Bruderschaft
[1938]
Teil II
[Das Überirdische]
Band 2 (§§ 433 - 955)
433. Urusvati* weiß, dass selbst Große
Tatmenschen bei jeder Verkörperung unterschiedliche Eigenschaften offenbaren.
Wenn man eine ganze Reihe von Verkörperungen betrachtet, kann man sich von der
Perlenkette der Aufspeicherungen überzeugen. Dabei ist besonders lehrreich, zu
erkennen, wie unterschiedlich die Reihenfolgen sind. Man darf nicht annehmen, dass
die Eigenschaften sich irdischem Verständnis gemäß aufspeichern und jede
Verkörperung eine Fortsetzung der vorangegangenen ist – das Gesetz der
Evolution ist in seinen Entwürfen sehr viel ausgedehnter. Von den überirdischen
Höhen ist besser zu sehen, wie der Geist sich vervollkommnen muss. Es besteht
kein Widerspruch darin, dass ein Geist neue Facetten der überirdischen Ordnung
gemäß erhält.
Doch nicht nur bei den Verkörperungen ergeben sich
verschiedene Aufspeicherungen, sogar während eines einzigen irdischen Lebens
kann man einen Wechsel der Bestrebungen und Wünsche beobachten. Dies kann aufgrund
von Involution erfolgen, dann fällt der Mensch in Primitivität und Stumpfsinn.
Nun jedoch
spreche Ich nicht von solchen finsteren Erscheinungen, sondern möchte im
Gegenteil hervorheben, wieviel ein Mensch im Verlauf eines einzigen irdischen
Lebens anzusammeln vermag. Man kann unbegrenzt lernen. Der Impuls des wachsenden
Bewusstseins wird eingeben, auf welch vielfältige Weise man suchen kann. Und
bei einem solchen Suchen helfen Wir.
Wir lenken die Aufmerksamkeit auf ein neues
Buch. Wir inspirieren nützliche Wendungen von Gesprächen. Wir senden Gedanken
über neue Entdeckungen. Wir verhüten unmerklich schädliche Irrtümer. Es
bereitet Freude, Hilfe unbemerkt zu erweisen.
Wir schätzen es,
wenn die Kämpfer mutig die Schläge der Finsternis abwehren. Mögen die Menschen
sich hin und wieder daran erinnern, wie sie in der Feinstofflichen Welt belehrt
wurden. Wie sich ihnen lichte Wesen näherten und das Wachstum des Bewusstseins
diesen Lehrern erlaubte, heranzutreten. Genau dasselbe geschieht auch im
irdischen Leben.
Der Denker vertraute manchmal seinen Schülern
an, dass er zwei Leben in sich spüre: Ein lichtes und ein anderes, dunkles,
doch dass das lichte sich als Führer in die Höheren Welten erweist. Das lichte
Leben sei immer wach: „Ruft es, und es wird antworten!“
434. Urusvati kennt den herrschenden Irrtum, dass
die Kräfte des Bösen auf dem irdischen Plan mächtiger in Erscheinung treten
würden als die guten Kräfte. Dieser Irrtum beruht auf einer Beobachtung nur vom
irdischen Standpunkt aus. In der Tat rauben die finsteren Kräfte das Ektoplasma*
und stimmen nicht mit dem Gesetz des Weltalls überein.
Die Menschen sagen nicht selten, die finsteren
Gebilde würden klarer in Erscheinung treten als die verschwommenen Gestaltungen
der lichten Wesen. Doch auch diese Beurteilung ist nur vom irdischen Plan aus
richtig. Die Kraft liegt nicht in der äußerlichen Deutlichkeit, sondern in der
Macht der Energie, die jedoch unsichtbar ist. Dennoch sind die irdischen
Beobachtungen nicht bedeutungslos.
Die Bewohner der niederen Schichten leben
tatsächlich von den irdischen Ausstrahlungen. Sie werden zur Erde hingezogen
und versuchen, ihr Tun fortzusetzen, anders gesagt, Böses zu schaffen. Man
braucht ihnen das Böse nicht erst beizubringen, denn sie haben es auf der Erde
gelernt und setzen es intuitiv fort, weil das Gute ihnen fade zu sein scheint.
Man braucht nicht zu erwarten, dass für eine böse Tat irgendwelche Hierophanten[1] des
Bösen erforderlich seien. Auf der Erde ist selbst der kleinste düstere Bewohner
in der Lage, genügend Böses zu vollbringen, und ihm nähern sich feinstoffliche
Wesenheiten, die das ganze Ergötzen an bösem Tun kennen.
Wenden wir uns jedoch den Lichten Kräften zu.
Wir haben bereits gesagt, wie behutsam Sie die uranfängliche Energie gebrauchen
und wie Sie das Gesetz des Weltalls beachten. Sie wissen, dass jede
ungesetzliche Verschwendung von Energie sich auf das gesamte Weltengebäude
auswirkt. Sie arbeiten für die Erhaltung des Gleichgewichts.
Kann man diese
erhabene Arbeit mit den nichtigen Angriffen des Bösen vergleichen?! Wer kann behaupten,
der Planet könne auch ohne die Energie des Lichts bestehen? Wer entschließt
sich, den trüben Schein böser Wesen mit dem Leuchten der höheren Sphären zu
vergleichen? Vergessen wir jedoch nicht, dass die Menschen solcher Ermahnungen
bedürfen.
Der Denker rief mitunter aus: „Bürger, euer
Auge ist nicht nach gewöhnlicher Art konstruiert, es ist bösem Tun zugewandt,
und eure Ohren sind gespannt, etwas Böses zu hören!“
435. Urusvati weiß, dass die Entzündung der
Schleimhäute im Begriff ist, zu einer Geißel der Menschheit zu werden. Die
vergiftete Atmosphäre greift die Gewebe an. Es ist unvorstellbar, wie
vielfältig die Anzeichen dieser Krankheit des Jahrhunderts sind!
Die Menschen
versuchen, die festgestellten Symptome früheren Krankheitsarten zuzuschreiben,
ohne die ganze Besonderheit dieser Epidemie zu verstehen. Oftmals tritt sie mit
scheinbar harmlosen Anzeichen in Erscheinung, ohne dass die Hände des Arztes
Ursache und Entwicklung der Krankheit bestimmen könnten. Daher ist es von
Nutzen, dass die Ärzte den menschlichen Organismus mit allen wissenschaftlichen
Methoden erforschen.
Niemand vermag zu sagen, wann die Entzündung
in eine Schädigung des Gewebes mit all ihren verschiedenartigen Folgen übergeht.
Es kann sein, dass die Entzündung nachlässt und verschwindet, doch auch diesen Prozess
muss man verfolgen. Man kann auf sehr einfache, nicht zersetzende Speisen
verweisen, doch die Ernährung muss so gestaltet sein, dass der Organismus
daraus genügend Lebenskraft erhält.
Das Erscheinungsbild der Krankheit selbst kann
äußerst verschiedenartig sein, andere Organe können direkte oder indirekte
Schmerzen verursachen. Die Entzündung der Schleimhäute ist mit dem Nervensystem
verbunden und kann daher reflektorische Schmerzen verursachen.
Deshalb ist die
allseitige Erforschung des gesamten Organismus so notwendig. Nicht selten kann
man bemerken, dass eine bösartige Verletzung durch Schmerzen in einem
entgegengesetzten Teil des Körpers erkennbar wird. Überhaupt üben die
Schleimhäute bei den verschiedensten Funktionen des gesamten Organismus eine
Mittlerfunktion aus, und sie nehmen als erste die Sättigung der umgebenden
Atmosphäre auf. Also muss man, selbst wenn kein gefährlicher Prozess stattfindet,
dennoch Aufmerksamkeit und Behutsamkeit walten lassen.
Vergessen wir nicht, dass diese Epidemie schon
vor langer Zeit vorausgesehen wurde. Wenn Wir von Harmagedon* sprachen, hatten
Wir keineswegs nur Krieg im Blick, sondern sämtliche unheilvollen Folgen der
Verwirrung der Menschheit. Man darf nicht in Verzagtheit verfallen, denn in einem
solchen niedergeschlagenen Zustand öffnet sich der Mensch allerlei Giftigem. Es
ist jedoch weise zu wissen, dass Epidemien mit Harmagedon einhergehen.
Man darf sich
nicht nur auf die bekannten Krankheitsformen begrenzen, sondern muss bereit
sein für äußerst komplizierte und ungewöhnliche Symptome. Mögen die Ärzte, selbst
wenn nur teilweise, die neue Krankheit anerkennen, die überall zutage getreten
ist.
Der Denker sprach: „Wird sich etwa ein derart
dünkelhafter Mensch finden, der annimmt, bereits alle Erscheinungen der Natur
erforscht zu haben?“
436. Urusvati weiß, dass Heilungen mittels
Schwingungen überaus individuell verlaufen. Bei der Vielzahl der existierenden Schwingungen
ist es unmöglich, ihren Einsatz zu verordnen; notwendig ist der Weg des
Experimentes auf der Grundlage dreier Hilfsmittel: Das eine ist Hellsehen, das
zweite das Lebenspendel und das dritte die Führung des Patienten unter Hypnose.
Nur mit diesen Hilfsmitteln ist es möglich, die erforderlichen Schwingungen
herauszufinden. Die Therapie selbst kann mittels eines elektrischen Apparates
durchgeführt werden; möglich ist jedoch auch, Schwingungen durch Bestreichen
mit den Händen zu erzeugen.
Ich verwende einen besonderen Apparat, den
Urusvati gesehen hat, für den jedoch besondere, den Ärzten unzugängliche
Bedingungen erforderlich sind. Daraus darf man aber nicht schließen, dass die
Anwendung von Schwingungen unmöglich sei. Unter allen Bedingungen sind bei dem
Arzt nur besondere Auffassungsgabe und Beweglichkeit gefordert. Er kann bemerken,
wann es notwendig ist, einen wechselnden Strom anzuwenden, und dann muss er
rasch das Ergänzende finden. Er muss auch verstehen, wann ein kühlender und
wann ein sehr heißer Strom anzuwenden ist. Man darf in der Auswahl der Ströme
nicht fehlgehen, anderenfalls werden unerwünschte Folgen eintreten.
Ebenfalls muss man im Blick haben, dass es bei
der Epidemie, von der wir sprachen, sehr schnell auftretende Symptome geben kann;
man muss in der Lage sein, sie zu beobachten. Auch darf man bei unzureichender
Erfahrung keine starken Schwingungen anwenden. Jede neue Anwendung muss man unbedingt
an kleinen, ungefährlichen Erkrankungen erproben. Auch muss man erproben,
welche der drei vorgenannten Hilfsmittel wir anwenden. Sie werden doch
individuell angewendet und aufgenommen.
Urusvati hat Unsere Schwingungen oftmals
verspürt. Sie weiß, wie vielfältig sie sind, und auch die Zeitdauer ihrer Anwendung
ist verschieden. Sie können sehr angenehm, manchmal aber auch schwer erträglich
sein. Bei vollem Vertrauen können sie verstärkt werden.
Der Denker sprach: „Vertrauen ist die
sicherste Waffe. Wo aber befindet sich die Grenze des Vertrauens? Der Mensch
weiß, dass Vertrauen grenzenlos ist.“
437. Urusvati weiß, dass manche Unserer im
voraus gegebenen Hinweise sich in wissenschaftlichen und gesellschaftlichen
Bereichen bereits verwirklichen. In weitem Maß erreicht Unser Gedanke die
Wissenschaftler. Sie legen sich jedoch keine Rechenschaft darüber ab, weshalb
sie gerade in der angegebenen Richtung zu forschen beginnen. Man darf sie nicht
damit verdrießen, dass Gedanken eingeflößt werden können. Sie erkennen nicht,
dass Ideen vom einen zum anderen übergehen.
Man darf einem
Menschen nichts aufdrängen, wenn er annimmt, er selbst sei der Anfang und die Vollendung.
Selbst wenn ihr bemerkt, dass jemand offen eure Ideen benutzt, widersprecht ihm
nicht; möge alles Nützliche auf allen Feldern wachsen.
Nur eines kann man bedauern, nämlich wenn
vereinzelte Ideen nur Splitter eines vorherbestimmten Ganzen ergeben. Doch auch
in diesem Fall sagen Wir: Möge jedes Korn wachsen, das für die Menschheit von
Nutzen ist. Mögen auch alle Freunde sich an die Aussaat von Ideen gewöhnen,
ohne miteinander in Wettstreit zu treten und sich gegenseitig zu verletzen. Man
muss sich über jede Ernte freuen.
Wir wissen zur Genüge, dass die Ideen nicht uns
gehören, sondern dass wir nur Überbringer dieser räumlichen Gaben sind. Es ist
nicht möglich, sich zu erinnern, wer die Grundlage eines Gedankens gelegt hat.
Selbst auf den irdischen Wegen ist eine solche Suche unmöglich. Was aber soll
man dann erst über die höheren Welten sagen, die Unversiegbare Quelle der
Gedanken!
Gleichfalls können wir lernen, uns zu freuen,
wenn wir erkennen, dass wir uns in einer Kette der Zusammenarbeit befinden. Es
wird dort keine Niedergeschlagenheit geben, wo man die unzertrennliche
Verbindung mit dem Allerhöchsten erkennt. Die Menschen können nämlich diese
Verbindung aufrechterhalten und den Schauer des Guten aufnehmen.
Mögen die Freunde sich gemeinsam mit Uns
darüber freuen, dass irgendwo schon ein Zweig der Erkenntnis gedeiht. Selbst wenn
der Gärtner dieses Zweiges uns nicht vertraut erscheint, wollen wir auch in ihm
seine allerbeste Seite finden. So werden wir nichts fortstoßen, was ein Keim
der Evolution sein kann.
Genau das gleiche sagte der Denker: „Selbst
wenn der größte Verneiner ein Wort der Wahrheit sagt, werden wir auch ihm
zuhören.“
438. Urusvati weiß, dass jede Unserer
Weisungen einen Zugang eröffnet. Es gibt aber keine Weisung, deren Ausführung
keine Arbeit erforderte. Es gibt viele Lügengeschichten über Unseren unerhörten
Luxus, doch wenig wird über Arbeit gesprochen. Wenn wir uns die angespannteste
menschliche Arbeit vorstellen und diese in Unbegrenztheit erweitern, werden wir
die Qualität aller überirdischen Arbeit verstehen.
Es ist der Menschheit anzuraten, die Anspannung
der Arbeit zu verdreifachen. Gerade in den Tagen des Harmagedon ist ein solcher
Rat äußerst lebensnotwendig. Jeder kann bei seiner Arbeit bleiben, doch möge er
sie vermehren. Allein ein solches Bemühen um Anspannung und Qualität der Arbeit
kann bis zu einem gewissen Grad die Verwirrung der Menschheit ausgleichen. Wer
in sich die Kraft findet, sogar inmitten der Wirrnis zu arbeiten, stellt in
seinem Umkreis bereits Gleichgewicht her. Dieses ist besonders unerlässlich,
wenn ganze Völker dem Wahnsinn verfallen.
Mögen die Menschen nicht über weltweite
Arbeiten selbst in Zeiten des Kampfes spotten. Wir mühen Uns nicht für heute
und nicht für die Erde, sondern für den harten Kampf. Glaubt jedoch nicht, dass
solche Maximen bereits von allen verinnerlicht worden wären. Man kann sich
davon überzeugen, wie irrig die verständlichsten Weisungen ausgelegt werden. Man
muss die lebenswichtigsten Mittel anwenden, welche die Lage erleichtern können.
Man wird fragen: „Was sollen wir tun?“
Antwortet: „Arbeiten wie niemals zuvor. Möge jeder sein bestes tun, selbst wenn
es nur die alltäglichste Arbeit ist.“
Man wird fragen: „Wäre es nicht besser, sich
gedanklich zu konzentrieren?“ Doch dieser herrliche Zustand kann infolge
räumlicher Ströme und Wirbel gestört werden. Überdies ist das Volk nicht in der
Lage zu denken und schwankt wie Schilfrohr im Wirbelwind. Bei solchen
Wirbelwinden muss man sich jedoch fest an etwas Dauerhaftes klammern, und
dieses Dauerhafte wird im Bewusstsein des Volkes die Arbeit sein. Ein Lehrer muss
seine Zöglinge zur Arbeit erziehen und die beste Qualität loben. Zu einer solchen
Vervollkommnung wird auch Wachstum des Denkens hinzukommen.
Der Denker liebte es, auf Wasserträgerinnen
hinzuweisen. Er sprach: „Sie wissen nicht, wessen Durst sie stillen werden.“
439. Urusvati weiß, wie oft es nötig ist,
selbst die klarsten Unserer Weisungen zu erklären. So wurde gefragt: Darf ein
Schüler die Energie des Lehrers verschlingen? Jemand fand hierin bereits einen
Widerspruch zu der Weisung über das Gespräch mit dem Lehrer. Kann man aber
nicht verstehen, dass das Verschlingen von Energie mit einem Gespräch nichts
gemein hat? Das Gespräch schließt keine Bitte in sich ein, es erweitert nur das
Bewusstsein; jede Erweiterung ist aber schon ein Anwachsen der Energie.
Ein Gespräch verschlingt nicht nur die Energie
des Lehrers nicht, sondern fördert im Gegenteil eine Stärkung der Aura, die für
den Schüler segensreich ist. Doch manche können nicht verstehen, dass ein
Schüler den Lehrer nicht mit Bitten belasten darf. Der Schüler weiß
hinreichend, dass alles, was möglich ist, auch geschehen wird. Er versteht, in
welcher Anspannung der Lehrer sich befindet, wenn Er unermüdlich Seine Energie
sendet.
Jemand nimmt an, dass ein Gespräch allein in
Bitten bestehe. Vielleicht haben einzelne angenommene Gebete die Völker daran
gewöhnt, von der Gottheit nur irdisches Wohl zu fordern. Dieser Irrtum erstreckt
sich auch auf die gesamte Schülerschaft. Die Menschen hören auf, nach
Erleuchtung zu streben, und halten den Verkehr mit dem Höchsten nur um der
Vermehrung ihrer irdischen Güter willen ab.
So muss man erklären,
dass die Lehre des Lebens keine Widersprüche enthalten kann. Mögen die, die
nicht verstehen, fragen und sich davon überzeugen, dass die Lehre das Leben in
allen seinen Bereichen kennt. Möge man sich daran erinnern, dass der ergebene
Schüler mit dem Lehrer in einem einzigen Energiestrom verkehrt.
Der Denker wies darauf hin, wie sehr die
Menschen ihre Kräfte vermehren könnten, wenn sie sich in einen einzigen
Energiestrom vertieften.
440. Urusvati kennt die Selbstrechtfertigung
der Menschen, nach der sie wegen der irdischen Angelegenheiten keine Zeit für
den Höheren Verkehr finden können. Vergleichen wir jedoch die wichtigsten
irdischen Angelegenheiten mit den Funken der geringsten Erleuchtung. Betrachten
wir sie aus einer Entfernung von mehreren Jahrzehnten, und wir werden finden, dass
die irdischen Angelegenheiten verwischt und im Nebel versunken sind, während
die Erleuchtung deutlich geblieben und sogar klar zu einer herrlichen Verwirklichung
herangewachsen ist. Ein solcher Vergleich zwischen den irdischen
Angelegenheiten und einer Erleuchtung kann anzeigen, wo die wahren Werte liegen.
Wir wollen uns nicht bezaubern lassen und
denken, die Menschen würden diese Werte leicht verstehen, obwohl jeder Mensch
in seinem Herzen einen herrlichen Augenblick des Höheren Verkehrs bewahrt. Doch
wie sehr wird sich dieses Gefühl verstärken, wenn er Freunde hat, denen er sein
höheres Gefühl anvertrauen kann. Daraus kann gleichsam ein Megaphon werden, und
inmitten der allgemeinen Bestrebungen wird die umgebende Atmosphäre gereinigt.
So werden die Menschen verstehen, welche Angelegenheiten die besten sind. Mögen
sie auch das Gleichgewicht zwischen irdischer Arbeit und den Blitzen der
Erleuchtung finden.
Es besteht kein Widerspruch zwischen den
Weisungen über angespannte Arbeit und augenblickliche Erleuchtung. Jeder, der
die blitzartige Erleuchtung kennt, versteht, dass sie zeitlos ist und nicht auf
verstandesmäßigem Wege, sondern durch das Gefühl erlangt wird, das bei
würdevoller Arbeit von hoher Qualität erblüht. Die einfache Wahrheit, dass
Arbeit Gebet ist, ist den Menschen nicht immer zugänglich; deshalb kann man eine
gute Tat vollbringen, indem man diese Wahrheit immer wieder bekräftigt.
Möge ein Lehrer mehrere Handwerke beherrschen,
um inmitten geistiger Übungen auch zur höchsten Qualität der Meisterschaft
inspirieren zu können.
Der Denker beharrte darauf, dass die Schüler
sich irgendein Handwerk auswählten und es verstanden, darin Vervollkommnung zu finden.
441. Urusvati weiß, wie notwendig es ist, jedes
Unverständnis zu unterbinden. Wir haben an Pranayama* erinnert, gleichzeitig
aber auch auf die natürlichen Wege des Aufstiegs hingewiesen. Liegt darin nicht
ein Widerspruch? Erklären wir also: Wir lehnen Pranayama nicht ab und weisen
sogar auf seine Nützlichkeit hin. In manchen Fällen wird Pranayama wie eine
Medizin für den Organismus wirken.
Wir raten jedoch immer zu einer leichten Form vom
Pranayama. Für Uns ist die Atmung ein wichtiger Prozess, doch in allem wird ein
natürliches Pranayama die allerbeste Lösung sein. Die Menschen sollten sich
nicht nur zu bestimmten Zeiten der Reinigung des Atems widmen. Ihrer bedürfen
sie im Lauf des Tages mehrfach. Daher ist es heilsam, vor der Aussprache bedeutsamer
Worte einige Male frisches Prana* einzuatmen. Ein solches natürliches Pranayama
entspricht der heutigen Lage der Dinge.
Man kann sagen, dass Redner sich dieser
Methode oft bedienen. Doch sie handeln selten bewusst; indessen verwandelt
gerade Bewusstheit jeden Atemzug. Auf diese Weise wird der Widersprechende
verstehen, dass Wir eine bestimmte Eigenschaft des Pranayama ausdrücklich
bestätigen, quälende Anwendungsarten aus alter Zeit aber überprüft werden
müssen.
Desgleichen müssen auch die Ansichten über das
Kastenwesen erneuert werden. Irgendwann im fernen Altertum wurden solche
Beschränkungen weise vorgesehen, doch die Evolution hat inzwischen viele
Umläufe vollzogen, und heute wird es weise sein, die Lebensbedingungen neu zu
bewerten. Möge vorurteilsvolles Denken kein Hindernis sein.
Der Denker lehrte, dass auf der Erde kein
Zustand von Sklaverei herrschen dürfe, anderenfalls wäre die Natur des Menschen
nicht göttlich.
442. Urusvati weiß, dass jedes Ereignis sich
als Glied einer langen Kette von Ursachen und Wirkungen erweist. Gewöhnlich
wird unter dem Begriff Ereignis etwas vom irdischen Standpunkt aus Wichtiges
verstanden, doch jede Alltagserscheinung unterliegt genau demselben Gesetz. Wer
vermag zu entscheiden, wo sich die Entstehung großer Ereignisse vollzieht?
Ein erweitertes Bewusstsein hilft, rückblickend
die Quellen von Ereignissen festzustellen. Ein solches Gefühlswissen muss man
erwerben, um den Weg der Ereignisse nicht mittels Vorurteilen, sondern mit einem
raschen Gefühl zu erfassen. Es ist nicht möglich, dass die Menschen lange über
die Entstehung jeder Daseinserscheinung nachdenken, doch den Lebensweg muss man
erkennen. Nur eine solche Erkenntnis der Quellen verleiht auch eine natürliche
Vorausschau.
Solche Glieder einer bereits geschmiedeten
Kette muss man vorherzusehen lernen. Ich spreche nicht von Hellsicht, die nur wenigen
zugänglich ist, sondern habe eine natürliche Vorausschau im Blick, die sich auf
nahe wie ferne Ursachen gründet. Möge man jedoch nicht denken, dass diese
natürliche Vorausschau leicht zu erlangen ist. Klar leuchtet das erweiterte
Bewusstsein, und diese Leuchte erlaubt es, zurück- wie vorauszuschauen. Der durchschrittene
Weg ist bereits durch viele Merkmale bekannt, der zukünftige jedoch kann völlig
unbekannte Umrisse aufweisen, und wie soll der Wanderer sich in ihnen
zurechtfinden?
Wir haben nicht nur einmal von dem natürlichen
Gefühlswissen gesprochen; möge der Verkehr mit Uns einen solchen natürliche Fortschritt
unterstützen. In einer solchen Bewegung möge auch verstanden werden, dass
manche Alltagserscheinungen weitaus bedeutsamer als sogenannte Weltereignisse
sind.
Der Denker wies darauf hin, dass jeder Mensch
ein Antreiber der bemerkenswertesten Ereignisse ist, doch solche Momente selten
erkennt.
443. Urusvati kennt nicht nur kosmische
Freude, sondern auch kosmische Trauer und kosmische Unruhe. Der Kosmos lebt,
und die Bekundungen seines Lebens werden sich auch in irdischen Gefühlen widerspiegeln.
Man kann persönliche Erlebnisse empfinden, man kann durch irdische
Erschütterungen beunruhigt werden, doch darüber hinaus sind kosmischen
Empfindungen unvermeidlich. Sie stehen nicht in Bezug zum menschlichen Leben, mögen
weder Erdbeben noch die übrigen Nöte des Planeten ankündigen und wirken sich
dennoch auf ein feinfühliges Herz aus.
Gewöhnlich verstehen die Menschen nicht, dass
ihre uranfängliche Energie unbegrenzt ist. Mit irdischen Worten sind
überirdische Erlebnisse nicht wiederzugeben, doch sie besitzen alle
Eigenschaften des menschlichen Mikrokosmos. Das bedeutet, man kann auch vom
Makrokosmos sagen, dass er sich freut oder traurig ist. Es ist kein Fehler, den
kosmischen Gedanken als etwas Fühlendes zu verstehen. Und ein feinfühliges
irdisches Herz schwingt gemeinsam mit der großen Ebbe und Flut der kosmischen
Energie.
Unzweifelhaft ist diese Energie nur eine
einzige, doch ihre Erscheinungen sind derart verschiedenartig, dass der
menschliche Verstand versucht, jeder ihrer Eigenschaften eine besondere
Bezeichnung zu geben. Man kann sich vorstellen, wieviel Irrtümer aus solchen
eigenmächtigen Auftrennungen der einen Energie entstehen.
Es ist völlig richtig, dass einzelne
Eigenschaften der Energie zufällig in Erscheinung treten. Natürlich ist diese
Zufälligkeit relativ, denn im Kosmos kann es keinen Zufall geben. So kann man nicht
selten den Atem des Kosmos fühlen. Die Menschen haben seit alters her den Rhythmus
des Atems gesucht und dabei versucht, sich dem Großen Atem zu nähern.
Ein Lehrer muss darlegen, dass es dreierlei
Gefühle geben kann: persönliche, planetare und kosmische.
Der Denker sah in allem Einheit und Dreiheit.
444. Urusvati weiß, dass die uranfängliche
Energie umso stärker in Erscheinung tritt, je bewusster sie aufgenommen wird.
Dieser Umstand war die Grundlage dafür, sie als Lebensenergie oder göttliche
Energie zu bezeichnen. Der Mensch kann mittels der uranfänglichen Energie
handeln, wenn sie für ihn unbestreitbar ist. Die Menschen können diese Kraft
fühlen, wenn sie sie lieben.
Ein mitfühlender
Arzt wird einem Kranken die von ihm am meisten begehrte Speise verordnen; genau
das Gleiche geschieht, wenn für den Erfolg eines Experiments die am meisten
bevorzugte Materie festgelegt wird. Selbst der einfachste Mensch fühlt in
seinem Inneren, was ihm besonders nahesteht. Es lassen sich bemerkenswerte
Experimente durchführen, in denen die für einen Organismus geeigneten
Substanzen verglichen werden. Man kann sich davon überzeugen, dass der Mensch
selbst erfühlt, was für ihn am nützlichsten ist, doch muss man alles Fremde
entfernen, anderenfalls werden Trinker behaupten, dass ihnen nur Wein nützlich
sei.
Zur Erkenntnis der Neigungen eines Menschen muss
man sich manchmal der Hypnose bedienen. Der Mensch wird nicht nur von für ihn
nützlichen Lebensmitteln sprechen, sondern auch Mineralien, Metalle und
Pflanzen nennen, derer er am meisten bedarf. Dabei tritt eine verblüffende,
unwiederholbare Individualität zutage. Es wird sichtbar, dass der Mensch die
unterschiedlichsten Dinge nennt, die sich auf den ersten Blick gegenseitig
auszuschließen scheinen, doch bei feinsten chemischen Untersuchungen wird man
sehen können, dass sich gewisse Verbindungen als nützlich erweisen.
Überhaupt muss man das grundlegende Prinzip
der Individualität erkennen, besonders in der gegenwärtigen Zeit. Die Menschen
sind bestrebt, alles gleichzumachen und zu verallgemeinern, doch die Natur
zeigt in jeder Erscheinung Individualität. Wenn man die Freigebigkeit dieses
Grundprinzips versteht, kann man leicht über den natürlichen Fortschritt nachdenken.
Man sollte in allem den Wert der Individualität anerkennen.
Alle, die sich gegen die Bedingtheit der
menschlichen Aufteilungen auflehnen, sollten gleichzeitig auch das Gesetz der
Individualität anerkennen. Es gibt keine Erscheinung auf der Erde, die nicht
eine prägnante Individualität aufweist. Wir haben vom Ektoplasma gesprochen,
das jedem Menschen eigen ist, doch jedes Auftreten von Ektoplasma wird
individueller Natur sein. Dasselbe lässt sich auch von der Absonderung des
feinstofflichen Körpers sagen. Alle existierenden, gewaltsamen Verfahren werden
eher hinderlich sein, da gewöhnlich keine Vorschrift die Individualität beachtet.
Umso mehr schätzen Wir es, wenn der Mensch auf individuelle Weise an einen
Gegenstand herantritt.
Der Denker sprach: „Jeder Mensch hat seinen eigenen,
unvergleichlichen Weg.“
445. Urusvati kennt die Unbegrenztheit aller
gedanklichen Manifestationen, dazu zählt auch der freie Wille. Die Menschen
können den freien Willen sogar kosmischen Erscheinungen entgegensetzen. Es darf
nicht erstaunen, wenn sogar ein Gesetz durch Anstrengungen des freien Willens ins
Wanken gebracht wird, daher rührt die Vielzahl karmischen Unglücks. Die
Menschen rufen stärkste Erschütterungen hervor, statt dem kosmischen Weg zu
folgen. Man darf nicht annehmen, dass die Hartnäckigkeit des freien Willens die
Harmonie des Kosmos nicht berühren würde. Sie verletzt nicht nur, sondern
ertönt verstärkt in allen Sphären.
Die Weisen des Altertums versuchten, den
Menschen mit Erzählungen über Helden ins Gewissen zu reden, die mit fernen
Welten zu sprechen vermochten, doch von den Erzählungen sind nur Märchen
geblieben. Auch zur heutigen Zeit, die als das energetische Zeitalter
bezeichnet wird, messen die Menschen der Macht des Gedankens wie früher keine
Bedeutung bei. Es ist erfreulich, wenn man an den Universitäten beginnt, an der
Gedankenübertragung zu arbeiten, doch leider laufen diese Forschungen auf einige
mechanische Verfahren hinaus; diese können der Menschheit aber keine Aufklärung
über die Bedeutung des Gedankens als einer äußerst feinstofflichen Energie
vermitteln.
Die Erkenntnis des Gedankens muss auch zur
Disziplin des freien Willens führen. Man muss verstehen, dass die ganzen planetarischen
Ereignisse von der Raserei des ungezügelten freien Willens abhängen. Jetzt
durchlebt die Erde das Harmagedon, doch auch in dieser Katastrophe ist der
freie Wille von Bedeutung. Nichtirdische Kräfte können ohne langandauernde Mitwirkung
der Menschheit eine solche Katastrophe nicht herbeiführen.
Ich bitte, der Epidemie des psychischen Wahnsinns
Aufmerksamkeit zu schenken. Man darf das Geschehen nicht einzelnen Personen
zuschreiben, sondern muss erkennen, dass es die Völker sind, welche die
weltweiten Erschütterungen fördern. Man sollte nicht annehmen, dass die
Ereignisse von selbst entstehen und wieder vergingen. Vielleicht geht heute die
vor etwa zweitausend Jahren ausgestreute Saat auf – so sorgfältig bewahrt der
Raum die Manifestation des Gedankens auf.
Der Denker wies darauf hin, dass die Menschen
ihre Umstände verstehen könnten, wenn sie in die uralten Archive schauen
würden.
446. Urusvati weiß, dass der freie Wille sogar
in der Feinstofflichen Welt in Erscheinung tritt. Nur in den höheren Sphären
befindet er sich in Harmonie mit den höheren Formen der psychischen Energie –
so ergibt sich wahre Zusammenarbeit. In den niederen und mittleren Sphären
hingegen ist häufig ein Zweikampf wahrnehmbar; die dort Lebenden wollen die
Zweckmäßigkeit der Daseinsgesetze nicht anerkennen.
Besonders beklagenswert
anzusehen ist, wie solche Bewohner einer Verkörperung zu entgehen versuchen.
Sie wissen genau, dass sie bei ihrer karmischen Last in der Feinstofflichen
Welt keine weiteren Fortschritte machen können; dennoch ziehen sie sogar eine gewisse
Verwirrung vor, nur um keinen neuen Erdenweg auf sich nehmen zu müssen.
Wir nennen ihren Zustand Verwirrung, er könnte
aber auch als Qual bezeichnet werden. Niemand quält sie, doch selbst in den
niederen Schichten ist die Unmöglichkeit weiteren Fortschritts spürbar. Ein solcher
Widerstand des freien Willens beweist, dass während des irdischen Weges das Bewusstseins
nicht erweitert wurde und keine Neigung bestand, den Kosmos zu verstehen.
Überdies gab es natürlich keine Liebe zur Hierarchie. Diesen Umstand muss man gut
verstehen. Die Menschen sprechen viel von Liebe und Ergebenheit, ohne ihnen
aber Ausdruck zu verleihen.
Die Menschen sprechen oft vom Lehrer, wenden
jedoch keine Mühe auf, um eine feste Verbindung zu knüpfen. Wir sagen nicht, dass
die Menschen dem Lehrer zur Last fallen sollen. Im Gegenteil raten Wir zu
weitgehend selbständiger Tätigkeit, doch muss im Inneren des Herzens die Ampel[2] der
Liebe glimmen. Erst dann wird sich auch das antwortende Feuer entzünden. Erklärt
es, wie ihr wollt, und sei es als elektrischen Strom, doch der Strom wahrer
Liebe wird eine feste Leitung sein. Auch echtes Vertrauen erwächst nur aus
Liebe.
Der Denker glaubte fest daran, dass die Liebe
eine göttliche Gabe sei.
447. Urusvati weiß, dass für den Höheren Verkehr
Ruhe notwendig ist. Für einige Erscheinungen ist es erforderlich, Wasser in
starke Bewegung zu versetzen, doch wenn jemand die Tiefe eines Brunnens
erforschen will, muss die Wasseroberfläche ruhig und das Wasser selbst sauber
sein.
Oft verstehen die
Menschen nicht, welche Art von Ruhe inmitten der Wirren der Welt möglich sein
soll. Doch Wir haben die Ruhe des Bewusstseins im Sinn, die, wenn man sie erst
erreicht hat, nicht mehr gestört werden kann. Der Mensch kann durch die
äußeren Zentren in Unruhe versetzt werden, er kann sich in Worten empören, doch
sein Bewusstsein bleibt klar.
Es ist nicht
leicht, diesen Zustand zu erlangen, und er wird sich nicht durch mechanische
Methoden einstellen. Die äußere Flamme kann man mit Rhythmen unterdrücken, doch
Unerschütterlichkeit des Bewusstseins erwächst aus der
Verbindung mit dem Höchsten.
Man muss jeden Funken des Bewusstseins hüten,
um ihn herum toben Wirbel der Raserei. Es treten solche Verführer auf, wie die Menschen
sie sich gar nicht vorstellen können. Sie ertragen keine Klarheit des Bewusstseins.
Für sie ist jedes erweiterte Bewusstsein ein Hindernis auf ihrem dunklen Weg.
Soll man jedoch bedauern, dass ein erweitertes Bewusstsein zur Zielscheibe für
finsteren Wesen wird? Im Gegenteil, man kann sich nur darüber freuen, dass die
Wesen der Dunkelheit über ein klares Bewusstsein stolpern.
Wer einmal die Ruhe eines erweiterten Bewusstseins
erfahren hat, kann sich die kosmischen Stürme vorstellen, die aber das
Weltengebäude nicht zu zerstören vermögen. Mögen diese Worte an Unsere Ruhe
erinnern, die auf langer Erfahrung gründet; dabei ist auch Zusammenarbeit von
entscheidender Bedeutung. Sie stärkt jeden Fortschritt.
Hört ihr: Ich spreche von Zusammenarbeit! Jede
Verletzung der Zusammenarbeit dient der Finsternis. Hört ihr: Jeder Dienst an
der Finsternis bedeutet Zerstörung! So denkt an Unsere Türme, wo der Herd der
Zusammenarbeit brennt.
Der Denker sprach: „Jeder Mensch ist von
Zusammenarbeit umgeben.“
Man kann verstehen,
wie notwendig es ist, die Harmonie der Schwingungen zu beachten, damit eine solche
Einheit zustande kommen kann. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie notwendig
es ist, die gesamte umgebende Atmosphäre zu bewahren, damit nichts Fremdes die
Verwirrung der Ströme verstärken kann.
Die Menschen streben danach, Unsere Türme zu
finden, sie verstehen aber nicht, dass ihr Eindringen eine Katastrophe auslösen
kann. Man muss unter den gewöhnlichen irdischen Bedingungen Einheit bewahren, um
Unserer Einheit wenigstens annähernd nahezukommen. Mögen die Menschen sich in
dem Wissen freuen, dass irgendwo eine Art Leiter der Welten existiert. Schon dieses
Bewusstsein wird eine Brücke zum Fortschritt sein.
Ein unfähiger Prediger könnte dazu raten, die
höhere Einheit außer Acht zu lassen. Eine solche Botschaft wird aber für die
irdische Ebene nicht nützlich sein. Jede Begrenzung ist wie eine verschlossene
Tür und wie der Entzug frischer Luft. Sogar im dürftigsten Alltagsleben träumen
die Menschen von einer Erweiterung ihrer Möglichkeiten, doch können sie leben,
ohne die Augen zu den Sternen erhoben und ohne ein einziges Mal über die
Unbegrenztheit nachgedacht zu haben?
Mag der unfähige
Prediger die Vorzüge höherer Errungenschaften für sich allein in Anspruch
nehmen; es wird jedoch der Tag kommen, da man ihn fragen wird, mit welchem
Recht er seine Nächsten des Traumes vom Allerschönsten beraubt hat.
Wenn die
Menschen schon von den Feinstofflichen Welten wissen, werden sie unausweichlich
über höhere Grenzen nachdenken. Niemand kann die Menschen dessen berauben, was
sie bereits vorausfühlen. Es ist nicht klug zu versuchen, die Tür zu schließen,
wenn der Schlüssel zu ihr sich schon in den Händen des Gastes befindet.
Der Denker wies darauf hin, dass der Mensch
die göttliche Welt erkennen muss.
449. Urusvati kennt einige Apparate, die Wir
zur Konzentration auszusendender Ströme verwenden. Überhaupt kann man Apparate
überall anwenden, wo sie helfen können, die psychische Energie* zu bewahren.
Man kann auch ohne Unterstützung vorgehen, doch sollte überall das Prinzip der
Wirtschaftlichkeit beachtet werden. Überdies gibt es derart angespannte
Momente, in denen es unerlässlich ist, sehr rasch einen anderen Energiestrom
entgegenzustellen. Die Menschen spüren mitunter solche Anspannungen, können
aber nur selten erkennen, woher die Hauptwellen kommen.
Wir weisen immer wieder auf Einigkeit als
Grundlage der Zusammenarbeit hin, doch manchmal könnt ihr bemerken, dass Wir
besonders auf Einigkeit bestehen, wofür es viele Gründe gibt. So kann es sein, dass
Uneinigkeit droht; doch kein geringerer Grund liegt darin, dass eine bewusst
vereinte Energie erforderlich ist. Wenn eine Spinne angreift, ist
Aufmerksamkeit nötig. Ein schlauer Skorpion erfordert vereinigte Anstrengungen.
Oft verlieren die Menschen das Gleichgewicht,
wenn sie von einer Gefahr hören. Indem sie eine einzige Gefahr fürchten, rufen
sie selbst zehn andere hervor. Mit einiger Erfahrung werden sie jedoch
verstehen, dass Gefahr vor allem Gleichgewicht erfordert.
Wenn man
Wanderer vor Gefahren warnt, verhalten sich nur wenige vernünftig. Ein
ängstlicher Wanderer wird alle möglichen Gefahren aufzählen und sich selbst noch
nie dagewesene Schwierigkeiten suggerieren. Ein echter Kämpfer jedoch sammelt all
seine Kräfte, um alle möglichen Hindernisse zu überwinden. Er weiß, dass Gefahr
von unten, von oben und von allen Seiten kommen kann, doch das ängstigt ihn
nicht. Im Gegenteil, die Anspannung aller Kräfte erfüllt
ihn mit Freude.
Ein erhabenes Gefühl ist die Freude der
Bereitschaft! Dieses strahlende Gefühl ist unbegrenzt, erleuchtet die ganze Aura
und vermehrt die körperlichen Kräfte. Stark ist die Mutter, die ihr Kind rettet. Ebenso
stark ist derjenige, der bereit ist, alle Hindernisse zu überwinden. Zu einer solchen
vollen Bereitschaft ist die Vereinigung bestimmter Energien erforderlich. Auch
über solche außerordentlichen Vereinigungen sprechen Wir, doch die Menschen
lieben Hinweise auf außergewöhnliche Gefahren nicht. Möge das Gefühl voller
Bereitschaft von den ersten Jahren an anerzogen werden; es wird den Sieg über
die Selbstsucht bedeuten.
Der Denker unternahm lange Reisen mit Seinen
Schülern. Er fragte sie, ob sie die beste Waffe mitgenommen hätten.
Unschlüssig, was Er meine, fragten sie: „Welche Waffe?“ Er aber antwortete: „Die
für eine Reise geeignetste: volle Bereitschaft.“
450. Urusvati weiß, dass alte Sprichwörter oft
als wissenschaftliche Aussagen gegeben wurden. Erst mit der Zeit verloren sie
die innere Bedeutung und wurden als äußerliche, kurze Formeln wiederholt. So
heißt es zum Beispiel: „Der Schlaf ist dem Tod ähnlich“, und niemand denkt
daran, dass sich darin eine große Wahrheit verbirgt. Der sogenannte Tod führt
den Menschen nämlich in die Feinstoffliche Welt, doch auch jeder Schlaf stellt
eine Berührung mit ihr dar.
Man kann viele Stadien eines solchen Zustandes
nennen, doch in jedem von ihnen schließt der Mensch sich an die Feinstoffliche
Welt an. Einige senden ihren feinstofflichen Körper auf weite Reisen, während
andere die Bereiche der Feinstofflichen Welt nur leicht berühren.
Die Ärzte
bemerken richtig, dass Schlaf Erholung bedeutet. Der Schüler sollte wissen, dass
jeder Anschluss an die Feinstoffliche Welt schon Erholung für den physischen
Körper darstellt. Auf diese Weise haben die Ärzte Recht, wenn sie die äußere
Bedeutung des Schlafes bestimmen. Doch dieser äußere erklärt nicht den inneren,
weitaus wichtigeren Sinn. Mögen die Menschen sich merken, dass jeder Schlaf sie
an die Feinstoffliche Welt anschließt, jene Welt, an die sie nicht glauben wollen.
Offenkundige physische Manifestationen werden
für Gaunerstücke von Medien gehalten, doch wollen Wir jetzt nicht auf Phänomene
verweisen, sondern auf einen natürlichen, jedem Menschen vertrauten Zustand.
Wenn die Menschen den Gedanken von der Bestimmung des Schlafes annehmen, werden
sie viele Einzelheiten bemerken.
In ihren Überlegungen über die Bedeutung des
Schlafes verfallen manche solchen Irrtümern, dass sie annehmen, Schlaf könne unnötig
sein. Bei einigen Krankheiten schwindet der Schlaf, doch ist ein solcher Zustand
qualvoll und schädlich. Richtig ist, dass der Schlaf auf den Höhen bedeutend verkürzt,
aber nicht ganz aufgegeben wird.
Die Menschen sollten verstehen, dass bei
Besuchen in der Feinstofflichen Welt Begegnungen mit den feinstofflichen
Körpern von noch lebenden Personen stattfinden können. Oft denken die Menschen,
geträumt zu haben, doch in Wirklichkeit trafen sie mit den feinstofflichen
Körpern Lebender zusammen. Dabei kann man feststellen, dass diese Begegnungen bereits
unter dem Zeichen eines Verständnisses für die Bedingungen in der
Feinstofflichen Welt vor sich gehen.
So können höchst
unbeherrschte Menschen sich dort in einem Meinungsaustausch als vernünftig und
äußerst angenehm erweisen. Im irdischen Leben werden sie niemals zugestehen,
ein solches weitgefasstes Urteilsvermögen zu besitzen. Sie bewahren bestenfalls
kleine Splitter der Begegnungen in ihrem Gedächtnis, nehmen jedoch in ihrem Wesen
ein neues Verständnis der Dinge mit. Solche aus der Feinstofflichen Welt
mitgenommenen Lektionen bringen in verschiedenen Lebenssituationen großen
Nutzen.
Solche Erwerbungen könnten jedoch bedeutend
verstärkt werden, wenn die Menschen sich beim Schlafengehen bewusst machen
würden, dass sie die große Feinstoffliche Welt berühren werden. Mögen die Menschen
wenigstens äußerlich diesen alltäglichen Anschluss erkennen, dann würde die
Feinstoffliche Welt sich zu nähern beginnen.
Nicht selten
wundert sich ein Mensch, im Schlaf Lebende wie Verstorbene gesehen zu haben,
doch liegt darin nichts Verblüffendes, denn der feinstoffliche Körper kann,
unabhängig von Zeit und Raum, auf die andere Ebene vordringen. So raten Wir, den
Schlaf in eine auserlesene Reise in höhere Gebiete zu verwandeln, wobei man jedoch
seiner feinstofflichen Energie keinen Zwang antun darf. Der Mensch bewahrt die
in der Feinstofflichen Welt angetroffenen Erscheinungen nur selten im
Gedächtnis. Auch wenn der beschriebene Zustand auf natürliche Weise verläuft,
denkt trotzdem daran, dass ihr während des Schlafes die Feinstoffliche Welt
berührt.
Der Denker sprach: „Es ist uns gegeben, in
jeder Nacht herrliche Wege zu gehen.“
451. Urusvati weiß, dass die Menschen
verschiedene mechanische Maßnahmen zur Bewahrung des Gedächtnisses ergreifen.
Sie haben dazu eine besondere Wissenschaft erfunden: die Mnemonik[3]. Sie haben
das Gedächtnis in viele verschiedene Arten eingeteilt und schlagen vor, viel
auswendig zu lernen, um die Stärke der Gehirnmuskeln zu entwickeln. Doch sie
vergessen das Wichtigste, das das Bewusstsein des Menschen verwandelt:
Sie vergessen, dass
die unablässige Erinnerung an das Allerliebste sich als das sicherste Mittel
erweist. Es besteht keine Notwendigkeit, dass unbedeutende Fakten das Bewusstsein
belasten; vor allem nötig ist, das Allerwichtigste im Gedächtnis zu bewahren, das
der Mensch sich als führenden Begriff erwählt hat.
Wenn der Mensch lernt, beständig an sein Endziel
zu denken, wird er auch die beste Art von Gedächtnis erlangen, das Wir synthetisch
nennen. Eine solche Konzentration verfeinert und schärft auch die
Nervenzentren.
Dieser Rat scheint sehr einfach zu sein, man
braucht sich also nur zu konzentrieren; man muss allerdings vor allem imstande
sein auszuwählen, auf wen oder was man sich konzentrieren will.
Man kann Unsere
Schwester nennen, die unerschütterlich das Gedenken an das Allerliebste in sich
trägt; das bedeutet, dass eine solche Errungenschaft auch inmitten der irdischen
Wirren möglich ist. Mögen die Menschen daran denken, dass ein sicherer Anker
das Schiff selbst im Sturm zu retten vermag. Niemand zwingt zu solcher
Konzentration, die menschliche Natur selbst lenkt zu dem zuverlässigsten
Mittel.
Der Denker dachte unablässig an die von Ihm
erwählte Muse[4]. Er verbarg es nicht, dass
Er in Tagen der Erschütterung dank Jener feststand, die Ihm Stütze war.
452. Urusvati weiß, dass jeder Herantretende
viele Bewohner der Feinstofflichen Welt mit sich führt; dies ist keine
Besessenheit*, sondern nur der Gleichklang der Auren. Natürlich drängen
Bewohner der Feinstofflichen Welt sich ohnehin schon um uns herum, doch jedes
Herantreten eines anderen zieht auch sein ganzes Gefolge mit heran. Es ist
nicht wünschenswert, dass diese neuen Gäste beginnen, sich mit den gewöhnlichen
Bewohnern zu streiten; vielmehr ist es besonders segensreich, wenn alles in
einen übereinstimmenden Chor zusammenfließt. Jede solche Verstärkung zieht sogleich
auch hohe Besucher an.
Wir wollen das Gesagte nicht als ein neues
Märchen auffassen, sondern lieber Unser wissenschaftliches Verständnis auf
diese unbezweifelbaren Fakten anwenden. Möge der Beweis vom Gegenteil her
erfolgen: Es wird doch niemand beweisen können, dass alle Angaben über die
Feinstoffliche Welt unmöglich seien. Möge man neue Beweise suchen, bevor man all
das im Verlauf von Jahrtausenden angesammelte Wissen umstürzt.
Wir erwarten keinen blinden Glauben und nehmen
daher die Herausforderung beliebiger Verneiner bereitwillig an, doch bitten Wir
sie, wissenschaftlich vorzugehen. Ohne wissenschaftliche Beweise unbegründet zu
verneinen ist unmöglich. Mögen die Verneiner lernen, solche Tatsachen
beizubringen, welche die Unmöglichkeit Unserer Informationen über die
Feinstoffliche Welt aufzeigen. Möge dieser Disput jedoch nicht an den Streit
über die Bewohnbarkeit der fernen Welten erinnern.
Es ist nicht überzeugend, wenn die Widersprechenden
sagen, dass nach ihrer Meinung allein die Erde bewohnt sei. Niemand wird sich
mit derart platten Behauptungen begnügen. Im Gegenteil kann jeder, der die Bewohntheit
oder Erfülltheit des Raumes annimmt, zur Unterstützung physikalische Gesetze anführen.
Es erfordert nicht viel Arbeit, die Anwesenheit von Mikroorganismen zu
beweisen, und von ihnen lässt sich ein Faden zum Makrokosmos ziehen.
Glaubt nicht,
ein solcher Vergleich sei primitiv; überlegt zuvor, wie viele Menschen noch nie
durch ein Mikroskop oder Teleskop geblickt haben. Lasst uns dies nicht armen
Landbewohnern vorwerfen, berücksichtigen wir lieber die Auserwählten der
Völker. Man kann sich nur wundern, wieviel Unwissenheit sich in den städtischen
Türmen und auf den Märkten findet. Diese Menschenansammlungen sind als
Pflanzstätten der Unwissenheit zu bezeichnen. Man soll lieber ein Gespräch mit
einem Landbewohner führen und an dem verderblichen, unwissenden Urteil der
Städter vorübergehen. So mögen die Verneiner wissenschaftliche Beweise sammeln.
Der Denker schlug den Mitbürgern vor, für jede
Entscheidung eine wissenschaftliche Grundlage zu finden.
453. Urusvati weiß, dass die Menschen ständig
ganzheitliche, unteilbare Begriffe aufspalten; eine solche Gewaltanwendung
zeugt von Unwissenheit. Der Begriff der Evolution wird in einen materialistischen
und einen idealistischen Teil zerlegt; doch darf man den erhabenen Begriff der
Evolution derart entstellen und ihn so seiner Anwendbarkeit auf das Leben
berauben?
Hört ihr Unser Bedauern, wenn die Einheit verletzt
wird? Mag sich ein Arzt den Menschen auch nur aus Muskeln oder nur aus Nerven
bestehend vorstellen – existieren kann ein solcher Organismus nicht. Kann man
sich also die Evolution nur als materialistisch oder nur als idealistisch
vorstellen? Weder das eine noch das andere wäre lebensfähig. Allein die volle
Evolution sämtlicher Begriffe vermag das Leben zu verwandeln.
Wir nennen das nicht
Synthese, denn Synthese setzt die Verbindung einiger Teile voraus; im Fall der
Evolution gibt es aber keine mechanische Verbindung – Muskeln und Nerven der
Evolution stellen einen einzigen Organismus dar. Es ist widernatürlich sich
vorzustellen, ein Organismus könne um einen seiner bewegenden Teile beraubt
leben.
Daher kann man in
der Geschichte der Menschheit verfolgen, dass sogar die Blütezeiten von Staaten
und Völkern nicht von langer Dauer waren. Solange die Harmonie aller Grundlagen
der Evolution nicht gefunden wird, wird die Menschheit hinken.
Lasst uns auch prüfen, ob die Begriffe des
Materialismus und des Idealismus richtig verstanden werden. Wir finden, dass
beide falsch ausgelegt werden. Wenn die Menschen wissen, dass Materie auch
Geist und jeder Zustand beider nur die Offenbarung ein und derselben
uranfänglichen Energie ist, so wird jeder Versuch einer Aufspaltung dieser
Einheit nur eine Verstümmelung sein. In den Händen Unwissender erscheint die
Materie als ein bedingter Begriff. Auf dieselbe Weise ist auch der Begriff des
Idealismus in den Händen von Toren ein nichtssagendes Banner.
Möge die große Evolution nicht geschmälert
werden; möge man alle Wissenschaften herbeirufen, um zu begründeten Urteilen zu
gelangen. Nur bei Anwendung wissenschaftlicher Methoden werden die Menschen die
Bedeutung der Evolution anerkennen.
Der Denker sprach: „Bürger, warum habt ihr ein
Bein hochgebunden? Für einen langen Weg taugt ihr so nicht.“
454. Urusvati weiß, dass jede menschliche
Handlung zum Bösen gewendet werden kann. Wenn die Ärzte des Altertums eine
Heilung ausführten, fügten sie hinzu: „Möge dieses Gute nicht in Böses verkehrt
werden.“ So lassen sich viele Beispiele dafür anführen, wie aus besten
Absichten Elend entstand. So kann ein Bauer, dem befohlen wurde, nur an seine
Bewaffnung zu denken, nicht hinreichend an seinen Acker und die Aussaat denken.
Der Lehrer muss
erläutern, dass auch das Gute viele Stufen hat. Ein Mensch strebt nicht zum
Guten, wenn er mit seinem Handeln Böses erzeugen kann. Was aber tun, um auch
vergleichsweise geringfügig Böses zu vermeiden? Erneut kommen wir zum
Gefühlswissen.
Wir wissen, dass die Finsteren das beste
Vorhaben bis zu einem gewissen Grad entstellen können. Wir sind darüber nicht
betrübt, dass irgendwo das von uns vollbrachte Gute entstellt wird. Wir wägen
ab, wann das Gute die beste Ernte einbringen wird, und weinen nicht, wenn es
irgendwo entstellt wird. Nur in der Angemessenheit* kann man die Rechtfertigung
für eine Handlung finden.
Vergessen wir nicht, dass die Finsternis selbst
das hellste Feuer zu verdecken vermag, doch geht die Sonne nur deshalb unter,
um wieder aufzugehen. So vermittelt jede kosmische Erscheinung einen Begriff
von der menschlichen Arbeit. Man darf nicht meinen, dass das Ende naht, denn es
gibt kein Ende; Freude erwächst aus der Unbegrenztheit.
Der Denker tröstete die Schüler damit, dass
Freude unbegrenzt ist.
455. Urusvati weiß, wie viele
Missverständnisse um den Begriff „augenblickliche Erleuchtung“ herum entstanden
sind. Die Menschen bilden sich oft ein, bereits erleuchtet worden zu sein, wenn
sie eine vorübergehende Begeisterung empfunden haben. Man kann sich auch eine augenblickliche
Erleuchtung vorstellen, doch wird sie auf langwierige innere Arbeit gegründet
sein. Diese Arbeit kann als Erbe der Vergangenheit sogar unbewusst sein, und
dennoch geht sie vor sich und ermöglicht erst die Erleuchtung.
Unter Erleuchtung ist kein zufälliges
Aufflammen zu verstehen, sondern eine ganze Stufe des Bewusstseins. Die
Menschen verstehen oft nicht, dass eine solche Stufe unerwartet eintreten kann,
gleichsam als Folge eines zufälligen Ereignisses. In der Tat kann ein äußeres
Ereignis den Anstoß zur Öffnung des „Lotus“[5]
geben, die Blüte selbst jedoch ruhte bereits in der Tiefe des Bewusstseins.
Der „Lotus“ wird
durch viel Arbeit aufgezogen, doch oftmals bemerken die Menschen nicht, wie sie
den herrlichen Garten bestellen. Erst nach einer eifrigen Aussaat kann die Erleuchtung
aufblitzen. Ohne Ursachen wird es auch keine Wirkungen geben.
Desgleichen wird oft nicht verstanden, was
Feierlichkeit ist. Man mag denken, dass ein solcher erhabener Zustand zufällig
eintritt. Nein, er gestaltet sich als Folge langen Nachdenkens; wenn er jedoch
erstarkt, erweist der Mensch sich als auf einer festen Stufe stehend. Wir
schätzen nicht das ephemere[6] Aufflammen,
sondern das unverlöschliche Brennen.
Der Denker lehrte, dass jedem Menschen eine
Öllampe verliehen ist.
456. Urusvati weiß, dass die psychische
Energie den Zug der Vögel lenkt, ebenso wie sie zu menschlichen Vereinigungen
beiträgt; man muss aber an die Erziehung des Willens erinnern, die das beste
Hilfsmittel für Erleuchtung ist. Wie eine wegweisende Fackel lodert die
Erleuchtung auf und beleuchtet den Weg, doch wie soll man den Willen erziehen?
Vielleicht mittels Konzentration oder Pranayama? Jedes Mittel wird seinen
Nutzen haben, doch der stärkste Wille wird in den Lehrstunden des Lebens geformt.
Man darf nicht irgendwelche außergewöhnlichen
Ereignisse erwarten, um den Willen zu üben. Möge er an den gewöhnlichsten
Alltagserscheinungen wachsen. So erstarkt ein völlig unerschütterlicher Wille.
Es ist schlecht, wenn ein Mensch sich die Eigenschaft des Willens einredet, er muss
innerlich durch einen psychischen Impuls aufgespeichert werden. Bei jeder
Arbeit üben wir uns in der Stärkung des Willens. Bei jeder Begegnung offenbaren
die Menschen das Niveau ihres Willens.
Das Denken des Menschen fließt dem Befehl des Willens
gemäß, und dieses Gefühl soll Tore eröffnen, aber keine Sklaverei sein. Die echte
Erziehung des Willens beginnt mit dem ersten Erwachen des Bewusstseins. Schon
von jungen Jahren an spürt der Mensch den Vorzug eines disziplinierten Willens.
Nicht alle sind in der Lage, einen ungezügelten Willen leicht zu bezwingen. Das
Chaos wird nur durch die Erkenntnis besiegt, dass diese grobe Materie verwandelt
werden muss. Viele Verkörperungen muss man jedoch durchschreiten, um
selbständig die Notwendigkeit der Überwindung des Chaos zu verstehen.
Solange dem Menschen die Erfahrung fehlt, möge
er den Rat über den Willen anhören. Er wird verstehen, wie der Wille gestärkt
oder gezügelt werden muss. Er wird verstehen, dass der Wille ihm hilft, den
Nächsten nicht zu kränken. Der Wille wird eingeben, wann man Hilfe erweisen
kann. Über den Kanal des Willens wird auch Unsere Führung eilen. Der Wille ist
wie ein Reiniger, wenn er auf das Gute gerichtet ist.
Der Denker zeigte des öfteren auf
vorüberziehende Vögel und sprach: „Welch herrliche Kraft führt diese Wanderer!“
457. Urusvati weiß, dass die Stimme des Bewusstseins
mitunter die kleine Stimme genannt wird. Diese Bezeichnung entspricht jedoch
nicht ihrem Wesen. Ebenso nennt man sie die unhörbare Stimme, was auch nicht
richtig ist. Man nennt sie auch die Stimme der Tiefe, eine solche Definition
ist schon näherliegend. Warum jedoch das einfachste vermeiden, nämlich „die Stimme
des Bewusstseins“? So kann man leichter verstehen, dass ein solcher Befehl des
Bewusstseins sowohl eine Erleuchtung als auch eine Zusammenarbeit mit der Überirdischen
Welt darstellt.
Man sollte wissen, dass das Bewusstsein nicht
von außen unterdrückt, sondern von allen Energien des Raumes genährt wird.
Unsere Führung kann kein Zwang sein, sie kann aber die besten Kräfte des Bewusstseins
nähren. Wer die Bedeutung der Zusammenarbeit versteht, kann erkennen, wie man
ohne Zwang helfen kann.
Was tut der Mensch, wenn die Stimme seines Bewusstseins
zu erklingen beginnt? Gewöhnlich müht er sich mit allen Kräften, sie zu
ersticken. Man kann bestätigen, dass die Menschen die Stimme des Bewusstseins
als etwas überaus Beunruhigendes vertreiben. Kann der Mensch jedoch erfolgreich
voranschreiten, solange er seine Gabe nicht erkennt?
Oftmals fürchtet man das sogenannte Gewissen.
Es ist üblich zu denken, es spreche nur nach schlechten Taten. Welch ein
Irrtum! Das Gewissen oder Bewusstsein ruft zum Guten auf. Doch der Mensch ist,
während er ein Verbrechen begeht, nervlich sehr angespannt und kann so auf der
Hut sein, dass die Stimme des Bewusstseins für ihn erklingt.
Man darf nicht
meinen, Zusammenarbeit bestünde in gegenseitiger Verurteilung. Könnten die
Menschen die Warnungen hören, würden sie viele Gefahren vermeiden. Die Stimme
des Bewusstseins ist weder klein noch unhörbar noch stolz über ihre
Unabhängigkeit. Wahre Zusammenarbeit achtet nicht darauf, woher der Erfolg
kommt, feinfühlig und dankbar nimmt sie die Gabe des Guten an.
Der Denker nahm diese Gaben als Nahrung für
den Geist entgegen.
458. Urusvati weiß, wie unbeständig und falsch
die Menschen die neuesten Erfindungen nutzen. So sind viele neue Filme in
Gebrauch gekommen, die für Aufnahmen feinstofflicher Wesenheiten überaus
geeignet sind, doch kaum jemand versucht, solche neuen Möglichkeiten
anzuwenden. Mitunter kann sehen, dass die Ergebnisse alter Aufnahmen sogar besser
waren. Seinerzeit wandte man unzweifelhaft mehr Anstrengungen und Geduld auf
als heute. Überdies verfielen die Forscher nicht so schnell der Enttäuschung.
Es ist nicht möglich, für alle feinstofflichen
Experimente alle kosmischen Bedingungen vorauszusehen. Man kann aber darauf hinweisen,
dass der Chemismus starker Sonnenstrahlen ungünstig ist; ebensowenig förderlich
sind Orkane und Bodenschwankungen. Stille und gleichmäßiges Licht sind
besonders hilfreich, desgleichen können die Harmonie der Anwesenden und Klänge
von Musik unterstützen, doch alle diese Bedingungen sind primitiv.
Überdies gibt es
unzweifelhaft viele feinstoffliche Einflüsse, nützliche wie entgegenwirkende.
Man sollte wissen, dass unter den feinstofflichen Wesen keine einheitlichen
Ansichten herrschen. Sie können über die Nützlichkeit bestimmter Manifestationen
uneins sein und Gegenwirkungen veranlassen. Ebenso kann es feindliche Versuche
geben, eine Mitteilung zu unterbinden, doch Geduld und Streben überwinden dies.
Wir wollen auch nicht vergessen, dass die
Teilnahme von Frauen den feinstofflichen Versuchen besonderen Erfolg verleiht.
Man kann feststellen, dass das Gleiche auch bei Filmaufnahmen geschieht. Wenn
eine Frau körperlich oder feinstofflich teilnimmt, gelingen die Aufnahmen gut.
Wir haben
bereits über die Teilnahme von Frauen an allen wissenschaftlichen Experimenten
gesprochen. Die Alchimisten des Altertums verstanden den vollen Wert der
weiblichen Mitarbeit, den heutzutage jedoch viele Wissenschaftler in Abrede
stellen. So tritt indirekte weibliche Mitarbeit an die Stelle der direkten, und
dennoch zieht das Wesen der Dinge selbst die Frau hinzu, und sie legt Hand an
die neuen Entdeckungen.
Es ist daher unerlässlich, die Lage der Frau
zu verändern. Neben Gleichgewicht und Gleichberechtigung muss man auch die Feinheit
der weiblichen Natur verstehen. Es wäre bedauerlich, die Frau an der Stelle von
Soldaten oder bei einer Arbeit sehen zu müssen, die grobe Kraft erfordert. Wenn
wir uns von der Anwesenheit kostbarer feinstofflicher Energie überzeugen, müssen
wir sie um der Zweckmäßigkeit willen auch anzuwenden verstehen. So gelangen wir
erneut zur wahren Zusammenarbeit.
Wir müssen für jede Fähigkeit den ihr gebührenden
Platz finden. Die Epoche der Mutter der Welt* bedeutet keine Rückkehr zum
Zeitalter der Amazonen. Es steht eine weitaus größere, erhabenere und feinere
Aufgabe bevor. Man kann beobachten, dass Maschinen in den Händen von Frauen weniger
ermüden und Pflanzen langsamer welken.
Natürlich
spreche Ich nicht von allen Frauen, sondern von denen, die Ausdruck der feinsten
Energie sind. Sämtliche derartigen Fähigkeiten sind dem Zeitalter der Mutter
der Welt angemessen. Der Bereich der ärztlichen Tätigkeit wird zu solchen
Fähigkeiten in Beziehung stehen.
Noch eine weitere Eigenschaft ist der Frau
eigen: Sie ist die Trägerin des höchsten Grades der Hingabe. Die höchsten
Wahrheiten treten dank der Frau ins Leben. Die Wirklichkeit selbst bestätigt
diese Aussage. Die Frau kann dabei helfen, dass die Entdeckungen in rechter
Weise Anwendung finden.
Der Denker wandte sich Seiner Muse zu und
wollte damit Seiner Verehrung der feinsten Kräfte Ausdruck verleihen.
459. Urusvati weiß, wie sehr die Menschen es
vorziehen, zu den fernen Welten zu streben, statt sich um die Situation auf der
Erde zu kümmern. Die Ursache ist klar: Die fernen Welten sind für die
Erdbewohnern ohne Verantwortung, die Verpflichtungen für das grobstoffliche Leben
aber werfen viele Sorgen auf. Niemand oder fast niemand möchte verstehen, dass
die Realität der fernen Welten sich nur demjenigen eröffnet, der die irdischen
Bedingungen überwindet.
Ohne Erkenntnis der irdischen Bestimmung ist
es unmöglich, in überirdische Räume vorzustoßen. Nur durch irdische
Vervollkommnung erweisen wir uns als gute Wanderer in die fernen Welten. Wenn
wir also vom Überirdischen sprechen, müssen wir vor allem mit unserem irdischen
Zustand einverstanden sein. Wiederum betone Ich, dass diejenigen, die nicht fähig
sind, über das Irdische nachzudenken, nicht in rechter Weise zum Überirdischen
streben können.
Glaubt nicht, dass selbst die Leser der
gesandten Testamente diese auch im Leben anzuwenden in der Lage sind. Doch lasst
uns deswegen nicht betrübt sein; jeder, der viele irdische Wege durchschritten
hat, weiß, wie sich seine Erfahrung angesammelt hat. Er, der sich vieles zu
eigen gemacht hat, wird sich Irrenden gegenüber barmherzig verhalten.
Man darf nicht vergessen, dass wir uns bei
jedem irdischen Inerscheinungtreten in Bezug auf bestimmte Fähigkeiten
vervollkommnen, während viele andere Aufspeicherungen gewissermaßen im Zustand
der Vergessenheit bleiben. Daher wundern sich die Menschen nicht selten, wenn
sie sehen, dass jemand sich in bestimmter Hinsicht erfolgreich entwickelt und
in anderer schläft. Nur in der Feinstofflichen Welt flammen auch die früheren
Aufspeicherungen auf, allerdings die Fehler ebenfalls.
So sagte der Denker oftmals, um jemanden zu
rechtfertigen: „Wissen wir, was in seinem Busen ruht?“
460. Urusvati weiß, dass die Überfüllung des
Raumes gefährliche Folgen zeitigen kann. Fassen wir diese Ermahnung rein
wissenschaftlich auf. Man sollte wissen, dass sogar die Überschneidung von
Radiowellen räumliche Verwirrung schafft. Noch größere Unruhe entsteht jedoch
aus unmittelbaren menschlichen Ausrufen.
Psychiater sollten ihre Aufmerksamkeit auf
psychische Epidemien lenken. Es muss erforscht werden, bei welchen psychischen
Massenerscheinungen entsprechende Wirkungen auftreten. Man darf die Entstehung
psychischer Epidemien nicht nur der Besessenheit zuschreiben. Doch kann
natürlich ein räumlich vergifteter Organismus leicht auch Besessenheit
aufnehmen.
Achtet auf das Wort „vergiftet“, es bringt das
Wesen der Epidemie besonders gut zum Ausdruck. Die Ärzte müssen verstehen, wie
der Chemismus zustande kommt, der sich auf den Zustand des Organismus auswirkt.
Dabei ist besonders wichtig zu studieren, welche Massenbewegungen diese
Erkrankung am meisten begünstigen.
Man kann erkennen, dass nicht selten größte
Explosionen weniger gefährlich sind als sogenannte Gärungen. Vergessen wir
nicht, dass es Zeiten geben kann, die schlimmer sind als Krieg. Wenn Wir daran
erinnern, haben Wir die Vergiftung des Raumes im Blick. Bei jeder Gärung werden
Gase gebildet, doch menschliche Verwirrung kann ein sehr starkes Gift erzeugen,
und niemand denkt daran, dass die Menschen selbst die Zerstörung erzeugen.
Die Zeit, als man von einer abstrakten
Psychologie sprach, ist vorüber; jetzt hat man begriffen, dass sie das realste Laboratorium
ist, in dem Gifte hergestellt werden. Es könnten darin jedoch ebenso gut auch
wohltuende Heilmittel geschaffen werden. Man muss nur das Denken für etwas Gutes
verwenden.
Der Denker drängte die Bürger: Macht euch zu guten
Menschen, dann wird das Buttern[7] des
Lebens zu einem Allheilmittel.
Wir wissen, dass sie sich in der Aura
widerspiegelt und diese entflammt, doch die Wissenschaftler können noch nicht
verstehen, welche Nervenzentren bei Ausbrüchen von Begeisterung am meisten
tätig sind. Diese erhabene Anspannung kann bei jeder Arbeit aufkommen. Die
Alten nannten diesen Zustand „Göttlichen Gruß“, er allein kann jeder Arbeit das
Leuchten der Vervollkommnung verleihen.
Man könnte sagen, dass ein solches Streben nach
Vervollkommnung nur für höheres Schaffen auf allen Gebieten charakteristisch
sei, was jedoch eine relative Definition ist. Wir bestätigen, dass jede Arbeit
von einer Begeisterung getragen werden sollte, die zur Vervollkommnung führt.
Meister jedes beliebigen Handwerkes wissen, dass sogar die alltägliche Arbeit
auf beständige Vervollkommnung hin ausgerichtet sein kann. Sprecht mit den
besten Handwerksmeistern, und sie werden euch bestätigen, dass die Qualität der
Arbeit kontinuierlich erhöht werden kann. Genau dasselbe sagen Wir auch von
Unseren Arbeiten: Nehmt Uns die Begeisterung, und alle Arbeitsrhythmen werden
gestört.
Urusvati weiß, wie eine solche Störung des
Rhythmus zum Ausdruck kommt. Es ist gar nicht erforderlich, dass irgendwelche
finsteren Kräfte sich einmischen; es genügt, dass der Strahl eines
Gesprächspartners sich als disharmonisch erweist, und der Rhythmus wird
gestört. Es ist nicht leicht, den Rhythmus wieder aufzubauen, dafür man muss
eine besondere Tätigkeit bestimmter Zentren hervorrufen. Doch eine solche
eilige Einwirkung kann auch physische Folgen haben.
So gelangen wir erneut
zu der Feststellung, dass die Zeit gekommen ist, um die Tätigkeit der
Nervenzentren zu studieren. Die Reflexologie[8] hat den
Anstoß zu weiterer Forschung gegeben, doch ohne ein Verständnis der psychischen
Energie werden die notwendigen Schlussfolgerungen nicht gezogen werden können.
Der Denker riet, jegliche Störungen von
Rhythmen wahrzunehmen und im Gedächtnis zu bewahren, welche körperlichen Symptome
sie hervorrufen.
462. Urusvati weiß, wie schmerzhaft sich
disharmonische Ströme auswirken. Auch mit der selbständigen Wiederherstellung
des Gleichgewichts sind viele schmerzhafte Empfindungen verbunden. Man kann daran
erinnern, wie Unser Bruder K.[9] litt,
als Er die Einwirkung boshafter und unwissender Sendungen verspürte. Er hätte
diese Einflüsse in geringerem Maße empfunden, wenn die räumlichen Ströme zu der
Zeit nicht ebenfalls schwer gewesen wären.
Wir haben bereits über die Epidemie der
Entzündung der Schleimhäute gesprochen; auch diese Erscheinung muss der
Einwirkung von Strömen zugeschrieben werden, die allerdings durch die irdische
Verwirrung verstärkt werden. Wir sprechen dieses Wort aus, um auf die
Hauptursache hinzuweisen.
Es ist nicht leicht, das Gleichgewicht
wiederherzustellen, wenn von allen Seiten verderbliche Schauer gesandt werden. Die
Heilung erfordert vor allem Ruhe, die jedoch mitunter nicht erreichbar ist.
Unser Bruder litt langanhaltend, weil selbst unter den günstigsten Bedingungen
die Ruhe nicht unverzüglich wiederhergestellt werden konnte.
Wir kennen diese Anstürme irdischer Wirrnis.
Jeder von Uns hat irgendwann einmal solche Anspannungen erfahren. Sogar
gewöhnliche Ströme erweisen sich unter solchen Bedingungen als übermäßig, und
Wir halten solche Schwingungen, die Schaden bringen können, sogar nach
Möglichkeit zurück.
Man darf sich
nicht wundern, dass es in einer solchen Zeit keine gesättigten Offenbarungen geben
kann. Der Organismus muss geschont werden. Wir können den Rat geben: Ermüdet euch
nicht, und wenn ihr eine Anwandlung von Schläfrigkeit verspürt, erlegt euch
keinen Zwang auf.
Ein heftiger Zusammenprall von Strömen muss
sich auf feinfühlige Organismen auswirken. Früher ging man in die Wüste, um der
irdischen Wirrnis zu entgehen, doch jetzt haben die Menschen sogar den Luftraum
erobert, und die Ströme spannen sich an. Wenn Wir daher von Überfüllung des
Raumes sprechen, haben Wir nichts Abstraktes im Blick, sondern die irdische
Realität.
Der Denker sprach von der unsichtbaren
Schlacht.
463. Urusvati weiß, wie trübe das Leben ohne
Lehrer ist. Die Menschen fassen dies in eigentümlicher Weise auf. Verneiner
bemühen sich sehr, den Lehrer zu bestätigen. Jeder Verneiner wird für seine
eigenen Anhänger zu einem Lehrer und bestätigt somit diesen Begriff, Und sogar
die Gegner des Lehrertums schaffen denselben Begriff. Lasst uns nicht darauf
bestehen, dass alle Menschen identisch denken, doch möge jeder auf seine Weise
zu denselben Lebensgrundlagen gelangen.
Auch wisst ihr, dass das Leben ohne einen
Helden wie tot ist. Fragt alle Bewohner der Erde: Hat es je eine Zeit gegeben,
wo sie nicht das anziehende Bild eines Helden vor Augen hatten? Jedes Schulkind
wird anerkennen, dass es von Kindheit an in seinem Herzen einen Auserwählten
liebevoll gehegt hat. Leuchtende Taten haben die besten Impulse hervorgebracht.
Sie werden auch eingestehen, dass niemand sie die Verehrung des Helden lehrte,
sondern diese Eigenschaft von allein in ihnen wuchs.
Die Grundlagen des Daseins bilden sich nämlich
selbständig, sie treten aus der Schatzkammer des „Kelches“ zum Vorschein. Lange
lebten sie im Inneren als Lehrstunden aus der Feinstofflichen Welt. Nicht
selten vermögen die Menschen diese Vermächtnisse gar nicht in Worte zu fassen,
dennoch sind sie lebendig und verwandeln zur bestimmten Stunde das Leben.
Werdet nicht müde, immer wieder von dem Lehrer
und dem Helden zu sprechen, beide Begriffe sind ihrem Wesen nach ein und
dasselbe. Sie führen zum Erfolg. Sie helfen, die Schwere des Lebens durchzustehen.
Sie sind eine Quelle des Mutes.
Der Denker sprach: „Der Lehrer ist der beste Hoplit[10].
Seine Rüstung rostet nicht und nutzt sich nicht ab. Ein ganzes Heer kann die
Flucht ergreifen, doch der Lehrer wird nicht weichen; wir wollen Ihm den Kranz
des Helden verleihen!“
464. Urusvati weiß, dass räumliche Ströme die
Erde in unterschiedlichen Rhythmen erreichen, so schaffen kosmische
Schwingungen besondere Muster. Man darf daher nicht denken, die überirdischen
Chemismen näherten sich gleich einer ungeheuren Wolke, welche die Erde wie in Nebel
einhüllt. Eher ließen sich die Rhythmen der Chemismen mit Mustern im Sand vergleichen,
die durch die Schwingungen von Tönen entstehen. Dadurch wird auch erklärt,
weshalb die Menschen die Chemismen nicht gleichmäßig strömend wahrnehmen,
sondern intervallartig; durch diesen Umstand wird die Erforschung der
räumlichen Chemismen erschwert.
Natürlich können die Wellen irdischer Gase
gute Beispiele abgeben. Oftmals leiden Menschen durch Gase, während andere in
der Nähe keinen Schaden verspüren. Überdies wird jede räumliche Welle in
Abhängigkeit vom Zustand der Nervenzentren verschieden aufgenommen. Beispielsweise
können angespannte Zentren solche Wellen geradezu anziehen, denn die Anspannung
erzeugt doch einen Magneten eigener Art.
Wenn Wir von der Notwendigkeit der Ruhe
sprechen, bestehen Wir auf Zweckmäßigkeit. Stellen wir uns vor, welche
verdoppelten Chemismen ein Mensch anzieht, dessen Gleichgewicht gestört ist,
und wie er zu einem Zentrum unsichtbaren Zusammenstöße wird. Bis zu einem
gewissen Grad können Wir natürlich mit Unseren Schwingungen zu Hilfe kommen,
doch darf nicht vergessen werden, dass hereinbrechende Chemismen sehr stark
sein können und mächtige Einwirkungen erfordern. Für den Menschen wird es nicht
leicht sein, zu einem Objekt zu werden, um das herum eine Schlacht von Wirbeln tobt.
Daher raten Wir
oft dazu, nicht übermäßig betrübt zu sein. Den Menschen mag es erscheinen, als habe
sich etwas nicht Wiedergutzumachendes vollzogen, doch in Wirklichkeit handelte
es sich nur um eine vorüberziehende dunkle Wolke. So ist jede Unserer Weisungen
ein medizinischer Rat.
Der Denker sprach: „Womit nur sollen wir
unseren Unsichtbaren Ärzten danken?“
465. Urusvati weiß, dass wahre Hingabe im
Herzen geboren wird, nicht im Verstand. Überdies darf dieses herzliche
Bestreben nicht als etwas Abstraktes aufgefasst werden, sondern als Realität.
Wie aber kann man dem Bewusstsein einprägen, dass Hingabe an das Gute die
Grundlage des Lebens darstellt? Der Mensch muss erkennen, dass das Gute nicht
nur für die Welt, sondern auch für ihn persönlich nützlich ist.
Mögen die Menschen sich verschiedener Abweichungen
vom Guten erinnern und die Gründe suchen. Sie werden dabei vor allem entdecken,
dass die Abweichler nicht an eine ununterbrochene Fortdauer des Lebens glauben.
Sie hoffen, dass ihre finsteren Taten zusammen mit ihnen sterben. Sie fürchten
den Tod sehr, und in ihrer Angst suchen sie das irdische Leben zu verlängern.
Doch wenn sie in
die Feinstoffliche Welt blickten, würden sie den Nutzen des Guten schätzen
lernen. Sie sagen: „Wozu diese Gespenster einer Feinstofflichen Welt? Wir
bezahlen lieber die Wissenschaftler, damit sie unser Leben hier verlängern, wo
wir uns in Feiern und Ausschweifungen stürzen können.“
Die Erscheinung finsterer Abweichler
beunruhigt diejenigen, die dem Guten zugeneigt sind. Immer wieder kann man
hören, dass die Menschen nicht wissen, wie man mit solchen Abweichlern
verfahren soll.
Lasst uns aber
betrachten, was der Mensch aus der Feinstofflichen Welt mitbringt. Er bringt
ein dreifaches Erbe mit: Allem voran ein karmisches, sein eigenes Erbe; dann
den Atavismus[11] der Vorfahren; und
schließlich das in der Feinstofflichen Welt Angeeignete. Solche Aneignungen können
sowohl lichter als auch finsterer Art sein. Man kann betrachten, wie ein Mensch
sein Dasein gestaltet hat, doch wenn alle drei genannten Umstände finsterer
Natur sind, wird auch eine Einwirkung vergeblich sein. Ebenso muss man die
Ursachen erforschen, und es wird sichtbar werden, wie die Abweichler aus sich
selbst kosmischen Unrat gemacht haben.
Der Denker sprach: „Möge Zeus seine Blitze
sammeln, um die Erde vom Unrat zu reinigen.“
466. Urusvati weiß, wie oft selbst die
einfachsten Unserer Weisungen entstellt werden. So haben Wir von der
Notwendigkeit gesprochen, die Rüstung unserer Freunde behutsam zu prüfen und im
Fall der Not fürsorglich zu helfen. Man sollte meinen, dass es sich um einen
ganz einfachen Rat handelt, doch die Menschen leiten daraus eine Verurteilung
des Nächsten ab. Wo sich aber der Wurm der Verurteilung eingenistet hat, darf
man keine Ernte erwarten.
Jetzt wollen wir den Unterschied zwischen
Verurteilung und einem gerechten Urteil untersuchen. Jeder wird verstehen, dass
es solche Verbrechen geben kann, die ein strenges Urteil unausweichlich machen;
doch unter der alltäglichen Verurteilung ist ein oberflächlicher und
schädlicher Begriff zu verstehen.
Nicht selten versuchen die Menschen, mit der
Verurteilung einen anderen zu zwingen, ihren Wünschen gemäß zu handeln. Sie
wollen nicht verstehen, dass jeder Vogel sein eigenes Lied hat. Man kann den
Vogel töten, ihn jedoch nicht zwingen, ihm fremde Klänge hervorzubringen.
Es ist sehr betrüblich, sehen zu müssen, wie
Menschen jemandem einen fremden Willen aufzwingen; doch noch trauriger ist es,
wenn solche Übergriffe sich im Umkreis einer Lehre des Guten ereignen. Als Wir
von einer fürsorglichen Haltung gegenüber der Rüstung der Nächsten sprachen,
hatten Wir gerade eine äußerst sanfte Berührung im Sinn, aber keine geschwätzige
Verurteilung. Es ist an der Zeit zu lernen, dass man die Atmosphäre nicht mit undurchdachten
Verurteilungen verseuchen darf. Nah bei diesen liegt auch die Verleumdung.
Jeder widernatürliche Zwang ist auch ein Hindernis für den Verkehr mit Uns.
Wir sprachen von überirdischen Gefühlen und
wissen, wie fein und geeignet für ferne Übertragungen sie sind. Darf man in einer
solchen Feinstofflichen Wohnstatt Grobheit zulassen?! Möge auf der
Freundlichkeit des Herzens gegenseitige Hilfe aufgebaut werden. Wenn die
Menschen die Kraft der Freundlichkeit des Herzens verstehen, werden sie noch einen
weiteren Weg zu Uns erkennen.
Der Denker vermochte Freundlichkeit von Bosheit
zu unterscheiden.
467. Urusvati weiß, dass sich der freie Wille
in den Höheren Sphären in Zusammenarbeit mit dem kosmischen Gedanken wandelt.
Die Menschen verstehen diesen Prozess nur sehr schwer. Einige glauben, der
freie Wille werde unterdrückt, andere nehmen an, er werde absorbiert. Die
Auffassungen sind vielfältig, doch überaus selten kann man von einem
Verständnis der Harmonie hören, in der die Macht des Denkens sich konsolidiert.
Es kann dort weder Versklavung noch Zwang geben, sondern nur erfolgreiches
Voranschreiten in Unbegrenztheit.
Ebenso wenig erfassen die Menschen, dass der
freie Wille auch in der Feinstofflichen Welt existiert. Sie möchten nicht
anerkennen, dass die Feinstoffliche Welt wie die grobstoffliche ist, nur in
einer anderen Dimension. Wer sich bereits im irdischen Leben Disziplin
angeeignet und eine Vorstellung von Harmonie hat, vermag diese Errungenschaften
in der Feinstofflichen Welt gleich nach dem Übergang anzuwenden. Ein solches
Verständnis wird als „gesegnete Flügel“ bezeichnet, da es ein rasches
Voranschreiten erlaubt.
Doch nicht oft versehen die Menschen sich im
irdischen Leben mit solchen Flügeln; gewöhnlich gehen sie mit einem
ungezügelten Willen und unbefriedigten Wünschen hinüber. Die Menschen sammeln sich
im irdischen Leben nicht, um über ihren weiteren Weg nachzudenken. Sie geben
sich mit fremden Formeln zufrieden, die im Laufe der Zeit versteinern.
Weder in der
Familie noch an der Schule wird über das zukünftige Leben gesprochen, im
Gegenteil, ein solches Gespräch würde als unzulässig erscheinen. Die
Familienmitglieder halten es nicht für möglich, über den Übergang in die
Feinstoffliche Welt zu sprechen, und an den Schulen würde ein solches Thema zur
Entlassung des Lehrers führen. So ziehen die Menschen es infolge von
Unwissenheit und Scheinheiligkeit vor, in Finsternis zu verbleiben.
Es gibt nicht viele, die es verstehen, über
die hohe Bestimmung des Menschen zu sprechen. Schon von den ersten irdischen
Lebenstagen an muss der Mensch unter dem Druck des Daseins seine
feinstofflichen Schimmer vergessen.
Man kann sich leicht vorstellen, wie das Leben
sich verwandeln würde, wenn es ein rechtes Verständnis der Aufgabe des Daseins
gäbe. Man kann sich vorstellen, wie viele scheinbar unlösbare Probleme leicht
zu lösen sein werden, wenn die Menschen verstehen, wonach sie streben müssen.
Der Denker wies darauf hin, wie lange die
Menschheit in Finsternis umherirren werde, statt den Sinn des Daseins zu
erkennen.
468. Urusvati weiß, dass man beim Studium der
großen Lehren nicht nur ihren Inhalt im Blick haben muss, sondern auch die
Sprache, in der sie gegeben wurden. Eine Lehre wird nicht ohne Grund in einer
bestimmten Sprache gegeben. Man kann alle Lehren seit dem Altertum verfolgen
und erkennen, dass die verwendete Sprache zeigt, welchem Volk es obliegt, die Stufe
des Aufstiegs zu offenbaren.
Mitunter wird angenommen, dass eine Lehre in
derjenigen Sprache gegeben wird, die dem Empfänger am nächsten ist, doch eine solche
Erklärung ist unzureichend. Man muss die Ursachen in ihrer ganzen Fülle betrachten.
Nichts geschieht zufällig. Der Empfänger der Lehre ist nicht zufällig und die
Sprache ist der Notwendigkeit entsprechend gewählt.
Man kann sehen, dass die Lehren in
verschiedenen Sprachen gegeben wurden, und diese Bedingung entsprach immer
wichtigen Umständen, die auch weltweite Bedeutung hatten. So ist die Sprache,
in der die jeweilige Lehre gegeben wird, ein Geschenk eigener Art an ein
bestimmtes Volk. Denkt nicht, dass die Lehre dadurch ihre weltweite Bedeutung
verlöre. Jede Wahrheit ist allgemeinmenschlich, doch hat jede Periode ihre
Aufgabe und jedes Volk seine Verpflichtung.
Es erfordert nicht wenig Zeit, den Kristall
des Wesens eines Volkes zu formen. Bei Bevölkerungsreichtum ist es schwer zu
erkennen, wo sich die wahre Natur des Volkes zeigt. Dem unerfahrenen Beobachter
können sich oberflächliche Züge zeigen und das eigentliche Wesen überdecken.
Daher raten Wir so sehr, Geduld und Beobachtungsgabe zu lernen, um nicht später
leichtfertige Urteile bereuen zu müssen.
Die Menschen haben sich daran gewöhnt,
leichtfertig zu urteilen; sie hoffen, dass es nie zu spät ist, einen Entschluss
zu ändern. Die Änderung einer Entscheidung ist jedoch dem Verrat sehr ähnlich, anders
gesagt, einer Eigenschaft, die Uns besonders zuwider ist. Es darf dort keine
Leichtfertigkeit herrschen, wo die Psychologie eines ganzen Volkes und die
Bedeutung einer ganzen Epoche zu beurteilen ist.
Man könnte einwenden: Es ist nicht leicht, bei
strömenden Wellen auf den Grund eines Flusses zu blicken. Doch dafür werden die
Lehren gegeben, welche die unterschiedlichsten Seiten des Daseins berühren; sie
sind keine zufällige Sammlung von Redewendungen, sondern ein Mosaik des
gesamten Lebens. Möge der Wanderer wählen, auf welchen Steinen der Fluss zu
überqueren ist.
Der Denker sprach: „Es gibt im Fluss viele
Furten. Muse, hilf, sie zu finden!“
469. Urusvati weiß, dass eine Vorstellung
durch Eindrücke der Wirklichkeit entsteht. Wenn ein Mensch Beobachtungsgabe und
Beweglichkeit in sich entwickelt, sammelt er in seinem „Kelch“ Lebensschätze
an, die seine zukünftige Existenz verwandeln werden.
Vergessen wir jedoch nicht, dass man unter
Vorstellung auch noch andere Erscheinungen verstehen kann. Der Mensch kann auch
die Wirklichkeit der Feinstofflichen Welt abbilden, die in einem bestimmten
Moment vor ihm ersteht. Dies halten die Menschen jedoch überhaupt nicht für
möglich. Sie vergessen die endlose Vielfalt der Feinstofflichen Welt. Diese
Welt beeinflusst den Menschen ständig, und beeindruckbare Organismen vermögen,
ihrer Entwicklung entsprechend, vieles wahrzunehmen, was in den überirdischen
Sphären geschaffen wurde.
Die Menschen sollten allerdings solche
Wahrnehmungen nicht allein ihrer eigenen Fähigkeit zuschreiben, denn es kann
dabei unsichtbare Helfer geben. Auf diese Weise kann die Vorstellung ein
überaus vielschichtiges Zusammentreffen vieler Bedingungen sein.
Ihr wisst
bereits, wie wichtig die Entwicklung der Vorstellungskraft im irdischen Leben
ist. Viele verstehen gar nicht, was Vorstellung ist. Sie geben zu, dass in
ihnen keinerlei Bilder auftauchen. Sie sagen, dass nur Künstler Phantasie
besäßen, anständige Bürger jedoch sich solcher Leichtfertigkeiten zu enthalten
hätten.
Sie verstehen nicht, dass Vorstellung ein zum
Schönen geöffnetes Fenster ist, welches das Leben vervollkommnet. Wenn endlich die
Wissenschaft die Menschheit zu einem gesunden Urteil führt, kann man auch das
Wissen auf eine neue Grundlage stellen.
Jede Erscheinung unterliegt der wissenschaftlichen
Erforschung, doch wenn selbst der Wissenschaftler ohne Vorstellungsvermögen
ist, wie wird er dann wissenschaftliche Apparate nutzen können?
Wir stellen fest, dass das gesamte Alltagsleben
aus einer Reihe höchst bemerkenswerter wissenschaftlicher Fakten besteht, doch
man muss sie auch erkennen. Es ist gut, dass man die Einwirkung von
Mikroorganismen verstanden hat, doch die psychischen Erscheinungen wurden vergessen,
die in machtvoller Weise rettend oder zerstörend sein können. Man muss diesen
Aspekt des Lebens auf wissenschaftlicher Grundlage verstehen. Unsere Türme gründen
allein auf der Erkenntnis der Natur.
Der Denker wusste, dass Evolution möglich ist,
wenn Erkenntnis Allgemeingut wird und die Festung einer klaren Vorstellung auf wissenschaftlicher
Grundlage errichtet wird.
470. Urusvati kennt die wissenschaftliche
Bedeutung sogenannter Talismane[12]. Wir
sprachen bereits über die Magnetisierung von Gegenständen, die unter gün-stigen
Bedingungen lange wirksam sein kann. Für einige ist dennoch die Frage des
Schicksals von Talismanen unklar geblieben, die in unwürdige Hände fallen. Der
Talisman in unwürdiger Hand verliert seine Kraft, so wie ein Magnet seine Macht
unter ungünstigen Bedingungen verliert.
Viele Menschen wurden wegen Talismanen gefoltert
und verbrannt, doch heute hat die Wissenschaft die Magnetisierung von
Gegenständen festgestellt. Die Menschen möchten wissen, welches
Magnetisierungsverfahren das beste ist.
Diese Einwirkung
ist individuell: Jemand führt mit Bestreichungen des Gegenstandes aus, ein
anderer legt ihn nachts unter das Kopfkissen, einer trägt ihn an seinem Herzen,
ein anderer berührt ihn nur und ein weiterer sieht ihn nur an. Eine
Magnetisierung kann auch auf Entfernung erfolgen, doch muss man dazu den
Gegenstand kennen, um ihn sich deutlich vorstellen zu können.
Ebenso notwendig ist es, dass der Gegenstand
in ein und derselben Umgebung verbleibt und ihn niemand mit bloßer Hand
berührt. Material, das nicht elektrisch leitend ist, wird zu diesem Zweck
nützlich sein. Grenzt das nicht schon an Zauberei? Nein, solche Hinweise
stellen nur die einfachste wissenschaftliche Prophylaxe[13] dar.
Für solche Experimente reicht die Geduld selten aus, doch die Übertragung von
Energie ist eines der mächtigsten Anzeichen. Bei solchen Versuchen kann man beurteilen,
wie phänomenal die Beherrschung von Energie ist.
Grundsätzlich betrachtet ist diese Gabe gar
nicht phänomenal, es hängt aber vieles von den umgebenden Bedingungen ab. Leider
sind die Menschen überhaupt nicht in der Lage, mit den umgebenden Bedingungen fertigzuwerden.
Von hundert Familien können sich höchstens fünf einer harmonischen Situation
rühmen. Bei den häuslichen Reibungen geht viel Energie verloren! Die
Vervollkommnung des häuslichen Lebens muss Zweckmäßigkeit lehren.
Jeder Mensch, der über einen Vorrat an
psychischer Energie verfügt, muss sorgsam behütet werden, doch die Menschheit
denkt noch nicht einmal darüber nach. Wenn Rutengänger[14] so
sehr geschätzt werden, müssen auch alle Besitzer einer besonderen psychischen
Energie geschützt werden. Jede Pflanze besitzt irgendeine heilsame Eigenschaft,
deren Anwendung jedoch gefunden werden muss. Dasselbe kann man von jeder
individuellen Energie sagen,
Pflanzenmixturen können überaus komplexe
Wirkungen entfalten. Was ist dann von der Mixtur menschlicher Energien zu sagen,
werden ihre Kombinationen etwa auch erforscht? Für eine Eheschließung verlangt
man ein medizinisches Attest; die Zeit wird kommen, dass dafür auch psychische
Energie gefordert werden wird, und dadurch wird das Problem der Disharmonie
gelöst.
Der Denker sprach: „Weshalb hängen die
Menschen sich einen Mühlstein um den Hals, wenn es doch besser wäre, sich um
Flügel zu bemühen?“
471. Urusvati kennt die Stufen der
Zusammenarbeit. Die Menschen ziehen die niederen Stufen vor, denn dort gibt es
weniger Verantwortung; Eifer braucht nur in relativem Maß gezeigt zu werden und
man muss sich nicht anstrengen, um die Findigkeit anzuspannen.
Die höheren Stufen aber sind den Menschen beschwerlich.
Dort muss man selbständig auftreten. Man muss in der Lage sein, ein einziges
Wort des Führers zu erkennen. Man muss den Mut finden, viele Pfeile auf seinem
Schild zu empfangen – so gilt: Je höher, desto schwerer.
Überdies kann
der Mensch nicht wissen, wie und wo seine psychische Energie wirkt. Nicht
selten mag es den Anschein haben, als sei nichts erreicht worden, indessen vollzieht
sich dank seiner psychischen Energie bereits vieles.
Der Mensch kann seinen gesamten Gesichtskreis
nicht überblicken; er kann nicht alle Ströme der psychischen Energie finden,
die in Vereinigung mit der Energie des Lehrers segensreich wirken. Möge der
hingebungsvolle Mitarbeiter seine psychische Energie dem Führer zur Verfügung
stellen.
Man sollte über
die Wege des Führers nicht nachsinnen. Solche Wege können überaus komplex sein.
Man kann unmöglich zur Zeit der Schlacht damit beginnen, Überlegungen über die
Gedanken des Führers anzustellen; man kann nur seine ganze Bestrebung
anspannen, um das Beste zu tun. So muss man auf den höheren Stufen der
Zusammenarbeit lernen, dass die Energie in viel weiterem Maße genutzt werden
kann, als man denken könnte.
Bei Uns gibt es das Beispiel eines großen
Heerführers, der einen Sieg errungen hatte, es aber nicht erkennen konnte. Ihm
schien es, als seien seine Streitkräfte geschlagen, doch aus der Entfernung konnte
er nicht sehen, dass der Feind vernichtet war.
Der Denker sprach: „Hört zu, hört aufmerksam
zu! Könnt ihr wissen, wo eure Kraft wirkt? Der vom Schicksal bestimmte Sieg
kann bereits stattgefunden haben, doch euer Auge vermag es nicht zu erfassen.“
472. Urusvati weiß, dass der Mensch die Grenze
zwischen dem persönlichen und dem allgemeinen Wohl mitunter nicht erkennen
kann. Der Verstand flüstert, dass das persönliche dem Gemeinwohl
entgegengesetzt sei, doch das Herz sagt etwas anderes. Bei Disharmonie kann es
einen Widerspruch zwischen dem persönlichen und dem Gemeinwohl geben, doch kann
man sich einen Punkt vorstellen, an dem das allgemeine zum persönlichen Wohl wird.
Eine solche Harmonie erfordert auch den Zusammenklang aller umgebenden
Bedingungen.
Jemand wird sagen, ein solcher Zustand sei im
irdischen Leben unerreichbar. Kann man jedoch ermessen, was möglich ist und was
nicht? Eine solche willkürliche Trennung entspricht nur dem kurzen, vorüberfließenden
Augenblick, ist aber nicht für die Zukunft brauchbar. Im Verlauf eines einzigen
menschlichen Lebens lässt sich beobachten, wie heftig die Daseinsbedingungen
sich ändern, was soll man da von Jahrhunderten sagen?
Natürlich werden diejenigen, welche die
Widerrede lieben, finden, dass in vielerlei Hinsicht der menschliche Charakter sich
wenig ändere; Beobachter mit mehr Wissbegier werden jedoch erkennen, wie die
Psychologie des Menschen sich verändert, und in einer solchen Beweglichkeit ist
die Gewähr künftiger Erfolge verborgen. Irgendwann werden die Menschen zu der
Schlussfolgerung gelangen, dass das Wohl eines ist und nicht in persönliches
und allgemeines Wohl getrennt werden kann.
Viel Unverständnis ruft auch die sogenannte
Zementierung des Raumes* hervor. Die Menschen stellen sich vor, dass
persönliche Gedanken Selbstsucht seien. Können jedoch gute Gedanken in einem
finsteren Ausbruch von Selbstsucht enthalten sein? Gewiss, wenn ein Mensch um
etwas für die Menschheit Verderbenbringendes betet, wäre ein solches Gebet nur eine
Verschmutzung des Raumes. Doch jeder gute Gedanke dient sowohl dem persönlichen
als auch dem allgemeinen Wohl. Mit solchen Gedanken muss man den Raum zementieren.
Der Denker sprach: „Möge jeder einen Gedanken
finden, der sowohl für ihn selbst als auch für die Menschheit nützlich ist,
denn dann wird sein „Ich“ dem Herzen der Menschheit gleich.“
473. Urusvati weiß, dass die Dauer des Aufenthalts
in der Feinstofflichen Welt von vielen Gründen abhängt. Unter den karmischen
Bedingungen muss man zwei Umstände beachten: Gewöhnlich sagt man, dass
karmische Fristen nicht verändert werden, doch tatsächlich befindet sich alles
in Bewegung und unter den Rädern des Lebens kann es verschiedene Umstände geben.
Einer von ihnen ist die eifrige Teilnahme an Erkenntnisarbeit. Es kann
Experimente geben, die man unmöglich unterbrechen darf, und in einem solchen Fall
muss man das Gesetz des größeren Nutzens anwenden. Auch kann ein derart starker
Wunsch herrschen, den Erdbewohnern zu helfen, dass ein solches Bestreben die
Aufenthaltsdauer verlängert.
Wie ihr seht, wird in beiden Fällen Selbstlosigkeit
geschätzt. Es ist nicht leicht, den Erdbewohnern zu helfen, da sie solche Hilfe
fürchten. Sie sind fähig, bei der ersten Erscheinung in Ohnmacht zu fallen.
Auch Experimente in der Feinstofflichen Welt erfordern große Disziplin, und
einige Zustände sind nicht leicht.
Mitunter kann man sich davon überzeugen, dass einige
Bewohner lange in der Feinstofflichen Welt verbleiben. Man darf sie nicht
verdächtigen, dass sie sich dem Dienst entzögen. Sie arbeiten dort in einer solchen
Weise, wie es auf der Erde nicht möglich wäre. Das Gesetz lebt und beurteilt
gerecht die wahren Absichten. So streben einige so rasch wie möglich zur
erneuten Verkörperung, was eine wertvolle Heldentat darstellt, doch hat auch
bestrebte Arbeit in der Feinstofflichen Welt ihre Gründe.
Man kann sich vorstellen, wie notwendig manche
Tatmenschen in der Feinstofflichen Welt sind. Überdies dürfen einige von ihnen
ihre Erkenntnisse nicht vorzeitig zur Erde bringen, können das Wissen aber mit
gutem Nutzen in der Feinstofflichen Welt anwenden. Sie können mithelfen, dass
die feinstofflichen Sphären nicht mit Hässlichkeiten überladen werden. Auf der
Erde werden die Fähigkeiten eines Menschen nur selten gerecht beurteilt, doch
in der Feinstofflichen Welt ist ein solches Urteil immer zweckentsprechend.
Der Denker wusste, dass wahre Begabungen immer
geschätzt werden, wenn nicht auf der Erde, so doch in der Überirdischen Welt.
474. Urusvati weiß, dass ein langes irdisches
Leben als solches keine besondere Bedeutung hat. Doch kann es, außer Atavismus,
drei Gründe geben, die das Leben auf der Erde verlängern können: Erstens, wenn
ein Mensch eine bestimmte Arbeit beenden möchte, die von Nutzen für die
Allgemeinheit ist; zweitens, wenn ein Mensch danach strebt, jemandem oder einer
Sache zu helfen; drittens, was nicht weniger bedeutsam ist, wenn ein Mensch
Ereignisse bezeugen kann, die bisher unrichtig beleuchtet wurden. Doch bei allen
drei Gründe ist bewusstes, unwiderstehliches Streben erforderlich.
In diesem Fall dürfen
keine zersetzenden Umstände beteiligt sein, an deren erster Stelle die Angst
steht. Es kann kein eifriges Streben geben, wenn es von Angst verwässert
wird. Man kann auf chemischem Wege verfolgen, wie sehr Angst Leben vernichtet.
Natürlich zersetzen auch Bosheit, Neid und alle übrigen finsteren Gewohnheiten
die Energie; daher kann ein Mensch nicht allein mit Worten beteuern, dass er
voller Selbstlosigkeit sei. Man kann sich Selbstlosigkeit nicht einreden, wenn
sie nicht in der Tiefe des „Kelches“ angelegt ist. Die Menschen versichern, dass
sie nichts fürchten, zittern jedoch beim ersten Anlass.
Möge an den Schulen Tapferkeit erprobt werden.
Man kann sich ein ganzes Schulfach vorstellen, bei dem die Schüler beantworten
müssen, wie sie bei verschiedenen Gefahren vorgehen würden. Man darf nicht
fordern, dass die Kinder sogleich Findigkeit offenbaren, doch kann man sie
durch ständigen Unterricht in Lebenserkenntnis zu mutigen Entscheidungen
führen. Ein solcher Wettkampf in Findigkeit ist eine gute Übung für das Gehirn.
Später werden die Schüler verstehen, wie die besten Tatmenschen zum höchsten Streben
gelangt sind.
Der Denker forderte, dass Seine Schüler sich
wenigstens an einem Tag der Woche dem Marathon der Findigkeit widmeten. Er wusste,
dass diese Rüstung im Leben oft gebraucht wird.
475. Urusvati weiß, dass mitunter sogar größte
Tatmenschen in Geistesschwäche endeten. Dafür kann man historische Beispiele
anführen. Die Menschen können überhaupt nicht verstehen, dass ein großer Geist
sich irgendwie verflüchtigen kann. Die Ärzte schreiben eine solche Erscheinung
gewissen Krankheiten oder einer übermäßigen Erschöpfung unter dem Druck
ungewöhnlicher Arbeit zu, doch wie immer vergisst man dabei den Hauptgrund.
Ein Tatmensch, der sich besonders verausgabt,
ist ungeheuren Angriffen ausgesetzt. Man sollte nicht denken, dass solche
zahllosen bösen Pfeile keinen Schaden anrichten. Sie fügen nicht nur psychische
Verwundungen zu, sondern rufen unerträgliche Schwingungen hervor, indem sie die
Aura durchschneiden. Bei Verteidigungsschlägen vollzieht sich eine heftige
Schlacht, doch ihr Zentrum bleibt (…)[15] wie
in einem Wirbelsturm.
Wir raten bei solchen Angriffen, nach
Möglichkeit den Wohnort zu wechseln. Es mag unwahrscheinlich erscheinen, doch
feindliche Sendungen können den neuen Ort nicht so bald erobern. So hätte auch
bei den historischen Beispielen vieles anders werden können, wenn die
Tatmenschen ihren Aufenthaltsort rasch gewechselt hätten.
Es ist jedoch
nicht leicht, den Ort zu wechseln und die Schlacht für das Gemeinwohl zu verlassen.
Niemand erweckt gern den Anschein, zurückzuweichen und dem Feind einen Triumph zu
verschaffen. Und von den Umgebenden wird niemand die Weisheit der Entscheidung
verstehen, sondern alle werden den Betreffenden der Feigheit bezichtigen. So
wurde Apollonius von Tyana* nicht nur einmal des Verrates und der
Unbeständigkeit beschuldigt, als er die Notwendigkeit verspürte, in fernen
Ländern neue Kräfte zu sammeln.
Der Denker sprach: „Perikles[16], der
große Vater des Volkes, wurde mit vergifteten Pfeilen beschossen. Er hatte sich
nicht mit einem Schild bedeckt, obwohl der Schild ein unerlässlicher Teil der Rüstung
ist.“
476. Urusvati weiß, dass man nur mit einer
klaren Vorstellung vom zukünftigen Leben die irdische Existenz verklären kann.
Einige fürchten die Zukunft und schwächen sich dadurch selbst; andere verstehen
die Feinstoffliche Welt nur gedanklich und schaffen dadurch falsche Bilder;
dritte schließlich benehmen sich wie wahrhaftige Leichname und denken an nichts
anderes als an die Marktpreise. Doch niemand versteht, dass sogar ein Alter von
Jahrhunderten nur einen Augenblick in der Unbegrenztheit darstellt.
Das Denken über die Zukunft erfolgt auf
dreierlei Art: Die erste ist, dass ein Mensch seine Gedanken in Worte zu fassen
vermag; die zweite Denkweise ist äußerlich schon nicht mehr auszudrücken,
sondern gleicht den Wellen des Ozeans. Der Mensch wird von solchen Fluten
erschüttert, und ihm scheint es, als ob er ein von den Wellen fortgetragenes
Bild vergesse. Die dritte Denkweise schließlich ist die tiefgründigste, weder
in Worten noch in Bildern auszudrücken, und nur die psychische Energie und das
Sonnengeflecht erinnern an das, was sich vollzogen hat.
So möge der Mensch sich die Zukunft auf
dreierlei Weise vorstellen. Eine solche Vorstellung ist wie das Auswerfen eines
Ankers: Das Schiff wird an einem sicheren Anker herangezogen. Auf die gleiche
Weise richtet ein kluger Denker sich auf das gewünschte Ziel aus. Der Weise
weiß, worin er sich zum größten Nutzen ausdrücken kann. Nur ein Dummkopf kann
von vergänglichem Flitter träumen. Sogar jene, die in der Vergangenheit hohe
Stellungen einnahmen, werden sich nicht von Äußerlichkeiten hinreißen lassen,
sondern an die Größe der Arbeit denken.
Man muss lernen, so an die Zukunft zu denken, als
ob man sich vorbereitet, unverzüglich auf eine ferne Reise zu gehen, und gleichzeitig
muss man verstehen, zur Gänze den irdischen Aufgaben zu entsprechen; dies wird
ein zweckmäßiges Gleichgewicht sein.
Viele Male haben Wir an die Zweckmäßigkeit
erinnert, und man muss sich daran gewöhnen, dass diese Eigenschaft in allen
Lebensbereichen erforderlich ist. Wir mahnen sie erneut an, da Wir wissen, wie
falsch sie von den Menschen verstanden wird. Sie nehmen an, Zweckmäßigkeit
müsse nur in gewissen besonderen Fällen angewendet werden. Es muss jedoch nicht
nur einmal wiederholt werden, dass jede Daseinserscheinung die Wirkung vieler
Ursachen ist.
Die Unterscheidung in geringe und große Taten
ist illusorisch. Ihre Bewertung erweist sich nicht jetzt, doch der Weise
erinnert sich an die Meilensteine seines Weges und wendet sie zweckentsprechend
auf das zukünftige Leben an. Er weiß, dass das Gute unerschöpflich, das Böse
aber endlich ist.
Ihr habt
bemerkt, dass Wir mitunter eine böse Erscheinung nicht durchbohren; dafür gibt
es zwei Gründe: Erstens muss man manchmal die Tactica adversa* anwenden, und
zweitens ist das Böse ohnehin endlich. Die Übeltäter können sich nicht unendlich
vom Bösen nähren; und man kann sich vorstellen, welchen abstoßenden Anblick Missetäter
bieten, die sich selbst verschlingen; Ich spreche hier von irdischen
Handlungen.
Der Denker bewegte die Schüler dazu, sich auf
das Gute zu gründen. Er sprach: „Das Gute ist unerschöpflich, das Böse dagegen
begrenzt.“
477. Urusvati weiß, dass der Begriff der
Lehrerschaft in den Menschen von frühen Jahren an entwickelt werden muss. Jeder
Mensch ist in der Lage, irgendjemanden irgendetwas zu lehren, und er sollte
auch fähig sein, dies zu tun. Wir heißen es gut, wenn Schulkinder ihre jüngeren
Mitschüler unterrichten.
Es ist nicht leicht, die beste
Unterrichtsmethode auszuwählen; sie wird individueller Natur sein, und der
Lehrer sollte spüren, wie man am besten an das Bewusstsein eines Schülers
herantritt. Ohne Übungen wird man unmöglich eine überzeugende Vermittlung von
Tatsachen erreichen. Nur Unwissende meinen, es sei ausreichend, Informationen einfach
vorzulesen, um sie den Schülern einzuflößen.
Man kann nur erstaunt sein, dass die
eigentliche Kunst des Lehrens keine Aufmerksamkeit erweckt. Doch jeder kann sich
erinnern, wie unterschiedlich die Unterrichtsinhalte im Verlauf der Schulzeit
aufgenommen wurden. Dies hängt nicht allein von den Fähigkeiten des Schülers
ab, sondern hauptsächlich von der Überzeugungskraft des Lehrers.
So möge die Lehrtätigkeit inmitten breitester
Schichten Anwendung finden. Möge der Lehrer selbst dafür Sorge tragen, dass
seine Würde auf einer hohen Stufe steht. Gedanken über die Großen Lehrer
entwickeln sich leichter, wenn der Begriff der Lehrerschaft ganz klar erfasst
wird.
Lehrerschaft muss frei von Eigennutz sein. Der
Lehrer vermittelt das von ihm angesammelte Wissen, ohne es jedoch als sein
eigenes auszugeben. Er sollte das Geschenk des Wissens aufnehmen, um es mit
derselben Bereitschaft den folgenden Generationen zu übergeben.
Die Arbeit eines
Lehrers muss nicht nur materiell entlohnt werden, sondern auch durch allgemeine
Hochschätzung. Die Lehrerschaft stellt eine der höchsten Rangstufen im Staat
dar. Nicht der Lehrer, sondern das Lehren eröffnet dem Volk immer die höchste
Kultur. So möge nicht persönlicher Vorteil, sondern der Dienst am Gemeinwohl
zur Lehrtätigkeit führen.
Ein solches Verständnis des Dienstes tritt
nicht plötzlich ein, sondern muss anerzogen werden. Möge sich daher schon jedes
Schulkind als Lehrer im Verhältnis zu Jüngeren empfinden. Mögen von älteren
Schülern geleitet Unterrichtsstunden eingerichtet werden, damit jeder seine
Erkenntnisse vermitteln kann.
Einen solchen Dienst darf man nicht als
langweilige Last ansehen; möge im Gegenteil jeder lernen, freudig
weiterzugeben, denn nur aus einem solchen Geben erwächst wahre Freude.
Der Denker lehrte: „Jeder vermag seinem
Nächsten zu dienen; jeder vermag abzugeben, selbst wenn er keinen einzigen
Gegenstand besitzt. Wie ruhmreich ist die Gabe, die nicht erschöpft werden
kann!“
478. Urusvati weiß, dass der Mensch fähig sein
sollte, nicht nur aufwärtszuschauen, sondern auch in seine eigenen Tiefen zu
blicken. Das zweite ist nicht leichter als das erste. In der Tiefe des „Kelches“
ruht eine alte Giftschlange, die durch jede falsche Bewegung geweckt werden
kann: Sie füllt einen mit Bösem, raubt die Kräfte und überdeckt gute Absichten.
Mit großer Anstrengung kann der Mensch sich von dem alten Gefährten befreien.
Er kann in beharrlichem Bemühen die eine Eigenschaft
entwickeln, die den Winkelzügen der Giftschlange widerstehen kann. Bei
Herzensreinheit spürt der Mensch das Maß, nach dessen Überschreiten die
Herrschaft der Giftschlange eintritt. Indem er diese Grenze spürt, schiebt der
Mensch eine geplante Tat zunächst auf, und dann treten weitere Zeichen ein. Die
Hauptsache ist, sich zweifelhafter Handlungen zu enthalten. Diese Grenze kann der
Mensch wahrnehmen und so vermeiden, die Giftschlange zu wecken. Es ist besser,
in seinen Handlungen wählerisch zu sein, als später eine Tat zu bereuen.
Wir haben von zweifelhaften Handlungen
gesprochen; man muss sich dieser Definition gegenüber sehr vorsichtig verhalten.
Ein nachlässiger Mensch sieht aufgrund seiner Faulheit die Mehrzahl der Taten
als zweifelhaft an. Er lauscht nicht der Stimme des Herzens, sondern versteckt sich
hinter Heuchelei, um sich nicht anstrengen zu müssen.
Jeder kennt
solche Heuchler, die große Worte aussprechen, hinter denen sich jedoch Faulheit
und Selbstsucht verbergen. Man kann sich die ganze Tiefe der Hinterlist nicht
vorstellen, die unter den Windungen der Giftschlange lebt. Zu wahrer Arbeit
taugen solche Heuchler nicht. Über sie wurde vor langem gesagt, dass es sich
nicht lohnt, erhabene Worte auszusprechen, wenn die Wahrheit nicht im Herzen
lebt.
Ein altes Märchen erzählt von einer
Giftschlange, die sich von menschlichem Blut ernährt: Ein Symbol, das auf die
erwachte Giftschlange hinweist, die sich wahrhaftig vom menschlichen Blut
nährt. Lasst uns nicht vergessen, dass alte Symbole eine wissenschaftliche Grundlage
haben; so vernichten blutsaugende Giftschlange ihre Opfer.
Eine andere Erzählung spricht von einem
versteinerten Drachen, der durch ein kleines Steinchen erwachte, das ein
törichter Mensch auf ihn warf. Wahrlich, vom kleinsten Steinchen kann die
Giftschlange erwachen.
Der Denker sprach: „Schreitet vorsichtig
voran, es kann sein, dass wir inmitten schlafender Schlangen wandeln.“
479. Urusvati weiß, dass sogar die kleinste
Handlung mit vielen umgebenden Bedingungen verknüpft ist; dasselbe liegt auch
großen Taten zugrunde. Die Menschen verstehen kaum, dass eine psychische Einwirkung
von vielen Bedingungen abhängt. Besonders bei ärztlichen Einwirkungen wollen
sie dies nicht anerkennen.
Die Menschen vernachlässigen die Krankheiten.
Nicht genug dessen umgeben sie die Kranken mit den widerwärtigsten Einflüssen
und fordern dann unverzügliche Heilung. Doch für solche heilenden Einwirkungen
müssen entsprechende Bedingungen geschaffen werden. Ein sogenanntes Wunder kann
unter feindseligen Bedingungen nicht hervorgebracht werden. Die Menschen sind
bereit, den Arzt mit Drohungen und voller Übelwollen herbeizurufen.
Sie machen sich keine Vorstellung davon, dass
sogar eine mächtige Energie verdorben und unterbunden werden kann. Nicht selten
rufen sie den Arzt und flüstern hinter seinem Rücken Worte des Misstrauens.
Mögen die Wissenschaftler erforschen, wieviel Prozent Heilungen bei Vertrauen
zum Arzt erreicht werden und wie viele Verschlimmerungen der Krankheiten bei einer
misstrauischen Einstellung eintreten.
Wir haben nicht nur einmal wiederholt, dass
jede Tat von Wohlwollen begleitet werden muss. Selbst die gewohnte häusliche
Arbeit wird wohltuende Folgen haben, wenn sie mit guten Gedanken ausgeführt
wird. Viele gute Handlungen sind durch Gereiztheit und ungute Gedanken zunichte
gemacht worden.
Der Denker bewegte die Schüler besonders dazu,
ihre guten Absichten nicht verderben zu lassen.
480. Urusvati weiß, wie sehr Wir jedes
Aufkommen von Bösem bedauern. Man wird sagen: Warum sich bekümmern, ist es
nicht besser, die Ausbreitung des Bösen zu unterbinden? So sprechen die
Unvernünftigen, die sich nicht vorstellen, wie vorsichtig man dem Bösen Einhalt
gebieten muss. Nur ein Arzt, der viele Krankheiten aufmerksam studiert hat,
weiß, wie notwendig es ist, verschiedene Bedingungen in Betracht zu ziehen,
nicht allein im Organismus selbst, sondern auch in der Umgebung.
Man kann das Böse auch mit einigen Formen von
Krebs vergleichen. Der Arzt versteht, dass der Krebs einiger Organe unheilbar
ist. Der Arzt weiß auch, dass man für eine Operation den allerbesten Moment
auswählen und den Organismus auf eine solche Erschütterung vorbereiten muss.
Genau das gleiche, doch in höherem Grad, wird bei einem psychischen Kampf
sichtbar. Die Menschen selbst machen sich nicht bewusst, dass in ihnen ein
böses Ungeheuer entstanden ist; im Gegenteil versucht jeder Infizierte, sein
Leiden zu verheimlichen.
Kann man jedoch in das Wesen eines Menschen
eingreifen, wenn er sich auf jede Weise einer solchen Hilfe widersetzt? Richtig
wird gesagt: „Untersucht jede Sache genau.“ Sind aber viele zu einer solchen
Untersuchung bereit? Die Menschen lieben es nicht nur nicht, über das
nachzudenken, was in ihrem Inneren vorgeht, sondern begegnen auch jedem Versuch
feindselig, ihr Denken auf ihr inneres Wesen zu lenken. Die Lehren sagen, dass für
den Fortschritt guter Wille notwendig ist. So ist auch die Zustimmung des
Leidenden selbst nötig, um das Böse ausmerzen zu können.
Deshalb bedauern Wir die Bildung eines bösen
Ungeheuers, denn Wir sehen vorher, welch komplizierte Schlacht bevorsteht. Es
ist unmöglich, mit einem einzigen Schlag des Schwertes alle Köpfe der Hydra[17]
abzuschlagen. Es wurde gesagt, dass jeder ihrer Blutstropfen neue Sprösslinge
hervorbringt, was bedeutet: Man muss Maßnahmen solcher Art ergreifen, dass das
Ungeheuer des Hungertodes stirbt. Man muss seine Ernährung unterbinden, und es
wird verschwinden, indem es sich in eine Prise Asche verwandelt. Eine solche
Vernichtung erfordert jedoch Zeit und günstige Bedingungen. Die Menschen können
zu solchen Bedingungen leicht beitragen.
Der Denker sprach: „Alle sind wir Ärzte, jeder
vermag irgendeine Heilung zu vollbringen.“
481. Urusvati weiß, dass das Weltengebäude
einen Monolithen[18] darstellt, der durch die
uranfängliche Energie zusammengeschweißt wird. Ein Philosoph des Altertums
stellte die Behauptung auf, dass die Himmelsfeste gesättigter sei als die Erdfeste.
Man mag dieser Definition nicht völlig zustimmen, obwohl sie der Wahrheit
nahekommt.
Die Menschen sind selbst in einem gewöhnlichen
Gespräch nicht in der Lage, die Welten gänzlich voneinander abzugrenzen. Wenn
sie über die Feinstoffliche Welt sprechen, führen sie Beispiele aus der
irdischen Welt an. Wenn sie jedoch die grobstoffliche Welt zu erhöhen suchen, vergleichen
sie diese mit der Feinstofflichen Welt. Es ist wahrhaftig nicht möglich, eine
Grenze zwischen den drei Welten zu ziehen. Man muss diese Grundlage in der
menschlichen Vorstellung festigen. Niemand vermag sich auf die grobstoffliche
Welt zu begrenzen, noch nicht einmal die Verneiner sind in der Lage,
Empfindungen aus sich zu verbannen, die nicht von dieser Welt sind.
Die Menschen denken sich viele Ausdrücke unrichtig
aus. Sie sprechen von einer Jenseitigen Welt und spalten damit den Monolithen
der Einheit. Doch kann man sich überhaupt etwas Jenseitiges vorstellen? Auf
diese Weise werden wir zu Charon zurückkehren, der [die Toten] zum anderen Ufer
des Styx[19]
übersetzte. In einer primitiven Denkweise ersannen die Menschen Symbole des
Übergangs in eine andere Welt; Symbole sind jedoch schädlich, weil sie sich
durch ihren Farbenreichtum dem Bewusstsein so fest einprägen, dass sie nicht
leicht entfernt und durch etwas ersetzt werden können, das der Wahrheit näher
kommt.
Wie ihr bereits bemerkt habt, vermeiden Wir
Symbole, doch existieren ganze Schulen, die auf Symbolik gegründet sind. Man
kann sich davon überzeugen, dass die alten Symbole nicht mehr in der Lage sind,
der Entwicklung des Weltverständnisses zu entsprechen. Alles lebt, alles ist in
Bewegung, und die uranfängliche Energie selbst offenbart früher nicht
erkennbare Eigenschaften. Die Menschen sollten ihr Bewusstsein nicht mit abgenutzten
Vorstellungen fesseln.
Der Denker sprach: „Wollen wir wirklich in den
Vorstellungen unserer Großväter sprechen?“
482. Urusvati weiß, dass ein falsch
verstandener Symbolismus der Vorstellung über Uns nicht wenig geschadet hat.
Die symbolischen Strahlen, die Unsere Tätigkeit gleichsam begrenzten, haben die
Idee der Einheit bereits zerschlagen. Jeder mag sein bevorzugtes Arbeitsgebiet
haben, doch kann man unmöglich sagen, Er handele nur auf einem einzigen Strahl.
Überdies sind selbst die Benennungen dieser
Strahlen vollkommen willkürlich. Ihr wisst, auf welchem Wege diese
Bezeichnungen entstanden sind. Ihr wisst auch, wie sie in die Literatur eingedrungen
sind und viele verwirrt haben. Es ist nicht möglich, solche Entstellungen zu
unterbinden, doch werden sie sich mit der Zeit abnutzen und einer besseren
Definition Platz machen.
Die Strahlen existieren, doch jeder von ihnen
ist mit psychischer Energie ausgerüstet und kann daher in seinen Möglichkeiten gar
nicht begrenzt werden. Anderenfalls könnte man zu einem solchen Unsinn
gelangen, dass es zwar gestattet sei, einen Menschen zu retten, man dabei aber
nur den linken, nicht den rechten Arm ergreifen dürfe. Man kann sich bis zu
solchen Erdichtungen versteigen, dass sich statt einer Erweiterung eine Verringerung
der Möglichkeiten ergibt.
Die Menschen sind mitunter fähig, ihr Bewusstsein
um eines Zieles willen, das ihnen gut erscheint, in ein undurchdringliches
Labyrinth hinein zu treiben. Mögen diese Zerteiler aber darüber nachdenken, ob
sie damit Nutzen oder Schaden stiften. Schmälerungen und begrenzende
Erdichtungen sind nicht nützlich. Die genauesten Lehren litten unter vielerlei Auslegungen,
welche die Wahrheit spalteten. Wir wünschen, dass Unsere Arbeit in ihrer
Ganzheit und Einheit verstanden wird. Allein dabei wird die Zusammenarbeit
vorstellbar, die der Bruderschaft zugrunde liegt.
Der Denker wies darauf hin, dass die Wahrheit
nicht leichtfertig in Teile zerlegt werden darf. Er sprach: „Eine Idee zu spalten
ist das gleiche, wie einen lebendigen Organismus zu zerlegen.“
483. Urusvati weiß, dass jede Verkündung der Wahrheit
ihre Feinde haben muss. Das Chaos kämpft mit dem Offenbarten. Über diesen Kampf
darf man nicht betrübt sein. Er ist nicht nur natürlich, sondern auch nützlich.
Stellen wir uns vor, dass eine Verkündung keine Feinde hat: Sie wird dermaßen
unbedeutend sein, dass sie niemanden zu überzeugen vermag. Feinde stellen
Prüfsteine dar und bestimmen selbst durch ihre Wut die Bedeutung der
Verkündung.
Gerade durch Feinde erwächst viel neue
Energie. Ein bedeutender Regent sagte: „Heute bin ich viel stärker geworden,
denn es offenbarte sich mir ein wütender Feind.“ Man muss Feinde als Stufen des
Aufstiegs ansehen. Jedem von Uns erwuchsen solche Gedanken im Verlauf langer
Leben.
Wo sind die Beschreibungen der Bruderschaft?
Vor allem in den Beschreibungen Unserer Erlebnisse. Wir teilen Unsere Sorgen, denn
durch diese Arbeiten schöpfen Wir Kraft für den zukünftigen Aufbau. Das
Wesentliche liegt nicht in Zeremonien, sondern in Arbeit. Es wäre erniedrigend,
riefen Wir nicht auch zur Arbeit auf, die Unser ganzes Dasein erfüllt. Das
Leben der Bruderschaft ist überirdisches Leben, denn es ist auf das Denken
gegründet. Was könnte denn überirdischer sein als der Gedanke?
Die Menschen könnten ihr grobstoffliches Leben
überirdisch gestalten, sie bräuchten nur den Gedanken zur Grundlage ihrer
Existenz zu machen. Die Lehre kann auch als Verkündung des Gedankens bezeichnet
werden. Groß ist der Festtag eines Menschen, der sich an das Denken gewöhnt
hat.
Und Uns ist es
leicht, dort zu antworten, wo der Gedanke arbeitet. Man darf nicht meinen, die
Antwort käme gewohnter Form. Wie oft erfolgt die Antwort in der Entwicklung des
Denkens selbst: Ein Buch wird wie von selbst aufgeschlagen und Saiten
erklingen. Die Zeichen werden umso verschiedenartiger sein, je weiter das Feld
des Denkens ist.
Der Denker sprach: „Wo ist denn jene
Finsternis, in die das Licht des Gedankens nicht eindringen könnte? Die Blumen
des Denkens sind schöner als alle irdischen Blumen.“
484. Urusvati weiß, dass einige Länder über
einen Niedergang der Geburtenrate beunruhigt sind. Dabei ist besonders
bezeichnend, dass die Lebensbedingungen in diesen Ländern sogar besser sind als
in anderen, wo die Geburtenrate sich erhöht. Diese Erscheinung hat viele
irdische Ursachen, doch die Menschen können ihre Aufmerksamkeit nicht auf das
Hauptsächliche lenken: Niemand mag sich vorstellen, dass die Bewohner der
Feinstofflichen Welt sich in gewissen Ländern gar nicht verkörpern wollen.
Natürlich können verstärkte karmische Umstände herrschen, die dazu zwingen, in
einem bestimmten Volk aufzutreten, doch neben solchen Bedingungen kann auch der
freie Wille wirksam sein.
Die Bewohner der Feinstofflichen Welt wissen
nicht viel mehr als die Erdbewohner, doch in gewisser Hinsicht können sie die
Zukunft erkennen und sich deswegen auf die besten Bedingungen einstellen. Kaum
jemand wird eine schwelende Brandstätte betreten wollen. Wozu sollte ein Mensch
fremdes Karma* mittragen, wenn er sich zu verstärkter Tätigkeit anschicken kann?
Er kann sich einem starken Volk anschließen und so an großen Entscheidungen
teilhaben. Er spürt, wo es Wachstum und wo Niedergang gibt.
Keine Aufgabe kann allein nach irdischen
Erwägungen gelöst werden. Wenn die Menschen bereits über das Überirdische
nachgedacht hätten, würden sie die Lösung der schwierigsten Probleme finden. Doch
trotz großer wissenschaftlicher Errungenschaften sind die Menschen in der
Erkenntnis der überirdischen Aufgaben weit zurückgeblieben. Es ist unmöglich,
die Situation des Menschengeschlechts zu erörtern, wenn man in den irdischen
Grenzen verbleibt. Man darf sich nicht phantastischen Träumen hingeben, es ist
vielmehr an der Zeit, über die Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken.
Niemand hat eine
ernsthafte Einstellung zu dem wichtigsten Umstand: Die Bewohner der
Feinstofflichen Welt wollen nicht an überlebte Orte kommen, und niemand zwingt sie,
sich ein überaus schlechtes Los zu wählen, wenn ihr Karma es nicht erfordert.
Es ist unvorstellbar, dass die Menschen nicht damit beginnen, Beobachtungen des
gesamten Daseins anzustellen. Sie könnten der künftigen Generation überaus
notwendige Aufzeichnungen hinterlassen.
Der Denker sprach: „Wir denken nicht für uns,
sondern für die unbekannten Erben.“
485. Urusvati weiß, dass es den Menschen
besonders schwerfällt, die Begriffe des freien Willens und der Führung
miteinander zu vereinen. Die einen schreien von der Beseitigung des Führers,
die anderen gegen den freien Willen, doch das Leben selbst zeigt, dass nur Gleichgewicht
Fortschritt hervorbringt.
Inmitten des gewöhnlichen Lebens kann man sehen,
wie harmonisch beide Begriffe miteinander leben können. Der Lehrer stellt eine
Aufgabe und fügt hinzu: „Wende dein Können an, um sie möglichst gut zu lösen.“
Diese einfache Erklärung zeigt die vollständige Lösung, wie friedlich die
beiden Begriffe gedeihen können. Die Führung entwickelt nur den freien Willen,
und diesem wird im Laufe seiner Entwicklung die Zweckmäßigkeit der Führung bewusst.
Dieser Frage muss sich jeder immer wieder zuwenden.
Die Menschen haben sich gewissermaßen in zwei
unversöhnliche Lager geteilt: Die Freunde des freien Willens bezeichnen die
Anhänger eines Lehrers als rückschrittlich, und die einer Führung Folgenden nennen
die Freunde des freien Willens Zerstörer. Solcherart ist das Missverständnis, das
die Menschen nur der besten Möglichkeiten beraubt. Man muss Umstände suchen,
die es erlauben, die Extreme mit einem gemeinsamen Dach zu überspannen. Es ist
leicht, sich das Leben in der Unbegrenztheit vorzustellen, unter diesem Dach vereinen
sich viele Begriffe miteinander. Man wird Maßstäbe finden, welche die
Nichtigkeit eigenwilliger Aufteilungen zeigen.
Es ist nötig, dass der echte Lehrer den freien
Willen anspornt und der vernünftige Schüler, gerade indem er seinen freien
Willen anspannt, die Bedeutung des Lehrers schätzt.
Ihr könnt bemerken,
wie oft Wir zur Gegenüberstellung von Lehrerschaft und freiem Willen
zurückkehren. Die Menschen bedürfen jedoch in besonderem Maße des Ausgleichs
dieser untrennbaren Begriffe. Eine bessere Zukunft hängt von der Harmonie der
Gegensätze ab. Wer aber diese rettende Bedingung nicht verstehen will, wird
viel Leid auf sich nehmen müssen.
Der Lehrer kann den
Starrsinn des Schülers nicht verwandeln, wenn dieser keine Anstrengungen des guten
Willens aufwendet. Doch ein guter Wille ist auch ein freier Wille.
Der Denker wies darauf hin, dass das Gute, die
Freiheit und die Schönheit unter einem gemeinsamen Dach leben.
486. Urusvati weiß, dass eine willkürliche
Benennung die Richtung eines Gedankens stört und verzerrt. So habt ihr von einem
„elektrischen Architekten“[20]
gelesen, den ein Wissenschaftler im Menschen gefunden haben will. Der Begriff
des Architekten wurde in einigen philosophischen Schulen verwendet und hat
seine Bedeutung, doch darf man in diesem Zusammenhang unmöglich von
Elektrizität sprechen. Die Menschen haben sich eines einzigen Aspektes der
uranfänglichen Energie bemächtigt und benutzen dieses Wort rücksichtslos als
endgültige Definition.
Wenn die Wissenschaftler nichts von der
uranfänglichen Energie wissen, könnten sie von einer bestimmten, besonderen
Energie sprechen; man darf aber die erhabene Grundlage nicht mit dem Wort
Elektrizität eingrenzen. Es unerträglich, dass der Wissenschaftler seine
Aufmerksamkeit nicht auf die besondere Eigenschaft der festgestellten Energie
gerichtet hat. Es ist allzu primitiv, diese Erscheinung auf elektrische
Eigenschaften zurückzuführen. Die Beobachtung selbst ist lobenswert, doch die
Bezeichnung führt zu neuen Irrtümern.
Man kann sich vorstellen, dass ängstliche
Forscher sich hinter gewohnten materiellen Begriffen zu verbergen suchen. Sie
möchten sich damit vor unwissenden Beschuldigungen schützen, ziehen aber gerade
dadurch die Verurteilung künftiger Generationen auf sich. Mögen sie abwägen,
was mehr Achtung gebietet: Den Spott Unwissender über sich ergehen zu lassen
oder sich den Verurteilungen künftiger Generationen auszusetzen.
Vergessen wir nicht, dass ähnliche Erscheinungen
auf allen Lebensgebieten vorkommen. Die Menschen suchen vereinigende Begriffe
herabzusetzen und sie durch ausgedachte Wörter zu ersetzen, die keine Bedeutung
haben. Man muss diesen Prozess aufmerksam verfolgen; ihm liegt Feigheit
zugrunde.
Wie lange will der Mensch fortfahren, den einheitlichen
Körper des Weltgebäudes in Splitter zu zerschlagen? Natürlich kann man auch einzelne
Grashalme untersuchen, darf aber nicht vergessen, welchem großen Organismus sie
angehören. Man darf nicht vereinzelte Erscheinungen untersuchen und dabei außer
Acht lassen, dass sie nur Glieder einer einzigen Kette sind. Wer der Synthese
entbehrt, möge das Leben des Weltgebäudes gar nicht erst berühren.
Der Denker lehrte die Schönheit der Einheit,
aus der Ströme von Energie fließen.
487. Urusvati weiß, dass die Erziehung des
Denkens Schritt für Schritt erfolgen muss. Jeder kann sich den entsetzlichen
Zustand vorstellen, wenn ein Mensch mit bösen Absichten Gedankenkraft erlangt. Daher
muss ethische Bildung der Lehre über das Denken vorangehen. Man darf sich
keinesfalls auf äußere Verfahren zur Erkenntnis der Kraft des Gedankens
beschränken, anderenfalls werden wir böse Zauberer schaffen.
Vor langer Zeit trafen die Lehren Vorsorge, dass
ein böser Mensch nicht zu Yogaübungen nicht zugelassen wurde. Als sich später
die Sitten vergröberten, traten Menschen auf, die sich einige äußere Methoden
angeeignet hatten, ohne sich vorher um eine Reinigung ihres Bewusstseins bemüht
zu haben. Natürlich bedarf auch die Reinigung des Bewusstseins einer Konzentration
der Gedanken, doch verläuft ein solches Denken innerlich und ohne äußere
Voraussetzungen.
Die Menschen verstehen nur wenig, dass man
eine saubere Angelegenheit nicht mit schmutzigen Händen übernehmen darf. Man
sollte meinen, dass eine solche Bedingung für jeden verständlich ist, doch wird
sie im Leben nur selten angewendet. Die Menschen überlegen gar nicht, ob ihre
Hände schmutzig sind, und können deshalb äußerst schädliche Chemismen schaffen.
Sie verstecken sich hinter laut tönenden Bezeichnungen, verbergen jedoch in
ihrem Inneren niedere Absichten. Wieviel Missbrauch wird getrieben! Äußerst
besonnene Maßnahmen sind erforderlich, damit Machtmöglichkeiten nicht in die
Hände von Verbrechern fallen.
Denkt darüber
nach, wie sehr auch Unsere Mühen verdunkelt werden, wenn sich Menschen einmischen,
die sich einige Yogamethoden mit schlechten Beweggründen angeeignet haben.
Der Denker verfügte: „Lasst uns zuerst das
Gute verstehen und senden wir es dann gedanklich in die Welt.“
488. Urusvati weiß, dass besondere
Vorgehensweisen erforderlich sind, um das Konzept des Guten einzuführen. Für
viele Konzepte könnte man ganze Schulfächer einrichten, doch wenn man Gespräche
über das Gute ankündigt, versuchen die Schüler, ihnen auszuweichen. Man muss
das Gute unbemerkt lehren, indem man es in alle Themen einfließen lässt.
Es könnte gesagt werden, dass das Konzept des
Guten gar nicht existiere, dass etwas für den einen gut, für einen anderen aber
böse sei. So sprechen jene, die oberflächlich urteilen und es nicht verstehen, in
die Tiefe der Dinge zu blicken. Unzweifelhaft kann jeder seine Zeichen auf der
Oberfläche setzen, er wird dabei aber nicht die Tiefe berühren. Im übrigen ist das
Konzept des Guten seinem Wesen nach unwandelbar. Das Herz aber zeigt auf, wo
das Wesen des Guten liegt.
Man kann sehen, wie sogar ein verbrecherischer
Wille sich plötzlich auflöst, wenn er unerwartet das Wesen des Guten erblickt.
