionen des
Wortes Aum wollen wir daran erinnern, dass „A“ der Gedanke, die Grundlage ist; „U“
das Licht, der Ursprung; und „M“ das Geheimnis, das Heilige.
133. Wieder wird gefragt: Warum ist von
drei Zuständen die Rede, wenn noch mehr bekannt sind? Man sollte streng darauf
hinweisen, dass es zwei Wege gibt: Den Weg der Zergliederung und den der
Synthese. Es sind viele Zustände dazwischen zu finden, so dass die Welten als
ein verbundenes Ganzes erscheinen. Später aber ist es notwendig,
[Russisches
Original. Seite 59.]
die
Hauptgruppen wieder zu trennen, und dann gelangen wir wieder zum dreifachen
Aufbau.
Sogar auf Erden kann man eine ungeheure
Verschiedenartigkeit der Grade der Geistigkeit sehen. Man kann sehen, wie
Menschen die Feinstoffliche Welt manchmal beinahe berühren, doch in einigen
Schichten der Feinstofflichen Welt ragt das Bewusstsein über das irdische nicht
hinaus. Daher berühren sich die Welten nicht nur, sondern gehen sogar
ineinander über. Das Gesetz der Aufeinanderfolge tritt in der ganzen Natur deutlich
in Erscheinung. Selbst Kataklysmen, die gleichsam über die Grenzen der Sphären
hinausgehen, entsprechen ihrem Wesen nach einem außerirdischen Rhythmus.
Deshalb wollen wir dort nicht trennen, wo man
gesetzmäßig gruppieren kann. Der Mensch ist von klaren Vorstellungen so weit
abgewichen, dass er durch die einfachsten Tore eintreten muss.
134. Für den Menschen sind die wirkliche Erkenntnis
und das Begreifen der Höheren Welt unerlässlich. Die Religionen haben die
schrecklichsten Kriege geführt. Die erschütterndsten Grausamkeiten entstanden
durch verkrampfte Gedanken über die Höhere Welt. Dieser schreckliche Zustand zeigt,
dass die Höhere Welt in ihrer ganzen Erhabenheit nicht verstanden wird.
Die Erkenntnis der Herrlichen, Erhabenen
Welt wird einen Strom wahren Denkens auslösen. Nicht der Mörder, sondern der
weise Schöpfer wird die Höhere Welt erkennen. Im Geist, auf dem Gipfel kann der
Mensch den Verkehr mit der Höheren Welt atmen.
Daher wird nur das wahre Begreifen der
Höheren Welt der Menschheit das Gleichgewicht verleihen.
135. Gleichgewicht stellt die Grundlage
des Daseins dar.
[Russisches
Original. Seite 60.]
Wann verliert denn ein Mensch im irdischen
Leben das Gleichgewicht? Wenn er erschüttert und krank ist, wankt er und
schreitet tastend, nach allen möglichen Gegenständen greifend dahin. Geschieht denn
nicht das gleiche, wenn der Mensch geistig krank ist und in seiner Beziehung
zur Höheren Welt das Gleichgewicht verliert?
Fragt Menschen verschiedenen Glaubens, wie
gefestigt ihre Vorstellung von der Höhere Welt ist. Ihr werdet viele
ausweichende Antworten erhalten. Viele werden die Antwort überhaupt verweigern
und sich hinter dem heuchlerischen Unwillen verbergen, über ein solches Thema
zu sprechen. Andere werden auswendig gelernte Formeln wiederholen, die nicht in
ihren Herzen leben. Eine dritte Gruppe wird behaupten, die Welt sei 2000 Jahre
vor Christus erschaffen worden. So könnt ihr anstatt vergeistigter Antworten
voller Liebe und Feierlichkeit einen Haufen trockener Blätter erhalten
Indes muss das Leben selbst, als
Widerspiegelung des Unsichtbaren Daseins, das Bewusstsein des Menschen anstoßen.
Das halbe Leben gibt man sich einem geheimnisvollen Zustand hin, der nicht wissenschaftlich
erklärt wird. Darüber hinaus kann jedes feinfühlige Auge und Ohr vieles
bemerken, was nicht in den Alltag eingeht.
Die Menschen bezeichnen Gleichgültigkeit
und Stumpfheit als Gleichgewicht, doch die Natur selbst gibt einem ein, dass
Gleichgewicht Anspannung ist. Betrachtet Anspannung als Annäherung an den Pfad
der Entdeckung.
136. Denkt inmitten der erhabensten Worte
daran, dass man bei jeder Gabe einen Teil des Erhaltenen für den allgemeinen
Nutzen abgeben sollte. Nicht nur materiell,
[Russisches
Original. Seite 61.]
sondern
auch geistig muss man diesen Grundsatz als ein Gesetz verstehen, das zum
Gleichgewicht führt.
137. Die Bewohnbarkeit der Himmelskörper
wird bis heute bezweifelt. Sogar die besten Astronomen zögern, sich zu dieser
Frage zu äußern. Der Grund dafür liegt hauptsachlich im Eigendünkel des
Menschen. Er will eine Verkörperung unter anderen als den irdischen Bedingungen
nicht zugestehen. Ein weiteres Hindernis ist Furcht vor der Unbegrenztheit. Wagen
etwa viele, über einen entfernten Riesen wie Antares[16]
nachzudenken, der hinter ihm einen unbegrenzten Raum im Meer der Milchstraße vermuten
lässt? Indes sollten die Menschen die fernen Welten als bewohnt betrachten.
Die Menschen können sich ihnen im
irdischen Zustand nicht nähern, doch im feinstofflichen Körper haben die besten
Geister sich solchen Planeten bereits genähert und Erinnerungen an ihre
Oberflächenstruktur, ihren Farbenreichtum und ihre Bewohner mitgebracht. Solche
Erfahrungen sind selten, aber sie werden dennoch gemacht. Sie können das
Bewusstsein der unbegrenzten Wirklichkeit stärken.
Neben den drei unsichtbaren Welten muss man
auch bewohnte Welten anerkennen. Man muss diese Gedankenmeere verstehen, die
Sphärenmusik erzeugen. Daher wollen wir unsere Gedanken eifrig auf die fernen
Freunde, Mitarbeiter und Beschützer richten.
Der Gedanke, dass diese fernen Welten
bewohnt sind, ist nicht übernatürlich. Der Mensch wird den irdischen Pfad mit
Festigkeit durchschreiten, wenn er weiß, dass er von Herrlichkeit umgeben ist.
138. Die Weisen haben mehr als einmal
geraten, sich näher an die Erde zu halten. Widerspricht ein solcher Rat nicht
[Russisches
Original. Seite 62.]
dem
Gedanken an die Unbegrenztheit? Ganz und gar nicht. Wir sind auf der Erde
inkarniert, und dafür gibt es viele Gründe. Wenn unsere Wache die Erde schützt,
müssen wir sie auch lieben. Es ist nicht möglich, für etwas zu sorgen, das man
nicht liebt.
Die Erde selbst ist noch voll von
unerschöpflichen Reichtümern. Man kann den Planeten festigen, indem man seine
Gesundheit vervollkommnet. Über der irdischen Gesundheit braucht man die Höhere
Herrlichkeit nicht zu vergessen – so entsteht wahres Gleichgewicht.
139. In der Weltschatzkammer gibt es viele
Testamente und Legenden, welche die Höhere Welt bestätigen. Die Menschen können
sich nicht mit einem Mangel an Hinweisen, die zum Wissen führen, rechtfertigen.
Für gewöhnlich kann man Klagen über Unkenntnis des Weges zur Höheren Welt hören.
Solche Klagen sind heuchlerisch! Die
Klagenden unterziehen sich nicht der Mühe, die Quellen ausfindig zu machen. Man
kann bemerken, wie sehr bestrebte Menschen selbst unter ungünstigsten Bedingungen
die Kraft aufbringen, das Licht zu finden. Wir beobachten solche Lichtträger, welche
die unglaublichsten Schwierigkeiten bewältigen.
Das Gesetz wurde gegeben; der Pfad ist gewiesen
– möge der Suchende finden!
140. Der Gedanke ist der Freund des
Suchenden. Der Gedanke regiert alles. Der Gedanke liegt jeder Muskelbewegung
zugrunde. Der Gedanke leitet und verwirklicht. Der Gedanke findet den Weg zu
den Testamenten und Erlassen. Wird der Gedanke nicht missachtet, lehrt er, das Höhere
vom Niederen zu unterscheiden.
Der Gedanke lebt unaufhörlich und
unbegrenzt. Er verwirklicht die Bewegung und das Bewusstsein des Rhythmus. Der
Gedanke verlässt einen weder
[Russisches
Original. Seite 63.]
bei
Tag noch bei Nacht. Der Gedanke erhebt das Bewusstsein, wenn man den
Denkprozess zu lieben beginnt.
141. Der Mensch erschafft oder zerstört in
jedem Augenblick.
Die Welt ist erfüllt von sich widersprechenden
Gedanken. Viele Krankheiten liegen zerstörende Gedanken zugrunde. Viele Morde
werden aus weiter Entfernung durch Gedanken oder sich kreuzende Gedanken
begangen; es ist aber fast unmöglich, dem Menschen bewusst zu machen, dass sein
Vorrecht im beständigen Denken besteht.
Es ist unmöglich, dem Menschen zu
vermitteln, welche Verantwortung er für die Qualität seines Denkens hat. Das
Herz schlägt unaufhörlich, ebenso beständig pulsiert der Gedanke. Doch darüber
zu sprechen, ist nicht üblich.
Entweder erschafft der Mensch, oder er zerstört.
142. Die Wahnsinnigen wissen nicht, was
sie besitzen! Die Menschen verachten gewöhnlich Verschwendung, doch wird der
Gedanke nicht auch verschwendet? Wird nicht die große, mit solcher Mühe erlangte
Gabe zunichtegemacht? Der Gedanke, die große Gabe des Lehrers, geht durch
unwissendes Handeln verloren. So sind die Menschen sogar bereit, ihren eigenen Planeten
zu verraten, nur um nicht nachdenken zu müssen.
Wir haben schon mehrfach auf die Bedeutung
der Gedanken hingewiesen und werden darauf wieder zurückkommen. Wie man einem
Kranken die Medizin wiederholt eingeben muss, so werden auch Wir nicht müde,
die erste Grundlage zu bestätigen: Aum.
143. Nun wollen wir uns dem zweiten
Zeichen dieser Dreieinigen Bezeichnung zuwenden: dem Ursprung, dem Licht[17]. Die
Menschen haben den Begriff Licht dermaßen mit Beleuchtung verwechselt, dass sie
sich nicht vorstellen können, dass Licht Energie ist. Wir wollen nicht in die Unbegrenztheit
blicken, in der
[Russisches
Original. Seite 64.]
der
Gedanke, das Licht und alles Bestehende zu einer Einheit verschmelzen, sondern
nach irdischem Verstehen Licht als eine heilsame Energie begreifen, ohne die
Leben nicht möglich ist. Licht ist der durchdringendste Rettungsbote. Wir verstehen ausgezeichnet den Unterschied zwischen einem von
Menschenhand geschaffenen Feuer und dem kosmischen Licht.
Nicht Feuer, sondern ein Leuchten umgibt
jedes Lebewesen. Ein guter Denker ist von einem
Regenbogen umgeben und bringt mit seinem Licht Heilung. So oft haben Wir
die Zukunft dieser Ausstrahlungen vorausgesagt. Wir sagten, dass nach diesem Maßstab
der ganze Lebensaufbau verwandelt wird. Man kann Licht mit Recht das zur
Erneuerung führende Prinzip nennen. Gedanke und Licht sind so eng verbunden,
dass man den Gedanken lichttragend nennen kann.
144. „Undurchdringliche Finsternis!“ So
ruft ein Mensch aus, der in Verzweiflung gefallen ist. „Das Licht ist erloschen“
sagt ein Mensch, der die Hoffnung verloren hat. Entschieden alles, was sich auf
die leuchtende Zukunft bezieht, verbindet sich mit dem Licht. Doch die Menschen
verstehen es nicht, sich des Lichts als Energie zu erfreuen.
Sowohl der Arzt als auch der Wissenschaftler
machen sich schuldig, wenn sie Heilungen durch Licht vornehmen, die Gelegenheit
aber nicht nutzen, um die Bedeutung des Lichts zu erklären; der Strahl des
Lichtes wirkt auf alles: auf Muskeln, Knochen und Nerven. Das Gehirn lebt durch
Licht, die lebentragende Substanz des Gehirns benötigt Lichtstrahlen. Man kann
alle physiologischen Bedingungen aufzählen, sie werden sich als eine Lehre des
Lichts erweisen.
Man sollte Aufmerksamkeit entwickeln um zu
bemerken, welch ein bemerkenswerter Austausch sich zwischen den Ausstrahlungen
denkender Wesen und den äußeren Strahlen
[Russisches
Original. Seite 65.]
der
Unbegrenztheit vollzieht; die räumlichen Strahlen spannen sich wie silberne Fäden.
Bei elektrischen Erscheinungen kann man eine Kondensierung des Lichts wahrnehmen.
Die Hand des Menschen ruft ein wunderbares Feuer aus dem Raum hervor. Urusvati* weiß, dass durch eine einzige Berührung eine
nicht versengende Flamme emporlodert[18].
Solche Erscheinungen sind selten, aber sie
kommen vor und zeigen an, welche Bedeutung das Band der höheren Geistigkeit bei
der Übertragung eines räumlichen Stromes hat. Man sollte solche Zeichen aber völlig
ruhig aufnehmen. Licht ist mit Gereiztheit und Furcht unvereinbar.
145. Furcht und Schrecken bilden einen
eigenartigen Magneten. Man kann erraten, was von einem solchen finsteren
Magneten angezogen wird! Die Menschen bemerken, dass ihnen vor Angst dunkel vor
Augen wird. Finsternis bricht nämlich über den herein, der von Furcht ergriffen
ist.
Der Mensch ruft in jedem Augenblick Licht
oder Finsternis hervor.
Die Bewohner der Feinstofflichen Welt
sehen in der Tat sowohl die Erde als auch die Himmelskörper, die irdischen
Lichter werden jedoch von ihrem Bewusstsein anders umgewandelt. Ebenso ist es
mit den Gedanken der Feinstofflichen Welt; obwohl ihnen dieselbe Energie
zugrunde liegt, ist ihr Prozess von eigener Art. Das Gesetz des Gleichgewichts normalisiert
die gedanklichen Exzesse.
147. Am reinsten Ort ist der reinste
Schnee von irdischem und kosmischem Staub gesättigt – so erfüllt ist der Raum
selbst bei grober Beobachtung. Fügt viele Ströme und Strahlen hinzu, und ihr
erhaltet ein Bild der Wirklichkeit: hiermit sind inkarnierte Wesen umgeben.
Die Gedanken der Feinstofflichen Welt ergießen
sich unaufhörlich; manchmal wendet sich ein Mensch um und schreit von einem
Gedanken getroffen auf, doch er denkt gar nicht an etwas, das von außen herankommt.
Der Mensch sieht Funken und sogar feuriges Aufflammen, doch er schreibt sie
sich nur selbst zu.
Es ist unmöglich, die Menschen zu lehren,
sich gegenüber ihrer Umgebung achtungsvoll zu verhalten. Die Menschen können
das Gleichgewicht so wenig begreifen, dass sie entweder in Scheinheiligkeit verfallen
oder bis oben hin mit Eigendünkel erfüllt sind. Daher ist die Brücke zu den
fernen Welten für die Menschen so schwer zu erreichen.
148. Das
dritte Zeichen, das Heilige, das Geheimnis[19], wird auch nur
von wenigen erkannt. Der Leichtsinn flüstert, dass alles Heilige unnötig sei. Der
Eigendünkel gibt uns ein, dass alles zugänglich sein sollte, doch ein vom Blitz
geblendeter Mensch schreit wegen des unerträglichen Lichtes auf. Der Mensch,
niedergedrückt von dem Koloss des Gedankens, klagt über die Unmöglichkeit, ihn
zu erfassen. Wahrlich, das Heilige ist die Angemessenheit, welche die
Möglichkeit bietet, sich zu erheben, ohne zu schwanken.
Durch das Geheimnis wird die Welt
erhalten. Es gibt keine Grenzen der Unbegrenztheit.
In der
nötigen und einfachsten Form sagt der Guru,
[Russisches Original. Seite 67.]
was besonders notwendig ist. Hütet er etwas Heiliges,
bedeutet das, dass dies vorübergehend notwendig ist. Es kann kein Verdacht
aufkommen, dass der Guru etwas zum Schaden verheimlicht. Man muss den Guru als
Führer annehmen, auf diese Weise verwandelt sich auch der Begriff des Geheimnisses.
Es wichtig,
sich anzueignen, dass das so genannte Große Geheimnis kein Hindernis ist,
sondern nur ein Schutz auf dem Pfad. Wenn ein Mensch sich aus Zweifel oder
Furcht noch nicht auf den Weg gemacht hat, wird ihn keine Maßnahme vorwärtsbewegen.
Ein solcher Wanderer wird auf dem Weg wieder umkehren, zurückgehen ist aber abscheulich.
Daher hilft der Guru, den besten Weg zu finden. Er erklärt, dass Heiligkeit ein
Schatz ist, den niemand entwenden kann.
150. Verlust der Angemessenheit bedeutet Verlust
des Pfades. Kann man etwas widerlegen, das unbekannt ist? Kann man im Angesicht
der Unbegrenztheit Endlichkeit behaupten? Kann man Verleumdung zulassen, wenn
das Gesprächsthema unbekannt ist? Kann man sich allem Licht und allen Gedanken widersetzen?
Wie Wahnsinn den Verstand trübt, versenkt Verrat am Pfad des Lichts einen in Finsternis.
151. Die Namen der Verräter werden auch in
der Geschichte der Menschheit verzeichnet. Doch wo können sich Verräter in der
Feinstofflichen Welt verbergen, wenn ihr Gedächtnis sich wieder klärt? Nicht
Scham vor den anderen, sondern die unlöschbare Bitterkeit der Schmach im Herzen
treibt die Verräter ins Eis und ins Feuer.
Und wo sind jene, die ihnen den Verrat
eingeflüstert haben? Weshalb stehen sie ihren Söhnen nicht bei? Sie schicken
sich gar nicht an, sie in der Finsternis zu suchen. Schrecklich ist der Zustand
der Verräter: Mörder des Körpers und des Geistes!
[Russisches
Original. Seite 68.]
152. Man darf nicht unvorsichtig Gift
verschütten. Viele werden angesteckt und niemand weiß, wo sich das Gift
befindet. Ihr finsteren Vergifter, kennt ihr alle eure Opfer? Ihr werdet aber
nicht unwissend bleiben. Eure Augen werden sich auftun und das ganze Ausmaß
eures Handelns schauen: So verurteilen sich Vergifter selbst.
153. Jeder Mensch birgt ein Geheimnis. Der
Schleier der Vergangenheit wird selten gelüftet, nämlich nur dann, wenn die
feinstoffliche Energie auch im irdischen Leben reichlich vorhanden ist. Nur wenn
der Mensch die Erdengrenze überschreitet, wird er in der Erkenntnis eines
Teiles seines Geheimnisses erleuchtet. Bemerkenswert ist
der Prozess, wenn die feinstoffliche Energie den Kelch der Aufspeicherungen
öffnet. Die Erinnerung wird plötzlich erleuchtet, und die Vergangenheit
tritt in ihrer Rechtmäßigkeit hervor.
Es ist erstaunlich, wie sehr sich der
Mensch in dem Moment verwandelt, in dem er die irdische Sphäre verlässt. Die
Menschen nennen es Tod, doch es ist eine Geburt; deshalb ist es sehr
bedauerlich, wenn der feinstoffliche Körper lange in Schlummer verharrt.
Besonders bemerkenswert ist der Übergang unter
Wahrung des Bewusstseins; dann kann man sich deutlich vorstellen, wie die
irdischen Lumpen abfallen und die unvergängliche Aufspeicherung auftaucht – sie
kann sich als ein wahrer Schatz erweisen. Man kann verstehen, warum ein solcher
höchst feinstoffliche Schatz in groben Verhältnissen nicht offenbart werden
kann.
154. Die Menschen können die irdischen
Zustände verfeinern; es geht aber nicht um Reichtum oder Macht, sondern um
jenes Erbeben der Feierlichkeit, das auserwählten Feinfühligen zugänglich ist.
Jedes solches höhere Erbeben ist bereits ein Sieg über das Fleisch.
An Festtagen nimmt
man das altehrwürdige Gewebe
[Russisches Original. Seite 69.]
aus dem heiligen Schrein. Man kann die feinste Arbeit nicht jeden Tag dem wilden
Orkan aussetzen. Man kann frohlocken, wenn im irdischen Leben die Arbeit eine höhere
Freude bereitet.
155. Außer Erdbeben kann es auch Luftbeben
geben. Es kann eine Art von Kontusionen[20] geben,
bei denen die irdische Sphäre erschüttert wird. Der Grund liegt nicht nur in sich
kreuzenden Strömen, sondern auch in den Bedingungen der Feinstofflichen Welt.
Bei Entdeckungen kann man nicht selten etwas
Unerklärliches erspüren. Dabei kann man sich der Unsichtbaren Welt entsinnen,
die voller Energie ist. Ich denke, man kann den Schriftstellern vorschlagen, solche
unbekannten Tatsachen zu sammeln; so lässt sich ein Buch mit neuen
Gegenüberstellungen füllen.
156. Wenn die Einwirkungen
der Feinstofflichen Welt so häufig sind, sollten tiefe und anhaltende
Beziehungen zwischen den Mitarbeitern der beiden Welten hergestellt werden. So
ist es auch. Dabei werden die Beziehungen nicht so sehr gemäß der Blutsverwandtschaft,
sondern vielmehr entsprechend der geistigen Verwandtschaft hergestellt.
Oft begegnen solche Mitarbeiter einander
auch auf der irdischen Ebene; wenn sie auch infolge Verschiedenheit der
Volkszugehörigkeit und der Umstände getrennt sein mögen, wird sie doch ein
inneres Gefühl einander annähern. Unter ihnen wird sehr leicht Vertrauen
aufkommen, obgleich es auch hier gegenteilige Ausnahmen geben kann.
Undankbarkeit ist ein Versinken in die
Finsternis.
157. Das Leben des Planeten kann als die
Gesamtheit aller auf ihm geschaffenen Vorhaben verstanden werden. Umso größer
ist die Verantwortung aller denkenden Bewohner des Planeten. Man meint, sie
seien die Krone des Planeten, doch wenn sich in der Krone statt Edelsteinen
[Russisches
Original. Seite 70.]
Kohlestücke
finden, wird der Schaden von planetarem Ausmaß sein. Es ergibt sich eine
Durchkreuzung aller verbindenden Ströme.
158. Wenn Ich über Beziehungen mit der
Feinstofflichen Welt spreche, rate Ich nicht zu irgendwelchen künstlichen
Maßnahmen für solche Beziehungen. Diese Beziehungen bestehen auf natürliche
Weise im ganzen Leben. Man sollte nur lernen, sie nüchtern zu betrachten. Ohne jede Narkotika kann man viele Zeichen um sich herum
bemerken, die deutlich über die Grenzen des engen irdischen Daseins hinausgehen.
Man muss verstehen, wie sehr solche
natürlichen Beobachtungen die menschliche Vorstellung vom Leben erweitern
können. Gebet verwandelt sich in ein Gespräch, und die Verehrung wird nicht
dogmatisch, sondern lebendig und voller Liebe sein.
Ohne Liebe gibt es keine Schöpfung
159. Man kann sich über das freuen, was im
Herzen einen Platz findet, mit anderen Worten, über das, was wir lieben. Kann
man ohne Liebe Zeichen von Gedanken, des Geheimnisses oder des Lichts aussprechen?
Das Geheimnis wird sich in Verheimlichung, der Gedanke in Absicht und das Licht
in eine Feuersbrunst verwandeln – so kann man das Schönste entstellen.
Doch der wahre Pfad über die Liebe lässt
keine Lästerung zu. Das Illusorische verwandelt sich in Wirklichkeit; der
Geschäftslärm nimmt den ihm gebührenden Platz ein; und der Mensch erkennt, was
Feierlichkeit ist.
So erstrahlt der Große Dienst.
Die überklugen weltlichen „Weisen“ versuchen
zu beweisen, dass eure Empfindungen lediglich Autosuggestion seien, doch für jede
Autosuggestion muss man einen gedanklichen Befehl voraussenden. Ihr aber wisst
sehr gut, dass ein solches Gefühlwissen unerwartet und außerhalb der
menschlichen Vorstellungen heranfliegt.
Ihr werdet in ferne Länder versetzt – die
Offenbarungen des Geistes sind schnell wie das Licht. So kann man beginnen, die
Geschwindigkeit der Fortbewegung in der Feinstofflichen Welt zu erkennen.
161. Für jede wahre
Erkenntnis sind volles Vertrauen und Natürlichkeit erforderlich. Man sollte diese
Begriffe nachdrücklich als Grundlage des Fortschritts bestätigen. Man kann
nachweisen, dass Zweifel und Künstlichkeit die ärgsten Feinde sind. Sie
verzehren die Lebensenergie. Sie sind wie spitze Hindernisse. Wie viel Kraft
muss man aufwenden, um den Pfad mit solchen mörderischen Sprüngen fortzusetzen!
Deshalb kann der heilige Klang den Gedanken zur Grundlage und zum Licht
zurückführen.
So wollen wir alle Hindernisse überwinden
und liebgewinnen. Wir wollen über das, was man liebgewinnen soll, nicht lange sprechen,
denn das Herz weiß es.
162. Die Finsternis ist endlich und das
Licht unbegrenzt. Wer diese einfachste Wahrheit kennt, ist schon unbesiegbar.
Jede Annahme, das Licht sei schwach
[Russisches
Original. Seite 72.]
und die
Finsternis stark, macht den Sieg unmöglich. Wieviel man auch immer einem
Kleingläubigen gibt, er wird alles im Meer der Finsternis versenken. Daher wollen
wir das Sicherste, die Waffe des Lichts ergreifen.
Man möge
sich nicht wundern, wenn man die ständigen Versuche sieht, vom Gesetz der
Ordnung abzuweichen. Die Kraft des Chaos gleicht einem Wasserstrudel, und
schwache Bewusstseine werden leicht ein Opfer dieser Epidemie. Man sollte den Andrang
des Chaos nämlich als eine ansteckende Epidemie betrachten.
Beobachtet
und vergleicht die Ereignisse. Solche Beobachtungen helfen, das Gesetz der Entsprechung
und der Verkettung zu verstehen. Die Lehre gibt Hinweise, die von der
Wirklichkeit bestätigt werden.
164. Warum schenken
die Ärzte dem atmosphärischen Druck so wenig Beachtung? Sie schicken die
Patienten in die Bäder, an die See oder in die Berge, warnen sie aber nicht,
dass infolge der Einwirkung von Strömen die Luftbeschaffenheit dort völlig
anders sein kann. Es bestehen verschiedene Beobachtungsstationen, diese sollten
aber auch als Verbreiter von Informationen dienen,
[Russisches
Original. Seite 73.]
die für
die ärztliche Arbeit nützlich sind. Die Gesundheit muss vom Staat geschützt
werden.
165. Es wurde richtig bemerkt, dass starke
Einwirkungen eigene Wege beschreiten. Oft werden die Menschen äußerlich
widersprechen, selbst aber das Gesandte gern annehmen.
Für Uns ist es wichtig, dass etwas
Nützliches geschieht. Man sollte nicht darauf bestehen, dass etwas nach dem
Maßstab des heutigen Tages vor sich geht – wichtig ist das Ergebnis. Wir müssen duldsam sein und dürfen Unfähigkeit und Grobheit
keine Beachtung schenken. Deshalb müssen wir auf die wesentliche Natur dessen
Geschehens schauen.
166. Ich denke, man kann Kinder von klein
auf zum Erkennen der Höheren Welt hinlenken. Das wird kein Zwang sein, denn es
hilft den Kindern, sich des vielen zu entsinnen, was schnell vergessen wird. Dabei
erwacht eine solche Erscheinung in unvergleichlich schönen Formen. Das Volk
strebt nach Schönheit und Feierlichkeit, auf einer solche Grundlage kann man
von der überirdischen Größe erzählen. Man soll die Länder nicht von ihren
besten Aufspeicherungen losreißen – jede Nation hat ihren eigenen Ausdruck.
Beschränkungen kann man nur durch eine Erweiterung
des Bewusstseins überwinden. Man muss wissen, wie man bei einer Erweiterung des
Bewusstseins vorsichtig das Herz der Menschheit erreichen kann. Es wurden zwar
schon viele Grenzen ausgerottet, doch bei solchen neuen Pfaden bedarf es einer
besonderen Menschenliebe.
Man muss diese Eigenschaft ebenso wie Reinheit
des Körpers und des Geistes großziehen. Möge die Hygiene des Geistes an den
Schulen ihren Platz einnehmen, dann werden die Erhabenen Gespräche die besten
Stunden sein.
[Russisches
Original. Seite 74.]
167. Das Leben bedarf keiner Versuchungen.
Das Leben kann unter beliebigen Bedingungen verklärt werden. Die Gemeinschaft
des Geistes ist die höchste Verklärung des Lebens. Viele Unwissende wollen
nicht begreifen, dass die Gemeinschaft des Geistes nicht von einer äußeren Form
abhängt. Sie bildet sich dort, wo das Konzept der Erweiterung des Bewusstseins lebendig
ist.
168. Gemeinschaft des Geistes ist möglich,
wo ein lebendiger Magnet vorhanden ist; dort kann man sich über alle irdischen
Grenzen hinweg jeder Kooperation oder Gemeinschaft anschließen. Wenn die Gemeinschaft
allein im Dienst der Wahrheit lebt, gibt es keine Hindernisse, und eine besondere
gegenseitige Hilfe wird ein natürlicher Ausdruck sein.
Dankbarkeit wächst ohne Zwang, deshalb verwirklicht
besonders die Offenbarung von Freude die Gemeinschaft des Geistes – ein jeder
möchte gern etwas Besseres tun.
169. Man muss die Bücher über die Ursprünge
und die Grundlagen noch einmal lesen. Überhaupt ist es notwendig, den durch das
Lesen entstandenen Eindruck zu erneuern. Es ist falsch zu meinen, dass ein vor
drei Jahren gelesenes Buch bei erneutem Lesen nicht neu sein wird. Der Mensch selbst
hat sich in diesen Jahren verändert. Sein Bewusstsein und sein Verständnis konnten
nicht auf dem gleichen Niveau stehenbleiben; in seiner ganzen Umgebung ging
eine Veränderung vor sich, und er kann nicht zu den früheren Bedingungen
zurückkehren.
Bei einem erneuerten Horizont wird der
Mensch im Buch neue Inhalte erblicken. Deshalb sollte ein gelesenes Buch nicht
für immer in den Kerker gestürzt werden. Das Wissen lebt weiter, und jedes
seiner Zeichen muss lebendig sein.
170. Der Mensch kennt seine beste Tat
nicht, deshalb zeugt es von Unwissenheit, sich seiner Taten zu rühmen.
Menschliches Handeln hängt von vielen
Bedingungen ab. Die fernen Welten sind entweder Helfer oder Gegner. Die
Ursachen und Motive sind auf derart langen Schriftrollen eingeschrieben, dass
die Ergebnisse nicht von menschlichen Augen gelesen werden können.
Deshalb wollen wir selbst unsere ganze
Kraft und die besten Bestrebungen aufwenden, das Urteil aber der Höheren Welt
überlassen.
171. Beobachtet, was in euren Gefühlen beim
Höchsten Gespräch vor sich geht. Man kann bemerken, dass das Gefühl in den
Gliedmaßen allmählich schwindet und schließlich nur das Herz gespürt wird. Das
ist kein Schmerz, sondern eine Art Anspannung und Erfülltsein. Das Gespräch
kann in jeder beliebigen Körperstellung vor sich gehen: stehend, sitzend oder
liegend.
Das Auftreten des besagten Gefühls im Herzen
wird der „Silberne Faden“ genannt. Er kann gleichsam sich aufwickeln und
anziehen, doch eine solche Verbindung ist ein Anzeichen der Nähe.
172. Die Menschen sprechen oft von
Doppelgängern; es ist, als ob sie sich selbst sehen würden. Für eine solche Erscheinung
gibt es viele Erklärungen. Gewöhnlich vergisst man die natürlichste, nämlich
das Austreten des Astralkörpers. Der feinstoffliche Körper tritt öfter aus, als
man denkt. Er kann sich verdichten*, doch nicht alle werden ihn sehen; um den
feinstofflichen Körper zu sehen, bedarf es eines gewissen Grades von
Hellsichtigkeit.
Doch der Mensch kann sich sowohl im
Zustand der Schläfrigkeit als auch beim Wachsein leicht selbst sehen. Wenige schenken
dem Übergangszustand der Schläfrigkeit Beachtung. Indessen treten gerade in
diesem Zustand bedeutsame Erscheinungen auf.
[Russisches
Original. Seite 76.]
Der Mensch beschäftigt sich jedoch im
gewöhnlichen Leben nicht mit solchen Beobachtungen: Entweder lehnt er das
Lehrreiche seiner Empfindungen völlig ab, oder er fällt in eine künstliche Anspannung,
die man nicht als natürlich ansehen kann; daher ist es so notwendig, nach Gleichgewicht
zu suchen. Wenn dies schwierig herzustellen ist, sollte
man wenigstens daran denken und danach streben.
173. Die Menschen wollen alles gewöhnlich
und nichtig machen; sehen sie jedoch etwas, das nicht in ihre Rahmen passt, entsteht
anstatt Aufmerksamkeit Verwirrung. Das Auftreten eines so ungewöhnlichen Ausmaßes
von Ereignissen wird natürlich als Zufall angesehen. So unvernünftig werden sehr
wertvolle Gewebe zerrissen.
Die Klarheit der Ereignisse ist oft erschütternd,
doch dessen ungeachtet finden sich Worte, die sogar die Offensichtlichkeit zerstören.
Die Menschen verstehen es, Steine zu zertrümmern und in diesen Schotterhaufen
zu verbleiben.
174. Die Menschheit verwischt den
Unterschied zwischen den Volksstämmen, weshalb man mit besonderer Vorsicht über
Volksstämme sprechen sollte. Sogar die Stämme, die sich im Aussehen und in der
Sprache noch unterscheiden, werden von jeher nicht ihrem Wesen nach voneinander
getrennt. Bei den herkömmlichen Bezeichnungen ist die Unterteilung deutlich,
aber nicht, was das Blut betrifft. Es vollzieht sich eine Vermengung, die beim
Rassenwechsel so charakteristisch ist. Umso mehr ist es angebracht, über die
Menschheit als Ganzes zu sprechen und nicht über die herkömmlichen
verschlungenen Zweige.
Es ist bedeutsam, die Einheit der übergegebenen
Grundlagen zu beobachten. Man sollte den individuellen Ausdruck eines jeden
Menschen nicht vergessen, er wird nur selten
[Russisches
Original. Seite 77.]
stammesbedingt
sein. Die Geschichte jedes Staates zeigt, wie viele Wanderer sein Land durchschritten
haben. Ein ehrliches Studium erlaubt es, an die Menschheit als Ganzes zu denken.
175. Man soll sich oft dem Gedanken von
der Menschheit als einem einzigen Herzen zuwenden. Es gibt zu viel Unwissenheit
und Hindernisse überall dort, wo freundschaftliche Zusammenarbeit herrschen
sollte. Über die Aufspaltung des Herzens der Menschheit müsste eine Geschichte
geschrieben werden.
176. Bei den psychischen Forschungen ist
etwas ganz Wesentliches vergessen worden. Niemals hat man Vergleiche zwischen dem
Bewusstsein des niedersten Wilden und dem des größten Denkers angestellt. Eine
solche Arbeit erfordert natürlich langwierige Beobachtungen. Doch der Unterschied
zwischen solchen Bewusstseinen wird auffallend sein. Er erlaubt nicht nur, über
die vielfältigen Unterschiede innerhalb der Menschheit zu urteilen, sondern lenkt
den Gedanken auch auf das Bewusstsein des Tier- und Pflanzenreiches.
Wahrlich, Tiere haben ein entwickeltes
Bewusstsein. Das zeigt sich nicht nur bei zahmen, sondern gerade auch bei wild
lebenden Tieren.
Es ist auch nicht abwegig, von einem
Bewusstsein der Pflanzen zu sprechen. Wir kennen bereits die Nerven von Pflanzen,
doch darüber hinaus kann man nicht nur ein Einfühlungsvermögen für Licht,
sondern auch eine Anhänglichkeit an einen bestimmten Menschen feststellen. Auf
der einen Seite gibt es die menschliche psychische Energie, auf der anderen aber
auch die Neigung zu einer bestimmten Person. Man kann bemerken, wie Pflanzen selbst
zu ungewohnter Zeit blühen, um einen geliebten Menschen zu erfreuen. Man kann viele
Einzelheiten anführen, die durch unmittelbare Beobachtungen festgestellt
werden.
[Russisches
Original. Seite 78.]
Wir möchten die Menschen daran erinnern,
dass das Bewusstsein viel tiefer lebt als angenommen wird.
177. Auch Minerale haben einen Keim von Bewusstsein,
doch sein Ausdruck ist von dem der Menschheit zu weit entfernt.
Man kann viele Experimente mit der Sprache
und dem Gedanken durchführen, doch für eine solche Forschung ist viel Zeit und
besondere Geduld erforderlich. Wer wird sich dafür aufopfern, ohne sichtbare Ergebnisse
die Beobachtungen hartnäckig fortzusetzen? Man sollte aber wissen, dass sich an
unerwarteter Stelle Resultate zeigen können.
Die Gesetze der psychischen Energie sind
doch mitunter schwer zu erfassen. Sie wirken viel weiter als das menschliche
Vorstellungsvermögen reicht.
178. Bosheit ist wie Rost.
179. Man kann nicht in Bosheit verharren,
ohne das Bewusstsein zu vergiften. Durch Bosheit wird nicht nur ein körperliches
Gift, sondern auch eine viel schlimmere Zersetzung hervorgerufen; durch sie entsteht
ein Großteil des kosmischen Schmutzes. Wir können boshafte Zerstörung nicht
gleichgültig mit ansehen.
180. Ich habe bereits über die Vielschichtigkeit
der Gesetze der psychischen Energie gesprochen. Ihr konntet euch kürzlich wieder
davon überzeugen.
Eine Person erhält von jemandem, den sie
noch nie gesehen hat, eine (…) Nachricht über einen Gedenktag. Bedenkt man die
Zweckmäßigkeit einer solchen Anziehung eines Menschen, kann man verstehen, wie rechtzeitig
eine solche Handlung erfolgt. Ein weit entfernter Mensch erhält eine psychische
Botschaft, und genau dadurch verstärkt sich die Verbindung mit fernen Teilen
der Welt.
Deshalb sollte man psychische
Manifestationen
[Russisches
Original. Seite 79.]
in
weitem Maß erforschen. Es ist schwierig, die Wirkungen
der psychischen Energie zu verbinden, wenn es keinen gegenseitigen
Informationsaustausch gibt. Daher sollten Ärzte und Wissenschaftler die Fakten
genau vergleichen.
181. Wahrlich, ein bekannter Arzt heilt
nicht nur durch Medikamente, sondern mittels psychischer Energie. Diese Energie
bedarf einer Ergänzung, und diese Verstärkung geht vom Aschram aus. Auf diese
Weise seht ihr eine Zusammenarbeit auf weite Entfernung. Jene, welche die
Energie aussenden, können zwar nur ihr Ausströmen fühlen, empfangen aber
ihrerseits einen nützlichen Strahl.
182. Sogenannte symbolische Träume bringen
die Verbindung mit der Unsichtbaren Welt in einem hohen Grad zum Ausdruck. Das Bewusstsein
allein kann keine Synthese herstellen, es muss einen Impuls von Oben erhalten,
um die Zukunft in einem einfachen und klaren Symbol zu sehen.
Er lud
Freunde ein, um bekannte Schriftsteller zu hören; gleichzeitig präparierte er
einige chemische Zusammensetzungen, die Lachen oder Weinen, Gereiztheit oder
Rührung hervorrufen konnten. Bei den gefühlvollsten Stellen der Lesung füllte
der Chemiker den Raum mit einem gegensätzlich wirkenden Gas. So kam es, dass
die Zuhörer bei einer Beerdigungsszene lachten, bei fröhlichen Szenen weinten
und bei der Beschreibung friedlicher Ereignisse in Zorn gerieten. So wurde nach
einer Reihe von Experimenten deutlich, wie sehr das Wort von etwas Unsichtbarem
und Unhörbarem beherrscht wird.
[Russisches Original. Seite 80.]
Wenn sogar
verhältnismäßig grobe Einwirkungen von Gasen eine Rede und die von ihr
geschaffenen Formen in ihr Gegenteil kehren können, wie weit stärker ist dann
die Einwirkung der psychischen Energie des Gedankens, der auch Formen schafft?
So durchvollziehen
sowohl grobe als auch erhabene Einwirkungen das ganze Leben. Es ist richtig,
sowohl die finsterste Besessenheit* als auch die höchste Inspiration zu kennen.
Nennt sie, wie ihr wollt, doch es gibt solche Einwirkungen.
184. Ein erfahrener Arzt, der ärztliche
Hilfe leistet, sagt zu dem Kranken: Vergiss deine Krankheit. Er weiß, dass die
Menschen es gewöhnlich nicht verstehen, sich selbst Genesung zu suggerieren. Mögen
sie sich deshalb nicht durch Zweifel über ihren Zustand erschöpfen. Die
Menschen könnten ihre Gesundung beschleunigen, indem sie ihre Kräfte auf die
Heilung lenken, aber sie ziehen es vor, sich zu schwächen und ermöglichen der
Natur nicht, ihre segensreiche Tätigkeit zu entfalten.
Ist es nicht
nützlich, an Einwirkungen zu erinnern, wenn wir von den Höheren Welten
sprechen?
185. Wer Einwirkungen sendet, weiß nicht
immer, was damit geschaffen wird. Er bemerkt, dass Energie abfließt, er kann
eine plötzliche Erschöpfung verspüren, doch wie ein freigiebiger Spender kennt
er das Ausmaß seiner Wohltaten nicht. Zuerst kommt Mitleid auf und dann die Liebe
zur Menschheit.
Derjenige, der liebt, hat Zugang zum Höchsten
Gespräch.
186. Sobald ein Mensch sich aller Einwirkungen
bewusst wird, kann er mit selbständiger Tätigkeit beginnen. Er lernt zu
unterscheiden, wo höhere Hieroinspiration* und wo niedere Zerstörung ist. Es
ist nicht leicht,
[Russisches
Original. Seite 81.]
alle
Winkelzüge zu durchschauen, doch es ist ein Glück, wenn das Herz durch die Erkenntnis
der Nützlichkeit für die Höhere Welt erbebt.
Im ganzen Leben sind Berührungen mit der
Höheren Welt verstreut, sogar in den kleinen alltäglichen Geschäften kann man
Funken höherer Anspannung erkennen. Es gibt keine Tätigkeiten, die nicht angespannt
werden, wenn sie die Höhere Welt berühren.
Man sollte eine solche Anspannung liebgewinnen,
ohne sie kann es keinen Großen Dienst geben!
187. Wenn ein Mensch zur Höheren Welt
strebt, wird er keine schlechten Taten begehen. Allein die Benennung „Höhere
Welt“ zeigt schon an, dass alles erhaben ist, was mit ihr zusammenhängt. Die
Menschen mögen ein solches Streben unterschiedlich benennen, sein Wesen aber
ist eins, und die Tätigkeit bei ihm ist für die Menschheit immer nützlich. Ich spreche nicht von äußerer Tätigkeit, sondern vom
Herzfeuer, das mit seiner herrlichen Qualität jede Arbeit erwärmt.
188. Ein Schmied schlägt mit seinem Hammer
viele Funken. Denken wir nicht, er sei bloß ein ungelernter Arbeiter. Die Zeit
ist gekommen, das Kastenwesen abzuändern. Sein Ursprung verliert sich in den
Jahrhunderten, seine Auswirkungen aber sind vor aller Augen.
Deshalb möge jedes Herz der Höheren Welt
seinen besten Gedanken darbieten.
189. Der Dreiklang wird wie Om
ausgesprochen! Es ist, als würden zwei Buchstaben miteinander verschmelzen, in
Wirklichkeit jedoch verschmelzen die Grundlage und der Ursprung zu dem einen Unteilbaren.
Überall kann man beobachten, wie zweckmäßig die Gesetze des Klanges festgelegt
sind.
190. Wer ein leichtes Leben wünscht, für
den wäre es besser, gar nicht zu
[Russisches
Original. Seite 82.]
leben.
Wer eigenwillig fordert, nach Verdienst bezahlt zu werden, möge nicht an die
Höhere Welt denken. Wer in der materiellen Welt einen Wert sieht, wird in der
Höheren Welt ein Bettler sein.
191. Verstehen wir Wert nicht nur nach
irdischen Maßstäben, dieses Maß wird in der Feinstofflichen Welt gar nicht
angewandt. Lernen wir, Maßstäbe leicht zu erweitern; sonst werden uns sogar die
kleinsten Teilchen des Raumes erdrücken.
192. Möge niemand denken, dass Wir mit
Unseren Aufrufen zur Höheren Welt von der Erde losreißen. Im Gegenteil, die
Größe der Höheren Welt bestätigt nur alle anderen Lebenserscheinungen. Die Erde
kann kein nichtiger Planet sein, wenn sie in dieselbe Energie gehüllt ist, die
das höhere Licht erfüllt. Jeder Vergleich mit der Höheren Welt verleiht auch den
irdischen Gedanken eine gute Qualität.
Nur das Böse kann die Welten trennen; nur Unwissenheit
kann die Erscheinungen zergliedern; nur Unverständnis
kann warnen, das irdische Leben sei kein Teil der herrlichen Schöpfung: Deshalb
wollen wir die ganze Wissenschaft so ausrichten, dass sie zu rechter Erkenntnis
gelangt. Nichts kann das Herz abwenden, wenn in ihm das Gefühl der Hingabe und der
Schönheitssinn lebt.
193. Die Hausfrau,
die aus Milch Butterstückchen rührt, hat damit bereits einen sehr wichtigen
Aspekt der Kosmogonie kennengelernt. Sie hat verstanden, wie sich Himmelskörper
bilden. Bevor sie mit dem Buttern begann, richtete die Hausfrau ihre Gedanken darauf;
nur durch die Vereinigung des Gedankens mit dem Buttern ist die nützliche Masse
entstanden; danach entsteht auch Käse, und damit bereits
Keime einer Bevölkerung.
Lächeln wir über einen solchen Mikrokosmos
nicht, dieselbe Energie lässt auch
[Russisches
Original. Seite 83.]
die Systeme
der Welten rotieren. Es ist nur notwendig, die Bedeutung des Gedankens, die
Bedeutung der großen Energie klar zu erkennen. Ist es nicht wunderbar, dass
dieselbe Energie im Herzen eines jedes Menschen strahlt?
Anhand von Briefen kann man die Qualität des
Schreibers erkennen – dies kann man auch auf andere Gegenstände ausweiten. Das
Antlitz des Menschen ist kein Geheimnis.
195. Solange die Menschen sich individuell
unterhalten, treten wenig Schwierigkeiten auf, doch jede Versammlung ist schon
voller Schwierigkeiten. Ein Mensch kann doch schon durch einen einzigen
Gedanken die Einheit einer beliebigen Versammlung stören.
Man hat versucht, die Bewusstseine von
Menschen durch verschiedenes Räuchern und das Abbrennen von harzhaltigen
Substanzen einander anzunähern, doch auch solche Maßnahmen konnten Versammlungen
nicht in eine erhabene Stimmung versetzen. So ist es unmöglich, den Aufbau des
Tempels des Herzens durch irgendeinen Zwang zu erreichen. Die verschiedenen
Zeitalter und Religionen vermochten es nicht, die Menschen zu einem vereinten erhabenen
Aufschwung zusammenzurufen.
Doch man kann sich eine Gruppe von Menschen
vorstellen, die ohne Zwang zusammenkommen; sie können allmählich den Gedanken
verstehen, der zur Höheren Welt führt. Man kann sich freuen, wenn sich Menschen
im Namen des Guten versammeln und sich entschließen, dieses heilsame Gute auf
allen Wegen zu tragen.
[Russisches
Original. Seite 84.]
