Briefe nach Amerika
1929
Meine
jungen Freunde!
Aus
dem fernen Indien, dem Land der Schönheit, der geistigen Errungenschaften und
der großen Gedanken, sende ich Euch, die Ihr Euch im Namen der großen Arbeit
und des Aufbaus der Zukunft versammelt habt, herzliche Grüße! Ich rufe Euch zur
Selbstvervollkommnung und unbegrenzten Errungenschaft auf.
Das
Buch über neue Erfindungen und das Licht der Kühnheit liegt aufgeschlagen vor
der Menschheit, und Ihr habt bereits vom Herannahen der Neuen Zeit gehört. Jede
Epoche hat ihren Ruf, und die Grundlage für den Ruf der Neuen Ära wird die
Macht des Gedankens sein. Deshalb rufen wir Euch auf, die große Bedeutung des
schöpferischen Gedankens zu verstehen, und der erste Schritt in diese Richtung
ist die Öffnung des Bewusstseins, die Befreiung von allen Vorurteilen, von
jeglicher Voreingenommenheit und allen aufgezwungenen Begriffen.
Richten
wir unseren Blick auf die unendliche Weite des nächtlichen Himmels. Fliegen wir
in unseren Gedanken über die unzähligen Welten und versteckten Tiefen des
unendlichen Raumes. Der Gedanke ist seinem Wesen nach unbegrenzt, nur unser Bewusstsein
versucht, ihn zu begrenzen. Lasst uns deshalb ohne Verzögerung den nächsten
Schritt machen – die Erweiterung des Bewusstseins.
Eine
sehr alte Weisheit aus Indien lautet: ”Der Gedanke ist der Urquell der
Schöpfung der Welten.” Der Große Buddha wies auf die Bedeutung des Gedankens,
der unser Wesen ausmacht, hin. Er lehrte seine Schüler, ihr Bewusstsein zu
erweitern. Laotse, Konfuzius, Christus – alle geistigen Lehrer und großen
Denker lehrten dasselbe.
Der
große Plato sagte: ”Gedanken regieren die Welt.” Und zeitgenössische Gelehrte
wie z. B. Prof. Compton sprachen von der Wahrscheinlichkeit, dass hinter jeder
Naturerscheinung eine aktive, intelligente Kraft steht und der Gedanke auf die
Materie einwirkt. Prof. Compton schließt seine Ausführungen mit den folgenden
Worten: ”Wahrscheinlich sind die Gedanken des Menschen die wichtigsten Faktoren
in der Welt.”
Lasst
uns mit solch einem breiten Verständnis die Geschichte der Entwicklung des
Gedankens kennenlernen. Wir wollen alle Vorurteile von Ort, Zeit und
Nationalität ablegen und wie die Bienen den kostbaren Honig des menschlichen,
schöpferischen Gedankens sammeln!
Sobald
wir die mächtigen Errungenschaften jener großen Schöpfer, die unser Bewusstsein
formen, in das Fundament eingebettet haben, können wir mit der dritten Stufe
beginnen – der Entwicklung unseres eigenen Gedankens, unserer eigenen
Kreativität; und aus den neuen Verbindungen werden wir Funken des
Gedankenfeuers schlagen, diese Krone des Weltenalls. Wir wollen daran denken, dass
ein denkendes Wesen niemals einsam ist, weil der Gedanke sein größter Magnet
ist und gleichartige Antworten aus dem Raum anzieht. Wenn wir daher eine schöne
Antwort erhalten wollen, sollten wir mit reinem Feuer des Herzens erfüllte,
strebende Gedanken in den pulsierenden Weltraum senden. Nur der Gedanke, der
durch Streben vergeistigt und vom Herzen genährt wurde, kann schöpferisch tätig
sein und wie ein mächtiger Magnet anziehen. Ein Gedanke ohne Streben und
flammende Eigenschaften ist unfruchtbar. Wir ersehnen Wissen und weite
Gedanken; und seien wir kühn in unserem Streben, denn nur ein kühner Gedanke
gestaltet neue Wege.
Ihr,
meine jungen Freunde, die Ihr Euch der Kunst und der schöpferischen Tätigkeit
genähert habt, seid fähig, Eure Talente als Verstärkung Eurer Kräfte
einzusetzen; denn Ton und Farbe, Gedanke und Rhythmus sind die Grundlagen des
Universums und unseres Seins. Ton und Farbe, Wissen und schöpferische Tätigkeit
sind der Kelch ”Amrita”, der Kelch der Unsterblichkeit!
Ewige,
ununterbrochene Schöpfung des universellen Lebens umgibt uns; und wir, die wir
ein Teil dieser großen Schöpfung sind, sollten jeden Moment unseres Lebens
schöpferisch tätig sein – durch Gedanken, Worte und Taten.
Meine
jungen Freunde, füllt die Schatzkammer Eures Geistes. Nehmt alle Töne, alle
Farben und alle Rhythmen aus der unerschöpflichen Quelle des Raumes in Euch
auf. Diese feinsten Vibrationen werden, wenn Ihr sie bewusst aufnehmt, Eure
Aufnahmefähigkeit und Euer Denken verfeinern.
Diese
Verfeinerung der Aufnahmefähigkeit wird Euch die Möglichkeit geben, in die
Geheimnisse des Raumes einzudringen, und den freudvollen Weg der Errungenschaft
und des ununterbrochenen, endlosen Aufstiegs erschließen.
Meine
Freunde, arbeitet unter völliger Anspannung Eurer Kräfte, denn nur, indem Ihr
die Grenzen Eurer Anspannung erreicht, ergeben sich neue Möglichkeiten. Die
Gesetze sind in allem die gleichen, und wir wissen, dass aus äußerster
Anstrengung neue Energien entstehen. Nur vermehrte Tätigkeit und verstärkte
Anstrengung werden Euch Schönheit bringen.
Und
ich bitte Euch, habt keine Angst vor Schwierigkeiten; zeigt die Bereitschaft,
alle Hindernisse zu überwinden, denn jedes Hindernis stärkt Euch und bringt
Euch dem künftigen Sieg näher. Versucht, die Schwierigkeiten liebzugewinnen,
und sagt: ”Seid gesegnet, Hindernisse, denn an Euch wachsen wir!” Mutig, durch
Streben begeistert, im Bewusstsein, wie großartig die unendliche
Vervollkommnung des schöpferischen Lebens ist, sollt Ihr der Euch rufenden
Unbegrenztheit zustreben – der Unbegrenztheit des Lebens, der Unbegrenztheit
der Errungenschaften, der Unbegrenztheit der Erkenntnis, der Unbegrenztheit des
Aufbaus und der Schönheit!
Meine
jungen Freunde, vernehmt den Ruf der schöpferischen Unbegrenztheit!
* * *
1. März
1929
Die
kommende, große Epoche ist eng verbunden mit dem Einfluss der Frau. Die
zukünftige Epoche wird, wie in den besten Zeiten der Menschheit, der Frau
wieder ihren rechtmäßigen Platz an der Seite ihres ewigen Weggefährten und
Mitarbeiters, des Mannes, einräumen. Ihr müsst wissen, dass die ganze
Herrlichkeit des Kosmos durch den dualen Ursprung entsteht. Ist es daher
möglich, eines dieser beiden Elemente abzuwerten?
Das
ganze derzeitige und bevorstehende Elend sowie die kosmischen Kataklysmen sind
zum Großteil die Folgen der Unterjochung und Erniedrigung der Frau. Der
furchtbare Verfall der Sittlichkeit, viele Krankheiten und die Degeneration
einiger Völker haben ebenfalls ihre Ursachen in der sklavischen Abhängigkeit
der Frau. Die Frau ist des größten menschlichen Vorrechts beraubt – am
schöpferischen Denken und an kreativer Arbeit in vollem Maße teilzunehmen. Man
hat ihr nicht nur die gleichen Rechte genommen, sondern in vielen Ländern auch
die gleiche Ausbildung, wie sie einem Mann zusteht. Es ist ihr nicht erlaubt,
ihre Fähigkeiten beim Aufbau des sozialen und staatlichen Lebens, dessen
vollwertiges Mitglied sie laut kosmischem Gesetz und Recht ist, einzusetzen.
Doch eine Frau, die Sklavin ist, kann der Welt nur Sklaven schenken. Das
Sprichwort: ”Eine große Mutter gebiert einen großen Sohn!” hat eine kosmische,
wissenschaftliche Grundlage. Da Söhne meistens ihren Müttern gleichen und
Töchter ihren Vätern, kann man erkennen, wie großartig die kosmische
Gerechtigkeit ist.
Dadurch,
dass die Männer Frauen erniedrigen, erniedrigen sie sich selbst! Das erklärt,
warum heute so wenige Genies (oder große Geister) unter den Männern zu finden
sind. Wären die heutigen Schrecken und Verbrechen möglich, wenn sich beide
Ursprünge im Gleichgewicht befänden? Das Heil der Menschheit und unseres
Planeten liegt in den Händen der Frau. Die Frau muss ihre Bedeutung erkennen,
die große Aufgabe der Mutter der Welt; sie sollte darauf vorbereitet sein,
Verantwortung für das Schicksal der Menschheit zu übernehmen.
Die
Mutter hat als Lebensspenderin das Recht, das Schicksal ihrer Kinder zu lenken.
Die Stimme der Frau und Mutter sollte unter den Führern der Menschheit gehört
werden. Die Mutter gibt ihrem Kind den ersten bewussten Gedanken ein. Sie weist
ihm die Richtung und bestimmt den Wert all seiner Bestrebungen und Fähigkeiten.
Doch die Mutter, die keine Gedankenkultur besitzt, kann dem Kind nur die
niederen Eindrücke der menschlichen Natur vermitteln.
Die
Frau, die nach Wissen und Schönheit strebt, die ihre hohe Verantwortung
erkennt, wird das ganze Niveau des Lebens heben; sie wird abstoßenden Lastern,
die zur Degeneration und Vernichtung von ganzen Ländern führen, keinen Platz
einräumen.
Doch
in ihrem Streben nach Bildung muss die Frau daran denken, dass alle
Erziehungssysteme nur Hilfsmittel für die Entwicklung eines höheren Wissens und
einer höheren Kultur sind. Die wahre Kultur des Denkens wird durch die Pflege
des Geistes und des Herzens entwickelt. Nur so eine Verbindung kann jene große
Synthese schaffen, die allein es möglich macht, die wirkliche Größe, die
Mannigfaltigkeit und die Komplexität des menschlichen Lebens in seiner
kosmischen Evolution zu erkennen. Deshalb möge die Frau beim Streben nach
Wissen an die Quelle des Lichts und die Führer des Geistes denken – an jene
großen Geister, die das Bewusstsein der Menschheit erschaffen haben. Indem sich
die Menschheit dieser Quelle, diesem primären Prinzip der Synthese, nähert,
wird sie den Weg zur wahren Evolution finden.
Gerade
die Frau sollte dieses Prinzip kennen und verkünden, weil sie von Anfang an
dazu auserwählt worden ist, die beiden Welten zu verbinden, die sichtbare und
die unsichtbare. Die Frau besitzt die Kraft der heiligen Lebensenergie. Die
kommende Epoche bringt das Wissen über diese große allgegenwärtige Energie, die
sich in allen unsterblichen Schöpfungen des menschlichen Genius offenbart.
Die
westliche Frau ist erwacht und erkennt ihre Macht. Ihre kulturellen Leistungen
sind bereits offenkundig; doch die Mehrheit der westlichen Frauen beginnt – wie
alle Anfänger – mit Nachahmung, während im ursprünglichen Ausdruck des Selbst
wahre Schönheit und Harmonie zu finden sind. Würden wir gerne zusehen, wie der
Mann die Schönheit der Männlichkeit verliert? Das gleiche gilt für den Mann,
der Sinn für Schönheit hat. Er sieht bestimmt nicht gerne eine Frau, die seine
Gewohnheiten nachahmt und mit seinen Lastern wetteifert. Nachahmung beginnt
immer mit dem Einfachsten. Doch wir hoffen, dass diese erste Stufe bald
vorübergeht und dass die Frau ihr Wissen über die Mutter Natur vertiefen und
echte, ursprüngliche Mittel des Ausdrucks für ihr Selbst finden wird.
Der
Kosmos offenbart die Einheit des Gesetzes, aber es gibt keine Wiederholung in
seiner Verschiedenheit. Warum strebt denn die Menschheit zur Gleichförmigkeit
in allem, wobei sie aber gleichzeitig die fundamentale Einheit des Gesetzes
verletzt? Gleichförmigkeit der Wahrnehmung, Gleichförmigkeit des Lebens und vor
allem Gleichförmigkeit des Denkens schätzt der Mensch. Dabei vergisst man, dass
Gleichförmigkeit des Ausdrucks zu Stagnation und Tod führt. Das Leben und seine
Kraft bestehen im ewigen Wandel der Formen. Es ist notwendig, dieses Leben
spendende Prinzip in allen Ausdrucksformen unseres Lebens zu berücksichtigen.
Sammeln
wir die schönsten, heroischsten Ideen aller Zeiten und Länder, und lasst uns
mit schöpferischer Vorstellungskraft ihre Errungenschaften in unserem Leben
anwenden, während wir dabei die Besonderheiten unserer Zeit beachten. Nur diese
Form der Nachahmung wird eine richtige Grundlage für den weiteren Fortschritt
abgeben.
Ich
will meine Ansprache an die Frau mit einer Seite aus der Lehre des Lebens
beenden: ”Wenn Völker Uneinigkeit aufkommen ließen, führte dies zur
Selbstvernichtung. Und nur die Wiederherstellung des Gleichgewichts kann diese
Selbstvernichtung aufhalten. Die Menschheit wendet die Prinzipien der
Schaffenskraft nicht im richtigen Verhältnis an und verletzt so die Grundlagen
des Seins. Wenn durch das Gesetz des Kosmischen Magneten die niederen Formen
den höheren untergeordnet sind, so bezieht sich dies nur auf die Energien, die
umgewandelt werden sollten. Doch wenn die Uranfänge dazu bestimmt sind zu
erschaffen und Leben zu spenden, ist es unmöglich, einen der Ursprünge ohne
Selbstvernichtung zu beseitigen. Deshalb wird die wahre Evolution der Menschheit
erst dann einsetzen, wenn beide Uranfänge im Leben anerkannt werden. Alle
Prinzipien, die das Wissen vom dualen Ursprung nicht beinhalten, werden den
Mangel an Gleichgewicht nur noch vergrößern. Die Menschheit muss das Gesetz des
Kosmischen Magneten verstehen. Indem man sich der Herrlichkeit des dualen
Ursprungs, der die Grundlage des Lebens ist, bewusst wird, kann man viel zur
Evolution beitragen.” (Unbegrenztheit I, § 224)
Nicht
einmal diese einfache Wahrheit findet im Bewusstsein der Menschen ihren Platz!
Unsere Wissenschaftler – Biologen, Chemiker, Physiker – sollten die Wahrheit
über das duale Element oder die Bipolarität kennen, doch sie schweigen. Und
diese Wahrheit, in ihrer heiligsten und lebendigsten Anwendung, wird verachtet,
und es herrscht das Recht des Stärkeren. Das Problem besteht darin, dass sich
die Vernunft des Menschen von seiner Quelle – der Kosmischen Vernunft –
entfernt hat. Obwohl der Mensch ein Teil des Kosmos ist, sieht er seine
Dazugehörigkeit, seine Einheit mit dem Kosmos nicht. Und seine Beobachtungen
der Naturerscheinungen legen ihm keine Analogie nahe. Doch nur durch
Beobachtungen und Vergleiche mit der menschlichen Natur ist es möglich, den
Schlüssel zu allen Mysterien des Lebens zu finden, und damit die Lösung für
viele Probleme des täglichen Lebens. Die Leute lieben es, wie Papageien die
alte Formel zu wiederholen ”Makrokosmos ist Mikrokosmos”! Vieles wird
ausgesprochen, vieles wiederholt, ohne dass man auf die eigentliche Bedeutung
achtet! Aufgrund der aufgezwungenen Dogmen, der vom Menschen gemachten Gesetze
und des materiellen Wohlstands haben die Menschen den Prozess des Denkens
vernachlässigt, und der menschliche Verstand wurde mit wenigen Ausnahmen zu
einem Automaten. Jeder predigt verschiedene Freiheiten, doch die konträrsten
Denkschulen stimmen in einem überein – sie alle fürchten die Freiheit des
Gedankens!
Deshalb
muss die Frau nicht nur ihre eigenen Rechte verteidigen, sondern auch das Recht
des freien Denkens für die ganze Menschheit! Durch die Entwicklung des Denkens
werden sich unsere Fähigkeiten ausdehnen. Denken wir die weitreichendsten,
reinsten Gedanken. Es heißt: ” Herrschaft wird nicht durch Kronen oder
Volksmassen, sondern durch die kosmische Verbreitung von Ideen errichtet.” (Gem
84) Lasst uns unsere eigenen Städte, unsere Länder, unsere Planeten schaffen!
Doch lasst das Herz diese Gedanken hervorbringen, denn nur der im Herzen
geborene Gedanke ist lebendig. Das Herz ist der größte Kosmische Magnet. Alle
kosmischen Energien werden vom Herzen angezogen, und das Herz nimmt sie auf.
Das Herz offenbart im Leben alle Bestrebungen. Das räumliche Feuer wird vom
Herzen angezogen, und der ganze kosmische Vorgang beruht auf diesem Prinzip.
Deshalb besteht der Kosmos durch die Anziehung des Herzens. Nur die Energien,
denen die Anziehung durch das Herz zugrunde liegt, sind lebendig. So wird die
Kette des Lebens immerzu vom Herzen geschmiedet.
Habt
Ihr auf Euer Herz gehört? Schlägt es im Rhythmus mit dem Vollkommenen Herzen,
das Euch alle umfasst?
So
will ich mit den Worten über das Herz schließen. Möge die Frau dieses große
Symbol, welches das ganze Leben verwandeln kann, bestätigen. Möge sie bestrebt
sein, das geistige Leben der Menschheit zu verwandeln.
Die
Mutter, die Leben spendet, die Hüterin des Lebens – möge sie zur MUTTER, zur
Führerin, zur Allesschenkenden, Allesempfangenden werden.
19.
Oktober 1929
Heute
schreibe ich und bediene mich der Worte des Großen Lehrers über das Sakrament
der Hierarchie. Diese stellt ein Sakrament dar, weil sie auf dem
unveränderlichen und strikten Gesetz des Kosmischen Magneten beruht, das alle
Wesen zur Vervollkommnung führt. Es ist notwendig, die Hierarchie klar und
eindeutig als den einzigen Weg zur Weiterentwicklung zu erkennen. Wir müssen
die ganze Kette der Hierarchie erkennen und uns fest an unser nächstes Glied
halten. Wehe dem, der dieses Glied überspringen will und so seine Verbindung
verliert! Er wird es nicht wieder einholen, da der Rhythmus der Bewegung der
ganzen Kette das rettende Glied davontragen wird. Dieser Irrtum ist wirklich
schwerwiegend! Wieviel Zeit wird verlorengehen, um wieder ein auf den Ruf
erklingendes Glied zu finden. Doch das neue Glied wird in der Reihenfolge einen
anderen Platz einnehmen und einer anderen Spannung unterliegen, weil das
frühere im rhythmischen Streben der ganzen hierarchischen Kette davongetragen
wurde.
”Die
Unterordnung des Niederen unter das Höhere stellt die Grundlage des ganzen
Kosmos dar. Diese Unterordnung wird klärend und reinigend wirken. Doch die
Menschheit ordnet dem Niederen das unter, was an der Spitze stehen sollte. Wenn
das Höhere die Führung innehat, wird das Niedere transmutiert. Diese Umwandlung
setzt sich endlos fort. Mit Umwandlung meinen Wir die Unterordnung des Niederen
unter das Höhere, und Wir wollen das Bewusstsein der Menschheit im Prozess der
unbegrenzten Entwicklung stärken.” (Unbegrenztheit I, § 115)
Deshalb
wollen wir die Umwandlung unseres Bewusstseins nicht hinauszögern. Denken wir
an die führende Hierarchie und ehren wir den nächsten, den irdischen Guru. ”Der
irdische Guru existiert zur Verehrung, für den Fortschritt, für die Einheit und
den Aufbau.” Durch Missachtung und Geringschätzung des Guru wird der Große
Lehrer, der hinter dem Guru steht, missachtet und erniedrigt, weil der Guru der
Vertreter des Großen Lehrers ist. Denken wir daran, wie heilig das Sakrament
der Hierarchie für die Herren des Lichts ist. Der Hierarch trägt ”die Synthese
des Kelches”, und deshalb wohnt Ihm beides inne, Gehorsam und Befehlen. Wer die
Kunst des Gehorsams nicht versteht, wird die Kunst des Befehlens nicht
erlernen. Schön sind diese beiden Begriffe.
Bewusste
Unterordnung geht dem Befehl entgegen. Nach der starken Erkenntnis der
Hierarchie werden wir mit unserem ganzen Herzen die Lehre des Lebens besser
verstehen. Das Herz schmerzt, wenn es fühlt, wie wenig die großen Schätze, die
der Lehrer so freigebig schenkt, verstanden werden. Auf diesen Schätzen wird
die neue Rasse gegründet werden. Denkt über die Großartigkeit des Dargebotenen
nach! Ich erschrecke, wenn ich an die Verantwortung denke, die wir durch die
Annahme dieser Schätze auf uns nehmen, da ich weiß, dass sich unter uns einige
befinden, die deren vollen Wert für die Menschheit noch gar nicht erkennen
können und das, was als grundlegende Nahrung für hungernde Seelen zur
Verteilung gegeben wurde und die Basis der neuen Evolution sein sollte,
unbeachtet liegen lassen. Fühlt den Ruf meines Geistes! Lest so oft wie möglich
Eure Schätze; sammelt all die Einzelheiten und vermengt Euer ganzes Wesen mit
ihnen! Sie werden Euch ein breites und klares Verstehen der komplizierten
Probleme des Lebens ermöglichen. Der einzige Weg liegt darin, das alles
aufzunehmen, und die ernste Freude des unbegrenzten Fortschritts wird Euer Herz
erfüllen. Mein Herz sehnt sich danach, in Euch die Freude der Erhabenheit und
Schönheit, die Euch die Lehre des Lebens erschließt, zu erwecken.
Neue
Seelen kommen und werden sich vervielfachen. Wir müssen sie festhalten. Es ist
notwendig, an jeden entsprechend seiner Gesinnung heranzutreten. Nichts zieht
die Menschen so sehr an wie das ersehnte Wort, das ihren Geist befreit und
ihnen neue Möglichkeiten bietet. Alle Wesen streben dem Licht zu. Dies ist das
erste Gesetz des Kosmos. Die Lehre und die Fähigkeit, sie entsprechend zu
vermitteln, sind der Magnet, der Menschen und Möglichkeiten anzieht. Das ist
die Rüstung, die allen Angriffen standhält, die Quelle, die grenzenlose Freude
bringt. Doch sie sollte mit dem Herzen aufgenommen werden, nicht nur mit dem
Verstand.
Liebt
einander, achtet einander, doch lasst das innere Leben eines jeden von Euch
sein eigenes Heiligtum sein. Ihr seid durch den Lehrer verbunden, durch die
Lehre und durch Taten; doch Ihr seid nicht Richter über andere. Der Richter
kann in den Augen des Lehrers leicht zum Gerichteten werden. Ihre Maßstäbe
entsprechen nicht unseren irdischen Maßstäben, daran müssen wir immer denken.
Und ein Stein, der auf den Bruder geworfen wird, wird Euch hinunterziehen wie
eine schwere Last. Nachdem Ihr die Hierarchie angenommen habt, nehmt die Lehre
in Euch auf; denn die einzige unzerstörbare Freude ist die Freude der Bewusstseinserweiterung,
die uns in das höhere Mysterium des Seins vordringen lässt, wo all unsere
heiligsten, verborgensten Bestrebungen ihre Verkörperung finden, denn die
Höhere Realität übertrifft die menschliche Vorstellungskraft.
13.
Oktober 1929
In
der letzten Zeit dachte ich sehr viel über die Mitglieder Eurer Gruppe nach.
Wieder einmal bin ich davon überzeugt, dass niemand ersetzt werden kann und
jeder gebraucht wird. Und wie einfach ist es, unter solchen Umständen die volle
Harmonie, die in jeder Hinsicht den Sieg gewährleistet, zu erreichen. Doch mein
Herz fühlt, dass es hier etwas gibt, was die Einheit verhindert. Wie ist hier
Abhilfe zu schaffen? Die einzige Lösung ist, den Lehrer und die Lehre nicht nur
mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen zu begreifen. Deshalb müssen wir der
Entwicklung des Herzens so viel Aufmerksamkeit schenken, jenem erstaunlichen
Organ, das in seinen zahlreichen Zentren die ganze Kreativität und das ganze
Seelenleben enthält. Ohne die Entwicklung der Zentren des Herzens sind wir
steril; es entsteht kein Seelenleben; es gibt kein Leben in den höheren
Sphären, und die Krone des Archaten ist unerreichbar. Nur mit unserem Herzen
können wir uns dem Bewusstsein des Archaten, des Lehrers, nähern, denn sein Bewusstsein
ruht im Herzen. Der Menschheit ist der Begriff Archat kaum bekannt, doch ohne
dieses Verständnis kann man keine Fortschritte machen.
Im
Buch ”Hierarchie” (Hier 12) heißt es: ”Es ist üblich, sich einen Archaten als
Bewohner der Wolken vorzustellen. Diese abartigen Gedanken sind furchtbar und
grotesk. Wir Brüder der Menschheit erkennen Uns nicht in den Vorstellungen der
Menschen. Die Vorstellungen von Uns sind so phantastisch! Wenn die Menschen
ihre Phantasie umgekehrt einsetzen würden, entsprächen diese Vorstellungen eher
der Realität. Alles nimmt einen neuen Maßstab. Alles wird unwahrscheinlich.
Nichts mehr stimmt mit der Realität überein. Auf dem Weg zur höheren Welt
wollen Wir sagen, dass ein Archat in all seinen Erscheinungen unbegrenzt ist.
Ein Archat schreitet voran, die Kraft des Kosmischen Magneten in seinem Herzen
tragend!”
Doch
wir wollen sehen, wie dieses Bild durch das Höhere Bewusstsein ausgedrückt
wird. ”Das Herz eines Archaten gleicht dem Herzen des Kosmos. Das Herz eines
Archaten gleicht dem Feuer der Sonne. Ewigkeit und die Bewegung des Kosmos
erfüllen das Herz des Archaten. Maitreya nähert sich, mit allen Feuern
erstrahlend. Sein Herz entflammt vor Mitleid mit der notleidenden Menschheit!
Sein Herz entbrennt mit der Bestätigung der neuen Bündnisse.”
”Unter
den Menschen existiert die Vorstellung vom erstarrten Archaten, und armselige
Yogis nähren diese Vorstellungen durch ihre eigenen Bilder. Doch wenn die
Menschheit erkennt, dass der Archat die höchste Erscheinung der Materia Lucida
ist, wird sie verstehen, dass es zwischen Materia Lucida, die Licht aussendet,
und der Materie der Liebe, die alles in Licht hüllt, keinen Unterschied gibt.
Die Menschheit hüllt den Archaten in eine rauhe Schale, doch Materia Lucida
strahlt Liebe aus. Wann wird es möglich sein, die Menschen mit Unserem Bild zu
erleuchten?” (Hierarchie, § 3)
”Der
Verstand erkennt nur mit Mühe die Reinheit der höheren Sphären. Dem, der den
Weg zu Uns kennt, werden Wir sagen: ‚Gehe den Weg der Liebe. Gehe den Weg der
Arbeit. Gehe den Weg und verwende Dein Vertrauen als Schild!‘ Dem, der Unser
Bild in seinem Herzen gefunden hat, werden Wir sagen: ‚Gehe den Weg des
Herzens, und der Kelch wird den Weg bestätigen!‘ Dem, der glaubt, dass er den
Weg durch Eigendünkel erreicht hat, werden Wir sagen: ‚Gehe und lerne vom
Geist, der das Ziel kennt.‘ Eigendünkel hemmt jeden Fortschritt.” (Hierarchie,
§ 24)
”Die
ganze Schöpfung ist im Ruf des Herzens enthalten. Die ganze Welt des Kosmos ist
von einem Ruf durchdrungen, und das Herz des Kosmos und das Herz eines Archaten
sind vom Ruf durchdrungen. Der Ruf und die Antwort enthalten eine Verbindung
von kosmischen Feuern. Das Herz Unserer Bruderschaft sichert für die Menschheit
den Weg zum Allgemeinwohl.” (Hierarchie, § 11)
Den
Schlüssel zur Lehre muss jeder in seinem Herzen finden. Mit dem Verstehen der
Lehre des Lichts sollte die Kreativität des Geistes einsetzen. Das Bild des
Lehrers kann einen erleuchteten Weg in den kosmischen Raum weisen. Wenn wir in
unserem Herzen das gewählte Bild aufnehmen, werden dann nicht unsere Herzen aus
Liebe zu allen Wesen entflammen? Die schöpferische Materia Lucida dient als
Verkörperung des hohen Geistes, doch diese Energie wird durch Liebe angezogen.
Der ganze Kosmos wird durch Liebe aufrechterhalten. Liebe ist der stärkste
Magnet.
Meine
Liebe zu Euch allen und der brennende Wunsch nach Eurem Fortschritt halten mich
dazu an, die Notwendigkeit der Verbesserung aufzuzeigen.
Nun
eine generelle Anregung. Wenn Ihr diese Anregung befolgen wollt, müsst Ihr an
das Gebot des Lehrers denken: ”Strenge Euch selbst gegenüber und ein offenes
Herz für Euren Bruder. Nur das wohlwollende Auge kann schöpferisch tätig sein.”
Der Lehrer rät immer, die Lehre vor allem auf Euch selbst anzuwenden,
andernfalls werdet Ihr auf derselben Stufe bleiben: ”Es ist traurig, wenn der
Geist nach Beendigung seines irdischen Lebenskreislaufs zum gleichen
Ausgangspunkt zurückkehrt. Es ist traurig, wenn der Geist sich selbst immer die
gleichen Grenzen setzt und das, was er hervorgebracht hat, als treuer
Weggenosse an den Toren wartet.” (Unbegrenztheit I, § 63)
Entwickelt
v allem Gerechtigkeitssinn und Unterscheidungsvermögen. Beide Eigenschaften
werden vom Herzen ermessen. Deshalb fangt an, über das Herz nachzudenken, um es
zu beachten und seinem Ruf zu lauschen. Der Magnet des Herzens wird durch
Aufrichtigkeit und Bestrebung gestärkt. Daran ist nichts Abstraktes, weil all
die feinen kosmischen Energien das Herz durchlaufen – die feinsten, die
mächtigsten und schöpferischsten Energien. Doch um diese schöpferischen Energien
anzuziehen, muss man sein eigenes Feuer entfachen. Entfacht Eure Feuer! Doch
verwechselt nicht Sentimentalität, diese weinerliche Freundlichkeit, mit der
ernsten, weisen Offenbarung des Herzens! Denkt daran, was die Lehre über
Mitgefühl und Mitleid sagt. Liebt einander, passt aufeinander auf und erfreut
Euch gegenseitig!
* * *
11.
Februar 1929
Jeder
von Euch schreibt über das Streben nach Einheit. Was hält Euch davon ab, wenn
Ihr diese Notwendigkeit klar erkennt? Ich will Euch antworten: der Mangel an
geistiger Disziplin, die mangelnde Fähigkeit, die Lehre vor allem auf Euch
selbst anzuwenden. Wenn es darum geht, Toleranz zu üben, erwacht mit voller
Kraft die alte Gewohnheit des zügellosen Antagonismus bzw. nicht ausgelebten
Atavismus, und dann sind die besten Vorsätze sofort vergessen. Natürlich ist es
schwer, all die schlechten Gewohnheiten auf einmal abzulegen; deshalb wollen
wir das Vordringlichste zuerst ausrotten – die Intoleranz. Wir wollen dieses
Vermächtnis der Lehre mit feurigen Buchstaben in unser Bewusstsein schreiben
und zu Beginn sowie am Ende jedes Tages daran denken, bei der Arbeit und in den
Mußestunden.
Wir
wollen daran denken, was Buddha Seine Schüler lehrte, wie er von Ihnen
verlangte, vor allem ihre Launen im Griff zu haben. Erst nachdem der Geist alle
Gefühle des Schülers bezähmt hatte, lüftete der Gesegnete den Schleier ein
wenig von der heiligen Lehre. Der Weg der Lehre ist heute der gleiche wie
damals. Um sich zu nähern und höchstes Vertrauen zu erlangen, sind die gleichen
Voraussetzungen nötig: Ehrfurcht vor der Hierarchie und Disziplin des Geistes.
Indem
wir die von der großzügigen Hand des Lehrers gereichten Hinweise und
Möglichkeiten anwenden, können wir sehr viel aufbauen, was uns in den Augen der
Welt und in diesem Leben erhebt, und durch Befolgung der Anweisungen ein gutes
Karma vollenden. Doch was wird wirklich in unsere Schatzkammer gelangen, wenn
wir unsere inneren Motive und Gefühle nicht in höchstes Streben verwandeln?
Trotz unserer Arbeit in der vom großen Lehrer aufgezeigten Richtung wird der Turm
unzugänglich bleiben. All das klingt so kompliziert und schwierig, und dabei
ist alles so leicht und einfach. Wenn das Herz in Liebe und Begeisterung für
den Lehrer sowie für die Schönheit und den Atem der Lehre des Lebens entflammt
ist, könnten diese Funken so leicht zu einer Flamme unersättlichen Strebens
angefacht werden, die uns über alles emporträgt. Das müsst Ihr anstreben, meine
Freunde!
Ist
es so schwer, wenn Ihr das Bild der Schönheit vor Euch habt? Ist es nicht die
höchste Freude, Euch ganz dem Dienst am Allgemeinwohl hinzugeben? Was man
dadurch erreichen kann, ist wunderbar, und es gibt keine Grenzen! Doch alle
Möglichkeiten, die ganze Freude daran, liegen in uns selbst. Niemand kann mehr
aufnehmen, als er fassen kann – sonst kommt es zur Vernichtung. Die Gesetze des
Kosmos sind unumstößlich und unveränderlich. Die höchste Freude für den einen
vermag in einem anderen heftige Qualen auszulösen, wenn keine Angleichung
stattfindet. Das müsst Ihr verstehen. Die Strahlen, die uns der Lehrer in der
höchsten Freude Seines Geistes sendet, werden in uns Qualen hervorrufen und
können sogar unseren Organismus zerstören, wenn wir nicht auf ihren Empfang
vorbereitet sind. Darüber müsst Ihr Euch klar werden, meine Lieben, und gewährt
den Strahlen des großen Lehrers Einlass. Jeder Strahl im Kosmos kann entweder
schöpferisch oder zerstörend wirken. Alles hängt von der Wechselwirkung und der
Assimilation ab, ”denn der Mensch als Teil des Kosmos unterliegt all seinen
Gesetzen”.
Ich
möchte aus dem Buch ”Unbegrenztheit” zitieren: ”Die kosmische Schöpfung nutzt
alle Lebensimpulse und setzt an den Hebeln des Lebens an. Von allen Impulsen
ist Einheit, die alle Erscheinungen des Lebens enthält und durch die die
Verbindungen des Lebens geschaffen werden, der stärkste. Warum wendet man
diesen Grundsatz nicht im Leben an? Wenn Einheit mit Differenzierung kämpft,
kommt es zu einer heftigen Explosion, die Bruchstücke der Explosion werden oft
weit davongetragen, und diese Teilchen verlieren ihre wechselseitige
Anziehungskraft. So verursacht der Mensch durch Abweisung der Kräfte, mit denen
er karmisch verbunden ist, eine mächtige Explosion. Das Gesetz kann nur durch
Vereinigung etwas hervorbringen. Das Element der Anziehung ist ein Kennzeichen
des Wegs für alle Antriebsenergien. Die Brüder der Menschheit bestimmen den Weg
für alles, was sich durch Evolution behauptet. So erweist sich die
Anziehungskraft als das Gesetz des Seins. Diese kosmische Kraft der Vereinigung
untermauert die Macht der Kosmischen Vernunft.” (Unbegrenztheit II, § 7 und 8)
* * *
Lasst
mich mehr zitieren: ”Betrachten wir die Auflehnung eines Schülers. Wenn der
Schüler seine Auflehnung gegen die Schenkende Hand des Lehrers verbirgt, so ist
dies, als ob er eine Handvoll Steine verbergen würde. Wir sollten einen solchen
Schüler daran erinnern, dass der Zorn auf ihn zurückkommen wird. Wenn der
Schüler, der seine Opfer zählt, sich der Schenkenden Hand zuwendet – wie groß
wird sein Mangel sein! Der Schüler, der sich für wichtiger hält als den Guru,
bricht die Verbindung mit dem Lehrer ab. Durch das Aufzählen seiner Opfer hat
der Schüler bereits einen Lohn erhalten. Es ist unwürdig, die eigene
Wichtigkeit zu betonen. Aufgrund seiner leichtfertigen Bemerkungen kann man
annehmen, dass seine Auflistung unvollständig ist. Wenn diese Schulden nicht
ausgelebt werden, wird die Reise lange dauern. Eigendünkel ist eine Pest! Man
kann seine eigene Unzulänglichkeit bedauern, doch die Auflehnung gegen die
Schenkende Hand gleicht einem Pfeil, der gegen den Schild geschleudert wird.
Die Säulen der Lehre stützen die Taten! Daran wollen wir denken!”
Über
die Hierarchie wird richtigerweise gesagt: ”Gewiss, die Lebensspirale baut nur
auf diesem Prinzip auf. Die Schaffenskraft des Lehrers zeigt sich auch in
ewiger Bewegung. Deshalb muss die Sättigung eines Schülers durch die
Schaffenskraft des Lehrers überwunden werden. Der Schüler, der seine
Errungenschaften aufzählt, überschreitet die Grenzen der Wahrheit. Deshalb sage
Ich, dass die Hierarchie der einzige Schild ist. Deshalb muss der Schüler, der
seinen weichen Sessel mehr schätzt als den Thron seines Lehrers, an die
Schenkende Hand denken. Es kränkt Mich, wenn sich der anmaßende Schüler
hochmütig verhält. Wir betrachten Hochmut gegenüber dem Lehrer als das
Höchstmaß an Eigendünkel. Daran möge der Schüler bei all seinen Schritten
denken.” (Unbegrenztheit II, § 27)
Jemand
wundert sich und meint, ob nicht vor allem die Ergebnisse zählen? Meine Antwort
lautet: ”Kann er diese bereits aufzählen?” Das Aufzählen könnte den Erwartungen
nicht entsprechen.
Verwahrt
die Euch durch den erleuchteten Geist anvertrauten Schätze gut und sät die Saat
der geistigen Schaffenskraft, indem Ihr aufwärtsstrebt und die Bedeutung der
großen Gabe erkennt. Das Ergebnis hängt vom Streben ab, das geistige
Schaffenskraft verleiht.
Jemand
könnte durch die Schärfe dieser Ausführungen verärgert sein. Doch darf ich
fragen, ob es möglich ist, dass dieser auf der ersten Stufe des Rufs
stehenbleibt, wenn so viele angenehme Dinge geboten werden? Befinden wir uns
noch im Stadium der Kindheit, wo die rettende, doch bittere Medizin in mit
Schokolade überzogenen Pillen verabreicht wird? Mut und Geduld müssen
aufgebracht werden, um die alte Hülle abzuwerfen und als freudvoller,
leuchtender Geist wiedergeboren zu werden. Wir alle haben die Stürze des
Geistes erlebt. Diese sind fast unvermeidlich, doch man sollte sie aufmerksam
verfolgen, denn es ist gefährlich, wenn der letzte Sturz tiefer ist als der
vorhergehende. Es wird schwer sein, sich wieder zu erheben, und vieles wird
verlorengehen.
Lauschen
wir der Stimme unseres Herzens. Möge uns das Herz sagen, was für große,
liebende Herzen in der Festung des Lichts leben und wie sich Unerreichbarkeit
für das strebende Herz in den stärksten Magneten verwandelt. Nichts kann dieser
Anziehungskraft entgegenstehen, wenn der Geist seine inneren Feuer umgewandelt
hat.
Ihr
seid mir alle so teuer, und ich würde so gerne Euch alle um mich haben, um Euch
ein freundliches und aufmunterndes Wort zuzuflüstern und mit Euch allen in der
Freude an der unbegrenzten Lehre zu wachsen.
Oft
erreichen mich Eure Rufe. Ich fühle, dass es nicht leicht für Euch ist, doch umso
größer wird der Sieg sein. Mein Herz spricht und ruft oft, weil die große
Arbeit vor uns liegt. Erleichtern wir sie uns, indem wir die Gebote der Lehre
befolgen. Ich kenne Eure Entschlossenheit und Eure Ergebenheit, doch alles kann
verfeinert werden, und darin liegt die Freude unserer Existenz.
Für
einen starken Geist offenbart sich die schwere Zeit als der kürzeste Weg.
Heißen wir alle Schwierigkeiten willkommen. Uns ist Freude beschieden, doch es
ist notwendig, den Angriffen der finsteren Kräfte zu widerstehen. Denken wir
daran, dass ”Wille und Energie die Beherrscher des Karma” sind. Richten wir
unsere Willenskraft auf die Umwandlung unserer Feuer. Ziehen wir das reine
Feuer des Raumes an! Mit dem reinen Feuer kommt die ganze Freude. Denken wir
daran, dass der Geist des starken, reinen Feuers die Eigenschaft der
Vereinigung besitzt. Wo keine Vereinigung in Erscheinung tritt, fehlt das reine
Feuer; doch nur reines Feuer führt zum Turm.
Meine
Liebe und meine Unterstützung sind in dieser schweren Zeit des geistigen
Ringens bei Euch. Ihr seid in ständiger Obhut, zweifelt nicht daran. Jeder
Schüler ist dem Lehrer wichtig. Jede Regung Eures Herzens findet Widerhall im
Großen Herzen. Nicht immer können die ausgesandten Strahlen Euer physisches Bewusstsein
erreichen, doch in jeder Minute vertreiben und vernichten sie so viele fremde
Funken um Euch. Unterstützt diese unschätzbaren Botschaften durch Euer Streben,
durch Eure bewusste, bemühte Haltung ihnen gegenüber. Sie werden vom
Vollkommenen Herzen und von der Vollkommenen Vernunft gesandt.
Habt
Ihr Euch von der völligen geistigen Armseligkeit und der Zweifelhaftigkeit der
Offenbarungen des ”geistigen Auftrags” in den meisten Medien überzeugt? Jeder
hat nur in seinen Bereich Einblick, nicht mehr und nicht weniger. Sucht Ihr bei
einem Menschen Wissen, nur weil er das Alphabet kennt? Sucht die Aufspeicherung
des Kelches oder die große Synthese! Ihr besitzt das Höchste. Überlastet Eure
Aura nicht durch den Kontakt mit unvollkommenen Bereichen.
* * *
17.
Dezember 1929
Ich
zitiere für Euch eine Seite aus dem Buch ”Unbegrenztheit”. Diese Zeilen, die
die enge Verwandtschaft zwischen den sieben kosmischen und menschlichen
Erscheinungen beschreiben, werden Euch helfen, über die Bedeutung der
Ereignisse nachzudenken.
”Nur
in Anspannung, nur wenn alle Saiten schwingen, kann die kosmische Aufgabe
erfüllt werden. Nur wenn die Aufgabe in gespannter Form verrichtet wird, kann
das Vorherbestimmte stattfinden. Wenn die Fundamente des Kosmos das Firmament
durch ihre Anziehung stützen, kann das Firmament standhalten. Doch wenn die
Fundamente die gegenseitige Anziehung verhindern, bebt die Kuppel aufgrund des
Ungleichgewichts; so können die Fundamente das Werk entweder untermauern oder
zerstören. Die Grundlagen können immer die verschiedensten Energien vereinen.
Der Kosmos lenkt seine Energien entsprechend der Polarität. Negative und
positive manifestieren die Verbindungen.” (Unbegrenztheit I, § 322)
Denkt
über den tieferen Sinn dieser Ausführungen nach und verhindert nicht die
wechselseitigen Anziehungen, beschwört nicht die Erschütterung der Fundamente.
Wie könnt Ihr die Folgen des Bebens abschätzen? Bei einer Teilexplosion kann
man ein neues Fundament sorgfältig aufbauen, doch oft trifft eine einfache
Explosion durch ihre Detonationskraft die nächsten Explosionsherde. Überall
herrscht das große Gesetz der Entsprechung und Gleichartigkeit.
Auch
solltet Ihr daran denken ”zu verhindern, dass sich nützliche Kräfte in das
Rasseln von Skorpionen verwandeln”. (Gemeinschaft, § 261)
Die
Möglichkeit wurde vor langer Zeit vorhergesehen, und es wurde eine Warnung
geschickt. Wir müssen lernen, die Hinweise zu deuten. Wir wollen von der
Bedeutung der gegenwärtigen Zeit durchdrungen werden. Jeder Leichtsinn grenzt
an ein Verbrechen.
Wenn
wir den begrenzenden Begriff ”Ich” durch das mächtige, schöpferische und
freudvolle ”Wir” ersetzen, werden alle Möglichkeiten und der Reichtum des
Geistes in ungeheurem Maße aufblühen; unsere Kraft wird sich außerordentlich
verstärken. Die Menschen fürchten den Begriff ”Wir”. ”Ich” kann immer überprüft
werden, während das ”Wir” unbekannt und deshalb bedrohlich ist.
Die
große Zeit, die vor langer Zeit vorausgesagt worden war, ist gekommen. Fühlt
Ihr sie nicht in der starken Spannung kosmischer und menschlicher Explosionen?
Die ganze Erdkruste erbebt, und ein großer Wandel kommt auf uns zu. Diesmal ist
es nicht der verhältnismäßig harmlose Schweif des Kometen, sondern es sind
unsere eigenen Ausstrahlungen, die durch ihre Dissonanz mit den sich nähernden,
höheren, feurigen Energien eine unerwartete Veränderung hervorrufen können oder
vielmehr hervorrufen werden. Es ist gut, während solcher Perturbationen auf dem
festen Felsen zu sein, auf den bereits hingewiesen wurde, unter dem Schirm von
Dukkar. Unsere Aufgaben werden unter diesem Schutz alle Platz finden!
Ein
weiterer Hinweis: ”Wenn ihr eine neue Stufe schafft, wenn Uranus die sechste
Rasse sammelt, dann ist es notwendig, von der bestätigten großen Zeit erfüllt
zu sein, und alle störenden Sorgen sollten abgelegt werden.”
Wir
müssen alle Lieben, die im Geiste verbunden sind, willkommen heißen; doch alle
Zerstörenden, die Trennung bringen, müssen entweder vertrieben oder auf ihren
Platz verwiesen werden. Wir arbeiten und schaffen nicht zur
Selbstverherrlichung, auch nicht für individuelle Persönlichkeiten, sondern für
das umfassende Allgemeinwohl.
Und
so denkt an die nie dagewesene, schöne und bedrohliche Zeit. Keine Minute
sollte verlorengehen! Stärkt die Einheit mit all Euren geistigen Kräften und
verbannt den kleinlichen Begriff ”Ich” aus Euren Gedanken.
Alle
Saiten meines Herzens schwingen für Euch; möge jeder die für ihn klingende
finden.
* * *
11.
September 1929
Die
Leute werden mit Fragen und Andeutungen über verschiedene psychische und
mediumistische Phänomene an Euch herantreten, die sie als Erscheinungen des
AGNI YOGA ansehen. Deshalb will ich versuchen, durch Zitate aus den Gesprächen
und Büchern der Lehre den Unterschied zu erklären:
”Der
Geist des Agni Yoga verbindet uns mit den höheren Sphären und den Strömen des
Kosmischen Magneten. Die Eigenschaft des Feuers wird durch die Spannung des
Magneten verstärkt. Der Magnet des Geistes bestimmt die Stufe, die sich
offenbaren kann. Das gleiche Prinzip lenkt die Entflammung der Zentren.”
”Der
Geist, dessen Bewusstsein sich auf den niederen Ebenen befindet, kann die Feuer
der höheren Zentren nicht entzünden. Nur das Höchste zieht das Höchste an;
deshalb werden dort, wo es nur physisches Streben gibt, auch eine entsprechende
Empfänglichkeit und ein entsprechendes Ergebnis vorhanden sein. In der
herannahenden Epoche des Agni Yogi ist es erforderlich, das Prinzip gewaltsam
gesandter Botschaften zu kennen. Auch in der Natur herrscht eine unmittelbare
Übereinstimmung, die ihre Grenzen hat. Nur das Feinste kann das Feinste in sich
aufnehmen, das ist das Prinzip des Magneten. Genauso wie das Prinzip der feinen
Energien für den höchsten Agni Yogi charakteristisch ist, entsprechen der
physischen Aufnahmefähigkeit entsprechende Manifestationen. Alles, was
erzwungen wird, alles, was besonders grob ist, alles, was sich physisch
offenbart, steht hinter dem feinen Prinzip zurück.” (Unbegrenztheit I, § 217)
”Ein
Agni Yogi besitzt das höchste Gleichgewicht; die sich selbst außer acht
lassende Schaffenskraft seines Geistes bewirkt das Gleichgewicht der
universellen Entsprechung, und infolgedessen enden Unausgeglichenheit und
Disharmonie der Zentren im Gleichgewicht. Die Lehre nimmt auf diese feinen
Unterschiede oft Bezug. Um die nächste Stufe zu erreichen, muss man daher die
Unausgeglichenheit der niederen Erscheinungen und die Schönheit höchster
Harmonie verstehen. Das Wesen eines Agni Yogi ist so hochstehend, dass der
Vergleich mit einer mediumistischen Manifestation einem schmutzigen
Wassertropfen in einem feurigen Kelch gleicht. Hervorzuheben ist, dass das
Verstehen der höheren Feuer uns zu den reinen, feurigen Höhen führt.”
(Unbegrenztheit I, § 221)
”Der
Agni Yogi sammelt eine neue Rasse. Er arbeitet in den höheren Sphären und zieht
die Geistträger einer neuen Rasse an. Die feurigen Erscheinungen eines Agni
Yogi erfüllen ihren Zweck auf dieser Erde genauso wie in den höheren Sphären.
Daher stellt der Agni Yogi das verbindende Glied zwischen den Welten dar.”
(Unbegrenztheit I, § 206)
”Das
Bewusstsein der Menschen muss die feinen Unterschiede in den Werkzeugen, mit
denen der Mensch für verschiedene Zwecke ausgestattet wurde und die durch die
Triebkraft der Evolution verstärkt wurden, begreifen. Wenn wir von der
Transmutation der Feuer sprechen, sollte dies als Bestätigung der stärksten
Feuer des Kosmischen Magneten verstanden werden. Nur wenn die Menschheit die
ganze schöpferische Geisteskraft eines Agni Yogi versteht, kann man sagen, dass
all seine Zentren vibrieren, da sie auf das kosmische Geschehen reagieren. Das
menschliche Aufnahmeorgan für visuelle Eindrücke kann mit der Manifestation,
die jeden Atemzug des Kosmos wiedergibt, nicht verglichen werden. Deshalb mögen
alle, die Agni Yoga anstreben, die geöffneten Zentren klar verstehen.”
(Unbegrenztheit I, § 212)
”Das
Medium hat keine geöffneten Zentren, und sein psychisches Auge hat keinen
Zugang zu den höheren Welten. Die Menschheit hat von der Macht eines Mediums
eine falsche Vorstellung, und Wir sind oft betrübt, wenn Wir sehen, wie die
Menschen sich von durch Psychiker hervorgerufene Erscheinungen irreführen
lassen. Physische Materialisationen wirken so anziehend wie ein Magnet.”
(Unbegrenztheit I, § 106)
So
sind es durchwegs, wenn man so sagen kann, die niedersten Zentren des Mediums,
die durch ihre Spannung wirken. Oft wird dieses Phänomen erzwungen, weshalb es
nicht zur Öffnung der Zentren führt, sondern nur zu einer vorübergehenden
Reizung. Doch die Feuer des Agni Yogi sind auf die Entflammung der höchsten
Zentren, die wirklich geöffnet sind, zurückzuführen.
Genaugenommen
gibt es keine niederen Zentren, und der hochstehende Agni Yogi hat seine
”niederen” Zentren durch die feinsten Feuer transmutiert. Doch diese
Transmutation findet nach der Entflammung der höchsten Zentren statt, und dann
sind alle ”niederen” Zentren dem Sonnengeflecht untergeordnet. Wir müssen auch
daran denken, dass die Qualität dieser Feuer immerzu der Vervollkommnung
zustrebt, genauso wie alles andere im Kosmos. Doch ein Prinzip beeinflusst den
Agni Yogi wie kein anderes – das Prinzip der Synthese. Die Feuer ohne die
Synthese des Kelches zu entflammen ist unmöglich. Mithilfe dieses Prinzips kann
man die Qualität der Feuer bereits bestimmen.
Das
ist das Hauptmerkmal, mit dem Ihr die Offenbarungen der Entflammung der Zentren
von den niederen psychischen Manifestationen unterscheiden könnt. ”Ein Agni
Yogi trägt die Synthese des Kelches – darauf soll Euer Urteil beruhen.” Füllt
Euren Kelch mit dem Bewusstsein der Schönheit, mit dem wahren Wissen der
Weisheit der Lehre des Lebens und verwahrt diese Schätze in Eurem Herzen; denkt
daran, dass das Herz ein starker Magnet ist, der alles Wissen, alle
Möglichkeiten und Errungenschaften anzieht. Ihr solltet auch daran denken, dass
bei den Manifestationen eines Agni Yogi nichts erzwungen wird, denn der Agni
Yogi erarbeitet sich alles selbst. Er selbst transformiert seine Feuer durch
die Kraft des Geistes. Der Lehrer gibt die Anweisungen der Lehre für die
Erweiterung des Bewusstseins, doch der Schüler muss sie anwenden. Der Lehrer
wacht über den Vorgang der Entflammung und schützt die Zentren mit Schichten
aus Soma, wenn die Entflammung in einen Großbrand auszuarten droht. Doch wenn
der Geist des Schülers nicht mitwirkt, ist keine Transformation möglich.
Natürlich
solltet Ihr mit Euren Antworten sehr vorsichtig sein, besonders bei den
Erklärungen, weil man immer an den vom Lehrer erläuterten Grundsatz denken
sollte: ”Die Antwort muss wie der Strahl eines Arztes sein, nicht wie ein
Sargnagel.” (Agni Yoga, § 37)
Man
darf sich nicht einmischen und muss die jeweilige Bewusstseinsebene des
Menschen in Betracht ziehen. Durch sorgfältige Erweiterung des Bewusstseins des
Betroffenen kann man wirkliches Verständnis erreichen; doch das ist oft ein
sehr langwieriger Prozess, und man muss die gleiche Geduld aufbringen, die der
Große Lehrer uns gegenüber zeigt. Am Anfang bedarf jeder der Ermutigung und der
Erkenntnis seiner eigenen Fähigkeiten. Es ist so einfach, jemanden
abzuschrecken, aber viel schwieriger ist es, jemanden zu halten, und der große
Lehrer verlangt von uns, die Neuankömmlinge festzuhalten. Darüber hinaus mag
ein Geist mit großen Aufspeicherungen oft für bestimmte Zwecke einen
mediumistischen Aufbau des Organismus erhalten haben, doch durch die Entwicklung
eines starken Willens kann er mit der Hilfe des Großen Lehrers die unbewussten
Manifestationen überwinden und sie seinem Willen unterordnen; das ist jedoch
nicht leicht.
Wir
erleben eine schwierige Zeit, doch wir werden uns mit Freude an sie erinnern,
denn nur Handlungen, die mit Schwierigkeiten verbunden sind, lassen Stärke
entstehen. Auch die Technik eines Musikers kann nur durch ständiges Üben
entwickelt werden, nach dem alle Finger schmerzen.
* * *
1930
15.
Januar 1930
Manchmal
möchte ich so gerne physisch bei Euch sein, damit ich die Freude Eurer
schöpferischen Anspannung teilen kann. Ihr wisst bereits, dass Möglichkeiten
angezogen werden, wenn alle Kräfte angespannt sind. Dieses Gesetz herrscht im
ganzen Kosmos. Und wir haben auch bereits gelernt, die Hindernisse
liebzugewinnen, und wir wissen, dass ”die Hindernisse, die den Geist schwächen,
Versagen zur Folge haben, während die Hindernisse, die das ganze Feuer des
Geistes für den Kampf aktivieren, als schöpferische Kraft wirken”. Eine alte
Weisheit besagt: ”Heißt den Tag des Kampfes willkommen; geht den Hindernissen
nicht aus dem Weg.” Wer ausweicht, weicht zurück und findet keine Rettung. Wer
sich nicht fürchtet, an der ewigen und unendlichen Bewegung teilzunehmen, kann
die Rolle eines Kämpfers übernehmen. Die Bereitschaft, der unbeugsame Rhythmus
werden ihn in den strahlenden Kosmos vordringen lassen. Merkt Euch: ”Furcht und
Zögern sind Hemmschwellen für den Geist.” (Unbegrenztheit I, § 40)
Wir
müssen uns an den ständigen Kampf gewöhnen und versuchen, ihn liebzugewinnen.
Jedes Atom im Kosmos kämpft! Wenn ein Sieg errungen wurde, müssen wir für den
nächsten, noch größeren bereit sein; denn im Verhältnis zur Erweiterung unseres
Bewusstseins wachsen auch unsere Taten, und der Kampf weitet sich aus und
beinhaltet mehr Verantwortung. Im ganzen Kosmos findet der endlose Kampf statt,
und wir alle sind daran merklich oder unmerklich beteiligt. Es wird Zeit für
diese Erkenntnis, denn durch sie und die Stärkung unseres Geistes werden wir
wirkliche Sieger werden. Geführt durch die Hohe Weisheit, die uns die Richtung
weist, werden wir alle Abgründe überqueren! Und ohne durch die Vision geblendet
zu sein können wir freudvoll und leuchtend in die Zukunft blicken. Wer ist noch
so glücklich, das von sich sagen zu können! Werdet Euch des Vorteils bewusst,
mit dem Euch dieses Wissen ausstattet! Welche Sicherheit wohnt all unseren
Taten und Entscheidungen inne! Ist es nicht wunderbar, dem aufgezeigten Ziel entgegenzuschreiten,
die Ereignisse klar erkennen zu können und zu wissen, dass unser Ziel in
maximaler Bewusstseinserweiterung besteht, um dem Allgemeinwohl optimal dienen
zu können?
Die
bedrohliche Zeit ist ganz nahe. Leuchten nicht schon heiße Blitze auf und
brechen nicht schon die unheilvollen Boten des sich entzündenden,
unterirdischen Feuers durch? Und wir, die davon wissen, müssen unsere inneren
Feuer möglichst schnell transmutieren, um uns dem nahenden Feuersturm
anzupassen, denn nur so können wir uns im Kampf behaupten; dies wird uns der
Hierarchie des Lichts näherbringen und helfen, den Kelch zu füllen. Wir wollen
all unsere Energien transmutieren. Wir sollten mit den widerspenstigsten
beginnen: Egoismus (dieser ungestüme Drache der Selbstsucht mit seinem langen
Schweif), Eigendünkel, Machtgier, Eigenliebe, Empfindlichkeit, Gereiztheit,
Furcht, Zweifel und ähnliche Eigenschaften. Wir sollten diese durch die Flügel
verstärkter Einheit ersetzen, durch völlige Solidarität mit allen Mitarbeitern,
Anerkennung der Hierarchie, freudvolle Anstrengung bei der Bewältigung der
erteilten Aufgaben, Toleranz und Dankbarkeit für die richtigen Hinweise. Wir
sollten vertrauensvoll bis ans Ende gehen. Diese ganze Transmutation wird
wesentlich erleichtert, wenn das Herz aus Hingabe und Liebe zu dem Einen
entbrennt, der zum Aufbau ruft und den Weg zum Turm weist.
Möge
jeder sich selbst kreuzigen; möge er sich streng beurteilen und zu allen
Mitarbeitern rücksichtsvoll sein. Es ist wichtig, nur sich selbst zu kreuzigen!
Wir werden uns sehr schnell weiterentwickeln, wenn wir uns selbst gegenüber so
streng sind. Wenn jemand etwas, was ihm anvertraut wurde, nicht vollendet,
stellt ihn nicht bloß, sondern vollendet es nach Möglichkeit selbst. Und ich
bitte Euch, kritisiert einander nicht. Durch das ständige Wiederholen von Verurteilungen
werden sich Verhärtungen am Gehirn bilden, und wie kann sich dann das Bewusstsein
erweitern? Jede freie Minute muss für sinnvolle Taten genutzt werden, für die
Erweiterung des Schatzes, für die Beschäftigung mit der Lehre, die noch immer
so wenig verstanden und angewendet wird. Jede Zeile beinhaltet so viele Fragen
und Vergleiche und sollte sofort im Alltag umgesetzt werden. Und was wird
befolgt? Der Lehrer will uns vereint sehen, will uns als ein Herz sehen, als
einen Geist, einen Organismus. Wenn ein Teil des Organismus krank ist, erfüllt
der gesunde Teil dessen Werk und gibt damit den kranken Organen Gelegenheit zu
genesen. Ihr müsst genauso handeln.
Es
heißt: ”Wir stellen die beste Rüstung zur Verfügung; wenn man die alten
Gewohnheiten nicht durch eine leuchtende Rüstung ersetzen will, bleibt der Weg
zum Turm versperrt! Es ist notwendig, die bedrohliche Zeit zu erkennen und
nicht in den alten Gewohnheiten zu verharren.” Es tut mir weh, dies zu
schreiben, doch ich fühle, dass es notwendig ist, sonst könnte etwas geschehen,
was nicht wieder gutgemacht werden kann. Oberflächlich gesehen mag alles
erscheinen, wie es war, doch was nicht gesehen und nicht ersetzt werden kann,
wird verschwinden. Die Sorge des Lehrers ist so offensichtlich, und mein Geist
kennt und sieht die Struktur des Geistes der Mitarbeiter. Wer wird als Erster
aus diesem schmerzvollen Kampf hervorgehen?
Denkt
daran, es gibt keinen anderen Weg. Wenn der Geist zu langsam erwacht – wird es
dann nicht schrecklich sein, vor verschlossenen Türen aufzuwachen? In der
geistigen und auch in der feinstofflichen Welt sind die Gesetze noch strenger
und unveränderlich; die Grenzen der Beziehung sind ganz beträchtlich feiner als
auf der physischen Ebene, weil dort die große Auswahl stattfindet. Schöpft
Kraft aus diesen Ausführungen; tötet mutig Eure Begierden ab, im Bewusstsein
der kurzen Zeitspanne, die verbleibt.
Ich
will dazu aus dem Buch ”Unbegrenztheit” zitieren:
”In
der kosmischen Schöpfung werden die Energien in größter Anspannung verbunden.
Die Verbindungen der vereinten Energien vervielfachen sich mit der Intensität
der Spannung. Die Synthese der Spannung wird durch die Kraft der höheren Feuer
verstärkt. In der gesamten kosmischen Schöpfung kann das Gesetz der Spannung
neue Kombinationen schaffen. Steigt die Spannung, werden neue und andersartige
Energien angezogen. Wenn die Energien, die in der Verbindung des Magneten
vereint sind, wesensgleiche Ströme anziehen, kann eine Harmonisierung der
Energien erreicht werden. Doch wenn sich die Energien in verschiedene
Richtungen bewegen, wird die Energie des Magneten verschwendet. Ähnlich verhält
es sich mit den Taten der Menschen.” (Unbegrenztheit I, § 374)
”Warum
wird der Geist der Menschheit von disharmonischen Strömen angezogen? Die
Ströme, die zum räumlichen Feuer hingelenkt werden, können natürlich eine
bessere Formel ergeben, doch diese Formel muss selbständig geschaffen werden.
Initiative ist die Grundlage für aufbauende Tätigkeit. Wenn der Geist seine
Saat findet und die ihn umgebenden Hüllen erkennt, kann man die Schönheit des
Kosmos begreifen. Die Schale, die sich um den menschlichen Geist legt,
versperrt den Weg zur Bejahung. Deshalb müssen Unsere Mitarbeiter wissen, dass
diese Schalen für Uns nicht notwendig sind. Man muss einsehen, dass es
unpassend ist, das geistige Gewand wie ein Schale zu zeigen, wo wir so sehr den
Glanz des Gewandes der Mutter der Welt ehren. Denkt daran und strebt dem Lehrer
zu! Nur so werdet Ihr Erfolg haben. Die eigenständige Aktivität der Zentren
ähnelt einer aufsteigenden Spirale.” (Unbegrenztheit I, § 375)
Legen
wir alle Hüllen ab. Zeigen wir Initiative, streben wir nach verfeinertem
Denken, und wir werden Erfolg haben! Auf Qualität in allem zu achten ist die
vordringlichste Pflicht. Das Hohe und das Niedere unterscheiden sich nur in der
Qualität und sind sich sonst sehr ähnlich.
* * *
24.
Februar 1930
Nur
ein unentwickeltes Bewusstsein kann durch die Autorität des Guru beunruhigt
werden. Denn was bedeutet die Autorität des Guru anderes als die Autorität des
Hierarchen? Die Autorität des Hierarchen bedeutet nicht Herrschaft über die
Bestrebungen alles Niederen. Die Autorität des Hierarchen oder des Guru ist
keine Tyrannei; diese Autorität ist höchstes Wissen. Es heißt: ”Der Hierarch
setzt seine Macht für den kosmischen Fortschritt ein. Wir Brüder der Menschheit
besitzen diese Macht des Wirkens im Einklang mit dem Kosmischen Magneten.”
(Hierarchie, § 23)
Der
Hierarch und der Guru sind jene erfahrenen Steuermänner, die während eines
heftigen Sturms das ihnen anvertraute Boot durch alle gefährlichen
Stromschnellen führen; an allen Felsen zieht das Boot vorbei, in dem wir als
”kostbare” Ladung alle unseren Platz haben. Vergessen wir das nicht; weisen wir
die Hand nicht zurück, die sich uns in rettender Führerschaft entgegenstreckt!
Macht und Herrschaft sind zwei verschiedene Dinge. Herrschaft ist die niederste
Form des Bewusstseins, weil sie ängstlichem, alles ausschließendem Egoismus
entspringt, während die durch das höchste Wissen gesegnete und durch das Herz
gestärkte Macht das höchste Opfer darstellt. Erinnern wir uns an das Buch über
das ”Opfer”. Das Herz wurde immer als das Symbol des Führers angesehen.
Versucht,
die Macht der Freude in Ergebenheit und Liebe zur Führenden Hand in Eurem
Herzen zu fühlen. Das Wissen des Geistes und des Herzens bestätigt mir, dass
Ihr keinen größeren Freund und Führer habt.
Wir
sollten erkennen, wie gering all unsere Opfer – wenn es solche gibt – sind, im
Vergleich zur rettenden Kraft und zu dem Wert dieser Gaben. Ein entwickeltes Bewusstsein
wird das verstehen. Niemand wird herabgesetzt, alle werden geehrt, der Weg zu
den höchsten Errungenschaften steht allen offen, wenn wir nicht selbst diese
Möglichkeit wegwerfen. Es gibt Augenblicke bei schwierigen Bergbesteigungen, wo
die einzige Möglichkeit im Weitergehen besteht; jedes Zögern würde eine
Katastrophe heraufbeschwören. Ein sich lösender Stein kann einen, der zögert,
nicht lange halten. Jetzt müssen wir aufsteigen, und der einzige freie Weg ist
der Pfad vor uns, ohne Zweifel, ohne Bedauern und ohne die geringe Zahl unserer
Opfer aufzuzählen. Jeder Gedanke dieser Art bedeutet eine zusätzliche Last für
unsere Beine und erschwert den gefährlichen Aufstieg. Wir brauchen die Flügel
der Liebe und des Vertrauens in die Führende Hand, die Flügel der Freude am
Großen Dienen. Jede Anwendung der Lehre im Leben wird unsere Last enorm
erleichtern.
Ich
bitte Euch von ganzem Herzen, jeglichen Eigendünkel abzulegen, jeden Gedanken, dass
Euer Opfer etwas Einzigartiges sein könnte, jeden Gedanken des Zweifels und des
Verdachts, denn die Zeit ist so unheilvoll und mit großer Verantwortung
verbunden. Dauert der Kampf denn gar so lange? Die Hälfte ist bereits vorbei –
und eigentlich hat niemand dabei etwas verloren. Die Zukunft ist so schön und
großartig. Mögen Eure Namen unter den großen Mitarbeitern der Evolution zu
finden sein. Was kann besser und schöner sein als die Arbeit für das
Allgemeinwohl und die Kultur der Völker!
Nun
einige Absätze (§ 48 - 51) aus dem Buch ”Unbegrenztheit II”: ”Die große Einheit
herrscht im Kosmos wie ein mächtiges Gesetz. Nur jene, die diesem Gesetz
gehorchen, können an der kosmischen Zusammenarbeit mitwirken. Die Wesenseinheit
in allem führt die Menschheit zur Schöpfung. Wenn das Bewusstsein aus der
Schatzkammer des Raumes schöpft, dann wird der Kosmische Magnet wirksam. Diese
Schatzkammer enthält die Bestätigung der mit Einheit gesättigten Energie. Daher
muss jedes Geisteskorn diese Einheit fühlen. Jedes Geisteskorn gehört zur
kosmischen Einheit, in der die ganze kosmische Schöpfung enthalten ist. Jeder
Mensch, der die Isolation wählt, stellt sich dieser Wahrheit entgegen. Das
Gesetz der Einheit ist unveränderlich in all seiner Vielseitigkeit. Nur dieses
Gesetz ermöglicht den Aufbau, denn wenn die Anziehung etwas hervorbringt, liegt
in der Kraft der Tat Einheit. Alles Vorhandene basiert auf Einheit. Dieses
Gesetz ist so mächtig, dass der kosmische Aufbau durch dieses Prinzip
aufrechterhalten wird. In all seinen Manifestationen sammelt dieses Gesetz
seine Teilchen und vereint alles, was zusammengehört. Dieses großartige Gesetz
ist die Krone des Kosmos!”
”In
der ewigen Schöpfung des Lebens wirkt das Gesetz der Einheit. Die kosmische
Schöpfung bewegt sich vorwärts wie ein feuriges Edikt – eine Verordnung, die
Einigung bestimmt; ein Erlass, der ein Berufung beinhaltet; ein Erlass, der
bestimmt, dass das eine durch das andere ersetzt wird; eine Verordnung, die
eine Krönung bestimmt; eine Verordnung, die Unsterblichkeit verspricht; eine
Verordnung, die jedem Atom Leben einhaucht; eine Verordnung, die das Herannahen
neuer Energien vorsieht; eine Verordnung, die die Neue Ära bestimmt. Die
Schöpferkraft des Kosmos offenbart sich auf diese Art durch den Magnet des
Lebens. Wie ist es möglich, die kosmische Schöpfung zu spalten? Wie kann man
zusammengehörende Teile trennen? Wie kann das eine, das aus dem anderen
hervorgeht, von seinem Ursprung getrennt werden? Der Kosmos drängt in seiner
Sättigung zur feurigen Einigung. Nur der Kosmische Wille kann der Menschheit
das Bild der Einheit vermitteln. Dieser Wille übergibt der Menschheit das
höchste Bild des feurigsten Herzens! Dieser Wille vereint auf heilige Weise.
Deshalb wird dieses Gesetz im Kosmos durch Leben geschaffen. Wo ist das Ende,
wenn all die kosmischen Erscheinungen aus dem dualen Ursprung hervorgehen? Wenn
der Geist mit den höchsten Sphären in Berührung kommt, wird die kosmische
Schöpfung im Gesetz der unbegrenzten Vereinigung enthüllt.”
”Der
Geist schaudert bei dem Gedanken an den Tod. Doch wenn das Bewusstsein in das
Wesen des Seins eindringt, bestätigt sich der Begriff der Einheit. Wenn der
Geist erkennt, wie unaufhörlich alle Erscheinungen des Lebens dahinfließen,
kann man die Kontinuität all dieser Ketten aufzeigen: die Gedankenkette, die
Kette der Taten, die Kette der Wirkungen, die Kette der Bestrebungen, die Kette
der Leben. Eine Kette bestimmt von vornherein die andere. Die schöpferische
Kraft des Lebensmagneten besteht aus diesen Ketten. Und der Geist sollte nicht
beim Gedanken an Tod und Auflösung erschaudern, sondern nur beim Gedanken,
diese Kette zu unterbrechen. Wenn man die Menge dieser zerrissenen Ketten im
Raum erforschen könnte, würde der Geist entsetzt sein! Wenn sich die große
Veränderung vollzieht, können nur jene Erfolg haben, die die Einheit der
Evolution akzeptieren.”
Wir
dürfen die Kette, die uns mit der Führenden Hand verbindet, nicht zerreißen.
Wie könnten wir sonst an unser Ziel kommen?
Ein
weiterer Auszug aus demselben Buch: ”Die kosmischen Fristen lassen sich durch
die unterirdischen und überirdischen Feuer erklären. Dies steht wiederum in
Wechselbeziehung mit dem Bereich der menschlichen Taten. Wenn die Frist naht
und wirksam wird, kann man immer beobachten, wie im Zusammenhang mit den
kosmischen Perturbationen das menschliche Bewusstsein verändert wird. Natürlich
verbindet die Unveränderlichkeit des Gesetzes alle Bereiche, und die enge
Verbindung aller kosmischen Kräfte wird zur Bestimmung der vernünftigen Tat. So
wird die Frist durch alle Ereignisse erfüllt, und sie beschränkt sich nicht nur
auf eine Sphäre.” (Unbegrenztheit I, § 397)
”Jetzt
sind die Feuer aller Sphären sehr angespannt, und die kosmische Entscheidung
bringt eine Wendung der Ereignisse. Die magnetischen Ströme üben eine starke
Anziehung auf das unterirdische Feuer aus.” (Unbegrenztheit I, § 398)
”Wie
die Leitung der Elektrizität von verschiedenen Bedingungen abhängt, so macht
sich die menschliche Aura bereit, die kosmischen Sendungen aufzunehmen. Wenn
die menschlichen Sphären bestimmte Erschütterungen benötigen, dann gibt es
entsprechende kosmische Sendungen. Nur jene Elemente, die in die gefestigten
Auren eindringen können, vereinen sich mit diesen Sphären. Wenn die Sphäre nach
starken Erschütterungen verlangt, kann sie die strömenden Sendungen des Kosmos
nicht aufnehmen. Deshalb wird die Finsternis, die den Planeten umgibt, diese
Erscheinung nicht ohne das Auftreten von Explosionen zulassen. Diese
reinigenden Kräfte werden die Menschheit erleuchten. Die kosmischen Feuer
ziehen die bestätigten Fristen an.” (Unbegrenztheit II, § 3)
”Die
reinigenden Feuer des Universums durchdringen alle Bereiche des Planeten. Die
Funken des Feuers verbreiten sich über alle Kanäle des karmischen Wirkens. Wie
Vulkane flammen die verstärkten Feuer auf. Die Gewalt des Karma verschiebt und
bewegt die Kraft von Hand zu Hand. Der kosmische Strom eilt den reinigenden
Feuern zu; und daher der Komet, der durch die Unbegrenztheit rast. Die Spannung
der Ströme ist sehr ausgeprägt, und die Wirkung entspricht den Feuern des
Planeten. Die Zentren des Agni Yogi nehmen alle kosmischen Ströme auf.”
(Unbegrenztheit II, § 4)
Wie
viele Warnungen und Zeichen werden hinsichtlich der sich nähernden,
bedrohlichen Zeit gesandt! Doch die Unwissenheit ist groß. Ich erinnere mich,
in einer wissenschaftlichen Zeitschrift gelesen zu haben, dass ein nordischer
Wissenschaftler die Aktivität der Vulkane erforscht und festgestellt hat, dass
der vorhandene vulkanische Gürtel derzeit eine ungewöhnliche Spannung aufweist
und alle sogenannten erloschenen Vulkane wieder zu feurigem Leben erwachen.
Unerwartete Eruptionen werden an neuen Stellen beobachtet. Die gefährlichsten
Strömungen befinden sich auf dem Meeresgrund. Der Wissenschaftler schließt
seine Ausführungen mit dem Hinweis, dass in naher Zukunft eine gigantische,
planetare Katastrophe nicht auszuschließen ist.
Die
folgenden Paragraphen aus dem Buch ”Unbegrenztheit” erklären dies zum Teil:
”Würde die Menschheit die Bedeutung der Existenz wirklich verstehen, so würde
sie sich den kosmischen, schöpferischen Kräften anschließen. Wie ist es möglich
vorwärtszukommen, ohne die ewigen kosmischen Verlagerungen zu erkennen? Nur
wenn wir über die Begrenzungen unseres Lebens hinausstreben, wird es möglich
sein, die schöpferischen Kräfte des Kosmos wahrzunehmen. Die Mauer der Dummheit
hat den Weg versperrt, genauso wie der Nebel der Zufriedenheit. Wer fähig ist,
in die Sphären wahrer kosmischer Schöpferkraft einzutreten, wird das kosmische
Bewusstsein erlangen.” (Unbegrenztheit II, § 54)
”Jene
haben recht, die von der Unwissenheit der Menschen sprechen. Wenn die
bedrohliche Zeit näherkommt, ist es notwendig, die ganze Kraft für einen großen
Schritt aufzuwenden. Die Epoche des Maitreya wurde bereits vorausgesagt, und
die Zeichen werden schon verstreut wie feurige Samenkörner. Deshalb wird die
bedrohliche Zeit für jene, die dem Kosmischen Magneten folgen, voll Licht sein.
Und auch für jene, die sich für die Wichtigkeit der Neuen Epoche einsetzen, wird
sich herausstellen, dass die bedrohliche Zeit das Licht der Zukunft in sich
trägt.” (Unbegrenztheit II, § 55)
Doch
die Menschen wollen noch immer nicht verstehen, wie unruhig das Leben auf
unserem Planeten jetzt ist und wo man die Ursache für die drohenden Gefahren
findet.
* * *
24.
Juni 1930
In
Ihren letzten Briefen betonen Sie, wie glücklich Sie sind, Verantwortung zu
haben, die jedem Mitarbeiter bei der Führung der ihm anvertrauten Abteilung
übertragen wird. Die Erkenntnis persönlicher Verantwortung ist ganz richtig,
doch würde ich von Ihnen auch gerne etwas über Zusammenarbeit hören. Ich
befürchte, dass meine Auffassung von Verantwortung sich von der Ihren etwas
unterscheidet. Persönliche Verantwortung hängt nicht nur mit umfassender
Zusammenarbeit zusammen, sondern diese Zusammenarbeit oder Mitarbeit ist die
Grundlage persönlicher Verantwortung. Der Kosmos ist auf Zusammenarbeit
aufgebaut; und der Mensch, als ein Teil und eine Reflexion des Kosmos, kann
sich von diesem Gesetz nicht ausschließen, wenn er sich nicht zugrunderichten
will. Jede Institution, mit einem Ihrer Mitarbeiter an der Spitze, muss so
intensiv wie möglich mit allen anderen Abteilungen oder Institutionen
kooperieren. Alle Abteilungen arbeiten nach demselben Plan, und wir müssen
darauf achten, dass sie zusammenarbeiten wie die Finger einer Hand, nicht
behindernd, sondern helfend und einander ergänzend. Zieht sich eine dieser
Abteilungen von dieser Zusammenarbeit zurück, resultiert dies in einer
eiternden Wunde, die zur Auflösung führt, wenn nicht rechtzeitig eine rettende
Operation durchgeführt wird.
Wenn
Sie meinen, dass Verantwortung Sichzurückziehen und unabhängige Tätigkeit
bedeutet, enthüllen Sie ein gut verborgenes Gefühl von Ehrgeiz und Besitzgier.
Doch wir wissen, wie all diese Gefühle von sämtlichen Lehren missbilligt
werden. Wenn wir in unserem Inneren das Gefühl des Eigentums in all seinen
Formen nicht ausrotten, können wir die nächste Stufe nur schwer erreichen. Es
könnte sein, dass sich unser besitzergreifendes Denken nicht nur auf die eigene
Abteilung, sondern auch auf unsere Schüler und Bekannten erstreckt und wir uns
verletzt fühlen, wenn einer unserer Mitarbeiter auch Interesse an ihnen zeigt.
Diese
Einstellung eines Sklavenhalters entspringt dem Gefühl des Eigentums, und Sie
wissen, wie schwer es ist, solche Gefühle auszulöschen. Sind aber solche
Atavismen in der Epoche der Mutter der Welt – der Epoche der größtmöglichen
Zusammenarbeit – zulässig?
Die
Gesellschaften und Institutionen sind nicht zu unserem persönlichen Aufstieg
da. Wir müssen daher, entsprechend dem allgemeinen Plan, für die Entwicklung
aller dieser Einrichtungen arbeiten. Indem wir ihre Bedeutung in den
Vordergrund stellen, erhöhen wir uns selbst, doch wenn wir hauptsächlich an die
Wichtigkeit unserer eigenen Persönlichkeit denken, werden wir die
Gesellschaften und Institutionen schwächen und uns selbst vernichten.
Ich
befürchte, dass meine Ausführungen von einigen nicht gerne gehört werden, und
ich habe meine Gründe, dies zu glauben. Aber es heißt: ”Die Lehre ist kein
Honiglecken und auch kein silbernes Mikadospiel. Sie verlangt eine strenge
Kreuzigung des eigenen Selbst und eine angespannte Umwandlung der niederen
Eigenschaften durch feinste Feuer. Wie Honiglecken mag sie vielleicht auf den
ersten Stufen erscheinen, doch die Lehre erfordert die herben und schönen
Blumen der Selbstverleugnung. Jene, die das Honiglecken vorziehen, lassen
besser die Finger von der feurigen Speise, die für jene, die Selbstverleugnung
gewählt haben, vorbereitet wurde.” (BGM II, 334)
All
die finsteren Winkel müssen erleuchtet und der Staub von gestern hinausgefegt
werden. Ansonsten ist es unmöglich, die nächste Stufe aufzubauen.
Bitte
verzeihen Sie meine strengen Bemerkungen. Ich schreibe mit meinem ganzen
Herzen. Ich möchte Ihnen helfen und Ihnen ein neues Verständnis vermitteln.
Süße Reden schläfern unser Bewusstsein ein und vertiefen unsere Unwissenheit,
doch Unwissenheit bedeutet Stagnation und Rückschritt. Bereiten Sie dem Lehrer
Freude, geben Sie Ihm Ihren Wunsch zu erkennen, den freudvollen Aufstieg zu
begreifen! Betreten Sie diesen neuen Weg mit strenger Selbstbeherrschung. Die
Grundlage für jede höhere Freude ist Leid. ”Leiden geht der Freude voraus” – so
wollen wir es uns merken.
Die
durch das gleiche Streben vereinten Seelen bilden eine geschlossene Kette.
Verbunden durch dieselbe Lehre ist diese Kette unzerreißbar.
* * *
17.
August 1930
Aus
ganzem Herzen stimme ich der Anordnung des Lehrers zu, dass es so wichtig ist,
eine neue Stufe in Angriff zu nehmen. Was bedeutet diese neue Stufe? – Nicht
nur Ausrufe und Begeisterung über die Weisheit und Schönheit der Lehre, nicht
nur Beteuerungen der Ergebenheit und ein neues Verständnis, sondern Aktivität, wie
sie dem neuen Begreifen der Lehre entspricht. Deshalb wollen wir die Lehre im
Leben anwenden, wollen die Hierarchie ehren und mit einer freundlichen und
feinfühligen Zusammenarbeit beginnen.
Wir
wollen die uns übertragenen Aufgaben aufmerksam und sorgfältig ausführen; wir
wollen uns bemühen, die ganze Großartigkeit des Plans für das Allgemeinwohl
sowie unsere eigene Verantwortung zu begreifen. Als Fundament sollen uns alle
in den letzten zehn Jahren erhaltenen Bestätigungen dienen. Versammelt Euch und
lest sie mit Eurem ganzen Herzen! Jedem ist sein Platz klar aufgezeigt, denn
nur auf diese Weise können die größten und besten Ergebnisse erzielt werden.
Auch haben einige Mitarbeiter bereits in den ersten Tagen bestimmte
Charaktereigenschaften gezeigt, die augenblicklich hätten abgelegt werden
müssen. Doch was ist in bezug auf die Erfüllung dieser sinnvollen und
nützlichen Hinweise geschehen? Ist man diesem brennenden Problem nicht mit unverzeihlicher
Leichtfertigkeit begegnet? Die Zeit drängt, und nur die ehrliche Anstrengung,
unsere Fehler auszumerzen, kann uns auf dem Weg des Dienens voranbringen. Möge
jeder in die Tiefen seines Bewusstseins blicken; möge er sein Herz erwecken;
möge er sich ernsthaft über alle Motive, die sein Handeln leiten, Rechenschaft
ablegen; und möge er augenblicklich damit beginnen, negative Anhäufungen zu
beseitigen, denn die Zeit drängt!
Die
Lehre weist auf schlechte Eigenschaften wie Ehrgeiz, Eigendünkel, Selbstsucht,
Argwohn und Leichtsinn hin, die unter Mitarbeitern nicht aufkommen sollten,
wenn sie das Fundament einer neuen Stufe errichten wollen. Werden wir uns in
unserem Herzen bewusst, dass der Lehrer die Tendenz zur Herrschsucht missbilligt.
Wie ich bereits einmal geschrieben habe – Tyrannei und wahre Führerschaft sind
Gegensätze. Während ersteres aus der Finsternis entsteht, entspringt letztere
dem Licht des Wissens im ewigen Streben nach Vervollkommnung. Herrschsucht ist
vor allem gewöhnlich; deshalb verfällt man so leicht dieser Verhaltensweise.
”Herrschsucht ist das Haupthindernis auf dem Weg der Jüngerschaft.” Eigendünkel
und Herrschsucht sind untrennbar miteinander verbunden und führen zu geistiger
Verarmung und Zerstörung.
Der
Lehrer wendet niemals Gewalt an. Er agiert entsprechend der Intelligenz der
Mitarbeiter. Oft sieht der Führer einen kurzen und einfachen Weg zum Erfolg,
dessen Einfachheit das Bewusstsein der Mitarbeiter überfordert. Dann wird der
weise Führer nicht auf diesem Weg bestehen, sondern, nachdem er die Fähigkeiten
seiner Mitarbeiter abgewogen hat, eine Verhaltensweise wählen, die für die
Mehrheit nachvollziehbar ist.
Nicht
Gewaltherrschaft, sondern wahre Zusammenarbeit ist erforderlich. Umfassende
Zusammenarbeit steht auf dem Banner der Neuen Ära. Die wichtigste Fähigkeit
eines Führers besteht darin, Mitarbeiter mit unterschiedlichster Veranlagung um
sich zu sammeln und sie im gleichen Streben zu vereinen. Wird nicht unsere
Einigkeit durch unsere Treue zum Lehrer erreicht? Wir wollen daran denken, dass
der Lehrer unseren Fortschritt durch großherzige Zusammenarbeit erzielt, nicht
durch Gewalt. Mögen weise Zugeständnisse gegenüber dem unentwickelten Bewusstsein
in bestimmten Details auch keine völlig befriedigenden Ergebnisse
hervorbringen, so werden sie doch zumindest eine vernichtende Atmosphäre aus
Gereiztheit und Unstimmigkeit verhindern.
Für
eine gute Zusammenarbeit beim Aufbau einer neuen Stufe ist es unbedingt
notwendig, die Bedeutung der Gedanken zu erkennen. Durch Reinigung unseres
Denkens im täglichen Leben müssen wir eine bessere Atmosphäre schaffen. Nur auf
diese Weise werden wir bessere Möglichkeiten anziehen. In allen Büchern der
Lehre sind dieser Frage so viele Abhandlungen gewidmet, doch bis jetzt konnten
wir weder die Grundlage unseres Wohlergehens noch die unserer nackten Existenz
verwirklichen. Der Kosmos baut auf Gedanken auf. Sowohl Glückseligkeit als auch
Zerstörung beruhen auf dem Gedanken. Der Gedanke bringt Leben, doch kann er
auch Tod bringen. Wann werden die Menschen das verstehen? Es gibt keinen
stärkeren Hebel im Kosmos als den mit psychischer Energie gesättigten Gedanken!
Der
Gedanke ist ein Magnet, und jeder dunkle Gedanke schafft eine Schicht schwerer
Fluide, die von übereinstimmenden Bewusstseinen angezogen und gesammelt werden.
”Freude kann durch einen magnetischen Strom Freude aus dem Raum anziehen.”
Denkt daran, dass sich der Gedanke wie ein Bumerang verhält. So wird ein
Gedanke, der bewusst an eine Person ausgesendet wird, deren Schwingung mit der
des Senders nicht übereinstimmt, verstärkt durch gleiche im Raum schwebende und
nach Vereinigung suchende Schwingungen zum Sender zurückkehren. Man kann sich
leicht vorstellen, welch zerstörende Wirkung ein Gedanke auf denjenigen hat,
der ihn in Bosheit ausgesendet hat. Auch bei einer vorübergehenden Schwäche des
schützenden Aura-Netzes durch Krankheit werden die negativen Sendungen das
Ringen des Organismus erschweren und auf diese Weise nicht wiedergutzumachenden
Schaden anrichten. Wären wir nicht dumm, solch finstere Gedanken zu züchten?
Weist jeden unreinen Gedanken von Euch; ersetzt ihn durch einen wohlwollenden
Gedanken. Beeilt Euch, den Geist durch ausgedehnte schöpferische Gedanken an
die wundervolle Zukunft zu reinigen.
Auch
ist es notwendig, ständig an die vernichtende Wirkung der Gereiztheit zu
denken. ”Reizbarkeit macht unser Gefäß brüchig.” (Blätter des Gartens Morya II,
§ 54)
Auf
das Gift der Reizbarkeit mit all seinen Folgen wird im AGNI YOGA hingewiesen.
Dieses Gift verzehrt die kostbaren Ablagerungen der psychischen Energie. Was
aber kann ohne die Aufspeicherungen von psychischer Energie erreicht werden?
Stumpfheit und Zerstörung werden die Folgen sein. Natürlich steht es jedem
frei, sich selbst zu zerstören, doch es ist ein Verbrechen, diese schreckliche
Infektion zu verbreiten. Indem wir die Bedeutung des Gedankens und der Gereiztheit
beachten, werden wir beginnen, eine wohltuende Atmosphäre zu schaffen.
Beim
Aufbauen der gegenseitigen Beziehungen zwischen den Mitarbeitern dürfen Sie die
kleinen Arbeiter nicht vergessen. Der wahre Führer wird stets darauf achten,
auch seinen geringsten Arbeiter niemals durch ein Wort oder eine Tat zu
verletzen. Nur Verrat muss streng verurteilt werden. Unsere Atmosphäre und alle
Möglichkeiten werden beträchtlich verbessert, wenn wir von Freunden umgeben
sind. Es wurde schon so oft erwähnt, dass man jedes ergebene Herz schätzen soll
und wie wichtig die kleinen Helfer sind, die mit unserem täglichen Leben
verbunden sind. Auch die liebevolle Behandlung von Tieren verbessert die
Atmosphäre um uns.
Die
Lehre gibt lebensnotwendige und nützliche Ratschläge. Wir müssen uns
anstrengen, den uns anvertrauten Schatz der Lehre in uns aufzunehmen. Denken
wir an den in der Lehre erwähnten Esel, der mit Korn beladen ist – wir wollen
nicht wie dieser sein.
So
viele Enttäuschungen und so viele Fehler hätten vermieden werden können, wenn
wir die Lehre und alle Weisungen im täglichen Leben genau befolgt hätten. Indem
die Lehre uns das Leben und die Grundlagen des Seins verstehen lässt, führt sie
uns, wenn alles Vermittelte ganz bewusst angewendet wird, zur feurigen
Läuterung oder Umwandlung unserer Zentren in die höheren Feuer und verleiht uns
so den Kelch von Amrita.
Nur
diese feurige Läuterung öffnet den Zugang zum Turm. Doch kann sich diese
Umwandlung nur vollziehen, wenn der Geist die Selbstsucht überwunden hat. Es
heißt: ”Selbstsucht bringt all die grauen Anhäufungen hervor; deshalb kann mit
Sicherheit angenommen werden, dass das transmutierende Feuer uns nicht
erreichen kann, wenn Selbstsucht den Geist verfinstert. Wenn unser Geist die
manifestierte Kraft seines Kerns mit belastenden Anhäufungen umgibt, weicht er
vom Streben ab. Die Lasten sind so schwer, dass der Geist seinen Weg zum Turm
verfehlt. Deshalb bewegen sich jene, die diese Tatsache kennen, durch die
Umwandlung ihres Egos vorwärts. Wenn der Geist nicht bestrebt ist, seine Lasten
auszuleben, zieht er diese Hindernisse an. So entsteht eine Balance zwischen
dem Streben und den Folgen. Die Schwingen des Geistes befähigen uns, zu den
höheren Sphären aufzusteigen, doch die Last der Selbstsucht zieht uns in die
niederen Sphären hinab.” (Unbegrenztheit II, § 125)
”Nur
jene, die von der Mauer der Selbstsucht umgeben sind, lassen Eigendünkel
erkennen. Nur die Beseitigung dieser uns den Weg versperrenden, finsteren Mauer
wird uns den ersten Schritt der Transmutation ermöglichen. Wenn das Zentrum des
Egos isoliert besteht, wird es der Einsamkeit verfallen. Nur die Zusammenarbeit
von Herz und Geist beinhaltet den Schlüssel zur Lehre.”
Eigendünkel
wird durch Unwissenheit genährt; Eigendünkel verschließt alle Wege zum Wissen.
Eigendünkel beraubt den Menschen des wundervollen Strebens. Welch
bemerkenswerte Erklärungen des Strebens, das den Schlüssel zu allen Toren
darstellt, sind in den Büchern der Lehre zu finden.
Es
ist für jeden notwendig, sich Rechenschaft darüber abzulegen, wie und auf
welchem Wege er die Prüfungen der letzten Jahre bestanden hat. Denken wir an
alle Prüfungen, die jenen auferlegt wurden, die in den ersten Tagen des Rufes
der Großen Lehrer mit der Lehre in Berührung kamen. Jeder hatte Gelegenheit,
sein Wesen ganz zu offenbaren. Lesen Sie aufmerksam die Briefe über ”Prüfung
und Jüngerschaft” in dem Buch ”The Mahatma Letters” an A. P. Sinnett (”Die
Briefe der Mahatmas”). Sie sind sehr lehrreich. Ich habe sie bereits erwähnt,
doch es ist immer sinnvoll, das Gedächtnis anzuregen. Der Lehrer verfolgt ein
System der laufenden Prüfungen. Wie könnten sonst die tief verborgenen
Anhäufungen enthüllt werden? Wie können sie durch das Feuer der Ergebenheit und
des Strebens verbrannt werden? Der Lehrer wendet viele psychologische Methoden
zur Prüfung und Führung des Schülers an. Der eifrige Schüler, der jeden Hinweis
des Lehrers schätzt, der streng gegen sich selbst, doch wohlwollend gegenüber
anderen ist, wird alle Prüfungen erfolgreich bestehen. Doch wehe dem, der sich
in seiner eigenen Wichtigkeit bestätigt und sich als einen Pfeiler der Lehre
betrachtet; fürchterlich wird sein Sturz sein!
Ich
möchte Sie auch deutlich vor niederem und gemeinem Misstrauen warnen. Wer
andere verdächtigt, zeigt, dass er selbst ähnlich veranlagt ist. Indem wir misstrauisch
sind, zeigen wir, dass wir die Veranlagung haben, jene Dinge zu tun, derer wir
andere verdächtigen. Wir sollten uns schämen, unser Wesen so offen zu
enthüllen! Wir wollen dagegen ankämpfen, auch nur die geringste Andeutung einer
Gemeinheit aufkommen zu lassen. Wer der Sklave seines Misstrauens ist, wird
jeden verdächtigen. Der König des Geistes sieht in allem das Schöne und ruft so
das Beste, was es gibt, ins Leben. Überall wirkt das Gesetz des Magneten.
Alle
Aussagen und Hinweise, die vom Guru kommen, haben eine tiefe Bedeutung. Ohne
Ursache gibt es keine Wirkung. Jede Anweisung des Guru bringt, wenn man sie
genau erfüllt, gute Ergebnisse, nicht nur in bezug auf die Arbeit, sondern auch
für jenen, der die Arbeit ausführt. Durch Ablehnung oder nachlässige Erfüllung
berauben wir uns oft unersetzlicher Möglichkeiten. Und später, wenn unser
Intellekt gewachsen ist, werden wir erkennen, dass das Versäumte nicht mehr
nachzuholen ist, und wir werden voll Schmerz aufstöhnen: ”Die Glückseligkeit
war so nah, so leicht erreichbar!” Unerforschlich sind die Wege des Karma, und
wir wissen nie, welches Glied, welches Band uns die erhoffte Glückseligkeit
bringen kann. Deshalb wollen wir kein einziges Band verlieren, das die weise
Hand des Lehrers gewoben hat.
Lasst
uns die dunklen Schatten vertreiben! Sie stehen hinter unserem Rücken und
flüstern – und wieviel Glück kann uns dadurch verlorengehen!
Die
meisten menschlichen Fehler und Laster wurzeln im Leichtsinn; daher werden wir,
wenn wir dieses große Übel überwunden haben, mit riesigen Schritten der
Vollkommenheit näherkommen.
Eine
weitere Bitte: Schreiben Sie Ihre Briefe an mich mit einem Durchschlag, und
bevor Sie Ihren nächsten Brief schreiben, lesen Sie den vorhergehenden durch.
Auf diese Weise werden Sie das Muster Ihres eigenen Geistes besser verstehen.
Dadurch werden in Ihren Briefen weniger Widersprüche und Launen aufscheinen.
Und wenn Sie etwas Neues miteinbeziehen, zeigen Sie auf, welche Aktivitäten
dieses neue Verständnis bestätigt und verstärkt haben. Ich würde es auch gerne
sehen, wenn Sie mehr Fragen stellen würden, wie man Ereignisse richtig
verstehen soll, und nicht nur günstige Umstände auswählen würden. Zeigen Sie
mehr Aufrichtigkeit und Konzentration, zeigen Sie ein breites Bewusstsein!
Beseelt von dem gewiss nicht schlechten, aber falschen Wunsch, mir durch gute
Nachrichten Freude zu bereiten, geben Ihre Briefe nicht immer die Wirklichkeit
wieder.
”Es
bleibt zu wenig Zeit, um das Öl in Euren Lampen zu verbrennen.” Bitte erkennen
Sie, wie ernst dieser Hinweis ist. Für jene, die sich der Hierarchie des Lichts
nicht in diesem Leben nähern, kann diese Verbindung für immer verlorengehen.
Sie wissen, wie unangenehm es mir ist, jemandem Angst zu machen, wie sehr mein
ganzes Wesen bestrebt ist, nur Freude zu bereiten, doch Sie wissen auch, wie
beschränkt unsere Zeit ist.
Sie
dürfen den wundervollen Faden der Verbindung nicht zerreißen – der Sturz würde
Sie weit davontragen. Seien Sie guten Mutes und guter Laune, und finden Sie
Freude in den rettenden Hinweisen der Hierarchie des Lichts. Denken wir vor
allem daran, dass der Magnet des Herzens die mächtigste Kraft ist, um die
verschiedenen Energien umzuwandeln. ”Alle Ströme werden durch diesen Magneten
transmutiert. Der Mensch wird von diesem Magneten angezogen; und deshalb
befindet sich die transmutierende Kraft im Herzen.” (Unbegrenztheit I, § 349)
Versuchen
wir, diese Kraft in uns selbst zu entwickeln. Diese wird uns die höchste Freude
am Dasein vermitteln.
* * *
7.
Oktober 1930
Der
Gedanke, eine Vereinigung der Frauen aus der ganzen Welt zu gründen, ist mehr
als zeitgemäß. In den schweren Tagen des Umbruchs, der menschlichen
Uneinigkeit, der Außerachtlassung aller höheren Prinzipien des Seins, welche
die einzigen wahren Lebensspender sind und zur Evolution der Welt führen, muss
sich eine Stimme erheben, die nach dem Wiedererwachen des Geistes und der
Miteinbeziehung des Feuers der Heldentat in alle Lebensbereiche ruft. Diese
Stimme muss natürlich die Stimme der Frau sein, die über Jahrtausende den Kelch
des Leidens und der Erniedrigung getrunken und ihren Geist in größter Geduld
geschmiedet hat.
Lassen
wir nun die Frau – die Mutter der Welt – sprechen: ”Es werde Licht!”, und
lassen wir sie ihre feurigen Heldentaten bestätigen. Wie wird dieses Licht
sein, und welche ihrer Errungenschaften werden die großen und feurigen sein?
Das Banner des Geistes wird erhoben werden, und darauf wird geschrieben stehen:
”Liebe, Wissen und Schönheit”. Nur das Herz der Frau, der Mutter, kann unter
diesem Banner die Kinder der ganzen Welt versammeln, ohne Unterschied des Geschlechts,
der Rasse, der Nationalität und Religion.
Die
Frau – Mutter und Gattin, Zeugin der Entwicklung des männlichen Genius – kann
ermessen, wie wichtig es ist, Gedanken und Wissen zu pflegen.
Die
Frau, die zur Schönheit anregt, kennt die ganze Kraft und die verbindende Macht
der Schönheit.
Die
Frau – Trägerin der heiligen Kraft und des Geisteswissens – kann eine Führerin
werden.
Wir
wollen daher, ohne zu zögern, das erhabene Banner der Neuen Ära erheben, der
Ära der Mutter der Welt. Möge jede Frau die Grenzen ihres häuslichen Herdes
erweitern, um alle Herde der Welt miteinzuschließen. Diese zahllosen Feuer
werden ihren eigenen Herd stärken und verschönern.
Im
Wissen, dass Begrenzung zu Zerstörung führt und dass Ausweitung etwas
erschafft, wollen wir mit all unseren Kräften die Erweiterung unseres Bewusstseins
anstreben, die Verfeinerung des Denkens und Fühlens, um mit dem daraus
entstehenden schöpferischen Feuer unseren eigenen Herd anzufachen.
Lasst
uns in das Fundament der Einheit der Frauen das Streben nach wahrem Wissen
integrieren, das keine menschlichen Begrenzungen und Einschränkungen kennt.
Doch man könnte uns fragen, wie wahres Wissen erlangt werden kann. Unsere
Antwort sollte sein: ”Unser Wissen ist in eurem Geist vorhanden, in eurem
Herzen. Ihr aber müsst fähig sein, es zu erwecken!”
Das
Streben nach Schönheit dient als Schlüssel dazu. Dieses Wissen liegt in jedem
Streben nach Allgemeinwohl; alle großen Lehren der Welt haben darauf
hingewiesen. Es offenbart sich in jeder Naturerscheinung.
Aber
weil die Menschheit es verlernt hat, die kosmischen Erscheinungen zu beachten,
hat sie den Schlüssel zu vielen Geheimnissen des Daseins verloren, und gerade
diese Geheimnisse könnten helfen, die Ursachen für die gegenwärtigen
Umwälzungen und das Elend zu verstehen. Während wir die Krieger des Geistes um
uns sammeln, wollen wir sie dazu hinführen, dieses verborgene Wissen zu wecken.
Die
Menschheit sollte das majestätische kosmische Gesetz der Entsprechung, das
Gesetz des dualen Ursprungs, als Grundlage der Existenz erkennen. Die
Vorherrschaft des einen Ursprungs über den anderen hat Unausgeglichenheit und
Zerstörung hervorgerufen, was überall im Leben wahrgenommen werden kann. Doch
möge die Frau, die dieses Gesetz erkannt hat und das Gleichgewicht anstrebt,
die Schönheit ihrer Weiblichkeit bewahren; sie darf die Zartheit des Herzens,
die Feinheit der Gefühle, die Fähigkeit zur Selbstaufopferung und den Mut zur
Ausdauer nicht verlieren.
Die
Frau, die Trägerin des heiligen Wissens, kann zu einer bewegenden Kraft werden,
die mit feurigen Worten die bereiten Seelen entflammt. Es ist notwendig, jeder
Frau das zu geben, was ihrem Bewusstsein entspricht, ohne ihr natürliches und
individuelles Wachstum zu beeinträchtigen. Es ist notwendig, den Geist durch
sorgfältige Kontakte auf der Grundlage der Lehre des Lebens zu erweitern. Jede
Seele muss sich auf natürliche Art und Weise entwickeln, indem sie das Beste
hervorbringt, was ihr aufgrund ihrer Bewusstseinsstufe möglich ist. Die
Schönheit liegt in der Vielfalt, doch alles sollte eine gemeinsame Grundlage
haben – das Streben nach Allgemeinwohl. Auf dem Banner der Mutter der Welt
steht umfassende Zusammenarbeit. Lasst uns deshalb größtmögliche Toleranz üben!
Schwestern
des Goldenen Bergs – eine gefährliche, aber schöne Zeit liegt vor uns, eine
Zeit großer Heldentaten. Ich sende Euch den Ruf meines Herzens. Rüsten wir uns
mit flammendem Streben und mit Mut; tragen wir das Banner der Mutter der Welt –
das Banner der Liebe, der Selbstaufopferung und Schönheit – über alle
Hindernisse hinweg, um es in der Stunde des Sieges auf den Gipfeln der Welt
einzupflanzen.
* * *
13.
Oktober 1930
Ich
habe eine Reihe von Briefen erhalten, welche mir einen Eindruck von Ihrer
Arbeit sowie Ihrem Versuch, einige der Gesetze des Lebens anzuwenden,
vermittelt haben. Ich war glücklich zu sehen, wie tief Sie in die Lehre
eindringen. Die aus dem Buch ”Agni Yoga” zitierten Worte sind sehr aktuell. Es
ist wirklich notwendig, die Nützlichkeit der schöpferischen Tätigkeit zu
bestätigen, die mit mutigem Streben und festem Glauben an den endgültigen
Erfolg gepaart ist. Wir müssen dem Feind geistesgegenwärtig entgegentreten. Der
Feind ist oft nicht mehr als ein widerlicher, aber harmloser Käfer auf einer
von der Sonne beschienenen Wand, und nur neurotische Individuen werden durch
ihn erschreckt. Manche Feinde nehmen die Gestalt eines Yaks an, doch wir benutzen
Yaks zum Überqueren gefährlicher Berggipfel. Auch ein Wolf wird manchmal im
Schafspelz erscheinen, doch vor übermäßigem Vertrauen sind wir bereits gewarnt
worden; und wir wissen, dass wir unsere Waffen in jedem einzelnen Fall anpassen
müssen. So kann man zum Beispiel einen Tiger nicht mit einem für einen Sperling
bestimmten Pfeil bekämpfen.
Furchtlosigkeit
und Strebsamkeit sind zwei Grundlagen der Lehre. Es ist fast unmöglich, etwas,
was sich in strebender Bewegung befindet, aufzuhalten. Auf ähnliche Art und
Weise überwindet der strebende Gedanke alle Hindernisse. Sie werden das neue
Buch der Lehre bereits erhalten haben, und Sie werden darin viele wunderbare
Aussagen finden. Machen Sie sich diese zu eigen und wenden Sie sie im Leben an.
Beachten Sie alles, was über die Eigenschaften der Tat gesagt wurde. Nur die
genaue Kenntnis der Lehre wird Ihnen die Geistesgegenwart für Ihre Antworten
geben, denn die Lehre sieht jede Lebenslage vor.
Es
ist auch sinnvoll, sich in Erinnerung zu rufen, was über Wagemut gesagt wurde
und wie sehr alle standardisierten Konzepte missbilligt wurden, denn sie
verhindern den Aufstieg, sowohl in Kleinigkeiten als auch in großen Dingen. Sie
können über die Notwendigkeit neuer Wege sprechen, doch tun Sie dies taktvoll
und vorsichtig, denn Unbeweglichkeit und Stumpfheit wollen nicht gestört werden.
”Es ist besser, sich gleich auf den Friedhof zu begeben, als durch tote Gesetze
beschränkt zu werden.” (Agni Yoga, § 337)
Alle
Gesetze liegen in den Tiefen unseres Bewusstseins. So können wir, indem wir
unser Bewusstsein vertiefen, diese Gesetze erfassen; dadurch erlangt man große
Beweglichkeit. Doch was sehen wir in Wirklichkeit? Eine furchtbare Stagnation
des Geistes! Länder, die tote Gesetze aufrechterhalten, zerfallen, weil sie
sich den Gesetzen der Evolution widersetzen. Betrachten Sie alles mit den
”Augen eines Falken”. Studieren Sie die gegenwärtige Lage und die kommenden
Ereignisse auf unserem Planeten! Man kann sagen, dass die kommenden Ereignisse
bereits ihre Schatten auf die Erde werfen. Man kann die unter den Massen
erwachende Kraft des neuen Bewusstseins und Verstehens nicht einsperren. Alle
Verzögerungen verursachen nur eine noch größere Zerstörung. Wir aber sind keine
Zerstörer – wir sind Schöpfer. Lasst uns daher eifrig Bastionen der Kultur, des
Wissens über die LEBENDIGE ETHIK und der Schönheit errichten. Wissen und
Schönheit sind die Grundlage und die Krone der kosmischen Evolution.
Wie
sehr wünsche ich mir, Ihre mutige Geduld, Ihre Furchtlosigkeit und Ihren
Einfallsreichtum zu stärken! Nur der Gedanke und ein erweitertes Bewusstsein
werden alles überwinden. Setzen Sie all Ihre Mittel ein, um Ihr Bewusstsein zu
erweitern, indem Sie jede Zeile der Lehre in Ihrem Innersten aufnehmen. Ein
tiefgehendes und vielseitiges Bewusstsein und die Anwendung der Gebote der
Lehre im Leben werden Ihnen den Schlüssel zu jeder Situation in die Hand geben,
weil Sie die Synthese beherrschen.
Wenn
wir die Hinweise mit den momentanen Ereignissen vergleichen, sehen wir, wie
weise und angebracht jeder Hinweis war. Wie überlegt, wie sorgfältig wurde
unser Bewusstsein für die nächste Stufe vorbereitet. Gesegnet sei die Hand,
welche die Last erleichterte!
Vor
uns liegen Jahre eines hartnäckigen, aber schönen Ringens; doch das Ergebnis
dieser Schlacht steht bereits fest. Deshalb sollten wir unsere Rüstung
überprüfen und die Klingen unserer Schwerter schärfen. Es ist notwendig, die
uns gegebenen Schilder immer bereit zu halten, denn wir müssen in jeder
Situation den richtigen Schild erheben. Schreiben Sie sich jedes Gefecht auf
und denken Sie so oft wie möglich daran sowie an Ihre Verteidigung und den
Ihnen durch den jeweiligen Schild verliehenen Schutz. Die Zahl der
Schutzschilde geht über die Anzahl der möglichen Anlässe hinaus. Ihre ganze
Tätigkeit wird von ihnen gedeckt und beschützt. Übt gemeinsam! Jeder
Mitarbeiter kann seine Findigkeit zeigen und die Kraft des Schildes unter einem
neuen, unerwarteten Aspekt entfalten. Es ist besonders nützlich, Diskussionen
mit solchen Übungen zu beenden. Sie können sich auch die Fragen des Feindes
vorstellen und Ihre Antworten vorbereiten und üben.
Wenn
wir die Arbeit unserer Gesellschaft und Gemeinschaften verteidigen, wollen wir
unsere wissenschaftlichen Expeditionen und die große Idee des Friedensbanners
nicht vergessen, unsere internationalen Verbindungen und schließlich unseren
Kampf gegen die grobe und unwissende Haltung gegenüber der kulturellen
Schaffenskraft! Oft ist es schwer für uns, die ganze Bedeutung unserer
aufbauenden Arbeit zu erfassen, und die bedeutendsten Daten und Fakten sind uns
in wichtigen Augenblicken oft nicht klar; unser Gedächtnis kann nicht immer die
notwendigen Gedanken aufbieten. Daher ist es so wichtig, das gedankliche
Durchdringen unserer Aufgaben zu üben und unsere Schutzschilde und allgemeine
Ansammlungen zu überprüfen. Für den Anfang müssen wir erkennen, dass wir ein
großes Werk von weltweiter Wichtigkeit aufbauen und dass wir hinter unseren
Schilden unverwundbar sind.
Vielleicht
ist das Konzept einer Stadt des Wissens dem Bewusstsein der Mitarbeiter weniger
klar als die anderen Ideen. Deshalb will ich Ihnen einige Ideen für unsere
äußere Verteidigung unterbreiten bzw. wiederholen. Was die innere anbelangt,
steht Ihnen diese bereits zur Verfügung. Das Zentrum sollte sich zu einer Stadt
des Wissens entwickeln. Diese Stadt sollte eine Synthese der wissenschaftlichen
Errungenschaften bilden. Deshalb müssen alle Bereiche der Wissenschaft hier
vertreten sein. Und da die Quelle des Wissens im Kosmos liegt, sollten die
Mitarbeiter dieses wissenschaftlichen Zentrums aus allen Teilen der Welt
stammen, das heißt, sie sollten alle Nationalitäten miteinschließen. Da
außerdem der Kosmos in all seinen Funktionen unteilbar ist, sollten auch die
Wissenschaftler der Welt in ihren Errungenschaften unteilbar sein, in dem
Sinne, dass sie eng zusammenarbeiten. Die Lage dieses Zentrums im Himalaya ist
bewusst und zweckmäßig ausgewählt, da sich hier unzählige Möglichkeiten bieten
und die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt auf diese Höhen gerichtet
ist. Die Entdeckung bisher unbekannter kosmischer Strahlen, die der Menschheit
neue kostbare Energie vermitteln, ist nur auf den Berggipfeln möglich, denn
diese feinsten und wertvollsten Energien kann man nur in den reinen Schichten
der Gebirgsatmosphäre finden.
Bilden
Berge nicht die größten magnetischen Stationen? Wäre es nicht zweckmäßig, ihren
Magnetismus und ihre Elektrizität zu erforschen? Würde das Studium magnetischer
Ströme nicht die Sicherheit der Aerostatik erhöhen? Auf dem Gebiet magnetischer
Ströme steckt die Wissenschaft noch in den Kinderschuhen, und die sogenannten
modernen Instrumente sind nichts anderes als Spielzeug, wohingegen ”gründliches
Studium und Erforschen große Entdeckungen bringen könnten”. Der Grund, warum
wir diese Forschungen in unserem Zentrum aufnehmen möchten, sind die besonders
günstigen Bedingungen dieses Ortes. Wäre es nicht angebracht, allen
meteorischen Niederschlägen, die auf die verschneiten Gipfel fallen und durch
die Kraft der Bergströme in die Täler gebracht werden, Aufmerksamkeit zu
schenken? Für astronomische Beobachtungen sind die Bedingungen hier ausnehmend
gut, und im naheliegenden Kleintibet könnte man eine Abteilung der Hauptstation
errichten.
Auch
in geologischer Hinsicht ist der Himalaya sehr interessant, und seine Höhlen
bergen viele Geheimnisse für Archäologen, Zoologen und Anthropologen. Hier gibt
es viele heiße Quellen sowie andere unerforschte Quellen und Salzseen, die nach
Aussage der dort ansässigen Menschen viele nützliche Eigenschaften besitzen.
Was Botanik, Zoologie und Ornithologie anbelangt, haben Sie bereits durch
Briefe unseres Botanikers und Zoologen erfahren, wie zufrieden er mit den
Ergebnissen seiner Arbeit ist. Auf diesen Bergen konzentrieren sich die
seltensten Heilkräuter und Gräser, und die Vielfalt der botanischen Gattungen
ist unübertroffen.
In
archäologischer Hinsicht ist unser Tal natürlich eines der ältesten und
reichsten. Hier gibt es Spuren von alten buddhistischen Kulturen. Ganz
bemerkenswert ist die Anzahl der lokalen Mundarten unter den Gebirgsstämmen;
zwei Nachbardörfer verstehen einander oft schon nicht mehr. Auch feurige
atmosphärische Erscheinungen können hier beobachtet werden, und das sogenannte
”Himalaya-Leuchten” wird hier häufig gesehen. Wir wollen hier unbedingt eine
meteorologische Station errichten, um mit den Studien und Beobachtungen der
magnetischen Ströme zu beginnen und haben eventuell vor, diese Station zu
vergrößern, da die örtlichen Bedingungen so günstig sind. Im Zusammenhang damit
möchte ich einige Hinweise anführen: ”Die weitere Bewegung magnetischer Ströme
über der Erdoberfläche weist auf die Form der atmosphärischen Veränderungen
hin. Beobachtungsstationen sollten an verschiedenen Stellen errichtet werden,
und die Zusammenarbeit zwischen ihnen sollte so eng und genau wie möglich sein.
Es ist wahr, dass das Problem in einem Mangel an Synthese liegt und daher viel
Energie und wertvolle Studien umsonst sind. Deshalb benötigt man auf der Erde
eine Organisation von wirklichen Mitarbeitern.” (Unbegrenztheit II, § 434)
Denken
wir an die vielen Möglichkeiten. ”Weite des Denkens und des Bewusstseins werden
euer Prüfstein sein.” Haben Sie bemerkt, dass alle Pessimisten normalerweise
ein enges Bewusstsein und eine dürftige Vorstellungskraft besitzen?
Die
Errichtung einer Stadt des zusammengeführten Wissens ist eine Aufgabe von
weltweiter Bedeutung, und deshalb sollten wir keine Hilfe erbitten, sondern sie
fordern. Wir arbeiten nicht für uns selbst, sondern für die Menschheit. Jeder
von uns ist bereit, seine ganze Kraft für das Allgemeinwohl einzusetzen. Mögen
auch andere Menschen dieses reine Streben verstehen und vom Wunsch, die
Menschheit der Synthese des Wissens näherzubringen, entflammt werden.
Bestehen
Sie darauf, dass Ihre Mitarbeiter Ihre Schilde prüfen und reinigen. Sucht nach
diesen Schutzschilden in jedem Hinweis, in jedem Gedanken aus den Büchern der
LEBENDIGEN ETHIK. Wir müssen die schönen aufbauenden Formeln zur Hand haben.
Mit unserer ganzen Vorstellungskraft können wir nicht die Bedeutung der
gegenwärtigen Ereignisse betreffend die kulturellen Aktivitäten erfassen. Lasst
uns daher die Idee in uns aufnehmen, dass eine große Aufgabe von weltweiter
Bedeutung erfüllt wird, und lasst uns in immerwährendem Streben die Steine für
den Tempel des Wissens herbeitragen.
Ich
bitte nochmals alle Beteiligten, darüber nachzudenken, was Zusammenarbeit
bedeutet. Dazu zitiere ich ein vom Lehrer angeführtes Beispiel:
”Kräfte,
die gegeneinander wirken, zerstören einander. Kräfte, die entlang parallelen
Linien in der gleichen Richtung wirken, offenbaren die Summe dieser Energien;
und Kräfte, die für sich alleine wirken, werden geschwächt, entsprechend dem
Winkel ihrer Abweichung. Die Menschen können nicht erkennen, dass dieses
Grundgesetz der Physik auch ein grundlegendes Gesetz der Zusammenarbeit
darstellt.” (Unbegrenztheit II, § 433)
Deshalb
sollten Sie Ihre Divergenzen bereinigen, damit sich Ihre Kräfte in dieselbe
Richtung bewegen. Denkt an die Folgen der Abweichungen! Bei wahrer
Zusammenarbeit wird keiner zurückgesetzt, und je mehr einer weiß und sieht,
umso mehr kann er helfen. Je unwissender eine Person oder ein Volk ist, umso
geringer ist die Zusammenarbeit. Doch wer würde sich schon gerne selbst als
dumm und unwissend bezeichnen? Der Ausspruch ”Ich weiß nichts davon, ich mische
mich nicht ein” ist sehr charakteristisch. Doch wer nichts weiß, wird
vielleicht nie etwas wissen.
* * *
3.
Dezember 1930
Wir
freuen uns sehr über die Entwicklung Ihrer kulturellen Aktivitäten. Jeder im
Leben angewandte kulturelle Gedanke ist ein kostbarer Schatz. Und wir haben
einen unermesslichen Vorrat an solchen Gedanken, die auf ihre praktische
Umsetzung warten. Wer sich diesem Hort nähert, kann aus ihm schöpfen und ihn
entsprechend seinem Streben nützen. Deshalb ist es unsere wichtigste Aufgabe,
Streben in den Neuankommenden zu entfachen. Jeder, der entflammt wird, wird
sein eigenes Potential entdecken und sich auf seine Weise entwickeln und so die
allgemeine Schatzkammer bereichern. Doch um uns gegenseitig zu inspirieren,
müssen wir dieses unauslöschbare Feuer in uns selbst tragen, es völlig rein
halten und die kleinlichen, aus Selbstsucht geborenen Gedanken bekämpfen. Seien
Sie versichert, dass ein aus Selbstsucht geborener Gedanke dem großen Plan der
kosmischen Evolution widerspricht. Suchen Sie daher in allen Misserfolgen nach
diesem Wurm, der alle Fundamente zernagt. Suchen Sie nur ihn. Selbstsucht ist
Begrenzung, doch Begrenzung führt zu Stagnation und Tod, während der Kosmos
durch das Prinzip der Unbegrenztheit besteht.
Wie
kann dieser Wurm vernichtet werden? Nur durch Toleranz, Großmütigkeit und
Verstehen des großen Gesetzes der Entsprechung, also durch die Erweiterung
unseres Bewusstseins. All diese Schritte, die zum Ziel führen, sind in den
Büchern der Lehre aufgezeigt. Lasst uns unser Leben mit diesen Schätzen
bereichern und daran denken, dass das Streben des Geistes und des Willens unser
Leben verwandeln kann.
Der
Geist, der seine Energie durch Streben zu entflammen versucht, bringt die
Materie zum Schmelzen. Nach dem Schmelzen der Materie wird er sie verfeinern,
und dann kann man die feinsten Erscheinungen wahrnehmen. Das ist die einzige
Möglichkeit, um wahres Leben und Unsterblichkeit zu erlangen! Der Geist des
Strebens muss die Grundlage des Lebens sein.
Streben
Sie dem Höchsten zu, denn jene, die einen kleinen Kreis ziehen, sind verloren
und ihre Möglichkeiten entsprechend dem Radius ihres Kreises begrenzt. Ein
begrenztes Bewusstsein zieht unvollkommene Energien oder geringe Möglichkeiten
an. Und wenn auch auf Grund von Karma die Bahn des Geistes weite Möglichkeiten
erfasst, wird ein kleines Bewusstsein versuchen, aus ihnen einen Hühnerkorb zu
bauen! Nur ein Bewusstsein, das die Welt mit ihren größten Taten begreift, kann
mit dem Kosmos und mit den Großen Brüdern der Menschheit zusammenarbeiten.
Erkenntnis
und konkretes Verstehen des Magneten, der unseren Geist mit den höheren
Energien verbindet, die uns die Erweiterung des Bewusstseins verleihen, können
uns dem Bewusstsein des Kosmischen Magneten näherbringen und uns tatsächlich in
den Strom der Kosmischen Evolution ziehen. Dies wird uns zu dem großen
Mysterium führen – der Vollendung des Seins, was auch als Krone des Weltenalls
bezeichnet wird.
Entfachen
Sie schnell die führenden Feuer Ihres geistigen Magneten durch das Erwecken des
Herzens! Nur in der Vereinigung der Feuer des Herzens mit den Feuern des
Geistes können wir Schöpferkraft erlangen und große Ergebnisse erzielen.
* * *
All
Ihre Motive sollten durch Ihr Herz geprüft werden. Ihr Herz ist der einzige
Richter, der die erworbenen kostbaren Energien ansammelt und behütet. Die
Struktur dieser erworbenen und angehäuften Energien ist unsere Individualität
und unsere Bestimmung. Das Gesetz der Entsprechung ist ein grundlegendes
kosmisches Gesetz. Deshalb wird jede erworbene Energie eine identische Energie
aus dem Raum anziehen und auch eine entsprechende Reaktion bei Menschen, mit
denen man Kontakt, hat hervorrufen. Das ist die Erklärung für Sympathien und
Antipathien und auch der Grund, warum eine Person mit vielen Menschen in
Kontakt kommen kann, während eine andere trotz aller Anstrengungen nur
Widerstand hervorruft. Da aber alle Möglichkeiten vom Menschen ausgehen, ist
die Bedeutung der Qualität der Energien, die wir ansammeln, ganz eindeutig.
Die
Ansammlung von Energieablagerungen kann sich nicht in einem einzigen Leben
vollziehen. Tausende von Jahren sind nötig, um den Kelch zu füllen. Deshalb
sind die ununterbrochenen, wohlwollenden Bestrebungen, welche die unschätzbaren
Werte unserer Schatzkammer übergeben, so wichtig. Menschen, die über große
Aufspeicherungen im Kelch verfügen, sind der Schatz eines Volkes. Manchmal
fehlt nur noch wenig, damit der Kelch vollständig gefüllt ist, und dieses
Wenige könnte in einem selbstlosen Leben erreicht werden. Doch durch
Nachlässigkeit schieben die Menschen die Errungenschaften hinaus und werfen
sich dadurch selbst zurück. Niemand und nichts kann die ewige Bewegung und die
Umwandlung der Energien aufhalten. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder vorwärtszustreben
oder zurückzufallen. Doch wer möchte sich schon dem Rückschritt weihen und sich
dadurch mit dem kosmischen Abfall vereinen? Streben ist die große bewegende
Kraft in allen Lebewesen!
Nun
einige Worte über Agni Yoga: Wie wollen wir Agni Yoga ohne Erweiterung des Bewusstseins
verstehen? Alle Worte darüber und über die Errungenschaften werden ohne
Überzeugungskraft sein, wenn wir das Feuer nicht in unserem eigenen Herzen
entzünden. Jemand schreibt über die Notwendigkeit der Toleranz gegenüber jeder
Auslegung. Dieser Gedanke ist richtig. Es ist jedoch notwendig zu lernen, jede
individuelle Auslegung verständlich zu machen. Ansonsten entsteht ein solches
Wirrwarr, dass selbst ein Lehrer sich darin verliert! Oft ist eine falsche
Auslegung schädlicher als überhaupt keine. Jeder Unterrichtende muss seine
volle Verantwortung für die richtige Auslegung der ersten Grundsätze erkennen.
Er sollte höchste Vorsicht walten lassen, keine leichtfertigen Erklärungen der
Lehre zu geben, die ihm selbst nicht klar sind und die er nur gibt, um seine
Autorität nicht zu verlieren. In Zweifelsfällen ist es besser, ehrlich
zuzugeben: ”Ich will eine Auslegung unterlassen, da ich mich mit dem Problem
intensiver auseinandersetzen möchte.” Was mich anbelangt, bin ich immer gerne
bereit, mit Hilfe des Großen Lehrers zu klären, was Ihnen unklar erscheint.
Sie
schreiben so schön über Ihr Streben nach Harmonie. Wenden Sie es im Leben an,
denn alles ist nur im Leben und für das Leben von Wert. Zeigen Sie ein
ausgeprägtes Unterscheidungsvermögen; vermeiden Sie Heuchelei. Flicken sind
besser als Löcher, doch jeder würde lieber ein festes Gewebe haben; deshalb
wollen wir versuchen, keine Löcher zu machen! Lasst uns strenge Disziplin in
der Sprache üben. Lasst uns jedes Wort überlegen und daran denken, dass ”die
Folgen eines Wortes nicht einmal durch einen Archaten aufgehoben werden
können”. Lasst uns immerzu die Weisung befolgen, dass ”jedes Wort ein
Lichtstrahl und kein Sargnagel sein soll”. Euer Geist muss erkennen, wann es
zweckdienlich ist, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie bitter ist, und wann es
besser ist zu schweigen. Doch sowohl Schmeicheleien und Übertreibungen als auch
Verharmlosungen sind unzulässig.
Jeder
von Ihnen hat besondere Fähigkeiten; niemand wurde benachteiligt. Deshalb
dürfen Sie einander nicht beneiden. Doch es hängt natürlich von jedem einzelnen
selbst ab, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Und der einzige erlaubte Wettstreit
unter den Mitgliedern einer Gruppe möge ein Wettstreit in dem Sinne sein, dass
jeder versucht, in die beste Richtung zu streben und den Gedanken des
Allgemeinwohls am besten umzusetzen. Jeder sollte verstehen, dass diese
Fähigkeit in jedem individuellen Bewusstsein der einzige Gradmesser des
Fortschritts ist und dass der Geist eine dementsprechende Stufe einnimmt –
nicht höher und nicht tiefer. Ich möchte die Worte des Lehrers zitieren:
”Wenn
über Selbstsucht gesprochen wird, kann diese nicht individuell ausgelegt
werden. Alles im Leben, alles für das Leben. Der Lehrer sieht.
Der Lehrer weiß. Der Lehrer wird nichts ohne Bezug auf das Leben behaupten. Wer
seine eigenen Formeln wiederholt, kennt die Formeln des Lehrers nicht. Die
alten Formeln werden nicht zu neuen Wegen führen. Man muss sagen: ‚Der Kanal
der Selbstsucht errichtet seine Dämme überall‘.”
Man
muss auch darauf hinweisen, dass der Kanal der Selbstsucht die
Verbindungsleitung durchschneidet. Denken wir daran, dass die Qualität eines
Motivs uns entweder dem Lehrer näherbringt oder uns weit von ihm entfernt. Es
gibt keinen Platz, wo sich jemand vor dem allessehenden Auge, das in die
verborgensten Schlupfwinkel unseres Herzens dringt, verbergen kann. Es ist
notwendig, die Macht des Geistes zu manifestieren und unermüdlich bestrebt zu
sein, die hartnäckigen, schweren Anhäufungen auszurotten, da sonst keine
Verfeinerung möglich ist. Nur die Verfeinerung aller Gefühle bringt die besten
Möglichkeiten mit sich.
Mein
Herz sehnt sich danach, das Verständnis für die Lehre wachsen zu sehen; das
Wachsen ernsten Strebens, das keine Belohnung erwartet; das Wachsen der
Selbstlosigkeit; das Hingeben von nahezu allem für das Allgemeinwohl; das
Wachsen einer richtigen Bewältigung der anvertrauten Aufgabe; und darüber
hinaus das Wachsen des Verständnisses für die Entsprechung. Man muss verstehen,
dass man sich in Aktivität und Spannung verausgaben kann; doch ohne
Angemessenheit werden Aktion und Anspannung ähnliche Resultate bringen wie das
Verhalten eines Eichhörnchens, das dauernd im Kreis herumläuft. Eine Handlung,
die nicht angemessen ist, eine Handlung ohne das schöpferische Feuer des
Herzens wird nie eine wertvolle Maßnahme darstellen.
Ich
begrüße die Methode, die angewandt wird, um bei Kindern Aufmerksamkeit zu
entwickeln. Zu diesem Zweck ist es sehr nützlich, Bilder aus Kunstgalerien zu
verwenden. So viel kann in diesen Kunstschätzen gesehen werden. Aufmerksamkeit
ist eine Grundlage, um sich Wissen anzueignen. Aufmerksamkeit ist ein erster
Schritt zur Verfeinerung der Wahrnehmung, und wir wissen, dass nur Verfeinerung
eine Erweiterung des Bewusstseins bringt und dass schöpferische Kräfte durch
die Zentren der feinen Wahrnehmung bestätigt werden. Je feiner, desto
hochwertiger; je hochwertiger, desto mächtiger! Nichts verzögert die Evolution
so sehr wie eine grobe Aufnahmefähigkeit!
Wenn
wir dem Hohen Bewusstsein näherkommen wollen, müssen wir vor allem unsere
eigene Wahrnehmungsfähigkeit verfeinern. Nur wo Gleichgewicht vorhanden ist,
wie man es bei einer Waage vorfindet, gibt es wahre Zusammenarbeit. Das ist der
Grund dafür, dass die auf den Prinzipien der Harmonie basierende Struktur so
sehr geschätzt wird. Die feine Wahrnehmung von Gedanken ist die Grundlage für
eine wachsame Tat. Das Schaffen des Schönen baut auf diesem Prinzip auf. Der
Grund, dass es so wenig Schönheit in den Werken der Menschen gibt, liegt darin,
dass auch die besten Ideen nur teilweise ausgeführt werden und daher die
Schönheit der ursprünglichen Absicht verzerrt wird.
Denken
Sie daran, dass Sie von Möglichkeiten umgeben sind, doch diese werden sich nur
materialisieren, wenn Ihr Bewusstsein sie verwirklicht. Jeder Gedanke wird
durch den Kontakt mit den Aufspeicherungen des Raumes geboren. Stellen Sie sich
genau vor, wie viele ungenutzte Gedanken in den höheren Schichten des Raumes
fliegen! Versuchen Sie, diese durch Verfeinerung Ihrer Wahrnehmungsfähigkeit
einzufangen. Das bezeichnen wir als kosmische Zusammenarbeit, doch vorerst
müssen Sie Ihre inneren Feuer entfachen.
Es
gibt keine größere Freude als die eines wachsenden Bewusstseins! In den Wellen
des Bewusstseins liegt die ganze Freude des Daseins!
Ich
ersuche Sie noch einmal: Bitte haben Sie ein offenes Herz für alle Fähigkeiten
Ihrer Mitarbeiter. Lernen Sie es, tolerant zu sein, ohne zu viel Nachsicht zu
zeigen. Inspirieren Sie durch das Feuer Ihres Herzens Ihre Mitarbeiter dazu, im
Leben ihre besten Fähigkeiten zu entfalten. Versuchen Sie, Ihre Mitarbeiter in
den höchsten Gefühlen von Hingabe und Dankbarkeit gegenüber dem Lehrer, der
ihnen so viel gegeben hat, zu vereinen.
Beeilen
Sie sich zu lernen, wie man einander liebt und schätzt. Doch nichts erfordert
so eine feinfühlige und aufmerksame Pflege wie die Liebe!
Wenn
Sie wenigstens einen kleinen Teil jener Toleranz und Fürsorge aufbringen
könnten, wie sie das Große Herz offenbart hat, das uns aufgerufen hat, mit
vereinten Kräften den Tempel zu bauen!
Lauschen
Sie dem Ruf des Herzens!
* * *
17.
Dezember 1930
In
den Tagen des Sieges möchte ich Sie grüßen und Sie auf neue und noch
anstrengendere Kämpfe vorbereiten! In den Tagen des Sieges möchte ich Sie an
die Worte des Großen Lehrers erinnern: ”Seid vertraut mit dem Beben der
Schlacht.” In den Tagen des Sieges wollen wir unsere Waffen gründlich
überprüfen und unsere Schilde vorbereiten, denn unser Feind ist bereit und
beobachtet mit wachsamem Auge unsere schwachen Stellen, um uns dort zu treffen.
Er weiß, wie Sieg den Verstand einschläfert und Streben und Wachsamkeit
vermindert. Deshalb müssen wir nach jedem Sieg mit verstärkter Kraft der
nächsten, noch größeren Schlacht und dem Sieg zustreben. Ein Erschlaffen des
Strebens endet in einer Niederlage. Nur ein erweitertes Bewusstsein erkennt die
Gefahr der verminderten Wachsamkeit, die sich aus dem ersten Sieg ergibt.
Lasst
uns die Freude ständiger Wachsamkeit und permanenten Strebens kennenlernen.
Diese Eigenschaften gehören zu den Grundlagen der Lehre und des Lebens. Nur
Streben bringt uns zu den nächsten Stufen. Nur durch Wachsamkeit können wir
erfolgreich alle Hindernisse überwinden. Der Lehrer ruft uns zur dringenden
Arbeit um des Sieges willen. Der ganze Sieg hängt von der Stärke unseres
Strebens ab. Wenn daher das Streben wegen der Kurzsichtigkeit eines
beschränkten Bewusstseins oder wegen innerer Zwietracht und Uneinigkeit
betreffend die Taten der Krieger abnimmt, ist die Niederlage unvermeidlich.
Deshalb bitte ich Sie, sich nicht durch innere Zwietracht zu schwächen, wenn
sich eine gefährliche Situation nähert. Es ist auch verhängnisvoll, einander zu
bedrängen, weil derjenige, der bedrängt, sehr leicht das Schicksal des
Bedrängten teilen kann.
Auch
ist es notwendig, ein genaues Urteilsvermögen zu zeigen, wenn Sie
verantwortliche Positionen an neue Krieger vergeben. Lassen Sie sie Prüfungen
bestehen und erheben Sie sie nicht zu früh in die ersten Reihen. Stellen Sie
sich vor, welche Schwierigkeiten entstehen, wenn ein Mitarbeiter dieser Aufgabe
nicht gewachsen ist!
Lassen
Sie es nicht zu, dass Außenstehende einen Ihrer Mitarbeiter in Ihrer Gegenwart
kritisieren oder abfällig beurteilen. Versuchen Sie immer, die richtigen Worte
zu finden, um Verleugnungen und Verurteilungen zu unterbinden – dafür werden
Sie Respekt ernten. Solange Sie einig sind, werden Sie alle Hindernisse
überwinden, doch die geringste Uneinigkeit in Ihrem Handeln kann einen Riss im
Fundament hervorrufen, und was kann schon auf einem gespaltenen Fundament
errichtet werden? Der erste Sturm würde so ein Gebäude zerstören. Schließen Sie
sich enger zusammen und seien Sie bestrebt, auch die kleinsten Anweisungen des
Lehrers zu erfüllen. Dies ist der einzige Weg zum Sieg.
Sie
müssen daran denken, dass der Guru keinen einzigen persönlichen Gedanken hegt;
absolut alles ist auf den Dienst für das Allgemeinwohl gerichtet und diesem
ergeben. Wer die Anweisungen ändert oder zu zweifeln wagt, ist selbst schuld.
Alles, was nur halb ausgeführt wird, bringt auch nur halbe Ergebnisse. Wir
wissen, dass eine volle Dosis einer heilsamen Medizin Leben erhält, während
einer eine halbe nur vorübergehende Erleichterung bringt, die mit dem Tode
enden kann. Lasst uns daher die wertvollen Weisungen ganz annehmen, um keine
lebensspendende Energie zu verlieren. Wenn man die Anweisungen genau befolgt
und sie präzise ausführt, resultieren daraus Gesundheit und der große Sieg, das
große Licht. Früher war Gehorsam eine Stufe zur nächsten Einweihung. Wer die
Disziplin des Gehorsams nicht in jeder Beziehung verwirklichen konnte,
erreichte nie die höheren Stufen. Nur wer zu gehorchen und die Weisungen
auszuführen verstand, konnte Verantwortung übernehmen und die ganze
Unveränderlichkeit des Befehls verstehen.
Dabei
muss man verstehen, dass die erteilten Befehle den Geist eines Schülers niemals
versklaven können, weil immer die Freiheit des persönlichen Ausdrucks bestehen
bleibt, und wir wissen, wie unendlich wir die Fähigkeit der Erfüllung jeder
Aufgabe verfeinern können. Nur ein Sklave des Gestrigen könnte einen Befehl
verweigern. Nur ein schwaches Bewusstsein fürchtet, durch Erfüllung der Pläne
des Guru seine Individualität zu verlieren. Sich nur auf die eigenen
Aufspeicherungen zu verlassen und alles, was wir vom hohen Bewusstsein des
Lehrers annehmen könnten, zurückzuweisen, bedeutet, jede neue Aufspeicherung
abzulehnen. Individualität entsteht aus diesen neuen Aufspeicherungen, die sich
mit den vorhergehenden verbinden.
Besonders
glücklich ist, wer aus dem Schatz des Großen Bewusstseins schöpfen kann. Ich
möchte aus dem Buch ”Unbegrenztheit” zitieren: ”Der Gedanke des Gehorsams
gegenüber dem Lehrer scheint den Menschen fremd zu sein. Doch wie kann der
Geist verlieren, wenn der Lehrer das Führende Licht ist? Wie kann der Schüler
sein Feuer verlieren, wenn der Lehrer alle Feuer entzündet? Wie kann der Schild
des Lehrers den Schüler zurückhalten, wenn er von seinem Lehrer schon
inspiriert wurde? Wie wenig will die Menschheit der wechselseitig Segen
bringenden Arbeit zustreben! Doch die Menschheit muss lernen, selbständig zu
handeln und alle vom Lehrer bestätigten Gedanken zu verwirklichen! So erfüllt
die Kosmische Vernunft die Evolution. So muss die Menschheit lernen, durch
höhere Maßnahmen aufzubauen. Indem ihr dem Lehrer folgt, nehmt ihr Seine Ideen
in euch auf.” (Hierarchie, § 30)
”Wie
könnten wir den Magneten jemals verstehen, wenn wir die Anweisungen des Herrn
bezweifeln? Wie können wir den Feind besiegen, wenn wir die uns übertragene
Macht bezweifeln? Wie können wir erwarten, etwas Starkes zu errichten, wenn wir
die unumstößlichen Anweisungen der Hierarchie nicht anerkennen? Es mag
scheinen, dass Ich Mich wiederhole, doch weil ihr so zögernd zur Tat schreitet,
ist ein aufmerksames Studium der Anweisungen notwendig. Denkt daran, wie die
Lehre den Fortschritt des Werkes fördert.” (Hierarchie, § 32)
Ich
rate Ihnen auch, Ihre Ansprachen in einem bestimmten Ton zu halten, denn nur
Bestimmtheit führt die Menschen. Und nur ungewöhnliches Herangehen an eine
Aktion zieht Aufmerksamkeit auf sich. Viele Leute mögen in einer ungewöhnlichen
Verhaltensweise nur ”mangelnden Takt” sehen, doch darin würde sich nur ihre
Beschränktheit zeigen. Nur Außergewöhnliches zieht an und hält starke und
mutige Menschen. Alle großen Ereignisse sind nicht von den Massen vollbracht
worden, sondern von den einzelnen starken Persönlichkeiten, und die Zeit wird
sie hervorheben. Viele sind aufgerufen, doch wenige sind auserwählt. Erarbeiten
Sie sich eine ungewöhnliche Sprache, eine Sprache der Kraft und Bestätigung,
eine Sprache des Aufbaus, denn nur so eine Sprache eignet sich für die
anvertraute Aufgabe. Alle Schwärmereien oder süßen Worte entspringen
inkompetenter Sentimentalität und zerstörender Mittelmäßigkeit. Erinnern Sie
sich, wie alle von Ihnen die Vorträge einer bestimmten Person bewundert haben?
Doch zugleich haben Sie richtig bemerkt, dass sie nur kritisiert und
angegriffen hat. Doch wir müssen kreativ sein, und wir wollen die richtige
Richtung aufzeigen und bestätigen. Sie müssen daran denken, dass alle Lehren
Lauheit verurteilen. Lasst uns deshalb feurig sein. Wir wollen uns entflammen,
aber sehr sorgfältig unterscheiden, um keine Feuersbrunst zu entfachen, wenn es
ausreicht, etwas zum Glühen zu bringen. Eine Erweiterung des Bewusstseins wird
uns auf den richtigen Weg führen. Eine Erweiterung des Bewusstseins wird die
Qualität des Denkens ändern. Eine Erweiterung des Bewusstseins wird die Macht
des Sieges bringen.
Vertreiben
Sie kleinliche Gedanken. Vermeiden Sie Herabsetzung, denn die Herabsetzung der
anvertrauten Arbeit gleicht der Herabsetzung Ihres Lehrers, was einem Verrat
gleichkommen und die Grundlagen verletzen würde, auf denen Ihr eigenes
Wohlergehen wie auch das Allgemeinwohl basieren. Vertreiben Sie alle Zweifel,
denn wo es Zweifel gibt, wird die Bewusstseinsentwicklung gehemmt. Wer zweifelt
und nicht vertraut, kann nicht auf das Vertrauen des Lehrers hoffen. Deshalb
kann er unmöglich vorwärtskommen.
Ich
würde Sie so gerne lehren, jede Anweisung zu schätzen, jeden Hinweis des
Lehrers und Guru, weil diese so kostbar sind! Finden Sie in sich den feurigen
Impuls, der großen Aufgabe entgegenzustreben, das Licht der Kultur zu tragen.
Stellen Sie sich vor, dass Sie in einem Glashaus wohnen und mit all Ihren
Worten und Taten vorsichtig sein müssen. Erfüllen Sie Ihre ganze Arbeit mit der
Schönheit des Dienens. Bleiben Sie freudvoll in der Schlacht, denn Sie wissen, dass
Ihnen der Sieg bestimmt ist, vorausgesetzt, dass Sie von selbstaufopfernder
Spannung erfüllt sind.
1931
7. Januar
1931
Wer
den Willen des Lehrers herabsetzt oder entstellt, vernichtet sich selbst. Wer
seinen Guru herabsetzt, gleicht einem Menschen, der den Ast, auf dem er sitzt,
absägt. Je größer unser Lehrer ist, desto größer sind wir selbst, doch dieser
einfache Grundsatz wird nicht begriffen. Die ganze Geschichte der Menschheit
beweist, dass die großen historischen Gestalten, die wahren Führer und
Philosophen, ihren Lehrer, dessen Führung ihnen half, Giganten des Geistes zu
werden und große Taten zu vollbringen, achteten.
Das
Buch ”Hierarchie” wird bald herausgebracht. Das unabänderliche kosmische Gesetz
der Hierarchie wird in der gegenwärtigen Zeit so sehr missachtet. Doch die
Menschheit muss sich dieses Gesetzes wieder bewusst werden. Das Prinzip der
Hierarchie ist ein primäres Gesetz und spendet Leben. Deshalb muss unser Bewusstsein
dieses Gesetz durchdringen, wenn wir wachsen und unseren Teil zum Allgemeinwohl
beitragen wollen.
Das
Gesetz der Kette der Hierarchie ist sehr stark und wird durch die Weiße
Bruderschaft streng aufrechterhalten. Niemand kann das nächste Kettenglied
überspringen, weil dieses Glied durch lange Vorbereitung und tausendjährige
Ansammlungen geschaffen wurde. Lasst uns daher das nächste Glied festhalten,
damit wir nicht die Verbindung mit der ganzen Kette verlieren.
In
der Ergebenheit und Dankbarkeit gegenüber dem Lehrer liegt so viel Schönheit!
In der Lehre wird gesagt, dass die Flamme der Hingabe und Dankbarkeit über
allen anderen feurigen Darbringungen steht. Leider sind diese zwei
Eigenschaften unter den Bewohnern dieses Planeten besonders selten. Doch gerade
der Besitz dieser Eigenschaften trägt in hohem Maße dazu bei, Giganten des
Geistes und des Willens zu schaffen. Der mit herrlichen Talenten ausgestattete
Geist, dem diese beiden Eigenschaften fehlen, wird eine bestimmte Grenze nicht
überschreiten können.
Es
ist nützlich, alles hervorzuheben, was in den Büchern der Lehre über das
Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler steht. Es wird gesagt, dass jede dem
Lehrer erwiesene Verehrung das rechte Verstehen der Lehre erkennen lässt. Doch
wer die Führung als Last empfindet, kann sich dem Lehrer niemals nähern. Die
Lehre ist nicht abstrakt, sondern gibt sehr praktische Anweisungen zur
Anwendung im Leben. Lasst uns daher alles in unserem Herzen behalten, was über
Hierarchie gesagt wurde, und lasst uns die Reinheit unserer Gedanken beachten,
denn die Erhaltung der Reinheit der Gedanken gleicht dem Ozon.
Ich
zitiere aus dem Buch ”Hierarchie”:
”Gemeine
Gedanken wurden mit kriechenden Reptilien verglichen. Nichts ähnelt diesem
Abschaum des Bewusstseins mehr. Kann man ruhig in einem Lehnstuhl sitzen, wenn
man weiß, dass unter diesem giftige Schlangen und Skorpione herumkriechen? Auf
dem Pfad zur Hierarchie muss man sich von diesen Kriechtieren befreien. Vor
allem sind Verurteilung und Lästerung gegenüber dem Lehrer nicht wieder
gutzumachen. So muss jeder, der die Hierarchie schmäht, daran denken, dass
dieser Leichtsinn und Frevel sein Karma für viele Zeitalter beeinträchtigt. Da
es nur einen Weg – über den Herrn – zu dem einen Licht gibt, kann nur äußerste
Unwissenheit die Zerstörung dieses einen Pfades zulassen. Man muss das Streben
zu dem Höchsten als Essenz des Lebens ansehen und eine ehrerbietige Haltung
gegenüber diesem Streben nach Heil einnehmen. Durch Herabsetzung des Hierarchen
kann man sich selbst verurteilen und vielen Nahestehenden großen Schaden
zufügen. Es wird Zeit, daran zu denken!” (§ 57)
Es
ist notwendig, den verbindenden Faden, der Wohlergehen und Segen spendet,
festzuhalten.
”Man
kann keinen Erfolg erwarten, wenn die Fundamente verrotten! Natürlich werden
Wir tun, was notwendig erscheint, doch es ist wichtig, Leichtsinn und Verrat
Einhalt zu gebieten. Verrat äußert sich in vielen Formen, doch sind sie nicht
alle gleich? Man muss sich überlegen, wer das Recht besitzt, den bereits
vorbestimmten Pfad zu erschweren. So viel Schönes ist uns bestimmt, und die
Fristen nahen bereits. Möge der verbindende Faden erstrahlen!”
”Wenn
der Raum durch den Nebel des Nichtverstehens getrübt wird, kann der
schöpferische Strahl natürlich sehr schwer durchdringen. Jede Schicht wird
entsprechend dem Grad ihres Strebens durchdrungen. Deshalb sind die irdischen
Schichten so undurchdringlich. Daher müssen alle Manifestationen des suchenden
Geistes in einem straffen Tempo vor sich gehen. Die Suche muss den Geist zu dem
Magneten der Hierarchie hinziehen, denn jede Macht hat ihre Entsprechung auf
der Erde. So lebensnah muss das Gesetz der Hierarchie angewendet werden.” (§
58)
”Man
muss auch wissen, dass die dunklen Kräfte versuchen, in die Fundamente
einzudringen. Daher sollte man aufmerksam sein und alles mit größter Sorgfalt
beobachten. Die finsteren Kräfte können sogar einen Schild des Lehrers
benutzen. Nach außen hin werden sie den Namen des Guru preisen, während sie ihn
hinterlistig unterminieren. Daher muss man auf der Hut sein und Widerstand
leisten. Um einen Sieg zu erringen, ist es notwendig, sich der ganzen
Wichtigkeit der Festung bewusst zu werden. Lasst uns daher alle Stellungen
verstärken. Dabei muss man lernen, den Namen des Lehrers in Ehren zu halten.
Die Macht des Sieges wird nur erlangt, wenn die Fundamente stark sind. Lasst
uns daher die Fundamente hüten. Es ist notwendig, den Sieg zu behaupten;
deshalb ist Vorsicht so notwendig.”
All
diese Weisungen betreffen die Erweiterung des Bewusstseins. Seien Sie wachsam;
lassen Sie Vorsicht walten, denn der Feind könnte das Haus unter der Maske der
Freundschaft betreten! Schließen Sie die Reihen und achten Sie auf Versuche,
sie zu trennen. Schmeicheleien und das Entfachen von Ehrgeiz sind die zuverlässigsten
Methoden, denn wem gefällt es nicht, Gutes über sich zu hören? Dies ist allen
gemeinsam, und alle schwachen Stellen werden von den Finsteren zu ihrem Vorteil
benutzt. Indem sie bei unserem Stolz ansetzen, setzen sie unmerklich das
Höchste, was wir haben und wofür wir leben, herab. Seien Sie auf der Hut!
* * *
15.
Januar 1931
Ich
will die Fragen über das Dienen beantworten. Dienst an der Hierarchie des
Lichts ist Dienst am Allgemeinwohl. Natürlich erschließt Streben nach
Allgemeinwohl die Tore zu höherem Wissen und Dienen. Doch ich möchte, dass Sie
die Eigenschaften, die Sie vor allem entwickeln müssen, um auf dem Pfad des
Dienens vorwärtszuschreiten, klar erkennen. Viele Leute träumen vom
Allgemeinwohl und sind auch bereit, dafür zu arbeiten, solange ihre
Gewohnheiten und ihr Wohlbefinden nicht beeinträchtigt werden. Doch wirklicher
Dienst am Allgemeinwohl, der zu den Toren der Festung des Lichts führt,
erfordert Opfer und die völlige Außerachtlassung alles Persönlichen, also
völlige Selbstaufgabe. Wenn sich das Bewusstsein erweitert, wenn alle Gefühle
und das Verständnis verfeinert werden, wird das Gesetz des Opfers als die
höchste Errungenschaft angenommen. Da gibt es keinen Raum für Selbstmitleid,
Angst vor der Zukunft, Gekränktheit und Neid, weil einem mit jedem Atemzug
Erhabenheit, Schönheit und die höchste Freude des Dienens bewusst werden.
Der
reife Geist, der bewusst den Weg des Dienens wählt, kennt die Freude eines
erweiterten Bewusstseins und das feurige Streben zum Höchsten Bewusstsein; er
kennt die Freude, den Höchsten Willen zu erfüllen; er kennt die Freude der
Entdeckung und der Bestimmung des Lebens. Und zur festgesetzten Stunde wird er
die Erhabenheit und Schönheit des letzten Sakraments erfahren.
Nachdem
wir mit unserem Herzen die Bedeutung der großen Befreiung und die Krönung des
Opfers verstanden haben, wollen wir danach streben, in uns Liebe, Hingabe,
Dankbarkeit und Gehorsam der Hierarchie gegenüber zu entwickeln. Wir wollen
bereit sein, jede Last auf uns zu nehmen, und daran denken, dass unser Weg umso
kürzer wird, je schwerer die Last ist. Der Liebe und der Hingabe entspringen
alle anderen Eigenschaften, die unseren Fortschritt fördern. Lasst uns diese
wie kostbare Blumen pflegen; und weil diese Blumen des Geistes wachsen und
einander nähren, wird die größte Liebe die beste Antwort bringen. Lasst uns
deshalb den Großen Lehrer mit dem Feuer der Liebe umgeben. Wir wollen unsere
Verehrung für ihn bewahren. Wir wollen ein sehr sorgfältiges und hohes
Verstehen der Lehre und der Weisungen zeigen und voll Ehrfurcht mit bebendem
Herzen der Schönheit und der Herrlichkeit dieser Schöpferkraft gegenüberstehen.
Denken Sie daran, dass jene, die ein höheres Verständnis haben, höher
aufsteigen werden.
Und
nun will ich aus der Lehre zitieren:
”Manche
Menschen überschütten den Lehrer mit Alltagssorgen und glauben, am großen
Dienen teilzunehmen. Die Lehre und das Dienen setzen vor allem die Erweiterung
des Bewusstseins auf der Basis voraus, dass man die Lehre befolgt und den
Lehrer verehrt. Wenn man die Unbegrenztheit erforscht, sollte man vor allem die
Grenzenlosigkeit von Liebe und Hingabe erkennen. Es ist nicht weise zu sagen, dass
die Liebe ausgeströmt und die Hingabe verwelkt sei, weil als Folge die
Auflösung des Selbst zu befürchten ist. Man muss die Uneingeschränktheit von
Liebe und Hingabe verstehen lernen und damit die ersten Schritte in Richtung
Dienen und Yoga bewältigen. Man sollte sich diese Aufgabe zumindest zur
persönlichen Entwicklung stellen. Man sollte nur in Richtung des Lehrers voranschreiten;
nur dann erhält man Unterstützung. Doch den Lehrer mit Alltagsproblemen zu
zermürben, wird zu keinem Erfolg führen. Lasst uns die heilige und grenzenlose
Liebe und Verehrung dem Lehrer gegenüber aufrechterhalten, als ein Heilmittel der
Erneuerung”. (Hierarchie, § 59)
Deshalb,
meine lieben Freunde, müssen die grobe Vorstellung, das Spotten über heilige
Begriffe durch kleine Bewusstseine aus Mangel an Entsprechung sowie die
Herabsetzung des Höchsten und Grundlegenden aus unserem Leben völlig verbannt
werden, wenn wir den Weg des Dienens beschreiten wollen.
Manche
suchen im Leben nach dem Glück, doch nur in der Erfüllung des Willens des
Lehrers kann Segen empfangen werden. Es gibt keinen anderen Weg, und man muss
mutig nach diesen wundervollen, tiefsinnigen Worten des Lehrers greifen und
dauernd an sie denken: ”In Erfüllung Meines Willens gibst du Mir die
Möglichkeit, deinen Willen zu erfüllen.” (Hierarchie, § 40) Denn wer sonst,
wenn nicht der Lehrer kennt unsere geheimsten Wünsche und Bestrebungen? Wer
sonst gibt uns die Möglichkeit, unsere Wünsche zu erkennen, indem wir sie durch
die Lehre reinigen und ihnen Form verleihen, indem wir unser Bewusstsein
erweitern? Wer würde so närrisch sein, sein eigenes Glück zu vernichten?
Lasst
uns innig bestrebt sein, den rettenden Willen zu erfüllen, der uns zum Dienst
am Allgemeinwohl führt.
”Wenn
der Gedanke bestrebt ist, den Höheren Willen zu erfüllen, wird eine direkte
Verbindung mit dem Schild des Höheren Willens hergestellt.” (Hierarchie, § 61)
Wie
kann dieser Schild uns schützen, wenn wir die Weisungen nur teilweise befolgen?
Deshalb werden jene Schüler, die bestrebt sind, die Vermächtnisse heilig zu
halten und die geringsten Weisungen zu beachten, Schaffenskraft entwickeln und
ihr Bewusstsein erweitern.
Aus
dem Buch ”Hierarchie”: ”Kann man den Kosmos verstehen, ohne bestrebt zu sein,
in die höheren Sphären einzudringen? Nur diese Reihenfolge gibt allem Streben
die Grundlage. Das Immerwährende existiert durch das Gesetz der
Folgerichtigkeit weiter. Daher resultiert jede Isolierung im Verlust des
Vorherbestimmten. So wird der Gedanke als der Träger des Gesetzes der Folge
gezeugt. So bringt das Gesetz des Höheren Willens endlos etwas hervor.”
(Hierarchie, § 61)
”Das
Gesetz des Höheren Willens ist der Schöpfer zielführender Taten! Dieses Gesetz
durchdringt den Raum, und nur die Erfüllung des Höheren Willens krönt unsere
Taten. Kann man sich von den Weisungen des Höheren Willens abwenden, ohne den
Sieg zu verlieren? Kann man bessere Wege finden, wenn der Schild des Lehrers
durch die Hierarchie garantiert wird? Wer den Willen der Hierarchie ausführt,
geht dem Sieg entgegen. Deshalb müssen die Schüler ihr Streben genau einsetzen,
um den Höheren Willen zu erfüllen. Nur so werden wir Erfolg haben. Nur auf
diese Weise werden wir den Sieg erlangen.”
”Hingabe
an eine Idee, Hingabe an einen Führer bewirken Wunder. Zu allen Zeiten haben
die Menschen die Bedeutung der Hingabe erkannt und entsprechend ihrem Bewusstsein
verschiedene Methoden angewendet, von der Abnahme eines Eids bis zum
Kirchenbann und der Inquisition. Und auch jetzt erheben sich nur die
engstirnigen Verräter, voll von Neid und Zweifel, getrieben von der Furcht vor
dem außergewöhnlichen Licht, gegen die unüberwindliche Macht der Hierarchie.
Wir wollen ihnen sagen: ‚Erbärmliche Toren, ihr fürchtet alles Mächtige und
Schöne; ihr fürchtet die Gedanken im Raum und die Schaffenskraft; ihr gehört
nicht zu uns. Wir können in euren Höhlen keinen Platz finden, und ihr würdet
euch in unseren geräumigen Gemächern nicht wohlfühlen, weil es in unseren
Räumen jene modrige Schwüle nicht gibt, die ihr so sehr liebt.‘ ”
Ich
bestätige im Namen des Lehrers, ich bestätige durch meinen Geist, ich bestätige
mit meinem Herzen, dass der Ergebenste der Größte sein wird. Wurde nicht
gesagt, dass Ananda, der ergebenste Schüler Buddhas, tausendmal größer war als
die anderen buddhistischen Archate?
Beschäftigen
wir uns mit bestimmten Vorgehensweisen unserer Feinde; wieviel strenger und
eindrucksvoller sind diese als viele zaghafte Regeln von sympathisierenden
Freunden. Die Feinde lehren uns, wie wir uns zu verteidigen und zu stärken
haben, doch Freunde gestehen uns oft unseren größten Sieg nicht zu. Die weisen
Römer pflegten zu sagen: ”Nenne mir deine Feinde, und ich sage dir, wer du
bist.”
Nehmen
Sie mit dem ganzen Herzen diese Ausführungen auf und wenden Sie sie im
Alltagsleben eifrig an. Wie eine Nadel von einem Magneten angezogen wird, so
möge Sie unersättliches Streben zum großen Magneten hintragen. Den ganzen Sinn,
die ganze Freude und Schönheit unserer Existenz birgt dieser Magnet. Vielleicht
ist für Sie im Augenblick nicht alles ganz klar, doch wenn der Lehrer es für
angebracht hält, will ich es näher erklären.
Vergessen
Sie die ständigen Prüfungen im Abstand von drei Jahren nicht. Es ist viel
schwieriger, die gleichen Prüfungen wieder zu bestehen, weil die Umgebung sich
geändert hat und es schwer ist, die verlorene Zeit aufzuholen sowie den
verlorengegangenen Rhythmus zu finden, der weiterläuft, ohne auf die
Verspäteten zu warten. Lasst uns deshalb mit unermüdlicher Anspannung arbeiten.
Lasst uns unsere Schwingungen verstärken, damit wir die uns zugesandten
Strahlen empfangen, die sonst an uns vorbeiziehen.
Die
Zeit ist kurz, und man sollte sich so viel Erfahrung aneignen. Die Arbeit geht
voran; es wird schwer sein, wenn das Ausmaß der Arbeit über das Bewusstsein der
Mitarbeiter hinauswächst. Erweitern Sie Ihr Bewusstsein, indem Sie sich von
kleinlichen Gedanken, Gewöhnlichkeit und Mittelmäßigkeit befreien. Ein
kleinlicher Gedanke vermag eine ganze Welt zu zerstören, genauso wie ein Riese
auf einem Gebirgspfad über einen Grashalm in den Abgrund stürzen kann. Kleinliche
Gedanken sind Sklaven eigen. Seid Könige des Geistes und erweitert Euer Denken
in planetarem Ausmaß. Denkt daran, dass ein verfeinerter Organismus die
Atmosphäre kleinlicher Gedanken nicht verträgt; er droht zu ersticken!
Vermeidet deshalb Verurteilungen und sucht in jedem das Beste. Seid Könige des
Geistes!
* * *
21.
Januar 1931
In
dieser schweren Zeit, die wir jetzt erleben, wollen wir uns selbst über die
Ursachen dieser Schwierigkeiten Rechenschaft ablegen. Mit voller Offenheit
wollen wir die Hauptursache für diese Schwierigkeiten untersuchen. Wir werden
sehen, dass die Wurzel dieses Übels weniger in äußeren Umständen liegt als im Missverstehen
der Weisungen, in deren Nichtbeachtung und Ablehnung und besonders in der
Uneinigkeit der Mitarbeiter. Einigkeit ist die Grundlage jeder aufbauenden
Tätigkeit, aber was zeigt sich?
Kann
der Schüler etwas erschaffen, kann er erfolgreich sein, wenn er nicht im
Einklang mit den Geboten der Lehre tätig ist? Nein, tausendmal nein! Möge jeder
in sich gehen und herausfinden, wie viele Weisungen nicht aufgenommen wurden,
wie viele nur teilweise befolgt und wie viele kostbare Ratschläge überhaupt
nicht angewendet wurden. Lasst uns ehrlich sein, denn ohne Aufrichtigkeit kann
man den Weg nicht beschreiten.
Versucht
zu verstehen, meine lieben Freunde, dass jede Zelle unseres Körpers bei der
Erfüllung des Höheren Willens vor Freude erbeben sollte, denn nur so können wir
lernen und unser Bewusstsein erweitern. Je genauer man ihn erfüllt, umso mehr
wird man sich nähern. Stellen Sie sich einen normalen Lehrer und einen
ebensolchen Schüler vor. Was würde geschehen, wenn der Schüler gegen alle
Erfahrungen und Weisungen des Lehrers Protest erheben und seine eigenen
Methoden anwenden würde? Wieviel Energie würde dieser Narr verschwenden, um die
Synthese des Lehrers zu erreichen! Durch Übergabe der Synthese aller
Erfahrungen an einen Schüler hilft ihm der Lehrer, kostbare Zeit für
weitergehenden und schnelleren Fortschritt sowie für individuelle Kreativität
zur Verfügung zu haben. Was würde wohl mit der Evolution geschehen, wenn nicht
ständig Erfahrungen weitergereicht würden?
Wenn
jeder nur durch persönliche Erfahrungen lernen könnte und die Führende Hand
zurückweisen würde, hätten wir uns von den Ahnen der Steinzeit nicht weit
entfernt! Ihr müsst erkennen, dass die Erfüllung des Willens unseres Lehrers
nicht mit Unterordnung unserer Individualität unter einen fremden Willen
gleichzusetzen ist, wie oberflächliche Menschen glauben, sondern höchstmögliche
Entwicklung unserer Feinfühligkeit und Kreativität bedeutet, weil die Weisungen
des Lehrers so viele Arten und Möglichkeiten der Erfüllung beinhalten. Doch
normalerweise sieht und erfüllt ein Schüler kaum ein Zehntel davon. Können wir
sagen, welche der nicht rechtzeitig erfüllten Weisungen mit den momentanen
Schwierigkeiten zu tun hat? Jeder weiß, dass, wenn wir in einem Raum auf einen
Gegenstand schlagen, das Echo an einer ganz anderen Stelle und auf einem
unerwarteten Gegenstand erschallen kann. Lasst uns daran denken, dass dem
allessehenden Auge nichts entgehen kann, dass wir alle laufend Prüfungen
unterzogen werden, und dass derjenige, der mehr Talente hat, auch mehr leisten muss.
Nur wenn wir uns ein besseres Verstehen der Hierarchie zu eigen machen, wird
uns Höheres gegeben werden. Weist die vorbereiteten Möglichkeiten nicht von
Euch und zerstört nicht, was Euch gegeben wurde. Werdet Ihr nachher nicht viel
Energie für eine zweifelhafte Wiederherstellung aufbringen müssen? In diesem
Zusammenhang will ich aus der Lehre zitieren:
”Wie
lebhaft muss der Schüler die Macht der Aufnahmefähigkeit und die Tatsache
begreifen, dass es nur ein Gesetz gibt, das den ganzen Kosmos regiert – den
Höheren Willen; entlang dieser Linie vollzieht sich die Evolution des Geistes.
Dieses Gesetz vereint alle zugehörigen und offenbarten Einheiten. Das ständige
Streben nach Erfüllung des Höheren Willens führt zur Verfeinerung der
Wahrnehmung. Nur dieser Weg bietet die Möglichkeit der entsprechenden
Entscheidung im Erkennen und Erfüllen des Höheren Willens.” (Hierarchie, § 88)
”Auf
diese Weise bringt die Höhere Vernunft auf der Erde durch die Macht der
Hierarchie etwas hervor. Unsere Schaffenskraft erfordert in ihrem ganzen Umfang
die Bestätigung der Hierarchie, in ihrem ganzen Verständnis, in ihrer ganzen
Schönheit. Die Offenbarung des Verstehens der Hierarchie erschließt alle
Möglichkeiten. Es ist richtig, das Gesetz der Hierarchie als den Gipfel der
kosmischen Kreativität zu betrachten; aus ihr strömt Licht, zu ihr streben die
Gedanken. So sollte man die besten Bestrebungen zu dem Gipfel der Hierarchie
lenken. Nur wenn die höchste Bestätigung bewusst ins Leben integriert wird,
kann das Höchste dem Höchsten gegeben werden.” (Hierarchie, § 83)
”Deshalb
bringt jedes Streben, das zur Vereinigung des Schülers mit dem Lehrer führt,
die Erkenntnis der höchsten Gesetze mit sich. Der Schüler, der den Lehrer
zurückweist, offenbart so seine eigene Unwissenheit, weil er seine eigene
Entwicklung hemmt. Jede Kraft, die den Geist nach oben zieht, beschleunigt die
Entwicklung.” (Hierarchie, § 128)
”Ihr
wisst bereits, wie angespannt die Zeit ist; und jenen, die von Furcht ergriffen
sind, sagt, dass, wenn der Herr im Herzen wohnt, kein Haar vom Haupte fallen
wird und für jeden ein Palast für den Körper und den Geist bestimmt ist. Doch
haltet euer Herz rein, damit Ich dort eintreten und euch mit einem Panzer
umgeben kann. Denkt daran, wenn ihr das, was ihr genommen habt, im Geist an den
Herrn zurückgebt, wird Er es euch hundertfach lohnen. Lenkt eure Gedanken zum
Herrn und lasst den Herrn in euer Herz eintreten. Ohne den Herrn wird es in dem
leeren Herzen eng sein; und wie eine Erbse in einer getrockneten Schafsblase
wird Zorn in eurem leeren Herzen toben. Füllt euer Herz so sehr mit dem Herrn, dass
kein Feind eindringen kann. Friede sei mit euch!” (Hierarchie, § 79)
Unser
Weg besteht nicht aus Schlussfolgerungen, die für jeden nachvollziehbar sind.
