Bruderschaft

 

1937

[Russisches Original. Umschlag.]


 

 

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Übersetzungsrecht, liegen beim Autor

 

 

 

„AGNI JOGAS“ IZDEVUMS

Riga, Elizabetes iela 21-a, dz. 7

[Russisches Original. Seite 4.]


 

 

Agni Yoga

 

Bruderschaft

 

[Russisches Original. Seite 5.]


        Das Heiligste umgibt den Begriff Bruderschaft.

        Das Freudvollste lebt in dem Bewusstsein, dass es die Zusammenarbeit des Wissens gibt.

        Dieser Gedanke bestätigt, dass irgendwo Wahre Mitarbeiter leben.

        Erinnern wir uns an die Grundsätze, die zur Bruderschaft führen.

[Russisches Original. Seite 7.]


 

 

Bruderschaft

 

 

        1. Wir wollen uns einem Begriff zuwenden, der äußerst belastet ist. Die Menschen eignen sich mitten im irdischen Alltagsleben nur mit Mühe Verständnis für Zusammenarbeit an, aber noch schwieriger und unzugänglicher ist ihnen das Konzept der Bruderschaft. Körperliche Auftürmungen[1] wie Blutsverwandtschaft hindern die Erkenntnis der Bruderschaft. Für die Menschen ist es einfacher, sich dem Verständnis für eine Weltweite Bruderschaft überhaupt zu verweigern. Sie würden sie eher als eine Utopie bezeichnen, als an die Möglichkeit zu denken, sie im Leben anzuwenden.

        Wenn die Menschen die Bestätigung der Bruderschaft noch nicht einmal im engen Familienkreis in sich finden können, wird sie in einem weiten Verständnis erst recht als nicht lebensfähig erscheinen. Außerdem lesen die Menschen die alten Testamente, in denen von vielen Brüdern und Schwestern gesprochen wird, nur schlecht.

        Ebenso haben die die Menschen die Erinnerung an die Feinstoffliche Welt verdeckt. Nur dort kann man einem erweiterten Konzept der Bruderschaft begegnen. Der Körper verhindert vielfach ein weites Verständnis. Nur wenn man die Grenzen des körperlichen Konzepts überschreitet, kann man Brüderliche Zusammenarbeit anerkennen. Lasst uns die Anzeichen eines solchen erweiterten Zustandes sammeln.

 

        2. Die Menschen haben versucht, das Bündnis der Bruderschaft mit Blut zu besiegeln. Sie haben ihre wertvollste Substanz hingegeben, nur um den Zustand der Bruderschaft zu erlangen. Wenn man allen Gesängen über die Bruderschaft lauscht, vernimmt man ein ganzes Gedicht über

[Russisches Original. Seite 9.]


die Menschheitsträume. Sammelt man alle um den Begriff Bruderschaft herum angehäuften Bräuche, erhält man einen ungewöhnlich rührenden Beweis für die Bestrebungen der Völker. Die Heldentaten im Namen der Bruderschaft zeigen, welche Selbstaufopferung immer mit solchen Offenbarungen eines reinen Herzens verbunden waren. Nichtsdestoweniger wird gerade der Begriff Bruderschaft besonders besudelt und erniedrigt.

 

        3. Selbst die besten Ergänzungen zu dem Konzept der Bruderschaft haben dieses nur herabgesetzt und schwer erreichbar gemacht. Es wurde mit Freiheit und Gleichheit verknüpft[2], aber diese Dreieinigkeit wurde in der irdischen Vorstellung erdacht, anders gesagt, in einem Zustand, in dem es weder Freiheit noch Gleichheit gibt.

        Die höchste Freiheit kann in der Überirdischen Welt erkannt werden, wo man Gesetze als etwas Herrliches, Unabänderliches versteht. Dort wird auch die Gleichheit des Geisteskorns als das einzige Maß der Großzügigkeit und Ausgleichung verstanden. Die irdischen Freiheitsstatuen sind gewöhnlich mit Flügeln oder Fackeln versehen, um an die höheren Sphären und Zustände zu erinnern.

        Über die Darstellung der Gleichheit gibt es einen Scherz: Als man einen Bildhauer beauftragte, tausend Freiheitsstatuen herzustellen, um mit ihnen die Ehrenstraße zu schmücken, schuf er eine einzige Statue und schlug vor, alle anderen nach dieser abzugießen.

 

        4. Man kann sich nur selten über die Bruderschaft unterhalten. In Zeiten großer irdischer Hartherzigkeit ist es nämlich nicht ungewöhnlich zu beobachten, dass die Menschen sich gleichsam verabredet haben, gerade diesen erhabenen Begriff erniedrigen. Schon die alten Sitten der Bruderschaft

[Russisches Original. Seite 10.]


durch Blutsbündnisse haben sich zu einer derartigen Bedrohung des ganzen Menschengeschlechts verwandelt, dass selbst die antike Rache wie ein Kinderspiel erscheint.

        Ihr wisst, dass Ich über etwas spreche, das besonders der Stärkung bedarf.

 

        5. Wenn ihr mit den Worten „Freunde und Mitarbeiter“ vor eine Versammlung von Menschen tretet, werden die meisten euch misstrauisch betrachten. Doch wenn ihr es wagt, sie „Brüder und Schwestern“ zu nennen, werdet ihr wahrscheinlich als jemand abgelehnt werden, der unzulässige Bezeichnungen ausspricht.

        Die Menschen gründen manchmal Bruderschaften, aber diese äußerlichen, aufgeblasenen Institutionen haben mit dem erhabenen Begriff Bruderschaft nichts gemein. So beginnen die Menschen Gemeinschaften, Kooperationen, verschiedene Genossenschaften und Gesellschaften, doch diesen liegt noch nicht einmal einfaches Vertrauen zugrunde. Das bedeutet, diese Vorhaben sind von der Bruderschaft selbst weit entfernt, die ein festes Bündnis des Vertrauens ist.

        Vielleicht träumen einige bessere Herzen gerade jetzt schon vom Aufbau solcher Institutionen, in denen Vertrauen der Grundstein sein könnte. Man kann nicht behaupten, alles sei schlecht, wenn das menschliche Auge nur einige Einzelheiten der kommenden Epoche wahrnimmt.

        Möge man anhand der Überreste der alten Symbole die Lebenskraft der grundlegenden Begriffe beobachten. Wenn nämlich vom irdischen Standpunkt aus alles zerstört worden ist, könnte es sein, dass zur selben Zeit bereits die schönsten Begriffe entstehen.

[Russisches Original. Seite 11.]


        6. Wann sollte man über die notwendigen Begriffe sprechen? Besonders dann, wenn sie zerstört worden sind. Lasst uns gerade dann von ihnen sprechen, wenn die Menschen sie bereits als hoffnungslos betrachten. Warum erinnern Wir gerade jetzt an die Bruderschaft? Weil die Menschen in ihrer Verzweiflung kommen, um die verstreuten Samenkörner der vom Schicksal bestimmten Bruderschaft zu suchen.

        Geraten wir wegen der Schwankungen des Lebenspendels nicht in Zweifel. Verzweiflung kann ein Vorbote der Erleuchtung sein.

 

        7. Es wurde richtig bemerkt, dass bestimmte Strahlen besonders schwer aufgenommen werden, ebenso alles, was mit ihnen zusammenhängt. Deshalb bestehen Wir auch darauf, einem fremden Bewusstsein keinen Zwang anzutun, wenn es auf eine andere Weise gestimmt ist. Zwang ist kein Attribut der Überzeugung. Man kann Freundschaft nicht befehlen und noch weniger Bruderschaft. Diese Begriffe erfordern Selbstlosigkeit und Verständnis der Grundlagen.

        Wenn der weite Begriff Bruderschaft auf die Blutsverwandtschaft reduziert wurde, bedeutet das: Das Bewusstsein ist sehr verarmt. Oft ist das Bewusstsein derart beschränkt, dass die Menschen überhaupt nicht verstehen, welche Bruderschaft es neben der Blutsverwandtschaft noch geben kann.

        Die Benennung der Verwandtschaftsgrade, Cousin und Cousin zweiten Grades, endet mit dem Cousin dritten Grades, doch weiter reicht die Vorstellungskraft nicht. Über die Herkömmlichkeiten, die sich um den Begriff Bruderschaft herum gebildet haben, könnte man ganze Bücher verfassen.

        In verschiedenen Zeitaltern haben viele Völker die Bedeutung der Bruderschaft betont. Brudermord galt als schweres Verbrechen. Hinter alledem konnte man

[Russisches Original. Seite 12.]


Ehrfurcht vor irgendeinem höheren Zustand erkennen. Durch strenge Maßnahmen hütete man etwas, das im gewohnten Denken keinen Platz fand. Der Verstand verneinte dieses „Etwas“, aber das Herz in der Tiefe seines Feuers bestätigte es. Das Herz erbebte von der Schönheit der Bedeutung der Bruderschaft. Die Menschheit wird sich wieder dem Herzen zuwenden und das Wesen der Bruderschaft verstehen.

        Vielleicht existiert die Bruderschaft? Vielleicht erhält sie als irdischer Anker das Gleichgewicht? Vielleicht ist sie in den Träumen der Menschheit als unabänderliche Wirklichkeit erhalten geblieben? Erinnern wir uns an einige Träume und Visionen über die Mauern und Türme der Bruderschaft, die sich so deutlich eingeprägt haben. Vorstellung ist nur eine Erinnerung an Bestehendes.

        Vielleicht erinnert sich jemand auch im Wachzustand an den Turm Tschung[3]?

 

        8. In allem muss der Funke der Unbegrenztheit zum Ausdruck kommen. Jeder Begriff muss seine Entwicklung in Unbegrenztheit implizieren. Man kann eine ganze Serie von Begriffen feststellen, die einer dem anderen folgen.

        Weder Freundschaft noch Zusammenarbeit kann unterbunden werden. Zwischen ihnen und der Feinstofflichen Welt muss es noch etwas geben, das beiden Welten gleichermaßen angehören kann. Dieses Etwas nennt sich Bruderschaft.

        Man kann keinen größeren Begriff nennen, der die menschlichen Beziehungen derart krönen und dem Wesen der Feinstofflichen und der Feurigen Welt so entsprechen könnte. Daher wird die Bruderschaft als dreifaltig bezeichnet. Sie erstreckt sich wie eine feste Brücke zwischen den drei Welten. Es ist fast unmöglich, sich eine Berührung der irdischen

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mit der Feurigen Welt vorzustellen, doch in der Rüstung der Bruderschaft wird auch eine solche Verschmelzung möglich.

 

        9. Niemand möchte sich auf einem begrenzten Feld vorfinden, ohne die Möglichkeit, über den Zaun zu blicken. Er muss einen wenn auch noch so kleinen Spalt finden, um die Möglichkeit der Annäherung an die Unbegrenztheit zu spüren. Möge sich eine solche Vereinigung auch im Alltagsleben finden lassen, so dass nicht nur das Kleine, sondern auch das Große angenommen werden kann.

        Vielleicht gibt es auf jedem Planeten einen Ort für große Begegnungen.

 

        10. Wenn Felsen verwittern, bricht man sie zur Sicherheit für die Straße heraus; ebenso verhält es sich mit bestimmten menschlichen Begriffsbestimmungen. Im Laufe von Jahrhunderten verlieren sie ihre ursprüngliche Bedeutung und müssen durch zeitgemäße Worte ersetzt werden.

        So ist es mit dem Wort „eingeweiht“ geschehen. Zusammen mit dem Wort „Salbung“ gehört es der Vergangenheit an. Statt „eingeweiht“ und „nicht eingeweiht“ wollen wir sagen: „erkennend“ und „nicht erkennend“ oder „wissend“ und „unwissend“. Doch die Einweihung selbst drückt man besser durch das Wort „Ausbildung“ aus. Auf diese Weise kann man sich ohne Herabsetzung mit zeitgemäßen Wörtern ausdrücken.

        Es hat keinen Sinn, etwas Gutes mit veralteten Wörtern zu verbergen, wenn man es für die breite Masse verständlicher sagen kann. Wissen ist doch nicht nur für Auserwählte, sondern für alle da! Deshalb sollten wir nicht immer wieder eine überholte Moral wiederholen, sondern bessere Bedingungen für die wissenschaftliche Erkenntnis nennen. Nur Unwissende verstehen nicht, dass für den Fortschritt der Wissenschaft die besten Lebensbedingungen geschaffen werden müssen.

[Russisches Original. Seite 14.]


        Die Wissenschaft kann nicht über die Grenzen des mechanistischen Kreises hinausgehen, solange diese Mauer nicht durch das Verstehen der Feinstofflichen Welt überwunden wird.

 

        11. Irgendwo sind homöopathische Heilmittel verboten; ebenso wünscht jemand, die Menschen nur nach seinen eigenen Methoden zu heilen. Ein Denken, das Verbote erteilt, ist begrenzt. Es ist unmöglich, nur eine Art des Heilens festzulegen. Man sollte bedenken, dass alle Arzneien nur Hilfsmittel sind. Ohne die uranfängliche Energie wird keine Arznei die erforderliche Wirkung zeitigen.

        Man darf die Ärzte nicht in Allopathen[4] und Homöopathen[5] einteilen, jeder wendet individuell die beste Methode an. Auch kennt der Arzt die Grundenergie, die ein Faktor der schnellsten Gesundung ist.

 

        12. Man wird fragen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Heilung oder überholten Begriffen und unseren Gesprächen über die Bruderschaft? Man muss aber das Verhältnis zu vielem beleuchten, was das Verständnis für die Bruderschaft erweitert.

 

        13. Versehen wir uns auf den Pfaden zur Bruderschaft mit Vertrauen. Wir sprechen nicht von irgendeinem blinden Glauben, sondern gerade über die Eigenschaft des Vertrauens. Man muss verstehen, dass sich unsere Eigenschaften als Vitaminherde erweisen. Die Eigenschaft des Misstrauens oder des Zweifels ist für die besten Vitamine tödlich. Weshalb sich mit mechanisch hergestellten Vitaminen anfüllen, wenn wir selbst die besten Erzeuger der allerstärksten von ihnen sind?

        Wenn äußere Vitamine in einen natürlichen Herd gelangen, können sie das volle Maß der Einwirkung zeitigen. Selbst die besten pflanzlichen Vitamine können ihre guten Eigenschaften aber nicht entfalten, wenn sie

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in einen vergifteten Organismus gelangen. Daher schätzen Wir jene Organismen, in denen die Grundeigenschaften der menschlichen Natur ihre Anwendung finden.

        Ein von Zweifel erfülltes Wesen eignet sich noch nicht einmal für eine primitive Zusammenarbeit. Es kann auch die herrliche Disziplin der Bruderschaft nicht verstehen. Gerade Disziplin, denn anders kann man die freiwillige Harmonie nicht nennen, die den Arbeiten der Bruderschaft zugrunde liegt.

        Die Brüder vereinen sich zur Arbeit, und ohne Vertrauen wird es keine Arbeitsqualität geben.

 

        14. Die Feinstoffliche Welt wird oft als etwas Nebelhaftes und Kaltes, als ein Reich umherirrender Schatten beschrieben. Entstehen solche Beschreibungen nicht aufgrund von Aberglauben? Doch vielleicht entspringen sie auch der Unfähigkeit, die Eigenschaften dieses überlegenen Zustandes zu nutzen?

        Wahrhaftig, Vorurteil und Misstrauen können das wahre Antlitz der Feinstofflichen Welt verbergen. Sogar im irdischen Zustand sieht der Mensch nur das, was er sehen möchte; umso mehr geschieht das in einer Welt, in der alles vom Gedanken gestaltet wird. Dort können die Bewohner der Qualität ihres Denkens gemäß schaffen und wahrnehmen.

        Es ist nützlich, über reines Denken zu verfügen, es kennt nämlich den Sinn des Vertrauens.

 

        15. Durch einen einzigen Funken erlebte man eine mächtige Energie. Ebenso kann man aus einem Aufblitzen der Nervenkraft ein ständiger Zustrom von Kräften herstellen. Die Menschen haben längst anerkannt, dass ein Andrang von Nervenenergie weit mächtiger ist als Muskelkraft. Dabei wurde ausgesprochen, dass

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die Nervenanspannung von kurzer Dauer ist und einen Kräfteverfall nach sich zieht. Dieser Zustand ist aber nicht natürlich. Nur die irdischen Lebensbedingungen verhindern ein beständiges Auffüllen mit psychischer Energie*. Man kann derartige Lebensverhältnisse schaffen, dass die psychische Energie ebenso gleichmäßig bleibt wie die Muskelkraft. Wenn das Prinzip gefunden ist, wird man auch Wege für seine Verbreitung ausfindig machen.

        Ebenso werden Zusammenarbeit und nach ihr Bruderschaft kein zeitweiliges Aufblitzen sein, sondern in das Bewusstsein eingehen. Man darf einem unerfahrenen Boten nicht das Überbringen eines kostbaren Gefäßes anvertrauen. Ebenso kann man keine unwissenden Menschen zur Bruderschaft aufrufen. Auch ein Luftballon wird ohne Erprobung nicht dem verschiedensten Druck standhalten.

        Die Menschen können ohne feste Erkenntnis die Last der höheren Begriffe nicht auf sich nehmen; selbst ein Pferd wird allmählich an die Last gewöhnt. Doch wenn der Funke der Erkenntnis bereits aufleuchtet, wird allmählich auch die übrige Belastung möglich.

 

        16. Manche Menschen sprechen wenig über die Bruderschaft, tun aber viel für sie. Es gibt aber auch solche, die das Wort Bruderschaft ständig im Mund führen, doch ist auch der Verrat nah.

 

        17. Man muss die Bruderschaft als eine Institution betrachten, in der man nicht nach Zeit, sondern nach Bedarf arbeitet. Man muss die Mühe lieben, um der Arbeit nach Bedarf den Vorzug zu geben. Man muss erkennen, dass die Aufgaben unbegrenzt sind und die Qualität der Vervollkommnung ebenso endlos ist. Wer sich fürchtet, kann die Arbeit nicht liebgewinnen.

        Ihr habt manchmal einen schönen Gesang gehört: Wahrlich,

[Russisches Original. Seite 17.]


Arbeit kann sowohl von Freude als auch von begeistertem Denken begleitet sein. Aber für alles muss man sich prüfen.

 

        18. Auf den Pfaden zur Bruderschaft bedarf es auch der Selbstverleugnung. Wahrscheinlich werden viele eine solche Bedingung für unerfüllbar halten. Sie stellen sich nicht vor, wie oft die Menschen diese Eigenschaft sogar im täglichen Leben bekunden. In jeder Begeisterung, in jedem Hingerissensein ist sicherlich auch Selbstverleugnung enthalten. Man muss die Bedeutung der Wörter sehr genau erfassen.

        Es gibt im Leben keine Eigenschaften, die ausschließlich Helden zukommen. So sind Helden auch gar nicht selten, sie sind aber nicht immer mit Schwertern und Speeren bewaffnet. Daher ist es notwendig, die besten Begriffe zu verstehen und ins Dasein einzuführen.

        Man kann sich des Mutes und der Festigkeit berauben, wenn man beginnt, sich ständig die Unerfüllbarkeit zu wiederholen. Es hat keine Bedeutung, wie Mut angewendet wird, notwendig ist, dass er beständig zunimmt. Wenn von gebrochenem Mut gesprochen wird, wäre es besser, diesen Zustand einfach als Zaghaftigkeit zu bezeichnen. Knochen und Muskeln kann man brechen, der Geist aber ist unzerbrechlich! Ein Mensch, der zaghaft ist und sich drückt, kann der Bruderschaft nicht dienen.

        Selbstverleugnung ist nichts anderes als Begeisterung, Zaghaftigkeit ist keine Begeisterung.

 

        19. Seien wir nicht eigensinnig. Es gibt keine unerträglichere Last als Eigensinn. Man sucht sich noch nicht einmal ein eigensinniges Pferd aus und nimmt auch keinen eigensinnigen Hund mit auf die Reise. Eigensinn lähmt die besten Zentren.

[Russisches Original. Seite 18.]


Wenn ein Forscher eigensinnig ist, werden Experimente mit psychischer Energie kein Ergebnis bringen.

        Vernunft und Weisheit haben keinen begrenzten Eigensinn bei sich.

 

        20. Gekränktheit ist für eine lange Reise unbrauchbar. Das heißt nicht, Wir suchten für die Bruderschaft nur überirdische Vollkommenheit; wir warnen nur vor einer Last, die man nicht mit sich schleppen sollte.

        Es muss gelingen, sich einen Vorrat von Freude anzulegen und sie unter verschiedenen Umständen und bei jedem Wetter zu erproben. Man sollte sich nicht selbst martern und foltern, sondern sich erproben, um das Maß seines Körpers zu erkennen.

 

        21. Jede bluthaltige Nahrung ist für die Entwicklung der feinstofflichen Energie schädlich. Würde sich die Menschheit doch des Verschlingens von Leichen enthalten, die Evolution könnte beschleunigt werden. Fleischliebhaber haben versucht, das Blut zu entfernen, konnten aber die erwünschten Resultate nicht erzielen. Selbst wenn das Blut entfernt wird, kann das Fleisch von den Emanationen dieser mächtigen Substanz nicht vollständig befreit werden. Sonnenstrahlen beseitigen bis zu einem gewissen Grad diese Emanationen, aber ihre Verbreitung im Raum verursacht auch keinen geringen Schaden.

        Versucht ein Experiment mit psychischer Energie in der Nähe eines Schlachthofes durchzuführen, und ihr werdet Anzeichen hochgradigen Irrsinns erhalten; gar nicht zu reden von den Wesen, die sich an dem freigesetzten Blut festsaugen. Nicht ohne Grund wurde Blut als heilig bezeichnet.

        So kann man verschiedene Arten von Menschen beobachten. Vor allem kann man sich überzeugen, wie stark der Atavismus[6] ist. Das Verlangen nach bluthaltiger Nahrung wird durch den Atavismus verstärkt,

[Russisches Original. Seite 19.]


denn viele Generationen haben sich mit Blut gesättigt.

        Leider schenken die Regierungen der Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung keine Aufmerksamkeit. Die staatliche Medizin und Hygiene stehen auf einer niedrigen Stufe. Die ärztliche Überwachung steht nicht höher als die polizeiliche. In diese veralteten Institutionen dringt kein neuer Gedanke ein. Sie können nur verfolgen, aber nicht helfen.

        Indessen sollte es auf dem Weg zur Bruderschaft keine Schlachthöfe geben.

 

        22. Es gibt aber Menschen, die viel gegen Blutvergießen sprechen, selbst jedoch nichts dagegen haben, Fleisch zu essen. Viele Widersprüche liegen im Menschen. Nur die Vervollkommnung der psychischen Energie kann helfen, das Lebens zu harmonisieren.

        Ein Widerspruch ist nichts anderes als Unordnung. Die verschiedenen Schichten haben einen entsprechenden Inhalt. Aber ein Sturm kann die Wellen durcheinanderbringen, und die richtige Strömung wird danach nicht so schnell wiederhergestellt.

 

        23. Wir haben über die Verwirrung der Schichten gesprochen. Bei kosmischen Stürmen werden die Strömung des Chemismus ständig gestört und die Strahlen gebrochen. Es ist nicht leicht, solche Perturbationen[7] anzunehmen, außer wenn man die Unerschütterlichkeit der Gesetze nicht vergisst.

        Die Astrologie bleibt eine Wissenschaft, sie kann jedoch wegen der irdischen Unkenntnis viele Schwankungen erleiden. Zudem wurden manche Zeichen verborgen. Wir sagen das nicht, um Enttäuschung zu bereiten, sondern im Gegenteil, um die Beobachter an die Kompliziertheit der Bedingungen zu erinnern.

 

        24. Heuchelei, Scheinheiligkeit und Aberglauben sind drei finstere Eigenschaften, die auf dem Pfad zur Bruderschaft abgelehnt werden müssen. Möge jeder darüber nachdenken, woraus

[Russisches Original. Seite 20.]


diese Handlanger der Unwissenheit entstanden sind. Man kann ganze Bücher über solche Pfade der Finsternis schreiben. Man sollte darüber nachdenken, wie solche schädlichen Zersetzer sich entwickelt haben. Sie vermehren sich unmerklich. Es gab aber keine Zeit, in der sie zahlreicher waren als heute.

        Ungeachtet der Vergeistigung der Wissenschaft und der Bedingungen einer vernünftigen Erforschung der Erscheinungen der Feinstofflichen Welt nehmen die Verbrechen aus Unwissenheit unvergleichlich zu. Die Menschen können nicht verstehen, dass ein räumlicher Gedanke sie von ihren Fesseln befreien kann.

        Rechnet damit, dass die finsteren Zeiten vorübergehen und Wissen die Unwissenden beschämen wird.

 

        25. Der Pfad zur Bruderschaft ist ein Höhenweg. Die Bruderschaft wird ebenso wie ein Berg von weitem erblickt. Wo Kurzsichtigkeit herrscht, kann der Lehrer auf nichts bestehen. Und beim Aufstieg verlieren sich die Umrisse des Gipfels. Wie man aus der Nähe seine Höhe nicht ermessen kann, so gibt es auch auf dem Pfad zur Bruderschaft viele Wegkehren.

        Man muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass die Errungenschaft kompliziert ist. Man sollte alle Hindernisse liebgewinnen, denn die Steine auf dem Pfad sind nur Stufen des Aufstiegs. Schon vor langem wurde gesagt, dass man einen glatten Felsen nicht erklimmen kann.

 

        26. Ein Anruf an die Bruderschaft bleibt nicht ohne Antwort, es gibt aber viele Wege zu antworten. Die Menschen drehen sich so sehr im Kreis ihrer eigenen Ausdrücke, dass sie keine anderen Zeichen wahrnehmen. Außerdem können die Menschen die Andeutungen und Warnungen nicht verstehen, die zuweilen in einem einzigen Wort und einem einzigen Funken enthalten sind. Sie wollen nicht über die Gründe für eine solche Kürze nachdenken.

        Noch nicht einmal sehr belesene Wissenschaftler erinnern sich

[Russisches Original. Seite 21.]


an das Karmagesetz. Wenn die Menschen aber einen Vorübergehenden sehen, dem Gefahr droht, warnen sie ihn mit einem kurzen Ausruf und geben ihm keine Belehrungen über die Ursache seines Missgeschicks. Ebenso kann man bei karmischen Einwirkungen gewöhnlich mit einem kurzen Ausruf warnen, ohne sich in den Tiefen des Karma* zu verlieren.

        Jeder konnte sich mehrfach davon überzeugen, dass ihn die Antwort der Bruderschaft durch äußerlich ganz unbedeutende Zeichen erreichte. Man kann kühn behaupten, dass die große Mehrheit der Hinweise entweder dem Bewusstsein entgleitet oder unrichtig ausgelegt wird. Solche falschen Auslegungen sind in den Händen gedankenloser Menschen besonders schädlich, welche die Weisungen ihrer zufälligen Stimmung entsprechend anwenden.

        Es gibt viele Beispiele dafür, dass reale Zeichen von Unwissenden völlig entgegengesetzt gedeutet wurden. Die Menschen legen Briefe, ihren irdischen Gewohnheiten gemäß, oft auf ihre eigene Weise aus, ohne den genauen Sinn der Worte zu berücksichtigen – eine solche herkömmliche Selbstsucht muss man auf den Pfaden zur Bruderschaft ablegen.

 

        27. Indem die Menschen sich in ihren irdischen Beziehungen umsichtig verhalten, gewöhnen sie sich auch an Umsichtigkeit beim Höheren Dienst. Lasst die Fragen der Menschen nicht unbeantwortet. Es ist besser, so kurz wie möglich zu antworten, als den Keim eines Giftes zu hinterlassen. Man kann leicht zeigen, was für eine giftige Gärung dort aufkommt, wo keine Verbindung vorhanden ist.

 

        28. Die Existenz der Bruderschaft des Guten und der Bruderschaft des Bösen ist hinreichend bekannt. Ebenso ist bekannt, dass die Bruderschaft des Bösen versucht, die Mittel und Methoden des Vorgehens der Bruderschaft des Guten nachzuahmen.

        Unwissende werden fragen: Kann der Mensch die Annäherung des einen oder anderen Bruders unterscheiden? Wenn ihr Äußeres und ihre Worte gleich sind, kann man leicht in Irrtum verfallen und Ratschläge annehmen, die zum Bösen führen. So wird ein Mensch urteilen, der nicht weiß, dass die Mittel zur Unterscheidung im Herzen liegen. Die Offenbarung der psychischen Energie hilft, das innere Wesen der Erscheinungen unfehlbar zu erkennen. Wenn der Mensch den Funken des Wissens in sich trägt, benötigt er keine komplizierten Geräte.

        Die Erforscher der psychischen Energie können bezeugen, dass die Angaben der Energie unfehlbar sind. Sie können in Bezug auf irdische Fristen relativ sein, der Qualität nach jedoch sind sie untrüglich. Es bedarf indessen gerade der Qualität, um das Wesen zu erkennen.

        Die uranfängliche Energie kann Negatives nicht als positiv anzeigen. Eine solche rein wissenschaftliche Angabe schützt die Menschen vor der Annäherung des Bösen. Nicht ohne Grund wird eine solche Unterscheidung Waffe des Lichts genannt.

 

        29. Es könnte gefragt werden: Warum werden nicht alle mit dieser notwendigen Waffe versehen? Es besitzt sie aber ein jeder, sie ist nur oft hinter sieben Schlössern verschlossen. Die Menschen sind selbst daran schuld, dass sie ihren größten Schatz im Keller verschließen. Viele, die von dieser Energie bereits gehört haben, sind gar nicht neugierig, wie sie zu entdecken ist – so wenig ist ihre Wissbegier entwickelt!

 

        30. Das Erwachen der Energie erlaubt den Menschen, sich beim Beobachten

[Russisches Original. Seite 23.]


der Ereignisse mit Ruhe zu versehen. Ein Forscher darf bei Beobachtungen weder gereizt noch aufgeregt sein. Ruhe wird ein Zeichen des Dienstes sein. Man kann nicht dem Dienst hingegeben sein, wenn das Wesen erregt ist wie Wellen bei Seitenwind.

 

        31. Die Lehre hat bereits euer ganzes Leben verwandelt. Sie hat euch durch viele Gefahren hindurch getragen. Die Lehre hilft euch zu erkennen, wo Schaden und wo Nutzen liegt. Es ist nicht leicht, den rechten Weg zu erkennen, ihr aber wisst, wie man einen glatten Felsen erklimmt. Durch solche Anspannungen wird die psychische Energie entwickelt.

 

        32. Die psychische Energie sollte nicht nur studiert werden, man muss sie auch bewusst im Leben anwenden. Eine solche bewusste Zusammenarbeit, wie es die Bruderschaft ist, bedarf der psychischen Energie. Ohne psychische Energie kann man die Arbeit nicht harmonisieren. Ohne psychische Energie kann man kein gegenseitiges Verständnis finden. Ohne psychische Energie kann man weder Geduld noch Duldsamkeit schöpfen. Ohne psychische Energie kann man sich nicht von Gereiztheit zu befreien – in allem bedarf es der Anwendung der uranfänglichen Energie selbst.

        Ihr konntet schon bemerken, dass nicht nur die Anwesenheit einer Person die Schwingung der Energie beeinflusst, sondern sogar Bilder von Menschen auf die feine Energie einwirken. Man muss nicht nur die Feinfühligkeit der Energie anerkennen, sondern sich auch diese phänomenale Eigenschaft merken. Den Menschen, die noch keine Experimente mit psychischer Energie gesehen haben, werden Überlegungen über die Einwirkungen sogar von Bildern als unsinnige Märchen

[Russisches Original. Seite 24.]


erscheinen. Für solche Menschen ist übrigens die Energie selbst zweifelhaft. Sie sind nicht dagegen, sich über den Geist und die Seele zu unterhalten, doch die offensichtlichste Energie ist für sie Zauberei.

 

        33. Man muss lernen, jene Menschen nicht zu reizen, denen ein bestimmtes Wissen nicht zugänglich ist. Erfahrene Beobachtung wird einem eingeben, wann eine Erörterung vergeblich ist.

 

        34. Streit kann die Wahrheit zutage fördern, meistens aber verschmutzt er den Raum. Der Lehrer muss wissen, inwieweit der Schüler an einem Streitgespräch teilnehmen kann, ohne Gereiztheit beizutragen.

        Diese Maßstäbe muss man kennen, weil die Bruderschaft vor allem des Gleichgewichts bedarf.

 

        35. Seid nicht überrascht, dass Ich im Gespräch über die Bruderschaft die uranfängliche Energie erwähne; dafür gibt es zwei Gründe.

        Der erste liegt darin, dass die Annäherung an die Bruderschaft die Entwicklung der uranfänglichen Energie erfordert; ohne diese, bei schlummernden Zentren, ist das Erkennen feiner Wahrnehmungen nicht möglich. Die Zusammenarbeit der Bruderschaft ist auf solchen feinsten Schwingungen aufgebaut.

        Ebenso muss man an den zweiten Grund erinnern: Nicht alle haben die vorhergehenden Schriften gelesen, in denen über die psychische Energie gesprochen wird. Jedes Buch muss die Hauptbedingungen des Fortschreitens beinhalten. Es wäre hart, nicht wenigstens kurze Andeutungen über das Vorhergehende zu machen, in dem Unschätzbares behandelt wurde.

        Wir wollen uns gegenüber jedem kleinen Umstand aufmerksam verhalten: Im irdischen Dasein ist es schwierig zu unterscheiden, wo das Kleine und wo das Große, wo das Nutzlose und das wo das Nützliche liegt.

[Russisches Original. Seite 25.]


Viele Perlen wurden zusammen mit dem Kehricht hinausgefegt. Wenn ihr bemerkt, dass euer Gesprächspartner die notwendigen Anfangsgründe nur zum Teil aufnimmt, helft ihm. In einer solchen geduldigen Hilfe kommt eine für die Bruderschaft sehr wichtige Eigenschaft zum Ausdruck.

 

        36. Die psychische Energie wird das Organ der vierten Dimension genannt. Diese Dimension selbst ist natürlich bedingt, sie drückt nur die Verfeinerung sämtlicher Gefühle aus. Eine große Verfeinerung verleiht die Möglichkeit, überirdische Bedingungen zu verstehen. Doch wenn die Nomenklatur[8] eine vierte Dimension aufgestellt hat, möge dies so sein, wenn man nur nicht wieder auf zwei Dimensionen zurückkommt.

        Ebenso wollen wir keine Einwände erheben, wenn die psychische Energie als Organ bezeichnet wird. Sie existiert und löst starke Wirkungen aus. Sie nimmt kosmische Ströme auf und ist mit dem Leben verbunden. Selbst wenn man sie als Organ bezeichnet, liegt in dieser Bezeichnung schon ihre Anerkennung.

 

        37. Man darf nicht vergessen, dass viele überhaupt kein einziges Wort über psychische Energie verstehen. Sie erkennen sie nicht an, wie ein Mensch den Blitz nicht anerkennt, den er noch nie gesehen hat. So finden sich auch Menschen, die überhaupt nicht verstehen, was ein Gedanke ist. Das Merkmal dieser Menschen ist nicht mangelhafte Bildung, sondern ein verknöchertes Herz: Es gibt nicht wenige solcher Leichname!

        Mögen die Erforscher der psychischen Energie sich an solche Versteinerungen gewöhnen. Vieles muss in den Tagebüchern notiert werden, was offensichtlich nicht aufgenommen werden kann.

 

        38. Die Menschen erwarten Boten, doch allein schon

[Russisches Original. Seite 26.]


der Gedanke an ihre Ankunft erschreckt sie. Wenn man die Menschen fragt, auf welche Weise sie den Boten sehen möchten, erhält man eine höchst merkwürdige Auftürmung, die sogar an Hässlichkeit grenzt; Vogelfedern werden nicht das letzte Attribut des Boten sein[9]. Wenn sie erfahren, dass der Bote in Licht gehüllt ist, sorgen sie sich vor allem darum, dass sie nicht geblendet werden.

        Natürlich gibt es selbst bei den gewöhnlichsten Erscheinungen Erschütterungen. Ein solches Erbeben rührt nicht nur von dem Unerwarteten her, sondern kann auch von der Ungleichheit der Auren kommen. Eine solche Spannung kann sogar verderblich sein, deshalb erscheinen Boten nicht oft. Sie kommen gewiss nicht, um zu töten; folglich muss man sich allmählich daran gewöhnen, unterschiedliche Spannungen aufzunehmen. Die Erforscher der psychischen Energie verstehen, von welcher Übung wir sprechen.

        Neben Experimenten mit psychischer Energie ist es notwendig, sich an den Verkehr[10] mit der Feinstofflichen Welt zu gewöhnen, ohne Magie anzuwenden, denn alles Natürliche wird auf natürlichem Wege erreicht. Nur mittels des Experimentes gewöhnt man sich an Spannungen verschiedener Grade. Man möge verstehen, dass die Erwartung selbst schon eine natürliche Bereitschaft oder, wie man gewöhnlich sagt, Disziplin ist.

        In Bereitschaft ist der Mensch auch bereit, den Boten zu empfangen.

 

        39. Die Menschen fürchten Prüfungen. Die Menschen fürchten Experimente, aber sie können sich viele Methoden der Erkenntnis nicht vorstellen. Wieder ist es die körperliche Angst, wieder ist es das Entsetzen des Fleisches, das vernünftiges Handeln fesselt.

[Russisches Original. Seite 27.]


        Deshalb muss mit Hilfe von Disziplin vor allem das Entsetzen überwunden werden.

 

        40. Der Begriff Bruderschaft ruht auf starken Säulen. Bei ihm kann es keine Begrenzungen durch Alter, Rasse oder zufällige Stimmungen geben. Über allem besteht natürlich die uranfängliche Energie. Wenn sie offenbart wird und man durch sie Beziehungen harmonisieren kann, wird eine dauerhafte Verbindung verwirklicht.

 

        41. Was ist der natürliche Pfad? Unbegrenzte Erkenntnis in Duldsamkeit und Geduld, ohne jegliches Sektierertum. Unbegrenzte Erkenntnis ist nicht leicht zu erwerben. Alles, was mit menschlichen Werken zusammenhängt, ist begrenzt. Jede Beschäftigung unterbricht gleichsam viele Verbindungswege. Selbst gute Geister wurden schon in einen engen Kanal getrieben.

        Die Krankheit der Selbstbegrenzung hat nichts mit Selbstverleugnung zu tun. Der Mensch begrenzt sich um der Bequemlichkeit willen! Kühne Taten um der unbegrenzten Erkenntnis willen sind doch die Ausnahme. Boshaftigkeit und Hass führen ihre Handlungen in Begrenztheit aus.

        Für unbegrenztes Handeln muss man von Wohlwollen erfüllt sein sowie Ursachen und Wirkungen mit einem gütigen Auge aufspüren. Die Strenge der Arbeit hat nichts mit Verurteilung gemein. Nur begrenzte Menschen verurteilen. Vollkommenheit wird nicht aus Verurteilung geboren.

        Kann man in Verwirrung von unbegrenzter Erkenntnis träumen? Lernen kann man überall und immer. Gerade durch unaufhaltsames Streben fließen einem Möglichkeiten zu. Der natürliche Pfad besteht nur in Bewegung!

[Russisches Original. Seite 28.]


        42. Wahrhaftig, man muss suchen! Man muss daran denken, dass ein kleiner Funke eine gewaltige Explosion auslöst. Ein Gedanke zieht an oder stößt ab. Jene, welche die menschlichen Geister regieren, sind nicht selten selbst Geführte. Und welch leere Töne können den Willen des Menschen durchkreuzen und den bereits angelegten Pfad für immer blockieren!

        Das Gute blockiert nicht, aber das Böse behindert! So wollen wir uns merken, dass ein kleiner Funke gewaltige Explosionen auslöst.

 

        43. Ist es möglich, dass solche Vorbereitungen für die Bruderschaft notwendig sind? Entschieden nicht nur Vorbereitung, sondern auch Erleuchtung. Wird nicht mancher, der sich entschlossen hat, sich dem Großen Dienst zu weihen, das bedauern? Kleinmut lässt alle Beispiele des Wohlergehens und der Bequemlichkeit entstehen; es kann sogar ein bedauerndes Lächeln geben. Wie kann man einen solchen Druck ohne Erleuchtung überwinden?

 

        44. Wir wollen uns über die Bedeutung des Begriffs Ruhe einigen. Um ihn haben sich viele unrichtige und schädliche Auslegungen angehäuft. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, Ruhe als Untätigkeit zu betrachten, auf diese Weise ist sie zu einer psychischen Schwächung gemacht worden. Das Zersetzendste für die psychische Energie ist Untätigkeit. Jede geistige Unbeweglichkeit ermüdet und regeneriert nicht.

        Die Ärzte verordnen Erholung, Ruhe und Untätigkeit und nehmen an, dass man in einem todähnlichen Zustand die Kräfte wiederherstellten kann. Dieselben Ärzte verstehen aber auch, dass der Verfall der Kräfte von einer Störung des Gleichgewichts herrühren. Daher ist Ruhe nichts anderes als Gleichgewicht. Gleichgewicht aber ist gleichmäßige

[Russisches Original. Seite 29.]


Anspannung der Energie. Nur auf diese Weise kann man die Kräfte regenerieren und stärken.

        Es geht nicht darum, ob man das Gleichgewicht in der Wüste oder in der Stadt erlangt, die Hauptsache ist die ständige Anspannung. Der Weg der Anspannung ist der Weg des Strebens, anders gesagt, der Weg des Lebens.

        Unkundige Ärzte warnen vor einer Verausgabung der Kräfte, tatsächlich werden diese aber bei Ungleichgewicht verbraucht. Im Gegenteil ist Gleichgewicht das einzige und beste Allheilmittel. Eines kann man als Hilfsmittel ins Auge fassen, und zwar den vernünftigen Gebrauch der Luft, das aber erfordert keine lange Zeit.

        Möge der Begriff Ruhe für die Offenbarung der Bruderschaft richtig erkannt werden. Unruhe erzeugt Hektik.

 

        45. Unter den weltweiten Erscheinungen haben unaufhörliche Explosionen eine besondere Bedeutung. Auch im Menschen verdichten sich Ausbrüche von Energie. Warum aber sind weltweite Explosionen segensreich, während die menschlichen den Organismus zugrunde richten können? Der Unterschied liegt darin, dass weltweite Explosionen in einem großen Rhythmus ausgeglichen sind, während die menschlichen oft gerade des Rhythmus ermangeln.

 

        46. Alles ist relativ, die Harmonie des Universums lässt sich jedoch nicht mit dem menschlichen freien Willen vergleichen. Gerade diese reichliche Gabe zieht schwere Folgen nach sich, wenn sie falsch genutzt wird. Über die Bedeutung des Menschen im Kosmos ist vieles gesagt worden, aber diese Wahrheit muss man unaufhörlich wiederholen. Bei allem kann man sich davon überzeugen, wie wenig die Menschen über ihre Bestimmung nachdenken.

 

        47. Es gab ein altes Spiel, bei dem die Menschen versuchten, einander zu ärgern. Wer sich zuerst ärgerte, hatte verloren.

 

        48. Oft wird auf ständige Wachsamkeit hingewiesen, doch wie selten wird sie verstanden! Gewöhnlich fordern die Menschen sie von ihrer Umwelt, suchen sie aber nicht bei sich selbst. Indes muss man vor allem sein eigenes Instrument stimmen.

        Nur dann wird Aufnahmefähigkeit erlangt. Kann man ohne Aufnahmefähigkeit Zusammenarbeit und Bruderschaft erhoffen? Die deutlichsten Ratschläge zerbrechen am Panzer der Verneinung.

        Es wird die Zeit kommen, in der die Ärzte herausfinden werden, welche Bedingungen für die Einwirkung der psychischen Energie am günstigsten sind. Man darf sich nicht vorstellen, die psychische Energie könne unter allen Bedingungen gleich wirken. Wie es Menschen gibt, auf welche die stärksten Gifte nicht wirken, so wird auch die psychische Energie verschieden aufgenommen.

        Wenn der Mensch keine Aufnahmefähigkeit entwickelt, verliert er seinen kostbarsten Apparat. Doch für die Aufnahme muss man in sich ständige Wachsamkeit herstellen. Für eine solche Eigenschaft ist nichts Übernatürliches erforderlich, man muss nur aufmerksam sein.

 

        49. Unter den menschlichen Inkarnationen werdet ihr bestimmt eine finden, die der rhythmischen Arbeit gewidmet ist. Sei es irgendein Handwerk, Musik, Gesang oder Landarbeit; der Mensch wird sich unbedingt zu jenem Rhythmus erziehen, der das ganze Leben erfüllt. Wenn sie von einigen Inkarnationen erfahren,

[Russisches Original. Seite 31.]


wundern die Menschen sich oft: Warum waren sie scheinbar von so geringer Bedeutung? Doch in ihnen wurde der Rhythmus der Arbeit erarbeitet. Diese höchst bedeutsame Eigenschaft muss durch Kampf und Geduld erworben werden.

 

        50. Man kann die Arbeit nur liebgewinnen, wenn man sie kennenlernt. Ebenso kann der Rhythmus nur erkannt werden, wenn er in die Natur des Menschen eingeht. Ansonsten würde sich die Unwissenheit gegen Gesetzmäßigkeit und ständige Disziplin auflehnen. Solchen Unwissenden erscheint schon der Begriff Bruderschaft als unerträgliche Utopie.

 

        51. Bruderschaft ist der erhabene Ausdruck gegenseitiger menschlicher Beziehungen. Im Zustand der Bruderschaft kann man eine freie Erkenntnis der Hierarchie erlangen. Die Hierarchie kann nämlich nicht zwangsweise befohlen werden. Sie lebt nur bei freiwilliger Erkenntnis. Sie kann nicht aus hinterlistigen Erwägungen anerkannt werden, ein solcher verlogener Zustand endet in erschreckender Zersetzung. Hierarchie kann mit Freude einhergehen, doch jedweder Zwang und Lüge ziehen Kummer nach sich.

        Es ist noch nicht lange her, da konnte man solche Überlegungen für moralische Abstraktionen halten, doch wenn die psychische Energie geschätzt wird, werden menschliche Eigenschaften bereits zu wissenschaftlichen Größen. Ist es nicht verlockend, mit experimentellen Methoden eine Skala der Eigenschaften aufstellen zu können?

 

        52. Es ist unrichtig zu sagen, jede wachsende Pflanze führe eine Drehbewegung aus. Richtiger ist, von einer spiralförmigen Bewegung zu sprechen. Eine Drehbewegung versteht man als etwas Abgeschlossenes,

[Russisches Original. Seite 32.]


eine Bewegung kann aber nicht abgeschlossen sein, sie strebt voran.

        Solche Experimente kann man nicht nur mit Pflanzen, sondern auch mit Geschossen im Raum durchführen; und wenn man in der Folge die Flüge des Gedankens beobachtet, wird man sich davon überzeugen können, dass jede Bewegung spiralförmig verläuft. Beim Studium der psychischen Energie ist eine solche Überlegung nützlich.

 

        53. Können wissenschaftlich begründete Höhere Mitteilungen sich ändern und sich selbst widersprechen? Die Grundlagen sind natürlich unerschütterlich, aber bei den Empfängern kann es Schwankungen geben. Solche Erscheinungen mangelnder Entsprechung sollte man nicht den Grundlagen zuschreiben. Wäre es nicht besser, die Ursache im eigenen Unverständnis zu suchen? Nur ein erweitertes Bewusstsein hilft, ein klares Verständnis herzustellen, andernfalls kann der klarste Brief irrig ausgelegt werden.

        Jede Unbeständigkeit ist unzulässig.

 

        54. Vergleicht eine Darstellung von gutem Willen und Dankbarkeit mit einer Glyphe[11] von Bosheit und Neid. Im ersteren Fall werdet ihr einen schönen Kreis finden, der zweite zeigt ein schreckliches Gekritzel. Trotz starker Anstrengungen bringt Bosheit nur unordentliche Striche hervor. Ein solches disharmonisches Gebilde offenbart eine Erniedrigung aller schöpferischen Grundlagen. Es ist unmöglich, mittels des Bösen schöpferisch zu sein; es erzeugt vorübergehende Krämpfe, verfällt dann dem Irrsinn und verzehrt sich schließlich selbst. Schön jedoch ist der Kreis des Wohlwollens, er ist wie ein lichter Schild! Er kann sich in harmonischer Bewegung erweitern und vertiefen.

        Bei der Erforschung

[Russisches Original. Seite 33.]


der uranfänglichen Energie ist es lehrreich, sich davon zu überzeugen, inwieweit es dem Menschen gegeben ist, positive und negative Eigenschaften zu unterscheiden. Die Menschen wurden wiederholt auf die Relativität von Gut und Böse aufmerksam gemacht. Es gibt jedoch einen grundlegenden Impuls, der nicht in die Irre führt: Die Darstellungen der psychischen Energie kann man nicht fälschen, sie zeigen das Wesen der Dinge an.

 

        55. Die Darstellungen der psychischen Energie lassen sich nicht bezweifeln. Sie kann als uranfängliche erkennende Kraft nicht irren und eine zufällige Stimmung nicht für das Wesentliche halten. Die Offenbarung des Gedankens über die Bedeutung der psychischen Energie wird diese gleichsam aus dem Raum heranpumpen.

        Der Magnet des Gedankens trägt die wertvollsten Teilchen der psychischen Energie herbei. Man muss sie liebgewinnen. Man muss ihre ständige Anwesenheit anerkennen. Ein solches Denken ist durchaus nicht leicht. Man muss viel Geduld aufbringen, um es unter dem Druck aller ungezügelten Ströme des Raumes zu bewahren.

 

        56.[12] Geduld, Geduld, Geduld – möge sie kein leerer Schall sein, möge sie uns auf allen Wegen beschützen. Wenn alle Kräfte erschöpft zu sein scheinen, ist das eine höchst gefährliche Illusion. Die Kräfte sind unerschöpflich, doch die Menschen selbst versuchen, ihren Strom zu unterbrechen.

        Auch der Pfad zur Bruderschaft erfordert viel Geduld. Diese Macht des Gedankens muss man aufwenden, um sich an das Bewusstsein der drei Welten anzuschließen.

 

        57. Die wahre Familie ist das Urbild des Gemeinschaftslebens. Sie kann Zusammenarbeit, Hierarchie und sämtliche Bedingungen der Bruderschaft personifizieren. Solche

[Russisches Original. Seite 34.]


Familien sind aber sehr selten, und daher kann man nicht allen sagen, die Familie sei ein Symbol der Bruderschaft.

        Man könnte antworten: „Ist die Familie nicht ein Symbol der Feindseligkeit?“ So sehr haben die Menschen sich daran gewöhnt, das Heim nicht mehr zu achten. Lasst uns deshalb unter den Fragen der Erziehung dem häuslichen Leben besondere Aufmerksamkeit schenken. Ohne Aufbau des Heimes kann man nicht an den Aufbau des Staates denken.

        Welche Vorstellung können Menschen von der Bruderschaft haben, welche die Würde des Staates und des Heimes nicht verstehen? Ist das Gefühl der Würde verlorengegangen, kann kein einzelner Erlass es wiederherstellen. Man muss beginnen, es durch Erziehung, Anerkennung weiter Erkenntnis und genaue wissenschaftliche Studien einzupflanzen. Nur so können die Menschen sich wieder der Menschlichkeit besinnen.

        Durch die Stufe der Menschlichkeit wird das Verständnis der Bruderschaft wiederhergestellt werden.

 

        58. Auch strenge Arbeit kann einen schönen Sinn erhalten, wenn sie nicht vergröbert und den Begriff Zusammenarbeit beiträgt. Man muss daran erinnern, dass Grobheit allen Naturgesetzen widerspricht. Jedes grobe Verhalten schafft einen hässlichen Wirbel; könnten die Menschen ihn sehen, würden sie sich sicherlich behutsamer verhalten. Das Karma der Grobheit ist überaus schwer.

        Menschen mit erweitertem Bewusstsein sind gegenüber jeder Grobheit besonders empfindlich; so kann man kann sich davon überzeugen, wie unzulässig Grobheit ist.

 

        59. Viele Gesprächspartner würden wahrscheinlich gern früher etwas über die Bruderschaft hören; mögen sie aber zuerst

[Russisches Original. Seite 35.]


Neugierde und störende Gewohnheiten aufgeben. Mit Würde kann man eintreten, weshalb man zunächst untersuchen muss, wie die verschiedenen Gefühle verstanden werden. Man sollte keine wertvollen Sachen zum Aufbewahren übergeben, wenn zu vermuten steht, sie könnten weiterverkauft statt sorgfältig verwahrt werden.

        Der Wissbegierige wird sich auf dem Pfad der Erkenntnis nicht langweilen.

 

        60. Wir stärken unsere Gesprächspartner mit allen Eigenschaften, die auf dem Pfad zur Bruderschaft notwendig sind. Es genügt nicht, nur einige Eigenschaften zu besitzen, man muss ihre vollständige Kombination kennen. Die Symphonie der Eigenschaften ist wie die Symphonie der Sphären! Wenn sich eine Eigenschaft schön entfaltet, während andere zurückbleiben, ergibt sich eine zerstörerische Dissonanz. Dissonanz kann schwächen, Gereiztheit verursachen und sogar zerstörerisch sein. Das Gleichgewicht der Eigenschaften wird durch eine starke Anspannung des Bewusstseins erreicht.

        Wie der Hirte darum besorgt sein muss, seine Herde zusammenzuhalten, so muss der Mensch eine erkrankte Eigenschaft heilen. Der Mensch weiß selbst sehr genau, welche seiner Eigenschaften leidet. Das Leben bietet ihm Gelegenheit, jede beliebige Eigenschaft zu erproben. Im Alltagsleben kann man für jede beliebige Eigenschaft Anwendung finden.

        Wenn ein Mensch zu beteuern beginnt, er habe keine Möglichkeit, seine besten Eigenschaften anzuwenden, beweist er seine eigene Stumpfsinnigkeit. Wenn sich dagegen ein Mensch über eine Gelegenheit freut, seine Eigenschaften anzuwenden, zeigt das eine Erweiterung des Bewusstseins an. Dann folgt die nächste Stufe der Freude, nämlich die Freude an der Schönheit der Symphonie der Eigenschaften.

 

        61. Versuche mit psychischer Energie werden zeigen,

[Russisches Original. Seite 36.]


wie sehr eine solche Symphonie den wohltuenden Kreis erweitert. Erfahrene Beobachter werden die Wechselbeziehung zwischen den Eigenschaften und der psychischen Energie leicht verstehen, den Unwissenden aber wird eine solche Gegenüberstellung unbegreiflich sein.

        Wir wollen für die weite Reise möglichst viele Eigenschaften sammeln. Möge jede von ihnen von höchstem Rang sein!

 

        62. Man darf nicht vergessen, dass auf jede Entdeckung eine Gegenentdeckung folgt. Ihr habt gehört, dass Radioübertragungen auf weite Entfernung unterbunden wurden; das heißt, dass selbst eine große Entdeckung nicht unbedingt ist. Es gibt Strahlen, die Gegenstände unsichtbar machen, andere durchdringen feste Körper. Nur der Gedanke und die psychische Energie sind unbedingt. Die Menschheit muss die sichersten Wege wählen. Alle mechanischen Entdeckungen beweisen nur die Notwendigkeit der Macht, die im Menschen selbst liegt.

        Verhalten wir uns behutsam gegenüber allen, die ihre beste Kraft für die Menschheit darbringen. Und danken wir den Brüdern, die unermüdlich die Erkenntnis der psychischen Energie vorantreiben. Auf diesem Weg benötigt man viel Selbstlosigkeit. Die Unwissenden können die Sucher der unwandelbaren Schätze nicht ausstehen. Auf dem besten Pfad kann man erwarten, beraubt zu werden. Zum Glück sind die Träger der unsichtbaren Schätze unverletzbar.

 

        63. Es heißt, dass die Tugend eine regenbogenfarbige Aura hat. Der Regenbogen ist das Symbol der Synthese. Erweist sich die Tugend nicht als die Synthese der Eigenschaften? Man kann in jedem antiken Symbol ist eine unanfechtbare Wahrheit finden.

        Die Menschen haben verstanden, dass Tugend nicht einfach nur

[Russisches Original. Seite 37.]


eine gute Tat bedeutet. Sie wussten sehr gut, dass nur ein Zusammenklang der Anspannungen der besten Eigenschaften die Synthese des Aufstiegs bietet. Sie wussten, dass nur der Beweggrund die Tugend verwirklicht. Keine äußeren Taten können den Beweggrund bezeugen. Experimente mit psychischer Energie werden anzeigen, wie sehr eine Tat sich vom Beweggrund unterscheiden kann. Keine noch so glänzenden Worte und Taten können den Beweggrund verbergen.

        Man kann viele historische Beispiele anführen, bei denen sogar nützliche Taten wegen unwürdiger Beweggründe nicht gerechtfertigt werden konnten. Andererseits erstrahlte vieles, was unaufgeklärt und verdächtig blieb, im Glanz schöner Beweggründe. Solche Zeugnisse des Wesens des Lebens werden von der uranfänglichen Energie bestätigt werden.

 

        64. Man muss verstehen, dass die Annäherung an einen so erhabenen Begriff wie Bruderschaft eine schwere Verpflichtung auferlegt.

        Jede Befreiung von einer kleinen Gewohnheit erfordert bereits eine Anspannung des Willens. Dabei kann es vorkommen, dass eine scheinbar abgelegte Gewohnheit sich wieder nähert, und das in einem noch stärkeren Maß; das heißt, dass dieses Laster in den Tiefen des Bewusstseins weiter fortbestand.

        Man könnte fragen: Bleiben Gewohnheiten über mehrere Inkarnationen hinweg erhalten? Sie können bestehen bleiben und sogar wachsen, wenn der Aufenthalt in der Feinstofflichen Welt nicht in den höheren Sphären verlief.

        In allem hat der Beweggrund die entscheidende Bedeutung. So wird auch beim Übergang in die Feinstoffliche Welt der Beweggrund der Führer sein. Nicht der offenbarte, sondern der tief empfundene Bewegrund wird herrlicher sein

[Russisches Original. Seite 38.]


als die ruhmreichsten Taten.

        Nur der Mensch selbst weiß, wie dieses oder jenes Gefühl in ihm entstanden ist. Er kann den Wachstumsprozess in seinem Innern verfolgen. So ist der beste Richter in einem selbst. Möge der Mensch sich jedoch daran erinnern, dass ihm selbst im irdischen Dasein ein unparteiischer Zeuge beigegeben wurde: die uranfängliche Energie.

 

        65. Strenge und Grausamkeit sind völlig verschiedene Begriffe. Aber die Menschen können die Harmonie der Strenge nicht von den Krämpfen der Grausamkeit unterscheiden. Strenge ist ein Attribut der Gerechtigkeit; Grausamkeit hingegen ist Menschenhass, von ihr aus gibt es keinen Pfad zur Bruderschaft. Strenge drückt sich als Kreis aus, Grausamkeit aber steht im Zeichen des Wahnsinns. Man sollte Grausamkeit nicht als eine Krankheit verstehen, sie ist wie schmutzige Reden nur der Ausdruck einer niedrigen Natur.

        Diese beiden finsteren Sprösslinge müssen im Staat durch Gesetz beseitigt werden. Die Prinzipien, welche die Unzulässigkeit dieser beiden niedrigsten Laster deutlich machen, müssen schon an den Grundschulen festgelegt werden.

 

        66. Es gibt bewusste und unbewusste Mitarbeiter und Boten. Mit Aufträgen betraut zu werden gilt als ehrenvoll, aber unbewusste Mitarbeiter wissen gewöhnlich noch nicht einmal, wann ihnen ein Auftrag inspiriert wurde. Sie folgen einem ihnen unbekannten Befehl und übermitteln etwas oder warnen, wissen aber selbst gar nicht, wo ihr Auftrag beginnt und wo er endet. Es gibt viele solche Boten, die sich nach ihrem Zustand zwar unterscheiden, aber in keiner Weise zaudern.

        Besonders gibt es stille Aufträge, wenn es notwendig ist, nicht durch ein Wort, sondern durch Schweigen einzuwirken.

[Russisches Original. Seite 39.]


        67. Ein starrer stiller Blick wendet manchmal große Gefahren ab. Der Gedanke bedarf keiner Worte. Suggestion* bedarf keiner Worte. Nur unerfahrene Hypnotiseure bemühen sich, durch Schreie einzuwirken und durch Gesten zu helfen, doch weder das eine noch das andere ist bei der Übertragung von Gedanken erforderlich. Eher kann rhythmischer Atem von Nutzen sein, doch auch dieser wird durch den Rhythmus des Herzens ersetzt.

        Der Gedanke wird über das Herz gesandt und auch über das Herz empfangen.

 

        68. Menschen, die eine Botschaft erwarten, können auch in zwei Kategorien eingeteilt werden.

        Eine Minderheit versteht zu warten, doch die Mehrheit begreift nicht nur nicht, was vor sich geht, sondern geht sogar so weit, Schaden zuzufügen. Sie verlassen ihre Arbeit. Sie füllen den Raum mit Wehklagen. Sie stören ihre Umgebung. Sie zählen sich, ohne es zu bemerken, zu den Auserwählten und beginnen, sich hochmütig über andere zu äußern.

        Viel Schaden entsteht durch unzulängliches Wissen und mehr noch durch ein abgestorbenes Bewusstsein. Jeder dieser Menschen wird zu einer Brutstätte der Verwirrung und des Zweifels. Er verliert den Arbeitsrhythmus und offenbart Verwirrung. Solche Menschen sind für die Ideen des Wissens höchst verderblich. Sie wünschen zu ihrer persönlichen Befriedigung die neuesten Botschaften zu erhalten, aber von solchen Usurpatoren geht wenig Nutzen aus.

        Man darf diese nicht gefestigten Menschen nicht in Erwägung ziehen: Sie sind wie Nester des Verrats; nichts hält sie von ihren Intrigen ab. Im Namen einer guten Botschaft darf es keine Vernichtung geben.

        Es gibt wenige, die inmitten von Arbeit und Mühsal

[Russisches Original. Seite 40.]


in vollem Wohlwollen Botschaften erwarten können – solche Mitarbeiter werden bereits zu Mitbrüdern.

 

        69. Man kann unmöglich alles, was über die Bruderschaft geschrieben wurde, als authentisch anerkennen. Vieles ist mit Vorstellungen über die Feinstoffliche Welt vermischt, viele persönliche Träume sind mit der Wirklichkeit verflochten worden. Es gibt viele Überlieferungen über verschiedene Rassen und nicht bestehende Kontinente.