Ich bestätige, dass man viele nützliche
Taten vollbringen kann, wenn die Energie nicht für untätigen Zank und Streit vergeudet
wird. Wo wird es ein Höchstes Gespräch geben, wenn Hirn und Herz sich in eine
rote Flamme hüllen? Noch nicht einmal der Kampf für die Höhere Welt wird eine
rote Flamme hervorbringen. Das Licht des Mutes mag rubinrot leuchten, doch jede
Gereiztheit ist schon eine Schwächung.
196. Kurukshetra[21] ist
hier auf Erden. Harmagedon stellt ein irdisches Schlachtfeld dar. Auch die
heiligen Kriege des alten Babylon haben irdische Bezeichnungen. Das
Höchstgeistige auf Erden wurde benannt.
Erkennen wir also die Unteilbarkeit der
Welten. Wenn die Menschen das Leben auf der Größe der Unteilbarkeit aufbauen,
werden sie das ganze Dasein verklären.
197. Opfer und
Hilfe entstehen im Verborgenen, das liegt in der Natur dieser Taten. Nur die
Höhere Welt weiß, wer wem geholfen hat. Die Opfer sind auf unvergänglichen
Rollen niedergeschrieben. Herrlich ist das Gesetz des verborgenen Herzensopfers.
198. Alle Religionen untersagen, den
Höchsten Namen unnütz auszusprechen; auch dieses Gesetz ist herrlich, in ihm
äußert sich höchste Angemessenheit. Sogar irdische Kinder werden beschützt, wie
behutsam sollte man dann mit dem höchsten Begriff umgehen.
Als Ich dazu riet, Angemessenheit auf eine
Säule einzuschreiben[22],
konnte jeder den auffallenden Fortschritt verstehen. Und dennoch finden sich
Zweibeiner, die sich auf das Podest stellen. Finster ist der Abgrund der
Unwissenheit!
199. Es heißt: „Es wird viele Mütter,
Väter, Ehefrauen, Schwestern und Brüder geben“[23] ,
doch noch nicht einmal dieser klare Hinweis
[Russisches
Original. Seite 85.]
veranlasst
die Menschen, darüber nachzudenken, wo dieses stattfinden wird. Sie wollen über
die irdischen Leben nicht nachdenken. Die weisesten Testamente erreichen
verstopfte Ohren nicht.
200. Können Böse über das Gute sprechen?
Werdet Schüler des Wissens und liebt die
Höhere Welt.
201. Die Funken der Gesetze der Höheren
Welt sind großzügig über dem Schoß der Erde ausgestreut worden. Man kann sie
als die kostbarsten Schätze sammeln. Bei solchen Sammlungen wird alles herrlich
werden. Die Höchste Zweckmäßigkeit ziert die Kombinationen eines freien
Willens, der die ganze Verkettung der wirkenden Teile versteht. Wahrhaftig, das
ganze Leben wird zu einer Erfüllung nützlicher Aufgaben, die von einem höheren
Gedanken anvertraut worden sind.
Nicht tief gebeugte Mühsal, sondern
heroische Überwindung wird das Zeichen der Liebe, der Siegerin sein!
202. Das Entflammen der Zentren hat nicht
genügend Aufmerksamkeit von Seiten der Ärzte hervorgerufen. Es ist sehr wichtig
festzustellen, dass das Entflammen jedes Zentrums die Symptome des örtlichen Organs
zeigt; das Organ selbst ist jedoch nicht krank, es vibriert nur entsprechend
dem Feuer des Zentrums. Man kann zeigen, wie viele falsche Krankheiten von den
Ärzten verkündet werden, wenn sie die grundsätzliche Ursache der Empfindungen
nicht anerkennen. Auch wird die eigentliche Ursache der
Entflammung wenig erforscht. Man kann auf rein kosmische Bedingungen hinweisen,
und auch der Zustand der Massen der Menschheit ist von nicht geringerer
Bedeutung.
Die Menschen,
welche die Last der Erde tragen, sind wie das Symbol des Riesen Atlas. Es gibt sehr
wenige solche Säulen der Welt; die Menschen sollten sie wie Blitzableiter behüten,
[Russisches
Original. Seite 86.]
doch
stattdessen lachen sie bestenfalls über irgendeine Hysterie und wollen sich
nicht in den Grund der Erscheinung vertiefen.
Solange die drei Welten und ihre
Wechselbeziehungen nicht erkannt werden, wird es kein Verstehen geben.
203. Kann man die Belagerung der Erde
ertragen, wenn die Hierarchie nicht erkannt wird? Die Lehre von der Höheren
Welt wird als rettender Faden gesandt. Ein solcher Faden kann sich in ein
festes Seil verwandeln, doch die irdischen Feuer können auch das stärkste Seil
durchbrennen. Deshalb können die irdischen Feuer dem Feuer der Höheren Welt
dienlich sein.
204. Wer die
Sphärenmusik zu vernehmen vermag, hört auch das Wehklagen des Raumes.
Betrachtet dieses Wehklagen nicht als abstraktes Symbol, es ertönt sowohl aus
der Feinstofflichen Welt als auch von der Erde. Die Menschheit mag
schlafen, ihr Herz aber kann wehklagen und stöhnen.
Im täglichen Leben schlafen viele Herzen,
doch wenn der Verstand nicht stört und das Bewusstsein erwacht, steht das Herz
vor der Wirklichkeit. Nicht ohne Grund heißt es, dass die Menschen am Tage
schlafen, des Nachts aber wachen.
Nach der Stärke des Wehklagens kann man das
Erwachen des Bewusstseins der Menschheit beurteilen. Es jammert, wenn die
Wirklichkeit offenbar wird. Es heißt auch: Der Basar ist ein Schleier vor der
Wirklichkeit. Unter dem Staub des Basars verstummt das Herz. Man muss sich der
Höheren Welt tief bewusst werden, um unter ihren Zeichen den Schmutz der Straße
durchschreiten zu können.
Man sollte wegen des schrecklichen räumlichen
Wehklagens nicht in Kummer verfallen. Es bringt die Verwirrung der Welt zum
Ausdruck,
[Russisches
Original. Seite 87.]
ihr aber
wisst, wie tief diese Verwirrung ist. Der Wissende ist nicht verwirrt. Wer mit
seinem Bewusstsein die Höhere Welt berührt, ist standhaft und unbesiegbar. Er
gab seinem unzerstörbaren und in Unbegrenztheit offenbarten Geist die Freiheit.
Man sollte bereit sein, nicht nur die erhabene
Sphärenmusik zu hören, sondern auch das Geheul des tierischen Entsetzens. Man
darf nicht nur eine Seite des Daseins kennen. Nur das Erkennen des gesamten Weltenaufbaus
wird den Sieg verwirklichen. Die Unvernünftigen fürchten jede Finsternis, für
den Wissenden jedoch ist selbst die Finsternis nur eine Gegenüberstellung zum Licht.
Wer die Welt des Lichtes kennt, fürchtet die Finsternis nicht.
Daher muss man die wunderbare Sphärenmusik
kennenlernen, aber auch verstehen, dass auf dieser Stufe auch das Wehklagen der
Welt vernommen wird.
205. Wenn wir die Fakten sammeln, werden wir
das Ungestüm der Ereignisse verstehen. Man kann sehen, welche nie dagewesenen Ereignisse
jede Stunde bringt.
206. Bei Experimenten mit psychischer
Energie sollte man den verschiedenen Nuancen der Manifestationen Beachtung
schenken. Zuerst wird die Beobachtung so etwas wie ein Schema enthüllen, doch ein
aufmerksamer Beobachter wird viele eigenartige Einzelheiten erfassen.
So habt ihr zum Beispiel über dem Gehirn des
Beobachteten eine ungewöhnliche, kreuzförmige Bewegung festgestellt. Wahrhaftig,
eine solche Bewegung ist höchst beklagenswert. Sie bedeutet entweder einen
fortgeschrittenen Grad von Besessenheit oder Wahnsinn. Ebenso
kann man bemerken, dass sich die Anzeige im Verlauf kürzester Zeit stark
verändert. Deshalb muss man wiederholt Beobachtungen durchführen.
Die
psychische Energie wird doch, wie die Meereswellen mit ihren zahlreichen Strömungen,
[Russisches Original. Seite 88.]
von vielen Bedingungen von innen und von außen
beeinflusst. Es ist sehr wichtig, solche Kurven als die Temperatur des Geistes
zu beobachten. Es ist auch sehr wichtig zu beachten, wann sich dieselbe
Eigenschaft zeigt, sowohl bei Lebenden als auch bei Toten.
Es gibt
viele Gründe für eine solche Erscheinung. Vielleicht ist das Leben bereits entwichen, vielleicht hat Besessenheit
die Grundnatur verdunkelt, vielleicht hat Zorn alle Zentren zum Erlöschen
gebracht. Vielleicht hat eine Krankheit vom Organismus Besitz ergriffen, doch eine
solche Erscheinung verdient auf alle Fälle Beachtung.
Man kann das Wachstum des Kreises des Bewusstseins
beobachten, und über eine solche Heldentat sollte man sich freuen. Ebenso muss
man jedwedem Zittern, Stocken, Unterbrechung und Abweichung von den richtigen Figuren
Aufmerksamkeit schenken. Sie hängen vom psychischen Zustand und verschiedenen Erkrankungen
ab. Deshalb muss man sowohl Gesunde als auch Kranke beobachten.
Die gleiche Aufgabe kann man mit
Manuskripten, farbigen Oberflächen und überhaupt mit Gegenständen fortsetzen,
die in den Händen von Menschen waren.
Auf diese Weise kann auch die Frage der
menschlichen Aura und der menschlichen Aufspeicherungen auf Gegenständen neuen
Auftrieb erhalten. Ein klares Bewusstsein des Beobachters selbst ist natürlich
eine große Hilfe. Gereiztheit ist ein schlechter Führer.
207. Aum mit seiner hohen Schwingung
versetzt das Bewusstsein in den besten Zustand für Beobachtungen der
psychischen Energie. Man kann sich freuen, wenn es gelingt, sich mit einfachen
Mitteln einem sehr wichtigen und anschaulichen Experiment zu nähern.
[Russisches
Original. Seite 89.]
208. Der Gedanke an Uns ist wie eine
Reinigung des Bewusstseins und gleicht einem Blick in die Ferne. Dann erlangt
der Geist eines Menschen einen besonderen Mut, der in ihm glimmt und durch Gefahren
hindurchträgt. Ohne die Höhere Welt ist es schwierig, sich auf den Weg zu machen.
209. Man sollte sich nicht verwirren
lassen, wenn das Wort Physiologie auf die Höhere Welt angewendet wird. Gewiss,
jeder bewusste Mensch könnte eine würdigere Bezeichnung wählen, doch für das
Durchschnittsverstehen sind Materie und Physiologie keine unrichtigen
Bezeichnungen. Materie ist Geist, Physiologie ist das Gesetz des Daseins. Niemand kann sagen, dass der Geist nicht alles
beinhaltet. Physiologie ist nur die herkömmliche Bezeichnung vieler wirkender
Gesetze.
Natürlich werden sich bei tiefschürfendem Studium
besser geeignete Namen finden lassen. Selbst für die erhabensten Begriffe kann
man Vergleiche im physischen Gebrauch finden. Die Menschen verschließen weder
einen schmerzenden Zahn noch eine offene Wunde ganz dicht. Sie verstehen, dass
es notwendig ist, Luft zuzuführen, um nicht der nützlichen Substanz zu berauben;
ebenso darf die geistige Erkenntnis nicht des Verkehrs mit der Höheren Welt
beraubt werden.
Wie für das irdische Leben körperliche
Hygiene unerlässlich ist, bedarf es ebenso der geistigen Prophylaxe. Wundert
euch nicht, dass Wir ärztliche Bezeichnungen auf den Geist anwenden; auf diese
Weise kann auch der Arzt spüren, dass seine Sphäre der Höheren Welt nahesteht.
Möge ein jeder sich auf seine Weise auf den
Einen Pfad begeben, selbst mit mechanischen Bezeichnungen.
210. Man darf also freie Erkenntnis
[Russisches
Original. Seite 90.]
nicht
verbieten. Ein solches Verbot wäre ein Beweis für Unwissenheit. Der wahre Pfad
zeichnet sich durch Erkenntnis aus. Je verschiedenartiger die Forschungen, desto
schöner die Ergebnisse. Für das erleuchtete Auge kann es keine finsteren Pfade
geben; beim Untersuchen der verschiedensten Forschungsgebiete der Menschheit
erkennt es das besonders Überzeugende.
Wir sind keine Verneiner, denn Verneinung erlaubt
kein tiefgründiges Studium. Viele Hieroglyphen sind über die ganze Welt ausgestreut,
doch den verborgenen Zeichen kann man nur mit gutem Willen näherkommen.
211. Die Menschen müssen sich von
jeglichem Hochmut in Bezug auf alles befreien, was ihnen unbekannt ist. So kann
man dauernd beobachten, dass die Unwissenden ein beleidigendes Urteil über
alles abgeben, was ihnen unzugänglich ist. Es ist unerlässlich, dass die führenden
Wissenschaftler ein würdiges Beispiel weiten Zulassens geben. Evolution völlig
ausgeschlossen, wenn die Menschen die Möglichkeit unbegrenzter Erkenntnis nicht
anerkennen.
Ich wiederhole: Erfolgreiche
Vervollkommnung beginnt mit Selbstvervollkommnung.
Jeder, der sich dem Großen Dienst anschließen
will, muss sich von Hochmut befreien!
212. Man muss sich bemühen, die
einfachsten Ursachen der Erscheinungen herauszufinden. Die Menschen bemerken, dass
Hellhören bei Tagesanbruch gelingt. Der Grund dafür wird jedoch weit von der
Wahrheit entfernt gesucht. Man nimmt an, dass der Organismus nach der Nacht
ausgeruht ist, und denkt, dass die Ströme vor Tagesanbruch helfen, vergisst
aber die einfachste und natürlichste Lösung. Der nächstliegende Grund liegt
natürlich
[Russisches
Original. Seite 91.]
darin,
dass der Mensch während des Schlafens mit der Feinstofflichen Welt in Berührung
gekommen ist und in ihr seine feinstofflichen Eigenschaften gesteigert hat.
Ähnliche Vergleiche kann man aus vielen
Gebieten anführen; sie alle beweisen aber nur, dass der Mensch zu wenig an die
höheren Welten denkt und sich so der richtigsten Lösung beraubt.
213. Schlaf ist ein Anschluss an die
Feinstoffliche Sphäre. Der Zustand des Schlafes ist vom Standpunkt der
psychischen Energie her aufschlussreich. Diese wird zweifellos gestärkt, aber
auf besondere Weise; mit anderen Worten, sie erwirbt die charakteristische
Eigenschaft der Feinstofflichen Welt.
214. Es gibt Menschen, die nicht verstehen
wollen, was Hochmut ist. Wir wollen ihnen helfen zu verstehen und sagen: „Setzt
nicht herab, und befreit euch von dem abscheulichen Wurm der Herabsetzung!“ Wer
herabsetzt ist fast einem Verräter gleich. In Anwesenheit solcher Vipern kann von
einem Gespräch mit der Höheren Welt keine Rede sein. Etwas nichtig machen ist
eine unwürdige Umgestaltung!
Wer an etwas Nichtiges denkt, befindet
sich selbst auf einem nichtigen Pfad. Mit Gedanken an Nichtiges ist ein Hohes
Gespräch unmöglich. Man kann sich mit einfachsten Ausdrücken unterhalten, doch muss
ihr Sinn nicht nichtig sein. Wer immer sich damit
befasst, seinen Nächsten in etwas Nichtiges zu verwandeln, misst nach seinem
eigenen nichtigen Maß.
215. Man kann derart feindlich
eingestellte Menschen finden, die in dem Wort Aum etwas Ungebührliches
argwöhnen. Sie fragen: „Warum wurden andere herrliche Symbole vergessen? Welche
Absicht steckt dahinter, andere ausgezeichnete Begriffe unerwähnt zu lassen?“
[Russisches
Original. Seite 92.]
Wir antworten: „Nichts ist vergessen, nichts
herabgesetzt und nichts zerstört worden. Wir sind keine Herabsetzer und leiden nicht
an Hochmut. Niemand kann aber dem Begriff Aum in seiner ganzen bedeutsamen Dreifaltigkeit
sein Alter rauben. Man darf die ursprünglichen Zeichen nicht verwerfen. Statt
feindseliger Unwissenheit offenbart lieber Menschlichkeit und zeigt Liebe zur
Erkenntnis. Seid erfolgreich durch Liebe!“
216. Es gibt
Menschen, die ohne einen Apparat Radiowellen auffangen können. An und für
sich stellt eine solche Fähigkeit keine besondere Errungenschaft dar, sie
liefert aber einen nützlichen Vergleich mit der Gedankenübertragung; die zugrundeliegende
Energie ist dieselbe. Wenn die viel gröbere Übertragung von Radiowellen aufgenommen
werden kann, ist auch die nächstfolgende Stufe vollkommen möglich. Die Menschen
empfangen dauernd Gedanken aus dem Raum und übertragen sie in ihre eigene
Sprache, doch selbst eine so einfache Wahrheit muss man wiederholen.
Es ist unverständlich, warum sich die
Menschen gegen die einfachste Erwägung sträuben, dass der Gedanke Energie ist.
Als ob eine solche Wahrheit das Heim der Menschen erschüttern könnte! Freilich,
die Energie kann einigen Staub ausschütteln, aber dafür wird das Haus reiner.
Versäumt keine Gelegenheit, über den
Gedanken als Antriebskraft zu sprechen!
217. Wenn der Körper durch eine Haltung
ermüdet ist, ist es ratsam, sie zu ändern. Ebenso ist es in allen
Lebensumständen. Jeder Wechsel hat seine Gründe. Lernen wir es, über sie nachzudenken,
so bestätigt jeder Zustand seine Vorzüge.
[Russisches
Original. Seite 93.]
So wiederhole ich es und bekräftige
Duldsamkeit.
218. Die Lebensgrundlage muss rein sein.
Wahrlich, manche Zweibeiner verbringen ihr ganzes Leben im Schmutz; irgendwie
vegetieren sie dahin, aber jeder, der Reinlichkeit gewohnt ist, erstickt im
Schmutz.
Ganz genauso verhält es sich mit der
Nahrung. Für jemanden, der reine Nahrung gewohnt ist, ist es ungesund, sich mit
etwas unreinem, zersetzendem anzufüllen. Wer von Kindheit an unreine Nahrung
gewohnt ist, ist nicht so anfällig für die Folgen; er muss aber bedenken, dass
in unreiner Nahrung die Keime der schrecklichsten Krankheiten enthalten sind.
Man kann sich darüber nur eine gewisse Zeitlang keine Rechenschaft ablegen, danach
wird die Saat ihre Ernte erbringen.
219. Lethargie[24] ist
ein eigener, unerklärbarer Zustand zwischen Schlaf und Tod. Das Herz arbeitet
kaum, der Körper ist bewegungslos und das Gesicht zeigt einen unirdischen Ausdruck.
Indessen ist der Mensch nicht nur lebendig, sondern kehrt auch aus einem eigenen
Grund in den Wachzustand zurück, den niemand versteht.
Lethargie tritt unerwartet ein, und die
Umstände eines solchen vorübergehenden Zustandes sind den Umgebenden nicht bekannt.
In Unserer Sprache ist dies ein lang anhaltendes Austreten des feinstofflichen
Körpers.
Ein solcher Zustand ist keine Krankheit
und sollte als unnatürliche Anspannung des Organismus im Verhältnis zur
Feinstofflichen Welt betrachtet werden. Er kann infolge Übermüdung, Schreck, Erschütterung
durch Kummer oder unverhoffter Freude eintreten.
Besonders bemerkenswert ist der Augenblick
des Erwachens. Gewöhnlich richten die Anwesenden durch unangebrachte Ausrufe
und Fragen großen Schaden
[Russisches
Original. Seite 94.]
an. Jede
derartige Frage ist schon eine Suggestion. Man sollte größte Vorsicht walten
lassen, um die bewahrten Eindrücke nicht zu zerstreuen.
Deshalb beginnen Menschen, die aus der
Lethargie erwachen, sehr oft zu beteuern, dass sie sich an nichts erinnern.
Eher sind solche Erinnerungen durch unangebrachte Fragen oder Lärm aus dem
Bewusstsein vertrieben worden. Auf diese Art ging eine Möglichkeit verloren, sich
mit der Feinstofflichen Welt bekannt zu machen. Beim Erwachen ist der Duft von
Rosenöl sehr nützlich.
220. Man
soll die Aufmerksamkeit auch auf die sogenannten Kinderkrämpfe richten. Sie zeigen
die Entwicklung der Nervenzentren an. In einem solchen Zustand ist es notwendig, besondere Ruhe zu bewahren.
Solche Kinder sind ihrer Natur nach hochbegabt, der Schild des Körpers muss jedoch
stark sein.
Diese Erscheinungen sind gewissermaßen als
eine Überfüllung des „Kelches“ zu betrachten. Im Altertum wurden sie nicht ohne
Grund „göttliche Heimsuchung“ genannt.
Bei solchen Anfällen sind völlige Ruhe der
Umgebenden, Wärme, der Duft von Rosenöl und eine gleichmäßige Temperatur
notwendig. Bestimmte Völker nutzten leise Musik, und diese konnte helfen, denn die
Hilfe muss eine psychische sein.
[Russisches Original. Seite 95.]
Deshalb ist
es äußerst wichtig, dass so viele Experimente wie möglich mit der Einwirkung
von Klang, Farbe und Aroma durchgeführt werden. Auch an den Schulen kann man
viele nützliche Untersuchungen anstellen. In Privathäusern ist es schwierig, einen besonderen Raum mit geeigneten
Einrichtungen zu finden. Doch in Schulen und Krankenanstalten sollte ein guter Raum
mit bestimmten Instrumenten vorhanden sein. So könnte man der Suggestion viele nützliche
Bedingungen hinzufügen.
Man kann bemerken,
dass Krebsleiden durch rote Farbe verstärkt werden, während violett beruhigt. Ebenso
ist es mit Tönen: Ein Dur-Gleichklang wird die Einwirkung eines violetten Strahls
verstärken, eine Dissonanz hingegen verstärkt die Schmerzen.
Wir wollen den Ärzten nicht die
Möglichkeit neuer Entdeckungen nehmen. Mögen sie viele Verbindungen untersuchen,
man muss aber an die nächstliegenden Wege der Wissenschaft erinnern. Wenn Gleichklang
die Grundlage der Behandlung ist, kann man sich vorstellen, welche
feinstoffliche Energie hervorgerufen wird, um der Menschheit zu helfen.
223. Niemand sollte psychische Einwirkung
als Zauberei bezeichnen. Möge ein so unwissendes Urteil der fernen Vergangenheit
angehören. Im Gegenteil, jede Untersuchung der psychischen Energie ist ein
wahrer Fortschritt!
224. Es ist falsch zu glauben, psychische
Behandlung
[Russisches
Original. Seite 96.]
sei bereits
in zufriedenstellender Weise etabliert. Die Versuche, durch Licht oder Töne zu
heilen, sind schwach und unvollständig. Niemand befasst sich damit, die Entsprechung
zwischen Duft, Farbe und Ton zu studieren.
Der Hauptfehler besteht jedoch darin, dass
es kaum Ärzte gibt, welche die Entsprechung zwischen den Welten verstanden
haben. Ohne Erkenntnis dieser Grundlagen kann man in die beschränkte materielle
Ebene versinken, doch die Sphäre der psychischen Energie berührt alle Ebenen.
Sie kann nur in ihrer ganzen Feinstofflichkeit erkannt werden.
Daher kann ein Arzt nicht über
Besessenheit sprechen, wenn er selbst keine Vorstellung von der Feinstofflichen
Welt hat! Der Arzt kann die Behandlung durch Licht nicht verstehen, wenn er die
Farbskala nicht zu unterscheiden vermag. Wer die gröbste Musik liebt, kann
keine verfeinerte Tonalität erkennen. Er kann keine Behandlung mit Düften
verschreiben, wenn er sie selbst nicht zu unterscheiden vermag. Ich spreche nicht,
um die Ärzte herabzusetzen, sondern würde sie gern zur Errettung der Menschheit
ausrüsten.
Die Gifte haben viel zu sehr zugenommen.
Viele Mittel wurden ausschließlich darauf ausgerichtet, die psychische Energie zunichte
zu machen; daher ist nicht nur in den Städten, sondern
auch in der freien Natur das Prana* bereits durch den Einbruch unbekannter
Ströme verletzt worden. Indes muss die Menschheit verstehen, dass sie nicht
das Recht hat, die Atmosphäre der Erde zu vergiften – sie ist für die Hygiene
des Planeten verantwortlich.
Man muss die Ärzte bitten, sich gegenüber
dem Verstehen der Entsprechungen zwischen den Welten und der Verfeinerung ihrer
eigenen Sinne aufmerksam zu verhalten. Der Böse kann nicht über das Gute
sprechen. Der Grobe kann nicht über Verfeinerung urteilen.
225. Nachdem die Suggestion
erkannt worden ist,
[Russisches
Original. Seite 97.]
sollte
man über Mittel nachdenken, um sie zu verstärken. Doch zunächst muss man alle Stadien
der Suggestion erkennen. Wenn der Mensch ständig suggeriert und sich selbst unter
Suggestion befindet, wie aufmerksam muss man dann verstehen, die Grade der irdischen
und feinstofflichen Einwirkung zu unterscheiden!
Dafür bedarf es einer wissenschaftlichen
Untersuchung, damit der Wissenschaftler selbst die Abstufungen der Welten
erkennen kann. Sollte er ein Verneiner sein, wird nur eine Generation von
Unwissenden heranwachsen.
226. In keiner einzigen Schule für Ärzte wird
Psychologie gelehrt. Ein solches Fach existiert dort überhaupt nicht.[25] Das
Wort Psychologie wird mit Pädagogik verbunden, aber nicht mit dem Erkennen der
Eigenschaft der psychischen Energie. Man darf unmöglich zulassen, dass die ärztliche
Ausbildung ein so grundlegendes Fach umgehen kann.
Die Erkenntnis der psychischen Energie erlaubt
Aufmerksamkeit gegenüber den Medikamenten. Wie viel weniger Arzneimittel werden
erforderlich sein, wenn die Ärzte imstande sind, eine psychische Behandlung
anzuwenden. Die Bedingungen der Hilfe durch psychische Energie werden alle
Lebenserscheinungen erneuern.
Lasst uns den hohen Begriff des Daseins nicht
von der ärztlichen Hilfe trennen. So viele alte Quellen weisen darauf hin, dass
Priester auch Ärzte waren. So wurde hervorgehoben, dass der Arzt Autorität haben
muss, sonst wird er hinter den Krankheiten herlaufen und keine Möglichkeit
haben, sie abzuwenden.
Man muss jedoch ein kühnes Wort finden, um
die höhere Verbindung der Welten als Gewähr für die Gesundheit des Volkes zu
bestätigen. Solange die Menschen nicht wissen, warum sie die irdische Last
tragen, wird es keine Gesundheit geben. Es ist unmöglich, das Bewusstsein innerhalb
der Sphäre eines einzigen kleinen Planeten
[Russisches
Original. Seite 98.]
zufriedenzustellen.
Entsetzen wird an jenem Herzen nagen, das sich von der herrlichen Idee der
Einheit der Welten abwendet.
Möge gerade der Arzt als Priester der
Wissenschaft das Wissen über die Welt des Lichts in das Heim tragen!
227. Mögen das Volk jedes Wissen schätzen!
228. Möge der Regent als erster der
Wissenschaft Achtung erweisen. Denn oft sieht sich gerade der Regent nicht
verpflichtet, sich vor dem Wissen zu verneigen.
Durch Wissen wird das Bewusstwerden der
Höheren Welt von neuem Einzug halten. Es gibt keinen anderen Weg!
229. Mögen die Menschen zeigen, dass sie nicht
dahinvegetieren, sondern besser werden wollen. Sie vergessen das herrliche
Gesetz der Verbesserung. Nicht selten wird das Wort Evolution als irgendeine aufgebürdete
Pflicht verstanden, doch die Freude an Verbesserung erwächst nicht aus einer
Bürde, sie ist mit dem Geisteskorn untrennbar verbunden. Nur mit diesem Verständnis
kann man alle Schluchten der Finsternis überschreiten.
230. Ich rate immer dazu, verschiedene
Beobachtungen niederzuschreiben, aus ihnen bildet sich mit der Zeit eine
wertvolle Chronik. Solche Aufzeichnungen helfen beim Studium der Geschichte der
Evolution. Ich will euch an ein Beispiel einer solchen Aufzeichnung erinnern.
Ein erfahrener Beobachter berichtet von seiner Begegnung mit einem bekannten
Tatmenschen:
„Im Gespräch konnte man bemerkten, dass mein
Gesprächspartner sich gleichsam in einem schläfrigen Zustand befand.
Gleichzeitig konnte man um ihn herum eine trübe Wolke erkennen, die wogte und
ihren Ort wechselte. Man konnte verstehen, dass der feinstoffliche Körper
meines Gesprächspartners fast ausgetreten war, doch er selbst war gelassen und legte
den Plan
[Russisches
Original. Seite 99.]
für
seinen bevorstehenden Auftritt dar. Beim Abschied zog er einen Ring vom Finger
und bat mich unerwartet, ihn als Erinnerung anzunehmen. Drei Stunden danach
wurde mein Gesprächspartner von einem Übeltäter getötet.
Nun stellt sich die Frage: Wenn der
feinstoffliche Körper die Vorbereitung zum Mord gesehen hat und der Geist mir bereits
den Ring als Erinnerung überreichte, warum warnte das Bewusstsein nicht vor der
Verschwörung? Offensichtlich haben wir es mit einem sehr komplizierten Gesetz
der Höheren Weisheit zu tun.“ So schrieb es ein Beobachter in französischer
Sprache nieder.
Man kann sich oft an die Beobachtung
erinnern, dass Menschen erstaunt waren, warum jemand scheinbar die nahe Zukunft
nicht kannte. Man sollte die komplizierten Karmagesetze verstehen und die
Wahrnehmung im feinstofflichen Körper erkennen.
231. Es ist sehr nützlich, alte Sprachen
zu studieren, in ihnen ist die Geschichte des Gedankens der Menschheit
niedergelegt. Man kann verfolgen, wie Begriffe entwickelt oder abgeschafft
wurden. Nehmen wir das Sanskrit und die lateinische Sprache: Wir können sehen,
wie die letztere bereits ohne sehr tiefe Begriffe auskam; und Rom, das dem
Materialismus zustrebte, ist mit den Denkmälern der indischen Denkart nicht zu vergleichen.
Die Sprache ist die Chronik eines Volkes,
und das Wörterbuch ist die Geschichte der Kultur.
232. Die Seele eines Volkes ist ein
offenes Buch. Man muss wissen, wie sehr sie bei jeder Erscheinung erklingt.
Deshalb ist das Studium eines Volkes eine Wissenschaft. Wer in die Zukunft blicken
will, muss wissen, welche Tore man öffnen kann. Das Gute und Vertrauen können
nur auf der Kenntnis des Volkes als Ganzes aufgebaut werden. Man kann ermessen,
wo der Schatz und wo der Trödel ist.
[Russisches
Original. Seite 100.]
233. Trost liegt im Verstehen der drei
Welten. Nichts anderes kann den Besitz der Wahrheit schätzen.
234. Ihr werdet zweifellos auf den Vorwurf
stoßen: „Warum wird auf denselben Seiten von den höheren Welten und der
Wissenschaft gesprochen?“ So sprechen jene, welche die Höhere Welt nicht verstehen
und die Wissenschaft herabsetzen. Solche kleinen Gelehrten sind weit verbreitet
und wegen ihrer Herzlosigkeit äußerst boshaft. Sie nehmen verschiedene
öffentliche Stellungen ein und können deshalb vielerorts flüstern. Ihnen zu
antworten wäre nutzlos. Jeder Mensch, der ein Herz hat, wird sich über jedes gute
Verständnis der Höheren Welt freuen. Jeder vernünftige Mensch schätzt ein Wort zur
Verteidigung der Wissenschaft.
Von allen irdischen Themen sind vor allem Liebe
und Schöpfung mit dem Begriff der Höheren Welt verbunden. Bei einer Erwähnung
der Höheren Welt wird ein würdiger Mensch sich freuen. Bei einer Erörterung
über die Wissenschaft wird er von Herzen entzücken. Wenn beide Begriffe nur
Missbilligung hervorrufen, wird das ein Zeichen eines toten Herzens sein.
Seid nicht betrübt, wenn ihr auf Verneiner
und Verdammer stoßt, dies ist ebenso unvermeidlich wie die Existenz von Licht
und Finsternis. Das Gefühlwissen wird euch eingeben, wo es einen solchen Grad
von Finsternis gibt, dass weitere Überzeugungsversuche unmöglich sind. Man kann nur auf einem gutem Boden säen. Ihr wisst
bereits, dass außerhalb der irdischen Erwägungen verständnisvolle Freunde
kommen werden.
Es kommt vor, dass sogar Djins* Tempel
bauen, doch die Höhere Welt und das Wissen sind ihnen unzugänglich. Früher oder
später lehnen sie sich auf und kehren in die Finsternis zurück. Muss man Beispiele
anführen?
Deshalb dient der Höheren Welt und der
Wissenschaft. Möge
[Russisches
Original. Seite 101.]
der
Gedanke an die Höhere Welt durch Liebe im Licht des Wissens erleuchtet werden.
235. Besonders unbegreiflich ist zu sehen,
wie Menschen oft von Verehrung in Herabsetzung fallen. Sie versuchen, das
Nichtdarstellbare darzustellen, doch es entsteht ein falsches Bild, das den
erhabenen Begriff nur herabsetzt. Viele dieser falschen Darstellungen sind in
allen Jahrhunderten verbreitet. Die Menschen sprechen wiederholt vom
Unsichtbaren und kleiden das Licht gleichzeitig in steinerne Formen.
Es ist Zeit, Angemessenheit zu bekunden!
236. Die Höhere Welt ist unbestechlich, doch
die Menschen versuchen gleichwohl, die Höhere Gnade zu bestechen, statt sich
durch den Gedanken und die Arbeit zu läutern. In einer solchen Unwissenheit
kommt die völlige Unwilligkeit zum Ausdruck, über das Wesen der Welten
nachzudenken.
Die Geschichte der Entstehung des Gebets
zeigt, dass zuerst Hymnen gesungen, nachher Gebete für alle Wesen gesprochen
wurden und der Mensch erst später wagte, mit Forderungen für sich selbst zu belästigen.
Es wurden hinreichend Beweise dafür erbracht, dass alles durch Ichsucht Entstandene
für die Evolution untauglich ist. Man kann Gnade und
Gerechtigkeit nicht kaufen. Ist es nicht beschämend, dass solche Worte wiederholt
werden müssen?
Es kann der Verdacht aufkommen, ob nicht eine
Involution vor sich geht. Das Ende des Kali Yuga* kann auch solche
Erscheinungen hervorbringen. Es ist auf furchtbare Kataklysmen hingewiesen
worden, was aber kann schrecklicher sein als eine Katastrophe im Geist? Kein
Erdbeben ist mit der Zersetzung des Bewusstseins zu vergleichen. Man muss alle
Kräfte anspannen, um die Menschheit vor dem Abgrund zurückzuhalten; deshalb ist
jede Betrachtung über die Höhere Welt eine Notwendigkeit des Tages.
[Russisches
Original. Seite 102.]
237. Richtig wurde bemerkt, dass einige Pflanzen
nach Moschus* duften; es ist nützlich, Kenntnisse über solche Pflanzen zu
sammeln. Sie werden nicht alle wertvolle Eigenschaften des Lebensspenders
besitzen, dennoch weisen sie die nützliche Eigenschaft der Bewahrung der Lebenskraft
auf.
Man kann manchmal feststellen, dass auch benachbarte
Pflanzen beginnen, den gleichen Duft anzunehmen; die Wurzeln und der Boden
können dazu als Leiter dienen.
238. An das Komplizierteste kann man auf
einfachste Weise herangehen, die Hauptsache ist Aufmerksamkeit. Sogar sehr
erfahrene Beobachter verlieren sie inmitten der Alltäglichkeit. Die Höhere Welt
aber wünscht Liebe und Dankbarkeit. Wie sonst kann man durch grobstoffliche
Bedingungen hindurch feinstoffliche Anzeichen untersuchen?
239. Alles in der Welt ist unwiederholbar.
So kann man erkennen, wie viel Ungewöhnliches es gibt. Ohne ein solches Verständnis
werden die Menschen sich nicht in ihre irdische Lage hineinfinden. Man kann
nicht an die Evolution denken, wenn die antreibenden Ursachen und das
erreichbare Ziel unbekannt sind. Das irdische Dasein hat ohne Verstehen von
Ursache und Wirkung keinen Sinn. Würden die Menschen jedoch die
Ungewöhnlichkeit ihrer Umwelt wenigstens zum Teil erkennen, könnten sie ihre
Gedanken leichter auf die Höhere Welt hin anspannen.
Man darf die Menschen nicht dazu
überreden, sich einer so andersartigen Sphäre wie der Höheren Welt ohne
Übergangsstufe zuzuwenden. Doch wenn das Auge allmählich die Vielfältigkeit der
Umwelt unterscheidet, wird es sich leichter daran gewöhnen, feinstoffliche
Erscheinungen zu erkennen. Wahrlich, alles muss anerzogen werden.
240. Man wird
fragen: Warum sollen sich die Menschen
[Russisches Original. Seite 103.]
in der grobstofflichen Welt nicht an ihre
feinstofflichen Aufenthalte erinnern? Einer der Gründe, warum man sich nicht an
alles aus der Feinstofflichen Welt erinnern soll, ist, dass man es in der grobstofflichen
Hülle nicht aufnehmen kann. Der Geist könnte nämlich die grobstoffliche Evolution
nicht auf sich nehmen, wenn er die Erinnerung an die Räume der Feinstofflichen
Welt bewahrt hätte.
Von der Feinstofflichen Welt kann man zuweilen
natürlich auch die feurige Herrlichkeit erschauen, welche die grobstoffliche Welt
nur in den seltensten Fällen erfassen kann.
Sogar die besten Geister können sich nur
manchmal an ihre irdischen Existenzen erinnern, und äußerst selten sind sie
sich ihrer selbst in den Bedingungen der Feinstofflichen Welt bewusst. Manchmal
erbringt das Austreten des feinstofflichen Körpers eine gewisse Erkenntnis des
Lebens in der Feinstofflichen Welt. Es ist aber sehr schwierig und mit den
irdischen Bedingungen unvereinbar, sich an die feinstoffliche Existenz zu
erinnern.
241. Man kann euch erklären, dass die drei
Buchstaben „Aum“ Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedeuten. Auch diese Bedeutung
hat ihre Grundlage. Die Grundlage ist die Vergangenheit, das Licht die
Gegenwart und die Annäherung an das Heilige die Zukunft. Die Ausstreuer verschiedener
Auslegungen haben sicherlich die besten Erklärungen im Sinn. Doch solche
Erklärungen gehen oft vom irdischen Verständnis aus.
Der Gedanke hat keine Vergangenheit, keine
Gegenwart und keine Zukunft: Der Gedanke ist ewig wie die Unbegrenztheit. Wenn wir die Unbegrenztheit erörtern, ändern sich alle
Maßstäbe, es entstehen die Begriffe des Endlichen und des Unbegrenzten. Im
Unendlichen gibt es keine willkürlichen Auslegungen, weil in der Unbegrenztheit
alles umfasst ist.
Hüten wir uns daher, irdische Maßstäbe
anzulegen, wenn wir von der Größe der Grundlagen sprechen. Umso weniger
[Russisches
Original. Seite 104.]
wollen
wir uns auf das Endliche stützen, denn es existiert seinem Wesen nach gar
nicht.
242. Möge es dem Gedanken gelingen, nützliche
Flüge durchzuführen. Man muss sie anerziehen, damit weite Entfernungen die
Denker nicht verwirren. Ehe sich der Mensch als Gast auf allen Planeten fühlt,
muss er das Bewusstsein an die kleinen Dimensionen der Erde gewöhnen. Besondere
Vergehen sind aus der unangemessenen Vorstellung von der Erde und ihrer
Stellung im Weltall hervorgegangen. Daraus entstanden Verdunkelung der
Religionen, Unwissenheit in Staatsgelegenheiten und vorzeitige Erkrankungen.
Deshalb darf der Gedanke nicht nur die
Erde umfassen, sondern muss auch gedankliche Flüge zu den fernen Welten lieben.
243. Das Gesagte scheint einfach zu sein,
warum wird es dann aber so selten angewandt? Es wird weder Abstraktes gelehrt
noch das Umherirren der Gedanken geboten. Man muss das Streben des Gedankens in
aller Wirklichkeit zuspitzen. Doch nur wenige verstehen den Unterschied
zwischen einem abstrakt umherschweifenden und einem wirklichen Gedanken. Die
Höhere Welt kann nur in Unanfechtbarkeit erstrahlen.
Ebenso einfach ist die Überlegung über die
Angefülltheit des Raumes. Darüber wurde viel geschrieben, dennoch bleibt diese Mitteilung
für die Mehrheit der Menschen unverständlich.
Man muss den Gedanken erziehen.
[Russisches Original. Seite 105.]
Erdichtungen darlegen; ein geduldiger Denker jedoch überdeckt
alle Unwissenheit, ohne zu Verneinung Zuflucht zu nehmen.
Bei der
Schöpfung seines Denkens bewahrt sich der Denker vor Gereiztheit – während einer
Lektion in Geduld ist man nicht gereizt. Mögen die Unwissenden außer sich
geraten, sie haben doch kein anderes Argument; der in Geduld Erprobte dagegen wird sich nicht zu
Methoden herablassen, die den Unwissenden eigen sind. Mögen auch an den Schulen
Aufgaben der Geduld gestellt werden.
Ohne Erkenntnis der Geduld kann man unmöglich
an die Unbegrenztheit denken. Die Ausmaße der Aufgaben der Höheren Welt
erfordern Geduldsproben.
245. Denker sind vielen Verfolgungen
ausgesetzt. Die Verfolgten aber mögen antworten: „Auch wenn ihr uns verfolgt,
sind unsere Gedanken bereits ausgesät, und nichts vermag Gedanken im Raum zu
tilgen.“ Es hat keinen Sinn, einen Denker zu verbannen. Sein Besitz ist doch in
allen Welten unzerstörbar.
Ein Gedanke ist nicht nur unzerstörbar,
sondern wächst sogar im Raum. Selbst der Abgang des Denkers von der
grobstofflichen Welt eröffnet ihm nur einen noch weiteren Bereich des Denkens.
Mörder und Giftmischer gehen nicht vernünftig vor; sie meinen sich von der
Aussaat des Denkers zu befreien, doch gerade dadurch stärken sie ihn nur.
246. Um einen verehrten Lehrer sammelten sich
viele Schüler. Ihre Arbeit schritt erfolgreich voran; dann aber erreichte sie das
Gerücht, in einer fernen Stadt sei ein anderer Lehrer aufgetreten. Diese
Nachricht erregte bei den Schülern allmählich Zweifel und ließ eine geteilte
Meinung aufkommen, die ihre Aufmerksamkeit schwächte und ihnen den Erfolg nahm.
Eines Tages sagte der Lehrer: „Ich gehe in
die Berge, stärkt euch inzwischen in der Aneignung der Lehre.“
[Russisches
Original. Seite 106.]
Der Lehrer ging davon. Nach kurzer Zeit
wurden die Schüler unerwartet von einem neuen Lehrer besucht, über den sie sehr
erfreut waren. Schließlich rief einer der Schüler, um dem neuen Lehrer etwas Angenehmes
zu sagen, aus: „Deine Lehre ist weit hervorragender und verständlicher als die
frühere!“
Da legte der neue Lehrer den Turban ab,
öffnete seinen Mantel und veränderte seinen Gesichtsausdruck, und alle Schüler
erkannten ihren früheren Lehrer. Sie gerieten in große Verlegenheit und
flüsterten: „Warum hast Du Deine Erscheinung verändert?“ Der Lehrer sagte zu
ihnen: „Ihr wolltet einen neuen Lehrer und eine hervorragendere Lehre, so
verhalf ich euch dazu.“
So kann man auch in alten Märchen die menschlichen
Eigenschaften finden, die in allen Zeiten gang und gäbe waren.
247. Man sollte nicht nach Neuem streben, nur
um die Grundlagen zu verneinen. Erkenntnis ist Unser Rat und Unsere Anordnung.
Erkenntnis hat mit Verrat und Lästerung nichts gemein. Dort, wo unflätige Reden
sich eingenistet haben, sucht nicht nach wahrer Erkenntnis.
Niemand wird eine zarte Blume in einen
Sack stecken, wenn er sie nicht beschädigen will. Das Feine erfordert die
feinste Behandlung. Nicht nur an hohen Feiertagen, sondern auch im Alltagsleben
sollte man nicht seine Kleider zerreißen. An Feiertagen achten die Menschen auf
ihre Kleidung, aber im Alltag kümmern sie sich nicht um sie. Wie viele feinste
Gewänder gehen kaputt!
248. Unvorsichtigkeit führt zu Irrtum. Wo
ist das Alte und wo das Neue? Man muss behutsam sein.
249. Ihr seht selbst, wie viele Menschen
den Sinn einfacher Worte nicht verstehen. Bei einem
solchen Niveau muss man den verwirrten Verstand schonen und ihnen wie einem
Tauben die Worte
[Russisches
Original. Seite 107.]
wiederholen.
Oftmals, wenn ihr mit Tauben sprecht, könnt ihr nicht sicher sein, wie viele eurer
Worte ihr Bewusstsein erreicht haben.
Es ist sehr schwer, alle
Unzulänglichkeiten des Hörens, des Sehens und der anderen Sinne in Betracht zu
ziehen. Doch schreitet voran und wisset, dass wenige Hörer zuhören und wenige
sehen, der Raum aber dennoch sieht und hört. So schreitet voran!
250.[26] Ihr
habt schon beobachtet, wie man bei einer bestimmten Anspannung des Sehens
Gesichter früherer Inkarnationen sehen kann. Man kann sich klar davon überzeugen,
wie sich ein heutiges Gesicht in eines aus vergangenen Jahrhunderten umgestaltet.
Schwingungen und Kristallformen beweisen die Anwesenheit einer bestimmten
Energie. Von Autosuggestion kann keine Rede sein, da beide beteiligten Personen
nicht wissen, in welche Formen sie einmünden werden.
Oft beginnen sie nicht mit einer Veränderung
der Gesichtszüge, sondern mit irgendwelchen Einzelheiten der Kopfbedeckung oder
der Kleidung. Der Charakter des Gesichts selbst verwandelt sich vollkommen unmerklich
und an ganz unerwarteten Zügen. Man kann hervorheben, dass die Gesichter selten
in ihrer heutigen Gestalt bleiben. Bei all diesen unerwarteten Verwandlungen
ist jede Art von Absicht ausgeschlossen.
Eine sehr schmerzhafte Anspannung der
Augen weist darauf hin, dass der Prozess kein gedanklicher ist, sondern dass
die psychische Energie durch die Augenzentren wirkt. Häufige Versuche dieser
Art können die Sehkraft schädigen, doch die Fähigkeit dieses physischen
Hellsehens ist äußerst wichtig.
Es kann Hellsehen unter Suggestion geben,
doch dann wirkt die psychische Energie durch das Gehirn und man kann immer eine
Suggestion von Seiten
[Russisches
Original. Seite 108.]
des
Hypnotiseurs selbst argwöhnen. Es ist viel überzeugender, wenn die psychische
Energie unmittelbar wirkt. Dieselbe Unmittelbarkeit drückt sich auch in
Handlungen mit dem Lebenspendel aus.
Autosuggestion ist ebenfalls ausgeschlossen.
Ein ehrlicher Forscher kennt die Resultate nicht, die sich ergeben. Er selbst
ist oft mehr überrascht als die anderen Anwesenden. Im einen wie dem anderen Fall
sind Anwesende überhaupt unerwünscht. Es sollte sich nichts in der Nähe
befinden, was auf die psychische Energie einwirken könnte.
Das Alter dieser Experimente ist
unbestimmbar. Sie dienten außerdem staatlichen und gerichtlichen Zwecken. Man
muss den ganzen ungewöhnlichen Nutzen solcher Experimente mit psychischer
Energie anerkennen. Seelische Krankheiten, Schwankungen des
Geistes und selbst Aufrichtigkeit werden nachgewiesen, ebenso wie Besessenheit.