Sie können es bezeugen, denn bis jetzt vollzogen sich die Ereignisse nicht
entsprechend der allgemeinen Logik. Beobachten Sie den Lauf der Ereignisse.
Durch diese Erfahrung nähern Sie sich dem Vorherbestimmten. Sie werden
bemerken, dass die Hand des Lehrers erst im letzten Moment eingreift; denken
Sie an diese Regel. Wir sollten lernen, unabhängig zu handeln, aber daran
denken, dass der Erfolg nur eintritt, wenn das Herz vom Herrn erfüllt ist. So
ein Herz leuchtet wie ein Schwert des Lichts; es lodert, ist hilfreich und
spendet Kraft. Deshalb rate ich, alle Kräfte des Geistes einzusetzen, um das
Herz mit einem Panzer zu umgeben. Es hat genug Zweifel und Verurteilungen
gegeben! Sie müssen die empfangene Weisung als Ergebnis, als unabänderliche
Antwort betrachten.
Vieles
wurde zurückgewiesen, doch wir sollten nicht zurückblicken. Deshalb ersuche ich
Euch, Euer Herz zu prüfen und es mit dem Bildnis des Herrn zu füllen. Der
Lehrer hat schon viel kompliziertere Aufgaben als die momentanen
Schwierigkeiten gelöst. Erinnern Sie sich, wie Sie vom Lehrer geführt wurden,
als Ihr Herz ihm gehörte. In gleicher Weise wird Er alle jene führen, die Seine
Weisungen befolgen. Erinnern Sie sich an das persische Märchen von dem Mann mit
der langen Nase, der sich seine Nase am kleinsten Stein zerschlug?
”Wenn
daher das höchste Streben zum Herrn dargeboten wird, sollten die aufgezeigte
Bahn und der Brennpunkt gewahrt werden. Deshalb sollten all unsere Pfeiler
geschützt werden, da Wolken aufziehen. Der Sieg ist uns vorherbestimmt, doch
sollten alle Grundlagen geschützt werden, und das höchste Streben kann alle
Möglichkeiten herbeiführen. Die Zeit ist ernst, aber wunderbar. Es ist eine
Zeit der Vollendung und des Aufbaus. Es ist eine Zeit der höchsten Spannung und
der irdischen Schlacht. Es ist eine Zeit, die ein großes Kapitel schreibt und
eine großartige Zukunft aufbaut. Die Feinde toben so sehr, weil das höchste
Gesetz ins Leben eintritt.” (Hierarchie, § 120)
”Möge
jeder wie ein Fels sein und im Namen des Guru Verantwortung tragen. Sein Name
ist ein Schild des Lichts! Möge jeder aufmerksam die Meinungen der sich
nähernden Menschen anhören, doch die geringste Herabsetzung des Guru
kennzeichnet den Feind am klarsten. Nur so werden wir lernen, Licht von
Finsternis zu unterscheiden.”
Die
Aura des Guru (bezieht sich auf Prof. Roerich) ist der beste Prüfstein für die
Neulinge, und jene, die versuchen, den Guru herabzusetzen, setzen auch die
Hierarchie des Lichts herab. Lasst uns daher besonders wachsam und vorsichtig
sein, wenn wir jenen begegnen, die herabsetzen und verleumden.
Denkt
Tag und Nacht an die große Zeit. Jede Unvorsichtigkeit, jede Leichtfertigkeit,
jede Unaufmerksamkeit kann die schwersten Folgen haben. Legt Eure ganze Rüstung
an und zeigt die unermüdlichste, die größte Ergebenheit gegenüber den
Grundlagen, denn nur in ihnen liegt Eure Rettung in dieser bedrohlichen, aber
schönen Schlacht. Denkt an die Worte von N. K. Roerich: ”Wir müssen auf den
wahren Fakten aufbauen; all unsere Worte und Taten müssen klar sein wie Kristall,
denn wir stehen im Blickfeld der ganzen Welt.”
* * *
13.
Mai 1931
Ich
fahre fort, über die Hierarchie zu schreiben, da dieser Begriff, der die
gesamten Grundlagen des Lebens, die Evolution des Geistes und den ganzen Aufbau
umfasst, noch nicht richtig verstanden wird. Wir müssen uns beeilen, ihn zu
verstehen, da wir wenig Zeit haben, weil das schwerste Harmagedon tobt. Nur
wenn wir mit unserem ganzen Herzen das große Prinzip der Hierarchie annehmen,
können wir unser Bewusstsein erweitern, was für den Erfolg so notwendig ist.
Wenn wir täglich in allem, was uns anvertraut ist, die größte Vorsicht walten
lassen, werden wir unser Werk siegreich vollenden.
Lasst
uns vor allem ehrlich sein und bekennen, dass alle Schwierigkeiten und
Fehlschläge durch Missachtung der gegebenen Weisungen entstehen, durch Vergesslichkeit,
Leichtsinn, Zweifel und Missgunst. Man kann den Wurm des Zweifels nicht
verbergen; sogar ein unerfahrener Beobachter kann ihn wahrnehmen. Lasst uns
gegen diesen Parasiten das wirksamste Mittel anwenden, und dieses Mittel ist
Dankbarkeit gegenüber dem Großen Lehrer. Manchmal hilft es, sich mit den
Millionen hin und her schwankender Seelen zu vergleichen, die keine Vorstellung
vom Morgen haben. Es ist nützlich zurückzuschauen und sich selbst Rechenschaft
darüber abzulegen, was man war und was man geworden ist. Es ist hilfreich,
unsere Vorstellungskraft einzusetzen und sich zu überlegen, wie sich unser
Schicksal ohne die weise und wohlwollende Führung gestaltet hätte. Und
schließlich sollte man ständig an das aufbauende Werk betreffend die Kultur der
Zukunft denken.
Wenn
nach einer solchen ehrlichen und vielseitigen Prüfung unsere Herzen nicht mit
Dankbarkeit, Ergebenheit und Liebe gegenüber dem Spender und Führer
überfließen, dann sind sie vertrocknet und unser Bewusstsein ist eng geworden.
Wenn unser Intellekt für einen Moment die ganze Macht, die ganze Schönheit und
Unabänderlichkeit des großen Gesetzes der Hierarchie erfassen könnte, würden
unsere niederen Gefühle und Gedanken in einem unbegrenzten Streben hinwegschmelzen,
um den Zweck dieses führenden und schöpferischen Prinzips erfüllen zu können.
Wir sollten daran denken, dass wir uns durch die Erfüllung der gegebenen
Weisungen vor allem selbst helfen. Nie wird eine Weisung erteilt, wenn sie
nicht auch angewendet und erfüllt werden kann. Die Unausführbarkeit
besteht nur darin, dass unser kleines Bewusstsein nicht dazu bereit ist, dass
wir nicht geistesgegenwärtig sind und die Angewohnheit haben, beim ersten
Hindernis aufzugeben. Ein weiterer Grund liegt darin, dass wir Wert auf die
Meinung von oberflächlichen, rohen und eitlen Menschen legen und Angst haben,
weil wir uns fragen: ”Was werden sie über uns denken?” Doch wer wird
etwas über uns denken? Es wird Zeit, gegen diese Furcht in jeder Weise
anzukämpfen. Es wird Zeit, Eure eigene Macht und Würde zu erkennen. Ein großer
Denker sagte einmal:
”Wer
an der Meinung der Masse interessiert ist, wird sich nie über sie erheben.”
Eigendünkel
ist mit der Lehre unvereinbar, doch der eigenen Kraft zu vertrauen bedeutet
nicht, eingebildet zu sein, und wenn dieses Vertrauen mit aufrichtiger
Verehrung der Hierarchie gepaart ist, werden die besten Ergebnisse erzielt.
Eigendünkel ist mit Verehrung der Hierarchie unvereinbar, das eine schließt das
andere aus. Der Eingebildete wird die Weisungen nie genau befolgen, sondern sie
immer entsprechend seinem eigenen Bewusstseinsstand, der durch Selbstsucht
beschränkt ist, entstellen. Es ist sehr leicht, sich das Ergebnis verzerrter
Weisungen vorzustellen! Werden diese oft nicht gerade die entgegengesetzten
Ergebnisse bringen? Man sagt, dass ”eine verzerrte Weisung einem entgleisten
Zug gleicht. Eine halberfüllte Weisung ist wie ein Haus ohne Dach oder wie eine
halbe Dosis rettender Medizin, die Schaden oder Tod bringen kann.”
Wenn
wir diese für die ganze Menschheit bedrohliche Zeit unversehrt überstehen
wollen, müssen wir uns in den Grundlagen der Lehre des Lichts bestärken und mit
unserer ganzen Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und unserem Gefühlswissen die Lehre
ohne Verzögerung im Leben anwenden, denn der Erfolg hängt vor allem von der
rechtzeitigen Erfüllung ab. Alle Weisungen des Guru wurden und werden unter dem
Aspekt der rechtzeitigen Erfüllung gegeben. Die verspätete Erfüllung einer
Weisung kann Zerstörung verursachen oder zumindest sinnlos sein. Das Wissen
über die Fristen ist ein wichtiges Wissen, denn in allen Lebensbereichen hängt
der Erfolg von der Rechtzeitigkeit und vom Kennen der besten Richtung ab. Ihr,
denen beides gegeben ist, müsst diese Schätze behüten!
Jetzt
können Sie sehen, wie die ganze Beharrlichkeit von N. K. (Nicholas K. Roerich),
seine Ausführungen darüber, wie wichtig es ist, den öffentlichen Charakter
unserer kulturellen Institutionen zu erhalten (und nicht nur das persönliche
Interesse zu sehen), und sein ganzer Kampf gegen gewöhnliche Titel eine tiefe
Bedeutung haben. Und die mangelhafte Umsetzung dieser Dinge brachte und wird
noch viele Schwierigkeiten bringen.
Der
Zeitpunkt ist nicht mehr fern, an dem Vertreter der Länder öffentlich die
kulturellen Projekte in größerem Rahmen unterstützen werden. Mögen sich alle
Frauen und die ganze jüngere Generation zum Schutz der Kultur vor jeder
Unterdrückung und Verfolgung erheben; mögen sie diese lebensspendende Flamme
mit ihrer ganzen Kraft behüten. Ohne dieses schöpferische Feuer können die
Völker nicht leben. Zersetzung findet statt, wo die Kult-Ur ausstirbt. Ich
wünschte, dass sich die mächtige ”Einheit der Frauen” Gehör verschafft und dem
Geist der Jugend eine neue positive Richtung weist, die wahren Werte aufzeigt
und hilft, durch die Integration eines neuen Verständnisses des Lebens und der
Arbeit Lebensfreude zu finden. Frauen, Ihr seid an der Reihe, etwas Neues zu
sagen!
* * *
Einige
Zitate aus dem Buch ”Hierarchie”: ”Wie viele unnötige Erscheinungen schaffen
sich die Menschen selbst! Wie viele überflüssige karmische Schwierigkeiten
bereiten sie sich selbst! Und dies alles nur, weil sie die Hierarchie nicht in
ihrem Herzen aufnehmen wollen. Alle Bestätigungen können nur dann im Leben
verwirklicht werden, wenn das Bewusstsein die Hierarchie akzeptieren kann.
Alles Böse in der Welt wird aus der Ablehnung des großen Prinzips der
Hierarchie geboren. Jeder Sieg wird nur durch das Prinzip der Hierarchie
erfochten. Deshalb muss man sich der offenbarten Hierarchie so sicher sein.”
(Hierarchie, § 276)
Ich
möchte noch einige Paragraphen über die Liebe anführen, denn die beiden
Begriffe Hierarchie und Liebe sind untrennbar miteinander verbunden.
”Lasst
uns auf den Begriff Liebe zurückkommen. In jedem Buch muss diesem fundamentalen
Begriff ein besonderer Platz eingeräumt werden; denn unter dem Begriff der
Liebe wird so viel Gegenteiliges verstanden. Es wurde aufgezeigt, dass Liebe
ein führendes und schöpferisches Prinzip darstellt. Das heißt, dass Liebe bewusst,
bestrebt und selbstlos sein muss. Kreativität erfordert diese Bedingungen. Und
wenn Liebe durch Kraftlosigkeit, Trennung, Auflösung und Dienst an sich selbst
gekennzeichnet ist, kann sie nicht den höchsten Begriff der Menschheit bilden,
der den Wert der Heldentat preist. Das bis zum Rand mit Liebe erfüllte Herz
wird tatkräftig und tapfer sein und seine Fähigkeiten ausbauen. Ein solches
Herz kann ohne Worte beten und sich in Segen baden. Wie sehr bedarf die
Menschheit der Erkenntnis des Feuers der Liebe! So ein Feuer gleicht einem
purpurnen Stern der höchsten Spannung.” (Hierarchie, § 280)
”Es
ist erforderlich, die fundamentalen Begriffe des Seins ganz genau zu erkennen.
Die Liebe zur Heldentat bringen jene auf, die ein flammendes Herz besitzen;
doch sie schreckt diejenigen ab, die ihre Schwächen lieben und die zögern, weil
sie ihr eigenes illusionäres ‚Ich‘ umarmen. Liebe, die Welten bewegen kann,
gleicht nicht der Liebe im Sumpf, wo die Gebeine der unbrauchbaren Überreste
vermodern. Über dem Morast der Sümpfe findet man die Irrlichter des Zerfalls,
doch das ewige schöpferische Feuer des Herzens irrt nicht umher; über die
Stufen der Hierarchie steigt es entflammt zum Höchsten Licht auf. Liebe ist das
führende schöpferische Prinzip. Unerträglich ist das Allmächtige Licht, doch
die Hierarchie ist die Verbindung zu diesem blendenden Gipfel. Die Hierarchie
führt einen erleuchteten Geist bis zu jenem Punkt, an dem man sogar erblinden
kann. Liebe ist die Krone des Lichts.” (Hierarchie, § 281)
Mit
diesen schönen Zeilen will ich meinen Brief beenden. Freunde, füllt Euer Herz
mit Liebe! Steht der große Adamant nicht an der Spitze unseres Tempels?
Denken
Sie daran und heißen Sie die Hindernisse willkommen! Nur diese Hindernisse
werden den wundervollen Plan unseres lichtbringenden Kampfes bestätigen. Kommt
der große siegreiche Abschluss nicht immer im letzten Moment? Oft waren wir
Zeuge dieses wundervollen Gesetzes. Seien Sie standhaft! Das Recht ist auf
Ihrer Seite, und es gab keinen Fall, in dem sich Vorherbestimmtes nicht erfüllt
hat, wenn die engsten Mitarbeiter standhaft und ergeben waren. Kämpfen Sie mit
Ihrer ganzen Kraft und mit einem freudvollen Geist! Tragen Sie jede Seite der
Schwierigkeiten in die Schatzkammer Ihrer Erfahrung ein, denn nur diese Seiten
und nichts anderes werden Ihnen die Krone des Sieges einbringen und Ihren Namen
in der Kulturgeschichte bestätigen. Die Freude am Kampf ist ein grundlegendes
Merkmal des Seins. Kampf verleiht die Macht des Geistes und das herrliche
Geschenk der Unsterblichkeit. Überschätzen Sie die Bedeutung der gegenwärtigen
Misserfolge nicht. Versuchen Sie, aus allem zu lernen, und seien Sie bitte bereit,
weitere Probleme zu überwinden und Fortschritte zu machen. Es gibt nichts
Stärkeres als den menschlichen Willen, wenn er mit konzentrierter Kraft gelenkt
und durch Liebe zur Hierarchie des Lichts gestärkt wird. Freuen Sie sich über
die Ihnen anvertraute, große Aufgabe! Alles wird kommen, alles ist bereit, doch
helfen Sie mit, indem Sie standhaft und der Hierarchie ergeben sind.
* * *
29.
Mai 1931
Es
wurde gesagt: ”Es ist notwendig, die Vernunft und Gesinnung eines Königs zu
erwerben.” Seid Könige des Gedankens und des Geistes. Seid die ergebensten, die
eifrigsten Vollstrecker des Willens der Hierarchie. Nehmen Sie jede Weisung mit
dem ganzen Herzen auf. Ergebenheit und Treue sind die wichtigsten
Eigenschaften; deshalb werden sie heute so wenig geschätzt. Nur auf Treue kann
man bauen, doch die Welt geht der Zerstörung entgegen, und deshalb rotten die
Zerstörer diese fundamentale und aufbauende Eigenschaft aus. Treue ist jene
Eigenschaft, die alles Große ziert; ohne Treue gibt es keine wahre Größe. Lasst
uns daher diese schöpferische Kraft in all unseren Gedanken und Taten
offenbaren.
Wenn
Ergebenheit im Herzen gepflegt wird, ist es nicht schwer, der rechten Richtung
zu folgen. Während wir unser Streben fördern, müssen wir auch die für den
Erfolg notwendige Wachsamkeit entwickeln. Lasst uns wie eine wachsame Mutter
sein, deren Geist alle ihr Kind bedrohenden Gefahren fühlt und vorhersieht. Wer
weiß, wie viele Schicksalsschläge durch einen wachsamen Geist abgewendet
werden!
In
der Zeit der Gefahr und der großen Schlacht wollen wir an den Grundlagen
festhalten und Unbesiegbarkeit des Geistes offenbaren. Jetzt ist es an der Zeit
für mutige Taten, für breite Aktivität und überzeugende Bestätigungen. Lasst
uns unsere Rüstkammer überprüfen, und wir werden sehen, dass sie unerschöpflich
ist. Es ist nur erforderlich, für jeden Fall die geeignete Waffe zu wählen. Lasst
uns die in unserem Besitz befindlichen Schätze untersuchen. Wir wollen die uns
gesandten Perlen nicht entweihen, doch wenn es erforderlich erscheint, unseren
Reichtum zu offenbaren, wollen wir dies auf eine kluge Art tun. Lassen wir es
nicht zu, dass unsere wertvollsten Schätze geringgeschätzt werden, weil es
manche gibt, die ihren wahren Wert nicht erkennen; aber wir sollten auch die
kleinsten unter ihnen schätzen, denn der Wert ist nicht immer proportional zur
Größe. Um es in allgemeine Worte zu fassen – es ist erforderlich, aus allem
Nutzen zu ziehen und das Beste zu erreichen, denn diese Fähigkeit bedeutet, seine
Kraft ökonomisch einzusetzen, und jeder weise Erbauer sollte sie besitzen.
Wahre Wirtschaftlichkeit bedeutet nicht Verzicht auf die Grundlagen, sondern
weise Anwendung in der Entsprechung.
Alles
wird sich zum Besseren wenden, wenn wir die Lehre ohne Abänderungen im Leben
anwenden; wenn wir wahre Zusammenarbeit praktizieren; wenn wir aufhören, mit
der einen Hand aufzubauen und mit der anderen zu zerstören; wenn wir verstehen,
dass das begonnene Werk niemandem persönlich, sondern dem Allgemeinwohl dient;
wenn wir verstehen, dass Nachlässigkeit, Unachtsamkeit und das Durchbrechen der
Grundsätze durch einen einzigen Mitarbeiter als Nachlässigkeit aller Mitglieder
betrachtet werden sollte – erst dann kann man die Bedeutung von Verantwortung
verstehen. Der Begriff der Verantwortung hat nichts mit Entfremdung,
Willensmangel oder damit zu tun, dass man immer tonangebend sein will.
Verantwortung hat mit der Suche nach Gleichgewicht, Zweckmäßigkeit sowie der
nur durch eifrige Zusammenarbeit erreichbaren Entsprechung zu tun.
Jeder
Mitarbeiter muss die Synthese sämtlicher Tätigkeiten aller Abteilungen vor
Augen haben. Das ist nicht so einfach, doch man muss sich darin üben, weil es
ohne Synthese unmöglich ist, richtig zu unterscheiden, und das macht es
wiederum unmöglich, für jede Abteilung eine richtige Prognose zu stellen. Alle
Gesellschaften oder Abteilungen bilden zusammen einen einzigen Organismus, und
es ist unser aller Pflicht, für eine ganzheitliche Entwicklung und für sein
Wachstum zu sorgen. Natürlich können ein gesunder Geist und ein gesundes Herz
Unzulänglichkeiten anderer Organe leicht ausgleichen. Lasst uns daher diesen
Grundlagen doppelte Aufmerksamkeit zuwenden!
Wir
bedauern, dass in den Berichten zu den besprochenen Problemen kein einziger
Vorschlag unterbreitet und keine einzige Meinung geäußert wurde. Es ist kaum
anzunehmen, dass auf so einer Bewusstseinsstufe eine einstimmige Entscheidung
getroffen wurde. Es wäre daher ratsam, bestimmte Meinungen und Vorschläge in
das Protokoll über die Sitzungen aufzunehmen und sie wieder in Betracht zu
ziehen, wenn mehr Übereinstimmung erzielt worden ist. Dies könnte für die
Geschichte der Institutionen sehr wertvoll sein, und viele Verleumdungen und
Unannehmlichkeiten könnten vermieden werden. Wenn Aussagen nicht schriftlich
festgehalten werden, können sie infolge Vergesslichkeit abgeleugnet werden.
Beispielsweise wäre es im Augenblick sehr wichtig zu wissen, welche Einwände
und Vorschläge zu der Veröffentlichung der Broschüre über das ”Banner des
Friedens” gemacht wurden. Wenn geäußerte Meinungen nicht niedergeschrieben
werden, können vielleicht die wertvollsten verlorengehen. Die Menschen
vergessen so schnell, besonders das, was für sie unangenehm ist. Doch das
Wissen, dass unsere Meinung gedruckt werden soll, wird uns alle zwingen, uns
zusammenzunehmen und unsere Kraft sinnvoll einzusetzen, denn jeder wünscht
wohl, nur das Beste in Druck gehen zu lassen. Die Tatsache, dass kein einziger
Gedanke, kein einziger Impuls – so vergänglich er auch sein mag – verlorengeht,
weil er in unserer Aura und im Raum festgehalten ist, beunruhigt uns nicht,
denn unser Vorstellungsvermögen ist zu begrenzt und unser Intellekt kann vieles
nicht fassen. Wir wollen uns daher mit dieser wichtigen Erkenntnis selbst
helfen und alles in einem Bericht niederlegen. Wir werden unser Verständnis
ungeheuer erweitern, wenn wir unsere Entscheidungen prüfen und sie mit den
Folgen vergleichen.
Ich
möchte Ihnen auch meine Gedanken über den Mangel an Vorurteilen und einen
Mangel an Prinzipien mitteilen. So traurig es ist, es gibt Menschen, welche die
Unvoreingenommenheit eines offenen Bewusstseins mit einem Mangel an Prinzipien
verwechseln, obgleich diese beiden Begriffe einander entgegengesetzt sind. Der
unvoreingenommene Verstand sucht nach grundlegender Wahrheit und übt daher
immer seine Unterscheidungsfähigkeit. Und Unterscheidung ist der erste Schritt
zu wahrem Wissen. Und wahres Wissen basiert immer auf strengen Prinzipien,
sonst ist es kein wahres Wissen. Ein Prinzip kann in seiner Anwendung im Leben
viele Hintergründe haben, doch seine Grundlage wird immer dieselbe sein: die
Grundlage der Stichhaltigkeit oder der Wahrheit. Anders ausgedrückt ist ein
Prinzip oder ein Gesetz immer zielführend, und wir wissen bereits, dass die
kosmische Zweckmäßigkeit ein Grundsatz ist, der zur Schönheit führt. Deshalb
müssen sich alle Taten eines unvoreingenommenen Menschen durch Wahrheit und
Schönheit auszeichnen.
Ein
unvoreingenommener Mensch ist in seinen grundsätzlichen Überzeugungen stark,
weil sie auf der führenden Wahrheit beruhen. Ein Mensch, der keine Grundsätze
hat, hat im allgemeinen keine Überzeugungen, da er sich selbst bewusst und
freiwillig der Unterscheidungsfähigkeit beraubt hat, und sein Schicksal gleicht
einem Ball, der von zufälligen Schlägen oder Umständen bewegt wird. Heißt es
nicht in der Lehre über einen solchen Menschen: ”Oh Ball des Schicksals! Wohin
wirst Du fallen und wo wirst Du abprallen? Das Licht wurde Dir gegeben. Beeile
Dich, Ball, es rechtzeitig zu erreichen. Bezähme Deinen üblen,
unkontrollierbaren Wirbel.” Mögen die Kräfte des Lichts uns vor üblen Strudeln
schützen! Möge jeder von uns auf die errichteten Fundamente und Grundsätze
bauen, um sie auch nicht durch Kleinigkeiten zu beeinträchtigen. Können wir
aber immer jene Kleinigkeiten erkennen, die den Sturz verursachen können?
Ich
möchte aus dem Buch ”Hierarchie” zitieren: ”Manchmal kann man die
kompliziertesten Gesetze durch einfachste Apparate demonstrieren. Das
Karma-Gesetz ist komplex, doch nehmt die Ruhmkorff-Spule oder eine andere
elektrische Spule, und ihr werdet eine anschauliche Vorstellung von Karma
erhalten. Der Strom läuft ohne Unterbrechung entlang der Spirale, doch die
Schutzwicklung unterliegt allen äußeren Einwirkungen. Außerdem berührt jeder
Faden den Faden der vorhergehenden Runde und trägt die Auswirkungen der
Vergangenheit mit sich. So verändert jede Stunde unser Karma, denn jede Stunde
ruft die entsprechende Vergangenheit wach. So kann man die ganze Reihe der
Erscheinungen aus der Vergangenheit berühren.”
”Doch
dieses anschauliche Beispiel zeigt zugleich, wie unverletzlich das Geisteskorn
ist; und wenn es den Höhen zustrebt, erhärtet es seine Schale, ohne die
Vergangenheit zu fürchten. Karma ist nur für jene bedrohlich, die in
Untätigkeit versinken. Doch ein strebender Gedanke befreit sich von der Last
der Vergangenheit und strebt wie ein Himmelskörper vorwärts, ohne vom Weg
abzuweichen. So kann man auch mit einem schweren Karma Befreiung erlangen.”
(Hierarchie, § 294)
”Lasst
uns sehen, wie die Menschen den Dienst an dem Herrn und der Hierarchie
verstehen. Wer glaubt, nur durch Gebete aufsteigen zu können, ist vom Dienen
weit entfernt. Wer glaubt, im Rahmen seiner Arbeit die beste Leistung für das
Wohl der Menschheit zu erbringen, muss den Herrn in sein Herz aufnehmen. Wer
seine eigene Bequemlichkeit nicht aufgibt, weiß nicht, wie man der Hierarchie
dient. Wer die Weisungen der Hierarchie nicht akzeptiert, versteht nicht zu
dienen. Nur wenn das Herz bereit ist, die vom Höchsten Willen gesandten
Bestätigungen bewusst aufzunehmen, kann man sagen, dass der Dienst angenommen
wurde. Wir sind weder Liebhaber von Beerdigungsriten noch von leeren Anrufungen
des Herrn. Wir schätzen das Streben der Schüler im Dienst der Hierarchie. Man
kann so leicht beobachten, wie jemand, der den Dienst im Geist nicht angenommen
hat, den Herrn und die Hierarchie so lange verehrt, wie dies für ihn angenehm
ist. Wir sehen jede Anstrengung, die Hierarchie von der Last zu befreien, im
Kleinen wie im Großen. Im Rahmen Unserer Schaffenskraft bestätigen Wir nicht
durch Worte, sondern durch Taten. Daher bedauern Wir es, wenn Wir Verehrung in
Worten wahrnehmen und nicht durch Taten.” (Hierarchie, § 295)
”Wenn
der weise Guru (gemeint ist Prof. Roerich) die ganze Last der irdischen
Schlacht trägt, müssen wir versuchen, seine Last zu erleichtern.”
”Das
Streben der Menschen wird immer an ihrem Dienst für das Licht oder die
Finsternis gemessen. Danach kann ihre Bestimmung im Leben beurteilt werden. Das
schlimmste ist halbherziges Denken und Streben. Die Zerstörer vertrauen immer
auf halbherziges Streben. Es gibt nichts Schlimmeres als einen halbherzigen
Diener, denn er verbirgt sich hinter der Halbheit. Deshalb ist Uns ein offener
Feind des Lichts lieber. Wir lassen die kleinen Würmer, die im Nebel zu den großen
Schlachten kriechen, nicht ein. Deshalb muss Halbheit abgelehnt werden. Immer
und überall sollte man den Umgang mit halbherzigen Menschen meiden. Wenn ein
Schüler Halbheit offenbart, wirft ihn das um Jahrtausende zurück, und deshalb
sollte man wissen, wann man das eigene Bewusstsein behaupten muss. Die Diener
des Lichts werden Halbheit nicht zulassen.” (Hierarchie, § 302)
”Am
schlimmsten ist es, wenn diese Halbheit jemanden befällt, der behauptet, auf
dem richtigen Weg zu sein, weil dann Gedanke und Tat auseinanderklaffen. Daher
ist Halbherzigkeit der Feind der Lehre, und wenn Wir diese in bezug auf die
Hierarchie wahrnehmen, muss dieser zerstörende Umstand ausgerottet werden. Denn
ohne Aufrichtigkeit kann es keinen Aufbau geben. Daher müssen die Schüler
verstehen, wie wichtig es ist, aufrichtig bestrebt zu sein. Auf persönliche
Bequemlichkeit, Eitelkeit, Selbstmitleid und Selbsttäuschung muss verzichtet
werden, und man muss immer daran denken, dass die Hierarchie nicht belastet
werden darf. Dies sollten jene bedenken, die das Dienen als ein Sich-Verlassen
auf den Herrn und die Hierarchie missverstehen.” (Hierarchie, § 303)
So
stehen wir in einer herrlichen und bedrohlichen Zeit, und nur durch die
äußerste Anspannung unserer ganzen Kraft können wir siegen. Denkt auf
breitester Ebene, besprecht miteinander, wie Ihr das Euch Übergebene am besten
verstehen und anwenden könnt! Lernt es, Euch mit Würde dem Unwissenden und dem
Zerstörer der Kultur zu widersetzen. Jetzt ist es erforderlich, die Idee des
Friedensbanners umzusetzen. Man muss das Banner des Friedens und der Kultur als
das wichtigste Symbol ansehen. Ich sehe, dass in ganz naher Zukunft die Liga
der Kultur errichtet werden wird, in der sich die besten Vertreter des Denkens,
Wissens und der Schaffenskraft sammeln und in der die Frauen ein volles
Mitspracherecht besitzen werden; und diese Liga der Kultur wird die untergegangene
Liga der Nationen ersetzen. Die Ereignisse in Spanien sollten der Welt wieder
einmal beweisen, wie zeitgemäß die Idee des Friedensbanners ist! Neue
Ereignisse nahen, und sie werden die Gegner der Kultur zwingen, sich in acht zu
nehmen. Doch wird es dann nicht zu spät sein? Es ist notwendig, allen
Unwissenden und all jenen, die versuchen, die Kultur zu unterdrücken, die
richtige Antwort zu erteilen. Alle Werkzeuge stehen Euch zur Verfügung.
Außerdem bestätigt jeder Tag ihre Rechtzeitigkeit.
Heute
muss jedes Land über die beste Art der Erhaltung seiner Kulturschätze
nachdenken und darf auf keinen Fall versuchen, die Tätigkeiten, die das Volk
und das Land bereichern, einzustellen. Diese Aktivitäten lenken die
Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf die Möglichkeiten der kulturellen Bedeutung
Amerikas. Wir wollen uns nichts vormachen – Amerika hat bisher nicht zu den
sogenannten führenden Kulturstaaten gezählt. Amerika wurde nur vom Standpunkt
des Dollars und der technischen Zivilisation aus betrachtet. Die von Ihnen
angeführten Worte eines offiziellen Vertreters Amerikas untermauern nur diese
These. Würden wir zu solch einem Beamten über das Friedensbanner und die
kulturellen Aktivitäten unserer Organisation sprechen, dann würde er sich wohl wundern:
”Worin liegt der Sinn, sich um so störende und unnötige Dinge zu kümmern? Doch
da man sich unbedingt mit Kunst befassen will, warum investiert man seine
zweifelsohne breitgefächerten Vorstellungen und seine Kunstkenntnisse nicht in
die Organisation eines Spielklubs oder sagen wir in ein Kino. Das wäre
verständlich, angenehm und sehr einträglich.” Solche Menschen werden die
Bedeutung der Kultur nie erfassen. Wie sollen sie dann die historische
Bedeutung der Vereinigung der wahren Vertreter der Kultur unter dem
”Friedensbanner” begreifen?
In
einem Aufsatz von N. K. findet man eine bemerkenswerte Definition von Kultur.
Er sagte: ”Ein unwissender Mensch muss zuerst einmal zivilisiert werden; dann
erzogen. Mit seiner Bildung wächst seine Intelligenz; dann kommen Verfeinerung
und Erkenntnis der Synthese, die durch die Annahme des Gedankens der Kultur
gekrönt wird.”
Kein
einziger beschränkter Spezialist kann, unabhängig von seinen beruflichen
Fähigkeiten, als kultureller Führer angesehen werden. Kultur bedeutet Synthese;
Kultur versteht und kennt die Grundlagen des Lebens und der Kreativität, weil
sie der Kult oder die Verehrung des schöpferischen Feuers, des Lebens, ist.
Doch wer hat die Grundlagen des Lebens erkannt?
Doch
die neuen Ereignisse nähern sich, und alles wird neu bewertet werden. Das Bewusstsein
wächst, und es gibt nichts, was dieses Wachstum aufhalten könnte; diese
gigantische Welle überwältigt alles, was ihr in den Weg kommt. In Sicherheit
ist man nur in einem Boot, das von der mächtigen Hand eines Steuermanns gelenkt
wird, der nicht von dieser Welt ist. Allen, die in dem Boot sitzen, wird
geraten, einander nicht zu stoßen, die Sitze nicht zu wechseln, sich nicht
hinauszulehnen und nicht zurückzuschauen. Stattdessen sollten sie sich bemühen,
den Rhythmus des dahineilenden Bootes zu teilen, das nicht mehr stehenbleiben
kann, auch wenn jemand über Bord fällt, denn die Rettung der übrigen Menschen
hängt gerade von dieser Eile ab. Lasst uns daher alle Feuer unseres Geistes
sammeln und im Bewusstsein das Tempo unserer Arbeit erhöhen; wir wollen uns in
Gedanken erheben, damit wir die Herrlichkeit der Ereignisse und das Zeitgemäße
erkennen können. Vermeiden Sie Gleichgültigkeit gegenüber Einzelheiten, die Ihnen
unbedeutend erscheinen. In dieser Zeit sollte die kleinste Einzelheit beachtet
werden, die geringste Tat sollte vorsichtig in Angriff genommen werden. In
diesen Tagen der äußersten Spannung käme Leichtsinn einem Verrat gleich.
Besonders schwer wird alles, wenn der richtige Augenblick verpasst wurde.
Beobachten
Sie, wie viele wundervolle Dinge sich ereignen! Die Teile des zerbrochenen
Mosaiks werden von einer mächtigen Hand gesammelt und zu einem herrlichen Bild
zusammengefügt. Die Einzelheiten treten unerwartet deutlich hervor, und ein
aufmerksamer Geist wird erkennen, dass in diesem komplizierten Muster die
Schichten einer wundervollen neuen Stufe der Evolution hervorgehoben sind.
Meine
Freunde – spannt Euer Bewusstsein an und schmiedet die Zukunft. Festigt Euch in
den schönen und gesetzlichen Grundlagen und lernt, sie zu schützen! Denkt
daran, dass nur der Gedanke siegen kann. So solltet Ihr immer die Antwort
bereit haben, die Euren Gegner hilflos macht. Wie können wir gewinnen? Nur
durch die Macht des Gedankens und die Kraft überzeugender Argumente.
* * *
3.
Juni 1931
Ich
möchte weitere Zitate aus dem Buch ”Hierarchie” anführen, die ich als sehr
zeitgemäß erachte:
”Beobachten
wir die Arbeit der Finsteren. Es ist notwendig, ihre besonderen Gewohnheiten zu
beachten. Sie werden sich nie über einen unbedeutenden Menschen empören; sie
wissen, dass die ersten Stufen des Dienens für sie besonders nützlich sind. Ein
unbedeutender Mensch ist auch im Falle des Verrats nebensächlich. Gerade Verrat
ist die Hauptgrundlage des Unterminierens durch die Finsteren. Um verraten zu
können, muss man etwas wissen. Dieses relative, noch nicht durch Hingabe
gefestigte Wissen kann man auf den ersten Stufen finden. Man muss wissen, dass
Verurteilung auf eine schwankende Ergebenheit wie Feuer wirkt. Es ist traurig,
mit welch unmerklichen Abweichungen sich der Schüler selbst in Gleichgültigkeit
zu verstricken beginnt, während er viele Worte der Rechtfertigung vorbringt.
Wie die Klinge eines Messers verliert das Herz sein Schutznetz. Ohne Scheide
verletzt die Klinge den Träger selbst. Doch solche Stachel führen nicht zur
Heldentat, sondern erzeugen Gereiztheit. Wenn ein Tag mit Demütigungen des
Lehrers erfolgreich vorüberging, warum sollte nicht auch der nächste Tag mit
Lästerungen des Höchsten erfüllt sein? Ist jedoch der silberne Faden einmal
gerissen, so ist die Klinge der Versteinerung schon unwiderruflich geschärft.”
(Hierarchie, § 311)
”Man
muss die Schwankenden beobachten, denn ihre ansteckende Wirkung ist groß. Oft
sind sie gerade dabei, in die schwarze Masse zu versinken, doch die von ihnen
verbreitete Lästerung trifft viele Unschuldige. Ihr müsst euch selbst gegen
Gleichgültigkeit rüsten; sie zersetzt jedes Vorhaben, und welches Feuer kann
aus der Kälte der Gleichgültigkeit entstehen? Die Manifestation der Bestätigung
des Lehrers ist wie das Gießen von Blumen. Der bewässerte Garten wird nicht verdorren.
Wir sind bemüht, das Werk voranzubringen. Wir bestätigen neue Dimensionen.
Gleichgültigkeit gegenüber unseren Bestätigungen ist nicht zulässig.”
(Hierarchie, § 312)
”Wenn
der Geist mit Streben erfüllt ist, gibt es keine Gleichgültigkeit. Wenn der
Geist entflammt ist, gibt es keine Gleichgültigkeit. Diese Eigenschaft macht
immun gegen Gleichgültigkeit. Nur wenn der Geist zu Egoismus neigt, ist sein
Tod nicht fern. Deshalb sollte man den Geist durch Flammen gegen
Gleichgültigkeit schützen, wo sich das durch mangelndes Streben entstandene
Übel einnisten will, wo dieses Übel einen Schlag, der seine Wirkungen bringen
wird, zufügen will. Es ist sehr schwer, die Wurzeln des Übels, das durch
Gleichgültigkeit entsteht, zu entdecken. Nur im endlosen, wachsamen Streben
kann man Schutz für den Aufbau finden. Wenn man ein großes Werk aufbaut, muss
man verstehen, dass Egotismus und Gleichgültigkeit unzulässig sind. Deshalb
fordern Wir, dass der erste Gedanke dem Lehrer gewidmet wird. Kann man
Fortschritte machen, wenn der Schüler sich selbst auf den ersten Platz stellt?
Legten Wir nicht allem die Schönheit zugrunde? Deshalb muss jeder Gedanke als
Grundlage einer großen Struktur geschätzt werden. Die Zukunft ist groß.”
(Hierarchie, § 313)
”Unter
den Arten des Mutes ist der überzeugendste der Mut des flammenden Herzens, wenn
der Krieger in voller Entschlossenheit, im vollen Bewusstsein der Heldentat nur
den Weg des Fortschritts kennt. Mit diesem Mut ist nur der äußerste Grad des
Mutes aus der Verzweiflung vergleichbar. Mit der gleichen Eile, mit der der Mut
eines flammenden Herzens die Zukunft bewältigt, flieht Verzweiflung vor der
Vergangenheit. Wo der Mut eines flammenden Herzens fehlt, möge es den Mut der
Verzweiflung geben. Nur so kann der Krieger siegen, wenn der Angriff gewaltig
ist. Alle anderen Arten von Mut sind bedeutungslos, weil sich in ihnen Halbheit
verbirgt. Diese an Feigheit und Verrat grenzende Eigenschaft muss vermieden
werden.” (Hierarchie, § 314)
So
möge jeder sich mit dem Mut rüsten, der seinem Geist nahesteht. Glücklich ist,
wer die Tapferkeit eines flammenden Herzens besitzt! Ihm fällt alles leicht,
und freudvoll ist die Schlacht unter der Führung der Hierarchie des Lichts. Er
wird die ihm anvertrauten Waffen heilig halten und an alle Gebote und Weisungen
denken, weil alles in seinem flammenden Herzen enthalten ist und nicht in toter
Schrift. Es wird nicht notwendig sein, ihn an die gleichen Vorschläge zu
erinnern und auf die an der Wand hängenden, vergessenen Schilde hinzuweisen.
Sein Herz wird eine unerschöpfliche Quelle der Kraft sein. Sein Bewusstsein
wird nicht geteilt sein, weil das Ziel der Heldentat vor ihm erstrahlt, und all
seine Gedanken und Bestrebungen werden wie Stahlpfeile fliegen, den Befehlen
der Hierarchie des Lichts gehorchend.
Es
wird Zeit, das Bewusstsein zu läutern und alte Gewohnheiten abzulegen, weil die
Zeit nicht stehenbleibt. Es wird schrecklich sein, wenn die Ereignisse uns
überfordern. Ich bitte Sie, die alten Missverständnisse zu vergessen und nur
daran zu denken, wie das gemeinsame Werk gefördert werden kann. Jeder muss
einen maximalen Beitrag leisten. Lernen wir die kleinen Stiche verletzter
Eigenliebe zu übersehen. Wir müssen erkennen, warum uns die von einigen
Mitarbeitern verursachten kleinen Komplikationen nicht kränken sollten. Wer
Kleinlichkeit mit einem Lächeln begegnet, wird siegen. Und verachtenswert ist,
wer seinem Mitarbeiter Steine vor die Füße wirft! Er wird dem Blick des Herrn
nicht entfliehen können! Es heißt: ”Diese Steine werden für ihn zu einem Berg
anwachsen.”
* * *
Sie
fragen, wie Sie jene anleiten sollen, die den Wunsch äußern, die Bücher der
Lehre zu studieren. Vor allem ist es notwendig, die Persönlichkeit solcher
Menschen kennenzulernen, ihre Lebensumstände, ihren Beruf, ihre Fähigkeiten
etc. Auf jeden Fall können Rat und Führung nur individuell gesehen werden. Es
ist ratsam, sie zu fragen, in welchem Maß die Ideen der Lehre ihren Alltag
beeinflussen, in welchem Maß sich ihr Leben geändert hat. Aber am besten ist
es, ihre Lebensweise selbst zu beobachten. Wenn die Lehre für sie nicht mehr
ist als eine angenehme Anregung, die sie ablenkt, ist es besser, sich um solche
Leute nicht zu bemühen. Sie sollten die Lehre – und vielleicht mit einem
besseren Resultat – alleine studieren. Was das Interesse an den höheren Welten
betrifft, ist es nicht ratsam, über Details des Lebens in den höheren Welten zu
Menschen zu sprechen, die nicht einmal ihre Verantwortung auf der Erde erkennen
– dies wäre mehr als leichtsinnig. Natürlich wird in den Büchern der Lehre oft
darauf hingewiesen, dass die Menschen sich des Lebens in den höheren Welten und
ihrer Verbindung mit dem Kosmos bewusst werden müssen. Lasst daher jeden auf
seine Art diese Bereiche erkennen. Doch der Wunsch, mehr zu wissen als in den
Büchern der Lehre steht, und die Unfähigkeit, das Recht auf so ein Privileg zu
untermauern, zeugen von Leichtfertigkeit und schädlicher Neugierde. Es ist
notwendig, besonders auf jene Menschen zu achten, die von Anfang an nach besonderem,
für andere nicht zugänglichem Wissen verlangen. Gewöhnlich sind das
Leute, welche die Lehre im Leben nicht anwenden.
Eine
charakteristische Frage mancher Menschen, die ein Buch der Lehre gelesen haben,
lautet: ”Ist es möglich zu erfahren, welche die sieben Bestandteile der
erwähnten Emulsion sind?” Oder: ”Handelt es sich bei dem erwähnten Präparat L.
nicht um Salze der Zitrone?” Oder: ”Könnte der Rhythmus von Mahavan und
Chotavan sowie die Formel der psychischen Energie – könnte mir dies nicht alles
zugesandt werden?” Doch sie verlieren kein Wort über die wahren Grundlagen der
Lehre. Es ist erstaunlich, dass solche Fragen von sogenannten intelligenten
Menschen gestellt werden! Diese Menschen lesen die Bücher, ohne deren Inhalt zu
begreifen. Oft erinnern solche Menschen an junge Spatzen. Sie picken nach dem
ersten Korn, das sie erblicken, doch sobald sie ein anderes bemerken,
verschmähen sie das erste. Dann fliegen sie zu dem dritten, und so weiter. Im
Ergebnis verlieren sie, anstatt zu gewinnen.
Deshalb
sollten die Leute, die sich der Lehre nähern wollen, gründlich prüfen, in
welchem Maße sie durch die Auseinandersetzung mit der Lehre ihre Gewohnheiten
geändert haben. Wie steht es mit ihren Vorurteilen? Haben sie ihr Leben
geändert oder nur ihre Worte? Sie sollen sich selbst oder dem erwählten Guru
ihre Gedanken gestehen. Es gibt zu viele Papageien, warum sollte man sie noch
vermehren? Oft bringen Papageien ihre Besitzer in peinliche Situationen. Sie bringen
Lästerungen hervor anstelle von Anerkennung – oder umgekehrt.
Es
ist wichtig, seine schlechtesten Gewohnheiten zu erkennen und augenblicklich zu
beginnen, sie auszumerzen. Die Schüler sollten täglich in ihren Tagebüchern
festhalten, was in dieser Beziehung erreicht wurde. Mögen sie vorerst mit einer
Gewohnheit ringen, denn es ist nicht leicht, sich zu ändern. Sehr sinnvoll ist
es, die Qualität des Denkens zu beachten und keine boshaften, kleinlichen oder
überhaupt unbedeutende Gedanken zuzulassen. Die Läuterung des Bewusstseins ist
der erste Schritt. Nachher unterweisen wir den Schüler im Denken: wie man in
eine Richtung denkt, ohne auch nur für einen Moment abgelenkt zu werden. Es ist
wunderbar, wenn man sich auf das Bild des Lehrers konzentrieren kann.
Ich
sende Ihnen meine besten Wünsche. Möge Ihr Bewusstsein wachsen und sich
erweitern! Welche Freude gibt es in der Einigkeit solcher Bewusstseine! Es gibt
kein Hindernis, das diese Macht nicht überwinden könnte.
Ich
wollte diesen Brief beenden, doch ich denke, dass es nützlich wäre, einige
Paragraphen aus der Lehre zu zitieren, da sie sehr passend sind:
”Die
Neugestaltung der Welt verstärkt alle Kräfte des Kosmos. Wenn die Menschheit
verstehen würde, dass jede Neugestaltung das Streben des Geistes erfordert,
wäre es leicht, die Welt ins Gleichgewicht zu bringen. Doch die Völker denken
nicht darüber nach, was sie in die Waagschale legen und wie das Gleichgewicht
erlangt werden kann. Das Chaos der Gedanken ist für die Menschheit so negativ,
und die hin- und hergeworfenen Völker sinken in die Tiefen, ohne Maßnahmen zur
geistigen Veränderung zu ergreifen. Deshalb ist es an der Zeit zu erwägen, ob
man dem suchenden Geist eine Antwort gibt. Wenn die kosmischen Störungen eine
starke Spannung erfordern, muss die Menschheit wissen, wo sie nach dem Zentrum
der Rettung suchen soll. Daher wird die Suche nach einem geistigen Zentrum
unvermeidlich zur Hierarchie führen. Die Menschheit hat die notwendige Formel
der Rettung verloren. Der Rettungsanker ist der Brennpunkt der Hierarchie. Nur
bewusstes Streben und die Bestätigung der Hierarchie werden Rettung bringen. Ja,
ja, ja! Deshalb gaben Wir die Grundlagen für die Taten und Arbeiten, die auf
Schönheit basieren.” (Hierarchie, § 315)
Man
muss volles Verständnis für alle Gedanken und Schätze der Schönheit offenbaren.
Es ist auch notwendig, die Feuer der Zentren zu verstehen. Nur so können wir
den Sieg erringen. Natürlich wollen uns die finsteren Kräfte verletzen. Es ist
notwendig, sie zu beobachten; ihre Furcht ist groß. Lasst uns die Grundlagen
behüten.
”Die
Schüler auf dem Weg des Dienens müssen das beste Streben ihres Geistes und Bewusstseins
aufwenden. Wenn man etwas schaffen will, sollte man verstehen, dass nur die
Anwendung der besten Offenbarungen entsprechende Ergebnisse bringt. Wir
erwarten keine guten Ergebnisse, wenn der Geist nicht sein bestes Streben
aufwendet! Oft wundern sich die Menschen, warum ihre Unternehmungen erfolglos
verlaufen. Fragen wir sie, ob sie ihr Bestes gegeben haben. Haben sie sich
nicht selbst durch Oberflächlichkeit, Unbeweglichkeit, Nachlässigkeit und
Mangel an Hingebung zur Hierarchie gestört? Man muss die Entsprechung von
Ursache und Wirkung erwarten. Man muss verstehen, dass jede unbedachte Tat,
jede nicht zielgerechte Handlung viele unnötige und schädliche Folgen bringen
kann. So müssen die Schüler auf dem Pfad ihre besten Bestrebungen und Hingabe
zur Hierarchie entfalten.” (Hierarchie, § 317)
”Man
muss vor allem sich selbst gegenüber wachsam sein und unermüdlich die
Schaffenskraft beachten, welche die Heilige Hierarchie umgibt. Nur wenn sich
Schüler diese Eigenschaft erarbeiten, kann man hoffen, dass sich der gewünschte
Erfolg einstellt. Deshalb sollte man gegenüber allem, was um den Brennpunkt
herum vor sich geht, äußerste Gewissenhaftigkeit und Wachsamkeit offenbaren.
Jeder unbemerkte Fehler wird seine eigene Blüte treiben.” (Hierarchie, § 318)
”Man
fragt, warum Wir mit der Zerstörung der Feinde so oft zögern. Es gibt viele
Gründe. Wir wollen zwei nennen: Erstens sind es karmische Bindungen. Man kann
einem Nahestehenden durch einen Schlag auf an ihn karmisch gebundene Feinde
leicht Schaden zufügen. Man kann dies mit einem sehr heiklen chirurgischen
Eingriff vergleichen, bei dem ein Chirurg ein krankes Glied deshalb nicht
entfernt, weil dadurch eine Hauptarterie gefährdet wäre. Durch die karmischen
Bindungen sind die wechselseitigen Beziehungen ungewöhnlich komplex. Lieber
sondern wir den gefährlichen Reisegefährten ab, als die ganze Karawane
aufzuhalten. Der zweite Grund ist, dass Feinde sich als Quelle der
Energieanspannung erweisen. Nichts kann die Energie so sehr vermehren wie ein
Gegenangriff. Warum sollten wir deshalb künstliche Hindernisse schaffen, wenn
die Finsteren mit ihren ganzen Kräften dafür sorgen, unsere Energie zu
vermehren?” (Hierarchie, § 319)
”Es
ist notwendig, die ganze Bedeutung des Kampfes der Welt zu verstehen, wenn
anstatt der Giftgase die Projektile der psychischen Energie umherfliegen. Es
ist notwendig, ungewöhnliche Ereignisse zu beachten. Der Gedanke der Kultur
wird überleben, und Sie haben recht, wenn Sie an die Weltherrschaft der Kultur
glauben …”
Meine
Freunde, bitte erkennen Sie, auf welch festem Boden Sie stehen, wenn Sie alle
Errungenschaften der Kultur verteidigen. Seien Sie guter Stimmung und finden
Sie die notwendigen feurigen Worte! Vergessen Sie nicht, dass nur Begeisterung,
Glaube und eifriges Streben den Geist der von Ihnen angesprochenen Menschen
erwecken und entflammen kann. Entzünden Sie das schöpferische Feuer in Ihrem
Herzen. Ich sende Ihnen einen Befehl: ”Greift an, als ob Euch Feuer verfolgen
würde.”
Denken
Sie daran, wie Tamerlan der Große einen seiner mächtigsten Siege errang! Er
setzte die Steppe hinter seinen Armeen in Brand. Vom Feuer verfolgt stürmten
die Armeen vorwärts und schlugen den ihnen an Stärke überlegenen Feind.
Verstehen Sie die Größe dieser furchtbaren Zeit. Erkennen Sie, dass hinter
Ihnen alles in Brand steht und die einzige Rettung vor Ihnen liegt. Streben Sie
vorwärts und halten Sie sich an dem Ihnen anvertrauten Banner fest.
Wir
möchten in Ihren Briefen den Aufstand Ihres Geistes erkennen und Ihren Eifer.
Suchen Sie nach feurigen Mitarbeitern, welche die Bedeutung der Kultur
begreifen. Erkennen, doch verwerfen Sie alles Tote und Unwissende, und heißen
Sie den Kampf immer willkommen. Sie können Ihre Möglichkeiten nur durch Kämpfen
vermehren.
Sie
sollten voll Kraft über Ihre internationalen kulturellen Tätigkeiten sprechen
können! Der Pakt zur Verteidigung der Kulturschätze und das Interesse, das er
in den kulturellen Kreisen der Welt geweckt hat – Sie haben viele Briefe
erhalten, die dieses Interesse bestätigen – das allein gibt Ihnen das Recht,
Aufmerksamkeit und Förderung Ihrer Anstrengungen, das Niveau des kulturellen
Standards Ihres Landes zu heben, zu verlangen. Weisen Sie darauf hin, dass die
Namen derer, die helfen, menschenfreundliche und kulturelle Ideen zu
entwickeln, in die Geschichte eingehen. Erwähnen Sie, dass der weltweite
Widerhall auf den Aufruf, einen Pakt zur Verteidigung der Kulturschätze zu
unterstützen, beweist, dass das Bewusstsein der ganzen Menschheit erwacht ist
und sie danach verlangt, die Schätze der menschlichen Kreativität zu
verteidigen. Daher sollte jede Regierung, die im Einklang mit der Evolution
voranschreitet, diese kosmischen Forderungen vernehmen und die Errungenschaften
der Kultur schützen. Der Raum ist erfüllt von diesen Forderungen. Es ist
unbedingt notwendig, gegen die herannahenden Ereignisse, die durch
Erschütterungen der finsteren Kräfte hervorgerufen werden, anzukämpfen. Es
werden noch einige Jahre vergehen – und vieles wird geschehen, was nicht mehr
gutzumachen sein wird.
Sammeln
Sie alle Tatsachen, sehen Sie das Ihnen zur Verfügung stehende Material durch –
und bestätigen Sie sich Ihre Unbesiegbarkeit. Sie sind Vertreter der Neuen
Epoche, der Epoche der umfassenden Zusammenarbeit und der Verkündigung der
Vorherrschaft der Kultur.
Die
Zeichen sind viel gefährlicher, als die Leute glauben. Unterirdische Feuer
brechen durch, und viele Dinge werden wie Stroh in Flammen aufgehen. Nur die
Blinden erkennen nicht, auf welchem Vulkan sie wohnen!
* * *
11.
Juni 1931
Der
Aufruf zur Schlacht und der Befehl zu einem Angriff, als würde das Feuer hinter
Ihnen toben, hat Sie bereits erreicht. Wir bitten Sie, die Befolgung dieses
Befehls nicht hinauszuschieben, da es wirklich Feuer hinter Ihnen gibt, und
jeder falsche Schritt, jede Verzögerung kann Sie verbrennen. Schreiten Sie
voran, ohne zurückzublicken, denn man muss so viel wie möglich vor der
Zerstörung retten. ”Möge man in Amerika verstehen, dass die Krise im Land
selbst nichts anderes ist als ein Schlachtfeld.” Es gibt keine bessere
Möglichkeit! Die Lehre besagt, dass der menschliche Geist nie erwachen wird,
solange er in glücklichen und bequemen Häfen weilt. Deshalb sind geistiger
Aufstieg und die Erkenntnis der wahren Werte nur in den Tagen der Erschütterung
zu erwarten. Die bedrohliche Zeit wird viele zwingen, einen Ausweg und Rettung
zu suchen. Versuchen Sie, Ihr Bestes zu geben, und verbinden Sie sich ohne
Verzögerung mit dem großen Brennpunkt! Möge sich niemand durch die scheinbare
Ruhe täuschen lassen, denn sie ist trügerisch – diese Ruhe kann gefährlicher
sein als ein Sturm.
Kämpfen
Sie mit Ihrer ganzen Kraft! Bestehen Sie auf Ihren Rechten im Namen des Großen
Allgemeinwohls, im Namen der Kultur! Halbheit ist immer schädlich. Suchen Sie
den umfassenden Sieg und völlige Befreiung, so dass Ihre ganze Kraft auf die
Erweiterung der Kultur Ihres Landes gerichtet ist. Aktivität ist heute
notwendig, Aktivität auf breitester Basis. Fürchten Sie die erhöhte Zahl Ihrer
Komitees und die vermehrte Arbeit nicht; Ihre Arbeit ist schön und Ihre Taten entsprechen
dem Gesetz wie all Ihre Absichten. Sie sollten so großräumig wie möglich
aussäen, denn Sie können nie sagen, woher die größte Ernte kommen wird. ”Die
Glocken aller Länder sind erforderlich, und ihr Erklingen ergibt eine
Symphonie.” In der Zeit des beginnenden Niedergangs und der Zerstörung werden
wir aufbauen und etwas schaffen; wir werden alle kulturellen Errungenschaften
schützen und die Grundlagen des Seins bestätigen.
* * *
17.
Juni 1931
Wir
sind besonders glücklich über Ihren Mut und Ihre Kühnheit, über Ihr
Vorwärtsstreben und Ihre Pläne für die Zukunft. Nur wer geistig bestrebt ist,
kann den Abgrund überqueren – in der Tat einen Abgrund, denn sind wir nicht
Zeuge, wie sich so viele selbst zerstören? Allein das ”Requiem” der
amerikanischen Banken ist äußerst bezeichnend. Der ungesunde, aufgeblähte,
unausgeglichene Wohlstand des Landes kann sich nicht lange halten. Das
verborgene Geschwür muss aufbrechen, und wehe jenen, die es versäumen, dem Übel
durch Verbesserung der geistigen Gesundheit der ganzen Bevölkerung rechtzeitig
Einhalt zu gebieten!
Wie
blind sind jene, die glauben, dass sie durch Rückzug, durch Missbrauch des
”Kelches der Welt” bestehen und gedeihen können! Die Strafe naht und wird
unvermeidlich über sie hereinbrechen. Fürchterlich wird diese Strafe in ihrer
kosmischen Entsprechung und Gerechtigkeit sein, denn man kann nicht den
wichtigsten Teil des planetaren Organismus plündern, ohne sich selbst zu
vernichten. Deshalb richten Sie, scharfsichtig wie ein Falke, den Blick weit
nach vorn. Verfolgen Sie die Ereignisse und sehen Sie die Zukunft voraus.
Die
künftige Liga der Kultur wird ihre Autorität offenbaren und das Gleichgewicht
in dieser Welt festigen; doch jetzt ist es noch zu früh, um darüber zu
sprechen. Obwohl diese Liga bereits im Unsichtbaren besteht, sollte vorerst das
Banner des Friedens unterstützt werden. Die Leute müssen von der Bedeutung des
Wertes geistiger Schöpferkraft erfüllt sein und jede derartige Manifestation
achten. Die Träger des geistigen Feuers werden die wahren Schätze ihres Landes
sein. Mögen vor allem die Frauen die ganze Bedeutung des Banners des Friedens
und der Kultur erkennen und in kraftvoller Einigkeit nicht nur theoretisch,
sondern praktisch die Steine für den Bau der Neuen Welt herbeitragen. Berge
bestehen aus Steinen. Lasst uns auch den kleinsten Stein nicht verschmähen!
Wieder
muss ich Ihnen schreiben und Sie bitten, allem, was über Verantwortung gesagt
wurde, doppelte Aufmerksamkeit zu schenken. Wir freuen uns auf die Zeit, in der
dieser Begriff vom menschlichen Bewusstsein richtig erfasst und dann das wahre,
erfolgreiche und schöpferische Werk beginnen wird.
Ich
habe schon oft geschrieben, dass Verantwortung nur von jenen richtig verstanden
wird, die in ihrem täglichen Leben die beste Zusammenarbeit verwirklichen.
Jeder, der für eine bestimmte Abteilung verantwortlich ist, trägt die
persönliche Verantwortung für schöpferische Erfüllung. Doch jeder Direktor muss
verstehen, dass er nur ein Mitglied einer umfassenden Organisation ist und mit
den anderen Mitgliedern harmonisch zusammenarbeiten muss, um das normale
Wachstum der Organisation nicht zu stören und damit seine eigene Kapazität
nicht zu beeinträchtigen. Jeder muss mit seiner ganzen Aufmerksamkeit die
allgemeine Entwicklung sicherstellen. Natürlich ”ist es lächerlich, wenn sieben
Leute einen Stuhl tragen”, wie N. K. sagte. Doch man muss miteinander
besprechen, wo der Stuhl hingestellt werden soll; denn nur durch allgemeine
Übereinstimmung wird er so hingestellt werden, dass sich keiner der Mitarbeiter
an ihm die Nase zerschlägt.
* * *
Zeit,
Zeit, Zeit! Bis wir die Bedeutung der Zeit nicht genau erkannt haben, werden
viele Möglichkeiten verstreichen. Wie können wir eine erfolgreiche Zukunft
aufbauen, wenn wir nachlässig und immer zu langsam sind? Wir müssen dem
kosmischen Rhythmus folgen, der ”presto prestissimo” anzeigt. Überlassen wir
alle Moderati, Diminuendi und Morendi unseren Feinden. Es gibt keine größere
Zeit in unserer Geschichtsepoche!
Warum
schweigen die Gesellschaften aus Südamerika? Ich hoffe, ich werde in diesem
Fall kein Prophet sein, wie im Fall des Präsidenten von Peru! Man kann ein sehr
redegewandter und erfolgreicher Vortragender sein, doch nur der Magnet des
Geistes kann gute Ergebnisse gewährleisten. Doch der geistige Magnet kann sich
nur bei aufrichtiger Bestrebung und vollständiger Selbstaufopferung entwickeln.
Die Fruchtbarkeit jeder Tat geht vom Magneten des Herzens aus.
Es
ist auch notwendig, der Presse gegenüber eine sehr vorsichtige, aufmerksame und
kultivierte Haltung einzunehmen. Viele von unseren Feinden verfasste Artikel,
die Sie noch erschrecken, erfreuen uns, weil sie bei den Lesern Interesse
wecken und uns gleichzeitig nicht wirklich herabsetzen können. Schrecklich ist
die farblose und ”genaue” (ihrem Bewusstsein entsprechende) Übermittlung von
Tatsachen durch sogenannte ”freundliche” Menschen. Doch die Verzerrung von
Tatsachen durch Feinde ist immer verblüffend und dient uns sehr. Jetzt ist die
Zeit der ”Heißen” und ”Kalten” – alle ”Lauen” werden ausgestoßen.
Empören
Sie sich mit Ihrem ganzen Geist; seien Sie mutig; seien Sie sich der großen
Zeit bewusst und dessen, was Sie besitzen!
Erkennen
Sie Ihre persönliche Bedeutung ohne Eigendünkel, Hochmut und Überheblichkeit.
Der Hochmut der Unabhängigkeit entfernt uns von der segensreichen Suche und
somit vom weiteren Fortschritt. Ohne Suche kann man den Strahl der Hierarchie
weder finden noch ihm begegnen oder ihn aufnehmen.
* * *
Ich
hoffe sehr, dass Sie den heranwachsenden Krieger nicht verziehen! Lehren Sie
ihn, tätig, aufmerksam und ausdauernd zu sein. Entwickeln Sie in ihm den Sinn
für Zusammenarbeit, das Gefühl der Hilfsbereitschaft und des Mitleids gegenüber
Tieren und Notleidenden. Lehren Sie ihn von frühestem Alter an zu helfen.
Kinder sind so glücklich darüber, wenn Erwachsene sie um Hilfe bitten. Sie
können die Gelegenheiten für diese Hilfe herbeiführen. Sie müssen ihn lehren,
folgsam und respektvoll gegenüber Erwachsenen zu sein, dadurch kräftigt sich
das Verständnis der Hierarchie. Lehren Sie ihn, an andere Menschen zu denken
und Freude darin zu finden, andere glücklich zu machen. Am schrecklichsten ist
es, in einem Kind Selbstsucht und Geiz zu züchten, da diese Eigenschaften in
ihm das Denken beschränken. Es gibt nichts Schrecklicheres als eine egoistische
und gemeine Person. Kein Wunder, dass in der Literatur aller Völker diese
schrecklichen Laster der Menschheit in unsterblichen Bildern verewigt wurden.
Die schlechten Eigenschaften haben den gegenwärtigen Niedergang der Menschheit
gebracht und werden zu einer schrecklichen Katastrophe führen. Sterilität in
der Kreativität ist das Ergebnis von Egotismus. Lasst uns sehen, was die Lehre
der LEBENDIGEN ETHIK sagt: ”Individualität und Egoismus sind wie Geburt und
Tod. Das Entstehen der Individualität zeigt den Aufbau einer Neuen Welt,
während Egotismus sich in den toten Vulkanen des Mondes spiegeln kann. Doch Egotismus
tötet nicht nur den Betroffenen ab, sondern schädigt die Umgebung durch
Unfruchtbarkeit, wogegen Individualität in allen angrenzenden Lagern Feuer
entzündet. Zusammenarbeit ist die Krone der Individualität, doch die Geißel des
Egotismus ist wie der Stachel eines Skorpions. Kann man auf Egotismus bauen?
Nicht mehr als auf eine Schlange! Doch wahre Individualität beinhaltet die
Grundlage der universellen Gerechtigkeit. Wir müssen Individualitäten sammeln,
da ein neuer Diamant geschliffen werden muss, doch der Egotist muss viele
Inkarnationen auf sich nehmen. Dieses Gesetz kann natürlich durch das Feuer des
Herzens durchbrochen werden. Deshalb kann man dem Egotisten nur raten, sich
durch die Nähe eines feurigen Herzens zu entzünden.” (Hierarchie, § 342)
”Nicht
ohne Grund entzünden Wir die Leuchttürme eines feurigen Herzens – als Stätte
der Zuflucht für den Wanderer. Ein feuriges Herz hat es nicht leicht, doch es
opfert sich für seine Nachbarn, was genau dem Gebot des Segens entspricht. Doch
Freude ist eine besondere Art der Weisheit.” (Hierarchie, § 343)
Lasst
uns über alle Schwierigkeiten, die Schuld und all den Verrat hinwegstreben. Das
erweiterte Bewusstsein wird uns dabei helfen; deshalb richten wir es dorthin,
wo bald das Große Licht entzündet werden wird. Die Waage befindet sich in den
Händen des Höheren Willens, und was kümmert uns die Zwietracht, die sich in
Blindheit gegen uns richtet? Die Gerechtigkeit des Raums kann nicht umgangen
werden. Die ganze Geschichte der Menschheit beweist das. Was blieb von denen
übrig, die sich über die großen Arbeiter für das Wohl der Menschheit gestellt
haben? Ihre Namen sind völlig in Vergessenheit geraten und wurden mit stiller
Verachtung bestraft.
Ich
möchte einige bemerkenswerte Zeilen anführen: ”In maßlosem Leid und
Entbehrungen, in Hunger, Blut und Schweiß nahm Russland die Last auf sich, die
Wahrheit für alle zu suchen. Russland sucht und kämpft, Russland sucht das
Reich des Lichts …”
”Das
Pathos der Geschichte übersieht jene, die mit ihrem beschränkten Wissen über
die Wahrheit zufrieden sind und die eingebildet und selbstgefällig sind. Die
feurige Begeisterung kommt nicht zu den ”beati possedentes”, sondern zu denen,
deren Geist angespannt ist. Die Schwingen der Engel bringen das Wasser der
Quelle in Bewegung.”
”Es
scheint, als gäbe es in der Welt keine Veränderungen – außer jener, dass es in
der bequemen zivilisierten Welt kein Russland mehr gibt. Und durch sein
Nichtvorhandensein gibt es eine Veränderung, da in dieser besonderen
‚Nichtexistenz‘ Russland in einer gewissen Weise zu einem ideologischen Zentrum
der Welt wird.”
”In
die Sprache der Wirklichkeit übersetzt würde dies bedeuten, dass auf der Bühne
der Weltgeschichte eine neue, kulturell-geographische Welt erschienen ist, die
bisher nicht die Bedeutung einer führenden Macht hatte. Wir blicken in die
Zukunft. Bewegt sich die Göttin der Kultur nicht vom europäischen Westen, wo
sie für so lange Zeit verweilte, in den Osten? Schreitet sie nicht zu den
Hungernden, den Armen, zu jenen, die so viel erlitten haben?”
”Wir
stehen unter der Macht der Vorahnung. Es gibt eine Gefahr der Einbildung durch
Vorahnung – eine bestimmte Art von Einbildung, die Einbildung von Leid. Einbildung
zu dulden bedeutet, sich geschlagen zu geben. Was man als Wahrheit ansieht,
sollte man nicht verbergen. Doch mit bloßen Vorahnungen kann man sich nicht
zufriedengeben. Geschichte entsteht nicht durch Quietismus, sondern durch die
heroischen Errungenschaften jener, die nach Vollkommenheit streben. Die
Eingebildeten verlieren den Segen des Suchens und sind zur Unfruchtbarkeit
verurteilt. Es gibt nichts Unvermeidliches; es gibt alle Möglichkeiten.”
”Nur
durch intensive schöpferische Tätigkeit, nur dadurch, dass man keine Angst
davor hat, seine Fehler und Schwächen einzugestehen, nur um den Preis
beständiger Anstrengungen, die sich in den Formen der ‚Plastischen Welt‘
materialisieren (die unserem Willen erschlossen ist), werden Möglichkeiten zur
Wirklichkeit.”
(Geschrieben
1921)
30.
Juni 1931
Sie
schreiben, dass auch gute Leute das Buch HIERARCHIE nicht verstehen. Dies zeigt
uns wieder einmal, wie vorsichtig man sein muss, um jene nicht zu erschrecken,
deren Bewusstsein noch nicht ausreichend entwickelt ist. Der Wachstumsvorgang
des Bewusstseins und die Aufnahme von neuen Gedanken geht sehr langsam vor
sich. Jede Art von Zwang ist daher gefährlich. Nur ein entwickeltes Bewusstsein
kann das Gesetz der Hierarchie vollkommen erkennen und inbrünstig aufnehmen.
Denken wir daran, dass auch unser Bewusstsein auf die Aufnahme dieser großen
Grundlagen der kosmischen Schöpfung und der Evolution schrittweise vorbereitet
wurde. Bitte versuchen Sie, gegenüber Neulingen höchste Geduld zu üben und
verlangen Sie nicht zu viel. Äußerste Anspannung können wir nur von den engsten
Mitarbeitern verlangen, deren Bewusstsein gemeinsam mit ihrer Arbeit wächst.
Sie
kennen die Bedeutung der kosmischen Schlacht, die vor sich geht. Sie wissen, dass
je direkter der Weg ist, umso schwieriger und verantwortungsvoller ist die
Errungenschaft. Sie wissen, dass das Hindernis ein Zeichen schneller
Errungenschaft ist. Sie sind gewohnt, Schwierigkeiten durch Bestrebung des
Geistes zu überwinden, und sie waren Zeuge vieler Siege.
Sie
sollten nicht glauben, dass sich die Lebensbedingungen in der Welt rasch
verbessern werden. Nein, die vorhergesagte, bedrohliche Zeit ist jetzt in ihrer
ganzen Härte angebrochen, und alles wird noch komplizierter. Halten Sie daher,
da Sie über ein bestimmtes Wissen verfügen, alle Warnungen, Winke und Weisungen
heilig. Nur durch verstärkte Zusammenarbeit, durch prompte und genaue Erfüllung
der Vorschläge werden Sie in dieser beschwerlichen Zeit vorankommen.
Nehmen
Sie sich in acht vor Mitarbeitern mit einem kleinen Bewusstsein, denn ein
unentwickeltes Bewusstsein wird versuchen, alles herabzusetzen. Doch wir
wissen, dass Zerstörung besonders durch Herabsetzung und Missachtung entsteht.
Angemessenheit ist eine sehr schwer zu erlangende, jedoch notwendige
Eigenschaft.
Ohne
sie kann man weder Fortschritte machen noch etwas aufbauen. Die Lehre besagt, dass
ohne die Eigenschaft der Entsprechung eine Person nicht als geistig entwickelt
betrachtet werden kann.
Bitte
erkennen Sie die Bedeutung des von Ihnen in Angriff genommenen Werkes! Wie
können Sie von anderen Menschen Verständnis erwarten, wenn Sie selbst nicht
überzeugt sind? Wie können wir unseren Mitarbeitern Kraft spenden, wenn es uns
selbst daran mangelt? Das Friedensbanner und die Einheit der Frauen im Namen
der Neuen Ära der Kultur sind zwei gigantische geschichtliche
Herausforderungen. Bitte versuchen Sie zu erkennen, wie ernst die Situation der
Welt ist, und wenden Sie all Ihre Fähigkeiten auf, um diesen rettenden Ideen
zum Durchbruch zu verhelfen. Jeder Ihrer Schritte sollte gründlich durchdacht
werden und Ihrer großen Aufgabe entsprechen. Doch hören Sie nicht auf die
Ratschläge, die der farblosen Konventionalität entspringen! Jede Verzögerung
wird noch schlimmeres Strandgut mit sich bringen. Halten Sie das Banner der
Kultur und die erhaltenen, reinen Bestätigungen aufrecht. „Säen Sie weiträumig;
es ist nicht richtig, die kostbare Saat nur im eigenen Garten zu verstreuen.”
Am wichtigsten ist es, die Beschuldigungen des Feindes nicht zu fürchten, denn
all unsere Opfer für das Allgemeinwohl tragen keine Spur von Selbstsucht oder
Zerstörung in sich! Bestehen Sie im Namen der Opfer, die Sie für Ihr Land
bringen, auf Ihren Rechten!
Ich
befürchte, dass viele wunderbare Ratschläge und Erklärungen von N. K. nicht
angewendet und in der Verteidigung Ihrer Rechte nicht zitiert werden. Seien Sie
nicht träge und lesen Sie sie erneut! Denken Sie daran, dass nicht alles sofort
aufgenommen werden kann. Doch wenn Sie bestimmte Aussagen aufnehmen oder sich
ihrer erinnern, werden Sie viele Dinge vereinfachen können. Auch werden Sie ein
wachsames und lebhaftes Denken entwickeln, was sehr wichtig ist. Vergessen Sie
nicht, dass wir durch Gedanken siegen.
Darüber
hinaus lassen Sie sich durch die oberflächliche Liebenswürdigkeit, die zu
nichts führt, nicht beeindrucken. Unterscheiden Sie zwischen wahrer, ehrlicher
Freundlichkeit und scheinheiliger Liebenswürdigkeit! Eine gute Schlacht wird
früher zum Sieg führen als flüchtige Freundlichkeit. Greifen Sie tapfer an;
halten Sie Ihre Waffen und Schilde bereit – fordern Sie! Manche von unseren
Mitarbeitern haben für ihre Errungenschaften noch keinen harten Kampf geführt.
Sie haben die Höhen zu rasch erreicht. Daher können sie die Errungenschaften
anderer, die hart zu kämpfen hatten, nicht wirklich schätzen. Wachsen Sie in
Ihrem Bewusstsein! Denken Sie an die Bedeutung unserer Zeit, die große
Möglichkeiten bietet. Lassen Sie sich durch Gedanken inspirieren, und jedes
kleine Boot wird eine wertvolle Ladung bringen! Bitte bedenken Sie, dass wir es
heute mit der großen Masse zu tun haben, weil die Menschen das lebendige Feuer
der schöpferischen und aufbauenden Arbeit schon aufnehmen können. Unter den
gewöhnlichen Menschen gibt es viele suchende Seelen, die zu Opfern im Namen des
Allgemeinwohls fähig sind.
Ich
erwähne hier einige sehr bedeutende Ratschläge: ”Seien Sie durch die
Notwendigkeit scheinbarer Wiederholungen nicht beunruhigt. Erstens wird nichts
wiederholt, auch die gleichen Worte erscheinen zu unterschiedlichen Zeitpunkten
verschieden. Zweitens sollte man Tag und Nacht über die Hierarchie nachdenken.
Sie haben recht, dass die Hierarchie der Knechtschaft zu Ende gegangen ist,
doch das Entstehen bewusster Hierarchie wird von menschlichem Leid begleitet.
Es gibt zu viel Sklaverei in der Welt, und jede Flamme des Bewusstseins wird
unterdrückt. Sklaverei und eine bewusst erkannte Hierarchie sind Gegensätze wie
Tag und Nacht. Lassen Sie sich daher nicht davon abhalten, sich die Hierarchie
wiederholt bewusst zu machen – die Hierarchie der Freiheit, die Hierarchie des
Wissens, die Hierarchie des Lichts. Mögen jene, die den Beginn der Neuen Welt
nicht erkennen, spotten, denn jeder Begriff der Neuen Welt erschreckt sie. Ist
Unbegrenztheit nicht erschreckend für sie? Bedeutet Hierarchie nicht eine Last
für sie? Unwissende Despoten wie sie verstehen den Aufbau der Hierarchie nicht.
Da sie Feiglinge sind, schrecken sie vor einer Heldentat zurück. So wollen wir
die wichtigsten Begriffe des großartigen anbrechenden Zeitalters –
Unbegrenztheit und Hierarchie – abwägen.” (Hierarchie, § 345)
”Hierarchie
muss als evolutionäres System begriffen werden. Für jene Seelen, welche die
Sklaverei noch nicht ausgelebt haben, sollte man wiederholen, dass Hierarchie
nichts mit Despotismus zu tun hat. Auch ein Schornsteinfeger muss aufs Dach
steigen, um den Schornstein zu kehren. Das kann man von unten nicht machen. Man
kann ohne einen Schlüssel für alle Instrumente keine Symphonie komponieren. Es
gäbe noch viele Analogien, angefangen von einem Scherz bis zu den rührenden
Beispielen der Bienen, Ameisen und Schwäne. Doch das beste Beispiel für die
heutige Menschheit ist der Vergleich mit der Chemie. Es ist leicht zu
verstehen, dass eine Reaktion nur unter bestimmten Bedingungen stattfinden
kann. Auch Hierarchie entspricht völlig den astrochemischen Prinzipien, die
auch ein Neuling der Wissenschaft nicht leugnen wird. Wir sind uns mit recht
bereits über die Notwendigkeit der Entdeckung der psychischen Energie einig;
für die Koordination ihrer Erkenntnis ist die Hierarchie genauso unentbehrlich
wie ein hilfreicher chemischer Prozess.” (Hierarchie, § 351)
”Viele
Salzsäulen sind über das Antlitz der Erde verstreut. Nicht nur Lots Weib
blickte zurück in die Vergangenheit, sondern es gab Unzählige, die
zurückgeschaut haben. Was wollten sie in der in Flammen stehenden Stadt sehen?
Wollten sie vielleicht dem alten Tempel Lebewohl sagen? Haben sie vielleicht
ihren behaglichen Herd gesucht oder gehofft, dass sie das Haus ihres verhassten
Nachbarn beim Einsturz beobachten könnten? Sicherlich hat sie die Vergangenheit
für lange Zeit festgehalten. Nun aber muss man Erleuchtung und Gesundung der
Kraft für die Zukunft anstreben. So sollte es immer sein, doch es kommen
kosmische Knoten, wo eine heftige Vorwärtsbewegung besonders dringend ist. Man
sollte über die Vergangenheit nicht beunruhigt oder traurig sein. Fehler sind
naheliegend, doch die Karawane wartet nicht, und die Ereignisse drängen uns
vorwärts. Wir beeilen Uns und rufen euch auf, euch zu beeilen. Die Zukunft ist
voller Arbeit, doch vor uns gibt es keine Finsternis.” (Hierarchie, § 347)
”Manche
Menschen können Unsere laufenden Hinweise auf die Schlacht nicht ertragen. Sie
sollten es nicht als Schlacht sehen, sondern als Öffnen der Tore. Das Öffnen
erfordert ebenfalls Energie; doch euch kann ohne scheinheilige Verschönerung
gesagt werden, dass der Kampf des Lichts gegen die Finsternis unaufhörlich vor
sich geht. Viele Krieger bewähren sich in diesem Kampf, sonst würden wir wieder
vom Chaos verschlungen werden. Oft fragen die am Kampf Beteiligten, warum sie
sich in ihrer physischen Hülle nicht an die Heldentaten ihrer feinstofflichen
Körper erinnern. Doch von Uns aus wäre es ein Verbrechen, dies zuzulassen. Das
Herz würde die Erkenntnis einer so großen Schlacht nicht aushalten. Nur ein
besonders flammendes Herz behält die schwarzen Geschosse in seinem Bewusstsein.
Das Herz setzt entweder durch die Erkenntnis des Bewusstseins oder durch
Sklerose aus. Doch die kosmische Schlacht kann das stärkste Herz zerstören.”
”Lasst
uns an die Schlacht denken. Wenn der Zusammenprall so ein riesiges Ausmaß
annimmt, kann das unterirdische Feuer nur schwer ins Gleichgewicht
gebracht werden, und die Schichten der magnetischen Ströme durchkreuzen sich.
Doch wir wollen nicht leugnen, dass diese Perturbation neue Möglichkeiten
bringt.” (Hierarchie, § 354)
* * *
20.
Juli 1931
Ich
war so traurig zu hören, dass unser Zug wieder entgleist ist. Ist es
möglich, dass eine so klar dargelegte Struktur nicht verstanden worden ist?
Seit zwei Jahren wird täglich wiederholt, dass es notwendig ist, jede Ihnen
übermittelte Perle des Wissens zu schätzen. Ich hörte kürzlich: ”Eine weitere
Perle ging verloren.” Wann werden wir es lernen, diese Perlen nicht
wegzuwerfen, sondern jedes Körnchen sorgfältig zu wiegen, um seinen Wert nicht
zu verringern? Können Sie Erfolg erwarten, wenn die wahren Werte weggeworfen
und durch billige Surrogate ersetzt werden? In unseren Belangen sollte von
minderwertigen Taten Abstand genommen werden. Tausende Augen in der ganzen Welt
beobachten unsere Institutionen. Dies verpflichtet uns, die höchsten Fähigkeiten
und maximale Entschlossenheit zur Erfüllung des übergebenen Programms
aufzuwenden. Verfügen wir über so wenig individuelle Schaffenskraft und
Wachsamkeit, dass jeder finstere Außenseiter unsere Möglichkeiten durch
seine Gemeinheit und seine überholten Maßstäbe vernichten kann? Sicherlich
nicht. Wir brauchen weitsichtige, mutige und gebildete Mitarbeiter. Mir
scheint, dass Sie mit Ihren Beschützern nicht weit kommen werden. Welchen Sinn
haben Ratgeber, die beim ersten Widerstand alles aufgeben?
Wir
und unsere Mitarbeiter müssen wissen, wie wir unsere Rechte verteidigen können.
Wir müssen bei jedem Widerspruch zehn neue Argumente und Angriffspunkte haben.
Vor allem müssen wir verlangen, dass unsere kulturelle Tätigkeit voll
verstanden wird. Wir müssen fähig sein, das Bewusstsein unserer Mitarbeiter mit
unserem eigenen zu vereinen. Es ist natürlich nicht sinnvoll, sofort gleiche
Gedankengänge zu erhoffen, doch wir müssen ihre Ideen verfolgen und, wenn es
notwendig erscheint, sie taktvoll berichtigen. Wir haben bereits ein
erfolgreiches Beispiel so einer Führung kennengelernt. Deshalb müssen auch Sie
wachsam sein und die Gedanken Ihrer Ratgeber und Mitarbeiter richtigstellen.
Wir dürfen die Lehre nicht nur hören und uns mit ihr verbunden fühlen, sondern
wir müssen aktiv und kreativ unsere Aufgaben erfüllen.
Es
scheint, dass das ”Requiem” der Banken wie auch alle gegenwärtigen und
bevorstehenden Ereignisse in ausreichendem Maße beweisen, wie richtig, wie
weise und wie zeitgemäß alle Hinweise waren. Lasst uns daran denken, wie viele
dieser Weisungen nicht rechtzeitig erfüllt oder aber verdreht wurden! Wie gerne
würde ich sehen, dass Sie furchtlos sind. Wie gerne würde ich Sie wie ein Löwe
brüllen hören. Die Macht des Geistes kann alles bezwingen. Alles Kleine und
Minderwertige fürchtet sich vor der Macht, während alles Große Achtung vor ihr
hat. Deshalb sollt Ihr wie Löwen voranschreiten!
Bitte
besprechen Sie mit solch unzuverlässigen Mitarbeitern keine Ideen, die Sie
selbst noch nicht vollständig aufgenommen haben. Jede große Idee kann durch
taktloses Verhalten zerstört werden. Vergessen Sie nicht, dass wir hoffen,
durch die Mitglieder der Frauenorganisationen und durch andere kulturelle
Gesellschaften unterstützt zu werden. So viele gute Verbindungen wurden
geknüpft, und man könnte die Verbreitung der Postkartenreproduktionen ”Das
Reich der Kultur” ansprechen. Drei Millionen Käufer bedeuten drei Millionen
Dollar! Wie viele Frauen würden im Namen ihrer Frauenehre einen Eindollaranteil
erwerben!
Freunde,
ich möchte Euch sagen, was versprochen wurde, wird kommen, und es ist wirklich
nicht fern! Öffnet Eure Augen weit und strengt Euch an, Euer Bewusstsein zu
erweitern und zu verfeinern! Und was könnte dazu mehr beitragen als wachsame
und schöpferische Anwendung der Regeln der Lehre? Entwickelt Eure Kreativität!
Vertieft Euch in jede Idee! Die Ideen wachsen, zusammen mit dem Entstehen neuer
Möglichkeiten, doch diese Möglichkeiten sollten nicht versäumt werden. Die Zeit
wird kommen, in der das Friedensbanner und das Banner der Kultur die ganze Welt
bedecken werden. Fühlt Ihr die Schönheit und die Macht dieses Symbols?
* * *
21.
August 1931
Bitte
lesen Sie meinen Brief vom 29. Juli öfters durch. In diesem Brief werden Sie
einen Rat des Lehrers finden, der sofort in die Tat umgesetzt werden muss.
Nehmen Sie diesen Rat mit Ihrem ganzen Herzen an und befolgen Sie ihn sowohl in
kleinen als auch in großen Belangen. Wer weiß, worin das Große und das Kleine
liegt? Wer weiß, wo der kleine Grashalm ist oder das Sandkörnchen, über das der
Riese in den Abgrund stolpert?
Lasst
uns deshalb wachsam sein und lasst uns nichts verharmlosen! Lasst uns die
Gefahren unserer Zeit klar erkennen und die Bedeutung dessen, worauf alles
beruht. Lasst uns daran denken, dass jede Herabsetzung und jedes Versäumnis das
Werk und all unsere Mitarbeiter herabsetzt und zerstört – und dies zehnfach,
denn eine solche Auflehnung richtet sich gegen die Bestätigung der Hierarchie.
Vor langer Zeit wurde gesagt, dass ”eure ganzen Koffer leer und eure
Schreibfedern trocken bleiben werden, wenn ihr die Bestätigung der Grundlagen
nicht versteht. Wenn die Zeit, als die Schule errichtet wurde, schwer war, so
ist sie jetzt noch tausendmal schwieriger. Wenn die Zeit, als ihr auf Reisen
wart, als schwierig erachtet wurde, so ist diese jetzt noch tausendmal
schwieriger. Wenn diese Zeit groß war, so ist sie jetzt tausendmal größer.”
Denken
wir daran und lassen wir uns nicht einschläfern oder beschwichtigen, lassen wir
uns durch die Schmeicheleien und die angenehmen Worte der zahlreichen finsteren
Kräfte nicht verleiten. Die Umstände werden immer komplizierter werden. Folgen
Sie deshalb dem Lehrer. Wenn Sie Herabsetzungen unterlassen, wird Sie Ihr Guru
durch alle Gefahren tragen und Sie in Sicherheit bringen. Es gibt gewisse
Zeiten, in denen Herabsetzungen sowie Verheimlichungen schlechter sind als die
grausamsten Belästigungen und Verleumdungen. Kein Wunder, dass Herabsetzung und
Verheimlichung vom Großen Lehrer als subtiler Verrat angesehen werden. Ist es
wirklich möglich, dass wir so viel Schuld auf uns geladen haben? Wir wissen ja,
dass der Wunsch nach Selbstverherrlichung um den Preis der Herabsetzung des
Führers zu nichts führt. Indem wir den Lehrer verherrlichen, verherrlichen wir
doch uns selbst. Indem wir ihn herabsetzen, vernichten wir uns selbst. Das
kosmische Gesetz der Entsprechung kann man nicht umgehen. Geschichte wurde in
Zeiten gemacht, in denen an der Spitze einer Bewegung ein Führer stand, der von
ergebenen und bewussten Mitarbeitern umgeben war, die jeden Moment bereit
waren, für den Sieg der Sache alles zu opfern. Und halten wir nicht auch ihre
Namen neben dem des Führers in Ehren? Sogar in der Schule lernen wir die Namen
der Mitarbeiter großer Führer, Lehrer und Denker kennen. Und weist die
Geschichte nicht auf die Abtrünnigen hin? Werden sie nicht mit Verachtung
erwähnt?
Lasst
uns daran denken, dass sich alle Möglichkeiten nur durch den Strahl des Lehrers
ergeben, durch den von diesem Strahl erleuchteten Weg. Doch wenn wir voller
Zweifel sind und uns aufgrund von mangelndem Vertrauen und aus Furcht abwenden,
dann verlassen wir natürlich den durch den Strahl erleuchteten Weg, geraten in
die Finsternis und riskieren im besten Fall nur eine gebrochene Nase!
* * *
Wir
erhielten ein Buch, ein geliebtes Buch, in ungefälliger und billiger Form
herausgebracht. N. K. war so unglücklich darüber, dass er sich augenblicklich
hinsetzte und einen Artikel über die Liebe zum Buch schrieb. Solange wir nicht
verstehen, dass die Qualität verfeinert werden muss, wird unser kulturelles
Wachstum keine Fortschritte machen. Und wie können wir von der Verfeinerung des
Bewusstseins und der Kultur sprechen, wenn wir nicht erkennen, was dies
bedeutet? Natürlich kann man Vollkommenheit nicht sofort erreichen, doch Verschlechterung
der Qualität ist eines Schülers unwürdig. Es ist auch sehr ärgerlich, billige
Postkartenreproduktionen von Gemälden zu sehen. Wer so eine erbärmliche
Qualität zulässt, diskreditiert den Künstler. Ist uns die alte Wahrheit nicht
bekannt, dass der Kauf von billigen Dingen auf die Dauer gesehen teuer ist?
Erinnern Sie sich nicht, dass wir nach bestimmten Ausgaben gezwungen waren,
wieder Geld für den Neudruck bereitzustellen? All unsere Vorhaben sollten
entsprechend eingeleitet werden. Wir müssen die höchste Qualität suchen und
fordern. Nur auf diese Weise können wir der Kultur dienen.
* * *
Ebenso
sind wir um die Bekanntmachung und Veröffentlichung unserer Bücher besorgt.
Hier muss es ein bestimmtes System geben, eine bestimmte Organisation für
diesen wesentlichen Bereich. Wir müssen eine Person finden, die diese Arbeit
liebt und mit ihr vertraut ist, die Rechenschaft über den Verbleib und die
Bezahlung der Bücher ablegt und die ein Konzept entwirft, in welche Kataloge
unsere Bücher aufgenommen werden sollen und wie der beste Absatz zu erzielen
ist. Es gibt so viele Buchläden auf der ganzen Welt! Wir müssen auch darauf
achten, dass unsere Publikationen ohne Verspätung herauskommen! So viele
Möglichkeiten wurden verpasst, weil Dinge verschleppt wurden. Die
Veröffentlichungen müssen zu einer Einnahmequelle werden.
Ich
weiß, dass Sie all diese Ratschläge mit der richtigen Einstellung annehmen
werden, denn Sie haben dies bereits bewiesen, doch kann ich über gewisse andere
Mitarbeiter dasselbe sagen? Manche werden gekränkt sein, doch wenn sie so
empfindlich sind, setzen sie nur sich selbst herab, denn sie zeigen, dass sie
von Selbstvervollkommnung noch weit entfernt sind und die Erhabenheit des
Geistes für sie unerreichbar ist. Der König des Geistes freut sich über jede
Gelegenheit, sich selbst zu vervollkommnen. Er wird nie in alte Fehler
verfallen, und ausgemerzte, gesühnte Fehler bedeuten einen Schritt nach vorn,
eine Annäherung an das Ziel. Lasst uns deshalb erkennen, wie ernst und fordernd
die gegenwärtige Zeit ist. Wir wollen der Hierarchie folgen und alle Vorschläge
umsetzen.
* * *
In
dieser Zeit kann keine Schwäche entschuldigt werden, auch wenn sie auf gute
Motive zurückzuführen ist. Der Einsatz ist hoch, und wir werden nur durch
Bestätigung weiterkommen. Sie müssen sich bewähren und wohlwollende Gedanken
verbreiten. Verwenden Sie all Ihr Wissen und die ganze Kraft der Botschaften,
die Sie von der erhabenen Quelle des Wissens und der Schöpferkraft erhalten
haben, für eine umfassende Verbreitung. Versuchen Sie, im Namen der Kultur die
große Aufgabe des Schaffens einer neuen Stufe zu erkennen – die Epoche des
verfeinerten Bewusstseins, der beispiellosen Entdeckungen in der Wissenschaft
und der weltweiten Zusammenarbeit.
Die
Sättigung des Raumes muss nach allen Richtungen hin stattfinden. Nicht eine
einzige Möglichkeit darf verpasst werden. Sie müssen fähig sein, einen kleinen
Hinweis für eine große Tat zu nutzen. Die Macht der Sättigung des Raumes ist
groß. Möge das Bild Ihres Guru auf der ganzen Welt in Erscheinung treten.
Lassen Sie es nicht zu, dass es bis zur Bedeutungslosigkeit herabgesetzt wird.
Haben Sie keine Angst davor, sich lächerlich zu machen – Sie können einem
Spötter immer sagen: ”Sie lachen über sich selbst. Versuchen Sie, mehr zu
wissen.” Spott ist ein sicheres Zeichen für Unwissenheit, ein wirklich
Wissender würde nie etwas lächerlich machen.
Wir
sind sehr glücklich zu hören, dass Sie einen neuen Mitarbeiter gefunden haben.
Wir heißen ihn im Dienst für das menschliche Wohl sehr herzlich willkommen.
Sein Name wird in unseren Herzen wohnen, weil wir jeden schätzen, der von
Anfang an bereit ist zu helfen und das Wachstum der jungen Saat unterstützt.
Der beste Baum wird zu Recht ihm gehören. Wenn der Baum wächst, werden viele in
seinem Schatten Schutz suchen. Doch nur wenige nehmen die Bedeutung und Macht
dieser Saat wahr. Lasst uns daher die Neuankömmlinge besonders schätzen. Freude
und herzliche Grüße an den neuen Mitarbeiter.
* * *
Wir
haben aus Amerika Briefe erhalten, aus denen hervorgeht, dass auch prominente
Geschäftsleute ihren Einfluss nicht aufrecht erhalten und die Ereignisse ins
Gleichgewicht bringen können. Das gleiche bewahrheitet sich auf der ganzen
Welt. Die alten Verhaltensweisen sind überlebt, und die neuen, aufbauenden
werden noch nicht angenommen. Das Bewusstsein der Massen wächst über das des
Führers hinaus. Dämme, die errichtet wurden, um das Wachstum des Bewusstseins
einzuschränken, sind immer gefährlich; es ist unvermeidlich, dass sie durch
schreckliche Umwälzungen zerstört werden. Und da das Gesetz der Entsprechung
unveränderlich ist, ist die Niederlage umso vernichtender, je stärker der
Widerstand ist. Der wahre Führer steht immer an der vordersten Front der
Ereignisse. Doch er sollte sich an der Hierarchie des Lichts festhalten.
Die
Rettung der Welt liegt in einer neuen Formel, in einer neuen geistigen und
kulturellen Einstellung zu den Fragen des Lebens, sei es auf Regierungsebene
oder im Privatleben.
Das
Banner des Friedens und der Kultur wird, sobald man es voll erkannt hat, zur
Grundlage für eine neue Kreativität werden. Angefangen bei den Schulen müssen
die künftigen Generationen die grundlegende Bedeutung der aufbauenden und
schöpferischen Arbeit in all ihren Aspekten begreifen. Die Neue Welt hat keinen
Platz für den Luxus der Zerstörung; undifferenzierte und wilde Gewalt kann hier
nicht bestehen. Diese Anforderungen werden sich zwar nicht sofort und überall
erfüllen, doch man kann bereits erkennen, wo die Dämmerung anbricht.
Sogar
jetzt wird die Idee des Friedens und der Kultur so unterschiedlich aufgefasst!
Die Mehrheit assoziiert Kultur mit oberflächlicher Zivilisation, mit dem ganzen
wertlosen Luxus, der eine solche Zivilisation begleitet, während sie unter
Frieden ”eine friedvolle Eroberung” der Märkte und Diskussionen über Abrüstung
versteht. Darunter verstehen die Menschen das Ersetzen der alten, überholten
Waffen durch neue und wirksamere. Es ist bedrückend, über den Zustand der Welt
nachzudenken! Die Lage ist schrecklich, und es wird noch schlimmer werden, da
es unmöglich ist, jene, die in ihrer Blindheit bereits dabei sind, in den
Abgrund zu stürzen, aufzuhalten. Sobald sie in Bewegung geraten, rollen sie
umso schneller, je näher sie dem Boden kommen. Doch wir wissen, dass es eine
Festung des Wissens und des Geistes gibt und dass jenen, die das Licht suchen,
immer geholfen wird. Lasst uns darum unsere noch unwissenden, geistigen Brüder
dazu aufrufen, sich unter dem Banner der Kultur mit uns zu vereinen! Das Feuer des
Geistes und das erleuchtete Bewusstsein werden dem Schrecken der Zerstörung
Einhalt gebieten. So lasst uns die gute Saat ausstreuen, sie wird zur rechten
Zeit Früchte tragen.
Die
Antwort, die Sie bezüglich des Banners des Friedens und der Kultur erhalten
haben, ist sehr charakteristisch. In solch einer Antwort ist die ganze
Ohnmacht, die ganze Unfähigkeit, die vorhandenen Möglichkeiten zu verstehen,
enthalten; sie enthüllt krasse Verantwortungslosigkeit. Welch schöne Geste, die
in die Geschichte eingeht, könnte es sein, an der Konferenz des Paktes und des
Friedensbanners teilzunehmen! Doch kleine und gewöhnliche Geister geben sich damit
zufrieden, im Hintergrund zu bleiben. Was kümmert sie die Geschichte, wenn ihr
Bewusstsein den Gedanken der Verantwortung nicht begreift, von Verantwortung
auf weltweiter Ebene ganz zu schweigen. Ihre Vorstellung von Verantwortung
reicht über den Wunsch, sich einen warmen und bequemen Platz zu sichern, nicht
hinaus. Und dafür eignen sich Gewöhnlichkeit, Trägheit und Unwissenheit
hervorragend. Doch sie vergessen eines: die Zustände ändern sich, und in
gewissen Situationen können nur außergewöhnliches Verhalten und feurige
Bereitschaft des Geistes Rettung bringen und die geliebte Bequemlichkeit und
Glückseligkeit bewahren. Die Welt ist voll von Robotern, Schattengestalten und
aktiven Mitarbeitern des Bösen. Sollten wir nicht die Roboter, die gedankenlos
die überlebten Formeln wiederholen, und die Schattengestalten, die sich nicht
gegen das Böse auflehnen, zu den Mitarbeitern des Bösen zählen?
So
lasst uns Trägheit und Unwissenheit in uns und in unseren engsten Mitarbeitern
bekämpfen, und seid nicht niedergeschlagen über die zufälligen Neuankömmlinge.
Doch mit einem Lächeln wollen wir in unseren Aufzeichnungen eine weitere Seite
über Unwissenheit und Stagnation schreiben, welche gemeinsam das Karma eines
ganzen Landes schaffen.
Wir
sollten nicht auf Schmeicheleien hören. Groß ist die Verachtung eines
Schmeichlers, wenn er bemerkt, wie leicht wir auf seine manchmal ziemlich grobe
List hereinfallen. Wir wollen nicht wie käufliche Sklaven sein, sondern den
Stolz und die Unabhängigkeit eines Herrschers des Geistes entwickeln, der keine
Schmeicheleien kennt. Nichts erniedrigt und vernichtet eine Person so sehr wie
Empfänglichkeit für Schmeicheleien. Wer Schmeicheleien liebt, ist ein Sklave des
Gestern. Eine Person, die sich der Schmeichelei schuldig macht oder ihr
unterliegt, kann kein enger Mitarbeiter werden. Die Bestechlichkeit solcher
Leute ist groß – lasst uns daran denken!
Es
freut mich zu hören, dass sich die Mitarbeiter bemühen, enger
zusammenzuarbeiten und Gerechtigkeitsgefühl entwickeln. Ein starker Geist weiß,
wie er sich von bestimmten Atavismen befreien kann, während das
Gemeinschaftsgefühl und das Wahrnehmen des großen Bildnisses des Lehrers daran
erinnern, dass bewusste Zusammenarbeit edel und freudvoll ist. Ein durch Liebe
erwärmtes Herz wird eine herrliche Anziehungskraft ausstrahlen. Das Streben des
Geistes bringt Mut und Gerechtigkeit.
Ihr
seid uns alle teuer; sind wir nicht durch dieselbe Lehre, durch denselben
Lehrer vereint? Wenn es uns gelingt, die flüsternden Schatten, Gereiztheit,
Überempfindlichkeit und sorgloses Verhalten gegenüber der Arbeit zu vertreiben,
werden wir mit riesigen Schritten voranschreiten. Ist es nicht schmerzlich,
unbeweglich zu sein, an derselben Stelle zu verharren? Das größte Hindernis ist
Überempfindlichkeit, sie hält uns zurück und zerstört dadurch unsere Strebsamkeit.
Herrliche Möglichkeiten entgehen uns, wenn wir damit beschäftigt sind,
Beschimpfungen und Verletzungen zu untersuchen, die wir uns in den meisten
Fällen einbilden und selbst suggerieren. Wir wollen diese destruktiven
Gewohnheiten ablegen und uns mit ganzem Herzen der Erfüllung der uns anvertrauten
Aufgabe widmen! Legen wir unser ganzes Interesse, unser ganzes Leben in unsere
Arbeit, und es wird ein Wunder geschehen. Gerade diese Selbstverneinung wird
uns viele unerwartete und erhabene Freuden bringen.
Eine
selbstsüchtige Person verurteilt sich selbst zu fürchterlicher Einsamkeit und
gerät in Vergessenheit. Glück liegt darin, Liebe zu schenken; und glücklicher
als derjenige, der geliebt wird, ist derjenige, der liebt. Wenn diese Wahrheit
erkannt wird, wird sich alles Glück verwirklichen. Lernen Sie zu lieben,
bemühen Sie sich, alles Schöne zu lieben und entwickeln Sie ein aktives
Mitgefühl für alles, was noch unvollkommen ist. Seien Sie freundlich und
höflich zu Ihren Untergebenen, denn darin liegen das Vorrecht und die Zierde
des Geistes!
Ich
liebe die Geschichte über Akbar, die beschreibt, wie ihm bei einem feierlichen
Fest alle Radschas und Untergebenen Geschenke überreichten und er aus diesen
zahlreichen kostbaren Geschenken das bescheidenste aussuchte, es an sein Herz
drückte und sich den Versammelten zeigte. Damit brachte er zum Ausdruck, wie
sehr er um den geringsten seiner Untertanen besorgt war und betonte zugleich, dass
er keine luxuriösen Geschenke liebte, sondern jene, die von einem ergebenen
Herzen kommen. Lasst uns auch so handeln, beurteilen wir nicht nach äußerer
Erscheinung und Rang, sondern nach dem Gedanken und innerer Güte. Und natürlich
verbergen sich die besten Gedanken und die ergebensten Herzen oft unter
ärmlicher Kleidung und auf unwichtigem Posten. Schätzen Sie Ihre bescheidenen
Mitarbeiter! Sowohl Pünktlichkeit als auch Höflichkeit wurden früher als
Vorrecht der Könige angesehen.
* * *
7.
Oktober 1931
Wir
freuen uns, dass Sie die Bedeutung der Fristen erkennen und sind für jede Eile
dankbar. Da sich die Ereignisse überschlagen, wird es immer dringender, die
Entwicklung des Werkes zu beschleunigen. Nur ein entwickelter Geist kann die
Notwendigkeit, mit dem Rhythmus des Kosmischen Magneten voranzuschreiten,
erkennen. Alle, die zögern und hinterherhinken, gehören den niederen Bewusstseinsstufen
an, und eine solche Denkweise kann uns nur traurig stimmen. Wir sollten ihnen
einen Teil ihrer Last abnehmen und jenen übergeben, die nach vorne blicken und
der Evolution entgegenstreben.
Bereiten
Sie sich Ihre Mitarbeiter vor; vergessen Sie nicht, was über das Austauschen
verwelkter Rosen durch wilde Blumen gesagt wurde! Bemühen Sie sich, jeden Tag
etwas zu lernen, und danken Sie jedem Mitarbeiter, der Ihnen behilflich ist,
die richtige Haltung gegenüber kleinlichen persönlichen Beschimpfungen zu
entwickeln und sich davon zu befreien. Nur wenn wir versuchen, das Wesentliche
zu verstehen, lernen wir es, die Angriffe eines ungebildeten Herzens zu übersehen.
N. K. denkt immer mit Dankbarkeit an seine feindlichsten Kollegen, weil sie es
waren, die ihm halfen, sein wachsames Auge, seinen Verstand und eine besondere
Stärke und Disziplin des Geistes zu entwickeln. Auch Sie müssen lernen, das
Verhalten der zänkischen Leute als Laune zu betrachten, die sie nicht verletzen
kann, sondern in Ihnen nur Mitleid hervorruft für jene, die zu den unsinnigen
Gewohnheiten der Kindheit zurückkehren.
Wir
wissen, wie schwer das Leben heute ist, und wir sind unglücklich über jeden
Mangel an Verständnis, über jede Verzögerung, über alles, was den Fortschritt
erschwert. Die Vernachlässigung der eigenen Pflichten kann nie gesühnt werden.
Sie haben keine leichte Aufgabe, doch einfache Dinge tragen nicht zur
Vervollkommnung bei. Reines Streben wird vom Großen Lehrer immer unterstützt.
Seien Sie siegreich! Der Große Lehrer ist immer bereit, dem strebenden Schüler
zu helfen, doch diese Hilfe kommt erst, wenn der Schüler selbst alle
Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Darin liegen die größte Weisheit und ein großes
kosmisches Gesetz der Evolution. Nur an der äußersten Grenze der Anspannung
werden unsere Kräfte in feinste Energien verwandelt. Unsere Gedanken sind bei
Ihnen, und wir wissen, dass alles eintreten wird, wenn wir nicht selbst durch
unsere Selbstsucht, Trägheit und unsere oberflächliche Einstellung gegenüber
den Ratschlägen des Lehrers den silbernen Faden zerreißen.
* * *
Um
die Höhe eines Berges richtig einschätzen zu können, muss man dies aus einer
bestimmten Entfernung tun. Das gleiche gilt für die Arbeit. Manchmal ist es
ratsam, von ihr Abstand zu nehmen, um ihre kulturelle Bedeutung zu erkennen. Es
ist notwendig, die kulturelle Bewegung in ihrem weltweiten Ausmaß zu erkennen,
und dies ist das Wichtigste; denn wenn wir das nicht erkennen, wird es unseren
Taten an der Angemessenheit mangeln, und ohne diese ist Erfolg unmöglich. Warum
bestehen alle Lehren auf der Notwendigkeit des Glaubens, oder auf dem
vollkommenen Verstehen einer erteilten Aufgabe? Deshalb, weil das intuitive
Wissen oder der Glaube aus dem Menschen einen Riesen macht. Indem er den
Zweifel vernichtet, schafft solch ein Glaube eine unbesiegbare Ausdauer, die
unbedingt zum Ziel führt. Beschränkt durch unseren physischen Körper können wir
die kulminierenden Ereignisse nicht durchschauen. Wir können daher das
Vorbestimmte nicht von selbst erfüllen. Mangelt es uns aber an Glauben,
verlassen wir die vom Lehrer vorgegebene Richtung, oder indem wir die Vorgaben
missverstehen, zerbrechen die dargestellten Verbindungen, in denen wir einen
notwendigen Bestandteil darstellen und handeln müssen. Glaube ist großes Wissen
und Weisheit. Ein Mensch, dem es an Glauben oder Wissen mangelt, gleicht einem
Wetterhahn. Er ist von den äußeren Bedingungen abhängig, die sich ständig
ändern und die er in seiner Blindheit nicht voraussehen und nicht vermeiden
kann.
* * *
”Es
ist richtig, die Grundsätze des Friedensbanners zu bestätigen, wann immer es
möglich ist. Bitte denken Sie daran, dass sich unerwartet neue Möglichkeiten
bieten. Sich dem Übel zu widersetzen, bringt neue Möglichkeiten.” Die gegen das
Friedensbanner verfassten Artikel sind so niederträchtig, dass man sich nur
wundern kann, dass Menschen solche Gedanken hervorbringen können. Ich bin etwas
verwundert betreffend die Liga der Nationen. Warum ist man an der Meinung und
Unterstützung so einer Organisation derart interessiert? Es scheint, dass eine
Bewegung der kulturellen Vereinigung und die Entwicklung eines wahren
Verständnisses für die geistigen Errungenschaften in der Kunst innerhalb der
jüngeren Generationen so wesentlich ist, dass es der Genehmigung dieser
totgeborenen Organisationen nicht bedarf. Jede weitsichtige Regierung sollte im
Pakt des Friedensbanners gerade eine Bewegung für den Schutz, die Ordnung und
die Kreativität sehen. Daher sollte der Umstand, ob die Liga das Banner
genehmigt oder nicht, die Errichtung des großen Banners der Kultur auf keinen
Fall beeinflussen.
Ist
es möglich, dass die Frauenorganisationen in Amerika teilnahmslos zusehen und
das Banner der Kultur nicht unterstützen? Ich hoffe, wir überschätzen ihre
geistige Aufnahmefähigkeit nicht. Lange vor der ersten Konferenz in Brügge
lernte ich den wahren Wert vieler moderner Organisationen kennen, und ich
verstand, wie hart man arbeiten muss, um das Bewusstsein der Massen zu wecken
und ihnen die wahren Werte sowie die kulturelle Schaffenskraft verständlich zu
machen. Dies kann nur durch beständige und systematische Verbreitung von
Ideen erreicht werden, doch nicht durch konvulsive Ausbrüche. Lasst Euch
deshalb durch die Gleichgültigkeit der Regierungen und anderer Gruppen der
zivilisierten Gesellschaft nicht entmutigen, doch setzt all Eure Kräfte ein, um
oberflächliches Denken unter den engsten Mitarbeitern auszurotten und ihr
Verständnis für die zwingende Notwendigkeit, diese Idee zu erfüllen, zu
vertiefen.
”So
rate Ich noch einmal, die Lehre in die täglichen Pflichten zu transformieren.
Ich rate zu beobachten, inwieweit die Umgebung erfolgreich gestaltet wird. In
kleinen Gruppen sollte man wechselseitige Gedanken besonders beachten, um den
Strom nicht zu belasten und zu unterbrechen. Viele Lehren raten zu dieser
einfachen Disziplin, doch jedes Buch sollte daran erinnern, weil das
Grundlegende und überaus Notwendige im Leben nicht angewendet wird. Und für Uns
bedeutet es ein großes Glück, wenn Wir jemandem so vertrauen können wie Uns
selbst. Wie mächtig ist die Zuflucht des offenen Herzens.” (Herz, § 16)
”Unaufhörlich
und immerzu strömt die Lehre des Lebens auf die Erde ein. Man kann sich das
irdische Sein ohne diese Verbindung mit der unsichtbaren Welt nicht vorstellen.
Wie ein Rettungsanker, wie das führende Licht stärkt die Lehre unseren
Fortschritt in der Finsternis. Doch inmitten der Fülle des Wohlwollens, das uns
wie die Wellen des Meeres umgibt, kann man, einen Rhythmus von besonderer,
bestimmter Ausdehnung wahrnehmen; zu diesem Zeitpunkt erscheinen die Lehren. So
kann man durch Beobachtung des Wachsens und Untertauchens, die zusammen die
Entwicklung der Existenz beschreiben, den Rhythmus dieser ganzen Welt
erklären.” (Herz, § 17)
”Unterbrechung
des Rhythmus kann auf viele Umstände zurückgeführt werden, doch das beste
Mittel, diese Störung zu vermeiden, ist Einigkeit. Wendet euch an Uns, wo über
alles entschieden wird. Als Vergleich – wie ein Staubkorn den Stillstand eines
riesigen Rades bewirken kann, so unterbricht ein gestörter Rhythmus den Strom.
Gerade jetzt ist die Zeit der großen Anspannung. Die Möglichkeiten sind so
nahe, die Ereignisse ballen sich bereits zusammen, und das Schreckliche wird
sich als Rettung erweisen.” (Herz, § 18)
Lasst
uns den rettenden Strom nicht unterbrechen!
* * *
21.
Oktober 1931
Die
letzte Post brachte uns die Schilderung eines sehr bezeichnenden Gesprächs. Was
für ein schönes Beispiel für Schwachsinn und Verfall! Was kann man tun, wenn
die offiziellen Vertreter diverser Organisationen nicht dazu imstande sind, die
Bedeutung der Erziehung zu begreifen? Für sie ist das Wort ”Kultur”
gleichbedeutend mit allem, was sie verachten, was sie als ”abstrakte Ideen”
bezeichnen, oder sie assoziieren es mit etwas, was ihre geliebten Gewohnheiten
stören könnte!
Es
wäre nicht angebracht, vor solchen Menschen die Namen Pawlow, Bechterew, Pupin,
Abel, Millikan, Rutherford, Einstein, Jagadis Bose oder Tagore auszusprechen.
Die
Worte Buddhas, des Herrn, dass ”Unwissenheit das größte Verbrechen ist, weil
sie den Menschen das ganze Elend bringt”, sollten mittlerweile im Bewusstsein
der Menschen verankert sein. Solange die Führer der Länder keine herausragende
Denkfähigkeit und vor allem keine geistige Synthese besitzen, die es
ermöglicht, alle Strukturen des Seins zu erfassen, wird es keinen wirklichen
Fortschritt geben. Doch da es in der Natur keine Unbeweglichkeit gibt, werden
sich alle unwissenden Menschen zurückentwickeln, von Degeneration und
Zersetzung begleitet. Sind wir nicht schon Zeugen dieser Abläufe? Einige
hervorragende Wissenschaftler haben bereits auf die bedrohlichen Anzeichen so
einer Degeneration hingewiesen, die in der jüngeren Generation durch ein Ansteigen
der psychischen Krankheiten und des Schwachsinns zu finden sind. Und viele
Leute fragen sich, ob diese traurigen Abnormitäten falscher Erziehung und
mangelhafter Bildung zuzuschreiben sind. Im allgemeinen fehlt der modernen
Erziehung die kulturelle Grundlage, die vor allem eine Entwicklung der Synthese
in den Fähigkeiten des Menschen miteinschließen sollte. Einseitige
Spezialisierung führt immer zum Verlust des Gleichgewichts und resultiert in
psychischen Krankheiten, wie wir heute vielfach beobachten können.
Lasst
uns Furcht und Spott vergessen und unter dem Banner der Kultur kühn dem Sieg
entgegenschreiten! Doch denken Sie immer daran, dass Sie in einem sehr
verantwortungsvollen, vorbereitenden Stadium an der Arbeit teilnehmen, das
einer verfeinerten Intuition und strenger Aufmerksamkeit bedarf, damit dem
wachsamen Auge keine Einzelheit, ob nützlich oder schädlich, entgehen kann. Es
ist auch notwendig, im Umgang mit Menschen äußerst taktvoll zu sein. Denken Sie
daran, dass offene Feinde weniger gefährlich sind als die Massen der kleinen
Würmer. Der festeste Schritt kann in diesem Sumpf versinken.
Lasst
uns auch Geduld üben, denn ohne Geduld kann nichts erreicht werden. Sehr oft
geben Menschen nach einem großartigen Anfang aus Mangel an Geduld einfach auf.
Sie vergessen, dass alle großen Aufgaben von Schwierigkeiten begleitet werden,
doch indem sie diesen Schwierigkeiten ausweichen, verurteilen Sie sich selbst
zu einem ermüdenden Kreislauf, der sich endlos wiederholt. Wenn wir die
gegebene Stufe nicht gemeistert haben, können wir die folgenden nicht
überspringen. Natürlich können wir durch außergewöhnliche Strebsamkeit alle
Stufen schneller bewältigen. Doch unsere Füße sollten jede Stufe berühren. Der
Grad des Strebens wird die Dauer des Verweilens auf der jeweiligen Stufe
bestimmen. Deshalb müssen wir uns mit unserer ganzen Kraft auf eine neue und
höhere Stufe vorbereiten und daran denken, dass unsere Zeit begrenzt ist. Sie
müssen wissen, dass unsere Geduld durch unser Wissen unterstützt wird; wir
wissen, dass es eine krönende Stufe gibt. Wir wissen auch, dass unser Warten
nicht zu lange andauern wird. Doch die vorbereitenden Stufen erfordern
Scharfsinn, Vorsicht und Feingefühl. Beeilen Sie sich und fliegen Sie auf den
Schwingen der großen Epoche des Gleichgewichts des dualen Ursprungs sowie der
umfassenden Zusammenarbeit und Kultur, die auf geistigem Wissen basieren.
Den
Augen des Herzens wird nichts entgehen, denn sie werden fühlen und leiten.
Lodern Sie wie eine Fackel; entzünden Sie alles mit reinigenden Flammen;
erleuchten Sie die beste Richtung! Vereinigt Eure Herzen in dieser herrlichen
Tätigkeit, in dieser geistigen Bestrebung! Bemühen Sie sich, auf alle Rufe zu
erklingen, auf alle stärkenden Gedanken und alle Fluide der Herzensenergie zu
achten – all dies strebt Ihnen in einer feurigen Bewegung zu und will Ihnen
Hilfe bringen!
Durch
vereinte Anstrengung wollen wir die enorm schwere Last heben. Das Heben dieser
Last ist nur am Anfang schwer. Sobald sie von der Erde emporgehoben worden ist,
wird sie leichter werden als eine Feder.
Lasst
uns nicht vergessen, dass der Haupterfolg der Finsteren in ihren Methoden
besteht, Uneinigkeit hervorzurufen. Sie haben Erfolg, wenn die Mitarbeiter es
versäumen, den Ernst des Augenblicks zu erkennen, und wenn die Mitarbeiter
nachlässig sind und dringende Angelegenheiten unbeachtet lassen. Wir müssen
daran denken, dass Reizbarkeit und Überempfindlichkeit die einfachsten Kanäle
sind, durch welche sich alles Finstere nähern kann.
”Es
ist richtig, dass der Angriff letztendlich nur Nutzen bringen wird. Ihr müsst
aber lernen zu warten, bis die Blume des Satans erblüht ist. Der Kampf ist
heftig, und ihr müsst sehr vorsichtig sein. Achtet auf eure Gesundheit;
schwächt euch nicht durch Gereiztheit. Haltet den silbernen Faden fest und
reinigt eure Gedanken!”
N.
K. beendet gerade seine ”Einführung” zu Spinoza und Goethe. Die Sprache ist
herrlich, und sie sollte so übersetzt werden, dass die Schönheit des Originals
erhalten bleibt. Wenn wir die Schilderungen von Spinozas Leben lesen, können
wir wieder einmal sehen, wie notwendig alle Angriffe und Verleumdungen waren,
wie diese sein Bild im Bewusstsein der nachfolgenden Generationen verstärkt
haben und es klarer erscheinen ließen. In diesem Stadium unserer Evolution sind
alle Arten von Judassen und alle finsteren Kräfte des unwissenden Widerstandes
absolut notwendig. Geben uns denn diese Kräfte der Finsternis nicht die
Möglichkeit, unsere ganze Kraft und unsere Wachsamkeit anzuspannen und den
Bereich unserer Tätigkeit zu erweitern? Sind nicht sie es, die Informationen
über uns verbreiten und dadurch die Aufmerksamkeit wertvoller Menschen auf uns
lenken? Anfangs mögen sich solche Leute aus Neugierde oder Empörung nähern,
doch später wird die Größe ihres Geistes sie befähigen, den wahren Wert der
Dinge zu erkennen, und sie werden unsere Freunde werden. Es gibt viele Freunde,
die zur Zeit die Maske des Feindes tragen. Solche Metamorphosen kommen im Leben
manchmal vor.
* * *
Möge
in dieser Zeit das Gefühlswissen entwickelt werden. Möge nichts Wertvolles
außer acht gelassen werden. Man bedenke, dass die unbedeutendste Kleinigkeit
sich als starke Waffe gegen den Feind erweisen kann. Wie viele schöne
und sofort einsetzbare Formeln befinden sich in Ihrem Arsenal! Lernen Sie es,
sie anzuwenden, damit Sie Ihre Gegner entwaffnen können! Ihre Sprache soll
eindrucksvoll sein; berücksichtigen Sie die Mentalität Ihres Gesprächspartners
und stützen Sie Ihre Reden immer auf positive Fakten, von denen Sie über einen
beachtlichen Vorrat verfügen! Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir
Ereignisse nicht immer richtig einschätzen und oft eine bestimmte Einzelheit
oder Tatsache von scheinbar geringer Bedeutung überhaupt nicht in Betracht
ziehen. Man muss daran denken, dass alles, was im Zuge des aufbauenden Werkes
für die Hierarchie entsteht, eine tiefe Bedeutung hat, und wenn diese heute
noch nicht offensichtlich ist, kann morgen jeder darüber sprechen. Wer kennt
die Wege der Evolution? Wer kann vorhersagen, wie das heutige Chaos enden wird?
Wer weiß, welche Kräfte sich erheben werden? Deshalb handeln Sie mutig, doch
mit Scharfblick und voll Vertrauen zur Hierarchie des Lichts!
Mögen
alle Mitarbeiter den Kampf bis zu seinem Ende durchstehen. Der Kampf wird
schwierig sein, doch die Hilfe wird nicht ausbleiben, wenn Sie fest
entschlossen sind; dann werden Sie aus allem als Sieger hervorgehen. Nur eine
Voraussetzung ist absolut unabdingbar: volles Vertrauen bis zum Ende, bis zur
Grenze der Verzweiflung. Die unbesiegbare ”Tactica adversa” wird die Feinde zur
Absurdität führen, und als Ergebnis werden alle feindlichen Angriffe aufgrund
ihrer offensichtlichen Widersinnigkeit zersprengt werden. Denken Sie daran,
wenn das Böse und die Gemeinheit sich häufen und ihren Höhepunkt erreichen;
dann können Sie das Zentrum mit ”einem einzigen Pfeil” durchdringen. Denken Sie
auch daran, dass nur aus dem Kontrast zwischen Licht und Finsternis
Möglichkeiten entstehen, etwas zu schaffen. Alle kosmischen Gesetze spiegeln
sich im menschlichen Leben wider. Tragen Sie die Last dieser Zeit sorgfältig
und mutig noch ein bisschen länger, und die Hilfe wird Sie zur rechten Zeit
erreichen!
Darüber
hinaus sorgen Sie bitte dafür, dass wir der Öffentlichkeit nicht auf blumige
oder künstliche Art und Weise präsentiert werden, sondern dass mit Fakten
gearbeitet wird. Und betreffend die Persönlichkeit von N. K. ist es sehr
wichtig aufzuzeigen, wie N. K. jedem, der mit ihm Kontakt hat, einen
schöpferischen Ansporn verleiht und dass er in der Arbeit höchste Qualität
verlangt. Weisen Sie hin auf diese wunderbare Fähigkeit, aus jedem das Beste
herauszuholen, und auf die beeindruckenden Ergebnisse, die durch diese Art von
Führung erreicht werden. Betonen Sie, dass er lehrt, durch Konzentration auf
die positiven Aspekte aus jedem Umstand Nutzen zu ziehen. N. K. ist nicht nur
ein gütiger Prophet, der zu reinem Denken, Enthaltsamkeit und Verzeihung
aufruft, wie ihn die Menschen kennen, sondern er ist auch ein wahrer Führer und
aktiver Erbauer, denn er kennt den Lebenskampf und rüstet seine Mitarbeiter für
die Teilnahme an diesem Kampf. Er kämpft gegen alles Finstere und Unwissende.
Manchmal scheint es, als wären seine Weisheit und seine Vorausschau grenzenlos,
und seine nächste Umgebung kann bestätigen, dass er Ereignisse vorausgesagt
hat, die später eingetreten sind und von vielen bezeugt werden können. Hat er
nicht so oft den richtigen Weg aufgezeigt, den die Menschheit einschlagen
sollte, um Leid zu vermeiden?
Die
Grundvoraussetzung für die Rettung liegt in seinem Ruf nach Einheit der ganzen
kulturellen Welt und nach Erziehung der jungen Menschen in einem neuen
Verständnis des schöpferischen Gedankens und der breiten Zusammenarbeit,
basierend auf dem Begriff der großen Kultur, der Cult-Ur, oder dem Kult des
Lichts. Viele Seiten von N. K.s Persönlichkeit könnte man besser verstehen,
indem man seine Einführung zu Spinoza und Goethe liest. N. K. ist der gleiche
”Sonnenträger” wie er Goethe in seinen Ausführungen schildert. Können Sie die
ganze Kraft fühlen, die unsichtbare Macht dieses Menschen, der das Leben mit
Sonnenlicht erfüllt? Die Sonne seines Lebens verbrennt alles Finstere,
Unheilvolle und Zerstörende. Man kann viele überzeugende und schöne Fakten finden.
Doch man sollte Vergleiche vermeiden. Möge jeder große Geist in seiner eigenen
Kraft und in der Schönheit seiner eigenen Heldentaten erstrahlen. Es ist
wirklich nicht unsere Angelegenheit, Vergleiche anzustellen. Jeder große Geist
erfüllt die ihm gestellte Aufgabe, und jede persönliche Erscheinung ist schön
in ihrer Einzigartigkeit. Vor langer Zeit wurde gesagt: ”Wie können wir das
Licht der fernen Sterne vergleichen?” Dieser Ausspruch lässt sich auf viele
Fälle anwenden.
* * *
8.
November 1931
Ich
erhielt Ihren freundlichen und aufrichtigen Brief und möchte Ihnen sagen, dass
ich von dem Gefühl der Freude, das Ihnen durch die Beschäftigung mit der Lehre
zuteil wurde, besonders gerührt war. Das Ausmaß dieser Freude ist in der Tat
das wahre Maß für unsere Bereitschaft, die Grundlagen der Lehre des Lichts in
uns aufzunehmen. Bewahren Sie diese Freude und Dankbarkeit auch im grauen
Alltag des Lebens, denn darin liegt der schnellste Weg, Ihr Bewusstsein zu
erweitern. Und dies ist das Ziel der Lehre!
Wenn
ich danach urteile, was ich aus Briefen enger Mitarbeiter über Sie erfahren
habe, fühle ich, dass Sie nach dem Ruf nicht auf den ersten Stufen
stehenbleiben, sondern genügend Mut finden werden, den vor Ihnen liegenden
schwierigen Weg zu beschreiten. Wenn Sie die Bücher der Lehre lesen, wenden Sie
bitte alles, was hier gesagt wird, vor allem für sich selbst an. Viele lesen
die Lehre, doch die meisten Menschen glauben, dass das, was dort geschrieben
steht, für andere gilt und nicht für sie selbst. Sie beachten das, was
hauptsächlich sie selbst betrifft, gar nicht oder lehnen es ab. So verzögern
sie ihren Fortschritt. Doch ein wahrer Schüler wird alles auf sich selbst
beziehen. Und wer kann schon sicher sein, dass er nicht bestimmte gute und auch
noch schlechte Eigenschaften besitzt, die sich noch im Embryonalstadium
befinden? Doch wenn wir alles vor allem bei uns selbst anwenden, wird es uns
gelingen, in die Tiefen unseres Wesens einzudringen und vieles zu entdecken,
was uns überraschen wird. Diese unerwarteten Entdeckungen werden unter der
Voraussetzung, dass wir wirklich bereit sind, den Weg der Selbstvervollkommnung,
den die Lehre beschreibt, zu beschreiten, unserem Fortschritt sehr dienlich
sein.
Es
ist absolut notwendig einzusehen, dass vom Schüler volles Vertrauen verlangt
wird, auch wenn ihm manches nicht klar erscheint. Mit der Erweiterung des Bewusstseins
wird vieles, was ihm widersprüchlich erschien, seinen Platz finden. Mein
Lieblingsausspruch ist: Volles Vertrauen bis zum Ende! Beherzigen Sie das – es
ist der kürzeste Weg! Wenn Sie diesen Weg beschreiten, wird Sie Freude
begleiten!
Ich
kann Ihnen auch sagen, dass jemand, der sich ernsthaft dem Dienst des Lichts
weiht, geistig nie mehr allein ist. Lernen Sie es, in allen Augenblicken Ihres
Lebens daran zu denken, dass Sie von dem Auge des Adlers und dem Flammenden
Herzen des Einen, der Sie rief, beobachtet werden! Nur unser grober Körper und
die unzureichende Verfeinerung unserer Sinne hindern uns daran, Seine Gegenwart
wahrzunehmen. Doch das schöne Erlebnis, das Sie bereits hatten und von dem Sie
mir berichteten, ist ein gutes Zeichen; es bedeutet, dass sich solche
Erlebnisse häufen können. Doch haben Sie Geduld, denn ”wir kennen weder den Tag
noch die Stunde” (Blätter des Gartens Morya II, § 165) Diese Worte beinhalten
eine tiefe Wahrheit. Das Ziel des Lehrers ist es, unseren Körper nicht zu
schwächen, sondern ihn zu stählen für die höchste Aufnahmefähigkeit, was
äußerste Sorgfalt erfordert. Freude, Dankbarkeit und Vertrauen sind dafür die
besten Mittel.
Lieben
Sie und helfen Sie anderen, lieben zu lernen! Ich grüße Sie auf dem Weg des
Lichts und sende dem lieben neuen Mitarbeiter die ganze Freude meines Herzens!
* * *
Dezember
1931
In
diesem schweren Augenblick Ihres Lebens sendet Ihnen mein Herz die ganze
Entschlossenheit und das Streben meines Geistes. Sie wissen, dass die Stunde
der Großen Schlacht geschlagen hat. In allen Lehren sind zu verschiedenen
Zeiten viele Prophezeiungen und Offenbarungen gegeben worden. Das Große
Harmagedon hat gegen Ende des Jahres 1931 eingesetzt, beginnend mit der Großen
Schlacht, auf die der Lehrer uns vorbereitet hat. Wir müssen das Ausmaß dieser
Schlacht, die auf allen Ebenen oder Welten vor sich geht, verstehen. Wir müssen
die Unerbittlichkeit unserer Zeit verstehen und wissen, dass der himmlischen
Schlacht die irdische folgt. Wir sollten deshalb nicht überrascht sein, wenn
sich die Ereignisse häufen. ”So viel ist über die Himmlischen Heerscharen, über
Michael, den Archistrategen, gesagt worden, über das Erscheinen eines
bestätigten Führers und das ganze Unheil. Deshalb sage Ich – Vorsicht!” (Herz,
§ 176)
Wir
befinden uns nicht mehr am äußeren Rand der Schlacht, sondern in vorderster
Reihe. Während wir das uns anvertraute Banner tragen, wollen wir ganz nahe am
führenden Hierarchen bleiben. Denken Sie daran, denn die feindlichen Geschosse
bersten nur inmitten der letzten Reihen, wie es mir in der wunderbaren Vision
der siegreich vom Führer geleiteten Armee gezeigt wurde. Lassen Sie Ihre Herzen
unter den schweren Angriffen der Finsteren nicht erzittern, denn die Nähe des
Großen Herzens wird Ihnen die für den Widerstand nötige Kraft verleihen. Lasst
uns unerschrocken das königliche Wesen des Geistes offenbaren! Lasst uns in die
Geschichte unseres Lebens eine Seite der Tapferkeit und der großen Tat
einschreiben! Man soll von uns nicht sagen:
”Kaum
wurde die Große Schlacht erwähnt, zeigt schon so mancher Müdigkeit. Was wird so
einer sagen, wenn er das große Heer des Feindes sieht?” (Herz, § 180)
In
diesem Zusammenhang möchte ich einige Prophezeiungen erwähnen, die auf die
Große Schlacht Bezug nehmen:
”Jede
Yuga hat ihre bedeutsame Phase, als Vorbereitungsperiode, doch es können
Beschleunigungen eintreten, welche alle Kräfte ungewöhnlich verstärken. Man
darf die große entscheidende Schlacht nicht nur als Krieg verstehen. Die
Offenbarung dieser Schlacht geht viel tiefer. Sie wird sich auf die ganzen
feinstofflichen und irdischen Welten erstrecken. Sie wird nicht nur in
Schlachten zum Ausdruck kommen, sondern auch in ungewöhnlichen Zusammenstößen
zwischen den Völkern. Die Grenzen zwischen den Kriegführenden werden genauso
verworren sein wie die zwischen Gut und Böse. Viele entscheidende Schlachten
werden für das irdische Auge nicht wahrnehmbar sein. Die Zusammenstöße in der
Feinstofflichen Welt werden auf dem irdischen Weg als Katastrophen in Erscheinung
treten. Genauso wird sich irdischer Mut in den Feinstofflichen und in den
Feurigen Welten widerspiegeln. Die Große Schlacht wird das erste
Verbindungsglied zwischen den Welten darstellen. So können in allen Richtungen
schnelle Taten erwartet werden. Zusammenarbeit hat in dieser Schlacht eine
ungeheure Bedeutung. Der Stern des Flammenden Herzens bringt bereits große
Hilfe. Diese Hilfe mag nicht immer sichtbar sein, doch man sollte an das
Beispiel des Schriftstellers denken, der großen Einfluss ausübt, ohne dass er
seine Leser kennt. Dasselbe gilt für die Zusammenarbeit der beiden Welten. In
den Tagen der Schlacht muss man sehr angespannt sein. Dies schließt natürlich
die tägliche Arbeit nicht aus, und bei jeder Arbeit muss man daran denken, sie
in Gedanken für das Wohl des Lichts auszuführen. So muss man bei jedem
feindlichen Pfeil erkennen, dass dieser Schlag im Namen der Großen Schlacht
empfangen wird.” (Herz, § 180)
”Ich
möchte, dass die gegenwärtige Zeit den Wendepunkt in eurem Leben darstellt. Was
gestern möglich war, mag morgen nicht mehr möglich sein. Gestern noch
unmöglicher Mut kann morgen aufgebracht werden. Die Schlacht auf der Erde wird
genauso schrecklich sein wie in den feinstofflichen Welten. Die Welt ist in
zahllose Splitterparteien zerbrochen. Nur vollkommenes Streben zu Uns wird euch
retten. Das geringste Zeichen von Aufruhr und Feindseligkeit unter euch wird
Mich schmerzlich berühren. Denkt daran! So bestätige Ich die Entfaltung Unserer
Taten trotz der unerhörten Angriffe! Doch in dieser Schlacht gibt es keine
Versöhnung. Wir werden Unruhen in Europa wahrnehmen, wir werden Zeugen des
Verrats sein, doch die Große Schlacht wird die Probleme der Welt lösen. Wir
sollten auch erkennen, dass das Licht unbesiegbar ist. Die Manifestation der
Finsternis ist ein Zeichen von Unwissenheit. Ich wiederhole, dass wir morgen
ganz anders aufwachen werden. In der Feinstofflichen Welt finden entlang der
Linie der toten Herzen Zusammenstöße statt. Ihr werdet die Auswirkungen auf der
Erde bald wahrnehmen: überall wird man Unvereinbarkeit vorfinden. Der
Niedergang von Ländern, Epidemien und Missernten werden in Erscheinung treten,
und die Welt wird aufgespalten werden.”
So
stehen alle Kräfte im Widerstreit. Die Lage der Welt ist schrecklich, und es
ist wichtig durchzuhalten, bis die neuen Umstände hilfreich sein können. Jeder
sollte standhaft sein.
”Abgesehen
von der Tatsache, dass die finsteren Kräfte in allen Ländern aktiv sind und
ihre Verbündeten in verschiedenen Gruppen beeinflussen, werden einige von uns
aufgrund ihrer Engstirnigkeit schwach werden. Es ist absolut notwendig, die
Stellung zu halten, bis sich neue Umstände ergeben haben. Diese gegenwärtige
Periode ist unvermeidlich, doch man muss sie als einen Weg in die
Zukunft hinnehmen. Doch wir müssen sehr vorsichtig sein …”
* * *
1932
5.
Mai 1932
Sie
machen eine schreckliche Zeit durch, und Sie sollten sich sehr anstrengen, um
die innere Eintracht zu bewahren. Nur die Eintracht der Herzen kann den Feind
bezwingen; er kann diesen Panzer niemals durchdringen! Und alle feindlichen
Angriffe werden durch die segensreiche Energie, die von vereinten Herzen
ausströmt, abgewehrt. Dies ist keine Abstraktion, sondern eine große
wissenschaftliche Wahrheit. Seien wir nicht leichtsinnig und unwissend. Sie
wissen bereits aus den Büchern der Lehre, dass durch menschliche Gereiztheit
und Zwietracht im Megaphon des Raumes ein schrecklicher, zerstörender Wirbel
entsteht und wie die negativen Kräfte, einschließlich Krankheit, von diesem
Strudel angezogen werden.
Ist
es möglich, dass einer aus unseren Reihen aus schmachvoller Willensschwäche das
Misslingen des Werkes zulassen würde? Dies würde ihn ins Unglück stürzen, und
er würde dies erst erkennen, nachdem sich die Augen seines Herzens geöffnet
haben. Einigkeit lautet jetzt der Schlachtbefehl, und ohne die Befolgung
dieses wichtigen Befehls kann es keinen Sieg geben. Es ist sehr nützlich, die
Weisungen erneut zu lesen, da sie nicht nur für einen bestimmten Tag erteilt
wurden; und es ist gut, sie immer im Gedächtnis zu behalten. Letztes Jahr wurde
zum Beispiel die Bedeutung des Banners zum Schutz der Kunstschätze im
Kriegsfall ständig betont, so dass der Gedanke schließlich aufgenommen wurde.
Erinnern wir uns an die Zweifelnden, als das Rote Kreuz errichtet wurde! Welche
Schwierigkeiten hatte diese Bewegung in den Verhandlungen mit den unwissenden
Beamten zu überwinden, durch deren Hände dieses humanitäre Projekt gehen musste.
Manchmal könnte man meinen, dass das menschliche Gewissen zurückfällt, anstatt
sich weiterzuentwickeln.
Ich
bitte Sie mit meinem ganzen Herzen: denken Sie an die Einigkeit! Mein
Herz ist um jeden von Euch besorgt. Ich würde die Mühsal der gegenwärtigen Zeit
gerne erleichtern, doch solche Zeiten sind absolut erforderlich. Lasst uns
energische Anstrengungen unternehmen, um einander so viel wie möglich zu
helfen. Mögen alle Schwierigkeiten unsere Taten, die das Allgemeinwohl fördern,
verschönern und erheben.
Meine
mutigen Kämpfer, denkt an die Einigkeit!
Ich
zeichne diesen Brief mit ”Woodpecker”!
* * *
28.
Juni 1932
Genauso
wie wir fähig sein müssen, jedem, der zu uns kommt, alles zu geben, was er
aufnehmen kann, müssen wir von jedem das entgegennehmen, was er für das
Allgemeinwohl bieten kann. Vertreiben Sie die Neuankömmlinge nicht!
Haben
Sie keine Angst vor übermäßiger Anspannung; nur gespannte Saiten erklingen. Und
wir wissen, dass entsprechend dem kosmischen Gesetz nur durch äußerste
Anspannung Energien transmutiert und Formen verfeinert werden können. Dieses
Gesetz stellt für alle Lehren zwei Grundregeln auf. Erstens muss der Schüler
für die geistige Vervollkommnung seine ganze Kraft aufwenden. Dabei werden
bestimmte Grenzen eingehalten, denn der Lehrer achtet darauf, dass diese
Anspannung der Gesundheit des Schülers nicht schadet. Zweitens ist jedes
Teilchen bewusster psychischer Energie sehr kostbar, und deshalb kann der
Lehrer dieses nur abgeben, wenn alle irdischen Möglichkeiten und Mittel
ausgeschöpft worden sind. Diese zwei Regeln erklären, warum Hilfe erst im
letzten Moment gewährt wird, in der Phase der Verzweiflung. Doch wie viele
schwache Seelen sind unfähig, bis zu dieser Grenze durchzuhalten, und so
verurteilen sich diese Seelen zum Abstieg und zu einem sich ständig
wiederholenden, mühsamen Aufstieg! Es gibt viele solche Sisyphusse, die ihre
Steine der Feigheit und des Zweifels vor sich her wälzen.
Die
ganzen Verwirrungen und scheinbaren Widersprüche werden dadurch verursacht, dass
das unentwickelte Bewusstsein Schwierigkeiten hat, die Antithese zu erfassen.
Doch solange man diese nicht erkennt, kann man geistig nicht vorankommen. Das
Erfassen der Antithesen ist für die meisten Menschen das größte Problem. Doch
in jeder geistigen Lehre ist diese sehr wesentlich; zum Beispiel: völlige
Gleichgültigkeit gegenüber Ruhm einerseits und Selbstbestätigung andererseits;
Ablehnung von Besitz, doch gleichzeitig inmitten von Besitztümern zu leben;
vollständige Befreiung von weltlichen Wünschen, doch gleichzeitig tiefes
Interesse an der irdischen Arbeit zu hegen. Alle diese Antithesen sollten im Bewusstsein
des Schülers in Einklang gebracht werden. Man muss begreifen, dass jeder
Verzicht primär im Geiste erreicht wird.
Denken
Sie daran, wie Buddha einen seiner Schüler wegen Besitzgier ermahnte, obwohl
dieser seinen ganzen Besitz aufgegeben hatte, während Er einem anderen
gestattete, seinen ganzen Besitz zu behalten. Warum? Weil sich der eine von
ihnen, trotz der tatsächlichen Aufgabe seiner Besitztümer, in Gedanken dauernd
mit dem Besitz befasste, während der andere, obwohl er den Besitz behalten
hatte, mit diesem nicht verbunden war. Es gibt so viele Menschen, die ihrem
Besitz gegenüber scheinbar gleichgültig sind, doch in Gedanken begehren sie
andauernd mehr. Es gibt so viele sich selbst als ”anspruchslos” bezeichnende
Menschen, die ”niemals daran denken würden, Aufmerksamkeit zu erregen”, doch in
ihrem Inneren die Hoffnung hegen, beachtet zu werden.
Und
was soll man über jene denken, die fasten und sich nach der Nahrung sehnen, auf
die sie verzichten? Und über jene, die hoffen, für ihre Arbeit und Aufopferung
doppelt entlohnt zu werden? Arme, in Illusionen verhaftete Gefangene! Wer kann
ihnen erklären, dass ihre Anstrengungen vergeblich sind und ihnen niemals
freudvolle Befreiung bringen werden, sondern eher ihr Herz verhärten werden?
Geistige Befreiung kann nicht durch Gewalt erreicht werden, sondern durch die
Erkenntnis des Herzens. Wer sich von allen irdischen Bindungen befreit hat,
wird darüber nicht sprechen, weil der Verzicht für ihn natürlich, einfach und
selbstverständlich ist. Diese ”selbstverständliche” Haltung ist die wichtigste
Errungenschaft, denn wenn nur das geringste Bedauern im Raum steht oder man
andere verurteilt, werden alle Anstrengungen fruchtlos sein. Die Schüler
sollten gegen ihre niedere Natur nicht durch Selbstquälerei ankämpfen, sondern
durch die Entwicklung des Herzens und den Lebensatem der Weisheit, den sie aus
der Lehre des Neuen Lebens schöpfen sollten.
Meistens
kommen Verurteilungen von Menschen, die selbst unter solchen Abhängigkeiten
leiden. Das sind Pharisäer, die für ihre rauchenden Kerzen großen Lohn
erwarten! Würde ihnen der Lohn zuteil, würden sie ihn nicht schätzen. Sie
würden sich wie ein Hahn benehmen, der eine Perle findet!
* * *
Alle,
welche die Hierarchie nicht anerkennen, sollten daran erinnert werden, dass es
laut der physikalischen und geistigen Gesetze keine Tätigkeit oder Arbeit gibt,
die sich ohne zentralen Punkt entwickeln kann. Jedes Land hat seinen zentralen
Punkt in einer Regierung, jede politische Partei hat ihre Vertreter, und jede
Firma, jede Einrichtung hat ihre Verwalter. Jede Energie muss sich im
Brennpunkt sammeln, um in Erscheinung treten zu können. Die Evolution im Kosmos
baut völlig auf diesen Brennpunkten, diesen Verbindungsstücken, Gliedern,
Knoten – oder wie immer man sie nennen will – auf!
Verweisen
Sie jene, die Mühe haben, dies zu verstehen, auf das Kapitel über das Opfer im
Buch ”Blätter des Gartens MORYA, Bd. I, § 297. Verzicht bringt so viel Freude!
Doch der entgegengesetzte Begriff ist furchtbar. Die Last der Welt, der Kelch
der Erlösung, das Trinken des Giftes der Welt – das sind die verschiedenen
Missionen auf dem Weg der großen Verantwortung und des Lichts. Und diese
extremen Lasten werden nur jenen aufgebürdet, die den Gedanken der Befreiung
verstehen. Ich glaube, dass sich weitere Erklärungen erübrigen.
* * *
Vergessen
Sie Ihre kulturellen und internationalen Verbindungen nicht! Wenn wir sie nicht
selbst pflegen, wer sollte dies für uns tun? Die Zeit wird kommen, in der sich
die Dinge regeln werden, doch jetzt müssen wir ständig kämpfen und hart
arbeiten. Das Ausmaß der kulturellen Aufgaben sollte Sie ständig beschäftigen.
Und bitte übersehen Sie auch die kleinsten Hinweise nicht! Sie mögen Ihnen
unwichtig erscheinen, doch Sie können nie wissen, wie bedeutungsvoll sie sind.
Alle beziehen sich auf das ganz Große, obwohl es manchmal aussehen mag, als
würden sie mit der täglichen Arbeit nicht direkt in Zusammenhang stehen. Denken
Sie daran, dass auch die kleinsten Fliegen tödliche Seuchen verbreiten können!
Bedenken Sie in allem immer die Reichweite! Nur ein weites Denken bringt uns
hinter die ganzen Schliche unserer Feinde.
* * *
7.
Juli 1932
Mögen
die Schüler genau erkennen, welch schädliche Folgen es nach sich zieht, den
weisen Rates des Lehrers abzulehnen. Sie sollten weder zweifeln noch enttäuscht
sein, wenn die Befolgung des Rates nicht sofort gute Ergebnisse bringt. Wir
sollten nie vergessen, dass wir oft nicht wissen, welches Ergebnis der Lehrer
beabsichtigt. Oft ist es unseren Erwartungen völlig entgegengesetzt! Manchmal
möchte der Lehrer eine Brücke über den Abgrund schlagen, und wir können nie
sagen, wo die Person, der Gegenstand oder das Wort zu finden ist, das als
Brücke benutzt werden kann! Eine sorgfältige Erfüllung des Befehls – das
ist alles, was von uns erwartet wird. Die Bedeutung und das Ergebnis des
befolgten Hinweises werden zur rechten Zeit enthüllt werden.
Nun
einige Paragraphen aus der Lehre:
”Oft
befindet sich der Lehrer in einem sehr schwierigen Verhältnis zu seinem
Schüler. Der Schüler verspricht, alle Befehle des Lehrers zu befolgen, doch
sobald er einen erhält, findet er sofort Gründe, um ihn zu ändern. Der Lehrer
hat ähnliche Schwierigkeiten, wenn Er der Untätigkeit beschuldigt wird.
Versetzt euch in die Lage eines Bogenschützen, der sich auf seinen Schuss
konzentriert, und hinter ihm schreit jemand: ‚Warum schießt er nicht?‘ ”
Kleine
Kinder gehorchen der führenden Hand, ohne den Grund zu kennen. Doch
Erwachsene versuchen der vorbereiteten Reaktion je nach ihrer Stimmung etwas
hinzuzufügen. Man kann sie mit Menschen vergleichen, die, wenn ihr Haus zu
brennen beginnt, unersetzbare Schriften unbeachtet lassen, doch ihr
geliebtes Bettzeug retten.”
”Woher
kommt diese Missachtung des Befehls? Ebenfalls vom Misstrauen. Es ist
unbegreiflich, wie bereitwillig die Geschenke des Lehrers angenommen, Seine
besten Befehle aber missachtet werden. Wie viele wohldurchdachte Mitteilungen
wurden zurückgewiesen, wie viele wirkungsvolle Taten aus Leichtsinn zunichte
gemacht. Die eine Hand erweist Ehrerbietung, während die andere die Perlen in
den Abgrund streut. Wir vergessen die Tatsache, dass wir den Raum vergiften,
wenn wir ihn mit persönlichen Sendungen durchdringen, und dass der erwählte
Führer mit Seiner Erfahrung den Schüler nicht demütigen wird. Wie sehr muss man
daher Zusammenarbeit, die stark im Vertrauen ist, schätzen!”
”Wenn
ihr selbst zu Lehrern werdet, besteht auf der sofortigen Ausführung eines
Befehls. Erteilt nicht zu oft Befehle; sie könnten zu etwas Alltäglichem
werden. Doch wenn es die Arbeit erfordert, erteilt einen prägnanten Befehl. Man
soll spüren, dass ein Befehl unwiderruflich ist. Es muss einem leichter fallen
zu folgen, indem man eigenständige Arbeit mit Zusammenarbeit verbindet. Der
entstellte Befehl gleicht einem entgleisten Zug …” (Agni Yoga, § 278)
* * *
6.
Oktober 1932
Ich
sende Ihnen die ersten Seiten des neuen Buchs ”Feurige Welt”, in der Hoffnung, dass
diese unerschöpfliche Quelle der Weisheit Ihr Herz ständig nähren wird.
Schöpfen Sie daraus Ihre ganze Kraft, den ganzen Schutz und alle Möglichkeiten;
all dies und noch viel mehr ist in diesem Schatz enthalten, der aus der Ewigen
Quelle kommt.
Wenn
Sie über das große schöpferische Feuer – den Lebensspender – lesen, sollten Sie
versuchen, in sich das unsere Herzen erwärmende Feuer zu entfachen. Verhalten
wir uns wie die alten Priester, die das Feuer, sobald es entzündet war, sogar
unter Androhung des Todes hüten mussten. Im Hüten des Feuers verbarg sich ein
großartiges Symbol, denn das Erlöschen der Flamme des Geistes bedeutet den Tod
der Seele. Das Feuer des Herzens wird uns davor bewahren, Dinge hinauszuzögern
oder zu entstellen, wie auch davor, jemanden oder etwas zu fürchten, denn es
wird unser Bewusstsein erleuchten, indem es die feurige Intuition zum Leben
erweckt. Es heißt: ”Lasst uns wie jene sein, die den Großen Advent erwarten,
indem wir den Schritten Beachtung schenken und wissen, dass unsere Herzen dem
Dienst an der Menschheit gewidmet sind. Lassen wir es nicht zu, dass Schwäche
oder Ablehnung in unsere Herzen eindringen, denn diese Unzulänglichkeiten
werden die Zungen der Flammen gegen uns wenden. Wir wollen uns durch den Kampf
für die Kultur des Geistes und für die Rechte des Daseins nicht erschrecken
lassen, denn nur durch die geistigen Werte kann die Welt bestehen bleiben. Möge
dieser Aufruf zum Kampf Sie nicht verwirren. Die Unbeweglichen sind in einer
tausendmal größeren Gefahr als die Strebenden. Natürlich sollten sie mehr in
Gedanken und mit dem Herzen streben als mit den Füßen!” (Feurige Welt I, § 36)
”Und
denkt daran, dass es auf dem großen Weg besser ist, verleumdet zu werden, als
gegen die Entscheidung der Kräfte des Lichts zu handeln. Wir sollten uns daran
gewöhnen, verleumdet zu werden, denn es gibt keinen feurigen Weg ohne diese
Blumenteppiche des Bösen.” (Feurige Welt I, § 35)
”Dies
betrifft alle Freunde, die zweifeln und unsicher sind und die nicht verstehen,
woher die vielen Angriffe kommen. Doch erinnern wir die Bigotten und
Scheinheiligen an die Lehre und an das Schicksal des Großen Lehrers, den sie
noch immer unaufhörlich kreuzigen.”
Die
extreme Last wird nur vom feurigen Herzen freiwillig auf sich genommen. Wir
wollen diese feurigen Herzen sein; lasst uns die größere Last auf uns nehmen,
die uns rascher zur Befreiung führt. Und während jene, welche die Last nicht
zur Gänze angenommen haben, zu dem zurückgelassenen Teil zurückkehren müssen,
werden wir mit der ganzen Freude unseres Herzens die nächste, vor uns liegende
Aufgabe erfüllen. Möge niemand so tief sinken, dass er sich gestattet, seine
Leistungen oder sogenannten Opfer aufzuzählen. Dies würde den Weg blockieren.
Alle wahren Beiträge und Opfer werden auf der inneren Waage des Gewissens
gewogen, die in jedem Menschen existiert.
Wenn
wir unsere Leistungen aufzählen (auch wenn dies in den verschwiegensten Tiefen
unseres Inneren geschieht), berauben wir uns des Privilegs, etwas zum Wohle der
Welt beizutragen. Das Feuer eines solchen Opfers wird sich auf der Erde
verbreiten wie das Feuer des vom biblischen Kain dargebrachten Opfers. So
lebendig sind alle alten Symbole. Die Kräfte des Lichts schätzen freudvoll
dargebrachte Opfer, denn nur diese bewirken etwas und sind siegreich. Wir
sollten das Buch über das Opfer in unserem Herzen tragen.
Vergessen
Sie nicht, dass die Eigenschaften des Opfers vielfältig sind. Daran sollten wir
jene erinnern, die seit dem Beginn ihrer Annäherung an die Lehre für ihre
angeblichen Opfer einen sofortigen Lohn erwarten. Sie mögen sich folgende Worte
zu Herzen nehmen: ”Die Lehre über das Opfer wurde euch bereits gegeben. Opfer
ist Macht; Macht bedeutet Möglichkeiten; folglich ist jedes Opfer vor allem
eine Möglichkeit.”
”Es
ist an der Zeit, die Scheinheiligkeit zu beenden, dass Opfer Entbehrung ist.
Wir nehmen keine Entbehrungen an, sondern gewähren Möglichkeiten.”
”Lasst
uns sehen, welche Möglichkeiten sich aus den sogenannten Opfern ergeben. Wo ist
ein wahres Opfer, das erniedrigen kann? In Unserer Schatzkammer gibt es eine
große Sammlung von Opfern, und jedes war demjenigen von Nutzen, der es gebracht
hat. Wir sprechen nicht gern über das Opfer, denn es ist in Wahrheit eine sich
lohnende Tat.”
”Kaufleute
lieben es, über die Ausgaben zu jammern und Verluste vorzutäuschen. Doch wer
wirklich Vorsorge für das Leben trifft, betrachtet jede Ausgabe als sich
lohnenden Einsatz. Ihr habt nicht durch Opfer verloren, sondern durch Raub und
Plünderung.”
”Christus
hat uns geraten, geistigen Reichtum auszuteilen. Doch da man den Schlüssel dazu
noch nicht gefunden hat, haben die Menschen diesen Rat auf durch Plünderung
erbeutetes Geld angewandt. Zunächst wird gestohlen, um dann unter Tränen etwas
abzugeben, und schließlich ist man noch über seine eigene Güte entzückt. Als ob
der Lehrer Stühle und alte Mäntel gemeint hätte, als er vom Verteilen sprach!
Der Lehrer meinte unwägbaren Reichtum. Nur die geistige Gabe kann die
Waagschalen in Bewegung versetzen.”
”Lasst
uns die Reihen der Mitarbeiter untersuchen. Ist jemand von euch beraubt worden?
Nein, alle sind bereichert worden. Ist es denn keine Bereicherung, ein Neues
Reich zu regieren? Dieses Reich ist so wohlhabend, dass man, ohne besonderen
Schaden anzurichten, auch einen Teil des Porzellans zerschlagen kann. Bestimmt
nimmt die Hilfe zu, und sogar in das mit Dankbarkeit gefüllte Buch kann man
Einsicht nehmen.”
”Ich
rate den Unternehmern, für alle Ämter Vertreter bereitzuhalten.”
”In
einem großen Unternehmen basiert das Geschäft auf dem Geschäft selbst und nicht
auf der Persönlichkeit.”
”Wer
kann behaupten, dass er der Gebende war? Wir werden Unsere Bücher aufschlagen
und nachweisen, wieviel jeder erhalten hat; denn es ist ja durchaus nicht
leicht zu opfern, wenn das Opfer eine Möglichkeit ist, und die Möglichkeit
bringt Nutzen, und dieser Nutzen ist eine gute Zusammenarbeit, und
Zusammenarbeit ist der Stein Alatir, der entweder zur Auferstehung führt oder
verbrennt.”
”Selbstverleugnung
kann die Tore des Verstehens öffnen, und das hinfällige Opfer von unnützen
Dingen wird mit der Selbstsucht auf einem Ast schaukeln.” (Blätter des Gartens
MORYA II, § 183)
* * *
12.
Oktober 1932
Ich
war über die von Ihnen erlebte Einigkeit, die Sie in Ihrem letzten Brief
beschreiben, sehr glücklich. Doch es scheint, dass eine noch größere Einigkeit
erforderlich ist, denn man hat mich gebeten, Ihnen folgendes zu schreiben:
”Große Einigkeit ist erforderlich. Wenn der Weg breit ist, braucht ihr einander
nicht zu stoßen. Ihr dürft nicht vergessen, dass auch ein kleiner Stein hart
treffen kann. Der Kampf gegen die finsteren Mächte muss die edelsten Gedanken
hervorrufen. Lasst uns rein und vorsichtig sein.”
Die
erweiterte Denkweise verpflichtet uns dazu, mit unseren Gedanken und
Taten doppelt vorsichtig zu sein, vor allem untereinander und gegenüber den
Menschen, die mit uns in engem Kontakt stehen. Denken Sie daran, dass uns
Tausende von Augen mit großer Aufmerksamkeit beobachten. Wir sollten uns nichts
vormachen – diese Aufmerksamkeit entspringt dem Wunsch, unsere Schwachstellen
zu finden, damit dort ihre negative Arbeit ansetzen kann. Es ist sehr wichtig, dass
die Mitarbeiter einander achten und sich vor den Angestellten und
Außenstehenden nicht gegenseitig herabsetzen. Kleinigkeiten wie scharfe Worte,
Witze auf Kosten des anderen oder ein ironisches Lächeln etc. untergraben bei
anderen Leuten die Achtung. Auf keinen Fall sollten Sie es zulassen, dass
Außenstehende durch boshafte Anspielungen Ihre Achtung verlieren. Wenn man die
Achtung anderer einmal verloren hat, kann das nicht wieder rückgängig gemacht
werden; und diese Achtung kann so leicht verlorengehen, z. B. durch unpassende
Bemerkungen. Öfter als einmal wurde gesagt:
”Nicht
einmal im Spaß solltet ihr einander herabsetzen oder kritisieren. Es wird Zeit,
dass ihr den Schaden, den kleine Fliegen anrichten können, erkennt. Der Stich
einer kleinen Fliege kann den ganzen Organismus vergiften. Sie müssen daran
denken, dass die Feinde nicht versuchen werden, durch das Tor einzudringen,
sondern durch die kleinsten Spalten.”
Wenn
man miteinander streitet, schafft man nicht nur einen Spalt, sondern ein weit
geöffnetes Tor!
Bei
gefährlichen Angriffen der finsteren Kräfte ist sogar die leiseste Andeutung
von Verurteilung verhängnisvoll. Stellen Sie sich vor, wie viele hilfreiche
Menschen davon vertrieben werden könnten. Es heißt: ”Hilfreiche Menschen werden
euch gesandt, doch ihr müsst sie zu halten verstehen.”
Versetzen
Sie sich in die Lage der Menschen, die von Ihren kulturellen Aktivitäten gehört
haben und nach einer Begegnung mit Ihnen feststellen mussten, dass Sie sich von
anderen Menschen überhaupt nicht unterscheiden! Wie wird sich diese Erkenntnis
auf ihr Verhalten Ihnen gegenüber und Ihre Arbeit auswirken? Denken Sie auch an
jene, die über die Bücher der Lehre zu Ihnen kommen. Wie enttäuscht werden sie
sein, wenn sie herausfinden, dass Sie die Grundsätze der Lehre nicht beachten!
Denken Sie an Ihre große Verantwortung! Ich will die Mannigfaltigkeit dieser
Verantwortung nicht noch erweitern, aber sie sollte allen, welche die
sieben Bücher der Lehre besitzen, klar sein. Doch Sie müssen sowohl darüber als
auch über die Folgen von geistiger Taubheit und Nachlässigkeit intensiver
nachdenken.
Ihr
Leben wird wie ein wunderbares Märchen sein, wenn Sie die jeden Tag
gegenwärtige Höhere Führung und Ihre eigene Verantwortung erkennen. Sie werden so
viel Freude erleben, wenn Sie die Verantwortung mit Ihrem ganzen Herzen
annehmen und Ihr Märchen nicht mit dem Staub der Alltäglichkeit bedecken! Sie
müssen wissen, wie man den Staub entfernt, und alles, was in Ihrer Umgebung und
bei Ihrer Arbeit vor sich geht, ohne Vorurteile betrachten.
Wir
wollen uns vervollkommnen und uns selbst gegenüber besonders kritisch sein. Lasst
uns mit dem Feuer unseres Herzens alle Weisungen der Lehre erleuchten und in
der Stunde der Gefahr eng verbunden sein. Nur für einen oberflächlichen Geist
bleibt diese Forderung eine abstrakte ethische Vorstellung, die man im Alltag
nicht umsetzen kann. Doch ein ernsthafter Mitarbeiter und vor allem ein Schüler
wird sich mit dem ganzen Feuer seines Herzens auf diesen Gedanken
konzentrieren, weil er weiß, dass Einigkeit die Grundlage und die Stärke des
ganzen Werkes bedeutet. Deshalb sollte bei all Ihren Entscheidungen der Wunsch
nach Einigkeit an vorderster Stelle stehen. Mehr als je müssen sich all diese
Institutionen ergänzen.
Unsere
vordringlichste Pflicht ist es, den Plan unserer kulturellen Aktivitäten
umzusetzen und weiterzuentwickeln. Jeder sollte sich nicht nur auf seine
spezifische Arbeit und sein Fachgebiet beschränken. Nur auf objektive und kluge
Weise wird er erkennen, was besonders dringend ist und der Unterstützung bedarf
und welche Arbeit eventuell zurückgestellt werden kann. Einseitigkeit ist
unzulässig unter den Erbauern. Wir kennen den großen Plan unseres Werkes, und
diese umfassende Schaffenskraft kann nicht auf zwei Gesellschaften oder auf ein
Land beschränkt werden.
* * *
10.
November 1932
Kürzlich
war ich sehr deprimiert, denn ich fühle, dass das Fundament zerfällt. Wie kann
es sein, dass sich die Herzen einiger Mitarbeiter so verhärtet haben und sich
ihr Bewusstsein so getrübt hat, dass sie den Abgrund nicht sehen, in den sie zu
stürzen drohen? Können sie die schreckliche Gefahr dieser Zeit nicht erkennen
und ihren Dienst für die Finsteren einstellen? Habe ich nicht gesagt, dass
bereits ”jedes böse Wort, jede Unstimmigkeit eine Ermutigung für die Finsteren
bedeutet”? Und denken Sie daran:
”Das
fürchterliche Messer ist nicht in eurer Tasche, sondern auf eurer Zungenspitze.
Einmal werdet ihr erkennen müssen, dass ein Wort und ein Gedanke nicht
ausgelöscht werden können. Jeder, der an das Allgemeinwohl denkt, möge sich
freuen – und umgekehrt. Die Sitten und Bräuche der Finsteren sind nicht nach
Unserem Geschmack.”
Sie
sollten sich zu Ihrem eigenen Wohle in Erinnerung rufen, was gesagt und
unaufhörlich wiederholt wurde. Nur durch vereinte Anstrengungen können wir das
Ziel erreichen. Es tut weh, daran zu denken, wie viele wunderbare Möglichkeiten
aufgrund verborgener Zwietracht ungenützt vorübergingen! Was kann auf einer
Aura der Gereiztheit, der Beleidigungen und der Unfreundlichkeit aufgebaut
werden? Das Prinzip des Magneten ist gründlich besprochen worden. Wir können
uns nicht mit Unwissenheit entschuldigen! Vom ersten Tag an wurde die
Notwendigkeit der Harmonie betont, doch offensichtlich vergeblich. Das
schlimmste ist, dass der Sinn für Ehrlichkeit verlorengegangen ist und man
bereit ist, den anderen zu beschuldigen, wobei man vergisst, dass die innere
Seele für den Guru ein offenes Buch ist. Es wird Zeit, dass wir uns für unser
kindisches Wesen schämen und dass wir verstehen, dass wir uns nicht besser
benehmen als Verräter, wenn wir den Weisungen nicht folgen. Verzeihen Sie diese
harten Worte, doch mein Herz blutet, wenn ich sehe, mit welcher Hartnäckigkeit
Sie sich immer wieder Steine in den Weg legen. Stellen Sie sich vor, was aus
Ihnen werden wird, wenn Sie nicht mehr durch die Lehre geführt werden. Wohin
werden Sie gehen? Welchen Weg werden Sie einschlagen? Wer wird Sie erhören und
Ihnen in Ihrer Not helfen? Wer wird Ihnen den Weg aus dieser schwierigen Lage
aufzeigen? Die bedrohliche Zeit, die fürchterliche Zeit kommt auf uns alle zu.
Und denken Sie daran, dass es Ihnen erlaubt wurde, für die Rettung von so
vielen und so vielem zu arbeiten! Sind Sie dabei auf dem richtigen Weg? Ist
dies der Weg, das Vertrauen des Einen, der Sie rief, zu rechtfertigen?
Ich
möchte, dass Sie meinen ganzen Schmerz und meine ganze Sehnsucht fühlen, Sie in
völliger Harmonie arbeiten zu sehen, in der Erkenntnis der ungeheuren
Verantwortung für Ihre Arbeit. Wie kann ich Ihnen dies am besten verständlich
machen? Wie kann ich Sie in diesem Verständnis bestärken? Ich verabscheue
Drohungen, doch wie könnte ich es unterlassen, Sie zu warnen, wenn ich sehe,
wie jemand in den Abgrund stürzt und die anderen mitreißt. Wie kann man ihn
zurückhalten?
Vor
einiger Zeit dachte ich, dass die endlosen Aufrufe zur Einigkeit wirklich
verstanden worden sind. Ich hoffte, Sie würden verstehen, dass Freundlichkeit
wichtig ist, – nicht damit Ihre Autorität bestätigt und Ihre Eitelkeit
befriedigt wird, sondern wenn Sie in vielen Dingen um der erfolgreichen
Zusammenarbeit willen nachgeben sollen.