        Die Menschen fügen einem Begriff, mit dem sie sich beschäftigen, viele Einzelheiten hinzu, ohne die Ungleichartigkeit und die andere Zeit zu berücksichtigen. Ein schlechtes Vorstellungsvermögen setzt oft das herab, was es rühmen möchte.

 

        70. Richtig ist der Pfad vom Kleinen zum Großen. Jedes Samenkorn bestätigt dies. Oft aber halten die Menschen das Kleine für das Große und meinen, eine kleine Münze könne die Sonne verdecken.

 

        71. Ein Wunderheiler bespricht Krankheiten, aber erst jetzt beginnt man zu verstehen, dass solche Beschwörungen einfach Suggestion sind. Man kann bemerken, dass Wunderheiler irgendwelche unverständlichen und sinnlosen Worte aussprechen, doch wenige denken darüber nach, dass der Sinn nicht in den Ausdrücken, sondern im Rhythmus und hauptsächlich in den ausgesandten Gedanken liegt.

        Durch Suggestion kann nicht man nur Schmerz verhüten, sondern auch der ganzen Krankheit eine andere Richtung geben. Letzteres wird selten zugegeben, denn die Menschen glauben bis heute nicht an die Einwirkung von Gedanken.

        Aus derselben Quelle des Unglaubens entspringt der Stillstand des Bewusstseins. Die Menschen vergiften sich durch Unglauben. Die Weisheit der Jahrhunderte berichtet von vielen Beispielen großen Vertrauens und der Zerstörung durch Unglauben. Wenn Wir über Zusammenarbeit

[Russisches Original. Seite 41.]


und sogar über Bruderschaft sprechen, müssen Wir immer wieder auf das Vertrauen hinweisen, ohne das kein Rhythmus entstehen, kein Erfolg erreicht und kein Fortschritt erzielt werden kann.

        Denkt nicht, dass Ich zu oft allgemein Bekanntes wiederhole, im Gegenteil, wie in der Stunde der Gefahr spreche Ich immer wieder über das Rettungsmittel. Es gibt kein anderes Mittel, um die psychische Energie anzuregen. Es gibt keinen anderen Weg, damit das Herz im Sieg erstrahlt. Es ist schwierig, nicht zu ermüden, wenn es im Herzen finster ist.

 

        72. Man kann die besten Ratschläge erhalten, und doch können sie liegenbleiben wie die Herbstblätter. Nur die Erkenntnis, wie wichtig der Gebrauch der Energie im Leben ist, kann Führung in die Tat umsetzen. Zur Bruderschaft führen keine leeren Worte.

 

        73. In der Stunde der Verwirrung ist Schweigen der beste Freund. Möge diese Stille aber nicht zur Stille der Bosheit werden. Möge der Rhythmus des Herzens sich, wenn auch nur für einen Augenblick, beruhigen. Möge die psychische Energie wieder Ruhe finden; so wird die Arbeit der Zentren gestärkt – im Licht, aber ohne in Brand zu geraten.

 

        74. „Die Stadt wurde völlig befestigt, ihre Mauern und Türme sind stark, bei jedem Tor steht eine Schildwache, kein Feind kann in die Festung eindringen. Seid aber vorsichtig, Schildwachen, lasst euch durch die Pfeile des Feindes nicht verwirren. Man hat sich Pfeile mit besonderen Aufschriften ausgedacht, um die Aufmerksamkeit der Wächter anzuziehen. Die Aufschriften sollen die Wächter verleiten und ihren Verstand verwirren, so dass die Tore ohne Verteidigung bleiben.“ So wurde in einem gewissen Mysterium der Zustand der psychischen Energie bei Verwirrung des Geistes beschrieben.

        Ob man es auf poetische Weise, mit Symbolen, Hieroglyphen, medizinischen Ausdrücken

[Russisches Original. Seite 42.]


oder einem strengen Befehl sagt, alle Formen weisen übereinstimmend auf die Bedeutung der Grundenergie hin. In den Mysterien wurden oft vor schädlicher Verwirrung warnende Symbole gebraucht. Man kann die psychische Energie sehr verstärken, doch eine geringe Verwirrung kann dem gefährlichsten Feind die Tore öffnen. Man muss es verstehen, in der Stunde der Verwirrung wenigstens für einen Augenblick Ruhe hervorzurufen. Eine solche Ruhe und auch nur ein Atemzug Prana* werden schon einen starken Schild bilden.

        Ein Arzt muss den alten Symbolen aufmerksam sein Ohr leihen. Wenn biblische Erzählungen von gesandten Krankheiten und Plagen sprechen, kann man verstehen, dass ein bedrückter Geist die schrecklichste Verseuchung zugelassen hat.

 

        75. Man muss auch verstehen, dass dann, wenn vom Guten gesprochen wird, eine rechte Tat vorausgesetzt wird. Wenn es eine rechte Tat gibt, folgt daraus das Gute. Wenn jedoch bei einem noch so glänzenden Gespräch über das Gute eine schlechte Tat vollführt wird, wird nur Schaden angerichtet.

        Es wird viel über das Gute gesprochen und viel Böses getan.

 

        76. Die Menschen nehmen an, dass ein einem Bettler gegebener Groschen einen begangenen Mord tilgt! Solange die Angemessenheit* nicht erkannt wird, kann kein Gleichgewicht zustande kommen.

        Auch das Töten des Körpers oder des Geistes wird nicht verstanden. Wo ist die Offenbarung der Bruderschaft, wenn ein Mord des Geistes möglich ist? Er wird nicht einmal als Verbrechen angesehen!

 

        77. Mut wird durch die richtige Entwicklung der psychischen Energie verstärkt. Richtige Entwicklung muss man als natürliches Wachstum verstehen. Möge

[Russisches Original. Seite 43.]


jeder seinen Vorrat an Mut vermehren; er ist wie ein offenes Fenster.

 

        78. Das Gefühl der Zufriedenheit ist zerstörerisch; es führt zu Übersättigung und Lähmung der Energie. In der Feinstofflichen Welt kann man das höchst beklagenswerte Schicksal solcher Gelähmten beobachten. Sogar das wenige, das sie während des irdischen Lebens sammeln konnten, wird durch die Lähmung der Energie unterbunden. Umherirrende Schatten, sie können keinen Erfolg haben, weil es ohne Energie keinen Fortschritt gibt.

        Man könnte euch fragen: Ist das Los solcher Gelähmten oder das von bösartigen Hassenden düsterer? Die Antwort ist schwierig. Die Hassenden können leiden und auf diese Weise geläutert werden, aber die Gelähmten verlieren infolge der Untätigkeit der Energie die Möglichkeit des Fortschritts.

        Ist es nicht besser, schwer zu leiden, aber dabei die Möglichkeit des Fortschritts zu haben? Läuternde Qualen sind besser als hoffnungslose Zersetzung. Hass kann sich in Liebe verwandeln, aber Lähmung ist das Entsetzen der Nacht. Solche ohnmächtigen Zerstörungen können nicht zur Bruderschaft führen. Man kann die Lähmung einzelner Gliedmaßen durch den Willen überwinden, doch wenn die Grundenergie selbst untätig ist, wie kann man dann einen Befehl ausführen? Es laufen viele solcher lebenden Leichname herum!

 

        79. Es ist nützlich zu beobachten, wie Menschen unter Suggestion handeln, gleichzeitig aber die Möglichkeit eines solchen Einflusses vehement verneinen. Manchmal behauptet ein Mensch aus Bosheit, er gehe gemäß seiner Absicht vor, während er unter unmittelbarer Suggestion handelt. Der Mensch überträgt Gedanken, die nicht seine eigenen sind, und verwendet Ausdrücke, die

[Russisches Original. Seite 44.]


ihm fremd sind, doch aus Bosheit sucht er, sie sich selbst zuzuschreiben. Wenn ihr wisst, woher eine Suggestion kommt, könnt ihr über absichtliche Entstellungen urteilen.

        Finster und zerbrechlich ist alles, was aus Bosheit geschaffen wurde.

 

        80. Wenn die Menschen an einen früheren Ort zurückkehren, verspüren sie für gewöhnlich eine gewisse Wehmut. Sie fühlen, dass etwas nicht ausgeführt wurde. Und so ist es. In der Unbegrenztheit muss immer etwas Vorherbestimmtes gefühlt werden.

 

        81. Wir wollen das Buch „Bruderschaft“ in zwei Teile teilen. Den ersten Teil über die Grundlagen der Bruderschaft geben Wir jetzt; den zweiten Teil über das Innere Leben der Bruderschaft werden Wir jenen senden, welche die Grundlagen angenommen haben.

 

        82. Zusammengesetzte Träume und Erinnerungen stellen sich als eine ganze Wissenschaft dar. Zuweilen verflechten sie sich zu Fabeln, bei Zergliederung zeigen sie jedoch eine Reihe einzelner, völlig realer Episoden. Wenn die Menschen daher von etwas Unmöglichem sprechen, sollte man daran denken, dass vielleicht die Zusammenstellung der einzelnen Teile unnatürlich, jedes einzelne Teil aber durchaus möglich sein kann. Es ist lehrreich, zu beobachten, welche Teile genau der Erinnerung leichter entfallen; so kann man den Charakter der Person selbst erklären.

        Die Offenbarung weit zurückliegender Erinnerungen kann vielschichtige Muster aus verschiedenen Jahrhunderten hervorbringen. Man kann die verschiedenartigsten Begegnungen wahrnehmen; so können sich nicht selten Mitglieder der Bruderschaft treffen, doch sogar die erhabensten Begegnungen können von den Einzelheiten aus verschiedenen Jahrhunderten verdeckt werden. Nicht zufällig heißt es, dass jeder Mensch

[Russisches Original. Seite 45.]


einen vielschichtigen Speicher darstellt. Es ist viel Feuer notwendig, um all die dunklen Speicher zu erleuchten.

 

        83. Die Menschen sprechen viel über Gedankenformen, es können sich aber bei weitem nicht alle Gedanken in eine Form kleiden. Es kann gedanklichen Staub geben, der nicht nur seiner Ausformung beraubt wurde, sondern sich mit anderen, ähnlichen Staubknäueln vermischt. Man kann durch einen solchen Kehricht zu niesen beginnen.

 

        84. Jene, die von Gedankenformen sprechen, sind selten darum besorgt, wie man diese Gebilde verfeinern und verstärken kann. Indes kann sogar Autosuggestion nützlich sein. Seit langem heißt es, dass Gedanken durch den Raum jagen, was voraussetzt, dass sie geformt werden müssen. Knäuel von Kehricht eignen sich nicht für Sendungen.

 

        85. Glückseligkeit des Denkers oder Qual des Denkers? Für gewöhnlich stellt man einen Denker in Qualen dar; wenn ihr ihn aber fragt, ob er sich von solchen Qualen befreien möchte, wird jeder Denker verneinend antworten. In den Tiefen seines Bewusstseins empfindet er große Glückseligkeit, denn der Denkprozess ist bereits die höchste Wonne.

        Für die Menschen gibt es nur zwei Wonnen: Denken und die Ekstase der Schönheit. Der Pfad zur Feurigen Welt wird durch diese beiden Erscheinungen verwirklicht. Nur über sie kann der Mensch in höhere Sphären aufsteigen. Jedes höhere Gespräch wird bereits diese beiden Grundlagen beinhalten.

        Deshalb ist es unsinnig, von den Qualen eines Denkers oder Schöpfers zu sprechen. Sie quälen sich nicht, sondern sie freuen sich. Übrigens verstehen die Menschen Freude

[Russisches Original. Seite 46.]


auf eine so eigenartige Weise! Für manche bedeutet es Freude, nichts zu denken oder nichts zu tun.

        Der Pfad zur Bruderschaft besteht aus Denken und Arbeit.

 

        86. Gnade ist kein leichter Begriff; nur der sehr Weitsichtige kann ihre Wirkungen eine herausfinden. Wenn Seelengröße spricht „leben lassen“, so wird dies kein schweres Urteil sein. Vielleicht könnte gerade in dieser Stunde Zerstörung herantreten, aber der Weitsichtige hat verstanden, dass das Positive größer als das Negative ist. Für den Kurzsichtigen ist eine solche Gnade fehl am Platz, aber für den Weitsichtigen ist sie wie ein ins Ziel treffender Pfeil.

 

        87. Auf dem Pfad zur Bruderschaft gibt es viele Zeichen. Der Pfad ist nicht kurz, und jeder Vorrat ist von Nutzen. Wer wagt zu behaupten, diese oder jene Eigenschaft sei ihm nicht dienlich? Es kann sich ergeben, dass gerade das Vernachlässigte dringend benötigt wird.

 

        88. Die Last dieser Welt. Zwei Schüler besprachen, welches Symbol für diesen Begriff das ausdrucksvollste sei. Der eine schlug Gold vor, der andere aber hielt weißen Marmor für besser. Beide kamen überein, dass eine Last, als Gewicht, am besten durch einen Stein ausgedrückt wird. Der Lehrer aber bemerkte: „Das kleinste Samenkorn entspricht dem Begriff der Last der Welt.“[13]

 

        89. Erzählt Menschen, die ihre Bestimmung im irdischen Dasein nicht verstehen, nicht viel von den fernen Welten. Sie werden dadurch das wenige, das sie wissen, verlieren und gewinnen aus dem Bereich höheren Wissens nichts Nützliches hinzu. Beobachtet sehr aufmerksam, was ein Mensch aufnehmen kann. Man beginnt die Mahlzeit nicht mit dem Nachtisch.

[Russisches Original. Seite 47.]


Es ist besonders schädlich, den Menschen Speise zu essen zu geben, die sie nicht verdauen können. Umso mehr muss man Aufmerksamkeit in sich entwickeln. Die Zuhörer dürfen sich nicht langweilen, denn Langeweile bedeutet Erstarrung.

 

        90. Die Menschen streben gern mit vorbereiteten Inhalten zur Bruderschaft. Warnt man sie aber, dass Streit nicht statthaft sei, verliert ein bedeutender Teil von ihnen die Begeisterung.

        Fragt die Menschen, wie sie sich die Bruderschaft vorstellen. Ihr werdet viele unbedeutende Bedingungen finden, die ihnen besonders wichtig erscheinen. Ein Fragesteller war so erstaunt, dass er schließlich ausrief: „Ist es möglich, dass die Menschen die Unordnung so sehr schätzen?“

        Wahrlich, sie kennen die unabänderlichen Naturgesetze nicht.

 

        91. In den schwersten Stunden können die Menschen sich gleichwohl mit den gewöhnlichsten Dingen befassen. Man kann staunen, wie oft sich Unverständnis für die Ereignisse findet. Der wiederholte Hinweis auf die Wichtigkeit der Stunde bleibt wirkungslos. Die Erkenntnis klopft nicht beim Herzen an.

        Lasst uns keine Vorausschau erwarten, aber ein Vorgefühl ist völlig natürlich. Die Menschen verjagen jedoch diese Vorgefühle, weil ihnen niemand etwas von der uranfänglichen Energie gesagt hat. So haben sie auf einem Gebiet Erfolg, bleiben aber auf einem anderen, nicht weniger wertvollen zurück.

 

        92. Eine verhasste Arbeit ist nicht nur für den erfolglosen Arbeiter ein Unglück, sondern sie vergiftet auch die ganze umgebende Atmosphäre. Die Unzufriedenheit des Arbeiters lässt ihn weder Freude finden noch die Qualität verbessern. Außerdem verstärkt das durch Gereiztheit erzeugte Imperil*

[Russisches Original. Seite 48.]


düstere Gedanken, welche die schöpferische Tätigkeit abtöten.

        Nun könnte eine bestimmte Frage auftauchen: Was soll man tun, wenn nicht jeder die Arbeit finden kann, die seiner Berufung entspricht? Zweifellos können viele Menschen sich nicht so einbringen, wie sie es wünschen. Es gibt ein Mittel, das diesem Dahinsiechen entgegenwirken kann:

        Wissenschaftliche Errungenschaften zeigen, dass oberhalb der Alltäglichkeit ein herrliches Gebiet existiert, das für alle zugänglich ist: die Erkenntnis der psychischen Energie. Durch Experimente mit ihr kann man sich davon überzeugen, dass Bauern oft einen guten Vorrat an Energie besitzen. Auch viele andere Arbeitsgebiete begünstigen die Erhaltung der Kraft. Deshalb kann man die erhebende Macht bei den verschiedensten Arbeiten finden.

 

        93. Alles ist möglich, nur Niedergeschlagenheit kann Unmöglichkeit einflüstern. Jeder Schritt der Wissenschaft begrenzt nicht etwa, sondern bietet eine neue Möglichkeit. Erweist sich vom irdischen Standpunkt aus etwas als unmöglich, so lässt sich gerade dies durch Anwendung feinstofflicher Energien vollkommen verwirklichen.

        Das Gesicht eines Menschen verändert sich durch die Lichtquelle. Die Beleuchtung kann die Gesichtszüge bis zur Unkenntlichkeit verändern und einen nie dagewesenen Ausdruck enthüllen. Es gibt aber so viele Strahlen und Ströme mit allen möglichen Einwirkungen, die das Vorhandene verwandeln können!

        Ist es nicht ermutigend zu verstehen, dass alles möglich ist?

 

        94. Es ist bedauerlich, wenn jemand keinen Angriffen ausgesetzt ist. Das bedeutet, dass sich seine Energie in einem sehr schwachen Zustand befindet und keine Gegenwirkungen hervorruft. Nur

[Russisches Original. Seite 49.]


Unwissende können Angriffe als Unglück betrachten.

        Fettleibigkeit schwimmt im Fett der Untätigkeit. Für welche Düngung ist ein solches Fett tauglich? Die Ausdünstungen des Fetts ziehen unerwünschte Wesenheiten an. Nützlicher ist wachsames Streben, es bewahrt einen genügenden Schutz für die Nerven. Ebenso darf Magerkeit den Punkt des Gleichgewichts nicht überschreiten.

 

        95. Jede Erscheinung ist vielgestaltig. Es ist besonders irrig zu meinen, die Erscheinungen hätten nur eine einzige Quelle und nur eine einzige Wirkung. Man kann um jede Tat herum viele verschiedene Bereiche unterscheiden, die Einfluss nehmen und auf die ein Einfluss sich erstreckt. Man muss lernen, dass die Sphäre jeder Tat viel weiter ist, als man sich nach irdischem Urteil vorstellen kann. Auf diese Weise berühren die Menschen mit jeder Tat und mit jedem Gedanken mehrere Sphären.

        Man sollte nicht vergessen, dass Gedanken unvermeidlich die Feinstoffliche Welt berühren. Sie gelangen nicht immer in einem klaren Zustand dorthin, werden aber in jedem Fall eine gewisse Verwirrung der Energie hervorrufen. Es brechen sich so viele Ströme im Raum, dass man die menschliche Tat nicht bloß als Muskelreflex bezeichnen kann. Daher muss man sich an die Vielschichtigkeit der Wirkungen gewöhnen.

 

        96. Einst wollte ein Künstler den Gedanken darstellen, wusste aber nicht, welches Symbol ihn am besten ausdrückt. Ein Philosoph schlug vor, ihn als Wolkengebilde zu verstehen, weil der Gedanke im Raum weilt. Ein anderer Denker meinte, der Sternenhimmel sei besser. Ein dritter nahm an, ein Blitz ergäbe eine grobe Darstellung des Gedankens. Ein vierter schlug vor, die Leinwand weiß zu lassen, da

[Russisches Original. Seite 50.]


irdische Auge den Gedanken nicht einfangen und jedes Bild für das Licht dieser Energie zu grob wäre.

 

        97. Der Sternenhimmel kann am besten von den irdischen Bedingungen wegführen. Die Unbegrenztheit kann irdische Auftürmungen verdecken. Das irdische Entsetzen wird nur durch das Leuchten der Welten beseitigt.

 

        98. Beeilt euch nicht mit Schlussfolgerungen. Die Menschen hasten gewöhnlich verfrüht voran und verwirren auf diese Weise die Fäden der Wirkungen.

 

        99. Bruderschaft oder Gemeinschaft – es ist unmöglich, zwischen ihnen eine scharfe Grenze zu ziehen. Die Menschen hingegen wünschen sich, dass Begriffe ganz klar auseinandergehalten werden. Es fließt aber vieles von anderen Begriffen hinein. So wird die Gemeinschaft eine Art eine Schwelle zur Bruderschaft sein, deshalb muss man die Zugänge zum Bollwerk des Geistes hüten.

 

        100. Die Zerrüttung des Heimes und der Familie geschieht nicht durch Worte und Taten, sondern durch Gedanken. Schweigend werden die Grundlagen untergraben. Die Menschen selbst planen, ohne es zu merken, die Zersetzung. Es gibt wenige Heime, in denen in vollem Verständnis gemeinsame Arbeit geleistet wird – so ist jedes Heim eine Stufe zur Bruderschaft.

 

        101. Ein Stallknecht trug seinem Herrn den Wunsch vor, eine ganz besondere Pferderasse zu züchten. Der Herr antwortete: „Ein ausgezeichnetes Vorhaben, zuerst aber bringe den Pferdestall in Ordnung.“

        Ein Schriftsteller wird besonders geschätzt, wenn seine Gedanken Nutzen bringen und nicht nur flüchtig gelesen werden. Man kann viele Beispiele aus verschiedenen Bereichen anführen, um an den Dienst zu erinnern, der seinem Wesen nach planmäßig ist. Dieselbe Planmäßigkeit

[Russisches Original. Seite 51.]


muss man anwenden, wenn der Gedanke über die Bruderschaft sich bildet.

 

        102. Wir sollten jede Stunde zählen, in der es uns gelungen ist, unsere Kraft zum Nutzen einer Sache zu verausgaben. Dienst besteht nicht darin, das übliche Wohlergehen zu fördern, sondern Heil zum Nutzen der Menschheit zu bringen. Es mag schwierig sein, einzelne Persönlichkeiten anzunehmen, jedoch das Antlitz der gesamten Menschheit wird annehmbar sein.

 

        103. Wie soll man die Existenz des freien Willens mit den Einwirkungen in Einklang bringen, über die oft gesprochen wurde? Der freie Wille existiert und niemand wird dies leugnen, doch ständig kann man irgendwelche Nichtübereinstimmungen mit den Taten und dem Denken der Überirdischen Kräfte bemerken. Es kommt darauf an, ob der Wille mit den Höheren Kräften harmoniert oder ob er chaotisch ist und den Aufbau zerstört.

        Es ist bedauerlich zu beobachten, dass unter den Menschen der chaotische Wille vorherrscht. Er wird durch die formale Bildung nicht besser. Der freie Wille ist ein Prärogativ[14] des Menschen. Aber ohne Harmonie mit den höheren Kräften wird er zur Katastrophe.

 

        104. Obgleich wiederholt vom Schaden durch niederen Psychismus* gesprochen wurde, können die Unwissenden diesen Zustand nicht vom natürlichen Wachstum der uranfänglichen Energie unterscheiden. Wenn wir hören, dass jemand niederen Psychismus mit psychischer Energie verwechselt, wissen wir, dass es nutzlos ist zu versuchen, ihn von dieser Unwissenheit abzubringen. Man muss spüren, wo die Quelle zu finden ist, die unseren Vorrat an Energie speist. Man muss diesen Schatz achten.

 

        105. In antiken Traktaten[15] kann man den Ausdruck „Beschädigte Seelen“[16] finden. Dabei wird erklärt, dass man sich die Beschädigung nur selbst zufügen kann. Sobald sich der Mensch einbildet, es gäbe für ihn keinen Weg mehr, der ihn weiterführt, fesselt er seine uranfängliche Energie. Bei solchen Fesseln kann es keinen Fortschritt geben. Indem er seinen Weg abbricht, nimmt der Mensch eine schwere Verantwortung auf sich.

        Das kann nicht mit Verzweiflung gerechtfertigt werden, denn dieses düstere Gespenst wird natürlich durch den eigenen schwachen Willen erzeugt. Wenn dieses Gespenst in den Geist einzieht, beschädigt es tatsächlich dessen Gesundheit. Das Gespenst hat mit der Wirklichkeit nichts gemein. Wenn die Menschen die wahren Gründe ihrer Verzweiflung untersuchen, werden sie von deren Nichtigkeit überrascht sein.

        Wenn das Konzept der Bruderschaft den Menschen vertrauter wäre, wie viele solcher grundlosen Verzweiflungen könnten zerstreut werden! Doch die Menschen ziehen es vor, ihren Fortschritt zu unterbinden, nur um nicht über die heilsamen Grundlagen nachzudenken. Die Schriftsteller der antiken Traktate über Beschädigte Seelen hatten oft gute Gründe für diesen Ausdruck.

 

        106. Bei jedem Handwerk kann man sich davon überzeugen, wie schwer es ist, anzuleiten, wenn ein feindlicher Wille vorhanden ist. Nicht nur ein feindlicher, sondern auch ein untätiger Wille kann schadenbringend sein. Von einem bösen Willen werden viele bereits gestaltete Möglichkeiten abgelehnt. Nicht nur bei großen Ereignissen, sondern in der ganzen Lebensweise kann man eine solche Situation beobachten.

 

        107. Ein Verneiner wird oft beteuern, keinen Einfluss auszuüben. Auch in einem solchen

[Russisches Original. Seite 53.]


Fall kann die Bruderschaft ungewöhnlich nützlich sein. Mit einem Anruf der Bruderschaft kann man sich dem menschlichen Wesen auf ungewöhnliche Weise nähern. Die Bruderschaft kann wie ein Arzt auf einen feindlichen Willen einwirken. Doch dafür muss man sich den Begriff Bruderschaft aneignen. Sehen wir das oft?

 

        108. Kann man einen Menschen nennen, der zufrieden wäre, wenn er anstatt des von ihm erhofften ganzen Kleides nur ein halbes erhält? Ebenso ist es mit der Zusammenarbeit. Was für ein Erfolg kann erreicht werden, wenn man anstatt der vollen brüderlichen Zusammenarbeit nur eine halbe aus Misstrauen und Zweifel anbietet?

        Es ist notwendig, die Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu erproben, beginnend mit den ganz alltäglichen Arbeiten. Es ist falsch anzunehmen, Zusammenarbeit komme bei großen Taten zustande, wenn sie noch nicht einmal im Alltäglichen bestand. Man sollte genau in die Tiefe des Bewusstseins blicken und sich fragen, ob der Geist für Zusammenarbeit bereit ist.

        Ein Mensch kann an die Bruderschaft noch nicht einmal denken, wenn es ihn nicht erfreut, an der Gemeinschaftsarbeit teilzunehmen. Jede Gemeinschaftsarbeit hat viele Aspekte, die den verschiedenen Fähigkeiten entsprechen. Ist das Arbeitsfeld etwa begrenzt? Ist es denn nicht eine Freude, um sich herum wahre Mitarbeiter zu spüren? Bei Uns herrscht große Freude über jeden Mitarbeiter. Man sollte jeden, der sich nähert, behutsam ermutigen. Man muss um die Abgefallenen nicht betrübt sein, deren Geist die wahre Freude nicht zu verstehen vermag.

 

        109. In der Unbegrenztheit gibt es viele Empfindungen, die man mit irdischen Worten nicht ausdrücken kann. Manche von ihnen

[Russisches Original. Seite 54.]


erfüllen das Herz mit Erbeben, doch eine solche Anspannung ist weder erschreckend noch entzückend. Es ist schwer, das Gefühl eines Menschen zu beschreiben, der sich vor dem Unermesslichen Abgrund befindet. Er ist nicht erschrocken, kann aber auch nichts wagen. Er sieht keine Unterstützung und weiß nicht, was in einer solchen Lage zu tun ist.

        Ein Glück ist es aber für ihn, wenn die Bruderschaft hinter ihm steht und ihm dies völlig bewusst ist. Man sollte die Bruderschaft nicht als etwas Abstraktes verstehen. Sie ist hier für das Glück der Menschheit.

 

        110. Wenn das unübertreffliche Gefühl der Bruderschaft unter irdischen Verhältnissen auch schwierig ist, so ist die Bruderschaft doch jedem bestrebten Geist vollkommen zugänglich. Man muss nicht kompliziert urteilen, wenn ihr es nur versteht, eurem Nächsten nichts zu wünschen, was ihr für euch selbst nicht wünscht. So kann man sich an jedem Tag, bei jeder Aufgabe und bei jedem Gedanken in der Erkenntnis der Bruderschaft festigen.

 

        111. Gute Taten gleichen den verschiedenen Blumen auf einer Wiese. Neben heilkräftigen kann es prächtige, aber giftige geben. Neben herrlichen Erscheinungen können sich überaus tödliche finden, doch nur aufgrund von Erfahrung kann man die richtige Wahl treffen.

        Unaufrichtigkeit enthält ein zerstörerisches Gift. Man kann sehen, dass ein auf Lüge gegründeter Aufbau in Hässlichkeit entartet. Es wird viel über gute Taten gesprochen, doch diese müssen wirklich gut sein. Mögen die Menschen in der Tiefe ihres Herzens ergründen, wann sie gut waren. Keine Maske kann die Hässlichkeit des Gerippes der Lüge verbergen. Verurteilen wir nicht, denn jeder hat sich bereits selbst verurteilt.

 

        112. Noch nie ist ein Baum wieder zusammengewachsen, der vom Blitz gespalten wurde. Man kann nicht in das Innere eines Herzens eindringen,

[Russisches Original. Seite 55.]


das von einem Blitz verfinstert wurde. Man kann nicht erwarten, dass ein verbrannter Baum wieder kräftig und schattig wird. Ebenso sollte man bei Aufrufen zur Bruderschaft nicht auf ein Herz hoffen, welches das Gute vergessen hat.

 

        113. Jede wissenschaftliche Erkenntnis ist schön, solange sie nicht in einer Sackgasse endet. Ausweglosigkeit ist dem unbekannt, der erkannt hat. Er kann ständig schöpfen, indem er neue Zweige der Erkenntnis erarbeitet. Ein solches unbegrenztes Wissen ist die beste Stufe der Vorbereitung auf die Bruderschaft. Diese Unbegrenztheit zu erkennen ist nicht sehr leicht, aber für jemanden, der den Fortschritt der Evolution kennt, wird es der natürliche und einzige Pfad sein.

        Lasst nur bei solchen Voraussetzungen das Herz nicht hart werden. Möge bei jeder Annäherung an das neue Bewusstsein die Begeisterung bewahrt werden. Ein verhärtetes Herz wird den Turm nicht ersteigen. Es wird dem feinstofflichen Körper keine Macht geben. Ein solches versteinertes Herz wird innerhalb der irdischen Grenzen bleiben.

        Es ist sehr wichtig, das Leben des Herzens zu verstehen. Man sollte nicht zulassen, dass es sich in Urgestein verwandelt. Man muss die Offenbarungen des Herzens verfolgen. Ohne das Herz kann die Bruderschaft nicht aufgebaut werden.

 

        114. Wir wollen noch eine andere Eigenschaft nicht vergessen, die auf dem Pfad notwendig ist: dem Eigentum nicht anzuhängen. Geiz ist überhaupt nirgendwo zu gebrauchen, eine solche Eigenschaft hält einen in den niederen Sphären fest. Die Anhänglichkeit eines Geizhalses ist ein unüberwindliches Hindernis. Wenn es nicht leicht ist, den Verzicht auf Besitz zu erkennen, so ist Geiz die schwerste Bedingung des Versinkens in den Abgrund.

 

        115. Man sich sehr täuschen, wenn man annimmt, die meisten Menschen verstünden es,

[Russisches Original. Seite 56.]


Bücher zu lesen. Eine solche Fähigkeit muss anerzogen werden. Wenn Menschen ein Buch annehmen, heißt das nicht, dass sie es durchlesen können. Man kann sehen, wie relativ sie das Durchgelesene auslegen und wie weit ihr Verständnis vom Gedankengang des Schriftstellers entfernt ist.

        Ich bestätige, dass Bücher wenig erfasst werden, doch die uranfängliche Energie kann ein ausgezeichneter Führer sein. Sie verhilft nicht selten dazu, das nötige Buch zu finden und aus ihm das Gewünschte herauszusuchen. Man muss nur aufmerksam sein. Doch auch zu dieser Eigenschaft muss man sich erziehen.

 

        116. Man kann oft Geschichten über die Entstehung oder Vernichtung von Bruderschaften hören. Es wird auf verschiedene Länder hingewiesen, viele Epochen werden genannt, doch niemand kann zuverlässig sagen, wann Gemeinschaften verwirklicht wurden. Die Menschen halten die spärlichen Hinweise auf die Bruderschaft für ein schönes Märchen. Die Einzelheiten des Aufbaus der irdischen Bruderschaft gibt rufen viel Streit und viele Missverständnisse hervor. Meistens wird sie als überhaupt nicht existierend betrachtet.

        Man kann bemerken, dass die Menschen in eine besondere Gereiztheit geraten, wenn sie über den Aufbau der Bruderschaft urteilen. Besonders argwöhnisch sind Menschen, die nichts Höheres als ihre eigene Vorstellung zulassen. Sie vergessen, dass Vorstellung eine Aufspeicherung der Wirklichkeit ist. Ebenso können sie nicht zulassen, dass es irgendetwas Höheres als ihre eigene Auffassung vom Leben gibt.

        Es gibt wenige Wanderer, die ungewöhnlichen Erscheinungen Beachtung schenken. Im Gegenteil werden nicht selten die außerordentlichsten Anzeichen auf

[Russisches Original. Seite 57.]


die banalste Weise erklärt. Wie Blinde wollen die Menschen das Offensichtliche nicht bemerken; sie fliehen vor ihm davon, um sich in ihre herkömmlichen Illusionen einzusperren. Man könnte fragen, wer der Wahrheit mehr ergeben ist: Jener, der in der Narkose der Illusionen versinkt, oder jener, der bereit ist, scharfsichtig und mutig der Wirklichkeit gegenüberzutreten?

        Wir schätzen die Diener der Wirklichkeit.

 

        117. Betrachten wir Skeptiker nicht als Diener der Wirklichkeit, sie wandeln in einen grauen Schleier eingewickelt durchs Leben. Sie meinen, dass sie sich gegen Illusion auflehnen, bedecken sich aber ständig mit Spinnweben. Man muss Menschen auswählen, die von klein auf die Wahrheit lieben.

 

        118. In Legenden über Harmagedon* werden Menschen mit verhüllten Gesichtern erwähnt – geht jetzt nicht etwas Ähnliches vor sich? Man kann sehen, wie die ganze Welt allmählich einen Schleier anlegt und die Hand gegen den Bruder erhebt. Gerade die verhüllten Gesichter kennzeichnen die Zeit.

 

        119. Man kann bemerken, dass bei manchen Menschen die Geduld in höchstem Maß entwickelt ist, während anderen diese Eigenschaft vollkommen fehlt. Was ist die Ursache dafür? Eine solche grundlegende Eigenschaft kann kein Zufall sein.

        Wisset: Wer Geduld besitzt, hat sie in vielen Leben gefestigt. Ein geduldiger Mensch ist ein vielerfahrener Arbeiter. Nur bei großen Arbeiten erkennt der Mensch die Wertlosigkeit der Gereiztheit. Angesichts des Großen Bildnisses versteht er die ganze Bedeutungslosigkeit der vergänglichen Erscheinungen.

        Die Eigenschaften der Lebenserscheinungen können ohne viele Prüfungen weder bewertet noch unterschieden werden. Man sollte nicht annehmen, Geduld sei eine grundlose Auszeichnung; im Gegenteil, sie gehört zu jenen Eigenschaften, die sowohl im irdischen als auch im feinstofflichen Dasein besonders schwer erarbeitet werden. Auf diese Weise ist ein geduldiger Mensch reich an Erfahrungen, während ein ungeduldiger ein Neuling im Leben ist. Das wollen wir uns für den Pfad merken.

 

        120. Selbständige Tätigkeit ist eine unerlässliche Eigenschaft. Sie wird ebenfalls nicht leicht erworben. Sie kann in Willkür ausarten oder bis zur Zersetzung schwächen.

        Jeder Lehrer bemüht sich, dem Schüler wahre selbständige Tätigkeit einzugeben, aber wie lässt sich das mit der Hierarchie in Einklang bringen? Es gibt viele Missdeutungen im Zusammenhang mit dieser Auffassung. Über die Widersprüche zwischen selbständiger Tätigkeit und Hierarchie könnten ganze Traktate geschrieben werden. Es finden sich äußerst hinterlistige Einflüsterer, die beweisen, dass auf diese Weise die Unwandelbarkeit der Hierarchie erschüttert wird. Die Einflüsterer bemühen sich zu verbergen, dass selbständige Tätigkeit mit Abstimmung oder, wie man sagt, mit Harmonie mit allen Stadien des Bewusstseins einhergehen muss.

 

        121. Man sollte es verstehen, scheinbare Widersprüche zu überwinden. Einerseits muss man Herzensgüte entwickeln, andererseits Strenge begreifen. Für viele ist diese Aufgabe völlig unlösbar; nur das Herz kann einem eingeben, wann diese beiden Eigenschaften einander nicht widersprechen. Das Herz weist darauf hin, wann man seinem Nächsten zu Hilfe eilen muss. Es ordnet auch an, wann dem Wahnsinn eines wilden Tieres Einhalt zu gebieten ist.

        Man kann das Gesetz, wann dies oder jenes zu tun ist, nicht mit Worten

[Russisches Original. Seite 59.]


ausdrücken. Die Gesetze des Herzens sind ungeschrieben, doch nur in ihm wohnt die Gerechtigkeit, denn das Herz ist die Brücke zwischen den Welten.

        Wo ist die Waage der Selbstverleugnung? Wo ist der Richter der Heldentat? Wo ist das Maß der Pflicht? Das Schwert der Fähigkeit kann auf Befehl des Herzens aufblitzen. Für das Herz gibt es keine Widersprüche.

 

        122. Das Eindringen in die Sphären der Feinstofflichen Welt widerspricht dem irdischen Leben nicht. Das Leben der Feinstofflichen Welt ist keine Nekromantie[17], an eine solche Auffassung muss man sich gewöhnen. Wenn die irdischen Augen noch nichts sehen und die Ohren nichts hören, erkennt das Herz die Wirklichkeit.

        Für den Fortschritt muss man die Überirdische Welt anerkennen. Ein solches erweitertes Bewusstsein wird auch die gesamte Einstellung zum Leben verwandeln. Die Zeit ist gekommen, in der man das Bewusstsein auf weite Wahrnehmungen vorbereiten muss. Nur bei einem weiten Verständnis kann man den vor sich gehenden Prozess erkennen.

 

        123. Ihr seht, dass die Welt sich im Kriegszustand befindet. Ihre Gesichter sind verschieden! An einer Stelle sind sie verhüllt, an einer anderen liegen sie offen zutage, aber ihr Sinn ist ein und derselbe.

        Auch die Revolution nimmt einen eigenartigen Sinn an, sie kann sich auch ohne diese Bezeichnung vollziehen. Manche meinen, der Prozess verlaufe zu langsam, im Grunde genommen ist er aber sogar beschleunigt.

 

        124. Der Planet war oft von Gefahr durch Kometen bedroht. Die Menschen haben aber noch nicht einmal bei der angespannten Atmosphäre etwas Ungewöhnliches verspürt. Es gab einzelne Personen, die verstanden haben, wie angespannt die Atmosphäre war, die überwältigende Mehrheit hat aber

[Russisches Original. Seite 60.]


überhaupt nichts bemerkt.

        Man kann ein interessantes Experiment durchführen, indem man beobachtet, wie die Menschheit auf bestimmte Ereignisse erklingt. Man muss bemerken, dass noch nicht einmal offensichtliche Weltereignisse in das Bewusstsein gelangen. Der Grund dafür ist, dass die Menschen die Dinge auf ihre Weise sehen wollen und ihrem Bewusstsein nicht erlauben, sich auf die rechte Weise auszudrücken. Solche Menschen sind für Zusammenarbeit ungeeignet.

 

        125. Ebenso wenig geeignet sind jene, die nur halb arbeiten. Sie sind leicht enttäuscht und erzielen keine Ergebnisse. Arbeit muss auf völliger Hingabe aufgebaut sein. Oft ist es einem nicht beschieden, die Früchte seiner Arbeit zu sehen, man muss aber wissen, dass jeder Tropfen Arbeit bereits ein unbestreitbarer Gewinn ist.

        Ein solches Wissen führt zu einer Fortsetzung der Arbeit auch in der Feinstofflichen Welt. Ist es nicht das gleiche, wenn die Aufgabe gedanklich erfüllt und in Gedankenformen ausgedrückt wird? Möge die Arbeit nur Nutzen bringen. Es ist nicht unsere Sache zu beurteilen, wo Arbeit am nützlichsten ist, sie hat ihre eigene Spirale.

 

        126. Nie zuvor haben wir uns bei einer solchen Anspannung unterhalten. Nie zuvor war die Erde so sehr von braunem Gas eingehüllt. Nie zuvor war der Planet so sehr von Hass überflutet. Es ist unmöglich, die Krämpfe der Völker nicht zu spüren; wenn Ich deshalb von Schonung der Gesundheit spreche, habe Ich die außergewöhnliche Lage der ganzen Welt im Blick.

        Man kann bedauern, dass die Völker nicht an die Weltlage denken. Viel Energie geht verloren. Denkt nicht, dass die besondere Spannung nur von privaten Umständen abhängt, sie vibriert

[Russisches Original. Seite 61.]


gemäß den weltweiten Verhältnissen.

        Die psychische Energie ist angespannt, sie ist sowohl zum Empfang als auch zur Abwehr bereit. Der Geist spürt die Vorhaben, die in der Feinstofflichen Welt offenbar werden.

 

        127. Explosionen von Sternen haben Bedeutung für die Erde nicht im Moment der Explosion, sondern erst, wenn der Photochemismus seine Einwirkungen erzeugt. Dieses Beispiel ist auch für die menschlichen Beziehungen überaus lehrreich. Es ist unmöglich zu verfolgen, wo die Grenze der Beziehungen beginnt und wo sie endet. Wenn im Weltall weit voneinander entfernte Himmelskörper stark aufeinander einwirken, können auch menschliche Fluida auf weite Entfernungen wirken.

        Auch zwischen der grobstofflichen und der Feinstofflichen Welt kann man ein höchst komplexes Gewebe von Wechselwirkungen wahrnehmen. Ich spreche hier nicht von Gedankenübertragung, sondern habe jetzt die Emanation der Fluida im Sinn, die als ein ständiger Ausfluss der uranfänglichen Energie gemäß dem magnetischen Prinzip strömt. An diese Grundlage sollte man bei jeder Zusammenarbeit erinnern.

 

        128. Gewöhnlich stellt man das Offenbarte in Form eines Kreises dar und nimmt außerhalb dessen etwas Nichtoffenbartes an; ein solches Symbol ist bedingt, denn die Grenze des Nichtoffenbarten ist sehr gewunden. Es dringt überall dort ein, wo der Widerstand schwach wird.

 

        129. Es ist unbegründet, zu meinen, das Chaos sei irgendwo weit weg; es wird von der Menschheit bei jedem unordentlichen Denken zugelassen. Nur ein standfestes Bewusstsein kann ein Schutz gegen das Chaos sein. Manchmal sind die kleinsten äußeren Erscheinungen die Folge der tiefsten

[Russisches Original. Seite 62.]


Zulassungen. Eine Einwirkung kann nicht nur durch Bosheit, sondern auch durch zersetzendes Chaos erfolgen – dies ist bei Zusammenarbeit eine äußerst gefährliche Eigenschaft.

 

        130. „Bruderschaft ist auf Erden unmöglich!“ rufen jene aus, die von Ichsucht erfüllt sind. „Bruderschaft ist auf Erden unmöglich“ sagen die finsteren Zerstörer. „Bruderschaft ist auf Erden unmöglich“ flüstern die Willensschwachen. So versuchen viele Stimmen, die Grundlagen des Daseins zu verneinen. Wie viele wahre Bruderschaften haben aber in verschiedenen Epochen bestanden, und nichts konnte ihre Existenz unterbinden.

        Wenn die Menschen etwas nicht sehen, existiert es für sie nicht. Eine solche Unwissenheit kann man von alters her bis heute verfolgen. Nichts kann einen Menschen zum Sehen zwingen, der nicht sehen will. Es ist an der Zeit zu verstehen, dass nicht nur Sichtbares existiert, sondern dass die Welt auch von unsichtbaren Wirklichkeiten erfüllt ist.

 

        131. Wodurch können Brüder miteinander in Verbindung stehen? Wenn sie im irdischen Körper sind, wird eine solche Verbindung nur vorübergehend sein. Wenn sie im feinstofflichen Körper sind, wird eine solche Einheit nur schwach sein. Nur die Lichtkörper können sich gegenseitig bestärken.

        Nur unter dem einen Strahl des Mittelpunktes kann man gegenseitiges Verständnis finden; so wollen wir uns dem Begriff der Bruderschaft gegenüber nicht oberflächlich verhalten, sonst verbleibt er in den irdischen Grenzen und wird nutzlos sein. Der führende Magnet ist weder im irdischen noch im feinstofflichen Körper verankert, sondern im Geisteskorn, im Licht, das über alle Vorstellung hinaus verliehen worden ist.

        Wer das höhere Geheimnis der Bruderschaft nicht versteht, sollte diesen Begriff lieber nicht herabsetzen. Möge er sich erneut in die Feinstoffliche Welt versenken und das Leuchten der Höchsten Welt kennenlernen. Vielleicht

[Russisches Original. Seite 63.]


wird dieser Wanderer bei seinem neuen Aufstieg einen Lichtfunken mit sich führen?

        So wollen wir bei der Auffassung der Bruderschaft Behutsamkeit walten lassen.

 

        132. Bei ruhiger Oberfläche gibt es eine klare Widerspiegelung. Jede Aufregung verzerrt die Klarheit. Ebenso benötigt die uranfängliche Energie Ruhe, um die Wahrheit widerzuspiegeln. Man sollte nicht annehmen, Ruhe sei Niedergang und Schwäche. Nur unordentliche Aufregung kann den Energiespiegel verzerren.

        Man spricht viel von der Ruhe der Weisen, die jedoch eine gewaltige Anspannung ist; so gewaltig, dass die Energieoberfläche spiegelglatt wird. Daher darf man Ruhe nicht für Untätigkeit halten.

 

        133. Beschimpfung durch die Finsteren bedeutet Lob. Man kann verfolgen, wie Djins* bemüht waren, Tempel zu bauen. Sie hatten keine Ahnung, wie sehr ihre Arbeit von Nutzen war. Man könnte ein Buch „Die Arbeit der Djins“ schreiben.

 

        134. Menschen, die brüderliche Zusammenarbeit in sich tragen, können von klein auf beobachtet werden. Sie unterscheiden sich gewöhnlich deutlich von der gesamten Umgebung. Ihre Beobachtungsgabe ist groß und ihre Empfänglichkeit stark. Sie geben sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden und sind einsam unter den allgemein üblichen Vergnügungen. Man kann bemerken, dass sie gleichsam irgendeine innere Aufgabe in sich tragen.

        Sie können viel sehen und in ihrem Bewusstsein bemerken. Sie sind gewöhnlich barmherzig, als ob sie sich des Wertes dieser Eigenschaft erinnerten. Sie empören sich über grobes Verhalten, als ob sie die ganze Gemeinheit dieser Eigenschaft verstünden. Sie konzentrieren sich auf ihre Lieblingsgegenstände,

[Russisches Original. Seite 64.]


sind aber von Neid und Böswilligkeit umgeben, weil sie unter den Menschen unverstanden und fremd bleiben. Es ist nicht leicht, mit einem hohen Bewusstsein zu leben, man kann sich aber nicht mit der Verneinung all dessen zufriedengeben, was zum Licht führt.

        Solchen Auserwählten begegnet man nicht oft. Sie werden oft nicht erkannt. Sie haben einen Traum, den sie aus weiter Ferne mitbringen und der für andere Menschen manchmal an Wahnsinn grenzt. Die Bezeichnung „heiliger Wahnsinn“ stammt aus dem Altertum. Weisheit wird nicht selten als Wahnsinn bezeichnet. Ebenso nennen die Menschen auch jedes hohe Bewusstsein. Betrachten wir diese Axiome[18] nicht als allgemein bekannt, sie bleiben nämlich für ganze Zeitalter vernachlässigt.

        So schwer geht das Konzept der Bruderschaft ins Bewusstsein ein.

 

        135. Die Finsternis des Geistes wird von den Menschen selbst erzeugt. Das Erbe der Feinstofflichen Welt ist nicht wirklicher als ein Traum. Es trifft sogar auf die Feindschaft des Verstandes. Der Verstand nimmt die Erscheinungen der Höheren Welt nicht auf. Das feurige Leuchten ist für ihn besonders mühsam.

 

        136. Die Fähigkeit, mit Menschen ihrem Bewusstsein gemäß umzugehen, ist eine hohe Eigenschaft. Man sollte nicht vergessen, dass das meiste Elend aus Mangel an Entsprechung entsteht. Es ist unmöglich, selbst sehr gute Dinge vorzuschlagen, wenn sie das Bewusstsein übersteigen. Es ist unmöglich, zu einem unvorbereiteten Menschen über Harmonie oder Schwingungsverbindungen zu sprechen. Wer kann vermuten, was ein solcher Mensch sich unter Harmonie oder Schwingungsverbindungen vorstellt?

        Wenn man zu ihm aber

[Russisches Original. Seite 65.]


von Behutsamkeit gegenüber seiner Umgebung spricht, kann er das verstehen. Dieses einfachste Konzept der Behutsamkeit wird zur festen Grundlage jeder Zusammenarbeit der Bruderschaft. Es ist wünschenswert, dass jede Zusammenarbeit ein Nährboden der Behutsamkeit ist. Darin drückt sich auch Aufmerksamkeit, Besorgtheit, Barmherzigkeit und selbst Liebe aus.

        Wie viel Kraft kann allein durch Behutsamkeit bewahrt werden! Wie viele kosmische Einwirkungen des Geistes können durch einfachste allgemeine Besorgtheit reguliert werden. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr die Aura eines Hauses dort gestärkt wird, wo Behutsamkeit ausgezeichnet beachtet wird. In vielen Menschen ist das Verständnis der Hierarchie völlig getrübt, aber auch in diesem Fall hilft Behutsamkeit, die Lage zu verbessern: Man braucht nur behutsam miteinander umzugehen! Das ist keine große Verpflichtung, doch wie ein Grundstein.

 

        137. Die Menschen sprechen viel von Kultur, aber auch diese Grundlage darf nicht verkompliziert werden. Die Verbesserung des Lebens und die Hebung der Moral müssen einfacher verstanden werden. Jeder, der ein besseres Leben kennengelernt hat, wird sich allem Schönen gegenüber bereits behutsam verhalten. Man sollte gütiger sein.

 

        138. Aufmerksamkeit hilft, viele äußere Einflüsse zu bemerken, doch auch diese Bestrebtheit wird durch lange Erfahrung aufgespeichert.

 

        139. Vergleichen wir die Anzahl gedanklicher Heldentaten mit Heldentaten durch eine irdische Tat. Es ist erstaunlich, die Zahl gedanklicher Entschlüsse mit der kleinen Menge offenbarter Taten zu vergleichen. Natürlich stellt jeder auf das Gute gerichtete Gedanke

[Russisches Original. Seite 66.]


unzweifelhaft bereits einen Wert dar. Es ist jedoch lehrreich zu verfolgen, wie erschwert es ist, Gedanken in irdische Tat umzusetzen. Man kann wirklich verwundert darüber sein, warum Gedanken so weit von der Tat entfernt sind!

        Starke Gedanken bedürfen kein Eintreten in eine Tat, doch außer solchen vereinzelten Denkern gibt es eine Vielzahl guter Gedanken; sie sind aber nicht stark genug, um gedanklich einzuwirken, und gelangen nicht bis zu einer irdischen Tat. Wie immer ist ein solcher Mittelweg träge. Er kann den gesunden Fortschritt des Menschen verhindern.

        Daher lasst uns sehr besorgt Hilfe gewähren, damit jeder Keim eines guten Gedankens in die Tat umgesetzt wird.

 

        140. Jeder Aufstieg wird durch eine Tat symbolisiert, aber es ist nicht leicht zu beurteilen, welche Tat dem Gedanken entspricht. Viele Nebenumstände werden hinderlich sein und auf ihre eigene Weise dem Versuch zur Tat eine Färbung geben. Man benötigt ungeheure Geduld und Beobachtungsgabe, um sich im Gestrüpp des widersprüchlichen Chaos zurechtzufinden. Man muss auch seine Arbeit lieben, um darin Erholung und Rechtfertigung zu finden.

 

        141. Man könnte fragen: Wird die Zahl der Ärzte durch die Zunahme von fertigen Arzneien abnehmen? Das wäre ein Unglück. Überall werden Ärzte gebraucht, wenn man unter einem Arzt einen hochgebildeten Menschenfreund versteht. Gerade die herkömmlich zubereiteten Arzneien rufen Krankheiten hervor, die der Arzt individuell heilen muss. Es bedarf einer sehr feinstofflichen Verbindung von Suggestion und Medikamenten.

[Russisches Original. Seite 67.]


        Wir sprechen nicht von der Chirurgie, denn dieses Gebiet bedarf keiner Erörterung, wenn es seine Bestimmung nicht überschreitet. Ein Chirurg, der eine unnötige Operation ausführt, gleicht nicht selten einem Mörder. Deshalb ist auch auf diesem Gebiet wahres Gefühlswissen erforderlich.

        Noch komplizierter ist aber die Lage eines Arztes, wenn mehrere Krankheiten gleichzeitig auftreten, solche Fälle mehren sich. Man kann eine Krankheit heilen und gerade dadurch die andere verschlechtern.

        In vielen Gegenden fehlt bis heute eine vernünftige ärztliche Hilfe. Aus einer solchen Situation entsteht eine Verminderung der Lebenskraft. Degeneration ist keine Erdichtung. Überall kann man Anzeichen dieses Elends beobachten. Dieser Übelstand trifft nicht nur die gegenwärtige Generation, er verdirbt auch die Menschheit der Zukunft. Man ruft uns zu, dieser sei Rat alt. Warum wird er dann bis heute nicht angewendet?

        Bruderschaft kann bei wahrer Gesundheit gedeihen.

 

        142. Führt schwankende Menschen nicht zu fernen Planeten. Sie werden aus Unwissenheit stolpern. Mögen sie ihr Bewusstsein vorerst durch Lektionen auf Erden festigen. Mögen sie Verständnis für Zusammenarbeit, Vertrauen und Disziplin aufbringen. Man kann dem Volk eine nützliche Aufgabe zur Verbesserung des Lebens geben. Durchkreuzen wir die Aufgaben des Volkes nicht, um es nicht in neue Verwirrung zu stürzen. Man sollte nicht die Ausnahmen, sondern die Massen in Betracht ziehen, bieten wir daher zuerst das Dringendste. Was für eine Bruderschaft könnte es ohne Grundlagen geben?

 

        143. Lumpen verkomplizieren die Grundlagen des Daseins. Man muss

[Russisches Original. Seite 68.]


die Verbindung zwischen der irdischen und der Feinstofflichen Welt finden. Nicht auf dem Papier, sondern im Herzen muss man verstehen, was dem Volk Not tut. Qual und Pein bedeuten viele Fehler. Sie kommen daher, dass man nur eine Gruppe, aber nicht das Volk im Blick hat. Das Volk braucht rettende Ratschläge.

 

        144. Ein Bauer bereitet das Feld vor und verbessert es, sät zur rechten Zeit und wartet geduldig auf die Keime und die Ernte. Er umzäunt das Feld, damit nicht Tiere die Keime zertreten. Jeder Bauer kennt die Ursachen und die Wirkungen.

        Bei den zwischenmenschlichen Beziehungen dagegen ist es anders: Die Menschen wollen weder Ursachen noch Wirkungen erkennen. Sie sorgen sich nicht um die Keime und wollen, dass alles sich nach ihrem Belieben vollzieht. Ungeachtet aller Beispiele bezweifeln die Menschen das kosmische Gesetz. Sie säen sehr gern Ursachen, bedenken aber nicht, dass Unkraut die einzige Ernte sein wird.

        An den Schulen sollte man Gespräche über Ursachen und Wirkungen einführen. Möge der Lehrer eine Ursache angeben und die Schüler über die Wirkungen nachdenken. Bei solchen Gesprächen werden sich auch die Eigenschaften der Schüler offenbaren.

        Man kann sich viele Wirkungen einer einzigen Ursache vorstellen. Nur ein erweitertes Bewusstsein empfindet, welche Wirkungen allen Nebenumständen entsprechen. Man sollte sich nicht damit trösten, dass sogar ein einfacher Bauer die Ernte berechnen kann. Die Erscheinung kosmischer Ströme und gedanklicher Kämpfe ist weit komplizierter. Möge die Jugend sich von klein auf an komplizierte Wirkungen und die Abhängigkeit von räumlichen Gedanken

[Russisches Original. Seite 69.]


gewöhnen. Man sollte nicht meinen, dass Kinder vor dem Denken bewahrt werden müssten.

 

        145. Die Menschen wissen mehr, als sie meinen. Sie hören über das Leben in fernen Welten. Sie kennen Energien und Ströme. Sie kommen mit vielen Naturerscheinungen in Berührung. Es fragt sich nur, wie sie alle diese Informationen aufnehmen.

        Angesichts der Geschwindigkeit, mit der Entdeckungen sich häufen, muss man das Bewusstsein besonders läutern. Die moralischen Grundlagen werden zum Bestandteil des Wissens, besser gesagt, sie müssen es werden, sonst wird die Kluft zwischen Wissen und Moral verhängnisvoll.

 

        146. In einem Jahr werden viele Saaten aufgehen. Das Wesen des Harmagedon liegt nicht nur im Erschöpfen alter Ursachen, sondern auch im Anlegen von neuen. Es ist richtig, an das vor zehn Jahren Gezeigte zu erinnern. Die Ursachen haben begonnen, Wirkungen zu formen. Vielleicht sagte jemand unbedacht ein entscheidendes Wort, doch nach zehn Jahren bewirkte es eine Flamme oder Wasser – so arbeitet der Gedanke.

 

        147. Man kann vom Regenbogen nicht eine einzige Schattierung entfernen. Ebenso kann man kein einziges Glied der Lehre des Lebens wegnehmen. Der Regenbogen ergibt ein vollständiges Prisma, doch die vollständige Lehre des Lebens geleitet auf allen Wegen.

        Ein Wanderer ist um Mantel, Kopfbedeckung und Schuhwerk gleichermaßen besorgt. Niemand wird sagen, dass er den Hut den Schuhen vorzieht oder umgekehrt. Wenn daher jemand einen Teil der Lehre vorzieht, handelt er wie ein Wanderer, der seine Schuhe vergessen hat.

[Russisches Original. Seite 70.]


        Mögen einige Bestandteile zu einer bestimmten Zeit unnötig erscheinen, so können doch gerade sie schon morgen die Reise erleichtern.

        Man kann Menschen finden, für die sich das einfachste Wort als der beste Schlüssel erweist. Man kann sich die Vielfalt des menschlichen Bewusstseins nicht vorstellen. Mögen lieber die Wissenden sich ein wenig langweilen, als dass jemand für immer zurückgestoßen wird. Neue Zugänge zur Vervollkommnung öffnen sich unerwartet, und neue Mitarbeiter werden nicht leicht erkannt.

 

        148. Unnötigerweise suchen die Menschen nach neuen Heilmitteln, ohne die alten genutzt zu haben. Noch nicht einmal Milch und Honig werden ausreichend angewendet. Was kann indessen nützlicher sein als pflanzliche Produkte, die durch die fortschreitende Evolution umgearbeitet wurden? Milch und Honig sind in unendlicher Vielfalt zu haben, daher stellen sie das beste Vorbeugungsmittel dar, wenn sie vernünftig und wissenschaftlich gebraucht werden. Es geht nicht darum, Milch zu trinken oder Honig zu essen, sondern vor allem darum, welche Milch und welchen Honig.

        Es ist richtig anzunehmen, dass der beste Honig von jenen Stellen kommt, die mit Heilpflanzen gesättigt sind. Man kann verstehen, dass die Bienen ihre Ausbeute nicht aus zufälligen Verbindungen zusammenstellen. Die Legenden über Bienen sind von Bedeutung, um auf die besondere Qualität des Honigs aufmerksam zu machen.

        Darüber hinaus bedürfen viele pflanzliche Produkte der Erforschung. Die Menschen verhalten sich derart vorsintflutlich, dass sie sich mit der Feststellung „gut oder schlecht“, „frisch oder verdorben“ zufriedengeben; dabei bewundern sie die Größe der Produkte und vergessen, dass künstliche

[Russisches Original. Seite 71.]


Größe den Wert der Qualität zunichtemacht. Sogar solche primitiven Überlegungen lässt man außer Acht. Die Entwicklung der Eigenschaft der Lebenskraft muss aus allen Naturreichen geschöpft werden.

 

        149. Ununterbrochene Fortdauer ist eine der grundlegenden Eigenschaften der feinsten Energien. Die Menschen können sich auch für das irdische Dasein ein Beispiel an den höheren Welten nehmen. Wenn ununterbrochene Arbeit schwer zu ertragen ist, kann sie doch bei geistigen Bestrebungen vollständig verwirklicht werden.

        Wir, Wanderer auf Erden, können uns mit den höheren Welten im Geist verbinden; eine solche Verbindung erlaubt uns, in einer engen Vereinigung mit den Unsichtbaren Welten zu verbleiben. Eine solche Vereinigung wird uns auch die irdische Einheit lehren. Mit der höheren Einheit beginnend, wollen wir auch die niedere verwirklichen. Es ist nicht leicht, die irdische Einheit aufrechtzuerhalten. Viele kleine Umstände dringen ein und verdunkeln die guten Absichten.

        Nur die Erprobung der Kräfte bei höherer Anwendung kann einen ununterbrochenen Verkehr mit der Höheren Welt herstellen. Man kann die Verbindung mit der Quelle der Erkenntnis sogar im Schlaf aufrechterhalten. Auf diese Weise können wir selbst in irdischer Gestalt einer Eigenschaft der Höheren Welt entsprechen: der ununterbrochenen Fortdauer.

        Es ist unmöglich, den Aufbau der räumlichen Kräfte zu bestimmen; eine Unmenge sich kreuzender Ströme erfüllt die Unbegrenztheit, doch kein einziger von ihnen fällt aus dem Gewebe der Mutter der Welt* heraus. Das Erwachen des Strebens zu den Höheren Weiten verwandelt das ganze Leben. Nicht alle können verstehen, wie sich die Verwandlung des gesamten Lebens vollzieht. Man muss sich in der ununterbrochenen Fortdauer festigen und täglich das Garn weben.