252. Man schlägt auch die folgende
Auslegung von Aum vor: Der erste Buchstabe: das auf der Grundlage Offenbarte;
der zweite: das durch feinstofflichste Energien Offenbarte; und der dritte: das
Unsagbare im Feuer und in der Erhabenheit. Jede
Auslegung läuft im Wesentlichen auf denselben dreifachen Aufbau hinaus, von dem
man, ebenso wie von der Wahrheit, nicht abweichen soll.
Es heißt
auch, dass die allgemeine Bedeutung des Wortes „ja“ eine ebensolche Bestätigung
ist. Man kann sie in allen
[Russisches Original. Seite 109.]
Religionen finden, manchmal wird sie sogar äußerlich
erklingen. Daher wollen wir uns nicht übermäßig in Auslegungen versenken, die sich
laufend ändern. Die Hauptsache
ist, dass das Wesen des Begriffs erhalten bleibt. Lasst uns volle
Standfestigkeit aufbieten.
253. Mangelnde
Standfestigkeit wurde im Altertum besonders verurteilt. Man nannte sie
Untergang, sie wurde vorwurfsvoll als Gegensatz zum Fortschritt hingestellt. Schwanken
wurde als Unwissenheit und als Misserfolg der frühen Ausbildung angesehen. Man
setzte voraus, dass ein Schüler von der wahren Grundlage nicht abweicht und
sich ununterbrochen vervollkommnet.
254. Vervollkommnung
wurde nicht als egoistisch betrachtet. Eine Verbesserung hat das
Allgemeinwohl im Auge und kann ihrer Natur nach kein persönlicher Besitz sein. Zum
Beispiel ist jeder gute Gedanke von allgemeinem Nutzen im Raum.
255. In vielen
Ländern sprechen die Menschen, wenn sie etwas unerschütterlich bekräftigen
wollen, feierlich das Wort Amen aus. Viele Worte kann man in den alten Quellen
feststellen. Wenn man den Sinn des Wortes Amen im Griechischen,
Hebräischen, Ägyptischen und Sumerischen überprüft, wird man über viele Stufen hinweg
dasselbe dreifache Symbol bestätigt finden.
Somit lehrt Wissen anstelle von
Uneinigkeit nur Vereinigung. Nur Menschen, die ihrer Natur nach böse sind, können
nach Herabsetzung und Uneinigkeit streben. Jeder Anhänger des Wissens findet
überall den goldenen Pfad zur Einheit von Größe und Licht.
[Russisches
Original. Seite 110.]
256. Es gibt Menschen, die besonders
Bestätigungen und Beweise verabscheuen. Solche Menschen sind tatsächlich
unwissend. Mit Recht kann man fragten: „Haben sie jemals ein Bewusstsein
besessen, oder kommen sie aus dem tierischen Zustand?“
Oft fragt man euch: „Nutzt sich das
Bewusstsein ab?“ Das Geisteskorn ist ewig, der „Kelch“
füllt sich an, doch die Stufe des Bewusstseins kann schwanken. Der
Hauptgrund dafür ist Faulenzen in der Feinstofflichen Welt. Eine solche Eigenschaft
kann das Geisteskorn und den „Kelch“ hinter vierzig Schlössern verschließen. Einem
solchen Faulenzen unterliegt besonders ein schwaches Bewusstsein, das ein
irdisches Leben ohne Überwindung von Hindernissen und Anstrengung führt.
Man kann beobachten, wie sich solche
Bewusstseine an die Feinstoffliche Welt klammern; am liebsten würden sie nicht
nur zweitausend Jahre, sondern viel länger vor neuer Erfahrung bewahrt bleiben.
So werden böse Verneiner geboren.
257. In der Feinstofflichen Welt kann man
sich viele Jahrhunderte lang in den niederen Schichten aufhalten. Die
Findigkeit mancher Menschen sollte einen nicht erstaunen, sie können in ihrem
Wahnsinn vieles hervorbringen, was für einen gesunden Menschen unmöglich ist.
Es gibt in der Feinstofflichen Welt eine
eigene Art von Wahnsinn. Zweifellos beharrt das Gesetz auf der Frist für die Wiederverkörperung,
doch es kann einen solchen Wahnsinn des Bewusstseins geben, dass nur Böses in
großem Ausmaß geboren wird. Wie feige Soldaten sich die Finger abhacken, um der
Schlacht auszuweichen, sind die Wahnsinnigen in der Feinstofflichen Welt listig
genug, um sich dem Aufruf zum Banner der Arbeit zu entziehen. Man kann das
Gesetz zwar nicht völlig umgehen, aber man kann sich vorübergehend in der
Finsternis verstecken.
[Russisches
Original. Seite 111.]
258. Spricht man zu Wissenschaftlern von
magnetisiertem Wasser, können sie einen solchen Ausdruck annehmen; spricht man
aber von besprochenem oder verzaubertem Wasser, wird man zu den Unwissenden
gezählt. Indes liegt der Unterschied lediglich in der Benennung, denn im Wesentlichen
wird dieselbe Energie angewendet.
Es ist Zeit, dass die Wissenschaft ihren
Horizont erweitert und sich nicht durch zufällige Bezeichnungen beengen lässt. Gerade
aus Benennungen gehen alle Dramen des Lebens hervor. Man sollte sich von klein
auf angewöhnen, die wahre Natur der Dinge festzustellen.
259. Ihr wisst, wie sehr die psychische
Energie in den feinsten Erscheinungen arbeitet. Es fällt den Menschen schwer,
sich vorzustellen, dass jede Offenbarung eines Gedankens bereits eine Spur
hinterlässt, die physisch bemerkbar ist. Ist es nicht wundervoll, den Strom des
Gedankens in jeder Zeile eines Schriftstückes zu verfolgen?
Nicht weniger bemerkenswert ist, wie eine
psychische Energie die Entfaltung einer anderen hervorruft, die auf einem
Gegenstand aufgeschichtet ist. Auf diese Weise kann man verstehen, wie sehr
sich die mit Ablagerungen von psychischer Energie gesättigte Atmosphäre in Form
von wahrnehmbaren Kristallen manifestiert. Es naht die Zeit, in der man die
Wägbarkeit des Gedankens enthüllen wird.
260. Viele schmerzhafte Empfindungen entstehen
durch psychoatmosphärische Spannungen. Wir haben nicht nur den atmosphärischen
Druck im Sinn, sondern gerade psychische Wellen, die nicht nur Stimmungen
schaffen, sondern auch auf die Nervenzentren einwirken können. Man kann sich gar
nicht vorstellen, wie sehr die Atmosphäre von psychischen Energien gesättigt
ist; solche Emanationen lösen nicht nur bei Tieren, sondern auch bei
[Russisches
Original. Seite 112.]
Pflanzen
Wirkungen aus; deshalb darf man alle diese Erscheinungen nicht leichtsinnig
lediglich den groben physischen Bedingungen zuschreiben.
Viele feine
psychische Erscheinungen sind bisher nicht enträtselt worden, ist doch das
Bewusstsein oft primitiv. Ihr habt oftmals diesen ungewöhnlichen Mangel an
Entsprechung beobachtet.
261. So habt ihr beobachtet, dass die auf
einem Gegenstand aufgeschichtete psychische Energie weder durch die Entfernung
noch durch andere Bedingungen getilgt werden kann. Umso größere Verantwortung liegt
auf dem Menschen, dem Träger einer solchen Macht. Darüber wurde bereits vor
langem gesprochen, doch die okkulten Ausdrücke erlaubten den Menschen nicht, die
Bedeutung der Kraft der psychischen Energie zu erkennen. Welches Recht hat der
Mensch, den ihn umgebenden Raum mit unreinen Gedanken zu beflecken?!
Eine
Geschichte haben die Menschen noch nicht geschrieben, nämlich die Geschichte
des Vergessens. Eine solche Chronik der Involution wäre nützlich. Natürlich ist
das Studium der Epochen des Altertums sehr beschwerlich, denn viele
Entdeckungen harren der Enthüllung; doch bestimmte Angaben, über welche die
Menschheit verfügt, genügen bereits, um viele Wellen des Vergessens festzustellen.
262. Vom Menschen werden gute und böse
Gegenstände geschaffen. Gute Gedanken und segensreiche Berührungen erschaffen zusammen
etwas Segensreiches, anderseits können bösartige Berührungen einen starken
Ansteckungsherd schaffen.
[Russisches
Original. Seite 113.]
Wir wollen uns gegenüber dem Wesen der
psychischen Energie nicht leichtfertig verhalten.
263. Bei Experimenten mit psychischer
Energie tritt unvermeidlich eine gewisse Müdigkeit ein. Ein solches Gefühl
weist lediglich darauf hin, dass die Energie wirklich tätig ist. Man darf diese Energie nicht zu einer niedrigen
physiologischen Kraft herabmindern. Man kann sie in allen Sphären verfolgen und
ihre Verstärkung im Raum bemerken. Experimente in hohen Sphären können
bedeutsame Ergebnisse zeitigen.
264. Bei Studium der Geschichte der
Religionen kann man bemerken, dass die Menschheit bereits mehrfach feinstoffliche
Begriffe erfasst hat, dann aber bemüht war, das bereits Erkannte zu vergessen
und zu verwerfen. Man kann sehen, wie die Menschen von jeher das Gesetz der
Wiedergeburt erfasst haben, um es dann in krampfhaftem Zorn wieder zurückzuweisen.
Der Grund für die kirchliche Ablehnung ist verständlich: Eine Kaste verteidigte
ihre Prärogative[27], denn das Gesetz des
Daseins drohte die Rechte der Menschen gleichzumachen.
So geschah es in verschiedenen Zeitaltern,
doch die Wellen der Erkenntnis und der Unwissenheit sind überall die gleichen.
Sie schaffen den Aufruhr der Gewässer, der für den Fortschritt des Bewusstseins
so notwendig ist. Deshalb erlangt jeder, der nach Erkenntnis strebt, Ruhe des
Geistes inmitten von Unruhen und Stürmen.
Lasst uns nicht in Unwissenheit verharren,
wenn das Wissen an alle Tore pocht.
265. Wissen ist immer positiv und
bejahend. Wir haben keine Zeit dafür, uns mit Verneinungen und Verboten zu
befassen. Unglaube und Irrtum sind das Los
[Russisches Original. Seite 114.]
der Unwissenheit. Wissen sucht, erforscht und bejaht.
Trifft es auf Gegensätze, wird es vor
allem prüfen: „Ist das nicht einfach illusorisch? Trat nicht das Gespenst des
Widerspruchs in Erscheinung?“ Es kann keinen Zweikampf zwischen dem Wissen und einem
Gespenst geben, deshalb erforscht Wissen in erster Linie freundschaftlich die
scheinbaren Widersprüche. Vor dem Angesicht der Höheren
Welt lässt Wissen keinen Streit zu. Meinungsaustausch ist kein Streit.
266. In der Menschheit gibt es so viel
Unduldsamkeit und Brutalität, dass es nicht schwierig ist, Schlüsse über den
Grad der Unwissenheit zu ziehen. Ein solcher Grad der Unwissenheit zwingt, immer
wieder über die Grundlagen zu sprechen. Was nützt es, dass der Mensch lesen
gelernt hat, wenn er tierisch geblieben ist? Auch Tiere haben gelernt,
bestimmte Zeichen zu verstehen, sie blieben aber dennoch Tiere, bereit zum
Blutvergießen.
Deshalb ist es notwendig, besonders kurz
und eilig über die Schande der Unwissenheit zu sprechen.
267. Jedes Gebet ist eine Schwelle, aber
kein Abschluss. Das Gebet wird gewöhnlich als etwas Abgeschlossenes verstanden.
Der Verkehr mit der Höheren Welt kann aber nicht ohne Folgen bleiben. Wenn man
die heiligen Tore nur einen Spaltbreit öffnet, erneuert das bereits die Saiten
des Bewusstseins. Die Erneuerung betrifft nicht die Vergangenheit, sondern muss
in die Zukunft lenken. Auf diese Weise ist das Gebet ein Tor zur Zukunft. Diese
schöpferische Kraft sollte man sich merken.
Man darf sich nicht auf äußere Gebete
beschränken; eine solche Heuchelei ist die schädlichste Lästerung. Man kann aber
die Kraft des Verkehrs mit der Höheren Welt nicht verwirklichen, solange
[Russisches
Original. Seite 115.]
die grundlegende
Energie nicht erkannt wird. Deshalb hilft das Wissen über die Feinstoffliche
Welt, die Stufe zur Höheren Welt zu errichten.
Die Feinstoffliche Welt ist fast zum Konzept
eines Laboratoriums geworden. Mögen die Benennungen auch unterschiedlich sein,
das Ziel des Suchens ist eins. Stören wir die Wissenschaftler nicht, die sich
dem Großen Unbekannten nähern. Uns ist es einerlei, wie sie die Funken des
Einen Lichts benennen.
Bei der Annäherung werden sie argwöhnen, dass
es eine Vielzahl von Unterteilungen gibt. Von ihrem Standpunkt aus werden sie
Recht haben, denn die psychische Energie zeigt ihnen ihr Gesicht in
Abhängigkeit von der Qualität der Energie des Forschers.
268. Die Vielgestaltigkeit der psychischen
Energie zeigt ihre Macht an. Sie kann nicht in Trägheit verharren. Als echtes
Feuer vibriert und wirkt sie ununterbrochen. Die Menschen mögen denken, dass
ihre Energie ruhig schläft, doch ihrem Wesen nach kann sie nicht in Untätigkeit
verharren. Solcherart ist ihre Verbindung mit der Höheren Energie.
269. Wer die psychische Energie erforschen
möchte, muss sich vor allem damit befassen, seine eigene psychische Energie zu
erproben. Bei verschiedenen Experimenten kann man bemerken, wie die eigene
Energie wirkt. Jede Energie hat besondere Eigenschaften. Es ist irrig
anzunehmen, dass, wenn das Gesetz eins ist, auch alle Teilerscheinungen völlig
identisch sind.
Je feiner die Energie, desto weniger sind
ihre Eigenschaften für ein grobes Sehvermögen zu unterscheiden. Daher muss man
vor allem die Grundeigenschaft sicher herstellen, sie ist der Prüfstein. Diese
Grundeigenschaft ist Reinheit der Gedanken, geleitet von dem Wunsch,
[Russisches
Original. Seite 116.]
selbstlos
nützlich zu sein. Die Strahlen der Heldentat sind beim Studium der psychischen
Energie die besten Fackeln. Auch Aufmerksamkeit wird ein Freund solcher
Experimente sein. Jede vorgefasste Meinung wird sich als nachteilig erweisen.
Die psychische Energie lagert sich auf
allen Gegenständen ab. Ihre Niederschläge entsprechen den räumlichen Ablagerungen,
deshalb kann man nicht nur den Zustand der persönlichen, sondern auch den der kollektiven
Energie studieren. Dafür sollte man Schnee- oder
Regenwasser beobachten. Überhaupt wird die Entwicklung des Beobachtungsvermögens
viele neue Konstellationen ergeben.
270. Für
Experimente ist auch die Hilfe aus der Feinstofflichen und der Höheren Welt von
Nutzen. Reines Denken garantiert Zusammenarbeit. Es bedarf keiner Anrufungen,
denn der Gleichklang des Herzens schafft schon eine Lichtbrücke.
So kann man in allem den größten Nutzen
finden. Ein einziger Gedanke an die psychische Energie bietet bereits die Möglichkeit
zur Erweiterung des Bewusstseins.
Es ist sehr
bedeutsam, solche Menschen von klein auf zu beobachten. Sie unterscheiden sich
von ihrer Umgebung und kennen gleichsam ihre Bestimmung. Dieses Wissen
[Russisches Original. Seite 117.]
enthüllt sich manchmal durch unerwartete Worte.
Manchmal zeigen gerade die Handlungen eines Kindes, wie sehr sein Geist etwas Bestimmtes
sucht, doch werden solche Bestrebungen gewöhnlich nicht verstanden. Diese
heilige Eigenart, die zum Aufstieg ruft, wird sehr belächelt. Doch in der künftigen Epoche werden gerade solche
Menschen mit besonderem Erkenntnisvermögen geschätzt werden.
272. Ohne Grund behauptet jemand, die Unsichtbare
Welt bestehe nicht – eine solche Lüge gleicht der Verneinung des Gedankens. Der
Gedanke ist ebenfalls unsichtbar, doch nur Unwissenheit verneint den
Denkprozess. Ebenso gut könnte man alle Energien zu leugnen beginnen, denn auch
diese sind unsichtbar.
Zudem, ist die Unsichtbare Welt etwa für
alle unsichtbar? Mögen die Verneiner nicht nach sich selbst urteilen. Das
Urteilen nach sich selbst ist eine Brutstätte der Selbstsucht.
273. Es könnte den Anschein haben, die
Lehre würde in einer Dimension gegeben, doch geht man der Aufeinanderfolge der
Lehre nach, kann man die Windungen einer aufsteigenden Spirale sehen. Diese
Windung bewirkt, dass die Menschheit unmerklich vorangetrieben wird. Ebenso wie
das Wachsen des Grases nicht in jedem Augenblick sichtbar ist, geht eine neue
Windung der Spirale nicht sogleich in das Bewusstsein ein.
Der menschliche Verstand kann doch den
feurigen Aufbau nicht erfassen, daher sollte man ihm in zweckmäßiger Weise so
viel geben, wie er aufnehmen kann. Die Folgen von Unangemessenheit
sind hässlich, und niemand darf durch seine Unwissenheit etwas Hässliches in der
Welt erzeugen. Der Aufbau muss harmonisch sein, deshalb ist es lehrreich,
den von der Lehre gegebenen Stufen nachzugehen; so ergibt sich eine bedeutsame Leiter
des Aufstiegs.
[Russisches
Original. Seite 118.]
274. Wenn jemand euch sagt: „Ich habe
alles getan, was in meiner Macht steht“, glaubt ihm nicht; er entschuldigt
sich, setzt aber gleichzeitig Grenzen. Wenn ein Mensch sich einbildet, alles sei
ausgeschöpft, verliert er gerade dann den Schlüssel zum rettenden Eingang. Oft
lehnen die Menschen aus Unwissenheit oder Trägheit die besten Lösungen ab. Wie
oft haben Wir schon von der Unerschöpflichkeit der Herzenergie gesprochen, doch
der Mensch selbst kann sie verschließen und sich selbst der besten
Möglichkeiten berauben.
Überdies ist die Erklärung, alle Kräfte
ausgeschöpft zu haben, ihrem Wesen nach dünkelhaft. Ist es nicht Selbstmitleid,
das eingibt, aufzugeben und sich die Hände in Unschuld zu waschen? Oft
bemitleidet sich der Mensch selbst und versperrt den Höheren Kräften den
Zutritt.
Sobald die Menschen die Wechselbeziehung
der Energien erkennen, werden sie das Bollwerk ihrer Unbesiegbarkeit entdecken.
275. Es ist richtig, dass ihr eure
Aufmerksamkeit den von der Aura abgewehrten Schlägen zuwendet. Nur wenige
erkennen nämlich solche gedanklichen Angriffe. Die Menschen schreiben solche Erscheinungen
für gewöhnlich zufälligen physischen Ursachen zu, doch ein entwickeltes
Bewusstsein wird selbst im Schlaf die wahre Ursache herausfinden. Das
Bewusstsein ist ein wahrer Schild. Die Aura und das Bewusstsein bilden einen
Schutzpanzer.
276. Die Menschen
meiden gewöhnlich das Wort Einheit, sie fürchten es. Gleichzeitig aber sprechen
sie viel von Mitgefühl, vergessen aber, dass beide Begriffe identisch sind: der
eine ist ohne den anderen undenkbar. Ebenso verhält es sich mit anderen
Begriffen: Die Menschen versuchen, den mit der geringsten Verantwortung
unterzuschieben. Mitgefühl kann sich auf Worte beschränken, Einheit aber muss
[Russisches
Original. Seite 119.]
Taten
hervorrufen.
Jede Tat erschreckt
die Kleinmütigen. Sie wollen nicht verstehen, dass jeder Gedanke des
Mitgefühls schon eine kraftvolle Tat ist, wenn der Gedanke gebührend
ausgedrückt wird. Oft beschränkt sich Mitgefühl auf leere Töne. Auf diese Weise
kommt es weder zu einem schöpferischen Gedanken noch zu einer Tat. Mitgefühl
wird durch Gedankenlosigkeit abgetötet und Einheit durch Untätigkeit zerschlagen.
Der Mensch fürchtet die Verantwortung und fällt damit in Herzlosigkeit.
277. Die Teilchen höherer Energie, die es in
jedem menschlichen Organismus gibt, müssen entsprechend auch in den anderen
Naturreichen vorhanden sein. Das Tier- und das Pflanzenreich verstehen es,
Energieteilchen auch in der Feinstofflichen Welt zu bewahren.
Besonders manche Tiere, die in der Nähe
der Menschen gelebt haben, bewahren eine gewisse Verbindung mit dem Organismus
des Bewohners der Feinstofflichen Welt. Wenn Ich daher zu Barmherzigkeit
gegenüber Tieren rate, habe ich im Auge, dass es besser ist, auf kleine Freunde
als auf Feinde zu treffen. Natürlich sollte man in allem Angemessenheit
bewahren, andernfalls kann man sich schädliche Ausstrahlungen von Tieren
zuziehen.
Und wenn Ich zu Pflanzennahrung rate,
möchte Ich den feinstofflichen Körper vor der Durchtränkung mit Blut bewahren.
Die Essenz des Blutes sättigt den Leib und sogar den feinstofflichen Körper
sehr stark. Blut ist so schädlich, dass Wir selbst im äußersten Fall nur in der
Sonne getrocknetes Fleisch gestatten. Man kann auch jene Körperteile des Tieres
gebrauchen, in denen die Blutsubstanz völlig umgearbeitet worden ist. So ist
pflanzliche Nahrung auch für das Leben in der Feinstofflichen Welt von Bedeutung.
[Russisches
Original. Seite 120.]
278. Oft wird gefragt: Behalten Tiere in
der Feinstofflichen Welt ihre Gestalt? Nur selten, denn der Mangel an Bewusstsein
macht sie formlos; es gibt manchmal nebelige Umrisse wie Energieimpulse, aber oft
sind sie gar nicht wahrnehmbar.
In der Tat, Tiererscheinungen gehören den
niederen Schichten der Feinstofflichen Welt an. Solche dunklen Gebilde können
einen durch ihre verschwommenen Gestalten erschrecken. Ich denke, der
feinstoffliche Körper des Menschen sollte sich in diesen Schichten nicht
aufhalten, doch nicht selten gleichen die Menschen in ihrem Bewusstsein den
Tieren.
279. Die Feinstoffliche Welt ist angefüllt
mit Urformen von Tieren, aber nur ein starkes Bewusstsein nimmt sie wahr. In
der Tat, die Arten solcher Vertreter des Tierreiches sind unzählbar, von den kompliziertesten
bis zu jenen, die sich wie Schmutz zersetzen. Man sollte nicht denken, dass
alle Bewohner der Feinstofflichen Welt über die gleiche Sehfähigkeit verfügen.
Ein gutes, klares Sehvermögen verdankt man
der Klarheit des Bewusstseins; deshalb raten Wir, von Anbeginn bis zum Ende um
ein klares Bewusstsein besorgt zu sein. Seit jeher heißt es, dass das Gute
nicht in einem trüben Brunnen wohnt.
280. Man kann beobachten, dass hier auf
Erden Wesenheiten der unterschiedlichsten Zustände gleichzeitig leben: von
ursprünglichen Wilden bis zu verfeinertsten Denkern. Der eine behauptet, dass
sich die Erde im Paläolithikum[28] befindet,
während ein anderer zu beweisen sucht, dass sie bereits in das Goldene
Zeitalter eingetreten ist – beide werden vom Augenschein geleitet.
Daher sollte man auch bei kosmogonischen Erörterungen
über das Aneinandergrenzen höchst unterschiedlicher Perioden nicht erstaunt sein.
[Russisches
Original. Seite 121.]
So vielgestaltig
ist das Weltengebäude in seiner erhabenen Unbegrenztheit.
281. Die psychische
Energie der Masse muss beobachtet werden. Man kann ein verstärkt
fortschreitendes Anwachsen der Kraft feststellen: Dort, wo zwei Menschen durch
einen Gedanken vereint sind, gibt es nämlich die Kraft von dreien. Man darf
aber nicht vergessen, dass jeder entgegenwirkende Gedanke viel von der umgebenden
Energie verzehrt; deshalb kann man so selten eine erfolgreiche Einigkeit
beobachten. Ein einziges Pferd kann nämlich die ganze Karawane aufhalten, und
eine erfolgreiche Auswirkung kann vereitelt werden.
Wiederum wird ein Gewebe der besten
Energie gesponnen, doch die Menschheit verschwendet reichlich die ihr vom
Schicksal bestimmten Errungenschaften. Es ist so leicht, zum Verständnis des
Wertes vereinter Energien zu gelangen. Das ist keine Abstraktion, sondern
tatsächlich eine physische Wirklichkeit.
Die Menschen wollen alles erobern und sich
aneignen, doch die Kraft des Gedankens ist für sie leere Träumerei! So werden
wahre Schätze vergeudet.
282. Ein Lügner ist immer davon überzeugt,
dass seine Lüge nicht aufgedeckt wird. Ein Mörder glaubt, dass sein Verbrechen
geheim bleibt. Manchmal kann man hören, dass bei Gericht Suggestion und
psychische Energie angewendet werden; doch solche Versuche bleiben vereinzelt
und führen nicht zu der Erkenntnis der natürlichen Möglichkeiten, das Böse zu
bekämpfen.
283. Man muss sich dem Bösen widersetzen, das
eine Offenbarung des Chaos darstellt. Ganze Länder schützen sich vor dem Meer,
das sie für immer überfluten könnte. Die vereinte Arbeit des ganzen Volkes errichtet
erstaunliche
[Russisches
Original. Seite 122.]
Schutzanlagen.
Ebenso aber kann das Chaos den ganzen Reichtum eines Volkes verschlingen.
Man muss verstehen, dass die Wellen des
Chaos in das Bewusstsein der Menschheit eindringen. Evolution ist der Antipode
des Chaos. Seien wir dem Donnern des Chaos gegenüber nicht taub!
284. Mit Mühe entschließen sich die
Menschen, das einfachste Gesetz auszusprechen: „Gesegnet seien die Hindernisse,
durch sie wachsen wir.“ Prüfungen werden ziemlich leicht zugelassen, solange
sie noch nicht begonnen haben. Niemand ist gewillt, seinen Fortschritt durch Hindernisse
zu beschleunigen.
Doch noch unerträglicher ist es für die
Menschheit, vom Nutzen des Leides zu hören. Der Grund liegt nicht darin, dass
manche sich vor Schmerz oder Unbequemlichkeit fürchten, sondern darin, dass sie
das Leben jenseits des irdischen Daseins nicht erkennen. Sie sind bereit, wegen
des morgigen Festes ein unbequemes Nachtlager zu erdulden, aber nicht gewillt,
ein der Unbegrenztheit angemessenes irdisches Leben zu führen.
Furcht vor der
Unbegrenztheit die unzulässigste Schmach für ein denkendes Wesen.
285. Wie kann es einen Gedanken an die
Unbegrenztheit geben, wenn sich der Mensch auf das irdische Dasein beschränkt?
Niemand hilft dem Kind, freudvoll in die Zukunft zu blicken, deshalb erscheint
Arbeit als ein Fluch. Es ist wahr, die Menschen leben länger, doch wozu diese
Verlängerung, wenn sie nach wie vor von der Größe der Unbegrenztheit nichts
wissen wollen?
Eine solche
[Russisches Original. Seite 123.]
Unangemessenheit ist die Folge von Unwissenheit. Man
muss allem die gebührende Beobachtung zuwenden. Zwar ist ein solcher Zustand
durchaus üblich, ein entwickeltes Bewusstsein muss aber auch eine solche Beschränkung
korrigieren.
287. Psychologie
ist die Wissenschaft vom Gedanken. Das Studium des Gedankens kann sich nicht
auf ein Volk oder eine Schicht des Volkes beschränken. Der Vergleich des Bewusstseins
verschiedener Volksstämme wird zu unerwarteten Schlussfolgerungen führen. Man
kann bemerken, wie wenig das Potential des Gedankens von der äußeren
Zivilisation abhängt. Man kann sich ebenso davon überzeugen, dass Reichtum nicht
mit dem Gedanken einhergeht. Anscheinend tragen die schwersten Bedingungen zur
Vertiefung des Gedankens bei. Ein Mangel an Mitteln fördert die Verfeinerung
des Bewusstseins.
Die Geschichte zeigt, wie die Nester
wahrer Gedanken gebildet wurden, deshalb ist die Wissenschaft des Gedankens die
Wissenschaft des Daseins. Man darf das Studium des Gedankens durch keinerlei
Einschränkungen verkomplizieren. Außerdem muss diese Wissenschaft ewig lebendig
sein, denn der Gedanke vibriert ständig und lebt im Raum.
So wird das Streben nach Erforschung des Gedankens
zum Verständnis der sogenannten Phänomene führen, die nichts anderes sind als die
in ihren verschiedenen Erscheinungsformen unerkannte psychische Energie.
288. Völlig unzulässig sind schadenbringende
Gebete und Selbstmitleid. Schreit ein Mensch auf „Warum?“, denkt er weder an
die Vergangenheit noch an die Zukunft. Er trennt sich von den Höheren Kräften
ab, als klagte er Sie an.
Wehe auch dem Menschen, der die Höheren
Kräfte dazu anstiftet, Schaden zuzufügen. Sowohl Eigendünkel als auch
Unwissenheit
[Russisches
Original. Seite 124.]
erklingen,
wenn ein Mensch, anstatt mit den Höheren Kräften zu verschmelzen, sie auf den
Weg des Hasses und der Grausamkeit zu drängen versucht.
289. Man kann die merkwürdigsten Versuche finden,
die Gedankenübertragung auf Entfernung zu studieren. Man befestigte einen gewachsten
Seidenfaden an die Handgelenke und verband damit zwei Personen auf Entfernung. Man
achtete auf die Reinheit der Seide und die besondere Qualität des Wachses. Viel
wurde darüber nachgedacht, wie der Faden am besten von der Erde isoliert werden
kann, doch am wenigsten wurde daran gedacht, dass die psychische Energie weder eines
Fadens noch des Wachses bedarf.
Den Menschen schien es, dass gerade mechanische
Hilfsmittel ihnen Erfolg bringen würden. Doch derjenige, der diese Methode als
erster vorschlug, sah im Faden einfach ein Symbol, auf das die Aufmerksamkeit
zu konzentrieren war.
290. Wenn es Gedankenübertragung auf
Entfernung gibt, muss es auch möglich sein, solche Gedanken im Raum abzufangen.
In der Tat, man sollte diesen Umstand genau im Gedächtnis behalten. Außer dem
Eindringen fremder Gedanken kann es sowohl in der irdischen als auch in der
Feinstofflichen Welt besondere Umstände geben, die das Abfangen von Gedanken
begünstigen.
Gleichartigkeit der Auren kann den Zugang
von Gedanken erleichtern; wenn Menschen lange zusammengelebt haben oder in
Briefwechsel standen, können sie in den gleichen Strom gezogen werden. Werden
solche Menschen aber gefährlich, muss man die Verbindung der Auren unterbrechen.
Eine solche Einwirkung darf aber nicht augenblicklich erfolgen, sonst könnte
sie sich auf die Gesundheit auswirken. Jeder Prozess dieser Art muss ganz
natürlich vor sich gehen.
291. Entschieden jedes Ungleichgewicht muss
[Russisches
Original. Seite 125.]
auf natürlichem
Weg überwunden werden. Kein leidenschaftliches Ungleichgewicht kann durch
Befehl oder Zwang unterbunden werden. Das Streben auf der Grundlage eines verfeinerten
Bewusstseins wird eine feste Brücke errichten. Man muss den Nutzen erkennen,
dann kommt die wahre Evolution. Ohne Erkenntnis kann man die niederen irdischen
Leidenschaften aber nicht überwinden.
Die Sphäre, die die Erde umgibt, ist von
menschlichen Leidenschaften verdichtet. Keine Kräfte werden
diesen von der Menschheit selbst gewebten Nebel zerstreuen. Deshalb sind Gleichklang,
Farbe und die besten Gedanken wie ein Gegengift gegen die Verseuchung durch das
Chaos.
292. In einer Zeit besonders bedrückender
Ströme muss der Lehrer an alle Umstände erinnern, denen entgegenzuwirken ist.
Man sollte nicht meinen, solche verstärkten Erinnerungen seien Anspielungen auf
Vergesslichkeit; im Gegenteil, sie sollen nur stärken, wenn die Kompliziertheit
der Ereignisse gleichsam die Klarheit des Pfades verwischt.
Die Kompliziertheit der Ereignisse ist ein
Zusammenprall des Offenbarten mit dem Chaos oder des Lichts mit der Finsternis.
Bei diesem gewaltigen Kampf kann man eine Vielzahl von Übergangsstufen sehen,
deshalb ist das Unverständnis jener begreiflich, die sich in den feinsten Abstufungen
nicht zurechtfinden. Rund um einen Regenbogen gibt es viele unterschiedliche Brechungen.
293. Wenn man die räumlichen Ablagerungen
in den Städten untersucht, kann man unter den giftigen Substanzen etwas finden,
das dem Imperil* ähnlich ist. Bei vorsichtiger Beobachtung dieses Giftes kann
man sich davon überzeugen, dass es Imperil ist, das von einem bösen Atem ausgeatmet
wurde.
Unzweifelhaft
[Russisches
Original. Seite 126.]
ist
der vom Bösen durchtränkte Atem schadenbringend. Wenn sich bei Gereiztheit im
menschlichen Organismus Gift ablagert und Speichel giftig werden kann, kann
auch der Atem giftbringend werden. Man muss voraussehen,
wie viel Böses ausgeatmet wird und was für ein vielfältiges Böses die neuen Kombinationen
von Giften bei ungeheuren Zusammenrottungen des Volkes darstellen können.
Dies wird noch durch verschiedene Ausdünstungen
verderbender Nahrungsmittel und aller möglichen Abfälle verstärkt, die sogar auf
den Straßen von Großstädten herumliegen. Es ist an der Zeit, sich um die
Reinlichkeit der Hinterhöfe zu kümmern.
Es bedarf der Reinlichkeit sowohl im
Freien als auch beim menschlichen Atem. Das von gereizten Menschen ausgeatmete
Imperil ist genau wie Unrat oder schändlicher Abfall. Es ist unumgänglich, dem
menschlichen Bewusstsein einzuprägen, dass jeder Abfall Nahestehende anstecken
kann. Der Abfall moralischer Zersetzung ist schlimmer als alle Ausscheidungen.
294. Nichts kann die Selbsterzeugung von
Gift rechtfertigen, sie gleicht dem Mord und dem Selbstmord. Sogar ganz
unentwickelte Menschen spüren die Annäherung eines derartigen Giftträgers. Mit
ihm treten Betrübnis, Unruhe und Angst auf. Wie viele physische Krankheiten flammen
durch das Eindringen von Imperil auf – es ist als wäre
ein Brandstifter eingedrungen.
295. Die Schnelligkeit der
Gedankenübertragung auf Entfernung ist unglaublich. Es gibt aber Bedingungen,
die sogar diese blitzschnelle Energie verzögern, nämlich eine durch Imperil
vergiftete Atmosphäre. Beobachtungen über den Gedanken können zu bemerkenswerten
Schlussfolgerungen führen, sowohl physischen als auch psychischen. Man kann
sehen, wie ein böser Gedanke Imperil, einen physischen Stoff erzeugt;
[Russisches
Original. Seite 127.]
dann
mischt sich diese Substanz in eine psychische Übertragung und kann sogar den fristgerechten Empfang der Sendung behindern.
So kann Imperil fortschreitend die Wirkungen von Gedanken verkomplizieren.
Bei
Experimenten mit dem Gedanken gibt es viele nützliche Beobachtungen. Gerade
solche Betrachtungen sind ein Kampf gegen die Selbstsucht. Jede Verletzung ist schon ein Fortschritt.
Viele
Beispiele zeigen, dass der physische Blutkreislauf mit psychischen Funktionen
zusammenhängt. Umso notwendiger
ist es, jene Wissenschaft zu achten, welche die physische Seite des Lebens
untersucht, gleichzeitig aber auch eine neue geistige Verbindung eröffnet, die
für das gesamte Dasein charakteristisch ist.
297. Ein gutes
Instrument offenbart bei jeder Prüfung nur neue Qualitäten. Wahrhaftig, alles
von guter Qualität fürchtet keine Prüfung. Jede Prüfung lehrt neue Bedingungen,
die sonst unbemerkt bleiben könnten. Wer Prüfungen fürchtet, ist ein
unwissender Feigling.
Ist ein Mensch im
Herzen bereit,
[Russisches Original. Seite 128.]
alle Lebenserfahrungen auf sich zu nehmen, bedeutet
das, dass er an Fortschritt denken kann. Er kann unterscheiden, wo Schaden und wo Nutzen liegt.
Welche Freude bereitet es, sich dem
Allgemeinwohl hinzugeben, nicht einem abstrakten, sondern dem bewussten
Fortschritt!
298. Wir erwähnen oft Ärzte und
Wissenschaftler, man sollte aber nicht denken, dass nicht auch andere Berufe
Erwähnung verdienen, wenn wir von der Höhere Welt sprechen.
Können Rechtswissenschaftler und Richter
irdische Gesetze anwenden, wenn sie keinen Begriff von den Gesetzen des
Universums haben? Wie können sie irdisches Recht aufstellen, wenn sie nicht an
die universelle Gerechtigkeit denken? Man darf die Erde nicht von den allen Welten
isolieren; man muss die Wechselwirkungen zwischen der irdischen und der
Feinstofflichen Welt verstehen, um das Recht zu haben, über die Handlungen der
Menschen zu richten.
Man kann sich
unmöglich auf irgendwelche zufälligen früheren Lösungen beschränken, die der
Wirklichkeit nicht entsprechen. Jede Zeit hat ihre Besonderheiten, und ohne eine
Vorstellung von der evolutionären Situation wird das Gericht irren. So
nimmt ein Richter eine große Verantwortung auf sich, um am Ruder der
universellen Gerechtigkeit zu bleiben.
299. Ebenso müssen sich die Baumeister mit
Inspiration aus der Schatzkammer der Universellen Erkenntnis bereichern. Der
Stil einer Zeit bildet sich aus einem Leben, das durch Wissen beschwingt ist.
Wie herrlich sind Bauten, in denen der Gedanke an die Schönheit dargestellt ist.
Man kann sehen, wie ganze Epochen durch bauliche Inspiration aufgestiegen sind.
Die Qualität der Bauwerke spürt man an der
Dauerhaftigkeit der Materialien. Ein Schöpfer muss auch
[Russisches
Original. Seite 129.]
das
dauerhafte Material kennen. Kann ein Baumeister die Höhere Welt leugnen?
300. Es ist müßig, zu Dichtern, Musikern, Malern,
Bildhauern und Sängern über den Sinn des Strebens zur Höheren Welt zu sprechen,
denn ihr Ausdruck der Schönheit beruht auf Inspiration.
Wer kann die Grenze zwischen Inspiration
und Hieroinspiration bezeichnen? Eine solche Grenze zwischen Inspirationen ist nicht
zu unterscheiden. Jede Inspiration enthält ein Teilchen Hieroinspiration. Nur
das Herz selbst kann den Grad des Entzückens bestimmen.
Wer beim Erkennen
von schöpferischer Schönheit nicht erbebt, ist kein Arbeiter auf dem Feld der
Schöpfung.
301. Ebenso wenig können die übrigen
Gebiete der menschlichen Arbeit auf das Höhere Prinzip verzichten. Die Arbeit eines
Landmannes wird sich nicht erweitern, wenn er nur ein Sklave und Tagelöhner ist.
Jede Arbeitsform hat einen schöpferischen Bereich. Der irdische Gedanke bindet
an die irdischen Grenzen, doch die Evolution enthält das Höhere Prinzip.
Mögen über die verschiedenen
Arbeitsbereiche Bücher geschrieben werden. Möge in ihnen
die sklavische, begrenzte Arbeit der inspirierten, unbegrenzten Arbeit
gegenübergestellt werden. Man muss in aller Wissenschaftlichkeit aufzeigen,
welche Möglichkeiten sich bei einer Erneuerung der Arbeitsqualität eröffnen.
Menschen, die durch den Alltag erdrückt
werden,
[Russisches
Original. Seite 130.]
verlieren
den Horizont. Auch die Augen des Menschen können sich nicht mit einem Mal an
das Licht gewöhnen. Möge die Wissenschaft auf jede Weise zur Erweiterung des
Horizonts beitragen.
302. An den Einzelheiten des Lebens kann
man erkennen, wie viele kosmische Wellen die Erde berühren. Nur Unwissende
können leugnen, wie oft große Ströme den Raum durchdringen. Ereignisse können
vorausgesagt werden, doch ebenso bedeutsam ist es, die Verbindung der
Ereignisse mit psychischen und physischen Erscheinungen zu verfolgen. Auch ohne
Astrologie, nur durch die Beobachtung der Natur kann man physische
Erscheinungen mit den Ereignissen vergleichen.
Die Menschheit schafft mehr, als sie glaubt.
303. Man muss den Menschen sagen: „Schwächt
euch nicht selbst; Unzufriedenheit, Zweifel und Selbstmitleid verzehren die
psychische Energie.“ Welch ein furchtbarer Anblick ist die Erscheinung verdunkelter
Arbeit! Man sollte die Wirkungen lichterfüllter und verdunkelter Arbeit
vergleichen, bei der ein Menschen sich selbst bestohlen hat.
Ich meine, die Wissenschaft sollte auch
bei dieser Frage helfen. Wie es bereits Apparate zur Messung des Blutdruckes
gibt, so wird es Apparate geben, um den bedrückten und den begeisterten Zustand
des Organismus zu vergleichen. Man kann sich davon
überzeugen, dass ein Mensch, der sich von den drei erwähnten Vipern nicht
beeinflussen lässt, zehnmal besser arbeitet; außerdem bewahrt er Immunität
gegen alle Krankheiten. So kann man sich wieder anschaulich davon überzeugen,
dass das psychische Prinzip dem physischen überlegen ist.
Besonders zur gegenwärtigen Zeit kann man
sehen, welchen Schaden
[Russisches
Original. Seite 131.]
die
Menschheit sich selbst zufügt. Jeder Gedanke ist entweder ein Stein des Aufbaus
oder Gift im Herzen. Wenn Wir von Selbstvergiftung sprechen, sollte man nicht
meinen, Wir hätten etwas Neues im Sinn: Diese Wahrheit ist so alt wie die Welt!
Doch wenn sich das Schiff dem Untergang nähert, sollte man alle Kräfte zur
gemeinsamen Arbeit aufrufen.
304. Irdische Sorgen gleichen Steinen, die
einen Berg herunterrollen: Je tiefer sie kommen, desto heftiger ist der
Aufprall des Bergsturzes. Wäre es nicht besser, zum Gipfel selbst aufzusteigen,
wo es keinen Steinschlag gibt? Aufwärtsstreben verklärt auch die irdischen
Sorgen. Wenn sie auch bestehen bleiben, so ändert sich doch ihr Sinn.
So kann man erkennen, wieviel nützlicher der
Gipfel gegenüber der Schlucht ist.
305. Besessenheit und Selbstvergiftung
sind nahe Nachbarn. Das eine wie das andere wird von den Menschen wenig
zugegeben. Bei Selbstvergiftung kommt es besonders leicht zu Besessenheit, doch
bei Besessenheit tritt endgültig Selbstvergiftung statt; eine solche Vergiftung
ist unabänderlich.
Manche behaupten, dass sich bei
Besessenheit die Gesundheit nicht nur nicht verschlechtert, sondern sogar verbessert.
Das ist ein großer Irrtum: Nur die nervliche Anspannung bewirkt die scheinbare
Gesundheit. Der Einbruch einer fremden psychischen Energie eröffnet jedoch unvermeidlich
einen Zugang für verschiedene Ansteckungen.
Besessenheit ist nicht Psychismus*,
sondern eine Verletzung des ganzen Organismus an. Sagen wir es genau:
Besessenheit ist nicht nur eine psychische Krankheit, sondern auch eine
Ansteckung des ganzen Organismus. Viele Epidemien haben Besessenheit zur
Grundlage. Der dunkle Besitzergreifer ist gewiss nicht um die Gesundheit seines
Anhängers besorgt.
[Russisches
Original. Seite 132.]
Jede Krankheit ist bereits eine
Zersetzung, die der Finsternis genehm ist. Zwei psychische Energien können
nicht lange zusammen wohnen. Die Besessenheit kann periodisch abgeschwächt
werden, eine solche Methode wird von den Besitzergreifern angewendet, wenn
ihnen das Opfer teuer ist.
307. Die Atmosphäre ist wahrlich
bedrückend. Bei Uns bemerkt man die Verdichtung der niederen Schichten um die
Erde herum. Dafür gibt es viele Ursachen, es kann aber nicht sein, dass der
Kampf ohne Folgen bleibt. Umso mehr muss man die
Gesundheit hüten und überhaupt in allem vorsichtig sein.
Wenn Ich von Einigkeit spreche, habe Ich
nicht nur eine geistige Notwendigkeit im Auge, sondern auch die physische
Gesundheit. Die Menschen wollen von dem letzteren Umstand nichts wissen und
beklagen nachher die betrüblichen Folgen.
Räumliche
Ströme sind starke Erwecker aller Arten von Reaktionen. In Krankenhäusern, wo
Beobachtungen an vielen
[Russisches Original. Seite 133.]
Individuen möglich sind, sollte man fachmännisch beobachten,
warum die Einnahme derselben Medizin unterschiedlich wirkt. Viele Lösungen des
Rätsels können in den welträumlichen Verhältnissen gefunden werden. Man sollte
nicht denken, ein klarer blauer Himmel sei bereits ein Anzeichen von nützlichen
Strömen; es kann sein, dass ein bedrohlicher, bewölkter Himmel bessere Ströme
aufweist.
Die
räumlichen Ströme werden wenig beobachtet, und den verschiedenen menschlichen
Stimmungen wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Man kann nicht alles mit
Gedanken erklären, die den Raum sättigen. Außer diesen gibt es den
feinstofflichsten Chemismus der fernen Welten, solche Ströme kommen mit den
niederen, überirdischen Schichten in Berührung. Man kann sich vorstellen,
welche Konstellationen sich ergeben können! Auch in diesem Fall ist der Mensch
wenig um seinen Nächsten besorgt.
Man darf
nicht so unwissend sein, die Entwicklung des Wissens zu verbieten. Wer die
Wissenschaft verfolgt, ist nicht menschenähnlich! Lasst uns diesen Vorwurf unzählige
Male wiederholen, solange diese äußerst zottige Denkweise sich nicht schämt.
Eine solche
Mahnung ist umso angebrachter, als die Wissenschaft trotz ihres raschen
Fortschritts nicht ein Zehntel dessen erreicht hat, was für diese Periode
vorgesehen war. Die Trägheit der Menschheit hat viel dazu beigetragen. Dennoch
ist es schmerzlich zu sehen, dass die besten Antreiber der Wissenschaft nicht
[Russisches Original. Seite 134.]
geschätzt werden.
Die
Menschen wollen den Weltraum erforschen: Bescheidene Exkursionen in die
Stratosphäre, Experimente mit dem Teleskop und Beobachtungen der Gestirne – alles
dreht sich in einem Teufelskreis, weil die psychische Energie nicht anerkannt
wird. Ohne sie bleibt der kühnste Flug ein kindlicher Zeitvertreib. Ohne
psychische Energie sind die räumlichen Wege nicht zu erkennen.
Das gleiche
geschieht auf allen Gebieten der Wissenschaft. Es ist unvernünftig, die höhere
Energie nicht zu berücksichtigen. Genau wie zur Zeit der Religionskriege und
Verfolgungen müssen sich kühne und scharfsinnige Entdecker verstecken wie die
Alchemisten vor der Inquisition. Eine derart schmachvolle Situation ist
unzulässig.
310. Man möge nicht denken, die Erinnerung
an die Inquisition sei fehl am Platz. Leider ist sie für vieles anwendbar. Verschiedene
Seiten des Lebens stehen unter inquisitorischem Druck. Dieses finstere Prinzip
schwächt nämlich die besten Unternehmungen. Die Finsternis nistet sich sowohl
in Palästen als auch in Hütten ein.
Wir wollen uns nicht damit beruhigen, dass
irgendwelche Geister sich für alle irgendetwas ausdenken werden. Die Menschheit
ist verpflichtet, zu denken, sie muss mit vereinten Kräften nach
Errungenschaften streben. Es darf nicht sein, dass das Chaos der Unwissenheit in
prunkvollen Kleidern eindringt und die Erkenntnis verspottet.