Aufrichtige
Worte werden geschrieben, doch Sie sollten Freundlichkeit und Aufmerksamkeit im
Handeln zeigen – Worte gleichen fließendem Wasser. In meinen Träumen sah ich
einen von Ihnen als treuen Fahnenträger im Namen unseres Guru. Ich träumte, dass
die Worte des Erwählten voll Anziehungskraft und Schönheit waren. Seit dem
Zeitpunkt, als bekannt wurde, dass die Neue Gesellschaft errichtet werden soll,
sind sieben Jahre vergangen – eine lange und in jeder Hinsicht bedeutungsvolle
Zeit. In dieser Zeit hätte eine völlige geistige Erneuerung stattfinden können,
wenn wahres Streben vorhanden gewesen wäre. Es wurde genau erläutert, in
welchen Kreisen diese Worte gesprochen und welche Verbindungen aufgenommen
werden sollen. Doch wenn wir zurückschauen, müssen wir zugeben, dass der innere
Zustand diese Entwicklung verhindert hat. Wenn es auch in den ersten Jahren
diverse Hindernisse gab, die nicht leicht zu beseitigen waren, so entstanden
doch 1926 viele neue Möglichkeiten; doch die alten, nicht ausgelebten Gewohnheiten
setzten sich durch. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass sich Eure Herzen
wieder entflammen werden und Ihr durch feurige schöne Taten in Erscheinung
treten werdet. Die Errungenschaften können so großartig sein!
Es
ist so traurig, vorwurfsvolle Briefe zu schreiben, anstatt von freudvollen
Neuigkeiten über die erfolgreiche Arbeit anderer Gruppen und Mitarbeiter
berichten zu können.
Es
bricht mir das Herz zu wissen, dass wertvollste Energie für sinnlose, im
Nachhinein korrigierende Arbeit vergeudet wird, dass alle Warnungen umsonst
waren und dass all das in einer schrecklichen Zeit geschieht, in der die
finsteren Kräfte ihren härtesten und aggressivsten Angriff durchführen. Zu so
einer Zeit, wo Ihr ein Maximum an Energie und innerer Festigkeit zur Bewahrung
all Eurer Errungenschaften hättet entwickeln sollen! In großer Traurigkeit
bitte ich Euch, mir zu helfen – findet den Mut für Geduld und Versöhnlichkeit.
”Gesegnet
seien jene, die Frieden stiften!”
Versucht
zumindest, meine Besorgnis und meinen Kummer ein bisschen zu lindern.
Vielleicht war es mein eigener Fehler. Wer weiß, vielleicht konnte ich Euch
nicht genügend einigen, konnte Euch nicht mit der Liebe zum Großen Herzen und
dem Streben nach selbstloser Tat erfüllen. Vielleicht ist es mir nicht
gelungen, Euch durch mein persönliches Beispiel zu zeigen, wie Ihr die Lehre im
täglichen Leben anwenden sollt, und Eure Herzen mit dem Feuer der
Selbstvervollkommnung und der ungeheuren Verantwortung zu entflammen. Ihr könnt
der Lehre und dem Dienst nicht näherkommen, ohne für all Eure Taten
verantwortlich zu sein.
Bitte
helft mir in meiner Verantwortung für Euch! An jeden von Euch ergeht ein Ruf
meines Herzens! Helft mir!
* * *
17.
November 1932
Es
fällt mir schwer, meinen Schmerz auszudrücken. Wieder sehe ich, dass der innere
Zerfall seinen schrecklichen Lauf nimmt. Ich sehe, dass das Bewusstsein einiger
Mitarbeiter nicht wächst und die Schätze der Lehre wie leere Worte aufgenommen
werden. Die innere Unzuverlässigkeit ist so gefährlich. ”Ihr könnt jeden
Streit gewinnen, ihr könnt neue Freunde finden, doch der innere Verfall wird
euren besten Freund vertreiben. Wenn viel Pfeffer in der Luft ist, fangen die
Menschen an zu nießen. Auf die gleiche Art und Weise kann Imperil verstreut
werden. So oft habt ihr gesehen, wie neue Umstände entstanden sind, doch man muss
wissen, wie man mit ihnen fertig wird. Deshalb solltet ihr letztendlich
verstehen, wie ansteckend Imperil ist. Ihr könnt euch dem Zerfall gegenüber
nicht sorglos verhalten. Dieser Prozess ist so ansteckend wie Lepra. Es gibt
nur Aufbau oder Zerfall – eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.” (Feurige Welt
I, § 161)
Wer
würde schon den Zerfall wählen? Im Moment passieren alle Ereignisse mit so
einer enormen Geschwindigkeit, dass es unmöglich ist, auf den ersten Stufen
stehenzubleiben. Es heißt: ”Wir können keine gewaltsame Stärkung empfehlen. Wir
können durch Gewalt weder vor Lepra schützen noch jemanden vom Imperil
abhalten. Freundlichkeit kann nicht durch Zwang erreicht werden. Ihr könnt das
Herz nicht einfach zum Wachsen zwingen, denn der schöne Garten wird nur durch
schöne Taten wachsen. Verleumdung der Hierarchie ist nicht wieder gutzumachen.”
(Feurige Welt I, § 161)
Da
ich dieses Gesetz kenne, bin ich verzweifelt darüber, dass ich nicht helfen
kann; denn was kann ich tun, wenn nicht einmal die Worte des Guru angenommen
werden? Wie kann ich erwarten, dass der starke und heftige Wunsch meines
Herzens Eure verhärteten Seelen und Euer getrübtes Bewusstsein erreichen wird?
Der Gedanke ist schrecklich, dass sich die Reihen lichten könnten und dass
jemand ganz allein zurückbleibt, dass das große Privileg der Annäherung an das
Licht um der abscheulichen Selbstsucht willen, dem ewigen Feind des Lichts,
aufgegeben werden kann! Und dies alles nach 12 Jahren Jüngerschaft! Abgesehen
von der persönlichen Vernichtung kann die innere Zwietracht in der Zerstörung
des ganzen Werkes resultieren! Die schreckliche Gefahr besteht darin, dass wir
uns, anstatt uns auf das Wesentliche – auf unseren kulturellen Aufbau, der uns
zusammenhält – zu konzentrieren, angewöhnen, uns auf unbedeutende
Angelegenheiten zu konzentrieren, auf Zwietracht, Beleidigungen und Neid.
Wie
können wir unsere Stellungen halten? Wie können wir erwarten, erfolgreich zu
sein? Werden uns die Freunde nicht weglaufen, wenn sie die verschmutzte
Atmosphäre spüren?
Ich
bedaure, dass ich eine weitere traurige Stelle anführen muss: ”Man muss lernen,
Arbeit nicht zu verschwenden. Blockierte Menschen vernachlässigen die
wichtigsten Dinge. Beachtet, dass die zwei Briefe, die ihr erhalten habt, keine
wesentlichen Inhalte aufweisen. Ich beschuldige weniger die Verfasser, sondern
jene, welche die Verwirrung verursacht haben. So eine Außerachtlassung der
wichtigsten Dinge ist gefährlich. Ein Mensch, der seinen Bruder verwirrt, macht
sich schuldig. Auch sein eigenes Leben wird nicht glücklich sein; sein Leben
wird finster sein, da sein Bewusstsein durch Unwesentliches verwirrt sein wird.
Sobald man erkennt, was wesentlich ist und sich darauf konzentriert, befindet
man sich auf dem Weg zum Sieg. Doch diesen Weg zu verlassen heißt, für die
Nahestehenden zur Last zu werden.” (Feurige Welt I, § 146)
”Die
Unterscheidung zwischen dem Wichtigsten und dem Unwichtigsten ist die Prüfung,
die jeder in seinem Bewusstsein deutlich vollziehen muss. Niemand hat das
Recht, jemandes Herz zu durchstoßen oder jemandem Kopfzerbrechen zu machen,
während unersetzbare Schätze verlorengehen! Was die Leute nicht wahrnehmen,
erachten sie nicht als unersetzbar.” (Feurige Welt I, § 147)
Jenen,
die voller Zweifel sind und denen es an Standhaftigkeit mangelt, schlage ich
vor, aus den Büchern der Lehre alles herauszuschreiben, was über Zweifel,
Wankelmütigkeit und Misstrauen gesagt wird. Heutzutage gibt es eine besonders
große Anzahl von wirklichen Dienern der Finsternis. Es ist sehr hilfreich, alle
Schilderungen dieser hassenswerten Eigenschaften zur Hand zu haben und sie
mehrmals durchzulesen.
Obwohl
eine nur rein äußerliche Einigkeit nicht von sehr hohem Wert ist, ist sie doch
besser als keine. Die tierhafte Seite des Menschen setzt sich aus Gewohnheiten
zusammen. Deshalb ist es möglich, sich bestimmte gute Verhaltensweisen
anzugewöhnen, indem man sich selbst beobachtet. Letztendlich werden Sie eine
kleine Flamme in Ihrem Herzen entzünden, und dann wird – in einem Augenblick
der Erleuchtung – dieser langwierige, quälende Prozess der Übung von guten
Eigenschaften ein erfreulicher Teil ihres erleuchteten Bewusstseins werden. Ich
ersuche Sie noch einmal, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Selbstbetrug
ist die schrecklichste Sünde. Er verletzt das Bewusstsein und führt zum
sogenannten Tod des Geistes.
* * *
10.
Dezember 1932
Worüber
muss ich schreiben? Über das altbekannte Thema, über die große Einigkeit als
einzige Rettung. In der Zwischenzeit wurde bereits alles gesagt, alle Gründe
wurden erläutert, doch die Folgen der Uneinigkeit sind noch vorhanden. Einer
von Ihnen wird nun den Befehl erhalten, die ganze Zeit die Weisungen des
Lehrers unablässig zu wiederholen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass von
nun an alle Ratschläge und Weisungen niedergeschrieben und mit viel Liebe und
Sorgfalt gelesen werden, damit sie nicht vergessen oder entstellt werden.
Schlagen
Sie im Buch Ihres Lebens eine neue Seite auf und füllen Sie diese mit schönen
Taten, mit Geduld, Verständnis und Edelmut! Es heißt: ”Es hat keinen Sinn, im
Staub zu wühlen.” Das ganze Graben im Staub von gestern wird zu nichts führen
und nur Eure Augen und Eure Nasen reizen. Bitte hört damit auf, denn es ist
unter Eurer Würde. Wie viel Zeit wird für produktive Arbeit frei werden, die
jetzt dringender erforderlich ist als jemals zuvor. Es bleibt so wenig Zeit, um
unsere Fundamente und den Magneten unserer Arbeit zu verstärken. Die Festigung
des Fundaments ist unsere vordringlichste Pflicht, wenn wir den versprochenen
Erfolg anstreben wollen! Erkennen Sie, welch festes Fundament erforderlich ist,
um den versprochenen Erfolg zu erzielen! Möge weder ein trivialer Gedanke noch
Misstrauen Ihre siegreiche Bewegung aufhalten! Möge Ihr Herz fühlen, dass meine
Bitte nichts Persönliches enthält, sondern nur meine Sorge um den herrlichen
Plan! Die Weisungen müssen mit ganzem Herzen angenommen werden. Sie müssen sich
mit größtmöglicher Entschlossenheit darauf konzentrieren; nur dann wird Ihr
Verständnis wachsen, wodurch viele Dinge erleichtert werden.
Es
ist falsch, die Kräfte, die alles in Bewegung halten, über Gebühr zu belasten.
Es ist schwer zu glauben, dass der östliche Begriff des Lehrers und diese Art
von Achtung vor Ihm im Westen tot sind. Ergründen Sie, was es heißt, die Kräfte
des Lichts zu überlasten und welchen Preis Sie selbst dafür zahlen.
”Jene
werden kommen, die auslöschen, verleumden und verletzen – die finstersten
Seelen. Zerfall, der einmal begonnen hat, kann man nicht aufhalten. Doch die
Weisen werden nicht zurückschauen, denn sie wissen, dass das Feuer unsterblich
ist, wenn es angefacht wird.” (Feurige Welt I, § 232)
Kein
Wunder, dass ich darauf bestehe, die Weisungen des Lehrers zu wiederholen.
Sogar die bloße Wiederholung kann die Fundamente stärken. ”Es ist nicht
richtig, im Staub zu wühlen, wenn Wolken aufziehen. Es ist nicht richtig, sich
umzusehen, wenn man den Weg entlang dem Abgrund beschreitet. Ich erinnere euch
daran, dass das Hauptfundament einen Anker für alle darstellt.” (Feurige Welt
I, § 233)
”Vereinigt
euch einfach im Namen der Rettung. Wären wir fähig, alle Sterne zu zählen und
alle unbekannten Tiefen auszuloten, so könnten wir doch nicht die gegenwärtige
Zeit verbessern. Mit dem ganzen Mut unseres Herzens müssen wir den Terror der
Finsternis erkennen, der auf uns zukommt, wenn die Feuer erlöschen. Viele
glauben, dass Einigkeit ein veralteter, überflüssiger Begriff sei. Sie glauben,
dass ihre Individualität in der Absonderung besser behütet ist – dies ist die
Logik der Finsteren. Doch bei gefährlichen Epidemien denkt man manchmal an
einfache Mittel und findet Hilfe darin. Dieses einfache Mittel ist Einigkeit,
auf eindeutige Art und Weise vernichtet sie die Finsternis. So möge das Schwert
über dem Drachen nicht schlafen.” (Feurige Welt I, § 234)
”Ich
kann euch nur raten, an die Weisungen zu denken. Die Zeiten sind kompliziert,
und der Faden sollte nicht verlorengehen. Deshalb bitte Ich Sie, sie an die
genaue Befolgung der Anweisungen zu erinnern.”
Ich
hoffe, dass die Ihre Sicht behindernden Wolken wegziehen und Sie mit dem Herzen
und Ihrem Geist verstehen, welche Folgen durch Uneinigkeit entstehen. Wir
wollen niemanden und nichts verurteilen, doch uns ehrlich prüfen und alles
ausrotten, was unseren Fortschritt hemmt.
* * *
29.
Dezember 1932
Die
Schlacht des Harmagedons kann kein direkter und einfacher Siegeszug sein, weil
auf beiden Seiten Große Kräfte miteinbezogen sind. Der Sieg der Kräfte des
Lichts liegt aber auf der Hand, da sie mit dem Kosmischen Magneten verbunden
sind. Dieser zieht die größten Kräfte an, denen die Finsteren nicht standhalten
können. Das Element des reinen Feuers verbrennt sie. Doch wir müssen Geduld
haben. Die Schlacht wurde von den Finsteren begonnen, denn in ihrer Wut
versuchen sie, so viel wie möglich zu zerstören, bevor ihre Zeit zu Ende geht.
Von ihnen und ihren besten Mitarbeitern – den Lauen und Gleichgültigen – kommen
der ganze Terror der Aufstände und der Gewalt. Sie versuchen, durch allgemeine
geistige Verarmung Verwirrung und völlige Unordnung zu schaffen. Die schweren
Ströme des Saturns und andere ungünstige Kombinationen der Planeten sind für
sie besonders hilfreich. Im Augenblick konzentrieren sich alle Kräfte des
Lichts darauf, die durch die Finsteren gestörten Elemente zu zügeln. Niemand
kann sich vorstellen, wieviel göttliche Energie nur dafür aufgewendet wird, um
die unterirdischen Feuer unter Kontrolle zu halten! Die Finsteren versuchen mit
allen Mitteln, alles zu vernichten, was hell und rein ist. Deshalb ist
Einigkeit so notwendig. Es heißt: ”Nehmt die unfasslichen Angriffe wahr, die
den ganzen Planeten schwächen. Nicht zufällig werden ständig Strahlen zur
Verteidigung entsandt. Ernste Gefahren sind bereits abgewendet worden.” In der
letzten Woche hörte man in unserem Tal Prophezeiungen über ein großes Erdbeben,
das am 22. Dezember ausbrechen, drei Tage andauern und unser ganzes Tal
zerstören sollte. Doch am 21. Dezember fiel plötzlich sehr viel Schnee und die
Temperatur sank. Dies hielt bis 27. Dezember an. Es wurde uns gesagt: ”Achtet
auf die Prophezeiungen der Leute, die oft die kosmischen Ereignisse genau
voraussagen. Natürlich kann man sich nicht völlig darauf verlassen.”
Weiters
wurde uns gesagt: ”Wir können bestätigen, dass die tödliche Gefahr abgewendet
wurde. Ihr wisst, wie viele Ströme benutzt wurden. Außerdem bildete sich durch
den Meteorschnee Eisdampf. Es ist völlig verständlich, dass ihr Anspannung und
Unbehagen verspürt. Die Finsteren hatten keinen Erfolg, doch ihr wart Uns
behilflich, weil ihr Unsere Ströme nicht gestört habt, indem ihr harmonisch
vereint wart. Man muss verstehen, dass auch indirekter Widerstand gegen die
Strahlen gefährlich ist, ganz zu schweigen von wirklichen Auseinandersetzungen
und Streitigkeiten, welche die wertvollen Ströme lähmen. Viele andere
schreckliche Dinge werden von den Sataniden geplant. Haltet Unsere Hand fest.
Ich spreche zu denen, die es angeht.”
”Beachtet,
wie sich Lähmung und Uneinigkeit in ihrer Wirkung gleichen. Lähmung tritt nicht
unmittelbar nach falschen Taten in Erscheinung. Lähmung erfordert eine
langwierige Behandlung und ist oft unheilbar. Deshalb fordere Ich Einigkeit.
Seid über alle Launen und Erinnerungen erhaben. Ich verlange Einigkeit, sonst
verweigere ich die Heilung. Die Einigkeit muss stark sein. Lasst
Scheinheiligkeit nicht zu – die Zeiten sind viel zu gefährlich. Welcher
Mitarbeiter kann sagen, wann und durch wen die Ohnmacht verursacht wurde? Wo
ist jene Stelle, jene Aura, jene Verbindung, welche die Lähmung des mächtigen
Rettungsstrahls hervorrief? Wer weiß, wieviel Zeit aufgewendet werden muss, um
die Aura zu heilen, die durch ihre Reizbarkeit die Verbindung mit der
Hierarchie unterbrach? Währenddessen verliert der Feind keine Zeit und bedient
sich des schwarzen Feuers, das gerade dann so leicht entzündet und angefacht
werden kann, wenn der Magnet der Reizbarkeit in Erscheinung tritt. Das schwarze
Feuer ist nichts anderes als die von den Finsteren so geliebte Gereiztheit. In
diesem Augenblick sind die Bedingungen für sie günstig. Deshalb ist besondere
Vorsicht vonnöten. Denkt daran, dass der Strahl dort, wo er angenommen wurde,
stärker ist als jede Rüstung. Daher suchen die Sataniden nach den schwachen
Stellen, um durch diese Spalten einzudringen. Es ist ihnen egal, durch wen oder
in welchem Teil der Welt sie diese Lücken suchen müssen. Sie werden jede
Gelegenheit wahrnehmen, in der Hoffnung, dass Meine Strahlen nicht die ganze
Welt erfüllen können. Sie benutzen die seltsamsten Masken, um unsere
Wachsamkeit zu umgehen. Ihr habt recht, die Sataniden sind über die ganze Welt
verstreut. Wir kennen die Verräter, und Wir wissen auch, dass nur Einigkeit
beschützen und zum Sieg führen kann. Die rechten Umstände werden kommen, doch
wir müssen ihnen gerecht werden.”
”Ich
möchte die ganze Energie auf äußere Ereignisse lenken. Daher ist eure Einigkeit
wichtig, damit der Kelch intakt ist. Einigkeit ist immer gut, doch unter
bestimmten kosmischen Umständen ist sie besonders wichtig. Stellt euch vor, was
geschieht, wenn jemand die Hand stößt, die den bis zum Rand gefüllten Kelch
erhebt! Welch ein Feuer kann von den verschütteten Feuertropfen ausgehen! Als
Ich über die Zeit sprach, in der die genaueste Erfüllung der Weisungen erforderlich
ist, meinte Ich diese besondere Zeit. Ihr könnt euch vorstellen, dass Ich diese
Energie ansammle – lasst nicht einen Skorpion entkommen!”
Ich
hoffe, dass diese liebevollen und strengen Warnungen den richtigen Eindruck
hinterlassen und Bedauern aufkommt, wenn nicht für andere und für das Werk,
dann wenigstens für Euch selbst.
Ich
flehe Euch an, den Mut aufzubringen, den größten inneren Feind zu bekämpfen –
die Uneinigkeit. Jeder unterstützt sie zwar, doch die Überwältigung dieses
Feindes würde den Sieg sicherstellen. Wir müssen uns selbst klarmachen, dass
Scheinheiligkeit unter Mitarbeitern unmöglich ist, und lasst uns Geduld und
Freundlichkeit üben, was wirklich nicht so schwierig ist, wenn das Herz durch
das Streben zu unserem Lehrer entflammt ist. Doch jeder, ohne Ausnahme, muss
dies tun. Möge jeder Mitarbeiter alles, was eben gesagt wurde, vor allem für
sich selbst anwenden; er darf es nicht ablehnen als etwas, was nicht ihn,
sondern seinen Nachbarn betrifft. Meistens schiebt der, der wirklich aufmerksam
sein sollte, in selbstsüchtiger Art und Weise alles auf seinen Nachbarn. Doch
der weise und wahre Schüler wird alles zuerst auf sich beziehen und es nicht
auf andere abwälzen, denn wie könnte er sich sonst vervollkommnen? Lasst uns
auch ein für allemal von allen Kränkungen absehen und sie als wirkliches Gift
betrachten. Der Schüler darf nicht empfindlich sein, sonst ist er weit vom
Fortschritt entfernt.
Vor
langer Zeit wurde gesagt: ”Es macht keine Ehre, einen Garten aus Beleidigungen
anzulegen.” Und weiter: ”Eine Person, die sich beleidigt fühlt, hält sich an
diesen Beleidigungen fest und verliert die Beweglichkeit des Denkens; und wenn
wir diese Beweglichkeit verlieren, stumpfen wir unvermeidlich ab. Bei allem
sollten wir uns den Sinn für Proportionen bewahren, da wir das große Ausmaß
unseres Werkes kennen! Wo wird da Platz für Kränkungen sein? An die vier Grundlagen,
die zu Beginn der Lehre gegeben wurden, sollte man immer denken.” (Blätter des
Gartens Morya II, § 234)
Ich
will sie Euch in Erinnerung rufen: 1.) Verehrung der Hierarchie, 2.) Einigkeit;
3.) Entsprechung, 4.) Große Geduld. Wir wollen nicht zurückblicken in die
finstere Ecke, wo sich alle schlechten Gewohnheiten angehäuft haben? Sie
berauben uns nur der Freude. Mit unserem ganzen Herzen wollen wir dem Lehrer
des Lichts zustreben, der uns unermüdlich seine Strahlen der Freude und der
liebevollen Sorge sendet. Öffnen wir unser Herz, um diesen Segen zu empfangen.
Verwirrt
durch Eure Uneinigkeit nicht die Neuankömmlinge oder jene, die sich Euch
bereits angeschlossen haben. Es ist so schädlich für Euch, für das Werk und für
die anderen. Wir können diesen Schaden vorhersehen und grämen uns sehr. Die
Neuankömmlinge sollten inspiriert und nicht durch Unsinn verwirrt werden. Ich
leide, wenn ich sehe, dass wir, obwohl wir die Grundsätze der Einigkeit
verkünden, in Uneinigkeit leben. Wie können wir auf diese Weise etwas aufbauen
und vereinen? Nur das persönliche Beispiel inspiriert und bringt einen
vorwärts.
Ich
hoffe, Sie werden Ihren ganzen Eifer für eine tolerante und verständnisvolle
Zusammenarbeit einsetzen. Ich weiß, dass es schwer ist, doch umso herrlicher
werden Ihre Errungenschaften sein.
Briefe nach Europa
1931
24.
April 1931
Ich
möchte Ihnen einige Worte meines Herzens senden. Die Weisheit des Altertums
besagt, dass aufrichtige Worte nie blumenreich sein können. Deshalb sage ich
Ihnen in aller Einfachheit, dass wir tief gerührt sind über Ihr stetes Streben
zur Lehre und über Ihre schöpferische Arbeit, die so reich an schönem Empfinden
ist.
Aufrichtigkeit
und Einfachheit sind zwei mächtige Magnete. Die große Kunst der menschlichen
Verwandtschaft gründet darauf. Sehr wenige erkennen die Wichtigkeit dieser
Kunst, die das Fundament des Aufbaues und der Evolution darstellt! Diese in
Vergessenheit geratene Kunst, die so viel Feingefühl und Wachsamkeit sowie
Synthese des Geistes erfordert, muss unverzüglich ins Leben eingeführt werden.
Sie ist die wesentlichste Erfüllung; und wie könnten wir die Neue Welt der
Schönheit und mächtigen Zusammenarbeit ohne sie aufbauen?
Es
scheint mir, dass Ihre Beständigkeit und Ihre herzhafte Annäherung
beispielgebend sein werden – ein Leuchtturm, der andere in die rechte Richtung
führt. Sie werden sie freudvoll rufen, Sie werden sie lehren, Hindernisse und
den Kampf zu lieben, denn wie sonst könnte ihr inneres Feuer entflammt werden?
Sie werden ihre Aufmerksamkeit auf das freudvolle Dienen der Allgemeinheit
lenken; und den ganz Mutigen werden Sie die Freude der Selbstverleugnung
einflüstern, sich in ständiger Bereitschaft völlig dem Dienst der Großen
Hierarchie des Lichts hinzugeben!
Wir
senden Ihnen (und wir werden es auch weiterhin tun) Seiten aus den Büchern der
Lehre. Sie werden Ihnen eine große Hilfe sein, die jungen Seelen zu stärken,
einschließlich solch liebenswerter wie der unseres kleinen Freundes Serjoscha.
Nehmen
Sie diese Worte, die aus unserem für Sie geöffneten Herzen kommen, entgegen.
Wir denken oft an Sie und räumen Ihnen bei allen unseren Arbeiten einen Platz
ein.
Übermitteln
Sie herzlichste Grüße an alle Ihnen Nahestehenden; denn wer Ihnen nahesteht,
ist auch uns nahe.
28.
August 1931
Sie
haben recht, ”Agni Yoga völlig zu verstehen und im Leben anzuwenden, ist nicht
jedermanns Aufgabe”, doch ohne Anwendung im Leben ist Wissen wertlos und wird
keine Ergebnisse zeitigen. Die ersten Formeln, die ein Schüler sich aneignen
sollte, sind folgende: ”Alles fürs Leben – nichts sollte abstrakt sein; alles
soll mit menschlichen Händen und Füßen geleistet werden. Ohne Anspannung aller
Kräfte ist keine Umwandlung (oder Vervollkommnung) möglich.” Wir alle wissen, dass
bei physikalischen und chemischen Experimenten nur an der Grenze äußerster
Spannung neue Formeln geboren werden. Wir müssen daher, die große im Kosmos
bestehende Übereinstimmung nützend, laufend bestrebt sein und alle unsere
Fähigkeiten verstärken.
Die
Lehre verlangt vom Schüler vor allem selbständige Tätigkeit. Die Lehre weist in
reichlich gegebenen kostbaren Weisungen die Richtung, doch der Schüler muss
selbst ”mit eigenen Händen und Füßen” seinen Pfad aufbauen. Erwartet daher
keine fertigen Formeln. Aus kleinen Weisungen errichtet den großen Aufbau.
Nun
möchte ich Ihre Fragen beantworten.
1.)
Die verschiedenen Yogasysteme sind teilweise in europäische Sprachen übersetzt
worden. Die besten Arbeiten sind jene von Patanjali, Vivekananda und Avalon.
Zusätzlich zu diesen wäre es für Ärzte ratsam, mit dem kürzlich erschienenen
kleinen Buch eines indischen Doktors der Medizin bekanntzuwerden. Wir wollen
versuchen, es für Sie zu beschaffen. Doch Agni Yoga ist die Synthese aller
Yogasysteme.
2.)
Moschus ist ein Ablagerungsprodukt der Substanz unbewusster psychischer
Energie, über die in den Agni Yoga-Büchern so viel gesagt ist. Moschus hat mit
Narkotika, die den Intellekt töten, nichts gemein. Er ist kein reguläres
Anregungsmittel im vollen Sinn des Wortes. Er stellt das Gleichgewicht im
Nervensystem her; er reguliert das sympathische Nervensystem, das bei einem vorgeschrittenen
Yogi sehr stark vibriert. Es ist wahr, dass bei Anwendung von Moschus das
Nahrungsbedürfnis nachlässt, weil psychische Energie durch Stärkung des
Nervensystems auch den physischen Körper nährt. Dosis: Eine mittelgroße oder
kleine Pille einmal täglich. Manche nehmen jedoch gleich zwei Pillen, was eine
beachtlich starke Dosis darstellt. Es ist schwer, einen Ersatzstoff für Moschus
zu finden. Das Nächstliegende ist Castoreum und das von Dr. Pell erwähnte
Spermin. ”Ablagerung des unbewussten Feuers” ist ebenfalls eine Erklärung der
Substanz, psychische Energie; daher kann Moschus auch als ein solches Feuer
betrachtet werden. ”Phosphor des Geistes” ist eine andere Benennung für
dieselbe psychische Energie. Und Sie wissen bereits, dass psychische Energie
die höchste, durchdringendste und die höchst umwandelnde Energie ist, die vor
allen Krankheiten schützt und vor vielen anderen Dingen. Natürlich, sie wirkt
in einer wundersamen Weise nur, wenn sie bewusst beherrscht oder wenigstens
erkannt wird. Doch auch die unbewusste Ablagerung dieser Substanz ist sehr
kostbar.
3.)
Baldrian fällt in die Kategorie der Lebensspender, und seine Bedeutung
kommt der des Blutes im Körper gleich. Okkult wird Baldrian als das Blut des
Pflanzenreiches betrachtet. Man sollte ihn täglich, beständig, ohne
Unterbrechung einnehmen und ihn wie die tägliche Nahrung betrachten. Er kann als
Tinktur angesetzt in Alkohol verwendet werden, doch natürlich ohne Beimischungen
wie Äther. Dosis: 10 bis zu 25 oder 30 Tropfen.
Doch am besten ist Baldriantee, (ein Aufguss aus Baldrianwurzeln), ein- oder
zweimal täglich zu trinken.
Im
allgemeinen denken Sie daran, dass Narkotika für die Anhänger des Agni Yoga
nicht zu empfehlen sind. Auch Rauchen ist schädlich sowie der übermäßige Genuss
von Alkohol. Fleisch ist ebenfalls schädlich, weil es den Körper mit
zersetzenden Teilchen anfüllt. Gewiss, als Arzt wissen Sie, wie konsequent man
seine Gewohnheiten ablegen sollte, um schädliche Wirkungen zu verhüten. Doch
gibt es viele Menschen, welche dies allmählich umsetzen könnten? Trinkern und
Rauchern ist Agni Yoga jedoch unzugänglich.
4.)
Zedernharz oder andere Harze und Teere, z. B. Eukalyptus, sind die
Produkte der psychischen Energie der Bäume, und daher sind sie besonders
bekömmlich zur Stärkung, Reinigung und Heilung etc. Von diesen Eigenschaften
wissend, sollte jeder versuchen, sie in bestmöglicher Weise anzuwenden. Das
beste Harz liefern die sibirischen Zedern.
Gereinigte
Harze oder ihre Öle können auch innerlich angewendet werden. Dosis: 5 Tropfen
oder mehr. Alles ist sehr individuell. Vielleicht wird Ihre Intuition Ihnen
helfen, die erfolgreichste Zusammensetzung zu finden.
Die
Ausstrahlungen von Nadelbäumen sind natürlich unersetzlich. Nadelbäume
speichern wie elektrische Apparate Lebenskräfte, einen konzentrierten Vorrat an
Prana oder Naturovaloris. Die Druiden betrachteten einen Kelch mit
Koniferenessenz als einen Lebenskelch.
Es
ist immer wohltuend, in Räumen kleine Nadelbäume zu haben oder Koniferenessenz
zu versprühen. Auf diese Weise wird die Atmosphäre gereinigt und die
unerwünschten Wesenheiten, welche die menschlichen Ausstrahlungen so zahlreich
umgeben, werden davongetrieben.
Pfefferminzessenz
ist für diesen Zweck ebenso gut – entweder in der Luft versprüht oder heißem
Wasser zum Verdampfen beigefügt. Eine Schale solchen Wassers sollte neben der
Schlafstelle aufgestellt werden. In allen von Ihnen erwähnten Fällen wäre dies
nützlich.
5.)
Pfefferminze- oder Mentholpräparate sind vor allem für Lokalanästhesie
unersetzlich wie auch für Erleichterungen bei Entzündungsprozessen, die bei den
Yoga-Anfängern oft auftreten. Die meisten Schmerzen des Yogi rühren von
Entzündungen der Nervenzentren und Drüsen her, weil die Nervenkanäle mit den
Drüsen eng verbunden sind. Daher ist der allgemein bekannte ”Migränestift” sehr
nützlich sowie auch die Verwendung von Baume Bengúe, das sehr viel Menthol
enthält. Dies wurde durch persönliche Erfahrung erprobt.
6.)
Es ist ratsam, den Scheitel vor direkter Sonnenbestrahlung zu schützen. Deshalb
raffen die Yogis ihr Haar in einem Knoten am Scheitel des Hauptes zusammen.
Außer Hitze enthalten Sonnenstrahlen einen bestimmten ”Chemismus”, der in
Zeiten der Vermehrung der Sonnenflecken schädlich sein kann. Im allgemeinen
sollte man bei Zentrenöffnung Sonnenbestrahlung meiden. Ausgedehnte
Körperübungen wie Leistungssportarten sind ebenfalls schädlich.
7.)
Das ”Dritte Auge” hat sicherlich seinen physischen Nährboden im Zentrum des
Nervensystems. Wenden Sie strenge Aufmerksamkeit den beiden Gehirndrüsen –
Hypophyse und Zirbeldrüse – zu. Die Molekularbewegungen der Hypophysendrüse
entwickeln psychisches Sehen, doch für geistige Sicht – höchste Sicht – sollte
sich auch die Zirbeldrüse bewegen. Wenn das Rotieren und die Emanation dieser
beiden Drüsen sich vereinen, erzielt dies die höchsten Ergebnisse.
Ich
möchte Ihnen auch raten, den Nervenzentren größte Aufmerksamkeit zu schenken,
da diese oft nicht bewusst erkannt werden, und nur teilweise geöffnet zeigen
sie oft Symptome von Tuberkulose, Asthma, Rheumatismus und anderen Krankheiten.
Eines der wichtigsten Zentren im Prozess des Yoga ist das Zentrum des
Solarplexus, doch wird ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt. Es erzeugt viele
schmerzhafte Empfindungen bei der Entwicklung im Yoga-Prozess.
Ich
befürchte, Sie werden mit meinen kurzen Erklärungen nicht ganz zufrieden sein,
doch es ist notwendig, eine individuelle Intuition und Initiative zu entfalten,
da es ohne diese Eigenschaften keinen wahren Fortschritt geben kann. Wie Sie
feststellen sollen, verlangt Agni Yoga vor allem eine geistige Entwicklung.
Ohne diese sind alle Anweisungen und sekundären Maßnahmen nutzlos. Daher
wünsche ich Ihnen aus tiefstem Herzen, dass Sie nicht nur auf physischer Ebene,
sondern vor allem auf geistiger Erfolg haben mögen. Sie werden auch in
letzterem Fall Hilfe erhalten, selbst wenn Sie dies nicht sofort zu erkennen
vermögen.
Vermeiden
Sie jede Magie und Pseudookkultismus! Ohne eine gründliche Entwicklung und
Erweiterung des Bewusstseins könnten die ganzen weitverbreiteten Suggestionen
für das Austreten aus dem Astrosom sowie Verkörperungen, Beschwörungen und
andere Manifestationen schädlich sein.
Beginnen
Sie vor allem mit Ihrer geistigen Entwicklung sowie ganz unvoreingenommen mit
wirklich wissenschaftlichen Forschungen. Das Übrige wird ganz natürlich folgen.
Was halten Sie von der Heilung mit Farbstrahlen?
Zum
Schluss möchte ich Sie daran erinnern, dass die Neue Ära unausweichlich ist.
Feurige Energien in ihrer größten Anspannung nähern sich der Erde, und wenn sie
nicht aufgenommen, erkannt und assimiliert werden, verursachen sie schreckliche
Erdbeben und andere kosmische Störungen sowie Revolutionen, Kriege und neue
Epidemien. Wir befinden uns jetzt genau am Beginn der Neuen Zeit, einer Neuen
Rasse, und daher möge unsere Zeit mit jener von Atlantis verglichen werden,
dessen Existenz unseren Wissenschaftlern immer mehr und mehr verdeutlicht wird.
Beachten
Sie alle ungewöhnlichen und zerstörenden Zeichen in allen Lebensbereichen, und
viele Dinge werden Ihnen klarer erscheinen. Sie werden sehen, wo die Funken der
Neuen Ära sind, des Zeitalters geistigen Wissens und der Zusammenarbeit der
Menschen im Zeichen der Kultur. Die Erkenntnis des Kommens dieser großen Zeit
sollte die Kraft jeder feinfühligen Person verstärken und sie freudvoll
hinlenken zur aufbauenden Arbeit für das Allgemeinwohl unter dem Banner, das
wir das ”Banner des Friedens und der Kultur” nennen.
26.
Dezember 1931
Ihr
Programm über die erzieherische Tätigkeit ist wirklich vortrefflich. Alles, was
Sie aufzeigen, ist sehr wichtig, und wenn es in der verfeinerten Vorstellung
des Herzens angewendet wird, wird es wunderbare Ergebnisse zeitigen. Wir nehmen
natürlich an, dass die vorgeschlagenen Kuratoren (nicht nur Männer, sondern
auch Frauen) keine formellen Beamten sind, sondern wirklich geistig
fortgeschrittene und erfahrene Berater in Fragen der Erziehung.
Darüber
hinaus sollte die Idee des Pazifismus nicht als etwas Passives und daher
Negatives angesehen werden, sondern als reines, aktives Friedensschaffen. So
ist es allgemein ratsam, den eher spezifischen Ausdruck ”Pazifismus” durch das
schöne Wort ” Friedensaufbau” zu ersetzen.
Bestimmte
Information über die Legenden können Sie dem Essay von N. K. ”Die Seele der
Völker” entnehmen. Natürlich hat jedes Land seine Epen, und seine Menschen
haben ihre eigenen, ihnen teure Helden. Deshalb sollte man die Vorstellungen
der jungen Generation nicht beschränken und den jungen Menschen die Möglichkeit
bieten, bekanntzuwerden mit dem, was ihre Herzen für das Heldentum und für das
Gute entflammt. Doch es ist einerlei, in welchem Lande bestimmte heroische
Taten vollbracht werden! Wenn Sie die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK studieren,
werden Sie viele wertvolle Gedanken zu allen Problemen finden, da diese an
verschiedenen Stellen ausführlich erörtert wurden.
Wahrlich,
Ihr Land sollte die jetzt verwirklichte Idee der ”Schwestern des Goldenen
Berges” begrüßen. Sind die von Ihnen erwähnten Krankenschwestern nicht wahre
Vertreter des Allgemeinwohls und einer Neuen Ära? Es ist ausgezeichnet, dass
Sie eine kleine Gruppe – eine geistige Gemeinschaft haben, die sich in
geistiger Disziplin übt und in der alle einander helfen, gute Taten zu
vollbringen und das Ideal der Freude – als eine besondere Weisheit – zu
verwirklichen.
Sie
wissen, wie wichtig es ist, Initiative zu entwickeln und jede gute Möglichkeit
zu fördern; denn für jene, die der Unbegrenztheit gegenüberstehen, ist nichts
unmöglich, ungeachtet dessen, wie schwer das tägliche Leben auch sein mag. Es
ist richtig, dass Sie über die kommende Generation nachdenken, denn nur für die
Zukunft hüten wir die Gebote der Vergangenheit. Und im Namen dieser leuchtenden
Gebote, die jedes Herz öffnen und unsere Hoffnungen verwirklichen werden,
senden wir Ihnen unsere Grüße. Nur die erhabenste und verfeinerte Kultur wird
all die unnötigen und zerstörenden Merkmale besiegen und jene Armee des Geistes
schaffen, die, in aktivem Friedensaufbau, die leuchtende Zukunft der Menschheit
schaffen wird.
1932
15.
Januar 1932
Noch
einmal möchte ich Ihnen sagen, wie glücklich ich war, über Ihr Programm zu
erfahren. Wenn ich daran denke, dass unter den Mitgliedern Land- und
Stadtlehrer sind, die ein Drittel ihres Gehaltes aufwenden, um zu Ihren
Versammlungen zu fahren, fühle ich mich sehr gerührt. Wieder einmal ist
bewiesen, dass die besten Gedanken und Taten nicht inmitten von Überfluss und
Luxus geboren werden.
Es
ist vollkommen richtig, dass Sie der Literatur für Kinder und Jugendliche so
viel Aufmerksamkeit schenken. Dies ist ein sehr wichtiges Problem, da nicht nur
in der Kindheit, sondern auch für die spätere Geistigkeit einer Person sehr
viel von den ersten und daher stärksten Eindrücken abhängt. Oft konnte ein
gutes Buch die Folgen einer unvollkommenen Umgebung in der Familie wieder
gutmachen! Bestimmt, es gibt viele wertvolle Bücher des Schrifttums der
Vergangenheit. Man muss nur richtig wählen und alles verwerfen, was schädlich
ist.
Beinahe
jeder weiß, dass sowohl das materielle als auch das geistige Wohl ganzer Länder
von den in das Bewusstsein der Kinder gelegten Fundamenten abhängt.
Nichtsdestotrotz wird in dieser Richtung fast nichts getan. Ich stimme Ihnen
zu, dass Bücher, die von heroischen Taten handeln, sehr wichtig sind; solche
Bücher können die Mentalität eines Kindes beeinflussen und werden vor den
schrecklichen Übeln von heute, wie oberflächlichem Verhalten gegenüber heiligen
Begriffen und minderwertiger Qualität des Denkens, bewahren. Solange dies nicht
erkannt wird, wird der ganze Aufbau des Lebens auf Sand errichtet, und er wird
mit der ersten Erschütterung zerfallen und zusammenstürzen.
Lehrt
die Kinder, die Bedeutung jedes Gedankens sowie jeder Tat zu verstehen, genauso
jede Offenbarung der Natur, die auf unfehlbaren Gesetzen beruht. Sagt ihnen, dass
die Verletzung dieser Gesetze schwere Folgen nach sich zieht. Weist darauf hin,
dass die Lebens- und Schaffenskraft sowohl der Menschen als auch anderer
Kreaturen des Naturreiches von der unsichtbaren Welt und den unsichtbaren
Schwingungen der großen geistigen Weisen der Vergangenheit und Gegenwart
abhängt. Kinder sind bereit, das Unsichtbare als Wirklichkeit anzunehmen, weil
ihre Gemüter noch nicht durch zerstörenden Zweifel verdorben sind. Darüber
hinaus gibt es heute sehr viele Experimente mit Strahlen, die den
feinstofflichen Einfluss des Unsichtbaren beweisen. Auch Beispiele wie
photographische Negative werden für das kindliche Gemüt sehr überzeugend sein.
Die kompliziertesten Szenen können auf einem Negativ festgehalten werden, sie
sind jedoch erst durch das Entwickeln mit chemischen Präparaten wieder
sichtbar. Gleicherweise hält ein empfindlicher Film ferne Sterne fest, die mit
dem stärksten Teleskop nicht wahrgenommen werden können. Und ebenso
bewahrheiten sich wissenschaftliche Berichte anderer Manifestationen, die für
das physische Auge unsichtbar sind. Es ist notwendig, das kindliche Gemüt von
dem Bestehen der uns umgebenden feinstofflichen Sphären nachhaltig zu
beeindrucken und die Angst vor dem Tod und der Berührung mit der
feinstofflichen Welt auszumerzen. Die feinstoffliche Welt ist genauso
selbstverständlich wie unser irdisches Leben; und wird die Sublimation der
irdischen Welt erkannt, erschließt sie uns unaussprechliche Schönheit. Daher muss
den Kindern die Angst vor dem Tod genommen werden, denn sie ist eine Illusion –
genauso die Angst vor den sogenannten Geistern. Gewöhnlich fürchten sich
Kinder, da sie ein offenes psychisches Sehen auszeichnet, nicht vor dem, was
sie sehen, solange die Erwachsenen sie nicht durch ihr spöttelndes Verhalten
und mit ihren Geistergeschichten und ”jener tödlichen Grabeskälte”
beeinflussen. Diese ”tödliche Kälte” ist nichts anderes als eine einfache
chemische Reaktion der Berührung des Feinen mit dem Groben (Gruseln!).
Ich
bin froh, dass Sie bestimmte Wahrnehmungen der Feinstofflichen Welt haben. Ihre
Schilderungen scheinen richtig zu sein, denn der Seher – nach seinem eigenen
Geist urteilend – weiß es besser. Die Symbole sind sehr individuell und
entsprechen dem Bewusstsein des einzelnen. Sehr oft haben dieselben Symbole für
jeden eine andere Bedeutung. Lauschen Sie der Stimme Ihres Herzens und Sie
werden nicht irren!
24.
November 1932
Ich
danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Ihr Lebensbericht rührt mich sehr, denn alle
Ihre Hilfeleistungen sind mir besonders teuer. Welche Arbeit kann höher sein
als das Heilen von physischer und geistiger Unordnung? Und besonders in dieser
fürchterlichen Zeit der Uneinigkeit und der drohenden Zeichen neuer,
unbekannter Epidemien. Ich bin sicher, dass Sie eine geistige Annäherung in der
Behandlung der Krankheiten des Körpers finden werden, und wünsche Ihnen für
Ihre Aufgaben viel Erfolg.
Ich
begrüße die Idee unseres teuren Felix Denissowitsch [Lukin], Sie mit einer so
wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen, viele verstreute kleine
kulturelle Gesellschaften zusammenzubringen und sie unter der Liga des Banners
des Lichts zu vereinen. Natürlich stimme ich mit meinem ganzen Herzen Ihrer Idee
betreffs der Liga der Kultur zu. Die Kuppel der Kultur ist allumfassend; die
Liga der Kultur ist wie ein großer Tempel, in dem jeder, der sich
vervollkommnen und der Menschheit dienen will, Platz findet. Jeder, der mit
Recht nach Vervollkommnung strebt, sei es in der Wissenschaft, in der Kunst
oder auf anderem Gebiet, steuert einen Stein bei zum Aufbau der großen
künftigen Liga der Kultur. Mögen alle diese Baumeister sich sammeln, und möge
es in ihrer Arbeit weder Grenzen noch Beschränkungen geben! Wer immer sein
Bestes geben will, wer immer an seinen Mitmenschen denkt, dem gebührt ein Platz
in diesem Tempel. Es ist sehr wünschenswert, Gruppen von kulturell Schaffenden
zusammenzuschließen, und es wäre ausgezeichnet, wenn verschiedene
Nationalitäten sich zusammenfänden. Alle Gesellschaften sollten ihren
ursprünglichen Namen beibehalten und nur den kleinen Zusatz ”Kulturliga”
beifügen. Wenn dies aus irgendwelchen Gründen nicht erwünscht ist, möge man
einfach auf die Angliederung zur Liga hinweisen.
Auf
diese Weise würden alle Individualitäten verschiedener Organisationen
Mitglieder der Welt-Kulturliga.
Jetzt
möchte ich die verschiedenen Gesellschaften erwähnen, die für Angliederung an
die Kulturliga in Betracht kommen:
Erstens
– die Friedensgesellschaften; zweitens – Gesellschaften für geistige
Entwicklung, die sich mit dem Studium der Religion und Philosophie befassen;
drittens – Vertreter der Wissenschaften; viertens – Künstler; fünftens –
Organisationen für Mutterschaft und Erziehung; sechstens – für Handwerk und
Arbeit; siebentes – für Zusammenarbeit und Industrie; achtens – für Sicherheit;
neuntens – für Landwirtschaft und Baukunst; zehntens – Organisationen für
Gesundheitswesen und Schutz.
Es
ist leichter zu streichen als hinzuzufügen, deshalb dieses weite Ausmaß für
Sie. Schreiten Sie voran mit Ihrem großen Programm und lassen Sie sich durch
kleine Unstimmigkeiten nicht entmutigen. Die Fähigkeit, sich zu fügen, ist
absolut erforderlich, besonders am Anfang. Üben Sie daher Geduld und Toleranz.
Mit Toleranz, Freundlichkeit und Geduld kann man die hartnäckigsten Gegner zur
Einsicht bringen. Ich genehmige Ihnen auch Ihre ”Tasse Tee” – mäßige, reine Nahrung
wird nie ein Hindernis sein, und wie Sie sagen, kann sie zu einer gewissen
Vertrautheit beitragen.
Sie
erkennen natürlich, dass jeder Beginn seinen Brennpunkt der Vereinigung haben muss,
und gesegnet sind jene, die dies verstehen und annehmen, da dies ihre eigene
Position stärkt. Es ist sehr wichtig, die Errungenschaften zu verstärken, also
viel Glück für Sie! Beginnen Sie zu vereinen, dabei im weitesten Maße den
Grundsatz der Toleranz anwendend, den Kanon ”Mit Deinem Gott”. Doch hüten Sie
sich vor Verrätern, denn die Verseuchung durch sie ist groß. Es ist unsere
Pflicht, alles zu schützen, was uns im Vertrauen unter der Kuppel des Tempels
der Kultur vereint! Schwäche und Nichtwidersetzung gegen das Böse gelten für
uns nicht! Wenn nötig, erheben wir das Schwert der Empörung des Geistes und
verteidigen das uns Anvertraute.
Sie
sind mit einer großen Aufgabe betraut worden. Lassen Sie uns aufrichtig
zusammenarbeiten in dieser schweren, aber freudvollen Aufgabe! Leuchtend ist
die Zukunft! Freudvoll ist Arbeit im Namen der Schönheit!
1933
1933
Ich
beeile mich, Ihre Fragen über Besessenheit zu beantworten. Alle Ihre Fragen
bestehen zu Recht. Man sollte wissen, dass es eine große Zahl dieser Fälle
gibt. Es gibt viele Arten und Grade von Besessenheit, und die Besitzergreifer
selbst können verschiedene Absichten haben.
Wir
kannten zum Beispiel eine fromme alte Dame, die von ihrem Urgroßvater – einem
Bischof – besessen war. Es gab nichts Schlechtes in ihr. Sie war eine wohltätig
Schaffende und predigte die Ideen ihres Urgroßvaters, des Bischofs, der
scheinbar Zeit seines Lebens seine Aufgabe nicht erfüllte. Nichtsdestoweniger
sind solche Fälle sehr traurig, da eine besessene Person immer allmählich ihren
eigenen Willen verliert und ein Opfer des Besitzergreifers wird. Das ganze
Leben eines solchen Opfers wird ohne wahre Errungenschaften und
Aufspeicherungen verbracht. Die Menschen fürchten sich so sehr, ihre
Individualität und Willensfreiheit zu verlieren. Gleichzeitig aber besitzen die
meisten von denen, die sich ihrer ”Individualität” (im wahrsten Sinne des Wortes)
so bewusst sind, keine; sie sind, viel öfter als gewöhnliche Leute, besessen.
Die meisten Menschen glauben, dass Individualität, streng ausgedrückt, Ichsucht
sei. Es wäre sehr interessant, eine Anzahl von Leuten zu fragen, was sie unter
Individualität verstehen. Die Antworten würden wohl sehr seltsam ausfallen!
Seien
Sie bitte wegen der langsamen Entwicklung in bezug auf die Liga der Kultur und
der Frauenvereinigung nicht enttäuscht. Nichts sollte erzwungen werden. Es ist
gut, wenn sich vorerst eine ganz kleine Gruppe bildet. Prüfen Sie sehr
sorgfältig die Neuankommenden. Es ist eine große Kunst, die Leute entsprechend
ihrem Bewusstsein anzusprechen, um ihnen nicht mehr und auch nicht weniger zu
geben, als sie im Augenblick erfassen können.
Wissend,
dass Verleumdung und üble Nachrede fast immer aus Neid entstehen, sollten Sie
sehr ruhig bleiben, doch Sie sollten versuchen, die Ursache herauszufinden. Den
Feind zu kennen, ist fast der halbe Sieg. Sie müssen auch immer daran denken, dass
ein wahrer Individualist nie auf Schmähungen hören wird. Er wird weder eine
Person deswegen verurteilen noch andere in ein schlechtes Licht bringen.
Es
wäre zu wünschen, dass die Mitglieder der Frauenvereinigung ihr Werk mit den
Aufgaben der Selbstvervollkommnung und Selbsterziehung beginnen würden und
versuchten, dies mit vereinten Anstrengungen im Leben anzuwenden. In der
kommenden Ära der Mutter der Welt wird eine große Anzahl kultivierter Frauen in
verschiedenen Wissensgebieten benötigt, so z. B. auf dem Gebiet der Kunst, des
Handwerks etc. Jede Frau sollte auch eine geübte Krankenschwester sein oder
wenigstens die Grundlagen der Hygiene und Medizin kennen. Und wäre es nicht
wunderbar, wenn sie geistiges Heilen lernten?
Wozu
sich in Gruppen und Gesellschaften sammeln, wenn der Wunsch für
Selbstvervollkommnung und bereitwillige Hilfe anderen Genossen gegenüber nicht
vorhanden ist? Man trifft sich doch nicht zu nichtigen Plaudereien und
herkömmlichen Gesellschaftsabenden! Alle Neuankommenden sollten die bedrohliche
Zeit erkennen und ihr völlig vorbereitet begegnen. Es ist notwendig, das Bewusstsein
zu erweitern, die Ereignisse zu beachten und zu erkennen, wie ungewöhnlich die
Zeit ist. Deshalb denke ich, dass sich Gruppen bilden sollten, in denen man mit
den Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK bereits vertraut ist. Und vor allem locken Sie
niemanden an! Auf solche Art herbeigezogene Menschen werden nicht von Nutzen
sein. Wie immer und in allem ist Qualität und nicht Quantität wichtig.
Man
könnte viele Aktivitäten vorschlagen, doch wenn sie vom Bewusstsein der
Mitglieder nicht erkannt werden, kann daraus nichts werden. Es ist wichtig, dass
die Mitglieder selbstständiges Denken entwickeln, um erfolgreich zu sein. Wir
sehen es jeden Tag. Wir sehen, wie lange es dauert, bevor selbst
fortgeschrittene Schüler die gegebene Lehre begreifen. Sie stärkt unsere
Gedanken, die natürlich von der Liebenden Hand schon eine Zeitlang geführt
wurden, ohne zwingenden Prozess der Aufspeicherung.
Seien
Sie daher durch den langsamen Fortschritt nicht enttäuscht. Es wird die Zeit
kommen, wo Ihre Arche nicht groß genug sein wird, um alle jene zu fassen, die
Rettung suchen. Die Zahl der Unreinen wird größer sein als jene der Reinen, und
Sie, der Noah von heute, werden sich in einer sehr schwierigen Lage befinden!
Ihre Tätigkeit ist sehr wertvoll und wir schätzen sie sehr. Es wäre
wünschenswert, mehrere solcher Mitarbeiter zu haben!
27.
Januar 1933
Herzlichen
Dank für Ihren Brief, in dem Sie sehr angenehme Bestrebungen zum Ausdruck
bringen. Ich will versuchen, alle Punkte zu beantworten.
1.)
Ihre Meinung, dass die ”Kulturliga” von starken Persönlichkeiten bekämpft
werden könnte, kann sich nur auf die ganz Unwissenden beziehen, welche die
bedeutende Idee einer Kulturliga nicht erkennen. Jedoch, wenn Sie erklären, dass
der Zweck der Liga die Verfeinerung des Bewusstseins durch wahre geistige
Erleuchtung ist und daher echte Individualität nicht zerstören kann, wird wohl
kaum jemand an Bekämpfung denken – das sind unwissende Vorstellungen.
Verfeinerung des Denkens ist in der Tat ohne ausgeprägte Individualität nicht
möglich. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die Menschen Individualität immer
mit Ichsucht verwechseln. Letztere schließt Zusammenarbeit aus und ist daher
unsozial.
Es
ist sehr wichtig, zwischen diesen großen entgegengesetzten Begriffen:
Selbstsucht und Individualität – unterscheiden zu lernen. Selbstsucht ist die
schrecklichste Geißel der Menschheit, die Quelle der Zerstörung und vor allem
der Selbstzerstörung. Selbstsucht ist tödlicher Separatismus. Die alte
Wahrheit, dass der Kosmos und seine Menschheit ein wesentliches Ganzes bilden,
wird wirklich wenig erkannt, doch sie sollte in das Bewusstsein der Menschen
eingehen. Was würde geschehen, wenn jemand versuchte, ein Körperglied vom
ganzen Organismus zu trennen! Individualität ist ein lebenserhaltendes Gefäß.
Individualität ist Schönheit, ist die Krone des Menschen, die Synthese aller
seiner Aufspeicherungen. Doch wie kann er aufspeichern, wenn er sich von allen
anderen Lebenserhaltern absondert? Individualität ist wie von der Biene
”Mensch” von besten Blumen verschiedener Wiesen gesammelter Honig. Doch wie
kann eine Person Honig sammeln, die sich selbst in die Finsternis der
Selbstsucht sperrt?
Der
Gedanke an die Kulturliga ist mehr als zeitgemäß. Es gibt auf der einen Seite
ungeheure tödliche Erscheinungen von Selbstsucht, auf der anderen nicht minder
schrecklichen groben Materialismus, der das schöpferische Feuer des Geistes
hemmt, der entpersönlicht und durch Herabsetzung des Menschen bis zur
Nichtigkeit nivelliert. Die Kulturliga sollte Erziehungsprobleme im Licht der
neuen Geistigkeit beleuchten. So würde die heranwachsende Generation eine neue
Auffassung über Erziehung erhalten und die wahren Werte des menschlichen
Geistes schätzen lernen, die in vielen Fällen vollkommen verlorengegangen sind.
Und so mögen kleine Gruppen der Kulturliga gebildet werden. Mit der Zeit werden
sie sich entwickeln, doch diese Gruppen mögen die ungeheure Bedeutung ihrer
Aufgabe erkennen. Bedrohlich und hartherzig ist unsere Zeit, und die
erkennenden Persönlichkeiten jedes Landes sollten alle geistigen Mittel
aufwenden, um sich dem Aberglauben zu widersetzen. Zweifellos sucht jeder einen
Ausweg aus dieser Verwirrung, doch die Mehrheit rennt mechanischen Lösungen
nach, vergessend, dass die wahre Änderung nur durch Bewusstseinserweiterung und
Annahme der geistigen Führerschaft erreicht werden kann. Es ist gesagt, dass
die Lebensprobleme nur durch Bewusstseinserweiterung gelöst werden können. Man
kann sehen, wie mechanische Hypothesen die Hoffnungen der Menschen irreführen.
Es ist das, was die Alten ”Maja” nannten – eben das, was durch den seichtesten
Schlag zerstört werden kann.
2.)
Sie schreiben, dass die Mitglieder Ihrer Gruppe sich sehr voneinander
unterscheiden. Doch darüber sollten Sie weder besorgt sein noch sollten Sie zu
streng urteilen. Jeder hat seine eigene Art der Annäherung. Wieder möchte ich
Worte aus der Lehre zitieren: ”Manche wählen das Leichteste, andere ziehen das
Schwerste vor. Manche können nicht sprechen, doch sie sind sehr scharfsichtig.
Andere sind mit Worten beschenkt und fliegen ihnen nach. Einige erkennen das
Bedeutsame, doch es gibt andere, die es vorziehen, im Hintergrund zu bleiben.
Endlos können Wir diese Unterschiede aufzählen, doch nur das Feuer des Herzens
wird die Person rechtfertigen. So werden Wir nie müde, über die
Verschiedenartigkeit zu sprechen. Der Gärtner weiß, wie er seine Pflanzen
einsetzen muss, sonst wäre er nicht der Meister des Gartens.”
Beachten
Sie die Worte: ”Nur das Feuer des Herzens wird die Person rechtfertigen”.
Deshalb sollte besondere Sorgfalt denjenigen zugewendet werden, bei denen die
Feuer der Hingabe entflammt sind. Es ist nicht schädlich, wenn sie anfangs ein
wenig fanatisch sind. Wenn die Schüler die Lehre des Lebens besser begreifen,
wird sich ihr Bewusstsein weiten; durch wahre Hingabe, welche wirklich eine
Sublimation des Fanatismus ist, werden sie entflammt werden. Kostbar sind die
entflammten Feuer! Die Schüler haben ganz recht in ihrem Wunsch, anderen
Lesestoff beiseitezulegen und sich nur auf die Bücher der Lehre zu
konzentrieren, um ihr Denken nicht zu zersplittern. Für den ernsten
Studierenden, der ein Schüler der Hohen Hierarchie und nicht nur ein Hörer bleiben
will, ist eine solche völlige Versenkung auf den ersten Stufen der Hingabe sehr
wesentlich; sie sollte solange fortgesetzt werden, bis völlige Erkenntnis
erlangt wird. Wie kann ein Schüler sonst die Vereinigung mit dem Bewusstsein
seines Lehrers erreichen? Wie kann er sonst den silbernen Faden weben, der ihn
mit seinem Lehrer vereint? Wie Sie bereits wissen, erschließt nur diese
Vereinigung mit dem Lehrer alle Möglichkeiten. Und diese Vereinigung wird durch
hartnäckigste Anstrengungen und unermüdliches Streben zu dem Einen Brennpunkt
gebildet. Auch eine zarte Pflanze wird eingezäunt, damit sie keinen Schaden
erleidet.
Jene,
welche die Worte der Lehre auswendig lernen, haben nicht unrecht. Auch in der
Schule lernen die Schüler den Stoff auswendig, um ihr Gedächtnis zu stärken. So
kann auch die Lehre, wenn das Bewusstsein entflammt ist, durch kurze feste
Formeln gefestigt werden. Für manche ist es leichter, durch Auswendiglernen des
Originals den Sinn zu erfassen. Hindert niemanden daran, den Pfad seines Karma
zu beschreiten! ”Wenn in einer Person die eigenen Feuer entflammt sind, ist es
besser, nicht zu zwingen!” – so spricht die Lehre.
Sie
haben daher recht, wenn Sie diese Feuer der Hingabe nicht ersticken; mögen sie
brennen. Ihr Brennen ist bereits eine Reinigung der umgebenden Atmosphäre. Und
wer weiß, wie viele andere kleine Feuer sie entzünden können, ohne es zu
wissen! Stark ist die Macht der Feuer des Herzens, obgleich sie unsichtbar
sind.
Im
Osten versichern einem die Leute, dass die Anwesenheit eines Bhakti Yogi den
Raum im Umkreis von vielen Meilen so stark reinigt und heiligt, dass die
umliegenden Dörfer geistig erhoben werden. So wollen wir jede Erscheinung der
selbstlosen Liebe schätzen.
3.)
Nun zu Ihrer Frage, wie man die rechte Information über die Ereignisse erlangt.
Ich will mit den Worten der Lehre antworten: ”Der Guru kann seine Schüler
fragen ‚Was machst Du‘… ‚Was wünschst Du Dir‘… ‚Was quält Dich‘… ‚Was erfreut
Dich‘? Diese Fragen besagen nicht, dass der Guru die Zustände des Schülers
nicht kennt. Im Gegenteil, mit vollem Wissen will der Guru erfahren, was der
Schüler selbst als das Wichtigste betrachtet. Aus Mangel an Erfahrung mag der
Schüler auf den unbedeutendsten aller Umstände hinweisen. Daher fragt der
Lehrer nicht nur aus Höflichkeit, sondern als Bewusstseinsprüfung für den
Schüler. Deshalb sollte man die Antworten an den Lehrer sorgfältig abwägen.
Nicht die sogenannten Annehmlichkeiten sind von Bedeutung, sondern für den
Lehrer ist die ständige Bewusstseinsentwicklung wichtig.”
„Der
Schüler muss auch an die Teilbarkeit des Geistes denken. Er muss sein
Bewusstsein so lenken, dass er im Geist die Anwesenheit des Lehrers erkennt.”
(Feurige Welt I, 346)
Sie
sollten in der Lehre über die Teilbarkeit des Geistes lesen. Alles, so auch die
Teilbarkeit des Geistes, hat verschiedene Grade, doch bei Entwicklung erreicht
sie manchmal einen kosmischen Maßstab, und dann ist ihre Nutzung wirklich
vielfältig. Nicht immer ist es möglich, im physischen Gehirn alle Eindrücke im
Detail festzuhalten, da in der verunreinigten Atmosphäre das Herz dies nicht
aushalten könnte. Nichtsdestoweniger können die Ereignisse heftig gefühlt
werden. N. K. und ich wissen zum Beispiel immer über die akuten Augenblicke im
Leben unserer Mitarbeiter Bescheid. Manchmal ist dieses Wissen so greifbar, ein
andermal sind es bestimmte schmerzliche Gefühle, die mit den bestimmten
Ereignissen zeitlich ganz genau übereinstimmen. Ebenso oft fühlen wir dann, als
würde unsere psychische Energie sich entfernen. Oft nehmen wir ganz weit voraus
die Ergebnisse wahr. Wir sind oft so stark in Anspruch genommen, dass wir sogar
Schwindelgefühle und eine flüchtige Abwesenheit verspüren. Dann wissen wir mit Bestimmtheit,
dass unsere Energie wo anders gebraucht wurde. Vielfältig sind die
Erscheinungen der Teilbarkeit des Geistes!
Im
Leben des Schülers gibt es viele Geheimnisse. Wahre Schülerschaft verfeinert
alle Gefühle eines Schülers. Wahrlich, er wird zur goldenen Harfe unter der
Hand des Lehrers. So viel Freude verleiht die Vereinigung im Bewusstsein. Wir
haben viele ständige Beweise einer solchen Vereinigung mit unseren alten
Mitarbeitern. Oft hören wir ihre Stimmen und kennen ihre Schwierigkeiten. Wir
sehen auch das Bild ihres Geistes. Immer geben unsere Briefe auf ihre Nöte
Antwort, obgleich sie wissen, welche Entfernung uns trennt.
Wir
sind von vielen Wundern umgeben; wir müssen sie nur wahrnehmen. Wahrlich,
wundervoll ist das Leben eines Schülers. Doch es ist nicht leicht, denn er
trägt eine ungeheure Verantwortung, und es gibt so viele Schwierigkeiten,
besonders in den Tagen des Harmagedons, wenn alle Finsteren versuchen, ihn
anzugreifen. Doch mit der Bewusstseinsentwicklung verwandeln sich diese
Schwierigkeiten in Freude, weil das Herz, erfüllt von Ergebenheit zum Lehrer,
durch Bewältigung dieser Hindernisse seine Hingabe erproben will.
Selbstaufopferung wird so natürlich, so voller Freude. Der ganze Geist ist
bereits von irdischen Dingen so gelöst und erkennt, wo seine wahre Heimat ist.
Das einzige, was übrigbleibt, ist der Wunsch, die Aufgabe so gut wie möglich zu
erfüllen, um das Vertrauen des Lehrers zu rechtfertigen, ohne Sorge um die
Ergebnisse. Im Osten sagt man: ”Wir müssen arbeiten, ohne die Ergebnisse zu
kennen.” Ich verstehe es in der Art, dass wir es lernen müssen, unsere Arbeit
so gut wie möglich zu verrichten, und zwar aus Liebe und nicht um des Lohnes
willen. Nur dann wird unsere Arbeit schön sein. Der Schlüssel zu allen
Errungenschaften liegt in solch selbstloser Liebe für jede von uns verrichtete
Arbeit.
4.)
Nun zu Ihrer Bemerkung, dass ”die Lehre das ganze Leben in Anspruch nimmt und
nicht nur mit einer Anzahl von Büchern in Zusammenhang steht”. Ich muss
zustimmen, das Leben ist der beste Lehrmeister, und ohne Leben kann nichts
erfahren werden. Doch jemand muss unsere Augen öffnen, und ohne das führende
Prinzip würde die ganze Evolution für endlose Zeiten gebremst werden. Daher
sind die Bücher der Lehre so wichtig. In präzisen Formeln sind hier das
Grundwissen und die in Zeitaltern gesammelten vielfachen Erfahrungen
niedergelegt. In den Büchern der Lehre wird ein studierender Schüler auf die
schwierigsten Lebensprobleme Antwort finden. Von verschiedenen Gesichtspunkten
aus beleuchtet sind auch viele konkrete Bestätigungen auf allen Gebieten der
Wissenschaft. Und der richtige Zugang zur Wissenschaft kann nur nach
ernsthafter vielseitiger Aneignung der Lehre gefunden werden. Nur dann können
wir uns auf das Wichtigste konzentrieren, ohne unnütze Jahre auf einem falschen
Pfad zu verbringen.
Die
Bücher der Lehre, die natürlich alle Perlen des Ostens beinhalten, sowie die
”Geheimlehre” und ”Die Briefe der Mahatmas” spenden dem Geist und Gemüt wahre
Nahrung, und es ist zweifelhaft, ob ein Leben ausreicht, dies alles gründlich
zu studieren. Die Geheimlehre kennend, auch wenn nicht vollständig, freuen wir
uns, wenn wir sehen, dass die Wissenschaft durch neue Entdeckungen immer mehr
und mehr bestätigt, was uns in diesen Bänden gegeben wurde. Ich persönlich
ziehe es deshalb vor, mich gründlich mit der Lehre vertraut zu machen. Sie
bewahrt vor Rückschritt oder vor noch Ärgerem, nämlich davor, in den eigenen
Berechnungen nicht richtig zu liegen. Wir sind bereit, alle Bereiche der
Wissenschaft aufzunehmen, besonders wenn sie von orthodoxer wissenschaftlicher
Beschränkung frei sind. Vorurteile und Aberglauben können in der Wissenschaft
noch stärker vertreten sein als in der Religion. Doch um sich von solchen
Vorurteilen und Aberglauben zu befreien, ist es notwendig, den Weg der Lehre zu
befolgen, der klar und streng den Aufstieg zur Synthese wahren Wissens
aufzeigt.
So
versuchen Sie, in Fragen des Aberglaubens und der Vorurteile richtig zu
unterscheiden! Und bitte, glauben Sie nicht, dass ich im allgemeinen gegen
andere Bücher bin. Ich muss jedoch sagen, dass es wenige gute Bücher gibt, und
selbst die besten enthalten, neben schönen Seiten, oft eine Menge schädlichen
Unsinns. Deshalb ist es sehr wichtig, ein unvoreingenommenes offenes Bewusstsein
zu pflegen und die Fähigkeit des Unterscheidungsvermögens zu erlangen.
Nun
dürfte ich alle Ihre Fragen beantwortet haben. Denken Sie bitte daran, dass es
mich immer freut, so viel wie möglich beantworten zu können. Sollten Sie nicht
allem zustimmen, bringen Sie Ihre Einwände. Meinungsaustausch ist immer
nützlich, denn er schärft das Denken. Und so wollen wir uns von jedem Zwang
freihalten und größte Toleranz, Fürsorge und Wohltätigkeit offenbaren. Möge
jeder sich seinen Fähigkeiten entsprechend entwickeln. Nur vorsichtige
Berührungen sind gestattet, sonst könnten wir eine Nachtigall aufschrecken, die
unseren Garten besucht!
10.
Mai 1933
Meiden
Sie den Schlaf nicht. Schlaf ist wohltätig und für die Nahrung unseres
feinstofflichen Körpers absolut notwendig. Nur während des Schlafes können wir
ihn leicht absondern und ihn intensiv mit den feinsten Energien nähren,
abgesehen von den großen Lektionen, die wir in diesem Zustand erhalten. Wir
lernen nicht nur, im Flug in verschiedene Sphären einzudringen, sondern wir
erfüllen auch die Aufträge unseres Lehrers, und oft nehmen wir an Kämpfen gegen
finstere Kräfte teil. Warum sollten wir uns eines so großen Vorrechts berauben,
das vor allem den Schülern der Großen Weißen Bruderschaft eingeräumt ist?
Alles
Erzwungene widerspricht der Lehre des Lichts. Wenn es notwendig erscheint, die Nahrung
zu vermindern, wird Ihr Organismus es anzeigen, und
jedes Übermaß wird Ihnen widerwärtig sein. Das gleiche gilt für den Schlaf.
Oft ist die Arbeit in der Feinstofflichen Welt von größerer Bedeutung als die
Arbeit in der physischen Welt.
Die
Lehre sagt, dass wir beim Übergang in den Schlafzustand in die jenseitigen
Welten eintreten; und dies sollte sich ganz natürlich vollziehen. Wir müssen
nur üben, auf der Hut und aufmerksam zu sein, und die Feinstoffliche Welt wird
sich uns in dem Moment erschließen, wo wir das Nötige, was wir brauchen, sehen
und hören. Wenn ich mein eigenes Experiment, das auf Weisung und unter Aufsicht
des Lehrers ausgeführt wurde, beschleunigen wollte, pflegte ich zu bitten ”Was
kann ich tun? Welches Verfahren ist für den Zweck das beste?” etc. Ich erhielt
immer die gleiche Antwort: ”Bleibe nur gelassen”. In dieser Gelassenheit und
Ausgeglichenheit liegt das ganze Geheimnis der Errungenschaft. Und jetzt, in
den Tagen des furchtbaren Kampfes der Kräfte des Lichts gegen die Finsternis,
hören wir das gleiche: ”Seid vorsichtig, hütet eure Gesundheit; das ist das
Wichtigste.”
Sie
sollten auch daran denken, dass die Ströme sehr schwer sind und für alle
feinfühligen Organismen zeitweilig Seelenqualen, Schwindelgefühl und Depression
hervorrufen. Doch den Grund für solche Depressionen kennend, sollten Sie
geduldig den Wechsel der Ströme und ihre neue Richtung abwarten. Und so, mein
Lieber, betrachten Sie diese periodischen Seelenqualen und Depressionen nicht
als Untertauchen des Geistes, d. h. als Fehler und Unbeständigkeit. Viel öfter
sind sie die Folge wechselnder Ströme. Es ist darauf hingewiesen, dass ”diese
Ströme wie ein Klirren von Schwertern” sind. Lasst uns immer an das große Glück
denken, Mitarbeiter der Kräfte des Lichts zu sein. Der in Liebe ausgesprochene
Name des Großen Lehrers wird uns immer schützen.
An
keiner Stelle behauptet die Lehre, dass es wünschenswert oder möglich wäre,
ohne Schlaf auszukommen. Das einzige, das erwähnt wurde, ist, dass es in Höhen
von 21.000 Fuß möglich ist, fast ohne Schlaf auszukommen. Doch wo gibt es
Leute, die in solchen Höhen leben und leben können? Auf unserer Reise durch
Zentralasien haben wir die Richtigkeit des Gesagten bestätigt gefunden. Doch
das Wohnen in den Tälern verlangt nach Schlaf. Als wir z. B. in Städten
weilten, wurde uns gesagt, nicht weniger als sieben oder acht Stunden zu
schlafen. Das gleiche gilt für die Nahrung. In den Höhen sollte die
Nahrungsmenge herabgesetzt werden; und dies geschieht ganz natürlich, weil der
Organismus nicht viel verlangt. Doch in den unreinen Städten ist Nahrung
erforderlich.
Auch
in Höhen von 7.000 Fuß, während eines Experiments mit feuriger Energie, war ein
größerer Gewichtsumfang angezeigt, damit die Nerven nicht zu sehr freiliegen.
In alten Lehren wird immer auf den ”Goldenen Mittelweg” oder das Gleichgewicht
hingewiesen. Und von jenen, die sich dem großen Wissen nähern wollen, wird
erwartet, dass sie nicht dem Extrem verfallen. Nichts wird so entstellt wie der
Begriff Gleichgewicht. Es scheint, dass dies bei den Leuten hauptsächlich wegen
der Schwierigkeit, Disziplin zu üben, geschehen ist und noch geschieht. Es
scheint für sie leichter zu sein, ins Extrem zu verfallen, sich einem
erschöpfenden Fasten hinzugeben und sich Fesseln aufzuerlegen, sowie allgemein
Strenge zu üben, als Wachsamkeit und Selbstbeherrschung zusammen mit voller
Erhaltung der Kraft zu erlangen. Doch ohne Selbstbeherrschung kann nichts
erreicht werden.
Und
wieder muss ich hinzufügen, dass Nahrung und Schlaf absolut notwendig sind, dass
es aber verschiedene Normen für verschiedene Organismen gibt. Es ist ratsam,
als warnendes Zeichen auf plötzlichen Kräfteverfall zu achten, nicht erst, wenn
er allmählich offensichtlich wird. Deshalb vermeiden Sie jeden Abbau, und
versuchen Sie mit all Ihrer Macht, die kostbare Substanz der feurigen Energie
zu erhalten.
19.
Juni 1933
Ich
erhielt Ihren ”Aufruf an die Frauen” und muss sagen, dass ich ihn sehr
gutheiße. Es ist gerade das, was notwendig ist und wie Sie sagen, wird er an
das Bewusstsein der Menschen appellieren. Es ist wirklich notwendig, diesen
Aufruf so weit wie möglich zu verbreiten, damit die Ideen von vielen
aufgenommen werden. Die Zeit ist kurz und manchmal fürchte ich, dass wir nicht
alles werden erfüllen können. Die neue Welt naht, und wir müssen Gruppen von
Menschen vorbereiten, die imstande sind, die neuen Vorstellungen einzuführen.
Das Erwachen der Frau geht auf der ganzen Welt vor sich. Schon seit 1920
begannen die Frauen des Fernen Ostens, für ihre Rechte zu kämpfen und das
gleiche trifft für die Frauen Indiens zu. Die indischen Frauen erreichen trotz
Schwierigkeiten wunderbare Ergebnisse.
* * *
In
dem mir zur Begutachtung übergebenen Satz wäre es mir lieber, wenn Sie das Wort
”kriegerisch” durch das Wort ”angriffsfreudig” ersetzen würden – wenn Sie
nichts dagegen haben. Erstens, weil in diesem besonderen Fall das Wort
”angriffsfreudig” einen größeren Schwung hat, und zweitens, weil ich persönlich
den Begriff Krieger sehr liebe und man ihn nicht im negativen Sinn verwenden
kann. In allen religiösen Lehren werden die Menschen, die den geistigen Pfad
beschreiten, Krieger genannt. Alle Bodhisattvas und auch Buddha sieht man auf
den meisten heiligen Bildern mit einem Schwert in der Hand oder neben sich –
als unverletzliches Attribut.
Denken
wir an unsere eigenen Heiligen – Michael, den Archistrategen und den Hl. Georg,
den Siegreichen. Auch an den großen Beschützer und Erzieher des russischen
Landes, den Hl. Sergius von Radonesch – segnete er nicht Prinz Dmitry zu Beginn
des großen historischen Kampfes gegen die Tartaren, und sandte er nicht seine
eigenen Mönche zu Hilfe? Wahrlich, sind nicht alle heldenhaften Weisen Krieger
für das Allgemeinwohl? Und hören wir nicht oft von den gegen die Finsternis und
die satanischen Horden ausgesandten leuchtenden Pfeilen? Der Kampf gegen das
Chaos ist die wahre Lebensgrundlage des Kosmos. Und dieser Kampf verstärkt die
Spannung im Verhältnis zum Aufstieg und wechselt nur in der Qualität und in den
Motiven. Nichts ist vergleichbar mit der Härte des Kampfes gegen das
unsichtbare Chaos.
Ich
will eine Seite aus der Lehre zitieren: ”Manche Menschen mögen denken, wie
leicht es für die Herrscher ist, wenn Sie die Grenzen der irdischen Lasten
überschritten haben! Doch wer immer dies ausspricht, kennt den Bereich der
Wirklichkeit nicht. Genauso wie es auf Erden ist, so ist es auch im Himmel. Die
irdischen Lasten werden zurückgelassen, doch unvergleichliche kosmische Sorgen
nehmen ihre Stelle ein. Wirklich, so schwer es auf Erden ist, umso schwerer ist
es im Himmel. Lasst uns die Augenblicke des Devachan nicht zählen, wenn
Illusion die morgige Arbeit verdeckt. Doch die Tätigkeit inmitten des Chaos
kann nicht leicht sein. Ihr leidet durch Finsternis und Chaos. In allen
Aufenthaltsorten ist es aus vielen Aspekten der Finsternis und desselben Chaos
genauso schwer.
Doch
glücklicherweise fühlt ihr nur die Angriffe des Chaos und seht nicht seine
düsteren Bewegungen. Freilich, wegen der Unwissenheit und ihrer sklavischen
Unterwürfigkeit der Finsternis ist es schwer für die Menschen. Aber besonders
schwer ist es, wenn man die Bewegungen der Massen der Materie sieht, die sich
in Chaos verwandelt. Wenn das zerstörerische unterirdische Feuer versucht, die
Erdkruste vorzeitig zu durchdringen, oder wenn die Gasschichten den Raum vergiften,
überschreiten die Schwierigkeiten jede irdische Vorstellung. Nicht Lasten,
sondern nur Vergleiche helfen jetzt über die Schwierigkeiten zu sprechen, denn
die Unwissenden denken, dass Hymnen und Harfen das Los der Himmelsbewohner
sind. Solch ein Irrtum muss zerstreut werden. Nirgendwo gibt es Hinweise, dass
es nur auf der Erde schwer ist; zum Vergleich muss gesagt werden – wenn man
hier von Teufeln belästigt wird, so wird der Erzengel vom Satan selbst bedroht.
So muss man die Tat und die immerwährende Schlacht mit dem Chaos verstehen. Man
muss es als den einzigen Pfad erkennen und lieben lernen als das Zeichen des
Vertrauens des Schöpfers.” (Feurige Welt, Bd. II)
Deshalb
liebe ich das Wort ”Krieger” so und bewundere jede heldenhafte und mutige Tat.
Von Natur bin ich selbst ganz mutig und kriegerisch. Nirgends ist gesagt, dass
wir uns dem Übel nicht widersetzen sollen, und hat nicht selbst Christus jene
davongetrieben, die spotteten und die Heiligkeit des Tempels verletzten?
Daher
muss jede Mutter ihre Kinder im Geist großer Taten, Heldentat und
Selbstverleugnung für das Allgemeinwohl erziehen. Dies ist keine Billigung des
Krieges im üblichen Sinn, doch wir können uns nicht täuschen – wir leben
inmitten des schrecklichsten und vernichtendsten aller Kriege, denn der
geistige Krieg ist weit erbitterter als jeder andere. Daher ist es so wichtig,
Mut und Furchtlosigkeit zu pflegen, die Eigenschaften, die der Schüler der
Meister des Lichts vor allem entwickeln sollte. Jedoch, wenn eine starke
Verbindung mit der Hierarchie besteht, bilden sich Mut und Furchtlosigkeit
vollkommen von selbst, da die Hand der Hierarchie die Menschen immer vor Gefahr
zurückhalten und den Weg des Sieges aufzeigen wird. Doch ich wiederhole, dies
ist nur dann so, wenn das Bild des Meisters ständig im Gedächtnis gehalten
wird. Öfter als einmal hatten wir Gelegenheit, diese wundervolle Einwirkung zu
erfahren. In einem Moment der Gefahr wurden wir plötzlich außerordentlich
ruhig, und wir wussten, dass alles gut ausgehen würde.
Ich
persönlich ziehe die mutige selbstaufopfernde Erfüllung einer patriotischen
Pflicht dem Verhalten der heutigen Jugend eines bestimmten Landes vor, die sich
in einer Resolution äußert, im Kriegsfall für ihr Land nicht zu kämpfen. Sie
mögen fragen, wie sich dies mit dem Friedensbanner verhält, und sie mögen auch
denken, dass ich insgeheim eine Befürworterin des Krieges wäre! Nein, für mich
ist Krieg unaussprechlich schrecklich! Ich kann mir keine schlimmere
Manifestation der Unwissenheit vorstellen! Doch da wir in einer Welt leben, in
der die physische Macht noch höher eingeschätzt wird, müssen wir der jungen
Generation den Gedanken der Ungesetzlichkeit des Tötens und der Gewalttätigkeit
einflößen, doch gleichzeitig müssen wir lehren, sich nicht davor zu fürchten,
die Pflicht für sein Land zu erfüllen, da dies schön und mutig ist. Wer wollte
ein wehrloses Schaf gegen einen Wolf oder Tiger sein? Aber Tiger und Wölfe
lauern in jeder ungeschützten Ecke. Solange es keine wirkliche Zusammenarbeit
unter den Völkern gibt, werden wir ständig von Kriegen und Angriffen bedroht
sein. Nur die Weltliga der Kultur könnte, richtig verstanden, die vielen
Probleme der Zukunft, die heute unlösbar scheinen, lösen.
* * *
Mögen
die Frauen im Kampf um ihre Rechte an den so notwendigen Mut denken. Doch mögen
sie Mut nicht als Gewalttätigkeit verstehen, wie im Fall der Suffragetten, die
Fenster einschlugen und Briefkästen verbrannten! Solche Maßnahmen sind sehr hässlich.
Doch es gibt andere Wege, um wirklichen Mut zu zeigen. Vor allem wird dies im
ernsten Streben nach Wissen und Schönheit zum Allgemeinwohl sein.
* * *
Lasst
uns jetzt über das Gefühlswissen sprechen. Jemand sagte: ”Oft hat eine einfache
Frau ein besseres Gefühlswissen als eine Universitätsabgängerin.” Hier muss ich
bemerken, dass solch eine Frau vielleicht in dem Sinne ”einfach” ist, als sie
keine soziale Stellung oder Ausbildung besitzt, doch nicht einfach in dem
Sinne, dass es an geistiger Gelassenheit mangelt. Die Menschen verwechseln
meist das Gefühlswissen, das ein Ergebnis von Erfahrungen vieler Inkarnationen
ist, mit einem bestimmten Psychismus. Dieser offenbart sich in mehr oder
weniger richtigen Vorahnungen, Träumen und bestimmten, dem Bewusstsein
entsprechenden Wahrnehmungen des astralen Planes. Auf der anderen Seite erkennt
Gefühlswissen unfehlbar, es erkennt geradezu das Wesen der Dinge, sowohl die
Richtung der Evolution als auch die Zukunft. Gefühlswissen ist die Synthese der
Geistigkeit, und natürlich besitzt es nur ein entwickelter Geist mit einem
gespeicherten Kelch, unbekümmert dessen, wie bescheiden seine Stellung im Leben
ist. Oft wird die bescheidene Stellung zweckdienlich für eine bestimmte Aufgabe
gewählt. Wer der Stimme seines Herzens lauscht, wird umso leichter sein
Gefühlswissen erwecken. Das Herz ist der beste Lehrer in allen Lebensfragen.
* * *
Und
jetzt wollen wir uns dem Thema Abtreibung zuwenden. Sich mit dieser Frage
auseinanderzusetzen, ist jetzt sehr zeitgemäß. Hier erscheinen laufend die
schauderhaftesten Artikel darüber, und einige von ihnen sind mit der Billigung
des Klerus geschrieben. Zu diesem Thema möchte ich einige Paragraphen aus der
Lehre anführen: ”Im Moment der Empfängnis erhält der Geist Verbindung mit dem
Embryo. Er tritt zu Beginn des vierten Monats ein, wenn sich die ersten Nerven-
und Gehirnkanäle bilden. Mit der Kräftigung der Wirbelsäule setzt die nächste
Stufe der Besitzergreifung des Körpers ein. Wundervoll ist der Moment der
Geburt, wenn das Bewusstsein des Geistes leuchtend aufblitzt und sich dann mit
der Materie verbindet. Es gibt auch Fälle, wo bei der Geburt Worte gesprochen
werden. Die endgültige Besitzergreifung des Körpers findet im siebenten
Lebensjahr des Kindes statt.” Es ist gesagt: ”Genauso, wie die Hungernden zur
Nahrung getrieben werden, so wird der Geist zur Inkarnation gelenkt, denn nur
die Materie kann neue Impulse verleihen.”
Ist
es daher nicht hart, wie viele Leiden der zur Inkarnation vorbereitete Geist
auf sich nimmt durch den erzwungenen Abbruch von bereits begonnenem Leben,
wodurch die von Karma geplante Inkarnation verhindert wird? Welch ein schweres
Karma bereiten sich die unwissenden und verbrecherischen Eltern!
* * *
Ich
möchte mir erlauben, einige Worte über die Kunst von N. K. hinzuzufügen. Seine
Kunst wird wegen ihrer Reinheit, Durchsichtigkeit und einer unendlichen
Mannigfaltigkeit an Farbenkombinationen geschätzt, die zusammen mit einer
ungewöhnlichen Macht und Tiefe des Tones wirken. Jedes Gemälde ist eine schöne,
harmonische Farbensymphonie. Wir wissen, dass die Farben, die Schattierungen
und ihre Harmonie auf den Betrachter eine okkulte Wirkung ausüben. Es ist
bekannt, dass schöne Gemälde Heilkraft ausstrahlen; und wir hatten viele
Gelegenheiten, dies zu bezeugen. Für solche Wirkungen muss man jedoch ein
offenes Herz und ein offenes Auge besitzen. Es ist gesagt: ”Wenn Finsternis in
uns ist, kann es sein, dass wir vor den schönsten Kunstwerken in tiefer
Finsternis verharren.”
Doch
nicht weniger Beachtung sollte der außergewöhnlichen Begabung von N. K. für
Komposition geschenkt werden, die in ihrer Art ganz selten ist. Alle
eigenartigen – um es gelinde auszudrücken: Abweichungen im Leben der Kunst, die
wir zeitweilig bemerken, entstehen hauptsächlich aus Mangel an Begabung für
Komposition. Doch jedes Werk von N. K. fällt auf durch seine Harmonie in der
Kombination aller seiner Teile, und diese Harmonie verleiht wirkliche
Überzeugungskraft. Es kann weder etwas hinzugefügt noch hinweggenommen werden.
Alles ist gerade recht. Diese Harmonie von Formgebung und Farbe, diese
Meisterschaft ist jene Gabe, die einem großen Schöpfer eigen ist. Die Werke von
N. K. sind vor allem auch wegen der Schönheit ihrer Gedanken, die in Erhabenheit
doch einfach und manchmal tief ergreifend in den Bildnissen zum Ausdruck
kommen, unvergleichlich.
Für
mich, einer ständigen Zeugin seiner Kunst, ist sie eine Quelle nie endender
Bewunderung – die unerschöpflichen Gedanken, kombiniert mit Kühnheit und
unerwarteten Farbkombinationen! Genauso bemerkenswert sind die Leichtigkeit und
Sicherheit, mit der er seine Bilder entwirft. Sie sprechen wirklich, leben auf
seiner Leinwand, und sehr selten musste er von seiner ersten Skizze etwas
ändern oder weglassen. Wahrlich, den Verlauf seines Schaffens verfolgend, weiß
man nicht, was bewunderungswürdiger ist – die Schönheit des Gemäldes oder die
Meisterschaft der Ausführung.
* * *
Ich
stimme nicht zu, dass es der griechischen Kunst an Geistigkeit mangelt. Ich
glaube, dass die Geistigkeit der alten Griechen höher war als unsere heutige,
was durch ihre hohe Philosophie und die Leistungen ihrer großen Schaffenden,
Schöpfer und Denker bewiesen ist. Ihre Philosophie brachte große Ideen in
schöne edle Formen. Es scheint mir, dass wir es sind, denen die Geistigkeit
verlorenging und damit die Fähigkeit und der Sinn, Schönheit zu schätzen. Die
Tatsache, dass Kunst der Ausdruck des Charakters eines Volkes und der
Bedingungen der Natur ist, aus denen sie hervorging und sich entwickelte, wird
von anderen Menschen, die in unterschiedlicher Umgebung leben und schaffen,
sehr oft nicht verstanden. Zum Beispiel würde die Marmorstatue der Griechen
nicht in unser nördliches Klima passen, doch sie war schön unter der
strahlenden Sonne, auf dem purpurnen Sand mit einem Hintergrund von
türkisblauer See und den dunklen Zypressen Griechenlands.
Kunst
in all ihren Offenbarungen und in all ihren herkömmlichen Formen bleibt
grundsätzlich geistig. Sie erweckt unser Sehnen nach Schönheit, nach dem
Höchsten, und hier liegt ihre hauptsächliche und große Bedeutung. Wie Sie
richtig schreiben: ”Das wahre Problem der Kunst ist, den Menschen zum Begreifen
der Schönheit zu lenken”. Wahrlich, das echte Streben zum Schönen wird uns zum
Verständnis für die höhere Schönheit der Gesetze lenken, die das Universum
regieren und im vollkommenen Geist und im vollkommenen Herzen zum Ausdruck
kommen.
* * *
Und
so erfüllen Sie Ihre Aufgabe, physische Gesundheit zu regenerieren und die Saat
geistigen Wissens auszustreuen, wo immer es erforderlich ist. Die Hauptsache
ist, dies entsprechend dem Bewusstsein Ihrer Patienten zu tun! Zu viel zu geben
ist noch gefährlicher, als zu wenig zu geben. Fragen Sie Ihr Herz!
Schreiben
Sie über sich, und denken Sie daran, dass unsere Gedanken oft bei Ihnen sind.
Sagen Sie den Freunden, sie mögen alle Zweifel vertreiben, denn diese sind
unsere gefährlichsten Feinde!
Und
welche Zweifel könnten wir hegen, wenn die reine Lehre uns solch klare und
schönen Lösungen bietet, wo nichts und niemand benachteiligt, sondern alles
unbegrenzt erhöht und erweitert wird. Der Segen der Kräfte des Lichts sei mit
Ihnen!
1934
8.
Februar 1934
Ihre
ausgezeichnete Arbeit brachte uns viel Freude. Gerade das ist heute besonders
notwendig. Wir müssen das Bewusstsein der Menschen wecken, das in modrigen
Vorurteilen stagniert und durch die bedrohlichen Ereignisse niedergedrückt
wird. Das Morgenlicht der Neuen Zeit dämmert aus der Ferne, und es ist
erforderlich, ihm mit neuerwachtem Geist gegenüberzutreten. Ich sehe der
Fortsetzung Ihres Werkes entgegen, das gedruckt und weithin verteilt werden
sollte.
”…
Mitarbeitern möge vorgeschlagen werden, sich an solche Arbeiten zu gewöhnen.
Sie können ihnen entsprechende Abschnitte aus der Lehre wählen und sie mit
anderen Vermächtnissen vergleichen. Auf diese Art können die Eindrücke der
Zeiten auf die eine Wahrheit beobachtet werden. Die Erforschung dieser
Evolution wird an sich eine sehr notwendige Arbeit sein. Wir sind gegen
Verurteilung, doch der Vergleich kommt dem Polieren des Steines gleich. Durch
Liebe zur Sache kann man neue Vergleiche ziehen und schöne Berührungspunkte
finden. Solche Meditationen sind wie Blumen auf einer Wiese.” (Feurige Welt,
Bd. II) Behalten Sie dieses Programm im Gedächtnis.
Sie
schreiben: ”Kein Wunder, dass Christus es nicht für möglich befand, diese
Wahrheit (das Gesetz der Wiederverkörperung) den unentwickelten menschlichen
Gemütern direkt und offen zu enthüllen”. Doch ich glaube, es wäre richtiger zu
sagen, dass, obwohl das Gesetz der Wiederverkörperung ein Eckpfeiler jeder
alten Religion des Ostens war, die Religion der Juden natürlich nicht
ausgenommen, es bereits zur Zeit Jesu durch die Priesterschaft übel entstellt
wurde und seine Reinheit nur bei einzelnen Sekten erhalten geblieben ist. Im
Neuen Testament haben wir viele Beweise für das Wissen der Juden; Christus
selbst bestätigt es. Zum Beispiel im Matthäus-Evangelium (17:10,13): ”Da
fragten ihn die Jünger: Die Schriftgelehrten sagen aber doch, zuerst müsste
Elias kommen. Und Jesus antwortete ihnen: ‚Wohl wird Elias kommen und alles
erneuern. Doch ich sage euch: Er ist bereits gekommen, nur haben sie ihn nicht
erkannt, sondern ihm angetan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn
durch ihn leiden.‘ Da verstanden die Jünger, dass er zu ihnen von Johannes dem
Täufer redete.” Und im Evangelium des Hl. Johannes (9:1-3): ”Einmal sah Jesus
im Vorübergehen einen Mann, der von Geburt an blind war. Seine Jünger fragten
ihn: ‚Meister, wer hat gesündigt, der oder seine Eltern, dass er blind geboren
ist?‘ Jesus antwortete: ‚Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern es
ist geschehen, damit Gottes Werke an ihm offenkundig werden.‘ ” In der Tat, wie
konnte eine von Geburt an blinde Person für ihre Sünden verantwortlich sein
ohne das Gesetz der Wiederverkörperung! Es gibt andere sehr klare Hinweise,
doch die sollten Sie selbst herausfinden.
Sie
schreiben, dass der ”östliche Mensch aufgrund seines Wissens von
Wiederverkörperung so passiv wurde, was schließlich in einem langsamen
Lebenstempo, Stagnation und Leblosigkeit endete.” Dies ist nicht ganz so. Viele
andere Gründe sind für diese Stagnation verantwortlich. Gewiss, all dies härtet
und entwickelt die Kraft des Menschen: Härte der Natur, Härte der klimatischen
Bedingungen und der Kampf ums Dasein fehlen beinahe gänzlich im Osten. Auf der
anderen Seite begünstigten klimatische und andere Bedingungen das beschauliche
Leben. Doch das Hauptübel Indiens, das in Stagnation und Degeneration endete,
liegt nicht im Wissen über die Wiederverkörperung, sondern im toten System der
Kasten. Dieses System mit seinem Verlust an wahrem Wissen um die Vergangenheit
und mit der Korruption der herrschenden Klassen wurde wie zu einem Schraubstock
für ein sehr fähiges Volk von vielen Millionen. Wer nicht in Indien lebte, kann
sich diesen Schrecken der Sklaverei nicht vorstellen! Zur Zeit gibt es,
abgesehen von den vier Hauptkasten, eine ungeheure Zahl von so vielen
verschiedenen Unterteilungen – so viele wie es Beschäftigungen und Berufe gibt.
Jede Kaste ist begrenzt durch alle Arten sinnwidriger Verbote, und je höher die
Kaste, desto mehr Verbote; daher die bekannte Degeneration der höheren Kasten.
Auch
wenn wir die unübertrefflichen Höhen ihrer geistigen Grundlehren nehmen und auf
der anderen Seite die Habsucht und Unwissenheit der meisten Vertreter ihrer
gegenwärtigen Priesterschaft, ist es schwer zu verstehen, wie solche
Sinnwidrigkeit, solch schreiende Rohheit, solch verbrecherische Missgestaltung
von Formen stattfinden konnte! Doch das ist die traurige Wirklichkeit.
Abgesehen vom Kastenwesen bringen die Kinderehen Degeneration. Man sieht nicht
selten, dass ein neunjähriges Mädchen mit einem sechzigjährigen Mann
verheiratet ist; es ist bereits eine verkrüppelte Mutter von einem noch
ungeborenen Kind. Ja, es gibt viele Wunder in Indien, doch auch viele
schreckliche Dinge! Es ist, als würde sich das Gesetz bestätigen: ”Je
leuchtender das Licht, umso tiefer die Finsternis”. Das erklärt, dass man
nirgendwo anders solcher Geistigkeit und Verfeinerung begegnet wie hier. Könnte
dieses schöne Land im Heilen der schrecklichen Geißel, die es zerstört,
Fortschritte erzielen, so würde die Entwicklung dieses Landes die ganze Welt in
Staunen versetzen. Es gibt Anzeichen der Wiederbelebung. Die Frau Indiens ist
erwacht, und ihr Herz reagiert auf die Leiden der Entwürdigten; deshalb ist es
ihr beschieden, ihr Land wiederzubeleben.
Jederzeit
will ich Ihnen gerne helfen, falls für Sie irgendwelche Fragen oder Missverständnisse
auftauchen sollten. Ihre Arbeit, in der Sie so klar die Fundamente des Seins
besprechen, ist sehr wertvoll, und wir hoffen, dass Sie mit dem Schreiben in
dieser Richtung fortfahren werden. Die Lehre des Lebens zeigt so viele neue,
unberührte Themen auf!
Wir
freuen uns zu sehen, dass Sie die Lehre so gut anwenden. Wenden Sie sie frei
und auf breiter Ebene an; diese Samenkörner sind für großartiges Säen gegeben.
Darüber hinaus ist vieles nur in Andeutungen gegeben und wird nur teilweise
enthüllt, doch die breite Masse muss vorbereitet werden, und es sind
detaillierte Erklärungen erforderlich, um ihre Aufnahmefähigkeit zu steigern.
Das
Studium der Werke von H. P. Blavatsky würde Ihnen helfen, viele Dinge zu
verstehen.
17.
Februar 1934
Alles,
was Sie über die sogenannten okkulten Gruppen sagen, überrascht uns nicht,
sondern bestätigt nur unsere Vermutungen, da wir die traurige Lage in vielen
Organisationen kennen und wissen, dass die Natur des Menschen überall die
gleiche ist. Es ist immer das gleiche Übel: Mangel an Toleranz und eine
schreckliche Exklusivität, die alle Grundlagen zerstört. Die Vorsitzenden von
vielen Gesellschaften und Logen erheben das Recht auf ein ausschließliches
Monopol und eine Autorität über alles, was die von der Großen Bruderschaft
gegebene Lehre betrifft, wobei manche der einzige Kanal sein wollen, durch den
die Hohe Lehre übergeben werden kann. Doch in ihrer armseligen Vorstellung
übersehen sie, dass die Große Bruderschaft die Evolution der ganzen Menschheit
lenkt, sich nicht auf einen oder selbst zehn Ströme oder allenfalls
vorübergehende Empfänger beschränken kann.
Die
Große Bruderschaft arbeitet unaufhörlich für das Allgemeinwohl der ganzen Welt
und nutzt daher alle Möglichkeiten, um ihre rettende Lehre voranzubringen. Das
Schiff der Menschheit sinkt, und nur der Blinde und Einfältige bemerkt die
ganze Gefahr des heutigen Lebens nicht.
Gewiss,
die Große Hierarchie des Lichts hat auf dem irdischen Plan Mitarbeiter
verschiedener Stufen, bewusste und unbewusste und auch die besonders
Bevollmächtigten und Teuren. Es gibt außerdem eine ganze Anzahl von Personen,
die schöne Mitteilungen empfangen, ohne oft selbst das wahre Bild ihres Boten
zu kennen, doch sie alle tragen Körner für die große Saat bei. Es wäre sehr
unwissend, die Große Hierarchie des Lichts mit irgendwelchen Beschränkungen
oder herkömmlichen Formen in Verbindung zu bringen! Die Hierarchie lebt und
wirkt, das Gesetz der großen Zweckdienlichkeit nutzend, das einzige Gesetz, das
wahre Evolution gewährleistet.
Es
gibt auch keinen Zweifel darüber, dass die Große Bruderschaft für die
Erneuerung des menschlichen Bewusstseins und die Einführung einer neuen Stufe
der Lehre zur gegebenen Zeit eine oder zwei Personen ausersieht. Dies war bei
Frau Blavatsky der Fall und nach ihrem Tod bei Frau Francia la Due, durch die
der Meister Hilarion seine Lehre übergab. Leider starb Francia la Due im Jahre
1923. Sie war die Begründerin einer Gesellschaft in Kalifornien und die
Herausgeberin der Zeitschrift ”Temple Artisan”, in der die Botschaften
veröffentlicht wurden. Doch ich wiederhole, dass es neben solchen
Hauptempfängern, die das ”Meer der Lehre” empfangen, wie es einer der Großen
Meister ausdrückte, viele andere gibt, durch die kleine individuelle
Mitteilungen gegeben werden, und wir kennen eine ganze Anzahl von feinen
kleinen Büchern, meist automatisch geschrieben, oder was seltener vorkommt,
nach Diktat. Und die Schönheit des ethischen Wertes solcher Bücher ist nicht
etwa geringer, weil sie ohne Zustimmung von bestimmten Autoritäten geschrieben
wurden! Soviel ich weiß, erleuchtete auch nicht nur ein einziges Buch, das
ihnen aus der Großen Quelle gegeben wurde, eine dieser ”Autoritäten” in ihrem
ganzen Leben. Im Gegenteil, solche Bücher wurden von ihnen systematisch
kritisiert, verurteilt und verbannt. Wäre es nicht ganz zweckmäßig, sich
darüber zu informieren? Warum bringen sie nicht die Fortsetzung des ”Buches
Dzyan”? Eine Fortsetzung gibt es. Es wäre auch interessant zu wissen, was
solche Lästerer der LEBENDIGEN ETHIK (die sie gar nicht studiert haben) über
die von Francia la Due und William Dower gegründete Gesellschaft und die von
ihnen erschienenen Bücher denken. Diese Gesellschaft wurde in den neunziger
Jahren des letzten Jahrhunderts gegründet und hat in anderen Ländern ihre
Gruppen.
Die
von ihnen gegebene große Lehre widerspricht den Ausführungen der LEBENDIGEN
ETHIK nicht. Wir stehen in freundschaftlichen Beziehungen und schließen
einander nicht aus! In den Vereinigten Staaten besteht die Arkanschule, die für
das Studium der Bücher des Agni Yoga eigene Klassen unterhält. Die Bücher der
LEBENDIGEN ETHIK sind in vielen Ländern verbreitet und ziehen viele neue
Gruppen an. Es gibt heute viele suchende Seelen, doch gewiss, Unduldsamkeit
wird niemanden anziehen.
Einige
Autoritäten fanden, nachdem sie ein Buch des Agni Yoga gelesen hatten, darin
eine große Gefahr und verboten ihren Anhängern, es zu lesen. Wir werden
natürlich nicht versuchen herauszufinden, worin sie die Gefahr zu bemerken
glaubten, da wir die gegebene Lehre niemals aufzwingen. Doch jene, die durch
eine solche Feststellung verwirrt wurden, mögen sie für sich herausfinden. Was
würden diese selbsternannten Autoritäten sagen – und einer von ihnen gibt vor, zur
Großen Hierarchie der Sonne zu gehören –, wenn wir ihnen über die erstaunlichen
Begegnungen und Erscheinungen erzählten, die wir erfahren haben und ihnen die
heiligen Gegenstände zeigten, die uns anvertraut wurden? Wahrscheinlich würden
sie uns als Betrüger ansehen. Und in ihrer ”rechtschaffenen Entrüstung” würden
sie sich mit den Fanatikern und Bigotten der Kirche verbünden und uns jetzt und
für immer verdonnern und verdammen!
Es
ist sehr bedauerlich, dass solche wertvollen Bücher wie ”Die Briefe der
Mahatmas” und die Briefe von H. P. Blavatsky noch nicht ins Russische übersetzt
wurden; sie sagen über die Umgebung von H. P. Blavatsky viel aus.
Doch
alle diese Angriffe sind nicht wichtig. Wirklich schrecklich ist dagegen die
Unduldsamkeit mancher Kirchen. Wahrlich, ”… am schwierigsten von allem ist die
Enthüllung der wahren Gestalt Christi”, wie es einer der Großen Lehrer
ausdrückte. Die Hauptursache der Intoleranz ist Unwissenheit. Doch die Dinge
können so nicht weitergehen, und die neue Generation verlangt bereits nach
einer neuen Auslegung der Fragen des Geistes und des Seins, auf welche die
geistigen Autoritäten ihre Antwort geben müssen, um nicht ganz ignoriert zu
werden. Das Bewusstsein der Massen wächst und erweitert sich, man kann es nicht
in mittelalterlichen Folterkammern eingesperrt halten! Die westliche Kirche ist
bereits alarmiert, doch um ihre Autorität nicht ganz zu verlieren, beginnt sie,
die Entwicklung der Wissenschaft sowie auch einige der östlichen Lehren zu
verfolgen. Manche Priester lassen sogar das Vorhandensein der Großen
Bruderschaft gelten. Und wahr gesprochen, was ist die Hierarchie des Lichts
anderes als die ”Jakobsleiter”? – wieder andere schenken dem Gesetz der
Wiederverkörperung Aufmerksamkeit. Das Neue Testament, die Worte Christi
selbst, bestätigen dieses Gesetz, das ein Eckpfeiler der ältesten Religionen
war. Aus diesen Quellen entlehnte die Christenheit später ihre sämtlichen
Symbole und Zeremonien.
Kürzlich
wurde auf einer Bischofskonferenz in den Vereinigten Staaten vorgeschlagen, die
Werke des großen Origenes zu studieren. Das ist ein großer Schritt nach vorn,
da das Studium der Werke Origenes’ den kirchlichen Rahmen und die Dogmen zu
sprengen vermag. Wir sollten nicht vergessen, dass das Gesetz der Reinkarnation
erst im 6. Jahrhundert auf dem Konzil in Konstantinopel abgelehnt wurde. Und
von uns wird erwartet, die Autorität der Kirchenväter als Offenbarung und Dogma
anzunehmen, die mit großem Ernst solche Fragen wie ”Wie viele Geister auf einer
Nadelspitze Platz finden” oder solche Perlen wie ”Ob die Frau eine Seele hat?”
diskutierten. Und diese ehrwürdigen Väter, die Erzieher unseres Bewusstseins,
schämen sich nicht, sich zu ohrfeigen und einander an den Haaren und Bärten zu
ziehen. Auch jetzt gibt es Leute, ganz respektabel erzogen, die aufrichtig
glauben, dass sie am Jüngsten Gericht in ihrem physischen Körper vom Tod
auferstehen werden! Das ist der Hauptgrund, warum sie so gegen Kremation sind.
Wie ist diese Selbsttäuschung zu verstehen, als Hypnotismus oder als Atavismus?
Es
ist Zeit zu verstehen, dass die Welt erneuerte Seelen braucht, die rasch,
intensiv und gründlich erkennen, dass das Wesen der heutigen Ereignisse ein
offensichtlicher Beweis der Nutzlosigkeit überholter Ideen und Strukturen ist
und dass inmitten unerhörter Zerstörung die neuen Ideen der großen Toleranz und
kulturellen Führerschaft geboren werden, die wie Blitze gegen einen schwarzen
Himmel aufleuchten.
Dennoch
kennen wir unter den russisch-orthodoxen Priestern einige denkende und duldsame
Leute. Sie waren unsere wirklichen Freunde. Ich bin sicher, dass wir auch in
dem Neuen Land lichterfüllte Seelen finden werden. Nun, was die Freimaurerlogen
betrifft, ist es ganz sicher, dass es unter ihnen viele rein politische und
gefährliche gibt. In manchen Ländern, mit wenigen Ausnahmen, ist Freimaurerei
in Kulissenzauber entartet. Solch ein Niedergang von ursprünglich hochethischen
und schönen Anfängen ist sehr tragisch, und die Großen Lehrer grämen sich
darüber unsäglich. Bedenken Sie auch, dass es heute unerhört viel
schrecklichste Magie und Zauberei gibt, und dies fast überall. Oft werden nicht
schlechte, aber unwissende Menschen in diesen schwarzen Netzen gefangen.
Deshalb sind die Großen Lehrer gegen jede Art von Magie. Die schwarzen Logen sind
gerade jetzt so aktiv, und daher ist es so wichtig, dass die Kräfte des Lichts
sich unverzüglich vereinen und mit bewusster Aktivität gegen die dunklen Kräfte
des Übels vorgehen. Doch leider, gegenwärtig herrscht unter ihnen viel weniger
Einigkeit als unter den schwarzen. Diese sind in Furcht vereint und werden
aktiv durch diese getrieben.
* * *
Sicherlich,
Lästerung gegen die Lehre ist keine Kleinigkeit, denn diese Lästerung richtet
sich gegen den Heiligen Geist. Und furchtbar ist das Los der Lästerer in allen
Welten. Doch um den Lästerern Einhalt zu gebieten, ist es notwendig, die Hörer
aufzuklären. Groß ist die Unwissenheit! Das beweist jeder Schritt. Jedoch
manchmal ist völlige Unwissenheit besser als geringes Wissen, denn gerade
Halbwissen schafft Eigendünkel und versperrt so alle Möglichkeiten. Die
Menschen haben sich an alle Arten von Verboten und Begrenzungen gewöhnt. Und
vor allem fürchten sie das weite Denken, weil sie fühlen, dass weites Denken
größere Verantwortung erfordert. Doch wer will Verantwortung auf sich nehmen?
Jeder versucht, dies zu vermeiden und sich an einen anderen anzulehnen. Ganz
allgemein, wenn es zur gegebenen Zeit weniger Verbote und Verneinungen gäbe und
man die Notwendigkeit der Verantwortung stark unterstreichen würde, müssten
viele den bitteren Kelch der Erniedrigung und des Leides nicht leeren. Deshalb
kann an alle Verneiner der eine Rat gegeben werden: Verneinet nicht, sondern
wisset mehr!
* * *
Große
Unwissenheit und einen erstaunlichen Mangel an Vorstellungsvermögen bekunden
auch jene, die glauben, dass die gegebene Lehre in ihrem ganzen Umfang nur von
einer Person niedergeschrieben wurde. Dies wäre unmöglich, unabhängig davon,
wie geistreich diese Person auch sein möge. Wahrlich, Zeitalter an
Lebenserfahrung und unermüdliches Studium des menschlichen Wesens, dazu all die
kosmischen Einflüsse, waren erforderlich, um alle die in der Lehre angeführten
Fragen und Probleme zu durchdenken und sie so vollkommen und allumfassend zu
beleuchten.
Wahrlich,
das Leben ist erfüllt von Wundern, wenn wir an alles mit einem offenen Herzen
und mit Streben nach Schönheit und Selbstvervollkommnung herangehen und nicht
mit allerlei mechanischen Mitteln, wie künstlicher Meditation, Konzentration
und dergleichen, sondern in der großen Tat des Alltagslebens. Diese große
Lebenstat mit all ihrer strengen Schönheit übt N. K.. Sein Leben ist das Leben
völliger Selbstlosigkeit: er lebt für den großen Dienst an der Menschheit.
Nichts gehört ihm und er selbst gehört sich nicht. Die seinem Wesen eigene
große Toleranz zieht wie ein Magnet ganz unterschiedliche Menschen an und
schart sie um seinen Namen. Diese Weisheit des Meisters ist auch seine
Weisheit. Wäre es anders, wie könnte er ein solcher Prophet sein? Wie könnte er
in der ihm anvertrauten Aufgabe bei den furchtbaren Hindernissen durch die
Finsteren – am Ende der Kali Yuga, in dem schrecklichen Harmagedon – so
erfolgreich sein?
* * *
Und
nun muss ich Ihnen sagen, wie weise Sie sind, mit allem, was Ihnen anvertraut
wurde, so vorsichtig umzugehen. Doch fürchten Sie die Feinde nicht, denn sie
verhelfen uns zu phantastischen Kräften und Möglichkeiten, denn in ihrer
ungestümen Bosheit ermatten sie und lenken auf ihre Art die Aufmerksamkeit der
Leute auf sie. Wir sind in unserem Leben vielen Feinden begegnet, doch sie
haben uns nur zum Erfolg verholfen. Lasst uns daran denken, was in den Büchern
der Lehre über Verleumdung geschrieben steht: ”Mögen die Verleumder die Liste
derer durchsehen, die von ihnen verleumdet wurden. Wird diese nicht Namen jener
aufweisen, die die menschlichen evolutionären Entdeckungen gefördert haben? Lasst
uns daher Verleumdung als die Fackeln der Wilden bezeichnen. Doch beim
Durchschreiten der Nacht ist jedes Feuer von Nutzen!”
So
haben wir durch Erfahrung die Nützlichkeit der Feinde erkannt. Ich will mit dem
Lob der Feinde enden.
* * *
Was
die Verbreitung der Lehre anbelangt, seien Sie bitte nicht zu sehr enttäuscht.
Sie sollten nie jemanden zwingen. Durch solchen Druck entsteht nur großer
Schaden. Denken Sie daran, wie die Lehre vor jedem Zwang warnt: ”Die Lehre ist
sich ihres Wissens bewusst und wird sich nicht im Bazar zur Schau stellen … Die
Grenzlinie zwischen Behauptung und Aufdrängen ist sehr fein. Man kann sich oft
sehr leicht ohne jeden Nutzen erniedrigen. Jeder Tropfen, der danebenfällt,
verwandelt sich in ätzende Säure. Doch ein erzwungenes Anschwellen bedeutet nur
Wassersucht, und ihr wisst, dass diese unheilbar ist. Deshalb nur Qualität,
nicht Quantität.”
”Wer
anklopft, nimmt die Verantwortung auf sich, doch die Gezwungenen werden zum
Mühlstein um den Hals des Glöckners. Deshalb lasst die Glocke nur zur rechten
Zeit erklingen. So werdet ihr Zwang vermeiden.”
Und
so beunruhigen Sie sich nicht wegen der Verbreitung der Lehre des Lichts. Die
Lehre wird auf unerwartete Weise verbreitet. Halten Sie nur Ihr Herz auf der
Hut und ignorieren Sie das Klopfen der Leidenden und der Kommenden nicht!
17.
April 1934
Ihr
Brief erreichte uns fast gleichzeitig mit der traurigen Nachricht über das
Hinübergehen unseres lieben, unvergesslichen Felix Denissowitsch [Lukin]. Wir
haben einen wirklichen Freund und einen ergebenen, selbstaufopfernden
Mitarbeiter verloren. Wir hatten viele Zeichen bezüglich des bevorstehenden
Verlustes. Das Gehirn versuchte, sie nicht wahrzunehmen, doch das Herz zog sich
in Schmerz zusammen. Dieser Verlust bedeutet für alle unsere Freunde und
Mitarbeiter einen großen Schlag. Wie Sie sagen, er konnte mit seinem Herzen
wirklich vereinen und wärmen. Die beste Ehrung zum Gedanken an F. D. wird
natürlich die Vereinigung aller seiner Mitarbeiter sein sowie die Stärkung und
Entwicklung des von ihm begonnenen großen Werkes. Daher schätze ich es sehr, dass
Sie sich für alle in Angriff genommenen Werke so verantwortlich fühlen, und ich
beeile mich, alle Ihre Fragen der Reihe nach zu beantworten:
1.)
Natürlich, die Gesellschaft für die Vereinigung der Frauen braucht die Hand
einer Frau. Jedoch die Mitwirkung des Mannes ist nicht unerwünscht und kann
sehr wohltätig sein. Oft ist der Mann ein besserer Mitarbeiter, Verteidiger und
Beschützer der weiblichen Rechte als viele Frauen.
2.)
Die von Ihnen ausgearbeiteten Statuten über die Vereinigung der Frauen sind
vortrefflich, möge Gott helfen, sie wenigstens teilweise zu verwirklichen. Ich
befürworte vor allem den Punkt über die gleiche Bildung für beide Geschlechter,
oder wie Sie es nennen, die ”Gleichberechtigung”. Dies ist eine sehr wichtige
Sache. Gleiche Bildung zerstört das schädliche Gefühl des Vorrechts gegenüber
den Frauen, und das verleiht in vielen anderen Beziehungen das notwendige
Gleichgewicht. Gleichberechtigung sowohl der Geschlechter als auch aller Völker
sollte einer der ersten Grundsätze jeder Regierung sein. Alles, was die
Erziehung und Schulbildung der Kinder betrifft, ist mir sehr teuer, und ich
werde meine Gedanken darüber mitteilen.
3.)
Sie haben ein sehr schmerzliches Problem unserer heutigen Zeit berührt – die
Frage der legalen Abtreibung. Zu diesem Thema gibt es keine zwei Meinungen –
Abtreibung ist ganz sicher Mord. Deshalb darf sie nur dann zugelassen werden,
wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Doch es ist falsch anzunehmen, dass
eine Frau, die sich der Abtreibung schuldig machte, immer niedere Geister
anzieht. Das Karma der ganzen Familie muss in Betracht gezogen werden. Oft kann
man bemerken, dass in einer Familie, wo ein Kind dabei ist, das nichts taugt,
die anderen Kinder nicht schlecht sind. Karma bindet Gruppen von Menschen für
lange – für viele Tausende von Jahren. Und oft hat selbst ein hoher Geist keine
unbescholtenen Eltern. Die Finsteren wehren sich besonders gegen die
Reinkarnation von hoch entwickelten Geistern und versuchen alles, solche
Inkarnationen zu verhindern, die für sie gefährlich sind. So ist es wieder
einmal nicht das Fegefeuer der Feinstofflichen Welt, das die
Wiederverkörperungen von Geistern verhindert, sondern nur das Verbrechen der
Eltern. Es gibt kein mächtigeres Fegefeuer als das irdische Leben, wenn alle
potentiellen Möglichkeiten der Individualitäten verstärkt werden. In der Lehre
ist gesagt: ”Wie die Hungernden nach Nahrung verlangen, so verlangt der Geist,
der bereit ist zu inkarnieren, eine neue Wiedergeburt.“ Man kann sich daher
vorstellen, welches Leid – auf Grund von künstlicher Verhinderung – der Geist
erdulden muss. Der Geist erhält im Moment der Empfängnis Verbindung mit dem
Embryo und tritt im vierten Monat allmählich in den Körper ein, wenn sich die
Nerven- und Gehirnkanäle bilden. Daher ist Abtreibung nur in Ausnahmefällen
zulässig.
4.)
Natürlich sollte die Frau nicht nur physische Lebensspenderin sein; sie hat
ihre anderen hohen Pflichten. Und zu diesem Zweck besteht die natürliche
Enthaltsamkeit, die leicht durchgeführt und so der Zuwachs der Familie
reguliert werden kann. Dies ist gut möglich, wenn das Herz und den Kopf hohe
Interessen beschäftigen. Ich erwarte natürlich viele Einsprüche, doch ich
bestehe darauf. Es besteht kein Zweifel darüber, dass dies beim gegenwärtigen
sittlichen Zustand der Familien sehr schwer ist, doch es gibt bereits solche
Familien, und sie werden in Zukunft zunehmen. In früheren Zeiten verstanden es
die Menschen, die Geburtenregelung nach den Mondphasen zu bestimmen. Später
wurde dies als schwarze Magie betrachtet, doch heutzutage wären solche Maßnahmen
besser als die schrecklichen Abtreibungen, die Frauen zu Krüppeln machen und
damit auch die kommenden Generationen.
Jetzt
will ich über zwei von Ihnen im Zusammenhang mit diesem Problem erwähnte Fälle
sprechen. Ihr erster Fall betrifft eine Frau, die ”aus Liebe zu Kindern” den
Beruf einer Lehrerin wählte. Der Fall ist sehr unlogisch; da sie es für ein
Vorurteil hielt, sich vor einem unehelichen Kind zu fürchten, hätte sie bei
dieser Meinung bleiben sollen. Und als sie sich nun doch zu einem unehelichen
Kind entschlossen hatte, so konnte sie nicht erwarten, dass es legitimiert
wird. Darüber hinaus müsste sie die Vorschriften der Schule gekannt haben. So
offenbart sich in diesem besonderen Fall sehr viel Leichtsinn, und ich würde
sagen, eine sehr gefährliche Leichtsinnigkeit, da sie in Verbrechen endete.
Doch was mir sehr widersprüchlich erscheint, ist ihre ”große Liebe zu Kindern”,
denn diese Liebe müsste sie vor solch einem unsinnigen Schritt zurückgehalten
haben.
Im
weisen Indien wird die ausschließliche Liebe zum eigenen Kind als eine Art
tierischer Egoismus betrachtet. Wo es so viele unglückliche Waisen um uns herum
gibt, können wir da so teilnahmslos sein und keine großen mütterlichen Gefühle
für sie haben? Diese Frau könnte mit ihrer ”großen Kinderliebe” eine dieser
unglücklichen heimlosen Waisen adoptieren und so ihre Liebe zu Kindern unter
Beweis stellen. In solch einer Tat wäre so viel Edles, und vielleicht würde sie
ihren wirklichen Sohn oder ihre wirkliche Tochter aufziehen. Karma führt uns in
erstaunlicher Weise mit Seelen zusammen, die aus der Vergangenheit Beziehungen
zu uns haben.
Sie
schreiben, dass sie das Buch ”Schwester Beatrice” gelesen hat. Doch Schwester
Beatrice wurde von einer großen Liebe getrieben, während diese Frau nur von dem
Wunsch sprach, ein Kind zu haben. Das ist unvereinbar. Ich werde nie einen
Stein auf eine Frau werfen, die aus grenzenloser Liebe alle Herkömmlichkeiten
außer acht ließ, vorausgesetzt, dass sie ihr Glück nicht auf das Unglück
anderer aufbaut. Verpflichtungen gegenüber einer Familie und Kindern erachte
ich als heilig.
Im
zweiten Fall, den Sie schildern, verdient die Frau mehr Mitgefühl. Doch auch in
ihrem Fall können wir, solange der Wunsch herrscht, ein eigenes Kind zu haben,
den weisen Ausspruch über den Egoismus solcher Liebe anwenden. Um richtig
urteilen zu können, ist es vor allem notwendig, die wirklichen Beweggründe und
Umstände zu kennen. Doch immer und in allem ist die Harmonie des Herzens und
des Intellekts sehr wichtig, dieses große Gleichgewicht, das die Grundlage der
Vervollkommnung ist und von allen großen Lehren bestätigt wird. Ein starkes
Muttergefühl kann sich nicht nur auf die Liebe zum eigenen Kind erstrecken,
solche Beschränkung sollte ausgelebt werden. Und sehr oft stehen uns fremde
Kinder geistig näher als die eigenen. Geistige Verwandtschaft bindet stärker
als die Bande des Blutes.
5.)
Sie fragen ”Hat jede Frau das Recht auf ein eigenes Kind?” Wenn wir die Frage
vom kosmischen Standpunkt aus betrachten, dann gewiss, ja. Doch mit den von
Menschen vorgenommenen Entstellungen haben die kosmischen Gesetze nichts
gemein.
Daher
möchte ich sagen, dass nicht jede Frau ein Recht auf ihr eigenes Kind hat. Der
Begriff der Familie ist ein heiliger Begriff. Doch wie die Dinge heute liegen,
gibt es nichts oder fast nichts Heiliges mehr in ihr. Viele Familien sind
sündhaft. Und ich wiederhole, dass ich nie eine Frau verurteilen werde, die
sich in aufrichtiger Liebe hingibt, da wir wissen, dass viele Herkömmlichkeiten
und alle möglichen Umstände die Legalisierung solch einer Verbindung hindern.
Viel sündhafter ist es, ein aus solch einer Verbindung geborenes Kind zu
strafen. Doch heute gibt es viele Männer und Frauen, die es wegen
tiefgreifender geistiger Verdorbenheit nicht verdienen, Kinder zu haben.
6.)
Die von Ihnen angeführten Zeilen aus dem Buch von Ernst Bergman geben künftige
Gedanken wieder und befassen sich mit den nächstliegenden Aufgaben. Wird in der
Lehre nicht auf die hohe Bedeutung der Frau in ihrer ganzen Tätigkeit im Leben
hingewiesen? Ist nicht aufgezeigt, dass der Grund für so viele Missstände
unseres Planeten und der Menschheit auf den Mangel des Gleichgewichts zwischen
den beiden Geschlechtern zurückzuführen ist? Der Kosmos gründet auf diesen
Anfängen, und nach kosmischem Maßstab sind beide Anfänge gleich groß und
notwendig, denn einer kann ohne den anderen nicht bestehen. Doch was sehen wir
im Leben und in den von Menschen eingeführten Bräuchen? In manchen Ländern wird
die Frau bis zur Sklaverei erniedrigt, und selbst in mehr zivilisierten Ländern
werden dem Mann alle Vorrechte eingeräumt.
Zweifellos
ist es in vielen Beziehungen der eigene Fehler der Frau, besonders jetzt, wo
sie versucht, die alle negativen Eigenschaften des Mannes nachzuahmen, anstatt
ihr eigenes Wesen und ihre Originalität zum Ausdruck zu bringen. Das Ergebnis
ist ein unwürdiges Zerrbild. Natürlich, es gibt keine Begrenzungen der
geistigen Schaffenskraft des einen oder anderen Geschlechts. Die Schaffenskraft
des Gedankens, der Kunst sowie des Lebensaufbaues ist geistiger Natur und daher
beiden Geschlechtern eigen. Beide Geschlechter haben ihre eigenen Wesenszüge,
und dies verschönert das Leben. Diese Wesenszüge sollten sehr stark zum
Ausdruck kommen, um die vollkommene Schönheit des Romantischen und des
Heldentums zu beleben. Nach Verfeinerung des Bewusstseins und der Gefühle wird
die schöne Bestimmung beider Geschlechter lebhaft in Erscheinung treten.
Zum
Abschluss darf ich Ihnen sagen, dass viele Familien sich zu unrecht als solche
bezeichnen, weil sie kosmisch gesehen ungesetzlich verbunden sind. Wahrlich,
viele Verbindungen, die nur durch die menschlichen Gesetze bestehen, sollten
als illegal betrachtet werden. Richtige, d. h. kosmische gesetzliche Verbindung
ist eine große Wissenschaft der Zukunft. Diese Wissenschaft wird auf
unveränderlichen kosmischen Gesetzen begründet sein. Vieles ist über die
Seelenverwandtschaft gesagt worden. Doch wer kennt und versteht diese Wahrheit
in der ganzen Größe des kosmischen Gesetzes? Sie erinnern sich, dass in den
Büchern der LEBENDIGEN ETHIK gesagt ist, dass sich die Menschen entsprechend
den Elementen verbinden sollten. Nur Eltern, die demselben Element angehören,
können gesunden und ausgeglichenen Kindern das Leben schenken. ”Und im Leben
sehen wir oft, dass Feuer mit Wasser oder Luft mit Erde verbunden ist. Der
Niedergang ganzer Völker ist die Folge solcher Vermischung.” Die Zeit wird
kommen, wo diese Wahrheit in ihrer ganzen Herrlichkeit verstanden wird und die
Menschen sie als das Wesentlichste im Leben anwenden werden. Die Lebensformen
und alle Funktionen der Menschheit müssen entsprechend den kosmischen Gesetzen
erneuert werden. Dies wird dann geschehen, wenn die Menschheit um ihren
Fortbestand und ihre Evolution auf diesem Planeten besorgt ist – andernfalls
erwartet uns das Los der Lemurier – Zerstörung durch Feuer.
7.)
Gewiss, ich billige den Kampf gegen die Abtreibung, doch wie wollen Sie gegen
dieses Übel ankämpfen? Es gibt keine Gesetze, die etwas erhalten oder verbieten
können. Deshalb denke ich persönlich, dass man vor allem für die Hebung des Bewusstseins
der heranwachsenden Generationen kämpfen und sie auf das Begreifen der
menschlichen kosmischen Aufgabe des Allgemeinwohls nach kosmischem Maßstab
hinlenken muss. Es ist wichtig, den Weltmaßstab festzulegen. Wieder kommen wir
auf die gleiche fundamentale Frage zurück: Erziehung und Bildung. Wie der Große
Geist es ausdrückte: ”Die Quelle allen Leidens ist Unwissenheit”, was so wahr
ist; und die Geschichte der Menschheit mit allen ihren finsteren Seiten der
Verfolgung der besten Vertreter des Wissens beweist es.
8.)
Ohne Zweifel hat jede Mutter und jedes Kind ein Recht auf Sicherheit, und so
kann es auch keine Unterteilung in legitim und illegitim geben. Doch wir können
noch weitergehen und sagen, dass jeder Bürger ein Recht auf Sicherstellung der
Arbeit hat. So vieles muss geändert werden, und hier sollte die Stimme des
Herzens der Frau helfend eingreifen.
9.)
Sie fragen, ob es im Plan der Weißen Bruderschaft liegt, die alten
Familienformen zu erhalten und sie geistig zu beleben? Die Formen selbst sind
natürlich bedeutungslos. Die Hauptsache ist das geistige Bewusstsein, das diese
Formen beseelt. Ich beantwortete diese Frage bereits, als ich über die große
Wissenschaft der Zukunft sprach, die auf unveränderlichen kosmischen Gesetzen
beruht. Deshalb sollten wir uns um die neuen Formen nicht sorgen, sondern
sollten die alten mit neuem Verstehen beseelen. Ich füge folgende Zeilen aus
der Lehre hinzu: ”Wenn die Menschheit den kosmischen Gesetzen anstatt den
sogenannten Neuerungen und Statuten mehr Beachtung schenken würde, könnte das
Gleichgewicht hergestellt werden, das immer mehr und mehr verletzt wird,
beginnend mit dem Gesetz des Entstehens und endend mit der ”kosmischen
Krönung”. Die bestätigten Gesetze sind einheitlich. Auf allen Ebenen müsste die
Einheit bestätigt werden. Der Weg der Evolution ist wie ein Faden, der sich
durch alle physischen und geistigen Grade spannt; und deshalb können
Regierungen und Gesellschaftssysteme die kosmischen Gesetze für ihre
Verbesserungen anwenden.”
10.)
Und nun was die Gruppen betrifft. Es ist wünschenswert, die Gruppen
entsprechend den Bewusstseinsebenen zu bilden. Doch der ideale Weg wäre, die
Menschen entsprechend der Zusammensetzung oder Farbe ihrer Aura zu gruppieren,
weil der die harmonischen Auren verbindende Strahl die Macht erhöhter Anziehung
gewinnt, wogegen disharmonische Verbindungen einander abstoßen. Zwei
harmonische Auren gewähren Erfolg, weil die Wirkung vereinigter Strahlen jedes
Unternehmen fördert. Doch da wir von der Bestimmung und selbst der Farben der
Auren noch weit entfernt sind, obwohl man in dieser Richtung einen Fortschritt
erzielte, bleibt nur zu tun übrig, Leute zu vereinen, die miteinander
sympathisieren. Der Lehrer sollte die Charaktere seiner Schüler aufmerksam beobachten.
In
der Lehre des Lebens gibt es auch darüber einen Hinweis ”Die Anweisungen
sollten zweckmäßig sein. Dem, der einen geistigen Fortschritt zeigt, sollten
Möglichkeiten weiterer Förderung geboten werden. Würde das schnellste Boot
seine Segel einziehen, um die Frontlinie auszurichten, wäre das nicht eine
Verringerung seiner Möglichkeiten? Der Lehrer sollte mit wachsamen Augen jene
erkennen, die gute Fortschritte machen. Sie sollten nicht gelobt, doch ihr Pfad
geebnet werden. Es ist ratsam, Interimskurse abzuhalten; diese Stufen
anwendend, werden die Schüler schneller aufsteigen. Verberget ihnen die
Schwierigkeiten nicht! Denn für einen bestimmten Bewusstseinstyp ist jede
heroische Regung bereits eine Quelle des Lichts und der Freude. Es hängt auch
vom Lehrer ab, die Richtung der Gedanken des Schülers zu bestimmen, da eine
schlechte Wegzehrung sehr verderblich ist; sie kann die besten Arbeiter
vertreiben. Jedes starre Programm ist wie ein Leichnam, der unter der Sonne des
Wissens unerträglich wird.”
Sie
führen einige Paragraphen aus dem Buch ”Agni Yoga” an und vermuten ganz
richtig, dass es zum Zusammenstellen von Gruppen notwendig ist, diese Weisungen
zu befolgen. Man muss beachten, dass diese Anweisungen drei verschiedene
Gruppen im Auge haben. Während die Anweisungen laut § 137 eine Gruppe eng
verbundener Mitarbeiter betreffen, beziehen sich jene in § 310 auf Menschen im
allgemeinen und nicht auf enge Mitarbeiter im besonderen, denen gegenüber man
Toleranz üben sollte, denn von den engsten Mitarbeitern wird als
selbstverständlich angenommen, dass sie nicht in ”verschiedene Richtungen”
schauen und die Fabel vom Hecht, Krebs und Schwan illustrieren. § 311 handelt
von einer Gruppe, die noch geformt und vorbereitet wird, um sich mit der Lehre
zu vereinen.
Die
Vereinigung der Bewusstseine geschieht nicht sofort, sie wird durch große
Anstrengung erreicht. Viel gegenseitige Geduld, Takt, Aufrichtigkeit und
Edelmut sollten geübt werden. Doch wenn sie erreicht ist, wird wirklich alles
möglich, da man ständig unter Höherer Führung steht.
Es
ist schwer, harmonische Gruppen zu bilden, doch noch schwerer ist es, einen
passenden Lehrer zu finden. Besonders wichtig ist es, bereits für die Anfänger
erfahrene Lehrer zu haben. Die Fähigkeiten des Lehrers entwickeln sich
allerdings auch bei der gemeinsamen Arbeit. Auf diese Art lernen Lehrer oft von
Menschen, deren Bewusstsein noch gering entwickelt ist, mehr als von jenen, die
ungefähr auf der eigenen Ebene liegen. Dies kommt daher, weil die Einfachen uns
durch ihre Fragestellung zwingen, Findigkeit zu üben, um unsere Erklärungen
ihrer Aufnahmefähigkeit anzupassen. Es ist eine ausgezeichnete Übung für klares
Denken. Wahrlich, indem wir lehren, lernen wir.
Ja,
in allen Fragen sollten wir unser Gefühlswissen oder Herz sprechen lassen, es
gibt keinen anderen Maßstab. Jeder Fall ist unterschiedlich und ursprünglich,
besonders wenn es ein außergewöhnliches Zusammentreffen von Umständen gibt. Und
für alles muss das Herz die richtige Entscheidung treffen.
Nun
haben Sie die Schwelle neuer, verantwortlicher Arbeit betreten. Das ”brennende
Herz” – wie Sie es so schön ausdrücken –, das es verstand, Freude zu bereiten,
hat uns verlassen. Doch jeder sollte lernen, diese Freude in sich zu finden,
denn in uns ist Licht. Das ”brennende Herz” entfachte das Feuer. Es ist Ihre
Pflicht und jene der engsten Mitarbeiter, dieses Feuer zu bewahren und es zu
einer unauslöschlichen Flamme anzufachen. Das begonnene Werk ist so groß, so
schön, so allumfassend und wichtig, dass man wirklich frohlocken sollte
angesichts der Tatsache, daran teilzuhaben. Was kann größer sein als Arbeit für
das Allgemeinwohl und für die Hierarchie des Lichts?
Große
Ereignisse nahen, und es werden viele Mitarbeiter benötigt. Jene, welche die
Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK erfasst haben, sollten helfen, das
Gleichgewicht des Lebens zu erhalten und die kommende Epoche zu bestätigen, die
auf wahrem Begreifen des Geistes der Schönheit und Zusammenarbeit beruht.
Und
daher – viel Glück in Ihrer neuen Aufgabe; seien Sie tapfer und freudvoll, denn
die Führende Hand wird jene nicht verlassen, deren Streben aufrichtig ist.
11.
April 1934
Sie
fragen um Rat, wie Sie in der Arbeit und in der persönlichen Entwicklung
erfolgreich sein können. Sie besitzen doch die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK, in
denen die wertvollsten Anweisungen und Ratschläge gegeben sind, und wenn nur
ein Zehntel davon befolgt wird, werden größte Ergebnisse nicht ausbleiben. Ich
kann nur hinzufügen, dass für rascheste Selbstvervollkommnung und Entwicklung
der Geistigkeit ein stetes Denken an den Höchsten Hierarchen das Wesentlichste
ist; das ist jene heilige Konzentration, über die so viel geschrieben und die
so oft missverstanden wird. Wenn wir Tag und Nacht jeden Augenblick an das
Leuchtende Bildnis denken und alle unsere Arbeiten in Seinem Namen ausführen,
werden wir allmählich jene heilige Einheit herstellen, die uns schließlich die
große Macht der Hiero-lnspiration verleiht.
Da
ich Ihre schriftstellerischen Fähigkeiten kenne, würde ich Ihnen raten, sie für
feurige Invokationen zur Erweckung und Belebung des Geistes zu nutzen.
Wahrlich, die Zukunft liegt in der Auferstehung des Geistes! Nachdem Sie die
Bücher der Lehre gelesen haben, dürften Sie zweifellos erkannt haben, in welch
kritischer Zeit wir leben, und um den langsamen Fortschritt des Bewusstseins
wissend, werden Sie verstehen, dass kein Augenblick vergeudet werden soll.
Selbst das Bestehen unseres Planeten wird auf der kosmischen Waage gewogen, und
allein die Menschheit kann die eine oder die andere Waagschale entscheidend
beeinflussen. Die Umgestaltung der Welt geht vor sich, und wir müssen uns ernst
entscheiden, ob wir mit dem Kosmischen Magneten voranschreiten oder das Los
kosmischen Niedergangs auf uns nehmen wollen.
Die
Schwierigkeit besteht bei den meisten Menschen, die mit der Lehre bekannt
wurden, darin, dass sie die allumfassende Weisheit und Schönheit zwar
bewundern, doch sie betrachten sie nur als schöne poetische Schöpfung; sie
verstehen das Wesentliche der Lehre nicht und bemühen sich auch nicht, sie im
Leben anzuwenden; sie legen keine einzige Gewohnheit ab und verzichten nicht
auf die geringste Bequemlichkeit. Währenddessen sind die bedrohlichen Zeichen
des feurigen Sturmes, von dem in der Lehre so viel gesprochen wird, bereits
offensichtlich, und jene, die geistig nicht erwacht und gestärkt sind, werden
durch die nicht zu verhindernden schrecklichen Epidemien zu Tausenden
dahingerafft werden.
Es
ist Zeit, an die Hygiene des Geistes zu denken. Hygiene des Körpers ist nicht
so wichtig wie Hygiene des Geistes. Weder Vitamine und Injektionen noch
Impfungen werden den retten, dessen psychische Energie erschöpft oder erstarrt
ist. Wie wichtig ist das Verständnis für die tiefe Bedeutung des Wortes
”Dienst”, großer Dienst, große Taten für die Rettung der Menschheit! Das Wort
”podwig” ist so schön! (”podwig” lässt sich aus dem Russischen schlecht
übersetzen; das Wort bedeutet große oder heroische Tat in Zusammenhang mit
geistiger Errungenschaft). Es birgt den Gedanken der Selbstvervollkommnung und
Selbstverleugnung in sich, was nicht nur den Fortschritt des persönlichen Bewusstseins
bewirkt, sondern den des ganzen Landes. Wahrlich, die Zeit ist da, zu ”podwig”
(Heldentat) aufzurufen! Die ganze Welt, alle Länder befinden sich in einem
schrecklichen Kampf, und nur der geistig Starke wird siegen. Wir sollten nicht
der Täuschung unterliegen, dass alles sich von selbst entscheiden wird. Nein,
jedes Land muss erkennen, dass es nur überleben kann, wenn seine besten
Vertreter begreifen, dass der Kampf gegen die Unwissenheit und gegen die Kräfte
der Zerstörung nicht hinausgeschoben werden darf. Alle Länder werden geprüft.
Werden viele durchkommen? In den Feinstofflichen Welten ist die Landkarte der
Zukunft bereits entworfen, doch vielem kann noch abgeholfen werden.
Und
so, seien Sie feurig beseelt! Schreiben Sie feurige Artikel für die
Verteidigung der Kultur des Geistes; preisen Sie ”podwig” und Heldentum, denn
in der Lehre ist gesagt: ”Wo der Gedanke an das Heldentum verschmäht oder gar
als ungebührlich erachtet wird, gibt es tatsächlich Verfall. Nach diesen
Merkmalen kann man die Gebrechlichkeit der Völker beurteilen. Die letzten Worte
des Großen Geistes zu Seinen Brüdern, als Er die Erde verließ, waren: ”Schaffet
Helden!”
Die
Zeit ist gekommen, wo wir heldenhaft sein und Helden schaffen müssen.
26.
April 1934
Ich
war so glücklich, von meinen fernen Mitarbeitern Briefe zu erhalten. Wir sind
alle durch dieselbe Lehre vereint und sollten uns wie eine große Familie
fühlen. Wenn es auch noch nicht möglich ist, physisch beisammen zu sein, so ist
es gut zu wissen, dass diese Zeit kommen wird. Und so wollen wir uns auf diese
große Zeit vorbereiten. Wir wollen uns auf sie vorbereiten wie auf einen
Feiertag des Geistes und des Herzens. Wir wollen uns strenges geistiges Fasten
auferlegen, damit wir in vollkommener Reinheit des Körpers und des Geistes am
Osterabend eine Auferstehung des Geistes willkommenheißen können. Lasst uns in
unserem ganzen Denken dieser nahen Zukunft entgegenstreben, viele der
mühseligen und schwierigen Dinge des Alltags werden leichter zu ertragen sein,
denn wir werden in unserem Herzen die unvermeidlichen Mühen und Schwierigkeiten
als Teil einer großen Prüfung und der Freude der Zukunft erleben.
Bitte
sagen Sie den lieben Mitarbeitern, sie mögen die Flamme ihres Herzens bewahren
und alle ihre schöpferischen Kräfte aufwenden, um den sehnsüchtigen Herzen die
frohe Botschaft der Lehre zu vermitteln. Alle, die nach Wissen streben, sind
uns sehr teuer. Ohne schwere Prüfung kann der Mensch nicht zur Erkenntnis
gelangen, und glücklich sind jene, die solche Prüfungen bereits in der Jugend
erfahren. In der uns zugeteilten Arbeit sollten wir alle unseren Geist erprobenden,
schwierigen Augenblicke schätzen und uns mit dem Leben und der Seele eines
Volkes vertraut machen. Es ist ganz richtig anzunehmen, dass die Menschheit
durch ein großes Wunder der Erleuchtung gerettet wird. ”Das Wunder wird zur
vorbestimmten Zeit geschehen!”
Ich
bin froh, dass Sie sich für das von den Großen Lehrern geplante Werk des
Allgemeinwohls ernstlich entschlossen haben. Ohne solch einen Entschluss kann
man auf dem Pfad nicht vorankommen. Uns wurde folgendes Gebet gegeben: ”Dir, o
Herrscher, will ich in allem dienen – immer und überall. Möge mein Pfad eine
Heldentat der Selbstlosigkeit sein! Möge dies auch Ihr Gebet sein und das eines
jeden, der mit ganzem Herzen den Pfad des Dienstes an der Menschheit betritt.
Im Zusammenhang damit möchte ich aus der Lehre nachfolgendes anführen: ”Wenn
der Schüler in seinem Herzen die Freude des Pfades erkennt, eines Pfades ohne
Schwierigkeiten, weil sich alles in die Freude des Dienens verwandelt, dann
können ihm die Großen Tore erschlossen werden. Bei den höheren Erscheinungen
muss der Schüler in seinem Herzen der gewaltigen Leistungen des Lichtes
gedenken. In den schrecklichen Erscheinungen muss er die Anstrengungen der
Finsternis erkennen. Der Schild des Lichtes trägt die Inschrift:
”Herrscher, ich komme allein, ich komme in einer offenbarten Heldentat. Ich
will das Ziel erreichen, und ich werde es erreichen!” Weiter steht auf dem
Schild des Lichts geschrieben: Ehrlichkeit, Hingabe und Selbstverleugnung. Doch
furchtbar ist der Ansturm der Finsternis. Möge die Hand des Schülers davor
bewahrt bleiben, auf diesen bleibenden Schriftrollen: Lüge, Scheinheiligkeit,
Verrat, Selbstsucht … einzuschreiben.
”Unter
den für den Aufstieg besonders schädlichen Erscheinungen sei halbherziges
Dienen hervorgehoben. Man kann nicht vorankommen, ohne diese fürchterliche
Halbheit auszumerzen. Es muss daran erinnert werden, dass der Schüler, sobald
er einen Lehrer erwählte, immer mit Rücksicht auf die schädlichen Folgen der
Halbheit handeln muss. Nicht nur ein offensichtlicher Verrat ist gefährlich
(dagegen kann man offen mit dem Schwerte ankämpfen), sondern diese
verderblichen Schliche der Halbheit sind so schädlich.”
”Das
Bewusstsein der Menschen muss auf den Pfad der Ehrlichkeit gelenkt werden. Die
Menschen müssen verstehen, dass aufrichtiges Dienen das Wichtigste ist. Womit
kann man das Wachsen des Geistes festigen, womit kann man die Hingabe zur
Hierarchie bekunden, womit kann man das Bewusstsein läutern? Nur durch dieses
eine Gesetz – Ehrlichkeit des Dienens. So lasst uns immer an die Schädlichkeit
der Halbheit denken. Die Leistungen der Finsteren zeigen alle nur halbe
Entscheidungen und Taten; daher sollte man auf dem feurigen Pfad an die Folgen
der Halbheit denken. Wäre es möglich, alle Errungenschaften der Feinstofflichen
Welt zu offenbaren, die Menschheit wäre entsetzt über die grauen Schatten der
Zerstörung, Halbheit, des Verrats, der Streitsucht, Heuchelei, Unduldsamkeit
und Selbstsucht. So lasst uns auf dem feurigen Pfad an die gefährliche
Unterminierung durch Halbheit denken.” (Feurige Welt, III. Band).
Daher
mögen alle Neuankommenden nicht sofortige Erleichterung und besondere
Ergebnisse erwarten, wenn ihr Herz und Geist noch nicht reif sind, dem Lichte
zu dienen. Es ist gesagt ”Man sollte die Lehre wie das letzte Feuer, das letzte
Stück Brot, das letzte Wasser hegen. Man muss Liebe offenbaren und hüten – als
die letzte Möglichkeit und den letzten Tropfen Wasser.” Solch ein Streben würde
unsere Möglichkeiten vermehren. Ein wahrer Schüler strebt vorwärts, getrieben
von der unwiderstehlichen Liebe zum Lehrer des Lichts.
Nun
möchte ich Ihre Fragen beantworten:
1.)
Sie haben natürlich recht, dass man die Lehre vor allem im Leben anwenden muss,
um sich zu vervollkommnen. Wie können wir sonst andere, aufrichtig bestrebte
Seelen anziehen? Jeder, der sich der Lehre nähert, ist verpflichtet, diese
empfangenen Saatkörner auszustreuen. Doch wie könnte diese Saat erfolgreich
sein, wenn wir selbst nicht fähig sind, die uns anvertrauten Saatkörner zu
erproben und zu schätzen? Wird es viele geben, die unsere Saatkörner werten?
Viele von ihnen werden die Keimlinge dieser Saatkörner sehen wollen. Daher ist
das konkrete persönliche Beispiel jener, welche die Saatkörner besitzen, sehr
wichtig. Es ist wichtig, die Wirklichkeit der Lehre zu bekunden, zu beweisen,
in welchem Maß sie den Charakter und das Leben eines Menschen zu verändern
vermag. Vor langem wurde gesagt ”Glaube ohne Tat ist tot”. So wird die Lehre,
im Leben nicht angewendet, keinen Nutzen bringen.
2.)
Sie fragen, ob Sie die Meditationen fortsetzen sollen. Alles, was die
Gedankenkonzentration fördert, ist nützlich. Zur Klarheit und Kristallisation
des Denkens sollte angeregt werden. Gerade jetzt nimmt das chaotische Denken
überhand, und man sollte besonders auf der Hut sein. Man sollte sein Denken
anspannen und kein unkontrolliertes Denken zulassen. Konsequenz des Denkens und
Handelns sind für die Erweiterung des Bewusstseins so wichtig.
Ich
habe Ihre Meditationen gelesen; das Thema über den Gedanken ist sehr
umfangreich. Wahrlich, der Gedanke ist das Universum! Daher ist es ratsam,
diese Frage ausführlich zu behandeln und so konkret wie möglich zu gestalten.
Es ist auch sehr nutzbringend, darüber zu meditieren: Der Gedanke als Gestalter
des Karma. Das Thema ”Und Wir öffnen die Tore” sollte ausführlich behandelt
werden. Versuchen Sie, den ganzen Pfad des Aufstiegs in sieben Tore zu
unterteilen und die Aufeinanderfolge der Eigenschaften aufzuzeigen, die
entwickelt werden müssen, um diese Tore zu erschließen, wenn nicht alle, so
wenigstens vier. Ein anderes Thema – ”Lächle über die Schwierigkeiten auf dem
Pfad” (BGM I, 105 [116]) – sollte ebenfalls erörtert werden. Sie sollten klar
hervorheben, was uns wirkliche Kraft verleiht, alle Schwierigkeiten zu
meistern, ”über sie zu lächeln” und aufzeigen, aus welch unerschöpflicher
Quelle Freude entspringt; so vermögen Sie die Gedanken ”Freude als die höchste
Weisheit” zu vertiefen. Dies sind nur kurze Vermerke. Solche Meditationen über
Themen aus der Lehre sind sehr wertvoll. Sehr gut wäre es auch, die Themen
”Einfachheit” und ”Heldentat” (Podwig) zu wählen. Diese beiden Begriffe werden
in den Büchern der Lehre besonders hervorgehoben.
Nun
möchte ich über ihre vierte Meditation sprechen: ”Die Eigenschaft der Luft und
die Gelassenheit des Geistes”. In dieser Meditation kann ich dem Satz ”Zuerst
müssen wir den Tempel vorbereiten und dann die Seele erziehen” nicht zustimmen.
Der Geist baut den Tempel und nicht umgekehrt. Allerdings sind das Psychische
und das Physische eng verbunden, und zur Vervollkommnung ist völlige
Ausgeglichenheit nötig; ohne den Körper können wir bestehen, doch ohne Geist
sind wir völlig tot. Ich zitiere aus der Lehre: ”Es wurde richtig gesagt, dass
der Geist ohne den Körper leben kann, denn ein missgestalteter Körper kann eine
leuchtende Seele bergen, doch ein Körper kann, trotz aller äußeren Vollendung,
keinen Geist enthalten, der nicht den Aufspeicherungen der Vergangenheit
entspricht. Es ist richtig, da der menschliche Geist vielfach unterdrückt wird,
sind Krankheiten oftmals ein Segen, denn sie vereinen den Geist mit der
Feinstofflichen Welt. Jede Erscheinung gründet auf zwei Grundsätzen, die den
Maßen der feinstofflichen sowie denen der physischen Welt entsprechen. In der
Tat, diese Maße sind oft gegensätzlich proportioniert.” In den Büchern der
Lehre gibt es eine Stelle über die Gefahren, unentwickelten, sündhaften Seelen
einen gesunden Körper zu verleihen; wahrlich, das Übel würde noch mehr
triumphieren. Daraus ergibt sich, dass wir uns mehr auf die Entwicklung des
Geistes konzentrieren und den physischen Körper nur so weit pflegen sollten,
wie es allgemein erforderlich ist. Und den bekannten Ausspruch ”Nur in einem
gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist” würde ich umgekehrt anwenden: ”Ein
gesunder Geist besitzt einen gesunden Körper”. Wenn wir uns nur um die Stärkung
des Körpers bemühen, werden wir nie vorankommen. Ich ermutige alle Mitarbeiter
zur Betrachtung.
Ist
jemand schriftstellerisch begabt und hat er das Wesen der Lehre in sich
aufgenommen, dann ist es sehr nützlich, kleine Broschüren zu verfassen, in
denen die Gedanken der Lehre für die breite Masse kommentiert werden. Diese
kurzen Kommentare sind sehr wichtig! So wäre es beispielsweise sehr wertvoll,
über die Bedeutung des Lehrers zu schreiben, über die Macht und Bedeutung der
Gedanken, über psychische Energie usw. Die in der Lehre gegebenen Erklärungen
müssten gesammelt und vereinfachende Kommentare hinzugefügt werden. Im
allgemeinen gibt es endlose Möglichkeiten, in der Lehre mitzuarbeiten, und ich
begrüße es immer, wenn schriftstellerische Fähigkeiten genutzt werden. So viel
Arbeit sollte in nächster Zukunft getan werden, so viele Hände werden auf allen
Gebieten benötigt. Immer sollte man versuchen, so viel wie möglich zu lernen,
entsprechend der Reichweite des Fassungsvermögens und mit dem Vorsatz, das
Wissen zu nutzen und anzuwenden.
3.)
Sie fragen, ob Sie sich mit dem Studium der Heilkräuter befassen sollen? Alles
Wissen ist nutzbringend, und dieses Gebiet ist wirklich edel und äußerst
interessant.
4.)
Sie möchten wissen, wie die Lehre im Leben anzuwenden ist. Mit aller
Einfachheit, mit dem ganzen Herzen, genauso wie es in den Büchern der Lehre
aufgezeigt ist. Allerdings können sich Missverständnisse und Fragen bezüglich
bestimmter Ausführungen in der Lehre ergeben. Zögern Sie nicht zu fragen, ich
werde mich immer darüber freuen, Ihnen helfen zu können. Die Lehre wurde fürs
tägliche Leben gegeben und enthält oft Antworten, Fragen und Erklärungen für
bestimmte Ereignisse, und so mögen diese Stellen für jene, die mit der Lehre
nicht so vertraut sind, nicht immer klar sein. Ich bin oft auf Auslegungen
gestoßen, die in bestimmten Stellen das Gegenteil von dem aussagten, was in der
Lehre gemeint ist. Dies ist unvermeidlich, und daher bin ich immer froh, Ihre
Fragen in bezug auf die Lehre beantworten zu können. So werden wir die
notwendige geistige Verbindung herstellen; wo es keine Fragen gibt, kann es
keine Lehrer geben. Und da wir in verschiedenen Erdteilen leben, hilft ein
direkter Kontakt sehr, weil es so wichtig ist, ständige und lange Verständigung
zwischen Auren zu unterhalten. So wollen wir die Gedanken und Bestrebungen des
Herzens austauschen und uns unsere auf Papier festgehaltene psychische Energie
senden.
Mein
Herz ist voll des Wunsches, Freude zu bereiten und jedem Hilfe angedeihen zu
lassen. Bitte denken Sie an den Ernst und die Feierlichkeit des Augenblicks und
verstärken Sie alle Kräfte für die Selbstvervollkommnung. Die Zukunft ist groß
und schön.
5.
Mai 1934
Es
ist unrichtig, den feinstofflichen Körper als formlos zu bezeichnen, da seine
Gestaltlosigkeit relativ ist. Die Lehre spricht von Unkörperlichkeit, doch
nicht von Gestaltlosigkeit. Darüber hinaus wird in den esoterischen Lehren
behauptet, dass diese uranfänglichen feinstofflichen immateriellen Körper
schöne Formen hatten. Man kann nicht sagen, dass sie mit unserer gegenwärtigen
physischen Form nichts gemein hätten. Wir sollten daran denken, dass ja der
feinstoffliche Körper der Prototyp des physischen Körpers ist. Natürlich, der
primitive, physische, hochtierische Typ war in seiner Erscheinung vom
feinstofflichen Körper oder von der ihm eingelagerten geistigen Wesenheit weit
entfernt.
Viel
richtiger und verständlicher wäre es zu sagen, dass das menschliche Wesen am
Beginn der irdischen Evolution zwar keinen Intellekt besaß, doch in seiner
geistigen Entwicklung uns voraus war. Geistigkeit ist vor allem Bewusstsein,
und Bewusstsein ist die Grundlage des Universums. Jedes Atom hat sein Bewusstsein,
denn wo immer es Leben gibt, gibt es Bewusstsein; allerdings sind die
Abstufungen endlos. Es ist wahr, dass es in der feinstofflichen Welt halbbewusste
oder auch unbewusste posthume Zustände gibt, doch nur in Fällen, wo Geistigkeit
entweder schlummert, nicht vorhanden ist oder wenn eine Person im irdischen
Leben versäumte, höhere Fähigkeiten zu entwickeln und so die Verbindung mit
ihren geistigen Zentren löste. Allein diese Verbindung verleiht uns die wahre
Unsterblichkeit eines Gottmenschen oder Archaten; wenn die Einheit des Gemüts
geistiges Bewusstsein erlangt, vermag man die Bezeichnungen ”Gefühlswissen”, ”
Hellsichtigkeit” und ” Hellhörigkeit” zu verwenden. Wenn man daher von der
Geistigkeit des ursprünglichen Menschen spricht, ist es besser, Ausdrücke wie
”geistiges Bewusstsein”, ”geistiges Sehen” und ”geistiges Hören” zu verwenden.
Ich
will jetzt einige Aussprüche aus meinem Buch, das ich nun bald zusammenstellen
möchte, anführen, die Ihnen von Nutzen sein könnten: ”Die geheime Lehre besagt,
dass der Hermaphrodit in Wirklichkeit nie existierte. Es gab einige
individuelle, missglückte Fälle, die aber bald verschwanden. Doch die Theorie
von den Zwillingsseelen hat eine reale Grundlage und ergänzt in gewisser Weise
das Symbol des Androgyn. Alle Symbole des Androgyn bezwecken, auf die
Notwendigkeit der Zwillingselemente im Kosmos nebst allen Ergänzungen für die
Erhaltung des Lebens und des Gleichgewichts hinzuweisen. Alle Legenden über die
Seelenverwandtschaft gründen auf einer großen Wahrheit, weil im ursprünglichen
Gesetz die Einheit der zwei Elemente im Grunde bestimmt ist … Feuer ist seiner
Natur nach dual, daher war in den alten Mysterien über jedem Kelch eine duale
Flamme. Alle Götter der alten Mysterien hatten ihre Gattinnen, welche die
kosmische Energie personifizierten. Alle Schriften und heiligen Bildnisse
weisen auf dieses fundamentale kosmische Gesetz hin. Differenzierung resultiert
aus der Trennung der Elemente, und getrennte Elemente werden in ferne Sphären
getrieben. Der Magnet, der in den Elementen seit Äonen bestand, wird nach
vollständiger Umwandlung und Reinigung der Elemente diese sammeln und wieder
vereinigen. Dies wird die ”Große Krönung” oder ”Die Krone des Kosmos” genannt.
Bis
jetzt wurde dieses Wissen zweckdienlich verborgen gehalten, weil die Menschen
nicht bereit waren, es in seiner ganzen Reinheit und Schönheit anzunehmen. Doch
die Menschheit hat in dem Augenblick ihren Wendepunkt erreicht, wo Geistigkeit
herrscht, andernfalls droht dem Planeten der Untergang. So muss dieses geheime
kosmische Gesetz allmählich Eingang finden und aufgenommen werden, damit die
fürchterlichen sexuellen Ausschweifungen gebändigt und gereinigt werden.
In
der geistigen Vereinigung der Dualelemente liegt eine große Schönheit, doch auf
der physischen Ebene sind die Dinge vom Geistigen weit entfernt. Ein
Formenwechsel kann sich in Übereinstimmung mit der Bewusstseinserweiterung
vollziehen. Schöne Gefäße sollten nur in schöner Umgebung verwendet werden.
Doch in allem muss der Befehl des Geistes vorherrschen. So hat der hässliche
Hermaphrodit oder die Menschen mit zwei Wirbelsäulen oder anderen
phantastischen Besonderheiten, die in den Vorstellungen einiger unwissender und
hässlich denkender Schreiber leben, keinen Platz in der künftigen Evolution.
Evolution schreitet fort auf dem Weg der Schönheit, und die künftigen Rassen
werden entsprechend ihrem geistigen Fortschritt verbessert und verfeinert
werden. Zu Ende der sechsten und zu Beginn der siebenten Rasse wird sich die
Materialisation des Astralkörpers vollziehen. Diese Verbesserung der Formen und
das Wachsen der Geistigkeit könnte durch richtige Vereinigung oder Ehe
beschleunigt werden. Die Große Bruderschaft ist bereit, der Menschheit zu
helfen, dieses heilige Wissen zu nutzen.
Jetzt
gehe ich zur nächsten Frage über. Trennung der Geschlechter bedeutet, dass nach
dem Versenken in die grobe Materie der Magnet der Elemente schwach wurde und
die Menschen begannen, sich zu vermischen und unrichtig zu vereinigen, nicht
dem Naturgesetz entsprechend. Der große Märtyrer Origenes drückt es wunderbar
aus: ”Witwen sind jene Seelen, die den unzulässig angetrauten Gatten verließen,
aber Witwen bleiben, weil sie noch nicht so vollkommen sind, um mit ihrem
Himmlischen Bräutigam vereint zu werden.” Allerdings müssen wir in Betracht
ziehen, dass gemäß Ruffin, dem Biographen des Origenes, dessen Schriften viele
”Berichtigungen” erfuhren; andernfalls wären sie nie veröffentlicht, ja sogar
vernichtet worden. Es ist offensichtlich, dass auch hier eine ”Berichtigung”
vorgenommen und das Wort ”Bräutigam” (Bridegroom) mit dem Großbuchstaben ”B”
geschrieben wurde, um zu verstehen zu geben, dass Christus gemeint war. Doch an
anderer Stelle desselben Werkes – ”über die Elemente” –, wo auch von Frauen gesprochen
wird, die nicht mehr mit ihrem legitimen Gatten leben, sondern allein gelassen
als Witwe betrachtet werden, weil sie ihren Bräutigam noch nicht verdienen, ist
das Wort ”Bräutigam” (bridegroom) mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben.
Sicherlich gibt es auch entgegengesetzte Fälle, wo der Bräutigam seine Braut
noch nicht verdient, doch konnten solche Dinge früher geschrieben werden!? Ist
es nicht ein Verspotten der heiligen Dinge, wenn die heutige Kirche erklärt, dass
ökumenische Heirat (obwohl symbolisch), Christus im Auge hat? Ich war darüber
immer empört. ”
Und
jetzt zu Ihrer Frage über Karma. Ein Mensch kann in jedem Leben einen
bestimmten Teil seines alten Karma, das ihn in einer Inkarnation ereilt,
abtragen; und er schafft natürlich auch neues Karma. Doch ist sein Bewusstsein
fortgeschritten, kann er das aufgespeicherte Karma schneller ausleben und das
von ihm neu geschaffene Karma wird von höherer Qualität sein. Darüber hinaus
wird infolge des gereinigten Denkens das alte Karma nicht mehr so schrecklich
für ihn sein, und die gereinigte Aura wird auf die Rückschläge ganz anders
reagieren. Auf diese Weise kann sich der Mensch aus dem scheinbar verhexten
Kreis des Karma befreien. Doch das trifft nur für das irdische Karma zu, das
den Menschen zur Erde zieht, denn solange es Bewusstsein und den Gedanken gibt,
kann Karma nicht ausgelöscht werden. Karma, das sich in Übereinstimmung mit den
kosmischen Gesetzen vollzieht, wird seine Qualität unendlich verbessern und
neue Kreise ziehen, sich aus ihnen befreien und so bis ins Unendliche.
Individuelles
Karma ist immer das grundlegende und wird vor allem durch die Neigungen,
Gedanken und Beweggründe des Menschen gebildet – Taten sind sekundäre Faktoren.
Die Buddhisten sagen ”Karma ist der Gedanke”. Wäre es anders, könnte der Mensch
sich nie von Karma befreien. Wahrlich, das individuelle Karma, das fundamental
und bestimmend ist, kann sowohl die Entstehung als auch die Tilgung aller
anderen Arten von Karma beeinflussen. Indem der Mensch sich selbst schadet,
schadet er anderen. Im Kosmos ist alles verbunden und verflochten, und vom
gesamten Rest des Karma kann nichts abgetrennt werden. Individuelles Karma kann
daher von anderen Karmaarten, wie Gruppenkarma, Rassenkarma etc., nicht
getrennt werden. In der Lehre ist gesagt, Funken des Schaffens sickern auf dem
Pfad des Karma nur mit Schwierigkeit durch und noch weniger wird die karmische
Wahrheit verstanden. Die eigene Einschätzung des Karma kommt nicht von außen.
Jede Zelle birgt Karma. Der Geist trägt seinen Erfolg und seine Rüstung mit sich.”
* * *
Wenn
die Einteilung in Klassen und Kasten in der Vergangenheit ihren Zweck erfüllte,
so ist sie heute doch vollkommen unsinnig und stagnierend. Klassen und Kasten
sind für das große Missverständnis zwischen der sogenannten ”gebildeten” Klasse
und dem gemeinen Volk verantwortlich. Diese schreckliche Kluft, dieser Bewusstseinsunterschied,
ist sehr tragisch und bedroht nun unsere ganze Kultur. Es gibt jedoch einen
großen Fortschritt im Bewusstsein der breiten Massen; die Menschen fühlen
instinktiv die fundamentale Gleichheit des Geistes. Doch in ihrer Unwissenheit
können sie das große Prinzip der wahren gesetzmäßigen Hierarchie, das dem
Gesetz der Evolution zugrunde liegt, nicht wahrnehmen, und so nehmen ihre
schrecklichen Proteste auf dem ganzen Planeten kein Ende. Das Hauptproblem der
Regierungen sollte daher die Bildung der Massen sein, andernfalls wird die
Hydra der Finsternis alles verschlingen. Wissen allein sollte ein Vorrecht
einräumen, nicht Klassenbewusstsein. Die Anhänger der Klassensysteme berauben
sich des wahren Wissens und entfachen die Leidenschaften des finsteren Bewusstseins.
Furchtbar, schrecklich ist die Hydra der Finsternis und Unwissenheit!