 

[Russisches Original. Seite 72.]


        150. Die Menschen verstehen es nicht, das Schönste zu finden. Sie vergessen die besten Augenblicke der Erleuchtung. Doch solche Stunden sind allen gegeben, ungeachtet der verschiedenen Zustände.

        Ein solcher Augenblick der Erleuchtung blitzt auf wie ein Diamant. Er ist überaus kurz, doch in dieser Kürze besteht die Berührung mit der Überirdischen Welt. Solche Berührungen sind unvergesslich! Wie Fackeln auf Erden übersteigen sie die Vernunft. Man sollte die überirdischen Funken besonders hüten.

 

        151. Zwang auf Gedanken auszuüben ist ein schweres Vergehen. Es kann nicht gerechtfertigt werden. Es dient nur neuem Zwang, und wo wird die Ausschreitung ein Ende finden? Es ist unmöglich anzunehmen, etwas in Hass Geschaffenes könne Bestand haben. Nur Aufbau, nicht Zerstörung kann Kraft für einen freien Gedanken schöpfen.

        Man muss den Gedanken hüten. Man muss den Prozess des Denkens selbst liebgewinnen.

 

        152. Die Aufspeicherung von Beobachtungen über viele Leben hinweg, die in der Tiefe des Bewusstseins aufgeschichtet sind, nennt man schlummernde Weisheit. Man könnte bedeutsame Experimente durchführen, indem man studiert, wann der Mensch aus dem Speicher der Erkenntnis schöpft. Man kann einen Vergleich mit dem Atavismus anstellen, der über mehrere Generationen hinweg zutage tritt. So offenbart sich das Erbe von Generationen.

        Doch auf seinen geistigen Wanderungen häuft der Mensch seine eigene Last an und bewahrt sie in seinem Bewusstsein. Es ist lehrreich, wie sich bereits von klein auf Kenntnisse und Veranlagungen zeigen, die man durch keine anderen Gründe

[Russisches Original. Seite 73.]


als durch frühere Aufspeicherungen erklären kann. Umso mehr sollte man solche selbständigen Veranlagungen verfolgen; sie können auf Begabungen hinweisen, die später durch eine schlechte Erziehung verdorben werden könnten.

        Die schlummernde Weisheit wurde bereits im frühen Altertum bemerkt, als die Fragen der geistigen Wiederverkörperung vernünftig verstanden wurden. Der intellektuelle Fortschritt ließ dies alles verlorengehen und erschwerte die Entwicklung der verborgenen Kräfte des Menschen.

 

        153. Umherirrende Leichname – so wurden Menschen genannt, in denen die uranfängliche Energie ihre Bewegung eingestellt hatte. Man kann sich nicht weniger Menschen entsinnen, die fortfuhren, ihre physische Funktion auszuüben, obwohl ihre Energie bereits abgestorben war. Von solchen Menschen kann man einen Eindruck wie von Leichen haben – ihrem Wesen nach sind sie auch Leichen. Sie können nicht mehr der Erde angehören. Sie bewegen sich noch, schlafen und bringen Laute hervor, aber der Astralkörper, die Hülle, bewegt sich doch auch und kann gesehen werden.

        Hochentwickelte Menschen können solche auf der Erde vergessenen Leichname spüren. Diese Beobachtungsfähigkeit ist gewöhnlich jenen eigen, die bereits öfter in den verschiedenen Welten weilten.

 

        154. Die Welt ist in Eile: Hier im Zeichen des Krieges, dort unter einer Grimasse von Leichtfertigkeit, hier in Bekundung von Hass und dort gemäß dem Wort eines Staatsoberhauptes. Jeder trägt seine eigene Beschleunigung bei und vergisst das Schicksal eines zuschanden gerittenen Pferdes! Glaubt nicht, dass man Energie endlos aufschichten kann, wenn sie angespannt ist.

 

        155. Selbstaufopferung ist einer der wahren Pfade zur Bruderschaft. Warum aber wird angeordnet: Schont eure Kräfte?

[Russisches Original. Seite 74.]


        Darin besteht kein Widerspruch. Der Goldene Pfad, der Pfad der Vereinigung verwirklicht beide Eigenschaften: Heldentat und Vorsicht, andernfalls würden alle zu Selbstmördern. Eine Heldentat wird in vollem Bewusstsein und in Verantwortlichkeit vollbracht. Wieder könnte jemand einen Widerspruch argwöhnen, höhere Hingabe und siegreiche Liebe können aber die Vereinigung höherer Eigenschaften lehren.

        Wahnsinn schafft keine Heldentat. Kleinmut entspricht nicht der wahren Vorsicht. Das Bewusstsein der Pflicht gibt einem den Gebrauch der Energien ein. Mögen die Menschen über die Koordination der Eigenschaften nachdenken.

        Wahnsinn und Kleinmut eignen sich für den Pfad nicht.

 

        156. Über die Bewohntheit der Planeten wird viel gesprochen, selten jedoch spürt jemanden solche fernen Verhältnisse. Das irdische Wesen nimmt sie nicht auf. Noch nicht einmal das feinstoffliche Dasein erfasst die fernen Mitbewohner. Nur das feurige Bewusstsein, das allen Welten gemeinsam ist, kann ferne Leben erkennen und bezeugen. Das bedeutet: Man kann mit solchen Dingen nur durch das feurige Wesen in Berührung kommen.

        Erdbewohner, die nicht nur über einen entwickelten feinstofflichen Körper, sondern auch über ein erhabenes feuriges Bewusstsein verfügen, können Andeutungen der fernen Welten erhalten.

 

        157. Sogar unter Hypnose sprechen die Menschen selten über die Feinstoffliche Welt. Der irdische Wille kann nicht zwingen, etwas über die Feinstoffliche Welt zu sagen. Worin besteht der Grund dafür? Er besteht in der Hierarchie, die vor der nutzlosen Verbreitung von Nachrichten schützt.

        Gewöhnlich besteht die Annahme, in der Feinstofflichen Welt herrsche das individuelle

[Russisches Original. Seite 75.]


Prinzip. Indessen gilt: Je höher die Sphäre, desto mehr wird das Hierarchische Prinzip offenbart. Führung durch Gedanken wird verwirklicht, wenn die engen grobstofflichen Schranken abgeschüttelt werden. Wenn Ich daher über Hierarchie spreche, bereite Ich euch nur für die bewusste Annahme des künftigen Fortschritts vor.

        Es gibt zwei Arten von Menschen: Der eine kann das ganze aufbauende Prinzip der Hierarchie erkennen, während der andere jede Annäherung der Hierarchie auf die zügelloseste Weise bekämpft. Man kann bemerken, wie sehr von diesem Menschentyp die Ratschläge der Hierarchie abgelehnt werden. Ein solcher Entwicklungsgrad, oder besser gesagt, eine solche Unwissenheit kann sich nur durch Erfahrungen der Feinstofflichen Welt ändern. Nur dort kann der räumliche Gedanke empfunden und die Unabänderlichkeit der Hierarchischen Unbegrenztheit gespürt werden.

        Man sollte nicht dort auf der Hierarchie bestehen, wo sie nicht aufgenommen werden kann. Ein genügend erfahrener Mensch wird sofort auf ein Wort über die Hierarchie ansprechen. Ein Unentwickelter dagegen nimmt das, worüber man zu ihm spricht, nicht auf.

 

        158. Mitteilungen über die Feinstoffliche Welt dringen dennoch bis zur Erde durch. Sie werden zugelassen, so weit wie es möglich ist, ohne das unwissende Bewusstsein zu verwirren.

        Mögen die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf die Kinder lenken, die sich nicht nur an frühere Inkarnationen, sondern auch an gewisse Einzelheiten der Feinstofflichen Welt erinnern. Mögen solche Mitteilungen auch lückenhaft sein, so können sie sich doch für einen aufmerksamen Wissenschaftler zu einer ganzen Perlenkette zusammenfügen. Die Hauptsache ist, nicht zu verneinen, was zur gegebenen Zeit noch ungewöhnlich erscheint.

 

        159. Wahrhaftig, der Weg des Zwanges gleicht dem Weg

[Russisches Original. Seite 76.]


der Narkose. Wer das Gift der Narkose zu sich nimmt, muss die Dosis des Giftes erhöhen. Ebenso muss auch der Zwang ständig gesteigert werden, bis er zum Wahnsinn führt; eine Unterbrechung des Zwanges bedroht die Herrschaft der finsteren Kräfte. Daher ist Zwang für die Evolution ungeeignet. Bewusstheit widerspricht Zwang. Doch Unbewusstheit ist der Ruin des ganzen Aufbaus.

 

        160. Wundert euch nicht darüber, dass die einfachsten Beispiele sich oft als die ausdrucksvollsten erweisen. Begeben die Menschen sich auf eine weite Reise, hoffen sie, etwas Anziehendes zu sehen, sonst erscheint ihnen die Reise äußerst abstoßend.

        Ebenso sollten wir die Idee der Feinstofflichen Welt und der fernen Welten liebgewinnen. Man kann sich von den fernen Welten so einschüchtern lassen, dass sogar eine Bewegung auf sie zu als unzulässig erscheint. Die Menschen sind gegenüber allem Jenseitigen für gewöhnlich so düster gestimmt, dass sie mit einem bedauernswerten Wanderer verglichen werden können, der sein ganzes Gepäck verloren hat.

        Mögen die Menschen darum besorgt sein, sich selbst die besten Möglichkeiten für den Erfolg auf dem weiten Pfad zu suggerieren. So betreten sie das Reich des Gedankens. Wer schön denkt, wird nicht leiden! Er tritt in das Haus des Vaters ein und ahnt im voraus alle segensreichen Schätze.

        Ebenso muss auch der Pfad zur Bruderschaft verstanden werden.

 

        161. Die Menschen lieben Beweise durch die lebendigsten Beispiele. Möge auch der innere Sinn nicht immer übereinstimmen, wird doch Offensichtlichkeit immer geschätzt. Der Strom eines Flusses gleicht dem Lebensstrom nur wenig, dennoch wurde dieser Vergleich seit jeher verwendet. Ebenso entspricht der Pfeil nicht völlig dem Gedanken, doch im Leben ist der Vergleich üblich.

[Russisches Original. Seite 77.]


        Man sollte das Bewusstsein der Neophyten nicht zu sehr belasten, möge die Last des Weges leicht ertragbar sein.

 

        162. Die Philosophie des Altertums riet, an die fernen Welten zu denken, als nähme man an ihrem Leben teil. Diese Hinweise wurden in verschiedenen Formen gegeben. Worin liegt ihr Wesen? Sie können keine Abstraktion sein. Die Beharrlichkeit, mit der auf eine Teilnahme hingewiesen wird, zeigt, dass der Gedanke an die fernen Welten von großer Bedeutung ist.

        Die Strahlen der Planeten sind stark und wirken auf die Menschheit ein, doch der Gedanke assimiliert die mächtigen Ströme. Beim gedanklichen Prozess kann die Menschheit die fernen Welten zu ihrem Nutzen annehmen. Gewiss, für eine solche Annahme muss man an sie wie an etwas Naheliegendes denken.

        Der Gedanke schafft um sich herum eine besondere Atmosphäre, in der die planetaren Ströme umgewandelt werden und segensreich wirken können. Stoßen diese Ströme jedoch auf einen ablehnenden Gedanken, bewirken sie schwere Folgen.

        Man darf nicht meinen, man müsse unaufhörlich an die fernen Welten denken; wichtig ist, einen grundlegenden Gedanken zu ihnen hinzulenken, und dieser wird natürlich in eine bestimmte Richtung strömen.

        Es gibt einen äußeren Gedanken und einen inneren. Der äußere Gedanke kann von einem Apparat festgestellt werden, der innere Gedanke aber ist fast unerkennbar, obwohl er Farbe und Chemismus aufweist.

        Möge der Gedanke an die fernen Welten einfach und von Zweifel frei sein, denn Zweifel ist wie ein braunes Gas. So sehen wir, dass die alte Philosophie überaus nützliche Hinweise beinhaltet.

 

        163. Idiosynkrasien[19] –unerklärliche Anziehungen

[Russisches Original. Seite 78.]


oder Abstoßungen – sind ein zuverlässiger Beweis der Reinkarnation. Niemand kann solche unüberwindlichen Gefühle erklären. Es ist unmöglich zu versuchen, sie als Wirkungen von Atavismus darzustellen, denn man kann ihre Unabhängigkeit von den Gewohnheiten der Vorfahren verfolgen.

        Die ganz besondere Kraft solcher Anziehungen zeigt, dass sie in der betroffenen Person tief verankert sind. Sie müssen fest im Bewusstsein angelegt sein, so sehr, dass noch nicht einmal Hypnose sie überwinden kann. Wenn man aber in einzelnen Fällen die Wechsel der Leben untersucht, wird sich herausstellen, dass diese Anziehung oder Abstoßung eine natürliche Auswirkung der Vergangenheit ist.

        Daher ist es besonders aufschlussreich, solche angeborenen Symptome zu beobachten. Sie zeigen sowohl die Fähigkeiten eines Menschen als auch die für ihn günstigste Umgebung. Vergessen wir nicht, dass jede Pflanze ihren Boden benötigt; ebenso sind im Leben eines Menschen die ihm gemäßen Verhältnisse unerlässlich.

        Mögen die Regierenden verstehen, den menschlichen Garten anzulegen.

 

        164. Ebenso muss man das Gefühl der Leere überwinden. Um diese Illusion herum wimmelt viel Schädliches; es zeigt sich Verantwortungslosigkeit und es ergibt sich die Maja*, in die Leere einzutauchen und sich in ihr aufzulösen.

        Was aber ist mit den unauflöslichen Körnern? Durch das Bewusstsein von ihnen wird die Vorstellung eines völlig erfüllten Raumes aufgebaut. Ein solcher Zustand wird bereits die Grundlage der Verantwortlichkeit sein. Daher lasst uns mit dem Samenkorn des Geistes beginnen und den Gedanken in den Raum erweitern.

 

        165. Man sollte nicht darüber erstaunt sein, dass gewisse

[Russisches Original. Seite 79.]


Namen nicht ausgesprochen werden. So kann man den Unterschied zwischen einem Gedanken und einem Wort in den niederen Sphären verstehen. Der Gedanke wird nicht wahrgenommen, und nur der Klang eines Wortes kann etwas Geheimes preisgeben; deshalb sollte man wählerisch beim Aussprechen und Niederschreiben von Namen sein, denn Aufzeichnungen können gesehen werden.

 

        166. Wir bestätigen erneut den Unterschied zwischen Zusammenarbeit und Bruderschaft. Ich vernehme ein Unverständnis, als wären diese beiden Begriffe identisch. Ihre Stufen aber sind verschieden. Zusammenarbeit äußert sich unbedingt in äußerer Tat, Bruderschaft dagegen entsteht in den Tiefen des Bewusstseins. Mitarbeiter können sich nach den Graden des Bewusstseins unterscheiden, während Brüder einander gerade dem Bewusstsein gemäß spüren.

        Brüder mögen vielleicht nach außen hin nicht zusammenarbeiten, ihr Denken aber ist fest verbunden. Sie sind frei vereint, ihre Einheit ist weder Joch noch Sklaverei. Brüder verstehen Einheit nämlich als einen gewaltigen Antreiber für das Wohl der Welt. Man kann eine solche Einheit nicht begrenzen, denn ihre Grundlage ist die Liebe. So ist Zusammenarbeit eine Vorbereitung für die Annahme der Bruderschaft.

        Die Menschen können oft nicht unterscheiden, wo die Grenze zwischen äußeren Tätigkeiten und der Entstehung der unerschütterlichen Grundlagen liegt. Glaubt nicht, es sei überflüssig, die Grundlagen der Bruderschaft zu bestätigen. Es ist kaum zu fassen, welche falschen Vorstellungen bei Erörterungen über die Bruderschaft zutage treten.

        Unvorbereitete Menschen meinen, Bruderschaft sei eine Legende und jeder könne auf seine Weise illusorische Türme bauen. Sie meinen, unbeglaubigte Zeugnisse über die Bruderschaft könnten den Verstand nicht überzeugen; es

[Russisches Original. Seite 80.]


beabsichtigt aber niemand, sie zu überzeugen. Ebenso zwingt niemand zur Zusammenarbeit. Die Menschen selbst gelangen zur Notwendigkeit der Kooperation. Auf die gleiche Weise werden sie zur Realität der Bruderschaft kommen.

 

        167. Man kann selten ein bereites Bewusstsein finden, das sich nicht durch Furcht, Zweifel, Bosheit und Scheinheiligkeit selbst begrenzt. Man kann sehen, dass die schädliche Begrenzung durchaus nicht nur von außen kommt, sondern sich in erster Linie in den Ecken des Bewusstseins regt.

 

        168. Selten gehen die Menschen an einem Hilferuf vorüber, ohne dass ihr Herz erbebt. Ein vertiertes Herz wird vielleicht keine Hilfe leisten, aber dennoch erschüttert sein. Ein Hilferuf kann sich in Worten oder in einem einzigen Laut äußern, aber sein herzzerreißender Sinn wird derselbe sein.

        Auch die Rufe des Raumes können bruchstückhaft und nach dem Wortsinn wenig bedeutend sein, doch ihr innerer Sinn wird bedeutsam sein. Man sollte nicht meinen, das Echo ferner Gedanken sei ohne Bedeutung, sogar einsilbige Rufe haben ihre Ursache.

        Manchmal fliegt eine Reihe von Gesichtern an einem vorüber, und obwohl sie unbekannt sind, spürt man dennoch ihre Stimmung. Aus solchen Episoden baut sich ein Gefühl für ganze Länder auf. Man kann verstehen, wo Menschen etwas besprechen, wo sie sich sorgen und wo sie sich freuen – solche Signale lehren Aufmerksamkeit.

        Nicht nur vielschichtige Widerspiegelungen von Ereignissen, sondern auch ein einzelner Ausruf vermittelt manchmal bereits ein Gefühl der allgemeinen Stimmung. Wie auf den Saiten der Schlüssel zu einem ganzen Musikstück durch einen einzigen Akkord vorgegeben wird, so hat auch im Raum jede Saite ihre Bedeutung. Auf dem Schlachtfeld entscheidet ein Trompetenschall das Schicksal einer ganzen Armee. Niemand sagt,

[Russisches Original. Seite 81.]


dass man auf ferne Signale nicht hören solle. Auf Erden erklingen viele Trompeten.

 

        169. Kann man wissen, wie viele Gedankensendungen abgefangen werden? Es ist schwierig, sich vorzustellen, in welche Nebenkanäle die Energie sich wenden kann. Es kann zufällige Empfänger geben, doch ebenso können sich böse Wesenheiten nähern. Solche Abfänger können Teilgedanken aufnehmen, und man kann sich den Schrecken der verworrenen Geflechte vorstellen. Man sollte für viele Fälle gewappnet sein.

 

        170. Ein erfahrener Führer zeigt einem durstigen Wanderer die Quelle weder zu früh noch zu spät. Der Führer versteht es, die Rast entsprechend der Kraft des Wanderers zu berechnen.

 

        171. Man sollte Gäste würdig empfangen, man darf sie aber nicht gewaltsam anlocken – jeder Hausherr weiß das. Ganz genauso verhält es sich bei der Anwendung der psychischen Energie: Man darf sie nicht zwingen, sollte aber ihre Offenbarung würdig annehmen. Mögen die Unwissenden über die Unerwünschtheit der Anwendung der psychischen Energie reden. Wenn die Energie bereits arbeitet, ist es unmöglich, sie abzulehnen, und es bleibt nur noch, eine natürliche Anwendung für sie zu finden.

        Mögen die Wissenschaftler sagen, was geschieht, wenn räumliche Elektrizität grenzenlos angespannt wird. Mögen sie berichten, womit eine übermäßige Spannung endet. Es kann nicht geleugnet werden, dass die räumlichen Ströme zur Zeit besonders angespannt sind. Es ist nicht die Zeit, sie abzulehnen, man muss sich beeilen, sie anzuwenden.

        Schon oftmals ist auf die Gefahr des niederen

[Russisches Original. Seite 82.]


Psychismus hingewiesen worden. Das bedeutet, man muss über die höhere Energie nachdenken, die als Geistigkeit zu verstehen ist.

 

        172. Unerfahrene Ärzte suchen Krankheiten nach innen zu verdrängen, um den gefährlichen Symptomen wenigstens zeitweilig auszuweichen – so entstehen neue Krankheitsherde. Ein erfahrener Arzt jedoch bemüht sich, den Krankheitskeim herauszuziehen, um ihn rechtzeitig auszumerzen. Dieselbe Methode sollte auch bei alltäglichen Krankheiten angewendet werden.

        Es ist besser, eine Krise durchzumachen, als dass eine gefährliche Zerstörung den ganzen Organismus erfasst. Man kann einen Umschwung durchmachen, und eine solche Erschütterung kann neue Kräfte ins Leben rufen. Zersetzung und Fäulnis jedoch stecken lediglich die ganze Umgebung an. So wollen wir es in allen Fällen[20] verstehen.

 

        173. Wer immer das Erhabenste schmäht, bezeugt damit seine eigene Zersetzung. Der schreckliche Verneiner stinkt nach Verwesung. Er denkt nicht an seinen unvermeidlichen Verfall. Die Menschen wollen nicht bemerken, was sie sich selbst bereiten. Jeder Mörder träumt von Straflosigkeit. Wo aber wird er sie finden?

 

        174. Sogar an höchst angespannten Tagen denkt an den Aufbau. Es ist ein Fehler, angespannt ein nahes Ziel anzustreben; möge der Aufbau aus dem Streben zum Höchsten hervorgehen. Möge der Schatten des Tales nicht die Gipfel verdecken. Man sollte sich nicht in einen künstlichen Kreis sperren. Wofür gibt es denn Unbegrenztheit!

 

        175. Der Große Dienst ruft überall viel Unverständnis hervor. Den Menschen gilt er für gewöhnlich als etwas Unerreichbares. Sie hoffen, dass

[Russisches Original. Seite 83.]


die Verantwortung für einen solchen Dienst an ihnen vorübergehen wird. Betrachten wir aber einige große Diener. Lasst uns sehen, ob Sie unzugängliche Übermenschen waren.

        Pythagoras[21], Platon[22], [Jakob] Boehme*, Paracelsus[23] und Thomas Vaughan[24] waren Menschen, die ihre Leuchte inmitten ihrer Mitmenschen, in einem Leben unter einem Hagel von Unverständnis und Beschimpfung trugen. Jeder konnte sich ihnen nähern, aber nur wenige vermochten unter ihrem irdischen Antlitz den überirdischen Glanz wahrzunehmen.

        Man kann große Diener von Ost und West, Nord und Süd nennen. Man kann ihre Lebensbeschreibung lesen; überall jedoch werden wir spüren, dass der überirdische Glanz nur im Laufe von Jahrhunderten erscheint. Man sollte aus der Wirklichkeit lernen.

        Wir wollen uns nicht zu den Schmähern des Platon und den Verfolgern des Konfuzius[25] zählen. Sie wurden von jenen Bürgern verfolgt, die als Zierde des Landes galten. So hat die Welt die Hand gegen die Großen Diener erhoben. Seid versichert, dass die von Pythagoras begründete Bruderschaft in den Augen der Stadtwache als gefährlich galt. Paracelsus war eine Zielscheibe für Spott und Anfeindung. Thomas Vaughan galt als Ausgestoßener, und nur wenige wollten ihm begegnen – so offenbarten sich die Gesetze der Finsternis.

        Denn natürlich hat auch die Finsternis ihre Gesetze. Die Finsteren beobachten einen gefährlichen Großen Dienst sehr aufmerksam. Lasst uns die Beispiele aus der Vergangenheit alle Tage anwenden.

 

        176. Man muss verstehen, wie sehr die Kräfte der Finsternis die Bruderschaft ständig bekämpfen. Jede, selbst die geringste Erinnerung an die Bruderschaft wird heftig verfolgt. Alles, was zur Bruderschaft führen kann, wird verdammt und beschimpft – also lasst uns auf der Hut sein.

[Russisches Original. Seite 84.]


        177. Anhand der einfachsten Beispiele kann man Hinweise auf vergessene Grundlagen sehen. Die unverständlichen Launen schwangerer Frauen erinnern an die Reinkarnation, besonders, wenn man nachher dem Charakter des Kindes nachspürt.

        Ebenso gibt die Medizin der letzten Zeit eine Vorstellung von der uranfänglichen Energie und weist auf den nervlichen Ursprung vieler Krankheiten hin. Immunität wird mit dem Zustand des ganzen Nervensystems in Verbindung gebracht, wodurch die Bedeutung der uranfänglichen Energie hervorgehoben wird. Wie könnte man sie nicht anerkennen, wenn die Wissenschaft ihr besondere Aufmerksamkeit schenkt? Kann man denn die Grundlage der Immunität verneinen? Die Menschen sind um ihre Gesundheit ungewöhnlich besorgt, verlieren jedoch gleichzeitig den wertvollsten Umstand aus dem Blick.

        Wie sollen Gedanken an die Bruderschaft aufkommen, wenn die Grundlage des Lebens vernachlässigt wird?

 

        178. Es ist wahr, die Menge der wahnsinnigen Menschen ungeheuer groß. Man muss sie nicht nur heilen, sondern auch den Grund für ihre Vermehrung finden. Auch Schwachsinnige bedürfen der Aufsicht. Wahnsinn ist ansteckend. Schwachsinn in der Kindheit weist auf Abnormität des ganzen Lebens hin. Die Menschen stimmen zwar zu, dass die Lebensbedingungen ungesund sind, doch jeder Rat für eine Gesundung wird feindselig aufgenommen.

        Darin liegt die Angst vor einer Erschütterung der Grundlagen. Es ist schrecklich, wenn das Wertvollste in Gefahr ist! Man sollte im ganzen Leben Vorsicht walten lassen. Wenn Ich an Einigkeit gemahne, warne Ich vor möglichen Explosionen. Inmitten feuriger Explosionen muss man wie auf einem Seil voranschreiten.

 

[Russisches Original. Seite 85.]


        179. Sogar das irdische Ohr muss hinhören, um Laute aufzufangen. Umso stärker muss sich das innere Gehör konzentrieren, um die Wellen des Raumes zu vernehmen. Nehmen wir nur nicht an, dass Gedankensendungen uns erreichen können, ohne aufgenommen zu werden. Ein feinstoffliches Gefühl erfordert auch tiefe Wahrnehmungen. Jenen, die überheblich annehmen, dass ihnen alle wunderbaren Vögel ihnen zufliegen werden, ohne Korn zu erwarten, sagen wir: Möge jeder säen, um zu ernten.

 

        180. Wir stehen dem allgemein anerkannten Wohlergehen mit Bedauern gegenüber: Darin liegen Stumpfsinn und Sinnlosigkeit. Wir lernen, alle Gedankenkeime zu begrüßen, Druck aber schätzen wir immer als ein Streben nach vorne. Man kann viele Beispiele aus der Physik und der Mechanik dafür anführen, dass Druck ein Antreiber ist. Für viele ist es nicht leicht, zuzustimmen, dass Druck bereits das Tor zum Fortschritt ist. Doch wenn die Menschen diese Wahrheit anerkennen, werden sie damit auch die Bedeutung des Fortschritts verstehen. Von einer solchen Erkenntnis ist es nicht weit zur Bruderschaft.

 

        181. Ein Wanderer kann zwar nicht alle Begegnungen voraussehen, aber er kann die Zeit finden, um die zum Kreuzweg Schreitenden zu beobachten. Es sollte ihn nicht betrüben, wenn er allmählich vereinsamt; es gibt Pfade, die für viele schwer zu durchschreiten sind. Wenn er seine Aufmerksamkeit auf das Ziel richtet, führt ihn das zu neuen Weggefährten. Man muss das Ziel des Weges fest im Auge behalten.

 

        182. Ein Schwert wird mit Feuer und kaltem Wasser gestählt; ebenso wird der Geist im Feuer des Entzückens sowie

[Russisches Original. Seite 86.]


in der Kälte der Beschimpfungen und der Undankbarkeit gestärkt. Es sollte einen nicht erstaunen, dass üblicherweise Beschimpfung jede Heldentat begleitet. Dienst hat Undankbarkeit zur Folge. Ein solches Stählen wird seit alters her beobachtet, der Gegensatz von Feuer und Wasser aber wird kaum verstanden.

 

        183. Ein Künstler wurde einst beauftragt, den Glauben symbolisch darzustellen. Der Meister stellte eine unbeugsame menschliche Gestalt dar. Das Antlitz war zum Himmel gerichtet, auf ihm fand sich der Ausdruck unüberwindlichen Strebens; der Blick war von feurigem Glanz erfüllt. Die Darstellung war erhaben, doch aus den Falten des Kleides schlängelte sich eine Art kleine schwarze Schlange.

        Als man den Künstler fragte, was der Sinn dieses finsteren Anhängsels sei, das dem strahlenden Bild so gar nicht entspräche, sagte er: „Es ist das Schwänzchen des Unglaubens“.

        Der Sinn ist, dass sich sogar auf einer Stufe starken Glaubens oft auch ein schwarzes Schwänzchen Unglauben einschleicht. Möge es an eine Giftschlange erinnern. Viel Gift wird von solchen kleinen Schlangen verbreitet. Der strahlendste Glaube wird durch einen Tropfen Gift unwirksam. Über die große Macht des Glaubens ist schon gesprochen worden, doch es muss ein voller Glaube sein, kein vergifteter.

 

        184. Unglaube ist der Kristall des Zweifels. Deshalb muss man die beiden unterscheiden. Zweifel, als etwas schwankendes, kann mit psychischer Energie geheilt werden, Unglaube dagegen ist fast unheilbar. Der Ungläubige versinkt in einen finsteren Abgrund, um dort zu erschaudern und einen reinigenden Schlag zu erhalten.

[Russisches Original. Seite 87.]


        Man darf nicht denken, dass der Weg zur Bruderschaft bei Unglauben möglich sei.

 

        185. Ihr seht, dass Unser Wort sogar von jenen geschmäht wird, welche die Wahrheit kennen könnten. Wir verweisen deshalb auf die Neuen, die nicht von Unglauben befallen sind. Wahrhaftig, Unglaube ist vielgestaltig! Er wird von verschiedenen Masken verdeckt. Man muss erkennen, wo die tödlichen kleinen Schlangen verborgen sind.

 

        186. Die Menschen hören nicht selten Stimmen, die sie gleichsam rufen, und manchmal sind solche Rufe derart stark, dass sie zwingen, zusammenzuzucken und sich umzuschauen; die Anwesenden hören sie natürlich nicht. Kann man daran zweifeln, dass solche räumlichen Sendungen existieren?

        Schwerer ist es zu verstehen, warum ein ausgesandter Gedanke so selten wahrgenommen wird, der verabredungsgemäß zu einer festgesetzten Zeit empfangen werden sollte. Die Menschen vermögen es vor allem nicht, sich in eine bestimmte Stimmung zu versenken. Nicht selten stoßen sie den Gedanken zurück, anstatt ihn zu empfangen. Auf diese Weise fliegen oft Gedanken heran, die nicht vereinbart waren, sondern denen es gelingt, sich in den Rhythmus der Stimmung einzufügen.

        Noch öfter dringen Gedanken aus der Feinstofflichen Welt durch, weil sie mit der Energie der Menschen besser harmonieren. Man erweist aber Gedanken aus der Feinstofflichen Welt wenig Aufmerksamkeit. Einer der Gründe dafür ist, dass die Transmutation[26] der Sprache nur starken, hohen Geistern gelingt. Schon auf der Erde können die Menschen oft den Sinn von etwas Gesagtem nicht verstehen; umso schwerer ist es für sie, sich räumlichen Sendungen anzupassen. Doch darüber sollte man nicht enttäuscht sein, denn jede Beachtung eines Gedankens verfeinert das Bewusstsein.

 

        187. Die uranfängliche Energie bedarf wie das Blut zuweilen eines Abflusses. Sie wird besonders bei feurigen Anspannungen verdichtet. Ebenso wird sie zu Personen hingezogen, die ihrer bedürfen. Dabei muss man unterscheiden zwischen jenen, die ihrer wirklich bedürfen, und Vampiren, die sie verschlingen.

 

        188. Die Heilige Lehre kann nicht auf einer Stufe erstarren. Es gibt nur eine Wahrheit, aber jedes Jahrhundert und sogar jedes Jahrzehnt nähert sich ihr auf seine eigene Weise. Werden neue Schriftrollen enthüllt, beachtet das menschliche Bewusstsein die Erscheinungen des Universums auf eine neue Weise. Sogar die Wissenschaft findet auf ihren Wanderungen neue Konstellationen. Durch solche Entdeckungen werden die früher verkündeten Grundlagen bestätigt. Jede Weisheit ist unwiderleglich, aber sie wird welche finden, die sie fortführen. Wer die Hierarchie verehrt, achtet auch Ihre Boten.

        Die Welt lebt durch Bewegung, und die Übergabe der Heiligen Lehre wird durch den Fortschritt ermöglicht. Geistig Beschränkte nennen einen solchen Fortschritt eine Verletzung der Grundlagen, aber Denker wissen, dass Leben in Bewegung besteht.

        Selbst Sprachkenntnis steigert die Aufnahme neuer Entdeckungen. Um wie viel mehr wird dann der befreite Gedanke beitragen! Jedes Jahrzehnt eröffnet einen neuen Zugang zur Heiligen Lehre. Vor einem halben Jahrhundert lasen die Leser sie ganz anders. Sie haben andere Gedanken hervorgehoben als die heutigen Leser.

        Man darf nicht von neuen Lehren sprechen, wenn es nur eine Wahrheit gibt! Neue Tatsachen und eine neue Wahrnehmung derselben werden nur eine Fortführung der Erkenntnis sein.

        Jeder, der eine solche Erkenntnis hindert,

[Russisches Original. Seite 89.]


begeht ein Verbrechen gegen die Menschheit. Die Anhänger der Heiligen Lehre werden den Pfad der Erkenntnis nicht erschweren. Sektierertum und Fanatismus sind auf den Pfaden des Wissens unangebracht. Wer es vermag, Erkenntnis zu verhindern, ist kein Anhänger der Wahrheit.

        Das Zeitalter der Völkerverschiebungen muss jeden Weg der Wissenschaft besonders hüten. Das Zeitalter der Annäherung gewaltiger Energien muss diesen leuchtenden Pfaden aufgeschlossen begegnen. Das Zeitalter des Strebens in die höheren Welten muss einer solchen Aufgabe würdig sein. Zank und Streit sind das Los der Verschmutzer.

 

        189. Man muss verstehen, wie unzulässig übles Gerede im Umkreis der Heiligen Lehre ist. Uneinigkeit und Zersetzung sind das Los des Bösen. Ist übles Reden auf der Stufe der Bruderschaft angebracht?

 

        190. Stumpfsinnige sind imstande zu behaupten, dass Unsere Brüder Unruhe und Aufruhr säen. Dabei wenden sie gerade alle Anstrengungen auf, um die Völker zu befrieden. Sie sind bereit, den schweren Dienst auf sich zu nehmen, Personen rechtzeitig zu warnen, von denen das Schicksal eines Volkes abhängt. Sie schonen ihre Kräfte nicht, um eilig eine Botschaft zu überbringen. Auf Kosten unangenehmer Methoden bringen sie das Licht, welches die Kräfte der Finsternis auszulöschen suchen. Doch die Aussaat von Samen des Guten wird nicht vertrocknen, und an den bestimmten Tagen werden die Körner aufblühen.

        Wie aber soll man jene Menschen nennen, die dem Guten schaden? Sie verstehen es nicht nur, einen Rat von Oben zu verhindern, sondern legen auch die natürlichsten Folgen als Misserfolg aus. Nach welchem Maßstab bewerten die Stumpfsinnigen die Wirkungen? Warum nehmen sie auf sich zu beurteilen, wo sich Erfolg oder Misserfolg einstellte? Wie könnte etwas und was könnte ohne die Hilfe der Bruderschaft geschehen? Man kann sich die bösartige Auslegung gar nicht vorstellen,

[Russisches Original. Seite 90.]


von der jeder Große Dienst begleitet wird!

 

        191. Ohne Grund erklären die Ärzte viele Krankheiten als rein physische Erscheinungen. Erkältung, Tuberkulose, Schnupfen, Halsleiden und viele andere Krankheiten sind hauptsächlich nervlichen Ursprungs. Der Mensch kann ein nervliches Entzücken empfinden und Immunität erlangen oder durch eine Erschütterung der Nerven schutzlos bleiben. Einer solchen einfachen Wahrheit wird keine Aufmerksamkeit geschenkt.

        Indes ist die Zeit nicht fern, in der die verschiedensten Krankheiten durch Einwirkungen auf die Nerven geheilt werden. Die Heilung muss auf die gleiche Weise vor sich gehen, die das Bewusstsein schafft. Man wird finden, dass sogar unheilbare Krankheiten durch Einwirkung auf die Nerven angehalten werden; wenn man hingegen die Nervenkräfte außer Acht lässt, kann die geringste Erkrankung gefährliche Ausmaße annehmen.

 

        192. Die Feinde der Menschheit haben nicht nur alles durchdringende Geschosse erfunden, sondern auch neue Gifte auf Lager. Es ist unmöglich, den Strom bösen Willens anzuhalten. Nur selbstloses und beständiges Erinnern an das Gute kann die Welle der Vernichtung unterbinden. Glaubt nicht, dass es unter den Menschen früher weniger Grausamkeit gegeben hat, heute aber wird sie durch die schamloseste Heuchelei gerechtfertigt.

 

        193. Harmonie gelingt nicht immer, selbst wenn sie mit Worten verkündet wird. Es ist ein allgemeiner Irrtum zu meinen, Harmonie könne durch den Verstand hergestellt werden. Niemand erkennt, dass allein das Herz die Wohnstätte

[Russisches Original. Seite 91.]


der Harmonie ist.

        Die Menschen sprechen ständig von Einigkeit, ihre Herzen aber sind voller spitzer Pfeile. Die Menschen wiederholen viele Aussprüche aus verschiedenen Zeitaltern über die Macht der Einigkeit, versuchen aber nicht, diese Wahrheit im Leben anzuwenden. Sie werfen der ganzen Welt Zwietracht vor, säen aber gleichzeitig selbst Uneinigkeit.

        Wahrhaftig, ohne Herz kann man nicht leben. Bei Herzlosigkeit kann man keine Wohnstätte finden, in der Harmonie herrscht. Wer Uneinigkeit sät, schadet nicht nur sich selbst, sondern verseucht auch den Raum; und wer vermag vorauszusehen, wie weit ein solches Gift durchsickert?

        Glaubt nicht, über Einigkeit und schöpferische Harmonie sei genug gesagt worden. Auf jeder Seite muss man erneut über sie sprechen und Einigkeit und Harmonie in jedem Brief erwähnen. Man muss bedenken, dass jedes Wort über Einigkeit bereits ein Gegengift ist, welches das räumliche Gift vernichtet. So lasst uns über den Segen der Einigkeit nachdenken.

 

        194. Sehen wir, wie weit die Bruderschaften vorangeschritten sind. Diesen Pfaden entlang kann man die Bewegung der Evolution beurteilen. Man sollte nicht denken, die Bruderschaften hätten sich eilig in Unzugängliche Tiefen zurückgezogen. Sie haben nur ihre Kräfte auf einen festen Ort konzentriert, sowohl geologisch als auch geistig. Es mag daran erinnert werden, dass es in einigen Ländern Heimstätten der Bruderschaft gab, doch beim Nahen bestimmter Fristen haben sich diese zu einem einzigen Bollwerk zusammengeschlossen.

 

        195. Es ist nützlich, Freunden zu raten, einander zu einer festgesetzten Stunde gute Gedanken zuzusenden. Durch ein solche Tat wird nicht nur das Wohlwollen gestärkt, sondern auch der Raum desinfiziert,

[Russisches Original. Seite 92.]


was höchst notwendig ist.

        Giftige Emanationen verseuchen nicht nur den Menschen, sondern lagern sich auch auf den umgebenden Gegenständen ab. Diese Ablagerungen sind nur schwer zu entfernen. Sie können die Gegenstände auf weite Entfernungen hin begleiten. Die Menschen werden mit der Zeit die Aura solcher verseuchten Gegenstände erkennen. Fürs erste können feinfühlige Menschen die Einwirkung solcher Aufschichtungen an sich selbst verspüren.

        Gute Gedanken sind die besten Reiniger der Umgebung. Sendungen von Gutem sind stärker als reinigende Aromen. Man muss sich aber an solche Sendungen gewöhnen. Sie mögen keine bestimmten Wörter enthalten, sondern nur ein gutes Gefühl aussenden. So kann man inmitten des Alltagslebens viel Gutes schaffen. Jede solche Sendung ist wie ein reinigender Blitz.

 

        196. Seid vorsichtig mit dem Kehlkopfzentrum; es kann, als Mittelpunkt der Synthese, in großem Umfang räumliche Einwirkungen aufnehmen. Wenn Radiostationen einen Einfluss auf die Schleimhäute ausüben können, können auch viele andere Einwirkungen die Zentren belasten.

 

        197. Wahrhaftig, die Lehre des Lebens ist ein Prüfstein. Niemand geht an ihr vorüber, ohne sein Wesen zu zeigen. Manche freuen sich, andere sind erschrocken und manche unwillig. So muss jeder das zeigen, was sich in der Tiefe seines Bewusstseins verbirgt. Seid nicht erstaunt, dass die Reaktionen auf die Lehre so verschieden und deutlich sind. Narada[27] schlug ebensolche verschiedenen Funken aus den Bewusstseinen der Menschen heraus.

        Kann jemand die Pfeiler

[Russisches Original. Seite 93.]


von Gerechtigkeit und Moral nicht erfassen, möge er seine Untauglichkeit offenbaren. Mit einer deutlichen Formel gesagt: Mögen so wenige Masken der Heuchelei wie möglich verbleiben. Möge die Wildheit sich offenbaren, denn sie kann nicht mehr lange unter dem Gewand der Verstellung verbleiben.

        Ebenso möge das jugendliche Herz jubeln, es kann sich in einem freudigen Aufstieg kundtun. So möge auch der Maßstab der Lehre ein Anzeiger für die Aufteilung der Menschheit sein. Böse und Gut müssen unterschieden werden, doch eine solche Unterscheidung ist nicht leicht zu treffen.

 

        198. Unter den äußeren Anzeichen der Tauglichkeit schenkt den Wanderern Beachtung, etwas treibt sie an und lässt ihnen keine Ruhe. Sie erkennen leichter als andere die Zerbrechlichkeit des Eigentums. Weite Entfernungen erschrecken sie nicht, sie lernen viel. Unter ihnen könnten Boten sein.

 

        199. Ein geretteter Mensch hält sich für zugrunde gegangen. Wer bereits zugrunde gegangen ist, meint, er habe gesiegt. Auf der ganzen Welt kriecht Torheit. In Wirklichkeit sind die Menschen von Trugbildern umgeben. Man kann den Irrsinn ganzer Nationen wahrnehmen. Die Lehre kann viele Augen öffnen und an die Unzerstörbarkeit der Grundlagen erinnern.

 

        200. Wer zu besserer Qualität aufruft, ist bereits auf dem Pfad.

 

        201. Die besten Heilprodukte werden of vernachlässigt. Milch und Honig gelten als nahrhafte Produkte, sind aber als Regulatoren des Nervensystems völlig in Vergessenheit geraten. In reinem Zustand enthalten sie die wertvolle uranfängliche Energie.

        Gerade diese Eigenschaft muss in ihnen erhalten

[Russisches Original. Seite 94.]


bleiben. Indessen entziehen die Sterilisation der Milch und die spezielle Reinigung des Honigs ihnen die wertvollste Eigenschaft. Ihr Nährwert bleibt erhalten, aber ihr grundlegender Wert schwindet.

        Natürlich ist es unerlässlich, dass die Produkte in reinem Zustand genossen werden. Tiere und Bienen müssen daher unter gesunden Bedingungen gehalten werden; jede künstliche Reinigung dagegen macht ihre unmittelbare Bestimmung zunichte.

        Das Wissen des Altertums schützte die Kühe als heilige Tiere und wob um die Bienen eine hinreißende Legende. Mit der Zeit aber haben die Menschen das bewusste Verhältnis zu den ursprünglichen Heilmitteln verloren. In alten Heilbüchern wurde jedes Heilmittel auf seine Nützlichkeit und Schädlichkeit hin untersucht. Aber solche wertvollen Substanzen wie Milch, Honig und Moschus* verursachen, wenn sie rein sind, keinen Schaden.

        Man kann auch auf viele nützliche Heilmittel aus der Pflanzenwelt hinweisen; die meisten von ihnen sind jedoch in reinem Zustand am besten, wenn die grundlegende Energie nicht verloren gegangen ist, die ihnen über die sogenannten Vitamine hinaus eigen ist. Der Saft von Karotten, Rettich oder Erdbeeren ist in rohem, reinem Zustand am besten. So kann man verstehen, warum die Rischis* des Altertums sich mit diesen heilsamen Produkten ernährt haben.

 

        202. Findigkeit und Schnelligkeit des Gedankens können durch ständige Übung entwickelt werden. Die erste Bedingung wird sein, an diese Fähigkeiten zu denken; nachher ist es nützlich, den Gedanken im Inneren zu halten, damit er auch bei allen übrigen Beschäftigungen lebendig bleibt.

 

        203. Ein Seismograph zeigt das ununterbrochene Beben des Erdbodens an, aber bei weitem nicht alle diese Erdbeben werden von feinfühligen Organismen bemerkt. Der Grund liegt darin, dass Feuer von höchst verschiedener Qualität ist. Darüber hinaus verzeichnet der Organismus oft unbedeutende Zeichen, die mit räumlichen Einwirkungen verwechselt werden. Der menschliche Organismus vermerkt weit mehr verschiedene Zeichen, als für gewöhnlich angenommen wird. Alles, was mit Feuer zu tun hat, verzeichnet der Mensch besonders.

        Die Erklärungen für dieses Vorrecht sind äußerst dürftig. Die Menschen sprechen von Müdigkeit, Unpässlichkeit oder einer gewissen Stimmung, die Einwirkung des feurigen Elements aber wird vergessen.

        Die Menschen stellen sich nämlich nicht vor, dass sie von Feuer umgeben sind, das auf ihre uranfängliche Energie wirkt. Man sollte meinen, dass alles, was die uranfängliche Energie stärken kann, geschätzt werden muss. Seit langem heißt es, dass Selbstsucht durch Feuer ausgelöscht wird. Solange sich die Menschen der Feurigen Taufe* nicht bewusst werden, denken sie nur an sich. Und solange das mächtigste Element nicht verstanden wird, wird selbst der Begriff Bruderschaft ein dürres Gerippe bleiben.

 

        204. Allmählich kommt das Wissen, dass die Legende die wahre Geschichte ist, Dokumente werden sich finden. Jede Entdeckung bestätigt, dass die Wahrheit lebt und wahrgenommen werden muss. Wenn Mythen leben, wird auch die Geschichte der Bruderschaft Glaubwürdigkeit erlangen.

        Man kann bemerken, dass Mitteilungen über die Bruderschaft besonders beargwöhnt werden. Viele Umstände werden ganz leicht aufgenommen, die Existenz der Bruderschaft aber überrascht besonders. Die Menschen sind bereit, einen unbekannten Eremiten zu treffen,

[Russisches Original. Seite 96.]


aber aus irgendeinem Grund ist es schwer für sie, sich eine Gemeinschaft solcher Eremiten vorzustellen.

        Es gibt eine Reihe von Wahrheiten, die auf besonderen Widerstand stößt. Es ist nicht schwer darzustellen, wer sich dem Begriff Bruderschaft widersetzt. Diese Wesen kennen die Existenz der Bruderschaft sehr wohl und zittern davor, dass dieses Wissen zu den Menschen durchdringt. Aber alles vollzieht sich zu seiner Zeit. Wenn die Menschen auch nicht wissen, beginnen sie dennoch, vorauszuahnen.

 

        205. Die einen Boten schreiten mit einem Auftrag voran und wissen bereits woher, wohin und weshalb, sowie wie sie zurückkehren werden. Andere erkennen die Höhere Weisung nur im Innern und vollenden den irdischen Pfad wie gewöhnliche Bürger. Wir wollen nicht abwägen, wer eine Heldentat von größerer Selbstlosigkeit vollbringt. Die Menschen mögen anerkennen, dass es viele Grade von Glaubenskämpfern gibt.

        Die Hauptsache ist: Man muss die Wirkung und den Beweggrund verstehen. Wir wollen nicht beurteilen, welche gute Tat höher steht. Jede Tat ist von vielen Gründen umgeben, die das menschliche Auge nicht erkennen kann.

        Bewerten wir aber[28] das uns zugetragene Gute und begleiten wir den Boten mit Freundlichkeit. In dieser Freundlichkeit liegt nämlich der Schlüssel zum Erfolg.

 

        206. Ebenso wollen wir lernen, die kleinsten Zeichen zu unterscheiden. Es gibt deren sehr viele, sie blitzen wie Funken auf; verfallen wir aber nicht der Scheinheiligkeit oder dem Argwohn. Argwohn unterscheidet sich von Scharfsicht. Es heißt: Scharfsicht geht den geraden, Argwohn aber den krummen Weg. Dabei ist der Argwöhnische auch nicht rein und nicht frei.

        Wissen darf nicht durch Zwang verdunkelt werden, weder durch äußerlichen noch durch innerlichen. Die Menschen

[Russisches Original. Seite 97.]


beklagen sich oft über Grausamkeit, doch sie sind gegen sich selbst grausam. Eine solche Grausamkeit ist schlimmer als alles andere. Versteht genau die Mitte zwischen den scheinbaren Widersprüchen.

 

        207. Beachtet, auf welch ungewöhnlichen Wegen die Ereignisse sich gestalten. Darin liegt nämlich die Einwirkung neuer Konstellationen von Energien. Man sollte in solchen Tagen keine Voraussagen nach alten Maßstäben machen. Ebenso kann es unerwartete Unpässlichkeiten geben. Ich bestätige, dass man den Lauf der Ereignisse nicht durch gewöhnliche Maßnahmen ändern kann. Lasst uns deshalb aufmerksam sein.

 

        208. Die Menschen betrachten die Feinfühligkeit des Organismus nicht als Vorzug. Sogar sehr aufgeklärte Menschen hegen Bedenken gegen solche Verfeinerungen. Es ist wahrhaftig ein erweitertes Bewusstsein erforderlich, um zu verstehen, wie unerlässlich der Erwerb von Feinfühligkeit für den weiteren Fortschritt ist.

        Unter den bestehenden Verhältnissen des irdischen Lebens kann man verschiedene Schmerzen erwarten; diese Leiden entstehen aber doch nicht als Folge von Feinfühligkeit, sondern aufgrund der Abnormität des Lebens. Wenn man sich eine nicht infizierte Atmosphäre vorstellt, würde Feinfühligkeit sich als wahrer Segen erweisen; die Menschen aber ziehen es vor, den Planeten zu verseuchen, nur um weiter in einem Zustand von Wilden zu verbleiben.

        Glaubt nicht, Worte über Wildheit seien übertrieben. Man kann teure Kleider tragen und dennoch ein Wilder bleiben. Umso schwerer ist das Vergehen jener, die bereits vom Zustand des Planeten gehört haben und trotzdem keine Anstrengungen machen, das Allgemeinwohl zu verbessern.

 

        209. Warnt die Menschen davor,

[Russisches Original. Seite 98.]


die Höheren Kräfte zu schmähen. Die Wahnsinnigen verstehen nicht, dass ihre Gedanken sich an den machtvollen Strahlen brechen und die Wahnsinnigen selbst treffen. Wenngleich sie nicht sofort tot umfallen, heißt das noch nicht, dass ihr Organismus sich nicht zu zersetzen begonnen hat. Der eigene Pfeil findet den Keim des Geschwürs und bringt es zum Durchbruch.

 

        210. Die Zersetzung des Organismus erstreckt sich nicht nur auf ein einziges irdisches Leben. Man sollte nicht nur seine Eltern beschuldigen, man sollte auch seinen eigenen Atavismus erkennen. Von vollkommen gesunden Eltern werden oft sehr kranke Kinder geboren. Der irdische Verstand versucht, die Ursache in fernen Vorvätern[29] zu finden, wer aber die Reihe der Leben kennt, wird über die Ursache nachdenken, die in ihm selbst angelegt ist. In den niederen und mittleren Sphären der Feinstofflichen Welt bleiben viele körperliche Bedingungen erhalten.

        Es ist nützlich, emporzustreben.

 

        211. Der Übergang in die Feinstoffliche Welt sollte seiner Natur nach schmerzlos sein. Die Menschen, die den irdischen Pfad vollendet haben, sollten den nächsten Durchgang natürlich annehmen. Sie verkomplizieren aber selbst einen feierlichen Daseinswechsel.

        Sie haben Krankheiten gezüchtet und übertragen sie auf ihre Nächsten. Sie versuchen den Raum zu verseuchen, nur sie selbst können aber den Pfad der Läuterung betreten.

        Zwangsweise Vorbeugungsmaßnahmen können nicht grundlegend helfen, unerlässlich ist eine allgemeine, bewusste Zusammenarbeit. Zwang kann nur einen kleinen Teil der Hunderttausende von kranken Menschen retten.

        Die Gesundung des Planeten liegt in den Händen der gesamten Menschheit. Vor allem muss man verstehen, dass der Mensch nicht nur sich selbst, sondern auch

[Russisches Original. Seite 99.]


seine ganze Umgebung heilt. Eine solche Erkenntnis beinhaltet wahre Menschenliebe. Ein solches Gefühl kann nicht befohlen werden. Es muss selbständig aus den Tiefen des Herzens kommen.

        Die Wahnsinnigen mögen nicht erstaunt sein, dass Wir der Genesung so viel Aufmerksamkeit schenken. Man darf kein Egoist sein und nur an sich denken. Wir müssen sowohl in Gedanken als auch in Taten die Besorgtheit um die besten irdischen Bedingungen verbreiten. Verbergen wir uns nicht in den Falten unseres Chitons[30], wenn es notwendig ist, die ganze Scharfsichtigkeit und Güte für die Menschheit anzuspannen.

 

        212. Man spricht viel über Selbstaufopferung und wendet sich dem Himmel zu, es gibt aber hier auf Erden Beispiele erhabener Selbstaufopferung. Nehmt jede Mutter; sie drückt unter verschiedenen Bedingungen auf ihre Weise Selbstaufopferung aus. Doch lasst uns aufmerksam sein und verstehen wir, die verborgensten Zeichen dieses erhabenen Gefühls zu erkennen, denn es sitzt so tief, dass es sich scheut, sich zu äußern.

        Unter diesen schönen Blüten sind auch die Mittel zur Genesung zu finden. Rufen wir die besten Worte auf, damit ein Mensch nicht strauchelt. So geht auch das Verstehen der Bruderschaft ins Leben ein.

 

        213. Das Gute, woher es auch kommt, möge nicht abgelehnt werden. Die Evolutionsstufe muss Fassungsvermögen einprägen. Das Gute darf aber nicht das Gute im Dienst der Selbstsucht sein. Eine solche niedere Stufe des Guten muss durch eine höheren ersetzt werden.

        Wie viel Freude liegt in dem Gefühl, wenn man von der Güte seines Nächsten entzückt ist. Und welche Finsternis liegt in der persönlichen Aneignung des Allgemeinwohls. Möge der Hartherzige über das Gesagte nachdenken.

[Russisches Original. Seite 100.]


        214. Ich bestätige, dass es viele Erscheinungen gibt; die Menschen aber sind so blind, dass sie das vorbereitete Brot nicht sehen. Die Menschen wollen das nicht anerkennen, was sich bereits mit aller Kraft nähert. Mögen Wanderer an Straßenkreuzungen über die vom Schicksal bestimmte Bruderschaft singen.

 

        215. Wissen ist sowohl Zusammenfassung als auch Zergliederung. Einige Wissenschaftler beginnen mit den ersten Schritten der Erkenntnis, die erstere Methode anzuwenden, doch andere kommen über die Grenze der Zergliederung nicht hinaus. Früher oder später müssen auch sie sich der Methode der Zusammenfassung zuwenden. Man muss diese Denkart lieben lernen. In ihr liegt Schöpfung. Zergliederung ist ein vorbereitender Weg zum selben Ziel. Es ist nützlich, den Unterschied dieser beiden Wege verstehen zu können.

        Es gibt nämlich derzeit viele fleißige Wissenschaftler, die sich mit der zweiten Methode zufriedengeben. Sie wird aber nur von geringer Hilfe sein, wenn jede neue Erkenntnis sich als eine Synthese vieler Zweige der Wissenschaft erweist. Es bedarf großer Beweglichkeit des Geistes, um aus einem ganz unvorhergesehenen Bereich der Wissenschaft Vergleiche und Bestätigung zu finden. Die Fähigkeit, die notwendigen Angaben zu verbinden, beweist schon eine hohe Bewusstseinsstufe.

        Infolge unnötiger Unterteilungen ist schon vieles verloren gegangen. Man konnte sogar eine Art Feindschaft zwischen den einzelnen Gebieten der Wissenschaft bemerken. Sind aber die Geistes- und die angewandten Wissenschaften nicht Zweige desselben Baumes der Wahrheit?

 

        216. Wir wollen die mühseligste Forschung so lange nicht verurteilen, wie sie nicht Feindschaft gegenüber einem benachbarten Gebiet hegt.

[Russisches Original. Seite 101.]


Mögen die Wissenschaftler die Entschlusskraft in sich finden, nicht etwas abzulehnen, was ihnen zur Zeit unbekannt ist.

 

        217. Man sagt: In Tagen großer Verwirrung ist Ruhe unmöglich. Antwortet: Wir wollen nicht über Worte streiten. Ruhe ist ebenso wie Nirwana* ein Kochen, das nicht auskocht.

        Wenn aber jemandem das Fassungsvermögen für diesen Begriff fehlt, möge er um Klarheit des Gedankens besorgt sein. Möge er anerkennen, dass man sogar in der Stunde des Harmagedon ein klares Bewusstsein haben muss. Wenn wir in den irdischen Kämpfen die Klarheit des Gedankens verlieren, wie können wir sie dann beim Übergang in die Feinstoffliche Welt bewahren? Jeder irdische Konflikt ist nur ein Prüfstein für unser Bewusstsein. Nicht einmal bei Empörung sollte man eine Verdunkelung des Denkens zulassen. Erfahrene Menschen wissen, dass räumliche Ströme stärker sind als beliebige Kämpfe zwischen Menschen, doch bei solch mächtigen Angriffen sollte man das Ziel des Daseins klar bewahren.

        Mögen die Kleingläubigen nicht beklagen, dass ihre Ruhe gestört wird. Sie vertauschen die Bedeutung der besten Worte und verfallen der Gedankenlosigkeit. Was kann es Schlimmeres geben?!

 

        218. Bei einem Gewitter ist es ratsam, nicht zu laufen und keine heftigen Bewegungen zu machen. Ebenso ist bei weltlichen Stürmen ein harmonischer Zustand angezeigt. Greifen wir nicht zu einem Kissen, um uns vor dem Donner zu verbergen. Streben wir nicht zum Kleinsten, wenn etwas Großes anklopft.

        Wir müssen uns unter den unterschiedlichsten Umständen prüfen – darin liegt auch das Geheimnis der verschiedenartigsten Inkarnationen. Die Menschen können jedoch nicht verstehen, auf welche Weise ein König sich in einen Schuhmacher verwandelt.

 

        219. Wer nach praktischem Okkultismus strebt, dem sagen wir: Möge er über die Inkarnationen nachdenken, über das Mysterium der Geburt und den Daseinswechsel. Es ist unmöglich, an Erscheinungen von großer Bedeutung vorüberzugehen. Solche Erscheinungen, die vor aller Augen liegen, können Gedanken über das Wesen des Daseins erzeugen.

        Man darf an einigen bemerkenswerten Erscheinungen wie Übertragung und Empfang von Gedanken nicht vorübergehen. Das Auftreten kleiner Kinder, die sich an frühere Leben erinnern und Gedanken empfangen, soll nicht dem Spott dienen.

 

        220. Jede Phase der Lehre beantwortet ein besonderes Bedürfnis der Menschheit. Die gegenwärtige Zeit ist durch die Erschütterung der Moral gekennzeichnet. Die Hilfe der Lehre muss sich auf die Festigung der moralischen Grundlagen richten.

        Die Entdeckungen der Wissenschaft haben sich vom Dasein entfernt; daraus ergibt sich eine besondere Art von Wildheit, die im Besitz von wissenschaftlichen Instrumenten ist. Eine Minderheit hochgebildeter Schaffender ragt wie seltene Inseln aus einem Meer von Unwissenheit hervor. Lesen und Schreiben zu können bedeutet noch nicht Bildung; deshalb wird geraten, das Herz als Zentrum der Bildung zu stärken.

        Es werden wissenschaftliche und ärztliche Hinweise gegeben, die zur körperlichen und geistigen Gesundung verhelfen sollen. Je unmittelbarer diese Ratschläge angenommen werden, desto stärker wird ihre Wirkung sein.

        Der Keim des Enthusiasmus wächst zu einer herrlichen Begeisterung. Ein Tropfen Güte verwandelt sich in wirksames Heil. Ein Körnchen Liebe erblüht zu einem wunderbaren Garten. Wer würde denn den Wunsch tadeln, dem Nächsten zu helfen?

 

        221. Jedes Buch der Lehre enthält eine innere Aufgabe. Wenn Brutalität die Bruderschaft verspotten kann, ist das die schlimmste Art von Verwilderung.

[Russisches Original. Seite 103.]


Mögen die Menschen die Kraft finden, sich des Spottes zu enthalten. Spott ist keine Schärfe des Verstandes. Humor besteht in einem weisen Verhalten gegenüber den vor sich gehenden Erscheinungen; wenn aber Flachköpfe das Maul aufreißen, ist das eine Schande für die Menschheit. Ist es ein Spiel, wenn die Menschheit zum Spielzeug des Wahnsinns wird? Jene werden erfolgreich sein, die den „Kelch“ mit reinen Händen emporheben.

 

        222. Wo die Lehre gelesen wird, bedarf es auch der Einigkeit. Lesen allein ist kein Schild. Die Umsetzung des Gelesenen sollte eine besondere Freude sein. Jeder Mensch kann im Lauf des Tages etwas aus der Lehre umsetzen – dann kommt die Freude der Einigkeit.