Mit
gleicher Genauigkeit sollten
[Russisches Original. Seite 135.]
in den verschiedenen Ländern die Beobachtungen der Erscheinungen
der psychischen Energie koordiniert werden. Man kann beobachten, dass manchmal
in weit voneinander entfernten Ländern gleichzeitig Aufschwünge des Geistes aufflammen
und damit irgendwelche höhere Ursachen anzeigen. Ebenso kann man auch
Niedergeschlagenheit sehen, die bei den verschiedensten Menschen zum Ausdruck
kommt. Solche Massenerscheinungen müssen studiert werden.
Es gibt aber
keine Institutionen, die eine so wichtige Aufgabe auf sich nehmen. Es finden
sich vielleicht einzelne Beobachter, die sich Rechenschaft über die Wichtigkeit
eines solchen Vergleiches abgeben; ihre Anstrengungen werden jedoch vereinzelt bleiben
und im Meer der Verwirrung und des Zweifels untergehen. Scheinbar gibt es Gemeinschaften, die sich der Höheren
Weisheit weihen, doch sie haben keine wissenschaftlichen Abteilungen.
Für die sorgfältige Beobachtung und den
Vergleich der Erscheinungen der psychischen Energie muss es eine Zusammenarbeit
aller Völker geben. Eine solche weltweite Zusammenarbeit würde die Einheit der
höheren Energie aufzeigen. Nur durch solche Beobachtungen kann man auf
natürliche Weise zu einer klaren Vorstellung von der Höheren Welt gelangen.
In welcher Sprache, mit welchen Worten
kann man einen Zugang finden, damit die Menschen verstehen, worin ihr Erfolg
liegt?!
312. Es ist wirklich eine schreckliche
Zeit, doch die meisten Menschen spüren die Ursachen dessen, was vor sich geht, nicht.
Man kann mit allen Posaunen verkünden: „Harmagedon!“ Die Menschen werden dennoch
nur fragen: „Was kostet ein Pfund Harmagedon?“ Es gab noch nie eine derartige
Vermengung des Nichtigen mit dem Großen.
Man könnte hoffen, dass die Menschen, wenn
sie schon kein Verständnis haben, wenigstens nicht die Schlacht
[Russisches
Original. Seite 136.]
stören,
doch sie stören und die geradesten Pfade werden gewunden.
313. Es gibt viel Undankbarkeit. Ich rate
euch, euch für die Zukunft gegen Undankbarkeit und Unwissenheit mit Geduld zu wappnen.
Fremde sind oft besorgter, deshalb kennzeichnen Wir die Menschen in erster
Linie nach den Anzeichen ihrer Dankbarkeit.
314. Jeder kann die Erscheinungen der
psychischen Energie an jedem beliebigen Ort und zu jeder beliebigen Zeit
beobachten. Man muss die Aufmerksamkeit konzentrieren und die bemerkten Erscheinungen,
wenn auch nur kurz, notieren. Sicherlich wird es unter diesen Notizen auch unnötige
geben, doch das sollte einen nicht irre machen. Aufzeichnungen haben eine
enorme Bedeutung, weil die Erscheinungen der psychischen Energie ungewöhnlich
schnell vergessen werden.
Jeden Tag geschieht etwas Ungewöhnliches. Man
sollte nicht meinen, nur irgendwelche erschütternden Ereignisse wären von
Bedeutung; manchmal kann das Auffangen eines Gedankens oder das Auffinden nötiger
Seiten eines Buches ein sehr aufschlussreiches Beispiel der Arbeit der
psychischen Energie sein. Außerdem entwickelt der Weg der Beobachtung auch
Geduld, eine für den Forscher unerlässliche Eigenschaft.
315. Ihr führt einen umfangreichen
Briefwechsel mit verschiedenen Ländern. Wenn eure Freunde auch mit solchen Aufzeichnungen
über psychische Energie beginnen, kann man leicht eine bedeutsame
Gegenüberstellung erhalten, nicht nur der Tatsachen selbst, sondern auch der
individuellen Beziehungen zu ihnen. Auch klimatische Bedingungen und örtliche
Ereignisse müssen eine charakteristische Färbung beitragen.
Durch solche Aufzeichnungen kann die ganze
Verschiedenartigkeit der Lebensbedingungen
[Russisches
Original. Seite 137.]
wahrgenommen
werden. Der Mut einer unablässigen Aufmerksamkeit trägt
dazu bei, die Beobachtungen zu vertiefen.
Die Grenzen des Wissens weiten sich aus. Zwischen
den Zweigen der Wissenschaft werden neue Wechselbeziehungen geschaffen. Es
erweist sich, dass vieles, was noch vor kurzem getrennt zu sein schien, aus ein
und derselben Wurzel erwächst. Es zeigt sich die Notwendigkeit neuer
Verbindungen der Zusammenarbeit. Es ist unumgänglich, frühere Einteilungen zu untersuchen
und sie durch zweckmäßigere zu ersetzen. Dies ist in allen Lebensbereichen
erforderlich, von der Philosophie und dem Glauben bis hin zu den praktischen
Wissenschaften.
Wenn Ich das Wort
praktisch gebrauche, tue Ich das nicht sinngemäß, sondern verwende nur einen
gewöhnlichen, gebräuchlichen Ausdruck. Die Wirklichkeit ist doch von dem
sogenannten Praktischen weit entfernt. Die Fähigkeit zu erkennen, in welchem
Maße die Wirklichkeit über die mechanistische Lebensvorstellung hinausgeht, lehrt
zu verstehen, welche Erneuerung die Menschheit um der Evolution willen benötigt.
Man sollte nicht darüber betrübt sein,
dass bestimmte notwendige Einrichtungen nicht sofort Anerkennung finden. Möge
der Gedanke arbeiten. Die Menschen halten mit dem Flug des Gedankens nicht
Schritt, gleichwohl regiert der Gedanke die Welt.
[Russisches Original. Seite 138.]
so blind machen, dass die Pfade zur Einheit nicht zu
sehen sind.
318. Die Menschen gelangen manchmal bis zu
einer solchen Begrenztheit, dass sie es fertigbringen, alles nichtig zu machen.
Das Allerhöchste Gespräch ist für sie nur Schrot für die Mühle! Das Streben
wird durch allen möglichen Aberglauben geschwächt. Diese Seuche nistet in den
unterschiedlichsten Menschen.
Es wurde vom Goldenen oder Mittelweg gesprochen
– besser spricht man von einem Pfad, so eng ist der Durchgang zwischen
Ungeheuern.
319. Viele Drachen stehen auf der Wacht,
um jedes Vorankommen zu behindern. Vielfarbig sind diese Ungeheuer! Das
widerlichste ist der graue Drache der Alltäglichkeit. Er versucht, selbst aus
dem Höchsten Gespräch ein graues, nichtssagendes Spinngewebe zu machen.
Wenige vermögen den Drachen der Alltäglichkeit
zu überwinden. Doch solche Helden verzehnfachen ihre Kräfte und erheben jeden
Tag ihre Augen erneut gen Himmel.
Wenn die Unbegrenztheit existiert, gibt es
für den Geist des Menschen nicht einen Augenblick der Alltäglichkeit. Freude kann aus ungewöhnlichen Gefühlen entstehen. Aber
das Höchste Gespräch kann nicht zu etwas gewöhnlichem werden. Langeweile ist
nicht in Unbegrenztheit, sondern in der menschlichen Begrenztheit.
[Russisches
Original. Seite 139.]
Wir wollen den grauen Drachen nicht
frohlocken lassen, er ist gar nicht stark, und seine Widerwärtigkeit besteht
nur in der Hässlichkeit der Gewohnheit. Wo Schmutz und Hässlichkeit beseitigt werden,
kann der graue Drache nicht existieren.
Daher ist die Überwindung der Alltäglichkeit
Verehrung der Höheren Welt.
320. Wer genaues Wissen liebt, muss verstehen,
es aufzunehmen. Viele mögen über ihre Hingabe an wahres Wissen sprechen, in der
Praxis aber kleiden sie jede Tatsache in die kunterbunten Lumpen des
Vorurteils. Sie empfinden die Unwirklichkeit ihrer eigenen Voraussetzungen
nicht. Sie bringen es fertig, über unzureichendes Beobachtungsmaterial zu
klagen, lassen jedoch gleichzeitig die einmaligsten Ereignisse unberücksichtigt.
Sie möchten, dass sich das Universum entsprechend dem Verdauungszustand ihres
Magens dreht. Sie wenden sich von der klarsten Erscheinung ab, wenn sie ihrer
Stimmung nicht entspricht.
Ist das etwa der Pfad genauen Wissens? Wo
ist die Geduld? Wo der gute Wille? Wo die Unermüdlichkeit? Wo das Beobachtungsvermögen?
Wo die Aufmerksamkeit, welche die Tore öffnet?
Werden wir nicht müde zu wiederholen, wie
sich alle Tore öffnen, wenn es keine Klage, keine Unzufriedenheit und keine Verneinung
gibt.
321. Sandstürme erweisen sich als Ansteckungsherde.
Man muss bemerken, wo die Wellen dieser schrecklichen Schädlinge entlangziehen.
Es ist nicht nützlich, derartige Zerstörungen zuzulassen. Das Volk kann mit
Recht jene verurteilen, welche die Zerstörung des Lebens zugelassen haben. Über
ganze Jahrhunderte hinweg haben die Menschen
[Russisches
Original. Seite 140.]
dazu
beigetragen, die niederen Schichten der Atmosphäre mit zersetzenden Teilchen
anzufüllen.
Ist es nicht an der Zeit, über die Beziehung
der psychischen Energie zu den umgebenden atmosphärischen Schichten
nachzudenken? Man darf nicht die psychische Energie ganzer Generationen
vergiften! Wie viele herrliche Seelen gehen wegen der Vergiftung des Planeten
zugrunde!
322. Der Rhythmus der Arbeit ist die
Zierde der Welt. Man kann Arbeit als Sieg über die Alltäglichkeit betrachten.
Jeder schwer arbeitende Mensch ist ein Wohltäter der Menschheit. Stellen wir uns
die Erde ohne Arbeiter vor, und wir sehen die Rückkehr zum Chaos. Nie
versagende Beharrlichkeit wird durch Arbeit geschmiedet, gerade die alltägliche
Arbeit ist die Ansammlung eines Schatzes. Der wahre Arbeiter liebt seine Arbeit
und versteht die Bedeutung der Anspannung.
Arbeit wurde auch schon Gebet genannt. Die
höchste Einheit und Qualität der Arbeit entstehen durch ihre Rhythmik. Die
beste Qualität der Arbeit lässt den Rhythmus des Schönen entstehen. Jede Arbeit
beinhaltet den Begriff des Schönen.
Arbeit, Gebet und Schönheit: Sie alle sind
Facetten des großen Kristalls des Daseins.
323. Nach der Arbeit ist der Arbeiter auch
besser und duldsamer. Viel Vervollkommnung findet bei der Arbeit statt. In
Arbeit liegt Evolution!
324. Gutes zu schaffen sollte ein so
natürlicher Zustand des Menschen sein, dass von dieser Bestimmung gar nicht
gesprochen zu werden braucht. Der Mensch kann nicht auf seine guten Taten hinweisen,
als wären sie etwas Besonderes; sonst könnte man meinen, der gewöhnliche
[Russisches
Original. Seite 141.]
Zustand
des Menschen sei böse und er schaffe nur ausnahmsweise etwas Gutes.
Im Laufe der Jahrtausende wurden viele
Irrtümer angehäuft. Die Menschen begannen, Gold als das Gute anzusehen. Sie
trugen Gold und Edelsteine in den Tempel und waren überzeugt, dass diese die
besten Errungenschaften der Welt darstellen. Die Menschen haben sich falsche
Vorstellungen über Schätze suggeriert: Sie dachten zwar an die Überlieferung vom
Gold als der Quelle des Bösen, beeilten sich aber, aus ihr ein Märchen zu
machen.
Man kann in der Menschheitsgeschichte
wiederholte Auflehnungen gegen das Gold finden. Jeder große Lehrer lehnte sich
gegen das Gold auf; die Menschen jedoch beeilten sich, jeden zu töten, der es
wagte, sich gegen ihren geliebten Götzen aufzulehnen. Natürlich spreche Ich
nicht von dem Stück Gold als solchem, sondern von all dem Schrecklichen, das es
umgibt.
325. Von allen verborgenen Dingen bleibt
vor allem unerkannt, wem das ausgesandte Gute den größten Nutzen bringt.
Niemand weiß, wem seine Güte geholfen hat. Man kann annehmen, dass ein guter
Gedanke eine bestimmte Person erreicht, das ist aber nur eine Annahme.
Der Gedanke kann auch einem uns
Unbekannten sehr geholfen haben. Ein solcher Gedanke ist ein Bote des Guten;
der gerettete Mensch kennt seinen Retter nicht, und so richtet sich seine
Dankbarkeit an die Höhere Welt. Will er dem Entzücken seiner Dankbarkeit
Ausdruck verleihen, blickt er hinauf in die ewige Esse des Schöpferischen
Gedankens.
326. Auch namenlosen Gedanken wird
insgeheim Dankbarkeit entgegengebracht. Jedem Gedanken des Guten wird
[Russisches
Original. Seite 142.]
die beste
Dankbarkeit zuteil. Es steht uns nicht zu, zu urteilen, wo das Lied der
Dankbarkeit erklingen wird. Man soll den Worten der
Dankbarkeit nicht zuvorkommen, das schönste Lied der Dankbarkeit erklingt im
Augenblick der Freude. Doch der Gedanke dieser Freude wurde von jemandem
gesandt.
Sagen wir dankbar: Aum.
327. Wenn ein Mensch alle Bücher über das
Gute durchliest und weder Geduld noch Aufnahmevermögen noch Angemessenheit
lernt, ist er kein Mensch. Aus solchen harten Herzen erklingt keine
Dankbarkeit. Ich spreche über die Eigenschaft der Dankbarkeit oft in
verschiedenen Symbolen. Es ist unerlässlich, die Eigenschaft der Dankbarkeit wie
den Adamant* des Daseins zu verstehen.
328. Die
Welt wird vom Geheimnis aufrechterhalten. Alle Testamente sprechen vom
Geheimnis, vom Heiligen. Gleichzeitig heißt es, dass es kein Geheimnis gibt,
das nicht enthüllt würde. Jene, die gern nach Widersprüchen suchen, können
frohlocken: es scheint ihnen, sie
hätten etwas Unvereinbares gefunden. Doch sie denken vom Irdischen aus, und
alles Überirdische erscheint ihnen natürlich als unlogisch.
Gebraucht jedoch dieselben Worte für die
Feinstoffliche und die Höhere Welt, und die irdischen Widersprüche werden ihre
Erklärung finden. Natürlich ist alles, was auf der Erde im
Geheimen geschieht, auf einer höheren Ebene bereits offensichtlich, und das
unzugängliche Geheimnis erweist sich auf der Ebene der Unbegrenztheit als
logisch.
Man muss über die irdischen
Widersprüche nachzudenken verstehen, sie entstehen lediglich durch eine
beschränkte Vorstellung. Sobald die höheren Welten wirklich erkannt werden,
sind die irdischen Torheiten augenblicklich gelöst.
329. Es ist schade,
dass man beim Abschluss der Höheren Schule
[Russisches Original. Seite 143.]
eine nützliche Prüfung vergessen hat, die in alten
Zeiten angewendet wurde.
Die Schüler
mussten ein von ihnen gewähltes Thema vor ganz unterschiedlichen Zuhörern
darlegen. Dabei wurde verlangt, Ausdrücke zu finden, die für alle verständlich
waren – eine schwere Aufgabe. Für die einen mussten einfache Worte gefunden
werden, ohne die gebildeteren Zuhörer zu ermüden. Nicht immer waren die
Versammelten zufrieden, doch die Schüler machten die größten Anstrengungen,
verstanden zu werden und zugleich komplizierte und erhabene Begriffe zu
berühren.
Solche
Übungen sind immer notwendig.
330. Besonders muss man sich vor jeder Ungerechtigkeit
hüten, aus ihr erwächst Hässlichkeit. Der Mensch muss verstehen, wo
Ungerechtigkeit beginnt. Sie wird nicht durch Worte bestimmt, sondern vom
Herzen.
331. Im Zorn und bei Gereiztheit hält sich
der Mensch für stark – so ist es in der irdischen Vorstellung. Doch von der
Feinstofflichen Welt aus betrachtet ist ein gereizter Mensch besonders
kraftlos. Er zieht viele kleine Wesenheiten zu sich heran, die sich von den
Emanationen des Zornes nähren. Außerdem öffnet er seine Sperre und erlaubt den niederen
Wesen sogar, seine Gedanken zu lesen. Deshalb ist der Zustand der Gereiztheit
unzulässig, nicht nur als Erzeuger von Imperil, sondern auch als Tor für niedere
Wesenheiten.
Jeder Gereizte stimmt wohl dieser
Erklärung leicht zu und gibt sofort einer noch brennenderen Gereiztheit Raum –
so ist die Natur eines gewöhnlichen irdischen Wesens. Man kann sich wundern,
wie leicht die Menschen zustimmen, nur um umso leichter nachzugeben.
Sie werden
[Russisches
Original. Seite 144.]
dafür
die ungewöhnlichsten Rechtfertigungen ersinnen. Vielleicht
erweist sich in dem verworrenen Bewusstsein des leichtsinnigen Erdbewohners gar
die Höhere Welt als schuldig! Es ist erstaunlich zu beobachten, wie die
Menschen für alle ihre Vergehen die Höhere Welt beschuldigen!
So kann man sehen, wie notwendig es ist, die
einfachsten Wahrheiten ständig zu wiederholen.
332. Man kann nicht Erscheinungen
beschuldigen, deren Ursachen man nicht kennt. Nur die Erkenntnis der
Erscheinungen der Feinstofflichen Welt kann das Urteilsvermögen erweitern. Man kann an das Gleichnis von dem Blinden erinnern, der vom
Rüssel eines Elefanten einen Schlag erhielt und beteuerte, die Hand Gottes habe
ihn geschlagen.
Verhalten wir uns mit aller Hochachtung
gegenüber der Höheren Welt.
333. Auf
welche Weise kann man die Grenze zwischen Empörung und Gereiztheit oder
zwischen Erschütterung und Furcht feststellen? Niemand findet Worte, die solche
Gefühle definieren, die sich nahezu berühren. Es naht jedoch die Zeit, in der die Wissenschaft eine
Methode finden wird, um die Substanz zu untersuchen, die bei jeder Emotion abgesondert
wird. Auf rein chemischer Grundlage wird man erklären, wo und wann ein
bestimmtes Gefühl beginnt.
Das Lebenspendel zeigt durch seine
Bewegung die Veränderung der psychischen Energie an. Ebenso genau wird der
Chemismus der Gefühle bestimmt werden. Die Schwankungen der psychischen Energie
zeigen an, dass eine ständige Schwingung besteht, und bezeichnen sogar die
geringsten Abweichungen der Energie. So kann auch der Chemismus der Gefühle
nicht konstant sein.
Am Mikrokosmos des Menschen lässt sich
beobachten, wie angespannt die kosmischen Schwingungen sind. Man sollte nicht
meinen, alle diese Beobachtungen wären unnütz,
[Russisches
Original. Seite 145.]
im
Gegenteil: Führt denn das Erkennen der menschlichen Natur nicht zur
Vervollkommnung der Menschheit?
334. Ich vertraue die Lehre jedem an, der
in allen Welten lebt. Haltet diese Definition nicht für unanwendbar. Der Mensch
lebt wirklich in allen Welten. Jeden Tag besucht er die Welten, kann sich
jedoch diese flüchtigen Entrückungen nicht bewusst machen. Nur wenige verstehen
das Gefühl der Entrückung. Der Geist, der zeitlos ist, benötigt
nicht viel Zeit. Solche Empfindungen sind für entwickelte Bewusstseine sehr
charakteristisch.
335. Das Lebenspendel kann zuweilen vollkommen
untätig sein. Solche Zeichen gibt es bei einer Lähmung durch das Böse. Man sagt
nicht zufällig: „Er hat sich am Bösen verschluckt.“ So wird aufgezeigt, dass das
Böse begrenzt ist. Der Strom des Bösen ist nicht unbegrenzt. Man muss nur die Schwankungen der Schwingungen der Energie beobachten.
336. Jede Verleugnung der Wahrheit ist unwissend
und nicht nur für den Verleugnenden selbst, sondern auch räumlich schädlich.
Widersetzung gegen die Wahrheit verseucht den Raum; doch es gibt eine noch
abscheulichere Tat, wenn die Menschen, nachdem sie einmal die Wahrheit erkannt
haben, wieder von ihr abrücken. Ein solcher Rückfall in die Finsternis ist
Wahnsinn!
In der Menschheitsgeschichte kann man
finden, dass, nachdem Teilchen der Wahrheit bereits erfasst wurden, gewisse
Pseudo-Lehrer aus Gründen äußerster Unwissenheit versuchten, dem Volk die unabänderliche
Lage der Dinge erneut zu verschleiern; daraus entstanden
Akte, die man einst als schmachvolle Seiten in die Geschichte ansehen wird.
Dabei wurden gar keine Beweise vorgebracht,
[Russisches
Original. Seite 146.]
sondern
die Usurpatoren befahlen, das Offensichtliche abzuleugnen. Das ist so, als ob
vorgeschrieben würde, nicht an die Sonne zu glauben, nur weil jemand mit
schwachem Sehvermögen die Sonne nicht sehen kann! Ebenso wurde die Erkenntnis
der Gesetze der Feinstofflichen Welt verboten. Jemand wusste nichts von ihr und
verbot aus Ichsucht anderen, die Wirklichkeit zu kennen.
Mögen die Menschen sich erinnern, wie
viele Rückfälle in die Finsternis es in verschiedenen Zeitaltern gab.
Vielleicht werden diese Erinnerungen die Menschheit zu Gerechtigkeit und
Ehrlichkeit vorantreiben.
337. Mögen an den Schulen beim Studium der
Geschichte und beim Vergleichen der Religionen die verschiedenen
widersprüchlichen Erlasse der Versammlungen, Konzile und gesetzgebenden
Körperschaften nicht vergessen werden. Nicht zur Verwirrung der Geister muss
man die Wahrheit kennen, sondern zur Stärkung des künftigen Pfades.
Vervollkommnung beruht auf der Grundlage des Wissens.
Niemand kann verbieten, die Wahrheit zu
kennen und zu ihr zu zustreben.
338. Wenn irgendwann einmal aus
Unwissenheit oder Bosheit Fehler begangen wurden, darf man doch nicht ganze
Generationen nach denselben Irrtümern erziehen. Die Menschen sprechen viel von
Vorurteilen, sind aber bereit, die junge Generation mit Forderungen abzuwürgen,
die keinen Sinn haben.
Vom Alltäglichen bis zur Kosmogonie findet
ihr überall eine Vielzahl unbegründeter Behauptungen, die nicht durch Erfahrung
und Beobachtung bestätigt werden.
Verengung des Denkens ist ein grobes
Vergehen.
[Russisches
Original. Seite 147.]
339. Jede Absonderung von Sekreten und
jedes Ausatmen sendet Emanationen psychischer Energie aus. Jeder Mensch sättigt
verschwenderisch den Raum; genau deswegen ist er verpflichtet, um eine bessere Qualität
der psychischen Energie besorgt zu sein. Würden die Menschen begreifen, dass
jeder Atemzug für den Raum Bedeutung hat, würden sie bemüht sein, ihren Atem zu
reinigen.
Mit dem einfachsten Apparat kann man die Emanationen
der psychischen Energie nachweisen. An den Schwankungen des Lebenspendels kann
man ersehen, wie die Energie dauernd vibriert. Die gleiche Methode weist die
Ausstrahlungen nach, die Aura genannt werden; das heißt,
es werden unaufhörlich Teilchen der Aura in den Raum gesandt und die psychische
Energie webt ein neues Sperrnetz*.
Wer davon
spricht, dass Experimente mit psychischer Energie nicht überzeugend seien, hat
über ihre Existenz überhaupt noch nicht nachgedacht. Stumpfsinnige Unwissenheit trägt zur Vergiftung der
Atmosphäre bei. Das muss wortwörtlich verstanden werden.
Reiner Atem wird nicht durch Medikamente
erlangt. Die psychische Energie ist die Grundlage für die Reinigung des Atems.
340. Viele der besten
Begriffe wurden entstellt. Alles zu vergeben, das klingt schön, doch die
Menschen haben es fertiggebracht, daraus die abnorme Form zu machen, dass „die
Höheren Kräfte alles vergeben“; auf diese Weise sind alle Verbrechen zugelassen.
Es geht jedoch nicht um Vergeben, das durchaus möglich ist, sondern um das Beseitigen
dessen, was begangen wurde.
Das Gesetz des räumlichen Heilens ist
gerecht. Eine zugefügte Wunde muss geheilt werden. Selbstheilung
[Russisches
Original. Seite 148.]
erfordert
Zeit, denn das zerrissene Gewebe muss ausgebessert werden. Der beste Gleichklang
Aum kann zur Heilung des Gewebes beitragen. Doch die ganzen Gleichklänge von
Farbe und Duft können nur helfen, wenn die psychische Energie eine solche
Zusammenarbeit zulässt.
341. Die Bekämpfung der Unwissenheit muss
weltweit erfolgen. Kein einziges Volk kann sich rühmen, ausreichend aufgeklärt
zu sein. Niemand kann genug Kraft aufbringen, um die Unwissenheit im Einzelkampf
zu überwinden. Wissen muss weltumfassend sein und in völliger Zusammenarbeit
aufrechterhalten werden. Die Kommunikationswege kennen keine Grenzen, ebenso
müssen auch die Wege des Wissens im Austausch der Meinungen erblühen.
Die Wissenschaft ist frei, ehrlich und
furchtlos. Die Wissenschaft kann die Fragen des Weltenaufbaus augenblicklich
ändern und aufklären. Die Wissenschaft ist schön und deshalb unbegrenzt. Die Wissenschaft
duldet weder Verbote noch Vorurteile noch Aberglauben.
Die Wissenschaft kann sogar im Suchen nach
dem Kleinen etwas Großes finden. Fragt große Wissenschaftler, wie oft sie bei
gewöhnlichen Beobachtungen die erstaunlichsten Entdeckungen gemacht haben. Sie
hatten ein offenes Auge und kein verstaubtes Gehirn. Der Pfad jener, die frei
zu sehen verstehen, wird der Pfad der Zukunft sein.
Der Kampf gegen die
Unwissenheit ist genauso unaufschiebbar
[Russisches Original. Seite 149.]
wie der gegen Zersetzung und Verwesung. Die Bekämpfung der finsteren Unwissenheit ist nicht
leicht, denn sie hat viele Komplizen. Sie haust in vielen Ländern und verbirgt
sich unter verschiedenen Gewändern. Man muss sich mit Mut und Geduld wappnen,
denn der Kampf gegen die Unwissenheit ist ein Kampf gegen das Chaos.
342. Man kann Experimente mit psychischer
Energie in verschiedenen Räumen und zu verschiedenen Zeiten durchführen.
Gedämpftes Licht begünstigt manchmal sogar die Manifestation der Energie. Grelles
Sonnenlicht dagegen kann ein Experiment mit seinem starken Chemismus verkomplizieren.
Die
Stimmung des Beobachters selbst ist von großer Bedeutung. Gereiztheit und
Unruhe können eine nutzbringende Erforschung nicht unterstützen.
Wenn ihr
Müdigkeit verspürt, solltet ihr die Energie nicht gewaltsam zwingen. Diese Kraft muss man unter allen Umständen bewahren. Die
Kraft, die den Bereich der Erkenntnis so wunderbar erweitert, muss man
bewahren, nicht verschwenden.
343. Gegenstände in der Nähe der
Experimente haben oftmals das Erstaunen derjenigen hervorgerufen, die mit dem
Studium begannen. Ein ganz alltäglicher Gegenstand hat das Experiment manchmal
gefördert, während
[Russisches
Original. Seite 150.]
ein
anderer, der nach reiflicher Überlegung hinzugebracht wurde, den Energiestrom
nur behinderte. Daraus kann man schließen, wie schwer es ist, das Gesetz der
feinstofflichen Energien zu erfassen. So fördern Tierfelle wegen ihrer
eigentümlichen elektrischen Einwirkung ein Experiment nicht.
344. Geduld ist ein bewusstes, systematisches
Verständnis für das, was vor sich geht. Man muss Geduld als Förderer des
Fortschritts anerziehen. Es ist unsinnig, Geduld als innere Atrophie[29] hinzustellen;
im Gegenteil, der Prozess der Geduld bedeutet Anspannung.
So nimmt die Energie an den Ereignissen teil, fördert sie und setzt keine
falschen Vorstellungen voraus.
Daher sollte man die Studierenden an
Geduld in ihrer wahren Bedeutung gewöhnen.
Jedes Wort gestaltet
bereits eine bestimmte Stimmung. Wenn aber eine Bezeichnung nicht genau ist, kann Trauer anstelle von Freude
entstehen und umgekehrt.
Genauigkeit ist in der ganzen Welt
notwendig. Jedes Experiment mit psychischer Energie bestätigt, dass die
Hauptbedingungen, Genauigkeit und Kürze des Gedankens, die besten Ergebnisse
erzielen.
346. Beobachtungen mit dem Lebenspendel zeigen
[Russisches
Original. Seite 151.]
die
große Bedeutung der psychischen Energie. Die einfachste
Methode kann die tiefsten Erkenntnisse wecken, die in der Tiefe des
Bewusstseins liegen.
Dabei ist
es besonders wichtig, die räumliche Schwingung zu beachten, die wie ein drahtloser
Telegraph wirkt. Jede Stunde kann eine Eigenschaft der räumlichen Ströme
offenbaren, die den Zustand ganzer Völker beschreiben.
Ist es
nicht erstaunlich, dass es dem Menschen gegeben ist, solche Synthesen des
Weltgeschehens zu erkennen, und dass er seinen wertvollsten Besitz so vernachlässigt?
347. Aum erinnert mit seinem Gleichklang
an jene Energie, die im Verborgenen, im Feuer des Gedankens die größten
Möglichkeiten verwirklicht.
Vieles
entgeht der Beobachtung, weil sich die Menschen nicht daran erinnern können,
wann etwas sie inspirierte, doch ihrer Arbeitsaufgabe gemäß kann man die
Verbindung zwischen ihren Bewusstseinen erkennen. Für Experimente mit
psychischer Energie ist es sehr wichtig, solche gleichartigen Bewusstseine aufzuspüren.
Der Gedanke befruchtet ähnliche Bewusstseine
besonders leicht. Die Ausstrahlungen solcher Bewusstseine sind von gleicher Farbe,
und Sendungen von einem tieferen Ton
[Russisches
Original. Seite 152.]
erhalten
gewöhnlich Zugang zu einem helleren Ton. Das bedeutet nicht, dass die hellere
Tönung schwächer oder schlechter wäre, doch die intensive Farbe dringt mehr in
die weniger dichten Schichten ein, während im Gegenteil die helle Tönung sich
in den dichten Schichten rascher auflöst und kein Beben der Ausstrahlung
hervorrufen kann. Dieses Beben der Aura ist der Zugang zum Bewusstsein.
Wir wollen das Beben der Aura nicht mit einem
Schlag auf sie verwechseln. Aus ersterem entsteht Eingebung, aus letzterem
Erschütterung.
349. Experimente mit psychischer Energie bereiten
Freude. Jede Beobachtung ruft die Möglichkeit zu weiterem Streben hervor.
Unzählig sind die Mutmaßungen und Vergleiche. Auf diesem Weg lässt sich die
psychische Energie vom Alltagsleben bis zu den fernen Welten erforschen.
350. Experimente mit psychischer Energie sind
immer ermüdend. Eine solche Anspannung darf man nicht länger als eine halbe
Stunde hervorrufen, sonst kann die Gesundheit leiden. Doch eine kurze Übung,
begleitet von Notizen, ist nützlich, denn jede Disziplin kräftigt nur.
351. Das Üben der Energie ist nützlich.
Jede Erprobung erweckt eine neue ihrer Eigenschaften. Das muss man sich besonders
einprägen, denn Ich sprach vor kurzem von Ermüdung unter dem Druck der Energie.
Aus der Möglichkeit der Ermüdung sollte man aber nicht ableiten, dass
Experimente unerwünscht seien. Man kann die Energie üben, ohne in Ermüdung zu
verfallen. Sie bedarf, wie alles Existierende, der Übung. Durch vernünftige
Übung wird die Müdigkeit verringert.
Jede Energie muss in Tätigkeit erprobt
[Russisches
Original. Seite 153.]
werden.
Sogar die Muskeln müssen geübt werden – so können die Menschen ununterbrochen
die in ihnen schlummernde Kräfte wecken. Man sollte ein solches Erwecken als
Pflicht des Menschen gegenüber den höheren Welten verstehen.
Es gibt viele Gründe, warum sich Energien
in einem schlummernden Zustand befinden können. Man kann sie aufzählen,
beginnend mit karmischen Wirkungen. Aber gewöhnlich schläft das menschliche Bewusstsein
aus Trägheit. Diese Eigenschaft wird das Federbett des Übels genannt. Die
besten Möglichkeiten werden nicht im Leben verwirklicht, wenn der Schleier der
Faulheit den Blick schwerfällig macht. Man muss keine Rechtfertigung suchen,
wenn Körper und Geist aus Faulheit verfallen.
Es wurde einst verkündet, dass Faulheit
schlimmer ist als Irrtümer.
352. An Faulheit saugen
sich Zweifel und Selbstmitleid fest. Bei einer solchen giftigen Last wird keine
Energie in Tätigkeit versetzt. Zweifel zerfrisst alles. Bloße Versuche und
Selbstmitleid schwächen sogar geistig Starke. Diese Einführung muss man für
jeden vorausschicken, der die psychische Energie in Tätigkeit zu versetzen
wünscht.
353. Die psychische Energie kann sowohl
die Qualität der Nahrung als auch einen Schaden durch Vergiftung aufzeigen.
Wahrlich, der Mensch selbst trägt einen Prüfstein in sich. Man kann dieselbe
Energie auch für die Feststellung von Krankheiten erfolgreich anwenden.
Besonders kann man die Schwankungen der Bedingungen verfolgen.
354. Nicht selten bemerken Ärzte, dass die
gefährlichste Krankheit plötzlich vorübergeht, fast ohne eine Spur zu
hinterlassen. Wahrscheinlich wird man Mutmaßungen vorbringen, die Behandlung
oder irgendwelche äußere Umstände hätten einen heilsamen Einfluss
[Russisches
Original. Seite 154.]
ausgeübt.
Der Hauptgrund aber, der die unerwartetsten Wirkungen hervorbringen kann, wird
immer vergessen: die psychische Energie; nur sie kann den Verlauf der Krankheit
verändern.
355. Alle Experimente mit psychischer
Energie fördern die Disziplin. Es ist unerlässlich, Disziplin als rettenden Rhythmus
anzuerkennen. Die bedeutendsten Experimente können achtlos beiseite geworfen
werden. Etwas bereits Begonnenes kann unterbrochen werden.
Jedes Erzwingen der psychischen Energie
ist naturwidrig. Denken wir an Experimente mit photographischen Aufnahmen. Wenn
die erste Aufnahme misslingt, ist ein undiszipliniertes Bewusstsein bereits
enttäuscht. Im Zustand der Enttäuschung sind aber keine Experimente möglich.
Viele Umstände können die ersten Versuche
stören. Kleinmut flüstert ein, man solle die Forschungen nicht fortsetzen. Die
Angst, lächerlich zu erscheinen, kann die nützlichsten Beobachtungen zunichtemachen.
356. Unter den Beobachtungen über
psychische Energie kann das Lebenspendel ein äußerst bemerkenswertes Experiment
bieten. Für solche Beobachtungen muss man jedoch eine disziplinierte Energie
haben. Es ist nicht nützlich, das Lebenspendel anzuwenden, solange die Energie noch
keinen angespannten Zustand erreicht hat. Sogar ein starkes Energiepotential
wird nicht nützlich sein, solange keine natürliche Aufspeicherung der Energie
stattgefunden hat. Alle diese Experimente betreffen die feinstofflichen
Energien und sind deshalb äußerst empfindlich.
Der Beobachter selbst kann sich allmählich
viele individuelle Einzelheiten aneignen. Man sollte nicht
[Russisches
Original. Seite 155.]
meinen,
die Vielfalt solcher Einzelheiten wäre eine Verletzung des Gesetzes; im
Gegenteil, scheinbare Ausnahmen sind eine Verbindung neuer Energieteilchen.
Zwei Musiker entlocken ein und demselben Instrument nicht die gleichen Akkorde,
doch es ist schwer zu sagen, wer der bessere Ausführende ist. Jeder kann seinen
eigenen, wertvollen Charakter darbieten.
Bei Experimenten mit psychischer Energie
ist es natürlich, sich an die Individualität der Energie selbst zu halten. Im
Reichtum des Universums ist jeder Ausdruck der Energie individuell. Umso bedeutsamer
werden die Forschungen sein
357. Es gibt eingebildete Kranke, die sich
alle Symptome der Krankheit selbst suggerieren. Doch es gibt noch gefährlichere
Formen, wenn ein Mensch die Keime der Krankheit in sich trägt und sich ihnen
hingibt, anstatt sie zu bekämpfen, und sich gerade dadurch selbst der
Möglichkeit der Genesung beraubt.
Im ersteren Fall kann man leicht durch
Suggestion einwirken, da eine Krankheit gar nicht vorhanden ist, doch im zweiten
Fall ist es weit schwieriger. Der Mensch selbst beschleunigt den
Krankheitsprozess. Er wird zum Sklaven seiner Krankheit; er bemüht sich mit
allen Kräften, die Symptome der Krankheit zu verschlimmern. Er beobachtet sich
zwar dauernd, aber nicht in dem Wunsch, zu genesen. Er verfällt einer höchst verderblichen
Selbstbemitleidung und vertreibt damit jede Möglichkeit der Suggestion.
Der Mensch ist sogar beleidigt und ärgert
sich, wenn man zu ihm über die Möglichkeit der Heilung spricht. So kann er zu einem
gefährlichen Grad von Niedergeschlagenheit gelangen, die nicht in ein Ansteigen
der Kräfte umgewandelt werden kann und wie eine Gegenenergie wirkt; der Mensch
beraubt sich des grundlegenden Gutes: des Strebens nach Selbstvervollkommnung.
358. Ist es nicht erstaunlich, dass in den
Krankenhäusern endlich Suggestion angewandt wird? Viele Jahrhunderte waren
nötig, um die Realität dieser Energie anzuerkennen.
Ihre Anerkennung ist jedoch überaus begrenzt.
Anstatt sie in weitem Ausmaß im ganzen Leben anzuwenden, beginnt man sie nur
bei einigen chirurgischen Operationen zu nutzen. Wir dagegen haben die
Möglichkeit, dieselbe Energie bei anormalem Puls, Nervenentzündungen, Lähmungen
und Hautkrankheiten anzuwenden.
Mit einem Wort, die psychische Energie
kann der Menschheit auf allen Wegen helfen.
Noch nicht
einmal das Offensichtliche hilft dort, wo der Mensch sich selbst die Augen verbunden
hat.
360. Bemerkt, welche Erscheinungen genau für
die Menschen am schwierigsten aufzunehmen sind. Zu solchen gesetzmäßigen
Erscheinungen, die besonders schwer angenommen werden, zählt die zeitlose
Geschwindigkeit der Gedankenübertragung. Noch nicht einmal Beobachtungen über
die Geschwindigkeit der Übertragung von Radiowellen überzeugen
[Russisches
Original. Seite 157.]
die
Leute. Sie können sich nicht vorstellen, dass der
Gedanke keiner Zeit bedarf. Niemand will verstehen, dass eine gedankliche
Frage augenblicklich Antwort erhalten kann.
So beobachtet auch viele andere
Erscheinungen, die von einem Bewusstsein nicht erfasst werden, das zum Denken nicht
ausgebildet ist. Anhand dieser negativen Zeichen kann man sich einen Begriff
davon machen, woran die Menschheit besonders krankt.
Man muss
Geduld verstehen, um mit anderen Ausdrücken zu demselben Gegenstand zurückzukehren.
362. Die Bedeutung mancher Moralbegriffe
muss nicht nur vom geistigen, sondern auch vom wissenschaftlichen Standpunkt
aus überprüft werden. Ich stelle den Begriff Vertrauen zur Überprüfung: Sogar
primitive Völker hielten diesen Begriff für die Grundlage der Gemeinschaft.
Schon im Altertum verstand man, dass dieser Begriff eine besondere Bedeutung
hat. Erst später, als sich Heuchelei entfaltete, begannen die Menschen, eine
falsche Maske aufzusetzen und meinten, das Innere des Bewusstseins irreführen
zu können. Durch die Entwicklung wissenschaftlicher Methoden kann man den Wert
des wahren Vertrauens überprüfen.
Nehmen wir die Unterhaltung zweier
Menschen. Bei gegenseitigem Vertrauen werden die Ausstrahlungen gut sein und
[Russisches
Original. Seite 158.]
sich
durch die Verbindung der Energien sogar verbessern. Jetzt schauen wir, wie es
ist, wenn einer der Gesprächspartner ein Heuchler ist oder sie einander misstrauen:
Die Aura wird abstoßend sein, mit schwarzen und grauen Flecken. Außerdem werden
die beiden Heuchler sich gegenseitig schaden, und für das Keimen ihrer
Krankheiten wird es keine bessere Brutstätte geben. Darüber hinaus wird der
Raum durch eine derartige falsche Anwendung der Energie verseucht.
Das bedeutet: Es ist unzureichend,
Vertrauen als einen abstrakten Moralbegriff zu verstehen. Man muss Vertrauen
als Rettungsmittel schätzen.
363. Bei einem Höheren Gespräch ist es unerlässlich,
Vertrauen zu offenbaren. Ohne Vertrauen ist es besser, solche Gegenstände nicht
zu berühren. Statt Inspiration gäbe es unflätige Reden. Mangel
an Vertrauen kommt gerade bei Taten einer Pestbeule gleich, die nicht sofort
auf dem ganzen Körper auftritt. Seien wir daher vorsichtig mit erhabenen
Begriffen.
364. Bei
wahrem Vertrauen wird jede Tat eines Mitarbeiters als wohltuend verstanden. Wenn
ein Bedürfnis für eine bestimmte Tat bestand, bedeutet das, dass sie notwendig
war. Wenn das Feuer der Gegenseitigkeit brennt, kann es keinen Zweifel geben. Ebenso
kann man alle anderen Formen der
Zusammenarbeit betrachten.
365. Bei Gewitter kann man zwei
menschliche Extreme beobachten: Die einen verkriechen sich vor Schrecken in einem
Federbett, die anderen rennen aus lauter Tapferkeit umher und können dadurch gefährliche
Blitzschläge empfangen.
Ganz genauso verhält es sich bei der
Vorstellung der meisten Menschen über die Höhere Welt: Die
einen verfallen
[Russisches Original. Seite 159.]
in Scheinheiligkeit, die anderen in Lästerung. Doch überaus selten fasst der Mensch die Höhere Welt
als einen natürlichen Begleitumstand auf.
Die Menschen werden zum Verstehen der Grundlagen
des Daseins nicht erzogen. Selbst die Errungenschaften der Wissenschaft stehen
abseits und fördern die Verwandlung des ganzen Lebens nicht.
Es ist unerlässlich, immer wieder über die
Höhere Welt zu sprechen. Man sollte nicht meinen, das über sie Gesagte habe
sich genügend in die Herzen der Menschen eingeprägt. Man kann neue Herangehensweisen
finden, damit die Größe des Daseins sich im Bewusstsein mit unbegrenztem Verständnis
verbindet.
Man muss diese Beobachtungen liebgewinnen,
um ohne Ermüdung und Banalisierung selbstlos mit dem Herzen zu streben.
366. Viele Menschen beobachten
Sonnenfinsternisse, schenken ihnen aber keine Aufmerksamkeit unter dem Aspekt der
psychischen Energie. Dabei konntet ihr euch davon überzeugen, dass die
psychische Energie eigenartig auf eine Sonnenfinsternis reagierte.
Ist es nicht erstaunlich, dass die
Menschen ihre eigene Grundenergie nicht studieren? Wahrhaftig, sie muss mit
allen Erscheinungen mitschwingen. Nur ein aufmerksames Verhalten kann neue
Eigenschaften enthüllen. Man sollte sich nicht mit den Beobachtungen begnügen,
die in der Vergangenheit gemacht wurden. Jede Zeit ermöglicht ihre eigenen auserlesenen
Beobachtungen.
Man kann sich freuen, dass die Menschen
eine solche Kraft besitzen, die das ganze Leben verwandeln kann. Seien wir
jedoch sehr vorsichtig, denn feinstoffliche Energien erfordern eine feinstoffliche
Handhabung. Man kann sich davon überzeugen,
[Russisches
Original. Seite 160.]
dass
sogar das Vorhandensein eines einzigen Gegenstandes eine besondere Schwingung
beitragen kann.
367. Ihr konntet bemerken, wie sehr Ströme
die psychische Energie beeinflussen. Ebenso konntet ihr bemerken, wie rasch
sich die Ströme ändern und eine völlig andere Spannung der psychischen Energie
bewirkt wird. Solche Beobachtungen sollte man sich genau merken.
Die Menschen verstehen es nicht, ihre
Handlungen mit den räumlichen Strömen in Übereinstimmung zu bringen. Sie nehmen
an, das Studium der Raumströme sei bereits irgendeine übernatürliche Zauberei.
Ihr würdet euch zu Recht wundern, dass viele vernünftige Menschen, die
psychische Erscheinungen studieren, gleichwohl vereinzelt bleiben und keinen
Einfluss auf die Massen haben.
Es ist schwer, die Menschen von ihrer
eigenen Kraft zu überzeugen, dennoch wollen wir mit allen Mitteln die
bemerkenswerten Möglichkeiten ständig wiederholen.
368. Es ist bekannt, dass jede üble Tat überwunden
werden muss, doch man fragt euch: „Wie vollzieht sich Gerechtigkeit an
Besessenen? Wer trägt die Folgen, der Besessene oder der Besitzergreifer?“ Wer
vermag zu unterscheiden, wo der Wille des Besitzergreifers und wo der eingelagerte
Wille des Besessenen selbst ist?
Besessenheit erfolgt nur, wenn Zutritt
gewährt wird. Darüber hinaus flüstert der Böse schon vor der Besessenheit ein
und bereitet den schwachen Geist vor. Bei jenen, die zum Bösen neigen,
erscheinen die von ihnen angezogenen Wesenheiten. Das Karma des Besessenen ist
schwer!
369. Für alles ist Bewegung der Energie erforderlich.
Wir wollen physische Bewegung nicht mit
[Russisches
Original. Seite 161.]
psychischer
verwechseln. Bereits in alten Zeiten verstanden die Menschen, dass Gymnastik
von zweierlei Art sein kann: psychisch und physisch. Die erste ist sogar
wirksamer als die zweite, wenn sie bewusst angewendet wird.
370. Bei Experimenten mit psychischer
Energie kann einen die blitzartige Geschwindigkeit der Kraft bei Übertragung
auf Entfernung in Staunen versetzen. Die Menschen nehmen an, dass es immer
einer längeren Einwirkung bedarf. Wenn sie sagen, jemand sei in Zweifel gefallen,
vermuten sie gewöhnlich eine beträchtliche Zeitspanne. Es wäre jedoch richtiger
zu sagen: Der Zweifel ist aufgeblitzt. Ein einziger solcher Augenblick hinterlässt
nämlich eine unauslöschliche Spur.
Man sollte sich dazu erziehen, die
Eigenschaften der psychischen Energie zu erkennen. Wenn jemand sagt, er hätte
über die Eigenschaften der psychischen Energie genug gelesen, bedauert diesen
Unwissenden.
Bisher konnte man sich nirgends mit dem
Studium der wahren Grundlage des Daseins vertraut machen. Die Beobachtungen blieben
vereinzelt und waren sogar der Verfolgung ausgesetzt. Viele wertvolle
Schlussfolgerungen wurden nicht gedruckt und gingen in verstreuten Manuskripten
verloren.
Ihr handelt richtig, wenn ihr euch
gegenüber Erkenntnis wohlwollend verhaltet. Die durch Unwissenheit errichteten
Hindernisse müssen auf den ihnen gebührenden Platz verwiesen werden.