Es
ist unrichtig zu denken, dass das Vermischen der Klassen das Karma der Menschen
negativ beeinflussen könnte. Gegenwärtig bietet die gesunde, geistig
vernünftige Bauernfamilie die beste Umgebung für einen hochentwickelten Geist.
Ob einer in einem Palast oder in einem Winkel einer Schusterhütte geboren
wurde, sollte nicht als das Ergebnis der Klassenvermischung angesehen werden,
denn dies geschah eher zum Zweck der Erfüllung eines persönlichen Karma oder
eines anderen bestimmten Auftrages. So war Jakob Böhme ein Schuster, doch dies
aus dem einen Grund, weil er zu jener Zeit damit seine große Aufgabe am besten
erfüllen konnte, – im vergleichenden Frieden. Das schreckliche Karma der
Menschheit ist die Folge der Verletzung der kosmischen Gesetze, beginnend mit
der Geburt, doch es ist nicht die Folge der Vermischung der sozialen Schichten.
So wird die Heirat in Zukunft wissenschaftlich gehandhabt werden. Es ist
gesagt, dass die Menschen sich entsprechend ihrer Verwandtschaft mit bestimmten
Elementen verbinden sollten.
Durch
Missachtung dieser fundamentalen Gesetze schuf sich der Mensch das bittere
Karma des Niedergangs. Der Kontrast zwischen den Aufspeicherungen eines
hochentwickelten Geistes und der bescheidenen Umgebung, in die er hineingeboren
wurde, ist nicht von solcher Bedeutung wie die Disharmonie zwischen den
Grundelementen der Eltern. Diese ist die Ursache aller Arten geistiger
Degeneration. Nur durch Armut und Not wird die Macht eines starken Geistes
entwickelt. Die Anstrengungen, die er vollbringt, um die Schwierigkeiten zu
bewältigen, sind wertvoller und wohltätiger als Erfolg.
Nun
über die HERREN des KARMA. Viel Verwirrung umgibt diesen Begriff. Kann man sich
vorstellen, dass durch die Herren des Karma den Milliarden von inkarnierten
Seelen das Karma zugeteilt wird? Doch wir hören solche Absurditäten. In den
Büchern der Lehre lesen wir: ”Für den Dienst des Lichts offenbarte Kräfte
greifen nicht in Karma ein, wie manche, die in die Bedeutung des Karma nicht
eingeweiht sind, glauben. Die Kräfte des Lichts verfolgen die menschlichen
Taten, weisen die Richtung, doch sie greifen nicht in das Leben ein. Dafür gibt
es viele Beispiele. Es erscheinen Boten, Warnungen werden gesandt, die Richtung
wird aufgezeigt, der Pfad gewiesen, doch die Wahl unter den vorbestimmten
Möglichkeiten wird vom menschlichen Willen bestimmt. Auf diese Weise wird die
Zusammenarbeit zwischen zwei Welten offensichtlich.”
Gerade
Selbständigkeit des Geistes kann ein besseres Karma zur Folge haben. So erklärt
es sich, warum die Kräfte des Lichts den Geist nicht von verschiedenen
Handlungen abhalten, die oft das zunichtemachen, was festgesetzt war. Oft sind
die Menschen verwirrt darüber, dass andere Pfade nicht aufgezeigt werden.
Gleicherweise wundern sie sich, dass die Sendungen über verschiedene Kanäle
bestätigt werden. Sie wundern sich darüber, warum die Kräfte des Lichts
verschiedene Strömungen nicht abwehren. Lasst Uns darauf antworten: ”Die Kräfte
des Lichts berühren das menschliche Karma nie. An dieses Gesetz muss auf dem
Pfad zur Feurigen Welt gedacht werden.
Das
Gesetz des freien Willens verbietet Uns, eine Erscheinung zu klären, die
finster zu sein scheint. Dasselbe Gesetz weist auf unsere sich kreuzenden Wege
hin, wenn der freie Wille ein Herz zu einem Herzen lenkt.” (Feurige Welt, III)
Die
Verbreitung von Karma auch im Zwischenstadium in der Feinstofflichen Welt
könnte stärker hervorgehoben werden. Ich führe einen Paragraphen der Lehre an:
”Karma erstreckt sich auf alle Handlungen in allen Welten. Genauso wie Karma
beschleunigt werden kann, kann es auch hinausgeschoben werden. Eine Verstärkung
des Karma wirkt sich nicht nur auf das nachfolgende Leben aus sondern auch alle
Zwischenstadien werden von einer Erschwerung des Karma beeinflusst. Die
Feinstoffliche Welt ist mit der irdischen in enger Verbindung, und es ist
notwendig, das Denken in dieser Richtung zu verstärken. Wer die Bedeutung der
Verbindung dieser zwei Welten versteht, wird in seinen irdischen Taten
vorsichtig sein. Vorsicht gegenüber allen Energien kommt dem strebenden Geist
zugute. Ein Haupthindernis ist Unverständnis gegenüber der Wirklichkeit des
räumlichen Lebens, dass nämlich alles umgewandelt wird und daher alles gesühnt
wird. Richtig ist auf das Gesetz des Karma hingewiesen worden, auf das Gesetz
des Karma in Unendlichkeit. Vollkommene Bestrebung reicht bis in die
Unendlichkeit, und so unbegrenzt sind auch die Möglichkeiten. Lasst uns auf dem
Pfad zur Feurigen Welt ein bewusstes Verhalten zum Karmagesetz bekunden …“
Und
weiter: „Umwandlung der Zentren stärkt die schöpferischen Energien, die für den
Übergang in die Feinstoffliche Welt erforderlich sind. Jedes geistige Streben
erzeugt Ablagerungen, die beim Übergang in die Feinstoffliche Welt einen Aspekt
von feinen Energien annehmen. Daher ist es so wichtig, in die höheren Sphären
zu streben. Entzückung des Geistes und Freude des Herzens verleihen jene
Energien, die den feinstofflichen Körper nähren. In der Tat, nur ein mit
höheren Impulsen erfülltes Gefühl verleiht die nötigen Energien. Man muss
verstehen, dass Imperil und grobe irdische Wünsche hässliche Geschwüre
erzeugen, die der Geist im feinstofflichen Körper heilen muss. Geschwüre des
Geistes werden in die feinstoffliche Welt hinübergenommen, wenn man sich nicht
auf Erden von ihnen befreit. Befreiung von der physischen Hülle bedeutet nicht
Befreiung von geistigen Geschwüren. Wenn der vor der Trennung von der Erde
stehende Geist erkennt, wie er seine Energie genutzt hat, dann hat das Bewusstsein
einen großen Teil gutgemacht. Doch das Bewusstsein muss zum Gedanken an die
höheren Welten gelenkt werden. Selbst der schwerste Verbrecher kann auf das
Verständnis für die Last des Karma hingelenkt werden, doch dafür ist es
notwendig, die sozialen Zustände zu ändern. So sollte man sich auf dem Pfad zur
Feurigen Welt an den Gedanken der Umwandlung der Zentren gewöhnen, denn
Befreiung vom Körper bedeutet nicht Befreiung von geistigen Geschwüren.”
(Feurige Welt, III)
Bitte
verwenden Sie okkulte Literatur mit äußerstem Unterscheidungsvermögen. Und
werden Sie nicht zu abstrakt; die Dinge müssen so konkret wie möglich
vorgestellt werden.
6.
Mai 1934
Sie
sagen, Sie seien monogam. Dies ist zweifellos sehr wichtig für jeden
ernsthaften Schüler. Doch für den wahren Fortschritt sollte die hingebungsvolle
Liebe auf einen einzigen Lehrer gerichtet sein. Es gibt einige Lehrer der
Großen Bruderschaft, die Schüler annehmen und sie lenken. Jeder, der den Pfad
der Schülerschaft betritt (und dies bedeutet nicht nur Studium okkulter
Schriften), muss sich zuerst in der Tiefe seines Herzens für den ihm am
nächsten stehenden Lehrer der Bruderschaft entscheiden und sich ohne jedwede
Einschränkung oder Bedingungen der Hohen Führung völlig hingeben. Doch sehr oft
vergeudet der Gerufene und Strebende im Wunsch nach unverzüglichem Fortschritt
seine Kräfte und sucht gleichzeitig nach anderen Großen Lehrern und Lehren.
Durch diese Zwei- und Dreiteilung verwirkt er seinen Platz in der Stufenleiter
des Aufstiegs. Überlegen Sie alles, was in der Lehre über die Wahl des Lehrers
gesagt ist!
Ich
will nun einen Paragraphen aus der Lehre anführen: ”Sich im Herzen auf den
Herrscher zu festigen, ist die erste Bedingung auf dem Pfad zur Feurigen Welt.
Ohne diese feurige Forderung kann man die bestimmten Tore nicht erreichen.
”Führung” muss allerdings im Geist und im Herzen erkannt werden, denn nur die
Hand des Herrschers anzunehmen, ohne ihm mit dem Herzen ergeben zu sein, ist
unzulänglich. Das Gesetz, das den Lehrer mit dem Schüler vereint, muss
verstanden werden, denn ohne feurige Hingebung an den Herrscher kann es keine
Verbindung geben. Eine völlige Annahme der Führung bedeutet einen bewussten Verkehr,
denn man muss im Herzen die Wärme fühlen, die aus den Tiefen des Geistes
aufsteigt. Es ist besonders notwendig zu fühlen und zu erkennen, wodurch das
Wesen des Herrschers mit jenem des Schülers verbunden ist. So muss man daran
denken, dass auf dem Pfad zur Feurigen Welt Schwingungen und Karma verbindende
Glieder darstellen.” (Feurige Welt III, 106)
Ja,
es ist äußerst gefährlich, auf den ersten Stufen seine Kräfte zu zerstreuen.
Vergessen Sie die Jahre der Bewährung und die Anpassung des Organismus nicht.
Alle echten Schüler, die den Pfad des Dienens beschreiten, müssen diesen Prozess
durchmachen. Selbst ganz hohe Geister sind davon nicht ausgenommen. Alles
vorher Gesagte ist für einen theoretischen Okkultisten natürlich nicht
durchführbar. Doch wenn ich Sie recht verstehe, wollen Sie in die Gruppe echter
Schüler eingereiht werden, und wie Sie sagen, ist es Ihr einziger Wunsch, dem
Lehrer zu begegnen und unter seiner Führung zu arbeiten. Ich bin bestimmt noch
niemandem begegnet, der, nachdem er, wenn auch nur oberflächlich, mit der Lehre
bekannt geworden ist, nicht seine irdischen Lasten abwerfen und sich mit dem
Lehrer und seiner Gemeinschaft verbinden wollte. Gewöhnlich wollen jene, die
von der Lehre nur ganz oberflächlich etwas hörten, gleich in die Gemeinschaft
der Großen Bruderschaft aufgenommen werden! Viele von ihnen haben nicht die geringste
Vorstellung davon, dass ihr physischer Körper der ungeheuer angespannten
Atmosphäre, die dieses Bollwerk umgibt, wohl kaum gewachsen ist. Man muss
bedenken, dass hier auf Erden, inmitten der geistigen Kämpfe, inmitten aller
Lasten und Schwierigkeiten des Lebens, inmitten aller prüfenden Kleinigkeiten
des Alltags, eine Umwandlung des Organismus und der Nervenzentren vor sich
gehen muss. Nur dieser Kampf erweckt die notwendigen Energien für die
Umwandlung und das Ausleben aller primitiven Gewohnheiten und Neigungen. Das
irdische Leben ist wahrlich ein Fegefeuer, und ohne dieses zu durchschreiten,
ist es nicht möglich, ins Paradies einzutreten oder in die Bruderschaft zu
gelangen. Diese Feuer der höheren Energien würden sonst die überlastete Aura
verbrennen. Die Gemeinschaft der Bruderschaft ist von der allgemeinen irdischen
Umgebung zu weit entfernt, um den notwendigen Prüfstein abzugeben.
Darüber
hinaus greifen die Herrscher ohne Ausnahme nie in das Karma des Menschen ein.
Allein Karma kann eine Person in Ihre Gemeinschaft führen. Wenn daher solch ein
Karma reif ist, kann nichts seine Verwirklichung aufhalten, ausgenommen der
Mensch selbst. Möge dieses Gesetz Sie anfeuern! Wenden Sie Ihre ganze
Bestrebung auf, um im Leben das zu üben, was Sie den Büchern der Lehre
entnommen haben; überlassen Sie das übrige Ihrem Karma und dem großen Wissen
des Herrschers.
Nicht
immer war es den Großen Seelen, die bestimmte Aufgaben zu erfüllen hatten,
möglich, in ihrem irdischen Leben die Gemeinschaft der Großen Bruderschaft
aufzusuchen. So ist beispielsweise Apollonius von Tyana in die Bruderschaft
gerufen worden, doch da Er in seiner Inkarnation als Origenes die sehr
schwierige Aufgabe auf sich nahm, die Reinheit der Lehre Christi zu erhalten,
litt er im Gefängnis, anstatt in der Heimstätte der Bruderschaft zu weilen und
hier an der freudvollen Arbeit teilzunehmen.
Sagen
Sie den Freunden, dass sie das Ende der Welt nicht 1936 zu erhoffen haben, wie
dies vorausgesagt wird. Dergleichen wird nicht geschehen; es werden zwar
wichtige Ereignisse eintreten, doch seien Sie versichert, dass es für jene, die
mit ihrem ganzen Herzen an den Großen Lehrer gebunden sind, keine Gefahr gibt,
durch kosmische Kataklysmen und Katastrophen vernichtet zu werden. Zur
gegebenen Zeit werden alle verstreuten Weggefährten gesammelt werden, doch
nicht gerade im Himalaja, weil es auch andere, nicht minder wichtige Orte gibt.
Man sollte den Raum nicht mit festgesetzten Fristen belasten; doch es ist
ratsam, geistig immer wachsam und zum Hinübergehen bereit zu sein. Obwohl es
für die Zukunft die beste Übung ist, vorbereitet zu sein, um sich jederzeit
trennen zu können, sollte man umso mehr Gewissenhaftigkeit und Fürsorge im
täglichen Umgang bekunden.
* * *
Die
Errungenschaften des Hatha Yoga sollte man nicht überschätzen und glauben, dass
”die Adepten des Hatha Yoga in der Fähigkeit, Kundalini zu entfachen und
verschiedene Siddhis zu erreichen, mit jenen des Raja Yoga auf einer Stufe
stehen oder dass sie Seligkeit und Überwindung der Materie erlangen”. So ist es
nicht! Die erlangte Stufe der Glückseligkeit solcher Adepten ist sehr relativ,
und durch Hatha Yoga erlernen sie es nie, die Materie zu überwinden (in dem
Sinn, wie es die Großen Lehrer verstehen). In der Lehre ist gesagt: ”Wir kennen
keinen, der durch Hatha Yoga das Ziel erreichte.”
Auch
die Entwicklung der niederen Siddhis, welche die Hatha Yogis durch beharrliche
und furchtbar schwierige mechanische Übungen erlangen (die westliche Literatur
kennt nicht die Hälfte von diesem Entsetzlichen), ist nicht dauerhaft, und in
ihren späteren Inkarnationen können diese Siddhis alle wieder verlorengehen.
Wertvoll und von Dauer sind nur jene Errungenschaften, die sich ganz natürlich
vollziehen, denn sie sind das Ergebnis innerer geistiger Entwicklung und können
nicht verlorengehen. Nur auf diese Weise können die mächtigsten Erscheinungen
erreicht werden. Hatha Yoga-Übungen sollten ein leichtes und sehr vorsichtiges
Pranayama, das die Gesundheit stärkt, nicht überschreiten, andernfalls können
sie schaden und zu Mediumismus, Besessenheit und Wahnsinn führen.
Ganz
richtig erachten die Inder von hoher geistiger Entwicklung den Hatha Yoga als
sehr unangebracht und sagen, dass er bestenfalls für ”fettleibige und kranke
Menschen” geeignet erscheint. Auch Vivekananda, von dem man jetzt sehr viel
spricht, obgleich er Beispiele von grässlich dämonischen Personen anführte, von
denen er wusste, dass sie erstaunliche Wunder vollbrachten und aufgegebene
Kranke durch einen Blick heilen konnten, war sehr gegen die sogenannten Siddhis
und diese Wunder eingenommen.
Für
alle geistigen Lehrer ist daher der Magnet ihres Herzens die wesentlichste
Prüfung, ihre okkulte Fähigkeit, die Umgebung geistig zu verändern und das Bewusstsein
sowie das ganze Wesen ihrer Schüler zu verwandeln. Ihre Fähigkeiten liegen
nicht in den sogenannten Wundern. Den feurigen Strahl der Synthese erlangt man
durch offene Zentren und nicht durch niedere Siddhis. Wenn das Bewusstsein
nicht dem Hohen Ideal entspricht, kann Pranayama nie die notwendige Reinigung
verleihen und gute Ergebnisse zeitigen. Die höheren Yogaarten benötigen kein
Pranayama. Jeder Kuli in Indien kennt Pranayama; der Durchschnittsinder
vollführt es täglich, und trotzdem ist man von geistiger Errungenschaft weit
entfernt. Verlassen Sie sich daher nicht nur auf Pranayama.
Die
höchste Errungenschaft eines Yogi ist das Öffnen des Auges Dangma; dies darf
jedoch nicht mit Hellsehen verwechselt werden. Es ist das Erwachen der
Wahrnehmungsfähigkeit, die nicht durch mechanische Mittel entwickelt werden
kann, sondern das Ergebnis von Aufspeicherungen unaufhörlichen geistigen
Strebens in Tausenden von Jahren ist, und dies offenbart sich durch im ”Kelch”
gespeicherte feinste Energien. Ein echter Yogi sollte sein Bestes versuchen,
diese alten Aufspeicherungen zu heben und neue zu sammeln und zu bewahren,
andernfalls ist er nur ein belesener Okkultist.
Ganz
irrig ist es auch zu glauben, dass ”ohne die selbstlose Arbeit der Hatha Yogis
die okkulte Wissenschaft nie die richtige Vorstellung von der Astralebene
erlangt hätte…” Solch eine Behauptung gleicht einer Feststellung, wonach
Ruhmkorff und Crookes ohne die Arbeit heutiger unerfahrener Kollegen die
Grundlagen der Physik und Chemie nicht zugänglich gewesen wären! Oder dass ein
Agrarfachmann von der Zusammensetzung des Bodens weniger verstände als ein
gewöhnlicher Bauer.
Darüber
hinaus ist der Unterschied zwischen Raja Yoga und Hatha Yoga gerade ein
qualitativer und nicht ein quantitativer, wie Sie glauben. Hatha Yoga kommt
über niedere psychische Phänomene nicht hinaus und es gibt keinen Fall, wo ein
Hatha Yogi zum Raja Yogi wurde – ihre Wege sind gänzlich verschieden. Die
wahren ”wirksamen Perlen” enthalten Raja, Jnana, Bhakti und Agni Yoga, aber
nicht Hatha Yoga, wie manche unwissenden Leute glauben. Auch kann man
künstliche Perlen den echten nicht gleichsetzen. Folgende Gedanken sind mir
darüber hinaus nicht ganz verständlich: ”Nichtsdestoweniger verleiht auch Hatha
Yoga seinen Adepten wirksame Perlen hoher Errungenschaften; ähnlich muss jeder
Okkultist die Errungenschaft des Agni Yoga als einen ungeheuren Sieg des
Geistes über das Fleisch erachten …” Hier wird Agni Yoga mit Hatha Yoga wieder
auf dieselbe Ebene gesetzt, wogegen diese zwei Yogasysteme einander doch
diametral gegenüberstehen. Es ist gesagt: ”Wahrlich, es muss gründlich erkannt
werden, dass Agni Yoga mit Hatha Yoga nichts gemein hat!” Agni Yoga befasst
sich mit der höchsten feurigen Umwandlung der Zentren, was durch keine
mechanischen Methoden erreicht werden kann, sondern eine direkte überwachende
Einwirkung des Großen Lehrers erfordert. Die große Errungenschaft des Agni Yoga
kann nur von einem Geist erlangt werden, der im Zentrum des Kelches über in
Jahrhunderten gesammelte geistige Aufspeicherungen verfügt, während gerade das
für Hatha Yoga völlig unwichtig erscheint.
Eine
andere für Agni Yoga sehr wichtige Sache ist es, dass die Errungenschaften im
täglichen Leben erreicht werden müssen, wohingegen alle anderen Yogasysteme
(ausgenommen Karma-Yoga) die Zurückziehung aus dem Leben verlangen und so für
die gegenwärtige und künftige Evolution unzulänglich sind.
Es
ist ebenfalls ein Irrtum, jeden Anfänger im Yoga als einen ”Yogi” zu
bezeichnen. Yoga – oder Vereinigung – wird nur durch harte und ständige
geistige Übungen erreicht und kann, wie oben gesagt, nur durch karmische
Aufspeicherungen beschleunigt werden. Daher ist es unrichtig zu sagen, dass ein
Raja Yogi manchmal zum Fanatiker wird, ein Jnana zum intellektuellen
Spekulanten und ein Bhakti zum Glaubenseiferer, der sich über ”gerechte
Bestrafung” der Ketzer freut. Es wäre richtiger zu sagen, dass ”jene, denen
entsprechende Veranlagungen anhaften, in ihren späteren Inkarnationen Raja Yogi
werden können, was sich vorerst in Fanatismus äußert; daher jene, die zu Jnana
neigen, als intellektuelle Pedanten erscheinen, und jene mit Hang zum Bhakti
heute Bigotte sein können.” Hat man jedoch einmal die Stufe des echten Yoga
erreicht (ob Raja, Bhakti oder Jnana), kann es eine Entartung der führenden
Grundsätze auf solch starke Weise wirklich nicht mehr geben. Ein König des
Geistes kann nicht fanatisch werden, und ein Jnana-Philosoph, der über das Auge
Dangma verfügt, kann kein eitler intellektueller Pedant sein, noch kann ein
Bhakti – ein Herrscher des kosmischen Magneten des allumfassenden Herzens –
sich über ”gerechte Bestrafung” freuen. Wenn die Lehre andeutet, dass ”Zeichen
des Hatha Yogi in einem unerträglichen Athleten, Zeichen des Bhakti Yogi in
einem Bigotten und Zeichen des Raja Yogi in einem Fanatiker” vorhanden sind,
wird auf die charakterlichen Veranlagungen hingewiesen, die zu der einen oder
anderen Art von Yoga führen können, sobald sie durch geistiges Feuer
umgewandelt werden. Doch nicht umgekehrt!
Man
sollte auch einsehen, dass Hatha Yoga vor allem deshalb gefährlich ist, weil er
den Astralkörper stärkt, so dass dieser für eine lange Zeit in den niederen
Astralebenen festgehalten wird, was die Evolution des Geistes hindert. In den
Tempeln Indiens war und ist es auch heute noch Brauch, für bestimmte niedere
Phänomene astraler Art Hatha Yogis zu halten. Diese werden angehalten, ein sehr
reines Leben zu führen, in höhere geistige Mächte werden sie aber nie
eingeweiht. Und wenn solch ein Hatha Yogi aus dem Tempel scheidet, wird er nie
wieder aufgenommen, denn es kann sein, dass er, frei geworden von der hohen
Überwachung, in die niederen Sphären der Feinstofflichen Welt gerät, und solch
ein Yogi wird ein Opfer und oftmals Werkzeug der finstersten Kräfte. Das ist
der Grund, warum die Hierophanten in Ägypten es vermieden, medial veranlagte
Schüler sowie lymphatische Diener aufzunehmen. Kein einziges Medium, kein
Lymphatiker kann ein echter Agni Yogi werden.
Die
Großen Lehrer sorgen sich über das Vorherrschen des niederen Psychismus auf
Kosten echter Geistigkeit. Ohne das Verstehen und die Anwendung der LEBENDIGEN
ETHIK, ohne Geistigkeit, kann der niedere Psychismus zu beklagenswerten Folgen
führen. Um als Schüler aufgenommen zu werden, ist es daher vor allem notwendig,
Selbstvervollkommnung zu üben, sich moralisch und geistig zu bessern und die
Lehre im Leben anzuwenden. Dies wird das Bewusstsein erweitern und das
notwendige Gleichgewicht verleihen. Die Lehre ist schön und wahr, wenn sie
erkannt wird, doch Tricks des Pseudookkultismus sowie der Magie führen nicht
zur echten Schülerschaft. Wenn das Gefäß aus der Höheren Quelle gespeist werden
soll, muss die entsprechende hohe Schwingung hergestellt werden. Die Anwendung
der LEBENDIGEN ETHIK im Leben ist der schnellste Weg zum Ziel.
Groß
ist die Aufgabe, das Bewusstsein der Menschen durch Heldentat (”Podwig”) zu
entfachen, weil das menschliche Wesen dadurch verwandelt werden kann.
Vielleicht war nie im Leben der Gedanke an die Heldentat von solcher Bedeutung
wie gerade jetzt. ”Podwig” – welch schönes Wort! Wie ausdrucksvoll! Ungeachtet
dessen, wie bemerkenswert es ist, gibt es in keiner anderen westlichen Sprache
ein Äquivalent dafür. So bedenken Sie bitte, dass Vereinigung mit dem Lehrer
nur über das Herz, durch reines Denken sowie die stete unermüdliche Arbeit der
Selbstaufopferung erreicht werden kann.
Und
nun eine weitere Warnung: Theoretischer Okkultismus ist sehr gefährlich. Der
Markt ist mit vielen schädlichen Büchern überfüllt. Vielleicht (und es ist gut
so) wurden nicht alle in die russische Sprache übersetzt. Es ist gesagt, dass
”viele von ihnen durch Hände geschaffen wurden, die jeder Schönheit, jedes
Wissens und jeder Ehrlichkeit ermangelten.”
Vom
großen Lehrer wurde gesagt, dass ”nur Frau Blavatsky echtes Wissen besaß”, und
es ist unsere Pflicht, das Gedenken an diese große Märtyrerin zu
rehabilitieren. Würden Sie alle verleumderischen Schriften über Frau Blavatsky
kennen sowie den ganzen Verrat und die Hinterlist, von der sie umgeben war, Sie
wären entsetzt. So viel Undank, Verwerflichkeit und Unwissenheit! Und vor allem
aus letzterer rührt die ganze Niedertracht her.
* * *
Sie
fragen, ob Sie in dem Artikel ”Das Friedensbanner” nicht zu viel gesagt haben.
Meine Antwort ist: Durch zu viele Untersagungen kann man Furcht erregen und die
Bestrebung hemmen. Oft mag sogenannte Sorglosigkeit, wenn die Absichten gut
sind, gut ausgehen, doch machen Sie daraus keine Regel. Sorgfalt und Vorsicht
gehören zu den ersten Eigenschaften jedes Schülers, denn es muss ihm bewusst
werden, mit welchen Energien er es zu tun hat.
Ich
bitte Sie, über meine Bemerkungen nicht ungehalten zu sein. Ich weiß, dass Sie
mutig sind und ein echter Schüler und Mitarbeiter werden können, und daher
schreibe ich Ihnen ohne Sentimentalität und Komplimente. Sie wissen, was die
Lehre sagt: ”Die Lehre ist kein Honiglecken… nur wer stark ist im Geist, kann
das Ziel erreichen und als Schüler angenommen werden.” Die Lehre der LEBENDIGEN
ETHIK ist in ihrer Lebendigkeit und Strenge sowie in der Kürze ihrer klaren
Regeln schön.
25.
Mai 1934
Sie
schreiben, dass die Menschen heute unfähig sind, geistige Ideen wahrzunehmen.
Doch gab es je bessere Zeiten? Es scheint mir, dass es heute ein stärkeres
Suchen nach Wahrheit gibt als je zuvor. Ernste Schwierigkeiten zwingen viele,
über bestimmte Dinge nachzudenken und den gegenwärtigen Ereignissen tiefer auf
den Grund zu gehen. Wir hatten das Glück, herrlichen Seelen zu begegnen, und
viele von ihnen, obwohl sie großes Elend durchzumachen hatten, blieben
standhaft und gaben ihre selbstlose Arbeit für das Allgemeinwohl nicht auf.
Sie
haben recht: Wir brauchen Synthese in unserer Zeit, doch die Menschheit kann
sie nicht annehmen oder erkennen, denn Synthese oder Erleuchtung des Geistes
ist eine der seltensten Errungenschaften. Diese Synthese ist eine
Aufspeicherung vieler Energien, die in vielen selbstlosen Leben kristallisiert
wurden. Gibt es aber viele selbstlose Arbeiter für das Licht? Daher kann die
öffentlich gelehrte und gepredigte Synthese nicht die richtigen Ergebnisse
zeitigen. Wie Sie selbst sagen, werden die Vorträge von vielen besucht, die
dafür nicht reif sind und oft nur aus Neugierde kommen. Echte Suchende sind
erwünscht, die so viel wie möglich aufnehmen können. Die geistigen Führer
sollten natürlich über geistige Synthese verfügen und sie weise offenbaren. Sie
sollten jeden Fall individuell studieren und entsprechend der Aufnahmefähigkeit
gerade so viel mitteilen, als notwendig erscheint. Der Führer sollte für jeden
die richtigen Worte finden. In seinem allumfassenden Herzen sollte für jeden
Platz sein, der aufrichtig seine Hilfe sucht. Niemand sollte ihn mit dem Gefühl
verlassen, durch die Breite seines Standpunktes beklemmt zu sein. Er sollte
genau wissen, was eine Person aufnehmen kann, dann kann er Freude vermitteln.
Sie
schreiben, dass es in ihrem Land vielleicht leichter sein wird, die Synthese
herzustellen. Wollen wir hoffen, dass der erwählte Führer solche Synthese
besitzt, denn wahrlich, man kann in erster Linie nur durch Synthese aufbauen;
das Unheil der jetzigen Zeit entsteht durch Mangel an Synthese im Geist der
Führer.
Ich
zitiere aus der Lehre: ”Der Führer steht auf dem Gipfel, der nie verlassen
werden kann. Nur ein geborener Führer kann die Grenze zwischen
entgegengesetzten Begriffen herausfinden. Hinter verborgenen Grenzen wird der
Teppich des Sieges gewoben. Jeden Tag, jede Stunde bezwingt der Führer Rätsel.
Hier findet er Nachsicht und da bedarf es der Strenge. Natürlich, eines ergibt
das andere, doch dazwischen ist ein Schwert der Gerechtigkeit. Nachsicht kommt
aus dem Licht, doch Charakterschwäche aus der Finsternis. Dazwischen liegt auf
dem Gipfel das Schwert des Führers. Schmal ist die Stelle, wohin das Schwert
gelegt werden kann. Genauso schmal ist die Grenze zwischen Mut und Grausamkeit.
Nur das Herz des Führers kann die Grenze fühlen.
Das
Rätsel der Gerechtigkeit ist nicht nur in großen Dingen; das ganze Leben ist
erfüllt von diesen Rätseln. Daher teilt der Führer die Dinge nicht in ”Großes”
und ”Kleines”. Die Aufmerksamkeit des Führers ist allen Entscheidungen
gegenüber gleich wachsam. Der Führer bittet nicht um Rat, doch er ist immer
bereit, Rat anzunehmen. Er kommt nie zu spät und wird durch langes Verweilen
niemanden aufhalten. Er kennt den Vorzug, unerwartet zu erscheinen, und er kann
im voraus die benötigte Zeit berechnen. Er sorgt sich nicht über Verleumdung,
und er versteht, jedes Wort richtig zu gebrauchen. Er lässt sich nicht
bestechen, da er nicht der Versuchung irdischen Wohlstands unterliegt. Er
versteht die Bedeutung der Farbe und des Tons, denn er ist ein Heiler der
Menschenherzen. Er freut sich über die Wahrheit, doch Illusion lehnt er ab. So
ist der Pfad des Führers der Pfad der Wahrheit ”.
So
viele Vorschläge werden den Führern auf den Buchseiten der LEBENDIGEN ETHIK
gegeben. Jedes Buch spricht von Toleranz, von der Fähigkeit des Erfassens und
Begreifens – sind diese nicht wirklich die Grundlagen der Synthese?
26.
Mai 1934
Beigefügt
finden Sie die Antworten auf Ihre Fragen:
1.)
Die Vorstellung der Einheit des Kosmos wurde der Menschheit in frühesten Zeiten
in der ”Ersten Offenbarung” gegeben – deren Andenken in vielen heiligen
Überlieferungen von Bildern und Schriften des Altertums bewahrt ist.
2.)
In alten Zeiten gab es in allen Nationen – wie auch noch heute – immer zwei
Typen von Religion: eine für die Eingeweihten und eine für die Massen. Mit
anderen Worten, eine esoterische und eine exoterische; und erwägt man den
Entwicklungszustand der Massen jener Zeit, so ist das ganz selbstverständlich.
3.)
Für die Eingeweihten waren die Götter nur Personifikationen bestimmter
kosmischer Kräfte. Dies erklärt oft die seltsamen Aspekte dieser Götter wie
auch die tierähnlichen Symbole.
4.)
Moses war wahrhaftig ein großer Führer, und Sie sagen ganz richtig, dass er der
Schöpfer Israels war. Moses war jedoch nicht verantwortlich für die Vorstellung
des Monotheismus; diese Vorstellung bestand seit ältesten Zeiten. Daher ist die
Ansicht, das jüdische Volk habe diese Vorstellung in die Welt gebracht,
unrichtig.
Moses
war als Schüler der ägyptischen Priester in deren geheimes Wissen eingeweiht:
Einheit des Kosmos, Einheit in seiner ganzen Vielfalt. Und die Vorstellung der
Einheit bestätigte er als Monotheismus – genau gesagt, den Massen gegenüber,
indem er Jehovah als einen Aspekt der Göttlichkeit darstellte. Es gab aber auch
andere Gründe, warum das Bild Jehovahs zum Herrschenden Element oder Gott für
das jüdische Volk wurde. Denken wir nur daran, wie weit fortgeschritten die
Wissenschaft der Astrologie im alten Ägypten war. Jehovah war mit Saturn
verbunden und Israel wurde als individuelles Volk unter diesem Planeten
geboren.
Obgleich
die Vorstellung des Monotheismus in der exoterischen Religion der Juden
besonders hervorgehoben wird, ist ihr heiliges Pantheon so reichhaltig wie
jenes anderer Menschen, einschließlich der Christen: die Hierarchie der Kräfte,
die Jakobsleiter und alle von der katholischen Kirche verehrten Planetaren
Geister.
5.)
Moses war ein Jude, und alle Hinweise auf seinen ägyptischen Ursprung sind
falsch. Auch vom rein psychologischen Standpunkt aus ist solch eine Meinung
sehr unkritisch; die ganze Wesensart, die gesamte Entwicklung widerspricht
dieser Epik des Moses total.
6.)
Moses war ein Führer und Herrscher im wahrsten Sinne dieser Begriffe, und ihm
oblag die schwierige Aufgabe, aus einem Nomadenstamm, der sehr lange versklavt
war und folglich viele negative Eigenschaften entwickelte, ein einheitliches
Volk zu schaffen. Aus solch einem Stamm musste er einen Staat aufbauen und ihm
die Grundlagen des Aufbaus sowie eine Staatsform verleihen. Alle Andeutungen
über die Grausamkeit und Rachsucht seiner Gesetze sind ganz unbegründet;
studiert man seine Gesetze objektiv, dann ist man erstaunt, wie weise und
barmherzig sie sind. Sie sind in mancher Hinsicht edelmütiger als unsere
heutigen Gesetze. Und wenn wir als Realisten unsere eigene von Schrecken und
grausamsten Verbrechen erfüllte Zeit betrachten, müssten wir die Grausamkeiten
Moses’ richtig zu beurteilen wissen.
Darüber
hinaus: Würden Sie die Vernichtung von wilden, tiergleichen Menschen als
grausam erachten? Denn es gab unter den aus Ägypten ausgewiesenen Israeliten
viele unzivilisierte, tierähnliche Kreaturen – auch die Bibel stellt dies fest.
Der Führer hatte das beste Menschenmaterial zu retten, aus dem er die künftige
Nation aufzubauen hoffte. Daher war Strenge aus Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit notwendig. Strenge und Barmherzigkeit beruhen auf demselben
Prinzip.
7.)
Auch in bezug auf den viel zitierten Ausspruch ”Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn”
(Exodus 21:24), der immer als Beispiel der Rachsucht angesehen wird, glauben
Sie nur nicht, dass dieser etwas mit dem unvermeidlichen Karmagesetz zu tun
hat. Erwägen Sie folgende Worte Christi ”Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt
wurde: Du sollst nicht töten, wer aber tötet, der soll dem Gericht verfallen.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, soll dem Gericht verfallen.
Wer aber seinem Bruder sagt ”Raka” (= ein Ausdruck der Verachtung), der soll
dem Hohen Rat verfallen, wer aber sagt Du Tor (oder Du Gottloser), der soll der
Feuerhölle verfallen” (Matth. 5:21-22). Diese von Christus gesprochenen Worte
finden wir weit strenger als die Worte Moses’, wenn wir dabei nicht das
Karmagesetz in Betracht ziehen. Lasst uns daher gerecht sein.
Dann
im gleichen Kapitel (17-18) sagt Christus: ”Glaubt nicht, dass ich gekommen
bin, das Gesetz oder die Propheten zu zerstören. Nicht zum Zerstören, sondern
zum Erfüllen bin ich gekommen. Wahrlich, ich sage euch, bis der Himmel vergeht
mitsamt der Erde, wird nicht ein Jota oder ein Strichlein vom Gesetz vergehen,
bevor alles geschehen ist ”. Und die Juden lebten, wie wir wissen, nach dem
Gesetz Moses’. Die folgenden Verse (38-39) im selben Kapitel mögen etwas
widersinnig erscheinen: ”Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: ”Aug’ um Aug’,
Zahn um Zahn”. Ich aber sage euch: Widersteht dem Bösen nicht. Vielmehr,
schlägt dich einer auf die rechte Backe, so halte ihm auch die andere hin”.
Doch diese Feststellung Christi müssen wir auch mit dem Karmagesetz in Zusammenhang
bringen. Ich will versuchen, dies noch näher zu erklären.
Stellen
wir uns vor, dass Moses sich dem Bösen nicht widersetzt und den übelsten und
grausamsten Elementen erlaubt hätte, die Besten, die eine Vorstellung von Moral
und Ordnung hatten, zu vernichten. Was wäre dann aus seiner Aufgabe geworden?!
Seine Pflicht als Führer und irdischer Gesetzgeber war, sein Volk zu schützen
und Ordnung aufrechtzuerhalten. Daher war es grundsätzlich notwendig, sich dem
Bösen zu widersetzen. Alle Lehren des Altertums fordern, gegen das Böse aktiven
Widerstand zu leisten. So pflegte Chinas weiser Gesetzgeber Konfuzius zu sagen
”Gutes für Gutes, doch für Böses Gerechtigkeit.”
Im
Kosmos tobt ein fortwährender Kampf zwischen dem offenbarten und dem nicht
offenbarten Chaos. Es ist der Kampf der Kräfte des Lichts gegen die der
Finsternis. Christus selbst widersetzte sich aktiv gegen das Böse, sofern wir
dem Evangelium Glauben schenken wollen. Denken wir an die Vertreibung der
Händler aus dem Tempel und an all seine strengen Anklagen gegen die
Schriftgelehrten und Pharisäer. Müssten wir Ihn nicht des Widerspruchs
bezichtigen? Und wieder werden wir, wenn wir uns bemühen, die Worte Christi
objektiv zu lesen, eine in ihrer Barmherzigkeit strenge Lehre wahrnehmen. Daher
betrachte ich die Worte ”Widersteht dem Bösen nicht. Vielmehr, schlägt dich
einer auf die rechte Backe, so halte ihm auch die andere hin” vom Standpunkt
des Karma aus. Wenn dieses Karmagesetz ”Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn”
unumgänglich und absolute Gerechtigkeit ist, so bedeutet es auf keinen Fall, dass
wir es persönlich auf diese Weise erfüllen sollten. Tun wir es, so werden wir
aus dem Teufelskreis von Karma nicht herauskommen. In der Tat, wir müssen
unseren persönlichen Feinden vergeben, denn wer weiß, ob der erhaltene Schlag
nicht ein nach dem Karmagesetz wohlverdienter Rückschlag ist? Doch durch
Vergeltung eines solchen Schlages mit einem Rachegefühl im Herzen leben wir
Karma nie aus, sondern wir verlängern und verstärken es auf für uns übelste
Weise. Indem wir unseren Feinden vergeben, vermindern wir darüber hinaus die
Summe des Übels im Weltenraum und werden gegen viele Schläge immun.
Gleicherweise lasst uns die Worte ”Liebet eure Feinde …” verstehen. Jedoch
trotz allem müssen wir uns dem Bösen widersetzen, wenn wir nicht ganz von ihm
überwältigt werden wollen.
Es
gibt viele Arten, sich dem Bösen zu widersetzen. Vor allem durch die Kraft des
Geistes und ohne Hass geleisteter Widerstand ist, okkult gesprochen,
hundertfach stärker. Alle diese Behauptungen Christi beweisen, dass Er ein
Eingeweihter war und die Stärke des Rückschlags kannte. In diesem Sinne sollte
man auch die Worte im Deuteronomium (5. Buch Moses) ”Mein ist die Rache und
Vergeltung” verstehen. Der Apostel Paulus verwendete diesen Denkspruch in
seiner Epistel an die Römer. Wir sehen wieder, dass Christus nicht kam, um zu
vernichten, sondern um das Gesetz zu erfüllen.
Außerdem
kennen wir die Gesetze des Moses nicht genau und vollständig. Lasst uns nicht
vergessen, dass die ganze Bibel rekonstruiert ist, abgesehen von den vielen
Ungenauigkeiten und Auslassungen in den zahlreichen Übersetzungen. Wir brauchen
gar nicht das Alte Testament zu erwähnen, auch im Neuen Testament gibt es viele
Widersprüche; zum Beispiel gibt es Unterschiede zwischen der englischen und
russischen Version.
8.)
Die Kabbalah, wie jedes andere religiöse und philosophische System, ist ein
Widerhall der Heiligen Lehren des Ostens – durch die Veden, Upanishaden, die
Lehren von Ägypten, Chaldäa, Assyrien, von Orpheus, Pythagoras u. a. Auf jeden
Fall ist das Substrat der Kabbalah anderen Systemen sehr ähnlich. Die
Grundlagen der Kabbalah stammen aus dem fernen Altertum. In der ”Geheimlehre”
von H. P. Blavatsky ist darauf hingewiesen, dass die Juden ihre Begriffe der
Kosmogonie von Indien, Chaldäa und Ägypten entlehnt haben. Folglich musste
Moses, da er ein Schüler der ägyptischen Priester war, die Karmalehre gekannt
haben. In der ”Geheimlehre” ist ebenfalls aufgezeigt, dass das jüdische Volk
ursprünglich aus Indien kam. Einer der niederen Tamilenstämme kam aus Indien,
und vermischte sich auf seinen Wanderungen durch Heirat mit den semitischen
Stämmen.
Weiter
ist in der ”Geheimlehre” gesagt ”Da die Juden die Lehre Christi nicht annahmen,
schlossen sie sich selbst von der weiteren geistigen Evolution aus.” Dies
stellt einen Fall dar, der Seite an Seite mit anderen ähnlichen Fällen steht.
Durch Ablehnung der von Christus gebrachten reinen alten Lehre sowie durch die
Zulassung, dass er getötet und seine Jünger verfolgt wurden, haben die Juden
sich ein schweres Karma aufgeladen. Auf die gleiche Art bereitete sich das
indische Volk sein trauriges Schicksal durch Nichtannahme der Lehre Buddhas und
durch Verfolgung seiner Schüler. Buddha brachte Indien Freiheit durch Ablehnung
des Kastensystems; doch durch Ablehnung des Buddhismus wählte Indien Sklaverei.
Die theoretische Annahme der Lehren Buddhas und Christi ist eine Sache für
sich, doch es ist eine ganz andere Sache, sie zu befolgen und über das Herz zu
verwirklichen. Ein wahrer Nachfolger Christi oder Buddhas ist, wer die einzige
grundsätzliche und universelle Doktrin erkennt und danach lebt. Nur solch ein
Nachfolger beschreitet den Weg der Evolution.
Die
Lehre Christi ist bis zur Unkenntlichkeit entstellt, und jetzt ist für die
christliche Welt die Zeit gekommen, ihr Karma selbst zu bestimmen.
9.)
In dem Bestreben, ihre Kastenvorrechte zu wahren, fahren die Brahmanen fort, in
unwissenden Gemeinschaften den fürchterlichsten Aberglauben zu hegen. In diesem
Konglomerat von Aberglauben und Riten, deren ursprüngliche Bedeutung
verlorenging, ist es schwierig, die Funken einstmals großen Wissens zu
erhaschen. Doch die Brahmanen lehnen das Gesetz der Wiedergeburt nicht ab und
fürchten es nicht, da sie davon überzeugt sind, dass jeder Brahmane als
”zweimal Geborener” in keiner niedereren Kaste inkarniert. In alten Zeiten
bedeutete die Bezeichnung ”zweimal geboren” geistige Geburt oder Einweihung,
doch später wurde sie zum kennzeichnenden Merkmal allgemein angeborener
Eigenschaften jedes Brahmanen.
Die
meisten Brahmanen sind regelrechte Parasiten am kranken Körper Indiens. Die
Degeneration dieses Landes ist ein unmittelbares Ergebnis des schrecklichsten,
grausamsten Kastensystems. Doch heute lehnen sich die gebildeten Klassen
Indiens bereits gegen die strenge Begrenzung der Kasten auf. In manchen Teilen
Indiens ist es den unteren Kasten schon gestattet, die Tempel zu besuchen. Auch
die Frauen Indiens erwachen bereits, und dies kann zum Hauptfaktor der Regenerierung
des ganzen Landes werden.
10.)
Nun über die Schutzengel. Es ist wahr, dass jedes menschliche Wesen
seinen eigenen Schutzengel hat. Doch wir dürfen diese Schutzengel nicht nur als
Wesenheiten aus den höheren Sphären verstehen, sondern häufig auch als unseren
eigenen Geist, unsere höhere Triade oder unser wahres individuelles Ego, das
leider sehr selten eine Person befähigt, seiner Stimme zu lauschen. Manchmal
ist diese Stimme als unser Gewissen bekannt.
Wahr
ist auch, dass viele Menschen durch verstorbene Freunde und Verwandte geführt
werden, die ihnen Hilfe angedeihen lassen.
Die
wahren Schutzengel sind die Großen Geister der Hierarchie des Lichts, (die
Große Heilige Bruderschaft), welche die menschlichen Nöte und die Evolution
überwachen. Einige dieser Schutzengel werden (allerdings in den seltensten
Fällen) zu Führern von außergewöhnlichen Individuen. Ihr Strahl sucht ständig
nach neuerwachten Bewusstseinen und jenen entflammten Herzen, um sie zu
schützen und zu lenken. Doch in unserer Zeit sind die vermeintlichen
Schutzengel leider größtenteils finstere Besessene aus den niederen Sphären,
deren Stimme viel leichter aufgenommen wird, da sie sich von den irdischen
Wünschen nicht unterscheidet. Doch wehe denen, die solch einer Annäherung
stattgeben!
Hier
möchte ich einen Paragraphen aus der Lehre anführen: ”So viele Entstellungen,
so viele Ungenauigkeiten haben sich in die Lehren eingeschlichen. Wahrlich,
jede Bestrebung zur Reinheit ist großer Dienst. Jedes Bestreben, die Wahrheit
wiederherzustellen, wie sie der Menschheit übergeben wurde, ist feuriges
Dienen. Die wahrgenommenen schwarzen Fäden stellen nicht nur die Finsternis der
irdischen Atmosphäre dar, sondern auch jenes Gewebe, das das menschliche Gemüt
und das Herz bedeckt. Man kann sich schwer vorstellen, wie viele Gemüter durch
üble Auslegungen getrübt wurden; jeder Mensch ist mit Spannung erfüllt, neue
Auslegungen zu suchen, geht jedoch weiter von der Wahrheit ab. Die
Zersplitterung wird lebhaft bestätigt in den Religionen, in der Wissenschaft
und im ganzen Schaffen. Jede Welt steht mit einer anderen in Wechselbeziehung.
Jede Wahrheit entspringt einer anderen Wahrheit. Wahrheit wird nur dem offenen
Herzen enthüllt. So gibt das gespannte Bewusstsein, das den Puls des Kosmos
fühlt, mit leuchtenden Gedanken den eigenen Pulsschlag weiter. Wahrlich,
großartig ist der dem feurigen Herzen enthüllte feurige Puls.” (Feurige Welt,
Bd. III)
2.
Juni 1934
Sie
sagen, dass Sie müde sind, dass Sie gegen Depression ankämpfen und nicht sicher
sind, ob Sie diese überwinden können. Aber selbstverständlich werden Sie das!
Denken Sie daran, dass diese Stimmungen nicht immer aus Ihrem Inneren kommen;
sie sind oft das Ergebnis einer unerhörten Spannung in der uns umgebenden
Atmosphäre. Sobald der Strom in eine andere Richtung verläuft, wird sich auch
die Stimmung ändern. Sie schreiben ganz richtig, ”dass ein überwältigter
Krieger hoffen kann, unerwartete und wundervolle Hilfe zu erhalten.” Jedoch
dieser wundervollen Kraft ist es überlassen, wann die Hilfe gewährt wird. Wie
oft befanden wir uns in den schwierigsten Verhältnissen und dachten, sie nicht
länger zu ertragen, aber dann erfuhren wir, dass man doch noch mehr aushalten
kann, und erst als unsere eigenen Hilfsquellen gänzlich erschöpft waren, wurde
uns Hilfe zuteil und immer auf die unerwartetste Weise.
Aus
der ”Lehre des Lebens” wissen Sie bereits, dass wir durch Überwindung von
Hindernissen wachsen und nur so lernen, unsere Fähigkeiten zu schärfen. Und
wirklich, wie können wir anders unseren Geist stählen? Glauben Sie ja nicht, dass
die Schüler und die Diener des Lichts einen mit Rosen bedeckten Pfad wandeln.
Nein, ihr Pfad ist dornenvoll; und je näher dem Licht, umso schwieriger und
verantwortungsvoller sind die Aufträge, die sie erhalten. Der Pfad der Lehre –
der Pfad des Dienens – ist vor allem der Pfad der Selbstverleugnung und des
Opfers. Doch freudvoll ist dieser Pfad, wenn das Herz reich ist an Liebe zur
Hierarchie des Lichts – die Dornen verwandeln sich in duftende Freesien! Ein
Beispiel solchen Dienens wird von N. K. gegeben. Würden Sie seine Lasten
kennen, Sie wären entsetzt, wie ungeheuer diese sind! Doch er ist mit solch
einer Liebe, Ergebenheit und einem Streben erfüllt, dass er alles mit großer
Freude auf sich nimmt und bereit ist, sich ganz dem Allgemeinwohl zu widmen.
Und
ist es nicht freudvoll zu erkennen, dass wir unsere Pflicht gegenüber der
Menschheit erfüllen? Welch schöner und mächtiger Begriff liegt in der
Pflichterfüllung! Alle Helden erfüllten ihre Pflicht. Und Sie, als Kämpfer,
sollten diesen Gedanken der Pflichterfüllung besonders schätzen. Daher bin ich
fest überzeugt, dass Sie diese Depression, alle Einflüsterungen der Finsternis
sowie jede Furcht und jeden Zweifel überwinden werden. Sie schreiben, dass Sie
ihre Waffe besitzen; wenn daher ihr Bewusstsein wirklich denkt, eine Waffe zu
sein und nicht nur ein Symbol, dann werden Sie gewinnen! Die Lehre ist – gut
verstanden und angewendet – unsere beste Waffe!
Allerdings
sind die materiellen Mühen oft schwierig zu bewältigen, doch im Vergleich zu
den geistigen Geschwüren sind sie nichtig. Der materielle Mangel kann, wenn der
Geist stark ist, oft augenblicklich behoben werden, doch die geistigen
Geschwüre erfordern jahrelanges Heilen. Ich hoffe, Sie nehmen mir diese
”moralische Lektion” nicht übel, doch ich habe das Verlangen, Ihnen darzulegen,
dass die Möglichkeiten gegeben sind, Ihre materiellen Angelegenheiten zu
verbessern. Wissen Sie, was Ihnen die nahe Zukunft bringen kann? Und ich bitte
Sie ernstlich, in diesen kommenden Jahren tapfer zu sein. Wahrlich, es sind nur
noch einige Jahre, bevor die große Veränderung eintreten muss. Viel wird sich
ändern und es ist notwendig, unsere Kräfte zu erhalten. Die ganze Welt jammert
und erfährt die unglaublichste materielle Krise, die das Ergebnis vollständiger
geistiger Verkommenheit ist. Und nur jene, deren Geist stark ist, können hoffen
zu überstehen. Das vorerwähnte Harmagedon ist keine Mythe, sondern eine fürchterliche
Realität. Seien Sie daher stark! Gott ist mit den Tapferen!
Sehr
gefreut habe ich mich darüber, dass Sie die Werke Vivekanandas und Ramakrishnas
schätzen. Ihre Bücher waren und sind unsere wertvollsten Freunde. Leider haben
diese beiden großen Geister uns schon verlassen. Vivekananda starb im Jahre
1901 und Ramakrishna noch früher. Können Sie Englisch lesen? Und welche Bücher
von Vivekananda und Ramakrishna besitzen Sie? Meine Bücherei besteht leider nur
aus fremdsprachigen Büchern, zum Großteil aus englischen. Ich besitze fast
keine russischen Bücher. Doch wenn Sie Englisch lesen können, würde ich Ihnen
gerne die Bücher über Vivekananda senden, die ich besitze, obwohl ich keine
anderen Bücher von ihm habe als seine Vorträge. Er starb sehr jung, er war erst
vierzig, doch er erfüllte eine ungeheure Aufgabe. Er stellte die wahre
Verbindung zwischen Ost und West her. Dies war das erste Mal, dass klar und mit
Liebe Indiens majestätische Vorstellungen, seine Weltanschauung sowie die hohen
Prinzipien der LEBENDIGEN ETHIK im Westen eingeführt wurden. Und vielleicht beeinflusste
er das Bewusstsein unserer Landsleute mehr als selbst unsere eigene große Elena
Petrowna Blavatsky.
Sie
kennen das Sprichwort: ”Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande”, was sich
besonders auf unsere Leute bezieht. Doch die Zeit wird kommen, wo die Russen
die ganze Größe der von H. P. Blavatsky der Welt überbrachten Lehre erkennen
und der großen Frau, die für diese Ideen litt, Achtung zollen werden.
Haben
Sie die Perle der indischen Literatur, ”Die Bhagavad Gita” gelesen? Diese
Schrift ist von dem Dichter Baltrushaitis ins Russische übersetzt worden. Einer
der hiesigen Freunde in Amerika lieh sich dieses Buch, doch, wie so oft, vergaß
er, es zurückzugeben.
Sie
haben recht, es gibt kein Verbrechen, das ärgere Auswirkungen hätte als
Unwissenheit. Pseudopatriotismus und Pseudoreligion werden vergehen, und
anstelle dieser sterbenden Schreckbilder wird eine künftige Ära neuen,
freudvollen, aufbauenden Lebens treten, der die große Zusammenarbeit der
Menschen zugrunde liegt. Es wird eine Wiederbelebung und Reinigung der
Testamente aller großen Lehrer sein. Das Schicksal Russlands wird es sein,
seiner Bevölkerung eine wahre Mutter und keine Stiefmutter zu werden. Wahrer
Patriotismus und Chauvinismus sind Gegensätze. Der eine Begriff basiert auf
Toleranz und ist daher wachsend, während der andere auf Hass beruht und somit
im Aussterben ist. Die Gesetze sind überall die gleichen.
Haben
Sie vielleicht über das von N. K. errichtete Friedensbanner gehört? Es wurde
als unpatriotisch erklärt! Sind Sie nicht erstaunt? Doch so ist die Tatsache,
wir erhielten einen Anklagebrief in dieser Sache. Jemand sah in dieser großen
Idee eine Missachtung der Aufgaben unseres Vaterlandes! N. K. wurde
beschuldigt, ein Internationalist zu sein, gleichgültig gegenüber den Leiden
seines Vaterlandes. Wir mussten diesen Brief sogar bestätigen. Ich will einige
Auszüge aus diesem Brief zitieren, was meine allgemeine Antwort für alle
ähnlichen Pseudopatrioten darstellt, mit denen auch Sie zu tun haben: ”Nur
breite Aufbauarbeit auf weltweiter Ebene, inspiriert durch den Genius des
betroffenen Volkes, kann die Bedeutung eines Landes sowie seine Position unter
anderen Ländern heben. Können Sie sich vorstellen, dass die
”Lehnstuhl-Kritiker”, die nörgeln, bloßstellen und spotten, überhaupt helfen
können? Können sie mehr tun als jene, deren Energie für die Entwicklung der
Kultur aufgewendet wird? Wird diese kulturelle Erhebung nicht wahres Ansehen
für ein Land erwecken? Für jeden ernsten Aufbau ist es vor allem erforderlich,
ein mächtiges Zentrum zu haben. Doch ein Zentrum, das einen beschränkten
Nationalismus widerspiegelt, kann in der Weltstruktur nicht erfolgreich sein.
Wo gibt es solch ein Land in der Welt von heute, das ganz allein von einer
Rasse aufgebaut worden ist?
Und
wenn manche Leute glauben, dass beschränkter Nationalismus dem Patriotismus
gleichkommt, so irren sie sehr. Und wenn auf den ersten Blick kurzsichtige
Leute darin eine Macht sehen, so werden sie entdecken, dass mit der weiteren
Entwicklung solch eine Bewegung in Selbstvernichtung endet. Jede freigesetzte
Macht ist ein Bumerang; und daher müssen wir sehr vorsichtig sein, wie wir
diese Mächte in den Raum werfen, denn durch das Gesetz des Rückschlags werden
sie uns früher oder später entweder zerstören oder erheben, abhängig davon, wie
wir sie nutzen.
Patriotismus
unterscheidet sich von Chauvinismus sehr. Er besteht aus selbstloser Liebe zu
einem Land, zusammen mit Achtung vor anderen Völkern, die in verschiedener
Weise zum Wachstum und zur Entwicklung des eigenen Volkes beigetragen haben.
Die wahre Macht und Schönheit eines Landes liegen in seiner Vielfältigkeit, in
seinen umfassenden Möglichkeiten, die die fundamentale Einheit des Vaterlandes
nicht ausschließen. Und wer diese Einheit in der Verschiedenheit zu offenbaren
versteht, ist wirklich ein großer Führer. Der beschränkte Nationalismus hat
Deutschland degradiert, und sollte er wieder aufleben, könnte er es vernichten.
Patriotismus ist ein hohes, sehr edles und heiliges Gefühl, doch beschränkter
Nationalismus oder Chauvinismus ist Selbstvernichtung. Es genügt nicht, die
Zeitungen zu lesen und den politischen Führern zu lauschen, um die Entwicklung
der Ereignisse zu verstehen. Vielleicht ist es sogar besser, dieser Information
nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, da sie oft noch größere Verworrenheit
schafft. Heute gleicht die menschliche Mentalität wie das ganze Leben einem
Schiff, das ohne Segel oder Steuer inmitten der chaotischen, stürmischen
Elemente dahintreibt. Um das geschaffene Chaos zu verstehen, um die Richtung zu
kennen, die zur Rettung und zur großen Zukunft führt, und vor allem, um die
rechte Frist zu erkennen, sollte man über eine große geistige Schau verfügen
und auch die Hohe Führung oder die sogenannte Hiero-Inspiration kennen …”
Und
nun möchte ich etwas über einen bestimmten Priester sagen. Es ist eine Lüge,
dreifache Lüge, dass er N. K. persönlich kannte. Er begegnete N. K. nie, doch
hatte er einen kurzen und sehr bezeichnenden brieflichen Kontakt mit ihm. Aus
dieser Verbindung muss ich wohl einige Auszüge bringen, um ein Bild von der
Persönlichkeit dieses Priesters zu geben. Wir erhielten seine Broschüre aus
Paris. Nachdem wir sie gelesen hatten, bat ich N. K., ihm über sein Büchlein
einen freundlichen Brief zu schreiben und ihm zu sagen, dass wir gerne einige
seiner Werke lesen möchten. Gleichzeitig mit dem sehr herzlichen Brief sandte
ihm N. K. sein Buch ”Das Reich des Lichts” und einige Reproduktionen seiner
Gemälde. Die Antwort war niederschmetternd und erschütternd. Sie war eine wahre
Erwiderung eines beschränkten Sektierers, geistig arm und äußerst grausam. Ohne
dass er N. K. persönlich kannte oder über sein selbstloses Wirken für das Gute
und Schöne im Namen der Geistigkeit etwas wusste, erlaubte sich dieser
”ehrwürdige” Priester am Ende seines Briefes folgende Schmach: ”Ihr Pfad, N.
K., ist kein evangelischer. Die Leute machen ein Idol aus Ihnen (und in Amerika
wird dies leicht zu einer Quelle finanziellen Einkommens), doch Sie gebieten
solchen Leuten keinen Einhalt … (die letzten Worte waren unterstrichen im
Originalbrief). Ihr Buch wird keine Person von der Welt relativer geistiger
Werte und Begriffe abbringen, und was der von Ihnen auch noch unterstützte Kult
Ihres Namens betrifft, so ist dies mehr als alarmierend für uns ” (Wieder
unterstrichen).
Wer
sind diese ”uns”? Jene unwissenden Pharisäer, die den Namen Christi
verschachern? Dieser Priester (ein Mönchpriester der russisch-orthodoxen
Kirche) erkannte nicht, dass N. K. von seinem ganzen Wesen her ein
Lebenserbauer ist, ein Führer der Kultur und dass die herkömmlichen Maßstäbe
eines Mönches unangebracht sind!
In
Erwiderung auf diesen grausamen, widerwärtigen Brief schrieb N. K. eine
wunderbare Antwort voller Duldsamkeit und Höflichkeit, und er sprach auch von
seiner kulturellen Tätigkeit. Nirgendwo, nicht mit einem einzigen Wort
verletzte er den Mann. Dieser Brief wurde, wie von solch ”höflichem und
rechtschaffenen Priester” zu erwarten war, bestätigt, doch mit so viel
Verleumdung, wie er sie nur von den neidischen Verleumdern sammeln konnte. Er
zögerte nicht, spottend alles herunterzuziehen, was uns heilig ist, nach seiner
Ansicht jedoch eine Offenbarung des Teufels und der Scherz eines Antichristen
ist! Nachdem er vernahm, dass wir die östlichen Lehren verehren, brachte er aus
den Werken bestimmter Orientalisten einige Auszüge, um zu beweisen, dass diese
Lehren ketzerisch seien. Diese vorher angeführten Werke werden von den heutigen
Sanskritisten nicht nur als überholt betrachtet, sondern sie werden von allen
gut gebildeten Orientalisten gänzlich abgelehnt, weil man sie als ungelehrt
und, was ihre entstellende Übersetzung aus dem Sanskrit betrifft, als sehr
unzuverlässig erachtet. Und hier offenbarte unser Briefschreiber seine
Schwäche. Erst seit den letzten zehn Jahren begann der Westen in Sanskrit
(dieser schwierigsten Sprache) etwas Höheres zu erkennen, und nun schreien
einige, dass ungeheure Verstümmelungen in den ersten Übersetzungen enthüllt
wurden. So zitierte er zum Beispiel aus Bunges ”Die Geschichte des Heidentums”:
”Das wahre Wesen der Welt ist nicht Gottheit, nicht die Ursprüngliche Kraft,
sondern die absolute Leere, völliges Nichts. Alles entstand aus dem Nichts,
durch das Nichts, und wird wieder in das Nichts zurückkehren, denn seit Anfang
an war Nichtsein. Alles ist Leere der Leerheiten im Himmel und auf Erden, denn
Himmel und Erde sind gleich leer. Über den Wolken des aufgelösten Universums
herrscht das ewige Nichtsein …”
Und
weiter folgten ähnliche Absurditäten, ein Auszug aus ”Religiöses Bewusstsein
des Heidentums”, ein Beitrag von Professor Vedensky. Ich möchte nur den Schluss
zitieren: ”Wenn es für einen Buddhisten im Leben überhaupt ein Ziel gibt, so
kann es nur ein negatives sein – das Entfliehen aus diesem trügerischen
unsinnigen Leben, voll der Bitterkeit und des Leidens, in ein Nirvana des
Nichtseins …”
Auf
diese offensichtliche Entstellung und gleichermaßen unwissenden Zitate
antwortete N. K. folgendermaßen: ”Was Ihre Zitate betrifft, möchte ich sagen, dass
der Autor eines dieser Bücher offensichtlich keine Fremdsprachen beherrscht und
sich wahrscheinlich nur sehr unzulänglicher und entstellter Übersetzungen
bediente (sowohl von Bunge als auch von Keppen); noch kannte er das ”Summa
Summarum” der östlichen Weltanschauung, die vor allem feststellt: ”Aus nichts
kann nichts entstehen” – und zweitens: ”Es gibt keine Leere”. Erschließen diese
zwei Feststellungen nicht den Weg zu Gott? Vergessen wir nicht, dass im Osten
der Höchste Begriff wegen tiefer Verehrung nicht ausgesprochen wird. Man kann
zwar die verhängnisvoll entstellten Begriffe auswählen und ihnen nachspüren;
aus vielen Quellen kann man jedoch schönste Seiten voll des alldurchdringenden
göttlichen Geistes, allbarmherzig zu allen Kreaturen finden.
Wie
z. B. für ”Nirvana”, was entsprechend dem ursprünglichen östlichen Begriff ”das
Transzendentale” bedeutet, oder der Höchste Zustand des Seins, der von dem
gewöhnlichen menschlichen Gemüt nicht erfasst werden kann; mit anderen Worten,
es ist ein völliger Kontrast zum Nichtsein. So unwissend sind unsere westlichen
Übersetzer und Kommentatoren, auf die wir angewiesen sind!”
Dieser
Brief von N. K. ist nur mit einer kurzen Notiz bestätigt worden; wahrscheinlich
fühlte der Priester, dass ihm sein Widersacher mit seinen Fähigkeiten überlegen
war. Er brachte den Wunsch zum Ausdruck, N. K. zu besuchen und schämte sich
nicht hinzuzufügen: ”Glauben Sie mir, ich möchte gerne fühlen, dass Sie höher
und besser sind als ich.” Ein wahres Gebet eines Pharisäers. ”Gott ich danke
Dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen … oder wie diese Zöllner. Ich
faste zweimal in der Woche, ich gebe den Zehnten von allem, was ich erwerbe”
(Lukas 18:11-12). Geht nicht aus diesen Worten des ”geistigen Vaters” hervor, dass
er an dem krankt, womit er in seinem ersten Brief N. K. beschuldigte? Ist nicht
gesagt, dass, ”wer den Balken in seinem Auge hat, den Splitter in dem seines
Bruders sieht?”
Und
diese letzte Notiz ließ N. K. nicht ohne Antwort. Er sandte ihm einen
warmherzigen, weisen Brief. Ich möchte nur den Schluss anführen (zu Beginn
bedankte sich N. K. für die ihm gesandten Bücher): ”Vielleicht werden wir uns
einmal begegnen und gütlich von Herz zu Herz sprechen. Ich kann Ihnen
versichern, dass ich mich freute, in Ihrem Buch bestimmte Dinge zu finden. Bis
zum Äußersten meiner Kraft bemühte ich mich, an die ursprünglichen Quellen der
Großen Testamente heranzukommen und allen späteren Hinzufügungen auszuweichen,
die manchmal an Entweihung und Spott der heiligen Dinge grenzen. ”Sehet allen
Euren Werken auf den Grund und vertieft das Gute”; dies waren die Worte des
Vaters Johann von Kronstadt, die er mir gab. Sie kennen gewiss alle finsteren
Verleumdungen, die um Vater Johann verstreut und von leichtsinnigen Menschen
nachgesprochen wurden. Doch ist verleumdet werden nicht das Zeichen wahrer
Geistesgröße? Und in der Hoffnung, Ihnen persönlich zu begegnen, sende ich
Ihnen bis dahin meine besten Wünsche …”
Das
war das Ende einer bezeichnenden Verbindung. Doch sie bleibt ein sehr kurioses
Beispiel der Unwissenheit, des Pharisäertums und der Grausamkeit unserer
”geistigen Führer”. Dieser Priester sagte die Wahrheit, als er bekannte, dass
der Klerus für den Niedergang der Kirche verantwortlich ist.
Da
Sie die Bücher von Vivekananda und Ramakrishna bewundern, dürfte es Sie
interessieren, was dieser ”erleuchtete Priester” über sie aussagte: ”Im
Augenblick lese ich eines der reinsten, geistigen und edlen okkulten (wieso
okkult?) Bücher, ”Das Evangelium des Ramakrishna”, mit einem Vorwort von Swami
Abhedannanda. Schon im Vorwort bin ich erstaunt über den Mangel an wahren
geistigen Werten. Zum Beispiel: ”Bevor er sich mit den Leuten auseinandersetzte
und sie überhaupt zu lehren begann, widmete sich Ramakrishna zwölf Jahre dem
Studium der Dogmen und Zeremonien aller Religionen, nahm voll des Glaubens und
der tiefen Verehrung an ihren Gottesdiensten und Riten teil, so dass er durch
Erfahrung erkennen konnte, wohin all diese Religionen führen ... Und
schließlich erkannte er durch Befolgen ihrer Methoden die der einzigen Gottheit
in ihnen allen.” Dies allein soll ausreichen, um meine Bestürzung darüber zu
verstehen, wie solche Absurdität mit der Offenbarung Christi gleichgestellt
werden konnte … ”
Richtiger
gesagt sollte der letzte Satz des Priesters in die Kategorie der ”Absurditäten”
eingegliedert werden. Und er hätte besser getan, vor der Verurteilung und dem
Verfluchen anderer Religionen und Lehren dem ehrlichen Beispiel von Ramakrishna
und Vivekananda zu folgen und zu versuchen, die wahren Grundlagen jeder Lehre
und Religion durch Teilnahme an ihren Gottesdiensten zu studieren und erst
nachher seine Meinung abzugeben. Doch ohne ein Prophet zu sein, kann man sagen,
dass der ”erleuchtete Priester” nicht über den Geist der Güte und Duldsamkeit
verfügte, die Vivekananda besaß, was dieser so herrlich in folgendem zum
Ausdruck brachte: ”Hätte ich in der Zeit Jesu von Nazareth in Palästina gelebt,
ich hätte seine Füße nicht mit meinen Tränen, sondern mit meinem Herzblut
gewaschen!” Vivekananda erfühlte die wahre Schönheit des Bildnisses Christi –
ohne die durch die Geistlichen verursachten Entstellungen. Doch Christus von
Herzen Tribut leistend, vergaß Vivekananda nicht die Großen Gestalten seiner
eigenen Religion. Welcher von beiden ist der Größere? Der Geist jenes Priesters
ist so weit entfernt von dem allumfassenden Ausspruch der Bhagavad Gita: ”Auf
welchem Pfad du auch zu Mir kommst, auf jedem Pfad will ich dich segnen; denn
alle Wege sind Mein.”
In
diesen herrlichen Worten ist klar aufgezeigt, dass die Form der Religion
wirklich nichts ausmacht, denn die Idee ist es, die wesentlich ist. Wahrlich
unsere geistigen Führer sind weit von solch einer Weisheit, dieser Großmut,
Toleranz und allumfassenden Sicht entfernt! Jeder weiß: ”Wie im Makrokosmos, so
im Mikrokosmos”. Sollte daher unser Herz nicht allumfassend sein wie das
Kosmische Herz? Könnte eine Vorsehung so schrecklich ungerecht sein, dass der
weiseste, der gnadenvollste Gott seinen Sohn nur zu einem besonderen Volk
gesandt haben sollte? Dann bleiben andererseits genauso wie vorher die
Billionen von Menschen – ”die Kinder unseres Himmlischen Vaters ” (wenn wir an
die Worte Christi selbst glauben) – Ausgestoßene, trotz der Tatsache, dass
viele von ihnen eine viel höhere Moral besitzen als jene, die bevorrechtigt
waren, unter dem Schutz der christlichen Kirchen geboren zu werden!
Sie
sollten nicht glauben, dass die Worte dieses Priesters Schaden bringen konnten;
im Gegenteil, es ist immer gut, wenn eine Person ihr wahres Wesen offenbart.
Wir haben es nicht nötig, uns wegen der Anklage der Häresie zu ängstigen. Das
Bildnis des wahren Christus – des Lehrers – wohnt in unseren Herzen und
Gemütern, und wir stimmen Vivekanandas Worten über Christus vollkommen zu.
Jedoch sehen wir in Christus einen Gottmenschen und nicht einen beschränkten
Sektierer, der jeden in die Reihen der ”Antichristen” verdammt, der nicht die
kirchlichen Begrenzungen und Entstellungen seiner Lehre annimmt. Wir haben eine
Menge Anhänger sogar unter den offiziellen Vertretern der verschiedenen
Kirchen. Man kann den gesamten Fortschritt nicht aufhalten, und es ist
unmöglich, die Mentalität der alten Priester zu teilen, dieser Schöpfer der
christlichen Dogmen, die beispielsweise bei ihren Synoden ernstlich erörterten,
wie viele Geister auf einer Nadelspitze Platz fänden, oder ob die Frau eine
Seele besitze und ähnliche Prachtstücke ”tief geistiger” Offenbarung. Nebenbei
zogen diese heiligen Männer auf ihren Konzilen einander an den Bärten und
ohrfeigten sich gegenseitig! Vergessen wir nicht, dass das Gesetz der
Wiedergeburt erst im sechsten Jahrhundert auf dem Konzil zu Konstantinopel
(553) von diesen weisen Männern widerrufen wurde. Nein, die Zeit ist gekommen,
um zu prüfen, die hinzugefügten Entstellungen abzuwerfen und zu den
ursprünglichen reinen Quellen zurückzukehren.
Für
die Kirchenväter wäre es ratsam, sich das Vermächtnis Christi und seiner
Lieblingsjünger ”Liebet einander” in Erinnerung zu rufen. Dann würde alles
seinen rechten Platz einnehmen. Es ist auch dringend notwendig, in die Werke
des großen Origenes Einblick zu nehmen und sie zu studieren, dieses wahre Licht
des Christentums. Seine Werke werden jetzt von einigen westlichen Geistlichen
in Amerika studiert. Diese Väter verstehen, dass das Bewusstsein ihrer
geistigen Gemeinden neuer Nahrung bedarf und nicht mit den naiven
Vorstellungen, die vielleicht einmal für die Zähmung von halbwilden, zum
Christentum bekehrten Stämmen notwendig waren, zufriedengestellt werden kann.
Um ihren Einfluss nicht endgültig einzubüßen, beeilen sich einige Mitglieder
des westlichen Klerus, ihr Wissen zu erneuern und zu vergrößern. Würden unsere
”geistigen Väter” ihrem Beispiel folgen, könnten wir viele gute Ergebnisse
erwarten!
Denken
Sie nur daran, wie viele klare Hinweise über Wiedergeburt, über das Karmagesetz
im Neuen Testament gegeben sind, genau mit den Worten Christi selbst! Doch
unsere ”geistigen Väter” weichen diesen Fragen konsequent aus! Möge Gott ihr
Richter sein!
Heute
erleben wir eine fürchterliche geistige Krise, eine schreckliche, alles
zersetzende Gottlosigkeit, die sich aus dem beschränkten toten Sektierertum,
dem erschütternden Dogmatismus sowie aus dem Niedergang der Moral unter den
Vertretern der Kirche ergibt. Wir haben nie gegen eine Religion oder Kirche
gesprochen, da es besser ist, etwas Religion zu besitzen oder einer Kirche
anzugehören als keinerlei Halt zu haben. Doch wir werden immer gegen den Mangel
an Toleranz, Moral und Wissen sprechen. Priester sind notwendig, aber sie
sollten wahre geistige Führer und fortschrittlich sein und nicht weiter in den
Fesseln der dunklen Unwissenheit des Mittelalters verharren. Der Geist der
Inquisition ist noch sehr stark. Glauben Sie, wenn Christus jetzt auf die Erde
käme, Er könnte der Kreuzigung entgehen? Könnte er wohl bestenfalls der
Lynchjustiz entkommen oder dem lebenslänglichen Gefängnis, mit dem Titel
”Antichrist”?
Bedrohliche
Ereignisse nahen, und es ist besonders tragisch das Ansteigen der Uneinigkeit
in allen Lebenssphären zu bemerken. So viel Unausgeglichenheit, niedere
Verleumdung, Neid und Hass unter jenen, die das Werk der Vereinigung gestalten
sollten! Es ist Zeit, die vor uns liegenden Probleme der Rettung der Menschheit
und des Planeten zu verstehen. Und die Rettung liegt in den Händen der Menschen
selbst; doch sie schüren das Feuer des Hasses und der Uneinigkeit und
verstärken dadurch die Gefahr einer fürchterlichen Zeit. Niemand will glauben, dass
das vorausgesagte Harmagedon keine Mythe ist, aber es ist wahrlich eine
schreckliche Wirklichkeit und eine große Gefahr. Nichtsdestoweniger sollten wir
den Mut nicht verlieren, denn jene, die den Ruf vernahmen und bis zum Ende
aushalten, werden schließlich gerettet werden. Denken Sie an die Kürze der
Zeit, und möge dieses Wissen Sie stärken. In allen Ihren Taten, in allen
Verbindungen – denken Sie an den Grundsatz, der Sie lehrt ”Duldsamkeit, Großmut
und Streben in die Zukunft!”
7.
Juni 1934 [nach dem russischen Original 23. Juni 1934]
Die
Menschheit erlebt nun die Zeit der Umwandlung von der Evolution des Intellekts
zur Evolution der Geistigkeit. Diese Zeit ist durch die Errungenschaft der
Vorherrschaft des Geistes über den Intellekt gekennzeichnet. Beim Rassenwechsel
wird dieser Übergang vervollkommnet werden. So nimmt die sechste Rasse jetzt
ihren gerechten Platz ein. Wie Sie wissen, wird jeder Rassenwechsel von
kosmischen Kataklysmen begleitet. Solch eine Reinigung ist für die Entwicklung der
neuen Rasse erforderlich. Diese kosmischen Kataklysmen sind die Auswirkung der
Verschiebung der Erdachse.
Die
heutigen Wissenschaftler weisen ganz eindringlich auf diese Verschiebung hin,
die vor einiger Zeit begann und laufend Katastrophen nach sich zieht.
Gerade
die sechste Rasse muss die Neue Ära einleiten. Diese vorbereitende Periode ist
sehr mühevoll. Doch wäre es falsch zu glauben, dass die sechste Rasse in einem
eigenen Land oder Volk geboren wird; sie ist weit verbreitet. Gewiss, den
Hauptkern der sechsten Rasse wird es geben, und zur Zeit der Katastrophe werden
sich ihre Angehörigen an sicheren Stellen sammeln.
Die
große feurige Reinigung nähert sich. Daher ist es so wichtig, das Denken und
das Herz zu läutern und bemüht zu sein, die Feuer des Raumes aufzunehmen.
Beim
Rassenwechsel kommt immer eine Große Offenbarung, und – wie gewöhnlich – können
nur jene sie aufnehmen, deren Bewusstsein dem nächsthöheren Entwicklungsgrad
angehört, d. h. der neuen kommenden Rasse. Der Rest wird so weit profitieren,
als er dazu fähig ist. Falsch jedoch ist es zu glauben, dass die übrigen Rassen
vertilgt werden. Die besten werden gerettet, doch auch andere werden gedeihen.
Nur der Abfall, der mit der Evolution nicht Schritt halten kann, wird
aussterben oder völlig entarten; wir können Beispiele solcher Entartung unter
vielen primitiven Völkern wahrnehmen. So sind die Ureinwohner Australiens die
entarteten Nachkommen von Subrassen, die einmal der großen dritten Rasse
angehörten. Die Rasse war uns in ihren Errungenschaften überlegen, denn die
Großen Söhne der Vernunft waren in ihr inkarniert.
Und
warum glauben Sie, dass es eine Zerstörung unseres Planeten nicht geben kann?
Ach, gerade diese Gefahr bedroht uns. Wahrlich, die Großen Kräfte des Lichts
versuchen über alle Maßen, unseren Planeten zu retten. Lesen Sie aus dem Buch
von Josefine St. Hilaire ”Auf östlichen Kreuzwegen” (On Eastern Crossroads) die
beiden Kryptogramme ”Gold” und ”Finsternis”. Diese Legenden sind aus einer
Hohen Quelle empfangen worden.
”Wahrlich,
der menschliche Geist wird als Sprenger und Auslöser für Vulkane in Erscheinung
treten”.
”Wahrlich,
es ist gerade diese Finsternis, die ihre früheren Standorte zu verlassen
beginnt. Auf ihrem Weg verzehrt sie alle Elemente, und das braune Gas drängt
die Elemente der Zerstörung in diese Ritzen”!
Und
diese Finsternis ist mir gezeigt worden. Der schreckliche Angriff, den ich
erlebte, war so stark, dass ich fast erkrankte, und in den folgenden Tagen war
ich unfähig, mein Gleichgewicht zurückzugewinnen.
Denken
Sie daran, wie in der Lehre gesagt ist, dass das Schicksal des Planeten völlig
in den Händen des Menschen liegt und dass der Mensch auch die Erdbeben auslöst.
Nehmen Sie diese Feststellungen wörtlich. Denn gerade die niederen Gedanken und
Begierden der Menschheit (nicht nur auf der Erde, sondern auch in den niederen
Sphären der Feinstofflichen Welt) schaffen diese fürchterliche erstickende
Atmosphäre um die Erde, die die Verschmelzung der Feuer des Raumes mit dem
unterirdischen Feuer fördert. Nur reine, feurige Seelen können diese Atmosphäre
tilgen – wie Blitzableiter. Das ist der Grund, warum die Ära des Feuers so
gefährlich ist: sie bringt sowohl Reinigung als auch fürchterliche Krankheiten,
vor allem die Zerstörung sämtlicher verdorbenen Gemeinschaften und den Anstieg
von Epidemien – alles vom unterirdischen Feuer verursacht. Nur jene, deren Aura
ausreichend gereinigt ist und die das Feuer des Raumes aufnehmen können, werden
überstehen.
Daher
ist es so dringend notwendig, die Grundlagen der Lebendigen Ethik im Leben
anzuwenden, durch Reinigung des Denkens sowie durch die Tat, um unsere Energien
umzuwandeln. Die Wellen der Raumfeuer werden vor allem in den vierziger Jahren
unseres Jahrhunderts sehr stark sein. Doch auch die kommenden Jahre werden
viele Explosionen bringen. Die große Prüfung unseres Planeten ist nahe.
Bedrohlich ist die Zukunft. Hoffen wir, dass durch große Katastrophen die
Menschheit ihre Lektion lernt, die geistige Führerschaft annimmt und so ihr
Schicksal ändert.
Die
Herren des Lichts treffen allerdings alle Maßnahmen, um den Planeten vor diesem
fürchterlichen Los zu retten. Wählt die Menschheit Zerstörung, wird ihr
besserer Teil (und gehören viele dazu?) auf höhere Planeten versetzt werden.
Die Durchschnittsmasse wird auf einen Planeten kommen, ähnlich dem unseren, der
sich der Erde nähern wird, falls sich die Explosion ereignet. (Zur Zeit ist
dieser neue Planet noch nicht sichtbar). Der Rest der Menschheit wird dem Fürsten
der Erde folgen und mit ihm auf den Saturn verbannt werden. Doch o wehe! –
niemand erkennt, welche Verzögerung in der Evolution der größte Teil unserer
irdischen Menschheit im Falle der Zerstörung unseres Planeten erleidet. Wie
viele Äonen werden vergehen, bevor die ”neue Erde” geeignete Körper
hervorbringen kann!
Daher
ist es wichtig, das Bewusstsein der Menschen zu wecken und ihnen bewusst zu
machen, dass sie sich selbst eine sehr kritische und gefährliche Situation
schaffen. Der Osten weiß von dieser gefährlichen Zeit seit langem. In alten
Schriftenrollen wird auf eine Zeit der Annäherung von feurigen Energien an die
Erde hingewiesen, die den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts entspricht. Es
ist interessant zu verfolgen, dass die Berechnungen der Hierophanten des alten
Ägypten besonders das Jahr 1936 hervorheben; danach folgen Jahre, in denen sich
das Schicksal unseres Planeten entscheiden muss. Dieses Schicksal wird entweder
eine schöne Zeit des Großen Gleichgewichts sein oder andernfalls das Ende –
eine endgültige totale Explosion. So liegt das Schicksal unseres Planeten in
den Händen der Menschheit. Versuchen Sie daher in Ihren Schriften, die Rolle
des Menschen in allen Angelegenheiten – sowohl der Vereinigung als auch der
Reinigung der Atmosphäre – nachdrücklich hervorzuheben. Wahrlich, der Mensch
ist beides, Entfacher und Löscher des unterirdischen Feuers. Erwähnen Sie auch
die uns unermüdlich bewachende und helfende Hierarchie des Lichts!
Ja,
unzählige Welten werden geboren und zerstört in Unendlichkeit, und wer kann
alle Gründe für diese Zerstörung nennen? Liegt nicht in der Missachtung
kosmischer Gesetze und in der Entstellung aller höheren Lebensprinzipien die
Hauptursache kosmischer Kataklysmen? Die kosmischen Gesetze sind unabänderlich,
und alles, was versäumt, im Rhythmus mit der evolutionären Umwandlung zu gehen,
wird vernichtet. Es fällt als Abfall zurück für Erneuerung. Die Menschen
sollten sich bemühen, die Ereignisse auf dem Planeten zu verstehen. Aus einem
der Bücher der Lehre zitiere ich einige Paragraphen, die für unsere Zeit
bedeutend sind. ”Bei der Umgestaltung räumlicher Bestätigungen, hervorgerufen
durch die Anhäufungen irdischen Aufbaus, müssen für die Beseitigung finsterer
Zusammenballungen alle Maßnahmen getroffen werden. Jeder irdische Aufbau
erweist sich als Resonanz der überirdischen Sphären. Unsere feurige Periode ist
mit besonderen Energien gesättigt, die vor den bestimmten Fristen ins Leben
eingehen müssen. Denn die Feurige Periode kann Erscheinungen schaffen, sobald
die Zeit naht, wo die Menschheit sich erheben kann, ihnen zu begegnen. Der
feurige Aufbau muss daher als der Beginn der Neuen Epoche verstanden werden.
Der Geist muss sich im Verstehen der räumlichen Feuer behaupten, denn nur
feurige Assimilation kann die erforderlichen Energien erzeugen. Die Offenbarung
der feurigen Fristen nähert sich. Möge sehen, wer kann, denn eine Große Zeit
naht!” (Feurige Welt III, § 166)
”Vor
der großen Umgestaltung der Welt offenbaren sich alle finsteren Kräfte zwecks
Umwandlung zum Besseren. Was in der Welt vor sich geht, bedeutet keine
Evolutionsstufe, doch es kann in der Tat gesagt werden, dass das, was in
Erscheinung tritt, das Tiefste, das Dichteste, das von den Kräften der
Finsternis Gesättigste ist. Aber groß ist das Werk, das alles sammelt, was dem
großen Wiederaufbau dient. Genauso wie die verdichteten Schichten der irdischen
Sphären sich für die Schlacht bereit machen, so stehen die Kräfte des Lichts
auf der Wacht. Der Zustand, den der Planet durchmacht, kann mit einer Esse
Kosmischen Feuers verglichen werden. Alle dichten Energien sind in Spannung
entflammt, und auf der Wacht steht das Feurige Recht. Feurige Schöpferkraft
sammelt alle feurigen Energien – so wird durch die Spannung der beiden Pole die
Welt erneuert. Es ist notwendig, diese ungestümen Energien klar zu
unterscheiden.” (Feurige Welt III, § 167)
”Eine
feurige Epoche hat begonnen. So wie man gegenwärtig physikalische Erscheinungen
studiert, so werden die feurigen Erscheinungen der Zentren erforscht werden.
Agni Yoga erscheint als ein Vorläufer der Großen Epoche – ja, ja, ja!” (Feurige
Welt III, § 168)
Sie
kennen den Grundsatz der Kräfte des Lichts, in persönliches Karma nicht
einzugreifen; daher werden alle Warnungen in Hinweisen gegeben. Der Mensch muss
selbst unterscheiden, wofür er diese Warnungen erhält, und sie befolgen, denn
wie könnte man anders lernen? Gerade die finsteren Kräfte wenden alle Methoden
an, um sich in reine Vorhaben einzuschleichen und sie zu zerstören.
In
dem Wunsch, die reinen Anfänge zu stören, gehen die finsteren Kräfte in den
Tempel, die Formel der Lehre sprechend, schläfern sie das Misstrauen ein und
verführen Narren durch das Versprechen, die Entwicklung ihrer psychischen
Energie zu beschleunigen. Zur Erfüllung ihrer üblen Vorschläge müssen sie
natürlich das Sperrnetz der Aura zerstören. Diese hinterlistige Hilfe wird
erreicht durch verschiedene Vorschriften und Methoden, die darauf hinzielen,
den Organismus ihrer Opfer zu schwächen. So durchdringen die Finsteren das
Sperrnetz durch diese Bresche. Daher wird in der Lehre so viel über das
Sperrnetz und das Reinhalten der Aura gesprochen, um die Annäherung der
Finsteren zu verhindern. Und die beste Gegenmaßnahme ist völlige Hingabe an
einen einzigen Lehrer. Jede Abweichung vom erwählten Pfad, wenn auch nur
vorübergehend, kann uns in die Macht der Finsternis werfen.
Ich
will eine Seite aus der Lehre anführen, deren weite Verbreitung ich empfehle:
”Die Kräfte der Finsternis bedrängen mit verschiedenen Mitteln und werden sogar
in Schichten, die sich in der Nähe des Lichts befinden, bestätigt. In den
Feinstofflichen Sphären ist diese Annäherung natürlich unmöglich, doch in den
irdischen Schichten, wo die Atmosphäre mit infizierten Gasen so verdichtet ist,
versuchen die Kräfte der Finsternis entschieden, sich dem Lichte zu nähern. Ein
Zerstörungsimpuls zwingt die Kräfte der Finsternis zu diesen Lichtfackeln der
Wahrheit. Die Feinde, die ein Schwert erheben, sind nicht so gefährlich wie
jene, die in der Maske des Lichts eindringen. Es gibt bewusste und unbewusste
Instrumente der Finsternis. Besonders die unbewussten schaffen allem Anschein
nach im Verein mit dem Guten, und diese Unheilträger infizieren jedes reine
Beginnen. Doch bewusste Diener des Bösen treten mit eurem Gebet in den Tempel
ein – und wehe den Urteilslosen! Finstere Schlingen werden ihnen gelegt. Es ist
unerlaubt, in das Allerheiligste Feinde des Geistes einzulassen. Djins können
auf der irdischen Ebene dienlich sein und mögen auch einen Tempel bauen, doch
die geistige Ebene ist für sie unzugänglich. So lasst uns auf dem Pfad zur
Feurigen Welt daran denken, dass die Diener der Finsternis in das
Allerheiligste einzudringen versuchen.
Für
Erscheinungen kosmischer Energie ist es vor allem notwendig, Vorsicht walten zu
lassen. Der Missbrauch von Energien, verbunden mit jeder Bestätigung kosmischer
Kraft, ist eine Gefahr. Nur bewusstes und vorsichtiges Verhalten kann vor
fürchterlichen Folgen bewahren. Aus der Feinstofflichen Welt herbeigerufene
Kräfte erfordern eine Beherrschung, wie sie nur ein starker Geist zu offenbaren
vermag. Andernfalls bewirkt diese ungezügelte Kraft ein kosmisches Chaos. Wenn
feurige Fristen nahen, ist es sehr notwendig, dies zu wissen, denn die
Auswirkungen von Anrufungen werden ungeheuerlich sein.” (Feurige Welt, Bd. III)
Überall
sprudeln schwarze Logen hervor, mit den schändlichsten schwarzen Messen und
Beschwörungen. Die Zeitungen sind voll von diesen Berichten, doch die
öffentliche Meinung scheint sich über dieses große Verbrechen und Unheil keine
Gedanken zu machen.
* * *
Es
ist ein schwerer Irrtum zu glauben, dass man durch übermäßige Anstrengung in
der Arbeit oder durch höchstmöglichen Verzicht auf Schlaf oder Nahrung den
Vorrat an psychischer Energie entwickeln und vermehren könne. Die richtige
Entwicklung einer hohen Qualität psychischer Energie ist nur durch Bewusstseinserweiterung
und die Hilfe der Großen möglich. Doch das Band des Herzens, das den Schüler
mit dem Lehrer verbindet, sollte stark sein! Alle erzwungenen Methoden und
Übungen können nur zu niedersten Erscheinungen der psychischen Energie führen
oder zur Entwicklung von Mediumismus oder gar zur Besessenheit, ja sie können
sogar den Tod herbeiführen. Daher haben alle Lehren immer den goldenen
Mittelweg oder das Gleichgewicht hervorgehoben; auf die Gesundheit sollte
geachtet werden. Schlaf ist absolut notwendig, denn während des Schlafes wird
unser feinstofflicher Körper von Lebenssubstanzen der Feinstofflichen Welt
genährt, die mit den höheren Energien in Berührung kommen. Dieser Nahrung
beraubt, verfällt der Geist. In der verunreinigten Atmosphäre der Städte ist es
notwendig, wenigstens sieben bis acht Stunden zu schlafen. Auch die Nahrung
sollte vitaminreich sein. Alle Extreme sind schädlich.
Unter
der in der Lehre erwähnten Spannung ist nicht physische Überanstrengung,
sondern Wachsamkeit und Beweglichkeit des Bewusstseins zu verstehen. Diese
Vitalität als erwachtes und erweitertes Bewusstsein verdoppelt die Kräfte des
Menschen. (Wachsamkeit des Bewusstseins bedeutet jedoch nicht, dass man sich
bemüht, ohne Schlaf auszukommen). Auch die Zentrenöffnung geht nur durch Bewusstseinserweiterung
vor sich. Doch das Öffnen der Zentren ist nicht die endgültige Errungenschaft;
danach erfolgt erst ihre feurige Umwandlung. Der Pfad der Jüngerschaft ist
nicht so leicht, wie viele glauben. Er ist für jene leicht, die bestrebt waren,
ihren ”Kelch” zu füllen. Vermuten Sie daher nicht in jeder Art psychischer
Erscheinung ein Öffnen der Zentren. Sollte es auch ein leichtes Öffnen eines
der Zentren geben, so gibt es jedoch viele Abstufungen bei diesen teilweise
geöffneten Zentren. Denken Sie daher daran, was in der Lehre über die ”Ringe
der Scharfsichtigkeit und des Hörens” gesagt ist.
* * *
Sie
können die Lehre ”Die Lebendige Ethik” nennen, wenn Sie die östliche
Bezeichnung, die für manche Menschen befremdend klingt, vermeiden wollen. Ich
sprach bereits über das Studium der Lehren des Origenes. Der Geistliche R. N.
in Amerika, ein großer Freund und Verehrer von N. K., war ein wunderbarer
Prediger und sprach viel über die Begriffe Wiedergeburt und Karma. Viele
Anhänger besuchten seine Vorträge. Das Evangelium Christi ist voll von
Hinweisen auf diese Gesetze. Warum sollten wir sie ignorieren? Es ist sehr
wichtig, alle Beschlüsse der Kirchenkonzile sorgfältig durchzusehen. Welches
Maß an Unwissenheit, Gier und sogar Verbrechen könnte zum Vorschein kommen!
Wenn wir einen Blick in die Geschichte der Kirche und des Papsttums werfen,
werden wir entsetzt sein! Und man fragt sich, ob jene, die vorgesehen waren,
dem von Christus aufgezeigten Großen Licht zu folgen, nicht von finsteren
Kräften gelenkt wurden! Und wird Christus nicht noch heute gekreuzigt? Diese
Aufgabe, die Religionssysteme zu reinigen, ist nicht leicht und schafft viele
Feinde, doch im weiteren Verlauf vielleicht sogar mehr Freunde! Deshalb muss
man vorsichtig abwägen, ob man bereit ist oder nicht, diese Last auf sich zu
nehmen. Selbst wenn man diese Aufgabe beschränken würde, könnte für die Hebung
des menschlichen Bewusstseins viel getan werden. Wenn sich jemand entschließt,
dieses Werk zu beginnen, so möge er sich darauf gründlich vorbereiten; er möge
unwiderlegbare Beweise sammeln, so dass jede Frage von einem Standpunkt aus
beantwortet werden kann, der sehr lebendig, verständlich und wohlwollend ist.
Alles Abstrakte muss vermieden werden. Es ist wichtig, die Lebensgrundsätze
aller Großen Lehren hervorzuheben. Es wird ihm bestimmt viel Segen bringen!
Doch ich wiederhole, dass es heftigen feindlichen Widerstand geben wird. In
Amerika könnten solche Aufgaben leichter sein, denn in diesem Land gibt es
nicht so viele Vorurteile wie in anderen Ländern, die die Denkkraft versklaven
und verwirren.
Jedoch
auch in den Vereinigten Staaten war das Leben unseres Freundes R. N. kein
leichtes; die ihm nahestehenden Pfarrer waren sehr gegen ihn eingestellt.
Und
jetzt möchte ich Ihnen sagen, seien Sie wegen ihrer depressiven Stimmung nicht
beängstigt. Diese Stimmungen reflektieren oft nur die unglaubliche Spannung der
uns umgebenden Atmosphäre. Ein Wechsel der Ströme wird einen entsprechenden
Stimmungswechsel bringen. Seien Sie daher ruhig und warten Sie geduldig, bis
diese schweren Ströme sich ändern. In der Zwischenzeit strömt Ihnen neue Kraft
zu.
* * *
Gold
Das
für den Planeten vernichtende Gas ist entdeckt. Es ist in reinem Gold
enthalten. Man muss es zurückhalten.
Natürlich
binden Steine und Metalle die Menschen oft an die Tiefen des Planeten und
werden zu Nestern der Ansteckung. Die weitverbreitete Verehrung des Goldes
zwang Uns, ihm unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Auch komplizierte
Forschungsversuche wurden angestellt, die Wirkung des Goldes für verschiedene
Erscheinungen Kosmischer Kräfte anzuwenden. Es besteht kein Zweifel darüber, dass
dieses Metall mit machtvollen Lichtemissionen besonders gesättigt war. Und die
Goldadern leiten das astrale Licht in die Tiefen der Erde. Wenn daher die
Astralwelt gut geordnet ist, vermag die Rolle des Goldes eine wohltätige zu
sein. Doch gerade dieser Leiter kann die Sicherung vor einer Explosion werden.
Man kann sich vorstellen, wie leicht dieses Metall das braune Gas weiterleiten
kann, das durch den Schrecken der Astralwelt verdichtet wird. Und der Geist
wird als Explosions- und Antriebskraft für Vulkane erscheinen.
Finsternis
Absolute
Finsternis ist der Antipode des Lichts. Sie ist der Feind alles Bestehenden,
sie ist die Verneinung des Lebens. Sie ist der Erwürger und Vergifter. Was ist
sie denn? Sie ist das Produkt des unvollkommenen Geistes. Es gibt keine
ausreichenden Worte, diesen Druck und diese Erstickung zu beschreiben. Auf
diesen Feind des Planeten können nicht viele schauen, ohne zu erkranken.
Diese
Finsternis beginnt, ihre bisherigen Orte zu verlassen. Auf ihren Wegen zerfrisst
sie alle Elemente, und das Gas zwingt die Kräfte der Zerstörung in dieses
Vakuum.
Aus
”On Eastern Crossroads” (Auf östlichen Kreuzwegen), Legenden und Prophezeiungen
aus Asien, von Josephine Saint-Hilaire.
14.
Juni 1934
Alles,
was Sie schreiben, ist sehr gut, doch wollen wir hoffen, dass das Land nicht zu
lange auf dem Niveau beschränkten Nationalismus bleibt. Dieser Übergangszustand
ist allerdings unvermeidlich, doch je kultivierter die Leute sind, die das Land
vertreten, umso eher werden sie dieser Frage ihr Augenmerk zuwenden. Wahrer
Patriotismus und Chauvinismus sind völlige Gegensätze. Der erste Begriff ist
allumfassend und daher entwicklungsfähig, während der andere ausschließlich
einengend und daher tödlich ist. Die Gesetze sind überall die gleichen. Wenn
jemand glaubt, dass beschränkter Nationalismus dem Patriotismus gleichkommt, so
irrt er. Nur der Kurzsichtige kann solchen Nationalismus als stark erachten.
Wahrer Patriotismus sollte sich nicht nur in hingebungsvoller Liebe zu seinem
Land und allen Erscheinungen seines Volksgenius offenbaren, sondern auch in
Sorge um und Achtung für jedes seiner Teilvölker, das zum Aufbau seiner Kultur
beitrug. Die Aufgabe des Volksgenius ist es, die Errungenschaften aller in
einem Land wohnenden Minderheiten und Nationalitäten wahrzunehmen, sie zu
vereinen und dieses Konglomerat schöpferischer Ausdrucksformen in ein
synthetisches Ganzes zu vereinen.
Völker
und Länder müssen lernen, ihren Charakter und ihre Individualität zu bewahren,
indem sie sich mit den auf ihren Wiesen wachsenden Blumen schmücken! Doch jede
erzwungene Isolation ist im Zeitalter der Zusammenarbeit und Vereinigung (auch
wenn im gegenwärtigen Zustand diese Vereinigung in sehr mechanischen
Errungenschaften vor sich geht) verderblich. Doch die Zeit bis zur nächsten
Stufe, wo ganze Länder zur kulturellen, geistigen Zusammenarbeit und gegenseitigem
Austausch bestrebt sein werden und jedes seine Blumen der Errungenschaft
anbieten wird, ist nicht mehr fern. Für diese neue Stufe bereitet uns die Lehre
des Lebens vor. Warten wir daher weise, bis die unvermeidliche Periode
übertriebenen Nationalismus’ ausgelebt ist, und versuchen wir in der
Zwischenzeit, unser Bestes zur Vereinigung beizutragen und alles Trennende zu
vermeiden.
Befolgen
Sie bitte auch den Rat, sich nicht mit jenen auseinanderzusetzen, deren Bewusstsein
sich weigert, mit der Zeit zu gehen, denn es ist ganz hoffnungslos. Wir sollten
den uns erteilten Rat, niemanden herbeizurufen oder zu zwingen, immer befolgen,
weil nur ein bereiter Geist ein erweitertes Verstehen aller Lebensprobleme
anzunehmen vermag.
Was
den angeblichen östlichen Einfluss auf die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK angeht,
wollen wir objektiv sein und uns fragen, ob es eine Lehre oder Philosophie
gibt, die nicht im Osten entsprang. Unsere sogenannte westliche Philosophie ist
nur ein Abbild östlichen Denkens. Das Christentum selbst kam aus östlichen
Händen. Um daher die Lehre Christi völlig zu verstehen, muss man entweder ein
geborener Orientale sein oder die Grundsätze, auf denen die Lehre Christi
aufbaut, gründlich studieren.
Es
ist ganz sicher, dass das heutige Christentum und die ursprüngliche Lehre
Christi selbst zwei ganz verschiedene Dinge sind – genauso wie der heutige
Lamaismus und die ursprüngliche Lehre Gautama Buddhas völlige Gegensätze sind.
Die eine Lehre entspringt dem Geist, die andere ist ein Produkt menschlicher
Unwissenheit und Habgier. All das schreibe ich Ihnen, es ist jedoch nicht für
die beschränkten Dogmatiker bestimmt, mit denen sich auseinanderzusetzen
zwecklos ist. Viele Seelen benötigen kleine Umzäunungen, um sich zu schützen,
genauso wie scheue Pferde Scheuklappen brauchen. Im Osten gibt es ein
Sprichwort, das besagt: ”Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden, doch
sehr schlecht, dort zu sterben”. Es gibt so viele Abstufungen des Bewusstseins,
als es Grade in der Unendlichkeit gibt; folglich gibt es so viele Gesetze und
Aspekte der Wahrheit, als es Bewusstseinsgrade gibt.
Über
den Friedenspakt und das Friedensbanner schreiben Sie, dass diese Idee bei
manchen Leuten keinen Anklang finden wird, weil sie gegen Pazifismus sind. Doch
wieso beachten diese nur eine Seite des Fortschritts? Der Pakt erwähnt vor
allem die Bedeutung des Banners in Kriegszeiten und ähnlichen zerstörerischen
Ereignissen. Das Rote Kreuz zum Beispiel ist in Friedenszeiten eine gute Sache,
doch seine hauptsächliche Bedeutung tritt im Krieg in Erscheinung. Genauso ist
das Banner des Friedens gerade jetzt, wo sich die Länder am Rande bedrohlicher
Ereignisse befinden, als Schutzmaßnahme sehr erforderlich. Die bedeutendsten
militärischen Autoritäten von Frankreich und Amerika waren die ersten, die das
Banner billigten; und die offizielle Anerkennung des Paktes setzt sich weiter
durch. So hat die Republik Panama den Pakt und das Banner des Friedens
offiziell anerkannt. Gleichermaßen hofft die Panamerikanische Union, welche die
Ratifizierung des Paktes plant, diese dringende kulturelle Aufgabe 1935 zu erfüllen.
Nun,
hinsichtlich der Liga der Kultur schreiben Sie, dass Sie planen, diese in einer
bestimmten Gesellschaft zu errichten, die solches Werk gutheißt. Dies ist
ausgezeichnet, möge dieses Werk auch wissenschaftliche und künstlerische
Gruppen einbeziehen. Es scheint mir, dass sich diese Gruppen, die Sie aufbauen
wollen, vorzüglich entwickeln werden. Mit der Zeit könnte dies zu einer guten
Schule erweitert werden, so einer Art Volksuniversität; doch sollte dies
allerdings auf dem sich selbst tragenden Prinzip beruhen, und wie immer, sollte
entsprechend der Möglichkeit im kleinen Rahmen begonnen werden. Man soll nichts
übertreiben, das ist die Grundregel. Daher sollte man nicht auf die Annahme der
Lehre der LEBENDIGEN ETHIK dringen. Solange die Menschen nicht schlecht sind
und solange sie vor allem keinen Verrat üben, sind die Dinge akzeptabel. Die
Zeit bringt es an den Tag, ”wer wer ist”. Denken Sie daran, dass der Kanon
”Durch deinen Gott” höher zu werten ist als der ”Durch meinen Gott”.
Ja,
Sie haben tatsächlich Berge von Arbeit. Doch sollten die Mitglieder der
Gesellschaft nicht zu viele Dinge auf einmal in Angriff nehmen. Alle Aufgaben
sollten in Grenzen bleiben, und diese Grenzen werden sich erweitern, sobald es
erforderlich ist.
Und
nun bezüglich derer, die sich abwenden. Sie wissen, wie alle alten Lehren das
Lösen der Verbindung mit einem Lehrer und den Austausch gegen einen anderen
sahen. Ist das Band zerrissen, kann es niemand mehr knüpfen. Nur der
Abgefallene selbst kann, nach vielen Schwierigkeiten und Anstrengungen, sich zu
vervollkommnen, seinen Fehler voll erkennen und den Lehrer bitten, ihn wieder
aufzunehmen, doch kein anderer kann dies für ihn tun. Deshalb ist es notwendig,
die Neuankommenden, die nach geistigem Fortschritt streben, zu warnen. Sie
müssen sich vorerst entscheiden, ob sie bereit sind, sich der Höheren Führung
völlig und bedingungslos hinzugeben. Oft läuft eine Person, im Wunsch
augenblicklich voranzukommen und großes Wissen zu erwerben, anderen Lehren und
Lehrern nach, und so spaltet sie sich zweifach, oft auch dreifach und verliert,
was sie bereits gewonnen hatte. Doch die Grundregel jeder Lehre fordert die
Bestätigung eines ganz bestimmten Lehrers sowie die Verehrung aller Glieder der
hierarchischen Kette. Der Hohe Hierarch hat seine eigenen Vertrauten, und
keiner der nahenden Schüler kann das nächste Glied überspringen ohne die
Gefahr, seinen Platz in der ganzen Kette zu verlieren. Doch all dies betrifft
nur die ernsthaften Sucher und jene, die sich fest entschlossen haben, den Pfad
des Großen Dienens zu wandeln. Alle übrigen mögen aus den Büchern der Lehre
Nutzen ziehen, ohne den Anspruch zu erheben, den Pfad der Schülerschaft zu
beschreiten oder besondere Führung zu erlangen. Sie brauchen die Quelle der
Lehre nicht zu kennen. Es ist gesagt worden, dass viele die Lehre in
Zurückgezogenheit lesen werden. Wir kennen solche Leute, sie denken niemals
über den Ursprung der Lehre nach. Daher sollten jene, die den schnelleren Weg
der Bewusstseinserweiterung wählten, sich das Gesetz der Hierarchie zu eigen
machen; anders ist kein wirklicher Fortschritt möglich. Die Jakobsleiter ist
eine große Realität und die Grundlage des ganzen Kosmos. Und jetzt weisen Sie
die Neuankommenden darauf hin, dass jede Lehre empfiehlt, den goldenen
Mittelweg einzuschlagen. Alles, was erzwungen oder übertrieben wird, ist zu
verurteilen. Wenn daher von der Reduzierung der Nahrung und des Schlafes
gesprochen wurde, so war damit deutlich gemeint, dass der Geist, sobald er dazu
bereit ist, von selbst anzeigt, was erforderlich ist. Man könnte Schlaf und
Nahrung bis aufs äußerste beschränken, doch das endgültige Ergebnis wäre ein
sehr trauriges, nämlich eine Schwächung des Organismus, Wahnsinn oder sogar der
Tod. Eine Person, die normal sieben oder acht Stunden schläft, ausreichend isst
und innerlich bestrebt ist, ihre Gedanken zu reinigen, kann ausgezeichnete
Ergebnisse erzielen. Allerdings wurde darauf verwiesen, dass man im Gebirge mit
weniger Schlaf und Nahrung auskommt; doch in der verunreinigten Atmosphäre der
Stadt, so wird stark angeraten, soll man ausreichend Nahrung zu sich nehmen,
was allerdings so zu verstehen ist, dass nicht die Nahrungsmenge, sondern die
Qualität und der Nährwert der Elemente und Vitamine wichtig sind. So ist Vegetarismus
auch deshalb vorzuziehen, weil das Fleischessen die Ursache vieler ernster
Vergiftungen und Krankheiten ist.
So
sagt ein Buddhist: ”Wenn Geistigkeit allein durch vegetabile Kost erreicht
werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie lange erreicht”. Es ist auch
gesagt, dass ”Asketismus zur Befreiung von irdischen Fesseln wertlos ist. Es
ist viel schwieriger, einen geduldigen Menschen zu finden, als einen, der sich
von Luft und Wurzeln nährt und in Rinde und Blätter kleidet. Ist ein Mensch
durch Hunger und Durst zu sehr geschwächt, um seine Gefühle und Gedanken zu
prüfen, wie kann er dann jenes Ziel erreichen, das nur durch einen klaren
Verstand und ein erweitertes Bewusstsein erreichbar ist?” Weiterhin ist gesagt:
”Damit die Saiten der Vina harmonisch klingen, sollten sie weder zu straff
gespannt noch zu schlaff sein. Wahrlich, jede übermäßige Anstrengung entkräftet
und endet in Passivität und Trägheit.”
Daher
übt Euren Sinn für Entsprechung. Kennet die Grenze der Anspannung und haltet
das Gleichgewicht in Euren Fähigkeiten!
Der
Verzicht auf irdische Ausschreitungen sollte im Geist geleistet werden, im Bewusstsein.
”Wer fastet und sich in Gedanken nach Essen verzehrt, ist schlechter als einer,
der zu seinen Mahlzeiten Fleisch einnimmt.” Es ist gut, immer daran zu denken, dass
der bereite Geist alle Ausschreitungen meidet; er denkt darüber nicht nach,
alles ergibt sich auf natürliche Weise. So liegt die wichtigste Errungenschaft
in der Reinigung und Erweiterung des Bewusstseins; alles andere ist sekundär.
Es
ist auch äußerst dumm zu glauben, dass der Vorrat an psychischer Energie durch zu
viel Arbeit und zu wenig Schlaf entwickelt und vermehrt werden kann. Die
natürliche Entwicklung psychischer Energie von hoher Qualität ist nur durch
Erweiterung des Bewusstseins und durch die Hilfe der Hohen Quelle möglich. Alle
erzwungenen Methoden und Übungen führen nur zu den niederen Erscheinungen
dieser Energie, oder anders gesagt, sie enden mit der Entwicklung von
Mediumismus, Besessenheit und selbst mit dem Tod. Aus diesem Grund ist es
wichtig, jeden darauf hinzuweisen, dass der goldene Mittelweg und die Erhaltung
der Gesundheit wichtig sind.
Die
Weisung, reine vegetarische Nahrung zu sich zu nehmen, beruht nicht auf
Sentimentalität, sondern auf rein medizinischer Erwägung. Wer den Pfad des
Dienens und der wahren Jüngerschaft beschreitet, sollte in allem rein sein. Man
muss auch darauf hinweisen, dass Schlaf außerordentlich wichtig ist. Wenn der
Körper nicht stört, wird der Geist vor allem durch die belebende Substanz der
Feinstofflichen Welt gut genährt. Dieser Nahrung beraubt, erlischt der Geist.
* * *
Ich
war sehr erstaunt über die Anzahl der Mitglieder. Wenn alle von ihnen den
ersten Anforderungen der LEBENDIGEN ETHIK entsprechen, ist es eine große
Freude. Jedoch sollten wir immer daran denken, dass Qualität wichtig ist und
nicht Quantität. Menschenkenntnis ist die erste Prüfung jedes Führers. Deshalb
wollen wir mit den Neuankommenden vorsichtig sein, besonders mit jenen, die nur
die Formel der Lehre im Munde führen. Eine große Armee hatte nie die Gewähr des
Sieges; wichtig ist der sie vereinende Geist.
Oft
entnehmen wir den Briefen, die wir erhalten, dass viele Leute einige Weisungen
der Lehre falsch auslegen. Fast alles, was in einem weiten, allumfassenden Sinn
gemeint ist, wird entsprechend dem persönlichen häuslichen Alltag umgemodelt,
woraus sich ein grober, zerstörerischer Mangel an Angemessenheit ergibt. Ich weiß,
dass manche Gedanken schwer zu begreifen sind, obwohl die Lehre im Hinblick auf
Erfahrungen und Ereignisse im täglichen Leben gegeben war und ist. Das ist der
Grund, warum manche Weisungen als unzureichend erscheinen und nur von jenen
verstanden werden können, die den Schlüssel dazu besitzen. Wenn Sie in
Verlegenheit sind, zögern Sie bitte nicht zu fragen, ich werde gerne erklären,
wo ich kann.
Leute,
die den Anspruch auf die richtige Auslegung der Lehre erheben, machen sich
meist gerade des Gegenteils schuldig.
Seien
Sie nicht erstaunt, wenn die besonders Eifrigen und Ungeduldigen sich wie
Besessene verhalten. Es sollte daran gedacht werden, dass vor allem Fanatiker
Besessene sind. Die Grade der Besessenheit sind verschieden, und manchmal gibt
es Fälle, die nicht sehr schlimm sind. So kannten wir einmal eine sehr
freundliche alte Dame, die unter völliger Überwachung ihres Onkels stand, eines
englischen Bischofs. Ständig hielt sie Reden in der gleichen Art und Weise wie
der Bischof zu seinen Lebzeiten. Es ist durchaus möglich, dass sie einigen
Leuten sogar half, doch für sie selbst war dieser Zustand eher schädlich, denn
das Wachstum ihres Geistes kam gänzlich zum Stillstand; sie war nur ein
gehorsames Werkzeug ihres Besitzergreifers.
30.
Juni 1934
Die
Lehre des Lebens, die einen neuen Aspekt der einen ewigen Wahrheit enthält, hat
nicht die Absicht, die großen Lehren früherer Zeiten zu ersetzen. Sie bringt
deren feurige Reinigung und Bestätigung. Sagte nicht Christus, dass Er weder
gekommen sei, die Propheten noch das Gesetz zu vernichten, sondern es zu
erfüllen? Wahrlich, jeder neue Lehrer wird zum Gesetzgeber und gleichzeitig zu
einem feurigen Reiniger des Gesetzes. Studieren wir die historischen
Offenbarungen der Großen Lehrer, so werden wir feststellen, dass Sie dann
erschienen, wenn die früheren Lehren ihre ursprüngliche Reinheit verloren
hatten und völlig entstellt waren.
Wahrlich,
die Lehre des Lebens verneint keine vorhergehende Lehre, sondern vertieft sie
und befreit sie von in Zeitaltern angesammelten weltlichen Ansammlungen.
Der
Ihnen mitgeteilte Paragraph aus der Lehre bietet ein ganzes Arbeitsprogramm. Es
wird empfohlen, die Lehre mit anderen Testamenten zu vergleichen; die gleiche
Wahrheit wird trotz der Spuren der Zeit gefunden werden. Wir sollten deshalb
weder kritisieren noch herabsetzen, sondern versuchen, schöne Vergleiche und
Berührungspunkte zu finden.
Es
ist wichtig, mit den Grundlagen aller großen Lehren vertraut zu sein. Dieses
Wissen wird einem helfen, die Lehre des Lebens und die Lehre Christi in sich
aufzunehmen. Wir sollten daran denken, dass alle großen Lehren aus ein und
derselben Quelle stammen; man kann daher nicht die eine annehmen und die
anderen ablehnen. Der Osten schätzt die Bedeutung der Fortsetzung der Lehren
sehr und verehrt nur Lehrer aus der Kette der Hierarchie. Ein Lehrer, der die
Fortsetzung der Lehren leugnet und nur seine eigenen Lehren gelten lässt, wird
im Osten ”wurzelloser Baum” genannt. Und niemand ist gewillt, solch einen
Lehrer anzuhören. Wir wollen daher weder kritisieren noch herabsetzen, sondern
vergleichen und schöne Verbindungen und neue Erweiterungen der einen Wahrheit
herausfinden.
* * *
Wenn
jemand erklärt, dass ”in der Neuen Ära eine Mutter das Kind einer anderen
genauso lieben muss wie ihr eigenes”, so ist diese Feststellung viel zu stark
und daher nicht überzeugend. Man kann von einer irdischen Mutter keine
übermenschlichen Gefühle erwarten. Wir müssen ihr das natürliche Recht, ihr
eigenes Kind mehr zu lieben als ein fremdes, zugestehen. Doch wir wollen
hinzufügen, dass eine wahre Mutter in ihrem Herzen auch Platz für das Kind
einer anderen findet. Ihrem allumfassenden Herzen sollten alle Kinder teuer
sein. Die beschränkte Liebe ist schrecklich, doch auch allumfassende Liebe hat
ihre Abstufungen.
Es
gibt sieben Hauptzentren, und diese entsprechen den sieben Prinzipien des
Menschen. Aber zur vollständigen Krönung muss man alle neunundvierzig Feuer
entfachen, die sämtliche Feuer aller Zentren und ihrer Verzweigungen umfassen.
In der Lehre werden einundzwanzig Zentren genannt, weil ihr Öffnen gleichzeitig
das Öffnen der restlichen Zentren und ihrer Verzweigungen mit sich bringt. Alle
geistigen Zentren hängen vom Herzen ab. Das Herz ist der großartige Sammler und
Wandler aller Energien. Man kann es aufgrund dieser Rolle als die Sonne des
Organismus bezeichnen.
* * *
Die
Dyade, bestehend aus dem siebenten und dem sechsten Prinzip, wirkt nicht als
eine bewusste Einheit auf der physischen Ebene des Seins. Daher muss der
Mensch, um wahre Unsterblichkeit zu erlangen und eine bewusste Offenbarung auf
allen Ebenen zu erreichen, d. h. um ein Archat zu werden, ein Buddha oder ein
Dhyan Chohan, die drei Prinzipien (das vierte, fünfte und siebente) hier auf
Erden vereinen und sie im sogenannten sechsten Prinzip verschmelzen. Das
siebente Prinzip ist die ewige Lebenskraft, die im ganzen Kosmos besteht.
Vielleicht ist es daher besser zu sagen: ”Die Absolute Vernunft und das
Vollkommene Herz sind eines Ursprungs, entsprechen dem höheren Aspekt des
Menschen, wobei sein Geist, seine Vernunft und alle seine Gefühle feurig umgewandelt
werden und sich im Herzen zentralisieren – kurz gesagt, wenn der Verstand zum
Herzen und das Herz zum Verstand wird. Mit diesem Wissen wird es dem Leser
möglich sein, viele Verwirrungen zu vermeiden.
Sie
bringen das sechste Prinzip mit dem Herzen in Zusammenhang, und dies ist völlig
richtig, denn nichts kann dem Herzen entgehen. Alle Energien werden dort
umgewandelt. Doch es gibt viele, die meistens das sechste Prinzip, d. i. Budhi,
mit dem Gehirnzentrum identifizieren, und diese könnten Ihnen widersprechen.
Jedenfalls manifestiert sich gerade das sechste Prinzip in seinem höchsten
Aspekt im Herzen.
Hie
und da hören wir die Bemerkung, dass die Bücher des ”Agni Yoga” so wie andere
Schriften keine endgültigen und vollständigen Richtlinien geben, was zu tun ist
und wie es zu tun ist. Dies ist ein großer Irrtum. Gerade Agni Yoga gibt,
genauso wie andere Schriften, die entscheidendsten und klarsten Richtlinien zum
Handeln. Doch die Menschen beachten das Wesentliche nicht und suchen nach
sekundären Anweisungen. Wie im täglichen Leben suchen sie nach
Apothekendosierungen oder Patentrezepten. Man vergisst, dass auch ein
gewöhnlicher, doch gewissenhafter Arzt sich in erster Linie um den
Allgemeinzustand seines Patienten kümmert und die Dosierung seiner Medizin vor
allem dem Zustand des Patienten und dessen Organismus anpasst. Alle Lehren,
einschließlich Agni Yoga, verweisen immer auf das Wichtigste und das Sekundäre;
die untergeordneten Maßnahmen werden dem einzelnen überlassen, damit er seiner
Eigenart oder seinem individuellen Organismus entsprechend wählen kann. Es wäre
ein großer Fehler, für alle dasselbe zu verschreiben. Sobald die Grundlagen
verstanden und im Leben angewendet werden, ergibt sich das Übrige von selbst.
Die
Schwierigkeit rührt von der Unfähigkeit der Leute her zu erkennen, dass die
Grundlage der Errungenschaft nicht in mechanischen Mitteln liegt, sondern in
der Umwandlung des inneren Menschen, dessen Sphäre im Gedankenbereich liegt.
Alle Lehren der ganzen Welt heben die Bedeutung der Reinigung in Gedanken,
Worten und Taten besonders hervor. Es sind die drei Grundlagen für jene, die
sich über den Durchschnittsmenschen erheben und die ”Götter” erreichen wollen.
So sprach Zoroaster, und so haben alle Großen Lehrer gesprochen, vom ersten bis
zum letzten.
Darum
wollen wir gerecht sein und uns fragen: ”Wurde nicht in den Büchern der Lehre
des Lebens auf die für die Umwandlung des inneren Menschen notwendigen
Eigenschaften hingewiesen? Werden diese Eigenschaften nicht von allen Seiten
und Gesichtspunkten her beleuchtet?” Darüber hinaus werden hier auch die
Hilfsmittel gegeben. Studieren Sie die Bücher gründlich, und Sie werden viele
Vorschläge finden, sogar die Apothekenverschreibungen! Auch ist es
empfehlenswert, sich alle von einem Schüler zu erwartenden Eigenschaften
herauszuschreiben. Sie werden überrascht sein, wie zahlreich diese sind!
Wahrlich, viele Leben sind erforderlich, um diese Vervollkommnung zu erreichen.
Und dann – haben wir nicht die Unendlichkeit vor uns?
Und
nun möchte ich mich mit der Frage über das Lesen anderer Bücher im allgemeinen
befassen. Scheinbar beschäftigt diese Frage jeden. Natürlich gibt es keine
Einwände gegen das Lesen von Büchern verschiedener Wissensgebiete, wie der
Kunst und Geisteswissenschaft; denn man sollte immer sein eigenes Wissen
erweitern, und dabei ist es sehr wichtig, hinsichtlich der Qualität die
richtige Auswahl zu treffen. So warne ich immer vor pseudookkulten Büchern. Und
hat jemand die Fähigkeit, alle Schätze aus den Büchern der Lehre des Lebens zu
ziehen, die alle Lebensprobleme behandeln und neue Wege des Wissens aufzeigen,
und bietet sich ihm weiter die Gelegenheit, die ”Briefe der Mahatmas” wie auch
einige Werke von H. P. Blavatsky kennenzulernen, dann erscheint ihm das Lesen
minderwertiger Bücher sicher als Zeitverschwendung. Mit wenigen Ausnahmen sind
diese anderen Bücher oft nur ein Echo – häufig ein falsches – der oben
erwähnten. So gründet z. B. Esoterischer Buddhismus von A. P. Sinnett ganz auf
den Briefen der Mahatmas, die Sinnett von H. P. Blavatsky empfing. Doch alle
diese Briefe sind weit präziser und vollständiger in dem Buch ”Mahatma Letters”
wiedergegeben. Ich persönlich empfehle immer, östliche Philosophie zu lesen,
vorausgesetzt allerdings, dass sie nicht durch Übersetzung entstellt ist.
Es
wäre ausgezeichnet, wenn alle Mitarbeiter mit den Grundlagen des Buddhismus
vertraut wären, mit den Upanishaden, der Bhagavad Gita, den Lehren des
Konfuzius, Lao Tse, Zoroaster, Hermes und anderen. Ein großes Hindernis ist
allerdings, dass wenige Bücher ins Russische übersetzt wurden. Richtig
verstanden, können diese Lehren das Bewusstsein stärken sowie helfen, die Lehre
der LEBENDIGEN ETHIK in sich aufzunehmen. Auch liebe ich sehr die vier Bände,
welche dem Leben des Ramakrishna und Vivekananda gewidmet sind. Wenn man diese
Bücher liest, ist man von der Feinheit des Gefühls und des Denkens des Ostens
fasziniert. Gut sind die Werke von Schwester Nivedita über Indien und ihren
Lehrer Vivekananda. Es gibt überhaupt viele schöne östliche Bücher.
Allerdings
gibt es viele Menschen, die, nachdem sie verschiedene Theorien, die sich mit
den Grundlagen der verschiedenen Yogas beschäftigen, gelesen haben, diese mit
den Büchern der Lehre des Lebens vergleichen und über die scheinbaren
Abweichungen enttäuscht sind. Das ist der Grund, warum für Anfänger, die in
ihrem Wissen über die wahre Lehre nicht so gefestigt sind, das Lesen schlechter
Bücher, die über okkulte Dinge berichten, so gefährlich ist. Viel Leid rührt
von geistigen Irrtümern her. Zum Schluss möchte ich einen Paragraphen aus der
Lehre über die Bewertung von Büchern zitieren:
”In
Büchern niedergelegte Irrtümer gleichen einem schweren Verbrechen. Unwahrheit
in Büchern muss als schwerwiegende Verleumdung gerichtlich verfolgt werden. Die
Lüge eines Redners soll entsprechend der Zahl seiner Zuhörer bemessen werden.
Die Lüge eines Schriftstellers sollte entsprechend der Zahl seiner verkauften
Bücher verfolgt werden. Die Volksbibliotheken mit Unwahrheiten anzufüllen, ist
ein schweres Vergehen. Zwar sollte man neue Ansichten und Strukturen nicht
behindern, aber falsche Aussagen sollten nicht in die Irre führen dürfen, denn
Wissen ist das Rüstzeug der Gemeinschaft, und die Verteidigung dieses Wissens
ist die Pflicht aller Mitglieder.
Spätestens
nach einem Jahr müssen Bücher überprüft werden, sonst wird die Zahl der
Geschädigten zu groß. Besonders notwendig ist es, dasjenige Buch zu schützen,
dessen Verdienst gerade erschüttert wird. Die Regale der Bibliotheken sind voll
von Abszessen der Lüge. Es sollte nicht zugelassen werden, diese Parasiten
aufzubewahren. … Es ist unanständig und unmöglich, ein lügenhaftes Buch zum
Lesen anzubieten.
”Warum
die beste Ecke des Heimes in einen lügnerischen Possenreißer verwandeln? … Mit
dem Problem des Buches muss man sich auseinandersetzen!” (Gemeinschaft, § 94)
Auch
an anderer Stelle der Lehre wird dieses Thema behandelt, und ich werde darüber
noch schreiben. In erster Linie sollten die Kinder geschützt werden, da sowohl
viele geistige als auch physische Krankheiten der Kinder vom Lesen solch
ungeeigneter, schlechter Bücher herrühren.
Würden
die Leser der Lehre des Lebens oder der LEBENDIGEN ETHIK über alle
Lebensprobleme tiefer nachdenken, über alle neuen Wissensbereiche, die darin
behandelt werden, und könnten sie sich entschließen, diese gründlich zu
studieren, es gäbe ausreichend Material, nicht nur für ein, sondern für mehrere
Leben. Doch gewöhnlich lesen die Menschen nur mit den Augen und nicht mit dem
Herzen, und so streifen die bedeutendsten Hinweise, die größten Offenbarungen
ihr Bewusstsein nur, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Betrübt erkenne
ich dies, da ich zu so vielen Aussagen in den Werken den Schlüssel besitze.
Diese Bücher sind für die ganze Denkart richtungweisend; sie erschließen neue
Gebiete, sie setzen neue Wegweiser für die gesamte wissenschaftliche Forschung.
Diese Bücher sind so lebenswichtig, weil sie in die Zukunft führen. Die Bücher
der Lehre sollten für jene Wissenschaftler, deren Bewusstsein nicht durch
Vorurteile getrübt ist, ein immerwährender Born des Wissens sein.
Eine
von Vorurteilen freie, in die Zukunft schauende Person nimmt an der Gestaltung
der Zukunft bereits teil und erleichtert so das gegenwärtige Leben. Technisches
Wissen und alle Arten von Vergleichen sind ganz brauchbar, doch es kommt die
Zeit, wo alle diese Informationsquellen nur für bestimmte technische Fragen von
Nutzen sind. Das wahre Wissen kann nur erlangt werden, wenn die in der Lehre
gegebenen Weisungen aufgenommen und angewendet werden; wenn dieses Vorgehen
keinen einzigen Tag aussetzt; wenn die feurige Formel vorwärtsbewegt, die
nächste Stufe der Bewusstseinserweiterung und weitere Errungenschaften aufzeigt
und den Schleier in die Erhabene Unendlichkeit immer weiter öffnet.
Niemand
sollte daher glauben, dass es verboten sei, unterschiedliche Bücher zu lesen,
das wäre absurd. Doch mögen die Menschen den Wert der Bücher unterscheiden
lernen. Es ist sehr nützlich, die letzten Errungenschaften der Wissenschaft zu
kennen, um zu erfassen, wie nahe diese letzten Entdeckungen den Bestätigungen
des Heiligen Wissens kommen.
Lange
habe ich davon geträumt, eine Zeitschrift herauszubringen (von unserem
Zentrum), die sich mit allen Errungenschaften des Lebens befasst. Ich wollte
der breiten Masse von Lesern einen vollkommenen Überblick geben über den
allgemeinen Verlauf der Errungenschaften der Wissenschaft, der Kunst und des
sozialen Lebens und auf die gesamte Denkrichtung hinweisen. Bisher gab es zur
Erfüllung dieses Wunsches keine Möglichkeit, doch später wird es wohl dazu
kommen.
Bis
dahin möchte ich nochmals sagen, dass keiner glauben möge, es wäre verboten,
sein Denken aus Quellen zu nähren, die für das jeweilige Gemüt besser geeignet
sind. Es gibt keine Verbote, sondern nur Warnungen vor falscher Information.
6.
Juli 1934
Was
Sie über die Theater schreiben, ist äußerst traurig, doch in anderen Ländern
stehen die Dinge nicht besser. Das Radio und das Kino verdrängen wahre Kunst,
und der direkte Einfluss der heiligen, feurigen, geistigen Schaffenskraft nimmt
ab. Das gleiche gilt für die Photographie, denn so wertvoll sie auch auf vielen
Gebieten ist, werden die unschätzbaren Kunstwerke, die Gemälde im normalen Heim
und in Gebäuden mehr und mehr verdrängt. Leider müssen auch wir dieses Stadium
der langsamen Evolution des menschlichen Geistes durchleben. Doch mit dem
Wachstum und der Verfeinerung des Bewusstseins sowie der richtigen Erziehung
der jungen Generation, wo dem menschlichen Genius Achtung erwiesen wird, wird
am Ende alles seinen richtigen Platz einnehmen. Jedoch gibt es hier viel zu
tun. Besonders notwendig ist es, die Geschmacksrichtung und das Verstehen der
Durchschnittsmenschen in allen Sphären der Schaffenskraft so weit als möglich
zu heben. Und dafür ist das Theater natürlich ein ausgezeichnetes Mittel. Doch
solange es an den führenden Regierungsstellen keine hochkultivierten Leute
gibt, wartet man vergeblich auf wahre Entwicklung kultureller Errungenschaften.
Die Richtung wird immer von den Führern festgesetzt, und trotz der sogenannten
Demokratie und vielgerühmten Individualität folgt jeder wie hypnotisiert den
von den Regierenden festgesetzten Normen. Und in der Tat, größtenteils ist
diese Norm nicht sehr hoch.
Schön
sind die Dramen von Kalidasa und die Theaterstücke von Tagore, doch ich würde
Ihnen empfehlen, auch die Legenden und schönen historischen Episoden aus dem
Leben Ihres eigenen Landes nicht zu übersehen. Jedes Land hat seine Schätze,
die man nicht vergessen sollte. Jedes Volk sollte seine Grundlagen kennen, jene
Grundlagen, die seine Wesenszüge prägten. Wir nähern uns jetzt – oder besser
gesagt, wir befinden uns bereits in ihnen – den bedrohlichen heldenhaften
Zeiten, in denen viele Völker einer Prüfung unterzogen werden. Es scheint mir
daher, dass alles Heldenhafte, alles, was das Bewusstsein eines Volkes hebt und
die Errungenschaften des Geistes erweckt, zur Zeit besonders angeregt werden
sollte. Sie wissen, dass ich sehr gegen beschränkten Nationalismus oder
Chauvinismus bin, doch immer bin ich tief gerührt, wenn die Volksgenossen in
ihrem eigenen Land allem Schönen und Heldenhaften mit Achtung begegnen. Missverstehen
Sie dies nicht als Aufruf zum Militarismus! Nein, doch die Ereignisse sind so, dass
jeder von uns bereit sein sollte, ein Krieger des Geistes zu sein und den Mut
aufzubringen, unsere geistigen Errungenschaften mit geistigen Waffen zu
verteidigen. Es ist ein Trost, von den geistigen Forschungen der jungen
Generation zu hören: wir sollten dieses Faktum nicht übersehen und bereit sein,
ihr das zu geben, wonach sich ihr Geist sehnt. Die Lehre des Lebens oder
LEBENDIGE ETHIK ist auf alle Fragen des Geistes genau die richtige und
allumfassende Antwort! Kein einziges Gebiet, kein Lebensproblem wird in diesen
Vermächtnissen vernachlässigt. Im Gegenteil, jede Lage wird von verschiedenen
Seiten und Gesichtspunkten her behandelt und die praktische Anwendung
empfohlen. So viele schöne Dialoge können mit suchenden Seelen geführt werden!
Vertreiben Sie vor allem jene nicht, die anklopfen. Gleichzeitig muss
sorgfältig Unterscheidung geübt werden, um die Annäherung jener zu verhindern,
die zweifeln.
Auch
ist es eine Freude zu hören, dass Sie das Kommen der Neuen Ära fühlen. Ja, sie
kommt und nichts kann sie aufhalten. Die Landkarte der ganzen Welt ändert sich.
Vielen Ländern steht Schweres bevor, doch selbst jetzt, inmitten der
Finsternis, gibt es Zeichen des Lichts. Ich möchte eine Seite aus der Lehre
zitieren: ”Die bestehenden Lebensformen entsprechen der Prägung durch den Geist
eines Volkes. Man kann den Niedergang oder Aufstieg eines Volkes nicht nur von
historischen Fakten aus, sondern auch nach den begleitenden Ausdrucksformen der
Schaffenskraft beurteilen. Wird der Geist von Rauheit und Unwissenheit
beherrscht, widerspiegelt sich dies in den Gesetzen und Lebensbräuchen. Nach
dieser Übereinstimmung kann man alle Grundzüge der Zeit verfolgen. Die
gesetzten Lebensformen verleihen den verschiedenen Geschichtsepochen sicherlich
eine klare Färbung. Wodurch kennzeichnen sich die ersten drei Jahrzehnte des
zwanzigsten Jahrhunderts? Kriege, Terror, Grausamkeiten, Verrohung und die
schrecklichen Verleumdungen! Doch inmitten all dieser Finsternis kann man
Lichtformen erkennen, mögen sie auch nicht so zahlreich über das Antlitz der
Erde verstreut sein. Das Gleichgewicht des Lichts wird nicht durch Quantität,
sondern durch innewohnende Kraft, nicht durch Ansturm, sondern durch geistiges
Heldentum geschaffen. So lasst uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt von der
Bedeutung erhabener Formen erfüllt sein, und lasst uns vor allem das Licht
jener Augen schätzen, die der Menschheit die Macht der Schönheit bringen.”
(Feurige Welt, III. Bd.)
So
lasst uns die Lichtformen schaffen. Möge ihre geringe Zahl uns nicht
beunruhigen, solange die innewohnende Kraft groß ist.
21.
Juli 1934
Ihr
Streben zum Lehrer ist schön, und wächst es in seiner Intensität und im
Verstehen des Großen Bildnisses, so kann viel erreicht werden. Beschränken Sie
sich nicht auf eine Zeit oder auf ihre eigenen Prämissen und Bedingungen,
sondern vertrauen Sie sich mit Ihrem ganzen Herzen der Hohen Weisheit an und
alles wird so verlaufen, wie es am besten für Sie ist. Manchmal wird das
Angstvolle, das Unzugänglichste zur Hauptquelle unseres Glücks.
Sie
schreiben, es sei Ihnen klar, dass ”nicht der Schüler den Lehrer erwartet,
sondern der Lehrer den Schüler”, doch muss ich diese sehr kategorische
Feststellung erläutern. Jede schöpferische Tätigkeit, jede Erscheinung bedarf
der Gegenseitigkeit und Übereinstimmung. Gibt es also kein Erwarten, kann es
auch keine Antwort geben. Wo es keine Erwartung gibt, da ist kein Streben, doch
uns wurde aufgegeben, ein äußerst wachsames und intensives Streben einzusetzen.
Gerade
das große Vermächtnis ”Ist der Schüler bereit, erscheint der Lehrer” wird so
selten verstanden. Es gibt nicht viele, die sich fragen, was diese Bereitschaft
wirklich ist. Verlangt diese Bereitschaft nicht bestimmte Eigenschaften? Das
Schlimme ist, die Menschen wollen nicht erkennen, dass die Grundlage dieser
Bereitschaft und aller Errungenschaft das Verfolgen eines großen Ideals und
eine feurige Transmutation unserer Gefühle, unseres ganzen Charakters ist. Es
ist viel leichter für die Menschen, alle Unmäßigkeiten aufgeben und gedankenlos
mechanisch ihr Pranayama abzuhalten, als eine einzige Gewohnheit abzulegen, die
sie auf dem Weg zur geistigen Errungenschaft behindert. Doch,
wie gesagt, haben alle mechanischen Mittel, die nur den äußeren Menschen
berühren, keinen Wert und können den inneren Menschen nicht verwandeln, dessen
Verwandlung aber das Hauptziel aller wahren Lehren ist. Deshalb muss man
immer daran denken, dass alle Großen Lehrer sich mit dem inneren Menschen befassten,
dessen Reich in der Sphäre der Motive und Gedanken liegt. Daher bedarf nicht
ein einziger hoher Raja oder Agni Yogi mechanischer Mittel oder körperlicher
Übungen. Ihre einzige Erwägung ist die Konzentration auf das erwählte Große
Ideal, auf das unerschütterliche und unentwegte Streben, sich zu Ihm zu
erheben. Solch eine Konzentration besteht unaufhörlich. Was immer solch ein
Yogi oder Schüler tut, sein Denken beschäftigt sich mit seinem Ideal. Alles
wird im Namen dieses Ideals geleistet, und in seinem Herzen fühlt er immer die
Liebe und die Gegenwart dieses Bildnisses. Dies ist die in der esoterischen
Philosophie aufgezeigte wahre Konzentration, die sich nur mit der inneren Welt,
der Welt des Noumenon (= das mit dem Geist zu Erkennende) befasst.
Auch
das Gebet eines Schülers ist genau das gleiche unaufhörliche Streben des
Herzens und Hintreten vor das erwählte Bildnis. In diesem Zusammenhang erinnere
ich mich an eine Geschichte über den großen Konfuzius. Er war einmal krank, und
seine Freunde, die glaubten, er läge im Sterben, mahnten ihn, seine Gebete zu
sprechen. Der Weise lächelte und sagte: ”Mein Gebet hat schon längst begonnen”.
Und in der Tat, war nicht sein ganzes Leben ein unaufhörlicher Dienst am Großen
Ideal, was das wahre Gebet zum Höchsten bedeutet?
Wenn
ein solches Hintreten gegeben ist, wenn der unter Beobachtung stehende Geist so
fest auf das erwählte Bildnis gerichtet ist, dass ihn nichts mehr ablenken kann,
ist wahre Bereitschaft vorhanden; der Lehrer erscheint und der beobachtete
Geist wird als Schüler angenommen. Es kann natürlich auch einige Mitteilungen
durch Individuen geben, und manchmal werden erstaunliche kleine Büchlein der
Grundlage der Lehre vorgesetzt, gegeben durch reine Psychiker, doch wahre
Schülerschaft ist etwas ganz anderes. Beinahe niemand erkennt, welche Bürde
sich der Lehrer durch Annahme eines Schülers auflädt. Daher können die Großen
Lehrer, welche die Welt überwachen, die universalen Vorgänge einem guten Ende
zuführen und an gigantischen kosmischen Schlachten teilnehmen, nur jene
aufnehmen, an denen Sie keinen Zweifel mehr hegen. Nur jene können aufgenommen
werden, die viele Feuerproben bestanden und ihre Bereitschaft sowie Ergebenheit
bewiesen haben, und dies nicht unter bequemen Umständen, sondern am Rande des
Abgrunds; daher die kleine Zahl der angenommenen Schüler.
Hat
der Lehrer einen Schüler angenommen, stellt er eine unsichtbare Verbindung zu
ihm her und nimmt ihn in sein Bewusstsein auf. Von diesem Augenblick an weiß
der Lehrer alles über den Schüler. Er kennt jeden seiner Gedanken und jedes
seiner Gefühle – auch die flüchtigsten, und dementsprechend führt er seinen
Schüler. Für den Schüler beginnt vom Augenblick seiner Aufnahme an ein ganz
neues Leben. Seine schlummernden Energien erwachen und ihre Entwicklung und
Umwandlung wird beschleunigt. Eine wahre Batterie von unsichtbaren, doch
mächtigen Strahlen wird auf ihn gelenkt, die entsprechend der Steigerung des
Strebens und dem Wachstum des Bewusstseins des Schülers sowie der Verfeinerung
seines Organismus immer mehr von ihm wahrgenommen werden. Der Zweck dieses
Verfahrens ist, das innere Selbst umzuwandeln, zu verfeinern und die drei
Körper für selbständige Arbeit auf ihren entsprechenden Ebenen zu trennen. Die
Anspannung eines Schülers ist groß. Seine physische Kraft nimmt zeitweilig ab,
und er muss eine bestimmte Lebensweise einhalten, ohne seine regulären
Pflichten zu vernachlässigen. Diese Strahlen kann der Schüler allerdings nur in
sich aufnehmen, wenn er bis aufs äußerste bestrebt ist. Alles erfordert eine
Gegenseitigkeit, Anpassung und Übereinstimmung! Daher gibt es ohne Erwartung
keine Erfüllung.
Anscheinend
bestehen Sie neuerdings darauf, dass ”nicht der Schüler den Lehrer erwartet,
sondern der Lehrer den Schüler”; mag sein, dass ich Sie nicht verstehe. Mit
meinem Herzen verstehe ich Sie, doch ein bestimmter Nachdruck ist erforderlich.
Sie selbst müssen sich mit unentwickelten Seelen befassen und mit ihnen reden,
und wenn Sie zu ihnen über den Lehrer und Schülerschaft sprechen, müssen Sie
vor allem betonen, dass ohne Streben und feste Entschlossenheit nichts erreicht
werden kann. Vieles wurde über die Schädlichkeit der Halbheit gesagt. Der
Lehrer erwartet nur den, der vollkommen ernsthaft und zuverlässig mit bestem
Willen erfüllt dem Ziele zustrebt. Und ist das letzte Hindernis, das den
Schüler vom Guru trennt, überwunden, streckt ihm der Guru seine Hand entgegen.
Am Fuß des Berges befinden sich viele, die hoffen, den Pfad zu beschreiten,
doch es ist sicher, dass die Lehrer nicht auf alle warten! Denn der Gipfel ist
hoch und eng der Pfad, und viele werden sich fürchten und aufgeben, ohne den halben
Weg beschritten zu haben. Nur nach Überschreiten eines bestimmten Punktes kann
ein Schüler hoffen, die Aufmerksamkeit des Guru auf sich zu lenken. Es wäre
wirklich verlorene Zeit und eine unermessliche Mühe, sich mit den Sprüngen
unbeständiger Wanderer des Geistes zu befassen.
Es
gibt auch die vorherbestimmten Schüler, die bereits in ihren früheren Leben
Schüler waren; und solch ein Schüler steht in der gegenwärtigen Inkarnation von
Geburt an unter der hohen Führung seines Lehrers. Die Bedingungen seiner Geburt
werden vom Lehrer bestimmt, und von früher Kindheit an kennt er seinen Lehrer.
Für solche Geister gibt es daher keine Abweichung, und die Ereignisse ihrer
Leben tragen sie wie ein unaufhaltsamer Strom zum vorbestimmten Ufer.
Ich
möchte Ihnen eine Seite aus der Lehre anführen:
”Wahrlich,
beim Aufstieg des Geistes sollte man das Symbol des Gipfels als Ziel ins Auge
fassen. Jeder Schüler sollte daran denken, dass das Meiden des Gipfels den
Wanderer vom Pfad wegführt. Jede übermäßige Last behindert den Wanderer. Jeder
Gipfel ist steil, und jedes unnötige Haften an der irdischen Welt lässt den
Wanderer zurückbleiben. Es ist schwierig, sich am Abhang zu halten; so lasst
uns an den Gipfel denken, wenn wir zum Aufstieg antreten. Es ist schwierig, den
Gipfel zu erreichen, wenn der Geist die Grundsätze der Hierarchie nicht erfasst
…”
”…
Die Abhänge sind steil, und man sollte daran denken, dass nur der Fuß des
Berges breit ist …” (Feurige Welt, III. Bd.)
Auf
mein Angebot, Ihnen beim klareren Verstehen einiger schwieriger Stellen der
Lehre zu helfen, schreiben Sie, dass Sie mich nicht mit persönlichen Fragen
belästigen wollen und es für mich Zeitvergeudung wäre.
Ich
muss Ihnen sagen, dass Sie unrecht haben. Glauben Sie nur nicht, dass das
Säubern der Lehre von unrichtigen Kommentaren etwas Persönliches oder Nutzloses
ist, Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Entstellungen sich um die
Lehre sammeln. Gerade die Großen Lehrer bestehen auf dieser Reinigung. Deshalb
sollte jeder, der verstehen kann und ernstlich wünscht, den Pfad der
Schülerschaft zu beschreiten, lernen, sein Verstehen zu vertiefen.
Viele
Hinweise sind in der Lehre verstreut, und in dem forschenden Geist eines
ernsten Lesers kann das Interesse geweckt werden; er kann den Pfad
vorbereitender Jüngerschaft beschreiten. Und dann bin ich gern bereit zu
helfen, es wird für mich keine verlorene Zeit sein. Jedoch zum Beantworten der
Fragen Neugieriger habe ich wirklich keine Zeit. Darüber hinaus, – wozu
unwilligen Geistern Wissen abgeben? Es wird für sie nicht von Nutzen sein,
sondern ihren Geist noch mehr verwirren. Wissen Sie, welche Fragen mir am
häufigsten gestellt werden? ”Welches sind die sieben Bestandteile der Emulsion,
die einen Yogi ausmachen? Was ist das Wasser L.? Wie viele Karotten sollte man
täglich essen?…” usw. Und dies alles, wo die Bücher der Lehre voll sind von den
tiefsten Mysterien und Lebensgrundlagen sowie entsprechenden Erklärungen. Doch
daran sind sehr wenige interessiert.
Wenden
wir uns jetzt Ihrer Frage zu. Sie fragen: ”Was bedeuten Mahavan und Chotavan?”
Wörtlich bedeuten diese Begriffe großer Rhythmus und kleiner Rhythmus.
Mahavan
und Chotavan sind die kosmischen Rhythmen, Rhythmen des Raumfeuers; zu
bestimmter Zeit werden diese Rhythmen von jenen gefühlt, die auf dem Pfad des
Agni Yoga schreiten. Sie werden nur kurze Zeit gespürt; andernfalls wären sie
schwer zu ertragen, denn sie folgen einander mit großer Eile und Heftigkeit.
Alle diese Rhythmen und den Rhythmus des zweifachen Dodekaeders habe ich selbst
erlebt, doch es ist sehr schwer, sie zu beschreiben. Ich kann nur sagen, dass
jede Zelle des Organismus mit diesem Rhythmus schwingt, wobei das Herz (was
interessant ist zu beobachten) seinen üblichen, doch leicht gesunkenen Puls
fortsetzt.
Glauben
Sie, dass diese Mitteilung auf den ersten Stufen dienlich sein kann? Alle diese
feurigen Erfahrungen und Rhythmen treten auf, sobald ein Schüler das Stadium
der Anpassung an das Raumfeuer erreicht hat. Wenn die Menschen von diesen
Rhythmen hören, werden sie sie nur als etwas Mechanisches ansehen, sie werden,
wie es in der Lehre heißt, den Kriegstrommler für den ”erfolgreichsten
Rhythmiker” halten.
Nun
zu Ihrer nächsten Frage: ”Wie ist der Wandel der Blutsverwandtschaft in
geistige Verwandtschaft zu verstehen?” Dies scheint mir sehr klar und
offensichtlich zu sein! Im Leben können wir beobachten, dass uns oft Menschen
ganz verschiedener Nationalität durch ihre geistige Entwicklung näherstehen als
Blutsverwandte. Dafür gibt es viele Erklärungen; manchmal ist es das
Karmagesetz, manchmal ist es die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Element,
oder es kann eine Ähnlichkeit potentieller Energien geben, die im Geisteskorn
eingelagert sind.
Selbst
wenn wir einfache Beispiele aus dem Alltagsleben herausgreifen, können wir von
einer vernünftigen Person, z. B. jemandem, der sein Geschäft verbessern will,
eher Zusammenarbeit mit fähigen und mit solcher Arbeit vertrauten Menschen
erwarten als mit Verwandten, die sich offensichtlich als unfähig und manchmal
sogar als nachteilig erweisen.
Jeder
von uns hat direkte Pflichten gegenüber seiner Familie, doch wollen wir sie
nicht übertreiben. Häufig offenbaren Familien eine völlige Spaltung und
Gegnerschaft; sie bilden einen Herd geistigen Zerfalls. Wäre es richtig und
feinfühlig, für eine künstliche Aufrechterhaltung von Bindungen – die in den
meisten Fällen unzulässig sind, weil sie gegen das höhere Gesetz verstoßen –
Kraft zu verschwenden und die hohen Ideale zu opfern? Genau gesagt, deshalb
unzulässig, weil viele durch menschliche Gesetze gerechtfertigte Bindungen auf
Erden vom Standpunkt des kosmischen Gesetzes als illegal zu betrachten sind.
Genau gesagt, schreckliche Verbrechen, Degeneration ganzer Völker und ein
Niedergang der Zivilisation rühren von vielen solchen falschen Verbindungen
her. Die Frage der kosmischen Gesetzmäßigkeit der Familie ist sehr
tiefgreifend, sie berührt das Sein selbst.
Das
Verständnis für die Schaffung von richtigen gesetzmäßigen Verbindungen ist eine
große Wissenschaft der Zukunft; und diese Wissenschaft wird auf unabänderlichen
kosmischen Gesetzen beruhen.
Viel
ist über die Seelenverwandtschaft gesprochen worden, doch wer kennt und
versteht diese Wahrheit in der vollen Größe des unabänderlichen kosmischen
Gesetzes? Die Lehre besagt, dass sich die Menschen entsprechend den Elementen
vereinen sollten. Nur Eltern, die demselben Element angehören, können
ausgeglichene Nachkommen haben. Wogegen wir im Leben oft wahrnehmen, dass sich
Feuer mit Wasser oder Luft mit Erde vermischen. Wahrlich, Sterilität und
Degeneration ganzer Völker ergeben sich aus solchen Vermischungen. Es wird die
Zeit kommen, wo die Menschheit diese Wahrheit verstehen und für richtig halten
wird. Die Lebensform und menschlichen Funktionen müssen dem kosmischen Gesetz
entsprechend aufgebaut werden, wenn die Menschheit auf diesem Planeten weiter
bestehen und sich entwickeln will; andernfalls droht uns das Schicksal von
Atlantis.
Und
für jene Scheinheiligen, die, nachdem sie über geistige Verwandtschaft anstelle
von Blutsverwandtschaft gelesen haben, ihre Entrüstung und Verleumdung der
Lehre zum Ausdruck bringen, ”weil familiäre Pflichten herabgewürdigt werden”,
möchten wir die Worte Christi, zu dessen Lehre sie sich bekennen, ins
Gedächtnis rufen: ”Wahrlich, ich sage euch, jeder, der Haus, Brüder,
Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Acker um meinetwillen und um der
Frohbotschaft willen verlässt, wird hundertfältigen Lohn erhalten… und in der
kommenden Weltzeit: Ewiges Leben ” (Markus 10:29-30). Welch deutliche
Bestätigung des Gesetzes der Wiedergeburt ist in diesen und in den gleichen
Worten aus dem Evangelium des Hl. Lukas (18:29-30) enthalten! Bedeutsam ist
auch die Bestätigung: ”Selbst von Eltern, Brüdern, Verwandten und Freunden
werdet ihr ausgeliefert werden, und einige von euch wird man töten” (Lukas
21:16).
Mögen
die Fragesteller auch für die folgenden Worte Christi eine Erklärung finden:
”Glaubt nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen;
ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin
gekommen, den Sohn mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter,
die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden
seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist
meiner nicht wert. Und wer Sohn und Tochter mehr liebt als mich, ist meiner
nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner
nicht wert” (Matth. l0:34-38).
Mir
scheint, nach diesen Worten klingt die Feststellung, die geistige
Verwandtschaft trete an die Stelle der Blutsverwandtschaft, eher bescheiden! Es
gibt keine größere Sünde als die Ausübung von Zwang auf den menschlichen Geist.
Und wie oft können wir wahrnehmen, dass gerade die Nahestehenden uns solche
Bürde auferlegen. Der Geist verträgt keinen Zwang und wehe den Bezwingenden!
Würden
Sie lieber zu jenen über die Lehre sprechen und sie diskutieren, die sie
hassen, oder sich lieber einen Gleichgesinnten suchen nach dem weisen
Ausspruch: ”Gebet das Heilige nicht den Hunden und werfet auch eure Perlen
nicht vor die Schweine, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zertrampeln und
sich umwenden und euch zerreißen” (Matth. 7:6)? Dies weist ebenfalls auf die
Notwendigkeit hin, Blutsverwandtschaft durch geistige Verwandtschaft zu
ersetzen.
Alles
ist gut und schön, wenn die Familie aus geistig vereinten Mitgliedern besteht.
Wenn nicht, so hat keiner das Recht zu verurteilen, wenn ein Familienmitglied
sich außerhalb seiner eigenen Familie Gleichgesinnten anschließt. Nur die
geistigen Bande, die Bande des Herzens, sind von Bedeutung und können uns über
Jahrtausende binden, wogegen die Bande des Blutes vorübergehend sind, und die
Pflicht ihnen gegenüber mag als ein Teil karmischer Schuld angesehen werden. Wie
viele Väter kennen ihre Söhne und Töchter nicht! Wollen wir daher nicht
scheinheilig sein.
Lasst
uns hinsichtlich dieser Frage nicht sentimental sein, doch erkennen wir die
wahre Pflicht eines Familienmitgliedes. Wenn wir reif genug werden, um zu
verstehen, was wahre, gesetzmäßige Heirat bedeutet, wird sich die Frage der
Bluts- und geistigen Verwandtschaft von selbst lösen. Doch bis dahin lasst uns
die Vervollkommnung des inneren Menschen unterstreichen; denn gerade diese
Selbstvervollkommnung wird uns helfen, viele Lebensprobleme zu lösen.
* * *
Und
jetzt – welches sind die sieben astralen Eigenschaften? Sie entsprechen genau
den fünf Sinnen, die im irdischen Körper tätig sind, dazu kommt der sechste
(das Gefühlswissen oder die sogenannte Intuition, die noch selten ist) und dann
der siebente (Synthese oder Geistigkeit). Die astralen Gefühle bestehen in der
gleichen Weise wie die physischen, doch als ihr feinstoffliches Gegenstück. Man
kann sie nicht trennen – Einheit offenbart ihre Harmonie. Es besteht eine
vollkommene Entsprechung zwischen dem feinstofflichen und physischen Körper.
Daher muss der Grundsatz ”wie oben, so unten” stets gegenwärtig sein.
Doch
in der Tat, genauso wie die äußeren Gefühle oder Energien sich nur unter
geeigneten Bedingungen offenbaren, so offenbaren sich auch die geistigen
Fähigkeiten nur, wenn auf der inneren Ebene die astralen oder geistigen
Bedingungen geschaffen werden. Die äußere Welt ist nur ein Widerschein der
inneren.
Und
nun über die Einsamkeit. Mit der Bewusstseinserweiterung, mit der Erweiterung
des Denkhorizonts, wird eine Person unweigerlich Einsamkeit verspüren. Jede
gebildete und kultivierte Person hat, sobald sie sich über den allgemeinen
Durchschnitt erhebt, Schwierigkeiten, sich an das Denken anderer Leute
anzupassen. Was sollen aber jene sagen, die ihren geistigen Horizont bis zu den
fernen Welten erhoben haben? Wer es lernt, nicht oberflächlich zu urteilen und
nicht den Augenschein für Wirklichkeit zu halten; wer die Folgen sieht, in die
die Menschheit verwickelt ist, der kann die wahren Ursachen der Ereignisse
begreifen; wer versteht und weiß, dass das sogenannte Unsichtbare alle wahren
Gründe, alle mächtigen Faktoren unseres Seins birgt; und wer die ganze
Schönheit der höheren Welten kennt, ihre Gedanken, ihre Pläne bezüglich der
Schönheit ihres Schaffens – kann er sie mit Menschen teilen, die sich von der
irdischen Ebene nicht erhoben haben? Wer wird ihn verstehen? Und muss er sein
Wissen nicht verbergen, um unfreundlichen Gefühlen auszuweichen und keinen
Schaden zu verursachen? Er kann nur jene Art von Persönlichkeit zeigen, die von
seinen Mitmenschen, welche belanglosen Augenschein für Wirklichkeit halten,
geschätzt wird.
In
der Lehre ist treffend gesagt, dass ”jene, die eine kostbare Formel entdeckten,
sie nicht zum Fenster hinausschreien können, weil der damit angerichtete
Schaden größer sein würde als der Nutzen”. Es ist schwer, zusammenzuarbeiten
und sich entsprechend dem Bewusstsein seiner Gesprächspartner zu unterhalten;
es erfordert oft eine ungeheure Anspannung. ”Wenn es schwer ist, ein kleines
Schwert in eine große Scheide zu stecken, wie viel schwerer ist es, ein großes
Schwert in eine kleine Scheide zu stecken”? So ist der Geist einer solchen
Person von dem Wunsch erfüllt, den Menschen durch das Licht der großen Lehre
Freude zu bereiten, doch sie muss schweigen und sich dem Bewusstsein jener
anpassen, die sie umgeben, damit diese die Zusammenarbeit annehmen, die nur auf
ihr Wohl bedacht ist. Das ist die große Einsamkeit.
Wahrlich,
der Agni Yogi ist beides, ”die Lampe der Wüste” und ”der Löwe der Wüste”.
Zum
Schluss möchte ich hinzufügen, dass wir jeden, der Bewusstseinserweiterung
erlangte, trotz dieser Einsamkeit beglückwünschen können. Nichts anderes kann
der unbegrenzten Fortdauer der Möglichkeiten Sinn verleihen. Nur das geistige
Wissen kann dem Menschen einen Platz in der Unendlichkeit zuteilen, wo es keine
Einsamkeit gibt, sondern nur eine mächtige Anziehung zur Erhabenheit der
Feurigen Welt.
Uns
ist ein gewisser Prüfstein gegeben, nach dem wir den Grad unserer Nähe zur
Hierarchie des Lichts beurteilen können; es ist jenes heilige Beben des Herzens
in erhabener Verehrung und Liebe zur Hierarchie des Lichts, das in allen
unseren Worten und Taten eingedenk dieses großen Begriffs zum Ausdruck kommen
sollte.
Denken
Sie daran, dass die genaue geographische Lage des Hauptbollwerks niemals
bekanntgegeben werden kann, auch nicht jene der persönlichen Ashrams. Ebenfalls
gleichen alle verfügbaren Bilder den Großen Lehrern nur wenig, oder sie haben
mit den wahren Bildnissen der Meister überhaupt nichts Gemeinsames. Viel Unsinn
ist über den erhabenen Begriff Bruderschaft verbreitet worden.
* * *
Ich
erhalte oft Informationen über die Wiedergeburt von H. P. Blavatsky. Einige
englische Theosophen identifizieren sie mit einem in Indien geborenen kleinen
englischen Mädchen. Außerdem erhalte ich oft Briefe, in denen mich Leute als H.
P. Blavatsky ansprechen und um Erlaubnis bitten, mich zu besuchen! Doch ich
versichere Ihnen, ich bin keine Wiedergeburt von H. P. Blavatsky. H. P.
Blavatsky inkarnierte vor ungefähr vierzig Jahren, und im Jahre 1924 gelangte
sie in ihrem physischen Körper sicher in das Hauptbollwerk.
Ich
bin sehr gerührt über Ihre Verehrung gegenüber H. P. Blavatsky. Es wäre
wunderbar, wenn Sie einen Artikel über diese Löwenherz-Frau schreiben würden.
Es wäre schön, wenn jemand ihrem Gedenken einen ersten Grundstein legen würde.
1.
August 1934
Die
Hauptkraft des Moschus liegt sozusagen in ”seinem feurigen Laboratorium”, das
die Kräfte der Zentren stärkt und so die schwächeren Organe mit Feuer nährt. Es
muss verstanden werden, dass der feinere Organismus auf das Nähren mit Feuern
positiv reagiert, während jene, die durch irdische Anziehung beeinflusst
werden, das Gegenteil erfahren. Es können vorübergehende
Krankheitserscheinungen auftreten, doch wird Moschus regelmäßig eingenommen, so
können diese seltsamen Wirkungen verhindert werden. Die feurige Beschaffenheit
des Moschus ist seine hervorstechendste Eigenschaft. Es muss auch verstanden
werden, dass in einem feurigen Organismus die Wirkung von Moschus durch die
feurigen Zentren verstärkt wird. Die Macht der feurigen Zentren sollte mit
großer Sorgfalt beobachtet werden. Die Umwandlung der Zentren, welche die
psychische Energie so mächtig anspannen, stärkt auch die Wirkung der feurigen
Substanzen. Wenn wir daher über Moschus sprechen, müssen wir die innere Wirkung
beachten, die diese feurige Substanz auslöst. Daher wird feines Begreifen feine
Methoden bringen; das ist das Hauptproblem für die Verwirklichung der feurigen
Umwandlungen. Alle unsere Bestrebungen müssen sich auf Vereinigung des Inneren
mit dem Äußeren richten, doch wenn wir nur auf die äußeren Wirkungen bauen, so
werden wir nur Teilergebnisse erhalten. Sehr richtig ist daher Ihre Bemerkung:
”Wenn der Neophyt begierig Moschus gebraucht und von diesem kostbaren Präparat
täglich große Dosen zu sich nimmt, wird er kaum ein gutes Ergebnis erzielen,
denn dies ist nur ein Hilfsmittel.” –
Doch
da dieses Präparat wegen seiner Unersetzlichkeit und Harmlosigkeit zur
Erhaltung des Gleichgewichts zum allgemeinen Gebrauch gegeben ist und es auch
ein Schutz gegen viele Krankheiten ist, einschließlich Krebs, sollte man
versuchen, diese kostbare Substanz, die jetzt wesentlich billiger ist, zu
erhalten. Darüber hinaus hinterlassen die meisten Herzmittel, ausgenommen
Strophantin, schädliche Ablagerungen und können, wenn längere Zeit eingenommen,
den Organismus vergiften.
Moschus
ist nach allen alten Quellen mit der Sonne verwandt und nicht mit der Venus.
Und es ist unrichtig zu sagen, Moschus zähle zur Kategorie
geschlechtserregender Mittel. Wahr ist, dass die mächtige ausgleichende Wirkung
dieses Präparats alle normalen Funktionen des Organismus wiederherstellt, doch
es kann nicht als sexuelles Reizmittel angesehen werden. Wenngleich bekannt
ist, dass die Weibchen in der Begattungszeit durch den Duft der
Moschusabsonderung der Männchen in Büschen und auf Felsen diese auffinden, so
dürfen wir nicht vergessen, dass das, was lediglich den Instinkt in einem Tier
steigert, eine bewusste verstärkte Wirkung in den feinen Zentren eines
menschlichen Wesens hervorrufen kann. Und Moschus hat genau diese Eigenschaft.
Daher ist Moschus für die geistige Arbeit besonders nützlich.
Die
Forschungen in ayurvedischer und tibetischer Medizin weisen darauf hin, dass
Moschus in beinahe allen tibetanischen und in vielen indischen Medikamenten
Verwendung findet. In Indien wurde er seit alters verwendet. Die indische
Medizin ist älter als die arabische.
* * *
Und
nun eine interessante Mitteilung über die Bedeutung von Düften. In dem Buch
”Fünf Jahre Theosophie” gibt es einen ausgezeichneten Artikel von dem Mediziner
Dr. L. Salzer. Er ist benannt ”Odorigen and Jiva”. Der Verfasser setzt sich
darin mit der Rolle und der Bedeutung des Duftes auseinander.
In
amtlichen Arzneibüchern finden wir oft eine Bemerkung wie ”Ihr Verhalten
gleicht dem ätherischen Öls”. Dazu müssen wir sagen, dass diese Feststellung
äußerst ungerechtfertigt ist, da jede aromatische Substanz ihre eigene Wirkung
ausübt, nur hat man sie noch nicht gründlich analysiert. Die sogenannten
ätherischen Öle, diese charakteristischen Besonderheiten bestimmter Pflanzen,
werden für die Zukunft sehr bedeutsam sein. Doch so weit hat man dies noch
nicht erkannt, und daher sind solche Artikel wie ”Odorigen and Jiva” Wegweiser
der Zukunft.
Ich
möchte Auszüge aus diesem Artikel anführen: ”Dass diese starkriechenden
Substanzen auf keinen Fall träge Körper sind, kann aus ihrer Flüchtigkeit
gefolgert werden, da, wie in der Physik bekannt, Flüchtigkeit einem Zustand
atomistischer Tätigkeit entspringt. Prevost beschrieb zwei Phänomene, die bei
geruchsstarken Substanzen beobachtet werden können. Erstens, wenn ins Wasser
getropft, sie sich zu bewegen beginnen; und zweitens, dass sich eine dünne
Wasserschicht auf vollkommen reiner Glasplatte zurückzieht, sobald solch
starkriechende Substanz wie Kampfer hinzukommt. Monsieur Ligeois hat ferner
gezeigt, dass die auf Wasser getropften Teilchen einer starkriechenden Substanz
einer schnellen Teilung unterliegen und die Bewegung von Kampfer oder
Benzolsäure gehemmt oder sogar eingestellt wird, wenn eine starkriechende
Substanz mit dem Wasser, in dem sie sich bewegen, in Berührung kommt.
