1935
16.
Juli 1935
Mit
tiefer Ergriffenheit lese ich Ihren Brief mit dem Bericht über die feierliche
Gründung der Gesellschaft. Damit ist eine weitere schöne Bewegung als Bollwerk
gegen die Finsternis errichtet worden. Ich weiß, wieviel Bestrebung Ihres
Herzens und selbstaufopfernde Arbeit Sie für die Gründung dieses reinen
Lichtkerns im Namen siegreicher Kultur aufbringen mussten. Allen voran gelten
daher Ihnen meine innigen Grüße und die Freude meines Herzens zu diesem Festtag
Ihrer Errungenschaft. Übermitteln Sie bitte auch dem Vorstand und allen
Mitbegründern der Gesellschaft, die sich diesem wohltätigen Ziele widmen, meine
herzlichen Grüße und die besten Wünsche. ”Möge dieses Bollwerk sich festigen
und mutig, leuchtend und freudvoll seine Kräfte für den Pfad des Dienstes am
Allgemeinwohl aufwenden.”
Auch
über das Echo auf die erhabene Idee des Friedensbanners war ich freudvoll
gerührt. Deshalb möchte ich Sie fragen, ob es Ihnen möglich wäre, in Ihrer
Gesellschaft ein ständiges Komitee zur Förderung des Paktes und Banners des
Friedens einzurichten? Es müsste sich den bereits bestehenden Gruppen
anschließen, um so Solidarität und Eintracht im Wirken zu erlangen. Denken Sie
bitte darüber nach.
Ihre
Schutzvorkehrungen für die Gesellschaft gegen das Eindringen unerwünschter
Mitglieder sind von äußerstem Nutzen. Es ist in der Tat wichtig, sich von
Anfang an gegen die schädlichen Elemente abzuschirmen. Versuchen Sie nicht,
Ihre Tätigkeit zu sehr auszuweiten. Vorerst muss der Kern der Gesellschaft
gebildet und Harmonie erlangt werden. Eine große Anzahl wäre keine Gewähr für
Erfolg.
Ich
habe für Ihre Freude, sich mit flammenden Herzen zu vereinen, volles
Verständnis. Ich kannte diese erhabene Freude und kenne sie auch heute noch.
Doch Jahre der Erfahrung haben mich Zurückhaltung gelehrt, vor allem denen
gegenüber, die der Lehre gerade erst nähertreten. Zu Beginn marschieren wir
alle wie brennende Fackeln, aber später beginnt sich durch Einwirkung der
unfehlbaren okkulten Gesetze unser wahres Wesen immer mehr zu offenbaren, und
bestimmte Wesenszüge, die wir gar nicht zu haben glauben, kommen zum Vorschein –
Eigenschaften, die andernfalls vielleicht bis zur nächsten Inkarnation
verborgen geblieben wären. Der große LEHRER sagt in den ”Briefen der Mahatmas“:
”Wie das Wasser die Hitze des ätzenden Kalkes entwickelt, so versetzt die Lehre
jede in ihm (dem Aspiranten) schlummernde ungeahnte Möglichkeit in heftige
Tätigkeit.”
Und
nun zu Ihren Fragen:
Man
muss bedenken, dass die Großen Lehrer, die Mahatmas oder die Weißen Brüder, in
der ganzen Zeitspanne Ihrer Leben Bodhisattvas waren. Mahâ-Chohan oder der
Große Herrscher ist der Titel des Herrschers der Schambhala. Die mit dieser
Ernennung verbundenen Pflichten werden abwechselnd von den Weißen Brüdern übernommen,
je nach ihren individuellen Aufgaben. Die Sieben Chohane entsprechen den Sieben
Kumaras der ”Geheimlehre“, aber esoterisch gesehen, gibt es ihrer acht. Alle
diese Sieben Kumaras waren die Herrscher des Feuers, die die Menschheit mit
Vernunft begabten.
Nun
zu den Brüdern der Finsternis. Diesen begegnet man in der Menschheit selbst.
Sie sind sehr zahlreich, und das ist nicht verwunderlich, denn ihr Weg ist der
Weg der Befriedigung der niederen Leidenschaften. Der Prozentsatz wahrer
Schaffender des Lichts ist sehr gering; gleichfalls ist der Prozentsatz der
”Leuchtkäfer“ nicht groß, von denen die meisten in ihrer Unwissenheit und
Lauheit oder durch Nichtwidersetzung gegen das Böse zum Nutzen der Brüder der
Finsternis arbeiten. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie geschickt diese
Geister hohen Grades unter den Brüdern der Finsternis sind und bewusst
Zwiespalt schaffen. Es heißt, dass sie sich gerne an jene heranmachen, die sich
der Lehre des Lichts nähern und dem Allgemeinwohl dienenden Gesellschaften
anschließen, aber in der Hingabe und Überzeugung noch nicht gefestigt sind. Sie
spielen auf ihren Wogen, flüstern ihnen Zweifel ein und stiften so Verwirrung
und Verderb. Das ist der Grund, warum geraten wird gegenüber den neuen,
unerfahrenen Seelen, die an die Lehre herantreten, Vorsicht walten zu lassen.
Die Brüder der Finsternis erfreuen sich auf Kosten des Herzens eines
ausgezeichnet entwickelten Intellekts, durch den sie sehr fein wirken.
Wahrhaftig, nur die gröbsten Geister stürzten sich auf die niederen Bewusstseine.
”Werden
die Menschen hier von Teufeln bedroht, so wird der ERZENGEL vom Satan selbst
angesprochen! Belästigen Teufel kleine Brüder, so bedrängt Satan selbst
Einsiedler.” (Feurige Welt II, § 30)
Und
im I. Band der ”Blätter des Gartens MORYA“ § 316 lesen wir: ”Ich kenne dich,
der du an Meiner Türe kratzest. Auf den Schultern eines Gastes hoffst du
einzudringen in Mein Haus. Ich kenne dich! Du wurdest raffiniert und findig,
sogar findiger als viele von den Meinen. Du hast die Ordensspangen angelegt,
die Kleidung dir zurecht gerichtet. Du hast dir alle Meine Worte angeeignet.
Ich höre, du sprichst sogar schon über FREUDE. Doch hier will Ich dir Halt
gebieten. Erdreiste dich nur nicht, Freude der Liebe auszusprechen! Denn deine
Freude liegt im Hass. Doch hinter dem Hass lauert des Zweifels widerlicher
Schatten. Und Zweifel eignet für den Schild sich nicht. Ich werde alle deine
Pfeile mit Meinem Schild auffangen. Doch solltest du dich widerspenstig zeigen,
will Ich dir einen einzigen Pfeil mit einem Lächeln senden.”
Bewahren
wir uns daher vor allen Schwankenden.
* * *
Sie
fragen, wann die Brüder der Finsternis in Erscheinung traten. Genaugenommen
erschienen sie gleichzeitig mit den Brüdern des Lichts, als sich ein Funke des
Intellekts sowie des bewussten, d. h. des freien Willens im Menschen regte. Mit
dem ersten Schimmer der Unterscheidung kommt auch die erste Vorstellung von Gut
und Böse, und bereits diese wird den Menschen bewusst lenken. Aber ein völlig
organisiertes Lager der Brüder der Finsternis wurde in Atlantis wirksam, in der
vierten Rasse. Ihre große Schlacht gegen die Söhne des Lichts endete mit dem
Sieg der letzteren und dem Untergang von Atlantis.
Den
Söhnen des Lichts steht der ERZENGEL MICHAEL vor. Sein Widersacher aus dem
Lager der Finsternis ist Satan (der zwar noch den Namen Luzifer trägt, aber das
Recht darauf vorher verwirkte). Er gehörte einst zu den großen Kumaras,
ausgestattet mit dem Licht der Vernunft, die den Erdbewohnern ermangelte. Lesen
sie bitte in diesem Zusammenhang die ”Legende vom Luzifer“ in dem Büchlein ”Auf
östlichen Kreuzwegen“ von Josephine Saint-Hilaire (Legenden und Prophezeiungen
Asiens, New York, Frederik S. Stokes Company, 1930). Diese Legende beruht auf
einer großen Wahrheit. Somit kämpft der Fürst der Welt um seine nackte
Existenz. Das vorausgesagte große Harmagedon unserer Rasse ist in vollem Gang. Und
wieder kämpft ERZENGEL MICHAEL mit seiner strahlenden Heerschar gegen Luzifer.
Gewiss, der Sieg ist immer mit den Kräften des Lichts, aber schreckliche
Kataklysmen sind unvermeidlich. Aus diesem Grunde sind die Bollwerke des Lichts
so überaus wichtig - sie können in der sich nahenden bedrohlichen Zeit allen
Schaffenden Schutz gewähren. Obwohl der entscheidende Moment nahe ist, so
werden dennoch viele Kinder bis dahin noch alt werden. So liegt das Schicksal
der Welt in den Händen der Menschheit. Der Planet kann nur gerettet werden,
wenn es eine Auferstehung des Geistes gibt - nur wenn das Bewusstsein von den
Trugbildern der Vergangenheit befreit und auf den Aufbau der Neuen Welt
gerichtet wird, auf Grund neuen Verstehens der Zusammenarbeit und des Wissens. Da
ich dieses Thema bereits behandelte, will ich einen meiner Briefe zitieren, der
Ihnen von Nutzen sein könnte: - Jeder große LEHRER, der vom Ende der Welt
sprach, konnte damit nicht die Vollendung der Evolution unseres Planeten
gemeint haben. Würde diese nämlich den natürlichen Entwicklungslauf nehmen,
dann müsste der Planet seine siebente und letzte Runde beginnen, und seine
Menschheit würde mit allen ihren Subrassen in die siebente Rasse aufsteigen, so
dass es bei der Krönung solch einer Evolution kein Jüngstes Gericht geben
könnte. Denn nach dieser Zeit hätten die Menschheit und der Planet den Zustand
der höheren Welten erreicht, wo es weder Unvollkommenheit noch bewussten
Widerstand gegen das Gute von seiten des Bösen gibt.
Gewiss,
die Großen Lehrer wussten vom schweren Karma der Menschheit und des Planeten.
Sie wussten von der drohenden Gefahr und meinten daher das nahende Scheiden der
Rasse, das immer von fürchterlichen kosmischen Kataklysmen begleitet wird und
durch die strenge Auslese der guten Saatkörner das Endgericht erkennen lässt.
Da die großen Lehrer Eingeweihte waren, wussten Sie, dass diese Katastrophe das
Jüngste Gericht werden könnte, infolge des schrecklichen geistigen Verfalls der
menschlichen Rasse. Es ist durchaus möglich, laß es nicht genügend Gegenkräfte
oder, besser gesagt, freiwerdende Energien geben könnte, um den Planeten vor
der endgültigen Explosion zu retten. Für diese Explosion bietet der Fürst der
Welt alle seine Anstrengungen auf, da er weiß, dass für ihn eine gereinigte,
mit neuen feurigen Strahlen oder Energien durchdrungene Atmosphäre der Erde
unerträglich wäre und seine weitere Anwesenheit hier unmöglich machte. Daher
ist er bemüht, den Planeten zu sprengen, um ”auf dem Wrack davonzusegeln”.
Denken
Sie daran, dass in der Lehre genau gesagt ist, dass der Geist des Menschen zum
Sprenger des Planeten werden kann! Es wird auch erwähnt, dass die Zahl der
Entlader der Energien sehr klein ist und dass auf Ihnen die ganze Last zur
Erhaltung des Gleichgewichts des Planeten ruht. Ein starker Geist kann ein
ganzes Gebiet vor Erdbeben bewahren. So entsandten in früheren Zeiten die
Großen Lehrer ihre fortgeschrittenen Schüler an Orten, die durch Erdbeben
bedroht waren.
Viele
naive Menschen glauben, dass die Finsteren nur durch Böses wirken, sei es durch
Korruption oder durch Verbrechen gleich welcher Art. Wie unrecht haben sie! Nur
die groben und relativ unbedeutenden finsteren Kräfte wirken auf diese Weise.
Weit gefährlicher sind jene, die sich in die Maske der Lehre des Lichts
kleiden.
Unwissenheit
und Mangel an Gefühlswissen treiben viele in die Arme der Finsteren und
berauben sie für lange Zeit, wenn nicht für immer, der heilsamen Einwirkung und
Anziehung des Strahles des großen Bollwerks des Lichts. Harmagedon ist
schrecklich - die finsteren Kräfte ringen um ihre nackte Existenz. Verzweiflung
vereint sie, und macht sie im Bemühen, ihr Ziel zu erreichen, so beharrlich.
Der Fürst der Welt hat viele begabte Mitarbeiter - bewusste und unbewusste -,
und es ist töricht zu glauben, dass sie nicht schlau und sehr spitzfindig
wären. Sie sind sogar äußerst listig und erfinderisch, und ihr Wirken passt
sich ganz dem Niveau ihrer Opfer an. Aber sie alle üben keine Toleranz und sind
ohne Herzenswärme. So verwoben mit Licht ist die Finsternis auf unserer Erde.
Die
Fangstricke der Finsternis werden von geschickten Händen gesponnen.
Viel
Schreckliches wird in der Welt verübt; viele abscheuliche Zaubereien breiten
sich über die ganze Welt aus. Die dichten Bevölkerungszentren werden von den
finsteren Kräften für sich als Zentren gewählt. Und ihre beste Waffe ist die
unwissende Masse. Darum ist die Einigkeit der Weißen und der ihnen
nahestehenden Kräfte so wichtig! Aber letztere werden so leicht gräulich und
füllen die Reihen jener, von denen in der Apokalypse gesagt ist: ”Weil du lau
bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.” Nur
die Macht der Hingabe und das Bestreben, der Großen Hierarchie des Lichtes zu
dienen, kann vor den ausgelegten Netzen des Fürsten der Welt schützen.
Ja,
die Welle des Bösen überschwemmt die Erde, und die ganze Anstrengung der
selbstlosen Arbeiter des Lichts ist nötig, um das sinkende Schiff der
Menschheit zu retten! Daher ist es so äußerst wichtig, Funken des Lichts
auszusenden, aber gleichzeitig darauf zu achten, dass diese nicht von jenen
aufgefangen werden, die ihrer nicht wert sind, denn das setzt den ganzen Bau in
Brand. Die menschliche Seele ist grundlos! Und die schrecklichste Geißel der
Seele ist falscher Ehrgeiz; wahrlich, es gibt weder einen ärgeren noch gemeineren
Feind. Wird dieser Viper nicht sogleich Einhalt geboten, kann sie zur
Riesenschlange werden. Ehrgeiz ist eine brennende Geisel für die stärksten
Herzen und eine schreckliche Marter, die sich der Mensch selbst zufügt.
Daher
heiße ich Sie mit Ihrem schönen Werk nochmals willkommen. Bewahren Sie trotz
Schwierigkeiten die höhere Freude der Errungenschaft. Diese Freude der
Errungenschaft muss in sich selbst und in anderen gepflegt werden. Das ist das
Wichtigste, denn sie allein birgt das Pfand der Rettung der Menschheit, das
Pfand für das Nahen der Neuen Welt! Große geistig Schaffende und Helden werden
gebraucht! Schaffen Sie somit Helden! Dies war das Gebot des Abschieds eines
der Höchsten Geister beim Verlassen unseres Planeten. Lasst uns Heldinnen und
geistig Schaffende werden, womit wir den kürzesten Pfad bis zum freudvollen
Treffen wählen.
Die
Freude der Zukunft ist geboten, aber in der Tat, die Zeit des Ausharrens an der
Schwelle ist immer mühsam.
22.
Juli 1935
Die
Lehre der LEBENDIGEN ETHIK ist auf keinen Fall für die Kleinmütigen, und daher
sollten nur gut erprobte Seelen in dieser Gruppe aufgenommen werden - es ist
die Qualität und nicht die Quantität, die zählt. Wenn es hier einen Mangel an
gestählten Herzen gibt, so ist es besser, nicht zu beginnen. Man sollte die
LEHRE DES LICHTS nicht profanieren, und außerdem sind wir keine Missionare. In
der LEHRE heißt es, dass jeder, der gewaltsam angelockt wird, zu einem
”Mühlstein um den Hals” wird. Wir suchen freie Seelen, frei von jeder Furcht.
”Die Lehre ist kein Honiglecken und kein silberner Tand. Die Lehre ist eine
reiche Silbermine”. Die Bücher der Lehre werden sich verbreiten, und was noch
wichtiger ist, sie werden in die rechten Hände gelangen. So viele Seelen suchen
das LICHT und die neuen Werte inmitten des Chaos der verschmähten und
entwürdigten erhabenen Begriffe. Aus allen Teilen der Welt kommen Anfragen und
Bitten nach mehr Kenntnis darüber, wie sie sich dem Heer des LICHTS anschließen
könnten. Aus diesem Grunde tragen wir so freudvoll unsere Lampe.