371. Lasst uns jeder Bewegung hin zu
Erkenntnis freundlich begegnen. Bringen wir die Kraft auf, uns von persönlichen
Gewohnheiten und Aberglauben loszusagen. Glauben wir nicht, es sei leicht,
Atavismus zu überwinden, denn physische Aufschichtungen beinhalten die
Vorurteile vieler Zeitalter. Wenn wir aber die Last solcher Ablagerungen klar
erkennen, wird bereits
[Russisches
Original. Seite 162.]
eines
der schwierigsten Schlösser geöffnet.
Nach ihm öffnet sich bereits das nächste
Schloss, wenn wir verstehen, warum wir jede Tat im irdischen Leben vollbringen
müssen. Nur auf diesem Pfad gelangen wir zum dritten Zugang, bei dem wir den
der Menschheit anvertrauten Schatz der Grundenergie verstehen. Wer ihre
Anerkennung lehrt, ist ein wahrer Lehrer.
Ohne Führer gelangt der Mensch nicht zum
Verstehen seiner Macht. Auf dem Pfad des Menschen verbergen sich alle möglichen
Fallen. Jede verborgene Giftschlange hofft, das Wertvollste vor dem Menschen zu
verbergen. Wie ein verirrter Wanderer weiß er nicht, in welchem Element Erfolg
zu suchen ist, der Schatz liegt jedoch in ihm selbst.
Die Weisheit aller Zeiten gebietet: „Erkenne
dich selbst!“ Mit diesem Rat wird die Aufmerksamkeit auf das Verborgenste hingelenkt,
dem es bestimmt ist, offenbar zu werden. Die feurige Macht, zur Zeit psychische
Energie genannt, eröffnet dem Menschen den Weg zum künftigen Glück.
Hoffen wir aber nicht, dass die Menschen
ihren Besitz leicht anerkennen werden. Sie erfinden alle möglichen Argumente,
um jegliche Entdeckung der Energie in Verruf zu bringen. Sie übergehen die vom
Schicksal bestimmte Eigenschaft ihres Fortschritts mit Schweigen, dennoch es
gibt nur den einen Weg!
372. Man sollte die wahre Bedeutung der sogenannten
Medien enthüllen. In des Wortes genauer Bedeutung sind sie Mittler zwischen den
Welten. Aber vergessen wir nicht, dass dieser Verkehr allen Menschen offensteht,
alle Menschen sind Medien. In der Tat, die einzigartige Vielfalt des Weltalls
bietet jedem verkörperten Wesen seinen Anteil an diesem
[Russisches
Original. Seite 163.]
Verkehr.
Tatsache ist jedoch, dass die meisten Menschen ihre Fähigkeiten nicht erkennen.
Im Gegenteil, unter dem Druck der Unwissenheit bemühen sie sich sogar, jede Offenbarung
ihrer Eigenart auszulöschen.
Verstehen wir deshalb, dass die Fähigkeit
der Vermittlung zwischen den Welten jedem nach seinem Maß und seiner Eigenart
gegeben ist. Wie herrlich ist es, eine solche unvergleichliche Vielfalt zu
studieren!
373. Unter den vielfältigen Angaben sollte
man vernünftig die Quelle des Verkehrs unterscheiden. Es kann nämlich höchst finstere
Offenbarungen geben. Die verschiedenen Mittler widersprechen einander nicht,
denn die verschiedenen Schichten ziehen die ihrer Natur nach Verwandten an.
Es kann die negativsten Offenbarungen geben,
doch die einzige Heilung liegt in uns selbst. Ein Bewusstsein, das der Erleuchtung
in ihrer ganzen Reinheit teilhaftig geworden ist, wird sich von Zuständen wie denen
in einer schmutzigen Herberge fernhalten können. Es ist eine Sache, ein Fenster
in die Finsternis zu öffnen, und eine andere, das Strahlen des Lichts
hereinzulassen.
Durch das Herz erwärmtes Wissen zeigt den
Menschen einen herrlichen Schatz.
374. Warnt immer vor niederem Psychismus, der
zu Besessenheit führen kann. Es liegt kein Widerspruch darin, dass die Energie
zum Guten und zum Bösen gelenkt werden kann. Dieselbe Kraft kann dem Aufbau und
der Zerstörung dienen. Allein erhabenes Denken und Reinheit des Herzens können
eine gute Verwendung der Macht gewährleisten.
Jeder muss im Gedächtnis behalten, dass
ihm anvertraut ist, dem Fortschritt der Welt zu dienen. Das
wurde bereits gesagt, aber ihr habt richtig bemerkt,
[Russisches Original. Seite 164.]
dass Unwissende einen Widerspruch darin sehen könnten,
dass das Böse das Böse vermehrt und das Gute dem Guten dient.
Wenn die Menschen widersprechen wollen,
sind sie bereit, die einfachste Wahrheit nicht zuzulassen. Wohin kann man die
Energie richten, wenn der Wille und der Gedanke zum Bösen streben? Die Macht
wird natürlich den dunklen Kanal entlang fließen. Wer das Niedere wünscht, wird
es erhalten.
Unabänderlich sind die Worte über
Besessenheit, denn sie stellt eine Gefahr für die Vervollkommnung des Lebens
dar. Die Mittler müssen auch nicht von einer niederen Rangordnung sein.
Unwissenheit und Bosheit können nur entsprechende Antworten herbeiziehen. Doch
ein jeder sollte nur dem Besten zustreben!
375. Die Energie kann in allen Fällen entscheidend
angewendet werden. Sie kann den Grad der Magnetisierung von Gegenständen oder
Wasser anzeigen. Sie kann wie ein feinster Apparat die Schwankungen von Strömen
augenblicklich auf weite Entfernung hin erfassen. Sie kann die Gedanken jeder
Zeile eines Manuskripts verfolgen. Sie ist der Anzeiger für die Qualität der Ausstrahlung.
In guten Händen ist sie ein Werkzeug des Guten.
Es ist natürlich ein Glück, dass viele den
Zugang zu dieser Macht nicht kennen. Erst nach einer Verbesserung des Bewusstseins
kann man die psychische Energie zum weitgehenden Gebrauch anvertrauen. Möge
diese gute Zeit schneller anbrechen!
376. Jedem wurde
etwas gegeben. Man kann sich freuen, dass nichts den Pfad des Nachbarn
durchkreuzt. Ein erweitertes Bewusstsein zeigt auf, wie vielfältig die
Erscheinungen
[Russisches
Original. Seite 165.]
der
psychischen Energie sind; deshalb sollte jeder, der sie beschreibt, sagen, was
er erfahren und beobachtet hat. Man sollte Empfindungen nicht verallgemeinern, denn
die Offenbarungen der Energie hängen von vielen Bedingungen ab.
Das Wichtigste ist Reinheit des Gedankens.
377. Das Studium des Fortschritts der
kollektiven Energie kann beweisen, dass Einigkeit nicht nur ein moralischer
Begriff, sondern auch eine mächtige psychische Triebkraft ist. Wenn Wir wiederholt
über Einigkeit sprechen, möchten Wir dem Bewusstsein die große Kraft einprägen,
die jedem Menschen zur Verfügung steht. Man kann einem unerfahrenen Forscher
nicht klarmachen, wie sehr die kollektive Energie zunimmt.
Für eine solche Offenbarung muss man das
Bewusstsein vorbereiten. Der Erfolg eines Experiments hängt vom Streben aller
Beteiligten ab; wenn auch nur ein einziger nicht vom Wunsch beseelt ist, mit
ganzem Herzen teilzunehmen, ist es besser, mit dem Experiment gar nicht erst zu
beginnen.
Schon im Altertum kannte man die Macht
vereinter Kraft. Manchmal vereinte man einzelne Beobachtungen in allgemeinen
Untersuchungen: Man bildete eine ganze Kette, wobei die Beobachter die Hand auf
die Schulter des Vordermannes legten. Man konnte ungewöhnliche Schwankungen der
Energie sehen; bei übereinstimmendem Streben konnte eine Anspannung der Kraft
erzielt werden. Wenn Ich daher über Einheit spreche, habe Ich eine reale Kraft
im Sinn.
Mögen alle sich das merken, die es sich zu
merken nötig haben.
378. Im Altertum wurde die psychische
Energie manchmal die Luft des Herzens genannt. Damit wollte man sagen, dass das
Herz durch die psychische Energie lebt. Tatsächlich, wie der Mensch nicht lange
ohne Luft leben kann,
[Russisches
Original. Seite 166.]
so stirbt
das Herz ohne psychische Energie.
Vieles, was im Altertum festgestellt
wurde, sollte wohlwollend überprüft werden. Vor langer Zeit haben die Menschen eine
Erscheinung bemerkt, die heute vernachlässigt wird.
379. Die Magnetisierung von Wasser, das neben
einen schlafenden Menschen hingestellt wurde, zeigt an, dass er Ausstrahlungen
absondert und seine Kraft sich auf Gegenständen ablagert. Solche Ablagerungen
sollte man sehr aufmerksam beachten; sie können an die Verpflichtung des
Menschen erinnern, seine Umgebung mit schönen Ablagerungen zu erfüllen.
Jeder Schlaf ist nicht nur eine Lehre für
den feinstofflichen Körper, sondern auch eine Pflanzstätte für psychische
Ablagerungen
380. Ebenso aufschlussreich sind
Experimente mit der Ausbreitung der Kraft von Ablagerungen. Man kann bemerken,
dass die Energie sich in verschiedenen Graden verflüchtigt. Manche starken
Ausstrahlungen können unvergleichlich länger wirken, doch sie wurden mit reinem
Denken ausgesandt. Daher ist reines Denken nicht nur ein Moralbegriff, sondern
eine reale Vermehrung der Kraft.
Die Fähigkeit, die Bedeutung von Moralbegriffen
zu erfassen, gehört in den Bereich der Wissenschaft. Man darf die Wissenschaft
leichtfertig in eine materielle und eine geistige aufteilen, diese Grenze gibt
es nicht.
381. Man sollte nicht nur an
übereinstimmenden Umständen, sondern auch an trennenden Erscheinungen
Beobachtungen anstellen. Vielseitiges Experimentieren ist wertvoll. Man kann zu
Beginn einer Untersuchung nicht
[Russisches
Original. Seite 167.]
im Voraus
bestimmen, welche Bestandteile genau für eine Verstärkung der Wirkung erforderlich
sind.
Man kann die Mitarbeit der unverhofftesten
Gegenstände herbeirufen, denn die Eigenschaften der feinsten Energien können
nicht begrenzt werden. Eine solche Unbegrenztheit der Möglichkeiten beeinträchtigt
die Wissenschaftlichkeit der Forschungen nicht. Man kann individuelle Methoden
anwenden und solche neuen Erscheinungen mutig annehmen.
Niemand kann aufzeigen, wo die Macht des
Menschen endet. Gerade ein höchst gesunder Mensch, es muss gar kein Übermensch
sein, kann durch eine glückliche Errungenschaft beflügelt werden. Die
psychische Energie kann im ganzen Alltagsleben studiert werden. Um das
Bewusstsein zu erziehen, bedarf es keiner besonders kostspieliger Laboratorien.
Jedes Jahrhundert bringt der Menschheit
seine Botschaft. Die psychische Energie hat die Bestimmung, der Menschheit bei
ihren ungelösten Problemen zu helfen.
382. Versteht es, geduldig zu beobachten,
welche Bedingungen ein Experiment am meisten begünstigen. Das können kosmische
Bedingungen sein oder Wirkungen durch grelle Farbtöne, Mineralien oder Tiere.
Wenn Ich von Eisen und von stickstoffhaltigen Mineralien spreche, habe Ich eine
individuelle Bedeutung im Blick. Man sollte selbst erkennen, wo Salpeter und wo
Silbernitrat besser ist. Man kann viele Konstellationen finden, die für die
Stärkung der psychischen Energie die besten Ergebnisse zeitigen.
[Russisches
Original. Seite 168.]
sein.
Der Mensch gibt sich ja keine Rechenschaft darüber, wie seine Stimmung zu einer
bestimmten Zeit ist.
Man kann beobachten, dass ein Mensch
beteuert, in bester Stimmung zu sein, während ein Apparat Gereiztheit oder
andere ungute Gefühle anzeigt. Der Mensch verbirgt seine inneren Gefühle nicht
aus Verlogenheit, sondern meistens deshalb, weil er seine Empfindungen nicht zu
unterscheiden vermag.
384. Außer die psychische Energie auf
Farbe hin zu erforschen, erprobt sie auch im Hinblick auf Klang und Duft.
Man kann
nachprüfen, welche Harmonie der psychischen Energie des Menschen am nächsten
kommt und welche Symphonien am mächtigsten auf die Ruhe oder die Begeisterung
der Menschen einwirken können. Man muss verschiedene Musikwerke ausprobieren. Gerade
die Qualität der Harmonisierung liefert die besten Hinweise über die Pfade des
Klangs und das Leben des Menschen.
Ebenso
unerlässlich ist es, die Einwirkung von Düften zu erforschen. Man muss sowohl Blumenduft als auch verschiedener Bestandteile
heranziehen, welche die psychische Energie entweder anregen oder vermindern
müssen.
Schließlich kann man Farbe, Ton und
[Russisches
Original. Seite 169.]
Duft
vereinen und das Zusammenwirken aller drei Antriebskräfte beobachten.
So hilft
die rettende Energie, das Leben umzugestalten.
386. Dem Wichtigsten wird gewöhnlich die
geringste Aufmerksamkeit geschenkt. Wir werden jedoch nicht müde, über das zu
sprechen, was der Menschheit dringend nötig ist. Unter diesen scheinbaren
Wiederholungen bestätigen Wir den Wunsch nach Erkenntnis.
Die Menschen haben sich zu sehr daran
gewöhnt, dass irgendjemand für sie denkt und dass die Welt verpflichtet sei, für
sie zu sorgen. Es muss aber jeder seine Mitarbeit beitragen. Seine psychische Energie anwenden können, bedeutet eine allmähliche
Erziehung des Bewusstseins.
387. Man sollte keinen Widerspruch darin
sehen, dass Experimente mit psychischer Energie Müdigkeit hervorrufen.
Unwissende könnten sagen: Wenn dies die Grundenergie ist, warum muss dann der
Umgang mit ihr Müdigkeit verursachen?
Die so widersprechen wollen nicht
verstehen, dass die Energie bei Experimenten gleichsam kondensiert wird und
dass darüber hinaus die umgebenden Bedingungen den Hauptgrund einer möglichen
Ermüdung bilden. Anormale umgebende Bedingungen beeinträchtigen viele bereits mögliche
Errungenschaften. Deshalb rate Ich,
[Russisches
Original. Seite 170.]
Experimente
außerhalb der Städte durchzuführen, eine solche Bedingung wird bereits eine
beträchtliche Hilfe sein wird.
Auch sollte man die gesättigten Folgen von
Streit und jeder Art von Gereiztheit meiden. Imperil ist der Hauptfeind der
Entwicklung der psychischen Energie.
Eine mit Ausdünstungen
von Lebensmitteln gesättigte Atmosphäre ist ebenfalls nicht nützlich. Auch die
Anwesenheit von Tieren ist nicht nützlich: So sollte jeder nach seinen
Möglichkeiten das entfernen, was nicht nützlich ist.
388. Die psychische Energie ist die
feinste Energie, weshalb der Umgang mit ihr erhaben und verfeinert sein muss.
Man sollte sich fest merken, dass die Kraft der psychischen Energie eine
feurige Macht ist.
In der Nähe von Feuer, ob offenbart oder
nicht, muss man besonders vorsichtig sein. Man sollte diese alles sättigende Energie
liebgewinnen.
Man darf sich einem
Experiment gegenüber nicht zweifelnd oder feindselig verhalten. Seit langem
wird von einem guten Verhalten gesprochen; nach und nach wurde gelehrt, wie
man an dieses höchst wichtige Konzept herangehen soll.
Um sich die Methoden des Experimentierens
mit psychischer Energie anzueignen, ist es unerlässlich, sein Denken zu
beherrschen. Nicht nur deshalb, um es lenken zu können, sondern auch um zu
wissen, wie man die Tätigkeit des Gedankens einschränkt.
389. Selten stellen die Menschen sich vor,
auf wie weite Entfernung die psychische Energie einwirken kann. Es ist jedoch
an der Zeit zu verstehen, dass Ereignisse von großer Bedeutung sich auf der
Grundlage der psychischen Energie vollziehen. Man kann bemerkenswerte Beispiele
von Persönlichkeiten finden, die bewusst oder unbewusst der Mittelpunkt großer
Entscheidungen waren.
[Russisches
Original. Seite 171.]
Die Wissenschaftler mögen anerkennen, dass
Experimente mit psychischer Energie zu den unerwartetsten Schlussfolgerungen
führen werden. Wir wollen die Bedingungen für Entdeckungen nicht übermäßig
erleichtern, denn das, was leicht ist, wird nicht geschätzt.
390. Mit äußerster Vorsicht geben Wir
Hinweise zur Erforschung der psychischen Energie. Erstens können manche Menschen
diese Mitteilungen für Böses nutzen; zweitens können manche das Experiment in
Bezug auf ihre Gesundheit missbrauchen; drittens können jene, die nicht die
Fähigkeiten für dieses Experiment haben, über die Unausführbarkeit des Gesagten
lästern.
Mögen nur jene sich dem ernsten Studium
widmen, die dem Wissen ergeben sind. Jeder musste schon vielen Menschen begegnen,
die das Wichtigste zur Zielscheibe des Spottes machten. Verhöhnung ist nicht
nur Unwissenheit, sondern auch ein Beweis für Gemeinheit des Bewusstseins.
Ich bestätige, dass die psychische Energie
mit aller Aufmerksamkeit studiert werden muss. Bei Erörterungen
über psychische Energie darf es keinen Streit geben. Jedes Experiment kann in
dem Verständnis für die Individualität der einzelnen Fälle wiederholt werden. Jedes
Experiment verläuft nämlich unter besonderen Bedingungen. Diesen Umstand sollte
man im Gedächtnis behalten, denn es gibt Menschen, die sogar von der feinsten
Energie eine mechanische Wiederholung verlangen.
Individualität und Gesetzmäßigkeit zusammenzubringen
ist oft besonders schwer.
391. Man kann auch Unterbrechungen der
Ströme beobachten. Wie man beim Fliegen auf Luftlöcher treffen kann, kann man
auch bei der Beobachtung von Strömen
[Russisches
Original. Seite 172.]
plötzliche
Stockungen bemerken. Im Altertum wurden solche Erscheinungen das Schweigen der
Natur genannt. Sogar bei Maschinen ist bei einer Veränderung der Ströme ein Zusammenzucken
bemerkbar. Die psychische Energie stellt solche Veränderungen natürlich besonders
deutlich fest.
392. Es ist natürlich, dass die psychische
Energie die guten Zeichen an Substanzen anzeigt, die für die Menschen nützlich
sind. Man sollte nicht erstaunt sein, wenn gute Zeichen mit persönlichen
Gefühlen zusammenfallen. Unsere Gefühle müssen sich mit den richtigen Bewertungen
decken. Wenn irgendeine Substanz einem Menschen unangenehm ist, erweist sie
sich gewöhnlich als nicht nützlich. Der Grund liegt nicht in Autosuggestion,
sondern im unmittelbaren Gefühlswissen.
Man kann bemerken, dass wir weit mehr
wissen, als wir uns vorstellen. Der Vorgang, unmittelbares Wissen aus den
Tiefen des Bewusstseins zu heben, erfolgt mit Hilfe der psychischen Energie.
So kann man die psychische Energie auf
allen Wissensgebieten als Wegweiser anerkennen.
393. Man hat die Beobachtung gemacht, dass
gewisse Nationen die psychische Energie leicht zum Ausdruck bringen. Solche
Länder sollte man beobachten. Der Grund dafür kann entweder in den Eigenarten
des betreffenden Volkes liegen oder in Einwirkungen der Natur.
Es kann gewisse Metalle geben, die der
Konstitution der örtlichen Bewohner entsprechen; es kann magnetische Ströme
geben, die mit unterirdischen Gewässern verbunden sind. Ebenso
können manche Baumarten die Tätigkeit der psychischen Energie verstärken oder
erschweren. Eiche und
[Russisches
Original. Seite 173.]
Nadelhölzer
sind gut, aber die Espe, die Erle und die kleine Ulme[30] sind
für die psychische Energie selten förderlich. Doch solche Bedingungen sind
zweitrangig.
Der Hauptfaktor liegt im Menschen selbst.
Man kann sehen, dass noch vor kurzem wichtige Drüsen unbeachtet blieben. Ebenso
denken die Menschen auch heute nicht über die psychische Energie nach.
394. Die Physiologie und die Philosophie
vermeiden es in verschiedenen Sprachen gleichermaßen, über das Wichtigste zu
sprechen. Man kann viele Konferenzen einberufen, doch besonders bedauerlich ist
es, zu beobachten, welche Ausflüchte man erfindet, um das Einfachste nicht
auszusprechen und nicht zur einfachsten Lösung zu gelangen.
Die Fähigkeit, einfach und klar zu denken
ist eine Folge der Erziehung des Geistes.
Viele
wohldurchdachte Symbole sind für unser Verständnis hinterlassen worden. Das Studium der Symbole gibt einen Begriff von der Tiefe
des Denkens des Altertums. Wenn auch nur selten
[Russisches
Original. Seite 174.]
Reste
alter Anwendungen, anders gesagt von Apparaten gefunden werden, kann man in den
Symbolen weit Tieferes wahrnehmen, als gewöhnlich zugegeben wird. Doch
Ausgrabungen können manchmal Teile irgendwelcher unverstandener Gegenstände zutage
fördern.
Man muss über den Verlauf des Denkens der
Alten nachsinnen. Eine solche Forschung auf der Grundlage materieller Funde kann
zu bemerkenswerten Schlussfolgerungen führen. Selbst bei der Beobachtung alter
Darstellungen legen die Menschen oft eine von ihnen selbst ausgedachte Bedeutung
hinein. Man sollte äußerst scharfsichtig sein.
396. Also ist die Frage sehr wichtig, ob
sich auf Gegenständen aufgeschichtete Gedanken lange halten. Man kann bemerken,
dass sie sich manchmal jahrhundertelang halten. Für einen besseren Erhalt
solcher Aufschichtungen wurden manchmal Metalllegierungen benutzt.
Ein solcher Versuch verdient Beachtung, er
zeigt auf, dass die früheren Menschen weitaus gelehrter waren, als man sich
vorstellen kann. Die Extreme des Daseins waren gewaltig, doch im besten Fall
war der Aufstieg des Gedankens glänzend.
Auch ein
anderes Experiment hat große Bedeutung. Wenn der Mensch mit seiner Energie durch
Balken und Teppiche hindurch auf das nächste Stockwerk einwirken kann, welche
Schlussfolgerungen kann man dann für Wohnheime ziehen?
Es ist
verständlich, dass menschlicher Verkehr
[Russisches Original. Seite 175.]
nur unter den Bedingungen eines vollständigen
Wohlwollens möglich ist. Wieder wird ein Moralbegriff zu einer wirklichen
Antriebskraft. So wird die Psychologie zur wirksamsten Wissenschaft. Es ist
sehr bezeichnend für die Epoche, dass sogar sogenannte abstrakte Begriffe zu
Antriebskräften des Lebens werden.
Man könnte fragen, ob eine neue Epoche
anbricht? Wahrhaftig, sie ist bereits angebrochen, denn die Erkenntnis der
großen Energien tritt ins Leben – die Wissenschaft steigt empor zu neuen Höhen.
398. Es lassen sich solche Unwissenden
finden, die den Nutzen der höheren Energien verneinen. Sie gehen bis zu einer
solchen Lästerung, dass sie behaupten, die Erkenntnis der Energie sei ein
hinterlistiges Übel. Ihr werdet wahrscheinlich unsinnigen Urteilen über den
unguten Ursprung der Wissenschaft begegnen. Sogar
heutzutage gibt es finstere Unwissende, die sich gegen das Wohl der Menschheit
auflehnen.
Beachtet jedoch diese Stimmen der
Finsternis nicht – sie wird es immer geben. Schmähung, Spott und Verleumdung
sind die einzige Waffe der Finsternis. Ihr aber beobachtet bereits die
herrliche Energie, und keine Beschimpfungen werden euch betrüben.
399. Die Zeichen der Neuen Epoche mehren
sich. Sie gehen im Kampf nicht unter. Die Blumen auf den Wiesen sterben nicht
durch ein Gewitter, und der Regenschauer erneuert nur ihre Frische. So sollte man die Bedeutung des Aufeinanderprallens der Polaritäten
verstehen.
400. Jede physische Berührung beinhaltet einen
Akt großer Anspannung. Jeder Tierbändiger kennt die Kraft der Berührung. Selbst
ein Gärtner versteht die Bedeutung der physischen Pflege der Pflanzen, doch die
Menschen wollen nicht anerkennen,
[Russisches
Original. Seite 176.]
dass
sie im Umgang miteinander vorsichtig sein müssen. Ihr
habt bereits gesehen, wie sogar die Annäherung eines Menschen den Rhythmus der Energie
völlig gestört hat. Wenn man so unschwer aufschlussreiche Resultate erzielen
kann, sollte man ein solches überzeugendes Wissen auch nutzen.
Die Menschen wollen das Gesetz des
Gemeinschaftslebens nicht annehmen. Man kann unzählige Male über den Segen der
Einigkeit sprechen, es werden dennoch nur wenige über die Gründe einer solchen
Beharrlichkeit nachdenken.
401. Nur wenige
haben sich von der Bedeutung magnetischer Bestreichungen überzeugt. Eine
solche Erscheinung muss allerdings von der psychischen Energie untrennbar sein,
sonst entsteht die abnorme Vorstellung, dass Suggestion, Magnetismus,
Hellhören, Hellsehen und all die anderen psychischen Erscheinungen getrennt voneinander
seien und aus verschiedenen Quellen hervorgehen.
Indessen ist es an der Zeit, die Einheit
der Grundenergie zu verstehen. Jedes Experiment zeigt Vielfältigkeit, jedoch
innerhalb der Einheit der Grundenergie.
402. Das Empfinden eines Erdbebens auf
Entfernung gleicht dem Spüren eines Gedankens auf Entfernung. Auch erfasst die
Energie jede Schwingung und prägt sie sich ein, von den größten Erscheinungen
bis zum Fallen eines Rosenblattes. Die psychische Energie ist unermüdlich und
bereit, das Wirken alles Bestehenden zu vermerken.
Die besondere Qualität des Sehvermögens,
[Russisches
Original. Seite 177.]
zu sehen,
ohne zu sehen, wurde bereits erwähnt. Doch jetzt nähert sich die psychische
Energie, und man muss vor allem verstehen, seine Gefühle zu beherrschen. Man
muss sie so erziehen, dass man sie zur Tätigkeit aufzurufen oder sie bewusst bis
zum völligen Ersterben auszulöschen vermag.
Genau wie es gesagt wurde, sehen können,
ohne zu sehen: Das ist das beste Beispiel für die Beherrschung der Gefühle. Für
Experimente mit psychischer Energie muss man doch seine Gefühle verringern können,
um sich von vorgefassten Meinungen zu befreien.
404. Es heißt auch, dass es manchmal nicht
leicht ist, sich zum Denken zu zwingen, aber noch schwerer ist es, sich zu
befehlen, nicht zu denken.
Die Fähigkeit, das Denken zu beherrschen,
hängt von ständiger Übung ab; zum Experimentieren ist eine solche Übung
unerlässlich. Jeden Tag kann man sich zwingen, an etwas Bestimmtes nicht zu
denken. Man darf sich aber nicht selbst betrügen, denn der Befehl, nicht zu
denken, kann bereits einen Gedanken enthalten.
Das völlige Ausschalten eines Gedankens und
einer vorgefassten Meinung ist bereits eine große gedankliche Disziplin.
406. Man darf sich nicht länger als eine
Stunde mit einem Experiment beschäftigen, denn man kann übermäßig Energie abgeben,
was sich nach einiger Zeit bemerkbar macht.
[Russisches
Original. Seite 178.]
407. „Lass mich das lebendige Wasser vom
Kopfende deines Bettes trinken“, so hieß es in einem alten Manuskript.
Spätere Ausleger erklärten die symbolische
Bedeutung des Ausspruchs: „Lebendiges Wasser“ bedeutet das Meer der Weisheit
und das „Kopfende“ den Gipfel der Erkenntnis. Indessen hatte die Schrift eine
medizinische Bedeutung.
Der Schüler bat den Lehrer, ihm das magnetisierte
Wasser zu trinken zu geben, das am Kopfende seines Bettes stand. Über das
Magnetisieren von Wasser gibt es viele Aussprüche. Auf alten Bildern kann man
sehen, wie aus einem Gefäß oder einer heiligen Quelle getrunken wird.
Bereits seit langem
kannten die Menschen zwei Methoden, um Wasser zu magnetisieren. Bei der einen
wurde durch Bestreichen magnetisiert, bei der anderen, natürlichen, stellte man
das Wasser ans Kopfende des Bettes. Dabei wurde die erstere Methode bei einigen
Arten von Unwohlsein vorgezogen, die zweite dagegen galt als die bessere für
die allgemeine Erhaltung der Kräfte. Ein solches Wasser wurde entweder
getrunken oder man wurde damit besprengt.
Es wird erzählt, dass eine bestimmte
Königin von Palmyra[31]
ihren Gefolgsleuten befahl, neben dem Bassin zu schlafen, das für ihr Bad vorbereitet
war. Auch die biblische Legende über König David[32] zeigt
auf, wie gesunde menschliche Ausstrahlungen geschätzt wurden.
Im Gemeinschaftsleben muss man die Emanationen
der Ausstrahlungen sehr aufmerksam in Übereinstimmung bringen. Die psychische
Energie hilft bei der Auswahl von Mitarbeitern.
[Russisches Original. Seite 179.]
oder durch das Tragen eines solchen Kleidungsstückes.
Es war eine alte Sitte, sein Schulterkleid
zu verschicken. Die alten Herrscher waren der Meinung, dass solche Geschenke
die Hingabe ihrer Gefolgsleute stärken. Es gibt sogar eine Legende, dass diese
Sitte einem König von einem weisen Eremiten gelehrt wurde.
409. Das Magnetisieren mit natürlichen Methoden
ist vorzuziehen; es geht ohne jede Anstrengung oder Ermüdung vor sich, die
Emanationen werden reichlich und ungehindert aufgeschichtet.
Ihr wisst bereits, wie weit Ausstrahlungen
sich verbreiten. Alte Häuser mit alter Einrichtung muss man einwohnen, damit
die aufgeschichteten Ausstrahlungen keinen Schaden anrichten.
410. Man kann Ablagerungen von Energie auf
dem Schnee der Höhen und auf Tau beobachten. Seit langem haben die Menschen medizinische
Qualität des Taus bemerkt. Legenden erinnerten daran, dass man, um ein
Wahrsager zu werden, siebzig Tage auf Tau gehen müsse. Und kürzlich wurden Kliniken
eröffnet, in denen verordnet wird, barfuß auf Tau zu gehen – man durfte nicht
einfach Wasser anwenden, vielmehr war die besondere Qualität des Taus ist
unerlässlich.
Ebensolche heilenden Eigenschaften besitzt
Schnee voller Meteorstaub.
411. Wollt ihr ein Buch verschenken, rate
Ich, es erst zu versenden, nachdem ihr es selbst gelesen habt. In alten Zeiten
wurde ein Buch besonders geschätzt, das vom Schenker gelesen worden war. Man
verstand bereits, dass beim Prozess des Lesens eine besondere Kraft aufgeschichtet
wird. Beachtet daher alle Möglichkeiten des Austausches von Energie.
[Russisches
Original. Seite 180.]
412. Wenn ein Mensch die ihm eigene Kraft erkennt,
weiß er sie dennoch nicht sofort auf zweckmäßige Weise anzuwenden. Es werden
sich viele unnatürliche Situationen ergeben, in denen man sich äußerst geduldig
verhalten muss.
Wenn fremdländische Gäste die Sprache
nicht richtig beherrschen, wird der Gastgeber sich nicht lustig machen, sondern
sich bemühen zu verstehen und zu helfen. So sollte man sich auch der Erkenntnis
feiner Energien gegenüber mit größter Aufmerksamkeit verhalten. Die Menschen schämen sich oder übertreiben ihre Gefühle,
man sollte aber auch den allerersten Versuch nicht herabsetzen.
Zweifellos
geht jetzt eine große Verschiebung* des Bewusstseins vor sich. Gerade dort, wo man Verneinung erwarten könnte,
tauchen Möglichkeiten auf. Freuen wir uns über jeden Anfang.
413. Abstoßung ist dort, wo es auch nur eine
geringe Anziehung gibt, unangebracht. Die Lehre muss das Wissen vergeistigen
und die moralischen Begriffe den realen höheren Kräften näherbringen. Man
sollte sich nicht von allem lossagen, was an die vergessene Wahrheit erinnern
kann.
Ich führe nicht zufällig Beispiele aus Märchen
und Volksüberlieferungen an. Jede Anspielung auf früheres Wissen ist schon ein
Zeichen der Würde des Menschen.
414. Die einen erwarten Botschaften von
oben, andere legen das Ohr an die Erde. Nichts im Universum darf unberücksichtigt
gelassen werden.
Man sollte die naheliegendsten Gaben der
Evolution verstehen: Erstens die psychische Energie, zweitens die
Frauenbewegung und drittens die Zusammenarbeit. Jede dieser Gaben muss in
vollem Umfang, nicht abstrakt angenommen werden.
[Russisches
Original. Seite 181.]
Wir haben schon viele Male auf die Macht
der psychischen Energie hingewiesen. Jetzt sollte man ebenso beharrlich auf die
nächsten beiden Wesensmerkmale des Jahrhunderts hinweisen.
415. Mutter der Welt*! Es scheint, als
komme im Zusammenklang dieser beiden Worte allein der Sinn der Größe des
Begriffes klar zum Ausdruck, doch das Leben zeigt etwas anders.
Dichter und Sänger verherrlichen oftmals die
Frau, die Regierungen aber können die einfache Gleichberechtigung nicht
anerkennen. Über eine schändliche Stufe der Geschichte wird geschrieben werden,
dass die Gleichberechtigung auch heute noch nicht hergestellt worden ist. Die
Ausbildung und Erziehung der Frau kommen der des Mannes nicht gleich, und noch
nicht einmal die Mutterschaft wird geschützt.
Wer als erster eine solche allgemeinmenschliche
Tat ausführt, schreitet im Einklang mit der Evolution voran.
416. Die Frau muss auch selbst ein
Beispiel der Einigkeit geben. Wir wissen, wie selten eine solche Übereistimmung
erreicht wird. Doch wenn von der einen realen Antriebskraft die Rede ist, ist
es unmöglich, wegen absurder Bräuche taub zu bleiben. Gewiss, viele von ihnen
haben eine historische Grundlage, doch diese Hemmnisse müssen beseitigt werden.
Die Frauen aller Stämme und Religionen werden
mit ihren eigenen Händen die Stufen der Evolution errichten helfen. Man darf
das nicht verzögern!
417. Ihr werdet zwei Arten von Gegnerinnen
der Gleichberechtigung begegnen: Die eine, eine Verehrerin der Grundsätze des Harems,
sagt, dass man jahrhundertealte Bräuche nicht umwerfen sollte; die andere,
unzufrieden mit der Vergangenheit, fordert für sich den Vorrang in allem. Beide
stehen der Evolution fern.
Man darf vergangene Kränkungen nicht mit in
die Zukunft hinübernehmen.
[Russisches
Original. Seite 182.]
Es
ist ebenso unmöglich, die Verknöcherung eines veralteten Daseins zu bewahren. Man
darf der freien Erkenntnis keine Schranken setzen.
Die Verwirklichung der wahren Gleichberechtigung
sollte man besser Vollberechtigung nennen. Die Pflicht, die Vollberechtigung
anzuerkennen, wird das Dasein von groben Sitten, schmutzigen Reden, Lügen und
verstaubten Alltagsgewohnheiten befreien. Doch die neue Evolution muss von
klein auf einsetzen, wenn die Gedanken daran noch nicht aus eigenem Antrieb aufgeleuchtet
sind.
Man kann sich davon überzeugen, dass es in
der heutigen Zeit viele Frauen gibt, welche die Bedeutung der Vollberechtigung gänzlich
verstehen. Man kann sich in der ganzen Welt auf sie stützen.
418. Weltweite Vollberechtigung der Menschheit
sollte ein Zeichen der Zeit sein. Die öffentliche Meinung muss gebieterisch
Gerechtigkeit fordern. Eine solche Vollberechtigung muss in den weltweiten Beziehungen
als ein natürliches Gesetz in Erscheinung treten. Vollberechtigung ist die
notwendigste Bedingung.
Die Menschen rühmen sich der Abschaffung
der Sklaverei, aber wurde sie wirklich überall abgeschafft? Können die
Erdbewohner ruhig schlafen, wenn die Menschenwürde irgendwo bis zu einem
viehischen Zustand erniedrigt wird? Können die Menschen sich der Aufklärung
rühmen, wenn sie wissen, dass Vollberechtigung nicht existiert?
Deshalb darf man die Frage der Vollberechtigung
nicht als bereits gerecht gelöst ansehen.
419. Bei Einführung der Vollberechtigung
muss man vermeiden, dass dieser Akt als etwas Besonderes erscheint. Ein
natürlicher Zustand muss auch ruhig angenommen werden. Man kann nur von Herzen
bedauern,
[Russisches
Original. Seite 183.]
dass
ein solcher natürlicher Zustand nicht schon früher eingetreten ist. Man darf
aber nicht auf etwas stolz sein, was die Natur selbst vorsieht.
420. Vollberechtigung zieht auch volle Verpflichtung
nach sich. Ohne ein solches Verständnis verwandelt sich Vollberechtigung in
Willkür. Unter den Frauen kann man jene Gewissenhaftigkeit finden, die der Evolution
ihren Stempel aufdrücken wird.
Ohne angeborenes Streben nach Qualität
kann man kein Gefühl für Vervollkommnung erlangen.
421. Die Frau kann sowohl Richter als auch
Verteidiger sein, denn die Ungerechtigkeit wird abnehmen, wenn an den
Gerichtshöfen selbst Abscheu vor dem bösen Prinzip besteht. Eine solche
Auszeichnung wird das gesamte Dasein verwandeln.
Wenn Ich sage: „Ihr Frauen könnt Zusammenarbeit
verstehen“, so möchte Ich damit die schlummernden Feuer aus den Tiefen des
Herzens hervorrufen.
422. Kooperation ist ein Zeichen der
Epoche. Darüber wurde viel geschrieben, doch das Leben erfordert eine
Verfeinerung dieses Begriffes. Keine Berechnungen werden helfen, Zusammenarbeit
zu festigen. Ihr konntet euch davon überzeugen, wie schon ein einziger böser
Wille einen ganzen Aufbau zerstört hat. Man sollte nicht glauben, dass dieser
furchtbare Zustand durch irgendwelche äußeren Pflichten verdeckt werden kann.
Wenn es kein Vertrauen gibt, verwandelt Zusammenarbeit sich in eine Büchse mit
giftigen Skorpionen.
Ich bestätige, dass die Erkenntnis der
psychischen Energie die feste Grundlage der Zusammenarbeit bildet. Kein
abstrakter Begriff, sondern die Offensichtlichkeit der Energie wird neue
Gedanken hervorbringen.
[Russisches
Original. Seite 184.]
423. Alle Lebensbereiche haben sich derart
verkompliziert, dass es überall der Zusammenarbeit bedarf. Man kann keinen
einzigen Arbeitszweig nennen, in dem der Mensch sich als isoliert betrachten könnte,
deshalb wird Kooperation gleichsam zu einer Lebenswissenschaft. Um ihr aber
eine wissenschaftliche Grundlage zu geben, ist es notwendig, sie im ganzen
Leben anzuerkennen. Man kann zu ihr nicht wie zu etwas Abstraktem aufrufen. In jedem
Schulfach sollte man darauf hinweisen, worin genau die Zusammenarbeit besteht.
Jede Gesetzgebung sollte dem kooperativen
Prinzip weiten Raum geben. Jeder Zweig möge durch strenge Gesetze geschützt
werden. Das Leben ist vielfältig, und Zusammenarbeit kann nicht nur durch eine einzige
Offenbarung bedingt sein. Feinstoffliche Energien gehen
in jede Arbeit ein, und sie müssen sehr sorgsam durch Gesetze geschützt werden.
Feinstoffliche Energien gehen in die verschiedenen menschlichen Bewusstseine
ein. Feinstoffliche Konstellationen können nicht mit einem groben Wort definiert
werden.
Der Gedanke muss so erzogen werden, dass
er über alle Herkömmlichkeit hinweg die nützlichste Anwendung spürt. Mancher
kann nicht begreifen, in welcher Beziehung die Erziehung des Denkens zu den
Gesetzen der Kooperation steht, doch Zusammenarbeit ist die Harmonie der
Menschheit.
424. Es wird viel Widerstand gegen Kooperation
geleistet werden. Die einen werden sie aus Selbstsucht überhaupt nicht annehmen
wollen; andere werden sie eigennützig ausnutzen, ihr Bestehen aber leugnen;
dritte werden den Begriff Kooperation mit dem Zusammenbruch der gesamten Ordnung
in Verbindung bringen.
[Russisches
Original. Seite 185.]
Es wird viele Einwände geben, deshalb
stellt die Einbürgerung der Zusammenarbeit sich als eine der schwierigsten
Aufgaben dar. Es tut sich ein Abgrund von Atavismus auf; man wird die widersinnigsten
Beispiele abgelebter Zeiten anführen; aus unehrlicher Zusammenarbeit entstandene
Verbrechen werden aufgezählt werden. Zu oft sind Schranken gesetzt und die
neuen Lebensbedingungen vergessen worden. Der Hang zu Mechanisierung kann durch
Kooperation vernünftig gelöst werden. Dabei darf Kooperation nicht auf
bestimmte Arten der Arbeit begrenzt werden.
Zusammenarbeit muss als die Grundlage des Daseins
angenommen werden. Nur bei weitester Kooperation kann man die wahre Beziehung
zwischen dem Staat und der Arbeit des Volkes finden. Andernfalls wird die
verderbliche Verschuldung des Staates anwachsen. Dieses Problem durch Krieg zu
lösen, ist ein Zeichen von Barbarei. Man soll nicht daran denken, Völker zu
vernichten, sondern daran, den Planeten in Ordnung zu bringen!
Zusammenarbeit eröffnet leichte Pfade zur
Vervollkommnung.
425. Die Fragen der Selbstvervollkommnung
und der Volksgesundheit sind eng miteinander verbunden. Wir rufen die
Frauen
[Russisches
Original. Seite 186.]
zum
einen wie zum anderen auf. Beide Aufgaben bedürfen nicht so sehr der Anordnungen
des Staates, als solcher der Familie.
Man kann Reinheit des Denkens nicht
befehlen; man kann noch nicht einmal Reinheit der Sprache befehlen. Man kann eine
gesunde Reinheit des Heimes nicht befehlen, nur Aufklärung bewirkt Gesundheit
des Geistes und des Körpers.
426. Mit welchen irdischen Worten kann man
ausdrücken, dass die feinste Energie sich in jeder Bewegung des Menschen
offenbart? Wie kann man bekräftigen, dass dieselbe Energie auch Welten in
Bewegung setzt? Wie kann man erklären, dass sie im Gedanken und in der Tat
enthalten ist? Sie ist sowohl eine antreibende als auch eine anhaltende Ursache.
Sie misst weder das Kleine noch das Große. Wer versteht, wo die Primärursache
von allem liegt? Wer ist imstande, das Wissen über die erhabene Energie in die
ganze Welt hinauszutragen?
Über kleine Ursachen und große Wirkungen
könnte ein Buch geschrieben werden. Eine solche Definition ist natürlich nur
nach einem irdischen Maßstab möglich. Aber es ist lehrreich zu erforschen,
welche Ursachen große Wirkungen hervorgebracht haben: Man kann über die
Geringfügigkeit der sichtbaren Ursachen staunen. Viele erinnern sich noch nicht
einmal der nichtigen Antriebe.
Lasst uns nachsehen, wie eine solche
mangelnde Entsprechung entstehen kann. Man kann eine Erklärung in karmischen
Ursachen finden. Darüber hinaus unterscheidet der Mensch schwer das Kleine vom
Großen.
Die psychische Energie muss an die Gegenwart
der großen Energie in allem erinnern. Lernen wir daher,
uns dem Kleinen gegenüber umsichtig zu verhalten. Versteht es, über die große Energie
nachzudenken.
427. Ein behutsames Verhalten gegenüber
allem Offenbarten
[Russisches
Original. Seite 187.]
ist
eine schwierige Stufe. Man muss darauf dringen, Scharfsichtigkeit aufzubringen,
um die heilige Energie nicht zu missbrauchen. Für einen solchen Pfad kann man viele
Ratschläge finden. Auf Liebe, Güte, Barmherzigkeit und viele andere
Eigenschaften wurde hingewiesen, man muss sie aber durch die Erkenntnis der großen
Energie bekräftigen. Es ist nicht leicht, sich in den Wellen des Lebens daran
zu erinnern.
428. Warum ist bei Experimenten mit
psychischer Energie die Beteiligung der Frau so notwendig? Warum ist die Pflege
von Blumen durch die Frau so segensreich? Warum ist bei Krankheiten die
Berührung der Frau so heilsam?
Man kann viele Erscheinungen nennen, bei
denen gerade die Frau eine besondere Anspannung der psychischen Energie bewirken
kann. Solchen Besonderheiten der Frau wird jedoch nicht die gebührende
Beachtung geschenkt. Unter Ärzten wird selten verstanden, warum bei Operationen
die Beteiligung der Frau besonders nützlich sein kann. Das ewig weibliche
Prinzip hat seine rechte Auslegung noch nicht gefunden.
Die Wissenschaftler geben nicht zu, dass allein
die Anwesenheit gewisser Menschen dem stärksten Apparat gleichkommt. Es werden keine Experimente durchgeführt, welche die
verschiedenen menschlichen Einwirkungen graphisch aufzeichnen können. Jedes
Experiment mit psychischer Energie ist unbeschreiblich nützlich.
429. Niemand sollte leugnen, dass er etwas
von besonderer Bedeutung in sich birgt. Seine Anwendung wurde vielleicht noch
nicht gefunden, das heißt aber nicht, dass die Möglichkeit nicht besteht.
430. Es gibt viel unterirdisches Feuer.
Niemand beachtet
[Russisches
Original. Seite 188.]
die
Entsprechung zwischen den Ereignissen und den Erscheinungen der Natur. Das
kommt nicht so sehr von Nachlässigkeit, als vielmehr von dem Unvermögen,
Ereignisse mit kosmischen Erscheinungen in Verbindung zu bringen. Indes kann gerade
dieses Jahr aufschlussreiche Erscheinungen bieten.
431. Die kosmischen Erscheinungen entsprechen
nicht nur dem physischen Kampf, sondern auch dem Zusammenstoß im Geist. Das
Streben der angespannten Energie kann auf weite Entfernungen hin Strudel
erzeugen.
432. Man könnte fragen: „Warum tritt bei
Experimenten mit psychischer Energie Müdigkeit auf? Neben der inneren
Anspannung muss es doch auch irgendeinen äußeren Umstand geben?“
Diese Vermutung ist richtig. Bei der
Entladung angespannter Energie entsteht ein Magnet eigener Art, der einen besonderen
Druck der äußeren räumlichen Energie anzieht. Ein solcher äußerer Druck fördert
Müdigkeit. Andererseits aber zieht ein solcher Magnet bestrebte Aufmerksamkeit an
und macht eine Tat überzeugend.
Redner und Sänger verspüren Ermüdung nicht
nur aufgrund der Anspannung der Nerven, sondern auch infolge des Drucks der psychischen
Energie, die aus dem Raum angezogen wird. Es ergibt sich ein äußerst komplexer Prozess:
einerseits Inspiration, andererseits Druck.
433. Man kann allen sagen, wie
unerlässlich Einigkeit ist. Es wurde bereits aufgezeigt, dass Einigkeit eine wirkliche
Antriebskraft ist. Es heißt, dass Einigkeit ein Magnet ist. Sie ist ein Heiler
und Gesundheit, sie ist schnelle Errungenschaft. Was könnte man noch hinzufügen?
[Russisches
Original. Seite 189.]
Wenn das Gesagte keine Wirkung ausübt,
wird es nutzlos sein zu sagen, dass Einigkeit Harmonie mit der Hierarchie
bedeutet. Wird dieser Hinweis nicht erfasst, wird die Vorstellung von der Hierarchie
umso weniger erfasst werden.
Das aber bedeutet ein Haus ohne Fundament.