 

        223. Die uranfängliche Energie klopft bei allen Nerven der Menschheit an. Sie besteht, sie existiert. Sie ist durch die kosmischen Bedingungen angespannt. Es ist unmöglich zu fragen: Soll man sie entwickeln? Man kann die uranfängliche Energie nicht entwickeln, man kann sie nur vor den Wellen des Chaos schützen. Man sollte große Behutsamkeit gegenüber dem Schatz der Evolution aufbringen.

        Im Altertum wurde viel gesagt über die Zeit, in der die uranfängliche Energie in verstärktem Maß in Erscheinung treten wird. Die Menschen dürfen das, was so gebieterisch seine Bestimmung geltend macht, nicht ablehnen. Wer wird sich mit einem solchen Hochmut füllen, dass er der Verneinung der Botschaft des Zeitalters verfällt? Nur Unwissende und selbsternannte Weise werden beginnen, gegen das Offensichtliche anzukämpfen. Doch nehmen wir uns die Versuche der Unwissenden nicht zu Herzen. Sie winden nur Kränze für jeden Rat zur Hilfe der Menschheit.

 

        224. Kann man nicht feststellen, wer Beobachtungen der Forschung

[Russisches Original. Seite 104.]


gewaltsam unterdrückt? Man darf das Licht nicht verdecken, wenn es aus den Tiefen der Erkenntnis aufleuchtet. Möge das Licht die vom Schicksal bestimmten Wege finden. Beim Niedergang der Moral sind Angriffe auf alles Helle unvermeidlich.

 

        225. Der Bereich der feinsten Energien ist unerschöpflich. Man kann davon sprechen, sie kennenzulernen, aber nicht davon, sie zu kennen. Ich sage das nicht, um zu enttäuschen, sondern um zu ermutigen. Wenn wir ein Kartogramm des menschlichen Eindringens in den Bereich der fernen Energien nehmen, erhalten wir eine höchst unordentliche Linie. Die Menschen haben sich in den Raum gestürzt und wurden dabei weder von ihren Nächsten noch von den Höheren Kräften unterstützt; es ergab sich das Bild eines Tauchers, der zu einem einzigen Punkt auf den Meeresboden hinabgelassen wird, aber über das ganze Leben unter Wasser Aufklärung geben soll.

        Es müssen alle möglichen Erscheinungen beobachtet und an das Forschungslaboratorium weitergegeben werden. Wie oft ist gesagt worden, dass ein einziger Forscher nicht alle Fäden der Energien zu beobachten vermag.

        Sehr oft könnte das unmittelbare Gefühl eines Kindes die notwendigen Beobachtungen eingeben. Ich spreche nicht zufällig von Ärzten und Schullehrern, beide sind von einem weiten Feld für Beobachtungen umgeben. Sie können die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung auf die erhabensten Gegenstände lenken. Sie können ebenso wie meteorologische Stationen der Wissenschaft viel Nutzen bringen.

        Die gewöhnlichsten Menschen können von verschiedenen kleinen Erscheinungen hören, aber wer kann sagen, wo das Kleine und wo das Große ist? Oft fehlt nur noch ein Glied, um eine sehr wichtige Beobachtung abzuschließen.

 

        226. Es ist nicht leicht,

[Russisches Original. Seite 105.]


sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass unsere Gefühle oft von räumlichen Strömen abhängen.

 

        227. Es ist nicht leicht, sich daran zu gewöhnen, dass Gedanken in jeder Minute einen Wechsel der Stimmung bewirken können.

 

        228.[31] Es ist nicht leicht anzuerkennen, dass es keine Einsamkeit gibt.

 

        229. Es ist nicht leicht zu spüren, dass wir zwei Welten angehören.

 

        230. Es ist nicht leicht anzuerkennen, dass das irdische Leben eine momentane Vision ist. Es ist nicht leicht, all dies zu verstehen, obwohl die Menschen von Geburt an ein Vorgefühl dafür haben müssten.

 

        231. Wegen der Unzulänglichkeiten der Sprachen kam es in allen Jahrhunderten zu vielen fehlerhaften Auslegungen. Die Menschen haben versucht, sich an Buchstaben, Symbole, Bildnisse, Aufzeichnungen und alle Arten von Hieroglyphen zu halten, doch diese Hilfsmittel waren nur provisorisch. Den Sinn dieser herkömmlichen Anhängsel konnten nur die Zeitgenossen verstehen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie wieder verwischt, und es bildeten sich neue Irrtümer. Nur mit Mühe bewahrt die Menschheit Kenntnisse ein Jahrtausend lang. Was soll man dann über Perioden von Zehntausenden von Jahren sagen, in denen die Sprachen sich viele Male völlig verändert haben!

        Einzelne Gegenstände, die sich bis zu unserer Zeit erhalten haben, können die Epoche, die sie hervorgebracht hat, nicht völlig charakterisieren. So muss man mit besonderer Umsicht an Epochen des Altertums herangehen, die uns nur einen undeutlichen Anblick bieten.

        Die Zeit wird kommen, in der Hellsehen, wissenschaftlich ausgeführt, helfen wird, die Bruchstücke der zerbrochenen Gefäße des alten Wissens wieder zusammenzufügen. Die Fähigkeit, die verwischten

[Russisches Original. Seite 106.]


Zeichen geduldig zu entziffern, möge die Auszeichnung eines wahren Wissenschaftlers sein. Er wird auch den Sinngehalt begreifen.

 

        232. Telepathie wurde früher als Gedankenübertragung anerkannt. Sendungen von Gefühlen waren dem Menschen eher zugänglich als Sendungen von Gedanken. Man kann bemerken, dass selbst das Wort Telepathie viel gelassener ausgesprochen wird als Gedankenübertragung, die viele erschreckt.

        Sogar ein Arzt in einer psychiatrischen Klinik wird mit einer telepathischen Erscheinung leicht einverstanden sein, doch die Anerkennung der Möglichkeit einer Gedankenübertragung definiert er als einen gefährlichen Zustand. Mesmerismus wurde verurteilt, Hypnose aber anerkannt. Es gibt viele Ungerechtigkeiten, doch die Gerechtigkeit muss wiederhergestellt werden.

 

        233. Beim Studium der Psychologie der Propheten kann man zwei Faktoren sehen. Einerseits bedarf es anscheinend der Einsamkeit, während andererseits ein Prophet manchmal inmitten einer Menge eine Erleuchtung erhält. Diese beiden Bedingungen sind nicht so widersprüchlich, wie es scheint. Man kann auch aus einer Menge heraus einen Energieimpuls erhalten. Es gibt keine solchen Bedingungen, die sich nicht als Leiter der feinsten Energie erweisen können.

 

        234. Ich spreche ständig über Vorsicht, möchte euch damit aber keine Angst einflößen. Eine Wolke zwingt den Gärtner, Schutzmaßnahmen zu treffen, doch er fürchtet nicht jeden Wirbelwind.

 

        235. Der Menschenhass reicht bis zu radikalen Zerstörungsmitteln wie Gasen und Giften. Mögen die Wissenschaftler klarmachen, dass Gase sich nicht verflüchtigen, sondern für lange Zeit ablagern. Mögen die Erfinder der Gase sich in einem Haus niederlassen,

[Russisches Original. Seite 107.]


dessen Wände mit Arsen, einem Sublimat[32] oder anderen austretenden Giften eingerieben wurden. Mögen sie sich selbst anhand ihrer Augen, ihrer Haut und ihrer Lunge davon überzeugen, wie lange die austretenden Gifte wirken.

        Darüber hinaus richtet die Herstellung von großen Mengen Gas Schaden auf weite Entfernung an. Nur verbrecherische Unvernunft denkt, dass der Schaden lediglich dem Feind zugefügt wird.

        Ebenso giftig sind Gase, welche die Schleimhäute reizen. Es ist unstatthaft, ein Volk zu vergiften, indem man es Krankheiten aussetzt, die erst in Zukunft in Erscheinung treten. Sogenannte aufgeklärte Regierende infizieren weite Gebiete und beschwichtigen sich damit, dass das Gift unschädlich sei. Mögen sie in einem vergifteten Haus wohnen.

        Unter allen wissenschaftlichen Entdeckungen sind Gase und Gifte ein Schandfleck.

 

        236. Es müssen Mittel gefunden werden, damit die Menschen den Sinn der Einigkeit verstehen, sonst werden öffentliche Versammlungen einem Bündel von Luftballonen gleichen, das nach allen Seiten auseinanderstrebt. Die Menschen nehmen an, dass ein äußeres Lächeln des Schädels bereits Einigkeit ausdrückt. Der Sinn vereinter Macht aber bleibt ihnen fremd.

 

        237. Man nennt einen Wanderer nicht nur denjenigen, der sich schon auf dem Pfad befindet, sondern auch denjenigen, der sich auf den Pfad vorbereitet. Ebenso ist es mit einem Weltereignis: Es hat sich bereits gestaltet und existiert bereits, wenngleich das Schiff noch nicht vom Ufer abgestoßen ist.

        Man muss äußere Bewegung von innerer Bereitschaft unterscheiden. Einige Menschen messen der inneren Bereitschaft keine Bedeutung bei. Sie meinen, wenn etwas sich nicht vor aller Augen bewegt,

[Russisches Original. Seite 108.]


existiere es nicht.

        Wenden wir uns wieder den ärztlichen Beispielen zu. Viele Krankheiten verlaufen im Inneren und lassen keine äußeren Symptome erkennen. Sie treten erst im letzten Stadium in Erscheinung, wenn eine Behandlung bereits nutzlos ist. Beurteilen wir einen Prozess nicht nur nach seinem tödlichen Stadium. Das gleiche gilt für menschliche Beziehungen.

 

        238. Viele Lehren schreiben vor, sich jeglichen Tötens zu enthalten. Allerdings blieb unausgesprochen, wie es sich mit dem Töten der winzigsten, unsichtbaren Geschöpfe verhält. Natürlich hatte man das vorsätzliche Töten aus bösem Willen im Sinn, andernfalls würde der Mensch mit jedem Atemzug zum Mörder. Das Bewusstsein kann eingeben, wo die Grenze liegt. Das Herz kann fühlen und den Menschen vor dem Töten bewahren.

        Sogar ein sinnlos abgerissenes Zweiglein wollen wir zum Tempel tragen, anders gesagt, bemitleiden. Dasselbe Gefühl flüstert uns zu, uns vor dem Töten zu hüten.

 

        239. Es gibt viel Feuer. Die fernen Gestirne funkeln, und man kann sie im Feuer des Herzens wahrnehmen. Es gibt nämlich viel Spannung.

 

        240. Man kann bemerken, dass besonders große Erschütterungen den Organismus manchmal viel weniger ruinieren als kleine. Der Grund liegt darin, dass bei großen Erschütterungen die psychische Energie besonders zu wirken beginnt und einen mächtigen Schutz bietet. Bei kleinen Erschütterungen wird auch der Schutz nicht stark sein.

        Wenn Ich sage: „Belastet Mich stärker, wenn Ich in den herrlichen Garten gehe“[33], ist das nicht nur ein poetisches Bild, sondern eine praktische Anweisung.

[Russisches Original. Seite 109.]


        Seit langem heißt es, dass bei großen Erschütterungen der Geist gestärkt und das Bewusstsein gereinigt wird. Doch der Hauptfaktor bei diesen Prozessen ist die uranfängliche Energie. Seien wir deshalb nicht besorgt, wenn sie durch irgendetwas in Tätigkeit versetzt wird. Es ist weit schlimmer, wenn etwas Kleines den Organismus untergräbt und die rettende Kraft untätig bleibt. Eine solche Lage muss man erkennen, sonst werden die Menschen beginnen, dem Kleinen zuzustreben und sich mit Nichtigem zufriedengeben.

        Der Vorrat an psychischer Energie muss aufgefüllt werden. Ohne Druck erhält sie keine Höhere Hilfe. Sogar das enigmatische[34] Sprichwort: „Je schlimmer, desto besser“ hat eine gewisse Grundlage.

        Es ist auffallend zu beobachten, wie Bedrückungen und Verfolgungen die Kräfte vermehren. Man kann staunen, woher die Menschen die Kräfte schöpfen, Schmähungen zu ertragen und ihnen zu widerstehen. Dieselbe rettende Energie, die das Bewusstsein reinigt, schafft einen Schutz. Wir wollen sie lieben und nicht leichtfertig vertreiben. Die Menschen beten um Schutz, zerstören jedoch selbst die beste Gabe.

 

        241. In Bruderschaften wird geraten, alles gegenseitige Verspotten und Beschimpfen zu vermeiden. Sogar unter komplizierten Umständen kann man positive Züge finden, und auf solchen Steinen ist es weniger gefährlich, den Strom zu überqueren. Geschimpfe wächst schnell wie eine Distel, und mit ihm gibt es keine Überquerung.

        Nicht selten werden Worte gebraucht, die schlechte Emanationen hervorrufen. Jedes Wort bewirkt doch einen Einschnitt in die Aura. Der Mensch muss für seine Ausgeburten die Verantwortung übernehmen. In Bruderschaften ist jedweder Schmutz unangebracht.

[Russisches Original. Seite 110.]


        242. Man sollte keine eigensinnigen Schlussfolgerungen über die Ursachen der Beschleunigung oder Verzögerung von Ereignissen ziehen. Man muss verstehen, viele Bedingungen in Betracht zu ziehen, von denen die wichtigsten für gewöhnlich vernachlässigt werden. Ich lehre, die Aufmerksamkeit anzuspannen, um die Kompliziertheit der Lage nicht zu vergrößern.

        Freiwillig oder unfreiwillig lieben es die Menschen nicht, sich bewusst zu machen, dass oft schon ein Körnchen Zwietracht die besten Konstellationen zunichtemacht. Der Mensch ist wie ein Magnet, doch selbst ein Magnet kann entmagnetisiert werden, wenn er sich in einer ungünstigen Nachbarschaft befindet. Man sollte sich daher angewöhnen, auch die kleinsten Körnchen zu beobachten. Wenn auf jedes Rad knirschende Sandkörnchen gestreut werden, kann keine Einigkeit erblühen.

 

        243. Zusammenarbeit wird nicht leicht erreicht. Manchmal bedarf es einer ganzen Reihe von Leben, um sie sich anzueignen. Den Menschen verstehen nur schwer die Verbindung von Individualität und Gemeinschaftsarbeit. Das menschliche Bewusstsein, das die Synthese vergessen hat, schlingert wie ein Schiff im Sturm.

 

        244. „Freundschaft liegt im Schweigen“, so sprach einst ein alter Chinese. Man kann es auch umgekehrt sagen. Bei einem solchen höheren Zustand ersetzt ein Gedanke viele Worte. Man kann einander in verschiedenen Sprachen verstehen, wenn sie gedanklich ausgedrückt werden. Das Geheimnis der Gedankenübertragung in verschiedenen Sprachen ist eine große Offenbarung der uranfänglichen Energie.

 

        245. Wenn die Menschen mehr Vertrauen zueinander hätten, könnten sie viel mehr Erscheinungen kosmischen Charakters beobachten. Wenn sie sich zum Beispiel nicht so schämen würden, ihren Gefühlen zu vertrauen,

[Russisches Original. Seite 111.]


könnten sie ganze Wellen vorübergehender Ströme auffangen.

        Man kann besondere Gefühle in der Kehle, Herzschmerzen oder eine Anspannung der Knie und Ellenbogen bemerken. Die Ströme können alle Zentren durchlaufen. Das ist keine Krankheit, sondern eine eigenartige Unpässlichkeit. Nach diesen Symptomen kann man sehen, wo die Spannung der Ströme durchläuft. Man muss aber zumindest ein wenig Vertrauen zeigen, ohne die Furcht, ausgelacht zu werden.

 

        246. Die gleiche Furcht verhindert die Anerkennung der Hierarchie. Lasst uns gerechterweise sagen, dass die Hierarchie jedem Zwang fernsteht. Sie ist bereit zu helfen und Rat zu senden, während die Menschheit bereit ist, jede gute Absicht zu beargwöhnen.

        Ohne Vertrauen gibt es auch keine Zusammenarbeit. Vergessen wir nicht, dass Misstrauen ein Zeichen von Unvollkommenheit ist. Vor allem wird ein von Zweifel erfüllter Mensch seinem Nächsten misstrauen.

        Man nenne diese Ermahnungen nicht moralische Ratschläge. Mögen die Menschen sie physikalische und mechanische Gesetze nennen. Es ist völlig gleichgültig, wie man die Daseinsgrundlagen nennt, wenn sie nur befolgt werden!

 

        247. Wir raten nie, ein Lächeln vorzutäuschen. So wie jedes ungerechte Urteil widerlich ist, weist eine scheinheilige Maske auf Heuchelei und eine kranke Aura hin. Doch wir bitten, mehr Herzensgüte aufzubringen – sie ist der beste Balsam!

 

        248. Die Menschen wundern sich über die vielen Verbrechen, vergessen dabei aber die unvergleichlich viel größere Zahl nicht aufgedeckter Übeltaten. Man kann

[Russisches Original. Seite 112.]


über die unzähligen gedanklichen Verbrechen entsetzt sein, gegen die es keine Gesetze gibt und die dennoch das Leben der Menschen sowie des ganzen Planeten vernichten.

        Man sollte manchmal darüber nachdenken, wie sehr sich die Fruchtbarkeit des Planeten verringert, trotz aller zuweilen von den Regierungen getroffenen künstlichen Maßnahmen. Man kann einen Hain von Bäumen pflanzen und gleichzeitig ganze Wälder vergiften und vernichten. Die Menschen bestaunen die Überreste der Riesen des Urwalds, denken aber nicht darüber nach, ob solche Riesen heutzutage noch heranwachsen könnten. Die Menschen tragen den Mutterboden des Planeten ab und wundern sich dann über das Anwachsen der Sandwüsten.

        Man kann alle Arten aufzählen, die den Planeten bewohnen, und sich wundern, dass sie sich so wenig vervollkommnen. Denken wir dabei nicht an gewisse seltsame Kreuzungen, die einige Gemüsesorten wie bei Wassersucht anschwellen lassen. Solche Experimente beeinflussen den allgemeinen Zustand des Planeten nicht.

 

        249. Das Herz heilt viele Krankheiten. Es ist falsch, nicht vor allem dem Herzen zu helfen. Vielleicht ist das Herz äußerlich ruhig, man muss ihm aber einen Impuls geben, damit es stärker auf andere Zentren einwirken kann?

 

        250. Kann es eine Überschwemmung geben, die ganze Gebiete wegspült? Kann es Erdbeben geben, die ganze Länder zerstören? Kann es einen Wirbelwind geben, der Städte hinwegfegt? Können riesige Meteore vom Himmel fallen? Das alles kann geschehen, und das Schwingen des Pendels kann sich verstärken.

        Hat denn die Qualität des menschlichen Gedankens keine Bedeutung? So mögen die Menschen über das Wesen der Dinge nachdenken. Es ist dem Gedanken sehr nahe, und viele

[Russisches Original. Seite 113.]


Gedanken streben uns aus verschiedenen Welten zu. Geben wir nicht nur den Sonnenflecken die Schuld.

        Ein einziger Gedanke an die Bruderschaft ist bereits heilsam.

 

        251. Drohung und Zwang sind nicht Unser Gebiet. Mitleid und Warnung sind das Gebiet der Bruderschaft. Man muss eine grobe Natur haben, wenn man eine Warnung als Drohung ansieht.

        Die Menschen urteilen nach sich selbst; jedem Wort, das sie hören, suchen sie ihre eigene Bedeutung beizulegen. Es ist lehrreich, ganz verschiedenen Menschen denselben einfachen Text zur Auslegung vorzulegen. Man wird staunen, wie verschieden der Inhalt erklärt wird. Nicht nur die Grundeigenschaften des Charakters, sondern auch zufällige Stimmungen spiegeln sich wider und entstellen den Inhalt.

        So kann man bestätigen, dass der Böse Böses und der Gute Gutes sieht. Diese Wahrheit erstreckt sich auf alle Wissenszweige. Nur sehr scharfsichtige Augen unterscheiden, wo Wirklichkeit ist und wo die Luftspiegelung einer Stimmung.

        Wenn ein Mensch von der Bruderschaft träumt, möge er zuerst seine Augen vom herangewehten Schmutz reinigen.

 

        252. Es gibt nicht wenige Menschen, die meinen, die Bruderschaft existiere überhaupt nicht. Vielleicht blitzen in der Stille der Nacht vor ihnen manchmal Bruchstücke der Erinnerung auf, doch der Stumpfsinn des Verstandes verdrängt diese Träume. Gewiss, bei kleinen Erinnerungen versengen sie das Bewusstsein. Vielleicht können sie noch nicht in einer bestimmten Form erscheinen, ihr Sinn aber blitzt auf wie ein fliegender Pfeil. Da der Mensch nicht gelernt hat, in Bildern zu denken, kann kein bestimmtes Bild aufkommen.

[Russisches Original. Seite 114.]


        253. Ebenso ist der Mensch nicht gewohnt, Zufälle von gesetzmäßigen Erscheinungen zu unterscheiden; er hat nicht gelernt, den Denkprozess mit allen seinen Begleitumständen zu verfolgen. So viele Disziplinen sind dem Menschen in beliebigen Zuständen zugänglich! Bei Uns wird eine solche natürliche Aufspeicherung geschätzt.

 

        254. Niemand verlangt, dass ein Telefonanruf oder ein Telegramm zweimal wiederholt wird, bevor er ihm glaubt. Anders aber verhält es sich mit einer Mitteilung aus der Feinstofflichen Welt. Die Menschen bestehen aus irgendeinem Grund unbedingt auf einer Wiederholung der Erscheinungen, so als könnten sie nur durch die Wiederholung überzeugt werden; auf diese Weise geht viel Energie verloren.

        Die Bedingungen haben sich bereits geändert, doch der Mensch will zum Vergangenen zurückkehren. Durch dergleichen Rückschrittlichkeit wird vieles erschwert.

 

        255. Die Menschen wollen auch den Denkprozess nicht in Abhängigkeit von den Veränderungen der Umgebung beobachten. Solche Beobachtungen können viele psychische Einwirkungen offenbaren, doch zugleich zeigen, wie sehr neben sichtbaren Einwirkungen ständig unsichtbare, aber äußerst starke empfunden werden.

        Wer sich auf brüderliche Arbeit vorbereitet, muss sich selbst beobachten können.

 

        256. Man kann bemerken, dass Menschen, die sich an ihre früheren Leben erinnern, zu den unterschiedlichsten Ebenen gehören. Das beweist nur, dass das Gesetz der jenseitigen Welt weit vielschichtiger ist, als die Menschen auf Erden vermuten. Umso mehr muss es geachtet und studiert werden.

        Solche Forschungen müssen unvermeidlich

[Russisches Original. Seite 115.]


bruchstückhafter Natur sein, doch diese bruchstückhaften Informationen müssen eine überzeugende Kette von Fakten bilden. Je schneller man mit einer solchen irdischen Chronik beginnen kann, desto eher wird die Wahrheit erstehen.

        Man muss verstehen, dass es nicht Unser Brauch ist, blinden Glauben zu fordern. Was wäre der Nutzen einer solchen Forderung dort, wo Beobachtung und Aufmerksamkeit bessere Ergebnisse zeitigen?

        Es heißt, dass das Gewebe des Höchsten aus Funken besteht, das bedeutet: Wenn man auch nur einen einzigen Funken erkennt, ist dies schon eine große Errungenschaft. Bei diesen Experimenten kann man jedoch nur durch gegenseitiges Vertrauen Erfolg erzielen. Wertvolle Informationen können auch Kinder, Dorfbewohner und verschiedene Arbeiter beitragen, denen sich auch nur ein einziger Funke eingeprägt hat, mit dem sie in Berührung gekommen sind.

        Gerade das Volk verwahrt sehr oft Erinnerungen, schämt sich aber, sie auszusprechen. Solchen Verstecken muss man sich behutsam nähern. Sie werden keinem hochmütig Verhörenden oder eilig Vorübergehenden enthüllt werden. Darüber hinaus verbieten es die irdischen Gesetze, das Verborgene zu berühren. Ärzte nennen solche Bekenntnisse oft Wahnsinn.

        Wir sagten bereits, dass alle Fragen betreffend das Innere des Bewusstseins streng geprüft werden müssen, doch wenn sich von hundert unzuverlässigen und verworrenen Mitteilungen auch nur eine als glaubwürdig erweist, wäre das schon ein Erfolg. So wollen wir die Wahrheit suchen.

 

        257. Möge die Suche nach Wahrheit nicht gallig sein. Ein Mensch, der in seinem Haus irgendetwas verliert, gerät schon in Gereiztheit. Wie wird es dann beim weltweiten Suchen sein?

[Russisches Original. Seite 116.]


        Wahrhaftig, eine gute Zusammenarbeit ist unerlässlich.

 

        258. Samenkörner können vom Wirbelwind verweht werden; sie können von Vögeln aufgepickt werden; sie können von einem Regenschauer fortgespült werden: Es gibt viele Ursachen und Wirkungen.

        Für den Menschen ist es besonders schwer, dass er das Schicksal seiner Saat nicht vorausbestimmen kann. Er soll aber die Ergebnisse der Arbeit nicht auf seine Weise einteilen. Der Mensch muss sich die Bestimmung seiner Arbeit klar vor Augen halten, doch die Wege des Fortschritts und neue Hindernisse dürfen den Schaffenden nicht betrüben.

        Der irdischen Natur fällt es nicht leicht, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass Samenkörner an unvermuteten Stellen aufgehen können. Der Mensch möge nicht vergessen, dass die Lebenskraft eines Samenkorns groß ist.

        Daher lasst uns säen, ohne daran zu denken, wo der herrliche Garten erblühen wird. Der Mensch stellt nach seinem Verständnis einen prächtigen Platz für seinen Garten zur Verfügung, während der Boden nebenan sich als so viel fruchtbar erweisen kann, dass dort sogar ein vom Wind herangewehter Same erblüht: Daher lasst uns säen, ohne an der Lebenskraft der Samenkörner zu zweifeln.

        Die Grundlage der Bruderschaft ist Vertrauen in die Arbeit.

 

        259. Es mag manchmal scheinen, als sei eine Belehrung nicht deutlich genug gegeben worden, ist das aber wirklich so? Ist nicht unsere vorübergehende Stimmungen ein falscher Interpret? Mit der Zeit verfliegt die Stimmung, und die wahren Wesenszüge werden offenbar. Dann wird man anerkennen können, dass die Belehrungen unabänderlich waren. So wird die Annäherung an die Bruderschaft geschmiedet.

 

        260. Seien wir nicht erstaunt, dass sich nach einer aufgezeigten Frist die Spannung gleichsam verstärkt. Vergessen wir nicht, dass dies die Auswirkung des bereits Vergangenen ist. Aber das Säen von Ursachen kann sich schon verringern.

[Russisches Original. Seite 117.]


        261. Wenn der Mensch sich in die irdische Hülle kleidet, kann er Gutes schaffen und sich damit vervollkommnen – so spricht die uralte Weisheit. Dieses Testament leuchtet stets über den Toren der Bruderschaft. Es wir denen, die das nichtoffenbarte, endlose Böse der Unvollkommenheit verstehen, nicht widersprechen.

        Möge Unvollkommenheit auch unvermeidlich sein, es gibt dennoch Arbeitsgebiete, die das Gute in seiner vollen Bedeutung verkörpern. Ist denn die Arbeit des Landmannes nicht etwas Gutes? Ist denn Schöpfung von Schönem nicht etwas Gutes? Ist denn Handwerk von hoher Qualität nicht etwas Gutes? Ist denn Wissen nicht etwas Gutes? Ist denn Dienst an der Menschheit nicht etwas Gutes?

        Man kann bestätigen, dass das Wesen des Lebens gut ist; nur der Mensch zieht es in seiner Unlust, sich zu vervollkommnen, vor, in Unwissenheit, anders gesagt im Bösen zu verharren.

 

        262. Für das Stählen der besten Klingen ist Feuer erforderlich. Auch die Zentren des Organismus können sich ohne Feuer nicht verfeinern. Das Entflammen der Zentren ist unvermeidlich, in dieser Zeit muss man aber sehr vorsichtig sein. Eine glühende Klinge zerbricht leicht, ebenso reißt eine brennende Nervenfaser leicht. Seien wir daher sehr vorsichtig. Eine solche Vorsicht bedeutet nur Kenntnis der Situation.

 

        263. Stellt euch ein Haus voller Menschen vor, die von einem wichtigen Ereignis Kenntnis haben, und unter ihnen weiß einer nicht, woran alle denken. Zwischen den Wissenden und dem Unwissenden wird ein großer Unterschied bestehen.

        Schon anhand von Äußerlichkeiten kann man über den offensichtlichen Unterschied urteilen. Der Unwissende beginnt, sich unruhig zu fühlen, um sich zu blicken und hinzuhorchen; er ist misstrauisch und blickt feindselig umher. Je größer seine Gereiztheit ist, desto weiter ist er von der Lösung des Rätsels entfernt.

        Anhand solcher einfachen Beispiele kann man die Wirkungen von Gedanken und die Ursachen beobachten, die ihre Aufnahme verhindern. Für die Aufnahme eines Gedankens ist vor allem Gereiztheit unzuträglich. Es kann Erregung oder Ruhe geben, aber keinerlei Wut oder Gereiztheit.

        Mögen jene, die vorschlagen, eine Gedankenübertragung zu beobachten, daran denken, dass es unüberwindliche Hindernisse geben kann, die aber vom Menschen selbst leicht beseitigt werden können. Nur die Beschwichtigung der Gereiztheit scheint schwer zu sein. Vergessen wir nicht, auf die Säule zu blicken, die den Raum darstellt, und stellen wir uns vor, wo auf ihr die Gereiztheit verzeichnet sein könnte: Es wird kein Platz für sie zu finden sein, ebenso wenig wie für Selbstsucht angesichts der Unbegrenztheit.

 

        264. Ein Vergleich zwischen dem Kleinstem und dem Größtem ermöglicht, das Gleichgewicht zu finden. Auf einem schwierigen Pfad ist sogar ein glatter Felsen eine Stütze. Doch die glatte Oberfläche entsteht aus der großen Anzahl der Ströme. So möge der Wanderer nicht denken, dass es nur für ihn schwer sei.

 

        265. Ein altes Sprichwort besagt: „Wer an den Tod denkt, ruft ihn herbei“. Ebenso haben auch die Ärzte zuweilen bemerkt, dass der Gedanke an das Ende dieses herbeizieht. Jede Volksweisheit enthält ein Teilchen Wahrheit. Man muss aber vor allem bedenken: Kann man sich gedanklich mit etwas befassen, das es nicht gibt?

[Russisches Original. Seite 119.]


        Für die Menschen ist es Zeit anzuerkennen, dass das Leben nicht aufhört. Damit wird sich die Einstellung zum irdischen Dasein vollkommen verändern. Für die wahre Evolution muss man eiligst den richtigen Standpunkt über die ununterbrochene Fortdauer des Lebens bekräftigen. Die Wissenschaft muss zu Hilfe kommen, um düstere Irrtümer zu zerstreuen. Der Mensch soll nicht an das Grab denken, sondern an Flügel und die für ihn bestimmte Schönheit. Je klarer der Mensch die Schönheit der Welten in sein Bewusstsein einprägt, desto leichter wird er neue Bedingungen erfassen.

 

        266. Die Lehre des Lebens muss vor allem das Konzept des Lebens jenseits der Grenzen der irdischen Hülle bestätigen. Wozu gäbe es sonst den Begriff Bruderschaft, wenn das Wertvollste nur für einige Jahrzehnte entwickelt werden muss? Man soll Bewusstsein durchaus nicht für morgen aufspeichern, sondern für ewige Pfade in die Unbegrenztheit. Es ist nützlich, diese Wahrheit im Licht des Tages und der Nacht zu wiederholen.

 

        267. Zusammenarbeit kann beginnen und enden, eine einmal errichtete Bruderschaft aber ist unzerstörbar. Lasst uns daher gegenüber diesem grundlegenden Begriff nicht leichtfertig sein. Die Brüder werden sich in allen Existenzen begegnen und die gemeinsame Arbeit verwirklichen. Man sollte sich über eine solche Möglichkeit freuen, die in keinem Zeitalter versiegt.

 

        268. Wenn die Menschen beginnen, die Ursachen von den Wirkungen zu unterscheiden, wird vieles erkannt werden; bis heute erkennen die Menschen aber nur die Wirkungen an, und auch dies nur im gröbsten Maße. Niemand will verstehen, dass zwischen Ursache und Wirkung eine bestimmte Zeit verstreichen muss.

[Russisches Original. Seite 120.]


        Wenn ein feines Bewusstsein die Ursachen erkennt, ist es gewöhnlich Spott ausgesetzt. Ein grobes Auge nimmt das, was bereits vor sich gegangen ist, noch nicht wahr, und die Unwissenden erklären, dass nichts geschehen sei.

        Deshalb ist es an der Zeit, den Gedanken auf die Wurzel der Dinge zu richten. Das ist jedoch nicht leicht, denn das Vertrauen ist erstickt und damit die erkennende Energie in Untätigkeit versetzt worden. Man kann viele Fälle anführen, in denen Erkenntnis die Ursachen als Beginn der Wirkungen voraussehen kann, das geringste Misstrauen aber spült alle Möglichkeiten fort.

 

        269. Das Chaos ist eifersüchtig und tobt. Es überwältigt dort, wo es auch nur das geringste Schwanken gibt. Das Chaos versäumt keine Gelegenheit, um einen schwachen Damm zu durchbrechen. Man kann bemerken, dass am Vorabend besonders nützlicher Taten Verrat begangen wird. Es gab keinen Fall, in dem nicht auch ohne besondere Fristen Verrat begangen wurde, wenn die Wege des Fortschritts bereits angelegt waren.

        Finsternis und Chaos können nämlich keinen Aufbau ertragen. Sie lauern auf allen Wegen und suchen jene, die imstande sind, ihnen zu helfen. Man kann viele Beispiele anführen, aber auch viele vorbildliche Taten, bei denen herzliche Einigkeit die Finsternis überwältigte. Deshalb ist es so notwendig, den Begriff Bruderschaft zu hüten.

 

        270. Die heiligen Schmerzen gehören zu keiner Art von Krankheiten. Ein solcher ungewöhnlicher Zustand kann alle bekannten Krankheiten übertreffen. Alles wird derart angespannt, dass der kleinste Schlag die straff gespannten Saiten zerreißen kann. Wie bereits gesagt, wird ein solcher Zustand durch die unnatürliche Lage des Planeten noch vertieft. Die Krankheit des Planeten

[Russisches Original. Seite 121.]


bedroht das Herz mit Druck.

        Aus profundem Grund wurden feinfühlige Organismen von jeher geschützt. Der Begriff heilige Schmerzen sollte die Aufmerksamkeit auf ein Herz lenken, das die feinsten Energien berührt hat. Solche Herzen müssen behütet werden, sie sind wie eine Leitung höherer Spannung. Sie müssen sowohl im Heim als auch im ganzen Leben behütet werden.

        Wären die Ärzte weniger eingebildet, würden sie bestrebt sein, solche seltenen Erscheinungen zu beobachten. Doch leider stoßen alle besonderen Symptome faule Beobachter eher ab. Indessen muss mit der Mechanisierung des Lebens ein Studium der höheren Energien einhergehen.

 

        271. Manchmal werden auch entgegengesetzte Wirkungen erzielt, wenn man mit groben Mitteln an höhere Energien herangeht. Nehmen wir zum Beispiel die zur Beobachtung der Aura erfundenen Brillen. Das Prinzip ist nicht schlecht, aber das Mittel ist grob und schadet der Sehkraft. Die Verfeinerung der Sinne darf indessen dem natürlichen Zustand des Organismus nicht schaden.

        So hat sich der Gebrauch des sogenannten Radiums als zerstörerisch erwiesen, obgleich Radioaktivität im Prinzip heilsam ist. Ebenso wurde Alkohol statt zu einem medizinischen Mittel zu einem zerstörerischen Narkotikum gemacht. Es gibt viele Beispiele. Der Hauptgrund liegt in dem Unwillen, die Verbindung des Organismus mit den feinen Energien zu erkennen.

        Bruderschaft und Zusammenarbeit sollen helfen, das Denken zu verfeinern. Die Verfeinerung des Gedankens bietet den Zugang zur Verfeinerung des Lebens. Verfeinerung bedeutet auch Erhebung und Fortschritt.

[Russisches Original. Seite 122.]


        272. Es hat nichts Erstaunliches, dass sogar ein ganz einfacher Mensch Ausstrahlungen sehen kann – dafür gibt es viele Gründe. Er kann aufgrund seiner früheren Leben ein ungewöhnlicher Mensch sein, oder bei ihm könnte sich diese besondere Eigenschaft unter anderen zeigen, die wenig zum Ausdruck kommen. Solche vereinzelten Fälle sind nicht selten. Man kann sehen, dass sogar Analphabeten über ungewöhnliche Wahrnehmungen verfügen. Wenn sie aufrichtig sind, wissen sie nicht, warum ihnen ein solches Wissen zufließt.

        Solche Eigenschaften haben, obwohl sie deutlich in Erscheinung treten, mit Aufspeicherungen aus früheren Leben nichts gemein. So viele chemische Einwirkungen können einzelne Eigenschaften erwecken, die auftauchen und zeitweilig wieder verschwinden können.

        Nur die Erkenntnis der wechselnden räumlichen Ströme kann die im Organismus vor sich gehenden Veränderungen erklären. Ihr wisst, dass sich unter der Einwirkung von Strömen das Sehen, das Hören und alle Sinne verändern. Man kann sich vergewissern, dass solche Schwankungen nicht nur zu den offenbarten Fristen, sondern auch außerhalb der menschlichen Erwägungen stattfinden. Nur äußere Bedingungen können nämlich solche unerklärlichen Erscheinungen hervorbringen.

 

        273. Ein als Sklave verkaufter weiser Philosoph rief aus: „Danke, offensichtlich kann ich alte Schulden begleichen.“[35] Ein Kaiser, genannt der Goldene, entsetzte sich: „Luxus verfolgt mich, wann werde ich meine Schulden bezahlen können?“[36]

        So dachten weise Männer daran, ihre Schulden schnellstens zu begleichen. Sie verstanden, dass frühere Leben sicherlich nicht ohne Verschuldung auskommen konnten. Wie viel Geld muss ein Mensch haben, um eiligst seine Schulden zu tilgen.

 

        274. Beteuert jemand, er sei weder für noch gegen etwas, so nehmt an, dass er dagegen ist. Unter diesen Stimmlosen gibt es weit mehr Gegner als unter den Schreiern. Die Leute hoffen, ihren Widerstand unter einer Maske der Heuchelei verbergen zu können. Daher ist es besonders zu schätzen, wenn ein Mensch den Mut aufbringt, seine Meinung zu sagen.

        Doch für eine richtige Bewertung muss man die Bruderschaft als den Hebel der Welt erkennen. Man sollte nicht nur die eigene Persönlichkeit anerkennen, denn es gibt keine Vereinzelung, und wer sich absondert, fällt in niedere Schichten und schadet sich selbst.

 

        275. Es ist richtig, dass die Menschen die paarigen Organe gleichermaßen beherrschen sollten, doch eine solche Beherrschung kann nur von klein auf beginnen. Ein Kind beherrscht seine Hände gleichermaßen, am Beispiel der Umgebung aber sieht es die Bevorzugung der rechten Hand. Auf der Schule ist es bereits zu spät, die Gleichheit wiederherzustellen.

        Ein Kind kann nur mit dem ersten Aufblitzen des Bewusstseins den Vorurteilen der Erwachsenen entgehen. Der Wissbegier der Kinder wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Man kann von ihnen lernen, wie schnell sie die Umgebung erfassen.

 

        276. Von Kindern kann die Lehre ungewöhnlich schnell aufgenommen werden, wenn man nur die Eigenarten des Kindes beachtet. Es erinnert sich in hohem Maße an früheres Wissen. Besonders nützlich ist es jedoch, wenn man, anstatt neues Wissen zu vermitteln, dem Kind hilft, sich an das zu erinnern, was bereits in ihm eingelagert ist. Umso leichter wird es sich später neuen Stoff aneignen; man muss aber beobachten.

 

[Russisches Original. Seite 124.]


        277. Jeder wahre Arbeiter erfährt zuweilen, wie sein ganzes Werk gleichsam in einen Abgrund stürzt, und zwar in einen unauffüllbaren Abgrund. So erfährt der Geist eines Tatmenschen eine äußerst gefährliche Vorausbestimmung. Der Schwache spürt den Abgrund und verfällt in Niedergeschlagenheit, der Mächtige aber erkennt die Berührung der Unbegrenztheit.

        Viele Beobachtungen und Erfahrungen stehen vor dem Menschen, bevor er dem Antlitz der Unbegrenztheit freudig gegenübertreten kann. Das Bedauern über menschliche Schöpfungen, die sich aufgelöst haben, schwindet. Sie werden in die Unbegrenztheit ausgestreut, sogar die majestätischsten. Der irdische Verstand erkennt nicht, wo seine aufgespeicherten Schätze in Erscheinung treten können.

        Ein Mensch wollte der Menschheit Nutzen bringen, doch statt der Früchte seines Schaffens tut sich vor ihm ein unermesslicher Abgrund auf. Auch ein nicht unbedeutender Verstand kann erschaudern; der gestählte Kämpfer der Arbeit aber sieht vor sich keinen Abgrund, sondern das Leuchten der Unbegrenztheit.

        Bruderschaft ist in ihrer ganzen gegenseitigen Hilfe notwendig. Wer sonst als ein Bruder zeigt das Licht der unzerstörbaren Arbeit? Jedes Gräschen der Arbeit wächst im Raum. Geschaffenes zersetzt sich nicht, sondern sät in seiner Umgebung unzählige teilbare Formen. Im Vorhandensein der Unbegrenztheit liegt ein wahrer Segen. Man kann sie mit schönen Formen besiedeln.

 

        278. Im Altertum hieß es: „Alle Menschen sind Engel.“ Die Menschen sind tatsächlich Boten der fernen Welten. Daher ist auch ihre Verantwortung groß.

        Sie bringen wenig von dem ihnen Aufgetragenen zu Ende und es betrübt sie noch nicht einmal, ihren Schatz zu verlieren. Nur wenige trauern darüber, dass sie etwas vergessen haben, was sie gehört hatten.

        Mögen die Menschen

[Russisches Original. Seite 125.]


nicht vergessen, dass sie Boten und die Verbindung mit den fernen Welten sind. Allein ein solches Bewusstsein verschönert bereits das Alltagsleben.

 

        279. Es ist bereits bekannt, dass der menschliche Speichel sowohl heilsam als auch giftig sein kann. Bei diesem Umstand ist aber eine sehr wichtige Bedingung vergessen worden: Es erweist sich, dass die Giftigkeit des Speichels nicht von einer Krankheit abhängt. Die Heilkraft bleibt bei einigen Krankheiten sogar erhalten.

        Das bedeutet, dass diese Eigenschaften nicht nur physischer Natur, sondern feinstoffliche Substanzen offenbaren, die mit psychischen Kräften verbunden sind. Die Transmutation der psychischen Energie in eine Substanz, die bereits materiell ist, stellt an sich schon eine Bestätigung der feinstofflichen Energien dar. Man sollte solche Erscheinungen auch bei Tieren und sogar bei Pflanzen beobachten.

        Es rückt bereits der Zeitpunkt näher, in dem die Zusammenarbeit der materiellen mit den psychischen Kräften formuliert werden muss; andernfalls wird die Menschheit beginnen, sich mit nicht erkannten Energien zu vergiften. Die Vermehrung der Menschheit ist nicht so gefährlich wie ihr vergifteter Zustand.

 

        280. Die Schüler bemerkten, dass der Lehrer sich oft an das Ufer eines Baches zurückzog und starr auf die dahineilenden Wellen schaute. Sie fragten: „Helfen die Wellen wirklich beim Pranayama*?“ Der Lehrer antwortete: „Ihr habt es erraten, denn der Rhythmus der Wellen ist ein wunderbarer Wechsel, den es nur in der Natur gibt. In dieser Vielfältigkeit liegt eine erstaunliche Einheit.“ Also richtet eure Aufmerksamkeit auf alle natürlichen Bewegungen der Natur.

 

        281. Die Leute sagen, nicht selten unaufrichtig, dass viele

[Russisches Original. Seite 126.]


Bedingungen sie daran hindern, Gutes zu schaffen. Der Mensch kann jedoch unter allen Umständen Gutes schaffen. Das ist das Privileg des menschlichen Zustandes.

 

        282. Nach den Grundsätzen der Bruderschaft arbeitet jeder, so viel er kann. Jeder hilft seinen Kräften gemäß; keiner verurteilt in seinem Herzen; jeder bestätigt Wissen nach seiner Erfahrung; keiner vergeudet Zeit, denn sie ist unwiederbringlich. Jeder ist bereit, seine Kräfte für den Bruder aufzubieten. Jeder offenbart die beste Eigenschaft: Jeder freut sich über den Erfolg eines Bruders.

        Sind diese Grundsätze etwa zu schwierig? Sind sie etwa übernatürlich? Übersteigen sie etwa die menschlichen Kräfte? Erfordern sie etwa ein Übermaß an Wissen? Kann es sein, dass nur Helden Einigkeit begreifen? Gerade um des Verständnisses willen wurden Beispiele der besten Menschen – von Ärzten, Schuhmachern, Webern und Metzgern – angeführt, um bei den verschiedenen Arbeiten ein besseres Denken einzuprägen.

        Über der Arbeit des Mannes steht die Offenbarung der Frau. Sie führt, sie inspiriert, sie geleitet auf allen Wegen und gibt ein Beispiel der Synthese. Es ist erstaunlich, wie rasch sie in jedes beliebige Gebiet eindringt. Es gelingt ihr, von der Erde bis hin zu den fernen Welten Flügel des Lichts zu weben. Sie versteht es, den Kelch in verschiedenen Atmosphären zu hüten.

        Wenn Wir über Zusammenarbeit sprechen, verweisen Wir immer auf die Heldentat der Frau. Das Gebiet der Bruderschaft ist das Gebiet der Zusammenarbeit.

 

        283. Wer spricht und die Lehre des Lebens sich selbst zuschreibt, verfällt der Lüge. Die Quellen der Lehre liegen jenseits der menschlichen Grenzen. Die Wahrheit ist in Unbegrenztheit niedergeschrieben worden, doch sie enthüllt jeden Tag eine neue Hieroglyphe ihrer

[Russisches Original. Seite 127.]


Ewigkeit. Wahnsinnig ist, wer sich auf Erden die Lehre des Lebens selbst zuschreibt. Der höchste Weise sieht sich selbst als Bote an.

        Es wird nicht das Neue verkündet, sondern das für die Stunde Nötige. Der Hausherr ruft zum Mahl: Das ist zwar nicht neu, für die Hungrigen aber höchst lebensnotwendig. Umso schlimmer, wenn jemand den Ruf zum Mahl verhindert. Derjenige, der behindert, schmiedet sich selbst Fesseln.

 

        284. Wer einen Hungrigen davonjagt, ist fast schon ein Mörder. Es kommt selten vor, dass im Haus kein Stück Brot wäre. Auf der Schwelle zur Bruderschaft gibt es weder Herzlosigkeit noch Geiz noch Grausamkeit.

 

        285. Leidenschaftslosigkeit ist weder Hartherzigkeit noch Gleichgültigkeit. Wenn die Menschen historische Chroniken lesen, erregen sie sich nicht, weil diese Aufzeichnungen eine ferne Vergangenheit betreffen; die Lebenserfahrung lehrt aber, dass sich fast alle empfangenen Mitteilungen ebenfalls auf die Vergangenheit beziehen.

        Die Erfahrung gibt einem auch ein, dass die Zukunft die Gedanken über Gereiztheit und Erschütterung hinaus lenken kann. So befreit allein die Zukunft von Leidenschaften. Aus ihr entsteht aktive Leidenschaftslosigkeit.

        Die Menschen tadeln gewöhnlich diesen Begriff, weil sie ihn mit Selbstsucht verwechseln. Doch lieber sollte man ihn der Gerechtigkeit zuordnen. Und nur die Zukunft, die nicht von der Verwirrung der jüngsten Vergangenheit beschmutzt ist, erlaubt vernünftig zu denken.

        Daher lasst uns die Bedeutung vieler Begriffe sorgfältig untersuchen, die unverdientermaßen herabgesetzt oder erhöht werden.

 

        286. Wahrlich, die menschliche Sprache sollte vor verschiedenen hässlichen und ausdruckslosen Entstellungen bewahrt werden. Darüber hinaus muss man die Sprache von gewissen Archaismen reinigen, die auf längst überlebten Bräuchen beruhen.

        Die Menschen sprechen oft Wörter aus, ohne sich über ihre Bedeutung Rechenschaft abzulegen. So füllen sie ihre Rede mit sinnlosen Bezeichnungen und Begriffen. Würden sie über den Sinn des Gesprochenen nachdenken, müssten sie selbst lachen. So sollte man in allem das Überlebte abschaffen, das seinen ursprünglichen Sinn verloren hat.

 

        287. Bleiben wir zusammen, stehen wir fest für die Zukunft. Nur bei einem solchen Stand voller Hingabe werden wir wie ein undurchdringlicher Panzer sein.

 

        288. In verschiedenen Industriebetrieben atmen die Arbeiter viele chemische Substanzen ein und kommen mit ihnen in Berührung. Auf den ersten Blick könnte es scheinen, dass solche Berührungen ohne Schaden verlaufen, doch das ist bloß ein oberflächliches Urteil. Man kann sich davon überzeugen, dass verschiedene Arbeitszweige mit der Zeit dieselben Krankheiten hervorrufen. Bei der ersten Aufnahme einer gefährlichen Substanz bleibt ihr Einfluss unbemerkt, aber die ständige Wiederholung zieht den ganzen Organismus in Mitleidenschaft und wird schon unheilbar sein.

        Ich sage dies wegen einer anderen Einwirkung, an welche die Menschen ebenfalls nur wenig denken. Die Einwirkung des Mondes wurde bereits bemerkt. Die Ärzte haben ihre Aufmerksamkeit bereits dem Einfluss des Mondes auf viele Zustände der Menschen zugewendet. Solche Einflüsse erfolgen jedoch wiederholt. Die Wirkungen mögen vom menschlichen Auge nicht bemerkt werden, doch die Strahlen der Gestirne beherrschen nicht nur die physische Seite, sondern auch alle Gefühle.

        Dabei kann festgestellt werden, dass Menschen mit einer starken psychischen Energie dem Einfluss der Strahlen auf ihre Psyche weniger unterliegen. Auf diese Weise ist die natürliche

[Russisches Original. Seite 129.]


Entwicklung der psychischen Energie eine ausgezeichnete Prophylaxe. Ebenso ist es in Bezug auf viele andere Ströme; deshalb bedeutet Vernachlässigung der psychischen Energie Unwissenheit.

 

        289. Wenn sich ein Bote auf den Weg mit einem bestimmten Auftrag begibt und ihn vergisst, was soll er tun? Darauf hoffen, dass sich sein Gedächtnis auf dem Wege aufhellt, oder eilig den befragen, der ihn gesandt hat? Die Fähigkeit zu fragen wird bereits eine Errungenschaft sein.

 

        290. Wenn sich sogar die psychische Energie eines Einzelnen als Prophylaxe für die physische Gesundheit erweist, wieviel mächtiger wird dann der Einfluss vereinter Energie sein. Der Sinn der Bruderschaft besteht in der Vereinigung der uranfänglichen Energie. Nur die Erweiterung des Bewusstseins trägt dazu bei, die Bedeutung der Harmonie der Energie zu erkennen. Auf allen Ebenen des Lebens offenbart sie ihre segensreiche Kraft.

        Wahrscheinlich seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Es ist jedoch genug darüber gesagt worden, dass das Herz, das eine höhere Qualität des ganzen Lebens anstrebt, ein Lenker der psychischen Energie ist. Keine gewaltsame, bedingte Beschleunigung der Herztätigkeit wird von Nutzen sein. Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man möge es für das Gute freisetzen, und es wird sich schnell mit Energie füllen.

        Ebenso kann man die Früchte vereinter Energie nur in freundschaftlicher Gemeinschaft erlangen. Dafür ist es jedoch unerlässlich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet.

 

        291. Besonders schwer ist es, die Plötzlichkeit der Tätigkeit des feinstofflichen Körpers wahrzunehmen. Die Menschen sind

[Russisches Original. Seite 130.]


so sehr mit dem bedingten Zeitbegriff in seinem irdischen Ausdruck verbunden, dass es ihnen unmöglich ist, sich von dem Begriff einer sich ausdehnenden Zeit zu lösen. Nur jene, die bereits gewohnt sind, die Feinstofflichen Welt zu betreten, wissen, wie viel man in einem Augenblick spüren kann. Im Geist kann man vieles spüren, und man sollte jede Wahrnehmung bewahren.

 

        292. Musik wird schon als Heilmittel angewandt, die Ergebnisse sind aber nicht immer wahrnehmbar. Der Grund liegt darin, dass es nicht üblich ist, das Wahrnehmungsvermögen für Musik zu entwickeln. Man sollte sich von klein auf daran gewöhnen, die Schönheit des Tones aufzunehmen. Musikalität bedarf der Bildung. Es ist richtig, dass in jedem Menschen die Neigung zum Ton eingepflanzt ist, aber ohne Ausbildung schläft sie.

        Der Mensch sollte schöne Musik und Gesang hören. Zuweilen wird eine einzige Harmonie den Sinn für das Schöne für immer wecken.

        Doch groß ist die Unwissenheit, wenn in der Familie die besten Allheilmittel vergessen bleiben. Besonders wenn die Welt von Hass erbebt, ist es unerlässlich, das Ohr der jungen Generation eiligst zu öffnen.

        Ohne die Bedeutung der Musik zu erkennen ist es auch unmöglich, das Klingen der Natur zu verstehen. Und natürlich kann man dann nicht an die Sphärenmusik denken: Einem unwissenden Geist wird nur Lärm zugänglich sein. Der Gesang des Wasserfalls, des Flusses oder des Meeres wird nur Getöse sein. Der Wind wird keine Melodie herantragen und in den Bäumen keine feierliche Hymne erklingen lassen.

        Einem verschlossenen Ohr gehen die schönsten Harmonien verloren. Kann ein Volk seinen Aufstieg ohne Gesang vollbringen? Kann die Bruderschaft ohne Gesang bestehen?

 

        293. Ebenso muss man die Augen für das Heilen durch Farbe öffnen. Oft genügt eine einzige Berührung,

[Russisches Original. Seite 131.]


damit das Auge für immer die Schönheit der Farbe erfasst, dennoch bedarf es einer erleuchtenden Berührung. Selbst wenn die Augen schon durch frühere Aufspeicherungen geöffnet sind, ist es dennoch notwendig, den Ruf „Sieh hin!“ erklingen zu lassen.

        Und vor allem in der Bruderschaft ermuntert man einander durch Bekräftigungen der Schönheit.

 

        294. Man sollte die äußeren Energien vernünftig nutzen. Es ist verbrecherisch, den menschlichen Organismus der Einwirkung ungenügend erforschter Energien auszusetzen. So kann man leicht viele zur Degeneration verdammen.

        Eine solche Degeneration geht unmerklich vor sich, ihre Folgen sind jedoch entsetzlich. Der Mensch verliert seine besten Aufspeicherungen, sein Gehirn wird gleichsam gelähmt, ähnlich wie bei einer Vergiftung durch Opium. Die Symptome der Opiumraucher gleichen manchmal denen der Vergiftung durch Kohlenrauch oder Benzin. Man muss die Menschen bitten, Maßnahmen zu ergreifen, um die Städte nicht mit Benzin und Erdöl zu vergiften. Die Gefahr wächst, den Verstand zu verlieren.

 

        295. Feierlichkeit sollte durch den Begriff Bruderschaft gestärkt werden. Sie sollte kein leerer Schall bleiben. Feierlichkeit verwirklichen heißt, der aufgehenden Sonne Hymnen zu singen. Man muss erkennen, welche Läuterung niedergeht, wenn man von heilsamer Feierlichkeit erfüllt ist.

        Alle vorgeschlagenen Begriffe haben sowohl eine erhebende als auch eine heilende Bedeutung. Wir schlagen alles vor, was auch den Körper stärken kann. Denken wir nicht, dass sich erhabene Begriffe nur als Erhebung offenbaren, sie sind auch Heilmittel, die den Organismus stärken. Man sollte die Macht der segensreichen Begriffe erkennen.

[Russisches Original. Seite 132.]


        296. Beim Erkennen der Unbegrenztheit sollte Feierlichkeit zum Ausdruck kommen. Manche wundern sich, warum das Buch „Unbegrenztheit“ vor den nachfolgenden Büchern herausgegeben wurde. Doch wie kann man die Bücher „Herz“, „Hierarchie“, „Feurige Welt“ und „Aum“ verstehen, wenn der Begriff Unbegrenztheit nicht vorausgeschickt wurde? Keiner der genannten Begriffe kann begrenzt werden. Der Mensch erfasst keinen von ihnen, wenn er nicht den Ruf der Unbegrenztheit einatmet.

        Kann man das menschliche Herz etwa nur als ein niederes, materielles Organ betrachten? Kann die Hierarchie etwa in einem begrenzten Raum untergebracht werden? Die Feurige Welt erglänzt nur, wenn ihre Flammen in Unbegrenztheit funkeln. Wenn Aum das Symbol der Höheren Energien ist, können sie dann etwa begrenzt werden? Deshalb lasst uns feierlich Unbegrenztheit aussprechen.

 

        297. Kann man nach der Herrlichkeit der Unbegrenztheit über einfache irdische Einigkeit sprechen? Selbst wenn diese Frage nicht gestellt wird, werden viele so denken. Doch wer sagte denn, dass irdische Einigkeit etwas Einfaches ist? Um sie zu verstehen, muss man vor allem die Synthese erkennen. Doch eine solche Zusammenfassung ist nur bei Erkenntnis der Unbegrenztheit möglich. Irdische Einigkeit ist nicht einfach!

        Dieses Wort wird oft ausgesprochen, aber selten in die Tat umgesetzt. Können sich viele Menschen zu einer Vereinigung zusammenschließen? Kaum hat das Arbeitsprinzip sie einander nähergebracht, als sich auch schon viele Anlässe für Meinungsverschiedenheit finden. Man kann nicht erklären, was Einigkeit ist, wenn im Herzen keine Vorstellung des Großen Dienstes vorhanden ist.

[Russisches Original. Seite 133.]


        298. Nur der Ruf zur Bruderschaft kann zuweilen wie ein Blitz aufleuchten. Mögen die Menschen auch denken, Bruderschaft sei unzeitgemäß und unerreichbar, so wird dennoch sogar in einem verwilderten Herzen ein gewisses Beben zu pochen beginnen. Eine solche Erinnerung an etwas Vergessenes wird selbst ein verbittertes Herz nicht unberührt lassen.

        Man muss die einfachsten Worte finden, weil das Volk das Einfachste erwartet. Das Volk nimmt ein gutes Wort nur auf, wenn es sich vergewissert hat, dass es sein Alltagsleben verbessert.

 

        299. Ihr überzeugt euch davon, dass das Volk für Erkenntnis offen ist. Eine solche Evolutionsstufe ist kein Zufall. Viele Erschütterungen und Beben haben die Herzen gezwungen, zu erschaudern und zu erklingen. Wahrlich, schwer muss die Last sein, um in den Herrlichen Garten einzutreten.

 

        300. Würde der Planet beginnen, nach Belieben seine Bewegung zu verlangsamen oder zu beschleunigen, kann man sich alle verheerenden Folgen leicht vorstellen. Daher ist es so wichtig, sich die Bedeutung des Rhythmus anzueignen.

        Wenn man von der menschlichen Arbeit spricht, sollte man ständig auf Rhythmus bestehen. Beständige rhythmische Arbeit zeitigt die besten Ergebnisse. Die Arbeit der Bruderschaft dient als Beispiel dafür. Rhythmus ist unerlässlich, denn er verwirklicht auch die Qualität der Arbeit. Wer den Rhythmus erkennt, liebt seine Arbeit.

        Doch der Magnet der Liebe wird nicht leicht angespannt. Ohne ihn kommen Verurteilung und Widerwille auf. Ohne ihn ergeben sich Verlust der Qualität sowie Verschwendung von Zeit und Material. Man sollte öfter über den Arbeitsrhythmus sprechen, andernfalls werden selbst begabte Arbeiter ihr Streben verlieren.

        Die Herstellung unbrauchbarer Gegenstände ist ein Vergehen am Volk. Beim Streben in die Unbegrenztheit

[Russisches Original. Seite 134.]


muss man auch an die Qualität jeder Arbeit denken. Jede Lehre ist vor allem um Qualität besorgt, ebenso muss jede Arbeit eine hohe Stufe erreichen.

 

        301. Bei der Erweiterung der Arbeitsgebiete wurde die Qualität besonders wichtig. Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten erfordert auch eine gleich hohe Qualität – dies bezieht sich sowohl auf gedankliche als auch auf physische Arbeit.

        Im Bereich der gedanklichen Arbeit sind divergierende Bestrebungen zu erkennen. Die Meinungen können verschieden, doch ihre Qualität darf nicht hässlich sein. Es kann großes und kleines Wissen geben, beide aber können brüderlich im Erkenntnisstreben fortschreiten.

        Es wird keine Tötung des Wissens geben. Eine solche Tötung gleicht doch der Lebensberaubung. Wie viele Keime von Errungenschaften können von Wissenstötern erstickt werden.

        Nicht nur Wissen ist wertvoll, ebenso wertvoll ist der Prozess des Erwerbs von Wissen. Die Philosophen setzten diesen Prozess einst dem höchsten Genuss gleich. Je tiefer er empfunden werden kann, desto größer ist die Freude. Wenn sich aber in die Aufspeicherung von Wissen die Knechtschaft der Selbstsucht einmischt, braust nicht Freude auf, sondern Galle. Mit der Aufspeicherung von Wissen ist Kampf untrennbar verbunden, doch er wird das Zutagefördern eines Schatzes sein. Kein Pfad des Wissens wird menschenfeindlich sein.

 

        302. Lasst uns den Begriff Stimmung noch vertiefen. Bei Übertragung auf Entfernung bemerkt man oft irgendeinen hindernden Umstand: Etwas färbt die Gedanken und gibt ihnen einen anderen Sinn. Die Stimmung des Menschen färbt das ganze Leben mit einer unerwarteten

[Russisches Original. Seite 135.]