Sie
schreiben über Vorsicht, doch wer kennt ihre Notwendigkeit besser als ich? Ich
kenne jedoch auch den Mut, die schöpferische Kühnheit und vor allem die große
Ausgeglichenheit. Daher sollte sich Vorsicht weder in Furcht kehren, die der
Verfolgung entstammt, noch sollte Kühnheit in sinnlose Prahlerei ausarten.
Infolge meiner eigentlichen Natur ziehe ich Kühnheit vor; denn ich glaube an
das weise Sprichwort: ”Gott ist mit den Tapferen” - und auch an ein anderes,
mehr prosaisches: ”Wer die Wölfe fürchtet, sollte nicht in den Wald gehen, um
Pilze aufzulesen”. So wollen wir sagen, dass Vorsicht mit Kühnheit verbunden
und in weiser Entsprechung mit den Umständen und Bedingungen angewendet werden muss.
Aber die Funken des LICHTS, die das neue Bewusstsein entflammen, sollten in den
Raum gesendet werden, denn wo bliebe andererseits das führende Prinzip? Ohne
Funken des Lichts wird alles in Finsternis und Verderb versinken.
Ich
weiß, dass Auszüge aus meinem Brief alle Arten von Kommentaren auslösen, doch
was tut es? Das von bestimmten Typen ausgehende Lob kann nur in Erniedrigung
und Beschmutzung enden; ich würde es daher vorziehen, von ihnen angegriffen zu
werden. Eine alte Weisheit besagt: ”Nenne mir deine Feinde, und ich sage dir,
wer du bist”. Und in der LEHRE heißt es: ”Ohne Verleumdung hätte die ”dankbare“
Menschheit die lebendigsten Erscheinungen begraben”. Wir sollten hier die
Weisheit Christi hinzufügen: ”Kein Prophet ist angesehen in seiner Vaterstadt,
bei seiner Verwandtschaft und in seinem Hause” (Mark. 6, 4). Diese Wahrheit ist
zu allen Zeiten und bei allen Völkern von allen verfolgten Wohltätern der
Menschheit ausgesprochen worden, und sie wird leider genauso hart bleiben,
solange die Menschheit die Feuertaufe des Geistes durchmacht. So fürchte ich
Verfluchung nicht und kaum jemand, der sich der LEHRE und der Evolution des
Geistes wirklich hingibt, fürchtet sie. Daher werde ich meiner Überzeugung nie
entsagen: Ich glaube an das Unerschütterliche Göttliche Prinzip, das in jedem
menschlichen Wesen wohnt, und ich glaube an die Geburt Christi in der
menschlichen Seele auf ihrem Weg zur Vervollkommnung. Darüber hinaus kennt
jeder gebildete Mensch die Bedeutung des Ausdrucks Krestos oder Kristos
(Christus) und weiß, dass er dem heidnischen Vokabular entliehen ist. Ich
schrieb kürzlich einem meiner Mitarbeiter über die Bedeutung dieses Ausdrucks
und möchte es für Sie wiederholen. Krestos war die einem Neophyten gegebene
Bezeichnung, der sich als Kandidat für den Grad eines Hierophanten der Prüfung
unterzog. Nachdem ein Jünger alle Leiden durchgemacht und alle Prüfungen
bestanden hatte, wurde er im letzten Einweihungsritual nach der
Mysteriensprache zu einem Christus, ”einem Geläuterten“, gesalbt. Seine
vergängliche Persönlichkeit verschmolz mit seiner unvergänglichen
Individualität, und er wurde zu einem unsterblichen Ego. Für die ersten
Christen war das Wort Christos oder Christus gleichbedeutend mit unserem
höheren Ich. Dass Christus der Erlöser der Sünden ist, sollte in diesem Sinn
verstanden werden. So vollzieht sich die Erlösung von persönlichen Sünden durch
die Seele, den ewigen Begleiter und Boten ”Christus“, in der langen Kette
irdischer Leben unseres individuellen Egos.
”Der
gekreuzigte Christus, der in jedem menschlichen Wesen gegenwärtig ist, muss
nach Erlangung eines bestimmten Entwicklungsgrades hinabsteigen in die Hölle,
um die Seele von dort herauszuführen und wieder in ihren höheren oder normalen
Zustand zu erheben, die dort hineingefallen ist durch die gesetzwidrigen Taten
ihres niederen Ego. Mit anderen Worten, die Göttliche Liebe muss das Herz des
Menschen erreichen, ihn besiegen und erneuern, bevor er fähig wird, die
Ungeheuerlichkeit seiner Übertretung des Göttlichen Gesetzes zu erkennen und
die Sünden gegen sich selbst zu vergeben. Diese Vergebung kann nur durch eine
völlige Verschmelzung und Vereinigung mit dem höheren Ego oder dem Göttlichen
Gesetz der Liebe erreicht werden.“ (Zitat aus Tempellehren IV, 161 „Sühne“)
Im
Christentum bekenne ich mich zum Glauben der ersten Kirchenväter und verehre
besonders den großen Origenes und den Heiligen Antonius. Ich träume von einem
neuen ökumenischen Konzil, das zurückkehren könnte zu den reinen Grundlagen des
ersten Jahrhunderts des Christentums. In dem wundervollen Buch ”Dobrotolubye“
(Die Liebe zum Guten) kann man herrliche Gedanken finden. Man stößt darin auf
ein Lob den Feinden! Denn niemand als sie kann so gut unsere verborgenen
Fähigkeiten und Eigenschaften erwecken; und so wurden sie die ”Ätzer Christi“
genannt, weil in alten Zeiten viele Krankheiten durch Ätzen weggebrannt wurden.
Es
ist ausgezeichnet, dass Sie vorhaben, die LEHRE im Leben anzuwenden. Wahrlich,
ebenso wie der Glaube ohne Werke tot ist, so ist die LEHRE ohne Anwendung im
Leben nutzlos.
Ich
verstehe, was Sie in Ihrem Brief meinen und was Sie gerne erfahren möchten.
Doch ich muss Sie warnen, da ich jeder Art von Sentimentalität abhold bin sowie
den rosigen Versprechungen über die leichten Errungenschaften, die in späteren
okkulten Schriften so reichlich zu finden sind. Gerade sie rufen so viele laue,
halbe Bestrebungen hervor, die zu nichts führen. Das Leben lehrte mich, wie
gefährlich alle Versprechungen sowie die Ermutigung zu unmöglichen Hoffnungen
sind, wie unheilvoll sie sein und wieviel Verrat sie verursachen können. Daher
liebe ich es nicht, die Wirklichkeit zu verschleiern, wenn ich sehe, dass der
Geist bereit ist, sie anzunehmen. Eher würde ich schweigen, als jemanden mit
rosigen Versprechungen einzulullen.
Und
wie kann man Versprechungen wecken, wenn der gute Schlüssel zu allen
Errungenschaften im Menschen selbst liegt und ohne seine Mitwirkung niemand
etwas für ihn tun kann? Der HÖCHSTE LEHRER kann ihn nur zu einem bestimmten
Zeitpunkt helfen, wenn der Geist bereit ist, sein Herz dem Ruf zu öffnen und
seine schlummernden göttlichen Kräfte in die Tat umzusetzen. Jedoch Stärkung
dieser Kräfte ist nur möglich, wenn der Jünger seine Anstrengungen, sein
Inneres zu vervollkommnen und umzugestalten, stetig verstärkt. In allem ist
Mitarbeit eine unvermeidliche Bedingung! Daher sollten Sie allen Neulingen
aufzeigen, dass es endlose Grade der Jüngerschaft und zur Annäherung des Lichts
gibt und jeder nur die Stufe einnehmen kann, die seinen früheren
Aufspeicherungen entspricht; ebenso kann er die Leiter nur durch sein eigenes
intensives derzeitiges Streben ersteigen.
Aber
der PFAD des DIENENS ist noch schwerer, denn das ist der Pfad der Heldentat,
der völlige Selbstlosigkeit erfordert. Sie denken vielleicht, dass unser Leben
leicht sei; würden Sie jedoch die Wirklichkeit kennen, spräche Ihr Herz anders.
Um die ganze Last der mühsamen Verantwortung und sich häufenden Schwierigkeiten
zu tragen, stärke ich mich jeden Tag durch Freude und Bereitschaft für das
Schwerste. In der Tat, in der Selbstlosigkeit liegt Schönheit. Und die Welt
bedarf heute in der bedrohlichen Zeit des Harmagedons mehr denn je der geistig
Schaffenden und Helden.
Dennoch
rufe ich niemanden auf, und Sie sollten nicht die geistig Unreifen rufen, denn
übermäßige Last ist nicht von Nutzen. Mächtiges Stählen des Geistes und des
Herzens ist nötig, denn jeder Tag bringt uns alle möglichen Versuchungen. Die
Anstrengung und Spannung eines Lastenträgers der Neuen Welt ist ungeheuerlich.
Er leistet sein Werk auf drei Ebenen: durch seine Energien entspannt er die
umgebende Atmosphäre, oft in seiner Nähe zerstörende Erdbeben verhindernd, er
trägt die Lasten dessen, womit er betraut wurde. Nur sehr starke Geister können
den PFAD des DIENENS betreten. Daher sollte man niemals durch rosiges
Versprechen anlocken oder verführen.
Gewiss,
auch das gründliche Studium der BÜCHER DER LEHRE wird durch Bewusstseinserweiterung
unbestritten Nutzen bringen und so eine Möglichkeit für neue Flüge des Geistes
bieten. Aber es ist unmöglich, augenblicklich feurige Errungenschaften sowie
feurige Umwandlung der Zentren zu erhoffen, wenn die LEHRE nur sprunghaft
angewendet wird. Die okkulten Gesetze sind genau und unfehlbar. Die genaueste
Entsprechung herrscht im Bereich des Okkulten. Neulinge sollten vor einem
weiteren okkulten Gesetz gewarnt werden, das von H. P. Blavatsky im dritten
Band der ”Geheimlehre“ in der Abhandlung ”Eine Warnung“ so schön beschrieben
ist.
Das
kommende Jahr 1936, das esoterisch bereits begonnen hat, wird die Grundlagen
für viele bedeutsame Ereignisse legen. Doch sehr wenige werden ihre Bedeutung
verstehen. Denken Sie doch daran, dass alles auf UNERFORSCHLICHEN WEGEN
geschieht; und darin liegt die große Weisheit, andernfalls würden die finsteren
Kräfte die besten Möglichkeiten zunichte machen. So bewahrheitet sich das
Sprichwort: ”Der Mensch denkt und Gott lenkt” ganz besonders bei entscheidenden
Ereignissen.
Ich
glaube, dass es für Sie eine große Aufgabe wäre, für die Verteidigung der LEHRE
einzutreten. Es gibt so viele Gelegenheiten, wo man ein gutes Wort anbringen
kann, ohne eine besondere Veranlassung zu suchen oder eine ungewöhnliche Rede
zu schwingen. Ein rechtes Wort zur rechten Zeit führt oft zu großen Taten oder
verhütet unheilvolle Folgen.
Und
so sorgen Sie sich nicht zu sehr. Streben Sie mit Ihrem ganzen Herzen zur
LEHRE, und vieles wird vereinfacht und klar werden. Jedes helle Vorhaben
entsteht auf unerwartete Weise.
Freilich,
die Vulkane toben, und viel Finsternis umgibt uns, aber jene, die sich dem
DIENST AM ALLGEMEINWOHL widmen, brauchen nicht beunruhigt zu sein. In Elend
fallen immer die Lauen, die die Wege nur halb beschreiten und halbe Maßnahmen
lieben. Wir irren nicht mit dem Ausspruch, dass die Gefahr der Welt in halben
Maßnahmen und in Unkenntnis des Bösen besteht. Wir leben wahrlich wie zu Zeiten
Atlantis! Nur sollte man jetzt keine Arche, sondern ein Flugzeug bereithalten.
Doch das beste Flugzeug sind die Schwingen des Geistes.
Treten
Sie mutig die Wache an, und der starke Glaube an die FUHRENDE HAND wird Sie
über den Abgrund tragen. Mut, Mut und wieder Mut - das ist der heutige
Sinnspruch. Das Gefieder der Furcht zieht uns hinab, die Schwingen des Mutes
hingegen tragen uns über den Abgrund. So lasst uns erfüllt sein von der
Schönheit des Mutes und der Kraft des Glaubens an die leuchtende Zukunft. Ich
sende Ihnen Freude, aber eine besondere Freude, die Freude über
Schwierigkeiten. Wenn wir es lernen, uns vor Schwierigkeiten nicht zu fürchten,
werden wir dem Tragen der Heldentat näherkommen.
30.
Juli 1935
Die
Erklärung über die Monade ist richtig. So heißt es in der ”Geheimlehre“, dass
die Monade oder Jiva, an sich nicht Geist genannt werden kann: sie ist ein
Strahl, ein Atom des Absoluten oder vielmehr der Absolutheit …, da sie zur
bedingten und verhältnismäßigen Endlichkeit keine Beziehung hat, auf unserem
Plane unbewusst. Daher benötigt die Monade, abgesehen von dem Material, das für
ihre zukünftige menschliche Form notwendig ist, (a) ein geistiges Modell oder
Vorbild für dieses Material, um sich darein zu gestalten; und (b) ein
intellektuelles Bewusstsein, um ihre Entwicklung und ihren Fortschritt zu
leiten. Keines von beiden besitzt die homogene Monade noch die empfindungslose,
wenn auch lebendige Materie. Der Adam von Staub braucht die Seele des Lebens,
auf dass sie ihm eingeblasen werde: Die zwei mittleren Prinzipien, die da sind:
das fühlende Leben des vernunftlosen Tieres und die menschliche Seele; denn das
erste ist vernunftlos ohne die letztere …”. So ”wird die Monade zu einem
persönlichen Ego, wenn sie inkarniert, und etwas bleibt von dieser inkarnierten
Persönlichkeit durch Manas zurück, wenn dieser vollkommen genug ist, Budhi zu
assimilieren” (H. P. Blavatsky ”Die Geheimlehre“, übersetzt von Helena Roerich,
Riga, Uguns, 1937). So wird die Individualität allmählich aufgebaut, kann aber
auf der Erde nur teilweise zum Ausdruck kommen.
Weiteres
aus der ”Geheimlehre“: ”Metaphysisch gesprochen, ist es natürlich eine
Sinnwidrigkeit von ”Entwicklung“ einer Monade zu sprechen oder zu sagen, dass
sie zum ”Menschen“ wird … Grundsätzlich kann eine Monade weder
vorwärtsschreiten noch sich entwickeln oder auch nur durch die wechselnden
Zustände, durch die sie hindurchgeht, affiziert werden. Sie ist nicht von
dieser Welt oder Ebene und kann nur einem unzerstörbaren Stern göttlichen
Lichtes und Feuers verglichen werden, der auf unserer Erde herabgeworfen ist
als Rettungsplanke für die Persönlichkeiten, in denen sie wohnt. Es ist Sache
der letzteren, sich an sie zu klammern; und, also teilnehmend an ihrer
göttlichen Natur, Unsterblichkeit zu erlangen. Sich selbst überlassen, wird
sich die Monade an niemanden klammern, sondern wie die ”Planke“ zu einer
anderen Inkarnation fortgetrieben werden von dem rastlosen Strome der
Evolution.”
Es
ist auch ratsam, den § 275 im Buche AGNI YOGA abermals zu lesen.
Und
nun bezüglich Göttlicher Liebe - was kann sie anders sein als das Große Prinzip
oder der Beginn der Anziehung oder Verwandtschaft oder dasselbe Fohat in seiner
Differentiation als Göttliche Liebe, die elektrische Kraft der Affinität und
Sympathie, allegorisch offenbart in dem Versuch, den reinen Geist, der ein von
dem Einen oder Absoluten untrennbarer Strahl ist, mit der Seele zu vereinen.
Diese zwei bilden im Menschen die Monade, seinem Wesen nach hingegen ist es die
erste Verbindung zwischen dem ewig Bedingungslosen und Offenbarten.
Es
beglückt mich, Ihnen mitteilen zu können, dass mir über Ihr Buch die schönsten
Berichte zugehen. Es ist so erfreulich zu hören, nachdem ich Ihr Buch gelesen
habe, dass junge Seelen nach Ihrer Führung trachten.
Arbeiten
Sie freudvoll, und bringen Sie den suchenden Seelen Licht.
30.
August 1935
Vor
einigen Tagen erhielt ich Ihren Brief und wäre natürlich sehr froh, Ihnen
helfen zu können. Aber ich halte es für meine Pflicht, Ihnen zu sagen, dass ich
vielen Behauptungen in den von Ihnen erwähnten Büchern nicht zustimmen kann,
ich halte sie sogar für gefährlich. Wir begegnen im Leben Menschen mit
verschiedenen Bewusstseinshöhen, und wir müssen jenen folgen, die unserer
eigenen geistigen und intellektuellen Entwicklung am meisten entsprechen.
Sollten Sie daher meine Worte verletzen, so sagen Sie es, wir wollen trotzdem
einander gut bleiben, aber jeder seinem Pfad folgen.