Jeder Wirbelwind wir einen solchen schwankenden Bau umstürzen. Woher nimmt man die
Kräfte, um dem ersten Wirbelwind standzuhalten?
434. Viele historische Beispiele beweisen,
dass sogar sehr starke Menschen durch die Anwesenheit von Personen mit
schwächerer Energie gelähmt wurden. Dabei kann man erkennen, dass die
Behindernden sich in zwei Arten aufteilen. Die einen behindern nur bestimmte
Menschen, die anderen unterbinden generell die Ströme der psychischen Energie.
Die erste Art ist begreiflich, denn jede
Disharmonie stört bereits das freie Streben der Energie, die zweite Art aber
stellt gleichsam eine kosmische Erscheinung dar. In der
Unterbrechung von Strömen ist nichts Gutes; man muss über eine große negative
Kraft verfügen, um selbst die stärksten Einwirkungen zu unterbinden. Solche
Menschen werden kosmische Vampire genannt. Dabei verraten sie sich nicht durch
ihre äußere Erscheinung und scheinen sogar unbedeutende Geschöpfe zu sein.
Ihr sollt eurer Energie keine Gewalt
antun, wenn ihr die Anwesenheit eines solchen Geschöpfes spürt.
435. Es ist bedauerlich, dass viele
Sprachen für ein und denselben Begriff verschiedene Ausdrücke haben, wodurch
der Sinn verdunkelt wird. Zum Beispiel wird das Wort Lüge verschleiert durch
Wörter wie Verstellung, Unaufrichtigkeit, Verrat, Vorurteil, Erdichtung und
viele andere Ausdrücke,
[Russisches
Original. Seite 190.]
deren
Wurzel derselbe Begriff der Falschheit ist. Man kann verschiedene Grade unterscheiden,
doch die Grundlage bleibt unverändert.
Das gleiche kann man über viele Begriffe
sagen, die in der Vorstellung der Menschen gewaltsam zerstückelt wurden. Eine
solche Zerstückelung ist nicht nützlich, wenn man in der Lage sein muss, an
Einheit zu denken.
Es gibt so viele Namen für ein und
dasselbe!
436. Der gegenseitige Austausch von Energien
ist eine natürliche Erscheinung, es ist aber unstatthaft, die Energie eines
anderen zu erschöpfen, ohne seine eigene abzugeben. Diese Erscheinung gibt es
ebenso häufig wie ansteckende Krankheiten. Bis zu einem
bestimmten Grad kann man diese krasse Ichsucht jedoch bekämpfen. Würden
sich die Menschen von klein auf Austausch und Zusammenarbeit einprägen, würden sie
mit der Energie auch vernünftig umgehen.
Viele Arten von Vampirismus sind nichts
anderes als unwissende Zügellosigkeit.
437. Vieles, was in Worten nicht
ausgedrückt werden kann, kann durch Symbole ergänzt werden. Auf diese Weise
beinhaltet jedes Symbol das Element des Unausdrückbaren. Man kann die Bedeutung
des Verborgenen durchschauen, Worte werden dafür jedoch nicht ausreichen.
Man soll sich Symbolen gegenüber sehr
aufmerksam verhalten. Sie bergen wie geheime Hieroglyphen das Wesen des großen Weltenaufbaus.
Die Menschen verstehen es gewöhnlich nicht, Symbolen ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Die Menschen lieben keine Anweisungen, denn sie meinen, dass diese ihren Willen
unterdrücken. Bleiben die Menschen jedoch sich selbst überlassen, halten sie
sich für unglücklich und im Stich gelassen.
Symbole sind wie Banner, um die Krieger sich
scharen können,
[Russisches
Original. Seite 191.]
um ihren
Befehl erfahren. Der Verlust des Banners wurde als Niederlage der Armee
betrachtet. Ebenso kann die Geringschätzung von Symbolen
einen einer Erkenntnis berauben, die in Worten nicht auszudrücken ist. Darüber
hinaus ist ein Symbol ein Erinnern an die gesamte Lehre. Das Geheimnis des
Symbols ist gleichsam eine Energieanspannung.
438. Verzweiflung ist von Übel, es gibt aber
ein anderes Maß von äußerster Anspannung, das für eine Errungenschaft notwendig
ist. Man kann sie äußerlich fast mit der Grenze der Verzweiflung identifizieren,
doch dem Wesen nach sind beides Gegensätze. Verzweiflung ist zerstörend, die
Grenze der Anspannung dagegen ist aufbauend.
439. Ein hässlicher Gedanke erzeugt keine
schöne Tat. Wenn Ich über Schönheit spreche, habe Ich vor allem die Schönheit
des Gedankens im Sinn. Der Gedanke hat eine Form, das heißt, die Schönheit des
Gedankens muss in jeder Hinsicht verstanden werden. Der Mensch darf um des
Kosmos willen keine hässlichen Gedanken hegen.
Ihr wisst, dass auch in der
Feinstofflichen Welt Auftürmungen von Hässlichem stattfinden. Der Kampf in der
Feinstofflichen Welt bringt sowohl Heldentat als auch hässliches Handeln
zutage. Schrecklich sind die Zustände in der Feinstofflichen Welt, wenn der
Raum durch schwarze Geschosse vergiftet wird. Wenn schon irdische Ausbrüche die
Feste[33]
erschüttern, sind die Wirkungen feinstofflicher Energien weit zerstörerischer!
Die Menschen denken über diese Beziehungen
des Irdischen zur Feinstofflichen Welt wenig nach; um in der irdischen Sprache
zu sprechen: Die Folgen der feinsten Energien
übersteigen die irdischen Einwirkungen vieltausendfach. Sie spiegeln sich natürlich
in irdischen Empfindungen wider, viele Menschen erklären sie sich jedoch nur mit
dem schlechten
[Russisches
Original. Seite 192.]
Wetter.
Im besten Fall werden sie Sonnenflecken oder einer Sonnenfinsternis
zugeschrieben. Darüber hinaus wagt die Menschheit aber nicht zu denken.
440. Wissen steht höher als alles andere. Jeder,
der ein Teilchen Wissen beiträgt, ist bereits ein Wohltäter der Menschheit. Jeder, der Funken des Wissens sammelt, ist ein Überbringer
des Lichts. Lernen wir, jeden Schritt wissenschaftlicher Erkenntnis zu
hüten. Geringschätzung der Wissenschaft bedeutet Versinken in der Finsternis.
Jeder hat das Recht, Zugang zur Lehre zu
erhalten. Lest die Werke durch, die mit Streben nach Wahrheit gesättigt sind.
Die Unwissenden säen Vorurteile, ohne sich
der Mühe zu unterziehen, auch nur ein Buch zu lesen. Das bejahendste Werk nennen
sie Verneinung. Die Anerkennung der Höchsten Prinzipien gilt als die schrecklichste
Lästerung. Wahrhaftig, Vorurteil ist ein schlechter Ratgeber! Man darf aber
nicht die gesamte gesammelte Erkenntnis übergehen.
Lasst uns nicht vergessen, denen Dankbarkeit
zu erweisen, die mit ihrem Leben Wissen eingeprägt haben.
441. Eine Kooperative ist keine
geschlossene Gemeinschaft. Zusammenarbeit, die auf dem Naturgesetz gründet,
enthält das Element der Unbegrenztheit. Austausch der Arbeit und gegenseitige
Hilfe dürfen keine herkömmlichen Beschränkungen auferlegen. Im Gegenteil, die Kooperative
öffnet allen Möglichkeiten die Tore. Dabei sind Kooperativen miteinander
verbunden und bilden auf diese Weise ein Netz der Arbeit, das die ganze Welt überzieht.
Niemand kann vorausbestimmen, welche
Formen der Zusammenarbeit sich zu entwickeln vermögen. Durch Kooperativen gegründete
Einrichtungen können verschiedenartig sein
[Russisches
Original. Seite 193.]
und Aufgaben
der Bildung, der Industrie und der Landwirtschaft abdecken. Man kann sich keinen
einzigen Zweig vorstellen, der durch die Kooperative nicht vervollkommnet
werden kann. Man darf nicht verbieten, dass Menschen sich in völlig neuen Konstellationen
zur Zusammenarbeit zusammenzufinden.
Die Kooperative ist ein Bollwerk des
Staates und eine Pflanzstätte des Gemeinwesens. Woher kommt die Öffentliche
Meinung? Woraus bildet sich der Wunsch nach Fortschritt? Woher erhalten die
einzelnen Schaffenden Hilfe? Natürlich wird Zusammenarbeit auch Einigkeit
lehren.
442. Vieles ist möglich, man muss nur das
Vorgeschriebene durchführen. Besonders jetzt, wo die Menschheit mit Verbissenheit
nach jeder Stütze greift.
Man darf nicht glauben, dass die Existenz
einzelner Reicher ein Zeichen von Wohlstand des Volkes wäre. Es ist Zeit, den
Irrtum aufzugeben, dass Hunderte von Palästen bereits den Staat bildeten. Es
ist Zeit zu verstehen und in die Hütten der Armen zu blicken, nur dort kann man
über die wahre Lage eines Volkes urteilen.
Die Zeit ist bereits gekommen zu erkennen,
wo der Wert und das Bollwerk der Entwicklung des Bewusstseins sind.
443. Wer sind denn jene, die Einigkeit
nicht schätzen und lieben? Sie haben das Gefühl der Unerschütterlichkeit nie
erfahren, das immer mit Einigkeit verbunden ist. Sie kennen nicht den Mut, der
von der Einigkeit untrennbar ist. Sie haben den Fortschritt abgelehnt, der
durch Einigkeit stark ist. Sie sind nie der Freude teilhaftig geworden, die bei
Einigkeit besteht. Sie haben das Bollwerk der Einigkeit verschmäht.
Was bleibt dann für sie übrig? Entweder
sich unter dem Wirbelwind zu beugen oder
[Russisches
Original. Seite 194.]
unter
der Sonne zu verdorren oder im Schimmel der Vorurteile zu verfaulen.
Wer sind denn jene, die Einigkeit
verachten?
444. Das offenkundigste Beispiel für Maja
und Wirklichkeit kann man in den Himmelskörpern finden. Vielleicht wurde der Körper
vor Tausenden von Jahren zerstört, doch auf der Erde ist sein Licht noch zu
sehen. Wer nimmt es auf sich zu bestimmen, wo das Existierende
und wo das Trugbild ist? Wir finden ähnliche Beispiele auch unter irdischen
Erscheinungen.
445. Irdische Sieger, wo ist euer Wesen und
wo euer Trugbild? Wer bestimmt: ist es Sieg oder Widerschein ferner Ereignisse?
Wo ist die Grenze der Wirklichkeit? Möge man alle Ziffern sammeln, man wird die
Zeichen der Lösungen nicht finden. Nur die feinste Energie kann unterscheiden,
wo Leben und wo Absterben ist.
Doch die Menschen ziehen es vor, inmitten
von Trugbildern zu leben.
Freude wird
nicht aus Selbstmitleid und Mut nicht aus Zweifel geboren. Indessen muss ein
einziges Wort über Heldentat Begeisterung auslösen. Ein einziger Gedanke an
Fortschritt muss die Kräfte verzehnfachen. Was hat ein Glaubenskämpfer mit all den Drachen zu
tun! Er nimmt von den rasenden Bestien keine Notiz, denn Begeisterung ist ein sicherer
Schild.
Ihr wisst bereits, wie sehr Begeisterung mit
den Mächtigsten Energien verbindet. Ein jeder hat bereits
erfahren, wie sehr Müdigkeit durch Streben vertrieben wird. Jedes Kind weiß,
womit man Müdigkeit machtvoll überwindet, doch später stolpert der armselige Herumtreiber
in seinem Unglauben.
447. Ihr wisst selbst, wieviel leichter es
ist, bestrebte Menschen zu führen. Ihr wisst, dass Pfeile jemanden in Bewegung
nicht treffen und ihre Rotation sie gegen den Feind richtet. Ihr habt oft gespürt, wie Flügel wuchsen und den Raum
umspannten.
Weder Müdigkeit noch Gereiztheit noch ein
zwiespältiger Gedanke führen zum Fortschritt.
448. Einst bemerkte ein Schüler, dass der
Lehrer sich mit einem vorübergehenden Bogenschützen unterhielt. Nachher fragte
der Schüler erstaunt: „Welche Bedeutung kann ein solches Gespräch haben?“
Der Lehrer antwortete: „Ich fragte ihn,
wie er einen kräftigen Bogen herstellt und wie er ins Ziel trifft. Es ist immer
angebracht, Stärke, Treffsicherheit und Können zu erörtern.“
449. Jeder Mensch empfindet Begeisterung,
doch diese Funken erhabenen Aufschwungs treten nur als vereinzelte Lichtblitze
auf und verwandeln nicht das ganze Leben. Dennoch sind solche Geisteszustände selbst
unter schwierigen Bedingungen möglich. Stellen wir uns vor, dass ein solcher
erhabener Zustand ständig andauert und eine noch höhere Begeisterung hervorruft.
So wird doch das ganze Dasein erhoben, und die Natur
selbst klingt mit dieser Evolution zusammen.
Die Menschen nehmen an, dass die Evolution
über lange Perioden hinweg verläuft, oder besser gesagt, verlaufen muss,
[Russisches
Original. Seite 196.]
doch
dieser Fortschritt kann in Abhängigkeit von dem menschlichen Wunsch
beschleunigt werden. Wenn die Menschen es wollen, können sie auf die schnellste
Art und Weise vorwärtsschreiten. Alle übrigen Elemente sind für eine solche Entwicklung
bereit, die Menschen aber müssen sie wollen. Sie dürfen nicht jede Begeisterung
abtöten. Sie müssen sie als ein Höheres Gespräch liebgewinnen.
Für die Liebe bedarf es keiner magischen
Beschwörungen. Es bedarf keiner Übersättigung dort, wo es Unbegrenztheit gibt.
Man kann vom einfachsten Wunsch geleitet zum Fortschritt streben. Das Wachstum
des Denkens wird bereits eine unermessliche Freude sein.
Nur
zusammen mit wahren Entdeckungen kann man die durch nichts zu ersetzende Begeisterung
erlangen.
450. Erinnert euch an den Rat, dass das
Buch der Lehre an den Straßenkreuzungen liegen sollte. Quält euch nicht mit der
Frage: Woher werden die Wanderer kommen? Woher werden die Freunde kommen, welche
die Erkenntnis vorausfühlen? Seid über Vorbeigehenden nicht betrübt, sie könnten
jemanden heranrufen, ohne es selbst zu wissen. Sie könnten sich entrüsten, und
ihre Schreie werden viele anziehen. Aber lasst uns nicht die Unerforschlichen
Pfade aufzählen. Sie können nicht genannt werden, doch das Herz kennt sie.
Für
Menschen von erhabener Denkungsart darf eine solche Inspiration kein seltener
Gast, sondern muss die Grundlage ihres Lebens sein. Man muss diese Berührungen nur
beachten; die Menschen wischen sie gewöhnlich beiseite
wie zudringliche Fliegen, und es scheint, als habe der Mensch sich
entschlossen, auf die höheren Energien zu verzichten, die ihm so freigebig zur
Verfügung gestellt werden.
Ich rate euch, gründlich darüber
nachzudenken, was Inspiration ist.
452. Man muss überall und in allem helfen.
Wenn es Hindernisse für Hilfe wegen politischer, nationaler, gesellschaftlicher
oder religiöser Unterteilungen gibt, sind solche Hindernisse der Menschheit
unwürdig. Hilfe in allen ihren Arten wird denen gewährt, die ihrer bedürfen. Man
darf nicht auf die Farbe der Haare schauen, wenn Gefahr droht. Man darf nicht Erkundigungen
über die Religionszugehörigkeit einziehen, wenn man jemanden vor einer
Feuersbrunst retten muss.
Alle Testamente weisen auf die Lebenswichtigkeit
bedingungsloser Hilfe hin. Diese Hilfe kann man als wahre Inspiration ansehen. Darüber
wurde bereits gesprochen, viele Herkömmlichkeiten zwingen aber dazu, die
Freiheit der Hilfe noch einmal zu bekräftigen.
Man spricht
von der Zunahme von Herzerkrankungen. Die Symptome nehmen tatsächlich zu, es
ist aber oberflächlich, nur an die Nervosität des Zeitalters zu denken. Worin
liegt der Grund der Erschütterungen? Die Verdichtung der Ströme ruft die
psychische Energie zu neuen
[Russisches Original. Seite 198.]
Ausdrücken. Die Menschen aber messen ihr nicht die
Hauptbedeutung bei, und daraus ergeben sich so viele Erschütterungen und
allerlei Zusammenstöße.
Jemand sagte: „Treibt die Energie nicht
zur Raserei!“ Eine solche Warnung ist nicht weit von der Wahrheit entfernt. Man
kann sich die Raserei von Energien vorstellen, die zu Unrecht überspannt, gebrochen
und entweiht wurden. Wird in einem solchen Chaos das Herz etwa nicht erbeben?
454. Dankbarkeit ist eine große Antriebskraft. Niemand drängt sich nach Dankbarkeit,
doch die Qualität dieser Macht ist groß. Dankbarkeit wirkt reinigend, und alles
Gereinigte ist bereits leichter zu bewegen. Auf diese Weise ist Dankbarkeit ein
Mittel zur Beschleunigung des Pfades.
Manchem scheint es, er erniedrige sich
durch einen Ausbruch von Dankbarkeit. Welch Unwissenheit! Dankbarkeit erhebt
nur, und indem sie reinigt, zieht sie neue Energien an. Sogar eine Maschine
arbeitet besser ohne Staub.
455. Wir wollen den jungen
Wissenschaftlern bei der sehr wichtigen Erforschung der historischen Bezeichnungen
der psychischen Energie nicht vorgreifen. Zweifellos haben verschiedene Völker das
Vorhandensein dieser Energie seit langem festgestellt. Jedes Zeitalter bemerkte
neue ihrer Eigenschaften und symbolisierte sie auf seine Weise. Manche brachten
die psychische Energie mit Licht in Verbindung, indem sie ihr die Begriffe
Erleuchtung und Leuchten zuordneten, andere bemerkten ihre Magnetkraft oder
ihre Dynamik; ebenso vermerkte man ihre blitzartige Geschwindigkeit.
So haben die Menschen zu verschiedenen
Zeiten viele
[Russisches
Original. Seite 199.]
Fakten
gesammelt, jeder seinem Charakter gemäß. Stellt dergleichen Beobachtungen
zusammen und ihr erhaltet sehr bedeutsame Aussagen. Dabei kann man sehen, dass
frühere Völker eine nicht geringe Beobachtungsfähigkeit entfaltet haben,
vielleicht sogar eine stärkere als heute. Es ist notwendig zu verfolgen, wie
die Eigenschaften der gewaltigen Energie gesammelt und aufgezeichnet wurden.
Philosophen, Physiker, Historiker und Sprachforscher
können sich für eine nützliche Forschung zusammenschließen.
456. Zusammenarbeit unter Wissenschaftlern
wird unerlässlich. Man muss die Verbindung zwischen den unterschiedlichen
Gegenständen finden, denn die Unterteilung in viele Gegenstände ist relativ.
457. Oft bemerkt man, dass Hellhören und
Hellsehen gewöhnlich lückenhafte Angaben liefern. Man muss aber an viele Grundlagen
erinnern, um zu verstehen, was vor sich geht. Nicht selten entsteht die
Lückenhaftigkeit durch den irdischen Standpunkt des Verständnisses. Die
Menschen erfassen den feinstofflichen Zusammenhang des Gesehenen nicht.
Vielleicht ist der Zusammenhang ganz logisch, aber die irdische Logik
unterscheidet sich von jener der Feinstofflichen Welt.
Man sollte auch nicht vergessen, dass die
Höhere Welt über die Karmagesetze wacht. Die Grenze zwischen dem Erlaubten und
dem verborgenen Karma wird viel zu wenig erfasst. Es ist unmöglich, mit
irdischen Worten auszudrücken, wie die Tore des Karma zu bestimmen sind.
Ebenso schwierig ist es aufzuzeigen, wie der
Mensch selbst sein Hellhören beeinflusst. Er kann seine Ohren mit tausend Stimmungen
verstopfen. Es ist unerlässlich, zuvor das Bewusstsein zu erweitern, damit alle
Kanäle rein sind.
[Russisches
Original. Seite 200.]
458. Viele Begriffe bedürfen der Reinigung,
unter ihnen muss die Mystik definiert werden. Wenn sie genaues Wissen
kennzeichnet, kann dieser Begriff beibehalten werden. Wenn aber das Streben nicht
auf Wissen, sondern auf nebelhafte Gebilde gerichtet ist, sollte man das Wort
aus dem Verkehr ziehen.
Wir schlagen Wissen vor, das für den
Fortschritt der Menschheit nützlich ist.
459. Die Schlacht ist so gewaltig, dass
man keine Zeit für gewöhnliche Beschäftigungen abzweigen kann. Wir stehen auf
der Wacht, die Menschen aber verstehen die außerordentlichen Umstände nicht.
Sogar jene, die von der Schlacht gehört haben, denken gleichwohl, dass nichts
Besonderes vor sich geht.
460. Es ist nicht leicht zu vermitteln,
dass in den höheren Sphären der Feinstofflichen Welt die Bewohner sich unter
einer neuen Ausrichtung treffen: Es ist als ob das irdische Oxid abfällt und
sich wahres Verstehen findet. Man kann sehen, wie die irdischen Anhäufungen
abfallen, die in dem neuen Zustand fehl am Platz sind. Die psychische Energie
beginnt, frei zu wirken und wird nicht mehr durch belastende Einflüsse eingeengt;
ihr Wesen strebt nach Wahrheit.
Mut sorgt für die besten Lösungen. Auch im
irdischen Leben kann die psychische Energie in hohem Maße befreit werden. So kann
man der Erkenntnis der Feinstofflichen Welt näherkommen.
Man kann die psychische Energie zwar nicht
vernichten, sie aber in eine derart unwürdige Lage hineintreiben, dass sie das
irdische Leben mit einer Explosion beenden kann. Hier gibt es eine völlige
Analogie zu ganzen Welten. Wenn Ich daher
[Russisches
Original. Seite 201.]
sage:
hütet das Herz und die psychische Energie, so gebe Ich den lebenswichtigsten
Rat.
Ebenso müssen die Ärzte lernen, die Kranken
über das Wesen der psychischen Energie zu unterrichten. Es genügt nicht, wenn der
Arzt selbst seine Energie abgibt, er muss auch die Energie des Kranken in
Tätigkeit versetzen. Auf diese Weise wird die wertvolle Energie sparsam
verausgabt.
461. Ein Ertrinkender muss seinem Retter
beistehen. Der Mensch darf sich nicht in einen schweren Sack verwandeln. Man
kann sich durch ein Experiment davon überzeugen, wie sehr der Gedanke allein
bereits einem Mitarbeiter hilft. Solche Experimente können auch mit Tieren
durchgeführt werden. Es ist eine Sache, dass ein Reiter sein Pferd gedanklich
anspornt, aber eine andere, wenn er mit Entsetzen und Wut im Sattel sitzt. Man
kann sich ständig davon überzeugen, wie sehr der Gedanke wirkt, wenn er in
physische Energie übertragen wird.
462. Beachtet, dass man der psychischen
Energie vor ihrer Betätigung einen freien Augenblick gewähren muss. Man muss gleichsam
die irdischen Zügel loslassen, um ihr die Möglichkeit zu geben, sich an die Urquelle
anzuschließen. Es ist falsch, die Energie sofort mit irdischen Sendungen zu
zwingen. Man sollte ihr durch Festigung der Verbindung mit der Höheren Welt den
Weg ebnen.
Man kann eine solche Verbindung nicht befehlen.
Man kann einer Brieftaube nicht zu fliegen gebieten, man kann sie nur in die Freiheit
entlassen. Sie weiß, wohin sie zu fliegen hat. Ebenso muss man die psychische
Energie aus dem Käfig des Fleisches entlassen; es wird augenblicklich eine
magnetische Verbindung hergestellt.
Viele werden von Konzentration sprechen, doch
ein solcher Zustand setzt Anspannung voraus.
[Russisches
Original. Seite 202.]
Indes
ist es nur erforderlich, die Energie zu befreien, und sie beginnt zu wirken.
Für eine solche Befreiung ist nicht viel Zeit nötig, die kleinste Sekunde
genügt, um die Energie zu befreien. Also wollen wir vor allem unseren Gefangen befreien.
In Märchen wurde genug über diesen mächtigen Unsichtbaren erzählt.
463. Wir sprechen von der psychischen
Energie als einer mächtigen Antriebskraft. Wir sprechen nicht über Zauberei,
sondern über ein physisches Gesetz. Wir weisen auf die einfachsten Wege des Fortschritts
hin. Wir erinnern an längst Bekanntes, trotzdem werden die Unwissenden Unsere
Gespräche für etwas Übernatürliches halten. Sie nutzen feinstoffliche Energien,
sind aber nicht damit einverstanden, die psychische Energie anzuerkennen.
Lasst Uns daher nochmals wiederholen, dass
Wir über ein physisches Gesetz sprechen!
464. Erinnert euch die Feststellung über
das physische Gesetz nicht daran, dass die Alchemisten sich seinerzeit unnötige
Bezeichnungen ausdenken mussten, nur um zum Bewusstsein ihrer Landsleute eine
Brücke zu finden? Das Bewusstsein der Menschen ist seit jener Zeit nicht weit vorangekommen.
465.[34] Das
Ektoplasma* ist ein Speicher für psychische Energie. Wirklich, die Substanz des
Ektoplasmas ist ein Mittelding zwischen dem irdischen und dem feinstofflichen
Sein. Die psychische Energie, die allen Welten eigen ist, steht vor allem mit
der Substanz in Beziehung, die der Feinstofflichen Welt nahesteht. Daraus kann
man ersehen, dass man das Ektoplasma ebenso rein erhalten muss wie die
psychische Energie.
[Russisches
Original. Seite 203.]
Man muss daran erinnern, dass ein Medium,
das Ektoplasma an zufällig Herantretende abgibt, sich großer Gefahr aussetzt. Man
darf eine so wertvolle Substanz nicht ungebetenen Besuchern zur Verfügung
stellen.
Umso wertvoller sind Höhere Gespräche, sie
erschöpfen unsere Kräfte nicht, anders gesagt, sie vermitteln einen neuen
Zustrom von Kraft. Man muss verstehen, dass psychische Forschungen in
zweckmäßiger Weise durchgeführt werden müssen. Man darf ein anderes Wesen nicht
aussaugen.
466. Niemand kann behaupten, die Kraft der
psychischen Energie sei nicht übertragbar. Sogenannte Suggestionen gehen in den
meisten Fällen unbewusst vor sich. Man muss das Denken gründlich erziehen, um
Feinfühligkeit zu erlangen.
Es wird viel von Inspiration gesprochen.
Wir haben oft über Gefühlswissen gesprochen. Es beruht natürlich auf der
psychischen Energie, aber sein Funke verläuft auf dem Weg des Ektoplasmas. Man
muss mit einer so großen Substanz sparsam umgehen. Bereits die Alten sprachen
davon, dass der Mensch seinen Doppelgänger abtrennen kann, der vernünftige
Handlungen zu vollführen vermag.
467. Es ist richtig, die Ereignisse der
Vergangenheit gegenüberzustellen, um die logische Verbindung mit der Gegenwart
festzustellen. Solche Vergleiche können einen bedeutenden Beweis für die Vernunft
dessen liefern, was vor sich geht; man muss aber die Fakten in ihrer Gesamtheit
nehmen, denn oft greifen die Menschen entsprechend ihrem Gutdünken nur ein
einziges Detail heraus. In allem ist die wissenschaftliche Methode nötig. Nur so
kann man Sphären verschiedener Anspannung einander näherbringen.
468. Wollen wir uns die Eigenschaften der
psychischen
[Russisches
Original. Seite 204.]
Energie
fest einprägen. Wenn die Menschen mit Beobachtungen der psychischen Energie
beginnen, vergessen sie oft ihre grundlegenden Eigenschaften. Selbst die
einfachsten Forschungen verkomplizieren die Menschen durch ihre Gewohnheiten.
Augenblicklichkeit ist eine
Grundeigenschaft der psychischen Energie, doch die Menschen sind gewohnt
anzunehmen, der langwierige Gedanke sei der stärkste. Auf diese Weise übersehen
sie, dass der Gedanke keiner Zeit bedarf.
Ebenso wird nicht in Betracht gezogen,
dass während eines langwierigen Gedankens viele Gedankensendungen
unterschiedlichen Grades erfolgen. Bei einem solchen langwierigen Denken geht
der Fokus der Sendung verloren. Die Erscheinung der Augenblicklichkeit muss
lehren, dass ein kurzer Gedankenstoß dem Wesen der psychischen Energie
entspricht.
Die Fähigkeit, kurz gefasst zu denken,
muss jedoch anerzogen werden. Nicht nur die Kürze, sondern auch die Kraft des
Gedankens muss mit der Sendung der psychischen Energie in Einklang gebracht
werden.
469. Nichts kann sofort erreicht werden. Vor
langem haben Wir gesagt, dass Wir uns mit einem einzigen Seufzer im Raum versetzen
können, doch muss man auch seufzen können. Es scheint, als drücke sich das
Wesen der psychischen Energie in einem einzigen Seufzer aus, doch dieser
Vergleich geht nicht sofort in das Bewusstsein ein. Eine primitive Vorstellung
konstruiert allzu leicht eine Maja aus allen möglichen Visionen, doch wenn das
Bewusstsein sich erweitert, werden die Schlussfolgerungen vorsichtiger.
Viele Trugbilder lösen sich vor der Erkenntnis
der psychischen Energie auf.
[Russisches
Original. Seite 205.]
470. Wie das Herz, so kennt auch die
psychische Energie keine Rast. Die Herztätigkeit darf nicht lange unterbrochen
werden, genauso unaufhörlich ist die Verausgabung der psychischen Energie. Beim
Verweilen in der Höheren Welt wird das Herz im irdischen Sinn nicht benötigt,
die psychische Energie aber kann ihren Strom niemals unterbrechen.
Auch Beständigkeit ist eine
Grundeigenschaft der psychischen Energie. Die Triebkraft der Energie ist die Bewegung
der Spirallinien des ganzen Universums. In dem Ebenmaß der unzähligen
Energieströme kann man eine schöne Architektur erkennen.
471. Wir nennen die
psychische Energie ewig wachsend. Sie kann ihre Verstärkung aus der
Unbegrenztheit schöpfen. Unerlässlich ist nur die Bedingung, sich ihrer
bewusst zu werden und sie zum Guten zu lenken. Ohne Bewusstwerden bleibt die
Energie gefangen.
Man fragt: Kann eine solche wertvolle
Energie zum Bösen gelenkt werden? Jeder Missbrauch führt zu Zerstörung. Die
Fristen und der Grad einer solchen Zerstörung können verschieden sein, aber letztendlich
ist Zersetzung unvermeidlich.
472. Wenn die Energie ihrer Natur nach
ewig wächst, wie verbrecherisch ist es dann, den Strom der Grundsubstanz zu
verkehren!?
473. Wir nennen die psychische Energie
auch Bollwerk der Selbstaufopferung, aus dieser Macht werden Heldentaten
geboren. Das Gefühl der Ekstase ist ohne psychische Energie unerreichbar.
[Russisches
Original. Seite 206.]
Ihr bemerkt richtig: Warum sind sogenannte
Medien keine Glaubenskämpfer? Es wurde aber bereits genügend gesagt, dass
professionelle Medien nur sich selbst und anderen schaden.
474. Die psychische Energie wird auch
Magnet genannt, und in einer solchen Bezeichnung liegt viel Wahrheit. Das
Gesetz der Anziehung und Abstoßung ist natürlich vor allem ein Nachhall der
psychischen Energie. Ohne Mitwirkung der Energie ist es unmöglich, die
positiven und negativen Eigenschaften zu erkennen. Darum ist die Erinnerung an
einen Magneten überaus zweckentsprechend, wenn man die Anziehung der psychischen
Energie hervorheben will.
475. Wir nennen diese Energie auch
Gerechtigkeit. Wenn man durch die Einwirkung der Energie
die verschiedenen Eigenschaften der Menschen bestimmen kann, wird dies
sicherlich der Weg der Gerechtigkeit sein. Bei Experimenten mit psychischer
Energie kann man sich davon überzeugen, wie wenig der äußere Eindruck dem
inneren Zustand entspricht.
Die Fähigkeit, die psychische Energie zu
Hilfe zu rufen, wird die wahre Zierde eines Richters sein.
476. Wir nennen die psychische Energie
auch unermüdlich. Sicherlich kann der menschliche Organismus durch die Anspannung
der Energie ermüden, doch die Energie selbst ist unerschöpflich. Eine solche Eigenschaft
der Energie weist auf die kosmische Quelle hin. Die Energie kann weder durch
Alter noch durch Krankheit erschöpft werden. Sie kann verstummen, wenn sie
nicht zur Tätigkeit aufgerufen wird.
Welches Fassungsvermögen muss aber das
Bewusstsein
[Russisches
Original. Seite 207.]
eines
Menschen haben, um das Ausmaß der ihm anvertrauten Macht nicht zu beschränken?!
477. Wir nennen die Energie auch Arbeit. Bei
ständigem, bewusstem Streben erlangt die Energie Disziplin. Bewusstheit der
Arbeit ist die Grundlage der Öffnung des Bewusstseins, anders gesagt, der
Beginn der Tätigkeit der psychischen Energie. Es ist irrig zu meinen, allein Anspannung
setze die Energie schon in Bewegung.
Wenn Ich von Bewusstheit der Arbeit
spreche, habe Ich die Erleuchtung im Blick, die durch bewusstes Schaffen
verliehen wird.
478. Wenn Begeisterung mit psychischer
Energie verbunden ist, kommt auch Schönheit aus derselben Quelle. Deshalb sage
Ich, dass psychische Energie Schönheit ist. So kann man
alle Eigenschaften dieser erhabenen Energie aufzählen, da sie aber mit allen
Lebenserscheinungen in Zusammenhang steht, ist es richtig, sie als uranfänglich
zu bezeichnen. Und so wollen wir sie nennen.
Es ist wunderbar zu spüren, dass jedem Menschen
eine solche unerschöpfliche Kraft gegeben ist. Wir können mit einer solchen Kraft
physische Gegenstände verschieben. Wenn Kraft unerschöpflich ist, ist die Größe
der Gegenstände relativ. Heute gelingt es uns, kleine Gegenstände zu bewegen,
morgen etwas Größeres. In diesem Fortschritt liegt auch der Erfolg der
Evolution.
Noch vor kurzem gaben die Menschen nicht zu,
dass durch die geheime Kraft des Menschen sogar physische Gegenstände bewegt
werden können. Doch heute habt ihr gesehen, dass keine äußere Kraft die Gegenstände
bewegt, sondern eure Energie ebenso wie die kosmische Kraft arbeitet.
[Russisches
Original. Seite 208.]
479. Es ist wahr, man muss die Einheit der
Energie verstehen, andernfalls könnten Unwissende sie nur auf den Menschen
beziehen. Wieder könnte eine Herabsetzung stattfinden.
Man muss das Fassungsvermögen derart
anspannen, dass man den Kosmischen Atem sowohl unten als auch oben spürt.
480. Jeder, der mit Menschen spricht,
gleicht einem Fischer, der sein Netz auswirft. Man muss es weiter auswerfen, um
näher zu fangen. Kaum ist es gelungen, jemandem Mut zu machen, muss man auch
schon darauf achten, dass er nicht hochmütig wird. Die Natur erfordert die
Methoden des Mittelweges.
Doch weder Begeisterung noch Schönheit
liegen in der Mitte, das heißt, dass die Mitte als Gleichgewicht die Anspannung
der Energie nicht vermindert, sondern verstärkt. Genau das nennen Wir Nirwana*.
Diese Mitte ist keine niedere Schwingung, sondern das Gleichgewicht der höchsten
Anspannung.
481. Die Anspannung der psychischen
Energie verstärkt die Lebenskraft. Man kann sich davon überzeugen, dass die
Menschen in Zeiten psychischer Anspannung länger leben. Dies kann weder mit der
Nahrung noch mit den sanitären Verhältnissen erklärt werden, denn in Zeiten der
Wirrnis sind die Lebensverhältnisse sehr schwer, und der einzige Grund muss in
der gesteigerten Tätigkeit der psychischen Energie liegen.
Man sollte aber vollständig untersuchen,
worin die Anspannung der psychischen Energie besteht. Wenn sich ein schwacher
Mensch mit physischer Arbeit überlastet, wird eine solche Anspannung nicht zum
besten Ergebnis führen. Die Anspannung der Energie ist vor allem von der
psychischen Seite zu verstehen. Man darf nicht vergessen, worin der Impuls zu jeder
Handlung liegt. So kann man
[Russisches
Original. Seite 209.]
sehen,
dass die Verstärkung der Energie einen physischen Reflex erzeugt, doch jeder
Reflex ist nur eine Widerspiegelung der wahren Ursache.
482. Wenn ein Arzt einem Menschen, der das
Gleichgewicht verloren hat, geistige Arbeit verbietet, handelt er nicht weise. Es
sind Beispiele erfahrener Ärzte bekannt, die im Gegenteil die Tätigkeit der
psychischen Energie angespannt haben. Solche Heiler müssen natürlich einen bedeutenden
Vorrat an psychischer Energie besitzen, um zu erkennen, auf welches Gebiet der Erkenntnis
des Kranken zu lenken ist.
Ermüdung ist nicht nützlich, Anspannung
hingegen ist belebend. Die Grenze zwischen diesen Zuständen ist jedoch sehr
kompliziert. Ein erfahrener Arzt, der seine psychische Energie verfeinert hat,
kann zeigen, wo das Maß nützlicher Anspannung liegt.
Ebenso
mögen die sogenannten Erzieher die Fähigkeiten der Schüler feiner untersuchen. Dieselbe
Wahrheit muss man all jenen sagen, die beabsichtigen, die Arbeit und die Entlohnung
entsprechend den Fähigkeiten zuzuteilen. Diese Lösung ist richtig, doch zuvor
muss man verstehen, die Fähigkeiten zu bestimmen.
Es ist unmöglich, die Qualität der Energie
zu beurteilen, wenn die Beurteilenden selbst nichts über sie wissen.
484. Vertreibt niemanden, der die Energie mit
einem rein wissenschaftlichen Ziel studieren möchte. Achtet nur darauf,
[Russisches
Original. Seite 210.]
dass
sich das Ziel nicht als pseudowissenschaftlich herausstellt. Eine wissenschaftliche Aufgabe beruht auf einer
wohlwollenden Zulassung, während eine pseudowissenschaftliche voller Verneinung
ist.
Belastet
die Forscher auch nicht mit vorher festgelegten Methoden. Jeder Forscher hat ein
Recht auf seinen eigenen Weg. Selbst wenn sein Weg kompliziert sein sollte, kann
er vielleicht unverhofft eine neue Einzelheit finden. Die Gewohnheit der
Pädagogen, jeden Versuch zu bespötteln, eine Aufgabe auf eigene Weise zu lösen,
ist schlecht. Man sollte die Suche nach neuen Annäherungen an die Wahrheit
begrüßen. Wenn die Überzeugung fest ist, dass es nur eine Wahrheit gibt, besteht
keine Gefahr, dass irgendeine andere Wahrheit gefunden werden könnte.
Man muss
die weitgehendste Zulassung offenbaren, nur so kann man Zusammenarbeit aufbauen.
485. Die Überzeugung, dass der
Gesprächspartner Unrecht hat, muss sorgfältig geprüft werden. Besonders
aufmerksam muss man die Ausdrucksweisen beobachten. Oft sprechen die Menschen von
ein und derselben Sache mit völlig verschiedenen Ausdrücken. Umgekehrt können sie
mit denselben Worten sprechen und Dinge von verschiedener Bedeutung meinen.
Besonders beim Beurteilen höherer Gegenstände
muss man Vorsicht walten lassen, um Missverständnisse zu vermeiden.
486. Bei allem, was vor sich geht, stellt euch
die Frage: „Warum geschieht es gerade in einer solchen und nicht in einer
anderen Form? Warum jetzt und nicht früher?“ Um jedes Ereignis herum tauchen
viele Gedanken auf. Das Denken wird auf viele Ursachen gelenkt, und nach und
nach wird vieles klar werden.
[Russisches
Original. Seite 211.]
487. Übergeben wir nebelhaftes Gerede über
Gespenster, Vorgefühle und Eingebungen dem Urteil der wahren Wissenschaft.
Fürchten wir uns nicht, es den Wissenschaftlern zu überlassen, aller
Erscheinungen im Lichte eines strengen wissenschaftlichen Studiums zu überprüfen.
Möge ein solches Studium aber wirklich streng, anders gesagt, gerecht sein. Nur
diese Bedingung ist unerlässlich, wenn wir kosmische Gesetze berühren.
Die Gedankenübertragung auf Entfernung
möge mit dem Radio verglichen werden. Für Visionen mögen die Grundlagen der
Television Anwendung finden. Besinnen wir uns auf die neuesten Entdeckungen,
sie werden bei der Frage der psychischen Energie nur hilfreich sein. Fürchten
wir uns nicht, Visionen mit wissenschaftlichen Entdeckungen zu vergleichen. Man
kann doch aus allen Naturreichen Vergleiche schöpfen, aber nicht zum Zweck der Lästerung
oder des Eigendünkels. Möge die Physik die allerhöchsten psychischen
Erscheinungen bestätigen.
Da die psychische Energie eine Energie
ist, wird sie den Gesetzen der Physik nicht widersprechen.
488. Bemüht euch, den guten Willen und das
Fassungsvermögen mit allen Mitteln zu erweitern. Es lässt sich nicht eine
Behauptung der Wissenschaft finden, die ihr nicht annehmen könntet; auf diese
Weise wird der Vorteil auf eurer Seite sein. Ihr werdet keinen Anlass für
Gereiztheit haben, weil ihr jede beliebige wissenschaftliche Erwägung zulasst.
Manchmal werdet ihr vielleicht eine Ausdrucksweise bedauern, doch das
Wesentliche wird in eurem Bewusstsein Platz finden. Eine solche Zulassung wird einen
ausgezeichneten Vorteil erzeugen.
489. Worin besteht Führung? Natürlich in
Hinweisen auf das Notwendigste und im Beschützen vor
[Russisches
Original. Seite 212.]
dem
Gefährlichsten. Man muss darüber nachdenken, was das Wort genau bedeutet. Gewöhnlich unterschieben die Menschen ihm ihre eigene
Auslegung; darin liegt der Keim des Misstrauens, das heißt, der Keim der
Zersetzung. Ein Wissenschaftler kann kein Experiment durchführen, wenn er
Misstrauen vorausschickt. Man kann beobachten, dass ein solches Experiment
Dreiviertel seiner Glaubwürdigkeit einbüßt.
Lasst uns über Führung nachdenken.
490. In allem verläuft Bewegung, ebenso vibriert
die Führung. Die höheren Eigenschaften der Führung sind: Einfühlungsvermögen,
Scharfsicht und Aufnahmevermögen. Schlecht ist ein Führer, der sich auf einen einzigen
Befehl versteift! Höhere Führung ist sowohl unsichtbar als auch unhörbar. Es
ist eine besondere Wissenschaft, weder zu wenig noch zu viel zu geben und dabei
die planetaren Bedingungen in Betracht zu ziehen.
Seid nicht erstaunt, dass die Geführten
die Führung häufig überhaupt nicht anerkennen. Wahrhaftig, einen Führer bekümmert
das nicht. Der Schwimmlehrer unterstützt seine Schüler und ermutigt sie, indem
er ihnen zuflüstert: „Ihr schwimmt selbst.“ So ist es auf allen Gebieten. Es
wäre nicht weise vom Führer, alle kosmischen und karmischen Bedingungen
aufzuzählen. Solche Auftürmungen würden nur erschrecken und die Energie
unterdrücken.
Kompliziert ist die Berührung mit den
Weltereignissen: Das Karma der Rassen und Volksstämme, das persönliche Karma,
das grobstoffliche und das feinstoffliche sowie das vergangene und das
gegenwärtige Karma, sie alle bilden verwickelte Knäuel. Es ist schwer, Karma zu
ändern, aber bis zu einem gewissen Grad kann man es dennoch regulieren, in
dieser Hinsicht ist Führung äußerst notwendig.
Man darf Führung nicht als etwas
[Russisches
Original. Seite 213.]
über
den Wolken verstehen, Führung findet auf einer anderen Stufe auch in der grobstofflichen
Welt statt. Deshalb war der verordnete Begriff Guru von alters her höchst
bedeutsam; Verehrung, Hingebung und Liebe umgeben diesen Begriff. In solchen Verbindungen
zwischen Lehrer und Schüler wirkt die lebendige Leitung der psychischen
Energie.
Führung ist eine Harfe mit vielen Saiten!
Gewisse Menschen erinnern sich an die
Einzelheiten einer bestimmten Epoche, wenn sie davon träumen, eine bestimmte
Persönlichkeit gewesen zu sein; eine solche Erinnerung im Traum schafft die
Vorstellung einer Inkarnation; es ergibt sich ein Irrtum betreffend die Person,
aber nicht betreffend die Epoche. Ein Kind stellt sich vor, ein Feldherr zu
sein, und diese Vorstellung sinkt bereits in seinen „Kelch“.
Viele erinnern sich an ihre früheren
Leben, aber infolge Trübung des Bewusstseins rufen sie ihre früheren
Vorstellungen hervor.
Man muss die Irrtümer anderer vorsichtig und
nicht zu streng beurteilen. Abgesehen von Eigendünkel und Unwissenheit können es
bloß teilweise Irrtümer ohne niedere Beweggründe sein. Gewiss mag es verschiedene
Arten von Besessenheit und Einflüsterungen mit böswilligen Absichten geben,
doch über Besessenheit ist bereits genügend gesprochen worden.
492. Lehrer und Schüler sind
unzertrennlich. Jeder Lehrer bleibt ein Schüler, denn er ist in der Hierarchie
[Russisches
Original. Seite 214.]
ein
Glied in der Kette der Ewigkeit. Ebenso ist auf der absteigenden Linie auch jeder
Schüler ein Lehrer.
Es ist ein Irrtum zu denken, irgendwelche Einweihungen
erhöben auf die Stufe absoluter Lehrerschaft – nur beharrliche Disziplin der
Erkenntnis wird die lebendige Quelle der Vervollkommnung sein. Suchen wir in
der Unbegrenztheit keine Grenzen. Verstehen wir Erkenntnis nicht als etwas abgeschlossenes,
mit dieser Beschränkung verlieren wir die Lebensfreude.
493. „Nicht Ich
gebe, sondern ihr empfangt“. Der Führer sagt sehr selten, dass Er gibt. Nur
wenn es notwendig ist, wird Er Sein Zeugnis bekräftigen und Sein Ich
offenbaren. Im ganzen Leben sagt der Führer: „Empfangt“! Er bestätigt, dass
die Gabe über ihn von der Hierarchie kommt. Man sollte sich diese Formeln
merken, denn in ihnen liegt die Freude der Hierarchie, die für das Heil arbeitet.
Man darf sich gegenüber Worten nicht unüberlegt
verhalten, in ihnen liegt gleichsam das Siegel der Beschränkung. Es gibt keinen
Grund, die rettende Verbindung mit der Hierarchie zu vergessen! Deshalb: „Nicht
Ich gebe, sondern ihr empfangt!“
494. Das Leben wird durch einen Fluss oder
einen dahineilenden Strom symbolisiert, doch niemals durch einen See oder einen
Brunnen. Leben setzt Bewegung voraus. Die Grundlage des Daseins ist Bewegung von
allem und in allem. Man muss die Bewegung liebgewinnen, nicht so sehr die
äußere als die innere.
Man bemerkt die Bewegung der Himmelskörper
nicht, trotz ihrer großen Schnelligkeit. Die Erde erscheint dem Auge ihres
Bewohners bewegungslos. Auch die innere Bewegung ist für die irdische Sicht
unwahrnehmbar, aber das Wesen
[Russisches
Original. Seite 215.]
des
Menschen muss die unaufhörliche Bewegung erkennen; nur durch sie kann das Herz
erbeben.
Es ist unmöglich, sich selbst als bewegungslos
anzusehen, wenn der Planet das Beispiel eines unaufhörlichen Umlaufs liefert;
er besteht durch diese Bewegung. Daher kann der Mensch nicht in Unbeweglichkeit
verharren.
Das Bewusstsein gibt uns allerdings ein,
dass Hast nur eine scheinbare Bewegung ist. Wir gelangen wieder zum Pfad des
Rhythmus und der Harmonie. Hast ist Dissonanz, sie kann nur aufreizen und
Aufspeicherungen zersplittern. Nur ein erweitertes Bewusstsein versteht, wo die
Grenze zwischen Streben und Hasten liegt.