Farbe.

        Unsere Stimmungen werden stille Gedanken genannt. Sie werden nicht in Worte umgesetzt, wirken aber auf die Gedankenenergie ein. Man kann sich leicht vorstellen, dass sich der Sender und der Empfänger in gegensätzlicher Stimmung befinden, was bedeutet, dass die Übertragung der Gedanken ungenau sein wird.

        Daraus sollte man nicht schließen, dass eine Gedankenübertragung nicht vollkommen sein kann; sie kann wirklich genau sein, wenn die Nebenumstände in Betracht gezogen werden. Der offensichtlichste dieser Umstände ist die Stimmung, doch ihre Regulierung ist vollkommen möglich. Brüderlich gestimmte Organismen werden ohne herangetragene Aufschichtungen erklingen.

 

        303. Manche Schüler der unteren Stufen hegen Bedenken, die Aufstiegsleiter zu erklimmen, weil sie der Verantwortung entgehen wollen, die die mit jeder Stufe wächst. Solche leichtsinnigen Schüler meinen sogar, ihr Verweilen auf den niederen Stufen sei interessanter. Sie geben sich mit physischen Materialisationen und ähnlichen unverantwortlichen Beschäftigungen zufrieden.

        Sie wissen aber, dass danach jeder Schüler sich in der alltäglichen Arbeit bewähren und den Angriff des Chaos ertragen muss. Den Leichtfertigen aber behagt das nicht. Daher scheint ihnen selbst Bruderschaft schwierig.

 

        304. Die Menschen hoffen: Hier geht das Schwerste vorüber und danach beginnt süßes Amrita*. Was werden sie denken, wenn man ihnen sagt, dass dem Schweren noch Schwereres folgt? Werden die Menschen vielleicht versuchen, vom menschlichen Pfad abzuspringen? Wohin aber wollen sie

[Russisches Original. Seite 136.]


davonlaufen? Nur der spürt die Süße des Amrita, der das Schwerste nicht fürchtet.

 

        305. Beobachten wir die Abtrünnigen, die zu allen Zeiten vorkommen. Man kann viele gemeinsame Züge ihres Verrats bemerken. Ebenso kann man bemerken, wie sie auf karmischen Wegen Zugang zu Personen fanden, deren Erscheinen von der Finsternis gehasst wurde.

        Man kann dieselben Vorgehensweisen der Lüge feststellen, die sie in verschiedenen Sprachen angewendet haben. Man kann aber auch bestätigen, dass kein einziger Verrat den Namen des Verfolgten getrübt hat – so sagt es die Wahrheit aller Zeiten.

        Man kann ungewöhnliche Niederschriften über nie dagewesene Versuche der Finsternis finden, die Keime des Wissens zu Fall zu bringen.

 

        306. Es gibt verschiedene Arten von Erwartung: Es gibt eine Erwartung, die eröffnet, es gibt aber auch eine Erwartung, die abschneidet. In der ersteren wartet das Herz, in der zweiten aber das Ich, die Selbstsucht. Selbst der höchste Gedanke fliegt nur schwer über den Zaun der Ichsucht. Er bleibt an den spitzen Pfählen der Selbstsucht hängen. Ichsucht ist schartig, aufgespalten in Neid und tierische Bosheit.

        Eine solche Begegnung kann keinen schönen Gedanken zulassen. Viel Bemerkenswertes geht beim Prozess des Empfangs eines Gedankens vor sich. Es gibt einen Augenblick der Stille vor der Ankunft des Hohen Boten. Kann aber hochnäsige Ichsucht diesen süßesten Moment spüren?

        Das Herz allein versteht es, sich bis zum Rand mit Erwartung zu füllen. Nur das Herz schreit nicht auf: Ich warte! Übermäßige Selbstsucht erklingt in diesem Ich. Doch mit dem Herzen zu warten heißt, schon ein Vorgefühl zu haben. In einem solchen Gefühl liegt viel Freude. Die Alten nannten es einen Führer.

        Ich bestätige, dass ein Vorgefühl

[Russisches Original. Seite 137.]


bereits das Öffnen der Tore bedeutet. Das Herz ist eine gastfreundliche Hausherrin, es bereitet sich vor, den fernen Gast zu empfangen. Man muss die besten Gefühle anspannen, um einen Gedanken zu empfangen.

 

        307. Es heißt, der Gedanke müsse schweigend empfangen werden; eine solche Bedingung ist zwar von Nutzen, bringt aber noch nicht vollkommen die ganze Feinheit der Empfindung zum Ausdruck. Feierlichkeit ist nämlich die beste Bezeichnung. Feierlichkeit aber bedarf der Reinheit des Herzens.

 

        308. Ein Arzt kann Feierlichkeit spüren; noch nicht einmal der Anblick von Krankheiten trübt ein Herz, das von Hilfe für den Nächsten entbrannt ist. Es ist erstaunlich zu beobachten, wie das Gute heilsam wird. Mitleid hat seine Wurzeln allein im Herzen. So werden brüderliche Eigenschaften aufgespeichert.

 

        309. Unter dem Einfluss des Gedankens ist es sogar möglich, Musik aus nächster Nähe nicht zu vernehmen – so wird die Macht der Gedanken über den physischen Organismus bewiesen. Ebenso ist es möglich, inmitten der Wellen des Lebens die Berührung der Hand eines Mitglieds der Bruderschaft nicht zu spüren, sie kann dennoch Gleichgewicht bringen. So trägt doch auch Musik, selbst wenn sie nicht vernommen wird, zur Erhebung der Gedanken bei.

        Wir bezeichnen die unmerkliche Berührung durch ein Mitglied der Bruderschaft mit einem geheimen Wort. Es wird nicht durch mündliche Zeichen ausgedrückt, spiegelt sich aber im Herzen wider; deshalb wird das Herz die Widerspiegelung der Bruderschaft genannt.

 

        310. Haltet die Aussage der drei Flieger, in großer Höhe Pferde gesehen zu haben, nicht für unsinnig. Eine solche Vision ist aus mehreren Gründen möglich. Bewegung als solche kann Bilder hervorrufen, die mit der Bewegung zusammenhängen; darüber hinaus kann auch Schnelligkeit

[Russisches Original. Seite 138.]


Erscheinungen aus der Feinstofflichen Welt fördern.

        Nach wie vor muss man raten, solche Zeichen zu bemerken. Man sollte sie bestimmt nicht als irgendwelche Vorzeichen ansehen, sondern sie als Tatsachen aus den Sphären der Feinstofflichen Welt annehmen. Es gibt nicht wenige solcher Erscheinungen, aber eine extreme Haltung ihnen gegenüber ist unstatthaft. Die Menschen verhalten sich ihnen gegenüber entweder verächtlich oder mit unsinniger Übertreibung. Selten trifft man auf eine vernünftige Beobachtung.

 

        311. Eine besondere Wissenschaft ist in der Lage, eine vernünftige Haltung gegenüber den verschiedenen Gegenständen zu finden. Eine solche Haltung erzeugt ein wahres Verständnis der Bruderschaft. Die Bewahrung der heiligen Begriffe zeigt das Wachstum des Bewusstseins an.

 

        312. Schnelligkeit der Bewegung fördert in einem gewissen Grad den Verkehr mit der Feinstofflichen Welt. Der Wirbel der Bewegung fegt gleichsam die staubige Hülle der niederen Schichten hinweg. Die Drehungen der Derwische, der amerikanischen Schütteltänzer oder der sibirischen Springer basieren auf solchen Bewegungen. Auf diese Weise bestätigen sie aber auch, wie unzulässig eine solche gewaltsame Anspannung der Energie ist.

        Die niederen Schichten sollten nicht mit physischer Gewalt überwunden werden. Der rechte Weg führt über den natürlichen geistigen Aufstieg. Gerade die Bruderschaft hilft bei einem solchen klaren, schönen Aufstieg.

 

        313. Man konnte ungewöhnliche räumliche Ströme von einer solchen Spannung bemerken, dass sie Gedankensendungen überwältigten. Diese Erscheinung ist selten, umso mehr muss man sie hervorheben. Tobende Raumströme halten nicht lange an, weshalb es sehr bedeutsam ist, sie zu beobachten.

        Sie können nicht lange dauern,

[Russisches Original. Seite 139.]


sonst würden sie eine Katastrophe hervorrufen. Das Gleichgewicht selbst kann nicht anders, als sich ihnen zu widersetzen, aber ein jeder solcher Moment ist gefährlich. Wir nennen dies den Abgrund der Wirbel.

 

        314. Eine aufmerksame Beobachtung ist umso notwendiger, als man sich nicht vorstellen kann, wie manchmal eine wichtige Erscheinung vor sich gehen kann. Nur ein sehr verfeinerter Organismus kann etwas wie einen Ruf verspüren. Er will plötzlich beobachten. Man muss bereit sein, einem solchen Ruf Folge zu leisten.

 

        315. Es ist nicht leicht, eine Bruderschaft vollen Einklangs zu versammeln. Möge die Gruppe zahlenmäßig klein, doch ohne Gegensätze sein; sowohl zusammenzukommen als auch sich zu trennen ist für eine kleine Menge leichter. Jede erzwungene Verbindung widerspricht dem Konzept der Bruderschaft. Mögen es nur drei sein, ihre Eintracht wird doch stärker sein als das Schwanken von Hunderten. Schwanken und Verwirrung schaden nicht nur den Menschen, sondern auch dem Kosmos.

        In alten Zeiten wurden langwierige Prüfungen vorgeschrieben, um einen Kern geistigen Einklangs zusammenzubringen. Allein die Länge der Zeit löst das Problem der Auslese jedoch nicht. Ein übles Samenkorn kann Jahre über Jahre verborgen bleiben. Das Gefühl des Herzens kann dies am besten eingeben.

        Die Menschen verwenden höhere Begriffe allzu leicht, doch nur wenige verstehen es, sie in voller Liebe zu bewahren. Ein solches Bewahren liegt nicht in Gesten und Verbeugungen, sondern in einer unlöslichen Verbundenheit über das Herz. Für die einen bedeutet die Verbindung Ketten und Fesseln, für die anderen aber ist sie die Leiter zum Aufstieg.

        Unwissende mit verdüsterten Herzen, sagen:

[Russisches Original. Seite 140.]


„Diese Leiter ist nebelhaft“, denn sie können auf ihr nicht emporsteigen. Umso notwendiger ist es, über die Bruderschaft aufzuklären, denn die Menschen werden bald die Mitarbeit suchen. Für diese Mitarbeit wird es jedweder Ermutigung bedürfen.

        So wird sich in der ganzen Welt Achtung vor der Arbeit bekunden. Arbeit wird das Gegengift gegen Gold sein. Man muss jedoch vielmals über die Schönheit der Arbeit sprechen.

 

        316. Es heißt: Ohne Dummheit wäre die Erde ein Paradies. Es ist ein Fehler, sich damit zu trösten, dass es heute weniger Dummheit gäbe als in vergangenen Zeiten – gegenwärtig ist sie sogar boshafter geworden. Jede fortgeschrittene Dummheit ist gefährlich, besonders beim Spielen mit explosiven Stoffen.

        Dummheit denkt nicht an die Zukunft. Der Gedanke an Epidemien beunruhigt sie nicht. Es gibt viele Arten neuer Krankheiten, und sie werden zunehmen. Das Auftreten der Bruderschaft wird Ozon inmitten vergifteter Ruinen bedeuten.

 

        317. Ein elektrischer Apparat entlädt sich, wenn sich in ihm Energie angesammelt hat. Er will keine bestimmten Menschen treffen, erreicht aber jene, die sich in seiner Nähe befinden.

        Ebenso trifft der Rückschlag der psychischen Energie jene, die sich ihr in böser Absicht nähern. Ihr Träger will niemanden treffen, aber die Urenergie entlädt sich, wenn sich ihr eine feindliche Kraft entgegenstellt. So wird der Rückschlag nicht ausgesandt, sondern von der feindlichen Kraft ausgelöst. Natürlich wird der Schlag dort vernichtender sein, wo die uranfängliche Energie mächtiger ist.

        Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, den Träger der mächtigen Energie zu beschuldigen, dass er irgendjemanden vernichte. Nicht er, sondern der Angreifer vernichtet sich selbst!

[Russisches Original. Seite 141.]


        318.[37] Die Fähigkeit zur Arbeit muss erzogen werden, andernfalls wird sie in einem schlummernden Zustand verharren. Ebenso muss die Fähigkeit zur Arbeit in der Feinstofflichen Welt entwickelt werden. Der Weg dorthin muss aber den Bedingungen der Feinstofflichen Welt entsprechen.

        Es gibt viele irdische Methoden, sich der Feinstofflichen Welt zu nähern und sie zu erkennen, aber keine erzwungene Herkömmlichkeit kann beste Verbindungen zu ihr herstellen. Wie im gesamten Dasein bedarf es der natürlichen Erkenntnis der Zusammenarbeit. Sie kann mehr oder weniger erkannt werden, sollte aber das Gefühlwissen erfüllen.

        Der Mensch sollte sich beständig in zwei Welten fühlen. Ich spreche nicht von der Erwartung des Todes, denn er existiert nicht; Ich spreche vielmehr über Arbeit, sowohl über irdische als auch über feinstoffliche. Ein solcher Eifer bei der feinstofflichen Arbeit soll überhaupt nicht von der irdischen Arbeit ablenken, im Gegenteil, er wird ihre Qualität nur verbessern.

        Zu Unrecht denken die Menschen nicht an die Feinstoffliche Welt: Sie können sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand gedanklich an den erhabensten Aufgaben teilnehmen.

 

        319. Indem der Mensch sich mit erhabenen Aufgaben erfüllt, bereitet er sich für genau diese Bereiche vor. Er gewöhnt sich allmählich so sehr an diese Denkweise, dass er beginnt, vollkommen dem ebenso schönen Leben in der Feinstofflichen Welt anzugehören. Das irdische Leben ist ein Augenblick, der mit der Höheren Welt nicht verglichen werden kann; deshalb ist es vernünftig, auch in diesem kurzen Augenblick Nutzen für einen längeren zu ziehen.

        Brüderliche Zusammenarbeit führt näher an erhabene Aufgaben heran.

[Russisches Original. Seite 142.]


        320. Ein erfahrener Schwimmer stürzt sich von den Höhen in die Wassertiefen. Er fühlt Kühnheit und Freude, wenn er an die Oberfläche zurückkehrt. Ebenso bewusst versenkt sich der Geist in die grobstoffliche Materie, um sich wieder in die Sphären der Berge zu erheben. Erfahrung gestaltet eine solche Prüfung freudvoll.

        Man muss unter irdischen Erscheinungen Vergleiche mit den Höheren Welten finden. Auch der Wanderer stellt ein nützliches Beispiel dar. Vergleicht die Gefühle eines Wanderers mit dem Durchschreiten der Feinstofflichen Welt, und ihr werdet die beste Analogie erhalten. Denkt auch an die verschiedenen Arten von Wanderern, und ihr werdet ein genaues Bild der Bewohner der Feinstofflichen Welt erhalten.

        Manche fürchten sich, über den Weg auch nur nachzudenken; manche träumen von ihrem Vorteil; manche eilen dem Nächsten zu Hilfe, manche brennen vor Bosheit, manche suchen nach Wissen. Man kann sich alle Besonderheiten der Wanderer vorstellen und entscheiden, für wen von ihnen der Pfad leichter sein wird.

 

        321. Ängstliche Wanderer sind für den Pfad vollkommen ungeeignet. Kann man sich einen Schwimmer vorstellen, der das Wasser fürchtet? Ebenso schädlich ist Furcht vor dem Aufstieg in die Feinstoffliche Welt.

        Nur Festigkeit und Streben zum Höchsten können den Aufstieg fördern. Wer dem zustrebt, was er liebt, zählt die Sprossen der Leiter nicht. Daher muss man lieben, um etwas zu erreichen.

        Die Bruderschaft lehrt dieses Mittel zum Aufstieg.

 

        322. Wachehalten ist ein Anzeichen eines erweiterten Bewusstseins. Viele verstehen überhaupt nicht, was es heißt, das Wertvollste zu schützen. Man darf nicht auf jene hoffen, die den Wert nicht kennen. Über jeden unermüdlichen Wächter aber kann man sich freuen.

[Russisches Original. Seite 143.]


        Die Bruderschaft lehrt diese Wache

 

        323. Kriyashakti[38] ist in ihrer ganzen Unerschöpflichkeit den Menschen seit undenklichen Zeiten bekannt. Ich gebrauche die hinduistische Bezeichnung, um zu zeigen, wie lange die Menschen diese Energie schon völlig genau definiert haben.

        Ist es möglich, dass heutige Denker hinter ihren Urvätern zurückbleiben? Heutzutage wird die Gedankenschaffenskraft derart bezweifelt, dass sie in die Geisteswissenschaften verwiesen wird. Nach der modernen Terminologie sollte die gedankliche Energie jedoch eher zur Naturwissenschaft gehören. So mögen jene, welche über die Gedankenenergie herfallen, sich im Lager der Unwissenden wiederfinden.

        Glaubt nicht, dass Ich etwas Neues sage; leider gibt es wenige würdige Erkennende; auf diese Weise verbleiben die natürlichsten Gegenstände in der Nachbarschaft zu irgendwelcher Zauberei. Es ist deshalb unerlässlich, Aberglauben und Unwissenheit zu vertreiben.

 

        324. Es ist besonders schwierig, in Karma verstrickten Menschen zu helfen. Man kann bemerken, dass jede gute Tat auf irgendeinen Widerstand gerade von demjenigen stößt, dem die Hilfe gesandt wird. Damit wird das Vorhandensein einer besonderen Energie bestätigt, die der Wächter des Karma genannt wird. Jene, die Karma stören, stoßen gleichsam auf Widerstand.

        Jeder kann sich erinnern, dass seine nützlichen Ratschläge vollkommen unerklärlichen Widerstand hervorgerufen haben. Menschen, die man für vernünftig hielt, begannen manchmal gegen ihren eigenen Nutzen zu sprechen. Dann sollte man den Grund in karmischen Ursachen suchen. Der Wächter des Karma ist sehr stark.

 

        325. Das Aufblitzen eines Gedankens kann manchmal gesehen werden.[39]

[Russisches Original. Seite 144.]


Die Erscheinung ist selten, es sollte aber geschätzt werden, wenn die Gedankenenergie eine solche Spannung erreicht. Mögen die Menschen diese Erscheinung heute noch für ein Märchen halten, es naht aber die Zeit, in der man die Gedankenströme erforschen und messen wird.

 

        326. Die Menschen wundern sich immer über unerwartete Erscheinungen, doch sie vergessen, wie vieler unsichtbarer Bedingungen es für jede Erscheinung auf der irdischen Ebene bedarf.

 

        327. Das Leuchten des Himalaja ist von vielen Wissenschaftlern beobachtet worden, dennoch wird es von Unwissenden bezweifelt. Obwohl man sie beobachtet und berührt hat, verbleibt die nichtversengende Flamme[40] des Himalaja nach wie vor im Bereich des Märchens.

        Jede Lichterscheinung beruht auf Energie, aber diese Kraft wird verneint. Sogar Lichtsterne und ein Aufblitzen, die von vielen gesehenen wurden, werden einer Abnormalität des Auges zugeschrieben. Natürlich widerspricht diesem armseligen Verständnis, dass solche Erscheinungen von mehreren Menschen gleichzeitig gesehen werden. Die Menschen informieren einander jedoch für gewöhnlich nicht über ihre Gefühle und Visionen. Auf diese Weise bleibt vieles unbemerkt. Deshalb werden auch Gedankenblitze für die meisten nur Phantome sein.

        Indessen werden viele Tiere als elektrisch bezeichnet, weil sie über einen beträchtlichen Vorrat an Energie verfügen. Ebenso können auch einige Menschen als elektrisch bezeichnet werden. Ist es denn so schwierig sich vorzustellen, dass ihre Gedankenenergie wie das Aufblitzen eines Leuchtens gesehen werden kann, vor allem wenn es sich kreuzende Ströme geben kann?

        Man muss es verstehen, die Augen offen zu halten. Man muss sich die Mühe

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machen, zu beobachten, andernfalls werden viele bemerkenswerte Erscheinungen unbeachtet vorüberziehen. Das Leuchten des Himalaja kann dafür ein genügendes Beispiel geben.

 

        328. Diese Anspannungen der Energie haben auch heilende Eigenschaften. So ist zum Beispiel ein Gedankenblitz[41] für die Sehkraft sehr nützlich. Man soll ihn aber nicht nur wahrnehmen, sondern sich auch der Bedeutung dieser Erscheinung bewusst werden. Im Altertum wurden diese Blitze Erleuchtung genannt. Ebenso können auch andere Lichterscheinungen heilende Bedeutung haben.

 

        329.[42] Wir haben über die Fähigkeit gesprochen, sowohl in der irdischen als auch in der Feinstofflichen Welt zu arbeiten. Aber die Fähigkeit zu arbeiten allein ist nur eine Möglichkeit fortzuschreiten. Es ist auch erforderlich, das Streben nach feinstofflicher Arbeit von ganzem Herzen liebzugewinnen. Sie kann sich jeden Augenblick offenbaren, und dafür sollte man alle anderen Vorhaben zurückstellen.

 

        330. In Bezug auf die Bezeichnung von Energien ergeben sich oft Irrtümer. Die Menschen können nicht verstehen, warum die uranfängliche Energie mit verschiedenen Namen benannt wird. Es kann aber doch Bezeichnungen geben, die von verschiedenen Völkern verliehen wurden.

        Darüber hinaus führte ihr Auftreten in verschiedenen Formen zu vielen Definitionen. Man kann für so verschiedenartige Erscheinungen nicht nur eine einzige Bezeichnung festlegen. In der Geschichte der Menschheit kann man sehen, wie aufmerksam die Menschen die feinsten Schattierungen gerade dieser Energie aufgespürt haben.

        An sich müssten die Beobachtungen jetzt umso mehr vertieft werden, in Wirklichkeit aber erweist sich fast das Gegenteil. Die Menschen suchen sich mit der Kompliziertheit des Lebens zu rechtfertigen. Richtiger ist es jedoch, dies als

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Zerstreutheit des Denkens zu erklären.

        Umso mehr muss man immer wieder von der Kunst des Denkens sprechen. Wird sie an den Schulen nicht genügend entwickelt, muss die Familie zu Hilfe kommen. Man darf nicht zulassen, dass der Mensch zerstreut oder, mit anderen Worten, unzurechnungsfähig wird.

 

        331. Wahrhaftig, Erschütterungen können die Menschen zu einem strengen Denken zurückführen. Ihr habt oft bemerkt, dass große Erschütterungen die Menschen verwandelt haben. Die Verwirklichung von gesunden Prinzipien ging bei Blitz und Donner vor sich.

        Die Menschen leiden, um aufzusteigen. Unwissende können die feurige Läuterung nicht verstehen. Was aber kann schöner sein als dieses Element, wenn es keine Furcht gibt! Daher haben Wir euch oft zur Feinstofflichen Welt, zur Schwelle zur Feurigen Welt hingelenkt.

 

        332. Die Unklarheit der wahrgenommenen feinstofflichen Gestalten hat ihre Gründe. Gestalten aus den mittleren Sphären können aufdringlich sein, und der Mensch schützt sich gleichsam mit einem Sperrnetz*, damit diese Gäste ihn nicht unnütz ermüden. In der Feinstofflichen Welt wird eine ähnliche Abgrenzung nach Sphären beobachtet, andernfalls käme es zu einer Unordnung, die sich auf vieles auswirken würde.

 

        333. Es ist nicht zu bezweifeln, dass es für die Feinstofflichen Welt von Nutzen ist, sich mit klarem Denken zu versehen. Nur dann kann man die Große Schwelle bei vollem Bewusstsein überschreiten.

 

        334. An Ausstrahlungen kann man viele Beobachtungen anstellen. Man kann sich davon überzeugen, dass es außer den Strahlen, die sogar der Photographie zugänglich sind, noch feinere Lichtwellen gibt, die von einem verfeinerten

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Apparat erfasst werden können.

        Die Einwirkung der Wellen erstreckt sich auf große Entfernungen. Damit erklärt sich auch die Möglichkeit, Teile der Grundaura im Bereich der feinstofflichen Wellen abzureißen. Starke Menschen können, wenn auch selten, Teile ihrer eigenen Aura sehen. Solche Erscheinungen sind sehr selten, denn für gewöhnlich sieht der Mensch seine eigene Ausstrahlung nicht.

        Man kann darauf hinweisen, dass solche Sendungen von Ausstrahlungen sich mit Gedankensendungen verbinden. Der durch die Aura dringende Gedanke nimmt Teile von ihr mit sich. Teile der Aura können am Verbindungsfaden hängenbleiben.

        Wer viele Gedanken aussendet, reißt viele Teile seiner Aura ab. Deshalb ist eine solche Gedankenarbeit wirklich eine Heldentat. Selbstverleugnung liegt auch darin, dass die durchbohrten Aurateile leicht dem Einfluss von Gegenströmen unterliegen. Die Wiederherstellung des Gewebes erfordert jedoch sowohl Zeit als auch Energieaufwand.

        Möge niemand denken, es werde vorgeschlagen, überhaupt nicht zu denken; man muss jedoch im Sinn behalten, dass jeder selbstlose Verbrauch der Aura eine Stärkung der uranfänglichen Energie hervorruft. Das bedeutet: Indem wir abgeben, empfangen wir.

 

        335. Mit der Frage der Ausstrahlungen sind viele Überlegungen verbunden. Die Ausstrahlungen der Ärzte und des ganzen Hilfspersonals sollten genau untersucht werden. Ein Arzt kann nicht nur durch seinen Körper und seine Kleidung, sondern auch durch seine Ausstrahlung Ansteckung übertragen. Wenn das bis jetzt noch nicht festgestellt wurde, heißt das nicht, dass es nicht existiert.

        Ebenso hängen die von einigen Menschen verbreiteten Stimmungen

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von der Beschaffenheit ihrer Ausstrahlung ab. Man sollte sich überhaupt daran gewöhnen, dass der Gedanke das Schicksal des Menschen beherrscht.

 

        336. Zuweilen kann man gleichsam vibrierende Berührungen der Haut an verschiedenen Körperteilen spüren, vor allem im Bereich des Rückgrats; man muss verstehen, dass diese Erscheinung mit einer Gedankenübertragung in Zusammenhang steht. Das gilt besonders dann, wenn sich ein Gedanke von großer Spannung nähert.

        Diese Empfindungen ziehen für gewöhnlich keine Aufmerksamkeit auf sich, doch heute, wo die Frage der Gedankenenergie auf der Tagesordnung steht, sollten die mit ihr zusammenhängenden physischen Empfindungen besonders beobachtet werden.

        Ein ausgesandter Gedanke wird von den Empfängern nicht immer in Worte umgesetzt, gleichwohl dringt er in den Gedankenapparat ein und beeinflusst die Denkart. Ein solches Verständnis des Gedankenempfangs muss hervorgehoben werden. Bis jetzt wurde nur Gedanken Beachtung geschenkt, die in Worte umgesetzt wurden, aber die tiefste Einwirkung jenseits von Worten blieb unbeachtet.

 

        337. In dieser Beziehung liefert das Altertum aufschlussreiche Beispiele. Die Menschen haben schon vor langer Zeit verstanden, dass der Gedanke keiner Worte einer bestimmten Sprache bedarf. Die Gedankenenergie trifft auf den Gehirnapparat und ruft ein Erklingen hervor, das vom Bewusstsein verstanden wird. Ob dieses Erklingen in Worte gefasst wird oder tiefer im Bewusstsein ruht, ist nur ein Detail. Das Hauptverständnis lagert sich durch die Denkmethode ab.

 

        338. Für das Konzept der Bruderschaft hat die Wissenschaft des Gedankens eine enorme Bedeutung. Wenn Einvernehmen nicht auf einer bedingten Übereinkunft, sondern auf der Zusammenarbeit der Herzen beruht,

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ist die Offenbarung des Gedankens besonders verständlich und gebieterisch. Man braucht nicht erstaunt sein, dass der Begriff Bruderschaft so viel Gleichklang erfordert. Diese Klänge sind freudvoll.

 

        339. Eine tote Perle wird wieder belebt, wenn sie von bestimmten Menschen getragen wird. Nur die Anwesenheit der uranfänglichen Energie kann diesen natürlichen Prozess erklären. Ähnliche Erscheinungen muss man auf allen Lebensgebieten beobachten.

        Man kann sehen, wie lange verschiedene Gegenstände erhalten bleiben, die von bestimmten Menschen verwendet werden. Man kann beobachten, wie belebend die uranfängliche Energie durch ihre eigene Kraft wirkt, wenn sie vom Feuer des Herzens erwärmt wird. Man kann sehen, wie heilkräftig manche Menschen sind, die das deutliche Vorhandensein der uranfänglichen Energie gar nicht in sich vermuten. Wären sie sich ihrer Kraft aber auch noch bewusst, würde ihre wohltuende Tätigkeit sich beträchtlich verstärken.

        Man darf selbst das geringste Erscheinen der nützlichen Energie nicht unterbinden. Niemand hat das Recht, auch nur das kleinste Bisschen eines Nutzens für die Menschheit nicht anzuwenden. Es ist hinterlistig, seine Untätigkeit damit zu rechtfertigen, dass es Stärkere gibt. Jede Flucht vor Selbstverleugnung ist äußerst schädlich. Man kann Perlen beleben, ohne Ermüdung zu spüren. Ebenso kann man ein Herz erwärmen und Freude empfinden.

 

        340. „Wilde Verfolger, wohin jagt ihr uns? Ihr bringt uns, ohne es zu wissen, der Zufluchtstätte des Lichts näher!“ Diesen alten Gesang kann man zu allen Zeiten wiederholen. Man kann diese Wahrheit in allen Sprachen bestätigen, deshalb ist es besser, der Verfolgte zu sein als der Verfolger.

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        341. Der Gedanke ist das Gesetz der Welt. Man muss dieses Gesetz zur Gänze verstehen. Der Gedanke wird nicht nur mit Worten zum Ausdruck gebracht. Das Gebiet des Gedankens ist auch das Gebiet der Gedankenenergie. Gerade dieser Umstand wird aus den Augen verloren, und man gesteht dem Gedanken nur eine geringe Verbreitung zu. Eine solche Beschränkung hindert daran, den Gedanken als über die Grenzen des Planeten hinausgehend darzustellen, anders gesagt, sie beraubt ihn seines erhabenen Sinnes.

        Sowohl der Gedanke als auch die Gedankenenergie erlangen nämlich die gebührende Bedeutung, wenn sie als über die Grenzen der Erde hinausgehend verstanden werden. Man darf den Gedanken nicht auf die irdische Sphäre begrenzen, sonst könnten Radiowellen mit diesen erhabensten Energien wetteifern. Die Begrenzung der erhabensten Energie trägt dazu bei, auch das menschliche Denken zu beeinträchtigen. Wahrhaftig, je mehr der Mensch seine Möglichkeiten einengt, desto mehr schneidet er sich von der großen Zusammenarbeit ab.

        Der Gedanke sollte an den höchsten wissenschaftlichen Institutionen studiert werden. Der Gedanke sollte an die Spitze der physischen Lebensbedingungen gestellt werden.

 

        342. Vorurteil ist das Eingangstor zu Ungerechtigkeit und Unwissenheit. Die Menschen sollten aber die Grenze des Vorurteils erkennen. Dieser Wurm lebt mit seinem jüngeren Verwandten, dem Zweifel, in einem Haus. Es bedarf eines sehr scharfsichtigen Auges, um diesen gefährlichen Knirps zu erkennen.

        Die Menschen begegnen für gewöhnlich jeder Erscheinung und jedem Gegenstand mit Vorurteilen verschiedenen Grades. Die Menschen suchen sich damit zu rechtfertigen, dass sie die Gegenstände erst kennenlernen und vorläufig ein unvoreingenommenes Urteil bewahren müssten. Tatsächlich aber

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legen sie statt Unvoreingenommenheit das grausamste Vorurteil an den Tag. Man sollte sich diese menschliche Schwäche merken, um zu wissen, wovon man sich zu befreien hat.

 

        343. Vorurteil ist für die Bruderschaft ungeeignet.

 

        344. Jede Beeinträchtigung des Gedankens ist für die Bruderschaft ungeeignet.

 

        345. Jede Nachlässigkeit gegenüber den Höheren Sphären ist für die Bruderschaft ungeeignet.

 

        346. Einigkeit ist ein leichtbeschwingter Traum der Menschheit, aber wenn der Traum sich der Verwirklichung nähert, verbleiben nur wenige Anhänger. Die Umsetzung des Vorhabens in die Tat treibt die meisten davon. So ist die Verwirklichung von Einigkeit ein Streben zum höheren Gesetz, welches die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Zustand nur mit Mühe erfasst.

        Wer aber der Bruderschaft dienen will, fürchtet selbst jene Begriffe nicht, die von der Mehrheit überhaupt nicht angenommenen werden. Möge das Streben nach Einigkeit sich nur in außerordentlichen Bewusstseinen finden.

        Jeder gesunde Ort muss behütet werden. So beginnt sich eine gesunde Hülle des Planeten zu bilden. Zur Zeit ist sie sehr vergiftet.

 

        347. O, ihr Zweibeiner! Warum verfallt ihr so leicht in einen tierischen Zustand?

 

        348. Das gewöhnlichste Auge kann Merkmale der Feinstofflichen Welt erkennen. Oft kann man etwas wie farbige Gebilde sehen. Es ist erstaunlich, dass manche Menschen gleichsam etwas Trübes umkreist, während andere zur gleichen Zeit ganz klar sehen.

        Jeder kann sich an Fälle erinnern, da er seine Augen

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wegen etwas Unerwartetem rieb, und dieses Gefühl natürlich einer Augenkrankheit zuschrieb. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass die gesehene Erscheinung sich außerhalb seiner Augen befindet und auch von vielen anderen gesehen werden kann.

 

        349. In großen Schatzkammern kann man viele bemerkenswerte Gegenstände finden, aber Fachleute und Forscher ziehen es zuweilen vor, in kleinen unbekannten Speichern zu suchen, und ein solches Suchen führt zu unersetzlichen Entdeckungen. So sollte man sich in allem weit umschauen, um keine neue wertvolle Zusammenarbeit zu versäumen.

        Es ist bereits aufgezeigt worden, dass irgendein Hunderttausender[43] nützliche Steine für den Aufbau herbeiträgt, man darf aber einen Lastträger auf seinem schweren Pfad nicht anstoßen. Man sollte ihm nicht misstrauen und ihm keine Vorwürfe machen.

        Der Zement des Baus darf nicht vorzeitig fest werden. Ebenso können auch Wanderer keinen schnelleren Fortschritt machen, als ihre menschlichen Kräfte es erlauben. Es ist eine besondere Freude zu sehen, wie der Aufbau vollendet wird. Viele haben nicht geglaubt, dass die örtlichen Steine fest genug waren, sie urteilten selbstsüchtig. Doch bei Tagesanbruch wird sich zeigen, wo das rechte Urteil lag.

        Daher ist nicht nur in großen Schatzkammern, sondern auch in kleinen Speichern Wertvolles zu finden.

 

        350. Niemand kann sein Bewusstsein augenblicklich verwandeln. Es bedarf vieler Nebenumstände. Nur bei einem festen Bau liegen die Steine so, dass sie von einem Erdbeben nicht erschüttert werden. Jeden Tag legen wir den Grund für einen neuen Aufbau.

        Wer sich über die Alltagsarbeit zu freuen vermag, ist auf dem Weg zur Bruderschaft.

 

        351. Ein Sonnenstrahl deckt selbst in der reinsten Luft

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Staub auf. Diese Anfüllung ist mit bloßem Auge sichtbar. Wie viel mehr kann man mittels feinstofflicher Sehkraft beobachten. Durch Anschauung kann man lernen, die Anfüllung des Raumes zu erkennen.

        Ein armseliges Bewusstsein gibt sich mit trügerischer Leere zufrieden, doch aus einer solchen Leere wird auch Leere des Bewusstseins geboren. Wenn sie in Leere leben, werden die Menschen verantwortungslos, jede Verantwortungslosigkeit aber ist Lüge. Leben in Lüge ist Kriechen vor der Finsternis.

        Möge das primitivste Mikroskop helfen, die Anfüllung des Raumes zu erkennen. Er ist genügend angefüllt. Es ist lehrreich zu beobachten, wie die winzigsten Mikroorganismen mit der Feinstofflichen Welt in Verbindung stehen.

        Der angespannteste Kampf findet für die Reinigung des Raumes statt. Diese fast unwahrnehmbaren Zusammenstöße führen zu schweren Erschütterungen. Der Mikrokosmos kämpft mit dem Makrokosmos. Eine solche Gegenüberstellung klingt unglaubwürdig, doch ebenso geheimnisvoll ist die Grenzlinie zwischen dem Offenbarten und dem Chaos.

 

        352. Man kann von denen, die den Chemismus der Gestirne studieren, von glücklichen und unglücklichen Zeichen hören. Natürlich kann es nicht für die ganze Welt Glück oder Unglück geben. Daher es ist unbegründet zu meinen, ein unglücklicher Tag müsse die ganze Welt in Tatenlosigkeit versenken.

        Dennoch sollte man Vorsicht walten lassen, wenn der Chemismus angespannt und schwer ist. Aufmerksamkeit und Vorsicht können die besten Ergebnisse zeitigen. Es ist besser, an einem unglücklichen Tag umsichtig zu sein, als an einem glücklichen die Scharfsicht einzubüßen.

        Unrichtiges

[Russisches Original. Seite 154.]


Verstehen der Astrologie hat viel Unheil angerichtet. Vergessen wir nicht, dass der Chemismus der Gestirne nicht auf alles und jeden gleich einwirken kann. Auf den Höhen, auf dem Meer und unter der Erde kann es keine gleichen Einwirkungen des Chemismus geben. Die Wissenschaft über die Einwirkung der Gestirne wird eine große Wissenschaft sein, wenn sie ohne Vorurteile angenommen wird.

 

        353. Man sollte sich merken, dass sogar die heilsamsten Mittel sich je nach der körperlichen Verfassung in schädliche verwandeln können. So kann beispielsweise das schon erwähnte Strophantin bei Gereiztheit giftige Eigenschaften an den Tag legen. Strophantin ist ein Regulator der Herztätigkeit und gut bei Anspannung oder Erschöpfung, aber nicht bei Zorn oder Gereiztheit. Ebenso sind andere Mittel nur dann gut, wenn sie dem Zustand des Organismus entsprechen.

 

        354. Die Einwirkungen des Mondes und der Einfluss der Sonnenflecken haben seit langem die Aufmerksamkeit der besten Wissenschaftler auf sich gezogen. Warum aber werden andere, nicht minder bedeutende Erscheinungen vernachlässigt? Monderscheinungen wie etwa Somnambulismus[44] sind im Vergleich zur Wirkung vieler Strahlen und Ströme sehr grob. Selbst verfeinerte Organismen lernen nur schwer, dass ihr Befinden vor allem von räumlichen Strömen abhängt.

        Unter den wissenschaftlichen Entdeckungen klingt die Bestätigung seltsam, dass Sonnenflecken Kriege begünstigen. Wäre es vom Standpunkt der wissenschaftlichen Analyse aus nicht richtiger zu sagen, dass Sonnenflecken menschlichen Wahnsinn erzeugen? Eine solche Definition kommt

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der Wahrheit viel näher, weil sich dieser Chemismus tatsächlich auf das Nervensystem auswirkt. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass eine solche chemische Einwirkung überaus lange anhält. Es wäre unvorsichtig anzunehmen, dass ein Abnehmen der Sonnenflecken den Chemismus im Raum sofort beseitigt.

        Auch die Folgen giftige Gase wirken lange. Es ist unvernünftig zu glauben, man könne das Fenster öffnen und die Gifte würden verdunsten. Sie saugen sich im Boden und im Gewebe fest und wirken unbestreitbar auf die inneren Organe. Dabei sind diese Einwirkungen so wenig spürbar, so dass erst die späteren Folgen Aufmerksamkeit erregen. Es gibt viele Vergiftungen!

 

        355. Jeder, der Gift für einen Bruder vorbereitet, schafft sich selbst ein schreckliches Schicksal.

 

        356. Die Menschen beginnen nach und nach zu verstehen, dass ihre Leiden kein Zufall sind. Die Menschen beginnen über das Schicksal ganzer Völker nachzudenken. Es ist nicht leicht für sie zu verstehen, welche Handlungen entscheidend waren. Oft werden Handlungen, die in ihren Wirkungen sehr verschieden sind, nicht so bald erkannt. In der Welt bleiben zwar viele Verbrechen unaufgedeckt, gleichwohl ist die Welt von einem solchen Karma erfüllt.

 

        357. Die Welt ist schrecklich, denn die Menschen wollen von den Überirdischen Welten nichts wissen. Die Menschen haben sich von der Bruderschaft losgesagt und Zusammenarbeit und Einigkeit vergessen!

 

        358. Ihr habt bereits von Menschen gehört, für die alle Gewässer, die ganze Luft, alle Bäume einer Art, ja sogar die Gesichter der Völker gleich sind; eine solche Unaufmerksamkeit ist erstaunlich.

[Russisches Original. Seite 156.]


        Diese Menschen können auch feine Veränderungen der Natur nicht bemerken; umso weniger sind sie fähig über das zu urteilen, was für ihre Augen unsichtbar ist. Man muss verstärkt und immer wieder über solche niederen Bewusstseine sprechen, denn sie haben eine laute Stimme.

 

        359. Man sollte auch den vielen irregulären Erscheinungen Beachtung schenken. Viele sind erstaunt, dass sogar die Bewegung der Planeten Unregelmäßigkeit zulässt, doch dies stellt auch die Wissenschaft fest. Die Gründe für diese unerklärlichen Erscheinungen werden allmählich offenbar, und diese Gründe werden höchst unerwartet sein.

 

        360. Der Übergang vom feinstofflichen in den mentalen Zustand erinnert an den Wechsel des irdischen Körpers in den feinstofflichen. Den Wechsel des feinstofflichen Körpers in den mentalen kann man nicht oft beobachten. Es ist besonders charakteristisch, dass der Befreite mit dem feinstofflichen Körper nichts anzufangen weiß. Dieser löst sich nicht schnell auf, und so ist die Verwunderung darüber, was ihn erwartet, nur begreiflich.

        Es kann Erscheinungen dieser Hülle geben, man kann von ihr Besitz ergreifen, und nur die Anwesenheit eines starken Geistes kann dabei helfen, dass die Hülle sich auflöst, ohne dass sie umherirrt.

        Solche umherirrenden Hüllen sind überhaupt nicht nötig. Schwankungen des Bewusstseins und die Bindung an den grobstofflichen Zustand bewirken eine solche Anziehung an die irdische Sphäre. Wenn jedoch ein starker Geist den sich Befreienden geleiten und die zurückgelassene Hülle beruhigen kann, kann es einen natürlichen Übergang geben. So war es in dem angeführten Fall.

 

        361. Einigen Völker erscheint die Bruderschaft als etwas so Fernliegendes, dass sie es sogar vermeiden,

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an sie auch nur zu denken. Sie spotten über jene Völker Asiens, die das Konzept der Bruderschaft noch als unantastbar erachten.

        Man kann sich freuen, wenn oberhalb der menschlichen Gesetzen Konzepte lebendig bleiben, die herrlich sind in ihrer Erhabenheit. Sobald die Menschen mit dem Konzept der Bruderschaft ein festes Bündnis zu schließen vermögen, ist der Aufbau starker Grundlagen zu erhoffen. Mögen die Höhen des Kaukasus, des Altai und des Himalaja die Wohnstätten der Herrlichen Bruderschaft sein.

 

        362. Lasst uns mitten im angespannten Kampf das Konzept der Bruderschaft verwirklichen.

 

        363. Ebenso wie es verschiedene Zustände des Körpers gibt, finden sich verschiedene Schichten des Denkens und des Gedächtnisses. Wenn eine Sendung eine Schicht des feinstofflichen Gedächtnisses berührt hat, ist es gar nicht leicht, sie in die irdische Schicht zu übertragen. Man kann diese Worte sogar aussprechen, sie werden sich dennoch sofort verflüchtigen. Sie werden in einer Falte des feinstofflichen Gedächtnisses verbleiben und nur bei besonderen Konstellationen von Strömen zutage treten.

 

        364. Es ist unmöglich, ohne Erkenntnis der drei Welten fortzuschreiten. Dabei muss man sie ebenso natürlich annehmen wie das Sonnenlicht. Viele wiederholen auswendig gelernte Worte über die Welten, lassen sie aber nicht in das Bewusstsein ein. Man kann sich vorstellen, welches Drama sich vollzieht, wenn blockierte Teilchen der Welten nicht zur Zusammenarbeit mit den entsprechenden Sphären zugelassen werden! Mit Recht wurde gesagt, dass der Mensch sein eigener Kerkermeister ist.

 

        365. Beim Empfang und der Aussendung von Gedanken kann man eine Reihe von Erscheinungen bemerken, die bestätigen, dass der Gedanke Energie ist.

        Zuweilen fühlt man, dass

[Russisches Original. Seite 158.]


der Atem stockt. Manche erklären, der Grund hierfür läge in der angespannten Aufmerksamkeit. Aber für den Beobachter ist es besonders wichtig zu bemerken, dass der Gedankenprozess von physischen Gefühlen begleitet ist.

        Ebenso entfällt einem zuweilen ein Teil eines empfangenen Wortes; diese Erscheinung ist eine Folge von räumlichen Strömen, mit anderen Worten, von Energie.

        Ebenso kann man verstärktes Herzklopfen sowie unregelmäßigen Pulsschlag beobachten, was ebenfalls eine Folge der Einwirkung von Energie ist.

        Man kann auch schroffe Stimmungs- und Temperaturveränderungen bemerken, das sind Beweise der Ströme.

        So kann man verfolgen, wie sehr alle Gedankenprozesse mit physischen Erscheinungen verbunden sind. Eine Analogie ist in der Beobachtung von Radiowellen zu finden.

        Schon seit langer Zeit hat die Menschheit sich an die Erkenntnis des Gedankens gewöhnt, aber wie wenig dringt das Bewusstsein dieses allerwichtigsten Gesetzes in die breite Masse ein. Weise wurde gesagt, dass Ideen die Welt regieren. Doch die Menschen wiederholen das bis heute, ohne es im Leben anzuwenden.

 

        366. Beachtet, wie schnell gewisse Worte vorüberziehen. Man darf nicht meinen, dass dies nur vom Sender abhängt; sucht den Grund in chemischen Wirbeln, die ihr bereits beobachtet habt. Solche räumlichen Bedingungen kann man nur mit großer Geduld bewältigen. Man kann aber überzeugt sein, dass sogar diese schnellen Gedanken im feinstofflichen Gedächtnis verbleiben.

 

        367. Der Gedanke ist ein Blitz. Ein empfangener Gedanke löst oft leuchtende Erscheinungen in uns aus; er verstärkt dann das Strahlen der Chakren. Ebenso sollte man verstehen, dass

[Russisches Original. Seite 159.]


Schwingungen des Rückgrats eng mit dem Empfang eines Gedankens verbunden sind. Ich erinnere an diese Erscheinung, weil die Erkenntnis der Erscheinung des Gedankens auf den Pfaden zur Bruderschaft unumgänglich erforderlich ist.

 

        368. Man kann nämlich gleichsam die Ausdehnung eines Organs spüren oder eine Regung in der Glocke[45] oder im Solarplexus. Die Ängstlichen sagen: „Besser alle Gedanken vertreiben, als Erscheinungen zuzulassen, die an Schmerz grenzen.“ Wir antworten: „Versucht doch, den Gedanken zu töten!“

 

        369. Bei hohen Spannungen von Strömen sollte man sehr auf seine Gesundheit achten. Man darf nicht meinen, dies widerspräche der Selbstlosigkeit. Das Wesentliche ist der weise Gebrauch der Kraft.

 

        370. Gäbe es unter den Menschen ein vertrauensvolleres Verhältnis, könnten viele wissenschaftliche Beobachtungen bestätigt werden. Wenden wir uns dem Thema zu, dass in verschiedenen Teilen der Welt gleichzeitig gleiche Gedanken aufblitzen. So viele Plagiatsanschuldigungen könnten widerlegt werden!

        Jetzt aber wir rufen das im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Gedankens in Erinnerung. Das Aufkommen gleicher Gedanken, Themen und Bilder kann einen vom Vorhandensein der Gedankenenergie überzeugen. Ein solcher Vergleich kann auf den Atavismus bei verschiedenen Völkern hinweisen.

        Die Menschen sprechen oft von Epidemien von Bildern, und jetzt könnt ihr bemerken, dass Völker gleiche sich aufdrängende Ideen haben. Je mehr gleichartige Gedanken im Raum vorhanden sind, desto stärkere Energiewirbel können sich bilden. Denkt aber nicht, dass ihnen

[Russisches Original. Seite 160.]


jene heilsame Einigkeit innewohnt, die Wir wiederholt vorgeschrieben haben.

 

        371. Die Furcht vor dem Ungewöhnlichen verbindet die Menschen sowohl im Großen als auch im Kleinen. Einer hat Angst, sich von der Stelle zu rühren, ein anderer fürchtet Erscheinungen der Feinstofflichen Welt. Eine Erschütterung durch Berührung mit der Feinstofflichen Welt kann als Ergebnis der Verschiedenheit der Schwingungen verstanden werden.

        Es ist aber schwer begreiflich, warum die meisten Menschen sich vor allem Ungewöhnlichen fürchten. Jeder neue Rhythmus verbittert die Menschen. Wenn sie etwas ablehnen, sucht den Grund in Furcht oder im Vorgefühl eines größeren Rhythmus. Für die Bruderschaft sind solche Ängste vor dem Ungewöhnlichen ungeeignet!

 

        372. Die Menschen fragen: Können die vom Mentalkörper zurückgelassenen Hüllen sichtbar sein? Sie können nicht nur gesehen werden, sie werden auch besonders zur irdischen Sphäre hingezogen. Der feinstoffliche Körper wird zur irdischen Sphäre hingezogen, wenn der Mentalkörper ihn nicht in eine höhere Sphäre hinaufzieht. Es ist vollkommen begreiflich, dass ein vom Mentalleib verlassener Körper zur irdischen Sphäre hingezogen wird.

        Solche Gespenster können manche Menschen besonders erschrecken, weil ihnen das Prinzip der Vernunft fehlt. Und für die Hüllen selbst ist ein solches Umherirren nicht nützlich; die Annäherung an die grobstoffliche Schicht kräftigt sie und verhindert ihre natürliche Auflösung.

        Doch alle diese Erscheinungen entsprechen nur den niederen und mittleren Schichten der Feinstofflichen Welt. Ein hoher Zustand fördert die schnellste Zersetzung der verlassenen Hüllen. Es kommt auch vor, dass hohe Bewusstseine dem Hinübergehenden helfen, dann verbrennt die Hülle augenblicklich.

[Russisches Original. Seite 161.]


Das ist genau wie bei einer Feuerbestattung. Die völlige Analogie sollte nicht verwundern.

 

        373.[46] Die Strahlen des Jupiters sind sehr stark, sie fördern die schnellste Verbreitung der Kräfte des Uranus. Mit der Zeit werden die Menschen Methoden entdecken, um mit den Strahlen der Gestirne zu heilen. Wenn farbige irdische Strahlen heilkräftig sind, wie viel mächtiger sind dann die Strahlen der Gestirne!

 

        374. Die besagte Hülle hat sich schnell zersetzt, weil ihr Hilfe geleistet wurde. Eine solche Hilfe kann auch von einem feinstofflichen Körper noch während des irdischen Lebens geleistet werden[47]. Aber dafür ist vor allem Furchtlosigkeit erforderlich, um in jeder beliebigen Sphäre völlige Selbstbeherrschung zu spüren.

        Man kann sich eine solche Selbstbeherrschung nicht beibringen, sie muss aus dem Inneren des Bewusstseins aufkommen. Natürlich lehrt Lebenserfahrung Mut. Es heißt: „Jeder Feigling wird zittern, bis er den Diamanten des Mutes findet!“

 

        375. Gleichwohl versteht man nicht: Warum erreicht einen ein sehr wichtiger Gedanke manchmal nur flüchtig, während alltägliche Mitteilungen deutlich heranfliegen? Man muss sehr behutsam entscheiden, wo etwas Wichtiges nur scheinbar alltäglich ist. Manchmal enthält das Alltäglichste die Lösung von etwas Wichtigem.

        Oft teilt ein einziges Wort etwas Wesentliches mit. Oft wird ein Mensch durch einen einzigen Ausruf vor einer Gefahr gewarnt. Es ist gut, wenn man auch in diesem eiligen Wort eine Warnung vernimmt.

        Es gibt viele Beispiele dafür, dass Menschen für die lebenswichtigsten Weisungen taub geblieben sind. In dem Augenblick, wo ein Unglück geschieht, erinnern sie sich blitzartig, dass

[Russisches Original. Seite 162.]


ihnen Hilfe geboten wurde, doch dann ist es bereits zu spät.

        Die Menschen meinen für gewöhnlich, dass in allen Stadien der Umstände die gleiche Hilfe geboten werden könne. Kann man aber Heilung erwarten, wenn der Organismus bereits verfällt? Man kann weder eine fehlende Hand nachwachsen lassen noch ein bereits absterbendes Gehirn wiederbeleben. Man kann viele Fälle anführen, wo Menschen um die Wiederbelebung von Sterbenden baten. Ein solches Verhalten zeigt nur völliges Unverständnis für den Umgang mit Energien.

        Indessen haben die Menschen den Kampf mit den Elementen aus den Augen verloren. Wenn sie diesen Kampf nicht sehen, existiert er für sie nicht. In den angespanntesten Stunden sind die Menschen bereit, sich mit alltäglichen Streitigkeiten zu befassen; es kümmert sie nicht, dass ein schrecklicher Wirbel sie vielleicht hinwegfegt. Sie ziehen es vor, sich mit alltäglichen Beleidigungen zu beschäftigen und es irgendjemand anderem zu überlassen, alle Angelegenheiten in Ordnung zu bringen.

 

        376. Man wird wahrscheinlich fragen, wie schnell ein Gedanke einwirken kann. Augenblicklich, aber er muss als ein erwarteter empfangen werden. Man muss verstehen, diese Erwartung sogar inmitten angestrengter Arbeit zu bewahren. Es ist unmöglich, diese Möglichkeit zu vergessen, selbst wenn das Wesen einem liebgewordenen Gebiet zustrebt. Bereitschaft ist wahrer Mut.

 

        377.[48] Jede Maschine erzeugt eine besondere Psychologie des Arbeiters. Der Rhythmus einer Maschine ist ein bedeutendes Kennzeichen für den Aufbau des Denkens. Deshalb sollte man den Rhythmus verschiedener Maschinen studieren. Man kann sagen, dass die Maschine ein Merkmal der bestehenden Zustände ist.

[Russisches Original. Seite 163.]


Ein Maschinenarbeiter sollte eine besondere intellektuelle Ausbildung erhalten, um nicht unter den Einfluss des Maschinenrhythmus zu geraten.

        Viele verstehen das Gesagte nicht und denken, eine solche abstrakte Überlegung habe keinen Sinn. Es ist Zeit zu unterscheiden, wo Abstraktion und wo Wirklichkeit ist.

 

        378. Der Gedanke stirbt nicht im Raum. Der Gedanke durchquert den Raum horizontal und vertikal. Es gibt keine Grenze für seine Verbreitung. Doch nichts kann im selben Zustand verharren. Wir kennen die Unzerstörbarkeit des Gedankens, doch das bedeutet: Mit ihm geht eine Transmutation vor, und man muss wissen, in was er sich verwandelt.

        Er ergießt sich in reines Feuer. Es bildet sich ein schöner Kreis. Aus dem Feuer steigt Energie auf: Ein schöpferischer Gedanke, und durch den irdischen Schmelztiegel schließt er sich wieder an das Feuer an. Der Kreis schließt sich, und die erneuerte Energie steigt wie neu geboren auf zu neuer Arbeit.

        Vollendete Kreise kann man im ganzen Universum beobachten. Doch die Evolution des Gedankens ist besonders erhaben. Nötigt diese Erkenntnis des Wertes des Gedankens den Menschen denn nicht, seine Gedankenenergie anzuspannen?

        Möge jeder verstehen, welcher Gedanke besonders schöpferisch sein wird. Möge der Mensch in seinem Herzen erwägen, welcher Gedanke für ihn schicklich ist. So findet eine Auswahl der Werte statt.

 

        379. Die Bruderschaft ist ihrem Wesen nach eine Schule des Denkens. Jede Tat der Bruderschaft ist bereits der Ausdruck eines für die Menschheit nützlichen Gedankens. Jedes neue Bewusstsein wird von der Bruderschaft begrüßt und findet in ihr eine Stütze.

[Russisches Original. Seite 164.]


        Es ist richtig, dass die Zusammenarbeit gleichzeitig in verschiedenen Ländern begrüßt wird; ein solches Gewebe wird der Mutter der Welt würdig sein.

 

        380. Wagt immer mehr, immer mehr und versteht es, den Zeitpunkt zu erkennen.

 

        381. Die Menschen lassen beim Studium der Gedankenübertragung für gewöhnlich einen Fehler zu, der zu Enttäuschung führt. Sie versuchen sofort, einen Gedanken einer bestimmten Person zu einer bestimmten Stunde zu übertragen. Indessen ist es vorher notwendig, die eigene Aufnahmefähigkeit zu erproben, unabhängig von einer bestimmten Person.

        Man muss unterscheiden lernen: Welcher Gedanke erweist sich als von außen kommend und welcher wurde im Inneren geboren? Diese Unterscheidung ist jedem bekannt, der dem Denkprozess lauscht. Solche Übungen an sich selbst verfeinern die Aufmerksamkeit.

 

        382. Ein an einem Gebirgsfluss lebender Einsiedler wurde gefragt: „Stört dich nicht der Lärm des Wasserfalls?“ Er sagte: „Im Gegenteil, er fördert mein Gehör. Darüber hinaus erinnert mich der Strom an zwei Begriffe: Einklang und Beständigkeit. Ich besinne mich darauf, wie die Menschen ihre Pfade stören. Eine solche Veränderung meiner Gedanken rief der Strom in mir hervor.“

 

        383. Ist es nicht seltsam, dass die Höchsten Wahrheiten keine Aufmerksamkeit erregen, während die nichtigsten das ganze Streben beherrschen? Messen die Menschen mit diesen Maßstäben nicht ihr eigenes Bewusstsein? Wer hat die Gesetze der Banalität aufgestellt und wann?

 

        384. Zuweilen kann man bemerken, dass der Gedankenprozess gleichsam abbricht. Man sollte keinen

[Russisches Original. Seite 165.]


Verfall der Energie annehmen. Im Gegenteil geht eine Abgabe [von Energie] vor sich, und zwar derart stark, dass die Energie von innen wirkt. Solche Umstände müssen in Betracht gezogen werden. Die Abgabe von Energie erfolgt doch nicht nur bewusst, sie fließt auch selbständig, bringt Hilfe oder errichtet einen Schutz.

        Viele Verhältnisse treten zu Gedankensendungen und -prozessen hinzu. Man muss ein sehr offenes Auge haben, um eine Art dahinjagende wirbelnde Wolke wahrzunehmen. Ebenso lasst uns nicht vergessen, dass unser Bewusstsein bestrebt ist, derart innere Hilfe zu leisten, dass das Fleisch gar nicht weiß, welche Gabe vor sich geht.

 

        385. Der Verstand ist der Führer des Missverstehens. Verstandesdenken wird verurteilt, doch unvernünftiges Handeln wird ebenso verurteilt. Das heißt: Es gibt eine bestimmte Kraft, welche die Tätigkeit des Verstandes ergänzen sollte.

        Das Herz muss der oberste Richter sein. Es wird als Gewissen der Völker das Gleichgewicht herstellen. Verstand ist nicht Gleichgewicht.

 

        386. Das derzeitige Wissen über die Eigenschaften des inneren Menschen muss seine Gebiete erweitern, doch davon ist man noch weit entfernt. Die Menschheit muss zuerst durch eine Feuerprobe geläutert werden.

 

        387. Das Gefühl einer schützenden Hand kann völlig real sein. Das ist kein Symbol, sondern die Offenbarung einer wertvollen Energie.

 

        388. Kooperative Arbeit weist die Wege für einen neuen Aufbau, man sollte aber den Erscheinungen des Lebens gegenüber Feinfühligkeit zeigen. Das sich offenbarende Wachstum ertönt weithin.

        Unsere Gemeinschaft ist kein Zwang, sie ist freiwillige Zusammenarbeit. Das Offenbaren von Verständnis bereitet Boten des Lichts vor.

 

        389. Die Menschen wundern sich über die Existenz der Höheren Welt. Sie wollen ihren Einfluss auf die Ereignisse des irdischen Lebens nicht zugeben. Die Ereignisse beschleunigen sich. Die Wirbel der Ereignisse lassen die Menschheit nicht zur Besinnung kommen.

        Der Mensch hält sich für den Schöpfer der Neuen Welt. Die derzeitigen Führer meinen, dass sie die Neue Welt aufbauen, doch niemandem kommt es in den Sinn, dass ihre Neue Welt das Fletschen der Zähne der alten ist. Die Neue Welt beschreitet neue Wege.

 

        390. Das Streben zum Licht erlischt nicht, wenn der Mensch aufrichtig sucht. Wir kennen die Verstecke des Geistes, und der Schaum des Lebens wird Uns nicht aufhalten.

        Eine vorübergehende Verdunkelung bedeutet nicht, dass ein Mensch abgewichen ist. Man muss den Charakter und die vergängliche Natur dieser Erscheinungen unterscheiden können – so kann man nützliche Menschen finden und bewahren. Deshalb erstaunt Unsere Auswahl oft. Das Wichtigste ist, das Wirkliche vom Herangespülten unterscheiden zu können.

 

        391. Finden wir den Mut, den Fristen entgegenschreiten; verschaffen wir uns Klarheit über die Kette der Ereignisse, und in einer bedrohlichen Stunde wollen wir über die Nachricht über eine Heldentat lächeln.

        Im Westen herrscht Dämmerung. Die Wahnsinnigen wissen nicht, auf was sie einen Anschlag unternehmen, und die Unwissenden machen ihre Übermacht geltend. Es ist besser, die Emanationen der Menschheit nicht zu sehen. Die Finsternis holt jene ein, die den Pfad zum Licht verloren haben.