Die Menschen bezeichnen eine solche Verwandlung als Wunder, doch liegt
überhaupt kein Wunder darin, dass ein Mensch die Saiten einer Vina[21]
streift und von ihrem Klang bezaubert ist.
Jeder Mensch
berührt unerwartet verschiedene Chemismen. Die einen betäuben, andere aber erleuchten
ihn. So darf man nicht behaupten, dem Menschen sei etwas nicht erreichbar. Man
kann sagen, dass er im gegebenen Moment ein bestimmtes Wissen nicht zu erfassen
vermag, doch schon im nächsten Augenblick kann ein Chemismus des Guten zur
Erkenntnis verhelfen.
Feinfühlige Menschen wissen, wie schnell
Chemismen wechseln. Man kann nicht sagen, chemische Wellen dauerten einen
ganzen Tag lang an. Selbst innerhalb kurzer Zeiträume kann man spürbare Wechsel
wahrnehmen, nicht nur psychische, sondern sogar auch physiologische.
So spürt der
Mensch nicht selten rasche Wechsel von Hitze und Kälte. Er kann einen Wechsel
von Gerüchen bemerken und auch vorübergehende Schmerzen. Er kann eine
Verzögerung oder eine Offenbarung des Denkens wahrnehmen. Er kann Schwankungen
seiner Wahrnehmungsfähigkeit feststellen. Chemische Wellen werden von vielen
Erscheinungen von Freude oder Schwermut begleitet. Der Lehrer muss in der Lage
sein, die Studierenden auf eine bewusste Wahrnehmung der vielen Erscheinungen
im Laboratorium des Lebens vorzubereiten.
Der Denker lehrte: „Wir müssen ständig die Gegenwart
der Göttlichen Kraft um uns herum spüren. Mitunter bindet sie uns, nicht selten
verleiht sie aber auch Flügel. Die Erhabenheit der Welt umhüllt uns mit
herrlichen Decken.“
489. Urusvati weiß, welche unabhängige und
tiefgründige Arbeit im menschlichen Bewusstsein vonstattengeht. Ich will dies
anhand einer alten Parabel erklären:
Es lebte ein
hochgeachteter Lehrer, der nicht allein nützliche Wissenschaften lehrte,
sondern auch seinen Schülern auf vielerlei Weise half. Zu seinen Vorzügen
zählte auch äußerste Scharfsicht. Die Schüler waren davon überzeugt, dass er
ihnen immer zu Hilfe kommen werde, sogar ohne ihr Bitten.
Eines Tages sagte der Lehrer zu dem am nächsten
stehenden Schüler: „Lass uns hören, was dein inneres Wesen spricht.“ Und dann fügte
er lächelnd hinzu: „Es spricht: ‚Hilf!‘“ Der Schüler geriet in Verlegenheit und
begann zu versichern, er habe dem Lehrer niemals mit Bitten Verdruss bereiten
wollen. Der Lehrer beruhigte ihn und erklärte: „Mein Freund, ich bin überzeugt,
dass weder dein Herz noch dein Gehirn um Hilfe gebeten haben. Sie wissen, dass
meine Hilfe rechtzeitig kommen wird; doch die Tiefe des Bewusstseins richtet
die Stimme an den Lehrer in dem einen Ruf: Hilf!“
„Lass Dich durch diesen Schrei Deines Wesens nicht
verwirren, in ihm ist eine Verbindung eigener Art zur Hierarchie enthalten. Du
hast doch nicht um Reichtum oder um Ehren gebeten. Dein inneres Wesen sagt mit
dem Wort ‚Hilfe‘: ‚Belehre mich!‘ Du hast keine Bedingungen gestellt, sondern
wolltest nur sagen: ‚Tue es so, wie es am besten ist‘. Du bist bereits
überzeugt, dass alles zum Guten bereitet wird. Auch wenn du einmal den Weg zum Guten
nicht sofort erkennst, bist du dennoch überzeugt, dass die besten Maßnahmen
ergriffen worden sind.“
„Du hast vom dreifältigen Denken gehört. Ihm
entsprechen das Gehirn, das Herz und das Bewusstsein. Das Gehirn ist vernünftig,
das Herz feinfühlig und das Bewusstsein weise. Das Bewusstsein spricht: `Hilf,
lehre mich'. Auch mein Bewusstsein sagt genau dasselbe, und mein Führer spricht
genau dieselben Worte; sie stellen keine Belastung dar. Die Hand streckt sich
nach oben und weiß, dass bei einem gefährlichen Aufstieg die helfende Hand
entgegengestreckt werden wird. Es ist nicht unsere Sache zu beurteilen, wo der
gefährlichste Aufstieg ist.“
Dies ist die Parabel, und der Denker kannte
sie. Er fügte hinzu: „Es liegt eine besondere Schönheit darin, dass unser Bewusstsein
ein Hort der Weisheit ist.“
490. Urusvati kennt den Fehler der zeitgenössischen
Philosophen, die den Menschen vom Universum loslösen. Ihr Mensch erscheint zwar
als denkendes Wesen, doch ohne Vergangenheit und Zukunft, und damit hat er keine
Verbindung mit dem Weltall. Ein solches Denken ist nicht in der Lage, eine
Zukunftsprognose anzustellen, weshalb die zeitgenössische Philosophie so weit vom
Leben abgelöst ist.
Man darf sich den Menschen nicht so
vorstellen, als befände er sich in einer Wüste, wo er den Weg nicht kennt. Der
Mensch versteht, dass ihm ähnliche Geschöpfe existieren, von denen er nicht
weiß, woher sie kommen und wohin sie verschwinden. Ist es etwa möglich, das
Denken an eine begrenzte Existenz zu gewöhnen? Eine solche Vorstellung wird vor
allem langweilig sein.
Es ist notwendig, eine solche Lehre zu
überprüfen, die sich als schädlicher als der begrenzte Materialismus erweist; aus
diesem kann sich noch ein Fortschritt entwickeln, doch der abstrakte Mensch
vermag nicht den Weg der Evolution zu betreten. Es ist nicht erstaunlich, dass
viele zeitgenössische Philosophen abseits des Lebens stehen, doch sollten die
Denker sich vor allem den Problemen des Daseins zuwenden, in denen der Mensch
einen entsprechenden Platz einnimmt.
Es ist nicht
nützlich, Teile eines gesunden Organismus abzuschneiden. Man sollte sich über jedes
auf die Einheit des Weltalls gerichtete Denken freuen. Man kann bedauern, dass
die Wissenschaftler der angewandten Wissenschaften keine Verbindung zu den
Denkern zu knüpfen vermögen. Erneut sehen Wir tote Abgrenzungen und die Fehler
des Hasses.
Es wird gesagt: Bei der gegenwärtigen
Entwicklung der Wissenschaften ist es unmöglich, ein Mensch von
enzyklopädischem Wissen zu sein. Es spricht aber niemand von Allwissen, doch Hochschätzung
des Wissens ist möglich, so können die Menschen sich von Verneinungen befreien.
In jedem Gegenstand befindet sich etwas, das Beachtung verdient. Ein wahrer Denker
vermag diesen Funken der Wahrheit zu erkennen. Ein Denker wird sich auch allen Etappen
des Fortschritts gegenüber gerecht verhalten.
Gewöhnlich wenden die Menschen sich vor allem
den Endphasen von Entdeckungen zu und verwerfen achtlos alle vorangegangenen
Aufspeicherungen, worin sich die größte Ungerechtigkeit zeigt. Unter den
Vorbereitungsprozessen gibt es unzweifelhaft viele noch nicht abgeschlossene
Entdeckungen; verfolgt man deren Denkwege, kann man große Schätze finden. Die
Menschen ziehen es jedoch vor, sich allem Vorbereitenden gegenüber hochmütig zu
verhalten; auf diese Weise gehen viele bereits ertastete Errungenschaften
verloren. Auch in solchen Fällen ist jene Hochschätzung anzuwenden, von der Wir
gesprochen haben.
Meine Worte dürfen nicht nur auf mechanische
Entdeckungen bezogen werden, sondern müssen ebenso auf die
Geisteswissenschaften angewendet werden. Die Hauptsache ist, das Denken von
Vorurteilen zu befreien, die sehr verschiedenfarbig sind.
Der Denker sprach: „Seht nur diesen
wichtigtuerischen Freidenker, wie er rasch auf die andere Straßenseite geht,
nur um nicht inmitten von Arbeitern gesehen zu werden. Gerade erst hat er eine
Rede über die Liebe zum Volk gehalten.“
491. Urusvati weiß, dass man ohne
überirdisches Empfinden das Leben nicht verwandeln kann. Ohne Vorstellungsvermögen
kann keine Arbeit auf eine höhere Stufe geführt werden. Achtet auf das
treffende Wort „Vorstellungsvermögen“. Es ist keine Erdichtung und kein hinterlistiger
Winkelzug, sondern das Auffinden höherer Bilder, die Realisierung hoher
Begriffe. Vorstellungsvermögen ist immer real und wahr. Man kann sich nicht vorstellen,
wo diese Wahrheit wohnt, doch sie existiert.
Glaubt nicht, dass echte Vorstellungskraft im
Bösen möglich wäre, erforderlich ist gutes Bestreben. Alles Böse schafft
verzerrte Formen. Ein Kaleidoskop erfordert harmonische Bewegungen, und so
bedarf die Betrachtung höherer Bilder eines offenen Herzens. Jede Verdunkelung führt
zu entstellten Vorstellungen. So sind wiederum die physischen Gesetze mit den psychischen
Grundlagen verbunden.
Selbst die höchsten Errungenschaften müssen hier
(…) begonnen werden, oftmals inmitten größter Not. Nicht selten sinnen Reiche
darüber nach, warum Opfer ihnen so leicht gemacht werden. Sie nehmen an, dass
ein Opfer nur geldlicher Art sein könne, vergessen jedoch, dass ihnen ein
herrlicher Auftrag anvertraut ist: Geld mit hohen Aufgaben zu verbinden; doch dafür
bedarf es des Vorstellungsvermögens. Gibt es viele, die danach streben, diese
Eigenschaft in sich zu steigern?
Der Denker lehrte: „Jedem Menschen ist es
gegeben, in die Göttlichen Paläste zu blicken, doch möge man das Auge daran
gewöhnen, den strahlenden Glanz des Himmels zu schauen und das gesamte Leben
des Raumes zu erkennen; wem der Himmel leer erscheint, der hat ein leeres Herz.“
492. Urusvati weiß, dass Hingabe nur von Wert
ist, wenn sie in vollem Maß erwiesen wird; und zwar in einem solchen Maß, dass
der Mensch sie nicht noch stärker bezeigen könnte. Dann wird ein mächtiger,
wohltätiger Chemismus geschaffen, der über weite Entfernungen hinweg heilsam
ist. Jede Halbheit in der Hingabe jedoch muss in den Bereich der Hinterlist verwiesen
werden.
Der Mensch belügt sich selbst und andere, auf
diese Weise schafft er todbringende Gifte. Er sollte sagen: „Ich gebe mich hin,
auch wenn es mir nicht von Vorteil ist.“ Doch um welche Missgestalt von Hingabe
wird es sich handeln, wenn die Menschen ausrufen: „Wir wollen uns hingeben, es
wird uns großen Vorteil einbringen!“ Niemand zweifelt daran, dass jede
eigennützige Hingabe eine ganz andere Bezeichnung verdient.
Unsere Bruderschaft ist auf gegenseitige Hingabe
gegründet. Wir wissen, dass es keine Umstände geben kann, welche die Hingabe zu
erschüttern vermögen. Man könnte sagen, dass eine solche Hingabe durch
langwährende Zusammenarbeit erreicht wird. Das ist richtig, doch in vielem
arbeiten die Menschen zusammen, ohne dass die Hingabe erstarken würde. So muss man
Hingabe von den kleinsten Dingen an erproben; sie zeigt auf, wie behutsam man
miteinander umgehen muss, ohne Komplikationen zu schaffen.
Hingabe ist keine Knechtung, sondern das
Lächeln des Verstehens und des Mitgefühls. Denkt über dieses herrliche Wort
nach, es drückt eine Harmonie aus, die auf dem Zusammenklang von Gefühlen
gründet. Jeder Mensch träumt von Mitgefühl, doch oft fordert er dies nur für
sich selbst und vergisst, dass gerade dieser Begriff Gegenseitigkeit
voraussetzt. In diesem Missverständnis verbirgt sich viel Unglück.
Der Denker sprach: „Der Mensch fordert
Mitgefühl, doch wo ist sein erwiderndes Gefühl? Er hält sich selbst für die unglücklichste
Person auf Erden, hat er aber das Unglück der anderen gemessen?“
493. Urusvati weiß, dass die Menschen das
Gefühl der Einsamkeit besonders fürchten. Sie ist keine Angst, sondern eine besondere
bedrückende Empfindung. Sie ist völlig natürlich für einen Menschen, der nichts
von der Feinstofflichen Welt und der ununterbrochenen Fortdauer des Lebens
weiß. Doch mitunter tritt genau dasselbe Gefühl auch bei denjenigen auf, welche
die Grundlagen des Daseins kennen. Die Ursachen einer solchen unüberwindlichen
Empfindung sollen aufgezeigt werden.
Man kann annehmen, dass unliebsame Wesenheiten
Einfluss nehmen oder Vorahnungen einen solchen erdrückenden Zustand hervorrufen
können; doch außer solchen unzweifelhaft möglichen Ursachen können auch
kosmische Einwirkungen auftreten. Der Chemismus schwerer Ströme kann den
Menschen einhüllen und gleichsam einen Zustand der Isolierung schaffen, in dem
der Mensch Einsamkeit empfindet.
Jedem aber ist
ein Allheilmittel gegeben. Er kann jede beliebige Einwirkung zerstreuen, indem
er sich gedanklich an seine Freunde wendet. Der Mensch hat nicht nur auf der
Erde Freunde, er kann auch aus der Feinstofflichen Welt viele wahre Mitarbeiter
herbeirufen.
Überdies kann er Uns kennen, und eine solche
Hinwendung wird nicht vergebens sein. Sie kann eine Antwort in unerwarteter
Form hervorrufen, doch der bedrückende Chemismus wird sich zerstreuen.
Viele
wissenschaftliche Entdeckungen stehen bevor, gleichwohl wird die Erkenntnis der
Grundlagen des Daseins die Grundbedingung sein. So habt ihr bemerkt, dass die
Gedankenübertragung auf Entfernung im wissenschaftlichen Bereich wenig
vorankommt, weil es nicht genügend überirdische Gefühle und Anerkennung der
Daseinsgrundlagen gibt.
Der Denker bedauerte Menschen, die nicht nur
das Leben, sondern auch den Gedanken verkürzen.
494. Urusvati weiß, dass die Menschen zur Zeit
einer Gefahr die rettendsten Ratschläge vergessen. Selbst eine eingebildete
Gefahr beraubt die Menschen des zweckentsprechenden Denkens. Bei verschiedenen
Völkern gibt es äußerst lehrreiche Erzählungen, in denen ein Hausherr seine
Nächsten lehrt, wie sie sich im Brandfalle zu verhalten haben; doch wenn der
Brand eintritt, handeln alle entgegengesetzt.
An den Schulen Spartas gewöhnte man die
Schüler an alle möglichen Gefahren, um Findigkeit zu entwickeln. Auch heute
wäre es notwendig, so vorzugehen, da die Gefahren um ein Vielfaches zugenommen
haben.
Besonders
befremdlich ist es, Menschen zu sehen, die Gefahren erfinden, die gar nicht
existieren. Hierbei sind sie gar nicht um die weltweiten Gefahren bekümmert, sie
zittern viel mehr um ihr eigenes Dasein. Niemand kann ihnen vermitteln, dass
die weltweiten Nöte ihren häuslichen Herd hinwegfegen werden. Sie werden niemals
zustimmen, dass die Gefahren für den Planeten weitaus größer sind als die für
ihr Haus.
Selbst eine Erörterung der weltweiten Gefahren
wird nicht gern gesehen. Dafür sollen irgendwelche Amtspriester zuständig sein.
Wenn jedoch die Epoche eintritt, in der die allumfassende Zweckmäßigkeit
verstanden wird, werden die Menschen Ratschläge sammeln können, wie den äußerst
komplizierten Missgeschicken zu begegnen ist.
Möge man an den
Schulen auf mögliche Gefahren vorbereiten, dieses Wissen darf das
Menschengeschlecht aber nicht der Lebensfreude berauben. Jedes durchschrittene
Leben kann davon erzählen, dass gerade in Gefahr Freude entstehen kann.
Der Denker wusste, dass Freude in allen
Gefahren geboren wird.
495. Urusvati weiß, dass die Abgabe von psychischer
Energie und ihre Erschütterung ihrem Wesen nach verschieden, in ihren Merkmalen
jedoch ähnlich sind. Die Menschen verstehen nicht, dass die Entzündung der
Schleimhäute mit einer Abgabe von psychischer Energie verbunden ist. Eine solche
verstärkte Abgabe erfolgt auch bei einer Steigerung der Denktätigkeit.
Drüsen und Körpergewebe werden ganz individuell
in Mitleidenschaft gezogen. Sendungen von Energie auf Entfernung rufen auch eine
Anspannung der Drüsen hervor, besonders dann, wenn die kosmischen Ströme
ungünstig sind. Eine Erschütterung der psychischen Energie jedoch kann auch
ohne Anspannung der Denkenergie vonstattengehen. Ethische Erschütterungen,
Kummer sowie unerwartete Schläge oder Erfolge können die Energie unterbrechen.
Wenn die Weltereignisse bedrohlich sind,
können ganze Epidemien auftreten, die man jedoch unterschiedlich benennen wird;
man wird sie Herzerkrankungen, Erkältungen oder Magenkrankheiten zuschreiben,
ohne die wahre Ursache beim Namen zu nennen. Man stellt eine Zunahme von
Nervenerkrankungen fest, doch berührt letztlich jede Krankheit das
Nervensystem.
Die Behandlung sollte
sowohl körperlich als auch geistig erfolgen. Notwendig ist ein ruhiges Streben nach
erhabenen Dingen. Man muss sich in ruhiger Weise den Ausspruch Salomons[22]
wiederholen: „Auch das wird vorübergehen.“ Wenn diese Autosuggestion
unzureichend ist, kann man auch eine Suggestion* von außen durchführen.
Nützliche Medikamente kennt ihr bereits: Nux
vomica[23],
Arsenicum[24], Ferrum[25] und,
natürlich, den alten Freund Baldrian. Bei Kräfteverfall: Moschus*. Warme Bäder
sind immer nützlich. Das übrige hängt von der örtlichen Erkrankung ab. So kann
man in den verschiedenen Phasen psychischer Anspannung helfend eingreifen.
Die Menschen sollten nicht annehmen, eine solche
Epidemie verdiene keine Aufmerksamkeit; im Gegenteil kann sich alles, was mit
den Nervenzentren verbunden ist, schnell ausbreiten. Unkenntnis der Ursachen
wird immer zu schlechten Folgen führen. Wenn man dann auch noch alle möglichen
Selbstvergiftungen hinzufügt, ergibt sich ein trauriges Bild.
Man wird sagen: „Ihr jagt uns schon wieder
Schrecken ein!“ Doch dann ist jeder ärztliche Rat eine Einschüchterung. Wenn
Wir eine Gefahr heraufziehen sehen, müssen Wir auch davor warnen.
Jemand wird über das Streben erhabenen Dingen spotten;
für ihn ist die Musik wie sämtliche Kunst nur Müßiggang. Er kennt das Wort „Ekstase“
nicht; für ihn ist sie ein schädliches Vorurteil.
Der Denker kannte solche Spötter. Er sprach: „Der
Staat muss unverbesserliche Unwissende vertreiben. Mögen sie sich irgendeine
Insel suchen. Das Meer allerdings wird einen solchen Hort der Dummheit
verschlingen. Die Gesetze der Natur kann man nur bis zu einem bestimmten Grad
verletzen.“
496. Urusvati weiß, dass jeder, der falsch
handelt, sich vor allem damit rechtfertigt, dass man ihn nicht verstanden habe.
Je mehr ihr die menschlichen Beweggründe kennt, desto mehr wird man euch des
Unverständnisses beschuldigen. Man kann bemerken, wie sehr die Menschen
versuchen, ihre eigene Schuld anderen zuzuschieben. Wir wollen jedoch nicht
alle Arten menschlicher Verstellung vermerken, sonst entstünde kein Buch,
sondern eine ganze Bibliothek.
Es ist verwunderlich, dass die Menschen erst
dann nach Hilfe suchen, wenn es bereits keine Rettung mehr gibt. Man könnte
vielleicht meinen, sie handelten so aus Schüchternheit oder Zaghaftigkeit, doch
hat dies leider einen anderen Grund: Die Menschen haben kein Vertrauen, sie denken
noch nicht einmal über jenen Mittelpunkt nach, von dem Hilfe kommen kann. Erst
wenn die Not sie an der Kehle packt, sind sie bereit, sich an die vergessenen
Türme zu erinnern. Nicht nur Ungebildete handeln derart unüberlegt, selbst sehr
belesene Menschen verfahren mit erhabenen Dingen in unwürdiger Weise.
Die Psyche der Menschen wird unverständlich,
wenn sie nicht in der Lage sind zu unterscheiden, wo das Nützliche und wo das
Schädliche liegt. Vergessen wir nicht: Sie sind mitunter in einem solchen Maß
von ungeordneten Wünschen aller Art erfüllt, dass sie noch nicht einmal
unterscheiden können, wo ihre Tat ist und wo ihr Wunsch.
Der Denker wies die Schüler immer wieder an,
die Truhe ihrer Wünsche in Ordnung zu halten.
497. Urusvati weiß, dass die führende innere
Stimme sich nicht immer in wörtlichen Formeln äußert. Oft verbleibt sie im
Bereich des Impulses. Auf diese Weise erweist sich das führende Prinzip als
eine Stimmgabel, die einen übereinstimmenden Klang hervorruft.[26]
Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass solche Zusammenklänge in den
verschiedensten Bereichen in Erscheinung treten. Die Stimmgabel ruft auf und
begeistert, doch die örtlichen Bedingungen und vorausgegangene Überlegungen
schaffen die Formel der Tat.
Der Mensch ist es nicht gewohnt, der tief
verborgenen Stimme zu lauschen. Er nennt sie Stimme der Stille und verschließt sie
in der Tiefe des Bewusstseins. Kann er aber so all die Vorzüge eines solchen
Impulses nutzen?
Ein kleiner Junge war traurig, dass er sein
Spiegelbild im Brunnen nicht sehen konnte, weil sein Bruder Steine hineinwarf.
Davon können viele erzählen, weil ihre Nächsten beständig ihr Bewusstsein
verdunkeln. In der Tat ist für alle Beobachtungen und Schlussfolgerungen Ruhe
des Bewusstseins erforderlich, anderenfalls wird das Bild verzerrt. Eine solche
Ruhe bedeutet jedoch keinen Verzicht auf Tätigkeit; man kann im Gegenteil an
allen besten Lebensbereichen teilnehmen, während gleichzeitig die Oberfläche des
Bewusstseins ruhig bleibt. So geschieht es, wenn der Mensch seinen zukünftigen
Weg kennt.
Der Denker sprach: „Stellen wir uns ein
Mühlrad vor. Es empfängt die Wasserkraft von oben und arbeitet für die Herstellung
menschlicher Nahrung. Es weiß nicht, wer sich mit dieser Nahrung sättigen wird.
Es weiß nicht, wer das Korn zum Mahlen brachte. Es weiß nichts von all den
Bestandteilen des Wassers, doch um es herum fließt viel Energie. Die Lehre darf
die Augen nicht vor der Unermüdlichkeit der Arbeit verschließen, denn die
segensreiche Welle fließt ununterbrochen.“
498. Urusvati weiß, dass die Menschen besonders
zu allem Verbotenen streben.
Eine Erzählung
spricht von einem gewissen Regenten, der eine Aufklärung bringende, nützliche
Maßnahme ins Leben einzuführen gedachte, doch überall auf Widerstand stieß.
Eines Tages wandte er sich an einen weisen Ratgeber, der ihn daraufhin fragte: „Hast
du versucht, deinen Vorschlag mit allen möglichen Maßnahmen zu verwirklichen?“
Nachdem er eine bestätigende Antwort erhalten hatte, sprach der Ratgeber: „Dann
ist es notwendig, ein Gesetz zu erlassen, das gerade deine Maßnahmen verbietet.
Du wirst sehen, wie die Menschen zu dem Verbotenen streben, und wenn das Gesetz
streng ist, wird der Wunsch, es zu übertreten, umso stärker in Erscheinung
treten.“
Glaubt nicht, dass dieses alte Gleichnis heute
keine Bedeutung hätte. Man kann aufzeigen, wie ganze Bewegungen allein dank
Verboten erstarkt sind und sich gereinigt haben. Auf der ganzen Welt kann man
sehen, dass eine Art Tactica adversa sich als der beste Weg erweist. Man kann
sich wundern, weshalb die Menschheit ein verworrenes Labyrinth durchschreiten muss,
wenn es doch viel einfachere Wege gibt. Doch die Spirale der Evolution ist
kompliziert. Sie erfordert sogar zeitweiligen Niedergang, um dann eine desto
höher führende Wendung zu nehmen.
Uns sind diese irdischen Eigenheiten bekannt
und Wir nehmen sie als unausweichlich hin. So müssen auch überirdische Gedanken
die komplizierten menschlichen Wege gehen. Man muss viel Geduld besitzen, um zu
beobachten, wie die Wanderer bergan klettern, anstatt den kürzesten Weg zu
nehmen.
Dabei muss man
wissen, dass man unmöglich in der Mitte des Stromes ein Hindernis aufstellen
kann. Man darf nur leicht berühren, doch so behutsam, dass der Gehende es nicht
bemerkt, damit er nicht aufschrickt und stolpert. Selbst die am besten gemeinte
Berührung muss in voller Behutsamkeit erfolgen. Dies muss man im irdischen
Leben mitten in der alltäglichen Arbeit lernen.
Der Denker sprach: „Wir müssen es erfühlen, wo
wir Hilfe erweisen können; je unmerklicher dies geschieht, desto vollkommener
wird sie sein.“
499. Urusvati kennt die hohe Bedeutung der
Tatbereitschaft. Wir haben von Hingabe, Zweckmäßigkeit und Aufnahmevermögen
gesprochen, doch für all diese Bekundungen ist wahre Bereitschaft erforderlich.
Man muss diese Eigenschaft im Gedächtnis behalten, da sie schwer zu erreichen
ist.
Die Menschen bilden sich ein, zur Tat bereit
zu sein, doch in letzter Stunde werden sie von unterschiedlichsten Zweifeln und
Selbstmitleid überwältigt. Indessen erfordert gerade Bereitschaft ein Anwachsen
der Energie. Ein laufender Mensch fällt vor einem Sprung nicht in Kraftlosigkeit,
sondern nimmt im Gegenteil einen Anlauf, um die größtmögliche Energie zu
sammeln. Dieses Beispiel lasst uns auf jede Tat anwenden.
Mögen die Menschen anhand historischer
Beispiele lernen, wie viele strahlendste Taten durch Zweifel zunichte gemacht
wurden, die in letzter Stunde auftraten. Vergessen wir nicht, dass die niederen
Kräfte des Menschen jegliche Tätigkeit hassen, desto mehr wird eine nützliche
Tat immer den Schlägen der finsteren Kräfte ausgesetzt sein. Sie wählen den
letzten Moment, um Tapferkeit zu stoppen.
Der Lehrer muss nachdrücklich darauf
hinweisen, dass Tapferkeit in Harmonie mit Bereitschaft wachsen muss. Man kann sich
eine tote Tapferkeit vorstellen, die niemals bereit ist und dafür
Rechtfertigung in den unwürdigsten Lebensumständen findet.
So behaltet im Gedächtnis, dass die besten
Kräfte mit euch sein werden, wenn ihr Bereitschaft in vollem Maß bekundet.
Der Denker sprach: „Lasst uns Tag und Nacht
bereit sein, dann schwindet auch die Finsternis.“
500. Urusvati kennt den unstillbaren
Tatendurst. Dieses Bestreben kann man unmöglich durch künstliche Maßnahmen eingeben.
Es muss sich in der Tiefe des Bewusstseins als Folge vieler Leben bilden. Man
muss solche Errungenschaften besonders hüten. Das erwähnte Tun ist nicht nur
für den Handelnden selbst nützlich, sondern schafft auch eine Atmosphäre, die
andere zu gesunder Arbeit anregt.
Zu Ehren der Arbeit sind majestätische Hymnen
und erhebende Traktate verfasst worden. Das alles ist richtig und geschieht für
das Wohl. Stellt euch einen Arbeiter vor, der auf Lebenszeit an eine unveränderliche
Werkbank gefesselt ist. Man hört, dass im Altertum Ruderer an Schiffe angekettet
waren und Sklaven Räder an Ketten hinter sich her schleppten. Heute sind Ketten
unangebracht, doch an ihrer Stelle hat man viel festere Fesseln erfunden.
Die Hymnen der Arbeit können anders klingen, wenn
sie jeden Tag an ein und derselben Werkbank gesungen werden. Viele solcher
Arbeiter sind sogar des Fortschritts beraubt. In derselben Eintönigkeit
verläuft auch die Erholungszeit, wenn sie nicht gerade in dem Grauen der Trunkenheit
zum Ausdruck kommt.
Es ist leicht
gesagt, dass die Menschen sich nicht betäuben sollen, man muss ihnen auch höherführende
Wege aufzeigen. Sie werden sich die ununterbrochene Fortdauer des Lebens
aneignen und die überirdischen Chemismen erkennen. Sie werden von der
Gedankenkraft und den besten Vorstellungen erfahren; doch müssen sie noch etwas
erhalten, was sie lehrt, die Qualität der Arbeit zu erhöhen: Jedem Menschen muss
ein Handwerk gegeben werden. In der Handarbeit erkennt der Mensch die ewige
Vervollkommnung.
In jeder Lage kann der Mensch irgendein Handwerk
ausüben. Durch dieses Handwerk bewahrt der Mensch sich Jugendlichkeit des
Denkens. Es verwandelt das Haus in einen Herd der Schönheit. Wieviel Unabhängigkeit
schafft ein freies Handwerk! Die Menschen lieben Beispiele; in verschiedenen
Jahrhunderten kann man die Entwicklung eines freien Handwerks beobachten. Dabei
werden auch die Hymnen der Arbeit klangvoller gesungen und es entstehen viele
nützliche Verbesserungen.
Wir haben davon gesprochen, dass der Rhythmus
der Arbeit ein Yoga eigener Art ist. Bei jedem Yoga sind Bestrebung und
Begeisterung notwendig. Diese Blumen wachsen im Garten des Handwerks. Indem er
das Handwerk liebgewinnt, lernt der Mensch auch jede andere Arbeit lieben, und
desto näher wird er auch Uns sein.
Der Denker lehrte, dass jene Arbeit zur
Vervollkommnung führt, die Schönheit in sich birgt.
501. Urusvati weiß, wie oft die Menschen sich
beklagen, dass Vervollkommnung allerlei Arten von Unglück über sie hereinbrechen
lässt – ein ungeheurer Irrtum. Man kann sicher sein, dass ein Mensch, der sich
tatsächlich vervollkommnet, niemals einen solchen Unsinn sagen wird. Er weiß, dass
bei einer Verfeinerung des Fühlens vieles wahrnehmbarer wird, und überdies wird
er sich nicht wundern, dass ihm anvertraut ist, an der Schlacht um das Wohl der
Welt teilzunehmen.
Kann diese Schlacht
etwa als Unglück bezeichnet werden? Nur ein Feigling kann meinen, tödliche Verwesung
sei besser als lebenschaffende Bewegung. Oft aber kann man Dienern der Furcht
begegnen, die ein tödliches Dahinsiechen vorziehen. Sie sammeln Beispiele aus
dem Leben von Glaubenskämpfern, die ihrer Auslegung nach ein einfaches Leben geführt
haben, ohne sich mit Klügelei wichtigzutun. Doch sie vergessen, dass das
Denken solcher Einsiedler mitunter kosmische Macht besaß.
Wer kann denn die Kraft des Gedankens
ermessen? Wer kann nachprüfen, ob die kraftlosen Worte, die diesen Denkern
zugeschrieben werden, glaubwürdig sind? Nach nur einem Jahrhundert haben die
Leute die Aussprüche hervorragender Menschen völlig entstellt, was soll man da
erst von Jahrtausenden sagen? Dabei ist es schwer festzustellen, wer mehr
entstellt hat: die Freunde oder die Feinde. Nicht selten haben sogenannte
Freunde aus persönlichen Beweggründen den grundlegenden Sinn verzerrt. Vergessen
wir nicht, dass auch die Abschreiber ihren Teil beigetragen haben. Ihr wisst
selbst, wie groß die Zahl der Druckfehler ist! Und so war es in allen
Jahrhunderten.
Der Denker sprach: „Ich möchte wissen, in
welcher Form meine Schriften weiterleben werden.“
502. Urusvati weiß, dass der Begriff des Fassungsvermögens
klar festgelegt werden muss. Viele meinen, Fassungsvermögen sei das Hinnehmen
entgegengesetzter Argumente. Indessen bedeutet Fassungsvermögen das Verstehen der
Beweggründe. Man kann mitfühlend die Gründe verstehen, die einen
Gesprächspartner leiten, doch es wäre unzulässig, sogleich seine eigenen, lange
durchdachten Überzeugungen aufzugeben.
Fassungsvermögen hat Ähnlichkeit mit Mitleid.
Man kann sehen, wie Gegenspieler in Irrtümer verfallen und gegen ihren eigenen
Nutzen handeln. Doch wie behutsam muss man vorgehen, um sie zu überzeugen!
Überdies muss man sich des alten Sprichwortes erinnern: „Über Geschmack soll
man nicht streiten.“ Man kann die karmischen Ursachen eines solchen Geschmacks
erkennen. Man kann die Spuren des Atavismus sehen, doch es ist unmöglich, die
Aufschichtungen von Neigungen schnell auszumerzen.
Denkt nicht, dass Wir auf klar hervortretende
Gewohnheiten hinweisen, welche die Menschen beherrschen. Im vorliegenden Fall
spreche Ich von Geschmack, der weit tiefer liegt als Gewohnheiten. Ebenso
schwer ist es, den Geschmack eines Menschen in Frage zu stellen, der sich von dem
seiner Umgebenden unterscheidet, jedoch in sich nichts Abstoßendes enthält. Man
kann auf die Disharmonie hinweisen, doch nicht jedes Ohr ist fähig, diese
wahrzunehmen.
Der Denker lehrte: „Versteht es, das Herz so
sehr zu erweitern, dass es fremden Schmerz zu fassen vermag, dann werdet ihr
auch ein tröstendes Wort finden.“
503. Urusvati weiß, dass Wohnungen, die der
psychischen Energie des Menschen beraubt sind, rasch verfallen. Wir haben
bereits darüber gesprochen, wie verschieden Maschinen in Abhängigkeit von den
sie bedienenden Hände arbeiten.
Jetzt kann man auf
ein ganz leicht durchzuführendes Experiment hinweisen: Stellt euch drei gleich
gebaute Häuser vor. Dann bleibt das eine leer stehen, das zweite wird von
disharmonischen Menschen bezogen und das dritte dient einer harmonischen
Familie als Wohnung. Es ist aufschlussreich zu beobachten, wie verschieden das
Baumaterial auf die unterschiedlichen Bedingungen reagiert.
So kann man auch
bei Staaten bemerken, wie unterschiedlich die Energien der Regierenden wirken.
Man darf dies nicht allein auf Experimente in Fabriken beziehen. Der Erfolg
eines ganzen Staates hängt von der Qualität der psychischen Energie seines
Führers ab.
Es sind weniger Bildung und Erfahrung als
vielmehr die aufgespeicherte Energie, welche die schwersten Umstände überwinden
kann. Oft verstehen die Menschen nicht, wie jemand ohne Übereinstimmung mit den
herrschenden Bräuchen erfolgreich regieren kann. Möge man aber den Arzt fragen,
ob die psychische Energie dieser Person nicht eine besondere Qualität in sich
trägt. Der Arzt muss natürlich eine Vorstellung von der psychischen Energie
haben, um auf ihre Besonderheit hinweisen zu können.
Für Experimente mit psychischer Energie sind
keinerlei ungewöhnliche Bedingungen erforderlich. Die uranfängliche Energie fließt
überall, und sie sollte in allen Lebenserscheinungen beobachtet werden. Man
kann sagen: Je einfacher die Art der Beobachtung ist, desto wertvoller wird das
Experiment sein.
Nützlich ist es
jedoch, eine besondere Eigenschaft dieser Energie festzustellen. Ihr wisst
bereits, dass die Abgabe von psychischer Energie sich auf die Drüsen auswirkt.
Wir beobachten eine sehr scharf ausgeprägte Reaktion der Drüsen, wenn die
Energie zu verschiedenen Völkern in verschiedene Länder gesandt wird. Eine solche
Erscheinung wird durch die Unterschiede der Psychologie der Völker erklärt. Die
Energie kann nicht überall in harmonischer Weise aufgenommen werden, und es
erfolgen sogar Gegenschläge. Gerade diese aber tragen zu einer Entzündung der
Drüsen bei.
Seid in der Lage zu verstehen, dass sogar nicht
besonders feindliche Menschen ein so eigentümliches Bewusstsein haben können, dass
eine Energiesendung nicht aufgenommen werden kann. Daher erachten Wir Energiesendungen
als ein großes Opfer. Die Menschheit wird allerdings nicht so bald verstehen,
von welcher Art Opfer Wir sprechen.
Der Denker lehrte: „Denkt nicht, euer Gedanke
wäre überall ein erwünschter Gast. Euer bester Gedanke wird euch viel Kummer
einbringen. Gleich einem Bettler wird er auf den Türschwellen verharren müssen,
Verletzungen erfahren und bei seiner Rückkehr euer Herz verwunden. Seid darüber
nicht betrübt, denn das ist unausweichlich.
504. Urusvati weiß, dass die Hierarchie sogar
Geringes in Kostbares verwandelt. Es scheint, dass ein solcher Hinweis vor
allem geistige Kostbarkeiten im Blick hat, doch die Menschen streben derart zu
materiellen Gütern, dass sie auch in einem solchen geistigen Hinweis noch etwas
Physisches suchen.
Überhaupt wäre es aufschlussreich zu sehen, ob
viele Anhänger der Hierarchie verbleiben, wenn Wir sagen, dass die Hierarchie
sich nur um geistige Kostbarkeiten kümmert. Man kann beobachten, wie die
Menschen bestrebt sind, jede Andeutung zu erkennen, die, ihrer Meinung nach, das
irdische Wohlergehen berührt. Lasst uns diese Menschen nicht allzu sehr
anklagen, da die Mehrheit von ihnen Not leidet. Doch begegnen einem auch sehr
wohlhabende Menschen, die zur Hierarchie streben, um ihre irdischen Güter zu
vermehren. Sie können nicht verstehen, dass zwar auch irdische Güter auf dem
Pfad empfangen werden, jedoch dann nicht, wenn man ihretwegen strebt.
Lenkt eure Aufmerksamkeit auf jene Menschen,
die sich wegen irdischer Güter nähern; sie sind das klarste Beispiel dafür, wie
sehr eine geistige Lehre entstellt werden kann. Indessen vermag bereits der
geringste Kontakt mit der Hierarchie viele Lebensprobleme zu lösen. Man darf
aber höhere Erkenntnis nicht für ein Linsengericht[27]
verkaufen.
Oftmals waren Wir darüber bekümmert, dass dem
Streben die Suche nach irdischen Gütern zugrunde lag; gerade dann gehen sie
verloren. Allein bei Erkenntnis von Opferbereitschaft kann der Schatz der Welt gefunden
werden. Solche Beispiele sind notwendig, denn die Menschen gehen dem
Einfachsten oft aus dem Weg.
Der Denker bat seine Schüler, wenigstens für
einige Tage nicht an irdische Güter zu denken. So könne sich klares Denken
bilden.
505. Urusvati weiß, dass Wir irdische Erfolge
mitunter betrauern. Über sogenannte irdische Not kann man sich dagegen freuen.
Irdischer Erfolg oder Misserfolg erlangen aus Sicht der überirdischen Existenz eine
völlig andere Bedeutung. In der Feinstofflichen Welt vergisst man irdisches
Unglück, doch klar erinnert man sich der Folgen solcher Erschütterungen.
Ein verfeinerter Geist wünscht sich auf der
Erde Kämpfe und Fortschritte. Für ihn sind jegliche Erschütterungen und
Schmerzen nur Impulse für Errungenschaften. Die verfeinerte Natur sucht kein
Wohlergehen, weil sie nach Vervollkommnung strebt.
Es ist falsch zu meinen, dass auf der Erde Leiden
geboten sei: Vervollkommnung ist geboten, doch disharmonische Bedingungen
können verschiedene Schmerzen verursachen. Wie aus einer zu engen Höhle kämpft
der Mensch sich zum fernen Licht durch. Wie viele Schrammen und Wunden fügen
ihm die scharfen Felsen zu! Welche glitschigen Aufstiege stehen bevor, und es
gibt nichts, woran er sich klammern kann, wenn in ihm keine Vorstellung von der
Hierarchie lebt. Wo Gefahr droht, eilen Wir zu Hilfe. Nicht selten droht sie
gerade bei irdischen Erfolgen.
Der Maßstab für Erfolg und Misserfolg ist eigenartig.
Die irdische Umgebung ist allzu nah und hindert, die Folgen zu bedenken. Ohne
überirdische Betrachtung ist es unmöglich, über irdisches Gleichgewicht zu
urteilen. Ihr wisst, wie vielfältig Unsere Hilfe zu sein pflegt. Manchmal
halten die Menschen sie für ein Unglück, weil sie die Folgen noch nicht
verstehen können. So ist es auch jetzt: Viele vermögen nicht zu fassen, was vor
sich geht, doch um das Kostbarste zu retten, muss man gewisse Gründe preisgeben.
Später wird man nicht mehr wissen, warum diese
Worte gesprochen wurden, und sogar den Begriff des Harmagedon wieder vergessen.
Doch ihr wisst, in welch einer angespannten Stunde Wir sprechen. Allein der
überirdische Maßstab vermag Gleichgewicht zu verleihen.
Als der Denker sah, dass die Mitbürger sich
zum Krieg rüsteten, sprach Er: „Freunde, denkt nur an die Heimat!“
506. Urusvati möge wissen, dass die Menschheit
auf wissenschaftlicher Grundlage erfolgreich sein wird, doch muss gerade dieses
Axiom auch verstanden werden. Die Wissenschaftler haben das Recht, sich für
Kulturträger zu halten, doch unterscheiden wir viele Arten von Wissenschaftlern,
unter denen sich nur wenige finden, welche die Bedeutung des zukünftigen
Wissens anerkennen.
Wir wollen die Wissenschaft nicht in eine
materialistische und eine idealistische, in eine überirdische und eine irdische
einteilen; möge nur die hauptsächliche Grundlage des Fortschritts offenbart
werden: Die psychische Energie muss auf den verschiedensten Lebensgebieten
Anwendung finden. Erkenntnis wird nicht vorwärtsgerichtet sein, wenn sie nicht
von der uranfänglichen Kraft beflügelt ist.
So kann man
fleißige Wissenschaftler sehen, die bedeutsames Material sammeln, ohne es
jedoch zu einer herrlichen Entdeckung zusammenfügen zu können. Auf der anderen
Seite kann man Wissenschaftler finden, die sogar mit geringen Mitteln Erfolg
haben und nützliche Neuerungen hervorbringen. Sie sind fähig, die psychische
Energie anzuwenden, ob bewusst oder unbewusst, jedenfalls lehnen sie sich nicht
gegen sie auf.
Stellt eine Liste hervorragender Wissenschaftler
zusammen, die bereits mit feinstofflichen Energien arbeiten, und ihr werdet
sehen, dass es in verschiedenen Ländern eine Bewegung gibt, die jedoch ohne Einigkeit
ist. Die Wissenschaftler nähern sich dem Verständnis der psychischen Energie
jeweils auf ihre eigene Weise. Man muss sich wundern, wie sie versuchen, ihr verschiedene
Bezeichnungen zu geben; gerade so, als ob irgendeine Kraft sie zwingen würde,
von der einfachsten Lösung abzuweichen.
Stellt euch
indessen vor, wie sehr die voneinander getrennt verlaufenden Versuche sich
gegenseitig verstärken könnten. Das würde auch lehren, die Forschungen der
Mitbrüder zu achten. Von einer solchen Achtung ist allerdings nichts zu sehen.
Ein mutiger Beobachter wird unweigerlich die
feinfühligsten Mitarbeiter um sich sammeln. Man darf ihn nicht einer ungenügenden
Spezialisierung beschuldigen, denn die psychische Energie erfordert weitgefasste
Beobachtungen.
Man muss Informationen
aus alten Zeiten sammeln. Solche Aufzeichnungen dürfen nicht als Erdichtungen
bezeichnet werden. Das unvoreingenommene Auge wird im Gegenteil viele
wissenschaftliche Hinweise finden.
Es versteht, dass
für ganze Epochen das Überirdische und das Irdische keine Gegensätze waren. Die
psychische Energie wird nur dann anziehend sein, wenn sie als Verbindung aller
Welten verstanden wird. Die Wissenschaft der Zukunft wird sich als Quelle der erhabensten
Lösungen erweisen.
Der Denker lehrte seine Anhänger, dass
Wissenschaft schön sein muss und dann unbegrenzt sein wird.
507. Urusvati weiß, dass der Begriff der
Intuition Fehldeutungen ausgesetzt ist. Sogar jene, die sie anerkennen,
verhalten sich ihr gegenüber nicht behutsam. Man stellt sich vor, dass irgendetwas
gewisse Menschen in Begeisterung versetzt, ohne dass von deren Seite eine
Teilnahme erforderlich wäre. Etwas fällt vom Himmel und macht die Menschen
scharfsichtig. Niemand überlegt, welche Aufspeicherungen bei diesen Menschen
vorhanden sein und welche Anspannungen sie erfahren müssen.
Man muss für euch nicht wiederholen, welche
feinsten zwischenräumlichen Verbindungen bestehen, doch müsst ihr oft Menschen mahnen,
der Intuition gegenüber behutsam zu sein. Niemand stellt sich vor, wie gering
die Zahl jener ist, bei denen diese Eigenschaft bereits entwickelt ist. Dabei
kann sie nur teilweise auf bestimmte Bereiche hin ausgerichtet werden:
Wenn jemand nur
in Bezug auf seine Verwandten Vorahnungen hegen, physische Erscheinungen
vorhersagen oder etwas Beliebiges über sich selbst erkennen kann, bedeutet dies
noch nicht, dass ein solcher Mensch auch mit anderen Ereignissen zu schwingen
vermag. Daher darf man von den Menschen nur das erwarten, was sie in einem
bestimmten Moment zu geben vermögen.
Es ist ein großer Fehler, Menschen zu etwas zu
zwingen, was sie in einem gegebenen Moment nicht erfühlen können. Das Meer
feinster Schwingungen ist unerschöpflich, es kann von einem einzigen Menschen
nicht erfasst werden. Man muss wissen, dass Intuition auch ein Verstehen des
Zustandes der Nahestehenden erfordert. Nur bei gegenseitiger Behutsamkeit wird
die innere Stimme gereinigt.
Man kann die innere Stimme so weit verstärken,
dass sie nicht mehr verstummt, doch bei der Unordnung der irdischen
Schwingungen raten Wir nicht dazu, die grobstofflichen Bedingungen in einem
solchen Maße zu überwinden. Stellt euch einen Menschen in der irdischen
Wirklichkeit vor, der ununterbrochen seiner inneren Stimme lauscht: Er wird
einem Radiohörer gleichen, der all seine Arbeit liegengelassen hat, nur um auf von
außen Kommendes zu hören; ohne Schlaf und Nahrung wird er sterben.
So möge die innere Stimme erklingen, wenn sie von
einer gleichklingenden Schwingung berührt wird. Auf diese Weise wird der Mensch
den irdischen Pfad nicht verlassen, gleichwohl aber an die Höchste Welt angeschlossen
sein, und das Gleichgewicht wird nicht gestört.
Die Lehrer aller Zeiten lehrten, dass der
irdische Weg unter irdischen Bedingungen verlaufen muss. Man kann nur
zeitweilig von den irdischen Aufgaben abgehen, um dann um so nutzbringender der
Menschheit zu Hilfe zu eilen.
Mögen die Menschen lernen, alle ihnen
anvertrauten Schätze zu hüten, unter ihnen vor allem die psychische Energie.
Man darf nicht denken, weil sie uranfänglich sei, bedürfe sie keines Schutzes.
Jede kosmische Substanz erfordert Harmonie, die auch die Ökonomie des Weltalls
ist.
Der Denker bestätigte: „Bewahrt Harmonie, denn
man kann sie wie ein äußerst feines Gefäß zerschlagen.“
508. Urusvati weiß, dass Wir Tatmenschen
ausbilden, die unbeugsam, willensstark und arbeitsam sind. Es lassen sich
jedoch aus der großen Menge nicht oft Menschen finden, die schon zur Aufnahme
bereit sind. Man muss ganze Generationen abwarten, bis die Zahl neuer
Mitarbeiter zunimmt. Sie sind durch die verschiedensten irdischen Bedingungen
voneinander getrennt. Oftmals erkennen sie einander nicht, und ihre Kräfte
können sich nicht vereinen. Überdies sind sie schon von klein auf Gegenstand
von Verfolgung und Spott. Sie gleichen den sie Umgebenden nicht, und ihre
Fähigkeiten erzeugen Neid.
Man darf sich nicht wundern, dass ihr Leben
nicht leicht ist. Sie sind wie Vögel in einem Käfig, und selbst wenn der Käfig
golden ist, wird er dennoch ein Kerker sein. Doch mögen diese Kühnen nicht in
Verzweiflung fallen. Wir nehmen jeden ihrer Schritte wahr und wenden viele
Gefahren von ihnen ab. Möge jedoch jeder, der den Impuls des Dienstes in sich
spürt, behutsam voranschreiten. Beim Großen Dienst muss jede Unbesonnenheit
ausgeschlossen sein.
Ich sage den Tatmenschen: Tragt keine Verwirrung
in euch; selbst wenn ihr unsicher seid, fallt nicht in Verwirrung, sondern
vergleicht die euch vorgesetzten Erwägungen streng mit der Wahrheit. Denkt
daran, dass Verwirrung ein Wurm der Zersetzung ist. Wir haben viel über den
Zweifel gesprochen, doch versteht es auch die Schwingungen der Verwirrung zu
erkennen.
Für Kurzsichtige liegen Furcht, Zweifel und
Verwirrung in demselben Korb, doch Weitsichtige müssen die verschiedenen
Schwingungen dieser Eigenschaften unterscheiden. Einige meinen, Verwirrung sei
eine Form der Bescheidenheit, doch haben beide nichts miteinander gemein. Verwirrung
stellt eine Trübung der Gefühle dar; doch gerade Tatmenschen müssen klare und aufmerksame
Gefühle haben. Nur bei einer solchen Wachsamkeit wird der Tatmensch eine
Giftschlange bemerken.
Mögen sich in jedem beliebigen Land
Tatmenschen entwickeln, die im vollen Sinn des Wortes tätig sind. So wünschen
Wir, dass das Überirdische im vollen Maße mit den irdischen Arbeiten verbunden
wird.
Der Denker wurde nicht müde, darauf
hinzuweisen, dass ein Tatmensch ein Diener der höheren Gesetze sein muss.
509. Urusvati weiß, dass jedes Korn Wahrheit
wohlwollend aufgenommen werden muss. Es ist gleichgültig, woher die Wahrheit
kommt. Sie kann in einer beliebigen Sprache ausgedrückt werden. Sie kann in die
Gewänder eines jeden Jahrhunderts gekleidet sein. Sie kann in den unterschiedlichen
Umständen verkündet werden.
Es gibt weder eine
alte noch eine neue Wahrheit. Wer kann sich dafür verbürgen, dass eine
bestimmte Wahrheit nicht bereits auf einem verschwundenen Kontinent verkündet
wurde? Die einen Verkünder zeichneten sich durch eine hohe Gelehrsamkeit aus,
andere waren sogar Analphabeten und dennoch Säer der Wahrheit.
Weshalb erinnern Wir an all dies? Es treten
Menschen auf, die sich der Wahrheit bemächtigen und versichern, allein über sie
könne die Wahrheit offenbart werden. Es ist jedoch an der Zeit, daran zu
erinnern, dass der Weg der Wahrheit breit ist. Ihr Hauptwidersacher ist die
Unduldsamkeit. Glauben jene Usurpatoren etwa, dass ihr Gebäude feststeht? Je
mehr Duldsamkeit und Wohlwollen herrschen, desto fester ist die Grundlage.
Jeder Schritt der Wahrheit ist auf das Gemeinwohl gerichtet, und dieses wird auch
der Maßstab sein.
Man wird fragen: „Wo ist denn die Liebe, die
Stütze der Welt?“ Kann aber das Gemeinwohl etwa ohne Liebe existieren?
Überhaupt möge weniger Verurteilung, sondern mehr Aufmerksamkeit herrschen. Lasst
uns sehen, in welchen Gewändern die Wahrheit in verschiedenen Jahrhunderten in
Erscheinung trat. Einmal nackt, doch dann auch in prunkvollem Gewand. Leider
wird die nackte Wahrheit nicht immer angenommen. Wir sagen dies, damit die
Tatmenschen die Wahrheit in weitem Maß verstehen.
Wohlwollen muss
man erziehen, damit es seine Aufrichtigkeit bewahrt. Bei der irdischen Verwirrung
ist es schwer, echtes Wohlwollen zu finden, doch ohne es kann man noch nicht
einmal eine einfache Belehrung aufnehmen. Daher ist das Gesagte nichts
Abstraktes, sondern eine höchst lebenswichtige Realität.
Der Denker lehrte: „Der Erfolgreiche zeichnet
sich durch Wohlwollen aus.“
510. Urusvati weiß: Je komplizierter die
Umstände sind, desto mehr ist Ruhe notwendig. Nehmt dies nicht als eine
Moralpredigt, sondern als einen ärztlichen Rat. Man kann sich gar nicht vorstellen,
in welchem Maß komplizierte Ströme den Organismus schädigen können, daher sind
Autosuggestion und Ruhe so nützlich.
Mit Gereiztheit vergiften
die Menschen sich selbst und ihre ganze Umgebung; dies ist bekannt, und
Imperil* wird bereits in vielen Büchern erwähnt, gleichwohl schenken die
Menschen dem keine Beachtung. Überdies versichern sie im Zustand der
Gereiztheit, völlig ruhig zu sein. Seien wir ehrlich uns selbst gegenüber.
Vergessen wir auch nicht, dass ein Augenblick des Schweigens eine Welle der
Verwirrung zu beruhigen vermag.
Mögen die Ärzte die Menschen untersuchen,
während sie sich in Verwirrung und Gereiztheit befinden. Sie werden die Wurzeln
ihrer künftigen Krankheiten finden. Die Beobachter werden erstaunt sein, wie bei
Trübung der Harmonie Keime aller möglicher Erkrankungen in Erscheinung treten.
In Ruhe bleiben sie verborgen und können nicht erkannt werden, doch bei
finsteren Einwirkungen treten sie zutage.
Früher riet der
Arzt dem Kranken vor einer Untersuchung, zur Ruhe zu kommen, doch heute wird
der Arzt einen solchen Zustand nicht aufschlussreich finden. Es ist natürlich
nicht leicht, einen Kranken im Zustand der Verwirrung zu untersuchen. Dazu ist
volle Beobachtungsfähigkeit erforderlich, und es wird lehrreich sein zu sehen,
wie allerlei finstere Kräfte benachbarte, bereits beschädigte Organe erregen.
So vermehren sich in allem Existierenden die negativen
Eigenschaften, wenn etwas sie hervorruft. An etwas Böses zu denken, wird
bereits Schaden verursachen.
Der Denker bat: „Seid eure eigenen Ärzte. Das
Heilwasser des Guten wird ein ausgezeichnetes Mittel sein.“
511. Urusvati kennt die vielen Eigenschaften
der psychischen Energie. Ihr Wesen bleibt unverändert, doch um dieses Korn
herum können überaus verschiedenartige Eigenschaften gelagert sein. So wäre die
Einwirkung der Zusammensetzung des Blutes zu nennen. Zur Zeit widmet man den
rassischen Unterschieden viel Aufmerksamkeit. Diese Unterschiede lassen sich
jedoch nicht nur bei der Zusammensetzung des Blutes feststellen, sondern auch
bei den Eigenheiten der psychischen Energie.
Die Menschen können die Wirkung des Denkens
einiger Völker stärker spüren, während sie in anderen Fällen kalt bleiben.
Neben Atavismus und karmischen Ursachen kann man die Grundlage dafür auch in
der Zusammensetzung des Blutes suchen, die auf die psychische Energie einwirkt.
Man kann unmöglich aufzählen, wie viele Verbindungen zwischen den Menschen
bestehen. Es müsste das Menschengeschlecht beschämen, dass es seine
Verbindungen und Eigenschaften nicht studiert. Die Psychologie muss sich mit
allen Wissenschaftsgebieten befassen, die das künftige irdische Leben zu
erhellen vermögen.
Der Gedanke findet unter den anerkannten
Wissenschaften noch keinen Platz, doch die Psychologie kann zu einem
einzigartigen Bollwerk der Erforschung des Gedankens, anders gesagt, der
psychischen Energie werden. Jetzt ist es besonders notwendig, diese Fragen auf einen
wissenschaftlichen Grund zu stellen. Dafür jedoch ist die Zusammenarbeit einer
ganzen Reihe von Wissenschaftlern erforderlich, die über verschiedene
Laboratorien verfügen.
Ist es nicht beschämend, dass sich die
Wissenschaften bis auf den heutigen Tag in verschiedene Lager aufteilen, die
keine Verbindung miteinander haben? So ergibt es sich, dass die einen
Wissenschaften als glaubwürdig erachtet werden, während andere unter Zweifel stehen.
Natürlich beruht ein solcher Zweifel auf Unwissenheit und Vorurteil.
Man kann sich nicht vorstellen, wie stark Vorurteile
sind! Dies muss man von den Palästen bis zu den Hütten unablässig wiederholen,
und wahrscheinlich gibt es die stärksten Vorurteile in den Palästen. So muss
man immer wieder von der Bestimmung der Wissenschaft sprechen.
Der Denker lehrte: „Versteht es, der
Wissenschaft die Tür zu öffnen. Es wäre beschämend, wenn sie in Lumpen in der
Kälte bleiben müsste. Hört ihr, wie das Wissen anklopft?!“
512. Urusvati weiß, dass überirdische
Explosionen alle irdischen übertreffen. Niemand hört sie mit dem irdischen Ohr,
doch kann nur ein geöffnetes Verständnis die ganze Anspannung spüren, die von
ihnen erzeugt wird.
Viele nehmen an, dass Personen, die irdische
Macht besitzen, die überirdische Schlacht in besonderem Maße spüren müssten,
doch das pflegt in Wirklichkeit nicht so zu sein. Irdische Machthaber sind
gewöhnlich weit von einem Anschluss an die überirdische Welt entfernt; es gibt
aber andere Gesandte, welche die Bürde dieser Welt tragen. In viel höherem Maße
können sie als irdische Häupter bezeichnet werden, denn sie ertragen eine hohe
überirdische Anziehung.
Die Menschen wissen nicht, auf welchen Säulen
und treibenden Kräften das Gleichgewicht ruht. Doch die Zerstörer wissen, woher
die psychische Energie kommt. Ihre Geschosse fliegen um die Auserwählten herum.
Die Menschen schenken solchen Über-Schlachten keine Aufmerksamkeit. Noch
existieren keine Apparate, die wie ein Seismograph[28]
überirdische Anspannungen feststellen könnten.
Man kann sich vorstellen, welche psychischen
Wirbelstürme die Grenzen der Feste[29]
überschreiten und sich mit höheren Energien vereinigen. Eine solche besondere
Zeit weist auch besondere Zeichen auf. Doch die Menschen bleiben weiter in den
irdischen Maßstäben und gleichen sich den Heuschrecken an. Der Lehrer rät, als
irdischen Schild Ruhe zu bewahren.
Der Denker sprach: „Sie schützen uns auf allen
Wegen, und der offenbarte Schild steigt von Oben herab. Mögen wir auch einen
Schild gegen irdische Pfeile besitzen.“
513. Urusvati weiß, dass Wir Furcht und Argwohn
nicht gutheißen und diese Eigenschaften der Unwissenheit zuschreiben. Zur
gleichen Zeit bestehen Wir auf Wachsamkeit und Vorsicht, diese Eigenschaften
gehören zu Erleuchtung. Für unkluge Menschen ist es nicht leicht, die Grenze
zwischen den verschiedenen Gefühlen zu finden. Argwohn nennen sie Vorsicht und Wachsamkeit
halten sie für Angst; auf diese Weise werden die besten Eigenschaften zu schändlichen
herabgesetzt. Doch der Vernünftige versteht, wo auf Einsicht gegründete
Vorsicht unerlässlich ist.
Wenn die Welt in Wirrnis erschaudert, wird der
Unvorsichtige ein Dummkopf sein. Der Vernünftige wägt alle Ursachen ab und erkennt
die Entstehung von Schäden. Er tut dies nicht aus Furcht, sondern aus mutiger
Entschlossenheit. Er belässt die Giftschlange nicht auf der Schwelle, denn die
Entstehung von Bösem zeitigt giftige Früchte. Er sagt nicht: „Es lohnt sich nicht,
seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen Skorpion zu richten“, denn aus einem
kleinen erwächst ein tödlicher Biss. Der Vernünftige versteht besonders gut, dass
es solche kosmischen Anspannungen geben kann, dass die ganze Aufmerksamkeit auf
die Lage des Planeten gelenkt werden muss.
Ihr habt bemerkt, dass die gewohnte Beschäftigung
mitunter von höheren Sorgen verdrängt wird; solche Sorgen sind meist nicht in
Worte zu fassen, doch das Bewusstsein spürt, wie angespannt der Raum ist. Es
kann zu Erkrankungen kommen, denn der Organismus nimmt Ströme von starker
Anspannung auf. In solchen Stunden darf man nicht sagen: „Schenkt dem keine
Beachtung“, im Gegenteil muss jede Wachsamkeit begrüßt, jegliche Furcht aber missbilligt
werden.
Wir sprechen vom Irdischen und vom Überirdischen,
denn es fällt uns, die Wir ständig auf der Wacht stehen, nicht schwer sagen, dass
Wir Unsere Wachsamkeit noch verstärken. Glücklicherweise ist diese Eigenschaft
unerschöpflich. Auch ihr zögert nicht zu wiederholen, dass in einer Stunde
höchster Anspannung auch höchste Wachsamkeit gezeigt werden muss. Nicht Furcht
nötigt euch zu einer solchen Bestätigung, sondern der Wunsch, bestmöglich zu
dienen. Aus einem solchen Wunsch entstehen Helden. Wir haben von den
Eigenschaften eines Helden gesprochen, zum Glück kann ein Held auf jedem
beliebigen Platz im Leben stehen.
Der Denker sprach zu Seinen Schülern: „Fühlt
euch als Helden und erspürt, welche Heldentat ihr heute vollbringen könnt.“
514. Urusvati weiß, dass die psychische
Energie genau erforscht werden wird. Zur Zeit nehmen die Menschen nur primitive
Formen ihrer Gegenwart wahr, doch die nahe Zukunft wird zeigen, dass alle
wissenschaftlichen Errungenschaften mit der psychischen Energie verbunden sind.
Dabei wird man zwei Aspekte unterscheiden: einen willkürlichen und einen
unwillkürlichen; der letztere wird die besondere kosmische Bedeutung der
uranfänglichen Energie offenbaren.
Die Menschen verstehen bereits die Bedeutung
des Gedankens und versuchen, ihn anzuwenden. Auch Willenssendungen werden schon
zu einem Axiom. Weitaus geheimnisvoller aber bleibt die Frage der
unwillkürlichen Offenbarung der Energie. Bis heute erkennen die Menschen in
keiner Weise an, dass das Ausströmen der Energie räumliche Bedeutung haben kann.
Man kann jedoch beobachten, dass manche Tatmenschen Kraft ausstrahlen, ohne es
selbst zu wissen, und eine solche Macht wird sich über weite Entfernungen
hinweg ergießen.
Warum wissen diese Tatmenschen nicht, wenn sie
zu einer vielleicht großen Sache beitragen? Sie arbeiten mit dem Willen des
Kosmos zusammen. Sie können eine solche Zusammenarbeit nicht vermeiden, so wie
eine gleichgestimmte Saite auf eine große Macht erklingt. Solche Tatmenschen
verstärken die planetaren Ströme, und es muss natürlich erforscht werden, ob
sie dies als Retter oder Zerstörer der Menschheit tun.
Ohne Mühe lassen sich die verblüffendsten
Erscheinungen beobachten, die im Umkreis mancher Tatmenschen auftreten; die
Menschen verstehen es aber noch nicht, an solche Erscheinungen heranzugehen,
sie haben noch nicht einmal Bezeichnungen für die verschiedenen Wahrnehmungen.
Mögen sie ihre Aufmerksamkeit auf die Berührung des Irdischen mit dem
Überirdischen lenken. Mögen sie aufmerksam beobachten, wie es sich für freie
Wissenschaftler gehört.
Der Denker lehrte: „Wir wollen nicht
vergessen, dass jeder von uns höhere Erscheinungen zu sehen vermag, doch möge
er sie vor allem in seinem Geist zulassen.“
515. Urusvati weiß, dass Evolution freiwillig sein
muss. In den Kreis der Evolution darf keinerlei Zwang eintreten. Die Menschen
wollen nicht wissen, dass sich dieser Grundsatz auf alle Arten von Evolution
bezieht. Jede, selbst die kleinste Evolution ist mit der großen kosmischen
Evolution verbunden.
Mögen die Urheber von Kriegen darüber
nachdenken, in welchen Abgrund sie den Planeten stürzen. Selbst wenn ein Krieg
nur einige Länder erfasst, bringt er dem ganzen Planeten Zersetzung. Niemand
denkt darüber nach, dass Krieg eine Krankheit des Planeten darstellt. Man kann
verfolgen, welche Vervollkommnungen des Lebens durch frühere Kriege unterbunden
wurden. Doch wo sich eine gesunde und erfolgreiche Entwicklung vollziehen kann,
sind Krämpfe nicht erforderlich.
Die Empfindung von Schmerz erfüllt den Raum.
Explosionen erschüttern die Laboratorien, in denen für die Gesundung der Völker
gearbeitet wird. Mögen die Menschen darüber nachdenken: Zerstören sie nicht
etwas Unwiederbringliches, vielleicht in Jahrhunderten von den Großen Weisen Aufgebautes?
Es ist leicht, zu zerstören, doch man pflegt nicht in kosmischem Ausmaß zu
denken. Es ist an der Zeit, darzustellen, welcher Schaden in der
Feinstofflichen Welt entsteht. Zeigt vertieftes Verstehen der Verbindung der beiden
Welten.
Wir haben gesagt, dass Evolution freiwillig sein
muss, versteht dies in jeglicher Hinsicht. Evolution muss nicht nur frei von
Zwang, sondern auch ganz von gutem Willen erfüllt sein. Manche meinen,
Evolution werde nur von höheren Kräften geschaffen und menschliche Teilnahme sei
zwecklos. Dieser Irrtum zeitigt eine Fülle verderblicher Folgen. Die Menschen
müssen Mitarbeiter der Evolution sein.
Die Menschen müssen den guten Willen
anspannen, um auch ihre angesammelten Kräfte dem Strom der höheren Energien
hinzuzufügen. Der Mensch kann gegenüber der Vervollkommnung des Lebens nicht
teilnahmslos sein. Als Hüter der Vervollkommnung muss er auf der Wacht stehen.
Man muss verstehen, dass Verdammungen und
Verurteilungen eine schlechte Waffe sind. Man kann sehen, wie sich das Karma
der Völker gestaltet. Jene, die viele Verdammungen ausgesprochen haben, sammeln
eine schwere, dunkle Wolke über sich.
Evolution ist
die Verwirklichung des Guten. Möge jeder Mensch darüber nachdenken, was er für
das Allerbeste hält. Mag er anfangs auch noch fehlgehen und Exzesse der
Selbstsucht für das Gute halten, doch wenn er seine Betrachtung vertieft, wird
er schließlich in sich die Funken des Gemeinwohls finden.
Wir wollen keine komplizierten Bezeichnungen
und Betrachtungen fordern, die Evolution ist harmonisch und einfach in der
Schönheit ihrer Zweckmäßigkeit. So lasst uns für das Gemeinwohl arbeiten, in
dem Wissen, dass jeder aufrichtige Wunsch des Guten bereits ein wirklicher
Beitrag ist, und lasst uns dabei Wohlwollen lernen.
Der Denker sprach: „Wenn wir sämtliche
bitteren Kräuter sammeln, wird auch unsere Suppe sehr bitter schmecken.“
516. Urusvati weiß, dass jegliche
Achtlosigkeit höheren Erscheinungen gegenüber unzulässig ist. Man sollte
meinen, dass dieser Hinweis völlig klar ist, doch ruft er Fehldeutungen hervor.
Die Menschen streiten darüber, was eine höhere Erscheinung ist. Sie möchten
beweisen, dass solche Erscheinungen derart selten sind, dass man ihnen im irdischen
Leben unmöglich begegnen kann. Auf diese Weise befreien sich die Schlauköpfe
von der Suche nach höheren Erscheinungen inmitten des menschlichen Daseins.
Doch die Weisen wissen, dass höhere
Erscheinungen gerade inmitten der irdischen Existenz auftreten können. Sie
verstehen, dass sich jeder Mensch in einem Augenblick der Inspiration schon in
einem überirdischen Zustand befindet. Er vermag nämlich solche Empfindungen zu
verspüren, die an etwas Höherem teilhaben. Ein jeder solcher Zustand stellt
eine überirdische Wahrnehmung dar. Er macht den Menschen hellsichtig und
hellhörig, nur muss er diese natürlichen Eigenschaften auch erkennen.
Einige Denker nehmen an, dass ein ständiges Teilhaftigwerden
von höheren Erscheinungen höher stehe als eine einzelne, besondere
Erschütterung. Es wäre zu wünschen, dass die Menschen lernen, ihren Organismus
für einen beständigen Verkehr zu verfeinern. Doch auch eine einzige starke
Erscheinung würde ihnen zeigen, wie unbegrenzt die Höhere Macht sein kann.
Das Gefühl gespannter Aufmerksamkeit
verfeinert den Organismus, doch muss man auch die Anspannung erfahren, die vor
den feurigen Toren entsteht; erst dann wird der Mensch mutig. Weisheit ist
mutig, denn sie ist auf Erfahrung gegründet. Niemand vermag für sich selbst zu
bürgen, solange er nicht vor die Feurigen Kräfte gestellt wird. So muss man für
die Möglichkeit höherer Erscheinungen offen sein und solche Offenbarungen
lieben lernen. Jede Achtlosigkeit wird bereits ein Zurückweichen in die
Finsternis sein.
Der Denker schlug vor, seinen Mut bei jeder
gewöhnlichen Erscheinung zu erproben. Er sprach: „Wer es versteht, tapfer die
häuslichen Sorgen zu lösen, wird auch vor dem vernichtendsten Angriff nicht erschrecken.“
517. Urusvati weiß, dass Ruhe ein relativer
Begriff ist. Wir weisen auf die Unerlässlichkeit hin, Ruhe zu bewahren, wissen
jedoch, dass dies selbst bei gutem Willen nur bis zu einem bestimmten Grad
erreicht werden kann. Doch wenn ein Mensch sich die Notwendigkeit der Ruhe
immer wieder vor Augen hält, erlangt er sie jedenfalls in einem gewissen Maß.
Wir wollen den Menschen nicht vorwerfen, dass
sie die gesundheitliche Bedeutung der Ruhe nicht begreifen. Unter Ruhe
verstehen sie mitunter völlige Untätigkeit und Gedankenlosigkeit, doch muss
Ruhe als Harmonie des Denkens erkannt werden. Einsiedler könnten gefragt
werden, wie sie Gleichgewicht erreichen. Sie werden erklären, dass der Gedanke
an die Zweckmäßigkeit des Weltalls der beste Weg zur Ruhe ist.
Die Menschen können
feststellen, in welch weitem Maße sich zurückliegende Sorgen nach einigen
Jahren als nichtig erweisen – so erkennen wir einen Prüfstein. Dabei
erweist sich, dass viele prachtvolle Ereignisse ihre ganze Bedeutung verloren
haben, kleine Wendungen jedoch Bedeutung erlangen können. Sie werden im
Gedächtnis der Menschheit bewahrt, denn das Bewusstsein hat seine eigenen, tiefgründigen
Maßstäbe.
Ein Arzt bestätigte, dass er in einigen Fällen
düsterer Verzweiflung eine entgegengesetzte Taktik angewendet hat. Wenn der
Kranke beteuerte, dass alle gegen ihn seien, fügte der Arzt hinzu: „Vergessen
Sie nicht die Möglichkeit von Erdbeben; bei einer solchen Katastrophe werden
sämtliche menschlichen Winkelzüge nichtig.“
So muss man auch
über die Ruhe Betrachtungen anstellen. Es kann sowohl ewige Ruhe als auch ewige
Unruhe geben. Unmöglich ist es jedoch, bei ständiger Unruhe voranzuschreiten,
und Begeisterung kann nicht zu dem herabsteigen, der von ihr ergriffen ist.
Der Denker sprach: „Ein unruhiger Mensch
gleicht einem Sack voller Nussschalen.“
518. Urusvati kennt die innere Bedeutung
irdischer Erfolge und Misserfolge. Über kurze Fristen hinweg kann man aufschlussreiche
karmische Erscheinungen beobachten. Man kann sehen, wie mitunter eine einzige
kleine Handlung den Kelch zum Überlaufen brachte. Man kann sehen, wie ein Misserfolg
sich als das beste Tor zum Sieg erwies. Man kann sehen, wie verlogene Pracht
sich in Armut verwandelte.
Man kann alle möglichen lebendigen
Erscheinungen beobachten, und nur das Studium der Vergangenheit kann eine
gewisse Aufklärung über die Ursachen geben. Doch wer die meisten Ursachen
kennt, vermag auch über höhere Gerechtigkeit zu urteilen. Oftmals bezeichnen
die Menschen als Unglück, was nur eine unausweichliche, schon vor langer Zeit erzeugte
Wirkung ist.
Eine Erscheinung auf der Erde stellt eine
Offenbarung nicht nur irdischer, sondern auch überirdischer Ursachen dar.
Vergessen wir nicht, dass die von den Menschen durch ihre Taten geschaffenen
Verflechtungen in der Feinstofflichen Welt fortdauern. Natürlich könnte vieles
in der Feinstofflichen Welt abgeschlossen werden, doch erfolgt eine solche
Lösung nicht oft.
Die Bewohner der
Feinstofflichen Welt sind imstande, den gesamten Aufenthalt damit zu vergeuden,
dass sie sich mit den auf Erden geschaffenen Wirkungen beschäftigen. Ihnen
fehlt die Entschlusskraft, den vergangenen Irrtümern ein Ende zu setzen und
eilig ihr Bewusstsein zu erneuern. Indessen gewährt die Feinstoffliche Welt
viele Möglichkeiten zu einer solchen Erneuerung. Man kann die erhabensten
Unterweisungen erhalten, doch werden diese überirdischer Natur sein. Mögen die
Menschen lernen, die überirdischen Belehrungen im irdischen Leben anzuwenden.
Der Denker verfügte: „Mögen die Menschen das
Leben aus der Überirdischen Quelle bereichern.“
519. Urusvati weiß, dass das Irdische und das
Überirdische als eine untrennbare Wirklichkeit verstanden werden müssen. Die
Menschen behindern ein solches Verständnis sehr. Die einen setzen das Irdische
herab, andere schmähen das Überirdische.
Wir senden einen Gedanken über die Harmonie
dieser Prinzipien, doch ist es schwer zu erklären, dass Weitsicht und Kurzsicht
Eigenschaften darstellen und man nicht einer von beiden den Vorzug geben kann.
Der Weitsichtige verliert nahegelegene Gegenstände aus dem Blick, während der
Kurzsichtige nicht die Schönheit der Ferne zu erkennen vermag. Man muss aber anerkennen,
dass beide Eigenschaften ihren Vorzug besitzen. Ebenso wenig wollen wir das
Irdische zum Ruhme des Überirdischen herabsetzen. Die Ganzheit des Weltalls
stellt Schönheit dar, und der Mensch muss die ganze Schöpfung lieben lernen,
nur dann vermag er seine Bestimmung zu erfüllen.
Oftmals brüsten Yogis sich mit ihren
Errungenschaften, vergessen aber, dass ein in Harmonie tätiger Arbeiter nicht
geringer ist als sie.
Es muss auch
noch von dem Streben nach einem langen Leben gesprochen werden. Wenn es nicht durch
eine besondere Aufgabe hervorgerufen wird, kann es sogar im Widerspruch zum
Gesetz der Natur stehen. Alle natürlichen Erscheinungen müssen in Harmonie
verlaufen, und der Mensch muss den Bedingungen der Welt aufmerksam Gehör
schenken; so wird er verstehen, was ein natürlicher Yoga ist, nämlich eine
wahre Verbindung mit dem Höchsten.
Wir haben hinreichend über die drei Welten
gesprochen, die klar erkannt werden müssen. Es ist keine Evolution zu erwarten,
wenn die Grundlagen des Daseins nicht anerkannt werden. Es kann dann Krämpfe,
es kann Zerstörungen geben, bei denen Elemente der Evolution vernichtet werden;
so lasst uns auf das Stöhnen des Raumes hören.
Der Denker sprach: „Lauscht aufmerksam, ob
euer Ohr nicht das Stöhnen des Raumes auffasst!“
520. Urusvati weiß, wie ungestüm die irdischen
Ereignisse sich bisweilen bilden, sogar außerhalb menschlicher Erwägungen. Man sollte
darüber nachdenken: Kann es ein, dass solche Prozesse sich allein auf der Erde
vollziehen? Sie bezeugen, dass etwas Überirdisches in Erscheinung tritt.
Wahrlich, man kann sich
von dem Vorhandensein einer überirdischen Tätigkeit überzeugen, wenn man das
Geschehen auf der Erde beobachtet. Doch die Menschen neigen dazu, die
Ereignisse für zufällige Verkettungen von Elementen zu halten. Sie möchten die
Gegenwart einer Überirdischen Vernunft nicht zulassen, obwohl bereits die
Weisheit des Altertums die Erhabene Vernunft – den Nous[30] –
kannte.
Ein solches
Denken erlaubte, die irdischen Ereignisse in ein Gleichgewicht zu bringen; heute
jedoch ist die Philosophie, ungeachtet der Erfolge der Wissenschaft, in
bedeutendem Maß zurückgeblieben; auf diese Weise hat sie viel Elend erzeugt und
die Menschen können keine vernünftige Lösung finden.
Man kann daran erinnern, dass ein gewisser
Regent sich vor einer Entscheidung in die Einsamkeit zurückzog, um wenigstens
für einen Tag ohne den Druck der alltäglichen Plagen zu sein. Man kann das
Denken auf eine spruchreife Frage konzentrieren, doch besser noch entlässt man
es in die Überirdische Welt; es wird durch die Macht der Überirdischer Kraft
gestärkt zurückkehren.
Möge der Mensch lernen, sich an die Überirdische
Welt zu wenden. Die irdischen Ereignisse beweisen jedoch, dass die Menschen den
Verkehr mit der Quelle der Macht nicht wünschen. Das große Maß an Unglück
stürzt die Massen in Verzweiflung, doch selbst im Elend sind die Menschen nicht
gewillt, Hilfe anzunehmen.
Der Denker wies oft darauf hin: „Gebt euch
nicht der Verzweiflung hin, so lehnt ihr nur die Höhere Hilfe ab.“
521. Urusvati weiß, wie verfeinert
überirdische Energien sind. Selbst mächtige Ströme können durch irdische
Einwirkungen unterbrochen werden. Es fällt den Menschen schwer, solche Vorgänge
wahrzunehmen, doch ihr selbst habt erfahren, wie irdische Bewegungen heilende
Ströme unterbinden können.
Von Uns gesandte Gedanken können leicht durch
verschiedenen menschlichen Lärm unterbrochen werden. Von fern kommende
Sendungen werden leicht durch irdische Überlegungen verdrängt. Das alles
bedeutet, dass im Erdkreis alle Anziehungen nach dem irdischen Gesetz wirken. Man
muss verstehen, dass für die Aufnahme Unserer Wellen der Organismus verfeinert
werden muss, vor allem durch gedankliche Verfeinerung.
Vor langem wurde
von der Erweiterung des Bewusstseins gesprochen, doch auch dieser Begriff wird
falsch ausgelegt. Nicht selten wird angenommen, eine Erweiterung des Bewusstseins
bestehe darin, alles zuzulassen, doch dann würde sich das Bewusstsein in einen
Gasthof verwandeln! Echte Erweiterung des Bewusstseins vermehrt die
Aufnahmefähigkeit und die Erkenntnis. Nur das Denken kann diese Läuterung
unterstützen, und für den Verkehr mit Uns muss man fähig sein, zu denken.
Wer nicht fähig ist, zu denken, gerät in einen
Wald von Widersprüchen, statt einen allgemeinen Sinn zu finden. Nur durch große
Unermüdlichkeit kann man die Grenzen irdischer Anziehungen durchbrechen. Allein
der freie Wille kann zu einem weiten Verständnis der überirdischen
Besonderheiten hinführen.
Vor kurzem haben Wir von der Untrennbarkeit
des Irdischen und des Überirdischen gesprochen; erscheint es jetzt als Widerspruch,
wenn Wir von überirdischen Besonderheiten sprechen? Es ist jedoch kein
Widerspruch, wenn es sich auf dem Gipfel anders atmen lässt als am Fuß des
Berges. Einige fürchten die Luft der Höhen, so wie einige Gedanken an das
Überirdische fürchten. Diese Furcht kann so groß sein, dass sie das Gehirn
paralysiert.
Ihr kennt Menschen, die nicht an das
Überirdische denken können. Die Psychiater sollten solche einseitigen
Individuen studieren; bei ihnen arbeiten gewisse Gehirnzentren nicht. Für die
Entwicklung der Vorstellungskraft ist lange Erfahrung unter dem Wechsel
verschiedener Zustände notwendig. Eine rechte Entwicklung der Vorstellungskraft
bewahrt vor Angst.
Die Weltweisen werden euch das Gegenteil sagen;
ihrer Meinung nach ist Phantasie Illusion und sollte gemäß dem Gesetz des
Verstandes ausgetrieben werden. Doch richtiger ist es, nicht nach dem Gesetz
des Verstandes zu leben, sondern nach dem Gesetz der Vernunft. Der Nous des
Altertums erlaubt es, die Überirdische Welt anzuerkennen.
Der Denker ehrte die Vernunft als einen Weg
zum Überirdischen.
522. Urusvati kennt die Freude über die
Universelle Gerechtigkeit. Die Bezeichnungen für dieses Gesetz bei den Völkern
sind vielfältig. Jedes Volk nannte es auf seine Weise: Karma, Moira, Fatum,
Kismet, so verstanden die Menschen das Schicksal. Die einen spürten es freudig,
andere schwermütig, doch niemand verneinte die Existenz eines Gesetzes, das im
gesamten Kosmos in Erscheinung tritt. Die Vernunft dieses Antreibers weist darauf
hin, wie wohlgestaltet das Weltengebäude ist.
Einzelne Religionen versuchten, den tiefen
Sinn der Kosmischen Gerechtigkeit zu beseitigen, fielen dadurch jedoch selbst
in bitterste Verirrung. Man kann beobachten wie jene, die sich gegen die
Wahrheit erhoben, ihre Bedeutung verloren; gleichzeitig aber sieht man, dass diejenigen
erfolgreich waren, welche die Offenbarung des kosmischen Gesetzes verehrten.
Betrachten wir die Geschichte der Völker und
einzelner Tatmenschen und überzeugen wir uns davon, dass die Universelle
Gerechtigkeit schön ist. Wir wollen nicht auf Hinweise auf Rache eingehen, denn
einen solchen Zwang kennt dieses Gesetzes nicht. Im Gegenteil, Zweckmäßigkeit
entspringt aus Karma und glänzt auf der Waage des Gleichgewichts. Erneut nehmen
wir die Binde von den Augen der Themis[31] ab.
Gerechtigkeit muss klarsehend und weitblickend sein.
Wir wollen die kosmischen Ereignisse nicht
fürchten, sondern würdig als Wirkung eines erhabenen Gesetzes annehmen. Bei
aufmerksamer Einstellung können wir uns davon überzeugen, dass Wirkungen ihre
Ursachen haben.
Der Denker überzeugte die Mitbürger,
aufmerksam zu beobachten, um imstande zu sein, die Ursachen des gegenwärtigen
Geschehens zu finden.
523. Urusvati weiß, wie hoch Wir geistigen Fortschritt
schätzen. Er muss sowohl die Absage an Selbstsucht als auch die Kenntnis der
irdischen Bedingungen einschließen. Ein Mensch, der allem Irdischen entsagt, kann
kein rechter Richter sein, und wer sich in irdische Begierden versenkt, kann
sich nicht zu einer Schau des Gerechten erheben.
Selten jedoch ist eine Vereinigung dieser
beiden Bedingungen zu finden. Die Menschen nehmen an, dass sie einander
widersprechen. Sie bemerken nicht, in welch weitem Maß geistiger Fortschritt gerade
im Leben erreicht werden kann.
Die Klöster wurden zur Unterstützung schwacher
Geister gegründet, doch die Starken verstanden es, auch aus dem Kloster heraus
ihre Lehre weit zu verbreiten. Sie konnten niemals lange in der Wüste
verbleiben; wenn sie ihr geistiges Gefäß angefüllt hatten, verspürten sie das
Bedürfnis, zu den Menschen zurückzukehren. So überbrachten sie nicht nur
geistige Hilfe, sondern erwarben auch selbst Kenntnis des Lebens. Diese
letztere Bedingung wird gemeinhin nicht verstanden, da die Menschen nichts vom
Gleichgewicht wissen.
Als Beispiel lässt sich Unsere Bruderschaft
anführen. Ohne das Verstehen der irdischen Bedingungen könnte sie nicht
existieren. Wer die irdischen Bedingungen ablehnt, beraubt sich selbst der
Barmherzigkeit und des Mitleids. Ohne diese Eigenschaften ist geistiger
Fortschritt aber nicht möglich. Die Lehre von einer erneuerten Welt kann nicht
inmitten von Hartherzigkeit leben. Die Geisteswissenschaften können sich dort
nicht entwickeln, wo das Herz schweigt.
Der Denker empfahl seinen Schülern, den
menschlichen Blick verstehen zu lernen.
524. Urusvati weiß, dass eine ungeordnete Menschenmenge
besonders gefährliche Ausstrahlungen erzeugt. Eine von einem einzigen Streben ergriffene
Menge verursacht geringeren Schaden als die Offenbarung von Unordnung. Sobald
die Wissenschaftler in der Lage sind, die menschliche Aura auf
wissenschaftliche Weise zu erforschen, werden sie sich davon überzeugen, welche
todbringenden Chemismen bei ungeordneten Strömen erzeugt werden.
Man sollte nicht denken, eine allgemeine Übereinstimmung
einer Menschenmenge sei leicht möglich. Jede Menge besteht aus
unterschiedlichen Antrieben. Neue giftige Chemismen werden gerade infolge vereinzelter
Bestrebungen erzeugt. Auf diesen Umstand sollten die Wissenschaftler ihre
Aufmerksamkeit richten.
Niemals zuvor kamen solche Menschenmassen
zusammen wie heutzutage. Die Geschichte kennt solche gigantischen Städte nicht,
wie es sie jetzt gibt. Rom erreichte in der Periode des Niedergangs zehn
Millionen Einwohner, doch trug diese Zusammenrottung nur zu seinem Zerfall bei,
so wie es auch heute ist. Es gibt zahlenmäßige Höchstgrenzen, nach deren
Überschreitung der Leviathan[32] zu
verfaulen beginnt.
Es wurden viele Hinweise gegeben, damit die
Menschen sich außerhalb der Städte ansiedeln, doch alle Ratschläge wurden missachtet
und die Menschen vergiften sich in ihren Babylons selbst. Man kann bereits
sehen, wie die Ereignisse den vor langem aufgezeigten Verlauf nehmen. Es ist
unmöglich, einen logischen Prozess anzuhalten, er ist in Gang gekommen und muss
wachsen.
Die Frage ist nur,
wer das Segensreiche dieser Umwandlung zu sehen vermag und wer darin den
Untergang eines neuen Atlantis* erblickt. Freude über eine Verwandlung kann die
besten Formen des Gemeinschaftslebens schaffen, doch gibt es viele, die zu
einer solcher Freude bereit sind?
Der Denker wies darauf hin, dass die Menschen
die höchsten Freuden nicht kennen.
525. Urusvati weiß, dass der Mensch die Gesundheit
in dreierlei Hinsicht wahren muss: Erstens, seine eigene Gesundheit, dann die
Gesundheit des Planeten, und schließlich die Gesundheit des Überirdischen. Das
letztere ist keine Übertreibung, denn die Erdbewohner müssen sich darüber
Rechenschaft ablegen, dass sie sich nicht in die Harmonie der Überirdischen
Welt einmischen dürfen. Auch die Gesundheit des Planeten hängt von der weisen
Nutzung seiner Kräfte ab. Die kleinen menschlichen Organismen stellen mächtige
Batterien dar und beherrschen wirklich die nächstgelegenen irdischen Schichten.
Und seine eigene Gesundheit muss der Mensch nicht nur um seiner selbst, sondern
auch um seiner Nächsten willen hüten. Allein das erfolgreiche Verstehen der
drei Aspekte der Gesundheit kann wahren Fortschritt hervorbringen.
Wenn Ich von Gesundheit spreche, habe Ich natürlich
nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit im Blick.
Anhand der Geschichte der Menschheit kann man sich davon überzeugen, dass die
Evolution sich glänzend vollzog, wenn beide Bedingungen in Harmonie waren. Man
kann sehen, dass sich in Hellas die Gesundheit der Athleten mit der Weisheit
der Philosophen vereinte, und der Staat entwickelte sich erfolgreich.
Doch lassen sich Länder nennen, in denen Sport
zu einem Kult geworden ist und die Bedeutung des Geistes unterdrückt hat. Man
kann sich davon überzeugen, wozu ein solches Ungleichgewicht führt, doch auch die
Gesundheit des Geistes ist weder Scheinheiligkeit noch Heuchelei. Wir müssen darauf
hinweisen, wie sehr erhabenes Wissen und aufrichtiger Dienst am Gemeinwohl die
Pfeiler der Gesundheit des Geistes bilden.
Man darf nicht empfehlen, das Leben zu
verlassen, denn die natürlichste Form der Gesundheit des Geistes wird in der
Esse des Lebens geschmiedet. Auch die körperliche Gesundheit muss vernünftig verstanden
werden: Man muss den Schatz des Lebens hüten, doch er darf einen nicht von Selbstaufopferung
abbringen. Es ist unmöglich, Gleichgewicht unter den alltäglichen
Gegensätzlichkeiten zu finden, doch der gesunde Geist wird seine weise Lösung
ausdrücken.
Der Mensch vermag einen gefährlichen Strom zu
durchqueren, um einen Nächsten zu retten, ohne sich dabei ein tödliches Fieber
zuzuziehen, wenn er von den Flügeln des Geistes getragen wird. Der Mensch kann
zu einem Wächter des Planeten werden, wenn Geist und Körper sich im
Gleichgewicht befinden. Der Mensch kann nur dann reine Gedanken in die Überirdischen
Welten senden, wenn er von einem gesunden Geist geleitet wird.
Der Denker fragte: „Meint ihr nicht, dass wir
allen Musen mit unserem Denken helfen können?“
526. Urusvati weiß, wie oft bei
Gedankensendungen nur vereinzelte Wörter ankommen. Dafür gibt es einige Gründe,
vor allem, dass nicht alle Wörter mit der gleichen Kraft gesendet wurden.
Überdies können kreuzende Ströme auftreten, welche die Mitteilung unterbrechen
und sogar fremde Mitteilungen herantragen können. Solche Ströme können die
Ursache für Schlaflosigkeit sein.
Wenn die Menschen begreifen könnten, welche
Stürme in ihrer Umgebung toben, wären sie bei allen ihren Taten von Vorsicht
erfüllt. Sie gestehen jedoch noch nicht einmal zu, dass von ihnen gehörte Worte
auch räumliche Bedeutung haben können. Solch Erschütterungen lassen sich
besonders zu Zeiten irdischer Kriege bemerken. Dies allein sollte daran
erinnern, in welchem Maß irdische und überirdische Zusammenstöße miteinander
verbunden sind.
Man muss sich
dem inneren Gehör gegenüber sehr behutsam verhalten. Es können Anspannungen
auftreten, welche die Ärzte irdischen Ursachen zuschreiben würden, doch sie
vergessen, dass die überirdischen Ursachen hundertfach überwiegen. Die Menschen
nehmen an, der blaue Himmel sei leer, die Wissenschaft weiß aber bereits von
der Anfüllung des Raumes. Ist dieses Axiom denn so schwer zu verstehen?
Ihr habt Rufe des Entsetzens gehört, mitunter aber
auch Ausrufe von Freude. Schreckensschreie werden häufiger herangetragen, denn
die Menschen lassen die stärkste Energie in diese Ausdrücke fließen, eine
schwächere jedoch in solche der Freude. Jetzt, da ein unerhörtes Maß an Gräueln
die Erde verfinstert, kann man Ausstrahlungen der Kräfte der Verzweiflung
beobachten.
Die Wissenschaftler
können zu folgender Schlussfolgerung gelangen: Wenn ein Schrei des Entsetzens
so weit in den Raum eindringt, bedeutet dies, dass er von einer mächtigen
Energie gesandt wurde und höchst wahrnehmbare Strahlen ausstrahlt. Es ist
richtig zu denken, dass jedes menschliche Wort seine Aura besitzt und den Raum
auf weite Entfernung hin durchbohrt.
Desgleichen kann man an Tagen der Unordnung unvernünftige
Menschen sehen, die ihr Leben fortsetzen, als sei nichts geschehen. Man darf
sich über eine solche Unvernunft nicht wundern, denn sie ist, als ob ein Mensch
bei einer Feuersbrunst zu tanzen beginnt. Es ist aber auch nicht vernünftig, in
Verzweiflung zu fallen, und Wir raten zur Ruhe; diese Ruhe ist jedoch voller Bewusstheit
des Geschehens. Der Weise versteht, welche Taten zur Zeit weltweiter
Erschütterung angebracht sind.
Ihr könnt bemerken, dass Wir an Tagen
besonderer Anspannung das Wort „Harmagedon“ nicht aussprechen – die Papageien
haben sich seiner bemächtigt. In allen Tonlagen plappern sie bedeutsame Worte
und tanzen gleichzeitig auf einem Vulkan.
Wir rufen: „Feuer, Feuer!“, doch nur wenige
verstehen, um welches Feuer es geht und welche Anspannung in der Welt herrscht.
Der Denker lehrte: „Auch wenn jeder Augenblick
die Zerstörung eines Himmelskörpers mit sich bringt, kann es solche
Anspannungen geben, dass nur ein harmonischer Chor eine Katastrophe zu
verhindern vermag.“
527. Urusvati weiß, dass Nirwana* eine äußerst
hohe harmonische Anspannung von Energie darstellt. Paranirwana stellt eine noch
höhere Anspannung dar. Die Menschen nehmen an, das Nirwana sei ihnen
unerreichbar, und für Samadhi* sei eine langandauernde, körperliche und
geistige Übung erforderlich. Vergessen wir jedoch nicht, dass der menschliche
Organismus ein vollkommener Mikrokosmos ist, in dem alle möglichen
Erscheinungen bis in die Unbegrenztheit enthalten sind.
Jeder Mensch kann Empfindungen von Nirwana und
Samadhi andeutungsweise wahrnehmen. Solche Andeutungen gehen jedoch so schnell
vorüber, dass das irdische Bewusstsein sie nicht festzuhalten vermag. Dem
Menschen mag es scheinen, als ob er grundlos das Bewusstsein verliere, von
einem unerklärlichen Feuer entflammt werde oder ihm das Körpergewicht schwinde.
Es gibt viele Erscheinungen,
die nur von einem erweiterten Bewusstsein bemerkt werden, und allein besonders
Auserwählte können erkennen, was vor sich geht. Unter den vielen
wissenschaftlichen Errungenschaften wurde bisher die Bestätigung nicht
ausgesprochen, dass jeder Mensch höherer Empfindungen teilhaftig werden kann,
dafür jedoch den Geist rein erhalten muss.
Wer aber vermag geistige Reinigung zu
erreichen? Man wird sagen: „Dazu muss man ein Denker wie Anaxagoras[33],
Platon[34] oder
Pythagoras[35] sein.“ Doch außer durch
Denker ist die Welt auch von Führern wie Perikles oder Akbar* bewegt worden.
Sie hinterließen die Erinnerung an blühende Epochen. Neben Seelengröße und
Barmherzigkeit verwirklichten sie auch Standhaftigkeit, indem sie den Weg zur
Rettung des Volkes wählten. Jeder kennt den Schuhmacher [Jakob] Boehme* und den
Chemiker [Thomas] Vaughan[36]. Es
wurden in allen Jahrhunderten viele Beispiele offenbart, damit die Menschen
verstehen, dass geistige Reinigung unter jeglichen Umständen erreichbar ist.
Auch heute gibt es auf der Erde Mitarbeiter
der Evolution. Es mag sein, dass die Menschen sie nicht unterscheiden, denn die
Menge hat mit den Händen schwer erarbeitete Errungenschaften noch nie erkannt.
Auf der Erde sind sowohl die Hände als auch die Füße Mitarbeiter des Geistes.
Die Träger der Evolution unterscheiden sich nicht durch königliche Kleidung; also
kennt man sie nicht, und nur die Ergebnisse der Geschichte reinigen ihren Weg.
Mögen die Menschen sich darüber freuen, dass auf der Erde immer Auserwählte
wandeln, um so hoffnungsfreudiger wird der Glaube an den Aufbau der Neuen Welt
sein.
Selbst als der Denker der Sklaverei
überantwortet wurde, sagte Er: „Welch herrlicher Beweis für die
Mannigfaltigkeit der menschlichen Wege!“
528. Urusvati weiß, dass man aus einer
Vielzahl von Blumen sowohl eine schöne als auch eine hässliche Girlande
flechten kann, was ganz von der Zusammenstellung abhängt. So lehren Wir auch,
mit jedem seinem Bewusstsein gemäß zu sprechen. Wir wollen nicht den
Gesprächspartner herabsetzen, sondern sehen nur viele irdische Besonderheiten
voraus. Sogar die Sprachen sind unterschiedlich, umso mehr unterscheidet sich
die Erkenntnis.
In jedem Depot kann man einen äußerst
wertvollen Gegenstand finden. Für einen solchen Fund muss man viele Dinge
untersuchen. Vielleicht muss man sich staubig und schmutzig machen und Beleidigungen
und Lästerungen anhören, doch nach all diesem kann man kostbares Wissen finden.
Um dem Bewusstsein entsprechend zu sprechen, muss
man vor allem dem Gesprächspartner zuhören, seine Ausstrahlungen wahrnehmen und
seine Absicht verstehen. Vergessen wir nicht, dass die Menschen sich in zahllose
Besonderheiten aufteilen und die rettende Synthese schon nicht mehr in Betracht
ziehen. Die Menschen träumen mitunter von einer physischen Weltsprache,
vergessen jedoch, dass man vorher über gegenseitiges geistiges Verstehen
nachdenken muss.
Unter den Menschen hat sich eine besondere Art
von Predigern herausgebildet, welche die Denkweise ihrer Zuhörer nicht
berücksichtigen. Aus einer solchen Überheblichkeit erwächst nicht
wiedergutzumachender Schaden. Diese ärmlichen Prediger verstehen die
Bedürfnisse der Zuhörer nicht und befehlen zu glauben; wobei sie vergessen, dass
Glaube eine Folge von Wissen ist. Doch ihnen selbst fehlt nicht nur ein solches
Wissen, sondern sie haben auch keinen Magnetismus. Ich spreche nicht nur von
Predigern, sondern auch von Schullehrern.
Eine einfache
Weisung über ein Gespräch gemäß dem Bewusstsein des Zuhörers ruft viele Missdeutungen
hervor. Es ist bedauerlich, doch man muss sagen, dass die Menschen nicht selten
ihrem eigenen Bewusstsein entsprechend zu reden beginnen, was vor allem durch
die Unfähigkeit zuzuhören geschieht.
Freunde! Lernt zuzuhören, desto leichter
werdet ihr den Gesprächspartner erreichen. Natürlich ist es für ein erweitertes
Bewusstsein leicht, die Eigenheiten eines Gesprächspartners zu verstehen, doch
ist eine solche Stufe des Voraussehens selten anzutreffen, und deshalb wendet
die gewöhnlichen menschlichen Maßnahmen an. Gegenseitige Achtung wohnt in der
Nachbarschaft des Mitleids.
Der Denker lehrte, Blumengirlanden zu
flechten: „Wer eine schöne Zusammenstellung von Blumen gefunden hat, wird auch
eine nützliche Zusammenstellung von Menschen finden.“
529. Urusvati weiß, wie groß die Freude ist,
in der Zukunft leben zu können, ein solches Leben kann evolutionär genannt
werden. Dabei muss man lernen, die Vergangenheit nicht zu schmälern und zu
verstehen, dass die Gegenwart nicht existiert: Entweder etwas war oder es wird
sein.
Es ist nicht leicht, sich in die Zukunft als
eine Realität zu versetzen. Die Menschen sind nicht in der Lage, an die Zukunft
zu denken, denn sie fürchten sie. Sie haben Angst, dass die Zukunft ohne sie
eintreten könnte. Sie wollen nicht über die ununterbrochene Fortdauer des
Lebens nachdenken und verstehen nicht, wie sie mit der Feinstofflichen Welt
zusammenarbeiten können.
Auf diese Weise
trennen sie sich selbst von der Zukunft ab; sie wollen die Vergangenheit nicht
erkennen und beharren auf einer Gegenwart, die nicht existiert. So bleibt ihnen
gar nichts und es entsteht die gefährlichste Situation. Dabei könnten die
Menschen so leicht an der Zukunft teilnehmen, besonders heute, da die Biologie
große Fortschritte gemacht hat.
Wir freuen Uns besonders, wenn Wir die
Fähigkeit bemerken, sich in die Zukunft zu versetzen. Ein solches Bestreben
gleicht dem Auswerfen eines Ankers, der es erlaubt, sich dem rettenden Ufer zu
nähern. Das Fundament der Bruderschaft ruht auf dem Streben in die Zukunft. Die
Ereignisse müssen planmäßig eintreten. Man muss die Architektur des Weltengebäudes
verstehen, um sich mit der Unbegrenztheit vertraut zu machen.
Es ist unmöglich,
in Unbegrenztheit zu verfallen, und die grenzenlose Zukunft erlaubt auch, eine
nützliche Arbeit zu finden. Versucht, euch ein irdisches Leben ohne
Vergangenheit und Zukunft vorzustellen: Was für ein langweiliges Leben ergäbe
sich, wie auf einer kleinen Insel inmitten des Ozeans. Natürlich bleibt den
Menschen noch der Blick nach oben, wenn sie denn so weitsichtig wären.
Der Denker bedauerte jene, die sich nicht über
die Zukunft freuen können und nicht in der Lage sind, emporzuschauen.
530. Urusvati weiß von dem Auftreten neuer
Krankheiten. Ihre Grundlage ist eine Entzündung der Drüsen, sie sind überaus
verschiedenartig. Die Drüsen sondern Sekrete in größerer oder geringerer Menge
ab. Die Drüsen selbst können sich vergrößern oder bis zum Absterben schrumpfen.
Die Menschen könnten einander lehrreiche
Einzelheiten mitteilen, tun dies aber nicht und fördern damit die Entwicklung
einer Epidemie. Man kann feststellen, dass Puls und Temperatur sehr stark
schwanken; auch können Schmerzen in den Nervenzentren auftreten. Eine derartige
Krankheit hängt nicht von den betroffenen Menschen selbst ab, es wirken
räumliche Chemismen auf sie ein, woraus sich ein Teufelskreis ergibt.
Die Menschen verstärken mit ihren Gedanken die
Wirkungen der räumlichen Chemismen, doch der Chemismus trifft wie ein Bumerang
denjenigen, der ihn geschaffen hat; so entsteht eine gefährliche Epidemie. Die
Ärzte suchen sie mit alten Namen zu benennen und bemerken die neuen Symptome
nicht. Natürlich wirkt der Chemismus auf die schwachen Organe ein, daher
ergeben sich verschiedenartige Symptome.
Man kann sagen, dass die Menschheit sich
selbst vergiftet, und die feineren Organismen können am meisten leiden. So
treten bei überaus gefährlichen Entwicklungen neue Krankheiten in Erscheinung.
Leider hat die Geschichte diese Übereinstimmungen nicht festgestellt.
Bei Uns werden aufschlussreiche Tabellen
zusammengestellt, die zeigen, dass die Menschheit sich selbst geißelt.
Der Denker unterhielt sich immer wieder mit
Ärzten und fragte sie, ob sie die Wellen der Epidemien bemerken können.
53l. Urusvati weiß, dass Wir die neue Epidemie
„gelbe Krankheit“ nennen, denn sie ruft eine gallenfarbige Pigmentierung nicht
allein der Ausscheidungen, sondern auch auf allen Schleimhäuten hervor. Diese
Krankheit darf sich nicht verbreiten. So muss man eine ruhige Verfassung
wahren, doch dieser Begriff bedarf der Erklärung.
Man darf eine schlechte Verfassung nicht nur einer
Magenverstimmung oder einer Erkältung zuschreiben. Mögen die Menschen
verstehen, dass man die Ursache in den Nervenzentren suchen muss, die von
verschiedenen räumlichen Chemismen Impulse erhalten. Es wird eine Zeit kommen,
da die Ärzte in der Lage sein werden zu unterscheiden, welches der Zentren betroffen
ist, doch bis jetzt stellen sie lediglich Behauptungen über angeblich schlechte
Nerven auf und kurieren sie mit Narkotika.
Es ist bereits an der Zeit, zur Erkenntnis der
Bedeutung des Nervensystems zu kommen. Es ist ein Mittler zum Überirdischen
Bereich. Es geht nicht darum, dass ein Mensch schlechte Nerven hat, sondern
darum, welche Chemismen es gibt und auf welche Zentren sie einwirken. So erhält
die Wissenschaft für künftige Wissenschaftler die höchsten Gebiete. Man kann
feststellen, dass die psychische Energie des Raumes erforscht werden kann und
dass das irdische Leben sich unter den Augen einer einzigen Generation vervollkommnen
kann.
Der Denker lehrte: „Nicht nur ein
Wassertropfen enthält eine ganze Welt, sondern jedes Luftteilchen ist bereits
ein ganzer Mikrokosmos.“
532. Urusvati weiß, dass Wir in allem zu einem
der Wirklichkeit entsprechenden, wissenschaftlichen Denken raten. Selbst die höchste
Inspiration muss durch wissenschaftliche Beobachtung gefestigt werden. Man darf
nicht meinen, eine solche Herangehensweise setze irgendetwas herab. Man darf
nicht vergessen, dass viele herrliche Ideen durch ein aus der Luft gegriffenes Verständnis
zerfallen. Ein solcher unbegründeter Glaube muss durch das Licht der Erkenntnis
ersetzt werden.
Selbst in den besten Religionen bemühten deren
Diener sich, auch Wissenschaftler zu werden, um dadurch umso leichter eine
Grundlage für ihre Überzeugungen zu finden. Vergessen wir jedoch nicht, dass
Erkenntnis frei von Vorurteilen sein muss. Es gibt nicht wenige Wissenschaftler,
die aus sich Scheinheilige gemacht und damit nur die herrliche Freiheit der
Wissenschaft untergraben haben. Das Überirdische sollte weite Möglichkeiten zu
wissenschaftlichen Beobachtungen bieten. Ihr seht selbst, wie gebunden das
heutige menschliche Denken ist.
Man kann sich davon überzeugen, dass sogar im
Altertum hervorragende Geister sich nicht fürchteten, über den lebendigen Raum
nachzudenken. Mitunter bevölkerten sie ihn unter dem Druck der Menge in etwas
eigentümlicher Weise, gleichwohl war der Flug ihrer Gedanken weit.
Wir sind sowohl den
materiellen als auch den ideellen Erkenntnisweg gegangen, um zu der Schlussfolgerung
zu gelangen, dass beide Formen des Denkens in ihrem höchsten Ausdruck zur
Einheit führen. Man darf nicht unterstellen, Wir wollten Unsere eigene
Überzeugung aufzwingen. Wir wollen nur die Ketten fortnehmen, die den Schritt
der Menschheit erschweren.
Der Denker lehrte: „Lasst die Fesseln hinter
der Schwelle, denn sie stören beim Gespräch über die Freiheit des Denkens.“
533. Urusvati weiß, dass unter Beachtung
bestimmter Bedingungen eine Blutübertragung mitunter zulässig ist. Das ist ein
physischer Vorgang, doch kann es auch eine psychische wechselseitige
Übertragung von psychischer Energie geben. Die Ärzte werden noch nicht so bald
zu einer wissenschaftlich durchgeführten Übertragung von psychischer Energie
gelangen, doch vollzieht sie sich auch ganz von allein bei der Berührung von
Ausstrahlungen.
Die Übertragung von psychischer Energie wird
in Zukunft zu einem ganz gewöhnlichen Studiengegenstand werden. Man kann die
Harmonie der Menschheit durch eine Verteilung der uranfänglichen Energie
unterstützen. Wenn man ohne Schaden eine beachtliche Menge Blut abgeben kann,
ist es auch möglich, einen Vorrat an psychischer Energie zu teilen. Beim Blut
müssen rassische Voraussetzungen und der physische Zustand der Organismen
berücksichtigt werden, doch für den Austausch von psychischer Energie bedarf es
noch feinerer Bedingungen. Es ist unerlässlich, dass der Energiekoeffizient
harmonisch ist, und diese Bedingung kann man auf wissenschaftlichem Weg erreichen.
So werden beispielsweise beim Ausatmen gewisse Substanzen der Energie
abgesondert, die man auf einem Metallspiegel auffangen kann.
Man muss gerechterweise anerkennen, dass bei
den Alten der Brauch herrschte, den Zustand der Energie anhand der Spuren zu
beobachten, die beim Ausatmen auf einer Metallplatte hinterlassen werden. Die
Legierung, von der Wir bereits sprachen, wurde im Altertum besonders geschätzt,
doch unsere heutigen Wissenschaftler widmen den antiken Lehren keine
Aufmerksamkeit.
So haben sie
auch die jüngst erfolgte Annäherung des Mars nicht von der psychischen Seite
untersucht. Die Menschen sprachen wiederholt vom Nahen eines Krieges, dachten
jedoch nicht daran, den Zustand des menschlichen Gehirns zu beobachten, der vom
Chemismus des Mars vergiftet wurde.
Man muss bedauern, dass die Menschen die Angaben
der Natur nicht nutzen. Seit langem wissen sie von Sonnen- und Mondfinsternis, führen
aber keine psychologischen Beobachtungen durch.
Der Denker lehrte: „Versäumt keinen
Augenblick, in dem die Natur ihre Offenbarungen gibt.“
534. Urusvati weiß, dass Vampirismus im
Gegensatz zu einer rechten, harmonischen wechselseitigen Übertragung von
Energie steht. Man darf nicht vergessen, dass Vampirismus weit verbreitet und
die Wissenschaft nicht imstande ist, ihn zu bekämpfen. Es ist unmöglich, dort
mechanische Maßnahmen anzuwenden, wo der Begriff der uranfänglichen Energie
herabgesetzt wird.
Unkundige Menschen verstehen überhaupt nicht,
wo die Grenze zwischen Vampirismus und einer wohltätigen Übertragung von
Energie liegt. Sie urteilen nach sich selbst und nehmen an, jede wechselseitige
Übertragung sei bereits ein egoistischer Akt; sie können sich jedoch nicht
vorstellen, dass es in manchen Fällen unerlässlich ist, eine besondere Energie
zu offenbaren. Ein solches Opfer wird durchaus nicht für einen selbst, sondern für
das Gemeinwohl erbracht.
Man darf sich nicht wundern, dass eine
verfeinerte Energie ihre unersetzlichen Eigenschaften besitzt. Das
Inerscheinungtreten der uranfänglichen Energie ist ebenso vielfältig wie alle
kosmischen Erscheinungen. Für unvorbereitete Augen erscheint die gesamte Natur
einförmig zu sein, doch das Denken hilft, die unzählbaren Gaben des Weltalls zu
unterscheiden. Lasst uns nicht mit jenen streiten, die ein wissenschaftliches
Herangehen an kosmische Erscheinungen nicht anerkennen.
Es ist erstaunlich, dass der Mensch gewöhnlich
der Erkenntnis der für ihn nützlichsten Daseinsgesetze widerspricht. In diesen
Kämpfen kann man die ewige Schlacht des Chaos mit dem Offenbarten bemerken; ihr
solltet daher nicht betrübt sein, wenn die einfachsten Grundlagen von den
Menschen so schwer aufgenommen werden.
Der Denker redete Streitsüchtigen mitunter ins
Gewissen und wies darauf hin, dass das Einfachste besonders schwer anzunehmen
ist.
535. Urusvati weiß, dass die Absonderung von
psychischer Energie wie ein leichter Dunst oder sogar ein Lichtschimmer
sichtbar sein kann. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ein unerfahrenes Auge
diese Erscheinungen nicht zu bemerken vermag. In der Regel können die Menschen
nicht erklären, weshalb viele psychische Erscheinungen in unerwarteten
Situationen sichtbar sind, sich indessen bei angespannter Erwartung nicht
zeigen. Doch mögen die Menschen im Sinn behalten, wie viele äußere Energien sie
umgeben und auf sie einwirken.
Wir können Uns an viele Fälle erinnern, da die
Menschen die offenkundigsten Zeichen nicht anerkannten und sie auf die
egoistischste Weise zu erklären suchten. Der Grund für solche Irrtümer liegt
darin, dass die Menschen nicht an äußere Einwirkungen denken, und wenn sie es
doch tun, dann nur im Sinne einer Gewaltanwendung. Zusammenarbeit ist bei einer
solchen Denkweise völlig ausgeschlossen.
Jede gute Zusammenarbeit ist wertvoll, doch
besonders kostbar ist psychische Zusammenarbeit. Bis zum heutigen Tag hat man
der tiefen Bedeutung einer solchen Zusammenarbeit keine Beachtung geschenkt. In
gewissen philosophischen Versammlungen war es üblich, sich in tiefe
Konzentration zu versenken, doch dieser Brauch lief auf ein bedingtes,
abstraktes Denken hinaus, woraus sich keine gedankliche Zusammenarbeit ergab.
Viele Redner können indessen bezeugen, dass
ihre Rede mitunter besonders überzeugend und klar war, gerade so, als ob irgendeine
mächtige Energie auf sie einwirkte. Natürlich kann es überirdische Einflüsse,
doch außerdem auch gedankliche Einwirkungen von Mitarbeitern und Zuhörern geben.
Redner können auch bestätigen, dass bisweilen
ganze Unterbrechungen ihres Gedankenflusses eintraten, ihnen die Worte
entfielen und eine bereits einstudierte Rede sich verflüchtigte; auch das war
die Einwirkung des ungeordneten Denkens der Menge war. Wir haben jedoch keine
Kunde davon, dass Wissenschaftler solche Einwirkungen untersucht hätten. Wenn
schon der Einfluss des Denkens nicht erforscht wird, muss man sich dann
wundern, dass überirdische Einwirkungen nicht anerkannt werden?
Der Denker lehrte: „Lasst uns nicht vergessen,
dass wir unsichtbare Freunde und Feinde haben.“
536. Urusvati weiß, dass jede menschliche
Berührung bereits einen magnetischen Vorgang darstellt. Einige Menschen haben
aufgrund dessen auf den Händedruck verzichtet, doch tritt nun eine Zeit heran,
da die Wissenschaft die gesunden Bedingungen von Einreibungen erläutern sollte.
Bis zum heutigen Tag lenkte man die Aufmerksamkeit auf mechanische Massagen,
und die Medizin verordnete Arzneien zur Einreibung. Die Menschen schreiben solchen
Einwirkungen eine große Bedeutung zu, und sie haben auch die tiefe Bedeutung
solcher Einreibungen der Haut unter allen Heilmaßnahmen richtig verstanden, das
Wichtigste aber wurde übersehen: Niemand hat sich darum gekümmert, wer denn die
Einreibung durchführt. Indessen ist diese Bedingung weitaus bedeutsamer als die
Einreibung selbst.
Man muss verstehen, dass die psychische
Energie nur bei einer harmonischen Verbindung heilsam wirken kann. Bemerkt, dass
bei gleichartigen Erkrankungen Einreibungen überaus verschieden wirken. In
vielen Fällen wirkt eine leichte Berührung mit der Hand eines harmonischen
Menschen als beste Arznei. Offensichtlich ist jedoch auch, dass sich selbst bei
bester mechanischer Massage ein unzweifelhafter Schaden einstellen kann. Nicht
nur die Ärzte, sondern auch die Pflegepersonen müssen in Bezug auf die Qualität
ihrer psychischen Energie geprüft werden. Es ist nicht nur Vertrauen zum Arzt
notwendig, sondern auch seine heilsame Energie.
Die Anwendung solcher Voruntersuchungen wird
es ermöglichen, die Volksgesundheit zu heben. Dabei darf man nicht unterstellen,
eine unharmonische sei eine schlechte Energie. Sie kann nur der Energie des
Patienten nicht entsprechen, der Schaden jedoch wird nicht gering sein.
Der Denker bestand darauf, dass die Menschen
lernen, die Bedeutung der Harmonie zu verstehen, anderenfalls würden Hunde sich
in einer besseren Lage befinden.
537. Urusvati weiß, wie verschiedenartig die
Eigenschaften der psychischen Energie sind. Sie lassen sich durch Erforschung
von Ausstrahlungen und Schwingungen studieren. Eine solche Erforschung kann
jedoch erst in Zukunft bei Vervollkommnung der Apparate durchgeführt werden.
Es gibt aber
noch ein weiteres Verfahren, das angewandt werden kann. Wir sprachen bereits
über die Magnetisierung von Wasser. Ihr habt selbst beobachtet, in welchem Maße
Wasser die Eigenschaften der psychischen Energie des Menschen annimmt und welch
kurze Zeit dafür nur erforderlich ist.
Man kann beobachten, wie individuell Wasser
die Einwirkung der Energie aufzeigt, wenn man es in der Nähe des Kopfes
aufstellt. Gleichfalls kann man feststellen, welche mineralischen Zusätze die
Beobachtungen am meisten unterstützen. Eisenhaltige Wässer sind gut geeignet,
schwefelhaltige dagegen versprechen keinen Erfolg.
Im Altertum wurden solche Versuche oft
durchgeführt. Mitunter brachte man auf der Wasseroberfläche einige Tropfen
eines Baumöls auf, in der Annahme, dass es die Konzentration von Strömen
fördere. Man achtete auch auf die Gefäße und zog kupferne vor, aber keine aus
Ton. Die Gefäßwände mussten poliert sein, und ein solches Gefäß wurde nicht im
häuslichen Alltag verwendet, man hielt es mit einem kupfernen Deckel
geschlossen. Solche Gegenstände zeigten, wie wohlüberlegt die Alten vorgingen.
Sie werden sicherlich auch noch andere
Verfahren angewandt haben, um unterschiedliche Zustände der Energie zu bemerken.
Überdies bezeichneten die Alten ihre Beobachtungen als Wahrsagen, wodurch diese
in den Augen von Skeptikern ihre wissenschaftliche Bedeutung verloren. Ein
denkender Geist ist immer wieder offen, um der Menschheit zu zeigen, wie
unerschütterlich die Grundlagen sind. Man kann darüber lächeln, wie sehr die
Menschen sich mit bedingten Bezeichnungen zufriedengeben; das Wesen bleibt jedoch
unverändert, und unter den Bräuchen des Altertums lassen sich wissenschaftliche
Errungenschaften finden.
Der Denker lehrte: „Glaubt nicht, eure Ahnen
seien Dummköpfe gewesen. Ihr habt viele ihrer Errungenschaften vergessen.“
538. Urusvati kennt die Übertragung von
Gefühlen auf Entfernung. Eine solche Erfahrung bestätigt umso mehr das
Vorhandensein der Energie, die den gesamten Raum sättigt. Vergessen wir nicht, dass
Teraphime* auf einer solchen Übertragung beruhen. Man muss nicht unbedingt ein
bestimmtes Bild besitzen, wenn die Energie durch einen Willensbefehl gesandt
wird. Jeglicher Teraphim stellt nur ein Hilfsmittel für die Übertragung dar,
doch ein starker Wille bedarf solcher Hilfsmittel nicht.
Man muss daran
erinnern, dass die Übertragung von Gefühlen im Leben ebenso oft vonstattengeht
wie Gedankenübertragung, doch achten die Menschen nicht darauf. Die Übertragung
von Gefühlen kann bewusst und absichtlich, aber auch unbewusst erfolgen; die
unbewussten Übertragungen sind häufiger als die bewussten, und viele
schmerzhafte Empfindungen und Stimmungen sind Folgen solcher Übertragungen.
Es ist bereits vorhersehbar, dass die
Menschheit der Zukunft das gewaltige Gebiet des Gedankens ordnen wird. Selbst
der Gesetzgeber muss in Betracht ziehen, wie sehr das Leben von starken
Energien durchdrungen wird. Man sollte nicht denken, dass man diese Sphäre
irgendwie vermeiden kann, sie ist viel materieller als die körperliche Hülle.
Die Lehre des Lebens muss vor allem darauf
hinweisen, wo sich der Mittelpunkt des menschlichen Daseins befindet. Man darf
nicht in dem Irrtum verbleiben, nur einige Hexenmeister und Zauberer beherrschten
die Kräfte der Natur. Jeder Mensch befindet sich in Berührung mit der Macht der
Energie, will aber diesen Vorzug nicht erkennen. Man könnte eine Reihe von
Büchern über Fragen des Geheimwissens verfassen, doch wären diese so lange nutzlos,
wie der Mensch noch nicht von dem Gedanken an seine Möglichkeiten erleuchtet
ist.
Alle Ratschläge, selbst die dringendsten,
werden die Menschen wie eine interessante Geschichte gelangweilt lesen. Sie
denken nicht darüber nach, dass das Geschriebene ihnen zur unverzüglichen
Anwendung übergeben worden ist.
Der Denker trieb die Mitbürger an, die
unsichtbare, doch fühlbare Welt zu erkennen.
539. Urusvati kennt die vielen Warnungen und
Unterweisungen, die der Menschheit gesandt worden sind. Vergleicht den Sinn der
Lehren des Pythagoras mit den Briefen des Priesterkönigs Johann[37], mit
den Taten Saint Germains* und den Mahatma-Briefen, und ihr werdet überall die
Sorge um die Gesundung der Menschheit finden.
Mögen die Unterweisungen auch in verschiedenen
Sprachen gegeben worden sein und Züge der zeitgenössischen Epoche tragen, so
ist es doch aufschlussreich, die Grundlagen dieser Botschaften zu verfolgen.
Die Menschen halten solche Schriften mitunter für gefälscht; springt es aber nicht
ins Auge, dass ein einziger Gedanke über verschiedene Jahrhunderte hinweg gelebt
hat? Viele Botschaften werden bestimmten Personen zugeschrieben, doch in noch
größerer Zahl existieren anonyme Schriften. Man kann sehen, wie sie sich in
verschiedenen Ländern verbreiteten und ihre Anhänger hatten. Man muss diese
umfangreiche Literatur studieren, denn sie wurde noch nicht gesammelt und ihrem
inneren Sinn gemäß verglichen.
Oftmals beklagen sich die Menschen, keine
Führung zu haben; nehmt doch aber nur die Handschriften und Druckwerke aus den
Regalen der Bibliotheken, um euch davon zu überzeugen, welche Vielzahl
unbekannter Autoren an der Evolution der Menschheit gearbeitet hat. Vergessen
wir nicht, dass einige dieser Tatmenschen mehrere Pseudonyme verwandten. Daher
darf man die Arbeiten nicht nach Autoren sammeln, sondern nach ihrem inneren
Wert.
Wir legen keinen Wert auf Unsere Namen, denn
im Verlauf eines langen Lebens wechseln die Namen allzu oft. Wir schätzen den
Sinngehalt der Arbeit, messen jedoch der Frage keine Bedeutung bei, ob der Name
im ersten oder im zehnten Regal zu finden ist. Vergessen wir auch nicht, wie viele
Handschriften von den Händen unverhohlener Neider vernichtet wurden.
Der Denker sprach: „Können wir davon überzeugt
sein, dass unsere Schriften unter unseren Namen bewahrt werden? Lasst uns
darüber gar nicht nachdenken, denn ein solches Denken ist nur Zeitverschwendung.“
540. Urusvati weiß, wie viele nützliche
Aufzeichnungen man außerhalb der staatlichen Bibliotheken in Familienarchiven
finden kann. Es ist ein großer Irrtum zu meinen, staatliche Bibliotheken
könnten sämtliches in Handschriften hinterlassene Material erschöpfend
aufführen. Ein ebensolcher Irrtum ist es anzunehmen, die ungeheure Menge gedruckter
Bücher decke die wichtigsten Lebensfragen ab. Im Gegenteil lässt sich
bestätigen, dass die wichtigsten Aufzeichnungen unveröffentlicht blieben oder
in privaten Kellern verderben.
Erschreckend ist der Gedanke, dass eine
Vielzahl unersetzlicher menschlicher Errungenschaften zugrunde geht. Man muss
damit beginnen, die Privatarchive zu bewahren, auch wenn dies nicht einfach
sein wird.
Man darf nicht voraussetzen, dass die Archive
bekannter Leute immer besonders interessant seien, äußerst bemerkenswerte
Aufzeichnungen können sich auch bei unbekannten Bürgern befinden. Sie können
von sehr aufschlussreichen Erscheinungen zeugen; sie können Bestätigungen alter
Generationen vernehmen lassen, die von den Nachkommen nicht wieder aufgegriffen
wurden. Niemandem kam es in den Sinn, solche Aufzeichnungen zu drucken.
Viele Chroniken sind auch in Klöstern und
verschiedenen Kongregationen verschwunden. Eine sehr große Zahl ist bereits
verdorben, doch vieles liegt noch im Staub vergraben. Die Menschen sollten
nicht sagen, sie hätten über verschiedene Fragen keine Kenntnis, sondern
erkennen, wieviel sorgsam Aufgezeichnetes in dunklen Verliesen ruht. Möge jeder
aufmerken, wenn er von Aufzeichnungen erfährt, die jemand verwahrt. Viele
strahlende Gedanken wurden aus Bescheidenheit oder Trägheit begraben. So finden
sich auch in Bibliotheken Bündel von noch nicht untersuchten Handschriften.
Der Denker förderte den Wunsch Seiner Schüler,
Familienaufzeichnungen zu bewahren.
541. Urusvati weiß, mit welcher Mühe die Auswertung
von Familienarchiven verbunden ist. Höchst bedeutsames Wissen kann nachlässig
und die bekanntesten Namen können verfremdet, in Form von Initialen oder als Decknamen
erwähnt sein. Schließlich kann die gesamte Darstellung in einem verfremdeten
Stil verfasst sein. Das letztere ist nicht selten aus Furcht vor Verfolgung
geschehen; deshalb enthalten manche Archive, auch solche, die als erforscht
gelten, in Wirklichkeit vieles Unbemerkte.
Solche Archive, wie die von Choiseul[38],
Goethe[39] und
Stroganow[40] enthalten viele nützliche
Informationen. Solche Tatsachen sind besonders aufschlussreich für das Innere
Leben Unserer Bruderschaft. Man muss der Gräfin d‘Adhémar[41] für
das Hinterlassen von Aufzeichnungen dankbar sein, ohne die viele Seiten der
Tätigkeit Saint Germains nicht bekannt geworden wären.
Jemand wird sich
dennoch erstaunt zeigen, wozu denn die Aufzeichnungen der Gräfin d‘Adhémar nötig
seien, wenn Wir doch alles viel vollständiger erklären könnten. Doch die
Menschen schätzen Aussagen ihrer Zeitgenossen, und solche Aufzeichnungen stellen
in den Augen der Menschheit einen viel zuverlässigeren Beweis dar als Unsere
anonymen Mitteilungen.
Desgleichen muss man auch arabische und
iranische Aufzeichnungen studieren, in denen sich Zeugnisse Reisender finden
lassen; so kann man verstehen, weshalb Wir so oft von Zusammenarbeit sprechen.
Eine Erzählung, die in verschiedenen Jahrhunderten von historischen Persönlichkeiten
wiederholt wird, stellt ein überaus reales Zeugnis dar.
Es ist erstaunlich, wie Informationen über die
Bruderschaft in unerwartete Länder vordrangen. Man kann sie in Irland, Norwegen
und Spanien finden, wohin Seefahrer aus dem Osten sie trugen. Mögen die
Forscher sich nicht ihre eigenen Wege abschneiden. Funde können sich ganz
unerwartet einstellen.
Der Denker lehrte, nicht zu verzweifeln: „Suchende,
ihr könnt die Grenze der Entdeckungen nicht kennen.“
542. Urusvati weiß, dass die Hauptgrundlage
Unseres Inneren Lebens die Übung des Denkens ist. Es irrt sich, wer annimmt, ab
einem bestimmten Niveau könne das Denken nicht mehr entwickelt werden. Das
Denken muss von Beginn an erzogen und fortan ständig weiterentwickelt werden.
Des Mitleids wert sind jene, die meinen, das Leben läge in irgendwelchen untätigen
Prozessionen; Arbeit ist in allem, so auch in dem Streben des Denkens.
Wir bedauern jene, die der Auffassung sind,
für sie sei Denken nicht erforderlich. Ein überaus großer Teil der Menschheit
denkt überhaupt nicht. Die ungeordneten Fetzen verwirrter Geister dürfen nicht
für Denken gehalten werden. Sie entstehen aus dem Chaos und schmelzen ebenso
schnell wie Schneeflocken bei Tauwetter. Viele empfinden eine dem Denken
gewidmete Existenz als außerordentlich langweilig.
Ihr möchtet von Unserem Inneren Leben
erfahren. Selbst wenn Ströme die mannigfaltigsten irdischen Ereignisse
herantragen, finden Wir dennoch auch inmitten solcher Wirren Zeit, um
nachzudenken. Gedankenformen zu schaffen, bedarf keiner langen Zeit, und ihre
Klarheit wird durch beständige Übung erreicht. Für solche Übungen der
Vervollkommnung braucht es keine bestimmte Verfassung. Wenn das Wesen dem
Gemeinwohl zustrebt, wird auch jede Phase des Denkens in diese Richtung eingestimmt.
Das Streben kann streng, freudig, beständig bedauernd
oder mitleidig sein, dies wird gleichsam der Schlüssel des Denkens sein; die
Klarheit der Gedankenform aber hängt von dem Vorrat an psychischer Energie ab.
Einige nehmen an, bei Uns müsse man sich um diesen
Vorrat keine Sorgen machen; Dummköpfe verstehen nicht, dass die Harmonie der
Energie wohl gehütet werden muss. Der eine kann den Vorrat an psychischer
Energie etwas langsamer wiederherstellen, der andere kann dies schneller
erreichen, und einem weiteren genügt es, die Augen zu schließen und tief
durchzuatmen, um einen erlittenen Verlust wieder auszugleichen. Auch Wir müssen
Unseren Vorrat wieder auffüllen, dies zu leugnen wäre unwissenschaftlich.
Mitunter erhaltet ihr keine rasche Antwort; in
dieser Stunde können besonders dringende Ereignisse vonstattengehen, vielleicht
aber auch ein Anfüllen des Vorrats an psychischer Energie. Lasst uns über alles
auf menschliche Weise nachdenken, und wir werden nicht fehlgehen. Der
Mikrokosmos versteht den Zustand des Makrokosmos. Auch über Unser Inneres Leben
denkt auf menschliche Weise. Bewahrt bei allen Überlegungen die Schönheit der Gedankenform
und versteht es, die Form der Arbeit für das Gemeinwohl zu lieben.
Der Denker sprach: „Wenn wir mit allen Kräften
lieben könnten, wären wir erfolgreich.“
543. Urusvati weiß, dass ein Zustand voller
Wachsamkeit ebenfalls eine der Grundlagen Unseres Inneren Lebens ist. Glaubt
nicht, eine solche Wache sei etwas Übernatürliches. Menschen zeichnen sich
nicht selten durch eine besondere Empfindsamkeit aus. Sie haben einen
feinfühligen, wachsamen Schlaf und nehmen Beben der Luft wahr. Dies geht ohne jede
lange Vorbereitung vonstatten; die psychische Energie arbeitet selbständig,
wenn sie nicht von äußeren Bedingungen belastet ist. Doch wenn die Energie schon
bei einer ihr gegenüber unbewussten Einstellung arbeitet, wie sehr offenbart
sie sich erst bei bewusster und bestrebter Arbeit an ihr. Fügt noch die lange
Dauer Unserer Existenz hinzu, und ihr könnt euch vorstellen, wie viele
Eigenschaften sich verbessern.
Die Menschen behaupten, ständige angespannte
Wache müsse etwas Unerträgliches sein, doch diese Befürchtung ist unbegründet. Ein
beliebiger Tatmensch, der diese Fähigkeit besitzt, hält eine solche Mühe nicht
für unerträglich. Er ist dermaßen an sie gewöhnt, dass er ohne sie nicht leben
kann.
Ebenso kann uns auch eine hohe, in
vernünftiger Weise entwickelte Feinfühligkeit nicht belasten. Sie wird ganz natürlich,
besonders wenn auch der Schlaf sehr kurz wird. Besser wäre es, einen solchen
Schlaf als Ausruhen zu bezeichnen.
Wir lassen den feinstofflichen Körper nicht
immer ziehen, um die Bewusstheit nicht einzubüßen. Wenn Wir in die
Feinstoffliche Welt hinauszugehen wünschen, übernimmt ein Freund die Wache; dabei
passt Er auch auf den Körper auf, um keine unerwünschten Ströme zuzulassen. So
seht ihr, dass die Wache bei Vorhandensein bestimmter Apparate eine unabdingbare
Bedingung Unseres Inneren Lebens ist.
Der Denker lehrte: „Möge jeder versuchen, Feinfühligkeit
in sich zu entwickeln, so kann er hundertfach erfolgreicher sein.“
544. Urusvati weiß, dass einige Aspekte
Unseres Inneren Lebens einer Fehldeutung ausgesetzt sind. So sagt man, Wir
erwiesen jenen einen Vorzug, die Uns in vergangenen Leben begegnet sind. Aus
Unwissenheit halten die Menschen dies für ungerecht, doch sie selbst bevorzugen
als Mitarbeiter jene, von denen sie überzeugt sein können.
Sie wünschen, dass nur erprobte Mitarbeiter
sie umgeben. Niemand wird eine solche Auswahl als ungerecht bezeichnen – dies
ist ein menschlicher Aspekt. Vergessen wir überdies die Harmonie nicht, die für
Mitarbeit unerlässlich ist. Es ist nicht wenig Zeit erforderlich, um die
Nervenzentren zu harmonisieren. Wir benötigen übereinstimmende Bestrebungen, um
die Energie nach Möglichkeit nicht zwecklos zu verausgaben. Wer aber vermag
besser zur gemeinsamen Arbeit beizutragen als eine Persönlichkeit, die irgendwann
einmal bereits an ihr teilgenommen hat? Es ist klar, dass Wir bevollmächtigte
Tatmenschen aus jenen auswählen, die bereits für das Gemeinwohl gearbeitet
haben.
Wir helfen jenen, die einen besonderen Auftrag
haben. Dies ist vollkommen gerecht, da sich um solche Gesandte herum eine
Vielzahl schwerer Ströme verdichtet. Viele möchten von diesen Tatmenschen
verschont bleiben, und wenn sie es könnten, würden sie auch Uns vernichten. Man
darf jedoch nicht sagen, Wir würden Uns nur auf diese alten Freunde beschränken:
Die Eingänge zur Zusammenarbeit sind geöffnet, doch nur erprobte Tatmenschen
können verstehen, was Vertrauen bedeutet, absolutes Vertrauen bis zum Schluss,
ungeachtet der Umstände. Solche Bedingungen der Zusammenarbeit werden weder aufgezwungen
noch befohlen, sondern durch Erfahrung erkannt. Desgleichen zeigt auch nur
Erfahrung auf, worin Unsere Hilfe besteht. Kurzsichtige erkennen sie nicht, da
sie nach sich selbst, ihrem eigenen Horizont gemäß urteilen.
Der Denker bestätigte: „Die höhere Hilfe ist
so herrlich, dass nur ein hoher Geist ihre Schönheit versteht.“
545. Urusvati weiß, dass manche einem
derartigen Irrtum verfallen, Uns sogar der Selbstsucht zu verdächtigen. Ein
solcher Irrtum beruht darauf, dass Wir, nach den Worten der Ankläger, nur dort
helfen würden, wo es für Uns von Vorteil sei. Überdies erwiesen Wir solchen
Menschen keine Hilfe, die sie zu erhalten wünschten; und schließlich würden Wir
nicht in derjenigen Weise helfen, wie die Menschen es sich vorstellen.
Derartige Beschuldigungen werden nicht selten laut ausgesprochen, noch öfter aber
gedanklich zum Ausdruck gebracht.
Die Menschen wollen nicht begreifen, dass
Hilfe nur auf der Grundlage der kosmischen und karmischen Gesetze möglich ist.
Ebenso wenig wollen die Menschen anerkennen, dass eine harmonische Vereinigung
ein bedeutendes Maß an Zeit sowie beiderseitiges Bestreben erfordert. Die
Menschen schreien nach Hilfe, ohne sich die Mühe zu geben, ihr den Weg zu
bereiten. Bei Krankheiten wendet man sich gewöhnlich erst dann an Uns, wenn der
Organismus bereits in nicht wiedergutzumachender Weise geschädigt ist.
Man muss alle diese heimlichen und öffentlichen
Beschuldigungen gegen Uns grausame Faulpelze hören, die keinen Teil Ihrer
unerschöpflichen Energie abgeben wollten. So flüstern auch Menschen, die von
Uns wissen; sie haben von Zweckmäßigkeit und Angemessenheit gehört, doch sind
diese Begriffe für sie abstrakt geblieben. Mitunter verursachen jene, die
nichts von Uns wissen, weniger Schaden als diejenigen, die in
unverantwortlicher Weise den Raum verseuchen.
Die Lehre zeigt ausreichend auf, wie besonnen
die Energie verteilt werden muss. Sie darf nicht so verwendet werden, dass es einer
Vielzahl von Verhältnissen schadet. So hat Unser Inneres Leben viele Aspekte,
die bei besonnener menschlicher Mitarbeit verbessert werden können.
Der Denker bat Seine Schüler,
zweckentsprechend vorzugehen: „Lernt es, den Pfeil in die Mitte des Zieles zu
schießen.“
546. Urusvati weiß, dass das Innere Leben von Tatmenschen
auf viele Disziplinen gegründet ist. Selbsttätigkeit, Tapferkeit, Zweckmäßigkeit,
Unermüdlichkeit, Barmherzigkeit, Verehrung der Hierarchie und viele andere
Disziplinen werden mit Fleiß und bewusst entwickelt. Man kann sich kein
vernünftiges Leben vorstellen, wenn es nicht vor ungeordneten Erscheinungen bewahrt
wird.
Tatmenschen wissen, dass sie jede Disziplin
freiwillig angenommen haben, und sie bedauern keine ihnen auferlegte Arbeit.
Sie verstehen, dass selbständige Tätigkeit bis zum äußersten Grad entwickelt
werden muss. Bevor er sich an den Führer wendet, wird sich jeder Tatmensch
fragen, ob er nicht noch etwas selbständig vollbringen kann.
So können auch alle übrigen Disziplinen in
beliebigen Lebensbedingungen entwickelt werden. Die Menschen können dies nicht
verstehen, denn sie stellen sich Tatmenschen als herrschaftlich und reich vor
und begreifen nicht, dass Wir sämtliche Schwierigkeiten des Lebens
durchschreiten und in ihnen erstarken. Nur wenige sind einverstanden, die Fülle
des irdischen Aufenthalts zu erfahren, denn in vielerlei Hinsicht überwiegen die
durch menschliche Unwissenheit hervorgerufenen Kümmernisse. Tatmenschen aber wissen,
dass jede Disziplin für die Fortentwicklung unerlässlich ist. Es ist besser,
die volle Bürde auf sich zu nehmen, als auf demselben Weg hin und her zu laufen.