Auf
Grund dieser Beobachtung, dass geruchsintensive Substanzen, wenn sie mit
flüssigen Körpern in Berührung kommen, in eine besondere Bewegung geraten und
dem flüssigen Körper die Bewegung gleichzeitig weitergeben, können wir
einwandfrei den Schluss ziehen, dass diese spezifische formende Fähigkeit des
Protoplasmas nicht diesem selbst, da es überall gleich ist, eigen ist, sondern
den spezifischen, geruchsstarken Substanzen.”
Nun
eine weitere nützliche Information: ”Die Alten erwähnten die Wissenschaft der
”Merkmale oder charakteristischen Züge”. Der Mensch, der die Wesenszüge (wie
Form, Geruch, Gattung) einer Pflanze kennt, könnte das Wissen für medizinische
und andere Zwecke ”ohne die Notwendigkeit blinder Experimente und zufälliger
Entdeckungen” anwenden. Das gleiche bezieht sich auf das Mineral- und
Tierreich. Dies wird die ”Wissenschaft der Entsprechung” genannt. Und da die
ganze Natur nach einem bestimmten Plan aufgebaut ist, kann ein geistig
aufgeschlossener Forscher diese ”Übereinstimmungen” in allem aufspüren.
Paracelsus verstand diese Wissenschaft, und seine Wunder waren die Ergebnisse
der Anwendung dieser Prinzipien. Astrologie ist der erste Schritt auf diesem
wissenschaftlichen Gebiet. Der Artikel ”Odorigen and Jiva” wurde übrigens Frau
Blavatsky einmal von ihrem Guru übergeben. Er wünschte, dass er in der
Zeitschrift ” Lucifer” erscheine, glaube ich. Würden die Russen anstatt der
Bücher von L. die Artikel von H. P. Blavatsky übersetzen, wäre der Nutzen groß.
Für die Wunderliebhaber gibt es im ersten Band von Olcotts ”Alten
Tagebuchblättern” und in der ”Okkulten Welt” von A. P. Sinnett deren viele.
Viel Licht könnte allerdings durch die ”Briefe der Mahatmas” auf die ganze
Bewegung geworfen werden sowie durch die ”Briefe von H. P. Blavatsky an A. P.
Sinnett”.
* * *
Nehmen
Sie zur Kenntnis, dass Soma nicht der Ätherkörper ist. Soma ist eine
feinstoffliche Absonderung der Drüsen, die eine Art Schutznetz für die Zentren
bildet. Mit solchem Schutz kann daher die Umwandlung der Zentren fortgesetzt
werden, da sie durch die Isolierung der Zentren weniger gefährlich ist. Auch
unter dem Schnee leben und wachsen einige Pflanzen. Manchmal entwickeln sich
die wundervollsten Pflanzen unter reinem Schnee. So bietet Soma Schutz vor
Zentrenbrand.
* * *
Man
sollte nicht sagen, dass der Ätherkörper der Niederschlag psychischer Energie
ist. Wie könnte das sein, da der Ätherkörper nach dem Tod des Menschen im
Bereich irdischer Anziehung verbleibt und schnell zerfällt, wogegen gerade die
Anhäufung psychischer Energie den Geist nach dem Tod in die von ihm selbst
bestimmte Höhe emporträgt?
Der
Ätherkörper oder die feinstofflichen Fluide, die dem physischen Körper
entströmen, sind Ausstrahlungen der physischen Zentren. Der Ätherkörper festigt
den physischen Körper und stärkt den Astralkörper, da er ein Bindeglied dieser
beiden Körper ist.
Übertreiben
Sie die Bedeutung von Pranayama nicht, denn die Atemwissenschaft, mit der sich
die wahren Raja Yogis befassen, hat mit Pranayama wenig gemeinsam! Die Hatha
Yogis sind nur mit der Kontrolle der Lebensatmung der Lungen beschäftigt,
wo-hingegen die alten Raja Yogis Pranayama als ein geistiges Atmen verstanden.
Wahrlich, nur die Beherrschung dieses geistigen Atmens führt zu höherer
Hellsichtigkeit, zur Widerherstellung der Funktion des dritten Auges und zu den
wahren Errungenschaften des Raja Yoga.
* * *
Und
nun einige Antworten auf Ihre Fragen:
1.)
Für die Wissenschaft der Zukunft ist es weit wichtiger zu erfahren, dass
Moschus alle Nervenzentren mit feuriger Energie nährt als seine okkulte
Geschichte zu kennen.
2.)
Alles im Kosmos ist nach einem Prinzip aufgebaut; daher die große
Übereinstimmung zwischen allen Organismen der verschiedenen Naturreiche. Wenn
daher von der Herzensenergie der Natur gesprochen wird, muss man in jedem
Organismus der Natur die belebende magnetische Substanz suchen, die der
Ablagerung der Herzensenergie entspricht. In der Lehre sind einige besonders
klare Beispiele von Ablagerung dieser Substanz erwähnt. Deodar oder Zeder,
Moschus und Bernstein gehören zu den Lebensspendern.
3.)
Wenn physisches Feuer der beste Reiniger ist, um wieviel stärker ist die
Substanz, die das lebenspendende Feuer in uns vermehrt! So oft wird in der
Lehre erwähnt, dass psychische Energie ein Allheilmittel gegen alle Krankheiten
ist. Die Entdeckung des Kristalls der psychischen Energie würde vielen
Krankheiten ein Ende bereiten. Alle bösartigen Krankheiten, wie z. B. Krebs,
sind nur in einem völlig erschöpften Organismus ohne psychische Energie
möglich. Es wäre interessant, das Blut eines Krebskranken zu untersuchen und es
mit jenem eines gesunden Menschen zu vergleichen. Viele nützliche Entdeckungen
könnten auf diese Weise gemacht werden. Übrigens werden solche Untersuchungen
bereits angestellt.
4.)
Alles, was zum Reinen und Guten bestrebt ist, sollte gefördert und geschützt
werden. Doch es muss verstanden werden, dass kein einziger Lehrer der
Bruderschaft nach jahrelangem Aufenthalt im Bollwerk während der Zeit des
Harmagedons unter Menschen leben kann. Wenn selbst fortgeschrittene Schüler
sich nicht lange in Tälern aufhalten und bestimmte Auren ertragen können, um
wieviel schwieriger ist es für die Lehrer der Weißen Bruderschaft! In dem Buch
”Die Briefe der Mahatmas” ist erwähnt, dass der Große Lehrer K. H. nach Kontakt
mit den Tälern und den Menschen schwer erkrankte. Der Große Lehrer K. H. ist
auf Geheiß des Herrschers von Schambhala für längere Zeit nach Tibet
zurückgerufen worden, um sein Schutznetz wiederherzustellen. Gewiss können sich
die Mahatmas vor den Einflüssen der Massen abschirmen, doch durch solch eine
Verteidigung würden viele sich plötzlich in der Feinstofflichen Welt vorfinden;
daher nutzen die Mahatmas diese Macht nicht. Wenn der Große Lehrer M. für
Treffen mit Frau H. P. Blavatsky Sikkim besuchte, rauchte er zum Schutz immer
ein spezielles Ozonpräparat. Das war übrigens der Beginn jener Mythe, dass
Mahatma M. Tabak rauchte. H. P. B. erwähnte in ihrer Beschreibung über das
Treffen mit M. M. eine indische Pfeife, doch vergaß sie hinzuzufügen, um welche
Pfeife es sich handelte und womit sie gefüllt war. So entstehen Mythen.
5.)
Und nun, was ist das Feuer Aryavarta? (AY 205) ”Aryavarta” bedeutet das Land
der Arier. Dies ist der alte Name von Nordindien, wo nach der Zerstörung von
Atlantis die ersten Neuankömmlinge aus Zentralasien siedelten. Dieser Name
bezieht sich hauptsächlich auf die Gebirgstäler der Himalajaketten, doch nicht
auf das ganze Flachland Indiens. Unser Ashram befindet sich in dem ältesten und
heiligsten Aryavarta. Das Feuer von Aryavarta bezeichnet den großen Geist und
die innere Kraft dieses Volkes. Die Indo-Arier nennen sich ebenfalls
Aryavartas.
Der
‚Balsam der Mutter der Welt‘ ist ein von meinem Sohn Swetoslaw hergestelltes
wunderbares Heilmittel, es basiert auf einem der ältesten Rezepte, doch mit
zusätzlichen neuen Bestandteilen. Es ist vor allem bei der Behandlung von alten
bösartigen Wunden unersetzlich.
6.)
Was bedeutet ”Santana mit dem Herzen durchschreiten”? (Herz 62) ”Santana”
bedeutet Strom. Im Buddhismus wird die Kette unserer Leben in ihrem steten
Fließen mit einem Strom verglichen. Daher bedeutet ”Santana mit dem Herzen
durchschreiten”: alle Leben in unermüdlichem Streben des Herzens zu
durchschreiten.
* * *
Wenn
Sie das von Ihnen erwähnte Buch lesen, vergessen Sie nicht, was ich Ihnen in
meinem letzten Brief über Visionen und Träume sagte. Alles Unechte in den von
Ihnen beschriebenen Einweihungsszenen wird Ihnen klar werden. Die Großen Lehrer
würden nie ihre kostbare Zeit mit solch kindischen Vorstellungen vergeuden.
Wahre Einweihung bedarf keiner Rituale. Sie vollzieht sich, wenn der innere
Mensch bereit ist, und nur der Große Lehrer ist zugegen, da Er den verwandelnden
Strahl lenkt, den der Schüler in sich aufnehmen muss.
Denken
Sie daran, was in dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA”, Bd. II, § 328, über den
höchsten letzten Akt aller Mysterien gesagt ist. ”… Der höchste und letzte Akt
aller Mysterien zeichnet sich durch das Fehlen jeglichen Zeremoniells aus. Oft
spricht der Einweihende zum Neophyten: Du bist zu Mir hierher gekommen, nun
bist du im Besitz des Geheimnisses; doch was kann Ich dir noch geben, wo sich
die Krone der Vollendung in dir selbst befindet?! Setze dich, öffne die letzten
Tore und Ich will dir den letzten Aufstieg durch Mein Gebet erleichtern.”
Denken Sie immer daran, dass es dort, wo die würdevolle Einfachheit
verlorenging, keine Schönheit gibt. Daher kann es dort die Große Nähe nicht
geben. Vergessen Sie auch nicht, dass alle Zeremonien auf Erden für die Erde
geschaffen wurden – gerade für das irdische Bewusstsein; wogegen die höchsten
Mysterien geheim gehalten wurden und bar jedes Zeremoniells waren.
8.
August 1934
Man
sollte das Leben auf der irdischen Ebene nicht als unreal oder für weniger real
als das in den anderen Welten betrachten. Nur das irdische Leben verleiht die
Grundlage für unsere weitere Vervollkommnung und bewusstes Sein in der
Feinstofflichen Welt. Nur hier, im Laboratorium dieses Lebens, können Wir neue
Antriebe und Energien erwerben und sie augenblicklich in höhere
Aufspeicherungen für das weitere Sein in den Feinstofflichen Welten umwandeln.
Wahrlich, ein auf der Erde bewusstes Leben gewährt die Wirklichkeit von Leben
in anderen Welten, denn im Kosmos herrscht vollkommene Übereinstimmung. Je
weiter, je tiefer daher unser Bewusstsein ist, umso feiner sind unsere Gefühle
– umso leuchtender und schöner ist für uns die Wirklichkeit aller anderen
Sphären.
Die
östlichen Lehren, die von Maja oder Illusion sprechen, meinen an erster Stelle
die ewige Veränderlichkeit aller Dinge im Universum. (Der Buddhismus sagt: ”Es
gibt keine Beständigkeit im Kosmos, da selbst der einfachste Gegenstand in zwei
aufeinanderfolgenden Momenten verschieden ist.”) Zweitens, durch den Hinweis
auf die vorübergehenden Zustände auf unserer Erde, genauso wie in den darauf
folgenden Welten, versuchen sie, uns zu lehren, nicht zu sehr an unserem
irdischen Körper zu haften und uns nicht den niederen irdischen Anziehungen
hinzugeben, sondern lieber zur ewigen Erneuerung (d. h. Evolution) und zu neuen
Eroberungen bestrebt zu sein. Sie empfehlen uns, um schöne geistige
Aufspeicherungen bemüht zu sein, da wir nur auf diese Weise ein wirkliches Sein
in den Feinstofflichen Welten fortsetzen können und beim nächsten Verweilen auf
Erden ein bewussteres Leben haben werden. Denken Sie daran, dass für den Geist
mit einem geringen Bewusstsein und ohne Bestrebung das Leben in der
Feinstofflichen Welt, trotz ihrer vollkommenen Realität, sehr trüb sein kann.
Daher ist es richtig zu sagen, dass alle Welten insoweit real sind, als unser Bewusstsein
imstande ist, sie zu erfassen. Gerade die Maja der Alten gleicht unserem Gesetz
der Relativität. So ist in Band I, § 322 des Buches ”Feurige Welt” gesagt: ”Die
ganze Wahrnehmbarkeit der Feinstofflichen Welt ist relativ, sie variiert
entsprechend der Bewusstseinsentwicklung.”
Seltsam
ist der Ausdruck Ihres Korrespondenten, ”dass nicht nur das Bewusstsein eines
Menschen unsterblich ist, sondern auch der eigentliche Mensch”. Doch Bewusstsein
ist, wie Sie richtig feststellen, der eigentliche Mensch! Da das Bewusstsein
eine Verbindung von hohen und niederen Energien ist, muss es natürlich gemäß
dem Grad und der Ebene, auf der dieses Ego (oder Bewusstsein) sich befindet,
sein entsprechendes Gefäß besitzen.
”Das
Bewusstsein enthält sowohl alle Spuren vergangener Leben, Eindrücke jeder
Erscheinung als auch jeden Gedanken und das Streben zur Öffnung eines weiten
Horizonts. Das Bewusstsein wird vom ”Kelch” und vom Herzen genährt, und jede
komprimierte Energie ist – untrennbar mit dem Geist verbunden – im Bewusstsein
eingelagert. Wird der Geist vom Körper getrennt, bewahrt er die völlige
Verbindung mit den höheren und niedrigeren Energien. Gewiss, der Lehrer lenkt
weise, indem er auf die lebendige Umwandlung hinweist. In der Tat, durch die
Unsterblichkeit des Geistes werden alle Äußerungen der Lebensenergie bewahrt.
Aus den Ablagerungen bilden sich die künftigen Kristalle; und Gedanke, Herz und
Schaffenskraft sowie alle anderen Erscheinungen sammeln diese Energie. Das
gesamte feurige Potential des Geistes besteht aus Ausstrahlungen von
Lebensenergie. Spricht man daher von Geist und Bewusstsein, so muss der Geist
als Kristall aller höheren Erscheinungen angesehen werden. Die Alten wussten
von der kristallenen Eigenschaft des Geistes, und der Geist offenbarte sich in
allen höheren Erscheinungen als Feuer oder Flamme. Daher ist es so wichtig, die
wahre Bedeutung feuriger Umwandlung zu verstehen. Wahrlich, Geist und Materie
verfeinern sich impulsiv zur Erlangung des höheren feurigen Bewusstseins.”
(Feurige Welt, Bd. III)
Weiterhin
schreibt Ihr Briefpartner, dass ein entwickeltes Ego sich den physischen Körper
nach seiner Vorstellung aufbaut. Ja, natürlich kann ein entwickeltes Ego selbst
in der Struktur des physischen Körpers viele Verbesserungen vollbringen; jedoch
sind alle Offenbarungen auf der physischen Ebene zugleich abhängig von den
Gesetzen eben dieser Ebene. Deshalb trägt auch das entwickelte Ego, wenn es in
eine bestimmte Rasse oder Nationalität hineingeboren wird, die Wesenszüge
dieser Rasse. Sie können Ihrem Briefpartner sagen, dass in allen von ihm
erwähnten Inkarnationen des Großen Lehrers immer die Merkmale der
entsprechenden Rasse und Nationalität, in welcher Er inkarnierte,
offensichtlich waren.
Falsch
ist auch die Meinung, dass das Studium der Astrologie einen Menschen
zurückhält. Bis jetzt ist Astrologie vor allem als eine Wissenschaft der
Zukunft erachtet worden. Doch es ist wahr, dass Astrologie in Händen von
”modernen Adepten” von Zuverlässigkeit weit entfernt ist. Auch hier in Indien
sind nur wenige gute Astrologen übriggeblieben.
Astrochemie
ist eine Wissenschaft der allernächsten Zukunft. Sowohl der Chemismus der
Sonnenflecken als auch der Einfluss des Mondes werden bereits studiert. Bald
wird auch der Chemismus der nächsten Planeten erforscht werden. Dies wird einen
weiteren Schritt zur offiziellen Anerkennung der Astrologie bedeuten, denn
Astrochemie ist die Grundlage der Astrologie. Doch die esoterische Astrologie
ist unter den modernen Astrologen wenig bekannt. Der Schlüssel zu ihr liegt in
den Händen der Großen Lehrer, und diese geben ihn nur den engsten Schülern –
und nur dann, wenn ihre Mission es erfordert. Das Wissen über die geheimen
Berechnungen esoterischer Astrologie in Händen des Bösen oder
Verantwortungslosen könnte die Zerstörung der Welt verursachen.
* * *
Sie
haben recht, dass gegenwärtig so viel Phantastisches und meist mittelmäßiger
Unsinn über die Großen Lehrer geschrieben wird. Sehr viele schädliche
Entstellungen wurden um die Großen Bildnisse zusammengetragen, genauso wie um
alle Lehren. Wahrlich, die Zeit der feurigen Reinigung ist jetzt gekommen, wie
von den Großen Lehrern vorausgesagt. Doch der phantastische Unsinn mancher
Schreiber ist vielleicht nicht so gefährlich, denn sie legen wenigstens etwas
in ihre Schriften, was sie als das Maximum an Kraft, Erhabenheit und Schönheit
erachten. Viel gefährlicher sind diese bewusst oder unbewusst falschen
Behauptungen von Personen, deren Autorität sich für viele Jahre festigte. Ihre
Empörung besteht völlig zu Recht; allerdings, über solche Inkarnationen wie von
Alexander dem Ersten oder Dmitri Donski wird in keinem der Bücher über die
Leben der Großen Lehrer berichtet.
* * *
Recht
haben Sie auch, wenn Sie meinen, dass in allen Versuchen der Finsteren ein
bestimmtes System vorhanden ist. Gerade sie sind bestrebt, jedes reine Beginnen
in Misskredit zu bringen. Und der leichteste Weg, dies zu erreichen, ist es,
finstere oder verantwortungslose Personen in die Zentren wohltätiger
Aktivitäten hineinzubringen. Das ist der Grund, warum in den Büchern der Lehre
so darauf bestanden wird, Neuankommende genau zu erkennen.
Unterscheidungsvermögen ist der Schlüssel zur Errungenschaft und zum Erfolg.
Daher ist der Gedanke, Gruppen für das Studium von Wissenschaft und Kunst zu
bilden, weise und in jeder Hinsicht nützlich. Solche Studien stimmen mit den in
der Lehre aufgezeigten Aufgaben der Selbstvervollkommnung mehr überein als
vieles andere. Darüber hinaus würde dies eine gute Gelegenheit bieten, die
Charaktere der Studierenden zu beobachten, um in die Lehre der Lebendigen Ethik
nur gründlich geprüfte Personen aufzunehmen.
Wissenschaft,
Kunst und die LEBENDIGE ETHIK bilden eine schöne Dreiheit. Machen Sie es sich
daher zur Regel, dass es nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität
ankommt; lassen Sie jene ziehen, die auf dem Pfad des Lichts nicht folgen
können. Denken Sie daran, dass Buddha einmal, nachdem er seine Predigt beendet
hatte, von 5.000 seiner Anhänger verlassen wurde und nur eine kleine Gruppe
übrigblieb. Doch der Große Lehrer lächelte und sagte: ”Es ist gut, dass sich
die Spreu vom Weizen trennte; es verbleibt die Gemeinschaft, die in ihrer
Einigkeit stark ist.” Ja, die Großen Lehrer schätzen eine engverbundene Gruppe
geprüfter Mitarbeiter und suchen keine Menschenmassen.
Ich
möchte aus der Lehre folgendes zitieren: ”Nicht ohne Grund wählten die alten
Weisen für sich die Beschäftigung mit Kunst oder mit dem Handwerk. Jeder musste
sich einige Handfertigkeiten aneignen. Sie sahen darin ein
Konzentrationsmittel. So stärkt jeder in seinem Streben zur Vervollkommnung den
Willen und die Aufmerksamkeit. Auch an den uns zugegangenen Gegenständen kann
man eine hohe Qualität an Kunstfertigkeit wahrnehmen. Gerade jetzt ist die Zeit
gekommen, sich wieder handwerklicher Arbeit zuzuwenden. Man kann die geistigen
Begrenzungen nicht mit den Grenzen der Maschine gleichsetzen. Man muss sich die
Zeit nehmen, Qualitätshandarbeit zu schaffen, die die Vorstellung wieder
belebt. Gerade Qualität und Vorstellungskraft sind auf den Stufen der feurigen
Errungenschaft miteinander verbunden.” (Feurige Welt, II. Bd.)
Glauben
Sie nicht, dass dies ein herrliches Gebot zur Formung neuer Gruppen ist?
* * *
Auf
die von Ihnen erwähnte Bemerkung eines Ihrer Widersacher, ”in den Büchern der
Lebendigen Ethik wären zu viele drohende Warnungen, und dies sei nicht die
Methode Christi”, könnte geantwortet werden, dass diese Person die Lehre
Christi nicht kennt oder versteht, eine Lehre, die in ihren Angriffen gegen die
Scheinheiligen sowie in ihrem Streben zum selbstlosen Dienst an der Menschheit
streng ist. Auch könnte man auf verschiedene ernste Warnungen in den Worten
Christi hinweisen. Allerdings, schwache Herzen ziehen es vor, ihre
widerlichsten Verdrehungen mit dem allesverzeihenden Lächeln eines Bildnisses
Christi zu verdecken, das sie in gotteslästerlicher Art selbst schufen. Wie
ungerecht, grob und bedeutungslos wäre solch eine nachsichtige und alles verzeihende
Liebe! Seit langem ist gesagt worden, dass ”alle Wasser von Urdar und Uruvela
die von solch gotteslästerlichen Händen verursachte Beschmutzung des Gewandes
Christi nicht reinwaschen.” Wahrlich, die Zeit für die feurige Reinigung der
Großen Bildnisse der Lehrer und ihrer Vermächtnisse ist gekommen!
Denken
Sie daran, dass Besessene immer in gotteslästerlicher Weise über die Lehre
sprechen; das ist ein ihnen eigener Wesenszug.
Und
nun zu Ihren drei Fragen. ”Siddha” ist ein Heiliger und Weiser, der bereits
eine beinahe gottähnliche Stufe erreicht hat. ”Siddhi” sind Merkmale der
Vervollkommnung oder die durch ein reines Leben erworbenen phänomenalen
Fähigkeiten und Kräfte der Yogis. ”Saddhu” ist eine heilige Person, ein
geistiger Lehrer, und diese Benennung wird derzeit fast für alle Wandermönche
und Pilger angewandt.
Sie
fragen nach dem Begriff ”Khatak der Mutter der Welt” (Herz 203). ”Khatak” ist
die heilige Seidenschärpe, die Mongolen und Tibetaner allen geistigen
Vertretern und besonders geachteten Persönlichkeiten als Zeichen der Verehrung
überreichen. In buddhistischen Schreinen sind alle Heiligenbilder mit diesen
Seidenschärpen verhüllt oder darin eingehüllt, deren Länge von einem bis zu
fünf Yard reicht und die eine Breite von einem Viertel bis zu einem Yard
aufweisen. In Tibet sind die Schärpen weiß und gelb und in der Mongolei blau
und gelb. Manchmal sind sie mit Heiligenbildern oder Glückszeichen durchwirkt.
Der Khatak ist ein Symbol des Schutzes und der Hilfe. Auf den heiligen Gemälden
Tibets und der Mongolei, den sogenannten Tankas oder Bannern, kann man vielfach
bildlich dargestellt sehen, wie ein Heiliger aus der Feinstofflichen Welt einem
Sünder in den niederen Sphären einen Khatak hinunterreicht, auf dem der Sünder
aufsteigt.
* * *
Der
Große Geist an der Spitze des Neuen Zyklus muss die Synthese aller großen
Bildnisse jedes vergangenen Zyklus in sich vereinen. Daher umfasst die Synthese
von Maitreya alle Strahlen.
11.
August 1934
Ich
kann Ihrer Feststellung, ”der Verdienst der Inquisition läge darin, durch
Verbrennen von ungefähr zehn Millionen Hexen und Zauberern die Massen von
schwarzer Magie und Satan gewidmeten nächtlichen Orgien abgehalten zu haben”,
nicht beistimmen. Wahrlich nicht! Durch Töten von Millionen ihrer Opfer schuf
die Inquisition die fürchterlichste unheilvolle Besessenheit. Wir wissen aus
den Geheimen Lehren, dass die vor Ablauf ihres Lebensimpulses gewaltsam in die
Feinstoffliche Welt getriebenen Seelen über einen noch nicht erschöpften Vorrat
an magnetischer Anziehungskraft verfügen. Da sie wegen der niederen Entwicklung
ihres Bewusstseins die Ströme der höheren Schwingungen nicht aufnehmen können,
sind sie an die Erde gebunden. So drängen sie danach – ganz gleich durch welche
Mittel –, mit diesen Lebenskräften in Berührung zu kommen. Nach der Inquisition
zog Ingrimm und Rachsucht diese Opfer zu ihren Verfolgern. Indem sie ihre
Mörder besessen machten, zwangen sie diese, noch ärgere Verbrechen zu begehen;
manche trieben sie bis zum Selbstmord, um die Ausstrahlung des Blutes genüsslich
zu absorbieren und, wenn auch nur für kurze Zeit, die Illusion des Lebens zu
erfahren.
Nein,
die Inquisition ist nicht nur zur Verfolgung von kläglichen Hexen und Zauberern
(meistens waren es Medien) eingerichtet worden, sondern um alle andersdenkenden
Menschen und die persönlichen Feinde der auf absolute Macht erpichten Vertreter
der Kirche zu vernichten. Zu den sogenannten Feinden der Kirche zählten vor
allem die aufgeklärten Geister, die sich für das Allgemeinwohl einsetzten,
sowie die wahren Nachfolger des Testamentes Christi. Freilich, die leichteste
Art, die Feinde zu vernichten, war, sie zu beschuldigen, mit dem Teufel im
Bunde zu sein. Diese teuflische Psychologie versuchten die sogenannten ”Hüter
der Reinheit der christlichen Grundsätze” auf jede mögliche Art dem Bewusstsein
der Massen einzuflößen. Kein Wunder also, wenn an jenen Tagen Visionen von
Nonnen und Mönchen den Stempel satanischen Einflusses trugen, da sie voller
teuflischer Bilder und aller Art hässlicher Versuchungen waren.
Die
Verfolgung der armseligen Hexen und Zauberer, der Medien und Besessenen war nur
ein Vorwand. Die Inquisition wurde geschaffen, um ungehemmt die Herrschaft über
die arme, geängstigte Bevölkerung zu erlangen. Die wirksamsten Mittel, dies zu
erreichen, waren Erpressung und Vernichtung aller jener, die bestrebt waren,
Licht in die Finsternis des Mittelalters hineinzutragen, – jener, die zu
unabhängig waren, die es wagten, vom Allgemeinwohl zu sprechen und sich gegen
dieses durch die Vertreter der Inquisition verkörperte Teufelsreich
aufzulehnen. Die Errichtung der Inquisition war eine schreckliche Karikatur
Göttlichen Gerichts. Sie wurde vom Fürsten dieser Welt angestiftet, um den
menschlichen Glauben an die Reinheit, Güte und Gerechtigkeit der Kirche für
immer zu verfälschen.
Es
ist erbaulich, die von ihren eigenen Geistlichen geschriebenen Biographien von
Heiligen der katholischen Kirche zu lesen. Diese Kirchengeschichte ist eines
der blutigsten Kapitel in der menschlichen Geschichte überhaupt. Ein anderes
unvergessliches Verbrechen war das Blutbad der Bartholomäusnacht, das mit
Massenmord gleichbedeutend geworden ist. Ich rate Ihnen, den ”Großinquisitor”
von Dostojewski wieder zu lesen. Unzweifelhaft ist dieses Werk von seinem
inspirierten Geist diktiert worden. Auch im Westen wurde im letzten Jahrhundert
ein bemerkenswertes Buch von E. D. White veröffentlicht: ”Der Kampf der
Religion mit der Wissenschaft”.
Sie
handeln richtig, wenn Sie vor dem Interesse am Spiritismus warnen. Ich muss
hinzufügen, dass in früheren Zeiten alle magischen Rituale und Handlungen in
Ehren gehalten und von den Vertretern der westlichen Kirchen genau befolgt
wurden und dass von ihren Nachfolgern und Anhängern auch heute noch Magie
betrieben wird. Denken wir an die Zauberbrüder von Papst Honorius und andere.
Über die ganze Welt verbreiten sich viele schwarze Logen. Wie könnte es auch
anders sein? Wir befinden uns jetzt inmitten der in den meisten alten
Prophezeiungen und Schriften der Völker vorausgesagten Größten Schlacht. Wir
nähern uns der vom Archistrategen Michael geführten großen entscheidenden
Schlacht zwischen den Armeen des Lichts und den Horden des Fürsten dieser Welt.
Wir nähern uns dem Tag des Großen Gerichts, wo die ganze Armee von Gog
(barbarisches Volk der Bibel, welches in der Endzeit untergeht – Anm. des
Herausgebers) vernichtet werden muss. Doch unabänderlich ist das Gesetz des
Lichts; die Finsternis wird niedergeschlagen werden.
Ganz
richtig bezeichnen Sie den Spiritismus und alle magischen Praktiken als
”geistige Entartung”. Spiritismus führt auf Abwege; er öffnet den entkörperten
Wesenheiten, die meistens der niederen Sphäre der Feinstofflichen Welt
angehören, das Tor; Spiritismus dient der Evolution ebenso wenig wie Magie. Es
kann beobachtet werden, dass viele, die okkulte Schriften lesen, sich auf alles
stürzen, was sich in der einen oder anderen Art mit Psychismus befasst und auf
die Möglichkeiten zur Erwerbung verschiedener psychischer Kräfte hinweist. Doch
fast niemand denkt daran, ”Was geistige Entwicklung” bedeutet! Wie man das
Gefühlswissen in sich erweckt, was den einzigen Weg darstellt, um wahre
geistige Erleuchtung zu erlangen.
* * *
Sie
fragen, ob man einen irdischen Lehrer haben soll, wenn man bereits als enger
Schüler vom Großen Meister aufgenommen worden ist? Doch lassen Sie mich daran
erinnern, dass auch Sie eigene Gruppen bilden und die Lehrer bestimmen! Warum
tun Sie das? Tun Sie es nicht, um die Aufnahme der ersten Stufen der Lehre
besser zu gestalten und folglich den weiteren Fortschritt zu ermöglichen? Und
wie würden Sie solche Lehrer bezeichnen? Sind sie nicht auch irdische Lehrer?
Und waren nicht auch die großen Religionsstifter und Philosophen zu ihrer Zeit
”irdische Lehrer”? Verspotteten die Menschen sie nicht und lehnten sich gegen
sie auf? Und jetzt werden sie von denselben Widersachern in den Rang der Götter
und Großen Erleuchteten erhoben!
Haben
Sie je darüber nachgedacht, warum wir in der Großen Gemeinschaft oder
Bruderschaft meistens solchen begegnen, die Orientalen von Geburt sind? Hat
dies nicht etwas mit dem spezifischen Wesen der Menschen des Ostens zu tun,
einem Wesenszug von ganz besonderer Eigenart? Genauso ist es. Und die erste
dieser Eigenschaften, die sich dem Bewusstsein der Menschen im Laufe von
Jahrhunderten einprägte, ist gerade die Hingebung an den Guru! Im Osten wird
das Band zwischen Schüler und Guru auch jetzt noch, über jede
Blutsverwandtschaft hinaus, als das heiligste betrachtet. Und okkult gesehen,
ist dies ganz richtig, denn der Lehrer schafft das Bewusstsein des wahren
Menschen, des inneren Menschen, des Trägers von Karma; daher übernimmt der Guru
auch Verantwortung für einen Teil des Karmas seines Schülers. Die Auswahl von
Schülern muss darum mit größter Überlegung und Sorgfalt getroffen werden.
Doch
jene, die vom Verstehen des heiligen Begriffs der Jüngerschaft noch weit
entfernt sind, dürfen von uns nicht gezwungen werden. Mögen sie ihren eigenen
Weg gehen. Der kürzeste Weg, der Weg des Herzens, wird selten erreicht – oder
besser gesagt, selten gewählt. Er erfordert einen hohen Grad an Ergebenheit,
dieser seltensten Eigenschaft des Edelmuts, die in unserem Zeitalter in
negativer Verkehrung in Erscheinung tritt, indem sie hauptsächlich durch
Hingabe an das ”goldene Kalb” ersetzt wird.
Sie
fragen, ”warum so viele gute Aktivitäten sich nicht entwickeln können”? Meine
Antwort ist, ”weil die Kette mit der Hierarchie zerrissen wurde”. Das Gesetz
der Hierarchie ist unabänderlich, denn es ist ein kosmisches Gesetz. Niemand
kann ein vom kosmischen Gesetz und den Großen Lehrern festgesetztes Glied
überspringen. Mögen die Blinden sich vorübergehend selbst betrügen, doch bitter
wird ihr Erwachen sein. Achten wir daher jeden, der das Licht der Lehre bringt.
Ich will Ihnen ein wunderbares Beispiel an Ergebenheit nennen.
In
der Großen Gemeinschaft gibt es einen Bruder, der im 17. Jahrhundert ein
berühmter Chemiker war. In seinem irdischen Leben hatte er einen Diener, der
ihm mit Leib und Seele ergeben war und die meiste Zeit seines Lebens im
Laboratorium des Meisters verbrachte. Trotz geringer intellektueller
Entwicklung wurde dieser Diener infolge seiner tiefen Ergebenheit nach seinem
Tod in die Gemeinschaft aufgenommen; und jetzt, in seinem feinstofflichen
Körper, kann er seinem Meister nach wie vor helfen. Wahrlich, Hingebung wirkt
Wunder; es ist die erste Eigenschaft, welche Geistigkeit bewirkt. In der Tat,
Geistigkeit ist ohne diese Eigenschaft unmöglich!
Nach
solchem Beispiel von Hingabe mag es für viele klarer erscheinen, warum die
Bedeutung des Lehrers und der hierarchischen Kette so hervorgehoben wird. Damit
möchte ich meine Erläuterungen abschließen und nochmals darauf hinweisen, dass
alle, die sich bemühen, diese Lehre im Leben anzuwenden, zweifellos unter dem
Strahl des Großen Lehrers stehen; und die Aufnahme in den engeren Jüngerkreis
hängt nur ab von Beharrlichkeit und früherem Karma. Lasst uns daher mutig sein
und freudvoll dem großen Ziel, – ich möchte sagen, dem größten Ziel –,
zustreben, denn den Pfad wahren Dienens zur Hierarchie des Lichts beschreitend,
erfüllen wir den Zweck des Lebens nach kosmischem Gebot.
* * *
Manche
sagen, dass es in den höheren Welten nichts Böses gäbe; doch ich möchte es so
formulieren: In den höheren Welten gibt es nichts bewusst böse Wirkendes, doch
sind auch dort – wie überall – Licht und Schatten unvermeidlich, denn Licht und
Schatten bestimmen das Große Gleichgewicht des Universums.
12.
August 1934
Intellekt
und Gelehrsamkeit waren niemals die Hauptfaktoren zur Annäherung an die Quelle
der Wahrheit. Oft entwickelt sich Intellekt auf Kosten des Herzens und erstickt
das große Feuer des Gefühlswissens. Unausgeglichenheit zwischen dem Intellekt
und dem Herzen wird die Große Wahrheit entstellen wie ein Zerrspiegel. Die
Menschen geben jede große Idee nach ihrem eigenen Zerrspiegel wieder; daher
gibt es solche Entstellungen der Lehren, solche Karikaturen der Großen
Gestalten. Es ist gesagt worden: ”Die Reinigung des Bewusstseins und der Lehren
ist die größte Aufgabe unserer Zeit.” Zur Zeit wimmelt es von ”Eingeweihten”,
”Hierophanten” und ”großen Inkarnierten” usw. Doch man kann die Betrüger leicht
erkennen. Es mangelt ihnen vor allem an Einfachheit und Bescheidenheit. Während
die großen Eingeweihten oder Beauftragten in ihrem Leben ganz einfach sind und
versuchen, sich nach außen hin durch nichts zu unterscheiden und über ihre
Errungenschaften schweigen, lieben es die Selbstbetrüger, sich mit Geheimnissen
zu umgeben, sie reden über ihre großen Einweihungen genauso, wie sie sich
hochklingende Titel und Namen zulegen, ohne selbst zu wissen, worin wahre
Einweihung besteht. Wahre Einweihung hat nichts mit irgendwelchen für die Masse
ersonnenen Ritualen zu tun; Einweihungen können an verschiedenen Orten und in
Wohnungen stattfinden; sie bedürfen nur einer Bedingung – der geistigen
Bereitschaft des Schülers. Und diese Bereitschaft wird vom ”Thermometer” in den
Händen der Großen Lehrer nachgewiesen. Einweihung besteht in der Aufnahme der
höheren Strahlen unterschiedlicher Stärke und Qualität. Oft befinden sich
solche, die aufrichtig zum Guten bestrebt sind, unter dem Einfluss dieser hohen
Strahlen, obwohl sie dies zu Anfang gar nicht vermuten. Die Vorbereitung für
die Aufnahme der höheren Strahlen ist oft sehr langwierig; alles hängt von den
Aufspeicherungen des Schülers ab.
In
Hingabe und Liebe zur Großen Hierarchie des Lichts wird alles, selbst das
Mühsamste und Schwierigste, gelöst und überwunden. Daher – viel Glück!
Herzlichen
Dank dafür, dass Sie durch Ruhe und Besonnenheit den Versuchungen und Angriffen
der Finsteren standhielten. Wir haben oft Warnungen über geplante Intrigen und
Unterdrückungen vernommen, doch bei Nachforschung erwiesen sie sich in den
meisten Fällen als Machenschaften der Feinde, die hofften, die Schwachen
einzuschüchtern und so die Kraft der ganzen Bewegung zu schwächen. Doch Sie
handelten ausgezeichnet und weise, indem Sie alle Märchen und Gerüchte
ignorierten; Prüfen und Aufklären erwiesen sich als beste Taktik. Wir haben
nichts zu fürchten, denn es gibt nichts Ungesetzliches in unserer Tätigkeit. Im
Gegenteil, sie stützt die besten Fundamente, auf denen das Leben gründet. Die
LEBENDIGE ETHIK ist jetzt so nötig! Wie ich einer unserer Mitarbeiterinnen
schrieb, ist es wichtig, erzieherische und kulturelle Ideen zu hegen, ohne für
die Lehre zu werben oder sie gar jemandem aufzudrängen. Dies gilt umso mehr,
als sich die in der Lehre aufgezeigten Grundsätze und Ideen nicht durch
irgendwelche Spezifikationen oder Besonderheiten auszeichnen, sondern unter dem
Begriff LEBENDIGE ETHIK so wundervoll in die Praxis umgesetzt werden können.
Der Lehre können viele Themen für Vorträge entnommen werden. Jetzt ist es
wichtig, das Bewusstsein jener zu heben und zu erweitern, die bereit sind, dem
Licht zu folgen. Dieses Licht kann jedoch nur entsprechend der Entwicklung des
menschlichen Bewusstseins enthüllt werden, mit einfachen Methoden, wodurch,
ausgehend von zugänglichen Vorstellungen, eine allmähliche Erweiterung dieser
Begriffe vom Einfachsten bis zu Weltmaßstäben erreicht wird.
* * *
17.
August 1934
Wie
ich bereits des öfteren erwähnte, ist es sehr wichtig, die erzieherischen und
kulturellen Ideen ins Leben hineinzutragen, ohne den Menschen die Bücher der
Lehre aufzuzwingen. Umso mehr, als die in der Lehre enthaltenen Grundsätze und
Ideen keinen besonderen Stempel tragen und mit dem allgemeinen Begriff der
LEBENDIGEN ETHIK vereinbar sind. Der Lehre des Lebens können viele Themen für
Vorträge und Aufsätze entnommen werden. Die grundlegende Regel muss es daher
sein, nicht anzulocken und nicht aufzudrängen. Da es wichtig ist, das Bewusstsein
jener zu heben, die fähig sind, mit der Evolution Schritt zu halten, sollte
durch einfache Methoden und Vorstellungen allmählich eine Erweiterung der
Begriffe bis zum vollen Umfang erreicht werden. Allerdings verstehe ich sehr
gut, dass es schwierig ist, sich stets dem Bewusstseinszustand der Massen
anzupassen, doch die große Freude, dauernd aus der unerschöpflichen Quelle des
Wissens und der Schönheit schöpfen zu dürfen, ist uns vorbehalten.
Sie
dürfen nicht glauben, dass Sie uns mit Sorgen belasten. Denn worin besteht
unsere Arbeit? Wofür arbeiten wir? Jede Sorge um die Kultur bereitet uns
Freude.
Wo
es keine Sorge gibt, da gibt es keine Liebe. Denken Sie daran, was gesagt ist:
”Belastet Mich mehr, legt mir die Last der Welt auf, Ich aber werde meine
Kräfte noch vervielfältigen. Wenn Wir im Garten der Schönheit wandeln, fürchten
Wir die Lasten nicht.” (Blätter des Gartens MORYA, I, § 368). Daher ist Ihr
Entschluss, solch ”negative” Arbeiten nicht zu übernehmen (weil, wie Sie sagen,
dadurch Schwierigkeiten in unser Leben hineingetragen würden), nicht richtig.
Und zwar ist es deshalb nicht richtig, weil es keine negative Arbeit gibt, wenn
für aufbauende Ziele gearbeitet wird. Darüber hinaus kann uns nichts Negatives
oder Unangenehmes schrecken; unser Leben ist voll von großen Sorgen – es ist
fast unvorstellbar! Zu Ihrer Feststellung, ”dass es besser ist, diese Dinge
durch eigene Anstrengung zu regeln”: Es ist immer ratsam, den höchsten Grad
selbständiger Tätigkeit sowie Wachsamkeit für die Überwindung von Hindernissen
zu entwickeln, – wie könnten wir sonst Erfahrungen sammeln? Im schwierigsten
Augenblick, wenn alle Mittel erschöpft sind, wird der RAT erteilt, doch auch
seine Ausführung erfordert Wachsamkeit und Fähigkeit.
Sie
fragen: ”Gibt es in der Initiative, wenn sie auf das Allgemeinwohl und den
Dienst gerichtet ist, Selbstsucht?” Natürlich nicht, doch das menschliche Wesen
ist so kompliziert, dass einzig und allein das reine Gefühlswissen die Motive
unterscheiden kann. Aus diesem Grund bestanden und bestehen noch alle Lehren
auf der Entwicklung des Gefühlswissens, ohne das es keine wahre Geistigkeit
geben kann. Im menschlichen Wesen gibt es so viel durch Jahrhunderte
aufgespeicherte Selbsttäuschung, dass es nicht leicht ist, plötzlich ein
unparteiischer Richter der eigenen Beweggründe zu sein.
Von
den Großen Lehrern wird jede Arbeit entsprechend dem Grad der Selbstlosigkeit,
die in sie hineingelegt wurde, bewertet. Daher müssen die engsten Mitarbeiter
die Selbstlosigkeit im Dienen erkennen, und unter allen Umständen sollte jeder
sein Bestes geben. Es steht uns nicht zu, darüber zu richten, wer mehr und wer
weniger leistet. Was wichtig erscheint, ist das innere Feuer, das wir in die
uns anvertraute Arbeit hineinlegen. Die Zeit ist ein großer Gestalter, und im
Verlauf der Zeit klärt sich vieles und nimmt die unerwartetsten Formen an. Der
wahre Schüler lebt mit dem Herzen, denkt und urteilt mit dem Herzen; und
dadurch entwickelt er in sich einen so machtvollen Magneten, dass alle
Neuankommenden von ihm angezogen werden. Nach diesem Magneten kann man eine
Person beurteilen. Der Magnet wird durch viele Aufspeicherungen aufgebaut und
entwickelt, – und solch einen Magneten kann man nicht verbergen. Selbst ein
gewöhnlicher Magnet wirkt durch scheinbar undurchdringliche Hindernisse, doch
um wieviel mächtiger ist die alles durchdringende Kraft eines geistigen
Magneten! Deshalb sollten wir uns vor allem um unseren eigenen individuellen
Magneten kümmern und seine Kraft in solchem Maß entwickeln, dass er imstande
ist, etwas davon an jene abzugeben, die ihrer bedürfen.
Freundlichkeit
in der Zusammenarbeit trägt sehr dazu bei, diese Kraft auszustrahlen; und wird
dies geübt, so erhöht sich ihre Stärke. Die Menschen leben auf, wenn sie mit
einer machtvollen magnetischen Aura in Berührung kommen. Natürlich kann man
keine augenblickliche Erneuerung erwarten; es bedarf in allem einer
angemessenen Zeit. Doch durch ein herzliches Verhalten und verantwortliche
Aufmerksamkeit können Wunder geschehen. So muss man in allem Geduld üben. Dies
sollte unsere erste und absolut wesentliche Disziplin sein. Es wurde gesagt: ”…
die großartigste Person ist die, welche die größte Geduld besitzt”. Lasst uns
diese weise Regel befolgen und wirklich Geduld üben. Die Zeit ist so
bedrohlich, so großartig, dass wir die Umstände nicht erschweren sollten.
Wahr
gesprochen, jeder sollte nur den einen Gedanken hegen – wie er die geistige
Entwicklung beschleunigen könnte. Denn nur der Geist kann uns erheben und uns
über den Abgrund tragen. Unter den Füßen der Menschheit öffnen sich viele
Abgründe. Es ist gesagt: ”Die Lehre kommt zur bedrohlichen Stunde, um jene zu
sammeln und zu retten, die dem Licht folgen können.”
”Das
Schicksal der Länder wird auf der Kosmischen Waage gewogen. Jene, die mit dem
Kosmischen Magneten voranschreiten, werden das Licht der Zukunft erblicken;
doch jene, die gegen alle erleuchteten Anfänge vorgehen, werden die volle Last
des Karma verspüren. Die Schlacht zwischen Licht und Finsternis durchdringt den
ganzen Weltenraum. Alle Begebenheiten werden auf der Kosmischen Waage gewogen!
Jede Stunde trägt eine neue kosmische Welle herbei, und auf der Kosmischen
Waage werden stündlich neue Schwankungen angezeigt. Der Raum erklingt von den
neuen Verheißungen, die zur Feurigen Welt führen. In der kosmischen Spannung
werden neue feurige Möglichkeiten geschaffen. Lasst uns auf dem Pfad zur
Feurigen Welt in jeder Tat, in jeder Bestrebung das Gesetz des Kosmischen
Magneten begreifen.” (Feurige Welt, III. Bd.)
* * *
Das
Leben ist sehr kompliziert, und nur das mit dem Höheren Willen verbundene Bewusstsein
kann die rechte Richtung wahrnehmen und sein Schiff durch alle Stürme steuern.
Doch die Stürme sind unvermeidlich und sowohl für das Schiff als auch für den
Steuermann und die ganze Mannschaft von Nutzen; denn nur so werden Kraft und
Standhaftigkeit erprobt sowie Furchtlosigkeit und Wachsamkeit entwickelt.
Man
muss allerdings fähig sein, bösartigen Verleumdern harten Widerstand zu
leisten, wenn sie von jener Sorte sind, die wirklichen Schaden zufügen. Oftmals
jedoch ist Verleumdung nicht mehr als ein Spatzengezwitscher, und dann mag man
wohl erwägen, ob es zweckmäßig wäre, eine Kanone abzufeuern.
* * *
Die
Gruppenleiter sollten nicht nur Lesungen halten, sondern auch mit Schülern die
Fragen diskutieren, die sich im Zusammenhang mit der Lehre ergeben. Auf alle
Fälle sollten Fragen gestellt werden, doch ich weiß aus eigener Erfahrung, wie
schwer es ist, die Schüler dazu zu bewegen. Sie haben es lieber, dass der
Lehrer ein Thema wählt und es erörtert. Doch das Wichtigste ist für sie, Fragen
zu stellen, denn nur durch die Fragestellung kann man sowohl auf die Richtung
des Gedankens als auch auf die Höhe des Bewusstseins schließen. Außerdem ist es
für den Lehrer selbst die beste Übung. Oft gehen die Schüler vom unerwartetsten
Gesichtspunkt an die Frage heran und geben so dem Lehrer die Möglichkeit, sein
eigenes Verstehen zu erproben. Der Lehrer wird gemacht und nicht geboren!
Wahrlich, wir lernen, indem wir lehren!
Und
hinsichtlich der Frage, ”auf welche Art die Mehrheit der Frauen mitarbeiten
könnte”, müssen wir vom grundlegenden Gedanken ausgehen. Daher möchte ich
sagen, sie könnten mithelfen bei der Aufgabe, das Gleichgewicht der Welt
herzustellen. Wahrlich, der bestehende Zustand des gestörten Gleichgewichts
bedroht sowohl die Menschheit als auch den ganzen Planeten. Wie kann die Welt
bestehen, wenn die Grundlagen des Lebens verletzt werden! Darüber wurde in der
Lehre vieles gesagt, und die gegebenen Weisungen lassen sich noch ausbauen. Ich
will einige Bestätigungen zitieren: ”Das Banner des großen Gleichgewichts der
Welt muss von der Frau erhoben werden. So ist die Zeit gekommen, wo die Frau
für die ihr genommenen Rechte wie auch für jene, die sie freiwillig aufgab,
kämpfen muss.”
Der
allgemeine Verfall, dem wir heute gegenüberstehen, der drohende Niedergang
vieler Länder sind das Ergebnis des ständig gestörten Gleichgewichts durch die
Unterwürfigkeit und Unterdrückung der Frau. Durch die Erniedrigung der Frau
erniedrigt sich der Mann selbst; und ohne Wiederbelebung wahrer Ritterlichkeit
und Güte kann der Geist sich nicht erheben.
Es
wurde auch gesagt: ”Wie der Lehrer durch seine Schüler schafft, so schafft die
Frau durch das männliche Prinzip. Somit hebt die Frau den Mann empor.” (FW III,
241) Folglich muss sich die Frau in solch einem Grad geistig, moralisch und
intellektuell erheben, dass sie den Mann nach sich ziehen kann. Erinnern Sie
sich an das Gemälde von N. K. ”Sie, die führt”? So muss die Frau den ihr
bestimmten Platz einnehmen. Sie muss nicht nur ein gleichwertiger Mitarbeiter
in der Gestaltung des ganzen Lebens, sondern auch ein Inspirator zu lebendigen
Heldentaten werden. Die größte Aufgabe besteht darin, die Menschheit zu
vergeistigen und gesunden zu lassen, indem man sie zum Streben nach Heldentat
und Schönheit inspiriert. Doch die Frau muss sich zunächst selbst ändern! Daher
muss der Aufruf an die Frau vor allem ein Aufruf zur Selbstvervollkommnung
sein, zur Wahrung ihrer Würde und ihrer großen Bestimmung, die Grundlagen des Daseins
zu legen und den Antrieb zur Schöpferkraft und Schönheit zu wecken. Es ist
gesagt: ”Das Gleichgewicht der Welt kann ohne das wahre Verstehen des Uranfangs
nicht hergestellt werden … Darum lasst uns im Bewusstsein die Kraft des
Gleichgewichts als den Antrieb des Seins, des Uranfangs und der Schönheit
bestätigen. Folglich ist es unerlässlich, das Weibliche Prinzip im Geist zu
bejahen.” (Feurige Welt, III. Bd.)
Als
Motto würde ich anführen: ”Geistigkeit, Heldentat, Schönheit”. Diese Dreiheit umfasst
alles.
Nun
zu der Frage, die Ihren Geist so sehr beschäftigt: ”Wie kann man feststellen,
zu welchem Element jemand gehört?” Sicherlich, das Horoskop könnte es
enthüllen. Auch mit den geringen Kenntnissen, über die die moderne Astrologie
verfügt, kann das in einem Menschen vorherrschende Element bestimmt werden.
Doch das esoterische Wissen ist scharf auf den grundlegenden Ursprung des
Geisteskornes ausgerichtet.
Darüber
hinaus müssen sich die Menschen nicht nur nach den Elementen und dem Leitstern,
unter dessen Strahl das Geisteskorn (nicht die Persönlichkeit!) geboren wurde,
vereinen, sondern man muss ein anderes kosmisches Grundgesetz in Betracht
ziehen, genannt ”Das Kosmische Recht”. Daher hat die Legende von den Dualseelen
eine tiefe Bedeutung. Und dieses Gesetz ist in den Sternen aufgezeigt. Die
Alten konnten diese Zeichen lesen; der Schlüssel dazu wurde den Hohen
Eingeweihten übergeben. Doch heute würde solch ein Wissen in den Händen der
entarteten Menschheit mehr Unheil und Verworrenheit bringen als Wohlergehen und
Glück. Deshalb sind die Großen Lehrer so bemüht, Geistigkeit zu erwecken und das
Bewusstsein zu erweitern, denn Sie möchten der Menschheit das Wissen über die
großen Gesetze übergeben. So kann von diesen Gesetzen jetzt nur gesagt werden, dass
sie in Reichweite der Wissenschaft der Zukunft liegen. Nichtsdestoweniger ist
es notwendig, das Bestehen dieser Gesetze zu erwähnen, damit die
Wissenschaftler allmählich beginnen, in dieser Richtung zu forschen.
Freilich,
selbst eine oberflächliche Kenntnis von Astrologie kann oft helfen, mehr oder
weniger harmonische Bande zwischen Menschen zu knüpfen oder auf günstige und
ungünstige Daten hinzuweisen. Doch in den Händen unverantwortlicher oder
bösartiger Menschen kann dieses Wissen sehr leicht Schaden verursachen. Der
Schlüssel für alle Rätsel liegt im Menschen selbst und ist immer zu seiner
Verfügung. Es gibt Menschen, die es verstehen, diesen Schlüssel zu gebrauchen,
und ihr Leben gestaltet sich wundervoll. Lasst uns darum eifrig bemüht sein,
die Auferstehung des Geistes zu beschleunigen; denn der Schlüssel zu vielen
Geheimnissen wird in die verdienten Hände gelegt werden. Die Zeit naht.
Es
tut mir aufrichtig leid, dass ich Ihnen nicht diese Freude bereiten kann, doch
es ist mir nicht gestattet, Ihnen die Geheimnisse des esoterischen Wissens zu
enthüllen. Lasst uns in der Kenntnis vom schönen Gesetz des Kosmischen Rechts
Trost finden und uns bemühen, den Magneten des Herzens zu reinigen, der dann
einen entsprechenden Magneten anziehen kann und wird. Doch wegen der Unmoral,
die durch viele Jahrhunderte herrschte und in vollem Ausmaß weiter besteht, haben sich verwandte Seelen so weit voneinander entfernt, dass
sie sich oft sogar feindlich gegenüberstehen. Karma ist ein unerbittliches
Gesetz. Daher müssen wir bemüht sein, den Magneten unseres Herzens zu reinigen.
Wir müssen aus dem Kreis unseres Karma herausgelangen, der uns an unsere
eigenen Taten bindet und die kosmisch festgesetzte Vereinigung hinausschiebt.
Nur solch eine Vereinigung kann die Schaffenskraft verstärken und eine schöne
Nachkommenschaft gewährleisten.
Ich
möchte unterstreichen, dass die Gleichwertigkeit der Geschlechter sowie die der
Völker als erste Grundsteine jeder Regierung erachtet werden müssen. Den ersten
Teil dieser Feststellung habe ich bereits erörtert, doch ich darf hinzufügen:
Da das Gleichgewicht der Welt auf dem dualen Ursprung beruht, muss die
Gleichwertigkeit der Geschlechter als kosmisches Gesetz betrachtet werden. Nur
der Unwissende kann Einspruch erheben.
Was
den Status der verschiedenen Rassen betrifft, die die Bevölkerung mancher
Länder ausmachen, spreche ich dafür, dass unabhängig von der Nationalität alle
Bürger eines solchen Staates nach den grundlegenden Regierungsgesetzen ohne die
geringste Ausnahme – ob Vorrecht oder Einschränkung – gleich behandelt werden
sollten. Allerdings beziehen diese Grundgesetze nicht die Frage der Religion
und auch andere sekundäre Angelegenheiten mit ein, die von gesetzlicher
Einschränkung freigehalten werden sollten und gemäß den örtlichen Gebräuchen
und Verhältnissen variieren können. Ein grundlegendes Merkmal der Gesetze
sollte die Beweglichkeit der Anwendung sein. Wenn wir uns auf tote Buchstaben
des Gesetzes beschränken, können wir uns ebensogut auf den Friedhof begeben!
Ich
interessierte mich nie für Politik und für äußere Regierungsformen, denn ich
bin tief davon überzeugt, dass nicht die Form wichtig ist, sondern der Geist,
der sie durchdringt und motiviert. Ich war schon immer der Meinung, dass jedes
Regierungssystem vor allem vom gesunden Menschenverstand unter Beachtung des
Allgemeinwohls geleitet werden sollte. Keine anderen Motive sind für solch eine
verantwortliche und – ich möchte sagen: heilige Aufgabe stichhaltig. Ich muss
bekennen, dass mich kein anderes System so sehr empörte wie die gegenwärtige
Methode, das Haupt einer Regierung von unwissenden Massen wählen zu lassen. Ich
sah genug von dieser abscheulichen und verbrecherischen Komödie; Bestechung, so
sagt man, ist illegal, doch bei solch einem verantwortungsvollen, heiligen Akt
wie der Wahl des Vertreters eines Landes, werden große Summen ausgegeben, und
die offensichtlichste Bestechung wird geübt, abgesehen von anderen Maßnahmen,
die nicht weniger anekeln. So kann man am Tag vor der Wahl in einigen der
wichtigsten Zeitungen eines Landes Namen von möglichen Vertretern eines Staates
finden, – heute verleumdet als die größten Halunken, und am Morgen oder am
Abend nach der Wahl lässt dieselbe Zeitung die höchsten Lobpreisungen über die
ungewöhnlichen und erhabenen Eigenschaften des Erwählten vom Stapel. Auf diese
Art wird das Bewusstsein der Menschen bestochen.
Der
gesunde Menschenverstand sollte uns sagen, dass die unwissenden Massen, die
zudem von ihren niederen Instinkten getrieben werden, nicht die Richter des
Höchsten sein können. Das Recht, einen Regierungsvertreter zu wählen, sollte
nur sittlich hochstehenden, d. h. kultivierten und gebildeten Menschen oder
Vertretern eines Landes zustehen. Doch leider herrscht in einer Zeit, in der es
notwendig erscheint, die besten und vertrauenswürdigsten Menschen an der Spitze
der Belange zu sehen, die Macht der Massen vor. Wenn ein Land auch nur tausend
seiner besten Vertreter auf allen Gebieten des Wissens und der Unternehmen
verlieren sollte, würde solch ein Land sehr bald auf ein niederes Niveau
absinken.
Ja,
die Zeit ist gekommen, wo die Frau bereit sein sollte, sich an den Lasten und
Aufgaben der Regierung zu beteiligen. Der Frau als Lebensspenderin, die die
ersten Fundamente der Erziehung legt, steht auch das Recht zu, für jene, die
sie zur Welt bringt, bessere Bedingungen zu schaffen. Ihr gesunder
Menschenverstand und vor allem ihr Herz werden ihr für die Entscheidung das
Richtige eingeben. Wenn wir die historischen Fakten und echten Biographien
vieler großer Männer hernehmen, werden wir feststellen, dass die Quelle ihrer
Impulse sowie ihr Hauptberater eine Frau war. So inspirierten im alten Ägypten
die Oberpriesterinnen die Hierophanten durch Übermittlung des Willens ihrer
Göttinnen. Daher nannte man sie die Inspiratoren der Führer des Volkes.
Die
große Zeit der Frau ist im Anbruch. Wahrlich, die Frau hat eine zweifache
Aufgabe zu erfüllen: sich selbst und dazu ihren ewigen Begleiter, den Mann, zu
erheben. Alle Kräfte des Lichts erwarten diese große Tat. Der Stern der Mutter
der Welt hat die große Frist aufgezeigt. Alle Schriften weissagen, dass die
Frau den Kopf des Drachen zerschlagen wird. Möge das Herz der Frau zu dieser
selbstaufopfernden Tat entflammen. Möge sie furchtlos das leuchtende, aber
spaltende Schwert des Geistes erheben.
Zur
bestimmten Stunde werden wir die brennenden Herzen und die bereiten Hände
aufrufen, den Kelch der Rettung der Welt zu erheben!
Möge
jeder Tag unseres Lebens im selbstaufopfernden Dienst für diese große Tat
aufgewendet werden!
Die
Große Mutter naht!
23.
August 1934
Wenn
Christus vom Ende der Welt und vom Tag des Gerichts sprach, konnte er damit
nicht den endgültigen Abschluss der Evolution unseres Planeten gemeint haben.
Würde nämlich diese ihren natürlichen Entwicklungsverlauf nehmen, dann müsste
der Planet seine siebente Runde beginnen, und seine Menschheit würde mit all
ihren Subrassen in die siebente Rasse aufsteigen, so dass es bei der Krönung
solch einer Evolutionsrunde keinen Tag des Gerichts geben könnte. Denn nach
dieser Zeit hätten die Menschheit und der Planet den Zustand der höheren Welt
erreicht, wo die bösen Kräfte keinen bewussten Widerstand gegen das Gute
leisten können.
Doch
Christus Jesus wusste natürlich von dem schweren Karma der Menschheit. Er wusste
von der drohenden Gefahr und meinte daher das nahende Scheiden der Rasse, das
immer von fürchterlichen Kataklysmen begleitet ist und durch das große
Aussondern der guten Saatkörner das Heranrücken des Endgerichts erahnen lässt.
Da Er ein Eingeweihter war, wusste Er, dass diese Katastrophe der Letzte Tag
werden könnte, infolge des schrecklichen geistigen Verfalls der menschlichen
Rasse. Es ist durchaus möglich, dass es nicht genügend Gegenkräfte oder, besser
gesagt, freigewordene Energien gibt, um den Planeten vor der endgültigen
ungeheuren Explosion zu retten. Für diese Explosion bietet der Fürst der Welt
alle seine Anstrengungen auf, da er weiß, dass für ihn eine gereinigte, von den
feurigen Energien durchdrungene Atmosphäre der Erdsphäre unerträglich wäre und
seine weitere Anwesenheit hier unmöglich machte. Daher ist er bemüht, den
Planeten zu sprengen, um, wie es heißt, ”auf einem Wrack davonzusegeln”.
Spricht nicht auch der Apostel Petrus von dieser Rassenverschiebung im 2.
Epistel 3:9-13? Auch in den Offenbarungen (21:1) und Isaiah (66:22) wird darauf
hingewiesen.
In
der Lehre wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass des Menschen Geist als
Zerstörer des Planeten wirken kann. Es ist auch erwähnt, dass die Zahl Jener,
Die dies überstehen können, sehr klein ist und dass auf Ihnen die ganze Last
zur Erhaltung des Gleichgewichts des Planeten ruht. Ein starker Geist kann ein
ganzes Gebiet vor Erdbeben bewahren. So entsandten in den alten Zeiten die
Großen Lehrer die fortgeschrittenen Schüler an Orten, die von Erdbeben bedroht
waren.
* * *
Nicht
Verminderung der Nahrung, sondern unzureichender Schlaf schwächen den
Organismus. Der Mensch braucht nicht viel Nahrung. Für jeden, der geistig
arbeitet, ist es vollkommen ausreichend, zwei oder höchstens drei Mahlzeiten am
Tag zu sich zu nehmen. Zwei oder drei Früchte, Gemüse, etwas Getreidenahrung,
Milch und Butter sind die beste Diät. Doch für jene, die gewohnt sind, Fleisch
in großen Mengen zu sich zu nehmen, mag es schwer sein, sich plötzlich auf Pflanzen-
und Getreidenahrung umzustellen; dies kann sogar unerwünschte Reaktionen im
Organismus auslösen. Daher erscheint Vorsicht und ein allmählicher Übergang
geboten. Nebenbei, jeder Fall ist individuell! Doch vergessen wir nicht, dass
die meisten Krankheiten der Menschen von aller Art Übermaß herrühren, vor allem
vom Überessen. In Amerika, wo die Menschen hart arbeiten und wenig essen, sind
sie sehr widerstandsfähig, und die Langlebigkeit ist hier viel häufiger zu
beobachten als in vielen anderen Ländern, wo die Menschen sich gewohnheitsgemäß
überessen. (Anm. des Herausgebers: Der von Frau Roerich gebrachte Hinweis
betrifft Beobachtungen aus den Jahren 1920-1930, in welchen sich die Amerikaner
noch weitaus naturgemäßer ernährten).
Viele
naive Menschen glauben, dass die Finsteren nur durch Böses wirken, sei es durch
Korruption oder irgendein Verbrechen. Wie unrecht haben sie! Nur die groben und
relativ unbedeutenden finsteren Kräfte wirken auf diese Weise. Weit
gefährlicher sind jene, die sich in die Maske des Lichts kleiden. Da fliegen
die armen verblendeten Menschen, die nicht das echte Unterscheidungsvermögen
des feurigen Herzens besitzen, wie die Motten in das sie verzehrende Feuer.
Unwissenheit und Mangel an Gefühlswissen treiben sie in die Arme der Finsteren
und berauben sie für lange Zeit der heilsamen Einwirkung und Hilfe der Strahlen
des großen Bollwerks des Lichts. Harmagedon ist schrecklich; die finsteren
Kräfte ringen um ihre Existenz. Verzweiflung vereint sie und macht sie in dem
Bemühen, ihr Ziel zu erreichen, so beharrlich. Der Fürst der Welt hat viele
begabte Mitarbeiter, bewusste und unbewusste, und es ist irrig zu glauben, dass
sie nicht schlau und spitzfindig wären. Sie sind sehr schlau und erfinderisch,
und ihr Wirken passt sich ganz dem Niveau der Opfer an. Doch ihnen allen
mangelt es an Herzenswärme. So verwoben mit Licht ist die Finsternis auf
unserer Erde. Die Netze der Finsternis werden von geschickten Händen gesponnen.
Viel
Schreckliches wird verübt. Viele abscheuliche Zaubereien breiten sich über die
ganze Erde aus. Die dichtesten Bevölkerungszentren werden von den Hauptkräften
der Finsternis für sich als Zentren erwählt. Die ganze Höllenbrut ist auf die
Erdoberfläche gekrochen; und ihre beste Waffe ist die unwissende Masse. Darum
ist die Einigkeit der Weißen und der ihnen nahestehenden Kräfte so wichtig!
Aber letztere werden so leicht gräulich und füllen die Reihen jener, von denen
in der Bibel gesagt ist: ”Weil du lau bist und weder kalt noch heiß, so will
ich dich aus Meinem Munde speien.” Nur die Macht der Hingabe und das Streben,
der großen Hierarchie des Lichts zu dienen, kann vor den weit ausgelegten
Netzen des Fürsten der Welt schützen.
Lasst
uns unsere Kraft verstärken, damit wir durch Reinheit der Gedanken einen
undurchdringlichen Panzer schaffen. Den Versuchungen der Finsteren durch die
sie sich bemühen, in unsere Aura einzudringen, kann man nicht entgehen, aber
wenn das Schutznetz stark genug ist, werden diese Angriffe leicht abgewehrt,
ohne uns Schaden zuzufügen. Gewöhnlich richten sich die Angriffe auf unser
schwächstes Organ. Doch die durch Hingabe gesättigte Aura kann jedem Angriff
der Finsteren standhalten. Dennoch sollten wir es nicht für einen einzigen
Augenblick wagen zu zweifeln oder vom Brennpunkt des Lichts abzuweichen.
Ergebenheit und Reinheit der Motive sind unser einziger Anker im Chaos der
tobenden Elemente.
29.
August 1934
Lasst
uns über die angenommenen und ausersehenen Schüler sprechen sowie über Schüler-
und Jüngerschaft im allgemeinen.
In
ihrer Unwissenheit denken viele, wenn sie die Bücher der Lehre lesen und von
dem Wunsch erfüllt sind, Schüler von diesem oder jenem Großen Lehrer der Weißen
Bruderschaft zu werden, dass sie angenommen und willkommen geheißen werden.
Doch
fast niemand denkt darüber nach, welche Verdienste er sich in seinem Leben
oder, besser gesagt, in seinen vielen Leben geschaffen haben muss, um dieses
größten aller Vorrechte teilhaftig zu werden. Es ist wahrlich das größte, und
bevor man hoffen kann, dieses Vorrecht zu erlangen, sollte man erkennen, was
dies bedeutet. In ihrer Ahnungslosigkeit denken die meisten, dass die Großen
Lehrer verzweifelt nach Schülern suchen und jeden, der nicht gerade schlecht
ist und aufgenommen werden möchte, mit offenen Armen aufnehmen. Es gibt keine
größere Verblendung! Die Lehrer suchen nicht nach Schülern, weil die
grundlegende Regel bestimmt, dass der Schüler den Lehrer suchen und IHN finden muss.
Gleichzeitig ergreifen die Lehrer wirklich jede Möglichkeit ausgedehnter Hilfe
durch alle geeigneten Kanäle. Dies erklärt, warum wir gelegentlich schöne
Büchlein finden, die automatisch über reine Psychiker geschrieben wurden. Oft
hören diese Psychiker, nachdem sie als Kanal dienten, nichts mehr von dem
wirklichen Autor, der durch sie den einen oder anderen kostbaren Edelstein
übermittelte. Meistens kennen sie sogar den Namen des Autors nicht, da die
Weisheit sehr oft von einem Großen Lehrer über einen Schüler gegeben wird, der
selbst bereits in die Feinstoffliche Welt hinüberging. Darüber hinaus müssen
sich die Psychiker keiner besonderen Disziplin unterwerfen, was aber für die
angenommenen Schüler von solcher Bedeutung ist. Das wesentliche, unfehlbare
Zeichen der Nähe zum Lehrer ist das ”Meer der Lehre”, das sich fortwährend über
den Schüler ergießt, zugleich die genaue Kenntnis seiner Quelle. So entsteht
auch das weite aufbauende Werk des Schülers, so vollzieht sich der Empfang der
Weisungen, die Kenntnis der Zukunft und der genauen Fristen, und das alles
bestimmt das ganze Wesen und die Lebensweise solch eines Schülers.
Das
große Vermächtnis: ”Wenn der Schüler bereit ist, wird der Lehrer erscheinen”,
wird nur von wenigen verstanden. Fast keiner erkennt, dass diese Bereitschaft
bestimmte Eigenschaften und Bedingungen erfordert. Ich habe darüber bereits
geschrieben, doch ich wiederhole es gerne mit weiterer Stellungnahme.
Bei
der Frage der Annahme eines Schülers spielt sein Karma die Hauptrolle. Im
Zusammenhang mit der Schülerschaft ist es vor allem sehr wichtig, das
Karmagesetz zu kennen und in jeder Hinsicht zu begreifen. So kann eine mit
Karma belastete Person nicht hoffen, ein nahestehender Schüler zu werden. Nur
jene, deren irdisches Karma fast abgetragen ist, können in den engsten
Schülerkreis aufgenommen werden. Es gibt wenige, die erkennen, welch eine
schwere Last der Lehrer durch Annahme eines Schülers auf sich nimmt. Daher
nehmen die Großen Meister, die zur Erhaltung des Gleichgewichts den Weltprozess
ständig verfolgen und lenken und die gigantischen kosmischen Schlachten leiten,
nur jene auf, an denen Sie keinerlei Zweifel hegen, die schon alles
durchgemacht haben, durch viele feurige Prüfungen gereinigt wurden und in
diesem Leben erneut ihre Bereitschaft, Hingabe und Selbstlosigkeit erkennen
lassen, und zwar nicht unter Bedingungen des Komforts, sondern am Rande des
Abgrunds. Das sind eben jene, deren geistige Zentren nicht nur geöffnet sind,
sondern eine feurige Umwandlung durchmachen. Daher die kleine Zahl der engsten
Schüler.
Sie
werden fragen, worin die Last des Lehrers besteht. Ich versichere Ihnen, dass
sie gewaltig ist. Das ganze Ausmaß dieser Spannung ist ohne Kenntnis der
okkulten Gesetze beinahe unvorstellbar. Durch Annahme eines Schülers nimmt der
Lehrer ihn in sein Bewusstsein auf und knüpft zu ihm ein unsichtbares, doch
stets wirksames Band. Von diesem Augenblick an weiß der Lehrer in jedem Moment,
was mit seinem Schüler vorgeht. Er kennt jeden seiner Gedanken, selbst den
flüchtigsten, und er lenkt den Schüler entsprechend. Man muss daher verstehen,
wie schwer, wie unerträglich für das Hohe Bewusstsein des Lehrers durch
ungeläutertes Denken des Schülers hervorgerufene unharmonische Schwingungen
sein würden, wie unstatthaft bei solch einem nahen, heiligen Band mit dem
Lehrer jede unausgelebte Lust sein würde. Jede disharmonische Schwingung
unterbricht den Strom dieser Verbindung, und falls sich dies wiederholt, kann
sie abbrechen. Doch jedes Trennen des Fadens ist, okkult gesprochen, sehr
schmerzhaft und bleibt nicht ohne Folgen. Der Schmerz des Lehrers unterscheidet
sich von jenem des Schülers ganz gewaltig. Doch dies ist nur ein Teil der Last;
der andere kann jetzt nicht erörtert werden. Aus diesem Grunde erfolgt die
Annahme des Schülers mit äußerster Vorsicht und wird als die Gewähr des größten
Vorrechts angesehen.
Vom
Augenblick der Annahme an beginnt für den Schüler infolge der enormen inneren
und äußeren Spannung ein neues und gewiss kein leichtes Leben. In dieser
Spannung werden nicht nur alle seine Energien erweckt (dies findet teilweise im
vorbereitenden Stadium statt), sondern es erfolgt auch ihre beschleunigte
Entwicklung und Umwandlung. Eine ganze Batterie von unsichtbaren, doch
mächtigen Strahlen wird auf den Schüler gerichtet. Diese Strahlen werden mehr
und mehr verstärkt und variieren in ihrer Eigenschaft entsprechend dem Streben
und der Bewusstseinserweiterung des Schülers sowie der Verfeinerung seines
Organismus. Dies geschieht mit dem einen Ziel der Verwandlung des inneren
Menschen sowie der Verfeinerung und Trennung seiner drei Körper für
selbständige Tätigkeit auf den entsprechenden Ebenen. Die Spannung des Schülers
ist groß, seine physische Kraft nimmt zeitweilig ab, doch ohne seine
Alltagspflichten aufzugeben, muss er nach bestimmten Regeln leben. Größere
Höhen, reines Prana und eine gewisse Isolierung sind erforderliche Bedingungen
solch einer Prozedur. All diese Strahlen kann der Schüler nur aufnehmen, wenn
er höchstes Streben offenbart. Alles erfordert Gegenseitigkeit, Entsprechung
und Harmonie.
Diese
Harmonie finden die Großen Lehrer bei den sogenannten ausersehenen Schülern. So
werden jene bezeichnet, die in ihren früheren Leben Schüler der Großen Führer
waren oder durch ein Band der Hingabe und Liebe mit Ihnen verbunden waren.
Solch ein Schüler steht in seiner gegenwärtigen Inkarnation vom Moment der
Geburt an unter der Hohen Führung des Lehrers. Die Bedingungen seiner Geburt
werden vom Lehrer bestimmt, und entsprechend seiner Mission treten die wichtigsten
Fähigkeiten in Erscheinung. Solch ein Schüler trägt den vollen Kelch. Von
frühesten Tagen an kennt er den Lehrer, kennt sein Bild. Solche Geister sind
daher nicht imstande sich abzuwenden, und die Ereignisse ihrer Leben tragen sie
wie ein unaufhaltsamer Strom zu den bestimmten Ufern.
Gesegnet
ist das Karma jener, die sich in ihren früheren Leben durch Hingabe und Liebe
mit einem dieser Großen Geistwesen oder ihren engsten Schülern verbanden;
solches Karma ist der kürzeste Weg zum Ziel. Daher ist die hierarchische Kette
so heilig; und deshalb sollte man in diesem Leben Liebe und Hingabe offenbaren,
jene Eigenschaften, die die ersten Bedingungen auf dem Pfad der Annäherung
sind.
Die
zweite Bedingung ist Streben und Bereitschaft, sich für den Dienst am
Allgemeinwohl zu opfern; denn niemand wird zur Annäherung zugelassen, wenn es
seine Absicht ist, Wissen zur persönlichen Verherrlichung zu erlangen – das ist
der Weg des Schwarzmagiers. Werden jedoch Selbstentsagung und Streben im Herzen
bestätigt, dann werden sie zur zweiten Natur. Die Anwendung der Lehre an sich
selbst und im Alltagsleben wird zur Freude, und dann sind Fortschritte und auch
das Erreichen des heiligen Zieles gesichert. Doch man muss sich fragen und
aufrichtig darauf antworten, ob solch feuriges Streben und Selbstlosigkeit
wirklich vorhanden sind, oder ob man den verborgenen selbstsüchtigen Wunsch
hegt, höheres Wissen für eigennützige Zwecke zu erlangen. Das geringste Zeichen
solch versteckten Wunsches wird zum größten Hindernis auf dem Pfad des
geistigen Aufstiegs. Für Erfolg ist Verständnis genauso nötig wie die
Bereitschaft, eine Heldentat zu vollbringen – die große Selbstaufopferung im
Leben.
Über
den Begriff Heldentat als notwendige Bedingung muss ernstlich nachgedacht
werden. Das gründliche Verstehen aller Eigenschaften, die der Begriff Heldentat
umfasst, ist vor allem wichtig. Daher ist es zweckmäßig, sich aus den Büchern
der Lehre alle hier aufgezählten Eigenschaften sowie auch jene Untugenden
herauszuschreiben, die als Hindernis auf dem Pfad gelten. Wahrlich, für die
Menschen ist es am schwersten zu erkennen, dass das Streben zum Höchsten Ideal,
die feurige Reinigung der Gefühle und des ganzen Charakters das Fundament der
Jüngerschaft sowie der gesamten geistigen Errungenschaft sind.
Ich
will Ihnen eine Seite anführen, die ich gerade einem meiner Brieffreunde
sandte: ”Für die Menschen ist es viel leichter, von bestimmten Exzessen
abzulassen sowie mechanische Übungen und Pranayama zu betreiben, als eine
einzige Gewohnheit aufzugeben, die einen Stolperstein auf dem Pfad des
geistigen Fortschritts bedeutet. Doch wie gesagt wurde, betrifft alles
Mechanische nur den äußeren Menschen, es kann den inneren Menschen nicht
verwandeln und ist daher wertlos; die Umwandlung des inneren Menschen ist das
einzige Ziel aller wahren Lehren. Daher muss nachdrücklich daran erinnert
werden, dass alle Großen Lehrer nur um den inneren Menschen bemüht sind, dessen
Sphäre im Reich der Gedanken liegt. So bedarf weder ein Raja Yogi noch ein Agni
Yogi einer mechanischen physischen Übung. Die einzige erlaubte Konzentration
ist die mit unfehlbarer und andauernder Entschlossenheit auf das erwählte Hohe
Ideal gerichtete Konzentration. Und solch eine Konzentration setzt nie aus,
ohne Rücksicht darauf, was der Yogi oder der Schüler unternimmt. Alles wird im
Namen des erwählten Bildnisses geleistet. Das Gebet des Schülers besteht vor
allem in diesem ständigen Streben des Herzens und in der Vergegenwärtigung des
erwählten Bildnisses. Wenn solch eine innere Vergegenwärtigung verwirklicht
ist, wenn sich der führende Geist in dem erwählten Bildnis so festigte, dass es
keinen Rückzug mehr geben kann, dann wird die wahre Bereitschaft offenbart und
der Lehrer zögert nicht.
Für
jeden, der den Pfad der Jüngerschaft betritt und nicht nur die Bücher über
Okkultismus studiert, ist es absolut wichtig, sich in der Tiefe seines Herzens
zu entscheiden, welcher der Großen Lehrer der Bruderschaft ihm am nächsten
steht, um sich dann ohne jede Einschränkung oder Bedingung völlig dieser Hohen
Führung anzuvertrauen. Der Anfänger wird von dem erwählten Großen Lehrer nicht
notwendigerweise eine Botschaft erhalten, doch die Hoffnung darf nicht aufgegeben
werden. Große Geduld und Mut müssen entwickelt werden. Trotz des Schweigens des
Großen Lehrers muss der Aspirant sein Streben fortsetzen und an seiner
Vervollkommnung arbeiten, stets seine Fähigkeiten für das Allgemeinwohl
einsetzend.
Leider
gibt es nicht wenige Fälle, wo jemand, vom Wunsch beseelt, schnell
voranzukommen und mehr Wissen zu erlangen, sich auf die Suche nach anderen
Lehren und Lehrern begibt und sich zersplittert, wodurch er seinen Platz auf
der Leiter des Aufstiegs verliert. Bedenken wir, was in der Lehre über die Wahl
des Lehrers gesagt ist: ”Im Herzen den Herrscher bestätigt zu finden, ist die
erste Bedingung auf dem Pfad zur Feurigen Welt. Ohne diese notwendige
Voraussetzung kann man nicht zu den vorbestimmten Toren gelangen. Führung muss
allerdings im Geist und im Herzen erkannt werden, denn allein die Hand des
Herrschers anzunehmen, ohne Ihm mit dem Herzen ergeben zu sein, ist
unzureichend. Das Gesetz, das den Lehrer mit dem Schüler vereint, muss
verstanden werden, denn ohne vollkommene Hingabe an den Herrscher kann es keine
Verbindung geben. Eine uneingeschränkte Annahme der Führung bedeutet eine bewusste
Verbindung, denn die aus den Tiefen des Geistes aufsteigende Wärme muss mit dem
Herzen verstanden und gefühlt werden. Vor allem ist es notwendig zu erkennen
und zu fühlen, wodurch das Wesen des Herrschers mit dem des Schülers verbunden
ist. Nie darf man vergessen, dass auf dem Pfad zur Feurigen Welt Schwingungen
und Karma die verbindenden Glieder sind.” (Feurige Welt, III. Bd.)
Der
Schüler muss daher seinen Organismus durch Verfeinerung der
Wahrnehmungsfähigkeit vorbereiten, denn wer außer dem Großen Lehrer weiß, ob
das Karma des bestrebten Schülers für seinen Erfolg förderlich ist oder nicht?
Wenden Sie daher Ihre äußersten Anstrengungen und Bestrebungen für eine bessere
Kenntnis der Lehre und ihre Anwendung im Leben auf und überlassen Sie das
Übrige Ihrem Karma und dem großen Wissen des Herrschers!
Ich
darf Sie ermuntern, wenn ich sage, obwohl der Pfad der Vorbereitung für die
Jüngerschaft so lang ist und es auf diesem Pfad viele Hindernisse und Prüfungen
gibt, so verleiht die Meisterung dieser Schwierigkeiten Freude, Errungenschaft
und Offenbarung. Sie müssen auch wissen, dass diese Prüfungen nicht künstlich
geschaffen werden, sondern mit dem inneren Verhalten und dem Geist des Schülers
in Zusammenhang stehen – ihm eine Chance bieten zu zeigen, wie er inmitten
allgemein belastender Umstände im Falle plötzlich auftretender Schwierigkeiten
handeln würde. In der theosophischen Literatur wird von sieben Prüfungsjahren
für die erste Zeit gesprochen, worauf eine weitere Frist von sieben Jahren
folgt. Doch diese Zeit kann entschieden verkürzt werden oder auch verlängert.
Alles hängt vom Karma des Schülers und von seiner inneren Entwicklung und
Bestrebung ab. Denn es ist notwendig, das allmähliche Öffnen der höheren
Zentren zu erlangen; anders ist es nicht möglich, als Schüler angenommen zu
werden. Denken Sie jedoch daran, dass vor dem 30. Lebensjahr nicht alle Zentren
ohne schrecklichen Schaden für den Organismus geöffnet werden können. Das
Öffnen der Zentren zu erzwingen, kommt dem Selbstmord gleich.
Und
jetzt möchte ich auf die Gefahren des Psychismus hinweisen, denn auf den ersten
Stufen ist dieser Zustand für den Schüler besonders gefährlich. Psychiker
stehen in Kontakt mit den niederen Sphären der Feinstofflichen Welt, und sie
halten die Stimmen von Wesenheiten aus diesen Sphären oft fälschlich für einen
echten Ruf und für Stimmen der Großen Lehrer, als welche diese Wesenheiten sich
auszugeben versuchen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass diese Stimmen immer zu
bösem Handeln, Verderbtheit und Verbrechen verleiten. Nur die primitivsten und
niederen Kräfte versuchen es auf diese Weise. Viel gefährlicher sind jene, die
sich in der Maske des Lichts der Lehre nähern. Wir kennen viele Fälle solch
”führender” Stimmen und ”heller” Visionen. Deshalb warnen die Lehrer immer vor
Psychismus, von dem jene betroffen werden, die Pranayama üben.
Will
jemand, der noch zu einem gewissen Grad mit Psychismus behaftet ist, den Pfad
des Lichts beschreiten, so muss hier sorgfältig unterschieden werden; denn man
darf nicht vergessen, dass im alten Indien und Ägypten nicht ein einziges
geborenes Medium als Schüler aufgenommen wurde, ja es war einem solchen nicht
einmal gestattet, das Allerheiligste des Tempels zu betreten. Doch heute halten
sich Menschen, die über die niedersten psychischen Fähigkeiten verfügen, für
geistig besonders fortgeschritten. Die Verblendung ist groß! Psychismus und
wahre Geistigkeit stehen diametral zueinander. Ein starkes Auftreten von
Psychismus hemmt das Wachstum des Geistes. Deshalb sollten alle, die auf ihre
psychischen Phänomene so stolz sind, sehr vorsichtig sein. In der Lehre ist
gesagt ”Die Glaubenskämpfer des Großen Dienens sind frei von Psychismus, weil
sie im Geist ständig zur Hierarchie bestrebt sind und ihr Herz auf die
Schmerzen der Welt erklingt. Psychismus ist ein Fenster zur Feinstofflichen
Welt, doch der Lehrer sagt zum Schüler: ‚Wende dich nicht so oft zum Fenster,
schaue in das Buch des Lebens.‘ Psychismus erweist sich oft als entkräftender
Einfluss, doch das Große Dienen liegt im Gefühlswissen. Daher warnen Wir erneut
vor Psychismus – davor, zurückzublicken ohne entscheidendes Ziel für die
Zukunft. Die geistig schwachen Psychisten sind oft ein willkommener Fang für
die Sataniden.” (FW II, 14)
Seien
Sie daher bemüht, den großen Unterschied zwischen Psychismus und dem erhabenen
Gefühlswissen zu erkennen. Versuchen Sie, der Stimme des Herzens zu lauschen;
läutern und erweitern Sie Ihr Denken, um Ihr Gefühlswissen zu verfeinern!
Mein
erster Rat für Sie ist, aus den Büchern der Lehre alle Eigenschaften
herauszuschreiben, die für den, der als Schüler angenommen werden will, wichtig
sind. Dann dringen Sie tief in Ihr Innerstes ein, um Ihre schlechten
Eigenschaften zu erkennen. Wählen Sie eine davon aus und versuchen Sie mit
aller Macht, diese loszuwerden, indem Sie sie in eine positive umwandeln.
Nachdem Sie eine Ihrer Gewohnheiten losgeworden sind, gehen Sie an die nächste
heran und so fort. Dies ist alles nicht so leicht, doch Leichtes ist für den
zur feurigen Welt führenden königlichen Pfad ungeeignet.
Ich
glaube, es wäre auch noch nützlich, Ihnen einen weiteren Paragraphen aus dem
Buch ”Feurige Welt” zu zitieren: ”Einem feurigen Geist ist die Fähigkeit
verliehen, feine Energien aufzunehmen. Nur das feurige Bewusstsein kann einen
Strom feiner Energien lenken. Die Mitteilungen müssen daher sehr genau geprüft
und unterschieden werden, und zwar deshalb, weil die Menschheit es sich zur
Gewohnheit machte, das Höchste auf der niedersten Ebene zu sehen, wodurch die
Bildnisse der Herrscher so entstellt wurden. Wahrlich, die Menschen sind
gewöhnt zu denken, dass Höheres dem Niederen dienen sollte, doch sie erkennen
nicht, dass nur wahres Dienen jemandem das Recht auf einen Platz in der Kette
verbürgt. Missverstandene Mitteilungen zeitigen Ergebnisse, die den Raum
verseuchen … Daher möchten Wir jeden vor Entstellung und vor falschen
Mitteilungen warnen. – Aber, was kann ein Medium oder ein mit Imperil
vergifteter Empfänger schon enthüllen? Daher ist es notwendig, die profanen
menschlichen Zutaten zu entfernen und solche Mitteilungen in Zukunft zu
vernichten. In der Feurigen Welt kann nur das feurige Bewusstsein ein echter
Empfänger Unserer Sendungen sein.”
Und
so lesen Sie meinen Brief aufmerksam und fragen Sie sich ernsthaft: Sind Sie
imstande, ein Leben voller Entsagung und mutiger, intensiver Arbeit für das
Allgemeinwohl zu wählen? Können Sie geduldig auf eine Botschaft von dem Großen
Lehrer warten, trotz möglicher Jahre des Schweigens? Doch wenn Ihnen der Pfad
des Herzens vertraut ist (er erfordert große Standhaftigkeit und Ergebenheit,
diese seltensten aller edlen Eigenschaften), wird Ihr Weg plötzlich verkürzt
und zugleich schön werden. Alles liegt in der Hand des Menschen selbst. Möge
diese Wahrheit Sie ermuntern und inspirieren.
Ich
wünsche Ihnen aufrichtig, in Ihrem Herzen die strebende Liebe zum Großen
Bildnis zu entdecken und für die hohe Aufgabe bereit zu sein. Die Zeit ist so
unheilvoll, dass alle, die den Ruf vernommen haben, die Bedeutung der Heldentat
erkennen und wahre Helden werden müssen. So werden Sie ein Held!
8.
September 1934
Wir
erzwingen niemals, und wir drängen auch die Bücher der Lehre niemandem auf.
Alle unsere Einrichtungen sind vor allem kultureller und erzieherischer Natur;
es werden Vorträge über verschiedene Themen gehalten, Konzerte gegeben und, so
weit möglich, Vorlesungen über Kunst, Religion und Wissenschaft gehalten. Denn
ein aufgeklärtes Bewusstsein kann die Begriffe der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK
besser aufnehmen. Für einen primitiven, unkultivierten und undisziplinierten
Geist ist es unmöglich, die kosmische, alles umfassende Lehre zu erfassen und
zu verstehen, die seit ältesten Zeiten aus der einen Quelle des Wissens und des
Lichts strömt. Die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK umfasst alle Lebensbereiche und
zeigt alle Arten möglicher Verbesserungen auf. Daher sollte jeder, außer
ständiger moralischer Vervollkommnung, wenigstens eine Kunstart oder ein
Handwerk erlernen und ausüben. Der Gedanke an die Aufgabe der Frau beschäftigt
mich seit frühester Jugend. Ich nannte meine Vorstellung ”Die Gemeinschaft der
heldenhaften Schwestern”; denn ich stellte mir vor, dass sie in die harten
Lebensbedingungen unseres Landes Licht und Freude hineintragen würden.
Diese
Gemeinschaft könnte sich auf verschiedene Tätigkeitsbereiche erstrecken. Das
heißt, einige Schwestern könnten sich der Medizin widmen, andere der
Landwirtschaft, und wieder andere könnten als Lehrerinnen und Vortragende in
verschiedenen Wissensgebieten wirken und auch soziale Probleme auf
volkstümliche Art behandeln. In solch einer Gemeinschaft wäre allerdings auch
das Studium und Lehren von Künsten wichtig, und zwar im Zusammenhang mit der
Erforschung der Bedeutung der Farbe, des Tons und des Dufts und deren Wirkung
auf die allgemeinen Lebenszustände und -bedingungen des Menschen. Die Aufgabe
der LEBENDIGEN ETHIK wäre es, die ganze wohltätige Bewegung der
Heldenschwestern zu verschönern. Solche Träume hatte ich, die allerdings mit
der Erweiterung des Bewusstseins wuchsen. Jetzt ist die Zeit gekommen, an die
nahe Zukunft zu denken und bestrebt zu sein, Seelen zu gewinnen, die bereit
wären, diese Aufgabe selbstlos zu übernehmen. Eine ganze Armee solcher
Schwestern und Mitarbeiter wäre erforderlich, um den geistigen Hunger der
Menschen zu stillen. Jetzt ist es Zeit, die Reihen mit fähigen Lehrerinnen zu
füllen. Könnten Sie daher etwas Ähnliches, wie es dieses Programm aufzeigt, in
Ihrer Gruppe verwirklichen, so wäre das in vieler Hinsicht wohltätig. In den
Büchern der Lehre wird über solche Schwestern sehr schön gesprochen: ”Mögen sie
von den Menschen geliebt werden. Mögen die Menschen sagen: Eine Teure kommt in
unser Dorf.”
In
den Studiengruppen der LEBENDIGEN ETHIK sollte vor allem berücksichtigt werden,
den Gedanken guter Taten und selbstlosen Dienens für den Nächsten und für das
Allgemeinwohl zu vermitteln. Jeder Pseudookkultismus, alle mechanischen Übungen
zur Entwicklung von Psychismus sind streng verboten. Die Schüler müssen bemüht
sein, sich geistig zu entwickeln und Gefühlswissen zu erwecken, was nur durch
Reinigung des Herzens und vorurteilsfreies Denken möglich ist; vor allem die Bewusstseinserweiterung
und die Entflammung des Herzens werden den Wunsch aufkommen lassen, große
Aufgaben zu übernehmen. Freilich, solch ein Programm kann nur von wenigen
bewältigt werden, da nur wenige Schönheit und ihren Begleiter, die Einfachheit,
verstehen und schätzen. Die meisten ziehen es vor, das Bewusstsein mit
komplizierten Formeln zu belasten, die sie kaum verstehen, um dann in
psychischen Phänomenen zu schwelgen. Sie erkennen nicht, dass der ganze
Psychismus, der jeder Höheren Führung entbehrt, ein Hindernis auf dem Pfad wahrer
geistiger Entwicklung ist. Ich habe auf die Gefahren des Psychismus bereits
hingewiesen und will im Zusammenhang mit Ihren seltsamen Erfahrungen, die ich
Ihnen erklären soll, später darauf zurückkommen. Doch jetzt möchte ich mit
meinen Ausführungen über die Aufgabe der Frauen fortfahren.
In
Anbetracht der von Ihnen aufgezeigten Schwierigkeiten möchte ich für diese
Aufgabe der Frauen eine besondere Gruppe wählen. In diese Gruppe würde ich nur
solche aufnehmen, die in ihrem Denken gefestigt sind und verstehen, dass
Hingabe eine der seltensten Eigenschaften ist. Diese Gruppe könnte fortfahren,
die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK zu studieren. Für die übrigen könnte
vorgeschlagen werden, durch Sammeln weiterer Informationen und durch Aufklärung
vorerst ihr Bewusstsein vorzubereiten, was durch Vorträge und organisiertes
Studium in Übereinstimmung mit einem im Frauen-Aufgabenzentrum erstellten
Programm geschehen könnte. Ich glaube nicht, dass man von einer religiösen
Gruppe mit kirchlich eingestellten Menschen etwas Produktives oder Nützliches
erwarten kann. Gerade der engstirnige Dogmatismus hat alle Vermächtnisse
Christi entstellt und ist von der Evolution der Zukunft weit entfernt! Ich
dachte, dass Ihr Priester eine jener aufgeklärten (und leider seltenen) Seelen
wäre, die erkannt haben, dass man mit totem Dogmatismus nicht in den Strom der
Evolution eintreten kann. Wir persönlich hatten das Glück, vielen aufgeklärten
Priestern zu begegnen. Doch mit engstirnigen Geistlichen kommt es früher oder
später zum Konflikt; darüber gibt es keinen Zweifel. Da es so viel
unbeständiges und trennendes Denken gibt, würde ich keine eigene religiöse
Gruppe bilden. Jedoch die Gruppe, die LEBENDIGE ETHIK studiert, würde ich von
den übrigen trennen und nur mit größter Vorsicht neue Mitglieder aufnehmen.
Lassen Sie sich nicht durch Quantität leiten und denken Sie immer an Qualität!
Ziehen Sie immer das Bewusstsein der Menschen in Betracht. Selbst jene, die den
Pfad der Jüngerschaft beschritten haben und sich für fortschrittlich halten,
sind über den ersten ihnen offenbarten neuen Aspekt der Wahrheit überrascht und
beginnen manchmal, über heilige Dinge zu spotten. Aus diesem Grunde ist die
Annahme eines Schülers eine solch seltene Sache, und es ist gesagt worden, dass
man sie an den Fingern einer Hand zählen kann. Jene, die sich für den Pfad des
Schülers auf Probe entschlossen haben, müssen viele Prüfungen über sich ergehen
lassen, bevor sie hoffen können, für die Auswahl wahrer Jüngerschaft in
Betracht zu kommen.
Toter
Dogmatismus tötet die leuchtende Lehre Christi; das ist der Grund, warum in
unserem Land die Kirche so schnell verfiel. Und in anderen Ländern sitzt sie
ebenfalls auf der Anklagebank. Der Unterschied liegt wirklich nur darin, dass
die Vertreter anderer Kirchen aufgeklärter sind und erkennen, dass sie die
Gesetze der Evolution befolgen und den Forderungen unserer Zeit nachkommen
müssen. Daher geben viele Vertreter der westlichen Geistlichkeit das
mittelalterliche Denken auf und beginnen, das Gesetz der Reinkarnation
anzuerkennen. Kürzlich wurde auf einer Versammlung von Bischöfen beschlossen,
die Werke des Origenes zu studieren, – des Märtyrers der Unwissenheit seiner
Zeitgenossen – ein Licht wahren Christentums. Ja, von der Kirche wird die große
Sünde begangen, das Denken der ihr anvertrauten Menschen zurückzudrängen und
sie im Zustand der Unwissenheit und Finsternis des Mittelalters zu halten. Doch
für einen vorurteilslosen Geist, der durch ewige Verdammnis nicht erschreckt
werden kann (wie lässt sich dies mit der ”Allbarmherzigkeit” ihres Gottes
vereinbaren?), genügt es, die Geschichte der Kirchenkonzile und des Papsttums
zu lesen, um gänzlich und für immer die Achtung vor den meisten
Kirchenvertretern zu verlieren. Denken wir an die Zeiten der Inquisition!
Denken Wir an die großen Geister, die unter ihr zu leiden hatten! Vergessen wir
auch die Bartholomäusnacht nicht! Lesen wir die von Priestern geschriebenen
Biographien der Heiligen, in denen die Verbrechen der Kirchen beschrieben
werden! Die wahren Dokumente, d. s. die Episteln der Heiligen an die
Oberhäupter der Kirche, sind erhalten geblieben; und in solchen Briefen wird
strenge Anklage gegen blutige Verbrechen erhoben. Doch Sie können widersprechen
und mir sagen, dass sich zwar die westliche Kirche solcher Verbrechen schuldig
machte, doch nicht unsere orthodoxe!
Dann
möchte ich Sie an die Zeit des Patriarchen Nikon erinnern, der anstelle des
Didactylus-Kreuzes das Tridactylus-Kreuz einführte. Dieses Kreuz ist von dem
wahren Nachfolger Christi, dem großen Erbauer und Gründer des Heiligen
Russland, Sergius von Radonesch, verwendet worden. Unter Nikon sind jene, die
das Zweifingerkreuz benutzten, gemartert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt
worden. War der verehrte Hl. Sergius vielleicht auch ein Ketzer? Liest man
aufmerksam die Geschichte der Kirchenkonzile, so kann man viel Interessantes
entdecken, das für die Bewusstseinshöhe jener Kirchenmänner, welche die noch
heute in vollem Ausmaß bestehenden Dogmen diktieren, charakteristisch ist. So
kann man finden, dass das Gesetz der Reinkarnation beim Konzil zu
Konstantinopel im sechsten Jahrhundert n. Chr. abgelehnt wurde, obwohl das
Evangelium selbst Worte Christi enthält, die sich offensichtlich auf das Gesetz
der Reinkarnation beziehen. Wenn die Menschen, anstatt sich mit den
Schulbüchern zufriedenzugeben, sich der Mühe unterzögen, die fundamentale Lehre
Christi zu studieren – und dies womöglich im Urtext der Evangelien – ihnen
ginge ein neuer Sinn der Worte auf, und in ihrer geistigen Sicht enthüllte sich
ihnen das wahre Bildnis Christi. Seit langem ist von allen Großen Lehrern
gesagt worden, dass Unwissenheit das größte Unglück ist. Und so ist es
wirklich. Was sonst als die Finsternis der Unwissenheit züchtete die
Inquisition? Die Inquisition ist der fürchterlichste unausmerzbare Schandfleck
auf den goldenen Messgewändern der christlichen Kirche und zugleich eine
schreckliche Karikatur des Gerichtes Gottes. Sie wurde vom Fürsten der
Finsternis angestiftet, um den Glauben des Menschen an die Reinheit, Milde und
Gerechtigkeit der Kirche zu erschüttern und zu zerstören.
Denken
wir an alle Großen, die unter der Inquisition zu leiden hatten und an jene, die
ihr leuchtendes Wissen unter der Maske der Torheit oder unter den
kompliziertesten Symbolen, deren Schlüssel – zum Verhängnis der Menschheit –
verlorenging, verbergen mussten. Denken wir auch an die zahlreichen Bücher,
voll des Lichts und der Güte, deren Verlust nicht wiedergutzumachen ist und von
den besten Geistern späterer Epochen als das größte Unglück betrachtet wurde.
Natürlich ist man über das Verbrennen der Alexandrinischen Bibliothek
entrüstet, doch über das durch die Inquisition entfachte Feuer, das über
Jahrhunderte hinweg unentwegt die Perlen menschlichen Genius auf dem
Scheiterhaufen verzehrte, ziehen die Heuchler es vor zu schweigen!
Die
Liste der Taten zum Schaden der Menschheit ist lang; diese Liste über die
Märtyrer des Wissens und des Lichts, und sie setzt sich – zur Schande der
Menschheit – noch in unserem ”aufgeklärten” Zeitalter fort.
In
der Lehre ist erwähnt, dass die Priester in jeder Retorte eines Alchimisten die
Hörner des Teufels sahen! Und auch jetzt sehen sie in den Büchern der Lehre des
Lichts das Zeichen des Antichristen. Wahrlich, jeder sieht seine eigene
Widerspiegelung.
Öffnen
und reinigen wir daher unser Bewusstsein. Allerdings das Unglück war, dass in
unserem Land alle Lichtträger verbannt wurden. So sah sich unsere große
Landsmännin H. P. Blavatsky veranlasst, das Licht der Lehre nach Amerika und
Europa zu tragen, weil das Bewusstsein der russischen Gesellschaft dafür nicht
reif war.
Die
in den Büchern erwähnte Internationale Regierung ist die Große Hierarchie des
Lichts; und für uns Christen, die wir die religiöse Terminologie von den Juden
entlehnt haben, ist es natürlich die Jakobsleiter, von der im zweiten Band der
”Blätter des Gartens MORYA” genau gesprochen wird. Und für den Osten ist es das
Große Schambhala, oder Shabistan, oder der Berg Meru. Es gibt noch manch andere
Namen, denn sie variieren je nach Volk und Land.
Ebenso
war es mit der Freimaurerei – zu Anfang eine große, herrliche Bewegung, oft von
Großen Seelen geleitet; und in solchen Fällen wurde sie von den Vertretern der
Kirche mit besonderem Eifer verfolgt.
Doch
so wie sich die Kirche von der einen Lehre Christi abwandte, verblieb auch der
Freimaurerei nichts von der früheren Größe ihrer Vermächtnisse. In beiden
Organisationen blieb nur die Form – nichts als tote Dogmen und Rituale. Deshalb
sollte eine Wiederbelebung des Geistes der früheren Kirche, voll der reinen
Essenz der Lehre Christi, den gegenwärtigen Niedergang ablösen. Der
Originaltext der Vermächtnisse Christi muss in seiner ursprünglich reinen Form
wieder erstehen.
Man
könnte die Kirchenhäupter fragen, warum sie, als Vertreter der strahlenden
Lehre, gegenseitige Schmähung und Zwistigkeiten zulassen. Eine Kirche schließt
die andere aus. Und wer sonst als sie sollte heute Einigkeit bringen? Sie
hätten die große Aufklärung durchführen sollen. Ich möchte sagen, eine
planetare Aufklärung. Hätten sie es getan, würde die große Duldsamkeit auf uns
zukommen, welche die vielfältigen Aspekte und Manifestationen der
großmächtigen, alles durchdringenden, allseienden, allumfassenden Gottheit zu
umfassen vermag, die niemals auch nur eine einzige Welt, einen einzigen Sohn,
eine einzige Offenbarung von sich ausschließt.
Daher
zerstört die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK nichts, verwirft nichts, sondern ruft
auf zur Reinigung des Herzens und des Denkens. Doch die Unwissenheit der
Finsternis bekämpft immer wütend das Licht. Der erste Impuls der Wütenden ist,
alles zu vernichten und zu töten, was ihnen nicht klar erscheint. Unduldsamkeit
ist das Zeichen von Unwissenheit. Duldsamkeit ist die Krone des Großen Wissens.
Nach diesem Zeichen sollten Sie die Wertigkeit Ihrer Gruppenleiter bestimmen.
Und
jetzt möchte ich Ihre Fragen der Reihe nach behandeln. Sie fragen, wie die
Worte ”Weiche Flammender! … warum kehrst Du Dein Antlitz ab?” zu verstehen
sind. Diese Worte könnten für die von Ihnen erwähnten Fälle genau angewendet
werden. Erschrecken diese Leute nicht durch das Feuer des Lichtträgers? Sagen
sie nicht ”Weiche Flammender! Verstelle nicht des Himmels Tore?” Und wieder die
Antwort des Feurigen Boten: ”Mein Anblick bereitet dir Schmerzen; deine Schwingen
sind noch nicht ausgebreitet!” (Blätter des Gartens MORYA 1, § 9)
Sehr
listig gewoben sind die Netze von Aberglauben und Vorurteil – diese Ausgeburt
der Unwissenheit, die die Schwingen des Geistes umgarnt. Furcht befällt die
Seele, die den Pfad des Lichts nicht kennt und die sie umgebende Dämmerung
nicht durchdringen kann. ”Wissen kommt nicht so leicht, wenn der Geist verwirrt
ist.” Es gibt viele kranke Seelen, und niemand kann ihnen helfen; denn die
Läuterung muss aus der Tiefe des Herzens und des Geistes kommen. Doch mögen sie
schließlich in den Büchern der Lehre über Verrat und Schmähung nachlesen und
dann den eigenen Pfad wählen.
Und
jetzt zu den von Ihnen beschriebenen Zuständen. Gewiss, die Vision von
Lichtformation weist auf den Beginn einer gewissen Zentrentätigkeit hin. Es ist
aber ratsam, sehr vorsichtig zu sein; ein leichtes, kurzes Pranayama, ohne den
Atem zu lange anzuhalten, kann nicht schaden. Pranayama sollte jedoch nicht auf
jene Art durchgeführt werden, die auch mit Gymnastik verbunden ist, wie nach
Anweisung aus Büchern von verschiedenen Pseudo-Yogis. Diese Art kann plötzlich
zu gänzlich unerwarteten verheerenden Folgen führen! Daher bitte ich Sie, sehr
vorsichtig zu sein. Ich habe nie irgendwelche Übungen durchgeführt, auch nicht
einfaches Pranayama. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich hatte immer eine
instinktive Abneigung gegen alle künstlichen Methoden, wenn ich mich mit dem
heiligen Feuer des Herzens befasste. Vergessen Sie nicht, dass intensives
Pranayama zu Psychismus und Mediumismus führt, den Antipoden echter
Geistigkeit. Um die Schädlichkeit mechanischer Methoden zu unterstreichen, will
ich die Worte von H. P. Blavatsky aus dem III. Band der ”Geheimlehre” zitieren:
””Wahrhaftig, das, was Pranayama oder Tod des Atems genannt wird, endet für die
Praktizierenden immer mit ihrem Tod – moralisch immer, und physisch oft. Einige
ungeduldige Schüler, die wir in Indien persönlich kennenlernten, führten die
Übungen des Hatha Yoga durch, unsere Warnungen missachtend. Bei zweien führte
dies zu Schwindsucht, woran der eine starb; andere wurden fast irrsinnig;
wieder ein anderer beging Selbstmord; und einer schließlich entwickelte sich zu
einem regelrechten Zauberer, einem Schwarzmagier, doch seine Karriere wurde –
zum Glück für ihn – durch den Tod beendet. Unsere Lehrer untersagen einmütig
das Üben von Pranayama.”.”
Übertreiben
Sie die Bedeutung von Pranayama nicht, denn die Atemwissenschaft, mit der sich
die wahren Raja Yogis befassen, hat mit Pranayama wenig gemeinsam! Die Hatha
Yogis sind nur mit der Kontrolle der Lebensatmung der Lungen beschäftigt,
wohingegen die alten Raja Yogis Pranayama als ein geistiges Atmen verstanden.
Wahrlich, nur die Beherrschung dieses geistigen Atmens führt zu höherer
Hellsichtigkeit, zur Widerherstellung der Funktion des dritten Auges und zu den
wahren Errungenschaften des Raja Yoga. Sie wissen, wie sehr die Großen Lehrer
die Entwicklung von Psychismus missbilligen. Ich zitiere: ”Zur Zeit, wo der
eine seine Seele für das Wohl der Welt opfert, sitzt der andere auf dem Wasser.
Während der eine sein Herz für die Rettung seines Nächsten darbietet, tappt der
andere zwischen den Erscheinungen der Feinstofflichen Welt umher. Die Glaubenskämpfer
des Großen Dienens sind frei von Psychismus, weil sie im Geiste immer zur
Hierarchie bestrebt sind und ihr Herz auf den Schmerz der Welt erklingt.
Psychismus ist ein Fenster in die Feinstoffliche Welt, doch der Lehrer sagt dem
Schüler: ‚Wende dich nicht so oft dem Fenster zu, schaue in das Buch des
Lebens.‘ Psychismus erweist sich oft als ein schwächender Einfluss, doch das
Große Dienen liegt im Gefühlswissen. Daher warnen Wir vor Psychismus, vor dem
Zurückblicken ohne entscheidende Aufgabe für die Zukunft. Die geistig schwachen
Psychisten sind oft ein vergnüglicher Fang für die Sataniden.“ (FW II, 14)
Wahrlich,
im Großen Dienen liegt das Gefühl der Verantwortlichkeit. Doch an diesen Kelch
sollte man sich gewöhnen, weil es keinen kürzeren Weg gibt, ohne ihn zu leeren.
Das Herz, das zur Hierarchie bestrebt ist, fühlt, wie notwendig und heilsam der
Kelch des Opfers ist. Für manche ist er nur ein Gegenstand des Spottes und der
Verdammung, doch für andere ist er ein kostbarer Schatz. Es ist Unser großer
Wunsch, dass wahres Gefühlswissen entwickelt wird.” (Feurige Welt, II. Band).
”Das
Gebiet Psychismus ist so komplex, so fürchterlich und birgt für die
irregeleiteten ”Adepten” viele Überraschungen. Es gibt viel bewussten und noch
mehr unbewussten Betrug in den Visionen der Medien und undisziplinierten
Psychiker. Ohne die Höhere Führung kann man in diesen Sphären nie sicher sein.
Nur ein Schüler, der unter direkter Führung der Großen Lehrer steht, kann diese
Visionen unterscheiden. Um genau zu sehen und zu verstehen muss man lernen, den
niederen Manas zu beherrschen und darf es nicht zulassen, dass er sich
beeinflussen lässt. Es gibt viele Beispiele von Visionen, wo der höhere Manas
die große Wahrheit erfasste, doch das Gefühl der Selbstsucht schaltete den
niederen Aspekt ein, und durch das Dazwischentreten des niederen Manas fügte
dieser nicht nur eigenes hinzu, sondern entstellte den ganzen Sinn der
offenbarten Wahrheit.”
So
muss immer wieder auf den Schaden von psychischen Erscheinungen hingewiesen
werden. Im alten Indien war es Fakiren und Medien nicht gestattet, das
Allerheiligste des Tempels zu betreten. Gleicherweise nahmen die Hierophanten
Ägyptens keine Medien und Psychiker als Schüler auf. Sie lehnten sogar
lymphatische Diener ab. Geistige Errungenschaft offenbart sich im Grad des
Gefühlswissens. Über Mediumismus habe ich vorher bereits geschrieben, doch
diese Frage ist so grundlegend, dass es notwendig erscheint, sie von allen
Seiten her zu beleuchten und sich immer wieder mit ihr zu befassen. Man muss
erkennen, dass Mediumismus und Zentrenöffnung grundverschiedene Dinge sind.
Denken Sie daran, dass in einem der Bücher der Lehre Medien als Herberge für
entkörperte Lügner bezeichnet werden! Ebenso ist Psychismus von der feurigen
Umwandlung der Zentren weit entfernt. Lasst uns daher zu wahrer Jüngerschaft
und zum Dienen bestrebt sein, was sich in steten heldenhaften Errungenschaften
sowie in selbstloser Arbeit für das Allgemeinwohl kundtut. Alles andere wird
sich zur rechten Zeit ergeben, ohne mechanische Methoden, die uns in der wahren
geistigen Entwicklung nur aufhalten.
Sie
schrieben so rührend, dass Sie sich von dem Begriff ”Mutter” so angezogen
fühlen. Das ist es, was mich bewegt, Ihnen wie einer Tochter zu schreiben. Es
beunruhigt mich, dass Sie sich in Ihrem Eifer und aus Unwissenheit unheilbar
verletzen könnten. Über allen physischen Übungen steht das Streben des Herzens
zum Großen Bildnis. Wollen wir uns nicht mit mechanischen Übungen befassen,
sondern uns anstrengen im wirklichen Dienst zum Feurigen Herzen Dessen, Der in
riesiger Spannung immerwährend Wache hält und jetzt im Kampf gegen die
Finsternis an der Spitze der Kräfte des Lichts steht. Harmagedon ist kein
weltenfernes Märchen mehr, es ist eine bedrohliche, fürchterliche Wirklichkeit.
Daher sind jene, die dienen und in Zwietracht stürzen und Uneinigkeit schüren,
Verbrecher. Kann es sein, dass Menschen gänzlich blind und taub werden können
und die unheilvollen Zeichen der Großen Schlacht nicht wahrnehmen?
Das
Werk von St.Yves d’Alveidre ”Agartha” ist weder eine beachtenswerte noch eine
wahre Mitteilung. In Wirklichkeit hat er das Agartha seiner Vorstellung – das
Blendwerk der Feinstofflichen Welt – besucht. St. Yves war ein typischer
Psychiker und ein Medium. Daher weichen seine Beschreibungen von der Wahrheit
so sehr ab. Sein Agartha steht bestimmt nicht mit der Weißen Bruderschaft in
Verbindung. Voller Betrug ist das Gebiet des Psychismus. In der Feinstofflichen
Welt gibt es viele, die die Großen Lehrer verkörpern wollen.
Ich
muss sagen, dass mich Ihre Zeilen über H. P. Blavatsky sehr schmerzhaft
berührten. Ich spüre darin das Echo der vulgären Ansichten, die für Personen
eines bestimmten Typs charakteristisch sind. Ich versichere Ihnen, dass H. P.
Blavatsky zweifellos zu den feurigen Boten der Weißen Bruderschaft gehörte.
Ganz gewiss war sie eine Überbringerin des ihr anvertrauten Wissens. Von allen
Theosophen hatte nur H. P. Blavatsky das Vorrecht, die Lehre unmittelbar von
den Großen Lehrern in einem ihrer Ashrams in Tibet direkt zu empfangen. Sie war
der große Geist, der die schwierige Aufgabe übernahm, der im toten Dogma
verlorenen Menschheit – auf dem Weg zum Atheismus befindlich – den Antrieb zu
geben, die großen heiligen Lehren des Ostens zu studieren. Genaugenommen war es
nur durch H. P. Blavatsky möglich, sich der Weißen Bruderschaft zu nähern, denn
sie war das Bindeglied in der hierarchischen Kette. Die anderen in ihrer
Umgebung standen weit hinter ihrem feurigen Geist und Herzen zurück; denn in
ihrem Eigendünkel glaubten sie, die Höhen allein zu erreichen, das
hierarchische Bindeglied genauso ignorierend wie seine Bedeutung. In ihrer
Eifersucht verleumdeten und kritisierten sie sie und zogen über sie her, über
die eine, die ihnen alles gab und ihnen vertraute. Doch alle diese
irregeleiteten Menschen erreichten nichts, denn das Gesetz der Hierarchie ist
unabänderlich. Für das Wohl des allgemeinen Werkes korrespondierten die
Mahatmas mit einigen ihrer Mitarbeiter, aber nicht einer von diesen Leuten
wurde als Schüler zugelassen. In den Schriften von H. P. Blavatsky und in den
Briefen der Mahatmas werden Sie den Nachweis finden, dass H. P. Blavatsky das
hierarchische Bindeglied war. Wird ein solches außer acht gelassen, so muss das
zwangsläufig zu Misserfolg führen. Und daher sind jetzt die Irregeleiteten, die
in die Feinstoffliche Welt hinübergingen und dort von ihren Anhängern umgeben
sind, von der Weißen Bruderschaft weiter entfernt denn je, wogegen unsere große
Landsmännin aufgrund ihres feurigen Strebens fast augenblicklich nach ihrem Tod
in Ungarn inkarnierte. Jetzt waren es zehn Jahre, dass sie in ihrem physischen
Körper im Hauptbollwerk eintraf, um unter dem Namen des Bruders X für die
Rettung der Menschheit zu arbeiten. So wirkt Kosmische Gerechtigkeit. H. P.
Blavatsky war eine große Märtyrerin im wahrsten Sinn des Wortes. Neid,
Verleumdung und Verfolgung der Unwissenden töteten sie, und ihr Werk blieb
unvollendet. Der abschließende Band der Geheimlehre konnte nicht mehr gebracht
werden. So berauben sich die Menschen des Höchsten.
Ich
verehre den großen Geist und das feurige Herz unserer Landsmännin sehr und weiß
– im Russland der Zukunft wird ihr Name gebührend geehrt werden. H. P.
Blavatsky sollte wirklich unseren Nationalstolz wecken. Große Märtyrerin für
Licht und Wahrheit! Ewiger Ruhm möge mit ihr sein!
* * *
Über
den Kelch des Ostens habe ich bereits geschrieben. Wissen Sie, dass im Osten
Mahatma ”große Seele” bedeutet – eine Seele, die ihre irdische Aufgabe erfüllte
und nun für das Wohl der ganzen Welt arbeitet? Daher kann man nicht sagen, dass
ein bestimmter Mahatma Christen nicht anerkennt; weil ein Mahatma, der alles
Wissen in sich birgt, kein Sektierer sein kann.
Wenn
Sie aufmerksam und objektiv den ”Brief über Gott” in den Briefen der Mahatmas
lesen, werden Sie sehen, dass der Mahatma den schändlichen, frevelhaften,
gotteslästerlichen, anthropomorphen Begriff eines persönlichen Gottes – grausam
mit ewiger Verdammnis alle sogenannten Ketzer strafend und alle in seinem
Heiligen Namen verübten Verbrechen rechtfertigend – ablehnt! Solch ein Gott
kann wahrhaftig nicht die Billigung und Achtung eines Mahatma erfahren.
Keinesfalls aber kann man das Buch ”Briefe der Mahatmas” als atheistisch
bezeichnen, denn wie könnten Sie, Die die Unsterblichkeit der Seele verkünden,
etwas mit totem Atheismus zu tun haben? Sie haben ganz recht – für dieses Buch
sind die Menschen noch nicht reif. Doch bitte, weisen Sie darauf hin, dass die
Mahatmas durch keine Äußerung verdammt werden sollten. Groß wird das Erstaunen
und, wenn ich so sagen darf, die Demütigung vieler sein, sobald sie
herausfinden, wer in Wirklichkeit der Führende Mahatma ist. Große Bildnisse
haben viele Aspekte und Namen.
Zum
Schluss möchte ich Sie bitten, durch meinen Brief, der vielleicht etwas streng
ist, nicht beunruhigt zu sein, doch es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie wenige
es sind, die erkennen, wie bedrohlich die Zeit ist, in der wir leben. Man
scheint dies nicht zu verstehen, wahrlich, für viele ist die letzte Chance
gekommen; und sie kriechen weiter in der Finsternis der Unwissenheit und suchen
Gegensätze, wo es keine gibt, die Hörner des Teufels sehend und das Siegel des
Antichristen, weil ihr Bewusstsein an die Erde gebunden ist. Sie können nicht
selbständig denken, und blind rennen sie gegen die durch das Phantom der ewigen
Verdammnis seitens ihres ”Barmherzigen” Gottes errichteten Schranken! Wahrlich,
es ist gesagt ”Das ganze Wasser von Urdar und Uruvela reicht nicht aus, um die
von gotteslästerlichen Händen auf den Gewändern Christi und Buddhas
zurückgelassenen Schandflecken abzuwaschen”. Glauben Sie mir, der Geist der
Inquisition ist noch stark. Würde Christus heute auf Erden erscheinen, so
entginge er vielleicht der Kreuzigung und dem Scheiterhaufen, doch kaum der
Schmach, zu einem Antichristen gestempelt zu werden, oder gar der Verurteilung
zu lebenslänglichem Kerker. Ich empfehle Ihnen, Dostojewskis ”Der
Großinquisitor” zu lesen.
* * *
”Die
Menschheit misst nur jenen Begriffen Bedeutung bei, die in einem Durchschnittsbewusstsein
enthalten sind; sie formt und prägt alles nach diesem Bewusstsein. Warum werden
denn die Höheren Begriffe nicht einbezogen? Warum gibt es so viel Entstellung,
warum so viele Herabsetzungen? Weil tatsächlich das Wesen des menschlichen
Suchens und Strebens gesunken ist. Doch die Aufgabe der Neuen Welt ist es, das
Bewusstsein zu wecken und der Welt die vorbestimmten Bildnisse der Schönheit
wiederzubringen. Schaffenskraft des Geistes muss durch die Tat zum Aufstieg
gelenkt werden. Vor allem darf das Höhere nicht herabgezogen und am Aufstieg
gehindert werden. Daher wird die erste Forderung sein, das Göttliche Bildnis
der Göttlichkeit entsprechend zu schaffen. Wenn das menschliche Bewusstsein
aufhört, die Göttlichkeit auf irdische Art darzustellen, dann werden die
Errungenschaften des Geistes feurig sein”. (Feurige Welt, III. Band)
* * *
Mögen
die Mitarbeiterinnen Ihnen gegenüber die kleine Flamme der Dankbarkeit hegen.
Sie wiesen Ihnen den Pfad und verbanden sie mit der Lehre des Lichts, wodurch
Sie ihrem Geist Inspiration und Freude vermittelten. Hingabe ist die seltenste
Eigenschaft; sie führt schneller zum Ziel als alles andere. Mögen Sie sich
festigen in der Lehre des Lichts; scheint Ihnen aber etwas nicht klar genug, so
fragen Sie. Ich werde gerne erklären, so weit ich kann. Es ist sehr wichtig,
die Zweifel gleich zu Beginn zu zerstreuen. Wenn der große Begriff der Hingabe
Ihrem Geist teuer ist, sollten Sie aus den Büchern der Lehre alles
herausschreiben, was über diese königliche Eigenschaft gesagt wurde. Wenn Sie
diese Notizen wiederholt lesen, können Sie diese Manifestation wahrer
Geistigkeit in Ihrer Seele verankern. In der Lehre ist gesagt: ”Hingabe ist die
Grundlage der Geistigkeit.”
Ich
rufe alle, die bereit sind, ihre sämtlichen Fähigkeiten und ihre Energie in den
Dienst der Menschheit zu stellen. Denn die Zeit ist nah, wo jeder intelligente
Helfer unentbehrlich wird. Es ist so wichtig, den Menschen Achtung vor dem
Wissen und vor jedem Lehrer einzuflößen. Jeder Lehrer sollte als ein Vertreter
des Lichts und des Fortschritts angesehen werden.
12.
September 1934
Sie
glauben, der Autor von ”Brief über Gott” wäre verblüfft gewesen, wenn er gewusst
hätte, dass Sergius von Radonesch alle Heldentaten seines langen Lebens im
Namen dieses ”himmlischen Tyrannen” vollbrachte. Darf ich Ihnen mit einem
Passus aus dem Buch ”Herz” antworten?” … Vermeidet Streitgespräche über das,
was unbestreitbar ist. Kürzlich wunderte Ich Mich über einen Streit zwischen
den Anhängern von Jeanne d’Arc, Sergius und Moses. Alle erklärten, dass ihr
jeweiliger Beschützer nicht mit den anderen übereinstimme. In Kenntnis der
Wahrheit aber war es traurig, diese zu Missklang führenden Einwände anzuhören …
”
Vielleicht
verstehen Sie diese Worte nicht, und darum möchte ich versuchen, sie zu
erklären. Jeder möge und sollte sich einen individuellen Beschützer wählen, zu
dem sein Herz besonders hingezogen wird, doch deshalb hat niemand das Recht,
einen anderen Lehrer herabzusetzen oder abzulehnen. Es kann tatsächlich
vorkommen, dass unter verschiedenen Namen dieselbe Person gemeint ist. Die
Großen Bildnisse hatten und haben viele Aspekte und Namen. Wissen Sie, welche
großen Namen im Buch der Leben des Führenden Mahatma geschrieben stehen?
Wahrlich, nur die Mahatmas – vor allem der Führer unter Ihnen – kennen die
Wahrheit. Hüten Sie sich daher, in Ihrer Unwissenheit Gotteslästerung zu
begehen.
Und
jetzt, wenn Sie den ”Brief über Gott” aus dem Buch ”Die Briefe der Mahatmas”
aufmerksam und objektiv lesen, werden Sie finden, dass der Mahatma nur einen
gotteslästerlichen, weil zu menschlichen Begriff eines persönlichen Gottes
ablehnt: – einen grausamen und ungerechten Gott, mit ewiger Verdammnis jeden
Ketzer züchtigend und alle in seinem Namen und zu seiner eigenen Glorifizierung
zugelassenen Verbrechen rechtfertigend. Das ist der Gott des kirchlichen
Dogmas, der nur jenen den Eintritt in Sein Reich gewährt, die, durch das Opfer
seines Sohnes gesühnt, an dieses Opfer glauben. Wenn wir darüber hinaus die
Tatsache beachten, dass die Mehrheit der Menschheit seit ihrem Bestehen
außerhalb des Schoßes der christlichen Kirche geboren wurde und wird, dann
müssen wir von diesem Blickpunkt aus annehmen, dass der größte Teil der
Menschheit zu ewiger Verdammnis verflucht ist. Kann es denn ihr Fehler sein, dass
der ”Barmherzige Vater” beschloss, seinen einzigen Sohn zu einer bestimmten
Zeit, in ein besonderes Land zu einem bestimmten Volk zu entsenden? Warum die
anderen bestrafen? Kann es sein, dass die Billionen von Seelen dazu verdammt
sein sollten, für immer im Höllenfeuer zu brennen, nur weil es ihnen nicht
vergönnt war, das Evangelium des Sohnes zu hören? Die Mahatmas kennen einen
Gott dieser Art nicht, noch könnten Sie einen solchen verehren. Doch es ist
ganz unmöglich, die Mahatmas als Atheisten zu bezeichnen. Wie könnten Sie, Die
die geistige Unsterblichkeit verkünden und selbst erlangt haben, etwas mit
totem Atheismus zu tun haben? Lesen Sie aufmerksam – widersetzen sich die
Mahatmas nicht sogar dem Agnostizismus? ”Man kann uns Pantheisten nennen – nie
Agnostiker”. Und weiter: ”Nachdem wir die Gnosis gefunden haben, können wir ihr
nicht den Rücken kehren und Agnostiker werden”.
Sie
zitieren die tief philosophische Feststellung des Großen Mahatma: ”Nie und
nimmer hat jemand Ihn oder Es – Gott gesehen; wenn er (oder es) nicht selbst
das wahre Wesen und die Natur dieser unbegrenzten ewigen Materie, ihre Energie
und Bewegung ist, können wir ihn nicht als ewig oder unendlich oder
selbstbestehend betrachten. Wir lehnen es ab, ein Wesen oder ein Sein
anzuerkennen, von dem wir absolut nichts wissen, weil es (oder er) (a) keinen
Platz im Vorhandensein jener Sache hat, deren unwiderlegbare Eigenschaften und
Qualitäten wir gründlich kennen, (b) weil, wenn er (oder es) nur ein Teil jener
Sache ist, es lächerlich ist zu behaupten, er sei der Beweger und Beherrscher
desjenigen, von welchem er selbst nur ein abhängiger Teil ist; und schließlich
(c) weil, wenn man uns sagt, dass Gott selbstbestehender reiner Geist ist,
unabhängig von der Materie – eine separate kosmische Gottheit, Wir darauf
antworten, dass wenn Wir die Möglichkeit einer solchen Unmöglichkeit zulassen,
d. h. sein Vorhandensein, dann behaupten Wir dennoch, dass ein rein
immaterieller Geist weder ein intelligenter bewusster Herrscher sein noch die
ihm von der Theologie zugedachten Attribute haben kann; und solch ein Gott wird
wiederum nur zu einer blinden Kraft … Mit anderen Worten, Wir glauben allein an
die Materie, an die Materie als sichtbare Natur und Materie in ihrer
Unsichtbarkeit als den unsichtbaren, allgegenwärtigen, alle Energien in sich
tragenden Proteus mit ihrer unaufhörlichen Bewegung, die ihr Leben ist und das
die Natur aus ihr zieht; denn sie ist das große Ganze, außerhalb dessen nichts
bestehen kann.”
Sie
sind wegen der Verherrlichung der Materie entrüstet. Ist Ihnen denn nicht
bekannt, dass im Esoterischen Materie und Geist eins sind – dass Materie nur
die Differenzierung von Geist ist? Ist Ihnen nicht bekannt, dass Materie in
Wirklichkeit Energie ist, da eines ohne das andere nicht existieren kann? Daher
ist vom Geist getrennte Materie nur Illusion. Ist Ihnen nicht bekannt, dass
alles aus dem einen Element kommt und dass dieses Element als das Göttliche
Prinzip anzusehen ist, dreieinig in seiner Offenbarung? Ist Ihnen nicht
bekannt, dass Geist, der Materie beraubt, nicht in Erscheinung treten kann? Mit
anderen Worten Geist bedarf der Materie, um in Erscheinung treten zu können. In
der Tat, wir können uns weder im Handeln noch im Denken von der Materie
trennen. Ich will Ihnen dieselben Gedanken aus der ältesten indischen Schrift,
dem Agni Purana, übersetzen: ”Diese Natur ist unfassbar und übersteigt alle
Dimensionen und alles Begreifen. Endlos sind die Embryos von Welten und
Systemen, die unter der Schwinge von Mutter Universum fortlaufend geboren
werden. Puman oder das subjektive Element (das Brahma der Vedantisten) besteht
in seiner Potentialität in der Tiefe der Kosmischen Natur, genauso wie Feuer in
einem Stück trockenen Holzes verborgen und Öl im Herzen des Sesambaumes
vorhanden ist. Dieses Puman oder subjektive Element liegt als psychischer Zeuge
oder geistiges Element gänzlich neutral und frei von jeder Tätigkeit verborgen
in der Natur.
Diese
Vereinigung von Puman und Natur kommt zustande durch eine besondere Kraft, die
als Vishnu-Shakti (Energie) bekannt ist, das alle Embryos und grundlegenden
Eigenschaften aller Wesen und der Materie enthält und folglich aus dieser
Vereinigung von Kosmischer Natur mit ihrem Gemahl Puman hervorgehen muss. Die
hier erwähnte Kraft ist ein aktiver Mediator zur Erfüllung ihrer Vereinigung,
wenn sie sich in gegensätzlichen Stadien befinden und getrennt sind, oder
andernfalls ist es eine Kraft, die diese Verbindung, aus der das Universum als
ein notwendiges Ergebnis geboren wurde, zersetzt, zerstört.
Götter
und andere himmlische Wesenheiten werden aus dieser wechselseitigen Aktion von
Natur-Universum und der bewegenden Aktion der Vishnu-Kraft geboren, die durch
den Impuls ersterer in die Bewegung hineingelegt wird.”
Sie
können den gleichen Gedanken in der hermetischen Philosophie finden, obwohl in
anderer Terminologie. Ja, die Vorstellung der Gottheit, der Unerfassbaren
Quelle aller Wesenheiten, war in alten Zeiten majestätisch. Dieses Kosmische
Gesetz gab jedem von ihm ausgehenden Funken sämtliche Eigenschaften mit – freie
Wahl in der Anwendung dieser Eigenschaften gewährend: für Aufbau oder
Zerstörung.
Und
jetzt wollen wir uns wieder der Feststellung des Mahatma zuwenden, dass ”kein
Mensch Gott je gesehen hat”. Natürlich erkennen Sie, dass dies dem Evangelium
entnommen ist und dass es die authentischen Worte des Apostel Johannes sind,
den einen Ketzer oder Antichristen zu nennen noch niemand wagte. So lesen wir
im Evangelium des Johannes (1:18): ”Niemand hat Gott jemals gesehen”; und die
gleichen Worte erscheinen in der Ersten Epistel (4:12). Besonders mit diesen
Worten gibt uns Johannes zu verstehen, dass Gott auf Grund seiner Natur nicht
gesehen werden kann. Ferner sagt Johannes: ”Gott ist Geist, und die Ihn
verehren, müssen Ihn im Geist und in Wahrheit verehren” (Johannes 4:24). Weiter
lesen Wir: ”Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis
begreift es nicht” (Johannes 1:5). Wir aber wissen, dass Licht Materie plus
Bewegung ist. So gibt es in der Bibel viele Hinweise über den ”Unbekannten
Gott” und die feurige Natur dieses Gottes. Im Deuteronomium (4:24) sagt Moses:
”Denn der Herr dein Gott ist ein verzehrendes Feuer – eben ein eifriger Gott”.
Genauso sagt Matthäus (5:8): ”Gesegnet sind, die reinen Herzens sind, denn sie
werden Gott schauen”. Auch sollte man an die Worte des Apostels Paulus in
seiner Zweiten Epistel an die Korinther denken (3:6): ”Der Buchstabe tötet,
doch der Geist verleiht Leben”. Verwerfen wir daher den toten Buchstaben und
mittelalterliche Dogmen und entzünden wir in uns das Feuer des Geistes, wann
immer wir uns diesem Heiligsten Begriff geistig nähern. ”Gott ist grenzenlos,
unbegrenzt, unfassbar – sonst wäre Er nicht Gott”. Der Gott der Mahatmas ist
ein Kosmischer Gott, oder besser gesagt: der Kosmos Selbst. Ist nicht gesagt, dass
er allgegenwärtig, alldurchdringend, allseiend ist? Und weiter: ”Denn in Ihm
leben wir und bewegen uns und haben unser Sein” (Apostelgeschichte 17:28). Dies
alles steht in der Bibel. Gleicherweise ist in der Lehre erklärt, dass die
Menschen ”die Bedeutung von Gott und Bodhisattva nicht verstehen”. Sie
verstehen sie wirklich nicht!
Es
ist, wie der Große Origenes sagte: ”Unser Verstand allein ist unfähig, Gott
Selbst zu begreifen, doch er kann Ihn durch die Schönheit seiner Schöpfungen
und die Herrlichkeit der Natur als den Vater alles Seins intuitiv erfassen.”
Gleicherweise
verstehen die Mahatmas Gott in der Göttlichkeit der Natur – in beidem, in ihrer
Sichtbarkeit und in ihrer geistigen Unsichtbarkeit.
”Die
Massen brauchen zur Verehrung immer eine Persönlichkeit, sie schaffen das
Höchste Bildnis nach dem Maß ihres eigenen Bewusstseins, während die Höheren
durch alle Manifestationen hindurch dem Prinzip zustreben.”
Und
Origenes fährt fort:
„Daher
können wir Gott nicht als eine besondere Verkörperung betrachten oder überhaupt
als inkarniert. Er ist einfache Geistige Natur und hat nichts Geformtes an
sich. Er ist Vernunft und gleichzeitig die Quelle und der Ursprung der gesamten
Vernunft in Natur und Schöpfung. Gott, der ja der Ursprung von allem ist,
sollte nicht als geformt angesehen werden, da es sonst scheinen könnte, als ob
die Elemente, aus denen alles geformt ist, was geformt genannt wird, vor ihrem
eigenen Ursprung bestanden hätten.” (Origenes: ”De principiis”)
Dies
ist wahres philosophisches Denken – sehr nahe und ich würde sagen identisch mit
allen alten Philosophien.
Wahrlich,
würden unsere Kirchenväter dem Beispiel einiger westlicher Priester folgen und
die Werke des Origenes, des großen Lichtes der Christenheit, studieren – die
Symbole und Sakramente der Christenheit würden in ihrem wahren Licht enthüllt
und die starren eisernen Fesseln der kirchlichen Dogmen abfallen; und die
Kirche – der Leib Christi – würde auferstehen. Selbst kleine Kinder beginnen
logischer zu denken als unsere grauhaarigen Lehrherren!
Ja,
die westlichen Kirchenväter haben erkannt, dass das Bewusstsein ihrer geistigen
Herde anderer Nahrung bedarf und die naiven Behauptungen, die für die Zähmung
halbwilder, zum Christentum bekehrter Stämme vielleicht einmal erforderlich
waren, nicht mehr länger angenommen werden können. Um ihren Einfluss nicht
einzubüßen, beeilen sich einige Vertreter der westlichen Kirche, ihr Wissen zu
erweitern und die falschen Begriffe aufzugeben. Denken Sie daran, wie viele
klare Hinweise in den Evangelien über Reinkarnation und das Karmagesetz von
Christus Jesus Selbst gegeben wurden! Doch die Priester weichen diesem Argument
geschickt aus. Zweifellos wissen Sie, dass das Gesetz der Reinkarnation im
sechsten Jahrhundert durch das Konzil von Konstantinopel abgelehnt wurde! Kann
es aber sein, dass ihre Kenntnisse seit dieser Zeit keine Fortschritte machten?
Eines dieser Konzile erörterte auch die Frage, ”ob die Frau eine Seele
besitze?” Liest man diese historischen Berichte der Finsternis und
Unwissenheit, so stößt man auf viele ähnliche ”Perlen”. Und jetzt, in
Anbetracht der fürchterlichen Krise, die die Menschheit aufgrund der
Verbreitung des schrecklichen, alles entstellenden Atheismus durchmacht, der
vom toten Dogmatismus und vom Verfall der Moral unter den Priestern herrührt,
sollte in der Tat die ganze Priesterschaft einen völlig neuen Standpunkt gegen
jede Art von Unduldsamkeit, Unwissenheit und Unmoral einnehmen. Sie sollten
wahre geistige Führer werden und mit der Zeit gehen, anstatt mit den Ketten
finsterer Unwissenheit beladen einherzuschleichen. Wie in der Lehre gesagt ist:
”Nach Origenes breitete sich die Verfälschung des Christentums aus”. Und weiter
lesen wir: ”… Entsetzen ergreift einen angesichts des religiösen Aberglaubens
im Altertum. Origenes schritt auf den noch heißen Kohlen der alten Welt. Die
Gebote Jesu kennend, litt er unter der Unwissenheit der Massen. Er kannte die
Geheimnisse der alten Mysterien und litt unter dem Unverständnis gegenüber der
Einen Quelle. In Kenntnis der Lehre Jesu litt er unter der Errichtung von
Kirchen … Da er ein Verfechter des Wissens war, empörte ihn der geistige
Verfall der Priesterschaft.” (Blätter des Gartens MORYA, II, § 244)
Es
ist wichtig, daran zu denken, dass die fortschrittlichsten Priester zu allen
Zeiten von der herrschenden Kirche verfolgt wurden. Wieviel von seinen eigenen
Anhängern ausgestreute Verleumdung umgab unseren zeitgenössischen Vater Johann
von Kronstadt! Denken wir an die ”Optina Pustin” (russ. Klostergemeinde), jene
wunderbare geistige Gruppe – wieviel Verfolgung erlitt sie durch jene hohen
kirchlichen Würdenträger! Denken wir auch an vieles andere, was in einem kurzen
Brief nicht alles gesagt werden kann.
Und
nun wollen wir uns mit den Worten befassen, die Sie so entrüsteten. ”Ich will
auf die größte, die Hauptursache jener Übel hinweisen, um derentwillen die
Menschheit verfolgt wurde. Es ist die Religion, unter welcher Form und welchem
Volk auch immer; es sind die Priesterkaste, die Priesterschaft und die
Kirchen.” Wenden wir uns den Geschichtsberichten zu, so werden wir sehen, dass
dies der Wahrheit völlig entspricht. Tatsächlich ist es für die Studierenden
der Religions- und Kirchengeschichte im allgemeinen die unbestreitbare und
schockierende Wahrheit. Zu allen Zeiten und bei allen Völkern ist die Frage der
Religion sehr akut und furchtbeladen; kein anderes menschliches Problem ist mit
Blutvergießen so eng verbunden. Es gab keine so grausamen Kriege wie jene
Religionskriege.
Denken
wir an den kriegerischen Fanatismus der Moslems. Vergessen wir nicht, dass die
Buddhisten in Indien verfolgt und dann von den Brahmanen ausgerottet wurden.
Auch heute sind blutige Gewalttaten zwischen Moslems und Hindus keine
Seltenheit. Gleicherweise wurden (und werden noch) in einigen chinesischen
Provinzen buddhistische Lamas grausam verfolgt. Und Sie müssen zugeben, dass
die Inquisition der entsetzlichste Schandfleck in den Annalen des Christentums
ist. Die Inquisition war bestimmt nicht eingerichtet worden, nur um Hexen und
Zauberer (meistens waren es Medien und Ketzer) zu verfolgen, sondern zum Zweck
der Vernichtung aller andersdenkenden Menschen, aller persönlichen Feinde der
Kirchenvertreter; letztere hatten beschlossen, die absolute Macht zu erlangen.
Vor allem waren die aufgeklärten Arbeiter für das Allgemeinwohl, die wahren
Nachfolger der Testamente Christi, die Feinde der Kirche. Und die leichteste
Art, den Feind zu vernichten, war, ihn zu beschuldigen, mit dem Teufel im Bunde
zu stehen.
Die
sogenannten ”Hüter der Reinheit der christlichen Prinzipien” versuchten, diese
teuflische Psychologie mit allen möglichen Mitteln in das Bewusstsein der
Massen einzuträufeln. Kleine Wunder dieser Tage, Visionen der Nonnen und Mönche
trugen den Stempel satanischen Einflusses und waren voller teuflischer
Bildnisse und jeder Art hässlicher Versuchungen.
Die
Verfolgung der unheilvollen Hexen, Zauberer, Medien und Besessenen diente nur
als Vorwand. Die Inquisition wurde errichtet, um uneingeschränkte Herrschaft
über die arme erschreckte Bevölkerung zu erlangen. Die wirksamsten Mittel, um
dies zu erreichen, waren Erpressung und die Ausrottung jener, die bestrebt waren,
Licht in die Finsternis des Mittelalters zu bringen – aller jener, die
selbständig waren und es wagten, über das Allgemeinwohl zu sprechen und sich
gegen das durch die Vertreter der Inquisition verkörperte Reich des Teufels
aufzulehnen. Die Einrichtung der Inquisition war eine schreckliche Karikatur
Göttlicher Gerechtigkeit. Sie wurde vom Fürsten der Finsternis eingeleitet, um
den Glauben des Menschen an die Reinheit, Güte und Gerechtigkeit der Kirche zu
verfälschen und zu vernichten.
Es
ist aufschlussreich, sich der Zeiten der Inquisition zu erinnern, der
Bartholomäusnacht und der ganzen Geschichte des Papsttums und der
Kirchenkonzile, in denen die ehrwürdigen geistlichen Väter einander ohrfeigten
und an den Haaren zogen! Vor solch einer Kirche und ihren Dogmen kann es keine
Achtung geben, sondern nur Empörung und Entsetzen über solch abscheuliche
Verbrechen, solch ungeheuren selbstsüchtigen Eigendünkel sowie Habgier und
Unwissenheit, zugelassen im Namen DESSEN, DER gegen jede Gewalt auftrat und das
Gebot gab, den Nächsten zu lieben wie sich selbst.
Denken
wir an alle diese Großen, die unter der Inquisition litten oder die ihr
leuchtendes Wissen unter der Maske der Torheit oder unter den kompliziertesten
Symbolen, deren Schlüssel – zum Schaden der Menschheit – beinahe verlorenging,
verbergen mussten. Denken wir an die Berge vernichteter Schriften, Werke voller
Licht und Güte, deren Verlust nicht wiedergutzumachen ist und von den besten
Geistern aller Zeiten als das größte Unglück erachtet wurde! Es ist eine
abgekartete Sache, über das Verbrennen der Alexandrinischen Bibliothek empört
zu sein, doch diese Heuchler werden es vorziehen, über die seitens der
Inquisition angezündeten Feuersbrünste, die durch Jahrhunderte auf dem
Scheiterhaufen die Perlen menschlichen Genius verzehrten, zu schweigen. Lang
ist die Liste der Märtyrer des Wissens und des Lichts, und solch hervorragende
Namen wie Giordano Bruno, Jan Hus und Jeanne d’Arc werden der Menschheit und
denen, die am Scheiterhaufen vom Vorhandensein des Teufelsreiches in der Zeit
der Inquisition Zeuge waren, im Bewusstsein bleiben!
Es
ist lehrreich, die von den eigenen Priestern geschriebenen Biographien der
Heiligen der katholischen Kirche zu lesen. Es sind authentische Schreiben von
Heiligen an die Kirchenoberhäupter, worin sie deren blutige Verbrechen
verurteilen. Gerade diese Verbrecher lenkten und formten das Bewusstsein der
Massen. Die Geschichte der Religion stellt das Finsterste, blutigste Kapitel in
der Geschichte der Menschheit dar!
Sie
werden mir vielleicht sagen, dass die Inquisition nicht von unserer orthodoxen,
sondern von der westlichen Kirche geschaffen wurde. Dann möchte ich Sie an die
Zeiten des Patriarchen Nikon erinnern, der das Dreifingerkreuz einführte,
anstelle des Zweifingerkreuzes, das von dem wahren Nachfolger des Evangeliums
Christi, dem großen Erbauer und Gründer des Heiligen Russlands, dem verehrten
St. Sergius von Radonesch, verwendet wurde. Unter Patriarch Nikon wurden alle,
die sich mit zwei Fingern bekreuzigten, verfolgt, gemartert und verbrannt.
Sollte der verehrte Sergius auch als Ketzer anzusehen sein? Lesen wir
aufmerksam die Berichte der Kirchenkonzile, so werden wir viele interessante
Dinge finden, die für das Niveau des Bewusstseins jener Kirchenväter
charakteristisch sind, die das Dogma diktieren, das heute noch in unveränderter
Strenge besteht. Würden die Menschen, anstatt sich mit den Schulbüchern
zufriedenzugeben, sich der Mühe unterziehen, die Grundlagen der Lehre Christi,
womöglich in der Originalsprache der Evangelien, ernsthaft zu studieren, sie
würden einen neuen Sinn in den Worten entdecken und ihrem geistigen Auge würde
das wahre Bild Christi enthüllt werden – das große Bildnis, dem der verehrte
Hl. Sergius sein strenges Leben widmete, was ihm die Feindschaft der Priester
dieser Zeit einbrachte.
Und
worin besteht die größte Sünde der Kirche? Sie besteht darin, dass sie durch
Jahrhunderte ihren Anhängern das Gefühl der Verantwortungslosigkeit
einpflanzte. Von Kindheit an ist den Menschen beigebracht worden, dass eine
Person das größte Verbrechen begehen kann, solange sie nachher beichtet und der
Priester sie durch Vergebung von jeder Last befreit. Dieser Prozess des
Sündennachlasses gegen Gebühr kann weitergehen; vielleicht wird der Schüler nur
noch höhere und immer höhere Gebühren zu entrichten haben. Warum nicht
sündigen, wenn Vergebung mit Münzen erlangt werden kann? Wie viele Kirchen
wurden auf den Tränen von Waisen gegründet und gebaut! Woher ist das Geld für
die Errichtung der großen Kathedralen oft gekommen? Wie viele Kerzen sind vor
den Heiligen Bildnissen von Verräterhänden angezündet und aufgestellt worden?!
Wahrlich, es ist gesagt: ”Groß wäre die Bestechlichkeit Christi, wäre er
bereit, Verrat für eine Kerze zu bemänteln! Solche Kerzen sind
Abscheulichkeiten. Christus bedarf solcher Verehrung nicht; besudeln diese
Kerzen nicht die heiligen Messgewänder?” (BGM II, 180)
Welchen
Mangel an Verständnis drückt das Gebet: ”Ich, untergebener Priester, vergebe
dir durch die mir von Gott verliehene Macht deine Sünden!” aus. Ja, dem reuigen
Sünder durch Bezahlung Vergebung zu gewähren, ist das größte Verbrechen. Die
Bestechung der Gottheit mit Gold – ist dies nicht schlimmer als die ärgsten
Formen von Fetischismus? Diese furchtbare Frage muss von jedem Gesichtspunkt
beleuchtet werden. Wahrlich, dieses unheilvolle Geschwür wird über die ganze
Welt – in allen Religionen – verbreitet. So gibt es in Tibet eine Räuberbande,
genannt Gollocks, die sich zum Lamaismus bekennt; das ist eine Religion, die
sich von den Vermächtnissen Buddhas genauso entfernte wie unsere Kirche von der
Lehre Christi. Diese Gollocks pilgern jährlich nach Lhasa, um die Vergebung
ihrer Verbrechen zu erflehen. Auf dieser sonderbaren Reise enthalten sie sich
des Raubes an der hilflosen Bevölkerung, weil sie hoffen, von den hohen
Priestern ihrer Sekte empfangen zu werden. Doch nach dem Empfang voller Vergebung
ihrer Verbrechen durch Bezahlung geben sie den Schwelgereien freien Lauf,
wenden sich wieder der Plünderung zu, mit mehr Heftigkeit als je zuvor. Hat man
sie denn nicht von der Schuld befreit, und können sie sich das nächste Jahr
nicht wieder reinigen?! Es ist nur eine Frage der Gebühr! Auch in Indien wird
der Sünder sich beeilen, dem Brahmanen als Buße eine Ziege zu schenken. Auch
andere wertvolle Anerbieten werden gemacht, entsprechend dem Ausmaß der Sünden,
und die Übertreter erhalten genauso leicht Absolution und Reinigung. Sie
könnten einwenden, dass dies nur rückständige Rassen betrifft. Geschieht dies
aber nicht auch in den höchsten intellektuellen Klassen in Amerika und Europa?
Noch ärger! Kürzlich wurde die alte Praxis des Sündennachlasses der
katholischen Kirche erneuert! Und jetzt brauchen Katholiken als Buße für ihre
Sünden nicht mehr eine Pilgerreise nach Rom zu unternehmen! Alles, was als
Nachlass notwendig erscheint, ist die Überweisung einer entsprechenden Summe,
und die Überweisung einer Gebühr wird den Eintritt in den Himmel ermöglichen.
Zweifellos gibt es für den Ablass eine Preisskala, denn es gibt verschiedene
Sünden. Durch richtige Einschätzung kann ein Vermögen gemacht werden. Kann denn
niemand dies aufhalten? Kehren wir damit nicht eilends in die Finsternis des
Mittelalters zurück?
In
der Tat, indem sie dem kindlichen Bewusstsein einprägt, dass die Kirche als
mächtiger Vermittler für eine Träne der Reue und eine Gebühr den Eintritt in
das Paradies gewähren kann, begeht sie die größte Sünde. Diese Art der
”Befreiung” von jeder Verantwortung trennt den Menschen vom Göttlichen
Ursprung. Die Kirche hat den großen Begriff Göttlicher Gerechtigkeit ihres
wahren Wertes entkleidet. Durch den Verlust der Verantwortlichkeit und
Gerechtigkeit wird der Mensch unweigerlich der Entartung anheimfallen; denn
jene, die die kosmischen Gesetze nicht befolgen, sind dem Verderb ausgeliefert.
Der
ganze Kosmos ist auf dem Gesetz der Verantwortung, oder wie es öfter genannt
wird, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Karmagesetz, aufgebaut. Und
dieses Gesetz kann man nicht umgehen oder ablehnen, ohne Zerstörung
herbeizuführen. Alle alten Lehren lehrten ausnahmslos dieses Gesetz der großen
Verantwortlichkeit, dieses Pfand des Göttlichen in uns. Dies ist klar
aufgezeigt in den Worten Moses: ”Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn”. Es wurde jedoch
falsch ausgelegt und als Beispiel der Rachsucht des jüdischen Volkes angeführt.
Denken wir dagegen an die Worte Christi: ”Ihr habt gehört, dass den Alten
gesagt wurde: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll dem Gericht
verfallen. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, soll dem Gericht
verfallen. Wer aber seinem Bruder sagt: ‚Du Tor‘, der soll dem Hohen Rat
verfallen. Wer aber sagt: ‚Du Narr‘, der soll dem Höllenfeuer verfallen”
(Matth. 5:21-22). Erscheint Ihnen dies nicht strenger als das Gesetz des Moses,
wenn wir uns weigern, darin dasselbe unentrinnbare Karmagesetz zu sehen?
Zweifellos
kennen Sie auch die Worte Christi: ”Wahrlich, ich sage euch, jeder, der Haus,
Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Frau, Kinder oder Acker um meinetwillen und
um der Frohbotschaft willen verlässt, wird hundertfältigen Lohn erhalten in der
Jetztzeit und in der Welt des ewigen Lebens …” (Markus 10, 29-30).
Wie
kann jemand jetzt in dieser Zeit mehrere Mütter und Väter haben, wenn er das
Gesetz der Wiedergeburt nicht anerkennt? Genau hierdurch wird der Gegensatz
zwischen der ”jetzigen Zeit” (eine Zeit irdischen Seins ”inmitten Verfolgung”)
und dem Leben in der kommenden Welt unterstrichen.
Und
weiter: ”Und seine Jünger fragten ihn: Warum sagen die Schriftgelehrten, Elias
müsse zuerst kommen? Und Jesus antwortete: Freilich wird Elias kommen und alles
besorgen. Ich aber sage euch, dass Elias bereits gekommen ist, nur haben sie
ihn nicht erkannt, sondern ihm angetan, was sie wollten. So wird auch der
Menschensohn unter ihnen leiden. Dann verstanden die Jünger, dass er zu ihnen
von Johannes dem Täufer redete ” (Matth. 17, 10-13). Weiter möchte ich
anführen: ”Und im Vorübergehen sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind
war. Und seine Jünger fragten ihn: Meister, wer hat gesündigt, dieser Mann oder
seine Eltern, dass er blind geboren ist?” (Joh. 9:1-2). Offenbaren diese Fragen
der Jünger nicht, dass sie vom Karmagesetz wussten und auch Christus es nicht
ablehnte?
Gleicherweise
muss man das Gleichnis von den Talenten verstehen. Warum haben sich denn die
Kirchenväter so beharrlich geweigert, das große kosmische Gesetz anzunehmen,
das allein die scheinbaren Ungerechtigkeiten, alle Unterschiede der Bedingungen
der Geburt und alle Missgeschicke, die uns ereilen, erklären kann? Es gibt nur
eine Antwort. Überall ist das eine selbstsüchtige Motiv vorhanden: die Macht
nicht aufzugeben und das materielle Wohl sowie das Vorrecht des einzelnen zu
mehren. So sind die unwissenden Menschen in der ganzen Welt durch Jahrhunderte
gefangen gehalten worden zwischen der Furcht vor ewiger Verdammnis im
Höllenfeuer und der Hoffnung auf ewigen Frieden mit den Freuden des Paradieses,
während der Schlüssel zum Himmelreich, wie man sagt, der Priesterschaft von
Gott selbst übergeben wurde!
Doch
solange der Mensch die ganze Erhabenheit seines Ursprungs nicht kennt und nicht
begreift, dass sein Wesen ein unsterblicher Teil des Göttlichen Ichs ist und
ewig seine Form ändert, und solange er seine Verantwortung nicht erkennt und
nicht weiß, dass es niemanden gibt, der ihm seine Sünden vergeben oder ihn für
seine Verdienste belohnen kann, dass dagegen er selbst der Schöpfer von Ursache
und Wirkung ist, dass er sowohl Säer als auch Schnitter des von ihm
Geschaffenen ist – solange er dies alles nicht erkennt, wird er Verbreiter und
Fortpflanzer des Wahnsinns, des Verbrechertums und der Korruption bleiben, die
unseren Planeten mit fürchterlicher Zerstörung bedrohen.
Die
in das Bewusstsein eingehämmerte Verantwortungslosigkeit ist bereits erblich.
Um den Menschen vor dem Verderb zu retten, ist es notwendig, dass große
erleuchtete Geistwesen sich vereinen und das getrübte Bewusstsein der
Menschheit tatkräftig erwecken. Es ist notwendig, dass die fortgeschritteneren
geistigen Lehrer augenblicklich mit der Reinigung der Vermächtnisse Christi im
Lichte der Lehre des letzten großen Apologeten Christi – Origenes, des
Märtyrers – beginnen. Durch diese Reinigung wird die Neue Große Weissagung in
ihrer ganzen Herrlichkeit aufleuchten und die Synthese, Duldsamkeit und die
Umwandlung aller Vermächtnisse bringen.
Zum
Abschluss möchte ich einige Paragraphen aus der Lehre zitieren:
”Die
Menschheit misst nur jenen Begriffen Bedeutung bei, die in einem Durchschnittsbewusstsein
enthalten sind, denn sie kleidet jede Form nach dem Maß ihres Bewusstseins.
Warum sind dann die Höheren Begriffe nicht eingeschärft worden? Warum gibt es
so viel Entstellung, warum so viele Herabsetzungen? Weil in Wahrheit das Wesen
menschlichen Suchens und Strebens gesunken ist. Doch die Aufgabe der Neuen Welt
ist es, das Bewusstsein zu wecken und der Welt die vorbestimmten Bildnisse der
Schönheit zurückzugewinnen. Schaffenskraft des Geistes muss in der Tat im
Aufstieg verstärkt werden. Vor allem darf das Höhere nicht herabgezogen werden,
sondern es muss aufsteigen können. Daher wird die erste Forderung sein, das
Göttliche Bildnis der Göttlichkeit zu schaffen. Wenn das menschliche Bewusstsein
aufhört, das Göttliche auf irdische Art darzustellen, dann werden die
Errungenschaften des Geistes feurig sein.
Wahrlich,
das erhabenste Bewusstsein ist zum Feurigen Prinzip bestrebt, während das
niedere das Höhere Bildnis nach dem eigenen Maß errichtet. Die
Aufnahmefähigkeit des kleinen Bewusstseins bestimmt das geschaffene Bildnis,
und daher gibt es so viele Entstellungen! Wie kann ein kleines Bewusstsein von
einem Universalen Begriff erfüllt sein, wenn das Maß der Erfassbarkeit den
Geist in Wut geraten lässt? Ich sage betrübend, schmerzlich ist menschliches
Denken! Ein welträumlicher Horizont ist nur für den zugänglich, der die
Universalität des Prinzips erkennt, denn der königliche Geist kann mit dem
Höheren Prinzip genauso verschmelzen, wie der Mikrokosmos mit dem Makrokosmos
verschmilzt. Daher kann ein kleiner Geist nicht mit dem Feurigen Prinzip
verschmelzen. Feurige Macht enthüllt den gesamten offenbarten Schmelzofen dem,
der den Puls der Feurigen Welt fühlt. Dieses lebensspendende Prinzip baut Leben
auf Fohat auf. So lasst uns daran denken, dass nur ein kleines Bewusstsein
verneint, der feurige Geist aber allumfassend ist. Auf dem Pfad zur Feurigen
Welt lasst uns über das große Prinzip nachdenken.” (Feurige Welt, III. Band, §
269)
So
dienen die Menschen dem nach ihrer eigenen Vorstellung geschaffenen Gott und
schreiben ihm ihre eigenen Untugenden zu. Die Mahatmas aber dienen dem
Göttlichen Unaussprechlichen Prinzip und verehren es durch die Reinheit ihres
Lebens und ihren selbstaufopfernden Dienst für das Wohl der ganzen Welt.
Und
da ich (wie ich hoffe) zu keinem Fremden, sondern zu einem jungen feurigen Bewusstsein
spreche, möchte ich Ihnen einen weiteren Paragraphen aus der Lehre zitieren.
”In
der Zeit der Behinderung der Welt gibt es nur den Pfad der Erneuerung des
Denkens. Genauer gesagt, es ist wichtig, das Bewusstsein zu erwecken. In der
Tat, wenn der Geist zurückblicken kann und erkennt, dass gestriges Denken
bereits überholt ist, dann findet die Umwandlung statt, die das
Unterscheidungsvermögen erweckt. Die verflossene Zeit kann dem Geist anzeigen,
wie alle Energien weiterlaufen und neu verarbeitet werden. Doch wehe jenen, die
der Zukunft begegnen wollen, indem sie zurückblicken. Denn der mit gestrigen
Resten belastete Geist ist mit schwerem Gewicht beladen. Mit solch einer Last
kann er den Berg nicht ersteigen, er kann die Tore des Lichts nicht
durchschreiten, er kann mit der leuchtenden Zukunft nicht vereint werden.
Daher: so wie die Kirchenväter in die Vergangenheit weisen, so rufen die Diener
des Lichts in die Zukunft. Erwachen des Bewusstseins, Läuterung der Lehre und
Aufruf in die Zukunft werden zur Erneuerung des Denkens führen. Auf dem Weg zur
Feurigen Welt verschiebt Meine Führende Hand Energien.” (Feurige Welt, III.
Band)
Denken
Sie daran, was in einem der ersten Bücher gesagt wurde: ”Jene, die das Neue
Land erreichen wollen, müssen nicht nur alle Vorurteile ablegen, sondern auch
die neuen Wege beschreiten.” Ja, man kann auf dem Abfall der Vergangenheit
nicht aufbauen. Das Bewusstsein der Massen hat sich gewandelt, das muss
beachtet werden. Die Menschen sehnen sich nach Licht, nach geistiger Nahrung;
doch diese Nahrung muss rein und die Gewänder der neuen geistigen Lehrer müssen
wirklich schneeweiß sein. Die geistigen Erzieher müssen so wie unser großer
verehrter Sergius dem Pfad des Herrschers Christi folgen. Wahrhaftig, Sergius,
der mit dem Feuer vereint war und die Feuertaufe empfing, kannte und kennt die
Natur des Göttlichen Elements. Der große Sergius war nämlich kein Theologe;
sein ganzes Leben war eine mächtige Nachfolge Christi, sowohl in seinem
selbstaufopfernden Dienst an seinem Land wie auch an der Welt. Ja, der
ehrwürdige Sergius befolgte die Gebote Christi, nicht aber die Dogmen der
Kirche. Und wenn er eine Berufung als Metropolit ausschlug, dann nur deswegen,
weil er wusste, wie viele kirchliche Doktrinen der Wahrheit widersprechen!
Durch
die Verbindung mit dem göttlichen Element Feuer werden viele dem Intellekt
verborgene Geheimnisse enthüllt. Doch diese Geheimnisse des Geistes bleiben im
Herzen verwahrt. ”Gebt das Heilige nicht den Hunden und werfet eure Perlen
nicht vor die Säue, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zertreten, sich
umwenden und euch zerreißen” (Matth. 7:6). Seien wir daher darauf bedacht,
Gotteslästerung nicht zuzulassen; verneigen wir uns vor dem Sakrament des
großen göttlichen Elements, das uns Sterblichen in der Herrlichkeit von
sichtbaren und unsichtbaren Schöpfungen enthüllt wird. Verehren wir dieses
göttliche Element durch die Reinheit unseres Lebens und unserer Beweggründe.
Möge unser Herz mit Liebe und Ergebenheit zu dem Einen erfüllt sein, der uns
Licht brachte, und geben wir uns dem Dienst an der Menschheit hin.
Vater
Sergius, Du Wunderbarer, mit Dir gehen wir, mit Dir werden wir siegen!
15.
September 1934
Es
ist lehrreich zu beobachten, dass Menschen nach Wissen trachten, von allen
Arten von Einweihungen träumen, doch sobald sie in neue Aspekte der
allumfassenden Wahrheit, die nicht ganz mit den ihnen eingeflößten Begriffen
übereinstimmt, eingeführt werden, entrüstet sind und sich zurückziehen. Sie
sind voller Eitelkeit und lieben es zu sagen: ”Der Mensch ist der König der
Natur”. Versucht man jedoch, ihnen zu erklären, dass das Schicksal des Menschen
tatsächlich das eines göttlichen Schöpfers, eines Gottmenschen ist, fürchten
sie sich und bleiben lieber an ihrer alten Sklaverei kleben, deren Name Furcht
ist, Furcht vor dem Neuen und Höheren.
In
der Lehre ist gesagt: ”Die Menschheit misst nur jenen Begriffen Bedeutung bei,
die in einem mittelmäßigen Bewusstsein enthalten sind, denn sie kleidet jede
Form nach dem Maß ihres Bewusstseins.” Warum sind dann die Höheren Begriffe
nicht eingeschärft worden? Warum gibt es so viel Entstellung, warum so viele
Herabsetzungen? Weil in Wahrheit das Wesen menschlichen Suchens und Strebens
gesunken ist. Doch die Aufgabe der Neuen Welt ist es, das Bewusstsein zu wecken
und der Welt die vorbestimmten Bildnisse der Schönheit zurückzugewinnen.
Schaffenskraft des Geistes muss in der Tat im Aufstieg verstärkt werden. Vor
allem darf das Höhere nicht herabgezogen werden, denn es muss aufsteigen
können. Daher wird es die erste Forderung sein, das Göttliche Bildnis dem
Göttlichen entsprechend zu schaffen. Wenn das menschliche Bewusstsein aufhört,
das Göttliche auf irdische Art darzustellen, dann werden die Errungenschaften
des Geistes feurig sein.
”Wahrlich,
das erhabenste Bewusstsein ist zum Feurigen Prinzip bestrebt, während das
niedere das Höhere Bildnis nach dem eigenen Maß errichtet. Die
Aufnahmefähigkeit des kleinen Bewusstseins bestimmt das geschaffene Bildnis,
und daher gibt es so viele Entstellungen! Wie kann ein kleines Bewusstsein von
einem Universalen Begriff erfüllt sein, wenn das Maß der Erfassbarkeit den
Geist in Wut geraten lässt? Ich sage – betrübend, schmerzlich ist menschliches
Denken! Ein welträumlicher Horizont ist nur für den zugänglich, der die
Universalität des Prinzips erkennt, denn der königliche Geist kann mit dem
Höheren Prinzip genauso verschmelzen, wie der Mikrokosmos mit dem Makrokosmos
verschmilzt. Daher kann ein kleiner Geist nicht mit dem Feurigen Prinzip
verschmelzen. Feurige Macht enthüllt den gesamten offenbarten Schmelzofen dem,
der den Puls der Feurigen Welt fühlt. Dieses lebensspendende Prinzip baut Leben
auf Fohat auf. So lasst uns daran denken, dass nur ein niederes Bewusstsein
verneint, der feurige Geist aber allumfassend ist. Auf dem Pfad zur Feurigen
Welt lasst uns des großen Prinzips eingedenk sein.” (Feurige Welt III, § 269)
Ich
habe diesen Paragraphen für Sie gewählt, weil Sie sich mit diesem Thema
befassen müssen. Gewiss, man darf das Bewusstsein nicht zwingen. Das Wachstum
des Bewusstseins geht langsam vor sich. Und wie es immer war, so ist es auch
jetzt: von den Großen Lehrern werden die verschiedenen Aspekte der Wahrheit
entsprechend den verschiedenen Bewusstseinsgraden gegeben, und dies sowohl aus
Mitgefühl als auch um der großen Wahrheit willen. Die Reinigung des Bewusstseins
und die Erneuerung des Denkens sollten wirklich durchgeführt werden; doch wir
wissen, dass eine zu große Dosis – auch einer außergewöhnlichen Heilmedizin –
ohne gründliche Vorbereitung des Organismus gerade die entgegengesetzte Wirkung
haben kann.