 

        392. Einen Menschen, der sich unglücklich fühlt, nannte man einen Verdunkler des Himmels. Er umgab sich mit Finsternis und verseuchte den Raum auf weite Entfernung. Er hat sich selbst geschadet, aber mehr noch allem Bestehenden. Er erwies sich als selbstsüchtig und vergaß seine Umgebung.

[Russisches Original. Seite 167.]


Er beraubte sich des Glücks und wurde zur Brutstätte von Unglück. Wie der Selbstzufriedene den Faden des Fortschritts verliert, so unterbindet der von Selbstmitleid Erfüllte seinen Erfolg.

        Es ziemt dem Menschen nicht, sich selbst dem Unglück zu weihen. Das vor langem gesäte Stöhnen und Klagen verwandelt sich in einen verderblichen Wirbelsturm. Die Krätze des Neides verwandelt sich in Aussatz. Aus Bosheit verstummt die Sprache. Ein Mensch, der sich der Illusion des Unglücks hingibt, errichtet eine ganze Brutstätte von Unglück.

        Solche Vergifter sind für die Bruderschaft unerträglich. Indessen träumen viele von der Bruderschaft, ohne zu bedenken, welche Last sie tragen! Doch wie stark ist ein Mensch, der das Glück der Menschlichkeit erkennt.

 

        393. Bei Gedankensendungen sollte man klangvolle und ungewöhnliche Worte wählen. Wiederholt sie nicht und verkompliziert die Sendungen nicht. Man kann wiederholen, um etwas verständlicher zu machen, man darf aber nicht dasselbe Wort in verschiedenen Bedeutungen wiederholen.

        Die Hauptsache ist, keine unbedeutenden Gedanken aufkommen zu lassen, welche die Grundlage des Denkens durchtrennen. Solche kleinen Fliegen sind schwer auszurotten, sie geben aber der Ausstrahlung eine graue Färbung. Der Mensch meint, nichts und niemand störe seine Gedanken, dabei ist sein Bewusstsein voller winziger Kaulquappen und das Denken verwandelt sich in einen Sumpf.

 

        394. Der Klang der Worte sollte schön sein, eine solche Harmonie erzeugt auch erhabenes Denken. Man darf kein Mittel zur Erhebung des Bewusstseins vernachlässigen. Schmutzige Reden verseuchen den Raum und führen zu einer Herabsetzung des ganzen Intellektes. Unanständigkeit jeder Art ist eine gefährliche Krankheit. Der Menschheit wegen muss man verstehen, wo es Heilung und wo es

[Russisches Original. Seite 168.]


Zersetzung gibt.

        Es ist Zeit, die Läuterung des Erdendaseins zu erkennen. Es ist unzulässig, den Raum mit Flüchen zu belasten, die unerwartet unschuldige Wesen treffen. Ein Pfeil, der auf eine sich bewegende Masse abgeschossen wird, kann einen Unschuldigen treffen. Ebenso kann man beim Denken dort treffen, wo Karma eine schwache Stelle vorbereitet hatte. Vielleicht hätte das Karma ohne diesen Schlag irgendwie geändert werden können, aber ein missglückter Schlag kann unverdient treffen. Deshalb müssen die Menschen ihre Verantwortung für jedes losgelassene Wort verstehen.

 

        395. Viele meinen, es lohne sich nicht, sich um Worte und Gedanken zu kümmern, denn die Welt bleibe trotz der Flüche bestehen. Aber diese Narren sind blind, sie sehen gerade alle von der Menschheit herbeigezogene Nöte und Unglück nicht.

        Wir drohen nicht, raten aber, die Atmosphäre zu reinigen. Wieder sind weite Flächen von Erschütterungen erfasst worden. Es sind Erschütterungen zu erwarten. Die Menschen können die Wirkungen ihrer Saat nicht länger hinausschieben.

 

        396. Yogis kennen Anfälle einer Art von plötzlicher Schläfrigkeit und Müdigkeit, genannt die Wolke der Erkenntnis. Der Yogi weiß natürlich, dass zu dieser Zeit seine Energie abfließt, weil sie vom mächtigen Fluss eines räumlichen Stromes angezogen wird. Der Yogi weiß, dass er am Großen Dienst zum Nutzen der Menschheit teilgenommen hat.

        Man kann viele Arten eines solchen Dienstes unterscheiden. Manchmal wird nur ein Dämmerzustand empfunden, zuweilen aber ist der feinstoffliche Körper bestrebt, an einer unaufschiebbaren Tat mitzuwirken. Dann kann man einen solchen feinstofflichen Körper als Vision sehen oder seine unsichtbare Anwesenheit

[Russisches Original. Seite 169.]


spüren.

        Die Offenbarung eines solchen Wirkens auf Entfernung erfolgt augenblicklich. Für längere Gespräche oder Einwirkungen bedarf es keiner irdischen Zeit. Wenn der Yogi einen Moment des Dämmerzustandes herannahen fühlt, folgt er diesem gebieterischen Ruf, weil er sonst eine Gelegenheit zur Mitarbeit an etwas Großem versäumen könnte.

        Es ist besonders kennzeichnend, dass ein solcher Verkehr auch auf weite Entfernung und mit völlig unbekannten Personen stattfindet. Umso bemerkenswerter ist der Magnet der Anziehung auf der Grundlage von Gedankenenergie. Man kann viele Erscheinungen bemerken, die gewöhnlich vernachlässigt werden.

 

        397. Der Yogi schätzt die irdischen Verfolgungen, denen er auf seinem Weg ausgesetzt ist. Jedes solches Erdulden wird der beschleunigte Pfad genannt. Eine Schärfung der Sinne kann nicht ohne Überwindung von Hindernissen vor sich gehen. Deshalb wollen wir keine beschleunigenden Pfade geringschätzen.

 

        398. Die Weisen lieben es, nach einem Abschied eine Zeitlang in Schweigen sitzenzubleiben. In einem solchen Vorwort äußert sich große Erfahrung. Mögen die Ausstrahlungen sich einrichten und die Gedankenenergie ins Gleichgewicht kommen. Jede Nutzung von Energie sollte vernünftig sein.

 

        399. Beachtet, wie viele Menschen sich entfernen, weil sie unter den Einfluss zufälliger Gerüchte geraten. Ihr Gehirn hört auf zu arbeiten und gleicht einem Schwamm, der in schmutzigem Wasser zurückgelassen wurde.

 

        400. Sogar die kleinsten Zeichen führen zu großen Erscheinungen, aber die Menschen erkennen nicht an, dass ein von Dornen übersäter Pfad zu einer ruhmreichen Errungenschaft führen kann. Es ist ein üblicher Fehler, für den Fortschritt große

[Russisches Original. Seite 170.]


irdischen Zeichen zu verlangen.

        Man muss das ganze äußerst feine Gewebe verstehen, das dem Großen Antlitz gebührt. Man kann den Menschen nicht erlauben, das herrliche Dasein zu entehren. Man muss jene Antlitze auf die Erde bringen, die keine schädliche Verwirrung verursachen.

        Der schon große Baum ist zerspalten und die abgetrennten Zweige sind verdorrt. Es ist nicht ersichtlich, dass jemand das Verstreuen des Einen Schatzes bedauert hat. Die Unvernünftigen meinen, das Gespräch über die abgehauenen Zweige sei ein nutzloses Symbol, denn sie verstehen gar nicht, über die Ganze Einheit nachzudenken.

        Solche Unwissenden können den Sammelbegriff Bruderschaft nicht verstehen. Was bedeutet ihnen die Kuppel, zu der sie nicht die Stufen gelegt haben?

 

        401. Es ist Zeit zu verstehen, wie sehr der menschliche Pfad auf Zusammenarbeit ausgerichtet ist. Ohne Verwirklichung von Zusammenarbeit kann es keine dauerhafte Regierung geben. Das ist kein Traum von jenseits der Wolken, sondern die Forderung einer Frist der Evolution. Betrachten wir es daher nicht als Abstraktion, wenn uns eine rettende Maßnahme vorgeschlagen wird.

 

        402. Wer kann es auf sich nehmen, über etwas zu urteilen, das er nicht kennt? Wer wagt es, die Anwesenheit oder Abwesenheit von etwas Unbekanntem zu behaupten? Es ist vernünftiger zuzugeben, dass viel existiert, was den Menschen unbekannt ist. Möge man diese einfache Wahrheit bisweilen noch einmal lesen.

 

        403. Die einen erweisen sich als bewusste Boten, die selbstlos Verantwortung übernommen haben; andere überbringen Botschaften, ohne sie zu kennen; eine dritte Gruppe bestätigt teilweise ein nützliches Wort; eine vierte Gruppe zeigt durch ihr Leben nützliche Tätigkeiten auf.

        Es gibt viele Arten von

[Russisches Original. Seite 171.]


Opfergaben und Bestätigungen. Wir wollen nicht bestimmen, welche Art besonders nützlich sein kann. Jeder kann in seinem Umkreis die Menschen zum Guten lenken. Heißen wir jede gute Gabe willkommen.

        Mut erlaubt es, sich in eine undurchdringliche Rüstung zu kleiden.

 

        404. Warum ertönt kein Ruf nach Hilfe, wenn sie dringend nötig ist? Hilfe ist die Kraft der Bruderschaft. Man kann die Menschen nicht zwingen, wenn sie sich der Dringlichkeit nicht bewusst sind.

        Wer den auch für die Bruderschaft geeigneten Pfad nicht fortsetzen will, für den sind alle Ratschläge über die Kraft der Einheit so lange überflüssig, wie er seinen ganzen Irrtum nicht erkennt.

 

        405. Die Offenbarung der Weisen Testamente ermöglicht es, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ein erfahrener Bogenschütze schießt den Pfeil sicher ab, die Hand des Kleinmütigen aber zittert. Bei Umherirren und Schwanken kann das Ziel nicht erreicht werden.

        Jede Herabsetzung des Erhabenen erfüllt den Geist mit Schwanken. Herrliche Erhabenheit ist ein Schild gegen jedes Umherirren. Der Mensch geht direkt auf das Herrliche zu. Er wendet dem Herrlichen nicht den Rücken zu und spricht keine Schmähung gegen das Herrliche aus.

 

        406. Unglaube ist nicht nur ein Bestandteil von geistigen Gesprächen, sondern von allen Gebieten des Wissens. Dem Unglauben ist eine besondere Art von Menschen ausgesetzt. Sie berauben sich jeder Schöpfung. Sie können keine Erfinder sein. Sie kennen keine Inspiration.

        Solche Ungläubigen können den Fortgang der Evolution erschweren. Es gibt viele von ihnen, und sie sind imstande, alles zu verdammen, was ihr Bewusstsein nicht aufnehmen kann. Wir wollen uns an diesen wandelnden Leichnamen kein Beispiel nehmen.

[Russisches Original. Seite 172.]


        407. Wie soll man aber mit Ungläubigen verfahren, die versuchen, überall Spaltung hereinzutragen? Es gibt ihrer sehr viele, und infolge ihrer Unwissenheit sind sie sehr laut und aufdringlich.

        Man sollte mit einigen wissenschaftlichen Argumenten gegen sie gerüstet sein. Sie dulden es nicht, wenn man ihnen die außerordentliche Relativität ihrer Urteile vorhält. Glücklicherweise hilft die Wissenschaft in verschiedenen Bereichen, die Pfade der Evolution zu beleuchten.

        Natürlich werden die Unwissenden auf längst überlebten Begriffen beharren. Sie lieben es nicht, wenn man sie nach Beweisen fragt. Ihr Bemühen, sich hinter wissenschaftlichen Termini[49] zu verstecken, beweist nur die Enge ihrer Vorstellung.

        Es ist zuweilen nützlich, mit Trägheit in Berührung zu kommen, um das ganze Ausmaß der Behinderung der Entwicklungsfreiheit wahrzunehmen. Die Existenz solcher gebrandmarkter Bewusstseine sollte einen nicht betrüben. Jedes Wort, das dazu dient, sie herauszufordern, wird ein nützliches Säen sein. Mögen sie auch schmähen, es geht dennoch ein Aufruhr des Stoffes vor sich.

 

        408. Die Bruderschaft lehrt die Grenzen zu erkennen, an denen es möglich ist, nützliche Ergebnisse zu erzielen. Viele befinden sich schon in einem solchen Zustand der Verwesung, dass es statt eines Aufruhrs des Stoffes nur eine Verseuchung des Raumes gibt. Jeder Schüler der Bruderschaft versteht, wo kein Kontakt mehr möglich ist.

 

        409. Duldsamkeit ist eine der Bedingungen der Beobachtungsfähigkeit. Wahre Beobachtungsfähigkeit ist die Grundlage der Erkenntnis. Ein unduldsamer Mensch kann sich keine richtige Vorstellung von den Dingen bilden. Er beraubt sich selbst der Beobachtungsfähigkeit und verliert den Scharfblick. Welche Erkenntnis kann aus Selbstsucht erwachsen,

[Russisches Original. Seite 173.]


welche die Wirklichkeit ablehnt?

        Es gibt viele Beispiele, wo große Wahrheiten infolge Unduldsamkeit der Entstellung anheimfielen. Man kann sagen, dass Unduldsamkeit Unwissenheit ist, doch eine solche Definition ist zu mild. Unduldsamkeit ist böse. Es kann keine gute Unduldsamkeit geben. Sie beinhaltet unweigerlich Lüge, weil sie die Wahrheit verbirgt. Nur höchst Unkluge können Unduldsamkeit aus Leichtsinn nicht für unwürdig halten.

 

        410. Es ist schon gesagt worden, dass die Wissenschaft der Gedankenübertragung auf Entfernung eine vom Schicksal bestimmte Errungenschaft der Menschheit ist. Sie muss jedoch eine wahre Wissenschaft sein und die Achtung hervorrufen, die ihrer würdig ist. Es ist unzulässig, dass die Menschen einen primitiven Apparat mehr achten als die in ihnen selbst enthaltene erhabene Energie.

        Denkt nicht, dass sich das Verständnis der im Menschen verborgenen Kräfte genügend gekräftigt hat. Es gibt besonders wenig Achtung vor diesen Kräften unter ungebildeten Menschen. Sie sind bereit, sich in den dunklen Abgrund des sogenannten Spiritismus zu stürzen, wollen aber über die in den Gedanken enthaltenen Kräfte nicht nachdenken. Die Wissenschaft des Gedankens kann sich nicht entwickeln, wenn die Menschen ihr keine Aufmerksamkeit schenken.

 

        411. Seid sehr vorsichtig, denn die Ströme sind unnatürlich. Die schroffen Veränderungen, nicht nur bei der Temperatur, sondern beim Chemismus selbst, können nicht normal sein. In der ganzen Welt gibt es solche Verwirrungen; umso mehr muss man sich schützen, sonst kann es eine Zerrüttung der Zentren geben. Der Chemismus kann wie Gift wirken. Die Unordnung der interplanetaren Ströme wird wenig studiert.

[Russisches Original. Seite 174.]


        Die Luft wird für normal gehalten, ebenso wie Wasser und Feuer. Aber sind diese Erscheinungen denn nicht jeden Augenblick verschieden?

 

        412. Jeder Bogen hat seinen höchsten Punkt. Seine Zerstörung bewirkt die Zerstörung des ganzen Bogens. Ebenso gibt es im Leben den Höchsten Kontakt, ohne den sich das Leben in Chaos verwandelt. Kann man diesen Punkt der Unbegrenztheit leicht erspüren? Nur wenige haben ihn gefühlt, aber dafür hat die Offenbarung der Unbegrenztheit ihr Bewusstsein für immer erleuchtet.

        Gewaltig ist der Begriff der feinsten Energien, die das Bewusstsein erheben. Man kann sie nicht anders nennen, als die feinsten. Irdische Apparate nehmen sie nicht wahr. Niemand hat sie gesehen, doch man konnte sich von ihrem Vorhandensein durch ein unbeschreibliches Gefühl überzeugen.

        Es scheint, als seien die irdischen Kräfte von den feinsten Bereichen für immer getrennt; und dennoch steht auch unser Planet vor der Erkenntnis der höheren Energien, wenn die Menschheit es wünscht. Diese Bedingung umfasst die entscheidende Bejahung der Möglichkeit, denn jede Möglichkeit kann durch den Wahnsinn des Willens zurückgewiesen werden.

        Doch es ist unzulässig, dass der höchste Punkt des herrlichen Bogens durch Wahnsinn zerstört wird. Möge sich jeder der besten Augenblicke seines Lebens erinnern. Ist es möglich, dass selbst ein grausames Herz nicht weich wird? Möge jeder in seinem Leben den Kontakt mit dem höchsten Punkt der herrlichen Energien fühlen.

 

        413. Stellen wir uns vor, wie die feinste Energie uns berührt. Dieser Pfeil muss den ganzen Raum durchdringen. Mögen sich auch keine Worte finden lassen, um das unwiederholbare Gefühl auszudrücken, so

[Russisches Original. Seite 175.]


bleibt es dennoch als das unwandelbarste des ganzen Daseins bestehen.

 

        414. Der Mensch, der in sich auch nur ein feinstes Gefühl bewahrt, wird für immer zu einem ungewöhnlichen Wesen.

 

        415. Nicht nur Ausnahmen, sondern die Mehrheit kann das Gefühl der feinsten Energien erreichen. Man muss nur an sie denken.

 

        416. Ja, ja, ja, ein üblicher Fehler ist, dass selbst Menschen, welche die feinen Energien zugeben, sich ihre Wirkung falsch vorstellen. Man stellt sich die Offenbarung der feinsten Energien als etwas Donnerähnliches und physisch Erschütterndes vor. Man kann den Menschen nicht klarmachen, dass ihre irdische Natur die feinstofflichsten Energien fast stumm und unwahrnehmbar macht.

        Natürlich wird die innere Einwirkung riesengroß sein, doch gibt es wenige Bewusstseine, die so gut vorbereitet sind, dass sie diese höheren Berührungen wahrnehmen können. Man sollte nicht denken, dass man Sendungen aus den fernen Welten unvorbereitet empfangen kann. Es sollte einen nicht betrüben, wenn die beiden Naturen, die irdische und die feinstoffliche, sich nicht leicht als Einheit offenbaren.

        Man wird sich wieder auf die irdische Zusammenarbeit besinnen müssen, die nur mit Mühe angeeignet wird. Sie weckt oft die niedrigsten Leidenschaften anstatt vernünftiger Arbeit. Wenn Zusammenarbeit sich selbst in kleinen Kreisen selten einlebt, wie viel schwerer wird man dann die Synthese der feinsten Energien aufnehmen! Wir sagen das nicht, um Kummer zu bereiten, sondern um Geduld und Streben einzuimpfen.

 

        417. Besonders unzulässig ist es, danach zu streben,

[Russisches Original. Seite 176.]


die feinsten Energien für persönliche Ziele anzuwenden. Möge uns die Höhere Kraft innere Macht verleihen, man darf aber die herrliche Energie nicht gewaltsam für den eigenen Vorteil und Gewinn anwenden. Gewährt dieser herrlichen Kraft nur Einlass, und vieles wird sich von selbst ergeben.

 

        418. Da sich Experimente mit feinsten Energien nicht wiederholen lassen, wenden die Wissenschaftler oft ihre Aufmerksamkeit von ihnen ab. Sie vergessen jedoch, dass nicht die Energie unwiederholbar ist, sondern sie selbst. Darüber hinaus sind sie nicht in der Lage, die Bedingungen, welche die Experimente umgeben, wiederholt herzustellen.

        Vielmals musstet ihr bemerken, wie verschieden die Nebenumstände waren. Doch selbst ein äußerst erfahrener Wissenschaftler misst den überaus verschiedenartigen Bedingungen keine Bedeutung bei. Vor allem schenkt er seiner eigenen Stimmung keine Aufmerksamkeit, obwohl der Zustand der Nervenzentren für viele Experimente entscheidend ist. Ebenso wird die Qualität der Mitarbeiter vergessen, die an den Experimenten teilnehmenden.

        Doch sogar im Altertum und später bei den Alchimisten hat man den Wert der Zusammenarbeit gut verstanden. Sie kannten auch die Bedeutung des Geschlechts. Sie lehnten die Einwirkung des Mondes und die Kraft der Planeten nicht ab. Doch gegenwärtig werden diese elementaren Bedingungen fast als Hexerei angesehen. Es ist unmöglich, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie die Lösungen vieler Dinge in sich tragen.

 

        419. Zu dem Vergessenen zählt auch die Vernachlässigung der Qualität des Denkens. Über diese Macht ist noch nicht genug gesagt worden. Der Mensch schenkt zum Beispiel der Tatsache keine Beachtung, dass er bei verstärktem Denken seinen Gedanken unwillkürlich verbreitet.

        Wahrlich, starke Denker müssen sehr umsichtig

[Russisches Original. Seite 177.]


sein. Ihr Gedanke kann im Raum leicht aufgefangen werden. Ihr kennt bereits die Ströme, die wie ein Rohr einen ausgesandten Gedanken schützen, doch selbst einen solche besondere Maßnahme ist vielleicht nicht immer wirksam.

 

        420. Man kann Telegramme abfangen, ebenso kann man sich auch einen Gedanken aneignen. So bedeutet Schweigen nicht das Verbergen eines Geheimnisses.

 

        421. Jeder hat viele Beziehungen zu völlig unbekannten Menschen. Ebenso wird auch sein Name irgendwo ausgesprochen. Vergessen wir nicht, dass solche fernen Berührungen oft eine größere Bedeutung haben als die Berührung mit unseren Nächsten.

        Man kann bemerken, wie sehr sich ferne Mitteilungen in allen unseren inneren Zentren widerspiegeln können. Doch dieser unzweifelhafte Umstand wird kaum in Betracht gezogen.

        Die Menschen nehmen an, dass eine körperliche Berührung besonders bedeutsam ist. Wir wollen nicht leugnen, dass ein physischer Händedruck ebenfalls Bedeutung hat. Ein ferner unharmonischer Gedanke aber kann einen sehr starken Einfluss ausüben. Niemand vermag diese fernen Fäden wahrzunehmen, doch ein verfeinertes Bewusstsein spürt sie.

 

        422.[50] Ist es nicht bemerkenswert, dass das Bewusstsein im Schlaf den nahenden Anfall einer Herzkontraktion verzeichnen konnte? Ebenso bemerkenswert ist, mit welchen Schwingungen man einen starken Schmerzausbruch abwenden kann. Man kann vieles bemerken.

 

        423. Viele werden über die Bruderschaft lesen. Viele werden über dieses Thema sprechen. Werden aber viele

[Russisches Original. Seite 178.]


die Grundsätze der Bruderschaft im Leben anwenden? Es bedarf weder des Lesens noch der Gespräche, sondern des Aufleuchtens brüderlicher Beziehungen.

        Ebenso sind Experimente mit Gedankenenergie nötig; mögen sie auch keine glänzenden Ergebnisse zeitigen, so werden sie doch den Raum erfüllen und einem Unbekannten helfen. Möge die leere Beweisführung, dass etwas nicht zum Erfolg führte, aufgegeben werden. Es ist heute nicht geglückt, damit es morgen umso herrlicher erblüht.

 

        424. Auch muss man die Bedeutung der gegenseitigen Achtung verstehen, die der Bruderschaft zugrunde liegt. Man muss den tiefen Sinn der Verbundenheit anerkennen, bei der die Kräfte sich verzehnfachen.

        Ein Bruder wird einen Bruder nicht tadeln, denn er weiß, dass Verurteilung Zersetzung bedeutet. Weise hilft der Bruder bei jeder Wendung des Pfades. So ist Zusammenarbeit vor allem eine wissenschaftliche Tätigkeit.

 

        425. Wenn wir die Phasen des Wachstums des Bewusstseins mit wissenschaftlichen Methoden vergleichen, wollen wir durchaus nicht herrliche Quellen austrocknen; wir wollen im Gegenteil dauerhafte Energiequellen schaffen. Die Wissenschaft muss die Wege zur höheren Erkenntnis festigen. Die Zeit ist gekommen, in der die alten Symbole des Wissens in wissenschaftliche Formeln verwandelt werden müssen.

        Setzen wir einen solchen Prozess der Läuterung des Denkens nicht herab. Lernen wir es, in den unverhofftesten Bereichen Verbündete zu finden. Nicht Feinde, sondern Mitarbeiter werden alle Kräfte der Natur erkennen.

        Das Sichtbare erinnert an die Tiefen der Wirklichkeit. Wir wollen daher, statt einen lebendigen Organismus zu zerstückeln, die Vereinigung der Bewusstseine formen.

[Russisches Original. Seite 179.]


        Mögen die Menschen Uns nicht Träumer nennen, denn Wir lieben genaues Wissen, soweit es genau sein kann.

 

        426. An den Schulen muss ein Fach „Synthese der Wissenschaften“ eingeführt werden. Daran werden die Schüler erkennen, wie eng die vielen Zweige des Wissens verbunden sind. Sie werden sehen, wie groß der Kreis der Wissenschaft ist! Sie werden verstehen, dass jeder Wissenschaftler eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Gebieten berührt. Wenn er sie nicht vollkommen erkennen kann, muss er wenigstens ihre Aufgaben verstehen.

        Sobald die Schüler mit der Synthese vertraut sind, können sie ihre eigene wissenschaftliche Tätigkeit bewusster wählen. Vergessen wir nicht, dass diese Wahl bis heute ganz dem Zufall überlassen blieb und oft auf verworrenen Familientraditionen beruhte. Ebenso ohne Hilfe nahm der Schüler die einzelnen Schulfächer durch, ohne zu verstehen, warum gerade diese Fächer notwendig sind. Beim Studium der Sprachen wurde gewöhnlich nicht aufgezeigt, welche Vorzüge jede von ihnen bietet.

        Deshalb hat man so oft ein träges Verhalten der Erkenntnis gegenüber bemerkt. Das war keine Faulheit, sondern einfach Unkenntnis des Sinnes und Zieles des Faches.

        Wenn jedes wissenschaftliche Fach fesselnd eingeführt wird, wird die Synthese der Wissenschaften auch die kleinsten Bewusstseine zur Arbeit anregen. Man sollte nicht meinen, eine solche Synthese könne nur im Erwachsenenalter angenommen werden. Gerade bei den ersten Beschäftigungen eignen sich Kinder besonders leicht einen weiten Blick an. Natürlich muss die Darstellung einer solchen Synthese anziehend sein.

 

        427. Die Schönheit der Synthese wird nämlich für das ganze Leben erhalten bleiben. Jeder Forscher, der sich auch

[Russisches Original. Seite 180.]


nur der geringsten Einzelheit des Weltenaufbaus widmet, tritt an sie von einem weiten, nicht von einem engen Standpunkt heran. So wird die Erkenntnis allumfassend. Wahrhaftig: Dort, wo das Feuer des Wissens brennt, ist eine leuchtende Zukunft verheißen.

 

        428. Wissen ist das Tor zur Bruderschaft. Seien wir nicht erstaunt, dass die Errichtung der Bruderschaft mit der Synthese der Wissenschaften beginnt. Möge ein jeder auch nur ein Fach beherrschen, er kann sich doch gegenüber den unzähligen Zweigen des Wissens achtungsvoll verhalten. In einer solchen Achtung wird das Verstehen der Bruderschaft geboren.

 

        429. Selbst im Verlauf eines kurzen menschlichen Lebens kann man das Verschwinden und Auftauchen von Inseln, die Verlagerung von Seen und Flüssen sowie das Verlöschen und Entstehen von Vulkanen bemerken. Man kann ein ständiges Vordringen oder Absinken von Ufergrenzen sehen. Niemand sagt, dass im Verlauf von einigen Jahrzehnten keine merkliche Veränderung der Planetenkruste vor sich geht.

        Wenn ihr heute das Zurückgehen von euch bekannten Ufern während eines halben Jahrhunderts nehmt und dies über die Hunderte von Millionen Jahren des Bestehens des Planeten verlängert, könnt ihr sehen, welche gewaltigen Veränderungen es gegeben haben könnte.

        Mögen die Menschen diese allen bekannten Ziffern vermerken und sich über den Wechsel der Bedingungen auf dem Planeten wundern. Solche Offensichtlichkeiten sind für unvernünftige Menschen sehr nützlich. Es werden doch bis jetzt die frühesten Perioden bezweifelt, denn die Menschen denken nicht an Hunderte Millionen von Jahren; solche Berechnungen werden von Seiten der Entsteller der alten Symbole verboten. Man sollte aber die junge Generation vor große Probleme stellen. Der Fortschritt wird die Grundlage sein, von der auszugehen ist.

        Möge sich unser Planet

[Russisches Original. Seite 181.]


in seiner gewaltigen Bewegung in eine kleine Kugel verwandeln. Mögen wir uns nicht davor ängstigen, uns im Wirbel der Unbegrenztheit vorzufinden. Dann wird sich auch das Konzept der Bruderschaft als fester Anker erweisen.

 

        430. Jemand sagt: „Ich weiß das alles“, aber er hat Unrecht. Er weiß nichts vom Sinn der Bruderschaft. Er hat die Bedeutung des Planeten bei der Berechnung der Jahrhunderte nicht ermessen. Er hat über den Verlauf des Horizonts nicht nachgedacht.

        Daher möge er gewissenhaft zugeben, wie wenig die grundlegendsten Begriffe in sein Leben und Denken eingegangen sind. Ein solches Anerkenntnis wird der erste Pfad zur Bruderschaft sein.

 

        431. Die Menschen mögen den Großen Wanderer[51] fragen, woher ihn sein Weg führt. Er wird keine Antwort geben, denn Er überbringt okkultes Wissen. Er hat verstanden, wann und wem er die anvertraute Last zu übergeben hat.

 

        432. Ein gewisser Siedler baute sein Haus am Fuß eines Vulkans. Als man ihn fragte, warum er sich einer solchen Gefahr aussetze, antwortete er: „Der Unterschied liegt bloß darin, dass ich die Gefahr kenne, ihr aber nicht wisst, wovon ihr umgeben seid.“

        Zwischen Gelassenheit und Erkenntnis einer Gefahr muss ein großes Gleichgewicht gefunden werden. Man darf sich nicht mit Schrecken umgeben, Sorglosigkeit ist aber auch keine Lösung.

 

        433. Aus irgendeinem Grund werden Vögel als sorglos betrachtet, doch sie fühlen nicht nur Unwetter, sondern sorgen besser als die Menschen für die Zeit des Nestbaues und des Fluges in andere Länder.

        Zweckmäßigkeit ist in allen Naturreichen ausgezeichnet entwickelt – diese Eigenschaft wird von den Menschen nicht immer geschätzt. Sie wissen wenig von der Vergangenheit und wollen nicht an die Zukunft denken.

        Erforschungen der Vergangenheit sind zum Großteil

[Russisches Original. Seite 182.]


Zufall, und deshalb sind die Funde so verschiedenartig. Die Menschen beschränken sich meist auf die Untersuchung bereits bekannter Orte; sie vergessen, dass das Leben auf den unerwartetsten Wegen verlaufen ist und seine Spuren im Verborgenen und unverhofft gefunden werden können. Es ist wichtig, die Schriften der Zeitgenossen zu verwahren, die im Lauf der Zeit helfen werden, Orte zu finden, die bereits dem Erdboden gleich gemacht worden sind.

 

        434. Es gibt eine alte Aufbewahrungsstätte, von der ihr gehört habt. Die Bruderschaft hat unschätzbare Andenken aus ältesten Zeiten aufbewahrt. Es gibt Menschen, die diese mehrstöckigen Aufbewahrungsstätten gesehen haben.

        Durch Nachahmung der grundlegenden Arbeiten der Bruderschaft können sich die Menschen in nützlicher Zusammenarbeit vereinen. Die Bruderschaft ist kein Mythos, und sie nachzuahmen, wird auch ein entscheidender Aufbau sein. Es ist nicht verboten, etwas Erhabenes nachzuahmen. In allen Lehren wird vorgeschlagen, sich durch Vergleiche mit den besten und schwersten Errungenschaften zu erproben.

        Indem man sich eine hohe Aufgabe stellt, kann man große Ergebnisse erzielen. Alle Gefahren werden sich als lächerliche Trugbilder erweisen.

 

        435. Das irdische Leben wurde manchmal als zeitlos bezeichnet. Wahrhaftig, im Verhältnis zu den anderen Zuständen hat das irdische Leben keine Dauer. Die Bruderschaft lenkt die Gedanken zu den fernen Welten.

 

        436. Der brüderliche gemeinsame Dienst kann dort beginnen, wo gegenseitige Verurteilungen aufgehört haben. Diskussion ist keine Verurteilung. Es kann brüderliche Taten geben, die nicht sofort verstanden werden. Man kann sich über die Gründe erkundigen, darf aber nicht aus Unwissenheit eine Verurteilung aussprechen, die wie ein scharfes Messer ist.

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        Brüder achten einander so sehr, dass sie einen Bruder keiner unwürdigen Tat verdächtigen. Sie verstehen jede beliebige Lage und erwägen, wie sie Hilfe leisten können. Bei einer solchen Zusammenarbeit wird es nicht den geringsten Zwang geben.

        Gegenseitiges Verständnis entsteht jedoch nicht augenblicklich: Es erfordert eine gewisse Zeit, die Zentren zu harmonisieren. Deshalb setzte man im Altertum eine bestimmte Zeit zur Prüfung der Neuankömmlinge fest. Während dieser Zeit konnten sie die Bruderschaft ohne schwerwiegende Folgen verlassen. Diese Frist konnte drei bis sieben Jahre betragen, doch danach zog Verrat bereits die schwersten Folgen nach sich.

        Man darf darin keine Grausamkeit erblicken, denn wer bei einem Gewitter davonläuft, kann vom Blitz getroffen werden. Gerade die Schnelligkeit seines Laufes erhöht nur die Gefahr.

 

        437. Doch nicht durch Gefahr oder Schrecken, sondern durch Freude wird die Bruderschaft erhalten. In Harmonie wachsen überirdische Gefühle. Wer einmal diese erhebenden Gefühle erlebt hat, kennt schon den Magneten der Bruderschaft.

 

        438. Bei keinem Experiment darf man sich der Unmäßigkeit hingeben. Unmäßigkeit ist allgemein unzulässig, sie widerspricht dem Gleichgewicht. Der Mensch als vollendeter Mikrokosmos darf das Gleichgewicht nicht stören, das mit solcher Mühe erreicht wird.

 

        439. Die psychische Natur ist sowohl bei Menschen als auch bei Tieren individuell. Es ist unrichtig, sie einer Rasse oder Gattung zuzuschreiben.

        Bei einigen Völkern kann man eine Neigung zu psychischen Erscheinungen bemerken,

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doch diese Eigenschaft erklärt noch nicht die starken Erscheinungen bei einzelnen Individuen; ebenso ist es in der Tierwelt.

        Manche werden sagen: Beweist das nicht die Unordnung einiger Gesetze? Durchaus nicht, im Gegenteil, es zeigt nur die Existenz von Gesetzen jenseits des irdischen Verständnisses auf. Es gibt viele Fragen, die jene irreführen, deren Denken sich nicht über das irdische Urteil erheben kann.

        Die Menschen haben sich daran gewöhnt, die zufälligen Grenzen der Völker für unwandelbar zu halten. Ein ganzes Volk müsse auch auf ein und dieselbe Art denken; eine Tierart müsse dieselben Gewohnheiten haben; doch das Leben selbst lehrt uns, eine große Verschiedenartigkeit wahrzunehmen. Der Mensch wird glücklicher sein, wenn er den Faden der Gesetze der psychischen Natur entdeckt.

 

        440. Wenn der Erde eine Katastrophe droht, ist es dann nicht widersinnig, etwas niederzuschreiben, zu studieren oder aufzubewahren? Eine solche Vermutung kann nur vom irdischen Standpunkt aus aufkommen. Wenn die Feinstoffliche Welt nicht existiert, lohnt es sich auch nicht, sich um die irdische Welt zu sorgen. Wir aber sprechen vom Leben und nicht von einer Handvoll Erde.

 

        441. „Wir wissen schon alles“ sagen jene, welche die Lebensgrundsätze nicht verwirklichen. Jeder kann einer solchen Prahlerei mit Allwissenheit begegnen, und jeder kann sich über die Unwissenheit dieser Schreier nur wundern. Diese frechen Erklärungen kann man nur bedauern.

        Mögen diese Personen ihre sichtbare Unwissenheit an sich selbst erproben. Sie bestätigen an sich selbst, warum es auf der Welt so viele Unglückliche gibt. Wir wollen uns nicht die Mühe geben, erneut über die Ursachen des Unglücks zu sprechen.

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        442. Die Menschen verstehen ohne jede Belehrung, einen geliebten Gegenstand zu behüten. Sie werden ihn geschickt zu verwahren wissen. Sie werden alle Mühe aufwenden, ein liebgewordenes Ding weder zu zerschlagen noch zu beschädigen.

        Jemand sagte: Die Menschen verstehen am besten Steine und Metalle zu bewahren, weniger Pflanzen, noch weniger Tiere und am wenigsten Menschen. Beurteilt selbst, inwieweit ein solches Verständnis richtig ist. Der Mensch ist ein höchst feiner Organismus, dennoch ist eine äußerst grausame Behandlung sein Los.

        Verschließen wir nicht unsere Augen davor, dass die sogenannte Abschaffung der körperlichen Strafen nur eine Verschleierung von noch größeren Grausamkeiten ist. Wann beginnt die Abschaffung der geistigen Verfolgung?! Wann werden die Menschen anerkennen, dass die Qual des Geistes die höchste Stufe des Martyriums ist?

        Solange man die Feinstoffliche Welt nicht erkennt, wird Menschenliebe nicht begriffen werden. Seien wir nicht erstaunt, dass manche Menschen die Einteilung der höheren Welten in viele Stufen fordern. Zuerst sollten die Menschen, auch die Fordernden selbst, wenigstens eine Feinstoffliche Welt erkennen, um sie würdig betreten zu können. Die Einteilung wird später verstanden werden, wenn jedenfalls die erste Stufe der Unbegrenztheit begriffen wurde.

 

        443. Die Bruderschaft zieht wie ein Magnet die bereits vorbereiten Seelen an. Die Wege sind verschieden, aber es gibt jene innere Saite, die erklingt und zur Einigkeit ruft. Man kann die heilsamsten Schwingungen fühlen, aber nur wenige verstehen die Bedeutung dieser heilkräftigen Erscheinungen.

        Mit Worten allein lässt sich nicht erklären, wie diese Vereinigung vor sich geht. Man muss ein erweitertes Bewusstsein haben, um die gesandte Höhere Hilfe zu verstehen und

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dankbar anzunehmen. So beginnt der Mensch zu erkennen, wie sich die höhere Energie nähert.

 

        444. Wer kann sagen, dass die Spannung der Welt abnimmt? Im Gegenteil, sie kocht, und die Menschen können noch nicht einmal eine Bezeichnung für das finden, was vor sich geht.

 

        445. Um den Begriff Vergebung gibt es viel Unverständnis. Wer jemandem vergeben hat, meint, er habe etwas Besonderes vollbracht, dabei hat er nur sein eigenes Karma vor Erschwerung bewahrt. Der, dem vergeben wurde, denkt, alles sei abgeschlossen, das Karma verfolgt ihn aber doch weiter.

        Es ist wahr, derjenige, der vergibt, mischt sich in das Karma dessen, dem er vergibt, nicht ein und erschwert es somit auch nicht, aber das Karmagesetz steht weiter über beiden. Die Herren des Karma können es bis zu einem bestimmten Grad ändern, wenn das Feuer der Läuterung hell auflodert, doch eine solche Flamme wird nicht leicht entzündet.

        Zur Entfachung des Feuers sind große Opfer gebracht worden. Das Gedenken an solche Selbstaufopferungen muss man verehren. In solchen Rufen lebt Schönheit. Weder die Zeit noch menschliche Wirren können die Rufe zur Selbstaufopferung übertönen. Die Gesetzestafeln der Bruderschaft besagen dasselbe. Es ist schön, dass ein Begriff, der über die Jahrhunderte hinweg besteht, auch heute nicht vergessen wird.

        Weisen wir selbst ein geringes Verständnis für den überirdischen Pfad nicht zurück

 

        446. Manche Menschen schreiben Änderungen ihres Verhaltens gegenüber ihrer Umgebung nieder. Solche Aufzeichnungen sind nützlich, denn sie zwingen zum Nachdenken über die vor sich gehenden evolutionären Bewegungen.

        Ängstigen wir uns nicht, bei solchen Beobachtungen Fehler zu machen. Vielleicht

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hat eine zufällige Stimmung die Beobachtung eigenwillig gefärbt, dennoch kann man auch durch die aufgetragenen Farben hindurch die Bewegung spüren. Gerade diese Bewegung ist wie ein Symbol des Lebens und führt den Menschen.

 

        447. Unter den Gewohnheiten muss man alle bewahren, welche die Erhebung des Geistes fördern. Wir wollen die Gefühle nicht verletzen, welche die wertvollsten Zweige hervorbringen können. Schneiden wir keine gesunden Sprösslinge ab, denn etwas Neues und Schöneres kann man nicht in einem Augenblick schaffen.

 

        448. Gewöhnliche menschliche Gefühle werden oft als etwas Übernatürliches bezeichnet. Vorgefühl ist ganz natürlich, wird aber aus Aberglauben zur Kategorie der ungewöhnlichen Aufspeicherungen gezählt. Ein Gefühl täuscht nicht, aber es zu spüren wird eine bedeutende Errungenschaft sein.

        Die Menschen verlieren vor allem dann den Kopf, wenn Wellen unterschiedlicher Gefühle gleichzeitig heranströmen. Sogar erprobte Beobachter können gegensätzliche Gefühle nicht auseinanderhalten. Eines kann von einem nahen Nachbarn ausgehen, ein anderes von fernen Bergen herbeifliegen.

        Nicht selten kann ein nahegelegener Umstand sehr wichtige ferne Ströme unterbrechen. Seien wir nicht über etwas Kleines betrübt, wenn große Rufe herbeieilen können. Man muss sein Gefühl dem Großen anpassen, in dem Wissen, dass etwas Großes auftauchen kann. Besonders dann, wenn der Raum angespannt ist, muss man seine Aufmerksamkeit bei den großen Aufgaben belassen.

 

        449. Vorgefühl wird manchmal als Galionsfigur des Schiffes bezeichnet. Es eilt voran und lässt sich nicht einholen. Das neue Bewusstsein versteht, dass das Schiff

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einen Bug und ein Heck hat, Aberglaube aber hängt dem Schiffsbug die phantastischsten Darstellungen an. Ebenso schmückt das menschliche Denken die einfachsten Gefühle mit nie dagewesenen Formen aus.

 

        450. Worin besteht denn Fortschritt? Manche nehmen an, in unablässigem Erkennen von etwas Neuem. Ist ein solches Streben nicht einseitig, und muss man ihm nicht das in Ordnung bringen des Alten hinzufügen? Mehrfach konnte man sich davon überzeugen, dass die Menschen abstrakt zu irgendetwas Neuem streben und dennoch fortfahren, im alten Schweinestall zu verharren.

        Mancher hält Vorträge über Reinheit, ist jedoch selbst äußerst schmutzig. Wird eine solche Belehrung überzeugen? Oder ein Faulpelz ruft zur Arbeit auf, wer aber wird ihm glauben? Scheuen wir uns nicht, solche primitiven Beispiele zu wiederholen, denn das Leben ist voll von ihnen.

        Wer über Harmonie nachdenkt weiß, dass ein Haus, in dem alter Kehricht untergekommen ist, nicht neu ist. Indessen kann man sehen, wie herrliche Errungenschaften verwelken, weil sie im Unrat nicht gedeihen können. Es ist nicht nur traurig, ein solches Schicksal von nützlichen Errungenschaften zu sehen, sondern es ist bedauerlich, dass ihre Zersetzung bereits gefundene Pfade auf lange Zeit verschmutzt. Aus diesem Grund spreche Ich über Gleichgewicht.

 

        451. Lasst nicht zu, dass irgendein Suchen beleidigt wird, wenn es aufrichtig ist und eine gute Grundlage hat. Sorgsamkeit und Behutsamkeit sind nötig. Wie ein Gärtner neue Früchte heranzieht und den Boden düngt, so wollen auch wir bereit sein, dem Neuen zu helfen und das Alte in Ordnung zu bringen. Wer helfen möchte, muss zu jeder Art von Hilfe bereit sein.

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Nur bei einer solchen Bereitschaft kann man den Weg zur Anwendung finden.

 

        452. Beobachtet die Daten der Ereignisse und schreibt sie, wenn möglich, auf. Später wird man ein bemerkenswertes Mosaik zusammenfügen können.

 

        453. Wie Ich über das Verhältnis des Neuen zum Alten gesprochen habe, so spreche Ich auch über das Verhältnis des Inneren zum Äußeren.

        Einst lernten die Menschen Lüge und Heuchelei und erhielten Lob für Unaufrichtigkeit, jetzt aber wurden diese Themen abgeschafft, weil diese Eigenschaften zu angeborenen wurden. Wahrhaftig, man muss die Aufmerksamkeit der tragischen Unstimmigkeit zwischen Innerem und Äußerem zuwenden. Kann man bei einer solchen Disharmonie eine besondere Beherrschung der erhabenen Energie erwarten?!

        Die Leute gelangen zu einem solchen Grad von Stumpfsinn, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass der Mensch einen Feind und einen Freund in sich tragen kann, die in dauerndem Kampf miteinander liegen. Man kann keine Macht besitzen, wenn das Gesicht eine Maske trägt und im Herzen ein Dolch verborgen ist. Es gibt keinen Fortschritt, wenn der ganze Organismus sich in ständiger Uneinigkeit befindet. Wir haben über Einigkeit gesprochen, damit ein jeder sie nicht nur im Verhältnis zu seinen Nächsten, sondern auch in Bezug auf sich selbst versteht. Eine solche innere Uneinigkeit ist bereits zersetzend und selbstverzehrend.

        Bei Gesprächen über die Bruderschaft wird nicht ohne Grund so sehr an Einigkeit erinnert. Man muss den Sinn dieser Eigenschaft tief verstehen.

 

        454. Jeder hat mit Überraschung bemerkt, dass bei den besten Lehren Spaltungen auftreten. Einige Führer hielten solche Ereignisse sogar

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für nützlich, um Überlegungen anzuregen. Man muss jedoch bedenken, dass es um die Wahrheit herum keine Widersprüche geben kann. Nur Blinde sehen nicht, was vor ihnen steht. Wird der Grund für eine solche Blindheit nicht die eigene Uneinigkeit sein?

 

        455. Die Geschichte verschiedener sinnloser Streitigkeiten kann als Belehrung dienen. Diese Torheiten werden in der ganzen Welt begangen. Ist es nicht Zeit, an die Bruderschaft zu erinnern?

 

        456. Nicht nur die Nichtübereinstimmung von Altem und Neuem sowie von Innerem und Äußerem, sondern auch das unterschiedliche Verständnis der einfachsten Wörter behindert die Festigung des Fortschritts. Haltet es nicht für sonderbar, wenn die einfachsten Begriffe falsch ausgelegt werden, denn es gibt keine Einheit der Bewusstseine.

        Trotz einzelner schöner Aufschwünge trampeln die meisten Menschen in einem Sumpf herum. Man kann sie nicht über die höheren Energien unterrichten, wenn sogar ihr Alltag in Ordnung gebracht werden muss.

        Ihr habt von dem unheilvollen Ende eines Experiments mit Strömen höherer Spannung gehört und richtig verstanden, dass Nachlässigkeit der Grund war. Ein erster Erfolg hat nicht nur nicht zu Vorsicht bewogen, sondern ließ im Gegenteil Nachlässigkeit zu. Es gibt viele solcher Beispiele. Oft darf man keinen Erfolg ermöglichen, weil er sich in Narrenhänden als gefährliches Spielzeug erweisen würde.

        Viel Unwissenheit schneidet die Pfade des Fortschritts ab.

 

        457. Ein Auftrag birgt auch Gefahr in sich. Man muss fest zu seinem Auftrag stehen, denn von allen Seiten strecken sich Hände aus. Deshalb überrascht es nicht, dass es auf den Pfaden zur Bruderschaft so viele Vorschriften gibt. Wer diese Geleitworte

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für überflüssig hält, ist töricht. Wer kann sich rühmen, dass seine Reisetasche in Ordnung ist?

 

        458. Bei den Vorbereitungen zur Bruderschaft muss man eine einfache Wahrheit verstehen: je mehr, desto besser. Meinen wir nicht, es gäbe genug von allem. Man muss es als etwas Notwendiges annehmen, alle mitgenommenen Sachen durchzusehen. Man kann nicht viel mitnehmen, aber das Notwendige zu vergessen ist nicht möglich. Schon die Auswahl wird eine hinreichende Prüfung sein.

 

        459. Durst wird durch Flüssigkeit gelöscht. Wissensdurst wird durch den Pfad der Annäherung an die Höhere Welt gelöscht. Viele Wissenschaftler werden das ganze Leben lang von einer unsagbaren Wehmut gequält, weil sie auf die Erkenntnis der Höheren Welt verzichtet haben.

        Die Wehmut eines falschen Pfades ist die grausamste und verzehrendste! Schließlich unterbindet der Mensch seinen Fortschritt endgültig und quält sich, ohne seinen Irrtum zu verstehen. Von solchen Wesen geht viel Böses aus. Sie sind bereit, selbst die geringste Offenbarung des Lichts zu verfolgen.

 

        460. Es gibt viele menschliche Masken, aber eine der widerwärtigsten ist die Maske der Einigkeit. Man muss im Schmutz versinken, um sich einer solchen Lüge zu erdreisten, das Lächeln der Einigkeit zu zeigen, während sich in der Tiefe des Herzens eine Grimasse der Bosheit verbirgt. Man muss sich einen ganzen Knacks des Geistes vorstellen, um zu verstehen, wie sehr ein solcher Mensch die Menschenwürde verletzt.

        Nun, eine solche hässliche Erscheinung findet oft statt, und wie weit ist sie von der Bruderschaft entfernt!

 

        461. Die Bruderschaft ist kein Zufluchtsort, sondern ein Leuchtturm des Lichts wie ein Wachturm. So muss man die Bruderschaft

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verstehen. Andernfalls werden die Menschen nicht selten annehmen, die Brüder würden sich vor irgendwelchen Verfolgern in Sicherheit bringen.

        Nein, die Abgeschiedenheit der Bruderschaft wird durch völlig andere Gründe hervorgerufen. Sie verwendet wie ein Leuchtturm auf einem hohen Felsen ihr Wissen zur Rettung der Menschheit.

 

        462. Einige Lehrer haben geraten, keine unlösbaren Fragen zu berühren. Natürlich hatten sie im Sinn, unvorbereitete Gemüter nicht in Empörung zu versetzen; aber dort, wo Erörterungen möglich sind, sollte man zu den allerfernsten geistigen Ausflügen raten. Schönheit funkelt in Prognosen, die bei brüderlicher Einigkeit lebendig werden können.

 

        463. Man wird darauf hinweisen, dass viele Gemeinschaften und Bruderschaften sich aufgelöst haben, aber das waren nicht jene, von denen Wir sprechen. Darüber hinaus könnten sie an einen anderen Ort verlegt worden sein, für das Auge eines Fremden aber könnte es scheinen, als hätten sie sich aufgelöst.

        Wissen die Menschen viel über das Leben im Nachbarhaus, und erst recht von dem, was sie nicht wissen sollen? Jeder kann sich an bedeutendste Ereignisse in seinem Leben erinnern, von denen niemand wusste.

        Besonders, wenn Gedanken auf Entfernung übertragen werden, wer könnte von ihnen wissen? Es ist wahr, ein Gedanke kann abgefangen werden, aber dafür sind besondere Bedingungen nötig. Wird ein Gedanke mit besonderer Klarheit auf eine bestimmte Person gerichtet, wird er unweigerlich ihre Aura berühren.

        Deshalb können Gemeinschaften durch Gedankenkraft zusammengehalten werden. Aber manche fürchten Gedanken so sehr, dass sie alles ablehnen, was dieses Gebiet betrifft. Solche Menschen sollte man nicht heranziehen, sie werden ihre Annäherung mit Verrat beschließen.

        Öfter als einmal sind Gemeinschaften verlegt worden,

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um sich von unerwünschten Menschen zu befreien. Es ist leichter, die Auflösung einer Gemeinschaft anzukündigen, als jene aufzudecken, die schaden können.

        Aus einer solchen Lage kann man es sich noch leichter erklären, warum die Bruderschaft sich an einem unzugänglichen Ort befindet. Deshalb wird auch jeder, der von der Bruderschaft weiß, vorsichtig bei der Weitergabe seines Wissens sein.

        Die Menschen ertragen es nicht, wenn sie etwas nicht verstehen können. Ein solches Verständnis aber wird langsam aufgeschichtet. Sehr selten ist der Kelch bis zum Rand gefüllt. Der Kelch bewahrt als Zentrum der Synthese die wichtigsten unbeschreiblichen Aufspeicherungen.

 

        464.[52] Der Kelch ebenso wie das Herz stehen dem Begriff Bruderschaft besonders nah. Der Kelch ist der Schrein alles Geliebten und Wertvollen. Vieles im Kelch Angesammelte bleibt manchmal für ganze Leben verschlossen; doch wenn der Begriff Bruderschaft sich im Kelch eingeprägt hat, wird er freudig und sehnsuchtsvoll in allen Leben erklingen. Für Menschen, die den Begriff Bruderschaft sogar in einer Stunde von Schwierigkeiten und Konflikten erkennen, wird er errettend sein.

 

        465. Voreingenommene Beobachter erkennen in Aktionen und Reaktionen nur ihre eigenen, vorgefassten Absichten. Wenn man alle entstellten Fakten ins Gedächtnis ruft, kann man sich entsetzen, wie viele bereits entdeckte Errungenschaften zerstört worden sind. Man kann nicht einen Fortschritt aufzeigen, der nicht durch vorsätzliche Listen befleckt worden wäre!

        Es gibt viele Gründe für einen solchen Vorsatz: Der erste wird Unwissenheit sein, dann kommen Bosheit, Neid, jemandem keinen Erfolg gönnen und Abneigung gegenüber Neuem; so viele schändliche Eigenschaften entstellen die Tatsachen. Kann

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es in einem solchen Zustand leicht sein, zur Erkenntnis der großen Energie zu gelangen?

        Auf Schritt und Tritt begegnen einem Unverständnis und Böswilligkeit. Man muss einen besonders stark entwickelten Willen haben, um diese Hindernisse als unvermeidlich hinzunehmen. Doch wenn ein Mensch in sich genügend Festigkeit findet, um diese Schwierigkeiten zu überwinden, werden gleichwohl viele günstige Energiezuströme versäumt werden.

 

        466. Man kann gar nicht verstehen, warum selbst die einfachsten Beobachtungen versäumt werden. Man richtet zum Beispiel beim Studium der Aromen die Aufmerksamkeit nicht genügend auf die Nützlichkeit oder Schädlichkeit verschiedener, sehr angenehmer Gerüche. Alle Blumen haben eine besondere Bestimmung, die sogenannten Parfüms aber tragen herkömmliche Blumennamen. Niemand kümmert sich um die Nützlichkeit der Parfüms, obwohl die Essenzen, die in sie eingehen, mitunter fast giftig sind.

        Es ist bedauerlich, wohin die Lehre über Farbe und Duft sich entwickelt hat, wenn vorschlagen wird, Arsenfarben oder tödliche Aromen zu verwenden!

 

        467. Weitreichende Nützlichkeit wird die Zierde der Kooperative sein. Möge nichts Schädliches unter irgendeinem Deckmantel zugelassen werden. So wollen wir uns dem Konzept der Bruderschaft annähern.

        Entsinnen wir uns daran, dass die schwierigste Stunde die Schwelle zu einer neuen Errungenschaft sein kann.

 

        468. Denkt immer an die jungen Mitarbeiter. Denkt daran, dass man sie immer finden kann. Denkt daran, dass sie euch erwarten, sogar in verschiedenen Gewändern. Bei unklarer Bestrebung sind sie dennoch bereit,

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ein Wort über eine neue Errungenschaft zu empfangen.

        Möge in allen Wissenszweigen der Ruf nach umfassender Wahrheit erklingen. Möge jeder beginnen, selbst wenn es durch physische Kultur ist, an die Kultur des Geistes zu denken. Möge die Biologie an das unendliche Leben erinnern.

        Wenn jemand ausländische Wörter liebt, hindert ihn nicht, denn die Pfade sind unbegrenzt. Wenn jemand verwirrten ist, ermutigt ihn, denn Verwirrung ist nicht selten ein Zeichen eines verborgenen Gedankens. Wenn jemand düster dreinblickt, ist das nicht ein Anzeichen für betrogene Hoffnung? Ein einziges Wort über Unbegrenztheit kann Flügel verleihen. Wenn jemand schweigt, sucht er vielleicht das ausdrucksvollste Wort, ermutigt ihn mit einem Blick.

        Man kann viele Brücken aufzählen, über welche die jungen Freunde den Strom überqueren werden. Die Hauptsache bleibt aber, dass die Zahl der jungen Kräfte groß ist. Das muss man jenen einprägen, die ungläubig den Kopf schütteln.

 

        469. Was die Jugend betrifft, so muss man mit jedem zu einer Übereinkunft kommen, der den brüderlichen Pfad gewählt hat. Diese unerschöpfliche Quelle muss die Kräfte dauernd gegenseitig stärken. Meinen wir nicht, die Jugend werde erst mit einem bestimmten Alter aufnahmefähig. Das Gedächtnis erwacht oft sehr früh. und es ist erstaunlich, wie deutlich der Gedanke im frühesten Alter arbeitet.

 

        470. Das Bewusstsein der Erwachsenen stirbt manchmal für eine gewisse Zeit ab, während Kinder die wertvollsten Eigenschaften aufgeweckt annehmen. Die Erwachsenen erklingen nicht oft auf den Begriff Heldentum, Kinder aber lieben die Volkshelden. Sie sind von Heldentaten begeistert und träumen davon,

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sich selbst an der Stelle der Wahrheitskämpfer zu sehen.

        Man kann die Kinder unmöglich dieser lebendigen Quelle der Inspiration berauben, eine solche lichte Flamme bleibt ihnen für ihr ganzes Leben. Dieses Streben ist keine Sinnlichkeit, sondern das Wachstum eines Bewusstseins, das von einem herrlichen Bild berührt wurde. Solche Berührungen müssen mit allen Mitteln geschützt werden, aus ihnen ersteht auch der Begriff Bruderschaft.

        Man sollte nicht meinen, die Anerkennung der Bruderschaft entstehe aus irgendwelchen dogmatischen Moralpredigten. Eine herrliche Heldentat kann ein junges Herz für immer erleuchten.

 

        471. Das Glück des Lehrers besteht darin, die Schüler zu ermutigen, kühn zum Herrlichen voranzustreben. Um das zu erreichen, hilft keine Liste von langweiligen, toten Ereignissen. Der Lehrer muss selbst so entflammt sein, dass allein schon seine Annäherung das Feuer übergibt. Diese tägliche Aufgabe ist schwierig, doch die Menschen werden gerade im Alltag geprüft, der die Schwester der Unbegrenztheit ist.

 

        472. Ein Abfluss von psychischer Energie wird keineswegs durch Blutübertragung geheilt, sondern durch Baldrian, Moschus sowie Milch mit Soda. Diese grundlegenden Mittel werden durch die psychische Energie des Arztes ergänzt – letztere ist sehr wesentlich.

        Unser junger Freund hat eine vorzügliche Eigenschaft: Er kann eine große Menge Energie abgeben, ohne sich selbst Schaden zuzufügen, denn in ihm ist nichts von jener Bosheit, die gewöhnlich zu schwächen pflegt. Bosheit kann einen starken Krampf erzeugen, doch die Grundlage der Bosheit ist untauglich.

 

        473. Anämie wird für gewöhnlich für Blutarmut gehalten,

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doch diese Eigenschaft ist nicht das Wesentliche. Anämie ist nur die Folge eines Abflusses von psychischer Energie. Gedankenlose Ärzte nehmen an, man könne die Kräfte durch Trinken von Blut auffüllen; sie vergessen aber, dass der Zustrom von Kräften nur ein scheinbarer sein wird. Das ist so, als wollte man ein großes Haus mit einem einzigen Zündholz erleuchten.

        Die Aufnahme von Blut richtet viel Schaden an, diese Substanz erfordert Studium und Anpassung. Deshalb raten Wir im allgemeinen nicht zu einer solchen Blutvermischung. Im Grunde genommen ist sie gar nicht notwendig. Der Anstieg der psychischen Energie wird durch die einfachen Mittel erreicht, über die wir schon gesprochen haben.

        Dabei wollen wir nicht vergessen, dass sich niemand in der Nähe befinden darf, der die Energie verschlingt. Man kann sie ja sowohl bewusst als auch unbewusst verschlingen. Jede Gereiztheit und jede Niedergeschlagenheit wird die wertvolle Energie bereits verschlingen.

        Wenn die Grundsätze der Bruderschaft gelehrt werden, verbannt man vor allem alle Ursachen, welche die psychische Energie zerstören.

 

        474. Es ist ratsam, die Methoden des Einbruchs des Chaos zu beobachten. Viele nehmen an, schon der Begriff Chaos schließe jedes System aus. Sich Chaos völlig formlos vorzustellen, ist unrichtig. In jedem Leben kann man beobachten, wie raffiniert das Chaos sich heranschleicht. Es bricht als eine wirkliche, zersetzende Kraft ein. „Der Einbruch des Chaos“ könnte der Titel eines äußerst lehrreichen Buches über Beobachtungen sein

 

        475. Stimmen des Raumes wurden in Schriften aller Völker unter verschiedenen Bezeichnungen erwähnt. Lasst uns nicht vertiefen, warum diese

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Stimmen den unterschiedlichsten Quellen zugeschrieben wurden. Heute muss man nur daran erinnern, dass das Wissen um diese Stimmen sehr alt ist.

        Man kann unmöglich annehmen, Menschen der verschiedensten Kulturen hätten sich geirrt oder absichtlich gelogen. Die Wissenschaft beherrscht schon die drahtlose Übertragung, die dauernd verbessert wird. Darüber hinaus werden auch Gedanken studiert, und man erhält bereits bemerkenswerte Beobachtungen; trotz allem ist die Unwissenheit derart gewachsen, dass es notwendig ist, die einfachsten Wahrheiten zu wiederholen.