In der Lehre ist
die Aufgabe der Tatmenschen klar aufgezeigt worden, und jeder kann entscheiden,
welche Disziplin ihm unerlässlich ist. Unser Inneres Leben ist voll strenger
Disziplin.
Der Denker bestand darauf, dass die Schüler
die Disziplin liebgewannen, ohne die man sich nicht in seinem Handeln stärken
kann.
547. Urusvati weiß, dass alles in der Welt einzigartig
ist. Das Gesetz ist ein und dasselbe, doch seine Einwirkungen auf die Materie
rufen unzählbare Konstellationen hervor. Die Menschheit teilt sich in zwei
bestimmte Typen ein: Die einen fühlen diesen einzigartigen Reichtum des Kosmos,
für die anderen ist alles unbeweglich, gleichförmig und besitzt weder Bedeutung
noch Schönheit. Unter den Menschen der letzteren Art werdet ihr die Egoisten
finden, die sich selbst höher als alle großen Erscheinungen der Natur stellen.
Doch gewisse Apparate, wie auch Wir sie
verwenden, zeigen die unaussprechliche Mannigfaltigkeit der Energie und der Substanz
der Materie auf. Das Lebenspendel gehört zu diesen Apparaten. Es kann verwendet
werden, um die Eigenschaften der psychischen Energie aufzuzeigen, für die
Erforschung des Erdbodens und für Gedankenübertragung. Bei dem letzteren
Versuch kann man sehen, dass der Gedanke schlagartig auf die psychische Energie
einwirkt und mit großer Schnelligkeit arbeitet. Einige nehmen an, das Pendel
bringe ihre eigenen Gedanken zum Ausdruck, was davon kommen kann, dass gesandte
Gedanken sich bereits im Bewusstsein widerspiegeln; in jedem Fall aber zeigt
eine solche Übertragung, wie ein Gedanke sich in physische Energie umwandelt
und bedeutsame, vielfältige Messwerte ergibt.
Manche Apparate erfordern die Übertragung
jedes Buchstaben und bedürfen der Teilnahme mehrerer Personen, womit sie einem
physikalischen Telegraphen ähneln. Doch Wir sprechen nun von gedanklicher Übertragung,
so kann man sich ein Urteil über den Prozess der Formung des Denkens bilden.
Die Erscheinung der Vielfalt kann man anhand der Messwerte der psychischen
Energie erkennen. Nur ein feinfühliges Auge kann die Messwerte höchst
individueller Eigenschaften voneinander unterscheiden.
Der Denker wies bereits in Seinen
Aufzeichnungen auf die unzählbaren Besonderheiten der menschlichen Seelen hin.
548. Urusvati weiß, dass Grausamkeit,
Grobheit, Heuchelei und Lüge den Fortschritt der Menschheit behindern. Die
Wissenschaft, stolz auf ihre Errungenschaften und Erfolge, verhilft nicht dazu,
Menschlichkeit zu finden. Die Kunst erhebt das Bewusstsein nicht; das bedeutet:
mit der Welt steht es schlecht.
Die Gesellschaftswissenschaften weisen auf die
Grundlagen des Fortschrittes hin, und nirgends sind Lobpreisungen der vier
genannten Laster zu finden. In allen Hinweisen wird ein und derselbe Aufstieg
des menschlichen Bewusstseins hervorgehoben. Die extremsten Lehren preisen die
Lüge nicht. Doch weder Wissenschaft noch Kunst noch Religion haben die Untugenden
ausgemerzt, die den Menschen fesseln.
Man muss daran erinnern, dass sowohl
Wissenschaft als auch Kunst und Religion die primitivsten Erscheinungen sogar
gefördert haben. Selbst gewisse philosophische Gesellschaften erörtern höhere
Dinge und geben sich unmittelbar danach den schändlichsten Lastern hin. Man muss
die Wurzel der gesellschaftlichen Krankheit anschauen. Nur eine Gesundung des
inneren Lebens wird dazu verhelfen, auch die gesellschaftlichen Erscheinungen
auf eine höhere Stufe zu heben.
So ist, neben
wissenschaftlicher Erkenntnis und der kurzen von der Kunst vermittelten
Begeisterung, Mut notwendig, um das innere Leben zu verbessern. Mut entwickelt
auch Geduld. Ein Mensch, der seiner Natur nach geduldig ist, wird mutig und
ausdauernd sein.
Wir müssen dem Chaos das Beste
entgegenstellen, was in uns lebt. Nur durch eine solche selbständige Tätigkeit
vermag man unaufhörlich aufzusteigen. Die Menschen fürchten das Wort „Sittlichkeit“,
sprechen aber gern von Sitten, geradezu als ob diese beiden Begriffe nicht ein
und dieselbe Wurzel hätten. Der Charakter ändert sich aber nicht ohne die Einwirkung
des gesamten inneren Lebens.
Der Denker lehrte: „Die Sitten der Völker
gestalten die Geschichte der Menschheit. Mögen diese Feuer hell leuchten!“
549. Urusvati kennt die Sympathien und
Antipathien, die in menschlichen Beziehungen aufkommen. Oft können die Menschen
nicht einmal die Ursache solcher wachsender Gefühle erkennen. Über karmische
und physische Ursachen hinaus muss es auch noch etwas geben, das eine Grenze
zwischen den Menschen errichtet. Diese Grenze existiert, und nichts anderes als
die psychische Energie stellt die Ursache dar.
Man kann feststellen, dass Menschen mit wenig
psychischer Energie jene zu hassen beginnen, die sie in höherem Maße besitzen.
Die Menschen kennen dieses Gesetz nicht und suchen die Ursachen des Hasses in
allen möglichen Bedingungen. Auch Neid beruht in den meisten Fällen darauf, dass
anderen ihre psychische Energie geneidet wird.
Man kann unterschiedliche Menschentypen
beobachten. Neben Rassen- und Klassenunterschieden muss man noch ein universelles
Phänomen erkennen. Der Unterschied in den Eigenschaften der psychischen Energie
liegt wie ein Schwert zwischen den Menschen. Die Menschen erkennen die Ursache
nicht an, die in ihnen Hass und Neid entstehen lässt. Sie könnten die Ursache
auch gar nicht erklären, denn dieser Menschentyp weiß gewöhnlich überhaupt
nichts von der psychischen Energie. Für sie ist diese Energie ein leerer,
abstrakter Begriff. Doch ist auf sie in besonderem Maß die Bezeichnung „bettelarm“
anwendbar.
Jeder Neider, Verleumder und Hasser ist vor
allem eines: bettelarm. Er hat sich selbst höherer Aufspeicherungen beraubt.
Auch in der Vergangenheit hat er sich nicht darum bemüht, die Grundlagen des
Daseins zu erkennen. Mit Schmerzen beobachten Wir, wie solche Bettelarmen sowohl
sich selbst als auch anderen Schaden zufügen. Und es ist unmöglich, ihnen
Erleichterung zu verschaffen, da ihnen jeder Gebende bereits verhasst ist.
Der Denker kannte solche unversöhnlichen
Neider. Er sagte von ihnen: „Seht, wie die Last des Hasses ihren Rücken
gekrümmt hat.“
550. Urusvati weiß, dass Besitzergreifer vor
allem einen großen Vorrat an psychischer Energie nicht ertragen. Sie prallen
wie Pfeile von diesem festen Schild ab. Umso stärker wird ihre Bosheit sein,
und Besessene handeln dann im Hass sogar gegen ihren eigenen Nutzen. Man kann
oft beobachten, wie Besessene allem gesunden Menschenverstand zuwider handeln,
nur um Böses auszuspeien.
Man muss verstehen, wie viele solcher
Übeltaten es gibt, die vollbracht werden, um den unsichtbaren Übeltäter zu
befriedigen. Die Menschen nennen sie Dämonen, doch einfacher ist es, sie als
Abschaum zu bezeichnen. Man darf nicht meinen, für Besessenheit bedürfe es
irgendwelcher mächtiger Dämonen. Jeder irdische Verbrecher wird unweigerlich
danach streben, ein Besitzergreifer zu werden, um dadurch seinen nicht
überwundenen Hass zu nähren.
Man muss anerkennen, dass nicht allein
Kleinmütige, sondern auch alle, die sich dem Zweifel hingeben, leicht zur Beute
von Besitzergreifern werden. Bei einer solchen Erkrankung weiß der Mensch
selbst nicht, was er tut, und Außenstehende sind über die rasche Veränderung
der Persönlichkeit erstaunt. Es wird jedoch eine Zeit kommen, da
wissenschaftliche Apparate die Spaltung der Persönlichkeit solcher gefährlicher
Kranken aufzeigen werden. Viele historische Ereignisse haben sich unter dem Einfluss
von Besessenheit abgespielt – vergessen wir das nicht.
Der Denker sprach: „Manchmal scheint es, als
würden anstelle der Archonten[42]
irgendwelche Gespenster reden, die bluthaltige Nahrung lieben.“
551. Urusvati weiß, dass einige radikale
Tatmenschen in rückschrittlicher Weise leben. Das bedeutet, dass sie keine
Tatmenschen, sondern vorübergehende Schädlinge sind. Das persönliche Vorbild
ist gefordert, wie in der Verbreitung der Höheren Wahrheit, so auch in jeder
beliebigen Alltagssituation.
Wir können die Begriffe Geduld, Tapferkeit
oder Barmherzigkeit aussprechen, wenn wir selbst die Kühnheit besitzen, diese
Eigenschaften zu bekunden.
Wir können in
der Vergangenheit nachforschen, ob wir Helden oder Dulder gewesen sein könnten.
Erst dann können wir diese Grundlagen des irdischen Daseins bestätigen. Doch
darf man sich bei den Nachforschungen in der Vergangenheit nicht allein auf
irgendwelche großen, für das ganze Volk vollbrachten Taten beschränken. Man
kann herrliche Beweise auch inmitten des Alltagslebens finden; an jedem Tag
können wir das innere Chaos überwinden und das wilde Tier zähmen. Man muss jede
herausragende Tat schätzen. Nicht nur eine Heldentat für das Volk, sondern auch
eine äußerlich unmerkliche Errungenschaft kann dazu dienen, eine höhere Stufe
zu ersteigen.
Ich habe bereits davon gesprochen, dass es
schwer ist zu beurteilen, wo die Grenze zwischen großen und kleinen Taten
liegt. Wahrlich, eine sogenannte kleine Tat kann die hervorragendsten
Samenkörner legen. Wir wissen, wovon Wir sprechen. Die Menschen nennen solche
Fortentwicklungen Prüfungen, doch ist es nicht besser, sie als Vervollkommnungen
zu bezeichnen? Warum über Prüfungen jammern, wenn man über Vervollkommnung und
Erfolg jubeln kann!
Der Denker bewegte Seine Schüler dazu, an
jedem Tag jedenfalls in einer Angelegenheit erfolgreich zu sein.
552. Urusvati weiß, dass der Keim einer
Krankheit von größerer Bedeutung ist als die Folgen. Wir warnen vor dem Keim,
da es später schon nicht mehr möglich ist zu helfen; der Keim jedoch lässt sich
durch gedankliche Heilmaßnahmen sehr gut beeinflussen; Ich spreche hier von
psychischen und von körperlichen Erkrankungen. Besonders nützlich ist es, wenn
mehrere Gedanken in derselben Richtung vereinigt sind. Nicht selten vermutet
der Erkrankte noch nicht einmal die Möglichkeit einer Erkrankung. Nützlich ist,
wenn sein Bewusstsein offen ist und er sich den wohltätigen Sendungen nicht
widersetzt. Daher ist es so notwendig, auf räumliche Sendungen zu hören.
Man darf nicht der Scheinheiligkeit verfallen
und sich etwas vorstellen, was nicht existiert, doch möge das Bewusstsein gleichwohl
auf der Wacht stehen. Es ist traurig, zu beobachten, wie die Menschen sich der
Möglichkeit einer Hilfe erst dann erinnern, wenn sie bereits nutzlos ist. Es
gibt viele Beispiele, da Menschen hätten geheilt werden können, ihr Bewusstsein
sich jedoch widersetzte und die helfende Hand zurückstieß.
Bisweilen unterstützen die Menschen unbewusst
nützliche Einflussnahmen, selbst wenn sie mit den Gesetzen der psychischen
Energie wenig vertraut sind. Wir freuen Uns, wenn ein Mensch auf den richtigen
Weg gelangt, selbst wenn dies unbewusst geschieht. Solchen unbewusst
vorgehenden Menschen gegenüber muss man sich sehr behutsam verhalten; man kann sie
leicht dazu bringen, sich abzuwenden, doch eine sanfte freundschaftliche
Berührung kann ihre versiegelte Schatzkammer öffnen. Dazu bedarf es nicht nur
der Geduld, sondern auch einer großen Nachsicht. Diese Eigenschaft ist in allem
hilfreich, auch bei gedanklicher Heilung. Ein guter Arzt weiß, wie man sich um
einen Kranken kümmern und ihm helfen muss.
Der Denker brachte die Ärzte dazu, zu
verstehen, dass ihr Herz und ihr Wille die besten Arzneien darstellen.
553. Urusvati weiß, dass die Eigenschaft der
Nachsicht falsch ausgelegt wird; man versteht sie entweder als Hochmut oder als
Gewährenlassen. So wie diese beiden Begriffe etwas Schändliches darstellen,
wird auch der Begriff der Nachsicht nicht in einer guten Bedeutung verwendet.
Wir aber verwenden ihn, um eine der Eigenschaften der Menschlichkeit zu
bezeichnen. Im Gemeinschaftsleben erweist sie sich als gegenseitig. Das gesamte
irdische Leben besteht aus einer Aufeinanderfolge von Nachsicht und Mitleid.
Die Menschen bekunden diese wohltätigen Eigenschaften mitunter bewusst, doch öfter
erweisen sie Nachsicht aus Gutmütigkeit, ohne ihrem Lächeln eine besondere
Bedeutung beizumessen.
Im Alltag weiß irgendjemand immer mehr als
andere, doch aus Menschlichkeit wird er sich damit nicht wichtigtun und den
anderen ihre Unwissenheit vorwerfen. Er wird im Gegenteil alle Mühe aufwenden,
um sein Wissen auf menschlichem Wege einzubringen. Bereits vor langem haben Wir
gesagt, dass Gespräche dem Bewusstsein des anderen entsprechend erfolgen müssen;
solche Gespräche kann man als menschlich bezeichnen.
Man fragt Uns nach Unserem inneren Leben: Es
ist menschlich und auf große Geduld gegründet. Unterstellt Uns keinen Hochmut,
wenn Ich von großer Geduld spreche. Sie muss groß, erprobt und auf
Menschenliebe gegründet sein.
Es ist nicht möglich, Geduld im Alltagsleben
leicht zu erreichen. Die Angefülltheit des Raumes unterstützt die Aneignung von
Geduld nicht. Viele Ströme behindern die Menschen, die von ihnen noch nicht
einmal eine Vorstellung haben. Wir wissen, wie schwer das irdische Leben ist.
Es irrt sich, wer das Leben aus Unwissenheit für leicht hält. Doch dieser Übergangszustand
ist weise eingerichtet, um die Klinge des Geistes wahrhaft zu stählen! Das Geisteskorn
ist unwandelbar, doch es ist in ein Gewand gehüllt, das der Mensch selbst webt.
Das Weben dieses Gewandes ist nicht leicht.
Wenn man dies
weiß, kann man Samenkörner der Menschlichkeit aussäen. Man darf sie nicht mit
einem bestimmten Vorsatz ausstreuen, denn dieser Garten wird um der höheren
Schönheit willen geschaffen.
So zählen Wir
die Grundlagen Unseres Inneren Lebens auf. Wenn in jemandem der Wunsch und die
Festigkeit lebt, sie anzuwenden, möge er es tun.
Je angespannter
die Stunde, desto größer ist der Verdienst der vollbrachten Tat. Wir
verheimlichen die Komplexität der Lebensgrundlagen nicht, und in diesem gegenseitigen
Vertrauen erstarkt die Menschlichkeit.
Der Denker verstand, wie viele Hindernisse auf
dem Weg des Menschen liegen. Wenn ein Zusammenstoß erfolgte, flüsterte Er: „Umgehe
diesen Stein!“
554. Urusvati weiß, dass der Mensch ein
Behältnis alles Existierenden darstellt. Von den Keimen sämtlicher Krankheiten
bis zu den höchsten transzendentalen Möglichkeiten vermag er alles in sich
hervorzurufen. Durch eigene Zulassung kann er jede beliebige Krankheit
hervorrufen, doch er kann sich auch auf natürliche Weise an die Höchsten Kräfte
anschließen. Der Mensch muss nur seine Untrennbarkeit vom Weltall verstehen.
Unglück tritt ein, wenn die Menschen ihre Möglichkeiten vergessen. Sie tun dies
jedoch allzu oft, weshalb auch die Zahl der Nöte allzu groß ist.
Keine Spezialwissenschaft kann die Erkenntnis der
Bestimmung des Menschen ersetzen. Das Bindeglied der Welten ist der Mensch.
Diese seine Bestimmung darf er nicht vergessen. Sein Los auf allen Gebieten der
Arbeit ist groß. Er darf den ihm verliehenen Gaben nicht ausweichen,
anderenfalls wird er zu einer Quelle von Elend. Besonders in den Tagen des
Harmagedon sollte der Mensch über das Wesen seines hiesigen Aufenthaltes
nachdenken. Er darf sich nicht von den vorbestimmten Möglichkeiten
ausschließen.
Keine äußere Religion wird den Menschen
retten, wenn er sich durch äußere Bedingtheiten selber eingrenzt. Das Auftreten
kosmischer Phänomene darf nicht vergessen werden. Mögen die Wissenschaftler hinter
die Grenze des Zufalls blicken. Möge jemand die Verbindung zwischen den
Stimmungen der Menschen und physischen Phänomenen aufzeigen. Möge die
Wissenschaft sich eine Auffassung von feinstofflichen Konstellationen und
Wechselbeziehungen bilden. Wir werden es nicht erzwingen, sondern bringen nur den
Wunsch zum Ausdruck, dass die Wissenschaft das Wesen des Menschen in weiterem
Maß erhellen möge.
Der Denker wusste, dass die Zeit kommen wird,
da die Wissenschaft über die irdische Existenz hinaus blicken wird.
555. Urusvati weiß, dass die meisten Menschen
zur Gedankenübertragung auf Entfernung vollkommen unfähig sind. Sie stellen
sich noch nicht einmal vor, was gedankliche Konzentration bedeutet, und ihre
Gedanken gleichen Schmetterlingen um ein Feuer herum. Sie wollen sich nicht
vorstellen, dass ein Denken, das durch die alltäglichen kleinen Gedanken zerschlagen
wird, sich als Kakophonie[43] erweist.
Sie wären äußerst
empört, wenn ein Telegraphist in eine Mitteilung seine eigenen Worte einfügen
würde. Sie wären entrüstet, wenn jemand mitten im Spiel eines Virtuosen die Saiten
berühren würde. Aus der Sicht der Zuhörer wäre dies unzulässig. Wenn aber
Gedanken durch irgendjemandes unsinnige Ausrufe unterbrochen werden, wird dies
nicht verurteilt, denn man versteht noch nicht einmal die Bedeutung des
Gedankens überhaupt. Man muss aber anerkennen, dass der Gedanke das
grundlegende Wesen des Daseins darstellt.
Man wird sagen, für Gedankenkonzentration
seien irgendwelche besonderen Schulen notwendig. Keineswegs. Jeder Mensch
vermag sich in der Gedankenkonzentration zu üben, indem er mit den einfachsten
Gegenständen beginnt. Wenn man sich selbst dazu veranlasst, klar zu denken,
wenn auch nur eine Viertelstunde am Tag, wird dies bereits gute Folgen
zeitigen.
Vergessen wir überdies nicht, dass jeder
Gedanke von irgendjemandem gehört wird. Ist es nicht beschämend, zottiges Denken
in den Raum gelangen zu lassen? Wir sind sehr betrübt, wenn Uns anstelle klarer
Gedanken irgendwelche groben Fetzen erreichen. Sogar dann, wenn jemand Uns
anruft, geraten irgendwelche Bruchstücke selbst in den Namen. Man muss den
Empfänger schonen und versuchen, kurz, klar und ohne überflüssige Beifügungen
zu senden. Ihr selbst entscheidet, was für euch das Wichtigste ist, und werdet
die geeignetste Ausdrucksweise finden.
Der Denker lehrte: „Wenn ihr das Erhabenste
kurz ausdrücken könnt, so tut es.“
556. Urusvati weiß, dass den Atlantiern die
Luftfahrt bekannt war. Ist es nicht seltsam, dass diese Errungenschaft nach dem
Untergang von Atlantis verschwand? Es hätten doch einige übriggebliebene Atlantier
vom Geheimnis des Fliegens wissen können. Doch stattdessen blitzten in den
Chroniken nur kurze Aufzeichnungen über Luftschiffe auf, und später wurden
diese Enthüllungen für lange Zeit vergessen. Die geringe Kenntnis über Salomon
und sein fliegendes Schiff blieb im Bereich der Märchen, ebenso wie auch das
Märchen vom fliegenden Teppich. Die Menschheit hat bereits mehrmals von Flügeln
geträumt, doch die Suche danach dauerte Jahrtausende.
Warum sollte die Menschheit eines solchen
Vorzuges für lange Zeit beraubt sein? Doch nicht nur eine einzige
Errungenschaft wurde vergessen, als ob sie uns entrissen worden wäre. Es konnte
nicht anders sein, da die Menschen ihre grundlegende Bestimmung vergessen haben.
Man darf sich nicht wundern, dass auch heute
viele Entdeckungen sich verzögern. So kann man erfahren, dass notwendige
Aufzeichnungen verschwinden und schon bereite Enthüllungen hinausgeschoben werden.
Die Menschen sind bereit, verschiedenen
Märchen Glauben zu schenken, bemerken jedoch die Wirklichkeit nicht. Der
Fortschritt hat seine Höhen und Tiefen. Es ist an der Zeit, die Aufmerksamkeit
auf die Wellen der menschlichen Errungenschaften zu lenken. Richtig sagt man, dass
die Geschichte nur fragmentarische Informationen überliefert hat, doch auch
diese kurzen Andeutungen helfen einem tiefschürfenden Forscher.
Dem Denker war das Alter der Erde und des
Menschen bekannt. Er bestätigte, dass der Planet viele Katastrophen durchlebt
hat. Und Er war es auch, der von Atlantis schrieb, was die Menschen jedoch
lange für ein Märchen hielten. Die beste Wirklichkeit ist für die Unwissenden –
ein Märchen.
557.[44]
Urusvati weiß, dass der feinstoffliche Körper durch gute Taten genährt wird.
Viele fassen dies als ein Paradoxon oder eine Absurdität auf. Für sie existiert
der feinstoffliche Körper nicht und ist der Begriff der guten Taten überaus
relativ. In Wirklichkeit jedoch erstarkt der feinstoffliche Körper durch alles
Hohe, und deshalb sind gute Gedanken und Taten so nützlich.
Auch die Kunst trägt Augenblicke höchster
Freude herbei, eine solche Kost ist für den feinstofflichen Körper äußerst nahrhaft.
Wenn alte Redewendungen von Ernährung durch Luft sprachen, hatten sie die
Einwirkung guter Konstellationen auf den feinstofflichen Körper im Sinn.
Einige meinen, der feinstoffliche Körper sei
unzerstörbar und irdische Einwirkungen könnten ihm keinen Schaden zufügen, doch
diese Auffassung hat keine Grundlage. Der feinstoffliche Körper ist trotz allem
ein stofflicher Körper. Er kann erkranken, erstarken oder sich sogar zersetzen.
Er hat sein eigenes Leben, und manchmal befindet er sich noch nicht einmal in
Übereinstimmung mit dem grobstofflichen Körper. Inmitten verschiedener
Einwirkungen kann gerade der feinstoffliche Körper früher reagieren als der
grobstoffliche.
Wir sprachen von sogenannten lebenden
Leichnamen. Sie sind im feinstofflichen Körper bereits gestorben, während der
grobstoffliche noch lebt. In solchen Fällen befindet sich die psychische
Energie in einem unnormalen Zustand. Sie tritt mit dem feinstofflichen Körper
nahezu aus, doch wenn die physische Arbeit des Herzens weitergeht, bleibt auch
die Energie mit der sich zersetzenden Hülle verbunden.
Man muss verstehen, dass solche Organismen
nicht fortschreitend schaffen können und auf einer schiefen Ebene hinabgleiten.
Wir nennen solche Organismen leere Hüllen. Man darf sie jedoch nicht mit
Besessenheit verwechseln, die bei Schwächung des feinstofflichen Körpers
eintreten kann, der sich wahrlich durch hohe Taten nährt.
Der Denker beharrte darauf, dass der Mensch
sein Herz durch Musik erneuern müsse. Die Musik wurde als die alle Musen
umfassende Sphäre verstanden.
558. Urusvati weiß, wie vielfarbig der Agni
Yoga ist. Ein aufmerksames Auge kann viele Farbabstufungen der Flamme
unterscheiden. Die umgebenden Bedingungen beeinflussen die Farbe der Flamme.
Ebenso trat zu verschiedenen Zeiten eine besondere Notwendigkeit für einen Yoga
auf. Man kann die Erhabenheit des Raja Yoga sehen, das Strahlen des Bhakti Yoga
feststellen und die Anspannung des Gnana Yoga erkennen, doch lässt sich auch
die überragende Notwendigkeit des leuchtenden Karma Yoga finden. Arbeit ist in
den Tagen der Wirrnis der Menschheit unabdingbar. So werden wir inmitten der
verschiedenen Farben des Agni Yoga den Stamm des Karma Yoga finden; auf dieser
Grundlage wird die Menschheit Rechtfertigung finden.
Lasst uns nicht erstaunt sein, dass dem
strengen Karma Yoga nicht immer der Vorzug gegeben wurde. Mitunter hat man ihn
unter dem Eindruck der Größe und des Lächelns anderer Errungenschaften gleichsam
vergessen. Wir wissen, dass der Karma Yoga solche ungestümen Errungenschaften
wie der Bhakti Yoga nicht zu geben vermag, doch wird Arbeit der Rettungsanker
des Planeten sein.
Möge auch der
Purpur des Raja Yoga erhaben und das himmelblaue Strahlen des Bhakti Yoga
herrlich sein, nicht weniger herrlich sind die dunkelblaue und die violette
Farbe des Karma Yoga. Er hat gewissermaßen etwas von dem Purpur empfangen und
ebenso das himmelblaue Strahlen verkörpert. Arbeit ist sowohl erhaben als auch
voller Liebe. So lasst uns in der Flamme des Yoga, der Agni Yoga genannt wird,
die Farben der Arbeit erblicken.
Es ist notwendig, dass der Mensch die
Schönheit des Blühens der Arbeit tiefgreifend erkennt. Möge er die Arbeit nicht
als etwas ansehen, das ihm das tägliche Brot sichert, sondern als die Rettung
des Planeten. Bewusste Arbeit schafft nämlich eine heilsame Emanation, welche die
vergifteten niederen Schichten der Atmosphäre bekämpfen kann.
Wir beobachten die Arbeitenden. Unter ihnen
treten wahre Karma Yogis in Erscheinung, doch können sie sich oftmals nicht so
bezeichnen, da sie dieses Wort noch nie gehört haben. Unser Freund Iwan
Hunderttausender[45] kennt dieses Wort nicht,
doch er kennt die Arbeit.
Der Denker lehrte: „Keine Geschichtsschreibung
vermag die wahren Arbeiter aufzuzählen, ihr Verzeichnis wird jenseits der
Wolken geführt.“
559. Urusvati weiß, dass jeder Yoga eine
tiefgreifende Disziplin erfordert. Das muss man sich merken, denn einige
meinen, verschiedene Yogaformen bedürften keiner tiefgreifenden Disziplin; sie
meinen, es gäbe leichte und schwere Yogaformen, und träumen von der
allerleichtesten. Die innere Disziplin aller Yogaformen ist jedoch ein und
dieselbe.
Die Anspannung der uranfänglichen Energie muss
mächtig sein. Sie bildet Immunität, die bei geöffneten Zentren so sehr
notwendig ist. Irgendjemand bezeichnete den Yogi einmal als einen Menschen mit
abgezogener Haut; ein grober Vergleich, der jedoch nicht der Wahrheit entbehrt.
In der Tat, wenn der Yogi sich keine Immunität erarbeiten würde, ertrüge er die
Berührungen mit räumlichen Strömen nicht. Urusvati weiß, dass einige Ströme
schmerzhafte, kratzende und sogar stechende Empfindungen verursachen. Man kann
sich vorstellen, was ohne die Bildung von Immunität geschähe!
Nun wird jemand lachen, wenn Wir sagen, dass
der Hauptfaktor beim Erwerb von Immunität gutes Denken ist. Wer die Kraft guter
Gedanken nicht anerkennt, kann kein Yogi werden; sie sind der beste Pförtner
beim Eintritt in die Feinstoffliche Welt.
Wie viele Menschen halten sich selbst für
Yogis, sind aber voller Bosheit! Die Menschen nehmen an, dass eine plötzliche
Erleuchtung durch ihre Kraft sie über alle Hindernisse hinwegführe. Erleuchtung
kann plötzlich eintreten, doch ist dafür eine große innere Anspannung
erforderlich. Einen solchen Zustand muss man ansammeln. Nicht das Kreuzen der
Beine, sondern die Konzentration guten Denkens bringt rasche Hilfe. Die
freiwillige, täglich geübte Disziplin des Denkens zeitigt die besten Folgen.
Wir kehren wiederholt zum Begriff der
Freiwilligkeit zurück. Sie ist die erste Bedingung der Disziplin. Die geringste
Vorstellung von Zwang vernichtet alle Errungenschaften. Nicht nur zwingt ein
Lehrer nicht, auch der Mensch soll sich nicht selbst zwingen. Disziplin des
Guten ist Freude, die sich selbst erzeugt. Welch unzerstörbare Immunität wird
durch Freude geschaffen! Und die Ruhe eines Yogi rührt nicht von zurückgezogener
Aufregungslosigkeit her, sondern von innerer flammender Freude: Dies ist der
Weg der Disziplin. Man wird sagen: Wie einfach! Doch wissen sie nicht, dass
Freude eine besondere Weisheit ist.
Der Denker lehrte: „Wer Freude gelernt hat,
hat den Weg der Weisheit betreten.“
560. Urusvati weiß, dass die psychische
Energie sogar auf geringfügige atmosphärische Erscheinungen reagiert; darüber
hinaus ist diese Energie höchst individuell. Ihre Eigenschaften zu erkennen ist
umso schwerer, als es noch nicht einmal eine Nomenklatur zur Bezeichnung ihrer
Erscheinungen gibt. Es lässt sich verfolgen, dass die psychische Energie auf
alles antwortet, was einen Tatmenschen berührt.
Man kann die unzusammenhängendsten,
chaotischsten Wörter vernehmen, die sinnlos erscheinen mögen, doch wird jedes
von ihnen mit einer direkten oder indirekten Beziehung ausgesprochen. Der
Tatmensch selbst vermag seinen Apparat nicht zu verschließen, um gleichzeitig
herantretende ferne Rufe zu unterbinden, doch fühlt er, wenn etwas eine
besondere Bedeutung besitzt.
Nicht selten ist
es schwierig zu bestimmen, wann das Gehörte eine besonders starke Bedeutung besitzt,
doch die Mitteilungen werden im Speicher des Bewusstseins zusammengesetzt. Mit
der Zeit tauchen sie aus der Tiefe des Bewusstseins auf und bestätigen das
Geschehen.
So beobachten Wir all die unzähligen
Eigenschaften der psychischen Energie. Es ist unmöglich, sie einem einfachen
Gesetz zu unterwerfen, doch liegt in der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen
dieser Energie ein besonderer Zauber. Die Freigebigkeit des Kosmos kommt in
allen einzigartigen Erscheinungen zum Ausdruck, die der menschliche Verstand
niemals erfassen wird. Dies hindert jedoch nicht daran, die Energie zu
erforschen. Sie ist wie ein nie endendes Buch der Natur. Daher rufen Wir die
gesamte Menschheit zur kollektiven Erforschung der uranfänglichen Energie auf.
Der Denker sah bereits voraus, dass der Mensch
die Natur überwinden kann, wenn er versteht, durch welches Tor man in diesen
Kampf hinausgehen muss.
561. Urusvati weiß, dass der Führer den freien
Willen des Schülers nicht zwingen kann, die Führung jedoch gleichzeitig
fortgesetzt werden muss. Diese Aufgabe ist selbst für einen erfahrenen Führer
schwierig. Man kann sehen, dass ebensolche Schwierigkeiten sich in jedem
Alltagsleben finden.
Keine ausgeklügelte Methode, wohl aber das
Klopfen des Herzens kann die Konsonanz finden, die wiederum den Weg zur
Vervollkommnung des freien Willens findet. Er kann erzogen werden, doch welche zarten
Berührungen sind erforderlich, um ihn nicht zu reizen. Der Lehrer muss wissen, dass
der Wille den kostbarsten offenbarten Sieg darstellt. Nur der Wille schmiedet die
Annäherung an den Weg der Evolution. Man darf diese Blume nicht zertreten, die
im Verlauf vieler Existenzen erblüht. Möge eine äußerst verfeinerte Fürsorge bei
der Aufklärung des Willens, ja gerade des Willens bezeigt werden.
Ich bestätige, dass nicht allein Bildung,
sondern auch Aufklärung notwendig ist, wenn die Führung einen solchen empfindlichen
Apparat wie den Willen berührt, der mit der psychischen Energie verbunden ist.
Er ist gleichsam die Offenbarung des Vorwärtsstrebens. Er schwingt unaufhörlich
und muss sich entwickeln. Verlust des Willens bedeutet Zersetzung. Ohne Willen kann
man unmöglich den Wellen des Chaos entgegentreten.
Der Denker half den Schülern, den Willen an
den alltäglichsten Dingen anzuspannen. Er sprach: „Ein Bogen darf nicht ohne Benutzung
bleiben, da er sonst austrocknen und brechen wird.“
562. Urusvati weiß, dass in den Chroniken
mystischer Bruderschaften der Antike von vielen Hindernissen erzählt wird, die
den Eingeweihten auf ihrem Weg begegneten. Aus diesen Aufzeichnungen kann man ersehen,
dass die Bruderschaften ein umfangreiches Wissen über die Gesetze des Daseins
besaßen. Die Lehrer solcher Bruderschaften warnten die Eintretenden vor der
Unausweichlichkeit finsterer Angriffe. Ängste durften die Brüder nicht
verwirren, sie wussten im Gegenteil, dass in dem Maß des Aufstiegs auch die Angriffe
stärker werden.
Viele Ratschläge wurden gegeben, wie
Verwirrung und Zweifel zu vermeiden sind. Es existierte sogar eine feierliche
Hymne, die in Zeiten besonderer Bedrückung zu singen war. Freude musste zum
Ausdruck gebracht werden, wenn Ungerechtigkeit über die Brüder hereinbrach. Es
wurde auch darauf hingewiesen, welches Mitgefühl die Bedrängten umgeben und dass
man sie wie Empfänger von Ehrenzeichen begrüßen müsse.
Auf eine weitere Bedingung wurde jedoch nicht
hingewiesen: Gerade über Reichtum und Geld äußern sich die Chroniken überhaupt
nicht. Die Ursache ist einfach: Jeder in die Gemeinschaft Eintretende
verzichtete auf persönliches Eigentum. Wenn er Geld besaß, legte er dies offen
und wurde zum Hüter dieses gemeinschaftlichen Besitzes ernannt. Eine solche,
auf vollstes Vertrauen gegründete Vereinigung konnte nur bei hohem Denken
bestehen.
Man darf sich nicht wundern, dass solche
Gemeinschaften leben konnten. Vom heutigen Standpunkt aus müssten sie als unsinnig
escheinen, doch in den alten Zeiten, als die Menschen keine eisernen Flügel
hatten, verfügten sie mitunter über Flügel des Lichts. Die Menschen erkennen
nicht an, dass ihre Ahnen Aufschwünge des Denkens haben konnten, die sie zu
herrlicher Selbstverleugnung führten. Doch hat die Erde auch solche Bewohner
gehabt, und sie waren in der Lage, an das Allgemeinwohl zu denken.
Der Denker schlug den Mitbürgern vor: „Wenn
ihr die Heldentat vergessen habt, lasst uns auf den Friedhof gehen. Mögen die
Sarkophage eurer Ahnen euch an die Kühnheit gemahnen, in der das Leben für das
Vaterland hingegeben wurde. Die Nekropolis[46]
erweist sich mitunter als lebendiger als die Akropolis[47].“
563. Urusvati weiß, dass nur ein geringer Teil
der Menschheit annimmt, dass es nach dem Abtreten von der Erde gar nichts mehr
gibt. Mit diesen Menschen sollte man nicht über die Feinstoffliche Welt
sprechen. Sie würden die Erinnerung nicht ertragen. Ihr Bewusstsein kann die
Wirklichkeit der Feinstofflichen Welt nicht aufnehmen und festhalten. Es ist
nicht möglich, ihnen mit Worten die ununterbrochene Fortdauer des Lebens
nahezubringen. Allein aufgrund persönlicher Erfahrung werden sie schrittweise
das Wesen der Dinge erkennen und lernen, ihr Bewusstsein zu vertiefen.
Solche Verneiner kann man unter jenen Menschen
finden, die man praktische Realisten nennt. Natürlich werden auch diese beiden
Begriffe in falscher Weise verwendet. Sie sollten auf die Wirklichkeit bezogen
werden, doch unbegründete Verneinung ist Unwissenheit.
Ebenso
vorsichtig muss man an die Mehrheit der Menschen herantreten, die die
überirdische Existenz auf ihre eigene Weise deutet. Sie stellen sich die
Feinstoffliche Welt abhängig von den Traditionen ihrer Religionen unterschiedlich
vor. Und die Feinstoffliche Welt ist derart mannigfaltig, dass jede Vorstellung
von ihr eine gewisse Grundlage hat. Daher darf man die Menschen nicht von ihrer
Auffassung abzubringen versuchen und ihnen sagen, ihre Vorstellung finde in der
Wirklichkeit keinen Platz. Beim Gedankenschaffen können sich die
ungewöhnlichsten Kreationen ergeben. Das Wesen der Feinstofflichen Welt erscheint,
als ob es von einem Spinngewebe menschlicher Vorstellung bedeckt sei.
Mögen auch die Bewohner der Feinstofflichen
Welt die Schönheit des Aufstiegs durch Erfahrung lieben lernen. Man kann die
Menschen nicht zwingen, die Schönheit zu erkennen, wenn ihr Auge die
Wirklichkeit noch nicht zu verstehen vermag. Worum man sich jedoch bemühen muss,
ist, dass die Menschen die ununterbrochene Fortdauer des Lebens verstehen,
diese Wahrheit als unabänderlich annehmen und den Weg des Aufstiegs lieben
lernen. Lasst uns nicht darüber streiten, wie man sich dieser Erkenntnis am besten
Weise nähert; möge man jedoch im Gedächtnis behalten, dass jeder Wanderer sich
der Wahrheit nähert, wenn er es wünscht. So mögen die Menschen dies wollen, und
nichts Irdisches wird diesen Wunsch behindern können.
Der Denker sprach: „Der Wille zum Guten wird
den Sieg bringen. Der Steinmetz und der Architekt, beide errichten sie den
Tempel.“
564. Urusvati weiß, dass religiöser Streit
besonders heftig ist. Man darf sich nicht in einen Streit über Religionen
einmischen. Man muss Gutes schaffen, und die Menschen mögen einander nicht im
Namen des Barmherzigen Gottes abschlachten.
Eine Lehre ist gut, wenn sie sich in würdigen
Händen befindet. Dies lässt sich auf alle menschlichen Einrichtungen anwenden.
Es wurde vor langem festgestellt, dass die Lebensform von der Ehrenhaftigkeit der
Regenten abhängt. Man muss seine ganze Toleranz aufwenden, um sich nicht in
benachbarte Religionen einzumischen.
Man kann das Bekanntmachen mit allen
Religionen vorsichtig in die Bildung einführen, doch muss dieser Gegenstand
weise unterrichtet werden. Wir haben von dem Schaden gesprochen, der durch
Zwang entsteht. Erinnert euch, dass Zwang eine Vergiftung des Bewusstseins
darstellt. Ein jeder ist frei, seine Grundsätze zum Ausdruck zu bringen. Möge
er dies aus sich selbst heraus und für sich selbst tun, um nicht in den
Verdacht zu geraten, jemand anderen verführen zu wollen.
Es ist schwer, anzuerkennen und nicht zu
zwingen. Nur ein verfeinertes Bewusstsein wird eingeben, wo sich die herrliche
Grenze befindet, innerhalb derer das Streben zum freien Dienst liegt. Die
Menschen fürchten dieses Wort, denn es enthält eine Verpflichtung. Tapfer muss
man alles annehmen, was mit der Pflicht verbunden ist, für das Gemeinwohl tätig
zu werden.
Der Denker lehrte: „Hört ihr den Lärm auf dem
Platz? Erneut stürzt man die alten Götter, um den Olymp mit neuen zu bevölkern.“
565. Urusvati weiß, dass Liebe zur Menschheit
Liebe zum Heimatland nicht ausschließt. Man kann dem Irrtum begegnen, ein
einzelnes Volk gehe in der Menschheit auf. Einige bilden sich ein, eine solche
Deutung sei Zeichen eines weitgefassten Denkens. Wir haben hinreichend oft von
der Menschheit als ganzer gesprochen und die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt; so
ist es umso angebrachter, jetzt über den Begriff des Vaterlandes zu sprechen.
Nicht ohne Grund wird ein Mensch in einem
bestimmten Land geboren und gehört einem bestimmten Volk an. Karmische
Bedingungen lenken den Menschen an einen bestimmten Ort. Vor der Verkörperung
erkennt der Mensch die Ursachen seiner Bestimmung und stimmt ihr zu. Jede
Verkörperung erfolgt freiwillig. Es kann eine Abneigung gegen die Rückkehr zur
Erde bestehen, doch wird diese schließlich unausweichlich und geschieht im
letzten Moment freiwillig.
Die Berührung mit verschiedenen Völkern
schafft eine besondere Nähe oder Entfremdung, doch gewichtige Gründe lenken den
Ankömmling zu einem bestimmten Volk. Wenn man dies alles weiß, kann man die
Anziehung eines Menschen zu seinem Vaterland verstehen. Beim Dienst an der
Menschheit wird unzweifelhaft ein großer Teil dem Heimatland zukommen.
Man darf nicht denken, die besondere Liebe zur
Heimat sei ein beschränktes und unvollkommenes Gefühl. Man kann die
Unvollkommenheit der Angelegenheiten in der Heimat erkennen, dennoch wird die
ihr zugewandte Bestrebung nicht nachlassen. Karma führt den Menschen nicht
allein an einen bestimmten Ort, sondern auch zu einer bestimmten Aufgabe, die einem
bestimmten Volk dient.
Die Menschen lehnen nicht selten ihr
Heimatland aufgrund verschiedener nebensächlicher Umstände ab. Sie kennen das
Wesen der Dinge nicht und erfüllen auch ihre karmische Aufgabe nicht. Nicht
selten geben sie ein altes zynisches Sprichwort von sich: „Wo es mir gut geht,
dort ist meine Heimat.“ In diesem Zynismus liegt ein großer Irrtum. Wahrlich,
derjenige vermag der Menschheit besser zu helfen, der dies wegen seines Vaterlandes
tut.
In Verwirrung geht
die menschliche Würde verloren. Unter dem Trugbild eines allgemeinen
Verständnisses verlieren die Menschen jegliches Verständnis. Dies bedeutet, man
muss sich den Grundlagen, wirklich den wissenschaftlichen Grundlagen zuwenden.
Die Erkenntnis der Karmagesetze wird lehren, die Bestimmungen des Menschen zu
erkennen.
Daraus folgt nicht, dass ein heimatverbundener
Mensch gebunden oder unglücklich wäre. Flügel können ihn über die ganze Welt
tragen. Er wird die ganze Menschheit lieben, aber auch wissen, was dem
Heimatland dient.
In der Lehre des Lebens muss in klarer Weise
von der Bestimmung des Menschen gesprochen werden. Auf dem Weg liegen eine
Menge Hindernisse und Wirren. Kaum jemand wird als Reaktionär gelten wollen. Im
Wunsch nach Zusammenfassung ist der Mensch bereit, sich um die Bevölkerung des
gesamten Planeten zu kümmern und dabei die Erfordernisse seines eigenen
Heimatlandes zu vergessen. Möge der Mensch daran erinnert werden, wo seine
besten Kräfte angewendet werden müssen.
Der Denker strebte danach, ein wahres Verständnis
des Vaterlandes zu entwickeln. Er sprach: „Bürger, dient der Heimat und wisset,
dass ihr hierher gekommen seid, um eine große Pflicht zu erfüllen.“
566. Urusvati weiß, dass jeder von Uns zum
Überirdischen strebte, dabei aber das Irdische nicht vernachlässigt hat. Ist es
möglich, die Erde zu vernachlässigen, die doch die Menschheit ernährt und auf
der sich Heldentaten der Vervollkommnung vollziehen? Der Mensch versteht die
Kostbarkeit der Erde, legt sie jedoch oftmals falsch aus.
Ihr konntet feststellen, dass jeder von Uns
für das Irdische gearbeitet hat; sogar jene, die ein Klosterleben bevorzugten, haben
sich nicht zu einem Einsiedlerleben verurteilt. Sie setzten den Aufbau fort und
trugen ihre Arbeit zum Nutzen der Menschheit bei. Sie waren nicht mit Gold
behangen, sondern verkehrten mit den weltlichen Menschen und hinterließen ein
Andenken als Friedensstifter und Erbauer.
Wir verurteilen die Einsiedler nicht, die mit
der Kraft ihres Denkens große Hilfe erwiesen haben. Lasst uns sehen, wie diese Glaubenskämpfer
es verstanden, die psychischen Kräfte zu beherrschen. Sie reinigten ihr
geistiges Wesen in einer solchen Weise, dass sie die Menschheit überholten.
Doch Unsere Arbeit besteht in unmittelbarer Hilfe für die Menschen.
Unser Inneres Leben ist mit einem Wort zu definieren:
„Wir helfen“. Diese Arbeit ist sehr mühsam, denn die Menschen weisen wirkliche
Hilfe auf jede erdenkliche Weise ab. Sie bitten um Hilfe, doch wenn sie sich zu
gestalten beginnt, unterstützen die Menschen sie nicht nur nicht, sondern wehren
sich nahezu gegen sie.
Nicht nur einmal haben Wir die Menschen davor
gewarnt, die Hilfe zu behindern. Doch sie urteilen nach sich selbst, und jedes
weitergefasste Verstehen schreckt sie bereits. So erfahren Wir selten
Zusammenarbeit; diese ist aber kostbar, denn die Erde erfordert das äußerste Streben
mit menschlichen Händen und Füßen. So zwingt das Überirdische dazu, an das
Irdische zu denken.
Als großer Philosoph forderte der Denker, dass
die Schüler tätige Bürger werden sollten.
567. Urusvati kennt Magnetstürme, die auf das Selbstgefühl
von Menschen und Tieren sowie auf alles Existierende einwirken. Doch über
solche Einwirkungen hinaus befindet der Mensch sich unter dem Einfluss
psychischer Stürme. Man muss anerkennen, dass solche psychischen Stürme neben
den räumlichen Strömen existieren. Diese Ströme können überaus schwer sein, und
ihre Einwirkung wird durch die psychischen Stürme noch verstärkt.
Magnetstürme vollziehen sich ohne menschliche
Teilnahme, doch psychische Stürme entstehen gerade aufgrund menschlichen
Wahnsinns. Während gewaltiger Kriege und Erschütterungen lässt sich beobachten,
wie sehr nicht nur Krankheiten, sondern auch psychisches Ungleichgewicht
zunehmen.
Es erstaunt Uns, dass die Ärzte gerade in
Kriegszeiten keine Beobachtungen vornehmen. Sie sagen, in solchen Zeiten sei
vorrangig die chirurgische Arbeit gefordert, verlieren aber aus dem Blick, dass
auch psychiatrische Ärzte notwendig sind. Sie beachten die ungewöhnlichen
Umstände nicht, die sich niemals zuvor derart verdichtet haben, wie es jetzt
geschieht.
Fasst das Gesagte nicht als eine Philosophie
des Harmagedon auf; die vorhandenen Zusammenstöße sind aber so angespannt, dass
eine heilsame Einwirkung erforderlich ist. Lasst uns nicht verzagen, denn auch
solche weltweiten Schrecken tragen zur Reinigung bei. Dennoch sollten wir
wissen, dass das innere Leben angespannt ist.
Der Denker sah voraus, dass mit dem
zahlenmäßigen Anwachsen der Menschheit die sichtbaren wie die unsichtbaren
Gefahren zunehmen würden.
568. Urusvati weiß, dass ein unentwickeltes
Vorstellungsvermögen der Vervollkommnung überaus schadet. Unter Vorstellung verstehen
die Menschen etwas Unwahres, doch in Wirklichkeit dient ein richtig entwickeltes
Vorstellungsvermögen der Erweiterung des Bewusstseins. Es fördert die
Aufnahmefähigkeit und Beweglichkeit des Denkens.
Wenn den Menschen irgendeine Mitteilung zu
Ohren kommt, unterschieben sie gewöhnlich ihr eigenes, egoistisches
Verständnis. Sie erfassen weniger den Sinn, sondern ersetzen ihn durch ihre eigenen
illusionären Auslegungen. Doch bei einem unvollkommenen Vorstellungsvermögen werden
auch die Auslegungen begrenzt sein.
Ein umfassend gebildeter Mensch sollte auch
über eine weite Vorstellung verfügen. Für ihn verringert sich das Unmögliche,
und es tut sich ihm ein weites Blickfeld alles Möglichen auf. Zu Unrecht nennt
man mit Vorstellungsvermögen begabte Menschen Träumer. Der Traum eines
erleuchteten Geistes ist eine reale Vorausschau.
Über die
Bedeutung der Vorstellung muss man zu einer klaren Übereinkunft gelangen. Dies
ist im Jahrhundert der Umgestaltung der Welt und der Neueinschätzung der Werte
besonders notwendig. Man muss die bedingte Bedeutung vieler Begriffe
überprüfen, sonst werden die Menschen zwischen Trugbildern umherirren. Möge wahres
Wissen die Menschen zum Überirdischen hinziehen. Bei der Überprüfung des
Daseins muss man mutig sein.
Der Denker lehrte: „Vielleicht sind unsere
Augen durch Staub getrübt, lasst uns unser Haus von ihm reinigen.“
569. Urusvati kennt die Freude der Bewunderung
von hervorragender Qualität. Man kann die Erhabenheit der Natur bewundern; man
kann eine selbstlose Heldentat bewundern; man kann die hohe Qualität von
Erzeugnissen bewundern; man kann die gute Konstruktion von Maschinen bewundern;
man alles bewundern, in dem sich höhere Qualität offenbart. Ein solches
Entzücken ist eine der am wenigsten egoistischen Empfindungen.
Den Menschen ist die herrliche Gabe verliehen,
nicht nur zu schaffen, sondern auch Qualität zu bewundern. Der Reiche wie der
Arme, der Herrscher wie der Bettler können sich in gleicher Weise entzücken,
und diese Freude bildet eine Art heilsamer Kuppel über die vielgeplagte Erde.
Die Menschen entsetzen sich zu Recht über die
Menge an Abscheulichkeiten, welche die Erde vergiften. Sie fragen, womit man
diese Geschwüre der Menschheit bedecken kann. Eines der sichersten Mittel ist Freude.
Sie ist das beste Gegengift, sowohl physisch als auch psychisch.
Glücklicherweise ist niemand der Fähigkeit zur Freude beraubt.
Hell leuchtet die Freude über hohe Qualität.
Nicht Selbstsucht, sondern das Allgemeinwohl wird in dem Augenblick geboren, in
dem Freude entsteht. Wir leben durch diese Freude. Die Natur und schöpferische
Tätigkeit verleihen eine unerschöpfliche Freude, anderenfalls würde die entsetzliche
Schlacht alles mit Finsternis überziehen. Man fragt nach Unserem Inneren Leben:
Es besteht nicht nur aus Arbeit, sondern auch aus Freude.
Der Denker kannte die heilsame Eigenschaft der
Freude. Er lehrte: „Selbst der letzte Sklave ist nicht der Freude über das
Weltall beraubt.“
570. Urusvati weiß, dass verzögertes Karma verzehnfacht
wirkt. Der Mensch muss verstehen, wie sehr er selbst die karmischen Folgen
fördern kann. Er muss erkennen, wie wenig nützlich es ist, sich gedanklich in
die Vergangenheit zu versenken. Besser, viel besser ist es, an zukünftige Taten
zu denken. Mögen sie vollkommen sein, und möge dazu der stärkste Wunsch
aufgebracht werden. Unter Gedanken über eine bessere Zukunft wird ein
bedeutender Teil von Karma überwunden.
Die sogenannte Reue wird jedoch falsch
ausgelegt. Sie wird als eine Art Trauer über das Vergangene verstanden, doch auf
diese Weise beraubt sich der Mensch des Fortschritts. Ist es nicht besser,
Unvollkommenheit durch etwas Vollkommeneres zu ersetzen? Oft müsst ihr den Menschen
zureden, an die Zukunft zu denken.
Möge das Schiff
in den Bestimmungshafen streben und nicht auf der Suche nach verlorener Ladung
auf dem Ozean umherirren. Sie liegt bereits tief auf dem Meeresgrund, und das
Schiff kann mit nutzloser Suche nur die Frist versäumen. Besser ist es, das
Schiff verliert einen Teil seiner Ladung, als dass es zu spät den Hafen
erreicht, wo es eine neue Bestimmung erfährt.
Man kann viele Beispiele aus dem Leben anführen,
in denen Streben in die Zukunft die besten Früchte zeitigte. Dieses Streben ist
sowohl auf der Erde als auch in der Feinstofflichen Welt nützlich. Wenn wir
über das Überirdische nachdenken, möge gleichzeitig auch das Streben in die
Zukunft in uns erwachen. So werden wir uns dem großen Karmagesetz gegenüber
richtig verhalten.
Der Denker sorgte sich darum, dass Seine
Schüler das sogenannte Schicksal richtig beurteilten. Er sprach: „Moira[48] wird
euch nicht ergreifen, wenn ihr schnell seid und ihr zuvorkommt.“
571. Urusvati kennt den Unterschied zwischen
Heldentat und wohlüberlegter Vernunft. Eine Heldentat kann herrlich, erhaben,
feierlich, weise und überraschend sein, doch niemand wird sie als das Ergebnis wohlüberlegter
Vernunft definieren.
Wenn Jeanne d'Arc[49] sich
an die Ältesten ihres Dorfes gewandt und von Heldentat gesprochen hätte, hätten
diese sie für unvernünftig oder gar unüberlegt gehalten. Wahrlich, Heldentat
ist unüberlegt, denn sie wird nicht aufgrund von Überlegung, sondern aufgrund von
Gefühlswissen vollbracht.
Es gibt eine Menge Menschen, für die Heldentat
überhaupt nicht existiert. Höhere Moral endet für sie bei wohlüberlegter
Vernunft. Für sie ist die gesamte Weltanschauung durch wohlüberlegte Vernunft
begrenzt. Ihretwegen sind sie fähig, einem Nächsten Hilfe zu verweigern, dem Vaterland
zu schaden, die Menschheit zu verraten und bei all ihren Verbrechen bereit, das
tote Wort zu wiederholen: wohlüberlegte Vernunft.
Doch legt Unser Verhältnis zur wohlüberlegten
Vernunft nicht falsch aus. Dieses Wort besteht aus guten Begriffen: Das Wohl
ist immer gut und weise Vernunft ist nützlich. Doch die Alltagsinterpreten
bringen es zuwege, für gute Begriffe eine nahezu schändliche Anwendung zu
finden. Wenn sie könnten, würden sie das Wort Heldentat vernichten, derart ist
es ihrer Psychologie zuwider.
Hier ist ein weiterer Aspekt Unseres Inneren
Lebens. Wir können bestätigen, dass jeder von Uns an Heldentaten beteiligt war,
von denen einige durch die Geschichte bewahrt, eine größere Zahl jedoch nicht vermerkt
wurden. Der Tatmensch selbst sollte sein Gedächtnis nicht mit den Versuchen
beschweren, die gut waren. Das Wort „wohlüberlegte Vernunft“ verwenden Wir
jedoch nicht. Wir können zu Vorsicht und Umsicht mahnen, je tiefgründiger aber eine
Tat ihrer Bedeutung nach ist, desto mehr freuen Wir Uns. Wir vermerken jede
Heldentat. Sie schafft ein Glied in der Kette der Evolution.
Ein Lehrer muss den Unterschied zwischen
vielen Begriffen lehren, sonst werden die Schüler sie sinnlos wiederholen wie
es gewisse Vögel tun. Die Verschmutzung der menschlichen Rede ist ein
gesellschaftliches Verbrechen.
Der Denker sprach: „Überlasst die
wohlüberlegte Vernunft den Händlern, lernt ihr die Taten der Helden lieben.“
572. Urusvati weiß und hat gehört, „dass Ajita[50] das
Panzerhemd angezogen hat“. Ziemt es einem Friedensstifter, eine Kriegsrüstung anzulegen?
Wir haben hinreichend über das Heil des Friedens gesprochen. Wir haben den
Schutz der menschlichen Werke bekräftigt. Wir haben auf die Schrecken des
Brudermordes hingewiesen, doch sprachen Wir auch über die Würde des Vaterlandes.
So ordnete der
ergebenste Friedensstifter an, alle Maßnahmen zur Erhaltung des Friedens zu ergreifen.
Gleichwohl entsandte er ein Heer, um die Landesgrenzen seines Volkes zu
verteidigen.
Vor den Menschen
steht noch immer eine ungelöste Aufgabe: Wie kann ein Friedensstifter ein Heer
in den Kampf senden? Diese Aufgabe fällt dem Menschen schwer, wenn er die falschen
Werte zugrunde legt. Der Mensch muss die Rettung und Verteidigung des
Vaterlandes anerkennen, auf Unterjochung aber verzichten. Möge der Mensch in
seinem Herzen abwägen, wo Verteidigung und wo Unterjochung ist.
Nun müssen wir noch über den Panzer sprechen.
Wir besitzen keine Panzer aus Stahl, da ein Panzer aus psychischer Energie
weitaus sicherer ist. Man kann sich mit einem undurchdringlichen unsichtbaren Panzer
umgeben. Manchmal haben Menschen die Unverwundbarkeit einiger Helden bemerkt.
Ein starker Wille muss sich aufraffen, um den Körper außer Gefahr zu bringen.
Der Denker lehrte die Jungen: „Mitunter ist
die sicherste Rüstung eine unsichtbare. Lernt es, euch selbst zu befehlen,
einen solchen Panzer zu offenbaren; er wird sich jedoch nur bilden, wenn ihr
für das Allgemeinwohl kämpft.“
573. Urusvati weiß, dass Feinfühligkeit
anerzogen werden muss. Wenn Wir von einem feinen Ohr sprechen, nehmen einige
an, es handele sich um das physische Gehör. Ebenso meinen andere, Feinfühligkeit
sei eine natürliche Eigenschaft, weshalb es zwecklos sei zu versuchen, sie zu
entwickeln. Natürlich ist Feinfühligkeit eine angeborene Eigenschaft, doch
hängt sie von der Reinheit des Bewusstseins ab. Selbst in den günstigsten
Fällen muss man sie entwickeln oder, besser gesagt, aus der Tiefe des Bewusstseins
hervorrufen.
Vor allem muss der Wunsch bestehen, Feinfühligkeit
hervorzurufen. Man muss sich psychische Wachsamkeit aneignen. Glauben wir
nicht, dies sei leicht. Ein jeder findet in sich ganz individuelle Hindernisse:
Den einen hindert Trägheit, den anderen Misstrauen, einen dritten das Durcheinander
des Lebens. Jeden hindert irgendetwas, doch Willenskraft überwindet alles.
Man darf auch nicht in Vorurteil verfallen, sonst
fühlt der Mensch etwas, was nicht sein kann. In ehrlicher Weise muss man das
psychische Gehör vertiefen und Empfindungen der Wahrheit entsprechend vermerken.
So können Erdbeben und andere kosmische Perturbationen[51] eine
ausgezeichnete Schulung der Feinfühligkeit ermöglichen.
Desgleichen stellt auch die Wahrnehmung
fremder Auren ein weites Beobachtungsfeld dar. Inmitten der alltäglichsten
Lebensumstände kann man dieselben Möglichkeiten für das Schärfen der
Feinfühligkeit finden wie in den höchsten Laboratorien. Möge der Mensch alle
Möglichkeiten anwenden, denn jeder befindet sich unter kosmischem Einfluss.
Der Denker lehrte: „Die überirdischen Welten
senden uns feinste Gefühlsempfindungen; lernen wir, sie aufzunehmen.“
574. Urusvati weiß, dass die Verbreitung
falscher Informationen eine besonders schädliche Form der Unwissenheit
darstellt. Wie aber soll man mit Schulbüchern verfahren, die derart viele
Irrtümer enthalten? Die Geistes- und die Naturwissenschaften sind in Bewegung
und streben zu neuen, erprobten Errungenschaften. Ist es da gerecht, dass die
junge Generation nicht die besten Errungenschaften erhält, sondern veraltete,
armselige Irrtümer? Durch solche falschen Informationen wird viel Verwirrung in
die jungen Bewusstseine getragen.
Wenn Lehrbücher nicht rechtzeitig berichtigt
wurden, muss der Lehrer die Schüler mündlich vor den Fehlern der Vergangenheit
warnen. Ist es nicht beschämend, dass die Irrtümer beibehalten und junge Bewusstseine
damit belastet werden? So verhält es sich auch mit den Erkenntnissen über das
Überirdische.
Lasst uns nicht in Verwirrung geraten, wenn
alte Texte nicht verstanden oder unrichtig übersetzt wurden. Einige Sprachen
besitzen viele konventionelle Termini[52]. Für
das heutige Verständnis haben sie eine der Wahrheit nicht entsprechende
Bedeutung, doch werden die Wissenschaftler sich nach und nach in diesem
Labyrinth zurechtfinden, und die Jungen müssen als erste die richtigen
Kenntnisse erhalten.
Die Wissenschaftler müssen die Grundlagen der
Wahrheit bestätigen, selbst wenn sie bisherige Theorien umstoßen. Weise wird es
sein, wenn die Geisteswissenschaften richtige Übersetzungen der alten Texte
erhalten. Es ist erstaunlich, dass die Menschen viel über verschiedene Berichtigungen
sprechen, tatsächlich aber die Lehrbücher voller Irrtümer belassen. Ihr wisst, dass
es für überirdische Erkenntnisse einer besonderen Ehrlichkeit bedarf.
Der Denker sprach: „Wenn die Menschen das Irdische
ehrlich bestätigen müssen, um wieviel aufrichtiger muss man sich dann dem Überirdischen
zuwenden.“
575. Urusvati weiß, dass in der Überirdischen
Welt Zeit im irdischen Sinne nicht existiert. Es gibt Fristen, die auf
unausweichliche Wirkungen gegründet sind. Unter den zuverlässigsten Fällen von Erleuchtung
ist kein Hinweis auf irdische Zeit zu finden. Ihr wisst bereits, dass
überirdische Fristen durch irgendwelche benachbarten Nebenumstände charakterisiert
werden. Dieser Hinweis zeigt nur, dass die Überirdischen Welten den Lauf der
Ereignisse voraussehen, ohne auf die sogenannte Zeit einzugehen. Ein
feinfühliges Bewusstsein kann sich die Fakten der Nebenumstände merken und anhand
dieser auch das übrige erkennen.
Der Mensch kann auch in seinem irdischen Leben
erkennen, dass Zeit nicht existiert. So kennt er keine Zeit, wenn er etwas sehr
Wichtigem zustrebt. In der Überirdischen Welt herrscht jedoch gerade eine solche
Anspannung vor. Wir können Uns in Arbeit vertiefen und dabei die Zeit vergessen.
Nicht ohne Grund
ist gesagt worden, dass bestrebte, konzentrierte Arbeit zu einem langen Leben
verhilft. Sie lässt Harmonie entstehen. Sie verhilft zu Erleuchtung über
überirdische Erkenntnis. Sie erkennt die Ereignisse in ihrer logischen und
chemischen Bedeutung. Man muss immer im Gedächtnis haben, dass zu jeder
Erscheinung ein Chemismus beiträgt.
Dies ist ein weiterer Aspekt Unseres Inneren
Lebens. Wir sind bestrebt, mit der Überirdischen Welt in Harmonie zu stehen.
Auf Zeit als solche legen Wir keinen Wert. Allein das Wesen der Ereignisse, ihr
Verlauf und ihre Koordinierung sind von Bedeutung. In zugänglicher Form teilen
Wir die Bedeutung der Ereignisse mit. Man muss in allem das Wesen erfühlen,
darin verbirgt sich auch die Fähigkeit zur Ruhe, von der Wir bereits gesprochen
haben.
Der Denker lehrte: „Strebt dem Wesen der Dinge
zu, in ihm wird die Gerechtigkeit des Weltalls offenbar.“
576. Urusvati weiß, dass der Zustand der Erleuchtung
von den Ägyptern als „heiliger Schlaf“ und den Griechen als „göttliche
Heimsuchung“ bezeichnet wurde; auch die Babylonier kannten die „Berührung durch
einen Unsichtbaren Außerirdischen“. Jedes Volk wollte auf seine Weise die
Besonderheit, ja Außerordentlichkeit der Erleuchtung hervorheben, bei der ein
irdischer Mensch die überirdischen Bereiche berührt.
Die Menschen ältester Zeiten kannten diesen
Zustand besser als die heutigen. Sie lebten in der Natur und waren nicht durch
todbringende Fluida vergiftet. Dies ist jedoch hinreichend bekannt, Ich möchte
über etwas anderes sprechen:
Unsere
Zeitgenossen schätzen zu Recht die Hypnose und beginnen, sie bei der Heilung und
in anderen Bereichen mit Nutzen anzuwenden. Doch für Suggestion ist die
Mitwirkung einer anderen Person erforderlich; auch wenn es sich um eine sehr
hochstehende Persönlichkeit handelt, wird sie dennoch gewisse individuelle
Eigenheiten mit einbringen.
In Zukunft muss man zur unmittelbaren
Erleuchtung zurückkehren. Sogar das Delphische Orakel musste besondere Dämpfe
einatmen; das war notwendig, weil die Ankömmlinge seine uranfängliche Energie
außerordentlich belasteten. Die Evolution hat jedoch vorgesehen, dass die
Menschen Erleuchtung allein durch ein reines Bewusstsein erlangen können. Eine
solche Bestrebung des Denkens ermöglicht Erleuchtung in ihrer natürlichen
Bedeutung.
Dies ist ein weiterer Hinweis auf Unser Inneres
Leben. Nach vielen Lebenserfahrungen wenden Wir Uns der natürlichsten Anwendung
Unserer Energien zu. Die Synthese ist nicht einfach, doch sie führt zur
natürlichsten Lösung.
Der Denker lehrte: „Möge jeder versuchen, die
einfachste Lösung in sich selbst zu finden. Die Freunde werden nicht helfen
können, wenn der Mensch aus eigener Kraft vor die Überirdische Erhabenheit
hintreten muss.“
577. Urusvati weiß, dass die besondere
Schönheit des Weltalls in der Einmaligkeit der Erscheinungen und der
Individualität der Ereignisse liegt. Sogar ein einfacher Hirte vermag die
Besonderheiten seiner Herde zu unterscheiden, doch Städter verlieren die Fähigkeit
zur Individualisierung sehr leicht. Im gesamten Leben werden Massenrezepte
angewendet, die die Begeisterung für die Freigebigkeit der Natur trüben.
Auch Uns fragt man nach solchen Rezepten, ohne
verstehen zu wollen, wie verschieden alle Erscheinungen sind. Man kann die allgemeine
Richtung aufzeigen, die weiteren Einzelheiten aber sind individuell.
Die Menschen
möchten Kenntnis von Unseren Apparaten erhalten, doch wären sie sehr überrascht
zu erfahren, dass viele von ihnen aus miteinander sympathisierenden
Metallplatten bestehen. Viele Platten bestehen aus einem reinen Metall, andere
jedoch aus verschiedenen Legierungen. Es gibt auch mineralische Platten und
sogar einige aus gewissen Baumarten. Sowohl für die Sendung als auch für den
Empfang existiert eine ganze Reihe von Anwendungsverfahren. Alle Naturreiche
können die besten Leiter sein, doch ihre Anwendung ist überaus individuell.[53]
Unsere Hilfsmittel werden nicht in Eile
ausgewählt, sondern in langwährenden Versuchen. Man kann sagen, dass Wir
genügend Zeit hatten, um die Eigenschaften der Natur zu studieren. In
verschiedenen Jahrhunderten, unter verschiedenen Klima- und sonstigen
Bedingungen sind diese Erkenntnisse gesammelt worden. Allem voran erstarkte der
Wunsch nach Wissen, dann bildete sich die Überzeugung, dass Beobachtungen unter
den verschiedensten Bedingungen durchgeführt werden müssen. Ein gestählter
Wille ermöglichte es, Wissen aus der Überirdischen Welt herüberzutragen. Es
wuchs das Bewusstsein, dass Zeit in der Unbegrenztheit ohne Bedeutung ist. Die
zahlreichen Misserfolge ließen keine Zweifel aufkommen. Eine entwickelte
Beobachtungsfähigkeit beschleunigte die Wahrnehmung, und auf solchem Weg der
Erfahrung erkannten Wir auch Freunde und Feinde.
Glaubt nicht, dass die Experimente und
Beobachtungen leicht seien. Wenn eines von hundert gelingt, ist das ein Erfolg.
Wir beklagen Misserfolge nicht, weil jeder von ihnen Uns mehr gelehrt hat als
ein Erfolg. Man kann es nur bedauern, wenn jemand etwas noch am selben Tag zu
beherrschen sucht. Zeit zu verlieren ist nicht notwendig, doch aufgewendete
Zeit zu bedauern, ist auch nicht richtig. Sich selbst zu beobachten ist
notwendig, man darf sich aber nicht zum Zentrum des Weltalls machen. Man kann
immer und in allem einen Erfolg finden, nur in diesem Bemühen erstarkt der
Wille.
Ihr versteht, dass man nicht allen
vorschreiben darf, in einem eisernen Bett zu schlafen oder eine Lithiumplatte zur
Hand zu haben. Rosen und Äpfel sind Gaben der Natur, die nicht für alle, aber
für einige Menschen nützlich sind. Achtet auf die Anzeichen der Wirkungen.
Ihr kennt verschiedene
Idiosynkrasien[54]; die gröbsten von ihnen verblüffen
durch ihre Offensichtlichkeit, doch das gesamte Dasein ist voll von
Idiosynkrasien. Man muss fühlen können, was auf welche Weise einwirkt. Die Vernünftigkeit
solcher Beobachtungen wird ein würdiges Praktizieren von Yoga sein.
Der Denker lehrte: „Man sagt, einige
Himmelsbewohner seien allmächtig. Nun denn, sammeln wir unsere Kräfte!
Vielleicht wird auch für uns ein Platz im Himmel bereitet sein. Doch diese
Leiter ist lang!“
578. Urusvati weiß, dass der Gedanke an die
Ewigkeit keine düstere Mahnung an den Tod ist. Eine Biene fliegt in ein
Wohnhaus, und der Mensch versucht, sie wieder in die Freiheit zu entlassen. So
sagt man: in die Freiheit entlassen, möge sie in die Freiheit fliegen. Geht
nicht dasselbe auch beim Menschen vor sich? Hier befindet er sich in
Unfreiheit, dort aber in Freiheit, was bedeutet, dass die Freude dort ist. Doch
der Gedanke an die Ewigkeit verleiht auch Freude im Hier und Jetzt. Wer über
die Bedeutung des Lebens als einem Flug über die irdischen Hindernisse hinweg
nachdenkt, vermag sich zu freuen.
Unwissende nehmen an, erhabenes Denken sei ein
Symbol für Traurigkeit und Langeweile, doch ein Mensch, der der Erkenntnis
teilhaftig wird, ist voller Lebensfreude. Selbst wenn er sich seiner Fehler in
der Vergangenheit erinnert, wird er sich freuen, denn er versteht, dass die
Erkenntnis der Fehler bereits der rechte Weg zur Überwindung der Irrtümer ist.
Jemand wundert sich: Kann man in schwierigen Zeiten
über Freude sprechen? Doch Freude stellt die Flügel für das Überfliegen des
Abgrunds dar. Gelangt ein Mensch an eine undurchquerbare Strömung, kann er
nicht zurückkehren, sondern muss über sie hinwegfliegen, um eine gefährliche
Grenze hinter sich zu lassen. Es ist ein Glück, dass der Mensch die Flügel der
Freude immer bei sich hat. Die Schönheit des Weltenaufbaus hilft, aus der Tiefe
des Bewusstseins alle Funken der Freude hervorzurufen. Dies ist eine weitere
Seite Unseres Inneren Lebens.
Der Denker verwies auf die Sterne wie auf
Funken der Freude.
579. Urusvati weiß, dass es dem Menschen besonders
schwerfällt, mit seinem eigenen Denken zurechtzukommen. Durch
Willensanstrengung kann er einen äußeren Gedanken zurückdrängen, doch das
bedeutet noch nicht, dass es ihm gelungen wäre, sein Bewusstsein von der Wurzel
jenes Gedankens zu befreien; es vollzieht sich ein tiefgründiger psychischer Prozess.
Man kann meinen, das Denken habe sich bereits verändert, doch die kleinste
äußere Erinnerung zeigt, dass die Schlange in der Tiefe lebt und bereit ist, zu
erwachen.
Das beste Beispiel bieten die
Meeresströmungen. Was hat die Oberflächenströmung mit der in der Tiefe gemein,
wo sich ein Ungeheuer regt, das sich niemals an der Oberfläche zeigt? Genau
dasselbe geschieht auch im menschlichen Denken. Da spricht man von der
Willenskraft, die das Denken beherrschen könne. Doch Wir fragen: Von welchem
Denken ist die Rede? Der Mensch kann bestätigen, dass er sich von einem
bestimmten Gedanken befreit hat, wenn er überzeugt ist, ihn mit der Wurzel ausgemerzt
zu haben. Es ist jedoch nicht leicht, über die Tiefe des Bewusstseins eine
Bestätigung abzugeben.
Man kann beobachten, welch flüchtige Umstände
einen Gedanken hervorrufen. Ton, Farbe oder eine zufällige Situation vermögen
eine deutliche Wiederbelebung eines längst vertriebenen Gedankens zu bewirken.
Der Mensch weiß, dass es nicht nützlich ist, zu vergangenen Irrtümern
zurückzukehren, und dennoch irrt er um die überflüssige Asche herum.
Der Mensch muss lernen, viele Schichten des Denkens
zu unterscheiden. Er darf nicht leichtfertig anhand einer oberflächlichen Denkschicht
urteilen, die einem wütenden Orkan ausgesetzt ist. Möge der Mensch sich an
vielen Erscheinungen erproben. Nicht selten scheint es ihm, dass er an etwas
Bestimmtes nicht mehr denkt, doch in Wirklichkeit ist er gerade in diesen
Gedanken tief versunken. Eine Lehre über das Denken muss dessen verschiedene
Arten aufzeigen.
Der Denker bestand darauf, dass Seine Schüler
sich in den verschiedenen Denkschichten erprobten: „Ein unsichtbarer Drache
vermag sich eines Menschen zu bemächtigen.“
580. Urusvati weiß, dass viele die Existenz
Unserer Bruderschaft niemals zugestehen werden. Wenn sie Uns begegneten, würden
sie sich skeptisch verhalten. Skeptizismus kennt keine Grenzen. Auf der einen
Seite berührt er die Unwissenheit, auf der anderen die Lüge. Ein Skeptiker kann
keinen Abgrund überqueren. Doch gibt es auch andere, die Unsere Existenz im
feinstofflichen Körper für möglich halten.
Man sollte diese Überzeugung nicht bekämpfen; die
Hauptsache ist, dass die Existenz von Ideen zugestanden wird. Man darf nicht
auf einer bestimmten Form beharren, es sind Uns doch auch Mitarbeiter aus der
Feinstofflichen Welt nahe. Solcherart befinden sich jene, die jedenfalls einen Teil
des Ganzen zugestehen, schon im Bereich der Wahrheit. Man muss man das Teilchen
Wahrheit geduldig zulassen, ihm kann man auch das Übrige hinzufügen.
Am schlimmsten sind Buchstabengelehrte, die
entweder alles ihrem Verständnis gemäß fordern oder gar nichts anerkennen.
Besonders in der Sphäre der feinstofflichen Energien muss man jede Möglichkeit anzunehmen
bereit sein. Nicht selten sind Wir über Prediger bekümmert, die mehr von der
Wahrheit abwenden als zu ihr hinziehen.
Man muss seine ganze
Beobachtungsfähigkeit anspannen, um zu erkennen, auf welcher Stufe der Aufnahmefähigkeit
sich ein Gesprächspartner befindet. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass ein
besonders wütender Verneiner sich augenblicklich in einen Anhänger verwandeln
kann. Eine solche angespannte Verneinung wird manchmal als das Aufbrechen eines
Geschwürs bezeichnet. Doch wenn ihr jemandem begegnet, der Unsere Existenz
leugnet, rate Ich, nicht zu beharren: Mögen die Früchte reifen.
Der Denker sprach: „Man darf das menschliche
Bewusstsein unmöglich zwingen. Wer nicht aufnehmen will, möge erst
heranwachsen.“
581. Urusvati weiß, dass Unsere Freunde nicht
einigen sogenannten Okkultisten ähneln. Diese Menschen bezeichnen sich als
Geheimwissende, behalten jedoch viele Eigenschaften bei, die allein Unwissenden
gemäß sind. Sie sind bösartig, übelwollend, grob, neidisch und höchst unduldsam.
In Büchern des Geheimwissens werden solche schändlichen Eigenschaften jedoch
nicht zugelassen.
Man muss sich wundern, dass die Menschen gute
Bücher lesen und sich dennoch nicht von ihren niederen Gewohnheiten zu trennen
vermögen. Die Lehre des Guten setzt jedoch voraus, dass der Leser das Gelehrte jedenfalls
in einem geringen Maße anwendet. Im Leben ist es aber oft umgekehrt: Ein Leser
kann Tränen des Entzückens vergießen und unmittelbar danach etwas Schändliches
vollbringen. Hinzu kommt, dass die sogenannten Geheimwissenden es lieben, mit
dieser Bezeichnung zu prahlen.
Lenkt eure Aufmerksamkeit auf die wirklichen
Freunde der Vervollkommnung. Sie werden niemandem ihre Überzeugung aufzwingen.
Sie meiden Einweihungstitel. Sie wissen sehr gut, wann es nützlich ist, selbst
über die bemerkenswertesten Begegnungen zu schweigen; zudem sind sie gut und
bereit, Hilfe zu leisten.
So ist es die
erste Aufgabe echten Geheimwissens, den Menschen zum Guten zu führen. In einem solchen
Zustand wird er auch wie ein Magnet Gutes anziehen. Ebenso gebietet das Geheimwissen
Ruhe. In solcher Harmonie kann der Mensch feinstoffliche Schwingungen auffangen,
die sein Bewusstsein reinigen.
Unsere Freunde sind nicht hochmütig und
wichtigtuerisch, denn ihr Ideal ist Einfachheit. Wir schätzen jedes hohe
Bestreben; es führt nicht nur mit Uns zusammen, sondern lässt auch den Planeten
gesunden.
Wir sind betrübt
über verlogenes Geheimwissen. Selbst dieses Wort liegt Uns fern, denn jede
Wissenschaft ist bereits Geheimwissen. Gestern sind wir in ein bestimmtes
Geheimnis noch nicht eingedrungen, doch heute haben wir es erreicht. Das ist
der natürlichste Evolutionsprozess und nichts, dessen man sich brüsten sollte.
Der Denker sprach: „Haltet euch nicht für
Denker und nennt euch auch nicht so, denn jeder Mensch soll denken.“
582. Urusvati weiß, dass das menschliche
Denken oft um eine vorherbestimmte Entdeckung herumirrt und nicht versteht, wie
dieser Kreis aufzubrechen ist. Die Menschen studieren Radiowellen, ohne sich
vorzustellen, dass dieselbe Methode auf Gedankenwellen anwendbar ist. Die Wissenschaftler
kennen Magnetstürme, ohne aber dieselben Überlegungen auf psychische Stürme
anzuwenden. Die Menschen studieren das Nervensystem, denken jedoch nicht an
feinstoffliche Energien. Mitunter liegt das Gefundene genau am Tor zum
Vorherbestimmten, doch der letzte Hebel bleibt unangewendet. Wer sich nicht der
Erweiterung des Bewusstseins annähern will, wird sich lange in einem Kreis ohne
Ausweg drehen.
Wir lieben ein gewisses Volk, da es weniger
als andere in einem engbegrenzten Kreis eingeschlossen ist. Urusvati versteht
es richtig, dass die Suche nach Gerechtigkeit und das Bestreben zu dienen einem
Volk Beweglichkeit verleiht. Ein solches Volk nähert sich bereits dem
Fortschritt. Mag man es auch wegen vieler Unvollkommenheiten verurteilen, so
sind doch in solchen Unvollkommenheiten Möglichkeiten enthalten. Es gibt nichts
Schlimmeres als einen vollkommen runden Ball, der in einem geschlossenen Kreis
läuft.
Ein Volk lernt durch Unglück. In der
Geschichte der Menschheit hat es in ruhigen Perioden keine Erfolge gegeben.
Jedes Siegervolk besitzt auch Beweglichkeit. Das Denken eines solchen Volkes
ist offen für neue, mutige Entdeckungen. Die Härte des Alltags lenkt das Volk
in die Zukunft. Es ist eine Freude, dort zu helfen, wo auch inmitten von Elend
das Streben zum Dienen wächst.
Der Denker sorgte sich um die Bewegung des
Volkes: „Möge man in Bewegung lernen, so wird auch der Rhythmus leichter zu
finden sein.“
583. Urusvati weiß, dass ein potentieller
Verräter sich besonders entrüstet, wenn man in seiner Gegenwart von Verrat
spricht. Ein herangereifter Verräter ist sehr ärgerlich, wenn man von der Vereitlung
des Verbrechens spricht. Doch in den Lehren aller Völker sind erschütternde
Beispiele von Verrat aufgeführt. Dies ist nicht geschehen, um zu drohen,
sondern um bemerkenswerte Zeugnisse für Unwissenheit zu geben.
Ein weiser Menschenfreund sagte zu Seinem
Verräter: „Was du im Schilde führst, das tue gleich!“[55] Vom
Gesichtspunkt der Überirdischen Welt ist dieser Spruch sehr weise; das Geschwür
ist bereits reif, mögen die Folgen zutage treten.
Wir wollen auch an ein allgemein bekanntes
Beispiel aus dem Leben Indiens erinnern. Es hatte den Anschein, als verehrten
die Schüler Ramakrishnas[56]
ihren Lehrer, doch das hielt sie nicht davon ab, ihn insgeheim in hässlicher
Absicht zu beobachten. Ramakrishna gab sich ganz dem Dienst hin. Er litt unter
der übermäßigen Abgabe von psychischer Energie. Aufgrund dieser Selbstaufopferung
ging er vorzeitig.[57] Das
gleiche geschah mit seinem Schüler Vivekananda. Ramakrishna war von Natur aus ein
Yogi. Er war ein Tatmensch des höchsten Wohls. Man darf nicht sagen, dass er
kein vollkommener Yogi gewesen sei.
Andererseits wisst ihr, dass es Sadhus* gibt,
die des Morgens Pranayama ausüben, am Abend aber einen Menschen töten. Ihr Bewusstsein
setzt die Verfahren, die dem Guten dienen sollten, nur herab.
So wollen wir uns vor dem Guten verneigen,
sowohl vor dem großen als auch vor dem kleinen. Lasst uns nicht wie
Geldverleiher abwägen, sondern uns freuen, wenn wir dem Guten und Wohlwollen
begegnen. Gerade diese sind in Tagen der Anspannung notwendig. Die Lehre droht
nicht, sondern warnt aus Fürsorge. Mögen jene, die zu keinem Dienst bereit
sind, sich wenigstens böser Worte enthalten.
Der Denker bat die Mitbürger: „Wenn jemand
nicht zur Verteidigung des Vaterlandes ausziehen kann, möge er sich nicht mit bösen
Worten belasten.“
584. Urusvati weiß, wie schwer es ist, mit
jenen umzugehen, die versichern, das Unsichtbare existiere für sie überhaupt
nicht. Sie glauben dasselbe wie ihre Vorväter, die vor der Zeit von Mikroskop
und Teleskop lebten; keinerlei Analogie kann sie überzeugen. Sie bezeichnen
sich selbst als Realisten, Materialisten und Skeptiker, alle übrigen nennen sie
Idealisten und verurteilen sie wegen ihrer Vorurteile.
Tatsächlich verhält es sich umgekehrt: Diese
Realisten sind echte Idealisten, denn sie glauben an eine Idee, die sie sich
selbst ausgedacht haben. Indessen erweisen sich jene, die sie als Idealisten
bezeichnen, als die wahren Realisten. Sie wollen lernen, und ihr Wissen beruht
auf Beobachtungen. Sie lassen weder Aberglauben noch Vorurteile zu, denn sie wissen
von der Unerschöpflichkeit der Erscheinungen der Natur. Sie verbürgen sich nur
für zuverlässige Zeugnisse. Man kann sie als Materialisten bezeichnen, weil sie
die Eigenschaften der Materie bestätigen.
Darf man sich denn im Namen von Beschränktheit
und Unwissenheit als Materialist bezeichnen? Ihr kommt nicht umhin, euch überall
davon zu überzeugen, wie groß die Zahl unwissender und durch ihre Unwissenheit
streitsüchtiger Menschen ist.
Tröstet euch
nicht damit, dass einige ehrenhafte und wissensdurstige Beobachter mit den
Wissenschaften des höheren Realismus beschäftigt sind; ihre Zahl ist gering und
gleich den frühen Christen sind sie genötigt, sich in Katakomben zu verbergen.
Solche Forscher sind achtenswert, doch schaden ihnen in besonderem Maße die
verlogenen Buchstabengelehrten. Es schaden auch jene, die nicht begreifen
können, warum ihnen gewisse Vorstellungen nicht zugänglich sind. Sie sind
fähig, alles Existierende, außer sich selbst, zu verurteilen.
Der Denker wies auf einen Hund und sprach: „Er
sieht vieles, was uns nicht sichtbar ist, doch sollte der Mensch nicht
schlechter sein als ein Hund.“
585. Urusvati weiß, dass Verletzung der
Disziplin die besten Vorhaben verdirbt. Glaubt nicht, ein solcher Wurm sei
leicht erkennbar, selbst die besten Mitarbeiter fallen oft in einen solchen
ungeordneten Zustand.
Über Disziplin zu sprechen ist unmöglich. In
vielen Fällen sind die Menschen bei der geringsten Andeutung auf ihr
zerstörerisches Verhalten tief gekränkt. Leichter ist es, über Unordnung zu
sprechen, denn die Menschen messen diesem Begriff nicht seine wahre Bedeutung
bei. Verletzung der Disziplin ist jedoch Disharmonie, anders gesagt, äußerst
schädliche Unordnung.
Die Menschen können die nützlichsten Bücher
lesen, doch irgendein äußerer Umstand kann eine überaus disharmonische
Kakophonie auslösen. Menschliche Vereinigungen befinden sich in Gefahr, durch
unbedachte Offenbarungen von Unordnung zu scheitern.
Selten geben die
Menschen zu, dass sie selbst an einer solchen Schädlingstätigkeit schuld sind.
Ihnen scheint es, dass sie für das Wohl wirken, doch tatsächlich verhindern sie
die Ausführung der besten, tiefgründigen Aufträge. Die Menschen nehmen ständig
an, Disziplin sei ihr ureigenstes Anliegen, doch welche Disziplin ist es denn,
wenn sie einen nützlichen Aufbau zerstören?
Harmonie ist nicht augenblicklich
herzustellen; man muss alle Bemühungen hüten, die auf den Dienst an der
Harmonie gerichtet sind. Harmonie gleicht einem scheuen Vogel, den man schwer
wieder herbeilocken kann (…). Auch muss man darüber nachdenken, wie sehr
Disharmonie den Führern schadet; daran wird oft überhaupt nicht gedacht.
Der Denker warnte: „Tragt keinen Schaden
herbei, weder gedanklich noch durch Taten, denn es ist leicht, ein kostbares
Gefäß zu zerschlagen. Haltet euch oft die Notwendigkeit wahrer Harmonie vor
Augen.“
586. Urusvati weiß, dass es leichter ist, den
Drachen auf der Schwelle zu sehen, als ein Rudel von Chamäleons und Würmern.
Wer aber sagt, welche Erscheinung gefährlicher ist? Kleine Chamäleons kommen mit
einer Vielzahl von Verdächtigungen und hinterlistigen Andeutungen herangekrochen.
Seht wie sie flüstern: „Wir kennen das Wesen des Agni Yoga nicht, vielleicht bietet
er es nur leere Worte und Verführung zum Irrtum? Wäre es nicht besser, das
Wesen in einem ganz bestimmten Wort auszudrücken, das wir dann abwägen und
verurteilen könnten?“ – Möge es so sein:
Agni Yoga ist Dienst am Guten. Versteht diese
Begriffsbestimmung in ihrer vollen Bedeutung. Lernt es, dem Guten zu dienen.
Lernt die Hingabe an den Großen Dienst kennen. Findet flammende Kräfte, die
euch helfen, Tapferkeit auf allen schweren Wegen zu offenbaren. Versteht,
weshalb diese Wege schwer sind. Versteht es, die Feuer eurer Natur in
natürlicher Weise anzunehmen. Versteht all die großen Erscheinungen des
Weltalls. Ermüdet nicht durch die tägliche Arbeit, die wie ein großes Pranayama
ist. Helft allen Suchenden auf allen Wegen.
Erkennt die Erhabenheit des Gedankens, der in
der Unbegrenztheit lebt. Bewahrt euch und andere vor Angst. Vertieft eure
Erkenntnis, denn Unwissenheit ist ein schweres Vergehen. Lächelt den Jungen zu,
denn für sie baut ihr Brücken und Wege. Verordnet euch selbst die schwerste
Arbeit und gebt allen ein Beispiel. So enthüllt ihr die ganze Bedeutung des
Dienstes am Guten. Fürchtet die Einflüsterungen der Chamäleons nicht, sie sind
verschiedenfarbig und werden euer Schatten sein. Möge dieser Schatten lang
sein. So konzentriert euch auf die natürlichen Errungenschaften.
Der Denker lehrte: „Allein das Natürliche wird
eine strahlende Zukunft schaffen.“
587. Urusvati weiß, wie schadenbringend eine
ungeordnete Tätigkeit der psychischen Energie ist. Es ist bekannt, dass die
Gedankenenergie im Raume lebt und niemand die Grenze ihrer Ausbreitung kennt.
Doch die Mehrzahl der irdischen Gedanken ist schwach und energielos, weshalb sie
sich im Raum leichter auflösen als konzentrierte Gedanken.
Nun stellt euch vor, dass die Menschheit in
ihrem gegenwärtigen Zustand die Möglichkeit prägnanten Denkens erhielte, das im
Raum leben kann. Es ist unmöglich vorstellbar, welch gefährliche und
zerstörerische Verwirrung der Energie sich ergäbe! Die Menschheit muss sich
reinigen und für die gute Qualität ihres Denkens bürgen, dann kann man die
Fristen der Evolution näher heranrücken.
Oft hört ihr Klagen über ein Misslingen von
Gedankenübertragungen, doch diese Klagen sind eine Beschwerde über das gerechte
Prinzip des Räumlichen Gleichgewichts. Wer sich darüber beklagt, möge die
Qualität seiner Gedanken überprüfen. Es werden sich sicherlich solche von
schlechter Qualität finden.
Lasst uns auch
nicht vergessen, dass der Mensch verschiedene Schichten des Denkens besitzt. Er
wird nichts dagegen haben, wenn einige seiner Gedanken Gemeingut werden, doch
viele Absichten wünscht er geheim zu halten. Bei Ungeordnetheit des Denkens
wird der Raum mit höchst unzulässigen Gedanken gesättigt. So muss der Mensch
sich um Reinheit seines Denkens bemühen, das wird eine Tat zum Wohl der
Menschheit sein.
Der Denker bat darum, dass der Mensch,
einatmend wie ausatmend, rein bleibe.
588. Urusvati kennt den tiefen Sinn des alten
Sprichwortes: „Sucht die Unsichtbaren Freunde“. Das Erscheinen von Freunden aus
der Höheren Welt wird eine feste Bürgschaft sein. Mitunter kennt ihr Sie, doch
meistens sind sie anonym, und nur die Freude des Bewusstseins zeigt Ihre Nähe
an. Versucht nicht, Ihre Namen zu erfahren. Seit langem haben Sie irdischer
Beinamen entsagt. Wie die Zeit für Sie nicht existiert, so haben auch irdische
Auszeichnungen für diese Großen Geister ihre Bedeutung verloren.
Möge die Zahl solcher Beschützer groß sein.
Sie schätzen jedes lichte Bestreben, und nichts wird Ihre Gunst ablenken, wenn
Sie davon überzeugt sind, dass eine Heldentat vollbracht wird. Sie helfen dort,
wo das Vertrauen fest ist. Möge der Segen der Unsichtbaren Freunde mit euch
sein.
Ein Wanderer erhält eine Weisung und erwartet
die angekündigten Zeichen, doch der Weg ist lang, und die Zeichen gleichen
nicht den vorausgesagten. Ist es möglich, dass ein Irrtum vorliegt? Befindet
der Wanderer sich etwa nicht auf dem richtigen Weg? Schon ist Zweifel
eingedrungen, der die Kräfte raubt und den Mut abtötet. Doch dann blitzte das
vorangekündigte Zeichen auf, und der Wanderer ist erstaunt: „Ist die Frist etwa
bereits angebrochen?“ Schade, dass der Mut gelitten hat.
Doch wollen Wir nicht allein von Überirdischen
Freunden sprechen. Auch auf der Erde gibt es Unsichtbare Freunde. Man muss
Ihnen einen Gruß senden. Sie pflegen tätiger zu sein als manche bekannten
Freunde. Versteht es, diesen irdischen Mitarbeitern ein Lächeln zu senden.
Der Denker sprach: „Nicht nur sichtbare
Freunde helfen, sondern mehr noch die Unsichtbaren. Sorgen wir uns nicht um
eine Begegnung mit Ihnen auf der Erde, doch senden wir Ihnen den Gruß unseres
Herzens.“
589. Urusvati weiß, dass die Evolution Zeiten
extremer Anspannung durchlaufen kann. Es existiert die irrtümliche Annahme, dass
Evolution unwandelbar sei und ihr Gesetz in absoluter Weise wirke. Doch wir
wissen, dass alles in individueller Weise lebt und sich bewegt. Das bedeutet, dass
eine besondere Koordinierung und Disziplin herrschen müssen, damit die Harmonie
nicht verletzt wird.
Es gibt eine Logik der Evolution; diese höhere
Logik setzt das Gesetz in Bewegung, wenn die Harmonie klar hervortritt und im
Fundament des Lebens angelegt ist. Besonders schwer sind die Jahre weltweiter
Umgestaltung. Die Menschen müssen in klarem Verständnis den Weg der
Vervollkommnung erkennen, wofür die Körnchen der Wahrheit die Menge des Volkes erreichen
müssen.
Man kann sich leicht vorstellen, wie viele
Samenkörner bei einem solchen Aussaatprozess verlorengehen; und nicht nur
verlorengehen, sondern auch entstellt werden. Zusammenstöße sind dort
unausweichlich, wo die Wahrheit falsch ausgelegt wird. Die Völker erheben sich
gegen alles Menschliche, und gleichzeitig wagen sie nicht, das Überirdische zu
erfassen. Die Folgen eines solchen Widerspruchs laufen auf sinnlosen Brudermord
hinaus. Man darf nicht denken, die Evolution erfordere solche grausamen
Erscheinungen. Man muss weinen, wenn man sieht, wie die Menschheit sich selbst
ein entsetzliches Jammertal erwählt.
Wir sind erstaunt, wenn die Menschen
ungeachtet vieler Errungenschaften die niedrigsten Lösungen vorziehen. Solche
Verwirrungen treten am Vortag großer kosmischer Fristen in Erscheinung. Wenn
ihr diese Lage kennt, könnt ihr das Geschehen in vernünftiger Weise betrachten.
Der Denker lehrte: „Neben den uns bekannten
Gesetzen existieren auch solche, die der menschliche Verstand nicht zu erfassen
vermag.“
590. Urusvati weiß, dass nur durch die
Erfahrung früherer Existenzen jene Eigenschaft aufgespeichert wird, die man
Kultiviertheit nennt. Ein wahres Verstehen von Zusammenarbeit, Entflammtheit
des Denkens, erhabene Tätigkeit, Verfeinerung der Aufnahmefähigkeit und Liebe zur
Schönheit sind Eigenschaften, von denen jede sich nur durch beharrliches
Streben bilden kann. Die Menschen können nicht glauben, dass augenblickliche
Erleuchtung unverzüglich die höhere Natur des Menschen schaffen kann.
Erleuchtung vermag eine Schatzkammer zu öffnen, doch wenn sie leer ist, wird es
auch keine Folgen geben.
Ihr wisst, dass die Menschen sehr einig sind,
wenn vor ihnen keine verantwortungsvolle Arbeit zu sehen ist, doch wenn
aufgezeigte Fristen sich nähern, findet sich auch Anlass zur Zwietracht. Man
kann sich wundern, dass die Menschen zwar nützliche Bücher lesen, aber in
Finsternis versinken, wenn sich eine Möglichkeit bietet, das Gelesene
anzuwenden. Wahrlich, nichts Erhabenes berührt sie. Die Menschen haben
hinreichend von Harmagedon gehört, doch wenn es eintritt, halten sie es für ein
zufälliges Unglück, das man hätte vermeiden können.
Mögen Unwissende so urteilen, doch warum
fallen auch vernünftige Menschen so leicht in Verwirrung? Sie legen sich keine
Rechenschaft darüber ab, wieviel Schaden sie sich selbst und ihrer Umgebung
damit zufügen.
Sind die Menschen denn tatsächlich so
furchtsam, dass schon das Gespenst einer ernsten Stunde sie in Feiglinge
verwandelt und sie auf ihrer Flucht alles von ihnen Geschaffene umstürzen?
Wahrlich, schon inmitten süßen Wohlergehens trägt der Mensch eine Maske, in
Gefahr aber setzt er eine abscheuliche Grimasse auf. Doch, liebe Menschen, ihr
lebt in ständiger Gefahr von oben wie von unten. In jeder Stunde kann euer
Wohlergehen zusammenstürzen.
Der Denker sprach: „Die
Menschen teilen sich in zwei Arten. In der einen herrscht das Göttliche Prinzip
vor, doch die andere ist im Irdischen versunken. Wir wissen nicht, wie man
später das Göttliche Prinzip nennen wird, doch diese Einteilung der Menschheit
wird immer bestehen bleiben.“
591. Urusvati weiß, dass die Erkenntnis der
Wechselbeziehungen zur Erkenntnis des Überirdischen führt. Vor nicht langer
Zeit irrten die Menschen zwischen blindem Glauben und blinder Verneinung hin
und her. Diese Verwirrung ist aus ebenfalls blinder Angst vor dem Unbekannten
entstanden. Kinder fürchten sich mitunter, etwas Bestimmtes anzublicken, und
verschließen lieber ihre Augen mit den Händen, nur um die Wirklichkeit nicht zu
sehen. Genauso versichern auch Erwachsene, dass man jenseits einer vermuteten Grenze
nichts mehr wissen könne. Doch gibt es etwa ein Verbot von Wissen?
Nehmen wir an, dass ein Wilder sich
irgendwelche der Wahrheit nicht entsprechende Götter vorstellt, der heutige
Mensch dagegen versucht, alles Existierende grundsätzlich zu leugnen. Es fragt
sich, wer von beiden mehr Recht hat. Eines ist jedoch klar: In beiden Fällen
regiert die Angst. Der Wilde meißelt ein furchterregendes Idol heraus und
ängstigt sich vor dessen Grausamkeit; doch der Verneiner ist von derselben
Angst ergriffen, ohne dies anzuerkennen. Erinnern wir uns einer alten Erzählung:
In einem lauten, von vielen Menschen bewohnten
Haus herrschte ständig Streit. Eines Tages kam ein Einsiedler, brachte zwei
völlig ähnliche Schatullen und stellte sie behutsam in einen Winkel. Er sagte: „Die
eine enthält ein Heilmittel, doch die andere ist mit einem äußerst tödlichen Gift
gefüllt. Verwahrt sie, bis ich wiederkomme, doch denkt daran, dass der
geringste Lärm die entsetzlichste Zerstörung verursachen kann.“ Der Einsiedler
ging fort, und im Hause begann friedvolle Stille zu herrschen. Ich frage euch:
Welche Schatulle hat diese Verwandlung bewirkt? Aufgrund eurer Kenntnis der
gewöhnlichen menschlichen Natur könnt ihr die Antwort geben. Genau dieselben
Ängste gibt es auch in der gegenwärtigen Zeit.
Das Ende der Erzählung besteht darin, dass ein
kleiner Junge in Abwesenheit der Erwachsenen die Schatullen öffnete und sich
beide als leer erwiesen. Doch ebenfalls aus Furcht bekannte der Junge seine
Entdeckung nicht. Zieht daraus nicht die falsche Schlussfolgerung, der Junge
könnte die Hauptsache nicht bemerkt haben. So möge die Wissenschaft frei von
Furcht sogar das Unsichtbare untersuchen.
Der Denker sprach: „Ich weiß nicht, wie man
später eine göttliche Wissenschaft nennen wird, doch es wird sie geben. Das
Überirdische wird sichtbar und das irdische Leben dadurch überirdisch werden.“
592. Urusvati weiß, dass der finsterste
Aberglaube derjenige der Verneiner ist. Sie lehnen natürliche Erkenntnis ab.
Sie tun der Wissenschaft Zwang an, indem sie sie eigenmächtig begrenzen. Sie
handeln ohne Beweise, denn ihre verlogenen Überzeugungen entbehren jeder
Grundlage. Sie bezeichnen sich als Wissenschaftler, vergessen dabei jedoch das
Prinzip der Wissenschaft. Sie bezeichnen alle anderen als Fanatiker, versinken aber
gerade selbst in Fanatismus. Sie beharren auf der Unbewohntheit der Welten,
können ihre Schlussfolgerungen jedoch nicht beweisen. Unter dem Einfluss von
Aberglauben schreitet die Wissenschaft auf einem lügnerischen Weg.
Die Abergläubischen wollen nicht bemerken, dass
wahre Wissenschaftler das Bewusstsein voranbringen. Die energetischen
Grundlagen sind ihnen verhasst, denn nur auf diesem Laboratoriums-Weg werden die
Menschen sich einem Verständnis des Überirdischen annähern. Die Abergläubischen
fürchten besonders solche unbestreitbaren Beweise. Für sie soll der Raum leer
sein, nur damit sie ihre pauschalen Verneinungen darin ausspeien können.
Die Entdeckung der psychischen Energie ist für
sie unzulässig. Gedankenenergie ist für sie ein leeres Wort. In ihrem Starrsinn
merken sie nicht, dass sie zu bösen Rückschrittlern werden. Wahnsinnige, könnt
ihr denn die Menschen daran hindern, in unbegrenzter Freiheit zu denken?
Nur in einer Hinsicht kann man den
Abergläubischen dankbar sein, nämlich dass sie den Amboss bilden, auf dem der flammende
Hammer die Klinge der Wahrheit schmiedet. Die Abergläubischen sind empört über
den Vergleich mit dem Amboss; sie möchten der Hammer sein, doch ein solcher
Hammer schmiedet Evolution, die auf freie Erkenntnis gegründet ist.
Aberglaube ist die allergrößte Schande der
Menschheit. Abergläubische sind überdies auch immer hochmütig; diese
Eigenschaft nistet immer bei Unwissenden.
Wir sprechen vom Überirdischen, denn die
Menschheit bedarf seiner Erkenntnis. Wir möchten, dass das Überirdische auf
wissenschaftlichem Wege erkannt wird, dem Weg der Beobachtung und Erforschung.
Für eine solche Errungenschaften muss der Mensch das Bewusstsein vertiefen und
das Denken heben. Dem freien Denken sind die Abergläubischen nicht gefährlich,
doch wollen wir ihre bösen Versuche auch nicht unterschätzen. Über die freie
Erkenntnis sagen sie: „Dein Leben ist mein Tod.“
Der Denker sprach: „Wer kann denn das Denken begrenzen?
Er wäre nicht nur unwissend, sondern auch wahnsinnig.“
593. Urusvati kennt noch weitere Feinde der
Evolution, nämlich die gleichgültigen Zweibeiner. Wenn Wir die Abergläubischen
mit einem Amboss verglichen haben, womit dann die Gleichgültigen? Vielleicht am
besten mit Leichnamen? Ein Philosoph lehrte, dass Gleichgültigkeit der
Seelenlosigkeit gleichkommt. Er hatte recht, denn das Bewusstsein der
Gleichgültigen steht derart niedrig, dass es der Evolution nicht zu dienen
vermag.
Leider ist die Zahl der Gleichgültigen groß.
Sie tragen nicht nur zum Untergang des Planeten bei, sondern stellen auch für
die Feinstoffliche Welt die schwerste Belastung dar. Sie gehen ohne vergeistigte
Wünsche hinüber und wissen nicht, wie sie sich den Bedingungen der
Feinstofflichen Welt anpassen sollen. Sie bedürfen einer besonderen Fürsorge, doch
die beste Führung bricht sich an ihrer stumpfsinnigen Gedankenlosigkeit.
Sie bringen die
engen Grenzen des irdischen Daseins mit sich, das aber die erhabene Sphäre der
Feinstoffliche Welt keinesfalls belasten darf. Sie hegen keine Bestrebungen und
haben keine Vorstellung von der Bedeutung der Kraft des Gedankens. Sie bringen ihr
irdisches Dahinvegetieren mit in die herrliche Wohnstätte. Sie sind nicht in
der Lage, aus ihre mächtigen Aufgaben Nutzen zu ziehen.
Es ist kaum vorstellbar, welch ein hässliches
Schauspiel diese Zweibeiner bieten! Nicht einmal für eine Gewandung vermögen
sie zu sorgen. Sie fühlen sich zu keinen Führern hingezogen und irren im Nebel
der Dunkelheit umher. Auf der Erde stellen sie das Hauptübel dar. Wir nennen
sie Herde des Elends. Wie es in verwesenden Leichnamen von Würmern wimmelt, so tragen
diese Zweibeiner Keime weltweiten Elends in sich.
Der Denker kannte sie und litt gerade unter
ihnen besonders. Er sprach: „Es ist schwer, sich unter verwesenden Leichnamen
aufzuhalten.“
594. Urusvati kennt die tiefe Bedeutung des
Schweigens. Es wurde bemerkt, dass gewisse große Feldherren, Regenten und
Führer sich nach einem wichtigen Befehl in Schweigen vertieften. Die Menschen
schrieben dieses Schweigen einer Ermüdung oder Niedergeschlagenheit zu, doch
tatsächlich vollzog sich ein wichtiger psychologischer Prozess: Der Regent
begleitete seinen Befehl gedanklich bei dessen Ausführung.
Man muss verstehen, dass ein gedanklicher
Befehl durch eine Konzentration des Willens verstärkt und auch der
vernünftigste Befehl durch Unterbinden der Energie geschwächt werden kann. Es
lassen sich historische Beispiele anführen, da Entscheidungen durch nichtige Umstände
zunichtegemacht wurden.
Weises Schweigen wird seit alters her von verschiedenen
Völkern geschätzt. Die wichtigsten Taten erfolgten in Schweigen, nicht unter
dem ungezügelten Geschrei der Massen. Wir haben bereits darüber gesprochen, wie
schwer Harmonie zu erreichen ist; sie verliert ihre Macht durch unordentliche Ströme,
die durch einen undisziplinierten Willen hervorgerufen werden. Zur Zeit krankt
die Welt an dieser Epidemie, die entsetzlicher als Krieg ist – so bilden sich
Zeiten, die schlimmer sind als Krieg.
Die Menschen erkennen dies nicht an, denn sie
bemerken die Abgründe von Heuchelei und Lüge nicht. Von psychischen
Erscheinungen wollen sie nichts wissen. Sie bekämpfen alle wahrhaft friedlichen
Ideen. So kann man sich großer Gelübde des Schweigens erinnern.
Tatmenschen sollten spüren, wann ihr Denken an
das Gute Früchte tragen kann. Nur ein erweitertes Bewusstsein vermag die Stunde
der wahren Frist einzugeben. Unsichtbare Freunde versuchen nicht selten, einen
nützlichen Gedanken zu senden, doch bei dem Geschrei der Massen ist diese
Leitung nicht erreichbar.
Der Denker sprach oft: „Wer ruft mich? Die
Sprache eines Freundes ist jedoch nicht immer zu verstehen. Wer stört?“
595. Urusvati weiß, dass Schadenfreude eine
schlechte Eigenschaft ist. Man kann traurig oder entrüstet sein, doch
Schadenfreude ist unter der Würde des Menschen. Überdies überträgt
Schadenfreude einen Teil des Karma desjenigen, dem die Schadenfreude gilt, und bürdet
es uns selbst auf – das muss man sich merken. Die Grenze zwischen Schadenfreude
und Verleumdung ist doch sehr fein. Jeder, der Schadenfreude hegt, wird
dereinst in dasselbe Verhältnis geraten. Die Menschen können sich irren,
Verbrechen begehen und Verurteilung verdienen, aber keine Schadenfreude.
Die Analyse von Qualitäten und Eigenschaften
führt zum Yoga. Betrachtungen über gute und schlechte Eigenschaften werden eine
Annäherung an den Zugang, den Fortschritt sein. Wir weisen oft auf würdige
Eigenschaften hin, denn so geben Wir Andeutungen über Unser Inneres Leben.
Man sollte nicht denken, ab einem bestimmten
Grad geistiger Entwicklung müsse man sich nicht mehr um eine Verbesserung seiner
Eigenschaften bemühen. Jede Stufe erfordert die Anpassung aller Eigenschaften.
Man muss sich unermüdlich überprüfen. Zu einer solchen Selbstprüfung muss man
Liebe entwickeln. Seine Rüstung zu kontrollieren, ist ein Zeichen der Bereitschaft
zum Kampf.
Auf das Symbol
der Schlacht wurde in den ältesten Lehren immer wieder hingewiesen. Inmitten
der Schlacht werden Worte der Weisheit ausgesprochen. Vergessen wir nicht, dass
die Einheit von Weisheit und Mut eine starke Gewähr des Erfolges ist.
Inmitten unserer Lebenserfahrungen erkennen
wir, weshalb Kampf und Bestrebung wie der Strom des Lebens weitergehen.
Der Denker lehrte: „Blickt auf die Wellen des
Stromes, ihr Muster ist vielschichtig, doch sie streben voran. Nichts hält sie
auf. So möge auch die menschliche Seele eilen.“
596. Urusvati weiß, dass jeder menschliche
Umgang Wirkungen für alle Beteiligten zeitigt. Man muss dies allen Menschen
wiederholt sagen, denn die Mehrheit versteht überhaupt nicht, wovon die Rede
ist; selbst Gebildete meinen, es werde irgendeine wichtige Tat vorgeschlagen, der
gewohnte Alltag aber sei von dem Gesagten nicht berührt. Man muss
unterstreichen, dass Wir von jeder Handlung sprechen, unabhängig von ihrem
Ausmaß.
Man könnte fragen: „Kann der häusliche Alltag
etwa eine tiefe Bedeutung haben?“ Gerade er! Unaufhörlich wird von
Unglücklichen gesprochen, die unschuldig leiden, doch wenn wir die Wurzeln ihrer
Lebensweise betrachten, werden wir eine Vielzahl von Ursachen finden, die das
Unglück hervorgerufen haben. Es kann direkte und indirekte Ursachen geben. Ein
Mensch kann zwar durch die Schuld eines anderen leiden, doch irgendeine
Verbindung der Wirkungen muss es geben.
Erzeugt die einfache familiäre Lebensweise etwa
nicht eine Vielzahl von Wirkungen? Die Familie ist vergessen und dient oftmals als
ärgste Brutstätte von Feindschaft. Können solche Ausgeburten spurlos bleiben?
Überdies sind sie gewöhnlich an einen bestimmten Ort gebunden und verstärken so
die Vermehrung dieser verderblichen Bakterien. Solche menschlichen Brutstätten
stellen gefährliche Feinde des menschlichen Glücks dar.
Wir wollen auch
die Einrichtungen nicht vergessen, in denen viele Menschen zusammenkommen und wo
Menschenhass nistet. So sollten die Menschen sich ihrer Pflicht erinnern und
den Raum nicht verseuchen. Wir besitzen Apparate, welche die Verseuchung des
Raumes anzeigen.
Die Regierenden rufen zur Lösung der
Weltprobleme auf, doch die Zwistigkeiten sind gar nicht durch erfolglose Anordnungen
begründet, sondern durch die alltägliche Lebensweise der Völker.
Der Denker sprach: „Nicht die Archonten
erklären einen Krieg, sondern jeder Bürger verbirgt ihn in seinem eigenen Haus.“
597. Urusvati weiß, wie unaufhörlich die
Arbeit in den Tiefen des Bewusstseins vor sich geht und wie selten die Menschen
diese bemerken. Ein feinfühliger Mensch erfasst diese inneren Rufe, die ihm bei
bestimmten Ereignissen helfen. Wissenschaftler suchen dies als Intuition oder
Unterbewusstsein zu bezeichnen. Sie fürchten sich, diesen Prozess als Arbeit
des Bewusstseins zu benennen. Wenn man geheimnisvolle Grenzen zwischen Überbewusstsein
und Unterbewusstsein zieht, wo bleibt da das Bewusstsein? Dem Herzen gleich
arbeitet das Bewusstsein Tag und Nacht, doch das Herz ist ein irdisches Geschick,
während das Bewusstsein ein Organ der drei Welten ist. Die Aufspeicherungen des
Bewusstseins folgen einem in alle Hüllen nach.
Wir nennen das Bewusstsein unterirdisches
Feuer. Es gibt viele Analogien zwischen diesen Phänomenen. Feuer ist für das
Gleichgewicht des Planeten unerlässlich, doch kann dasselbe Feuer neben
wohltuenden Erscheinungen auch zerstörende hervorrufen.
Lässt sich das gleiche nicht auch vom Bewusstsein
sagen? Es bewegt den Menschen zur Vervollkommnung, doch kann es in einem ungeordneten
Zustand Explosionen verursachen. Ein umnebelter Mensch ist zu beliebigen
Verbrechen bereit; er verliert das Gleichgewicht und die feurige Natur des Bewusstseins
erzeugt Explosionen.
Nach seinen durch Unausgeglichenheit ausgelösten
Vergehen versucht der Mensch vergebens, die vernichteten Bewusstseinsteilchen
wieder zu sammeln; doch manchmal muss man beginnen, neue Aufspeicherungen
anzuhäufen. Als welch schwarze Last legen sich in der Feinstofflichen Welt die
Schlacken eines verbrannten Bewusstseins auf den Menschen! Man könnte wie ein
Dichter solche belasteten Wanderer beschreiben, die mühsam einen Berg zu
erklimmen versuchen. Jeder denkt: „Warum habe ich mir nur diese Last
aufgebürdet?“ Man bräuchte aber nur der Stimme des Bewusstseins zu lauschen,
und die Last würde leicht werden. Überdies könnten auch Wir dann leichter
helfen.
Uns bereitet es
große Freude, jedem in seinem Bereich zu helfen. Doch oft fliegt die beste
Sendung unangenommen zurück. Wir haben große Archive mit nicht angenommenen
Sendungen, ähnlich wie sich auf der Post nicht angekommene Briefe häufen. Einige
Unserer Korrespondenten könnten allerdings umsichtiger sein. Wozu sich in
Zweifel und Gereiztheit hüllen? Wenn Wir vom Überirdischen sprechen, muss man
eigentlich aufmerksam zuhören und jedes Wort auffangen.
Unser Inneres Leben ist voller psychologischer
Momente, wenn jedes feinfühlige Verhalten Uns gegenüber Unsere Dankbarkeit
hervorruft. Urusvati hat nicht nur einmal diese Worte der Dankbarkeit gehört.
Wenn Wir zu noch größerer Ruhe aufrufen, bedeutet dies, dass Wir Anspannung
voraussehen und man die Tage behutsam durchleben muss. Niemandem fällt es
schwer, aus dem Gleichgewicht zu geraten, doch was für eine Lösung wird das
sein? Man muss nicht nur den Verstand anspannen, sondern auch der Stimme des Bewusstseins
aufmerksam Gehör schenken.
Der Denker sprach: „Mein armer Verstand, wohin
wirst du gehen ohne den herrlichen Führer, ohne die Seele?“
598. Urusvati weiß, weshalb einige Unserer
Mitteilungen vor der Frist nicht einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht
werden dürfen. Die Menschen erkennen nur die Wirkungen an, wollen aber über die
Ursachen nicht nachdenken. Sie geraten sogar noch in Zorn, wenn man ihnen die zugrundeliegenden
Ursachen aufzeigt. Sie geben nicht zu, dass die mitgeteilte Ursache gerade
diese bestimmte Wirkung hervorbringen kann.
Sie sagen: „Was haben die Ereignisse, unter
denen wir leiden, mit Ursachen zu tun, die doch dem gegenwärtigen Geschehen in
keiner Weise ähnlich sind?“ So sprechen jene, denen es nicht gelungen ist, ihr
Vorstellungsvermögen zu entwickeln, und die daher ihre Aufnahmefähigkeit nicht
erweitert haben. Solche Menschen können die wahren Ursachen falsch deuten und,
indem sie in Gereiztheit verfallen, nur Böses erzeugen.
Man muss alle Beweggründe vermeiden, die das Böse
verstärken können, das ohnehin schon in den menschlichen Siedlungen wuchert. So
müssen viele Voraussagen behutsam in solchen Grenzen gehalten werden, wo sie
weder Misstrauen noch Schmähung hervorrufen.
Das gleiche gilt
für Unterweisungen, die aus einer unbekannten Quelle kommen. Anfangs können
solche Worte scheinbar wohltätig wirken, doch später können sie zerstörerisch
werden. Ein standfester Mensch kann alle Erscheinungen erforschen, doch wenn er
schwankt, kann Schaden entstehen. Erneut gelangen wir zur Gegenüberstellung von
Ursache und Wirkung.
So ist es nicht leicht zu lernen, dass eine
scheinbar kleine Ursache die Quelle von großen Katastrophen sein kann. Daher muss
man in der Lage sein, sich vorzustellen, wie ein kleines Bächlein sich in einen
stürmischen Strom verwandelt.
Der Denker sprach: „Mögen die olympischen Götter
mich lehren, den Ursprung der Ereignisse zu finden.“
599. Urusvati weiß von Abtrünnigen. Jede Lehre
hat ihre Abtrünnigen gehabt. Es ist aufschlussreich zu beobachten, aus welch
niedrigen Beweggründen sich wütende Abtrünnigkeit gebildet hat. Die Geschichte gibt
dafür genügend Beispiele, doch hat es in Wirklichkeit weitaus mehr solcher für
die Menschheit erniedrigenden Erscheinungen gegeben.
Wir erinnern an ein solches schändliches Tun
allein aus dem Wunsch heraus, ihm gegenüber die richtige Haltung herzustellen.
So mancher ist überaus bekümmert, wenn er von Abtrünnigen hört, doch darf man
ihnen keine allzu große Bedeutung beimessen. Sie erweisen sich als eine eigene
Art von Resonatoren, und ihre Energie verleiht der Bewegung eine besondere
Anspannung. Viele können ihre Energie nicht ohne Antithese anspannen. Es ist
dasselbe erforderlich, auf das Wir hingewiesen haben, als wir über den Amboss sprachen.
Es ist erstaunlich, dass es nicht nur
Verneiner, sondern auch noch Abtrünnige gibt, wobei die letzteren noch stärker
als die Verneiner sind. Man muss aber den komplizierten Prozess der
Abtrünnigkeit verfolgen, um zu verstehen, wie große Ideen in niedrigen Bewusstseinen
umgeformt werden.
Das Beste, was
ein solcher Abtrünniger tun kann, ist, sein Vorhaben zu beschleunigen. Das
Schicksal des Abtrünnigen ist nicht beneidenswert. Die Geschichte bestätigt
dies. Die übrigen sollten jedoch keine Zeit damit vergeuden, den Abtrünnigen
umzustimmen, denn ein Geschwür muss mit einer Krisis enden; darum lasst uns
eine solche Erscheinung in Ruhe betrachten.
Der Denker kannte die Abtrünnigen unter Seinen
Schülern. Er selbst schlug ihnen vor, möglichst bald zu gehen.
600. Urusvati kennt die Eigenschaften
derjenigen, die an der Erkenntnis der Überirdischen Welt teilnehmen. Sie sind
fest von der Realität dieser Welt überzeugt. Sie wissen, dass sie unaufhörlich
lernen müssen. Ihnen ist bewusst, dass jede menschliche Handlung entsprechende
Bewohner der Überirdischen Welt herbeiruft.
Manche verstehen gar nicht, wie tief sich
diese Eigenschaften in der menschlichen Natur einprägen müssen. Die Menschen
sind bereit, von der Realität der unsichtbaren Welten zu plappern, bemühen sich
jedoch noch nicht einmal, sich die Erhabenheit der Unbegrenztheit vorzustellen
und über sie nachzudenken. Keineswegs möchten sie ständig lernen, und der
ehrenvolle Titel „Schüler“ erscheint ihnen als schmachvoll. Sie nehmen auch
nicht die Wahrheit an, dass jede ihrer Überlegungen eine Vielzahl unsichtbarer
Wesenheiten herbeiruft, die manchmal förderlich sind, öfter jedoch Schaden
bringen.
Ebenso wenig erkennen die Menschen
wissenschaftliche Analogien an; der Hinweis, dass der Raum von Mikroorganismen
ganz erfüllt ist, sagt ihnen gar nichts. Sie ziehen auch keine Schlüsse daraus,
dass die Wissenschaft täglich irgendeine neue Entdeckung beiträgt. Diese
Entdeckungen sind nicht zur Verneinung gedacht, sondern zur Anwendung und Verwirklichung.
Menschen, die die Wirklichkeit nicht anerkennen, berauben sich selbst der erhabensten
Freude.
Der Denker sprach: „Wo ist die Schule, welche die
Menschen Freude lehrt?“
601. Urusvati kennt Unsere ständige Fürsorge
um jede Art von Selbstverleugnung. Der Strom dieser Fürsorge umfasst auch
benachbarte Erscheinungen. Dieser Umstand wird selten in Betracht gezogen. Mit
Verwunderung stellt man fest, dass einige, Uns gar nicht nahestehende
Erscheinungen unter Unserem Schutz stehen. Seht jedoch genau hin und erkennt, dass
sich nicht weit davon entfernt selbstverleugnende Tatmenschen befinden.
Wahrlich, die Eigenschaft der Selbstverleugnung
ist auch für die Feinstoffliche Welt nützlich; sie wird im irdischen Leben
entwickelt, doch Früchte trägt sie in der Überirdischen Welt. Durch diese
Heldentat lernen die irdischen Tatmenschen, sich nicht an ihre Werke zu binden.
Man muss anerkennen, dass die Bindung an die eigenen Werke in der
Feinstofflichen Welt eine starke Belastung ist. Ein Wesen, das in seine Werke
verschiedener Jahrhunderte versunken ist, verliert die Fähigkeit zu neuer
Konzentration, die für feinfühlige Erkenntnisse so notwendig ist.
Wenn sich ein Bewohner der Feinstofflichen
Welt an die Weltsicht seiner vergangenen Existenzen fesselt, hindert er sich
daran, ein neues Weltverständnis zu erlangen. In der Ekstase der Selbstverleugnung
lösen die Menschen sich leichter von den Banden des Fleisches. Wir schätzen
solche Aufschwünge des Geistes hoch.
Achtet ebenso auf die Kämpfer gegen
Ungerechtigkeit; in der Feinstofflichen Welt werden sie eine Fülle neuer
Möglichkeiten haben. Heuchler sagen, Ungerechtigkeit sei ein relativer Begriff.
Entgegnet ihnen, dass Ungerechtigkeit in jedem einzelnen Fall eine unverkennbare
Erscheinung ist und dass ein feinfühliges Herz die Grenze der Ungerechtigkeit
ausgezeichnet wahrnimmt.
Der Kampf gegen Ungerechtigkeit ist eine reine
Erscheinung, frei von Selbstsucht. Und ihr, Unsere Freunde, helft den Kämpfern
gegen Ungerechtigkeit; dabei handelt ihr gemeinsam mit Uns, und jede harmonisierte
Tat bedeutet doch bereits die Entstehung von Macht.
Das heute Gesagte ist eine Seite Unseres Inneren
Lebens. Die Fürsorge um selbstverleugnende Tatmenschen und die Hilfe für
Streiter gegen Ungerechtigkeit erweist sich als Unsere Lieblingsbeschäftigung.
Diese beiden Arten von Tatmenschen sind besonderen Angriffen der Finsternis
ausgesetzt. Viele von ihnen ertragen diesen Kampf nicht, da sie Gewohnheiten
haben, die sie schwächen.
Mitunter bitten Wir um den höchsten Grad des
Vertrauens, der eine rettende Ruhe schafft. Ein Kämpfer sollte ruhig sein, denn
er kennt die Makellosigkeit seiner Ziele. Er kennt die böswilligen Absichten
der Finsteren und weiß, dass die der Kampf unausweichlich ist. Doch möge er
auch wissen, dass starke Freunde bei ihm sind. Möge er dies in ganzer
Unerschütterlichkeit wissen. Jedes Schwanken seinerseits fügt dem Freund
Schmerz zu. Denkt über diesen Schmerz nach und erinnert euch der
Schweißtropfen.
Der Denker sprach: „Lernt es, euer Denken mit
den Überirdischen Welten zu vereinigen.“
602. Urusvati weiß, dass Erholung aus Wechsel
der Arbeit besteht. Doch lasst uns inmitten der verschiedenen
Arbeiten jene gedankliche Arbeit nicht vergessen, welche die Vorstellungskraft
entwickelt. Wir selbst sind ständiger gedanklicher Übung nicht enthoben. Ein
oberflächlicher Beobachter könnte manchmal denken, Wir befänden uns im Schlaf,
wenn Wir mitten in der Arbeit die Augen schließen und das Denken im Reich der
Phantasie wandern lassen. Dieser Augenblick hat große Bedeutung, denn die
vorgestellten Formen werden Realität werden. Wir vermögen nicht zu entscheiden,
wann diese Realisierung eintreten wird, doch sie wird sein und der Menschheit
helfen.
Glaubt nicht, dass diese gedankliche Arbeit
nur besonderen Wesen obliege. Jeder kann seine Vorstellungskraft entwickeln,
doch auch hierbei muss man eine wichtige Bedingung beachten. Es ist gut, wenn
ein Mensch schöne Vorstellungen hegt; wenn er jedoch Hässlichkeit erzeugt, wird
unermesslicher Schaden entstehen. Daher muss man in schöner Weise denken. Die
Natur vermittelt uns dazu ausgezeichnete Bilder; wenn aber jemand nicht
imstande ist, die Natur zu betrachten, möge er sich in Kunstwerke vertiefen, in
denen Künstler eine Synthese ihrer Beobachtungen zum Ausdruck gebracht haben.
Versteht es auch, euch auf die besten Werke zu
konzentrieren, da ihr anderenfalls auf Hässliches, ja sogar Synthetisches
stoßen werdet!
Wir bemühen Uns, den Künstlern zu helfen.
Nicht selten geraten sie unter den Einfluss von unsichtbaren Spöttern, die sich
über jede Hässlichkeit freuen. Studiert die Kunst verschiedener Epochen. Mögen
die Menschen verstehen, wie sehr das künstlerische Schaffen in Blütezeiten auf
Synthese beruhte.
Der Denker zeigte Begeisterung angesichts von
genialen Skulpturen und sprach: „Im irdischen Leben haben wir solche
vollkommenen Formen nicht angetroffen, doch hat der Bildhauer sie sie sich
vorgestellt und für die Zukunft verkörpert.“
603. Urusvati weiß, dass der wichtigste Erfolg
der Medizin in einer rechten Prophylaxe besteht. Es ist erstaunlich, dass man bei
der Prophylaxe bis heute nur die physische Seite im Blick gehabt und die
psychische vollkommen ignoriert hat. Doch wissen alle, dass gerade diese Seite
wesentliche Bedeutung für den Erhalt der Gesundheit hat. Bekannt sind Erb-,
Infektions- und Berufskrankheiten; in all diesen Fällen ist psychische Einwirkung
unerlässlich, welche die Entwicklung einer Krankheit verhindern kann.
Nur rechtzeitige Hilfe mittels Suggestion kann
den Keim einer Krankheit in seiner Entwicklung aufhalten oder sogar
paralysieren. Lasst uns nicht hoffen, die Menschen könnten dafür Autosuggestion
anwenden. Nur außergewöhnliche Organismen sind in der Lage, selbst die ersten
Andeutungen einer Erkrankung zu spüren und mit ihrem Willen deren Entwicklung
zu verhindern. Für die Mehrheit der Menschen ist eine von außen kommende
Suggestion unerlässlich, doch nur in wissenschaftlicher Weise und unter
staatlicher Aufsicht darf eine solche Einimpfung von Gesundheit vorgenommen
werden.
Es müssen besondere Institute geschaffen
werden, in denen ein ganzes Heer von Ärzten in der Wissenschaft der Suggestion
ausgebildet wird. Dabei muss man streng auf die moralische Seite achten, denn
anderenfalls kann Suggestion zu einem Verbrechen ausarten. Doch werden so oder
anders solche Einrichtungen Wirklichkeit werden. Die Menschen werden verstehen,
dass selbst die besten sanitären Verhältnisse das Problem der Heilung noch
nicht lösen werden. Die Hauptepidemie droht von der psychischen Seite.
Ihr wisst, wie sehr die Kriminalität ansteigt.
Man kann sie unmöglich mit Pülverchen und Spritzen überwinden, nötig sind
wissenschaftlich fundierte Einwirkungen des Willens. Selbst einige Geißeln der
Menschheit wie Krebs bedürfen einer rechtzeitigen psychischen Prophylaxe.
Der Denker lehrte: „Verehrt Hygieia[58], Sie
kann euch lehren, wie man die Gesundheit des Volkes verbessern kann.“
604. Urusvati kennt Unsere Freude, wenn Wir
einem würdigen Tatmenschen helfen und einen guten Rat geben können. Doch müssen
zwei Erschwernisse genannt werden, die oft auftreten.
Die
erste liegt darin, dass die Menschen jeden Rat gern auf ihre eigene Weise
verdrehen. Achtet darauf, dass auch der einfachste Rat dem Verständnis des Empfängers
gemäß ausgelegt werden kann. Es wurde zwar gesagt, man solle dem Bewusstsein
des anderen gemäß sprechen, doch ist dies nicht leicht. Das Bewusstsein stellt
sich mitunter als ein einziges Konglomerat dar, und ein Teil des Ratschlages
entspricht dem Verständnis des Empfängers, der andere jedoch wird nicht
angewandt – daher muss man die Folgen eines Ratschlages überwachen. Die
Menschen sind individuell. Wahrlich, sie folgen keinem Gesetz, selbst dem
klarsten nicht.
So wollen die Menschen nicht anerkennen, dass der
Gedanke und das Wort einen mächtigen Sender darstellen; darin besteht die
zweite Erschwernis. Einige nehmen zwar an, dass das Wort, als ein Ton, schon
eine gewisse räumliche Ausbreitung erfahren kann, doch die Energie des Tons des
Gedankens wird nicht zugegeben. Kann man einen Menschen davon überzeugen, dass
jeder von ihm hervorgebrachte Ton Zuhörer hat und der Gedanke als
feinstoffliche Erscheinung in viel weiterem Umkreis aufgefangen wird als ein
Wort? Wem sollte dies denn wichtig sein, wenn die Existenz der unsichtbaren
Welten kaum angenommen wird!
Man
muss darauf hinweisen, dass gewisse Gedanken verborgen werden können, doch für
einen solchen Erfolg muss man den feinstofflichen Zustand verstehen. Denkt
daran, wie viele Ratschläge verzerrt oder vorzeitig ausgeplaudert werden
können.
Der Denker sprach: „Der Hirte Theokles
versicherte, er sei bis auf die Höhe des Olymp[59] vorgedrungen
und habe dort nichts gefunden. Vielleicht nahm er an, eine zum Gelage gedeckte
Tafel vorzufinden, an der man ihm berauschenden Nektar und eine besonders große
Scheibe Ambrosia[60] reichen würde.“
605. Urusvati weiß, dass Wir alles gutheißen,
was im Menschen das Gefühl von echtem Rhythmus erweckt. Das Gefühl für Rhythmus
ist angeboren, aber die Unordnung des Chaos unterdrückt es. Wenn die Menschen
rhythmisch handeln, sind sie größtenteils noch weit davon entfernt, die große
Bedeutung des Rhythmus zu verstehen. Mitunter wünscht ein Tatmensch seiner
Entscheidung etwas Rhythmisches vorauszusenden; sein Instinkt gibt ihm dies
richtig ein, und im Rhythmus sucht der Tatmensch Harmonie. Selbst ein schwacher
Versuch zeitigt wohltuende Wirkungen.
Wir haben die sehr einfachen Rhythmen Mahawan*
und Chotawan* gegeben, doch kann man auch zu höchst komplizierten Rhythmen
gelangen. Erinnern wir uns der ältesten Rhythmen des Sanskrit, Griechenlands
und Roms, in denen wohldurchdachte Klänge zu finden sind. Im Altertum wusste
man bereits von der Notwendigkeit, den Verkehr mit dem Kosmos zu suchen.
In bestimmten Perioden irdischer Anspannung muss
man intensiv über den Rhythmus nachdenken. Entsetzensschreie stürzen die
Menschen in den Abgrund des Chaos. Glaubt nicht, Wir billigten Gelage in Zeiten
der Pest. Wenn ein Hindu die Bhagavad Gita singt, handelt er weise, und diese
Harmonie wirkt heilsam. Rhythmus stellt Flügel und eine Zementierung des Raumes*
dar.
Die Menschen suchen den Verkehr mit Uns, doch der
erste Schlüssel dazu wird die Erkenntnis des inneren Rhythmus sein. Mit tauben
Ohren kann man die beste Musik und den schönsten Gesang hören, ohne dass etwas
im Herzen widerhallt. Ein feinfühliges Herz jedoch erbebt im Rhythmus der
Harmonie. Der Mensch wird dadurch besser, mutiger und stärker, er macht sich zu
einem würdigen Mitarbeiter des Irdischen wie des Überirdischen, und er erkennt
die Freude.
Erinnern wir uns daran, dass die Erde unter
einer ungewöhnlichen Anspannung leidet. Kann man sich zur Zeit des Harmagedon
dem Chaos anschließen? Denkt an diese Mahnung bei kleinen wie bei großen Taten.
Der Mensch lernt Betrachtung nicht bei Wohlergehen, sondern im Kampf.
Ist
er aber ein Kämpfer, wenn er gleich in der ersten schweren Stunde den führenden
Stern verliert? Wodurch unterscheidet er sich dann von dem letzten Gedankenlosen?
Ein solcher Mensch denkt nicht über die Stunde der Entscheidung nach, und die
erschreckendsten Erscheinungen sind für ihn purer Zufall. Doch der vernünftig
Denkende schließt sich dann den kosmischen Rhythmen an und nimmt in dieser Rüstung
tapfer den Kampf auf – dann ist er mit Uns.
Der Denker sprach: „Musen, herrliche Musen, mit
eurem harmonischen Chor verleiht ihr dem Menschen den rettenden Rhythmus.“
606. Urusvati weiß, dass Wir oft über Kampf
sprechen. Tatsächlich ist Kampf, als Überwindung des Chaos, immer herrlich. Für
den Fortschritt gibt es keinen anderen Weg, doch auch dieser einfache Begriff
erfährt die unterschiedlichsten Verdrehungen: Die Scheinheiligen erheben sich
gegen ihn, indem sie ihre auf Tatenlosigkeit und Gedankenlosigkeit gegründete
Welt preisen. Die Heuchler sagen, ihr Gezänk und ihre Raufereien seien auch Kampf.
Schließlich stellen die Hinterlistigen die absurdesten Vergleiche an, um ihre
eigenen bösen Vorhaben zu rechtfertigen.
Tatsächlich muss man zum Verständnis des
großen Kampfes angemessen urteilen können. Möge der Mensch all seine Messgeräte
nehmen, um zu berechnen, wo das Kleine und wo das Große ist. Man muss in der
Lage sein, das Kleine mit dem Großen zu verbinden. Möge eine einzelne Biene
versuchen, ohne ihr Volk weiterzuexistieren.
Ist
es denn nicht aufschlussreich zu beobachten, wie kleine Quecksilberkügelchen
einander anziehen und ein Ganzes bilden? Ähnlich verhält es sich mit
verstreutem Sand, der sich unter der Einwirkung von Rhythmus in bestimmte Muster
legt. Die Natur gibt Beispiele von Anziehung, und in diesen Aufspeicherungen drückt
sich der Kampf gegen das Chaos aus. Auf die gleiche Weise muss man die
weltweiten Ereignisse ansehen, anders kann man die großen Perioden der
Geschichte nicht erkennen.
Viele wertvolle Begriffe werden entstellt. Die
Menschen verstehen die große Bedeutung der Liebe nicht, dieses universellen Magneten.
Sie urteilen von sich selbst aus und unterschieben ihre egoistischen Deutungen.
Sie begreifen Liebe als Zwang, womit sie jedoch nur die Flügel der herrlichen
Liebe abhauen.
Der Denker verwies auf die geflügelte
Siegesgöttin und sprach: „Haltet eure Augen offen und rein, sonst werdet ihr
nicht erkennen, wo das Licht ist.“
607. Urusvati weiß, wie schwer die Menschen
die sogenannte innere Tapferkeit verstehen. Es ist nicht leicht zu erklären, dass
äußere Tapferkeit trügerisch sein kann. Ein Mensch kann sich als tapfer zeigen,
dabei jedoch innerlich zittern. Man kann eine Vielzahl von Beispielen anführen,
in denen gerade das Fehlen der inneren Tapferkeit zum Untergang führte. Doch
verwechselt diese Eigenschaft nicht mit vielen ähnlichen.
Die
Menschen werden sagen: „Ihr sprecht wahrscheinlich von Ruhe“. Nicht ganz, denn Tapferkeit
ist nur ein Aspekt der Ruhe. Auch Gleichgewicht ist nur ein Nachbar der
Tapferkeit. Es ist schwer zu sagen, wie man innere Tapferkeit, als ständige
Bereitschaft zu kühnem Denken und Handeln auffassen kann.
Ein Mensch kann Freude empfinden, wenn nichts
ihn hindert, eine schöne Tat zu vollbringen. Gewöhnlich stören viele
Überlegungen schon beim Nachdenken über eine Heldentat. Möge
der Mensch gedanklich Heldentaten vollbringen; aus ihnen bildet sich eine
strahlende Aura. Wenn dieses Licht sich festigt, kann der Mensch seine Träume auch
in die Tat umsetzen.
Es wird nicht ohne
Grund gesagt, dass jeder Traum irgendwann Wirklichkeit wird. Doch muss man
einen großen Vorrat solcher kühner Vorhaben besitzen. Innere Tapferkeit
verleiht die Möglichkeit, kühn zu streben, und dies sollte man nicht nur für
die Überirdische Welt, sondern auch für die Erde lernen. Versteht es, dass
alles für die Überirdische Welt Nützliche auch für die Erde nützlich ist.
So
muss man in Ruhe über die größten Heldentaten nachdenken. Vielleicht erinnert ihr
euch dabei auch an etwas aus vergangenen Leben. Jeder hat eine Heldentat
entweder bereits vollbracht oder von ihr geträumt. Eine Heldentat kann man
unter jeglichen irdischen Umständen vollbringen.