10.
Oktober 1934
Obwohl
Sie vielleicht nicht zustimmen können, dass das ganze Übel im gegenwärtigen
Regierungsaufbau der Welt aus dem Mangel an geistiger Synthese der Volksführer
herrührt, behaupte ich, dass es so ist! Was so oft als Führerschaft angesehen
wird, ist in Wirklichkeit nichts als eine ärmliche Karikatur wirklicher
Führung. Die von den Massen gewählten Führer bedürfen der Synthese, denn gerade
die Massen besitzen sie nicht. Wahre Führerschaft hat mit dieser Art
Pseudoführerschaft nichts zu tun; sie weicht nicht ab von dem ihr zugrunde
liegenden hierarchischen Prinzip. Der Hierarch ist vor allem ein Führer. Was
kann denn ohne den führenden Begriff oder Brennpunkt bestehen? Die Idee der
Hierarchie ist doch ein kosmischer Begriff, ein kosmisches Gesetz. Das gesamte
Universum besteht ausschließlich durch dieses Prinzip und wird von ihm genährt
und unterstützt. Im Kosmos hat jede Form einen Kern zur Grundlage, und jedes
strebende Zentrum lebt durch das Prinzip der Hierarchie. Der Kosmos agiert
durch die Anziehung zu dem bestätigten machtvollen Zentrum. Genau gesagt, im
Kosmos ordnet sich das niedere Prinzip dem höheren unter.
Im
Buch ”Agni Yoga”, § 668 der LEBENDIGEN ETHIK, ist gesagt: ”Von allen
Prinzipien, die zur Erweiterung des Bewusstseins führen, ist das Prinzip der
Hierarchie das mächtigste. Jede offenbarte Verschiebung wird auf dem Prinzip
der Hierarchie hervorgerufen. Wohin kann sich der Geist ohne die Führende Hand
wenden. Wohin können das Auge und das Herz gelenkt werden ohne Hierarchie, wenn
die Gebende Hand des Hierarchen die Richtung des Schicksals bestätigt, und wenn
die Hand des Hierarchen eine bessere bestimmte Frist weist und die höchsten
Energien die vertrautesten Bildnisse annehmen. Deshalb ist das Geisteskorn vom
Kosmischen Strahl des Hierarchen durchdrungen. Da solch ein mächtiges Prinzip
das Potential des Feuers in sich birgt, erweist sich das reine Geistesfeuer des
Hierarchen als das höchste Prinzip. Lasst uns daher unserer geistigen Führer
gedenken. So werden wir das Gesetz der Hierarchie ehren.”
Als
Verehrerin des Hermetismus werden Sie sich an das Axiom ”Wie oben, so unten”
erinnern. Unbegrenzt ist die Kette der Hierarchie des Lichts, und sie hat ihre
Vertreter und Führer auf der Erde; doch sie wurden niemals von der Menge
gewählt.
Gewiss,
solch eine Demokratie, wie Sie sie beschreiben, ”eine vitale und umgewandelte
Demokratie, die auf der Erkenntnis der Verantwortlichkeit des Individuums
gegenüber seinen Pflichten, von welcher ja seine Rechte abhängen, basiert” –
eine Demokratie, bestehend aus der Zusammenarbeit aller, zusammen mit dem
Maximum persönlicher Initiative für die Rettung des Allgemeinwohls – solch eine
Demokratie werden wir vielleicht am Ende der siebenten Rasse erleben
(vorausgesetzt, dass unser Planet bis dahin nicht explodiert ist). Doch jetzt,
wo wir uns erst in der fünften Rasse befinden – am Übergang zur sechsten –,
können wir von solch einer Demokratie nur träumen. Davon träumte auch der große
Plato, und vielleicht verwirklicht er diesen Gedanken jetzt auf einem höheren
Planeten. Doch selbst solch eine Demokratie bedarf eines Führers – und solch
ein Führer müsste unbedingt geistige Synthese besitzen. Die moderne Demokratie
jedoch, welche die aus den Massen hervorgehende Führerschaft bejaht, versagt
bei allen Prüfungen. Kann man erwarten, dass sich das Bewusstsein der meisten
so schnell erneuern wird, dass jeder wenigstens seine soziale Verantwortung
erkennt und tatkräftige Mitarbeit leistet, – nicht zu reden von den höheren
Aspekten der Verantwortlichkeit?
Und
kann man annehmen, dass jemand die Synthese des Bewusstseins in einem einzigen
Leben erlangen kann, wenn geistiges Wissen und Erfahrung in Äonen durch den
Geist in rastloser hartnäckiger Arbeit aufgespeichert wurden? In der Tat,
Synthese ist die schwierigste, die seltenste und höchste Errungenschaft.
Wahrlich, sie ist die Krone für jene, die ihren irdischen Pfad vollenden. Man
kann von Synthese sprechen, doch sich ihrer im vollen Maß bewusst zu werden,
ist nur dann möglich, wenn jemand über große Aufspeicherungen verfügt, die ihn
zwangsläufig über die Massen erheben. Es wird daher immer Führer geben, weil
nichts gänzlich nivelliert werden kann, vor allem nicht das Bewusstsein und das
Denken. Die Führer der Zukunft werden aber nicht von den unverantwortlichen
Massen gewählt werden, sondern wahrhaftig durch die Hierarchie des Lichts und
des Wissens. Und sehr schwere Arbeit wird geleistet werden müssen, bevor das Bewusstsein
der Menschheit für die Annahme dieses führenden Prinzips des gesamten Universums
bereit ist.
Es
wäre in der Tat nicht ratsam, ein niederes Bewusstsein durch Erwähnung des
Begriffes Synthese irrezuführen, es würde nur zu Verwirrung und Absonderung
führen. Der Prozess der Bewusstseinserweiterung ist ein sehr langwieriger und
gefährlicher. Die Verletzung des Gleichgewichts kann in Geisteskrankheit,
Willensschwäche oder Besessenheit ausarten. Der wachsende Baum braucht
Umzäunung, die nervösen und schwer zu behandelnden Pferde brauchen
Scheuklappen. Und am schwierigsten ist es, das Bewusstsein einer
durchschnittlich intelligenten Person zu erweitern, die voller Eigendünkel und
Verneinung ist. In der Tiefe ihres Herzens wissen die Menschen, dass ”Leben
ohne Helden nicht freudvoll sein kann”. Doch der Durchschnittsintellektuelle
versucht, seine Bildung und sein Wissen durch Ablehnung aller Dinge, die sein
Verstand nicht begreift, mit überlegener Miene zu beweisen. Dieses Verhalten
führt seine ganze Persönlichkeit zum Misserfolg. Daher glaube ich, dass die
Behauptung ”In Russland gab es immer weniger Anerkennung der Persönlichkeit als
im Westen” überhaupt nicht zutrifft. Wie aus obigem Sprichwort klar hervorgeht,
verehren und schätzen die Menschen den Begriff eines leuchtenden und
glanzvollen Helden, der den Pfad zum Licht und zum Guten weist. Lauschen Sie
nur den verschiedenen Volksepen! Wenn Sie wieder einmal Dostojewski lesen,
werden Sie bemerken, dass Russlands Intelligenz sich gegen Ende des letzten
Jahrhunderts wirklich durch zerstörerische, verderbliche Ablehnung der großen
Lebensgrundlagen selbst verdammte. Selbsterniedrigung, Selbstdemütigung ist so
unverkennbar. Der Mensch vernichtet sich so deutlich selbst!
Ja,
nichts entfacht so viel Empörung bei dem durchschnittlich Intellektuellen wie
der Begriff Hierarchie. Man fürchtet sich so sehr, die Hohe Autorität
anzunehmen, und zugleich ist man jederzeit durch das Urteil und die
Entscheidungen unbedeutender Menschen beeindruckt. Die Abwendung vom Höheren
und Unterordnung unter das Niedere, mit anderen Worten Gleichschaltung mit dem
Niederen ist die Bedrohung unserer Zeit und führt zum Zerfall unseres Planeten,
womöglich zu seiner vorzeitigen Vernichtung. Könnten nur alle, die sich gegen
das hierarchische Prinzip auflehnen, erkennen, welche Zucht an Gehorsam unter
der Hierarchie des Lichts herrscht und welcher Gehorsamsschulung sich ihre
engen Schüler unterziehen müssen. Und dieser Gehorsam wird nicht verlangt, um
die Schüler im Interesse des Lehrers zu beherrschen. Er ist nur für den Schüler
erforderlich, um ihn zu befähigen, die ersten Stufen, die zur Kenntnis und zur
Annahme des Kosmischen Willens führen, zu beschreiten. Disziplin ist der Anfang
allen Wissens und aller Macht. Ich möchte mit weiteren Zeilen aus der Lehre
schließen:
”Das
Wohl der Völker baut sich rund um eine Persönlichkeit auf. Dafür gibt es in der
Geschichte zahlreiche Beispiele auf den verschiedensten Gebieten. Viele werden
diese offensichtliche Bestätigung der Persönlichkeit selbst zuschreiben. Doch
das ist kurzsichtig; die Weitsichtigen verstehen, dass solch eine Synthese
nichts anderes ist als die Manifestation der Macht der Hierarchie. Wirklich,
bei allen derartigen Erscheinungen wählt die Hierarchie einen Brennpunkt, auf
den der Strom gelenkt werden kann. Außerdem besitzt die Persönlichkeit eines
solchen Auftrags ein Feuer, bewusst oder unbewusst, das die Verbindung
erleichtert. Doch unentbehrlich ist auch eine bestimmte Eigenschaft der
Menschen selbst – Vertrauen und Anerkennung der Macht. Deshalb spreche Ich bei
verschiedenen Anlässen so oft über die Bedeutung der Autorität. Diese
Eigenschaft ist so notwendig wie das Bindeglied einer feurigen Maschine. Ihr
seht selbst, wie Völker durch die Bestätigung eines Führers vorankommen. Ihr
seht selbst, dass es keinen anderen Weg gibt. So muss das Bindeglied zur
Hierarchie erkannt werden. Man sollte nicht kurzsichtig sein.” (Feurige Welt,
I. Band)
* * *
Sie
haben ganz richtig festgestellt, dass die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK in weitem
Umfang zahlreiche Offenbarungen enthalten, die auf den Ernst der Zeit
hinweisen. Genau gesagt, nähern wir uns den entscheidenden Jahrzehnten des
”Seins oder Nichtseins” unseres Planeten. Der Rassenwechsel, alle Verschiebungen
und der Wiederaufbau in dieser Zeit können weit tragischer enden als in den
Tagen von Lemurien und Atlantis. Wahrlich, der Mensch kann zum Sprenger des
Planeten werden.
* * *
Ebenfalls
wahr ist, dass die Kenntnis der Bücher der LEBENDIGEN ETHIK einen Menschen
verpflichtet, diese Weisungen im Alltagsleben anzuwenden. Andernfalls ist es
besser, aus der Sicht von Karma gesprochen, sich der Lehre nicht zu nähern. Was
die Feinde anbelangt, beunruhigen sie uns nicht, doch wir beachten sie. Unter
ihnen gibt es oft verkleidete Gönner, die nach persönlichem Kontakt unsere
ergebensten Freunde werden, während andere dazu beitragen, unsere Energie
anzuspannen. Die Kraft eines Schlages wird an der Widerstandskraft gemessen.
Wahrlich, Hindernisse und Feinde schärfen unsere Fähigkeiten und spannen die
wertvollste Energie; daher kennen wir den Wert der Feinde. Lange vorher ist
gesagt worden: ”Gesegnet sind die Hindernisse, denn durch sie wachsen wir” –
und: ”Ohne Feinde hätte die dankbare Menschheit die lebenswichtigsten
Offenbarungen begraben”. So pflegte Vivekananda zu sagen: ”Buddha und Christus
haben sich in das Gedächtnis der Menschen so eingeprägt, weil sie das Glück
hatten, mächtige Feinde zu haben!” In der Lehre wird ”Verleumdung als die
Fackel von Wilden” bezeichnet. ”Doch beim Durchschreiten der Nacht ist jedes
Feuer von Nutzen”!
Wie
Sie weiter sagen, gibt es Menschen, die – obwohl bisher immer freundlich und
aufrichtig – sobald sie das Buch ”Erleuchtung” oder ”Agni Yoga” gelesen haben,
plötzlich beginnen, ihre schlechtesten, bisher verborgenen Eigenschaften zu
zeigen. Dies ist eine bekannte okkulte Erscheinung. Bei Berührung mit der Lehre
steigt die Spannung aller wirksamen Energien, die bisher schlummernden Kräfte
beginnen zu erwachen und offenbaren das wahre Wesen des einzelnen. Daher wird
immer zu großer Vorsicht geraten, Zwang ist unerlaubt, Missionieren wird von
der Lehre durchaus nicht befürwortet. Qualität ist wesentlich, nicht Quantität.
Die Fähigkeit, jedem seinem Bewusstsein entsprechend zu geben, zeigt das wahre
Wissen eines fortgeschrittenen Schülers. Daher ist es nicht notwendig, die
Bücher der Lehre weit zu verbreiten; stattdessen sollte man lieber in weitem
Umfang an einem für jeden zugänglichen kulturellen und erzieherischen Programm
festhalten. Die durch die Lehre gebotenen Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK können
nur von einem kultivierten und disziplinierten Geist richtig aufgenommen
werden. Und wie viele solcher Intellekte gibt es selbst unter den sogenannten
gebildeten Menschen? Wie können wir von einem Menschen ohne Grundlage an Kultur
und Verfeinerung erwarten, dass er auf die feinen Schwingungen anspricht? Kann
man dies von jemandem erwarten, der sieht und doch nicht sieht, hört und doch
nicht hört; dessen Augen und Ohren für die feinsten Schwingungen der Natur
verschlossen sind; für den die Erde immer schwarz und die Berge immer grün oder
grau sind; für den alle Inder und alle Chinesen gleich aussehen und alle Klänge
von Wasserfällen, Flüssen und Wäldern nur ein Geräusch sind! Kann man von solch
einer Person die Anerkennung höherer Schwingungen erwarten? Die erste Forderung
für jede Wahrnehmung ist ein erweitertes Bewusstsein. Das Bewusstsein ist der
einzige Magnet, der anzieht und unsere Schätze sammelt. Daher wird in den
Büchern der LEBENDIGEN ETHIK so sehr auf Öffnen, Reinigen und Erweiterung des Bewusstseins
bestanden. Die Lehre wird bei jenen weilen, die nach ihr streben.
Und
nun über das Herz. Das Herz sollte nicht als Symbol, sondern als ein großes
Laboratorium verstanden werden, in dem die Umwandlung unseres Bewusstseins und
folglich unseres ganzen Wesens vor sich geht. Das Herz ist die höchste
Manifestation des sechsten Prinzips – das Herz ist die Wohnstätte Brahmas. Man
kann das Physische nicht vom Geistigen trennen. Alles ist derart ineinander
verwoben und voneinander abhängig; doch gerade diese Einheit offenbart
Harmonie. Es gibt genauso feine astrale Gefühle, wie es physische gibt, aber
ihr Strom ist entsprechend feiner. Gesondert kann man sie nicht behandeln, und
es ist notwendig, immer die vollständige Übereinstimmung zwischen dem
feinstofflichen und dem physischen Körper zu erkennen. Daher sollte man an die
Formel ”Wie oben, so unten” immer denken.
Ohne
Entwicklung und Verfeinerung des Herzens gibt es keinen Fortschritt. So muss
jedem Aufbau der große Magnet des Herzens zugrundegelegt werden. Die Vertreter
der neuen Rasse unterscheiden sich daher durch die Verfeinerung des Herzens –
diesen Schlüssel zu allen Errungenschaften.
Sie
sprechen über ”Befreiung von der Versklavung durch die Persönlichkeit, das
Sexuelle und Fleischliche”. Doch wie verschieden, ich möchte sagen ”fern der
Wahrheit” in ihrer Abstraktheit und fern der Wirklichkeit wird diese Freiheit
von den meisten verstanden! Beginnen Sie, dies mit denen aus Ihrer nächsten
Umgebung zu diskutieren, und Sie werden die unerwartetsten Dinge entdecken.
Greifen wir zum Beispiel den Gedanken der Befreiung vom Sexuellen auf. Es gibt
viele, die die Befreiung von dieser Versklavung in dem abstoßenden
Hermaphroditen sehen und ihn als der Menschheit ”Krone der Schöpfung”
betrachten. Als Beweis deuten sie auf das wiederholte Vorkommen solcher Fälle
hin, während diese in Wirklichkeit nichts als Degeneration sind. In der Befreiung
vom Sexuellen gibt es ein großes kosmisches Geheimnis; das Symbol des Androgyn
ist so tiefsinnig. Und der große Plato mit seinen Zwillingsseelen war diesem
Mysterium weit näher als die modernen Denker.
Der
Begriff der Persönlichkeit ist ebenfalls entstellt und über alle Maßen
herabgewürdigt. Die meisten Menschen besitzen in der Tat keine Persönlichkeit,
sie wurde von Kindheit an durch erzwungene, vorgefasste Begriffe, Dogmen und
jede Art von Herkömmlichkeit erstickt. Sie verbringen ihr ganzes Leben wie im
Traum, ohne zu denken – wie Roboter. Meinen Sie nicht, dass es von Nutzen wäre,
wenn solche Leute vor allem ihre ”Persönlichkeit” bejahen könnten?
Ähnlich
wird die Befreiung von der Versklavung durch das Fleisch von vielen als
Fanatismus, Asketismus und die völlige Vernachlässigung des Körpers verstanden;
dagegen ist der Körper des Menschen einziges Instrument für die Aufspeicherung
neuer geistiger Fähigkeiten. In den alten Lehren war die Grundlage aller
Errungenschaften sehr weise mit dem großen Goldenen Pfad oder der Goldenen
Mitte verbunden. Zweifellos kennen Sie dies alles selbst, doch was den Durchschnittsgeist
betrifft, sollten Sie immer daran denken, dass die Begriffe, die am leichtesten
verstanden werden sollten, die unerwartetsten Verdrehungen erfahren. Ich kenne
das aus Erfahrung und schlage deshalb vor, dass Sie die Reinheit des Bewusstseins
jener prüfen, die an Sie herantreten.
Was
sind Teraphime? Es gibt eine großartige, komplizierte Literatur über Teraphime.
Teraphime haben viele Formen und Aspekte. Ganz allgemein ausgedrückt, ist ein
Teraphim ein Talisman oder ein Energiespeicher; so ist ein mit der Ablagerung
von psychischer Energie gesättigter Gegenstand ein Teraphim. Durch einen auf
besonderen Befehl mit psychischer Energie gesättigten Teraphim oder Talisman
kann man diese Energie auf eine bestimmte Person übertragen. In der Vergangenheit
wirkten Teraphime als Orakel. Im Altertum war die Herstellung solch eines
Teraphims äußerst kompliziert, es wurde dabei auch das Wissen über Astrologie
in weitem Maße angewendet. Natürlich gibt es auch astrale Teraphime, doch über
diese verfügen nur die hochentwickelten Geistwesen. Das Geheimnis der
Herstellung solcher Teraphime liegt in den Händen der großen Archate. Durch
solche Teraphime kann man eine Person stark beeinflussen und auch ihre
Gesundheit schützen. Wenn Sie über die Experimente mit der äußerlichen
Anwendung von Feinfühligkeit gelesen haben, können Sie sich den Einfluss
solcher Teraphime bis zu einem gewissen Grad vorstellen. Im Buch ”Agni Yoga”
wird das Schaffen eines einfachen Teraphims im Detail erklärt.
”Santana”
bedeutet im Sanskrit Strom. Im Buddhismus ist es üblich, die Kette unserer
Leben mit einem ununterbrochenen Strom zu vergleichen. Daher sagt uns die
Lehre: ”Durchschreitet Santana mit eurem Herzen”; mit anderen Worten,
durchschreitet eure Leben mit unermüdlichem Streben des Herzens.
Was
versteht man unter Harmagedon? Harmagedon ist die große entscheidende Schlacht
zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis. Sie ist in allen alten
Schriften vorausgesagt worden und der Ausdruck ”Harmagedon” wie auch die
Beschreibung erscheint in der Apokalypse. Das Jahr 1936 wird als sehr bedeutsam
bezeichnet. Es ist interessant, dass diese Berechnungen auch in der
Cheopspyramide zu finden sind. So befinden wir uns heute inmitten dieser
Schlacht, deren Ausmaß noch zunehmen wird. Aber noch fürchterlicher geht diese
Schlacht in der Feinstofflichen Welt vor sich, und ihre Widerspiegelung auf der
irdischen Ebene wird sich verstärken. Groß ist die Spannung im Raum, und die
gespannten Energien in den unterirdischen und überirdischen Sphären drohen,
eine Explosion auszulösen. Wahrlich, der Planet liegt in Krämpfen, die Zeit ist
unheilvoll. Wir stehen wahrhaftig vor einer ungeheuerlichen Weltkatastrophe. Es
ist gesagt: ”Die feindseligen Elemente der Rasse weigern sich, sich dem
Schicksal zu fügen. Die scheidende Rasse versucht, die erwählten Nachfolger zu
vernichten, doch Wir müssen sie retten. Das Schicksal kann gelindert und die
Schlacht eher beendet werden.” Vorerst gibt es keine Zeichen der Erleichterung.
Doch die ”Arche” der sechsten Rasse wird bereits gebaut. Hoffen wir, dass sie
größer sein wird als jene des Noah.
Ja,
die Neue Epoche erfordert geistiges Erkennen. Sie muss der Mutter der Welt
gebührende Achtung erweisen – dem Weiblichen Element. ”Der Vogel des Geistes
der Menschheit kann mit einem Flügel nicht fliegen”. Dies sind die Worte
Vivekanandas, der damit auf die große Bedeutung des Weiblichen Prinzips
hinweist. Der Mann ist nicht gewillt, der Frau die vollen Rechte einzuräumen.
Dieser Widerstand jedoch verstärkt die Kräfte; und für ihre kosmischen Rechte
kämpfend, wird die Frau das Wissen um ihre Macht erlangen.
18.
Oktober 1934
Der
edle Gedanke des Friedensbanners muss allmählich ins Leben eingehen. Wie ein
Schriftsteller sagte, muss ”jeder Wissenschaftler, jeder Schaffende, jeder
Lehrer, jeder Schüler, jedermann, der über die Bedeutung und das Ziel der
Geschichte nachdenkt, eilen, dem Ruf von N. K. Roerich, der das Friedensbanner
über die ganze Welt erhob, zu folgen. Uns ist natürlich bewusst, dass dieser
Friede auch errungen werden muss. Doch dieses Ringen ist kein selbstsüchtiges
Ringen, kein Ringen um das eigene Wohl, sondern es ist, besser gesagt, ein
Schutz gegen die dunklen Kräfte, welche die Schätze des Geistes angreifen …
Nicht Statuten sind wichtig, sondern der Wille der auf individuelle Weise
kulturell Schaffenden. Sie haben sich noch nicht vereinigt, doch sie müssen
sich zu einem Strom verbinden, einem strömenden Fluss, dem Eintritt in das
Große Meer der Ideen entgegenbrandend …”
Der
Gedanke an den Schutz der Schöpfungen des menschlichen Genius ist so schön und
so wichtig, dass es vordringlich erscheint, ihn so bald als möglich in die
Praxis umzusetzen. Bedenken Sie, wie viele Jahre vergehen müssen, bevor das Bewusstsein
der Menschen beachten wird, was das Banner zu schützen gedenkt! Doch die Zeit
bleibt nicht stehen. In Spanien ist vor kurzem eine sehr alte Kirche samt den
Gemälden einiger der besten Meister zerstört worden. Die Liste der zerstörten
Schätze ist lang. Es ist nun an der Zeit, diesem Vandalismus Einhalt zu
gebieten.
* * *
Sie
haben ganz recht, es ist notwendig, die Atmosphäre zu reinigen. ”Besessenheit
ist schrecklich ansteckend. Die Erscheinung der Besessenheit muss sehr
aufmerksam beachtet und die Atmosphäre gereinigt werden. Der Raum ist voll von
Vampiren, und viele ziehen Wesenheiten aus den niederen Sphären an. Daher muss
die ganze Atmosphäre gereinigt werden.” Aus diesem Grunde ist es so wichtig,
vor der Gefahr des Psychismus zu warnen. Ich will eine weitere Abhandlung über
Psychismus bringen:
ӆber
Psychismus ist bereits viel gesagt worden; nichtsdestoweniger wird diese Geißel
der Menschheit nicht hinreichend erkannt. Psychismus stumpft jede Bestrebung ab
und macht höhere Errungenschaft unmöglich. Die durch Psychismus absorbierte
Tätigkeitssphäre eines Menschen ist auf einen Zauberkreis beschränkt, in dem
alle das Wachstum des Geistes hemmenden Energien ihren Platz einnehmen.
Psychismus umfasst die Erscheinung der niedersten Energien, und die Feuer der
Zentren erlöschen durch diese Ablagerungen. Psychismus bewirkt unvermeidlich
eine Zerrüttung des Nervensystems. Zudem versperrt der Abbruch der
Lebensfunktionen den Pfad zur Selbstvervollkommnung. Die Schaffenskraft wird
gehemmt, und es tritt ein Zustand ein, der den Menschen zu einem Instrument für
den Zustrom verschiedener Kräfte macht. Infolge der Erschlaffung des Willens
wird die Beherrschung geschwächt und damit die Anziehung verschiedener niederer
Wesenheiten vermehrt. Wer sich der Feurigen Welt nähern will, muss diese Kräfte
des Bösen bekämpfen. ” (Feurige Welt III, 309)
Wir
begegneten des öfteren Psychikern, die von ihren astralen Visionen und
Besuchern derart entzückt waren, dass sie sie als hohe Errungenschaften
ansahen, wodurch sie jeden Ansporn zur Selbstvervollkommnung einbüßten und
glaubten, sie wären besonders bevorrechtigte Personen, die das Ziel erreicht
haben. Dies ist fürchterlich; in dem Augenblick, wo jemand sich einbildet,
alles zu wissen, hört für ihn die Zukunft auf zu bestehen.
Und
nun einen weiteren Paragraphen: ”Von einem Zentrum angezogene feurige Energien
können dieses Zentrum in Spannung versetzen, was oft eine erhöhte Tätigkeit
dieses einen Zentrums bewirkt. Teileinwirkung von Energien verleiht einem
Zentrum die Kraft, sich teilweise zu offenbaren. Diese Spannungen führen zu
solchen Teilmanifestationen, die ein Bewusstsein von geringem
Unterscheidungsvermögen irreführen. Nicht ohne Grund hat Ur. auf solche durch
Spannung eines Zentrums hervorgerufenen Manifestationen als eine zu Psychismus
führende Erscheinung hingewiesen. Wahrlich, jedes Öffnen, jede Sättigung und
Reizung der Zentren verleiht der feurigen Energie eine starke Strömung. Doch
Übereinstimmung des organischen Zustandes mit dem geistigen Erwachen bewirkt unvermeidlich
das Öffnen der Zentren in höchster Spannung. Ein teilweiser Druck wird eine
Teilerrungenschaft hervorrufen, die sich als sehr gefährlich erweisen kann. Auf
dem Pfad zur Feurigen Welt lasst uns bestrebt sein, die höhere Spannung der
feurigen Energien zu erkennen.” (Feurige Welt III, 308)
Die
meisten wollen nicht verstehen, dass die höchste Errungenschaft nicht in
Psychismus, in astralen Visionen besteht, sondern in der Synthese, in der
Entwicklung der Fähigkeiten des einzelnen. Dies wird durch gewissenhafte
Pflichterfüllung oder, wie man im Osten sagt, durch Dharma erreicht. Wahrlich,
die offenbarte Welt wird durch Tätigkeit aufrechterhalten und entwickelt, und
allein Tätigkeit lässt neue Energien entstehen. Es wird auch gesagt, dass die
Welt durch den Gedanken erschaffen wird oder dass der Gedanke Tat entstehen lässt.
Daher verfallen so viele, die annehmen, der Gedanke sei höher als die Tat, der
Träumerei, die sie für schöpferische Gedanken halten. Sie vergessen dabei
jedoch, dass nur vom feurigen Willen gesättigte Gedanken schöpferisch sein
können. Doch solch einen Willen kann man nur durch hartnäckige Übung und durch
Anwendung der eigenen als auch der Gedanken anderer im Leben erlangen. Daher muss
man sich zunächst das Recht für eine rein geistige Existenz sichern.
Alle
Großen Lehrer haben in Ihrem irdischen Leben Ihre Gedanken in die Tat
umgesetzt, vor allem zum Aufbau. Nicht einer von Ihnen zog sich zurück ins
Einsiedlerleben. Sie alle arbeiteten mit menschlichen Händen und Füßen und
bahnten neuen Errungenschaften den Weg. Daher muss man auf Taten bestehen, denn
für Luftschlösser gibt es keinen Raum. In der gegenwärtigen Zeit, da die
Menschen gegen die ungeheuren Angriffe der finsteren Kräfte ringen, ist dies
notwendiger denn je. Und daher ist es wichtig, die Bedeutung der wirksamen und
möglichst vollkommenen Erfüllung der irdischen Aufgabe hervorzuheben oder, wie
gesagt ist, ”sein Dharma” zu erfüllen. Nur dies führt zum wahren Fortschritt
des inneren Menschen. ”Durch beharrliche Erfüllung seines Dharmas erlangt der
Mensch Vervollkommnung”, sagt Krishna in der Bhagavad Gita.
8.
November 1934 (I/2)
Ich
freue mich so, dass mein Brief die notwendigen Erklärungen gab, denn man muss
unbedingt klare Kenntnis davon besitzen, was unter dem Pfad der Jüngerschaft
und dem Pfad des Dienens zu verstehen ist. Ohne Kenntnis der Schwierigkeiten
und der strengen Schönheit des Dienens, ohne die ernste Entscheidung, den Pfad
der Errungenschaft und Selbstlosigkeit zu wählen, können wir in die
entsetzlichen Netze des Psychismus, Mediumismus und der schwarzen Magie gezogen
werden. Ich sage ‚entsetzlich‘, weil – einmal gefangen – eine unbeschreibliche
Anstrengung der Willenskraft aufgewendet werden muss, um sich wieder
loszureißen. Und wie viele verfügen über solch eine Willenskraft? Meiden Sie
daher jegliche mechanische Übung, die das Austreten des feinstofflichen Körpers
und die Beherrschung der niederen Formen des Psychismus fördert.
In
der Lehre wird von einem vorbereitenden Stadium gesprochen, in dem der
Organismus mit den höheren Einwirkungen vertraut gemacht wird, doch alle
mechanischen Übungen werden untersagt. Die von Ihnen erzielten schnellen
Ergebnisse durch das ”Eindringen in den Astralbereich” beweisen nur, dass Sie
zu Psychismus und Mediumismus neigen. Sie sollten daher sehr vorsichtig sein.
Da ich zu diesem Thema sehr oft Stellung nehmen muss, möchte ich, um Zeit zu
sparen, einige Auszüge aus meinen Briefen an andere Briefschreiber bringen:
”Sie fragen, wie Sie sich psychisch vervollkommnen können? Hier gibt es nur
eine Antwort: Durch Anwendung der Lehre im Leben – das Übrige wird zur rechten
Zeit kommen. Vor allem ist die völlige Reinigung Ihres Bewusstseins notwendig
sowie die Ausrottung des leisesten Anzeichens von Gereiztheit, die während des
Prozesses psychischer Entwicklung sehr gefährlich ist. Hohe Errungenschaften
sind für den von Imperil verunreinigten Organismus praktisch unmöglich. In der
Lehre ist deutlich gesagt, dass man die psychische Technik ohne Lehrer nicht
erlangen kann, da diese Technik mit gefährlichen Vorgängen verbunden ist. So
können wir unseren Organismus nur geduldig vorbereiten, alle Weisungen im
täglichen Leben anwendend. Der Lehrer weiß, wann die verborgene Kraft
entwickelt werden kann.”
”Glauben
Sie mir, der Lehrer wird keinen Augenblick zögern, wenn Er sieht, dass der
Schüler bereit ist, die ersten Stufen oder die folgenden, jeweils der geistigen
Entwicklung entsprechend, zu beschreiten. Es gibt viele Abstufungen im
Psychismus, und die Großen Lehrer sind äußerst betrübt über die Zunahme seiner
niederen Erscheinungsformen, da dies für das unwissende, unredliche oder
unentwickelte Bewusstsein oft mit Mediumismus und Besessenheit endet. Daher
sind die Lehrer so sehr gegen alle künstlichen Übungen und Methoden, die zur
schnellen Erlangung von niederen psychischen Kräften führen. Der sicherste und
natürlichste Weg ist die Entwicklung des Herzens und die Reinigung des Bewusstseins.”
Es
ist schwer, sich auch nur vorzustellen, wie sehr die Ansteckung mit niederem
Psychismus die Menschen ergriff. Und wie wurden alle großen Begriffe und
Bildnisse der Herrscher entstellt! Manche Menschen stellen sich den Lehrer in
Gewändern vor, die von Edelsteinen glitzern – oder auch als Wächter von Truhen,
gefüllt mit Gold und Diamanten. Wie erstaunt wären diese Menschen, könnten sie
die echten Bildnisse wahrnehmen! Nichts steht dem Leben der Großen Lehrer ferner
als der Begriff des Wohlstands und des Luxus. Ihre Leben sind voller Schönheit,
doch Schönheit und Luxus sind Gegensätze.
Man
sollte immer daran denken, dass sich niederer Psychismus nur in den niederen
Schichten der Feinstofflichen Welt kundtun kann, wo es nicht wenige pompöse
Throne und eine Menge solcher Geistwesen gibt, die sich als Verkörperung der
Großen Lehrer des Lichts ausgeben.
”Lasst
uns daran denken, dass hier die mächtigste schwarze Loge vertreten ist, die
versucht, auf viele Arten die Methoden der Weißen Bruderschaft nachzuahmen. Es
ist charakteristisch, dass man versucht, alle Mittel aufzuwenden, um jene, die
sich auf den ersten Stufen der Lehre befinden und in ihrer Überzeugung noch
nicht gefestigt sind, ins eigene Lager zu locken. Jede Unschlüssigkeit in
Gedanken, jeder Zweifel kann einen ins Gegenlager hineinziehen.”
Ich
schreibe dies alles, um vor der schrecklichen Gefahr mechanischer Übungen zu
warnen. Nur jene Errungenschaften sind wertvoll, die sich natürlich ergeben,
denn sie offenbaren die innere geistige Entwicklung. Bei solcher Entwicklung
wird schließlich weitumfassende Kraft erworben. Vergessen wir nicht, dass die
durch künstliche Methoden entwickelten Kräfte nicht anhalten, während alles,
was durch innere geistige Anstrengung erreicht wurde, nicht verlorengehen kann.
All diese verborgenen Kräfte entwickeln sich allmählich im Menschen, und zwar
in der Regel durch den Menschen selbst, immer im Verhältnis zur Beherrschung
seiner niederen Natur im Verlauf seiner früheren Leben. Daher zeigen sich bei
manchen Menschen, die sich der Lehre nähern, verhältnismäßig früh solche
Zeichen der Entwicklung. Zum Beispiel (und darauf wird in der Lehre
hingewiesen) kann man Sternchen verschiedener Größe, Farbe und Leuchtkraft
sehen. Jedes dieser Sternchen hat seine Bedeutung, es kann eine Warnung sein
oder ein Trost. Manchmal gibt es Lichtbildungen und Funken – entweder in einem
selbst oder ganz in der Nähe. Es gibt Visionen von Blumen, ganze Szenen, und
schließlich vernimmt man die Stimme des Lehrers. Doch man kann auch die Stimme
von Freunden vernehmen, genauso wie unerwünschte Stimmen aus den niederen
Sphären der Feinstofflichen Welt. Diese Erscheinungen sollte man fein
unterscheiden. Übermüdung oder äußerste Anspannung eines Zentrums kann Brand
verursachen und ist gefährlich – es kann sogar zum Tod führen.
”Sie
fragen, ob Sie mit den Meditationen fortfahren sollen. Alles, was die
Konzentrationsfähigkeit stärkt, ist von Nutzen, und die Klarheit des Denkens
sollte auf alle Fälle gefördert werden. Jetzt gibt es so viel chaotisches
Denken, dass es sehr wichtig ist zu lernen, seine Gedanken zu ordnen und
unwillkürliches Herumspringen zu vermeiden. Klares, folgerichtiges Denken ist
beim Vorgang der Bewusstseinserweiterung sehr notwendig.”
* * *
Und
nun zu Ihrer Aussage, dass Sie es nicht wagen, das Buch zu kritisieren. Ich muss
Ihnen sagen, dass man immer bereit sein muss, eine unvoreingenommene
intelligente Kritik abzugeben, oder besser, die Meinung darüber, was man
gelesen oder gehört hat. Wie könnte man anders sein Bewusstsein und sein Denken
entwickeln? Gerade wenn wir den Pfad des Dienens wählen, müssen wir unser
Unterscheidungsvermögen entwickeln. Freilich, zu der Weisheit der von uns
gewählten Lehre müssen wir volles Vertrauen haben. Doch wir sind nicht gebeten,
jede Weisung blind anzunehmen, allein auf den Glauben hin. Ist etwas nicht klar
verstanden worden, dann sollten wir es nicht nachplappern wie ein Papagei, nur
weil es in einem Buch der Lehre steht. Dies wäre der sicherste Weg zum
Fanatismus. Unsere Pflicht ist es, unsere Denkkraft zu schärfen, um alles, was
uns nicht klar erscheint, nach und nach zu verstehen. Das ist keine Kritik,
sondern es kommt eher aus dem vernünftigen Beweggrund, die Lehre vor
Entstellung zu bewahren. Denken Sie darüber nach, wie viel Unheil aus blindem
Glauben und durch Annahme des toten Buchstaben in Schriften verbreitet wurde!
Man muss verstehen, dass keine einzige Frage erschöpfend beantwortet werden
kann, und die Antworten müssen so zahlreich und verschieden sein wie die Bewusstseine
der Fragesteller. Daher die vielen Entstellungen der Großen Lehren. Fürchten
Sie sich daher nicht, das, was sie über die Lehren und die Lehrer lesen, zu
analysieren. Zu viele Entstellungen sind in der ganzen Welt verstreut. Im
ehrlichen Suchen und Diskutieren, im aufrichtigen Wunsch zu verstehen, gibt es
keine Gotteslästerung.
Nun
über Ihre Konfession. Es ist sehr gut, dass Sie ganz von selbst dazu gelangten
zu verstehen, was von den Menschen, die nach kirchlichen Dogmen erzogen wurden,
schwer anzunehmen ist: Gott als das Einzige unpersönliche Element des Seins zu
betrachten. Obwohl in den von den Menschen für wahr gehaltenen Büchern zu lesen
ist, dass ”nie jemand Gott gesehen hat”, bemüht man sich, ihm eine Form und
einen Wohnsitz zu geben. Das selbständige Erkennen der Wahrheit weist immer auf
frühere geistige Aufspeicherungen hin, und was dies betrifft, beglückwünsche
ich Sie aufrichtig!
Bezüglich
der von Ihnen beschriebenen Vision kann ich nur sagen, dass die Großen Lehrer
niemals Kronen tragen! Die Krone der Herrscher ist die königliche Schönheit
ihrer Ausstrahlung. Nur das von menschlichen Vorstellungen geschaffene Klischee
stattet sie mit diesen astralen Symbolen irdischer Macht aus. Es ist auch unrichtig,
den Advent in so engem Sinne zu verstehen. Der in allen alten Schriften
vorausgesagte Große Advent bedeutet das Ende von Harmagedon und den Beginn der
Epoche der geistigen Erneuerung, die mit der Bildung der sechsten Rasse
verkettet ist.
Es
wird natürlich keiner der Großen Herrscher in einem physischen Körper
erscheinen; aber die geistige Kraft der Drei Herrscher wird sich in der
entscheidenden Stunde auf der irdischen Ebene manifestieren. Erinnern Sie sich,
dass gesagt ist: Der Menschensohn wird unter Donner und Blitz und in einem Nu
erscheinen?
* * *
Sie
fragen, ob man den Schriften von Olcott trauen kann. Gewiss, mehr als allen
anderen. Seine ersten Werke sind die besten, denn durch Anerkennung der
Autorität von H. P. Blavatsky stand er unter dem Strahl der Großen Lehrer. Sie
kennen das unabänderliche Gesetz der Hierarchie. Nur über H. P. Blavatsky
konnte man sich der Weißen Bruderschaft nähern.
Weiter
sagen Sie, dass Sie sich einsam fühlen. Doch wie ist es mit Ihrer Absicht,
junge Leute um die Lehre und den Begriff Podwig (Heldentat) zu sammeln? Diese
jungen Kräfte könnten Ihre eigene Entwicklung sehr fördern. Sie wären genötigt,
Ihre Kenntnis der Lehre zu vertiefen, denn durch Fragen würde man Sie
veranlassen, Ihre Gedanken zu kristallisieren. In der Tat, wir lernen, indem
wir lehren. Warum versuchen Sie nicht, den Magnet Ihres Geistes zu erproben und
die neuen jungen Leute, die weniger wissen als Sie, heranzuziehen?
Und
wenn Sie sich entschließen, Ihre anfängliche Absicht zu verwirklichen, so
lassen Sie das gänzlich auf Ihrer Verantwortung und Initiative beruhen,
verbinden Sie sich zu Beginn nicht mit anderen bereits organisierten Gruppen.
Handeln Sie daher sehr vorsichtig und üben Sie Unterscheidung, denn man kann
nur zu leicht den finsteren Störenfrieden, die sich immer bemühen, in die
reinen Organisationen einzudringen, Eintritt gewähren. Wenn es Ihnen gelingt,
eine wirklich wahrhafte Gruppe aufzubauen, werden Sie etwas Wertvolles erreicht
haben. Es gibt einige junge Seelen, die mit allen Mitteln auf die ihrem Bewusstsein
zugängliche Art unterstützt werden sollten.
Sogar
die Bücher von Kryjanovsky haben ihren Teil dazu beigetragen. Trotz einer
gewissen Plattheit enthalten diese Bücher einige wirkliche Perlen. Das
Wichtigste und Verantwortungsvollste ist es, jedem entsprechend seinem Bewusstsein
zu geben. Der große Fehler ist, mehr zu geben, als das Bewusstsein des
Gesprächspartners fassen kann. Einem unreifen Bewusstsein zu viel zu geben ist
nichts anderes, als wenn man einem Kind ein geladenes Gewehr gibt. Treten Sie
daher an jeden mit dem Kanon ”Durch Deinen Gott” heran, und dann lenken Sie ihn
vorsichtig und erweitern seinen Horizont. Es hängt also von Ihnen ab, ob Sie
geistig einsam bleiben. Handeln Sie nicht impulsiv, sondern aus der Vernunft
Ihres Herzens! Vernunft und Gefühl müssen bei allen Beurteilungen und Taten
eines Schülers im Einklang stehen. Verwechseln Sie Sentimentalität nicht mit
der Freundlichkeit des Herzens. Sentimentalität hat mit wahrer Freundlichkeit,
die auf höherem Wissen und höherer Gerechtigkeit beruht, nichts gemein. Die
Wissenschaft, wie mit Menschen umzugehen ist, ist sehr kompliziert und
schwierig, da sie ein stählernes Herz erfordert – gestärkt durch viele
Schlachten mit den finsteren Vernichtern und Verrätern und erprobt in
unbesiegbarer Geduld und Selbstlosigkeit.
Festigen
Sie sich daher in den Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK und erproben Sie Ihre
Fähigkeiten und Möglichkeiten in der Hilfe für die jungen Sucher. Viel Glück!
Aufrichtiges Streben wird immer Ergebnisse zeitigen.
15.
November 1934
Bezüglich
der Entwicklung des Paktes werde ich G. G. nochmals erinnern, der Sie über alle
seine Schritte informieren kann, denn dies ist für die notwendige Abstimmung
sehr wichtig. Nur auf diese Art können gute Ergebnisse erwartet werden. Er
sollte Sie auch über die Einzelheiten auf dem laufenden halten, über die
bisherige Geschichte und die gegenwärtige Bewegung des Paktes in Amerika und
Europa sowie über die in der europäischen und amerikanischen Presse zu dieser
Frage erschienenen Nachrichten.
In
den letzten Monaten gab es in Amerika und Frankreich beachtliche Gespräche über
die Ratifizierung des Paktes durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Davon
will ich Ihnen einige Zeitungsausschnitte senden. Ich glaube, dies wird die
richtige Mitteilung für Sie sein. Auch eine Liste vom belgischen Komitee füge
ich bei.
Jugoslawien
wollte sich ebenfalls der Ratifizierung des Paktes anschließen, und in diesem
Zusammenhang versprach König Alexander, G. G. nach seiner Ankunft in Paris zu
empfangen. Doch eine Mörderhand setzte diesem schönen heroischen Leben ein
Ende. Auch in Frankreich wurde diese Entwicklung wegen Regierungswechsel
vorübergehend verzögert. Sie haben vollkommen recht, dass die Menschen leicht
vergessen. Das ist zweifellos wahr, in jeder Beziehung und jeder Hinsicht, vom
Kleinsten bis zum Größten. Überall ist es notwendig zu mahnen und das Interesse
zu wecken. Die mit Alltagssorgen beschäftigten Menschen können die Bedeutung
einer großen Idee, die jenseits des Bereichs ihrer gewohnten Tätigkeit liegt,
nicht begreifen.
Es
gibt sehr wenige, deren Denken weit genug ist, um sie erkennen zu lassen, dass
das Friedensbanner eine neue Stufe in der Entwicklung des Bewusstseins der
Menschheit bedeutet. Solch ein Bewusstsein wird auf der Erkenntnis der großen
Bedeutung und heiligen Unantastbarkeit der Schöpfung des menschlichen Genius
aufbauen. Die nächste Stufe könnte die Annahme der Hierarchie des Geistes sein.
Oft
hören wir Bemerkungen wie: ”Alles, was zur reinen Kunst und zur hohen
abstrakten Wissenschaft gehört, ist Luxus!” Dergleichen wird nicht nur vom
Durchschnittsbürger behauptet, sondern genauso von manchen öffentlichen
Führern. Derart absurde und verderbliche Ansichten müssen wir bekämpfen. Die
Menschen wundern sich, dass die Moral sinkt und der blühende Wohlstand der
Völker eine Täuschung ist. Doch es ist Zeit zu erkennen, dass der Mensch weder
ohne irdisches Brot noch ohne geistige Nahrung, ohne Verfeinerung der Gefühle
und Gedanken die Erkenntnis der Schönheit und der großen Naturgesetze erlangen
kann. Doch wie könnten dem auf das Bewusstseinsniveau der Massen sinkenden
Verstand Schönheit und die höheren Gesetze enthüllt werden!
Nun
möchte ich Ihre Fragen beantworten. – Die Worte in § 25 des Buches AGNI YOGA:
”Es ist unrichtig zu denken, dass das vergangene Experiment Meines Freundes
erfolglos gewesen sei …” beziehen sich auf die Versuche, die Theosophische
Gesellschaft zu gründen. Wie Sie wissen, ist H. P. Blavatsky der Welt gesandt
worden, um eine große Mission zu erfüllen, nämlich der Menschheit eine
Geheimlehre zu bringen, um das allgemeine Bewusstsein zu heben. Sie hatte die
Aufgabe, den Menschen die Wahrheit über Spiritismus zu sagen und so zu
versuchen, die vielen unheilvollen Folgen dieser Bewegung zu verhindern. Die
unwissenden Beteiligten waren geblendet und hatten von den durch die Verbindung
mit dem Jenseits verbundenen Gefahren nicht die geringste Ahnung. Zu jener Zeit
erfuhr der Spiritismus eine rapide Verbreitung, vor allem in Amerika und nahm hässliche
und gefährliche Formen an.
Auf
inständigen und beharrlichen Wunsch der Mitarbeiter von H. P. Blavatsky, zum
Studium der esoterischen Lehren aller Religionen und Philosophien eine
Gesellschaft zu errichten, erklärte sich Mahatma K. H. bereit, diese
Gesellschaft zu leiten. Und so wurde mit Hilfe von H. P. Blavatsky, General H.
S. Olcott, W. Q. Judge und einigen anderen dieses Werk begonnen und nahm im
Laufe der Zeit jene Form an, die jetzt als die Theosophische Bewegung bekannt
ist. Über die Geschichte dieser Bewegung kann man auch in den ”Briefen der
Mahatmas” an A. P. Sinnett sowie in dem Band ”Briefe von H. P. Blavatsky an A.
P. Sinnett” lesen. Die der Welt durch H. P. Blavatsky gegebene Lehre hat ihre
große Aufgabe erfüllt, indem sie unzählige individuelle Seelen in der Welt
erweckte; die Theosophischen Gesellschaften standen überall dafür ein. Es ist
daher unrichtig, dieses Experiment als nicht erfolgreich zu bezeichnen. Wäre
die menschliche Natur anders geartet, könnten die Ergebnisse natürlich weit
besser sein. Wie dem aber auch sei, es kann nicht gesagt werden, dieses Werk
wäre fehlgeschlagen; solche Behauptungen kommen von den finsteren Kräften. Wie
gesagt wurde, ”sind die Stufen des Bewusstseins fest gebaut worden”. Gewiss, in
Amerika ist diese Bewegung mit dem Namen H. P. Blavatsky eng verbunden und
beginnt sich auszuweiten und ins Leben einzugehen. Mahatma K. H. strengte sich
bei der Errichtung der Theosophischen Bewegung derart an, dass er durch die
Berührung mit den niederen irdischen Schichten und den menschlichen Auren sogar
erkrankte. Er musste sich eine Zeitlang zurückziehen und in einem vollkommen
isolierten und für gewöhnliche Sterbliche unzugänglichen ”Turm” des
Tibetanischen Bollwerks verweilen.
* * *
§
277 im Buch AGNI YOGA: Das Jahr des Irdischen Drachens ist die tibetanische
Bezeichnung für das dem Jahr 1927 entsprechende Jahr. In Tibet tragen alle
Jahre Namen von Tieren. So gibt es das Jahr der Maus, des Schweines etc. Zudem
gibt es seltsame Adjektivbezeichnungen, wie z. B. ”eisern”, ”hölzern” u. ä.
Wahrscheinlich bezieht sich diese Bezeichnung auf den Charakter des
betreffenden Jahres. Das Jahr des Irdischen Drachens begann mit den
intensivsten Angriffen der dunklen Kräfte.
§
279 im Buch AGNI YOGA und bezüglich der Legende über Indra. Indra ist der
Hauptgott im indischen Pantheon, gleichbedeutend mit dem griechischen Zeus.
Nach der mündlichen Überlieferung wird mit dem Kommen eines neuen Zeitalters
durch Indras Offenbarungen die Hitze seines Thrones derart ansteigen, dass er
herunterspringen und die reinigenden Blitze herabsenden muss (d. h. es gibt
eine Anhäufung psychischer Energie, deren neue Erscheinungsformen erforderlich
sind).
§
416 desselben Buches: Sarasvati ist der weibliche Aspekt oder die Gemahlin von
Brahma, Göttin der Weisheit, Rede und des esoterischen Wissens.
* * *
Sie
fragen, ob Blut eine unmittelbare Beziehung zu den Elementen hat. Tatsächlich
hat es diese, doch bislang hat die Wissenschaft die für solche Forschungen
notwendigen feinen Methoden noch nicht gefunden. Wir müssen daher sagen, dass
die derzeitige Erklärung nur annähernd stimmt. Es ist richtig festgestellt
worden, dass es eine Blutart gibt, die sich mit jedem anderen Typ vermischt,
und dieser Typ steht natürlich dem Element Feuer am nächsten. Doch auch das
Blut der Tiere besitzt feurige Teilchen (dies ist seine Grundeigenschaft). Wenn
wir daher das Blut verschiedener Individuen vergleichen, sollten wir daran
denken, dass gesundes Blut die meisten Teilchen von Feuer besitzt. Doch die
Verwandtschaft der verschiedenen Blutgruppen mit den Elementen kann man nur
bestimmen, wenn die feinstofflichen Emanationen gründlich studiert und
erforscht werden. Beim gegenwärtigen Stand der Wissenschaft sind Erklärung und
Wissen über das Blut unzureichend, da die Entdeckungen unvollständig sind, was
erklärt, warum es so viele erfolglose Bluttransfusionen gibt. Es ist auch nicht
ganz zutreffend, dass die Mutter das Blut des Vaters in sich aufnimmt. Im
feurigen Laboratorium der Empfängnis erzeugen die schöpferischen Kräfte der
Mutter die feurige Bestätigung des Blutes. Der ganze Vorgang der Entwicklung
und Bildung des Blutes und des Kindes vollzieht sich in der Mutter. Den
überzeugendsten Beweis, dass der endgültige Prozess im Organismus der Frau vor
sich geht, liefert der Affe, denn nach allen alten esoterischen Lehren entstand
der Affe mit seiner menschlichen Erscheinung aus der Paarung eines menschlichen
Männchens mit tierischen Weibchen. Diese Brut blieb trotz des Funkens
göttlichen Feuers, den sie erhielt, tierisch.
6.
Dezember 1934
Die
”Briefe der Mahatmas” sind ein Buch, das weit verbreitet werden sollte, denn es
ist äußerst wichtig, das Bewusstsein der Menschen zu wecken, damit sie aus der
Sackgasse, in die sie geraten sind, herausfinden. Sie vermuten ganz richtig, dass
es für die herkömmlichen Kirchenanhänger besonders schwer ist, dieses Buch
anzunehmen. Sie sind zu sehr an die durch den engstirnigen sektiererischen
Verstand des Mittelalters geschaffenen Dogmen gebunden. Das Bewusstsein dieser
Blindgläubigen ist wirklich fürchterlich erstarrt. In ihrem Wahnsinn, der dem
der Glaubenseiferer der Inquisition gleichkommt, beharren sie auf der
Verdrehung der Vermächtnisse Dessen, Den sie als Gott ansehen. In ihrer
Blindheit sind sie unfähig zu sehen, dass sie selbst es sind, die Ihn jeden
Moment verraten und kreuzigen. Es ist entsetzlich, solch unbeweglicher
Erstickung des Denkens zu begegnen, die seit vielen Jahrhunderten besteht! Lasst
uns hoffen, dass die Wissenschaft bald ihre helfende Hand ausstreckt und
beweist, dass vor allem der Gedanke das Leben nährt und der Verfallsprozess
einsetzt, wo der Gedanke gehemmt wird.
Nun
eine Erklärung über die Abstufungen der Vernunft. Gewiss, was die Mahatmas eine
”wirkende Kraft, ein unveränderliches und daher unvorstellbares Prinzip” nennen
(Briefe der Mahatmas), ist das Lebensprinzip oder Bewusstsein und folglich die
Grundlage der Vernunft – unbegrenzt, ewig und absolut. Die Kosmische Vernunft
ist die Hierarchie des Lichts oder die Jakobsleiter, wobei die Krone der
Hierarchie aus Geist- oder Vernunftwesen besteht, die ihre menschliche
Evolution in diesem oder einem anderen Sonnensystem beendeten; es sind die
sogenannten Planetaren Geister, die Schöpfer der Welten. Diese Schöpfer von
Welten oder Planeten sind die Baumeister des gegenwärtigen und des künftigen
Universums. In den Tagen des Pralaya halten Sie die Große Wache des Brahma und
bestimmen die nächste kosmische Evolution. Deshalb hängt die Krone Kosmischer
Vernunft nicht von den Manwantaren ab. Wahrlich, Sie existieren in der
Dimension der Unbegrenztheit. So ist der Höchste Hierarch unseres Planeten
einer der herrlichsten Edelsteine in der Krone Kosmischer Vernunft.
Der
Kosmische Magnet ist das Kosmische Herz oder das krönende Bewusstsein der
Kosmischen Vernunft, der Hierarchie des Lichts. Der Kosmische Magnet ist, genau
gesagt, das Band zu den höheren Welten in der Ordnung des Seins. Die Verbindung
unseres Herzens mit dem Herzen und Bewusstsein des Höchsten Hierarchen unseres
Planeten führt uns in den majestätischen Strom des Kosmischen Magneten.
Ich
will einen Paragraphen aus der Lehre anführen, der, wie ich glaube, hier
passend erscheint: ”Könnte das Bewusstsein der Menschheit das Ewige mit dem
Vergänglichen vergleichen, würden Blitze kosmischen Verstehens aufleuchten;
denn alle Werte der Menschheit beruhen auf einer ewigen Grundlage. Doch die
Menschheit ist derart vom Vergänglichen erfüllt, dass sie das Ewige vergessen
hat. Dabei ist es nachweisbar, dass die Form sich ändert, schwindet und durch
eine neue ersetzt wird. Vergänglichkeit ist so offensichtlich, und jedes
Beispiel des Vergänglichen weist auf ewiges Leben hin. Geist ist der Schöpfer
jeder Form, doch er wird von der Menschheit abgelehnt. Sobald begriffen wird, dass
Geist ewig ist, werden auch Unbegrenztheit und Unsterblichkeit ins Leben
Eingang finden. Daher ist es dringend notwendig, den Geist der Völker auf das
Verstehen der Höheren Prinzipien zu lenken. Die Menschheit wird von Wirkungen
verschlungen, doch die Wurzel und das Prinzip von allem ist Schöpferkraft – und
das hat sie vergessen. Wird aber Geist als heiliges Feuer verehrt, dann wird
der große Aufstieg bestätigt.” (Feurige Welt, III. Band)
Es
ist ganz richtig, wie Sie sagen, dass fast alle griechischen Philosophen mit
der Lehre eng verbunden waren. Die höchsten und edelsten Philosophien und
Glaubensbekenntnisse stammen aus der einen Großen Quelle, und die Großen
Geister brachten Licht und gaben den Impuls zum Entstehen des Gedankens, bevor
das allmählich dämmernde menschliche Bewusstsein begann, in den vorgezeichneten
Spuren des Evolutionsprozesses zu wandeln. Denken wir an jene Sieben Großen
Geistwesen oder Kumaras, von denen in der ”Geheimlehre” gesprochen wird. Genau
diese Sieben – und unter Ihnen der Höchste, der die Führung der Welt übernahm –
erschienen an allen Wendepunkten in der Geschichte unseres Planeten. Ihr Bewusstsein
nährte das Bewusstsein der Menschheit mit der Einen Wahrheit, die Sie jeweils
in einer der Zeit angepassten Form in verschiedenen Philosophien und Religionen
vertraten. Sie sagen es so schön mit den Worten: ”Der wahre Sinn des Göttlichen
offenbart sich entsprechend unserer Bewusstseinshöhe”. Ja, die großen
Geheimnisse und Schönheit werden uns enthüllt, sobald unser Bewusstsein mit dem
Licht des Bewusstseins Jener, Die uns führen, in Berührung kommt. In der Tat,
so viele schöne Aufspeicherungen, ”Klänge und Geistesblitze” erwachen in
unserem Wesen, wenn wir uns mit diesen machtvollen Söhnen des Lichts verbinden.
– Sehr gerne würde ich Ihre neuen Werke lesen. Über den Artikel über Schönheit
habe ich mich sehr gefreut, und Ich schätze Ihr feines, geistiges Verstehen der
Lehre sehr.
Viele
schreiben über die höchsten Begriffe, doch da es ihnen an Sinn für Schönheit
mangelt, zaudern sie nicht, die höchsten Begriffe herabzusetzen und aus ihnen
Apothekerformeln zu machen.
Wie
großartig und schön sind die Mythen des Altertums! Wie hoch entwickelt war der
Sinn für Schönheit! Es ist eine der Nöte unserer Zeit, dass man den Sinn für
Schönheit abstumpft, indem man sich bemüht, alles auf das Bewusstseinsniveau
der Massen herabzuziehen. Wie ein Schriftsteller es ausdrückte – ”Die
wunderbaren Farben der Welt verschwinden, die vorherrschende Farbe ist Tünche.
Wie schmerzlich ist es, in dieser Zeit zu leben! Wie hart ist es, die Berührung
dieser alles nivellierenden Hand zu spüren!” Daher sage ich Ihnen, schreiben
Sie! Kleiden Sie die schönen Begriffe in das ”Blitzen und Klingen” Ihres
Geistes!
Die
Beschreibung Ihrer Empfindungen ist sehr charakteristisch. Es ist ganz richtig,
dass sie vielfältige Ursachen haben können. Die Beklemmung und Schwere im
Herzen kommt häufig von der dichten Atmosphäre – bedenken Sie, dass wir uns
inmitten des Harmagedons befinden. Die niederen Schichten der Feinstofflichen
Welt werden zerstört und ihre Zersetzung vergiftet unsere irdische Ebene.
Infolge der Verfeinerung des Organismus empfindet man den atmosphärischen Druck
stärker. Wer die Schwere und Beklemmung des Herzens verspürt, sollte die Tage
und Stunden solcher Empfindungen vermerken, um später festzustellen, ob sie
nicht durch bevorstehende Stürme, Erdbeben oder Taifune verursacht wurden.
Man
sollte aber nicht vergessen, dass parallel mit der Bewusstseinserweiterung
diese Anfälle von Herzschmerzen ganz unvermeidlich sind. Diese Empfindungen
kenne ich sehr gut. Ich weiß immer im voraus, wann es ein Erdbeben oder andere
Katastrophen geben wird. Und ich weiß es nicht nur von der roten Atmosphäre und
dem Ausbrechen des roten Feuers, sondern genauso durch die physischen
Auswirkungen. Druck am Hinterkopf kann auch auf zunehmende Feinfühligkeit der
Zentren zurückgeführt werden. Bei jeder Empfindung von Spannung oder Schmerz
ist es ratsam, eine kurze Ruhepause einzulegen. Charakteristisch sind auch die
plötzlich auftretenden Schwellungen, die genauso schnell wieder vergehen, ohne
eine Spur zu hinterlassen. All dies weist auf das Öffnen und die Tätigkeit
verschiedener Zentren hin. Ich erinnere mich, wie meine Ellbogen anzuschwellen
begannen und meine Schultern peinvoll schmerzten.
Die
quälenden Gedanken werden schlimmer, und man muss sie durch Konzentration auf
eine Arbeit bekämpfen. Die geistige Verbindung mit der Hierarchie und das
siebenmalige Aussprechen des Namens des Lehrers erschreckt die Einflüsterer und
treibt sie davon. Doch diese Wiederholung sollte natürlich im Rhythmus des
Herzens erfolgen. Das Erscheinen von schwarzen Sternchen oder Funken ist ein
Zeichen der jetzigen Zeit, denn jetzt ist der Raum erfüllt von schwarzen
Explosionen. Gewöhnlich zeigen die schwarzen Flecken die Annäherung der
Finsternis oder der chaotischen Energien an. In solchen Fällen ist es ratsam,
in allem Vorsicht walten zu lassen. Wenn ich die kleinen schwarzen Punkte sehe,
so weiß ich, dass Schwierigkeiten im Entstehen sind oder auf die Gesundheit
geachtet werden muss. Je größer und zahlreicher sie auftreten, desto größere
Vorsicht ist notwendig. Man kann auch große samtene schwarze Punkte sehen, die
im Raum schweben. Die roten, blauen, silbrigen und goldenen Sternchen sind
immer gute Boten, oder sie sind ein Zeichen der nahenden Ausstrahlungen des
Lehrers. Gelbe Punkte warnen vor möglichen Gefahren, rote weisen auf äußerste
Spannung in der Atmosphäre hin, und dann sind Erdbeben, Stürme oder auch
Revolutionen zu erwarten.
Im
allgemeinen, wenn ich über etwas nachdenke, einen Entschluss fasse oder etwas
lese, das einer Bestätigung bedarf, sehe ich einen blau-silbernen Funken, der
das nötige Konzept der Entscheidung unterstreicht und bestätigt. Gelegentlich
wird ein ganzer Absatz durch einen leuchtenden Strich gekennzeichnet, und dann
weiß ich, dass dieser Teil gestrichen werden sollte. Und dann wieder passiert
es, dass eine ganze Seite von einem ungewöhnlich leuchtenden Licht beschienen
wird. Ja, es gibt viele Zeichen, die von der Hierarchie des Lichts denen
gesandt werden, die den Pfad des Lichts wandeln. Beachten Sie alle Zeichen und
vermerken Sie, wann und unter welchen Umständen Sie etwas Ungewöhnliches
gefühlt oder gesehen haben. So weisen die Punkte oder Funken oft auch auf den
Charakter der Neuankommenden hin. Hat man es mit einer würdigen Person zu tun,
kann man ein blaues oder silbriges Sternchen sehen, bei einem Verräter ein
schwarzes. Doch im letzten Falle sollte man lieber vorsichtig sein, denn das
schwarze Sternchen kann gelegentlich auch auf die Annäherung von chaotischen
Energien hinweisen.
Es
ist wirklich sehr betrüblich, wenn die Lehre als etwas Abstraktes angesehen und
im Leben nicht angewendet wird. Wir kennen diese Fälle gut. Es gibt wenige, die
erkennen, was wahre Jüngerschaft und Nähe der Herrscher des Lichts bedeuten.
Die meisten sind nur an solchen Hinweisen der Lehre interessiert, die sie
befähigen, ihre niederen psychischen Fähigkeiten zu entwickeln; und falls sie
mediumistisch geartet sind, erreichen sie dies oft und öffnen sich dem Besitzergreifer.
Ich habe viel über den Schaden des Psychismus geschrieben und die betreffenden
Stellen aus der Lehre angeführt. Warnen Sie alle Neuankommenden und raten Sie
Ihnen, sich nicht mit mechanischen Übungen zu befassen, sondern alle Kräfte
anzuspannen und an der Aufgabe der Bewusstseinserweiterung zu arbeiten sowie an
der Verfeinerung des Denkens und am Ausleben schlechter Gewohnheiten, die sich
auf dem Weg zum Licht als Hindernisse erweisen.
Ich
freue mich, dass Sie in Erweiterung des Tätigkeitsprogramms neue Möglichkeiten
schaffen und mit allgemein kulturellen Kreisen Verbindung aufnehmen. Nur durch
Kontaktnahme mit dem Bewusstsein der Menschen erschließen wir neue
schöpferische Möglichkeiten. Daher freue ich mich sehr über die Ausweitung der
kulturellen Arbeiten.
Und
nun über Ihren bedeutsamen Traum. Kein Zweifel, dass dieser Traum aus einer
höheren Quelle kommt. Unser Planet durchlebt eine sehr gefahrvolle Zeit und
wirklich die kritischste Periode überhaupt. Wenn die Menschheit sich weigert,
vor der Annäherung der feurigen kosmischen Energien geistig zu erwachen, können
die Kataklysmen, die immer den Rassenwechsel begleiten, in einer totalen
Explosion und Zerstörung unserer Erde enden. Doch bevor diese endgültige
Katastrophe für unseren Planeten sich ereignet, werden viele Kinder Zeit haben,
alt zu werden. Zweifellos werden sich Teilkataklysmen in den nächsten Dekaden
ereignen. Daher rufen die Herrscher des Lichts die Menschheit dringend auf zum
geistigen Erwachen, zur Erkenntnis der Schwere der nahenden feurigen
Umgestaltung. Alle Menschen reinen, unvoreingenommenen Bewusstseins werden
gerettet und an einen sicheren Ort gebracht werden, genauso wie in den letzten
Tagen von Atlantis. Gewiss, jede Umgestaltung der Welt bringt auch große
Möglichkeiten, und obwohl unsere Zeit sehr bedrohlich ist, kann sie dennoch
schön und aufbauend sein. Man sollte nach Möglichkeit intensiv mithelfen, das
Fundament zu legen, denn das kommende Zeitalter des Aufbaus ist so nahe –
tatsächlich näher als viele, die von Zerstörung und Zerfall umgeben sind,
denken.
Ich
füge einige Paragraphen aus der Lehre an:
”Der
Planet vollendet einen Zyklus, der alles zum Höhepunkt führt; eine Zeit, in der
jedes Prinzip sein gesamtes Potential offenbaren muss. In der Geschichte werden
diese Runden jeweils als Verfall oder Erneuerung vermerkt. Diese Rhythmen sind
als Sieg des Lichts oder der Finsternis zu erachten. Die Zeit ist gekommen, wo
der Planet solch eine Vollendungsrunde mit dem Sieg beendet. In der Vollendungsrunde
erwachen alle Energien; denn an der Endschlacht sind alle Kräfte des Lichts und
der Finsternis beteiligt – vom Höchsten bis hinunter zum Abschaum. Feinfühlige
Geister wissen, warum sich unmittelbar neben Verbrecherischem und Trägem so
viel Hohes offenbart. Im Konflikt, vor der Vollendungsrunde, wird es einen
Wettstreit aller räumlichen, irdischen und überirdischen Kräfte geben. Auf dem
Pfad zur Feurigen Welt müssen die Mitarbeiter an das Gebot des Kosmos denken.
Die
Welt durchlebt jene Zustände, durch die alle entscheidenden Augenblicke in der
Geschichte der Menschheit gekennzeichnet waren. Dem Aufbau geht Zerstörung
voraus. Angespannte Schaffenskraft ruft alle Energien auf den Plan. Die Zeit,
in die nun die Menschheit eintrat, wird unvermeidlich das gesamte
Kräftepotential offenbaren, denn diese Epoche ist eine entscheidende, und es
naht ein Wendepunkt in der Geschichte. Sicherlich, der Zustand des Planeten
entstand nicht zufällig, und jede Spannung ist zugleich Zeugnis für jenen
Strom, der alle Sphären verschlingt. So unerbittlich der Kampf ist, so
entscheidend ist der Sieg. Denn an dieser Kosmischen Schlacht sind alle Kräfte
und Sphären beteiligt. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muss das Schwert des
Lichts für den Aufbau der Neuen Zeit erhoben werden.”
”Die
völkerverschlingenden Wogen entspringen dem Karma des Volkes. Im kosmischen
Aufbau hinterlässt jede Epoche ihre Wellen im Raum. Naht die Frist der
magnetischen Anziehung, dann werden die Wellen wirksam – so wird Karma
unvermeidlich. Wenn es in alten Schriften heißt: ”Alles kommt vom Himmlischen
Vater”, so ist damit das Karmagesetz gemeint. Nach diesen in den Raum
strömenden Wellen und einem mit dem Planeten immerwährenden Band wird alles
geschaffen. Das Band zwischen der überirdischen Welt und der irdischen Welt ist
durch diese Wellen bedingt. Die Mitteilungen des Raumes bestehen aus diesen
Wellen, und Völker bewirken ihr eigenes geschichtliches Heil. Die Erkenntnis, dass
alles in die Wellen des Raumes übergeht, kann beste Bestrebungen erwecken. Lasst
uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt nach der Verbesserung des Volkskarma
streben!”
”Im
gesamten Kosmischen Plan ist Umgestaltung unvermeidlich. Doch nur feurige
Umgestaltung wird neue schöpferische Energien heranführen. Der Kosmische Magnet
schafft und verstärkt alles Bestehende, denn es nahen Fristen, die jeden und
alles zwingen werden, an der Kosmischen Schlacht teilzunehmen. Der Raum bedarf
der Entladung. Die Kosmischen Waagen bestätigen das Schwanken. Im ganzen Raum
ertönt der Ruf zu einer letzten Anspannung. Ich bestätige, dass die Umwandlung
von Energien neue Stufen der Evolution errichtet. Daher muss man mit Herz und
Geist zur Feurigen Welt streben.”
”Wenn
wir jedoch darüber nachdenken, was wohl die höheren Begriffe herabwürdigt,
gelangen wir unvermeidlich zu der Erkenntnis, dass ein solches Bewusstsein
alles nach dem Maß der niederen Erscheinungen misst. Alles im Vergleich mit dem
Niedersten herunterzuziehen, ist die Methode der Finsteren, und die Menschheit
unterliegt tatsächlich diesen Tendenzen. Jeder nimmt instinktiv Zuflucht zu
dieser zerstörenden Tat. Daher ist der Bewusstseinszustand der beste Anzeiger
aller Zeiten und aller menschlichen Richtungen. Wohin führt solch ein Irrtum
wie der Verlust der Verbindung mit der Feurigen Welt? Reinigung des Bewusstseins
wird unzweifelhaft Zutritt zu den höheren Energien gewähren. Auf dem Pfad zur
Feurigen Welt muss man mit dem finsteren Bewusstsein ringen.” (Feurige Welt,
III. Band)
Ich
möchte Ihnen nochmals sagen, wie es mich freut zu wissen, dass Ihr Denken nicht
durch Vorurteile und vorgefasste Formeln getrübt und entstellt ist. Was kann
entsetzlicher sein als unfreies Denken? Wahrlich, es ist der Tod des Geistes.
12.
Dezember 1934
Menschenkenntnis
ist für einen Führer äußerst wichtig. Die Qualität, nicht die Quantität ist
entscheidend, und man sollte diesen Grundsatz immer und in allem anwenden. Ich muss
Sie auch bitten, die Neuankommenden zu testen und zu prüfen. Es gibt Fälle, wo
sogar gute Menschen dem Einfluss der finsteren Einflüsterer unterliegen, sowohl
der irdischen als auch derjenigen der Feinstofflichen Welt, und sich in ihrem
Wesen vollkommen verändern.
Auch
ist es notwendig zu wissen, dass die unvorbereiteten und geistig schwachen
Menschen, die sich mit Spiritismus befassen, für jede Art von Besessenheit
zugänglich sind, und wer kann sagen, wann jener Besessenheitsgrad eintritt, wo
das Opfer nicht mehr imstande ist, sich vom Besitzergreifer zu befreien? Die
finsteren Kräfte bedienen sich vor allem dieser gefügigen Werkzeuge, um durch
sie in geistig reine Gruppen einzudringen und sie in verräterischer Weise zu
vernichten. Wahnsinnige! Doch sie erkennen die fürchterliche Gefahr nicht, der
sie sich aussetzen, indem sie jenseitigen Wesenheiten gestatten, in ihre Aura
einzudringen. Medien und Psychiker verfügen über keine geistige Synthese und
werden daher häufig das Opfer finsterer Einflüsterer.
Naive
Menschen vermuten gewöhnlich, dass die Finsteren in ihren Absichten und
Methoden immer brutal und kriminell vorgehen. Das ist aber ein fataler Irrtum;
nur die auf niederer Stufe stehenden Finsteren wirken auf diese Weise. Viel
gefährlicher sind jene, die sich in der Maske des Lichts nähern und unsere
Formeln auf den Lippen führen. Die Finsteren wirken immer entsprechend dem Bewusstsein
ihrer Opfer, und – man kann es nicht leugnen – oft wirken sie sehr fein und
klug, auf Schwächen wie Selbstgefälligkeit und andere eingehend. Gewöhnlich
finden sie ihre Opfer unter Menschen, die mit Eigendünkel und Egoismus behaftet
und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Die Idee selbstaufopfernder
Heldentat wird von solchen Menschen meist nicht verstanden; folglich ist ihnen
wahre Geistigkeit unmöglich. Daher können wir die Menschen nur nach dem Feuer
ihres Herzens beurteilen, nach ihrer Hingabe und Bereitschaft, sich zu opfern
und auf jede Weise mitzuarbeiten. Einen anderen Maßstab gibt es nicht.
Gewiss
gibt es auch solche, die alles opfern – in der Hoffnung auf Belohnung. Man
findet sie gewöhnlich unter den Fanatikern, doch auch sie sind von wahrer
Jüngerschaft und geistigem Aufstieg weit entfernt. Der Zugelassene und sich als
Jünger Bekennende erwartet keine Belohnung; er schreitet freudvoll voran und
hat nur den Dienst im Auge, seine Fähigkeiten voll einsetzend und alle
Möglichkeiten nutzend. Es ist seltsam, und ich möchte es Gesetz nennen, dass,
wer am meisten gibt, nie Lohn erwartet. Doch jene, die nur ihre karmische
Schuld abtragen, meinen, dass ihnen das Leben Opfer abverlangt. Diese
bemerkenswerte psychologische Besonderheit wurde in den buddhistischen Lehren
ausführlich vermerkt und ausgearbeitet.
Tatsächlich
wurde nie dazu geraten, alles abzugeben und in Armut zu verharren! Erinnern Sie
sich, dass es heißt: ”Wer sagt, dass man sinnlos entsagen muss? Der Wahnsinn
bleibt auch so bestehen.” Lesen Sie im ersten Band der ”Blätter des Gartens
MORYA”, § 325 nach. Immer und in allem ist Entsprechung erforderlich. Ohne
Entsprechung, Unterscheidungsvermögen, Ehrlichkeit und Hingabe ist es schwer,
auf dem Pfad voranzuschreiten. Dies sind die vier Eckpfeiler des Fundaments
jedes Aufbaus.
Heute
sind Menschenkenntnis und Unterscheidungsvermögen besonders nötig, da wir uns
inmitten der großen Kosmischen Schlacht befinden. Die finsteren Kräfte ringen
um ihre bloße Existenz; Furcht vereint sie und macht sie beharrlich in ihren
Angriffen. Die meisten der ”beinahe Weißen” kleiden sich in die grauen Gewänder
des Nichtwiderstandes. Manche tun dies in unbewusster Heuchelei, andere in
ohnmächtigem Kleinmut, wieder andere aus Unwissenheit und Furcht. Doch die
Ergebnisse dieser Nichtwidersetzung oder Lauheit sind immer die gleichen, genau
wie in der Apokalypse vorausgesagt: ”Weil du lau bist und weder kalt noch heiß,
will ich dich ausspeien”. Doch wie wenige gibt es, die über die
wissenschaftliche Genauigkeit dieses Ausspruchs nachdenken! Kann man sich aber
darüber wundern, da man uns von Kindheit an nicht gewährte, die großen
Aussprüche der Schriften zu untersuchen oder darüber nachzudenken?! Verdammnis
droht jenen, die es wagen, die entstellten Vermächtnisse Christi zu prüfen! Und
der neue entehrende Stempel ”Freimaurer” ist ihnen gewiss! Doch ein solch
schändlicher Missbrauch dieses Wortes ist sicherlich nur bei den Unwissenden
möglich.
Viele
Fremdwörter wurden in manchen Bewusstseinen seltsam verändert. Es ist wirklich
ratsam, Ausdrücke, die uns fremd sind, mit Vorsicht anzuwenden! Allgemein
gesprochen, wäre es amüsant – wenn es nicht so traurig wäre – zu sehen, wie
wenig bestimmte Kreise über die Rolle der Freimaurer in Europa und Amerika
Bescheid wissen. Sie ahnen offensichtlich nicht, dass die meisten Aristokraten
in England und in anderen Ländern den Freimaurern angehören. Auch hier in
Indien ziehen jedes Jahr an einem bestimmten Gedenktag britische Beamte mit
ihren Freimaurer-Krönungsinsignien durch die Straßen. Alles ganz öffentlich,
und die Zeitungen und Zeitschriften zeigen Photographien von Königen, Prinzen
und Edelmännern in ihren Freimaurer-Roben – auch in ihren Logen oder auf
Versammlungsplätzen. Die Freimaurer in Amerika und England haben außer ihren
zahlreichen Logen in den großen Städten auch ihre eigenen großartigen Tempel. Gewiss,
infolge der Popularität dieser Bewegung und ebenso auf Grund ihrer Entweihung
gibt es auch einige schädliche Logen. Wie in allen Dingen üblich, ist etwas
Schönes heute eine Ausnahme. Und das Sprichwort ”Ein räudiges Schaf verseucht
die ganze Herde” gilt nach wie vor. Doch die Geister, die es versäumten, sich
zu bilden, sollten ihre Meinungen nach den Tatsachen ausrichten, anstatt sich
wie Papageien zu benehmen, die nur gedankenlos nachplappern, was sie hören. Sie
täten besser, sich mit der Kulturgeschichte unseres eigenen Landes vertraut zu
machen. Manche unserer hervorragenden Vertreter, unsere besten Geister, wie
Nowikow, Prinz Kudaschew, Suworow, Golenitschew-Kutuzow (Prinz von Smolensk),
Gribojedow, Puschkin, Khieraskow, Bakunin und andere, waren Freimaurer. Warum
daher solche Unwissenheit bekunden? Und wäre es nicht edler und
wissenschaftlicher, sich damit zu befassen, was die Freimaurerei war und was
aus ihr geworden ist? Studieren wir die Grundsätze der Freimaurer, so werden
wir über ihren sittlich hochstehenden Kodex erstaunt sein. Ja, die Trägheit und
Unwissenheit sowie das beschränkte Denken müssen bekämpft werden. Dies ist die
dringendste Aufklärungsarbeit. Das Leben wird nur von erhabenen Gedanken genährt,
dagegen wird die Erstarrung im Denken unvermeidlich im Verfall enden. Ich will
Zeilen aus der Lehre zitieren.
”So
wie das Bewusstsein ein Pfand für ersehnten Aufschwung sein kann, so kann es
sich andererseits als Auflösung offenbaren. Ein beschränkter Gedanke kann sich
als Leiter finsterer Erscheinungen erweisen. Folglich kann sich der Gedanke zu
einem entscheidenden Beginnen gestalten – oder er kann jedes Beginnen
zerstören. Beschränktes Denken zerschlägt jede Möglichkeit, denn der Aufbauprozess
basiert auf dem Wachstum des Bewusstseins. Wie kann man zum Höchsten Ideal
bestrebt sein, ohne das Bewusstsein zu erweitern! Gewiss, das Höhere Bildnis
kann vom feurigen und furchtlosen Bewusstsein erkannt werden, denn für ein
feuriges Bewusstsein gibt es keine Grenze.” (Feurige Welt, III. Band)
Daher
ist es so wichtig und freudvoll, die auf Erkenntnis und Annahme der Großen
Hierarchie basierenden Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK ins Leben einzubauen.
* * *
”Ja,
es gibt kaum ein schwereres Kreuz als jenes, als russischer Genius geboren zu
werden! Die Giganten der russischen Kunst, des russischen Denkens mussten in
allen ihren Leben den Giftbecher leeren, weil sie arglistig und zügellos von
jenen verfolgt wurden, von denen sie sich unterschieden. Die bitteren Worte
Puschkins im Augenblick tiefster Verzweiflung: ”Der Teufel trieb mich dazu, in Russland
geboren zu werden”, haben bis heute ihre überzeugende Schärfe und den Sarkasmus
nicht verloren; denn immer wieder sehen wir, wie Russen jede Gelegenheit
suchen, einander herabzusetzen, zu verleumden – aus dem einzigen Grund, weil
der andere es wagt, besser zu sein.” So schrieb einer der begabtesten modernen
Schriftsteller, A. X., und wir schließen uns seinen betrüblichen Worten an.
Sehr wahr ist: ”Mehr als die Hälfte der Menschheit wirkt unter dem Einfluss von
Besitzergreifern”. Doch es naht die Zeit des großen Umbruchs und eine große
Reinigung wird einsetzen.
Halten
wir die uns anvertrauten Grundlagen rein, denken wir an das empfangene
Vermächtnis und schützen wir uns vor allen listigen Verrätern. Lesen Sie erneut
§ 231 im Buch ”Agni Yoga”: ”Mögen wenige, doch feste Stämme den künftigen Wald
bilden; denn kleines Gestrüpp verzehrt einander und erzeugt bösartige
Wesenheiten.”
* * *
Die
”Briefe der Mahatmas” an A. P. Sinnett haben bereits über 20 Auflagen erreicht,
und wenn ich nicht irre, wurden sie auch in andere europäische Sprachen
übersetzt, ausgenommen in die russische natürlich. Wir müssen immer noch im
Kindergarten gehalten werden. Man findet uns zu wenig erwachsen für die
Freiheit des Denkens und legt unserer Unmündigkeit Schranken und Zügel an. So
denken unsere geistigen Führer. Doch unsere Selbsterniedrigung beweist nur die
Unreife des Denkens. Es wurde schon vor langem gesagt, dass nicht die
engstirnigen Gotteslästerer das neue Land aufbauen werden, sondern der gesunde
Verstand von Hunderttausenden. Genauso ist es: „Iwan Hunderttausender wird sein
Land retten”. Es ist jetzt nämlich an Iwan. Wahrlich, Iwan Hunderttausender
wird die Möglichkeit gegeben, sein Potential zu offenbaren. Doch dieser Iwan
ist nicht mehr der alte. Der neue Iwan wird ein neues, strenges Vertrauen
verlangen, das dem wirklichen Leben nicht widerspricht. Und so werden jene, die
diesen Glauben verkünden, ihn durch persönliches Beispiel auch im Leben
anwenden müssen, anders kann er nicht bewiesen werden. Das Bewusstsein solcher
Menschen, die viel gelitten haben, die ihren Glauben an die Barmherzigkeit und
Gerechtigkeit und den Schutz des Himmlischen Vaters verloren haben, könnte
unmöglich zu den toten Ketten früherer Zeiten zurückkehren. Wenn ein geistiger
Aufstieg möglich ist, so wird er in seiner Bedeutung und Qualität ganz anders
sein, als er manchen Gemütern erscheint. Und damit er sich verwirklicht, werden
neue, auf Vernunft und Logik basierende Thesen erforderlich sein. Man kann der
Tatsache, dass das Bewusstsein der Menschen beträchtlich fortgeschritten ist,
nicht blind gegenüberstehen. Denn Leid ist ein großer Lehrmeister und
Umwandler. Erleuchtung kann uns nicht zuteilwerden, solange wir ein
unbeschwertes, komfortables Leben genießen.
Es
ist notwendig, sein Bewusstsein für die Lösung vieler Probleme vorzubereiten.
Für das Bewusstsein, das stagniert und die alten Vorurteile nicht auslebt, wird
es schwer sein. Eine neue Kirche in voller Herrlichkeit mit dem Verständnis für
die Schönheit des Großen Opfers Jesu, muss anstelle der alten treten. Es gilt,
ein großes ökumenisches Konzil einzuberufen und mit einem neuen
unvoreingenommenen Bewusstsein alle Beschlüsse der früheren Konzile und die
Werke der frühesten christlichen Philosophen und Kirchenväter, die mit der Zeit
Jesu eng verbunden waren, zu studieren und zu prüfen. Dann wird die ganze
Schönheit des Opfers Jesu, der weite Bogen seiner Lehre in ihrem wahren Geist
verstanden und nicht nur in den toten Buchstaben der vielfach entstellten
Schriften gesucht werden. Und nur dann wird es gelingen, eine neue Religion zu
schaffen. ”Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, wo ihr weder auf diesem Berg
noch in Jerusalem zum Vater beten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt,
wir beten an, was wir kennen. Aber die Stunde kommt, und sie ist da, wo die
wahren Gläubigen in Geist und Wahrheit zum Vater beten, denn der Vater sucht
jene, die zu ihm beten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist
und Wahrheit zu ihm beten.” (Johannes 4:21-24)
Ich
muss Sie auch daran erinnern, dass alle Erzengel und Engel die menschliche
Evolution durchschritten haben. Und der Erzengel Varahael oder Uriel war und
ist ein MENSCH. Ebenso wandelte auch der Erzengel Michael, obwohl er seinen
Platz inmitten der Höchsten Erzengel einnimmt, nichtsdestoweniger auf unserer
sündigen Erde, Rettung bringend. Hätten diese größten Geistwesen, die in der
Dämmerung unserer irdischen Menschheit den Antrieb zur Schöpfung und
Entwicklung des Denkens gaben, die Evolution nicht fortgesetzt und das
menschliche Bewusstsein in der langen Zeitspanne dieses schwierigen Prozesses
nicht vorangetrieben, so würde unsere irdische Menschheit bis heute im Zustand
des Höhlenmenschen verblieben sein. Genau gesagt, die großen Erzengel sind die
Sieben Kumaras – einschließlich des Höchsten unter Ihnen –, von denen in den
östlichen Schriften und in der Geheimlehre gesprochen wird. Sie kamen von den
höheren Welten und brachten durch die Inkarnation als große Begründer von
Religionen, Königreichen und Philosophien an jedem Wendepunkt in der Geschichte
unseres Planeten die größten Opfer, um die Evolution der Menschheit zu
beschleunigen. So hütet der Erzengel Michael jetzt das Schicksal unseres
Planeten. Ihm ist es bestimmt, die letzte Schlacht mit dem Fürsten dieser Welt
auszutragen (dies ist auch in der Bibel festgehalten).
12.
Dezember 1934
Sie
schreiben: ”Ihr Brief wurde uns vorgelesen, doch wir haben ihn nicht völlig
verstanden; ich bin eine von denen, die nicht verstand.” Es überrascht mich,
dies zu hören, weil mir schien, dass meine Erklärungen ziemlich ausführlich
waren, vor allem, wenn man bedenkt, dass Sie bereits einige Bücher der Lehre
besitzen, in denen auf die Demarkationslinie zwischen geistigen
Errungenschaften und den Erscheinungen des sogenannten Psychismus klar
hingewiesen wird.
Wahrscheinlich
rührt diese Unklarheit von der Unkenntnis des Begriffes Psychismus her.
Zweifellos wissen Sie, dass das Wort ”Psyche” griechischen Ursprungs ist und
ursprünglich ”lebendiger Atem und tierische Seele” bedeutete (also etwas, was
dem tierischen Wesen eigen ist). In der nächstfolgenden Umgestaltung wurde
diese Bezeichnung für die vernünftige Seele (die menschliche Seele) und
schließlich für die höchste, die geistige Synthese, die Krone des menschlichen
Seins verwendet. Nun versteht man sowohl im Osten als auch im Westen unter
”Psychismus” die Erscheinungen der niederen Grade dieser Energie, das heißt,
jene Kräfte, die Medien und Psychiker so auffallend bekunden. Diese letzte
Bezeichnung wird im Westen jenen zugeordnet, deren Kräfte etwas stärker sind
als die des gewöhnlichen Mediums. Doch in beiden Fällen mangelt es an der hohen
psychischen Energie, denn diese Eigenschaft kann nur in Erscheinung treten,
wenn die Zentren geöffnet und feurig umgewandelt sind. Es ergeben sich viele Missverständnisse
und unrichtige Auslegungen und seltsame Anwendungen werden geübt, weil diese
psychischen Phänomene falsch bezeichnet werden!
Der
psychische Bereich ist ungeheuer weit und umfasst eine unendliche Vielfalt an
Erscheinungen, von den höchsten bis zu den niedersten. Vieles, was mit wahrer
Geistigkeit in keinem Zusammenhang steht, das heißt mit den Ebenen des höheren
Manas und Budhi, wird als Psychismus bezeichnet. Alles, was durch mechanische
Übungen erreicht wird, gehört in das Gebiet des niederen Psychismus, da solche
Methoden niemals das Öffnen der höheren Zentren herbeiführen können, geschweige
denn ihre feurige Umwandlung. Solche Versuche enden meistens im Wahnsinn.
Verbindung
mit den niederen Sphären der feinstofflichen Welt aufzunehmen, ist für Medien
genauso leicht wie für Tiere. Gewiss, Tiere sehen, fühlen und hören weit mehr
als wir. Wie Luke Berk sagt: ”Hellsichtigkeit ist eine allgemeine Fähigkeit;
Hunde, Idioten und Menschen besitzen sie in gleicher Weise”. Es ist merkwürdig,
dass die meisten Medien und Psychiker keine höheren intellektuellen Fähigkeiten
besitzen. Genau gesagt, bei Medien herrscht eine Besonderheit des Organismus
vor und bei Psychikern ein Mangel an Gleichgewicht, der die richtige Entfaltung
der höheren Zentren behindert und sie mitunter vollkommen lähmt. Das ist es,
warum wir keine Medien schätzen, sondern sie sogar bedauern. Wegen des
besonderen Aufbaus des Organismus ist ein Medium von Geburt an für alle äußeren
Einflüsterungen geöffnet. Der Wille eines Mediums unterwirft sich leicht den
Wesenheiten, die von ihm Besitz ergreifen, und von denen wimmelt es in den
niederen Schichten der feinstofflichen Welt; die Gefahr besteht darin, dass ein
Medium seine Unterjochung nicht erkennt. In der Tat, für ein Medium ist es eine
der schwierigsten Aufgaben, den Willen anzustrengen und sich so den
Besitzergreifern und Einflüsterern zu widersetzen. Viele haben mediumistische
Tendenzen, jedoch diese Tendenzen sind noch im Wachsen, sie sind noch nicht
verwirklicht; und glücklich sind jene, die sie nicht fördern, bevor Geistigkeit
völlig erwacht ist.
Aus
diesem Grund sind die Anweisungen zur Entwicklung bestimmter Siddhis so
gefährlich. Solange keine geistige Synthese geschaffen wird, können Siddhis
nichts erreichen und enden meistens in einer Zerrüttung des Nervensystems,
Besessenheit und geistigem, wenn nicht physischem Tod. Deshalb sind alle
Bücher, die solche mechanischen Übungen zur Erlangung psychischer Erscheinungen
vermitteln, als gefährlich zu verwerfen. Es wäre weit besser, in diesen Büchern
auf die bereits erwähnten Gefahren hinzuweisen, die den Unwissenden drohen,
wenn sie sich in dieser Wissenschaft, die eine vorsichtige, feine und genaue,
wissenschaftliche Methode erfordert, versuchen. In der Lehre ist deutlich
gesagt: ”Ohne Lehrer kann man die psychische Energie nicht entwickeln, denn
dieser Prozess ist mit großen Gefahren verbunden”. Würden Sie Kindern erlauben,
ohne Führer ein physikalisches Laboratorium zu betreten?!
Jede
wissenschaftliche Methode, jede kühne Forschung sollte man begrüßen. In der
Tat, es werden die gefährlichsten Experimente mit unerforschter Energie
durchgeführt. Doch dabei werden Vorkehrungen getroffen und besondere
Bedingungen geschaffen; nicht nur die Menge wird hier ferngehalten oder nicht
informiert, sondern selbst denjenigen, die über Kenntnisse verfügen, wird der
Zutritt zu solchen Laboratorien verwehrt. Kann man dann den Menschen in ein
weit feineres, komplizierteres und daher weit gefährlicheres Laboratorium
Zutritt gewähren? Doch in dieser Art Literatur wird jede unwissende, geistig
unreine und daher ungeschützte Person eingeladen, an diesen Versuchen
teilzunehmen. Alle Bücher, die diese Themen behandeln und auf die ernsten
Folgen von falschen Methoden und Beweggründen nicht hinweisen, sind ohne den
Segen der Großen Lehrer herausgebracht worden!
Natürlich
ist richtiges Atmen, – d. h. die Fähigkeit, rhythmisch und tief zu atmen, – ein
wirksames Heilmittel zur Wiederherstellung unserer Kräfte, sowohl der geistigen
als auch der physischen. Sie wissen sicher, dass das in diesen Büchern
empfohlene Pranayama nicht nur Atmen bedeutet, sondern auch Atembeherrschung
und Konzentration auf die Zentrentätigkeit und viele andere derartige Übungen.
Ein ehrlicher und fortgeschrittener Arzt würde jedem Patienten eine seinen individuellen
Bedürfnissen entsprechende Dosis der Medizin verschreiben. Arsen beispielsweise
ist sehr wohltätig in kleinen Dosen, doch übermäßig angewendet kann es
Vergiftung oder Krebs verursachen.
Das
weite Angebot solch sensationeller Handbücher für die breite Masse setze ich
gleich mit der Legalisierung des freien Verkaufs von Giften. Nein, es ist noch
weit schlimmer, denn Gift zerstört nur den physischen Körper, wogegen die
Verletzung der feinstofflichen Zentren zum geistigen Tod führt.
Die
Bücher von Atkinson oder die des Yogi Ramacharaka habe ich gelesen. Vor dem
Großen Weltkrieg überfluteten diese Bücher den russischen Büchermarkt, der an
Literatur über östliche Philosophie und ihre psycho-physiologischen Lehren nur
dürftig beschickt war. Damals fand ich nichts Schlechtes darin, doch sie
begeisterten mich auch nicht, denn ich bevorzuge immer die ursprünglichen
Quellen. So erklangen in meinem Herzen als mächtiger Ruf zur geistigen Synthese
die lichte Gestalt des Ramakrishna und der klare Verstand des Vivekananda.
Würde ich Atkinson heute lesen, bildete ich mir über diese Bücher
wahrscheinlich ein anderes Urteil. Gewiss, niemand könnte etwas einzuwenden
haben, wenn geraten wird, sich mit der Entwicklung der Beobachtung, der
Willenskraft und dem Ablegen von Fehlern zu befassen; doch dies nur, solange
alles mit unserem geistigen Streben und der intellektuellen Disziplin in
Einklang steht. Genau all das wird in den Büchern der LEHRE so umfassend
erörtert.
Und
nun bin ich an der Reihe, nicht zu verstehen, inwiefern Sie die Auszüge aus den
Schriften von N. K. in bezug auf die Entwicklung der Aufmerksamkeit mit diesen
Anweisungen in den eben erwähnten Büchern vergleichen können! Die Entwicklung
der Aufmerksamkeit ist eine Sache für sich, doch die Konzentration auf die
Zentren und ihre Tätigkeit sowie auf die Atembeherrschung ist etwas ganz
anderes. Alle mit der Entwicklung der Aufmerksamkeit verbundenen und von N. K.
empfohlenen Experimente können selbstverständlich nicht als künstlich oder
mechanisch betrachtet werden. Wäre dem so, könnte auch das Auswendiglernen als
schädlich angesehen werden.
Darüber
hinaus führen Sie aus N. K.’s Buch erneut an: ”Wir versuchen, die sogenannten
Abstraktionen zu erforschen und ins Leben zu übertragen”. Jawohl, nur
Unwissende könnten glauben, dass es anders sein könnte! Doch wiederum sehe ich
nicht ein, was dies mit einem unwissenden Herangehen an diese gefährlichsten
Experimente, von denen hier die Rede ist, zu tun hat? Wir sind nicht gegen die
Erforschung von Phänomenen als solchen, doch gegen ein ungebildetes,
unwissenschaftliches Herangehen an sie. Gewiss, wir sind gegen Unwissenheit;
man erlaubt Kindern nicht, mit Radium zu spielen.
Weiter
stellen Sie die Forderung: ”Die modernen Schulen müssten Laboratorien haben,
die sich mit Naturwissenschaft befassen.” An anderer Stelle führen Sie an: ”Die
besten Geister lenken das menschliche Denken auf verschiedene Weise zur Bewusstseinserweiterung,
die die einzig wahre Prophylaxis und Vision für das künftige helle und
aufbauende Leben ist.” Auch hier sehe ich keinen Widerspruch in meinen
Feststellungen. Niemand kann den Nutzen einer guten Kindererziehung bestreiten.
Wenn man sie von frühester Zeit an lehrt, die sich vor ihnen enthüllenden
verschiedenen Naturerscheinungen zu verstehen, werden sie die feinsten
Erscheinungen erkennen – nicht in Unwissenheit, sondern mit voller
Wahrnehmungsfähigkeit aller erforderlichen wissenschaftlichen Bedingungen. Von
all dem wird in den Büchern der Lehre gesprochen.
Ist
außerdem nicht die ganze Lehre auf die Erweiterung des Bewusstseins gerichtet?
Doch sich nur auf seine Nasenspitze oder seinen Nabel zu konzentrieren, ohne
nach geistiger Synthese zu streben oder geistige Aufspeicherungen zu sammeln,
wird zu Idiotie und Besessenheit führen.
Gleicherweise
wird niemand die Notwendigkeit der Errichtung von Institutionen für psychische
Forschung bestreiten, doch wie die Dinge jetzt laufen, enthüllen diese
Forschungen nichts Neues. Obwohl die ”Gesellschaft für psychische Forschung”
bereits seit 1882 besteht, sind ihre meisten Berichte über Phänomene noch
verworren und umstritten. Wir besitzen die Bücher über diese Themen, und wenn
Sie das endgültige Ergebnis dieser Forschungen lesen, werden sie sehen, dass
die psychische Forschung in eine Sackgasse geraten ist. Wir kennen einen
überaus gelehrten Professor, der einer psychischen Forschungsgesellschaft
vorsteht; er bekannte freimütig, dass diese Art von Experimenten, wie sie jetzt
durchgeführt werden, nichts bieten oder enthüllen könnten, was erhaben oder
inspirierend wäre. All diese Experimente kommen über die bisherigen
Errungenschaften nicht hinaus. Als hochgebildeter Mann erkannte er sehr wohl, dass
diese Fruchtlosigkeit sich aus den unzulänglichen, unwissenschaftlichen
Methoden der Forscher selbst ergibt. Es mangelt an Verständnis dafür, dass
solch bedeutsame Experimente ausgewählte Personen erfordern, die einen hohen
Grad geistiger Synthese besitzen. Kann man aber eine solche Synthese unter den
gewöhnlichen Medien finden? Ebenso rar ist sie unter den Wissenschaftlern, die
sich solchen Forschungen widmen. Doch ohne diese Erfordernisse werden die
Gesellschaften für psychische Forschung nur ein elendes Dasein fristen. Wir
haben in unserer Bibliothek viele Bücher über Psychismus, doch ich sehe sie
selten durch, nur gelegentlich zwecks besonderer Information. Ich will mich
nicht hervorheben, muss aber sagen, dass ich nicht einen Augenblick bedauere,
meine Zeit nicht mit Atembeherrschung oder Konzentration auf meine Nasenspitze
verschwendet zu haben.
Sie
sagen, dass Sie kein Medium sein möchten. Doch wie könnte jemand wünschen, ein
Medium zu sein oder nicht?! Vergessen Sie nicht, dass Mediumismus eine
angeborene Eigenschaft ist, ein besonderer Zustand des Organismus, der mit der
Entfaltung der höheren psychischen Energie nichts zu tun hat. Es gibt viele
Menschen, bei denen diese Eigenschaft schlummert, und es gibt sie vor allem in
den niederen Bevölkerungsschichten. Wie ich bereits erwähnte, wird diese
Eigenschaft oftmals nicht geweckt, was jedoch äußerst vorteilhaft ist. Doch
wehe denen, die diese Energie entwickeln, solange sie noch ein niederes Bewusstsein
besitzen oder von Egoismus vergiftet sind; nichts anderes als Verderb wird das
Ergebnis sein. In alten Zeiten isolierte man im Osten mediumistische Kinder, um
sie in geistiger Reinheit aufzuziehen und vor schädlichen astralen Einflüssen
zu schützen. Doch ungeachtet ihrer Reinheit konnte nicht einer von ihnen
hoffen, ein Adept oder ein Archat zu werden oder zum Allerheiligsten Zugang zu
finden. Die Kraft des Großen Lehrers des Lichts kann einem Medium helfen,
seinen Mediumismus zu überwinden und sich zu einem Mediator zu erheben, doch
nur dann, wenn von seiten des Mediums selbst eine unbeirrbare Strebsamkeit zur
Quelle des Lichts vorhanden ist. Die geringste Abweichung von diesem Pfad des
Strebens wird alle erlangten Errungenschaften zunichtemachen.
Lasst
uns daher zu erhabenen Erscheinungen streben, denn es ist nicht nur unsinnig,
mit den niederen Sphären der Feinstofflichen Welt Verbindung aufzunehmen, es
ist genauso gefährlich. Ich will einige Paragraphen aus den Büchern der Lehre
anführen:
ӆber
Psychismus wurde bereits viel gesagt; trotzdem wird diese Geißel der Menschheit
nicht richtig verstanden. Psychismus stumpft jede Bestrebung ab, und höhere
Errungenschaft bleibt unerreichbar. Die Tätigkeitssphäre eines vom Psychismus
erfassten Menschen beschränkt sich auf einen verzauberten Umkreis, in dem die
das Wachstum des Geistes behindernden Energien ihren geeigneten Platz finden
und mit ihren Ablagerungen die Feuer der Zentren auslöschen. Durch Psychismus
wird das Nervensystem unvermeidlich zerrüttet. Zudem versperrt das willkürliche
Aussetzen von Lebensfunktionen den Pfad zur Selbstvervollkommnung.
Schaffenskraft wird gelähmt, es setzt ein passiver Zustand ein, der den
Menschen zum Werkzeug aller Arten zuströmender Kräfte macht. Aufgrund der
Willenserschlaffung wird die Beherrschung geschwächt und dadurch die Anziehung
von verschiedenen niederen Wesenheiten verstärkt. Wer sich der Feurigen Welt
nähern will, muss diese Kräfte des Bösen bekämpfen.”
”Die
durch bestimmte Zentren in Spannung versetzten feurigen Energien verursachen
oft erhöhte Energietätigkeit dieser Zentren. Teilaktion der Energie verleiht
einem Zentrum die Kraft, sich teilweise zu offenbaren. Diese Spannungen führen
zu jenen Teilerscheinungen, die ein Bewusstsein mit geringem
Unterscheidungsvermögen verwirren. Nicht ohne Grund hat Ur. auf jene
Manifestationen hingewiesen, die durch Spannung nur eines Zentrums
hervorgerufen werden, was zu Psychismus führt. Wahrlich, jedes Öffnen, jede
Sättigung oder Reizung der Zentren gibt der feurigen Energie eine falsche
Richtung; denn nur Übereinstimmung zwischen dem Zustand des Organismus und dem
geistigen Erwachen bewirkt, als unvermeidlichen Effekt, das Öffnen der Zentren
in höchster Spannung. Ein teilweiser Druck wird eine Teilerrungenschaft
erreichen, die sich als sehr gefährlich erweisen kann. Auf dem Pfad zur
Feurigen Welt müssen wir bestrebt sein, die höhere Spannung feuriger Energie zu
erkennen.”
”Psychismus
und Mediumismus lenken den Menschen ab von den höheren Sphären, denn der
feinstoffliche Körper wird mit niederen Emanationen derart gesättigt, dass sich
das ganze Wesen verändert. Der schwierigste Prozess ist wirklich die Reinigung
des Bewusstseins. Der Mensch vermag zwischen dem feurigen Zustand der
Geistigkeit und jenem des Psychismus nicht genau zu unterscheiden. Also müssen
wir die Schrecken des Psychismus bewältigen. Wirklich, die Reihen jener
Werkzeuge sind mit Dienern der Finsternis gefüllt. Daher muss auf dem Pfad zur
Feurigen Welt der Psychismus bekämpft werden.” (Feurige Welt, Band III)
Diese
Paragraphen, zusammen mit denen, die ich Ihnen in meinem früheren Brief
übermittelte, zeigen den Standpunkt der Großen Lehre klar auf.
”Die
Zeit ist jetzt so bedrohlich, so gefährlich, weil es wirklich die letzte
Schlacht zwischen Licht und Finsternis ist. Daher muss sich jeder ehrlich und
ernsthaft entscheiden, auf welcher Seite er seinen Namen eintragen will. Jeder muss
sein geistiges Gepäck prüfen und entschlossen auf diese oder jene Seite treten.
Die Wahl muss getroffen werden, sonst kann man nichts erwarten als Zerfall.
Unser Pfad ist der von allen großen Weisen aufgezeigte Pfad, der Pfad der
geistigen Umwandlung, der Pfad der Entwicklung des Herzens, ohne Magie und
Gewalt. Wahrlich, hier kann es keinen lauen Mittelweg geben, wenn das Schwert
des Lichts die Finsternis spaltet.”
Ich
weiß, dass viele mich für streng halten werden. Doch ich muss sagen, dass nur
die fürchterliche Gefahr, der sich gute, feinfühlige Seelen durch Verbindung
mit anderen Welten ohne gründliches Wissen aussetzen, mich veranlasst, so
streng und betont zu sprechen. Jede falsche Befürwortung und jedes Beispiel von
Leichtsinn sind jetzt kriminell. Die die Erde umgebenden Sphären sind überfüllt
von durch Krieg, Revolutionen oder andere gewaltsame Ereignisse getöteten
Massen. Und diese Opfer sehnen sich danach, mit Lebenskraft in Berührung zu
kommen, um sich die Illusion, noch am Leben zu sein, zu verschaffen! Die
Tatsache, dass es zur Zeit solch eine Unzahl krankhaft aus dem Gleichgewicht
gebrachter Menschen gibt, ist unzweifelhaft die Folge von Vampirismus und
Besessenheit.
Halten
Sie sich daher bitte an die Reinheit der Lehre, und das Schönste und
Freudvollste wird sich zur rechten Zeit einstellen. Doch der durch den Kontakt
mit den niederen Sphären verunreinigte Organismus kann die höheren Energien
nicht aufnehmen.
12.
Dezember 1934
Der
Ruf erklang und Sie haben ihn vernommen. Sie haben die Bücher der Lehre
liebgewonnen und damit den Ruf angenommen. Doch neben der Annahme des Rufes ist
jeder, der zum heldenhaften Dienst bereit ist, verpflichtet, hart an der
Selbstvervollkommnung zu arbeiten. Weshalb sollte man meinen, dass große Taten
nicht in unserem Leben geleistet werden könnten, sondern irgendwo anders unter
anderen Bedingungen? Wahrlich, groß ist die Tat, die Lehre in unser tägliches
Leben hineinzutragen, Freude und Wissen allen zu spenden, die uns umgeben und
uns begegnen. Wie Krishna in der Bhagavad Gita sagt: ”Der Mensch erreicht
Vervollkommnung durch die beständige Erfüllung seines Dharma (d. h. der
Pflicht, des Karma).” Ist es nicht eine große Errungenschaft, für die Selbstvervollkommnung
zu arbeiten, für die heilsame Einwirkung auf unsere Umgebung, zusammen mit
einer steten Bereitschaft, seine Kräfte einzusetzen, wann immer Bedarf ist?
Karma oder kosmische Gerechtigkeit stellt jeden in Verhältnisse, in denen er
etwas lernen oder sühnen kann. Doch zur Erfüllung heldenhaften selbstlosen
Dienens muss der Geist sehr gestärkt werden. Der Pfad der Jüngerschaft ist
daher nicht leicht. Viele Hindernisse müssen überwunden werden, denn wie sonst
könnten wir unsere Kräfte messen und unseren Geist stählen? Ohne den Geist zu
stählen, können wir kein heldenhaftes Leben führen und Mitarbeiter der Großen
Weißen Bruderschaft werden. Groß sollte die Entsagung aller echten Aspiranten
sein. Im alten Ägypten hatten die Neophyten fürchterliche, künstlich
geschaffene Gefahren und Versuchungen zu durchschreiten, und nur sehr wenige
von ihnen bestanden die Prüfung. In unseren Tagen sind künstliche Prüfungen
aufgehoben; der Schüler muss sich den Schwierigkeiten und Hindernissen stellen
und sie bewältigen. Natürlich werden seine inneren Beweggründe immer in
Erwägung gezogen, zusammen mit der Wachsamkeit, seinem Mut, der
Unterscheidungsfähigkeit, Vorsicht, Ehrlichkeit und Ergebenheit. Und nicht
anders als früher halten sie selten bis zum Ende durch.
Doch
jene Jünger, die ein großes Potential an Aufspeicherungen aus früheren Leben
besitzen, begrüßen die Schwierigkeiten. So lernen es die engsten Schüler, am
Rand des Abgrunds zu wandeln. Ist die äußerste Grenze des Ausharrens erreicht,
kommt immer die wunderbare Hilfe. Großes Vertrauen, Hingabe und Dankbarkeit
gegenüber der Hierarchie des Lichts wohnen im Herzen wahrer Jünger, und dies
ist der Hauptgrund, warum solch wunderbarer Schutz und sichere Führung gewährt
werden. Wenn der silberne Faden, der das Herz des Schülers mit dem Lehrer
verbindet, unverletzt ist, erschreckt ihn nichts; und was immer notwendig ist,
wird gewährt, doch erst im letzten Augenblick, wenn die Fähigkeiten und
Anstrengungen die äußerste Spannung erreicht haben, denn wie anders könnten
unsere Energien in höheres Feuer umgewandelt werden? Auch nach dem
physikalischen Gesetz werden die Energien nur an der Grenze äußerster Spannung
umgewandelt. Die Umwandlung unserer Energien in höheres Feuer ist tatsächlich
das Ziel unseres Seins. Und erst durch diese Umwandlung wird unser Organismus
würdig und fähig, die von der Hierarchie des Lichts gesandten feinsten Energien
aufzunehmen. Lasst uns daher diesen heldenhaften schönen Dienst aufnehmen und
in der Arbeit des Alltags durchführen. Lasst die
Möglichkeit der Annäherung an die Herrscher des Lichts unsere tägliche Freude
werden; wahrlich, diese Möglichkeit ist in uns, und wir allein können ihre
Verwirklichung beschleunigen.
Alle
Not, alles Glück liegt in uns selbst. Die Großen Lehrer sind immer bereit, ihre
Helfende Hand auszustrecken, doch man muss sie anzunehmen verstehen. Erinnern
Sie sich des Ausspruchs in der Lehre bezüglich jener, die um Höchste Hilfe
beten, aber nicht imstande sind, sie anzunehmen?
”Die
Menschen sprechen viel von der Hilfe, die von Unserer Wohnstätte ausgehen
sollte. Wir wollen die Fähigkeit der Menschen, diese Hilfe zu empfangen,
prüfen. Jede Person, die von Hilfe träumt, hat bereits selbstsüchtig deren
Richtung und Maß bestimmt. Kann ein Elefant in einem niederen Keller
untergebracht werden? Doch der Hilfesuchende erwägt weder das Ausmaß noch die
Angemessenheit der Hilfe. Im Winter müssten Lilien blühen und in der Wüste müsste
eine Quelle hervorsprudeln, sonst erscheint das Verdienst des Lehrers
unbedeutend.
Doch,
Schöpfer der Wüste und Herr der Kälte, du selbst schufst deinen Durst und
erschauderst vor der Kälte deines Herzens. Meine Quelle ließest du unbeachtet
und wandtest dich ab von Meinen Blumen. Du hast deinen Weg mit Selbstsucht
gepflastert und fandest nur Zeit, deine geliebten Sohlen vor den Dornen zu
bewahren, die du selbst züchtetest. Meine Hilfe floh wie ein aufgescheuchter
Vogel. Mein Bote eilte zurück und schaurig heult der Weiße Lobnor. Meine Hilfe
wurde abgelehnt.
Aber
der Wanderer fährt fort, stumpfsinnig um Hilfe zu rufen und lenkt seine
Aufmerksamkeit auf die Stätte seines künftigen Untergangs. Darum empfehlen Wir
immer Wachsamkeit, Beweglichkeit und Offenheit. Anders kann man mit der
Wirklichkeit nicht Schritt halten.” (Agni Yoga, § 164)
So
wollen wir in vollem Vertrauen zur Weisheit der Führenden Hand fortfahren,
unser inneres Instrument zu verfeinern und zu vervollkommnen. Das gelingt uns
nur auf dem Weg der Reinigung und Erweiterung unseres Bewusstseins; dadurch
wird sich uns der heldenhafte Dienst in seiner ganzen Schönheit offenbaren. In
der Tat, die Bücher der Lehre sind voll der vollkommensten Weisungen, wenn wir
nur lernen wollten, sie zu befolgen! Jede im Leben befolgte Weisung ist ein
Schritt der Annäherung an den Großen Lehrer. Im Leben jedes einzelnen kommt ein
entscheidender Augenblick. Wahrlich, wir kennen weder den Tag noch die Stunde!
So sende ich Ihnen den flammenden Wunsch meines Herzens: Arbeiten Sie
friedlich, sorgen Sie bei Ihren Zusammenkünften und Begegnungen für eine
harmonische Atmosphäre! Mögen diese Zusammenkünfte nicht zu häufig stattfinden,
aber aufklärend und inspiriert sein von flammender Liebe zum Lehrer, der Sie
rief.
Die
Zeit ist so bedrohlich, dass nur völlige Hingabe und Solidarität Ihnen helfen
werden, bis zum großen Tag der vorbestimmten Neuen Ära durchzuhalten. Einheit
und gegenseitige Achtung unter den erleuchtetsten Gemütern und Herzen werden
diese Aufgabe sehr erleichtern.
20.
Dezember 1934
Wollen
Sie wirklich in beschränktes Sektierertum verfallen? Gewiss, will jemand die
Lehre des Lebens vom christlichen Gesichtspunkt aus betrachten, so steht es ihm
frei, dies zu tun, denn in der Lehre gibt es sicherlich vieles, was auf Grund
der Erfahrung vieler christlicher Mystiker erklärt werden kann. Ist es denn nicht
dieselbe Quelle? Doch die Errungenschaften der christlichen Mystiker und der
beschränkte Dogmatismus der Kirche sind grundverschiedene Dinge. Wer den Pfad
der Mystiker und der früheren Kirchenväter beschreiten will, kann dies parallel
mit der Versenkung in das Wissen der Lehre des Lebens tun. Jeder wähle den
individuell geeigneten Zugang, doch möge er bewahrt bleiben vor Lästerung
anderer Aspekte der einen großen Wahrheit. Ermutigen Sie daher alle, ihren
eigenen individuellen Pfad zu wandeln! Am wenigsten von allem schätze ich jene
Artikel über praktischen Okkultismus, die es unterlassen, auf die Wichtigkeit
einer erhabenen Reinigung des Herzens vor Beginn der Experimente mit
gefährlichen Energien hinzuweisen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich alle
diese Praktiken, die zu nichts anderem führen als zu Zerstörung, missbillige.
Wahrlich, würden statt der Konzentration auf die Nasenspitze oder den Nabel
solche Anstrengungen für das Streben zur geistigen Synthese aufgewendet werden,
könnte man Bedeutendes und Wohltätiges erreichen, – sicherlich weit mehr als
das Ausschwitzen von Veilchenduft, den man in jeder Parfümerie kaufen kann!
* * *
Zu
Ihrer Information muss ich darauf hinweisen, dass es, okkult gesprochen, falsch
ist zu sagen: ”Eine Energie wird Bestandteil einer anderen”. Richtiger ist es
zu sagen, dass die Eigenschaften der Energie mit Hilfe eines verbindenden
Elementes umgewandelt werden können, durch den Ansporn einer dritten Kraft oder
eines neuen Bestandteils, der eine Eigenschaft in die andere verwandelt. So
wird die Wechselwirkung der Energie des Raumes gebildet. In der Tat, alles im
Raum ist rückwirkend. Ich würde Ihnen empfehlen, das Buch ”Tagebuch eines
Arztes” von dem bedeutenden Dr. Pirogroff zu lesen. Ich selbst habe es zwar
nicht gelesen, doch Frau H. P. Blavatsky lobte damals sein Werk und zitierte
daraus oft in ihren Büchern. Sein unvoreingenommener Geist folgte dem Pfad
wissenschaftlicher Forschung und führte ihn in den Bereich des Okkulten.
* * *
Die
Umgestaltung der Welt kann ohne Zusammenstöße und Erschütterungen nicht vor
sich gehen. Alle Anstrengungen der Großen Weißen Bruderschaft konzentrieren
sich darauf, die Flut des Wahnsinns bis zu jener Zeit zurückzuhalten, wo sich
die Stellung der Gestirne günstiger gestaltet, um so eine Rettung größeren
Ausmaßes zu erleichtern. Es ist im Okkulten sehr schädlich und gefährlich,
genaue Regeln und Fristen in den Raum zu werfen. In der Tat, die genauen
Fristen werden von den Kräften des Lichts besonders bewacht. Daher wurde
gesagt: ”Die Wege des Herrn sind unerforschlich” und: ”Seid wachsam, denn ihr wisst
weder den Tag noch die Stunde”. Auch aus diesem Grunde treten Wunder immer
unerwartet auf. Die Diener der Finsternis haben viele Ohren, und viel
vorausgesagtes Wohl wurde durch unwissende und leichtsinnige Ankündigung von
Fristen vereitelt.
Ich
will eine Seite aus der Lehre anführen:
”Der
Planet vollendet einen Zyklus, der alles zum Höhepunkt führt; eine Zeit, in der
jedes Prinzip sein gesamtes Potential offenbaren muss. In der Geschichte werden
diese Runden jeweils als Verfall oder Erneuerung vermerkt. Diese Rhythmen sind
als Sieg des Lichts oder der Finsternis zu erachten. Die Zeit ist gekommen, wo
der Planet solch eine Vollendungsrunde mit dem Sieg beendet. In der Vollendungsrunde
erwachen alle Energien; denn an der Endschlacht sind alle Kräfte des Lichts und
der Finsternis beteiligt – vom Höchsten bis hinunter zum Abschaum. Feinfühlige
Geister wissen, warum sich unmittelbar neben Verbrecherischem und Trägem so
viel Hohes offenbart. Im Konflikt, vor der Vollendungsrunde, wird es einen
Wettstreit aller räumlichen, irdischen und überirdischen Kräfte geben. Auf dem
Pfad zur Feurigen Welt müssen die Mitarbeiter an das Gebot des Kosmos denken.
Die
Welt durchlebt jene Zustände, durch die alle entscheidenden Augenblicke in der
Geschichte der Menschheit gekennzeichnet waren. Dem Aufbau geht Zerstörung
voraus. Angespannte Schaffenskraft ruft alle Energien auf den Plan. Die Zeit,
in die nun die Menschheit eintrat, wird unvermeidlich das gesamte
Kräftepotential offenbaren, denn diese Epoche ist eine entscheidende, und es
naht ein Wendepunkt in der Geschichte. Sicherlich, der Zustand des Planeten
entstand nicht zufällig, und jede Spannung ist zugleich Zeugnis für jenen
Strom, der alle Sphären verschlingt. So wie der Kampf unerbittlich ist, so
entscheidend ist der Sieg. Denn an dieser Kosmischen Schlacht sind alle Kräfte
und Sphären beteiligt. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muss das Schwert des
Lichts für den Aufbau der Neuen Zeit erhoben werden.” (Feurige Welt III. Band)
Die
Zeit ist daher sehr gespannt und große Ereignisse stehen bevor. Doch wie
könnten jene, die sich der Höchsten Führung anvertrauten, deren Bewusstsein
ungeteilt ist und die von Bereitschaft für den Dienst an der Menschheit erfüllt
sind, Furcht haben? Wahrlich, die Getreuen werden gerettet werden. Daher muss
man sich unwiderruflich entscheiden, ob man für die Kräfte des Lichts kämpfen
oder infolge beschränkten Sektierertums den Kräften der Finsternis dienen will.
Es gibt keinen lauen Mittelweg, wenn das Schwert des Lichts zuschlägt. Die Zeit
ist sehr bedrohlich.
Die
Heiligen Fristen müssen zur Zeit noch verborgen bleiben. Würde alles, was
vorbestimmt ist, vor der Zeit bekanntgegeben, dann würden die Menschen es
sicherlich wütend verdammen.
Ja,
in Verbindung mit so vielen Organisationen muss man daher äußerst vorsichtig
sein. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, welche Vielfalt von Menschen hier
Zutritt findet. Die Gründer dieser Organisationen mögen gute Menschen sein,
doch die Anhänger können Sie auf vielerlei Weise überraschen. Seien Sie daher
vorsichtig. Beispiele von der Unzuverlässigkeit solcher Nachfolger haben Sie ja
in ihrer Umgebung.
Das
Große Vermächtnis ist und war immer ”Nicht Quantität, sondern Qualität”. Das
Verborgene wird nur den Ergebensten anvertraut, die in Tausenden von Jahren
erprobt wurden.
Viele
Gesichter zeigen sich uns, deshalb ist die Unterscheidung der Menschen das
Wichtigste. Die Unterscheidung von Menschen ist der Prüfstein für jene, die den
Weg des großen Dienstes an der Menschheit gehen. Den wahren Zustand der Dinge
und das wahre Gesicht der Menschen zu unterscheiden, ist die erste Forderung
und Bedingung auf dem Weg wahrer Schülerschaft. So kann man auf einer gewissen
Stufe der geistigen Entwicklung okkult die Skulptur des Geistes der Menschen
sehen, die uns umgeben und sich uns nähern. Ohne diese Fähigkeit zu erwerben,
ist es unmöglich, eine Annäherung zu erhoffen. Denn wie kann man einem Schüler
etwas anvertrauen, der nicht in der Lage ist, Licht von Dunkelheit und einen
Freund von einem Verräter zu unterscheiden? Der gesamte Aufbau wird durch
solche Unwissenheit zerstört. Natürlich hilft gerade Gefühlswissen bei dieser
Unterscheidung, doch besitzen es viele? Es ist sicherlich die seltenste
Eigenschaft und das Ergebnis von Äonen unermüdlichen Strebens zum Wissen und
zum Licht. Ich glaube nicht, dass wir hundert solcher Glücklicher zählen
können! Es wurde einmal gesagt, dass es über die ganze Weite unseres Planeten
nicht mehr als hundert Geistwesen gibt, die die Wahrheit kennen. Und man
bedenke – dies bei zwei Milliarden Menschen. [Anm. des Herausgebers: diese
Gesamtzahl der inkarnierten Menschen bezieht sich auf die Zeit um 1934]. Für
jene, die sich für fähig halten, ohne Irrtum unterscheiden zu können, ist dies
wohl kaum ermutigend.
Auch
glauben viele, kosmisches Bewusstsein zu besitzen und die höchsten
Einweihungsgrade erreicht zu haben. Der Eigendünkel ist eine sehr tragische
Seite in der Geschichte der Menschheit. Erst wenn die Menschen die wahren
Berichte der Geschichte des Planeten zu Gesicht bekommen, kann diese Tragödie
klar erkannt werden. Die Zeit wird kommen, in der sie erkennen, dass – gäbe es
nicht eine kleine Gruppe Höchster Geistwesen, die durch Äonen in großer
Selbstaufopferung zu jedem Wendepunkt der Geschichte des Planeten unter den
Menschen inkarnierten, um dem menschlichen Bewusstsein einen neuen Impuls zu
verleihen, – und wären ihre Anstrengungen nicht von einer kleinen Zahl ihrer
Schüler und Mitarbeiter dieser Schüler fortgesetzt worden, – die Menschheit
noch heute auf dem Niveau von Höhlenbewohnern stünde!
Es
lässt sich verfolgen, wie dasselbe Ego der Größten Individualitäten in einer
ganzen Reihe Großer Gestalten erschien. Wahrlich, sehr wenige bedeutende
Inkarnationen werden den Erdenbewohnern beschert! Wahrlich, diesen
Bodhisattvas, wie man Sie im Osten nennt, sind wir verpflichtet für all das
Wertvollste, Höchste, Wichtigste in der Welt, denn Sie haben das menschliche Bewusstsein
genährt und so unsere Leben umgewandelt und verlängert.
Ich
möchte bezüglich der Bodhisattvas einige Auszüge aus N. Rotokoff’s ”Die
Grundlagen des Buddhismus” bringen:
”Das
Wort Bodhisattva umfasst zwei Begriffe: Bodhi – Erleuchtung oder Erwachen, und
Sattva – das Wesen. Wer sind diese Bodhisattvas? Die Jünger Buddhas, die
bereitwillig ihrer persönlichen Freiheit entsagten und, dem Beispiel ihres
Lehrers folgend, einen langen mühseligen, dornigen Pfad der Hilfe für die
Menschheit beschritten. Solche Bodhisattvas erscheinen auf der Erde in
verschiedenen Lebensumständen. Physisch unterscheiden sie sich in keiner Weise
von der übrigen Menschheit, nichtsdestoweniger aber völlig in ihrem psychischen
Format und treten stets als Verkünder des Prinzips des Allgemeinwohls auf. –
Welche Eigenschaften muss ein Bodhisattva besitzen? In der Lehre von Gautama
Buddha und der von Bodhisattva Maitreya, die nach Überlieferung im vierten
Jahrhundert Asanga übergeben wurde, werden höchste Energieentwicklung, Mut,
Geduld, Beharrlichkeit im Streben und Furchtlosigkeit vor allem betont. Energie
ist die Grundlage von allem, da sie allein alle Möglichkeiten enthält. Buddhas
sind ewig tätig. Sie kennen keine Untätigkeit. Wie die ewige Bewegung im Raum
offenbaren sich die Taten der Söhne der Sieger in den Welten …
”Mächtig,
mutig, festen Schrittes, die Last einer Errungenschaft für das Allgemeinwohl
nicht ablehnend … Es gibt drei Freuden der Bodhisattvas: die Freude des Gebens,
die Freude des Helfens und die Freude der ewigen intuitiven Erkenntnis. Geduld
immer, in allem und überall. Die Söhne Buddhas, die Söhne der Sieger, die
Bodhisattvas sind in ihrem tätigen Mitgefühl die Mütter alles Seienden.”
(Mahayana-Sutra).
Führen
diese Bodhisattvas nicht jene Hundert, die auf unserem Planeten zu finden sind?
Doch beschwerlich ist das Los dieser Bodhisattvas; niemand hat so viel
Verleumdung und Verfolgung ausgehalten – und sie stehen sie weiterhin durch –
wie diese wahren Retter des Menschengeschlechts. Aus ihren Reihen kommen die
Begründer der großen Königreiche, der großen Religionen und Philosophien;
außerdem viele Alchimisten und einzelne Heilige. Doch suchen wir sie nicht
unter den beschränkten Dogmatikern! Sie sind Begründer der lebendigen Religion
des Herzens, aber nicht der versklavenden Dogmen. Sie sind Begründer und
feurige Reiniger von Religionen. Aber nun muss ich einhalten! Ich bin zu weit
abgeschweift und will jetzt auf Ihren Brief zurückkommen.
Sie
fragen nach den Verneinern der Hierarchie des Lichts. In Indien werden jene
Lehrer, die die Fortsetzung der hierarchischen Kette ablehnen, als ”wurzellose
Bäume” angesehen, und niemand beachtet sie.
Sie
können Ihren Studiengruppenleitern sagen, dass die wahre Lehre niemals die
Grundlagen der ältesten Vermächtnisse verneint, weil diese Grundlagen auf
Verehrung der Großen Hierarchie beruhen. Ohne das Band mit der Hierarchie des
Lichts gleicht unser Schicksal einem Kätzchen im Meer. Was kann ohne das Führende
Prinzip bestehen? Wahrlich, der Begriff Hierarchie ist ein Kosmischer Begriff
und ein Kosmisches Gesetz. Dieses Feurige Gesetz durchdringt und erhält das
gesamte Universum. Deshalb ist jede Lehre, die dieses Prinzip verneint, eine
falsche Lehre.
Bezüglich
Einweihungen muss ich sagen, dass es im Leben viele Grade von Einweihungen
gibt; und jeder, der ein wenig mehr weiß als sein Nachbar, ist bereits in etwas
eingeweiht. Bitte, unterscheiden Sie aber gründlich zwischen der Weißen
Bruderschaft – den Mitgliedern der Gemeinschaft aus dem Himalaja – und den
gewöhnlichen weißen Brüdern, welches Menschen sind, die der Lehre des Lichts
folgen.
Die
meisten der Großen Brüder verwenden jetzt einen verdichteten feinstofflichen
Körper. Und Jene, Die noch in Ihrem physischen Körper sind, haben sich jetzt im
Hauptbollwerk versammelt. Alle Ashrams in Tibet sind in abgelegenen,
unzugänglichen Bergschluchten verborgen. Die fürchterlichen Ausdünstungen der
irdischen Atmosphäre erschweren das Erscheinen der Großen Lehrer unter
Menschen. Zur Zeit jedoch erfordert Ihre Arbeit Ihre physische Anwesenheit
nicht.
Bezeichnungen
wie ” Eingeweihter”, ”Adept”, ”Weißer Bruder” werden schrecklich missbraucht!
Es wäre ratsam, über die Worte des Großen K. H. nachzudenken: ”Ein Adept ist
die seltenste Blume einer ganzen Reihe von Generationen Suchender”. Wie oft
aber ist diese Blume unter den Himmlischen Gästen dieser selbstaufopfernden
Weisen ans Licht gekommen! So lasst uns hier die größte Sorgfalt offenbaren, um
die höchsten Begriffe nicht zu profanieren! Es ist allerdings unmöglich, sich
die ganze Herrlichkeit eines Archats der Hierarchie des Lichts vorzustellen!
Unser beschränkter Verstand und unsere Vorstellung können dies nicht erfassen.
Nur das Erbeben des Herzens wird die geistige Erhebung eines ergebenen
Schülers, der den nahenden Strahl des Lehrers fühlt, anzeigen.
Zum
Abschluss möchte ich einen Paragraphen zitieren, der die Notwendigkeit des
Unterscheidungsvermögens bestätigt:
”Die
gegenwärtige Schlacht ruft auf zur Unterscheidung der Pfade, die zum Licht und
zur Finsternis führen. Während der kosmischen Spannung aller Kräfte ist diese
Unterscheidung unerlässlich, denn der Raum ist mit feurigen Pfeilen gesättigt.
Jedes Bewusstsein muss von der feurigen Schlacht erfüllt sein. Wahrlich, in
solch feuriger Spannung in Erscheinung tretender Pfeile muss die Menschheit
eiligst jene Richtung einschlagen, die ihr von den Kräften des Lichts gewiesen
wurde. Zur Hilfe des Planeten werden feurige Ströme gesandt; sie müssen mit dem
Geist und dem Herzen empfangen werden. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt ist es
besonders wichtig, die für die Rettung der Menschheit hilfreiche Kraft zu
erkennen.” (Feurige Welt, III. Band)
* * *
1935
9.
Januar 1935
Das
Ausleben der angehäuften karmischen Folgen ist schmerzlich. Doch gerade dieser
Prozess bringt uns am schnellsten auf den Pfad des Dienstes an der Menschheit.
Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Waren es nicht diese Schicksalsschläge, die
Sie veranlassten, nach dem Pfad des wahren Lichts zu suchen? Erweiterte nicht
die Berührung mit den furchtbaren Geschwüren der Realität Ihr Bewusstsein und
gab Ihnen den Anstoß, die herkömmliche Denkart zu verlassen? Ich denke, Sie
werden dieses Ihr Leben segnen, das Ihnen die Quelle geistiger Wiedergeburt erschloss.
Empfinden Sie nicht Freude, wenn Ihr Bewusstsein über das Sein nachdenkt? Ist
dies nicht die Freude über ein neues Begreifen des Daseinssinnes, die Freude
geistiger Schaffenskraft?
Gleicherweise
sollte die Anziehung und Liebe zwischen den gegensätzlichen Elementen als eine
Erscheinung des Kosmischen Gesetzes betrachtet werden. Wahrlich, geistig tot
ist, wem dieses uns vom Kosmischen Gesetz des Seins verliehene Feuer der
Inspiration und Schöpferkraft fehlt. Leider gibt es bis heute kein wahres
Verstehen dieser mächtigen Grundlage kosmischen Aufbaus. Die Menschen haben die
große kosmische Bedeutung der Liebe vergessen – oder, besser gesagt, sie wollen
sie nicht wahrhaben. Der Materialismus unseres Zeitalters stellte die Liebe auf
ein Niveau rein physiologischer Funktion. Bestenfalls wird Liebe heute als ein
psychologischer Vorgang behandelt. Könnte jedoch die kosmische Bedeutung der
Liebe wieder erkannt werden, dann würden die Leute in der Liebe ihre höchste
Funktion sehen, d. h. das Erwecken der höchsten Gefühle und schöpferischen
Fähigkeiten. Gerade dieses Erwecken ist der Hauptzweck und der wahre
Grundgedanke der Liebe. Liebe ist eine vereinigende schöpferische Macht. Auf den
höheren Ebenen des Seins wird alles durch Gedanken geschaffen. Doch zur
Erfüllung dieser Gedankenformen muss es die beiden durch Kosmische Liebe
vereinten Elemente geben. Den grundlegenden Begriff der dualen Elemente umgibt
viel Missverständliches. Schuld daran sind die Religionen, vor allem das
Christentum. Die Kirche profanierte das größte Kosmische Geheimnis durch
Entwürdigung der Ehe und Herabsetzung der Frau, durch Verachtung der Liebe und
durch das Gelübde der Ehelosigkeit und des Mönchtums sowie durch die Erklärung,
diese geistige Verarmung sei die höchste Errungenschaft des menschlichen
Geistes. Dieser fürchterliche Fanatismus zog schreckliche Folgen nach sich, von
denen die Kasteiung des Leibes nicht einmal zu den schlimmsten zählt. Denken
wir an die verbrecherische Scheinheiligkeit, an die fürchterlichen, dem
Kosmischen Gesetz widersprechenden sexuellen Entartungen und Verbrechen, die
infolge dieser Verbote und Verdammungen verübt wurden. Auch die Worte Christi:
”Doch Ich sage euch, wer auch immer das Weib eines anderen ansieht und es
begehrt, betreibt schon in seinem Herzen Ehebruch mit ihr” werden völlig falsch
ausgelegt. Diese Worte sollten im Licht des Kosmischen Gesetzes verstanden
werden, das die Seelenverwandtschaft und die wahre Ehegesetzlichkeit anspricht.
(Ich habe darüber schon geschrieben). Die Wissenschaft der richtigen
Verehelichung wird der Menschheit das nötige Gleichgewicht verleihen. Die
meisten Verbindungen, die heute eine Ehe bilden, sind vom kosmischen
Gesichtspunkt aus ehebrecherisch und drohen, den ganzen Planeten zu vernichten.
Das rechte Verstehen dieses großen Geheimnisses sowie die gebührende Achtung
gegenüber der Frau können die Welt umgestalten. Die Menschen sollten Liebe in
ihrer höchsten Erscheinung verstehen und hier auf Erden nach ihrer
Widerspiegelung suchen. Und die Nachkommenschaft, die aus solch einer Liebe
hervorginge, stände in der Tat viel höher als jene, die durch
Gelegenheitsverbindungen entsteht. Eine Ehe nur wegen der Nachkommenschaft
einzugehen, ist eine abstoßende und gotteslästerliche Erscheinung. Wir sollten
immer daran denken, dass der Mensch ein ausersehener Schöpfer der Welt ist.
Daher sollten alle Arten von Schaffenskraft durch seine geistige Substanz in
Erscheinung treten, was nur möglich ist, wenn er durch die höchste Liebe
entflammt ist. Nur Liebe offenbart die verborgenen Feuer. So ist in der
Grundlage jeder Schöpfung die große Anziehung verankert, die große Liebe. Alles
in der Welt ist von Liebe abhängig und wird durch Liebe erhalten. Liebe muss
zum höheren Verstehen führen.
Wie
schön ist das Bildnis der MUTTER DER WELT! Wieviel Schönheit, Selbstentsagung
und Tragik ist in diesem majestätischen Bildnis! Streben Sie in Ihrem Herzen
zum Höchsten, und Freude und Entflammung werden in Ihre Seele einziehen. Die
ganze Schaffenskraft des Menschen, die ganze mystische Entflammung, – alles
entsteht aus der gleichen Liebe, ob sie sich offenbart oder verborgen bleibt.
Und wir sollten daran denken, dass dem Reinen alles rein ist.
Eines
Tages werden Sie schöne Hymnen schreiben, gewidmet dem Gewand der MUTTER DES
UNIVERSUMS, das in allen Farben des Regenbogens, in der ganzen Freude des Seins
und der großen Schöpferkraft erstrahlt. Denn ohne die MUTTER DES UNIVERSUMS,
die Großartige Materie des Seins, gibt es kein Leben, keine Offenbarung des
Geistes. Die Annahme, Geist und Materie ständen sich diametral gegenüber,
erzeugt im unwissenden Bewusstsein einen fanatischen Begriff von Materie als
etwas Minderwertigem, wogegen in Wirklichkeit Geist und Materie eins sind.
Geist ohne Materie ist nichts, und Materie ist nur kristallisierter Geist. Das
offenbarte Universum, sichtbar und unsichtbar, vom Höchsten zum Niedrigsten,
offenbart uns die unendlichen Aspekte Strahlender Materie. Wo es keine Materie
gibt, da gibt es kein Leben.
Entflammen
Sie in Ihrem Geist und Herzen!
11.
Januar 1935
Die
Behauptung, dass ”auf den höchsten Ebenen des Seins Materie so fein sein kann,
so durchsichtig, dass wir nur das darin enthaltene Leben wahrnehmen, doch nicht
die Materie selbst …” ist sehr unklar und irrig. Wie kann das Leben ohne die es
umhüllende Materie wahrgenommen werden? Es ist unrichtig, sich Materie auf den
höheren Ebenen als etwas Durchsichtiges vorzustellen. Materia Lucida, die
Substanz der Formen der höchsten Geistwesen, ist für Personen mit geöffneten
Zentren vollkommen sichtbar. Diese Materie – Materia Lucida – ist, obwohl sehr
fein, nicht unsichtbar. Sie ist eine leuchtende Substanz, eine Materie, die von
Farben strahlt, welche zu den jenseits auf unserer physischen Ebene bekannten
zählen.
* * *
Sie
würden doch sicher sagen, dass Bewusstsein sich dauernd entwickelt und in
seinen Errungenschaften unendlich ist? Gewiss dem Prinzip nach ist dies
richtig, doch im Leben hier auf Erden zeigt sich oft, dass eine Person eine Bewusstseinsgrenze
erreicht, die sie nicht überschreiten kann. Vielleicht will sie nicht oder sie
fürchtet sich, dies zu tun. Doch da in Wirklichkeit nichts im statischen
Zustand verharren kann, ist das Bewusstsein rückläufig. Durch diesen Vorgang
vermag es sich derart zu verschlechtern, dass das Geisteskorn, unfähig aus der
höheren Quelle Nahrung zu erhalten, abstirbt. Wir nennen solche Leute
”umhergehende Leichname”. Zur gegenwärtigen Zeit findet eine ungeheure
Rückläufigkeit im menschlichen Bewusstsein statt, und dadurch entstehen all die
Kalamitäten, die auf unseren Planeten zukommen.
Sie
sagen, die Fortdauer des Bewusstseins sei eine notwendige Bedingung für seine
Entwicklung. Darf ich zu Ihrer Feststellung etwas hinzufügen? Sicherlich, die
Fortdauer des Bewusstseins ist für seine Entwicklung notwendig, doch der
Begriff Fortdauer ist sehr relativ. Beobachten wir diese Relativität der
Fortdauer des Bewusstseins nicht hier auf Erden in den periodischen Zuständen
von Schlaf und Wachsein? Die Zahl der Menschen, die die lebendige Fortdauer des
Bewusstseins bewahren, wenn sie hinübergehen in die Feinstoffliche Welt, –
selbst in ihre Mittelschichten –, ist nicht allzu groß. Dort angekommen, fallen
viele in Schlaf oder schleppen sich in einem halbbewussten, armseligen Zustand
dahin. Es gibt so viele Stadien von Bewusstsein, als es Stufen in der
Unbegrenztheit gibt. Vollständiges Bewusstsein in der Feinstofflichen Welt
haben nur jene, die das Band mit den höheren Welten knüpften, solange sie noch
lebten, und zwar auf Grund von Streben des Herzens zur Evolution und durch
ständige Anstrengungen, dieses Bewusstsein zu bewahren. So wird ein
Materialist, der trotz eines hoch entwickelten Intellektes die Geistigkeit und
die Möglichkeit der Existenz in den höheren Welten ablehnt, in den höheren
Sphären der Feinstofflichen Welt ohne bewusstes Leben bleiben; denn da er
höhere Anziehungen weder schuf noch verstärkte, wird er fast augenblicklich in
den Wirbel irdischer Anziehungen gezogen, und in einem halbbewussten oder
unbewussten Zustand muss er auf eine neue Inkarnation warten. Allerdings kann
man sich gut vorstellen, welcher Art diese Inkarnation sein wird. Solch
augenblickliche Rückkehr zur Erde, – ausgenommen die Rückkehr sehr hoher
Geistwesen –, ist nicht wünschenswert. Wie Sie wissen, hat der Aufenthalt in
der Feinstofflichen Welt eine große Bedeutung in bezug auf Nahrung,
Intensivieren und Umwandlung der angesammelten Energien in geistige Kräfte. Man
kann sich daher gut vorstellen, welch eine Verschlechterung der geistigen
Substanz eintritt, falls man solch einer Nahrung für längere Zeit beraubt ist.
In
der Lehre des Lebens ist gesagt: ”Beim Menschen ist der feinstoffliche Körper
beinahe ausgebildet, doch der Mentalkörper wird nur von einigen Auserlesenen
geschaffen”. Daher ist ein halbbewusstes Sein in den höheren Schichten der
Feinstofflichen Welt oder, anders gesagt, eine zeitliche Unterbrechung des Bewusstseins
in den meisten Fällen noch unvermeidlich.
Einen
Zustand bewusster Fortdauer des Seins oder die Bewahrung eines vollständigen Bewusstseins
in allen Körpern und in allen Sphären zu erreichen, ist die größte
Errungenschaft des Archaten. Das ist Amrita oder wahre Unsterblichkeit. Daher
sind alle Anstrengungen der Großen Lehrer auf die Erweiterung des Bewusstseins
der Menschheit gerichtet, auf die Entwicklung des Mentalkörpers und das
Erwachen höheren Strebens zum Schaffen der magnetischen Verbindung, die den
Geist in die höheren Sphären erhebt.
Die
Entwicklung des Bewusstseins ist der langwierigste und schwierigste Vorgang im
Kosmos. Könnten daher die Menschen in ihren feinstofflichen Körpern oder in den
höheren Ebenen der Feinstofflichen Welt den Zustand eines andauernden Bewusstseins
erreichen, so könnten sie die Evolution beträchtlich beschleunigen.
Die
in die Feinstoffliche Welt hinübergehende geistige Wesenheit setzt ihr bewusstes
oder halbbewusstes Sein im Verhältnis zur Entwicklung ihres höheren Manas oder
ihrer Geistigkeit fort. Gibt es denn viele hier auf Erden, die ein vollbewusstes
Leben führen? Wie oben, so unten. Doch hier gilt der Unterschied, dass oben
alles lebendiger und klarer bestimmt ist, d. h. intensiver, ob nun in einem bewussten
oder in einem unbewussten Zustand erlebt. Lasst uns klar verstehen: was immer
hier auf Erden nicht erkannt wird, kann auch in der Feinstofflichen Welt nicht
erkannt werden. Sie erinnern sich, dass gesagt ist, es sei fast unmöglich, in
der Feinstofflichen Welt ein neues Bewusstsein zu erlangen. Deshalb müssen wir
im irdischen Leben die Saatkörner der Bestrebung ausstreuen, die in der
Feinstofflichen Welt in Wissen umgewandelt werden. Wäre es anders, wozu würden
wir auf die Erde zurückkehren?
* * *
Der
Stern der MUTTER DER WELT ist der Planet Venus. Im Jahr 1924 kam dieser
Planet für eine kurze Zeit ungewöhnlich nahe an die Erde heran. Seine Strahlen
ergossen sich auf die Erde und schufen viele neue mächtige und heilige
Verbindungen, die große Ergebnisse zeitigen werden. Viele Frauenbewegungen wurden
durch diese mächtigen Strahlen ins Leben gerufen.
* * *
Es
ist unrichtig, das Raumfeuer Kosmische Vernunft zu nennen, denn das Raumfeuer
ist die Lebensquelle. Folglich ist es das potentielle Bewusstsein oder die
Voraussetzung des Verstandes. Der Kosmische Verstand ist der offenbarte
Verstand oder der Kollektivverstand oder die Vernunft der Hierarchie des
Lichts. Das Raumfeuer ist ein Erwecker, ein Entfacher, aber auch ein Sprenger
und Verbrenner nutzlosen Abfalls.
* * *
Nur
die Höchsten Geistwesen können einen astralen Teraphim besitzen – wahrlich, nur
die Lehrer selbst und ihre engsten Schüler.
16.
Januar 1935
Ich
rate Ihnen, die geistigen Übungen nicht zu übertreiben. In der verunreinigten
Atmosphäre der Städte wird solche Konzentration nur zu Irrtümern führen.
Erinnern Sie sich des Ausspruchs der Lehre:
”Ich
halte Konzentrationsschulen in einer bedrückenden Atmosphäre für sehr
gefährlich – die Menschen bestehen dann nur auf ihren Lieblingswünschen, doch
der Strom ist viel zu schwach, und das Bild entsteht nur im Gehirn. Für starke
Visionen sind eine mit Elektrizität geladene Atmosphäre sowie ein ruhiges Bewusstsein
nötig.” (Blätter des Gartens MORYA I, § 147)
Haben
Sie es daher nicht eilig, das Bildnis des Lehrers dem dritten Auge einzuprägen.
Es ist besser, Ihr Herz mit einem steten Gedenken und mit Liebe an das große
Bildnis zu erfüllen.
Sie
müssen in Ihrer Hingabe Dankbarkeit entfalten, sie wird ihre Bestimmung
erreichen. Vielleicht streben Sie zum Bildnis des verehrten Sergius von
Radonesch. In der Tat, die Großen Lehrer haben viele Bildnisse, und jedes Volk
wählt das, welches ihm am nächsten und teuersten ist.
Durch
die Erweiterung des Bewusstseins und die Verfeinerung der Gefühle des ganzen
Organismus wird es möglich sein, die feinen Energien zu speichern. Doch die
Verfeinerung kann nicht so schnell vor sich gehen, wie Sie erwarten. Es bedarf
vieler Jahre hartnäckiger Arbeit an der Selbstläuterung und Selbstentwicklung.
Und wieder möchte ich Sie daran erinnern, dass Mediumismus und Psychismus mit
wahrer Verfeinerung des Organismus nichts zu tun haben. Nur die Bewusstseinserweiterung
und das Öffnen der höheren Zentren sowie ihre allmähliche feurige Umwandlung
werden wahre Errungenschaft verleihen. Doch dies kommt nicht plötzlich – Jahre
sind erforderlich. Darüber hinaus ist es bei einem gewissen Stadium von
Verfeinerung notwendig, im reinen Prana der Berge zu leben. Die feurige
Umwandlung kann sich nicht in der verseuchten Atmosphäre einer Stadt
vollziehen. Daher sind in Städten alle Übungen sehr gefährlich und können zu
Besessenheit – ja sogar zum Tod führen. Denken Sie daran und bekämpfen sie den
Psychismus. Denken Sie an die geistige Vervollkommnung des Herzens und setzen
Sie zeitweilig aus mit allen geistigen Konzentrationsübungen.
Auch
äußert sich Verfeinerung des Herzens nicht in süßlicher Sentimentalität,
sondern in Mut und einem feinen Gerechtigkeitsgefühl. Sentimentalität und
Gerechtigkeit sind Gegensätze. Ich möchte Ihnen aus der Lehre folgendes
zitieren:
”Empfänglichkeit
für feine Energien ist immer mit Verfeinerung des Organismus verbunden.
Außerdem muss daran gedacht werden, dass vor allem das Bewusstsein mithilft,
denn die feinen Energien können nur von einem verfeinerten Organismus
aufgenommen werden. Dieser Grundsatz muss genau verstanden werden, damit die
Begriffe nicht vermischt werden; denn Missverstehen und Wirrwarr führen zu
gefährlichen Irrtümern. Ein geläutertes Bewusstsein wird diese Vorgänge
zweifellos erkennen, doch die Menschen neigen immer dazu, statt der höheren
feurigen Begriffe den Psychismus zu bejahen. Der Geist, der diesem Extrem
verfällt, wird sich von psychischen Fluiden so sehr umgeben sehen, dass er
nicht voranschreiten kann, selbst wenn er wünscht, in andere, höhere Energien
gehüllt zu werden. Und daher lasst uns auf das Bewusstsein als gesunden
Vermittler verweisen. So kann auf dem Pfad zur Feurigen Welt bestätigt werden, dass
das Bewusstsein den Schlüssel zum Unterscheidungsvermögen verleihen wird.”
(Feurige Welt, Band III)
Darüber
hinaus muss man daran denken, dass die Annäherung an die Höheren Bildnisse auf
dem irdischen Plan immer mit einer schrecklichen Erschütterung für den
Organismus desjenigen verbunden ist, dem die Annäherung gilt. Das Beben, das
das ganze Wesen erfasst, ist so schrecklich, dass das Herz es kaum aushalten
kann. So fielen einige, die das Licht solch einer Erscheinung sahen, vor
Erschütterung fast tot um. Denken Sie an die Visionen der großen Heiligen.
Nehmen wir beispielsweise die Vision des Heiligen Sergius von der Heiligen
Mutter. Ein großes Beben erschütterte Ihn, Sein Haar ergraute, und einen Seiner
Schüler, der in diesem Moment zugegen war, warf es zu Boden, so dass er dem
Tode nahe war! Und wir wissen von der beinahe unerreichten Erhabenheit und
Geistesgröße des verehrten Sergius. Doch der irdische Körper kann, selbst wenn
er sehr verfeinert ist, nicht ohne Erschütterung mit den feinsten Energien in
Berührung kommen und sie in sich aufnehmen. Erzählen Ihnen daher die Leute von
ihren Visionen der Großen Lehrer, dann nehmen Sie solche Märchen mit Vorsicht
auf. Denken Sie an den Ausspruch: ”Wenn die Höchsten Erscheinungen und die
höchsten Sphären für ein niederes Bewusstsein so leicht zu erreichen wären, die
Welt wäre längst vernichtet worden.” Nur die niederen Sphären und die in ihr
wohnenden Personifikatoren sind leicht erreichbar; dies erklärt, warum es so
viele Entstellungen und solchen Eigendünkel gibt und weshalb die Medien sich so
stark irren.
Viele
von jenen, die ihre Visionen so sehr verteidigen, sind weder ehrlich noch
urteilsfähig. Beachten Sie dies und verfeinern Sie Ihr Bewusstsein durch
Herzensstreben! Versenken Sie sich in die Lehre und denken Sie über Vernunft
und Entsprechung nach; lernen Sie die Kunst der Unterscheidung in bezug auf
Lebenserfahrungen. Rechtes Unterscheiden von Menschen, klare Unterscheidung in
bezug auf die Wirklichkeit ist die erste Bedingung und Forderung auf dem Pfad
wahrer Jüngerschaft. Ohne diese Fähigkeit kann es keinen geistigen Fortschritt
oder Annäherung an den Lehrer geben. Kann einem Schüler denn vertraut werden,
der das Wahre vom Falschen nicht zu unterscheiden vermag, Licht nicht von
Finsternis, den Freund nicht vom Verräter? Alle Errungenschaften wären durch
solche Unwissenheit zunichte gemacht. Deshalb schärfen Sie Ihre Aufmerksamkeit
und Beobachtung; entwickeln Sie die Fähigkeit rechten Urteils im täglichen
Leben! Sie werden vielen Menschen begegnen, die von ihren hohen
Errungenschaften, über ihre Einweihungen und über das kosmische Bewusstsein,
das sie erleuchtete, – und noch viel mehr – sprechen. Seien Sie gewiss, dass –
mit wenigen Ausnahmen – sie alle irren oder von Personifikatoren aus der
Feinstofflichen Welt getäuscht werden oder, was noch viel schlimmer ist, dass
es einfach unehrliche Menschen sind. Der Eigendünkel der Menschen ist die
tragischste Seite in der Geschichte der Menschheit. Diese Tragödie wird in
ihrem vollen Ausmaß enthüllt, sobald die Menschen fähig sind, die wahren
Berichte der Geschichte unseres Planeten zu verstehen. Doch diese Zeit ist noch
sehr fern, und vor jenem bitteren Moment werden wir sehr viel Zerstörung sehen,
verursacht durch dieses Übel der Menschheit. Eigendünkel beruht auf einer
tiefen Zersetzung des Bewusstseins. Hüten Sie sich davor wie vor einer
Infektion. Ein wirklich Wissender oder Eingeweihter wird seine Einweihungen
nicht auf dem Markte verkünden!
Was
nun falsche Begriffe betrifft, die Sie gelesen und angenommen haben, lesen wir
in der Lehre folgendes:
”Lasst
uns auch den verwirrenden Begriff Gruppenseele klären. Psychische
Übereinstimmung kommt besonders stark in Tieren zum Ausdruck, bevor sich
Individualität offenbart. Doch ist es unrichtig, die übereinstimmenden Seelen
als Gruppenseele zu bezeichnen. Übersetzungen und Kommentare haben diese
Verwirrung angerichtet. Dagegen war Platos Begriff von der Zwillingsseele nicht
nur der Wahrheit näher, sondern auch schön ausgedrückt. Lasst uns daher diese
irrige Bezeichnung – Gruppenseele – nicht anwenden; ersetzen wir sie durch die
Bezeichnung geistige Übereinstimmung …” (Feurige Welt, Band I, § 376)
Für
mich erscheint es ganz klar. Wenn Tiere eine Gruppenseele besitzen, woher kommt
dann die völlige Verschiedenheit in ihren Charakteren? In derselben Herde,
unter gleichen Bedingungen, zeigen z. B. Kühe gänzlich verschiedene Eigenheiten
der Neigung und Gewohnheit. Durchaus möglich ist es allerdings, dass sie in
einem Moment plötzlicher Anspannung oder Gefahr gleich handeln; aber ebenso
einheitlich handeln Menschen niederen Bewusstseins in Augenblicken der Panik,
also nicht besser als das Vieh. Heißt dies, dass solche Menschen eine
Gruppenseele haben? Der Geist oder die Monade bleibt immer in ursprünglicher Reinheit,
ob nun in einem Tier oder in einem Menschen. Jedoch die Ablagerungen, die sich
durch die Berührung mit anderen Energien anhäufen, gestalten die Individualität
oder, wenn Sie wollen, die Seele. Daraus geht klar hervor, dass es keine
Gruppenseele geben kann. Jede Monade folgt, während sie ihre eigenen
Aufspeicherungen oder Mittel sammelt, einem bestimmten Evolutionsweg, denn die
magnetische Anziehung, die jedem lebendigen Brennpunkt eigen ist, wirkt
unfehlbar. Einige Schriftsteller haben den Begriff der Teilbarkeit des Geistes
mit jenem der Gruppenseele vermischt. Es gibt viele Irrtümer, doch infolge der
menschlichen Unehrlichkeit sind sie unvermeidlich. Gleicherweise hat die
Veröffentlichung der Großen Wahrheit zu ihrer Entstellung beigetragen. Das
unvorbereitete oder niedere Bewusstsein kann die Tiefgründigkeit eines gänzlich
neuen Begriffes nicht verstehen, und indem es versucht, ihn mit seinem alten Bewusstsein
zu erfassen, entstellt es ihn bis zur Unkenntlichkeit.
Viele
sehen sich selbst in früheren Metamorphosen auf der Erde als Elefant, Hund,
Hirsch, Katze, Tapir oder Tiger – doch wenige denken darüber nach, ob dies
wirklich möglich gewesen wäre. Sind die erwähnten Tiere nicht entweder spätere
Entwicklungen oder Entartungen des prähistorischen Typs? Selbst wenn ein Teil
der gegenwärtigen Menschheit sich in früheren Entwicklungsrunden unseres
Planeten im tierischen Zustand befand, so unterschieden sich diese Tierarten völlig
von den gegenwärtigen Tiergattungen. Die Überreste des Tier-Menschen jener Art,
die als Verbindungsglied zwischen Tier und Mensch in Erscheinung trat, werden
unsere Wissenschaftler nie vorfinden; denn diese Art bestand in früheren
Runden, lange vor der unseren, und es ist daher unmöglich, solche Überreste zu
finden. Gleichermaßen werden die gegenwärtigen Tiere niemals Menschen auf
diesem Planeten. Wenn daher Sie und ich nicht die Evolution von Dinosauriern
dieser Runde oder sogar auf diesem Planeten darstellen, dann belebten unsere
Monaden vielleicht ähnlich anmutige Erscheinungen auf einem anderen Planeten!
* * *
Ist
der Geist für die menschliche physische Evolution erwacht, tritt er an eine
neue Aufgabe heran: An die Entwicklung der Intelligenz. Zu diesem Zweck vereint
sich der Geist mit Manas. Manas kann allerdings in seinem ursprünglichen
Zustand das menschliche Wesen nicht führen, und so wird ein Tier-Mensch lange
Zeit durch seinen Impuls oder Instinkt angetrieben, oder vom niederen Bereich
des Manas. Tausende von Jahren, ja Äonen von unbeschreiblicher Dauer verstreichen,
bevor die höheren Fähigkeiten des Manas sich entfalten und so ein wahres
menschliches Wesen schaffen – die Krone dieses offenbarten Kosmos. Gäbe es
nicht die Selbstaufopferung der Hohen Geistwesen, wir befänden uns noch jetzt
im Zustand von Höhlenbewohnern. Unsere irdische Menschheit verdankt ihre
beschleunigte Evolution den Älteren Brüdern und Schwestern, den großen Lehrern.
Der Geist muss
seine Evolution lenken, und die Anstrengungen der Großen Lehrer richten sich
auf die Beschleunigung und Erweckung des menschlichen Bewusstseins. Doch wie
oft bleibt der Geist still, und wie selten sind die Fälle ununterbrochener
Entwicklung! So viele seelenlose Menschen füllen den Raum! So viel Rückschritt
in der Menschheitsentwicklung! Der Geist kann sich nur in Fällen
hochentwickelten Bewusstseins oder ungewöhnlicher Reinheit des Herzens selbst
offenbaren und wirklich führen!
Ich
muss bekennen, dass Ihre folgenden Fragen mir nicht klar formuliert erscheinen.
Ich werde versuchen, sie so zu beantworten, wie ich sie verstehe. Sie fragen:
”Wird nicht die Planetenkette auf einer bestimmten Ebene zu einem ungeteilten
Ganzen, genauso wie ein ganzer Planet auf der physischen Ebene, und geschieht
dies auf der noch höheren Ebene nicht mit dem ganzen Sonnensystem …? Ich möchte
Sie daran erinnern, dass in allen alten Lehren der Kosmos immer als ein totaler
Organismus angesehen und mit dem menschlichen Organismus verglichen wurde.
Daher können von diesem Standpunkt aus alle Sonnensysteme als Einheiten oder
Gruppen innerhalb der Gesamtheit des Kosmos – sogar als Blutkörperchen des
einzelnen menschlichen Organismus – betrachtet werden. Was meinen Sie mit der
Planetenkette? Vielleicht gibt es hier wieder ein Missverständnis. Mit der in
den ”Briefen der Mahatmas” und in der ”Geheimlehre” erwähnten Planetenkette
sind die verschiedenen Phasen des gleichen Planeten gemeint, einschließlich
aller für uns sichtbaren und unsichtbaren ihn umgebenden Sphären; es handelt
sich nicht um selbständige physische Planeten.
Weiter
sagen Sie: ”Angenommen im Zustand oder auf der Ebene von Nirvana gibt es
Materie: Purusha dieses Zustandes erstreckt sich unbegrenzt über die ganze
planetare Kette, und die Materie eines noch höheren Zustandes erstreckt sich
unendlich über das ganze Sonnensystem.” (Ich halte mich an Ihren Text und
verwende genau Ihre Satzzeichen – Doppelpunkt nach dem Wort ”Materie”.) Hier
ist es für mich noch schwieriger, Ihren Gedanken zu folgen, doch ich werde
antworten, so gut ich kann; und sollte meine Antwort Sie nicht
zufriedenstellen, so versuchen Sie das nächste Mal, Ihre Gedanken besser zu
formulieren! Denn: ”Nehmen wir zwei Gesprächspartner gleich hoher geistiger
Entwicklung, – sie werden einander vielleicht trotzdem nicht verstehen. Nur
eine völlige Anpassung ergibt die Vereinigung der Bewusstseine. Oft kann eine
ungeeignete Definition eine gänzlich falsche Vorstellung erwecken. Man muss
sich im genauen Verstehen der verschiedenen Definitionen üben, da die Menschen
oft Definitionen gegensätzlicher Bedeutung verwenden, ohne es zu bemerken.”
Nun
will ich Ihnen die Antwort geben. Der Raum ist mit kosmischer Grundmaterie
gefüllt, oder mit kosmischer Substanz – Geist-Materie – oder der Substanz
Purusha-Prakriti. Wählen Sie die Definition, die Ihnen am besten liegt; sie
sind alle gleichbedeutend. Diese Materie oder Substanz ist die Grundlage des
Universums in seiner Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Als Grundlage, als
Potentialität allen Seins ist diese Substanz überall die gleiche, doch ihre
Differenzierungen sind unbegrenzt. So hat jeder Körper, jedes Gestirn, jedes
Sonnensystem seine eigene Atmosphäre mit den nur ihm eigenen Charakteristiken.
Sowohl die Dichte dieser Atmosphäre als auch der Grad ihrer Entwicklung und
Verfeinerung oder Vervollkommnung unterscheidet sich von den Atmosphären, die
andere Körper oder Systeme umgeben, doch das kosmische Substrat wird trotz
dieser Unterschiedlichkeiten immer das gleiche sein – in der ganzen Weite des
unbegrenzten Raumes. Ebenso ist die Monade eins in ihrer
Grundstruktur, ob nun in einem Mineral, einer Pflanze, einem Tier oder Menschen
verkörpert.
Man
muss über den Begriff der fundamentalen Einheit im Kosmos tief nachdenken.
Jeder
göttliche Monadefunken ist in seinem feurigen Ursprung eins mit allen anderen
Monaden, doch die mit ihm in Berührung kommenden Energieverbindungen
manifestieren seine deutliche, ihm innewohnende Kraft, sie geben ihm die
Färbung, die dieser besonderen Verbindung entspricht; so wird die
Verschiedenartigkeit geschaffen. In der Lehre gibt es eine schöne Erklärung:
”Vedanta stellt richtig fest, dass der Geist unverletzlich bleibt. Das feurige
Geisteskorn behält seinen ursprünglichen Bestand, weil das Wesen der Elemente
unveränderlich ist. Doch die Emanation des Korns ändert sich in Abhängigkeit
vom Wachstum des Bewusstseins. So kann man verstehen, dass das Geisteskorn ein
Teilchen des elementaren Feuers ist. Und die um es gesammelte Energie ist Bewusstsein
… Fügt einer Flamme irgendeinen chemischen Bestandteil bei, und ihr werdet
bemerken, dass sie ihre Farbe und Größe ändert; aber das ursprüngliche Wesen
des Feuers wird unverändert bleiben …” (Agni Yoga, § 275)
Denken
Sie daran, dass Nirvana der Zustand höchster offenbarter Vollkommenheit ist –
der jeweiligen Evolutionsrunde in jedem Reich und jeder Art entsprechend.
Gleichermaßen wird das Bewusstsein, d. h. der Instinkt von Pflanzen und Tieren
während der Pralaya sein entsprechendes Nirvana haben. Es gibt so viele Grade
von Nirvana, als es Vervollkommnungsrunden in der Unbegrenztheit gibt. Nirvana
wird immer der höchste Ausdruck der erreichten Vervollkommnung sein, dem
besonderen Evolutionsstadium entsprechend. Was aber die Kosmische Grundlage
oder Substanz betrifft, können wir nur sagen, dass sie im Zustand potentiellen
Paranirvanas verharrt. Die Kosmische Substanz, Geist-Materie, die sich in die
Unendlichkeit erstreckt, ist die Göttliche Grundlage oder das Potential alles
Seienden. In ihren endlosen Erscheinungen, Verschiedenartigkeiten und
Wandlungen der Formen strebt sie nach unbegrenzter Vervollkommnung und Selbstbewusstsein
in diesen besonderen Formen. Ob dies Ihre Frage ausreichend beantwortet, weiß ich
nicht, doch ich habe Sie so verstanden.
Und
jetzt, was Ihre Gruppe betrifft. Natürlich habe ich sie mir als eine Anzahl von
strebenden Menschen vorgestellt, die im wahren Sinne jung sind. Jugendlichkeit
des Geistes ist sicherlich die Hauptbedingung – Jugendlichkeit im Sinn von
Beweglichkeit und Bestrebung des Bewusstseins.
Die
einfachen geistigen Gespräche über Themen aus der Lehre sind nützlicher als
Vorträge oder Rituale. Bauen Sie eine Gruppe von flammenden Herzen auf, die
keiner Hüllen und keiner Oberflächlichkeiten bedürfen, sondern nur des
lebensspendenden Samenkorns. Oft gibt ein Gespräch von drei Minuten mehr als
ein zweistündiger Vortrag. Unterscheiden Sie aber zwischen den Neuankommenden
und ergreifen Sie die Initiative, wenn Sie es für geeignet halten.
Ich
sende Ihnen meine besten Wünsche. Stärken Sie Ihr Denken entlang dem Pfad strenger
praktischer Errungenschaft, der Schönheit des Dienstes für das Allgemeinwohl,
der Freude an der Zusammenarbeit mit den Kräften des Lichts; und Ihr Leben wird
von Licht und Schönheit erfüllt sein. Ohne das Band mit der Höheren Welt gibt
es weder Fortschritt noch wahre Freude.
Gerade
vor Aufgabe dieses Briefes an Sie erhielt ich Ihren zweiten Brief, und da hier
auf dieser Seite noch etwas Platz ist, will ich ihn mit meinen Antworten
ausfüllen.