 

        476. Urteile und Gedanken über die uranfängliche Energie werden nicht nur nicht zugelassen, man hält es sogar für gesundheitsschädlich, an sie zu denken. Selbst solche unsinnigen Überlegungen gibt es. Diese Bedenkenträger geben nicht zu, dass der Gedanke nicht gesundheitsschädlich sein kann und dass also auch nichts, was den Gedanken umgibt, schädlich sein kann. Ich bestätige, dass der Gedanke der natürliche Ursprung des Lebens ist. Nichts um diesen Ursprung herum kann schädlich sein; Gedankenlosigkeit ist weit fürchterlicher.

 

        477. Jedermann hat bemerkt, dass bestimmte Menschen sehr komplizierte Fragen stellen, aber in ihrem Leben die einfachsten Grundsätze nicht anwenden. Ein solcher Mangel an Entsprechung ist ein schlechtes Zeichen. Wäre es für sie nicht besser, auch in ihrem Leben ausgesuchte Formeln anzuwenden? Ein solcher Mangel an Entsprechung muss vor allem auf dem Pfad zur Bruderschaft aufgegeben werden.

 

        478. Räumliche Rufe erreichen die Erde auf höchst unerwarteten Empfangswegen. Ein gebieterischer Ruf nach Freundschaftlichkeit und gegenseitigem Verständnis erreicht einige Menschen. Richtet eure Aufmerksamkeit aber auf die Unerwartetheit

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solcher Ankünfte. Würde man auf einer Weltkarte die Orte einzeichnen, wo Unser Ruf verstanden wird, würde sich ein ganz unerwartetes Muster ergeben. Außerdem finden sich Menschen, die dasselbe ohne jedes Verständnis wiederholen.

        Säer von Zwietracht sind manchmal nicht abgeneigt, von Freundschaftlichkeit zu sprechen. Die Bedeutung dieses Wortes wurde abgeschafft, und anstatt gegenseitigen Verständnisses erwächst grimmiger Hass. Doch über alle Hindernisse hinweg verbleibt der Ruf nach Freundschaftlichkeit und gegenseitigem Verständnis. Was heute nicht verstanden wird, wird morgen begriffen werden.

 

        479. Die Menschen können nicht verstehen, nach welchen Anzeichen Taten zu bewerten sind. Hier ist eine Meinung, die glänzend ausgedrückt, nach Höherer Bewertung aber nicht als vortrefflich anerkannt wird. Andererseits verdient eine Meinung, die stockend und voller Schüchternheit ausgesprochen wird, freudiges Lob. Einem oberflächlichen Betrachter ist eine solche Bewertung unverständlich.

        Glanz gibt es auch bei nachgemachten Steinen. Tiefsinnigkeit kann sich in ganz eigenartigen Worten äußern. Wo mehr inneres Brennen vorhanden ist, muss es auch Ermutigung geben.

        Wenn Ich über Einfachheit spreche, habe Ich die unmittelbare Überzeugungskraft im Sinn. Wenn vom Heben des Niveaus des Volkes die Rede ist, bedarf es gerade der Einfachheit in ihrer ganzen Überzeugungskraft. Diese Eigenschaft muss man nicht nur mit dem Verstand annehmen, sondern auch mit dem Herzen liebgewinnen; aus ihr gehen sowohl Zusammenarbeit als auch Bruderschaft hervor.

 

        480. Dissonanz ist hörbarer als Konsonanz. Lauscht man der niedrigsten der überirdischen Sphären, ist man von qualvollem Ächzen, Wehklagen und Schreien des Entsetzens erschüttert. Nach diesem Stöhnen scheinen die folgenden Sphären

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still zu sein, dieser Eindruck ist jedoch relativ.

        Sphärenmusik ist erhaben, aber sie zerreißt die Nervenzentren nicht. So werden die Menschen auch bei allem, was existiert, von Dissonanz angezogen, doch nur wenige verstehen es, Harmonie zu erkennen. Auf den Pfaden zur Bruderschaft muss man die Macht der Harmonie erkennen.

 

        481. Die Lästerer des Bestehenden hoffen, dass das Böse, das sie tun, ungestraft bleibt; sie suchen auf dem Pfad des Bösen voranzukommen und versichern prahlerisch, dass kein Pfeil der Gerechtigkeit sie erreichen wird.

        Kann man sich auf etwas verlassen, was gegenwärtig noch nicht in Erscheinung getreten ist? Der Gedanke versucht, es aufzuhalten, doch der Verstand findet Beispiele von Straffreiheit. Möge man daran denken, dass der Verstand beschränkt ist.

 

        482. Beachtet, wie sehr sogar gute Menschen verblendet sein können! Es ist wahr, dass sie noch nicht einmal Warnungen aufnehmen können. Man muss sie äußerst vorsichtig warnen. Man muss solche Warnungen in Teile aufteilen und darf nicht hoffen, dass schon der erste ihnen die Augen öffnet.

 

        483.[53] In Gemeinschaften des Altertums wurde jeder, der sich einer Prüfung unterzog, willkommen geheißen. Man behandelte ihn fürsorglich, denn es war bekannt, dass man den Prozess seines Erlebens nicht gewaltsam unterbinden darf.

        Jede Prüfung wurde als Schwelle zum Fortschritt erachtet. Niemand konnte den Weg der Wirkungen verbiegen, doch brüderliche Ermutigung erlaubte ihm, seinen Schritt selbst vor den schrecklichsten Gesichtern nicht zu verlangsamen.

        Das Chaos in seiner abscheulichen Hässlichkeit versucht doch unweigerlich, den Pfad jedes Prüflings zu behindern. Mögen

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diese Gesichter auch abscheulich sein, die Erscheinung des schrecklichsten ist bereits der Vorbote des Endes der Prüfung.

 

        484. Schüler, wenn du eine äußerst begrenzte Sphäre gewählt hast, behalte dir gleichwohl eine Stunde für das Allumfassende vor. In einer beengten Sphäre kann man nicht atmen, doch schon ein kleiner Strahl der Unbegrenztheit wird genügend Prana bieten.

        Das Allumfassende lebt in der Unbegrenztheit. Wenn diese Wahrheit erkannt wird, gibt es keine beengte und stickige Sphäre. Beim Suchen nach der Bruderschaft muss man sich diese Wegweiser an dem Pfad merken, der uns befreit.  

 

        485. Wenn das Große Licht sich jemandes Augen nähert, ruft dieser: zu wenig Licht! Ist der Grund dafür nicht in Blindheit zu suchen? Man kann viele Beispiele dafür anführen, dass schlechte Augen das Licht nicht gesehen haben. Mangelnde Aufnahmefähigkeit für Licht hängt nicht vom Licht selbst ab, sondern beruht auf einem schlechten Sehvermögen. Man kann die, deren Augen verunreinigt sind, oft daran erinnern. Kann ein solcher Mensch für den Pfad zur Bruderschaft geeignet sein?

 

        486. Zur Veranschaulichung wollen wir die Begriffe graphisch darstellen. Stellen wir uns Einigkeit in Form einer herrlichen, festen Kuppel vor. Mögen die Fäden der Erhebung sich ausstrecken und sich wie die Facetten der Kuppel vereinen.

        Niemand wird den Verdacht hegen, dass Einigkeit die Individualität beeinträchtigen könnte. Bei den alten Baumeistern waren jede Säule und jede Stufe besonders, dennoch fügten sie sich in die allgemeine Harmonie des Baues ein. Das Gewölbe hielt sich nicht durch Ornamente, sondern durch den richtigen inneren Zusammenhalt – so kann man Einigkeit dort erwarten,

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wo der innere Zusammenhalt verstanden wird, der zum Gipfel führt.

        Werden wir nicht müde, um den Begriff Einigkeit herum die besten Bildnisse zu sammeln. Sie ist so sehr notwendig und wird doch oft sogar von jenen verletzt, die schon von der Bruderschaft wissen.

 

        487. Gebt alles Bedauern über die Vergangenheit auf, erschwert euren Pfad in die Zukunft nicht. Selbst die Fehler der Vergangenheit dürfen die Aufmerksamkeit nicht fesseln. Das Streben in die Zukunft muss so stark sein, dass in zurückblickenden Augen das Licht nicht verblasst.

        Geben wir die Vergangenheit um der Zukunft willen auf. Man kann so sehr in die Zukunft bestrebt sein, dass dieses gesegnete Streben unter allen Umständen für immer erhalten bleibt. Jedes Streben in die Zukunft ist Streben zur Bruderschaft.

 

        488. Man muss verstehen, wie viele äußere Bedingungen die Stimmung eines Menschen bilden, man spricht von einem Heuschreckenschwarm.

 

        489. Viele haben von den Kumaras[54] gehört, aber wenige haben sie richtig verstanden. Sie sind irgendeine überirdische Erscheinung, sagt man, vergisst aber, mit welcher Mühe diese Errungenschaft erlangt wird. Wissenschaftler beginnen bereits zu verstehen, wie eine menschliche Persönlichkeit in das Pantheon[55] der Helden eingeht.

        Auf demselben Weg werden auch die Eigenschaften der Führer der Menschheit aufgeschichtet. Wenn sie das irdische Leid nicht durchschreiten, können nicht auf das menschliche Leid erklingen. Wenn sie den Schweiß der Arbeit nicht kennen, können sie die Menschen nicht bei ihrer Arbeit leiten. Selbstverleugnung, Barmherzigkeit, Mitleid und Mut werden im Leben geschmiedet. Nichts Abstraktes kann die Kraft des Geistes formen.

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        So mögen die Menschen die Kumaras als die wahren Führer verstehen.

 

        490. Der Rhythmus der Schlacht ist kein Wunsch zu töten. Ich bestätige, dass die offenbarten Kräfte nicht kämpfen, sondern sich gegen das Chaos verteidigen.

        So fällt es vielen schwer zu verstehen, dass die Schlacht ständig währt und sich nur ihr Rhythmus ändert. Die Ängstlichen zittern schon bei der Erwähnung der Schlacht und fragen: Wann wird sie enden? Sie sind aber völlig niedergeschlagen, wenn gesagt wird, dass die Schlacht mit dem Ende des Chaos enden wird.

        Ist das nicht schrecklich für so manchen? Angst ist aber auf dem Pfad zur Bruderschaft ungeeignet.

 

        491. Der Lehrer beugte sich über ein Wasserbecken und fragte den Schüler: „Was siehst du?“

        Dieser antwortete: „Ich sehe dein klares Spiegelbild.“

        Da gebot der Lehrer: „Wühle die Oberfläche mit dem kleinen Finger auf, was siehst du jetzt?“

        „Ich sehe, dass deine Züge entstellt sind.“

        „Denke daran, wenn die Berührung eines kleinen Fingers meine Züge so verändert, was für eine Entstellung unter feinstofflichen Energien bei einer groben Berührung vor sich geht!“

        An den kleinsten Beispielen kann man sehen, was auch in der Feinstofflichen Welt vor sich geht.

 

        492. Viele Zellen des Organismus befinden sich in einem schlummernden Zustand. Es wurde darauf hingewiesen, dass ihr Erwachen den Menschen zum Leuchten und zum Fliegen bringen würde. Kann man sich vorstellen, dass die Menschen in ihrem gegenwärtigen Zustand dieses Erwachen des in ihnen eingeschlossenen Lichts erreichen können?

        Bedenkt, dass die Menschen für die weiteste Evolution voll ausgerüstet sind, der Schatz aber schlummern gelassen werden muss. Der Zustand des Bewusstseins erlaubt keinen schnellen Fortschritt.

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        Nur in seltenen Fällen wird der Organismus aufleuchten, und bei Hilfe aus der Feinstofflichen Welt erhält er zeitweilig die ihm vom Schicksal bestimmten Möglichkeiten.

 

        493. Auf dem Pfad zur Bruderschaft muss man sich jede Herabsetzung abgewöhnen. Warum Erscheinungen berühren, die das Bewusstsein noch nicht aufnehmen kann? Möge kein Schaden entstehen, wenn auch nur aus Unwissenheit.

 

        494.Denkt nicht, die eigenen Gedanken könnten einen vorherrschenden Einfluss auf Träume nehmen. Auch ferne räumliche Gedanken können solche Einwirkungen erzeugen. Die Wahrnehmung ferner Gedanken ist während des Schlafes sehr leicht. Träume müssen noch weiter erforscht werden.

 

        495. Der Lehrer sagte mehr als einmal: „Freude!“. Die Schüler aber schauten befremdet um sich und fragten: „Wo ist denn die Freude? Der Himmel ist bewölkt und überall gibt es Kummer.“ Der Lehrer aber sah über die Stimmung hinaus die Freude voraus.

 

        496. Der Lehrer warnte öfter vor Gefahr, die Schüler aber wunderten sich: Woher soll inmitten der friedlichen Ruhe Gefahr aufkommen? Der Lehrer fühlte bereits, wo eine Gefahr entstehen könnte. Wir wollen uns nicht vor einer Gefahr erschrecken, sondern ihr wachsam begegnen.

        Ebenso soll es mit der Freude sein: Werfen wir unsere Arbeit nicht hin, schieben wir unsere Mühe nicht auf, sondern festigen wir ihre Qualität durch Freude!

 

        497. Wer die Bruderschaft sucht, gehört der Feurigkeit an. Aus Feuer werden Begeisterung und Inspiration geboren. Man kann das leuchtende Element in jedem Seufzer über die Bruderschaft enthüllen.

 

        498. Sogar entsetzliche Verbrecher wurden nur aufgrund ihrer Anerkennung der Schönheit als „prächtig“

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bezeichnet[56]. Man sollte sich anhand der ganzen Menschheitsgeschichte davon überzeugend, welch ein Schild die Schönheit war. Eine Beschränkung der Schöpfung ist ein Anzeichen des Verfalls der Menschheit, während jede Epoche des Erblühens der Schöpfung eine Stufe der Errungenschaft blieb.

        Wenn dies allgemein bekannt ist, warum wendet man dann die Kunst nicht im Leben an? Man kann daran erinnern, dass die herrlichen Denkmäler der Schöpfung sich als heilsame Meilensteine erwiesen; eilig strebte man ihnen zu, und sie brachten Frieden.

        Ohne Schönheit kann man nicht an die Bruderschaft denken.

 

        499. Lasst uns über Bewegung sprechen. Um diesen Begriff türmt sich nach wie vor Unverständnis auf. Hören die Menschen von Bewegung und Beweglichkeit, machen sie sich zu hektischen Läufern. Doch ist Hektik etwa für höhere Offenbarungen angemessen?

        Ebenso unterscheiden die Menschen die äußere nicht von der inneren Bewegung; diese Unterscheidung ist jedoch überaus wichtig; sie bewahrt vor Hektik, die unvermeidlich zur Lüge führt.

        Das Verstehen der inneren Bewegung verleiht auch Würde bei den Bewegungen. Gesten und selbst Bewegungen eignen sich die Menschen nicht leicht an. Oft wissen sie nicht, was sie mit ihren eigenen Händen, Füßen oder gar mit dem Kopf anfangen sollen. Der Kopf wackelt, die Hände wedeln und die Beine gehorchen ihnen nicht mehr; muss man sie etwa noch gehen lehren?

        Alle diese Fehlfunktionen hängen aber von der Unordnung des Bewusstseins ab. Hektik ist Ausdruck von mangelnder Lebensfähigkeit. Ein Hanswurst eignet sich nicht für den Pfad zur Bruderschaft. Lernen wir es daher, die innere Bewegung von der äußeren zu unterscheiden.

 

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        500. Ebenso lasst uns nicht müde werden, über Einigkeit zu sprechen; bei diesem Begriff wird ständig Inneres mit Äußerem vermischt. Die Menschen sagen: Wir befinden uns in Einigkeit, es gibt nur kleine Risse; sie vergessen aber, dass Risse die Wohnstätte der Verwesung sind. So messen sie der inneren Einigkeit keine Bedeutung bei.

        Welche Weisungen aber können die Anzeichen der Harmonie einprägen? Man braucht nur an das menschliche Schamgefühl zu appellieren. Ohne Verständnis für Harmonie kann es aber keine Bruderschaft geben.

 

        501. Man sollte auch immer wieder über Frieden sprechen. Möge gerade dieses Wort die Menschen auf allen Wegen begleiten.

 

        502. Können etwa jene, die voller Grobheit und Grausamkeit sind, über Frieden urteilen? Man sollte diese Friedenstifter in ihrem alltäglichen häuslichen Leben beobachten. Man sollte hören, wie sie ihre eigenen und fremde Angelegenheiten erörtern. Man sollte ihre Späße und Verleumdungen kennen, um ihre völlige Untauglichkeit für das Friedenswerk zu verstehen.

        Niemand ist jedoch um das ethische Niveau derer besorgt, die über das Schicksal ganzer Völker entscheiden. Niemand denkt darüber nach, dass aus Schmutzigem nichts Reines hervorgehen kann.

 

        503. Raserei wird jener schreckliche Zustand genannt, in den jene verfallen, die von Ichsucht ergriffen sind und sich den höheren Lehren aus Gewinnsucht nähern. Ihr Zustand kann nicht anders als Raserei genannt werden. Mögen die Ärzte ihren Speichel untersuchen, um sich vom pathologischen Zustand ihres Organismus zu überzeugen. Jemand wird fragen: Beißen sie? Er wird Recht haben, denn ihre Berührung ist giftig.

        Man kann viele Beispiele solchen Wahnsinns nennen. Man kann sich darüber wundern, mit welch finsteren Absichten sich diese Menschen den Lichten Quellen nähern. Es ist erstaunlich, dass der Mensch dem scheußlichen Abgrund zustrebt, aber über den heutigen Tag hinaus denkt er nicht.

 

        504. Wo soll man denn im irdischen Dasein das Aufleuchten der Bruderschaft suchen? Man kann ihre Anzeichen unter ganz einfachen Arbeitern finden, die ihre Arbeit lieben.

        Arbeit, Liebe und Bruderschaft wohnen beisammen.

 

        505. Eine Vereinigung, die Kommanditgesellschaft genannt wird, erfordert eine sehr kurze Satzung, die Bruderschaft aber kann kein geschriebenes Gesetzbuch haben. Die Bruderschaft kann nicht durch herkömmlichen Zwang aufrechterhalten werden. Schon das Wort Begrenzung ist angesichts der Grenzenlosigkeit des Konzepts Bruderschaft fehl am Platz.

        Wer Bruderschaft als ein Joch versteht, möge eiligst davongehen. Wer sich verzagt vor den Toren der Bruderschaft beugt, möge rasch umkehren. Wer es vermag, sich über die Bruderschaft zu freuen, wird bereits eine weise Freude empfinden.

 

        506. Eine weise Freude tritt auch bei vom Schicksal bestimmten Begegnungen auf. Die Menschen erfühlen nicht oft, wann ihre Begegnungen tiefe Wurzeln haben. Deutliche Erinnerungen leuchten wie augenblickliche Lichtblitze auf. Manchmal erzeugen sie eine unangenehme Verwirrung, wie etwas, das nicht in das alltägliche Maß passt.

        Deshalb muss man seine Eindrücke so vorsichtig untersuchen. Neben der Glaubwürdigkeit des ersten Eindrucks kann es verschiedene Erinnerungen geben. Manchmal mögen sogar gute Menschen nicht in ihrem höheren Aspekt erscheinen.

        Ich sage dies, damit ihr ein vorschnelles Urteil vermeidet. Ihr habt euch schon davon

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überzeugt, wie oft Freunde zufällige Aspekte für grundlegende halten konnten.

 

        507. In Träumen erscheinen zuweilen deutliche Gesichter völlig unbekannter Personen, denen man später im Leben begegnet. Für eine solche Vorausschau gibt es viele Erklärungen; vor allem aber wird dadurch klar, dass der Mensch durch eine Art von Schau bereits das wahrgenommen hat, was er später in physischer Gestalt sehen wird.

        Solche Begegnungen zeugen natürlich von der Feinstofflichen Welt und der Tätigkeit dort während des Schlafes. Doch solche Schlussfolgerungen kommen jenen nicht in den Sinn, die das Gebiet der Träume erforschen.

        Dabei ist es besonders bemerkenswert, dass solche vorausgesehenen Begegnungen sich im physischen Körper oft als unbedeutend erweisen. Dieser Umstand zeigt, dass Handlungen in der Feinstofflichen Welt anders verlaufen als in der physischen. Man kann sich freuen, dass man sogar an anschaulichen Beispielen sehen kann, wie verschiedenartig das Leben des Menschen ist.

 

        508. Ebenso sind räumliche Ströme nichts Abstraktes. Sie wirken nicht nur auf den Zustand des Menschen ein, sondern auch auf Radiowellen. Sogar im Flugverkehr können einige seltsame Erscheinungen bemerkt werden, die nur durch Raumströme zu erklären sind. Notieren wir daher jeden geringsten Beweis der feinstofflichen Energien.

        Auf dem Pfad zur Bruderschaft muss man ein offenes und freies Auge haben. Wenn eine ferne Antwort aus irgendeinem Grund nicht ankommt, muss man immer an viele Ursachen denken. Neben den Gründen, die bei den Gesprächspartnern selbst liegen, kann es bedeutende räumliche

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Ursachen geben. Die Ströme können derart gespannt sein, dass es unumgänglich ist, eine Änderung abzuwarten, um die Übertragung durchführen zu können.

 

        509. Im Osten dachten die Menschen an ein Nördliches Schambhala[57], welches sich als Nordlicht offenbart. Es gab auch eine Legende, wonach am Nordpol ein Banner aufgepflanzt werden wird – so gehen Überlieferungen in Erfüllung, und man kann in die ferne Zukunft blicken, wenn durch eine Verschiebung der Erdachse neue Länder sich eröffnen werden, die heute noch verborgen sind[58]. Ich habe bereits über die Erschließung der Tundren gesprochen. Ich lobe jene, die in die Zukunft schauen.

 

        510. Der Sinn des Lebens wurde in den Epochen des Altertums tiefgründiger verstanden als heute. Alle bemerkenswerten gegenwärtigen Entdeckungen haben nicht nur die Aufmerksamkeit nicht auf die grundlegende Bedeutung des Lebens konzentriert, sondern den Gedanken sogar oft in den Bereich mechanischer Einrichtungen abgelenkt. Anstrengungen sind erforderlich, um den Gedanken auf die Grundlage des Daseins selbst zu richten.

        Man sollte das Denkniveau der alten Philosophen mit der Richtung der Überlegungen der gegenwärtigen Wissenschaftler vergleichen. Die Philosophen des Altertums verstanden es nicht selten, neben Wissen über viele wissenschaftliche Errungenschaften äußerst tiefgründige Lebensformeln zu übergeben.

        Es ist unerlässlich, dass die Kunst des Denkens wieder die äußeren Nebenumstände des Daseins überwindet.

 

        511. Kennt der Mensch das Ausmaß seines Handelns? Kann der Mensch das Gute oder Böse festlegen, das durch sein Handeln entsteht, solange das menschliche Denken in irdischen Fesseln verharrt? Fürwahr, der Mensch kennt das Ausmaß des von ihm Geschaffenen nicht.

[Russisches Original. Seite 210.]


        Nur der Gedanke an das überirdische, unbegrenzte Dasein kann das Bewusstsein aus dem Kerker herausführen, aber der menschlichen Vorstellung fällt es schwer, das Überirdische mit dem Irdischen zu verbinden.

        Wer versteht es, sich über illusorische Widersprüche nicht zu betrüben? Wer lernt: „Je höher, desto schwerer“? Wer seufzt nicht darüber, dass die Annäherung an das Herrliche schwer ist?

        Wahrhaftig, Erleuchtung kann augenblicklich erfolgen; das heißt aber nicht, dass der weitere Pfad leicht sein wird. Im gewöhnlichen, irdischen Sinn erleichtert der Mensch seinen Pfad bereits, indem er sich der Erkenntnis nähert, darüber muss man sich jedoch gründlich verständigen. Erkenntnis eröffnet den Pfad, doch es wäre kleinmütig, eine Erleichterung des Pfades vorauszusetzen. Jede Freude schafft eine neue Sorge, so wächst die Vielschichtigkeit der Aneignungen.

        Wenn die Menschen von der Feinstofflichen Welt sprechen, freuen sie sich, dass dort der Gedanke der einzige Beweger ist. Wahrhaftig, dies zu sagen ist überhaupt nicht schwer, aber ist es leicht, mittels des Gedankens zu wirken? Für dieses Wirken muss man zu denken verstehen. Man muss den Prozess des Denkens lieben. Inmitten jeder Tätigkeit muss man eine Stunde finden, um den Gedanken wachsen zu lassen. Außerdem muss man einen Gedanken, der von Selbstsucht erzeugt wird, von einem Gedanken an das Allgemeinwohl unterscheiden können.

 

        512. Die bewusste Gedankenübertragung auf Entfernung befindet sich noch im Anfangsstadium. Jedes Vorhaben in diese Richtung muss begrüßt werden, doch für die breite Masse wird dies wenig überzeugend sein. Deshalb sollte es zusammen mit Experimenten weit angelegte Vorträge über Gedankenenergie geben.

[Russisches Original. Seite 211.]


        Die Bruderschaft ist vor allem eine Schule des Gedankens.

 

        513. Das Bewusstsein des Menschen ist ein Treffpunkt aller Welten. In Wellen von Harmonien, in Visionen und in Gefühlen nähern sich alle Welten einander an. Dem Menschen ist eine Schatztruhe anvertraut worden – wird sie auch behütet? Das kosmische Klopfen kann ertönen, und wehe jenen, die den Gast nicht empfangen.

        Die Menschen denken, das Klopfen eines fernen Gastes sei etwas Abstraktes. Doch kennt der Arzt denn nicht auch die Zerrüttung des Organismus, die aus unerklärlichen Gründen erfolgt? Die Umgangssprache nimmt eine Krankheit der Seele an. Es gibt viele solche Krankheiten!

 

        514. Es gab einmal eine Heilmethode durch natürliche Emanationen. Die Kranken wurden mit entsprechenden Mineralien oder Pflanzen umgeben, statt innerlich etwas einzunehmen. Natürlich setzte diese Methode eine verfeinerte Aufnahmefähigkeit voraus.

        Wenn die Menschen jedoch Magnetringe tragen oder Pflanzenblätter auflegen, ist die sie umgebenden Substanz ebenfalls nützlich. Man sollte nicht annehmen, die Berührung mit Metallen und die Nähe bestimmter Pflanzen wirkten nicht auf den Menschen ein. Die Menschen halten solche Empfindungen für Idiosynkrasien, gleichwohl können die Eigenschaften von Mineralien und Pflanzen nicht bestritten werden.

        Die Menschen werden allein schon durch den Geruch von Alkohol berauscht. Sie bekommen Fieber, wenn sie sich bestimmten Pflanzen nähern. Man kann die Einwirkung von Emanationen überall bemerken. Möge dieses Gebiet der Wechselbeziehungen des Menschen erforscht werden.

 

        515. Im fernen Altertum war Levitation nicht nur bekannt, sondern wurde auch vernünftig verstanden.

[Russisches Original. Seite 212.]


        Inmitten der Unwissenheit des Mittelalters galt selbst der Gedanke an Flugapparate als Hexerei. Erst jetzt blicken die Menschen mit Bedauern auf die Unwissenheit des Mittelalters zurück und halten die Luftfahrt für etwas Natürliches. Aber dachten die Großväter der gegenwärtigen Generation ebenso?

        Ich erwähne das, weil sich viele Errungenschaften noch in einem Zustand wie im Mittelalter befinden. Bald wird man Auren photographieren und Gedanken messen; es wird Apparate geben, die Emanationen feststellen; zur Zeit aber lassen nur wenige Menschen solche Möglichkeiten zu. Noch vor kurzem war Fernsehen ein Märchen; die Menschen hielten es für unerreichbar, doch sie nahmen es schnell als einen Teil ihres Komforts an.

        Man muss annehmen, dass das Messen eines Gedankens und die Feststellung von Ausstrahlungen vielen nicht gefallen wird, die sich angewöhnt haben, sogar ihr Alter zu verheimlichen.

        So lasst uns an die glücklichen Möglichkeiten denken, die zusammen mit dem Konzept der Bruderschaft zunehmen werden.

 

        516. Die Ärzte des Altertums stellten die Qualität von Emanationen durch das Auflegen von Pflanzen und Metallen fest. Sie benutzten auch bestimmte Hunderassen, die für die Emanationen des Menschen sehr feinfühlig waren. Doch heute können schon die einfachsten Apparate nach Art von elektrischen Maschinen den Rhythmus und die Qualität von Emanationen auf einem Bildschirm verzeichnen.

 

        517. Es ist undenkbar, die Anspannung der kosmischen Ströme nicht zu spüren, welche die psychische Energie verschlingen. Es können eine gewisse Schläfrigkeit, Zerstreutheit oder

[Russisches Original. Seite 213.]


unwillkürliche Gereiztheit auftreten – es ist lehrreich, solche Anzeichen zu beobachten, die das Verschlingen der Energie begleiten. Die Menschen schreiben sie gern ihrer Unpässlichkeit zu, vergessen wir aber die äußeren Ursachen nicht.

 

        518. Will jemand ein Saiteninstrument beschädigen, schlägt er böswillig auf die Saiten, um sie zu zerreißen und in völlige Unordnung zu bringen. Geschieht nicht das gleiche, wenn eine feindliche Kraft eindringt, um den Rhythmus der Arbeit zu stören? Nur wahre Schaffende verstehen die Bedeutung des Rhythmus; sie wissen, wie schwierig ein solcher Rhythmus zu erreichen ist. Ihn zu stören, gleicht manchmal einem Mord oder einer Vergiftung. Es streckt sich nämlich die Hand eines Feindes aus, um eine der feinsten Errungenschaften des Menschen zu zerstören.

        Unwissende werden sagen, dass Saiten leicht ersetzt werden können. Doch sogar die sichtbaren Saiten werden von einem Musiker sehr wählerisch ausgesucht. Der Aufbau des Rhythmus der Arbeit ist weitaus feiner. Eine solche Zerstörung ist nicht zu heilen.

        Die Bruderschaft ist besonders darum besorgt, die Arbeit in ihrem besten Rhythmus zu schützen. Mögen die Menschen ebenso in allen Gemeinschaften lernen, die Arbeit gegenseitig zu schützen, darin liegt ein hohes Maß gegenseitiger Achtung.

 

        519. Glaubt nicht, dass viele die herrliche Harmonie der Arbeit verstehen. Ebenso verstehen nicht viele den Unterschied zwischen gemeinsamer und individueller Arbeit; für sie ist dies einfach ein Widerspruch, indes ist es nur Evolution.

        Die Menschen dürfen die Individualität nicht verlieren; im Chor jedoch dient jede Stimme dem gemeinsamen Erfolg, und mit einem solchen Verständnis soll man sich die Grundsätze der Bruderschaft ins Gedächtnis rufen.

[Russisches Original. Seite 214.]


        520. Sucht in der ganzen Welt und in allem die Bruderschaft. Es ist unbegründet zu meinen, dass höhere Begriffe nur bei Ausnahmebedingungen aufleuchten.

 

        521. Es ist bemerkenswert, dass physische Anstrengung manchmal zu besonderer Gedankenklarheit führt. Dasselbe geschieht auch bei Reaktionen auf Kälte oder Hitze. Bedeutet das nicht, dass der Gedanke Energie ist? Sowohl die Bestätigung des Gedankens als auch die Messung der Energie werden zu vielen neuen Entdeckungen führen.

        Viele besondere Erscheinungen sind mit der Vereinigung des Gedankens verbunden. Ihr habt von Erscheinungen gelesen, die durch die Anzahl der anwesenden Menschen vergrößert wurden. Man kann wohl kaum annehmen, dass alle Anwesenden vereint gedacht haben. Das heißt, die Gedankenenergie als solche hat gewirkt. Der Energiestrom unterstützte den Verkehr mit den Kräften der Feinstofflichen Welt.

        Bei jeder Menschenmenge kann man eine besondere Ansammlung von Helfern aus der Feinstofflichen Welt bemerken. Wollen wir hoffen, dass die Gedanken der Menschen gute Helfer anziehen. Die Bruderschaft schafft mit ihrem vereinten Denken einen mächtigen Strom des Heils.

 

        522. Jemand fand eine Quelle mit Heilwasser, trug etwas in einem Gefäß davon und verschüttete in seiner Freude die wertvolle Flüssigkeit. Nicht jede Anstrengung fördert das Denken, andernfalls wären alle Ringkämpfer Denker. Es ist nützlich, überall Angemessenheit anzuwenden.

 

        523. Der Gedanke an Hilfe ist besonders nützlich. Jemand, der selbst in Not und bedrängter Lage ist, denkt an Hilfe für andere; eine solche Selbstlosigkeit ist ein großer Prüfstein.

 

        524. In verschiedenen Epochen traten besondere Themen

[Russisches Original. Seite 215.]


und Symbole in Erscheinung, die nicht als vereinzelte Schöpfung angesehen werden konnten. Sie blieben als Merkmale der ganzen Epoche erhalten.

        Gegenwärtig ertönt besonders das Thema Atlantis*. Völlig unabhängig voneinander erinnerten sich Menschen in verschiedenen Teilen der Welt an die vergessenen Kataklysmen. Halten wir diese Erinnerungen nicht für Drohungen. Wir sind von Drohungen weit entfernt. Wir möchten erinnern und beschützen, aber niemand von Uns wird die finstere Kraft gebrauchen, Angst einzuflößen.

        Der freie Wille bleibt eine Auszeichnung des Menschen. Man kann es bedauern, wenn diese überlegene Energie Wahnsinnige in den Abgrund treibt. Man kann darüber besorgt sein, wie man warnen kann, man darf aber nicht das Gesetz des freien Willens brechen.

        Am Schicksal von Atlantis kann man sehen, dass Warnungen reichlich ausgeschüttet wurden, die Wahnsinnigen aber hörten nicht. Ebenso kann man auch in anderen Epochen Mahnungen finden.

 

        525. Die Atlantier beherrschten die Luftfahrt; sie verstanden es, Pflanzen zu kreuzen und sie gebrauchten mächtige Energien. Sie kannten die Geheimnisse der Metalle. Sie besaßen große Fertigkeiten bei der Nutzung tödlicher Waffen. Mahnen diese Errungenschaften nicht an andere Zeitalter?

 

        526. Die Annäherung der Welten wird im Zeichen der Wissenschaft erfolgen. Man sollte erkennen, dass viele Einzelheiten des großen Prozesses gleichsam vereinzelt und unerwartet in Erscheinung treten. Diese scheinbare Vereinzelung stellt sich natürlich nur dem menschlichen Auge so dar. In Wirklichkeit ist das System der Erscheinungen sehr solide.

        Mögen die verschiedensten Wissenschaftler ihre Beobachtungen durchführen. Es ist offensichtlich, dass bis heute noch nie so viele Phänomene von den Wissenschaftlern vermerkt worden sind.

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        Mögen sie bis jetzt auch gleichsam utilitaristisch[59] aufgenommen werden, die Hauptsache ist, dass diese Beobachtungen auf den Seiten der Wissenschaft vermerkt werden. Solche Bruchstücke werden mit der Zeit in einem einzigen System vereint werden. So kann man aus einzelnen Fakten weite Gebiete zusammenstellen, die der wissenschaftlichen Bestimmung unterliegen.

 

        527. Ein Gedankenstrom ist manchmal den unerwartetsten Einwirkungen und Angriffen ausgesetzt. Ein wirklich ehrlicher Denker wird nicht verhehlen, dass die Disziplin des Gedankens durch fremde Einflüsse gestört wird. Dabei kann die Kraft der Einwirkung so mächtig sein, dass der ursprüngliche Gedanke seine Richtung vollkommen ändert.

        Wir wollen nicht darüber urteilen, warum eine solche Einwirkung erfolgt. Zieht vielleicht die Kraft des Gedankens andere, ähnliche Ergänzungen an? Geht vielleicht eine Kreuzung räumlicher Ströme vor sich? Die Hauptsache ist, dass offensichtlich eine fremde Energie einwirkt. In der Bruderschaft werden häufig solche Beobachtungen gemacht.

 

        528. Man muss mit allen Kräften die Mitarbeit der Wissenschaft heranziehen.

 

        529. Gewohnheit ist die zweite Natur, sagt ein weises Sprichwort und zeigt auf, wie sehr die Gewohnheit den Menschen beherrscht. Gewohnheiten machen den Menschen nämlich unbeweglich und unempfänglich.

        Man kann Gewohnheiten unterdrücken, aber sie auszumerzen ist nicht leicht. Man kann immer wieder Menschen begegnen, die sich rühmen, Gewohnheiten besiegt zu haben. Beobachtet jedoch den Alltag dieser Sieger und ihr werdet finden, dass sie Sklaven ihrer Gewohnheiten sind. Sie sind von Gewohnheiten derart durchdrungen, dass sie

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den Druck dieses Jochs noch nicht einmal spüren.

        Die Überzeugung, frei zu sein, ist besonders tragisch, wenn ein Mensch in den Ketten seiner Gewohnheiten liegt. Am schwersten ist es, einen Kranken zu heilen, der seine Krankheit leugnet. Jeder kann unter seinen Bekannten solche unheilbaren Menschen nennen.

        Indessen ist es unerlässlich, die Gewohnheiten zu beherrschen, um sich das Konzept der Bruderschaft anzueignen. Unter Gewohnheiten verstehen Wir nicht den Dienst am Guten, sondern die kleinen Gewohnheiten der Ichsucht.

        Bei Uns ist es Brauch, jene, die sich der Bruderschaft nähern, auf die Befreiung von Gewohnheiten zu prüfen. Solche Prüfungen müssen unerwartet erfolgen.

        Dabei ist es am besten, mit den kleinen Gewohnheiten zu beginnen. Oft verteidigt der Mensch diese am meisten. Man betrachtet sie als angeborene Eigenschaften, wie Geburtsflecken. Neugeborene haben jedoch keine Gewohnheiten. Atavismus, die Familie und die Schule bringen die Auswüchse der Gewohnheiten hervor. In jedem Fall ist eine Alltagsgewohnheit ein Feind der Evolution.

 

        530. Wenn man die wahren Werte erkennt, werden die Alltagsgewohnheiten nichtig. Die beste Befreiung erfolgt, indem man dem Nichtigen etwas Großes gegenüberstellt. Man darf nicht denken, dass man auf dem Pfad zur Bruderschaft nicht über das Kleine sprechen soll.

        Es ist wahrhaft bedauerlich, dass die Grundsätze der Zusammenarbeit und der Gemeinschaft von der Menschheit nicht verstanden werden. Die Hauptfeinde der Zusammenarbeit sind die kleinen selbstsüchtigen Gewohnheiten. Kann man aber an die Bruderschaft denken, wenn noch nicht einmal die Zusammenarbeit erkannt wird?

 

        531. Wenn die Welten in Prüfung sind, wird auch jeder kleine Teil von ihnen geprüft. Man kann voraussehen, dass

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so mancher sich über eine solche Lage entsetzen wird. Nur Unvernunft kann aber daran hindern, dem Gesetz der Evolution zuzustimmen. Bei Erweiterung des Bewusstseins kann man eine solche unaufhörliche Bewegung liebgewinnen. Wäre es etwa besser, in einem unveränderlichen Gefängnis von Fehlern und Irrtümern zu verharren? Es ist im Gegenteil weit freudvoller, die ständige Prüfung zu spüren, die ein Gefühl der Verantwortung erzeugt.

        Bei jeder Zusammenarbeit auf dem Pfad zur Bruderschaft wird Verantwortung die Grundlage des Fortschritts sein.

 

        532. Evolution, das herrliche Gesetz der Bewegung, muss auch in Bezug auf die Zentren des menschlichen Organismus verstanden werden. Ebenso wie eine Symphonie die Tonart wechseln muss, stützt sich der Organismus auf verschiedene Zentren. Ein solcher Wechsel ist kein Absterben eines der Zentren, er ist vielmehr ein Zeichen für die Entwicklung der nächstfolgenden Möglichkeit.

        Wenden wir unsere Aufmerksamkeit der Formel „Gedanke-Herz“ zu. Möge sie auch nicht sogleich verstanden werden; wir werden das Denken nicht zwingen, dennoch werden einige ihre Aufmerksamkeit in diese Richtung lenken – sie führt zur Bruderschaft.

 

        533. Die Fähigkeit, den Willen eines anderen nicht zu zwingen, ist eine der schwierigsten Prüfungen. Zwang bringt keine gute Ernte ein; dennoch ist es notwendig, zu führen und auf gefährlichen Pfaden zu schützen. Man muss viel erfahrene und fürsorgliche Führung ausüben.

 

        534. Nichterkennen der Unbegrenztheit führt zu vielen Irrtümern. So beginnen die Menschen sich vorzustellen, die Erde sei das Zentrum des Universums, oder sie versuchen,

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die Dimensionen des offenbarten Weltengebäudes zu messen und zu bestimmen.

        Dabei vergessen sie, dass das Offenbarte ständig evolviert. Es kann noch nicht einmal einen einzigen Augenblick des Stillstands geben. Die Menschen sind jedoch derart von irdischen Maßstäben durchdrungen, dass sie sogar das Unmessbare ihnen unterwerfen wollen.

        Wir wollen nicht jede Suche unterbinden. Wir haben Uns sogar über die kleinen Stratosphärenflüge gefreut; vor untauglichen Schlussfolgerungen jedoch muss man sich hüten, unter ihnen vor der, dass die Erde das Zentrum des Weltalls sei. Ein solcher Eigendünkel ziemt einem aufgeklärten Wissenschaftler nicht. Er hält vielleicht jeden Punkt der Unbegrenztheit für ein bedingtes Zentrum, oder aber er erkennt einfach die Unbegrenztheit gar nicht.

 

        535. Wahrscheinlich werden viele den Hinweis auf das ständige Evolvieren alles Bestehenden verurteilen. Doch sogar vom Standpunkt aller Wissenschaftler ist dieser Vervollkommnungsprozess unleugbar. Nur Unwissende können versuchen, alles in einem Zustand der Bewegungslosigkeit anzuhalten. Sie werden so vorgehen, weil sie die Vergangenheit nicht kennen und unfähig sind, an die Zukunft zu denken. Tausende von Vorschlägen können vorgebracht werden, mögen sie aber in Bewegung sein, Bewegung betreffen und infolge von Bewegung erfolgen.

        Die Bruderschaft prüft in erster Linie jene, die sich dem Erkennen der Bewegung und der Unbegrenztheit zuwenden.

 

        536. Man darf jene finsteren Inquisitoren nicht nachahmen, die versucht haben, das Universum in einen Kerker der Unbeweglichkeit einzusperren.

 

        537. Unter den Aussprüchen der klassischen Welt sind Hinweise auf die tiefen Grundlagen des Seins zu finden.

        Richtig heißt es, dass „der Schlaf

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dem Tod ähnlich ist“. Mit drei Wörtern wird erklärt, dass beide Zustände zur Feinstofflichen Welt gehören. Diese Bedeutung wurde jedoch vergessen und die Unbeweglichkeit des Körpers als der wesentliche Sinn hingestellt.

        Indessen lehrt man die Aussprüche der Alten schon an den Grundschulen. Man kann dabei auf die Bedeutung der Worte hinweisen und auf diese Weise schon viele wahre Begriffe einprägen. Die Wahrheit mit einfachen Worten zu bestätigen, kommt der Offenbarung einer untilgbaren Gesetzestafel gleich.

        Außerdem, warum sollte man sich auf die sogenannte klassische Welt beschränken? Man kann aus dem fernen Altertum die treffendsten und erfinderischsten Ausdrücke erhalten, wenn man nur die vielen Bedeutungen der alten Mundarten kennt.

 

        538. Es ist richtig, die ayurvedische Medizin zu loben. Man muss verstehen, dass viele tausend Jahre Aufschichtungen von Erfahrung und Weisheit hinterlassen haben. Wir wollen aber nicht nach dem Beispiel der Unwissenden Homöopathie und Allopathie starr trennen. Vergessen wir auch nicht die Aufspeicherungen in China und Tibet. Jedes Volk war besonderen bedrohlichen Gefahren ausgesetzt und war besonders darum besorgt, ihnen entgegenzutreten. Sieger unter den Ärzten wird daher sein, wer die besten Blüten sammelt.

 

        539. Die Bruderschaft wurde manchmal als heilende Gemeinschaft bezeichnet. Diese Bezeichnung hat eine doppelte Bedeutung. Die Bruderschaft befasst sich vor allem mit den Prinzipien des Heilens und legt sie unter ihren Mitgliedern fest. Jede Bruderschaft ist als wahre Einheit an sich schon ein Träger von Gesundheit.

        Man sollte die Aufmerksamkeit darauf richten, wie sehr gemeinsames Leben gegenseitig den Zustand des Organismus stärkt, wenn

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Harmonie erkannt wird. Möge dieses Prinzip der gegenseitigen Stärkung von der Wissenschaft erforscht werden. Es ist besonders lehrreich zu beobachten, wie gegenseitige Hilfe auch in körperlicher Hinsicht eine große Bedeutung hat. Wenn es unersättliche Vampire geben kann, kann es auch unerschöpfliche Wohltäter geben.

        Eine Bruderschaft von Wohltätern ist eine unbezwingliche Festung.

 

        540. Können Glaube und Vertrauen die Kraft der Muskeln und Nerven ersetzen? In der Tat, das Leben selbst bestätigt diese Wahrheit, aber welcher Glaube und welches Vertrauen?!

        Ein Mensch sollte nicht behaupten, sein Glaube sei begrenzt. Liebe hat keine Grenzen, ebenso wenig Glaube. Niemand wird zu behaupten wagen, dass er mehr Glauben nicht offenbaren könne. Viele werden sich über die Einschätzung empören, ihr Glaube sei unzureichend. Irgendwann einmal werden sie aber begreifen, wie sehr sie ihre Energie hätten steigern können.

        Die Bruderschaft ist eine Schule des Vertrauens.

 

        541. Manche bezeichnen die Bruderschaft als eine erhöhte Kooperative. Wir werden auch eine solche Definition nicht verhindern. Es ist unerlässlich, dass der Begriff Bruderschaft ins Leben eingeht. Kooperation ist dem Verständnis der breiten Massen aber bereits vertraut. Jede Erhöhung der Kooperation wird daher bereits eine Annäherung an die Bruderschaft sein.

        Mögen die Menschen gründlich darüber nachdenken, welche ihrer Charakterzüge zur Festigung der Zusammenarbeit beitragen können. Gerade diese Eigenschaften werden sie auf dem Pfad zur Bruderschaft benötigen.

        Lehnen wir die Merkmale des Gemeinschaftslebens nicht ab, wenn in ihm die Individualität bewahrt bleibt. Jede Kooperative muss auch die Individualität schützen,

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nur unter dieser Bedingung kann es eine vielfältige und fruchtbare Zusammenarbeit geben.

        So kann man sich von der Erde zum Verstehen des herrlichen Konzeptes der Bruderschaft erheben.

 

        542. Wir rufen zu Ruhe auf und sprechen gleichzeitig ständig von Kampf. Man sollte diesen Kampf als Ansammlung von Kräften durch Arbeit verstehen. Es ist unmöglich, die Energie ohne Arbeit anzuspannen, jede Arbeit aber ist Kampf mit dem Chaos. So wird das Wissen über den Sinn des Kampfes auch Ruhe verleihen.

        Es gibt keinen Widerspruch, der nicht verstanden werden könnte.

 

        543.Verstehen wir auch, wie notwendig es ist, dass es keine Ungerechtigkeit gibt. Man muss sich in dem festen Entschluss stärken, keine Ungerechtigkeit zuzulassen. Wenn diese Entscheidung fest ist, ergibt sich eine neue Ansammlung von Kräften.

        Es ist nicht leicht, sich vor Ungerechtigkeit zu bewahren, sie kann in jeder beliebigen Einzelheit des Alltagslebens zutage treten. Es darf nicht die geringste Ungerechtigkeit geben, jede verletzt bereits die Grundlage der Evolution.

        So wollen wir auf dem Pfad zur Bruderschaft die Gerechtigkeit schützen.

 

        544. Aus jeder Kooperative muss der zersetzende Wurm der Unzufriedenheit vertrieben werden. Manche verbergen sie hinter dem Streben nach Vervollkommnung, andere nennen sie Zweifel. Man kann viele Winkelzüge nennen, doch sie bemänteln nur das unerträgliche Gefühl der Unzufriedenheit.

        Die Menschen geben sich keine Rechenschaft darüber, woher dieser Wurm kommt. Es ist schrecklich,

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daran zu denken, wie viele Gebilde aus Unzufriedenheit zerstört werden. Man sollte genau betrachten, woher sie kommt.

 

        545. Man wird zur Bruderschaft gefühlsmäßig und körperlich, in erster Linie aber durch den Geist hingezogen. Und nur im Geist, im Herzen liegt der wahre Pfad.

 

        546. Bei Gedankenübertragung auf Entfernung werden einige Methoden angewendet, die nicht der Grundlage entbehren. In zwei in derselben Farbe ausgemalten Räumen, am besten in grün, erklingt derselbe Ton, und beide Räume sind von demselben Duft erfüllt. Solche Methoden haben zweifellos Bedeutung, sind aber nur Hilfsmittel.

        Die Kraft des Gedankens hängt von der Ruhe und dem Streben des Herzens ab. Das sollte man sich für immer merken, denn die Menschen siedeln den Willen zu oft im Gehirn an. Eine solche Sendung des Gehirns kann im Raum durch einen noch stärkeren Strom unterbrochen werden. Überhaupt ist neben dem Willen und der Gedankensendung die feinste Aufnahmefähigkeit unerlässlich.

        Einen klaren Gedanken ohne zufällige Schwankungen zu isolieren, ist schon eine hohe Disziplin. In der Bruderschaft richtet man die Aufmerksamkeit auf eine solche Läuterung des Gedankens. Spricht man von der Bruderschaft, ist es unvermeidlich, Gedankensendungen zu berühren.

        Die gedankliche Arbeit reicht von kleinen bis zu großen Aufgaben, und für Erfolg ist Disziplin des Herzens erforderlich. Jedes Herz ist von Unruhe, Aufregung und Beben umgeben. Man kann dieses Beben kann durch völlige Hinwendung zur Hierarchie bezwingen, aber nicht durch eine halbherzige, sondern eine vollständige, und eine solche Hinwendung gibt es gar nicht oft.

        Auch für die einfachsten Experimente ist doch unerschütterliches

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Streben erforderlich. Gewöhnlich versucht eine Wolke kleiner, boshafter Insekten die Reinheit des Gedankens zu stören. Alle solchen Kleinigkeiten muss man in brüderlicher Einigkeit überwinden.

 

        547. Ihr überzeugt euch klar davon, wie voreingenommen Menschen urteilen, die annehmen, Wissenschaftler zu sein. Es ist bedauerlich, wenn ein bereits diszipliniertes Denken den Weg des Vorurteils einschlägt. Es ist unehrlich, ein Buch mit vorbedachter Verurteilung zu lesen. Wenn ein solcher Leser noch nicht viele aufschlussreiche Offenbarungen an sich selbst erfahren hat, sollte er mit seinen Beurteilungen umso vorsichtiger sein.

        Wir schätzen in erster Linie die Wirklichkeit, Fakten und unbestreitbare Offenbarungen.

 

        548. Gesegnet sei die wahre Zusammenarbeit, in ihr offenbart sich Räumlichkeit. Wie in jedem Funken elektrischer Entladung unaufhörlich die Unbegrenztheit aufblitzt, so löst gemeinsame Arbeit grenzenlose Wirkungen aus. Bezeichnen wir deshalb Arbeit nicht als unbedeutend und nichtig. Kein räumlicher Funke sollte vom Menschen verurteilt werden. Die Eigenschaft der Räumlichkeit sollte als etwas Überirdisches verehrt werden. So ist auch Arbeit eine Esse überirdischer Funken.

        Zusammenarbeit ist schön, noch schöner aber ist die Bruderschaft.

 

        549. Ich bestätige den Begriff Bruderschaft; er erinnert uns an jene Bruderschaft, die immer der Traum der Menschheit bleiben wird. Wie viele großartige Taten werden durch die Erinnerung an die Große Bruderschaft verwirklicht. Allein der Gedanke an das Bestehen einer solchen Bruderschaft

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erfüllt den Menschen bereits mit Mut.

        Man muss seinen ganzen Mut aufbringen, um sich dem Angriff der Finsternis zu widersetzen. Was aber stärkt einen solchen übermenschlichen Mut? Gerade die Bruderschaft kann unüberwindliche Kräfte verleihen.

 

        550. Willst du die Arbeit verherrlichen? Dann zeige, dass du zu ihr fähig bist! Verurteile jenen nicht, der täglich arbeitet. Schwäche dich nicht durch ungleichmäßige Arbeit. Muskelkrampf ist keine Stärke. Zeige auf diese Weise, wie weit Arbeit zur Lebensnotwendigkeit geworden ist. Nur dann wird deine Lobpreisung der Arbeit der Bruderschaft würdig sein.

 

        551. Willst du Einigkeit verwirklichen? Dann beweise, wie sehr du selbst ihr ergeben bist! Zeige durch dein eigenes Beispiel, dass du in einem vereinten Dienst voranschreiten kannst.

        So wurden im Altertum die Schüler in ferne Länder entsandt, um sich davon zu überzeugen, dass sie ihre Aufspeicherungen unter den verschiedenen Bedingungen des Weges nicht vergeudeten. Man kann wahrnehmen, wie sehr ein ungefestigtes Bewusstsein bei jedem zufälligen Glanz schwankt. Kann man etwa Einigkeit und Hingabe verwirklichen, wenn jede Wendung des Weges einen von den Grundsätzen des Daseins abschneiden kann?

        Man sollte nicht erstaunt sein, dass es um die Bruderschaft herum so viele Prüfungen gibt.

 

        552. Willst du mutig sein? Dann zeige deinen Mut im Kampf für die Bruderschaft! Keine Beteuerungen schaffen Mut, keine Lobpreisungen verwirklichen Heldentat. Keine Vorbereitungen können Erfolg garantieren. Mut wird durch unerwartete Hindernisse erprobt.

        Ich habe über

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Mut bereits gesprochen. Wenn Ich es wiederhole, bedeutet das: Diese Eigenschaft ist auf dem Pfad zur Bruderschaft besonders nötig.

 

        553. Willst du ein Heiler sein? Frage dich vor allem selbst, ob deine Kraft ausreicht, um sie für die Hilfe für deinen Nächsten abzugeben! Frage dich nämlich: Kann ich abgeben, ohne mich selbst zu bedauern? Bevor du Heilmittel anwendest, beweise, dass deine Kraft Heilung bringen kann.

        Wir haben dabei weder Willensanstrengung noch Suggestion im Sinn, denn die uranfängliche Energie ist selbständig tätig. Über sie sollte man sich auf dem Pfad zur Bruderschaft selbst befragen.

 

        554. Willst du deine beste Eigenschaft beweisen? Befrage dich selbst nach ihr! Warte nicht auf eine Gelegenheit, denn jeder Augenblick bietet viele Möglichkeiten, eine beliebige Eigenschaft zu offenbaren, man muss sie nur offenbaren wollen. Auf dem Pfad zur Bruderschaft wird eine solche Bereitschaft das beste Kleid sein.

 

        555. Lassen wir keinen Zweifel darüber aufkommen, was wir in den Augenblicken zwischen Arbeiten tun sollen. Vergessen wir nicht, dass jedes bisschen Zeit für ein Höheres Gespräch genutzt werden kann. Freude liegt darin, dass der Faden des Herzens mit dem Allerliebsten in ständigem Verkehr stehen kann. Ich bestätige, dass die Stimme der Liebe keiner langen Zeit bedarf. Wie eine Wiese mit verschiedenen Blumen bedeckt ist, so leuchten die Rufe des Herzens inmitten der Arbeiten; sie bedeuten eine Annäherung an die Bruderschaft.

 

        556. Ein Höheres Gespräch breitet sich weit aus wie Wohlgeruch. Wenn es schön ist, ist seine Eigenschaft, sich weit zu verbreiten, ein Segen. Möge der Raum mit den besten Gedanken gesättigt werden, viele von ihnen werden sich harmonischen Ausstrahlungen anschließen.

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        Mögen auch nicht alle den vollständigen Ausdruck der Gedanken aufnehmen, so wird doch die von ihnen gebildete wohltuende Substanz heilsam sein. Man sollte den unbekannten Sendern Dankbarkeit erweisen, die den Raum mit nützlicher Substanz sättigen. Bei einem Höheren Gespräch bekundete Gedanken sind wie eine Quelle in der Wüste. Folgt man der Richtung dieser Quellen, findet man die Bruderschaft.

 

        557. Wer sich an die Bruderschaft anschließt, weiß genau, wo das Unaussprechliche beginnt. Versucht nicht, sein Schweigen zu brechen, wenn er die Grenze des Möglichen erreicht hat. Man sollte ihn nicht mit Fragen belasten, die nicht ohne Schaden beantwortet werden können.

        Nur Unwissenheit kann annehmen, jede Antwort aufnehmen zu können. Es kann jedoch Antworten geben, die so unfassbar sind, als ob sie in einer unbekannten Sprache gegeben wurden, doch der Wohlklang der fremden Wörter kann in einer verkehrten Bedeutung erscheinen. Bei Berührung mit Höheren Begriffen ist Vorsicht geboten – Bruderschaft ist einer von ihnen.

 

        558. Wahrhaftig, man sollte nicht erstaunt sein, wenn die psychische Energie aus dringender Notwendigkeit unwillkürlich auf weite Entfernungen wirkt. Man sollte einen solchen Zustand als unvermeidbar anerkennen und seiner Energie helfen, ihrer magnetischen Anziehung gemäß zu streben; möge sie nutzbringend arbeiten.

 

        559. In der ganzen Weltgeschichte kann man sehen, wie Wellen der Aufmerksamkeit sich auf die inneren Kräfte des Menschen richten. Solche Wellen sind mit den Perioden der Evolution verbunden. In jedem Fall wird eine steigende Aufmerksamkeit gegenüber dem Wesen des Menschen immer ein Anzeichen für eine besonders bedeutende Periode sein. Wenn derzeit ein besonderes Streben

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zum Erkennen des Wesens der Kräfte des Menschen bemerkbar ist, so entspricht eine solche Bestrebung den kosmischen Bedingungen.

 

        560. Auf jeder Handarbeit lagern sich Teilchen des menschlichen Wesens ab. Nicht nur der Gesundheitszustand des Herstellers verbleibt auf den Sachen, sondern auch sein geistiges Streben bleibt für Jahrhunderte untrennbar auf den Gegenständen. Die Wirkungen eines Giftes oder die Spuren einer Ansteckung kann man unschädlich machen, aber die Aufschichtungen von Ausstrahlungen können nicht beseitigt werden.

        Deshalb ist es so wichtig, dass Gegenstände mit gutem Willen hergestellt werden. Für viele wird diese Feststellung wie ein Märchen klingen, doch nicht selten bezeichnet man Gegenstände ebenso wie Menschen als gut oder schlecht.

        In allem ist Leben – so lehrt es die Bruderschaft.

 

        561. Man wird fragen: Können sogenannte lebende Leichname lange Zeit auf der Erde umherirren? Sie können es ziemlich lange, abhängig von ihrer tierischen Hingezogenheit zur grobstofflichen Welt. Die psychische Energie verlässt sie, ihre Ausstrahlung wird nichtig und ein kleiner Apparat wird die Zeichen des Todes angeben.

        Solche wandelnden Leichname geraten leicht unter den Einfluss von Unbefugten. Sie wiederholen leere Worte aus ihren vergangenen Tagen, ohne jemanden zu überzeugen. Die Ärzte werden ihre Aorta vergeblich untersuchen und auf eine Krankheit der Herzklappen verweisen. Einige Tiere wittern zuweilen diese Leichname. Nicht selten bleiben diese Leichname an der Spitze großer Unternehmungen, doch die tote Hülle dringt überall ein.

        Die wandelnden Leichname hängen sehr am Leben, denn sie verstehen den Daseinswechsel nicht. Sie fürchten den Tod.

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        562. Man wird fragen: Wie kann man jemanden erkennen, der großen Wissens teilhaftig geworden ist? Je größer das Wissen, desto schwerer ist sein Träger zu erkennen. Er weiß das Unaussprechliche zu schützen. Er wird sich von irdischen Stimmungen nicht verführen lassen. Ihm kann man den Pfad zur Bruderschaft anvertrauen.

 

        563. Jene, die sehen können, werden viel sehen. Jene, die feinfühlig sind, werden viel hören und werden wissen, wie unverhofften Boten zu begegnen ist – den völlig unverhofften und dennoch erwarteten.

 

        564. Die Bruderschaft kennt keine Erholung. Möge der Begriff Erholung nur auf den physischen Pfaden als angenehm gelten.

 

        565. Silberne Träne – so nennen Wir den hohen Grad der Bereitschaft für Prüfungen. Das erste Wort erinnert an den silbernen Faden, das zweite an den Kelch der Geduld.

        Man sollte sich ständig ins Gedächtnis rufen, wie sehr das Konzept des Überirdischen gemeinsam mit dem des Irdischen lebt. Ein solches Bewusstsein ist sehr schwer aufrechtzuerhalten, denn sogar gute Bewusstseine können in der Stunde der Prüfung nur einseitig denken.

        Wir sollen uns nicht damit trösten, dass der silberne Faden fest sei; hüten wir ihn lieber wie etwas Zerbrechliches. Vergessen wir auch nicht, dass der Kelch der Geduld selbst im Alltagsleben leicht überläuft.

        Es ist nicht schwer, über die Verhältnisse anderer ein Urteil zu fällen. Prüfungen des Gleichgewichts sollte man an sich selbst durchführen. Ein jeder solcher Sieg wird ein wahrer Erfolg sein. Das Leben bietet viele Gelegenheiten für solche Siege. Bewahrt einen jeden solchen Kampf im Gedächtnis, bei ihm gehen lehrreiche Denkprozesse vor sich. Das Symbol der Träne für den Kelch der Geduld ist kein Zufall.

        Es ist schwer, seine Empörung zurückzuhalten, wenn man

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sinnlose Zerstörung erblickt. Oft läuft den silbernen Faden entlang eine Klage über die Grausamkeiten der Menschen. Der Lehrer sendet nicht selten einen Lichtstrahl, damit man in die Ferne schauen kann. Nur das Teleskop des Geistes kann das Urteil überdecken.

        Die Saat des Harmagedon geht auf, in ihr wird man die Ursache der Ursachen finden.