Der Denker sprach: „Ein Krieger ist nicht nur derjenige,
der einen Helm trägt.“
608. Urusvati weiß, dass ein großer Meister
der Musik geboren werden müsste, der der Menschheit den Widerklang der Symphonien
der Sphären vermittelt. Es kommt eine Zeit, da die Menschen der Symphonien des
Raumes besonders bedürfen und die Harmonie der Klänge ein echtes Allheilmittel
darstellt. Es kamen bereits mehrmals Botschafter des Klanges, doch gelang es
ihnen nur in geringem Maße, das von ihnen in den feinstofflichen Sphären
Gehörte festzuhalten.
In Meinem Land erschien ein starkes Talent,
das den Wert der Harmonie kannte, doch nahm er sich nicht in acht und ging,
ohne die besten Errungenschaften übergeben zu haben. Wahrlich, Menschen, die
eine gute Botschaft in sich bergen, müssen sich schützen. Sie befinden sich
unter dem Druck zweier Arten von Anziehungskräften. Oftmals können sie Gefahren
und dem Einfluss von einzelnen Personen ausgesetzt sein.
Glaubt
nicht, dass Wände über ihnen einstürzen müssten; nein, es können kleine Bemühungen
entstehen, aus denen sich eine Vergiftung bildet. Diese Botschafter dürfen sich
nicht verausgaben, indem sie im Leben verschwenderisch sind. Mögen sie
verstehen, dass ihre Botschaft eine bedeutende ist und sie einen Kelch tragen,
der unverschüttet zu den anderen gelangen muss.
So
verfolgen Wir aufmerksam solche Botschafter nicht nur auf der Erde, sondern
auch in der Überirdischen Welt, wo sie die Symphonien der Sphären erlernen. Ein
wenig bringen sie dann mit zur Erde, doch auch dies wird dem Fortschritt der
Menschheit dienen.
Urusvati hat die Sphärenmusik gehört; sie
weiß, dass deren hauptsächliche Macht in der Harmonie und im Rhythmus liegt.
Auf der Erde gibt es noch keine Instrumente, um die ganze Erhabenheit der Rufe
des Raumes auszudrücken. Dies ist nun eine weitere Seite Unseres Inneren Lebens:
Ohne Klänge würden Wir Uns langweilen, und Wir wundern Uns, dass einige
Menschen ohne Musik auskommen.
Der Denker lehrte: „Das Schöne hören und das
Schöne betrachten bedeutet, besser zu werden.“
609. Urusvati weiß, auf wie wunderbar und
augenblicklich sich das Bewusstsein eines denkenden Menschen beim Übergang in
die Überirdische Welt verwandelt. Klar tritt eine Vergrößerung der Bedeutung
der einen Lebensereignisse und eine Verringerung der anderer hervor. Die
wichtigsten Alltagserrungenschaften erweisen sich als nichtig, doch alles, was
Selbstverleugnung und Dienst an der Menschheit enthält, erreicht strahlende
Ausmaße.
Freude lebte gerade in solchen Ausbrüchen,
doch die vergänglichen irdischen Auszeichnungen verwandeln sich in Kehricht. Durch
solche Aufschwünge des Gedankens erreicht der Mensch äußerste Grenzen, denen er
vorher gar keine Bedeutung beigemessen hat. Doch gewöhnlich hat er kostbare
Errungenschaften vergessen und ist in den Lärm des Marktes versunken. Haltet dies
nicht für eine moralische Belehrung. Wir wollen nur an die Wirklichkeit
erinnern, die auf den verschiedenen Stufen des Aufstieges Wandlungen
unterworfen ist.
Einige kehren nicht mehr zu prunkvollen
Verkörperungen zurück, sondern stellen sich ihr irdisches Dasein lieber sehr
bescheiden und schwer vor. Die stärksten Bestrebungen kamen in viel Arbeit und
Mühen zum Ausdruck; so vollzieht sich eine Umbewertung der irdischen
Aufenthalte.
Auch
ihr könnt bemerken, dass man sich mitunter an ganz kurze Begegnungen erinnert,
in denen eine Schließung der Ströme erfolgen kann. Solche Funken können
bedeutsam sein, und man erinnert sich ihrer mit Dankbarkeit. Wer kann denn
behaupten, diese Begegnungen seien zufällig gewesen? Vielleicht war es ein
alter Freund, der gekommen ist!
Der Denker sprach: „Da ruft ihr 'Platon,
Platon', doch vielleicht ist sein Name ein ganz anderer.“
610. Urusvati kennt Unseren Erlass: „Seid
gerecht!“ Aber von welcher Gerechtigkeit sprechen Wir? Die Menschen bringen es
zuwege, viele „Gerechtigkeiten“ zu erfinden. Sie kennen eine persönliche
Gerechtigkeit, eine Familien-, Sippen-, Stammes- und Rassengerechtigkeit. Sie
verstecken sich hinter einer dienstlichen, schulischen und beruflichen
Gerechtigkeit. Man kann alle Gerechtigkeiten der Leute gar nicht aufzählen!
Vergessen hat man jedoch die menschliche Gerechtigkeit. Die Menschen urteilen
aufgrund einer Vielzahl von Gesichtspunkten, doch der hauptsächliche – die weltumfassende
Gerechtigkeit – wird nirgends eingenommen.
Wir haben bereits von ungerechten Richtern als
einer Schande der Menschheit gesprochen; man darf aber nicht allein von den
Richtern, sondern muss von allen Zweibeinern sprechen, die in Lüge versunken
sind. Jeder Mensch spricht jeden Tag Urteile aus. Er nimmt die Verantwortung
auf sich, einen Pfeil der Lüge in den Raum zu schießen, denn gewöhnlich urteilt
er bedingt und oft unwissend. Überdies ist der Mensch von Voreingenommenheit erfüllt
und empfindet sogar Schadenfreude, wenn er Gift aussendet.
Es gibt viele physische Gifte, doch noch mehr
psychische. Kinder werden von den frühesten Jahren an vergiftet. Sie spüren die
Böswilligkeit der Erwachsenen, und ihr Organismus wird bereits für die
schlimmsten Krankheiten geöffnet.
Man
sollte nicht nur Maschinen und Roboter erfinden, sondern auch eine
allmenschliche Gerechtigkeit. Wenn dies nicht geschieht, wohin wird der Mensch
in der Überirdischen Welt gehen und was für eine Art Gespräch wird er mit Uns
abhalten können? Wir werden aufgrund von Menschlichkeit urteilen, doch der
Gesprächspartner wird sich auf seine engen Überzeugungen beschränken und
annehmen, er spreche über Gerechtigkeit.
An menschliche Gerechtigkeit muss man sich
gewöhnen. Man muss sich selbst prüfen, ob sich nicht ein voreingenommenes
Urteil eingeschlichen hat. Und man muss sich im Alltagsleben prüfen. Glaubt
nicht, Gerechtigkeit habe etwas mit irgendwelchen staatlichen Einrichtungen zu
tun: jeder ist ein Richter.
Der Denker sprach: „Lernt Gerechtigkeit, denn
an jedem Tag sprecht ihr Urteile aus.“
611. Urusvati weiß, wie aufmerksam man auf augenblicklich
aufkommende Gedanken und Gefühlen achten muss. Es ist nicht möglich, die
Ursachen ihrer Entstehung zu verfolgen. Weder die Vergangenheit noch Zufälliges
helfen zu erkennen, wie diese Einwirkungen sich gebildet haben; solche Gedanken
sind jedoch überaus bedeutsam und auf das Allgemeinwohl gerichtet.
Wir sollten uns natürlich in einem
harmonischen Zustand befinden, um solche unerwarteten Boten zu empfangen. Möge
jeder Mensch darüber nachdenken, wie er dem Gemeinwohl dienen kann. Jeder
Erdbewohner sät und erntet nicht allein für sich, sondern auch für andere, ihm
Unbekannte. Möge er darüber nachdenken, dass das von ihm aufgezogene Korn irgendjemandem
Gutes bringt. Jeder solche Gedanke trägt zu allgemeinmenschlichem gegenseitigem
Verständnis bei. Jede Arbeit bringt jemand anderem Hilfe, besonders wenn sie
von guten Gedanken begleitet wird.
Ein jeder kann an die ganze Menschheit denken.
Viele bedingte Hindernisse werden durch diese guten Ströme ausgelöscht. Wir
horchen auf gedankliche Sendungen. Wir freuen Uns, wenn Wir den Gedanken des
Gemeinwohls vernehmen. Wir sind traurig, wenn Wir spüren, dass der gesandte
Gedanke von Voreingenommenheit gefärbt ist. Man muss versuchen, solche
abscheulichen Motive auszumerzen. Wie Schlangen winden sie sich um das Herz und
ersticken es.
Habt ihr nicht einmal bemerkt, wie eine
plötzliche Atemnot auftrat? Kam vielleicht von irgendwoher ein erstickender
Gedanke angeflogen? Lasst uns alle Zeichen sammeln, die zum Gemeinwohl und zu
den Unbekannten Freunden führen.
Der Denker lehrte: „Wir bauen dem Unbekannten
Gott Opferaltäre; wollen wir nicht unsere Arbeiten den Unbekannten Freunden
weihen?“
612. Urusvati weiß, dass der Gesichtspunkt die
Weltanschauung verändert. Nicht nur äußere Einwirkungen setzen Anschauungen in
Bewegung, sondern auch viele Chemismen des menschlichen Organismus nehmen auf
seelische Vorgänge Einfluss. Ein Anhalten des Atems oder seine Beschleunigung bringen
Substanzen von großer Kraft hervor; durch sie entstehen psychische Stimmungen,
der Blutdruck wird verändert, die Gehirntätigkeit verlangsamt oder
beschleunigt, und sämtliche Gefühle empfangen abnorme Impulse; ein und dieselbe
Sache kann sich freudig oder düster darstellen.
Nicht
nur die Atmung, sondern auch die Umgebungstemperatur wirkt auf den Zustand der
psychischen Energie ein. Alles vibriert und bewegt sich, deshalb muss der
Mensch bewusst das Gleichgewicht bewahren.
Man muss das Volk mit den Grundlagen des
psychischen Lebens bekannt machen. Wer dazu ein leicht verständliches Wort
findet, wird eine große Tat vollbringen. Es ist die Zeit gekommen, da das Volk aufgeklärt
werden muss. Dies kann man nur auf wissenschaftliche Weise tun, ohne
Verurteilung und Verneinung. Lasst uns auf dem Feld des heutigen Tages ein
neues Korn auslegen, dessen Ernte erprobt ist.
Wir wollen nicht streiten, denn in einer wahren
Wissenschaft werden nur unbestreitbare Erkenntnisse angeboten. Wenn jemand
Realist sein möchte, möge er gewissenhaft Erkenntnis sammeln. Es ist ein
schlechter Realist, der sich eine schwarze Brille aufsetzt und die Ohren
zustopft. Was für eine Wirklichkeit wird er denn so erkennen? Sogar
Offensichtliches wird für ihn verzerrt sein.
Mögen die Wissenschaftler Bücher für das Volk
vorbereiten und auf wissenschaftliche Weise über das Irdische und das
Überirdische sprechen. Möge in den Laboratorien die Einheit des wissenschaftlichen
Prinzips gezeigt werden. Wenn ein Tropfen flüssigen Goldes einen ganzen Kosmos
darstellt, wie viele für jedermann zugängliche Experimente können dann angeboten
werden!
Das Jahrhundert des Volkes muss von wahrer
Aufklärung gekennzeichnet sein. Dieses wird Großer Dienst sein, und jeder kann daran
teilnehmen. Bei ungestümer Bewegung muss man weitgreifende Maßnahmen anwenden.
Es gibt weder Altes noch Neues, sondern nur den ewigen Erkenntnisprozess.
Man
kann alte Überlieferungen studieren und sie hochschätzen, doch die Evolution
ist mit solchen Schritten vorangekommen, dass man sie ins Gleichgewicht bringen
muss. Die Evolutionskurve ermöglicht nie dagewesene Sprünge, von
Steinzeitverhältnissen bis zu höchsten Erkenntnissen. Groß ist die Zeit und
groß die Verantwortung! Wir wollen Gegensätze nicht fürchten. Kampf ist das Los
des Fortschritts.
Der Denker bat Seine Schüler, Kampf nicht zu
fürchten: „Man muss verstehen, gedanklich zu fliegen.“
613. Urusvati weiß, wie genau man Unsere
Ratschläge anwenden muss. Ein Seefahrer, der alle Schiffstaue zwar aufzählen,
aber nicht benutzen kann, wird beim ersten Sturm untergehen. Viele lesen Unsere
Weisungen, wenden sie aber nicht im Leben an – daraus ergibt sich nur geringer
Nutzen.
Heuchler
rechtfertigen sich damit, dass ihnen die Überirdische Welt nicht gezeigt worden
sei. Sie sehen jedoch den ganzen Sternhimmel und ahnen bereits, dass es überall
Leben eigener Art gibt. Schließlich arbeiten in vielen Ländern Gesellschaften für
psychische Forschungen und versuchen, sich dem Überirdischen auf
wissenschaftliche Weise zu nähern. Selten nur lässt sich beobachten, dass ein
Mensch im Leben keine Berührung mit überirdischen Erscheinungen hatte.
Die Wissenschaft hat bereits viele Analogien
aufgestellt, die zur Erkenntnis der Feinstofflichen Welt beitragen. Man muss
bekräftigen, dass wissenschaftliche Schlussfolgerungen den Errungenschaften der
psychischen Forschungen nicht widersprechen. Man kann sehen, dass in nächster
Zukunft die Wissenschaft der Menschheit eine vollständige Verbindung mit der
realen Überirdischen Welt eröffnen wird. Viele Erdichtungen werden durch ein
streng wissenschaftliches Herangehen zerstreut werden.
Man kann sich davon überzeugen, dass schon
jetzt eine vernünftige Überprüfung der alten Überlieferungen vorgenommen wird. Man erkennt, dass viele Agraphen[61] wichtiger sind als einige akzeptierte Texte.
Wir erschüttern nicht, sondern stellen eine richtige Anschauung her. Man
muss jede nachgewiesene Behauptung schätzen. Leichenhafte Enge des Denkens ist
ein Zustand, den man nur als Tod bezeichnen kann. Wir senden Arbeiter der
Wahrheit aus, die unermüdlich von den künftigen Schritten der Evolution künden.
Der Denker lehrte: „Verehrt jene, die euch auf
den richtigen Weg führen. Erst in der Zukunft werden diese Errungenschaften geschätzt
werden, doch schon jetzt können wir spüren, wo der herrliche Weg liegt.“
614. Urusvati weiß, wie beharrlich man das
menschliche Denken befreien muss. Man darf sich nicht damit zufriedengeben, dass
der Gedanke schon von seiner Natur her frei ist. Der Denkprozess ist vielmehr durch
viele Vorurteile gebunden. Man verbrennt heute keine Hexen mehr, doch viele
wissenschaftliche Bereiche hält man nahezu für Zauberei.
Jeder kann eine Vielzahl von Menschen nennen,
die sich für kultiviert halten, aber nicht imstande sind, ganze wissenschaftliche
Errungenschaften anzuerkennen. Es können Bücher herausgegeben werden, neue Lehrstühle
an Universitäten eingerichtet und glaubwürdig bestätigte Experimente
durchgeführt werden, gewisse angesehene Repräsentanten des öffentlichen Lebens
bleiben dennoch in ihren veralteten Vorurteilen stecken. Sie schämen sich
nicht, sich Zyniker und leidenschaftliche Skeptiker zu nennen, wo es doch
einfacher wäre, sich als Dummkopf zu bezeichnen. Es ist nicht schlimm, wenn
irgendein Dummkopf die Wirklichkeit verneint, doch viele von ihnen nehmen
Regierungspositionen ein und behindern den Aufklärungsprozess.
Es ist unmöglich aufzuzählen, mit welchen
Ketten das Volksdenken gebunden ist! Wundert euch nicht, dass sein psychisches
Niveau sich wenig von dem des Mittelalters unterscheidet. Damals trachteten
Unwissende Leonardo da Vinci[62] nach
dem Leben, doch auch heute lässt sich gleiches beobachten. Ein Lehrer, der von
der Disziplin des Denkens spricht, wird sich davon überzeugen, dass es noch unmöglich
es ist, von den einfachsten Wahrheiten zu reden. Regierende und das höhere
Lehrpersonal bringen es fertig, den Mund eines solchen Wagehalses zu schließen,
der über die Freiheit des Denkens nachdenkt.
Der Denker sprach: „An jedem von uns klirren
schwere Ketten.“
615. Urusvati weiß, wie behutsam man die Last
auswählen muss, die der Überirdischen Welt angemessen ist. Ich will euch einige
Zeilen aus dem Traktat „Über die große Grenze“ eines griechischen Philosophen vorlesen:
„Stellt
euch ein Schiff vor, das einen Sturm durchmacht. Der Steuermann gibt Befehl,
sofort die Rettungsboote zu besteigen. Die Menschen zeigen Entsetzen, weil sie
gehindert sind, ihre Wertsachen mit sich zu nehmen. Sie haben vorher nicht
darüber nachgedacht, was das Bedeutsamste von ihrer Habe ist. Sie quälen sich
und ergreifen die unnötigsten Dinge. Viele kommen um, weil sie nicht
entscheiden können, was ihnen am nötigsten ist.
Doch einer der Reisenden nimmt unverzüglich
ein kleines Kästchen unter seinen Mantel, und es gelingt ihm, sich zu retten.
Seit langem schon hatte er über das Wichtigste nachgedacht, denn er bereitete sich
auf die Große Grenze vor. Die Lehre vom Überirdischen überzeugt aber jeden
davon, dass man in der Lage sein muss, die Grenze mit einer würdigen Last zu
überschreiten. Es ist zu spät, daran zu denken, wenn man das letzte Schiff bereits
betreten hat.“
Ich führe diese Zeilen an, um noch einmal daran
zu erinnern, dass Denker seit alten Zeiten die Menschen dazu bewegten, das
Dasein zu erkennen. Sie wussten, dass das herrliche ewige Leben voller Grenzen
ist, die man würdig überschreiten muss. Diese Grenzen sind so zahlreich, dass
man für immer lernen muss, sie zu überqueren. Doch Wir sehen, dass sogar
Menschen, welche die Bücher lesen, sich diese nicht zu Herzen nehmen. Urteilt
selbst: Kann man sich selbst für wissend halten und zum Schaden von
Mitarbeitern verleumden? Ich sehe nicht, dass diese dünkelhaften Menschen die
Grenze erkannt haben.
Der Denker sprach: „Glücklicherweise brauchen
wir für die wichtigste Last keine Träger.“
616. Urusvati weiß, dass sich psychische
Wechselbeziehungen weitaus leichter zwischen Menschen einstellen, die sich
bereits in vergangenen Leben begegnet sind. Dies beweist die Stabilität der
Energie und die Dauerhaftigkeit des einmal hergestellten Rhythmus. Doch die
Menschen erkennen solche Begegnungen selten und geben vor allem nicht zu, dass
ganze Gruppen von Verkörperten sich erneut an einem Ort zusammenfinden können.
Dies ist jedoch völlig natürlich: Die einen streben danach, an einen vertrauten
Ort zurückzukehren, andere werden von einem Magneten eigener Art dorthin
gezogen.
Ureinwohner erkennen einander oft, denn sie wissen
von der Rückkehr zur Erde. Sie sagen: „Ich gehe fort, um mich zu erholen und
dann wieder zurückzukehren.“ Natürlich wollen sie auf eine ihnen bekannte Erde
zurückkehren. Doch auch bei entwickelten Bewusstseinen ist der Drang vorhanden,
eine noch nicht beendete Arbeit fortzusetzen; daher begegnen sich oft frühere
Mitarbeiter und Feinde. Der Magnet der Feindschaft ist sehr stark. Nur wenige
verstehen, dass der Weg der Feindschaft nicht nützlich ist.
Erklärte Feinde streben danach, schneller auf
die Erde zurückzukehren, um ihre düsteren Vorhaben zu Ende zu bringen. Die
überirdischen Führer erfahren mit solchen gehässigen Menschen große
Erschwernisse. In anderer Hinsicht sind sie Überzeugungsversuchen zugänglich,
doch Rache ist ihr wunder Punkt. Sie sind mit ihren Absichten sehr zudringlich
und verstehen es, ihre früheren Gegner zu finden. Sie streben sogar danach,
sich in derselben Familie zu verkörpern, um ihr Opfer leichter zu erreichen.
Der früher hergestellte Rhythmus unterstützt
die feindlichen Bemühungen. So beobachten Wir den Rhythmus der Freundschaft und
der Feindschaft. Wir suchen die besten Worte, um vor den feindlichen Bemühungen
dahingehend zu warnen, dass man sich nicht in deren Karma einmischt. Nur selten
jedoch beachten die Menschen freundschaftliche Ratschläge.
Der Denker sprach: „Ein und dieselbe Posaune
verkündet Niederlage wie Sieg.“
617. Urusvati weiß, dass die gewöhnlichste
Erwägung den herrlichsten und feinsten Gedanken für immer vertreiben kann. Man
wird sagen: „Kann das möglich sein? Und wie grob muss eine Kraft sein, die
einen überirdischen Gedanken vertreibt?“ Darin liegt nur eine anschauliche
Gegenüberstellung von Grobstofflichem und Überirdischem.
Man kann erstaunt sein, wenn ein überirdischer
Gast vor einer groben Berührung davonfliegt. Doch die Menschen schätzen überirdische
Briefe wenig. Sie stellen sich nicht vor, wieviel Mühe die Überirdischen
Freunde aufwenden müssen, um einen Gedanken durch die grobstofflichen Hüllen
durchzustoßen. Die Überirdischen Freunde haben die besten atmosphärischen
Bedingungen ausgesucht, damit nichts ihre Sendung störe. Sie haben auf die
Stunde gewartet, in der die Irdischen frei von Gereiztheit ihr psychisches Ohr
öffnen können. Anscheinend waren alle Bedingungen vorausbedacht und bewältigt,
doch dann geht ein Marktschreier vorbei, und der feinste Gedanke wird
vertrieben.
Der Mensch wischt ihn beiseite wie eine aufdringliche
Fliege. Er beklagt sich, dass irgendeine fantastische Geschichte sich in seinen
Kopf eingeschlichen habe. Er denkt nicht darüber nach, dass ein Überirdischer
Freund versucht hat, ihn vor Unglück zu bewahren. Er gesteht nicht zu, dass
sich jemand darum bemüht, für ihn eine komplizierte Lebensaufgabe zu lösen. Ein
im Alltagsleben befangener Geist kann keine Vorstellung über eine
Zusammenarbeit jenseits der irdischen Grenzen bekunden.
Es ist für die Überirdischen Freunde schwer,
Briefe zur Erde zu senden, besonders wenn sie dringend sind. Zudem eilen böse
Spötter, eine gute Botschaft zu verhindern. Sie versuchen, ihr zuvorzukommen,
und der Mensch ist unglücklicherweise oft geneigt, die hinterlistige Stimme anzuhören.
Das Bewusstsein eines Menschen ist selten derart erweitert und hochstehend, dass
es die Qualität der Sendung unterscheiden könnte. Der Mensch ist in
Alltagssorgen befangen und die Stimme der Stille bleibt ungehört. So ist es für
die Überirdischen Freunde und Uns schwer, wenn es ein taubes Ohr gibt und
Marktgeschwätz vorgezogen wird.
Der Denker bat seine Schüler: „Seid Tag und
Nacht auf der Wacht. Ihr kennt den Moment nicht, in dem eine überirdische
Botschaft herbeifliegt. Werdet ihr sie etwa zurückweisen?“
618. Urusvati weiß, dass jemand, der auf einem
Turm steht, mehr sieht als derjenige, der im Keller sitzt. Muss man diese Binsenwahrheit
wiederholen? Wenn Ich jedoch davon spreche, heißt dies, dass dafür eine Notwendigkeit
besteht. Die Menschen unterscheiden nicht zwischen Turm und Keller. Trotz aller
Offensichtlichkeit schenken sie der Stimme vom Turm keine Beachtung.
In Tagen größter Anspannung denken die
Menschen genauso wie zu gewöhnlichen Zeiten, doch stellt eine solche Denkweise
eine verbrecherische Nachlässigkeit dar. Kommt es ihnen denn nicht in den Sinn,
dass jedes Ereignis von einer ihm würdigen Denkweise begleitet werden muss?
Menschen, die aus einem brennenden Haus
laufen, kümmern sich nicht darum, wenn jemand sie zu einem vor ihnen liegenden,
weitaus bedeutenderen Ziel drängt. Selten stellen sie sich die wahre Lage der
Dinge vor, und daher klingen ihre Stimmen, als kämen sie aus einem dunklen
Keller. Sie tanzen sogar in ihrem Keller, streiten sich und sind gereizt, so als
ob es dafür die passende Zeit wäre.
Die Menschen haben die erstaunliche Angewohnheit,
alles durch ihre eigene Brille zu sehen, dabei sprechen sie so viel von objektivem
Urteilen. Es ist Zeit, die Zivilisation um die Fähigkeit zu erweitern, die
Ereignisse richtig einzuschätzen. Eine vernünftige Beurteilung hätte viele düstere
Ereignisse abwenden können. Die Menschen haben von Harmagedon gehört, rechnen
aber nicht mit seiner Wirklichkeit. Man muss entschieden die Binsenwahrheiten
wiederholen, weil selbst die einfachsten Wahrheiten abgelehnt werden, und das mit
welchem Eigendünkel! Genauso muss man wiederholt über Vertrauen sprechen, das
vom Turm aus sichtbar ist!
Der Denker sprach: „Selbst wenn ich auf das
Dach meines Hauses steige, wird Pallas Athene von der Akropolis[63] aus
noch unvergleichlich viel mehr sehen.“
619. Urusvati weiß, wie herrlich die
Ausstrahlung des Gefühls des Vertrauens ist. Aus den Felsen des Vertrauens
setzt sich der Berg der Treue zusammen, der das Weltall verschönert. In dem
Begriff „Treue“ vereinigen sich die besten Lebensgrundlagen: Liebe, Schönheit,
Hingabe, Mut und Weisheit. Treue ist die Folge vieler vernünftig durchschrittener
Existenzen. Antipoden der Treue sind Treulosigkeit und Verrat, anders gesagt,
die größte Schande der Menschheit. Wenn Treue einen solchen Gegenspieler hat,
ist sie wahrlich der Gipfel des Berges. Unter einem Antipoden muss man sich
einen Verfolger vorstellen.
Treue muss als ein großer Schatz gewertet
werden. Die kosmische Gerechtigkeit belohnt Treue freigebig. Die Belohnung
erfolgt zur gegebenen Zeit. Nur wenige können diese fristgemäße Belohnung
verstehen. Um die Frist zu verstehen, muss man eine hohe Stufe des Vertrauens
offenbaren. Für eine solche Stufe des Vertrauens werden Wir dankbar sein.
Gegenseitige
Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Harmonie. Diese einfache Bestätigung
erscheint vielen als unsinnig. In solchen Herzen leben weder Dankbarkeit noch
Treue. Urusvati kennt die Kraft dieser Eigenschaften. Selbst bei großen
Arbeiten erleuchten sie den Lebensweg. Es muss ein wildes Herz sein, das
Vertrauen und Dankbarkeit nicht kennt.
Die Schlauen auf dem Marktplatz grinsen und
zählen auf, wie oft sie das Vertrauen eines anderen betrogen haben. Sie haben
damit ihren Geldbeutel gefüllt und sich selbst einen schweren Buckel auferlegt.
Es ist besser, dass ein Mensch betrogen wird, als dass er selbst der Betrüger
ist. Die Eigenschaft des Vertrauens bewirkt viele Erfolge. Doch möge diese
gesegnete Eigenschaft nicht auf irgendwelche ungewöhnlichen Zufälle warten, um
sich zu offenbaren. Das alltägliche Leben gewährt die besten Möglichkeiten, um
diese hervorragende Eigenschaft zu bekunden. So wird eine feste Verbindung mit Uns
geschmiedet. In einem Moment kann man von der herrlichen purpurnen Ausstrahlung
des Vertrauens erglänzen. Welch mächtiges Sperrnetz* entsteht!
Nicht
selten haben Wir von Freunden gesprochen, doch muss man dabei die wahren
Freunde im Sinn haben. Es kann leichtfertige und unbesonnene Freunde geben, das
eine wie das andere entsteht durch einen Mangel an Treue. Wenn wir etwas sehr
schätzen, hüten wir es auch. So mögen der Fels des Vertrauens und der Berg der
Treue unerschütterlich stehen.
Der Denker sprach: „Ich gehe auf den Markt,
wird mich dort jemand betrügen? Der Betrüger weiß nicht, dass er mir einen
Passierschein zum besten Ufer des Styx[64]
ausstellt.“
620. Urusvati weiß, dass man zu allem
Überirdischen eine natürliche Einstellung haben muss. Hört gut zu: Solange das
Überirdische für euch etwas Verbotenes oder Außergewöhnliches darstellt, wird
sich euer Bewusstsein nicht erweitern. Man kann bereits feststellen, dass
einige, die sich dem Überirdischen zuwenden, das Gleichgewicht verlieren. Für
sie schließen irdische Erwägungen jeglichen Verkehr mit dem Überirdischen aus.
Man wird fragen: Wie soll man sich denn dem
Überirdischen zuwenden, ohne dass die irdische Hülle dabei Schaden erleidet? Wird
die Vermischung irdischer Emanationen mit feinstofflichen Energien für den
gewöhnlichen Menschen nicht zerstörerisch wirken?
Eine solche Beurteilung ist falsch. Das
Irdische und das Überirdische sind durch feinste Bande miteinander verflochten.
Man kann sich unmöglich vorstellen, dass diese Verbindungen gestört werden,
eine solche Erschütterung würde den Untergang der Erde bedeuten. Man darf sich aber
nicht einbilden, dass die Erkenntnis des Überirdischen nur außergewöhnlichen Organismen
eigen sei. Jeder, der über das Überirdische nachzudenken beginnt, wird unweigerlich
durch das Bewusstsein dieses herrlichen Aspektes des Lebens erleuchtet werden.
Fragt jene, für die das Überirdische etwas
Normales geworden ist. Sie werden sagen, dass sie bereits von klein auf über
den herrlichen Himmel nachgedacht haben, über die Sterne und einen Unbekannten
Lehrer, der irgendwo lebt. Solche Gedanken sind diesen Kindern zur Erde gebracht
worden, denn in ihren Familien erhielten sie keine solchen Impulse; so begann
der große Prozess der Harmonisierung der beiden Welten.
Manche lösen sich ab dem siebten Lebensjahr
von den Keimen der Bewusstseinserweiterung und versinken ab dem zweiten
Siebenerzyklus in ihre niedere Natur. Doch andere vermögen den Verkehr mit dem
Überirdischen zu bewahren, und dann nehmen die feinstofflichen Zeichen zu. Wo
sich ein natürlicher Verkehr ausgebildet hatte, gab es keine gewaltsamen Übungen.
Nur ein solcher natürlicher Verkehr wird der Evolution entsprechen.
Der Denker sprach, als Er zu einem herrlichen
Stern aufblickte: „Wenn unsere Wünsche in Erfüllung gehen, werde ich mich eines
Tages auf jener herrlichen Welt wiederfinden können.“
621. Urusvati weiß, dass einige Bewohner der
Feinstofflichen Welt bewusst schwierige Verkörperungen auswählen. Ich spreche
von jenen, deren Karma auch eine leichtere Existenz erlauben würde, doch ein
verfeinertes Bewusstsein sagt ihnen, dass ein schwieriges Leben mehr wert ist
als viele leichte. Überdies nehmen diese selbstlosen Wanderer gern einen
Auftrag an, vor dem Kleinmütige sich eiligst drücken.
Ihr habt an Narada[65],
genannt der Streitsüchtige erinnert. Er hatte die nicht leichte Aufgabe, mit
Hilfe von Streit ein vernünftiges Urteil hervorzurufen; auf diese Weise wurden viele
schlummernde Bewusstseine aufgeweckt. Ebenfalls haben nicht wenige
Geistesstarke die Aufgabe übernommen, die Menschen von veralteten Überbleibseln
zu befreien. Man kann sich vorstellen, wie schwer das Leben solcher Reiniger
war! Sie ertrugen wütende Angriffe, und erst die ferne Zukunft wird ihnen eine
gerechte Wertschätzung zuteilwerden lassen. Doch viele solche Arbeiter haben
ihren Namen nicht hinterlassen; in der Geschichte ist nur auf einige Bewegungen
hingewiesen worden, die eine Erneuerung des Denkens gefördert haben.
Man darf nun nicht meinen, es habe nur wenige solche
Kämpfer gegeben. In verschiedenen Epochen erschienen
Geistesstarke, die mit ihrem Leben vom rechten Weg des Fortschritts zeugten. Mögen
die Freunde über solche Arbeiter nachdenken, die umso wertvoller sind, als sie
ein nahezu sorgenfreies Leben hätten wählen können, sich aber für mühevolle
Arbeit entschieden haben. Mögen diese Arbeiten Stufen eines lichten Aufstieges
bilden.
Der Denker legte den Schülern nahe, ein
schwieriges Leben zu wählen: „Allein in mühevoller Arbeit werdet ihr
erfolgreich voranschreiten.“
622. Urusvati weiß, dass hohe, verfeinerte
Einfachheit ein guter Weg zum Überirdischen ist. Einfachheit bedeutet
Erkenntnis und erfolgreiches Voranschreiten. Luxus bedeutet Fäulnis und
Zersetzung. Die Geschichte gibt dafür Beispiele in verschiedenen Epochen.
Unermüdlich Schaffende sind einfach in ihrem Alltagsleben, doch
nichtsdestoweniger beeinflussen sie die gesamte Umgebung.
Jeder Tatmensch verbreitet ungewollt die
Ausstrahlung seiner Bestrebungen, doch muss man lernen, ein weises Maß seiner
Bedürfnisse zu finden. Fanatismus jeglicher Art ist nicht die richtige Lösung.
Man darf niemanden mit Gewalt von der Notwendigkeit der Einfachheit im Leben zu
überzeugen suchen. Sie muss zusammen mit dem Gefühl der Harmonie niedergehen.
Man muss gut verstehen, dass es auch nicht
nützlich ist, mit seiner Einfachheit zu prahlen. Sie muss sich ganz natürlich
ergeben. Wir erinnern oft an die Natürlichkeit der Errungenschaften. Sie
verleiht wahre Ruhe ohne Neid und ohne Nachahmung unsinniger Gewohnheiten.
Mögen
gewisse Völker annehmen, Luxus sei ihre Bestimmung, besser gesagt ihr
Schandmal. Ein Leben voller Fäulnis kann nicht lange währen. Nicht selten
konnte nur eine Generation das Einatmen einer solchen vergifteten Luft
überleben. So wurden nicht Luxus, sondern Bestattungs-Katafalke[66] verwirklicht!
Der Denker sprach: „Wenn das Gewand zerrissen
und verschmutzt ist, ist das Einfachheit? Wenn die Worte grob und beschimpfend
sind, ist das Einfachheit? Wenn ein Gedanke Böses und Hinterlist verbirgt, ist das
Einfachheit?“
623. Urusvati weiß, wie oft die Menschen nicht
in der Lage sind, verwandte Begriffe miteinander zu verbinden. So erscheinen
Beweglichkeit und Unerschütterlichkeit dem Erdbewohner als widersprüchlich. Sie
halten Beweglichkeit für Schwanken und Unerschütterlichkeit für Erstarrung;
daraus entsteht eine Art schwankender Baum, der einen Vorbeigehenden bedroht
und dabei unerträglich knarrt. Die Gegenüberstellung von Beweglichkeit bei Unerschütterlichkeit
oder Unerschütterlichkeit bei Beweglichkeit geht den Menschen nicht ein.
Der Mensch muss sich in Beweglichkeit, in Bereitschaft
zur Heldentat befinden, doch muss er sich auf den Stab der Unerschütterlichkeit
stützen. Nur bei einer solchen Verbindung wird der Wanderer erfolgreich
voranschreiten. Man darf nicht meinen, das Überirdische sei von unirdischen
Gesetzen bestimmt; auch dort ist ein Stab erforderlich, und auch dort wird der
Drang zur Heldentat empfunden. Nicht wenige überirdische Bewohner träumen von
herrlichen Flügen und bedauern die Last, die sie behindert. Wahrlich, eine
solche Last wird nicht nur durch himmelschreiende Verbrechen, sondern auch
durch jede Art von Verwirrung und Schwanken angehäuft.
Verwechselt Schwanken nicht mit Suchen, das
eine fortschreitende Bewegung in sich birgt; eine solche Beweglichkeit nennen
Wir edel. Und Unerschütterlichkeit bei der Erkenntnis der Grundlagen bezeichnen
Wir als segensreich.
Der Denker lehrte die Erkenntnis verwandter
Begriffe. Er sprach: „Wir selbst sind es, die den erhabenen Leib des Daseins
zerspalten.“
624. Urusvati weiß, dass wütendste Verneinung
neben begeisterter Anerkennung wohnt. Stellen wir uns einen Kreis in der Art
des geschlossenen Ringes einer Schlange vor und nehmen wir an, der Kopf sei das
Zeichen höchster Anerkennung. Wir sehen dann, wie die Anerkennung sich
verringert und schließlich in Gleichgültigkeit übergeht, welche die Schwelle
zur Verneinung bildet. Diese nimmt am Schwanz der Schlange zu und wird heftig
und wütend; derart wütend, dass man den Verdacht hegen könnte, in ihr verberge
sich Anerkennung. Es gibt viele Beispiele, da sich wütendste Verfolger in
ergebenste Anhänger verwandelt haben.
Man muss sich daher besonders vor
Gleichgültigkeit, dem Urvater der Verneinung, hüten. Danach führt der schändliche
Weg zu den niederträchtigsten Formen der Verneinung; doch in der Tiefe des Bewusstseins
beginnt schon der Sturm, und die Polarität schafft eine Anspannung, in der
bereits die Wahrheit erklingt. Das Chaos kämpft und zeigt sich stürmisch, doch
die angespannte psychische Energie überwindet die Finsternis und es kann zu einer
herrlichen Apotheose[67]
kommen.
Deshalb beobachtet, in welchem Stadium sich
die Verneinung befindet. Möge sie auf dem Weg der Verfluchung voraneilen. In
frühen Stadien wird sie noch nicht die Energie für eine Erleuchtung finden.
Doch möge der Ausbruch eintreten, dann wird das Strahlen des Lichts eine
Annäherung an die Wahrheit hervorrufen. Ein solches lebendiges Beispiel ist heute
oft zu beobachten, denn die Erdbewohner haben sich anscheinend unversöhnlich
entzweit und nur noch ein Ausbruch wird eine Verschiebung* bewirken.
Der Denker sprach: „Leonidas verfolgt und
beschimpft mich so sehr, dass ich allmählich denke, in ihm entstünde
Freundschaft. Doch nein, ich irre mich, er ist noch nicht wütend genug.“
625. Urusvati weiß, wie falsch das Chaos und
der Kampf mit ihm verstanden werden. Der Begriff des Chaos wurde im fernen
Altertum erkannt. Die klassischen Denker definierten das Chaos als grobe
Materie, die sich nicht überwinden lässt. Später entstand die symbolische
Darstellung des offenbarten Punktes im Kreis des Unoffenbarten. Die Definition
und die Zeichnung sind richtig, und dennoch rufen sie Irrtümer hervor. Man
könnte aus ihnen schließen, das Unoffenbarte oder Chaos und das Offenbarte
seien völlig voneinander getrennt. So denken viele und beruhigen sich damit, dass
sie ja außerhalb des Chaos lebten.[68]
Tatsächlich ist aber jeder den Wirkungen des
Chaos ausgesetzt, das wie eine Art Chemismus ins menschliche Herz eindringt.
Man darf nicht sagen, dass nur niedere Organismen solche Einwirkungen erfahren.
Alle befinden sich unter dem Druck dieses unsichtbaren Feindes. Der Unterschied
besteht nur darin, dass niedere Organismen solche Einwirkungen leicht anziehen,
ein hochstehendes Bewusstsein dagegen sich den unerbetenen Einflüssen
widersetzt.
Wir haben davon gesprochen, dass Grausamkeit,
Grobheit und Unwissenheit Brutstätten des Chaos sind. Im Umkreis solcher Herde
entstehen gefährliche Epidemien. Ihr könnt beobachten, wie sich in Kriegszeiten
das Selbstbewusstsein der Menschen verändert. Die Tore geistiger Festigkeit
sind geöffnet, und die Wellen des Chaos strömen ungehindert ein und vergiften
den Organismus. Das Denken verändert sich, die Logik entschwindet und die
Ehrenhaftigkeit verfällt. Einzelne Heldentaten versinken in den Wellen des Chaos.
Die Menschheit hat einen verderbenbringenden Verbündeten herbeigerufen.
Es ist bedauerlich, dass die Menschen nach
Millionen von Jahren immer noch nicht verstehen, welche Gefahren sie aus dem
Raum hervorrufen können! Doch selbst in den Tagen des Harmagedon kann man mit nützlicher
Selbstvervollkommnung beginnen. Wenn die Energie nicht ausreicht,
Boshaftigkeit, Grausamkeit und Grobheit zu vertreiben, kann man sie dennoch
zügeln. Jeder kann an diesem Werk mitarbeiten. Die Anspannung ist sehr groß und
es ist an der Zeit, die Leichtfertigkeit hinter sich zu lassen, denn sie stellt
verhängnisvolle Unwissenheit dar.
Der Denker lehrte: „Jeder kann seiner
Unwissenheit den Krieg erklären. Ein solcher Krieg ist ehrenvoll, er ist die
Gewähr des Erfolges und eine Verteidigung des Vaterlandes.“
626. Urusvati weiß, dass einige Menschen zu
behaupten suchen, Wir existierten überhaupt nicht. Solche Menschen sind von
einer derartigen Wut erfüllt, dass man den Verdacht hegen könnte, sie wollten
sich selbst davon überzeugen. Keinerlei Argumente wirken auf sie. Personen, die
Uns begegnet sind, bezeichnen sie als Lügner und behaupten, sie hätten unter
Hypnose gestanden.
Die wissenschaftlichen Analogien des
drahtlosen Telegraphen und der Television überzeugen die Verneiner nicht. Die
Menschen glauben, was sie wollen. Keinerlei Fakten überzeugen sie. Sie erklären,
sie seien bereit zu glauben, wenn sie sich persönlich vergewissern könnten,
doch wenn die Bestätigung eintritt, sagen sie, es sei nur Schein. Dafür lassen
sich Beispiele anführen.
Ich
bestätige, dass solche Verneiner Kräften dienen, von denen sie gar keine
Vorstellung haben. Weshalb behaupten sie, was sie nicht wissen? Mögen sie doch
beweisen, dass Unsere Existenz unmöglich ist.
Kann denn ein gewissenhafter Forscher
behaupten, in seinem Bereich sei alles entdeckt und erklärt? Nur ein dummer, konventioneller
Geist wagt zu behaupten, ihm sei alles bekannt. Jede neue Entdeckung ist nur
ein weiterer Zugang zum Unbekannten. Noch vor kurzem kannte man nur das
Nordlicht, nun aber bemerkt man bereits das Himalayalicht. Doch niemand kann
die Ursache dieses Lichtes aufzeigen. Man könnte von Energieanspannung oder von
elektrischen Erscheinungen reden, doch diese Annahmen sind höchst undeutlich.
Warum herrscht denn irgendwo jenseits des
Mount Everest eine ungewöhnliche Energieanspannung? Warum ist eine solche
Erscheinung mit verschiedenen Einwirkungen verbunden? Es können viele Fragen
aufkommen, doch das Wesentliche bleibt bis heute ungeklärt. Möge jemand darüber
nachdenken. Möge ebenfalls jemand Informationen über verschiedene seltsame
Begegnungen sammeln; in der Literatur finden sich nicht wenige Erinnerungen
daran.
Der Denker sprach: „Viele unbekannte Feuer
leuchten den Wanderern.“
627. Urusvati weiß, dass der Mensch die
feinstofflichen Energien nicht nur anerkennen, sondern auch mit ihnen
zusammenwirken muss. Muss der Mensch etwa irgendein Gigant sein, um an eine
solche Zusammenarbeit denken zu können? In einer gut konstruierten Maschine ist
jedes Teilchen unersetzlich. Möge der Mensch des öfteren sich selbst als ein Teilchen
des Weltalls vorstellen. Er ist wahrhaftig imstande, seine Energie dem großen
Weltaufbau hinzufügen.
Der Gedanke des Menschen ist die beste
Energie, er kann sie unerschöpflich in das Gewölbe des Universums ausströmen.
Wie eine Lichtsäule kann der Gedanke sich emporschwingen und sich an den großen
Energetischen Apparat anschließen. Es ist die Pflicht des Menschen, seinen
Besitz zu teilen, doch der beste Besitz ist seine Gedankenenergie. Diese
Energie kann nämlich, wenn sie bewusst strebt, als eine wahre yogische
Verbindung mit der Höheren Welt dienen. Oft haben Wir über die Bedeutung der Bewusstheit
gesprochen, sie allein schafft Leben. Selbst Prana muss bewusst eingeatmet
werden.
Der Denker sprach: „Jeder von uns, der in den
Schlaf geht, möge einen schönen Gedanken, einen Gruß an die Kräfte der Natur
aussenden.“
628. Urusvati weiß, dass ein Tatmensch einem
fürsorglichen Gärtner gleichen sollte. Es ist nicht leicht, die schönsten und
nützlichsten Pflanzen zu schützen, doch ebenso muss man verstehen, wie nützlich
auch einige einfache Blumen sind. Unwissende könnten sie zertreten und für
Unkraut halten. So muss man auch im gesamten Leben besonders die Bedeutung der
kleinen, unscheinbaren Arbeiter erkennen, aus denen starke Mitarbeiter werden
können. Man darf nicht über ihr geringes Wissen bekümmert sein, denn dafür sind
sie in der Lage, Durchschnittswissen beiseitezulassen und zum Höchsten zu
streben.
Wir und die Uns Nahestehenden haben das
Streben zum Kleinen, Einfachen und von Hinterlist nicht Berührten sehr
entwickelt. Mag ihr Denken einen zunächst durch seine Primitivität betrüben,
doch dafür fällt man nicht in einen Sumpf von Sophisterei[69]. So
vermag auch Unser Volk vom Kleinen zum Hohen überzuspringen, ohne aber sich
dieses Hohen zu brüsten. Selbst seine Glaubenskämpfer konnten nicht hochmütig
werden. Sie verstanden, dass sogar die größte irdische Arbeit nur die Schwelle
zum überirdischen Dasein ist.
Sie kannten das Feuer und die leuchtende
Flamme, doch ließen diese Zeichen sie nicht überheblich werden. Eine solche
Einfachheit war weder Erniedrigung noch Demütigung, sondern das Leben des
Herzens, das Leben der Selbstverleugnung. Sie erwarteten keine besondere
Anerkennung, denn sie waren wahre Arbeiter. Sie verstanden zu reden und zu
schweigen.
Der Denker sprach: „Lasst uns schweigen und
die Gedankenblitze löschen. Möge aus dem tiefen Inneren das Wichtigste, das
Verborgenste aufsteigen.“
629. Urusvati weiß, wie entschieden die Stimme
aus den Tiefen unseres Bewusstseins erklingt. Klar ist, dass sich im Menschen
zwei Arten psychischer Arbeit vollziehen. Die eine ist den grobstofflichen,
irdischen Bedingungen unterworfen, während die andere sich bereits auf die
Feinstoffliche Welt bezieht. Man kann sich davon überzeugen, dass das Ergebnis
dieser zweiten Arbeit höher und grundlegender ist als das der ersteren.
Nicht selten kommt aus den Tiefen des Bewusstseins
eine Stimme auf, die eine irdische Entscheidung widerruft. Es ist sehr aufschlussreich,
diese Zweikämpfe zu beobachten, die sich im Menschen selbst abspielen. „Erkenne
dich selbst“ sagten die Philosophen, und sie hatten recht. Nur wer die Stimme
aus den Tiefen des Bewusstseins anzuerkennen vermag, kann sich als auf dem Weg
der Erkenntnis befindlich erachten. Es ist erstaunlich, wie durchdacht und
unerschütterlich das Bewusstsein in seinen Tiefen tätig ist.
Man könnte fragen: Wozu gibt es diese beiden
einander oftmals entgegengesetzten Arten psychischer Arbeit überhaupt? Doch Wir
antworten: Sie bestätigen nur den Unterschied zwischen den irdischen und den überirdischen
Bedingungen. Natürlich ist das feinstoffliche Bewusstsein auch gerechter und
weitsichtiger als das von Verwirrung und Angst bestimmte irdische.
Glücklich ist, wer gelernt hat, der Stimme aus
der Tiefe des Bewusstseins Gehör zu schenken. Er wird neue Mittel für den
irdischen Kampf finden. Er wird mit guten und gerechten Augen um sich blicken.
Er wird die richtige Bestimmung vieler Eigenschaften finden und Mut schöpfen.
Mag man diese Stimme als Unterbewusstsein, klein oder groß bezeichnen, ist das
nicht alles dasselbe?! Wesentlich jedoch ist, dass im Menschen eine große
psychische Arbeit vor sich geht.
Der Denker sprach: „Hört die ermutigende und
warnende Stimme. Dieser Richter und Freund ist immer bei euch.“
630. Urusvati weiß, wie unterschiedlich Unsere
Antworten ankommen. Manchmal ist eine Frage noch nicht beendet, doch die
Antwort ist bereits da. Ebenso geschieht es, dass eine Antwort erst nach
einigen Tagen eintrifft, was nur die Lebendigkeit des Prozesses beweist. In den
Fällen, in denen die Antwort die Frage überholt, erweist sich, dass auch die
Frage selbst wegen des gesandten Gedankens aufgetaucht war.
Stellt euch eine Vielzahl von Ursachen vor und
denkt darüber nach, weshalb eine Antwort verzögert werden könnte. Es kann nicht
nur eine Unentschiedenheit der gegebenen Umstände, sondern auch von außen
kommende Ursachen geben, die eine Verzögerung bewirken, doch bei allem kann man
die Lebendigkeit solcher Übertragungen beobachten.
Nicht selten möchten die Menschen von solchen
Umständen erfahren, die besondere Aufmerksamkeit erfordern, doch eilige
Angelegenheiten erlauben keine sofortige Änderung des Stromes (…). So wie ihr
im Leben nicht selten sagt: „Wartet eine Weile“, so ist es im gesamten Dasein.
Doch
die Menschen sind Egoisten, wenn sie etwas nötig haben, und ziehen noch nicht
einmal die kosmischen Bedingungen in Betracht. Man muss sich an Entsprechung
gewöhnen und die Ausmaße Unserer Tätigkeit verstehen. Wir können Uns in eiliger
Tätigkeit befinden, dann ist es unmöglich, den Strom zu unterbrechen. Jeder
unterbrochene Strom gleicht einem zerbrochenen Pfeil.
Der Denker lehrte die Notwendigkeit, fremde
Arbeit zu achten. Er sprach: „Wie kann man den Fluss des Denkens kennen? Weise
wird es sein abzuwarten, bis der Freund das angespannte Denken beendet hat.“
631. Urusvati weiß, dass viele den Begriff
Rhythmus einschränken. Ihrer Meinung nach kommt Rhythmus in Musik, Gesang, Tanz
und Dichtung zum Ausdruck, doch sie vergessen den hauptsächlichen Rhythmus, der
sich im gesamten Universum ergießt und das ganze Leben durchdringt. Angesichts dieses
uranfänglichen Rhythmus erweisen sich unsere irdischen Erscheinungen als
dürftig. Für eine ungeordnete Lebensweise ist bereits jede rhythmische Handlung
heilsam, doch ist dies nur die Schwelle zum erhabenen Rhythmus des Weltalls.
Mögen die Menschen darüber nachdenken, weshalb
die einen Handlungen überzeugend sind, andere indessen die Saiten des Herzens
nicht berühren. Wir antworten: Der innere Rhythmus wirkt überzeugend und
bereitet die Anwesenden für eine Aufnahme des Gesagten und Getanen vor. Die
Umgebenden folgen auf dem Fuße, wissen aber selbst nicht warum.
Die Tätigkeit der großen Spirale ist eine der
Ausdrucksformen des großen Rhythmus. Ein Leser Unserer Gespräche rief aus: „So wird
das Wissen des Lebens fest eingeschraubt!“ Er hat diesen Vergleich richtig
gezogen. Wenn man das System der Gespräche analysiert, findet man eine Spirale
– sie ist der beste Zugang zu den Gesetzen des Lebens.
Man
kann keine Bestimmung abschließend definieren; ihre Erklärung ergibt sich nicht
allein aus dem Gesagten, sondern auch aus dem Bewusstseinszustand des Gesprächspartners.
Doch das Bewusstsein verändert sich, und es ist nützlich, ein neues Urteil zu
vermitteln, damit die Empfangenden sich erneuern. So lässt sich der Rhythmus
des Weltalls im gesamten Leben feststellen.
Der Denker verstand es, das Bewusstsein des
Rhythmus zu wecken: „Nicht in Tänzen, sondern im Pochen des Herzens haben wir
das beste Beispiel des universellen Rhythmus.“
632. Urusvati kennt den Unterschied zwischen
den wirklichen und den augenscheinlichen Fristen. Das Beispiel des Arztes ist
besonders aufschlussreich:
Ein
erfahrener Arzt versteht, dass eine Krankheit nicht vor ihrem Ausbruch
entstanden ist, sondern früher. Er wird nach den eigentlichen Ursachen forschen
und das gesamte Leben des Kranken erneuern.
So
verhält es sich auch mit der Frage der Fristen. Die Menschen zählen die Frist
von da ab, wo das Ereignis für sie offensichtlich wurde. Doch es ist nicht der
Beginn des Ereignisses, wenn selbst der Kurzsichtige sieht, was vor sich geht.
Man kann davon überzeugt sein, dass die Entstehung des Ereignisses früher
erfolgte. Weise ist es, gerade die Entstehung von Ereignissen zu erkennen, nur
dann ist man in der Lage, ihre Entwicklung und Lösung zu beobachten.
Die Entstehung der Ereignisse zu erforschen
ist nicht nur um der Wahrheit willen nützlich, sondern auch, um sein Denken zu
prüfen. Man muss sich von jeglicher Voreingenommenheit lösen können. Möge das
Denken ruhig und frei sein, wie Wasser in einem sauberen Brunnen, bei dem man
den ganzen Grund klar sehen kann. Ein solches ruhiges Denken ist allerdings
nicht leicht zu erwerben. Der Mensch möchte seine eigene vorgefasste Lösung
unterschieben oder doch wenigstens den Weg zum Urteil bestimmen.
Genauso wichtig ist aber, karmische Wirkungen
zu bemerken; dafür muss man die Geschichte der Völker kennen; allein durch
solche dokumentarischen Vergleiche kann man zu einer gerechten Entscheidung
gelangen. Man muss in der Lage sein, zu einem echten Wissenschaftler zu werden,
dem eine wahre Schlussfolgerung wertvoll ist, auch wenn sie nicht seiner
Auffassung entspricht. Man muss lernen, persönliche Ansichten um der Wahrheit
willen aufzugeben.
Darauf wies der Denker hin, als er sprach: „Nicht
meine zerbrechliche Meinung, sondern der Marmor der Jahrhunderte bestätigt unsere
Schlussfolgerungen.“
633. Urusvati weiß, dass jede aus der
Überirdischen Welt kommende Aufgabe unter den irdischen Bedingungen einen
gewissen Schaden erleidet. Darüber darf man nicht bekümmert sein, denn der
Unterschied zwischen den feinstofflichen und den irdischen Bedingungen ist erstaunlich;
man möge sich vielmehr an Unsere Weisung erinnern: „Weiter als das Weite“. So mahnen
Wir an die ursprünglichen Aufgaben, die in der Feinstofflichen Welt übertragen
wurden.
Jeder Bewohner der Feinstofflichen Welt erhält
einen Auftrag, der seinen Fähigkeiten entspricht. Es werden nicht nur große
Aufträge erteilt, sondern auch solche, die im Bereich des Alltagslebens erfüllt
werden müssen, wo man auch einen bestimmten Nutzen beitragen kann. Doch nur
wenige bewahren noch eine Erinnerung an solche Aufgaben, die auch das Karma
erleichtern sollten.
Oft bedauern die Menschen, dass sie etwas nicht
ausführen können, und wissen selbst nicht, weshalb ihr Herz schmerzt. Sie
versuchen, sich an etwas zu erinnern, doch im grobstofflichen Zustand flattert ein
feinstofflicher Gedanke umher wie ein aufgeschreckter Vogel. Die Menschen
können den richtigen Weg nicht fortsetzen, solange sie sich nicht der
Überirdischen Welt zuwenden.
Man sollte auch den im Volk aufgekommenen Erleuchtungen
Aufmerksamkeit schenken. Sie können aus der tiefsten Quelle kommen. Ihr tut
recht, wenn ihr Prophezeiungen aus dem Volk aufmerksam wahrnehmt. Man kann sich
davon überzeugen, dass solche Hinweise innerhalb einer gewissen Frist in das
Gerede des breiten Volkes eingehen werden.
Man
kann darüber staunen, weshalb die unterschiedlichsten Stimmen beginnen, ein und
dasselbe zu bestätigen. Dabei werden überzeugende Fristen genannt. Es lässt
sich hinzufügen, dass das Gesagte ebenso wahr ist wie die Angabe, dass unter
dem Felsen des Ghum[70] eine
Prophezeiung liegt. Man muss die Verbindungen des Irdischen mit dem
Überirdischen genau beobachten.
Der Denker sprach: „Seid imstande, die Stimme
des Volkes zu verstehen, in ihr erklingt eine Überirdische Weisung.“
634. Urusvati weiß, wo die Wahrheit liegt, eine
solche Synthese ist ein ganzes Buch wert. In der Tat ist es nicht leicht, seine
ganze irdische Hülle abzuwerfen und zu erkennen, wo die Wahrheit ist, die den
Ereignissen zugrunde liegt; eine solche Prognose ist auch für die Überirdische
Welt von Nutzen.
Es ist ein Glück, wenn ein Mensch von seiner
Aufgabe für das Gemeinwohl so sehr erfüllt ist, dass er in der Überirdischen
Welt seine lichte Arbeit unverzüglich fortsetzen kann. Wundert euch nicht
darüber, dass solche harmonische Weiterführung der Arbeit nicht leicht ist,
denn in ihr vereinigen sich irdische und überirdische Bedingungen. Man braucht
einen festen Willen, der keine Hindernisse kennt. Man braucht einen solchen
Mut, dass noch nicht einmal im Schlaf Erholung erforderlich ist.
Der Mensch kann alle Hindernisse überwinden,
wenn ihm das Ziel der Reise klar ist. Es wird die Reise noch nicht einmal wahrnehmen,
wenn er in der Ferne bereits das Licht sieht. Er wird die Schritte zu diesem
Licht nicht zählen, denn es leuchtet bereits im Herzen des Arbeiters. So werden
wir die Verbindung zum Überirdischen finden, möge sie den Menschen zur Freude
führen. Möge der Mensch sich befehlen, so unbeugsam zu gehen, dass er bei
seinem Flug neue Bedingungen gar nicht spürt.
Das Märchen des Lebens ist groß, und jeder ist
imstande, über die Strahlen der Himmelskörper nachzudenken, welche die Erde
nach Millionen von Jahren erreichen. Beflügelt eine solche Berührung mit der
Ewigkeit den Menschen etwa nicht? Schafft er sich denn keine Erneuerung des
Denkens? Er kann die Wirklichkeit lieben lernen und in sich das Bewusstsein
finden, welches ihm ermöglicht, das Überirdische wahrzunehmen, als wäre es
hier. Die Lehre kann eine solche Wahrnehmung nicht vermitteln, solange der
Mensch die Überirdische Welt nicht annehmen will.
Der Denker sprach: „Lernen wir zu erkennen, wo
die Wahrheit liegt. Sie existiert, auch wenn sie von vielen Hüllen bedeckt ist.“
635. Urusvati weiß, dass Hass den schlimmsten
Wahnsinn erzeugt. Glücklicherweise ist voll ausgebildeter Hass nicht oft
anzutreffen. Bei Hass wachsen die Kräfte, und es offenbaren sich hinterlistige unsichtbare
Gefährten. Ein solcher Wahnsinn kann überaus gefährlich werden, das Karma des
Hasses aber ist entsetzlich. Solche Wahnsinnigen bleiben auch in der
Überirdischen Welt wütende Hasser. Ein solches Karma kann höllisch genannt
werden, dabei sind die Gedanken nur auf die Befriedigung des Bösen
ausgerichtet.
Der Mut eines Führers stumpft an der Bosheit solcher
Wahnsinnigen ab. So ist es unmöglich, sie zur Vervollkommnung zurückzubringen. Doch
die Erfolglosen handeln falsch und verlieren rasch ihre früheren
Aufspeicherungen. Ein Hassender kann nicht im Evolutionsprozess bleiben. Und ihr
könnt euch selbst vorstellen, dass der Weg eines aus der Evolution
Ausgestoßenen entsetzlich genannt werden kann. Mögen die Menschen recht bald
verstehen, dass Hass ein schlechter Führer ist.
Hass ist unversöhnlich. Anhand dieser
Eigenschaft kann man ihn von anderen Erscheinungen unterscheiden. Mitunter
verwechselt man ihn mit Strenge. Die Menschen sprechen von wütenden Taten großer
Verwandler, doch geschahen diese Taten in Wirklichkeit aus Strenge und waren von
Hass weit entfernt. Wir wollen nicht über die Gründe dieser Strenge urteilen.
Man kann sich den Abgrund von Unwissenheit und Feindseligkeit vorstellen, auf den
jeder Verwandler des Lebens traf! Man kann sich nur wundern, dass ein großer
Tatmensch nicht selbst in Hass verfällt, doch dies ist für große Tatmenschen
nicht charakteristisch.
Am Kriterium des Hasses lässt sich das Niveau eines
Tatmenschen erkennen. Nur ein wertloser, dünkelhafter Mensch, der alles ihm
Unbekannte verachtet, wird zum Opfer eines Strudels von Hass. Er wird aber
nicht in einem einzigen Augenblick zu einem Hasser. Statt Tropfen heilsamen
Arbeitsschweißes hat er viele Tropfen Imperil aufgehäuft. Ein strenger Verwandler
grämt sich insgeheim über jede wütende Handlung, doch der Hassende frohlockt
über jeder seiner Grausamkeiten.
Evolution setzt voraus, dass Hass als eine
Schande der Menschheit angesehen wird; dann werden viele Hindernisse
verschwinden, die durch Unwissenheit errichtet wurden. Hass ist eine besondere
Art von Unwissenheit. Ein aufgeklärter Mensch weiß, dass Hass seinen
Fortschritt behindert.
Glaubt nicht, ein Hassender sei ein Gigant des
Bösen, es gibt auch kleine Hasser; doch auch sie tragen das Karma des Hasses,
und dabei sind irdische Waagen unbrauchbar. Und weiß denn ein solcher
Hassender, was er behindert und was er zu zerstören träumt? Viele Hassende
wissen nicht, was sie hervorbringen wollen. Sie sind wie erbärmliche Steinchen
in einem Strom, über die eine mächtige Strömung hinwegrast. Doch auch Steine
können ein Hindernis bilden.
Der Denker sprach: „Ich bitte das Schicksal,
die Menschen vor dem Wahnsinn des Hasses zu bewahren.“
636. Urusvati weiß, dass eine Vielzahl von
Menschen mit falschem Denken in die Feinstoffliche Welt hinübergeht. Die einen
gehen in Angst und Schrecken hinüber, andere in Bosheit und Gereiztheit, dritte
in Gebundenheit an irdische Dinge und vierte bilden sich ein, jenseits der körperlichen
Hülle sei nichts mehr.
Viele nicht nützliche Gedanken fügen der
feinstofflichen Existenz Schaden zu. Unter den nicht nützlichen Aufgaben gibt
es auch solche, die dem Wesen nach gut, aber unanwendbar sind. So versprechen
einige, sich im feinstofflichen Körper zu offenbaren; mit einem solchen
Versprechen binden sie sich und enttäuschen diejenigen, denen sie das
Versprechen gegeben haben.
Der
Mensch muss die Schwelle frei und zur Vervollkommnung bestrebt überschreiten.
Vielleicht muss er zur Erfüllung seiner Aufgaben im feinstofflichen Körper
erscheinen, möge eine solche Zulassung jedoch im Rahmen der übrigen Erfahrungen
und Erkenntnisse natürlich vor sich gehen.
Zudem kann der Mensch nicht im voraus wissen,
wem er wann erscheinen kann. Es mag beispielsweise sein, dass die Schwingungen
einer ins Auge gefassten Person sich nicht geändert, die einer anderen jedoch
zugenommen haben; solche Veränderungen lassen sich nur von der Feinstofflichen
Welt aus feststellen, und es wäre nicht weise, die Realität vorwegzunehmen.
Möge alles natürlich und ohne Voreingenommenheit verlaufen.
In
voller Bereitschaft sein heißt nicht, sich durch vorgefasste Absichten zu
binden. Es ist sehr gut möglich, dass jemand im feinstofflichen Körper
erscheint, und so Menschen Nutzen bringt, doch wird dies kein furchterregendes
Gespenst, sondern ein lichter Bote sein. Auf eine solche Erfahrung muss man
sich vorbereiten und den Führer anerkennen.
Der Denker sprach: „Wir benötigen keine schrecklichen
Gespenster, doch möge ein lichter Bote anklopfen.“
637. Urusvati weiß, dass der menschliche
Organismus auf alles Umgebende weitaus mehr reagiert, als man gemeinhin denkt.
Bis heute nehmen die Menschen an, dass sie in einer Art Leere leben, in der es
keine Leitungen gibt. Selbst die Entdeckung der Radioübertragungen hat zu
keiner neuen Weltanschauung geführt. Doch jetzt möchte Ich an einen überaus wesentlichen
Umstand erinnern, nämlich die Übernahme eines fremden Schmerzes auf Entfernung.
Ihr wisst bereits, dass Schmerzen unter
Suggestion auf Anwesende übertragen werden können. Doch auch ohne Suggestion
ist ein starker Wille in der Lage, Schmerzen anderer über allergrößte
Entfernungen hinweg auf sich zu nehmen. Nicht selten denkt ein Mensch aus
Gutherzigkeit, das Leiden eines anderen erleichtern zu wollen, und übernimmt
die Krankheit selbst. Eine solche Übernahme von Krankheit kann keine physische
Ansteckung sein, sondern ist ein psychischer Vorgang mit allen körperlichen
Folgen.
Es lässt sich eine Reihe von Beispielen solcher
psychischen Übertragungen nennen. Sie beweisen, wie feinfühlig der menschliche
Organismus ist und wie selten man solche feinen Erscheinungen beobachtet. Die
Wissenschaft hilft den meisten Menschen wenig, denn selbst im besten Fall
bleibt sie im engbegrenzten Kreis der Wissenschaftler. Es ist unerlässlich, die
Schlussfolgerungen der Wissenschaft den breiten Massen zu übergeben. Lasst uns
keine Popularisierung fürchten, denn viele neue Entdeckungen müssen Besitztum
des Volkes werden.
Der Denker sprach: „Ich sehe nicht, warum die Landbevölkerung
weniger wissen sollte als die Städter.“
638. Urusvati weiß, dass lebendige Erkenntnis
immer erweiternd, nicht aber begrenzend ist. An diesem Merkmal kann man wahre
Wissenschaft erkennen. Die Menschen möchten in allem die Materie sehen, und sie
sind auch nicht weit von der Wahrheit entfernt, wenn sie die ganze Vielfalt der
Eigenschaften der Materie einräumen. Das Wort „Materie“ selbst ist gut und mit
dem erhabenen Begriff der Mutter verwandt. Jetzt, im Zeitalter der Mutter der
Welt, muss man gegenüber allem, was an diese herrliche Grundlage gemahnt,
besonders aufmerksam sein. Überdies muss man verstehen, dass der Begriff der
Materie die unterschiedlichen Eigenschaften dieses gebärenden Stoffes in sich
fasst.
Es
heißt, dass Materie kristallisierter Geist ist, doch man kann es auch umgekehrt
sagen, denn alles, von den feinsten Energien angefangen, ist Materie. Wenn
jemand sich gegen das energetische Prinzip auflehnt, ist dies ein ärmliches
Urteil, denn damit verneint er gleichzeitig auch die Materie. Was bleibt einem solchen
Unwissenden dann noch?
Es
ist an der Zeit, der Bezeichnung ihre wirkliche Bedeutung zurückzugeben. Wer
sich als Materialist versteht, sollte die Materie in all ihren Arten verehren.
Es ist unstatthaft, sich als Materialist zu bezeichnen und das Wesen der
Materie zu leugnen.
Wie herrlich ist es indessen, die Materie zu
studieren und dem Evolutionsprozess gegenüberzustellen; nur ein solcher Weg ist
wissenschaftlich. Doch muss man sagen, dass auch diese Definition Entstellungen
ausgesetzt ist. Ein positiv ausgerichtetes Studium wird niemals etwas
Begrenztes sein. Im Gegenteil, es muss ein Symbol ständiger Erkenntnisgewinnung
sein.
So
denkt über die Bedeutung vieler Begriffe nach, und es wird euch klar werden,
wie sehr Wir wünschen, dass man an alles von der wissenschaftlichen Seite
herangeht. Für Uns widerspricht eine solche Grundlage der Freiheit des
Forschers nicht, sondern sie weist nur auf die herrliche Materie hin, welche die
Mutter selbst ist.
Der Denker sprach: „Lernen wir, die Mutter zu
verehren, dann werden wir auch das Wesen der Natur verstehen.“
639. Urusvati weiß, dass man bei einem Besuch
und beim Übergang in die Überirdische Welt in sich die freudigsten Erinnerungen
wachrufen muss. Wir haben oft von dieser Brücke der Freude gesprochen, doch die
Menschen hören selbst den besten Ratschlägen kaum zu. Einige sagen: „Unser
Leben war düster und freudlos.“ Doch sie vergessen, dass jeder Mensch
Augenblicke der Freude erlebt hat. Gerade diese muss man aus dem Archiv des „Kelches“
hervorrufen.
Man darf nicht glauben, dass irgendwelche
Siegesposaunen oder allgemeine Anerkennung durch das Volk erforderlich seien, reine
Freude kommt auch im bedrängtesten Arbeitsleben zum Vorschein. Jeder vollbringt
selbstverleugnende Handlungen. Man muss fähig sein, alles Beste zu sammeln. Der
Mensch weiß selbst, ob er der Menschheit würdig war. Man muss solche
Augenblicke vorbereiten, sie sind ein kostbares Gepäck, und dann kann die
Brücke der Freude von einer Vielzahl heller Feuer erstrahlen. Jeder kann
verstehen, dass ein solcher Hinweis auf das Beste im Leben auch das Leichteste
sein wird.
Man darf sein Denken nicht an düstere und
schwere Erinnerungen fesseln, sonst werden sie einem das Leben wie Blutegel
aussaugen. Die Misserfolge muss man vergessen, denn sie kommen im Leben jedes
Tatmenschen vor. Weshalb einen unnötigen Schwanz von Schicksalsschlägen hinter
sich herschleppen? Mögen sie nur karmische Zahlungen sein. Doch Freude ist die
Gewähr des künftigen Erfolges. Der Führer kann dort besser helfen, wo die
Funken der Freude erglühen. Dieser Seite Unseres Inneren Lebens kann jedem nahestehen.
Der Denker sprach: „Man muss verstehen, alle Funken
der Freude zu sammeln, dann kann man auch ohne das Boot des Charon auskommen.“
640. Urusvati weiß, dass viele Unsere
wiederholten Weisungen über Ruhe nicht verstehen. Ihr Irrtum geht so weit zu
denken, Wir wiesen auf Untätigkeit hin. Wir sprechen jedoch niemals über
Untätigkeit, und der Hinweis auf Ruhe hat die innere Ruhe im Sinn. Leider ist
sie nur schwer zu erreichen. Mitunter nimmt ein Mensch an, er sei ruhig, doch
in seinem Inneren rumort ein wahrer Vulkan. Ein solcher Zustand des
Nervensystems kann eine extreme Erschöpfung hervorbringen.
Ist es denn ein Widerspruch, wenn Wir von
Scharfsicht und Wachsamkeit sprechen und gleichzeitig auf irgendeiner inneren
Ruhe bestehen? In diesen Begriffen liegt jedoch kein Widerspruch, sondern
voller Zusammenklang. Die Wacht wird erfolgreich sein, wenn sie mit Ruhe verbunden
ist.
So
muss der Mensch verstehen, dass die Mehrzahl der Umstände, die seine Unruhe
hervorbringen, bereits in die Vergangenheit entschwunden ist. Wir aber schlagen
vor, in die Zukunft zu streben; bei einem solchen Streben wird der Mensch in
feinen Zusammenklängen schwingen und braucht sich nicht zu beunruhigen.
Nur von den Türmen aus kann man weit sehen und
verstehen, wie wertvoll die Zukunft ist. Man kann von einer Notwendigkeit der
Gegenwart lesen, und es existieren ganze Theorien darüber, dass man nur in der
Gegenwart leben solle. Mögen diese Philosophen aber begreifen, dass die
Gegenwart gar nicht existiert. Diese Mahnung muss immer wieder wiederholt
werden, sonst werden die Menschen es nicht lieben, in der Zukunft zu leben.
Der Denker sprach: „Wir können uns der
Vergangenheit erinnern und uns auf die Zukunft vorbereiten, doch die Gegenwart
ist unfassbar und unbegreiflich.“
641. Urusvati weiß, wie unvorsichtig und
geringschätzig die Menschen sich allem gegenüber verhalten, was die
Überirdische Welt berührt. Ich spreche noch nicht einmal von den feinsten
Berührungen, doch schon bei Materialisationen stellen sie so dumme Fragen, dass
man sich wundert, wie gebildete Menschen keine vernünftigere Herangehensweise
finden! Die Menschen versammeln sich scheinbar wegen einer ernsten
Angelegenheit, doch in der Art ihres Herangehens kann man entweder Misstrauen oder
unpassenden Spott sehen.
Ihr wisst zur Genüge, wie vorsichtig Wir uns gegenüber
sogenannten spiritistischen Sitzungen verhalten. Die Menschen verstehen nicht, dass
sich außerhalb dieses Verkehrs im gesamten Leben eine Vielzahl von Berührungen
mit dem Überirdischen vollzieht. In solchen Berührungen ist nichts
Widernatürliches oder Erzwungenes. So kann jeder einen Verkehr mit einem weiten
Bereich bemerken, der seine gesamte Weltsicht verwandeln kann.
Ganz und gar nicht heißen Wir jene Psychopathen
gut, die sich von ihren irdischen Verpflichtungen lösen und nur Verwirrung um
sich herum verbreiten. Sie sprechen von höheren Harmonien und vergessen
gleichzeitig, dass Harmonie zwischen der irdischen und der überirdischen Welt
herrschen muss. Wenn die Psychopathen die irdischen Aufgaben für unter ihrer
Würde erachten, erweisen sie sich nur als unwissend. Sie sind zur Erfüllung
einer bestimmten Aufgabe auf die Erde gekommen. Sie sollten ihre Aufgabe lieben
lernen. Während der Hingabe an eine irdische Arbeit können sie auch die
Berührungen des Überirdischen wahrnehmen. Eine solche Verbindung wird auch ein
natürliches Band zwischen den Welten sein.
Nach komplizierten Überlegungen muss man
wieder zum Einfachsten zurückkehren. Der Mensch kann die Evolution nicht machen.
Er muss sich an sie anschließen. Er muss sich mit ihr harmonisieren. Erneut
gelangen wir zum Rhythmus der Arbeit und verstehen, dass alle Traumtänzer das
Leben nur belasten. In einer Zeit der angespannten Umgestaltung der Welt ist es
besonders unzulässig, sich als Traumtänzer oder Scheinheiliger zu erweisen.
Ihr mögt fragen: Ist in der Unbegrenztheit wirklich
derart viel angespannte Arbeit nötig? Ist die Unbegrenztheit mit der Arbeit eines
einzelnen Menschen vergleichbar? Zum Erstaunen vieler sage Ich: Sie ist
vergleichbar. Ein Mensch ist ein lebendiges Teilchen der Menschheit, welche die
stärkste Energie des Planeten darstellt. Der Herrscher des Planeten darf kein Traumtänzer
sein, denn auf ihm lastet eine ungeheure Verantwortung. Und er kann vor ihr
nirgendwohin entfliehen, es bleibt ihm nur, die Überirdische Welt zum Freund zu
haben.
Der Denker sprach: „Jeder hat eine Vielzahl
von Freunden, doch sollte er sie lieben lernen. Es kann keine Freundschaft ohne
Liebe geben.“
642. Urusvati weiß, dass einige den
Unterschied zwischen der Feinstofflichen und der Überirdischen Welt nicht
verstehen. Ihnen scheint es, dass beide Begriffe in den Gesprächen abwechselnd
gebraucht würden, nur um Wiederholungen zu vermeiden. Doch muss daran erinnert
werden, dass die Feinstoffliche Welt ein bestimmter und eingrenzender Begriff
ist, während im Begriff des Überirdischen nicht nur verschiedene Sphären,
sondern auch die Gedankenenergie enthalten ist, derer sich sogar die
Erdbewohner bedienen. So muss man unterstreichen, dass die Überirdische Welt
vor allem eine Welt des Denkens ist; sie herrscht sowohl in der Feurigen als auch
in der grobstofflichen Welt.
Man muss verstehen, dass Wir die
Charakteristik Unseres Lebens nicht zufällig mit der Überirdischen Welt
verbinden. Mögen die Menschen sich an das Bewusstsein gewöhnen, dass die
genaueste Definition des Inneren Lebens der Bruderschaft auf der Grundlage des
Gedankenflusses erfolgt.
So
ist auch in jedem Leben der Gedanke der Prüfstein. Es wurde gesagt, dass der
Mensch sich selbst erkennt, wenn er den Fluss seiner Gedanken verfolgt. Dieser Fluss
ist vielfältig, verläuft ohne Unterbrechungen und ist selten harmonisch. Es ist
nicht leicht, seine eigenen Gedankengänge zu verfolgen!
Eine richtige Lebensbeschreibung muss weniger
die äußeren Handlungen eines Tatmenschen vermerken, als vielmehr den Strom
seines Denkens, nur so kann man das Wesen eines Menschen erforschen. Oftmals
sehen Wir den betrüblichen Irrtum, dass sogar erfahrene Tatmenschen annehmen,
sie hätten nur gedacht und seien daher für diese unsichtbaren Überlegungen nicht
verantwortlich, die doch ihren Taten zugrunde liegen.
Sie
irren sich, wenn sie meinen, ein Gedanke bleibe ohne Wirkungen. Es ist schwer
vorherzusehen, wann solche Wirkungen in Erscheinung treten werden, und es kann
sein, dass dies gar nicht in der grobstofflichen Hülle geschieht. Eine Vielzahl
karmischer Bedingungen kann auf eine Beschleunigung oder Verlangsamung von
Fristen hinwirken, doch bedeutsam ist das Gesetz, dass jeder Gedanke eine
Wirkung hat. Solche Prozesse beziehen sich gerechterweise auf die Überirdische
Welt. Sie sind auf die psychische Energie, das heißt auf die uranfängliche
Kraft gegründet, die alles Existierende erfüllt.
Der Denker wies darauf hin: „Retten wir uns
durch unsere Gedanken. Sie stellen sowohl unsere Segel als auch unseren Anker
dar.“
643. Urusvati kennt das geöffnete und das
verschlossene Gedächtnis. Viele klagen: Warum muss es ein verschlossenes
Gedächtnis geben? Doch sie stellen sich nicht das ganze Entsetzen vor, das
entstünde, wenn die Menschen sich immer an ihre früheren Existenzen erinnern
würde. Wahrlich, es ergäbe sich ein ganzer Chor von Dissonanzen, und bei einem solchen
Chor wäre ein Vorankommen unmöglich. Weise ist das Gesetz, das alles
aussondert, was der Vervollkommnung nicht dienlich ist.
Unerfahrene Menschen bilden sich ein, sie
könnten bei Kenntnis alles Vergangenen bessere Fortschritte machen, doch
tatsächlich sind nur sehr wenige in der Lage, ihre früheren Beobachtungen nützlich
anzuwenden. Überdies haben sie diese keineswegs verloren, sondern bewahren in
ihrem Kelch lebendige Aufspeicherungen; und nicht selten gemahnt die Stimme der
Stille an die Notwendigkeit, eine alte Erfahrung hervorzurufen und zu nutzen.
So kann man das Gesetz über das verborgene Gedächtnis nur segnen.
Hört zu, kann sich heute, im Zeitalter der
Mechanisierung, ein Mensch in die Psychologie längst vergangener Zeiten vertiefen?
Eine solche Teilnahme würde nur den Weg verstellen. Man kann die Kulturen des
Altertums studieren, man kann die Lösung früherer Probleme in gerechter Weise
schätzen, doch man darf sich nicht in die Haut der Urahnen zurückversetzen! Ein
solches Eintauchen ist auch keineswegs notwendig. Jetzt haben wir ein Zeitalter
erstaunlicher Entdeckungen, und der Mensch sollte sich nicht an die Vergangenheit,
sondern an die Zukunft anpassen, um die psychische Energie vernünftig
anzuwenden.
Der Denker sagte voraus: „Es wird eine Zeit
kommen, da die Menschen nicht nur fliegen, sondern auch zu den fernen Welten
streben werden.“
644. Urusvati weiß, wie wenig die Menschen die
Erweiterung des Bewusstseins schätzen. Sie sind wie kleine Kinder, die für ein
Stück Süßigkeit bereit sind, eine Lektion auswendig zu lernen, doch ohne
Süßigkeiten sich noch nicht einmal das Wesentlichste aneignen mögen. Das
gleiche lässt sich auch unter Erwachsenen beobachten: Für die Seligkeit des
Paradieses sind sie bereit, irgendetwas durchzulesen, doch ohne Entgelt werden
solche Tagelöhner sich nicht vervollkommnen. Für sie ist es ein unzureichender
Trost, dass sie ein neues Bewusstsein erhalten. Sie sagen: „Was nutzt uns
irgendein unbekanntes Bewusstsein; es wäre besser, der Tageslohn würde erhöht“.
Auf diese Weise findet sich der Führer in der Lage eines
Wohltäters, der Armenhäuser bauen lässt.
Man kann sich gar nicht vorstellen, dass nur
eine äußerst geringe Zahl Menschen sich der Vervollkommnung nicht für Lohn,
sondern um der Erweiterung des Bewusstseins willen hingibt. Bemühe sich jeder,
sich zu erinnern, ob ihm im Leben viele wahre Arbeiter der Erkenntnis begegnet
sind. Doch dafür wird er viele finden, welche die Lehre des Lebens gelesen und
dabei ihre eigenen Bedingungen für eine Entlohnung gestellt haben. Der eine
erwartete das Bestechungsgeld nach drei, ein anderer nach sieben und ein dritter
nach zehn Jahren.
Es ist lehrreich, diese geheimen Abmachungen zu
betrachten, die vom Führer erfüllt werden sollen. Hier hat der Mensch den Lohn selbst
nach seinem Geschmack bestimmt, ohne die wahre Lage zu beachten. Seine Irrtümer
und Vergehen zieht er nicht in Betracht, doch dafür steht der Führer unter dem
ständigen Verdacht, den Lohn vielleicht zurückhalten zu wollen. Und was sei
denn von der Aussage über die Überirdische Welt zu halten, wenn noch nicht
einmal der irdische Lohn erhöht werde? Man kann an viele ähnliche irdische,
geheime Überlegungen erinnern.
Der Denker sprach: „Der Schild ist außen ganz
blank geputzt, doch was verdeckt er?“
645. Urusvati weiß, dass viele entrüstet sind,
wenn Wir von ständigen Prüfungen sprechen. Das alte Sprichwort, dass die ganze Welt
sich in Prüfung befindet, wird als Metapher aufgefasst, die unanwendbar ist.
Prüfungen werden als leidige Bestrafung angesehen. Mögen die Menschen das Wort „Prüfung“
durch „Prüfstein“ ersetzen. Jeder weiß, wie notwendig ein solcher Stein bei
vielen Experimenten ist.
Eigentlich sollte es den Menschen leichtfallen,
Vergleiche aus dem wissenschaftlichen Leben heranzuziehen und sie auf ihre
eigenen psychischen Erlebnisse anzuwenden. Doch bei der ersten ungewohnten
Erscheinung geraten die Menschen in Streit, ohne zu überlegen, dass sich eine
nützliche Übung der angesammelten Kräfte vollzieht. So sagt man, einige Lehrer
würden schwierige Situationen zulassen, damit der Mensch seine Findigkeit
erproben und den besten Ausweg finden kann. Wir richten alle Aufmerksamkeit auf
die menschlichen Erlebnisse, nur an ihnen kann man erkennen, wie vernünftig Erkenntnis
angewendet wird.
Ich denke, dass die Evolution von einer
kleinen Minderheit vorangebracht wird. Wundert euch nicht, dass das gleiche
Verhältnis auch zwischen dem Offenbarten und dem Chaos besteht. Nichtsdestoweniger
schreitet die kosmische Evolution beständig voran. So muss man auch bei der
Menschheit sehen, dass nur eine Minderheit bereit ist, die Umgestaltung des
Lebens anzunehmen, doch diese Umgestaltung schreitet trotzdem voran. So kann
man sagen, dass nur wenige bereit sind, dem Weg der Evolution zu folgen, doch
ihr klares Bewusstsein gibt genügend Energie.
Der Denker sprach: „Mögen nur wenige bleiben,
denn Quantität ist unwesentlich.“
646. Urusvati weiß, dass man Untrennbares
nicht trennen darf. Dies muss man wiederholen, wenn vom Irdischen und vom Überirdischen
die Rede ist. Aufgrund welchen unverständlichen Starrsinns trennen die Menschen
zwei Begriffe voneinander, die ihrem Wesen nach verbunden sind? Ist denn
irgendeine Handlung vorstellbar, die im benachbarten Bereich keinen Reflex
hervorruft? Alles ist eins und untrennbar. Selbst die kleinste psychische Tat
erzeugt eine physische Wirkung. Ebenso spiegelt sich jede physische Tat unausweichlich
im psychischen Zustand wider.
All das scheint einfach und logisch zu sein,
es stößt nichts um, doch der gegenwärtige Zustand der Menschheit lässt diese grundlegende
Wahrheit nicht zu. Man kann auch über eine kleine Schwelle stolpern. Als eine
solche winzig kleine Schwelle erweist sich dieser Widerspruch, der ungeachtet
wissenschaftlicher Beweise gezüchtet wird. Doch lässt sich erahnen, welchen
finsteren Kräften eine solche Uneinigkeit nötig ist. Sie behindert die Verwandlung
des Lebens. Die Menschen sind nicht abgeneigt, Erörterungen über ein neues
Leben zu führen, doch die meisten solcher Erörterungen erfolgen ohne Übernahme
von Verantwortung.
Wenn die Menschen aus dem Theater, der Kirche
oder wissenschaftlichen Versammlungen kommen, versenken sie sich sofort wieder
in den Staub des Alltagslebens. Gerade erst haben sie Tränen des Entzückens
vergossen und sich im Geist emporgeschwungen, um all dies gleich danach wieder
zu vergessen.
Einer
Unserer Mitarbeiter führte ein lehrreiches Experiment durch. Er stellte sich nach
einer sehr hochstehenden Vorstellung am Theaterausgang auf, ebenso an einem
Kirchenausgang und nach dem Vortrag eines bekannten Wissenschaftlers. Ihr
werdet erstaunt sein, dass von hundert Menschen nur acht von ihren Eindrücken
erschüttert herauskamen. Die übrigen offenbarten bereits an den Türen ihr
gewohntes Alltagsverhalten, und die erhabenste Tragödie glitt an ihren
steinernen Herzen ab.
Genau das gleiche kann man bei Gesprächen über
das Überirdische beobachten, doch wie Wir sagten: Die Evolution wird von einer
kleinen Minderheit vorangebracht. Bei all dem bleibt jedoch die bemerkenswerte
Beobachtung übrig, dass die Überirdische Welt für die Menschen anscheinend gar
nicht existiert. Sie wollen all die Erscheinungen nicht bemerken, die wie ein
Regenbogen über dem Strudel des Alltagslebens strahlen. Wozu ein solcher
Widerstand, wenn Wissbegier zu den unermesslichen überirdischen Bereichen führen
könnte!
Der Denker bat Seine Schüler: „Wenn ihr doch
nur zum Sternenhimmel aufschauen würdet! Nur Schweine sind nicht imstande, den
Kopf zu erheben.“
647. Urusvati weiß, wie leicht es ist,
nützliche Maßnahmen im Alltagsleben zu ergreifen. Es ist richtig, vor dem
Schlafengehen Ruhe zu pflegen, doch die Menschen geben gerade zu dieser Zeit
Streit und Zweifel Raum. Sie stellen sich nicht vor, dass sie damit sowohl
ihrer Gesundheit als auch ihrem Auftritt in der Feinstofflichen Welt schaden.
Jeder gelangt in die Sphäre, die seinem psychischen Zustand entspricht.
Überdies kann ein Mensch, der in Streit und Gereiztheit einschläft, die
wohltuende Wirkung des Schlafes nicht erfahren.
Nicht ohne Grund wird schwangeren Frauen
empfohlen, an Schönes zu denken und sich mit schönen Dinge zu umgeben; das
gleiche muss man auch denen raten, die sich in den Schlaf begeben. Es ist nicht
schwer, während der letzten Minuten die Gedanken auf etwas Erhabenes zu
richten. Glaubt nicht, dies sei Heuchelei. Der Mensch sollte fähig sein, sein
Denken zu lenken; selbst wenn er mit Missgeschick belastet ist, kann er sich
einige Minuten der Erholung gönnen und einem schönen Traum zustreben.
Das
gleiche gilt auch für Gespräche bei Mahlzeiten. Erfahrene Menschen wissen, wie
schädlich es ist, bei unangenehmen Unterhaltungen Speise zu sich zu nehmen.
Jeder Arzt wird dies bestätigen. So kann man in allem eine psychische
Prophylaxe durchführen; sie wird nützlicher sein als viele Vitamine.
Es ist weise, die Freunde zu bitten, nicht in
Verzweiflung zu geraten, denn in einem solchen Zustand öffnen sie allem
möglichen Unheil die Türen. Es gibt besondere Krankheitsformen, die durch
Kummer und Verzweiflung entstehen. Diese Krankheiten zu heilen ist schwierig, denn
die angegriffenen Nerven bieten kein klar bestimmbares Bild und physische
Arzneien können die Lage nur verschlimmern.
Der Denker sprach: „Möge Aeskulap[71] nicht
zürnen, wenn wir vor ihm die Musen rufen.“
648. Urusvati weiß, dass die wissenschaftliche
Forschung der nächsten Zukunft sich den Drüsen und ihrer Tätigkeit widmen
sollte. Die Menschen haben zwar noch nicht einmal genügend Kenntnisse über die
Tätigkeit des Herzens und der Nervenzentren, doch besteht die dringende Notwendigkeit,
das Leben der Drüsen zu studieren. Noch vor kurzem brachte man ihnen dermaßen
wenig Aufmerksamkeit entgegen, dass man sie eiligst entfernte, ohne sich zu
fragen, weshalb denn der gesamte Organismus mit einem ganzen System von Drüsen versehen
ist.
Heute zeigt man bereits eine gewisse Vorsicht
bei der Entfernung von Drüsen, doch ihre lebenswichtige Aufgabe ist nicht deutlich.
Indessen haben die Drüsen eine überaus tiefe Bedeutung bei der Verbindung mit
der Feinstofflichen Welt. Sämtliche Absonderungen der Drüsen können den Verkehr
mit der Feinstofflichen Welt unterstützen. Wesen der Feinstofflichen Welt nutzen
die Drüsenabsonderungen nicht nur für Materialisationen, sondern ernähren sich
auch von Drüsensubstanzen. So werden die Wissenschaftler bei der Erforschung
der Tätigkeit der Drüsen auf die Verbindung mit der Feinstofflichen Welt
stoßen.
Es ist nicht leicht, die Drüsenabsonderungen
zu beobachten, denn sie sind vielfältig und unterliegen nicht den irdischen
Maßstäben. Doch selbst die schwersten Aufgaben müssen gelöst werden. Man muss
nicht nur Physiologen und Biologen, sondern auch Ärzte hinzuziehen. Solche
Beobachtungen sollten nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch an Gesunden
durchgeführt werden, die eine feinfühlige Natur besitzen.
Man
darf die Experimente, die den Verlauf einer bestimmten Krankheit verfolgen,
nicht begrenzen. Solche Erscheinungen zeigen sich im ganzen Leben, und nur ein tiefgründiger
Wissenschaftler vermag diese eigenartigen Erscheinungen zu schätzen. Darum streben
Wir oft nach Erscheinungen mitten im Alltag. Wir sagen: „Wartet nicht auf
irgendeine erstaunliche Offenbarung, sondern beobachtet aufmerksam den Alltag,
der voller sogenannter Wunder ist.“
Der Denker lehrte die Schüler, die
Alltagserscheinungen zu beobachten. Er sagte: „Wir sind von den verblüffendsten
Wundern umgeben, doch wollen wir sie nicht bemerken.“
649. Urusvati weiß, wie falsch und schädlich
das Urteil über eine vollständige Trennung der drei grundlegenden Welten ist. Es
gibt viele Leitern und Brücken zwischen allen Sphären. Im grobstofflichen
Zustand birgt der Mensch das Korn der Feurigen Welt und den feinstofflichen
Körper in sich, den er oft spüren kann. Ist denn das eine Unteilbare
vorstellbar, wenn wir unüberwindbare Hindernisse annehmen?
Jede Verfeinerung der Gefühle und jede Erweiterung
des Bewusstseins eröffnet eine neue Möglichkeit des Verkehrs. Das Weltall ist
nicht schuld, wenn die Menschen nicht bemerken wollen, wie die Tür zum nächsten
Gemach sich öffnet. Nicht nur in einer Minute höherer Ekstase, sondern auch
mitten im Alltagsleben erfährt der Mensch feinstoffliche Berührungen. Doch
anstatt sie lieben zu lernen, verscheucht er sie wie eine zudringliche Fliege.
Auch die Feinstoffliche Welt berührt mit ihren
(…) Schichten die Feurige Welt. Und im irdischen Zustand empfangen die Menschen
mitunter einen feurigen Pfeil. Nicht ohne Grund steht jedem Menschen ein
feuriges Korn zu. Dank seiner Anwesenheit töten die feurigen Pfeile nicht,
sondern rufen eine angespannte Schwingung hervor.
Man muss sich diese Wahrheiten aneignen, denn
die meisten Menschen lassen sie nicht zu. Indessen wurde bereits in den anerkannten
Glaubensrichtungen mit Nachdruck auf die grundlegenden Welten hingewiesen, und
es wurden Möglichkeiten des Verkehrs mit ihnen angedeutet. Die Religionen
sprechen über dasselbe, doch die Menschen verstehen dies als etwas Abstraktes
und gestehen nicht zu, dass auch die Wissenschaft in ihrer Sprache über genau dies
sprechen könnte. Dies ist die große Tragödie der Menschheit!
Der Denker sprach: „Oh Mensch! Bist du so
übermäßig begabt, dass du leicht deinen Besitz verschmähen kannst?“
650. Urusvati weiß, dass eine aufrichtige
Wohltat dem Karmagesetz nicht widerspricht. Es existiert eine fanatische
Auffassung, nach der man einem Nächsten nicht helfen dürfe, um sich nicht in
sein Karma einzumischen – welch ein schädlicher Irrtum. Die Fanatiker wollen
sich nicht vorstellen, dass auch jeder, der hilft, im Rahmen von Karma handelt.
Der Mensch sollte jede Hilfe leisten und dabei gar nicht an Karma denken.
Hilfe beinhaltet kostbare Emanationen, doch muss
die Wohltat natürlich aufrichtig sein, darin ist jeder sein eigener Richter.
Wir schätzen Hilfe, wenn sie aus einem instinktiven Antrieb heraus geleistet wird.
Der Mensch sollte gar nicht darüber nachdenken, warum er jemandem helfen kann.
Viele lassen einen Wanderer in Not nicht im Stich, ohne zu überlegen, welch
schöne Tat sie damit vollbringen. Und diese Einstellung ist richtig, denn
Eigennutz macht sämtliche guten Wirkungen zunichte.
Wenn Hilfe erwiesen wird, ist auch
rechtzeitige Ermutigung von Bedeutung. Sie ist wertvoller als viele andere
Arten von Hilfe. Wer ermutigt, übergibt einen Teil seiner Energie, und eine solche
Abgabe aus dem besten Besitztum ist kostbar.
Mögen
alle, die über das Überirdische nachdenken wollen, vor allem die Freude des
Helfens kennenlernen. Eine solche Freude ist herrlich, und sie kommt ganz gewiss
nicht nur einigen Reichen zu. Ein Rat vermag einen Notleidenden zu erheben, und
jeder kann von seinem Wissen abgeben. Bei einer solchen wohltätigen Anspannung gewinnt
der Helfende neue Kraft und Findigkeit. Möge herzliche Hilfe gesegnet sein!
Der Denker lehrte: „Lernt zu helfen, diese
Wissenschaft ist gesegnet.“
651. Urusvati weiß, dass die Betrachtung über
das Überirdische von den bösesten Giftschlangen befreit, nämlich von Niedergeschlagenheit
und Gekränktheit. Vor langem wurde bereits gesagt, wie hässlich der Garten der
Gekränktheit ist. Finster ist der Keller der Niedergeschlagenheit, doch die
Menschen lassen sich derart oft in dieses Verließ fallen, um Disteln zu
pflanzen, dass man an das heilsamste Gegengift erinnern muss: erhabenes Denken
an das Überirdische.
Man darf die Flamme erhabenen Denkens
nicht einmal für eine Stunde in sich löschen. Der größte Weise verliert seine
Waffe, wenn er das Denken an die zukünftigen Häuser unterbricht. Er wird unbewaffnet sein, und vom
Grund des „Kelches“ wird der Bodensatz aufsteigen.
Man wird fragen: Stört
das Denken an das Überirdische nicht die irdische Tätigkeit? Nein, möge dieses
Denken den Menschen selbst in der Stunde angespanntester Tätigkeit begleiten. Bereits
vor langem wurde gesagt, dass das Bildnis des Lehrers sich für immer einprägen
sollte; so wird auch das tiefe Nachdenken über das Überirdische kein Hindernis,
sondern eine lebendige Brücke zu künftiger Errungenschaft sein.
Herrlich ist es, wenn
jemand hohes Denken ständig in sich zu bewahren vermag. Möge dies keine
bloße Überlegung sein, sondern gerade eine Betrachtung ohne Übertragung in
irdische Worte. Ihr versteht, was Ich sagen will. Vor zwanzig Jahren war die
Erkenntnis der Begriffe wohl noch nicht klar, doch der Grundstein war klar
herausgearbeitet, und jetzt treten die Grundlagen des Weltverständnisses
bereits verhältnismäßig deutlich hervor.
Der Denker wies auf die
Ähnlichkeit zwischen Gedankenarbeit und Bildhauerei hin.
652. Urusvati weiß, dass
Wir, Bildhauern gleich, die Grundlagen der Erweiterung des Bewusstseins herausmeißeln.
Urusvati weiß auch, dass ein bedeutender Aufwand an Zeit erforderlich ist, um
sich diese Grundlagen anzueignen. Man darf nicht nur hin und wieder einzelne Wörter
aufschnappen. Man muss das gesamte Wachstum der Weisungen in seinem Bewusstsein
bewahren.
Ein unerfahrener Anhänger nimmt an, dass ein
vereinzeltes Auflodern von Aufmerksamkeit bereits genügt. Ein ungeduldiger
Anhänger ist bekümmert, wenn er von dem planmäßigen Anwachsen der Erkenntnis
hört. Ein Selbstsüchtiger versteht nicht, wozu ein Führer notwendig sein soll. Ein
Rhetoriker weiß nicht, mit welchen Worten man die Erweiterung des Bewusstseins
zum Ausdruck bringen kann. Doch ihr habt sogar Weisungen über einen Verlauf von
zwanzig Jahren hinweg erhalten. Ihr könnt die Aufnahmefähigkeit eures Bewusstseins
damals und heute vergleichen.
Bewusstsein ist nicht durch Worte definierbar;
es führt die Gefühle, die ebenfalls nicht auszudrücken sind. Wenn Ich von
Feierlichkeit spreche, werden jene dies nicht verstehen, die sie nicht empfinden
können. Doch möge jeder Gedenktag von freudiger Feierlichkeit begleitet werden.
Je schwerer ein Tag ist, desto feierlicher muss man ihn
auffassen.
Seit Unserem ersten Aufruf sind bereits viele Jahre
vergangen, aber Zeichen wurden schon vor mehr als einem halben Jahrhundert
gegeben – ist es nicht so, Urusvati? Und längst vergangene Zeichen standen wie
ein Banner des Sieges da. Wenn man zu rasch vorangeht, hält das Herz nicht
stand; die Erweiterung des Bewusstseins setzt aber vor allem voraus, dass das
Herz nicht zerstört wird. Ein feinfühliges Herz muss beschützt werden. Es
schlägt nicht für sich selbst, sondern für das Allgemeinwohl. Dieses Wort muss am
Gedenktag[72] ausgesprochen werden.
Ihr erinnert euch, welche Andeutungen vor
zwanzig Jahren gegeben wurden. Jeder Begriff wurde vom Standpunkt der
Feierlichkeit aus untersucht und erklärt. Wir scheuten Uns nicht, darauf
hinzuweisen, dass selbst die höchsten Begriffe erforscht werden können. Wir haben
darauf hingewiesen, dass für die Erweiterung des Bewusstseins auch die
Wissenschaft notwendig ist. Wir haben Züge der Psychologie Unserer Bruderschaft
hervorgehoben. Die Überirdischen Welten, Unsere Bruderschaft und die
Erweiterung des Bewusstseins sind die Grundlagen der offenbarten Gespräche. Ein
Buch über die Erweiterung des Bewusstseins wird auch ein Buch über das
Überirdische und die Bruderschaft sein. Man kann unmöglich aufzeigen, wo die
Grenze des Unteilbaren liegt.
Mögen alle Freunde verstehen, wie sehr man den
kostbaren Stein hüten muss. Mögen sie einen Bergkristall zum Gedenken an den Tag
der Feierlichkeit auf ihren
Arbeitstisch stellen. So lasst uns das Gedenken an die besten Daten bewahren.
Der Denker sprach: „Lasst uns den Gedenktag mit
einem weißen Stein feierlich begehen.“
653. Urusvati weiß, dass viele veraltete Worte
nicht mehr verwendet werden sollten. Sie haben nicht nur ihren ursprünglichen
Sinn verloren, sondern führen auch die Menschen zu Irrtümern.
Eines
dieser Worte, das man unterlassen sollte, ist „Okkultismus“. Schon seine
Geschichte zeigt, wie formelhaft er im Mittelalter aufkam. Besonders jetzt aber
klingt er sinnlos. Die Wissenschaft erobert Schritt für Schritt neue Bereiche,
und das Wort „Geheimwissens“ klingt bereits wie eine Provokation. Die
Erkenntnis schreitet eilig voran und die Scheiterhaufen der Inquisition gehören
bereits der Vergangenheit an.
Zudem sind die sogenannten Okkultisten
meistens lächerlich. Sie bilden sich irgendwelche geheimen Entdeckungen ein,
doch bei dem ersten unverständlichen Geschehnis laufen sie ängstlich davon.
Mögen echte, aufrichtige Forscher den Platz der hochnäsigen Okkultisten
einnehmen. Möge auch der Bereich der feinstofflichen Energien von den Wissenschaftlern
erforscht werden. Wenn man in den Mauern der Universitäten bereits beginnt, den
feinstofflichen Energien Aufmerksamkeit zu schenken, sind keine Beinamen
erforderlich, die nur Verwirrung stiften.
Ebenso veraltet ist die Bezeichnung „Metaphysik“.
Die gesamte Natur von den niedersten bis zu den höchsten Erscheinungen gehört
dem Bereich der Physik an. Man darf unmöglich dort Gegensätze und Trennungen
einführen, wo es nur eine einzige, unteilbare Grundlage gibt. Auch die
Metaphysik hat sich während der Zeit der geheimen Alchimie ausgebildet. Damals
waren die Forscher leider gezwungen, sich vor den Angriffen von Unwissenheit
und Scheinheiligkeit zu verbergen. Heute besteht aber keine Notwendigkeit mehr,
die Wissenschaft in den Keller zu verbannen.
Der Denker sprach: „Arzt, eile dorthin, wo die
Gesundheit in Gefahr ist. Warte nicht erst auf den Ruf, sondern eile schon
selbst hin. Auch du, Erbauer von Brücken, baue sie dort, wo das Volk ihrer
besonders bedarf.“
654. Urusvati weiß, dass einige nicht
verstehen, warum in einer neuen Lehre bereits seit langem Bekanntes zu finden
ist. Das Neue besteht vor allem aus neuen Konstellationen von Elementen, unter
denen auch bekannte sein werden. Man kann sich nur darüber freuen, wenn die
Menschen eine ethische Grundlage finden, die bereits Fundament ihres Lebens
war. Handelte es sich jedoch um echte Grundlagen oder nur um Geplapper? Wenn
letzteres zutrifft, muss man diese Trugbilder in Wirklichkeit verwandeln. Nur
dann kann man die neuen Konstellationen verstehen.
Jeder hat die Sterne gesehen, doch hat er sie auch
mit dem Konzept der Unbegrenztheit in Verbindung gebracht? Oft finden Wir, dass
die Anschauung des Sternenhimmels sich heute nur wenig von den Vorstellungen
der Alten unterscheidet. So werden auch sämtliche großen Chemismen ohne wirkliche
Betrachtung über das Überirdische nicht ihre volle Bedeutung erhalten. Auch die
Bedeutung des Gedankens wird ohne Verständnis der feinstofflichen Energien
nicht erkannt werden. Natürlich, das Wort „Gedanke“ existiert seit langem, doch
muss man über sein Wesen nachdenken.
Man kann die wahre Bedeutung des Neuen nur
verstehen, wenn man frühere Inhalte mit dem Neuerworbenen vergleicht. Wer wird
darauf beharren, dass seine früheren Vorstellungen weiter gewesen seien als die
neuen? Es ist nicht leicht, frühere Vorstellungen mit dem neuen Bewusstsein in
Einklang zu bringen. Gewöhnlich vergisst der Mensch sein früheres Niveau; es
scheint ihm, dass er bereits vieles wusste, was er tatsächlich noch gar nicht
begriffen hatte. Es ist nützlich, über das neue Bewusstsein nachzudenken. Wir
sagten, dass es mitunter lehrreich ist, einen längst vergessenen Ort zu besuchen,
um zu spüren, wie wenig die alte Vorstellung den neuen Anschauungen entspricht.
Der Denker sprach: „Torhüter, öffne schnell!
Torhüter, ich kenne Dich nicht, doch ich weiß, weshalb dieses Tor geöffnet
werden muss.“
655. Urusvati weiß, dass über den Begriff „Vorstellung“
viel Unverständnis besteht. So sagt man: „Wenn Vorstellung für den Fortschritt
so notwendig ist, wie verhält es sich dann mit bösen und hässlichen
Vorstellungen?“ Man muss verstehen, dass ein solches Unverständnis seinen Sinn
hat und man die Arten von Vorstellungen klar voneinander unterscheiden muss.
Es ist nicht leicht, gegen eine böse Vorstellung
zu kämpfen, denn sie ist oft sehr heftig. Helfen kann man nur, indem man eine
solche Person zum Schönen hinlenkt. Nur auf diese Weise kann man eine böse Vorstellung
überwinden, doch dies ist nicht leicht und erfordert viel Zeit.
Eine
böse Vorstellung entsteht durch die Kraft des Atavismus. Ihr wisst, dass
Atavismus, ebenso wie Gewohnheiten, fest wurzelt. Der Mensch befindet sich
unter dem Druck des Kollektivs und kann sich oft selbst nicht in irgendwelchen
verworrenen geistigen Strömungen zurechtfinden. Ein solcher Mensch kann sich
der Betrachtung über das Überirdische nicht nähern, denn man kann sich diesem
Bereich nicht in Bosheit nähern.
Wir haben viele Beobachtungen an starken
Persönlichkeiten durchgeführt, die von einer bösen Vorstellung ergriffen waren.
Sie verursachen viel Schaden, und oft ist ihre Vorstellung stärker als die von guten
Menschen. Die Heilung solcher Personen ähnelt der Heilung von Alkoholikern,
auch hier ist es schwer, Suggestion anzuwenden. Doch die Annäherung an das
Schöne lässt das Eis des Bösen schmelzen. Mögen die Schöpfer des Schönen sich
erinnern, welche Bedeutung ihr Schaffen hat. Ich denke, dass das Schöne ein Schild
gegen das Böse ist.
Der Denker sprach: „Möge ein jeder sich mit
einem sicheren Schild versehen. Er wird ihn von den Musen empfangen.“
656. Urusvati weiß, wie verschiedenartig die
nächtliche psychische Tätigkeit ist. Grob gesagt wird sie mit Träumen
bezeichnet, doch sie beinhaltet mehrere Lebensumstände. Es kann Reflexe geben,
die von der Vorstellung bekundet werden; Erinnerungen, die aus der Tiefe des Bewusstseins
aufsteigen; Einwirkungen aus der Feinstofflichen Welt; Eindrücke von
Aufenthalten in den feinstofflichen Sphären; und schließlich kann es eine ferne
Botschaft geben, die in Bildern ausgedrückt wird. Es kann viele Verbindungen überirdischer
Bedingungen geben, weshalb das Leben im Schlaf wissenschaftlich erforscht
werden muss.
Es ist unmöglich, die ungewöhnlichen
Möglichkeiten nicht zu nutzen, die sich bei Beobachtung des Traumes eröffnen.
Einige Menschen behaupten, gar nicht zu träumen. Das ist falsch, denn sie
erinnern sich des Geträumten nur nicht. Man muss die gesamte Menschheit in zwei
Arten einteilen: Die einen können sich ihrer nächtlichen Tätigkeit erinnern,
die anderen erinnern sich nicht nur nicht, sondern beharren sogar hartnäckig
darauf, dass eine Tätigkeit im Traum überhaupt nicht möglich sei.
Eine besondere Situation nehmen die
sogenannten Mondsüchtigen ein. Sie bekunden ihre nächtlichen Tätigkeiten auf
physische Weise, erinnern sich jedoch des Vorgefallenen überhaupt nicht. Sie
haben eine ungesunde Natur, und Beobachtungen an ihnen lassen keine Schlussfolgerungen
zu. Solche anomalen Tätigkeiten finden sozusagen zwischen den Welten statt und
können nur vom Standpunkt der physischen Koordination von Interesse sein.
Beobachtungen jedoch, die an Gesunden während des Schlafes durchgeführt werden,
können zu unerlässlichen Schlussfolgerungen führen.
Beim Studium der Überirdischen Welt lasst uns
vor allem nicht die Erscheinungen des Schlafes vergessen. Die Wissenschaft
sollte sich diesem Zustand gegenüber sehr aufmerksam verhalten, der der
Feinstofflichen Welt am nächsten steht.
Der Denker sprach: „Wir dürfen über Träume
nicht in grober Weise sprechen. Ein feinstofflicher Zustand erfordert auch
feinfühligste Aufmerksamkeit.“
657. Urusvati weiß, wie sorgfältig die
sogenannten elektromagnetischen Erscheinungen studiert werden müssen. Erst
kürzlich sausten solche Stürme vorüber, doch wieder wurden keine Beobachtungen
durchgeführt. Indessen ist es notwendig, nicht nur die atmosphärischen Erscheinungen
zu beobachten, sondern auch ihre Einwirkungen auf den menschlichen Organismus.
Selbstverständlich werden auch das Tier- und
das Pflanzenreich lehrreiche Hinweise liefern. Überdies werden alle Gegner der
energetischen Prinzipien wieder einmal beschämt werden. Es ist zu wenig, wenn
man beschreibt, die Übertragungen von Radio, Telefon und Telegraph seien
gestört worden: Das ist noch keine Beobachtung, sondern nur eine Feststellung
grober Folgen.
Mögen Ärzte, die in großen Krankenhäuser
Beobachtungen anstellen, erzählen, welche verschiedene Anomalien der Mensch während
solcher atmosphärischen Stürme zeigte. Sie verliefen lange genug, so dass man
nicht leugnen kann, dass für Beobachtungen genügend Zeit gewesen wäre. Man
hätte wenigstens Puls und Temperatur beobachten können. Man hätte feststellen
können, wie der Organismus bei solchen ungewöhnlichen Bedingungen vibrierte. Es
ist unzureichend, Veränderungen der Sonnenflecken zu bemerken. Und wer kann
behaupten, dass nur diese Ausbrüche die Ursache der kosmischen Stürme waren?
Vielleicht wirkte irgendeine Energie ein.
Möge man die Quelle der kosmischen Energien
nicht in irdischen Kräften suchen, der Mensch kann aber ihre Einwirkungen auf
die gesamte Umgebung studieren. Solche Beobachtungen stellen bereits ein
Erforschen des Überirdischen dar.
Der Denker bat die Menschen schon vor langer
Zeit, alle Naturerscheinungen zu beobachten: „Nicht nur besondere
Wissenschaftler, sondern das gesamte Volk kann zu einem glaubwürdigen Beobachter
werden.“
658. Urusvati weiß, welche Gefahren entstehen,
wenn Fragmente von Wissen in unzuverlässige Hände gelangen. Ich spreche von unzuverlässigen
Händen, denn Unwissenheit ist nicht so schädlich wie Verrat.
Man muss verstehen, welche Vorbereitung unerlässlich
ist, um Erkenntnis in ein geordnetes System zu fassen. Manche Führer ließen die
Vorbereitungszeit absichtlich lange dauern. Sie sagten: „Wenn ein Bewusstsein
noch nicht bereit ist, möge man die Vorbereitung anstrengend gestalten, dann
wird ein unreifes Bewusstsein davongehen.“
Es ist richtig, wenn Wissen mit allen
Maßnahmen geschützt wird. Auch wenn ein explosiver Stoff aufbewahrt wird, ergreifen
die Menschen doch die allerbesten Schutzmaßnahmen. Dies tun sie nicht etwa, um
ein Geheimnis zu wahren, sondern um eine Verwüstung zu vermeiden. So erweist
sich auch Wissen in den Händen von Schädlingen als ein hochexplosiver Stoff.
Wir achten immer auf das richtige Anwachsen
des Wissens und raten dazu, ungeordnetes, chaotisches Denken zu vermeiden. Wenn
jemand enttäuscht ist und geht, braucht man dem keine Aufmerksamkeit zu
schenken; er ist noch nicht bereit, und es ist unmöglich, ihm einen richtigen Gedankengang
gewaltsam einzubläuen. Doch selbst kleine Samenkörner des Wissens gehen nicht
verloren, sondern werden eines Tages ihre Wirkung zeigen.
Der Denker sprach, als man ihn nach etwas
fragte, das noch nicht erkannt werden konnte: „Ein Jüngling bat einen Weisen,
ihn die Staatsführung zu lehren. Der Weise sagte daraufhin: ’Gern, doch zunächst
ernenne ich dich zum Regenten deines Herzens. Sobald du dieses Reich
beherrschst, komm wieder zu mir’“.
659. Urusvati weiß, dass das Maß der Arbeit
für das Gemeinwohl das Kriterium für die Beurteilung eines Tatmenschen ist. Um
diese Wahrheit näher zu beschreiben, erinnern Wir an eine einfache Erzählung
aus dem alten Indien:
Am Rande eines Dorfes ließ sich ein
unbekannter Mensch nieder. Der Fremde bemerkte, dass die Bauern schädliches
Wasser aus einem trüben Kanal nutzten. So begann er, einen Brunnen zu graben. Der
Ort war gut gewählt und eine unterirdische Quelle füllte das Wasserbecken. Böse
Nachbarn aber flüsterten, statt Anerkennung zu zollen: „Der Fremde hat sich
nicht für uns so abgearbeitet. Für sich hat er diese Quelle eröffnet!“
Der Fremde sagte: „Wenn ihr so denkt, werde
ich für mich selbst Wasser von weither holen.“ Da dachten sich die Nachbarn
eine neue Verleumdung aus, nämlich dass das Wasser des Brunnens vergiftet oder
verzaubert sei, um das ganze Dorf zu töten. Da verließ der Fremde diesen bösen
Ort für immer.
Die Leute mieden das Wasserbecken, doch das
Vieh trank das herausfließende Wasser und begann, fett zu werden. Nach längerer
Zeit trank ein von Durst geplagtes, krankes Mädchen aus dem Wasserbecken und
genas rasch. Da vergaß die herangewachsene Generation die Lügengeschichten und
entdeckte die Heilkraft der Quelle. Der verleumdete Fremde wurde zu einem
Heiligen ernannt und um seine Person begannen sich Legenden zu ranken. Doch um sich
von einem Vergifter in einen Heiligen zu verwandeln, brauchte es eine ganze
Generation. Man kann sehen, wie das Volksgewissen über die Mühen für das
Gemeinwohl urteilt.
Der Denker kannte eine ähnliche Erzählung aus
dem Leben Griechenlands, doch dort war statt von einem Brunnen vom Pflanzen
eines Baumes die Rede. Jede Nation kennt ungerechte Richter und wahre Anerkennung
durch das Volk.
660. Urusvati weiß, dass Beobachtungsfähigkeit
sich unter ständiger Bestrebung, Scharfsicht und Bereitschaft ausbildet. Als
Wir von unaufhörlicher Wacht sprachen, nahmen einige an, die Rede sei von
irgendetwas Ungewöhnlichem unter besonderen Umständen. Sie vermochten es nicht
zu fassen, dass Beobachtungsfähigkeit eine überaus gewöhnliche Eigenschaft ist;
zumindest sollte sie es sein. Der einfachste Aufbau erfordert hohe Beobachtungsfähigkeit.
Man darf nicht denken, eine solche Eigenschaft bedürfe irgendeiner höheren
Eingebung.
Die Menschen lieben es, für jeden beliebigen
Fehler eine Rechtfertigung zu finden. Sie sagen: „Heute bin ich zerstreut“,
ohne jedoch über die Bedeutung eines solchen bedauernswerten Zustandes
nachzudenken. Zerstreut zu sein bedeutet, äußerst zerstörerische Einflüsse in
sich zuzulassen. Man kann unmöglich über das Überirdische nachdenken, wenn das
Denken zerstreut ist. Einen zerstreuten Führer erwartet eine Niederlage. So ist
Mut niemals zerstreut. Man spricht von der Klinge des Mutes, doch mit einer
Handvoll Sand ist Mut nicht zu vergleichen.
Beobachtungsfähigkeit muss man erlernen. Ohne
Beobachtungsvermögen kann man sich keinerlei Wissen aneignen. Einem Zerstreuten
können Wir kein Zeichen geben. So muss man gerade bei Gesprächen über das
Überirdische die grundlegende Eigenschaft der Beobachtungsfähigkeit stärken.
Man kann Menschen begegnen, die versichern, infolge von Ermüdung die
Beobachtungsfähigkeit verloren zu haben.
Der Denker sagte dazu: „Ein Vogel verlernt
auch im Käfig das Fliegen nicht.“
661. Urusvati weiß, dass eine
Gedankenübertragung am besten von Menschen aufgenommen wird, mit denen bereits
eine Grundschwingung hergestellt wurde. Sendungen werden auch von der Masse
aufgenommen, wo die Schwingungen überhaupt nicht organisiert sind. Am
schwersten ist es jedoch, in Verkehr mit einer kleinen Gruppe zu treten, die
zwar durch ein gemeinsames Werk verbunden ist, in der aber keine Harmonie
herrscht.
Solche Gruppen können die Aufnahme vollkommen
paralysieren. Dabei bilden sie sich ein, sie seien zu gemeinsamer Tätigkeit fest
verbunden. Doch in Wirklichkeit erweisen sich solche Leute nicht selten als
Heuchler. Diese Eigenschaft kann bei ihnen absichtlich, bewusst oder unbewusst
vorhanden sein. Besonders schwierig ist es, wenn irgendeine einmütige Tätigkeit
vermutet wird, stattdessen dagegen unsichtbare Pfeile gegenseitig die Herzen
durchbohren.
Kann man also vollen Erfolg erwarten, wenn die
wichtigsten Tatmenschen sich über gegenseitige Vernichtung freuen? Man kann
ihnen unmöglich beweisen, dass sie damit nur ihre eigene Vernichtung heraufbeschwören.
Beispiele dafür lassen sich aus der Geschichte aller Völker und aus allen
Jahrhunderten anführen; doch auch heute kann man, ungeachtet vieler Bücher der
Lehre, denselben Mangel an Harmonie beobachten. Ein solcher ungeordneter
Zustand ruft Wirkungen hervor, von denen die Teilnehmer nichts ahnen.
Ein Mensch ist imstande, mit einer einzigen
Handbewegung eine verderbliche Feuersbrunst auszulösen. Vielleicht wird er
danach seine Unvorsichtigkeit bereuen, doch was nützt ein solches Bedauern dann
noch? Es ist an der Zeit, sich von der veralteten Hinterlist zu lösen, die da
flüstert: „Erst sündigen, dann bereuen“.[73]
Der Denker sagte zu den Bürgern, die das
Andenken des Perikles schmähten: „Missgestaltete Zwerge, ihr müsst Perikles in
der Dunkelheit gesehen haben, wenn ihr ihn euch als eine ebensolche Missgeburt
vorstellt, wie ihr selbst es seid!“
662. Urusvati weiß, dass Biologie und Ethik
untrennbar sind. Früher hat man dieses gefühlt, dann wieder vergessen, und nun
beginnt man, sich wieder daran zu erinnern. Wir haben vom Gefühlswissen
gesprochen; in diesem Begriff sind sowohl Biologie als auch Ethik enthalten.
Biologie darf keine trockene Wissenschaft sein, sie schließt auch das Verstehen
des psychischen Lebens mit ein. Gerade dieses muss erforscht werden, nur dann
kann man über die Fülle der Lebensbedingungen sprechen.
Einige Wissenschaftszweige erfordern eine
Begrenzung, andere dagegen sind unbegrenzt, und darin liegt ihre
Anziehungskraft. Der primitivste Materialist kann die wissenschaftliche
Bedeutung der Biologie nicht leugnen, und auf diese Weise nimmt er an weitgefassten
Erkenntnisaufgaben teil. Es ist unmöglich, Teile der Biologie herauszulösen,
jeder ihrer Aspekte ist fest mit den nächstfolgenden verknüpft. Für
unvoreingenommene Wissenschaftler besteht ein besonderer Reiz darin, dass
dieser Bereich unbegrenzt ist. Wie viel Nebenfächer dienen der Wissenschaft vom
Leben!
Einer Unserer Freunde bezeichnete sich als
Biologe, sagte aber, dass er gleichzeitig auch Psychologe bleibe. Eine solche richtige
Definition ist allerdings selten anzutreffen. Der Biologe versucht, sich vom
Leben abwenden und sich in seinem Laboratorium einzuschließen. Kann aber wahre Biologie
ohne weitgefasste Beobachtungen im Leben existieren? Wir möchten allen Freunden
sagen, dass sie sich nicht scheuen mögen, sich als Biologen zu bezeichnen. Die
Menschen bedürfen allgemein anerkannter Bezeichnungen.
Irgendjemand wird meinen, man sollte
denjenigen, der über das Überirdische nachdenkt, besser als Astronomen
bezeichnen, doch ist diese Überlegung unzutreffend. Bis zum heutigen Tag
verneinen gewisse Astronomen die Bewohnbarkeit der Planeten, und auf diesem
Wege sind Wir nicht bei ihnen. Doch die Biologie berührt leicht den Bereich der
Ethik und es ergibt sich eine natürliche Zusammenarbeit. Deswegen haben Wir
schon in den allerersten Gesprächen geraten, beobachten zu lernen. Freie
Beobachtung führt zu wissenschaftlicher Erkenntnis.
Viele meinen, der Begriff des Gefühlswissens
setze den Wert des Wissens irgendwie herab, was wiederum ein Irrtum ist. Die
besten Wissenschaftler erkennen das Element der Intuition an, und so treffen
wir uns.
Wir
rüsten Unsere Freunde gleichsam für eine weite Reise aus. Sie können dabei
allen möglichen Einwänden begegnen und müssen eine Antwort darauf bereithalten.
Auf der einen Seite zerren Abergläubische sie auf den Scheiterhaufen, auf der
anderen fordern Dienstgelehrten ein Diplom. Man braucht Standfestigkeit, die
sich durch Wissen bildet. Hilfreich ist auch das Bewusstsein, dass es ferne
Mitarbeiter gibt. Der Beobachter des Lebens ist nicht allein.
Der Denker begriff die Bewohntheit der
Planeten. Er sprach: „Ich möchte nicht dem Wahnsinn verfallen, mir einzubilden,
nur die Erde sei bewohnt.“
663. Urusvati weiß, wie nutzlos eine
Auseinandersetzung mit voreingenommenen Gegnern ist. Man muss verstehen, wo die
Grenze der nützlichen Verbreitung der Wahrheit liegt. Man darf unmöglich dort
beharrlich sein, wo ein versteinertes Herz nichts aufzunehmen wünscht.
Es ist schwer zu fühlen, wo die
Aufnahmefähigkeit endet. Wiederum kann nur das Gefühlswissen zuflüstern: „Geh
fort, hier kann es kein Verstehen geben.“ Man muss die richtige Erkenntnis
hüten, dass es besser ist, zu wenig als zu viel zu sagen[74].
Einige werden darauf bestehen, dass das ihnen übergebene Wissen weitergegeben
werden müsse. Damit haben sie recht, doch ihnen bleibt die Verantwortung zu
entscheiden, an wen. Der Lehrer darf das Bewusstsein des Schülers nicht
vorzeitig belasten.
Möge alles zweckmäßig gestaltet werden. Dafür
macht die Kinder bereits von frühem Alter an mit der Erhabenheit des Weltalls
bekannt. Mögen den Kleinen Mikroskop und Teleskop gezeigt werden. Noch besser
ist es, sie ins Observatorium zu führen; ein solches Schauspiel wird sich für
immer einprägen und eine besondere Ausrichtung des Denkens hervorbringen.
Man
sollte nicht befürchten, die Kinder verstünden das Gezeigte nicht. Sie werden nicht
nur etwas vor langen Zeiten Gesehenes wiedererkennen, sondern auch Freude
erfahren. Auch darf man nicht fürchten, dass die Kleinen von dem Schauspiel erschüttert
würden. Im Gegenteil, was ihre Weltanschauung erschüttern kann, ist das
Schauspiel familiärer Streitigkeiten.
Auch muss man das Konzept des Volkslehrers
derart erheben, dass er eine der ersten Tatmenschen des Landes ist. Wir sind
sehr betrübt, wenn Wir die Erniedrigung des Lehrers sehen müssen. Mögen in
allen Ländern die Lehrer wahre Erzieher des Volkes sein. Sie sollten so viel
geben, dass das Volk ihnen ein Leben voller Errungenschaften ermöglichen muss.
Kann aber ein erniedrigter und in bedrängten Verhältnissen lebender Mensch vom
Überirdischen sprechen, auf die Schönheit des Himmels weisen und das Bewusstsein
seiner kleinen Zuhörer erweitern?
Überdies sollte die Bekanntschaft mit dem
Teleskop bereits vor dem Schulalter beginnen. Man darf den Kleinen die
erhabensten Beobachtungen nicht vorenthalten. Natürlich, wenn wir den Zustand
vieler ländlicher Gebiete sehen, ist der Rat bezüglich des Teleskops noch
Utopie. Doch muss man gleichwohl damit beginnen, um des Gemeinwohls willen.
Der Denker sprach: „Bald wird das menschliche
Auge nicht mehr genügen, um das bereits Vorbestimmte sehen zu können.“
664. Urusvati weiß, dass Heldentum
vielgestaltig ist. Man sagt, die Umstände machten den Helden, doch ist es
besser zu sagen: Die Umstände erwecken den Helden. Viele verstehen diese
Erscheinung überhaupt nicht, doch dafür kennen andere das ihnen vom Schicksal Bestimmte
und tragen ihre Aufgabe von frühen Jahren an in sich. Einige spüren, dass sie
etwas vollbringen müssen, doch das Bewusstsein brachte noch keine klare
Weisung. Gerade für solche geborenen Helden werden die Umstände der Schlüssel
sein. Diese lassen tiefliegende Saiten erklingen und tragen die Ausführung der
Heldentat herbei.
Die
heutigen Menschen sprechen nicht gern von Helden und Heldentaten. Wenn die
Geschichte von Heldentaten erzählt, zucken sie mit den Schultern und sagen: „Uns
ist es nicht gegeben, eine Heldentat zu vollbringen.“ Darf man aber derart seine
Unwissenheit bekunden?!
Jede Epoche räumt dem Heldentum einen Platz
ein, vom Familienleben bis zu den weltweiten Angelegenheiten. Man muss über das
Alltagsleben hinausgehen und auf die Belange des Gemeinwohls blicken können. Es
tritt eine Vielzahl bedeutsamster Möglichkeiten auf, mögen die Menschen sich
nur nicht vor dem Wort Heldentat schämen.
Man
könnte die lehrreiche, vergleichende Beobachtung anstellen, in welchem Volk das
Wort Heldentum öfter verwendet wird. Bitten wir die Kleinen, Helden zu nennen,
sie werden nicht in Verlegenheit geraten. Möge es ihnen gelingen, auch in
Zukunft ebenso deutlich ihre Lieblingshelden anzugeben.
In Indien gab es ein Spiel, bei dem jeder den
allergrößten Helden nennen musste. Ein kleiner Junge nannte Krischna[75]. Man
begann, ihm Vorwürfe zu machen und sagte: „Krischna ist ein Gott“. Doch der
Junge bestand darauf, dass Krischna vor allem ein Held sei, da er zum Nutzen
des Volkes gearbeitet habe; er wies auch darauf hin, dass Krischna die Sprache
der Tiere gekannt habe. Darauf sagte man ihm: „Er hat mit wilden Tieren
gespielt und sie verzaubert“. Der Junge beharrte: „Das bedeutet, dass Krischna
auch die Sprache der Tiere verstanden hat“.
Der Denker behielt ständig den Mythos von
Orpheus[76] im
Sinn und erinnerte daran, dass Orpheus ein Mensch war.
665. Urusvati weiß, dass es besondere Gründe
gibt, wenn Wir an Krischna, Orpheus, Zarathustra* und andere Lehrer der
Menschheit erinnern. Die Lehrer gaben ihre Unterweisungen verschieden je nach
der Sprache und den Bräuchen, doch das Wesen des Gelehrten blieb unverändert.
Die Arbeit einer vergleichenden
Gegenüberstellung dieser Lehren wurde bisher nicht durchgeführt. Man spricht
von vergleichenden Religionswissenschaften, doch heute haben Wir eine Beurteilung
der von den Lehrern gegebenen Grundlagen im Sinn.
Wenn
ein fleißiger Wissenschaftler alle Besonderheiten der Völker und Jahrhunderte
auswählt, wird er an ihrem Grund Vermächtnisse solcher Art finden, als ob sie
von einer einzigen Persönlichkeit gegeben worden wären. Man kann mehrere
Individualitäten unterscheiden, die nacheinander ihre Aufgabe erfüllt und zur ständigen
Vervollkommnung der Menschheit beigetragen haben.
In verschiedenen Jahrhunderten sprachen
Lehrer, die einander nicht kannten, ähnliche Worte aus, ähnlich nicht nur in
ihrem inneren Sinn, sondern auch dem Temperament nach. Selbst ein Unwissender
kann auf den Gedanken kommen, ein einziger Mensch habe diese Vermächtnisse
gegeben. Die Wissenden werden natürlich ihre Schlussfolgerungen ziehen.
Nützlich wird eine Arbeit sein, die das
Allgemeinmenschliche dieser Vermächtnisse aufzeigt. Eine solche Arbeit wird
schwierig sein, denn man muss allgemein anerkannte Quellen verwenden, sonst
würde man ihr keinen Glauben schenken. Es wird nicht gelingen, die äußerst
wertvollen Agraphen anzuführen, denn ihnen glaubt man nicht. Doch sogar
allgemein anerkannte historische Fakten werden es erlauben, lehrreiche
Vergleiche zu ziehen. Man muss die Wahrheit mit anerkannten Argumenten beweisen.
Ungeachtet dessen, dass viele Materialien
vernichtet sind, wird man genügend Aufzeichnungen finden können. Man muss die
Aufzeichnungen der Schüler von Apollonius von Tyana* und Pythagoras verwenden. Man
kann aus einer ganzen Erzählung einige Worte herausfiltern, doch diese
Fragmente werden das Wesen der Lehre hinreichend beschreiben. Es wird sich
erweisen, dass die Lehrer, die verschiedenen Religionen angehörten, etwas
Einheitliches bestätigt haben. Origenes* sprach mit Worten aus vielen Jahrhunderten,
die er nie gehört haben konnte, doch bei eifrigem Studium ergibt sich das Bild
eines individuellen Weges. Solche Forschungen wären nützlich.
Der Denker sprach: „Wenn ich die Erzählungen von
Fremden höre, scheint es mir mitunter, als spreche ein einziger Mensch. Ich
sehe unterschiedliche Kleidung und höre verschiedene Sprachen, doch das Herz
erkennt einen einzigen Menschen.“
666. Urusvati kennt den Weg der Vorbestimmung.
Die Technik der Prognose kann mit einem Boot verglichen werden, das eine
reißende Strömung von steinigen Stromschnellen durchfahren muss. Das Boot muss in
eine bestimmte Richtung fahren und die Last an ihren Bestimmungsort bringen,
doch das Flussbett mit den Stromschnellen verändert sich ständig und die gefährlichen
Steine wechseln ihren Ort. Der Steuermann muss während der Fahrt die am
wenigsten gefährliche Strömung erfühlen.
Die Uferbewohner freuen sich und denken, das
Boot strebe fröhlich seinem Bestimmungsort entgegen. Sie sagen: „Der Steuermann
kennt den Weg“. Sie sehen aber nicht, wie viele Gefahren bereits mit einer
einzigen Ruderbewegung umgangen werden. Der Steuermann darf in keine stille
Seitenbucht einbiegen, da er von dort nicht mehr in die Strömung zurückfinden
würde. Vieles muss geopfert werden, nur um nicht die richtige Richtung zu
verlieren. Wasserspritzer vermischen sich mit Schweißtropfen, doch für die
Zuschauer ist dieser Kampf nicht mehr als eine fröhliche Jagd.
So verhält es sich auch mit Vorbestimmungen.
Nur wenige verstehen die ganze Schwingung der Anspannung. Jeder möchte seine
Gewohnheit zur Vorschrift machen und die Anlegestelle auf seine eigene Weise
festsetzen. Wenn er die Gefahren nicht sieht, heißt es für ihn, dass sie nicht
existieren. Er strickt sich seine eingebildeten Umstände zurecht und versteht
nicht, welche Gefahren er damit heraufbeschwört.
So
versuchen die Zuschauer auch oft, den Steuermann zu verwirren. Doch je
gefährlicher der Ort des Geschehens ist, desto behutsamer müssen sich die
Zuschauer verhalten. Wahrlich, nur sehr wenige vermögen Prognosen in
vernünftiger Weise und ohne Selbstsucht zu verstehen.
Man kann von der Vielzahl Lichtstrahlen lesen,
die von jedem Organismus abgegeben werden, und so ist es auch. Das ist nicht
neu, doch jede solcher Überlegungen sollte auch auf gewisse Schlussfolgerungen
stoßen. Die Wege von Gedankensendungen sind aufgrund unzähliger fremder Ausstrahlungen
sehr gewunden. Auch die Schwingungen des Verkehrs sind angespannt.
Urusvati hat die Dringlichkeit richtig
bemerkt, zu bereits aufgezeigten Themen zurückzukehren. Es handelt sich jedoch
nicht um eine Wiederholung, sondern es vollzieht sich eine Erweiterung des
Gedankens.
Man
kann sehen, wie innerhalb kürzester Zeiträume eine neue Prognose erfolgt. Es
darf nicht erstaunen, dass die Vorbestimmungen bei aller scheinbaren
Verschiedenartigkeit doch innerlich verbunden sind. Gerade jetzt kann man bei
den weltweiten Ereignissen eine äußerliche Verschiedenartigkeit und eine innere
Verbindung bemerken. Man muss verstehen, dass das Boot durch eine gefährliche
reißende Strömung hindurchjagt; seine Bestimmung ist unerschütterlich, doch
viele Klippen müssen umfahren werden. Dies wird keine Abweichung vom Weg,
sondern vernünftige Zweckmäßigkeit sein.
Wir sagen dies nicht in Untätigkeit, sondern
inmitten angespannter Bestrebung: Dies ist eine weitere Seite Unseres Inneren
Lebens.
Der Denker sprach: „Ich kann mir einen
Steuermann in einem stürmischen Strom gut vorstellen. Die Sonne strahlt, es
herrscht völlige Stille, doch in seinem Herzen spüre ich den Sturm.“
667. Urusvati weiß, dass die Großen Lehrer der
Menschheit grausamen Verfolgungen ausgesetzt waren. Diese Wahrheit ist den
Menschen dermaßen bekannt, dass sie sich ihrer nicht erinnern wollen.
Gleichzeitig sind sie jedoch bereit, jeden Träger des Guten ebenso zu behandeln.
Überdies ertragen sie es nicht, daran erinnert zu werden, dass die von ihnen
Verfolgten eben diese Verfolgung in Freude aufnahmen, geradezu als sei sie eine
Bestätigung ihrer Heldentat.
Man kann auch auf einen Großen Tatmenschen
hinweisen, den Wir den Unvergleichlichen Sänger[77]
nennen. Diese Bezeichnung kommt Ihm zu, denn Er wies als erster auf die Macht
des Tones hin. Natürlich wurde dies von den Menschen später falsch ausgelegt.
Man muss darauf hinweisen, dass Er die Bedeutung der Einheit verstand. Er
erklärte jede Zwietracht als Folge von Unwissenheit. Seine Arbeit am Konzept der
Einheit hinderte Ihn jedoch nicht, die Rüstung anzulegen, wenn Gefahr für die
Menschheit aufkam.
Viele verstehen nicht, warum der genannte
Sänger sich auch als Krieger erweisen konnte. So tragen die Menschen überall
Begrenzungen hinein. Doch der Mensch ist ein vollkommener Mikrokosmos; er trägt
auch Blitze in sich, wenn sie für eine Entladung des Raumes notwendig sind. Man
darf sich nicht verkleinern, wenn das Leben eine aktive Heldentat erfordert. So
lässt sich verfolgen, wie große Tatmenschen die unterschiedlichsten
Eigenschaften in sich aufzunehmen vermochten. Leider haben die Menschen die
Beweggründe der Helden nicht bemerkt; auf diese Weise erschienen ihre Taten
oftmals als einseitig und riefen sogar Verurteilung hervor.
Der Denker sprach: „Ich war kein Krieger, doch
wenn die Posaune ruft, werde ich in mir auch die Kraft finden, der Welt zu
helfen.“
668. Urusvati weiß, dass eine gedankliche Schöpfung
unzerstörbar ist. Sie hängt von vielen Bedingungen ab, verwirklicht sich aber auch
in der grobstofflichen Welt. Wir erinnern daran, denn manche sind in Verwirrung
geraten, weil sie wissen, dass sich in Unseren Archiven viele nicht realisierte
Vorschläge befinden. In dem Gesagten liegt kein Widerspruch. Wenn eine Aufgabe
heute nicht verwirklicht wurde, heißt das nicht, dass sie nicht morgen ausgeführt
werden kann, und das sogar in viel besserer Weise.
So sind die Menschen nach wie vor nicht in der
Lage, Gegensätze zu erfassen. Man kann auf viele Beispiele verweisen, da die
Menschen sich selbst begrenzt haben, der Gedanke jedoch schon eine
grobstoffliche Wirkung erzeugt hatte. Erneut berühren wir die Frage des
Vertrauens; es ist wie Zement, das einen feinstofflichen Aufbau mit seiner
grobstofflichen Verkörperung vereint.
Man muss die ethischen Grundlagen als überaus
praktische Lösungen ansehen. Weisheit ist nichts Märchenhaftes; sie entsteht
vor allem durch Vertrauen, das vor Schwanken bewahrt. So entsteht auch Zweckmäßigkeit
aus der Anwendung höchster Maßstäbe; nur so kann man Gegensätze begreifen.
Nicht ohne Grund erkannte Buddha Seine Schüler gerade an dieser Gabe der
Aufnahmefähigkeit.