Ich
bin mit der Doktrin der Liberalkatholischen Kirche nicht vertraut und kann
daher weder dafür noch dagegen sprechen. Was Donow betrifft, so habe ich über
ihn gehört und habe auch sein gutes Büchlein ”Drei Grundlagen des Lebens“
(Peter Donow, Riga, Gudkov, 1931) gelesen. Jedoch muss ich Ihrer Bemerkung
widersprechen und feststellen, dass es nur eine Hierarchie des Lichts gibt, und
zwar jene im Transhimalaya. Genauso wie das Licht die Finsternis besiegt, so
bekämpft die Hierarchie des Lichts jene der Finsternis. Letztere ist sehr
stark, denn sie hat viele Anhänger.
Nicht
einer auf der Erde in gewohnten irdischen Verhältnissen lebender Lehrer kann
mit den großen Meistern des Himalaya verglichen werden. Diese Meister sind in
ihrer geistigen Errungenschaft so erhaben, dass sie nicht mehr die Last eines
bloß irdischen Daseins, einer persönlichen, unmittelbaren Führerschaft und der
Berührung mit der Masse auf sich nehmen können. Dies wäre eine unproduktive
Kraftvergeudung. Ihre Aufgaben sind derart planetar-kosmischer Natur, dass Sie
nur einen Teil Ihrer Kräfte dafür aufwenden können, bestimmte Einheiten der
Menschheit Ihre Führung anzuvertrauen; und so beauftragen Sie Ihre engsten
Vertrauten und Schüler zur Übermittlung der geistigen Lehre. Gegenwärtig
konzentrieren sich Ihre Hauptkräfte auf die gigantische Schlacht gegen die
zerstörerischen finsteren Kräfte in der Feinstofflichen Welt und auf der Erde,
um den Zusammenprall der Völker bis zu einer bestimmten Frist aufzuhalten und
die unterirdischen Feuer zu unterdrücken, die unseren Planeten zu sprengen
drohen. Wahrlich, furchtbar ist die Anspannung Ihrer Kräfte für die Rettung der
Erde, weil die Menschheit in ihrem Wahnsinn überall Sprengstoff anhäuft. Wegen
der so geringen Zahl von Mitarbeitern auf der Erde haben daher diese
selbstlosen Beschützer der undankbaren und unwissenden Menschheit die
unglaubliche Last, zerstörerische Energien zu entladen, auf sich genommen.
Sie
schreiben, dass Sie Wissen, Wissen und immer mehr Wissen erlangen möchten! Ich
nehme an, Sie meinen geistiges Wissen. Wenn Sie zu dem einen erwähnten Bildnis
der Hierarchie des Lichts feurig und beständig bestrebt sind, wird es Ihnen
zuteil. Und der Grad dieses Wissens wird gänzlich von den Aufspeicherungen in
Ihrem Kelch aus früheren Leben sowie von der Kraft und Inbrunst Ihres Strebens
in diesem Leben abhängen.
Wenn
Sie vorwärtskommen wollen, müssen Sie beständig und inbrünstig mit Ihrem Herzen
an das Eine Erwählte Bildnis denken. Auch wenn Sie Selbstzucht üben wollen,
wählen Sie eine oder zwei Ihrer schlechtesten Eigenschaften oder Gewohnheiten
und versuchen Sie, sie loszuwerden. Diese Zucht scheint sehr einfach, aber in
Wirklichkeit ist sie äußerst schwierig durchzuhalten; sie ist bisher sicherlich
die wirksamste Methode.
Sie
sagen, dass die Weisungen im AGNI YOGA so verstreut sind, dass man sie schwer
in ein System einordnen kann. Dazu aber möchte ich Ihnen sagen, dass dies die
Lehre des Lebens in der Gesamtheit darstellt, und die Weisungen sind den
Schülern vor allem an Beispielen aus dem Leben, wo die Umstände verursacht
werden und auftauchen, gegeben worden. Auf diese Weise kann man sich die Lehre
weit leichter zu eigen machen. In der Tat, die ganze Natur lehrt uns, dass sich
ein vollkommener Organismus sogleich als Ganzheit entwickelt und nicht ein Teil
nach dem anderen. Daher ist die Lehre des Lebens so aufgebaut, dass es dem Bewusstsein
auf jeder neuen Stufe möglich ist, die größtmögliche Peripherie zu erfassen und
so ins Leben einzudringen, ohne sich aus ihm zurückzuziehen.
Besitzen
Sie die ersten Bücher ”Blätter des Gartens MORYA I und II“? Sie stellen die
Einführung in die AGNI YOGA-Serie dar, behandeln dem Wesen nach wirklich die
meisten Lebensfragen und seine Aspekte im einzelnen, die in den nächsten Bänden
der Lehre von verschiedenen Gesichtspunkten aus erläutert werden.
Sie
haben recht, je reiner die Leitung, umso leichter ist es für die Kräfte des
Lichts, durch sie zu wirken - wirklich, Läuterung der Seele ist wesentlich. Es
heißt, dass geläuterte psychische Energie ein Allheilmittel gegen alle
Krankheiten ist.
3.
September 1935
Ihre
Feststellung ist richtig: gerade das Raumfeuer wird, wenn erkannt, in
psychische Energie umgewandelt. Die sogenannten Prinzipien in uns (mit Ausnahme
des physischen Körpers und des ätherischen Doppelgängers, die nach dem Tode
zerfallen) sind nur Aspekte oder Zustände unseres Bewusstseins. Alle
Unterteilungen (Geist, Seele, höheres und niederes Manas) sind in Wirklichkeit
nur verschiedene Eigenschaften derselben fundamentalen Energie des Feuers, des
Lebens oder des Bewusstseins - ihr höchster Aspekt ist psychische Energie. Um
die Feurige Welt - die Welt der höheren Geistigkeit - zu erreichen, müssen wir
daher die Feuer unserer Nervenzentren umwandeln oder bis zum siebenten Zustand
vergeistigen. So ist die Feurige Welt die Welt vergeistigter Gefühle und
geläuterten Bewusstseins. Wahrlich, nicht ein menschliches Gefühl geht
verloren; es besteht in seinem feinstofflichen Zustand weiter in der Feurigen
Welt und entspricht den höheren Anziehungen und Schwingungen. Der ganze Kosmos
ist auf dem siebenfältigen Prinzip aufgebaut; daher birgt jede Energie, jede
Erscheinung eine siebenfältige Spannung und Verfeinerung in sich.
Und
nun über die MUTTER DER WELT. Jeder Begriff sollte nach seinen verschiedenen
Aspekten betrachtet werden. Jedes kosmische Prinzip oder jede Erscheinung hat
adäquate Widerspiegelungen oder Verkörperungen auf der Erde. So ist die MUTTER
DER WELT in ihrem kosmischen Aspekt Mulaprakriti, das Eine, Allumfassende,
Allerfassende. In der irdischen Widerspiegelung jedoch ist Sie der Große Geist
des Weiblichen Prinzips. Hinter jeder Erscheinung, jedem Aspekt und jedem
Symbol steht die große Individualität. So hat jede hohe Individualität ihre
eigenen Vertreter oder Verkörperungen, die ihr strahlenmäßig am nächsten
stehen. Manchmal erscheint sie persönlich in solchen Verkörperungen. Daher der
Begriff Avatara. So muss z. B. der hohe Geist, der sich in Isis, Ishtar und
anderen Persönlichkeiten inkarnierte, durchaus nicht der Geist der MUTTER DER
WELT gewesen sein, aber er war durchdrungen von Ihrem Strahl und daher
verschmolz in den späteren Legenden das Bildnis der Isis tatsächlich mit dem
Bildnis der Großen MUTTER DER WELT.
Ja,
die jetzt von unserem Planeten zu durchlaufende Zeit ist sehr ernst und äußerst
angespannt. Die immer häufiger auftretenden Erdbeben haben die die Erde
umgebende Atmosphäre vergiftet, und man kann erneute Ausbrüche von Wahnsinn im
menschlichen Bewusstsein erwarten. Deshalb ist es so wichtig, die Bücher der
LEBENDIGEN ETHIK zu verbreiten. Es ist ausgezeichnet, dass Sie verschiedene
Zeichen gewahren - Sie sollten sie notieren.
Ich
stimme Ihnen darin nicht bei, dass Redegewandtheit das Wichtigste sei. Sie ist
nur eine gute Hilfe, das ist alles. Am wichtigsten ist die Qualität unserer
Aura. Oft hinterlässt ein redegewandter Sprecher nur einen flüchtigen Eindruck,
wenn die geistige Spannung seiner Aura unbedeutend ist; wohingegen zwei oder
drei aus dem Herzen eines Trägers einer leuchtenden Aura gesprochene Worte
einen Menschen, der mit ihm in Berührung kommt, verwandeln können. Folglich
kommt die Haupteinwirkung nicht von den Worten, sondern vielmehr von der
Qualität und Spannung unseres inneren Feuers. Die Anwesenheit solch einer
feurigen Aura in einer großen und zusammengewürfelten Versammlung bringt einen
wohltuenden Akkord. Es kann vorkommen, dass ein Durchschnittsredner irgendwie
seine Zuhörer einzeln entfacht und dies sich selbst zuschreibt; in Wirklichkeit
aber befanden sich in der Menge vielleicht eine oder zwei äußerst harmonische
Auren, die durch ihre mächtige Schwingung eine für die Aufnahme günstige
Atmosphäre schufen. Arhip Iwanowitsch Kuinji, der Lehrer von N. K., besaß die
Gabe der Rede nicht. Mit Mühe und durch Pausen unterbrochen, brachte er nur
einige Sätze hervor, aber durch die Kraft seines inneren Feuers erzielte er mit
diesen wenigen Worten einen ungeheuren Eindruck. Kraft seines mächtigen Geistes
wirkten diese unzusammenhängenden Worte wie die schweren Schläge des Hammers
eines Bildhauers, der aus den Steinblöcken Funken schlägt!
5.
September 1935
Man
darf sich durch Unstimmigkeiten unter den Vertretern der verschiedenen
religiös-philosophischen Systemen nicht verwirren lassen; denn aus der
Gegensätzlichkeit der Meinungen fliegen Funken der Wahrheit! Allerdings würde
ich Ihnen raten, sich mehr mit dem östlichen Denken zu befassen - viele Fragen
werden sich dann lösen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass der westliche
Intellekt kaum, wenn überhaupt, Widersprüchliches hinnehmen kann, vom Osten
hingegen diese Billigung geradezu als Grundlage seiner philosophischen Systeme
erachtet wird, angefangen bei der Kosmogonie und Kosmologie bis zum Moralkodex
und zur Ethik. Wer aber nur den formlosen Aspekt im höchsten Stadium der
Erleuchtung verehrt, erklärt: ”Wahrlich, Formlosigkeit und Form sind eins.
Brahman (die höchste Realität) und Maja (Illusion) sind eins!”
Sehr
wichtig ist es auch, zu erklären, was Samadhi oder die höchste geistige
Erleuchtung ist. Über diesen Zustand ist von Leuten, die ihn nie oder nur in
seiner primitivsten Form erlebt haben, viel geschrieben worden. Aber für
Samadhi gibt es genauso viele Abstufungen, als es Bewusstseinsgrade und Runden
geistiger Vervollkommnung gibt. Der erlangte Grad der Erleuchtung entspricht
immer unseren geistigen Aufspeicherungen. Daher sollte der Unterschied dieser
Stufen gründlich klargelegt werden. Könnte uns Samadhi Allwissenheit verleihen,
dann wäre der Gedanke der Unbegrenztheit in Frage gestellt. Wie gesagt, wird
das in Samadhi versunkene Bewusstsein entsprechend seinen individuellen
Aufspeicherungen und der ihm zugänglichen Sphären erleuchtet und kann auch nur
einen Teil dieser Erlebnisse auf den physischen Plan herübernehmen. Denn der
physische Organismus ist unfähig, sich für lange Zeit den höchsten Schwingungen
anzupassen und sie ohne verderbliche Wirkungen ins Gehirn einzuprägen. Die
Wissenschaft hat die zerstörerische Wirkung abweichender Schwingungen bereits
bewiesen. So bewahrt ein aus Samadhi zurückkehrender Mensch bestimmte
Erinnerungen, aber das besagt noch nicht, dass er allwissend wäre und von nun
an in das Wesen der Geschehnisse eindringen könnte. Er erlebte einen bestimmten
Zustand der Ekstase oder eine höhere Gefühlsspannung, oder er gewann Einblick
in das Wesen dieser oder jener Erscheinung. So mag er zur Wahrnehmung ewigen
Seins gelangt sein oder die höchste Liebe erfahren haben, die Schönheit des
Seins, die Einheit aller Wesenheiten oder sein Vorhandensein in allem und
Vereinigung mit allen und allem; nichtsdestoweniger wird er im irdischen Sinn
des Wortes nie allwissend werden Wahrnehmungen in Samadhi sind verschiedener
Natur; vielleicht kann sich der eine oder andere dem Noumenou der Dinge nähern,
aber wenn er auf die Erde zurückkehrt, muss er ihre Wirkungen nach irdischen
Methoden studieren. Es ist wirklich äußerst schwer, das Unsagbare in Worte zu
kleiden. ”Über alle Samadhi regiert der Gedanke. Je höher, umso mächtiger. Je
feuriger ein Gedanke, umso mächtiger ist die Wirkung. Wahrhaftig, der Gedanke
ist allgewaltig und unbegrenzt.” Darüber hinaus ist der Zustand von Samadhi auf
unserem Planeten nur einem hohen Archaten zugänglich, der in völlig anderen
Verhältnissen lebt. Auch Vivekananda erreichte kein vollkommenes Samadhi. Da er
dafür physisch noch nicht ausreichend vorbereitet war, zeitigte der Grad von
Samadhi, in den er versank, ein trauriges Ergebnis. Sein irdischer Tod war die
Folge dieses vorzeitig erzwungenen Erlebnisses.
Der
menschliche Organismus ist in unserer Planetenrunde von solcher Wahrnehmung
weit entfernt, und es bedarf daher langwieriger Vorbereitung, nicht nur für
diese Art von Erscheinungen, sondern auch für solche weniger feuriger Art. Die
unbeherrschten feinsten Schwingungen der Kundalini-Kräfte können einen Körper,
der für ihre Aufnahme weder geübt noch gestählt ist, vernichten. Denken wir
daran, dass der sogenannte ”Yogi“ Ramacharaka (ein Amerikaner namens Atkinson),
obwohl er sich zu den Schülern Vivekanandas zählte, sicherlich kein Yogi war.
Daher seine unbedachte Schilderung mechanischer Methoden - ohne Hinweis auf die
Gefahr solcher Gewaltmaßnahmen.
Zur
Zeit werden Tausende von Büchern auf den Weltmarkt geworfen, die von leichten,
mechanischen Methoden der Entwicklung der verborgenen psychischen Kräfte
handeln. In Wahrheit aber arbeiten diese unwissenden und verantwortungslosen
Schreiber mit den Kräften der Finsternis zusammen. Letztere wünschen nichts
mehr, als im Menschen bestimmte Zentren zu öffnen, um ihn in die Gewalt zu
bekommen und ans irdische Leben zu binden, um ihre finsteren Pläne zu
verwirklichen. In der Tat, sie bemühen sich, dadurch um die Erde eine durch
sehr minderwertige Emanation vergiftete Atmosphäre zu schaffen, die für ihr
Vorhaben erforderlich ist.
Zweifellos
ist einfaches rhythmisches Atmen an und für sich ganz wohltuend. Die Menschen
haben aber nicht nur verlernt, die frische Luft zu nutzen, sondern auch das
richtige Atmen, das die wirkliche Grundlage unserer Gesundheit ist. Das von den
Hatha Yogis geübte Pranayama hat den Zweck, mittels Anhalten des Atems und
Drehbewegungen oder Gymnastik bestimmte Zentren zu erwecken und ihnen
verstärkten Blutstrom zuzuführen, um eine gesteigerte Zentrentätigkeit zu
erwirken. Doch lässt sich gut vorstellen, wie schädlich es für einen Menschen
sein kann, die im Organismus für einen bestimmten Zweck befindlichen Zentren,
vor allem wenn sie schwach oder gar krank sind, zu wecken; denn dadurch wird
ihr kranker Zustand sicherlich nur noch verstärkt. Dies erklärt die vielen
unheilvollen Fälle unter jenen, die unter unwissenden und verantwortungslosen
Lehrern Pranayama üben. Das sichere Öffnen der Zentren kann nur unter Führung
eines Großen Lehrers geschehen, der den wahren Zustand jedes einzelnen
Organismus in seiner Gesamtheit wahrnimmt und weiß, was erlaubt ist, und wann
und wie es angewendet werden kann. Bedenken wir, dass gerade bei der Umwandlung
der Zentren eine ungeheure Spannung und verstärkte Blutzufuhr einsetzt. Der
Lehrer muss es verstehen, diese Spannung zu einer weniger gefährlichen Stelle
zu leiten und den Blutandrang abzuwenden, um allgemeinen Zentrenbrand oder gar
den feurigen Tod zu verhindern. Glauben Sie mir, der Lehrer wird keinen
Augenblick zögern, wenn ein Schüler für solche Umwandlungen bereit ist; er wird
alles unternehmen, was für die Lebensbedingungen des Organismus notwendig ist.