 

        566. Für Wahnsinn gibt es viele Gründe. Rechtfertigen wir ihn nicht nur mit Besessenheit*, sondern denken wir auch an all die hässlichen Exzesse. Vergessen wir auch nicht, dass das Bewusstsein in dem Wunsch, Karma zu entrinnen, zerbrechen kann. Ein Mensch spürt, dass etwas unausweichlich ist, und spannt er seinen Willen derart an, dass eine Verfinsterung des Bewusstseins erfolgt. Darüber hinaus kann es auch Erkrankungen des Gehirns geben. Von den Ärzten hängt es ab, den Wahnsinn zu verringern. Außerdem stellt die Idee der Kooperation eine rettende Hilfe dar.

        Die wahre Evolution wird die Menschheit vom Wahnsinn befreien.

 

        567. Die Menschen kennen Klöster, die seit Jahrtausenden bestehen. Die Menschen kennen Geschäftshäuser, die seit Jahrhunderten bestehen. So sind die Menschen einig, das Bestehen der unterschiedlichsten Institutionen anzuerkennen, allein über die Bruderschaft äußern sie verschiedene Zweifel. Jede Möglichkeit des Bestehens der Bruderschaft wird von ihnen besonders geleugnet.

        Es gibt viele Gründe dafür, warum die Menschen den Begriff des Allerherrlichsten so sehr fürchten. Fürchtet nicht mancher, dass die Offenbarung der Bruderschaft seine Absichten aufdecken könnte? Oder dass er genötigt wäre, an das Wohl seines Nächsten zu denken? Man lässt ein ganzes Waffenarsenal der Ichsucht gegen die friedliebende Bruderschaft auffahren.

[Russisches Original. Seite 231.]


        Am einfachsten ist es, selbst die Möglichkeit der Existenz der Bruderschaft zu leugnen. Historische Beispiele, die in Biographien gegeben werden, scheinen auf die Existenz der Bruderschaft in verschiedenen Jahrhunderten hinzuweisen.

        Doch besonders taub ist der, der nicht hören will.

 

        568. Es heißt, jeder Mensch habe seinen besonderen Auftrag. Jeder, der den irdischen Körper angenommen hat, ist nämlich bereits ein Bote. Ist das nicht wunderbar?

        Das ändert nichts daran, dass die meisten Menschen von ihrer Bestimmung keine Vorstellung haben. Dieses Vergessen rührt von der Unkenntnis der drei Welten her. Man kann sich vorstellen, wie sehr sich ein Mensch verwandelt, der den Nutzen seines irdischen Weges anerkennt. Die Bruderschaft fördert diese Erkenntnis.

 

        569. Da jeder Mensch seinen eigenen Auftrag hat, kann niemand ohne Hilfe gelassen werden – und so ist es. Man kann sich aber den Ärger und den Kummer des Führers vorstellen, wenn er sieht, wie viele seiner Ratschläge abgewiesen werden!

        Den Konflikt zwischen der Weisheit des Führers und dem Leichtsinn des Wanderers kann man an jeder Wegkreuzung wahrnehmen. Gerade bei den kleinsten Taten wird der freie Wille bekundet, und der Führer muss sich betrübt diesem unabänderlichen Gesetz beugen. In der Bruderschaft dagegen kann es einen solchen verderblichen Konflikt nicht geben, weil alles auf gegenseitige Achtung gegründet ist.

        Freiheit ist die Zierde der Weisheit, Liederlichkeit aber sind die Hörner der Unwissenheit.

 

        570. Der freie Wille ist der feierliche Wegbegleiter des Wanderers. Es ist unmöglich,

[Russisches Original. Seite 232.]


vor fernen Wegen die wertvolle Gabe des freien Willens nicht zu verleihen. Jeder kann seiner Fähigkeit gemäß wirken, er wird nicht eingeschränkt. Der Weise erkennt aber, welche Verantwortung er für den Gebrauch des Schatzes des freien Willens trägt. Es ist, als würde ihm ein Beutel voller Gold übergeben. Er kann es nach seinem Ermessen ausgeben, muss aber darüber Rechenschaft ablegen, und die Bruderschaft lehrt, den anvertrauten Schatz nicht nutzlos zu vergeuden.

 

        571. Verursache kein Leid – dieses Testament wird dem Wanderer von der Bruderschaft mit auf den Weg gegeben. Möge er verstehen, wieviel leichter es ist, kein Leid zu verursachen, als es nachher zu heilen. Möge die Menschheit darauf verzichten, Leid zu verursachen, und augenblicklich verwandelt sich das Leben.

        Es ist nicht schwer, einen Freund nicht zu quälen. Es ist nicht schwer, darüber nachzudenken, wie man das Zufügen von Schmerz vermeiden kann. Es ist nicht schwer, sich auszudenken, warum man später heilen soll, wenn es leicht ist, eine Krankheit gar nicht erst zuzulassen.

        Verursacht kein Leid – das ist das Testament der Bruderschaft.

 

        572. Kann man sich nicht vorstellen, wie mannigfaltig Hilfe geleistet wird? Man sollte nicht denken, dass die Hilfsmittel nur von den Satzungen der Wohlfahrtseinrichtungen beschränkt werden. Die beste Hilfe stellt sich unerwartet ein, man muss sie aber annehmen. Es gibt viele Begegnungen. Es gibt viele unbekannte Briefe. Viele unerwartete Bücher werden wie zufällig zugesandt.

        Ein wissbegieriger Geist wird diese seltsamen Zufälle über viele Jahre hinweg vergleichen, und hat er das Gefühl der Dankbarkeit nicht eingebüßt, wird er den unbekannten Hütern Dankbarkeit erweisen. Ein verhärtetes Herz aber vergisst nicht nur die empfangene Hilfe, sondern spottet sogar über die ungebetenen Helfer. Die Bruderschaft lehrt vor allem das schöne Gefühl der Dankbarkeit.

        Wer sich der Zusammenarbeit entzieht, fällt unvermeidlich in Sklaverei. Möge man die verschiedenen Arten der Sklaverei erkennen, andernfalls wird der gebrandmarkte Sklave sich einbilden, er sei frei, und sich so sehr an seine Fesseln gewöhnen, dass er sie für eine Kette der Ehre hält. Man muss verstehen, dass es im gesellschaftlichen Leben nur entweder freie Zusammenarbeit oder Sklaverei in allen ihren Arten geben kann.

        Die Bruderschaft ist eine Offenbarung der höchsten Zusammenarbeit.

 

        573. Wenn ihr seht, dass Unwissende einen heilsamen Rat verschmähen, schämt euch nicht, ihn beharrlich zu wiederholen. Richtig heißt es, Perlen nicht vor die Säue zu werfen[60], es wurde aber auch davon gesprochen, einen ganzen Berg dadurch aufzubauen, dass man jeden Tag einige Handvoll Sand beiträgt.

        Nur das Verständnis für Gegensätze führt zur Bruderschaft.

 

        574. Für die einen sind Unsere Ratschläge ein sicherer Stab, für andere eine unerträgliche Last. Die einen nehmen den Rat als etwas lange erwartetes an, andere hingegen finden in jedem Rat einen Vorwand für Unzufriedenheit.

        Der Mensch kann nicht verstehen, wie sehr ein Rat mit seinem Bewusstsein harmonisiert werden muss. Viele nützliche Taten können nur deswegen nicht ausgeführt werden, weil sie abgelehnt werden. Das Gute und die Ablehnung wohnen nicht beisammen. Das Gute hat eine offene Tür, es bedarf keiner Schlösser.

        Offenheit und Verborgenheit kann man nur in der Bruderschaft lernen.

[Russisches Original. Seite 234.]


        575. Wie kann man in den Jahrtausenden den Gründer der Bruderschaft finden? Die Völker nennen Rama[61], Osiris[62], Orpheus[63] und viele der besten, die das Volksgedächtnis bewahrt hat. Wir wollen nicht darüber streiten, wem von ihnen der Vorrang zu geben ist. Sie alle sind gemartert und in Stücke gerissen worden. Die Stammesgenossen verzeihen die Sorge um das Allgemeinwohl nicht.

        Möge sich die Lehre im Laufe der Jahrhunderte verwandeln und auf diese Weise die verstreuten Teile des einen Körpers gesammelt werden. Wer aber wird sie sammeln? Das Gedächtnis der Völker hat Sie bestätigt, die Ihre Kräfte aufwendet, um die lebendigen Teile zusammenwachsen zu lassen.

        Gedenkt der vielen, die sich für die Bruderschaft abgemüht haben.

 

        576. Vom Standpunkt des irdischen Denkens ist das ewige Leben ein äußerst dunkles Konzept. Verschiedene Menschen verkleinern bisweilen diesen Begriff zu einer Fortsetzung des Lebens hier, auf der Erde. Was für ein Irrtum! Welten erneuern sich, die Erdbewohner jedoch sollen in ein und demselben Kleid erstarren?! Ist es möglich, dass der Lehrer an eine Fortsetzung des irdischen Lebens denkt? Der Lehrer denkt an das ewige Leben in allen Welten.

        Warum aber betet das menschliche Herz für das ewige Leben? Das Herz betet um das ewige Leben des Bewusstseins. Es weiß, dass es ein großer Segen ist, wenn das Bewusstsein ununterbrochen fortdauert und unermüdlich aufsteigt – das lehrt die Bruderschaft.

 

        577. Man sollte nicht über die Bruderschaft sprechen und noch nicht einmal an sie denken, wenn Zwietracht, Unruhe und Unglaube gespürt werden. So wie zarte Blüten in einer rauchigen Atmosphäre verwelken, entfliehen inmitten von Gereiztheit und Falschheit die Bildnisse der Bruderschaft. Was gestern noch überzeugte,

[Russisches Original. Seite 235.]


kann durch eine Verwirrung des Herzens entstellt werden. So kann die klarste Widerspiegelung des Turmes Tschung durch eine grobe Berührung zerschlagen werden.

        Kann man die höchsten Begriffe durch Beschimpfung schmähen? Eine solche Lästerung schlägt sich unauslöschlich auf der Aura nieder. Sie klebt am Karma wie Schmutz an einem Rad. Es ist nicht leicht, sie wegzuwaschen. Wir drohen nicht, sondern ziehen einen Vergleich.

 

        578. Womit kann man den Pfad des Bösen versperren? Nur durch Arbeit auf der Erde. Der Gedanke und die Arbeit, die auf das Allgemeinwohl gerichtet sind, sind starke Waffen gegen das Böse. Nicht selten beginnen die Menschen, das Böse mit Worten zu beschimpfen, aber Schmähung ist bereits hässlich, und es ist unmöglich, mittels Hässlichkeit zu kämpfen. Eine solche Waffe ist untauglich. Arbeit und der herrliche Gedanke werden die siegreichen Waffen sein – das ist der Pfad der Bruderschaft.

 

        579. Große Schönheit liegt darin, volle Verantwortung zu übernehmen. Die Bürgschaft des Herzens wird das Pathos sein, welches die uranfängliche Energie steigert. Oft wird gefragt: Wie kann man diese Macht verstärken? Durch die Bürgschaft des Herzens. Bewusste Verantwortung wird ein schöner Impuls für die Energie sein. So lehrt die Bruderschaft.

 

        580. „Je heller das Licht, desto dunkler die Finsternis.“ Auch dieser Ausspruch wird nicht verstanden. Indessen muss man ihn einfach nur annehmen. Man sollte nicht meinen, dass Finsternis wegen des Lichtes zunimmt. Das Licht enthüllt die Finsternis und zerstreut sie dann. Ein Lichtträger sieht die finsteren Schatten, die bei der Annährung des Lichtes verschwinden.

        Furchtsame nehmen an, die Finsternis würde über sie herfallen: Sodenkt die Furcht, die Lampe zittert in ihren Händen, und durch dieses Beben der Furcht erwachen die Schatten zum Leben und schneiden Grimassen. Furcht ist in allem ein schlechter Berater.

        Die Neophyten der Bruderschaft werden auf Furcht geprüft. Man zeigt ihnen eine völlig ausweglose Lage und wartet, welchen Entschluss der Prüfling wählen wird. Nur wenige werden denken: Was haben wir zu fürchten, wenn die Bruderschaft hinter uns steht?

        Gerade diese Voraussetzung befreit von Furcht und bringt die Erleuchtung eines freien, nützlichen Entschlusses. Meistens gelingt es dem Menschen aber, bevor er an die Bruderschaft denkt, in Kummer oder Gereiztheit zu verfallen und sich mit Imperil anzufüllen. Ein Aufruf von jemandem, der mit Gift erfüllt ist, wird nicht nutzbringend sein.

        Das Licht der Wahrheit ist das Licht des Mutes und das Licht der Hingabe – mit diesen Worten beginnen die Statuten der Bruderschaft.

 

        581. In der weiten Bergregion ist es nicht leicht, die Wohnstätte der Bruderschaft ausfindig zu machen. Man kann sich die ganze Kompliziertheit der Bergmassive nicht vorstellen. Ihr kennt bereits die besonderen Schutzmaßnahmen. Wenn es auch Zeichen gibt, welche die Grenze bezeichnen, wer versteht denn diese Kennzeichen? Wenn es auch eine Beschreibung des Weges gibt, wer wird die Hinweise in den komplizierten Symbolen finden?

        Selbst ein Unvernünftiger wird die Gründe für diese Vorsicht verstehen. Im Leben verstehen die Menschen es, einen geliebten Menschen zu schützen. Wo es Herz und Gefühl gibt, werden die Mittel sich finden.

        Lasst uns die Bruderschaft behüten!

 

        582. Manche werden euch sagen: „Wir sind bereit, die Grundsätze der Bruderschaft zu begreifen. Wir sind bereit, eine Zusammenarbeit aufzubauen, wir sind aber von solch unerträglichen Bedingungen umgeben,

[Russisches Original. Seite 237.]


dass wir größere Bereitschaft nicht bekunden können.“ Tatsächlich kann es solche Bedingungen geben, die es nicht erlauben, das anzuwenden, zu dem das Herz schon bereit ist.

        Wir wollen unschuldige Schaffende keiner Gefahr aussetzen. Sie können ihre Fähigkeiten unter anderen Bedingungen anwenden. Mögen sie die Bruderschaft vorerst in ihren Gedanken errichten. Mit einem solchen Aufbau können sie den umgebenden Raum reinigen, und ein solcher Gedanke wird bereits heilsam sein.

        Mögen sie aber nicht dem Eigendünkel verfallen, dass es bereits genüge, gedanklich aufzubauen. Nein, der Wanderer verwirklicht seine Errungenschaft mit menschlichen Händen und Füßen.

        Obwohl Wir die Belasteten beschützen, warnen Wir sie, sich nicht einer unbegründeten Angst hinzugeben. Wenn der Geist sich vor Furcht zusammenkrümmt, kann es keine Betrachtung über die Bruderschaft geben. Durch Furcht wird der beste Zugang zur Bruderschaft verdunkelt. Vergessen wir nicht, dass die Menschen gewohnt sind, sich immer und vor allem zu fürchten.

 

        583. Das Verständnis für die Bruderschaft kann unerwartet eintreten. Die Menschen selbst verwandeln Möglichkeiten in Hindernisse. Der eine nennt die Erde einen Friedhof, weil an jedem Ort der Tod lauert, ein anderer aber sieht dieselbe Erde als Geburtsort, weil an jeder Stelle Leben erzeugt wird. Beide haben Recht, der erstere aber hat sich selbst eingekerkert, während der zweite sich für den Fortschritt befreit hat.

        Daher sucht Mitarbeiter dort, wo man über ein neues Leben nachdenkt.

 

        584. Ein neues Leben bedeutet Zusammenarbeit und Freude über die Bruderschaft. Denkt nicht, die Gedanken an die Bruderschaft

[Russisches Original. Seite 238.]


seien bereits alt. Sie offenbaren sich ewig, wie erwartete Blumen.

        Irgendwann wird die Menschheit müde werden, so müde, dass sie nach Rettung schreien wird, und diese Rettung wird in der Bruderschaft liegen.

 

        585. In jedem Augenblick leidet irgendwo jemand schreckliche Not. Vergessen wir diese zugrunde Gehenden nicht, senden wir ihnen rettende Gedanken. Die Menschen sind sich vielleicht nicht bewusst, dass es immer und unaufhörlich Elend gibt. Die Bruderschaft weiß davon und sendet wohltätige Pfeile.

        Auch wenn ihr den Bestimmungsort nicht genau bestimmen könnt, sendet dennoch euren rettenden Gedanken in den Raum. Er wird den richtigen Weg finden und sich magnetisch Unserer Hilfe anschließen. Es ist schön, wenn aus verschiedenen Ländern rettende Gedanken herbeifliegen – damit wird jeder die Bruderschaft nachahmen.

 

        586. Die erste Grundlage der Bruderschaft wurde nicht als Zufluchtsort gelegt, sondern als Sammelpunkt von Gedanken. Wenn die Vereinigung von Gedanken die Energie in erstaunlicher Progression vermehrt, muss man natürlich starke Gedanken zusammensammeln. Dies wird die Grundlage für die Verbreitung des Gedankens der Rettung sein.

        Die Menschen verstehen es jedoch nicht, sich auch nur für einen Augenblick in Gedanken zu vereinen. Sie zerstören ihre Impulse durch die vielen kleinen Gedanken. Manche haben versucht, sich die Augen zu verbinden und Ohren und Nase zu verstopfen, damit äußere Gefühle sie nicht ablenken. Kommt aber die Zerstreuung von außen? Sie liegt in einem ungebändigten Bewusstsein.

        Nur die Bruderschaft kann den Willen erziehen.

[Russisches Original. Seite 239.]


        587. Man kann sich äußerlich vor der Bruderschaft verneigen, ihr aber innerlich mit Bedenken ausweichen. Es gibt viele Beispiele, in denen Unaufrichtige sich von dem Konzept der Bruderschaft abgewendet, sich aber zur Schau in Demut verneigt haben. Offensichtliche Dummköpfe sind besser als diese Heuchler! Wen beabsichtigen sie zu betrügen? Doch nicht etwa die Bruderschaft?

 

        588. Schauen wir strahlend in die Zukunft, seien wir anziehend durch Liebe – das ist das Testament der Bruderschaft.

 

        589. Der Mensch nimmt öfter an der Zusammenarbeit teil, als er vermutet. Er verleiht ständig psychische Energie. Bei jeder Materialisation wird Ektoplasma* abgesondert, doch außer dieser Substanzabgabe sondern die Menschen mit jeder Berührung Energie ab und werden dadurch gleichsam vereint. Auf diese Weise erweist sich sogar ein Geizhals als gebender Mitarbeiter.

        Doch die Menschen vergessen diesen ständigen Energieaustausch. Sie verstehen diese wichtige Tat nicht, weil niemand sie über die Ausstrahlungen von Energie unterrichtet hat. Nur aus der Quelle der Bruderschaft begannen umfassende Mitteilungen über die große Bedeutung der uranfänglichen Energie durchzusickern.

 

        590. Es ist notwendig, sich an feinstoffliche Wahrnehmungen zu gewöhnen. Man muss nämlich seine Sinne eifrig schärfen.

        Die Menschen versuchen manchmal, ihr Gehör an bestimmte musikalische Akkorde auf verschiedene Entfernungen hin zu gewöhnen. Sogar ein solcher einfacher Versuch ermöglicht unerwartete Beobachtungen. Dieselben Akkorde werden bei verschiedenen Entfernungen anders wahrgenommen; das heißt, dass es etwas gibt, das sich einmischt und die Qualität des Tones verändert.

[Russisches Original. Seite 240.]


        Wenn es sogar bei einer solchen gewöhnlichen Wahrnehmung Veränderungen geben kann, wie viele Einwirkungen gibt es dann bei feinstofflichen Wahrnehmungen. Die Menschen denken über sie noch nicht einmal nach.

 

        591. Harmonie bei der Arbeit ist so sehr notwendig, dass man ihr in der Bruderschaft besondere Aufmerksamkeit zuwendet. Wir raten, mehrere Arbeiten zu beginnen, um sie leichter mit dem inneren Zustand des Bewusstseins in Einklang zu bringen. Durch diese Methode wird eine bessere Qualität erreicht. Es ist schlecht, wenn ein Mensch wegen vorübergehender Ströme seine Arbeit zu verabscheuen beginnt.

        Ich bestätige, dass ein weiser Wechsel der Beschäftigung die Qualität der Arbeit erhöht. Die Bruderschaft lehrt eine sorgsame Einstellung zur Arbeit.

 

        592. Angesichts des unerschöpflichen Reichtums der Natur ist es schwierig, einen Teil aus der Verbindung mit dem Ganzen zu trennen. Wahrhaftig, alles ist derart von einem allumfassenden Prinzip durchdrungen, dass sogar vom grobmateriellen Standpunkt aus eine Sache nicht von der anderen getrennt werden kann.

        Nehmt das winzigste Insekt: Kann man es getrennt von der Umgebung, ohne all die Ursachen der Einflüsse und Wirkungen studieren?

        Noch schwieriger ist es, den Menschen getrennt von der Natur zu studieren. Alle Zweige des menschlichen Wissens zeugen nur von ihrer künstlichen Unterteilung. Biologie, Physiologie, Psychologie, Parapsychologie und viele ähnliche Unterteilungen veranlassen nur die Frage: Wo ist der Mensch?

        Man kann den gewaltigen Mikrokosmos nicht studieren, ohne die uranfängliche Energie zu erkennen. Nur ein solcher vereinender Begriff kann die Beobachtungen der menschlichen Natur in einem größeren

[Russisches Original. Seite 241.]


Umfang voranbringen. Dabei sollte man auch an die großen Begriffe denken, die den Geist erheben – unter den ersten wird die Bruderschaft sein.

 

        593. Die Volker Asiens haben das Gedächtnis an die Bruderschaft bewahrt. Jedes bewahrte auf seine Weise, in seiner eigenen Sprache und mit seinen eigenen Möglichkeiten in den Tiefen des Herzens einen Traum über eine wirkliche Zufluchtstätte.

        Das Herz wird seinen Gedanken an eine Rettende Gemeinschaft nicht preisgeben und bei allem Kummer daran denken, dass irgendwo hinter den Berggipfeln die Fürsprecher der Völker wohnen. Allein der Gedanke an sie reinigt bereits das Denken und erfüllt mit Lebensmut. So wollen wir jene ehren, die ihren besten Schatz nicht preisgeben.

 

        594. In allen Jahrhunderten besaß die Bruderschaft besondere Aschrams. Sie konnten verlegt werden, aber das Zentrum steht fest auf den Felstürmen.

        Man muss anerkennen, dass die Ströme der Bruderschaft die Welt ständig durchdringen. Man sollte nicht darüber urteilen, wo sie erfolgreich sind und wo nicht; solche voreiligen Schlussfolgerungen weisen nur auf ein beschränktes Denken über die Bruderschaft hin.

 

 

        595. Der Gedanke, Erscheinungen von unten oder von oben zu erkennen, ist richtig. Erkenntnis sammelt sich gewöhnlich zusammen mit dem Wachstum des Bewusstseins an. Der Mensch erhebt sich mühsam, wie beim Aufstieg auf einen Berggipfel. Die beobachtete Erscheinung schwebt über seinem Bewusstsein und bedrückt ihn. Viele Begriffe scheinen schwierig zu sein, und der Mensch beginnt, sie zu meiden.

        Es kann aber ein anderes Mittel der Erkenntnis geben: Der Mensch erhebt sein Bewusstsein heroisch und beobachtet die Erscheinungen von oben. Auf diese Weise erweist sich die komplizierteste Erscheinung als unterhalb seines Bewusstseins liegend

[Russisches Original. Seite 242.]


und wird leicht verstanden.

        Das zweite Mittel der Wahrnehmung ist der Pfad der Bruderschaft. Durch strenge und inspirierte Maßnahmen erweckt er das Bewusstsein und führt es nach oben, damit es die schwierigsten Erscheinungen umso leichter wahrzunehmen vermag.

        Vor allem in einer Periode von Bedrückungen und Auftürmungen bedarf es einer solchen Methode der Erhebung des Bewusstseins. Sie kann in jeder vernünftigen Schule angewendet werden, aber sie sollte als der Pfad der Bruderschaft bezeichnet werden.

 

        596. Die Stadt der Wissenschaft wird immer der Traum aufgeklärter Menschen sein. Niemand wird es wagen, gegen eine Wohnstätte von Wissenschaftlern Einwände zu erheben, wo in der Stille und in weisem Verkehr Wahrheiten ans Licht gebracht werden. Jedem wissenschaftlichen Arbeiter stünden die besten Apparate zur Verfügung. Man kann sich vorstellen, welche Entdeckungen es bei allgemeiner Übereinstimmung und Zusammenarbeit auf allen Wissensgebieten geben würde. Niemand wird die Idee einer solchen Stadt für utopisch halten. Könnten nur die Mittel und der gute Wille gefunden werden!

        Doch wenn man sagt, dass eine gewisse Wohnstätte des Wissens existiert, würden viele Zweifel und Ablehnungen über einen herfallen. Wenn man zu dem Wort Wissenschaft das Wort Bruderschaft hinzufügt, wird unweigerlich gesagt werden, dass eine solche chemische Verbindung unmöglich ist. Wer aber hat denn gesagt, dass Wissenschaft und Bruderschaft unvereinbar seien?

 

        597. Gerade die Bruderschaft beruht auf Wissen. Wahre Wissenschaft lebt durch brüderlichen Verkehr – das ist das Testament der Bruderschaft.

 

        598. In der Bruderschaft kann es keine Amtsbesetzung nach Geburtsrecht geben. Eine natürliche Hierarchie bildet sich aus der Priorität des Wissens und dem Primat des Geistes. Auf diese Weise

[Russisches Original. Seite 243.]


wird der für die Menschheit beunruhigendste Umstand in der Bruderschaft einfach und ohne nutzlose Streitereien und Reibungen gelöst. Dort, wo erkannt wird, dass Vorrang ein großes Opfer ist, wird man sich nicht über irdische Ernennungen streiten. Nach den Grundsätzen der Bruderschaft werden so viel Zeit und Energie bewahrt.

        Verdunkeln wir den leuchtenden Begriff nicht dadurch, dass er manchmal zusammen mit den missverstandenen Begriffen Freiheit und Gleichheit ausgesprochen wurde. Jedermann versteht die Relativität dieser beiden Begriffe, doch die Bruderschaft, die auf dem Gefühlswissen des Herzens beruht, ist unbedingt. So kann man die Bruderschaft als eine Realität ansehen.

 

        599. Wie Bienen Honig, so sammelt ihr Wissen. Man wird fragen: Was ist an diesem Rat neu? Neu daran ist, dass von überall her Wissen gesammelt werden soll. Bisher wurden dem Wissen Grenzen gezogen und ganze Gebiete fielen unter Verbote, Zweifel und Nachlässigkeit.

        Die Menschen hatten nicht den Mut, Vorurteile zu überwinden. Sie haben vergessen, dass ein Wissenschaftler in erster Linie für alles Bestehende aufgeschlossen sein muss. Für einen Wissenschaftler gibt es keine verbotenen Gebiete. Er setzt keine Erscheinung der Natur herab, denn er versteht, dass die Ursache und die Wirkung einer jeden Erscheinung eine tiefe Bedeutung haben.

        Die Bruderschaft lehrt vorurteilsfreie Erkenntnis.

 

        600. Die Wissenschaftler mögen nicht denken, dass sie von der Bruderschaft getadelt würden. Die Wissenschaftler sind Unsere Freunde. Wir bezeichnen die Buchgelehrten, die voller Aberglauben sind, nicht als Wissenschaftler, aber die Bruderschaft heißt jeden erleuchteten wissenschaftlichen Arbeiter willkommen.

[Russisches Original. Seite 244.]


        601. Ebenso heißen Wir jene Schullehrer willkommen, die Zeit finden, um ihren Schülern von der Würde und der Verantwortung des Menschen, von der uranfänglichen Energie und den allen Völkern eigenen Schätzen zu erzählen.

        Solche Erzieher offenbaren bereits den Pfad der Arbeit und der Errungenschaft. Sie finden die Harmonie zwischen dem Primat des Geistes und der Gesundheit des Körpers. Sie führen das Buch des Wissens in jedes Heim ein.

        Das Leben solcher Erzieher ist mühsam. Möge in ihnen der lebensspendende Traum von der Bruderschaft leben.

 

        602. Bewahrt Feierlichkeit. Umgebt euch mit Feierlichkeit, wenn ihr an die Bruderschaft denkt und über sie sprecht. Der Gedanke an die Bruderschaft ist ein erhabenes Gespräch. Ein reiner und klarer Gedanke wird seine Bestimmung erreichen.

        Doch jedoch, wo Worte über die Bruderschaft in den Staub des Basars gezerrt werden, erwartet keine Ernte. Der Wirbel von Flüchen verstummt nicht. Inmitten von Schimpfworten erlangt man keine Erkenntnis der Kräfte der Natur.

        Seit langem führen Wir Gespräche über Angemessenheit. Jeder Begriff bedarf der gebührenden Umgebung. Das ist der Grund, warum ein Begriff manchmal erhoben und ein andermal verwelkt und zu Lumpen wird.

        Ein einmütiges Gespräch über die Bruderschaft verleiht eine nie dagewesene Erhebung des Geistes, wenn es wirklich einmütig ist. Daher wollen wir alle Eigenschaften verstehen, die bei der Annäherung an die Bruderschaft erforderlich sind. Prägen wir uns noch einmal ein, dass eine feierliche Stimmung der beste Führer zur Bruderschaft ist.

        Der Sinn des Wortes Stimmung weist darauf hin, dass sie nicht äußerlich, sondern innerlich, ein Einklang aller Saiten des Instrumentes ist. Ein solcher klarer Einklang wird selten erkannt.

        An Scheidewegen ruft man laut nach der Bruderschaft, jede Disziplin aber scheint Zwang zu sein. Nur Feierlichkeit hilft, das herrliche Wort Bruderschaft würdig auszusprechen.

 

        603. Ihr habt bei tiefgreifenden Beschäftigungen öfter eine plötzliche Abgabe von Energie verspürt. Bei den fesselndsten Arbeiten konntet ihr sogar eine unerklärliche Entrückung verspüren.

        Ein bewusster Schüler schätzt solche Flüge des Bewusstseins. Der Gedanke blitzt in ihm auf: „Möge mir der Lehrer helfen, dort Nutzen beizutragen, wo es notwendig ist. Möge es der Welt gut ergehen!“

 

        604. Selbstsüchtige Überheblichkeit ist eine der beschämendsten Bekundungen der Unvollkommenheit des Geistes. Sie zersetzt nicht nur die ganze Umgebung, sondern bleibt auch das größte Hindernis für den Fortschritt. Es ist unerlässlich, dieser Krankheit ein starkes Heilmittel entgegenzustellen. Der Gedanke an Zusammenarbeit und an die Bruderschaft wird zur Überwindung dieser gefährlichen Unpässlichkeit wirksam sein und neue Kräfte hervorrufen.

        In der Bruderschaft kann es weder selbstsüchtige Überheblichkeit noch Selbstzufriedenheit geben.

 

        605. Überall wird ein Ansteigen der Kriminalität beobachtet. Niemand kann leugnen, dass die raffiniertesten Verbrechen schwache menschliche Geister anziehen. Die gewöhnlichen Unterbindungsmaßnahmen wirken nicht. Somit bleibt nur die Hoffnung, dass der Grundsatz gesunder Kooperation die Menschheit in die Grenzen würdiger Arbeit führen kann, doch lasst uns auch das Prinzip der Bruderschaft herbeirufen.

 

        606. Bestätigt das Bewusstsein: Dient der Begriff Bruderschaft der Begrenzung oder der Erweiterung eurer Möglichkeiten?

[Russisches Original. Seite 246.]


Wenn jemand auch nur die geringste begrenzende Einwirkung verspürt, möge er sich der Bruderschaft nicht nähern. Doch wenn das Herz bereit ist, die Vorzüge der Bruderschaft anzunehmen, wird auch die Botschaft eintreffen.

 

        607. Einst wurden Gefangene als unerlässliches Attribut des Siegers erachtet. Später wurde erkannt, dass ein solches Zeichen von Wildheit mit der Würde des Menschen unvereinbar ist. Doch sehen wir uns um, hat die Zahl der Gefangenen wirklich abgenommen? Im Gegenteil, sie hat sich in allen Lebensbereichen erhöht.

        Eine solche Erniedrigung fällt besonders ins Auge, wenn man die Gefangenen der Unwissenheit beobachtet. Man kann sich die Massen gar nicht vorstellen, die durch Aberglauben und verschiedene Vorurteile gebunden sind! Sklaven in ihrer tiefsten Erniedrigung konnten in keinem viehischeren Zustand gewesen sein als die in Unwissenheit gefesselten Zweibeiner.

        Nur die dringlichsten Maßnahmen des Wissens können den Wahnsinn der Massen abwenden.

 

        608. Selbstmorde nehme zu. Niemand wird leugnen, dass es niemals so viele freiwillige Lebensabbrüche gab. Das heißt, dass niemand diese Unglücklichen über die Bedeutung des Lebens unterrichtet hat. Niemand warnte sie vor den Folgen ihrer Tat. Gibt es denn keine Menschen, die ihre Stimme für die Wahrheit und die Schönheit des Lebens erheben?!

        Die Bruderschaft hat viele Menschen vor unüberlegten Wahnsinnstaten gerettet. In den Statuten der Bruderschaft kann man eine Weisung über das Heilen der Seele und des Körpers finden. Viele Boten eilen, um Wahnsinnstaten zu verhüten. Manchmal

[Russisches Original. Seite 247.]


empfängt man sie, nicht selten aber beeilt sich ein heftiger freier Wille, sich selbst zu verurteilen.

 

        609. Die Vorstellungskraft ist bei den Menschen ungenügend entwickelt. Sie können sich Ursachen und Wirkungen nicht vorstellen. Die Menschen verstehen es nicht, sich die herrlichsten Möglichkeiten vorzustellen. Man lehrte sie weder Vorstellung noch Inspiration. Man verlachte die besten Bestrebungen und überredete dazu, nicht zu denken. Wer aber nicht zu denken vermag, kann sich auch nichts vorstellen. Die Vorstellungskraft einbüßen heißt, der Freude zu entsagen.

 

        610. Die Wanderer können anklopfen. Die Wanderer können berichten, dass jenseits der weiten Wüsten, der Berge und des Schnees Große Seelen in einem unaufhörlichen Dienst verharren.

        Die Wanderer werden nicht verraten, ob sie in der Hohen Wohnstätte waren. Die Wanderer werden das Wort Bruderschaft nicht aussprechen, doch jeder Zuhörer versteht, von welchem Zentrum des Wissens gesprochen wird. Wenn die Menschheit erzittert, gehen die Säer des Guten in die Welt hinaus.

        Die Menschen wollen von dem Bollwerk, der Festung hören. Wenngleich sie die Statuten nicht erfahren, werden sie allein schon durch die Nachricht gestärkt, dass die Festung des Wissens existiert. Der Lotus des Herzens erbebt durch das Nahen der Fristen.

        Freut euch über die Existenz der Bruderschaft!

[Russisches Original. Seite 248.]


 

 

 

 

        Wenn das Bewusstsein getrübt ist, wenn die höheren Begriffe entschwinden, denkt wenigstens darüber nach, wie ihr euch durch gute Taten vereinigen könnt.

        Es ist unmöglich, sich von allem Stärkenden abzuwenden.

        In Zwietracht gibt es keine dauerhafte Arbeit, der Schmutz auf der Schwelle ist unannehmbar.

        Wenn ihr euch für eine lange Reise fertigmacht, wischt allen Staub weg, um einen sauberen Ort zu hinterlassen.

        So wollen wir bei allen Offenbarungen des Lebens an das Zentrum des Wissens und der Gerechtigkeit, an die Bruderschaft denken.

[Russisches Original. Seite 249.]

 

 

 

ANMERKUNGEN

 



 

*: Mit einem Stern sind erläuterungsbedürftige Namen und Begriffe gekennzeichnet, die häufiger in der Lehre vorkommen und daher in einem besonderen Glossar erklärt werden.

 

 

[1] Auftürmung ist ein Ausdruck der Lehre für negative Aufspeicherungen oder Ansammlungen, siehe zum Beispiel AUM 598: Auftürmungen sind nichts anderes als Abfallhaufen. Irgendwann wird man sie wegräumen müssen.  

[2] Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit war die Losung der Französischen Revolution

[3] Turm Tschung: Bollwerk der Bruderschaft von Schambhala, siehe Br II, 448

[4] Allopathie: (griechisch: „allo“ - anders, verschieden; „pathie“ - Schmerz, Krankheit): Heilmethode der Schulmedizin, bei der im Gegensatz zur Homöopathie Krankheiten mit entgegengesetzt wirkenden Medikamenten behandelt werden

[5] Homöopathie: (griechisch: „homöo“ - ähnlich; „pathie“ - Schmerz, Krankheit): Heilmethode, bei der Gleiches mit Gleichem geheilt wird; d.h., es werden kleinste Mengen desselben Stoffes eingesetzt, der die Krankheit verursacht

[6] Atavismus (von lateinisch „atavus“ „Urahn“): überholtes Handeln und Denken vergangener Generationen

[7] Perturbation (lateinisch): Verwirrung, Unordnung, Sturm, Umwälzung

[8] Nomenklatur: Benennung und Klassifizierung wissenschaftlicher Fachbegriffe

[9] Vogelfedern: Man denke an die Engel, die Götterboten, die in der traditionellen Vorstellung Flügel haben. Auch Hermes, der Götterbote der griechischen Mythologie, wurde mit geflügelten Schuhen, Füßen oder Helm dargestellt

[10] Verkehr: Das russische Wort общение (oder auch сообщение oder сношение) bedeutet nicht nur „Verbindung“, sondern auch „Verkehr“ im Sinne von „Kommunikation“ oder „Gespräch“. Gemeint ist eine Unterhaltung eines inkarnierten Menschen mit einem Lehrer in der feinstofflichen Welt durch Übertragung von Gedanken, wie sie in den Tagebüchern von Helena Roerich und den Büchern des Agni Yoga zum Ausdruck kommt

[11] Glyphe: Schriftzeichen

[12] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 482, Brief vom 23.04.1938:

Geduld ist an sich großes Wissen, oder besser gesagt, großes Wissen wird aus großer Geduld geboren. Der Weise weiß, dass alles zur aufgezeigten Frist eintrifft, kosmische Verbindungen können nicht beschleunigt werden. Von alters her heißt es: „Der größte Mensch ist der, der die meiste Geduld besitzt.“ Wenn wir öfter über die Unbegrenztheit nachdenken, lernen wir, die große Geduld zu verstehen, die jedem Aufbau zugrunde liegt. Wenn wir uns außerdem die heldenhaften Beispiele der unerschöpflichen Geduld unserer Großen Lehrer vor Augen führen, die seit Jahrtausenden für das Wohl und die Rettung der Menschheit arbeiten, welche in ihrer Unwissenheit in jeder Weise diese Arbeiten zu verhindern und zu vernichten sucht, werden wir unsere Missgeschicke und Schwierigkeiten leichter tragen.

[13] Wohl weil das Samenkorn vielfach eine schwere, dichte Schicht Erde oder eines noch festeren Materials über sich hat, die es durchdringen muss, um sich zu einer Pflanze zu entwickeln

[14] Prärogativ: Vorrecht

[15] Traktat: Abhandlung über ein religiöses, moralisches oder wissenschaftliches Problem

[16] Beschädigte Seelen: Zitat aus der Bibel: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Weltgewönne und nehme doch Schaden an seiner Seele? (Mt 16, 26)

[17] Nekromantie: Totenorakel: Praxis der schwarzen Magie; Weissagung durch Schlaf auf Gräbern oder Beschwörung Verstorbener

[18] Axiom: Aussage, die unmittelbar einleuchtet und daher nicht weiter zu begründen ist, oder die weder beweisbar ist noch eines Beweises bedarf, und daher als Grundlage für weitere Aussagen dient

[19] Idiosynkrasie (griechisch): Überempfindlichkeit

[20] Wörtlich heißt es: „in vierzig Fällen“, russische Redewendung

[21] Pythagoras: (ca. 570 - 510 v.Chr.): griechischer Philosoph, Mathematiker (Satz des Pythagoras) und Naturwissenschaftler, Gründer der Schule der Pythagoräer

[22] Platon: (ca. 428-347 v. Chr.): bedeutender griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, Verfasser zahlreicher Dialoge, Gründer der Akademie in Athen. Wird in den Schriften des Agni Yoga vielfach erwähnt (siehe www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htm http://www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htmunter „Personen“). Im Buch Bruderschaft II (Das Überirdische) erscheint er als der „Denker“. Laut Helena Roerich war er vor dem Mahatma M. das Oberhaupt der Bruderschaft (Tagebücher Sinaida Fosdick 27.10.1928)

[23] Paracelsus (eigentlich Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 01.05.1493 - 24.09.1541): In der heutigen Schweiz geborener Arzt, Alchemist, Naturforscher, Astrologe, Mystiker, Laientheologe und Philosoph

[24] Thomas Vaughan (Pseudonym Eugenius Philalethes, 1621-1666): englischer Naturwissenschaftler, Philosoph, Alchemist und Schriftsteller

[25] Konfuzius (551-479 v. Chr): bedeutender chinesischer Philosoph, lehrte eine Ordnung der Familie und des Staates basierend auf Moral, Menschlichkeit und den Kardinaltugenden. Seine Lehre prägte die Philosophie, Staats- und Soziallehre Chinas und beeinflusste über Jahrhunderte Politik und Moral des Landes

[26] Transmutation (lateinisch): Umwandlung 

[27] Narada: Weiser und Seher der hinduistischen Mythologie, einer der 7 Maharischis, Sohn des Brahma, Autor einiger Hymnen der Rigveden, gilt als Erfinder der Vina (Laute)

[28] In der russischen Erstausgabe heißt es „Bewerten wir nicht …“, wohl ein Druckfehler; wie hier Uguns und der englische Text

[29] In der russischen Erstausgabe heißt es statt „Vorvätern“ „Angelegenheiten“, wohl ein Druckfehler; wie hier Uguns und der englische Text

[30] Chiton: Tunikaartiges Gewand im antiken Griechenland

[31] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 483, Brief vom 23.04.1938:

Ich meine, dass es wirklich freudvoll ist zu erkennen, dass es keine Einsamkeit gibt und dass jeder von uns auf dieser oder jener Ebene von liebenden Seelen umgeben ist. Mit solchen Sendungen bemühen sich die liebenden Seelen um uns herum, eine segensreiche Atmosphäre zu schaffen, aber man muss dies erkennen, das Herz öffnen und darf ihre Rufe und Sendungen nicht abweisen durch finstere Emanationen, die von bedrückenden Gedanken, gefärbt durch Zweifel, und oft von absolut unbegründeten Beleidigungen ausgehen. Finstere Emanationen sind für feine Energien undurchdringlich.

[32] Sublimat: Substanz, zunächst gasförmig, die sich an kühlen Stellen in festem Aggregatzustand niederlässt

[33] Zitat aus BGM I, 369 [433]

[34] Enigmatisch: rätselhaft

[35] Gemeint ist Platon

[36] Gemeint ist Akbar d.Gr.*

[37] Zu diesem Paragraphen, insbesondere zu der Frage, wie sich die Fähigkeit zum Wirken in der Feinstofflichen Welt entwickeln lässt, siehe HR II/2, 481, 482, Brief vom 23.04.1938:

Vor allem sollte man damit beginnen, kontinuierlich zu fühlen, dass man in zwei Welten lebt. Das ist durchaus nicht schwer, weil wir jede Nacht in die Feinstoffliche Welt hinübergehen, wo wir, wenn unser Körper hinreichend entwickelt ist, unsere feinen Energien nützlich einsetzen können. Wenn wir uns schlafen legen, sollten wir nicht an Ruhe denken, sondern mit dem Gedanken an nützliche Arbeit zur Hierarchie des Lichts streben. Damit lenken wir unsere Energien zur tatkräftigen Hilfe dorthin, wo sie am nötigsten sind. Sich bewusst in die Feinstoffliche Welt zu begeben, gelingt umso besser, wenn wir uns allmählich unserer vielseitigen Tätigkeit in der Nacht sowie unserer Besuche um den Menschen, uns oft unbekannten, zu helfen, klar erinnern lernen. Das nächste Stadium wird sein, im wachen Zustand bei der üblichen Beschäftigung, diese Sendungen zu erkennen. Zuerst wird eine solche Sendung durch ein Gefühl augenblicklicher Abwesenheit im Bewusstsein aufblitzen, und später wird der Eindruck, jemanden besucht oder gehört zu haben, zurückbleiben. Man wird zwei oder drei Worte vernehmen, zuweilen auch den charakterlichen Geruch einer bestimmten bekannten Örtlichkeit verspüren oder einen Schimmer von Menschen oder Plätzen an sich vorbeiziehen sehen. Dann wissen wir, dass unsere abgetrennte Energie in dieser Richtung arbeitet. Diese Erscheinungen können sich täglich einstellen, aber dafür ist etwas Zurückgezogenheit nötig. Am Abend vor dem Einschlafen sind solche Erscheinungen lebendiger und häufiger, und besonders verstärkt werden sie bei Tagesanbruch.

Wenn ein hoher Geistigkeitsgrad vorhanden ist, dann ist die Teilbarkeit des Geistes* so ausgeprägt, dass die abgetrennten Teilchen der psychischen Energie mit gleichen, von verwandten Seelen ausgesandten Energieteilchen unaufhörlich in voller Harmonie arbeiten. In der Tat, die geläuterte Energie wird an den dringendsten Aufgaben für das Wohl der ganzen Menschheit teilnehmen. Man sollte daher öfter daran denken und den Wunsch hegen, an dieser erleuchteten Welt teilzuhaben. Wie Sie bereits wissen, bestätigen alle alten Lehren, dass die Emanationen eines Yogi und ebenso die eines reinen Menschen die Atmosphäre über einen weiten Umkreis hinweg gesund erhalten und selbst Epidemien, vernichtende Erdbeben und andere Katastrophen abhalten können. Ein solcher Lichtträger fühlt nach einer äußerst segensreichen Anwendung seiner Ausstrahlung selbst nur Erschöpfung.

[38] Kriyashakti: Kriyashakti ist Gedankenenergie. Um in den feinstofflichen Sphären schaffen zu können und zusammen mit der Vorstellung und Fähigkeit klarer Gedankenbildung hochentwickelte psychische Energie zu speichern, ist das Schaffen in den Künsten so notwendig. (HR II/2, 483, Brief vom 23.04.1938) Nach Tempellehren III, 107, TL IV, 178, 231, 240 und TL VII, 374 ist Kriyashakti der universelle bzw. göttliche Wille oder die höhere Schöpferkraft, die es erlaubt, durch Willen und Vorstellung zu erschaffen

[39] Gedankenblitz: ‚Siehe die Anmerkung zu § 328

[40] Nicht versengende Flamme: Dazu siehe HR II/1, 35; Brief vom 08.10.1935: Das nichtverzehrende Feuer, der brennende Busch von Moses, ist das sogenannte himmlische Feuer, das nur offenbar werden kann, wenn es mit einer Aura bestimmter Spannung in Berührung kommt. N. K. [Nikolaus Roerich] und ich waren auf unserer Reise durch Tibet Zeugen solchen Feuers. Dieses feurige Phänomen ereignete sich einmal spät am Abend ganz plötzlich in unserem Zelt. Mein Mann schlief bereits. Ich trat an mein Bett, streckte die Hand aus, um die Decke zurückzuschlagen, und plötzlich erhob sich eine Säule, oder besser ein Feuer, von wundervoller silber-purpur-rosa Flamme. Ich begriff nicht sofort, was vor sich ging, und in einem Aufschrei ”Feuer, Feuer” versuchte ich, es mit meinen Händen zu ersticken. Aber das Feuer ließ sich weder löschen noch verbrannten die Feuerzungen meine Hände, ich spürte nur eine angenehme belebende Wärme. Meine Stimme vernehmend, erwachte mein Mann und erblickte mich im Hintergrund dieser Flamme. Der ganze Zwischenfall währte nicht länger als eine Viertelminute, vielleicht noch kürzer, und ebenso plötzlich wie die Flamme erschien, verschwand sie.

[41] Gedankenblitz: Der in diesem Paragraph erwähnte Gedankenblitz wurde mir vom Lehrer zugesandt, um meine Sehkraft zu stärken, die infolge Arbeit mit kleinem Druck beträchtlich geschwächt war. Ich sah diesen Blitz mit meiner physischen Sehkraft oder besser gesagt, mit offenen Augen. Er entfaltete sich ziemlich langsam vor meinen Augen, als ob er sie berühren wollte, in einem sehr langen feurigen Streifen von einem rosalila Farbton. Meine Sehkraft wurde dadurch beträchtlich gestärkt. Allerdings war dieser Blitz mit einer besonders wirksamen heilenden Energiekraft gesättigt.

Sie fragen, ob Menschen Gedankenblitze haben können? Zweifellos, denn jeder klare und starke Gedanke lässt einen Funken aufblitzen, was bedeutet, dass bei geistigem Wachstum und entsprechender Anspannung der psychischen Energie das feurige Aufblitzen zu Blitzen werden kann. Aber dafür bedarf es einer hohen Geistigkeit. (HR II/2, 483, Brief vom 23.04.1938)

[42] Zu diesem Paragraphen, insbesondere zu der Frage, was getan werden kann, damit die feinstoffliche Arbeit sich jeden Augenblick einstellt, siehe HR II/2, 483, 484, Brief vom 23.04.1938:

Die Antwort ist im § 318 gegeben und auch in dem hier angeführten § 329. Man sollte erkennen und stark fühlen, dass wir in zwei Welten leben, so dass uns diese Erkenntnis nie verlassen kann, und dies ist durchaus nicht schwer, denn wir sind bewusst davon überzeugt, dass wir hier auf der physischen Ebene in zwei Welten leben. Diese Erkenntnis hindert uns nicht an der geistigen Arbeit, trotz der Tatsache, dass der Denkprozess bereits auf der feinstofflichen Ebene wirkt, denn der Verstand gehört der vierten Dimension oder dem Bereich der Metaphysik an. Und für die Erleichterung und größere Fruchtbarkeit dieses Wirkens in der Feinstofflichen Welt ist es notwendig, sie liebzugewinnen. Wo Liebe ist, steigert sich die Leistung und folglich wird ein gegenseitiges besseres Ergebnis erzielt.

[43] Hunderttausender: Gemeint ist wohl ein russischer Durchschnittsmensch, vergleiche BGM II, 352 [356], wo von „Iwan Hunderttausender“ die Rede ist

[44] Somnambulismus: Schlafwandeln

[45] Glocke: Gemeint ist das Glockenzentrum

[46] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 484, Brief vom 23.04.1938:

In der Tat, astrologisches Wissen wird das Heilen durch die Strahlen der Gestirne beträchtlich erleichtern. Ein richtig erstelltes Horoskop wird aufzeigen, welche Strahlen von Gestirnen und welche ihrer Konstellationen für das betreffende Individuum am günstigsten sind. Ich rate Ihnen, auch die sogenannte medizinische Astrologie zu studieren, sie kann interessante Hinweise liefern. Sobald die Methode der Aufnahme der Strahlen der Gestirne und deren Kondensierung gefunden sind, werden die Medizin und die anderen Wissensgebiete sich mit dem Studium ihrer nützlichen Anwendung befassen. Wir wissen aber schon jetzt, wie günstig sich die jeweils richtige Gestirnskonstellation für die Gesundheit auswirken kann, und mittels Horoskops können diese Gestirnskonstellationen ermittelt werden. Wer daher die für sich günstige Gestirnsposition kennt, kann, sofern er sich bei Betrachtung des Gestirns bewusst darauf konzentriert, seine stärkende Kraft aufnehmen. Die wichtigste Voraussetzung der Wirkung ist das Erkennen. Wenn ein Mensch auf die Kunst höheren Schaffens nicht reagiert, steht er in Dunkelheit davor. Ähnlich bleiben für den Menschen heilende Strahlen, die seine Nervenzentren durchlaufen, ohne Wirkung, wenn er sie nicht empfindet, weil sein Bewusstsein in dieser Richtung nicht ausgebildet ist. Ließe jedoch jemand durch sich Strahlen von solcher Stärke hindurch, die seine Zentren gewaltsam öffneten, dann würde ein solcher Mensch unter dieser vollen Auswirkung verascht werden. In allem sind Wechselwirkung und Entsprechung absolute Bedingungen.

[47] Unklare Stelle. Eine andere russische Version lautet тонким телам statt тонким телом, was bedeuten würde: Eine solche Hilfe kann feinstofflichen Körpern geleistet werden, so dass sie sich schon während der irdischen Inkarnation auflösen, wobei ihre Funktion vom Mentalkörper übernommen wird

[48] Zu diesem Paragraphen siehe HR II/2, 484, 485, Brief vom 23.04.1938:

Zweifellos stärkt der Rhythmus die Arbeitsfähigkeit, und jede Arbeit erfordert ihren eigenen Rhythmus. Es ist wünschenswert, die Qualität dieses Rhythmus zu verfeinern und so weit als möglich dem individuellen Rhythmus des Schaffenden anzugleichen. Einige Rhythmen unterdrücken im Laufe der Zeit im Menschen nicht nur völlig die Empfänglichkeit für feinere Schwingungen, sondern führen sogar zu Erscheinungen niedrigster und gröbster Art. Ich habe über diese Frage oft nachgedacht und meine, dass sich unsere moderne Technisierung mit ihrem ungeheuren eintönigen und unerbittlich toten Rhythmus der Maschinen auf die Psyche des Arbeiters verheerend auswirken muss. Seine Empfänglichkeit für den feinsten Rhythmus in der Natur und in den Schwingungen der menschlichen Seele wird völlig erstickt. Vielleicht verwandeln sich diese Arbeiter wirklich in Roboter, die nur noch fähig sind, auf den gewohnten und gröbsten Rhythmus zu reagieren. Aber ein Mensch, der die Fähigkeit einbüßte, höhere Schwingungen aufzunehmen, verwandelt sich unvermeidlich in ein Tier oder, anders gesagt, in eine Bestie. Ich befürworte daher die Verkürzung der Zeit für Maschinenarbeit sowie die Verminderung der Anzahl der Arbeiter in Fabriken und Mühlen. Die Maschinen sind bei ihrer derzeitigen Verwendung und im Gebrauch Monstren und fürwahr Waffen der Hölle. Sie werden es bleiben, solange ihre dem Menschen angepasste Bestimmung nicht richtig erkannt wird und nicht Maßnahmen getroffen werden, die den Schaden, den sie verursachen, ausschalten. Dieser von Ihnen angeführte Paragraph hat meine Gedanken wiedergegeben.

[49] Termini: Begriffe, Bezeichnungen, z. B. Terminus Technicus: Fachbegriff, Fachausdruck

[50] Zu diesem Paragraphen, insbesondere zu der Frage, welche Art von Schwingungen einen starken Schmerzanfall abwenden kann, siehe HR II/2, 485, 486, Brief vom 23.04.1938:

Für die Wissenschaft noch unbekannte Schwingungen, die vom Lehrer gesandt werden. Der in diesem Paragraphen beschriebene Fall bezieht sich auf mein Erlebnis. Ich sah im Traum meinen Herzenszustand und skizzierte das Modell seiner Zusammenziehung. Am nächsten Tag verspürte ich diese schmerzliche Zusammenziehung ganz stark. Zur gleichen Zeit aber vernahm ich den Ruf und die Weisung, mich in einer bestimmten Art hinzulegen und augenblicklich wurde mir Hilfe zuteil durch zugesandte Strahlen oder Schwingungen, die 20 Minuten anhielten. Nachher fühlte ich mich wie neugeboren. Ich spüre laufend die Schwingungen, die meine Herztätigkeit beleben; zuweilen erfolgt dies täglich und dauert eine Zeitlang. Die zugesandten Schwingungen sind unterschiedlich in der Stärke, im Rhythmus, in der Beschaffenheit der Empfindungen und allerdings auch in der Wirkung. Sie werden der Reihenfolge nach verschiedenen Nervenzentren zugesandt, zuweilen konzentrieren sie sich auf ein Zentrum, ein andermal auf zwei oder drei Zentren. Es kommt vor, dass besondere Strahlen, die in der Bruderschaft eine bestimmte Bezeichnung haben, meinen Organismus durchströmen. Alle sind je nach der Empfindung und Auswirkung verschieden. Manchmal erbebt und dröhnt mein eisernes Feldbett von dem Strahl, der es durchläuft. Ich habe meine Erfahrungen in einigen Notizbüchern vermerkt, konnte allerdings nicht immer alles niederschreiben.

Auch der von Ihnen beschriebene Zustand könnte durch heilende Schwingungen verursacht sein, aber wenn diese schmerzhaft auf das Herz wirken, kann es sein, dass von Ihrem feinfühligen Organismus kosmische Ströme aufgenommen werden.

[51] Großer Wanderer: Esoterische Bezeichnung für Jesus

[52] Zu diesem Paragraphen, insbesondere zu der Frage, warum vieles von dem, was im Kelch aufgespeichert wurde, für das ganze Leben verborgen bleibt, siehe HR II/2, 486, Brief vom 23.04.1938:

Das geschieht aus verschiedenen Gründen, meist aus karmischen. Der Mensch muss etwas sühnen oder lernen, und daher wird er in Verhältnissen geboren, wo er seine erworbenen Fähigkeiten nicht enthüllen kann (weil diese vielleicht die Ursache seines Falles waren). Folglich muss er neue entgegengesetzte Fähigkeiten entwickeln. Oder dem Menschen wird ein bestimmter Auftrag erteilt, an dessen Erfüllung ihn eine bestimmte in der Vergangenheit erworbene Fähigkeit stören oder gar hindern würde, da sie ihn leicht in eine andere Richtung lenken kann. Auch wird ein Mensch durch starke karmische Fäden häufig in einer Familie geboren, die ihm nicht den seinen Aufspeicherungen entsprechenden Organismus geben kann. Sie wissen, dass das Bildnis des Menschen durch die Energie der ganzen Menschheit geschaffen wurde. Der von den Vorfahren anhaftende Atavismus ist nicht immer leicht zu überwinden. Daher können hohe Geistwesen mit vielen Aufspeicherungen vielfach nicht den Organismus erhalten, der für sie in jeder Weise geeignet wäre. Eine zu beobachtende Unausgeglichenheit oder sogenannte Überempfindlichkeit ist meistens das Ergebnis des Missverhältnisses zwischen den geistigen Aufspeicherungen und dem erhaltenen Instrument. Ein Musikvirtuose empfängt anstelle einer Stradivari eine Blechgeige.

[53] Zu diesem Paragraphen, siehe HR II/2, 487, Brief vom 23.04.1938:

Ja, jeder, der den Pfad des Dienstes für das Allgemeinwohl betritt, unterliegt unvermeidlich vielen Prüfungen als Folge seines zunehmenden geistigen Schaffens und der Denktätigkeit sowie wegen der Beschleunigung des von ihm abzutragenden Karma. Jeder Denkprozess ändert unser Karma. Richtet er sich daher auf den wohltätigen Aufbau, so findet eine entsprechende Läuterung statt, die schmerzhaft sein kann. Es ist gut, wenn wir es lernen Schwierigkeiten liebzugewinnen, denn nur persönliche Erfahrung, persönliche Prüfungen und Leiden lehren uns Geduld und Mitleid, jene Qualitäten, die allen Errungenschaften zugrunde liegen.

[54] Kumaras: Die 7 Kumaras sind die 7 Söhne Brahmas (HR II/2, 326; Brief vom 28.05.1937 und 425; Brief vom 27.11.1937) und entsprechen den 7 Erzengeln (HR I/2, 242; Brief vom 12.12.1934 und HR II/1, 202; Brief vom 24.05.1936)

Die großen Inkarnationen der sieben Kumaras, oder der Söhne der Vernunft, der Söhne des Lichts, kann man in alten Zeiten unter den Eingeweihten aller Länder und Völker verfolgen, und später unter den größten Geistern in nicht allzu fernen Zeiten. In der Evolution unseres Planeten verdanken wir diesen großen Geistwesen den Fortschritt unseres Bewusstseins. Sie inkarnierten in allen Rassen und Völkern an der Schwelle einer neuen Bewusstseinsverschiebung und jedem neuen Wendepunkt der Geschichte. Wahrlich, die großen Bildnisse der Vergangenheit stehen mit diesen Söhnen des Lichts in Zusammenhang. (HR II/1, 77; Brief vom 18. November 1935).

[55] Pantheon: Gesamtheit der Götter einer Religion

[56] Gemeint sind möglicherweise Sultan Suleiman „der Prächtige“ (1494-1566) und Lorenzo Medici „der Prächtige“ (1449-1492)

[57] Nördliches Schambhala: siehe dazu Kryptogramme des Ostens (www.lebendige-ethik-schule.de/HR_Kreuzwege.pdf), Kapitel „Prophezeiungen über Schambhala und Maitreya“

[58] Mit dem Aufkommen der neuen, 6. Rasse ist auch der Untergang alter und das Auftauchen neuer Kontinente verbunden, siehe aus „Einführung in Agni Yoga“ die Sendung „Das Evolutionsgesetz“: www.lebendige-ethik-schule.de/ef.sendung4.htm  

[59] Utilitarismus: Lehre der Ethik, der Sozialphilosophie, des Rechts und der Wirtschaft, nach der eine Handlung nicht nach Motiv, Gesinnung oder moralischen Berechtigung, sondern allein nach ihrer Nützlichkeit für die Mehrheit der Menschen bewertet wird

[60] Zitat aus der Bibel: Mt 7, 6  

[61] Rama: Siebte Inkarnation des hinduistischen Gottes Vischnu, von dessen Taten das indische Heldenepos Ramayana erzählt

[62] Osiris: altägyptischer Gott der Fruchtbarkeit, der Wiedergeburt und der Toten. Nach dem Osirismythos wurde er von seinem Bruder Seth ermordet, zerstückelt und über die ganze Erde verstreut. Seine Schwester/Frau Isis sammelte die Leichenteile ein und belebte sie wieder, so dass sie von ihm ihren Sohn Horus empfangen konnte. Seither ist Osiris in der Unterwelt Richter und Herrscher der Toten

[63] Orpheus: Sänger der griechischen Mythologie; Begründer einer nach ihm benannten Geheimlehre und eines Mysterienkultes; kann mit seinem Gesang Hades, den Herrscher der Unterwelt, bewegen, ihm seine verstorbene Gemahlin Eurydike zurückzugeben, dreht sich aber vor Erreichen der Oberwelt verbotenerweise nach ihr um, so dass sie in die Unterwelt zurückkehren muss

 

Stand 2025