Viele verstehen überhaupt nicht, wozu es
solche Einteilungen gibt, aber sie haben wahrscheinlich die Sphärenmusik nicht
vernommen und kennen die Bedeutung des Rhythmus nicht.
495. Ebenso unerfahren sind jene, die annehmen,
in der Natur sei Stille möglich. Das Konzept der Stille gibt es überhaupt
nicht. Nur werdende Dichter besingen die Stille und widersprechen dieser
dadurch selbst. Die Wissenschaft jedoch hat Radiowellen festgestellt, die von einigen
Menschen ohne Apparat aufgenommen werden. Die psychische Energie öffnet das
innere Gehör. Der Raum kann nicht schweigen, er ist von den Klängen aller drei
Welten erfüllt. Er ist erfüllt, weil es keine Leere gibt.
Mögen die Menschen daran denken, dass es
Stille nur für Taube geben kann, doch selbst sogenannte Taube erleben ein
inneres Klingen, das sogar feiner sein kann als das äußere.
496. Blindgeborene sehen zweifellos innerlich,
aber sie verstehen es nicht, ihren Eindruck in Worten
[Russisches
Original. Seite 216.]
wiederzugeben.
Ihre Farben sind vielfältig und feiner, weil sie an die Feinstoffliche Welt
angrenzen. Man muss ihren Gesichtsausdruck beobachten, um ihre inneren Emotionen
zu bemerken.
Taube und Blinde sind oft gut und weniger gereizt,
nicht nur aufgrund ihrer Entfernung vom irdischen Leben, sondern auch wegen
ihrer Nähe zur Feinstofflichen Welt.
497. Stellt euch vor, wie ein Unwissender
an eine komplizierte Maschine herantritt. Er denkt nicht an den Sinn des
Apparates, ergreift aber den erstbesten Hebel, ohne die Wirkungen zu erkennen.
Genau dasselbe geschieht mit einem
Menschen, der sich nur einer Einzelheit der ganzen Lehre entsinnt und sich
wundert, dass er nicht die ganze Wirkung sieht. Wie dem Unwissenden durch die unvorsichtige
Handhabung der Maschine Verderben droht, so befindet sich ein Mensch in Gefahr,
der das Wesen der Lehre nicht beachtet.
Der eine hat seine
Aufmerksamkeit nur auf die Beschaffenheit der Nahrung gerichtet, einer bemüht
sich nur, unflätige Reden zu vermeiden, ein anderer, nicht gereizt zu sein,
ein dritter, sich nicht zu fürchten; aber solche nützlichen Einzelheiten sind
dennoch getrennte Hebel, von denen keiner die ganze Last heben wird. Man muss schrittweise
in die Synthese der Lehre eindringen, nur der Regenbogen der Synthese kann
Fortschritt bewirken. Bemerkt jemand, dass er eine Seite beherrscht, möge er
auch die anderen Teile der gegebenen Weisungen fleißig wiederholen.
Wir geben vieles in verschleierter Form
und bringen die Erkenntnis allmählich näher. Möge der Mensch sich nicht
fürchten, näherzutreten, bis er sich den Rhythmus des Mosaiks angeeignet hat.
[Russisches
Original. Seite 217.]
So lehrt die Annäherung an die Synthese,
alle Einzelheiten zu nutzen.
498. Ich möchte euch nicht belasten,
bestätige aber, dass die Disharmonie von Einzelheiten den ganzen Aufbau
zunichtemachen kann. Man muss jede sich entfaltende Blüte liebgewinnen. Lasst
uns nicht dünkelhaft die Gesetze des Daseins korrigieren.
499. Um den Begriff Synthese herum gibt es
viele Missverständnisse. Obwohl manche seine Nützlichkeit zugeben, meinen sie,
Synthese sei von allem etwas. Sie rechtfertigen sich damit, dass der Mensch
beim gegenwärtigen Entwicklungsstand des Wissens nicht alles wissen kann. Doch
heißt denn Synthese, alles zu wissen?
Die Wissenschaft mit allen ihren Zweigen kann
nicht von einer einzigen Person aufgenommen werden, doch ihr Sinn muss erkannt
werden. Er kann im Bewusstsein voll aufgenommen und bestätigt werden.
Nur ein Unwissender kann so tun, als sei
ihm der Sinn der Synthese unbegreiflich. Der Unwissende nimmt leicht einen einzelnen
mechanischen Zweig auf und ist bereit, seine Beschränktheit mit dem Vorurteil
über die Unmöglichkeit einer Vereinigung zu bedecken.
500. Man muss an historischen Beispielen
beweisen, wie sehr Erfassen und Vereinigung Anzeichen von Weite und Klarheit
des Verstandes waren. Bald wir die Maschine den Menschen gestatten, sich für einen
bedeutenden Teil des Tages freizumachen. Man muss darüber nachdenken, wofür
diese Freizeit zu verwenden ist.
Man sollte zugeben, dass die Vereinigung einiger
Beschäftigungen unvermeidlich ist, andernfalls kann man in Stumpfsinn verfallen.
Nur die Erweiterung des Bewusstseins kann helfen,
[Russisches
Original. Seite 218.]
den
Tag vernünftig einzuteilen. Die Erweiterung des Bewusstseins entspringt jedoch
der Liebe zur Erkenntnis und dem Streben nach höherer Qualität.
Die Synthese wird uns helfen, die Qualität
des ganzen Lebens liebzugewinnen.
501. Man spricht von irgendwelchen besonderen
synthetischen Charakteren, eine solche Selbstrechtfertigung ist jedoch
unrichtig. Es gibt keine angeborene Synthese ohne sorgfältige Ausbildung der
psychischen Energie.
Ebenso beharrt man darauf, dass die
Naturwissenschaften die Entwicklung zur Zusammenfassung behindern, doch jeder
kennt große Physiker, Astronomen, Chemiker und Techniker, die in erster Linie hervorragende
synthetische Geister waren. Wir wollen sie nicht aufzählen, doch man kann sagen,
dass eine große Wissenschaft auch große Geister erzieht.
Viel Scharfsicht, Unermüdlichkeit und
Hingabe wurden der Synthese zugrunde gelegt. Es ist verständlich, dass ein
Mensch, der seine Beobachtungsfähigkeit entwickelt hat, um sich herum viel
Zusammengehöriges sieht und begreift, wie viel anziehender diese weiten Pfade
sind. Die Synthese gründet nämlich auf Überzeugungs- und Anziehungskraft. Die Synthese
erfasst das Wesen in einem derart weiten Maße, dass Verneinung einem
synthetischen Geist fremd ist.
Man darf die besondere Gabe der Synthese
nicht irgendwelchen Glückspilzen zuschreiben. Man muss diese wertvolle
Eigenschaft mühevoll in sich entwickeln.
Es ist nicht
weise, mit etwas zu rechnen, was in der Vergangenheit nicht zustande kommen
konnte. Solche Berechnungen nennt man
[Russisches Original. Seite 219.]
versiegte Brunnen, weitaus besser ist die Quelle der Zukunft. Jeder kann lebendiges
Wasser trinken.
Man muss die Tatsache liebgewinnen, dass
der Geist in der Zukunft lebt.
503. Aum ist eine Verbindung der besten
Schwingungen, das heißt: Man muss verstehen, sich neben solchen Verbindungen
der besten Eigenschaften bewusst zu werden. Man sollte sein Denken von allen störenden
Kleinigkeiten reinigen. Man sollte keinen Garten von Kränkungen und Betrübnissen
hegen. Man muss jede Stunde als Eintritt in die vom Schicksal bestimmte Arbeit
betrachten. Man muss seinen Charakter erziehen, damit nichts die Erneuerung des
Bewusstseins behindern kann.
504. Man muss alle nützlichen
Eigenschaften erproben. Es genügt nicht, sich Mut, Duldsamkeit, Hingabe und all
das einzubilden, was den Panzer der Heldentat bildet.
Wer Furchtlosigkeit nicht beim Handeln erprobt
hat, eignet sich nicht als Führer. Jeder kann sich tapfer wähnen, doch in der
Wirklichkeit kommt oft das Gegenteil heraus. Man muss sich großem Schrecken entgegenstellen,
um sich zu vergewissern, ob sich nicht Furcht einschleicht. Wenn Ich vom Wachstum
dank Hindernissen spreche, habe Ich eben solche Erprobungen beim Handeln im
Blick.
Man sollte sich daran gewöhnen, dass jede
Weisung die nächste, notwendige Erkenntnis beinhaltet. So haben Wir nicht
selten eingebildete Helden gesehen, die bei der ersten Gefahr zu zittern
begannen. Ebenso haben wir solche gesehen, die duldsam sein wollten, aber beim ersten
Widerspruch in wütende Gereiztheit verfielen. Wir haben auch derart hingebungsvolle
Menschen gekannt, die beim ersten Angriff die Flucht ergriffen. Wir könnten
viele Fälle aufzählen, in denen die eingebildeten Eigenschaften nicht existierten.
Wir kennen
[Russisches
Original. Seite 220.]
aber
auch viele Heldentaten, bei denen Menschen ein physisches Missgeschick bewusst
überwunden und aus ihren Unzulänglichkeiten die schönste Zierde gemacht haben. Eine solche Erziehung des Willens ist schon eine Heldentat.
505. Die Menschen bilden sich auch oft
ein, arbeitsam zu sein, doch bei der ersten Notwendigkeit ausdauernder Arbeit
verlieren sie den Mut.
Seit langem heißt es: „Bleibt dieselben im
Glück und im Unglück, im Erfolg und im Misserfolg.“ Gewöhnlich werden solche
Ratschläge im Leben nicht angewendet; man meint, dass der Ratgeber seine
Ratschläge vielleicht selbst nicht befolgt. Aber Wir kennen welche, die diese
Eigenschaften im Leben anwenden. Dafür kann man bezeichnende Beispiele aus dem
irdischen Dasein nennen
Man muss jene achten, die ständiger Arbeit
fähig sind.
506. Der Wurm des Zweifels ist ein sehr
bezeichnendes Symbol. Dieser Wurm gleicht nämlich einem Bazillus, der die
psychische Energie zersetzt und sogar auf die Zusammensetzung des Blutes einwirkt.
Die Wissenschaftler werden dereinst die psychischen und physischen Besonderheiten
eines Menschen aufzeigen, der in Zweifel gefallen ist. Die Wirkungen der
Krankheit des Zweifels zählen zu den am meisten ansteckenden.
Von Kindheit an sollte man die beste Prophylaxe
gegen Zweifel anwenden. Eine gesunde, vernünftige Wissbegier erzeugt keinen Zweifel,
aber jede Unwissenheit wird zur Quelle der hässlichsten Zweifel. Zweifel ist
vor allem Hässlichkeit und führt letzten Endes zu Verrat. Die Epidemie des
Verrats ist bereits eine planetarische Katastrophe.
[Russisches Original.
Seite 221.]
So wird aus einem nichtigen Wurm der
schrecklichste Drachen.
507. Bei Experimenten mit psychischer
Energie ist Zweifel das größte Hindernis. Eine freie, mutige Zulassung wird ein
Experiment beflügeln. Ihr habt bemerkt, wie der Gedanke nach Freiheit verlangt.
Ihr wollt vielleicht den Gedanken in eine bestimmte Richtung bannen, doch das
Wesen der psychischen Energie sendet das Bewusstsein in andere Sphären. Lasst
auch solche Flüge zu, denn die Arbeit des Gedankens ist mannigfaltig.
Der Begriff Teilbarkeit des Geistes* sieht
auch eine Teilbarkeit des Gedankens vor. Es gibt aber Umstände, bei denen die
psychische Energie angespannt und der Gedanke auf eine so ferne Bestimmung
gerichtet ist, dass ein solcher Zustand frei von Gedanken scheinen könnte. Eine
solche Empfindung entsteht jedoch infolge des Wechsels der Richtung der
Energie.
508. Wissen führt zu Einfachheit.
Menschen, die einander gut kennen, benötigen keine langen und komplizierten Erörterungen.
Sie ziehen es vor, sich über das Wesentliche der Dinge auszutauschen. Herrlich
ist das Wissen, das zum Sinn führt; nur Scheinwissenschaft wird an Auftürmungen
ersticken und so ihre Bestimmung verdunkeln.
Es ist lehrreich, die vielen Kommentare zu
beobachten, welche die einfachsten Passagen der Grundlagen verkompliziert haben. Man könnte eine ganze Forschung aufstellen, um die
komplizierten Wege der Kommentare zu beobachten. Die Psychologie der
Kommentatoren, die örtliche Aufschichtungen aufnimmt, hat oft die grundlegende Aufgabe
völlig außer Acht gelassen. Das gleiche Schicksal erleiden alle menschlichen
Beziehungen,
[Russisches
Original. Seite 222.]
wenn
die Menschen in ihrer Hast die Vorstellung ihrer Bestimmung verlieren.
Die psychische Energie klopft vergeblich
an, aber die eisige Hand der Betäubung tötet die Bewegung der Lebensspenderin.
Möge Einfachheit den Menschen helfen, sich von der Hülle zu befreien.
509. Die gleiche Einfachheit wird erkennen
helfen, wo das Gute liegt. Ihr habt schon gehört, dass Worte über das Gute die
Lehre vom Bösen genannt wurden. Ihr wisst bereits, dass die Bösen das Gute
hassen, für sie ist es sowohl grausam als auch ungerecht. Das Böse erkennt das
Gute nicht an.
Die Lage ist so offensichtlich, dass sie
keiner Erklärung bedarf. Indessen finden wir in jeder Lehre sehr nachdrückliche
Hinweise auf genau dies. Solche Wiederholungen beweisen, wie notwendig es ist,
stets daran zu erinnern, dass das Böse das Gute nicht anerkennt.
510. Jeder Schaffenden hat das Recht, sein
Arbeitsgebiet zu verbessern. Möge dies nicht nur ein Recht, sondern auch eine
Pflicht sein. Jede Arbeit kann verbessert werden. Ein solches Schaffen einer
Verbesserung wird die Freude des Arbeiters sein.
Man kann anführen, dass der Staat jede Verbesserung
der Produktion ermutigen und fördern sollte. Jede Arbeit kann in ihren Methoden
unbegrenzt verbessert werden. Nicht nur großen Erfindern ist es bestimmt, die
Menschheit zu bereichern, sondern jeder an der Arbeit Beteiligte findet durch
seine Erfahrung neue Möglichkeiten und Anwendungen heraus.
Nur sollten solche Versuche nicht zurückgewiesen
werden. Sie können zu erfolgreichen Anwendungen vereint werden. Der größte Segen
aber
[Russisches
Original. Seite 223.]
liegt
darin, dass sich jeder als wahrer Mitarbeiter fühlen muss.
511. Fruchtbare Zusammenarbeit hilft, die ständige
Arbeit anzunehmen. Der Mensch kann nicht immer nur ein und dasselbe tun. Die
Vertiefung der Qualität und das Auffinden neuer Methoden aber werden eine ständige
Erneuerung des Gedankens sein.
Die ständige Arbeit kann man nur durch Fortschritte
bei der Qualität liebgewinnen.
512. Man muss fühlen, wie groß die
Spannung ist. Man muss zugeben, dass es noch nie eine solche Zeit gab. In einer
ungewöhnlichen Zeit darf es keine gewöhnlichen Gedanken geben. Sich dies
anzueignen heißt, der ersten Reihe der Schlacht näher zu rücken.
Die Offenbarung der Spannung ist bereits
groß, und sie wird in Zukunft nicht weniger werden. Als einen starken Schild
muss man auch das Bewusstsein des Sieges bewahren. Man muss den Raum mit
Gedanken an den Sieg erfüllen, denn in ihnen liegen Ozon und Schutz.
513. Die Kriminalität nimmt zu; Grausamkeit
und Gewalttätigkeit mehren sich. Es ist unerlässlich, die Wurzeln dieser
schändlichen Erscheinungen zu betrachten. Die Menschheit kann nicht ohne Grund
schlechter werden. Neben kosmischen Gründen findet sich die Grundlage für die
Erschütterungen aber in der Menschheit selbst.
Man kann die psychische Energie nicht
endlos verneinen. Infolge der kosmischen Anspannung verstärkt auch die
psychische Energie der Menschheit den Druck. Sie wird nicht nur nicht
anerkannt, sondern sogar verachtet, was physische und psychische Krankheiten
hervorruft.
Schon vor langem hat man festgestellt,
dass Kriminalität
[Russisches
Original. Seite 224.]
eine
psychische Krankheit ist. Auch Sadismus, Grausamkeit und Gewalttätigkeit sind
Folgen dieser psychischen Epidemie.
Man kann die Menschheit vor diesen Geißeln
nicht erretten, solange sie dem Zustand der psychischen Energie keine Beachtung
schenkt. Ihr Druck wächst. Sie stellt ähnlich wie Knallgas eine
Explosionsgefahr dar. Es bleibt uns überlassen, sie in den mächtigen, ihr
bestimmten Kanal zu leiten, andernfalls wird sie die Evolution beenden.
Doch solche Einwirkungen auf die uranfängliche
Energie können nicht zufällig erfolgen. Auf dem ganzen
Planeten müssen sich Wissenschaftler und Herde der Kultur erheben, die sich in
Zusammenarbeit mit der Ausbildung der psychischen Energie befassen. Ein
solches Netzwerk kann die Grundlagen der wissenschaftlichen Disziplin beitragen.
514. Lasst uns das Wirken an der Erziehung
des Menschen, des Trägers der psychischen Energie nicht hinausschieben. Es gibt
viele vereinzelte Versuche, jetzt aber ist eine Art von Kooperative für die
Erforschung dieser Energien erforderlich. Man darf eine solche nützliche Arbeit
nicht durch Herkömmliches begrenzen, denn ganz unerwartete und
verschiedenartige Mitarbeiter können ihre Lebenserfahrung beisteuern
515. „Liebet einander“, dieses Gebot wurde
weise gegeben. Nichts kann die psychische Energie besser harmonisieren als
Liebe. Alle Hohen Gespräche beruhen auf diesem Gefühl und sind auch für die
psychische Energie segensreich. Ebenso stärkt ein leichtes Pranayama* die Grundlage
der Energie. Die Menschen müssen daher alles für
[Russisches
Original. Seite 225.]
die
psychische Energie Nützliche sammeln und bekräftigen. Jeder muss auf seinen Vorrat
an psychischer Energie achten. Sogar ein einziges tiefes Atemholen kann bereits
eine Erneuerung der Kräfte beitragen.
Es ist höchst bemerkenswert, dass die
psychische Energie vor allem durch das Gefühl und nicht durch physische
Erholung erneuert wird. Daher heißt es: „Belastet Mich stärker, wenn Ich in den
herrlichen Garten gehe.“ Belastung und Druck sind nämlich die Heimat starker
Gefühle. Wenn ein Mensch es versteht, seine Gefühle zu beurteilen, wird er das
würdigste von ihnen wählen, und das wird die Liebe sein.
516. Ebenso wurde vor langem gesagt: „Wer
zu lieben versteht, hat ein feuriges Herz.“ Zur Stärkung der Energie bedarf es
eines feurigen Impulses. Keine vernünftige Erwägung erzeugt jenes Feuer, das durch
einen Funken des Gefühls der Liebe entzündet wird.
Wenn Schulen für das Denken errichtet
werden, wird auch die Bedeutung der Gefühle erforscht werden. Vergleicht man ein
böses Gefühl mit einem guten, wird wiederum erkannt, wieviel ausdauernder als
das Böse das Gute ist.
517. Niemand soll denken, dass die Entthronung
der Gefühle gelehrt wird, wenn sie mit Energie verglichen werden. Mancher bildet
sich ein, es sei unangebracht, ein Höheres Gespräch in einem Atemzug mit
Energie zu erwähnen. Für manchen ist Energie nur etwas,
das in einer Maschine enthalten ist, solche irdischen Vorstelllungen sind
jedoch nichtig. Man sollte die uns anvertraute Energie auch lieben lernen.
Die anvertraute Energie ist ein Tropfen aus dem Höchsten Kelch.
Daher gibt es ohne Liebe kein Vorankommen.
[Russisches
Original. Seite 226.]
518. Wir wollen uns noch einmal einprägen,
warum die meisten Menschen die Bücher der Lebendigen Weisungen wiederholt lesen
sollten. Manche werden sagen, dies sei ihnen seit langem bekannt, sie führen es
jedoch nicht aus; dann nennen sie die Weisungen über den
Wolken liegend und auf Erden unanwendbar. Beim dritten Lesen werden sie
finden, dass es vielleicht irgendwo Menschen geben könnte, denen diese
Ratschläge nützlich sind, und beim vierten Lesen werden sie auch an sich selbst
denken.
Andere beginnen mit der Schmähung des
ganzen Buches, dann schaffen sie es aus dem Haus; später erinnern sie sich seiner
wie durch Zufall, und schließlich beginnen sie, ganze Gedanken aus dem Buch immer
wieder zu wiederholen.
Die Wege des Bewusstseins sind
verschiedenartig, und deshalb müssen sich die Menschen daran gewöhnen, Gedanken,
die sie hören, aufzunehmen. Es ist bedauerlich, die unnötigen Zickzack-Wege zu
beobachten, die sich aus Ichsucht, Hochmut und Verachtung der Meinung anderer
ergeben. Daher müssen die Menschen etwas viele Male lesen, das bei Aufnahme
über das Herz direkter und schneller zu erreichen gewesen wäre.
519. Wie eine Distel im Garten so ist im
Leben das Böse nicht zu dulden. Doch wenn scharfe Augen den Pfad des Guten
erkennen, sollte man ihn behüten. Möge er auch lang und eng sein. Möge er
stellenweise überwuchert sein, hütet dennoch jedes Samenkorn des Guten. Mögen die
Vögel des Guten nicht immer verständlich singen, so ist doch jeder Laut des
Guten wertvoll.
520. Zwischen Radiowellen kann man
mitunter irgendwelche sich einmischende Stimmen unterscheiden. Das sind
natürlich die Stimmen einiger Menschen, die vom Apparat ungewollt aufgefangen
werden.
Ebenso werden inmitten von Stimmen aus der
Feinstofflichen
[Russisches
Original. Seite 227.]
Welt
immer öfter auch Stimmen von Lebenden vernommen. Diesen Umstand wollen sich feindliche
Unwissende zunutze machen, um Mitteilungen aus der Feinstofflichen Welt zu
leugnen. Doch sie vergessen, dass die psychische Energie überall dieselbe ist. Sie
kann weder tot noch lebendig sein, denn sie ist uranfänglich. Der Gedanke ist unzerstörbar und schwingt im Raum.
Unwissende leugnen die Feinstoffliche Welt
und damit auch den Gedanken. Das gesamte Dasein dient nicht der Verneinung,
sondern alles bestätigt im Gegenteil die eine Wahrheit.
521. Das Ende der Welt wurde viele Male verkündet,
aber noch besteht der Planet. Die Unwissenden werden darin wieder einen Vorwand
zum Triumphieren finden, doch auch am Vorabend des Untergangs von Atlantis*
spottete man. Überdies war der Planet öfter als einmal von vernichtenden Kollisionen
bedroht. Empfindliche Apparate konnten diesen Umstand voraussehen. Erst vor
kurzem entkam der Planet ganz knapp einer Kollision.
Wenn es Menschen gibt, die ferne Erdbeben vorausfühlen,
ist es vollkommen verständlich, dass auch andere kosmische Schwingungen gespürt
werden können. Wir wollen uns kein Urteil darüber erlauben, warum viele Gefahren
vermieden wurden, dafür gibt es viele Gründe.
Einige Inseln befinden sich in einem höchst
bedrohlichen Zustand, doch die Bewohner verlassen sie nicht. Niemand jedoch
lacht über Wissenschaftler, welche die Veränderungen der Küstenlinien erforschen.
522. Es ist richtig anzunehmen, dass das
Lüften
[Russisches
Original. Seite 228.]
eines
Geheimnisses das nächstfolgende nicht kleiner macht. Es heißt, jede Enthüllung
sei nur die Pforte zum nächsten Geheimnis. Es heißt aber auch, dass jedes
Geheimnis von einer höheren Mauer umgeben ist und die Zugänge zu ihnen immer
schwerer werden.
Mögen die Furchtsamen die bevorstehenden
Schwierigkeiten sofort erkennen. Man soll nicht mit einer leichten
Errungenschaft locken. Möge eine Auslese vor sich gehen, und die Starken im
Geist werden den schwierigen Pfad liebgewinnen, denn wie könnten sie sich sonst
erproben?
Es ist ein großer Irrtum zu glauben, alle
Erfindungen müssten das Leben angenehmer machen. Jede Entdeckung öffnet nur ein
kleines Fenster in die Unbegrenztheit, und ein einziger Blick entscheidet über
die Natur eines Menschen. Nicht viele lieben es, in die Unbegrenztheit
zu schauen, die meisten verspüren Entsetzen bei der Vorstellung eines endlosen
Pfades. Sogar auf Erden gibt es wenige Wanderer, die einen solchen
Fortschritt verstanden haben.
523. Darüber hinaus sollten die Menschen Wortbegriffe
überprüfen. Heute ist es angebracht, über Feierlichkeit zu sprechen, doch viele
missverstehen diesen schönen Begriff. Für viele ist Feierlichkeit die Untätigkeit
eines Feiertages, ein unverantwortliches Lustwandeln und Aussprechen überholter
Worte. In Wirklichkeit ist Feierlichkeit die erhabene Darbietung der besten
Gefühle, die Anspannung aller überlegenen Energien und die Berührung mit den nächstfolgenden
Toren.
524. Die Menschen machen sich kaum eine
Vorstellung über die Einwirkung räumlicher Ströme. Sogar aufgeklärte Wissenschaftler
geben sich über die unaufhörliche
[Russisches
Original. Seite 229.]
Veränderung
der Beschaffenheit der Atmosphäre nicht immer Rechenschaft, zu groß ist die
Augenscheinlichkeit der umgebenden Unbeweglichkeit. Jenseits dieser
herkömmlichen Augenscheinlichkeit verbirgt sich die Wirklichkeit.
Man sollte dem Bewusstsein der Jugend
beibringen, dass um sie ein beständiger Wirbel kreist, der aber keinen
Schrecken mit sich bringt, sondern die Macht der feinstofflichen Energien
offenbart. Ein gebildeter Mensch sollte genug über die ewige Bewegung und das
Nichtwiederkehren der Offenbarungen wissen. Er wird auch die Veränderlichkeit
der Ströme, die den Raum füllen, leicht erfassen. Der Mensch sollte seine
Stimmungen und Gefühle mit den vielen äußeren Ursachen in Übereinstimmung
bringen.
525. Der Mensch muss auch lernen, auf die
Ratschläge Erfahrener zu hören. Durch solche gesammelten Meinungen werden viele
Feuer ins Leben gerufen. Man sollte Erörterungen nicht
meiden, um sie herum verstärken sich der Kreislauf der Ströme und der
Energieaustausch.
Mögen die Ströme sich abwechseln, den
bedrückenden folgen gewiss bessere.
526. Ein gewisser Regent suchte einen
Einsiedler auf und bat ihn, ihm von den Lebensgrundsätzen zu sprechen.
Der Einsiedler begann zu erzählen und goss
während des Gesprächs allmählich Wasser in einen Kelch. Schließlich bemerkte
der Regent, dass das Wasser überquoll und wies den Einsiedler darauf hin. Darauf
erwiderte dieser: „Ganz richtig, deshalb versieh dich nächstes Mal mit einem
Kelch von größerem Fassungsvermögen.“
Mit solchen Erzählungen haben die Menschen
versucht, dem Bewusstsein einzuprägen, dass Weisheit vergeblich ausgegossen
wird, wenn das Fassungsvermögen nicht reicht. Doch diese Erzählung sieht auch
[Russisches
Original. Seite 230.]
eine
Ermutigung vor: Jedes Mal kann man einen größeren Kelch darbringen.
527. Warum ist es
so schwer, das Gesetz aufzunehmen, dass jede Energie bereits eine physische
Macht darstellt? Die Menschen können ihre Muskeln mittels ihres Willens
bewegen, das heißt, diese Energie erweist sich als physischer Hebel. Dasselbe
kann man beim Vergleich von körperlich geübten Athleten mit Hatha Yogis sehen,
die durch einen Willensbefehl zu einem bedeutenden Grad verschiedene Kunststücke
ihrer Muskeln erreichen.
So hat ein
denkender Mensch häufig auch seine physische Kraft nicht verloren.
528.
Niedergeschlagenheit ist nichts anderes als Undiszipliniertheit. Versetzt einen
niedergeschlagenen Menschen in genügend große Gefahr, und er wird gezwungen
sein, Mut zu fassen; der Grad der Erschütterung muss allerdings groß sein, um
den Menschen zu zwingen, seine Geistesverfassung zu ändern.
Einige Krankheiten werden sogar durch Erschütterungen
behandelt. Todesfurcht übersteigt anscheinend alle menschlichen Schwächen, doch
sogar dieser Grad kann etwas finden, was ihn noch übertrifft. Es gibt viele
Erzählungen darüber, wie ein Todkranker nur durch Gefahr Hilfe erhielt. Wie oft
sind Gelähmte aus einem brennenden Haus herausgelaufen. Wie
oft wurde eine innere Verletzung geheilt, weil das Zentrum in eine andere
Richtung gelenkt wurde.
Es stellt sich die Frage: Wenn Menschen
die umgebende Gefahr erkennen, werden sie dann vielleicht von einer der
gefährlichsten Krankheiten, der Undiszipliniertheit geheilt?
529. Es wurde richtig bemerkt, dass die
grundlegenden
[Russisches
Original. Seite 231.]
Eigenschaften
des Bewusstseins sich im Verlauf von Jahrtausenden fast nicht geändert haben.
Vielleicht hatte ein derart erschütterndes Ereignis wie der Untergang von
Atlantis eine gewisse Erneuerung des Bewusstseins zur Folge; allerdings muss
dafür das Ausmaß der Erschütterung außerordentlich sein.
530. Schmerz ist ein Anzeichen für die
Verletzung eines Organs, anders gesagt, der Vorbote einer Krankheit. Es kann
jedoch auch einen anderen Schmerz geben, der infolge der Vervollkommnung eines
Organs auf Kosten eines anderen auftreten kann. Dies ist besonders bei
Herzschmerzen bemerkbar. Das Herz kann gesund, aber derart verfeinert sein,
dass es durch die anderen Organe gleichsam eingeengt wird.
Gewöhnlich hält man einen Organismus, der
keine Schmerzen verspürt, für gesund, doch eine solche Definition ist primitiv.
Das gesundeste Herz kann schmerzen, weil zu viel auf es
einwirkt.
Es ist nötig, dass die Ärzte die Ursachen
der Schmerzen klar unterscheiden. Die Erkenntnis der psychischen Energie wird
ihnen behilflich sein.
531. Die Erkenntnis der Eigenschaften der
räumlichen Ströme ist die erste Gewähr für einen höheren Zustand des Herzens.
Man kann dem Herzen aber nicht befehlen zu spüren, wenn es dazu noch nicht in
der Lage ist; nur die hervorgerufene psychische Energie gibt den Impuls zu
dieser Feinfühligkeit.
532. Besonderen Schaden fügt der Erweiterung
des Bewusstseins derjenige zu, der dem Geist die Materie entgegensetzt. Man
kann natürlich oft hören, Materie sei eine Verdichtung des Geistes. Diese Definition
hört sich einfach an, doch die grobe Augenscheinlichkeit beharrt, ungeachtet
des Wesens, fest auf der alten Einteilung.
[Russisches
Original. Seite 232.]
Mit einer verdunkelten Vorstellung ist es
nicht leicht, alle Geisteszustände darzustellen! Es sei daran erinnert, wie ein
gewisser Wilder seinen Freund mit einem Stein verletzte und um Vergebung bat, weil
er meinte, dass ein Stück Geist keinen Schmerz verursache.
Die Bestimmung der Geisteszustände sollte
die Wissenschaft stärken. Und die Wissenschaft muss die menschliche Vorstellung
klären helfen.
Man sollte
um die Bildung klarer, verbindender Definitionen bemüht sein.
534. Worum sollte man sich bemühen: Um das
Enge oder das Weite, das Kurze oder das lang Andauernde? Der einfachste, vernünftigste
Mensch sagt: Möge das Beste lange andauern.“
Vergleichen wir das irdische Leben mit dem
überirdischen Aufenthalt. Bis auf wenige Ausnahmen ist der Aufenthalt in der
Feinstofflichen Welt unvergleichlich länger. Das heißt, wir müssen uns nicht auf
kurze Aufenthalte vorbereiten und müssen besonders das schätzen, was für einen
langen Verbleib nötig ist: Die uranfängliche Energie, der
Gedanke, das Bewusstsein, die Vorstellung und die Begeisterung stellen unseren unwägbaren
Besitz dar.
535. Man kann verstehen, warum in den Alten
Lehren verhältnismäßig wenig über Wiedergeburt gesagt wurde. Einerseits war
über sie genug bekannt,
[Russisches
Original. Seite 233.]
andererseits
wäre es nicht von Nutzen gewesen, die Aufmerksamkeit auf das Vergangene zu
lenken. Nur Menschen mit besonders erweitertem Bewusstsein können sich ohne
Schaden für ihren Fortschritt in die Vergangenheit versenken. Für ein kleines Bewusstsein
kann der Blick zurück verderbenbringend sein. Die Menschen müssen in ständiger
Bereitschaft für die Zukunft sein. Nur in einem solchen Bewusstsein können sie
das irdische Leben harmonisieren.
Selbst beim Umzug in eine bessere Wohnung
wählen die Menschen ihre beste Habe aus und niemand nimmt schmutzigen Trödel mit.
Ebenso umsichtig und würdig muss der Mensch sich auf seine Wohnstätte in der
Feinstofflichen Welt vorbereiten.
536. In der heißen Jahreszeit ziehen die irdischen
Menschen in die Berge. Ganz genauso kann sich der Mensch auf die Höhen erheben
und diesen Aufstieg außerordentlich freudig gestalten. Die Verfeinerung der psychischen
Energie hilft ihm, sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen. Sie zieht
auch die besten Führer herbei. Man nennt sie Magnet, Brücke, Tore und Schatz,
mit den besten Namen, damit der Mensch sich seinen wahren Schatz einprägt.
537. Nur die klare Erkenntnis der
Feinstofflichen Welt hilft den Menschen, ohne heuchlerischen Verzicht den
irdischen Besitz zu erkennen. Der Mensch versteht, was ihm gehört, und die irdischen
Dinge werden in der langen menschlichen Existenz den ihnen gebührenden Platz
finden.
Das Wesen liegt nicht im Verzicht, sondern
im Erkennen des besonders Schönen.
538. Ein Mensch, der in sich das
Vorhandensein von psychischer Energie erkennt, kann sie auch bei anderen
bemerken.
[Russisches
Original. Seite 234.]
Es
heißt, dass Selbsterkenntnis der Pfad ist. Die erste Eigenschaft aber wird der
Zustand der psychischen Energie sein.
Für viele Menschen erscheinen Erörterungen
über psychische Energie gleichsam als Wahnzustand; sie können überhaupt nicht
begreifen, wovon die Rede ist. Sie werden in Zorn
geraten wie jeder, der an einem Gespräch teilnimmt, das ihm unzugänglich ist.
Man muss verstehen, dass der erste Schimmer der Energie der schwierigste ist. Man
muss sich unwissendem Unverständnis gegenüber nur ruhig verhalten.
So viele
können sich den Zustand nach Beendigung des irdischen Daseins überhaupt nicht
vorstellen. Solche Menschen können sowohl Atheisten als auch Geistliche sein,
sie sind aber von der Erkenntnis der uranfänglichen Energie gleich weit entfernt.
Es ist überaus lehrreich, wie die
gegensätzlichsten Überzeugungen gleichermaßen irren können.
539. Schlafende kann man mit Verneinern vergleichen.
Wahrhaftig, es hat keinen Sinn, zu einem fest Schlafenden zu sprechen!
540. Jetzt könnt ihr besser verstehen,
warum Wir nicht zu Hatha Yoga raten. Weniger als alle
anderen [Yogasysteme] lenkt er den Menschen zur uranfänglichen Energie hin. Es
ist wahr, durch Vervollkommnung der Muskeln und Willensbefehl bringt er den
Menschen langsam voran, doch das Grundlegendste, womit man beginnen soll, wird
vernachlässigt.
Warum nur von unten vorangehen, wenn die
besten Gaben von Oben kommen? Wird nicht die Erkenntnis der grundlegendsten Energie
der schnellste Fortschritt sein?
Es war kein Hatha Yogi, der sagte: „Die
Welt ist ein Gedanke.“
[Russisches
Original. Seite 235.]
541. Bei Gedankenübertragungen muss man sich
einige Eigenschaften der Energie merken. Vor allem muss man zugeben, dass es unvermeidlich
ist, eine unerwartete Antwort zu erhalten. Diese Eigenschaft ergibt sich aus
dem Unterschied zwischen der irdischen und der feinstofflichen Aufnahme;
feinstoffliche Energien treffen unvermeidlich auf irdische Bedingungen. Jedes
irdische Hindernis verschließt wie ein Leichentuch den Zutritt. Möge dies auch plötzlich
sein, wird dennoch die Möglichkeit des Unerwarteten geschaffen.
Die Menschen sind gewohnt, nach irdischen
Maßstäben zu messen, und können selbst die feinstoffliche Sendung zurückweisen.
Deshalb ist es so wichtig, seine feinstoffliche Energie auszubilden.
542. Man muss auch an einen anderen Umstand
erinnern. Das Herz bemerkt Sendungen unvermeidlich. Dies ist keine
Herzkrankheit, sondern das Beben des Stromes. Es ist unmöglich, die Gefühle des
Herzens in Worte zu fassen. Nur an Gedankenübertragung gewöhnte Menschen können
verstehen, worin dieses Beben besteht.
543. Selbst in den Nervenzentren kann es
Schmerzempfindungen geben. Man kann verstehen, dass diese feinfühligen Zentren
auf äußere Ströme reagieren müssen. Das Auftreten solcher Schmerzen wird oft
als Neuralgie bezeichnet, ihre Ursachen werden aber nicht verstanden.
Gewöhnlich wird die Ursache in Erkältung oder Übermüdung gesucht, doch die
äußeren psychischen Ursachen werden nicht in Betracht gezogen.
544. Es ist gar nicht leicht, die Mutter
des Agni Yoga zu sein. Erst im Laufe der Zeit werden die Menschen die ganze
Selbstaufopferung zu schätzen wissen, die für die Verkündigung der feurigen
Macht unerlässlich ist.
[Russisches
Original. Seite 236.]
545. Man sollte sich Aufmerksamkeit
gegenüber allen Erscheinungen aneignen, die bei kosmischen Anspannungen vor
sich gehen. Vieles wird bemerkt, aber noch mehr bleibt unbeachtet. Die Menschen
haben sich von der Erkenntnis der uranfänglichen Energie derart entfernt, dass
sie für offensichtliche Erscheinungen und Ereignisse keine Worte finden können.
Man kann doch Ereignisse nicht von psychischen Erscheinungen trennen.
Viele Ströme können direkt gesandt und
empfangen werden. Aber neben diesen können fremde Wellen gleicher Kraft und
Qualität einbrechen – solche komplizierten Wellen muss man studieren.
Bei solchen Beobachtungen wird offenbar,
dass ein starker Strom gleichsam einen Magneten für einen schwächeren darstellt.
Daher kommt auch die Verschmelzung mehrerer Wellen. Ein feinfühliger Empfänger
wird das Beben der komplizierten Schwingungen spüren.
547. Es ist auch sehr aufschlussreich,
dass gewisse Wellen schmerzhaft auf die Aura schlagen. Solche Schläge können von
unharmonischen Sendungen und komplizierten Wellen herrühren.
Auch wird ein Klingen in den Ohren bemerkt.
Man sollte verstehen, dass, abgesehen von der Arbeit einiger Drüsen,
[Russisches
Original. Seite 237.]
eine
solche Anspannung durch den Druck der Atmosphäre hervorgerufen werden kann: eine
eigene Art Widerhall des vollen Sphärenklang.
548. Es wird richtig geurteilt, dass die gegenwärtigen
Yoga-Lehren den Stimmungen des Menschen viel Beachtung schenken. Es scheint,
als sei eine solche Bemerkung allgemein bekannt und verständlich, aber die
Wirklichkeit zeigt, dass die Menschen die Bedeutung der Begeisterung oder der
finsteren Niedergeschlagenheit nicht verstehen.
Mögen die Wissenschaftler die
Gedankenübertragung unter den verschiedensten Zuständen erforschen. Außer den psychischen
Zuständen kann man die Temperaturbedingungen beobachten. Eine hohe Temperatur verleiht
eine erhöhte Aufnahmefähigkeit.
Ich spreche natürlich von einer erhöhten
Körpertemperatur. Nicht die Krankheit selbst, sondern
die Verbindung von feurigen Wellen webt den Faden der Vereinigung und der
Einwirkung.
549. Welcher Gedanke gelangt am besten ans
Ziel? Alte Menschen sagen: Jener, der vom Herzen kommt. Eine solche einfache
Definition ist richtig. Der Zustand der psychischen Energie fördert oder
erschwert nämlich den Empfang eines Gedankens. Man muss sich jedoch vorstellen,
wie viele nicht aufgenommene Gedanken im Raum verbleiben! Wenn der Gedanke
Energie ist und sich nicht auflöst, welche Verantwortung trägt dann die Menschheit
für jeden Gedanken!
Man kann die Gesamtsumme aller Gedanken
kontrollieren, die gleichzeitig in der Welt herumfliegen. Es ist lehrreich zu
erkennen, woran die Menschheit in jeder Minute denkt. Das Ergebnis wird höchst unerwartet
sein. Man kann die Gedanken in viele Kategorien
einteilen, und es wird sich erweisen, dass nur eine ganz kleine Zahl auf
[Russisches Original. Seite 238.]
das Allgemeinwohl gerichtet ist. Solche Berechnungen können die schrecklichsten Schlussfolgerungen
erbringen.
Man sollte nicht davon träumen, dass die
Menschen den Wert des Gedankens schon erkannt hätten. Werdet
nicht müde, immer wieder über die Bedeutung des Gedankens zu sprechen, selbst
wenn man euch einer unzulässigen Neuerung und der Erschütterung der Grundlagen
der Gesellschaft bezichtigt!
Womit kann
man beweisen, dass die Besorgtheit um den Gedanken für den Staat gefährlich ist?
Dabei habt ihr bereits die Beschuldigung erfahren, etwas Gefährliches
einzuführen. Aber in welch einen tierischen Zustand muss der Mensch gefallen
sein, wenn er meint, die Erwähnung des Gedankens sei im menschlichen Alltag
unzulässig.
Man muss all den Spott über die
Philosophie mit anhören, weil sie denken lehrt!
550. Es finden sich kaum Menschen, die
sich der Kunst des Denkens widmen. Für eine einfache Aufgabe
bei den Olympischen Spiele sind die Menschen fähig, mit den besten Kronen zu
krönen. Wo aber bleibt die Anerkennung und Förderung des Gedankens? Die
Ohren können den Lärm des Applauses für einen Sprung nicht ertragen, aber jeder
Gedankensprung wird beargwöhnt und verlacht.
Mögen sich die Kämpfer des Gedankens
sammeln!
551. Das gesamte Gebiet der psychischen
Energie muss auf dem Weg des Experimentes erforscht werden. Es ist unmöglich, persönliche
Mutmaßungen zuzulassen.
Die Quellen der alten Literatur sollten
mit größter Vorsicht genutzt werden. Man muss bedenken, dass seinerzeit viele
Begriffsbestimmungen
[Russisches
Original. Seite 239.]
anders
verstanden wurden als die heutigen Auslegungen. Vieles sogenanntes Metaphysisches
war zu jener Zeit etwas völlig Reales.
Viele Philosophen des Altertums hinterließen
nur symbolische Definitionen. Sie verbargen entweder bewusst die wirklichen
Bezeichnungen oder gebrauchten im Alltag des Lehrens Abkürzungen.
Eine Vertiefung in die verschiedenen
Epochen der Erkenntnis der psychischen Energie wird die gegensätzlichsten
Urteile aufzeigen. Verirrt euch nicht in solchen Labyrinthen des menschlichen
Denkens!
Diese Irrtümer sind nur auf unzulängliche
wissenschaftliche Experimente zurückzuführen. Wir brauchen keine Märchen über
die psychische Energie; die Menschheit wird vielmehr durch strenge Experimente
fortschreiten, die in den verschiedenen Teilen der Welt kontrolliert werden.
Für eine solche glaubwürdige Kontrolle bedarf es der Einigkeit.
552.[35] Eine
Mutter legt die ersten Grundlagen für die Erforschung der psychischen Energie;
schon vor der Geburt wird sie den ganzen Alltag des Lebens und der Ernährung
beachten. Der Charakter des künftigen Menschen zeichnet sich schon im
Mutterleib ab. Man kann bereits gewisse Eigenarten beobachten, die den
Charakter vorausbestimmen und in den von der Mutter geäußerten Wünschen zum
Ausdruck kommen. Man muss auch in diesem Fall nur ehrlich beobachten. Aber die Fähigkeit
zur Beobachtung selbst muss anerzogen werden.
So lenken Wir die Aufmerksamkeit erneut nicht
auf Theorien und Dogmen, sondern auf Experimente und Beobachtungen.
553. Müdigkeit wird durch äußere
Bedingungen verstärkt. Solche Beobachtungen sind ebenfalls erforderlich. Das
Auftreten von Bedrücktheit oder Müdigkeit kann einen epidemischen
[Russisches
Original. Seite 240.]
Charakter
annehmen. Ganze Gebiete, sogar Länder, können sich als Spannungszonen erweisen.
554. Selbst bei Kleinkindern kann man die
Offenbarung der psychischen Energie beobachten. Man muss jedoch diese Anzeichen
unterscheiden können, in denen es so viel Widerhall aus der Feinstofflichen
Welt gibt.
Frühere Leben zeigen sich schon in den
Spielen und Vorhaben der Kinder. Es ist undeutlich zu sagen, alle kindlichen
Spielereien seien gleich. Sogar bei gemeinsamen Spielen offenbart jedes Kind
seine Besonderheit. Beim Beobachten von Kindern kann man sein Wissen über die psychische
Energie bereichern.
Es ist ein Fehler zu meinen, nur
Erwachsene mit zerrütteten Nerven könnten als Beobachtungsobjekte dienen. Gerade
Kinder ermöglichen infolge der ungebrochenen Kraft ihrer psychischen Energie bessere
Experimente.
555. Man muss viel über ärztliche
Ratschläge sprechen, aber außer den Ärzten befasst sich niemand mit den Fragen
der grundlegenden Energie. Viele sagen, es sei nicht ihre Angelegenheit, sich in
medizinische Aufgaben zu vertiefen, aber jede solche Bemerkung bedeutet eine
schädliche Unwissenheit. Das Leben ist für alles, was lebt, und jeder muss
seinen Stein für den Aufbau beitragen.
556. Lasst uns vom
Tempel auch in den Keller blicken. Verstehen wir, nicht nur den Höhenflug,
sondern auch Mitleid in uns zu bewahren. Jeder Mensch hat eine offene Wunde.
Nur die psychische Energie kann diesen Schmerz aufspüren. Jedes Studium der
höheren Energie lehrt auch aufrichtige Hilfe. Daher muss der Wunsch zu helfen
auch anerzogen werden.
557. Wenn jeder Mensch
[Russisches
Original. Seite 241.]
eine
offene Wunde hat, gibt es auch einen Karbunkel[36] des
Herzens, genannt das Allerheiligste; dieser Magnet muss behütet werden. Er
wurde Edelstein genannt. Seit alters her sprach man vom Edelstein, später aber
fasste man dies als eine Art Abstraktion auf. Jetzt wisst ihr bereits, dass
dies ein zweifaches, aber kein abstraktes Konzept ist.
Die Knoten der psychischen Energie können
einfach als Stein bezeichnet werden, denn die Menschen verbinden Magnetismus
mit der Vorstellung von einem Stein. Ein magnetischer Berg wird leicht
verstanden, der Magnet des Menschen aber nicht. Wenn es aber im Makrokosmos
unzählige magnetische Manifestationen gibt, ist eine solche Eigenschaft auch im
Mikrokosmos des Menschen unabdingbar.
558. Die Menschen kennen den Zitteraal,
aber die gleichen Entladungen im Menschen scheinen ihnen als etwas Phänomenales.