Über
den Schaden mechanischer Übungen und die Gefahr der Entstehung von Mediumismus
habe ich meinen Brieffreunden bereits ausführlich geschrieben. Um wahre Jüngerschaft
zu erlangen, ist es nötig, die Kraft des Geistes zu bestätigen und die Wahrheit
zu erkennen, um nicht durch alle möglichen Tricks, die einem Medium zugänglich
sind, verführt zu werden.
Aus
meinen Ausführungen über Samadhi ersehen Sie, wie relativ Erleuchtungen sind.
Der Begriff Unbegrenztheit gewährt die Möglichkeit, absolutes Wissen zu
erlangen, und darin liegt die ganze Größe - das ist Leben. Jedes Manwantara,
jede Runde hat ihre Wahrheit, und der Menschheit wird jener Teil des Wissens gegeben,
den sie in dieser Runde fassen kann. Für die Archate allerdings kann es in
bezug auf die fundamentalen Prinzipien keinen Widerspruch geben, aber auch sie
lernen ständig und vertiefen ihr Wissen. Kann man sich letzte Erkenntnis
vorstellen? Das käme sicherlich der Vernichtung gleich! In der Tat, was würde
mit unserem Bewusstsein geschehen, dessen Wesen ewige Bewegung und Wahrnehmung
zugrunde liegt? Unbegrenztheit ist Leben, unbegrenzt sind die Wahrnehmungen und
Möglichkeiten. In der Freude am Unermesslichen und an der unfaßbaren Größe
möchte ich meine Erklärungen beenden.
Und
nun über die Stimme der Stille oder die Stimme des Unsichtbaren Lehrers.
Sicherlich, diese Stimme muss nicht nur die Stimme unseres Ichs sein, sondern
sie kann auch die Stimme des Lehrers sein; denn diese Wahrnehmungen sind
beinahe unlösbar miteinander verbunden. Könnte man die Stimme des Lehrers
vernehmen, solange unser höheres Ich sich in einem ”schlummernden“ Zustand
befindet? Bei wahrer geistiger Entwicklung (also nicht bei Mediumismus) ist
unser höheres Ich tatsächlich für die Stimme des Unsichtbaren Lehrers
empfänglich. Vernehmen wir daher die Stimme des Lehrers, so vernehmen wir auch
die Stimme unseres höheren Ichs.
Seien
Sie nicht betrübt und denken Sie daran, dass ”im Reich des Geistes alles
möglich ist”. Erinnern Sie sich der Parabel über Dgul Nor in der Lehre? Wird
diese Formel einmal gänzlich erkannt, dann kann der Mystizismus, der Sie so
anzieht, nicht verlorengehen. Wahrlich, wir leben in der Unbegrenztheit, und
man sollte die Bedeutung dieses majestätischen Begriffs nie außer acht lassen.
Vertrauen Sie daher mehr Ihrem Herzen; es ist immer und in allem der einzige
Maßstab.
Bezüglich
Frau Kryjanovsky möchte ich Ihnen mitteilen, dass die besten Seiten in ihren
Büchern automatisch geschrieben und nach den Visionen ihrer blinden Schwester
zusammengestellt wurden. Ein Freund ihrer Familie sagte es mir. Außerdem kannte
sie zweifellos viele okkulte Schriften und gewiss las sie auch die Werke von H.
P. Blavatsky, denn in ihrer Buchserie über ”Magie“ stößt man auf eine Stelle
aus der ”Geheimlehre“. Aber es ist durchaus möglich, dass dieser Passus einer
Reisebeschreibung von H. P. Blavatsky entlehnt wurde. Zu Ende des letzten
Jahrhunderts nahmen in der westlichen Literatur, vor allem in der englischen,
die sogenannten okkulten Novellen einen beachtlichen Platz ein, und nicht
selten zeugten sie von beträchtlicher geistiger Aufklärung ihrer Autoren. Neben
bemerkenswerten Seiten findet man allerdings in den Novellen von Kryjanovsky
einen Großteil Plattheiten. Nichtsdestoweniger ziehe ich ihre Reihe über
”Magie“ vielen derzeitigen Novellen vor, denn Bücher dieser Art beleben immer
die Vorstellung des Lesers, heben ihn über den grauen Alltag hinaus und
inspirieren ihn für das Ungewöhnliche und Schöne.
Bestimmte
Schreiber versuchen irrtümlich aus Rama, diesem reinsten Arier, einem Avatar
von Vishnu und Helden des herrlichen Epos Ramayana, einen Kelten und westlichen
Eingeweihten zu machen. Den Zyklus von Rama gibt es zweifellos, denn Rama ist
ein Avatar von Vishnu, und folglich nähren die Energien seines Geistes das Bewusstsein
der Menschheit für eine bestimmte Periode oder Runde.
St.
Yves d’Alveidre war ein Psychiker und ein Medium; gegen Ende seines Lebens
geriet er derart unter den Einfluss seines astralen Lehrers, dass seine Bücher
weit mehr von Fehlern durchzogen sind als die Bücher anderer Autoren okkulter
Novellen. Sein Agarta und der oberste Pontifex stellen sicherlich seine eigene
Auffassung von der großen Schambhala und ihrem Herrscher dar. Es ist amüsant zu
sehen, wie er bestehende exoterische Legenden mit okkulten Ausschmückungen
sowie den Mitteilungen, die er von seinem astralen Personifikator empfing,
verflicht. Er wurde ein Opfer verantwortungsloser astraler Vermittler. Der für
eine Geheimsprache gegebene Name Vatan klingt für einen Orientalen sehr
seltsam. Nach einer bestimmten Vision vermittelte ihm ein eingeweihter Brahmane
dieses Wort, aber auf arabisch, urdisch und persisch bedeutet Vatan Vaterland.
Offensichtlich missverstand St. Yves d’Alveidre seinen Gesprächspartner, der
ihm einfach von seiner Muttersprache erzählen wollte.
Ich
las seine Biographie, und es ist offensichtlich, dass er kein schlechter Mensch
war, aber sein mediumistisches Wesen und sein Interesse am Spiritismus
schwächten seinen ohnehin schwachen Organismus noch mehr, und so verlor er das
geistige Gleichgewicht.
Um
Ihnen zu zeigen, wie sehr der erhabene Begriff des Bollwerks der Großen
Bruderschaft in seinen verschiedenen Aspekten das Bewusstsein und Leben mancher
Völker durchdringt, möchte ich Ihnen über eine gegenwärtig bestehende
Gesellschaft im fernen Osten berichten. Diese Gesellschaft hat viele
Mitglieder, und wie mir bekannt ist, nimmt sie auch Fremde auf. Sie hat ihr
geheimes Heer, das mit einer militärischen Organisation natürlich nichts zu tun
hat. Jedoch hält sie sich streng an die festgesetzten hierarchischen
Prinzipien. Der Haupt-Treffpunkt dieser Gesellschaft, die sich der
”Außergewöhnliche Moment“ nennt befindet sich in einem der lokalen ”heiligen
Berge“. Jetzt bereitet sich dieses heilige Heer für einen ”Außergewöhnlichen
Moment“ vor, und darunter ist in weitestem Maße das zu verstehen, was im
geistigen Sinn zur Zeit das Wichtigste ist. Nach dieser Lehre befindet sich die
Welt gegenwärtig in einer Krise, nach der ihre geistige Erneuerung, oder besser
Neugeburt, erwartet wird. So nehmen alle Arten von Konferenzen, Konflikten, alle
Anziehungen und Abstoßungen äußerst zu. Die Menschheit leidet unter
Geburtswehen, aber ”die Zeit wird kommen, wo sich die himmlischen Tore öffnen
und die irdische Welt zur himmlischen Welt zurückfinden wird”. Sechs Stadien,
sechs Stufen führen zu diesem Moment: 1. Die erste Periode - Anzeichen über das
Ende des Großen Krieges. 2. Die zweite Periode - Anzeichen des politischen und
ökonomischen Misserfolgs infolge allgemein unrichtiger Einstellung. 3. Die
erste Periode von Kataklysmen (kurzfristig) - nie dagewesene Umwälzungen in der
ganzen Welt. 4. Die zweite Periode von Kataklysmen (kurzfristig) - Das
Erscheinen himmlischer Kräfte in der Arena. 5. Die erste Periode des Aufbaus -
die erleuchtete Herrschaft des himmlischen Herrschers in der Welt - Staatsform
gekennzeichnet vom Monismus des religiösen Kultes und der Staatsaffären. Dies
wird eine Hegemonie des Lichts über die Welt sein, ausgestrahlt vom himmlischen
Herrscher durch die Errichtung von unzerstörbaren Machtinstitutionen, die in
dieser Zeit wirken werden. Dieses erleuchtete Reich wird durch eine besondere
Form zum Ausdruck kommen … 6. Die zweite Periode des Aufbaus - das Nahen von
göttlich inspirierten Regenten: Vertretern der Wissenschaft, der Technik, etc.
Nach Feststellung der Mitglieder dieser Gesellschaft befindet sich die Welt
gegenwärtig im zweiten der oben erwähnten Stadien. Die Propheten dieser
Bewegung sprechen von der neuen Welt als dem Reich des Geistes in direkter
Verbindung des Menschen mit den Göttern, das, so sagen sie, ein irdisches Leben
ohne Krankheit und Mühsal verheißt: ein erleuchtetes Leben durch das Licht der
Wahrheit, des Guten, der Schönheit, Freude und Liebe; ein vom Himmlischen
Herrscher gelenktes Leben nach dem Grundsatz der Gerechtigkeit. Das
bemerkenswerte dabei ist, dass dieser Große Plan, wie sie sagen, bereits viele
tausend Jahre vor der Zentralen Welt des Hauptquartiers der Großen Götter auf
dem Heiligen Berg beschlossen wurde, dort wo die Götter sich versammeln, und
seine irdische Projektion ist der Berg dieses Bereichs. Sie können also sehen,
wie ein großer Gedanke von allen Völkern refraktiert wird, und unvermeidlich
teilt jedes von ihnen die Hauptrolle seinem Volk und Land zu.
* * *
Beschuldigen
Sie T. nicht, er kannte Russland wirklich nicht. Die abgezielten Verdrehungen
über Russland werden selbst heute noch von Ausländern aufrechterhalten und
enthüllen nur ihre Unwissenheit. Für die meisten Ausländer war und ist Russland
ein Land des Vandalismus, aller Arten von Willkür und Gewalt und vor allem
tiefer Unwissenheit. Selbst die besten Gemüter meinen, Russland habe seit der
Zeit Iwan des Schrecklichen wenig Fortschritte gemacht. Zivilisation hat den
Begriff Kultur verdrängt, und viele können nicht verstehen, dass man ein
zivilisierter Wilder sein kann. Die Menschen haben vergessen, dass sich die
Schätze der Kultur in Jahrhunderten sammeln, Zivilisation hingegen kann in
einer Dekade erreicht werden.
Es
ist wahr, dass es unter den Archaten keine Uneinigkeit geben kann; denn die
Wahrheit, die sie kennen, ist die Wahrheit, die dem Geist zugänglich ist, der
seine Selbstvervollkommnung nicht nur für die Erde, sondern auch für die
höchsten Planeten unseres Sonnensystems vollendete.
In
den ”Briefen der Mahatmas“ an A. P. Sinnett heißt es über Buddha, dass sein
Geist seine irdischen Inkarnationen so erfolgreich durchschritt, dass er erst
wieder auf dem höchsten Planeten unseres Sonnensystems inkarnieren wird und nur
dann, wenn dieser seine letzte, siebenten Runde und die letzte Rasse erreicht
hat. Unbegrenzt ist das Leben und unbegrenzt sind die Errungenschaften und
Möglichkeiten. Und so möchte ich diesen Brief beenden, mich der Unermesslichen
und Unaussprechlichen Größe erfreuend.
24.
September 1935
Es
ist sehr wichtig, auf den Unterschied zwischen Mediumismus und wahrer geistiger
Entwicklung hinzuweisen. Mit den Büchern über die verschiedenen Hatha
Yoga-Übungen ist viel Schaden angerichtet worden. Welche Unwissenheit, zu
wähnen, dass das Höchste und Feinste durch rein mechanische Methoden erlangt
werden kann! Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass die Menschen,
bestrebt nach geistiger Entwicklung (was für sie oft nur Erlangung psychischer
Kräfte bedeutet), vergessen, dass diese Entwicklung ohne aktiven Dienst am
Allgemeinwohl einseitig und unbeständig ist. Unsere inneren Feuer werden nur im
Umgang mit den Menschen entfacht. Nur so können wir uns prüfen und werden
imstande sein, die Klinge unseres Geistes zu schärfen und zu stählen.
Unzweifelhaft bedarf es einer gewissen Isolierung und periodischen Absonderung
für die Erneuerung unserer Kräfte. Dauernde Abgeschiedenheit jedoch wird
unseren Kräften niemals jene Spannung verleihen, die allein ihre Verfeinerung
ermöglicht. Viele Feststellungen in der Lehre bestätigen das. So zum Beispiel §
114 im II. Band der ”Blätter des Gartens MORYA“, der besagt: ”… Christus,
Buddha und ihre engsten Mitarbeiter wandten keine magischen Formeln an, sondern
wirkten und schufen in völliger Vereinigung mit dem Geist. Deshalb müssen
während des kommenden Evolutionsabschnittes die früheren, künstlichen Methoden
unterlassen werden … Mechanische Yoga-Übungen sind für die Erneuerung der Welt
unbrauchbar.”
Und
weiter heißt es im § 130 desselben Buches: ”… Oftmals mussten Heilige auf die
Erde zurückkehren, weil sie durch ihre Verzückung auf die Menge zu viel
einwirkten, anstatt sie mit dem Aufbau des Lebens vertraut zu machen … Wir sind
entschieden gegen Klöster, da sie eine Antithese zum Leben darstellen … In der
Tat, durch das Leben kann man erlangen …”
Gleicherweise
heißt es im Buch AGNI YOGA § 161: ”… Raja Yoga, Gnana Yoga, Bhakti Yoga
entfernen sich alle von der sie umgebenden Wirklichkeit und eignen sich daher
nicht für die Evolution der Zukunft.”
Im
§ 163 desselben Buches heißt es: ”Dieser zur höchsten Einheit führende Yoga
(Agni Yoga) legt die Verpflichtung auf, das ganze Leben in Übereinstimmung mit
einer äußerlich unmerklichen Disziplin aufzubauen …”, das heißt, indem wir
aufbauen und schaffen, sollten wir gewisse Vorsicht walten lassen und die
gewiesene Lebensordnung zur Gesunderhaltung befolgen. Wenn wir daher die Leben
der Großen Lehrer der Menschheit studieren, so werden wir finden, dass keiner
von ihnen sich vom Leben zurückzog, sondern alle ihre Kräfte geistig und
physisch in den Dienst für das Allgemeinwohl stellten. Lasst uns daher in allem
diesen großen Vorbildern in erhabener Errungenschaft von Selbstlosigkeit
folgen. Die Krone der Selbstlosigkeit ist herrlich!
Sie
könnten Ihren Fragestellern folgende Gegenfrage stellen: ”Dient das Wissen über
den Grad der geistigen Höhe von Christus und Buddha Ihrer geistigen
Entwicklung?” Dazu könnten Sie auch aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA“,
II. Band, den § 310 zitieren: ”Man wird euch fragen: ”Wer steht höher, Christus
oder Buddha?” Antwortet, dass man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir
können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …”. Wahrlich, verglichen mit
uns Erdbewohnern sind Christus und Buddha in der Tat ferne Sterne des Geistes.
Denken wir daran, dass sie, und auch der Herrscher Maitreya, von der Venus
kamen im Advent der Bildung des physischen Menschen, daher sind sie unsere
Göttlichen Vorväter und Meister.
Nun
über St. Yves d’Alveidre. Er war ein typischer Psychiker, der sich dem
Spiritismus zuwandte und unter dem Einfluss astraler Personifikatoren geriet.
Seine Bücher sind ein Sammelsurium von falschen Fragmenten der Wahrheit und
Irrtümern.
Sicherlich,
jenen, die mit dem östlichen Denken nicht vertraut sind und die an die
LEBENDIGE ETHIK zum ersten Male herantreten, kann nur so viel gegeben werden,
als ihr Bewusstsein zu fassen fähig ist. Es heißt im Buch AGNI YOGA § 37: ”…
Wir dürfen das Denken eines Menschen nicht unterbrechen, sondern müssen durch
Nähren des Nervensystems neues Blut einflößen. Ein Wort der Erwiderung soll
kein Sargnagel sein, sondern der Strahl eines Arztes. Eine aufgeschobene
Antwort mag in Form eines Rates erteilt werden.”