Der Denker lehrte: „Es ist unmöglich, den Pfad
nur in einer einzigen Richtung zu gehen, man muss auch nach Hause zurückkehren
können.“
669. Urusvati weiß, dass der Gedanke schafft
und zerstört; gleichzeitig sprechen Wir von der Unzerstörbarkeit des Gedankens.
Darin liegt keinerlei Widerspruch. Zerstörung ist keine Vernichtung. Die von
der Gedankenenergie geschaffene Substanz kann nicht vernichtet werden. Auch ein
Baumeister kann sein Baumaterial nicht vernichten. Er kann die Hülle zerstören.
Er kann den Zustand des Materials verändern, aber nicht vernichten. Dieser
Grundsatz erlegt dem Denkenden eine besondere Verantwortung auf.
Wahrhaftig, unter den feinstofflichen Bauten gibt
es nicht wenige hässliche, und sie müssen umgewandelt werden. Wieviel Energie
aber ist erforderlich, um aus unvollkommenen Materialien etwas Schönes herzubringen!
So sind Unsere Beobachtungen sehr bedauerlich, wenn Wir sehen, wie unüberlegt
und geschmacklos die kostbarste Energie vergeudet wird. Dabei kann man sehen, dass
ein energischer und rationaler Geist viel Hässliches schaffen kann. Ihr wisst, dass
der Verstand auch im irdischen Leben ein schlechter Ratgeber sein kann.
Es ist erstaunlich, wie sehr manche Denker vom
Gefühl für das Schöne entfernt waren. Auf anderen Gebieten zeigten sie Logik
des Denkens, doch im Bereich des Schönen blieb ihr Auge vollkommen geschlossen.
Eine solche Missbildung lässt sich nicht selten antreffen, und solche Krüppel zeichnen
sich durch großen Dünkel aus.
Gewöhnlich
ist es mit ihnen in diesem irdischen Leben bereits hoffnungslos, doch in der
Feinstofflichen Welt erweisen sie sich als echte Schädlinge. Im irdischen Leben
kann man mit ihnen unmöglich über das Überirdische sprechen, und in der
Feinstofflichen Welt werden sie die Schönheit des Kosmos nicht sehen können.
Der Denker sprach: „Mensch, du schleppst eine
lange Kette untauglicher Gedanken hinter dir her. Willst du in der
Überirdischen Welt etwa von denselben abscheulichen Begleitern umgeben sein?“
670. Urusvati weiß, wie sehr die Menschen
ihrer Natur nach zum Ungewöhnlichen hingezogen werden und gleichzeitig alles
fürchten, was an das Ungewöhnliche erinnert. Man muss diese menschliche
Eigenheit im Blick haben und darf nur sehr vorsichtig von Phänomenen sprechen. Dabei
ist es am besten zu sagen, man habe etwas von Zeugen erfahren, sich selbst aber
nicht zu erwähnen; sonst werden die Menschen in Furcht geraten, auch wenn sie es
nicht gleich zeigen.
Als Beispiel kann man den Unvergleichlichen,
Vollkommenen Sänger anführen. Er besaß viele phänomenale Fähigkeiten, verstand
es aber, nicht über sie zu sprechen, so dass es den Anschein hatte, als vollziehe
das Phänomen sich in Seinem Umkreis ohne Seine Teilnahme. Er brachte mächtigste
Klangeinwirkungen zum Vorschein, ohne zu verstehen zu geben, dass gerade Er die
Ursache für die geschaffenen Stimmungen war.
Seine Unterweisungen wurden so gegeben, als ob
sie aus dem Altertum kämen. Er besaß hinreichend Geduld, um den Menschen nicht
zu erlauben, an Seine Macht auch nur zu denken. Doch als einige Neider Ihn
verdächtigten, die Quelle der phänomenalen Fähigkeiten zu sein, setzten sie
eine Verfolgung in Gang, die zu Seiner Ermordung führte. So kann man sehen, wie
die Menschen nichts Ungewöhnliches verzeihen, es selbst aber besitzen möchten.
Man muss die Feinfühligkeit aufbringen, sogar das Wort „Überirdisch“ nur im
geeigneten Moment auszusprechen.
Der Denker sprach: „Gebt acht, dass das
Überirdische sich nicht in Unterirdisches verkehrt.“
671. Urusvati weiß, dass Kosmographie[78] als
eines der anziehendsten Fächer an allen Schulen eingeführt werden sollte.
Gerade sie sollte alle Bereiche des Weltwissens miteinschließen. Wenn die
Menschen das Bewusstsein des Volkes umwandeln wollen, müssen sie es mit den
Grundlagen des Weltenaufbaus vertraut machen und dies in wissenschaftlicher und
anziehender Weise tun.
Mögen diese Bekanntmachungen in Form von
Gesprächen erfolgen, ohne Prüfungen, welche die Liebe zum Fach stören könnten.
Wenn das Bewusstsein eines Schülers Bruchstücke früherer Erinnerungen bewahrt,
wird er die Liebe zur Erkenntnis der Grundlagen leicht in sich entfachen.
Wahrlich,
Kosmographie muss in anziehender Weise unterrichtet werden. Dabei müssen
fortwährend die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen miteinbezogen werden.
Mögen auch die Lehrbücher so zusammengestellt werden, dass neue Erkenntnisse
leicht eingefügt werden können.
In einer Übersicht über den Kosmos werden
viele Fächer zu einer Synthese zusammenkommen. Astronomie, Astrochemie,
Astrologie und Volksglauben werden alle ihren Platz in einer wissenschaftlichen
Erklärung finden. Wahrscheinlich wird die ältere Generation ein solches Fach
für undurchführbar erachten, doch Wir haben die Jungen im Blick. So geht das
Überirdische in ein feinfühliges Bewusstsein ein.
Der Denker erinnerte daran, dass einzelne
Wissenschaften dereinst wahrhaft zusammenarbeiten würden.
672. Urusvati weiß, wie beharrlich Unsere
Gedankensendungen sind. Ein Unkundiger könnte sich wundern, weshalb Wir
mitunter das Gesagte nahezu wiederholen, doch ein erfahrener Empfänger versteht,
dass eine solche Vertiefung ihre Ursache in einer Verwirklichung von Energie im
Raume hat. Man muss verstehen, dass es im Umkreis Unserer Mitteilungen viele
Gründe gibt. In ihrem Egoismus nehmen die Menschen an, alles werde nur für sie,
für einzelne Personen gemacht, und vergessen dabei das Gemeinwohl.
Auch kann man beobachten, wie verschieden
Unsere Mitteilungen im Rhythmus und im Klang sind. Manchmal gleiten sie in
Gedankenschnelle, manchmal aber sind sie äußerst artikuliert und so beharrlich,
dass sie eine starke Schwingungsreaktion hervorrufen.
So kann man auch beim Aussprechen eines
Mantrams bemerken, dass entweder der Rhythmus überwiegt, in dem die einzelnen Wörter
untergehen, oder eine laute Aussprache jedes einzelnen Wortes erforderlich ist.
So wisst ihr, dass ein um Hilfe rufender Mensch sich bemüht, jede Silbe einzeln
auszusprechen. Überdies kommen Unsere Mitteilungen entweder überaus schnell
oder langsam herbei. Unsere komplizierte Arbeit erfordert viele Methoden.
Der Denker sprach: „Glaubt nicht, etwas sei
nur für euch bestimmt; es kann viele Wege geben, um höhere Gedanken zu
vermitteln.“
673. Urusvati weiß, dass bei jedem großen Ereignis
außer vielen kosmischen Einwirkungen vier Schichten des menschlichen Denkens
teilnehmen. Die erste Schicht besteht aus den Personen, die unmittelbar an der
Schlacht teilnehmen, denn jedes Ereignis ist eine Schlacht. Jene Kräfte der
Feinstofflichen Welt, die nicht weniger als die Verkörperten kämpfen, bilden
die zweite Schicht. Die dritte Schicht besteht aus Teilnehmern, die nicht
körperlich, sondern im Geist kämpfen. Die vierte Schicht besteht aus den Führern,
ob sie sichtbar oder unsichtbar sind.
Die ersten beiden Schichten wurden von Uns
bereits mehrfach erwähnt, doch über die dritte Schicht muss gesprochen werden, weil
die Teilnehmer dort immer zahlreicher werden. Die Menschen nehmen bewusst und
unbewusst an den komplexesten Ereignissen teil. Man kann sehen, dass die
Gedanken dieser vielen Menschen eine mächtige Kraft bilden, die durch ihre
Ungeordnetheit gefährlich ist.
Unverantwortlich, unbewusst, jedem beliebigen Einfluss
unterworfen, zu jeglichem Verrat bereit und von Bosheit erfüllt – so füllen die
Leute den Raum fortwährend mit den Flocken ihres zottigen Denkens an. Es macht
ihnen nichts aus, jeden Tag ein anderes Geschrei anzustimmen, und sie erweisen
sich als Quellen psychischer Epidemien.
Damit nicht genug, schaden sie den
Gedankensendungen der bewussten Mitarbeiter des Guten. Sie vergiften oftmals
die Atmosphäre, und es erfordert viel Energie, um solche finsteren Sendungen
unschädlich zu machen. Sie verstehen den ganzen von ihnen angerichteten Schaden
nicht und wollen gar nicht wissen, welche Hindernisse sie auf dem Weg der
Evolution schaffen.
Man könnte fragen: Was ist hieran neu,
böswillige Unwissenheit ist doch seit langem als äußerst verderblich anerkannt?
Doch gerade jetzt, zur Zeit des Harmagedon, nehmen die Legionen der Schädlinge
zu. Sie vernichten nützliche Arbeiten von Helfern des Heils in einem derartigen
Maß, dass vor einem solchen Wahnsinn besonders gewarnt werden muss. Eine solche
Störung von Schwingungen ist unangebracht. Die träge Volksmasse lässt sich auch
leicht von Lügen beeinflussen.
Der Denker wies ständig darauf hin, dass
Unwissenheit ein höchst wirksames Prinzip und deshalb gefährlich ist.
674. Urusvati weiß, dass das Fehlen von
Angemessenheit psychische Blindheit genannt wird. Die Menschen wollen mitunter
eine verheerende Feuersbrunst nicht bemerken, nur um ihre gewohnte Suppe zu
Ende essen zu können, geraten aber gleichzeitig über eine durchs Fenster hereinfliegende
Fliege in Entsetzen. Es ist notwendig, mit allen Mitteln die verloren gegangene
Scharfsicht zu entwickeln, sonst wird der Mensch in eine eigentümliche Primitivität
verfallen.
Ist es nicht befremdlich, dass die Menschen
ihre grundlegenden Eigenschaften nicht entwickeln und sich sogar bemühen, über
die psychische Seite des Lebens gar nicht nachzudenken? Umso schwerer ist es,
das menschliche Denken zum Überirdischen zu lenken. Es ist unmöglich,
Stadtbewohnern ein weitgefasstes Verständnis der überirdischen Bereiche zu vermitteln.
Sie meinen, sie hätten sich die wissenschaftlichen Begriffe bereits angeeignet,
verstehen es aber nicht, geistige Erkenntnisse in die Wissenschaft mit einzubeziehen.
Glaubt nicht, dass Wir viele Mitarbeiter sehen,
die in der Lage sind, das Überirdische ins Leben umzusetzen. Gerade erhaltet
ihr einen Brief, in dem Unsere Weisungen als nicht konkret bezeichnet werden.
In solchen unüberlegten Ansichten liegt eine wahre Tragödie. Haben die
Personen, die von der Abstraktheit Unserer Lehre schreiben, denn gar nicht
darüber nachgedacht, wo die Grenze zwischen Realität und Abstraktheit verläuft?
Wir weisen darauf hin, dass Realitätssinn
gerade jetzt dringend notwendig ist, denn die Welt durchläuft eine gefährliche
Stufe der Umgestaltung. In einer solchen Zeit, wenn jede Stunde eine
realistische Entscheidung erfordert, wäre es unzulässig, sich in Abstraktheiten
zu verlieren. Die psychisch Blinden sind aber nicht in der Lage, zu
unterscheiden, wo unaufschiebbare, arbeitsreiche Realität und wo schädliche
Abstraktheit ist. Sie selbst füllen das Leben mit Abstraktheiten an und erkennen
nicht, wie sie zu Schädlingen werden. Urusvati erinnert sich, wie eine
herausgeputzte Menge noch zum Schauspiel eilte, als das Gebäude bereits
einstürzte.
Der Denker lehrte: „Erkennt die Wirklichkeit
und befreit euch dadurch von den Ketten der Sklaverei.“
675. Urusvati weiß, dass einige darauf
bestehen, die körperliche Teilnahme an einem Kampf sei kraftvoller und
schwieriger als ein psychischer Kampf. Ein solcher Irrtum entsteht aus einem
völligen Nichtverstehen des psychischen Lebens. Es ist noch nicht einmal möglich,
körperliche und psychische Anspannung zu vergleichen, umso bedeutsamer in jeder
Hinsicht ist die letztere.
Feinstoffliche Energien sind stärker als alle muskulären,
doch die Menschen können auch dieses Axiom infolge ihrer falschen Lebensführung
nicht annehmen. Man muss es oft wiederholen, dass eine körperliche Verletzung mit
den Leiden der feinstofflichen Hüllen nicht zu vergleichen ist. Die größten
körperlichen Gefahren können nicht mit psychischen Gefahren verglichen werden.
Und die bedrohlichsten körperlichen Umgestaltungen sind nichts im Vergleich mit
den psychischen Wechseln zwischen den Welten.
Auch jetzt, da die Menschheit im Kampf für die
Umgestaltung der Welt angespannt ist, muss man der psychischen Seite des Lebens
Aufmerksamkeit schenken. Es gibt jedoch viele Hindernisse auf dem Weg einer solchen
natürlichen Evolution. Die Menschen werden sich mit aller Kraft widersetzen, damit
keine nützlichen Erkenntnisse in ihr ärmliches Bewusstsein eindringen. Es wird eigenartige
Aufstände gegen die Erweiterung des Bewusstseins geben. Dabei werden die unwürdigsten
Maßnahmen ergriffen, um eine Verbreitung des unabdingbaren Wissens zu
unterbinden.
Es ist lehrreich, den Geisteszustand solcher
Aufständischer zu beobachten. Sie ersinnen verschiedene Argumente, um über die
psychische Energie zu spotten und sie herabzusetzen.
Freunde, jeder von euch kann Beispiele aus
seinen Beobachtungen anführen, als er Widerstand gegen etwas Offensichtliches
begegnen musste.
Der Denker lehrte: „Fürchtet Unwissende nicht,
eilt aber auf dem Weg zur Erkenntnis schneller voran.“
676. Urusvati weiß, dass jede bedeutende Enthüllung,
jede Prophezeiung nur von einer Minderheit, einer ganz kleinen Minderheit
aufgenommen und im Leben ausgeführt wird. Die Mehrheit begegnet dem Wesen der
besten Prophezeiungen mit Hass. Nicht nur Widerstand, sondern geradezu wütender
Hass kriecht den nützlichsten Enthüllungen hinterher.
Manche
meinen, man müsse die Ursache dafür in Neid suchen, doch liegt sie tatsächlich
viel tiefer. Die Ursache ist der Kampf des Chaos gegen alles Schöpferischen.
Man kann die Nützlichkeit von Prophezeiungen sogar daran erkennen, wieviel Hass
gegen sie ausgespien wird. Nicht nur böser Spott, sondern verderblichster Hass verfolgt
alles, was der Erneuerung des Lebens dient. Bemerkt, wie nahe solche Hasser dem
Verrat stehen. Sie sind zu den raffiniertesten Taten bereit, um einer Sache zu
schaden, die ihnen selbst gar keinen Schaden zugefügt hat.
Die Hasser teilen sich in zwei Arten ein. Die
einen dienen jeder nützlichen Prophezeiung als Megaphon. Es wurde richtig
bemerkt, dass starke Menschen sich mitunter mit der ausgeprägten Bestimmung
verkörpern, einer ganzen Bewegung als Megaphon zu dienen. Man muss verstehen, dass
das Karma bei einer solchen festgelegten Bestimmung nicht belastet wird. Doch muss
daran erinnert werden, dass die zweite Art der Hassenden sehr schädlich ist, denn
sie versuchen, den Wegen des Fortschritts der Menschheit einen falschen Sinn zu
unterschieben.
Nicht nur einmal sind euch solche Schädlinge
begegnet. Man darf sie unmöglich damit rechtfertigen, dass sie besessen seien.
Sonst fände jeder willensschwache Mensch seine Rechtfertigung. Wir nehmen uns
vor solchen Menschen, die verderblicher Besessenheit verfallen sind, sehr in
acht.
Man muss daran erinnern, dass der Überirdische
Bereich die Wut solcher Hasser besonders weckt. Sie wollen lieber in ihrem
alten Plunder verbleiben, bemühen sich jedoch, die Maske der Vernunft
aufzusetzen. Viele Wege wurden durch solche Heuchler versperrt. Möge die
Wissenschaft in weiter gefasster Weise zu grenzenloser Erkenntnis führen.
Der Denker kämpfte bereits mit solchen
Hassern. Er warnte die Schüler, keine philosophischen Abhandlungen unverschlossen
liegenzulassen: „Vergesst nicht, dass sich unter sogenannten Verwandten Hassende
befinden können.“
677. Urusvati weiß, dass sogar ein kleines Unwohlsein
eines Führers einen entscheidenden Einfluss auf wichtige Ereignisse haben kann.
Die Historiker nennen dies Zufall, doch in Wirklichkeit lassen sich viele
Ursachen erkennen. Außer den verschiedenen menschlichen Einflüssen können
besondere kosmische Bedingungen herrschen und, über allem, das unerbittliche
Rad des Gesetzes.
Man sollte nicht denken, dass ein besonders
bedeutendes Ereignis ebenso große Einwirkungen erfordere; man kann sehen, wie das
Schicksal der Völker von kleinen Umständen abhing. Solche Beobachtungen sind
überaus lehrreich, denn sie zeigen die Wechselbeziehung zwischen den Dingen
nicht entsprechend ihrem physischen Ausmaß, sondern gemäß der Wechselbeziehung
der feinsten Energien. Es ist besonders bedeutsam zu erkennen, wie die großen
Ereignisse des Harmagedon im Gleichgewicht mit den unwägbaren karmischen Bedingungen
stehen.
Man kann sehen, wie Karma diejenigen einholt,
die Ungerechtigkeiten begangen haben. Dabei kann man erkennen, wie gewunden die
Wege des vollkommenen Gesetzes sind. Gewöhnlich erkennen die Menschen solche
feinstofflichen Entsprechungen nicht an. Ihnen erscheint sogar die gerechteste
Entscheidung als unverständlich, derart sind die überirdischen Bedingungen von
den irdischen verschieden. Man muss jedoch die überaus komplizierten Auftürmungen[79] berücksichtigen,
aus denen sowohl die irdischen als auch die überirdischen Wechselbeziehungen
bestehen. Eine solche Erkenntnis kann durch persönliche Vertiefung des Denkens
erlangt werden. Niemand vermag das zu erzählen, in das man mit Hilfe des
Gefühlswissens eindringen muss.
Der Denker lehrte Seine Schüler, das Wesen der
Ereignisse zu erkennen. Gewöhnlich ähnelt ihr Äußeres wenig ihrer inneren
Bedeutung.
678. Urusvati weiß, dass eine Prognose und
ihre Verwirklichung von vielen Umständen umgeben sind. Möge ein schwacher
Mensch keine Prognosen berühren. Er wird aus seinem bedingten Verständnis
heraus über sie urteilen und auf diese Weise den Fluss wichtiger Ereignisse nur
erschweren. Jeder kann nach seinem Niveau etwas erschweren. Dabei kann sich
auch ein schwacher Denker in bestimmter Hinsicht als Fanatiker erweisen und
alles Existierende mit seiner Voreingenommenheit überziehen. So erfolgt die Prognose
gewöhnlich vorzeitig, und es ist gefährlich, sie mit einer erdachten Frist
einzuengen.
Ebenso muss man verstehen, dass eine
Voraussage vor ihrer irdischen Verwirklichung bereits den Raum psychologisiert
und daher, wenn auch unsichtbar, schon bei vielen weltweiten Ereignissen
mitwirkt. Es ist lehrreich zu beobachten, wie Unsere Prognosen sich
verwirklichen.
Der Denker sprach: „Glaubt nicht, dass etwas erst
existiere, wenn ihr es mit irdischen Augen seht; vielleicht wurde es schon
früher im Raum geboren.“
679. Urusvati weiß, dass das Überirdische von
jedem beliebigen Gesichtspunkt aus studiert werden kann, wenn die Erkenntnis nicht
von Vorurteilen bestimmt ist und nicht eingegrenzt wird. So kann sich jedes
Gebiet der Wissenschaft seinen Zugang zum Überirdischen eröffnen. Die
Astronomie wird eine Wandlung hin zur Erkenntnis der Bewohntheit der Welten
vollziehen. Die Physik wird der Astrophysik einen Platz einräumen. Die Chemie
wird die Astrochemie nicht vergessen. Das Überirdische wird die Philosophie und
die Psychologie verschönern. Man kann sehen, wie die Physiologie eine Verbindung
des menschlichen Organismus mit dem Kosmos feststellen wird. Die Geschichte
wird sich bemühen, wertvolle Hinweise in den alten Schriften zu finden.
Es lässt sich erahnen, dass Radioübertragung
und Television neue Prognosen über das Überirdische ermöglichen werden. Auf diesem
Weg werden sogar die sogenannten positiven Wissenschaften der Erweiterung des
Bewusstseins dienen.
Man muss nicht irgendwelche ungewöhnlichen
Epochenwechsel erwarten, wenn jeder unbeschränkte Geist sein Verständnis bereits
jetzt vertiefen kann. Dabei werden auch verleumdete Wissenschaften, wie
Astrologie, Alchimie und das übrige Wissen über die feinstofflichen Energien, wieder
aus der Asche aufsteigen. Die Menschheit kann das Leben erneuern, ohne frühere
Errungenschaften zu verwerfen. Möge nur jeder anstelle des Wortes „es ist
unmöglich“ das Wort „es ist möglich“ sagen. Nur durch eine solche Selbstöffnung
werden die Menschen an das Studium der lebenswichtigsten Bereiche herangehen
können. Selbst die Geologie erinnert an Aufschichtungen, die sich unter dem Einfluss
überirdischer Ursachen vollzogen haben.
Der Denker wies auf die Erde und sprach: „Auch
du, Erde, gemahne uns an die Überirdische Erhabenheit.“
680. Urusvati weiß, dass die Stufe der
Bereitschaft der beste Maßstab für den Erfolg ist. Von welcher Bereitschaft
sprechen Wir? Man kann ein örtlich geltendes Gesetz kennen und bereit sein, ihm
zu gehorchen, doch wird die Wirkung einer solchen Bereitschaft geringfügig
sein. Man muss wahre Bereitschaft erlangen. Wenn Wissen und Gefühlswissen in
Einklang stehen, wird der Mensch durch viele Sendungen erstarken, die er
behutsam und bewusst aufnimmt.
Die Menschen werden oft durch Zwang zu einer
bestimmten Arbeit hingezogen, die ihnen als Verpflichtung auferlegt wird, doch ein
solcher Zwang führt nicht zum Guten. Der Mensch war noch nicht bereit, die
Bedeutung der ihm auferlegten Arbeit zu erfassen. Es ist an der Zeit, dass die
Menschheit versteht, worin wahre Bereitschaft besteht; bei ihr werden die
Menschen zu Helden. Ein solch hoher Zustand wird eintreten, wenn der Mensch auf
natürliche Weise die Schönheit angespannter Bereitschaft anerkennt.
Der Denker sprach: „Wer die Speise nicht zum
Munde führt, wird auch nicht satt werden.“
681. Urusvati weiß, dass Schweigen ein Zeichen
von Anspannung ist. Vor langem wurde gesagt, Stille sei lauter als Gewitter und
Wirbelsturm. Aber haben viele diese kosmische Wechselbeziehung verstanden?
Gewöhnlich verstehen die Menschen Schweigen als den Unwillen, etwas Wichtiges zu
sagen.
Die Menschen verstehen alles gemäß ihrer
Selbstsucht; sie möchten etwas erfahren, was möglichst alltäglich ist, und
ziehen die Überlegungen des Gesprächspartners in Betracht. Sie vergessen
jedoch, dass große Anspannungen in der Welt herrschen können, besonders im
Überirdischen Bereich. In einer solchen Zeit sollte sich jeder vernünftige
Beobachter in feierlichem Schweigen beugen, doch die Unvernunft versucht, aus dem
Erhabenen etwas Eigennütziges und Alltägliches zu machen. Daher ist es oftmals
schwierig, vom Überirdischen zu sprechen, wenn jemand das Gespräch ins
Persönliche zu wenden sucht. Wer über das Überirdische nachdenkt, möge es
seinen persönlichen Bedürfnissen gegenüberstellen und verstehen, dass das Große
auch dem Kleinen hilft.
Der Denker forderte, dass die Schüler von der Bedeutung
des Schweigens durchdrungen sein sollten.
682. Urusvati weiß, weshalb Wir oft an Ruhe
erinnern. Über sie muss dasselbe wie über Nirwana gesagt werden. Für die
Nichtigen bedeutet Ruhe Gedankenlosigkeit, Willenlosigkeit und
Gleichgültigkeit, doch für die Starken ist sie höchste Anspannung; in ihr kommen
Erweiterung des Bewusstseins, Weisheit und Tapferkeit zum Ausdruck. Auf diese Weise
ist Ruhe die Offenbarung eines großen Potentials. Darauf muss man sich bewusst
vorbereiten und verstehen, dass Sendungen psychischer Energie unumgänglich sein
werden.
Urusvati versteht es richtig, dass angesichts der
Weltereignisse eine allgemeine Abgabe von psychischer Energie erforderlich ist.
Je verfeinerter ein Organismus ist, in umso stärkerem Maß gibt er diese Energie
ab; deshalb kann man eine unverstandene Müdigkeit bemerken, welche die Mehrheit
der Menschen ergreift. Es entsteht eine Epidemie eigener Art, die von der
Wissenschaft noch nicht verstanden wird. Erst später werden die Menschen
begreifen können, wo ihre Energie erforderlich war und welcher Magnet sie angezogen
hat.
Zur Zeit lassen sich ähnliche Erscheinungen
beobachten, in denen die Verbindung des Überirdischen mit dem Irdischen klar
zum Ausdruck kommt. Versteht es, echte Ruhe zu bewahren.
Der Denker sprach: „Ich weiß nicht, wohin
meine Kraft fliegt. Sagen wir, sie möge dorthin eilen, wo es am würdigsten ist.“
683. Urusvati weiß, dass ein in Unruhe
geratener Mensch die gesunden Schwingungen verliert und in zerstörerische verfällt.
Er leidet nicht nur selbst Qualen, sondern wird auch zu einem Infektionsherd.
Solche Verbreiter von Epidemien müssen unter medizinischer Beobachtung stehen,
doch müssen die Ärzte natürlich vorher die Ursache solcher Erkrankungen
erkennen. Sie dürfen den Organismus des Kranken nicht mit Narkotika vergiften,
denn sie können das Bewusstsein nur vorübergehend abstumpfen, ohne dass die
Ursache behoben wird. Im Gegenteil, wenn die Narkotika ihre Kraft verlieren,
nehmen Erregung und Unruhe wieder zu. Sie akkumulieren sich geradezu, um dann
mit doppelter Kraft über den ungeschützten Organismus herzufallen.
Man kann beobachten, dass nur psychische Einwirkung
das beste Heilmittel ist. Man kann die Kraft aus weiter Entfernung auf den
Kranken richten, doch nur dann, wenn er sich nicht widersetzt. Viele Manien
entwickeln sich aus einer ständigen Unruhe. Von der Feinstofflichen Welt aus kann
man beobachten und staunen, welche nichtigen Anlässen die Menschen aus dem
Gleichgewicht bringen.
Die Zeit selbst zeigt, dass das Gespenst gar
nicht so fürchterlich war und die Menschen die unruhige Stunde ausgezeichnet überstanden
haben. Der Hauptschaden besteht jedoch darin, dass der in Unruhe Geratene nicht
über das Überirdische nachzudenken vermag.
Der Denker sagte einem erkrankten Nachbarn: „Freund,
hat es sich denn gelohnt, wegen einer Schiffsladung von Waren eine Krankheit
heraufzubeschwören?“
684. Urusvati weiß, dass jeder von Uns
irgendwann einmal seine psychische Energie den grobstofflichen Bedingungen der
Erde angepasst hat. Ein solches schwieriges Sichvertrautmachen ist nicht
schnell durchführbar. Auch muss man daran erinnern, dass solche Prozesse mit
irdischen Mitteln vollbracht werden müssen.
Glaubt nicht, dass irgendeine Magie oder
Zauberkunst bei diesem ersten Sichvertrautmachen helfen könnte. Wir mussten vor
allem Beobachtungsvermögen entwickeln, um die Berührung der kosmischen Kräfte
zu bemerken; es vollzog sich genau dasselbe, was Wir auch euch allen raten.
Man darf sich nicht darüber beklagen, dass überirdische
Offenbarungen selten seien – es gibt viele, doch muss man ihre Einwirkung
spüren. Dabei darf man nicht in Übertreibung verfallen. Ihr wisst, dass manche
neu Herantretenden bereit sind, jede flüchtige Berührung als etwas Gigantisches
zu erklären. So darf man nicht erwarten, dass der Prozess der Verfeinerung des Bewusstseins
beschleunigt werden kann; der Mikrokosmos bedarf planmäßiger Aufspeicherungen,
sonst wird er dem Makrokosmos nicht ähnlich werden.
Die Haupterrungenschaft besteht jedoch darin, dass
jede Aufspeicherung unauslöschlich ist und nichts die Qualität der psychischen
Energie zerstört. Das bedeutet, dass es nützlich ist, eine solche Kraft aufzuspeichern.
Und jeder kann sich jederzeit die gute Aufgabe stellen, die Qualität der
psychischen Energie zu steigern; dies wird eine Arbeit zur Erkenntnis des
Überirdischen sein.
Beginnt die Beobachtungen mit dem Einfachsten,
mit dem Kleinsten. In jeder beliebigen Umgebung kann man kosmische Zeichen
wahrnehmen. Wenn es meteorologische und seismographische Beobachtungen gibt, sind
ebenso kosmische Beobachtungen möglich, so nennen Wir die überirdischen
Beobachtungen.
Jeder kann ein Tagebuch anfangen mit
Aufzeichnungen über Vorgefühle, über Wahrnehmungen in Verbindung mit
Ereignissen und über alle ungewöhnlichen Erscheinungen. Mit der Zeit wird man
viele Fehler bemerken können. Sie sind unvermeidlich, denn die Kooperation von
Strömen ist schwer zu erfassen. Seid über Unsere Warnungen nicht betrübt, Wir
selbst haben solche Beobachtungen unter schwierigen Bedingungen gesammelt.
Eines
aber ist reizvoll, nämlich, dass es bei kosmischen Beobachtungen keine Reichen,
keine Armen, keine Berühmten und keine Einfachen gibt. Allen Menschen ist der
Weg zu uneingeschränkter Erkenntnis eröffnet. Selbst die Erkenntnis eigener
Fehler führt zu neuem Begreifen. Wie herrlich ist es, Schritt für Schritt anhand
von Erfahrungen nachzuprüfen, welcher seelische Zustand die beste Offenbarung
ermöglicht hat.
Das Vorgefühl ist eine Stufe des
Gefühlswissens, doch möge physische Unmäßigkeit das feine Gefühlswissen nicht
verdrängen. So denkt daran, dass jeder durch den unbeugsamen Wunsch
voranschreiten muss, sein Gefühlswissen zu verfeinern. Wünscht und strebt!
Der Denker sprach: „Aus meinem kleinen Fenster
kann ich die Erhabenheit der Gestirne schauen.“
685. Urusvati weiß, dass die heutige
Wissenschaft vor einem Jahrhundert begründet wurde. Jede solche Neubildung ist
mit der Hinterlassenschaft vieler älterer Erkenntnisse und mit einer Aufteilung
in viele verschiedene Wege verbunden, wodurch eine schädliche Begrenzung
eingeführt wird. Auch heute ist die Menschheit auf eine neue Stufe gelangt, auf
der alte Wahrheiten wieder auferstehen und die Unabdingbarkeit einer Synthese
zu spüren ist.
Was aber ruft solche Merkmale der Erneuerung
hervor? Man darf nicht glauben, dass die Schulbildung zufriedenstellend sei.
Ebenso kann man sich nicht damit trösten, dass unabänderliche Fristen eintreten
und kosmische Ströme in neuer Weise auf die Menschheit einwirken werden. Man muss
auch andere Ursachen suchen, die eine Wandlung des Denkens unterstützen. Unter
diesen Ursachen befinden sich die Heranziehung der ungewöhnlichen Kräfte der
Elektrizität sowie die verstärkte Produktion chemischer Stoffe. Auf diese Weise
können rein physische Ursachen das Denken beeinflussen. Genau diese Ursachen
bewirken auch Entzündungen der Drüsen.
Der Mensch bemerkt nicht, wie er sich selbst auf
seinen beschränkten utilitaristischen[80] Wegen
einer Verfeinerung des Bewusstseins annähert. Natürlich werden wir nicht
glauben, dass solche utilitaristischen Verhältnisse bereits eine neue Epoche
schaffen können, doch wenn Djins* Tempel erbauen können, wird auch die durch
chemische Produktion erzeugte Anspannung die Menschheit zu verbessertem Suchen
drängen. So können selbst die Tage des Harmagedon Samenkörner fortschrittlicher
Erscheinungen beitragen.
Der Denker sah bereits vor langem voraus, wie
die Menschheit stöhnen würde, und dass sich aus dem Stöhnen Siegesrufe bilden würden.
686. Urusvati weiß, dass es aus Anlass Unserer
Hinweise auf kosmische Beobachtungen skeptische Bemerkungen geben wird. Man wird
sagen: „Welche Bedeutung können nichtige menschliche Versuche im Angesicht der
Unbegrenztheit haben? Doch keine größere als der Versuch eines Schmetterlings, zum
Mond zu fliegen.“ Solche Vergleiche darf man jedoch nicht anführen, denn die
psychische Energie des Menschen ist mächtig.
Nicht alle Diamanten wurden durch große Wissenschaftler
gefunden. Erinnern wir uns, welche großartigen Entdeckungen von ganz einfachen
Menschen gemacht wurden. Lasst uns nicht auf die Ursachen schauen – denn ohne
Ursache geschieht nichts –, sondern nur daran denken, dass selbst Kinder sich
als ausgezeichnete Beobachter und Entdecker erwiesen haben. Und wenn kosmische
Fristen nahen, werden sich auch viele originelle Denkweisen entwickeln.
Dabei muss man sich vor Personen vorsehen, die
sich als erleuchtet bezeichnen. Kein Philosoph hat je einen solchen Eigendünkel
zugelassen. Keiner Unserer Mitarbeiter wird sich hochmütig seines Wissens
rühmen. Jeder von Uns verfügt über eine gewisse Erfahrung, ist sich jedoch bewusst,
dass seine Erkenntnisse im Vergleich zu anderen relativ sind. Allein auf eine solche
Weise kann man Kraft für den Fortschritt schöpfen. Räumliches Forschen kann
nicht enttäuschen, denn jeder Augenblick kann die Freude einer Entdeckung
hervorbringen. Möge man die Folgen solcher Entdeckungen nicht voreilig abwägen,
der Entdecker und der Interpretierende werden sich auf überirdischen Wegen
treffen.
Der Denker verstand die Schönheit solcher
überirdischer Begegnungen. Sie erfolgen nicht zufällig, und ihre Ursachen sind
herrlich.
687. Urusvati weiß, dass Avidya[81]-Nichtwissen
leicht in Wissen umgewandelt werden kann, wenn wenigstens eine geringe Neigung
zur Erkenntnis besteht. Pflanzer von Wissen werden Lichtträger genannt. Diese
Bezeichnung ist keineswegs symbolisch, sondern definiert die Wirklichkeit.
Wahrlich, wenn der Wunsch besteht, sein Wissen zu übergeben, wächst und
verschönert sich die Ausstrahlung. Man kann eine solche Ausstrahlung als
ähnlich der einer heldenhaften Aura definieren. Bei jeder Übergabe von Wissen
vollzieht sich eine gewisse Heldentat. Und wenn das Wissen mit ebensolchem Eifer
aufgenommen wird, wird ein wechselseitiges Feuer von herrlichem Licht entzündet.
So kann man sehen, dass Unsere Definitionen stets auf der Wirklichkeit gründen.
Wenn wir jedoch davon sprechen, dass Unwissenheit
Finsternis ist, ist dies leider eine traurige Wirklichkeit. Ein Mensch, der
sich mit Unwissenheit und Verneinung beschmutzt, löscht seine Ausstrahlungen.
Er öffnet sich den gefährlichsten Krankheiten, denn sein Sperrnetz ist geschwächt.
Solche Lichtauslöscher sind unheilbar, und nur eine neue Erfahrung in der
Feinstofflichen Welt kann ihnen den weiteren Weg ein wenig öffnen. Früher oder
später werden solche Menschen verstehen, dass ihr Verhalten dem Leben nicht
förderlich war.
Stellt bei Gesprächen mit Freunden die genaue
Bedeutung der verwendeten Begriffe fest. Unterschiedliches Verstehen führt zu
Zwietracht. Viele philosophische Systeme zerfielen gerade infolge ungenauen
Verstehens. So verstehen viele den Unterschied zwischen Nichtwissen und Unwissenheit[82] nicht.
Sie meinen, beide Begriffe seien synonym, woraus sich bedauerliches
Unverständnis ergeben kann.
Es muss daran erinnert werden, dass man
besonders bei Erörterungen über das Überirdische in schädliche
Verständnislosigkeit geraten kann. Der eine kann darüber aus kirchlicher Sicht
urteilen, der andere aus astronomischer, und der wahre, weite Begriff wird
nicht berührt.
Der Denker bemerkte nach mehreren Disputen: „Es
ist traurig, wenn die Menschen mit ein und denselben Worten über
Gegensätzliches sprechen.“
688. Urusvati weiß, dass jeder menschliche
Organismus auf seine Weise auf kosmische Erschütterungen reagiert. Ein feinfühligerer
Organismus erklingt noch stärker. Man darf nicht versuchen, einer solchen
Reaktion auszuweichen, dies wäre unnatürlich, doch ist es erforderlich, seine
Kräfte solchen Anspannungen anzupassen.
Zur Zeit durchschreitet die Menschheit
ungewöhnliche Prüfungen. Man kann feststellen, dass die übergroße Mehrheit
nicht bereit ist, die Bedeutung der Ereignisse zu erfassen. Die einen stecken
nach Straußenart den Kopf in den Sand; andere vergiften sich selbst mit Hass
und schaffen damit neues, schweres Karma; dritte wiederholen längst überholte Beschwörungsformeln.
Man könnte eine lange Liste befremdlicher und unangemessener Verhaltensweisen der
Menschheit aufstellen, doch über die wahre Bedeutung der Ereignisse wird nicht
nachgedacht. Jene wahren Wege, die der Menschheit helfen würden, werden wieder
einmal vergessen.
Viele finden Unsere Gespräche über das
Überirdische fehl am Platz, indessen kann nur das rechte
Verstehen des Überirdischen eine Lösung der Verwirrung bringen. Im Sturm muss
man eine Vorstellung vom ersehnten Hafen haben.
Eine allgemeine starke Bestrebung wird auch die
unabdingbare Zuversicht verleihen. Nur allgemeine Bestrebung reicht jedoch
nicht, jeder einzelne muss sich eine bewusste Einheit vorstellen. Ihr wisst, dass
jenes Heer stark ist, in dem jeder Krieger sich einen bewussten, heftigen
Ausbruch vorstellt.
Wir haben viel über Einigkeit gesprochen, und
alles darüber Gesagte bleibt in Kraft. Denkt jedoch darüber nach, aus welchen
Elementen sich nützliche Einigkeit zusammensetzen muss. Eine erzwungene,
mechanische Einigkeit bringt keine Früchte, weshalb Wir nicht selten raten:
Mögen unnütze Elemente abfallen. Ein infiziertes Glied muss entfernt werden.
Gangräne[83] können
sowohl körperlicher als auch psychischer Art sein. Man kann dort viele
Erkrankungen feststellen, wo keine Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen wurden.
Die festgesetzte, gefahrvolle Stunde ist eingetreten.
Man kann sehen, wie falsch die Prognosen derjenigen sind, die in
selbstsüchtiger Weise denken.
Der Denker sprach: „Wir meinen, es vollziehe
sich etwas Wichtiges, wenn tausend Bürger auf einem öffentlichen Platz lärmen,
doch was wird erst geschehen, wenn Millionen in Verwirrung geraten!“
689. Urusvati weiß, wie oft man die
grundlegendsten Wahrheiten wiederholen muss, damit sie in das menschliche Bewusstsein
eingehen. Hellsichtigkeit und Hellhörigkeit bilden sich nicht auf irdische
Weise, doch fordern die Menschen irgendwelche, auf ihrem Alltagsleben gründende
Vorschriften. Eines kann man sagen: Nehmt aufmerksam und scharfsinnig jedes
Aufblitzen feinstofflicher Empfindungen wahr.
Man kann solche Erscheinungen nicht erwarten, muss
aber für ihre Aufnahme offen sein. Menschliche, irdische, gezwungene Erwartung
kann höhere Annäherungen nur erschweren. Es ist hinreichend bekannt, dass die
klarsten Erscheinungen unerwartet eintreten und nur gestört werden, wenn die
Stimme des Verstandes erklingt. Man darf die feinstoffliche Natur nicht
zwingen, sollte aber jede ihrer Äußerungen begrüßen.
Lasst uns nicht abwägen, welche Erscheinung
gerade die allerwichtigste ist; mitunter sind scheinbar kleine Erleuchtungen von
größerer Bedeutung als erschütternde. Versteht es, Erscheinungen zu spüren.
Welche erklingt tiefer im Herzen? Wahrheit liegt im Herzen, Wissen liegt im
Herzen und Erleuchtung liegt im Herzen. Es wurde darauf hingewiesen, dass der
Yoga der Liebe der kürzeste Weg ist, doch kann man ihn auch ganz richtig den
Yoga des Herzens nennen.
Sämtliches Erkennen des Überirdischen bildet
sich im Herzen. Der Gedanke wird im Herzen geboren und dem Gehirn nur
übertragen. Möge jeder, der sich dem Überirdischen zuwenden möchte, die Macht
des Herzens herbeirufen, es allein erklingt auf die Unbegrenztheit.
Der Denker lehrte: „Jeder Lehrer muss ein
Schüler des Herzens sein. Ohne das Herz werden unsere sämtlichen Bestrebungen
in Zerstörung enden. Wehe den Herzlosen!“
690. Urusvati weiß, wie unterschiedlich Unser
Aufenthaltsort gedeutet wird. Die einen halten ihn für ein gewöhnliches
Kloster, andere bezeichnen ihn als Hexenhaus; die einen behaupten königliche
Pracht, andere vermuten strenges Asketentum; die einen verneinen Unsere
Existenz vollkommen, andere nehmen an, Unsere Ashrams gebe es überall.
Man kann viele Beispiele verschiedener Meinungen
anführen, erwähnt werden muss jedoch eine bestimmte Ansicht, die nicht ohne
Bedeutung ist: Sie spricht davon, dass Wir nicht in einem physischen Körper
lebten; im Himalaja gebe es einen bestimmten Ort, erfüllt von Emanationen
vieler Mineralien, wo ein ständiger Wirbel überirdischer Energien herrsche, der
besondere Verbindungen mit der Überirdischen Welt ermögliche. So spricht man
Uns zwar den physischen Körper ab, bestätigt aber dafür einen überirdischen Wirbel,
der eine Verbindung besonderer Chemismen ermöglicht. Möge man jedenfalls auf
diese Weise an die Verbindung mit dem Überirdischen erinnern.
Besteht nicht auf der ganzen Formel, wenn ein auch
nur teilweise nützliches Verständnis eingebracht wird. Mögen sich so die Wege
des Wissens verbinden. Erinnert euch, dass Wir auch nur teilweises Wissen nicht
verurteilen, wenn es das Wichtigste nicht verneint.
Lacht nicht darüber, wenn jemand Uns aus
Unwissenheit Attribute wie königliche Pracht und Luxus zuschreibt, die Uns
fremd sind. Gewöhnlich reden so einfache Menschen, für die Luxus den Gipfel der
Errungenschaft darstellt. Sie möchten Unser Dasein auf ihre Weise ausschmücken
und wissen nicht, dass es Besseres als königliche Pracht geben kann. Sie
schmücken Heiligenbilder mit kostbaren Steinen und meinen, damit richtig zu
handeln. Sie nehmen an, überirdische Chemismen müssten der Verschönerung von
Luxus dienen.
Der Denker sprach: „Mensch, wenn du in einem Gewässer
eine klare Widerspiegelung sehen willst, warte ein wenig, bis die Oberfläche
sich beruhigt hat. Ruhe ist das Gewand der Weisheit.“
691. Urusvati weiß, dass selbst bei klarstem
Denken irgendwelche unerwarteten Gedanken eindringen können. Bei angespanntem
Denken können sie nicht aus der Tiefe des Bewusstseins kommen. Tatsächlich sind
solche Erscheinungen der beste Beweis für räumliche Sendungen. Glaubt nicht, dass
ein solches Eindringen eine Unvollkommenheit des Denkens anzeige. Die
Botschaften können eilig und erhaben, aber auch ganz alltäglich sein; letzteres
beweist einen Gleichklang der Schwingungen.
Jeder erfahrene Beobachter weiß, dass es
ähnliche Schwingungen sowohl bei großen, weitgefassten als auch bei einfachen,
alltäglichen Gedanken geben kann. Wenn also räumliche Gedanken eindringen, muss
man ihnen aufmerksam zuhören. Es mag sein, dass jemand um Hilfe bittet oder ein
nützlicher Rat gesandt wird; so kann sich neue, überirdische Zusammenarbeit
bilden. Große Wirkungen beginnen mit kleinen Funken.
Feinste
Zusammenarbeit wird nicht durch Nötigung, sondern durch Freude gewoben. Worin
würde sich Unserer Arbeit ohne freiwillige Zusammenarbeit verwandeln? Ein alleinstehender
Tatmensch kann nicht in allen Welten erfolgreich voranschreiten. Es ist schön,
wenn ein Freund ungerufen zu Hilfe herbeieilt und eine dringende Arbeit
weiterführt. Urusvati erinnert sich, dass Schwester Yusna[84]
ärztliche Hilfe erwies. Niemand hatte sie gebeten oder genötigt, doch wahre
Zusammenarbeit ist hundertäugig und hundertarmig.
Wer über das Überirdische nachdenken kann,
wird auch die Bedeutung der feinsten Zusammenarbeit verstehen. Wozu hat man
ganze Jahrzehnte über Zusammenarbeit gesprochen, wenn der erste nichterfasste
Umstand die zerbrechliche Schönheit der Zusammenarbeit zerstört? Wozu die Hülle
von Worten lesen, wenn das erste Unverständnis einen in Zweifel stürzt? Man muss
erfühlen, wie sehr gerade die Kostbarkeit der Erkenntnis des Überirdischen zu vernünftiger
Zusammenarbeit verpflichtet.
Wir sind bereit zu wiederholen, denn Wir sättigen
den Raum, doch mögen Abtrünnige darüber nachdenken, ob ihr Tun zweckmäßig ist.
Als ihn ein Schüler verließ, fragte der Denker
die übrigen, ob sie sich nicht zu dem Fortgehenden gesellen wollten: „Möge die
Spreu vom Weizen getrennt werden[85].“
692. Urusvati weiß, dass einige in ihrer
Vorstellung Uns Allmacht zuschreiben, doch die, die mehr nachdenken, verstehen,
dass jede Macht eine relative Erscheinung ist. Niemand wird irgendeine Macht geltend
machen, wenn er weiß, welche Vielzahl von Bedingungen dafür in Betracht gezogen
werden müssen. Jeder versteht, dass eine Einwirkung vorbereitet werden und
jeder ihrer Aspekte Wohlwollen offenbaren muss.
Man sollte nicht denken, dass kosmische Ströme
kein bedeutendes Hindernis darstellen; man muss unter ihnen die angemessenen auswählen.
Nicht ohne Grund werden sie auch als Harfe des Raumes bezeichnet. In alten
Zeiten sagte ein Dichter: „Ihr könnt meine Saiten verstimmen, nicht aber auf
mir spielen.“ So sind die Menschen imstande, jede beliebige Harmonie zunichtezumachen,
doch sie wollen nicht darüber nachdenken, wie viel Mühe aufgewendet werden muss,
um eine große Harfe zu stimmen.
Ebenso wenig können die Menschen es richtig verstehen,
wenn Ich von Unserer relativen Macht spreche. Ihrer Natur gemäß halten sie dies
für ein Anzeichen von Schwäche und Kraftlosigkeit. So muss man fähig sein, in
vielem das Goldene Gleichgewicht zu wahren, nur dann werden die Menschen nicht
enttäuscht sein.
Der Denker sprach: „Selbst der Stärkste ist angesichts
der Unbegrenztheit begrenzt.“
693. Urusvati weiß, dass Unsere Gerechtigkeit
von vielen nicht anerkannt wird. Die Offenbarung der sicheren Wirkungen wird
nicht in Betracht gezogen. Nur einige wenige werden sich erinnern, wie genau
Unsere Weisungen waren. Doch es ist nicht leicht, die Lehre des Guten voranzubringen,
wenn sie nicht im Leben angewandt wird. Wer kann denn die ganze Bedeutung des
Überirdischen verstehen, wenn er sogar die gewöhnlichsten Weisungen ablehnt?
Man
sollte meinen, es sei nicht schwer, einen nützlichen Rat zur rechten Zeit
anzuwenden, doch anscheinend hindert etwas daran, sich seiner zu erinnern.
Vielleicht ist dieses Etwas böser Wille, doch gewöhnlich ist der Grund viel
nichtiger, und man kann ihn mit Disziplinlosigkeit bezeichnen. Die Menschen
lieben es jedoch gar nicht, wenn man ihnen solche Eigenschaften zuschreibt. Sie
versichern, auf ständiger Wacht zu stehen; daher fordert nichts, was sie
aufgrund ihres Bewusstseins überhaupt nicht verstehen können.
Besonders schädlich ist ein Mensch, der viel
gelesen, sich aber nichts zu eigen gemacht hat. Oft ist es besser, mit Unwissenden,
aber Wohlwollenden zu tun zu haben. Mögen gewisse Leser sich nicht ärgern, wenn
Wir ihre schwächste, durch Disziplinlosigkeit entstandene Stelle hervorheben.
Das Überirdische erfordert eine klare Bestrebung, doch Disziplinlosigkeit
ermöglicht keinen Flug.
Der Lehrer weist darauf hin, dass man in den
Tagen des Harmagedon höchste Wachsamkeit in sich finden muss. Ihr lest in den
vorhergehenden Büchern viele dringende Weisungen, doch haben viele sie
beachtet?
Der Denker sprach: „Fegt mit dem Unrat nicht
auch die Perlen hinaus.“
694. Urusvati weiß, wie behutsam man sich den
Besitzlosen gegenüber verhalten muss. Die Mehrheit der Bevölkerung ist arm,
doch nur bei ihnen vollzieht sich eine Erneuerung der irdischen Kräfte; deshalb
ist es besonders unwürdig, die Armen zu verachten und als niedrig anzusehen.
Jeder kann anhand der Geschichte der Menschheit nachprüfen, wie unbeständig
sogenannter Reichtum ist.
Überdies muss man sich merken, dass es unter
den Armen Menschen gibt, die freiwillig den Auftrag übernommen haben, mitten im
Volk zu leben und dessen Schicksal zu teilen. Äußerlich unterscheiden sich
solche Abgesandten nicht von der Masse. Man muss nahe an sie herankommen, um
ihren inneren Reichtum zu spüren. Der Überirdischen Welt gegenüber werden
solche Menschen sehr empfänglich sein. Vielleicht müssen sie als Vermittler
lebensnotwendigen Wissens unter den Unglücklichsten leben? Ein
wichtigtuerischer Reicher tritt nicht unter das Dach eines Armen, und wenn er
es tut, findet er keine gemeinsame Sprache.
Wir lenken Unsere Freunde beständig zu den
Armen, denn dort liegt die Quelle der Zukunft. Ein gewisses Volk hat schon das Gemeinschaftseigentum
verstanden und beginnt, in die Zukunft zu streben – darin liegt Macht. In den
Gesprächen über das Überirdische wollen wir uns in lebendiger Menschlichkeit
festigen, sie ist eine Stufe zur Erkenntnis.
Der Denker sprach: „Für die Armen die Zukunft,
für die Reichen die Vergangenheit.“
695. Urusvati weiß, dass die Berührung mit
feinstofflichen Energien in vielerlei Hinsicht einer Berührung mit Radium ähnelt.
Man kann sehen, dass Radium nur bei behutsamem Umgang keine zerstörerischen Wirkungen
zeitigt. Ebenso können feinstoffliche Energien heilsam oder zerstörerisch
wirken. Sie sättigen die gesamte Atmosphäre, doch sind die Menschen nicht immer
fähig, Gesundung aus ihnen zu schöpfen. So sind Wir genötigt, darauf
hinzuweisen, dass die Menschen sie nicht in würdiger Weise handhaben wollen.
Unwissende schlagen vor, gar nicht mit
gefährlichen Energien umzugehen, doch wie sollte dies möglich sein, wenn der
Mensch von chemischen und anderen mächtigen Einwirkungen umgeben ist? Es bleibt
nur zu lernen, die überirdischen Sendungen aufzunehmen. Jeder kennt bereits den
Wert reiner Luft und trifft in seinem Alltag entsprechende Maßnahmen. Genauso muss
man darüber nachdenken, genau welche verfeinerten Zustände des Organismus auf solchen
Energien ansprechen.
Wir haben hinreichend über Imperil gesprochen,
und jeder sollte verstehen, welche zerstörerischen Kräfte er in sich selbst birgt.
Das Herz kann keine feinstofflichen Energien aufnehmen, wenn es von
zerstörerischen Pfeilen verletzt wird. Ebenso kann der Mensch sich die
überirdischen Gaben aneignen, wenn in ihm bereits ein Krankheitskeim nistet;
deshalb haben Wir viel von rechtzeitiger Prophylaxe gesprochen. Wahrlich, jeder
kann bei entsprechendem Wohlwollen überirdische Energien in sich aufnehmen.
Der Denker sprach: „Ein Arzt kann sich kein
besseres Allheilmittel ausdenken als Wohlwollen.“
696. Urusvati weiß, dass auch Wir eine
angespannte Harmonie wahren, wenn Wir mit besonders starken Energieströmen in Berührung
kommen. Außer dem inneren Streben lassen Wir Uns in einer bestimmten
Sitzordnung nieder. Unser Kreis ist äußerst harmonisiert, und Wir wechseln die
gewohnten Plätze nicht. Jeder hat vor sich auf einem kleinen Tisch einen Apparat
zur Kondensation des Stromes stehen. Dieser kann auch als Megaphon dienen, wenn
die atmosphärischen Bedingungen ungünstig sind.
Wir achten ebenfalls darauf, dass Unsere
Mitarbeiter keine Sendungen einbringen, wenn Wir mächtigen Energien zustreben.
Die Bedingungen müssen sehr genau beachtet werden, denn jede Störung kann zerstörerisch
wirken. Dies darf man nicht als Zeichen Unserer Schwäche ansehen, sondern als
Merkmal einer besonderen Macht des Stromes. Daher sprechen Wir wiederholt von
der Bedeutung der Harmonie, die über einen langen Zeitraum hinweg geschaffen
werden muss, jedoch augenblicklich zerstört werden kann.
Viele werden an dem Gesagten zweifeln, weil
sie selbst die Harmonie gestört, anscheinend aber keine Wirkungen gespürt haben.
Das ist ähnlich wie bei der Tat eines Verbrechers, der glaubt, ihre Folge werde
an ihm vorübergehen, aber vergisst, dass jede Ursache ihre Wirkung hat, wobei das
Gesetz dieser Wirkungen nicht dem irdischen Verständnis unterliegt.
So können auch innere Schwankungen schwer zu erkennen
sein. Wir können bestätigen, dass der Verkehr unter Uns keine Risse erzeugt, da
Wir ihn mit selbstloser Arbeit verbunden haben.
Man
darf Unsere harmonischen Besprechungen auch nicht für eine Art von Zauberei
halten. Wir versammeln Uns wegen unaufschiebbarer Taten für das Gemeinwohl.
Der Denker sprach: „Sogar ein Vergehen wird vergeben,
wenn es um des Gemeinwohles willen begangen wurde.“
697. Urusvati weiß, wie schädlich die
willkürliche Begrenzung von Begriffen ist. Da sprechen die Menschen von
Menschlichkeit und nehmen an, sie sei nur Barmherzigkeit und Mitleid; doch
Menschlichkeit ist die Bekundung aller Qualitäten eines würdigen Mikrokosmos.
Der Mensch kann nicht ohne eine Vorstellung
von der Überirdischen Welt leben, sei sie auch von ganz eigener Art. Hierzu kann
man an das östliche Gleichnis von einem Menschen erinnern, der die Überirdische
Welt nicht anerkannte:
Ein gewisser hochnäsiger Dummkopf behauptete,
sein Leben stehe allein zur Erde in Beziehung. Ein Rischi* sagte zu ihm: „Kannst
du behaupten, dass dir außer der Erde nichts Überirdisches notwendig sei?“ Der
Dummkopf bestand hartnäckig darauf, worauf der Rischi riet, eine Probe durchzuführten:
„Lege dein Gesicht dicht auf den Boden und sage mir dann, wie lange dir allein die
Erde genügt.“ Der Dummkopf fuhr wütend auf: „Willst du mich ersticken?“ Doch
der Rischi lächelte: „Es ist offenkundig, dass du ohne das Überirdische nicht
einmal kurze Zeit leben kannst.“ So wurde in kurzen Worten die Gegenwart der
Überirdischen Welt bestätigt.
Überdies erinnern die Erzählungen des Ostens
an die Lebensnotwendigkeit des Schlafes. Noch nicht einmal der machtvollste
Regent kann ohne Schlaf auskommen.
Menschlichkeit muss auch erkennen, wenn sich
etwas Bedeutsames vollzieht. Gewöhnlich erkennen die Menschen eine wichtige,
entscheidende Stunde nicht. Sie schreiben willkürlich Wirkungen einer Ursache
zu, die sie ganz vergessen. Es ist daher unmöglich, von Fristen zu sprechen, denn
die Menschen verstehen die Entstehung der Ereignisse nicht.
Selbst nachdenkliche Menschen lassen mitunter
nicht nützliche Begrenzungen von Begriffen zu. Sie sagen: „Meine psychische
Energie“, doch gerade die uranfängliche Energie kann sich niemand aneignen. Sie
schwingt und verändert sich ständig im ganzen Kosmos. Wenn sie verbraucht ist, füllt
sie sich nicht von innen, sondern von außen wieder auf.“
Das Geisteskorn ist mit strahlender
psychischer Energie umkleidet. Dieses Gewand kann ärmlich oder herrlich sein,
doch gehört sie am wenigsten dem Menschen. Er ist in freigebiger Weise mit ihr
begabt, denn der Mikrokosmos ist ein Kondensator von psychischer Energie. Doch
man darf eine Gabe nicht sein Eigentum nennen, die zur Erkenntnis des
Überirdischen zugesandt wurde.
Ebenso falsch verstehen die Menschen den hohen
Begriff der Gerechtigkeit. Meist erkennen sie Gerechtigkeit als einen bedingten
Richterspruch, doch ist der Mensch zu sicherer Erkenntnis aufgerufen und muss
sein Herz der Wahrheit zuwenden. Die Überirdische Welt kann das Bewusstsein
erweitern. Wie ein Stab unterirdische Gewässer und Mineralien anzeigen kann[86], so
kann das Zepter des Geistes die Wahrheit anzeigen.
Viele Eigenschaften müssen nicht in bedingten
Begrenzungen, sondern ihrem Wesen nach verstanden werden. Selten verstehen die
Menschen den einfachen Ausdruck „ihrem Wesen nach“. Um ihn zu erfassen, muss
man einen bedeutenden Anteil an Synthese haben, und dafür wiederum muss man vor
allem die Bedeutung der Überirdischen Welt anerkennen.
Der Denker lehrte Seine Schüler, die
Einwirkungen des Überirdischen auf alle Lebenserscheinungen zu erkennen. Gerade
das Überirdische ist nicht nur eine Sphäre, sondern auch ein Zustand des Bewusstseins.
698. Urusvati weiß, dass Unser Buch ebenso unerschöpflich
ist wie Meine Fürsorge für euch. Doch keine Fürsorge kann Früchte tragen, wenn
sie nicht auf Zusammenarbeit trifft. Wie wunderbar wächst Zusammenarbeit bei
ungeteilter Bestrebung! Ein Zusammentreffen von Energien erzeugt einen fruchtbringenden
Funken. Diese Funken sind wie Meilensteine des Erfolges; jede Arbeit gründet
auf solchen Feuern. Erneut bestätigen Wir die Bedeutung der Arbeit.
Besonders bedauerlich ist es, wenn Menschen
von vergeblich vergeudeter Arbeit sprechen, denn keine Arbeit geht verloren und
jede erbringt ihre Ernte. Bestimmt jedoch die Frist einer solchen Ernte nicht
im voraus, denn um eine Ernte zu erbringen, muss das Korn einige Zeit in der
Erde liegen.
Möge Erkenntnisarbeit hoch geschätzt werden,
denn jede Erkenntnis fördert die Erweiterung des Bewusstseins. Es ist ein
Fehler zu meinen, nur geistige, philosophische Arbeit zeitige ein Wachstum des
Bewusstseins. Merkt euch, dass jede Erkenntnisarbeit eine Bewegung darstellt,
und mit dieser erweitert sich das Bewusstsein.
Der Kosmos entfaltet sich, so auch das Bewusstsein
des Mikrokosmos. Wahrlich, man kann sagen: „Auf jedem beliebigen Weg zum
Überirdischen werde Ich dir begegnen.“ Es lässt sich nicht voraussehen, wer von
den sich Nähernden andere bei der Suche überholt. Wir werden für jeden ein Wort
der Ermutigung finden; wenn er es abweist, umso schlimmer für ihn.
Heuchler und Hinterlistige nehmen immer mehr
zu, denn sie haben keine Vorstellung vom Überirdischen. Sie verstehen nicht, dass
sie in ihrer Lüge vor allem sich selbst betrügen. Man muss sich der Physiologie
zuwenden, um die sogenannte Tugend auf eine wissenschaftliche Grundlage zu
stellen. Man darf das Volk nicht im Abstrakten halten. Eine Epoche tritt ein,
da selbst die höchsten Begriffe wissenschaftlich begründet werden müssen.
Man sollte nicht befürchten, dass
geisteswissenschaftliche Begriffe durch eine Berührung mit allen anderen
Wissenschaftsbereichen leiden würden; man kann im Gegenteil nur eine breite Erweiterung
des Bewusstseins voraussehen. Man muss es begrüßen, wenn Wissenschaftler die
Grundlagen der Ethik vom Standpunkt der Physiologie und der übrigen
Wissenschaften erforschen, welche die Funktion des Mikrokosmos enthüllen. So wird
der Mensch endlich über die wahren Grundlagen des Staates nachdenken.
Vergessen wir nicht, dass schon im fernen
Altertum Stimmen ertönten, die dazu aufriefen, das Leben nach
Gemeinschaftsprinzipien zu ordnen. Natürlich erhob sich die Unwissenheit gegen
jeden Versuch einer Erneuerung des Bewusstseins.
Ihr könnt feststellen, dass die Völker zu
einer bedeutenden Umgestaltung der Welt gelangen. Sie benennen viele Dinge mit
neuen Worten, doch deren Wesen ist unverändert geblieben. So schreitet die
Umgestaltung der Welt eilig voran. Sie hätte sich unblutig vollziehen können,
doch hat das Bewusstsein die Menschlichkeit noch nicht aufgenommen.
Der Denker sprach: „Da ein Volk aus
Gemeinschaftswesen besteht, muss es über den Aufbau eines guten Staates
nachdenken.“
Wahrlich,
man kann jetzt daran erinnern, wie der Denker von einem Staat träumte, der auf
den besten Prinzipien gründet.
699. Urusvati weiß, wie notwendig es ist, dem
Volk Kenntnisse über die Errungenschaften der Wissenschaft, der Kunst und der
gesamten Kultur zu vermitteln. Die Regierungen sollten an alle Ortschaften
wenig umfangreiche Publikationen senden, in denen auch Helden und Führer des
Volkes, Volksheilkunde sowie Beobachtungen und Erzählungen des Volkes hervorgehoben
werden. Ein solcher „Freund des Volkes“ sollte monatlich erscheinen und wird
allen Generationen Freude bringen.
Wir haben oftmals auf die Freude an der Arbeit
hingewiesen, doch muss sie noch durch einen gesunden Wettbewerb verstärkt
werden. Gerade ein solcher „Freund des Volkes“ wird berichten, wo und wie die Findigkeit
des Volkes arbeitet. Bis in die entlegensten Regionen eines Landes verstreute
Autodidakten werden so eine lebendige Verbindung mit Genossen desselben Handwerks
finden. Jeder Handwerker wird verstehen, dass er ein Meister seines Faches
werden und sich unbegrenzt vervollkommnen kann. Ihr wisst, wie oft Autodidakten
nützliche Verbesserungen beigetragen haben.
Bei Standhaftigkeit und Freude können sich unzählige
Formen der Zusammenarbeit bilden. Die Standfestigkeit muss aber auf ein weises
Gleichgewicht gegründet sein. Dieses wird in Erscheinung treten, wenn die
irdische Arbeit durch klare Erkenntnis des Überirdischen einen Aufschwung
erfährt. So schlagen Wir vor, die irdischen Forschungen mit der Erkenntnis des
Überirdischen zu verbinden. Zur Zeit stehen diese Bereiche sich noch konträr
gegenüber, doch sie müssen in freundschaftlicher Zusammenarbeit miteinander
verbunden werden.
Der
Begriff der Zusammenarbeit wird sehr oft entstellt. Die Menschen bilden sich
ein, bereits Zusammenarbeitende seien, wenn sie sich unter einem Dach befinden
oder körperlich an ein und derselben Arbeit teilnehmen, doch die Hauptbedingung,
nämlich die Harmonie der psychischen Energie, verlieren sie aus dem Blick. Außerdem
eröffnet gesunde Zusammenarbeit jedem Beteiligten die Möglichkeit des
Fortschrittes und der Vervollkommnung.
Ihr werdet Bedenken gegen den „Freund des
Volkes“ begegnen. Die einen werden sagen, dass eine zusammenfassende
Publikation nicht wissenschaftlich sei; andere werden darauf hinweisen, dass das
Volk keine wissenschaftlichen Ausdrücke versteht. Doch viele werden sagen, dass
solche Einwände überholt seien. Synthese ist immer nützlich. Die höchsten
wissenschaftlichen Überlegungen können leicht verständlich mitgeteilt werden.
Überhaupt sollte man für Wissenschaftler, die es verstehen, sich in leicht verständlicher
Sprache auszudrücken, Belohnungen aussetzen.
Der Denker sprach: „Mitbürger, seid Sammler,
doch keine Eigentümer.“ Niemand verstand diesen Rat, und man hielt ihn für widersprüchlich.
700. Urusvati weiß, dass jeder Aufruf zur
Erneuerung des Lebens die Hinwendung zur Frau und zur jungen Generation
miteinschließen muss. Einige nehmen an, diese Bewegungen stünden bereits fest gegründet
und entwickelten sich erfolgreich, doch in Wirklichkeit befinden sich die Lage
der Frau und die Erziehung der jungen Generation in einem unbefriedigenden
Zustand.
Nur
eine kleine Zahl von Frauen wendet die Gleichberechtigung auf sich selbst an,
und an den meisten Schulen werden die Grundlagen eines gesunden Lebens nicht
unterrichtet. Die Evolution kann jedoch nicht erfolgreich verlaufen, wenn zwei
ihrer Grundlagen keine Anwendung finden. Man darf nicht glauben, die Evolution
verlaufe unter beliebigen Bedingungen; sie wird verzögert und kostbare Energie verfließt
vergeblich.
Die Welt erschaudert bereits vor den Schrecken
des Harmagedon, doch wird das Leben noch abnormer. Die Menschen nehmen an, sie
arbeiteten für irgendwelche höheren Ideen, doch ihr Tun zeigt das Gegenteil.
Man kann im Leben dieselben Wunden finden, welche die Menschheit bereits vor
Tausenden von Jahren belastet haben. Dies darf keinesfalls mit unerträglichen
Daseinsbedingungen gerechtfertigt werden, wenn die Menschen keine Anstrengungen
machen, in den Alltag eines jeden wenigstens eine teilweise Vervollkommnung einzubringen.
Kleine Gruppen mögen ihre nützlichen Errungenschaften aufzählen, doch jetzt haben
Wir nicht die Ausnahmen, sondern die Masse der Menschheit im Sinn. Indessen sind
gerade die Massen die Antreiber der Evolution.
Der Denker sprach: „Weise Männer, eure Mühen
werden vergeblich sein, wenn die Frau euch nicht die Hand entgegenstreckt und
ihr gemeinsam ein Geschlecht von Helden aufzieht.“
701. Urusvati weiß, wie leichtfertig die
Menschen Bereitschaft auslegen. Man könnte meinen, es existiere eine Vielzahl
von Helden, bereit zu selbstloser Heldentat.
Tatsächlich
jedoch kann die Bereitschaft flammend oder kühl sein. Menschen mit kühler
Bereitschaft betrügen nicht nur ihre Umgebung, sondern auch sich selbst. Sie
merken nicht, welche Lüge sie ständig aussprechen und dabei ihre eigene
Situation nur verschlimmern. Wahrlich, besser ist der Zustand desjenigen, der
seine mangelnde Bereitschaft bekennt, denn er kann sich wenigstens
vervollkommnen. Der Hinterlistige und der Prahler dagegen verschließen sich den
Weg des Fortschritts selbst. So müssen Wir an die Eigenschaft der Bereitschaft
erinnern, nur sie verleiht den Mut zur Überwindung.
Viele sprechen von ihrer Bereitschaft, mit Uns
zusammenzuarbeiten, doch bei der kleinsten Schwierigkeit fallen sie ängstlich
ab. Einer der Hauptgründe dafür liegt darin, dass sie den Sinn des Lebens nicht
verstehen. Sie denken nicht über die Überirdische Unbegrenztheit nach, sondern
sind an ein irdisches Trugbild gekettet. Wie ein Pferd, das in einem Verschlag
gehalten wird, seine Schnelligkeit verliert, büßt der im Irdischen Gefangenen
die Fähigkeit zu echtem Voranschreiten ein.
Wenn
Ich von Bereitschaft spreche, erinnere Ich gleichzeitig auch an Voranschreiten.
Man muss zur Heldentat bereit sein. Man muss lernen, über eine Heldentat
nachzudenken, bevor man sie auf der Erde ausführt. Man muss sie bereits
gedanklich vollenden und dabei die Heldentat mit einer solchen
Unerschütterlichkeit durchdenken, dass ihre Ausführung im Leben unvermeidlich
wird. Nur so wird die lebendige Zusammenarbeit geschaffen, über die schon so
viele Worte gesagt worden sind.
Der Denker sprach: „Meint ihr nicht, dass
kühle Bereitschaft einem Tropfen Nektar gleicht, der in einem ganzen Meer
aufgelöst wird?“
702. Urusvati weiß, wie sehr die Menschheit
von den Trugbildern der Widersprüche gequält wird. Der Mensch selbst hat diese Trugbilder
entwickelt und vertieft. Sogar der grundlegende Begriff der uranfänglichen
Energie ist von gar nicht zu vereinbarenden Überlegungen umgeben.
Hier
sagen Wir, die Energie sei unerschöpflich, und schicken gleichzeitig voraus, dass
in jeder Hinsicht behutsam mit ihr umzugehen ist, doch der Mensch schreit
bereits von Widerspruch. Jeder fürsorgliche Hausherr aber weiß, dass alles
Wertvolle gehütet werden muss.
Hier
sprechen Wir von der Beharrlichkeit der Energie, doch die Menschen klagen über
ihre Veränderlichkeit; ihr Wesen liegt aber nicht in einer Veränderlichkeit,
sondern in ihrer Mannigfaltigkeit.
Genauso
versuchen die Menschen, irdische Fristen und Eigenschaften anwenden, und vergessen,
dass das Leben der Feinstofflichen Welt nicht nach dem irdischen Kalender
verläuft.
Nicht ohne Grund wurde im Altertum gefordert, dass
man Widersprüche assimilieren müsse. Ein Schüler, der in Widersprüchen
steckenblieb, wurde lange Zeit an dieser Schwelle zurückgehalten. Er konnte nicht
nur nicht über das Überirdische nachdenken, sondern verlor sogar seinen
irdischen Weg. Er konnte eine Lösung finden, wenn er die Bedeutung der
Zweckmäßigkeit verstand, doch wenn er sich verirrte, ging ihm sogar der Sinn
für die Zweckmäßigkeit verloren.
Der Denker sprach: „Wenn alles Gelesene uns an
die Zweckmäßigkeit gemahnen könnte, würden wir den Drachen der Widersprüche
überwältigen.“
703. Urusvati weiß, dass zum Nachdenken über
das Überirdische Feierlichkeit notwendig ist, doch diese entflammt nur aus
Vorstellungen über das Überirdische. Schmähende werden sagen: „Schon wieder ein
Widerspruch!“; sie verstehen jedoch nicht, dass bei feuriger Bestrebung vieles
nahezu gleichzeitig in Erscheinung tritt und sogar die Lichtgeschwindigkeit
übertrifft. Wahrlich, Entflammtheit ist ein Schatzkästchen sämtlicher
Möglichkeiten.
Ebenso wenig möchten die Menschen verstehen, dass
sich etwas in der Feinstofflichen Welt vollziehen kann, bevor es im Irdischen
Verwirklichung findet. Urusvati weiß, dass eine solche Divergenz zwischen der
feinstofflichen und der grobstofflichen Welt ziemlich bedeutend sein kann. Sie kann
natürlich sein, wenn eine irdische Handlung der fernen Zukunft gebildet wird,
doch kann es auch fremde Umstände geben, die sich einmischen und die
Reihenfolge der Ereignisse ändern. Das brausende Meer ist das beste Beispiel
für die komplexen Rhythmen der verschiedenen Welten.
Die Menschen sind nicht
in der Lage, eine Vorstellung von der Feinstofflichen Welt ins Leben
einzuführen, und genau damit behindern sie die Evolution. Es ist schwierig,
einem irdischen Bewusstsein zu zeigen, wie sehr die Feinstoffliche Welt die
Ereignisse der grobstofflichen Welt verursacht. Ganze Jahrzehnte können
zwischen einem Ereignis in der Feinstofflichen und demselben in der
grobstofflichen Welt liegen, und dennoch hat sich das Ereignis bereits
vollzogen und ist unabänderlich geworden.
Man mag sich wundern, warum manche Ereignisse
wie Leuchttürme sind, die viele Folgeereignisse bestimmen. Vergessen wir jedoch
nicht, dass die Komplexität der Auftürmungen der Ereignisse überaus groß ist.
Sie ist einer einfachen Vorstellung nicht zugänglich, und wer will entscheiden,
welches Ereignis das bedeutsamste ist? Wo sind die Ursachen und wo die
Wirkungen? Man muss sich im Nachdenken über das Überirdische üben.
Der Denker sprach: „Das
Auge hat nichts gesehen, das Ohr nichts gehört, doch das Herz weiß, dass sich
etwas ereignet hat.“
704. Urusvati weiß, dass Hingerissensein und Begeisterung,
von den Menschen auch Enthusiasmus genannt, bewusst aufrechterhalten werden müssen;
doch auch Geduld und Aufnahmevermögen, die ganze große Duldsamkeit werden bewusst
geschaffen. Es ist falsch anzunehmen, die Gaben der Vervollkommnung kämen von
außen; der flammende Herd lebt in der Tiefe des Bewusstseins. Der Mensch muss
ihn erkennen, liebevoll hüten und seine Kräfte herbeirufen, dann kann auch von
außen Hilfe hinzukommen.
Selbst ein einfacher Mechaniker versteht die
Grundlagen der Anwendung von Energie, umso mehr muss ein Denker lernen, seine
Qualitäten anzuwenden. So sprechen Wir vom Überirdischen, das von den
Eigenschaften der menschlichen Natur ausgeht. Daher wendet in Gesprächen über
die Vervollkommnung des Lebens die alltäglichsten Vergleiche an. Das Volk kann
der beste Zuhörer sein, wenn man in einfachen Worten zu ihm spricht. Das
einfache Wort ist eine hohe Gabe.
Der Denker sprach: „Findet das einfachste Wort
über das Große; die Liebe tritt nur durch das Tor der Einfachheit ein.“
705. Urusvati weiß, wie behutsam man die
psychische Energie verausgaben muss. Sogar sehr erfahrene Tatmenschen waren einer
übermäßigen und in gewissem Sinne verbrecherischen Abgabe schuldig. Man darf
sich nicht wundern, dass die unerschöpfliche psychische Energie ein sehr
behutsames Verhalten erfordert. Man muss verstehen, dass die Unerschöpflichkeit
der räumlichen Energie mit den Energien des Menschen in Übereinstimmung
gebracht werden muss. Sie kann verbraucht werden, und dann ist es nicht so bald
möglich, sie wieder mit der Höchsten Leitung zu vereinen.
So
muss man bei jedem Prozess an Angemessenheit und Zweckmäßigkeit erinnern.
Gewöhnlich suchen die Menschen diese Begriffe als abstrakt zu bezeichnen, wobei
sie vergessen, dass es im Weltall nichts Abstraktes geben kann. Mögen die
Menschen daran denken, dass sie nicht nur in ständiger Gefahr leben, sondern
auch ihre Teilnahme am Überirdischen nichts Abstraktes ist. Solcher einfacher Mahnungen
bedarf es nicht nur auf den ersten Stufen, sondern ständig.
Der Denker riet, sich nicht als vor Gefahren geschützt
anzusehen, denn jeder, der dem Willen des Lehrers etwas aufbürdet, höre bereits
auf, ein wahrer Mitarbeiter zu sein. „Schönheit lebt in bewusster
Zusammenarbeit.“
706. Urusvati geht zu Recht davon aus, dass
Wissen die Schwelle zur Arbeit ist. Qualität der Arbeit wird durch Wissen
entwickelt. Ohne Wissen ist eine hohe Qualität nicht möglich. Jede Arbeit setzt
vorheriges Wissen voraus. Ein solches Wissen kommt nicht nur von außen, sondern
erwacht auch von innen heraus.
Im Menschen ist viel Wissen vorhanden, das
eine erwacht leicht, das andere erfordert bereits schwierige Konzentration, um in
Bewusstsein umgesetzt zu werden. Scharfsichtige Konzentration muss an
sämtlichen Lebenserscheinungen entwickelt werden, weshalb man sich nur
zeitweise vom irdischen Leben entfernen darf.
Geist ist eine bestimmte Eigenschaft der
Materie, daher wiederholen Wir: Entfernt euch nicht vom irdischen Leben, auch
in ihm kann man geistige Freuden finden, und Freude ist für überirdische
Empfindungen notwendig. Besonders muss man sich um die Arbeitenden kümmern,
damit ein rechter Arbeitsrhythmus in ihnen Freude des Herzens erzeugt. Der
kleinste Arbeiter kann ein großes Gefäß der Freude sein, wenn er überirdische
Schwingungen berührt.
Beklagt
euch nicht, wenn einfache Begriffe wiederholt werden müssen, viele Herzen
warten auf ein einfaches Wort. Sie möchten sich an einem herzlichen Feuer
erwärmen – so werden sie sich zum Überirdischen emporschwingen.
Der Denker lehrte: „Beobachtet den Lauf der
Gestirne. Alles Irdische strebt zum Überirdischen.“
707. Urusvati erhebt sich zu Recht gegen
Vorurteile und Begrenzungen des Wissens. Die Menschen lieben es besonders, von
der Freiheit der Wissenschaft zu reden, bemühen sich aber gleichzeitig,
wissenschaftliche Zusammenarbeit zu unterbinden. Man muss unbedingt an die
Bedeutung der Synthese erinnern, denn die Menschen wollen die ganze hohe
Bedeutung dieses Begriffes überhaupt nicht verstehen.
An den Schulen muss immer wieder davon
gesprochen werden, wie sehr alle Wissenschaftsbereiche miteinander verbunden
sind. Man muss vor Vorurteilen warnen, denn selbst Wissenschaftler leiden an
dieser widerwärtigen Krankheit.
Man darf nicht vergessen, dass Vorurteile das
gefährlichste Hindernis für das Verstehen des Überirdischen sind. Doch es tritt
die Stunde ein und ist bereits eingetreten, da die Erkenntnis des Überirdischen
eine überaus reale Wissenschaft sein wird, Harmagedon lenkt die Menschen
dorthin.
Die Menschen sind nicht so dumm, dass sie über
die zahlreichen erstaunlichen Erscheinungen nicht nachdächten, die das heutige
Leben erfüllen. Nicht zufällig vollzieht sich eine Verbindung der psychischen
und der physischen Bedingungen; noch nie gab es eine solche Wirrnis in der
Natur. Wahrlich, der Mensch ist der König der Natur, denn er vermag
Erschütterungen zu erzeugen und sein Gedanke ist ein feuriger Pfeil. Daher
beobachtet die Wirkungen des menschlichen Denkens! Erinnert euch, dass ein
Gebet über Zerstörung mit wahrem Wissen nichts zu tun hat.
Der Denker sprach: „Das Symbol des Wissens ist
die Unbegrenztheit.“
708. Urusvati kennt den Wert der freiwilligen
Heldentat. Jede Lehre ist ein Geleitwort, aber kein Zwang. Man muss sich merken,
dass bereits der geringste Zwang für die Evolution nicht nützlich ist.
Man könnte fragen: „Welche Beziehung hat der
Begriff der freiwilligen Heldentat zum Überirdischen?“ Ohne sie gibt es doch keinen
Fortschritt. Man muss sich ein Verständnis des Überirdischen als eine nützliche
Realität aneignen. Es ist zu wenig, das Überirdische nur zuzulassen, es aber
nicht in das Leben eines jeden Tages einzuführen. So muss man dafür Sorge
tragen, dass die junge Generation schon von frühen Jahren an beginnt, über das
Überirdische nachzudenken.
Mögen diese Gedanken beim Anblick eines Telluriums[87] oder
auf der Grundlage der Philosophie gedeihen. Es gibt viele Wege zu den Überirdischen
Höhen. Doch inmitten der Arbeit und der Schwierigkeiten muss unverrückbar der
Leuchtturm der Höheren Welt stehen.
Es ist nicht leicht zu erwarten, dass die vom
Harmagedon gepackten Menschen verstehen, wie dringlich es ist, über das
Überirdische nachzudenken, doch kann jeder in seinem Rahmen nützliches Wissen
aussäen. Möge es vielgestaltig sein. Möge jedes Volk das Wissen mit seiner
Lieblingsfärbung ausschmücken. Schließlich möge man sich an Aufnahmefähigkeit
und Geduld erinnern. Möge man nichts verscheuchen, sondern sich liebevoll an das
gemeinsame Schicksal der Menschheit erinnern. Nur dieses Schicksal hilft, sich
auf die Menschlichkeit des Fortschritts zu besinnen.
Der Denker lehrte: „Ich habe meinen Weg
freiwillig gewählt, und nichts wird mich von der Erkenntnis des Überirdischen
ablenken.“
709. Urusvati kennt die segensreiche
Beständigkeit. Das Herz schlägt beständig. Jede Stockung ist bereits eine
unnatürliche, krankhafte Erscheinung. So ist auch eine Unterbrechung des
Strebens zum Überirdischen ein unnatürlicher Zustand. Man wird sagen: „Aber die
meisten Menschen denken doch überhaupt nicht an das Überirdische!“ Darauf lässt
sich antworten, dass der psychische Zustand der meisten Menschen auch nicht
natürlich ist.
Desgleichen muss man lebendige von toter Ruhe
unterscheiden. Nicht selten wandelt sich eine sogenannte Bestrebung in tote
Gewohnheit, eine solche Beständigkeit ist nicht segensreich. Jeder vernünftige
Aufbau bedarf der Zweckmäßigkeit. Nur bei einer solchen lebendigen Aufnahme kann
man sich festigen und voranschreiten. Erneut muss man daran erinnern, wie viele
scheinbare Widersprüche miteinander in Einklang gebracht werden müssen.
Wir haben bereits mehrfach davon gesprochen, dass
die Erkenntnis des Überirdischen in jedem menschlichen Zustand gesteigert werden
kann. Nicht nur ruhige Betrachtung, sondern auch heftige Schlachten können die
notwendigen Anstöße zum Voranschreiten geben; so werden wir über die äußeren
Bedingungen nicht urteilen, die Menschen müssen sich aber segensreiche
Beständigkeit aneignen.
Man
muss diesen Ausdruck so einfach wie möglich verstehen. Segen ist der Empfang
überirdischer Energie. Sie wird jedem zuteilwerden, der sich ihr zuzuwenden
wünscht. Dabei entwickelt sich auch Angemessenheit, die es erlaubt zu
unterscheiden, wo das Wichtigste und Unaufschiebbare liegt.
Der Denker riet: „Nehmt den Befehl des Herzens
an, doch erinnert euch vor allem, wo das Herz sich befindet und wovon es lebt.“
710. Urusvati weiß die verschiedenen Schichten
des Denkens zu unterscheiden. Gewöhnlich wird angenommen, die äußere Schicht des
Denkens sei die vollkommenste, weil sie sich leichter in Worten ausdrücken lässt,
doch das ist unrichtig. Weitaus bedeutsamer ist die tiefe Schicht des Denkens,
die in Gefühlen zum Ausdruck kommt. Sie beherrscht den Menschen in viel
stärkerem Maße; aus ihr fließen die Handlungen, die auf das Karma einwirken.
Ein feinfühliges, hochstehendes Bewusstsein versteht es, dem tiefliegenden
Denken zuzuhören; es bedarf keiner wörtlichen Aussprüche und weiß, dass in der
Esse der Stille der Aufstieg geschmiedet wird.
Konzentration ist der Begleiter wahren
Verstehens. Geduldig und zartfühlend wird dieser stetige Gefährte
herbeigerufen. Äußere, zufällige Ströme können das Auftauchen des tiefliegenden
Denkens unterbinden. Ihr habt festgestellt, dass das Denken der Massen überaus primitiv
ist; nicht deshalb, weil sie aus Dummköpfen besteht, sondern weil zufällige
äußere, sich kreuzende Ströme und unterschiedliche Rhythmen höhere
Ausdrucksformen abtöten.
Die Masse wird sich über das Überirdische
nicht äußern. Die besten Gefühle werden unter einer Auftürmung von Worten
begraben. Selten, sehr selten ist das Denken der Masse effektiv. In der
Geschichte der Menschheit gibt es nahezu keinen Hinweis auf Entdeckungen durch
die Masse. Die Masse schreit ja oder nein, äußert jedoch keine höheren
Begriffe. Seid daher nicht betrübt, wenn die Masse nichts vom Überirdischen
hören will. Einzelne Gedanken fließen zu besonderen Strömen zusammen, und ihr
mächtiger Chemismus löst Felsen auf.
Der Denker sprach: „Lehre mich, der Stimme der
Stille zu lauschen.“
711. Urusvati kennt die Kraft des Glaubens,
doch noch kraftvoller ist das Gefühlswissen. Im Glauben ist eine Annahme
enthalten, doch Gefühlswissen stellt eine bedingungslose Bestätigung dar. Es
ist unzureichend, nur anzunehmen, selbst wenn dies in vollem Vertrauen
geschieht. Man muss mit einem Befehl bestätigen, nur so kann man den Weg zum
Überirdischen finden.
Lasst
uns nicht glauben, jeder Gedanke über das Überirdische sei fruchtbringend. Viele
Eintagsfliegen schwirren herum und hinterlassen im existierenden Weltall keine
Spuren. Wird man nicht gedanklich umherirren, solange das Bewusstsein keine
Bestätigung gab, wo und wie Hinweise über das Überirdische Leben zu suchen sind?
Wir
haben viel über die Realität der Überirdischen Welt gesprochen, doch der Mensch
liebt es, das Überirdische vom Irdischen abzugrenzen; darin liegt ein großer
Schaden, denn vor allem muss die eine Energie verstanden werden, die in allem
lebt.
Möge an den Schulen erklärt werden, wie sehr der
Mensch in drei Welten lebt. Wie leicht verstehen Kinder die Beweglichkeit des
Menschen. Und wie wird die Schönheit der Welt zunehmen, wenn man den Menschen
zum Herd des Fortschritts zulässt! Es ist bereits viel über die Anfüllung des
Raumes gesprochen worden. Jeder Physiker und jeder Chemiker kann, wenn auch auf
primitive Weise, diese Gesetze bestätigen. Möge er nur von Materie sprechen,
ganz gleich, von welcher Schicht er ausgeht; die Unbegrenztheit wird zwingen, das
Urteil zu erweitern.
Der Denker lehnte nichts ab, wenn es einen
Keim der Erweiterung des Denkens enthielt.
712. Urusvati kennt die natürliche Anwendung
der psychischen Energie. Kosmische Erscheinungen sind rhythmisch, ebenso auch
alle psychokosmischen. Man kann unmöglich heute ein Zwerg und morgen schon ein
Riese sein. Viele Anspannungen gehen voraus, bevor sich eine natürliche
Evolution vollzieht. Oftmals haben Menschen eine bedeutende Höherentwicklung
erreicht und sind dann, statt die Vervollkommnung beständig weiterzuführen, in
die alltägliche Routine verfallen. Man muss jedoch den Wert schrittweiser
Vervollkommnung verstehen, die wahre Errungenschaft hervorbringt.
Selbst kluge Forscher halten nicht immer eine ununterbrochene
Fortdauer der Experimente ein. Sie fürchten, die Kürze des Lebens werde es
ihnen nicht erlauben, das Begonnene zu vollenden. Wenn sie jedoch die ununterbrochene
Fortdauer des Lebens und die Wahrung des Bewusstseins annehmen würden,
verhielten sie sich gegenüber ihren eigenen Aufgaben anders.
Man muss daran denken, dass Ewigkeit nicht
kurz oder lang sein kann, sie erfordert andere Bezeichnungen. Sie bedarf einer
überirdischen Sprache. Nur mit dem Gefühlswissen kann man den Begriff der
Ewigkeit schweigend zum Ausdruck bringen. Der Mensch muss auf einem unendlichen
Weg gehen, ohne über die Kürze der irdischen Existenzen nachzudenken. Er kann
diese Existenzen einander annähern. Er kann die irdischen Leben in einen Kranz
geistiger Siege verwandeln. Umso mehr schätzen Wir es, wenn hier auf der Erde
die psychische Energie auf natürliche Weise, jeden Tag und unermüdlich
angewandt werden kann – so schreitet Schwester Urusvati voran.
Der Denker riet: „Sammelt alle Kräfte, bevor
ihr den höheren Pfad betretet. Es darf keine Abweichungen geben, wenn der
Mensch zum Überirdischen strebt.“
713. Urusvati weiß, dass nur wenige imstande
sind, Erfahrungen aus früheren Existenzen zu erkennen. Nicht selten beklagen
sich die Menschen: Warum erhalten wir so wenig Informationen über frühere Leben?
Aber wenn sie solche finden, werden sie entweder traurig oder verfallen in
Eigendünkel.
Selten
ist das Bewusstsein eines Menschen so entwickelt, dass er das Lehrreiche der
Lebenswechsel richtig beurteilen kann. Selten erkennt er eine nützliche
Aufwärtsentwicklung. Selten versteht er seine Fehler und die von ihnen
erzeugten Wirkungen. Gewöhnlich gibt es Klagen über das Karmagesetz, da der
Mensch in irdischen Ausmaßen darüber denkt. Doch das Karmagesetz ist von
kosmischer Tragweite.
Ein einzelnes irdisches Leben ist in der
Unbegrenztheit weniger als ein Senfkorn, doch wir müssen uns dem Überirdischen so
zuwenden, dass wir an ihm teilnehmen. Es ist kein Eigendünkel, sich für einen
Bürger des Universums zu halten, nur mit einer solchen Auffassung kann man das
Maß der Verantwortung erkennen, die mit der Teilnahme am großen Aufbau
verbunden ist.
Es
fällt vielen schwer, sich selbst in der Eigenschaft eines Mitarbeiters
vorzustellen, der am großen Aufbau teilnimmt. Die Menschen haben den Flug ihres
Denkens durch verschiedene bedingte Eingrenzungen unterbunden. Statt einer
Befreiung des Denkens hat sich ein finsterer Kerker eingestellt.
Bedauerlicherweise haben Millionen Jahre irdischer
Existenz nicht dafür ausgereicht, dass der Mensch sein Denken befreite. Die
Kunst des Denkens wird abgelehnt, und an den Schulen wird nirgends darauf
hingewiesen. Wie aber soll man das Überirdische erkennen, wenn es überall
Hindernisse und Verbote gibt? Man muss die Erkenntnis befreien, damit die Neue
Welt geschaffen werden kann.
Haltet den Gedanken über die Neue Welt nicht
für etwas, das nicht zu verwirklichen ist; man sollte sich aber als Teilnehmer
an ihr empfinden. Es wird kein leerer Traum sein, zu einem erneuerten Leben zu
streben, wenn das beste Schaffen der Völker in einem unbezähmbaren Fortschreiten
zusammenfließt.
Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich die
Erfahrungen früherer Existenzen zu verstehen und anzuwenden.“
714. Urusvati weiß, dass Intoleranz die
Schwester der Unwissenheit ist. Weite Toleranz lässt Möglichkeiten zu, und
daraus entsteht Wagemut. Eifrigste Bestrebung erfordert neben Gefühlswissen
auch, dass man in vernünftiger Weise Möglichkeiten zulässt. Es ist unmöglich,
die Überirdische Welt ohne diese beiden Grundlagen anzunehmen. Das
Gefühlswissen kann dem Herzen etwas einflüstern, doch auch das Gehirn muss die
Möglichkeit der Überirdischen Welt annehmen.
Nicht
nur einmal wurde gesagt, dass der Mensch ein Mitarbeiter der Schöpfung ist. Genauso
ist es. Jeder Gedanke prägt eine gedankliche Gestalt; eine solche Schöpfung ist
unzerstörbar, und es ist an der Zeit, die Verantwortung für sie zu erkennen.
Viele leichtfertige und schädliche Bauten überlasten
den Raum. Gewöhnlich glauben die Menschen nicht, dass ihre schwachen Gedanken
im Raum Spuren hinterlassen können. Doch man muss sie daran erinnern, dass
selbst ein vorübergehendes Gefühl bereits eine nicht fortzuwischende Hieroglyphe
aufzeichnet.
Nur ein volles Verständnis des Sinns des
Denkens kann lichten Wagemut hervorbringen. Glaubt nicht, dieses Wort habe
etwas mit Dreistigkeit gemein; in ihr ist Grobheit enthalten, doch höherer
Wagemut ist immer gütig. Er eröffnet den Weg zu herrlichem Gedankenschaffen.
Man
muss jeden schönen Gedanken hüten. Möge er sich im Raum entfalten. Er wird ein
wahres Geschenk für den Aufbau des Weltengebäudes sein. Doch mögen die Menschen
beginnen, in natürlicher Weise über die Überirdische Welt nachzudenken und ihre
Berührungen im Alltagsleben wahrzunehmen.
Wir
sprechen vom Alltagsleben als einer ständigen Verbindung, dann wird die Überirdische
Welt ihren Platz einnehmen. Wer dieses Verständnis einbüßt, wird zu einer
Quelle von Trübsal.
Der Denker sprach: „Erkenntnis des
Überirdischen kommt nicht nur von außen, sie wird in unserem Inneren geboren.
Möge das Zeichen des Wagemutes im Herzen brennen.“
715. Urusvati weiß, dass selbst eine geringe
Zufügung eines Fremdstoffes eine chemische Verbindung verändert. Gift kann sich
in eine heilsame Substanz verwandeln und umgekehrt. Dieses sehr einfache
Beispiel muss man den Menschen vorführen, die nicht zugeben, dass die Teilnahme
oder Abwesenheit eines einzigen Menschen sich auf große Ereignisse auswirken
kann.
Die Unwissenden sagen: „Kann denn ein einziger
Tatmensch den Verlauf der Verhältnisse beeinflussen?“ Sie wollen nicht
erkennen, dass Wir weniger die physische Anwesenheit eines Menschen als
vielmehr seine psychische Einwirkung im Sinn haben. Es lassen sich viele
Beispiele dafür anführen, dass eine einzige Person zu äußerst nützlichen
Entscheidungen beitrug. Ebenso kann man darauf verweisen, dass ganze Länder
ihre Wohltäter vertrieben und damit einen überaus schweren Weg gewählt haben.
Es ist kein Märchen, dass die Aura bestimmter Menschen
von erschütternder Bedeutung ist. Sie kann die giftigste Verbindung in ein Allheilmittel
verwandeln, doch die Unwissenden lassen eine solche wissenschaftliche
Überlegung nicht zu. Sie ziehen es vor, den bittersten Kelch zu leeren, nur um
keine vernünftige Überlegung zuzulassen. Wegen solcher Unwissenheit gibt es viel
Unglück in der Welt!
Kann
sich die Überirdische Welt solchen Unwissenden offenbaren, die ihr eigenes
Verderben vorziehen, nur um das Denken der Menschheit nicht zu befreien?
Regenten
haben viele der besten Aufschwünge des Denkens erstickt. Man darf die Evolution
nicht derart quälen! Die Überirdische Welt klopft beim Bewusstsein an, doch muss
die Unwissenheit groß sein, um sich einer natürlichen Erkenntnis derart zu
widersetzen.
Der Denker sprach: „Die Unterdrücker der Freiheit
des Denkens bereiten sich einen entsetzlichen Weg.“
716. Urusvati weiß, wie gut man selbst im
fernen Altertum die Bedeutung der menschlichen Ausstrahlungen verstand. Oftmals
heilte man durch Auflegen der Hände oder umgab einen Kranken mit gesunden
Organismen. Doch mit der Zeit haben die Menschen diese heilsamen Eigenschaften nicht
nur nicht in sich weiterentwickelt, sondern sie sogar vergessen.
Als der Mesmerismus an solche Einwirkungen erinnerte,
hielt man ihn für etwas vollkommen Neues und Ungewöhnliches. Ich spreche davon,
um daran zu erinnern, wie oft die Menschheit ihre Errungenschaften vergessen
hat.
Es
scheint nur so, als schreite die Wissenschaft unaufhörlich voran, tatsächlich
aber verlief die Erkenntnis mit Sprüngen und Stockungen. Die Menschen sollten sich
aber nicht mit einem solchen Brauch trösten. Dereinst werden sie sich viele
vergessene Errungenschaften wieder vorstellen können.
Es wäre nützlich, ein Buch über vergessene
Wege zu schreiben. Es wird nicht nur übernatürliche Erscheinungen berühren. Es
wird auch auf eine natürliche Geschichte verweisen, von der viele Seiten
bekannt waren, dann aber vergessen wurden. Man muss die breiten Massen an ihre
vergessenen Errungenschaften erinnern. Dabei wird es nicht wenige Hindernisse geben,
denn die Begriffe wurden in verschiedenen Sprachen unterschiedlich ausgedrückt.
Man muss viele Sprachen und die Psychologien der Völker kennen, um die
Verbindung der Erkenntnisse zu verfolgen, die durch die Jahrhunderte getrennt
sind.
Bei solchen Nachforschungen muss man seine
Aufmerksamkeit auf die überirdischen Fakten richten, die in den Archiven der
Volksweisheit reichlich verstreut sind. Man darf nicht alle früheren
Errungenschaften ablehnen. Es ist unvernünftig zu sagen: „Lasst uns von heute ab
beginnen“, wenn gestern bereits Schätze gesammelt wurden.
Die Überirdische Welt ist in Überlieferungen
vielfach wiedergegeben worden, und in welchen herrlichen Beschreibungen! So
kann man vorwärtsschreiten, ohne Schmutz auf Vergangenes zu werfen.
Der Denker sprach: „Hütet euch vor den Wegen
der Unwissenheit, denn sie sind schmutzig.“
717. Urusvati weiß, was wahre Zusammenarbeit
ist. Ich habe bereits davon gesprochen, dass jeder Mensch in jedem beliebigen
Zustand unvermeidlich mit der Überirdischen Welt zusammenarbeitet. Doch eine
solche unbewusste Zusammenarbeit kann als tierisch bezeichnet werden, während
Wir bewusste menschliche Zusammenarbeit erwarten.
Man kann sagen, dass eine solche
Zusammenarbeit auf natürliche Weise bei der Erkenntnis der Überirdischen Welt
entsteht. Diese Erkenntnis vollzieht sich schrittweise, wenn das Denken an
einer Betrachtung über etwas teilnimmt, das außerhalb unserer selbst existiert
– so beginnt das Feuer der Erkenntnis zu erglühen.
Der Denker sprach: „Lehrer, erlaube mir, Dein
Helfer zu werden.“
718. Urusvati weiß, wie untrennbar Biologie
und Ethik sind. In alten Zeiten stellten die Religionen starke Bindeglieder
dar, die den Menschen zur Höheren Welt führten, doch später bauten sich in ihrem
Umkreis Verbrechen, Aberglaube und Heuchelei ihr Nest.
Die
Menschen begannen daraufhin, einen anderen, vernunftbegründeten Zugang zur
Überirdischen Welt zu suchen. Erkenntnis und Wissenschaft zeigten Möglichkeiten
der Annäherung an die Höhere Welt auf, doch die Denker verstanden auch, dass Wissenschaft
ohne ethisches Fundament tot bleiben würde. Wir müssen daher beständig daran
gemahnen, dass die Wissenschaft ohne die Erkenntnis einer lebendigen Ethik
nicht voranschreiten kann.
Bereits von den ersten Schuljahren an müssen
die Grundlagen der Biologie unterrichtet und aufgezeigt werden, wie sie zum Leben
erwachen kann. Vor einer Vertiefung in wissenschaftliche Formeln müssen feste, lebendige
Grundlagen vermittelt werden, nur dann lässt sich auch ein lebendiger Weg zu
lebendigen Erfolgen finden.
Wir lehnen nichts Nützliches ab. Die
Fundamente wurden wiederholt gegeben, aber nicht fest angeeignet. Lasst uns
daher die Erkenntnis begrüßen, doch ergänzen wir sie mit einem Verständnis der
Ethik. Macht euch das Verständnis zu eigen, dass ein unethischer Wissenschaftler
kein Mitarbeiter der Evolution ist. Eifrige Denker sind ethische Menschen.
Der
Denker sprach: „Lehrer, weise mir den Weg der Schönheit des Geistes.“
719. Urusvati weiß, dass der Mensch im
irdischen Zustand die Qualität seiner Handlungen nicht einzuschätzen vermag.
Nicht selten werden die scheinbar besten Taten durch Eigennutz getrübt und die selbstaufopferndsten
im Staub des Alltags vergessen.
Ich bestätige, dass die Beweggründe der
Handlungen in der Tiefe des Bewusstseins liegen. Selbst hochstehende Geister können
die Ursachen ihrer Handlungen nicht erkennen. Natürlich ist eine solche
Erkenntnis im feinstofflichen Körper erleichtert, doch auch das ist relativ.
Man darf nicht glauben, das Fehlen einer
wahren Einschätzung sei ein Unglück. Wozu sich in eine rationale Bewertung
versenken, wenn es dem Menschen gegeben ist, Gutes zu schaffen? Jede gute Handlung
wird einen Nutzen bringen. Je mehr Gutes wir tun, umso mehr nützliche
Aufspeicherungen gibt es. Man darf dem Verstand nicht
in einem Bereich Zutritt gestatten, in dem das Herz herrschen muss. Der
Verstand könnte in eigennütziger Weise dort etwas rechtfertigen, wo das Herz
bereits Unrecht erspürt.
Die psychische Energie lebt vor allem im
Herzen. Eine Wissenschaft, welche die Grundlagen der psychischen Energie nicht versteht,
kann nicht erfolgreich sein. Die Neue Welt, von der der beste Teil der
Menschheit träumt, kann sich nur auf der Grundlage eines richtigen Verständnisses
der psychischen Energie bilden. Der Mensch kann in Freundschaft mit ihr leben
oder in Feindschaft, doch eine solche Zersetzung ist unzulässig.
Ihr könnt hinterlistige Vorschläge hören, die
sagen: „Wäre es nicht besser, alle Überlegungen über die psychische Energie den
Wissenschaftlern zu überlassen? Wenn die Wissenschaft sich zu dieser Energie
äußert, wird auch der gewöhnliche Mensch über sie reden können.“ Doch die
hinterlistigen Schädlinge wissen ausgezeichnet, dass die psychische Energie
Gemeingut ist.
Die Menschheit muss die verschiedenen Offenbarungen
der psychischen Energie unterscheiden; die Beobachtungen dürfen unmöglich auf
eine kleinere Gruppe von Wissenschaftlern beschränkt bleiben. Überdies können
unter ihnen eigensüchtige Personen mit voreingenommenen Urteilen sein.
Die
Entwicklung der Menschheit steht auf einer Stufe, die entschieden alle zur
Zusammenarbeit aufrufen muss, denn vernünftige Zusammenarbeit und Erkenntnis
der psychischen Energie sind die Grundlage des Daseins, anderenfalls wird die
Menschheit sich ins Chaos stürzen. Keine äußeren Errungenschaften werden vor
gegenseitiger Zerstörung bewahren.
Es ist nicht vorstellbar, wie Harmagedon ohne
ein Verständnis der Daseinsgrundlagen beendet werden soll! Ich spreche so,
damit die Menschen wissen, wie sehr das Überirdische die Lösung der irdischen
Ereignisse darstellt. Glaubt nicht, das Überirdische könnte in Ruhe verweilen,
wenn die irdische Verwirrung alles zersetzt.
Doch
Urusvati weiß, wie sehr wahre Erziehung die Gefahr der Verwilderung abwenden kann.
Nach allen Erfindungen wenden die Menschen sich der Verwilderung zu! Haltet
dies nicht für eine Übertreibung. Leider drohen die Krämpfe des Harmagedon mit
unzähligem Elend.
So sprach der Denker: „Es wird die Stunde
eintreten, da die Menschen über Unbegrenztheit in allem nachdenken müssen.“
720. Urusvati weiß, dass Beobachtungsvermögen
eine der wertvollsten menschlichen Eigenschaften ist. Wir nennen sie
Scharfsicht, denn jeder, der sehen kann, sollte sie besitzen. Doch in
Wirklichkeit stellt sich das Gegenteil heraus. Die Menschen hüllen sich in den
Nebel von Aberglauben und Vorurteilen, woraus eine Art Über-Maja entsteht.
Beobachtungsfähigkeit muss jedoch anerzogen werden. Nicht ohne Grund bestehen
Wir oft auf der Notwendigkeit wahrer Erziehung.
Ihr
könnt bemerken, dass Wir von gewissen Eigenschaften wiederholt sprechen, was
bedeutet, dass gerade diese Seiten des Lebens von einer umherirrenden
Menschheit vergessen worden sind. Nach wie vor herrscht Unwissenheit. Stimmen
der Aufklärung sind vereinzelt und werden verfolgt. Auch wenn die Verfolgungen
sich ein wenig von denen der finsteren Jahrhunderte unterscheiden, existieren
sie doch in all ihrer Unmenschlichkeit.
Brüsten wir uns nicht mit unserer Kultur, denn
sie hat abnorme Grenzen erreicht. Was für eine Kultur kann denn erfolgreich
voranschreiten, wenn die Jugend noch nicht einmal die Kunst des Denkens gelehrt
wird! Selbst gelesene Bücher helfen nicht, wenn der Inhalt nicht gründlich
durchdacht wird. Daher ist es so unerlässlich, die Scharfsicht zu schärfen,
damit die Weltereignisse ihren besonderen Sinn erhalten.
Die Menschen suchen sich damit zu
rechtfertigen, dass das Universum ins Chaos gestürzt und menschliches Denken machtlos
sei. Doch auf das Denken ist eine solche Definition nicht anwendbar. Der
Gedanke ist nämlich in allem machtvoll. Ein sehr bestrebtes Bewusstsein ist bereits
räumlich erfolgreich, und sogar die Keime der Gedanken sind schon mächtig.
Beobachtungsvermögen hilft zu erkennen, dass der Gedanke nicht allein die
Muskeln bewegt, sondern auch die komplexesten Einwirkungen im Leben bewirkt.
Inmitten des Alltagslebens kann man die wunderbarsten Erscheinungen beobachten.
Der Denker sprach: „Ich möchte die
Erscheinungen der Unbegrenztheit beobachten.“
721. Urusvati weiß und hat selbst erfahren,
wie sehr die Unsichtbare und Unhörbare Welt sichtbar und hörbar werden kann. Dabei
ist bedeutsam, dass wirkliche Errungenschaft auf natürlichem Weg erreicht wird.
Die ältesten Völker kannten bereits einige gewaltsame Methoden, um den Weg zum
Unsichtbaren zu eröffnen, doch sind alle unnatürlichen Annäherungen wertlos.
Man kann sehen, dass im Weltall alles
zweckmäßig eingerichtet und mit ganz natürlichen Mitteln erreichbar ist, daher ist
die Errungenschaft Urusvatis so wertvoll. Natürlich können solche Stufen nicht sofort
erreicht werden. Man muss Schwingungen assimilieren, die nur durch die Arbeit
vieler Jahre aufgenommen werden können – besser gesagt: nicht vieler Jahre,
sondern vieler Jahrhunderte. Umso mehr muss man solche Errungenschaften hüten. Sie
haben nicht das persönliche Wohl zum Ziel, sondern die erfolgreiche Entwicklung
der Völker.
Natürliche Errungenschaften muss man besonders
hüten, denn die Wissenschaft stellt oft keine Hilfe, sondern eine Erschwernis
dar. Mittelmäßige Wissenschaftler neigen zu Vorurteilen und nehmen an, dass sie
den Aberglauben austreiben, während sie in Wirklichkeit neue schädliche
Hindernisse säen. Sucht in allem die natürlichen Wege.
Der Denker sprach: „Lehrer, öffne mir den
einfachsten und direktesten Weg.“
722. Urusvati kennt die Bedeutung des Rhythmus
des beständigen Verkehrs mit der Höheren Welt. Der Rhythmus höherer Energien
wird durch langjährige Arbeit erreicht. Man darf nicht denken, Erleuchtung
könne diesen Rhythmus festigen. Zunächst ist ein Verkehr mit Worten
erforderlich, dann verwandeln sie sich in schweigende Bestrebungen, und
schließlich fließen diese in einen Rhythmus zusammen, der beständig im Herzen
erklingt, beim Wachen und im Schlaf.
Eine
grundlegende Eigenschaft verstärkt die Schwingung, Wir nennen sie ekstatische
Liebe; in ihr sind höchste Hingabe, unauslöschliches Vertrauen und unerschöpfliche
Macht enthalten. Eine solche Stufe des Aufstieges ist sehr hochstehend, doch
nirgends gibt es Vollendung.
Man kann es als die höchste Erfahrung bezeichnen,
wenn die schöpferische Stufe sich im irdischen Leben vollzieht, ohne vom Alltag
abzuweichen. Natürlich ist es schwer, die Öllampe inmitten grober Schwingungen,
Unwissenheit und Bosheit zu tragen, doch umso herausragender ist die
Errungenschaft.
Nicht
in einer Abweichung vom Leben, sondern in ständiger Bestrebung zur Höheren Welt
vollzieht sich jene Aufnahme, welche die Menschen Synthese nennen. Wie selten
lassen sich im Leben Arbeiter finden, die sich dem Dienst an der Höheren Welt weihen!
Mitunter sprechen die Menschen vom Gemeinwohl,
doch dieses ist nur möglich, wenn die Höhere Welt angenommen wird. Nur so wird
das Ziel der Vervollkommnung ein weises sein und alles menschliche Suchen
zusammenführen können. Man kann den Weg verschiedener Wanderer annehmen und
verstehen: Sie versuchen, auf demselben Pfad zu gehen, und unterscheiden sich
nur in ihren Worten.
Der Denker sprach zu Seinen Schülern: „Nehmt
auf, versteht und liebt.“
723. Urusvati weiß, wie schwer die Menschen
die Teilbarkeit des Geistes* verstehen. Sie nehmen an, dieser Begriff
widerspreche der Wissenschaft, verlieren aber aus dem Blick, dass die neuesten
Entdeckungen dieses Gesetz der psychischen Energie nur bestätigen.
Eine gewöhnliche Radio- oder Fernsehübertragung
kann wissenschaftlich verständlich machen, wie eine Übertragung von Energie in
viele Richtungen verläuft. Natürlich sind zu einer erfolgreichen Ausführung
Apparate notwendig, sowohl Sende- als auch Empfangsgeräte. Der Mensch selbst
jedoch erweist sich als ein vollkommener Apparat für die Übertragung von
Energien. So muss man verstehen, dass nicht nur die natürlichen Eigenschaften
des Menschen, sondern auch sein freier Wille an jedem psychischen Experiment
teilnehmen.
Oft wird ein Gedanke richtig gesendet, doch
der Empfänger stößt ihn zurück. Es kann auch umgekehrt der Empfänger feinfühlig,
die Sendung jedoch verworren sein. Den Menschen scheint es oftmals, als hörten
sie etwas, sie können sich jedoch nicht auf die Schwingung einstimmen, so dass
sich nur ein Wirrwarr ergibt.
Man darf nicht glauben, Übertragungen von
Gedanken und Bildern seien nur auf den Höhen möglich; jedes beliebige
Experiment mit psychischer Energie kann überall durchgeführt werden. Natürlich
ist die Besiedelung der Städte für die Klarheit einer Übertragung nicht
günstig. Gleichwohl muss man sich dazu erziehen, die psychische Energie
unabhängig von physischen Bedingungen arbeiten zu lassen.
Urusvati kann bestätigen, dass anfangs jeder fremde
Ton bereits Schmerz verursacht hat, doch dann, bei Festigung der Schwingungen,
konnte das Experiment unter beliebigen Bedingungen verlaufen. Eine solche
Aufmerksamkeit und Scharfsicht ergeben sich sehr schwer und erfordern erhebliche
Zeit, doch verdient die psychische Welt besondere Aufmerksamkeit.
Der Denker sprach: „Lasst uns nicht zu den
Zeiten zurückkehren, als Donner für Zorn der Götter gehalten wurde.“
724. Urusvati weiß, wie oft die Menschen mit
falschen Ausdrücken grundlegenden Begriffen schaden. Da sprechen sie von
übermenschlichen Anstrengungen, im irdischen Leben ist aber alles menschlich.
Man kann von würdiger oder erhabener Anstrengung sprechen, doch wird sie
dennoch eine menschliche sein. Durch solche unwissenden Ausdrucksweisen setzen
die Menschen sich selbst herab.
Es kommt jedoch die Zeit, da alle Schätze,
über die der Mensch verfügt, verstanden werden müssen. Man muss jene wahre
Wissenschaft heranziehen, die imstande ist, sich mit der uranfänglichen Energie
zu befassen. Die Menschen wissen vom Gold, das die Meere sättigt[88],
doch die Energie des Raumes wollen sie nicht anerkennen. Wir nennen sie
psychische Energie, doch kann man auch andere Bezeichnungen finden. Vielleicht
habt ihr vom Segen gehört? Er existiert und ist nichts anderes als psychische
Energie.
Man kann ihre Namen in verschiedenen Sprachen
des Ostens finden, doch ist ihr Verständnis sehr verzerrt. Wir beharren und
rufen die Wissenschaftler auf, das energetische Prinzip anzuerkennen; um diese
Grundlage herum werden auch alle übrigen Lehren einen Platz finden.
Wir verneinen nicht und Wir zerstören nicht,
sondern bauen im Einklang mit der Psychologie der Menschheit auf. Jede Epoche
hat ihre eigenen Bedingungen, die man nicht verneinen darf. Oft hüllt sich das
Erhabene gleichsam in Nebel und zerstörerische Massen strömen herbei, doch auch
solche Zeichen muss man genau betrachten, denn auch in ihnen ist die künftige
Stufe enthalten. Man muss die Evolution in all ihren Aspekten lieben lernen.
Bewegung ist die Grundlage des Lebens.
Der Denker wiederholte: „Wanderer, eile ans
Ziel und übernachte nicht in einem eisigen Strom.“
725. Urusvati weiß, wie sehr die Menschen
sogar die einfachsten Begriffe entstellen. Sie verstehen Ruhe als leblose
Untätigkeit, doch ist gerade Ruhe angespannte psychische Tätigkeit, einem
klaren Gewässer gleich, an dessen Grund heilsame Quellen ihr Nass zum Wohl der
Menschheit herbeitragen. So muss man Ruhe als vertiefte, erhabene Arbeit verstehen.
Der Lehrer prüft den Schüler vor allem darauf
hin, ob er in einer Stunde besonderer Anspannung Ruhe bewahrt. Es ist
verblüffend, wie selten die Menschen diese Prüfung bestehen. Die Ursache liegt
darin, dass sie die Höhere Welt und die psychische Energie nicht anerkennen.
Sie nehmen an, die groben physischen Bedingungen seien trotz allem bedeutsamer.
Man
kann solche Unwissenheit bedauern, da sie eine Vielzahl bester Möglichkeiten
fortgetragen hat. Ihr selbst habt oft gesehen, dass sogar gebildete Menschen den
wissenschaftlichen Grundlagen keine Aufmerksamkeit schenken wollten. Ihre
Wissenschaft schleppt wie ein träges Pferd mit verbundenen Augen seinen Karren
hinter sich her.
Wir werden nicht müde, immer wieder von Wegen ohne
Vorurteile zu sprechen. Man könnte fragen: Was ist daran neu? Möge man überlegen,
wie viele neue Wege vor der Menschheit stehen. Mögen sich alle zu Teilnehmern an
der neuen Evolution machen. Nicht einige besonders Auserwählte, sondern gerade alle,
die sich als Mensch bezeichnen. Mögen sie an die gemeinsame Arbeit gehen, welche
eine Höhere Welt eröffnet.
Lasst uns keine wichtigtuerischen Worte von
uns geben. Möge die Arbeit ehrlicher Erkenntnissuche die Arbeit des Alltags
sein. Auch an einer solchen Arbeit sollten alle teilnehmen. Vergessen wir
nicht, dass jeder Mensch ein Träger von psychischer Energie ist und wenigstens
einige ihrer Offenbarungen beobachten kann. So wird der Mensch sich einem neuen
Glück nähern und verstehen, was Gemeinwohl bedeutet.
Der Denker wies darauf hin, dass derjenige,
der die Ruhe zu bewahren vermag, bereits in einen heilsamen Brunnen geblickt
hat.
726. Urusvati weiß, dass die Macht der Gefühle
die psychische Energie in Bewegung setzt. Besonders stark ist Liebe, doch fast
ebenso stark ist Hass.
Man
wird fragen: Bedeutet das, dass man in Hass leben kann? Man kann, doch ist dies
nicht vorteilhaft. Hass erzeugt nicht nur Imperil und verkürzt das Leben durch
Krankheiten; am wichtigsten ist aber die entsetzliche Bedeutung des Hasses in
der Feinstofflichen Welt. Ihr wisst bereits, dass alle Gefühle und auch deren Wirkungen
sich in der Feinstofflichen Welt verstärken.
Stellen
wir uns nun vor, wie schwer es dem Hassenden fallen wird, sich von der verderblichen
Sucht loszureißen. Er gerät nicht nur in den Umkreis des Bösen, sondern sein
ganzes Wesen wird vom Gift des Bösen erfüllt. Er leidet, weil er selbst diese
Qual hervorgerufen hat.
Daher
sagen Wir: Es ist vorteilhaft, im Guten und in der Liebe zu leben. Ein solcher
Zustand verstärkt sich in der Feinstofflichen Welt und wird zu einer Quelle des
Glücks.
Vieles wird einem Menschen zugänglich, der das
Gute verstanden hat. Er vermag die Schwingungen der Höheren Welten zu spüren,
er kann die Sphärenmusik hören und er steigt auf den Stufen der Harmonie der Schönheit
empor. So haben diejenigen Philosophen recht, die bestätigen, dass Schönheit
das Gute ist und das Gute schön.
Natürlich halten viele solche Formeln für
abstrakt und unanwendbar im irdischen Leben. Doch müssen diese Verneiner noch
viele Male die Bedingungen der Feinstofflichen Welt erfahren, um in ihrem Bewusstsein
die Wahrheit zu festigen. Man kann diejenigen bedauern, die sich einbilden, weil
sie Lesen und Schreiben gelernt haben hätten sie bereits die Lehre des Lebens
erfasst.
Lasst uns Unkenntnis nicht verurteilen, streng
jedoch Unwissenheit[89]. Man
muss verstehen, wo die Grenze zwischen Unkenntnis und Unwissenheit liegt. Das
eine ist heilbar, während das andere oftmals schon nicht mehr zu bessern ist.
Unwissenheit ist immer dünkelhaft und wichtigtuerisch. So lässt sich an
alltäglichen Zeichen das Wesen eines Menschen wahrnehmen.
Der Denker sprach: „Unkenntnis ist
verzeihlich, doch Unwissenheit taugt nicht für Zusammenarbeit.“
727. Urusvati kennt das einheitliche Prinzip des
Fortschreitens der Erkenntnis. Viele lieben es, dass sich alles auf
wissenschaftlicher Grundlage vollzieht. Geben wir ihnen die Möglichkeit zu wissenschaftlicher
Forschung. Die Wissenschaft hat sich bereits in eine Vielzahl von Zweigen
aufgeteilt, von denen einige durch solche scheinbaren Widersprüche getrennt
sind, dass Einigkeit nicht gefunden werden kann. Mögen die Wissenschaftler jedoch
den psychischen Zustand der verschiedenen Forscher im Moment höchster geistiger
Anspannung beobachten. Dabei kann man eine verblüffende Ähnlichkeit in der
Anspannung der schöpferischen Zentren finden. Der Philosoph und der Physiker,
der Geograph und der Psychologe sind gleich in der Stunde glücklicher
Entdeckungen.
Beginnt die Beobachtung mit dieser Stunde, und
ihr werdet zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die Wissenschaft der Erkenntnissuche
ein einheitlicher Baum ist, dessen Zweige nur aus einer einheitlichen Wurzel
herauswachsen können. So lassen sich lehrreiche Beobachtungen anstellen, und
ein solcher Weg wird zur Erkenntnis der Überirdischen Welt führen.
Wundern wir uns nicht darüber, dass viele
Gedanken gleichzeitig an verschiedenen Stellen der Erde auftauchen; diese Wissenschaftler
kennen einander nicht, sie gehen auf verschiedenen Wegen und denken in den
Grenzen des Charakters ihres Volkes, nichtsdestoweniger zieht etwas Einheitliches
sie zum Wohl der Menschheit hin. Wie viele herrliche Beobachtungen lassen sich
durchführen, wenn das Bewusstsein erweitert und frei von Verneinung ist, die
der Unwissenheit angehört! Lasst uns also lernen zu erfassen, und schauen wir
mit freiem Blick empor.
Der Denker bestätigte, dass die Menschen des
Altertums bereits vieles wussten, was in den nachfolgenden Jahrhunderten
vergessen wurde.
728. Urusvati weiß, dass die Psychologie in eine
reale Wissenschaft verwandelt werden sollte. Sie muss noch realer werden als
die Physiologie; man muss sie aber von den untersten Schulklassen an
unterrichten und entsprechend bis zu den höchsten Bildungseinrichtungen
weiterführen.
Sämtliche Bildungsbereiche sollten die
psychologischen Grundlagen miteinbeziehen. Man könnte eine solche Wissenschaft
auch anders benennen, doch möge die bereits gebräuchliche Bezeichnung bestehen bleiben.
Wir vermeiden Brüche, wenn man ein nützliches Ziel mit den gewohnten
Ausdrucksformen erreichen kann.
Die
Psychologie muss die verborgenen Kräfte des Menschen studieren. Sie muss sich
nicht nur der Philosophien des Altertums bedienen, sondern auch auf freiem,
wissenschaftlichem Weg voranschreiten. Selbst ein vergleichendes Studium der
Religionen wird ein Bereich der Psychologie sein, denn die Grundlage aller Religionen
ist die Erkenntnis der Überirdischen Welt.
Lasst uns nicht stolz an den Errungenschaften
des Altertums vorübergehen, denn unter verschiedenen Bezeichnungen verbergen
sich ein und dieselben, auf Erfahrung fußenden Schlussfolgerungen der Vernunft.
Man muss nämlich freie wissenschaftliche Methoden anwenden, denn das Leben in
all seinen Erscheinungen eröffnet die Wege zur Erkenntnis der Unsichtbaren
Welt.
Viele
Energien fließen zusammen oder strömen aus der einheitlichen uranfänglichen Energie.
Lehrreich sind Beobachtungen über die weitverzweigten Kräfte, die in jedem Lebewesen
individuell sind. Man muss diese gabenreiche Individualität schätzen, gerade
sie wird den Wissenschaftlern helfen, scheinbar Nichtübereinstimmendes einander
anzunähern.
Der Denker sprach: „Man kann aus den
unterschiedlichsten Stimmen einen klangvollen Chor schaffen. Die Menschen haben
den Willen, doch nur wenige verstehen es, ihn vernünftig anzuwenden.“
729. Urusvati weiß, dass Wille zur Tat
schreitende, geschärfte psychische Energie ist. Im Altertum war das Symbol des
Willens der Pfeil. Heute spricht man viel von der Entwicklung des Willens und
schlägt künstliche Methoden vor, um ihn zu stärken, doch sollte er durch
eifrige Tätigkeit entwickelt werden.
Wenn ihr sogenannten willenlosen Menschen
begegnet, seid überzeugt, dass sie vor allem Faulpelze sind; in einer solchen
Lage verbleiben sie in einem halbbewussten Zustand und versuchen nicht, sich zu
selbständiger Tätigkeit aufzurufen. Solche Menschen gibt es viele, und sie
werden nicht so bald verstehen, dass schöpferische Arbeit ihren Pfeil der
Errungenschaft schärft. Man muss festhalten, dass Willenlosigkeit von Angst, Niedergeschlagenheit,
Undankbarkeit und anderen entsetzlichen Erscheinungen der Unwissenheit
begleitet ist.
Wenn wir über die Überirdische Welt
nachdenken, müssen wir unseren ganzen Willen sammeln, um tapfer alle niederen
Schichten zu überwinden, welche die Menschen an ein Dasein der Unwissenheit festnageln.
Lasst uns diejenigen nicht bedauern, die sich selbst der Möglichkeit des
erfolgreichen Voranschreitens beraubt haben. Aus Mitleid zeigen Wir solchen
Menschen zwar, wie viel sie verlieren, doch seid überzeugt, dass Unsere
Ratschläge ihr Bewusstsein nicht erreichen.
Nur ein arbeitsames Leben wird sie lehren, die
Qualität produktiven Schaffens zu schätzen, und auf einem solchen Weg des
Kampfes legen sie die Rüstung des Willens an! Inmitten des Alltagslebens lassen
sich schöne Übungen des Willens finden; mögen solche natürlichen Wege gesegnet
sein.
Der Denker mahnte Seine Schüler, nur keine Niedergeschlagenheit
zuzulassen.
730. Urusvati weiß, dass Aufmerksamkeit eine
der ersten Bedingungen für erfolgreiche psychische Beobachtungen ist. Die
Menschen sprechen oft von Bestrebung, Scharfsicht und Wachsamkeit, ohne sich
die einfachste Beobachtungsfähigkeit angeeignet zu haben. Für sie nimmt die
Formel „in Gefahr leben“ eine absurde Bedeutung an. Gewiss, ein erweitertes Bewusstsein
führt auch zu natürlicher Aufmerksamkeit, doch gibt es nicht viele solcher Bewusstseine.
Glücklicherweise kann Aufmerksamkeit anerzogen
werden, doch dafür muss sowohl in der Familie als auch an der Schule die
Entwicklung der Aufmerksamkeit eingeführt werden. Man muss die Aufmerksamkeit
der Schüler nicht nur auf irgendwelche besonderen Erscheinungen lenken, sondern
auch auf die kleinsten Züge des Alltagslebens. Die psychische Welt offenbart
sich vor allem im Alltagsleben.
Die
wertvollsten Besonderheiten eines Geistes lassen sich sogar im grauen Alltag
beobachten. Lasst uns als Helden nicht nur diejenigen ansehen, die zum Wohl der
Menschheit streben, sondern erkennen wir aufmerksam auch diejenigen, die
inmitten des Alltagslebens arbeiten. Eine solche Aufmerksamkeit ermöglicht
viele Beobachtungen, darunter auch über die natürliche Offenbarung der psychischen
Energie.
Wenn wir von der Feinstofflichen Welt
sprechen, müssen wir auch die feinsten Energien zulassen. Solche Energien muss
man mitten im Leben beobachten. Man darf nicht denken, dass sich irgendwo
wundersame Kräfte offenbarten; sie sind bereit, sich in jedem Menschen zu
zeigen, man muss sie nur aufmerksam erkennen.
Zu dieser Aufmerksamkeit im Alltagsleben raten
Wir allen, die über die Überirdische Welt nachdenken wollen. Glaubt nicht, eine
solche Übung sei leicht, die Menschen ertragen die dafür notwendige
Beständigkeit nicht. Sie sind bereit, mitunter in Träumen zu fernen Welten zu
fliegen, doch jagen sie durch solche Träume nur vorübergehend im Raum herum.
Wir raten daher, die herrliche Gabe der Beobachtung mitten im Alltagsleben zu
erlernen. Möge sie sich vom Kindesalter an entwickeln.
Der Denker sprach: „Schaut auch unter eure
Füße, damit ihr nicht stolpert.“
731. Urusvati weiß, dass die Menschen nicht
nur die Realität der psychischen Welt anerkennen, sondern auch ihre Einwirkung
auf das irdische Leben wahrnehmen müssen. Viele sprechen wiederholt von der
Existenz eines gewissen Etwas, geben jedoch in ihrem Alltagsleben die
Anwesenheit der mächtigen psychischen Energie nicht zu. Indessen ist die Zeit
gekommen, da der Mensch seinen Stimmungen, seiner Begeisterung, seiner
Besorgnis und gewissen Schmerzen sein Ohr leihen sollte.
Ein Fortschreiten des Menschen ist ohne bewussten
Anschluss an die psychische Welt nicht vorstellbar. Dabei muss man sich merken,
dass Wir mehrfach vor Psychismus* und Mediumismus gewarnt haben. Mögen die
Menschen verstehen, dass solche ungesunden, künstlichen Abweichungen keine
gesunde Erweiterung des Bewusstseins darstellen. Wir wiederholen, wie sehr der
Mensch sein Denken erheben muss, dann wird er auch auf dem Weg zur
Überirdischen Welt vorankommen.
Wir wollen nicht irgendwelche konventionellen
Rituale vorschreiben, notwendig ist vor allem, die Individualität des Menschen
zu wahren. Ein reiner und hochstehender Wille wird auf seinem eigenen Weg zu einem
einheitlichen Bewusstsein führen und helfen, Augen und Ohren für die Wahrnehmung
einer weltumfassenden Anwendung zu reinigen; nur durch eine solche Aufnahme
schreitet der Mensch auf dem Weg wahrer Erkenntnis. Lasst uns die Wissenschaftler
bitten, feinfühlig zu sein und nicht jede Beobachtung abzuweisen, die zu
weiteren Forschungen führen könnte. Allein gegenseitige Achtung erlaubt es,
vieles zur Verwirklichung zu bringen.
Mögen die Völker lernen, über das Gemeinwohl
nachzudenken, denn Eigennutz erweist sich als das schwerste Hindernis für den
Fortschritt. Die schrecklichen Prüfungen, die der Menschheit zuteilwerden,
beschleunigen das Herannahen des neuen, weltweiten Aufbaus.
Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich, mit
welchen Worten ich die Menschen zum Dringlichsten aufrufen soll.“
732. Urusvati weiß, dass eine Erleuchtung durch
Liebe und Freude stärker ist als eine durch Leid entstandene; dennoch wird ständig
darauf hingewiesen, dass gerade Leid den Menschen reinigt.
Wie kann es nur geschehen, dass der Mensch die
stärkste Erleuchtung nicht zu nutzen vermag? Die Antwort ist einfach: Leid wird
vom Menschen in der grobstofflichen Welt ausgesät und dringt noch teilweise in
die Feinstoffliche Welt ein. Reine Liebe und Freude aber leben in der Feurigen
Welt und werden vom Menschen selten verstanden. Doch im Lauf der weiteren
Evolution werden die Menschen erkennen, wo ihr Schatz liegt, und sich diesem
lichten Allheilmittel zuwenden.
Unter
den neuen Errungenschaften der Wissenschaft wird auch auf die mächtigen
Gefühlsregungen der Liebe und der Freude hingewiesen werden. Möge sich die
Menschheit Schritt für Schritt diesen lichten Antreibern annähern und
verstehen, dass jeder Gedanke an Freude bereits ein heilsamer Beginn ist.
Selbst
inmitten von Unglück kann man Offenbarungen von Liebe und Mitleid finden. Mögen
diese Meilensteine dem müden Wanderer helfen. Mögen die Wissenschaftler
aufzeigen, wie sehr der Rhythmus der Freude zu einem Zufluss von psychischer
Energie führt. Möge die Wissenschaft erklären, wie heilkräftig die Macht der Freude
ist.
Unwissende werden sagen, ein solcher Rat sei
nicht lebensnah, da die Menschheit bereits an ihrem Leid zugrunde gehe. Nur
Unwissenheit kann vorschlagen, sich lieber in Finsternis zu versenken, als sich
auf die Suche nach dem Licht zu machen. Nur Unwissenheit kann sagen, der Mensch
werde niemals lernen, die Gedankenenergie zu gebrauchen.
Man muss leidenschaftlich zu einer Erneuerung
des Lebens streben. Ein jeder kann über Heldentum, Freude und hochstehende
Liebe nachdenken. Ein jeder kann über das herrliche Überirdische Leben
nachdenken. Ein jeder kann die Macht der heilsamen Medizin erwerben und diese Emanationen
in seiner gesamten Umgebung verbreiten.
Der Denker sprach: „Kummer ist vorübergehend,
Freude ist unvergänglich. Liebt das Licht und liebt das Schöne.“ So lenkte der
Denker Seine Schüler zur einfachsten Lösung hin.
733. Urusvati weiß, dass ein Pfeil bei
sicherem Flug zu einem einzigen Ziel strebt. Vergleicht den Pfeil mit dem
menschlichen Gedanken: Eine zitternde Hand vermag dem Pfeil keine klare
Richtung zu geben, ebenso wird ein schwankender Gedanke sein Ziel nicht
erreichen.
Vermeidet besonders Zwiespältigkeit des
Denkens; oft merken die Menschen nicht, dass in ihrem Inneren viele Gedanken
gleichzeitig toben. Sie schwirren umher wie ein Schwarm von Insekten, und es
ist nicht möglich zu unterscheiden, welcher von ihnen der bedeutsamste ist.
Dieser Umstand ist überaus wichtig, und zukünftige empfindliche Apparate werden
anzeigen können, wie schädlich eine solche Verwirrung des Denkens ist. Es wäre
besser, gar nicht zu denken, als eine Verwirrung in sich entstehen zu lassen,
die dem Wahnsinn gleicht.
Man könnte fragen: Welche Maßnahmen können Abhilfe
schaffen? Lasst uns jedoch nicht in der Ferne unter gewaltsamen Maßnahmen suchen;
möge lieber jeder sich selbst beobachten, um auf natürliche Weise sein Denken
zu reinigen. Der Mensch ist fähig, eine Verwirrung seines Denkens zu bemerken, und
dann möge er sich darüber Rechenschaft ablegen, welcher Gedanke für ihn
notwendig ist.
Es ist nicht leicht, die kleinen Würmer am
Grund des Bewusstseins aufzuspüren. Sie können jeden beliebigen schönen
Gedanken verunstalten. Doch wenn der Mensch sich die Mühe macht, den ganzen
Schaden zwiespältigen Denkens zu verstehen, kann er beginnen, nach und nach die
nicht notwendigen Antriebe zu vertreiben.
Für das Nachdenken über die Überirdische Welt
ist Klarheit des Denkens besonders notwendig. Man darf chemische Präparate
nicht mit schmutzigen Händen berühren, ebenso wenig darf man die hohen
Chemismen der Überirdischen Welt beschmutzen. Mögen die Menschen reiner über
die hohen Welten nachdenken.
Der Denker riet, so über das Überirdische
nachzudenken, als ob man persönlich an ihm teilnehme.
734. Urusvati weiß, dass blitzschnelle Spiralen
von Klängen die Erde einhüllen; daraus entsteht eine Hülle, die segensreich oder
schadenbringend sein kann. Der Mensch vermag mit seinem freien Willen Heilung oder
Verderben zu schaffen. Er kann nicht sagen, er leide schuldlos. Er selbst hat
irgendwann das Gift in das kosmische Gewebe hineingetragen.
Man hat bereits damit begonnen, die kosmischen
Klänge zu erforschen, und hat verstanden, dass jedes menschliche Wort eine
unzerstörbare Gesetzestafel darstellt. Es bricht nun die Zeit an, da der
menschliche Gedanke erforscht werden muss. Er ist schneller als das Licht. Er
bildet eine mächtige Hülle um die Erde, doch ist das Denken oft auf das Wohl
gerichtet?
Die Menschen sind bereits in der Lage, die
Qualität des Denkens abzubilden, doch ist sein Inhalt bisher nicht erfassbar.
Es naht die Stunde, da empfindliche Apparate den genauen Inhalt von Gedanken darstellen
können. Menschen, die an das Gemeinwohl denken, werden sich über ein solches
Forschungsergebnis freuen; doch alle, die in Hass, Bosheit, Lüge und Neid
leben, werden eine solche Entdeckung auf jede erdenkliche Weise zu verhindern
suchen. Ein Wissenschaftler, der sich zu einer solchen Entdeckung entschlossen
hat, wird von der heutigen Menschheit schwerlich als Freund bezeichnet werden.
Das Gebot, dass man nicht in Hass leben dürfe,
ist einfach, doch die heutigen Führer schreien sogar von einer Notwendigkeit
des Hasses. Sie wissen nichts von der Macht des Gedankens und des Karma. Wer
denkt, man könne das Böse mit Bösem vernichten, irrt. Noch nicht einmal ein
solcher Schrecken wie Krieg kann durch Hass beendet werden. Viele edle Gedanken
werden die Menschheit retten. Kriegshelden werden nicht durch Hass geschaffen,
sondern durch den flammenden Willen zum Guten.
Der Denker sprach: „Ein entflammter Krieger
kennt keine Hindernisse.“
735. Urusvati weiß, dass Heldentum Ausdruck
von Selbstaufopferung und flammendem Enthusiasmus ist. Während der Mensch eine
Heldentat vollbringt, erhöht er seine Schwingungen, befreit sich sogar von
physischen Empfindungen und erfüllt sich mit feuriger Erleuchtung.
Ein Unwissender könnte fragen: Warum spricht
man bei Gesprächen über das Überirdische von Heldentum? Er versteht nicht, dass
Bestrebung zum Überirdischen bereits eine Heldentat ist. Er weiß nicht, dass
jeder Gedanke an das Überirdische bereits die Schwingungen erhöht und das Bewusstsein
mit flammender Heldentat erfüllt.
Wenn der Gedanke schwach ist, wird auch die Wirkung
nichtig sein, doch ein klarer, starker Gedanke schafft mächtige Wirkungen. Man muss
es immer wieder bestätigen, dass ein Gedanke an das Überirdische heilsame
Schwingungen schafft. Man muss die Bedeutung erhabenen Denkens oft wiederholen.
Doch bald werden die Ärzte bei psychischem Ungleichgewicht dazu raten, sich in
Gedanken an das Überirdische anzuschließen.
Mögen
die ersten Versuche auch noch primitiv sein und die Menschen die Wichtigkeit eines
solchen Verkehrs noch nicht gänzlich erfassen, so wird doch schon das kleinste
Quäntchen dieses Allheilmittels bereits nützliche Wirkungen zeitigen. Der
Gedanke an das Überirdische ist ein Allheilmittel.
Es ist keine Übertreibung, dass die Menschen
einen Talisman in sich tragen, doch muss man vor allem die mit dem Gedanken an
das Überirdische verbundene Begeisterung erfühlen. Ein Mensch ohne Wanderstab schleppt
sich stolpernd dahin, doch von Oben kann ein fester Stab verliehen werden; man muss
ihn nur annehmen und den Aufstieg mit frohem Mut fortsetzen.