Tara ist eine Göttin, die weibliche
Entsprechung des Archaten oder eine Schwester der Weißen Bruderschaft. Doch
seien Sie bitte nicht zu sehr an den Namen verschiedener Einweihungen
interessiert; dies führt zu nichts. In alten Zeiten hatte jede religions-philosophische
Schule oder heilige Bruderschaft ihre eigenen Grade oder Abstufungen mit
besonderen Namen. Doch Sie können sicher sein, dass die wahren Grade nicht
durch Namen bestimmt werden, wie man sie heute in Büchern findet. Wenn Sie
daran interessiert sind, nehmen Sie die im Agni Yoga gegebenen
herrlichen Erklärungen der Grade geistigen Fortschritts. Tatsächlich sind
manche von denen, die Okkultismus betreiben, davon überzeugt, dass die
Sonnen-Einweihung auf der physischen Sonne stattfindet! Doch alle
Einweihungsgrade sind in uns. Wenn ein Schüler bereit ist, empfängt er den
Strahl der Erleuchtung, der dem Grad seiner erreichten Reinheit und Bewusstseinserweiterung
sowie der feurigen Umwandlung seiner Zentren entspricht.
Zu
Ihrer Zufriedenstellung will ich Ihnen die Namen einiger alter ägyptischer
Einweihungsgrade mit ihrer griechischen Entsprechung nennen. Der erste Grad
wurde Pastoforis benannt, der zweite Neokoris, der dritte Melaneforis,
der vierte Christoforis, der fünfte Balahat, der sechste Astrologos,
der siebente Propheta oder Safknaf-Pankah. Ich frage mich jedoch,
ob die Kenntnis dieser relativen Bezeichnungen Ihnen in Ihrer geistigen
Entwicklung helfen kann. Auch muss ich daran erinnern, dass wir auf dem Pfad
nicht wie eine qualmende Fackel, sondern wie ein Licht, das die Finsternis
durchdringt und reinigt, voranschreiten sollen.
Und
jetzt über das Fotografieren der Aura. Erheblicher Aufwand
und Geduld ist damit verbunden. Vor allem ist es sehr wichtig, Bedingungen für
die günstigen Ströme zu schaffen, für die Reinheit, Harmonie und den Frieden
der Atmosphäre. Menschen, die an diesen Experimenten teilhaben, sollten gut harmonieren.
Man sollte bedenken, dass ohne intensive Arbeit und große Geduld kein einziges
wissenschaftliches Experiment gelingt. Bei der Erforschung der Aura gibt es
auch eine mechanische Versuchsanordnung in Verbindung mit einem chemischen
Mittel. Dieses Mittel wird auf das Glas aufgetragen, durch das die Person
beobachtet wird, doch ist es sehr schädlich für die Augen, und diese Methode
ist außerdem gänzlich unzureichend.
1.2.1935
Sie
schreiben, dass Sie im ”Kelch des Orients” [Anmerkung: Gemeint ist die
russische Übersetzung von ”The Mahatma Letters” an Sinnett] auf einen Passus
völliger Nichtanerkennung eines persönlichen und auch eines unpersönlichen
Gottes gestoßen sind. Dies kann nicht stimmen, denn nirgends, weder in der
Lehre noch in den ”Briefen der Mahatmas”, gibt es eine Ablehnung eines
unpersönlichen Gottes. Vielleicht entstand dieses Missverständnis durch
ungenaue Terminologie. Was ist dieser unpersönliche Gott? Ist nicht Er das
Göttliche, Immanente und Unbegrenzte Prinzip oder die Unerkennbare Ursache
alles Seins, das nach den Aposteln Johannes und Paulus sowie den Arbeiten der
ersten Großen Kirchenlehrer der Christenheit ”der Unsichtbare und Unerkennbare
Gott” ist? Lesen wir nicht in der Bibel (Johannes 1:18): ”Niemand hat Gott je
geschaut”? Und die gleichen Worte wiederholen sich in der Ersten Epistel des
Johannes (4:12). Es gibt viele Hinweise in der Bibel auf ”Gott den
Unerkennbaren” und über die feurige Natur dieses Gottes. Im Deuteronomium
(4:24) sagt Moses: ”Gott ist ein verzehrendes Feuer”.
Ich
empfehle Ihnen daher sehr, die Werke des großen Origenes zu lesen, jenes
brillanten Auslegers der wahren Lehre Christi. Die westliche Kirche begann
jetzt, seine Werke zu studieren; denn die fortschrittlicheren Priester
begreifen nun, dass die Kirche mit ihren toten Dogmen in eine Sackgasse geriet
und ihren Einfluss auf das neue Bewusstsein der Massen nicht mehr ausüben kann,
da diese vor allem Logik und Beweglichkeit der Gesetze fordern. Origenes sagt
in seiner Abhandlung über ”Die Uranfänge”:
”Daher
können wir Gott nicht als eine besondere Verkörperung betrachten oder überhaupt
als inkarniert. Er ist einfache Geistige Natur und hat nichts Geformtes an
sich. Er ist Vernunft und gleichzeitig die Quelle und der Ursprung der gesamten
Vernunft in Natur und Schöpfung. Gott, der ja der Ursprung von allem ist,
sollte nicht als geformt angesehen werden, da es sonst scheinen könnte, als ob
die Elemente, aus denen alles geformt ist, was geformt genannt wird, vor ihrem
eigenen Ursprung bestanden hätten.”
Kann
man den Begriff ”Gott” klarer fassen denn als das reinste Erste Prinzip oder
Element des Seins, wie es in den Worten des großen griechischen Philosophen und
Kirchengelehrten zum Ausdruck kommt?
Ist
nicht gleicherweise gesagt, dass Gott allgegenwärtig, allwissend und allmächtig
ist und dass wir ”in ihm leben und wirken und unseren Bestand haben”? Dies
alles ist in der Bibel gesagt. Wenn wir daher die Schriften von den toten
Buchstaben befreien – so oft durch schlechte Übersetzungen entstellt – und wenn
wir uns selbst befreien von den vorgefassten Meinungen, geschaffen durch ein
sklavisches Denken von gestern, über Jahrhunderte in Fesseln gehalten durch
christliche Dogmen, dann werden wir feststellen, dass alle Religionsformen und
alle Lehren des Altertums die herrliche ewig-unfassbare Ursache alles Seins zur
Grundlage hatten, dass alle Religionsformen dieses eine göttliche Element unter
verschiedenen Namen und Aspekten je nach den individuellen Eigenheiten
verschiedener Völker und Länder verehrten.
* * *
Die
christliche Welt wählte für den höchsten Begriff die Bezeichnung Gott.
Warum dann nach einer neuen Benennung dieses majestätischen Begriffs suchen?
Natürlich haben die Christen über Jahrhunderte mit dieser Bezeichnung alles
verbunden, was ihnen nach ihrem Verständnis als das Höchste und Schönste
erschien. Das ist der Grund, warum dieses Unfassbare und Unbegrenzte Prinzip
oder Element in den Büchern der Lehre oft mit dem Wort Gott bezeichnet
wurde: ”Gott ist Geist und jene, die ihn verehren, müssen ihn im Geist verehren
…” Es wird auch von ”Meinem Vater und Deinem Vater” gesprochen. In Wahrheit
besteht dies Unerfassliche und Unsichtbare Göttliche Element geistig in uns und
um uns. Daher ist der Gott der Mahatmas ein Kosmischer Gott, vielmehr der
Kosmos selbst in seiner gesamten Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Wahrlich, ”in
Ihm leben wir, bewegen uns und haben unseren Bestand”.
Gleichermaßen
ist im Buch ”Agni Yoga”, § 2 gesagt: ”Die Menschen erkennen die Bedeutung eines
Gottes und eines Bodhisattvas nicht”. Sie erkennen sie wirklich nicht! Doch wie
der große Origenes sagt: ”Unser Verstand allein ist unfähig, Gott selbst zu
begreifen, doch er kann Ihn aus der Schönheit Seiner Schöpfungen und der
Herrlichkeit der Natur als den Vater alles Seins ahnen.
Man
kann diesen Gedanken nicht besser zum Ausdruck bringen. Ja, in alten Zeiten war
der Begriff der Gottheit – der Unerfassbaren Quelle alles Seins – majestätisch.
Dieses Kosmische Gesetz ist wahrlich ein gerechtes Gesetz. Es verleiht jedem
von ihm ausgehenden Funken seine sämtlichen Eigenschaften und gewährt freie
Wahl in der Anwendung dieser Eigenschaften – entweder für den Aufbau oder zur
Zerstörung.
Denken
wir auch daran, dass alle alten Religionen, ohne Ausnahme, in esoterische und
exoterische unterteilt waren. In der Tat, in unserer christlichen Religion ist
vieles kompliziert geworden, weil die Priester den Schlüssel zum Verstehen der
Lehre Christi verloren oder vielmehr zurückgewiesen haben. Diese Lehre ist
reich an Esoterik, wie durch die Worte Christi Selbst überall bestätigt wird.
Wenn
ich mich wieder der Begriffsbestimmung des ”unpersönlichen Gottes” zuwende, so muss
ich hinzufügen, dass, wenn wir an der Vorstellung von Gott festhalten, wie sie
gewöhnlich von der Mehrheit der Menschen gemeint ist, diese Begriffsbestimmung
Gottes als unpersönliches Wesen einfach eine ungeheure Absurdität ist –
vollkommen unsinnig. Wir können von Ihm nur dann als von einem unpersönlichen
Wesen sprechen, wenn wir ihn als das Unfassbare Element betrachten, als das
Eine Gesetz alles Seienden. Wenn darüber hinaus gesagt ist, dass Gott unendlich
ist, wie ist es dann möglich, sich von Ihm eine Form oder ein Bild zu machen?
Wie kann Gott als der Unendliche endlich und begrenzt sein? So beantwortet nur
die Vorstellung von Gott als das Göttliche, Unwandelbare, Allgegenwärtige,
Unendliche und Unerfassbare Prinzip wirklich alle Fragen und erklärt die vielen
Verwirrungen.
Stellen
Sie sich vor, wie sehr die Vorstellung von Gott in den verschiedenen Bewusstseinen
differiert, ja nach der Stufe der menschlichen Evolution. Sie wächst und
erweitert sich im Verhältnis zum Wachstum des Bewusstseins, doch vergessen die
Menschen gewöhnlich, die Evolution dieses Begriffes zu erwägen. Denn die träge
Mehrheit hinkt immer hinterher und folgt den festgesetzten Dogmen. Erinnern wir
uns des wunderbaren Ausspruchs in der Bhagavad Gita: ”Ich bin der Faden, auf
dem alle diese Vorstellungen aufgefädelt sind, und jede gleicht einer Perle.”
Wahrlich, es gibt wohl so viele Vorstellungen über Gott als es Bewusstseine
gibt.
Lassen
wir die Möglichkeit der Existenz eines Allmächtigen, Allgegenwärtigen,
Allwissenden, Alliebenden, Allbarmherzigen Gottes als Person gelten, dann wäre
es logisch zu fragen, warum solch ein Allmächtiger und Alliebender Herrscher
des Universums so viele schreckliche Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten zulässt,
warum die ganze Natur im gegenseitigen Verschlingen besteht?! Niemand kann
leugnen, dass die Welt im gegenwärtigen Zustand schrecklich ist, in der Tat –
sie ist die Hölle selbst! Wir sollten uns nicht verhehlen, dass ein Mensch, der
sich nur dem materiellen Vergnügen hingibt, unglücklich ist, aber der Mensch,
der es wagt, sich aufzulehnen, der Gerechtigkeit und Höheres als nur tierische
und materielle Vergnügungen sucht, leider noch unglücklicher ist.
Sieht
der Allwissende Gott nicht, wie Milliarden seiner Kreaturen – menschliche und
andere – dauernd zugrunde gehen? Können wir nur einen Atemzug oder Schritt tun,
ohne Tausende von unendlich kleinen Leben zu vernichten? Jeder Augenblick
unseres Lebens, jeder Atemzug bringt Millionen den Tod. Warum müssen sie
sterben? Wozu ist ihr Tod erforderlich? Ohne Zweifel gibt es Menschen, die
behaupten, dass von Gott alles für unser Wohl geschaffen wurde und dass Böses
zum Guten führt! Doch solch kindische Vorstellungen können eine denkende Person
auf keinen Fall zufriedenstellen, denn wir wissen, wie ansteckend Böses ist;
und gäbe es nicht die erhabenen Seelen großer Individualitäten, dann würden die
Wogen des Bösen die ganze Welt verschlingen. Kann es sein, dass abseits von
diesen wenigen hohen Bewusstseinen, die in diesem unaufhörlichen grausamen
Ringen als Sieger hervorgingen, Gott durch endlose Zeitalter das ständige
Leiden dieser Billionen anderer Seelen wünscht?
Warum
gibt es solche Ungerechtigkeit in den Bedingungen der Geburt, die ihre Spur für
den Rest unserer Leben hinterlässt? Wo bleibt da Allbarmherzigkeit,
Allwissenheit und Allmacht? Könnte ein Gott, der diese Attribute besitzt, nicht
eine höhere und vollkommenere Natur schaffen? Warum bedarf er dieser endlosen
Vernichtung und Auslese der Fähigeren? Nein, es ist ganz unmöglich, sich unter
den bestehenden Bedingungen mit der Vorsehung eines allbarmherzigen,
allwissenden und allmächtigen Gottes abzufinden, wie ihn uns die Kirche
präsentiert. Die Vorstellungen über das Wesen Gottes sollten daher gründlich
analysiert werden. Es ist Zeit, sich den Lehren des Ostens zuzuwenden sowie den
Vernunftwesen, die diese Lehren gegeben haben. Es ist Zeit, diese Vernunftwesen
als unsere Lehrer anzunehmen. In der Tat, der Osten ließ die Vorstellung eines
einzigen Gottes als Herrscher des Universums fallen und gelangte zu einem
höheren Begriff der Gottheit. Man fand in dem Unfassbaren Absoluten die Einheit
des gesamten Universums. Denn dieses Absolute umfasst alles Endliche und
Unendliche, alles Offenbarte und Verborgene, und über diesen all-einen Begriff
hinaus kann der menschliche Verstand nicht reichen.
Dies
erklärt, warum die größten Lehrer der Menschheit zu keiner Diskussion über die
unbekannte Ursache anregen. Sie wurde als das Größte, immer Unerkennbare
Geheimnis betrachtet. Denn wenn wir beginnen, das Absolute durch unsere eigene
Vorstellung zu beschränken, hört es auf, absolut zu sein und wird begrenzt.
Daher kann das Absolute nicht erfasst werden, denn es umfasst auch den Begriff
der Unbegrenztheit. Doch wer will über den majestätischen und furchterregenden
Begriff der Unbegrenztheit nachdenken? Wir können daher nur die verschiedenen
Aspekte und Erscheinungen des Absoluten wahrnehmen. Doch da wir selbst Teilchen
des Absoluten sind und jeder Teil des Einen Ganzen das Potential aller
Eigenschaften dieses Ganzen besitzt, können wir in der Zeitspanne zahlloser
Inkarnationen und in den Jahrtausenden bis zur Unendlichkeit dieses Potential
allmählich in uns entfalten.
Die
Veden sagen: ”Er ist das Wasser deiner Seele. Er ist die Wahrheit. Er ist Ich;
Du bist Es”. Könnten wir nicht sagen, wenn wir alle Vorstellungen von Gott
prüfen, dass der Offenbarte Gott nur die Menschheit selbst sein könnte? Doch im
gegenwärtigen Zustand ist die Menschheit näher dem Schatten Gottes – dem
Bildnis Satans.
Wahrscheinlich
werden Sie auch darauf hinweisen, dass die Mahatmas im ”Kelch des Orients”
(Briefe der Mahatmas) behaupten, dass sie nur an die Materie glauben. Doch in
allen alten esoterischen Lehren des Ostens werden Materie und Geist als das
Eine Untrennbare angesehen. Das ist der Grund, warum die exoterischen Götter
ihre Gefährten haben, die die Materie und deren Macht verkörpern. So ist
Parabrahman unwahrnehmbar und hat ohne den feinsten Schleier von Mulaprakriti
oder der Materie, die Es umhüllt keine Offenbarung. Aber die Materie, von der
Wir sprechen, ist derart fein, dass sie unseren groben Sinnen unzugänglich ist.
Wie Sie wissen, gibt es eine Begriffsbestimmung, die besagt, dass Materie
kristallisierter Geist ist. Sicherlich, Geist ist Energie, doch wir wissen, dass
sich Energie nicht ohne Materie manifestieren kann. Das für uns sichtbare Licht
ist eine Art feiner bewegter Materie. Auf allen Ebenen, in allen Taten und
allem Denken können wir uns nicht von der Materie lösen. Wir haben es entweder
mit den höheren oder den dichteren Aspekten derselben Materie zu tun.
Im
AGNI PURANA wird vom subjektiven Element (Gott) gesprochen. ”Es besteht im
Schoße der Natur, so wie Feuer einem Stück trockenen Holzes verborgen ist und
das Herz des Sesambaumes Öl birgt. Dieses subjektive Element ruht in der Natur,
verborgen als psychischer Zeuge oder geistiges Element völlig neutral und
untätig. Die Verschmelzung dieses subjektiven Elements mit der Kosmischen Natur
wird von der als Fohat bezeichneten Kraft (kosmischen Elektrizität) bewirkt.
Diese Energie birgt alle Embryos und grundlegenden Eigenschaften aller Wesen
und der Materie, die aus der Einheit der Kosmischen Natur mit ihrem Gefährten
Puman (Geist, Subjektives Element, Gott) konsequent hervorgehen müssen.”
Die
moderne Wissenschaft nähert sich rapide der großen Wahrheit, die in den Lehren
und Religionen des Ostens niedergelegt ist; bald, sehr bald werden sie einander
begegnen und sich die Hände reichen. Wollen wir hoffen, dass auch unsere Kirche
durch das neue Bewusstsein bald erleuchtet wird und nicht nur Zeuge dieser
neuen Einheit bleibt. So versteht die Wissenschaft bereits, dass es Materie an
sich nicht gibt, sondern nur Energie und umgekehrt. Und so nähert sich die
Wissenschaft dem geistigen Verstehen des Einen Elementes. Gleicherweise
beginnen fortschrittliche Geister die Macht des Gedankens zu studieren, und sie
versuchen auch, ihn zu fotografieren und zu messen. So vereint sich das
Geistige mit dem Materiellen. Doch wie könnte es anders sein, da Materie nur
eine Eigenschaft des Geistes ist!
Weiter
schreiben Sie über Kosmische Vernunft. In der Tat, das ganze Summum bonum der
Vernunft, in seinem zusammengerollten oder verwickelten Zustand im nicht offenbarten
Universum, können wir Gott nennen. Aber es ist notwendig zu unterscheiden
zwischen Kosmischer Grundlage oder dem in seiner Absolutheit unbegrenzten
potentiellen Verstand und dem Offenbarten Kosmischen Verstand. So sind die im
”Kelch des Orients” und in den Büchern der Lehre erwähnte Höchste Vernunft und
das Große Herz also der Kollektive Verstand und das Herz der Großen Hierarchie
des Lichts. Genau gesagt, der Verstand und das Herz dieser höchsten Geistwesen,
die ihre menschliche Evolution für dieses Manwantara (entweder hier oder in
anderen Welten oder Systemen) beendet haben, lenken die ihnen untergeordneten
niederen Kräfte zugleich mit den Schicksalen verschiedener Menschheiten in
verschiedene Welten. Ohne in das Karma der Menschheit einzugreifen, geben sie
trotzdem die evolutionäre Richtung und legen das Fundament des Bewusstseins.
Ohne diese Führung würde die menschliche Evolution um Millionen von Jahren
zurückbleiben und wäre zu Zeiten völlig zusammengebrochen.
Ich
musste auch anderen Briefschreibern antworten, die gleich Ihnen über einige
Behauptungen im ”Kelch des Orients” ungehalten waren. Ich will einen Auszug aus
einem meiner Briefe bringen, dazu einige Fragen aus einem noch nicht
veröffentlichten Buch der Lehre:
”Vergessen
wir nicht, dass das Bewusstsein der Massen immer eine Individualität verehren
will und sich das Höchste Bildnis ähnlich der eigenen Art schafft, wogegen ein
hohes Bewusstsein in allen Erscheinungen immer nach dem Prinzip strebt …”
”Die
Menschheit misst nur jenen Begriffen Bedeutung bei, die einem
durchschnittlichen Bewusstsein eigen sind, und sie kleidet sie in jede ihrem Bewusstsein
entsprechende Form. Warum wurden dann die Höchsten Begriffe nicht einbezogen?
Warum gibt es so viele Entstellungen, warum so viele Herabwürdigungen? Weil in
Wahrheit das menschliche Suchen und die menschlichen Bestrebungen sich abwärts
wandten. Doch die Aufgabe der Neuen Welt ist es, das Bewusstsein zu wecken und
der Welt das vorbestimmte Bild der Schönheit wiederzugeben. Schöpferkraft des
Geistes muss beim Aufstieg verstärkt werden. Genau gesagt: das Höhere nicht
herabsetzen, sondern ihm ermöglichen, sich zu erheben. Daher wird die erste
Bedingung sein, das Bild Gottes der Göttlichkeit entsprechend zu gestalten.
Sobald das menschliche Bewusstsein aufhört, die Gottheit auf irdische Weise
darzustellen, werden die Errungenschaften des Geistes feurig sein.
”In
der Tat, das erhabene Bewusstsein strebt dem Feurigen Prinzip zu, während das
niedere sich das Höchste Bildnis nach dem eigenen Bilde schafft. Das
Fassungsvermögen des niederen Bewusstseins wird das geschaffene Bild bestimmen,
daher gibt es so viele offensichtliche Entstellungen! Wie kann ein niederes Bewusstsein
von einem Universellen Begriff erfüllt sein, wenn Unermesslichkeit den Geist
zum Wahnsinn treibt. Ich sage – schmerzlich, bedrückend ist menschliches
Denken! Ein räumlicher Horizont ist nur dem zugänglich, der die Universale
Qualität des Prinzips kennt, denn der königliche Geist kann mit dem höheren
Prinzip verschmelzen, genauso wie der Mikrokosmos mit dem Makrokosmos
verschmilzt. Daher kann ein kleiner Geist nicht mit dem Feurigen Prinzip
verschmelzen. Feurige Macht enthüllt den gesamten Schmelzofen, der demjenigen
offenbart wird, der den Puls der Feurigen Welt fühlt. Dieses lebenspendende
Prinzip baut Leben auf Fohat auf. Bedenken wir daher, dass nur ein kleines Bewusstsein
verneint, aber der feurige Geist allumfassend ist. Denken wir auf dem Pfad zur
Feurigen Welt an das große Prinzip.” (Feurige Welt, III. Band)
So
dienen die Menschen dem Gott ihrer eigenen Reflexion und verehren Ihn durch
ihre Laster, wogegen die Mahatmas dem Unveränderlichen Göttlichen Prinzip
dienen und es durch die Reinheit ihres Lebens und durch ihre Selbstaufopferung
für das Wohl der ganzen Welt verehren. Beschuldigen wir daher in unserer
Unwissenheit nicht Jene des Atheismus, Die so unermesslich hoch sind, deren
Wesen durch das reine Feuer sublimiert, wahrlich eine Offenbarung des
Göttlichen ist.
Alle
großen Geister hielten sich immer an einen hohen unpersönlichen Begriff, doch
es ist kein Schaden, wenn das sich entwickelnde Bewusstsein auf einer
bestimmten Stufe für den Begriff Gott eines persönlichen Wesens bedarf. Das
wichtigste ist, dass diese persönliche Wesenheit nicht die Reflexion des
eigenen Selbst ist, sondern ein wahres Ebenbild des Höchsten Hierarchen auf der
Leiter des Lichts. Und Sie können mit Recht den ”Höchsten Hierarchen auf der
Jakobsleiter” als Ihren Gott annehmen. Wahrlich, der Eine, der der Kette der
Hierarchie unserer Welt vorsteht, ist in seiner Macht für uns wirklich die
Offenbarung Gottes.
Denken
wir auch an die schönen Zeilen in der unsterblichen Bhagavad Gita: ”Auf welchem
Pfad du zu Mir kommst, durch jenen Pfad will Ich dich segnen.” Wieder sehen
wir, dass die äußere Form unbedeutend ist, wesentlich ist nur das höchste
Streben zum Ideal. Viele sprechen die zu einem Axiom gewordene Formel nach:
”Der Makrokosmos und der Mikrokosmos sind identisch”, aber wie klein ist die
Zahl derer, die ihre wahre Bedeutung verstehen!
Auch
die von Ihnen angeführten Worte aus der Lehre – ”Es gibt keinen Weg ohne Gott”
– sind völlig richtig. Denn Gott ist die Ursächliche Ursache und die Geistige
Grundlage der Gesamtheit des Lebens; und wenn wir die höchste Macht in uns
verneinen, begehen wir wirklich Blasphemie gegen den Heiligen Geist. Verlieren
wir den Pfad und die Einheit mit dem Höchsten, dem führenden Element, dann
fallen wir in den Abgrund des Chaos und werden zu kosmischem Abfall bis zu dem
Moment eines neuen universellen Wiederaufbaues.
* * *
Und
nun komme ich zurück auf Ihre Fragen. Es gibt hier weder Übersetzungsfehler,
sondern vielmehr Unvollständigkeit. Erstens waren die Briefe für Personen
unterschiedlicher Bewusstseinshöhe bestimmt und zweitens sind sie in den
meisten Fällen Antworten auf bestimmte Fragen und nicht allgemeine
Abhandlungen.
Das
von Ihnen erwähnte Buch kann nicht als eine auferlegte Prüfung betrachtet
werden; doch man könnte sagen, dass ein Buch die Bewusstseinshöhe des Lesers zu
erproben vermag. Daher ist es von Nutzen, Bücher, die wir vor drei oder
mehreren Jahren gelesen haben, wieder zur Hand zu nehmen und festzustellen, in
welchem Maß sich unser Bewusstsein und Verstehen geändert hat.
Der
von Ihnen gebrachte Vergleich zur Lösung der Gottesfrage ist nicht schlecht,
aber ich möchte hinzufügen, dass die Gesamtheit, die den ganzen Organismus
lenkt, die greifbare und offenbarte Hierarchie der Kräfte des Lichts ist.
Hingegen ist das Unaussprechliche Element in seiner Gesamtheit jenes höchste
Feurige Prinzip, das als Grundlage allen Erscheinungen Leben verleiht und den
ganzen Komplex mit dem sichtbaren und dem unsichtbaren Kosmos vereint.
Trauern
Sie der Preisgabe des anthropomorphen Gottes nicht nach. Anstelle eines
unzulänglichen und unfassbaren Bildnisses – ”da niemand jemals Gott schaute” –
wird sich die majestätische Kette der Hierarchie der Kräfte des Lichts vor
Ihnen erheben, die über die ganze Menschheit unmittelbar wacht und sie zum
Guten lenkt. Dann möchte ich Sie daran erinnern, dass auch unsere Kirche,
nachdem sie Jesus zum Gott erhoben hatte, den Erzengel Michael – den Führer der
Himmlischen Heerscharen – als den größten nach jenem Gott anerkennt. Darüber
hinaus wird der Erzengel Michael in den ältesten jüdischen Schriften als ”die
Göttliche Reflexion Gottes” ja als Gott selbst bezeichnet, wohingegen Satan
sein Widersacher oder sein Schatten ist. Daher das Bildnis des Erzengels
Michael, der den Drachen besiegt. Warum haben wir, die wir die Religion der
Juden übernommen und die Bibel angenommen haben, die Propheten und die
Gesetzestafeln des Moses mit so vielen bemerkenswerten Zeilen und Einzelheiten
in ihren ältesten Schriften vergessen? Christus selbst sagte: ”Denkt nicht, dass
ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten zu vernichten: Ich bin nicht
gekommen zu zerstören, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, Ich sage euch,
selbst wenn Himmel und Erde vergehen, so wird kein Jota oder Pünktchen aus dem
Gesetz vergehen, bis alles erfüllt ist.”
Christus
sprach als ein wahrer Eingeweihter, der das Eine Gesetz kannte, das von den aus
den Höheren Welten kommenden Größten Geistwesen in der Dämmerung unserer
irdisch-physischen Menschheit gegeben wurde. Und so wählen Sie den
Licht-bringenden Hierarchen, der Ihrem Geist am nächsten ist und übergeben Sie
sich seiner Führung, denn wahrlich, jeder Große Hierarch des Lichts ist die
Reflexion Gottes auf Erden. In der Freude des Dienstes am Allgemeinwohl und der
Evolution der Menschheit lasst uns unsere Gedanken und unser Streben dem Herzen
des erwählten Hierarchen weihen.
Es
mag für Sie ein Trost sein, zu wissen, dass im Osten gesagt ist, dass ”es nur
zwei Arten von Menschen gibt, die Gott nicht als eine Person verehren: ”der
geistig noch nicht entwickelte Tier-Mensch, der keine Religion besitzt, und die
befreite Seele, die sich über die menschlichen Schwächen erhoben und über die
ihr Wesen behindernden Beschränkungen hinweggesetzt hat. Nur die letztere Seele
kann Gott als Den verehren, der Er wirklich ist.” Wie überall, so stoßen wir
auch hier auf Extreme. Dies erklärt die große Verehrung, die die Inder einem
geistigen Guru zollen. Sie sehen im Guru eine Erscheinung des Höchsten
Elements, genau gesagt, eine Krone der Schöpfung – einen Menschen, der die
höhere Vervollkommnung durch die Enthüllung des in ihm eingelagerten
Potentiellen Göttlichen Wissens erreichte. Folgen wir diesem edlen Beispiel der
Verehrung und Hingabe; und haben wir unseren Guru gefunden, so weihen wir ihm
die flammende Ehrfurcht und Hingabe des Herzens.
Ich
will mit Worten aus der Lehre schließen: ”Die Größe des Kosmos wird so wenig
erkannt! Bestenfalls sprechen die Menschen von der Wärme der Sonne. Doch
gleicht nicht unser Sonnensystem im Kosmos einem Atom in der Sonne?”
Wenn
die Wissenschaft täglich Milliarden von Welten und Systemen entdeckt, die unser
Sonnensystem und die Milchstraße weit übertreffen, wie ist es dann möglich,
diese ungeheure Größe zu beschränken! Denken Sie über das Prinzip der
Unbegrenztheit und Unermesslichkeit nach!
Sie
haben recht: Die Feinheit der östlichen metaphysischen Begriffe ist für den
westlichen Menschen ziemlich schwer erfassbar.
So
kennt der Osten das Göttliche Prinzip, das unaussprechliche, ewig Unerkennbare
– was dem Unfassbaren gleichkommt – das Eine Element, sich ewig selbst
offenbarend in einem sichtbaren und einem unsichtbaren Universum – und er
glaubt daran. Dieses Element ist auch als das Absolute bekannt, denn es birgt
in sich alles. In Seiner offenbarten Form ist es Geist-Materie, da Materie
wirklich nur Seine Abart oder Eigenschaft ist. Reiner Geist vermag sich nur
durch die Hülle der Materie zu offenbaren und wahrgenommen zu werden. Das ist
der Grund, warum gesagt ist, dass ohne Materie reiner Geist nichts ist.
Das
Geheimnis der Differenzierung und Verschmelzung in eins ist das größte
Geheimnis und die Schönheit des Daseins.
* * *
28.
Februar 1935
Sie
schreiben, es gäbe ”ungefähr fünfzig bis sechzig Leute, die bei den
Studienabenden ernstlich interessiert sind”. Das ist ausgezeichnet. Wenn davon
eventuell sechs oder sieben über ein starkes Bewusstsein verfügen, der Lehre
gewidmet und fähig sind, Artikel zu schreiben sowie nach den Grundlagen der
LEBENDIGEN ETHIK Vorträge zu halten, würde ich das als eine große
Errungenschaft ansehen.
Weiter
bemerken Sie, dass einige der Mitglieder müde werden, weil der Beruf ihre Zeit
zu sehr in Anspruch nimmt. Ich denke, der Hauptgrund ist, dass viele von ihnen
die erste Stufe der Begeisterung überschritten haben und nach dem okkulten
Gesetz jetzt ihr wahres Wesen zu zeigen beginnen. Denken Sie immer daran, dass
auf den ersten Stufen und in den ersten Monaten der Annäherung an die Lehre
jeder in Eifer entbrannt ist und eine augenblickliche Entwicklung der in ihm
schlummernden Kräfte erhofft. Viele erkennen nicht oder vergessen, dass der
innere Mensch nur in äußerster Anspannung aller Kräfte erwacht und nur so die
weiteren Grade der Umwandlung erreicht. Solche Menschen können meistens nicht
genug geistige Kraft in sich aufbringen, um den Tiefpunkten des Geistes
standzuhalten, die jedem Aufschwung der Begeisterung unvermeidlich folgen.
Überall gilt das gleiche Gesetz des rhythmischen Wechsels.
Aus
Erfahrung weiß ich, dass die meisten Menschen bei der ersten Belastung des
Geistes ihre Begeisterung verlieren und die Lehre völlig aufgeben. Diese
Menschen sind Seelen mit geringen geistigen Aufspeicherungen. Wahrlich, sie
sind einfältige Feuer, Irrlichter. Daher ist es so notwendig, über ein
gründliches Wissen über das Herantreten an die Lehre zu verfügen sowie über ein
beständiges Streben zur Selbstvervollkommnung zur Umwandlung des inneren
Menschen, den wahren Träger der Unsterblichkeit. Diese Verwandlung enthüllt
einen unerschöpflichen Vorrat an geistiger Kraft und führt zur vollkommenen
Beherrschung des geistigen Willens, dieser Krone der Errungenschaft. Wer solch
eine Beherrschung des geistigen Willens erlangt hat, wird ein wahrer Mitarbeiter
der Kräfte des Guten. Viel Arbeit erfordert solch eine Umwandlung, aber der
Moment muss kommen, damit zu beginnen.
Solche
außergewöhnlichen Menschen, die in sich geistiges Gleichgewicht und
Selbstdisziplin entfalteten und ernsthaft einem einzigen erwählten Pfad folgen,
können wirklich die Pfeiler der Welt genannt werden. Sobald wir erkannt haben, dass
die Bewusstseinserweiterung das Wesentlichste ist, werden wir die Müdigkeit
überwinden; wir werden keinen einzigen Augenblick versäumen, unsere geistige
Schatzkammer mit den Juwelen des Wissens und der Erfahrung zu füllen. Wahrlich,
viele sind gerufen, doch wenige sind auserwählt.
Ich
kann gut verstehen, wie schwer es ist, Erwachsene unterschiedlicher Bewusstseinshöhe
und Bildung zu lenken. Daher empfehle ich völlige Wahlfreiheit der
Vortragsthemen und würde auch nicht auf regelmäßige Anwesenheit bestehen. Jeder
sollte selbst die Grundlagen der elementaren Selbstdisziplin kennen. Kann es
denn ohne Disziplin einen Fortschritt geben? Und wie recht haben Sie, dass es
einer sorgsamen Annäherung bedarf und keiner Einmischung in das Karma des
anderen. Wahrlich, Zwang ist unzulässig. Der Weg kann gewiesen und Warnungen
können gegeben werden, – doch das ist alles.
Es
gibt keinen Zweifel darüber, dass viele geistig entwickelte Menschen, und vor
allem die Schüler der Großen Lehrer, nachts auf der astralen und sogar auf der mentalen
Ebene wirken, ihren Nahestehenden und Freunden helfen oder die ihnen von den
Lehrern übertragenen Aufgaben erfüllen. Aber bedenken wir, dass mediumistische
Naturen sich auf Grund ihrer besonderen psychischen Struktur besser an ihre
nächtlichen Abenteuer erinnern. Der Grund, warum selbst geistig
fortgeschrittene Menschen sich selten ihrer Tätigkeit auf anderen Ebenen
zurückerinnern, liegt darin, dass zwischen diesen beiden Ebenen ein zu großer
Schwingungsunterschied besteht. Das physische Gehirn kann auf diese feinen
Schwingungen nicht leicht reagieren, und bei künstlichem Hervorrufen dieser
Schwingungen würde der Organismus augenblicklich vernichtet werden. Jene, die
eine bestimmte Stufe im AGNI YOGA erreicht haben, können sich ihrer nächtlichen
Tätigkeit häufig erinnern. Doch dazu sind bestimmte kosmische und physische
Bedingungen erforderlich. Reinheit und Harmonie in der umgebenden Atmosphäre
sowie eine nicht geringe Seehöhe sind wesentlich. Nur ein vollkommener Adept
bewahrt volles Bewusstsein in seinen drei Körpern und ist in seinem Tun nicht
begrenzt. Doch dafür muss Er auch unter besonderen Bedingungen leben.
Einige
okkulte Bücher berichten über Visionen und Abenteuer in der Feinstofflichen
Welt, und oft glauben jene, die so etwas gelesen haben, diese Erscheinungen zu
sehen und halten sie für Realität. Unsere Hauptaufgabe ist es, die Menschen vor
dem Schaden durch gewaltsam entwickelten Psychismus, der durch pseudo-okkulte
Schriften entsteht, wie auch vor dem Spiritismus zu warnen. Es wäre weit
nützlicher, die Symbole von Träumen zu studieren. In der Tat, jedes Bewusstsein
hat seine eigenen Symbole, die für ein anderes Bewusstsein oft die umgekehrte
Bedeutung haben. Träume werden so wenig beachtet, dabei würde richtiges
Forschen auf diesem Gebiet wertvolle Erkenntnisse bringen. Doch wie in allem,
bedarf es der Ehrlichkeit, dieser seltenen Eigenschaft. Und – leider – auf
geistigem Gebiet – oder richtiger gesagt, auf psychischem – ist sie noch
seltener!
Darüber
hinaus erkennen nicht viele, dass Bewusstseinserweiterung eine Entwicklung des
Herzens ist. Wahrlich, das Herz ist der Thron des Bewusstseins, aber nicht der
Sentimentalität, dieses Ersatzes für Güte. Es ist bezeichnend, dass der
östliche Mensch, wenn er vom höchsten und heiligsten Begriff spricht, immer die
Hand auf das Herz legt, denn er betrachtet es als die Wohnstätte des Bewusstseins.
* * *
Ja,
das persönliche Horoskop fällt selten mit jenem des wahren Individuums
zusammen. Oft hat der Geist im Horoskop seiner Persönlichkeit alle feurigen
Zeichen, während sein grundlegendes Wesen dem entgegengesetzten Element
angehört, und umgekehrt. Die feurige Substanz wird nämlich durch das
Grundelement des Geisteskorns bestimmt.
Die
Passion des Lehrens ist sehr charakteristisch für Anfänger. Ich selbst erinnere
mich, dass ich am Anfang danach verlangte, die Freude, die in meinem Herzen
lebte, mitzuteilen! Doch später lehrte mich die Erfahrung, wie behutsam man die
Samenkörner der Lehre ausstreuen soll.
5.
März 1935
Es
ist herrlich, dass Sie all die praktisch unvermeidlichen Lasten des irdischen
Lebens so munter aufnehmen. Was Ihre feurigen Wallungen betrifft, ist es für
mich ziemlich schwierig, die wahre Ursache festzustellen, da ich den Zustand
Ihres Organismus nicht kenne. Bei bestimmten okkulten Erscheinungen befinden
sich besonders die Nerven in einem unharmonischen Zustand mit dem Blut. Es wird
geraten: ”Bei solcher Unstimmigkeit zwischen den Nerven und dem Blutstrom wird
besonders Ruhe empfohlen und den Magen nicht zu belasten, denn diese Wallungen
können so schmerzlich sein, dass sie sogar zur Ohnmacht führen.” In der Tat,
wenn die Tätigkeit der höheren Zentren einsetzt, ergibt sich oft eine
veränderte Polarität, die sich häufig in solch feurigen Erscheinungen äußert.
Doch man sollte diese Wellen nicht abwärts zu den Zentren lenken. Bemühen Sie
sich, Gelassenheit zu bewahren und vermeiden Sie vor allem jede Art von
Gereiztheit. Baldrian ist ein ausgezeichnetes Mittel, und in manchen Fällen
sollte man ihn zwei bis dreimal täglich zu sich nehmen, allerdings nicht zu
stark.
In
den alten östlichen Arzneibüchern wird Moschus als Mittel zur Wiederherstellung
des Gleichgewichts betrachtet, doch offensichtlich kommt es hier zum Großteil
vor allem auf die Dosis an. Die einzelnen Organismen sprechen ganz
unterschiedlich darauf an. Viele Menschen vertragen Moschus nicht, da selbst
ganz kleine Dosen den Blutandrang und den Puls erhöhen. In Ihrem Fall würde ich
daher eher raten, fünf bis sechs Tropfen Strophantin-Tinktur drei Tage hintereinander,
einmal täglich, zu nehmen und dies vierzehntägig zu wiederholen.
* * *
Das
gleichseitige Dreieck mit der Spitze nach oben ist eines der Zeichen der Weißen
Bruderschaft, und sehr wahrscheinlich haben Sie es als Bestätigung dafür
gesehen, dass Ihr Gebet erhört wurde. Jedes aufrichtige Gebet wird angenommen,
doch die Antwort wird nicht immer sofort gegeben; manchmal wird sie aus
bestimmten kosmischen Gründen verzögert.
* * *
Sie
möchten gerne wissen, wie Sie ein gewisses Mädchen aus den medialen Zuständen
befreien können. Das ist äußerst schwierig, da Medialität sich aus einer
besonderen Struktur des Organismus ergibt, die es dem ätherischen Doppelgänger
(dem niederen Astralkörper) ohne die geringste Willenskontrolle ermöglicht
auszutreten. Die meisten Phänomene bei den spiritistischen Sitzungen werden
durch diesen ätherischen Doppelgänger ermöglicht, der sozusagen das
Verbindungsmittel zwischen der Seele und dem physischen Körper bildet. Dies
kann mit den Ätherwellen verglichen werden, die zwischen drahtlosen
Telegraphenstationen wirken. Natürlich hat an allen solchen mediumistischen
Erscheinungen die hohe psychische Energie keinen Anteil. Es ist ganz
unmöglich, die Struktur eines Organismus zu verändern; doch man kann seinen
geistigen Willen entwickeln und dadurch die unwillkürlichen Übertragungen
seines Doppelgängers allmählich bewältigen. Äußerst unerwünschte Bewohner der
Feinstofflichen Welt bedienen sich solch ätherischer Ausstrahlungen und nutzen
sie für ihre eigenen Zwecke. Zur Beherrschung dieser unwillkürlichen
Übertragungen ist es darum vor allem notwendig, die Gedanken auf das Höchste zu
richten und zu versuchen, sich mit einer reinen Atmosphäre zu umgeben, um das
Eindringen finsterer Wesenheiten auszuschließen. So muss ein Medium in sich
einen starken Widerstand gegen jeglichen finsteren Einfluss entwickeln, aber
gerade das ist für das Medium sehr schwierig. In der Lehre des Agni Yoga ist
gesagt: ”Ein Medium ist nur die Herberge entleibter Lügner”. Daher können Sie
dem Mädchen nur raten, ihr Bewusstsein zu reinigen sowie fest entschlossen und
bewusst dem Höchsten zuzustreben – es gibt keinen anderen Weg. Jedoch hängt
viel von der Umgebung ab. Wenn die Familie ausreichend intelligent ist, könnte
man diese möglicherweise beeinflussen und ihr den Zustand des Mädchens bewusst
machen; das wäre sicherlich eine große Hilfe.
Und
jetzt zu dem jungen Mann, der nach einigen mechanischen Übungen das Einsetzen
der Zentrentätigkeit verspürte. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass dies
möglich ist, da mechanische Übungen besonders jene Nervengeflechte anregen, die
leicht zugänglich sind. Allerdings kann solch eine Reizung die unerwartetsten
Ergebnisse zeitigen; vor allem den Verlust des nervlichen Gleichgewichts, was
bis zum Wahnsinn führen kann. Darüber hinaus kann, falls eine Veranlagung für
eine besondere Krankheit gegeben ist, diese stärker in Erscheinung treten. So
entsteht im Fall von Lungenschwäche oft Lungenschwindsucht, in Fällen
ausgeprägter Sexualität sexuelle Entartung etc. Doch ich zitierte vor einiger
Zeit Auszüge aus den Schriften von H. P. Blavatsky über die Auswirkungen
solcher Übungen.
Bei
geistiger Entfaltung vollzieht sich das Öffnen der Zentren ganz normal. Das
Öffnen und die Tätigkeit dieser Zentren sollten sich zuerst in ihren
psychischen oder geistigen Aspekten bekunden. Durch unentwegtes Streben zum
Höchsten und durch Erweiterung des Bewusstseins kann das Öffnen der Zentren
beschleunigt werden. Das geschieht entweder durch die Hilfe und Führung des
Großen Lehrers des Lichts oder auch durch die Verbindung mit der gereinigten
Feurigen Aura eines hohen Schülers. Alles muss sich vom Höheren zum Niederen
vollziehen, vom Geistigen zum Physischen, aber nicht umgekehrt. Wahrlich, nur
das Höhere kann das Niedere erheben, wodurch sich das Hierarchische Prinzip
machtvoll bestätigt.
Ich
muss auch darauf aufmerksam machen, dass eine Empfindung zwischen den
Augenbrauen nicht unbedingt ein teilweises Öffnen des dritten Auges bedeutet;
es kann einfach die Folge einer Muskelspannung sein. Es wird angenommen, dass
das dem dritten Auge entsprechende Organ die Zirbeldrüse ist. Diese Drüse wird
jetzt, zusammen mit der Schleimdrüse, für die richtige Funktion des Organismus
für sehr wichtig gehalten. Im alten Indien waren diese auch als die Kanäle für
geistig manasische Erscheinungen bekannt.
Bei
echter Hellsichtigkeit kann man nicht sagen, dass man mit einem bestimmten
Organ sieht, da die Visionen überall auftreten können, über oder hinter dem
Kopf, hinter dem Rücken, an der Seite, von vorne, im Kreise des dritten Auges
oder im Solarplexus usw. Man kann sie von überallher gleich gut wahrnehmen.
Denken wir an das Bildnis der Göttin Dukkar – ihr aurisches Ei besteht aus
zahlreichen Augen. Bedenken wir, dass die Nervenzentren ihre feinstoffliche
Entsprechung haben. Daher wirkt jede Unregelmäßigkeit und Unausgeglichenheit in
der Entwicklung dieser physischen Leiter unvermeidlich im ganzen Körper. Seien
wir daher darauf bedacht, keine Unausgeglichenheit hervorzurufen.
* * *
Ich
begrüße Ihren Artikel über den Pakt aufrichtig. Die Idee des Paktes schreitet
voran. Die Öffentlichkeit reagiert stark auf dieses edle Vorhaben. Ich hoffe,
Sie haben die Broschüre ”Ergebnisse der Washingtoner Konvention” erhalten.
Darin war natürlich kaum die Hälfte aller erhaltenen Grüße veröffentlicht
worden, aber vielleicht haben wir Gelegenheit, einen zweiten Teil
herauszubringen. Die vollständige Geschichte des Paktes wird ein sehr
lehrreiches Buch ergeben, in dem beide Seiten, die des Lichts und jene der
Finsternis, genau aufgezeigt werden und die Völker den Wert und die
Notwendigkeit der Ratifizierung des Paktes sowie der Annahme des Banners
erkennen können. Wahrlich, das Friedensbanner ist die große Forderung der
Zukunft. Es stellt für die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit einen
bedeutenden Prüfstein dar.
Nun
– um zu Ihren Fragen zu kommen. Bezüglich des Paragraphen aus dem Buch Herz über
”eine neue Form des feinstofflichen Körpers” (Herz 10) möchte ich darauf
hinweisen, dass dies mit den neuen Versuchen zusammenhängt, den feinstofflichen
Körper fast bis zum Grad des physischen zu verdichten. Das wird in Zukunft
einigen hohen Geistwesen, die das irdische Leben bereits verlassen haben, die
Möglichkeit bieten, in einer verhältnismäßig niederen Höhe und für längere Zeit
unter den Erdbewohnern zu erscheinen. Solche Körper werden auch ohne ein Medium
als Mittelsmann völlig sichtbar und physisch greifbar sein.
In
der tibetanischen Sprache ist ”Rigden” ein Teil des Titels des
Herrschers von Schambhala.
”Kalachakra” (das Rad der Zeit, oder das Rad des
Gesetzes) ist die verschiedenen Herrschern von Schambhala zugeschriebene Lehre.
Spuren dieser Lehre können bereits in allen philosophischen Systemen und Lehren
Indiens gefunden werden. Gegenwärtig ist sie vielleicht noch mehr in Tibet
bekannt. Doch in Wirklichkeit ist diese Lehre die der Menschheit am Anfang
ihrer bewussten Evolution in der dritten Rasse der vierten Erdrunde durch die
Herren des Feuers, die Söhne der Vernunft, die die Herren von Schambhala waren
und sind, übergebene Große Offenbarung.
”Uruvela” war ein heiliger Hain am Ufer eines
Flusses, wo der Legende nach Buddha Seine Erleuchtung erfuhr.
”Keely” war ein amerikanischer Erfinder
gegen Ende des 19. Jahrhunderts; er stammte aus Philadelphia. Er interessierte
sich für die Probleme der molekularen Schwingungen und den Zerfall der Materie.
Mit Hilfe gleichgestimmter Schwingungen versuchte er, die in den Molekülen und
Atomen eingelagerte Energie freizusetzen. Er hatte Erfolg, doch war er der
einzige, der es demonstrieren konnte. Nach den Ausführungen von H. P. Blavatsky
gelang ihm das mittels seiner eigenen persönlichen Kraft. Viele betrügerische
Spekulanten und Finanzmänner versuchten, mit den Keely-Erfindungen ihr Glück zu
machen, und das brachte ihn in Verruf: Er wurde von wissenschaftlichen
Autoritäten verurteilt und zum Scharlatan erklärt. Offiziell wurde das
allerdings erst nach seinem Tod ausgesprochen. Tatsache ist, dass seine
Schriften heute sehr schwer zu bekommen sind und, wie gewöhnlich,
wahrscheinlich im geheimen gelesen werden. So wurde Keely ein Opfer
menschlicher Unwissenheit und Niedertracht.
”Ahamkara” bedeutet hier den höchsten Bewusstseinszustand
während des Öffnens und der Vereinigung der höheren Zentren, zum Unterschied
des niederen Zustandes der Selbstsucht, der bisweilen ebenfalls ”Ahamkara”
genannt wird.
”Preta
– Loka” entspricht
dem Fegefeuer der katholischen Religion.
”Marakara” ist eine sehr düstere Örtlichkeit in
der niedersten Schicht der Feinstofflichen Welt, bewohnt von den Geistern der
Finsternis. Mara ist der Prinz der Finsternis; er wird auch der ”Zerstörer” und
”Tod” (der Seele) genannt.
”Golem” ist eine Legende aus dem
Mittelalter. Diese Legende hat vieles gemein mit dem bekannten Frankenstein-Roman.
Hier ganz kurz die Geschichte des Golem: Ein gelehrter Rabbi, der in einer Zeit
der Judenverfolgung in Deutschland als Alchimist lebte, beschloss in seiner
Rachsucht, die Verfolgung seiner Leute zu bestrafen. So entschied er, einen
künstlichen Riesen zu schaffen, der über enorme Kraft verfügen, unter seinem
Willen stehen und seine Befehle ausführen würde. Aufgrund seines ungewöhnlichen
Wissens gelang es ihm, einen solchen Riesen zu schaffen und ihm einen Funken
tierischen Lebens einzupflanzen. Nach vielen magischen Beschwörungen war das
Geheimnis der Lebensformel entdeckt. Sie nahm die sinnbildliche Form eines
Sternes an, den der Rabbi auf die Brust des Riesen heftete, ihn so ins Leben
rief und ihn aussandte, seine zerstörerische Mission zu vollführen. Ungeachtet
aller Hindernisse, einzig und allein dem Willen seines Schöpfers gehorsam,
stolzierte der Golem davon und zerstörte alles, was ihm in den Weg kam. Viel
Elend und Tod verursachte der Golem unter den Verfolgern der Juden. Als er
schließlich ein ganzes Dorf zerstört hatte, ging er auf ein Feld, wo ein
kleines Mädchen Blumen pflückte. Das tierische Leben verlieh dem Riesen
tierische Instinkte, und er fühlte sich von dem Kind angezogen. Er hob die
Kleine zu sich auf, zögerte jedoch, sie zu töten. In diesem Moment bemerkte das
Kind den Stern auf seiner Brust, riss ihn herunter – und augenblicklich verließ
der Lebensfunke den Riesen. Der Legende nach konnte den Stern – das Symbol der
großen Lebensformel – nur eine reine Hand entfernen.
* * *
Ich
glaube, nun habe ich alle Ihre Fragen beantwortet. Besonders freut es mich zu
hören, dass Sie Tätigkeit über alles lieben. Tatkraft ist wirklich von hohem
Wert, aber leider findet man sie unter den Menschen, die lieber viel reden und
wenig handeln, sehr selten. Die Mehrheit träumt lieber und verlässt sich auf
andere, und nur ganz wenige hegen den Wunsch, etwas zu schaffen oder
aufzubauen. Daher heiße ich Sie auf dem Pfad der aktiven Mitarbeit am
Allgemeinwohl besonders herzlich willkommen.
7.
März 1935
Sie
haben den Ruf angenommen, den das erste Buch der Lehre des Lebens zum Ausdruck
bringt, und Sie wissen, dass der Ruf der Liebe die Antwort des Geliebten
bringt. Diese Antwort weist auf die Notwendigkeit wahrer Heldentat im Leben
hin, in den nächstfolgenden Büchern der Lehre werden alle Stufen aufgezeigt,
die zum Geliebten führen und erstiegen werden müssen.
In
einem Leben der Mitarbeit mit den Kräften des Lichts für das Allgemeinwohl gibt
es so viel Schönheit und Freude. Und diese Freude besteht vor allem in der
großartigen Befreiung aus der Bindung an die Nebensächlichkeiten des Lebens.
Sie wird uns unweigerlich zuteil, wenn unser Bewusstsein unerschütterlich zum
erwählten Ideal steht und das Herz mit Hingabe und Dankbarkeit gegenüber dem
Rufenden entflammt ist. Die wahren Ergebenen werfen nicht nur die Lasten der
Bindung von sich, sondern lernen es auch, alle Hindernisse und Leiden, die sie
heimsuchen, liebzugewinnen. Wahrlich, diese Hindernisse werden unsere Lehrer;
sie weihen uns in die höheren Mysterien der Entfaltung der Blume des Geistes
ein. Jene, die behaupten, geistiges Wachstum könne ohne Leiden erreicht werden,
sagen die Unwahrheit. Diese Leiden verwandeln sich in Freude, in einen neuen
geistigen Aufstieg, vorausgesetzt, dass das Feuer der wahren Liebe vorhanden
ist. Der Pfad des Herzens und der Hingabe ist leicht und schnell, er verwandelt
alle Dornen in einen blühenden Garten; doch schwer, gewunden und schmerzlich
weit sind alle anderen Wege. Daher ist der Ruf des Großen Lehrers der Ruf der
Liebe.
Hat
man diesen Pfad einmal gewählt, so sollte man ihn fortsetzen. Seid gewiss –
wendet man sich ab, tritt nichts als Zerstörung ein. Es gibt viele Menschen,
die in ihrem Wunsch, das Äußerste zu erreichen, von einem Ideal zum anderen
eilen, von einer Lehre zur anderen. Und diese Jagd nach Neuem wird leicht zu
einer Krankheit, einer Art geistigem Verfall oder religiösem Rausch. Sie wollen
immer etwas Neues hören, nur eine vorübergehende nervliche Reizung erleben; und
sobald der Reiz schwindet, verfallen sie einer neuen Leidenschaft. Dies beweist
eine gewisse geistige Unmäßigkeit, in der alle ihre Errungenschaften enden.
Doch es gibt Seelen, die uns an die Perle in dem östlichen Märchen erinnern.
”Diese Austern leben am Grunde des Meeres. Sobald der Stern Svati aufgeht,
erscheinen sie an der Oberfläche, um einen Regentropfen zu erhaschen. Mit ihrer
weitgeöffneten Muschel schwimmen sie an der Oberfläche des Meeres, bis es ihnen
gelingt, einen Regentropfen aufzufangen. Dann tauchen sie wieder unter, und hier
in ihrem Meeresbett verweilen sie, bis sich aus diesem Regentropfen eine schöne
Perle gebildet hat.” – Wahre Schüler sollten wie diese Austern sein; sie
sollten zuerst das Eine Bildnis aufnehmen und dann aus dieser Lehre eine schöne
Perle des Geistes schaffen.
Dieses
Streben nach Einem Bildnis ist besonders auf den ersten Stufen wichtig. Erst
wenn das feste Fundament gelegt ist, können wir versuchen, unserem Tempel in
anderen Lehren gefundene Ornamente hinzuzufügen.
Darüber
hinaus sollten wir uns nicht vorstellen, dass sich Heldentat des Geistes
unbedingt in einer besonderen Umgebung kundtun müsste und nicht dort, wo das
Schicksal uns hinstellte. Wahrlich, es ist eine große Tat, die Lehre im
täglichen Leben zu befolgen, jenen Freude und Erleuchtung zu schenken, die sich
uns nahen. In der Bhagavad Gita ist gesagt: ”Durch ständige Erfüllung seines Dharmas
erreicht der Mensch Vervollkommnung”. Stählen wir daher unseren Geist in der
unermüdlichen Arbeit an der Selbstvervollkommnung, wirken wir wohltätig auf
unsere Umgebung ein und setzen wir unsere Fähigkeiten freudvoll ein, wo immer
es möglich ist.
8.
März 1935
Sie
behaupten, das ”Hierarchische Prinzip” sei ebenso utopisch wie das Ideal der
Demokratie. Ich kann Ihnen nicht beipflichten. Erstens halte ich keinen dieser
Begriffe für utopisch, doch von beiden ist die ”Ideale Demokratie” weit
schwieriger zu erreichen. Und wenn das Prinzip der Hierarchie die ursächliche
Grundlage der Schöpfung ist, so ist die Ideale Demokratie ihre natürliche
Krönung. Wie kann denn die Wirkung vor der Ursache erscheinen? Sie werden
sicherlich nicht leugnen, dass es leichter ist, einige Menschen zu finden, die
bereit sind, sich von der Großen Hierarchie leiten zu lassen, als die ungeheure
Mehrheit der Menschheit auf die für die Ideale Demokratie erforderliche Höhe zu
heben.
Sie
sagen: ”Ich weiß, dass die geistige Führung von grundlegender Bedeutung ist,
doch ich weiß auch, dass die Pyramide vom Grund her errichtet werden muss … Das
Fundament der Pyramide sollte auf den gesunden Prinzipien einer erneuerten
Demokratie gebaut und die Menschen auf dieser Grundlage erzogen werden … Nur
auf diese Weise werden die vorbereiteten Völker fähig sein, auf die geistige
Führung zu reagieren. Nur wo ein Fundament ist, kann es einen Gipfel der
Synthese zur Pyramide geben.” Hier pflichte ich Ihnen wiederum nicht völlig
bei. Wie es scheint, bestätigen Sie die Hierarchische Führung, meinen jedoch
gleichzeitig, dass zuerst das Fundament des Verstehens dieser Führung gelegt
werden muss, da nur dann der Hierarchische Aufbau oder die Führung angenommen
werden kann. Aber wie können die Menschen das Fundament legen und den weiteren
Aufbau errichten, wenn ihnen keine bestimmte Führung vorsteht? Jeder Bau wird
nach dem Plan eines Architekten errichtet, und die einfachen Arbeiter legen die
Steine des Fundaments, ohne den Plan des Architekten zu kennen. Wahrlich, viele
Arbeiter nehmen an dieser Aufgabe teil, vom niedersten bis zum höchsten, doch
sie alle erfüllen den Plan des Schöpfers. Ohne das Hierarchische Prinzip werden
die ”Erdenbewohner”, wie Sie sie nennen, wahrhaftig immer wieder und wieder
bauen, doch keine Pyramide der Synthese, sondern eher einen ”Turmbau zu Babel”.
Verdeutlicht unsere zersetzende moderne Zivilisation nicht mit erstaunlicher
Klarheit dieses ewig lebendige Symbol?
Sie
stellen dann weiter fest: ”Um das zu schaffen, was Sie einen Brennpunkt nennen,
durch den der Lichtstrahl gesandt werden kann, ist es ratsam, zuerst die
Peripherie zu koordinieren …” Aber der Brennpunkt oder Kern wird immer vor
der Peripherie errichtet. Jeder Kreis setzt sein Zentrum voraus. Die Peripherie
wächst im Verhältnis zum Wachstum des Brennpunktes und der Verstärkung des von
ihm empfangenen Lichtstrahls, der sich entlang seinem Radius ergießt, aber
nicht umgekehrt. Gleicherweise wollen wir daran denken, dass im Leben, im
Kosmos, nichts abgesondert ist, sondern alles gleichzeitig aufgebaut
wird. Die aufbauenden Elemente sind immer vorhanden und werden zum Fortschritt
getrieben. Wo der Brennpunkt in Erscheinung tritt, dort gestaltet sich die
Peripherie, obwohl sie nach irdischen Maßen nicht genau bestimmt werden kann.
* * *
Sie
sagen, dass auf der Erde keine Ideale erreicht werden. Hier kann ich Ihnen
ebenfalls nicht beipflichten; sicherlich, die Ideale werden unterschiedlich
verstanden, und man kann sogar sagen, dass es so viele Ideale wie Bewusstseinsstufen
gibt. Doch wir haben die Ideale, die ja in den großen Lehren tatsächlich
verkörpert sind. Wir hatten und haben diese Ideale noch, personifiziert in
menschlichen Wesenheiten. Ist daher nicht das Vorhandensein der großen Weißen
Bruderschaft auf unserer Erde die Erfüllung des höchsten Ideals, das der
menschlichen Vorstellung zugänglich ist? Wir sind reicher als wir annehmen, und
nur unsere Blindheit hindert uns daran, viele Herrlichkeiten des Lebens zu
sehen.
Sie
behaupten, ”Russen könnten die Synthese eher wahrnehmen als die westlichen
Europäer, weil sie sich nicht auf ihre kleinen irdischen Persönlichkeiten
beschränkten …” Gewiss, die der russischen Seele innewohnende Geisteskraft ist
groß, doch in der gegenwärtigen Zeit schlummert sie noch. Bisweilen sind wir
der Unwissenheit und der schrecklichsten gegenseitigen Feindseligkeit begegnet,
diesem ersten Zeichen niederen Bewusstseins, einem Mangel an Synthesefähigkeit.
Kein Zweifel, der Iwan ist (in hunderten von tausend Fällen) sehr begabt, doch
wenn er verabsäumt, diese Begabung rechtzeitig zu wecken, können wir genauso gut
sagen, dass es zur Rettung unserer Rasse keine Hoffnung gibt und die Arche des
neuen ”Noah” keine Verwendung findet. Sicherlich, die Zerstörung unseres
Planeten wäre ein unaussprechliches, unvergleichliches Unheil, doch da die
Menschen so grausam und begierig sind, einander auszurotten, verdienen sie da
ein anderes Schicksal? Was kümmert es sie schon, wenn die Masse für Millionen
von Zeitaltern zurückbleibt? Die Vorstellung der meisten Menschen reicht
ohnehin kaum über den morgigen Tag hinaus!
Sie
widersprechen meiner Feststellung über die Bedeutung der Persönlichkeit. Doch
wie können wir die Persönlichkeit missachten, wenn gerade sie die
Individualität aufbaut? Ich versichere, dass es sehr nutzbringend ist, seine
Persönlichkeit so weit wie möglich zu entwickeln, allerdings nicht in ihren
negativen Aspekten. Sicherlich, die wahre Vorstellung von Persönlichkeit und
Individualität ist nur einem reifen Bewusstsein möglich. In einem niederen Bewusstsein
kann diese Vorstellung folgende selbstgefällige, scheinheilige, dünkelhafte
Form annehmen: ”Meine Individualität ist so groß, dass sie durch meine von
meinen physischen Vorfahren vererbte gegenwärtige Persönlichkeit kaum zum
Ausdruck gebracht werden kann. Daher ziehe ich es vor, mich auf meine wirkliche
Individualität zu konzentrieren, ohne Bezug auf meine gegenwärtige äußere Erscheinung.”
Wir begegneten derart ”tiefsinnigen” Erklärungen. In solch unwissender
zerstörerischer Meinung weidet sich der ehrgeizige Scheinheilige an seinen
illusionären früheren Errungenschaften. Nein, wir alle müssen bestrebt sein,
unsere gegenwärtige Persönlichkeit zu verschönern, mehr als die vorhergehende.
Wir müssen an die Schönheit unseres gegenwärtigen Lebens denken und es
als das Schleifen des feinsten Diamanten für das durch den Geist geschmiedete
Halsband des Lebens betrachten. Möge daher jeder seine Persönlichkeit festigen,
denn wie anders kann er seine Individualität ausdrücken?
Alle
Grundsätze der LEBENDIGEN ETHIK müssen im Leben befolgt werden, da anders Leben
nicht möglich ist. Die neuen Verbindungen der Planeten werden eine günstige
Ausstrahlung geistiger Strahlen mit sich bringen, die die Menschen befähigen
werden, ihre schlummernden Energien zu wecken. Wahrlich, die Menschheit muss
das Gefühl der Ehrfurcht und höchsten Hingabe wieder empfinden, wenn sie in der
Evolution voranschreiten will. Auch wird die größere Zusammenarbeit in allen
Lebensbereichen zunehmen. Genauer gesagt, die Wissenschaft wird der Religion
die helfende Hand reichen, und die Weisungen der Großen Lehrer werden die
Ausstrahlung und Kraft der Strahlen aus den Laboratorien annehmen.
* * *
In
der Tat, menschliche Unstimmigkeit mit dem Kosmos, ebenso wie jede menschliche
Aufspaltung, stürzt das Bewusstsein ins Chaos. Ja, Sie verstehen diese akuten
Momente im Leben des Planeten völlig richtig. Im Hinblick auf die drohende
Gefahr für die Menschheit sind die Lehre und viele Zeichen im Überfluss
ausgegossen worden.
”Ist
es denn möglich, dass nicht in jeder Bewegung des Planeten eine Sturmglocke
vernommen wird? Kommt nicht in jeder Bewegung aller Wesen ein qualvoller Schrei
zum Ausdruck? Erklingt nicht aus jeder Bewegung der in knechtischer
Unterwürfigkeit am Boden liegenden Geister Empörung?
Es
ist besser, wenn eine Eiterbeule aufgeschnitten wird und es möglich ist, die
Öffnung nachher zu schließen. Doch erst muss der Eiter herausgezogen werden;
deshalb treffen Wir keine halben Maßnahmen. Wir erwarten weitreichende Taten,
und wenn die Sturmglocke ruft, ist es unmöglich, an ein Stück Garn zu denken.”
(Gemeinschaft, § 57)
Sie
haben auch die Zeilen aus dem Buch ”Unbegrenztheit” richtig verstanden, wonach
sich feurige Energien aus dem Raume nähern, aber da sie auf der Erde nicht
genügend Leiter finden, zerstörerisch wirken.
* * *
Sie
behaupten, dass Selbstdisziplin oft die härteste Art ist. Doch ehrlich gesagt
führt jede Disziplin schließlich zur Selbstdisziplin. Von anderen auferlegte
Disziplin ist rein äußerlich und führt natürlich zu keinen geistigen
Errungenschaften. Obwohl gewöhnlich angenommen wird, dass es leichter ist, den
Pfad mit dem Lehrer zu wandeln (und wie Sie schreiben: ”Wir haben ein konkretes
und herrliches Beispiel vorliegen”), stehen wir im Rückblick auf die Geschichte
der Tatsache gegenüber: je größer der Lehrer, desto geringer die Zahl seiner
Schüler. Bestätigen die heutigen Fakten dieses Gesetz der Entsprechung nicht im
genau umgekehrten Verhältnis? Beweist diese Tatsache nicht, wie schwierig es
ist, dem Lehrer zu folgen? Wahrlich, der Pfad der Jüngerschaft ist nicht
leicht! Allerdings kann ein irdischer Lehrer, der die feurige und gereinigte
Aura besitzt, den Fortschritt eines Schülers allein durch seine Gegenwart
beschleunigen. Doch dazu sind völlige Übereinstimmung der Bewusstseine sowie
die innige Ergebenheit des Schülers seinem Lehrer gegenüber das Wichtigste.
Dann sind wahrlich Wunder möglich. Doch wie ein großer Lehrer sagte: ”Die
Finger einer Hand sind zu viel, um die Zahl der Schüler zu zählen”.
* * *
Sie
sollten nicht meinen, dass die Frage der Zwillingsseele von Plato nicht gelöst
wurde. Der große Plato war in die Geheimnisse des Seins eingeweiht; daher
konnte er sein großes Wissen nicht vor unvorbereiteten Gemütern ausbreiten, und
es wurden nur Hinweise auf die Wahrheit gegeben. Wie gesagt ist: ”Wer eine
wertvolle Formel entdeckt, kann sie nicht zum Fenster hinausschreien, da der
dadurch entstehende Schaden den besten Nutzen vernichten würde”. (Gemeinschaft,
§ 48)
* * *
Sie
schreiben, dass das Karma der Frau wohlverdient sei. Es ist hart zu sagen, dass
die Frau ihre Erniedrigungen selbst verdiente. Gewiss, alles vollzieht sich in
Runden, und in Zeitaltern der rauhen Gewalt konnte die Frau sich nicht
offenbaren. Erst als sich in der Menschheit wieder höhere psychische Energie
offenbarte, forderte das weibliche Prinzip seine gesetzlichen Rechte. Der Weg
der Frau war ein Weg der Selbstaufopferung und unaufhörlichen Schenkens. Denn
es ist gesagt: ”Jene, die ihre Rechte behaupten, müssen sie nicht unbedingt
besitzen”. Das Gleichgewicht der Elemente ist eine Lebensgrundlage, und die
Verletzung dieses Gesetzes führt zur Zerstörung. Und jetzt werden die großen
Lehrer die Rechte der Frau bestätigen. Die kommende Epoche wird daher nicht nur
eine Epoche der großen Zusammenarbeit sein, sie wird auch die Epoche der Frau
sein. Die Frau wird sich mit Mut wappnen und vor allem ihr Herz vom unweisen
Schenken zurückhalten müssen, denn in allem muss es das Goldene Gleichgewicht
geben. Die Frau muss sich behaupten, und deshalb wird das Schwert des Geistes
gerade in ihre Hand gegeben. Im Osten wird diese Zeit als die Epoche des
Maitreya bezeichnet, als die Epoche des Großen Mitgefühls und als die Epoche
der MUTTER DER WELT.
* * *
Zum
Abschluss möchte ich sagen, dass möglicherweise ”unser Missverstehen”, wie Sie
schreiben, ”nur von der unterschiedlichen Terminologie herrühren mag” …
Tatsächlich führt nur ein völliges Verstehen zu einer Vereinigung der Bewusstseine.
Wie gesagt ist: ”Es werden sich zwei Gesprächspartner trotz allem nicht
verstehen, wenn in einem der Bewusstseine nur das geringste unbedeutende
Bindeglied fehlt. Dieser kleine Unterschied kann eine andersartige Bewegung im
Rädergetriebe des Denkens bewirken und daher zu ganz anderen Hebelbewegungen
führen”.
12.
März 1935
In
einer indischen Zeitschrift sah ich ein Inserat über ein Yoga-Zentrum in
Europa. Auch hier in Indien gibt es nach europäischem Modell jetzt ähnliche
Gruppen, in denen die Mitglieder in der Entwicklung des niederen Psychismus und
angeborenen mediumistischen Fähigkeiten öffentlich geschult werden. In dieser
Zeitschrift werden umfangreiche Inserate über Kurse für die Entwicklung der im
Menschen schlummernden Kräfte gebracht, mit der Aussicht, geeignete Arbeitsstellen
zu erhalten, Beförderungen oder sonstige Vorteile zu erlangen. Dies ist
entsetzlich! Ich erhielt gerade in diesem Zusammenhang kürzlich einen Brief von
einem Amerikaner (er wurde mir zugesandt), in dem er von diesen Experimenten
sprach. Er besuchte eine dieser von einem Inder in Amerika errichteten Schulen
und führte genau die geforderten Übungen aus, bis seine Gesundheit völlig
ruiniert war. Er schrieb: ”Ich kannte keinen anderen Zugang zum Yoga und hatte
keine anderen Verbindungen. Somit erkannte ich die Gefahren nicht, denen ich
ausgesetzt war. Doch als nach zweijähriger Praxis meine Gesundheit total
zerrüttet war, sah ich mich gezwungen, diese ganze Sache aufzugeben. Wiederholt
versuchte ich, eine Arbeit aufzunehmen, doch infolge meiner ruinierten
Gesundheit war ich nicht imstande durchzuhalten. Schließlich brachte mich eine
Reihe von unerklärlichen Umständen in das Haus von Frau S. Sie erzählte mir
über Agni Yoga, und augenblicklich erkannte ich, dass ich endlich das gefunden
hatte, wonach ich so lange suchte …” Weiter beschrieb er seinen geistigen
Zustand und beendete seinen Brief mit folgenden Worten: ”Nachdem ich meine
ganze Kraft dem Großen Dienst geweiht hatte, fand ich in den letzten Monaten
wieder ganz zu mir selbst, sowohl physisch als auch geistig.” Sie sehen, die
Finsteren hatten zwar seine Gesundheit ruiniert, doch das Feuer des Geistes zu
löschen, gelang ihnen nicht.
Ja,
es gibt viele solche Schulen, verstreut über die ganze Welt, und sie sind, was
ihre Finanzen betrifft, sehr erfolgreich. Ich kannte solch eine Schule in New
York. Der Leiter war ebenfalls ein Inder, alles wurde sehr luxuriös
eingerichtet, da es ihm gelang, sich langweilende Millionäre beiderlei
Geschlechts einzufangen. Jedem Schüler stand eine Reihe von Räumen mit
entsprechender Ausstattung für die Übungen zur Verfügung. Ich kannte persönlich
eine Frau, die hier studierte; sie pflegte, mir ihre Errungenschaften
vorzuführen. So konnte sie zum Beispiel auf dem Kopf stehen! Doch
Zirkusakrobaten beherrschen weit schwerere Kunststücke und bleiben trotzdem nur
Akrobaten. Der Zweck all dieser Übungen ist, den Blutstrom zu den Gehirnzentren
zu leiten und sie so zu stimulieren. Doch uns sind Fälle bekannt, wo Menschen
durch Kopfstände ihr Sehvermögen einbüßten. Führt man solche mechanischen
Übungen durch, muss man den Blutstrom sorgfältig regulieren können. Durch
irregulären Blutandrang kann viel Unheil angerichtet werden. Um einen
übermäßigen Blutandrang zu vermeiden, wie er beim Öffnen einiger Zentren
auftritt, verbringt ein wirklicher Yogi diese Zeit im Gebirge. Man kann sich
daher leicht vorstellen, wie gefährlich es ist, all diese erzwungenen Übungen in
der Großstadt durchzuführen, wo es am Wichtigsten mangelt – an reinem Prana.
Es
gibt nur einige wenige gebildete Menschen, die wissen, dass alle Yogaarten auf
Feuer basieren. Agni Yoga ist die Synthese aller Yogaarten. In allen alten
indischen Schriften wird das Nahen der Feurigen Epoche vorausgesagt. Es ist
gesagt, dass Agni – das Feuer, das in verschiedenen Abstufungen die Grundlage
aller Yogasysteme ist – die Atmosphäre unseres Planeten ungeheuer sättigen wird
und alle Yogaarten in eine feurige Synthese verschmelzen werden. Wahrlich, Agni
Yoga ist eine Feuertaufe. Doch, wer nur geringe Kenntnis hat, negiert
gewöhnlich alles und ist in seinen Behauptungen äußerst dogmatisch. Daran
sollte man immer denken. In den Veden ist Agni der Gott des Feuers, einer der
ältesten und verehrtesten Götter Indiens. So wird ein Teil der ältesten
indischen Schriften – der Puranas – Agni Purana genannt. Der Inder ist sich
daher bewusst, was die Bezeichnung ”Agni” bedeutet; sie erklingt in seinem
Herzen.
Es
gibt viele, die, nachdem sie ”Raja Yoga” von Vivekananda gelesen haben, das
Praktizieren von Raja YOGA für ganz einfach halten. Doch sie übersehen einen
sehr wesentlichen Punkt, nämlich dass Vivekananda, wenn er zur Atembeherrschung
mit dem Ziel der Entwicklung bestimmter Zentren rät, vor allem die komplette
Reinigung des Denkens und des Herzens forderte, mit anderen Worten, die
Umwandlung des inneren Menschen. Erst danach hielt er es für angebracht, mit
mechanischen Übungen zu beginnen. Doch wie viele gibt es schon, die, wenn sie
diese Übungen durchführen (bei denen es sich ausschließlich um Hatha
Yoga-Übungen handelt), die von Vivekananda grundsätzlich geforderte Bedingung
erfüllen? Ohne die innere Umwandlung ist die Praxis von Raja Yoga völlig
unmöglich. Darüber hinaus hat die Wissenschaft der Atembeherrschung, wie sie
von den wahren Raja Yogis geübt wird, mit dem gewöhnlichen Pranayama wenig
gemein. Die Hatha Yogis befassen sich ausschließlich mit der Atembeherrschung
der Lunge, wohingegen die alten Raja Yogis solches Atmen als geistiges Atmen
verstanden. Nur die Beherrschung dieses geistigen Atmens führt wirklich zu den
höheren Formen der Hellsichtigkeit und zur Wiederbelebung der Tätigkeit des
dritten Auges wie auch zu anderen Errungenschaften von Raja Yoga.
Und
jetzt über das Aussenden von Gedanken. Man sollte wirklich nur die
reinsten Gedanken, die vom Herzen kommen, aussenden, denn sonst könnten die
unerwartetsten Ergebnisse eintreten.
Es
wäre ausgezeichnet, wenn Sie in Ihren Gruppen eigene Klassen zur Entwicklung
des Denkens einrichten könnten. Dies sollte nicht auf abstrakter Psychologie
fußen, sondern auf praktischen Grundsätzen, wie Schulung der Beobachtung, der
Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, der Konzentration usw. In alten Schulen
Indiens wurde vor allem die Beobachtungsfähigkeit gefordert. Als Schüler wurde
nur aufgenommen, wer über diese Fähigkeit in hohem Maß verfügte. Es wäre äußerst
ratsam, solche Experimente der Beobachtung und Aufmerksamkeit durchzuführen.
Dies kann in gewöhnlicher Umgebung und an alltäglichen Gegenständen geübt
werden. Jede Art von Dingen kann viel lehren und zur Entwicklung der
Beobachtungsfähigkeit des Menschen beitragen. Natürlich gibt es zu diesem Thema
in den theosophischen Schriften bestimmte Anleitungen. Für den Anfang könnten
Sie vielleicht das kleine Büchlein von Ernest Wood benutzen, und später wird
das Leben selbst die besten Beispiele liefern.
* * *
Man
sollte nach Möglichkeit mit der geschichtlichen Entwicklung menschlichen
Denkens vertraut sein. Ich würde auch das Studium des Pamphlets ”Symbolismus”
von H. P. Blavatsky empfehlen; die Gegenüberstellung von Symbolen verschiedener
Religionsformen ist sehr lehrreich.
* * *
Ja,
die Atmosphäre um H. ist aus verschiedenen Gründen stagnierend und schwer. Doch
wie gesagt wurde: ”Es ist notwendig, das wahre Gesicht zu enthüllen. Das
Enthüllen der Gesichter allein bewirkt schon eine Reinigung des Raumes. ”Es ist
absolut notwendig, das Geschwür aufzuschneiden und den Eiter ausfließen zu
lassen. Der Neuen Welt liegen neue Bedingungen zugrunde und sie fordert neue
Taten. Man kann die Neue Welt nicht auf alten Wegen betreten. Daher betone ich
so sehr die Umwandlung des Bewusstseins. Nur ein neues Bewusstsein kann die
Welt retten.” In der Tat, diese Umwandlung des Bewusstseins ist das Hauptziel
der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK. Doch soll man verstehen, dass dies nicht durch
Konzentration auf die eigene Nasenspitze erlangt werden kann.
Ich
möchte Sie bitten, immer das betreffende Buch und den Paragraphen anzuführen,
in dem Sie unverständliche Deutungen finden. Oft kann ein Satz mehrere
Bedeutungen haben, und der Schüler kann belehrt werden, wie dieser bestimmte
Paragraph jeweils zu verstehen ist. So kann beispielsweise ”die Verdichtung des
Astralen” die Verdichtung der Schichten der Feinstofflichen Welt nahe unserer
Erde, verursacht durch gewaltsam entkörperte Seelen, bedeuten, oder es kann die
Verdichtung der Elemente des feinstofflichen Körpers gemeint sein.
22.
März 1935
Die
Antwort Jesu zu Salome war wirklich wunderbar. Sie fragte Ihn: ”Wann wird Dein
Reich kommen?” Und Jesus antwortete: ”Wenn zwei eins sein werden und Männliches
Weibliches sein wird, und wenn es weder Männliches noch Weibliches geben wird”.
Die Lehre des Lebens lehrt dasselbe, nämlich die Notwendigkeit des
Gleichgewichts der beiden Daseinsgrundlagen, ihre gleichen Rechte und ihre
richtige Verbindung. Dies wäre die Rettung der Menschheit und würde das Reich
des Geistes bringen. Wahrlich, ohne das Verstehen der Grundlagen des Seins wird
das Reich des Geistes nicht einkehren.
* * *
Alle
Großen Lehrer, die in verschiedenen Völkern und Ländern in verschiedenen
Gestalten erschienen, sind die Tore zum Geist. Jeder von ihnen ist das Alpha
und Omega, und so ist es auch mit jeder Person, die die Grundsätze Christi
gefunden und in sich gefestigt hat. Sie erinnern sich an den bekannten Lehrsatz
”der Mikrokosmos ist wie der Makrokosmos”. Wir alle wissen, dass die
Bezeichnung ”Christus” dem heidnischen Wortschatz entlehnt ist und ursprünglich
”Eingeweihter” oder ”Hierophant” bedeutete. Der Christus ist unser geläutertes
und höchstes Ego. Ich zitiere einen Vers aus der Epistel 4:19 an die Galater:
”Meine Kinder, um die ich wieder Geburtsschmerzen leide, bis Christus in euch
gestaltet wird”.
Aus
diesem Ausspruch geht klar hervor, dass der Terminus ”Christus” in jenen Tagen
einen besonders hohen Bewusstseinszustand bedeutete. Eine Erklärung des
Begriffes ”Christus” kann auch in den Büchern ”Dobrotolubye” gefunden werden.
Außerdem bestätigen die Worte ”um die ich wieder Geburtsschmerzen leide” das
Gesetz der Wiedergeburt.
* * *
Die
scheidende Rasse schadet den auserwählten Nachfolgern nicht nur durch die
Verhinderung ihrer Geburt, sondern auch durch die Tätigkeit der finsteren
Kräfte, welche die Kräfte des Lichts und alle ihre Vorhaben im täglichen Leben
bekämpfen. Wirklich, nur ein unentwickelter Geist kann meinen, die großen
Geistwesen hätten ein leichtes Dasein; doch ein verfeinertes Bewusstsein weiß, dass
das Gegenteil der Fall ist. Wahrlich, je größer der Geist, desto schwerer sein
Pfad. Es ist gesagt: ”Ein Heiliger wird von Dämonen bedroht, aber der Erzengel
kämpft mit dem Satan selbst!”
* * *
Trotz
aller Schwierigkeiten auf dem Pfad erhöht jeder Sieg von neuem die geistige
Freude. Im Buddhismus ist es üblich, den Wert einer Person oder ihres Werkes an
der Zahl ihrer Feinde und Hindernisse zu messen. Gleicherweise werden in dem
wundervollen Buch ”Dobrotolubye” Feinde gepriesen, denn nichts kann unsere
verborgenen Eigenschaften und Fähigkeiten schneller ans Licht bringen als sie.
Die Feinde nannte man früher auch ”Die Ätzer Christi”, weil in alten Zeiten
viele Krankheiten durch Ätzmittel geheilt wurden.
Man
kann sicher sein, dass die herkömmliche religiöse Belehrung ohne Kenntnis der
Einen Quelle und der vergleichenden Religionsgeschichte aller Völker nur eine
falsche Vorstellung der geistigen Evolution der Menschheit ergeben kann und das
Gefühl religiöser Unduldsamkeit entstehen lässt. Intoleranz ist eine
schreckliche Geißel der Menschheit und widerspricht den Vermächtnissen der
Gründer der bestehenden Religionsformen. Die östliche Philosophie könnte sich
für Kinder als zu schwer erweisen, aber die Biographien der Großen Lehrer und
Heiligen sowie ihre praktischen Ratschläge werden im Herzen des Kindes immer
ein Echo finden und die notwendige Achtung vor geistigen Werten sowie vor den
Errungenschaften anderer Völker erwecken.
Es
ist notwendig, auf den Schaden durch die Manie für den Sport hinzuweisen.
Zweifellos geht diese Entwicklung mit einer zunehmenden Geschmacklosigkeit
einher. Zwar gebührt dem Sport sein Platz, aber in Grenzen und im Einklang mit
der Schönheit. Doch jede Art von Faustkampf kann nur tiefen Widerwillen
hervorrufen.
Sehr
wichtig ist es, von früher Kindheit an die Denkfähigkeit zu entwickeln. Wie es
heißt: ”Es ist notwendig, die Wissenschaft des Denkens in den Schulen
einzuführen, nicht als abstrakte Psychologie, sondern als praktische Grundlage
des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit, Konzentration und Beobachtung. Natürlich
müssen abgesehen von diesen vier grundlegenden Arten der Wissenschaft des
Denkens viele andere Fähigkeiten entwickelt werden, so zum Beispiel Genauigkeit,
Findigkeit, Schnelligkeit, Synthese, Ursprünglichkeit und andere. Würde nur ein
Teil der in den Schulen gemachten Anstrengungen dem Sport der Denkkunst
gewidmet, die Ergebnisse wären erstaunlich”. Doch in der Tat, in der
gegenwärtigen Zeit ist diese göttliche Fähigkeit etwas, was der Durchschnitt
fürchtet. Am meisten von allem fürchten die Leute das Denken. Kein Wunder, dass
sich die schlauen Führer der mittelalterlichen Kirche beeilten, diese
erwachende Fähigkeit als ”Geschenk des Teufels” zu brandmarken. Sie wussten, dass
ihre ”Paradiese” verarmen würden und leer blieben, sobald sich die Intelligenz
offenbarte. Und wer legte ihnen dann das Wohl der Erde zu Füßen, gewonnen durch
den Schweiß des Volkes?
Gleicherweise
ist es notwendig, eines der Hauptübel moderner religiöser Erziehung
aufzuzeigen, und zwar das in das menschliche Bewusstsein eingeprägte Gefühl der
Verantwortungslosigkeit. Seit Jahrhunderten nämlich infiltrierte die entartete
Kirche dem Bewusstsein ihrer Herde ein tierisches Gefühl der
Verantwortungslosigkeit. Von Kindheit an lässt man die Menschen glauben, dass
sie die schrecklichsten Verbrechen begehen können, weil der Priester sie auf
Grund der ihm verliehenen Macht durch Beichte und Lossprechung von der Sünde
befreien kann. Was hindert also den Sünder, wieder in die gleichen Sünden zu
verfallen und sich abermals lossprechen zu lassen, – wahrscheinlich nur gegen
höhere Bezahlung?
Bedenken
Sie, dass gesagt ist: ”Einen reuigen Sünder gegen Bezahlung loszusprechen, ist
wohl das abscheulichste Verbrechen. Ist dieses Bestechen der Göttlichkeit mit
Gold nicht schlimmer als die ersten Formen des Fetischismus? Diese schreckliche
Frage muss von allen Seiten beleuchtet werden …” (Agni Yoga, § 52)
Wirklich
abscheulich ist diese in allen Religionsformen über die ganze Welt verbreitete
Seuche. Denken Sie an den päpstlichen Ablass des Mittelalters. Doch auch jetzt
lebt dieses alte Gebot wieder auf, und kein Katholik braucht noch eine
Pilgerreise nach Rom zu unternehmen, um für seine Sünden Buße zu tun. Alles,
was notwendig erscheint, ist, einen bestimmten Ablassbetrag einzusenden, und
die Lossprechung sowie der Einlass in den Himmel sind gewährleistet.
Darüber
habe ich bereits mit einem meiner Briefschreiber Meinungen ausgetauscht; und um
dieses Übel voll zu unterstreichen, will ich aus meinem diesbezüglichen Brief
folgendes zitieren:
”
…Wirklich, gerade darin, dass von Kindheit an die Idee in das Bewusstsein
eingeprägt wurde, die Kirche könne als mächtige Fürsprecherin dem Sünder für
eine Träne der Reue und gegen Bezahlung Einlass durch die Tore des Paradieses
gewähren, besteht das größte Verbrechen der Kirche. Indem sie dem Menschen die
Verantwortlichkeit raubt, schneidet die Kirche ihn vom Göttlichen Ursprung ab.
Die Kirche hat den großen Begriff Göttlicher Gerechtigkeit entehrt. Ohne das
Verständnis für Verantwortung und Gerechtigkeit wird der Mensch zwangsläufig
seine Involution antreten; denn jene, die die kosmischen Gesetze missachten,
sind zum Verderb verurteilt.
”Der
ganze Kosmos ist auf dem Gesetz der Verantwortlichkeit – oder, wie es öfter
genannt wird, dem Gesetz von Ursache und Wirkung oder Karma aufgebaut. Man kann
dieses Gesetz nicht missachten, ohne auf Dauer der Selbstzerstörung zu
verfallen. Alle alten Lehren, ohne Ausnahme, lehren das Gesetz der großen
Verantwortlichkeit – als das Pfand des Göttlichen in uns. Das ist in den Worten
Moses’ ‚Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn‘ klar aufgezeigt – allerdings wurde dieser
Ausdruck falsch ausgelegt und als Beispiel der Rachsucht des jüdischen Volkes
verstanden. Denken wir auch an die Worte Christi: ‚Ihr habt gehört, dass den
Alten gesagt wurde: Du sollst nicht töten, wer aber tötet, der soll dem Gericht
verfallen. Ich aber sage euch: Jeder, der seinen Bruder zürnt, soll dem Gericht
verfallen. Wer aber seinem Bruder sagt ‚Dummkopf‘, der soll dem Hohen Rat
verfallen; wer aber sagt ‚Narr‘, der soll der Feuerhölle verfallen.” (Matth.
5:21-22).
* * *
Auch
die Bedeutung der Arbeit sollte mehr hervorgehoben werden, da sie den
wichtigsten Faktor – den Eckpfeiler unseres Seins bildet. Es ist angebracht,
auf diese weise Auslegung einer biblischen Legende hinzuweisen:
”Wir
wollen sehen, wie entstellt die Legende über den Auszug Adams aus dem Paradies
ist. Gott verdammte ihn zur Arbeit im Schweiße seines Angesichts. Seltsamer
Gott, der durch Arbeit bestraft! Ein vernünftiges Wesen kann Arbeit nicht als
Übel ansehen, Arbeit ist der Pfad zum Licht. – Was liegt nun dieser Legende
zugrunde? Als der Mensch dank weiblicher Intuition die Beherrschung der
Naturkraft erlangte, gab der Göttliche Lehrer ihm ein Geleitwort mit auf den
Weg. Der Kernsatz dieses Geleitwortes betraf die Bedeutung anstrengender
Arbeit. Und das ist eher ein Segen als ein Fluch. Der Begriff des Schweißes ist
das Symbol der Anspannung …”
”Es
ist abwegig, zu denken, dass Schweiß nur eine physische Erscheinung wäre. Bei
geistiger Arbeit entsteht eine für die Sättigung des Raumes besonders wertvolle
Ausstrahlung. Während der Schweiß des Körpers die Erde düngen kann, stellt der
Schweiß des Geistes das Prana wieder her, indem er sich chemisch in
Sonnenstrahlen umwandelt. Arbeit ist die Krone des Lichts. Es ist notwendig,
bereits die Schulkinder auf die Bedeutung der Arbeit als einen Faktor beim
Weltenaufbau hinzuweisen. Eine Folge der Arbeit wird Festigung des Bewusstseins
sein …” (Gemeinschaft, § 117)
Jemand
sagt, dass der Mensch ”nach dem Hinübergehen in die Feinstoffliche Welt nicht
jene Hölle vorfindet, die er vor dem Verlassen der Erde so fürchtete …” Vor das
Wort ”Mensch” müsste man den Zusatz ”Durchschnitts-” stellen. Tatsächlich
existiert die Hölle. In der Feinstofflichen Welt leiden nicht nur die
Verbrecher schwer, sondern auch jene, die den geistigen Verfall in sich
zuließen oder mit vielen Gelüsten behaftet sind. Das wird in den Schriften
aller Völker gelehrt.
25.
März 1935
Ihr
Brief hat mich sehr gefreut. Vor allem schätze ich selbsttätige Menschen, die
ihr Karma annehmen und sich durch ehrliches Suchen von allen aufgedrängten
Dogmen und Vorurteilen befreien. So heiße ich Sie auf dem von Ihnen gewählten
Pfad, Licht in das Bewusstsein der Menschen zu bringen, willkommen. Ihr
Vorgehen ist ganz richtig, man sollte nie jemandem etwas aufzwingen, sondern
nur geben, was aufgenommen werden kann. Alle Lehrer, vom geringsten bis zum
größten, hatten und haben Schüler verschiedener Stufen. Um Erfolg zu erringen,
sollte man vor allem das Bewusstsein der Zuhörer in Betracht ziehen.
So
viele Seelen verlangen danach, die Lehre Christi in einem neuen Licht zu
erfassen. Stehen die Werke des Origenes nicht zur Verfügung, dann würde ich
empfehlen, die bemerkenswerten Bücher ”Dobrotolubye” (Die Liebe zum Guten) zu
studieren. Die lebendigen Ratschläge und Erklärungen des Evangeliums durch die
großen geistig Schaffenden der ersten Jahrhunderte des Christentums zeigen klar
auf, in welche Verwirrung der heutige Geist gelangte. Mit dem Terminus ”Christus”
meinten jene großen Weisen das höchste göttliche Prinzip in uns, eben das, was
ursprünglich in den großen Mysterien des Altertums wirklich gemeint war. Die
Bezeichnung ”Krestos” oder ”Kristos” wurde dem Wortschatz der heidnischen
Mysterien entnommen. Krestos oder der Neophyt, der alle Leiden und Prüfungen
bis zum letzten Ritual der Einweihung durchmachte, wurde nach der Salbung
Christus, ”der Geläuterte”. Seine vergängliche Persönlichkeit verschmolz mit
seiner unvergänglichen Individualität und er wurde ein unsterbliches Ego.
Derselbe Begriff des Wortes ”Christus” findet sich in der Epistel (4:19) an die
Galater und in der ersten Epistel an die Korinther (3:16) genauso wie in den
Evangelien des Hl. Johannes (15:4) und des Hl. Lukas (17:21).
Die
Bücher ”Dobrotolubye” wurden mir vom Athos gesandt, doch ich bin sicher, dass
sie auch bei einigen unserer ”Altgläubigen” zu finden sind. Manche Seiten
ähneln im Geist sehr stark den östlichen Lehren und der Lehre der LEBENDIGEN
ETHIK. Bemerkenswert sind die Aussagen des großen Antonius über den Königlichen
Pfad oder den Pfad der Ausgeglichenheit. Der Mittelweg oder die Goldene Mitte
ist von den großen Lehrern der Menschheit immer hervorgehoben worden. Wie schön
ist die Aufgabe, die Lehre Christi im Geist der frühesten großen christlich
Schaffenden zu säubern und ihr neues Verstehen auszulegen! Es wäre lehrreich,
die Geschichte und alle Beschlüsse der früheren Kirchenkonzile zu studieren und
zu erfahren, wie die meisten Kirchenvertreter sich im Lauf der Zeit von der
Wahrheit entfernten. Sicherlich wäre es auch äußerst wertvoll, das Werk des
Origenes ”Über die Prinzipien” zu erhalten. Darin finden sich so viele
Kommentare zu allen unklaren Stellen der Evangelien und des alten Testamentes.
Die Lehre Christi zu säubern – sie mit allen anderen großen Lehren des Ostens
in ein richtiges Verhältnis zu bringen –, wäre ein sehr wertvoller Beitrag zu
unserer dürftigen und schwer zugänglichen Literatur. Beim Durchpflügen der
modernen theologischen Werke kann das Feuer des Herzens erstickt werden. Dies
trifft nicht nur für die christliche Theologie zu, sondern genauso für andere
Religionen. Nur wer zu den ursprünglichen Quellen zurückkehrt, kann die
Schönheit und Einheit der großen Offenbarungen entdecken.
* * *
Ihre
Frage bezüglich der Tiere ist etwas schwierig. Sicherlich, die unschuldigen
Tiere nur für den Zweck menschlicher Ernährung zu töten, wo die ganze Natur uns
einen Überfluss an unblutiger Nahrung bietet, kann im Prinzip nicht
entschuldigt werden. Aber das Leben ist sehr vielschichtig! Man kann nicht
augenblicklich alle Zustände der höheren Welt auf die Erde übertragen. Unsere
Erde und ihre Bevölkerung sind noch nicht reif, um höhere Gesetze und
Bedingungen anzunehmen. Daher ist man verpflichtet, die gegenwärtigen Sitten
und Umstände zu tolerieren und gleichzeitig danach zu streben, sie so weit wie
möglich zu verbessern und zu veredeln. Doch um uns nicht in diesem Irrgang der
schwierigen und derzeit beinahe unlösbaren Probleme zu verlieren, müssen wir
uns immer folgenden Leitspruch vor Augen halten: ”Von zwei Übeln wähle das
geringere; von zwei Möglichkeiten des Guten die bessere.”
So
sollten wir uns zuerst um die Menschen kümmern und in zweiter Linie um die
Tiere. Ich verstehe Ihr Gefühl sehr gut, doch bedenken Sie, dass viele
Vorstellungen nur allmählich durch Bewusstseinserweiterung und Verfeinerung des
menschlichen Organismus verwirklicht werden können. Als ich im Gespräch einmal
einwandte, dass Pflanzen weniger Schmerz empfinden als Fische, entgegnete man
mir: ”Nicht unbedingt, denn das Bewusstsein einiger Blumen steht dem vieler
Fische und Insekten nicht nach”. Nach dieser Erklärung können wir nicht
behaupten, dass eine Pflanze keinen Schmerz empfindet, wenn sie gepflückt oder
abgeschnitten wird. Dies wurde im Kalkutta-Institut von dem indischen
Wissenschaftler Jagadis Bose durch moderne wissenschaftliche Experimente
erprobt. Diese Experimente zeigten, dass die Feinfühligkeit des Nervensystems
der Pflanzen erstaunlich ist.
Uns
bleibt nichts übrig, als das große Gesetz, das dem Lebensprinzip des ganzen
Kosmos zugrunde liegt – das Gesetz des Großen Opfers –, anzunehmen. In der
Natur lebt alles auf Kosten des anderen. Doch mit dem Wachsen des Bewusstseins
wird dieses Opfer feiner und erhabener, dennoch stets Opfer bleibend. Und nur
in den höchsten Welten verwandelt sich dieses Geben und die Entsagung in eine
Quelle reinster Freude. Opfern nicht die Größten Geistwesen ihre Kräfte, indem
sie ihre geistigen Ausstrahlungen senden, die uns im wahrsten Sinn des Wortes
erhalten? Opfern Sie nicht Ihre wohlverdiente Freude dauernden unveränderlichen
Schaffens in Sphären, die Ihnen rechtmäßig zustehen und verbleiben stattdessen
in den irdischen Sphären, um die Evolution der Menschheit zu lenken? In ihrem
gegenwärtigen Zustand ist die Menschheit ein fürchterlicher Vampir, der nicht
nur die Kräfte der Großen Geistwesen, die ewig wache halten, verzehrt und
raubt, sondern auch die Energien jener, die in der geistigen Entwicklung etwas
höher stehen als die meisten Menschen. Oft verursacht diese Tatsache völlige
Erschöpfung und manchmal sogar vorzeitigen Tod. Doch ohne den Zustrom der von
den Höchsten Geistwesen gesandten geistigen Kraft wäre die Menschheit längst
verloren. Daher muss man zuerst an die menschlichen Wesen denken und ihnen
helfen, einander nicht zu erschöpfen und zu töten. Durch Verbesserung der
Menschen, verbessern wir auch das Schicksal der Tiere.
Daher
lasst uns die Tiere lieben und Mitleid mit ihnen haben, doch sollten wir keine
Idole aus ihnen machen und sie nicht über die Menschen stellen. Nehmen wir das
Gesetzt des Ewigen Opfers an, dieses ständige Aufwühlen und Wirbeln wechselnder
Energien, die in ihrem ewigen Streben nach Vervollkommnung im Schmelzofen des
Kosmos alles wandeln.
* * *
Sie
können die wahren Sucher darauf hinweisen, dass das Bollwerk des Großen Wissens
seit fernsten Zeiten existiert, unermüdlich die Evolution der Menschheit
überwacht, den Strom der Weltereignisse beobachtet und in einen rettenden Kanal
lenkt. Alle Großen Lehrer sind mit dieser Stätte verbunden, alle sind ihre
Mitglieder. Vielfältig ist das Wirken dieses Bollwerks des Wissens und des
Lichts. Die Geschichte aller Zeiten und Völker bezeugte diese Hilfe, die nie
verbreitet, doch für jedes Land am Wendepunkt seiner Geschichte immer gewährt
wurde. Der Annahme oder Verweigerung folgte gesetzhaft eine Blüte oder ein
Niedergang des Landes.
Diese
Hilfe offenbarte sich in Form von Warnungen, Ratschlägen oder auch
vollständigen Lehren unter unerwarteten Umständen und in verschiedenen
Aspekten. Solche Warnungen zogen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind alle Warnungen nicht befolgt worden.
Denken wir an den schwedischen König Karl XII., der die dringende Warnung
erhielt, keinen Krieg mit Russland zu beginnen. Er begann ihn trotzdem, und
dies stoppte für lange Zeit die Entwicklung seines Landes. Die Veröffentlichung
des Tagebuches der Gräfin d’Adhemar, einer Hofdame der unglückseligen Marie
Antoinette, brachte ans Licht, dass die Königin viele Warnungen erhielt. Die
Warnungen wurden entweder durch Briefe oder durch persönliches Zusammentreffen
mit der Gräfin vermittelt. Die Botschaften wiesen immer wieder auf die Gefahr
hin, die dem Land, der königlichen Familie und vielen Freunden drohte. Alle
diese Warnungen kamen vom Grafen Saint Germain, einem Abgesandten der
Bruderschaft aus dem Himalaja. Aber alle auf Rettung bedachten Warnungen und
Ratschläge wurden als Schmähung und Betrug angesehen. Saint Germain wurde
verfolgt, und öfter als einmal drohte ihm die Bastille. Die tragischen Folgen
dieser Zurückweisung sind wohlbekannt.
Denken
wir auch an Napoleon, der in den ersten Jahren seines Ruhmes von seinem
Leitstern sprach. Doch geblendet von so viel Erfolg, trübte sich sein Geist,
und in diesem Hochmut nahm er den ihm erteilten Rat nicht an; durch das
Eindringen in Russland verletzte er eine der ersten Bedingungen. Der
Zusammenbruch seiner Armee und sein trauriges Ende sind ebenfalls allgemein
bekannt.
Wir
wissen auch, dass Washington durch einen geheimnisvollen Professor beraten
wurde und er diese Ratschläge mit sichtlichem Erfolg beherzigte. In der Zeit
der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, als man sich vorbereitete, sich
von England zu trennen, trug sich ein bemerkenswertes Ereignis zu. Im Verlauf
dieser historischen Konvention ergab sich ein Moment der Verzögerung und
Unsicherheit. Plötzlich trat ein großer Fremder aus der Mitte der Versammelten
und hielt eine feurige Rede, die mit den Worten schloss: ”Amerika soll frei
sein!” Die Begeisterung der Versammelten war entfacht, und die
Unabhängigkeitserklärung wurde unterzeichnet. Doch als die Delegierten sich
anschickten, jene Person, die ihnen geholfen hatte, die große Entscheidung zu
treffen, zu begrüßen, machten sie die erstaunliche Entdeckung, dass der Fremde
verschwunden war. So kann man in der ganzen Geschichte die helfende Hand der
Großen Gemeinschaft des Lichts wahrnehmen. Im zwölften und dreizehnten
Jahrhundert wusste die westliche christliche Kirche vom Vorhandensein einer
geheimen Geistigen Wohnstätte im Herzens Asiens, welcher der Priesterkönig Johann,
wie dieser große Geist sich nannte, vorstand. Dieser Priesterkönig Johann
sandte von Zeit zu Zeit an die Päpste und andere Vertreter der westlichen
Kirche Mahn- und Warnbriefe. Aus der Geschichte ist bekannt, dass einer der
Päpste eine Gesandtschaft zum Priesterkönig Johann nach Zentralasien entsandte.
Man kann sich gut vorstellen, zu welchem Zweck. Nach allerlei Missgeschick und
Zwischenfällen kehrte diese Gesandtschaft heim, ohne die Große Wohnstätte
gefunden zu haben.
Ja,
die Geschichte kennt eine Anzahl von hervorragenden Persönlichkeiten, deren
Bestimmung es war, für das Vorankommen der menschlichen Evolution eine wichtige
Rolle zu spielen, nachdem sie zuvor dieses Bollwerk des Hohen Wissens besucht
hatten. So verbrachte Paracelsus eine bestimmte Zeit in einem der Ashrams des
transhimalayaischen Bollwerks und empfing dort großes Wissen. Später schrieb er
viele Bücher, doch um der Verfolgung zu entkommen, die in jenen Zeiten jedem
Lichtträger drohte, bediente er sich dabei oft einer verschlüsselten Sprache.
Schrecklich sind die Verbrechen der Unwissenheit gegen das Wissen! Trüb sind
die Seiten der wahren Geschichte! Vergessen wir auch Cagliostro nicht, der der
Verfolgung nur dank der Fürsprache eines Geheimnisvollen Fremden entkam. Als
dieser in Rom vor dem Papst erschien, wurde die Verfolgung eingestellt, und
Cagliostro entkam später aus seinem Gefängnis. Denken wir nicht zuletzt an
unsere Landsmännin H. P. Blavatsky, die so schlimm verleumdet wurde. Sie hielt
sich drei Jahre in einem Ashram in Tibet auf und kehrte dann mit großem Wissen
und dem strahlenden Beweis über die Mahatmas in die Welt zurück. Wäre sie nicht
von so viel Bosheit und Neid umgeben gewesen, hätte sie zweifellos zwei weitere
Bände der Geheimlehre geschrieben, um einen Teil davon dem Leben der Großen
Lehrer zu widmen. Doch die Leute zogen es vor, sie zu töten – und ihr Werk
blieb unvollendet.
So
wiederholt sich die Geschichte, und so wird das Karma der Menschheit aufgebaut.
Und nun wirken auch Sie auf dem von Ihnen gewählten Pfad; der Segen der
Hierarchie des Lichts wird mit Ihnen sein. Doch nehmen Sie bitte den Rat an, so
weise, wie Sie begannen, fortzufahren!
12.
April 1935
In
Beantwortung Ihres Briefes kann ich nur meine Behauptung wiederholen, die nach
wie vor in ursprünglicher Stärke und Wahrheit bestehen bleibt: Der Große Advent
kann sich nicht auf gewöhnliche Art offenbaren und im physischen Körper vor
sich gehen. Man sollte verstehen, dass die Großen Herrscher entsprechend den
Erfordernissen der Welt diese oder jene Gestalt annehmen. Wieso ist es so
schwer, sich vorzustellen, dass eine große Individualität keinen physischen
Körper benötigt, um uns ganz nahe zu sein? Darüber hinaus beweisen die
Tatsachen der Vergangenheit und die Beispiele der Gegenwart, wie seltsam die
Erscheinung der Großen Geistwesen von unwissenden Menschen aufgenommen wird.
Bestenfalls bedachte man sie mit dem Ausdruck Scharlatan oder Spion oder mit
beiden Bezeichnungen. Die Menschen schreiben gewöhnlich ihre eigenen Laster
anderen zu. Es wäre sehr lehrreich, die historischen Tatsachen über das Leben
des Grafen Saint Germain zu studieren, des Sendboten der Weißen Bruderschaft.
Und wenn Christus Selbst heute unter uns erschiene – könnte Er dem Kerker oder
gar der Hinrichtung entfliehen? Bitte lesen Sie nochmals Dostojewskis ”Der
Großinquisitor”. Man muss verstehen, dass die Großen Individualitäten jetzt
inmitten chaotischen Denkens und der Ausstrahlungen entarteter Massen nicht
erscheinen können. Die Großen Herrscher folgen in allem dem Gesetz der
Zweckmäßigkeit. Erkennen Sie daher, dass im Hinblick auf das Niveau der
gegenwärtigen Menschheit der Advent in einer physischen Form absolut unmöglich
ist und für die gesamte Evolution nur ein Unglück wäre. Die Große
Individualität – unsichtbar sichtbar – ausgestattet mit den Strahlen des
mächtigen, aber unsichtbaren Laboratoriums, wird regieren.
Es
war sehr seltsam, in Ihrem Brief zu lesen: ”Sollte der Herrscher Maitreya ein
Buddha werden, würde Er höchstwahrscheinlich in einem physischen Körper
erscheinen”. Jene Individualität, die nach östlichen Vorstellungen die Gestalt
Maitreya annahm, war lange vorher ein Buddha. Deshalb ist der von Ihnen
vorgebrachte Grund für seine physische Inkarnation hinfällig. Alle im Buch
”Schambhala” erwähnten Prophezeiungen kann ich nur bestätigen. Sicherlich war
das Jahr 1936 als ein grundlegendes Jahr großartiger Anfänge und großer
Veränderungen angezeigt. Doch die Herrschaft des Herrschers von Schambhala
besagt nicht, dass er an der Endschlacht physisch teilnehmen wird; das ist ein
Irrtum, den nur äußerst unwissende Buddhisten begehen. Der Herrscher von
Schambhala wird, gemäß den ältesten Überlieferungen, den Fürsten der Finsternis
selbst bekämpfen. Dieser Kampf findet vor allem in den feinstofflichen Sphären
statt, wohingegen der Herrscher von Schambhala hier durch seine irdischen
Krieger wirkt. Er Selbst kann nur im äußersten Ausnahmefall gesehen werden und
würde nie in einer Menge oder unter Neugierigen erscheinen. Sein Erscheinen in
Feuriger Gestalt wäre für alle und alles unheilvoll, da seine Aura mit Energien
von ungeheurer Kraft geladen ist. Im Evangelium des Hl. Matthäus (24:27-39)
werden der Advent und das Jüngste Gericht – die Ereignisse, die unserem
Planeten bevorstehen – ganz genau beschrieben. Doch Sie werden genügend Zeit
haben, vor diesen Ereignissen alt zu werden – Teilkatastrophen dürften allerdings
früher eintreten.
Ich
würde Ihnen davon abraten, mit dem Band III anzufangen, wenn Sie die
Geheimlehre zu lesen beginnen. Nichts als Verwirrungen wäre die Folge. Der
dritte Band wurde nach dem Tod von H. P. Blavatsky zusammengestellt und enthält
daher einige Unstimmigkeiten. Die Behauptung, dass der Lehrer Shankaracharya
den Körper des toten Maharadscha benutzte, muss als exoterisch angesehen
werden, d. h. sie basiert eher auf Volkserzählungen als auf Tatsachen. Dass H.
P. Blavatsky einigen Lehrern gestattete, ihren Körper als Gefäß zu benutzen,
ist in alten Tagebuch-Blättern von H. S. Olcott beschrieben. Doch ein wahrer
Schüler weiß genau, wie solch ein Phänomen aufzufassen ist, wenn es sich auf
die Großen Lehrer bezieht. Dann hat dieses Phänomen weder mit Besitzergreifung
noch mit Besessenheit des Körpers etwas zu tun. Die Großen Lehrer missbilligten
solche Verletzungen oder ähnliche Phänomene sehr scharf. Ebenso gibt es viele Missverständnisse
um den Begriff des Avatars.
* * *
Vorzeitige
Kenntnis der eigenen Inkarnationen ist für den wachsenden Geist äußerst
schädlich. Daher verbirgt die immer nach dem Gesetz der Zweckmäßigkeit wirkende
Natur diese wohlweislich. Oft kann die vorzeitige Kenntnis früherer
Inkarnationen den weiteren Aufstieg hindern, da der Geist (nach Entdeckung
einiger Übel aus der Vergangenheit) entweder in den Abgrund der Verzweiflung
fallen könnte oder in Eigendünkel, das schwerste Hindernis auf dem Pfad der
Jüngerschaft. Daher sollte man diese weise Verhüllung der Vergangenheit
wirklich segnen. Zur rechten Zeit und nach allmählichem Fortschritt wird der
Geist selbst fähig sein, diesen Schleier zu lüften und seine früheren
Inkarnationen und ihre Bedeutung erkennen und verstehen. Oft begegnet man
unehrlichen und überheblichen Menschen, die sich selbst große Inkarnationen
zuschreiben. Das erklärt, warum so viele Julius Cäsars, Timurs, Aspasias,
Semiramisse, Kleopatras und andere zu gleicher Zeit unsere Erde bevölkern.
* * *
Und
nun etwas über die Chakras. Wie Sie wissen, gibt es insgesamt 49 Chakras
oder Zentren. Im Agni Yoga werden 21 erwähnt. Das Öffnen und die Umwandlung
dieser 21 Zentren bewirkt das Entflammen der übrigen, da viele Zentren
paarweise gelagert sind. Für eine hohe geistige Entwicklung ist nicht nur das
Öffnen der Zentren wichtig, sondern auch ihre Umwandlung; das Öffnen nur eines
oder zweier Zentren führt zu nichts anderem als zu niederem Psychismus und
bringt viele Gefahren mit sich. Im allgemeinen ist das richtige Öffnen der
Zentren ohne Hilfe des Lehrers völlig unmöglich. Allerdings meine ich den
Höchsten Lehrer, denn nur er kennt den wahren Zustand des Organismus in all
seinen Hüllen. Nur er kann den Blutdruck regulieren, der beim Öffnen der Zentren
so gefährlich sein kann, gar nicht zu sprechen von ihrer feurigen Umwandlung.
Daher wird in den Büchern der Lehre vor allem auf ein langwieriges
Vorbereitungsstadium hingewiesen, genau gesagt, eine physische und geistige
Prophylaxis ist nötig. Absolut wichtig ist die Läuterung der Gedanken und des
Herzens. Dann folgt die Erweiterung des Bewusstseins, Verfeinerung aller
Gefühle sowie Herzensbildung, da das Herz das Organ der Synthese ist. Das Herz
kann eine geistige Entwicklung ermöglichen, die nicht nur das Öffnen der
Zentren bewirkt, sondern möglicherweise auch die Aufmerksamkeit des Großen Lehrers
erweckt, der uns dann überwacht. Falls unser geistiger Entwicklungsstand diese
gefährliche Prüfung zulässt, kann er die nächste Stufe gewähren – die feurige
Umwandlung der Zentren.
Ohne
geläuterte Geistigkeit können wir zwar alle bekannten Übungen zur Anpassung der
Nervenzentren ausführen, doch bestenfalls einen erbärmlichen Psychismus oder
Mediumismus entwickeln (falls er latent in uns vorhanden ist) – und dann können
wir leicht einem Besitzergreifer zum Opfer fallen. Sie möchten wissen, wo die
Chakras sich befinden. Erwähnenswert sind die sieben Hauptchakras:
1.
Muladhara-Kundalini, das sich am Ende des Rückgrats befindet;
2.
Svadhistana-Chakra – es befindet sich im Bauch zwischen dem Ende des Rückgrats
und dem Nabel;
3.
Manipura-Chakra oder Solar Plexus;
4.
Anahata-Chakra oder der ”Kelch”;
5.
Vishuddha-Chakra oder das Kehlkopfzentrum;
6.
Ajna-Chakra oder das Dritte Auge;
7.
Brahmarandra-Chakra oder die Glocke, auf dem Scheitel.
Allerdings
hat allein das Gehirn mehr Zentren als dieses. Die Zentren der Schultern,
Wangen, Lungen, Handgelenke, Nieren usw. werden selten erwähnt. Selbst in
indischen Schriften gibt es Unklarheiten darüber, wo der Sitz des Dritten Auges
ist. Manche setzen es mit der Hypophyse gleich, andere mit dem Solar Plexus
usw. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, sobald man den Zustand
wirklichen Hellsehens erreicht, sieht man alles mittels des Glockenzentrums.
Man kann auch mit Hilfe des Solar Plexus sehen, und es ist nicht zu viel
gesagt, dass jedes Zentrum sehen kann. Wir können sogar unseren inneren
Organismus sehen. Und das alles wird durch entsprechende Aufspeicherung von
Geistigkeit ermöglicht, zusammen mit den erforderlichen Bedingungen von Prana
und Seehöhe.
Auf
den alten Bildern der MUTTER DER WELT (in der tibetanischen Sprache Dukkar, die
Vieläugige) besteht ihre Aura aus Augen. Jeder Strahl endet in einem Auge. Die
Alten wussten vieles, was uns verborgen blieb.
Gleicherweise
wird die Erscheinung des Auges von Dangma von den Großen Lehrern besonders
geschätzt. Dies ist kein Hellsehen im üblichen Sinn, sondern das in Tausenden
von Leben und selbstaufopfernden Erfahrungen im Kelch gespeicherte
Gefühlswissen. Das Ziel dieser Aufspeicherung ist, eine große Bestimmung zu
erlangen und ein vollkommener Archat oder Gottmensch zu werden.
* * *
Was
ist Aryavarta? Es ist der nördliche Teil Indiens, die Täler des
Himalaja, wo die Emigranten aus Zentralasien nach dem Unheil von Atlantis ihre
Heimstätten errichteten. Übersetzt bedeutet es ”Das Land der Arier”. So
befindet sich unser Ashram in dem ältesten und heiligen Gebirgstal von
Aryavarta.
* * *
Es
wäre sehr nützlich für Sie, aus den Büchern der Lehre die für die Jüngerschaft
wichtigsten Eigenschaften herauszuschreiben. Sie werden sie brauchen.
Dann
möchte ich hinzufügen: Wenn in der Lehre gesagt ist, dass die finsteren Kräfte
aufgrund ihrer Eigenart unfähig sind, Einheit zu üben, so ist aber auch in der
Lehre erwähnt, dass die Finsteren weit mehr auf ihre Hierarchie hören als die
sogenannten ”Leuchtkäfer”. Daher besteht kein Zweifel darüber, dass die
Finsteren jetzt unter dem Antrieb der Furcht handeln. Sie wissen, dass
Finsternis ihre einzige Rettung ist; und so wird Furcht – obwohl sie dem Wesen
nach von Einheit weit entfernt ist – zu ihrem größten Einiger. Dass Panik die
Menschen zwingt, in die gleiche Richtung zu eilen, ist eine bekannte Tatsache.
”Die Finsteren schlafen nicht. Sie unterhalten eine weit stärkere Verbindung
mit ihrer Hierarchie als die sogenannten Krieger des Lichts. Die Finsteren
wissen, dass ihre einzige Rettung in der Finsternis liegt, aber die
”Leuchtkäfer” flattern viel herum, diskutieren viel und lieben ihre Hierarchie
nur wenig”. (Feurige Welt I, § 339)
”Man
muss die Lehre in ihrer alles umfassenden Eigenschaft kennen und verstehen. Es
ist notwendig, die Gegensätze wahrzunehmen, da sonst kein Fortschritt möglich
ist”.
* * *
Über
den von Ihnen erwähnten Artikel habe ich bereits meine Meinung geäußert. Wir
wollen unsere Vorstellungen niemandem aufzwingen, wir geben, wir lenken – das
ist alles. Jeder nimmt so viel auf, wie er will und kann.
Die
Feurige Welt ist eine der höchsten Stufungen der Welten oder Sphären unserer
Planetenkette.
Gewiss,
die Monade entspricht der Vorstellung, die wir uns vom Geist machen. Doch wenn
von ihr als Geistigkeit gesprochen wird, d. h. als Erscheinung, dann ist immer
das höchste Ego gemeint. Die Monade besteht in Wirklichkeit aus dem sechsten
Prinzip und dem universellen siebenten, sie ist keine bewusste Wesenheit auf
den Erscheinungsebenen. Um auf allen Ebenen eine bewusste Offenbarung oder
anders gesagt, die wahre Unsterblichkeit zu erlangen, (d. h. ein Archat, Buddha
oder Dhyan Chohan zu werden), müssen sich die drei Prinzipien – das vierte,
fünfte und siebente – hier auf Erden verbinden und im sechsten Prinzip
verschmelzen. Das siebente Prinzip ist lediglich eine ewige Lebenskraft, die
sich durch den ganzen Kosmos ausbreitet. Vergessen Sie auch nicht, dass jedes
Prinzip seine eigenen höchsten und niedersten Eigenschaften und Ausdrucksformen
hat. So entspricht der feinstoffliche Körper, in den sich der hohe Geist
kleidet, den höchsten Gefühlen; und alle Leidenschaften und Wünsche werden vom
reinen Feuer in die feinsten Gefühle und Wahrnehmungen verwandelt. Es gibt
daher viele Abstufungen der feinstofflichen und der Mentalkörper.
* * *
Ich
freute mich zu hören, dass Sie nicht mehr allein sind, da Sie nun einen
Mitarbeiter gefunden haben, der nebenbei der Kunst zugetan ist. Übermitteln Sie
ihm meine Grüße. Sicherlich können Sie ihm gestatten, aus meinen Briefen
Auszüge über alles zu entnehmen, was die Jüngerschaft betrifft.
* * *
Und
dann möchte ich nicht vergessen, Ihnen zu raten, nicht gegen die Theosophen
eingestellt zu sein. In der Tat, sie stehen bewusstseinsmäßig wirklich weit
über vielen, vielen Menschen. Viele Anhänger des Agni Yoga kommen gerade aus
ihren Kreisen. Daher sollten wir keinesfalls Einspruch erheben, sondern lieber
versuchen, überall das Gute zu sehen. Wir trafen nicht viele russische Theosophen,
noch hörten wir viel von ihnen. Doch ich muss sagen, eine offene feindliche
Einstellung gab es selten. Gleicherweise sollte man nicht alle von den
Blavatsky-Anhängern geschriebenen Werke verdammen. Unter diesen Schriften gibt
es gute und wertvolle Seiten. Das Leben ist sehr kompliziert; seien Sie daher
vorsichtig in ihrer Kritik.
Ihren
letzten Brief werde ich etwas später beantworten, denn es gibt darin einige
Punkte, die eine besonders klare Antwort erfordern, was etwas mehr Zeit in
Anspruch nimmt, die mir momentan nicht zur Verfügung steht; auch Ihrer
Übersetzung kann ich zur Zeit keine Aufmerksamkeit schenken, ich muss sie
zurückstellen. – Es wird mich freuen, wenn Sie die Lehre im Alltagsleben
befolgen können. Ich kann Ihnen nur raten, sich mehr mit der geistigen
Vervollkommnung zu befassen, als über Kosmogonie nachzudenken. Ohne Läuterung
des Herzens und Erweiterung des Bewusstseins nach den Weisungen der Lebendigen
Ethik kann wahres Wissen nicht erlangt werden. So wird Ihnen die Überwindung
einer unerwünschten Gewohnheit mehr Nutzen bringen, als wenn Sie alle
bestehenden Systeme der Kosmogonie auswendig lernten. Wahrlich, wahres
Verstehen erlangen wir nur durch Annäherung an den Hierarchen und Vereinigung
unseres Bewusstseins mit dem seinen. Doch eine solche Vereinigung kann nur
zustande kommen, wenn unser inneres Wesen in dem Grad geläutert ist, dass es
die uns von dem Großen Lehrer gesandten Schwingungen wahrnehmen und auf sie
ansprechen kann. Ich werde nie müde zu wiederholen, dass die Lehre im Leben
befolgt werden muss und empfehle Ihnen von neuem, sich der Aufgabe der
Selbstvervollkommnung zuzuwenden. Wie es im Agni Yoga heißt: bestimmen Sie ihre
drei schlechtesten Eigenschaften und versuchen Sie, diese zu bekämpfen. Das
wird für Sie ein ungeheurer Sieg sein.
Seien
Sie darauf bedacht, nicht in Illusionen zu verfallen. Jeder Schüler sollte sich
vor allem von jeglicher Illusion lossagen, besonders von jenen, die durch
seinen eigenen Willen produziert werden. Illusion ist ein Zerstörer. Illusion
oder Maja wird in den indischen Schriften oft als das Äquivalent von Mara
hingestellt – und Mara bedeutet Finsternis. Bekämpfen Sie daher eitle
Illusionen mit Ihrer ganzen Kraft.
Seien
Sie bestrebt, arbeiten Sie an sich und seien Sie freudig!
18.4.1935
Jetzt
möchte ich ein äußerst heikles und schwieriges Thema berühren – das Anhören von
sogenannten gegenseitigen Verurteilungen und Kränkungen. Jede Art von
Verleumdung ist grundsätzlich zu missbilligen, doch ein Lehrer muss alle
Besonderheiten des Denkens seiner Schüler kennen. Oft, wenn einem Schüler oder
einem Mitglied einer Gruppe Gelegenheit gegeben wird, seiner angehäuften
Verbitterung und seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, hilft man ihm,
schädliche Energien zu entladen.
Es
gibt nichts Schädlicheres als verdrängte Kränkung oder Ärger. Es ist gesagt:
”Höret und verurteilt nicht. Oft macht gerade dieses Entladen des Giftes eine
Person frei für einen neuen Pfad. Nicht durch Verneinung gewährt der Lehrer
Hilfe, sondern durch Anziehung.” So kann durch vorsichtiges Berühren Ordnung in
das unausgeglichene Denken gebracht werden. Das wünschenswerte Verhalten ist,
nicht zur Verurteilung anzuspornen, sondern unbegründete Angriffe, Argwohn und
Verleumdungen zu klären. Die Aufgabe, oder wie ich es zu nennen pflege, die
Kunst, richtige Beziehungen zwischen Menschen zu schaffen, ist eine der größten
aller Künste. Es gibt keine edlere Tätigkeit, als Frieden zu stiften; aber es
ist auch die mühsamste und schwierigste.
Mein
Leben gestaltete sich so, dass ich seit meiner Kindheit von Menschen umgeben
war, die mir ihre Sorgen anvertrauten, und fast immer gelang es mir, sowohl die
tatsächlichen als auch die eingebildeten Beschuldigungen zu schlichten. Ich
versuchte immer, das Gute oder wenigstens etwas Gutes von dem zu behalten, was
der Ankläger über den Angeklagten vorbrachte. Und diese einfache Methode
brachte immer die besten Lösungen. Die Menschen sprechen oft die
schrecklichsten Dinge aus, ohne sich bewusst zu werden, was sie wirklich sagen,
weil sie die eigenen Worte augenblicklich vergessen! Hört man dieses Grollen
ruhig an, lassen sich viele Dinge klären, und man kann den Menschen helfen, ein
neues Verständnis zu finden. Klatsch unter den Mitarbeitern um des Klatsches
Willen ist eine widerliche Sache. Doch ein Lehrer sollte fähig sein, zwischen
boshaftem, unkundigem, leerem Geschwätz und einem solchen zu unterscheiden, das
ernsthafter Natur ist und seines freundlichen herzlichen Einwandes bedarf.
Schließlich entstehen Bekenntnisse ja aus dem Bedürfnis der Seele, die für den
Fortschritt hinderlichen, angehäuften Energien loszuwerden. Es ist besser, sich
einem Lehrer anzuvertrauen als einem Fremden. Aus Erfahrung weiß ich, wie
außerordentlich schwer es ist, Menschen zu führen und welche verschiedenen
Methoden man anwenden muss, um sich dem Bewusstsein und dem Charakter jedes
einzelnen anzupassen. Doch in vielen Fällen zeitigen Freundlichkeit und
Herzenswärme die besten Ergebnisse. Fürchten Sie sich daher nicht vor dem
Zuhören. Das ist kein Ansporn zu Klatsch und Verleumdung, sondern eher eine
psychologische Hilfestellung für jene, die Ihnen vertrauen – oder eine geistige
Prophylaxis für sie. In vielen Fällen werden Sie die nötige Erklärung finden
und ein warmes, ermutigendes Wort einlegen, und in anderen Fällen, sofern
erforderlich, strenge Worte finden …
* * *
Askese,
oder eher Enthaltsamkeit, welche die Lehren mitunter fordern, kam als Protest
gegen den fürchterlichen Niedergang der Moral auf, der für die Menschheit
bezeichnend wurde. Außerdem besteht kein Zweifel darüber, dass jene, die sich
dem praktischen Okkultismus widmen, Enthaltsamkeit üben müssen; denn alle
Energien müssen für die Entwicklung besonderer Fähigkeiten bewahrt werden. Doch
man kann sich dem großen Dienst auch weihen, ohne ein Asket zu sein. Viele
glauben, für geistiges Wachstum und die Annäherung an den Lehrer sei ein
klösterliches Leben erforderlich. Jedoch dem ist nicht ganz so. Unter Reinheit
des Lebens sind vor allem Läuterung der Gedanken, reine Motive,
Furchtlosigkeit, Standhaftigkeit, selbständiges Wirken, Nächstenliebe und andere
positive Eigenschaften zu verstehen. Die Bedürfnisse und Funktionen des Körpers
sollten nicht als unrein betrachtet werden, da sie natürlich sind; nur
Ausschreitungen sind schädlich, zerstörerisch und daher verwerflich.
Es
ist ein großes Glück, ein seltenes Privileg, das Vertrauen des Lehrers zu
genießen; und die Erfüllung der von Ihm kommenden Weisungen erfordert, dass der
Schüler die giftigsten Lebenssphären durchschreitet. Nachdem der Schüler seine
Forderung erfüllt hat, wird er sich auf der Höhe der Errungenschaft finden
(vorausgesetzt, sein ganzes Wesen ist bestrebt, die gestellte Aufgabe bestens
zu erfüllen). Wohingegen der fanatische Asket seinen Körper martern mag, doch
wenn sein Herz schweigt, wird er in einer geistigen Wüste leben, aus der es
keinen Zugang zum strahlenden Bollwerk des Ewigen Lebens gibt. Genau gesagt,
wir sollten uns nicht vom Leben absondern, sondern alle unsere Emotionen in
höchste Schönheit verwandeln. Wunderbar sind die Gefühle der Liebe und
Freundschaft zur eigenen Familie und allen Nahestehenden; sie berühren uns
wahrlich am schönsten und höchsten. Sie sind die notwendigen Stufen, die uns
zur Kosmischen Liebe führen, und jeder, der seine Berufung erkennt, kann diese
Liebe erreichen. Ich will einige Zeilen aus der Lehre anführen, die deutlich
machen, wie entstellt viele heilige Begriffe wurden.
”Die
Welt ist nach schönen Prinzipien geformt. Die Meinung, der Welt entsagen zu
müssen, ist unrichtig. Die ganze Welt ist dem Menschen gegeben worden. Es wäre
daher weit richtiger, von der Erforschung der Bedeutung der Dinge zu sprechen.
Wenn sich die Frage nach der Entsagung erhebt, trifft man auf die
entstelltesten Begriffe, die schädlichsten Taten; doch es ist unzulässig, einen
schönen Begriff – die Welt – zu missbrauchen, um eine Verallgemeinerung dieser
Greuel von seiten der Unwissenden zu beschreiben! Weltliche Angelegenheiten
müssen nicht unwürdig und beschämend sein. Hohe Bewusstseine haben für die Welt
große Schmerzen auf sich genommen. Es ziemt sich nicht, ihnen die Entstellungen
der Unwissenden zuzuschreiben! Studiert man die Grundlagen der Feurigen Welt,
dann ist es vor allem notwendig, im Verstehen vieler Begriffe Übereinstimmung
zu erzielen. Kann man Schwelgerei, Verderbtheit, Diebstahl oder Verrat
überhaupt als weltliche Fragen bezeichnen? Sie stehen sogar unter dem Handeln
der Tiere. Tiere kennen das erforderliche Maß, doch wenn der Mensch das rechte
Maß verlor, so nur deshalb, weil er die Welt aufgab und in die Finsternis
versank. Wer unwürdig von der Welt spricht, kann Rechtes von Falschem nicht
unterscheiden. Wie könnte er das Gesegnete Feuer begreifen? Er würde allein bei
dem Gedanken an die Feurige Welt schaudern. Raten wir daher den Freunden,
allmählich die Welt vom Chaos zu unterscheiden. Ich rate den Freunden, damit zu
beginnen, über das feurige Element als Thema kommender Offenbarungen zu
sprechen.” (Feurige Welt, II. Band)
20.
April 1935
Alle
Irrtümer und schrecklichen Widersprüche entstehen, weil man Gott von der
offenbarten Natur trennt. Nur wenige denken über die Immanenz Gottes nach und
erkennen, was dies vor allem besagt – nämlich dass der Mensch von Gott
ermächtigt ist.
Wieso
wollen Sie dann so sicher sein, dass ”es unmöglich ist, die Eigenschaften, die
erworben und entwickelt wurden, wieder zu verlieren?” In der Tat, der Kosmos umfasst
beides, Evolution und Involution; und wenn im Kosmos Offenbartes wieder in
Chaos zurückfällt, so kann dies auch mit dem Menschen, dem Mikrokosmos,
geschehen. Es geschieht, wenn die besten Gefühle des Menschen mit den
niedersten Erscheinungen des Egoismus vermischt, von ihnen überwältigt werden
und sich in verderbliche Energien verwandeln. Das größte und unheilvollste
Beispiel ist der Fall des Fürsten dieser Welt. Solch ein Fall ist selbst bei
einem Geist von so hoher Entwicklungsstufe möglich.
Über
den Begriff des Absoluten und seine Synonyme Unendlichkeit, Absolute Vernunft
oder Weisheit, Absolutes Bewusstsein und Absolutes Sein muss man ernsthaft
nachdenken und sich dann fragen, ob es möglich ist, sie zu erreichen. Wenn von
einer Verschmelzung mit dem Kosmos gesprochen wird, so muss dies in völliger
Relativität verstanden werden; anders widerspräche es der Unbegrenztheit. Der
Göttliche Funke oder Gott in uns kann durch Herzstreben so stark entwickelt
werden, dass er mit dem höchsten Raumfeuer verschmilzt. Durch sein Licht kann
er dann alle in uns aufgespeicherten geistigen Schätze, diese hohen Energien,
die im Gefühlswissen zum Ausdruck kommen, enthüllen. Doch der Grad der
Erleuchtung wird in jedem Fall mit den Aufspeicherungen im Kelch völlig
übereinstimmen. Mit jeder weiteren Vervollkommnung, mit jeder höheren Evolution
der Menschheit, mit jedem höheren Zyklus unseres Planeten werden daher diese
Erleuchtungen höher und schöner sein – und so fort bis ins Unendliche.
Es
ist falsch, die Ur-Materie als geistlos anzusehen. Sie ist das erste Stadium
der Offenbarung des Geistes, folglich auch die höchste. Geist ohne Materie
existiert nicht. Des Geistes beraubte Materie nennen wir den Zustand der
Materie auf den niederen Ebenen, wenn die höchsten Energien die Materie
verlassen haben und nur das tierische Leben erhalten bleibt. Genau gesagt, wenn
Materie zu Abfall wird, verbleibt nur noch die kosmische Umarbeitung.
Ebenso
ist es falsch, den Zustand von Pralaya als ”Tod” zu bezeichnen, denn im Kosmos
gibt es keinen solch rein menschlichen Begriff wie Tod. Es gibt nur eine
unbegrenzte Wandlung der Formen. In der Zeit des Großen Pralaya verbleibt daher
die Materie in ihrem höchsten Zustand, sie wird daher keineswegs des Geistes
beraubt; denn der Große Atem setzt auch während des Maha-Pralaya nicht aus,
während im kleinen Pralaya alle Welten im Status quo verharren.
Zweifellos
gibt es im offenbarten Kosmos viele Unvollkommenheiten. Andernfalls hätte es
keine Offenbarungen gegeben, da das Leben des Kosmos sich in ewiger Bewegung
befindet, aus der die ganze Evolution fließt, der gesamte Vervollkommnungsprozess.
Obgleich es zutrifft, dass vieles Unheil sich im Lauf der Zeit nicht als
unheilvoll, sondern eher als wohltätig erweist, muss man nichtsdestoweniger
verstehen, dass all dieses Unglück mit dem menschlichen Bewusstseinsstand
zusammenhängt. Wenn sich jedoch das Bewusstsein der Menschheit laufend
vervollkommnet, wird sich dadurch nicht nur die tägliche Notlage wesentlich
ändern, sondern auch der Aspekt des Schreckens der kosmischen Kataklysmen wird
ein anderer. Das Bewusstsein des Menschen muss besser angepasst werden, um
beidem zu widerstehen. In der Tat, im Kosmos herrscht das große Gesetz der
Entsprechung.
Der
Mensch selbst verletzt ständig dieses Gesetz durch Herabsetzung und Verrat des
göttlichen Geschenks des freien Willens und stürzt sich und seinen Planeten in
fürchterliches Unheil. Der Einfluss des Menschen auf seine gesamte Umgebung und
auf alle kosmischen Zustände ist groß – und umgekehrt. Es wäre wirklich weise,
diese starke gegenseitige Beeinflussung der kosmischen und menschlichen Kräfte
vordringlich und sehr aufmerksam zu studieren. Das gesamte Leben des Menschen
würde um vieles freier, leichter und schöner werden!
Und
nun möchte ich nur noch hinzufügen, dass die Lehre jedem zugänglich ist, der
genügend Geistigkeit und die nötigen Eigenschaften besitzt – die wichtigsten
Eigenschaften für jene, die dem Großen Lehrer näherkommen wollen. Doch ohne
diese in der Lehre erwähnten Grundeigenschaften kann niemand hoffen, als
Schüler aufgenommen zu werden, auch nicht, wenn er große intellektuelle
Fähigkeiten besitzt. In der Tat, die Lehre ist zugänglich, denn zu allen Zeiten
ist jener Teil der Wahrheit, den die Menschheit in sich aufnehmen konnte, der
Welt immer gegeben worden. Doch es ist ganz unmöglich, jemandem die Wahrheit
aufzuzwingen; jeder muss sie von selbst finden. Alles was getan werden kann,
ist, die Richtung zu weisen.
* * *
Erfahrungen
in Levitation, Materialisation, Projektion des Astralen – all das, was in den
psychischen Forschungsinstituten vielmals demonstriert wurde, hat mit geistigen
Errungenschaften und der Annäherung an den Lehrer nichts zu tun. Im Gegenteil,
sehr oft ist es nur ein Hindernis auf dem Pfad des Aufstiegs. Alle Großen
Lehrer sind gegen solche Phänomene, und mit wenigen Ausnahmen nehmen sie
Menschen, die zu Mediumismus neigen, nicht als Schüler an. Denn tatsächlich
sind die Experimente mit den hohen feurigen Energien etwas wesentlich anderes
und liegen jenseits der Fähigkeit eines Mediums.
Viel
Missverständnis gibt es auch bezüglich des § 185 im Buch Agni Yoga. Und solchen
Missverständnissen liegt oftmals mehr zugrunde als pure Einfalt. Hauptsächlich
ist es die unbewusste Auflehnung der Ichsucht gegen die Autorität der
Hierarchie. Dieser Paragraph zeigt klar die Notwendigkeit auf, einen irdischen
Lehrer zu wählen, der schließlich ein Bindeglied zum Höheren Lehrer sein kann.
Sicherlich, die Lehrer können nicht jeden lenken, der sich ihnen nähert. Sie
sind mit kosmischen Aufgaben beschäftigt und führen derzeit einen
fürchterlichen Kampf gegen die finsteren Kräfte, die versuchen, unseren
Planeten zu vernichten. Deshalb geben Sie die Lehre durch einen Hauptkanal und
überwachen dann die zahlreichen Gruppenbewegungen um die Lehre. Jedoch können
Sie Personen nur leiten, wenn diese bestimmten Aufforderungen nachkommen. Viele
von denen, die sich der Lehre nähern, befinden sich noch in einem elementaren
Zustand, ihr Bewusstsein ist durch Vorurteile und unterbewusste vorgefasste
Meinungen infiziert, so dass es für sie wichtig ist, vorerst einen irdischen
Lehrer zu haben.
Dieser
Lehrer kann ihr Denken reinigen und ihr Bewusstsein für jene spätere Stufe
vorbereiten, auf der sie das Nahen des Großen Lehrers wahrnehmen. Es ist
wirklich eine seltene Begebenheit, die Stimme des Lehrers zu hören! Dazu sind
viele geistige Aufspeicherungen nötig! Und wie oft geschieht es, dass Menschen,
die nur einen Blick in die Bücher der Lehre geworfen haben, in ihrem
Eigendünkel die Stimmen aus der feinstofflichen Welt fälschlich für die Stimme
des Lehrers halten! Nur wer geistig stark ist, geistiges Gleichgewicht und
Unterscheidungsvermögen besitzt, kann sich nähern und die Lehre der Großen
Brüder der Menschheit in sich aufnehmen. Viele Verblendungen und mannigfaltige
Versuchungen aus der feinstofflichen Welt befallen den, der auf dem Pfad ist.
Der einzig wahre Maßstab, das einzige Licht, das zum Ziele führt, ist die reine
Flamme des Herzens. Genau gesagt, das reine Herz und das klare Bewusstsein
werden den rechten Pfad weisen.
Das
ist der Grund, warum die Lehre die Läuterung des Denkens, das Erweitern des Bewusstseins
und die Herzensbildung so betont!
* * *
Nicht
ein einziger der Großen Lehrer der Menschheit hat unser Sonnensystem verlassen.
Sie haben selbst die Sphären, die unseren Planeten umgeben, nicht verlassen. Im
Gegenteil, Sie sind uns näher als je zuvor, denn das ungestüme Harmagedon
erfordert die Anspannung aller Kräfte der Hierarchie des Lichts. Selbst wenn es
kein Harmagedon gäbe, würden diese Höchsten Geistwesen ihre Vervollkommnung in
anderen, höheren Sphären auf Planeten noch innerhalb der Grenzen unseres
Sonnensystems fortsetzen. Die Erde ist nicht der höchste Planet in unserem
Sonnensystem. Die Hohen Geistwesen kamen von einem höheren Planeten auf die
Erde, um die Evolution unserer Menschheit zu beschleunigen. Aber da ihr Planet
die ganze Evolutionsrunde noch nicht beendet hat, werden Sie dahin
zurückkehren, sobald er die Ihrer Geisteshöhe entsprechende Runde erreicht hat.
Der
Begriff der Großen Weißen Bruderschaft ist von Missverstehen und Irrtum
umgeben. Es war vielleicht zu erwarten, denn unser Schriftgut ist armselig, was
diese Kenntnis betrifft, und wird von Händen, die weder rein noch schön sind,
entstellt.
* * *
Was
meinen Sie mit: ”Die Auswahl eines Lehrers steht auch den örtlichen Schülern
zu, die einen der Brüder wählen können”? Wenn Sie dabei an die dort
befindlichen Inder denken oder an Leute, die in Indien leben, so sind diese in
der gleichen Lage wie Sie! Denn die Zahl der Schüler, die dort in ihrem
physischen Körper im Bollwerk der Weißen Bruderschaft wohnen, ist äußerst
gering; darüber hinaus sind diese wenigen bereits Adepten. In einem Jahrhundert
gelangen nicht mehr als einer oder zwei in ihrem physischen Körper in die Weiße
Bruderschaft. So gelangte im Jahre 1924 unsere Landsmännin H. P. Blavatsky zu
Ihnen (in einem männlichen Körper ungarischer Nationalität). Verspottet,
verleumdet, verfolgt nahm sie einen Platz unter den Rettern der Menschheit ein.
So wiederholt sich die Geschichte, und so wirkt die kosmische Gerechtigkeit.
* * *
Fohat
ist die feinste feurige Energie; sie kann bei Berührung einen unvorbereiteten
Organismus verbrennen und einen martervollen Tod verursachen. Ich selbst sah
Fohat mit meinen physischen Augen und war voller Wunder, als ich das Zerbersten
eines Sonnenstrahles in Millionen von leuchtenden Funken von Fohat gewahrte.
Danach erlitt ich eine leichte Verbrennung der Zentren. Ebenfalls sah ich den
Kristall von Materia Lucida. All dies wurde mir vom Großen Lehrer gezeigt.
Zweimal befand ich mich auch am Rand des feurigen Todes und wurde durch die
Strahlen des Großen Lehrers gerettet. Doch dieser Grad von Erfahrung ist sehr
selten; man muss die Vorbereitungsstufen feuriger Erscheinungen durchschreiten,
andernfalls würde ein vorzeitiger Tod eintreten. Wenn der rechte Augenblick für
die Aufnahme der höheren feurigen Energien gekommen ist, gestalten sich die
Lebensereignisse so, dass der Schüler den Platz findet, wo sich Gelegenheit
bietet, eine solche Erfahrung zu machen. Ist der Schüler bereit, so kann ihn
nichts hindern, das zu erhalten, was er rechtmäßig verdient. Denn in der Lehre
ist gesagt, dass ”jeder sich seinen Teil zuweist”.
Wenn
Sie Sternchen wahrnehmen, so ist dies ein vorzügliches Zeichen, und ich hoffe,
Sie nehmen sie ernst und freudig auf. Notieren Sie, unter welchen Umständen die
Sternchen erscheinen. Außer purpurnen, blauen und silbernen kann es auch
schwarze geben mit einem hellen Rand oder einfarbig schwarze, gelbe und rote.
Alle haben ihre Bedeutung. So halten wir schwarze und schwarze mit hellem Rand
für ein bedrohliches Zeichen, oft bedeuten sie Gefährdung der Gesundheit und
das Vorhandensein von Feinden. Die gelben warnen und raten zur Vorsicht. Die
roten zeigen Spannung in der Atmosphäre an und können auf Erdbeben und Orkane
hinweisen. Bei den übrigen handelt es sich um gute Zeichen. Die Flecken von
verschiedener Farbe, die Ihnen sichtbar werden, bedeuten den Anfang der
Zentrenöffnung. Solche Farben können zu einem gewissen Grad Materia Lucida
zugeschrieben werden. Ebenso ist es ein gutes Zeichen, sich selbst zu sehen,
das heißt in doppelter Gestalt. Ich will einen Paragraphen aus der Lehre
zitieren: ”Manchmal seht ihr euch selbst in einem genauen Ebenbild wie lebendig
vor euch. Solch eine Vision veranschaulicht, dass das Auge nur eine Anpassung
ist und das Sehvermögen in den Nervenzentren ruht. Solch eine Spannung des
Zentrums kann ebenfalls als eine feurige Erscheinung angesehen werden. In der
Feurigen Welt gibt es die Sicht des Geistes, die keiner okularen Anpassung
bedarf. In den Besitz des feurigen Auges zu gelangen ist leichter, wenn man
bereits im irdischen Zustand fähig war, das Aufblitzen solch geistiger Sicht
wahrzunehmen.” (Feurige Welt, II. Band)
Für
die Übersendung der Antwort bezüglich der Diskussion an der dortigen
Universität danke ich Ihnen. Das den Lebensproblemen gewidmete Interesse ist
erfreulich. Ja, die besten Vertreter der Wissenschaft nähern sich den in der
östlichen Philosophie dargelegten Vorstellungen. So habe ich kürzlich über das
gleiche Thema ein Interview mit einem bedeutenden amerikanischen Physiker,
Professor Pupin, gelesen. Als man die Frage an ihn richtete, wie er sich den
Himmel vorstelle, antwortete er: ”Er ist das, was die Wissenschaftler die wahre
Welt nennen, und unsere irdische Welt ist nur ihre Reflexion. Alle
wissenschaftlichen Forschungen und Entdeckungen richten sich auf die weitere
Entfaltung der Welt jenseits der physischen Grenzen.”
”Wo,
glauben Sie, befindet sich die Wohnstätte der Göttlichen Intelligenz?”
”In
der Seele des Menschen. In dieser großartigen Welt in uns wohnt die Gottheit.
Die Seele des Menschen ist der größte Beweis Göttlicher Schöpferkraft. Würden
wir erkennen, dass Gott unzählige Zeitalter für die Schaffung des Menschen
aufwandte, ihn mit einer Seele auszustatten, die ihren Schöpfer widerspiegelt,
könnten wir uns nur schwer vorstellen, dass ein menschliches Wesen nur eine
kurze Zeit auf dieser Erde lebt und dann verschwindet, ohne irgendeine Spur zu
hinterlassen und dass seine Seele zusammen mit seinem physischen Körper stirbt
– dass also die Existenz der Seele zwecklos war.”
Für
den Osten sind dies natürlich einfache Fragen und Antworten. Doch für die
breite Masse des Westens sind sie voller Interesse und Hoffnung. Auch in
Amerika experimentierte vor Jahren Professor Rhine von der Duke
Universität mit seinen Studenten in Gedankenübertragung auf Entfernung. Er
erzielte bedeutende Ergebnisse. Es wurde bewiesen, dass es möglich ist, einem
menschlichen Empfänger in einer anderen Stadt lange Zitate aus Gedichten,
komplizierte Probleme etc. zu übermitteln, die augenblicklich aufgenommen und
mit größter Genauigkeit niedergeschrieben wurden. Allerdings wählte der
Professor von vielen Tausenden Studenten nur dreißig aus, die
empfindungsfähigsten Individuen. Und diese haben sich nach einer Zeitdauer von
einigen Jahren bewusstseinsmäßig vereint. Im Hinblick auf unsere gegenwärtige
Zeit waren die Ergebnisse überaus zufriedenstellend.
30.
April 1935
Ihr
Brief enthält viele unklare Vorstellungen. Diese Unstimmigkeit rührt natürlich
daher, dass Sie den ersten Band der Geheimlehre noch nicht in sich aufgenommen
haben und sich nun schon auf den dritten konzentrieren; und gerade dieser weist
viele Verschleierungen auf. Ich will versuchen, kurz einige Auffassungen zu
klären, wobei ich mich an die Reihenfolge Ihrer Fragen und Feststellungen
halte.
1.)
Das Absolute ist das Parabrahman der Inder. Ebenfalls sollte
Mulaprakriti als das Absolute angesehen werden, da es das abstrakte Göttliche
Weibliche Prinzip darstellt. In der höchsten Vorstellung sind Geist und Materie
eins; die beiden Prinzipien sind miteinander vereint und bilden das Eine
Element. Wir können daher alles vom Gesichtspunkt des Geistes allein oder der
Materie allein behandeln, doch wir müssen die Unermesslichkeit der
Erscheinungen und Abstufungen erfassen. So wie wir sagen können, dass Geist
ohne Materie nichts ist, so können wir auch sagen, dass es Materie an sich
nicht gibt, sondern nur Energie. Das Äquivalent Parabrahmans ist Brahma, und
Brahma ist bereits Gottheit, periodisch erscheinend und verschwindend. Dieses
Brahma, als offenbarte Gottheit, hat zwei Aspekte, nämlich männlich und weiblich
– als Polarität – oder es ist wieder die ewige Erscheinung des fundamentalen
Kosmischen Gedankens in der sichtbaren Natur.
2.)
Atman und Atma werden ebenfalls oft als Synonyme erwähnt.
Exoterisch offenbaren sie das siebente Prinzip – die im Kosmos ausgebreitete
ewige Lebenskraft; doch esoterisch bedeutet Atma oft Weltseele.
3.)
Die Planetenkette besteht aus jenen Sphären der Feinstofflichen und der
Feurigen Welt, die unseren Planeten umgeben und die den Prinzipien im
menschlichen Aufbau oder Organismus entsprechen. Natürlich befinden sich Mars
und Merkur genauso in der zu unserem Sonnensystem gehörenden Planetenkette wie
viele andere unseren Astronomen noch unbekannte Planeten. Die theosophischen
Schriften wurden nicht absichtlich entstellt, sondern eher aus Unwissenheit
oder vielleicht aus Mangel an einer präzisen Terminologie in jener Zeit.
4.)
Es ist unmöglich zu sagen, dass unsere Erde oder gar die offenbarte Welt der
Gegensatz des Absoluten ist, da man dann annehmen müsste, dass außerhalb des
Absoluten noch etwas anderes möglich ist, oder dass es gewissermaßen zwei
Absolute gibt, was allerdings absurd wäre. Genau gesagt, das Absolute umfasst
alles: Begrenztes und Unbegrenztes, Offenbartes und Nichtoffenbartes,
Sichtbares und Unsichtbares. Und da es alles ist, ist es nicht nur die Ursache,
sondern auch die Wirkung. Hinter dieses Allumfassende kann der menschliche
Verstand nicht vordringen. Wenn wir das Absolute mit unserer Vorstellung
begrenzen, hört es auf, das Absolute zu sein, es wird begrenzt – eben in
unserer Vorstellung. Das Absolute kann daher nicht erfasst werden, und wir
können nur seine verschiedenen Aspekte und Erscheinungen wahrnehmen. Als
Teilchen des Absoluten besitzen wir potentiell seine Eigenschaften; und diese
Potentialität können wir in Myriaden von Inkarnationen und Jahrmillionen, die
in die Unendlichkeit fließen, allmählich entfalten.
5.)
Es wäre falsch zu sagen, dass Materie passiv sei, da Materie ohne Geist gar
nicht existiert; ebenso wie es nichts gibt, was wir ”passives Element” nennen
könnten. In der offenbarten Welt ist alles passiv und aktiv zugleich. Vergessen
Sie das Gesetz der Relativität nicht! Und denken Sie auch daran, dass die
Zustände oder Grade der Manifestation von Geist-Materie unendlich sind! Im
zweiten Band der Lehre des Agni Yoga heißt es, dass ”Materie ein Zustand des
Geistes” ist.
Daher
empfehle ich Ihnen, über Ihre Aussagen gründlich nachzudenken. Sie sagen: ”Die
Erde ist nur Materie, ein passives Element im Verhältnis zu allem, was
existiert, aber auf keinen Fall ein geistiges oder aktives Element.” Doch wie
wir wissen, ist kein einziges Atom im ganzen Kosmos ohne Leben und Bewusstsein,
d. h. ohne Geist; wie sehr müssen dann die mächtigen Himmelskörper,
einschließlich unseres Planeten, von diesem Geist erfüllt sein. Doch für die
Menschen ist es ziemlich schwierig, das zu erkennen, denn sie können sich das
Vorhandensein von Bewusstsein selbst in ihnen naheliegenden Formen kaum
vorstellen. In alten philosophischen Schriften wird die Erde oft mit einem
riesigen Tier mit eigenem Leben verglichen, was besagt, dass sie ihr eigenes Bewusstsein
oder ihre geistige Offenbarung hat. Es gibt kein ”passives Element” im Kosmos.
Bedenken Sie doch, dass der Kosmos nur durch gegenseitiges Durchdringen und die
wechselseitige Wirkung der Raumenergien besteht, die aus den unzähligen
Milliarden Brennpunkten oder Zentren ausströmen, die den Raum erfüllen und
ständig in ihm geformt werden.
6.)
Die Monade bleibt, als Teilchen der Göttlichen Monade oder des Absoluten,
umgeben von den Energien ihrer Erscheinung in dieser oder jener Sphäre eines
Planeten, immer ein göttlicher Teil des Absoluten oder der sublimierten
Geist-Materie. So kann man in der offenbarten Welt nur von diesem oder jenem
Erscheinungszustand der Geist-Materie sprechen. Geist ist Energie, und wir
wissen, dass keine Energie ohne Materie in Erscheinung treten kann; und zwar
gilt dies auf allen Ebenen, in allen Taten und Gedanken. Wir können uns nicht
von der Materie trennen. Wir wirken entweder mit der höchsten oder mit der
gröbsten Form der gleichen Materie. Geist, als subjektives Element oder
Energie, ruht potentiell im Schoße der Kosmischen Natur. Differenzierung verursacht
allerdings vielfältige Zustände oder Grade offenbarter Geist-Materie; so kam
der Begriff der Relativität oder der Bipolarität zustande. Doch Relativität und
Bipolarität sind tatsächlich die Grundlagen unserer Erkenntnis.
7.)
Was nun Ihre Feststellung über ”das Eingehen mit Atman in die Erkenntnis des
Absoluten” betrifft, will ich zu diesem Thema eine an einen meiner Briefpartner
gegebene Antwort bringen:
ӆber
den Begriff des Absoluten und seine Synonyme – Unbegrenztheit, Absolute
Vernunft oder Weisheit, Absolutes Bewusstsein und Absolutes Sein – muss man
ernstlich nachdenken und sich dann fragen, ob es möglich ist, das zu erlangen.
Wird von Vereinigung mit dem Absoluten oder dem Kosmos gesprochen, so muss dies
in völliger Relativität verstanden werden; andernfalls widerspricht es der
Unbegrenztheit. Der Göttliche Funke oder Gott in uns (die Monade) kann durch
Herzstreben so stark entwickelt werden, dass er mit dem höchsten Raumfeuer
verschmilzt. Durch sein Licht kann er dann alle in uns aufgespeicherten
geistigen Schätze enthüllen, diese sehr hohen Energien, die sich als das
herrliche Gefühlswissen offenbaren. Doch der Grad dieser Erleuchtung wird jeweils
mit den Aufspeicherungen im Kelch völlig übereinstimmen. Mit jeder weiteren
Vervollkommnung, mit jeder höheren Evolution der Menschheit, mit jedem höheren
Zyklus unseres Planeten werden daher diese Erleuchtungen höher und schöner sein
und so fort bis ins Unendliche …”
8.)
Buddha bedeutet in wortgetreuer Übersetzung ”der Erleuchtete”. Im Prinzip ist
der Vervollkommnungsprozess ewig. Spricht man daher von Vervollkommnung, so muss
man die vielen Abstufungen der Vervollkommnung für besondere Zyklen unseres
Planeten und anderer Planeten bedenken. Im Falle Buddhas ist diese
Vervollkommnung unermesslich hoch, da Er, zusammen mit bestimmten anderen
Geistwesen, in der dritten Rasse unseres Zyklus vom höchsten Planeten zur Erde
kam, um die Evolution unserer Menschheit zu beschleunigen. Er wird daher nicht
wieder auf der Erde inkarnieren, sondern in der letzten Runde der letzten Rasse
auf dem höchsten Planeten unseres Sonnensystems.
9.)
Die Worte Buddhas, dass ”in jedem Bikshu sechs Bikshus und ein Buddha sind, und
in Buddha – sieben Buddhas”, bedeuten, dass alle diese Prinzipien, Zentren oder
Feuer in ihrer synthetischen geistigen Entwicklung und ihrem Gleichgewicht in
Buddha völlige feurige Umwandlung erfahren haben – das heißt allerdings, für
einen bestimmten Zyklus. Doch wie es in den Briefen der Mahatmas heißt, wird
selbst Buddha innerhalb unseres Sonnensystems inkarnieren müssen.
Die
große Individualität Buddhas, sein in Materia Lucida gehülltes Feuriges Ego,
befindet sich jetzt in Sphären, die unserem Planeten nahegelegen sind. In
Anbetracht der bedrohlichen Zeit des Harmagedons befindet sich eine Anzahl
Feuriger Bewohner in den unsere Erde umgebenden Sphären. Die Annäherung der
feurigen Energien ermöglicht ihre Anwesenheit. Daraus mögen Sie ersehen, wie
bedrohlich unsere Zeit ist und welch hohe Kräfte sich um die Rettung unseres
Planeten bemühen.
10.)
Buddhas Manas bleibt immer bei Ihm, in gleicher Weise, so hoffen wir, wie Ihres
und meines immer bei uns bleiben. Ohne Manas gibt es kein bewusstes Leben. Wie
ich Ihnen bereits geschrieben habe, ist es erforderlich, die drei Prinzipien
(das vierte, fünfte und siebente) zu verbinden und dann mit dem sechsten zu
verschmelzen, um ein Archat oder Buddha zu werden.
Sicherlich,
das Kapitel ”Die Mysterien Buddhas” ist nicht ganz klar formuliert, doch sollte
es auch nicht wörtlich aufgefasst werden. Man muss mit den metaphysischen
Begriffen über Avatar und Teilinkarnationen der Größten Geistwesen gründlich
vertraut sein, um dieses Kapitel richtig zu verstehen. Die Materie oder
Energie, die ein Hohes Geistwesen umhüllt, ist unüberwindlich; in besonderen
Fällen kann sie durch das Gesetz der Anziehung oder Affinität als Grundlage für
einen feinstofflichen Körper dienen, der zur Nutzung durch diesen oder jenen
Hohen Geist geformt werden soll. Erinnern Sie sich der Worte aus dem zweiten
Band der Lehre des Agni Yoga, wo es heißt: ”Daher bietet die Hülle, der sich
ein hoher Geist bedient, den besten Nutzen, weil nichts verlorengeht …”
Ich
kann Ihnen versichern (und meine Worte gründen auf der Aussage der Großen
Autorität), dass Buddha nach seiner Inkarnation als Prinz Siddhartha nicht
wieder inkarnierte. Manche Inkarnationen der Großen Geistwesen müssen
metaphysisch verstanden werden. Sie können beispielsweise als ein teilweises,
verstärktes oder auch ständiges Aussenden des Strahles des Großen Geistes an
einen erwählten Empfänger verstanden werden. So kann ein Hoher Geist, der mit
einem für eine bestimmte Mission zur Inkarnation angetretenen Geist karmisch
eng verbunden ist, diesem seinen Strahl senden, der diese Seele durch ihr
ganzes Leben begleiten wird. Die neugeborene Seele nimmt diesen Strahl
gleichzeitig mit den Strahlen der Gestirne, unter denen sie geboren wurde, in
sich auf. Die Seele wächst unter Einwirkung dieses Strahles und nimmt ihn im
Lauf ihrer geistigen Entwicklung völlig in sich auf. Es vollzieht sich, was wir
”Inkarnation des Strahles” oder ”Hiero-Inspiration” nennen.
11.)
Sri Shankaracharya, der Begründer der Vedanta-Philosophie, war eine Inkarnation
des Strahles einer der Großen Lehrer der Weißen Bruderschaft.
Und
jetzt übermittle ich Ihnen einige Paragraphen aus dem noch nicht
veröffentlichten Band ”Feurige Welt”. Es ist gut, sie zu kennen.
”Nicht
Magie, sondern Inspiration Gottes ist in den alten Vermächtnissen verordnet
worden. Als die Höhere Verbindung abbrach, verwendeten die Menschen selbst
Magie aus der irdischen Welt als Mittel zum Erzwingen der Verbindung. Doch wie
alles Erzwungene endet Magie in den finstersten Erscheinungen. Die feine
Grenzlinie zwischen schwarzer und weißer Magie ist in ihrer Verwicklung schwer fassbar.
Auf dem Pfad in die Zukunft sollte man daher jegliche Magie unterlassen. Man
darf nicht vergessen, dass die alten Methoden der Magie mit anderen
Lebensformen verbunden waren. Gewiss, Magie gründet auf genauer Erfüllung
technischer Bedingungen, doch wenn alle Lebensformeln geändert werden, müssen
sich zwangsläufig auch alle magischen Wirkungen entsprechend ändern. Das ist
der Grund, warum derzeitige Magie in Nekromantie und anderen niederen
Erscheinungen versank. Wer die Technik der Formeln studiert, vergisst leicht zu
bedenken, dass sie für eine ganz andere Verwendung niedergeschrieben wurden.
Man vergisst außerdem, dass die höheren Formeln und alle Bedingungen überhaupt
nicht niedergeschrieben wurden; falls aber vermerkt, dann in solchen Symbolen,
deren Bedeutung jetzt völlig verschleiert ist. So führen zeitgenössische
Studien über Magie entweder zu sinnloser Gelehrsamkeit, oder aber sie enden in
schwarzen Messen. Deshalb gebrauchen Wir so strenge Worte und raten, sich von
Magie abzuwenden. Überlassen wir sie den finsteren Nekromantikern. Es gibt zu
viel Besessenheit auf Erden. Der einzige Pfad zur Höheren Verbindung ist der
über das Herz. Gewalt darf diesen feurigen Pfad nicht beschmutzen.
”Können
die Menschen wirklich meinen, dass die Beschwörung niederer Wesenheiten
ungestraft bleibt? Und welche Lebensverbesserung kann solche Beschwörung geben?
Niemand kann auf einen Nutzen durch Nekromantie hinweisen, noch auf ein Herz,
das durch sie aufgestiegen wäre. Man muss sich dem kurzen und höheren Pfad
zuwenden, der Gesundheit des Geistes verleiht und so zur körperlichen
Gesundheit führt. Die Abwendung von der Magie wird ein weißer Stein auf dem
Pfad der Welt sein.
”Die
Abkehr von der Magie ist keine Unterbrechung der Erscheinungen der
Feinstofflichen Welt. Im Gegenteil, das Band mit der Höheren Welt kann durch
Vermeiden jeglicher Gewalt nur verstärkt werden. Genau gesagt, unwissendes
Erzwingenwollen kann die Harmonie der Verbindungen stören. Die Natur widersetzt
sich im großen und im kleinen jeglicher Gewalt. Die wunderbare Annäherung an
die Feinstoffliche und die Feurige Welt zu studieren und zu erkennen, ist keine
Magie. Das Gebet des Herzens ist keine Magie. Das Streben des Geistes zum Licht
ist keine Magie. Man muss sich vor jeder Unwissenheit bewahren, denn sie ist
eine Quelle der Lüge, und Lüge ist die Schwelle zur Finsternis. Findet die
Wahrheit in eurem Herzen, die Zuflucht zu dem einen Licht. Die Welt ist von
Schrecken erfüllt. Beschreitet nicht den Pfad des Schreckens! Lasst euch
stärken durch Beispiele früherer Zeiten. Die Heiligen selbst waren über das
Herz mit der Feurigen Welt verbunden, mit dem Herzen, das jedem gegeben ist.
Die Fähigkeit, die Stimme des Herzens zu vernehmen, führt bereits zur Wahrheit.
”Hiero-Inspiration
senkt sich herab durch eine einzige grundlegende Bedingung. Weder Konzentration
noch Willensbeherrschung, sondern Liebe zur Hierarchie stellt unmittelbare
Verbindung her. Wir können dieses führende Gesetz nicht besser und genauer
bezeichnen als einen Zustrom von Liebe. Daher ist es so zeitgemäß, sich von
zwingender Magie abzuwenden und in seinem ganzen Wesen von Liebe erfüllt zu
sein. Durch den Sinn für Schönheit kann man sich so leicht dem Prinzip des
Seins nähern. Genau gesagt, inmitten der Zersetzung des Planeten muss man sich
dem äußerst gesundheitspendenden Prinzip zuwenden. Und was kann stärker
verbinden als das Mantram ”Ich liebe Dich, o Herrscher!” In solch einem Ruf ist
es leicht, einen Strahl der Erkenntnis zu empfangen. Beachtet dies!” (Feurige
Welt, II. Band)
Zum
Abschluss empfehle ich Ihnen, sich mehr auf geistige Vervollkommnung zu
konzentrieren als auf solch abstrakte Vorstellungen wie die Inkarnation der
feinstofflichen Strahlen Lord Buddhas und dergleichen. Legen Sie den dritten
Band der ”Geheimlehre” beiseite und versuchen Sie, die beiden ersten Bände
gründlich zu studieren. Sie werden Ihnen für Jahre ausreichend Arbeit bieten.
Trüben Sie Ihr Bewusstsein nicht durch lückenhafte, unsystematische Studien!
Hasten Sie nicht zu verschiedenen Quellen, ohne die ersten Grundlagen studiert
zu haben.
* * *
Ich
sehe wirklich nicht ein, warum Sie Ihre gymnastischen Übungen nicht fortsetzen
sollten, da Sie durch sie ja nicht ermüden. Es hängt von der Art der Übungen ab
und davon, wie Sie sich nachher fühlen.
Fahren
Sie fort, sich zu vervollkommnen und befassen Sie sich nicht zu viel mit
Kosmogonie. Jetzt ist die Zeit des großen bedrohlichen Kampfes und alle Krieger
des Lichts müssen ihre Stellung halten, um den Angriff der finsteren Kräfte
gegen die Hierarchie des Lichts abzuwehren. Auf Erden offenbart sich dieser
Angriff im Widerstand gegen alle erleuchteten Vorhaben.
Alles
in dieser Welt wird mit menschlichen Händen und Füßen aufgebaut.
8.