Menschen
zu enttäuschen oder ihren Standpunkt zu erschüttern, ist nur zulässig, wenn
dabei äußerste Vorsicht geübt wird. Wir können dies durch allmähliches
Einstreuen von Bruchteilen neuer Gedanken tun, durch einen allmählichen Vorgang
der Bewusstseinserweiterung; aber es ist gefährlich, Bestehendes plötzlich
niederzureißen. Sind Sie gewiss, dass für manche Menschen Bücher, wie die
Novellen von Kryjanovsky oder die Phantasien von St. Yves d’Alveidre,
inspirierend sein können, so dass eine scharfe Kritik solcher Bücher die
entfachte Flamme ihres Geistes erlöschen könnte? Nur starke Geister, unberührt
von irdischen Dingen, können mit der Wahrheit in all ihrer überirdischen
Schönheit konfrontiert werden. Aber es ist unstatthaft, die Augen mit Gewalt zu
öffnen.
Und
nun zu etwas anderem. Wird Suggestion gewaltsam angewandt, um daraus eigenen
Nutzen zu ziehen, so bedeutet das nicht nur Einmischung in das Karma, sondern
ist einfach verbrecherisch. Wenn wir hingegen inspirieren und im Menschen sein
feines Wesen ansprechen und erhabene Gedanken hervorrufen oder ihn vom Laster
abhalten können, dann ist solch eine Tat allerdings von Nutzen.
Wenn
wir, indem wir Gutes tun, einen bestimmten Teil des Karma auf uns nehmen, so
belastet solch ein Karma sicherlich nicht unseren geistigen Fortschritt. Nur
der Archat weiß, wo und wann er nicht helfen darf; wir hingegen sollten die
helfende Hand ausstrecken, wann immer unser Herz dies gebietet. Indem wir dies
tun, müssen wir jedoch immer das Gesetz der Vergleichbarkeit sowie die
Zweckmäßigkeit beachten und daran denken, dass geistige Hilfe die höchste ist.
Es
gibt Leute, die meinen, sie müssten alles abgeben und fallen damit anderen zur
Last! Solchen Menschen können wir mit den Worten der Lehre sagen: ”Wer sagte, dass
man sinnlos abgeben soll, der Wahnsinn bleibt dennoch bestehen”. (BGM I, 325) Man
muss jedoch helfen, denn wer weiß, wann wir eine Schuld abtragen! Wenn wir
daher die Hilfe versagen, könnten wir damit den Anteil unserer Schuld
vergrößern. Es ist ein großer Irrtum, unseren Nächsten aus Angst, unser Karma
zu belasten, die Hilfe zu verwehren. Wird dies nicht eine Tat großer
Selbstsucht sein? Allerdings muss man auch zu unterscheiden wissen, da man oft
jemandem hilft, der es nicht verdient, hingegen einem, der sich wirklich in Not
befindet, die Hilfe versagt. Auch hier wird nur das Herz der einzige Richter
sein. Wird daher eine in unserer Macht liegende Hilfe gefordert, sollten wir
sie leisten.
Vor
allem sollten wir daran denken, dass unser Karma hauptsächlich durch Gedanken
geschaffen, gewogen und erleichtert wird. Genaugenommen weben der Gedanke und
der innere Antrieb unsere Aura, jenes Magnetfeld, das Möglichkeiten entweder
anzieht oder abweist. In der Tat - das Motiv des Gedankens -, dieser
entscheidende Faktor unseres Karma, wird oft von jenen, die über Karma
sprechen, außer acht gelassen. Aber wäre es anders, könnte der magische Kreis
von Ursachen und Wirkungen nicht durchbrochen werden. Denn alles ist Karma und
alles wird von Karma aufrechterhalten. Vollenden wir jedoch eine Karmarunde für
einen bestimmten Zyklus, so beginnen wir eine neue Runde auf anderen Ebenen und
Welten und so fort in Unbegrenztheit. Wenn von Vollendung von Karma gesprochen
wird, so heißt das, dass Karma nur für einen bestimmten Zyklus unseres Planeten
etc. zu Ende ging. So spricht man vom Ende des Karma eines Menschen auf unserem
Planeten, wenn er sein inneres Wesen derart geläutert und seine Energien so
weit umgewandelt hat, dass ihm ein weiteres physisches Verweilen auf der Erde
nichts mehr bieten kann; genau gesagt, alle Elemente oder Energien, die sein
Wesen formen, haben jenen Vervollkommnungsgrad erlangt, der auf diesem Planeten
möglich ist. Solch ein Geist bleibt, je nach seiner Aufgabe, entweder in den
die Erde umgebenden höheren Sphären oder steigt auf in höhere Welten. Daher ist
der Gedanke die primäre Ursache und die Krone der Schöpfung. Gedanken regieren
die Welt, folglich regieren sie Karma.
* * *
Seien
Sie nicht unglücklich, weil Sie für Ihren Lebensunterhalt so viel Zeit
aufwenden müssen! Wir alle müssen unser Brot verdienen. In der Tat, alles
sollte mit menschlichen Händen und Füßen vollführt werden, ohne sich vom Leben
zurückzuziehen. Darin liegt große Schönheit. Ist die in Behaglichkeit und
Wohlstand geleistete Arbeit von großem Wert? Und hört man über solche Arbeit
viel? Nein, alle großen Denker schufen unter mühsamsten Umständen. Die durch
Leichtigkeit und im Überfluss geleistete Arbeit kann nicht zu der für die
Zentren notwendigen Spannung führen.
Wahrlich,
materieller Wohlstand und Behaglichkeit sind unsere gefährlichsten Feinde.
Nichts löscht das innere Feuer so schnell aus wie Sorglosigkeit um das Morgen.
Wir kennen diese Sorglosigkeit nicht und wir arbeiten bis zur äußersten Grenze
der Erfordernisse und Möglichkeiten. Jedoch, im schwierigen Augenblick, wenn
alle unsere Kräfte gespannt sind, wenn wir unsere ganze Findigkeit aufgewendet
haben, dann kommt Hilfe - aber im letzten Moment -, so ist das Gesetz. Alle
irdischen Lasten sind für das Wachstum des Geistes notwendig. So blühen die
schönsten Blumen der Freude entlang dornigen Pfaden. Es werden sich zeitgerecht
neue Umstände ergeben, und die Aufgaben werden sich erweitern. Vielleicht
werden wir uns dann nicht mehr um den Lebensunterhalt mühen, aber es werden
neue Probleme an uns herangetragen, weit kompliziertere und schwierigere. Aber
wohnt das Bildnis des Lehrers in unserem Herzen, wie können wir uns da um
Morgen sorgen? Was vom menschlichen Standpunkt her als schlimm erachtet wird,
erweist sich oft als unsere Rettung und als Stufe für neue Möglichkeiten.
Wahrlich, wenn wir selbstlos dienen, wird ohne Kenntnis des Lehrers nicht ein
Haar von unserem Haupte fallen. Selbstloser Dienst, aufrichtige Hingabe und
Dankbarkeit weben einen starken Faden, auf dem uns alles Notwendige zugeführt
wird.
So
wollen wir den unvermeidlichen Prüfungen mutig ins Auge sehen und den Geist
durch Verbindung mit den Suchern des Lichts nähren. Ereignisse reifen heran,
man kann viele Veränderungen erwarten. Aber dienen wir dem großen Licht, so
kann die vernichtendste Welle uns nur emportragen. Daher lasst uns in vollem
Vertrauen zur Führenden Hand das lichtbringende Werk verrichten.
1.
Oktober 1935
Ich
vernahm Ihren Ruf und bin bereit, darauf zu antworten, soweit es in meiner
Macht steht. Geistige Hilfe ist wirklich die höchste, und ich werde mich
glücklich schätzen, wenn ich Ihnen solche Hilfe gewähren kann. Eine bestimmte Bewusstseinsvereinigung
jedoch und Verbindung auf mentaler Ebene sind äußerst wichtig. Wie es in der
Lehre heißt: ”… Man stelle sich zwei Gesprächspartner der ungefähr gleichen Bewusstseinsstufe
vor, die einander trotzdem nicht verstehen. Vielleicht fehlen in ihrem Bewusstsein
nur einige kleine Glieder, doch dieser kleine Unterschied veranlasst die
Zahnräder des Denkens, sich verschieden zu drehen, so dass sich ganz andere
Hebel in Bewegung setzen …” (Gemeinschaft, § 171).
So
erwarte ich Ihre Fragen, denn ohne Fragen kann es keine Antwort geben. Sie schreiben
”Nachdem ich auf meinem Pfad eine schwere geistige Enttäuschung erlebte, habe
ich den Willen und den Glauben verloren. Nichtsdestoweniger will ich auf den
Lehrer warten!” Aber wenn Sie warten, so heißt das doch, dass Sie Hoffnung
haben; daher ist der Glaube noch nicht verloren, und das ist äußerst wichtig.
So lassen Sie uns gemeinsam über Ihre Enttäuschung hinwegkommen; mögen Sie sich
in der Aufspeicherung der großen Lebenserfahrung wandeln - in der Esse, in der
unser geistiges Wesen gehegt und gestärkt wird. Weder theoretisches Wissen noch
Philosophie kann Ihnen Geistigkeit verleihen. Den KELCH AMRITA können wir nur
durch Leeren des Giftbechers mit all seinen Illusionen speichern.
Und
so möchte ich Sie bitten, für alle Enttäuschungen einen klaren Standpunkt
einzunehmen. Kann einem die Zerstörung von Illusionen erschrecken? Jede
geschwundene Illusion ist eine weitere Stufe des Wissens. Wahres Wissen ist
streng, wie der geistige Pfad, und nur der geistig Starke kann hoffen, sich dem
Pfad beschleunigter geistiger Entwicklung zu nähern. Darüber hinaus kann dieser
Pfad nie behaglich sein, da nur Leiden und persönliche Anspannung unsere
Energien umwandeln können und das nötige Gleichgewicht verleihen. Aber gesegnet
ist, wessen Herz im Entzücken heldenhafter Errungenschaft entflammt ist;
überirdische Freude harrt seiner. Entfachen Sie daher alle Feuer Ihres Herzens,
und Entzücken des Geistes wird Ihnen zuteil.
1.
Oktober 1935
Sie
haben recht, derzeit ist es äußerst wichtig, an Heldentaten zu denken. Das
russische Wort ”podwig“ (Heldentat) ist schwer zu übersetzen. Es bedeutet große
heldenhafte Tat mit geistiger Errungenschaft. Die Menschen sollten Heldentat im
täglichen Leben verstehen. Ohne Heldentat ist das Leben unbedeutend. Und wie ausdrucksvoll
ist das russische Wort ”podwig“ - in der Tat, es gibt kein Äquivalent in einer
anderen europäischen Sprache. In diesem Wort liegt der ganze Sinn, die ganze
Eigenheit der Bestrebung zur selbstlosen Heldentat, in die Zukunft, in die
Evolution!
Ich
bin glücklich, über Ihr Buch so viele gute Berichte zu hören. Ich weiß, es wird
sicherlich allen, die es lesen, Freude bereiten. Das einzige Hindernis ist, dass
unsere russischen Leser so arm sind! Aber nichts möge Sie beunruhigen,
schreiten Sie voran in Ihrer nützlichen Tätigkeit!
* * *
Wussten
Sie, dass es im Jahre 1935 einige Mond- und Sonnenverdunkelungen gab? So gab es
in der zweiten Juni- und in der ersten Julihälfte drei Verdunkelungen, und eine
weitere Sonnenfinsternis ist im Dezember zu erwarten, zur Weihnachtszeit.
Verfinsterungen haben immer kosmische Störungen zur Folge und alle Arten von
Wahnsinn in der Welt. Dies erklärt meinen schlechten Gesundheitszustand in
diesem ganzen Jahr, obwohl auch andere schwerwiegende Gründe dafür vorliegen.
Der Menschen wahres Wesen offenbart sich jetzt überall, und dies könnte die
Reinigung des Raumes genannt werden. Kennt man allerdings das okkulte Gesetz,
in Übereinstimmung dessen sich unser innerstes Wesen offenbart, sobald wir an
die Lehre herantreten und der Aura des Großen Lehrers näherkommen, sowie die
ganze ansteckende Gefahr von Besessenheit, besonders in Fällen veranlagten
Mediumismus, sollte man wirklich nicht erstaunt sein. Nichtsdestoweniger
schmerzt es sehr, wahrzunehmen, wie unter der Hand des Besitzergreifers die
Blume des Geistes welkt und schrecklicher Verrat in das Herz des Aufbaus des
Lichts eindringt. Aber wir werden auch das überleben.
Das
Jahr 1936 ist in vielen Prophezeiungen als das Jahr der persönlichen Schlacht
zwischen dem Erzengel Michael und dem Drachen erwähnt worden. So wohnen trotz
allem Mut und Freude an einer neuen Schlacht für das Licht in unserem Herzen.
Ohne Schwierigkeiten kann man keine Heldentat vollbringen. Ich liebe die
Aussprüche - des großen tibetischen Weisen Milarepa, der große Strenge übte.
Fragten ihn die Menschen, ob es ihm nicht leid wäre, ein solch hartes Leben
gegen sich selbst zu führen, sagte er: „Da wir alle sterben müssen, ziehe ich
es vor, beim Verfolgen eines schönen Zieles zu sterben.“
Wahrlich,
würden nur hundert Menschen die Weisheit dieser Regel erkennen und sie im Leben
anwenden, die Welt könnte in kürzester Zeit verwandelt werden. So wollen wir
uns bis zum letzten Tropfen unseres Blutes, bis zum letzten Atemzug für das
Licht einsetzen.
Und
auch Sie sollten sich durch nichts beunruhigen lassen. Sehen Sie mit flammender
Freude den Nutzen jeder Möglichkeit, zur Reinigung und Verbesserung des
menschlichen Denkens Ihren Beitrag zu leisten.
1.
Oktober 1935
Viele
Wunder vollziehen sich in unserem Leben, viele Bestätigungen erhalten wir.
Daher kann uns auch der finsterste Verrat und Versuch, unsere Werke zu
zerstören, nicht ängstigen. Die Jahre 1934 und vor allem 1935 mit seinen sieben
Mond- und Sonnenfinsternissen gesellten sich ganz unerwartet zur Anzahl
finsterer Zeichen. So hat Verrat sich in das Herz leuchtenden Aufbaus
eingeschlichen und versuchte zu zerstören, was durch reines Streben und mit
flammendem Geist aufgebaut wurde. Der Feind machte sich die Abwesenheit N. K.’s
zunutze und stieß ihm den Dolch in den Rücken. Nun ist die Maske gefallen, und
die wahren Gesichter sind enthüllt. Allerdings sollten wir nicht erstaunt sein,
da wir das unabänderliche okkulte Gesetz kennen, nach dem, wenn wir uns der
Lehre des Lichts nähern und den Großen Lehrern zuwenden, unser ganzes inneres
Wesen mit besonderer Stärke hervortritt. Gleicherweise wissen wir, wie leicht
man der Gefahr der Besessenheit unterliegen kann, wenn man sich in finsteres
Denken und Unaufrichtigkeit verstrickt, vor allem, wenn man durch Mediumismus
belastet ist. Und doch schmerzt das Herz, wenn nach vierzehn Jahren enger
Zusammenarbeit solches zutage tritt. Zu Beginn unseres Werkes erhielten wir
allerdings viele Warnungen und Andeutungen über Verrat, der nach Beförderung
bestimmter Menschen verübt werden kann. Die Beförderung fand statt, und ihr
Geist fehlte. Ehrgeiz und Eigennutz sind furchtbare Geißeln, sie lassen selbst
Riesen in den Abgrund stürzen.
Und
so leeren wir den Giftkelch, gereicht aus den Händen unserer früheren
Mitarbeiter. Aber trotz allem leben Stärke und Mut in unserem Herzen, denn was
ist Heldentat ohne Verrat? Das Symbol Jesus ist ewig und unvermeidlich zugegen
beim Vollbringen großer Heldentaten. Aber nach Golgotha erfolgt die Auferstehung
und das große Entzücken des Geistes. Darauf ist in allen Mysterien hingewiesen;
so lodert auch in unserem Herzen Freude. Wir kennen die Große Bürgschaft des
Bollwerks des Lichts, wir schätzen die Zeichen des Vertrauens, und wir kennen
den siegreichen Schild. Unser Geist kann durch keinen Kampf erschreckt werden;
wir haben ihn sogar lieben gelernt, denn was sonst kann den Geist derart
stählen, unsere Fähigkeiten erproben und die größte Erfahrung für die Krone der
Vollendung verleihen? Und so lasst uns erneut sprechen: ”Gesegnet seien die
Hindernisse, durch sie wachsen wir.”
Auch
der weisen Worte Nietzsches gedenken wir: ”Du gehst über sie hinaus aber je
höher du steigst, umso kleiner sieht dich das Auge des Neides. Am meisten aber
wird der Fliegende gehasst.” Ja, zur Zeit erheben sich die Menschen vor allem
gegen alles Erhabene und gegen das Gesetz der Hierarchie. Nur die Könige des
Geistes wissen um die ganze Größe und Unabänderlichkeit dieses kosmischen
Gesetzes, die Mehrheit jedoch steht dagegen auf. In der Tat, die Verfeinerung
des Geistes zeigt sich gerade in seiner Fähigkeit, erhabene Werte zu achten.