Der Denker bat Seine Schüler, das Bergsteigen
lieben zu lernen, denn es hilft, zum Himmel aufzuschauen.
736. Urusvati weiß, dass der Mensch sich der
Überirdischen Welt weniger verstandesmäßig als durch Liebe nähert. Die
magnetische Kraft des Gefühls der Liebe ist groß, doch leider schätzt die
Wissenschaft die Bedeutung eines solchen Magneten nicht. Ein liebender Mensch
spricht auf das kosmische Gesetz der Anziehung an, so erhält er auf die eine
oder andere Weise die diesem Gesetz eigenen Charakteristika.
Der
Mensch schärft seine Erleuchtung und kann sich mit Kühnheit erfüllen, welche die
Ausführung einer Heldentat unterstützt. Ebenfalls wird sichtbar, dass sich auch
seine Gesundheit bessert, wenn er sein Gefühl zu hochstehendem Denken anspannt.
Es ist ein Irrtum zu meinen, von sogenannter
Hysterie befallene Menschen könnten sich der Überirdischen Welt besonders
leicht anschließen. Sie können sich dem Mediumismus nähern, doch Wir wünschen eine
andere, gesunde und zweckmäßige Annäherung. Ein vollkommener Weg zur
Überirdischen Welt ist die Liebe.
Ohne Liebe kann man sich unmöglich feiner
Erkenntnis widmen. Mit Lesen allein ist keine Annäherung erreichbar; notwendig
ist eine Anspannung des Willens, doch kann ein solcher Wille nur aus Liebe
entstehen.
Desgleichen
raten Wir dazu, sich nicht vom irdischen Leben zu entfremden, da es dem
Menschen als Schlachtfeld gegeben ist. Nur im Leben kann man sich prüfen, und
alle diese Prüfungen werden schön sein, wenn die Kuppel der Liebe zur
Überirdischen Welt über ihnen steht.
Mögen die Kinder von klein auf an die
Erkenntnis der Überirdischen Welt gewöhnt werden. Mögen Träume von höheren
Erscheinungen im Denken des Kindes aufkeimen. Ein ganz irdischer Arbeiter kann
einen verborgenen Schatz in sich bergen und solche Stunden der Erhebung lieben.
Der Denker riet seinen Schülern, Träume über
die Höhere Welt lieb zu gewinnen, in einer solchen Stunde erneuert sich das Bewusstsein.
737. Urusvati weiß, dass in einer Zeit
weltweiter Erschütterungen sowohl Erkenntnis als auch Verneinung in besonderer
Weise in Erscheinung treten. Jede hochstehende Erkenntnis begegnet Verneinung
nicht nur von primitiver Unwissenheit, sondern auch vom Aberglauben her, der
auf Vorurteilen beruht. Die Wissenschaft wird von beiden Seiten bedrängt. Man
spricht zu Unrecht von der Freiheit der Wissenschaft, sie beschränkt sich auf mechanische
Erkenntnis. Alles, was die Überirdische Welt berührt, wird jedoch nicht weniger
bedrängt als im Mittelalter.
Vergessen wir nicht, dass nur sehr starke
Geister frei denken können, mittelmäßiges Denken jedoch durch die Emanationen
der Verneinung eingeengt wird. Diesen Umstand muss man bei Gesprächen über die
Lage der Wissenschaft im Blick haben. Heute aber muss man mit allen Kräften die
Notwendigkeit bestätigen, die Wissenschaft zu befreien.
Die besten Denker haben genug erlitten;
Unwissende bedachten sie zur Genüge mit Pfiffen und Verfluchungen; es hat genug
Spott für alles gegeben, was den Wilden unerreichbar ist. Möge die Neue Ära
sich durch eine wirkliche Befreiung der Wissenschaft auszeichnen.
Glaubt
nicht, dies sei eine Binsenweisheit, es ist im Gegenteil ein Klageruf in der
Wüste. Die Menschen glauben nicht, dass eine Zeit weltweiter Erschütterungen
von besonderen Schwingungen erfüllt ist.
Die Menschen sprechen über alle Arten von
Vitaminen, vergessen aber, dass der ethische Zustand weitaus wichtiger als die
Einnahme von Medikamenten ist, die sich bei ungesunden ethischen Bedingungen in
Gifte wandeln.
Es
fällt Uns schwer, sehen zu müssen, wie einsame Denker unter unwissenden Barbaren
zu leiden haben. Sie haben sich eingeschlossen, um sich die Freiheit des
Denkens zu bewahren, doch könnten sie der Menschheit eine mächtige Hilfe
erweisen, gerade jetzt, da die Erde erzittert. Mögen sie die Kraft finden,
diese besondere Zeit zu überstehen, in der das Kali Yuga* sich bereits dem Ende
zuneigt.
Der Denker riet seinen Schülern, die Freiheit
des Wissens zu bestätigen, die Freiheit des Denkens zur Rettung der Welt.
738. Urusvati kennt den Wert des Gleichgewichts.
Es ist bekannt, dass der Mensch mit aller Kraft zur Überirdischen Welt streben
soll. Er sollte dieses Bewusstsein so sehr verinnerlichen, dass er sich in
jeder Stunde gleichsam als Teilnehmer am Leben in der Überirdischen Welt
empfindet. Gleichzeitig soll er jedoch auch das irdische Leben schätzen, sich
an der Qualität der Arbeit erfreuen und das irdische Leben weiterführen, denn darin
wird er neue Möglichkeiten der Vervollkommnung finden.
Man wird fragen: „Wie aber kann man denn
solche Gegensätze miteinander vereinen?“ Wahrlich, dies ist möglich, denn der
Mensch ist in der Lage, sein Bewusstsein zu vervollkommnen. Aus verschiedenen
Jahrhunderten lassen sich viele Beispiele dafür anführen. Dabei muss man eine
besonders bedeutsame Erscheinung hervorheben:
Die
Menschen, die solche Gegensätze in sich vereint haben, gehörten nicht dem
sogenannten geistlichen Stand an. Niemand konnte ahnen, dass solche Arbeiter
eine Aneignung der Überirdischen Welt in sich trugen. Sie arbeiteten
gewissenhaft. Sie liebten die Arbeit in ihrer höheren Qualität, doch ihre leidenschaftliche
Erkenntnis der Überirdischen Welt hüteten sie wie einen verborgenen Schatz.
Man muss verstehen, dass solche Tatmenschen für
die Vervollkommnung der Erde besonders nützlich waren. Sie verheimlichten die
Existenz der Überirdischen Welt nicht, spürten aber auch, wo eine solche
Verkündigung angenommen werden konnte. Sie verstärkten ihren Magnetismus und
zogen so auf natürliche Weise die Herzen von Schülern an.
Es sind aber nicht nur die angesprochenen Gegensätze,
die Unerfahrene erstaunen. Man könnte eine Vielzahl von Gegenüberstellungen
nennen, die ihnen befremdlich erscheinen würden. So soll der Mensch nicht in
Leidenschaft verfallen, aber auch nicht leidenschaftslos sein. In allem kann man
das Goldene Gleichgewicht erkennen, von dem im fernen Altertum gesprochen
wurde.
Der Denker sprach: „Der Mensch hat zwei Arme,
einen für die Arbeit und einen, der dem Herzen nahe ist. Wenn ein Arm kürzer ist
als der andere, nennen die Menschen das eine Missbildung; so ist es auch bei den
himmlischen und bei den irdischen Dingen.“
739. Urusvati weiß, dass sogar Worte von größter
Bedeutung zwecklos sind, wenn sie nicht von einer Sendung psychischer Energie
begleitet werden; solche toten Worte überladen den Raum. Die Menschen müssen
verstehen, wie notwendig die von der psychischen Energie verliehene Kraft ist.
Zu diesem Zweck ist im Verlauf vieler Jahrhunderte nicht ohne Grund viel von
der Notwendigkeit des Glaubens gesprochen worden.
Fester Glaube verleiht einer Rede
Überzeugungskraft, doch muss man auch die Bedeutung dieser Gewissheit
verstehen, weshalb Wir noch das Konzept des Befehls hinzufügen. Natürlich darf man
diesen nicht als grobe Hartnäckigkeit verstehen, mit der man die
Gesprächsteilnehmer nur gegen sich aufbringen würde. Wir haben den inneren
Befehl im Blick. Er verleiht den Worten Unabänderlichkeit. Leider werden allzu
oft auch böse Vorhaben von einem starken Willen begleitet und richten großen
Schaden an. Das bedeutet, dass man lernen muss, den Befehl des Guten zu
beherrschen.
Die Menschen sind nicht oft in der Lage, ihren
Willen für das Gute anzuspannen. Niemand hat ihnen in der Kindheit gesagt,
welch mächtige Waffe sie in sich haben können und wie viele Überirdische Helfer
ihr guter Befehl herbeizieht.
Nur
außergewöhnliche Bewusstseine verstehen die Bedeutung des Befehls. Sie lassen
ihren Willen nicht zum Bösen abweichen. Solche Beispiele kann man aus
verschiedenen Jahrhunderten anführen, Wir nennen sie Fackeln der Menschheit.
Sie handelten bewusst in Übereinstimmung mit der Überirdischen Welt und
vermehrten damit ihre psychische Energie.
Der Denker sprach: „Lernt den guten Befehl auszuführen.
Er vermehrt die Kräfte.“
740. Urusvati weiß, dass jede atmosphärische
Erscheinung auf den Menschen einwirkt. Man sollte meinen, eine solche Bedingung
würde weiten wissenschaftlichen Errungenschaften den Weg öffnen; das Schlimme
ist jedoch, dass die heutige Wissenschaft vor allem danach strebt, die
Erscheinungen zu klassifizieren; dabei vergisst sie, dass die Wirkungen auf den
Menschen individueller Art sind. Daher sind die Wissenschaftler nicht imstande,
ihre begrenzten Beobachtungen in ein System zu fassen.
Die Wissenschaftler sollten sich von den
herkömmlichen Begrenzungen lossagen, dann werden sie neue, unüberschaubare Wege
betreten. Dazu muss man erkennen, dass jeder Mensch ein Mikrokosmos im vollen
Sinne dieses Wortes ist. Es ist auch nicht schwer zu begreifen, dass jeder
Mikrokosmos individuell und einzigartig ist.
Der Chemismus jedes Mikrokosmos ist ein
besonderer, ebenso wie jedes kleinste Teilchen des Makrokosmos individuell ist.
Eine solche Bedingung widerspricht dem Wesen der Weltgesetze nicht. Sie
erfassen alle möglichen Bedingungen und finden in der einzigartigen Individualität
alles Existierenden nur den Schmelztiegel neuer Verbindungen von Energien. Die
Energien können sich nicht ohne individuelle Zusammenstöße erneuern. Auf eine solche
Weise kann man erfühlen, dass die vor langem aufgezeigte Einheit ein Konglomerat
aus einer Vielzahl von Individualitäten ist.
Weise Regenten verstanden seit langem, dass
die Individualität der Persönlichkeit sorgsam geschützt werden muss. Ein
erfahrener Schullehrer fühlt, wie man die Individualität der Schüler zu
schützen ist. Nur Unwissenheit kann annehmen, man könne alles nach demselben
Maß zuschneiden. Solche Unwissenden handeln den kosmischen Gesetzen zuwider.
Sie dürfen sich nicht Wissenschaftler nennen, denn jeder wahre Forscher muss über
die Fähigkeit verfügen, in weitem Maßstab Möglichkeiten zuzulassen.
Wir
müssen immer wieder über solche elementaren Grundlagen sprechen, denn der
größte Teil der Menschheit ist von toten Termini betört und will die Augen vor
den einfachsten Erscheinungen der Natur nicht öffnen. Man sollte meinen, die
Individualität alles Existierenden sollte die Menschen erfreuen, denn gerade
diese Bedingung gibt jedem Menschen einen besonderen Platz im Weltall. Gerade
dieser Vorzug kann neue Errungenschaften eröffnen. Ein solcher unermesslicher
Reichtum der Konstellationen wird die Wissenschaft der Zukunft zu Entdeckungen
führen, die jetzt noch als märchenhaft erscheinen.
Die Menschen sprechen oft über die Ähnlichkeit
von Charakteren, die für Zusammenarbeit unerlässlich sei; man sollte aber nicht
von Ähnlichkeit sprechen, sondern von Harmonie. Allein die Harmonie von
Energien kann nützlich sein; Harmonie ist aber keine Wiederholung, sie ergibt einen
Akkord; möge er kraftvoll und klangvoll sein. Eine Symphonie aus monotonen Oktaven
ist nicht vorstellbar. Mögen die Menschen die Polyphonie[90]
lieben lernen; je reicher sie ist, desto mehr wird sie die menschlichen Herzen berühren
und zur Tat aufrufen. So lasst uns für die Mannigfaltigkeit der Wahrnehmungen
offen sein. Möge die Natur nicht arm genannt werden.
Der Denker sprach: „Die Natur ist
unerschöpflich.“
741. Urusvati weiß, wie notwendig es ist, in
freudiger Bereitschaft leben zu können. Über Bereitschaft haben Wir schon
mehrmals gesprochen, doch man muss die Freude der Bereitschaft hervorheben; anderenfalls
würde Bereitschaft sich nicht selten in etwas Verzagtes, Düsteres verkehren,
wozu man verdammt ist. Mit solchen Eigenschaften ist Bereitschaft schädlich für
den Übergang in den feinstofflichen Zustand. Man darf nicht meinen, Wir würden
hier nur vom moralischen Aspekt sprechen; ganz im Gegenteil: Wir haben den
wissenschaftlichen Aspekt im Sinn.
Man muss darüber nachdenken, vor allem die
besten Schwingungen zu bewahren. Freude verleiht solche Schwingungen ebenso wie
hochstehende Bestrebung. Doch die Menschen verstehen ein hochstehendes Gefühl
oft falsch, das Gefühl der Freude ist ihnen zugänglicher. Mögen sie an gute
Begegnungen denken. Mögen sie die freudigsten Vorstellungen auswählen. Mögen
die Menschen in der Stille der Betrachtung die besten Erinnerungen finden.
Auf jede Erscheinung der kosmischen Ordnung muss
man sich lange, aber auch geduldig vorbereiten. Wir raten immer dazu, sich zu
konzentrieren und die Kraft zu finden, die höchsten Entdeckungen geheim zu halten.
Es ist leicht, Perlen auszustreuen, aber anstrengend, sie zu sammeln. Wer allzu
leicht etwas ausplaudert, zerbricht das Schloss vor dem geheimen Archiv.
Ständiges
Gleichgewicht ist der Schmuck eines Weisen. Er sammelt solche Samenkörner
inmitten der Alltagsarbeit. Eine solche Arbeit sät im Bewusstsein Freude und
Trost gegenüber Kränkungen und Ungerechtigkeiten. Eine Heldentat wird vor allem
in freudiger Bereitschaft verwirklicht.
Der Denker rief fortwährend zur Erkenntnis der
Freude als höchstem Heilmittel auf.
742. Urusvati kennt den Wert einer reinen
Vorstellung, bei ihr leben auch Begeisterung, Entzücken und die übrigen Helfer
des Aufstiegs. Man muss jedoch die Reinheit der Vorstellung besonders betonen, sonst
meinen Verbrecher, ihre Vorstellung sei von Wert.
Unwissende nehmen an, Vorstellung bilde sich
von selbst und erfordere keine Erziehung – das ist ein großer Irrtum, denn alle
Eigenschaften bedürfen der Erziehung. Man muss die Vorstellung anhand der
besten Beispiele selbstloser Helden erziehen.
Die
Natur selbst gibt herrliche Beispiele verschiedener Errungenschaften, weshalb
die sogenannten Naturwissenschaften sorgfältig unterrichtet werden müssen. Man muss
die besten Seiten der Menschheit aufzeigen. Mögen die Kinder verstehen, dass
hohe Wege offen vor ihnen liegen, und bei einer solchen Vervollkommnung werden
sie auch Fragen über die Überirdische Welt stellen.
Die Menschen unterbinden oft ihre
Möglichkeiten. Sie begrenzen ihr Denken. Zum Beispiel nehmen sie an, Gedanken und
Worte würden im Raum verschwinden – das ist ein Irrtum, denn alles verwandelt
sich, doch nichts verschwindet. Für die Entwicklung der Vorstellung muss man diese
Allgegenwärtigkeit anerkennen.
Der Mensch hat einen Weg gefunden, um
Tonübertragungen über weite Entfernungen hinweg zu empfangen, ist aber dem
Irrtum erlegen, der Ton bleibe in engen Grenzen. Es ist aber unmöglich, die
Verbreitung von Tönen willkürlich zu begrenzen.
Der
Mensch bildet sich ein, er habe die Grenze des kosmischen Gesetzes bereits erfasst,
doch sogar der Flug in die Stratosphäre wird erst ein kindlicher Versuch sein.
Nur die Vorstellung vermag den Menschen vor voreiligen Schlussfolgerungen zu
bewahren. Es ist nicht möglich, ohne eine entwickelte Vorstellung über die
Überirdische Welt nachzudenken. Man muss verstehen, dass die Wissenschaft frei
und uneingegrenzt sein muss.
Der Denker sprach: „Die Menschen träumen von
Flügeln, doch die schnellsten Flügel sind in ihnen selbst.“
743. Urusvati weiß, dass die mächtigste
Pflanze aus einem kleinen Samenkorn wächst. In einem winzigen Samenkorn sind
die Grundlagen leuchtender Farben, starker Aromen und reichhaltiger, sowohl
heilsamer als auch giftiger Stoffe enthalten. Dabei ist die Lebenskraft des
Samenkorns von so langer Dauer! Gleichgültig nehmen die Menschen solche
wunderbaren Gaben der Natur entgegen, ohne zu überlegen, dass in allen
Bereichen des Lebens dieselbe Kraft wirkt.
Die Menschen denken nicht darüber nach, dass
jedes Korn psychischer Energie dieselbe Fähigkeit zu wunderbaren Verwandlungen
besitzt. Natürlich sind nicht alle Menschen so leichtsinnig. Es gibt auch viele
eifrige Beobachter, doch sie sind in viele Stufen einzuteilen. Nicht selten
können sie keimhafte Erscheinungen nicht von bedeutenden Errungenschaften
unterscheiden. Einen Augenblicksfunken nehmen sie für eine abschließende
Errungenschaft und vergessen dabei, dass der Weg vom Funken bis zum feurigen
Lotus weit ist.
Wahres Gleichgewicht, Goldener Weg genannt,
erlaubt es, die verschiedenen Stufen der Errungenschaft zu unterscheiden. Mögen
die Menschen sich über jeden feurigen Funken freuen, aber verstehen, wie lang
der Weg der Errungenschaft ist. Bei verständiger Vervollkommnung wird der
Mensch auch über die Überirdische Welt mit gesundem Menschenverstand nachdenken.
Wir tragen gerade für eine verständige Vervollkommnung Sorge; sie ergibt sich
durch beständige und vernünftige Betrachtung.
Der Denker rief zur Überirdischen Welt auf, indem
er die wunderbaren Erscheinungen der Natur vorstellte.
744. Urusvati weiß, dass der Mensch sich vor
Gleichgültigkeit hüten muss. Sie ist der Verfall der Schwingungen, sie ist der
Tod des Aufstieges, sie ist der Weg zum Stumpfsinn. Man wird sagen: „Aber
Gleichgültigkeit soll doch von Wünschen befreien.“ Das ist ein Irrtum, denn
niemand hat gegen den Wunsch heldenhafter Selbstaufopferung gesprochen. Solche
Wünsche müssen als Wagemut verstanden werden. Sie sind wie Meilensteine des
Aufstiegs. Bekundet Freude, wenn ihr Versuche des Wagemutes seht. Sie beweisen,
dass ein solcher Mensch niemals in Gleichgültigkeit verfallen wird.
Anfänge
von Wagemut lassen sich inmitten des Alltagslebens bemerken, ein solches Aufblitzen
ist sehr wertvoll. Es ist sogar wertvoller als jener Wagemut, der durch
Erschütterungen und Nöte hervorgerufen wird.
Man sagt:“ Not schafft Helden“, doch steht es noch
höher, wenn das Heldentum eigenwüchsig entsteht, wenn ein erweitertes Bewusstsein
die Schönheit der Heldentat erkennt.
Möge
Heldentat von jungen Jahren an vollbracht werden. Mögen die Kinder spüren, dass
sie schon selbständig etwas Schönes schaffen können. In jedem Alltag kann man
Aufschwünge kindlichen Denkens beobachten. Niemand hat die Kinder dies gelehrt,
niemand hat ihnen ein Beispiel gegeben, doch das Bewusstsein gab ihnen ein, dass
sie etwas Ungewöhnliches und für jemand anderen Nützliches vollbringen können
und müssen.
Der Denker sprach: „Ersetzt Gleichgültigkeit
durch Seelengröße.“
745. Urusvati weiß, dass die Psychologie als
Wissenschaft ebenso real wie die Biologie sein und Wissen über die Überirdische
Welt offenbaren muss. Es war ein großer Fehler, die Psychologie als etwas
Abstraktes darzustellen. Sie ist eine Fortsetzung der Physiologie; so muss man sämtliche
Stadien der Natur erkennen.
Weshalb haben die Wissenschaftler die
Psychologie als etwas Abstraktes hingestellt? Der Grund ist einfach: Sie
kannten die Überirdische Welt nicht. Für sie war die Überirdische Welt ein
Märchen unwissender Bauern. Indessen erhebt sich die große Frage, wer sich in
diesem Fall als der Unwissende erweist.
Können
wir die Psychologie erörtern, wenn wir nichts von den Eigenschaften der
psychischen Energie wissen? Ebenso notwendig ist es, die volle Realität der
Überirdischen Welt in sich aufzunehmen. Man muss fähig sein, vereinzelte Angaben
geduldig zu sammeln und sich ihnen gegenüber unvoreingenommen zu verhalten. Wir
raten, die Wissenschaft nicht mit neuen Termini zu überfrachten, sondern ihre
Evolution fortzusetzen. Verkomplizierung führt zu unnötigen Teilungen. Wir
raten immer, zur Synthese zu streben.
Der Denker wies auf Menschen des Altertums
hin, die mit einigen ihrer Beobachtungen die folgenden Jahrhunderte beschreiben
konnten.
746. Urusvati weiß, dass ein guter Arzt vor
Verordnung einer Therapie den Patienten sorgfältig sowohl von der körperlichen als
auch von der psychischen Seite her untersucht. Der Arzt versteht, dass sein psychischer
Zustand ein Freund oder ein Feind sein kann.
Jeder Arzt sollte auch Psychiater im besten
Sinne dieses Wortes sein. So kennt er die gewöhnliche Erfahrung, dass ein und
dasselbe Medikament völlig verschiedene Wirkungen zeitigt, wenn es bei
verschiedenen psychischen Zuständen verabreicht wird. Lasst uns dieses Beispiel
auf alle Fälle des Lebens anwenden, besonders dann, wenn es um die Überirdische
Welt geht.
Selbst die kleinste psychische Unpässlichkeit
kann einen zuverlässigen Mitarbeiter in einen Schädling verwandeln. Man muss
den Zustand des Gesprächspartners fürsorglich verstehen, um seine Lage nicht
noch zu verschlimmern. Es ist besser zu schweigen, als einen schädlichen Streit
anzufangen.
Man erkennt besonders erfahrene Psychologen,
wenn es ihnen gelingt, ohne Kränkung Streit zu vermeiden und keine unnötige Zwietracht
hineinzutragen. Manchmal braucht man nur einen Tag oder gar nur eine Stunde
abzuwarten, bis sich die Verfassung des Mitarbeiters geändert und ein hilfsbereiter
Zustand eingetreten ist. Es ist wertvoll, eine solche Schwingung aufzufangen
und in überzeugender Weise Kenntnisse von der Überirdischen Welt zu übermitteln.
Der Denker sprach: „Lernt zu vereinen, statt
zu trennen.“
747. Urusvati weiß, dass ein von Synthese
geprägtes Gedächtnis eine Folge großer Aufspeicherungen ist. Zunächst häuft der
Tatmensch eine Menge Wissen an, dann erweitert sich das Bewusstsein und diese
Informationen gruppieren sich zur Erkenntnis ganzheitlicher Erscheinungen.
Schließlich fallen viele trockene Blätter ab und es verbleibt der Kristall des
Verständnisses der Vervollkommnung der Menschheit.
Der Prozess einer solchen Umgestaltung des
Gedächtnisses kann manchmal wie ein Verlust desselben erscheinen, was jedoch
nicht den Tatsachen entspricht, denn viele Kenntnisse wandeln sich zu neuem
Verstehen. Einem im Bewusstsein nicht gefestigten Menschen muss man aufzeigen,
wie viel schneller die Synthese zu einer weisen Zusammenfassung führen kann.
Bei
den bedeutsamsten Entdeckungen lässt sich beobachten, wie sehr der Geist des
Forschenden sich zu einer synthetischen Zusammenfassung wandelt. Solche Stunden
werden zu Recht Inspiration genannt, dabei fallen Auftürmungen von Informationen
weg und der Pfeil strebt dem Ziel zu.
Eine
solche Synthese tritt besonders beim Nachdenken über das Überirdische hervor,
darum lasst uns jederzeit bereit sein, mit dem Denken zum Wesentlichen zu fliegen,
welches das Ziel der irdischen Existenz ist. Lernen wir verstehen, dass über
allen Wissenschaften die Erkenntnis des Überirdischen steht.
Der Denker sprach: „Lernt es, alles von euch
zu werfen, was die Erkenntnis des Überirdischen behindert.“
748. Urusvati weiß, dass das Schaffen des
Guten die Pflicht des Menschen ist. Eine solche gute Tat ist vielfältig. Man kann
die Mittel der Einwirkung weise und dem Bewusstsein entsprechend anwenden. Man muss
das in sich selbst versunkene Bewusstsein des Gesprächspartners verstehen, doch
jeder ist nach seinen Kräften fähig, nützliches Wissen durchzugeben.
Vergessen wir nicht, was die nächstliegende Not
der Menschheit ist: Nicht physische Armut, sondern geistige Unwissenheit. Es wächst
die Überzeugung, nach dem irdischen Ende existiere nichts mehr. Leider
verbreitet sich dieser schädliche Irrtum zunehmend. Die Religionen helfen
wenig, denn sie sprechen von unverständlichen Überlieferungen. Auch die
Wissenschaft ist nur eine schwache Hilfe. Sie beeilt sich nicht aufzuzeigen, dass
unanfechtbare wissenschaftliche Forschungsergebnisse die Überirdische Welt
bestätigen.
Die Wissenschaft weist nicht darauf hin, dass
ein Mensch, der davon überzeugt ist, dass es nach dem irdischen Ende kein
Dasein gibt, sich in der Feinstofflichen Welt in einer äußerst bedauernswerten
Lage befindet. Sein Zustand ist schlimmer als der eines Anhängers der primitivsten
Religionen. Er hat sein Bewusstsein selbst zur Verneinung erzogen, weshalb er
sich beständig in einem unverständlichen und erschreckenden Trugbild befindet.
Der Gedanke ist sehr starr, sowohl in der
Bestätigung als auch in der Verneinung. Man kann sich vorstellen, wie
bloßgestellt ein Verneiner ist, wenn er in seiner gewohnten Denk- und
Lebensweise die Überirdische Welt betritt. So wird jede Erklärung des Wesens
der Überirdischen Welt eine wahrhaft gute Tat sein.
Helft den Unwissenden, wo ihr könnt.
Der Denker forderte, dass die Schüler stets die
Überirdische Welt bestätigten.
749. Urusvati weiß, wie oft man physische
Erscheinungen mit psychischen vergleichen kann. Ein Flieger fürchtet Abgründe
in der Luft; es gibt aber auch psychische Abgründe. Wenig erfahrene Prüflinge
fürchten sich sehr vor ihnen, denn sie nehmen an, die Ursache des Geschehens
befinde sich in ihnen selbst. Sie denken, ihre Fähigkeiten ließen nach oder
verschwänden ganz, doch die Erfahrung zeigt, dass eine kosmische Ursache
vorliegt.
Ich will einen noch einfacheren Vergleich
anführen: Seht auf euer Abbild in ruhigem Wasser und bewegt darauf dessen
Oberfläche: Das Spiegelbild verschwindet, zeigt sich dann in verzerrter Form,
und erst nach einiger Zeit wird es wieder klar.
Genauso
wirkt psychischer Aufruhr: Das menschliche Antlitz verliert sich und verkehrt
sich für lange in eine abscheuliche Maske. Kann man sich mit einem solchen verunstalteten
Aussehen der Überirdischen Welt zuwenden? Sie wird sich verunstaltet
widerspiegeln. Es bedarf längerer Zeit, bis die geistige Oberfläche wieder ihr
wahres Spiegelbild zeigt. So erinnert euch anhand einfachster Beispiele, welche
Bedingungen zum besten Verstehen der Überirdischen Welt beitragen.
Es ist im irdischen Leben nicht immer möglich,
die besten Möglichkeiten zu bekommen, doch dann darf man die feinstofflichen
Bereiche nicht berühren. Der Aufruhr wird sich legen, und dann kann man sich
den erhabenen Begriffen leicht zuwenden. Anderenfalls kann sich eine Lästerung
ergeben, doch ihr wisst, wie schädlich diese ist. Auf einem solchem Weg der
Selbstbeobachtung kann man sich darauf besinnen, wie abstoßend ein verzerrtes
Spiegelbild ist.
Der Denker riet:“ Bewegt die Wasseroberfläche
und studiert, was mit eurem Antlitz geschieht.“
750. Urusvati kennt den Wert eines feierlichen,
freudigen Zustands. Die einen bezeichnen eine solche Verfassung als Leuchte der
Überirdischen Welt, andere als Tor zur Feinstofflichen Welt. Freudig muss man
in das geliebte Vaterland eingehen. Jeder kann die Bedingungen seines Übergangs
verbessern. Der Mensch wird durch den Magneten der Schwingungen angezogen, was
bedeutet, dass es nützlich ist, die eigenen Schwingungen zu heben. Der weitaus
leichteste Weg ist, sich mit feierlicher Freude zu erfüllen.
Man darf jedoch nicht denken, eine solche
Verfassung sei leicht erreichbar. Sie ist keine ausgelassene Lustigkeit. Die
meisten Menschen unterscheiden Freude nicht von irdischer Lustigkeit, doch der
Unterschied ist groß. Man muss sich vorbereiten, um feierliche Freude feststellen
zu können. Wir stellen vor allem eine feierliche Verfassung her. Man kann in
einem solchen glücklichen Zustand leben, dass aller irdischer Kummer eine
besondere Bedeutung gewinnt.
Natürlich
sprechen Wir nicht von künstlicher Feierlichkeit. Manche erwecken den Anschein,
als würden sie Feierlichkeit kennen, tatsächlich jedoch betrügen sie sich nur selbst.
Mögen
die Menschen anstreben, über die Überirdische Welt in einer feierlichen
Stimmung nachzudenken. Mögen die schönsten Bilder sie begleiten. Mögen die
höchsten Harmonien helfen, die Schwingungen zu heben.
Der Denker gebot: „Schöne Bilder und
harmonische Klänge werden Überirdische Leuchten sein.“
751. Urusvati weiß, dass Furchtlosigkeit
stärker als jegliche Art von Beschwörung ist. Ihr wisst jedoch auch, dass ein
Sprung den Wert eines kostbaren Steines herabsetzt; so verliert auch
Furchtlosigkeit ihre Kraft, wenn sie nicht vollständig ist. Man darf sich nicht
damit zufriedengeben, dass der Mensch halbe Furchtlosigkeit besitzen kann. Er
wird vor Furcht nicht sicher sein, und wie will er es dann wagen, in die
Unbegrenztheit zu blicken? Möge der Mensch Furchtlosigkeit lernen, anderenfalls
wird die Überirdische Welt ihn ängstigen.
Es ist nicht leicht, Furchtlosigkeit zu
erlernen, wenn in früheren Leben keine Kühnheit aufgespeichert wurde. Jedes
Hindernis der Vergangenheit hat bereits gelehrt, wie man es überwinden kann.
Der in der Vergangenheit bekundete Sieg hilft, einer neuen Überwindung näherzukommen.
Möge der Mensch doch verstehen, dass niemand
ihn seines Lebens berauben kann. Es ist falsch zu meinen, Leben gebe es nur auf
der Erde. Tapferkeit erstarkt durch das Bewusstsein, dass das Leben
unzerstörbar ist. Eine solche Überzeugung ist der Weg zur Furchtlosigkeit.
Ebenso
muss man sich klarmachen, dass nur volles Verstehen von Wert ist. Ein kleiner
Beschwörer weiß bereits, dass sein Wort mit vollem Glauben ausgesprochen werden
muss, sonst verliert selbst die mächtigste Formel ihre Bedeutung. So möge der
Mensch danach streben, sich völlige Furchtlosigkeit anzueignen, wenn er in die
Überirdische Welt schauen will. Furchtlosigkeit hebt die Schwingungen.
Der Denker sprach: „Mitunter scheint es mir,
als sei ich furchtlos, doch werde ich vor erschreckender Gefahr auch bestehen?
Ich werde mir befehlen, standzuhalten!“
752. Urusvati weiß, dass Geduld die Mutter der
Toleranz ist. Intoleranz ist ein Gezücht der Unwissenheit. Nichts unterbindet
Errungenschaften so sehr wie Intoleranz. Von klein an muss man zu Toleranz erzogen
werden. Neben ihr wohnt Mitleid. Toleranz verwirklicht den besten Weg.
Man
darf Streitsüchtige nicht ablehnen, wenn ihre Worte einen Teil Wahrheit
enthalten. Möge dieses kleine Teilchen eine Brücke zur Vereinigung sein. Doch es
erfordert Geduld, um einen solchen Teil der Wahrheit zu erkennen.
Bei
einem Besuch in der Feinstofflichen Welt kann man sehen, wie sehr gerade Toleranz
es gestattet, die besten Schwingungen zu finden. Das Bewusstsein muss eingeben,
wo es wahre Gleichgesinnte gibt. Dem Äußeren und der Ausdrucksweise nach können
sie vollkommen verschieden, doch ihre Schwingungen werden ähnlich sein. Allein
wahre Toleranz ermöglicht auch Freundlichkeit ihnen gegenüber.
Möge die Lehre über die Überirdische Welt alle
Eigenschaften aufzeigen, die für Errungenschaft notwendig sind. Nicht nur die
ethische Grundlage, sondern auch gegenseitiger Nutzen ist beim Nachdenken über
die Überirdische Existenz notwendig.
Der Denker lehrte die Schüler, vor allem herrliche
Toleranz an den Tag zu legen.
753. Urusvati weiß, warum die uranfängliche
Energie zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Namen erhielt. Das ist völlig
natürlich, denn die Benennung der Energie muss dem Niveau des Bewusstseins entsprechen.
Überdies ruft das Zusammenwirken der Energie mit verschiedenen Nervenzentren eine
Vorstellung über etwas Besonderes hervor.
Die Offenbarung des Gedankens beruht auf der
uranfänglichen Energie. Ein Mensch in geistiger Anspannung zieht die räumliche
Energie herbei und vermag mit ihrer Hilfe in besonderer Weise erfolgreich zu
sein. Die Menschen können gewöhnlich nicht verstehen, weshalb sie nicht in der
Lage sind, von der Energie Gebrauch zu machen, die doch anscheinend jeden
unterstützt. Sie haben ihr Denken nicht entwickelt und können ihren Magneten
nicht verstärken, wodurch sie sich selbst der Hilfe von oben berauben.
Die Wissenschaft spricht bereits wiederholt
von einer Art räumlicher Kraft, kann aber nicht erklären, wie sehr das
Laboratorium des Menschen der räumlichen Ströme bedarf. Der Mensch kann sich
der Überirdischen Welt nicht nähern, wenn ihm die Erkenntnis der räumlichen
Energie fremd ist.
Bemerkt, dass Wir jetzt die uranfängliche
Energie als räumliche Energie bezeichnen, damit die Wissenschaftler nichts
Religiöses argwöhnen. Wir möchten niemanden erbittern, möge jeder auf seinem
Weg voranschreiten, doch wenn er denkt, wird er zur Erkenntnis der Macht der
uranfänglichen Energie gelangen.
Möge
der Mensch durch die Anerkennung der Reflexe seine Aufmerksamkeit gegenüber Phänomenen
in seiner Umgebung verdoppeln; später wird er darauf kommen, dass ein Phänomen
eine ganz natürliche, gewöhnliche Offenbarung der Macht der Energie ist.
Der Denker verwies auf den Magneten des
Herzens. Er wusste, welches Zentrum der beste Empfänger für die uranfängliche
Energie ist.
754. Urusvati weiß, wie schmerzlich sich
gewisse Laute bei einer Gedankenübertragung auswirken können. Dabei lässt sich
feststellen, dass mitunter großer Lärm leichter vertragen wird als kleine,
schrille Ausrufe. Man sollte meinen, solche Erscheinungen bedürften der
Erforschung, doch wie und wo findet man einen Arzt, der in der Lage ist, die sich
vollziehende Transmutation[91] des
Organismus zu erkennen? Der Arzt muss für das Verständnis solcher Erscheinungen
offen sein, doch viele Ärzte unterbinden allein schon durch ihre Anwesenheit jede
Offenbarung der psychischen Energie.
Man muss sich bewusst sein, dass es viele
solcher toten Verneiner gibt, besonders unter den sogenannten Wissenschaftlern.
Statt die Gefühle zu verfeinern, töten sie sie in nicht wiedergutzumachender
Weise. Wie könnten sie bei Prozessen der Gedankenübertragungen anwesend sein?!
Wie könnten sie den Zustand des Organismus erforschen, der ferne Ströme
empfängt? Dennoch werden sich solche verfeinerten, bejahenden Beobachter finden
lassen, die nicht nur nicht stören, sondern die Erscheinung sogar verstärken.
Möge das Denken des Menschen zu psychischen
Beobachtungen streben. Bei solchen Forschungen werden die Menschen sich unwillkürlich
einander annähern und können nützlich zusammenarbeiten. Mögen sie gedanklich in
die Überirdische Welt reisen. Wenn die ersten Reisen noch primitiv sind, darf
das nicht bekümmern. Hilfe wird eintreffen, wenn das Bestreben nur aufrichtig
ist.
Der Denker sprach: „Wann nur werden Ärzte
auftreten, die den Menschen kennen?“
755. Urusvati weiß, dass der geistig Fortschreitende
zu unterscheiden vermag, worin das Wichtigste und Unaufschiebbarste besteht.
Man darf nicht denken, der Verstand könne bei einer solchen Unterscheidung
behilflich sein. Im Gegenteil kann der Verstand in einen Abgrund von
Fehldeutungen führen. Nur die psychische Energie, die in Verkehr mit der
Höheren Welt tritt, kann das Urteil auf den Weg der Wahrheit lenken.
Das Wichtigste wird, obwohl es absolut ist,
dennoch für jeden Menschen individuell sein. Man muss nur verstehen, wie sehr
die Individualität sich aus einer Vielzahl von Bedingungen zusammensetzt, die
sich im Verlauf verschiedener Jahrhunderte aus den unterschiedlichsten Ursachen
entwickelt haben. Dennoch kann der geistig Fortschreitende die Funken des
Absoluten unterscheiden.
Es ist nicht leicht, inmitten des irdischen
Daseins das Wichtigste anzuerkennen, zu dem man ungeachtet aller Hindernisse hinstreben
muss. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass Hindernisse, anders gesagt, Bewegungen
des Wassers, helfen, die hauptsächliche rettende Strömung wahrzunehmen. Nur
geistige Anspannung vermittelt das Verstehen, wie sehr man immer und überall
die Führende Macht spüren kann. Nur der Gedanke an die Überirdische Welt hilft,
das Teilchen des Absoluten zu erkennen, das dem Menschen zugänglich ist.
Der Denker schlug vor, dass ein jeder sich die
Aufgabe stellt zu verstehen, wie das Höchste sich inmitten der irdischen Stürme
offenbart.
756. Urusvati weiß, wie tiefgreifend der
Mensch erkennen muss, dass er sich in ewiger Bewegung und ständiger Verwandlung
befindet. Diese beiden Bedingungen können wissenschaftlich bewiesen werden,
dennoch ziehen die Menschen sie nicht in Betracht. Besonders die zweite
Bedingung, die Verwandlung, bereitet Schwierigkeiten. Die Menschen können
zustimmen, dass sich eine Veränderung in Verbindung mit dem Alter und dem
Gesundheitszustand vollzieht, sie gestehen aber nicht zu, dass sie sich in
jeder Stunde verwandeln.
Natürlich sind besonders empfindliche Apparate
in der Lage, die Veränderung der menschlichen Schwingungen und des ganzen Nervensystems
anzuzeigen; solche Apparate werden aber noch nicht verwendet, und erst vor
kurzem ist die Wissenschaft der Erforschung der Nerven und Drüsen entstanden. Auf
diese Weise wird das Wichtigste für die Erkenntnis der Überirdischen Welt
vernachlässigt.
Ebenso vernachlässigt man das Studium des
Gedankens. Doch bleiben nicht nur solche Grundfunktionen des Menschen
unberücksichtigt, es wird noch nicht einmal die den Menschen umgebende
Atmosphäre studiert. Man hat die Zusammensetzung der Luft entdeckt, übersieht
aber, wie die Atmosphäre vibriert und welche mächtige chemische Tätigkeit auf
alles einwirkt was lebt. Kann man jedoch über Verwandlung sprechen, wenn es den
Menschen leichter fällt, sich ihre Erstarrung vorzustellen?
Auf den Wegen zur Verwandlung erinnert euch an
das Testament des Denkers: „Versteht es, die Geduld aufzubringen, dem Schmerz eines
anderen zuzuhören. Findet das Wohlwollen, die Freude eines anderen zu
entfachen. Ihr kennt die Quelle dieser Leiden nicht. Ihr kennt die Ursachen
nicht, die Freude entstehen lassen; versteht es dennoch, den Nächsten zu entflammen
und zu beflügeln.“
757. Urusvati weiß, dass die Erkenntnis der
Überirdischen Welt in naher Zukunft zunehmen wird. Die Wissenschaft wird dazu
beitragen, doch überdies wird sich auch das Volksbewusstsein gegenüber den Erscheinungen
jedes Tages aufmerksamer verhalten. Man muss das Volk ermutigen, dass
Aufmerksamkeit gegenüber psychischen Erscheinungen kein Aberglaube ist. Es ist
bereits hinreichend aufgezeigt worden, dass Aberglaube und Vorurteil Folgen von
Unwissenheit sind. Nun aber muss gesagt werden, dass Unaufmerksamkeit gegenüber
feinstofflichen Erscheinungen genau solche Unwissenheit ist.
Man muss das Bestreben stärken, die umgebenden
feinstofflichen Erscheinungen zu beobachten. Man muss Auge und Ohr schärfen, um
im Alltag die Verschmelzung mit der Feinstofflichen Welt zu erkennen. Es muss
erklärt werden, wie nahe die Feinstoffliche Welt jedem Lebewesen steht.
Man
muss daran erinnern, dass solche Beobachtungen für die Wissenschaft nützlich
sind. Man darf es nicht belächeln, wenn unerfahrene Beobachter zu falschen
Schlussfolgerungen gelangen. Jede Beobachtung kann einen Funken Wahrheit in
sich bergen, und die Wissenschaftler können diese Funken erkennen.
Möge Wohlwollen die Grundlage psychischer Forschungen
sein, anderenfalls werden die Menschen sich in Schweigen verschließen und viel
Wertvolles wird verlorengehen. Die Erscheinungen der Feinstofflichen Welt
können wie das feinste Spinngewebe sein: Man kann es zerreißen, doch wird man noch
lange die Anwesenheit von etwas außerordentlich Feinem spüren. Erinnert euch, dass
die Feinstoffliche Welt sich in feinsten Berührungen offenbart, und so sollte sich
auch die Wissenschaft den feinsten Ausdrucksformen anpassen.
Möge man sich der Worte des Denkers erinnern: „Das
Feinste kann nur mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden.“
758. Urusvati weiß, weshalb Wir oft an den
Wert der Arbeit erinnern. Arbeit erzeugt Rhythmus. Bei der Arbeit schließt man sich
an überirdische Schwingungen, weshalb eine hohe Arbeitsqualität so bedeutsam
ist. Dabei hebt jeder gute Arbeiter seine Schwingungen und nähert sich dem
Aufstieg.
Man darf nicht besondere Arbeitsbereiche
hervorheben, denn man kann bei jeder Arbeit hohe Anspannungen erreichen. Arbeit
sollte rhythmisch sein und daher täglich ausgeführt werden. Für die Arbeit darf
man nicht irgendwelche besonderen Inspirationen erwarten. Das Gebet der Arbeit
kann in jeder Stunde auftauchen, und in ihm erreicht der Mensch eine neue
Vervollkommnung.
Lasst
uns Maschinenarbeit nicht ablehnen, wenngleich in angespannten Händen wahre
Handwerkskunst zum Ausdruck kommt. Wer nimmt es auf sich, zwischen Handwerk und
schöpferischer Arbeit eine Grenze zu ziehen? Wahrlich, ein bewusster Arbeiter
ist in seinem Bereich immer auch ein Schöpfer. Glücklicherweise kann man jeden
Bereich vervollkommnen. Dabei schließt der Mensch sich unwillkürlich an höhere
Schwingungen und die Überirdischen Welt an. Ein jeder Augenblick eines solchen
Anschlusses kann eine nützliche Entdeckung herbeiführen, wobei wohlwollende
Zusammenarbeit unterstützend wirkt.
Die Vervollkommnung der Arbeit ist die nächstliegende
Aufgabe. Nicht ferne Jahrhunderte, sondern künftige Jahre werden den Sieg der
Arbeit zeigen, und zugleich wird die segensreiche Schwingung der Neuen Epoche
nahen. Vergessen wir nicht, dass man an der Grenze zur lichten Epoche verstehen
muss, die Arbeit zu verehren.
Der Denker sprach: „Man kann die Arbeit ehren,
doch muss man auch ihre hohe Bestimmung verstehen.“
759. Urusvati kennt den Wert des schweigenden Anschlusses
an die Überirdische Welt. Jede wörtliche und gedankliche Hinwendung enthält
eine Bitte, einen Wunsch oder irgendein menschliches Gefühl, doch das Wesen der
Überirdischen Welt ist unbeschreiblich und nicht in Worten auszudrücken. Der
Anschluss an ein hohes Wesen sollte ebenso wortlos erfolgen.
Möge das Denken des Menschen für einen
Augenblick verstummen; möge seine Sicht sich verschleiern; möge sein Gehör schwächer
werden – dann trägt ein Seufzer den Menschen in höhere Überirdische Welten. Er bittet
nicht, fordert nicht und lobt nicht, sondern schließt sich nur an das Große Dasein
an. Jeder vermag einen Augenblick solchen Emporschwingens zu finden. Jeder kann
die Gesundung durch die Berührung der Höheren Welten wahrnehmen.
Es bedarf keiner besonderen Beschwörungen, der
Geist strebt in seine Heimat, angezogen von dem Großen Magneten. Gebt dem Geist
nur Freiheit, bindet ihn nicht durch menschliche Beschränkungen. Er wird sich
selbst emporschwingen und jubelnd zurückkehren; so schließt der Mensch sich an
die Überirdische Welt an.
Ein
solcher Anschluss vollzieht sich weitaus häufiger, als man annehmen könnte. Die
Menschen erkennen nicht, wie die Erneuerung sich vollzieht, und schreiben sie
irgendwelchen irdischen Bedingungen zu, doch groß ist der Wert des schweigenden
Anschlusses an die Überirdische Welt! Mögen die Menschen diese Tore nicht
vergessen.
Der Denker riet den Schülern: “Versteht es,
die Größe der Gedanken nicht durch irdische Nichtigkeit herabzusetzen.“
760. Urusvati weiß, wie heilsam Zusammenarbeit
ist. Viele verstehen, dass Zusammenarbeit die Produktivität vermehrt und die
Qualität erhöht, doch nun möchte Ich auf eine weitere wertvolle Eigenschaft der
Zusammenarbeit hinweisen. Nehmen wir einen Chor von Soldaten oder Arbeitern:
Wahrscheinlich werden sich in einer solchen Vereinigung nicht wenige finden,
die von Unglück verdüstert sind, doch die gemeinschaftliche Einheit überdeckt ihre
persönlichen Missgeschicke. Ein solches gemeinsames Streben hilft, dem
persönlichen Leiden zu entkommen.
Man
darf nicht meinen, die gemeinsame Arbeit führe zu einer Abstumpfung der
persönlichen Gefühle; im Gegenteil, sie kann die Bestrebung auf eine höhere
Stufe führen, allerdings nur bei hoher Qualität der Arbeit. So kann gemeinsame
Arbeit den Menschen helfen.
Ebenso muss man verstehen, dass auch die
Annäherung an die Überirdische Welt nach dem Gruppenprinzip verstärkt werden
kann. Die verschiedenen persönlichen Verstehensweisen können einen harmonischen
Chor zu bilden. Ein kollektiver Wunsch kann eine solche eifrige Bestrebung unterstützen.
Mögen, wo immer möglich, kleine Gruppen
gebildet werden, in denen man zu Überirdischer Erkenntnis strebt. Solche
Freundeskreise können einander große Hilfe erweisen. Man stärkt sich
gegenseitig gegenüber dem Spott der Massen und hilft sich, Aufmerksamkeit
gegenüber Erscheinungen der Überirdischen Welt zu erlangen. Mögen solche
Gruppen klein sein, denn die Schwingungen der einzelnen Teilnehmer dürfen die
Harmonie nicht stören. Niemand kann das Streben zum Wesentlichen des Daseins zwangsweise
befehlen, doch die Verbindung der Schwingungen schafft einen mächtigen
Aufstieg.
Der Denker rief Seine Schüler zu gemeinsamer
Arbeit auf: „Möge schöne Arbeit unsere Wunden heilen.“
761. Urusvati weiß, dass die Wissenschaft das
Vorhandensein des Giftes im menschlichen Organismus festgestellt hat, das durch
Zorn und Gereiztheit hervorgebracht wird. Ebenso erkennt die Wissenschaft das
Gift, das durch Furcht und Zweifel entsteht. Zweifel ist eine Abart der Furcht
und zersetzt den Organismus.
Man muss sich merken, dass der Zweifelnde
nicht nur sich selbst, sondern auch den wohlwollenden Kräften schadet. Schon
die Ausstrahlung eines solchen Menschen verhindert die Aufnahme der ihm
gesandten Energie. Er kann die Feinstoffliche Welt nicht berühren. Er kann die
Realität feinstofflicher Einwirkungen nicht wahrnehmen. Er befindet sich
gewissermaßen in ständiger Verneinung und zerstört seine eigene Schöpfung.
Man muss tödlichen Zweifel von feinfühliger Erkenntnissuche
unterscheiden. Der Mensch soll vernünftig über das Geschehen nachdenken, dafür
ist ihm das Gefühlswissen gegeben. Es bewahrt ihn vor Fehlern. Es kann
entwickelt werden und rettet vor der Giftschlange des Zweifels.
Ein vom Gift des Zweifels erfüllter Mensch
kann auf feinstoffliche Energien nicht reagieren. Ein verseuchtes Wesen kann
sich nicht zu Flügen in höchste überirdische Bereiche emporschwingen.
Körperliche Gesundheit rettet den Menschen nicht, er bedarf der Gesundheit des
Geistes.
Der Denker sprach: „Ein Zweifelnder gleicht
einem furchtsamen Krieger, der aus dem Kampf fortläuft.“
762. Urusvati weiß, dass die Wissenschaft bald
den schädlichen Chemismus feststellen wird, der durch Niedergeschlagenheit und
Neid erzeugt wird. Man kann beobachten, dass solche Anwandlungen mit einer
teilweisen Lähmung gewisser Nervenzentren einhergehen. Selbstverständlich wird
die Färbung der Ausstrahlungen anschaulich aufzeigen, wie sehr die Energie des
Organismus abnimmt. Kann man unter solchen Bedingungen Überirdische Zeichen
empfangen?
Überhaupt ist es unerlässlich, die
verschiedenen Stimmungen des Menschen zu untersuchen. Man kann ein Verzeichnis derjenigen
positiven und negativen Eigenschaften anlegen, welche die Schwimmer im Strom
des Lebens bestürmen. Dabei kann man beobachten, dass es neben tief eingewurzelten
auch sozusagen halbherzige Eigenschaften gibt; sie gleichen einem verdorbenen
chemischen Experiment; Reaktionen können nicht zustande kommen und
feinstoffliche Energien nicht zur Anwendung gelangen.
Werdet
nicht müde, den Anfängern zu wiederholen, dass die Bedingungen der
Feinstofflichen Welt von den irdischen vollkommen verschieden sind. Diese ganz einfache
Überlegung ist der heutigen Menschheit völlig fremd. Sie zieht es vor, zu
verneinen, anstatt über ihre Stimmungen und deren Folgen nachzudenken.
Es wäre nützlich, öfter in wissenschaftlichen
Vergleichen zu denken. Man sollte nicht annehmen, wissenschaftliche Termini
könnten ein zur Feinstofflichen Welt bestrebtes Herz austrocknen. Das Überirdische
Laboratorium ist dem gesamten Weltenaufbau nahe.
Der Denker sprach: „Wer in Niedergeschlagenheit
verfällt und von Neid ergriffen ist, gleicht einem Leichnam.“
763. Urusvati weiß, dass Freude ein seltener
Vogel ist. Wenn er ans Fenster klopft, versteht es, ihn hereinzulassen. Selbst
die geringste, alltägliche Freude verklärt bereits die Ausstrahlungen des
Menschen. Man kann sich vorstellen, wie sehr das Wesen des Menschen bei Freude
über die Höhere Welt leuchtet.
Man kann wohltuende Chemismen finden, die
durch Freude erzeugt werden. Krankheiten können durch Freude geheilt werden. Es
ist an der Zeit, dass die Wissenschaft beginnt, den Wert der Freude zu
erforschen. Nicht selten wird von grundloser Freude gesprochen, doch diese
Bestimmung ist falsch. Nichts kann grundlos sein. Die Fähigkeit, ein ferne
Ursache zu erspüren, kennzeichnet bereits ein hohes, verfeinertes Bewusstsein.
Für Flüge des Gedankens kann es keine Grenze
geben, und so vermögen auch die Flügel der Freude aus der Überirdischen Welt
herbeizustreben. Umso aufmerksamer muss man auf die Freude hören, die im Herzen
aufkommt. Doch einigen Menschen muss man erklären, dass Wir die reine Freude im
Blick haben, die Freude über das Gute und die Freude über schöpferisches Tun; anderenfalls
werden alle, die sich in Schadenfreude ergehen, laut lachen und sich einbilden,
ihre Ausstrahlungen würden sich aufhellen.
Schadenfreude erzeugt ein starkes Gift und
stürzt den Menschen in Finsternis. Denkt nicht, Ich würde über abstrakte
Grundlagen sprechen, Ich wiederhole nur die Gesetze der Biologie.
Der Denker sprach zu denen, die nach Glück
suchten: „Freude ist Glück.“
764. Urusvati weiß, wie sorgsam man jede
positive Offenbarung hüten muss. Hier sprechen wir über die Eigenschaften der
Freude: „Mensch, verfinstere die Freude deines Nächsten nicht; es mag sein, dass
sie dir fremd und bedeutungslos erscheint, doch lässt sie den Raum gesunden,
und es ist nicht an dir, über die Quellen einer solchen Freude zu urteilen.
Mensch, setze etwas Nützliches nicht mit deinem Spott und deinen Beleidigungen
herab.“
„Mensch, erinnere dich, dass du zum Hüter des
Raumes bestellt bist. Du kannst ihn gesunden lassen oder beschmutzen. Du kannst
der Überirdischen Welt nicht zustreben, wenn du tödliche Gifte erzeugst. Mit
jedem Atemzug sendest du dem Raum Gesundung oder Zerstörung.“
Warum denkt der Mensch so selten über die große
Verantwortung nach, die mit seinem Dasein verbunden ist? Bei seinem Herabsteigen
auf die Erde dachte er an etwas Vollkommenes; warum träumen die Menschen dann
im irdischen Leben so selten von Heldentat?
Überlieferungen aus alten Zeiten erscheinen
ihm als Märchen, die nicht verwirklichbar sind, und grabesähnliche Verwesung bedrückt
das Denken des Menschen; indessen bildet jeder schöne Gedanke gleichsam einen
Nerv des Raumes.
Die Menschen träumen nur selten von der
zukünftigen Existenz, um so beharrlicher muss man immer wieder von der Realität
der Überirdischen Welt sprechen. Möge ein Lehrer die Möglichkeit finden, bei jedem
Gesprächsgegenstand an die Erhabenheit der Unbegrenztheit zu erinnern. Mögen
die Kinder sich öfter in Träumen dorthin emporschwingen, wo es ihnen gut ergehen
wird.
Der Denker bat: „Vermeidet Streit und
schlechte Erinnerungen, denn sie sind schädlich.“
765. Urusvati weiß, wie viele Einzelbereiche
in der Astrobiologie enthalten sein werden. Ganze Institute werden dem Studium
dieser Forschungsgebiete gewidmet sein, die für die Menschheit von höchster Wichtigkeit
sind. Mögen solche Einrichtungen eng sowohl an physischen als auch an
psychischen Aufgaben arbeiten.
Gemeinsam mit der Astrobiologie muss auch die
Psychobiologie des Menschen entwickelt werden. Nur bei einer solchen
Zusammenarbeit lässt sich die Wechselbeziehung zwischen Mikrokosmos und
Makrokosmos erkennen. Leider wird das Studium der Psychobiologie zumeist in
entstellter Weise durchgeführt. Die Gesellschaft für Psychische Forschungen[92] beschäftigt
sich mit Phänomenen, während sie doch die normalen Lebenserscheinungen studieren
sollte.
Die Menschen müssen sich die Realität der Überirdischen
Welt nicht als etwas Übernatürliches zu eigen machen, sondern als Grundlage des
irdischen Lebens. Nur wenn die Realität der Überirdischen Welt anerkannt wird,
kann die Evolution voranschreiten. Man muss umso mehr zu dieser Erkenntnis
streben, als die heutigen Lebensbedingungen von vergiftenden Einflüssen
gereinigt werden müssen, die von der Menschheit selbst hervorgerufen wurden.
Vor den Augen aller vollziehen sich Vergiftung
und Zersetzung. Die Menschen bringen das Gift selbst ins Leben ein und fördern
damit die Zersetzung ihrer eigenen Nachkommenschaft. Vor langem schon wurde
über den Schaden der Blutsvermischung gesprochen, doch geht diese zur Zeit
nicht in weitem Ausmaß vor sich? Es ist wahr, dass sie hilft, Leben zu retten,
doch die inneren Wirkungen lösen nicht wiedergutzumachenden Schaden aus. Das vermischte
Blut stimmt selten mit dem individuellen Blut des Menschen überein.
Die Menschen lieben es, über den Verfall
ganzer Völker zu sprechen, doch ein solcher Prozess vollzieht sich über viele
Jahre hinweg. Aus diesem Grund muss die Psychobiologie beachtet werden.
Der Denker sprach: „Es ist eine Freude zu
erkennen, dass wir in ständiger Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt
stehen.“
766. Urusvati weiß, wie viele überholte
Begriffe durch zweckmäßigere ersetzt werden müssen. Man darf nicht meinen,
solche Begriffe hätten sich in weit entfernten Jahrhunderten überlebt. Einige
von ihnen sind noch nicht einmal hundert Jahre alt, können ihrer Bestimmung aber
schon nicht mehr dienen.
Das
Wort „Spiritismus“ zum Beispiel ist nicht alt, hat jedoch seinen Nutzen bereits
verloren. Es hat sich als beschränkt und banal erwiesen. Wissen ist mit
weitgefassten überirdischen Bereichen befasst. Es darf sich nicht auf
spiritistische Séancen beschränken, die doch nur wenig Wissen vermitteln,
während psychische Forschungen den Boden für neue Erkenntnisse bereiten.
Ebenfalls muss man absurde wissenschaftliche Aufstockungen
vermeiden, die den einheitlichen Körper der Wissenschaft nur zerstückeln. Da
wird von Parapsychologie gesprochen, doch wozu soll eine solche Aufstockung dienen,
wenn der weite Bereich der Psychologie auch all solche Dachgeschosse mit umfasst?
Auch die Metaphysik kann nur so lange existieren, wie die Physik nicht
hinreichend verstanden wird.
Es
lassen sich viele Beispiele dafür anführen, dass der Körper der Wissenschaft
ohne jegliche Notwendigkeit aufgeteilt wurde. Gleichzeitig spricht man viel von
Synthese, von der großen einheitlichen Energie, doch bleiben solche Worte nur
leerer Schall.
Die Menschen ziehen es vor, sich in kleinen Aufstockungen
abzuschotten, anstatt bei den großen Aufgaben zusammenzuarbeiten. So ergeben
sich ausgeklügelte, lange Bezeichnungen, die zu nichts dienlich sind. Natürlich
beinhaltet jede Wissenschaft viele Teilbereiche, doch müssen sie Zweige des
einheitlichen Baumes sein.
Die Menschheit durchlebt jetzt eine
schreckliche Stunde, und die Zeit der wahren Synthese ist gekommen. Ohne bewusste
Zusammenarbeit wird man das in Stücke gerissene Wesen des Menschen nicht wieder
zusammenfügen können. Es ist unmöglich, ohne gegenseitiges Vertrauen Mitarbeiter
zu finden, doch dieses Vertrauen erwächst aus Gefühlswissen.
Der Denker gebot Seinen Schülern, über den
Ursprung des Gefühlswissens nachzudenken.
767. Urusvati weiß, dass ein Arzt, der einen
Menschen nicht im gesunden Zustand beobachtet hat, im Fall einer Krankheit
nicht hinlänglich kämpfen kann. Man muss die individuellen Besonderheiten des
Organismus beobachten, um einer Krankheit Widerstand leisten zu können.
Desgleichen müssen auch die psychischen Erscheinungen in ihrer ganzen
Individualität verstanden werden. So muss man sowohl im Mikrokosmos als auch im
Makrokosmos die Bedeutung der Individualität begreifen. Mögen die Menschen auch
nicht verstehen, dass der Makrokosmos individuell geartet sein kann, so weiß doch
jeder erfahrene Beobachter bereits, wie vorsichtig man sich gegenüber
Verallgemeinerungen verhalten muss. Das Leben berechnet seine Freigebigkeit
nicht.
Man wird fragen: „Welcher Yoga führt auf dem
kürzesten Wege zur Erkenntnis?“ Ihr wisst, dass der Agni Yoga eine feurige
Synthese ist, doch viele haben sich noch nicht mit feuriger Erkenntnis vertraut
gemacht. Sie wollen einen Hinweis auf eine der früher aufgezeigten Yogaarten
erhalten, und darum nenne Ich Karma Yoga: Schöpfung, bewusste Arbeit und
Streben nach höchster Qualität führt auf dem kürzesten Weg zum Höchsten. Der
Karma Yoga erfordert aber Zeit, während man Agni Yoga den blitzschnellen Yoga nennen
kann. Denkt darüber nach, wie herrlich der Weg des Blitzes ist, doch vergesst
nicht, wie schwer blitzschnelle Anspannung ist.
Der Denker sprach: „Möge das Schwerste das
Schönste sein.“
768. Urusvati weiß, wie die Menschen ihren
Unwillen zu rechtfertigen versuchen, über das Überirdische nachzudenken. Vor
allem werden sie beginnen, von Zeitmangel zu reden, von den täglichen Sorgen
und den Mühen, die ihre Kräfte übersteigen: „Wir haben keine Zeit“, so werden
sie sagen. Aber bedarf es denn für einen blitzschnellen Gedanken langer Zeit?
Selbst die unvollkommenste Zuwendung zum
Überirdischen ist bereits ein Segen. Wenn das Sehvermögen des Menschen ermüdet,
schließt er für einen Moment seine Augen und erfährt Erleichterung; so lässt
auch ein kurzer Gedanke an das Überirdische den Organismus gesunden.
Es wurde bereits aufgezeigt, dass eine wesentliche
Erkenntnis der Überirdischen Welt erfordert, dass man ihre Existenz anerkennt; bei
einer solchen Erkenntnis darf es keinen Zweifel geben. Ich bestätige, dass
zweifelndes Denken den Menschen der Überirdischen Welt nicht näherzubringen
vermag. Man kann sehen, wie vielbelesene Menschen vom Verständnis des Überirdischen
Lebens weit entfernt bleiben. Gleichzeitig dringen einige nur mit Hilfe des
Gefühlswissens in große Höhen vor und empfangen wohltuende Hilfe.
Wahrlich, Herz und Gefühl erinnern an den
kürzesten Weg, doch leider wird dieses Axiom nur selten erkannt, ohne das
jedoch Begreifen und Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt nicht möglich
sind. Wir sprechen nicht nur vom Glauben an die Überirdische Welt, sondern
gerade von der Zusammenarbeit mit ihr. Selbst die größten Alltagssorgen berauben
den Menschen nicht des Augenblicks, in dem er sich gedanklich emporschwingen
kann. Es bedarf keiner Worte, wenn das Herz hoch emporfliegt. Möge der Mensch
nicht versuchen, seine Faulheit und Unwissenheit zu rechtfertigen!
Der Denker sprach: „Sagen wir den Betrübten:
Der Flug ins Überirdische wird euch Erleichterung verschaffen.“
769. Urusvati weiß, mit welchem Gefühl man
sich der Überirdischen Welt nähern muss. Furcht ist ein schlechter Führer; der
Verstand führt nicht zu den Höhen, man muss die Überirdische Welt liebgewinnen.
Mögen die Skeptiker sich nicht wundern, dass
Wir anstelle komplizierter wissenschaftlicher Formeln von dem
allgemein-menschlichen Gefühl der Liebe als dem besten Führer sprechen. Doch
bei jedem beliebigen Forschungsgegenstand wird der beste Erfolg erzielt, wenn
der Forscher diesen Gegenstand liebt. Nur die Liebe schafft die höchste
Anziehung. Ihr kennt die Bedeutung der Anziehung zur Genüge; ein solcher Magnet
ist im menschlichen Herzen angelegt, und er strebt zum großen Magneten der
Überirdischen Welt.
Man muss verstehen, dass
Wir kein vereinzeltes, rasch verlöschendes Aufflammen von Liebe im Blick haben;
solche Truggebilde haben keine Bedeutung. Notwendig ist dauerhafte Liebe, eine
Hingabe, die auch allen Lebensprüfungen unverlöschlich brennt. Eine solche
Liebe führt zur Heimat des Herzens, wo, wie im geliebten Vaterland, alles
bekannt, alles teuer und alles herrlich ist. Eine solche Liebe wird nicht durch
irdische Sorgen unterbunden; sie stärkt im Gegenteil den Geist, um selbst die
größten Schwierigkeiten zu bewältigen.
Die
Anziehung hilft, überaus wirksame Hilfe aus der Überirdischen Welt zu erhalten.
Ein solcher Verkehr wird wahre Zusammenarbeit sein. So sollte auch der
weltweite Aufbau erfolgen, doch die Menschen erkennen allzu selten das
kosmische Gesetz der Anziehung und seine Grundlage: die Liebe. Selbst die
unvollkommenste Liebe schließt bereits ein Teilchen des Heils in sich. Auf
diese Weise gelangt der Mensch, nach allen möglichen Auftürmungen des
Verstandes, zu dem ganz natürlichen Gefühl, durch das alle Naturreiche leben.
Der Denker gebot: „Liebe ist das feurigste
Gefühl. Bewahrt eine leidenschaftliche Liebe zur Überirdischen Welt.“
770. Urusvati weiß, dass manche Menschen bei
Erscheinungen der Überirdischen Welt ein Entsetzen nicht überwinden können. Eine
solche Einwirkung lässt sich nicht anders als mit disharmonischen Schwingungen
erklären. Natürlich ist bei Erscheinungen höherer Ordnung ein Erbeben
unvermeidlich, das ist aber kein Entsetzen.
Zu einem späteren Zeitpunkt wird man die
Schwingungen bis zu einem gewissen Grad durch Elektrizität harmonisieren
können, doch heute ist eine solche Angleichung noch nicht möglich. Ebenso kann
man mittels Suggestion helfen, doch ein solcher psychischer Zwang kann
schädlich sein. Man muss Suggestion sehr behutsam anwenden, wenn es um Überirdische
Macht geht. Man kann dabei eine derartige Spaltung der psychischen Energie
herbeiführen, dass sie sich als tödlich erweisen kann.
Wir haben bereits davon gesprochen, dass es
unerlässlich ist, die Überirdische Welt liebzugewinnen, um sich ihr auf diese
Weise anzunähern. Ein Mensch wird nicht vor etwas in Entsetzen geraten, das er
aus tiefem Herzen liebt. Man kann bestätigen, dass Menschen, die vor
Erscheinungen der Überirdischen Welt in Entsetzen geraten, diese nicht lieben.
Sie können die Überirdische Welt anerkennen, sie können ihre Realität mit dem Verstand
begreifen, doch der Verstand wird ihnen nicht helfen, wenn sie vor dem Antlitz
der Überirdischen Welt stehen. Nur die Liebe wird ihnen helfen, ihre
Schwingungen anzunähern und jede Offenbarung der Überirdischen Welt zu
begrüßen.
Warum zum Aberglauben vergangener Epochen
zurückkehren, als man den Himmel aus Furcht vor dem Donner verehrte? Wir wollen
uns nicht wie die Wilden verhalten, sondern die Überirdische Welt in
wissenschaftlicher Weise erfassen. Mögen die Menschen aus Liebe wünschen, sich
der Überirdischen Welt zu nähern. Mögen sie die Zeichen der Überirdischen Welt gewissenhaft
und freiwillig aufnehmen, dafür haben sie den freien Willen.
Der Denker riet, sich vor Gereiztheit und Niedergeschlagenheit
zu hüten, denn diese behindern die Erkenntnis der Überirdischen Welt.
771. Urusvati weiß, wie oft die Menschen
richtige Definitionen äußern, ohne ihre wahre Bedeutung zu verstehen. So sagen
sie gern: „Der Mensch ist verwirrt“. Sie rufen sogar einen Arzt, der beginnt,
den Kranken mit Narkotika zu töten. Der Arzt spricht von kranken Nerven, bedenkt
aber nicht, dass die Tätigkeit der Nerven der Reflex einer Verwirrung des Bewusstseins
ist, anders gesagt, einer Verwirrung der psychischen Energie.
Die Menschen denken nicht darüber nach, dass
ein verwirrter Mensch einem verstimmten Saiteninstrument gleicht. In einem
solchen Zustand ist er für schöpferische Arbeit ungeeignet, so wie ein
verstimmtes Instrument zum Musizieren unbrauchbar ist. Man muss den Saiten erst
wieder Zusammenklang verleihen, und das muss jemand mit musikalischem Wissen tun.
Auch der freie Wille sollte das Bewusstsein
stärken und den Gleichklang des Nervensystems verwirklichen. Vergessen wir dabei
nicht, dass ein verwirrter Mensch sich der Überirdischen Welt nicht zu nähern
vermag. Er wird sogar allen Umgebenden schaden, denn seine Ausstrahlungen sind
vergiftet.
Man muss daran erinnern, dass die Menschen gewöhnlich
wegen Nichtigkeiten in Verwirrung geraten, über die es sich nicht nachzudenken
lohnt. Allzu oft überladen die Menschen ihr Bewusstsein mit solchen Nichtigkeiten.
Bei ernsten Prüfungen jedoch pflegen sie derart niedergeschlagen zu sein, dass
ihre Nerven erstarren und sie keinen vernünftigen Ausweg finden können.
Zur
Zeit gibt es viele Erschütterungen, und die Menschen müssen besonders über die
Stärkung ihres Bewusstseins nachdenken. In einer Zeit weltweiter
Erschütterungen ist die Überirdische Welt sehr nahe, doch müssen die Menschen
ihr Bewusstsein gesund machen, wozu ihnen der freie Wille verliehen ist. Mögen
sie sich den Befehl geben, nicht in Verwirrung zu geraten, denn der Menschheit droht
eine ganze Epidemie heftiger Verwirrungen.
Der Denker riet: „Haltet die Saiten des
Herzens in Harmonie.“
772. Urusvati weiß, dass sich gegenwärtig ein
schwieriger Aufstieg der Völker vollzieht. Jedes erhebt sich auf seine Weise:
Das eine durch Krieg, das andere durch Not, ein drittes durch Arbeit, ein
viertes durch Wissen, ein fünftes durch Heldentat; jedes trägt sein eigenes
Karma. Es kann leicht sein, doch es gibt auch sehr schweres Volkskarma.
Bestätigt, dass bei einer solchen Bewegung der
Völker eine Rückkehr zur Vergangenheit nicht möglich ist. Jeder, der die
Unabänderlichkeit der Evolution erkennt, erleichtert damit bereits sein Los.
Jeder, der das Gesetz der Arbeit im Namen der Menschheit versteht, hilft sich
bereits selbst bei seinem Aufstieg. Jeder, der fähig ist, solche entscheidenden
Wege der Menschheit liebzugewinnen, hilft sich selbst. So verwandelt sich eine große
Verantwortung in eine leichte Bürde.
Man wird fragen: „Weshalb wird diese Epoche
als Zeitalter der Mutter der Welt bezeichnet?“ Wahrlich, so sollte sie genannt
werden. Die Frau bringt große Hilfe ein, indem sie nicht nur Aufklärung in die
Welt trägt, sondern auch Gleichgewicht herstellt. Inmitten der Wirrnis ist der
Magnet des Gleichgewichts gestört, und der freie Wille ist nötig, um die
auseinanderfallenden Teile wieder zu vereinigen. Maitreya* verfügt: Mitleid
bedarf der Zusammenarbeit. Wer sich zu Ehren der großen Epoche opfert, wird eine
reiche Ernte einbringen.
Der Denker sprach: „Lernt, für die ganze
Menschheit zu arbeiten.“
773. Urusvati weiß, wie behutsam man sich
gegenüber jedem Fortschritt der Wissenschaft verhalten muss. Es ist an der
Zeit, den unwissenden Irrtum hinter sich zu lassen, der die Wissenschaften in utilitaristische
und abstrakte einteilt; die ganze Wissenschaft bezieht sich auf das Leben.
Ein Wissenschaftler kann bei breit angelegten
Forschungen nicht vorhersehen, welchen Wissenschaftsgebieten er sich wird nähern
müssen. Er versteht, dass bei aller unglaublichen Aufteilung der Wissenschaften
dennoch ein einigendes Prinzip zwischen ihnen bestehen bleibt. Man muss daher
alle wissenschaftlichen Kurse mit einer philosophischen Begründung beginnen, so
kann man die Grundlage für die Einheit des Wissens legen.
Es ist nicht möglich aufzuzeigen, welcher
Wissenschaftsbereich von geringerer Bedeutung ist. Bei den gegenwärtigen
Forschungen kann jede Wissenschaft neue Horizonte eröffnen. Man kann daran erinnern,
wie sich die Astronomie nach trockenen Aufzählungen in eine Wissenschaft über
das Weltall wandelte. Dasselbe geschieht auch mit vielen anderen
Wissenschaften, die ihre wahren Aufgaben finden.
Auch sollte man die Volksbewegungen nicht
vergessen. Sie bedürfen wissenschaftlicher Darstellungen in zugänglicher, aber
streng begründeter Form. Es gibt keine Volksbibliothek. Sie darf nicht bloß
volkstümlich und zufällig sein.
Notwendig
ist, dass der Staat eine breite Herausgabe kurzer Bücher mit einer wissenschaftlichen
Übersicht über sämtliche Wissensbereiche auf sich nimmt. Diese Bücher sollten
so aufgebaut sein, dass die neuesten Errungenschaften leicht einzufügen sind.
Notwendig ist auch eine gute Darstellungsweise, damit die Schönheit der Sprache
der Anziehung dienst. Vergessen wir jedoch nicht, dass Psychologie und Biologie
an erster Stelle stehen sollten. Die Überirdische Welt muss schön dargestellt
werden.
Der Denker sprach: „Sieger wird derjenige
sein, der über das Höchste das einfachste Wort findet.“
774. Urusvati weiß, wie vielfältig die Wege
des Menschen zur Überirdischen Welt sind. Man muss an diese Mannigfaltigkeit
erinnern, um den jungen Menschen bei ihrer Suche nach der Höheren Welt zu
helfen. Das Wichtigste ist, sie vor einer beschränkten Weltanschauung zu
bewahren.
Man
muss von den ersten Schuljahren an damit beginnen, in zugänglicher Form die
Grundlagen eines weitgefassten Denkens zu legen. Dazu muss man die jungen
Menschen an Beweglichkeit gewöhnen, denn persönliche Begegnungen mit
verschiedenen Weltanschauungen sind mit nichts zu vergleichen.
Man muss verstehen, dass die Überirdische Welt
für die meisten Menschen etwas vollkommen Unvergleichliches darstellt. Die
Menschen geraten in ein Leben hinein, das von unabänderlichen Gesetzen bestimmt
wird, die von denen des gewohnten irdischen Lebens völlig verschieden sind, und
nur Flexibilität des Verstandes wird dem Ankömmling helfen, sich in den neuen
Bedingungen unverzüglich zurechtzufinden.
Möge die Schule mit den Bedingungen der
verschiedenen Existenzformen vertraut machen. Möge die Schule lehren, einen weitangelegten
Weg auf der Grundlage der weisen Vermächtnisse der großen Denker zu suchen. Mögen
Geist und Schöpfung die Möglichkeiten eröffnen, die jedem zugänglich sind. Man
soll darum besorgt sein, dass jedes Kind spürt, dass die Möglichkeiten in ihm
selbst liegen.
Abgesehen
von Fällen der Vererbung kann man sich immer häufiger davon überzeugen, wie
sehr sich an der Menschheit das Geschwür der Ausweglosigkeit zeigt. Der Mensch
fällt in einen finsteren Kerker, den er sich selbst bereitet hat. Möge jeder
solchen Gefangenen helfen, indem er sie auf einen naheliegenden und freudvollen
Weg hinweist.
Der Denker riet, vor allem den Irrtum der
Ausweglosigkeit zu vertreiben und daran zu denken, dass er ein Feind der
Menschheit ist.
775. Urusvati weiß, dass der Dienst an der
Menschheit in den geistigen Gemeinschaften des Altertums als hohe und
schwierige Prüfung erachtet wurde. Der Prüfling gab seine Tätigkeit nicht auf,
weihte deren Sinn aber nicht sich selbst, nicht seiner Stadt und nicht seinem
Volk, sondern der gesamten, ihm unbekannten Menschheit. Auf diese Weise
erweiterte sich der Umfang der Tätigkeit und es ergab sich ein Nutzen für die gesamte
Menschheit.
Es war seinerzeit nicht leicht, sich die Ausmaße
der Menschheit vorzustellen, umso mehr mussten die gedanklichen Sendungen
erweitert werden. Wir sprechen darüber, weil der Mensch sich gegenüber der
Überirdischen Welt heute in derselben Lage befindet. Man kann dazu raten, sich
nicht von der irdischen Tätigkeit zu entfernen, dabei jedoch das Denken an die
Überirdische Welt zu bewahren. Schritt für Schritt wird die Arbeit der
Überirdischen Welt geweiht. Diese verliert den Anschein des Abstrakten und geht
ins Leben ein. Es muss daran erinnert werden, dass jede irdische Arbeit der
Überirdischen Welt geweiht werden kann. Die Größe der Höheren Welt verleiht
jeder menschlichen Tätigkeit eine hohe Qualität.
Eine
hohe Qualität kann das menschliche Bewusstsein nur heben und dadurch näher an
die Überirdische Welt heranführen. Nicht nur wird das Bewusstsein den Sinn der
Höheren Welten bestätigen, sondern auch das innere, unaussprechliche Gefühl
wird helfen, sich mit einem einzigen Seufzer dem Höchsten zu nähern. Eine
solche Verbesserung der Qualität jeglicher Tätigkeit bildet eine unsichtbare
Brücke zu herrlicher Errungenschaft.
Möge der Verstand das schöpferische Gefühl
nicht trüben. Es ist ein wahrer Dienst an der Menschheit und der Überirdischen
Welt. Besonders jetzt, da der Mensch in Wirrnis verfällt, muss man mit dem
Hinweis Mut zusprechen, dass es jedem beschieden ist, sich den Höheren Welten
zu nähern. Jede Arbeit ist dabei ein zuverlässiger Weg. Nur indem man hohe
Qualität liebgewinnt, kann man auf dem Wege des Aufstiegs erfolgreich
voranschreiten.
Der Denker sprach zu seinen Schülern: „Möge
jeder von euch die Qualität der Arbeit beherrschen. Möge jeder im Namen der
Überirdischen Welt arbeiten.“
776. Urusvati weiß, dass man die Erkenntnis
der Überirdischen Welt mit allen Mitteln in das Alltagsleben einbringen muss.
Die Menschen beklagen sich häufig über störende Umstände, doch sind solche
Klagen gewöhnlich unbegründet.
Da sprechen die Menschen von grausamen
Erschütterungen, erwähnen aber die hauptsächlichen Feinde ihres Fortschritts
nicht. Sie vergessen, dass eine Erschütterung einem Ausbruch gleichkommt. Das
irdische Leben ist doch oft von kleinlichen Streitigkeiten gesättigt. Ein Ausbruch
kann wertvolle Tiefen eröffnen, während die kleinlichen Zänkereien nichts
anderes sind als eine rauchende Ofenklappe. Man kann unmöglich aufsteigen, wenn
jeder Tag von Giften erfüllt ist. Mögen die Menschen daher nicht über
erschütternde Ausbrüche wehklagen, sondern darüber nachdenken, wie sie sich von
den kleinen Giftschlangen befreien können.
So fallen die Menschen nicht selten in
Verzweiflung, weil sie denken, ihre Arbeit werde nicht benötigt; sie vergessen
dabei jedoch, dass die durch ihre Arbeit erzeugte Energie einen kosmischen Wert
darstellt. Der Mensch kann nicht wissen, wo und wie seine Energie in
Erscheinung treten und wann sie Gutes beitragen wird. Vielleicht empfindet der
Tätige dieses Gute selbst, oder er trägt es zum Wohl der Nächsten bei. Möge die
Arbeit nur von ihrem Wesen her gut sein, dann wird nicht Verzweiflung, sondern
Freude das Los des Tätigen sein. Es lassen sich viele Beispiele dafür anführen,
dass Menschen sich selbst der Freude beraubt haben, denn der Wert des Gefühls
der Freude wird noch nicht oft erkannt.
Der Denker sprach: „Fürchtet keine Ausbrüche,
doch hütet euch vor kleinlichen Streitereien, in ihnen erklingt Unwissenheit.“
777. Urusvati weiß, dass die Kriminalität
überall ansteigt. Äußerlich ist sie verschiedenartig, doch ihr schädliches
Wesen ist ein und dasselbe. So ergibt sich eine unerwartete Erscheinung: Einige
primitive Volksstämme erweisen sich als ethisch höherstehend als aufgeklärte
Zivilisationen.
Man
könnte ein lehrreiches Buch über den Verfall der Menschheit schreiben. Nichts
unterstützt die Bewegung für Verbesserungen. Besonders abstoßend ist es, wenn
ein notorischer Verbrecher über Moral predigt und dabei herkömmliche Rituale ausführt.
Vor langem schon wurde gesagt, dass sich selbst die höchste Zeremonie in den
Händen eines Verbrechers in Lästerung verkehrt.
Ebenso wenig Hilfe bringt eine begrenzte, von
Vorurteilen geprägte Wissenschaft. Doch gerade von der Wissenschaft sollte man eine
Reinigung des Bewusstseins erwarten. Ethik und Biologie sind bis heute
unverstandene Paradoxe[93] geblieben.
Es ist unmöglich, dass die Menschheit noch nicht einmal inmitten der Nöte und
des Grauens des Harmagedon lernt, über ihren verstaubten Herd hinaus zu blicken!
Der
Mensch wendet die wunderbaren Erfindungen, die das heutige Leben erfüllen,
nicht an. Man sollte meinen, dass solche Apparate wie das Radio zum Nachdenken
über die Gedankenübertragung veranlassen, doch tatsächlich dient diese
Entdeckung vor allem dem Betrug.
Wo liegt die Lösung? Erneut müssen wir uns der
Überirdische Welt zuwenden. Man muss sie in ihrer vollen Wirklichkeit annehmen,
nur so kann man einen unmoralischen Menschen warnen. Doch wie viel muss in
dieser Richtung vollbracht werden! Die Wissenschaft muss helfen; die
Wissenschaft muss frei sein; die Wissenschaft muss in die Tiefen des Bewusstseins
vordringen. Die zivilisierten Menschen müssen darüber nachdenken, warum
primitive Volksstämme sich als moralischer erweisen.
Der Denker mahnte die Menschen, über die Dächer
ihrer Häuser hinaus zu blicken.
778. Urusvati weiß, dass der freie Wille
kostbar ist, wenn er frei ist. Einen kläglichen Anblick bietet der Wahnsinnige,
der sich einbildet, frei zu sein, in Wirklichkeit jedoch von allen möglichen
Ketten belastet ist. Kann man einen Willen frei nennen, der blind und taub ist
und in einem Sumpf von Vorurteilen kriecht?
Man wird fragen: „Wie soll man denn leben,
wenn jeder Mensch bei jedem Schritt der Unwissenheit in ihren
verbrecherischsten Erscheinungen begegnet?“ Gewiss, die Menschheit hat sich
schwere Ketten geschmiedet. Von der Wiege an hört der Mensch Lügengeschichten,
die mit der Wirklichkeit nichts gemein haben. Märchen enthalten oftmals mehr
Weisheit als die alltäglichen Klügeleien hochgestellter Persönlichkeiten. Es
ist richtig, dass der Mensch unausbleiblich widerwärtigen Ungeheuern begegnen
wird, doch der freie Wille befreit ihn von Angst und führt über solche
Hindernisse hinweg.
Psychische Freiheit ist der Zugang zur
Überirdischen Welt. Man kann das gesamte irdische Leben verklären, indem man
freien Willen bekundet. Ein freier Mensch wird nicht mit Unwissenden streiten,
sondern ihnen, ohne dass sie es merken, Barmherzigkeit erweisen, doch eine
solche großzügige Gabe ist auf dem Weg zur Überirdischen Welt hilfreich. Jeder schreitet
auf diesem Weg voran, und der freie Wille wird dabei ein weiser Führer sein. Sorgt
euch nur darum, dass der Wille auch wirklich frei ist.
Der Denker warnte: „Verwandelt die lichte Gabe
des freien Willens nicht in Wahnsinn.“
779. Urusvati weiß, dass es eine schwierige
Kunst ist, ein Gespräch dem Bewusstsein entsprechend zu führen. Weder Wissen
noch Gefühlswissen, sondern das Gefühl der Herzlichkeit hilft zu verstehen, von
welcher Art das Bewusstsein des Gesprächspartners ist.
Apollonius von Tyana hat man den Vorwurf
gemacht, er führe seine Unterweisungen in widersprüchlicher Weise, was nicht
richtig ist. Der Lehrer widersprach niemals den Grundlagen, stimmte jedoch zum
bestmöglichen Verständnis den Inhalt seiner Unterweisungen auf das Bewusstsein
des Gesprächspartners ab. Der Lehrer bevorzugte Gespräche unter vier Augen, um
die verständlichsten Worte zu finden. Er sagte, dass eine für eine Vielzahl von
Zuhörern gehaltene Rede nicht überzeugend sei, da die einander widersprechenden
Bewusstseine sich gegenseitig vernichten würden.
Eine solches System verwendeten auch andere
Philosophen Griechenlands. Platon zog es vor, nur einen einzigen Schüler zum
Spaziergang zu rufen, und solche Gespräche waren besonders bedeutsam. Er vermittelte
Wissen über die Überirdische Welt besonders behutsam. Er wusste, dass eine dem
Bewusstsein nicht entsprechende Mitteilung schädlich und der Schaden irreparabel
sein kann.
Er studierte das Bewusstsein der Schüler an
den unerwartetsten Gegenständen. Jeder hat ein individuelles Bewusstsein, und nur
ein liebendes Herz kann erfühlen, was in die Tiefen des Bewusstseins eingegangen
ist und angeeignet wurde.
Besonders heutzutage muss man das Überirdische
vorsichtig berühren. Das Bewusstsein der Menschen befindet sich in einer derartigen
Verwirrung, dass es zu böswilligen Auslegungen kommen kann.
„Ein Bildhauer konzentriert seine ganze
Aufmerksamkeit auf ein kostbares Stück Stein. So hütet auch der Bildhauer des
Bewusstseins den kostbaren Aufstieg des Gesprächspartners.“ – so sprach der
Denker.
780. Urusvati weiß, dass Einwirkungen der
Überirdischen Welt außerhalb der irdischen Logik vonstattengehen. Man sollte
meinen, diese Wahrheit sei hinreichend bekannt, doch suchen sogar seriöse Forscher
solche Beziehungen mit irdischen Gesetzen zu bestimmen; daraus entsteht der
absurde Zustand, dass die Forschung nicht vertieft werden kann.
Die Einwirkungen der Überirdischen Welt lassen
sich in drei wesentliche Gruppen einteilen: Die erste ist eine von einer Person
beabsichtigte Einwirkung auf einen bestimmten Tatmenschen. Die zweite ist eine Einwirkung
auf eine ganze Gruppe. Die dritte besteht aus Überirdischen Berührungen, die
über die ganze Menschheit ausgegossen werden.
Solche
Berührungen wurden als höherer Hauch bezeichnet. Ein Philosoph, der solche
Einwirkungen charakterisieren wollte, nannte sie psychischen Sauerstoff. Der
Mensch kann nicht ohne Sauerstoff existieren; ebenso wenig kann er die Einwirkungen
der Überirdischen Welt vermeiden.
Die Menschen irren sich, wenn sie annehmen,
Verbindungen mit der Überirdischen Welt vollzögen sich nur über besonders
empfindsame Organismen. Natürlich verlaufen über solche Menschen die
Verbindungen sehr anschaulich, doch in Wirklichkeit ist die gesamte Menschheit
von den ständigen Berührungen durch überirdische Bewohner nicht ausgenommen.
Es ist an der Zeit anzuerkennen, dass die
Welten untrennbar sind. So wird das Leben noch reicher und schöner werden. Man muss
nur daran denken, dass die Gesetze der Feinstofflichen Welt auch feiner Natur
sind. Auf diese Weise wird man verstehen können, dass die Verbindungen mit der
Überirdischen Welt weder zufällig noch unwichtig sind, wie dies vom irdischen
Standpunkt aus scheinen könnte.
Man muss ebenfalls verstehen, dass Überirdische
Berührungen oft empfunden werden können, wenn nur die Sittlichkeit des
Tatmenschen hochstehend ist.
Der Denker wies darauf hin, dass die
Verbindungen zwischen den Welten unlösbar sind.
781. Urusvati weiß, wie scharf man eine gute Einwirkung
der Überirdischen Welt von schädlicher Besitzergreifung unterscheiden muss. Eine
gute Einwirkung knechtet den freien Willen nicht. Sie verstärkt nur die Möglichkeiten,
welche die Menschen individuell erhalten haben. Eine solche Einwirkung wird
immer fürsorglich und behutsam gegenüber dem physischen Zustand des Organismus
sein, doch Besitzergreifung endet immer mit etwas, das für den physischen wie
für den feinstofflichen Körper schädlich und zerstörerisch ist.
Man nimmt allgemein an, Besitzergreifung
überwältige vor allem schwache Organismen, doch der Hauptgrund liegt in der Unsittlichkeit
der Besessenen. Man kann zweifelsfrei bestätigen, dass jede Besitzergreifung in
erster Linie über den Kanal der Unsittlichkeit eindringt. Mag diese offen,
verborgen oder keimhaft vorhanden sein, sie ist der Grund dafür, dass
Besessenheit möglich ist.
Man nimmt weiter an, Heilung von Besessenheit könne
durch die Einwirkung einer starken Suggestion erfolgen, man muss jedoch auch eine
Verbesserung der Sittlichkeit hinzufügen. Suggestion kann einen Besitzergreifer
für eine gewisse Zeit vertreiben, doch wenn man die Sittlichkeit hebt, wird dem
Besitzergreifer der Zugang versperrt. Biologisch begründete Sittlichkeit ist
die feste Grundlage für erfolgreiche Vervollkommnung. So kehren wir, worüber wir
auch sprechen, immer zur Biologie zurück.
Die Erfolge der Wissenschaft können das Niveau
der Menschheit heben, wobei man das Bewusstsein nicht durch Vorurteile fesseln darf.
Vielmehr muss die Wissenschaft bei der Erforschung der Gesetze der Natur frei
sein. Mögen sich die Wissenschaftler als wahre Aufklärer erweisen.
Der Denker sprach: „Ein Wissenschaftler ist
Licht.“
782. Urusvati weiß, dass die Menschen
besonders schwer die Möglichkeit des Harmagedon in der Überirdischen Welt anerkennen.
Sogar solche, die vom Überirdischen Leben wissen, können sich nicht mit dem
Gedanken abfinden, dass in der Feinstofflichen Welt Kriege stattfinden können.
Indessen sagt schon die einfachste Logik, wie
unausweichlich die Schlacht in der Überirdischen Welt ist. Menschen, die
vorzeitig von der Erde hinweggetragen wurden und voll nahezu gleichartiger
Gedanken sind, sammeln sich in einer bestimmten Sphäre und setzen dort
unausweichlich ihre irdische Tätigkeit fort. Dabei verliert die Grausamkeit,
obwohl sie sich verfeinert, nicht ihre Anspannung. Aus solchen himmlischen Schlachten
entstehen viele Wirkungen, sowohl für die Erde als auch für die Überirdische
Welt.
Es ist nicht leicht, solche Zusammenstöße zu
beenden. Bosheit zieht die Kämpfenden in niedere Schichten, und ihr wisst, dass
es nicht schwer ist, in solche Schichten hinabzusteigen, aber nicht leicht, von
dort wieder aufzusteigen. Sogar sehr Hochstehende Wesen tragen schmerzhafte
Folgen davon, wenn sie um barmherziger Ziele willen in die niederen Schichten
hinabsteigen. So sollten die Menschen verstehen, wie leicht es ist abzusteigen
und wie schwer aufzusteigen. Die niederen Schichten ersticken jene, die aus Bereichen
mit höherer Schwingung dorthin absteigen.
Mögen alle, die Bosheit in sich bergen,
verstehen, dass diese sich als Gift auf dem Weg zum Überirdischen erweist und
ein boshaftes Herz nicht schnell gereinigt werden kann. Daher möge jeder auf
der Erde um sein künftiges Leben Sorge tragen.
Der Denker sprach: „Lebt so, dass ihr die
Überirdische Welt nicht belastet.“
783. Urusvati weiß, dass der Mensch sich
erhebt, indem er sich an das Schöne anschließt, auf das Schöne blickt, dem
Schönen zuhört und auf den Wegen des Schönen denkt. Glaubt nicht, dass die
Menschheit diese alte Wahrheit hinreichend erkannt hätte. Leider sind die
Menschen gerade jetzt weiter von ihr entfernt als in vielen vorausgegangenen
Jahrhunderten.
Die Erscheinung des Schönen wird in vielen
Bereichen oftmals nicht nur als unnötig, sondern sogar als unzeitgemäß
erachtet. Indessen nehmen die Weltweisen an, dass sie die Umgestaltung der Welt
in Angriff nehmen. Fragt sie, wie sie die neue Welt ohne Sorge um das Schöne offenbaren
wollen.
In all diesen wilden Klügeleien über die Umgestaltung
der Welt hat das Schöne keinen Platz. Doch welche Arbeit hat man im Sinn, wenn
sie nicht schön ist? Welches Wissen kann leben, wenn es nicht das Schöne in
sich birgt? Welche Gerechtigkeit kann geboren werden, wenn sie schöner
Erleuchtungen beraubt ist?
Dabei sprechen die Menschen von den Grenzen
und dem Gehalt des Schönen. Sie verstehen nicht, dass jedes Quäntchen Schönheit
den Menschen bereits zum Mitarbeiter der Höheren Kräfte macht.
Kann man ohne schöne Flügel zur Überirdischen
Welt streben? Kann ein wirklicher Schöpfer sich ohne die schönen Erkenntnisse glänzender
Flüge entwickeln? So wird verständlich, dass Evolution unmöglich ist, wenn man
sich nicht an das Schöne anschließt.
Der Denker zeigte auf: „Lebt mit dem Traum vom
Schönen, dann werdet ihr ihr Freude und Liebe empfangen.“
784. Urusvati weiß, wie wertvoll Hingabe an
den Lehrer ist. Doch wieviel Uneinigkeit herrscht um diese einfache Wahrheit! Da
beginnen Menschen, über Hingabe zu sprechen, die aufgrund ihrer Natur gar nicht
verstehen, was Hingabe ist. Andere beharren darauf, dass Hingabe nur den freien
Willen einengt. Dritte schließlich verneinen die Notwendigkeit eines Lehrers.
Man kann viele Beispiele dafür anführen, wie
Menschen sich selbst schaden, indem sie die Harmonie mit dem Höheren stören.
Nur wenige können verstehen, wie segensreich die Verbindung mit dem Höheren ist;
nur auf diesem Weg wird der Verkehr mit der Überirdischen Welt erleichtert. Man
kann sich gar nicht vorstellen, wie eine irdische Möglichkeit zerstört wird,
wenn der höhere Pfad nicht verwirklicht wird!
Glaubt nicht, der Lehrer könne Seine Vorhaben
zur Ausführung bringen, wenn der Mensch sich ihm widersetzt. Glaubt nicht, es
sei leicht, ein zerrissenes Gewebe wieder zu flicken; mitunter erfordert eine solche
Reparatur mehr Zeit als die Herstellung eines neuen Gewebes.
Nicht selten klagen die Menschen über den
Lehrer, ohne die Gründe für sein Handeln zu verstehen. Sie nehmen an, ihre irdischen
Entscheidungen kämen dem Ziel viel näher, doch sie stellen sich die vielen
Bedingungen des irdischen Daseins nicht vor. So verstehen nur sehr wenige den
Wert der Lehrerschaft. Vielleicht wird eine solche Hingabe ihnen helfen, ihrerseits
der Lehrerschaft würdig zu werden.
Der Denker bestätigte: „Lernt es, der Lehrerschaft
würdig zu sein.“
785. Urusvati kennt die große Bedeutung
unermüdlicher Wachsamkeit. Wir haben oft an Wachsamkeit erinnert, doch messen
die Menschen dieser rettenden Eigenschaft nur geringe Bedeutung bei. Wahrlich,
für die einen bedeutet Wachestehen Ketten, doch für die anderen Flügel.
Narren sagen: „Wenn Gefahr kommt, werden wir auch
auf der Wacht stehen.“ Werden sie jedoch die Gefahr erkennen können, wenn ihr
Geist seine Sehfähigkeit nicht entwickelt hat? Im Bewusstsein sind viele
Eigenschaften eingelagert, doch man muss in der Lage sein, sie aus den Tiefen
der Schatzkammer herauszuziehen.
Es werden Dummköpfe auftreten, die sich nicht
schämen, die Notwendigkeit der Wachsamkeit zu verneinen. Ihrer Meinung nach ist
es nicht Sache des Menschen, sich mit Wachestehen zu beschäftigen und sich
durch Anspannung der Konzentration zu erschöpfen. Außer ihnen gibt es auch noch
solche Zweibeiner, die überhaupt nicht verstehen, was Wachsamkeit ist. Es ist
daher notwendig, wiederholt von Scharfsicht, Anspannung und Wachsamkeit zu
sprechen.
Über all diese Eigenschaften haben Wir in den
verschiedenen Büchern gesprochen, doch die Kompliziertheit des Harmagedon zwingt
dazu, erneut auf die rettende Selbstverteidigung hinzuweisen, die für den
Menschen so notwendig ist. Er hofft, in Verkehr mit der Überirdischen Welt zu
treten, doch dafür muss er scharfsichtig sein.
Ein
Blinder wird die Schönheit der Höheren Welt nicht schauen, doch Scharfsicht
bedarf der Erziehung. Sie kann sich nicht augenblicklich bilden. Die Ausbildung
von Scharfsicht entsteht aus dem Wunsch, alles Höhere und Schöne zu schützen.
Aus einer solchen Bestrebung erwächst auch Wachsamkeit, und sie wird unermüdlich
sein, weil sie zur Schönheit führt.
Der Denker sprach: „Merkt euch: ‚immer bereit!‘“
786. Urusvati weiß, dass die Menschen ganz zu
Unrecht darüber klagen, dass überirdische Erscheinungen unerwartet auftreten.
Sie sagen: „Wir haben mit der ganzen Kraft unseres Wunsches gewartet, doch
nichts offenbarte sich. Als alle Kraft versiegt war, kam die Erscheinung.“
Diesen unerfahrenen Forschern muss man sagen: „Ihr habt auf feinstoffliche
Erscheinung mit irdischen Wünschen gewartet. Versteht ihr denn nicht, dass das
Irdische und das Überirdische nicht in denselben Dimensionen bestehen können?“
Man muss in sich Feinheit der Gefühle
entwickeln, um durch das irdische Getöse hindurch Überirdische Erscheinungen vernehmen
zu können. Man muss es verstehen, mit geschlossenen Augen das Überirdische
Licht zu schauen. So nähern sich die Erscheinungen der Feinstofflichen Welt,
und ihr werdet nicht von unerwartetem Auftreten sprechen, denn ihr werdet mit
dem Herzen ihr Nahen spüren.
Natürlich werdet ihr oftmals den genauen
Gehalt der Erscheinungen nicht sogleich erkennen können, doch werdet ihr in
jedem Fall ihr Nahen erkennen. Dabei könnt ihr nicht selten schon einige Zeit
vorher entsprechende Schwingungen verspüren. Unerfahrene Menschen bezeichnen
solche Empfindungen sogar als etwas Ungesundes, weil ihre Schwingungen so ganz
anders sind. Ein feinfühliger Beobachter jedoch vermag sich den herannahenden
überirdischen Schwingungen unverzüglich anzupassen und antwortet auf sie; so
entwickelt sich wahre Zusammenarbeit.
Dabei muss man daran erinnern, dass die
Menschen immer von überirdischen Einflüssen umgeben sind, diese jedoch nicht erkennen
können. Man muss daher von jungen Jahren an den Verkehr mit der Überirdischen
Welt anspannen und dies freudig wie eine schöne Arbeit tun.
Der Denker lehrte: „Seid scharfsichtig, damit
ihr zu jeder beliebigen Zeit die Überirdischen Zeichen schauen könnt.“
787. Urusvati weiß, dass man angeborene,
anders gesagt, in vergangenen Leben bereits entwickelte menschlichen
Eigenschaften von denjenigen unterscheiden muss, die im jetzigen Leben anerzogen
wurden. Sehen wir uns einige davon an.
Lenken
wir dabei unsere Aufmerksamkeit vor allem auf die angeborene Eigenschaft der
Dankbarkeit. Sie bildet sich nicht leicht und bedarf vieler Prüfungen,
irdischer wie überirdischer. Wenn wir jedoch einem Menschen begegnen, der die
Eigenschaft der Dankbarkeit besitzt, können wir überzeugt sein, dass wir in ihm
auch viele weitere positive Eigenschaften finden werden. Ein solcher Tatmensch
ist für alles Gute dankbar, ob es nun ihm oder dem Gemeinwohl zuteilwird.
Es ist notwendig, dass diese gute Eigenschaft
ohne irgendwelche fremden Einwirkungen im Bewusstsein wiedererweckt wird. Eine
Sache ist es, wenn ein kleines Kind nach Aufforderung der Erwachsenen für etwas
dankt, doch besser ist es, wenn in seinem Bewusstsein der helle Stern der
Dankbarkeit aufleuchtet. Eine solche Dankbarkeit bringt nicht nur dem
Empfangenden, sondern auch dem Gebenden Nutzen.
So lasst uns scharfsinnig alle Eigenschaften
unterscheiden, die eine Brücke zur Überirdischen Welt errichten. Leuchtende
Dankbarkeit für alles Gute, sowohl für das Kleine als auch für das Große, wird
nicht verlöschen und nimmt am Weben der geistigen Flügel teil.
Der Denker sprach: „Freuen wir uns, wenn wir
die Eigenschaft der Dankbarkeit bemerken!“
788. Urusvati kennt Wert der angeborenen
Eigenschaften der Aufnahmefähigkeit und der Toleranz. Man muss sie besonders
erwähnen, da die Menschen im Leben überhaupt nicht über sie nachdenken.
Mitunter beklagt sich ein Mensch über Intoleranz und bezeichnet sie sogar als
Zeichen von Primitivität, doch möchte er gleichzeitig nicht darüber nachdenken,
wie Toleranz zu entwickeln ist.
Der Mensch will nicht genau betrachten, auf
welchen Grundlagen sich Toleranz und Aufnahmevermögen entwickeln können, doch
sind beide Eigenschaften dem Mitleid nahe. Sie lehren einen, aufmerksam in das
Bewusstsein des Nächsten zu blicken und zu verstehen, welche Ursachen seine
Irrtümer erzeugt haben.
Man muss das Volk lehren und seine Sittlichkeit
erwecken, doch ist eine solche Aufgabe ohne individuelle Beobachtungsfähigkeit
nicht möglich. Jeder irrt sich auf seine Weise, was seine tiefliegenden Gründe haben
kann. Man darf über die Masse nicht anhand ihrer Schreie und ihres Stöhnens
urteilen. Jeder hat seinen eigenen Schmerz, der eine individuelle Behandlung erfordert.
Die Menschen dürfen Aufnahmefähigkeit und Toleranz
nicht vergessen, denn solche Brücken werden in der Überirdische Welt gebraucht.
Die Offenbarung der Überirdischen Welt ist bei jeder menschlichen Tätigkeit
notwendig. Wir sprechen nicht von einer abstrakten Sittlichkeit, sondern über
den wirklichen Aufbau des Lebens. Man muss die Erscheinung der Überirdischen
Welt auf jede Tat anwenden, nur so kann man Mitarbeiter der Überirdischen Welt
werden und sich für das Leben vorbereiten.
Der Denker sprach: „Versteht Toleranz, sie
wird euch große Geduld lehren.“
789. Urusvati weiß, wie behutsam man die hohe,
angeborene Eigenschaft der Inspiration bewahren muss. Wir haben bereits an sie
erinnert, doch muss dieser Verbindung zur Überirdischen Welt besondere
Aufmerksamkeit geschenkt werden. Schon das Wort „Inspiration“ weist auf etwas Äußeres
und Führendes hin. Man darf nicht denken, eine solche Verbindung könne
augenblicklich entstehen; sie erfordert vielmehr viele Prüfungen in
verschiedenen Leben.
Man muss daran erinnern, dass die Menschen
diese Eigenschaft zu Unrecht auf die Bereiche der Wissenschaft und der Kunst
beschränken. Der Mensch kann in jedem Arbeitsbereich schöpferisch tätig sein. Die
Offenbarung von hoher Qualität bei jeder Arbeit ist bereits Inspiration. So
kann man jede vollkommene Arbeit als wahrhafte Schöpfung begrüßen.
Gerade heute, in den Tagen des Aufstiegs des
Volkes, muss man an die naheliegendste Verbindung mit den höheren Energien
erinnern. Eifrige Vervollkommnung wird das Volk zum Verständnis der Inspiration
führen. Der Hinweis auf höhere Energien ist keine Scheinheiligkeit. Das Volk kennt
bereits die Anfüllung des Raumes und die Unbegrenztheit, auf diese Weise wird
auch die Eigenschaft der Inspiration ein wissenschaftlicher Begriff sein.
Es wird erzählt, wie ein gewisser Handwerksmeister,
nachdem er sein Werk fertiggestellt hatte, die Augen schloss und in völligem
Schweigen verharrte. Schließlich fragten seine Schüler ihn, ob er sich nach der
Arbeit erhole oder über ein neues Werk nachdenke. Der Meister antwortete: „Weder
das eine noch das andere, denn bei diesem Schweigen denke ich gar nicht. Nennt
das aber nicht Gedankenlosigkeit, sondern besser etwas, das über das Denken
hinausgeht. Ich muss eine neue Sichtweise gewinnen, um mein Werk auf eine neue
Art und Weise zu betrachten.“
Möget auch ihr lernen, euch zu erneuern, um
die Qualität eurer Arbeit tiefgründiger zu beurteilen. Möge ein Flügel des
Raumes euch berühren und euch eine neue Sichtweise und eine neue Heldentat zutragen.
Der Denker gebot: „Wer sich räumlich zu
erneuern vermag, kann jung bleiben.“
790. Urusvati weiß, worin das Glück des
Menschen besteht. Wenn sein Leben und seine Arbeit im Einklang mit der
weltweiten Evolution stehen, braucht der Mensch nicht auf irgendetwas zu
verzichten. Er ändert seinen Weg nicht, er vervollkommnet sich bloß und findet
neue Kräfte, um das Chaos zu überwinden.
Jemand sagt: „Es heißt doch, seid gesegnet Hindernisse,
warum soll dann ein glücklicher Mensch Schwierigkeiten aus dem Weg gehen?“
Vergessen wir nicht, dass derjenige, der im Einklang mit der Evolution voranschreitet,
auf viele Hindernisse trifft, ihnen gegenüber aber eine andere Einstellung hat.
Er verfällt nicht in Niedergeschlagenheit, sondern besiegt freudig die Wellen
des Chaos. Lasst uns nicht glauben, der Weg des Glückes sei leicht; er ist
mitunter schwerer als zielloses Dahinvegetieren.
Für
einen Mitarbeiter der Evolution gibt es jedoch keinen Kräfteverfall, denn die weltweite
Energie gießt Gesundung über ihn aus. Er erweist sich, in der Ausdrucksweise der
alten Schriften, als Gesalbter, denn die Überirdische Welt sendet einem
Mitarbeiter der Evolution wahrlich die weltweite Energie zu Hilfe.
Alle sieben Jahre kann der Mensch seine
Tätigkeit überprüfen, indem er sie mit den Weltereignissen vergleicht. Man kann
sich freuen, wenn der Weg sich als wahr und direkt erweist.
Großer
Neid begleitet einen solchen glücklichen Wanderer. Die finsteren Heuchler und
Scheinheiligen verzeihen keine Erfolge, doch ein guter Tatmensch versteht, dass
die Intrigen der Unwissenheit unvermeidlich sind. Er weiß, dass die
Unwissenheit nicht den Weg der Evolution verfolgt. Doch ein Unwissender spürt gleichwohl
in seinem Bewusstsein, wie krumm und untauglich sein Weg ist.
Der Denker lehrte, dass die Menschen in der
Lage sein müssen, ihren Weg zu überprüfen.
791. Urusvati weiß, dass Fanatismus ein
überaus gefährlicher psychischer Zustand ist. Ein Fanatiker beraubt sich selbst
der Bewegung. Er kann sich nicht vervollkommnen und nicht erfolgreich
voranschreiten. Der Fanatiker ist ein lebender Leichnam. Fanatismus kann zu
einer Seuche werden, denn schwache Menschen fürchten jede Fortentwicklung; ihr beschränktes
Dasein beruht auf toten Buchstaben.
Leider bildet sich Fanatismus im Umkreis jeder
Lehre, und er gestattet keine Vertiefung der Grundlagen. Wir wollen die großen
Lehren nicht aufzählen, die unter primitivem Fanatismus gelitten haben. Die
Geschichte liefert genug solcher düsteren Beispiele.
Man könnte fragen: Wie soll man Fanatismus bekämpfen?
Man muss verstehen, dass jeder Streit mit Fanatikern deren Starrköpfigkeit nur noch
verstärkt. Glauben solche Unwissenden doch, dass gerade sie die Bewahrer der
reinen Lehre sind. Ein Fanatiker antwortet auf jede Frage des Gesprächspartners
mit wütender Leidenschaft. Er wächst noch in seinem Starrsinn. Er behauptet,
die Lehre könne sich nicht entwickeln; anders gesagt, erkennt der Fanatiker die
Lebendigkeit des Erkenntnisprozesses nicht an. Doch in der Ewigkeit kann es
keinen Stillstand geben; alles ist in Bewegung, und in diesem Bestreben
vervollkommnet es sich.
So wollen wir uns merken, dass es unmöglich
ist, mit Leichnamen zu streiten. Möge die Zersetzung sich in eine neue Existenz
verwandeln. In kurzen Worten: Streitet nicht mit Fanatikern, umgeht die
Zersetzung und eilt hin zu siegreicher Erkenntnis.
Der Zunahme von Fanatikern kann durch
kosmische Erscheinungen eine Grenze gesetzt werden. Sie können einen solchen
Schlag erhalten, dass sie erschüttert werden. Es ist einerlei, ob eine solche
Erschütterung auf der Erde oder in der Überirdischen Welt erfolgt, in jedem
Fall aber ist Fanatismus für die Überirdische Welt ungeeignet.
Der Denker sprach: „Fanatiker, wie wirst du
die Grenze zum Überirdischen überschreiten?“
792. Urusvati weiß, wie verderblich der Wurm
der Unzufriedenheit ist; durch sie kommen Verwelken, Vertrocknen und Tod.
Narren werden fragen: „Wie kann man Unzufriedenheit verurteilen, wenn geboten
wird, sich mit nichts zufrieden zu geben?“ Antwortet: „Seid ihr etwa unfähig,
zwischen Unzufriedenheit und dem Wunsch nach Vervollkommnung zu unterscheiden?
Aus dem Streben nach Vervollkommnung erwächst Freude und aus jämmerlicher Unzufriedenheit
Kummer.“
Viele sind im Wirbel sinnloser Unzufriedenheit
zugrunde gegangen. Sie haben sich ihren Weg abgeschnitten, sowohl den irdischen
als auch den überirdischen.
Ein Tatmensch freut sich darüber, dass er
Mensch ist. Dieses Menschsein lehrt ihn, dass er sich in beliebigen Umständen
der großen Bewegung anzuschließen vermag. Er handelt gedanklich und ist bereits
dadurch in der Lage, auf dem Weg voranzuschreiten.
Der
Weg der Selbstlosigkeit gibt Unzufriedenheit keinen Raum. Jedes lichte sich
nicht zufrieden geben stellt bereits einen gewissen Sieg dar. Möge ein jeder sich
bewusst sein, dass der Überirdische Weg kein Weg der Unzufriedenheit sein kann.
Dornen werden sich in Rosen verwandeln, wenn der Wanderer die herrliche Weite
lieben gelernt hat.
Niemand
kann verbieten, zur Überirdischen Welt zu streben und zu spüren, wie schön sie
für alle ist, die sich ihr zuwenden können. Möge innige Freude den Menschen
begleiten, der die Bewegung des Erfolges gefunden hat.
Der Denker wies darauf hin, dass dem
glücklichen Sucher Freude geboten ist, doch der Mensch muss heiter die Suche
liebgewinnen.
793. Urusvati weiß, dass gewisse Toren über Wiederholungen
klagen, die sie in der Lehre festgestellt haben. Diese Klagen sind falsch. Sie
beweisen nur, dass solche Leser leichtfertig sind. Sie geben sich keine Mühe,
alle scheinbaren Wiederholungen miteinander zu vergleichen. Nur bei einem genauen
Vergleich könnten sie sich davon überzeugen, dass es sich nicht um
Wiederholungen, sondern um Vertiefungen handelt. Überdies darf man nicht
vergessen, dass die Menschen wiederholter Anweisungen bedürfen. Doch selbst in einem
solchen Fall muss man vertiefen, nicht aber die Worte wiederholen.
Wir fürchten keine Wiederholungen, denn die
Spirale des Aufstiegs verläuft unvermeidlich über frühere Bestätigungen.
Natürlich verwandelt sich ein Gedanke bei jedem Umlauf der Spirale, und mit dem
Wachstum des Gedankens wird auch die Form eine andere werden. Leidenschaftliche
Verneiner finden immer einen Einwand; dieser hat jedoch keine Bedeutung, weil
er immer ein persönliches Trugbild ist, während die Lehre die Menschheit im
Blick hat.
Bestätigt, dass man von der Überirdischen Welt
vielfach und wiederholt sprechen muss. Die Zugänge zur Überirdischen Welt sind
der Mehrheit der Zweibeiner ganz verborgen. Man muss sie an die Ausweglosigkeit
ihrer Zukunft gemahnen. Allein auf strengen Befehl hin können die Menschen
voranschreiten, die nicht zu denken vermögen.
Der Denker bekräftigte, dass man sich nicht
scheuen darf, immer wieder von den Überirdischen Wegen zu sprechen.
794. Urusvati weiß, dass eine unbegrenzte Teilbarkeit
der Anziehung zur grundlegenden Einheit nicht widerspricht. Die Wissenschaft
bestätigt dies, doch besonders klar kann man sich davon im Bereich der
psychischen Energie überzeugen.
Mögen die Menschen die Teilbarkeit im Leben
nicht fürchten. Oft unterstützt gerade sie die Offenbarung der Einheit. Die
Menschen geben nicht zu, dass finstere Kräfte unbewusst zur Einheit verhelfen
können. Doch ein solcher Gegensatz vermag einen besonders mächtigen Funken zu
erzeugen. Es ist gleich, ob der Hammer, der den Funken herausschlägt, ein
finsterer oder ein lichter ist; je stärker der Schlag, desto mächtiger und
heilsamer ist der Funke.
Besonders in den Tagen des Harmagedon lässt
sich beobachten, wie die Teilbarkeit wächst, doch ebenso offenbart sich auch die
Einheit. Die Welt strebt zur Einheit in der Zusammenarbeit. Die Welt begreift,
wie unvermeidlich neues, gegenseitiges Verstehen näherkommt. Die Welt fegt eifrig
verfaulte Wurzeln hinweg. So muss jede Lehre den Schritten der Neuen Welt Gehör
schenken. Möge in allem Scharfsicht offenbart werden, dann werden die Menschen
verstehen, was inmitten der Schlachten und Leiden herangereift ist.
Der Denker sprach: „Erkennt die Hülle der
Großen Einheit.“
795. Urusvati weiß, dass die Hauptursache von Uneinigkeit
in der Individualität der Bewusstseine liegt. Es gibt keine identischen
Sandkörnchen und keine gleichen Bewusstseine. Dieser Reichtum der Natur hätte
zu einer Beschleunigung der Evolution führen können, indessen ist aus ihm nicht
wenig Böses entstanden. Man muss daran erinnern, dass dieses Böse verderblich
ist, nicht nur im irdischen Leben, sondern auch in der Überirdischen Welt.
Indessen kann jeder Mensch zur Verringerung
des Bösen beitragen. Dafür sollte er sich der Individualität der Bewusstseine
ganz klar erinnern. Er darf das Bewusstsein des Nächsten nicht zwingen. Er kann
Freundschaft und Zusammenarbeit einbringen, muss dabei aber die Unterschiede
der Bewusstseine zulassen. Aus einem solchen Verständnis erwächst Mitleid. Ein
weiser Mensch zeigt dem Nächsten sein Mitleid nicht, damit dieser das Gute
nicht für ein Almosen hält.
Eine Vielzahl kleiner Charakterzüge kann
verderbliche Uneinigkeit ausgleichen. Man darf jedoch Uneinigkeit nicht mit
einem vernünftigen Meinungsaustausch verwechseln. Wer die bessere Saat
ausbringt, wird auch eine reichere Ernte einfahren.
Wir
kümmern Uns nicht nur um das irdische Leben, sondern mehr noch um die
Überirdische Existenz. Die Menschen sollten endlich anerkennen, dass jeder von
ihnen zur Überirdischen Welt strebt und dafür den geeignetsten Weg pflastert.
Der Denker riet: „Helft dem Nächsten, sich der
Überirdischen Welt auf bessere und schönere Weise zuzuwenden.“
796. Urusvati weiß, dass ein erweitertes Bewusstsein
die Bewusstseine in seiner Umgebung harmonisiert und sogar die Atmosphäre beeinflusst;
es entsteht ein Magnet eigener Art, der die Umgebung anzieht und verwandelt.
Ein solcher Zustand ist nicht nur für die Erde, sondern auch für die
Überirdische Welt wichtig. Natürlich wird eine Erweiterung des Bewusstseins
nicht leicht erreicht.
Überdies
verwechseln viele Menschen Bewusstseinserweiterung mit mechanischer
Wissensaneignung. Sie erkennen die Einwirkung psychischer Kräfte überhaupt
nicht an; für sie ist die Wissenschaft alles, was der Menschheit bestimmt ist.
Sie können nicht verstehen, dass Wissenschaft ohne psychische Energie tot ist.
Wie aber kann der komplizierte Prozess der Erweiterung des Bewusstseins einsetzen,
wenn die Menschen sich schon der geringsten Möglichkeit zu höherer Erkenntnis
verschließen?
Der Mensch muss sich sagen: „Ich will mein Bewusstsein
erweitern.“ Nur der freie Wille kann einen wirksamen Magneten schaffen. „Ich
will und ich kann“, so öffnet der Mensch das erste Tor zur Verwandlung der
Welt. Der leidenschaftliche Wunsch muss sich mit Geduld verbinden, denn viele
Prozesse erfordern Zeit. Eine solche Aufgabe kann nur ein Tatmensch lösen, der
sich dem Dienst an der Menschheit geweiht hat.
Der Denker bestätigte: „Versteht zu wünschen,
macht euch zu Bürgern der Überirdischen Welt.“
797. Urusvati kennt die ununterbrochene
Fortdauer des Lebens. Jemand wird fragen: „Wozu wird immer wieder über ein solches
allgemein bekanntes Gesetz gesprochen?“ Es geht jedoch darum, dass dieses
Gesetz vergessen wurde und von der Mehrheit der Erdbewohner abgelehnt wird. Sie
versteigen sich bis zu solcher Absurdität, das Verlassen der Erde für den
Abbruch ihrer Existenz zu halten. Andere bringen es sogar fertig, den Schlaf als
eine Unterbrechung des Bewusstseins anzusehen. Eine übergroße Mehrheit jedoch
ist überhaupt nicht imstande, über den Strom des Lebens nachzudenken, weshalb
es unerlässlich ist, an die ununterbrochene Fortdauer des Lebens zu erinnern.
Man kann von verschiedenen Arten des Lebens sprechen, doch der Kern des Lebens
ist nicht zu unterbrechen.
Es ist unmöglich, vom Gesetz der Ethik zu
sprechen, wenn Ursache und Wirkung nicht als ununterbrochener Faden dargestellt
werden. Die Menschen können sich nicht vervollkommnen, wenn sie die
Verantwortung für ihren freien Willen nicht klar erkennen. Besonders heutzutage,
wo Harmagedon wütet, ist es unerlässlich, den Menschen nicht nur im irdischen,
sondern auch im Überirdischen Leben zu helfen.
Erkennt, wie leichtfertig die Menschen sich
ihrer überirdischen Existenz gegenüber verhalten. Sie nehmen immer noch an, das
irdische sei das eigentliche Leben, wobei sie vergessen, dass es nur ein kurzer
Aufenthalt auf einem ununterbrochen fortlaufenden Weg ist.
Mögen
die Menschen, wenn auch nur in primitiver Denkweise, sich die Frage stellen: „Lohnt
es sich denn zu leben, wenn weiter nichts existiert?“ Zur selben Zeit sprechen
die Menschen von ununterbrochener Bewegung, doch eine solche ununterbrochene
Fortdauer bringt sie nicht auf den Gedanken an die ununterbrochene Fortdauer
ihrer eigenen Existenz. Dies muss man wiederholen, dringend und beharrlich
wiederholen, sonst wird die Neue Welt sich als gebrechlich und baufällig erweisen.
Der Denker warnte: „Erbauer des Neuen, verfallt
nicht in altersschwaches Denken!“
798. Urusvati kennt die tiefe Bedeutung der
alten Schweigegelübde. Wissenschaftlich gesehen kann man verstehen, dass die
Menschen auf diesem Wege versucht haben, eine Konzentration ihres Denkens zu
erreichen. Überdies bereiteten sie sich gleichsam auf den überirdischen Zustand
vor. Natürlich muss man anerkennen, dass jedes Bestreben zur Vertiefung des
Denkens nützlich ist, doch lasst uns nicht vergessen, dass es bei der
Entwicklung des Bewusstseins nicht nötig ist, Zwang auf die Natur auszuüben.
Der Mensch vermag sein Denken zu üben, ohne
Zwang gegen sich selbst anzuwenden. Dem Menschen ist die Sprache gegeben, warum
also sollte er sich des Umgangs mit seinen Mitmenschen berauben? Auf
gedanklichem Wege kann er sich nur in begrenzter Weise ausdrücken, möge er doch
mit allen seinen Fähigkeiten zum Schönen streben. Der Mensch kann auf eine Hand
verzichten, um die Fähigkeiten der anderen zu vermehren, doch wird eine solche
erzwungene Beschränkung vernünftig sein? Ein gesundes Denken bedarf des Gleichgewichts
aller Organe.
Hegen wir Hochachtung vor den Schweigern des
Altertums, denn sie handelten im Wunsch nach Vervollkommnung, doch die
Evolution erfordert eine viel umfassendere Anwendung der Kräfte des Menschen.
Möge er alle seine Möglichkeiten wirksam anwenden. Möge er in uneingeschränktem
Erkenntnisstreben leben. Eine solche vernünftige, kühne Erkenntnissuche wird
eine wahre Freude an der Arbeit verleihen.
Wissen ist das unveräußerliche Recht des
Menschen. Freiheit des Erkenntnisstrebens bedeutet Teilhabe an der Evolution.
Jeder, der die Freiheit des Strebens nach Erkenntnis behindert, ist ein Feind
der Evolution. Man muss verstehen, wie notwendig der Schatz der Erkenntnissuche
für die Überirdische Welt ist. Wie ein unverlöschliches Licht führt sie die
Wanderer auf den überirdischen Wegen.
Der Denker bestätigte: „Möge jede irdische
Überwindung ein noch besserer Zugang zur Überirdischen Welt werden.“
799. Urusvati weiß, dass Überwindung Erfolg
ist. Je reiner der Beweggrund, desto höher ist die Errungenschaft – dieses
kurze Geleitwort gilt sowohl für die Erde als auch für die Überirdische Welt.
Leider wollen die Menschen nicht erkennen, dass Leben Kampf ist. Sie fürchten
sich sogar, über den unbegrenzten Kampf nachzudenken. Sie verstehen nicht, dass
sich alle Welten in Prüfung befinden. Sie lesen eine solche Bestätigung und
versinken in Angst.
An jedem Morgen erfüllt sich der Mensch statt
mit Freude mit Furcht vor der Zukunft. Mit derselben Angst geht er in die
Überirdische Welt über; ein solcher Zustand verhindert die Vervollkommnung. Der
Mensch muss jedoch auch in der Überirdischen Welt einen kühnen Kampf führen,
ohne diesen wird er den Weg zu den Höheren Wesenheiten nicht finden.
Auf der Suche nach Vervollkommnung trifft man
auf viele Hindernisse, und ihre Überwindung wird bereits wahre Vervollkommnung
sein. Nur im Kampf werden die Kräfte erneuert. Gerade die psychische Energie verstärkt
sich auf diesem klaren Weg. Es ist falsch zu meinen, die psychische Energie sei
ein unveränderlicher Schatz; sie befindet sich in ständigem An- oder Absteigen.
Nur der kühne Sucher kann ein betrübliches Absteigen vermeiden. An dieses
Geleitwort muss man besonders zu einer Zeit erinnern, da Harmagedon sich
verstärkt.
Der Denker sprach: „Überwindet und steigt auf!“
800. Urusvati weiß, dass Gleichgültigkeit
einem fauligen Brunnen gleicht, in dem sich nicht einmal die Sterne
widerspiegeln können. Wanderer hüten sich, bei ihm Rast zu machen. Man kann viele
weitere Beispiele anführen, die auf die tödliche Gleichgültigkeit passen. Sie
ist für den Menschen nicht nur im irdischen Leben verderblich, sondern mehr
noch in der Überirdischen Welt. Ein solcher Mensch kann sich nicht
vervollkommnen und versinkt unwillkürlich in Unwissenheit.
Verwechselt Gleichgültigkeit nicht mit Ruhe.
Ruhe ist ein lichtes Morgenrot, Gleichgültigkeit jedoch stockfinstere
Dunkelheit. Ruhe ist ein Lächeln der Freude, Gleichgültigkeit dagegen ein
schiefes Grinsen. Die Menschen suchen ihre Unwissenheit nicht selten hinter einer
Maske von Gleichgültigkeit zu verbergen, doch ist ein solcher Genosse sehr
gefährlich und ansteckender als die tödlichste Krankheit.
Für einen erleuchteten Geist existiert der Tod
nicht, doch Gleichgültigkeit ist ein Anzeichen des Todes. Ein solcher Mensch kann
in der Überirdischen Welt in einen langen Schlaf fallen. Weder erwacht sein
Herz zu lichten Flügen, noch kann irgendetwas den schlafenden Klotz erwecken.
So verkörpert sich sein Karma, und nichts als ein qualvoller Kampf steht
demjenigen bevor, der seinen Weg verloren hat.
Möge der Mensch die Gleichgültigkeit
vertreiben. Möge er erkennen, worin seine Bestimmung besteht. Möge der Wanderer
scharfsichtig und tätig in die Unbegrenztheit streben.
Der Denker sprach: „Selbst Tiere sind nicht
gleichgültig.“
801. Urusvati weiß, dass seit uralten Zeiten alle
Hohen Lehrer vor dem Schaden leichtfertiger Verurteilung gewarnt haben. Dennoch
sind die meisten Menschen von dieser Untugend betroffen. Sie unterscheiden
nicht zwischen begründeten, gerechten Urteilen und geschwätziger Verurteilung.
Die Menschen verstehen nicht, welchen nicht wiedergutzumachenden Schaden sie damit
nicht nur dem Nächsten, sondern auch sich selbst zufügen.
Der Mensch ist bereit anzuerkennen, dass
Verleumdung verbrecherisch ist, denkt aber nicht darüber nach, dass auch er selbst
verleumden kann, ohne sich darüber Rechenschaft abzulegen, welchen kosmischen
Schaden er damit anrichtet. Wir sprechen nicht nur von irdischem, sondern auch
von überirdischem Schaden.
Ihr
könnt euch vorstellen, wie die Untugend leichtfertiger Verurteilung in der
Überirdischen Welt wirkt, wenn eine solche Giftschlange das Denken eines
Menschen inmitten der überirdischen Bewohner beherrscht! Sie leben durch das
Denken und sind gedanklichen Entladungen gegenüber besonders empfindlich. Der
Verleumder auf der Erde verbreitet den Schaden unter einer bestimmten Anzahl
von Menschen, doch der überirdische Verleumder schädigt eine unzählbare Menge.
Man darf nicht glauben, dass die Saat der
Verleumdung leicht ausgemerzt werden kann. Bedauerlicherweise sind solche Gifte
sehr langlebig und hinterlassen unauslöschliche Spuren im Kosmos. Mögen die
Menschen daher verstehen, welche Verantwortung für ihr Urteil auf ihnen lastet.
Jede gute Lehre muss eine Warnung vor diesem unauslöschlichen Schaden
beinhalten.
Der Denker warnte davor, den Weg mit
leichtfertiger Verurteilung zu beschmutzen.
802. Urusvati weiß, dass jemand den Einwand
erheben wird: „Warum wird in einer neuen Lehre an eine alte, unheilbare
Untugend der Menschheit erinnert? Über Verleumdung sind viele gute Worte gesagt
worden, die vor ihrem Schaden warnen; dennoch nimmt diese Untugend nicht nur nicht
ab, sondern entwickelt sich in starkem Maße. Es ist unmöglich, nur mit Worten
auf die Menschheit einzuwirken.“
Antwortet: „Für ein Geleitwort ist es unerlässlich,
sich die ganze Last des Reisenden anzusehen. Selbst an alltäglichste
Gegenstände muss man erinnern, wenn sie auf dem Weg erforderlich sind. Aus
diesem Grund muss auf eine derart verderbliche Untugend, wie es die Verleumdung
ist, mit besonderem Nachdruck hingewiesen werden.“
Doch lasst uns sehen, was der Hauptgrund für
diese Untugend ist. Es geht darum, dass sie bisher nur in Bezug auf das
irdische Leben missbilligt worden ist, indessen hat sie für die Überirdische
Welt eine besondere Bedeutung. Die Menschen vernachlässigen aber das Studium
der Überirdischen Welt. Leichtfertig nehmen sie an, die Überirdische Welt trete
hier auf der Erde nicht in Erscheinung. Indessen weiß jeder aufmerksame
Forscher, wie viele Zeichen feinstofflicher Existenz im Leben eines jeden Tages
ausgestreut sind.
Ebenso
wenig wollen die Unwissenden sich das Überirdische Leben als vom Gedanken
bewegt vorstellen. Wie aber wird ein Verleumder leben können, wenn seine
Gedanken bekannt sind? Überdies wird seine Ausstrahlung über weite Entfernung hinweg
vom Wesen eines Verleumders künden. So kümmern Wir uns nicht allein um das
irdische, sondern auch um das überirdische Leben.
Der Denker sprach: „Hütet euch auf dem weiten
Weg vor ungeeigneter Last.“
803. Urusvati weiß, dass die Denker des
Altertums das irdische Leben einen Zweikampf mit dem Chaos nannten. Der
einsame, kühne Krieger legte eine schwere Rüstung an und ging auf die Suche
nach dem Drachen des Chaos. Der Krieger wusste, dass der Drache ihm auf allen
Wegen auflauerte, doch das Antlitz des Drachen änderte sich und der Krieger musste
so findig sein, es zu erkennen. Natürlich verfiel der Krieger nicht selten in
Trägheit und irrte umher, ohne die ihm vom Schicksal bestimmte Heldentat zu
vollbringen.
Man wird fragen: „Warum musste der Krieger die
Überirdische Festung verlassen? Konnte er den Feind nicht von den Wällen aus
niederschlagen? Besaß er etwa weder Speer noch Pfeil? Wahrscheinlich nisteten doch
um die Festung herum ebenfalls Drachen?“ Es geht jedoch darum, dass der Krieger
die verborgensten Ungeheuer finden muss. Sie verstecken sich in weit entfernten
Schluchten. Je schwerer das Unterfangen, desto lichter ist die Heldentat und
desto siegreicher kehrt der Krieger in seine Festung zurück.
Möge der Mensch sich genau merken, dass seine
Festung nicht auf der Erde ist. Ebenso muss man daran denken, dass alle
irdischen Arbeiten um der Rückkehr in die Überirdische Festung willen
vollbracht werden.
Möge
der Arbeiter auch verstehen, dass die Qualität seiner Arbeit hoch sein muss. Nur
durch ihre Qualität ist jede Arbeit gesegnet. So können verschiedene Arbeiter
sich begegnen und einander anhand der hohen Qualität ihrer irdischen Arbeit erkennen.
Der Denker sprach: „Lernt es, über eine hohe
Qualität des Daseins nachzudenken.“
804. Urusvati weiß, dass Gedanken in der
Überirdischen Welt Worte sind; der Gedanke ist Kommunikation, Schöpfung und Fortbewegung.
Die Menschennehmen an, man solle an eine Überirdische Welt überhaupt nicht
denken. Das irdische Leben bleibt dann die einzige Aufgabe der Existenz. Auf
diese Weise verfällt der Mensch einem verhängnisvollen Irrtum.
Man kann unmöglich nur an das irdische Leben
denken, ebenso wenig jedoch ausschließlich zur Überirdischen Welt streben. In
allem muss Zweckmäßigkeit eingehalten werden, nur so lernt der Mensch, im
irdischen Leben zu schaffen und Zeit für Bestrebungen zur Überirdischen Welt zu
finden. Wir leben für die Zukunft, doch liegt diese nur in der Überirdischen
Welt. Die irdischen Leben stellen im Vergleich mit den überirdischen Existenzen
den geringsten Teil dar.
Stellt euch einen Menschen vor, der in die
Überirdische Welt eintritt und nur die Verständigung über das gesprochene Wort
kennt; er wird sich in einer bedauernswerten Lage befinden. Die
Gedankenübertragung wird er sich nicht so bald aneignen. Zuerst wird er, wie
ein Stummer, für sich stillschweigend Worte wiederholen, doch wenn sie nicht
von feinfühligen Gedanken begleitet sind, werden sie keine Verständigung
bringen. Nur schrittweise wird der Wanderer verstehen, wie er einen Gedanken
ohne Worte ausdrücken kann, und so wird er auch lernen, die Gedankensendungen
der neuen Gefährten aufzunehmen. Der Lehrer wird sich ebenfalls gedanklich an
ihn wenden.
Doch weshalb erst in der Feinstofflichen Welt
damit beginnen, die Kunst des Denkens zu erlernen, wenn man sich schon im
irdischen Leben auf diesen Fortschritt vorbereiten kann? Jedem ist es möglich,
unter beliebigen Bedingungen bei sich selbst Versuche mit gedanklichen
Gesprächen durchzuführen, und vielleicht wird eine Antwort kommen.
Der Denker sprach: „Denkt daran, dass Worte
Gedanken sind.“
805. Urusvati kennt augenblickliche
Erleuchtung. Sie verwirklicht sich in höherer Inspiration und Sehkraft. Man muss
daran erinnern, dass ein solcher psychischer Zustand überaus selten ist, denn
dafür bedarf es vieler irdischer und überirdischer Bedingungen. Man kann von einer
solchen Erleuchtung träumen, sie aber nicht erzwingen.
Wenn die überirdischen Bedingungen mit den
entsprechenden irdischen Stimmungen zusammenfallen, kann der wunderbare „Lotus“
der Erleuchtung unerwartet erblühen. Der Mensch kann diesen Augenblick nicht
kennen, doch oftmals flammt die Erleuchtung nicht nur unerwartet, sondern sogar
zu scheinbar unpassender Gelegenheit auf, wenigstens nach irdischer Auffassung.
Mag die Erleuchtung auch ein seltener Gast sein, so ist es doch nicht verboten,
ihren Besuch zu erwarten.
Man kann mit kurzen psychischen Vertiefungen
beginnen. Man darf nicht denken, solche Konzentrationen seien nicht nützlich;
gerade auf diesem unermüdlich beschrittenen Wege lassen sich viele Entdeckungen
machen. Törichte Menschen klagen nicht selten darüber, dass ihre Arbeiten
nutzlos vergingen, doch wo ist die Waage, die psychischen Aufspeicherungen
wägen kann? Es ist leichter, mit bloßem Auge Gras wachsen zu sehen als den Prozess
psychischer Aufspeicherungen zu beobachten.
Man muss die Anfänger daran erinnern, dass keine
ihrer Bemühungen um Konzentration ohne Nutzen bleiben wird. So kann man sich
auf die Überirdische Welt vorbereiten, wo Erleuchtungen oft vorkommen, wenn der
Mensch bereits daran gewöhnt ist, an sie zu denken. So ist jeder fähig, unter
beliebigen Umständen fleißig die Meilensteine der Zukunft zu sammeln.
Der Denker sprach: „Wozu mit Gewalt die
Blätter des „Lotus“ herausreißen? Möge er zur bestimmten Stunde in Fülle
erblühen!“
806. Urusvati kennt das feurige Gleichgewicht.
Es ist viel über Angemessenheit und Gleichgewicht gesagt worden, doch diese
Begriffe bleiben unangewendet, weil man ihre Hauptgrundlage nicht erkannt hat.
Selbst erfahrene Forscher verfallen der Gleichgültigkeit, anstatt nach Gleichgewicht
zu streben. Alle wissen, dass die Natur des Daseins eine feurige ist, doch wie
ist diese Eigenschaft im irdischen Leben anzuwenden? Wahrlich, man kann das
feurige Gleichgewicht erreichen, indem man gleichzeitig im irdischen und im
überirdischen Dasein lebt.
Man darf nur nicht meinen, die Vertiefung in
die Überirdische Welt löse bereits die Aufgabe des Gleichgewichts. Man muss
aktiv alle Kräfte im irdischen Dasein einsetzen, doch dabei verstehen, dass ein
solches Bemühen für den Überirdischen Erfolg notwendig ist. Man sollte meinen, dies
aufzunehmen sei nicht schwierig, doch wird es selten erreicht; entweder
verfällt der Mensch in Abstraktheit oder er versinkt in eine gewöhnliche
Lebensweise.
Man darf nicht meinen, Gleichgewicht sei leicht
erreichbar. Es muss von Kindheit an erzogen werden, und dafür sind allgemein
zugängliche Bücher über die Überirdische Welt notwendig. Mögen aus
verschiedenen Religionen Tatsachen aus dem überirdischen Leben gesammelt
werden. Solchen Beispielen mögen Fälle aus dem heutigen Leben hinzugefügt
werden, nur so kann man die alten Überlieferungen mit dem heutigen Leben
verbinden.