Mai 1935
Ich
war äußerst glücklich zu hören, dass Sie sich bemühen, ganz selbständig eine
geistige Gemeinschaft aufzubauen. Nur was wirklich vom Geist und vom Herzen
genährt wird, kann mit Erfolg errichtet werden. Es ist viel Kraft erforderlich,
um ein gesundes, aufbauendes Fundament für das Wohl der ganzen menschlichen
Familie zu legen, jener Familie, die so lange Zeit gelitten hat. Wahrlich, eine
kolossale Aufgabe, wenn man bedenkt, dass nicht nur ein Volk, sondern ganze
Völker umerzogen werden müssen!
Die
Idee der ”Gemeinschaft der heldenhaften Schwestern” war seit früher Kindheit
mein Traum! Ich stellte mir vor, dass diese Schwestern in die entlegensten
Winkel und die härtesten Lebensbedingungen unseres Landes Licht und Freude
hineintragen würden Allerdings, zusammen mit meinem Bewusstsein erweiterten
sich auch meine Träume, und jetzt denke ich an die verschiedenen Lebensaspekte,
die in solch einer Gemeinschaft ihre Widerspiegelung finden könnten. So könnten
einige Schwestern sich der Medizin widmen, andere der Landwirtschaft, weitere
könnten Lehrerinnen sein und auf verschiedenen Wissensgebieten und über soziale
Fragen in einer den Menschen leicht verständlichen Form Vorträge halten. In
solch einer Gemeinschaft wäre allerdings auch das Studium und das Lehren von
Kunst und Handwerk, zusammen mit der Erforschung der Bedeutung der Farbe, des
Tons und des Dufts und deren Wirkung auf den allgemeinen Zustand des Menschen,
sehr wichtig.
Die
Aufgabe der LEBENDIGEN ETHIK wäre es, die ganze wohltätige Bewegung dieser
Schwestern zu verschönen. Kleine Gruppen dieser Gemeinschaft könnten weit
verstreut sein, und die Schwestern könnten kleinere Inspektionsreisen in die
Bezirke organisieren, die in ihrer Betreuung standen. Eine ganze Armee solcher
Schwestern und Mitarbeiterinnen wäre erforderlich, um die derzeitigen
Bedürfnisse sowie den geistigen und physischen Hunger der Menschen zu stillen.
Durch die Zentralgemeinschaft könnten Schulen, Universitäten, Laboratorien und
ein Forschungsinstitut für psychische Energie errichtet werden. Darüber hinaus
könnten alle Arten von Werkstätten, Sanatorien, Genossenschaften, Musterfarmen,
ja eine ganze Stadt des Wissens aufgebaut werden!
Wenn
der Große Lehrer von diesen heldenhaften Schwestern spricht, sagt er so schön:
”Mögen sie die Vertrauten des Volkes werden. Mögen die Menschen sagen: Eine
Teure kommt in unser Dorf”. Wirklich, meine Schwestern müssten zuerst lernen,
dem Volke nahezustehen. Ich weiß, es ist nicht leicht, selbstlose Heldinnen zu
finden, doch gebe ich die Hoffnung nicht auf, weil ich weiß, dass selbst eine
kleine Gruppe, die sich einer solchen Aufgabe widmet, Wunder vollbringen kann.
Sie werden daher verstehen, wie es mich freut, dass sich Seelen finden, die
meine innersten Gedanken wiedergeben. Es scheint mir, dass die kommende Zeit
Seelen anzieht, die in reinem Streben schöne, heilsame und selbstaufopfernde
Taten vollbringen. Vor nicht langer Zeit erhielt ich einen Brief von einem
Schriftsteller, der unter anderem schrieb: ”Wir haben viele Länder bereist und
haben fleißig gearbeitet, doch die Saat, die wir ausstreuten, ging nicht auf
und brachte keine Ernte; ganz gleich, wieviel wir säten – das Unkraut erstickte
alles!” Ja, auch wir stießen auf solche Unfruchtbarkeit, doch das soll uns
nicht beirren.
Die
Menge war nie eine Gewähr für Erfolg. In der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird
ständig betont, dass eine kleine Gruppe von Menschen, im Bewusstsein und im
Herzen vereint, Wunder wirken kann. Schätzen wir daher unsere im Herzen
verborgenen heiligen Gedanken, und wenn der rechte Augenblick erscheint, wollen
wir gewappnet sein! Die Idee der Gemeinschaft der heldenhaften Schwestern ist
in der Feinstofflichen Welt in Form eines schönen Teraphims festgelegt. Und die
Mitarbeiter an seiner irdischen Entsprechung sind bereits auf dieser Erde. Wie
es geboten ist, müssen wir bestrebt sein, Erfahrung und Wissen zu speichern, um
es in fortschrittlichen Ländern zu gebrauchen. Wenn Sie sich daher stark genug
fühlen, sich der selbstaufopfernden Arbeit zu widmen, so wenden Sie das ganze
Feuer ihres Herzens auf, um sich die Grundlagen der Lehre zu eigen zu machen.
Wahrlich, ein Arzt muss fähig sein, vor allem die geistigen Ursachen der
Krankheiten zu heilen, denn alle Krankheiten nisten im feinstofflichen Körper.
Es ist gut, wenn Sie mit Astrologie vertraut sind, denn für einen Arzt ist das
äußerst wichtig. Das Horoskop eines Patienten kann für viele Krankheiten und
ihre Behandlung Aufschluss geben. Und so schreiten Sie fort in Ihrer Arbeit,
immer das große Ziel vor Augen.
Nun
will ich mich Ihren Fragen zuwenden:
–
Der Kosmische Magnet ist das Kosmische Herz oder das Bewusstsein der
Kosmischen Vernunft der Hierarchie des Lichts. Der Kosmische Magnet ist im Plan
des Seins die Verbindung zu den Höheren Welten. Unsere Verbindung mit dem
Herzen und Bewusstsein der Großen Lehrer der Menschheit führt uns in den
mächtigen Strom des Kosmischen Magneten.
–
Gefühlswissen ist in unserem Kelch aufgespeichertes Wissen und
Erfahrung. Es ist die sogenannte Intuition, doch von äußerst hoher
Beschaffenheit.
Geistiges
Wissen bedeutet hier, dass beides – Geist und Offenbarungen – vorhanden ist. In
den Schulen der Zukunft wird es wichtig sein, die Physiologie des Geistes zu
lehren.
–
Mulaprakriti ist das abstrakte, göttliche weibliche Prinzip, der
weibliche Aspekt von Parabrahman – undifferenzierte Substanz. Wörtlich
übersetzt: ”Die Wurzel der Natur oder der Materie.”
–
Tactica adversa ist die planmäßige Ausschöpfung des Gegensätzlichen. Genau
gesagt, wenn die Hellen Kräfte einen Plan auf Erden erfüllen wollen, rechnen
Sie mit allen Möglichkeiten, selbst die schlechtesten Bedingungen ins Auge
fassend, um den Erfolg auch noch unter den ungünstigsten Umständen zu
gewährleisten. Dann ist jede Verbesserung der Zustände bereits ein unerwartetes
Plus. So wird sogar aus dem Schlechtesten noch ein Nutzen gezogen. Wenn solche
Taktik angewandt wird, tragen die Feinde oft zum Erfolg bei. Denken Sie an das
Lob der Feinde: ”Gäbe es keine Feinde, hätte die dankbare Menschheit längst die
besten Unternehmungen begraben.” Kommt es denn nicht oft genug vor, dass
Menschen sich scheuen, ihre Freunde zu loben, weil sie fürchten, für parteiisch
gehalten zu werden? Wahrlich, solche verächtlichen Gefühle sind von den meisten
Menschen noch nicht ausgelebt. Sie greifen entweder die Erscheinungen des
Lichts an, oder sie ignorieren sie.
–
Materia Lucida ist der Grad der Ursprünglichen Materie auf der astralen
Ebene, die noch nicht erforscht ist, doch zweifellos ihre Abstufungen besitzt. Materia
Matrix befindet sich jenseits der astralen Ebene, sie ist ein Äquivalent
von Mulaprakriti, Akasha, Ursubstanz – die feinste überirdische ätherische
Substanz, die den ganzen Raum erfüllt – das Mysterium Magnum der Alchimisten.
–
Ich kenne kein besseres Mittel zum Vertreiben astraler Wesenheiten als
Eukalyptusöl. Vor dem Schlafengehen können Sie einige Tropfen in eine Schale
mit heißem Wasser geben. Gewiss, das Deodar-Öl ist ebenso gut, doch nicht im
Handel verfügbar.
* * *
Um
einen Gedanken oder eine Antwort aus dem Raum zu erhalten, ist eine völlige
Übereinstimmung der Schwingungen erforderlich. Es ist das gleiche Prinzip wie
beim Radio. Öfter als sie denken fangen die Menschen Gedanken aus dem Raum auf,
doch diese sind nicht immer erhaben. Der Raum ist erfüllt mit aller Art von
geistigen Botschaften, und wir empfangen das, was mit unserem geistigen
Empfänger im Einklang steht. Darum besteht die Lehre so sehr auf Läuterung des
Herzens und des Denkens, damit wir Gedanken aus der höheren Welt aufzunehmen
vermögen. Die sogenannten Inspirationen kommen oft von nichts anderem als von
dieser Harmonie der Schwingungen.
Ich
will gerne geistige Hilfe leisten und werde nie ermüden, Fragen zu beantworten.
Ist nicht gesagt worden ”… ohne Fragen gibt es keinen Lehrer”? Doch jeder Plan
geistigen Schaffens muss individuell sein. Daher werde ich Sie besser beraten
können, sobald ich Sie besser kenne. Schon jetzt aber möchte ich Ihnen sagen, dass
Ihr Streben nach geistiger Gemeinschaft und Ihre Liebe zur Tat wirklich schön
sind. Nähren Sie daher dieses innere Streben, machen Sie es zu Ihrer
Lebensaufgabe! Schreiben Sie aus den Büchern der Lehre alles heraus, was über
heldenhafte Errungenschaften gesagt ist und befolgen Sie es. Wahrlich, die Zeit
ist gekommen, wo jeder über Heldentat im täglichen Leben sprechen sollte. Ohne
diese heldenhaften Taten im täglichen Leben ist unser Wissen nichts! Das hohe
Wissen erschließt sich nur dem, der nach den Heldentaten des Lebens strebt. Die
Abkehr vom Leben oder lediglich intensives Studium der okkulten Wissenschaft
wird die höchste Erleuchtung nicht erbringen; diese erreicht nur, wer sein Herz
und seine Seele dem Dienst an der Welt weiht. So sollte Ihr Mantram lauten:
”Möge es mir gelingen, einen wirksamen Dienst zum Wohl der Welt zu leisten”.
Sprechen Sie auch zu Ihren Schülern über Heldentat. In unserer bedrohlichen
Zeit benötigen wir selbstaufopfernde Mitarbeiter, wir brauchen Enthusiasten,
wir brauchen Helden!
Ich
will einige Paragraphen aus dem II. Band der ”Feurigen Welt” anführen.
”Die
Menschen haben gewöhnlich keine Vorstellung davon, wie die gegebene Lehre
genutzt werden soll. Wenn sie eine scheinbar bekannte Formel vernehmen,
erklären sie hochmütig: ‚Wieder etwas, was allen bekannt ist‘. Sie bemühen sich
nicht zu prüfen, inwieweit diese bekannte Formel von ihnen erkannt und befolgt
worden ist. Sie denken nicht daran, dass die nützliche Lehre nicht um der
Neuheit willen, sondern zur Gestaltung eines würdigen Lebens gegeben wurde.
”Die
Lehre des Lebens ist kein Sammelwerk nie gehörter Utopien. Die Menschheit ist
sehr alt, und im Laufe von Zeitaltern sind mannigfache Funken der Weisheit über
die Erde ausgegossen worden, doch jede Runde hat ihren Schlüssel. Sollte jemand
den gegenwärtigen Schlüssel als vertraut erkennen, so möge er frohlocken und
dankbar sein für eine ihm vertraute Weisung. Das scheint einfach zu sein, doch
in Wirklichkeit erweist es sich als sehr schwierig. Die Menschen lieben es,
Neuigkeiten zu lauschen und Spielzeug zu erhalten, doch wenige sind bereit, ihr
Bewusstsein zu verfeinern.
”Es
kann nicht sein, dass von einem der Elemente in der Lehre nicht gesprochen
wurde. Das Feuer wurde tausendmal erwähnt, aber jetzt ist der Hinweis auf das
Feuer keine Wiederholung mehr, sondern eine Warnung vor Ereignissen, die das
Schicksal des Planeten betreffen. Nicht viele Menschen werden sagen können, sie
hätten sich in ihrem Herzen für die Feuertaufe vorbereitet, obwohl die ältesten
Lehren vor der unvermeidlichen Epoche des Feuers warnten.
”Als
Raj-Agni bezeichnet man jenes Feuer, das ihr Begeisterung nennt. Wahrlich, es
ist ein herrliches und mächtiges Feuer, das den umgebenden Raum reinigt. Durch
dieses Feuer wird der aufbauende Gedanke genährt. Im silbernen Licht des Feuers
Raj-Agni wächst der Gedanke der Großmut. Aus derselben Quelle strömt Hilfe für
die Nahestehenden herbei. Für die von Raj-Agni leuchtenden Schwingen gibt es
weder eine Grenze noch Beschränkung. Denkt nicht, dass dieses Feuer in einem
bösen Herzen entfacht werden kann. Man muss in sich die Fähigkeit entwickeln,
die Quelle solcher Verzückung hervorzurufen. Vorerst muss man dafür bürgen, dem
Großen Dienen sein Herz zu weihen. Dann sollte man sich darüber klar sein, dass
der Ruhm des Schaffens nicht einem selbst, sondern der Hierarchie des Lichts
gebührt. So kann man durch die Unendlichkeit der Hierarchie erhoben werden und
die für alle Welten nötige Heldentat erweisen. Nur im Großen Dienen wird
Raj-Agni entfacht. Verstehet, dass die Feurige Welt ohne dieses Feuer nicht
bestehen kann.
”Ihr
habt heute über physische Hilfsmittel geschrieben, doch für die Massen sind
sogar Fässer wertvollster Substanzen nutzlos. Man sollte alle Ärzte der Welt
bitten, mit einer Mission zur Vergeistigung des Herzens zu beginnen. Der Arzt
hat zu verschiedenen Heimen Zutritt. Er sieht verschiedene Generationen, und
seinen Worten wird viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ihm wäre es ein leichtes, mit
den physischen Verordnungen zugleich wertvolle geistige Ratschläge zu erteilen.
Er hat das Recht, alle Einzelheiten über die moralischen Verhältnisse der
Familie zu erfahren. Er kann Ratschläge geben, welche die Menschen veranlassen,
über mehr als nur über ihre Verdauung nachzudenken. Er kann sogar anordnen,
denn hinter dem Patienten steht die Angst vor dem Tod. Der Arzt ist die
heiligste Person in einem Hause, wo es Kranke gibt. Die Menschheit hat für eine
genügende Anzahl von Krankheiten gesorgt, und daher kann auch der Arzt viele
wertvolle vorbeugende Warnungen geben. Ach, hätten wir doch erleuchtete Ärzte!
Derzeit gibt es so wenige! Umso mehr schätzen wir es, wenn es überhaupt welche
gibt, denn leider sind sie immer bedroht, aus den Ärzte-Vereinigungen
ausgeschlossen zu werden. Überall, wo Wahrheit herrscht, ist Heldentum nötig.”
(Feurige Welt II, § 217).
”Das
zu Uns bestrebte Bewusstsein verfeinert sich unaufhörlich. Der Prozess der
Verfeinerung wird zum täglichen Gesetzbuch. Wäre es zulässig, dass sich die
feinste Energie in Chaos verwandelt? Überall ist gesagt worden: Wer immer zu
Mir kommt, soll auch in Mir wohnen. Das muss wörtlich verstanden werden. Die
feinste Energie kann nicht in Formlosigkeit übergehen. Deshalb bin Ich so sehr
um die Verfeinerung des Bewusstseins besorgt. Schwierigkeiten, die infolge
Grobheit entstehen, beweisen nur, dass die Herzensenergie noch nicht jene Höhe
erreicht hat, auf der sie vom Versinken in die Wellen des Chaos nicht mehr
bedroht ist. Man muss den Verfeinerungsprozess beschleunigen. Jedes Geschwür
beginnt mit der kleinsten Zersetzung von Gewebe. Ein Tropfen Harz vermag das
kranke Gewebe zu heilen, doch bei einem vernachlässigten Geschwür kann selbst
ein ganzer Tiegel Harz keine Hilfe mehr bringen. Bewirkt eine Manifestation der
Verfeinerung inmitten des Lebens! Warum nur in Worten oder Blicken, wenn die
Herzensenergie sich gerade in Gedanken vermehrt? Das Kostbarste wird nur zum
Vergelten gesammelt. Wer würde nicht wirklich die beste Qualität geben wollen?
Nur ein Betrüger wird versuchen, etwas Ungeeignetes und Nutzloses anzubieten.
Man muss seine Gedanken überwachen, um den höchsten Wert auszusenden. Ich
spreche keinesfalls abstrakt.” (Feurige Welt II, § 240)
”Es
ist gut, wenn ihr die Bedeutung des Sodas nicht vergesst. Nicht ohne Grund
wurde Soda die Asche Göttlichen Feuers genannt. Es gehört zu jenen
weitverbreiteten Heilmitteln, die der ganzen Menschheit zur Nutzung gesandt
wurden. An Soda sollte man sich nicht nur bei Krankheit erinnern, sondern auch,
wenn man gesund ist. In Verbindung mit feurigen Wirkungen dient es als Schild
gegen die zerstörende Finsternis. Doch man sollte den Körper allmählich daran
gewöhnen. Soda sollte jeden Tag mit Wasser oder Milch eingenommen werden, und
man sollte es bei der Einnahme gleichsam in die Nervenzentren lenken. So kann
man allmählich Immunität erlangen.” (Feurige Welt II, § 461)
* * *
Zum
Abschluss möchte ich sagen, dass die Frauen den ihnen anvertrauten Kelch heilig
hüten sollten: das Fortschreiten des Bewusstseins und die Rettung der Welt. Die
Epoche Maitreyas ist die Epoche der Frau.
Möge
unser Alltag dem Dienst am Großen Fortschritt gewidmet sein.
21.
Mai 1935
Zweifellos
wird jeder, der fähig ist, auf die für die Evolution vorgesehene Richtung
hinzuweisen, zum Lehrer für jene, deren Bewusstsein noch nicht entwickelt ist
und die nicht einmal das primitivste Verständnis für soziale Fragen erlangt
haben. Doch diese Lehrer können nicht Seite an Seite mit den Lehrern der Großen
Himalaja-Gemeinschaft gestellt werden – solche Vergleiche stehen einfach in
keinem Verhältnis. Vergessen Sie nicht, dass sich unter den Mahatmas der
Bruderschaft jene Sieben Großen Geistwesen befinden, die am Ende der dritten
Rasse von einem höheren Planeten zur Erde kamen, um unsere Evolution zu
beschleunigen. Ihre geistige Stärke, Ihre Erhabenheit lässt sich nicht mit
irgendwelchen anerkannten Genies vergleichen, außer mit jenen, in denen Sie
Selbst inkarnierten. Daher ist ihr Vergleich einfach ein unwissendes
Fehlurteil, eine Blasphemie. Der von Ihnen erwähnte Lehrer mag wohl ein sehr
reiner und strebender Geist sein – er mag sogar ein Anwärter für die
Jüngerschaft der Weißen Bruderschaft sein, doch er kann nicht mit diesen Großen
Herrschern des Planeten gleichgestellt werden.
Und
jetzt können Sie hinsichtlich des von Ihnen erwähnten Buches, vor allem nach
der Herausgabe Ihres Buches, selbst bemerken, dass sich bestimmte Bewusstseine
unserer Zeit von denen aus der Zeit der Inquisition kaum unterscheiden. Und
selbst wenn Autoren solcher Bücher wie des Ihrigen keine Gefahr droht, so
werden sie doch oft verfolgt und geächtet. Auch die Alchimisten des
Mittelalters mussten, wie Sie wissen, ihr großes Wissen unter schwer
durchschaubaren Allegorien und Symbolen verbergen, um nicht vorzeitig zu ihren
Ahnen geschickt zu werden, sondern ihr Leben bewahren konnten für ihr
selbstaufopferndes Schaffen zum Wohle der Menschheit. Allerdings lenken heute
die so sehr verspotteten Alchimisten wieder die Aufmerksamkeit auf sich, und
die Werke des großen Paracelsus können bereits auf den Bücherregalen der großen
Wissenschaftler und Ärzte gefunden werden. So muss die Wahrheit immer unter
einem bestimmten Deckmantel gegeben werden, und die großen Lehrer müssen oft
einen ”grauen Mantel” benutzen, um die Menschen nicht durch ihr Licht zu
blenden, damit diese schließlich Sie und einige für sie vorbereitete Fragmente
der Wahrheit in dieser Runde annehmen.
Auch
Christian Rosenkreuz, der Gründer des Ordens der Rosenkreuzer, sah sich
nach seiner Rückkehr aus Asien veranlasst, die Lehre des Ostens in einer
halbchristlichen Form einzuführen. Andernfalls wären seine Schüler von
Fanatikern und Bigotten verfolgt worden. Heute ist das Niveau der Menschheit so
beschaffen, dass jede große Offenbarung durch äußere Schilde geschützt werden muss.
Die meisten Menschen bleiben ebenso intolerante und grobe Fanatiker wie in der
Vergangenheit. Sowohl die Materialisten wie auch jene, die für das Geistige
Element aufgeschlossen sind, blicken finster auf alle Andersdenkenden. Solange
nicht die Einheit der verwandten Elemente erkannt wird, wird die Menschheit
nicht aus dieser Sackgasse herausgelangen.
Sie
gehen recht in der Annahme, dass im Plan der Evolution manche Menschen
undankbare Rollen zu spielen haben. Oft werden diese Rollen von Geistwesen
gespielt, die nicht so schlecht sind, als man für gewöhnlich annimmt. Und diese
Rollen werden durch die große Prüfungsinstanz – das unbestechliche Karmagesetz
– zugeteilt. Höchstwahrscheinlich werden vom unvorbereiteten Bewusstsein, das
nicht an das große unumgängliche Gesetz von Ursache und Wirkung denkt, diese
Gegebenheiten nicht so leicht erfasst. Suchen wir vorurteilslos nach der
Ursache dieses oder jenes Unheils, so werden uns die erstaunlichsten
”Enthüllungen” beschert.
Und
gibt es denn genau genommen wirklich einen großen Unterschied zwischen
Personen, die aus persönlichem Vorteil ganze Völker in unheilvolle Kriege
verwickeln und jenen Individuen, die Sie erwähnen und verurteilen? Lernen Sie
die wahre Geschichte vieler oder besser der meisten Kriege kennen! Welch
anmaßende Habgier, welches Ausmaß an Ehrgeiz, Neid und Rachsucht skrupelloser
Individuen trieb die Länder in diese hoffnungslosen, fürchterlichen
Zerstörungen! Das Leben ist so verflochten, dass wir vor endgültigem Urteil die
wahren Ursachen ergründen müssen, die dieses oder jenes Unheil auslösten.
Allerdings, das größte Übel der Menschheit ist, dass meist die stärksten
Charaktere, selbst wenn sie an eine gute Idee glauben, diese Idee einseitig und
unduldsam auffassen. Daher die ganzen zerstörerischen Auswirkungen. Die
Geschichte aller Völker ist voll von blutigen und empörenden Seiten. Wie viel
Blut wurde für jeden neuen Aufbau, für jede neue Lehre oder Religion vergossen!
Daher muss sich die Menschheit dringend die beiden großen Begriffe Duldsamkeit
und Zusammenarbeit zu eigen machen. Auf diesen Grundlagen wird die Neue
Epoche aufgebaut.
Meine
Worte ”Vielleicht wird keine Arche erforderlich sein” ließen Sie verzagen? Ich
kann das sehr gut verstehen, da ich selbst durch den Gedanken, dass unsere Erde
dies alles vielleicht nicht aushalten wird und zu wenig feurige feine Energien
vorhanden sein könnten, um die endgültige Explosion zu verhindern, sehr
niedergedrückt war. Doch jetzt habe ich diese Schwäche überwunden. Die Großen
Geistwesen sind äußerst bemüht, der Menschheit zu helfen, und es ist möglich, dass
die Bildung der neuen Strahlen uns geistig erneuert und sich jene wichtigen
geistigen Kräfte offenbaren, die die gefährlichen Energien entladen; dann ließe
sich diese drohende Katastrophe, wie schon früher, wenigstens teilweise
vermeiden. Wahrlich, in stärkster Anspannung und ständig auf der Wacht
zerstreuen die Großen Geistwesen die zerstörerischen Energien durch ihre
Strahlen. Hier auf Erden gibt es für dieses selbstaufopfernde Wirken sehr, sehr
wenige Helfer. Es ist eine Tatsache, dass das Unheil, wenn solche ”Zerstreuer”
in erdbebengefährdete Gebiete vorstoßen, beträchtlich gemildert und oft
gänzlich verhindert werden kann; ähnlich werden auch alle Arten von Epidemien
abgewehrt. Es heißt: ”Die Entlader der Sphären sind die mächtigsten Diener des
Kosmos. Aber dieses Werk kann sich auch nur in feuriger Vereinigung vollziehen.
Feuriges Gleichgewicht kann den Planeten retten. Allein feurige Macht kann im
letzten Moment neues Leben verleihen.” (Feurige Welt, III. Band)
Daher
müssen diese Diener feurig-aktive Zentren besitzen. Zu Ihrem Trost möchte ich
Ihnen sagen, dass sich alle, die sich dem reinen Wissen und dem Gemeinwohl
widmen, in höhere Sphären begeben werden. Traurig wird das Los jener sein, die
auf den Trümmern des lecken Schiffes zurückbleiben oder auf den Saturn
abgeschoben werden. Dieses Geschick wird natürlich nur diejenigen treffen, die
jede Spur menschlichen Wertes eingebüßt haben. Seien Sie daher nicht traurig,
sondern streben Sie mit Ihrem ganzen Herzen zur Hierarchie des Lichts. Die
Herrscher des Lichts sind wahrlich die Hüter von Himmel und Erde. Natürlich
sollte man um die kommenden Teilkatastrophen wissen, die umso schrecklicher
sein werden, je mehr die Menschheit den Raum mit Hass, Habgier, Intoleranz,
Uneinigkeit und Verneinung sättigt. Die entscheidende Stunde ist gar nicht so
fern, doch viele Kinder werden inzwischen noch heranwachsen. Sprechen Sie bitte
jene, die Ihnen nahen, ihrem Bewusstsein entsprechend an. Überlasten Sie die
Unvorbereiteten nicht, dadurch kann großer Schaden verursacht werden!
Bei
Annäherung an die Menschen nehmen die Großen Lehrer ein geringeres
Erscheinungsbild an, damit die verhärteten Herzen sie vernehmen können. Größe
ist schwer anzunehmen – oder besser gesagt: zu verzeihen!
Also
seien Sie nicht traurig. Inzwischen wollen wir alle unsere Energien und Kräfte
verstärken, um keine neue Arche bauen zu müssen, sondern ein besonderes
Flugzeug, das zeitgerechter und für die astrale Welt nützlicher ist, denn hier
gibt es viele, die gerettet werden müssen.
31.
Mai 1935
1.)
Es wäre richtiger zu sagen, dass die Runde der Kali Yuga auf unserem Planeten
dem Ende zugeht und wir uns jetzt im Übergangsstadium befinden. Satya Yuga wird
einsetzen, sobald sich die sechste Rasse bewährt, von der bereits einzelne
Gruppen auf der Erde in Erscheinung treten. Doch die wahre Ära von Satya Yuga
kann auf unserem Planeten erst beginnen, wenn er von allem ungeeigneten
Material gereinigt ist und neue Kontinente gebildet werden. Wie gewöhnlich,
erscheinen die Vorzeichen der Epoche viel früher, aber die Kontinente, die dazu
bestimmt sind, die Mehrheit der sechsten Rasse aufzunehmen, können viele
Zeichen der kommenden Neuen Epoche offenbaren.
2.)
Ich würde nicht bestätigen, dass ”die Frau auf dem Scheiterhaufen der
Inquisition wegen der Verbrechen verbrannt wurde, die sie infolge ihrer
schwachen und versklavten Stellung verübte.” Solch eine Behauptung wäre
einseitig und ungerecht. Die wirklichen Verbrechen wurden selten durch die
Feuer der Inquisition geahndet. Die Opfer der Inquisition waren die
persönlichen Feinde der Inquisitoren und meist harmlose Individuen mit
mediumistischen und psychistischen Neigungen, die bei Frauen oft stärker in
Erscheinung treten.
Es
ist unfair, die Frau wegen der demütigenden Stellung, die sie in der
Gesellschaftsordnung einnimmt, auch unter den sogenannten zivilisierten
Völkern, zu beschuldigen. Menschen von niederer intellektueller und geistiger
Entwicklung neigen dazu, das Erhabene herabzusetzen. Ganz eindeutig beweist uns
die Geschichte, dass in alten Zeiten jene Völker gediehen, die das Weibliche
Element achteten. Doch es heißt, dass ”nicht alle, die auf diesen Rechten
bestehen, sie notwendigerweise besitzen”. Wahrlich, die Inanspruchnahme von
Rechten durch rohe Gewalt widerspricht dem Kosmischen Recht. Andernfalls wären
wir nahe daran zu erklären, die Maschine übertreffe den feinen menschlichen
Apparat. Solches Denken ist sehr weit verbreitet und nicht nur für die
gesellschaftliche Ordnung, sondern auch für die gesamte Weltordnung
vernichtend. In den höheren Welten wird das Weibliche Prinzip sehr geachtet,
denn die Frau verkörpert die Selbstaufopferung und ist die ewig Schenkende auf
dem Pfad mühsamer menschlicher Evolution. Es heißt: ”Die Frau ist für den Weg
der Heldentat bestimmt”. Vergessen wir nicht, wie sehr die Hierarchie des
Lichts die MUTTER DER WELT verehrt!
3.)
Falsch sind die in Büchern gefundenen Behauptungen, dass alle Religionen und
Lehren die Frau auf eine niedere Stufe stellten. Solche Behauptungen sind
Entstellungen und Hinzufügungen, die in späteren Zeiten von jenen verübt
wurden, die aus Unwissenheit und Eigennutz ihre Macht behaupten wollten.
Keinesfalls dürfen die Großen Religionsstifter und Lehrer durch diese
himmelschreiende Unwissenheit herabgesetzt werden. Bedenken wir, durch wie
viele unehrliche und eigennützige Hände diese Lehren in Tausenden von Jahren
gegangen sind!
Buddha
hielt die Frau hoch in Ehren und stellte fest, dass sie, genauso wie der Mann,
die höchsten Grade eines Archaten erreichen kann. Wahrlich, in der Frau brennt
das gleiche geistige Feuer, die gleiche Monade wie im Mann; der psychische
Apparat der Frau ist viel feiner als der des Mannes. Aus diesem Grunde übermittelte
im alten Ägypten die Hohepriesterin der Isis den Hierophanten die Gebote der
Göttin – nicht umgekehrt. Wenn unsere Christliche Kirche die Frau dermaßen
erniedrigte, dass bei der Eheschließung der Priester erklärt: ”Die Frau sei dem
Manne untertan”, so war es im alten Ägypten völlig anders, denn hier war die
Frau das Haupt des Hauses. Viele seltsame Dinge werden sich noch offenbaren.
Wir leben wahrhaft in der Maja unserer Unwissenheit. Diese entstand nicht nur
aus Mangel greifbarer Beweise und Fakten, sondern auch aus der angeborenen
Neigung zu Vorurteil und Verneinung. Seit frühester Kindheit frisst sich diese
Krankheit wie Krebs in unser Denken ein.
Wahre
Geschichte, und vor allem wahres Wissen wird viele erstaunliche Seiten und
Fakten enthüllen. Erinnern wir uns der großen Worte: ”Es kann gesagt werden, dass
uns kein einziges Vermächtnis ohne Entstellung erreichte. Endlos sind die
Änderungen und Entstellungen, die in den Übersetzungen der großen
Schriftsteller zu finden sind.” Wie schrecklich entstellt sind die Werke der
ersten Kirchenväter der Christenheit! Nehmen wir zum Beispiel den großen
Origenes. Gibt es nicht schon ein Beispiel für solche Entstellung im Vorwort
seiner Werke, das von einem Schüler geschrieben wurde? Wahrlich, je mehr wir
die Quellen der Lehren ergründen, umso klarer offenbart sich ihre
Einheitlichkeit und Größe. Greifen wir daher in unserer Unwissenheit nicht die
großen Begründer der Lehren an, die das große Gesetz des Gleichgewichts der
Elemente kannten. Im Altertum bestand die letzte und höchste Einweihung in
dieser Erleuchtung und in diesem Wissen. Das ganze Geheimnis, die ganze
Schönheit des Seins wurde der vom höchsten Licht erleuchteten Seele enthüllt.
Selbst im entstellten Hinduismus gibt es einige Hinweise auf die Bedeutung des
Weiblichen Elements. Und bis heute kann ein Brahmane die heiligsten Rituale nur
gemeinsam mit seiner Frau vollziehen.
Auch
Christus bestand auf Gleichheit der Elemente; doch finster waren die Anhänger
seiner Schüler, und diese Finsternis vermehrte sich sozusagen nicht in
arithmetischer, sondern in geometrischer Progression.
Auch
Zoroaster schätzte das Weibliche Element sehr, und in seinen Vermächtnissen
kann man bemerkenswerte Hinweise auf die Größe der Kosmischen Liebe finden.
4.)
In der Lehre heißt es ”Lingam ist das Gefäß der Weisheit”, was besagt, dass
seine Lebenssubstanz wichtige Eigenschaften besitzt. Genau gesagt, durch
sparsamen Gebrauch dieser Substanz werden Lebenskräfte gespeichert, und so
bewahren wir die schöpferische Kraft in uns. Daher wird von jedem, der
praktischen Okkultismus betreibt, völlige Enthaltsamkeit verlangt. Erst später
nahm dieses Wissen die hässliche Form des Phalluskultes an. Dies erklärt, warum
der Archat ein Leben völliger Enthaltsamkeit führt.
5.)
Bei den ersten zwei Rassen kann man nicht von Vervollkommnung sprechen, denn
diese bestand nur potentiell. War in der zweiten Hälfte der dritten Rasse die
Zivilisation hoch, so nur deshalb, weil zu dieser Zeit die Großen Elohim zur
Erde kamen, und laut esoterischen Berichten befanden sich unter ihnen
Geistwesen beiderlei Geschlechts. Sie inkarnierten als Göttliche Führer und
Regenten, und ihre Nachkommen empfingen den Funken, der ihre geistigen
Fähigkeiten weckte. Bei diesen Abkömmlingen setzte die Zentrentätigkeit ein,
wogegen bei den meisten Menschen die Zentren untätig blieben. Diese Elohim, die
von den höheren Welten auf unsere Erde kamen, inkarnierten in den später
bestehenden menschlichen Formen, sie wurden die Entfacher des Bewusstseins und
der geistigen Fähigkeiten der Menschheit. Wenn daher auch Geistigkeit in den
früheren Rassen vorherrschte, konnten sie insofern nicht als vollkommen
angesehen werden, als es ihnen an Fähigkeit des Denkens mangelte. Der Gedanke
ist die Krone der Weltenschöpfung, da nur bewusstes Denken schaffen kann. Daher
wird der vom Licht der Geistigkeit erleuchtete denkende Mensch ”die Krone der
Schöpfung” und ”Schöpfer” genannt. Nur der Geist, der endlose Formen und
Existenzen durchschritt, kann jene Erfahrungen aufspeichern, ohne die es weder
ein Unterscheidungsvermögen noch einen Gedanken noch Schöpfung gibt. Daher ist
das von Geistigkeit erleuchtete Gemüt wahrlich ein Geschenk Gottes. So erklären
alle östlichen Lehren: ”Es gibt keinen Gott, der nicht einmal ein Mensch war”,
und auch: ”Alle Götter müssen die menschliche Evolution durchlaufen”.
6.)
Waren Zwillingsseelen über Jahrhunderte hindurch getrennt, so erkennen sie
einander nicht, wenn sie sich begegnen. Genau gesagt, nur Seelen, die
Jahrtausende hindurch auf dem irdischen Plan durch starkes geistiges und
herzliches Gefühl verbunden waren, können in den höheren Welten die kosmische
Vereinigung erlangen. Die Vereinigung der Bewusstseine und Herzen findet weder
in einem Leben noch im Verlauf von mehreren Leben statt. In der Tat, Tausende
von Jahren sind erforderlich, um die Energien zu speichern, die befähigen,
dieses untrennbare Band zu knüpfen. Die höchste Schönheit kann nicht leicht
zugänglich sein!
7.)
Wahrlich, alle Geistwesen, in denen der Funke des Strebens nach dem Höchsten
und nach Schönheit nicht erlosch, sind auferstanden und werden auferstehen in
Formen, die ihrer Geisteshöhe oder der Aufspeicherung in ihrem Kelch
entsprechen.
* * *
Vulgäre
Vorstellung entspricht völlig dem niedrigen moralischen Niveau des Menschen.
Daher ist es unsere besondere Pflicht, die Höchsten Bildnisse vor jeglicher
Herabwürdigung, Verhöhnung und gotteslästerlichen Auslegungen zu schützen.
Es
ist wichtig zu wissen, dass die Kosmische Krönung nur in den höheren Welten
möglich ist, wo die Aufgaben kosmischer feuriger Schaffenskraft nicht an den
irdischen zu messen sind. Diese Krönung ist der irdischen Auslegung
unvergleichbar. Man muss bedenken, dass hier, im irdischen Bollwerk der
Bruderschaft, die Archate in Einsamkeit verbleiben, wie es der Dienst an der
Menschheit erfordert. Jeder von Ihnen übernimmt seinen ganz speziellen Auftrag
und führt schwierigste Aufgaben durch. Die Ihnen nahestehenden Seelen, die
karmisch mit Ihnen verbunden sind, inkarnieren auf Erden zur Zeit der Erfüllung
eines neuen Planes der Evolution; sie bewahren das Band mit den Archaten und
erfüllen Ihren Willen, indem sie das menschliche Bewusstsein nach neuen
evolutionären Richtlinien voranbringen. Die Vielfältigkeit der Aufgaben
erfordert verschiedene Zustände. Manche Archate behalten ihren verdichteten
Astralkörper bei, und nur eine kleine Gruppe von Ihnen verkörpert sich
physisch, weil ihre Aufträge es erfordern. Die Last Ihrer Arbeit für das
Gemeinwohl übertrifft jegliche Vorstellung! Der Grundsatz der Selbstaufopferung
in ihrer ganzen Größe und Schönheit wird von diesen Dienern der Menschheit und
des Gemeinwohls voll gewürdigt. In äußerster Anspannung auf ewiger Wacht, in
großer Geduld und unter gewaltiger Anstrengung steuern Sie das Schiff der
Menschheit. Sie opfern Ihr Leben für Ihre Menschengefährten; Sie verhindern das
Kentern des Schiffes und steuern es in den rechten Kanal.
Hier
ein Hinweis aus der Lehre des Lebens:
”Womit
kann Unsere Gemeinschaft eher verglichen werden – mit einem Chor von
Psalmensängern oder mit einem bewaffneten Lager? Eher mit letzterem. Man kann
sich vorstellen, dass sie den Regeln einer militärischen Organisation und
Führerschaft entsprechen muss. Kann man die Pfade des Fortschritts der
Gemeinschaft ohne Rückschlag und Angriff errichten? Kann man eine Festung durch
Angriff einnehmen, ohne ihre Lage zu kennen? Die Bedingungen der Verteidigung
und des Angriffs müssen erwogen werden. Erfahrenes Wissen und strenge
Wachsamkeit sind nötig. Wer die Gemeinschaft als ein Bethaus betrachtet, irrt.
Wer die Gemeinschaft eine Werkstätte nennt, irrt. Wer die Gemeinschaft als ein
abgeschlossenes Laboratorium betrachtet, irrt. Die Gemeinschaft ist eine hundertäugige
Wache. Die Gemeinschaft ist der Orkan des Boten. Die Gemeinschaft ist das
Banner des Eroberers …” (Gemeinschaft, § 183)
Ich
möchte hinzufügen, dass die Gemeinschaft der Leuchtturm ist und der einzige
Rettungsanker der Menschheit. So sind die besten Menschen verpflichtet, Ihre
ungeheure Last zu erleichtern. Wie überaus dankbar sollten wir diesen Hohen
Geistwesen sein, die für Jahrhunderte Ihre wohlverdiente Glückseligkeit
opferten und weiterhin opfern, um das Schicksal der Menschen zu erleichtern und
den Planeten vor Zerstörung zu retten!
* * *
Können
wir zwischen Monotheismus und Polytheismus eine klare Linie ziehen? Können wir
auch nur eine Religion nennen, die einen strengen Monotheismus verkündet?
Wahrlich, der ganze Sinn des Lebens besteht aus Einheit in der Vielfalt. In der
christlichen Religion gibt es einen offensichtlichen Polytheismus. Der
Gottesbegriff – Gott Vater mit seinem inkarnierten Sohn Jesus Christus – kann
nicht als monotheistisch betrachtet werden. Liegt nicht der christlichen Religion
die heidnische Dreieinigkeit zugrunde? Und wie steht es mit den Erzengeln und
der Jakobsleiter? Wiederum kann man sagen: ”Wer den Splitter in seines Bruders
Auge sucht, sieht den Balken im eigenen nicht.” Und mit Recht kann man
behaupten, dass die christliche Kirche aus dem Erbe der verachteten Heiden den
Nutzen zog, aber viele große Begriffe entstellte und herabwürdigte.
* * *
Wer
kann sagen, wo die Rechte der Frau – die ihr von der Natur verliehenen Rechte –
beginnen und wo sie enden? Dieselbe Frage könnte man in bezug auf die Rechte
des Mannes stellen. Nur Evolution gibt die Antwort und weist die Richtung. Es
gibt in der Natur kein Anzeichen dafür, dass die Frau auf ihren Herd beschränkt
sein sollte! Schließlich ist sie die Mutter und Hüterin der Welt. Daher gibt es
keinen einzigen Lebensbereich, wo der Mann allein regieren könnte. Gerade diese
ausschließliche Herrschaft des einen Elements hat die finstere Epoche
heraufbeschworen. Schöpferkraft ist beiden Elementen in gleichem Maß verliehen.
Im Mann tritt sie zur Zeit nur deshalb stärker hervor, weil der Frau die
gleiche Bildung versagt wurde und sie nicht die gleichen Möglichkeiten hatte,
ihre schöpferischen Kräfte in weitem Maße auszuüben. Man berief sich auf das
geringere Gewicht des weiblichen Gehirns, das man als Ursache für die
vermeintlich geringere Intelligenz der Frau ansah. Dieser Trugschluss war
jedoch nicht haltbar. Ich entsinne mich, wie erstaunt die Wissenschaftler
waren, als nach dem Tod des äußerst talentierten Schriftstellers Anatole France
sein Gehirn gewogen und als erstaunlich leicht befunden wurde; es war kaum
schwerer als das Gehirn eines Kindes! Gleicherweise hörte ich einmal, je
entwickelter ein Tier, umso größer sein Gehirn. Auch erinnere ich mich an den
Hinweis unseres Lehrers, dass manche Insekten klüger seien als große Tiere.
Nehmen Sie z. B. die Bienen und Ameisen. Ein schweres Gehirn bedeutet große
physische Ausdauer, doch keine Verfeinerung. Gänzlich verschieden sind die
Zeichen großer Intelligenz. Die Gehirnwindungen sind sehr bedeutungsvoll;
jedoch auch hier kann man nur teilweise zu einem Schluss gelangen, da über die
Geheimnisse des inneren Menschen sehr wenig bekannt ist. Die seltsame Theorie
der Anthropologen lautet: je größer der Schädel, um so intelligenter der
Mensch. Hier beweist die Natur wiederum das Gegenteil. Es wurde herausgefunden,
dass der Schädel der isländischen Wilden größer ist als der eines geistreichen
Durchschnittsfranzosen. Heute sind viele zu dem Schluss gelangt, dass es keinen
Grund gibt, die geistigen Fähigkeiten der Frau unter die des Mannes zu stellen.
Die
finstere Epoche bewertete die Frau als Konkubine und Kindermädchen, doch ehrt
man die Frau als Mutter, dann ist sie nicht nur die Mutter in der engsten
Familie, sondern auch der Große Lehrer des Bewusstseins der Völker.
So
heißt es in der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK: ”Die Frau, die dem Volke das Leben
schenkt, hat das Recht, sein Schicksal zu bestimmen. WIR wollen die Frau in der
Regierung vertreten sehen, im Ministerrat, in allen aufbauenden Tätigkeiten.”
Doch gleichzeitig heißt es: ”Der Kampf zwischen den beiden Elementen wird hart
sein, und die Frau wird ihre Rechte, die sie freiwillig aufgab, selbst
zurückerobern müssen.”
Das
gestörte Gleichgewicht wirkt sich im Leben des ganzen Planeten so schrecklich
aus, dass ihm nun die Gefahr droht, zerstört zu werden! Und kosmische
Notwendigkeit und Sinngebung erweisen sich hier abermals als Retter, indem sie
die talentierte Frau immer mehr in den Vordergrund stellen. In den jüngeren,
für die Evolution bestimmten Ländern kann man beobachten, dass die Frau sich
immer mehr durchsetzt. So gibt es in Amerika bereits Frauen als Minister,
Diplomaten, Abgesandte, Staatsregenten, Direktoren der größten Firmen,
Pilotinnen und Rechtsanwälte, die die schwierigsten Prozesse gewinnen. Auch den
Posten des persönlichen Sekretärs des Präsidenten nimmt eine Frau ein. In der
Tat, in Amerika sind die Frauen die Hauptförderer der Bildung und Kultur. Auch
sind die sogenannten ”Wunschkinder” meist kleine Mädchen. All dies sind gute
Zeichen für die kommende Epoche.
Und
jetzt denken Sie tiefer über folgendes nach: Im Prozess der natürlichen
Evolution werden die Unvollkommenheit der physischen Empfängnis und der Geburt
sowie eine hilflose Kindheit beseitigt werden, all dies wird dereinst in das
Reich der Legende eingehen. Dann werden für die Verkörperung des sich
inkarnierenden Geistes die [geistigen] Kräfte von Vater und Mutter
gleichermaßen benötigt, beide werden nämlich an diesem Prozess der Verkörperung
teilnehmen; die Ernährung wird überhaupt keines rauchenden Herdes mehr
bedürfen. Wie könnte man daher den Wirkungsbereich der Frau noch mehr
einschränken und ihr nur die Rolle der ”Lust” des Mannes zuteilen? Nein, die
Zeit ist gekommen, in der die besten Menschen darüber nachdenken und sich der
Armseligkeit dieser Vorstellung schämen, die so weit führte.
6.
Juni 1935
Sie
sprechen die Hoffnung aus, dass ich ”ohne solch lange Pausen” schreiben werde.
Doch ich befürchte aufrichtig, dass meine Briefe manches Mal den Frieden des
einzelnen stören könnten, da ich oberflächliche Beweise unbeachtet lasse und
der Wirklichkeit folge, die mir durch den Lehrer gezeigt wurde. Daher ist es
sehr leicht möglich, dass meine Erklärungen und unerwarteten Schlüsse von jenen
nicht angenommen werden, die bei jeder Straßenkreuzung eine Vogelscheuche
sehen. Doch ich bin sicher, dass Sie meine Briefe solchen Individuen nicht
vorlesen werden. Sprechen Sie immer so, wie es das Bewusstsein der Zuhörer zulässt.
Ich
kann Ihrer Feststellung, ”die Geistlichkeit übe völlige Toleranz und keine
offene Auflehnung”, nicht zustimmen. Ich bin genau gegenteilig informiert.
Bedrohte nicht beispielsweise ein bestimmter Priester die Mitglieder der
Gemeinschaft des Heiligen Sergius mit Kirchenbann, nur weil sie um seinen Segen
baten? So wird berichtet und bezeugt. Bekannte sich dieser Priester nicht dazu,
dass er selbst der Zeitung die Information lieferte, die unter den Bürgern
Verwirrung stiftete? Und als man ihn fragte, warum er dies tat, antwortete er
da nicht: ”Eben weil ich diese Nachricht weitergeben wollte!”? Nein, die
Ausübung solcher ”Toleranz” unterscheidet sich von der in unserem Lexikon! Ich
könnte einige andere Tatsachen erwähnen, doch wahrscheinlich kennen Sie diese
besser als ich. Lassen wir daher alle diese Streitgespräche über die
Geistlichen fallen – abgesehen davon, dass ich unter ”Geistlichkeit” nicht nur
die Priester verstehe, sondern ganz allgemein alle Fanatiker und
Scheinheiligen, die ihre finsteren Handlungen unter Ritualien, wie
Verneigungen, Niederknien und Kreuzküssen verbergen – wie z. B. Herr X. und
sein Anhang.
Vielleicht
erinnern Sie sich, dass ich immer versuchte, mich von der Kirche und ihren
Vertretern fernzuhalten, weil ich meinen Söhnen die Achtung vor ihrer Religion
so lange bewahren wollte, bis ihr Bewusstsein gefestigt genug war, um ganz
natürlich alles Schöne in ihrer Kirche zu erfassen, aber auch das Negative in
ihr zu erkennen; genau gesagt, um ihr Verhalten zur Religion als solcher nicht
zu beeinflussen. Und ich glaube, dass ich damit Erfolg hatte, denn meine beiden
Söhne sind tief religiös und haben im Geiste ihre eigene Kirche.
Keiner
unserer Mitarbeiter würde je einen Tempel verdammen, sondern eher in jedem eine
Kerze entzünden. Doch es ist ganz sicher, dass Fanatiker und Scheinheilige
nicht dieselbe Straße wandeln wie jene mit erleuchtetem Bewusstsein.
Die
ernste, äußerst bedrohliche Zeit ist angebrochen; es findet eine strenge
Auslese statt. Eine Verschiebung im Bewusstsein der Menschen erweckt Streben
zum Aufbau des Lebens auf einer neuen Grundlage und in weitem Ausmaß. Die
Völker erkennen, dass ”Leben ohne einen Helden mühsam” ist. Jeder kann diese
Sehnsucht nach mächtiger Führerschaft im kulturellen, sozialen und staatlichen
Leben wahrnehmen. Kann es sein, dass jemand, beschäftigt mit Selbstzerstörung
und dem Verrat geistiger Werte, den herrlichen Tagesanbruch versäumt? Ja, ich
möchte sagen, dass ich unter einer lebendigen Kirche eine Kirche verstehe, die
in ihrer großen Toleranz den wahren Vermächtnissen Christi folgt, eine Kirche,
die Vereinigung im Auge hat und nicht Zersplitterung, deren Fundament die Liebe
Christi zugrunde liegt. Doch wo es nur eine Spur von Unduldsamkeit und
Fanatismus gibt, da gibt es keinen Christus. Ich las über den Patriarchen
Tikhon. Vieles in seiner Persönlichkeit weist darauf hin, dass er verstand, dass
”der Neue Himmel und die Neue Erde erscheinen, um das Alte zu ersetzen”.
Christus lebte wahrhaft in seinem Herzen.
Fragten
Sie sich je, warum die Geistlichkeit gegen so viele religiös-philosophische
Gesellschaften eingenommen ist? Weil sie fürchtet, dass die Wahrheit enthüllt
werden könnte, nämlich dass alle Symbole unserer christlichen Kirche
Nachahmungen der alten heidnischen Sinnbilder darstellen! Die fortschrittlichen
westlichen Priester wissen das sehr genau. Doch man kann die Wahrheit nicht für
ewig verbergen, und nun beginnt sie, sich selbst laut zu verkünden. Kürzlich
sah ich in einer Zeitung die Abbildung eines griechischen Patriarchen im vollen
Ornat, mit einem Bischofsstab in der Hand. Dieser Bischofsstab ist eine genaue
Nachbildung des Heroldstabes des Gottes Merkur; er stellt eine zweiköpfige
Schlange dar. Man könnte fragen, wieso das Bildnis einer Schlange, die nach
christlichem Dogma das Symbol der Verführung ist, auf dem Bischofsstab eines
Patriarchen der griechischen Kirche zu sehen ist? Hätte ich die Wahrheit nicht
gekannt, könnte ich gedacht haben, jemand hätte das Bild des heiligen Patriarchen
in gotteslästerlicher Absicht entstellt.
Daher
würde ich in bezug auf den von Ihnen erwähnten Fall sagen: Verbannen wir
Unwissenheit und wenden uns der wahren Interpretation der Tatsachen zu. Fragen
wir uns, wer mehr zu tadeln ist: derjenige, der nach seinem Glauben die
verehrte Person mit den besten Symbolen umgibt oder jener, der aus Unwissenheit
und Bosheit nicht nur eine Person verleumdet, sondern auch über hohe Symbole
lästert, deren Bedeutung ihm fremd ist? Sind nicht alle, die das Licht des Wissens
übermitteln, das ethische und kulturelle Niveau heben, Brüder und Schwestern
der großen Bruderschaft der Menschheit? Wahrlich, N. K. und ich nennen gemäß
dem Vermächtnis Christi jeden, der Licht bringt, ”Bruder” oder ”Schwester”. In
Indien besteht die Sitte, jeden Fremdling mit dem Wort ”Bruder” zu grüßen. Und
das ist schön!
In
der Tat, in der von Ihnen erwähnten Zeitschrift werden Sie nie eine so
schändliche Beschimpfung und ein so unwissendes und vulgäres Urteil finden wie
in den Artikeln der mir zugesandten H. und T. Zeitungen. Ich war traurig, als
ein ausländischer Mitarbeiter, nachdem er diese schamlosen Schmähungen gelesen
hatte, mir mitteilte, sie könnten sich nicht vorstellen, dass bestimmte Gruppen
von Emigranten noch so unwissend sind: ”Unwillkürlich könnte man dem Märchen
Glauben schenken, dass die russischen Kosaken Talglichter essen und in den
Straßen der Städte Bären spazierengehen …”
Für
die besten Geister ist es Zeit zu verstehen, dass das Bewusstsein der ganzen
Welt sich erweitert und mit Riesenschritten an den neuen Aufbau herangeht. Man
kann die Neue Welt nicht mit Gerümpel von gestern betreten. Die Zukunft ist
herrlich, doch man muss sie aufnehmen können. Die Neue Epoche hat das Zeichen
weltweiter Zusammenarbeit im gesamten Leben auf ihr Banner geschrieben, dem
selbstverständlich wahres Wissen und Duldsamkeit zugrunde liegen; denn in
Unwissenheit und Fanatismus kann man nicht zusammenarbeiten.
Ich
sandte und sende weiterhin die Artikel von N. K. allen jenen, die sich nach dem
Wort des Lichts sehnen und mache dabei keinen Unterschied, ob es sich um
Heiden, Christen, Sektierer oder Orthodoxe handelt; das Wort des Lichts kann
überall und unter allen Umständen erklingen. Wenn Herr X. und seinesgleichen
bei den Menschen im Gedächtnis bleiben, so nur durch ihre Vorgänger, die alle
anders gesinnten Menschen verfolgten!
Und
nun würde ich gern erfahren, wie weit es mit dem Buch ”Heilige Wacht” steht?
Ich meine, es könnte in anderen Ländern herausgebracht werden. Es ist
interessant, dass dieses Buch von Harbins Zensur verboten wurde. Auch möchte
ich gern wissen, welche Artikel die Zensoren so fürchten. Das ist sehr seltsam!
Und dies im Zeitalter der Bildung. Nein, wir leben nicht im Zeitalter der
Bildung, sondern im Zeitalter spitzfindiger Inquisition und unverantwortlicher
Spionage, in dem die Sklaven des Geistes zu wahren Robotern werden, die bald
jeder Affe beherrschen kann! Es ist Zeit zu erkennen, dass dort, wo der Geist
des Mutes schwand, wo es nicht gelang, sich dem Übel des Kleinmuts und der
Furcht zu widersetzen, es keinen Platz für Erneuerung und Fortschritt gibt. Das
Sprichwort ”Gott ist mit den Tapferen” enthält tiefe Wahrheit.
Es
ist zu bedauern, doch für eine bestimmte Mentalität könnte man heute die Worte
Christi in voller Tragweite anwenden. Es heißt: Doch Jesus sprach zu ihnen:
”Der Prophet gilt nichts im eigenen Land, unter seinesgleichen, und in seinem
Hause”. (Markus 6,4).
Im
Zusammenhang mit dem Erkennen der Großen Geistwesen kommt mir folgende östliche
Parabel in den Sinn: ”Einst fragten die Schüler einen großen Rishi oder Weisen,
wie man die Avatare – die göttlichen Inkarnierten – erkennt? Und der Weise
antwortet: Einem Gemüsehändler wurde ein schöner Diamant zum Kauf angeboten. Er
betrachtete ihn und erklärte, dass er dafür zehn Pfund Eierfrüchte bieten
könnte und nicht einen Deut mehr!”
Charaktere
wie J. L. und V. I. erwiesen sich weit schlimmer als dieser Gemüsehändler.
Die
abscheuliche Verleumdung von seiten H. und T. wurde auch in anderen Ländern
verbreitet, und jemand druckte die ganze Gemeinheit in seiner Lokalzeitung ab,
wobei er das Pseudonym ”Mahatma” verwendete. Allerdings stieß dieser
Zeitungs-”Mahatma” auf den harten Widerstand unserer Freunde, und der
Verleumder sah sich veranlasst, im selben Blatt N. K. als einen großen Künstler
hinzustellen und meinte, dass er nur sagen wollte, einem großen Künstler
gezieme es nicht, die Religion unserer Vorväter richtigzustellen und dass er
nun seine Polemiken einstellen werde. Wie immer, so siegte auch hier ”Tactica
adversa”! Nachher erschienen in vielen Zeitungen und Zeitschriften Artikel über
den Pakt und das kulturelle Wirken N. K.’s. Der Verleumder entfachte die Flamme
der Heldentat, und Funken dieses verstärkten Feuers flogen in die entferntesten
und unerwartetsten Winkel, entfachten neue Bestrebungen, neue Wohnstätten des
Geistes.
Und
nun möchte ich die Angreifer N. K.’s hinsichtlich ”Berichtigung der Religion
unserer Vorväter” fragen, welche Dogmen unserer Kirche wir so unbestritten
hinnehmen sollten? Kennen wir nicht aus der Geschichte der Kirchenkonzile die
vielen von den Kirchenvätern selbst in die Dogmen der Kirche eingeführten
Abänderungen? Es wäre von Nutzen, sich die Argumente der Priester bei den
Konzilen ins Gedächtnis zu rufen. Wäre es daher nicht logischer, diese
”aufgeklärtesten Priester” und ihre blinden Anhänger wegen ”Berichtigung der
Religionsformen unserer Vorväter” zu tadeln? Jedoch man vertritt wahrscheinlich
die Meinung ”Quod licet Jovi, non licet Bovi!” (Anm. des Herausgebers: Was
Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht gestattet.)
Und
in bezug auf diesen Eigendünkel könnten viele Beispiele aus der Lehre des
großen Antonius zitiert werden, doch möchte ich nicht, dass mein Brief zu
umfangreich wird.
Ich
schreibe dies alles mit Herzschmerzen, denn ich liebe mein Land und leide wegen
dieser Kurzsichtigkeit. Dem russischen Volk ist vieles gegeben worden, und es
verdient den Namen ”Gottsucher”. Es schenkte uns solche Sterne wie den Heiligen
Sergius von Radonesch, der nicht nur die Grundlagen des russischen Staates
legte, sondern wirklich den Charakter des Volkes formte. Durch sein Wirken und
den Magneten seines Geistes sowie die Tätigkeit seiner Mitarbeiter sind
geistige Feuer entzündet worden, die für Jahrhunderte das Bewusstsein des
Volkes nährten. Doch die Nachfolger wagten es, die ererbten Schätze zu
verwüsten. Da sie sich von dem gottgegebenen Führer und seinem hierarchischen
Prinzip abwandten, verarmte das Bewusstsein des Volkes und unberechenbares
Unheil traf es. Die Priester haben kein Recht, die Kritik an der Kirche und
ihrem Niedergang den weltlichen Intellektuellen in die Schuhe zu schieben! Sie
sollten vor allem sich selbst tadeln, denn sie sollten die Hüter der ihnen vom
Heiligen Sergius anvertrauten geistigen Schätze sein. Wo blieb jener Geist des
Heldentums, der Enthaltsamkeit und der Reinheit, und wo blieben die durch die
Liebe zu seinem Land erleuchteten wahren Errungenschaften des Lebens, die allen
wahren Schülern des verehrten Sergius eigen waren?
Darüber
hinaus – was erreichte die westliche Kirche durch den Verkauf von Ablässen und
Errichtung der Inquisition? Welch ungeheure Unwissenheit beherrschte sie bei
der Verdammung des Galilei und anderer Märtyrer des Lichts und des Wissens?
Gereichte ihr Giordano Brunos und Jeanne d’Arcs Verbrennen auf dem
Scheiterhaufen etwa zur Zierde? Und nun wurde Jeanne d’Arc von derselben Kirche
heiliggesprochen! Und wird die Bartholomäusnacht jetzt nicht mit Massenmord gleichgesetzt?
Sollen wir weiter auf der Unfehlbarkeit der Kirche beharren?
Groß
sind die Verbrechen der Kirche gegen die Vermächtnisse Christi. Es ist Zeit,
die blutigen Seiten der wahren Geschichte zu lesen und in Empörung des Geistes
ausreichend Kraft zu schöpfen, um alle Last der Unwissenheit und Habgier zu
verbannen und zum reinen Leben der früheren Kirchenväter der Christenheit
zurückzukehren. Die Macht des Geistes solcher Helden wäre ungeheuer, und das
Volk, das nach Licht und Führerschaft des Geistes sucht, würde geachtet. Aber kein
vergoldeter Ersatz kann die seit langem leidende Seele des Volkes verlocken.
Sie erhofft das wahre Licht Christi, wahre Taten im Namen Christi, in voller
Aufrichtigkeit, Reinheit und Schlichtheit!
Mögen
daher unsere Landsmänner im Geist belebt werden, obwohl einige von ihnen sich
ihrer moralischen Korruption schämen sollten. Mögen alle, deren Geist sich
erneuerte, sich dem Banner des Heiligen Sergius anschließen, dem gottgegebenen
Führer des russischen Landes. Nur hierin liegt die Rettung. Alle
Prophezeiungen, die mir zuteilwurden, erfüllten und erfüllen sich sehr genau.
Aus diesem Grunde sage ich, die bedrohliche Zeit ist angebrochen und es ist
nötig, sich im Geiste zu vereinen, da es sonst anstelle eines Waldes nur noch
Stecken und Splitter geben und der erste Wind die Funken ihrer Vernichtung
bringen wird.
Ich
bitte Sie, über die Ereignisse tiefer nachzudenken und die Führende Hand
wahrzunehmen. Wirken wir mit an der großen verheißenen Auferstehung des
Geistes. Der Sieg des Lichts über die Finsternis ist sicher verbürgt. Das
bedeutende Jahr des schrecklichen Harmagedons steht vor der Tür! Mögen die
Krieger des Lichts sich unter dem ausgewiesenen Banner vereinen! Die Große
Gewähr des Sieges liegt in unseren Händen.
Ich
sende Ihnen einige Kapitel aus der neuen wunderbaren Monographie über N. K. von
dem Dichter Richard Rudzitis. Die Feinheit und Herzensreinheit dieses Autors,
der das leuchtende Bild von N. K. so klar herausstellt, werden vielen
zugutekommen. Aber die Herzen vieler sind gottlos geworden, und ihr Wortschatz
sank auf ein sehr niedriges Niveau herab. Schätzen wir jeden talentierten
Schaffenden! Es ist Zeit, dieser sinnlosen Vergeudung von Menschen Einhalt zu
gebieten, welche die wahren Brennpunkte der höchsten Energie sind, die die
volle Bedeutung der Evolution erfassen und das Leben der ganzen Nation und des
Landes darstellen. Es ist Zeit, unser Denken zu ändern. Wir befinden uns
wirklich am Rand des Abgrunds! Nur ein ”Wunderbares Banner kann uns hinübertragen
an die Tore der Wundervollen Burg”. Wenden wir uns nicht ab von dem
Vorausgesagten! Nehmen wir den uns gesandten Segen an!
Vater
Sergius, Du Göttlicher, mit Dir gehen wir, mit Dir siegen wir!
Erneut
bitte ich Sie, durch diesen Brief nicht verärgert zu sein. Wir lieben Sie und
möchten mit Ihnen gerne in Harmonie und mit Erfolg zusammenarbeiten. Doch dies
erfordert eine gewisse Einheit des Bewusstseins, und deshalb schenke ich Ihnen
mein Vertrauen. Ich empfehle Ihnen, den Artikel von G. Grebentschikoff ”Ich
protestiere” abermals zu lesen. ”Russlands Roerich führt seine Mitarbeiter
aller Nationen, Glaubensrichtungen und Stellungen, die bereit sind sich zu
opfern, um seinen wundervollen Ruf zum Licht zu erfüllen. Könnte es sein, dass Roerich
es nicht verdient, die Russen hinter sich zu haben – ganz gleich, woran sie
glauben oder wo sie leben –, die sich von seinen Verleumdern abwenden und der
Beschmutzung der Atmosphäre Einhalt gebieten! Roerich ist unser
Nationalstolz, ein Stern der heutigen Kultur, einer der wenigen, die sowohl
geistig als auch kulturell eine hohe Stellung einnehmen …”
Und
hier eine weitere Feststellung des Dichters Richard Rudzitis: ”Nicholas Roerich
ist nicht nur als Künstler berühmt, sondern auch als Führer der Kultur, dessen
Namen man sowohl in westlichen als auch in östlichen kulturellen Kreisen
schätzt. Wahrlich, eine universale Größe charakterisiert die Intelligenz seines
Geistes, erstaunlich weit und harmonisch ist der Bereich seines Wirkens und
seiner Ideen. Besonders beeindruckt ist man von der Tatsache, dass er weder ein
philosophischer Prediger noch ein Träumer ist, sondern alle seine Ideen
verwirklicht werden können. Er selbst legte die ersten Fundamente zur Erfüllung
seiner Ideen. Er schuf zahlreiche mächtige kulturelle Bewegungen, Institutionen
und Gesellschaften, die in ihrem erhabenen Aufbau die großen Erbauer der
Geschichte in Erinnerung bringen.”
Das
sind zwei Stimmen engster Zeugen über das Wirken von N. K.
11.
Juni 1935
Vor
einigen Tagen erhielt ich die wundervollen Kapitel Ihres neuen Werkes und etwas
später auch das vollständige Buch. Meinen herzlichen Dank für dieses herrliche
Geschenk. Allein das Äußere des Buches ist eine Augenweide. Ich freute mich
sehr beim Lesen; je mehr ich las, desto mehr entzückte es mich, und das ist ein
untrügliches Zeichen. Mein Herz war gänzlich von Freude erfüllt über die
feinfühligen Saiten der Seele eines Dichters. Die Erkenntnis des Sinns der
Schönheit ist ein so hohes und seltenes Gefühl! Wie sehr müssen wir jene
Menschen schätzen, die diese feinen Schwingungen in den Raum senden! Wahrlich,
nur wer Kunst liebt, versteht es, die feinsten Nuancen der menschlichen Seele
zu würdigen.
Ich
bin sehr dankbar, dass Sie die Universalität von N. K.’s Persönlichkeit so
ausdrucksvoll und einleuchtend hervorgehoben haben sowie sein schöpferisches
Wirken in Übereinstimmung mit dem Rhythmus kosmischer Schöpferkraft. Wie
richtig, wie ausgezeichnet ist die Wertschätzung: ”Aus der Schönheit der Welt
sammelt er den heiligen Tau des Geistes in seinem Herzen, bis es schließlich,
wie der Kelch des Grals, übervoll ist”! N. K. ist wirklich ein Träger des
Kelches der Heldentat im Namen der Wahrheit und Schönheit. Auch seine
Fähigkeit, ”in jedem die positive schöpferische Bestrebung, jeden Lichtfunken
zu stärken, zu bewahren und in eine hellere Flamme zu entfachen”, haben Sie
sehr fein hervorgehoben.
In
der Tat, dieses ”gütige Auge” ist der Grundstein seiner Beziehungen zu Menschen
sowie seiner Anstrengungen, ihnen die Hoffnung auf Erfolg und die Freude
schöpferischen Schaffens zu vermitteln. Dieses ”Auge des Herzens” lässt ihn die
ganze Schönheit des schöpferischen Lebens erfassen und sie einfach und klar
festhalten, ohne Herkömmlichkeiten und Beschränkungen, damit sie in
feinfühligen Herzen widerhallt. Durch seinen beständigen tiefen Sinn für
Schönheit und nicht zuletzt durch seine Begeisterung ist seine Schaffenskraft
unerschöpflich.
Ich
freue mich immer wahrzunehmen, wie Ihr schöpferisches Wirken von den Gedanken
der Lehre genährt wird. Solch ein Aufnehmen der Lehre ist äußerst wertvoll,
aber nur selten zu finden. Ich kenne Menschen, die die Bücher der Lehre seit
Jahren studieren, ohne auch nur einen einzigen Gedanken in ihr Bewusstsein
aufgenommen zu haben. Wenn man die Gedanken wiedergibt, ist die Assimilierung
nach dem eigenen Prisma wesentlich und nicht das Nachsprechen. Doch hierzu muss
man ein Dichter sein und selbständig denken können, aber wie viele sind es, die
so beschaffen sind?
Daher
wünschte ich so sehr, dass Sie über die Themen der Lehre schreiben. Ihr Herz
wird eine komplette schöne Symphonie schaffen. Die Saiten Ihrer Lyra können die
Schönheit feinster Nuancen wiedergeben, die wegen der Tiefgründigkeit und Kürze
der Formen so oft nicht getroffen und nicht verstanden wird.
Schaffen
Sie also! Bringen Sie die Freude der Schaffenskraft Ihres Wesens ganz zum
Ausdruck. Das ist der einzige Sinn unseres Seins!
11.
Juni 1935
Ich
will versuchen, Ihre Frage nach Geist und Seele zu beantworten. In okkulten
Schriften bleibt die Antwort auf diese Frage wegen mangelhafter Erklärungen
verwirrend und vage. Die östlichen Lehren nehmen zur Zahl der Prinzipien, ihrer
Unterteilungen und Verbindungen in bezug auf die Definition von Geist und Seele
verschiedene Standpunkte ein. Doch in Wahrheit ist es schwer, die Seele vom
Geist zu trennen, denn alle diese Unterteilungen sind verschiedene Aspekte
einer fundamentalen Energie, die sich auf verschiedenen Ebenen und durch
verschiedene Nervenzentren oder Gefäße offenbart. In allen Lehren finden wir
die Unterteilung des menschlichen Wesens in drei Grundprinzipien: das geistige,
psychische und physische, oder Geist, Seele und Körper. In den östlichen Lehren
gibt es eine Erweiterung dieser drei Grundprinzipien zu besonderem Zweck, und
wir finden das vierte, fünfte, sechste und siebente Prinzip. Diese Entwicklung
ist von den Mahatmas in der Geheimlehre bestätigt worden. So ist das höchste oder
Fundamentalprinzip, das potentiell die Synthese aller anderen umfasst, die
feurige Energie des Lebens oder der Geist, der sich durch den ganzen Kosmos
erstreckt; denn sein Brennpunkt erfordert das sechste Prinzip Budhi (oft ”die
Geistseele” genannt, zum Unterschied von der Tier-Seele). So bildet sich die
Monade, die das primäre unbewusste inkarnierte Ego darstellt. Dann folgt das
fünfte Prinzip – das Manas, Selbst-Bewusstsein – ”Der Denker” (höhere
Intelligenz). Diese drei Prinzipien bilden die höhere Triade oder das bewusste
unsterbliche Ego. Im Devachan überlebt dieses Ego nach Auflösung der anderen
Prinzipien, die des Menschen irdische Persönlichkeit bilden, oder wie man im
Osten sagen würde, des Menschen niederes Ego oder Ich.
In
der Lehre wird dieses Höhere Ego oder die Triade oft als Geisteskorn
bezeichnet, das sich nicht direkt und selbständig auf der Erde offenbaren kann.
Um sich zu manifestieren, benötigt diese Triade das vierte Prinzip – genannt
Kama, durch das der Wunsch zum Ausdruck kommt, sich in zwei Aspekten zu äußern:
Kama-Manas oder niederer Intellekt (wörtlich der Intellekt der Wünsche) und
Kama-Rupa oder subjektive Form (die Form geistiger und physischer Wünsche und
Gedanken). Dies ist der Denker in Tätigkeit. Kama bildet in Verbindung mit dem
höheren Manas und Budhi den höheren feinstofflichen Körper (den Astralkörper,
nicht zu verwechseln mit dem ätherischen Doppelgänger, auch ”niederer Astral”
genannt), die Geistseele oder den geistig entwickelten Menschen. Kama-Manas
stellt eine Brücke dar, die das höhere Manas mit Kama-Rupa verbindet und so
Manas und Form vereint, um den Kama-Manas-Körper, oder die menschliche Seele zu
bilden. Ist diese Brücke zwischen Manas und seinem niederen Aspekt Kama-Manas
hergestellt, – das ist, wenn der Mensch beginnt, die Eindrücke vom höheren
Budhi-Manas zu empfangen, – können wir sagen, dass der Mensch geistig
entwickelt ist und sich der Unsterblichkeit nähert. Daher ist es zur Erlangung
wahrer Unsterblichkeit, das heißt des Erhaltens des Bewusstseins auf allen vier
Ebenen des Seins, um ein Archat zu werden, wichtig, gerade im physischen Körper
das vierte, fünfte und siebente Prinzip zu verbinden und sie im sechsten –
Budhi – zu verschmelzen. Alle Eigenschaften der Grundenergie, die durch ihr
Feuer getrennt umgewandelt werden, müssen harmonisiert werden und in der
höchsten Qualität psychischer Energie zum Ausdruck kommen.
Im
Osten wird die Technik der Verbindung zwischen dem niederen und dem höheren
Manas Antakarana, Brücke oder Pfad genannt. Durch diesen Pfad übermittelt das
niedere Ego dem höheren Ego alle jene Eindrücke und Gedanken, die in ihrer
hohen Qualität von unserem ewigen Wesen aufgenommen werden können und bilden so
die unsterblichen Aufspeicherungen unseres Kelches.
Daher
befindet sich die wahre Individualität des Menschen in seinem Kausalkörper oder
der Geistseele, wohingegen die niedere Seele seine Persönlichkeit darstellt, d.
h. den Wechsel irdischer Erscheinungen. Daraus geht klar hervor, dass Seele ein
wachsender Begriff ist und der Veränderung unterliegt. Im Zusammenhang mit
diesem Thema sende ich Ihnen einige Auszüge aus dem Buch ”Die Grundlagen des
Buddhismus”.
Das
persönliche oder niedere Ego oder die menschliche Seele besteht daher aus fünf
Prinzipien, wogegen der Geist oder das höhere Ego, die wahre Individualität
oder Geistseele, eine Triade des siebenten, sechsten und fünften Prinzips
bildet.
Die
Rolle der Persönlichkeit ist in der Entwicklung des Menschen sehr bedeutend, da
sie die Grundlage seiner ganzen Evolution ist. Nur diese Erscheinung in
verschiedenen Verbindungen und ewig wechselnden Zuständen gibt uns Gelegenheit,
uns zu entwickeln, zu verfeinern und alle unsere Energien oder Prinzipien durch
die Tätigkeit unserer Nervenzentren zu harmonisieren. So spielt das vierte
Prinzip – der Wunsch, der Antrieb zum Leben – eine äußerst wichtige Rolle. Hat
man die schweren Prüfungen des Lebens erfolgreich bestanden, dann verwandeln
sie sich in unaufhörliches feuriges Streben oder in Willen, ohne den es weder
einen Fortschritt noch Schaffenskraft gibt. Schätzen wir daher alle irdischen
Offenbarungen, denn sie geben uns Gelegenheit, etwas zu verbessern und den
Aufspeicherungen unseres Kelches hinzufügen, der für uns das Amrita sammelt.
Eine
intelligente Person kann Menschen mit großen Aufspeicherungen leicht erkennen.
So wird eine starke Individualität immer Sinn für Synthese besitzen, wogegen
Geistwesen mit geringer Erfahrung unter begrenzten Spezialisten zu finden sind.
Der Geist, der viele Aufspeicherungen im Kelch besitzt, nimmt das Wesen der
Dinge leicht auf. Man kann sagen, diese Menschen genießen die Früchte, während
andere nur die Blätter zählen, die jedes Jahr wechseln.
In
jede neue Inkarnation bringt der Mensch jene Aufspeicherungen mit, die man als
”Charakter” und ”Neigungen” bezeichnet. Die rein technischen oder physischen
Fähigkeiten sind oft erblich und auch das Ergebnis von Karma. Es kann
vorkommen, dass ein Geist mit reichen Aufspeicherungen nicht unbedingt aus
persönlichen karmischen Gründen, sondern aufgrund von Gruppen- oder Volkskarma
in einem unzulänglichen Körper inkarniert, der der Größe seines Geistes nicht
entspricht. Solche Nichtübereinstimmung offenbart sich in einer den Menschen
oft unverständlichen abnormen Wesensart. Selbst bei Kindern kann sich dies
beispielsweise im Schreien und Weinen ohne jeden ersichtlichen Grund äußern; es
lässt sich durch die unzulängliche Hülle erklären, die der Geist mitbekommen
hat. Diese ”Hülle”, d. i. der Körper des Menschen, wird durch die gesamte
Leistung der Menschheit geformt, und da die Menschheit auf einem niederen
Niveau verharrt, ist es verständlich, dass hohe Geistwesen es schwer haben,
sich in den unzulänglichen Körpern auszudrücken, weshalb es notwendig ist, das
allgemeine Niveau der Menschheit zu heben, um hohen Geistwesen die Möglichkeit
zu geben, ihrer Größe entsprechend in Erscheinung zu treten. Unter den
gegebenen Umständen ist es schwer, den wahren Wert des Menschen zu erkennen.
Das Fotografieren der Aura ist daher sehr wichtig, denn es kann die wahre Natur
des Menschen enthüllen. Solch ein Beweis würde viele Menschen veranlassen,
ihren ”Ausweis” zu verbessern.
Ja,
das Karmagesetz ist sehr komplex; nur ein Archat kann alle seine Handlungen
erfassen. Wahrhaftig, alles ist Karma! Das ganze Sein ist eine endlose Kette
von Ursachen und Wirkungen, jede Wirkung wird zur Ursache der nächsten Wirkung
– und so fort bis in Unendlichkeit. Der Mensch beendet sein Karma auf diesem
Planeten, um es in einer anderen Welt fortsetzen zu können; er hat das Ende
einer Karmarunde erreicht, wenn die Elemente oder Energien, die sein Wesen formen,
jene Vollkommenheit erlangt haben, die auf diesem Planeten möglich ist.
Hier
möchte ich einige Seiten aus Die Grundlagen des Buddhismus von N.
Rokotoff [Pseudonym von Helena Roerich] zitieren:
”Die
Vorstellung eines persönlichen Gottes, der die Menschheit erlöst, ist für den
Buddhisten absurd. Der Buddhist hat gemäß dem Karmagesetz und dem Verständnis
für die Notwendigkeit persönlicher Anstrengungen zu seiner Befreiung seine
eigene Auslegung der Gottesvorstellung …
”Wer
gestaltet unsere Leben? Ist es Ischvara – ein persönlicher Schöpfer? Wäre Ischvara
der Erschaffer, müssten sich alle lebenden Dinge schweigend dieser
Zeugungsmacht unterwerfen. Sie wären wie durch die Hand des Töpfers geformte
Gefäße; und wäre dem so, wie könnte man dann Treue üben? Wäre die Welt durch Ischvara
erschaffen worden, dürfte es weder Sorgen noch Unheil noch Sünde geben; denn
sowohl reine als auch unreine Taten müssten von Ihm ausgehen. Wenn nicht, dann
gäbe es eine andere Ursache außer Ihm und Er wäre nicht der selbstexistierende
Eine. So sieht man, dass die Vorstellung von Ischvara sich ausschließt …
”Wenn
der ewige Wandel in der Existenz des Menschen die Hypothese einer konstanten,
unveränderlichen Wesenheit ausschließt, dann kann das Universum, diese
Gesamtheit alles Gesamten, ohne die Notwendigkeit oder auch nur Möglichkeit, es
in ein unwandelbares und ewiges Sein einzuführen, erklärt werden …
* * *
”Zwei
Thesen sind von Buddha besonders verurteilt worden: (1) die ewige unwandelbare
Seele, und (2) die Auflösung der Seele nach dem Tod. Diese beiden Thesen wurden
durch das Gesetz der kausalen Vorstellung widerlegt, das besagt, dass alle
Dharmas gleichzeitig Ursache und Wirkung sind. Buddha verneinte das
Vorhandensein einer unwandelbaren Seele im Menschen und in allem, weil er im
Menschen und im ganzen Universum nur Unbeständigkeit und Übergang sah.
”Die
These der Fortdauer des Stroms der Phänomene und die Formel der Kausalität der
Empfängnis schließen das Vorhandensein der ewigen unveränderlichen Seele aus,
sowohl individuell als auch universal.
”Diese
Bedeutung des Wortes Seele ist dem Buddhisten absolut unzugänglich; denn
die Vorstellung, der Mensch sei ein von allen anderen Wesen und vom Universum
getrenntes Wesen, kann weder logisch noch wissenschaftlich vertreten werden.
‚In dieser Welt ist niemand und nichts unabhängig. Alles, was besteht, ist
abhängig von Ursachen und Bedingungen … Alles hängt von etwas anderem ab, und
das, wovon es abhängt, ist nicht wiederum unabhängig.‘ (Bodhicaryavatara, Band
6, S. 26-31).
”Buddha
lehrte stets, dass es kein unabhängiges Ich und keine vom Ich getrennte
Welt gibt. Daher gibt es nichts Unabhängiges und kein getrenntes Leben – alles
ist unlösbare Wechselbeziehung. Und wenn es kein abgesondertes Ich gibt,
können wir nicht sagen, dies oder jenes gehört mir, und damit ist der Ursprung
des Begriffs Eigentum zerstört.
”Wenn
die Vorstellung einer dauernden und unabhängigen menschlichen Seele abgelehnt
werden muss, was gibt dem Menschen dann die Gewissheit einer dauernden
Persönlichkeit? Die Antwort wird sein – trishna, oder die Sehnsucht nach dem
Sein. Ein Wesen, das Ursachen schuf, für die es verantwortlich ist und das
diese Sehnsucht verspürt, wird gemäß seinem Karma wiedergeboren.
”Von
ein und demselben Komplex von Elementen (Dharmas) werden unbegrenzte
Verbindungen von Skandhas von Elementen geboren, die sich zu gegebener Zeit als
eine Persönlichkeit offenbaren und nach einer bestimmten Zeitperiode als eine
zweite, dritte, vierte – und so fort ad infinitum. Es vollzieht sich keine
Seelenwanderung, sondern nur eine endlose Umwandlung eines Komplexes von
Dharmas oder Elementen, das bedeutet, eine fortdauernde Wiedergruppierung der
Elemente – der Nährboden, der die menschliche Persönlichkeit formt.
”Nach
der Qualität dieser neuen Verbindung von Skandhas – Elementen der neuen
Persönlichkeit – hat der letzte Wunsch vor dem Tod der früheren Persönlichkeit
einen großen Einfluss: er weist dem befreiten Strom die Richtung.
”Im
Buddhismus wird der Mensch als eine Persönlichkeit betrachtet, aufgebaut aus
zahlreichen Existenzen, die sich in jeder neuen Erscheinung auf dem irdischen
Plan nur teilweise offenbart.
”Die
individuelle Existenz, die aus einer ganzen Kette von Leben besteht, die ihren
Anfang nehmen, sich fortsetzen und enden, um wieder anzufangen bis ins
Unendliche, wird mit einem Rad oder einem Jahr von zwölf Monaten verglichen,
das sich ständig wiederholt. Die Kette der ”zwölf Nidanas” wird von einer Kette
zu einem Lebensrad mit zwölf Speichen. Einmal in Bewegung gesetzt, wird das
Lebensrad, das Rad des Gesetzes, nie mehr anhalten: ,Das Rad des Wohltätigen Gesetzes
zermalmt in seiner unveränderlichen Drehung unermüdlich die wertlose Spreu und
trennt sie vom goldenen Korn. Die Hand des Karma lenkt das Rad, seine
Umdrehungen kennzeichnen seinen Herzschlag.‘
”Dieser
ganze Wandel der Formen oder des Seins führt zu einem Ziel – dem Erreichen des
Nirvana, das heißt, der vollen Entwicklung aller im menschlichen Organismus
eingelagerten Möglichkeiten. Unabhängig von diesem Ziel lehrt der Buddhismus
das Erkennen und Schaffen des Guten, da das Gegenteil absoluter Egoismus wäre
und solch eine Spekulation daher von vornherein zur Enttäuschung verurteilt
sein müsste. Es heißt: Nirvana ist der Inbegriff der Uneigennützigkeit, der
völligen Entsagung alles Persönlichen um der Wahrheit willen. Ein unwissender
Mensch erträumt und erstrebt Nirvana, doch ohne eine Spur von Bewusstwerden
seines wahren Wesens. Gutes zu schaffen, um Ergebnisse zu erzielen, oder ein
diszipliniertes Leben zu führen, um Befreiung zu erlangen – das ist nicht der
von Gotama gewiesene Pfad. Ohne Gedanken an Belohnung oder Errungenschaft muss
das Leben durchschritten werden, solch ein Leben ist das Höchste. Den Zustand
des Nirvana kann der Mensch in seinem irdischen Leben erlangen …
”Buddhismus
unterscheidet nicht zwischen physischer und psychischer Welt. Die der
Gedankentätigkeit zugeschriebene Wirklichkeit entspricht der durch unsere Sinne
erkannten Wirklichkeit der Dinge.
”Buddhismus
betrachtet alle bestehenden Phänomene als eine Realität. Physisch und psychisch
gesehen sind diese Phänomene Dharma, Dinge unserer Erkenntnis. Innerhalb und
außerhalb unserer selbst kommen wir nur mit Dharmas in Berührung, da in uns und
um uns nichts als Dharma besteht. Das Wort Dharma ist eines der wichtigsten in
der buddhistischen Terminologie und am schwierigsten zu übersetzen. Dharma ist
ein vielfältiger Faktor, ein Faktor des Bewusstseins, mit einem bestimmten
innewohnenden Ausdrucksvermögen. Unsere Organe bereiten uns
Gefühlsempfindungen, die sich durch die Wirkung der Erkenntnis in Dharma
verwandeln. Vorstellungen, Bildnisse und alle intellektuellen Vorgänge sind vor
allem Dharma.
”So
wie Farbe, Form und Klang dem Auge und dem Ohr gelten, so gelten Dharmas dem Bewusstsein.
Das alles besteht für uns durch seine Wirkungen. Die blaue Farbe besteht, weil
unsere Sinne blau wahrnehmen.
”Es
ist üblich, die Lehre Buddhas selbst Dharma zu nennen, da Dharma auch Gesetz
bedeutet. Subjektive und objektive Erscheinungen wechseln ständig. Sie sind
real; doch ihre Realität besteht nur für Augenblicke, denn alles, was
existiert, ist nur Teil einer ewig vor sich gehenden Entwicklung – Dharmas
erscheinen nur für einen Moment, um sich schon im nächsten zu wandeln. Diese
Doktrin des ewigen Strömens von allem ist für die Lehre ein so grundlegender
Wesenszug, dass sie sogar ”Die Theorie augenblicklicher Zerstörung” genannt
wurde.
”Dharmas
(transzendentale Träger bestimmter Eigenschaften) werden in den Strom der
ewigen Wandlung hineingezogen. Ihre Verbindungen bestimmen die Besonderheit der
Dinge und Individuen. Nur was jenseits von Verbindungen liegt, ist
unveränderlich. Die alte Lehre kannte nur einen integralen bedingungslosen und
ewigen Begriff: Nirvana.
”Jedes
Dharma ist eine Ursache, denn jedes Dharma ist Energie. Da diese Energie jedem
bewussten Wesen innewohnt, manifestiert sie sich in zweifacher Art: nach außen
als die unmittelbare Ursache von Phänomenen; nach innen durch Umwandlung des
einen, das sie hervorrief; und dadurch, dass sie die in naher oder ferner
Zukunft enthüllten Wirkungen enthält.
”Wir
sind der Ansicht, dass der physische und psychische Organismus eines Menschen
nur die Verbindung von fünf Aggregatgruppen oder Skandhas ist, die sich in
physische Eigenschaften unterteilen: Form = Rupa, Gefühl = Vedana, Wahrnehmung
= Samjna; Kräfte = Samskara, Bewusstsein = Vijnana. Alle fünf Gruppen sind
gleich instabil und dual. Samskara sind die Neigungen und schöpferischen
Kräfte, sie erklären die gegenwärtigen Dharmas durch die vergangenen und zeigen
an, welches der gegenwärtigen Dharmas jenes der Zukunft vorbereitet.
”
Samskaras sind die aus früheren Empfindungen hinterlassenen Aufspeicherungen,
sie verleihen künftigen Empfindungen ihren Duft‘. Aus dieser Erklärung von
Samskara (Skandhas) geht klar hervor, dass diese Gruppe der Elemente alle
Besonderheiten der anderen Skandhas absorbiert. Vijnana-Skandha und teilweise
Samjna verleihen den anderen Verbindungen ihre Färbung oder den Charakter und
erscheinen somit als die Ursache, die im Sinne der Bestrebungen und Neigungen
das nächste Sein bestimmt.
”Rupa
ist wie ein Teller, Vedana wie die auf dem Teller servierte Speise, Samjna ist
wie die Sauce, Samskara wie der Koch und Vijnana wie der Esser.
”Kein
Element wird von einem Sein ins andere hinübergetragen, aber keines erreicht
ein neues Sein, ohne seine Ursache im früheren Sein gehabt zu haben. Wenn das
alte Bewusstsein zu bestehen aufhört, ist es der Tod. Wenn das Bewusstsein zum
Sein zurückkehrt, findet eine neue Geburt statt. Man muss verstehen, dass das
gegenwärtige Bewusstsein nicht aus dem alten geboren wird, sondern dass sein
gegenwärtiger Zustand das Ergebnis der im vorherigen Dasein aufgespeicherten
Ursachen ist.
”Es
gibt keine Übertragung von einem Leben zum anderen, sondern einen scheinbaren
Widerschein, einen Zusammenhang.
”Der
Mensch, welcher sät, ist nicht der Schnitter; aber er ist auch kein anderer
Mensch.
”Der
Inhalt des Bewusstseins besteht aus Dharmas. Dharmas sind Gedanken. Diese
Gedanken sind genauso wirklich wie die vier Elemente der Sinnesorgane, denn von
dem Moment an, wo etwas gedacht wird, besteht es bereits. Der Mensch ist eine
Gesamtheit von Verbindungen, und zu jedem Zeitpunkt wird sein Wesen von dem
Bestand und der Qualität der Teilchen, aus denen er sich zusammensetzt,
bestimmt. Jede Veränderung der Verbindungen macht ihn zu einem neuen Wesen.
Doch diese Veränderung schließt nicht den Zusammenhang aus, weil die Bewegung
der Skandhas nicht zufällig oder jenseits des Gesetzes erfolgt. In den ewigen
Strom von Ebbe und Flut hineingezogen, wechseln die Aggregate entweder in die
eine oder andere Richtung, wobei die Zustände jeder neuen Verbindung von der
Eigenschaft der vorangegangenen Ursache bestimmt werden. Jede folgende
Verbindung erntet die Früchte der vorigen Verbindungen und pflanzt die Saat,
die in den zukünftigen Verbindungen Früchte tragen wird.
”Der
Mensch ist ein Komplex von Verbindungen und gleichzeitig das Bindeglied. Er ist
ein Komplex, weil er jeden Moment eine große Anzahl von Skandhas umfasst; er
ist ein Bindeglied, weil zwischen den beiden aufeinanderfolgenden Zuständen
Abweichung und Übereinstimmung zugleich besteht. ,Gäbe es keine
Differenzierung, würde die Milch nicht gerinnen. Und gäbe es keine Einheit,
bestände nicht die Notwendigkeit für das Vorhandensein von Milch, damit sie
gerinne.‘
”Wir
wollen dies durch ein weiteres Beispiel erklären: Physiologisch verändert sich
der menschliche Organismus alle sieben Jahre völlig. Und trotzdem ist der
Mensch A. mit vierzig Jahren absolut identisch mit dem achtzehnjährigen
Jüngling A. Nichtsdestoweniger ist er auf Grund der ständigen Zerstörungen und
Erneuerungen seines Körpers und der Veränderungen seines Geistes und Charakters
ein anderes Wesen. Der Mensch ist in seinem Alter die gesetzhafte Auswirkung der
Gedanken und Taten jedes vorangehenden Stadiums seines Lebens. Ebenso erntet
die neue Persönlichkeit – da sie die gleiche Individualität, doch in
veränderter Form ist – in einer neuen Verbindung von Skandhas (Elementen) genau
die Wirkungen der Gedanken und Taten ihrer vorangegangenen Existenzen.
”Das
Bewusstsein ist mit seinem ewig wechselnden Inhalt eins! Es gibt kein
unveränderlich währendes Ich. Der Embryo muss sterben, damit das Kind
geboren wird; das Kind muss sterben, damit der Knabe geboren wird, und der
Knabe muss sterben, damit der Jüngling geboren wird.” (Schikscha-Samuchaya,
Seite 358).
”Das
menschliche Sein lässt sich mit einem Halsband vergleichen – jede Perle ist
eine physische Erscheinung. Doch vielleicht ist es klarer, sich diese Evolution
als ein komplexes Gemisch vorzustellen, dem mit jeder neuen Verkörperung auf
der irdischen Ebene ein neuer Bestandteil hinzugefügt und dadurch natürlich das
ganze Gemisch verändert wird.
”Jede
neue Erscheinung wird von physischen Elementen begrenzt – rupa-skandha …
”Die
zum Schaffen eines neuen Seins strebende Energie, die von Karma gelenkt wird,
wird trishna – der Antrieb, die Sehnsucht nach dem Sein genannt.
”Und
wenn dieser Antrieb vom Wesen der Lehre erfüllt ist, erhebt er sich vor uns
nicht nur als das größte kosmische Prinzip, sondern auch als das größte und
schönste kosmische Geheimnis. Gotama Buddha, der immer wieder auf den ewig
dahineilenden Strom unserer Leben hinwies, verwies damit zugleich auf die
kosmische Logik und die Unendlichkeit dieses Antriebs, was viele Entsteller der
Lehre nicht wahrhaben wollen; doch der feurige Geist des Lehrers konnte
unbedeutende Vorstellungen nur verwandeln und sie in die Unendlichkeit
erweitern. Und Nirvana ist das Tor, das uns in den Rhythmus des Höchsten
einführt, den feurigen, schöpferischen und sich ewig erweiternden Strom
unendlichen Seins.
”Die
Lehre Buddhas ist ein unermüdlicher feuriger Ruf zur Verwirklichung der
Schönheit und Einheit der größten Schöpferkraft unendlichen Seins”.
* * *
Gegenwärtige
wissenschaftliche Daten unterstützen die im Buddhismus dargelegte
Karma-Theorie. Die gegenwärtige Wissenschaft lehrt, dass jede menschliche
Generation die kennzeichnenden Wesenszüge vorhergehender Generationen erbt,
nicht nur allgemein, sondern auch im individuellen Fall.
Die
Psychologie stimmt jener intensiven und speziellen Aufmerksamkeit völlig zu,
die der Buddhismus dem Denkprozess, der Erweiterung und Läuterung des Bewusstseins
des Schülers zuwendet. Buddha bezeichnet den Gedanken als den primären Faktor
in der Evolution, und nach dem Buddhismus sind die psychischen Vorgänge eng
verbunden mit den physischen.
”Die
buddhistische Philosophie kann man als die Analyse getrennter Elemente
bezeichnen, die durch die Bildung eines bestimmten individuellen Stroms zur
Verbindung führt.” Der individuelle Strom wird von zahlreichen Erscheinungen
des Menschen auf Erden, in anderen Ebenen und anderen Welten gespeichert und
genährt. Die Wesenszüge in sich aufnehmend schwillt der Strom zu weiteren
Möglichkeiten an, verwandelt sich und bleibt doch ewig in sich abgeschlossen.
Wahre Individualität, wahre Unsterblichkeit umfasst die Verwirklichung des
wahren Ich, das von zahlreichen Verbindungen der menschlichen
Erscheinungen aufgebaut wird. Im Buddhismus ist der Mensch kein bedauernswerter
Pygmäe, als den ihn die westliche Vorstellung hinstellt, sondern Herr der
Welten. Als Teil des Kosmos ist er gleich diesem unbegrenzt in seinen
Möglichkeiten …
18.
Juni 1935 (I/3, 138)
Ich
freute mich sehr über Ihren Brief. Was kann es Schöneres geben als das
unendliche Gefühl der Liebe zum Großen Bildnis des Lehrers! In der Tat, diese
Flamme nährt uns und trägt uns sicher über jeden Abgrund. Für das in Liebe
entflammte Herz gibt es keine Schranken. Daher begrüße ich jenes mächtige Echo
des Herzens in Ihnen so sehr. Folgen Sie diesem schönen und kürzesten Pfad. Zur
rechten Zeit werden sich die notwendigen Offenbarungen einstellen. Doch seien Sie
nicht enttäuscht, falls Sie noch nicht die in der Lehre erwähnten bestimmten
Zeichen wahrgenommen haben. Sie sollten daran denken, dass jetzt die Kräfte des
Lichts mit denen der Finsternis die härteste Schlacht ausfechten. Aus diesem
Grund werden die Erscheinungen der Feinstofflichen Welt verzögert. Man sollte
daher äußerst vorsichtig sein, dass das Herz nicht zu sehr belastet wird, da
die Atmosphäre der Erde und selbst die nächsten feinstofflichen Sphären
vergiftet sind. So sind die Kräfte des Lichts immer auf vieles bedacht, vor
allem auf den Zustand des menschlichen Organismus. Die Annäherung an eine
Person erfolgt daher in einer geeigneten und für die Gesundheit günstigen Zeit.
In der Prüfungszeit ist es lebensnotwendig, inmitten der Finsternis zur
Sicherheit seine ”Lampe” mitzuführen. In den östlichen Lehren heißt es:
”Wahrlich, die Kali Yuga (finstere Epoche) bietet uns die Möglichkeit, uns dem
Licht schneller zu nähern. Alle Schwierigkeiten sind Möglichkeiten, und ein
erreichter Sieg ist eine Stufe im Aufstieg.”
Das
Thema, das Sie anschneiden, ist sehr wichtig. Es ist ausgezeichnet, dass Sie
die Frage des Zustandes nach dem Tod im Geist der Lehre beleuchtet haben.
Dieser Gedanke muss durch plötzliche, aber vorsichtige Berührung geweckt
werden. Keinesfalls widerspricht wahres Christentum den Lehren des Ostens und
der Lehre der Lebendigen Ethik.
Es
ist mir bewusst, dass Sie die Tendenz zum Nationalismus und sogar Chauvinismus
bedenken müssen. Manchmal muss der wachsende junge Baum durch eine Einfriedung
geschützt werden, wobei die Vorkehrung so zu treffen ist, dass die Umzäunung
nicht zu eng ist, damit sie die normale Entwicklung des Bäumchens nicht
behindert. Man muss es zur rechten Zeit freilegen; und diese Übergangszeit
wollen wir geduldig abwarten. Die Lehre der Lebendigen Ethik ist durch keine
Nationalität geprägt und kann daher überall und zu allen Zeiten befolgt werden.
Es ist aber wichtig, die dadurch von neuem auftauchenden Fragen des Lebens und
der unveränderlichen Gesetze des Daseins richtig auszulegen und zu vermitteln.
Aber auch hier kann nur das unvoreingenommene und aufgeschlossene Bewusstsein
die Weite des neuen Weltausblickes in sich aufnehmen. Wirken Sie daher nach den
Möglichkeiten der Zuhörer. Befolgen Sie in allem die Entsprechung, das
große herrschende Gesetz des Universums. Zwingen Sie das Bewusstsein der
Menschen, die an Sie herantreten, nicht. Ich weiß, wie schwer es ist, jedem
entsprechend seinem Bewusstsein zu geben. Ich weiß, wie das Herz danach
verlangt, seinen Reichtum auszuteilen und die Freude weiter Weltenschau zu
vermitteln. Doch im Ausstreuen der Saatkörner müssen wir sehr weise vorgehen.
Ich
begrüße Ihren Gedanken und den Ihrer Freunde, eine Zeitschrift herauszubringen.
Bemühen Sie sich, sie populär und anregend zu gestalten. Von den Themen aus der
Lehre der Lebendigen Ethik könnten Sie vielleicht für das Gebiet der
Feinstofflichen Welt weites Interesse wecken. Wahrlich, alle fortschrittlichen
Länder bemühen sich, wissenschaftlich an die psychischen und parapsychischen
Erscheinungen heranzutreten. Ich las gerade in der Zeitung, dass an einer
Universität in Schweden vor kurzem ein Kurs über Spiritismus eingerichtet
wurde. Man erforscht die psychischen Phänomene, die neuerdings so
überhandnehmen. In Italien widmet eine der bekanntesten Zeitungen dem
Okkultismus eine besondere Spalte. Es wäre lehrreich, wenn Sie in Ihrer
Zeitschrift einen Überblick über die Berichte von psychischen Phänomenen der
Vergangenheit und der Gegenwart brächten, da diese sich jetzt mehren. Die
Menschen könnten von solch offensichtlichen Beweisen viel lernen, und da die
meisten Menschen das Geheimnisvolle lieben, könnte das Interesse an weiteren
Forschungen geweckt werden. Allerdings, parallel damit muss man auf den Schaden
des Mediumismus hinweisen und erklären, welche Vorkehrungen zu treffen sind, um
das Medium und auch die ihm Nahestehenden vor der Gefahr der Besessenheit zu
schützen. Im Hinblick auf die zunehmenden Fälle von Mediumismus und Besessenheit
könnten solche Artikel viel Nutzen bringen.
Durch
Materialaustausch mit anderen Zeitschriften könnten Sie sehr bemerkenswerte
Nachrichten sammeln. So viele wissenschaftliche Erforschungen der Gegenwart
bringen uns nah an die Grenzen des Jenseits heran.
* * *
Nun
möchte ich Ihre Fragen beantworten:
Die
göttliche Monade ist in jedem Mineral vorhanden, in jeder Pflanze, in
jeder Erscheinung, da es ohne das feurige Korn kein Leben gibt. Beim
stufenweisen Aufstieg von einfachen zu komplizierteren Organismen bleibt die
Monade oder das Geisteskorn unverändert in ihrer elementaren Ganzheit. Aber die
Emanationen oder Ausstrahlung dieses Korns verändern sich abhängig vom Wachstum
des Bewusstseins des Organismus, den das Korn beseelt. Je komplizierter und
feiner der Organismus, desto reicher und feiner sind die Ausstrahlungen der
Monade.
Der
Intellekt begann seine Entwicklung auf der physischen Ebene in der
vierten Wurzelrasse unserer vierten Runde, als die völlige Versenkung in die
Materie sich vollzog. Doch den Antrieb zu dieser Entwicklung gaben die Großen
Geistwesen, die Söhne und Töchter der Weisheit (die Elohim), die von den
höheren Welten kamen und gegen Ende der dritten Rasse inkarnierten. Allerdings
entstammten sie der Göttlichen Dynastie Geistiger Lehrer, über deren Bedeutung
in den ältesten Mythologien und Legenden viel gesprochen wird. Genau gesagt,
Sie vermittelten der Menschheit durch Ihre Inkarnationen und Ihre direkten
Nachkommen einen weit feineren Organismus, der auf höhere Schwingungen
ansprechbar war. Außerdem entfachte die Berührung mit Ihren hohen feurigen
Auren das Feuer jener, die Ihnen nahestanden. Verfolgt man die naturgesetzliche
Entwicklung der Menschheit, so sind die meisten Menschen nicht fähig, sich zu
vervollkommnen, die sieben Prinzipien oder 49 Feuer zu öffnen, bevor die
siebente Rasse in der siebenten Runde erscheint.
Selbstverständlich
schlummern alle diese Prinzipien im Menschen seit seiner Geburt. Gemäß dem
evolutionären Gesetz wird auch das fünfte Prinzip (Manas) vor der fünften Runde
nicht seine völlige Entwicklung erreichen. Daher sind alle vorzeitig
entwickelten Geister (auf der geistigen Ebene) in unserer Rasse
außergewöhnliche Wesenheiten; es sind jene, die von den Großen Lehrern
”Menschen der fünften Runde” genannt werden. Auch in der kommenden siebenten
Rasse unserer vierten Runde, wenn unsere vier niederen Prinzipien bereits voll
entwickelt sind, wird das Prinzip des Manas nur teilweise entwickelt sein.
Jedoch diese Beschränkung betrifft nur die geistige Entwicklung oder die höhere
Intelligenz. Haben Sie immer den Unterschied zwischen dem höchsten Manas oder
dem geistigen Aspekt und dem Kama-Manas oder Intellekt im Auge. So wurde die
Entwicklung des Intellekts (Kama-Manas) in der vierten Wurzelrasse unserer
Runde erreicht.
Auch
die Behauptung, dass die göttliche Monade sich nicht im Menschen befindet, ist
bis zu einem gewissen Grad richtig, weil das siebente und das sechste Prinzip
das sogenannte Magnetfeld oder aurische Ei bilden. So kann man von der Weite
der Ausstrahlung der Aura auf den hohen Grad und die Qualität des Geistes
schließen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, die Forschungen über das
Festhalten und das Photographieren der Aura zu beschleunigen. Solch ein
Schnappschuss wäre wie ein echter Ausweis eines Menschen!
Es
ist äußerst wichtig, das Bewusstsein der Menschheit zu heben. Welch eine
Errungenschaft wäre es, das Bewusstsein der besten Menschen allmählich für die
Notwendigkeit zu wecken, die Quellen des Christentums zu verfolgen, bis zu den
frühen Kirchenvätern, die in der Zeit der ersten drei Jahrhunderte nach
Christus lebten! Wie schön sind die Lehren des großen Antonius! Mögen Sie in
Ihrer verdienstvollen Arbeit durch weises und vorsichtiges Erwecken und
Entzünden des Bewusstseins Ihrer Zuhörer erfolgreich sein! Denken Sie immer an
den Kanon ”Mit deinem Gott”, d. h. sprechen Sie zu jedem entsprechend seinem Bewusstsein.
Das ist besonders schwer! Es heißt: ”Wenn es schon schwierig ist, ein kleines
Schwert in eine große Scheide zu stecken, so ist es weit schwerer, ein großes
Schwert in eine kleine Scheide zu stecken”.
Möge
der Segen der Kräfte des Lichts Sie bei diesem großen Werk der Klärung der
wahren Vermächtnisse begleiten. Vergessen Sie nicht die prophetischen Worte des
Heiligen Antonius über den zukünftigen Zustand der Kirche und Klöster aus dem
Buch ”Dobrotolubye”.
”Und
so schreite voran, voran, – ohne zurückzublicken!”
18.
Juni 1935
Ich
habe nichts dagegen, wenn meine Briefe mit Zitaten aus den Büchern der
LEBENDIGEN ETHIK reinen Seelen, die ein offenes Bewusstsein besitzen,
vorgelesen werden. Denn auch mein Herz sehnt sich immer danach, den Schatz mit
jedem zu teilen, der ihn zu schätzen weiß. Doch mit dem Verteilen der
anvertrauten Saatkörner der Lehre sollte man sehr vorsichtig sein und immer die
Weisung befolgen: ”Wer eine wertvolle Formel entdeckt, wird sie nicht zum
Fenster hinausschreien, denn der dadurch entstehende Schaden würde den größten
Nutzen zunichtemachen”. Ich war anfangs selbst zu wenig vorsichtig, und auch
jetzt fällt es mir vom Wesen her noch schwer, etwas für mich allein zu
behalten. Daher verstehe ich Ihren Wunsch, mit anderen zu teilen und ihnen
Freude und Hoffnung zu geben, sehr gut. Doch persönliche Erfahrung und
schwarzer Verrat lehren uns allmählich, vorsichtig zu sein. Aber selbst jetzt
noch lasse ich diese weise Warnung ”Verstehe es, Anvertrautes zu schützen”,
gelegentlich, wenn auch nur teilweise, unbeachtet – eine Warnung, die jedem
gegeben wird, der den Pfad der Lehre des Lichts betritt. Die schwierigste
Prüfung für mich ist, unter Menschen zu leben, denen man nicht voll trauen
kann. Dennoch müssen wir auch hier hindurchschreiten. Man sollte lernen, andere
nicht mit übermäßigem Vertrauen zu belasten, aber gleichzeitig vom
fürchterlichen Misstrauen frei zu sein. Das menschliche Wesen ist ein
versiegeltes Buch! Wie ein weises Sprichwort sagt: ”Willst Du eine Person
kennenlernen, so iss drei Block Salz mit ihr”. Seien Sie daher vorsichtig!
Man
muss bedenken, dass man nach unabänderlichem okkultem Gesetz durch die
Annäherung an die Lehre und die Älteren Brüder der Menschheit das wahre Wesen
schneller entfaltet. Es kommen bestimmte Wesenszüge zum Vorschein, die sonst
vielleicht bis zur nächsten Inkarnation geschlummert hätten. Denken Sie daran,
was im ”Kelch des Ostens” gesagt ist: ”Wie der Regenschauer den Felsen nicht
befruchten kann, so hat die okkulte Lehre auf jenes Wesen keine Wirkung, das
nicht aufnahmefähig ist; und wie Wasser in ätzendem Kalk Hitze erzeugt, so
erweckt die Lehre jede im Schüler eingelagerte unvermutete innere Kraft.”
Dies
ist ein unabänderliches Gesetz auf okkultem Gebiet; je bestrebter und
aufrichtiger der Aspirant und je mehr er die Bedeutung seiner Aufgabe erkennt, umso
stärker ist die Wirkung dieses Gesetzes.
Das
alte okkulte Axiom ”Erkenne dich selbst” muss jedem Schüler vertraut sein. Doch
nur wenige verstehen die wahre Bedeutung dieses weisen Orakels von Delphi. All
dies schreibe ich Ihnen, um zu erklären, warum manche, die sich der Lehre
nähern, plötzlich bestimmte Besonderheiten an den Tag legen. Ich möchte, dass
Sie gut gewappnet sind. In gewissem Maß erklärt dieses Gesetz, warum jedes
erleuchtete Unternehmen so viele Verräter anzieht. Der freie Wille des Menschen
ist die höchste göttliche Gabe, doch das verpflichtet, sie wirklich göttlich zu
nutzen! Ich schreibe darüber, weil meine Seele erst kürzlich durch einen Verrat
verletzt wurde. Doch wie es in der Lehre heißt: ”Wir müssen es lernen, mit dem
Verräter in einem Zelt zu schlafen”. Wahrlich, man muss sein Herz stählen und
lernen, mit seinem Vertrauen nicht das rechte Maß zu überschreiten. Nehmen Sie
dies als einen freundschaftlichen Rat an, und wie Sie sehen, einen Rat aus
Erfahrung. –
Nun
zu Ihren Fragen. Natürlich ist die MUTTER DER WELT das Haupt der Großen
Hierarchie des Lichts unseres Planeten. Lesen Sie in den ”Kryptogrammen des
Orients” die Schilderung über die MUTTER DER WELT und fassen Sie sie als die
höchste Wirklichkeit auf. Hinter jedem Symbol steht eine Hohe Individualität,
und jedes Symbol verbirgt eine große Wirklichkeit. Jede Große Individualität
hat Ihre Stellvertreter, die Ihrem Strahl am nächsten stehen, und manchmal
inkarniert eine dieser Großen Individualitäten selbst – daher der Begriff
Avatar.
So
kann auch die MUTTER DES UNIVERSUMS oder des offenbarten Kosmos als eine der
Gestalten der Heiligen Dreieinigkeit angenommen werden. Es gibt wirklich keine
Religion, ausgenommen das spätere kirchliche Christentum, in der das Weibliche
Element nicht in den höchsten Daseinsbereichen vertreten wäre. So sahen auch
die Gnostiker in dem Heiligen Geist das Weibliche Element. In den ältesten
Lehren betrachtete man die offenbarte Dreieinigkeit von Vater, Mutter und Sohn
als eine Emanation der höchsten ewig verborgenen Ursache und diese wiederum als
die Ursachenlose Ursache.
Die
Ursachenlose Ursache ist das Parabrahman der Inder. Doch Parabrahman ist kein
persönlicher Gott. Es ist das ”ES” der Vedantisten. Parabrahman ist einfach die
Wirklichkeit, die kein Äquivalent besitzt – das Absolute, oder eher der
unbegrenzte abstrakte Raum, der den potentiellen Raum, auch Aditi genannt, umfasst.
Genau
gesagt, die erste Differenzierung in den periodischen Offenbarungen der ewigen
Natur – geschlechtslos und unbegrenzt – ist Aditi im ”ES”, oder der potentielle
Raum innerhalb des abstrakten Raumes. In seiner nächsten Manifestation
erscheint es als die göttliche unbefleckte Mutter-Natur innerhalb der
allumfassenden absoluten Unbegrenztheit. So wird der Raum als ”Mutter”
bezeichnet, bis seine kosmische Tätigkeit beginnt, und als Vater-Mutter im
ersten Stadium des Erwachens.
In
den Alten Lehren heißt es ”Im Anfang, bevor die Mutter zu Vater-Mutter wurde,
bewegte sich in der Unbegrenztheit der Feurige Drache …
”So
bedeutet der Begriff Ain Suph in der Kabbala Raum – Dunkelheit. Und daraus geht
zu gegebener Zeit Sephira hervor, das Lebenselement. Wenn sich Sephira als
wirkende Kraft offenbart, wird dieses Element zum Schöpfer, zum Männlichen
Element. Daher ist es der Androgyne. Es ist das Aditi (Vater-Mutter) der
indischen Kosmogonie und der Heiligen Lehren. So ist Dunkelheit Vater-Mutter;
Licht ist ihr Sohn. Dunkelheit ist der ewige Schoß, in dem die Quelle des
Lichts erscheint und vergeht …
”Vater
und Mutter sind das männliche und das weibliche Prinzip in der WURZEL-NATUR
oder die entgegengesetzten Pole in allen Dingen, auf jeder Ebene des Kosmos.
Sie sind Geist und Substanz, ihr Ergebnis ist der Sohn …
”Wenn
sich daher die Mutter aus ihrem undifferenzierten Zustand erhebt, so wird sie
zur unbefleckten Jungfrau, die das Universelle Mysterium ziert (ES), aber frei
von Empfängnis ist. Daher rührt die Vorstellung der Unbefleckten Empfängnis:
Sie lässt aus sich Ihren Gatten ausströmen. So stößt man in den östlichen
Religionen oft auf die allen höchsten Göttern zugeordnete Begriffsbestimmung
‚Der Gemahl Seiner Mutter‘ und ‚Der Sohn der Unbefleckten Empfängnis‘. In jedem
Religionssystem verschmolzen die Götter ihren Auftrag als Vater, Sohn und Gatte
in nur eine Funktion. In jeder Kosmogonie wurde der Sohn als der Gemahl
Seiner Mutter betrachtet. Der Titel des Höchsten ägyptischen Gottes – Amon –
ist ‚Der Gemahl Seiner Mutter‘.
”Wenn
sich der Sohn von der Mutter trennt, wird er zum Vater. Daher ist gesagt, dass
in der Welt des Seins der Eine Punkt oder Strahl den Jungfräulichen Schoß des
Kosmos befruchtet und die unbefleckte Mutter die Form gebiert, die alle Formen
schafft. Das indische Prajapati (Brahma) wird ‚das erste erzeugende Männliche
Element‘ genannt und ,Der Gemahl Seiner Mutter‘.”
Ich
will aus der Geheimlehre die Beschreibung von Pralaya zitieren, wie sie in dem
Buch Stanzen des Dzyan – der Grundlage der Geheimlehre – zu finden ist.
Stanze
I. ”Die ewige
Mutter, gehüllt in Ihre ewig-unsichtbaren Gewänder, hatte wieder einmal für
Sieben Ewigkeiten geschlummert …
”Die
‚Mutter‘, der Raum, ist die ewige, allgegenwärtige Ursache von allem – die
unbegreifliche Gottheit, deren ‚Unsichtbare Gewänder‘ die mystische Wurzel
aller Materie und des Weltenalls sind. Raum ist das ewige Ding, dessen
Vorstellung uns am leichtesten gelingt, unbeweglich in seiner Abstraktion und
durch die An- oder Abwesenheit eines in ihm enthaltenen objektiven Universums
unbeeinflusst. Er ist ohne Dimension, in jedem Sinne, und existiert durch sich
selbst. Geist ist die erste Differenzierung von ”ES”, der Ursachenlosen Ursache
von Geist und Materie. Er ist nach der Lehre des Esoterischen Katechismus weder
grenzenlose Leere noch bedingte Fülle, sondern beides. Er war und wird immer
sein.
”So
stehen die Gewänder für die undifferenzierte Kosmische Materie als Ding an
sich. Es ist nicht Stoff, wie wir ihn kennen, sondern die geistige Essenz der
Materie, und es ist ebenso ewig und sogar eins mit dem Raum in seiner
abstrakten Bedeutung. Wurzel-Natur ist auch die Quelle der subtilen
unsichtbaren Eigenschaften in der sichtbaren Materie. Sie ist sozusagen die
Seele des Einen Unendlichen Geistes. Die Inder nennen sie Mulaprakriti und
sagen, sie sei die uranfängliche Substanz, welche die Basis der Upadhi oder des
Vehikels eines jeden Phänomens ist, sei es physisch, psychisch oder geistig.
Sie ist die Quelle, aus der Akasha ausstrahlt.”
Aus
diesem Auszug aus der Geheimlehre können Sie ersehen, welche Bedeutung dem
Weiblichen Element in den alten Kosmogonien beigemessen wurde. Nur die krasse
Unwissenheit des Mittelalters konnte das Weibliche Element aus dem Aufbau des
Seins verbannen. Wahrlich, in ihrem Ursprung sind beide Elemente, das Männliche
und das Weibliche, vereint, eines kann ohne das andere nicht bestehen. Eine
Herabsetzung des einen kommt der Herabsetzung des anderen gleich.
Und
so gibt es nur eine Substanz, ein Element – ob Sie es Gott, Feuer, ES oder
Parabrahman, Ain-Suph, Raum, Absolutes oder wie sonst nennen – das im Potential
beide Pole besitzt oder das Androgyn ist.
Ich
fühle, dass ich noch einen weiteren Auszug aus der Geheimlehre zitieren muss:
”Seit
Anbeginn des menschlichen Erbes, beim ersten Erscheinen der Erbauer der
Erdkugel, auf der die Menschheit lebt, wurde die nicht offenbarte Gottheit
erkannt und unter ihrem einzigen philosophischen Aspekt betrachtet – als
Universelle Bewegung, als Schauer des schöpferischen Atems der Natur. Der
Okkultismus fasst die Eine Existenz folgendermaßen zusammen: ‚Gottheit ist ein
geheimes, lebendiges (der sich bewegendes) Feuer, und die ewigen Zeugen dieser
ungesehenen Gegenwart sind Licht, Wärme, Feuchtigkeit‘ – eine Dreiheit, die
jede Erscheinung in der Natur potentiell in sich einschließt und verursacht.
Intrakosmische Bewegung ist ewig und unaufhörlich; kosmische Bewegung – die
sichtbare oder die der Wahrnehmung unterworfene – ist endlich und periodisch.
Als ewige Abstraktion ist sie das Ewig-Gegenwärtige, als Manifestation dagegen
ist sie endlich: in der auf uns gerichteten und in der entgegengesetzten
Richtung; und beide ergeben das Alpha und Omega des aufeinanderfolgenden
Wiederaufbaus.
”Kosmos
– als Ding an sich – hat nichts mit den kausalen Beziehungen der
Erscheinungswelt zu tun. Nur mit Bezug auf die intrakosmische Seele – den
idealen Kosmos in dem unveränderlichen göttlichen Gedanken – können wir sagen:
Sie hatte niemals einen Anfang noch wird sie je ein Ende haben. Mit Bezug auf
ihren Körper oder auf kosmische Organisation kann jedoch nicht gesagt werden,
sie hätte einen ersten Aufbau gehabt, noch dass es je einen letzten geben
würde, doch kann bei jedem neuen Manwantara die Organisation als die erste und
letzte ihrer Art betrachtet werden – eben weil sie jedes Mal auf einer höheren
Ebene ins Dasein tritt.”
* * *
Wir
können sagen, dass die Dreiheit Atma, Budhi und Manas, oder Geist, Seele und
Intelligenz ist – oder Geist, Substanz und Licht – oder Geist, Materie und
Kraft und so fort.
* * *
Sie
sollten nicht zögern, mir Fragen zu stellen. Ich freue mich immer, gewisse
Hinweise geben zu können, obwohl es für mich schwer ist, sie im Detail zu
erklären, da ich keine Hilfe und doch viel zu schreiben habe. Doch abgesehen
davon, sind Hinweise von großem Wert, weil sie dem Denken Antrieb geben.
* * *
Und
nun zu etwas anderem. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn die Zeichen seltener
werden und nicht so deutlich erscheinen; denken Sie dafür an das bedrohliche
Harmagedon und die damit zusammenhängende Vergiftung der ganzen Atmosphäre.
Wahrlich, nicht nur die uns unmittelbar umgebenden Schichten sind durch
Verwesung verseucht, sondern auch die entfernten Sphären der Feinstofflichen
Welt. Alle höheren Erscheinungen können in solch einer Zeit den Organismus
ernsthaft bedrohen. Die Kräfte des Lichts wirken in völliger Übereinstimmung
mit den gegebenen Bedingungen und den Kräften unseres Organismus. Außerdem
tritt nach jedem Sieg eine Ruhezeit ein, eine Art Erholung, damit der
Organismus alles, was er empfangen hat, verarbeitet und sich für weitere
Wahrnehmungen und Verfeinerungen vorbereitet. Die von Ihnen beschriebenen
Symptome sind für das teilweise Öffnen der Zentren sehr charakteristisch. Daher
rate ich Ihnen, sehr auf Ihre Gesundheit zu achten. Vor allem überarbeiten Sie
sich nicht und hüten Sie sich vor Erkältung. Dann empfehle ich Ihnen, zweimal
täglich Soda-Bikarbonat zu nehmen. Denken Sie daran, dass es für Schmerzen im
unteren Brustteil kein besseres Heilmittel gibt als Soda. Soda ist im
allgemeinen ein überaus gesundes Präparat. Es ist ein Vorbeugungsmittel gegen
alle Krankheiten, einschließlich Krebs. Doch Sie müssen es täglich und
regelmäßig einnehmen. Es hilft besonders, die Schmerzen und Störungen im
Solarplexus zu lindern. Bei Entzündungen und Brennen in der Kehle ist heiße Milch
(aber nicht gekocht) mit Soda sehr hilfreich. Für gewöhnlich nimmt man davon
einen Kaffeelöffel auf ein Glas. Sie sollten jedem Soda empfehlen. Achten Sie
auch darauf, dass der Magen nicht überladen und der Darm entleert wird. Trinken
Sie zweimal täglich Baldriantee oder nehmen Sie 30 bis 40 Tropfen
Baldriantinktur. Soda ist absolut unentbehrlich bei Zentrenbrand. Es entlädt
die feurigen Energien und verhindert eine Entflammung.
Besonders
freute ich mich zu hören, dass Sie im Herzen feurige Ströme verspüren. Beachten
Sie deshalb jede Erscheinung und machen Sie es sich zur Gewohnheit, alle
Empfindungen und Visionen täglich und genauestens niederzuschreiben. Solche
Notizen können zu einer sehr wertvollen Hilfe beim Studium der feinsten
Energien werden. Und nun viel Erfolg! Schaffen, schreiben und beobachten Sie!
Und darüber hinaus schätzen Sie das göttliche Feuer der Liebe zum großen
Bildnis DESSEN, DER uns den Pfad des Lichts, der Schönheit und der Freude wies.
24.
Juni 1935
Eine
Volksweisheit lautet: ”Rechtschaffene Arbeit erbaut uns keinen Marmorpalast”.
Wirklich, große Schönheit liegt in dem Wert eigener Anstrengung. Man sollte die
großen Vermächtnisse durch eigene Arbeit im Leben befolgen. Zudem sollte man
nicht nur vom Überfluss, sondern alles abgeben und nur das Notwendigste für
sich behalten.
Gäbe
es nicht Schwierigkeiten und Verrat, worin lägen die Errungenschaften und der
Dienst am Licht? Die Vertrauten und Schüler der Weißen Bruderschaft haben nie
ein so wohlhabendes und luxuriöses Leben geführt wie der Magier in den Büchern
von Kryjanovsky! Der Pfad der Bequemlichkeit und des Luxus ist von keiner Lehre
gutgeheißen worden.
Immer
wurde der Mittelweg, aber unter Beachtung hoher Qualität gewiesen. Das besagt, dass
ein Schüler nicht zu darben braucht und einen angemessenen Wohlstand haben
kann, entsprechend der ihm verliehenen Aufgabe; doch sollte er jederzeit, wenn
erforderlich, seinen Komfort aufgeben können. Die materiellen Hindernisse auf
dem Pfad des Dienens sind indes nicht die schlimmsten, obwohl die Finsteren
sehr gerne an diesen verwundbaren Stellen angreifen und dadurch deren
verborgene Eigenschaften hervorholen. Schwieriger ist der Kampf gegen das
getrübte menschliche Bewusstsein. Die menschliche Natur ist unberechenbar, und
es ist fürchterlich, von jeder Art von Verrätern umgeben zu sein, deren Zahl in
der Zeit, wo es so viele Besessene gibt, sehr ansteigt. Noch härter und
hartnäckiger ist jedoch der Kampf gegen unsere eigenen Gewohnheiten und
Unzulänglichkeiten. Nach dem unabänderlichen okkulten Gesetz offenbart sich
unsere wahre Natur; und Eigenschaften, die andernfalls bis zu späteren
Inkarnationen verborgen geblieben wären, treten hervor. Man sollte öfter die
letzten Briefe im ”Kelch des Orients” lesen. Apropos, dazu will ich hier eine
Seite aus einer der Schriften von H. P. Blavatsky anführen, betitelt:
”Warnung”:
”Es
gibt im Okkultismus ein seltsames Gesetz, das sich durch Erfahrung in vielen
Tausenden von Jahren bestätigte. Auch in den Jahren seit Bestehen der
Theosophischen Gesellschaft ist dieses Gesetz in jedem Fall unbestreitbar
bestätigt worden. Es ist dies, dass in dem Moment, wo jemand den Pfad der
Prüfung betritt, sich bestimmte okkulte Auswirkungen unvermeidlich offenbaren.
Was bisher schlummerte, tritt hervor: Laster, Gewohnheiten sowie verborgene
Wünsche und Eigenschaften – gute, schlechte und zwiespältige.
”Wenn
beispielsweise eine Person – infolge von Atavismus oder karmischem Erbe –
eitel, sinnlich oder ehrgeizig ist, so werden alle diese Eigenschaften
unvermeidlich stärker in Erscheinung treten, selbst wenn sie sich bemüht, sie
zu verbergen oder zu unterdrücken. Sie werden in jedem Fall unwiderstehlich
hervortreten, und man wird sie hundertfach stärker zu bekämpfen haben als
zuvor, bis es gelingt, solche Neigungen auszumerzen.
Ist
auf der anderen Seite jemand höflich, großmütig, keusch und beherrscht, oder
besitzt er andere schlummernde Tugenden, so wird sich all dies im höchsten Maße
offenbaren. (Im Bereich des Okkulten ist das ein unabänderliches Gesetz).
”Je
ernsthafter und aufrichtiger der Wunsch des Kandidaten und je gründlicher er
die Bedeutung seiner Pflicht erkennt, desto stärker ist die Wirkung dieses
Gesetzes.
”Den
alten okkulten Lehrsatz ,Erkenne dich selbst‘ sollte jeder Schüler beherzigen
…”
Ich
zitiere dies, damit Sie bedenken, wie oft die Anhänger der Lehre gleichsam ganz
unerwartete Besonderheiten ihres Wesens offenbaren: ”Wahrlich, eine Verbindung
mit der Quelle des Lichts ist für jeden ein Prüfstein.”
Und
nun etwas anderes. Ist Ihnen nicht bekannt, dass ein aufrichtiger, inbrünstiger
Ruf des Herzens und die darauffolgenden Taten wie ein mächtiges Funkgerät
wirken und unvermeidlich das Große Herz erreichen? Wenn daher Ihr Freund innig
zum Licht bestrebt ist, macht ihn allein diese Tatsache dem Großen Lehrer
erkennbar. Nicht, dass ich P. D. in den Augen Ihres Freundes herabsetzen
möchte, doch muss ich Ihnen sagen, dass der Unterschied zwischen den Großen
Lehrern des Bollwerks im Himalaja und jedem Schüler hier auf Erden ungeheuer
groß ist. H. P. Blavatsky pflegte zu sagen, dass ihr Geist nur in mehreren Manwantaren
den Grad des Großen Geistes des Herrschers M. erreichen würde. Denken Sie
daran, was ich Ihnen über diese Gestalt geschrieben habe! Wahrlich, nur das
Höchste ist mit Ihm, diesem Hierarchen, verbunden. Nur die höchsten Begriffe
verkörpern sich in diesem Großen Bildnis.
Natürlich,
man kann einem unvorbereiteten Bewusstsein nicht sofort die ganze Wahrheit
enthüllen. In den vergangenen Zeitaltern ist der Menschheit nur immer jener
Teil des Wissens offenbart worden, den sie fassen konnte. Daher benutzen bis
heute die Großen Bildnisse einen grauen Mantel, damit ihr Licht das trübe Bewusstsein
nicht blende. Möge sich das Bewusstsein Ihres Freundes allmählich der Wahrheit
öffnen. Ich glaube, er ist eine reine Seele. Deshalb sollte sein eigenes Herz
entscheiden und dabei vom inneren Licht seiner Aufspeicherungen im Kelch
erleuchtet werden. Zwingen Sie ihn nicht; möge er seinen eigenen Pfad wählen.
In diesem geistigen Kampf muss er selbst den Sieg erringen. Dazu will ich einen
Paragraphen aus der Lehre anführen:
”
Hütet euch vor
Aufdringlichkeit, nicht nur in Bezug auf Einladungen von Fremden, sondern seid
auf der Hut, dass ihr selbst nicht aufdringlich werdet. Es ist unmöglich, den
Schaden der Aufdringlichkeit zu ermessen, und man kann nicht ohne Verachtung
zusehen, wie die Lehre auf dem Markt mit einem Rabatt verkauft wird. Lernt
verstehen, dass die Lehre, im Bewusstsein ihres Wissens, sich niemals auf dem
Markt zur Schau stellen wird.” (Gemeinschaft, § 129)
Erinnern
Sie sich, dass Sie einmal meinten, man sollte alle bestehenden geistigen
Gruppen vereinen? Doch jetzt sehen Sie aus persönlicher Erfahrung, dass dies im
Hinblick auf den gegenwärtigen Zustand der Menschen nicht möglich ist. Die
menschliche Natur ist selbst zur einfachsten Zusammenarbeit noch nicht bereit!
Das haben wir selbst erfahren, und daher werden wir nie jemanden auffordern
oder nötigen. Nimmt jedoch jemand unser Zeichen wahr, so sind wir verpflichtet,
auf der Hut zu sein und uns zu vergewissern, dass unter diesem Zeichen nicht
etwas unseren Grundsätzen und Regeln völlig Entgegensetztes herangetragen wird.
Darüber
hinaus zerstört Übereifer die von den Gründern und Lehrern gelegten Grundlagen.
So war es und so ist es. Daher würde ich den Geschichten der von Ihnen
erwähnten Person bezüglich der den Abtrünnigen zugemessenen Bestrafung keinen
Glauben schenken, denn das wäre reinste schwarze Magie und widerspräche
entschieden dem Geist der Broschüre, die Sie mir zusandten.
Zweifellos
gibt es Fälle, wo ein finsterer Geist einem reinen Geist böse Gedanken zusendet
und den Rückschlag erhält. Doch in solch einem Fall bestraft er sich selbst,
denn was kann er tun, wenn die leuchtende Aura die ausgesandten giftigen Gase
nicht aufnimmt? Wir und unsere Freunde waren oftmals Zeuge solcher Rückschläge,
doch ich kann Ihnen versichern, dass hier nicht der leiseste Wunsch vorhanden
war, zurückzuschlagen. Verzeihen ist eine erste Eigenschaft des wahren Lehrers.
Er kann empört sein, doch er wird nie bewusst einen tödlichen Pfeil senden. Nur
der Große Lehrer, der Herr des Karma, hat das Recht, bewusst einen unheilvollen
Strahl zu senden. So ist der Lehrer eine Sache und die Anhänger sind
etwas ganz anderes!
Behandeln
wir daher solche Geschichten mit Vorsicht. Wohl kann der böse Wille einer
starken Person Schaden zufügen, wenn eine Aura durch Angst oder Krankheit
geschwächt ist. Das beste Mittel gegen solche giftigen Pfeile ist die Hingabe
an die Grundlagen der Lehre, Liebe zur Hierarchie und völlige Gelassenheit. Wir
müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass wir in einer giftigen Atmosphäre
leben, in der unzählige giftige Pfeile herumfliegen und dass nur unsere
herzliche Verbindung mit den Kräften des Lichts uns helfen kann, das Sperrnetz
zu festigen. Doch wenn wir die Macht der Hierarchie bezweifeln oder Kleinmut
gegenüber dem Feind zeigen, lähmen wir augenblicklich unsere Ausstrahlungen und
zerstören so das von ihnen gewobene Schutznetz.
* * *
Ich
sympathisiere aufrichtig mit Ihrem Freund und hoffe, dass er eine bestrebte
Seele ist, die den Ernst und die Bedeutung der ihr auferlegten Prüfung
begreifen kann. Daher bitte ich Sie, ihm nicht zu verhehlen, dass der Pfad des
Dienens, der Pfad der Errungenschaft, sehr, sehr schwierig ist.
Wer diesen Pfad wählt, sollte zu jeder Selbstaufopferung bereit sein. Die
Hindernisse und Schwierigkeiten wachsen im Verhältnis zum Fortschritt auf dem
Pfad. Es ist wahr, ein Schüler erwirbt dabei mehr Wissen, doch das bringt ihm
im Leben nicht viel Freude, da es niemanden gibt, dem er sich mitteilen kann.
Im Verhältnis zum Wissen wächst die Verantwortung. Darüber hinaus erregt dieses
Wissen Neid und führt zu Verrat in seiner Umgebung. Die uns umgebende Finsternis
ist wahrhaft erschütternd.
Hart
ist der Pfad der Errungenschaft; und solange kein neuer Antrieb das menschliche
Bewusstsein zur nächsten Stufe bewegt, kann er nicht erleichtert werden. Es
gibt harte Zeiten auf dem Pfad, wenn der Schüler sich selbst überlassen ist;
wenn er selbständig seine ganze Wachsamkeit und seine Fähigkeiten entfalten muss;
wenn sogar die Stimme des Lehrers vorübergehend verstummt. Doch das Herz eines
wahren Schülers ist voller Freude und Streben, denn er weiß, dass dies eine
neue Stufe ist. Die Freude an der Erfüllung seiner Pflichten ist in ihm, und
mit der ganzen Kraft seines Geistes ist er bestrebt, die Aufgabe noch
vollkommener zu erfüllen. Wahrlich, darin liegt seine ganze Freude!
Hart
ist der Pfad des Dienens. Dennoch werden jene, denen sich die Möglichkeit bot,
den Pfad des Dienens zu betreten, diese Krone nicht für weltliche Schätze
hergeben. Denn unvergleichlich mit anderen Freuden ist jene des geistigen Entzückens,
die dem wahren Helden zuteilwird. Je reicher seine früheren Aufspeicherungen,
umso schöner seine Errungenschaft. Sicherlich, es gibt viele Motten und
Schmetterlinge um die Lehre, doch ihr Nutzen für die Lehre sowie für sie selbst
steht im Verhältnis zu ihrem Geflatter. Wenn ich zu Ihnen und Ihrem Freund so
offen spreche, so deshalb, weil ich zu reifen Bewusstseinen zu sprechen hoffe,
die Schwierigkeiten nicht fürchten. Wahrlich, dem erfahrenen Kämpfer erbebt das
Herz vor jedem neuen Kampf, doch er ist mit Begeisterung erfüllt; mögen daher
ihre Herzen vor der Möglichkeit neuer Errungenschaften und des Sieges von der
neuen Lichtflamme des Abhidharma erfüllt sein. Möge Ihr Freund dies aber nicht
als drängenden Ruf betrachten, sondern eher als herzliche Warnung.
Wer
ist zu der großen Tat der Selbstaufopferung bereit? Wahrhaftig, nur wer sich
selbst ganz schenkt, wird geschätzt, und nur dies führt zum Ziel.
Ich
bin ganz und gar nicht überrascht darüber, dass einige Intellektuelle aus Ihrem
Kreis die Feurige Welt nicht verstehen können. War denn sogenannte
Intellektualität je ein Zeichen wahren Wissens oder von Aufspeicherungen im
Kelch? Intellekt ist nicht das höhere Manas. Die höhere Intelligenz ist Weisheit,
das Ergebnis langjähriger Aufspeicherungen. Man kann einen ausgezeichneten
Intellekt besitzen und trotzdem nicht die große Synthese, die uns das wahre
Wesen der Dinge erkennen lässt. Oft brillieren ausgesprochene Spezialisten
intellektuell, doch offenbaren sie einen völligen Mangel an Synthese. Gewiss,
die meisten wahren ”Empfänger” der Lehre mögen zwar nicht mehr in den Windeln
liegen, sind aber noch zu jung, um lesen zu können. Wir gehören zur scheidenden
fünften Rasse und wachen über die Geburt der kommenden Lichtträger der sechsten
Rasse.
Und
jetzt will ich Ihnen ganz kurz antworten:
Abhidharma ist buddhistische Metaphysik. In
diesem Fall bedeutet das Licht Abhidharma das höchste Bewusstsein: Budhi-Manas.
Dukkar, die vieläugige und vielarmige, ist
eine tibetanische Göttin des Weiblichen Elements. Sie ist ein Äquivalent der
indischen Kali und Lakschmi, das Symbol der MUTTER DER WELT. Auf tibetanischen
Thangkas wird sie gewöhnlich unter einem Regenschirm dargestellt, was bedeutet,
dass Sie Tropfen des Höchsten Segens sammelt.
Die
Strahlen der Schultern sind die Ausstrahlungen der
Schulterzentren. Jedes Nervenzentrum ist ein Strahlenherd.
Die
Energie Kamaduro entspricht dem unterirdischen Feuer. Uraeus ist
ein heiliges Symbol, das den Kopf einer Kobra darstellt. Er wurde von den
Eingeweihten und Pharaonen Ägyptens als Kopfbedeckung getragen und schmückt
auch die Götter Indiens. Daher gilt Uraeus als Symbol der Einweihung und
verborgenen Weisheit. Die Schlange war immer ein Symbol der Weisheit, und die
alten Weisen Indiens nannte man Nagas. ”Nag” bedeutet Schlange. Uraeus bedeutet
auch kosmisches Feuer.
Die
Verdichtung des Astrals ist die Verdichtung des feinstofflichen Körpers,
fast bis zum physischen Zustand; das ist der Zustand der meisten Adepten im
Himalaja. Ausführliche Erklärungen über die Verdichtung kann ich Ihnen nicht
geben, da es mir nicht erlaubt ist.
24.
Juni 1935
Ihr
Brief erreichte unsere Berge, und ich will versuchen, Ihre Fragen so weit als
möglich zu beantworten. Doch bevor ich darangehe, würde ich gerne auch Sie
etwas fragen. Glauben Sie nicht, dass es einen besonderen Grund hat, wenn die
Bücher der Lebendigen Ethik oft keine fertigen Formeln vorlegen, sondern nur
Hinweise geben? Genauso ist es. In den Grundsätzen der Lehre ist die Regel
beziehungsweise das Gesetz verankert, ”alles mit menschlichen Händen und Füßen”
zu leisten. Diese Formel drückt den vollen Wert selbständiger Errungenschaft
aus – diese Art Errungenschaft ist unsere eigene und unveräußerliche.
Und
nun zu Ihren Fragen:
1.)
Die Essenz Moru oder Balu wird aus einer Pflanze hergestellt, die
überall an den Berghängen des Himalaja in einer Höhe von 8000 Fuß (ca. 2600 m)
und darüber zu finden ist. Sie gehört zur Familie der Rhododendren. In Tibet
wird sie zum Räuchern in Tempeln und Heimen verwendet.
2.)
Unter ”Verdichtung des Astrals” sollte man die Verdichtung des feinstofflichen
Körpers verstehen, fast bis zum physischen Zustand. Während vieler Jahrhunderte
hat die Weiße Bruderschaft in dieser Richtung experimentiert, und jetzt sind
wundervolle Ergebnisse erzielt worden. Doch dürfen natürlich keine Einzelheiten
über Apparate oder die notwendigen Chemikalien oder Bestandteile veröffentlicht
werden, weil dadurch der größte Schaden angerichtet werden könnte. Zu gegebener
Zeit wird das Erscheinen solcher verdichteter Körper alle Zweifel über das
Vorhandensein der jenseitigen Welten zerstreuen, und so wird ein sichtbares
Band mit der feinstofflichen Welt geschaffen werden.
3.)
Der Entwurf des Apparates, der die psychische Energie sammelt, wird dem
gelingen, der das karmische Recht dazu besitzt. Das gleiche gilt für die
Konstruktion der Apparate, die die Spannung des Raumfeuers messen werden.
Selbst wenn wir Ihnen Näheres mitteilten, könnten Sie kaum Nutzen davon haben.
Doch jeder hat das Recht zu suchen und zu finden. Wahrlich, Hinweise sind
gegeben und sämtliche Entdeckungen sind bereits im Raum festgelegt. Alle diese
Apparate werden bereits nicht nur in der Feinstofflichen Welt, sondern auch in
der physischen, im Bollwerk der Großen Bruderschaft, verwendet.
Jeder
kann seine Schwingungen verstärken durch Verbindung mit einer bestimmten im
Raum vorhandenen Idee und dadurch die sogenannte Erleuchtung erlangen, oder
Inspiration – oder wenigstens einen flüchtigen Blick in die gewünschte
Richtung.
4.)
Bewusstsein ist die grundlegende Energie, und die psychische Energie ist
seine höchste Eigenschaft.
5.)
Die Rhythmen Mahavan und Chotavan sind die Rhythmen des Kosmischen
Feuers. Auf einer bestimmten Stufe des Feurigen Yoga beginnt unser Organismus
diese Rhythmen, die aus dem Raum kommen, wahrzunehmen und mit ihnen
mitzuschwingen. Doch ein Nachsprechen wird, wie alles Mechanische, keine Ergebnisse
erzielen. Diese Rhythmen werden nur wirken, wenn man über einen gewissen Vorrat
an psychischer Energie verfügt. Ohne Hilfe der psychischen Energie bleibt jeder
Rhythmus tot. In diesem Zusammenhang will ich Ihnen einen Paragraphen der Lehre
anführen:
”Durch
geistloses Nachsprechen wird die Lehre zersetzt. Daher muss die Qualität des
Rhythmus verstanden werden. Gewiss, im Fundament eines jeden Kristalls ruhen
Anziehung und Pulsation. Doch Pulsation, oder anders gesagt Rhythmus, ist die Offenbarung
des Lebensprinzips. Daher vermag der gegebene Rhythmus mehr oder minder
lebendig oder tot zu sein. Der lebendige Rhythmus, vergeistigt durch die
Wirkung des Bewusstseins, wird eine Wechselwirkung von feinen Energien
auslösen. Doch der Rhythmus der Lippen erzeugt einen toten Schlag, der die
weise Stille stört und nur Schaden anrichtet. Hütet euch vor geistlosem
Nachsprechen! Wahrlich, es zersetzt die kostbarsten Edelsteine des Geistes.
Wenn seine Aktivität nur auf Furcht oder Habsucht beruhte, dann könnte selbst
ein Skelett einen weit nützlicheren Rhythmus von sich geben. Dann wäre der
Heerestrommler der erfolgreichste Rhythmiker. Könnte man die Erscheinung der
Feuer vom Wedeln eines Hundeschweifs erwarten, der auf einen Knochen hofft?
Denket daran, wenn ihr euch mit den feinsten Energien befasst, wenn ihr
beabsichtigt, euch zu nähern und den Beweis des Feuers ins Leben zu rufen.
”Als
Ich euch mit den Rhythmen des Raumfeuers vertraut machte, so erwartete ich
allerdings den Einsatz eines geistigen Bewusstseins und Strebens, frei von
niederen Motiven. Schon lange wurde über die zwei Arten von Feuer gesprochen,
das schöpferische Feuer und das zerstörende. Während das erste leuchtet, wärmt
und erhebt, erzeugt das zweite Asche und versengt. Doch Ich lenkte euch nur zum
schöpferischen Feuer hin. Ihr habt an euch gesehen, wie man sich dem Feuer
nähern kann, und selbst Tageslicht konnte euch nicht hindern, die Boten des
Raumes zu sehen. Und die Sterne wurden mit Zeichen umgeben. Man muss diese
feurigen Zeichen hüten und es lernen, die besten Gaben des Bewusstseins zu
sammeln.
Weder
der Faustschlag noch Drohungen, sondern der leichtbeschwingte Aufstieg trägt
einen zu den Toren! Hütet euch vor alltäglicher Seelenlosigkeit!” (Agni Yoga, §
401)
Wenn
Sie über die gegebene Lehre gründlich nachgedacht haben, so werden Sie
erkennen, warum ich Ihre Fragen so kurz beantworte. Die Lehre ist bemüht, vor
allem eine hohe Qualität psychischer Energie zu entwickeln, ohne die der
kostbarste und feinste Apparat nutzlos wäre. Die Mechanik nähert sich jetzt
einer Phase, wo die Bedienung jedes Apparates psychische Energie erfordert, und
der Leiter dieser Energie ist der Mensch. Diese Erkenntnis wird Achtung vor den
Trägern dieses heiligen Feuers hervorrufen. Diese Menschen wird man als die
wahren Schätze eines Landes betrachten.
Daher
kann nur derjenige hoffen, an die Entdeckungen der hilfreichen leitenden
Apparate heranzukommen, der über einen entsprechenden Vorrat an psychischer
Energie verfügt und mit den Führern des Reservoirs dieser Kraft in Verbindung
steht. Aus diesem Grund verlangt die Lehre solche Anstrengungen zur Läuterung
und Erweiterung des Bewusstseins und zur Verfeinerung unserer Gefühle; ohne
diese Voraussetzungen ist weder die Aufspeicherung der hohen psychischen
Energie noch richtige Verbindung möglich.
6.
Juli 1935
Alle,
die voller Furcht sind, sollten an diesen Paragraphen aus der Lehre erinnert
werden: ”… Erfüllt Unsren Auftrag! Bringt Licht und gebt der Schönheit Raum.
Mit Unentschlossenen erzielt man keinen Fortschritt. Mit Gerümpel ist kein
Aufbau möglich. Im Pfeifen kann man sich nicht messen mit dem Zeisig. Verdorbenes
Brot soll man nicht kosten. In einer raucherfüllten Luft kann man nicht atmen,
doch für die Schwingen, die in der Morgensonne sich erheben, und für das
Rennpferd vor Beginn des Laufes, und für das Lied, das bis zur Mitternacht
erklang, ist der neue Tag nicht schrecklich und auch nicht grausam.” (Blätter
des Gartens MORYA, Band I, § 228)
Der
feurige Ruf an das neue Bewusstsein, für den neuen Aufbau wird in der Lehre auf
vielerlei Art wiederholt. Nur mit einem neuen Verstehen, auf einem neuen Weg
und mit erneuertem Geist kann man die Neue Welt betreten. Jetzt findet wahrlich
eine große Auslese statt. ”Ich schaffe einen Neuen Himmel und eine Neue Erde,
und die alte Welt wird unerwähnt bleiben und keinen Eingang in das Herz
finden.”
Jeder
Baumeister muss das ihm zur Verfügung stehende Material kennen. Was verdorben
ist oder sich als ungeeignet erweist, sollte verworfen werden. Nicht Massen,
sondern wenige Auserwählte sind nötig. Massen haben nie etwas geschaffen; ihre
Bestimmung ist es zu zerstören.
Wie
der große Denker Nietzsche durch seinen Zarathustra spricht: ”Ein Licht ging
mir auf: Gefährten brauche ich und lebendige, – nicht tote Gefährten und
Leichname … Ein Licht ging mir auf: nicht zum Volke rede Zarathustra, sondern
zu Gefährten! Nicht soll Zarathustra einer Herde Hirt und Hund werden! …
Gefährten sucht der Schaffende und nicht Leichname, und auch nicht Herden und
Gläubige. Die Mitschaffenden sucht der Schaffende, die, welche neue Werte auf
neuen Tafeln schreiben … Den Schaffenden, den Erntenden, den Feiernden will ich
mich zugesellen: den Regenbogen will ich ihnen zeigen und alle Treppen, die zum
Übermenschen führen …”
Ich
liebe dieses Buch sehr. Sicherlich, viele sind empört, wenn sie es lesen. Doch genau
gesagt sind es jene, die Schwierigkeiten haben werden, in die Neue Welt
einzutreten. Jetzt ist die Zeit für Sentimentalität zu bedrohlich. Alle, die
streben können, die stark sein können, beharrlich und mutvoll, sollten sich
versammeln. Wahre Krieger des Geistes werden gebraucht, die sich nicht
fürchten, das Schwert für das Licht und das Allgemeinwohl zu erheben. Daher
werden die Heiligen und die Bodhisattvas Tibets mit einem Schwert dargestellt –
dem Symbol der Furchtlosigkeit, der Tapferkeit des Geistes. Ist einer
furchtsam, tut er besser daran, zurückzutreten, denn wahrlich, er wird das
Feuer der Neuen Welt nicht ertragen können. Die Lehre ist nicht für die Schwachen
und Feigen. Die Wiedergeburt des Geistes bricht an und das wahre Begreifen des
Lebens, erleuchtet vom vollendeten Regenbogen der unbegrenzten Schönheit.
Ja,
Umwälzung und Aufschwung des Bewusstseins sind erforderlich, andernfalls treten
Tod und Zersetzung ein. So ist das Kosmische Gesetz.
Es
ist gesagt, dass das wahre Gesicht der Menschen enthüllt wird, weil der Raum
gereinigt werden muss. Doch eine solche Enthüllung sollte Sie nicht
erschrecken. Lange vorher wurde gesagt, dass Iwan Hunderttausender sein Land
retten wird! Die Tragödie beruht auf Mangel an Verstehen, da viele fürchten zu
erkennen, dass das Bewusstsein des Volkes sich änderte – dass eine ganz neue
Generation herangewachsen ist, gänzlich verschieden von der alten. Wenn sich
unser Denken von jenem unserer Eltern unterscheidet, trotz des langsamen Tempos
des letzten Jahrhunderts, was kann man da von der Psychologie einer in einer
revolutionären Umwelt aufgewachsenen Generation sagen? Wie völlig andersartig muss
ihre Psychologie sein! Wahrlich, Mangel an Vorstellungsvermögen ist ein großes
Hindernis und eine drastische Beschränkung der Möglichkeiten. Treten Sie daher
den Angriffen gelassen gegenüber. ”Wer sich vor Wölfen fürchtet, muss den Wald
meiden”, und ”Gott ist mit den Tapferen”. Die Erfahrung des Lebens bestätigt
diese weisen Sprichwörter. Zum kulturellen Aufbau der Neuen Welt bedarf es
tapferer Menschen mit gefestigtem Bewusstsein, die sich dem Dienst am
Allgemeinwohl hingeben und bereit sind, jeden Augenblick die Große Hierarchie
des Lichts zu verteidigen. Ich will aus meinem Lieblingsbuch ”Gemeinschaft”
einen Paragraphen anführen:
”Wir
brauchen keine wohlmeinenden Nikodemuse, die nachts kommen und am Tag im
Synedrion schweigen. Jeder muss das ihm anvertraute Geheimnis hüten, doch er muss
ein Wort über Uns bereit haben. Strenge Worte können die Gegner betäuben. Sagt,
dass es seltsam ist, jemanden über etwas sprechen zu hören, was er nicht weiß.
Wenn man gegen die verborgenen Schätze spricht, sagt, dass sogar das Meer voll
ist von versiegelten Flaschen. Wenn man gegen die Gemeinschaft spricht, sagt –
wer Christus, Buddha oder Moses verehrt, wird sich nicht erdreisten, gegen die Gemeinschaft
des Guten zu sprechen. Das schlimmste ist, falsche Beschuldigungen
vorzubringen, denn darin verbergen sich Lüge, Verleumdung, Verrat und
Unwissenheit. Sagt: ‚Da der Lehrer existiert, warum soll man Seine weisen
Ratschläge nicht befolgen? Ihr befolgt sie nicht, weil ihr nicht versteht, sie
zu empfangen. Beeilt euch, nicht in Geschichte über die Mahatmas unterrichtet
zu werden, sondern im Leben, und bis dahin behaltet eure Unwissenheit für
euch‘.
”Wir
treiben die ganze Furcht aus. Wir übergeben das ganze bunte Gefieder der Furcht
dem Wind: die blauen Federn des erstarrten Schreckens, die grünen Federn des
verräterischen Zitterns, die gelben Federn des Verschweigens, die schwarzen
Federn des Sturzes in den Abgrund. Es ist notwendig, auf die Vielfältigkeit der
Furcht wiederholt hinzuweisen; sonst bleibt irgendwo ein graues Federchen
gefälligen Gestammels oder ein Flaum hastiger Unruhe, und hinter diesem wird
sich der gleiche Angstgötze verbergen. Jede Schwinge der Furcht trägt uns
abwärts.
”Der
in Furchtlosigkeit gehüllte Gesegnete Löwe gebot, die Offenbarung von
Mut zu lehren.
”Schwimmer,
wenn ihr alles euch Mögliche tut, wohin kann die vernichtende Welle euch
tragen? Sie kann euch nur emportragen. Und du, Sämann, wenn du die Saat
ausstreust, wirst du eine Ernte erwarten. Und du Hirte, wenn du deine Schafe
wieder zählst, wirst du ein deutliches Licht anzünden.” (Gemeinschaft)
Setzen
Sie daher Ihr nutzbringendes Werk fort, lassen Sie weise Vorsicht walten, doch
legen Sie keinen Kleinmut an den Tag. Fürchten Sie sich nicht vor
Vogelscheuchen. Oh, diese Schemen der Furcht! So viel Schönheit wird ihretwegen
zerstört. Und wie vieler Dinge berauben wir uns. Ich bin mir bewusst, wie
wichtig begabte Mitarbeiter sind, doch leider sind sie derzeit sehr vereinzelt.
* * *
In
der letzten Ausgabe der Zeitschrift ”Okkultismus und Yoga” hat die
Buchbesprechung über ”Die Grundlagen einer Neuen Betrachtung der Welt” meine
Aufmerksamkeit erregt. Ich wunderte mich über den Einwand gegen die
Begriffsbestimmung ES – das Unerkannte, Unbegrenzte und Ewige! Hier zeigt sich
wieder der Schatten des Anthropomorphismus. ES, als das Unaussprechliche, das
Unermessliche oder die Ursachenlose Ursache, die Wurzellose Wurzel, das
Absolute kann sicherlich nicht als Individualität betrachtet werden, denn jede
Individualität ist bis zu einem bestimmten Grad begrenzt, wogegen das Absolute
unbegrenzt ist. Ebenso könnte ich den Gegner fragen, der sagte ”Gott ist Liebe,
aber nur eine Individualität und kein unpersönliches Prinzip oder Gesetz kann
lieben”, – ob er je darüber nachgedacht habe, worin Kosmische Göttliche Liebe
besteht – und dass sie sich in den Milliarden von endlosen Erscheinungen
offenbart; dass sie sich in den verschiedenen Bewusstseinszuständen äußert; dass
die unbegrenzte Potentialität von ES sich unaufhörlich entfaltet. Der Osten
hält das Göttliche Erste Prinzip heilig und zögert, es zu benennen; er spricht
nur von ”ES” oder dem ”Unaussprechlichen”. Jede Diskussion über das Erste
Prinzip ist im Osten verboten, aber die ganze Kraft der Wahrnehmung
konzentriert sich auf die herrlichen Erscheinungen dieses Geheimnisses der
Geheimnisse. Das Universum beruht auf einem Geheimnis.
Viele,
die sich auf okkultem Gebiet als kompetent betrachten, unterschätzen das große
Geheimnis des Universums. Sie haben gelernt, das Wort ”Unbegrenztheit” zu
gebrauchen, doch sehr wenige erfassen diesen erhabenen und ehrfurchtgebietenden
Begriff voll und ganz. Sie fahren fort, ihren Gott durch die von ihrem
beschränkten Denken geschaffenen Attribute zu begrenzen.
Ich
wünsche Ihnen aufrichtig, ein wirklicher Krieger zu werden und Ihren Geist im
Schauer feindlicher Pfeile zu stählen. Es ist eine besondere Freude, diese
feindlichen Pfeile zu erhalten. So ist gerade jetzt ein Verrat enthüllt worden,
wo ich ihn am wenigsten erwartet hätte. Mein Herz ist tief verwundet, doch
irgendwo in seinen Tiefen erhebt sich bereits Freude. Es ist die Freude eines
Kriegers, die Freude an der Möglichkeit, für die Wahrheit zu kämpfen – und darüber
hinaus die Freude einer erneuten Befreiung!
9.
Juli 1935
Sie
fragen, ob es richtig oder falsch sei, Sünden zu vergeben? Ich habe diese
gleiche Frage bereits in einem anderen Brief beantwortet, in dem ich die Worte
der Lehre zitierte: ”Einen reuigen Sünder gegen Bezahlung loszusprechen, ist
wohl das abscheulichste Verbrechen” (Agni Yoga, § 52). Im selben Brief erklärte
ich, dass solch eine Sündenvergebung eines der schrecklichsten Übel der
modernen geistigen Erziehung ist; genau gesagt, hat die Kirche damit schon in
das frühkindliche Bewusstsein der Menschen das unheilvolle Gefühl der
Verantwortungslosigkeit eingepflanzt. In Anbetracht verschiedener lokaler
Umstände würde ich empfehlen, von Beginn der Schulzeit an mit einfachen und
vernünftigen Worten auf die Wichtigkeit persönlicher Verantwortung einzugehen.
Die Kinder sollten in der Schule darüber belehrt werden, dass man für jedes
Motiv, jeden Gedanken und jede Tat die Verantwortung zu übernehmen hat. Es
sollte ihnen auch eine klare Vorstellung von dem Sinn der Bedeutung ihres Seins
vermittelt werden. Daraus wird das Verstehen erwachsen, wie notwendig es ist,
seine Pflicht zu erfüllen. Diese Einstellung sollte der Erziehung der jungen
Generation zugrunde liegen.
Ich
rate Ihnen, die noch nicht ausgelebten Vorstellungen nicht zu stark zu tadeln,
da sonst unter den bestehenden Umständen Ihr Buch nicht erscheinen könnte!
Warum ist das Bild der Schlange als Symbol der Weisheit gewählt worden? Eine
der vielen Erklärungen dieses Sinnbildes besteht darin, dass die Schlange ihren
Kopf immer aufrecht hält und sich geradeaus bewegt, nur ihr Körper windet sich
je nach den ihr begegnenden Hindernissen. Lasst uns daher so weise wie die
Schlangen sein und unserem Ziel zustrebend, den besten Pfad wählen.
Um
Christi Worte (Matth. 18:18) ”Wahrlich, ich sage euch, was immer ihr auf Erden
bindet, wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden löst, wird im
Himmel gelöst sein” richtig zu verstehen, sollte man den vorhergehenden Vers 15
im selben Kapitel studieren. Vers 18 ist sozusagen die Moral, die aus jener
Parabel hervorgeht und deutet auf die Wirkung des Karmagesetzes hin. Wahrlich,
wenn wir unsere Auseinandersetzungen mit den uns hier auf Erden Nahestehenden
nicht schlichten, können sie auch in der Feinstofflichen Welt nicht
geschlichtet werden. Denn in der Feinstofflichen Welt ernten wir das, was wir
hier säen. Aus diesem Grund sollten wir immer bemüht sein, nach Möglichkeit
Karma zu tilgen, mit anderen Worten, hier auf Erden unsere Verhältnisse mit
anderen zu ordnen.
Warum
sollte die Anrede ”euch” in Vers 18 nur für die Apostel gelten und nicht für
die Menschheit im allgemeinen? Es ist nicht schwer zu verstehen, warum diese
Worte so ausgelegt wurden, als wäre den Aposteln von Christus das Recht
übertragen worden ”zu binden und zu lösen”, oder mit anderen Worten, zu strafen
und zu vergeben. Im übrigen besagt das ganze Gleichnis durchaus nicht, dass man
sich dem Bösen nicht widersetzen solle, wie es Christus so hartnäckig
zugeschrieben wird.
In
der Tat, selbst das Größte Geistwesen kann begangene Sünden nicht vergeben,
denn dies widerspräche dem Karmagesetz. Es könnte zwar bis zu einem gewissen
Grad Karma erleichtern, doch das ist alles. Wenn der Mensch selbst der Schöpfer
und gleichzeitig Registrator aller seiner Motive, Gedanken und Taten ist, wer
könnte dann ohne seinen unmittelbaren Willen in seinem Wesen und daher an
seinem Schicksal überhaupt etwas ändern? Ein Hohes Geistwesen kann nicht mehr tun,
als uns in unseren Anstrengungen, unser inneres Wesen zu wandeln, zu helfen.
Anders gesagt, in allem ist Zusammenarbeit erforderlich.
Die
wahre Bedeutung der Worte ”Deine Sünden sind vergeben” liegt daher darin, dass
der Große Lehrer die Aura des Leidenden fühlen konnte. Er sah die höheren
Schwingungen der Aura des Leidenden – infolge Bestrebung und Vertrauen zur
Höheren Macht – und dass seine heilenden Strahlen jetzt aufgenommen werden und
so Befreiung von den unheilvollen Auswirkungen durch Gedanken und Taten bringen
konnten. Daher hatte Er allen Grund zu sagen: ”Deine Sünden sind vergeben”.
Die
Sünden vergeben oder nachlassen heißt, ihre Folgen tilgen. In diesem Prozess
der Tilgung einer bösen Tat werden vor allem jene Kraftströme in der Aura eines
Menschen neutralisiert, die infolge der unrechten Tat aus negativen Energien
gespeist wurden. Genauso wie ein chemischer Bestandteil das ganze Wesen einer
Substanz, die sich aus vielen anderen Teilen zusammensetzt, verändern kann, so
kann das edle Motiv einer Tat die Folgen einer Wirkung neutralisieren und
bewältigen, die aus den Grundeigenschaften der menschlichen Natur entstanden;
so kann der ganze Charakter des Menschen verändert und sein ganzes Wesen
gewandelt werden.
Daraus
geht klar hervor, dass niemand einem anderen die Sünden vergeben oder ihn davon
befreien kann; aber man kann ihm sicherlich zu gegebener Zeit helfen, sein Herz
seinem höheren Ego zu öffnen und die in ihm schlummernden göttlichen Kräfte zu
wecken. Umgekehrt werden diese göttlichen Kräfte der Aura dessen guttun, der
durch seine Hilfsbereitschaft dazu beitrug, die göttlichen Kräfte im anderen zu
wecken. Immer, überall und in allem Zusammenarbeit!
Christus
der Erlöser wohnt sicherlich in jedem von uns. Sie wissen bereits, dass für die
ersten Christen und für die alte Welt das Wort ”Christos oder Christus”
gleichbedeutend war mit unserem Ego. In diesem Sinn sollte man Christus als den
Erlöser von den Sünden verstehen. Die Tilgung unserer persönlichen Sünden wird
demnach unaufhörlich von der Seele – dem Führer und Boten des Christus – in der
langen Kette der irdischen Leben unseres individuellen Egos bewältigt. ”Der
gekreuzigte Christus ist in jedem menschlichen Wesen gegenwärtig, das bei
Erreichung einer bestimmten Evolutionsstufe in die Hölle hinuntersteigen muss,
um seine infolge ungesetzlicher Taten seines niederen Ichs gefallene Seele
wieder zu erheben. Mit anderen Worten, die Göttliche Liebe muss das Herz eines
Menschen erreichen, ihn erobern und erneuern, ehe er imstande ist, die
Ungeheuerlichkeit seiner Sünde gegen das Göttliche Gesetz zu erkennen. Dies
kann nur durch eine völlige Vereinigung und Verschmelzung mit dem höheren Ego
oder mit dem Göttlichen Gesetz der Liebe erlangt werden.”
Die
gleiche Bedeutung liegt in Christi Worten zu der Sünderin Maria Magdalena, die
seine Füße mit Myrrhe salbte. Die Macht des Glaubens, die Macht der Liebe ist
jenes Feuer, das unsere Gefühle völlig umwandelt; denn sie sind Energien, die
in Gedanken und Taten verwandelt werden.
Daher
kann uns nur die Umwandlung der Energien, d. h. der Gefühle oder der Qualität
der Gedanken aus dem magischen Kreis von Karma befreien. Und so wollen wir
unsere Schwingungen durch edle Gefühle erhöhen. Es ist sehr wichtig, in den
Kindern das Streben und die Liebe zu allem Schönen zu wecken.
Bei
diesem Erhöhen der Schwingungen ist die Hilfe des Lehrers sehr notwendig, da Er
allein durch seine Berührung einen Schüler, der seinen Empfänger auf den
Rhythmus der Schwingungen des Lehrers abstimmt, verwandeln kann. Genau gesagt,
die Ausstrahlungen eines reinen, irdischen Lehrers erhöhen die Schwingungen von
allem, was ihn umgibt, oft über eine ungeheure Ausdehnung. Dadurch wird nicht
nur der Raum gereinigt, sondern oft werden auch die Feuer der Individuen
entfacht, die den Lehrer umgeben. Aus diesem Grunde galt es in früheren Zeiten
als ein großes Privileg, in der Nähe eines Lehrers zu leben und ihm zu dienen,
da dies die Möglichkeit bot, sich mit seiner Aura zu verbinden. Der Osten
kannte und verehrte diese heiligen Gesetze. Auch jetzt noch gilt es in Indien
als Segen, wenn ein heiliger Mensch sich in der Nachbarschaft ansiedelt.
Sie
befürchten, dass niemand Behauptungen Glauben schenken wird, die von
anerkannten Autoritäten nicht bestätigt werden. Dazu möchte ich sagen, dass ich
persönlich es vorziehen würde, entweder vernünftige und klare Behauptungen von
der Persönlichkeit selbst zu hören oder Zitate aus völlig neuen Quellen, da der
hohe Rang solcher Persönlichkeiten dem Neuen oft widerspricht, dem Zukünftigen,
mit anderen Worten, dem evolutionären Denken.
Nebenbei
erwähnt, kennen Sie die Werke von Edward Carpenter? Er schrieb einige sehr
schöne Seiten über Kosmische Liebe und auch über die Erziehung der jungen
Generation. Er war ein sehr reiner Schriftsteller.
Bezeugen
Sie daher durch alle Arten historischer Beispiele und Geschichten aus dem Leben
die Notwendigkeit des Bewusstwerdens der Verantwortlichkeit und
Pflichterfüllung, um die neue Generation zu erziehen. Auch in der Bhagavad Gita
können Sie in einem der Jugenderziehung gewidmeten Kapitel schöne Stellen
finden.
* * *
Es
gibt nichts Höheres als Schöpferkraft, und es gibt keine größere Freude. Darum
schaffen Sie und freuen Sie sich! Ich sende Ihnen meine besten Gedanken und
Mut. Wagen Sie den schöpferischen Flug! Trotz meiner zahlreichen lebensnahen
Warnungen möchte ich Ihnen zuflüstern: ”Schaffen Sie mutig!” Mögen sich die
Gedanken unentstellt und uneingeschränkt in den Raum einprägen und in die
inneren Seiten Ihres Wesens. Mögen Sie vom Schatten des Skalpells des Zensors
verschont bleiben. Seien Sie sicher, dass es nie zu spät ist zu kürzen oder zu
verstümmeln – auf das Niveau der Massen niederzusteigen. Doch wenn Sie allein
oder mit geistig Nahestehenden zusammen sind, dann schaffen und sprechen Sie
frei!