Und
so treten wir mutig und freudvoll in den neuen Kampf für das Licht des neuen Bewusstseins
in der kommenden Zeit, in vollem Vertrauen auf den vorausgesagten Endsieg.
* * *
Mit
Freude erhielt ich die wunderbare Botschaft Ihres Herzens, in der Sie Ihre
Ergebenheit zum Großen Lehrer zum Ausdruck bringen. Wahrlich, Hingebung ist
eine Eigenschaft, die nur Königen des Geistes eigen ist. Es ist offensichtlich,
dass Sie diese seltenste der Eigenschaften aus Ihrer Vergangenheit mitbringen.
Wo anders als im Osten, und vielleicht im gesegneten Indien, könnte man den
Keim dieser höchsten Eigenschaft suchen?! Alle geistigen Errungenschaften
Indiens, seine geistige Erziehung und die verfeinerte Ethik beruhen auf dieser
grundlegenden Eigenschaft. Die ganze Literatur Indiens ist durchdrungen vom
Geist des Heldentums und der Hingabe. Nirgendwo sind die Bande zwischen Guru
und Schüler verständlicher, heiliger und offenbarer als in Indien. Selbst beim
derzeitigen Niedergang des Landes ist diese Achtung in den Herzen der Menschen
bewahrt worden und sie verleiht der dem indischen Geist eigenen Kultur einen
untilgbaren Antrieb. Seien Sie daher gesegnet, wenn Ihr Herz in diesem großen
Gefühl wonnevollen Anflugs schwingt. Wahrlich, die Feuer der Dankbarkeit und
Hingabe erheben sich über alle anderen Anerbieten.
Ich
möchte mit Worten aus der LEHRE schließen: ”Schwimmer, wenn ihr alles euch
Mögliche tut, wohin kann die vernichtendste Welle euch tragen? Sie kann euch
nur emportragen.” (Gemeinschaft 41) So werden wir unter dem Schild der
Hierarchie des Lichtes vorwärtsschreiten.
8.
Oktober 1935
Hier
die Antwort auf Ihre Fragen:
1.
Das nichtverzehrende Feuer, der brennende Busch von Moses, ist das sogenannte
himmlische Feuer, das nur offenbar werden kann, wenn es mit einer Aura
bestimmter Spannung in Berührung kommt. N. K. und ich waren auf unserer Reise
durch Tibet Zeugen solchen Feuers. Dieses feurige Phänomen ereignete sich
einmal spät am Abend ganz plötzlich in unserem Zelt. Mein Mann schlief bereits.
Ich trat an mein Bett, streckte die Hand aus, um die Decke zurückzuschlagen,
und plötzlich erhob sich eine Säule, oder besser ein Feuer, von wundervoller
silber-purpur-rosa Flamme. Ich begriff nicht sofort, was vor sich ging, und in
einem Aufschrei ”Feuer, Feuer” versuchte ich, es mit meinen Händen zu
ersticken. Aber das Feuer ließ sich weder löschen noch verbrannten die Feuerzungen
meine Hände, ich spürte nur eine angenehme belebende Wärme. Meine Stimme
vernehmend, erwachte mein Mann und erblickte mich im Hintergrund dieser Flamme.
Der ganze Zwischenfall währte nicht länger als eine Viertelminute, vielleicht
noch kürzer, und ebenso plötzlich wie die Flamme erschien, verschwand sie. Nach
dieser Erscheinung sah ich die Kristalle von Materia Lucida und Spiralen sowie
die Funken des Fohat. Dieses letzte Erlebnis machte sich jedoch in einem
leichten Versengen der Zentren bemerkbar.
2.
Das siebente Prinzip ist das Element der Synthese, aber es ist nicht das höhere
Ich des Menschen. Das höhere Ich besteht aus drei Prinzipien; dem siebenten,
dem sechsten und dem fünften. Ich füge eine kurze Notiz bei, die ich für einen
meiner Mitarbeiter aufschrieb. Vielleicht ist sie Ihnen von Nutzen.
3.
Der Mond ist unsere Mutter - er nahm an der Bildung der Erde teil und an der
Besiedlung mit menschlichen Wesen. Die Mond-Monaden oder Pitris, die Vorfahren,
wie sie die Inder nennen, inkarnierten in unserer menschlichen Gattung. Der
Mond wird vor der siebenten Runde unseres Planeten verschwinden oder sich
auflösen.
4.
Beinahe alle Wissenschaften stammen aus Indien. Ägypten, Griechenland und das
alte Chaldäa entlehnten ihr Wissen aus Indien. Ebenso kamen Osiris, Hermes und
Orpheus aus dem Osten; auch Pythagoras empfing seine Einweihung in Indien.
5.
Zwischen dem feinstofflichen und dem physischen Körper besteht völlige
Übereinstimmung. Daher hat jedes physische Zentrum eine Entsprechung im
feinstofflichen Körper. Folglich bestehen die astralen Gefühle und Zentren
genauso wie die physischen, aber in ihrer feinstofflichen Strahlung. Aber man
sollte sie nicht getrennt betrachten, weil ihre Einheit eine genaue
Entsprechung offenbart. Die äußere Welt ist nur der Widerschein der inneren.
Und genauso wie die äußeren Gefühle und Energien offenbar werden, wenn die
notwendigen Bedingungen gegeben sind, so treten auch die inneren, geistigen
Energien in Erscheinung, wenn die astralen oder geistigen Bedingungen auf der
inneren Ebene geschaffen werden.
6.
Wenn Christus Kranke läuterte und heilte, empfand er immer einen Kraftverlust.
Erinnern Sie sich, als eine kranke Frau aus der Menge den Saum Seines Gewandes
berührte, verspürte Er augenblicklich einen Kräfteschwund. Wenn ein großer
Geist heilt, so übermittelt er, jedesmal, wenn ihn jemand berührt, einen Teil
seiner Kraft. Wie groß auch der Vorrat an psychischer Energie sein mag - er
kann zeitweilig erschöpft werden. Diese Augenblicke der Erschöpfung sind voller
Gefahr, weil das Sperrnetz der Aura, beraubt der Ausstrahlungen, die unsere
Zentren nähren, beschädigt wird und ansteckende Mikroben an der schwächsten
Stelle des Organismus eindringen können. Dies erklärt, warum Agni Yoga so viele
Hinweise über die Erhaltung des Sperrnetzes gibt. Ein Schüler, der einen
bestimmten Grad von Yoga erlangt hat, kann sich nicht unbegrenzt in der
verseuchten Atmosphäre der Städte aufhalten; er muss sie öfter verlassen, um
mehr oder weniger in der Natur zurückgezogen zu leben.
Christus
sowie auch Buddha und alle anderen Großen Lehrer gingen oft in die Wüste.
Auch
in den ”Briefen der Mahatmas“ wird von einer ernsten Krankheit des Mahatma
Kuthumi gesprochen, nachdem er mit den Auren der Menschen zur Zeit der Gründung
der Theosophischen Gesellschaft in Indien in Berührung kam. Er musste sich für
einige Wochen in völlige Abgeschiedenheit begeben. So ist jede Bewusstseinsebene,
jede Daseinsebene bestimmten Gesetzen unterworfen, deren Verletzung Folgen nach
sich zieht.
* * *
Wenn
Sie wollen, könnten Sie erwähnen, dass die Lehre über die Wiederverkörperung
erst 553 n. Chr. beim Zweiten Konzil in Konstantinopel widerrufen wurde. So
wurde die Lehre über die Präexistenz der Seele und die wiederholte Rückkehr zur
Erde erst im sechsten Jahrhundert n. Chr. durch das offizielle Christentum als
Ketzerei erklärt. Bis dahin glaubten vor allem jene Kirchenväter an sie, die
der Gnostik nahestanden.
* * *
Und
jetzt eine Mitteilung für Sie, mit der ich von einem Fall über Rückerinnerung
an früheres Leben berichten möchte. Es geschah in den achtziger Jahren des
letzten Jahrhunderts. Das Ereignis wurde von einem Verwandten der Beteiligten
niedergeschrieben. Eine Gutsbesitzerin, die mit ihrem Gatten und ihrem Sohn in
der Provinz Pskow lebte, besuchte zu den Weihnachtsfeiertagen ein ihren
Freunden gehörendes entferntes Gut. An einem herrlichen sonnigen Morgen traten
sie die Reise an und hofften, vor Dunkelheit einzutreffen. Aber kurz nach
Mittag änderte sich das Wetter; es begann zu stürmen, und heftiger Schneefall
setzte ein. Die Sicht wurde schlecht, und innerhalb einer halben Stunde war die
Straße unter den dichten Schneemassen völlig verschwunden. Es war bereits
dunkel, aber kein Zeichen des Gutshofes zu sehen, obwohl sie normalerweise
längst hätten eintreffen müssen. Die Straße war holprig, und der Wagen drohte
umzukippen. Es war offensichtlich, dass sie den Weg verfehlten. Aber es wäre
unweise gewesen anzuhalten und den Wetterumschlag abzuwarten, denn der Sturm
wurde immer heftiger und heftiger und die Pferde sowie der Wagen wären unter
dem starken Schneefall begraben worden. Man entschloss sich daher, die Reise
fortzusetzen und vertraute auf den Instinkt der Pferde, den Weg zu finden. Es
war, als hätten die klugen Tiere den Augenblick der Freiheit verstanden und
auch was sie erwartete. Sie erhoben ihre Köpfe, schnaubten und beschleunigten
ihren Trab. In einer Entfernung von einer Stunde oder weniger hörte man
Hundegebell, bald sah man einige Lichter, und der Wagen erreichte die
Steinmauern eines großen Gutes. Ein Diener, der das Bellen der Hunde vernahm,
trat mit einer Laterne in der Hand aus dem Haus. Als man ihn fragte, wem das
Gut gehöre, nannte er den Namen der Besitzer, fügte aber hinzu, dass die Herrschaften
verreist seien. Die Reisenden erkannten, dass sie in die entgegengesetzte
Richtung abgekommen waren. Da es bereits spät war, beschloss man, auf dem Gut
zu bleiben. Sie riefen nach dem Hausmeister und baten um Einlass, um hier zu
übernachten. Aber als die Dame dem Wagen entstieg und im trüben Licht der
Laterne des Dieners das Haus erblickte, begann sie zu zittern und erklärte mit
Entsetzen: ”Nie wird mein Fuß die Schwelle dieses Hauses betreten. Hier
geschahen fürchterliche Dinge!” Sie bat ihren Gatten, diesen unheilvollen Platz
unverzüglich zu verlassen. Der Gatte und der Sohn waren über alle Maßen
erstaunt und schrieben ihre Nervosität der Übermüdung zu. Sie bemühten sich,
sie zu beruhigen und zu überzeugen, dass sie sich irrt, da niemand von ihnen je
in diesem Gebiet gewesen war. Aber die Dame bestand darauf, dieses Gebiet zu
verlassen. Und um ihre Ahnung zu begründen, erklärte sie, dass sie sowohl die
Lage der Zimmer als auch ihre Einrichtung beschreiben kann: ”In einem
kreisrunden roten Gastzimmer befindet sich an der Wand über dem Tisch ein
großes Bildnis einer Frau in weißem Gewand mit Blumen in der Hand - und das ist
mein Bildnis … ich war hier so schrecklich unglücklich, so schrecklich
unglücklich!” Der Gatte und der Sohn gingen, begleitet vom Hausdiener,
natürlich sofort los, um diese Behauptung zu prüfen. Sie kehrten sehr
erschüttert zurück, denn die Beschreibung stimmte. Sie bestanden nicht länger
darauf, in dem unheilvollen Haus zu bleiben, und da der Sturm nachließ und der
Mond zu scheinen begann, erbaten sie eine Führung, um nach Hause geleitet zu
werden.
Solche
Erinnerungen sind im Osten sehr häufig. Die Zeitungen berichten von diesen
Fällen, die durch zahlreiche Zeugen erhärtet werden. Wir kennen eine örtliche
Familie, deren Mitglied, ein fünfjähriger Junge, behauptet, nicht der Sohn
seiner Eltern zu sein und früher als Mönch in einem Kloster gelebt zu haben. Er
läuft oft von zu Hause weg und sucht dieses Kloster. Manchmal unternimmt er
weite Reisen, bevor seine Eltern seine Abwesenheit bemerken. Ständig macht er
sich auf nach Klein-Tibet.
11.
Oktober 1935
1.
In Wirklichkeit kann sich der Mensch nicht völlig vom Karma befreien, denn
Karma bedeutet Leben. Aber die Vollendung einer Karmarunde, von welcher Dauer
immer, hängt vom geistigen Wachstum und auch von der auf einem bestimmten
Planeten übernommenen Aufgabe ab. Das heißt, nachdem wir ein gewisses Wissen der
Lehre erlangt haben, und nach einer Zwischenzeit (um nicht zu sagen ”Urlaub”)
müssen wir mit dem nächsthöheren Grad beginnen und unbegrenzt so weiter. Diese
”Urlaube“ sind jene Erholungszeiten, wo es weder ”Tränen noch Wehklagen“ gibt.
Aber kein Urlaub dauert ewig, wenngleich er sich auf Tausende von Jahren
erstrecken mag; es gibt keine ”ewige“ Ruhe.
2.
Im Kosmos gibt es eine dauernde Geburt und Auflösung von Welten. Oft sind die
sich auflösenden Welten von der Vollendung ihrer Evolution noch weit entfernt,
und darin liegen viele Gründe ihrer Zerstörung. Einer der beklagenswertesten
Gründe ist das Erstarren des menschlichen Geistes der Planetenbewohner. Und
unsere Erde ist vor Vollendung der ihr bestimmten Evolution von solcher
Zerstörung bedroht. Die Verbrechen der Menschen und die Erstarrung ihres
Geistes haben solch unheilvolle Ausstrahlungen um unseren Planeten geschaffen, dass
die rettenden Strahlen ihn nicht erreichen können. Unser Planet kann durch eine
riesige Explosion sein Ende finden. Der Tag des Jüngsten Gerichts ist nicht
weit entfernt, und vielleicht werden viele Kinder diesen Tag erleben. Aus
diesem Grund ist die ”Lehre des Lebens“ so beschleunigt gegeben worden und
traten auf der Erde so viele ungewöhnliche Zeichen in Erscheinung. Aber die
Menschen sind blind und taub!
Es
ist wichtig, dass der menschliche Geist erwacht. Wahrlich, das Schicksal des
Planeten liegt in den Händen der Menschheit! Wenn die Auferstehung des Geistes
innerhalb der nächsten kurzen Dekaden erfolgt, kann die Katastrophe noch
teilweise vermieden werden, wie zu Zeiten Lemuriens und Atlantis; andernfalls
werden wir auf einen anderen Planeten übersiedeln müssen. Aber nach dem Gesetz
der Entsprechung werden den meisten Menschen die höheren, bereits bewohnten Planeten
nicht zugänglich sein. Sie werden sich einer neuen, noch nicht bewohnten Welt
anpassen müssen. Und wie viele Tausende, ja Millionen von Jahren werden
verstreichen, bevor die geeigneten neuen Formen und Körper für eine neue Welt
ausgearbeitet werden können! Nur außergewöhnliche Gruppen der irdischen
Menschheit können auf höheren Planeten aufsteigen, um ihre Evolution in neuen,
schöneren Verhältnissen fortzusetzen.
Die
Große Bruderschaft unternimmt außerordentliche Anstrengungen, um den Planeten vor
einem vorzeitigen Untergang zu retten. Aber das unterirdische Feuer ist sehr
aktiv, und die Kräfte, die entladen werden können, um die gefährlichen Energien
zu neutralisieren, sind spärlich! Im Kosmos gibt es natürlich keine
unvernünftige Vernichtung; alles hat tiefgründige Ursachen. Im Kosmos herrscht
große Zweckmäßigkeit; alles, was nicht mit der Evolution voranschreiten kann
wird wie kosmischer Abfall umgearbeitet. Da der Mensch über einen freien Willen
verfügt, bestimmt er sein Schicksal, aber er türmt weiterhin eifrig Haufen von
Kehricht auf, der ihn verschlingt, wenn nicht rechtzeitig eine Erneuerung
seines Geistes erfolgt.
3.
Es ist nützlich, bestimmte Hinweise für ein neues Schulprogramm zu geben. Das Bewusstsein
sollte schon von Kindheit an erzogen werden, um die Lebenseinheit, die Einheit
des Kosmos zu erkennen. Möge unser Planet nicht eine abgesonderte Welt werden,
sondern vielmehr seinen Platz auf dem großen Pfad in die Unbegrenztheit
bewahren. Wir müssen unseren Platz in der Unbegrenztheit erkennen, ebenso
unsere Abhängigkeit von der Gesamtheit des Lebens im Kosmos - und je früher,
desto besser. Erinnern Sie sich der Worte der LEHRE: ”Wahrlich, eine Feder aus
dem Flügel eines Vogels ruft Donner in den fernen Welten hervor” (Gemeinschaft,
§ 180). Wir müssen unsere furchtbare Abhängigkeit und Wechselbeziehung mit
allen im Leben sehr heftig erkennen. Hinfort wird sich der Sinn für die große
Verantwortung für jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat einstellen. Ursache
und Wirkung wirken ständig und unbegrenzt.