Es ist ein weit verbreiteter Fehler, wenn
Unwissende behaupten, im heutigen Leben gäbe es keine psychischen
Erscheinungen. Man kann bestätigen, dass solche Erscheinungen sogar besonders
oft stattfinden, grobe Unwissenheit sie aber nicht bemerkt. Selbst das Wort „Gleichgewicht“
stellt schon eine Aufnahme dar.
Der Denker bestätigte: „Unsere Natur ist
feurig. Mögen wir fähig sein, das heilige Feuer in uns zu entzünden.“
807. Urusvati weiß, was große Geduld ist. Man
nimmt an diese Festung des menschlichen Erfolges beruhe auf Wissen. Doch über
das Wissen hinaus ist noch eine besondere Eigenschaft erforderlich, Duldsamkeit
genannt. Daher lässt sich sagen, dass Geduld Duldsamkeit ist. Diese wertvolle
Eigenschaft muss erzogen werden.
Die Verwirklichung von Duldsamkeit ist
besonders für die Überirdische Welt notwendig, ohne diese Eigenschaft schafft der
Mensch sich eine bedauernswerte Existenz. Er stößt alle, denen er begegnet, von
sich, denn in jedem findet er irgendeinen Zug, der ihm nicht angenehm ist.
Aufgrund dieser kleinen Züge sieht der Mensch die wertvollsten Aufspeicherungen
nicht.
Man
muss daher in Kindern schon in den frühesten Jahren weitgehende Duldsamkeit
entwickeln. Man muss sie lehren, die wertvollste Eigenschaft eines Menschen zu
erkennen und sich ihretwegen nicht in seine unangenehmen Fehler zu vertiefen.
Dies umso mehr, als viele scheinbare Unzulänglichkeiten nur zur gegenwärtigen
Zeit so erscheinen. Bald erneuert sich das Bewusstsein, und der Mensch wird
sich seiner bornierten Unduldsamkeit schämen.
Über den Schaden der Unduldsamkeit können
nützliche Bücher geschrieben werden. Viele historische Beispiele könnten
angeführt werden, wie Führer eine äußerst nützliche Entdeckung nicht wahrzunehmen
vermochten. Möge der Historiker aufzeigen, wie solche bornierten Führer sich
zum Gespött zukünftiger Generationen gemacht haben. Die Fähigkeit, etwas
zuzulassen, ist bereits der Weg zu großer Geduld.
Der Denker riet Seinen Schülern, Duldsamkeit
als Mittel zur Erweiterung des Bewusstseins zu beweisen.
808. Urusvati kennt die Lebenskraft des
Gedankens. Schneller als das Licht eilt der Gedanke dahin. Er wird durch das
räumliche Feuer gereinigt und zeigt schließlich sein Wesen. Ein guter, ein
schöner Gedanke erweist sich in der feurigen Esse als noch schöner. Ein böser, ein
schädlicher Gedanke tritt in verstärkter Bosheit hervor. Diese
unterschiedlichen Magneten jagen im Raum umher und wirken auf die umgebende
Atmosphäre ein.
Für wem aber ist ein guter Gedanke wohltätig?
Auf wen wirkt ein böser Gedanke? Vor allem auf den Erzeuger selbst. Nicht nur
im irdischen Leben, sondern besonders in der Überirdischen Welt fallen die
Schläge schädlicher Gedanken schwer auf den feinstofflichen Körper. Wie schwere
Gewichte behindern böse Gedanken den Fortschritt, und nicht selten erkennt der Erzeuger
selbst seine Ausgeburten nicht.
Leichtfertig,
wie er ist, hat er seine giftigen Sendungen vergessen, sie aber haben ihn nicht
vergessen. Sie werden zu ihm hingezogen und finden ihn überall in den überirdischen
Räumen. Ebenso fliegen die guten Boten herbei und weben strahlende Flügel für
einen herrlichen Aufschwung.
Solche Prozesse lassen sich wissenschaftlich
erklären, denn die Gedankenenergie unterliegt der wissenschaftlichen Erforschung.
Man muss sich einen Vorrat guter Gedanken anlegen, nur sie ermöglichen einen
leichten Aufstieg auf die Höhen.
Glaubt
nicht, das Böse könne leicht ausgemerzt werden; ein solches feuriges Brandmal ist
für lange Zeit untilgbar. So denkt an eure Helfer und Schädiger in der
Überirdischen Welt.
Der Denker sprach: „Welt, erkranke nicht durch
Hass!“
809. Urusvati kennt die Heilkraft des
Mitleids. Gewöhnlich nehmen die Menschen an, diese Eigenschaft könne nur
Höheren Wesen zukommen. Indessen kommen sie in ihrem Alltagsleben oft mit
Mitleid in Berührung.
Wahrlich, Barmherzigkeit, Friedfertigkeit,
Mitgefühl, Nachsicht und alle Bekundungen von Behutsamkeit gegenüber den
Mitmenschen sind in unterschiedlichem Maße Erscheinungen von Mitleid. Die Liebe
selbst ist dem Mitleid nah. Und ist Zusammenarbeit nicht ein Nachbar des
Mitleides? Alle diese guten Eigenschaften sind voller Heilkraft.
Mit guter Absicht ausgesandte psychische
Energie offenbart eine heilkräftige Einwirkung. Möge die Wissenschaft
aufzeigen, wie heilsam gute Absichten für das Nervensystem sind. Doch vergessen
wir nicht, dass derjenige, der Mitleid bekundet, von dem Bumerang der
ausgesandten Energie ebenfalls eine nützliche Einwirkung erhält.
Überdies muss man im Blick haben, dass solche
wechselseitigen Einwirkungen besonders in der Überirdischen Welt in Erscheinung
treten. Die Bewohner der Feinstofflichen Welt bedürfen keiner Versicherungen
durch Worte, das Gefühl allein erreicht den Leidenden schneller als das Licht.
Und
es gibt in der Überirdischen Welt nicht wenige Unglückliche, die der Ermutigung
bedürfen. Solche umherirrenden Bewohner wollten während ihres irdischen
Zustandes nichts von einer zukünftigen Existenz hören. Sie irren nackt umher
und wissen nicht, wie sie sich bedecken sollen.
Man
kann viele Beispiele überirdischen Unglücks anführen, das durch Unwissenheit
erzeugt wurde. Welch ein weites Tätigkeitsfeld eröffnet sich da jedem, der die
Bedingungen des überirdischen Lebens kennt! Und der Ermutigende selbst erhält
durch seine guten Gefühle verdoppelte Kraft.
Der Denker sprach: „Lasst uns eine gute Ernte einbringen.“
Wahrlich, dort kann man verstehen, wie
segensreich feurige Freude ist. Sie erweitert gleichsam das Bewusstsein, und
die besten Aufspeicherungen sammeln sich bei dem feurigen Magneten. Das Wesen
des Menschen erneuert sich und der sogenannte alte Mensch verbrennt. Man muss
verstehen, wie unerlässlich eine solche Erneuerung nicht nur für die
Überirdische Welt, sondern auch für das irdische Leben ist. Dabei ist es
möglich, Begeisterung unter den alltäglichsten Umständen zu erreichen.
Man könnte Urusvati fragen, wie sie dies
erfahren hat. Wie die Welle dieser Freude den Geist erfüllt und den Verkehr mit
den Höheren Welten eröffnet hat. Urusvati kann bestätigen, wie sehr Niedergeschlagenheit
und Gereiztheit dafür untauglich sind. Es ist nicht leicht, sich inmitten
irdischer Unruhen vor solchen bedauerlichen Gefährten zu schützen, doch Begeisterung
des Geistes verbrennt das Körperliche.
Man darf feurige Anspannung unmöglich mit Zorn
oder Gereiztheit vergleichen. Vor feuriger Begeisterung fallen alle
Hindernisse. Jeder kann sich an das Licht anschließen, doch dafür muss man sich
vor allem Licht wünschen.
Der Denker wandte sich immer wieder an die Schüler
mit den Worten: „Lasst uns freudig sein, lasst uns lichtvoll sein!“
811. Urusvati kennt den „feurigen Lotus“*. In
alten Handschriften kann man den Vergleich des Menschen mit einem blühenden
Garten finden; ein solcher Vergleich hat eine wissenschaftliche Grundlage. In
der Tat, wenn die Zentren des Menschen Licht ausstrahlen, gleichen sie
verschiedenen, wunderschönen Blumen. Allein das Herz stellt ein ganzes
Blumenbeet dar, denn viele Zentren leuchten in den unterschiedlichsten Farben.
Man darf jedoch nicht denken, eine solche Festtagsbeleuchtung sei oft möglich.
Im allgemeinen berücksichtigt man bei seinen
Überlegungen nur einige Hauptzentren; indessen ist es nicht gerechtfertigt, sie
als die bedeutsamsten zu bezeichnen. Außer ihnen kann der Mensch mit noch vielen
anderen, nicht weniger wichtigen Zentren erstrahlen. Die Ausstrahlung des
Menschen besteht aus einer Zusammensetzung verschiedener Lichter, die eine
vielschichtige Gesamttönung ergeben.
Ebenso wenig darf man denken, es sei nicht
gut, wenn nicht gleich der ganze Garten erstrahlt. Einzelne Herzzentren
entflammen nur beim Verkehr mit der Überirdischen Welt; solche Zentren werden
als Wanderer in die Überirdische Welt bezeichnet. Auch darf man nicht meinen,
die Gehirnzentren könnten alle gleichzeitig erstrahlen. Im Gegenteil, das
normale Denken ist auf besondere Zentrengruppen beschränkt, und es wäre nicht
nützlich, wenn die Zentren allzu rasch entflammen würden. Nur bei hoher Ekstase
kann man ein harmonisches Leuchten aller Zentren bemerken, doch kann eine
solche Anspannung nicht oft eintreten, anderenfalls würde der Körper
verbrennen.
Der Denker sprach: „Schätzt den Menschen als
einen göttlichen Garten.“
812. Urusvati kennt die Feurigkeit alles
Existierenden. Die Wissenschaft wird bei der Erforschung des Nervensystems
unweigerlich auf die Ausstrahlungen des Menschen stoßen; sie wird das alles
durchdringende, feurige Prinzip bestätigen.
Es wird viel über die Aura gesprochen, doch
versteht man ihre Ursachen und Wirkungen überhaupt nicht. Die Wissenschaft wird
noch nicht so bald verstehen, weshalb die Ausstrahlungen mitunter als Banner
des Menschen bezeichnet wurden.
Zum
Verständnis einer solchen Definition muss man auch die Bedingungen der
Überirdischen Welt kennen. Der Mensch trägt sein Banner, wenn er in der
Überirdischen Welt lebt, er kann sein Licht nicht verbergen. So ist es nicht
erstaunlich, dass er sich als ein mächtiger Magnet oder als Gegenstand der Abscheu
erweisen kann. Gerade das irdische Leben kann unauslöschliche Folgen (…) schaffen.
Umso
eher sollten die Menschen über die Qualität ihrer Ausstrahlungen nachdenken.
Jedes Schaffen von Gutem verbessert bereits die Ausstrahlung. Die Menschen
können sich selbst helfen, indem sie ihrem Nächsten helfen.
Urusvati weiß auch, dass ein zeitgemäßer Yoga –
die Verbindung mit dem Höchsten – mitten im Alltagsleben verwirklicht werden muss.
Nicht Abkehr vom Leben, sondern seine Umgestaltung wurde geboten. Die feurige
Existenz ist der Magnet des Herzens. Das Herz kann nämlich den Zugang zu den
Höheren Welten eröffnen.
Es
bedarf keiner besonderer Quälereien. Liebe, Arbeit und Schönheit sind allen
zugänglich, und das in jedem beliebigen Zustand. Man muss das Leben auf diesen
Grundlagen verwirklichen. Den Kindern muss man erklären, wie sehr sie Schmied
ihres eigenen Glückes sind. Möge Erziehung der Bildung vorangehen. Die
feinstofflichen Energien stellen eine wunderbare Harfe mit vielen Saiten dar.
Der Denker sprach: „Feuriges Banner, beleuchte
den Höhenweg!“
813. Urusvati kennt die Schönheit der
Überirdischen Welt. Man wird sagen: „Wie aber, wenn einige Schichten der
Überirdischen Welt durch die Unwissenheit ihrer Bewohner verunstaltet sind?
Kein Neuankömmling wird solche finsteren Schichten durchdringen und über sie
hinaus gelangen können!“ Antwortet: „Jeder, der von Vergehen gegen die Ethik
unbelastet ist, ist in der Lage, durch die finsteren Schichten
hindurchzufliegen und die Sphäre der Harmonie zu erreichen.“
Die Menschen bergen mächtige Flügel in sich,
Wille genannt, doch darf man nicht meinen, dass dieser sich von allein bilden
könne – man muss ihn aufziehen wie eine kostbare Blume. Und der Mensch weiß
nicht, wann der „feurige Lotus“ erblühen wird. Manchmal ist der gewöhnlichste
Alltagszustand kein Hindernis für sein wunderbares Erblühen; so kann der Mensch
sich auf den wichtigsten Flug vorbereiten. Er kann die finsteren Schichten
durchfliegen, fast ohne die Hässlichkeiten der Unwissenheit wahrzunehmen. Der
Mensch kann dorthin aufsteigen, wohin ihn sein führender Magnet zieht.
Bei den Einweihungen des Altertums musste der
Schüler einen Raum durchschreiten, der mit den entsetzlichsten Darstellungen
angefüllt war. Der Schüler musste mit geöffneten Augen hindurchgehen, doch hing
es von ihm selbst ab, die umgebenden Schrecken nicht zu bemerken. Eine solche
Prüfung des Willens ging dem Eintritt in das Prunkgemach der Schönheit voraus.
Eine ähnliche Prüfung erfolgt beim Eintritt in die Überirdische Welt. Möge der
Wanderer seinen Willen sammeln und es verstehen, sein Denken für die letzte
Vollendung anzuspannen.
Der Denker sprach: „Versteht es, über alle
Hindernisse hinwegzufliegen.“
814. Urusvati kennt die Teilbarkeit der
psychischen Energie. Ein einziges Feuer kann, ohne zu verlöschen, eine Vielzahl
von Öllämpchen entzünden, und auch Sendungen von psychischer Energie können
viele Herzen berühren.
Dabei
muss man eine bemerkenswerte Erscheinung verstehen, die selten beachtet wird:
Die Sendungen gelangen in ihrem Wesen unverändert ans Ziel, doch ihre
Einzelheiten und Ausdrucksformen können sich in Abhängigkeit von der
Individualität des Empfängers ändern. Daher rühren mitunter die Missverständnisse
über scheinbare Widersprüche. Ein Forscher könnte jedoch eine ganze Reihe
psychischer Sendungen miteinander vergleichen und sich davon überzeugen, dass
ihr Wesen unzerstörbar ist, obwohl ihre Ausdrucksformen sich ändern.
Eine
solche Erscheinung beweist die feurige Natur der psychischen Energie. Sie ruft
im Bewusstsein des Empfängers die ihm am nächsten stehenden Ausdrucksformen
hervor – so wird die vernünftige, feurige Grundlage der uranfänglichen Energie
bestätigt.
Bei psychischen Sendungen muss man im Blick haben,
dass sie ganz unerwartete Wesen berühren können, erwünschte wie unerwünschte.
Diese Überlegung veranlasst zur Vorsicht. Deshalb weiß ein erfahrener
Tatmensch, wie er sein Denken zu zügeln hat, wenn es sich für irgendetwas als
schädlich erweisen könnte.
Die Erscheinung des psychischen Austausches
ist sowohl in der irdischen als auch in der Überirdischen Welt weit entwickelt.
Die Menschen denken jedoch oftmals derart schwach, dass sich statt einer klaren
Sendung nur giftige Trübheit ergibt.
Der Denker sprach: „Lasst uns einen klaren und
reinen Gedanken aussenden. Er wird auf seinem Weg keinen Schaden anrichten.“
815. Urusvati kennt das alte Vermächtnis vom erleichterten
Karma. Der Mensch häuft im Laufe vieler irdischer Reisen eine schwere Last von
Ursachen an, die unausweichliche Wirkungen erzeugen. Man darf nicht annehmen,
die Last des Karma bilde sich nur aus abscheulichen Verbrechen. Sie wächst
Schritt für Schritt aus Handlungen der Trägheit, der Nachlässigkeit, der
Grobheit, der Undankbarkeit und vieler Aspekte der Unwissenheit an, doch für
all dies muss man bezahlen, ein solches Bezahlen ist unausweichlich.
Das Vermächtnis spricht aber vom erleichterten
Karma – was bedeutet das? Ein freier, guter Wille vermag die Strenge des Karma
zu erweichen. Doch dafür muss der Mensch bereits im irdischen Leben anerkennen,
dass er eine lange Schleppe nicht ausgelebter Verfehlungen hinter sich her schleift.
Mit der Kraft einer solchen klaren Erkenntnis kann der Mensch Missgeschick geduldig
ertragen und mit seinem Willen sogar vermindern; so bildet sich ein
erleichtertes Karma.
Dort, wo ein Unwissender ein strenges Entgelt
zahlen muss, hilft ein erweitertes Bewusstsein, eine erleichterte Bezahlung zu
leisten. Auf diese Weise hilft der Mensch dadurch, dass er sein Bewusstsein
erweitert, sich selbst und erleichtert seinen Weg.
Das Vermächtnis über das erleichterte Karma
bezieht sich sowohl auf das irdische als auch auf das Überirdische Leben. In
der Feinstofflichen Welt kann der Mensch verstehen, wofür er bezahlt, und
darüber staunen, dass eifrige Taten nicht seinem Verständnis gemäß geschätzt werden.
Eine kleine Tat wird mitunter als kostbarer bewertet. So möge das Herz dem
Menschen zur Erkenntnis verhelfen.
Der Denker sprach: „Unser Glück liegt darin, dass
uns die Möglichkeit gegeben ist, den Lohn für unsere Arbeit selbst
festzusetzen.“
816. Urusvati kennt die Macht des tiefen
Atemholens[94]. Wir haben bereits auf
den Nutzen richtigen Atmens hingewiesen. Dieser Gegenstand wird viel erforscht,
doch in dem Buch „Das Überirdische“ muss man auf einen bedeutsamen Umstand hinweisen:
Tatmenschen verschiedener Bereiche unterbrechen, wenn sie Ermüdung verspüren,
ihre Arbeit oder ihre Rede mit einem tiefen Atemholen und empfangen gleichsam
einen Zustrom neuer Kraft. In der Mehrzahl der Fälle handeln sie intuitiv, ohne
sich Rechenschaft über den Prozess zu geben, der vor sich geht. Man kann sich
vorstellen, wie sehr ein solcher Prozess sich verstärken würde, wenn man ihn
als bewusste Handlung vollzöge.
Daher muss man sich merken, dass ein solches
erneuerndes Atemholen als überirdisch bezeichnet wird, denn bei ihm ruft der
Arbeiter die Höheren Kräfte herbei. Möge der Arbeiter verstehen, dass man sich,
um die Wirkungen zu verbessern, bewusst an die Überirdische Welt wenden und das
innere Band mit dem Reservoir alles Existierenden bestätigen muss.
Gleichfalls wurde bemerkt, dass einige
Tatmenschen beim Atemholen die Augen schließen. Ein solches intuitives
Verhalten ist richtig, denn es führt zu höchster Konzentration, und Wir haben bereits
davon gesprochen, dass eine Erleuchtung augenblicklich erfolgen kann. Auf diese
Weise ergibt sich gewissermaßen ein kurzes Pranayama, mit dem Unterschied, dass
es vor aller Augen vor sich geht und durch die Anwesenden keinerlei
Einschränkungen erleidet.
Es wurde auch festgestellt, dass ein
überirdisches tiefes Atemholen in der Regel nur ein einmal stattfindet und ohne
Wiederholung bleibt. Ein solcher Umstand ist von Bedeutung, da man die Macht
der Energie mit nur einem einzigen Atemzug herbeirufen kann. Bei Wiederholung
kann Atemnot eintreten, die der Arbeit schadet.
Der Denker riet: „Denkt an die Macht des
überirdischen tiefen Atemholens.“
817. Urusvati kennt die Macht des feurigen
Auges. Möge man eine solche Bekundung von Energie als Magnetismus, Hypnotismus,
Mesmerismus oder nach alter Anschauung als Verzauberung oder heiligen Schlaf
bezeichnen, so wird sie im Grunde eine feurige Offenbarung der uranfänglichen
Energie sein, die jedem Wesen in unterschiedlichem Maße verliehen ist.
Doch weshalb können die einen diese Energie mit
Leichtigkeit anwenden, während andere versichern, ihrer vollkommen beraubt zu
sein? Mit einer solchen Behauptung schläfern die letzteren selbst ihr heiliges
Geschenk ein. Sie nehmen an, das Auge sei ihnen nur zum Sehen gegeben,
vergessen jedoch, dass jeder Blick eine Sendung von Energie darstellt. Überdies
wollen sie nichts davon wissen, dass die feurige Macht nur bei voller
Erkenntnis ihrer Realität auflodert.
Die Menschen suchen die höhere Verbindung,
indem sie beständig ein Mantram sprechen, zunächst mit Worten, später in
Gedanken. Doch sie vergessen die mächtigste Verbindung über das Feuer des
Herzens; nur eine solche Erleuchtung bedarf keiner Worte und Gedanken. Sie lebt
im feurigen Herzen, und nichts vermag dieses heilige Band zu zerreißen.
Diese Realität ist die Grundlage der Wahrheit,
und der Mensch ist befähigt, jene unbeschreibliche Macht aus eigener Kraft zu
entfalten. Für ihn wird jeder Blick eine Sendung und eine Offenbarung guten
Willens sein. Mögen solche natürlichen Erkenntnisprozesse auch Zeit erfordern,
doch jede psychische Errungenschaft wird sowohl in der irdischen als auch in
der Überirdischen Welt ein unveräußerlicher Besitz sein.
Ein verfeinertes Bewusstsein erweitert sich
von selbst, und der Mensch erkennt, dass man sowohl mit offenen als auch mit
geschlossenen Augen sehen kann. Feurige Sendungen haben keine Grenzen.
Natürlich kann der Mensch den Blick bewusst verstärken oder abschwächen, je
nach den gewünschten Wirkungen. So birgt jeder Mensch einen feurigen Schatz in
sich. Man kann nur hoffen, dass die Wissenschaft sich mit der Erforschung der
psychischen Energie befassen wird.
Der Denker sprach: „Weder Worte noch Gedanken,
sondern das Herz erleuchtet den Weg des Wanderers.“
818. Urusvati kennt die Macht der Geduld.
Viele wertvolle menschliche Eigenschaften verlieren ihren grundlegenden Sinn, weil
ihnen die Erkenntnis der Überirdischen Welt fehlt. Stellt euch einen Zweibeiner
vor, der in einer Anwandlung von Unwissenheit die erhabene Überirdische
Realität verneint. Was wird seine Geduld sein, und weswegen? Was wird seine
Hingabe sein, und für wen oder was? Was wird seine Angemessenheit sein, und
womit? Was wird seine Duldsamkeit sein, und weswegen? Was wird seine Freude
sein, und worüber? Was wird seine Feinfühligkeit sein, und wofür? Wie wird
seine Erkenntnisfähigkeit sein, im Vergleich womit? Was wird seine
Selbstvervollkommnung sein, wenn sein Horizont versperrt ist? So kann man die
besten Eigenschaften aufzählen, und sie werden durch die irdischen Begrenzungen
herabgesetzt.
Die Menschen träumen vom Verkehr mit fernen
Planeten, vergessen aber, dass ihnen die Möglichkeit gegeben ist, mit der
Überirdischen Welt zu verkehren. Jeder vermag seine Fähigkeit zur Erkenntnis
der Überirdischen Welt zu vertiefen. Jeder kann, ohne sich von der irdischen
Arbeit zu entfernen, mit der Überirdischem Schöpfung in Verbindung treten.
Wir müssen den Wissenschaftlern mit Nachdruck
raten, sich der Erforschung der Überirdischen Welt zuzuwenden. Ein Forscher
vermag den psychischen Verkehr mit den Überirdischen Sphären in verschiedenen Graden
aufzufassen.
Vielleicht wäre es richtiger, die Wesen der
Überirdischen Sphären nicht als Geister, sondern gerade als Bewohner zu
bezeichnen. Eine solche materieller Wissenschaft wird sich leichter mit dem
Studium der Überirdischen Sphären anfreunden. Die Ergebnisse solcher Studien
sind besonders jetzt dringend erforderlich, da Harmagedon in alle Sphären eindringt
und es überall ungewöhnliche Erscheinungen gibt.
Der Denker bestätigte: „Wenn der Felsen fest
ist, ist der Turm beständig.“
Bald
wurde die Aufmerksamkeit der Menschen vom Gehirn angezogen, und so wurde das
Herz als Hilfsorgan angesehen. Die Menschen haben vergessen, dass das Herz der
Säer ist und das Gehirn der Pflüger und Schnitter. Niemand wird von einem nicht
besäten Feld eine Ernte erwarten. So wird auch das Herz keine überirdischen Samenkörner
hervorbringen, wenn das Bewusstsein das Verständnis der Überirdischen Welt
verloren hat. Man muss verstehen, dass die höchste Macht nicht in Erscheinung
treten wird, wenn der Mensch sie nicht bewusst herbeiruft.
Die Bedeutung des Herzens muss in nächster
Zukunft wachsen. Nicht nur das Studium des Gehirns, sondern auch die Erkenntnis
sämtlicher Eigenschaften der Herztätigkeit muss ausgeweitet werden. Wir
begrenzen die Erforschung des Herzens nicht nur auf den Aspekt der psychischen
Energie. Möge die Wissenschaft auf vielfältigen Wegen zu einem weiten
Verständnis gelangen. Gewiss, die ganze Gehirntätigkeit, das gesamte
Nervensystem und sämtliche Drüsenabsonderungen werden als Kanäle einer Quelle
erkannt werden – des Herzens.
Nichts darf herabgesetzt werden, doch möge der
Mensch verstehen, wo der Mittelpunkt seines Daseins liegt. Lassen wir die
wissenschaftlichen Errungenschaften der verschiedenen Völker, der alten wie der
heutigen, nicht außer Acht. Man darf alte Erkenntnisse nicht einfach
geringschätzen, denn man kann in ihnen Schimmer der Wahrheit finden.
Der Denker sprach: „Das
Herz ist ein Weiser. Das Herz ist ein Wahrsager. Das Herz ist ein überirdischer
Bote.“
820. Urusvati kennt die Macht des
Gleichgewichts. In verschiedenen Epochen gaben die Menschen dem Gleichgewicht
die Bezeichnungen: Mittlerer Weg, Goldener Weg, Waage der Weisheit, Großer
Rhythmus oder Überirdischer Atem. Gleichzeitig versicherten die Unwissenden,
Gleichgewicht sei nichts anderes als Gleichgültigkeit.
Im
übrigen entging noch nicht einmal der Begriff Nirwana verschiedenen
Fehldeutungen. Die Menschen sind nicht in der Lage zu verstehen, dass Nirwana die
höchste harmonische Anspannung darstellt. Die Fehldeutung des Gleichgewichts
erleidet das gleiche Schicksal. Indessen bedarf die Welt gerade jetzt der Waage
der Weisheit.
Man muss anerkennen, dass wütender Hass das
Schiff der Menschheit zum Kentern bringen kann. Ein weiser Steuermann ist nicht
nur in der irdischen, sondern auch in der Überirdischen Welt vonnöten. Woher
aber soll das Verstehen des Gleichgewichts kommen, wenn in den Schulen die
Wissenschaft des Denkens nicht gelehrt wird? Die Kinder müssen fähig sein zu unterscheiden,
wo Gleichgewicht und dessen Schwester, Gerechtigkeit, erforderlich sind.
Die Menschen nehmen fälschlicherweise an,
Gerechtigkeit sei ein relativer Begriff; jeder habe seine eigene Gerechtigkeit
und sein eigenes Gutes. Ein solcher Irrtum kann nicht wiedergutzumachenden Schaden
verursachen. Gerechtigkeit und das Gute scheinen unbestimmte Begriffe zu sein,
doch man muss in das Wesen des Bewusstseins hineinschauen, um die unzerstörbaren
Grundlagen des Daseins zu erspüren.
In die Tiefe des Herzens kann man nur bei
wahrem Gleichgewicht blicken. Dies ist keine sogenannte Ruhe, denn
Gleichgewicht ist Erleuchtung und Anspannung sämtlicher Energien. So lasst uns
das Gleichgewicht, als feste Brücke zur Überirdischen Welt, nicht vergessen.
Der Denker riet: „Webt euch Flügel des
Gleichgewichts, dann werdet ihr nicht in den Abgrund fallen.“
821. Urusvati kennt die Macht des
Beobachtungsvermögens. Wir haben die große Bedeutung der Erweiterung des Bewusstseins
viele Male bestätigt. Manche nehmen an, diese hohe Eigenschaft sei etwas Unerreichbares
und Übernatürliches, doch irren sie sich. Die Erweiterung des Bewusstseins ist
eine natürliche Eigenschaft, ebenso wie alles im irdischen und im überirdischen
Leben.
Man muss viele einfache Errungenschaften verstehen,
um zu erkennen, was zur Vertiefung des Bewusstseins beiträgt. Sehen wir uns
noch einmal unsere bescheidenen Helfer an, unter ihnen ist die gewichtige Errungenschaft
der Erziehung der Beobachtungsfähigkeit. Gerade die Schärfe der Beobachtung muss
erzogen und entwickelt werden.
Nur wenige bringen Beobachtungsvermögen aus
der Überirdischen Welt mit. Gewöhnlich müssen ihre Keime an den alltäglichsten
Gegenständen beharrlich entwickelt werden. Es geht nicht an, dass nur der
Lehrer an der Schule Beobachtungsfähigkeit entfaltet. Man selbst muss den Wert
dieser Eigenschaft verstehen, die einem den irdischen wie den überirdischen Weg
eröffnet.
Ein kleines Kind kann verstehen, dass ein
Mensch, der nicht beobachtet, einem Blinden und Tauben gleicht. Er vermag
höhere Erscheinungen nicht wahrzunehmen. Er versinkt in einen Teufelskreis von
Vorurteilen. Er kann seinen Fortschritt nicht beschleunigen und verbleibt wie ein
fauliges Gewässer. Wie kann ein solcher Lehrer Eindrücke der Überirdischen Welt
unterscheiden? Kann er die wunderbaren Erscheinungen der irdischen Natur
schauen? Nur eifrige Erziehung der Beobachtungsfähigkeit kann selbst das
gewöhnlichste Alltagsleben verwandeln.
„Helft den Blinden, sehend zu werden“, so riet
der Denker.
822. Urusvati kennt die Macht der Wachsamkeit.
Euch ist die tiefe Bedeutung der Beobachtungsfähigkeit bekannt. Wie aber kann
sich Beobachtungsvermögen ohne Wachsamkeit und ohne beständige Anspannung
bilden? Diese Eigenschaften treten nicht augenblicklich ein, man muss sie erziehen,
und je bewusster man sie ausbildet, desto rascher wird die unermüdliche Wacht
verwirklicht. Dabei muss man daran denken, dass sich keine Eigenschaft
erzwingen lässt. Man muss aus freiem Entschluss lieben lernen, die Stufen des
Aufstiegs zu erklimmen, nur eine Aneignung aus Liebe führt zu den geöffneten
Toren.
Mögen die Forscher sich merken, dass jede
ihrer Arbeiten auch für die Überirdische Welt notwendig ist. Wie sehr ist ein
Wanderer in den weiten Gefilden der Überirdischen Welt zu bedauern, der der
Beobachtungsfähigkeit beraubt und nicht in der Lage ist, Wachsamkeit anzuwenden!
Die besten Begegnungen gehen an ihm vorüber.
Man
muss wissen, dass in der Überirdischen Welt niemand den Wanderer nötigen wird.
Er muss spüren, wo es Schwingungen gibt, die mit den seinen übereinstimmen. Er wird
sich nicht inmitten ungleichartiger Rhythmen verlieren, sondern aufmerksam denen
zustreben, die ihm am nächsten stehen. So bilden sich aus einfachen irdischen
Erkenntnissen überirdische Schätze.
Wir sind sehr darum besorgt, dass die Menschen
sich nicht von ihren irdischen Bestimmungen lösen, sondern in jedem irdischen
Detail einen höheren Schatz erkennen.
Der Denker sprach: „In einem Tautropfen
spiegelt sich das gesamte Weltall wider.“
823. Urusvati kennt die Macht der Freude. Jede
Freude am Guten, selbst die alltäglichste, hebt die Schwingungen. So kann man
verfolgen, als wieviel stärker sich ein freudvoller Mensch erweist.
Besonders machtvoll ist Freude, die auf die
Erkenntnis der Überirdischen Welt gegründet ist. Man muss verstehen, dass eine
solche Erkenntnis nicht bedeutet, dass der Mensch ständig in Worten an die
Überirdische Welt denken muss. Unerlässlich ist, dass sich sein Bewusstsein in
einem solchen Maße an das überirdische Bewusstsein annähert, dass ein eifriges Herz
gar nicht anders leben kann.
Für unerfahrene Menschen wird der Zwang, den
sie auf ihr eigenes Bewusstsein ausüben, zum Hindernis, denn man darf das Bewusstsein
keinesfalls zwangsweise dazu bringen, sich dem Überirdischen zu nähern. Nur
schrittweise kann man dem Bewusstsein den Anschluss an das Gesetz der
Feinstofflichen Welt einprägen.
Möge ein Lehrer es verstehen, seinen Schülern
von den ersten Jahren an Wissen über die Macht der feinstofflichen Energien zu
vermitteln. Möge er auf beliebigem Wege beginnen, die jungen Menschen an ihnen
teilnehmen zu lassen. Wem die Astronomie oder die Kosmographie näherstehen,
möge damit beginnen, sie zu studieren. Alle Wissenschaften können einen zum
Allerhöchsten lenken. Nur ein verwirrtes Denken kann die Erkenntnis
beschränken. Lernt daher zu denken. Erkennt die Freude des Denkens. Versteht es,
in jeder beliebigen Lebenssituation zum Ozean der Freude zu streben.
Der Denker wies darauf hin, dass Freude in
ihrer Kraft der Liebe gleicht.
824. Urusvati kennt die Macht der Stille. Es wird
gesagt: „Stille ist stärker als Donner. Stille ist lauter als Posaunenschall.
Stille ist eine Brücke zum Überirdischen.“ Von welcher Stille aber ist die
Rede?
Für Anfänger ist äußere Stille erforderlich;
jeder Laut, selbst der geringste, kann sie erschüttern und Schmerz verursachen.
Dem Wissenden jedoch ist innere Stille notwendig; sein Ohr ist der
Überirdischen Welt geöffnet. Er befindet sich in unstörbarer Stille, doch eine
solche Errungenschaft kann nicht augenblicklich eintreten.
Das geistige Ohr muss sich unabhängig von den irdischen
Bedingungen öffnen. Wer darin erprobt ist, verfügt über eine Leitung zum
Überirdischen, die er jederzeit nutzen kann. Nichts kann ihn hindern, sich an den
Höheren Rhythmus anzuschließen.
Unwissende verstehen nicht, wo die Grenze
zwischen äußerer und innerer Stille liegt. Auch die hohe Eigenschaft der Ruhe
legen sie falsch aus. Für sie grenzt Ruhe an Teilnahmslosigkeit und
Sorglosigkeit. Wahre Ruhe wird jedoch aus den Tiefen der inneren Stille
geschöpft. Sie lebt durch Vertrauen, das auf Wissen gegründet ist. Nichts kann
diese Festung innerer Stille zerstören und nichts die Ruhe erschüttern.
So
lassen sich Zweifel für immer vermeiden, denn diese zitternde Giftschlange wird
durch erhabene Ruhe zerdrückt. Nichts kann den Wanderer besser für die
Überirdische Welt rüsten als Ruhe. Nur durch sie wird er bei allen
überirdischen Begegnungen Wohlwollen finden.
Der Denker sprach: „Sende mir die Flügel der
Stille.“
825. Urusvati kennt die Macht des Sieges. Möge
es ein guter Sieg sein, dabei entflammen die Feuer des Herzens in Schönheit. Je
geringer die Selbstsucht, desto heller leuchten die Feuer.
Man wird sagen: „Es ist nicht jedem
beschieden, einen Sieg zu erringen.“ Doch, Freunde, gerade jeder einzelne vermag
ruhmreichen Sieg zu erringen. Siege werden nicht allein auf Schlachtfeldern erkämpft.
Jeder ist in der Lage, seine Gewohnheiten zu überwinden und dadurch die Feuer des
Herzens zu entzünden. Die Überwindung von Gewohnheiten wurde im Altertum als
Öffnung der Überirdischen Tore bezeichnet. Wahrhaftig, irdische Gewohnheiten
können besonders auf überirdischen Wegen Schaden verursachen. Selbst harmlose
Gewohnheiten können einen Kult von Sklaverei schaffen.
Ein freier Mensch wird nicht durch
Gewohnheiten gefesselt. Er ist in der Lage, sich beliebigen Bedingungen
anzupassen und bedauert den gestrigen Tag nicht, denn hat er die Hindernisse in
Freiheit überwunden. Der Mensch hat selbst Auftürmungen kleiner Gewohnheiten geschaffen
und merkt nicht, dass er gerade von diesen nichtigsten Gewohnheiten und
Vorurteilen unterjocht wird.
Kann
er in solchen Ketten in die Überirdische Welt eilen? Kann er frei und
freundschaftlich neue Gefährten treffen, wenn er vom Abfall des gestrigen Tages
verschlungen ist? Man muss erkennen, dass die meisten kleinen Gewohnheiten den
Unrat des Lebens darstellen. Der Sieger wird nicht vom gestrigen Alltag
träumen. Frei strebt er zu neuem Schaffen.
Der Denker sprach: „Komm herbei, Sieg, und
befreie uns von den Ketten der Sklaverei.“
826. Urusvati kennt die Macht der Dankbarkeit.
Wir haben bereits auf die große Bedeutung des Gefühls der Dankbarkeit
hingewiesen, doch die Menschheit erkennt den Sinn dieser Antriebskraft nicht, weswegen
Wir erneut vom Nutzen der Dankbarkeit sprechen.
Man muss verstehen, dass die wesentliche Wirkung
der Dankbarkeit nicht so sehr den Empfangenden als denjenigen trifft, der sie
erweist. Herrliche Feuer des Herzens werden entzündet, wenn das Gefühl der
Dankbarkeit aufkommt. Diese Feuer leuchten nicht nur im irdischen Leben,
sondern auch in der Überirdischen Welt. Daher ruft die Erkenntnis der
Dankbarkeit die besten Schwingungen hervor.
Man kann die Menschheit in Lebende und Tote
einteilen, und wer des Gefühls der Dankbarkeit beraubt ist, erweist sich
bereits als lebendig begraben. So muss man vom Kindesalter an den Nutzen einer
Dankbarkeit lehren, die nicht nur mit Worten erwiesen, sondern auch im Herzen
gefühlt wird; so werden mächtige Feuer entzündet.
Die Offenbarung von Licht ist in der
Überirdischen Welt unerlässlich, und der Strahl der Dankbarkeit erleuchtet
gemeinsam mit dem Strahl der Liebe den Weg. Wahrlich, Dankbarkeit steht der Liebe
nah, und in diesem segensreichen Augenblick entsteht Zusammenarbeit.
Der
Mensch hat viele Gründe, Dankbarkeit zu erweisen. Und der Feiertag des Geistes erstrahlt
in dem Gefühl reiner Erhebung.
Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich
Dankbarkeit gegenüber dem Nahen und dem Fernen, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.“
827. Urusvati kennt die Macht der Schöpfung.
Wir wollen nicht erneut vom Wert physischer Schöpfung sprechen, er ist im Lauf
der Evolution zur Genüge bestätigt worden. Unzureichend jedoch verstehen die
Menschen die psychische Schöpfung.
Der
Traum darf aber nicht schädlich sein und nicht der Selbstsucht dienen. Er darf
weder Hässlichkeit noch Grausamkeit fördern.
Möge der Traum schön sein. Möge er der
Menschheit eine bessere Zukunft erbauen. Möge er Formen des Heldentums
schaffen. Möge er in die höchsten Überirdischen Bereiche vordringen. Möge er
zur Erkenntnis der Höheren Wesen beitragen. Nur durch solche Eigenschaften wird
der Traum Früchte bringen. Er wird nicht nur das Bewusstsein des Schöpfers verwirklichen,
sondern auch wertvolle Schwingungen zum allgemeinen Nutzen erzeugen.
So kann sich jeder Denkende an die große,
weltweite Schöpfung anschließen. Selbst ein kleiner Mitarbeiter kann eine Regenbogen-Brücke
zur Überirdischen Welt bauen.
Der Denker bestätigte: „Schafft im Herzen und
erfüllt die Welt mit schönen Harmonien.“
828. Urusvati kennt die Macht des Wohlwollens.
Dies ist ein altes, unverstandenes und falsch ausgelegtes Vermächtnis. Die
Menschen sagen: „Wo ist denn das Wohlwollen, wenn der Mensch dem Menschen Feind
ist?“
Man darf nicht vergessen, wie oft Wir das angriffslüsterne
Böse verurteilt und zur Verteidigung des Guten aufgerufen haben. Es muss aber der
freie Wille eingeben, wo Verteidigung und wo Angriff ist. Menschen, welche die Verteidigung
erkannt haben, werden verstehen, wo sie dem Wohlwollen widerspricht.
Vor allem sollte ein Mensch der gesamten
Menschheit gegenüber wohlwollend sein. Er versteht, dass Schädlinge betrübliche
Ausnahmen sein mögen, das Wesen der Menschheit jedoch gut ist.
Nur
bei einem solchen Bewusstsein kann man sich auf die Überirdische Welt
vorbereiten. Nirgends stehen derart viele Begegnungen bevor wie in der
Überirdischen Welt, und die Rüstung des Wohlwollens wird die zuverlässigste
sein. Auf diese Erscheinung muss man sich jedoch sowohl im Herzen als auch mit
dem Verstand vorbereiten.
Bald wird man die Gedanken des Wohl- und des
Übelwollens fotografieren. Der Arzt wird dann seine wissenschaftlichen,
medizinischen Schlussfolgerungen äußern und aufzeigen, was für den menschlichen
Organismus nützlicher ist.
Mögen die Menschen auf dem Wege wahrer
Wissenschaft denken. Wenn das Herz noch nicht einzugeben vermag, wo die
Wahrheit liegt, werden wissenschaftliche Schlussfolgerungen der Menschheit
helfen, sich den Überirdischen Wegen anzunähern. Das, was unweigerlich kommen
wird, muss mit allen Feuern beleuchtet werden.
Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich
Wohlwollen.“
829. Urusvati kennt die Macht des Sieges über
die Vergangenheit. Die Menschen verehren den Historiker als einen Erforscher
der Wahrheit, nicht aber als Sklaven vorgefasster Ideen. Indessen erschweren
viele dieser Sklaven die Evolution. Selbst im Alltagsleben erweist die
Vergangenheit sich als grausamer Tyrann.
Die Sklaven der Vergangenheit vermögen nicht
über die Zukunft nachzudenken und unterbinden dadurch ihren Fortschritt. Solche
Tragödien vollziehen sich nicht nur im irdischen Leben, besonders entsetzlich
sind sie in der Überirdischen Welt. Dort empfangen die Sklaven der
Vergangenheit die Last aller vergangenen Existenzen.
Sie
tragen schwer an dieser Last, denn sie sind nicht fähig, sich in der Kompliziertheit
der Vergangenheit zurechtzufinden. Niemand hat sie gelehrt, die Vergangenheit
in Ruhe anzunehmen und sie auf die Zukunft anzuwenden. Sie wissen nicht, dass
sie bei einer vernünftigen Einstellung gegenüber der Vergangenheit sogar ihr
Karma erleichtern können.
Doch die Erdbewohner können noch nicht einmal mit
der alltäglichen Vergangenheit richtig umgehen. Selbst die geringste
Vergangenheit verwandelt sich in eine grausame Bedrückung. Sie tötet jedes Streben
in die Zukunft ab.
Jeder
Fehler sollte eine neue Erkenntnis, aber kein Hindernis sein. Man kann jedes fehlerhafte
Stolpern für die Zukunft verwenden. Es gibt im Leben viele Fehler, die sich
jedoch in ungetrübtes Wohl zu wandeln vermögen, wenn sie nicht den Wagemut
schwächen.
Lasst uns nur nicht stöhnen und das Schicksal
anklagen, das doch eine logische Folge der menschlichen Taten ist. Möge an den
Schulen, in den Unterrichtsstunden über Psychologie, von der Bedeutung der
Vergangenheit gesprochen werden.
Der Denker sprach: „Möge der Sieg über die
Vergangenheit die Tore zur Zukunft öffnen.“
830. Urusvati kennt die Macht des Sieges über
die Furcht. Was aber ist Furcht, dieser finstere Versklaver der Menschheit? Ein
Wissenschaftler wird sagen: „Furcht ist ein Krampf der Schwingungen, der durch
eine disharmonische Annäherung entsteht“. Ein Denker wird daran erinnern, dass
Furcht Unwissenheit ist. Es lassen sich viele Definitionen von Furcht anführen.
Sie unterstreichen, dass Furcht den Menschen seines Willens beraubt und ihn
dadurch schutzlos macht. Die wichtigste Definition ist jedoch, dass der Mensch
Furcht auf sich herabbeschwört, weil er die Realität der Überirdischen Welt
nicht erkannt hat.
Kann ein Mensch, der das Überirdische Gesetz
kennt, sich dem Schrecken unterwerfen? Ein solcher kühner Forscher weiß, dass das
menschliche Wesen unzerstörbar ist und dass auch der stärkste Krampf der
Schwingungen durch den Willen überwunden werden kann. Doch auch eine solche
Anspannung muss anerzogen werden. Niemand wird vor Furcht geschützt sein, wenn
er nicht den Willen hat, sie zu überwinden.
Möge der Mensch immer daran denken, dass
disharmonische Verbindungen ihn schwächen können und er sich bewusst mit dem
Schild des Willens bedecken muss. Wir haben bereits von der Erziehung des
Willens gesprochen. Man darf nicht denken, Disharmonie könne allein durch
gewöhnliche Ruhe überwunden werden. Ein Schlag impliziert eine Gegenwirkung.
Möge das Böse zu dem zurückkehren, der es ausgesandt hat. Wir benötigen kein
Schwert, wenn wir den feindlichen Pfeil mit der Kraft des Willens
zurückschlagen können.
„Wahrlich, der siegreiche Überwinder muss auf
unermüdlicher Wacht stehen“, so gebot der Denker.
831. Urusvati kennt die Macht des Sieges über
die Selbstsucht. Die Leute werden sagen: „Ein solcher Kampf übersteigt die
Kräfte der menschlichen Natur, wir wissen noch nicht einmal, wie wir an eine
solche Schlacht herangehen sollen.“ Doch jeder Eingang hat sein „Sesam öffne
dich“.
Haltet euch nicht für einen außergewöhnlichen
Helden, wenn ihr mit dem Angriff gegen das Ungeheuer der Selbstsucht beginnt. Nehmt
vor allem den Kampf mit eurem eigenen „Ich“ auf und versucht, es durch das Wort
„wir“ zu ersetzen. Man kann verstehen, dass ein solcher Austausch nicht schwer
ist, besonders, wenn ihr wisst, dass keine eurer Taten von euch allein
vollbracht werden kann. Bei jeder Arbeit ist ein Kollektiv aus irdischen und
überirdischen Mitarbeitern tätig. Niemand kann behaupten, dass er ohne eifrige
Mitarbeiter handelt. Nur Dummköpfe und Unwissende bemerken nicht, wie ihre Offenbarungen
zustande kommen.
Die Wissenschaft bestätigt, wie machtvoll
überirdische Ströme sind. Die Wissenschaft kann bereits Gedankensendungen
erfassen. Im Namen der Wissenschaft ist es angebracht, das „Ich“ durch das
machtvolle „Wir“ zu ersetzen. Der schaffende Mensch, der annimmt, sein Schaffen
sei selbst vollbracht, irrt sich. Möge er an die sichtbaren und unsichtbaren
Mitarbeiter denken. Seine Arbeit wird nicht herabgesetzt, wenn sie sich als
Errungenschaft einer Gemeinschaft erweist.
So lässt sich auch der Begriff des persönlichen Eigentums
leicht in einen kollektiven verwandeln: Der Mensch wird der Bewahrer der
irdischen Schätze sein und unbelastet von einer schweren Bürde in die
Überirdische Welt eintreten.
Der Denker sprach: „Mensch, du kannst den
Kampf mit der Selbstsucht in jeder beliebigen Stunde deiner Existenz beginnen.“
832. Urusvati kennt die Macht des Sieges über
die Sklaverei. Ich spreche nicht von der Sklavenhaltung, von einer Sklaverei,
die als Schande der Menschheit längst ausgemerzt sein müsste, sondern weise auf
die innere Sklaverei hin.
Der Mensch trägt die Neigung zu
abscheulichster Sklaverei in sich. Er ist voller kleiner Gewohnheiten. Glaubt
nicht, diese Gewohnheiten seien nur für das irdische Leben verderblich, weitaus
schädlicher sind sie in der Überirdischen Welt.
Ein solcher Wanderer erweist sich in der
Überirdischen Welt als plump und unbeweglich. Er hat sich selbst der feinsten
Wahrnehmungen beraubt. Er vermag auf die besten Rufe nicht zu antworten. Er kann
keine feinen Rhythmen wahrnehmen, denn wie ein Sklave ist er ihnen gegenüber taub.
Der Lehrer kann nicht mit einem Sklaven kommunizieren.
Man muss jedoch verstehen, dass Freiheit
höchste Disziplin ist, weshalb man unmöglich jene als frei bezeichnen kann, die
nur Unordnung und Verwirrung bekunden. Man muss solche Scheinfreien bedauern,
die wertvolle Schwingungen nur stören. Sie verstehen nicht, wie lang andauernd der
Schaden ist, den sie dem Raum zufügen. So lasst uns abwägen, welche
Gewohnheiten unseren freien Willen unterdrücken. Verstehen wir, dass wir uns zu
Baumeistern oder Zerstörern machen können. Zeigt Verständnis für die wahre
Freiheit.
Der Denker gebot: „Seid keine Sklaven, sondern
offenbart herrliche Freiheit.“
833. Urusvati kennt die Macht des Sieges über
die Sorglosigkeit. Sorglosigkeit verursacht großen Schaden. Die Menschen
versuchen, sich hinter allgemeinen Begriffen zu verstecken, nur um die ihnen so
teure Sorglosigkeit bewahren zu können.
Die Menschen sind bereit, diese mit dem
Glauben zu vergleichen. Hinterlistig sagen sie: „Wenn wir Glauben haben, wird
sich das Übrige fügen.“ Auf diesem Wege meinen die Menschen, sich ihre faule Sorglosigkeit
zu schaffen. Sie werden bekümmert sein, wenn man ihnen sagt, dass Besorgtheit
und ständige Bestrebung geboten wurden.
Wie soll man diesen Leuten erzählen, dass die
Überirdische Welt von unerschütterlichem Streben erfüllt ist? Wie soll man
genügend Beispiele dafür anführen, worin sich Sorglosigkeit in der
Überirdischen Welt verwandelt? Es ließe sich das Beispiel von Trunksüchtigen
beibringen, die ihren Weg verloren haben; ein solches sinnloses Umherschweifen
wird ein genauer Vergleich sein.
Man könnte fragen: Wie kann man die zeitweise Gedankenlosigkeit
billigen und verstehen, die von Uns zugelassen wird? Diese stellt jedoch eine
Erneuerung der Kräfte dar, keinesfalls Sorglosigkeit. Die Menschen verstehen
nicht, dass die Erneuerung der Energie eine unerlässliche Bedingung der
psychischen Weiterentwicklung darstellt.
Auch
in einem Augenblick der Gedankenlosigkeit verliert der Mensch die Verbindung
mit dem Führer jedoch nicht, und sein Bewusstsein schläft nicht ein, sondern
schärft sich sogar und ist bereit für neue Wahrnehmungen. Viele Energien können
sich entweder als eine undurchdringliche Wand oder als gesegnete Flügel
erweisen. Mögen die höheren Energien den Menschen offen für ihre Wahrnehmung
vorfinden.
Der Denker riet: „Habt unter euren Freunden
keine sorglosen Menschen.“
834. Urusvati kennt die Macht des Sieges über
die Finsternis. Was ist daran neu? Vor langem wurde davon gesprochen, wie
notwendig Aufklärung ist. Seit langem sind die menschlichen Ausstrahlungen
bekannt. Schon vor langem wurde die Bedeutung der Erweiterung des Bewusstseins verstanden,
doch wurde bisher nicht erwähnt, dass der Mensch seine Ausstrahlungen durch die
Kraft seines Willens verstärken kann. Natürlich darf man Anfängern von dieser
Besonderheit nichts sagen, sonst werden sie beginnen, den Willen anzuspannen,
ohne ihr Bewusstsein erweitert zu haben.
Man darf die ständige Aufklärung durch Erkenntnis
nicht vergessen, die als Siegesfackel bezeichnet wird; nur dann ist der Mensch in
der Lage, mit einem Willensbefehl sein Licht zu verstärken. Ein solcher Zustand
wird ihm in der Überirdischen Welt hilfreich sein, wo er sich als wahrer
Lichtträger erweisen wird. Indem er die Ampel der Erweiterung des Bewusstseins
offenbart, hilft er sich und seiner Umgebung. Um der Verstärkung der heiligen
Ampel willen muss man sich immer wieder daran erinnern, dass der Mensch mit
seiner Arbeit ein unauslöschliches Licht entzünden kann.
Möge der Wanderer in der Überirdischen Welt
allen Dank senden, die ihm geholfen haben, die rettende Fackel zu entzünden. Es
ist jedoch nicht leicht, die Finsternis der Unwissenheit zu besiegen. Lasst uns
nicht müde werden, immer wieder vom Schaden der Unwissenheit zu sprechen. Der
Mensch sollte nicht denken, das Ungeheuer der Unwissenheit sei bereits besiegt.
Es gibt für den Pflüger auf dem Feld des Wissens viel Arbeit. Der Zustand der
Erde ist jammervoll wegen der Krankheiten der Menschheit.
Der Denker rief dazu auf: „Lichtträger,
vermehrt euer Licht!“
835. Urusvati kennt die Gabe des
Gleichgewichts. In ihrer Unwissenheit versucht die Menschheit mit allen Mitteln,
diese wertvolle Gabe zu stören. Unter vielen Schädlingen wollen wir zwei hässliche
Zwerge nicht vergessen: Niedergeschlagenheit und Gereiztheit.
Wie aber kann man sie als Zwerge bezeichnen,
wenn sie so schädlich sind? Die Ursache ist einfach, denn jeder, selbst ein schwacher Mensch, vermag sie zu
überwinden, wenn er nur will. Wahrlich, geringfügig sind die Ursachen für
Gereiztheit und Niedergeschlagenheit. Jeder sollte sich schämen, wenn er sich
erinnert, wie er Willensschwäche bei sich zugelassen hat.
Auch wird er auf dem Weg in die Überirdische
Welt die Last bedauern, die er sich selbst auferlegt hat. Beim Übergang in die
Höheren Sphären kann man die Last nicht mehr abwerfen. Besonders bedrücken
können geringfügige Aufspeicherungen, die man auf der Erde als nichtig angesehen
hat. Wie ein Nebel werden sie das verdüsterte Bewusstsein einhüllen. Nur mit
Mühe wird der Mensch dann verstehen, wie unvernünftig es war, das kostbare
Gleichgewicht zu stören.
Dummköpfe meinen, Gleichgewicht sei etwas
Kaltes und Totes. Sie können die angespannten Schwingungen und die Rhythmen der
Aufstiegsbewegung nicht verstehen. Doch solange sie auf der Erde den Schaden
der Verdüsterung ihrer Einsicht nicht erkennen, werden sie in den Überirdischen
Bereichen umherirren. Daher lasst uns bei jeder Gelegenheit an den Schaden von
Gereiztheit und Niedergeschlagenheit erinnern.
Der Denker sprach: „Wer in Gereiztheit und Niedergeschlagenheit
verfällt, kann nicht über die Unbegrenztheit nachdenken.“
836. Urusvati kennt die Gabe des Scharfsinns.
Nicht selten verwechseln die Menschen diese Begabung mit Zweckmäßigkeit. Sie
fragen: „Welcher Unterschied besteht zwischen diesen einander nahestehenden
Begriffen?“ Zweckmäßigkeit kann unter irdischen Bedingungen anerzogen werden,
Scharfsinn hingegen wird in vielen Leben aufgespeichert und in der
Überirdischen Welt vertieft; er ist in verschiedenen Fällen hilfreich.
Der Mensch kann
Erscheinungen von ihrer äußeren Seite richtig erkennen. Er spürt, wo ein
falscher Weg verläuft. Er kann zwar den Grund für diese Unrichtigkeit nicht angeben,
doch das Herz weiß, dass etwas vermieden werden sollte. Gewöhnlich nennen
die Menschen ein solches Durchschauen Intuition, womit sie recht haben, doch
sollten sie das Bestehen einer solchen Intuition auch im Bewusstsein zulassen.
Man darf über einen solchen Instinkt nicht
spotten. Ein Mensch kann ganz ungebildet sein und dennoch die Gabe des
Scharfsinns in sich tragen. Gewöhnlich hält man Scharfsinn für etwas, das in
die Zukunft strebt, doch arbeitet er im ganzen Leben. Er ist eine Hilfe für die
gegenwärtige Zeit, und so lasst uns die Aufspeicherungen schätzen, die in
vielen irdischen Leben und bei der Arbeit in der Überirdischen Welt gesammelt
wurden. Vergessen wir nicht, dass auch dort gearbeitet werden muss.
Gedankenschaffen ist keineswegs so leicht, wie die Unwissenden annehmen.
Der Denker bestätigte: „Bekundet Scharfsinn im
gesamten Leben.“
837. Urusvati kennt die Gabe der Teilung der
Aufmerksamkeit. Eine beharrliche Anspannung des Willens kann die Aufmerksamkeit
gleichzeitig auf verschiedene Gegenstände richten. Glaubt nicht, eine solche
Gabe sei nur einigen Genies eigen. Jeder Mensch ist in der Lage, im Laufe
verschiedener Existenzen in sich die Fähigkeit zu entwickeln, die Umgebung sehr
scharf wahrzunehmen und auf verschiedene Fragen zu antworten. Man kann
gleichzeitig mehreren Personen schreiben. Man kann Gedanken an alle Enden der
Welt senden. Deshalb wird diese Eigenschaft als Schwelle zur Teilbarkeit des
Geistes bezeichnet.
Unerlässlich ist es jedoch, die Bekundung der
Aufmerksamkeit bereits in der Schule zu entwickeln. Sie ist für die
Überirdische Welt notwendig, sonst gerät der Wanderer in eine Vielfalt neuer
Eindrücke und verliert dadurch die Möglichkeit, sie sich anzueignen. Ohne
Aufmerksamkeit in sich entwickelt zu haben, versinkt der Mensch in den Wellen
unbekannter Schwingungen und geht im Chaos unter.
Man sollte nicht denken, dass jeder neue
Bewohner der Überirdischen Welt unverzüglich einen Führer erhält. Zuerst muss
er die Möglichkeit der gedanklichen Führung in sich finden. Gewiss, die
Gedankensprache ist für alle dieselbe, doch ein Mensch, der nicht danach
gestrebt hat nachzudenken, kann kein Verständnis dieser Hilfe erlangen. Daher
sagen Wir: Versäumt während der irdischen Tage nicht, über die Überirdische
Welt nachzudenken. Nur wachsame Aufmerksamkeit kann viele Erscheinungen
enthüllen, die Unwissende nicht bemerken.
Der Denker riet dazu, an jedem Tag über das
künftige Leben nachzudenken und die Aufmerksamkeit auf die fernen Welten zu
richten.
838. Urusvati kennt die Gabe der lebendigen
Schöpfung. Der Mensch schafft unaufhörlich. Bewusst oder unbewusst, in äußerer
Aktivität oder in Gedanken, im Wachzustand oder im Schlaf setzt er sein
Schaffen fort, und darin erfüllt sich seine Bestimmung.
Es ist dem Menschen unmöglich, nicht zu
schaffen, denn nur in diesem Zustand kommt er mit höheren Energien in
Berührung. Natürlich werden wir das Schaffen eines großen Denkers nicht mit
demjenigen eines Wilden vergleichen – sie sind unvergleichbar, und dennoch
berührt die grundlegende Energie beide.
Bei seinem Schaffen steigt der Mensch ständig
auf oder ab. Man kann sich einen Apparat, einen Psychographen vorstellen, der
die geringste Bewegung des menschlichen Tuns verzeichnet, es wird sich eine höchst
komplizierte Linie zeigen. Nach Ausbrüchen von Heldentum können sich
beschämende Niedergeschlagenheit, nichtige Angst oder Gereiztheit einstellen,
und der Apparat wird einen Abfall anzeigen, der sich jedoch in der Begeisterung
von Liebe und Freude wieder zu erheben vermag.
Man kann sich den heutigen Menschen unmöglich
in beständigem Aufstieg begriffen vorstellen. Grundsätzlich ist ein solcher
beständiger, ununterbrochener Aufstieg jedoch möglich, nicht nur bei einzelnen
Personen, sondern auch bei ganzen Gruppen und selbst bei der gesamten
Menschheit. Eine solche Erweiterung und Vereinigung des Bewusstseins ist einstweilen
noch ein Traum, doch ist jeder Traum bereits ein Befehl an sich selbst, und die
Hohen Kräfte werden dem kühnen Helden zu Hilfe eilen.
In der Überirdischen Welt geschieht etwas
Ähnliches, doch der irdische Mensch muss sich seiner
Verantwortung für den weltweiten Aufbau bewusst sein. Für den Anfang wollen
wir uns daher merken, dass der Mensch unaufhörlich schafft.
Der Denker sprach: „Wer kann eine Grenze des
menschlichen Schaffens aufzeigen? Die Unbegrenztheit selbst ist der Maßstab.“
839. Urusvati kennt die Gabe der Arbeit. Die
Menschheit beginnt, die Arbeit als höchsten Wert zu verstehen. Die Arbeit wird
als höchster Maßstab angesehen, und dennoch nehmen viele an, sie sei ein Fluch.
Woher aber rührt dieses ungerechtfertigte Urteil? Aus dem Nichtverstehen der
Überirdischen Welt.
Die Menschen wollen von den Grundlagen des
Überirdischen Lebens nichts wissen. Sie verstehen nicht, dass Arbeit eine
Befreiung von Selbstsucht darstellt, anders gesagt, von der schädlichsten
Eigenschaft, welche die Errungenschaft des überirdischen Schaffens stört.
Arbeit von hoher Qualität gestattet es dem Menschen, sich über die niederträchtige
Selbstsucht zu erheben. In einer Stunde wahrer Begeisterung denkt der Schaffende
nicht an sich selbst. Ein Arbeiter, der nach bester Qualität strebt, wird kein irdischer
Sklave der Selbstsucht sein. Daher stellt die Gabe der Arbeit eine Befreiung
von Selbstsucht dar.
Man kann die Selbstsucht auch auf gedanklichem
Wege vertreiben, doch gibt es viele, die derart erhaben zu denken vermögen? Die
Arbeit kommt ihnen zu Hilfe und bewahrt sie vor dem unvollkommenen alltäglichen
Dasein. Die Menschen nutzen die Arbeit nur wenig als Schutz vor dem Versinken in
den Strudel der Banalität.
Die Suche nach besserer
Qualität stellt bereits ein Streben in eine bessere Zukunft dar. Nicht ohne
Grund wurde der Menschheit der Yoga der Arbeit als naheliegendster Weg zur
Errungenschaft vorgeschlagen. Lasst uns nicht darüber schweigen, wie notwendig
Arbeit von klein auf ist. Mögen Familie und Schule die künftigen Arbeiter und
Schöpfer schaffen.
Der Denker sprach: „Betend lasst uns die Gabe
der Arbeit annehmen.“
840. Urusvati kennt die Gabe des Mutes. Ein
verwegener Draufgänger kann angesichts widriger Schwingungen in Furcht
verfallen, ein mutiger Held jedoch ist furchtlos. Mut zu zeigen ist nicht nur eine
irdische Errungenschaft. Mut wird in der Überirdischen Welt erarbeitet.
Ein Wanderer, der den Pfad des Mutes
beschreiten möchte, erhält Höhere Hilfe. Es werden ihm viele Schrecken gezeigt,
doch er weiß, dass sein Wesen unzerstörbar ist und auch das Erschreckendste
seinen Rhythmus nicht stören wird. Mit dieser festen Rüstung tritt der Held ins
irdische Leben. Er kann bestätigen, eine große Gabe empfangen zu haben.
Ich höre, dass ein Griesgram flüstert: „Was
ist denn daran neu? Weiß der Mensch etwa nicht von den Vorzügen des Mutes?“ Er weiß
es gerade nicht, und auch unser Griesgram versucht nicht, diese wertvolle
Eigenschaft in sich zu entwickeln. Es ist unzweifelhaft, dass man in jeder
Lebenslage beharrlich die Eigenschaft des Mutes selbst entwickeln und sich in einer
solchen Anspannung vergessener Aufspeicherungen erinnern kann.
Bekundeter
Mut ist immer schön, und auch dies weiß unser Griesgram nicht, weil er gar
nicht zum Schönen strebt. Für ihn ist Heldentat ein leeres Wort. Er versteht
nicht, weshalb ein Held keinem banalen Dasein huldigen kann. Der Griesgram weiß
den wahren Nutzen des Mutes nicht einzuschätzen, doch selbst bei seinen Geschäften
wäre ihm ein Quäntchen Mut nützlich. Der Griesgram aber zieht es vor, im Staub
der Ängstlichkeit dahinzuvegetieren, als durch Heldentat zu entflammen. Dabei
kann Heldentat doch in den bescheidensten Lebensverhältnissen bekundet werden!
Der Mensch versteht nicht, dass Mut der kürzeste Weg ist.
Der Denker gebot, voller Mut in die
Überirdische Welt zu gehen.
841. Urusvati kennt die Gabe der Erkenntnis.
Man wird fragen: „Ist Erkenntnis etwa eine Gabe? Ist sie denn nicht eine
Errungenschaft unseres freien Willens?“ Für einen engen Materialismus ist sie
das auch. Ein verfeinertes, hochstehendes Denken jedoch versteht, dass
Erkenntnis der Überirdischen Zusammenarbeit bedarf.
Jeder Denker kann feststellen, dass über die
Aneignung von Fakten hinaus eine Emporhebung des Wissens beginnt, und dies ist
bereits eine hohe Gabe. Der Mensch vermag die Wahrnehmungsfähigkeit nicht nur mit
Hilfe seines irdischen Verstandes zu verfeinern. Der wahre Wissenschaftler erkennt
an, dass seine Erkenntnis gleichsam höhere Fäden hat, und auf diese Weise
ergibt sich eine unerwartete Erweiterung des Angeeigneten.
Ein solcher Vorgang kann unbewusst sein, wenn
die Höheren Führer es als unerlässlich erachten, auf das Gemeinwohl Einfluss zu
nehmen. Die Wirkungen könnten jedoch weitaus bedeutender ausfallen, wenn der Wissenschaftler
die Höhere Führung bewusst zulassen würde; dann könnte die Überirdische Welt
sich in ihrer ganzen Erhabenheit offenbaren.
Das
menschliche Herz hat das Gefühl einer Erweiterung, gleichsam als Aufnahme von
etwas Großem. Solche Minuten können zu einer Erleuchtung führen, doch muss der
Mensch fähig sein, einen solchen Strom von Segen aufzunehmen. Es sind keinerlei
Zwangsmaßnahmen erforderlich, man muss nur das Herz öffnen und den Hohen Lehrer
herbeirufen.
Der Denker sprach: „Lehrer, erleuchte meine
Erkenntnis!“
842. Urusvati kennt das Wesen der
überirdischen Maßstäbe. Forscher der Überirdischen Wissenschaft sind oft
erstaunt, weshalb die irdischen nicht mit den überirdischen Fristen
zusammenfallen. Dieser Umstand versetzt Kleinmütige mitunter in Zweifel. Erst
bei tiefgründiger Erforschung der Bedingungen in der Überirdischen Welt wird
der Mensch verstehen, dass überirdische Maßstäbe nicht gänzlich mit irdischen
zusammenfallen können.
Sogar auf der Erde denkt und fühlt ein Mensch,
der auf einem Berggipfel steht, anders als jemand, der sich tief unten im Tal
befindet. Umso verschiedener von den irdischen sind die überirdischen Maßstäbe;
dort gelten die Grundlagen ihrem Wesen nach, und eine Weisung steht in
Verbindung mit den Ereignissen. Daher vermag nur ein forschender Beobachter die
innere Verbindung vieler Ereignisse zu erkennen, die den hauptsächlichen
Hinweis gleichsam begleiten.
Nicht selten erscheinen solche begleitenden Ereignisse
als vollkommen unbedeutend und nebensächlich, und nur ein aufmerksames,
scharfes Auge erkennt die charakteristische Verbindung. Ein solcher
unvoreingenommener Wissenschaftler wird sagen: „Wahrhaftig, die Überirdische
Welt ist der irdischen nahe, doch müssen deren höhere Maßstäbe sorgfältig
beobachtet werden.“ So kann man verstehen, dass die überirdische Sprache nicht
die enge Sprache der Erde sein kann.
Das Herz wird stets als Mittelpunkt des
menschlichen Wesens bezeichnet. Nur das Herz kann den leichten Berührungen der
Überirdischen Welt lauschen und sie verstehen, daran muss man denken.
Der Denker sprach.: „Lehrer, lehre mich, das
Überirdische Flüstern zu verstehen.“
843. Urusvati kennt das Wesen der Freude. Im
alten Indien gab es eine Gemeinschaft von Ärzten, die sich „Schöpfer der Freude“
nannten. Sie behaupteten, für eine erfolgreiche Heilung müsse der Kranke mit
Freude umgeben werden. Sie erkannten die Heilkraft des Gefühls der Freude, das die
besten Schwingungen, irdische wie überirdische, herbeizieht; auf diese Weise wurde
das Befinden des Kranken gehoben und die Genesung verlief erfolgreich.
Die Ärzte anderer Schulen spotteten über die
Schöpfer der Freude. Die Unwissenden gaben nicht zu, dass die Qualität von Schwingungen
die körperliche Heilung fördern kann. Die Unwissenden konnten sich keine
räumliche Macht vorstellen, die durch psychische Einwirkungen herbeigezogen wird.
Eine solche Einwirkung sollte kein Befehl, sondern ein Festtag des Geistes sein.
Man sollte anerkennen, dass eine freudige Erzählung des Arztes bereits das Vertrauen
des Kranken weckt.
Nicht nur die mechanische Arznei, sondern auch
eine die Behandlung begleitende, höchst feine Magnetisierung bewirkt die Mitarbeit
der besten Kräfte des Kranken. Doch nicht nur bei Kranken, sondern auch bei der
ganzen Schöpfung des Lebens vergesst die Heilkraft der Freude nicht. Werdet so
findig, dass ihr Freude selbst an schweren Tagen herbeirufen könnt. Findet die
Kraft, Freude zu schaffen, denn im Raum gibt es viele Möglichkeiten, das Feuer
der Freude zu entzünden. Wahrlich, Freude ist der beste Führer auf den
überirdischen Pfaden.
Der Denker sprach: „Lehrer, lass mich an der
Überirdischen Freude teilhaben.“
844. Urusvati kennt das Wesen der Arbeit. Wir bestätigen
Arbeit als einen Wert von Weltbedeutung. Wir bezeichnen Arbeit als Quelle eines
heilkräftigen Rhythmus. Wir wiederholen, dass Arbeit dem Arbeitenden wahre
Freude verleiht. Wir haben die Arbeit als Grundlage der Familie und des Staates
vorgeschlagen, doch nun ist es erforderlich, eine weitere höchst bedeutsame
Eigenschaft der Arbeit aufzuzeigen: Sie gibt nicht nur dem Arbeitenden selbst,
sondern auch anderen Freude.
Unzweifelhaft vermittelt jede Arbeit irgendjemandem
Freude. Vielleicht ist diese Freude klein, vielleicht ist sie riesengroß. Die
Erscheinung universeller Freude ist ebenfalls eine Folge von Arbeit.
Vergessen wir nicht, dass eine solche Freude
in der Überirdischen Welt unvergänglich ist. Sie schafft Dankbarkeit. Eine solche
Vereinigung der Schwingungen hilft dem Wanderer auf seiner überirdischen Reise.
Dabei muss man die Aufmerksamkeit besonders darauf richten, dass eine solche
Dankbarkeit unpersönlich ist und dass dieses reinste Gefühl den Arbeitenden
sowohl auf der Erde als auch in der Überirdischen Welt begleitet. Er kennt jene
nicht, die ihm dankbar sind. Umso wertvoller ist auf der Leiter des Aufstiegs
eine unpersönliche, selbstheilende Vorstellung.
Zusammenarbeit ist wertvoll, wenn sie durch
Hingabe verstärkt wird. So lasst uns Arbeit als eine Erscheinung gemeinsamer
Freude verstehen.
Der Denker gebot Arbeit als überirdische
Freude.
845. Urusvati kennt das Wesen der Freundlichkeit.
Die lichten Ausstrahlungen von Freundlichkeit sind sowohl auf der Erde als auch
in der Überirdischen Welt ein guter Führer. Besonders in der Überirdischen Welt
ist aufrichtige Freundlichkeit notwendig. Die Gedankenenergie und die
offenkundigen Ausstrahlungen schließen die Möglichkeit schwerer Irrtümer aus.
Natürlich schafft Freundlichkeit auch im irdischen Leben neue Möglichkeiten.
Wenn man selbst einem Feind einen freundlichen Blick zusendet, ist dies kein
Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil von Vorrang.
So ist es notwendig, das Volk zur Erkenntnis des
Nutzens der Freundlichkeit zu erziehen. Mag der ganze Wert dieser Eigenschaft
auch nicht sogleich verstanden werden, so wird sich doch eine unzweifelhafte
Hebung des Bewusstseins einstellen. Bei einer solchen Erziehung muss erneut auf
den Schaden von Hass und Rache hingewiesen werden. Besonders jetzt ist eine
solche Erinnerung notwendig, da Bosheit und gegenseitiger Hass die Erde mit
einer verderblichen Hülle umgeben.
Glaubt nicht, solche Mahnungen seien abstrakte
Moralpredigten. Der Planet ist krank, und die Menschen fördern seine
Zerstörung. Daher lasst uns Krumen der Freundlichkeit sammeln und den Raum mit
Sendungen von Freundlichkeit erfüllen. Wir wissen nicht, zu wem diese guten Rufe
gelangen, doch sie werden einen Nutzen für die gesamte Menschheit erbringen.
Der Denker riet: „Sendet gute Rufe aus. Sie
werden ihre Bestimmung erreichen.“
846. Urusvati kennt das Wesen des Vergessens.
Weise sagen: „Nichts verschwindet, alles hat eine Ursache.“ Wenn etwas in die
Tiefe des Bewusstseins versank, bedeutet dies, dass es dafür einen Grund gibt.
Forschen wir nach, und wir werden finden, dass das Vergessen wohltuend war.
Die Menschen sind erstaunt, warum lang
Vergessenes unerwartet aus dem Bewusstsein auftaucht. Doch auch dafür gibt es
einen Grund. Vielleicht haben unerwartete Schwingungen eine schlafende
Erscheinung[95] geweckt, oder der Mensch musste
etwas vor langer Zeit Durchlebtes erkennen, oder die Überirdischen Führer erkannten
die Notwendigkeit, ihn an seine Verantwortung zu erinnern.
Natürlich haben Wir nicht schändliche Vergesslichkeit
im Blick, die aus Liederlichkeit erwächst. Wir sehen solche Liederlichkeit als
eine gefährliche Untugend an. Die Kinder müssen vor der Möglichkeit bewahrt
werden, in Liederlichkeit zu verfallen.
Die
Menschen verweisen oft auf ihre Vergesslichkeit, ohne zu wissen, welcher
Untugend sie sich damit beschuldigen. Vergessen ist ein Naturgesetz, es sammelt
Schätze im Bewusstsein und bewahrt sie behutsam bis zur vorbestimmten Stunde.
Wahrlich, es ist dem Menschen nicht möglich,
sich aller Einzelheiten der Vergangenheit zu erinnern, erst in der
Überirdischen Welt werden sie zu Rettern oder Anklägern. Es ist nicht möglich,
jede kleine Einzelheit zu verurteilen oder anzuerkennen. Der Tatmensch strebt
voran, für ihn ist Vergessen nur ein Bewahren von Schätzen. Er weiß, dass die
Stunde kommen wird, da der Blitz der Erleuchtung aufleuchten wird.
Wir schätzen es, wenn ein Tatmensch es
versteht, angesammelten Besitz zu nutzen. Wir sind bereit, dabei zu helfen, die
notwendigen Schwingungen aus der Schatzkammer hervorzurufen.
Der Denker sprach: „Auch das Vergessen nehme
ich als ein Geschenk an.“
847. Urusvati kennt das Wesen der Nachsichtigkeit.
Möge jede eurer Bekundungen von Nachsicht zugleich euer Aufstieg sein.
Ein Dummkopf verprügelt einen entkräfteten
Esel, wodurch er nur Schaden anrichtet. Ein kluger Hausherr dagegen gewährt dem
Esel Erholung, füttert ihn und erzielt dadurch Nutzen. Ebenso ist es mit
Unwissenden, man darf sie nicht mit Zorn überschütten,
da eine Beschimpfung keinen Nutzen bringt. Nützlich wird es dagegen sein, nachsichtig
zu sein und überzeugende Worte zu finden. Es ist nicht leicht, sich auf das
Niveau der Unwissenheit einzustellen, doch ein Denker versteht, dass man durch
eine niedrige Tür gebeugt gehen muss.
Es ist viel über Mitleid gesprochen worden,
doch beinhaltet jedes Mitleid bereits Nachsicht. Wahrlich, ruhmreicher Aufstieg
wird durch feinfühlige Nachsicht geschaffen. In der Überirdischen Welt führt
die Befähigung zur Barmherzigkeit zu einem raschen Aufstieg. Der Wanderer
lernt, den Stimmen des Schmerzes Gehör zu schenken und sich mit Gedanken an Heilung
zu erfüllen; solche Gedanken tragen wie Flügel empor.
Der Mensch muss beständig Gelegenheiten suchen,
um Nachsicht zu üben. Auch an den Schulen muss man darüber sprechen, wie
nützlich Nachsicht ist. Man muss aufzeigen, dass Verurteilung
ein tödliches Prinzip ist. Man kann sie leicht vermeiden, wenn man daran denkt,
dass Zerstörung kein Aufbau ist. Überlassen wir Zerstörung der Weisheit des
Kosmos, wir aber wollen aufbauen.
Der Denker sprach: „Lehrer, zeige mir, wie ich
durch Nachsicht aufsteigen kann.“
848. Urusvati kennt das Wesen der Inspiration.
In verschiedenen Sprachen bezeichnet dieses Wort deutlich einen Einfluss von
außen. Die Menschen lieben das Wort Inspiration nicht nur, sondern missbrauchen
es sogar, doch nur sehr selten denken sie über seinen Ursprung nach.
Selbst die wenigen, die den Ursprung des
Wortes Inspiration verstehen, sind in ihrer Meinung geteilt. Die einen gehen
von einer persönlichen Einwirkung aus, während andere annehmen, dass eine
bestimmte Energie wirkt. Lasst uns darüber nicht streiten, denn bei jeder
persönlichen Einwirkung wirkt Energie. Doch für den Menschen ist es an der
Zeit, die wahre Bedeutung der von ihm ausgesprochenen Wörter zu erkennen.
Kann der Mensch aber die Bedeutung der
Inspiration ohne Verständnis der Überirdischen Welt beurteilen? Er wird eine Mitarbeit
Höherer Kräfte nicht anerkennen können, wenn er sie schon grundsätzlich
verneint.
Das Wort Inspiration begegnet einem besonders häufig
bei Künstlern und Wissenschaftlern. Der Grund dafür ist verständlich: Solche
Tatmenschen können Einwirkungen aus den Überirdischen Sphären öfter als andere
erfahren. Diese Erscheinung könnte verstärkt werden, wenn die Menschen sie bewusst
annehmen würden, doch leider wird die Überirdische Welt nicht anerkannt.
Kann man ihre baldige Anerkennung erwarten,
wenn die Menschen von Hass und Zerstörungswut verzehrt sind? Noch ist die
Inspiration jedoch aus dem Wörterbuch nicht verbannt worden. Man kann darauf
warten, dass sich Lehrer finden, welche die große Bedeutung der Inspiration
bereits an der Grundschule erklären. Mögen die Kleinen von Überirdischer Zusammenarbeit
hören. Eine solche höhere Einwirkung wird die menschliche Schöpfung nicht
verstümmeln, sondern sie wie mit herrlichen Flügeln berühren!
Der Denker sprach: „Lehrer, inspiriere mich zu
bester Schöpfung!“
849. Urusvati kennt das Wesen der Begeisterung.
Der herrliche Begriff der Begeisterung weist auf einen Verkehr mit der Höheren
Welt mit Hilfe der Kräfte des Geistes hin. Wer Geist und Seele verneint, sollte
das Wort Begeisterung nicht verwenden, und dennoch wird es mit Vorliebe im Mund
geführt, ohne dass man seine Bedeutung versteht.
Die
Verneiner bedienen sich der Gedanken und Wörter, mit denen der überirdische
Raum angefüllt ist, lassen aber gleichzeitig die Existenz des unsichtbaren
Lebens und unsichtbarer Einwirkungen nicht zu. Es ist daher nicht erstaunlich, dass
es notwendig wird, von Begriffen zu sprechen, die der Welt des Altertums bekannt
waren, heute aber völlig entstellt wurden.
Die Menschen der alten Welt schufen viele Wörter
von großer Bedeutung. Sie wussten bereits, warum diese Wörter der Menschheit
nötig waren, doch die Jahrhunderte fegten die Bedeutung der hohen Begriffe
hinweg. Das menschliche Denken wandte sich dem gewöhnlichen Alltag und einer scheinbaren
Entwicklung des Lebens zu. Die Unwissenheit kroch von unerwarteter Seite
hervor. Statt den Gesichtskreis zu erweitern, engte die Wissenschaft ihn bis zu
unwissender Verneinung ein. Man sollte meinen, dass Wissenschaftler forschen, sich
aber nicht mit Verneinung beschäftigen sollten.
Es
sollte Begeisterung in das Bewusstsein des Wissenschaftlers herabsteigen, und
er sollte die ganze Bedeutung dieses Begriffes schätzen. Stattdessen hat er die
Führung durch Überirdische Kräfte herabgewürdigt und sich dadurch selbst
geschwächt.
Es ist hinreichend über die bewusste Schöpfung
gesprochen worden, bei welcher der Mensch hellsichtig und hellhörig wird. Doch
für eine solche Errungenschaft muss der Mensch vor allem erkennen, welche Macht
er offenbart und welche Zusammenarbeit bereit ist, ihm zu helfen. Dann wird er
das Recht haben, Begeisterung zu bekunden.
Der Denker riet, selbst im gewöhnlichen
Alltagsleben die Begeisterung nicht zu vergessen.
850. Urusvati kennt das Wesen der Herzensgüte.
Ein herrlicher Begriff, der es nicht verdient, von Unwissenden herabgesetzt zu
werden. Für letztere steht ein herzensguter Mensch einem Geistesschwachen nahe,
und ein Gutmütiger verdiene kein Vertrauen. Was kann indessen erhebender sein
als Bestrebung zum Wohl, zum Guten? Nur ein weiser Mensch kann all seine Kraft dem
Wohl zulenken. In der Überirdischen Welt bedauert er ein solches Streben nicht,
denn der Magnet des Guten führt ihm die besten Weggefährten zu.
Auf der Erde träumen die Menschen von
Zusammenarbeit, doch in der Überirdischen Welt ist diese noch viel spürbarer.
Sie stärkt den Geist und vermehrt die psychische Energie. Auf der Erde
versuchen die Menschen, mit verschiedenen Yogamethoden das Bewusstsein zu heben
und sich der Höheren Welt zu nähern. Die Überirdische Welt erfordert eine noch größere
Anspannung, um Fortschritt zu erzielen. Dort bewegt sich der Wanderer ständig,
ohne Unterbrechung, vor oder zurück, wie ein in einen Strudel geworfener Stein.
Der Anker des Wohls wird sehr sicher sein, doch dafür muss der Mensch sich
wahrhafte Herzensgüte aneignen. Sie hilft, Gereiztheit, heftigen Zorn und
Boshaftigkeit zu vermeiden.
Mögen die Menschen nicht denken, dass Wir über
unnötige Themen sprechen. Die Welt ist dermaßen von Hass ergriffen, dass der
Rettungsring des Wohls unerlässlich ist. Möge der Mensch nach den vielen herabgewürdigten
und vergessenen Begriffen suchen. Möge er lernen, sie in ihrer wahren Bedeutung
anzuwenden. Im Staub der Jahrhunderte kann viel Gutes gefunden werden.
Der Denker bestätigte: „Lege die Rüstung der
Herzensgüte an und werde unbesiegbar.“
851. Urusvati kennt das Wesen des Segens.
Uranfängliche Energie, Segen, psychische Energie, feurige Energie, Prana – es hat
in den verschiedenen Jahrhunderten viele Bezeichnungen gegeben, doch der Sinn ist
derselbe. Lebensspender, Lenker der schöpferischen Kraft, Erwecker zur
Erkenntnis, so könnten die Menschen diesen Segen verstehen. Doch sie sind von
einem Verständnis der Grundlagen des Weltenaufbaus weit entfernt. Sie fragen: „Wenn
die uranfängliche Energie den Raum erfüllt, warum wirkt sie dann nicht in
gleicher Weise auf die gesamte Menschheit ein?“
Die Fragesteller wissen gar nicht, dass es
keine zwei gleichen Menschen gibt; sie wissen nicht, dass man die Energie anerkennen,
herbeirufen und aufnehmen muss. Der Unwissende gleicht einem Kranken, der die sofortige
Wirkung eines Medikamentes fordert. Schon nach der ersten Einnahme ist er
bereit, sie in Frage zu stellen. Genauso handelt derjenige, der die
uranfängliche Energie nicht anerkennt.
Ebenso
wenig versteht der Unwissende, dass man fähig sein muss, die Energie herbeizurufen.
Man muss einen reinen Willen anspannen, damit der feurige Magnet entflammt.
Dieser Magnet kann nicht zum Leben erstehen, ohne den Wille zu üben.
Ebenso schwer fällt es dem Menschen, den Segen
im irdischen Alltag anzunehmen. Wie ein gefangener Paradiesvogel schlägt er an
den Käfig und verliert dabei die besten Federn. Wer den Segen angenommen hat, muss
diesen wunderbaren Vogel in Freiheit halten. Wie aber soll man ihn so
dressieren, dass er sich nicht als bedauernswerter Gefangener erweist? Die
Menschen haben verschiedene Methoden ersonnen, um ihren Lebensalltag an die
Erhabenheit der herrlichen Energie anzupassen, doch an die direkte Bedeutung
des Wortes „Segen“ haben sie nur wenig gedacht.
Der Denker freute sich, wenn er die Gegenwart von
Segen verspürte. Er sprach: „Ein feuriger Vogel hat mich berührt, der Bote der
Überirdischen Welt.“
852. Urusvati kennt das Wesen des Glaubens.
Man spricht von blindem Glauben, doch Wir bekräftigen einen sehenden Glauben.
Glaube ist Wissen, doch auch das Wissen teilt sich in Wissen des Verstandes und
Wissen des Herzens. Es fällt den Menschen nicht leicht zu unterscheiden, wo die
Grenze zwischen beiden Wissensarten liegt, doch sollten sie verstehen, dass
Herzenswissen sehr schwer zu erlangen ist, wenn man keine überirdischen
Aufspeicherungen angesammelt hat.
Wahrlich, in der Überirdischen Welt kann man
unmöglich voranschreiten, wenn der feurige Magnet des Herzens nicht entflammt
ist. Man muss sich klar machen, wie sehr man die Entwicklung dieses Magneten in
der Überirdischen Welt vollenden kann, denn er soll im irdischen Leben
erstrahlen.
Die
Menschen haben viele Methoden erdacht, um diesen Magneten auf künstliche Weise
zu entzünden. Andere nahmen an, nur geistige Entwicklung fördere seine Entwicklung
– diese waren dem Ziel näher. Körperbewegungen können keine Geistigkeit
schaffen. Allein gedankliche Übung führt zu erhabenem Herzwissen. Wie aber soll
man den Menschen erklären, dass jeder Tag und jede Stunde für diese
überirdische Errungenschaft wichtig sind? Der Verstand stört das Herz und trägt
kostbare Erleuchtungen hinweg.
Der Denker bemerkte kurz: „Ich weiß, ich glaube.“
853. Urusvati kennt das Wesen des Strebens.
Oftmals unterscheiden die Menschen nicht zwischen dem geistigen Streben des Herzens
und einer verstandesmäßigen, körperlichen Anspannung. Aus diesem betrüblichen Unverständnis
entstehen üble Folgen. Man kann mit der Stirn an kalte Steine schlagen, doch die
schöpferische Energie wird nicht herabsteigen.
Man wird fragen: „Wie soll man die Erkenntnis
der Energie lernen?“ Um einen Strom höherer Anspannung aufnehmen zu können, muss
man vor allem das Bewusstsein durch erhabenes Denken verfeinern; so wird sich
das Bewusstsein erweitern und das Feuer des Herzens entzündet sich. Ein solcher
segensreicher Zustand vermag sich unerwartet einzustellen.
Nicht nur einmal haben Wir daran erinnert, dass
die Maßstäbe der Überirdischen Welt nicht den irdischen gleichen. Nur wenn er
diesen Unterschied verstanden hat, kann der Mensch mit der Überirdischen Welt
vertraut werden. Es bedarf nicht irgendwelcher konventioneller Übungen, nur das Denken kann den Menschen erheben. Nur bei bestrebtem
Denken kann der Mensch die Gegenwart des inneren Feuers spüren.
In
alten Lehren lassen sich Hinweise auf einen kostbaren Talisman finden, der sich
im Herzen befindet. Wahrhaftig, man kann das Feuer des Herzens, das von
überirdischer Energie entfacht wurde, mit einem Talisman vergleichen.
Mögen die Menschen nicht denken, man müsse sich
in eine Einsiedelei zurückziehen, um eine normale Entwicklung des Bewusstseins
zu erreichen. Auch im irdischen Alltag ist herrliches Streben zu finden, und
eine solche Heldentat ist sogar noch wundervoller. Man muss das Streben jedoch schärfen
wie den Pfeil eines mächtigen Bogenschützen.
Mögen die Lehrer an den Schulen von der Macht erhabenen
Strebens sprechen. Mögen sie einen Moment des Schweigens einführen, in dem die
Kleinen ihr Denken zum Herrlichsten lenken können. Solche Augenblicke können
Funken des Herzensfeuers hervorrufen.
Der Denker riet, sich schweigend zu versammeln
und die Gedanken auf die Menschheit zu richten.
854. Urusvati kennt das Wesen des Zulassens.
Die Menschheit zerfällt in solche, die zulassen, und solche, die verneinen. Die
ersteren bergen das Samenkorn der Neuen Welt in sich, die zweiten schaffen
kosmischen Unrat. Wenn jemand zwischen beiden Lagern eine Grenze ziehen wollte,
wäre er verblüfft über ihren gewundenen Verlauf.
Besonders erstaunlich ist, dass sich unter den
Verneinern große Tatmenschen und Wissenschaftler befinden. Es kommt ihnen nicht
in den Sinn, dass ihr Schaffen sich ausweiten könnte, wenn sie sich von dem
finsteren, selbst verhängten Verbot befreien würden. Erst in der Überirdischen
Welt werden sie verstehen, wie sehr sie selbst ihren eigenen Fortschritt gestört
haben.
Im irdischen Leben sind solche Verneiner
allerdings hoffnungslos. Nur eine starke Erschütterung kann ihnen eine
Erweiterung des Horizonts zurückgeben. Daher muss besonderes Augenmerk auf die
Kinder gelegt werden, deren Bewusstsein noch nicht verdorben ist.
Manche meinen, Wir gäben ethische Unterweisungen,
sie vergessen jedoch, dass Wir die Grundlage des Feurigen Yoga vermitteln. Bei
seiner natürlichen Entwicklung ist eine ethische Grundlage des Lebens unerlässlich.
Nur ein reines Herz wird bei einer feurigen Verbindung mit Höheren Kräften
nicht veraschen.
Man
darf nicht vergessen, dass die Menschen der beständigen Ermahnungen bedürfen;
sie können die Lehren nur in unterschiedlichen Zuständen und verschiedenen
Ausdrucksformen aufnehmen. Wahrhaftig, der Lehrer muss scharfsichtig und findig
sein.
Der Denker riet: „Sieh dir deine Schlösser
genau an. Bist du in der Lage, sie zu öffnen?“
855. Urusvati kennt das Wesen der
Freundlichkeit. Ein Yogi ist von Natur aus freundlich. Sorgsam erforscht er
jede Erscheinung, und wenn er ein Teilchen des Guten findet, wird er davon
ausgehend sein Urteil fällen. Wenn der Yogi jedoch kosmischen Unrat wahrnimmt,
wird er ihn hinwegfegen, da er weiß, dass ein solcher Verfall nur durch Feuer
umgewandelt werden kann. Der Yogi versteht, dass man eine Erscheinung unmöglich
anhand ihres vorübergehenden Zustandes bewerten darf, daher betrachtet er ein
Geschehen in seinen verschiedenen Offenbarungen, bevor er über das Wesen
urteilt.
Versteht, dass dies die Grundlage der
Freundlichkeit ist. Es ist besser, zur Seite des Guten hin zu irren, als unüberlegt
zu verurteilen. Das Herz des Yogi trügt jedoch nicht, und kosmischer Unrat ist
für feinfühlige Schwingungen unfehlbar zu erkennen.
Überirdische Schwingungen können den Verfall
des Wesens eines Menschen unfehlbar feststellen. Mit der Zeit wird man solche
feinstofflichen Schwingungen auch im irdischen Dasein anwenden können. Allerdings
ist eine baldige Anwendung solcher verfeinerter Apparate nicht zu erwarten. Man
kann sehen, in welchem groben Zustand die Menschheit sich befindet, weshalb es
unmöglich ist, den Schuppenpanzer der Unwissenheit zu durchdringen.
Nichtsdestoweniger vollzieht sich Evolution.
Der Denker bestätigte: „Bewahrt euch
Freundlichkeit als eine Fackel in der Finsternis.“
856. Urusvati kennt das Wesen des Strebens.
Jede Arbeit erfordert Konzentration, durch sie wird die Qualität der Arbeit
erhöht, doch nennen Wir dies eine äußere Konzentration. Wir möchten an das innere
Streben erinnern. Ein solches Streben sollte jedem Menschen eigen sein, doch tatsächlich
begegnet es einem nur selten.
Der Mensch muss sich die Überirdische Welt zu
eigen machen und ein volles Verstehen der Höheren Helfer bekunden. Wie aber
soll er seine Schätze erkennen, wenn niemand zu ihm von ihnen spricht? Von
klein auf wird der Mensch der Überirdischen Welt entfremdet, man verbietet ihm sogar,
über etwas „Übernatürliches“ nachzudenken. So ist er wie ein Blinder, der durch
einen Wald läuft, bis seine Stirn an einen Baum stößt.
Es erfordert eine große Erschütterung, damit der
Mensch von einem inneren Licht erleuchtet wird; erst dann wird er zu suchen
beginnen und Höhere Hilfe empfangen können. Wahrhaftig, der Suchende wird
bemerken, dass sein Streben die Qualität seiner Errungenschaften erhöht. Natürlich
wird sich in einem solchen Fall scheinbar zufällig etwas finden oder jemand
getroffen werden.
Möge der Mensch sich nur recht bald von der
absurden Vorstellung befreien, die Erscheinungen des Lebens seien zufällig.
Eine Ursache liegt allem zugrunde, und weise muss man nach ihr suchen.
Streben
vermehrt wie eine magnetische Kraft die Macht des Menschen. Inneres Streben
stört seine Arbeit keinesfalls, sondern verwirklicht wie ein ununterbrochener
Pulsschlag den Aufstieg. Möge der Mensch über die unaufhörliche Tätigkeit des
Herzens nachdenken und sie als Aufruf zu ebenso unaufhörlichem Streben
verstehen.
Der Denker sprach: „Ein magnetischer Pfeil
kennt seine Richtung.“
857. Urusvati kennt das Wesen der Erholung.
Wir haben bereits davon gesprochen, dass Erholung im Wechsel der Arbeit liegt,
doch muss man auch noch andere nützliche Formen der Erholung im Blick haben.
Solche sind: Verkehr mit der Überirdischen Welt, Bereicherung der Erkenntnis,
Betrachtung der Größe der Natur und menschliche Schöpfung. Die einen bezeichnen
eine solche Erholung als Erweiterung des Bewusstseins, andere als Befreiung von
Egoismus und dritte als Sieg des Geistes – sie alle haben recht. Begeisterung durch erhabene Wahrnehmungen vermag das Leben
zu verklären, wenn der Mensch fähig ist, solche heilkräftigen Schwingungen in
sich zu bewahren.
Leider sind die Menschen überaus selten in der
Lage, solche wahren Werte zu nutzen. Gewöhnlich hindert wütende Bosheit sie daran,
das Allerschönste zu bemerken. Anstatt der bestimmten Erholung versinkt der
Mensch in Gereiztheit und schadet damit nicht nur sich selbst, sondern auch der
gesamten Umgebung.
An den Schulen muss erklärt werden, worin eine
Erholung besteht, die Gesundheit des Geistes und des Körpers erzeugt. Mögen die
jungen Erbauer des Lebens das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung
finden. Mögen sie Zeit finden, um über die Überirdische Welt nachzudenken.
Vielleicht werden sie mit Hohn und Spott beginnen, doch dann wird einfache
Logik sie dazu veranlassen, tiefer nachzudenken.
Vielleicht
wird ihr Denken zu Beginn von der Astronomie, der Chemie oder einem beliebigen
Zweig der Physik ausgehen und dabei auf etwas ihnen Unbekanntes stoßen.
Besonders jetzt, da die Menschen über Energien nachzudenken beginnen, kann man
erwarten, dass wissbegierige Geister die Weite der Möglichkeiten verstehen, die
das Dasein verwandeln. Doch sind die Menschen von der Freiheit des Denkens noch
weit entfernt. Möge Denken die unterdrückten Sklaven befreien.
Der Denker sprach: „Arbeit ist der Befreier,
der Gedanke jedoch der Führer auf dem Weg.“
858. Urusvati kennt das Wesen der Treue. Adamant*
– so nannte man in alten Zeiten die Eigenschaft der Treue. Treue,
Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit sind ein Bollwerk gegen Zweifel, Schwanken und
Verrat. Die Ausstrahlung der Treue stellt eine wunderschöne Erscheinung dar.
Ja, ja, ja – es ist an der Zeit, dass die Menschen die klaren Abdrücke ihrer
Ausstrahlungen erkennen.
Kaum dass die ersten Experimente zur
Erforschung der Ausstrahlungen durchgeführt worden waren, haben diese anfänglichen
Entdeckungen auch schon wissensdurstige Geister angezogen. Nun, da alle
Apparate verfeinert und verbessert worden sind, sollten die Wissenschaftler
unverzüglich zu weiteren Versuchen schreiten. Die Erforschung der
Ausstrahlungen ist überaus bedeutend. Die Neue Ära erfordert eine Bestätigung
der feinstofflichen Energien.
Auch die Medizin wird sich weiterentwickeln,
wenn die Menschen verstehen, wie wohltuend positive Eigenschaften und wie
schädlich die Ausstrahlungen der Bosheit sind. Es ist eine Tatsache, dass die
Ausstrahlung sich nicht verflüchtigt, sondern den umgebenden Raum sättigt. Die
Menschen suchen die Ursache von Epidemien, doch mögen sie diese in ihrer
eigenen Umgebung finden.
Überdies
hat die Qualität der Ausstrahlungen in der Überirdischen Welt eine große
Bedeutung. Der feinstoffliche Körper kommt dort mit der ihm gewohnten
Ausstrahlung an. Er kann ein schöpferischer Magnet sein, sich aber auch als abstoßendes
Ungeheuer erweisen.
Es
ist nicht leicht, sich von solchen abscheulichen Aufspeicherungen zu befreien.
Es ist daher vernünftig, ein rettendes Licht um sich herum zu haben. Dafür
jedoch ist es vor allem notwendig, die Überirdische Welt zu erkennen und ihr in
ganzer Treue zuzustreben.
Der Denker riet: „Denkt daran, dass Treue ein
fester Schild ist.“
859. Urusvati kennt das Wesen des Unsagbaren.
Die Teilbarkeit alles Existierenden ist unbegrenzt, doch kann man in jedem
einzelnen Teil etwas überaus Kleines, Unsagbares finden. Die alten Denker der
Alchimie nannten dieses Etwas: „Schatz der Mutter“, „Auge des Jupiter“ oder „Feste
des Sieges“. Inzwischen ist die Wissenschaft zu der Erkenntnis gelangt, dass
dieses grundlegende Teilchen erforscht werden kann.
Man fragt: „Wie konnten die Alchimisten bei
der Unvollkommenheit ihrer Apparate das feinste Teilchen des Seins erkennen?“
Natürlich nur auf dem Weg der psychischen Erkenntnis. Wir wiederholen dieses
alte Beispiel, um daran zu erinnern, dass selbst die vollkommensten Apparate
die Teilnahme der psychischen Energie erfordern. Möge die Wissenschaft
versuchen, schwierige Probleme zu lösen, doch ist es an der Zeit, die Bedeutung
der psychischen Energie anzuerkennen. Oftmals prahlen die Menschen sogar mit
ihrem Unglauben und werfen dabei unterschiedslos viele unvergleichbare Begriffe
zusammen.
Der Denker sagte zu denen, die ihren Unglauben
herausschrien: „Glauben müsst ihr nicht, aber wissen solltet ihr.“
860. Urusvati kennt das Wesen der Erweiterung
des Bewusstseins. Um diesen Begriff herum bestehen viel Zweifel und
Unverständnis. Unerfahrene Forscher nehmen an, eine solche Erweiterung komme
von außen und der glückliche Empfänger nähme bloß ein hohes Geschenk mit
Dankbarkeit an. Solche Forscher vergessen das Gesetz des freien Willens. Sie
werden bekümmert sein zu erfahren, dass die Erweiterung des Bewusstseins nicht
von außen, sondern von innen kommt.
Nur der feurige Magnet des Herzens, durch
hohes Denken und Streben entflammt, zieht höhere Energien an. Die Macht der
höheren Energien verwandelt das Bewusstsein und macht es für die Erkenntnis der
Gesetze des Daseins empfänglich. Die Menschen schätzen den Magneten des Herzens
nicht und setzen damit ihre eigene Bedeutung herab.
Man
darf unmöglich annehmen, die Höheren Kräfte würden den freien Willen zwingen.
Im Gegenteil liegt die Schönheit darin, dass der Mensch der Urheber seines
eigenen Aufstieges ist; Zusammenarbeit tritt jedoch in Abhängigkeit von der
Kraft und der Reinheit seines Denkens ein. So bereitet der Mensch sich seine
Situation in der Überirdischen Welt selbst.
Der Lehrer erscheint entsprechend dem
Denkniveau des Wanderers. Es wurde gesagt: „Wie soll man einen Ertrinkenden
retten, wenn die Hülle seiner Kleidung es nicht erlaubt, seinen Körper festzuhalten?“
Besonders wichtig ist die Erweiterung des Bewusstseins, die in die Zukunft
gerichtet ist. Ein Mensch mit erweitertem Bewusstsein versteht die
Vergangenheit als Übergang in die Zukunft.
Der Denker sprach: „Strebt in die Zukunft, sie
ruft euch!“
861. Urusvati kennt das Wesen der Liebe zur
Zukunft. Vor langem wurde gesagt: Das Leben ist ein ununterbrochener Strom. Man
kann auch sagen: Das Leben ist ein Flug in die Zukunft. Die einen fürchten die
Zukunft, andere finden sich traurig mit ihrer Unausweichlichkeit ab, und nur
sehr wenige lieben die Zukunft. Solche Menschen können zu Recht als beflügelt
bezeichnet werden. Sie spüren, wie unsichtbare Flügel sie über die Erde
hinaustragen. Sie vermögen große Wahrheiten zu entdecken und lebendige Wissenschaftler
zu sein. Sie spüren, dass keine ihrer Entdeckungen verlorengehen wird.
Sie begegnen jedem Tag als einer neuen
Möglichkeit. Sie lieben den Sieg, und können sich der Unwissenheit widersetzen.
Woher kommt bei diesen Tatmenschen die
Bereitschaft zu ununterbrochener Arbeit? Die Liebe ist eine mächtige
Antriebskraft. Die Liebe ist ein Magnet und der Ursprung des Erfolges. Die
Liebe zur Zukunft ist die mächtigste Antriebskraft und bewahrt den Tatmenschen
vor schläfriger Faulheit. Die Liebe ermöglicht das Verstehen der Überirdischen
Welt.
Die Menschen sprechen oft von Begegnungen mit
Nahestehenden in der Überirdischen Welt. Zwar lieben sie die Zukunft nicht als
einen feurigen Sieg, doch es ist gut, dass sie um ihrer Nächsten willen von der
Überirdische Welt träumen.
Wie
herrlich aber kann der Überirdische Weg eines Tatmenschen sein, der in die
Zukunft strebt! Er wird keine Stunde verlieren, um nach der Lösung der Probleme
zu suchen, die ihn im irdischen Leben beschäftigt haben, und er wird Höhere
Führer finden.
Der Denker sprach zu den Kindern: „Liebt die
Zukunft, und euch werden Flügel wachsen.“
862. Urusvati kennt das Wesen der Liebe zur
Natur. Ein Agni Yogi liebt die Natur, in ihren kleinsten und größten
Offenbarungen erblickt er die Schönheit. Er spürt die Erhabenheit, die den Raum
sättigt. Der Yogi erkennt, dass die Natur für ihn das Fenster zu den fernen
Welten und der Zugang zur Überirdischen Welt ist.
Es ist unerlässlich, den Menschen wiederholt
von der Bedeutung der Natur zu sprechen, denn viele verstehen es überhaupt
nicht, sie zu beobachten, und sehen ihre Bedeutung im Leben nicht. So muss man
in Kindern die Neigung zur Natur und besonders zum Himmel beobachten.
Man kann zwei gegensätzliche Menschentypen beobachten,
und jeder Lehrer sollte jenen Kindern helfen, in denen das Feuer brennt, das zu
den fernen Welten führt. Solche Fähigkeiten weisen auf wertvolle
Aufspeicherungen aus früheren Leben hin. Von solchen Kindern darf man Arbeit
für das Gemeinwohl erwarten; dieser Begriff entflammt durch die Begeisterung
angesichts der Erhabenheit des Weltalls.
Oftmals
jedoch missachten die Erwachsenen die wertvollsten Charakterzüge der Kleinen.
Urusvati erinnert sich, wie ihre schöne Vision verlacht wurde. So erscheinen
viele bemerkenswerte Offenbarungen von höheren Energien den Unwissenden als
leere Hirngespinste. Es ist seit langem an der Zeit, dass wahre Wissenschaftler
den Kleinen, deren Augen und Ohren geöffnet sind, zu Hilfe kommen.
Der Denker sprach: „Liebt die Natur, sie wird
euch lehren, aufzusteigen.“
863. Urusvati kennt das Wesen der Aneignung.
Ich habe bereits auf Aufnahmefähigkeit, Duldsamkeit und Verstehen hingewiesen,
doch diese Eigenschaften sollten durch die Fähigkeit zur Aneignung gekrönt
werden. Synthese kann sich nur bei Aneignung entwickeln.
Was
aber ist Aneignung? Bei einer Erweiterung des Bewusstseins muss sich auch eine Aneignung
des Erkannten einstellen. Es wird gleichsam zum eigenen und unveräußerlichen.
Mit einem solchen Vorrat wird der Wanderer die Überirdische Welt lichtstrahlend
betreten. Lichtstrahlend deshalb, weil sich sein inneres Licht verstärkt.
Ebenso wird ein gut bevorrateter Wanderer in
der Mehrzahl der Fälle ein klares Bewusstsein bewahren und daher keine Erholung
durch Schlaf benötigen. Gewiss können Fälle von Krankheit eintreten, bei denen
Erholung notwendig ist, doch auch in einer solchen Situation wird der Schatz der
Aneignung die Frist der Untätigkeit verkürzen.
Der
lichtvolle Tatmensch strebt in die Zukunft, und auf allen Wegen denkt er an schöpferische
Arbeit. Der Magnet seines Herzens wird die Anziehung zum Kosmischen Magneten
finden und das Herz auf das Gedankenschaffen richten.
„Herrlich ist die Errungenschaft des
Gedankenschaffens“, so gebot der Denker.
864. Urusvati kennt das Wesen des Mitleids.
Maitreya, der Herrscher des Mitleids, hat dieses allgemeinmenschliche Gefühl der
Zukunft eingeprägt. Die Verwirrung der Welt ist groß!
Viele Ärzte sind erforderlich, um die
Menschheit zu heilen. Zugleich mit körperlichen nehmen psychische Epidemien zu.
Mitleid kann die Ärzte für den dringenden Kampf rüsten.
Im Umkreis von Mitleid gibt es einige
verwandte Gefühle, doch unter ihnen ist nur Mitleid frei von Egoismus. Selbst
Bedauern kann hochmütig sein; selbst Barmherzigkeit kann nicht ganz frei von
Selbstsucht sein, doch Mitleid geht zum Kranken und nimmt die ganze Schwere des
Schmerzes auf sich. Es erforscht die Ursache des Schmerzes und verabreicht psychische
Energie, um die beschädigte psychische Verfassung wieder gesund zu machen.
Natürlich muss man die psychischen Seuchen in
ihrer weiten Bedeutung verstehen. Die Menschen geraten in Verwirrung und machen
sich in diesem Zustand hilflos. Vieler guter Kräfte bedarf es, um zu
unterstützen, ohne zu kränken, und Hoffnung in den einfachsten und verständlichsten
Worten auszudrücken. Der Kranke ist ein Egoist, und man darf ihm nicht zu
verstehen geben, man habe seine Untugend erkannt.
Wahrlich,
Mitleid ist das sanfteste, verständnisvollste Gefühl. Vergessen wir nicht, wie
hilfreich ein feines Gefühl in der Überirdischen Welt ist. Es offenbart den
Magneten des Herzens, und mit dieser Macht ist der Mensch unbesiegbar.
Der Denker bestätigte: „Mitleid ist die Krone
der Zukunft.“
865. Urusvati kennt das Wesen der augenblicklichen
Erleuchtung. Vor langem wurde gesagt: „In einem einzigen Seufzer versetzen wir
uns in die Überirdische Welt.“ Ein einfacher Rat, doch um ihn herum haben sich
viele Missverständnisse angehäuft.
Nach einer schweren Mahlzeit seufzen die
Menschen, ohne sich jedoch irgendwohin zu versetzen. Ebenso seufzen sie bei
alltäglichen Missgeschicken, ohne sich aber in die Überirdische Welt zu
versetzen. Der Mensch seufzt im Zorn und in Gereiztheit, verwurzelt sich aber nur
noch tiefer im Irdischen.
Nur sehr wenige verstehen, dass Erleuchtung
viele Bedingungen erfordert. Nötig ist vor allem Stille des Herzens, doch ist
diese Ruhe nicht leicht erreichbar. Ebenso schwer zu verstehen ist, dass der
Chemismus der Erleuchtung überaus kompliziert ist, die Verbindung mit dem
Höchsten wird von außen und von innen hergestellt.
Der Mensch ist nicht fähig, mit dem Verstand
zu erkennen, wann und warum eine solche gute Verbindung zustande kommt. Der
Verstand ist ein schlechter Ratgeber! Statt Hilfe zu leisten, kann er zu Irrtum
führen. Allein das Herz vermag die heilige Stille zu erfühlen, und in einer
solchen Bestrebung entsteht wahres Gefühlswissen.
Bei erfahrenen Menschen kann eine solche hohe
Empfindung das ganze Leben erfüllen, ohne von Arbeit und schöpferischer
Tätigkeit abzulenken. Höchste Qualität erfüllt die Arbeit eines solchen
erleuchteten Tatmenschen. Herrliche Erleuchtung steigt zum Herzen herab, und der Mensch verwandelt das Leben in eine ununterbrochene
Heldentat.
Der Denker bekräftigte: „Haltet den Eingang
rein, damit der Bote eintreten kann.“
866. Urusvati kennt das Wesen des Schadens böswilligen
Redens. Es ist seit langem an der Zeit, der Trennung von Ethik und Biologie ein
Ende zu setzen. Es ist seit langem an der Zeit, die uranfängliche Energie zu
erkennen. Es ist seit langem an der Zeit, die Bedeutung der Emanationen und Schwingungen
zu verstehen. Doch trotz ihrer Offensichtlichkeit versucht die Menschheit, die
einfachsten Gesetze der Natur zu verneinen.
Der Mensch hat viele Male von dem schädlichen
Chemismus gehört, den böse Gedanken und böswillige Reden verursachen, und
dennoch ist die Welt mit bösen Gedanken angefüllt. Niemand will erkennen, dass
eine solche böse Kraft Epidemien von Entartung und anderes Elend erzeugen kann.
Es ist an der Zeit, die Wirklichkeit mit dem
Auge eines wahren Wissenschaftlers anzusehen. Es ist an der Zeit, an den
Schulen von dem verderblichen Schaden böswilligen Redens zu sprechen; doch die
Welt ist an Lehrern verarmt, und es ist niemand da, der die Kleinen vor böswilligem
Reden und seinen Folgen warnt. Auch zu Hause hören sie viele böse Schimpfworte.
Doch der Lehrer muss vom medizinischen Gesichtspunkt aus auf den nicht
wiedergutzumachenden Schaden böser Gedanken hinweisen.
Nicht nur Trunksucht und Narkotika zerstören
den Organismus, doch böse Gedanken eröffnen nicht weniger allen möglichen
Infektionen einen Zugang. Ein böser Mensch wird durch all die verderblichen
Einflüsse entwaffnet. Nicht die Überirdische Welt umgibt ihn, sondern
Finsternis. Es ist an der Zeit zu verstehen, dass das Böse eine zersetzende
Kraft darstellt, denn im Bösen wird keine gesunde Nachkommenschaft geboren.
Der Denker ging auf den Marktplatz und warnte:
„Eilt, euch von den Ketten bösen Gedanken zu befreien.“ Die Dummköpfe lachten
über ihn.
867. Urusvati kennt das Wesen der
Autosuggestion. Viele verhalten sich gegenüber diesem Konzept geringschätzig
und sogar verächtlich, doch eine richtig geübte Autosuggestion ist auf den
irdischen und den überirdischen Wegen eine sichere Stütze.
Der Mensch muss verstehen, dass ein
Selbstbefehl zum Guten und zum Gemeinwohl Überirdische Hilfe herbeiruft. Sieg
wird eintreten, wenn der Mensch sich selbst befahl zu siegen. Durch einen solchen
selbstbefohlenen Sieg wird der Weg verkürzt. Gleichfalls muss man wissen, dass
der Mensch mit dem wohltätigen Befehl eine Schwingung schafft, die ihn mit den
Höheren Kräften vereint. Doch auch solche einfachen Überlegungen müssen dem Bewusstsein
fast gewaltsam eingeprägt werden.
Der Mensch hat von der besten Gabe, dem freien
Willen, nur eine verschwommene Vorstellung. Er weiß nicht, welche Verantwortung
ihm dieses Vorrecht auferlegt. Wie soll er über den freien Willen verfügen,
wenn er die Macht des Selbstbefehls nicht versteht? Vor langem wurde gesagt, dass
der Mensch vor allem sich selbst besiegen muss, doch was für ein Sieg wird das
sein, wenn er es nicht versteht, sich mit dem Willen zum Guten zu erfüllen?
Lasst
uns daher daran denken, dass Autosuggestion ein wissenschaftlicher Begriff ist.
Jeder vermag in jedem beliebigen Zustand Autosuggestion in sich zu entwickeln,
und die Bewohner der Überirdischen Welt werden jubeln, wenn sie eine solche
Möglichkeit der Zusammenarbeit erblicken.
Der Denker sprach: „Freund, zünde deine
Öllampe an. Auf das Licht hin werden die erwünschten Gäste herankommen.“
868. Urusvati kennt das Wesen des Psycholebens.
Selbst Unwissende und stumpfsinnige Dickköpfe können die Existenz der
psychischen Welt nicht leugnen, versuchen sie jedoch unter absurden
Bezeichnungen zu verbergen. Natürlich darf man nicht erwarten, dass solche
Zweibeiner die große Bedeutung des Psycholebens erkennen können. Selbst
entwickeltere Menschen sind nicht in der Lage, das Psycholeben in seiner ganzen
Bedeutung anzuwenden.
Man muss die Menschheit mit allem Nachdruck
daran erinnern, dass die Evolution die Tätigkeit des Psycholebens verstärkt. Und
die Menschen müssen lernen, die Schwingungen solcher höherer Energien
wahrzunehmen.
Der Mensch weiß, dass die psychische Energie
ihn vor Krankheit, Zweifel und Niedergeschlagenheit bewahrt. Neben der Abwehr
dieser mächtigen Feinde kann die psychische Energie jedoch die gesamte Existenz
verwandeln. Auch führt sie den Menschen in die Überirdische Welt. Wenn sich das
Bewusstsein erneuert, ist es möglich, den Einfluss der psychischen Energie auf alle
Einzelheiten des Lebens zu erkennen, doch dazu muss man diese grundlegende Erscheinung
achten.
Der Mensch befasst sich allzu sehr mit den
mechanischen Aspekten des Lebens und beraubt sich der Augenblicke der
Erleuchtung. Er könnte zwar eine Minute finden, um sich gedanklich auf eine
höhere Tonart umzustellen, doch dazu müsste er die Bedeutung des Psycholebens
verstehen.
Erneut
schlagen Wir den Schullehrern vor, auf die Schönheit des Psycholebens hinzuweisen.
Sind es aber viele Lehrer, die seine Bedeutung erkennen können? Möge die
Menschheit den Lehrern die Existenzbedingungen erleichtern, damit sie ihr das
Wesen des Psycholebens erklären können. Heute befindet die Welt sich in
derartiger Verwirrung, dass es unerlässlich ist, immer wieder vom Prinzip des Psycholebens
zu sprechen.
Der Denker bestätigte: „Die psychische Welt
klopft an die Tür. Eilt, sie zu öffnen.“
869. Urusvati kennt das Wesen des Denkens. Ihr
habt bereits von der Kunst des Denkens, von der Erweiterung des Bewusstseins und
dem gedanklichen Befehl gehört, doch nun muss man die grundlegende Eigenschaft
des Gedankens erkennen. Das Denken ist ein Verschärfer der psychischen Energie.
Es verstärkt sie und lenkt sie in den Raum. Je stärker eine solche Gedankensendung
ist, desto mächtiger wird auch ihre Begegnung mit dem Strom der uranfänglichen
Energie sein.
Auf diese Weise wird der Mensch zu einem
ständigen Leiter der mächtigsten Energie. Dabei kann man den Ausbruch der Energie
mit physikalischen Strömen vergleichen; je kürzer die Sendung ist, desto
stärker wird der Ausbruch sein. Wir raten daher, in aller Kürze zu denken, um
eine ganze Reihe wiederholter Ausbrüche zu schaffen. Eine solche Wiederholung
ist besonders mächtig, doch muss man die Kürze der Äußerung lernen. Manche
Menschen können in langen Zeitperioden denken, doch am Ende kommt nur ein
stehendes Gewässer statt eines reißenden Stromes heraus.
Man muss daran erinnern, dass Gedankenenergie
feurige Energie ist, weshalb der Vergleich mit einem Ausbruch durchaus
angebracht ist. Ebenfalls muss man wissen, dass selbst die gewöhnlichsten
Gedankensendungen kurz sein sollten. Jedem ist Suggestion bekannt, und für
Erfolg muss man in der Lage sein, einen möglichst kurzen Befehl zu senden.
Beim Verkehr mit der Überirdischen Welt ist die
Kürze und Klarheit des Gedankens ein guter Leiter. Wenn ihr den besten Weg
sucht, dürft ihr nicht mit zusammenhangslosem Gemurmel beginnen. Schon Kinder
sollten die Bedeutung von Kürze und Klarheit in Worten und Gedanken verstehen.
Der Denker bestätigte: „Mögen die Ausbrüche der
Gedanken in einen großen Strom von Wirbeln münden.“
870. Urusvati kennt das Wesen einer weiten Anschauung.
Ein Yogi verfügt über unbegrenzte Anschauungen. Ein Mensch, der sich in einen
Keller von Verneinungen einschließt, kann kein Yogi sein. Es wird gesagt, die
Natur des Yogi bilde sich Schritt für Schritt im Verlauf vieler Verkörperungen
aus, doch deswegen darf man nicht annehmen, der Mensch müsse nicht bei jeder
Verkörperung nach Möglichkeiten des Aufstiegs suchen.
Jeder Tatmensch sollte verstehen, dass er in
der Überirdischen Welt auf eine solche Vielzahl neuer Bedingungen treffen wird,
dass ihm nur die Weite seiner Anschauungen helfen kann, alles Umgebende zu überblicken.
Selbst bei Gegen-sätzen wird er die Ursache ihres Entstehens erkennen und,
statt zu verneinen, seine Aufspeicherungen bereichern.
Für den Yogi ist die Begegnung mit Gegensätzen
nur eine Aufgabe, um einen großen Sieg zu erringen. Selten jedoch stimmt der
Mensch zu, dass Gegensätze für ihn ein echter Segen sein können. Möge die
Jugend zu verstehen beginnen, dass unbegrenzte Anschauungen die besten Flügel
darstellen.
Man kann viele Beispiele dafür anführen, dass
unterschiedlichste Tatmenschen dank der Weite ihrer Anschauungen Siege
errangen. Selbst wenn sie auf scheinbar unlösbare Aufgaben trafen, bahnten sie
sich mit einer weiten Zulassung den Weg. So kann man bestätigen, dass die Weite
der Anschauungen der Schild des Yogi ist.
Der Denker gebot: „Freunde, versteht es,
weiter als das Weite zu denken.“
871. Urusvati kennt das Wesen der ununterbrochenen
Fortdauer. Die meisten Menschen fürchten diese natürliche Eigenschaft. Sie
denken sich viele Mutmaßungen aus, um die gewünschten Unterbrechungen des
Daseins zu finden. Die einen nehmen an, dass schon der Schlaf eine solche
Unterbrechung sei, vergessen aber, dass er eine Erneuerung des Rhythmus und
eine Berührung mit Höheren Kräften ist. Andere gehen sogar noch weiter in der
Hoffnung, dass der sogenannte Tod das Leben beende. Sie wollen nicht verstehen,
dass das Verlassen des irdischen Zustandes lediglich einige Veränderungen des
menschlichen Wesens mit sich bringt.
Die Offenbarung der ununterbrochenen Fortdauer
ist ein Ausdruck der Schönheit des Weltenaufbaus. Man kann sie als Anspannung
verstehen. Man kann sich in ein neues Gewand kleiden, doch das Geisteskorn lebt
ununterbrochen fort. Es lebt nicht nur, sondern spricht auf den kosmischen
Magneten an.
Befindet die Menschheit sich etwa noch in
einem derart niedrigen Zustand, dass sie das herrlichste Gesetz des Aufstieges
nicht erkennt? Wir können nicht hoffen, dass der Mensch das Gesetz des Weltaufbaus
aufnehmen wird. Möge er der harmonischen Stimme der Natur lauschen. Möge er
wenigstens das Überirdische Leben zugestehen, so werden Wir einen
Berührungspunkt finden und sein Bewusstsein zur Gesundung führen können.
Der Denker sprach: „Erkennt die
ununterbrochene Fortdauer an, sie wird euch zu den Toren der Ewigkeit führen.“
872. Urusvati kennt das Wesen von Einwirkungen.
Der Mensch erfährt beständig die Folgen vieler Einwirkungen. Von
astrochemischen Strahlen und kosmischen Strömen bis zu den Strömen menschlicher
Gedanken vermag alles das Bewusstsein zu erheben oder niederzudrücken.
Man wird fragen: „Wie kann der freie Wille
tätig werden, wenn der Mensch durch solche unterschiedlichen Einwirkungen versklavt
wird?“ Auf diese Frage werdet ihr oft antworten müssen: „Der freie Wille
entscheidet über die Hauptrichtung der menschlichen Tätigkeit. Wenn der Wille sie
zum Schaffen von Guten, zum Gemeinwohl lenkt, kann der Mensch einen so starken
Magneten entwickeln, dass die mächtigsten Einwirkungen ihm zu Helfern werden.“
Wahrlich, das Herz, das Selbstlosigkeit
erkannt hat, vermag einen herrlichen Blumengarten von Einwirkungen um sich
herum zu sammeln. Auf diese Weise verbindet sich erneut die Chemie mit der
Ethik.
Besonders heutzutage lässt sich eine
Vergiftung durch ein Übermaß an Elektrizität und den Druck sogenannter
Radiowellen beobachten. Man kann viele Beispiele dafür anführen, dass
wissenschaftliche Entdeckungen sich für die Menschheit nicht nur als
physisches, sondern auch als psychisches Gift erweisen.
Es
ist an der Zeit, über die Überirdische Welt und die Bedeutung der psychischen
Energie nachzudenken. Werden wir nicht müde, immer wieder von diesen Grundlagen
des Daseins zu sprechen. Der Mensch hat sie vergessen oder bis zur Schädlichkeit
entstellt. In solchen Fragen, die oftmals das Schicksal des Planeten
entscheiden, darf man keinen Leichtsinn zeigen.
Der Denker sprach: „Lasst uns gute Einwirkungen
als treue Gefährten herbeirufen.“
873. Urusvati kennt das Wesen der Erneuerung.
Kaum jemand vermag sich an der Erneuerung des Bewusstseins zu erfreuen. Die
meisten Menschen fürchten bereits die kleinste Andeutung von Erneuerung. Die
Umgebenden tragen dazu bei, jeden Lichtschimmer von Erneuerung zu verdüstern.
Versucht, einem Menschen zu erklären, sein Bewusstsein
sei baufällig und bedürfe der Erneuerung. Ihr werdet damit die Feindseligkeit
des Gesprächspartners nur noch verstärken. Es macht gar nichts, dass er selbst
wiederholt von der Bewegung alles Existierenden und von der ständigen
Entwicklung der Grundlagen spricht, er wird dennoch über das Wort „Erneuerung“
erschrecken, geradezu als ob es ihm den Boden unter den Füßen wegzöge. Auf
diese Weise stellt sich die Erneuerung gleichsam als der Prüfstein dar, an dem
man erkennen kann, ob ein Mensch fähig ist, sich zu vervollkommnen.
Ebenso erforschen lässt sich damit, ob das Bewusstsein
für die Überirdische Welt geöffnet ist. Ein zum Verständnis der Überirdischen
Welt fähiger Mensch wird ein Freund von Erneuerung sein. Eine Reinigung der
Grundlagen ist bei jeder Weltanschauung notwendig. Man darf nicht annehmen,
etwas sei unbeweglich, denn alles ist in Bewegung und entwickelt sich. Nur mit
dieser Überzeugung kann man freudig in die Überirdische Welt eintreten. Nur so
kann man voranschreiten und das Bewusstsein erneuern.
Der Denker sprach: „Stellen wir uns vor, wie
erfolgreich die Welten sich entwickeln würden, wenn der Mensch die Freude der
Erneuerung zuließe.“
874. Urusvati kennt das Wesen der
Bereitschaft. Ein Yogi entflammt in Bereitschaft für das Schaffen des Guten.
Unter allen Lebensbedingungen muss man bereit sein, Gutes zu schaffen. Wenn man
keine körperliche Heldentat vollbringen kann, so ist eine gedankliche Heldentat
immer möglich.
Sicher wird man euch fragen: „Welche Bedeutung
kann eine gedankliche Heldentat haben?“ Antwortet: „In der Überirdischen Welt
sind alle Heldentaten gedanklicher Natur, und somit haben gedankliche
Heldentaten auch im irdischen Leben ihre Bedeutung. Die volle Bereitschaft zur
Heldentat wird doch in Gedanken geboren, und so ist sie bereit, bei der
geringsten Möglichkeit in Erscheinung zu treten.“
Daher schätzen Wir einen Menschen hoch, der
zur Heldentat bereit ist. Man kann bestätigen, dass ein solches flammendes Bewusstsein
dem rettenden Feuer eines Leuchtturmes gleicht. Man kann sich vorstellen, wie
weit ein solches Feuer der Bereitschaft leuchtet! Es besitzt heilende
Eigenschaften und hilft verirrten Wanderern in weitreichender Weise. So wollen
wir uns sicher merken, dass die Bereitschaft zur Heldentat bereits ein Teil
dieser selbst ist.
Kann
Heldentat sich denn ohne gedankliche Bereitschaft vollziehen? Für den Sieg muss
man sich eine sichere Rüstung schaffen, und so möge die hochherzige
Bereitschaft zur Heldentat Tag und Nacht brennen.
Der Denker riet: „Seid bereit zur Heldentat!“
875. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstverteidigung. Es wurde gesagt: „Seid wie eine Insel der Verteidigung und
steigt dazu auf einen hohen Felsen. Mögen überirdische Wirbel euch umwehen und
den Staub des Weges hinwegfegen.“
Wenn der Staub des Zweifels verfliegt, werdet
ihr die Kraft spüren, allen Feinden zu widerstehen, und dann werdet ihr nicht
einsam sein. Ein überirdischer Hauch wird euch stärken und Unser Schild euch
bedecken. Doch die machtvollste Hilfe wird erst in dem Moment höchster
Selbstverteidigung herabkommen. So nennen Wir Selbstverteidigung einen Ruf! Man
muss nicht appellieren und insistieren, denn Wir sind nicht taub, und die
Anspannung der Selbstverteidigung ist bereits der beste Ruf.
Es
ist unerlässlich, wiederholt von der Bedeutung der Selbstverteidigung zu
sprechen. Die Menschen haben vergessen, dass die Macht des Atoms in ihnen
selbst enthalten ist. Möge sie sich gegen jegliches Böse entzünden. Sie wird sich
beim Auffinden des Bösen nicht irren, denn sie ist nicht für jemanden persönlich,
sondern für das Gemeinwohl tätig.
Der Denker bestätigte: „Möge die Selbstverteidigung
bis zur äußersten Grenze angespannt werden.“
876. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstbestätigung. Einige verstehen den Unterschied zwischen Eigendünkel und
Selbstbestätigung nicht und sind erstaunt, in den Reden der großen Lehrer Anzeichen
von Selbstbestätigung zu bemerken. Solche Menschen gestehen nicht zu, dass
Eigendünkel von niedriger Selbstsucht herrührt, Selbstbestätigung dagegen von
Selbstlosigkeit erfüllt ist.
Wahrhaftig, die großen Lehrer ließen
Selbstbestätigung zur Bestätigung der Wahrheit zu, die von Ihnen in die Welt
getragen wurde. Eine solche selbstlose Bestätigung kann man als Heldentat
bezeichnen. Sie beweist, dass der Lehrer die ganze Verantwortung auf sich nahm,
und so konnte Er sogar das „Ich“ anstelle des üblichen „Wir“ verwenden. So kann
man auch in der Überirdischen Welt eine solche Selbstbestätigung sehen, wenn
sie schwache Bewusstseine zu kräftigen vermag.
Ein unbeirrbarer Befehl gleicht einem
rettenden Pfeil. Der Mensch bedarf besonders des unaufschiebbaren Befehls.
Allein der freie Wille kann eingeben, wann die Stunde der Selbstbestätigung
eingetreten ist, dann bestätigt der Lehrer die Wahrheit mit dem Siegel des
Befehls. So mögen die Menschen verstehen, wo die Grenze des ihnen gesandten
Segens liegt.
Der Denker gebot feierlich: „Wenn du einen dir
anvertrauten Schatz trägst, trage ihn mit ganzer Selbstbestätigung.“
877. Urusvati kennt das Wesen der
Selbsterkenntnis. Die alte Wahrheit „Erkenne dich selbst!“ wurde durch
schwache, träge Geister entstellt. Sie eilten, sie als etwas Übermenschliches
und Unerreichbares zu erklären, während eine solche Selbsterforschung immer und
unter allen Bedingungen möglich ist.
Prüft euch selbst und erkennt, was tief in
eurem Bewusstsein liegt. Wenn Niedergeschlagenheit und Gekränktheit lange in
euch leben und das Herz betrüben, müsst ihr solche Schädlinge bewusst
austreiben. Ihr werdet wissen, dass sie die Ursache vieler Erkrankungen sind und
den geistigen Fortschritt unterbinden. Wenn ihr diese einfache Erklärung
versteht, wird die Vernunft euch eingeben, dass es nicht nützlich ist, sich giftigen
Einwirkungen zu unterwerfen.
Auf
demselben Weg befragt euch auch über andere schändliche Schädlinge und ruft den
freien Willen herbei, die irdischen und überirdischen Feinde auszutreiben. Wenn
ihr jedoch spürt, dass euch eine selbstaufopfernde Heldentat naheliegt, werdet
ihr verstehen, dass diese Tore euch zu lichtvollen Siegen führen. So prüft eure
Eigenschaften, und das Herz wird euch nicht täuschen.
Der Denker sprach: „Möge Selbsterkenntnis dein
Festtag sein!“
878. Urusvati kennt das Wesen der Selbstverurteilung.
Für die einen ist sie wie ein Mühlstein am Hals, für andere ein Zugang zu neuem
Fortschritt. Lasst uns nicht die Sklaven nachahmen, die unter der Last des
Mühlsteines gebeugt sind. Sie erschweren sich nur ihren Weg in die Überirdische
Welt.
Man darf sich nicht allzu viel nach hinten
umwenden, denn so kann man auf einen steinigen Pfad stoßen. Nur nach vorn,
unermüdlich nach vorn! Möge jeder Fehler zu der Errungenschaft eines neuen
Sieges werden.
Lasst uns den hohen Begriff der Demut nicht
verzerren. Sie sollte herrschen vor der Erhabenheit der kosmischen Gesetze, vor
der Erkenntnis der Höheren Welt und vor der Inspiration des schöpferischen
Feuers; lasst uns aber auf der Leiter der Errungenschaften kühn emporsteigen. Nichts
kann geistigen Wagemut unterbinden. Möge auch die Wissenschaft bestätigen, wie
unerlässlich die Schwingungen eines aufsteigenden Geistes sind. Möge das Bewusstsein
aus seinem tiefsten Inneren heraus dem Menschen eingeben, dass ihm der Weg des
Sieges geboten ist.
Der Denker sprach: „Geht nicht den langen Weg
der Belastungen, sondern versorgt euch mit der Öllampe der Hoffnung.“
879. Urusvati kennt das Wesen des
Selbstschutzes. So nennen Wir den Rhythmus, der ein vibrierendes Sperrnetz
schafft. Man möge nicht denken, dieses Netz könne von außen kommen. Es muss
durch den Menschen selbst geschaffen werden. Der freie Wille muss den Menschen
zu der Erkenntnis führen, wie unerlässlich Schutz ist.
Der Schütze muss den Pfeil selbst abschießen,
doch die Länge seines Fluges kann verdreifacht werden, wenn die Überirdische
Verbindung stark ist. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass die höhere
Hilfe einem freiwilligen Entschluss hinzugefügt werden kann; nur so bildet sich
Zusammenarbeit, und in der Überirdischen Welt herrscht dasselbe Gesetz. Umso
stärker muss der Wunsch sein, ein klares Bewusstsein von Zusammenarbeit zu bewahren,
und die Hilfe wird nicht auf sich warten lassen.
So muss man unter allen Lebensbedingungen Selbstschutz
lernen, denn er ist die Verteidigung gegen feindliche Angriffe. Unser Schild
wird in Bereitschaft stehen, alle Pfeile des Feindes aufzufangen. Es ist keine
Übertreibung, an die Schlacht zu gemahnen. Möge sie die Schwelle zum Sieg sein.
Der Denker sprach: „Ich vergesse den
Selbstschutz nicht, er bekräftigt meine Bereitschaft zum Kampf.“
880. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstbeherrschung. Denkt über diesen Begriff nach. Er bezeichnet eine
harmonische Zusammenarbeit der psychischen Zentren. Ihr wisst, wie schädlich
Unordnung ist, umso verderblicher ist sie im psychischen Bereich. Es ist an der
Zeit, dass der Mensch das Bestehen der Macht der psychischen Energie klar
erkennt, die in ihm angelegt ist.
Oft wird von psychischer Energie gesprochen,
doch selten erkennt man ihre Gegenwart. Ebenso selten wird verstanden, wie
notwendig die psychische Energie in der Überirdischen Welt ist. Der Weg zur
Erkenntnis ist kein Besitz des Menschen, er muss selbst seinen psychischen
Zentren befehlen, ihre Tätigkeit zu schärfen. Mögen die Folgen eines solchen
Befehls auch nicht sofort zutage treten, so weisen doch die Schläge des freien
Willens wie ein Puls auf das Leben des Herzens hin. So wird in ununterbrochenem
Pulsieren die Harmonie der Zentren geschaffen.
Der Denker sprach: „Freunde, arme Freunde,
beherrscht eure Schätze!“
881. Urusvati kennt das Wesen des selbständigen
Strebens. Die gesamte Menschheit teilt sich in Strebende und ziellose
Herumtreiber. Warum nennen Wir diese Eigenschaft „selbständiges Streben“? Weil
sie nicht von außen hervorgerufen werden kann. Sie muss im Menschen selbst
geboren werden. Gewöhnlich wird sie in der Überirdischen Welt geboren, und diese
Samen treiben bei einer Verkörperung Sprösslinge aus.
Natürlich kann man beobachten, dass sich
Bestrebung ebenso zum Guten wie zum Bösen wenden kann. Der Mensch ist leider meistens
zum Bösen hin ausgerichtet, anders gesagt, zur Unwissenheit. Es muss von klein
auf daran erinnert werden, dass Unwissenheit das Böse darstellt. Diese alte
Wahrheit ist bis heute nicht angenommen worden.
Der Unterricht an den Schulen vermittelt keine
klare Vorstellung von ständigem Erkenntnisstreben. Nur selten versteht es ein
Lehrer, Freude der Erkenntnis zu entfachen. Begrenzte Informationen, die nicht
mit einem einzigen schöpferischen Gedanken verbunden sind, stärken das Streben
nicht.
Man kann jede Bekundung schöpferischen Tuns
als Magie bezeichnen. Ich bestätige, dass wahres Streben bereits Schöpfung darstellt.
Jede Lebensbedingung eröffnet die Möglichkeit zu schöpferischem Handeln. Wie
herrlich ist die Fackel der Schöpfung für den Wanderer in der Unbegrenztheit!
Der Denker bestätigte: „Ich sammle Samenkörner
der Bestrebung, um einen herrlichen Garten zu schaffen.“
882. Urusvati kennt das
Wesen der Selbstüberzeugung. Vor langem wurde gesagt: „Besiege dich selbst“,
doch ebenso richtig ist es zu sagen: „Überzeuge dich selbst“. Ein Sieg bringt
nicht selten die Möglichkeit eines Rückschlages oder des Eigenlobes mit sich, Selbstüberzeugung
jedoch offenbart den Weg der Evolution.
Nur wenige verstehen, wie hilfreich ein selbstüberzeugtes
Bewusstsein in der Überirdischen Welt ist. Möge jeder auf seine Weise die
Bedeutung der Selbstüberzeugung annehmen. Sie schließt in keiner Weise Höhere
Führung aus, im Gegenteil sollte der Mensch sich freiwillig von der nahen Gegenwart
der Großen Lehrer durchdringen lassen. Man darf den Menschen unmöglich zwingen,
den Lehrer anzunehmen, der freie Wille darf nicht verletzt werden.
Nur wenige stellen sich ihre Existenz in der
Überirdischen Welt vor. Auch jene, die von der Überirdischen Welt gelesen
haben, übertragen nur selten das Gelesene auf sich selbst. Sie sind noch nicht einmal fähig, von einem zukünftigen
Leben zu träumen. Sie haben nie in ihrer Vorstellung gesehen, sich einen
würdigen Aufenthalt jenseits der irdischen Grenzen zu wünschen. Indessen
könnten sich solche Träume, wenn sie stark wahrgenommen werden, in der
Überirdischen Welt in Wirklichkeit verwandeln. Es ist der Gedanke, der dort
schafft; möge er bereits im irdischen Leben die Festung der künftigen Heldentat
erbauen.