So schwer geht es in das Bewusstsein ein, dass der Mensch entschieden alles in
sich einschließt. Solche Eigenschaften im Menschen
sollten zu besonderer Behutsamkeit ihm gegenüber anregen, aber diese allumfassende
Anfüllung des Menschen wird nicht anerkannt. Die Wörter Makrokosmos und
Mikrokosmos werden ohne jede innere Bedeutung sinnlos ausgesprochen.
559. Kann der erhabene Begriff des
Allerheiligsten erkannt werden? Manchmal kehrt der feinstoffliche Körper von
seinen Flügen mit diesem Ausruf zurück, um ihn im irdischen Leben zu verankern.
Der feinstoffliche Körper kann viele lichtvolle Wahrheiten mitbringen. Es
gelingt ihm, sich in verschiedenen Sphären aufzuhalten und mit in verschiedenen
Ländern lebenden Menschen Verbindung aufzunehmen – all dies in Unbegrenztheit
und Zeitlosigkeit.
[Russisches
Original. Seite 242.]
Machen denn nicht alle solchen Eigenschaften
in seinem Mikrokosmos aus ihm einen Thron der Höheren Macht?
560. Manche Menschen streben danach, nur etwas
Neues zu empfangen, ohne sich zu bemühen, sich das Vorherige anzueignen. Bei solchen
Sprüngen auf unbekanntes Gebiet gibt es viele Gefahren. Man kann solchen
Menschen nicht immer vertrauen. Sie werden wohl kaum das ihnen Anvertraute schützen
können.
Strebsamkeit ist wertvoll, wenn sie die
Folge voller Bewusstheit ist.
561. Aum als höhere Schwingung kann zum
Stimmen der psychischen Energie erklingen. Jede Harfe muss gestimmt werden,
umso mehr muss auch die psychische Energie, die allen kosmischen Schwingungen
ausgesetzt ist, in einen Ruhezustand gebracht werden. Bei
den Erörterungen der Alten über die uranfängliche Energie schloss oft gerade
Aum den Vers mit den Ratschlägen ab.
Die
psychische Energie ist vielgestaltig! Man kann verschiedene ihrer Schwingungen finden,
die besondere Bezeichnungen haben. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit einem hohen
Aspekt der Energie zu, genannt Schutzmacht. Man sollte nicht meinen, diese
Eigenschaft schütze nur den Träger dieser Energie selbst; im Gegenteil
beschützt er viele, indem er seine Energie freigebig austeilt. Ebenso wie bei der Teilung des Geistes sondert sich die
psychische Energie dorthin ab, wo sie nützlich sein kann. Ein solcher Arzt kennt
die von ihm geheilten Leidenden nicht. Das ist eine schwere, aber segensreiche
Arbeit!
562. Massage mit elektrischen Schwingungen
ist nützlich, wenn die Schwingungen übereinstimmen. Es ist unklug, einen
Kranken mit Schwingungen zu umgeben, die für ihn fremd sind. Man sollte
[Russisches
Original. Seite 243.]
vor
allem seine psychische Energie, ihre Beschaffenheit und ihre Spannung
studieren. Massage beruht auf Rhythmus, der Rhythmus ist jedoch ungewöhnlich individuell.
Man kann völlig unpassende Reize einmassieren.
Aus diesem Grund sollten an medizinischen Schulen
Rhythmus und Schwingungen studiert werden.
563. Die Agni Puranas, die Upanischaden[37] und
andere alte Testamente vermitteln in ihren grundlegenden Teilen die Gesetze des
Daseins vollkommen exakt. Man darf die Funken der Wahrheit nicht zurückweisen,
sondern muss ihnen sehr aufmerksam lauschen. Zwei Metalle können ohne Feuer
nicht zusammengeschweißt werden; ebenso kann ein Strom höherer Energie nur von
einem feurigen Herzen aufgenommen werden.
Wir wollen keine einzige der Quellen des
Guten unberücksichtigt lassen. Wer das lichte Kleid seines Nächsten befleckt, verurteilt
sich selbst.
564. In
verschiedenen Religionen kann man eine besondere Harmonisierung der Gebetsmelodien
bemerken. Vergleicht man die ältesten von ihnen, kann man eine auffällige Ähnlichkeit
des tonalen Aufbaus bemerken. Darüber hinaus kann man bemerkenswerte gemeinsame
Rhythmen finden, die beweisen, dass die Komponisten dieser Gesänge ein tiefes Verständnis
für die Bedeutung der Harmonisierung hatten.
Eine solche grundlegende Ähnlichkeit kann
man nicht einer einfachen Aufeinanderfolge zuschreiben. Man muss verstehen,
dass die Eine Quelle auf sie eingewirkt hat. Es kann keinen Zweifel daran
geben, dass die eine uranfängliche Energie des Daseins für ein und dieselbe Inspiration
gleichartige Rhythmen vorgibt.
Wahrhaftig, die Sehenden können in weitem
Umfang die Bestätigung der Großen Einheit finden.
[Russisches
Original. Seite 244.]
565. Ihr habt gehört, dass eine Person,
die unter einem Sprachfehler litt, plötzlich eine herrliche und begeisterte
Ansprache halten konnte. Der persönliche Wille allein konnte das nicht zustande
bringen, es war auch die Mitwirkung einer anderen Energie erforderlich. Jemand
sandte Seine Schützende Kraft. Vielleicht wird eine
solche Kraft das Gebrechen für immer heilen? Vielleicht wird der
Nervenkrampf für immer verschwinden, wenn jener Grad des Enthusiasmus aufrechterhalten
wird, der den Sprecher der herrlichen Rede erfüllte.
Möge er den Rhythmus seines Herzens beobachten.
Möge er im Gedächtnis behalten, wie die Harmonie der erfolgreichen Rede sich
bildete, die seine Zuhörer so begeisterte. Diese Harmonie zu bewahren, wird
schon eine Errungenschaft sein.
Man kann viele Fälle anführen, in denen
der Rhythmus der psychischen Energie einen Menschen emporhob und ihm half, alle
Nervenkrämpfe zu überwinden. Man kann viele Fälle nennen, in denen Menschen
unter dem Einfluss einer höheren Energie ihre Gebrechen für immer vergaßen.
566. Jede übermäßige Anspannung würde der
Harmonie widersprechen. Die erfolgreiche Harmonie muss ohne irgendwelchen Zwang
im Gedächtnis bleiben. Einsiedler haben auf die ungemein tiefe Bedeutung des wortlosen
Gebetes hingewiesen – so konnten nur diejenigen urteilen, welche die Macht der
Harmonie erkannt hatten.
567. Das Radioskop[38] zeigt
einerseits die Leuchtkraft an, doch derselbe Apparat kann auch die Einwirkung
der psychischen Energie auf den Grad des Lichts feststellen. Man kann
beobachten, dass der unterschiedliche Nervenzustand des Beobachters die
Radioaktivität verändert. Daher kann man sagen, dass die psychische Energie
[Russisches
Original. Seite 245.]
von
Mensch und Mineral zusammenarbeiten, weil sie eins sind.
Die Mitwirkung oder die Unterbrechung eines
Stromes hängt von der sogenannten Stimmung des Menschen ab. Noch vor kurzem
wäre diese Behauptung als Wahnsinn bezeichnet worden, doch jetzt verstehen
einige Personen bereits die Zusammenarbeit der Energie, und die anderen hüten
sich zu spotten – so schreitet Wissen voran. Vor allem muss man anerkennen,
dass eine gute Stimmung bereits der halbe Erfolg ist.
568. Mögen die Menschen die Anspannung
lieben lernen, denn Schwächung ist schon Zersetzung. In einem geschwächten
Zustand wird niemand eine Sache wirklich erkennen. Standhaftigkeit des Geistes
wurde auch Rüstung genannt, aber man muss sich an jede Art von Rüstung erst
gewöhnen.
569. Ist die Bruchstückhaftigkeit dieser Aufzeichnungen
vielleicht zufällig? Vielleicht enthält dieses Mosaik einen Rhythmus und ein
besonderes Muster? Mögen die Freunde manchmal darüber nachdenken, warum ein
solches System gewählt wurde! Liegt der Grund nicht in der besonderen Aufgabe,
auf die verschiedenen Zentren einzuwirken? Die Aufnahmefähigkeit zu
vervollkommnen, ist eine sehr wichtige Errungenschaft.
570. Die bedeutendsten Fristen können unerkannt
vorüberziehen. Der sechzehnte September dürfte nur von wenigen empfunden worden
sein; ebenso ist es, wenn ein Brand schon hinter der Mauer wütet und die
Menschen sich im Theater versammeln, ohne zu verstehen, dass der Vorhang
Verwüstung verbirgt. Eine Frist kann durch die kosmischen Bedingungen
vorausgesagt werden, aber die Menschen schenken den eingeprägten Zeichen keine
Aufmerksamkeit.
Genauso kalkuliert ein erfahrener Arzt weise
die Entwicklung der Krankheit; doch die angezeigte Frist naht und
[Russisches
Original. Seite 246.]
der
Patient begrüßt den Tag, indem er den Arzt auslacht; und wie oft erfolgt die
Antwort: „Noch ist es nicht Abend!“
Wenn man die Menschen fragt, wie sie sich
etwas besonders Wichtiges vorstellen, bringen sie die ausgeklügeltsten Vermutungen
vor, und kein einziger berührt das Wesentliche des Geschehens. Dieses
Vorbeireden am Wesen der Dinge beweist nur eine Geringschätzung der uranfänglichen
Energie, welche die Vorstellung auf den rechten Pfad zu lenken vermag.
571. Der Mensch kennt die innere, ihm wesenseigene
Energie genau. Verletzt er sich, massiert er die wunde Stelle mit der Hand.
Will er Aufmerksamkeit erregen, stampft er mit dem Fuß auf; er weiß, dass
gerade die Gliedmaßen Energie ausstrahlen.
In Legenden erzählt der Mensch von Funken
durch einen Schlag mit der Hand und von Feuer aus der Erde durch Fußstapfen. Im
Alltag jedoch ist es für den Menschen schwierig, die ihm eigene Macht anzuerkennen
572. Die Aneignung des Rhythmus ist eine
Stufe zu den fernen Welten. Niemand kann feinstoffliche Schwingungen aufnehmen,
wenn er sich nicht den Rhythmus angeeignet hat und die Bedeutung der Harmonie
versteht. Für manche ist sie ein leerer Schall, aber es gibt jene, die bereits
ihr ganzes Leben harmonisiert haben.
Ich denke nicht an
den Rhythmus schlechter Musik, sondern an den feurigen Rhythmus des Herzens.
Jemand, der vom Rhythmus hörte, stellte einen Trommler an und befahl, ihm
die Ohren voll zu trommeln – und der Dummkopf wurde nur noch abgestumpfter.
573. Es ist erschütternd, wie relativ die
Menschen urteilen. Als Musterbeispiel kann die Bestimmung des Zustandes eines
in die Feinstoffliche Welt Hinübergegangenen dienen. Von derselben Person wird
gesagt: Er ist umgekommen, er wurde vernichtet,
[Russisches
Original. Seite 247.]
er
leidet, er schläft, er ruht, er lernt, er steigt auf, er freut sich – so
urteilt ein jeder nach seiner Vorstellung über die Feinstoffliche Welt. Da aber
niemand den Menschen über die Feinstofflichen Welt erzählt hat, begannen sie,
nach ihrer Vorstellung zu urteilen. Doch die Vorstellungskraft wird oft nicht erzogen.
Auf diese Weise verbleibt die am allernächsten liegende Sphäre immer noch im
Bereich der Gespenster.
Weint einer bei einem Begräbnis, könnte
sich jemand finden, der diese Unwissenheit bedauert. Ist
jemand bei dieser Begebenheit erfreut, sind die Menschen über den Verrückten
aufgebracht. So können die Menschen das Verhältnis zwischen der irdischen und
der überirdischen Existenz nicht verstehen.
Man kann viele Fälle anführen, in denen
Menschen ihre Nächsten in der Feinstofflichen Welt gesehen haben, doch auch
solche Beweise verbleiben bloß im Bereich der Phänomene.
Es ist unmöglich, die Menschen von der
Natürlichkeit des Daseinswechsels zu überzeugen. Es ist ihnen untersagt, an
Wiedergeburt zu denken, und sie sind damit einverstanden, vor einem unbekannten
Abgrund zu stehen. Doch jedes Jahr bringt die Welten einander näher, und man
kann die Zahl der Fälle von Aussagen über eine Erinnerung an frühere Leben
steigern. Jeder kann bereits viele Beispiele anführen, erforderlich ist nur eine
wohlwollende Haltung.
574. Dieselbe wohlwollende Haltung ist bei
Experimenten mit psychischer Energie erforderlich. Man sollte sie nicht über die
Zukunft befragen, doch man kann erfassen, wie die psychische Energie selbst die
nähesten Wege vorausfühlt. Sie wurde das Auge der Seele genannt und so der
physischen Sehkraft gleichgestellt. Ebenso natürlich, wie das Auge
[Russisches
Original. Seite 248.]
einen
vor ihm liegenden Gegenstand sieht, sieht das Auge der Seele die Zukunft
voraus.
575. Es ist nicht nur jedes Zentrum ein
Dynamo, sondern auch jedes Atom erzeugt Energie. Kann man die Erforschung der
psychischen Energie als unnatürlich und unwissenschaftlich betrachten? Ich
spreche zu jenen, die eine besondere Möglichkeit haben, diese Energie zu
erkennen, und sich doch so oft gegen ihren Besitz sträuben.
Das Volk muss lernen, lernen, lernen!
Daher wird die Wissenschaft in all ihrer Größe die Möglichkeit zu
Errungenschaften bieten.
576. Psychometrie[39] wird
als die Gabe außergewöhnlicher Menschen betrachtet, doch diese allgemeine
Fähigkeit ist entschieden allen verliehen. Jeder Mensch empfindet bei jeder
Berührung von Gegenständen unterschiedliche Gefühle. Der Unterschied liegt nur darin,
dass der eine ihnen Beachtung schenkt, während der andere gleichgültig vorübergeht.
Man sollte sich über jede Empfindung Rechenschaft ablegen.
Welcher Reichtum des Lebens eröffnet sich
jenen, die auf alle Gefühle erklingen. Es ist nicht schwierig, sich der verschiedenartigen
Empfindungen bewusst zu werden. Jedes Buch und jeder Brief besitzen eine
vollständige Aura. Durch die Berührung wird etwas Unsagbares, doch dem Herzen Offensichtliches
empfangen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, nur einige Glückliche besäßen diese
Gabe und anderen sei sie versagt.
Der Gedanke an Möglichkeiten ist bereits
ein eröffneter Weg.
577. Ein Erforscher der psychischen
Energie befindet sich unter völlig anderen Bedingungen als andere Forscher.
Letztere können ihren Studien eine bestimmte Zeit zuteilen, während der
Erforscher der psychischen Energie seine ganze Zeit der Beobachtung widmet. Er
[Russisches
Original. Seite 249.]
weiß
nie, wann sich eine beachtenswerte Erscheinung ergibt. Er kann die
Gedankenströme nicht unbeachtet lassen, die jede Minute auftreten können. Er
muss es verstehen, bei vollem Bewusstsein zu erwachen. Er muss den Auren von
Menschen und Gegenständen Beachtung schenken.
Er muss über Geduld und Wohlwollen
verfügen. Er darf nicht klagen und in Niedergeschlagenheit verfallen. Daher
sind für den Beobachter viele Eigenschaften wie Vorstellungskraft und Gefühlswissen
unerlässlich.
578. Wer kann sagen, er sei der
notwendigen Bedingungen beraubt? Wer kann behaupten, er werde morgen nicht das
entdecken, was er heute nicht fand?
579. Vor kosmischen Fristen kann es einen
Druck oder sogar schmerzhafte Empfindungen geben, deshalb raten Wir, das Gefühl
der Feierlichkeit in sich zu entwickeln. Wir nennen dieses Gefühl Flügel. Die
Strahlen der Heldentat erglänzen nicht ohne Feierlichkeit. Auch Verwirklichung
bedarf der Feierlichkeit. Eine solche Schwelle zum Tempel wird die würdigste sein.
Erfüllen wir das Herz mit Feierlichkeit!
580. Ständige Bereitschaft ist eine
Eigenschaft, die man sich erarbeiten muss. Bereitschaft ist kein nervöser Ausbruch
und keine vorübergehende Anspannung. Bereitschaft ist Harmonie der Zentren, die
für Aufnahme und Einwirkung immer geöffnet sind. Ein von Harmonie erfüllter
Mensch empfängt und gibt immer. Sein Wesen wird immer von einem ununterbrochenen
Strom gestärkt. Es gibt kein Geben ohne Empfangen. Diesen Strom zu unterbrechen
ist der Tod des Fortschritts. Ein Allwissender wird auch
[Russisches
Original. Seite 250.]
ein
Allgebender sein. Verstehen wir diese Wahrheit in einem weiten Sinn und
begrenzen wir sie nicht durch grobstoffliche Bedingungen.
Es gibt ein Gesetz, nach dem das Empfangene
nicht als Eigentum verstanden werden darf. Das Erlangen eines solchen
Verständnisses kann im Herzen vor sich gehen. Keine falschen Beteuerungen werden
das Herz täuschen. Die Stärkung der psychischen Energie verleiht Festigkeit.
Ständige Bereitschaft ist das Produkt einer
gesunden psychischen Energie.
581. Ein Patriarch des Altertums nannte
die psychische Energie Segen. Der heutige Arzt nennt sie Gesundheit des Geistes.
Man muss die alten Definitionen mit großer Aufmerksamkeit prüfen. Es wäre
Eigendünkel und Unwissenheit, die Aufspeicherungen von vielen Tausenden von
Jahren abzulehnen. Ein Forscher muss sich vor allem von Eigendünkel befreien.
582. Ein Schüler wandte sich mit einer
langen Liste von für den Fortschritt erforderlichen Eigenschaften an seinen
Lehrer. Betrübt sagte er: „Lehrer, ich kann diese Eigenschaften nicht erwerben.“
Der Lehrer fragte: „Meinst du alle?“
Der Schüler fuhr fort: „Es scheint mir,
ich habe mir nicht eine davon angeeignet.“ Der Lehrer machte ihm Mut: „Es
schadet nichts, wenn du spürst, dass du dir nicht alle notwendigen
Eigenschaften angeeignet hast. Es wäre schlimmer, wenn du glaubtest, sie alle
zu besitzen.“
583. Ein Schüler trat gereizt an seinen
Lehrer heran und fragte: „Ich habe die Lehre viel gelesen,
trotzdem weiß ich nicht, womit ich beginnen soll, um sie anzuwenden.“ Der
Lehrer antwortete: „Es ist klar, dass du dich vor allem
[Russisches Original. Seite 251.]
von Gereiztheit befreien musst. Dieser Nebel hindert
dich, den Pfad zu sehen.“
584. Ein Schüler bat seinen Lehrer: „Zeige
mir, wie ich die Lehre im Leben anwenden soll.“ Der Lehrer riet ihm: „Für den Anfang werde ein wenig besser. Betrachte das Gute
nicht als eine übernatürliche Gabe. Möge es das Fundament deines Heimes
sein, auf dem du das Feuer entzündest und auf dem die Flamme nichts versengt.“
So gingen die Schüler vor und der Lehrer
wunderte sich, dass nach der ganzen Lehre noch die Frage notwendig war, womit
zu beginnen ist.
Keine Märchen, sondern das Leben selbst gemahnt
an solche Fälle mangelnder Angemessenheit. Der Schüler muss in seinem Herzen
fühlen, welche Eigenschaft ihm näher steht.
“Auf allen Pfad zu Mir werde Ich dir
entgegenkommen.“[40]
585. Man kann beobachten, wie sehr
kosmische Ströme die Reaktion verschiedener Organe verstärken. Man kann
gleichsam Schwankungen des Hörens und Sehens, Unbehagen des Sonnengeflechts,
Anspannungen der Sehnen und ein heftiges Brennen der Zentren wahrnehmen. Der
Mikrokosmos spiegelt den Sturm des Makrokosmos wider.
Wie viel Standhaftigkeit muss man in sich
finden! Womit kann der Mensch die Anspannung des Raumes überwinden? Aum, als das
Klingen der Harmonie, wird ein Heiler sein.
586. Lasst uns erneut all jenen Mut
zusprechen, die über ihren ersten Misserfolg beim Experimentieren mit
psychischer Energie betrübt sind. Sie mögen daran denken, wie viele Umstände
ein Experiment beeinflussen und behindern können. Die Menschen und Gegenstände
in der Umgebung, räumliche Ströme, der Gesundheitszustand und schließlich Gedanken,
die aus der Ferne empfangen werden, das alles kann die Ergebnisse entweder
steigern oder vermindern. Viele Versuche wurden schon im Ansatz abgebrochen,
weil eine unsinnige Bemerkung oder ein feindlicher Gedanke die psychische
Energie lähmte.
Es ist traurig, wenn ein Mensch gleich
beim ersten Misserfolg in Verzweiflung fällt. Das beweist lediglich, dass seine
psychische Energie vollkommen undiszipliniert ist. Dann muss der Forscher
nüchtern überlegen, wie er seine psychische Energie aufbauen kann. Auch
abgesehen von Experimenten hat der Mensch kein Recht, die uranfängliche Energie
in einem hässlichen Zustand zu belassen. Möge jeder
angehende Forscher sich selbst unter verschiedenen Umständen prüfen. Nur die
verschiedensten Prüfungen können beweisen, welche Eigenschaften genau in einer
gegebenen psychischen Energie vorherrschen.
Auch möge der
Forscher sich nicht wegen einer Besonderheit seiner eigenen Energie quälen, wenn
er sie mit den Experimenten anderer vergleicht. Gewisse Menschen neigen zu
Übertreibung, andere jedoch unterschätzen sich aus Bescheidenheit, wobei sie
oft die wertvollsten Eigenschaften übersehen. Möge man sich für die Beobachtungen
mit Geduld und Hingabe wappnen. Man sollte sich weder Schwanken noch einem
Ausbruch hingeben, die so oft zur Gereiztheit führen.
Unterstützt
also beständig und sorgsam den angehenden Beobachter.
587. Es gibt zwei Arten von Menschen: Die
einen ziehen es vor, die Arbeit von anderen auszunutzen, während die anderen
gern selbst etwas erreichen. Wendet eure Aufmerksamkeit den letzteren zu und findet
unter ihnen Forscher und Mitarbeiter. Helft
[Russisches
Original. Seite 253.]
ihnen,
denn solche Menschen sind besonders verinnerlicht und beeindruckbar.
Neue Methoden der Beobachtung sollten
nicht missbilligt werden. Viele anfängliche Forschungen sind von Unwissenden bestialisch
zunichte gemacht worden. Bewahrt die feinfühligen Sucher
vor der Folter der Henker. Jeder kann innerhalb seines Gesichtskreises so viel
Nützliches und Selbstloses vollbringen.
Lasst uns selbstlos sein.
Solche Symbole
der Anspannung und Konzentration kann man in allen Jahrhunderten beobachten, sowohl
im Kleinen als auch im Großen, sogar bis zu den erhabensten Gebeten. Posaunenklang
spannt gleichsam den Raum an, und schlagende Rhythmen Klänge konzentrieren. Natürlich
sind solche primitiven Anstrengungen dort nicht notwendig, wo ein Höherer
Verkehr hergestellt wird.
Ich meine, dass
man jetzt an das Herzstreben erinnern muss. So schlugen bereits die alten
Einsiedler vor, sich bei gedanklichen Anrufungen gleichsam einen direkten
endlosen Pfad vor sich vorzustellen, entlang welchem der Gedanke streben müsse.
Es gibt viele Bilder, die bei der Konzentration
helfen. Niemand aber schlägt vor, sich einen Gedanken vorzustellen, der in
einem Labyrinth umherirrt.
Direktheit und Einfachheit werden die
erfolgreichsten Brücken sein.
[Russisches
Original. Seite 254.]
589. Glaubt nicht, die Menschen verstünden
sich auf Vorstellung. Diese schöpferische Fähigkeit gibt es selten. Es mag
befremden, aber der Überfluss an Schauspielen trägen überhaupt nicht dazu bei,
die Vorstellung zu entwickeln; es ist sogar, als wäre es umgekehrt: als ob die
Eindrücke auf einer polierten Fläche abgleiten.
Man kann sich ständig davon überzeugen, dass
ohne die Mitwirkung des Herzens nichts Äußeres irgendeine Bedeutung hat.
590. Seien wir feierlich.
Fügen wir der Anspannung des Raumes keine Verwirrung hinzu. Legen wir keine Hektik
an den Tag, wenn man eine Tat vorausfühlen kann. Hüllen wir uns nicht in eine
Staubwolke, wenn es der klaren Sicht bedarf. Lasst uns als starken Schild ein
Wort der Liebe sagen.
591. Beim Abstieg in eine tiefe Höhle wird
jeder eine helle und gleichmäßig brennende Leuchte einer rauchenden Fackel
vorziehen, die nur manchmal Funken versprüht. Ebenso verhält es sich mit der Qualität
der psychischen Energie. Funken von rauchendem, flackerndem Licht verbessern die
Lage nicht. Wie erlangt man jedoch ein gleichmäßiges Licht? Nur durch ständige Betrachtung
über die Grundenergie. Wie bei der wortlosen Beschäftigung
des Verstandes im Rhythmus des Herzens wird das unauslöschliche Licht gestärkt.
Mögen Einsiedler einerseits und Wissenschaftler
andrerseits das Licht des Herzens gleich bewerten. Die
Leuchtkraft entspricht einem bestimmten Grad der Anspannung. Lasst uns
sehen, wie oft die Menschen dieses Leuchten bemerken; doch sie finden viele
Ausreden, Verneinungen und verschämtes Schweigen, als wären sie schlechter als
ein glühender Baumstumpf! Die Menschen könnten oft an
[Russisches
Original. Seite 255.]
dem
gewöhnlichsten Gegenstand eine Besonderheit erkennen, berauben sich aber selbst
dieser Möglichkeiten.
Wenn die Menschen nach dem Lesen dieser Aufzeichnungen
die Offenbarungen ihrer eigenen psychischen Energie noch aufmerksamer
beobachten würden, könnte man dies einen Erfolg nennen.
592. Man muss sowohl die positiven als
auch die negativen Erscheinungen der psychischen Energie mutig beobachten.
Manchmal verstummt sie, und kein Wille kann sie hervorrufen. Einen unklugen
Forscher könnte das verwirren, doch der erfahrene Experimentator sieht darin
einen besonderen Umstand. Er wartet eine Zeitlang und setzt dann das Experiment
vorsichtig fort. Jedes Schwanken der Energie zeigt auch eine kosmische Manifestation
an.
593. Betrachtet euch nicht als Bewohner
der Erde, sondern des Universums. Auf diese Weise legt ihr euch eine größere
Verantwortung auf. Ihr werdet dann auch verstehen, wie angespannt die Schlacht bei
jeder Beherrschung des Bereichs der Unbegrenztheit ist.
Glaubt nicht, dass ihr in Stolz verfallt,
wenn ihr euch große Verantwortung auferlegt. Die Eigenschaft des Stolzes passt
zu Unwissenheit. Verantwortung ist eine Pflicht sich selbst und dem Höchsten
gegenüber. Der Gedanke an die Pflicht ist schon aufbauendes Streben, aber zu
einem solchen Pfad muss man sich jede Stunde erziehen.
Versteht es,
Wörter in ihrer vollständigen Bedeutung zu verstehen,
[Russisches
Original. Seite 256.]
sonst
verwandelt sich ein so erhabener Begriff wie Inspiration zu leerem Schall.
Wenn Ich euch für den Weg sammle, bin Ich
darum besorgt, dass ihr in der Hektik nicht das Notwendigste vergesst. Oft
belasten sich eilige Wanderer mit unnützen Dingen und vergessen den Schlüssel
zur wichtigsten Schatulle.
594. Es wird gefragt: Wie viel psychische
Energie darf beim Heilen abgegeben werden? Das ist keine unbedeutende Frage,
denn der Entzug von Energie gleicht dem Entwaffnen eines Kriegers. Man kann die
Hälfte seines Vorrats abgeben, sogar zwei Drittel, aber drei Viertel bringen
den Arzt schon in eine gefährliche Lage.
Bei einer solchen Entblößung nimmt der
Arzt die Krankheit auf sich selbst und könnte sein Leben verlieren. Deshalb
wird so nachdrücklich vom Goldenen Pfad gesprochen; alles mit Maß, alles in
Harmonie – merken wir uns das.
595. Ein nicht harmonisiertes Aum verwandelt
sich in ein zerstörerisches Werkzeug. Das Höchste Gespräch wird zu einer unflätigen
Rede, wenn es nicht vom Feuer des Herzens geläutert wird. Vielerorts wird der
Begriff Herzensfeuer als Aberglauben bezeichnet, doch rufen wir die
Wissenschaftler zu Hilfe und wir werden sehen, dass die besten von ihnen sich
über die strahlenden Energien einig sind.
Niemand kann den Pfad der Evolution durch irgendein
Verbot unterbrechen. Die Unwissenden können bei der Erkenntnis Krämpfe,
Auflehnung und Zerstörungen schaffen. Durch Verbot rufen die Unwissenden nämlich
die Wellen des Chaos hervor, aber das universelle Gesetz wird alle finsteren
Winkelzüge besiegen.
Die Unwissenheit muss zerstreut werden.
596. Dieselbe Energie nimmt an der Übertragung
von Gedanken teil, sowohl von irdischen als auch von solchen aus der
Feinstofflichen Welt. Das Zusammentreffen von irdischen und feinstofflichen
Mitteilungen hat
[Russisches
Original. Seite 257.]
die Beobachter
äußerst beunruhigt; sie hielten eine solche Wechselbeziehung für unmöglich.
Bei den Missverständnissen wurde das
Wichtigste außer acht gelassen: Niemand hat die Aufmerksamkeit darauf gerichtet,
dass beide Mitteilungen unter denselben Bedingungen und mittels derselben
Energie empfangen wurden. Dieses Experiment muss besonders vermerkt werden, in ihm
verwischt sich die Grenze zwischen den Welten.
Sollte man nicht wirklich allem aufmerksam
lauschen, was die Welten vereinen kann? Man muss inmitten des Lebens all die
winzigen Blitze entdecken, die über die Grenzen der grobstofflichen Welt
hinausführen können. Wo wissenschaftliche Forschungen durchgeführt werden
können, bedarf es keiner nebelhafter Mutmaßungen. Wo scharfe Augen die unabänderlichen
Gesetze wahrnehmen können, bedarf es keiner verworrener Zweifel.
Vor kurzem habt ihr die Logik einiger Ereignisse
näher betrachtet. Es ist richtig, sowohl äußere als auch innere Ursachen zu beobachten.
Viele verstehen nicht, warum etwas nicht früher oder
nicht später vor sich geht; für sie bleiben die wichtigsten Ereignisse undurchdacht
und zufällig. Aber der erfahrene Beobachter bemerkt, dass nichts zufällig
geschieht.
Beachten wir jede Offenbarung des
Gesetzes. Die Energie ist ein und dieselbe und das Gesetz ist ein und dasselbe.
597. Es wird viel über Prüfungen
gesprochen. Die Menschen erschreckt es, dass sogar die Welten der Prüfung
unterworfen sind. Es gibt viel Selbstmitleid über schwere Prüfungen. Die
Menschen argwöhnen sogar, das Konzept der Prüfung selbst könne ungerecht sein.
Für jene, denen es an Verstehen mangelt,
könnte es eine Hilfe sein, anstelle des Wortes Prüfung das Wort Kontrolle zu setzen.
Jeder Mensch, der vor einer Brücke
[Russisches
Original. Seite 258.]
steht,
wird unbedingt auf ihre Festigkeit und seine eigenen sonstigen Handlungen
achten. Der Mensch prüft um seiner selbst willen die ganze Umgebung.
Er liebt den Begriff Prüfung nicht, weil
er von irgendwoher gesandt wird, aber eine Kontrolle für sein eigenes Wohlbehagen
widerstrebt ihm nicht. Er möge erkennen, dass alle Prüfungen nur zu seinem eigenen
Nutzen sind. Man muss auswendig lernen, dass das Konzept der Annährung der
Welten eine große Prüfung ist.
Unter den
Auftürmungen fühlt sich das unbedeutende Denken sogar sicherer, doch solche Auftürmungen
sind nichts anderes als Abfallhaufen. Irgendwann wird man sie wegräumen müssen;
irgendwann wird man die verstreuten Glieder des Osiris sammeln müssen. Wird
nicht Isis[41] sie sammeln?
Die
Menschheit erkennt die feinstoffliche Energie bereits an. Man versteht aber
noch nicht, sie zu studieren und im Leben anzuwenden, doch der Begriff selbst
offenbart sich gebieterisch in verschiedenen Gebieten der Wissenschaft. Viele
Beweise rücken von überall her heran. Immer weniger Skeptiker entschließen sich,
[Russisches Original. Seite 259.]
zu widersprechen und zu spotten. Die Zeit ist schon nicht
mehr fern, in der die Einheit der uranfänglichen Energie anerkannt werden wird.
Die Individualität der Energie wird kein Hindernis sein, sie zu studieren,
sondern wird wissbegierige Geister entzücken.
Alle
Epidemien von Besessenheit werden von den Ärzten unterbunden werden. Aus Splittern
von Beobachtungen wird man Schlussfolgerungen ziehen, und das Leben wird viel
bewusste Unterstützung erfahren.
Öffne dem
Anklopfenden, hilf dem Kranken, belehre den Irrenden, doch sei vorsichtig mit denen,
die kratzen. Besonders wenn du nach Einigkeit strebst, unterlasse alles, was
Verwirrung schafft, denn sie taugt nicht für Höhere Gespräche.
Schütze die
Mitarbeiter, die sich im selben Boot befinden, einige sind es nicht gewöhnt, in
die Ferne zu segeln. Es haben doch nicht alle die gleichen Fristen
durchschritten. Wer erfolgreicher war, kennt auch die Seelengröße. Er ist auch bereits
in Geduld erfahren, ohne die keine Forschung erfolgreich ist.
Jeder, der
die Bedeutung der psychischen Energie erkannt hat, wird immer ein Forscher sein.
Er wird sich immer vervollkommnen, das heißt, er wird sich vom Alter befreien.
Ich
bestätige, dass die psychische Energie sich nicht nur erforschen lässt, sondern
sich auch ihr Zustrom verstärkt, wenn nur der Gedanke auf sie gerichtet wird.
Der Gedanke wird manchmal als Pfeil
dargestellt. Das Ungestüm der Energie sind die Flügel der Menschheit.
599. Die Vernachlässigung der psychischen
Energie ist die Quelle vieler Krankheiten. Man kann sagen, dass nicht nur
körperliche und psychische Erkrankungen, sondern auch Besessenheit ganz und gar
vom Zustand der psychischen Energie abhängen. Ein Mensch, der seine Immunität verloren
hat, hat auch den Vorrat seiner psychischen Energie eingebüßt. Ein Mensch, der
sein moralisches Gleichgewicht zerstört hat, beweist bereits die
Undiszipliniertheit seiner psychischen Energie.
Jedem ist bekannt, dass es leichter ist, keine
Disziplinlosigkeit zuzulassen, als nachher ihren Wahnsinn zu bändigen. Jeder
versteht, dass die Zerrüttung der psychischen Energie der Beginn vielen Elends
sowohl für sich selbst als auch für andere ist. Der Mensch hält sich selten
zurück, doch möge er lernen, die Bedeutung der psychischen Energie für sich
selbst anzuerkennen.
Der Mensch möge nicht befürchten, dass er auf
seinem Erkenntnisweg ohne weitere Quellen des Wissens gelassen werde. Der
Magnet des Strebens wird die besten Möglichkeiten zu dem Suchenden hinziehen.
Es gibt viele, die bezeugen, dass sie unerwartet Unterstützung für den weiteren
Fortschritt gefunden haben. Möge nur kein Zweifel das
Licht der Erkenntnis verdecken.
Damit ist der Pfad eröffnet und der
Wanderer wird willkommen geheißen!
600. Das Symbol für die Verbindung der
höheren Energien ist
AUM.
*****
Auf dem Pfad der Arbeit werden der
Rhythmus und der Begriff der Energie erkannt.
Auf dem Pfad kann man wahrhaftig
Fortschritt und Harmonie erkennen.
Inmitten unermesslicher Mühen kann man die
Funken der Begeisterung unterscheiden.
Wer arbeitet, wird ein Mitarbeiter sein.
[Russisches
Original. Seite 262.]
WEITERE TEXTSTELLEN
Die deutsche Übersetzung folgt der von Helena
Roerich besorgten Pariser bzw. Rigaer russischen Erstausgabe, siehe den Artikel
„Quellen“. Änderungen oder
Ergänzungen, die in der neuen, kritischen Ausgabe des Rigaer Verlages „Uguns“,
in der englischen Ausgabe oder in den Büchern des Spirale-Verlages enthalten
sind, werden im Folgenden mitgeteilt.
Sie sind im Text mit (…) gekennzeichnet. Wenn es in
einem Paragraphen mehrere ergänzende Textstellen gibt, sind diese ihrer
Reihenfolge nach nummeriert: (1), (2) usw.
So bleibt der ursprünglich gedruckte Originaltext
erhalten, bis eine allgemein anerkannte kritische Ausgabe vorliegt. Die
Änderungen und Ergänzungen, die seriös erscheinen, sind trotzdem dem deutschen
Leser zugänglich. Eine vollständige Erfassung aller Abweichungen in den anderen
Ausgaben steht noch aus.
17.
manchmal (Englischer Text)
180.
psychische (Englischer Text)
ANMERKUNGEN
*: Mit einem Stern sind erläuterungsbedürftige Namen
und Begriffe gekennzeichnet, die häufiger in der Lehre vorkommen und daher in
einem besonderen Glossar erklärt
werden.
[1] Beschäftigung des Verstandes: Geistige Übung
der orthodoxen Theologie, bei dem das Jesusgebet „Herr Jesus Christus, Sohn
Gottes, erbarme Dich meiner!“ ständig im Geist wiederholt wird
[2] (…) Weitere Textstellen befinden sich am Ende des
Buches nach § 600
[3] Silberlinge: 30 Silberlinge waren der Lohn für
Judas‘ Verrat an Jesus, siehe Mt 26, 15
[4] Antipode: Gegensatz, Widersacher
[5] Verkehr: Das
russische Wort общение (oder auch
сообщение oder
сношение) bedeutet nicht nur
„Verbindung“, sondern auch „Verkehr“ im Sinne von „Kommunikation“ oder
„Gespräch“. Gemeint ist eine Unterhaltung eines inkarnierten Menschen mit einem
Lehrer in der feinstofflichen Welt durch Übertragung von Gedanken, wie sie in
den Tagebüchern von Helena Roerich und den Büchern des Agni Yoga zum Ausdruck
kommt
[6] Tröster: Siehe die Bibel: Joh 14, 16; Joh 14, 26
[7] nicht dies, nicht jenes (auch neti, neti,
siehe FW I, 432): Ausruf der klassischen
hinduistischen Philosophie, um die Unerkennbarkeit der transzendentalen
Natur des Absoluten zu kennzeichnen. Negativer Unterscheidungsprozess im
nicht-dualistischen Vedanta.
Siehe
dazu Helena Roerich II/2, 455; Brief vom 29.01.1938: Würden wir jedoch
bedenken, dass die Mahatmas Geist, ohne Hülle von Materie, Nihil nannten, oder
dass die Vedantisten, als sie die Ursächliche Ursache des Seins definierten,
nichts fanden als Negation und sie Ursachlose Ursache oder Wurzellose Wurzel,
oder einfach Neti, Neti (nicht DAS, nicht DAS) nannten, dann ist der Ausdruck
”negative Abstraktion“ annehmbar.
[8] Im Christentum wurde „die Lehre über die
Wiederverkörperung erst 553 n. Chr. beim Zweiten Konzil von Konstantinopel
widerrufen. So wurde die Lehre über die Präexistenz der Seele und die
wiederholte Rückkehr zur Erde erst im sechsten Jahrhundert n. Chr. durch das
offizielle Christentum als Ketzerei erklärt. Bis dahin glaubten vor allem jene
Kirchenväter an sie, die der Gnostik nahestanden.“ (HR II/1, 37; Brief vom
08.10.1935)
[9] Palimpsest:
Antikes oder mittelalterliches mehrfach beschriebenes Pergament, bei dem der
ältere Text aus Sparsamkeitsgründen abgeschabt wurde, manchmal aber unter dem
jüngeren noch durchscheint
[10] Auftürmung ist ein Ausdruck der Lehre für
negative Aufspeicherungen oder Ansammlungen, siehe zum Beispiel AUM 598:
Auftürmungen sind nichts anderes als Abfallhaufen. Irgendwann wird man sie
wegräumen müssen.
[11] Sesam: Teil
des Zauberspruches „Sesam-öffne-Dich“ aus dem Märchen „Ali Baba und die vierzig
Räuber“, mit dem das Felsentor der Schatzkammer zu öffnen ist
[12] Atavismus
(von lateinisch „atavus“ „Urahn“): überholte Verhaltensweisen vergangener
Generationen
[13] Statt mit „Seufzer“ könnte man auch mit
„tiefes Atemholen“ übersetzen
[14] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 426, Brief vom 27.11.1937: Hier
wird von einer rein physischen Einfettung des Atmungskanals gesprochen. Es wird
geraten, für die Nacht die inneren Nasenflügel mit Mentholvaseline einzufetten.
Das ist ein ausgezeichnetes Desinfektionsmittel, erfrischt den Atem und
verhütet Erkältung.
[15] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 426; Brief vom 27.11.1937: Über das dreifache Zeichen. Wenn
die Dreiheit oder Dreieinigkeit alles Seins erkannt wird, wenn alle drei
wesentlichen Substanzen – die physische, die astrale und die mentale – voll
ausgebildet und fähig sind, sich in klarer Trennung zu offenbaren, dann ist es
äußerst lehrreich, einen solchen Organismus zu studieren.
[16] Antares: Größter
Stern des Sternbildes Skorpion
[17] Dies bezieht sich auf das Wort AUM, siehe § 132
[18] Nicht versengende Flamme: Dazu siehe HR
II/1, 35; Brief vom 08.10.1935: Das nichtverzehrende Feuer, der brennende Busch
von Moses, ist das sogenannte himmlische Feuer, das nur offenbar werden kann,
wenn es mit einer Aura bestimmter Spannung in Berührung kommt. N. K.
[Nikolaus Roerich] und ich waren auf unserer Reise durch Tibet Zeugen
solchen Feuers. Dieses feurige Phänomen ereignete sich einmal spät am Abend
ganz plötzlich in unserem Zelt. Mein Mann schlief bereits. Ich trat an mein
Bett, streckte die Hand aus, um die Decke zurückzuschlagen, und plötzlich erhob
sich eine Säule, oder besser ein Feuer, von wundervoller silber-purpur-rosa
Flamme. Ich begriff nicht sofort, was vor sich ging, und in einem Aufschrei
”Feuer, Feuer” versuchte ich, es mit meinen Händen zu ersticken. Aber das Feuer
ließ sich weder löschen noch verbrannten die Feuerzungen meine Hände, ich
spürte nur eine angenehme belebende Wärme. Meine Stimme vernehmend, erwachte
mein Mann und erblickte mich im Hintergrund dieser Flamme. Der ganze Zwischenfall
währte nicht länger als eine Viertelminute, vielleicht noch kürzer, und ebenso
plötzlich wie die Flamme erschien, verschwand sie.
[19] Dies bezieht sich auf das Wort AUM, siehe § 132
[20] Kontusion: Quetschung
[21] Kurukshetra: Stadt im nordindischen Bundesstaat Haryana. Hier fand nach dem
Epos Mahabharata die Schlacht von Kurukshetra statt, die den Hintergrund der Bhagavad Gita bildet
[22] Hier wird wohl auf BGM II, 234 verwiesen, wonach auf den Stein der Angemessenheit eine
Säule gezeichnet werden soll
[23] Siehe die Bibel:
Markus 10, 28-31 über den Lohn der
Nachfolge
[24] Lethargie
(griechisch): Schlafsucht, Schläfrigkeit. Gemeint dürfte ein Zustand sein, der
in anderen Paragraphen der Lehre als „Entrückung“ bezeichnet wird
[25] Zu berücksichtigen ist, dass dieses Buch 1936
veröffentlicht wurde
[26] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 426, Brief vom 27.11.1937: Hier wird von einer besonderen Art
von Hellsehen gesprochen: Wenn man in vollem Licht eine bestimmte Person vor
sich sitzen hat und fähig ist, ihre frühere Gestalt zu ermitteln. N. K. und ich
führten solche Experimente durch, aber die Anspannung für die physischen Augen
war sehr groß, weil die feinsten Energien sichtbar werden, die schmerzhaft auf
die Augen wirken und sie sehr schwächen. Es ist ziemlich schwierig, diesen
Vorgang des Hellsehens zu erklären, aber die Ergebnisse waren beachtlich. Auf
diese Weise konnte ich viele Inkarnationen von meiner eigenen Familie sehen und
von mir nahestehenden Menschen sowie auch von Menschen, die ich nur flüchtig
kannte. In allen diesen Fällen wurde die psychische Energie in eine bestimmte
Richtung gelenkt, und dann begann sie selbständig zu wirken. Alle sogenannten
„Wunder“ werden durch psychische Energie gewirkt.
[27] Prärogativ: Vorrecht
[28] Paläolithikum: Altsteinzeit
[29] Atrophie: Verkümmerung
[30] Kleine Ulme:
Ulmus minor (Ulmengewächs)
[31] Palmyra: Antike
Oasenstadt in Syrien. Die Königin ist wahrscheinlich Zenobia (ca. 240 – ca.
270), eine der bekanntesten antiken Frauengestalten, die den Machtbereich
Palmyras auf Ägypten und Arabien ausweitete, was schließlich zum Konflikt mit
dem Römischen Reich führte, dem sie unterlag
[32] David: Als Nachfolger Sauls König von Israel,
Verfasser zahlreicher Psalmen der Bibel, Vater Salomons
[33] Feste: Das
russische Wort твердь meint eine feste
Grundlage oder Stütze für den Menschen. Es kommt in der Lehre auch mit Zusätzen
als „Erdfeste“ oder „Himmelsfeste“ vor
[34] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/1, 418, Brief vom 14.08.1936: Ich vermute, Sie wissen, dass alle
Phänomene in spiritistischen Sitzungen mittels Ektoplasma, das dem Medium und
allen Anwesenden abgesaugt wird, erreicht werden. Und so können Sie sich den
unsauberen Zustand des Ektoplasmas vorstellen, wenn es nach Gebrauch durch die
Gäste aus den niederen und mittleren Sphären zu seinem Eigentümer zurückkehrt.
Daher ist es bei der psychischen Forschung so wichtig für alle Anwesenden, dass
beide (der Forscher und das Medium) in guter Gesundheit und von hohem
moralischen Niveau sind.
[35] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 418, Brief vom 23.11.1937: Zweifellos gibt es hier eine
Abhängigkeit der Einwirkung, und je klarer der Charakter der inkarnierten
Individualität, desto gravierender sind ihre Offenbarungen nach den Wünschen
der hoffnungsvollen Mutter.
[36] Karbunkel (lateinisch carbunculus): Eigentlich
kleines Stück Kohle, später Bezeichnung für einen dunkelroten Edelstein (Rubin,
„Karfunkel-Stein“)
[37] Upanischaden: abschließender Teil der Veden
(siehe Anmerkung zu AY 90) mit Auslegung der Veden nach der Vedanta
Methode
[38] Radioskop: Gerät
zur Durchdringung von Gegenständen mit Röntgenstrahlen, z. B. zum Zweck der
Materialprüfung (Radioskopie)
[39] Psychometrie: Eigentlich Bezeichnung für
psychologische Forschungen oder Erhebungen, die sich z. B. bei Experimenten
oder Tests quantitativer Methoden oder Messinstrumenten bedienen. Hier ist die
Gabe eines Menschen gemeint, über Empfindungen Erkenntnisse über psychische
Vorgänge zu sammeln
[40] Sinngemäßes Zitat aus Bhagavad Gita IV, 11:
„Auf welchem Weg auch immer du dich mir näherst, Ich werde dir entgegenkommen.“
[41] Isis und
Osiris: altägyptische Götter. Nach dem Osirismythos wurde Osiris von seinem
Bruder Seth ermordet, zerstückelt und über die ganze Erde zerstreut. Seine
Schwester/Frau Isis sammelte die Leichenteile ein und belebte sie wieder,
sodass sie von ihm ihren Sohn Horus empfangen konnte
Stand
2024