Eines
Tages wird die Menschheit den Punkt des Bewusstseins erreichen, wo sie erkennt,
dass sie sich in einem riesigen universellen Laboratorium befindet und dessen
Widerschein ist. Wahrlich, Einheit muss im kosmischen Maßstab verstanden
werden.
Ebenso
ist es von Nutzen, sein Denken in die Zukunft zu richten. Dies allein wird dem
Bewusstsein großen Auftrieb verleihen und wird es vom Staub von gestern
befreien.
4.
Imperil ist die von den Großen Lehrern gegebene Bezeichnung für das Gift der
Gereiztheit. Aber in den östlichen Sprachen gibt es für dieses Gift ein völlig
anderes Wort. Die Sprache des Senzar umfasst die aus allen bestehenden Sprachen
entnommenen besten Ausdrücke. In dieser Sprache werden viele Wörter mit lateinischer
Wurzel benutzt. Auch das Wort Imperil hat eine lateinische Wurzel. Es gibt
einige Wörter, die zu keiner uns bekannten Sprache Verbindung haben. Oft drückt
ein einfaches Wort eine komplette Idee oder Tat aus.
5.
Niemand, auch die größten Geistwesen nicht, besitzt völlige Allmacht. Sie alle
unterliegen den kosmischen Gesetzen, daher können Sie Ihr großes Wissen und
Ihre Macht nur anwenden, wenn die kosmischen Bedingungen es gestatten. Jedes
ohne triftigen Grund vollbrachte ”Wunder“ wird von den Archaten als Zwang
angesehen. Es heißt, dass auch ein Archat durch Missbrauch von ”Wundern“ fallen
kann.
Gewiss,
die zur Zeit Christi bestehenden Verhältnisse (genauso wie die gegenwärtigen)
waren selten für ein sogenanntes Wunder geeignet. Daher konnte Christus auch
nicht immer alle heilen, die um Hilfe baten. Im Evangelium des Matthäus (13:58)
heißt es: ”Wegen ihres Unglaubens wirkte er dort nur wenige Wunder.” Daher wird
das, was verlangt wird, nur jenen gegeben, die es fassen können. In allem ist
Zusammenarbeit und Mitarbeit erforderlich.
6.
Ich möchte Sie bitten, die Arbeit noch mehr als Erziehungsfaktor des Geistes
hervorzuheben. Weisen Sie darauf hin, dass in jeder Arbeit die Qualität das
wichtigste ist. Erwähnen Sie auch die absolute Notwendigkeit der geistigen
Arbeit, denn wie der Schweiß der physischen Arbeit den Boden nährt, so wird der
Schweiß der geistigen Arbeit von den Strahlen der Sonne in Prana umgewandelt
und spendet allem Vorhandenen Leben. Wird die Bedeutung der geistigen Arbeit
erkannt, wird sich die gebührende Achtung gegenüber allen Denkern,
Wissenschaftlern und anderen Schöpfern wieder einstellen.
Nur
durch geistige Arbeit kann das Bewusstsein erweitert werden. Dadurch werden wir
mit den fernen Welten sowie dem ganzen Kosmos verbunden und wenden uns der
Freude unbegrenzter Vervollkommnung zu. Genau gesagt, wir sollten in uns die
Freude endloser Vervollkommnung pflegen.
Ihr
Kapitel über das Streben zum Guten. Es wäre nützlich, dieses Streben noch mehr
an den Begriff Heldentat heranzubringen, mit dem Hinweis, dass dieser Begriff
der einzige Sinn des Lebens ist. In den BÜCHERN DER LEHRE ist über Heldentat
viel ausgesagt. In der Tat, nur Heldentat kann unseren Geist nähren und die
Evolution beschleunigen. Über Heldentat und Heldentum muss in den Schulen
eingehend gelehrt werden. ”Kinder mögen sich Helden nennen und an sich die
Eigenschaften bemerkenswerter Menschen erproben. Sie mögen Bücher mit klaren
Erzählungen lesen, in denen die Gesichter mühsamer Arbeit und des Willens ohne
einen Anstrich geschildert werden. Auch für medizinische Zwecke ist dieser
tapfere Ruf des Lebens unentbehrlich. Solches Material muss ohne Verzögerung
gegeben werden.” (Gemeinschaft, § 234)
Verwenden
Sie öfter die Aussprüche aus den Büchern der Lehre, sie werden dem Buch Neuheit
verleihen.
7.
Es ist falsch zu meinen, dass der nächste Große Lehrer im Fleische erscheinen
und unter uns predigen wird, wie Buddha und Christus es taten. Jede Epoche
erfordert ihre eigene Offenbarung. Daher ist der Typ vom Lehrer, der mit einer
Gruppe von Jüngern von Ort zu Ort zog, in Vergessenheit geraten. Einige Ältere
Brüder werden für besondere Zwecke den physischen Körper verwenden, aber nicht
dafür, um in der Masse aufzutreten.
Ich
schrieb über dieses Thema bereits, und daher möchte ich Ihnen aus meinen
früheren Briefen zitieren: ”Der Große Advent kann sich nicht auf gewöhnliche
Art offenbaren und im physischen Körper vollziehen. Man sollte verstehen, dass
die Großen Herrscher diese oder jenes Bildnis annehmen und bewahren,
entsprechend den Nöten der Welt. Ist es so schwer, sich vorzustellen, dass eine
Große Individualität keinen physischen Körper braucht, um sich uns zu
offenbaren? Darüber hinaus zeigen die Fakten der Vergangenheit, an Beispielen
in modernen Zeiten, mit welch Befremden die Erscheinung Großer Geister von den
unwissenden Menschen aufgenommen wird. Bestenfalls gab man Ihnen das Epitheton
Scharlatan oder Spion oder beides. Die Menschen schreiben gewöhnlich ihre
Laster anderen zu. Es wäre sehr lehrreich, die historischen Fakten aus dem
Leben des Saint-Germain, des Abgesandten der Weißen Bruderschaft, zu lesen.
Denken
wir auch an H. P. Blavatsky und alle Erscheinungen der Mahatmas. Wie skeptisch
und spöttisch sind ihre Botschaften und Offenbarungen oft aufgenommen worden!
Aber wie ich bereits geschrieben habe, selbst wenn Christus selber jetzt
erschiene, könnte er der Verfolgung nicht entrinnen oder gar dem Gefängnis. Man
muss erkennen, dass die Höchsten Individualitäten jetzt inmitten des
chaotischen Denkens und der Schwingungen entarteter Massen nicht erscheinen
können. Die Großen Herrscher befolgen in allem das große Gesetz der
Zweckmäßigkeit. Bitte erkennen Sie, dass in Hinsicht auf das derzeitige Niveau
der Menschheit, der Advent des Höchsten Egos in einer physischen Form völlig
unmöglich ist und sich für die ganze Evolution verheerend auswirken würde. Die
Große Individualität wird unsichtbar sichtbar herrschen, und herrscht bereits,
gekleidet in den Strahlen des mächtigen, aber unsichtbaren Laboratoriums …”
Bald, sehr bald werden diese Strahlen auf das Erwachen des menschlichen Geistes
gerichtet werden.
Nach
den ältesten Überlieferungen kämpft der Herrscher der Schambhala mit den
Fürsten der Finsternis (Satan) selbst. Diese Schlacht findet vor allem in den
feinstofflichen Sphären statt, hier hingegen wirkt der Herrscher der Schambhala
durch seine irdischen Krieger. Was Ihn Selbst betrifft, so kann Er nur in ganz
seltenen Fällen gesehen werden. Da Er in feuriger Gestalt erscheint, wäre dies
für alle verheerend, denn Seine Aura ist mit außergewöhnlicher Kraft geladen.
Der Advent und das Jüngste Gericht, die unseren Planeten erwarten, sind im
Evangelium des Matthaus (24:27 - 39) ganz genau beschrieben. Aber Sie werden
ausreichend Zeit haben, vor diesem Ereignis alt zu werden, doch
Teilkatastrophen können früher eintreten.”
Wir
sind Zeugen einer großen Welterneuerung. Neue Gesetze sind in die Tafeln der
Ewigkeit bereits eingeschrieben, aber die große Offenbarung wird noch nicht
angenommen. Wehe denen, die den Geist ablehnen und es vorziehen, in
Unwissenheit, Schwäche und sittlichem Morast zu vegetieren! Die Neue Zeit kommt
im Bewusstsein menschlicher Würde, im strengen Verstehen von Pflicht und
Verantwortung des einzelnen gegenüber der Menschheit und dem ganzen Kosmos.
Immer und in allem muss der Tagesbefehl Zusammenarbeit lauten!
15
Oktober 1935
Vielleicht
haben auch Sie schon manchmal bemerkt, dass die Tore der Möglichkeiten oft sehr
eng sind. Gewiss, in vielen Fällen liegt die Schwierigkeit nicht so sehr an der
Knappheit der Mittel, als im Umfang des Schaffens, das aus dem Bewusstsein der
Mitarbeiter erwächst. Ja überall mangelt es an Menschen. Was wir brauchen, ist
ein Zuwachs von Arbeitern, die keinen mutigen Einsatz scheuen.
Mögen
die ”Leuchtkäfer“ glühen, sofern sie nicht in den Netzen unwürdiger Jäger und
solcher, die das Werk verraten, gefangen werden. Das Aussprechen erhabener
Worte ist eine Sache, aber sie im Leben anzuwenden, ist etwas ganz anderes;
gewöhnlich fallen diese zwei Handlungen nicht zusammen. Darüber hinaus liebe
ich es nicht, wenn jemand beteuert, dass er bereit ist, sein Leben für die
Lehre hinzugeben! In den meisten Fällen ist dies fast immer die größte Lüge.
In
meinem ganzen Leben bin ich nur zwei oder drei Menschen begegnet, die wirklich
bereit waren, alles zu opfern; aber sie enthielten sich der Beteuerungen - sie
handelten. Andere kamen und spendeten, weil sie im Überfluss schwelgten, oder
wegen des vernommenen Vorteils, dass jede Gabe hundertfach vergolten wird. Aber
wenn dieses erwartete ”Hundertfache“ nicht eintraf oder aus eigener Schuld sich
verzögerte, wurden sie die ärgsten Feinde und Verräter des Werkes. Oft würden
sie sich bis zur letzten Grenze abwenden. Es gab auch solche, die bereit waren,
eben die Hälfte zu opfern, selbst wenn die Ereignisse den ganzen Einsatz
forderten. Aber kann man von halben Entschlüssen Erfolg erwarten? Kann man von
einer halben Dosis Medizin Heilung erwarten? Selbstverständlich war in diesem
Fall auch der Erfolg nur halb. Das Bemerkenswerte aber ist, dass die aus
kleinlicher Furcht zurückgehaltene zweite Hälfte durch Karma oder unerwartete
Umstände verlorenging. Es gibt noch eine dritte, ganz überwiegende Art von
Menschen, die meinen, dass ihr Herantreten an die Lehre ihrerseits bereits die
höchste Gunst darstellt. In ihrer Eitelkeit glauben sie, dass die Mahatmas
jedem, der sich nähert oder Ihre Lehre liest, seine Aufwartung machen sollten
Nein, so ist es nicht! Die Großen Lehrer freuen sich und spenden nur jenen
Hilfe, die aufrichtig bestrebt sind. Sie bemitleiden die Flatterhaften, denn
Sie wissen, dass diese Schmetterlinge für Jahrhunderte Mühsale auf sich nehmen
müssen, bevor sie hoffen können, sich dem Bollwerk des Lichts zu nähern.
Für
solche Menschen wäre es sehr nützlich, folgende Seiten der LEHRE zu lesen:
”Mancher wird fragen: ”Sind Wachsamkeit, Entsprechung, Beweglichkeit und
Hingabe schwierig?” Hier fühle ich, dass ich alle diese Bedingungen erfüllen
kann; wollt ihr mich nicht auf die ferne Reise in die Gemeinschaft mitnehmen?”
Hat aber dieser eilige Wanderer auch an eine unerlässliche Bedingung bei den
von ihm erwähnten Eigenschaften gedacht? Standhaftigkeit wurde vergessen.
Kleine flackernde Feuer enthalten nur für einen Augenblick alle Eigenschaften
der Flamme, doch die Finsternis verschluckt sie so schnell wie ein Kohlenbecken
eine Schneeflocke. Man kann einem vereinzelten Augenblick der Annahme nicht
trauen; nur durch mühsame Arbeit und Hindernisse gestählte Standhaftigkeit gibt
die Möglichkeit einer vertrauenswürdigen Annahme.
Ein
wahrer Musiker denkt nicht an jeden tonhervorbringenden Finger, nur der Schüler
überlegt, welchen Finger er benutzen soll. Der wahre Mitarbeiter denkt über die
gezielte Durchführung der Qualität der Arbeit nicht nach. Die Sphärenmusik
vermischt sich mit dem Lied der erfolgreichen Arbeit. Denkt daran,
Standhaftigkeit gleicht einer feurigen Leiter.” (Gemeinschaft, § 153)
”Jemand
beschließt: ”Ich will die feurige Leiter ersteigen”. Tue es, jedem steht der
Pfad offen. Doch denke daran, wenn dich Furcht überkommt, verschmelzen die
Stufen zur flüssigen Flamme. Wohin willst du gehen, wenn du die Qualität der
Arbeit nicht beherrscht? Wenn Wir sagen, dass es gut ist, auf Zedernwurzeln zu
schlafen, kann der Anhänger den Rat leicht befolgen. Schlafen ist leicht, zumal
geraten wird wie. Doch wenn es heißt, die ständige Wache zu übernehmen, werden
die Stufen brennend heiß. Eines muss wiederholt werden - leicht ist es nicht,
die Leiter zu erklimmen.
Arm
ist der Führer, der wirkliche Gefahr verheimlicht. Man kann diese nur mit Hilfe
vollkommenen Wissens besiegen.
Ich
sehe, dort nähert sich ein anderer Unvernünftiger - er ist noch unvollkommener.
Er tadelt: ”Wozu ist eine feierliche Prophezeiung nütze?” Wir wollen ihm
antworten: ”Die Feierlichkeit einer Vorwarnung steht im Verhältnis zu deinem
unwürdigen Gepiepse bei Gefahr. O du Zweibeiner, wie oft hast du bei der ersten
Schwierigkeit dein Gesicht verloren? Wir sahen dich schwärzer als Kohle, und
deine Verneinung umgibt dich mit üblem Geruch. Schlecht ergeht es dir, wenn du
deine Stufen verbrennst und nun vom Abgrund her Almosen erflehst.”
Es
erscheint ein neuer Fragesteller: ”Wie lässt sich die Lehre mit Wissenschaft in
Einklang bringen?” Wenn Wissenschaft authentisches Wissen lehrt, dann ist die
Lehre Wissenschaft. Welchen Zweck kann Wissenschaft erreichen, wenn sie mit
Vorurteilen aufgebläht ist? Wer sich durch Feierlichkeit der Bestätigung
beunruhigen lässt, betrachtet Wissenschaft von seiner gewöhnlichen Höhle aus.
Wer an die Gemeinschaft denkt, den können die dahinkriechenden Reptilien nicht
gefährden.
Ich
sage euch, dass Ich die ganze Schwierigkeit des Aufbaues kenne. Ich verberge
nicht, wie weit die Steine getragen werden müssen und weiß, wie groß die
Trockenheit ist! Gerade diese Erkenntnis, gerade die Unzahl der Sterne verleiht
die Bestätigung der feurigen Stufen!” (Gemeinschaft, § 154)
Schwierig
ist der Pfad wahrer Jüngerschaft. Wirklich, es ist weder das Schulwissen noch
die Philosophie, geschweige denn Zwang durch Magie, die uns Geistigkeit
verleihen können. Nur durch Lebenserfahrung, durch das Leeren des Giftbechers
aller Lebensillusionen, durch Bewahren innigster Bestrebung zum Dienst am
Allgemeinwohl können wir den KELCH AMRITA füllen.