Wenn Schüler den Denker in Eile etwas fragen
wollten, Er aber mit Lektüre oder gedanklichem Gespräch beschäftigt war, sprach
Er zu ihnen: „Ich rüste mich.“
883. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstquälerei. Ein Agni Yoga ist vor allem zur Feurigen Welt bestrebt und
warnt daher vor jeglicher Qual und jeglicher Quälerei. Die Harmonisierung der
feurigen Zentren ist schmerzhaft und erfordert ein vorsichtiges Herangehen.
Besonders wenn der Yoga sich inmitten irdischer Bedingungen vollzieht, wird
jede Quälerei unerträglich.
Wir haben hinreichend aufgezeigt, dass
Quälerei ein Zeichen von Wildheit ist, und die Menschen sollten sich dieser
finsteren Bekundung schämen. Es ist an der Zeit zu erkennen, dass jeder verfeinerte
Organismus durch wildes Verhalten gequält wird. Der Agni Yoga ist auf die
Zähmung der niedrig Wildheit ausgerichtet. Die Menschheit kann sich nicht der
Überwindung der Wildheit brüsten, denn man kann sich vom Gegenteil überzeugen.
Die letzte Periode des Kali Yuga kann blutig
sein. Man kann sich vorstellen, wie sehr die Emanationen des Blutes sich
verdichten. Sowohl die irdische als auch die Überirdische Welt bedürfen der
Verfeinerung und Höherentwicklung der menschlichen Zentren. Lasst uns jenen
Helden dankbar sein, die den Ruf zu selbstloser Heldentat überbringen.
Als der Denker über die Grundlagen des
irdischen Lebens befragt wurde, antwortete Er: „Mensch, sei menschlicher!“
884. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstvernichtung. Gewisse Zweibeiner, die sich auf die körperlich-irdische
Welt begrenzen, nehmen an, Selbstvernichtung sei eine körperliche Tötung. Sie
können sich eine andere, schlimmere Form der Tötung gar nicht vorstellen: die
psychische. Nur wenige haben verstanden, dass Selbstvernichtung vor allem in
psychischer Tötung besteht.
In
der Tat, die Menschheit ist in einer überaus gefährlichen Lage. Die Leute töten
den Geist und berauben sich dadurch der psychischen Energie. Es ist nahezu
unvorstellbar, wie krank die Menschheit ist, und diese Epidemie breitet sich
über den gesamten Planeten aus. Die bevölkerungsreichsten Gegenden sind der
Epidemie der Selbstvernichtung besonders ausgesetzt. Die Menschheit denkt nicht
darüber nach, in welcher Weise diese in der Überirdischen Welt hervortreten
wird.
Die Religionen haben die Bedeutung der Ethik
nicht begründen können; jetzt sind sie unfähig, eine Verbindung zur
Wissenschaft zu finden. Die Große Einheit ist durch eine erbärmliche Teilung
ersetzt worden, doch ist jede Zersplitterung ein Zeichen von Kraftlosigkeit.
Wohin soll sich die umherirrende Menschheit wenden? Sie bedarf vor allem des
Arztes und des Lehrers. Diese können sie vor der Gefahr warnen, die in der Tat
groß ist!
Der Denker sprach mit Bedauern: „Der Anblick
der umherstreichenden Selbstvernichter ist entsetzlich.“
885. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstheilung. „Freund, befiehl dir selbst, gesund zu sein“, so beendeten die
Weisen Griechenlands mitunter ihre Briefe. Bereits im fernen Altertum wusste
man, dass jeder Mensch über alle ärztlichen Mittel, richtige Ernährung,
Magnetismus und Prana hinaus einen inneren Heiler besitzt. Man muss nur wissen,
wie man ihn hervorruft.
Diese Selbstheilung muss von Kindheit an
entwickelt werden. Der Mensch darf nicht, wenn er schon erkrankt ist, sofort ein
Wunder erwarten, doch die notwendige Gesundung kann sich vollziehen, wenn er
seine geistige Lyra wieder gestimmt hat.
Vertraut darauf, dass der innere Arzt auf der
Wacht steht. Unser Bewusstsein wird ihn hervorrufen, wenn unser Geist gelernt
hat, die Macht anzuerkennen, die dem Menschen verliehen ist. Doch muss man dabei
auch die Harmonie mit der Überirdischen Welt verstehen. Wahrlich, diese Saiten
zwischen der irdischen und der Überirdischen Welt erklingen als ein aufrufender,
klarer Befehl. Wer die Überirdische Welt erkannt hat, kann zum Wohl der
Menschheit einen Befehl aussprechen. Man sollte nicht glauben, Wir würden von
irgendwelchen Giganten des Geistes sprechen; jedem ist sein Maß der
Errungenschaft und der Gesundungskraft gegeben.
Der Denker sprach: „Versteht es, den Heiler zu
eurem Freund zu machen.“
886. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstbelebung. Liebt das Leben in seiner ganzen Unendlichkeit, in seiner
ganzen Unbegrenztheit. Die schlimmste Krankheit ist Lebensmüdigkeit, denn bei
ihr erwachen die schlafenden Feinde des Menschen. Er stirbt an vielen
Krankheiten, und diese Selbstvernichtung gleicht einem Selbstmord. Ihre Folgen
zeigen sich in der Überirdischen Welt. Der Mensch beraubt sich der selbständigen
Tätigkeit. Er irrt sinnlos umher und verliert die Fähigkeit, sich zu
vervollkommnen. Und ein solches geistiges Gebrechen ist schwer zu überwinden.
Der Mensch kann sich nicht vorstellen, dass
seine irdische Niedergeschlagenheit, Ängste, Selbstmitleid und boshafter Zorn
großes Elend bewirken können! Er denkt, dass alle heftigen Ausbrüche der
Unwissenheit spurlos vergehen. Doch jede Wirkung hat ihre Ursache, und der
freie Wille kann den Herumtreiber schützen, er muss aber an die ununterbrochene
Fortdauer des Lebens denken.
Sind es viele, die sich diese grundlegende
Wahrheit angeeignet haben? Leider denkt nur eine sehr kleine Minderheit an die
Überirdische Welt, und so verstehen sie es nicht, das irdische Leben zu lieben
und zu hüten.
Agni
Yoga und Karma Yoga bestehen nachdrücklich auf der Bekundung von Arbeit im
irdischen Leben. Wie oft ist wiederholt worden: „Liebt die Arbeit, und werdet
so Mitarbeiter der höheren Energie.“
Der Denker sprach: „Freunde, liebt das
irdische wie das überirdische Leben. Fürchtet die Feurige Welt nicht.“
887. Urusvati kennt das Wesen der
Selbsterhaltung. Sogar eine enge, materialistische Wissenschaft lässt die
Erörterung des Selbsterhaltungsinstinktes zu. Beobachtungen an Tieren können
überzeugende Beispiele geben. Der Spürsinn der Hunde erlaubt Beobachtungen über
die Nähe einer Unsichtbaren Welt. Der Mensch jedoch hat diese Fähigkeit leider
verloren. Besonders die Überbevölkerung der Städte zerfrisst die wertvollsten
Seiten des menschlichen Bewusstseins. Überdies fördert eine Wissenschaft,
welche die geistige Welt verneint, die Abstumpfung der Menschheit.
Die Leute sind bereit, über die Überirdische
Welt zu spotten, und es ist unmöglich, ihnen zu erzählen, wie nützlich ihnen
der Instinkt der Selbsterhaltung auf den räumlichen Wegen wäre. Nur wenige
spüren, wie wichtig es ist, den Selbsterhaltungsinstinkt nicht nur für
irdische, körperliche Erscheinungen zu entwickeln, sondern besonders zur Hebung
der psychischen Feinfühligkeit. Jede Erscheinung muss aufmerksam studiert
werden, doch dafür muss sie im Bewusstsein zugelassen werden, sonst könnte der
Hund den Menschen überholen.
Wundern wir uns nicht, wenn die junge
Generation sich in einer schlimmeren Situation als die vorhergehenden befinden
könnte. Sie wird der Technokratie unterworfen sein, und niemand wird ihr von
der Kunst des Denkens erzählen. Es ist unerlässlich, die besten Instinkte zu
entwickeln. Unter ihnen wird auch eine heilsame Selbsterhaltung erstehen.
Der Denker legte bisweilen seine Hand auf das
Haupt eines Schülers mit den Worten: „Schläft deine Wachsamkeit auch nicht?“
888. Urusvati kennt das Wesen der weltweiten
Selbstbetäubung. Denkt darüber nach, denkt dringend darüber nach! Die
Menschheit war niemals derart vergiftet wie in der gegenwärtigen Zeit. Die Leute
wollen nicht verstehen, dass sämtliche alkoholischen Getränke, Rauchen und alle
möglichen Gifte die menschliche Natur zersetzen. Sie wollen nicht erkennen, dass
sie in dieser Vergiftung keine gesunden Nachkommen zeugen können.
Die
Menschen erkennen nicht an, dass sie mit ihrem vergifteten Atem den Raum
verseuchen. Sie wollen nicht verstehen, dass sie sich in einem solchen Zustand
des Wahnsinns eine entsetzliche Existenz in der Überirdischen Welt bereiten.
Wie können die Unwissenden diese Wahrheit anerkennen,
wenn sie die Überirdische Welt überhaupt verneinen? Man darf sich nicht damit trösten,
dass einige Institutionen existieren, die sich der Gesundung der Menschheit
widmen. Diese Vorhaben sind wie kleine Inseln im unüberschaubaren Ozean!
Viele Male haben Wir von der Vergiftung des
Planeten gesprochen, doch ist dieser Ruf ein Schrei in der Wüste geblieben. Die
Menschen sind damit beschäftigt, neue schädliche Substanzen zu erfinden. Sie
sind von Bosheit erfüllt und vergessen die Giftigkeit der Ausstrahlungen des
Bösen. Die betäubte Menschheit denkt nicht nur nicht über andere nach, sogar
der Instinkt der Selbsterhaltung verstummt. Glaubt nicht, dass Unsere Warnungen
übertrieben seien.
Der Denker sprach: „Freunde, sprecht immer
wieder von der Gesundung des Lebens.“
889. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstverfinsterung. Mit Bedauern wenden Wir Uns den Willensschwachen zu. Sie
hatten in der Überirdischen Welt bereits viele Aufspeicherungen gesammelt und
hätten sie im Alltag anwenden können, doch das mühevolle irdische Leben zertrat
die besten Blumen der Überirdischen Welt. In solcher Not zerbrach der Wille und
verfiel in schändliche Feigheit.
Diese ängstlich Umherirrenden schämen sich
jeder Mahnung an ihre früheren Aufspeicherungen; sie werden zu schädlichen
Verneinern, vielleicht schädlicher als Unwissende. Jeder Beobachter kann solche
Nervenkranken im Leben antreffen können, gerade der innere Zwist führt zum
Zerfall.
Wenn
ihr solchen Seelenkranken begegnet, verhaltet euch ihnen gegenüber mitfühlend.
Gewiss sind sie an ihrem Zerfall selbst schuld, doch oft hat das Familienleben
ihren schwachen Willen erdrückt. Versteht sie als Kranke. Versucht nicht, sie
streng zu verurteilen, denn auf diese Weise werdet ihr sie nur verbittern.
Mögen sie von neuem den schweren Weg der Erkenntnissuche gehen. Mögen sie sich
in der Überirdischen Welt mit einem Vorrat an festem Willen versehen.
Der Denker sprach: „Hütet euch vor
Verfinsterung, denn Finsternis ist ansteckend.“
890. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstbefreiung; man kann nicht zwangsweise befreien. Ein Arzt kann dem Kranken
einige seiner Gewohnheiten verbieten, doch sobald die Gefahr vorüber ist, wird
der Mensch wieder zu seinen alten Bräuchen zurückkehren.
Furcht, Gereiztheit, Lüge, Neid, Verleumdung
und alle übrigen Feinde des Menschen müssen ausgemerzt werden, doch ohne den
freien Willen kann man sie unmöglich umwandeln. Mitunter sagt man, Laster müssten
ausgelebt werden, doch die Menschen suchen diesen Übergangszustand auszudehnen
und damit geradezu eine Rechtfertigung für ihre Saumseligkeit zu finden. Es ist
daher besser, den Begriff des Auslebens durch den Befehl zur Selbstbefreiung zu
ersetzen. Wahrlich, ein fester Wille kann wie ein Schwert schlechte Gewohnheiten
abschlagen.
Besonders leicht wird sich jemand von diesen Schädlingen
befreien, der die Überirdische Welt erkannt hat. Nur bei Erkenntnis der ununterbrochenen
Fortdauer des Lebens vermag der Mensch alle unnützen Gedanken streng zu vertreiben.
Angesichts seiner unausweichlichen Zukunft wird er seinen Willen zu unverzüglicher
Selbstbefreiung anspannen.
Beim Übergang in die Überirdische Welt wird
der Mensch die Befreiung von einer düsteren Last schätzen, die seinen Flug
behindert hätte. In der Tat, warum sich mit kleinen Sprüngen abquälen, wenn man
doch herrlich emporfliegen kann? Weshalb zurückbleiben, wenn man erfolgreich
voranschreiten kann?
Der Denker riet: „Lernt das herrliche Gefühl
der Selbstbefreiung lieben!“
891. Urusvati kennt das Wesen der Selbstbefriedung.
Ein Yogi ist friedliebend. Ein Yogi vermeidet Streit und beugt ihm nach Kräften
vor. Ein Yogi weiß, wie heilsam friedvolle Ausstrahlungen sind. Ein Yogi hat
erkannt, dass solche Ausstrahlungen ihm in der Überirdischen Welt einen
freudigen Empfang bereiten werden.
Wie aber ist der Yogi zu einer solchen Schlussfolgerung
gelangt? Er hat Angemessenheit und Zweckmäßigkeit erkannt. Er hat verstanden, dass
Bosheit die Brücke zum Fortschritt zerstört. Der Yogi hat die Gereiztheit gebändigt,
die mit der Menschenwürde unvereinbar ist. Der Yogi hat leidenschaftliches Streben
bekundet, um Frieden zu schaffen. Selbst das geringste Schaffen von Frieden ist
eine herrliche Errungenschaft. Sie ist besonders wertvoll zu einer Zeit, da die
Menschheit in Hass zugrunde geht.
Wenn
ein Wort über das Gute als unpassend angesehen wird, schätzt der Yogi den
Gedanken, der viele Willensschwache und Unterdrückte schützt. Der Yogi weiß
vielleicht nicht, wem seine lichten Gedanken zu Hilfe kommen, doch er wird
nicht müde, sie wie ein reinigendes Opfer in den Raum zu senden: „Möge es der
Welt gut ergehen!“
Der Denker sprach zu einem jungen Menschen,
der ein Yogi zu werden wünschte: „Werde zuerst ein Friedenstifter!“
892. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstvergessenheit. Gewöhnlich fürchten die Menschen solche Begriffe wie
Selbstvergessen und Selbstentsagung. Sie verbinden sie mit Bettelarmut und
Lumpen. Indessen wissen die, die arbeiten und schaffen, dass sie bei Erreichen
einer hohen Qualität die Selbstsucht vergaßen; es vollzog sich ein natürlicher
Verzicht auf Selbstsucht, und der Mensch entsagte seiner Persönlichkeit[96]. So
wird verständlich, dass der Mensch in der Überirdischen Welt sich selbst vergisst
und sich zu herrlichen Errungenschaften aufschwingt. Eine solche Stufe des
Aufstieges wird ohne Zwang bewältigt.
Möge der Mensch schon bei seiner irdischen
Arbeit diese Flügel spüren; aus diesem Grund bestätigen Wir so oft Schöpfung
als den besten Aufstieg. Nicht oft verstehen die Menschen die ganze Schönheit
der Selbstentsagung. Sie ziehen ihr die Selbstsucht ihres irdischen Alltagslebens
vor.
Sie
wissen nicht, wie leicht man einen Abfallhaufen in den Ursprung eines
herrlichen Gartens verwandeln kann. Sie irren sich, wenn sie annehmen, dies sei
nichts für sie. Jeder kann zu einem kühnen Eroberer kostbarer Bereiche des
Denkens werden.
Der Denker sprach: „Denke nur nach, und du würdest
bereits die Flügel der Selbstvergessenheit erwerben.“
893. Urusvati kennt das Wesen der
Selbsttötung. Einem Yogi sind sämtliche Formen des Selbstmordes fremd. Der Yogi
hat den ganzen Schaden der vorzeitigen Beendigung eines Lebens erkannt. Der
Yogi versteht, wie sehr er mit einem Selbstmord nicht nur sich selbst, sondern
auch seiner gesamten Umgebung schaden kann. Jede Anwendung von Gewalt gegen das
Leben stellt eine Störung der Harmonie dar, und schwer ist die Bezahlung für
einen Eingriff in den Rhythmus des kosmischen Aufbaus.
Man kann bemerken, wie der Wahnsinn der Menschheit
zunimmt, die von Blutdurst gepackt ist. Unzulässig sind jedoch nicht nur
physischer Mord, sondern ebenso die dem Nächsten gesandten psychischen Pfeile.
Ansteckend ist gleichfalls Niedergeschlagenheit, die das lebendige Prana
abtötet. Man kann sich vorstellen, wie viele Selbstmorde, direkte wie
indirekte, stattfinden!
Die irdische Wissenschaft aber schweigt über diese
Vergiftung des Lebens. Über wissenschaftliche Wege der Gesundung werden keine
Bücher geschrieben. Es werden keine Versuche über die chemische Zusammensetzung
der Tränen der Freude, des Kummers und des Zorns durchgeführt. Ebenso wenig
werden die Ausstrahlungen und Emanationen des Körpers erforscht. Solche
Forschungen wären indessen bereits mit irdischen Apparaten durchaus möglich. Die
Menschheit will jedoch über die Überirdische Welt und die Bedeutung der Selbsttötung
nicht nachdenken.
Der Denker sprach: „Lernt es, euch davor zu
hüten, euch Nahe- und Fernstehenden Schaden zuzufügen.“
894. Urusvati kennt das Wesen der
Selbsterneuerung. Der Mensch sollte erkennen, dass er sich in jedem beliebigen
Zustand erneuern kann. Wer die Überirdische Welt nicht kennt, kann leicht in
Verzweiflung fallen und sich einbilden, dass ihm nichts bleibt und ein heftiges
Ende droht.
Man kann sich den traurigen Zustand eines
solchen Menschen beim Eintritt in die Überirdische Welt vorstellen. Er hatte
diese Welt verleugnet. Er war von ihrer Nichtexistenz überzeugt und findet sich
nun, seiner Überzeugung zum Trotz, unter ungewohnten Bedingungen wieder, wo ihm
ein schwerer und schmerzhafter Zustand bevorsteht.
Doch auch in einer solchen schweren Lage
vermag der Mensch sich selbst wieder zu neuem Leben zu erwecken, wofür er
allerdings einen starken Willen entwickeln muss. Möge jeder, der die
Überirdische Welt erkannt hat, erzählen, wie leicht es ihm fällt, in das Zimmer
nebenan hinüberzugehen.
Möge
er erzählen, wie sehr es von ihm selbst abhängt, Licht in dieses neue Haus zu
bringen. Wozu in Finsternis umherirren oder fremdes Licht nutzen, wenn man sein
eigenes Licht haben und damit sogar anderen helfen kann? Ein solcher Wunsch zu
helfen ist jedoch eine Kunst, die durch Bemühungen im irdischen Leben erworben wird.
So
kann der Mensch sich mit der Waffe des Lichts rüsten. So kann eine ununterbrochene
Selbsterweckung zu neuem Leben entstehen; dieses Gefühl ist eines der höchsten.
Der Denker sprach: „Freunde! Ihr könnt die Selbsterweckung
zu neuem Leben auch Selbstermutigung nennen!“
895. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstprüfung. Alle Welten befinden sich in Prüfung. Wer diese Wahrheit erkannt
hat, versteht, dass auch das kleinste Teilchen des Weltalls sich in
unaufhörlicher Prüfung befindet.
Ein vernünftiger Tatmensch unterscheidet von
außen und von innen kommende Prüfungen. Er stellt sich selbst Aufgaben und
fürchtet auch keine guten Aufgaben, selbst wenn sie schwer sind. Mehr als
einmal setzt er sein Leben aufs Spiel, wenn dies zum Wohl der Menschheit
erforderlich ist.
Seit alters her sind die Erzählungen vom Spiel
der Mutter der Welt[97]
bekannt. Auch ein kühner Prüfling gelangt bis zu einem bedeutsamen Spiel. Bei
schweren Aufgaben ist es nur auf dem Weg der Selbstentsagung möglich, Gefahren nicht
zu fürchten; sie zerfallen unter dem Schwert des Helden.
Wahrhaftig,
ein Prüfling kann als Held bezeichnet werden. Er bereitet sich einen
ruhmreichen Eintritt in die Überirdische Welt. Unverzüglich strebt er zu neuen
Forschungen. Der feinstoffliche Körper gibt ihm neue Möglichkeiten, und kühn nutzt
er sie zur Vervollkommnung.
Lasst uns nicht vergessen, dass viele
überirdische Wanderer in Ängstlichkeit verfallen und sich dadurch der besten Errungenschaften
berauben.
Der Denker sprach: „Freund,
prüfe dich auf jeder Stufe des Aufstiegs!“
896. Urusvati kennt das Wesen der
Selbsteinschläferung. Wir haben auf viele Eigenschaften der selbständigen Tätigkeit
hingewiesen, welche die Entwicklung des Yogitums fördern. Ebenso muss man aber auch
an hindernde Eigenschaften erinnern, unter denen oft diejenige der
Selbsteinschläferung anzutreffen ist. Sie verursacht nicht nur im irdischen
Leben Schaden, sondern auch in der Überirdischen Welt.
Vor
langem schon wurde vom Adlerauge eines Yogi gesprochen. Diese feurige,
unermüdliche Eigenschaft erarbeitet der Yogi sich durch lange Betrachtung. Der
Yogi strebt nach Beweglichkeit und Klarheit des Denkens. Der Yogi hat erkannt, dass
er wach sein muss, um Erfolg zu haben. Diese Wachheit besteht auch während der
Schlafenszeit. Sie ist wie eine Schwelle zur Überirdischen Welt.
Der Yogi vermag in vollem Bewusstsein in den
feinstofflichen Zustand überzugehen. Schläfrigkeit darf nicht herrschen, ein solches
halbbewusstes Dahinvegetieren bringt den Menschen auf dem Wege der Verwandlung
nicht voran. Es gibt jedoch viele schlummernde Vagabunden. Sie verunreinigen
den Raum, und in der Überirdischen Welt schaden sie auch nur ihrer Umgebung.
Der Yogi weiß, dass Vervollkommnung nicht
allein für ihn, sondern auch für das Gemeinwohl notwendig ist. Wie soll man den
Menschen nur erklären, dass sie für den Erfolg der Evolution leben? Wie soll
man den Raum vor Verschmutzung bewahren?
Der Denker sprach: „Freund, denke an das
Adlerauge!“
897. Urusvati kennt das Wesen der Selbstabstumpfung.
Einen Schlafenden kann man wecken, ein Stumpfsinniger jedoch ist nahezu
hoffnungslos. Die Abstumpfung kriecht in das Denken des Menschen wie ein
gefährlicher Wurm. Der Mensch versinkt in seinem Alltag und lebt nicht, sondern
vegetiert dahin. Er ist derart unglücklich, dass er sein Elend noch nicht
einmal bemerkt. Er verliert die Schärfe des Denkens und vermag nicht mehr nach erneuernden
Wegen zu suchen. Er verliert das höhere Streben.
Das hauptsächliche Unglück erwartet ihn jedoch
in der Überirdischen Welt. Er kann in die neuen Bedingungen nicht eindringen.
Er kann sich nicht vervollkommnen, weil seine mitgebrachte Lebensweise nicht
der Umgebung entspricht. Der Stumpfsinnige quält sich, und es ist schwer, ihm
Hilfe zu leisten, weil er schon während des irdischen Lebens nicht in der Lage
war, Überirdische Kräfte anzuziehen.
Die
Erscheinung des Stumpfsinnes kann man als eine der gefährlichsten Krankheiten
bezeichnen, und gerade deshalb als Krankheit, weil das Gehirn entartet und die
Wahrnehmungsfähigkeit einbüßt.
Der Denker bestätigte: „Krieger, mit einem
abgestumpften Speer wirst du nicht siegen.“
898. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstvergötterung. Die Menschen stellen sich einen Yogi gewöhnlich als ein
fremdartiges Wesen vor, das in Höhlen lebt, auf dem Kopf steht, nur zu sich
selbst bestrebt ist und sich selbst vergöttert. Nur selten stellen die Menschen
sich einen Yogi als einen Arbeiter vor, der zum Wohl der Menschheit strebt.
Der Yogi liebt die Arbeit und bringt sich
selbstaufopfernd zur Verbesserung des Lebens der Menschen dar. Der Yogi kann
höchste irdische Ämter einnehmen, aber auch in bescheidenster Situation leben.
Immer und überall jedoch wird er zu höherer Erkenntnis streben.
Wenn sich jemand als Yogi bezeichnet, so
glaubt ihm nicht. Ein echter Yogi wird sich niemals zu einem Yogi erheben und sich
nicht selbst vergöttern. Selbst wenn ein Yogi um des Gemeinwohls willen seine
eigene Person bestätigen muss, wird er dies niemals unter dem Vorzeichen der
Selbstsucht, sondern für den Fortschritt des Volkes tun.
Ein Yogi liebt die Arbeit leidenschaftlich. Er
liebt die Vervollkommnung. Er wird nicht müde zu arbeiten, denn er weiß, wofür
er seinen irdischen Weg geht. Dem Yogi ist die Überirdische Welt geöffnet. Er kennt
keine Unterbrechung des Lebens. In seinem Bewusstsein schreitet er in
verschiedenen Körpern voran und eilt zu höherer Erkenntnis.
Lasst uns keine Yogaart vergessen, doch mit
der Zeit werden wir den Yoga der Arbeit verwirklichen. Karma-Yoga vereinigt
sich mit Gnana- und Bhakti-Yoga. Ohne Wissen und Liebe kann man nicht arbeiten.
So trägt der Yogi Lebenserfahrung bei und ist bereit, sie der Menschheit zu
übergeben.
Der Denker sprach: „Freund, gewinne die Arbeit
lieb. Sie wird dir Flügel schmieden.“
899. Urusvati kennt das Wesen der
Eigenwilligkeit. Manche verstehen den Unterschied zwischen Eigenwilligkeit und
freiem Willen nicht, obwohl ein klarer Unterschied besteht. Der freie Wille
handelt gemäß dem Gesetz des kosmischen Rhythmus. Er ist ein Prinzip des Guten,
während Eigenwille ein Feind der Harmonie ist. Ein Mensch, der sich der
Eigenwilligkeit hingibt, kann unvorstellbares Elend anrichten.
Unwissenheit ist die Mutter der
Eigenwilligkeit, in diesem Elend weiß der Mensch nichts von der Überirdischen
Welt. Er hofft, überall eigenmächtiger Schöpfer seiner eigenen Ordnung sein zu
können. Wenn man jedoch die überirdischen Gesetze kennt, kann man sich von der
Unrichtigkeit eines eigenwilligen Weges überzeugen. Der Mensch kann die
kosmische Gerechtigkeit nicht aufheben. Wer das versucht, gleicht einem
Schwimmer, der in die Tiefe des Ozeans taucht: Er wird keine Perle finden, wenn
es ihm an Anpassungsfähigkeit mangelt. Eigenwilligkeit ist ein schlechter
Ratgeber, der Verderben nach sich zieht.
Möge der Lehrer den Kindern den Unterschied
zwischen siegreichem freiem Willen und verderblicher Eigenwilligkeit erklären.
Mögen die Kinder verstehen, wie herrlich der Weg des freien Willens ist, wenn
der Mensch dem Weltgesetz gemäß ein Erbauer der Zukunft ist.
Der Denker warnte vor dem Wahnsinn der
Eigenwilligkeit.
900. Urusvati kennt das Wesen des
Selbstzweifels. Wenn Eigendünkel und Eigenwilligkeit für einen Yogi verderblich
sind, so ist Selbstzweifel ebenfalls schädlich. Die Menschen verstehen die
Grenze zwischen Eigendünkel und Selbstzweifel nicht, doch sind psychische
Grenzen oft undeutlich. Nur Harmonie kann anzeigen, wie unterschiedlich viele
Begriffe sind.
Gewiss lehrt auch die Erkenntnis der
Überirdischen Welt, den Schaden des Misstrauens gegen sich selbst zu erkennen.
Stellen wir uns einen an Selbstzweifel erkrankten Menschen in der
Feinstofflichen Welt vor: Er wird unglücklich sein, weil er ihre Realität nicht
wahrzunehmen vermag. Da er sich selbst nicht vertraut, erscheint ihm auch die
überirdische Realität als eine Halluzination.
Wie aber soll man in der irdischen Welt
lernen, die nicht-relative Realität anzuerkennen? Von Kindheit an hören die
Menschen, dass alles relativ sei, und diese Beurteilung hindert sie, über die
Grenze des irdischen, groben Körpers hinauszublicken. Ein Yogi jedoch lernt,
seinem „Dritten Auge“ zu vertrauen. Es öffnet sich nach und nach durch den
Befehl des Willens.
Möge der Yogi auch die Überirdische Welt
anerkennen, die vor ihm unabänderlich und unbestreitbar erscheint. Ohne
Eigendünkel wird er das Gesehene bestätigen, und niemand wird diese Realität
erschüttern können. So wird der Yogi die Überirdische Welt bewusst als
erwünschter und erwarteter Gast betreten.
Mögen die Schulen einfache Worte über die
Überirdische Welt finden, wo es für jeden, der erfolgreich voranzuschreiten
wünscht, herrlich sein kann.
Der Denker sprach: „Lernt
es, gleichzeitig in der irdischen und in der Überirdischen Welt zu leben.“
901. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstverbitterung. Ein Verbitterter kann kein Yogi sein. Über den Schaden des
Giftes, das von Zorn erzeugt wird, ist hinreichend gesprochen worden, doch ständige
Ablagerungen von Verbitterung sind nicht weniger schädlich. Sie entsteht oft
aus Unwissenheit. Sie beginnt mit der kleinsten Unzufriedenheit, und so wächst ein
Knäuel ständiger Verbitterung heran. Die besten Kräfte werden vergiftet, und
der leere Ort wird von Unkraut überwuchert statt ein schöner Garten zu werden.
Für die Überirdische Welt ist Verbitterung verderblich.
Die Emanationen der Erbitterung stoßen die beste Hilfe zurück. Der an
Verbitterung Erkrankte wird zu solchen Schichten hingezogen, die er leicht
hätte meiden können. Dabei spreche Ich noch nicht einmal von der Verseuchung
des Raumes und dem Schaden, welcher der Umgebung zugefügt wird.
Man muss anerkennen, dass die Ausstrahlungen der
Erbitterung sehr stark sind und weithin vordringen. Dies betrifft sowohl die
irdische als auch die Überirdische Welt. Heftiger Zorn ist wie ein schwarzer
Blitz, Selbstverbitterung jedoch wie eine vergiftete Speise.
Der Denker sprach: „Wenn jemand erbittert ist,
sprecht nicht mit ihm.“
902. Urusvati kennt das Wesen der Selbstunterjochung.
Die Menschen lieben es, über die Befreiung von Sklaverei zu reden. Sie sorgen
sich dabei um jemand anderen, vergessen aber ihre eigene Befreiung.
Worin besteht denn die Sklaverei jedes Tages,
jeder Stunde? Der Mensch hat sich durch kleine Gewohnheiten gebunden. Er ist
von einem Spinngewebe starker Vorurteile umgarnt. Wie kann ein angeketteter Gefangener
für die Freiheit der Menschheit kämpfen?
Kann ein Yogi sich den kleinen Ungeheuern des
Alltags beugen? Kann ein Wanderer der Überirdischen Welt unter der Last kleiner,
stacheliger Gewohnheiten frei dahinschreiten? Der Mensch fürchtet sich
dermaßen, auch nur das kleinste Teilchen seines Alltagslebens zu verändern, dass
er erst recht nicht weiß, wie er an eine Erneuerung des Lebens herangehen soll.
Es ist unmöglich, Freiheit zu verwirklichen, wenn
Sklaverei herrscht.
Der Denker warnte: „Bevor du über die Freiheit
anderer nachdenkst, befreie dich selbst!“
903. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstquälerei. Alle Lehren verurteilen jegliche Quälerei, jegliche Peinigung. Nur
unwissende Fanatiker lassen Quälerei zur vermeintlichen Besserung des Lebens
zu. Indessen haben unzählige Generationen bewiesen, dass Tortur die Menschheit
in Abstumpfung, nicht aber zur Vervollkommnung geführt hat.
Höhere Yogis haben keine Quälerei zugelassen,
denn sie wussten hinreichend über die Überirdische Welt Bescheid und
verstanden, welch düsteres Karma der Peiniger sich selbst webt. Sie standen mit der Feinstofflichen Welt in Verbindung und wurden
einer wissenschaftlichen, geistigen Vollkommenheit teilhaftig. So sollte
der Mensch sich merken, dass jede Art von Quälerei als heftige Grausamkeit ihn
knechtet statt beflügelt.
Eine solche Wahrheit sollte den Menschen
bekannt sein, doch zeigt die irdische Wirklichkeit das Gegenteil. Deshalb muss man
immer wieder über den Schaden jeglicher Quälerei sprechen, sei sie körperlicher
oder psychischer Art. Es ist an der Zeit, die Überirdische Welt und ihre
Gesetze anzuerkennen.
Ein Vermächtnis des Denkers lautete: „Finster
ist, wer Quälerei, lichtvoll, wer wohltuende Freude bringt.“
904. Urusvati kennt das Wesen der
Selbstentkräftung. Geboten sind Harmonie und Gleichgewicht, doch ein
entkräfteter Mensch vermag sie nicht zu nutzen. Viele sind durch ein Übermaß an
Arbeit zugrunde gegangen, viele jedoch auch an Faulheit oder Absterben des
Gehirns; beide Extreme grenzen an Selbstmord. Die Menschen gehen an Unkenntnis
der Überirdischen Bedingungen zugrunde.
Bei der Beurteilung der menschlichen
Eigenschaften ist es unerlässlich, das Überirdische Leben in Betracht zu
ziehen. Die Menschen fallen in verschiedene Extreme und erkennen die oft
erwähnte Harmonie nicht. Man kann sie nicht verstehen, wenn man von Rhythmus
und Schwingungen nichts weiß.
Unwissende
nehmen am, solche Eigenschaften seien allein hohen Yogis eigen, doch der
mittlere Weg der Harmonie ist der gesamten Menschheit gelehrt worden. Die
Unwissenden haben diese Grundlage verurteilt, indem sie sie als Mittelmäßigkeit
bezeichnet haben. Indessen ist die Überirdische Welt auf Harmonie gegründet,
und jeder Ankommende hat an ihr als einem heilsamen Prinzip teil. Wenn der
Mensch die Grundlagen der Überirdischen Welt besser erkennen würde, könnte er
sie im irdischen Dasein anwenden.
Möge
die Schulen Verständnis für Harmonie bekunden. Die Offenbarung von
Gleichgewicht kann das gesamte Leben gesunden lassen.
Der Denker bestätigte: „Mensch, erkenne die
Macht des Gleichgewichts!“
905. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Unter den vielen schlechten Eigenschaften, welche die Würde des Menschen
herabsetzen, muss man die Undankbarkeit hervorheben. Ein von Selbstsucht ergriffener
Dummkopf schreit: „Was ich nicht sehe, existiert nicht. Was ich nicht weiß, das
gibt es auch nicht!“ Solche Zweibeiner vermögen die Überirdische Welt nicht zu
erkennen. Sie verstehen nicht, woher die lebensnotwendige Hilfe kommen und wohin
man innigste Dankbarkeit richten kann.
Der heftige Widerwille, über die Höheren
Welten nachzudenken, führt den Menschen in Abstumpfung, und so ist er noch
nicht einmal im irdischen Dasein für das ihn umgebende Wohl dankbar.
Er erkennt nicht an, dass oftmals eine kleine
Gabe große Wirkungen zeitigt. Wenn ein Erzieher seine Schüler lehrt, auch für
die kleinste Gabe zu danken, wirkt er für das Wohl. So müssen wir uns erneut der
Überirdischen Welt zuwenden.
Der Denker bestätigte: „Ein Yogi ist nicht
undankbar.“
906. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Grobheit erniedrigt den Menschen. Grobheit ist die Finsternis der Unwissenheit.
Grobheit ist einem Yogi fremd. Der Yogi verfeinert sein Denken und lebt dadurch
in zwei Welten.
Man wird sagen: „Unweigerlich wird eine
Vielzahl grober Erscheinungen auch in die Überirdische Welt hinübergetragen.“ Solche
Sphären werden jedoch von Wanderern, die aufsteigen, nicht aufgesucht. Nur Hohe
Lehrer besuchen aus Barmherzigkeit auch die Bewohner der groben Sphären. Selbst
der Höchste Geist leidet jedoch, wenn er eine Atmosphäre grober Schwingungen
berührt.
Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr
die Erde von Grobheit verseucht ist! Die Menschen sind geradezu von einer
ansteckenden Epidemie umgeben. Nur ein starker Wille vermag diese Schicht der
Verseuchung zu durchdringen, ohne der Einwirkung der Epidemie zu unterliegen.
Das
Bewusstsein kann den Menschen schützen, es muss aber klar sein. Es ist nicht
leicht, den indirekten Einwirkungen niederer Schwingungen auszuweichen, doch ein
Willensbefehl vermag einen Schild zu schaffen, und dann kann die Überirdische
Hilfe den Wanderer leicht erreichen.
Der Denker warnte: „Merzt Grobheit mit allen
Kräften aus.“
907. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Grausamkeit erniedrigt den Menschen. Grausamkeit schmiedet ein grausames Karma.
Ein Yogi wird nicht grausam sein, da er mit der Überirdischen Welt in Berührung
steht.
Er
weiß, in welch finsteren Schichten grausame Menschen wohnen. Er weiß, wie
schwer es diesen Bewohnern fällt, sich zu erheben. Er weiß, dass Grausamkeit im
irdischen Leben keinen Nutzen bringt. Er offenbart die höchste Anspannung des
Guten, um die menschliche Grausamkeit mit Barmherzigkeit zu überdecken.
Der Yogi weiß, dass ein großer Teil der
Grausamkeit aus Unwissenheit entsteht. Ein Unwissender aber versteht seinen
eigenen Nutzen nicht. Man muss ihn umerziehen, doch eine solche Erziehung dauert
lange.
Der Unwissende versteht nicht, dass es nicht
nur körperliche, sondern auch psychische Grausamkeit geben kann. Die letztere
kann besonders widerwärtig sein. Wie aber werdet ihr von psychischer
Grausamkeit sprechen, wenn die Zweibeiner den Geist überhaupt nicht anerkennen?
Ein solcher Kampf gegen Grausamkeit ist eine wahre Heldentat.
Der Denker mahnte: „Grausamkeit schafft ein
grausames Karma.“
908. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Rache erniedrigt den Menschen. Ein Yogi übt keine Rache, denn er weiß, dass
Rache wie ein Bumerang wirkt. Gleichfalls weiß der Yogi, dass Verbrecher in der
Überirdischen Welt in finstere Sphären herabsinken, wo ihre Schwingungen es
ihnen nicht erlauben, sich zu erheben, und der Weg zum Aufstieg lang ist.
Ihr wisst jedoch, dass der Yogi nicht
ungeschützt ist. Sein Gedanke ist schärfer als ein Schwert und treffsicherer
als ein Pfeil. Einen solchen Pfeil sendet der Yogi jedoch nur, wenn er sich
davon überzeugt hat, dass nicht nur er einer Schädlingstätigkeit ausgesetzt ist,
sondern diese auch die Menschheit bedroht.
Man darf nicht meinen, der Yogi übe Vergeltung;
besser ist es, ihn mit einem fürsorglichen Gärtner zu vergleichen, der Unkraut
beseitigt. Gewiss, der Yogi sendet einen Pfeil oftmals in eine unerwartete
Richtung, und die Menschen verstehen nicht, warum so unerwartet Not in
Erscheinung tritt.
Ich spreche erneut vom Pfeil des Yogi, denn
die Menschen sind manchmal geneigt, sich einen Yogi als lebensfremd und vom
Gemeinwohl weit entfernt vorzustellen. Möge an den Schulen anhand von
Beispielen aus der Vergangenheit aufgezeigt werden, dass Rache unangebracht
ist.
Der Denker sprach: „Gebt aufmerksam acht, wie erniedrigend
Rache ist.“
909. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Schwanken des Denkens und der Gefühle trägt heftige Hässlichkeit herbei.
Versteht dieses Wort in seinem wahren Sinn. Hässlichkeit bedeutet Verlust der
Klarheit und Absinken in das Chaos des Abschaums. Unwissende fürchten die
Freiheit des Denkens, doch zusammenhangloses Schwanken ist keine Freiheit.
Ein Yogi kennt die Grenzenlosigkeit des
Denkens. Er ist erfüllt von Streben für das Wohl der Menschheit. Er ist erfüllt
von Streben im Strom des Fortschritts. Er hat sich einen klaren Weg erwählt,
und es schickt sich nicht für ihn, sich durch Schwanken zu erniedrigen.
Er
erkennt die Gesetze der Überirdischen Welt an und wünscht einen kurzen Weg zu
wählen, denn nur bei einer solchen Anspannung wird er die Schönheit berühren.
Er weiß, dass Schönheit der Leitstern ist, man kann ihn aber nur erkennen, wenn
man das Überirdische Leben versteht. Auch dort gibt es viele Schwankende, doch
lang und gewunden ist ihr Weg!
Der Denker bemerkte freundlich: „Schwankt
nicht, sonst wird euch schwindelig.“
910. Urusvati kennt das Wesen der
Selbsterniedrigung. Einem Yogi sind Selbsttäuschung und Eigenliebe fremd. Einem
beflügelten Boten gleich strebt der Yogi in die Zukunft. Wie ein fürsorglicher
Arzt sieht er die Entstehung psychischer Leiden voraus und eilt, sie auf
gedanklichem Weg abzuwenden. Woher rührt ein solches unbezähmbares Streben in
die Zukunft? Natürlich von der Erkenntnis der Überirdischen Welt.
Der Yogi weiß, dass die Dauer des irdischen
Lebens nur einen kleinen Teil der Überirdischen Existenz darstellt. Der Yogi
hat erkannt, wie nahe und einfach der Übergang in die Überirdische Welt ist; er
wird um der Zukunft willen vollbracht und lehrt die Menschen, die
Unbegrenztheit zu erkennen.
Gewöhnlich fürchten die Menschen den Begriff
der Unendlichkeit. Sie ziehen es vor, sich durch das niedrigste Alltagsleben
ein düsteres Dasein im feinstofflichen Körper zu bereiten. So lehnen sie die
Kraft des Gedankens ab und verlieren damit ihre mächtigste Waffe. Sie streben
zur Selbsttäuschung und vergessen, dass die Wahrheit die Zierde eines Denkers
ist.
Der Denker sprach zu seinen Schülern: „Seid
nicht bekümmert, wenn ein von euch gesandter Gedanke seine Bestimmung nicht
erreicht. Vielleicht wird er, an einen anderen Ort gezogen, dort Nutzen bringen;
gute Gedanken sind überall notwendig.“
911. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Selbstherrlichkeit erniedrigt den Menschen. Selbstherrlichkeit ist ein Zeichen
von Begrenztheit. Ein Mensch, der sich Selbstherrlichkeit einbildet, steht
bereits vor dem Fall. Ein Yogi hütet sich vor Selbstherrlichkeit. Er nennt sich
selbst einen Diener des Guten. Er schöpft dieses Bewusstsein aus dem
Verständnis der Überirdischen Welt.
Sie wollen die herrliche Unbegrenztheit
nicht liebgewinnen, und so können sie auch die Hierarchie nicht lieben. Sie wissen nicht, dass man ohne Liebe
den Weg der Errungenschaften leicht verlieren kann. Wer die Hierarchie
fürchtet, fürchtet auch die Überirdische Welt, Angst aber ist ein schlechter
Führer.
Keine eingebildete Selbstherrlichkeit kann vor
Angst bewahren. Wahrhaftig, Selbstherrlichkeit ist die ewige Krankheit des
Schreckens. Doch der Yogi, als Diener des Guten, der den Lehrer erkannt hat, zeigt
sich stärker als ein selbstherrlicher Tyrann.
Der Denker sprach: „Freunde, vor euch liegen
die wunderbaren Stufen des Aufstiegs.“
912. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Ein Yogi verfällt der Selbsttäuschung nicht. Neulinge werden fragen: „Wo ist
die Grenze, wo die Grundlage und wo die richtige Lösung? Was hilft denn dem
Yogi, die wahre Wirklichkeit zu finden und nicht in Trugbildern der Einbildung
zu versinken?“
Ihr
wisst bereits, was die Wissenschaft als Intuition bezeichnet. Die Wissenschaft
widmet ihr große Aufmerksamkeit und leugnet nicht, dass der Mensch in der Lage
ist, in einer gewissen nervlichen Erregung die richtige Lösung zu finden.
Stellen wir uns nun einen Yogi vor, der seine
nervliche Feinfühligkeit vertieft und sein Bewusstsein bis zur Überirdischen
Welt erhoben hat. Er wird keine verstandesmäßigen Einbildungen hegen, sondern
der Stimme des Herzens lauschen, denn diese Antenne empfängt die Wellen
unmittelbarer Mitteilungen. Die Festung eines Yogi liegt nicht im Gehirn,
sondern im Herzen.
Die Wissenschaft weiß die Bedeutung des
Herzens noch nicht zu schätzen. Im Altertum wurde nicht nur einmal auf die
Macht des Herzens hingewiesen, doch der Verstand zog zur Vorrangstellung des
Gehirns hin und erschwerte damit die nächstliegenden Bestrebungen. Noch vor
nicht allzu langer Zeit hielt man das Herz für eine nahezu magische
Erscheinung, und die Vertreter einer beschränkten Wissenschaft wichen ihm aus,
um nicht als Träumer zu gelten. Aus den verbannten wertvollen Begriffen könnte man
ein ganzes Wörterbuch zusammenstellen. Wir wünschen den Wissenschaftlern, dass
sie freier werden mögen.
Der Denker sprach: „Was kann kälter sein als
ein zugefrorener Herd? Was kann lebloser sein als ein verstummtes Herz?“
913. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung.
Viele erniedrigende Eigenschaften verfinstern die Menschheit. Um jede von ihnen
herum nistet eine ganze Rotte großer und kleiner Verwandter. Man kann beobachten,
wie solche Wesen untereinander verbunden sind und eine ganze Kette bilden. Eine
solche geschmiedete Kette kann sogar einem Menschen Schwierigkeiten bereiten,
der nicht einmal schwachen Willens ist.
Das starke Zunehmen der Finsternis zwingt dazu,
sich mit der Photographie von Ausstrahlungen zu beeilen. Dabei lassen sich
interessante Erscheinungen beobachten. Mitunter kann man bemerken, dass ein
schlechter Gedanke durch einen äußeren Einfluss abgeschwächt wird, doch auch
ein guter Gedanke kann durch etwas verdunkelt werden. Solche Erscheinungen
bestätigen nur die Einwirkungen der Überirdischen Welt.
Die Lektion einer solchen Einwirkung kann nicht
nur von Ethikern, sondern auch von Biologen bestätigt werden. Wir bestehen
besonders auf wissenschaftlicher Erforschung. Über viele Jahre hinweg haben Wir
wiederholt, dass die Wissenschaft sich dem wahren Weg der Erkenntnis der
inneren Kräfte des Menschen nähert, tatsächlich jedoch ist in dieser Richtung
wenig geschehen. Selbst die Überirdische Welt erscheint immer noch als eine
Vogelscheuche des Aberglaubens, insofern verhalten Wir uns wie ein Specht.
Der Denker riet Seinen Schülern, sich selbst
zu beobachten. So könne man zu höherer Wahrnehmung gelangen.
914. Urusvati kennt den Höhenpfad. Es werden
Neulinge kommen und sagen: „Zeigt uns den Weg, wir sind bereit.“ Antwortet: „So
sei es, versuchen wir es: Verstehe es, deine Beobachtungsfähigkeit zu
entwickeln. Sei in der Lage, das Gelesene zu begreifen. Sei fähig, grenzenlos in
die Zukunft zu streben.“
Die Neulinge werden lächeln: „Nur das? Der
Anfang ist leicht. Beobachtungsvermögen haben wir seit Kindheitsjahren, wie unsere
Erzieher sagten. Die Schule vermerkte unsere Fähigkeit, die Lektionen zu
behalten. Und schließlich, wer träumt denn nicht von der Zukunft?“
Dann muss man die sich selbst Rühmenden
korrigieren: „Wer hat denn eure Beobachtungsfähigkeit gelobt, wenn ihr nicht
fähig seid, eure Aufmerksamkeit auf die vielen, euch umgebenden Erscheinungen
zu richten? Könnt ihr wirklich das Gelesene verstehen? Könnt ihr über den
Buchstaben hinaus den Sinn begreifen? Auch wisst ihr überhaupt nicht, wie man
in die Zukunft streben soll, denn die Hälfte eures Bewusstseins ist in der
Vergangenheit steckengeblieben. So ist der Anfang des Weges nicht leicht.
Überdies fürchtet ihr euch sogar davor, über die Überirdische Welt
nachzudenken. Was für eine Zukunft wird es denn sein, wenn ihr nicht zur Hohen
Welt strebt?“
Der Denker sprach: „Bei Unwissenheit erscheint
sogar das Schwere leicht.“
915. Urusvati kennt den Höhenpfad. Die Liebe
ist der Schlüssel zu seinem Zugang. Die Liebe ist die Macht der Überwindung.
Die Liebe ist die heilsame, unversiegbare Quelle. Es wurde gesagt: Erhaben ist
der Yoga der Liebe. Manche halten den Weg der Liebe für den leichtesten, doch
für andere ist gerade er am schwersten. Ein Herz, in dem Bosheit und
Grausamkeit leben, vermag nicht zu lieben.
Die Menschen bemerken noch nicht einmal, dass
ihr Keller voller Bosheit ist. Sie können ihre niederen Gefühle nicht
überwinden. Sie können heuchlerisch Worte über den Sieg der Liebe anhören, doch
ihr Wesen ist finster und in die Überirdische Welt werden sie ohne Licht eintreten.
Man kann die höheren Schwingungen der Liebe
nicht lehren, wenn ihre Keime nicht im Herzen angelegt sind. Hell flammt das
Feuer der Liebe auf. Möge es zum Höhenweg führen.
Der Denker lehrte Seine Schüler, Liebe und
Bosheit an den Augen zu erkennen: „Schon vor langem wurde gesagt, dass die
Augen offene Wunden sind. Dem Zeugnis dieser Leitungen des Herzens kann man
vertrauen.“
916. Urusvati verwirklicht den Höhenpfad. Über
das Höchste darf man unmöglich auf dem Marktplatz schreien. Überall jedoch ist
es nützlich, wegweisende Meilensteine aufzuzeigen: Einmal auf wissenschaftliche
Weise, einmal in erzählerischer Form, einmal auf strenge und einmal auf schöne
Weise, für jeden seinem Bewusstsein entsprechend, für jeden seinem
Verständnisvermögen entsprechend.
So wirft man einem Yogi nicht selten vor, über
ein und dieselbe Wahrheit in verschiedener Weise zu sprechen. Die Unwissenden
können jedoch nicht verstehen, dass ein Yogi über verschiedene Aspekte und zu
verschiedenen Menschen spricht.
Man
muss die Duldsamkeit des Yogi hochschätzen, wenn er Samenkörner des Guten
ausstreut, ohne an eine Ernte zu denken. Karma selbst bestimmt eine solche
Ernte voraus. Nichts aber geht im Raume verloren. Ein Samenkorn, das unter
irdischen Bedingungen nicht aufgeht, wird seine Triebe in der Überirdischen
Welt hervorbringen. Umso notwendiger ist es, die lebendige Realität der
Überirdischen Welt zu begreifen.
Es ist zwar schwer, sich einen Nutzen des
Guten für einen leeren Raum vorzustellen, wer aber die dichte Bevölkerung der
Unbegrenztheit kennt, kann leicht die Notwendigkeit guter Gedanken erkennen.
Schneller als in das Haus des Nachbarn dringt der Gedanke in den unermesslichen
Raum vor und findet durch den Magneten der Anziehung seine Anwendung; Man muss
nur den Höhenpfad lieben.
Der Denker sprach: „Ein fürsorglicher Arzt ist
in der Lage, den Keimen einer Krankheit vorzubeugen.“
917. Urusvati hat sich den Höhenrhythmus
angeeignet. Ein Yogi weiß, wie schwierig es ist, die Zentren zu harmonisieren,
wenn um ihn herum das Chaos tobt. Es ist eine große Selbstvertiefung
erforderlich, um die Schwingungen der Höhenklänge zu erkennen. Dabei können
selbst Wohlwollende Sorgen bereiten.
Man kann zwei Extreme bemerken: Auf der einen
Seite steht ein Mensch, der begonnen hat, Überirdische Botschaften zu erhalten,
sie jedoch als leere Erscheinungen erachtet und ihnen keine Bedeutung beimisst,
anstatt ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sie zu erforschen. Auf der anderen
Seite steht ein Leichtgläubiger, der jedes psychische Aufflammen für eine
Errungenschaft und eine Einweihung hält.
Solche extremen Denker kann man unmöglich
zusammenbringen. Man darf zu ihnen nicht in derselben Sprache und mit denselben
Worten reden. Man muss mit jedem gesondert über seine Irrtümer sprechen und
dabei darauf vorbereitet sein, dass beide gekränkt sind und statt eines Nutzens
Schaden entsteht. Besser sind vorsichtige Andeutungen, möge das Leben selbst
den Irrenden Einhalt gebieten. Jeder von ihnen hat wenigstens einen schwachen
Begriff von der Überirdischen Welt. Mit der Zeit werden solche Erkenntnisse
immer klarer, und einmal kommt Tag, da man von Herz zu Herz miteinander
sprechen kann.
Der Denker sprach: „Freund, was nützt dir
Vervollkommnung, wenn du nicht spürst, was das Gemeinwohl ist?“
918. Urusvati versteht die tätige Stille. So
nennen Wir den kurzen Augenblick des Schweigens, den ein Yogi dem Beginn einer
Arbeit oder einer Rede vorausschickt. Die Anwesenden sagen: „Er konzentriert
sich“, doch die Wissenden verstehen, dass der Yogi der Überirdischen Welt ein
Zeichen gab und damit Zusammenarbeit und Führung erbat. Für eine solche
Übertragung des Bewusstseins bedarf es keiner Worte.
Der Yogi vermag seine Energie nach oben und
nach unten zu lenken. Nicht immer weiß er, wer helfen wird, denn seine Arbeit kann
verschiedene Bereiche berühren. Wenn die Arbeit auf das Gemeinwohl gerichtet
ist, wird ein erfahrener Führer hinzutreten. An den Ausstrahlungen des Yogi
kann man ablesen, wie sich die Einwirkung der Hohen Lehrer auswirkt. Man kann
überzeugt sein, dass ein Augenblick angespannten Schweigens augenblicklich Hohe
Hilfe herbeizurufen vermag. Das Schweigen wird von einem tiefen Seufzer
begleitet.
Der Denker erinnerte daran: „In einem einzigen
Seufzer übertragen wir uns in den Raum.“
919. Urusvati lebt in flammender Erleuchtung.
Die Natur eines Yogi ist feurig. Er hat sie durch ständige Vertiefung und Erhebung
des Denkens entzündet. Die Menschen kommen im Leben ständig mit aufblitzenden höheren
Energien in Berührung, doch sie bemerken sie nicht, und die Möglichkeit
erlischt. Niemand hat ihnen gesagt, dass der angeborene Talisman[98]
entzündet werden muss, anderenfalls bleibt er im Speicher liegen, ohne in
Erscheinung zu treten.
Auch hat ihnen niemand gesagt, dass ein Blitz
der Überirdischen Welt nur dann zu beleben vermag, wenn die Funken des Bewusstseins
bereits einen Magneten gebildet haben. Im Weltall hat Gegenseitigkeit
entscheidende Bedeutung. Auch hat niemand diejenigen, die den Yogapfad
betreten, vorher gewarnt, dass feurige Einwirkungen keineswegs immer angenehm
sind.
Das irdische und das Überirdische Feuer sind
sich ähnlich, und ein zu feuriger Heldentat schreitender Mensch kann verstehen,
wodurch er für den vorübergehenden Schmerz entschädigt wird. Der Mensch weiß, dass
er eine Zusammenarbeit mit Höheren Kräften eingeht, und eine solche Erkenntnis
höherer Heldentat erhebt ihn über das Chaos. Dann kann der Mensch als Sieger
bezeichnet werden.
Der Denker lächelte: „Ich brenne und brenne,
aber ich verbrenne nicht.“
920. Urusvati hat sich den Yoga des Denkens zu
eigen gemacht. So nennen Wir den Agni Yoga bisweilen um zu betonen, dass der
Gedanke seine Grundlage ist. Der Gedanke ist feurig. Der Gedanke ist
unbegrenzt. Niemand kann die Grenze der Ausbreitung des Gedankens bestimmen.
Man kann feststellen, dass der Gedanke
schneller als Licht ist, doch ist es unmöglich, eine klare Grenze seiner
Ausbreitung zu finden. So wird verständlich, dass der Gedanke das beste
Bindeglied zu den Überirdischen Welten ist. So möge das Denken des Menschen der
Erleuchtung durch das räumliche Feuer würdig werden.
Es ist die größte Schande, wenn ein Wanderer
in der Überirdischen Welt sich seiner früheren Gedanken schämen muss. Die
Charta der Gedanken ist unauslöschlich, und sie blitzt vor den Augen des
Neuankömmlings auf.
Der
Yoga des Denkens ist einem Yoga vorzuziehen, der körperliche Quälereien
fordert. Ein kurzes Pranayama, leichte Nahrung und gedankliches Streben
gewähren freien Eintritt in die Überirdische Welt. Wie man sich an ständiges
Pranayama gewöhnen kann, so auch an den ständigen Verkehr mit der Überirdischen
Welt. Das irdische Leben wird den Aufstieg nicht behindern.
Der Denker wiederholte: „Der Gedanke ist ein
Blitz.“
921. Urusvati ist sich der Verklärung des
Lebens bewusst geworden. Ohne Verklärung des Geistes
ist das Leben finster. Düster ist das Dahinvegetieren der zweibeinigen
Verneiner, die nicht wissen, welchen kosmischen Schaden sie der Evolution
zufügen! Man sollte nicht glauben, die Evolution könne nicht verzögert werden.
Sie kann verunstaltet werden, und erneut müssen starke Energien verausgabt
werden. Das Karma der Verneiner kann nicht aufgehalten werden, vielmehr muss der
von ihnen angerichtete kosmische Schaden wiedergutgemacht werden. Warum das Leben verunstalten, wenn man es herrlich verklären
kann?
Ein jeder vermag durch die Kraft des Denkens
eine Verbindung mit der Überirdischen Welt zu schaffen. Aus dem Inneren heraus wird
ein neuer Sinn der irdischen Existenz hergestellt. Weshalb sollte der Mensch
Anstöße von außen erwarten? Er muss in seinem eigenen Bewusstsein unbändiges
Streben zur Überirdischen Welt entwickeln. Er sollte solche Gedanken lieben lernen
und den Augenblick finden, um diesen silbernen Faden höherer Erkenntnis zu
ergreifen. Möge solche Erkenntnis bei den kleinsten Körnchen beginnen. Jede
solcher Aufspeicherungen ist bereits unzerstörbar. Sie können zu der Erkenntnis
führen, wie eine lichte Verklärung des gesamten Lebens zu vollbringen ist.
„Herrlich ist eine solche Verklärung des
Lebens“, so sprach der Denker.
922. Urusvati überwindet ferne Ströme. Wir
sagen: „sie überwindet“, um auf die Schwierigkeit einer solchen Errungenschaft
hinzuweisen. Es ist falsch zu meinen, dass es bei erhabenem Denken leichter
sei, Ströme und Schwingungen aufzunehmen. Bei erhabenem Denken nähern sich auch
schwierige, neue Aufgaben, deshalb ist die Leiter der Errungenschaften in
Unbegrenztheit nicht leicht zu erklimmen.
Leider bewegt sich die Wissenschaft allzu
langsam voran, die bedeutsamsten Bereiche werden nicht berührt. Astrochemie
wird als Phantasterei abgetan. Erst kürzlich wurde die Aufmerksamkeit von
Beobachtern auf die Sonnenflecken gelenkt. Die kühnsten Wissenschaftler haben
gerade begonnen, einen Einfluss solcher Ausbrüche auf die psychische Seite der
Menschen zuzugestehen.
Gewiss, solche Ausbrüche sind offensichtliche
Erscheinungen, doch es wirkt eine Vielzahl von Ausstrahlungen ferner Welten
beständig auf den Menschen ein. Man kann feststellen, dass Menschen sich nicht
selten ohne erkennbaren Grund unwohl fühlen oder gar erkranken. Die irdischen
Ärzte schreiben solche Erscheinungen natürlich gewöhnlichen, körperlichen
Krankheiten zu. Sie denken dabei nicht an die Überirdischen Welten. Sie
studieren die Schwingungen nicht. Sie haben nichts von prismatischem Sehen
gehört. Niemand hat ihnen von der Macht der psychischen Energie erzählt.
Die verirrtesten Ärzte sind die Psychiater.
Sie berühren Bereiche, die ihnen völlig unbekannt sind. Der von ihnen
verursachte Schaden ist unsagbar groß! Zur Zeit kann man eine Zunahme
psychischer Erkrankungen bemerken. Man muss die Wirklichkeit studieren, die die
Erde umgibt. So darf man nicht das sogenannte braune Gas übersehen, das den
Zutritt der besten Schwingungen verhindert. Wahrhaftig, diese Hindernisse müssen
überwunden werden.
Der Denker sprach: „In
Überwindung liegt Freude.“
923. Urusvati hat das räumliche Feuer gespürt.
Das Aufblitzen des feurigen Elementes wurde bereits im fernen Altertum bemerkt.
In allen Mythologien gibt es einen Gott des Feuers. Es war von zweifacher Natur:
tötend und heilsam.
Bis zum heutigen Tag streiten die Menschen um
die Natur des Feuers. Sie können nicht verstehen, warum ein brennendes Element manchmal
so wohltuend sein kann. Sie haben keinen Begriff vom Weltmagneten, der in allem
Existierenden ruht.
Wenn die psychische Energie des Menschen erhaben
und machtvoll ist, wird sie die Zusammenarbeit mit dem räumlichen Feuer finden.
Nicht Schaden, sondern Nutzen ergibt sich aus dieser Wechselbeziehung. Wenn die
Menschen überdies von der Überirdischen Welt wüssten, könnten sie sich mit
eigenen Augen davon überzeugen, dass alles auf dem feurigen Element gründet.
Urusvati kann bestätigen, wie oft das Höhere Feuer
im Leben in Erscheinung tritt, und dass es keine Schmerzen verursacht. Doch
dafür muss man sich ihm auf natürliche Weise annähern und sowohl die kleinsten als
auch große Erscheinungen zulassen. Sie werden unerwartet eintreten, weil sie den
Gesetzen der Feinstofflichen Welt gemäß aufblitzen.
Der Denker sprach: „Im Feuer liegt Inspiration.“
924. Urusvati kennt den Klang der Stille. In
der Stille gehen große Erscheinungen vonstatten. Gleichzeitig, so wurde gesagt,
kann die Stille lauter als Donner sein. Man muss lebendige Stille, die voller
überirdischer Harmonien ist, von Totenstille unterscheiden, die eintritt, wenn
die Leitung zu den Höheren Welten unterbrochen ist.
Man muss verstehen, dass Pulsieren des Blutes
und Schwingungen des Gehirns nichts mit Überirdischen Klängen gemein haben. Die
Menschen verstehen nicht, dass Ohrengeräusche keine Errungenschaft bedeuten.
Entweder verneinen sie alles oder schreiben alles sich selbst als eine höhere
Errungenschaft zu. Die Klänge der Stille jedoch erklingen als mächtige Akkorde,
die alles Existierende erfüllen. In solchen Harmonien lebt Freude.
Man
muss auf die elementaren Klänge hören. Mitunter erfüllen sie den Raum wie eine klingende
Saite; manchmal ähneln sie einem vielstimmigen Chor; bisweilen gleichen sie einer
erhabenen Symphonie, doch dann wiederum kann man den Gesang einer einzigen
Stimme vernehmen. So lässt sich die Sphärenmusik wahrnehmen. In jedem
Augenblick erklingt der Raum in einem besonderen Rhythmus.
Der Denker verstummte mitunter mitten im
Gespräch, horchte und fügte dann hinzu: „Wie herrlich klingt die Überirdische
Welt!“
925. Urusvati schätzt den vielfarbigen
Diamanten. So nennen Wir die verschiedenartigen Zugänge zu wahrer Erkenntnis.
Der oberflächliche Leser nimmt an, Wir würden nicht selten ein und dasselbe
wiederholen, doch in einem solchen Urteil offenbart er nur seine eigene
Unaufmerksamkeit. Er hat sich nicht die Mühe gemacht, die zu verschiedenen
Zeiten gegebenen Weisungen über denselben Gegenstand miteinander zu
vergleichen.
Man kann sich vergewissern, dass es sich nicht
um Wiederholungen, sondern um Zugänge zu verschiedenen Facetten des Diamanten handelt.
Überdies wird der erfahrene Beobachter finden, dass die Erinnerungen den kosmischen
und den psychischen Bedingungen entsprachen. Der Lehrer weiß, wie behutsam man
das Bewusstsein eines Schülers berühren muss. Ein und dieselbe Wahrheit kann in
veränderten Darstellungen leichter im Gedächtnis haften bleiben und einen neuen
Weg zur Errungenschaft öffnen.
So scheut euch nicht, gut verständliche Worte
zu suchen, und denkt an das unbeständige Bewusstsein der Zuhörer. Nicht selten
wird ein komplizierter Begriff leichter aufgenommen, während das Einfachste
unverständlich erscheint. Dann muss man eine andere Stunde wählen und an eine
andere Tür klopfen. Es ist leicht zu verstehen, dass die Tür des Herzens am
einfachsten zugänglich ist, doch vermag diese Tür nur derjenige zu ertasten,
dessen Herz selbst klingt.
Der Denker richtete die Aufmerksamkeit der
Schüler auf die Überirdische Welt. Er bestätigte, dass der feinstoffliche
Körper herrliche Lichtbrechungen des Diamanten finden kann.
926. Urusvati versteht es, den Adamant der
Treue mit Beweglichkeit des Denkens in Übereinstimmung zu bringen. „Allzeit
bereit!“ so spricht die Eile. „Ich werde keinen Verrat üben!“ bekräftigt die
Treue. Für viele scheinen solche Begriffe wie Beweglichkeit und Treue
Gegensätze zu sein. Fanatiker der Treue lassen keine Beweglichkeit des Denkens
zu, für sie kommt sie bereits Verrat gleich. Doch diejenigen, die der Beweglichkeit
zugetan sind glauben, dass ein unbewegliches Idol nicht in die Zukunft führen
kann.
Ein Yogi aber versteht den Wert des Adamants
und der Beweglichkeit. Gleichgewicht hilft dem Yogi, klar und scharf nach vorn
zu blicken. Er kennt die Überirdische Welt gut und weiß, wie unerlässlich dort
Beweglichkeit des Denkens ist. Der Adamant der Treue jedoch bewahrt ihm den
vorbestimmten Platz. Nur die Vereinigung der Gegensätze kann die erhabene Natur
des Yogi beweisen.
Die Menschen fürchten oft gerade jene
Begriffe, über die sie verfügen sollten. Wie oft unterbindet schädlicher Streit
Errungenschaften! Die Menschen sollten endlich die große Einheit verstehen!
Doch selbst in der Überirdischen Welt setzen sie ihre unwissende Uneinigkeit fort.
Viele Sorgen belasten die Lehrer, wenn Sie die von Zwietracht Erfüllten und die
Unmöglichkeit sehen, die Törichten zur Vernunft zu bringen. Natürlich könnte
man Suggestion anwenden, da der Wille der Durchschnittsmenschen nicht stark ist,
doch eine solche Einwirkung wäre Zwang. Allein freiwillige Erkenntnis der
Wahrheit ist zulässig.
Der Denker sprach: „Bewahrt den Adamant auf
allen Wegen.“
927. Urusvati strebt nach der Wissenschaft des
Lebens. Man wird fragen: „Das heißt, hier wird Biologie studiert?“ Doch leider
kann die derzeitige Biologie nicht als Wissenschaft des Lebens bezeichnet
werden. Es ist unmöglich, sich ein Studium des Lebens ohne das psychische,
geistige Leben vorzustellen, ohne die Überirdische Welt mit allen ihren Einwirkungen
auf das irdische Leben. Man kann daher die heutige Biologie nur als ein Kapitel
des Buches des Lebens bezeichnen.
Nur wenige denken über die Zusammensetzung einiger
Wissenschaften nach. Unmöglich kann man Astronomie ohne Chemie und Astrochemie,
ohne Physik und Astrophysik studieren. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass
man die Erhabenheit der Überirdischen Welt nicht verstümmeln darf, doch nur
wenige haben Unsere Warnungen beachtet.
Die Menschen fordern etwas Neues, haben sich
aber die Grundbedingungen des Lebens überhaupt noch nicht angeeignet. Auch über
diese Leichtfertigkeit haben Wir nicht nur einmal gesprochen, es fragen sich aber
nur wenige: Kennen wir die vor langer Zeit gegebenen Hinweise? Haben wir
gelernt, unsere Aufmerksamkeit auf die Erscheinungen in unserer Umgebung zu lenken?
Nach
wie vor ist Luft für sie eine himmelblaue Leere. Nach wie vor sind sie taub und
blind, und sogar Gedanken über die Überirdische Welt verwandeln sich in
Schreckgespenster. Der Mensch ist nicht fähig, vertrauensvoll seinem Herzen zu
glauben. Einem solchen Beobachter helfen die Ärzte nicht, denn sie kennen die
Biologie in ihrem gesamten Ausmaß nicht.
Der Denker verwies Seine Schüler auf den
unergründlich weiten Himmel und lehrte sie, die Unbegrenztheit lieb zu gewinnen.
928. Urusvati hat die Tore des Yoga selbst
geöffnet; von früher Kindheit an wurden ihr Visionen und Träume eingeprägt. Gewöhnlich
schenken Kinder solchen Erscheinungen keine Beachtung oder beginnen, sie zu
fürchten, und unterbrechen damit die Verbindung mit der Überirdischen Welt. Doch
eine yogische Natur sammelt alle aufgenommenen psychischen Sendungen im Bewusstsein.
Aus Unwissenheit suchen die Menschen der
Umgebung oftmals, den Weg des natürlichen Yoga ins Lächerliche zu ziehen und zu
erschweren. Wir wissen, wie viele Prüfungen ein feinfühliger Organismus durchzustehen
hat. Ein solcher Kampf kann jedoch auch besonders wertvoll sein: Eine Waffe
wird im Gefecht geschärft, sonst rostet sie.
Nicht selten klagen die Menschen, dass ihnen
die Verbindungen mit der Überirdischen Welt fehlen, doch lenken sie selbst ihre
Aufmerksamkeit nur selten auf bedeutsame Erscheinungen. Indessen flammen die
Überirdischen Zeichen gerade im irdischen Dasein hell auf. Sie ziehen die
Aufmerksamkeit feinfühliger Augen stark auf sich, doch der Mensch reibt sich lieber
die Augen, als etwas Ungewöhnliches wahrzunehmen. Die Leute verstehen es
besser, zu vertreiben als anzuziehen.
Wir weisen besonders auf den Feurigen Yoga
hin, da er sich leicht auf natürliche Weise entwickeln lässt. Man muss
allerdings die ursprüngliche, feurige Natur alles Existierenden anerkennen. Nur
wenn man die ursprüngliche Energie lieben lernt, kann man sie zur
Zusammenarbeit herbeirufen.
Der Denker lehrte, den Yoga lieb zu gewinnen: „Er
bereichert die irdische Wanderschaft.“
929. Urusvati überwindet das atavistische
Erbe. Die Menschheit sollte die Grundlagen der Vererbung studieren. Wenn die
Wissenschaft sich von Aberglauben und Begrenzungen befreit, wird sie auch an
eine Erforschung der Prinzipien der Vererbung herangehen können.
Um den Menschen sammeln sich viele Auftürmungen
an. Das Erbe persönlicher Verkörperungen, der Familie, des Volkes und der
Überirdischen Welt sowie viele Aufschichtungen aus zufälligen Begegnungen
ergeben ein Gepräge und verändern die psychische Natur.
In ihrem Denken begrenzte Wissenschaftler können
die Vererbung auf natürliche Weise nur im Rahmen der Familie beobachten, anders
gesagt, in dürftigsten Grenzen. Nur selten können sie Familienmerkmale
feststellen, die über mehrere Generationen hinweg auftreten. Feinere
Beobachtungen können die Wissenschaftler nicht durchführen, da sie die Wiedergeburt
und die Überirdische Welt verneinen.
Es ist nicht möglich, den Menschen zu
beobachten, wenn man ihn in diese Grenzen der Unwissenheit stellt, doch muss
man hoffen, dass die Wissenschaft sich befreien und zu wahren Erkenntnissen
gelangen wird.
Jeder Yogi versteht, dass es ihm gelingen kann,
die Last des Atavismus abzuschütteln, nur indem er seine yogische Natur erhebt.
Der Yogi weiß, dass die zeitgenössische Wissenschaft über seine
Errungenschaften spotten wird, doch die Realität des wirklichen Lebens hilft
ihm bei seinem Aufstieg. Der Yogi ist mehr Realist als die dummen Verneiner.
Der Denker mahnte: „Befreit die Wissenschaft; beeilt
euch, ihr die Ketten abzunehmen.“
930. Urusvati fürchtet keine Gefahren. Ein
Yogi weiß, dass Erdbewohner in ständiger Gefahr leben. Wenn die Gefahr ständig
vorhanden ist, braucht man sie auch nicht zu fürchten.
Die Menschen klagen über ihre Schutzlosigkeit.
Sie meinen, die Überirdische Welt stehe in keiner Verbindung mit der irdischen.
„Ein Hund besitzt Spürsinn und Vorahnung, doch die Menschen haben solche
Eigenschaften für immer verloren“, solche Klagen sind aber nicht berechtigt.
Die Menschen fühlen und sehen bei weitem mehr voraus, als sie annehmen. Leider wird
ihre Aufmerksamkeit jedoch zu den Alltagsbedürfnissen hin abgelenkt und
Beobachtungen von feinstofflichen Erscheinungen entgehen ihnen.
Wenn die Menschen auf irgendeinen
unverstandenen Befehl hin richtig handeln, glauben sie, ihr Verstand habe die
richtige Lösung gefunden. Ebenso naiv verhalten sie sich dem Vorgefühl
gegenüber, sie beziehen es eher auf eine Magenerkrankung als auf die
Feinstoffliche Welt. Solche Blinden kann man unmöglich dazu bringen, zu
Erkenntnis zu kommen. Sie fordern eine derartige Kraft des Lichts, dass sogar
Blinde ihre Umgebung sehen und verstehen können. Weshalb aber solche Wunder
erwarten, wenn das ganze Leben voller feinstofflicher Erscheinungen ist?!
Der Denker lächelte: „Wollt ihr etwa jeden
Boten fürchten?“
931. Urusvati versteht es, Anvertrautes zu
bewahren. Eine solche Bewahrung ruft zwei extreme Deutungen hervor: Die einen
nehmen an, etwas Heiliges könne nur besonders erprobten Personen übergeben
werden; andere denken, das Überirdische Gesetz, das Gesetz der Natur werde die
beste Verbreitungsweise finden. Doch wie immer sind Extreme unvollkommen und
die Wahrheit liegt in der Mitte.
In der Tat darf man die nützliche Lehre nicht nur
einer kleinen Gruppe von Menschen zum Gebrauch überlassen. Ebenso unmöglich ist
es, die Lehre auf eine Straßenkreuzung wegzuwerfen, wo sie von bösen
Wesenheiten aufgelesen werden kann. Das bedeutet: Man muss dem Bewusstsein
entsprechend geben. Nur wenige aber können ein fremdes Bewusstsein abwägen oder
Freunde und Mitarbeiter finden.
Wir
nennen es eine richtige Bewahrung von Anvertrautem, wenn das Herz eingibt, was im
gegebenen Fall nützlich sein kann. Eine solche Verfeinerung bildet sich nur
durch lange Erfahrung, und besonders wertvoll ist es, wenn sie im Leben
Ausdruck findet. Natürlich formt sich eine solche lebendige Äußerung nicht ohne
Erkenntnis der Überirdischen Welt. Mögen die Menschen häufiger über einen
schönen Ausdruck der Überirdischen Gesetze nachdenken.
„Wenn wir über etwas Schönes nachdenken,
ziehen wir auch schöne Maße an“, so sprach der Denker.
932. Urusvati hat die Überirdische Welt seit
jeher zu sich herangezogen. Durch welche Anziehungskraft wird eine solche
Annäherung erreicht? Bitten und Befehle helfen nicht, ebenso wenig Tränen und
Lobpreisungen, wenn das Herz verschlossen ist. Ein alter Psalm ruft weise aus: „Offen
ist mein Herz“ – wer dieses sagte, kannte den Hauptmagneten.
So stellt das offene Herz den Sieg über die
irdischen Begrenzungen dar. Dazu werden manche sagen: „Es ist schon zu spät, unser
Herz von Grund auf zu verwandeln.“ Mit einer solchen Bemerkung beweisen sie
ihre ganze Unwissenheit. Sie verstehen nicht, dass das Wort „zu spät“ aus ihrem
Wörterbuch gestrichen werden muss. Wenn das Leben grenzenlos ist und ununterbrochen
fortdauert, wird es niemals zu spät sein, für welche Errungenschaft auch immer.
Oft können die Menschen sich nicht vorstellen,
dass sich der Erkenntnisgewinn in der Überirdischen Welt fortsetzt. Nur
unwissendsten Menschen suchen einer Unterrichtung in Ethik auszuweichen. Man
kann solche Faulenzer bedauern, doch rechtfertigen darf man sie nicht. Mögen
sie anerkennen, womit sie ihr Bewusstsein beschmutzen. Nur ein grober Wilder weigert
sich, über seine Zukunft nachzudenken.
Der Denker sprach: „Beeilt euch, euer Herz zu
öffnen.“
933. Urusvati hat die Überfüllung des Raumes
beobachtet. In bestimmten irdischen Perioden kann man besondere
Massenansammlungen von Menschen beobachten. Niemand sammelt sie, niemand führt
sie, sie bilden sich gleichsam wie von selbst, und eine solche Ansammlung kann
Katastrophen verursachen. Wir bezeichnen diese Erscheinung als „Vermassung“.
Sie lässt sich auch in der Tierwelt
beobachten, das gleiche vollzieht sich aber ebenso in der Feinstofflichen Welt.
Genau dieselben Massen irren dort umher und stören die Harmonie. Die Anfänge eines
solchen Umherirrens sind schwer zurückzuverfolgen. Natürlich liegt die Ursache
in planetaren Strömen oder, genauer gesagt, in der Zusammensetzung solcher
Ausstrahlungen. Die Wissenschaftler der Erde könnten solche psychoplanetaren
Erscheinungen beobachten, doch kaum jemand schenkt psychischen Erscheinungen
Aufmerksamkeit.
Einige Beobachter versicherten, dass Planeten
erkranken und ihre Ausstrahlungen giftig werden können. Natürlich hat die
Wissenschaft solche Forscher als wahnsinnig bezeichnet, und fast wäre sogar
Flammarion[99] in diese Kategorie
geraten. Indessen sind die Beobachtungen über die Verbindung zwischen den
Welten und dem Leben der Menschheit offensichtlich. Die Wissenschaftler
gestehen jedoch keine Anfüllung des Raumes zu und schon gar keine Überfüllung.
Beobachtungen von Sonnenflecken sollten als höchst
primitive Erkenntnisse angesehen werden. Eine Welt unzählbarer Gestirne ermöglicht
auch unzählbare Beobachtungen. Und die Zusammensetzungen der astrochemischen
Ströme erklären die Gezeiten des Ozeans des Lebens.
Der Denker bat, einfach nur frei zu denken: „Die
Freiheit des Denkens ist der Weg zum Erfolg.“
934. Urusvati hat die kosmische Dimension des
Menschen anerkannt. Die Menschen sprechen oft von Makrokosmos und Mikrokosmos, berauben
diese jedoch gleichzeitig ihrer wichtigsten Grundlagen. Sie lassen die
uranfängliche Energie, die Überirdische Welt und sämtliche Grundlagen des
Geistes nicht zu. Doch was für ein Makrokosmos ergäbe sich ohne diese
wichtigsten Grundlagen? Er würde sich als eine armselige Ruine erweisen, und
der Mikrokosmos wäre eine jämmerliche Missgeburt.
Einige scharfsinnige Wissenschaftler spüren, dass
selbst bei den glänzendsten Entdeckungen etwas fehlt. Innerlich verstehen sie, dass
die von ihnen entdeckten Gesetze nur einen Ausschnitt darstellen und noch ganz
andere Dimensionen annehmen können. Doch von Kindheit an hat niemand ihnen vom Gesetz
des Geistes erzählt. Sie haben keinen Mut zu grenzenloser Erkenntnis in sich
gefunden. Es ließen sich Beispiele dafür anführen, wie ernsthafte Forscher ihre
weitgefassten Beobachtungen verbargen. Sie fürchteten, über die Grenzen ihrer
beschränkten Wissenschaft hinauszugehen. Insgeheim lasen sie die Werke der großen
Denker, bekannten sich aber niemals zu ihren eigenen, neuen Wegen.
Doch stellen wir uns vor, die gesamte
Menschheit würde sich von Verneinern in unbeschränkte Beobachter verwandeln: Welcher
Fortschritt der Wissenschaft ergäbe sich! Man kann verstehen, dass das Märchen „Von
der Stadt des Lichts“ Wahrheit würde.
Der Denker sprach: „Es wird ein neuer Wissenschaftler
kommen, kühn und unbegrenzt.“
935. Urusvati hat die Verwandlung des Menschen
durch die besten Schwingungen anerkannt. Man wird fragen: „Von welchem Menschen
und welchen Schwingungen sprecht ihr?“ Erklärt es, denn sonst entsteht nur
Geschwätz. Ihr wisst zur Genüge, dass man niemanden mit Gewalt verwandeln darf
und kann. Der Mensch muss den Wunsch zur Verwandlung freiwillig zum Ausdruck
bringen. Zumindest muss er Bereitschaft zur Aufnahme (…) bekunden.
Jetzt muss man auch die Eigenschaft der
Schwingungen verstehen. Bis heute ist das Urteil über sie noch ziemlich
primitiv. So nimmt man an, blaue Farbe beruhige, rote dagegen reize auf; doch es
gibt viele Nuancen des Blauen wie des Roten. Unter denen des Roten finden sich
rubinfarbene, die sehr heilkräftig und voll höherer Schwingungen sind. Unter
denen des Blauen kann es auch tötende geben, die niederdrückende Schwingungen
mit sich bringen. Man sagt: „Grüne Farbe ist gut, gelbe jedoch grob.“ Eine
solche Definition ist primitiv. Man kann Grüntöne mit aufreizenden Schwingungen
und gelbe finden, die beruhigend wirken.
Man muss auch an den Klang erinnern, der ganz individuell
zu wirken vermag. Gewiss, die Wissenschaft wird in Zukunft viele Versuche für
die besten Einwirkungen finden. Dabei werden Menschen, die mit der
Überirdischen Welt vertraut sind, sich der ganzen Mannigfaltigkeit der
Ausstrahlungen erinnern, die sich gleichwohl entsprechend den Schwingungen
einteilen lassen. Das gleiche ließe sich auch auf der Erde erreichen, wenn die
Beobachtungsfähigkeit der Wissenschaftler sich verfeinert. Doch welche Liebe zu
diesem Forschungsgegenstand muss bekundet werden, um derartige Schwingungen
erforschen zu können!
Der Denker bekräftigte bisweilen: „Lernt,
wenigstens irgendetwas lieb zu gewinnen, damit ihr nicht ohne die Fackel der
Liebe bleibt!“
936. Urusvati fühlt und sieht voraus. Auf der
ganzen Welt werden diese beiden Worte in allen Sprachen wiederholt, doch nur
wenige verstehen ihre Bedeutung. Auf der einen Seite verhindern abergläubische
Traumdeuter, auf der anderen ebenso abergläubische Verneiner eine vernünftige
Erkenntnis. Nur eine sehr kleine Zahl Scharfsichtiger ist bereit, die Kräfte
des Menschen zu erforschen. Manche versteigen sich zu solcher Absurdität, dass
sie den Spürsinn der Tiere beneiden. Sie verstehen nicht, dass der Mensch einen
höheren Spürsinn besitzt, den er allerdings gewöhnlich nicht anerkennen will. Wenn
im Bewusstsein etwas aufblitzt, was sich in der Folge bewahrheitet, wird ein
solches Gefühlswissen als zufällig bezeichnet.
Gewiss, solange die Bücher über Psychologie
die psychische Energie und das Leben der Überirdischen Welt nicht erwähnen,
werden die Menschen die Quellen der Erkenntnis schwerlich finden. Ihr sagt, dass
Überirdische Führer mitunter helfen können, nützliche Bücher zu finden;
Urusvati kann dies bestätigen. Doch für eine solche Zusammenarbeit muss man das
Herz öffnen und Überirdische Schwingungen aufnehmen. Gerade ein solcher Zustand
ist selten anzutreffen.
Der Denker sprach: „Lernt, die Wissenschaft
des Vorgefühls und der Vorausschau zu lieben.“
937. Urusvati ehrt den Karma Yoga. Alle
Yogaformen sind miteinander verwandt. Agni Yoga und Karma Yoga kann man als
Schwestern betrachten. Der Agni Yoga führt lichtstrahlend zur Höchsten
Wohnstatt. Karma Yoga schafft das heilige Feuer der Arbeit. Selten verehren die
Menschen große Taten, die ein besseres Karma gestalten.
Die Menschen denken nicht über die Qualität
ihrer Arbeit nach. Sie sind nicht in der Lage, die Freude der Schöpfung zu
erkennen. Sie erscheint ihnen wie Ketten. Sie sind nicht fähig, die tägliche
Arbeit lieb zu gewinnen, und sehen die Möglichkeit des geistigen Aufstieges
inmitten ihres alltäglichen Handelns nicht.
Niemand hat ihnen erzählt, welche Flügel durch
große Taten gewoben werden! Doch wie soll man von einem Menschen erwarten, dass
er Karma versteht, wenn er nichts von der Überirdischen Welt weiß und niemals
zuvor über sie nachgedacht hat? Wozu soll er streben, wenn er das Ziel gar
nicht kennt? Für ihn ist Agni Yoga ein leerer Traum. Doch nicht einmal zu träumen
versteht er. Er fürchtet das Feuer und begreift die Schönheit dieses Elementes
nicht. Ohne Schönheit kann er jedoch die Feurige Welt nicht lieben lernen.
Wie könnt ihr einem solchen Menschen die große
Tat erklären, die ihn lehrt, wie er feurige Schwingungen aufnehmen kann? Möge
ein solcher nachlässiger Arbeiter wenigstens manchmal die begeisternde Qualität
der Arbeit spüren. So kann er das herrliche Samenkorn des Agni in sein Herz
pflanzen.
Der Denker beklagte die unzulängliche Qualität
der Taten.
938. Urusvati denkt richtig über die
Verbindung der Elemente. In der Vorstellung der Menschen teilt sich gewöhnlich
alles Existierende in Schädliches und Gutes, doch sie vergessen, dass aus giftigen
Verbindungen eine heilkräftige Substanz, aus nützlichen hingegen eine
schädliche Verbindung entstehen kann. Genau dasselbe vollzieht sich auch beim Menschen:
Man kann sehen, wie eine giftige Natur nützliche Verbindungen schaffen kann, so
wie gutmütige Menschen sich der schädlichsten Gesellschaft zuwenden können.
Besonders
klar treten die Verbindungen in der Überirdischen Welt hervor. Unerfahrene
Beobachter können sehr erstaunt sein, wenn sie feststellen, dass irdische
Feinde sich einander völlig friedlich nähern und sich sogar gemeinsam
vervollkommnen können. Der Grund ist einfach: Auf der Erde konnten sie einander
infolge der umgebenden Schwingungen nicht verstehen, die Feinstoffliche Welt
jedoch veränderte die Schwingungen und klare Feinde können nun miteinander in Berührung
kommen. So können geschliffene Steine bei einer Erschütterung überaus enge
Berührungspunkte finden.[100]
Über solche Wandlungen sind in verschiedenen
Lehren Andeutungen zu finden. Eigentlich vollzieht sich gar keine Wandlung, vielmehr
verwandelt sich der Mensch wegen der Verbindungen der Elemente. Alles war bereits
in ihm vorhanden, und die geringste Berührung mit höheren Energien rief eine schlafende
Eigenschaft hervor.
Der Denker beruhigte die Gekränkten: „Selbst
einen Schaden werden wir in Nutzen verwandeln.“
939. Urusvati unterscheidet wahrhaft Bestrebte
von hinterlistigen Heuchlern. Oftmals bekommt man die Forderung nach etwas
Neuem zu hören. Zuerst mag man sich über eine solche eine Forderung freuen,
doch dann erweist sich, dass solche leidenschaftlichen Forderungen gerade von Leuten
kommen, welche die Grundlagen gar nicht kennen.
Sie sind nicht zum Studium bestrebt und
meinen, man könne eigenwillig zu etwas Neuem überspringen. Sie verstehen die
Aufeinanderfolge der Erkenntnisschritte nicht. Glaubt nicht, eine solche
Unwissenheit trete nur im irdischen Leben in Erscheinung, genau dasselbe geschieht
auch in der Überirdischen Welt. Einige dortige Bewohner nehmen an, man könne
mehrere Stufen überspringen und etwas unerhört Neues erlernen. Sie legen sich noch
nicht einmal Rechenschaft darüber ab, wohin solche Sprünge sie führen können.
Die Folgen sind betrüblich. Es kommt nichts
Nützliches heraus, es ergibt sich im Gegenteil eine Verlangsamung, die in
karmischer Hinsicht schädlich ist. In trauriger Weise tritt zutage, wie sehr
solche Bewohner der Überirdischen Welt dem Studium der Grundlagen ausweichen.
Selbst wenn sie einmal flüchtig in die Schriften geblickt haben, erkannten sie
den Sinn der Lehre nicht.
Viele kleine Hinterlistige verstehen es, sich
als eingeweiht darzustellen, nur um etwas Neues, dem Nachbarn Unbekanntes zu
erfahren. Sie sind unfähig, das Studium lieben zu lernen!
Der Denker warnte oft: „Was wollt ihr mit etwas
Neuem, wenn ihr die Grundlagen nicht kennt? Die Blätter sind nur dann frisch
grün, wenn die Wurzeln kräftig sind.“
940. Urusvati schätzt Klarheit des Denkens.
Ja, ja, ja, reines, klares, machtvolles Denken kann räumliches Denken genannt
werden. Ein Pfeil sollte nicht stumpf sein; er sollte nicht allzu lang sein.
Ebenso sollte ein Gedankenbefehl scharf und kurz sein.
Über die Qualität des Denkens muss man im
Hinblick auf die Erde wie auch auf die Überirdische Welt nachdenken. Ihr wisst,
dass man sich dort auf gedankliche Weise verständigt, weshalb die Fähigkeit zu
denken besonders notwendig ist. Stellt euch einen Bewohner dieser Welt vor, der
sich daran gewöhnt hat, verworren und langatmig zu denken. Er wird bei der
Kommunikation mit seiner Umgebung große Schwierigkeiten haben. Überdies wird er
den Blitz einer kurzen Sendung gar nicht wahrnehmen können. Weiterhin wird er
gerade das noch lernen müssen, was er im irdischen Leben nicht erreichen
konnte.
Es ist traurig, solche Stammelnden sehen zu
müssen, sie verirren sich in einem Labyrinth finsterer, schwacher Gedanken.
Ihre Ausstrahlungen sind schwach und erleuchten ihren Weg nicht. Man kann
sagen, dass sie in der Feinstofflichen Welt eine nutzlose Last darstellen,
anstatt lichtstrahlende Mitarbeiter zu sein. Sie werden es bedauern, im Laufe
ihrer irdischen Existenz keine Zeit gefunden zu haben, sich mit gedanklichem
Fortschritt zu beschäftigen.
Der Denker sprach: „In einer Reisetruhe kann
man viele Schätze unterbringen.“
941. Urusvati liebt die Klänge der
Überirdischen Welt. Die überirdischen Akkorde sind heilsam und begeisternd,
doch wird ihre Harmonie nicht selten durch den Lärm von Schlachten, Wehklagen
und das Gebrüll rasender Massen gestört. Es ist viel Energie erforderlich, um
dieses irdische Stöhnen in harmonische Klänge zu verwandeln.
Man sollte meinen, die Menschen wüssten, wie
sehr irdische Laute und Lärm den Raum anfüllen und sogar überfüllen. Warum nur
denken die Menschen nicht über die Qualität ihrer Sendungen nach?
Es ist an der Zeit, dass die Wissenschaftler
das Wesen der Atmosphäre erforschen. Wenn ein Mensch auf psychischem Weg das
stärkste Gift zu schaffen vermag, werden auch seine Ausstrahlungen giftig sein.
Wir haben nicht nur einmal über die Krankheit des Planeten gesprochen, doch der
umgebende Raum wird ebenfalls verseucht. Man darf nicht hoffen, Prana werde die
vergiftete räumliche Atmosphäre gesunden lassen. Ist es nicht besser, dass der
Mensch sich bemüht, nicht die gesamte Umwelt zu verseuchen?
Der Mensch trägt in seiner Eigenschaft als
Mikrokosmos eine große Verantwortung, und es ist für ihn an der Zeit zu
erkennen, dass die Überfüllung des Raumes mit schädlichen Giften der Evolution
nicht entspricht. Man darf nicht denken, dass irgendjemand irgendwo den
Wahnsinn der Zweibeiner schon korrigieren werde. Sie selber müssen in ihrem
Alltagsleben einen nützlichen Zustand schaffen. Selbst im armseligsten Dasein kann
man für den allgemein-menschlichen Fortschritt arbeiten.
Der Denker warnte: „Verseucht die Atmosphäre
nicht.“
942. Urusvati duldet keine Lüge. Nur ein sehr
kleiner Teil der Menschheit kämpft gegen die Lüge. Die einen bekämpfen sie aus ethischen
Gründen, andere verstehen bereits ihren kosmischen Schaden. In der Tat, wenn
Gedanke und Wort im Raume leben und über unermessliche Entfernungen hinweg ihre
Schwingungen ausstrahlen, wie viele finstere, lügnerische Erdichtungen
offenbaren sich dann und vergiften den Planeten!
Die Überirdische Welt leidet ebenfalls unter
den menschlichen Erdichtungen. Doch auch die Lügner selbst werden ihren
giftigen Sendungen wiederbegegnen. Sie werden verstehen, wie unheilbar sie den
Raum verseucht haben.
Man muss an den Schulen über den kosmischen
Schaden der Lüge sprechen. Doch nicht allein ethische Unterweisungen können
sich dem Bewusstsein tief einprägen, auch der wissenschaftliche Hinweis auf den
nicht wiedergutzumachenden Schaden wird das Denken der jungen Menschen
verändern.
Der Denker gab ein Geleitwort: „Grüßt die leidenschaftlichen
Kämpfer gegen die Lüge!“
943. Bei ihrer Suche nach der Wahrheit strebt
Urusvati nach den einfachsten Lösungen. Harmonie liegt in Einfachheit.
Komplizierte Auftürmungen ergeben keine Harmonie, der Planet wird jedoch von
harmonischen Verbindungen genährt. Besonders dann, wenn die Menschheit von
einer Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt weit entfernt ist, dürft ihr
nicht erstaunt sein, dass es nötig ist, täglich über die lebendigen
Verbindungen mit der Feinstofflichen Welt zu sprechen.
Es ist unmöglich, die Erde von ihrer
Vergiftung zu befreien, wenn keine räumliche Harmonie gefunden wird. So kann
man Harmonie nicht als etwas Abstraktes herbeirufen, sondern nur als eine irdische
Ordnung. Man kann beobachten, wie große Wissenschaftler mit kompliziertem
Denken begannen und dann zum einfachsten übergingen. Sie waren wahre Forscher
und suchten unwillkürlich nach der einfachen, erhabenen, aufbauenden Harmonie
gesucht.
Ihr wisst bereits, dass Disharmonie
zerstörerisch ist, Harmonie jedoch aufbauend. Die Höhere Wissenschaft wird zur
Heilenden Quelle führen. Wir haben auf die Bedeutung der Musik sowohl auf der
Erde als auch in der Überirdischen Welt hingewiesen. Mögen die jungen Menschen die
erhabenen Harmonien erkennen, sie sind sowohl für die Erde als auch für die
Feinstoffliche Welt nötig.
Der Denker sprach: „Ja, ja, ja, es gibt einen
blinden und einen sehenden Glauben. Werdet sehend!“
944. Urusvati studiert die Überirdische Welt
frei von Selbstsucht. Viele wenden sich der Überirdischen Welt aus persönlichen
Motiven zu. Die einen suchen die Begegnung mit hinübergegangenen Nächsten,
andere möchten Vorteil und Erfolg haben, und dritte erinnern sich der
Überirdischen Welt nur in Gefahr und Not. Solche beschränkten Hinwendungen
stellen kein Studium dar, sondern erweisen sich nur als Aufblitzen von
Egoismus.
Wenn sie das Erwünschte nicht erhalten, wenden
sich solche Menschen wieder ab oder werden gar zu Verneinern. Sie können sich
nicht vorstellen, dass man durch eine enge Tür nur einen kleinen Teil der Natur
sehen kann. Wenn ihr solchen Menschen aber von der Notwendigkeit eines
umfassenden Studiums erzählt, werden sie sich dennoch nicht dazu entschließen
können, sich herrlicher Erkenntnissuche zu widmen. Sie verstehen nicht, dass
die unermessliche Überirdische Welt eine vertiefte Konzentration erfordert.
In ihrem Anfall von Selbstsucht vergessen die
Menschen nicht nur ihren Wunsch. Sie sind sogar bereit, ihren Nächsten zu
schaden, wenn diese ihr Voranschreiten stören. Ebenso wenig können diese Sucher
persönlichen Vorteils sich vorstellen, dass sie im Begriff sind, mit Gewalt in
die Überirdische Welt einzufallen. Sie wollen noch nicht einmal abwarten, bis sich
die erforderlichen Bedingungen gebildet haben. Sie beobachten nicht, studieren
nicht und verpassen die allerschönsten Erscheinungen. Ohne Studium, ohne
Streben kann man aber keinen Einblick in die Überirdische Welt gewinnen.
Der Denker wies darauf hin: „Studiert die
Überirdische Welt auf wissenschaftliche Weise, begeistert und unermüdlich,
nicht für euch, sondern für die Menschheit.“
945. Urusvati weiß, dass die Erscheinungen der
Überirdischen Welt einzigartig sind. Der freigebige Reichtum des unermesslichen
Gebietes der Überirdischen Welt sollte die verschiedenen Aspekte des Daseins
aufzeigen, doch gerade diese Eigenschaft hält durchschnittliche Wissenschaftler
davon ab, die Erforschung der Überirdischen Welt als Wissenschaft anzuerkennen.
Wir bestehen bereits seit langem auf einer
wissenschaftlichen Grundlage, doch möchten die Wissenschaftler eine exakte
Wissenschaft haben. Sie vergessen, dass eine solche Exaktheit völlig relativ
ist und von vielen Gründen abhängt. Die Wissenschaftler ziehen es vor, langsam
auf ausgetretenen Pfaden weiterzugehen und fürchten sich, in den Bereich des
Unbekannten hineinzuschauen.
Wir erkennen wissenschaftliche Konsequenz an, können
den Wissenschaftlern aber nicht gestatten, sich als Feiglinge zu erweisen. Sie
fürchten sich vor den unbekannten Erscheinungen der Kräfte des Weltalls. Sie
wollen nicht verstehen, dass gerade die Einzigartigkeit der Erscheinungen
eigentlich anziehend für sie sein sollte.
Das Verstehen der Einzigartigkeit kann dazu
zwingen, über viele störende irdische Bedingungen nachzudenken. Ein echter
Forscher wird sagen: „Ich werde die feinsten Erscheinungen beobachten. Unter
den verschiedenen Bedingungen werden sich sicherlich auch verbindende Fäden
finden und mich in die Neue Welt führen.“ Doch nicht alle werden so sprechen,
und die Überirdische Welt wird weiterhin ein Märchen bleiben.
Der Denker mahnte, die Unbegrenztheit nicht zu
fürchten.
946. Urusvati hat sich den ununterbrochen fortdauernden
überirdischen Strom angeeignet. Selbst ein erhabener, verfeinerter Organismus nimmt
eine solche Übertragung nicht leicht auf. Denken wir nur daran, unter welchen
Schmerzen Sendungen aus der Feinstofflichen Welt ankommen! Die irdische Rüstung
widersetzt sich dem Herantreten der Überirdischen Stimme mit allen Kräften.
Jeder irdische Laut dröhnt und erschüttert wie ein Megaphon. Das Herz erschreckt
vor dem geringsten Rascheln.
Heilige Schmerzen haben keine andere Ursache
als die mangelnde Übereinstimmung von irdischen und überirdischen Schwingungen.
Sogar eine natürliche Annäherung der Überirdischen Welt erscheint dann wie ein
unerträglicher Einbruch, doch ein starker Wille überwindet die ersten Stufen.
Schließlich flauen die heiligen Schmerzen ab, ein Rascheln, sogar ein Schrei
erschüttern nicht mehr, und die Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt wird
ganz normal. Bei einer solchen Errungenschaft kann sich der Forscher davon
überzeugen, dass der überirdische Strom ununterbrochen arbeitet, der Mensch selbst
aber die wertvollen Botschaften zurückweist.
Es werden viele Rechtfertigungen erfunden, um
auf eine Zufälligkeit der Erscheinungen und einen krankhaften Zustand hinzuweisen.
Wahrlich, nur ein kühner, freier Wille befreit den Menschen vom Aberglauben und
sagt ihm: „Kleinmütiger, höre aufmerksamer hin!“
Der Denker mahnte oftmals: „Hört einander zu!“
947. Urusvati weiß, warum ein Yogi nicht an
seinem Äußeren zu unterscheiden ist. Die Menschen lieben es, den Begriff des
Yogi durch viele symbolische Besonderheiten auszuschmücken. Doch sie vergessen,
was Yoga ist. Wenn Yoga Verbindung mit dem Höchsten ist, muss dieser Vorzug
jedem Menschen zukommen. Auf diese Weise ist der Zustand des Yogi ein ganz natürlicher,
die Menschen selbst aber weichen von ihrer grundlegenden Bestimmung ab. Sie
haben sich von ihrem besseren Geschick losgesagt, und die Abtrünnigen werden höchstwahrscheinlich
den Stempel ihres unnatürlichen Zustandes tragen.
Man
könnte viele Beispiele dafür anführen, dass ein Yogi inmitten der Masse völlig
unbemerkt blieb. Er wollte nicht bemerkt werden. Er brachte
allgemeinmenschlichen Nutzen und bedurfte nicht des Chitons[101] eines
Eingeweihten. So lasst uns nicht vergessen hervorzuheben, dass die Öllampe des
Yogi in seinem Herzen brennt. Nicht selten löscht der Yogi sogar bewusst seine
Ausstrahlungen, um nicht bemerkt zu werden.
Der Denker erinnerte daran, dass ein Yogi, ein
Bote des Lichts, unbemerkt vorbeigeht.
948. Urusvati sagt: „Ein Yogi bringt Freude; ein
Yogi bringt Gesundheit.“ Wir bekräftigen dies, denn die Emanationen eines Yogi
können heilsam sein und Freude vermitteln. Er überbringt gerade diese
Geschenke. Er hat eine Verbindung mit der Überirdischen Welt und vermag
kostbare Kräfte von dort zu schöpfen.
Er erzwingt keine Harmonie, doch sein Herz ist
von überirdischen Harmonien erfüllt. Wenn man aus der Überirdischen
Schatzkammer entnimmt, kann man sich freuen. Man vermag Krankheiten überwinden,
wenn Prana als Allheilmittel dient und den Menschen gesunden lässt. Es bedarf
keiner besonderer Beschwörungen, es genügt, in die Aura eines reinen Geistes einzutauchen.
Man sollte nichts Schlechtes über die
Überirdische Welt sagen. Möge der Eingang weit geöffnet sein und Vertrauen an
der Schwelle stehen. Der Mensch ist nicht imstande, sich das kurze Gebot zu merken:
„Zweifle nicht!“
„Der Wurm des Zweifels tötet Freude ab, vermehrt
Krankheit und euer Gesicht wird nicht leuchten“, so suchte der Denker die
Zweifelnden zu überzeugen.
949. Urusvati kann den Yogi einen Opfernden
nennen. Was aber kann jemand opfern, der irdischen Reichtümern entsagt hat? Der
Schatz des Yogi ist jedoch bei ihm geblieben: Arbeit, Denken, Wille und die
ganze große Energie. Aus diesen Quellen kann man beständig schöpfen und einen
Verlust aus dem Überirdischen Prana wieder auffüllen.
Der Yogi dient als lebendige Verbindung mit
der Überirdischen Welt, doch diese ehrenvolle Zusammenarbeit ist nicht leicht.
Schwere irdische Aufschichtungen verursachen Schmerzen und können im Übermaß
erschöpfen. Doch der Yogi ist ein wahrer Opfernder und weiß, dass das
Gemeinwohl nicht leicht zu erreichen ist.
Überdies
lässt der Yogi als vernünftiger Hausherr keine übermäßige Erschöpfung zu. Er
versteht, dass man Extreme vermeiden muss. Er atmet unverzüglich Prana ein und
gewährt seinem Organismus Erholung. Eine solche Erholung wird nicht lange andauern,
da die Überirdische Welt den Energieverlust rasch wieder ausgleicht.
Der Denker sprach: „Wir geben ab, um zu
empfangen. Wir opfern und bereichern uns dadurch.“
950. Urusvati kann den Yogi einen Säer nennen.
Unermüdlich fährt er fort, Gutes zu säen – nicht für sich selbst, sondern für
die Menschheit.
Woher
aber wird dieser Vorrat des Guten geschöpft? Er kann nicht allein dem Irdischen
entwachsen. Er wird aus der Überirdischen Welt gesandt. Ein Yogi sollte allerdings
ständig bereit sein, solche kostbaren Sendungen aufzunehmen.
Tag und Nacht sind voller Verkehr mit der
Überirdischen Welt. Er erhält nicht nur allgemeine Ratschläge, sondern auch
viele Hinweise auf alltägliche Ereignisse. So kann man sich davon überzeugen,
wie nah die Überirdische Welt der irdischen ist.
Nur
ein Yogi kann aber die Fristen erkennen und die Sprache der Überirdischen Welt
verstehen. Die Sendungen können lückenhaft sein, da jeder Augenblick von
solchen eiligen Sendungen erfüllt ist. Daher sollten die Menschen dem yogischen
Dienst mit besonderer Hochachtung gegenüberstehen. Wahrlich, der Zustand des
Yogi ist nicht nur ein erhabener, sondern auch Dienst am Gemeinwohl.
Der Denker bestätigte: „Sät unaufhörlich Gutes.“
951. Urusvati kann den Yogi einen Friedenstifter
nennen. Um des Gemeinwohles willen strahlt er Befriedung aus. Ein Yogi
unterbindet Streitigkeiten. Ein Yogi wird nicht müde, vom Guten zu sprechen.
Man muss viel Geduld besitzen, um die menschlichen Zusammenstöße zu überwinden.
Woher
aber nimmt man eine solche unbesiegbare Geduld? Sie erwächst aus dem Bewusstsein
der Überirdischen Welt. Der Yogi weiß, wie sehr jeder irdische Streit und jeder
Hass in der Überirdische Welt widerhallt. Im Bereich der feinstofflichen
Energien wachsen sie noch an. Der Mensch darf sich nicht erlauben, die
Überirdische Welt zu verschmutzen. Der Yogi aber heilt nicht nur den umgebenden
Raum, er kann auch dort treffen, wo die Seuche schon nicht mehr heilbar ist.
Der Gedanke des Yogi ist wie ein Pfeil, und er
wendet viel Verständnis auf, um Verantwortung für die Reinigung des Raumes zu
übernehmen. Die Menschen werden eine solche Selbstaufopferung des Yogi wohl
niemals verstehen. Er aber schreitet mit frohem Mut auf das lichte Ziel zu.
Der Denker sprach: „Alt ist das Gebot über
Frieden auf der ganzen Welt. Die verschiedenen Religionen haben sich diesen
Befehl zu eigen gemacht. Haltet ihn nicht für undurchführbar!“
952. Urusvati kann den Yogi einen Erbauer
nennen. Viel erhabener Aufbau wurde durch den gedanklichen Befehl eines Yogi
geschaffen. Viele Baumeister wurden durch den Gedanken eines Yogi inspiriert.
Mitunter wurden solche Sendungen aus weiten Entfernungen empfangen, doch hat es
auch persönliche Begegnungen mit Yogis gegeben, die jedoch niemals ihr Wesen
offenlegten.
Glaubt ihm nicht, wenn jemand sich als
eingeweiht bezeichnet. Ein Yogi wird sein heiliges Wissen nicht kundtun. So
werden die Erbauer-Yogis sich nicht als Baumeister bezeichnen, sondern sagen,
jemand habe ihnen einen nützlichen Rat gegeben.
Wahrlich, vor dem Antlitz der Erde ragen die
wegweisenden Meilensteine der Menschheit in die Höhe. Die Vernunft gibt ein, dass
im Fundament vieler Bauten ein besonderer Gedanke angelegt wurde. Ein
unzerstörbarer Magnet zieht die Aufmerksamkeit eines tiefsinnigen Menschen an
und reinigt sie. Vor langem schon haben Wir von gesetzten Magneten gesprochen. Man
kann verfolgen, wie unsichtbare Wege ein schützendes Netz auf der Erde gebildet
haben.
So sprach der Denker: „Werdet Erbauer!“
953. Urusvati kann den Yogi weitsichtig
nennen. Durch den grauen Schleier des irdischen Alltags erkennt er die Umrisse
des Künftigen. Man wird fragen: „Warum bezeichnen Wir einen Yogi als weitsichtig,
nicht jedoch als hellsichtig?“ Doch Wir möchten einen Yogi menschlich sehen.
Wir brauchen keine Fakire, die auf dem Kopf
stehen. Wir brauchen keine Zauberer mit der Aureole[102] der
Hellseherei, die Krumen von Hellseherei für Geld verkaufen. Wir wünschen, dass
ein wahrer Yogi ein guter Säer und ein Diener des Gemeinwohls ist. Diese dringliche
Bitte muss man sich merken, denn die Menschen vergessen die einfachsten,
lebenswichtigsten Ratschläge.
Woher schöpft der Yogi einen solchen Weitblick?
Wieder aus jener Höchsten Quelle und aus der Überirdischen Welt. Dort kann man,
wie von einem Berggipfel aus, die unausweichlichen Bewegungen der Menschheit
sehen. Dort schärft der Yogi sein psychisches Sehvermögen. Lasst uns diese
Eigenschaft nicht für übernatürlich halten. Sie könnte im Gegenteil jedem Menschen
zukommen, doch die Leute sind von den Höheren Sphären zu weit entfernt.
Der Denker bekräftigte: „Findet den
einfachsten Weg zur Höheren Welt und gewinnt ihn lieb.“
954. Urusvati kann den Yogi aufmerksam nennen.
Wahrlich, ein Yogi schenkt jedem herzlichen Ruf Gehör. Ein Yogi antwortet nicht
auf unaufrichtige Neugier. Ein Yogi weist böse Verstellung zurück. Man muss
verstehen, dass die Schwingungen eines Yogi so erhaben sind, dass er die
Ausstrahlungen der Menschen augenblicklich zu spüren vermag.
Der Yogi handelt nicht allein aufgrund von
Weisungen aus der Überirdischen Welt, denn es ist ihm auch der freie Wille
gegeben. Seine Schwingungen sind derart verfeinert, dass er sich in ständigem
Zusammenklang mit der Feinstofflichen Welt befindet.
Der
Yogi vermag seine Gefühle mitunter in Worten zum Ausdruck zu bringen, nicht
selten aber kann er die auf ihn ausgeübten Einwirkungen nur blitzartig
erfühlen. Doch auch diese Wahrnehmungen eines Yogi sind unfehlbar. Nur durch
Übung seines Denkens erreicht ein Yogi die feinen Schwingungen.
Man kann den Gedanken feurig nennen, denn er ist
die Grundlage. Denken ist Feuer. Ebenso muss man verstehen, dass Aufmerksamkeit
von Kindheit an entwickelt werden muss. Selbst wenn sie angeboren ist, muss man
ihr die Türen öffnen. Mag die Natur eines Yogi sich schon abzeichnen, so muss
man dennoch den Helden im Leben für die Heldentat ausrüsten.
Der Denker gebot: „Ohne Aufmerksamkeit kann
man die Gesetze des Weltenaufbaus nicht studieren.“
955. Urusvati kann den Yogi dankbar nennen. In
der Überirdischen Welt ist Dankbarkeit immer eine kostbare Eigenschaft. Durch
seine Verbindung mit der Feinstofflichen Welt versteht ein Yogi die Bedeutung
der Dankbarkeit. Es wurde bereits gesagt, dass Dankbarkeit auch für den
Dankenden selbst wertvoll ist. Bei jeder Erscheinung des Guten leuchtet das
Herzensfeuer hell auf und erfüllt die Ausstrahlung mit Heilsamkeit.
Die Menschen weigern sich jedoch hartnäckig,
die Bedeutung einer solchen Dankbarkeit zu verstehen. Niemand hat den Kindern
von der inneren Bedeutung von Sendungen des Guten erzählt. Sie können nur aus eigener
Kraft den Nutzen von Dankbarkeit verstehen. Mitunter nötigt man sie, sinnlose
Dankbarkeit zu wiederholen, doch den inneren Sinn zeigt man ihnen nicht auf.
Welche Bedeutung kann denn eine sinnlose
Wiederholung unverstandener Worte haben? Es genügt daran zu erinnern, dass sogenannte
Gebete, die sinnlos ausgesprochen werden, keinerlei Bedeutung haben können. Die
Menschen haben keine Brücke zur Überirdische Welt und irren in einer Wüste
umher, unfähig, in den Herrlichen Garten überzugehen.
Der Denker bekräftigte: „Seid imstande,
Dankbarkeit zu verstehen, sie errichtet eine Wohnstätte des Guten.“
WEITERE TEXTSTELLEN
Die
deutsche Übersetzung folgt der von Helena Roerich besorgten Pariser bzw. Rigaer
russischen Erstausgabe, siehe den Artikel „Quellen“. Änderungen oder Ergänzungen, die in der neuen,
kritischen Ausgabe des Rigaer Verlages „Uguns“, in der englischen Ausgabe oder
in den Büchern des Spirale-Verlages enthalten sind, werden im Folgenden
mitgeteilt.
Sie sind im
Text mit (…) gekennzeichnet. Wenn es in einem Paragraphen mehrere ergänzende
Textstellen gibt, sind diese ihrer Reihenfolge nach nummeriert: (1), (2) usw.
So bleibt
der ursprünglich gedruckte Originaltext erhalten, bis eine allgemein anerkannte
kritische Ausgabe vorliegt. Die Änderungen und Ergänzungen, die seriös
erscheinen, sind trotzdem dem deutschen Leser zugänglich. Eine vollständige
Erfassung aller Abweichungen in den anderen Ausgaben steht noch aus.
475.
ruhig (englischer Text)
491.
auf der Erde (englischer Text)
585.
, wenn er einmal entflogen ist (englischer
Text)
630.
Unserer Gedanken (englischer Text)
649.
höheren (englischer Text)
812.
in der Überirdischen Welt (englischer
Text)
935.
der Schwingungen (englischer Text)
ANMERKUNGEN
*: Mit
einem Stern sind erläuterungsbedürftige Namen und Begriffe gekennzeichnet, die
häufiger in der Lehre vorkommen und daher in einem besonderen Glossar erklärt werden.
[1] Hierophant: Hoher Priester
[2] Ampel:
Öllampe, die in Russland traditionellerweise vor Heiligenbildern aufgehängt
wird
[3] Mnemonik (auch Mnemotechnik):
Gedächtniskunst, Verfahren zur Erleichterung des Sicheinprägens schwieriger
Gedächtnisstoffe, z. B. durch „Eselsbrücken‘“
[4] Muse: In der griechischen
Mythologie Schutzgöttin der Künste und des geistigen Lebens, z. B. Thalia für
die komische Dichtung, Klio für die Geschichtsschreibung oder Urania für die
Sternenkunde
[5] Lotus: Hier wohl im Sinne
eines Zentrums (Chakra) gemeint
[6] ephemer: vorübergehend,
kurzfristig
[7] Buttern: Gemeint ist wohl die
Gestaltung des alltäglichen Lebens; siehe zum Buttern AUM 193, AY 537, 557
und 582, FW I, 646, Herz 284 und Hier 241
[8] Reflexologie: Wissenschaft
von den Reflexen
[9] Bruder K.: Mahatma Kuthumi
[10] Hoplit: schwer bewaffneter
Soldat des altgriechischen Heeres
[11] Atavismus: (von lateinisch
„atavus“ „Urahn“): überholtes Handeln und Denken vergangener Generationen
[12] Talisman: Kleiner Gegenstand,
dem zauberkräftige, Glück bringende Eigenschaften zugeschrieben werden
[13] Prophylaxe: Vorbeugung
[14] Rutengänger: Mensch, der mit Hilfe
einer Wünschelrute unterirdische Erze, Wasser oder Metalle aufspürt
[15] (…): weitere Textstellen
finden sich am Ende nach § 955
[16] Perikles (ca. 490 – 429 v Chr): führender Staatsmann
während der Blütezeit Athens
[17] Hydra: Vielköpfiges
Fabelwesen der griechischen Mythologie. Wenn man ihm einen Kopf abschlägt,
wachsen zwei neue nach. Die Hydra zu erlegen war eine der 12 Arbeiten des
Herakles. Er brannte die enthaupteten Hälse mit einer Fackel aus, so dass keine
neuen Köpfe nachwachsen konnten
[18] Monolith: Kunstwerk, z. B.
Säule, Obelisk oder Kolossalstatue, das aus einem einzigen Steinblock gefertigt
ist anders
[19] Charon, Styx: Charon ist in
der griechischen Mythologie der Fährmann, der die Toten über den Fluss Styx
setzt und ins Totenreich des Hades bringt
[20] elektrischer Architekt: Laut Helena
Roerich, Brief von 19.08.1939, geht es um die Forschungen des
amerikanischen Professors Harold S. Burr (1889-1973), der nachwies, dass
Salamander über ein elektrisches Feld verfügen, und die These vertrat, dass
dies auf alle Lebewesen zutreffe
[21] Vina: Saiteninstrument
[22] Salomon: Weiser König
Israels, Sohn Davids, Erbauer des Tempels in Jerusalem
[23] Nux vomica: ein aus
Brechnusssamen gefertigtes homöopathisches Heilmittel
[24] Arsenicum: Gemeint ist wohl
Arsenicum album (Weißes Arsenik), ein homöopathisches Heilmittel
[25] Ferrum: Gemeint ist wohl
Ferrum metallicum, ein homöopathisches Heilmittel
[26] Die Schwingung einer Stimmgabel
bringt eine Saite (zum Beispiel einer Gitarre) zum Erklingen, die auf dieselbe
Frequenz gestimmt ist
[27] Linsengericht:
Nach 1. Mos 25, 33, 34 verkaufte
Esau sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht an Jakob
[28] Seismograph: Gerät zur
Messung von Erdbeben
[29] Feste:
Das russische Wort твердь meint eine feste
Grundlage oder Stütze für den Menschen. Es kommt in der Lehre auch mit Zusätzen
als „Erdfeste“ oder „Himmelsfeste“ vor
[30] Nous: Begriff der antiken
griechischen Philosophie, meist mit „Geist“, „Verstand“, „Vernunft“ übersetzt
[31] Themis: In der griechischen
Mythologie die Göttin der Gerechtigkeit, die herkömmlicherweise mit verbundenen
Augen dargestellt wird, um ihre Unparteilichkeit („ohne Ansehen der Person“) zu
symbolisieren
[32] Leviathan: Im Alten Testament
ein gewaltiges Ungeheuer, gegen das kein Mensch etwas vermag (Hiob 40,25 –
41 26); auch Sinnbild für Chaos, Sündenhaftigkeit und die gottfernen
Weltmächte. In dem klassischen, gleichnamigen Werk von Thomas Hobbes steht der
Begriff für den allmächtigen Staat
[33] Anaxagoras (ca. 499-428 v.
Chr.): griechischer Philosoph (Vorsokratiker), Lehrer und Berater des Perikles.
Mehrfach in der Lehre erwähnt, siehe Br II, 166, 187, 196, 222, 268 und 527
[34] Platon (ca. 428-347 v. Chr.):
bedeutender griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, Verfasser zahlreicher
Dialoge, Gründer der Akademie in Athen. Wird in den Schriften des Agni Yoga
vielfach erwähnt (siehe www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htm unter „Personen“). Im Buch
Bruderschaft II (Das Überirdische) erscheint er als der „Denker“. Laut Helena
Roerich war er vor dem Mahatma M. das Oberhaupt der Bruderschaft
(Tagebücher Sinaida Fosdick 27.10.1928)
[35] Pythagoras (ca. 570 - 510
v.Chr.): griechischer Philosoph, Mathematiker (Satz des Pythagoras) und
Naturwissenschaftler, Gründer der Schule der Pythagoräer
[36] Thomas
Vaughan (Pseudonym Eugenius Philalethes, 1621-1666): englischer
Naturwissenschaftler, Philosoph, Alchemist und Schriftsteller
[37] Priesterkönig Johann:
Mythischer Regent des Mittelalters, der ein großes christliches Reich in
Ostasien beherrscht haben soll, siehe dazu Helena
Roerich I/3, 74; Brief vom 25.03.1935. HR II/1, 166; Brief vom 30.03.1936: Im
zwölften und dreizehnten Jahrhundert wusste die westliche Kirche vom
Vorhandensein einer geheimen Geistigen Wohnstätte und Bruderschaft im Herzen
Asiens, welcher der bekannte Priester Johann, wie dieser Große Geist sich
selbst nannte, vorstand. Dieser Priester Johann sandte von Zeit zu Zeit an die
Päpste und andere Kirchenoberhäupter Mahn- und Warnbriefe. Aus der Geschichte
ist bekannt, dass einer der Päpste eine Gesandtschaft zu Priester Johann nach
Zentralasien entsandte. Man kann sich gut vorstellen, zu welchem Zweck. Nach
allerlei Missgeschick und Zwischenfällen kehrte diese Gesandtschaft heim, ohne
die Große Wohnstätte gefunden zu haben. Jedoch Priester Johann fuhr fort mit
seinen Mahnbriefen.
[38] Choiseul: Gemeint sind
wahrscheinlich die Memoiren von César Herzog von Choiseul (1598-1675),
französischer Heerführer und Staatsmann, Freund Mazarins
[39] Goethe, Johan Wolfgang von
1749-1832): großer deutscher Schriftsteller
[40] Stroganow: Die Stroganows
waren eine der bedeutendsten Familien Russlands, reich geworden durch die
Kolonialisierung Sibiriens. Hier ist vermutlich das Familienarchiv der
Stroganows gemeint
[41] d‘Adhémar: Gräfin Gabrielle
Pauline d’Adhémar (1735-1822), Hofdame der französischen Königin Marie
Antoinette; veröffentlichte Memoiren über ihre Zeit am Königshof, in denen sie
auch über die vergeblichen Versuche des Gesandten der Bruderschaft St. Germain
berichtet, das Königspaar vor der herannahenden Französischen Revolution zu
warnen. Siehe dazu Helena Roerich I/3, 73; Brief vom 25.03.1935: Die
Veröffentlichung des Tagebuches der Gräfin d’Adhemar, einer Hofdame der
unglückseligen Marie Antoinette, brachte ans Licht, dass die Königin viele
Warnungen erhielt. Die Warnungen wurden entweder durch Briefe oder durch
persönliches Zusammentreffen mit der Gräfin vermittelt. Die Botschaften wiesen
immer wieder auf die Gefahr hin, die dem Land, der königlichen Familie und
vielen Freunden drohte. Alle diese Warnungen kamen von dem Grafen Saint
Germain, einem Abgesandten der Bruderschaft aus dem Himalaya. Aber alle auf
Rettung bedachten Warnungen und Ratschläge wurden als Schmähung und Betrug
angesehen. Saint Germain wurde verfolgt, und öfter als einmal drohte ihm die
Bastille. Die tragischen Folgen dieser Zurückweisung sind wohlbekannt.
[42] Archon, Plural Archonten: Hohes politisches Amt in den Stadtstaaten des
klassischen Griechenlands
[43] Kakophonie:
unangenehmer Missklang
[44] Helena Roerich
(Brief vom 11.02.1947) erläutert diesen Paragraphen wie folgt: Natürlich
wird der feinstoffliche Körper immer vor dem physischen auf verschiedene
Einflüsse reagieren. Im feinstofflichen Körper ist doch unser wahres Wesen
konzentriert, das dem physischen Körper ein Zeichen gibt. Woher kommen das
ganze Gefühlswissen, alle Vorahnungen? Woher kommen all unsere schmerzhaften
Empfindungen und Reaktionen auf Einwirkungen verschiedener Ströme und sich
ändernder atmosphärischer Bedingungen, einige Zeit bevor wir solche
Veränderungen entdecken?
Ein entwickelter und
verfeinerter feinstofflicher Körper kann an der Arbeit auf der geistigen Ebene
teilnehmen, während sein physischer Besitzer in Ruhe oder mit einer anderen
Arbeit auf dem physischen Plan beschäftigt ist. Nur wenn eine solche Abwesenheit
länger dauert als gewöhnlich, empfinden wir Schwierigkeiten, uns zu
konzentrieren und sozusagen nur ein Teilbewusstsein zu haben.
Selten, sehr selten
ziehen irgendeine Landschaft oder Gesichter von Menschen durch das Bewusstsein,
oder man spürt das charakteristische Aroma eines vertrauten Geländes. Es ist
gefährlich, diese bewusste Arbeit des feinstofflichen Körpers in das physische
Bewusstsein zu bringen, besonders wenn eine Person sich unter Menschen,
inmitten gemischter und oft disharmonischer Schwingungen befindet. Man kann
nämlich nur Schimmer solcher Aktivitäten erfassen. Natürlich ist bei einem
grob-materiellen Lebens des Organismus und bei all den Unmäßigkeiten, die damit
verbunden sind, keine feinstoffliche, geistige Arbeit möglich.
Und der
feinstoffliche Körper eines solchen Menschen ist nicht nur unbeweglich, sondern
stellt eine halbamorphe, graue Masse dar. Und das Bewusstsein eines solchen
feinstofflichen Körpers unterscheidet sich, wenn es sich vom physischen Körper
trennt (nach dem Tode), nicht viel vom Bewusstsein eines Tieres. Doch ein
Mensch, der im Bösen und im Denken feinstofflich und beweglich ist, kann auf
der feinstofflichen Ebene beweglich sein, er wird in seiner Tätigkeit aber auf
die niederen Sphären beschränkt sein, die in der Dämmerung böswilliger
Emanation untergehen.
Es gibt keinen
gerechteren Zustand als den, den wir für uns selbst in der Überirdischen Welt
vorbereiten, denn die Wirkung des Gesetzes der Affinität zwischen Elementen und
Chemismen ist dort unabänderlich.
[45] Iwan
Hunderttausender: Gemeint ist der (russische) Durchschnittsmensch, die
große Menge; siehe HR I/2, 241; Brief vom 12.12.1934: Es wurde schon vor langem gesagt, dass nicht die
engstirnigen Gotteslästerer das neue Land aufbauen werden, sondern der gesunde
Verstand von Hunderttausenden. Genauso ist es: „Iwan Hunderttausender wird sein
Land retten”. Es ist jetzt nämlich an Iwan. Wahrlich, Iwan Hunderttausender
wird die Möglichkeit gegeben, sein Potential zu offenbaren.
[46] Nekropolis (griechisch):
Totenstadt, Begräbnisstätte
[47] Akropolis: Oberstadt,
Burgberg, hier die berühmte Akropolis von Athen
[48] Moira: altgriechisches Wort
für Schicksal. Die Moiren sind die Schicksalsgöttinnen der griechischen
Mythologie
[49] Jeanne d'Arc (Johanna von
Orléans, 1412 – 1431): Französische Nationalheldin und Heilige; führte im
Hundertjährigen Krieg die Franzosen bei Orléans zum Sieg über die Engländer und
Karl VII zur Königskrönung in Reims; von den Engländern auf dem Scheiterhaufen
verbrannt
[50] Ajitas sind in der
hinduistischen Mythologie Gottheiten einer bestimmten Stufe, die in jedem
Manwantara* inkarnieren. Ajita ist auch einer der Namen des zukünftigen
Maitreya, der hier angesprochen wird: Ajita ist der Name des Boddhisattva
Maitreya und bedeutet „unbesiegbar“. (Helena Roerich, Brief vom 11.02.1947)
[51] Perturbation (lateinisch):
Verwirrung, Unordnung, Sturm, Umwälzung
[52] Termini:
Begriffe, Bezeichnungen, z. B. Terminus Technicus: Fachbegriff, Fachausdruck
[53] Helena Roerich
(Brief vom 11.02.1947) erläutert diesen Paragraphen wie folgt: Jeder
Mensch gehört zu einem bestimmten Naturelement und trägt bestimmte Elemente und
Metalle in sich. Daher wird jeder Mensch nach dem Gesetz der Affinität
angezogen und sympathisch auf alle Elemente reagieren, die der Zusammensetzung
seines Organismus entsprechen. So sendet der Große Herrscher einen heilenden
Strahl und leitet ihn gemäß dem Zustand des beobachteten Organismus durch
Metall- oder Mineralplatten dieser oder jener Zusammensetzung.
Doch natürlich ist
ein solches feinstoffliches Wissen unseren Ärzten noch nicht zugänglich.
Aufnahmen der Ausstrahlungen (der Aura) und die Verwendung eines eigenartigen
Spektroskops könnten viele Geheimnisse des menschlichen Wesens enthüllen. Wir
müssen uns mit dieser Entdeckung beeilen. Sie könnte bereits in menschlichen
Händen sein, aber die dunklen Kräfte versuchen mit allen Mitteln, die
Aufmerksamkeit der Wissenschaftler von einer solchen Offenlegung des inneren
Wesens und der Ausstellung eines nicht von Menschenhand geschaffenen Passes
abzulenken.
[54] Idiosynkrasie:
Überempfindlichkeit
[55] So die Worte Jesu an
Judas: „Was du tust, das tue bald!“ (Joh 13, 27)
[56] Ramakrishna:
(eigentlich Gadadhar Chatterji, 1836 – 1886): Indischer Heiliger, Gottsucher, Begründer einer
religiösen Bewegung. Sein Schüler Vivekananda trug seine Lehre in die Welt,
insbesondere in den Westen
[57] Siehe hierzu Helena Roerich: Auch
Bhagavan Ramakrishna, ein zeitgenössischer geistiger Lehrer Indiens, war
während seiner Lehrtätigkeit ständig von Menschen umgeben, die oft von
bösartigen Krankheiten befallen waren, und er verausgabte sich weit über seine
Kräfte. Folglich erkrankte er an einem Kehlkopfleiden - eine Art Krebs -, das
seinen Tod verursachte. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass seine Krankheit in
manchen schwachen Gemütern Verwirrung auslöste und sie den Grad seines
geistigen Formats anzweifelten. Der Unwissende glaubt, dass ein hoher Geist
unbeachtet der Umstände von Krankheit verschont bleibt. (HR II/1, 140; Brief
vom 22.02.1936)
[58] Hygieia: In der griechischen
Mythologie Tochter des Aeskulap, Göttin der Gesundheit, Schutzpatronin der
Apotheker
[59] Olymp: Höchster Berg
Griechenlands, nach der griechischen Mythologie der Sitz der Götter
[60] Ambrosia: in der griechischen
Mythologie Nahrung der Götter
[61] Agraphen: Einzelworte Jesu,
die außerhalb der Evangelien überliefert sind
[62] Leonardo da Vinci1452-1519):
italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Erfinder, Naturphilosoph und
Universalgelehrter
[63] Pallas Athene auf der Akropolis:
Im Parthenon-Tempel auf der Akropolis von Athen stand eine über 11 m große
Kolossalstatue der Göttin der Weisheit Pallas Athene (Athena Parthenos),
geschaffen von dem großen Bildhauer Phidias
[64] Styx: In der griechischen
Mythologie der Fluss, der das Reich der Lebenden vom Totenreich trennt. Gemeint
ist also: Weil betrogen werden ein besseres Karma schafft als betrügen, gelangt
der Betrogene in eine höhere Sphäre der Jenseitigen Welt
[65] Narada: Legendärer
altindischer hinduistischer Weiser, Wanderprediger und Heiliger, wird u. a. in
der Mahabharata und den Puranas erwähnt, Hauptwerk „Narada Bhaktri Sutras“
[66] Katafalk: schwarz verhängtes
Gerüst, auf dem bei Trauerfeierlichkeiten der Sarg steht
[67] Apotheose: Erhebung eines
Menschen (z.B. der römischen Kaiser) zu einem Gott; auch allgemein für
Verherrlichung
[68] Siehe hierzu auch Br II, 169 sowie
das Vorwort zur „Geheimlehre“ von H. Blavatsky: Ein
archaisches Manuskript – eine Sammlung von Palmblättern, durch ein besonderes
unbekanntes Verfahren für Wasser, Feuer und Luft undurchdringlich gemacht –
befindet sich vor dem Auge der Schreiberin. Auf der ersten Seite ist eine
fleckenlose weiße Scheibe, auf einem stumpfen, schwarzen Grunde. Auf der
folgenden Seite dieselbe Scheibe, aber mit einem Punkt in der Mitte. Die erste,
so weiß der Schüler, bedeutet den Kosmos in der Ewigkeit, vor dem
Wiedererwachen der noch schlummernden Energie, der Emanation des Wortes in
späteren Systemen. Der Punkt in der vorher fleckenlosen Scheibe, dem Raume und
der Ewigkeit in Pralaya*, bezeichnet das Herandämmern der Differentiation. Er
ist der Punkt in dem Weltenei, dessen Keim zum Universum, zum All, zum
schrankenlosen, periodischen Kosmos werden wird – ein Keim, der periodisch und
abwechselnd latent und aktiv ist. Der eine Kreis ist göttliche Einheit, aus der
alles hervorgeht, in die alles zurückkehrt.
[69] Sophisterei: Abwertende
Bezeichnung für eine wortklauberische, spitzfindige Scheinwissenschaft
[70] Ghum: bedeutendes buddhistisches Kloster
in Darjeeling, Indien
[71] Aeskulap, auch Asklepios: In der griechischen
Mythologie der Begründer und Gott der Heilkunst
[72] Gedenktag: Gemeint ist der
24. März, der sogenannte „Meistertag“, der traditionelle Gedenktag für den
Mahatma M. (so mit Hinweis auf diese Stelle der Brief von Helena Roerich vom
06.04.1940, Briefe Band VII Nr. 22).
Weitere Zitate zum Gedenktag in der
Broschüre „Gedenktag 24. März Heft 2“, siehe www.lebendige-ethik-schule.de/24.3.dt2.pdf
[73] Freie Übersetzung, um den Sinn
wiederzugeben. Ein russisches Sprichwort sagt: „Es gibt keine Reue, wenn man
nicht zuerst gesündigt hat.“ Der kritisierte Zynismus liegt darin, mit der
Berechnung zu sündigen, sich später durch Reue zu entlasten
[74] Wörtlich übersetzt lautet die
Stelle: „dass es besser ist, nicht zu Ende zu erzählen, als noch einmal zu
erzählen.“
[75] Krischna: hinduistischer Gott
[76] Orpheus: Sänger und Dichter
der griechischen Mythologie. Stieg hinab in die Unterwelt und bewegte durch
seinen Gesang den Gott Hades dazu, ihm seine tote Frau Eurydike wiederzugeben.
Weil er sich jedoch beim Aufstieg in die Oberwelt verbotenerweise nach ihr umdrehte,
musste sie ins Totenreich zurück
[77] Unvergleichlicher Sänger:
Krischna
[78] Kosmographie: bis ins 17.
Jahrhundert übliche Bezeichnung für Geographie; hier wohl gemeint als
„Geographie“ des gesamten Kosmos
[79] Auftürmung
ist ein Ausdruck der Lehre für negative Aufspeicherungen oder Ansammlungen,
siehe zum Beispiel AUM 598: Auftürmungen sind nichts anderes als
Abfallhaufen. Irgendwann wird man sie wegräumen müssen.
[80] Utilitarismus: Lehre der
Ethik, der Sozialphilosophie, des Rechts und der Wirtschaft, nach der eine
Handlung nicht nach Motiv, Gesinnung oder moralischen Berechtigung, sondern
allein nach ihrer Nützlichkeit für die Mehrheit der Menschen bewertet wird
[81] Avidya (sanskrit):
Nichtwissen, Unwissenheit, Gegensatz zu Vidya: Wissen
[82] Nichtwissen und Unwissenheit:
Die russischen Wörter
неведение und
невежество bedeuten
beide Unwissenheit, beim letzteren im Sinne von Ignoranz, Ungebildetheit,
Kulturlosigkeit, Unhöflichkeit, Flegelhaftigkeit, Grobheit; siehe zu dem
Unterschied auch unten § 726
[83] Gangrän (Brand): Absterben
des Gewebes infolge unzureichender Blutzufuhr
[84] Schwester Yusna: Mitarbeiterin
der Bruderschaft, die bei den Experimenten mit Helena Roerich und besonders am
Schutz von deren Herz mitwirkte, siehe Helena Roerich „Das Feurige
Experiment“ (abgedruckt auf Englisch in Helena Roerich „At the Threshold
of the New World“), Einträge vom 05. und 06.05.1924
[85] Zitat aus der Bibel, siehe Mt
3, 12
[86] Gemeint ist eine Wünschelrute
[87] Tellurium: Mechanischer
Apparat, der die Bewegungen der Himmelskörper darstellt. Daher übersetzt der englische
Text sinngemäß: „Mögen diese Gedanken bei der Betrachtung des Laufs der
Gestirne oder …“
[88] Gold, das die Meere sättigt: gemeint
ist wohl Salz, so der englische Text
[89] Unkenntnis und Unwissenheit:
Siehe zu dem Unterschied auch oben § 687 und die dortige Anmerkung
[90] Polyphonie: Vielstimmigkeit
oder Mehrstimmigkeit
[91] Transmutation (lateinisch):
Umwandlung
[92] Gesellschaft für Psychische
Forschungen (Society for Psychic Research, abgekürzt SPR): 1882 in London
gegründete Gesellschaft zur Erforschung parapsychologischer Phänomene
[93] Paradox: scheinbarer
Widerspruch: Ethik und Biologie scheinen im Gegensatz zueinander zu stehen
[94] tiefes Atemholen: An anderen
Stellen der Lehre wird das russische Wort вздох
mit „Seufzer“ übersetzt
[95] Im englischen Text steht
statt „Erscheinung“ „Erinnerung“
[96] Im Agni Yoga wir die vergängliche
Persönlichkeit der Ewigen Individualität gegenübergestellt
[97] Spiel der Mutter der Welt:
siehe FW I, 663
[98] Talisman: Möglicherweise ist hier
die psychische Energie des Menschen gemeint, so der englische Text
[99] Flammarion Nicolas Camille
(1842-1925): Französischer Wissenschaftler, Astronom, Arzt, Theosoph und Autor
populärwissenschaftlicher Schriften. Präsident der Society for Psychical
Research (SPR), beschäftigte sich auch mit Spiritismus und Parapsychologie
[100] Nach dem englischen Text ist
gemeint: Wenn geschliffene Steine in einem Gefäß geschüttelt werden, können sie
die beste Lage zueinander finden
[101] Chiton: Tunikaartiges Gewand
im antiken Griechenland