* * *
Ich
war betrübt, zu lesen, dass es noch jemanden gibt, der mediumistische
Veranlagung bewundert und sie als Errungenschaft bezeichnet. In der LEHRE, und
im Osten im allgemeinen, wird dieser Zustand eher als Unglück bezeichnet; ich
habe über die Einzelheiten dieser Gefahr bereits berichtet. Entsinnen Sie sich
der Ausführungen über Mediumismus im Buch ”Agni Yoga“, § 228: ”… Medien
gleichen ruderlosen Booten … Ein Medium ist nichts anderes als eine Herberge
für entkörperte Lügner.” Wirklich, nicht jede Art von Hellsehen weist auf die
Umwandlung der Zentren hin. Wirklich, hohe Hellsichtigkeit hat nichts mit
Mediumismus zu tun. Allein der wahre Charakter der von Frau X. beschriebenen
Visionen weist auf eine Verbindung mit den niederen Astralebenen hin. Echtes
Hellsehen ist von Schönheit, Größe und Einfachheit begleitet, aber nicht von
einem Haufen von Plunder. Auch die Umgebung, in der ihre Fähigkeiten sich
entfalten, weist darauf hin, dass wir es genau mit Mediumismus und nicht mit
geöffneten Zentren zu tun haben. Glauben sie mir, geöffnete Zentren sind in der
Tat rar, und die Großen Herrscher, die die Evolution der Menschheit überwachen,
hüten von früher Kindheit an sorgfältig jene Individualitäten, die sich das
Recht erworben haben, geöffnete Zentren zu besitzen. Sie werden von Ihnen in
eine günstige Umgebung gebracht, wo sie sich besser entwickeln und ihre Talente
entfalten können. Aber die Großen Lehrer werden sich nie einer Person nahen,
die inmitten der Ausdünstung von Alkohol lebt und sich mit bezahlter
Wahrsagerei befasst. Dies wäre eine abscheuliche Profanierung des heiligen
Wissens und der verborgenen Errungenschaften des Geistes.
Die
einzige Hilfe, die man Frau X. leisten kann, ist daher der Rat, alle Bücher
über Magie beiseite zu legen und von Wahrsagerei abzulassen. Möge sie mehr
arbeiten und die Bücher der Lehre lesen, aus denen sie viel Aufklärung schöpfen
kann. Aber vor allem muss sie sich geistig läutern - sie sollte sich davor
hüten, auf die Rufe aus der Astralwelt zu hören, dafür aber ihre Aufmerksamkeit
und das Herz dem erwählten Bildnis des Lehrers schenken.
Der
Große Lehrer befindet sich gegenwärtig in einem Zustand, in dem er niemandem
erscheint. Dieser Zustand könnte mit der Spannung eines Dynamos von ungeheurer
Kraft verglichen werden. Aber Seine Hilfe kann auf völlig unerwartete Weise
kommen, ”durch menschliche Hände und Füße”. In der Astralwelt gibt es eine
Menge Personifikatoren und gute Schauspieler, dies muss man bedenken. Frau X.
möge ”Die Stimme der Stille“ von H. P. Blavatsky lesen. Darin wird auf die
Gefahren der astralen Welt ganz klar hingewiesen.
Die
Große Lehre des Lichts hat daher das richtige Wachstum des menschlichen Geistes
im Auge, aber nicht die Entwicklung mediumistischer Fähigkeiten, die zu nichts
führen können, sondern das Wachstum des Geistes nur hemmen sowie zerstörerisch
wirken. Und da in den Grundlagen wahrer Evolution oder des Fortschritts nichts
Mechanisches eingebaut werden kann, rate ich Frau X. nochmals, alle Bücher, die
sich mit der Entwicklung von Hellsehen u. dgl. befassen, beiseitezulegen. In
naher Zukunft, wenn die Menschheit im Verstehen der noch verborgenen Gesetze
der feinen Energien vorangeschritten ist, wird es Gelegenheit geben, Medien für
bestimmte wissenschaftliche Forschungen einzusetzen. Allerdings werden solche
Medien ein sehr reines Leben führen müssen, und es werden Methoden gefunden
werden, sie und auch jene, die mit ihnen in Berührung kommen, zu schützen. Aber
ein derzeitiger Kontakt mit einem Medium kann für jene, die eine unstete Aura
besitzen und in seiner Umgebung weilen, eine Gefahr bedeuten.
Erklären
sie ihr, wie schädlich die Konzentration auf ein bestimmtes Zentrum, wie sie in
Büchern verantwortungsloser Autoren beschrieben wird, ist. Diese Konzentration
erregt dieses Zentrum auf Kosten aller anderen und bringt so das ganze Schema
ihrer Polarisation in Unordnung. Dieser Vorgang ist für die Schwingungen
natürlich unheilvoll, da er das Gleichgewicht des hergestellten Schwingungsschemas
stört. Denken Sie daran, was in der Lehre über die Arbeit des Lehrers mit dem
Schüler bezüglich der Zentren und aller sieben Runden von Hellsehen und
Hellhören gesagt ist. Der Lehrer überwacht den Zustand des Organismus des
Schülers sorgsam und würde nie ein Zentrum auf Kosten eines anderen öffnen.
Richtige Entwicklung kann sich nur in Harmonie und im Gleichgewicht vollziehen.
Und
nun über automatisches Schreiben. Dies muss ebenfalls als ein bestimmter
Besessenheitsgrad betrachtet werden, denn beim automatischen Schreiben gibt es
gewöhnlich einen äußeren Einfluss auf das physische Zentrum der Hand und auch
auf das des Gehirns, was sehr schädlich ist und wenn oft geübt, in Paralyse
enden kann.
Ich
habe nie automatisch geschrieben, aber ich hatte Gelegenheit, dieses Phänomen
in Amerika zu beobachten, wo es weit verbreitet ist. Der Vorgang ist sehr
unterschiedlich: Die einen behaupten, dass sie nicht wissen, was sie mit ihrer
Hand schreiben, andere hingegen sagen, dass jedes Wort in ihr Gehirn klar
eingeprägt wird. Manche schreiben sehr schnell und leidenschaftlich, andere
sehr ruhig und jedes Wort sorgfältig. Es gibt auch solche, die plötzlich die
Sprache wechseln, oder solche, die ohne jedwede technische Kenntnis und
unfähig, einen einfachen Gegenstand zu zeichnen, plötzlich vollständige Bilder
zeichnen. Es gibt auch Fälle, wo Menschen von rechts nach links schreiben, in
einer ihnen unbekannten Sprache. Dies alles entspringt natürlich nicht dem
Unterbewusstsein, sondern kommt offensichtlich durch äußere Beeinflussung. Und
die Grade der sogenannten ”Schutzgeister“ oder Führer, die Kontakt suchen und
führen wollen, variieren sicherlich sehr in der feinstofflichen Welt. Durch
jene, die harmlos und freundlich zu uns sind, können wir unerwartet eine
feindliche Kraft herbeiziehen - von keinem geringen Kaliber! Daher rate ich,
solange keine gefestigte Herzensbindung mit dem Lehrer besteht, das
automatische Schreiben zu unterlassen. Wir wissen nie, wer uns als Werkzeug
verwenden will! Und außerdem können wir eine Kraft anziehen, die zu beherrschen
wir nicht imstande sind. Daher möge jeder ernsthaft darüber nachdenken, bevor
er unbekannten Kräften den Weg ebnet. Ist jemand dem Lehrer treu ergeben,
welchen Nutzen bietet dann seine eventuelle Begabung zum automatischen
Schreiben? Für einen Schreiber ist die Lehre ein unerschöpflicher Born von
Themen.
Nur
Geistigkeit und Heldentat führen uns zu den erhabensten Errungenschaften -
jenen eines Archaten. Könnte Frau X. auf den rechten Pfad gelangen, so wäre sie
wirklich in der Lage, den Menschen zu helfen. Aber in ihrem gegenwärtigen
Zustand kann sie nur das Tor zu den niederen Sphären der feinstofflichen Welt
öffnen und unglückliche Opfer durch Besessenheit gefährden. Es gibt nichts, was
trügerischer wäre als Visionen aus der feinstofflichen Welt. Wahrlich, halbes
Wissen und Teilwahrheit sind weit gefährlicher als völlige Unwissenheit. Seien
Sie geduldig, aber lassen Sie sich nicht durch Medien verleiten und betrachten
Sie sie vor allem nicht als privilegierte Wesen!
Ich
will eine Seite aus ”Die okkulte Anatomie des Menschen“ von Manly P. Hall,
einem begabten amerikanischen Interpreten okkulten Wissens, anführen: ”Es wird
wahrscheinlich weise sein, den Unterschied zwischen einem Medium und einem Hellseher
zu beschreiben. Eine Durchschnittsperson sieht hier keinen Unterschied, aber
für den Mystiker sind diese zwei Phasen geistigen Sehens durch eine ganze
Spanne menschlicher Evolution getrennt.
Ein
Hellseher ist, wer die Rückenmark-Schlange (Kundalini) in das Gehirn erheben
konnte und sich durch sein Wachstum so das Recht erwarb, die unsichtbaren
Welten mit dem dritten Auge oder der Zirbeldrüse wahrzunehmen. Dieses Organ des
Bewusstseins, das vor Millionen von Jahren den Menschen mit den unsichtbaren
Welten verband, wurde zu Zeiten Lemuriens geschlossen, als sich die objektiven
Sinne zu entwickeln begannen. Der Okkultist hingegen kann durch den vorher
erwähnten Entwicklungsvorgang dieses Auge wieder erschließen und damit die
unsichtbaren Welten erforschen. Hellseher werden nicht geboren, sie werden
gemacht. Medien werden nicht gemacht, sie werden geboren. Ein Hellseher kann
man nur nach Jahren werden, manchmal durch Selbstvorbereitung in mehreren
Leben; auf der anderen Seite kann das Medium … in wenigen Tagen Resultate
erzielen. (Aber es muss hinzugefügt werden, dass das Medium mit nur
beschränkter Fähigkeit in den niederen Sphären der überirdischen Welt arbeiten
kann.)
Automatisches
Schreiben wird erreicht, wenn man es der ätherischen Hand einer außenstehenden
Intelligenz gestattet, zeitweilig die physische Hand eines Mediums zu
beherrschen. Dies aber wäre nicht möglich, wenn das Medium nicht seinen eigenen
ätherischen Arm, den Doppelgänger, entfernte; denn zwei Dinge können nicht
gleichzeitig den gleichen Platz einnehmen (auf ihrer besonderen Ebene). Der
Vorgang zeitweiligen Entfernens der Lebenskräfte aus dem physischen Arm ist
sehr gefährlich, er endet oft mit Lähmung. Mediumismus ist widernatürlich,
Hellsichtigkeit hingegen das Ergebnis natürlichen Wachstums und Entfaltens der
geistigen Natur. Hunderte von Medien entfallen auf einen Hellseher, denn
Hellseher kann man nur werden durch Selbstbeherrschung und Aufwendung
ungeheurer Kraft, wogegen der Schwache, der ein anfälliges und nervöses Individuum
ist, das beste Medium abgibt. Der Hellseher entfaltet sein Inneres, indem er
nützliches Wissen aufnimmt; die erste Weisung für ein Medium hingegen lautet,
sich geistig zu entleeren. Mediumismus verhindert die richtige Evolution und muss
als Rückschritt angesehen werden.”
Daher
ist es der größte Irrtum, mediumistische Fähigkeiten für geistige
Errungenschaften zu halten. Wahrlich, sie sind der Antipode der Geistigkeit.
Geistigkeit birgt die höchste Triade, die in Medien überhaupt nicht vorhanden
ist. Schmälern Sie den größten Wert der Welt nicht. Geistigkeit wird immer von
Ausgeglichenheit und angeborener Weisheit begleitet.
Bemühen
Sie sich, die Erscheinungen des Mediumismus, der heute so verbreitet ist, zu
erkennen. In der Tat, niederer Psychismus unterscheidet sich von Mediumismus
kaum und stellt ebenfalls keine geringe Gefahr dar. Aus diesem Grunde ist es so
wichtig, alle Anstrengungen zu machen und die Menschen zur wahren Geistigkeit
zu führen sowie ihren Charakter im Lebenskampf zu stählen.
Ohne
Läuterung des Charakters sowie Läuterung des Herzens in völliger
Selbstlosigkeit ist es unmöglich, sich dem Bollwerk des Lichts zu nähern und
wahres Wissen zu erlangen. Aber dies alles gilt wiederum nur für jene, die
stark im Geiste sind. Für die Schwachen ist es bereits von großem Nutzen, wenn
sie die BÜCHER DER LEHRE lesen, wenn sie eine gewisse Herzenswärme oder eine
höhere Schwingung verspüren, die sie, wenn wiederholt geübt, festigt,
wesentlich läutert und ihre Aura stärkt.
”Man
muss stets dessen eingedenk sein, dass Unsere Lehre sich weder jemandem
aufzwängt noch die Annäherung oder den freien Abgang verwehrt. Sie wird in
weitem Maße gegeben und legt keine Verbote auf. Gewiss, Warnungen werden
gegeben, aber keine Drohungen ausgesprochen, und es ist jedem überlassen, nach
eigenem Willen zu handeln. Da das Heilige nur jenen gegeben wird, die durch
viele Jahre und in vielen Schwierigkeiten ihre Hingabe an die Grundsätze der
Lehre bewiesen haben, sind Verbote und Beschränkungen nicht nötig. Allen ist
gegeben - nehmt so viel ihr könnt! Aber natürlich, wenig wird genommen, denn
die Menschen haben es noch nicht gelernt, das Höchste anzunehmen.”
Ich
erachte den ”Ruf“ als ein äußerst nützliches Buch und als ebenso wichtig wie
die anderen Bücher. Es behandelt in kurzen Aussprüchen das, was in anderen
Büchern erweitert und in analysierter Form oder von anderen Standpunkten her
erläutert wird. Im ganzen Aufbau darf nicht ein Stein fehlen. Das erste Buch
ist der Grundstein!
Ein
gewisser Wissenschaftler spricht von den Irrtümern in den Büchern von H. P. Blavatsky.
Ich möchte ihn gerne fragen, ob er die Irrtümer in den Büchern früherer und
gegenwärtiger Wissenschaftler ebenso genau erwog. In der ”Geheimlehre“ gibt es
viele Seiten von Hinweisen auf widersprüchliche Meinungen und Beschlüsse der
Wissenschaftler sowie ihre aufgeblähten Theorien und Hypothesen. Und für die
Person, die die Worte der Wissenschaft wörtlich nachspricht, möchte ich sagen:
”Seien Sie kein Papagei!” Prüfen Sie es selbst, und wenn Sie Gelegenheit haben,
vergleichen Sie es mit der wahren Lehre, aber es ist nicht ratsam, etwas in den
Raum zu werfen, was man nicht bewusst prüfte. Gleicherweise sind die Worte Solowjews
nicht überzeugend. Fassen wir das Wort Nichtvorhandensein im Sinne der Inder
auf, d. h. als absolutes Sein, dann wird es für den beschränkten menschlichen
Verstand jedoch unfassbar sein, das gebe ich zu. Wird es aber buchstäblich
aufgefasst, so wird es entstellt und ist einer denkenden Person unwürdig. Sie
mögen meine Kritik hart finden, aber ich glaube, die Menschen sollten für die
Worte, die sie aussprechen und zitieren, verantwortlich gemacht werden. Es ist
letztlich an der Zeit, für das gesprochene Wort die Verantwortung zu
übernehmen. An jedem Wort kann das Schicksal eines Menschen hängen.
Ich
sende Ihnen Mut und Kraft, denn vermehren sich die Freunde, sind die Feinde
nicht weit. Aber ein Krieger des Lichts heißt den Widerstand willkommen.
Stählen Sie daher Ihren Geist und schärfen Sie das Unterscheidungsvermögen.
17.
Oktober 1935
In
der Tat, Gott ist der höchste Aspekt der Liebe, und der ganze Bestand des
Universums basiert auf Liebe und nichts anderem! Aber wie hässlich und
gotteslästerlich wird diese Liebe verstanden! Wahrlich, der Begriff Liebe ist
unserer gegenwärtigen Menschheit sehr fremd. In diesen höchsten kosmischen
Begriff impfen die Menschen ihren Kannibalismus ein, oder zerstörerische
Gedanken. Und deshalb ist es so schwierig und sogar schändlich, das Wort Liebe
auszusprechen. Dieses Wort wurde auf den Lippen vieler Zweibeiner zur größten
Profanierung.
Ich
kann Ihnen nicht beistimmen, dass niemand an etwas schuld wäre. Wirklich nicht,
alle sind an allem schuld. Denn das ganze Universum ist eine endlose Kette von
Ursachen und Wirkungen; wie könnten wir, Teilchen des Universums, von diesem
kosmischen Gesetz ausgenommen sein? Die Vorbestimmung, von der Sie sprechen,
gibt es, und sie wird nur verwirklicht, weil sie die Wirkung einer Ursache ist.
So kann ich auch der Behauptung nicht beistimmen, dass die Menschen nach dem
Tod und Hinübergehen in die feinstoffliche Welt augenblicklich ihre
Zufriedenheit, Glückseligkeit und den Sinn, den sie auf Erden suchten, finden.
Dies widerspräche dem erwähnten grundlegenden kosmischen Gesetz. Unzweifelhaft
werden jene, die aufrichtig nach dem Sinn des irdischen Daseins suchen und nach
den höchsten Idealen streben, sie dort finden - in völliger Entsprechung ihres
Strebens und ihres Denkens. Es gibt keine gerechtere Richtschnur als jene, die
der Mensch in sich trägt; denn seine eigene Aura, die aus Energien, Motiven und
Gedanken gewoben wird, ist dieser gerechte Maßstab. Gerade diese Energien
tragen seinen Geist auf jene Ebene, die er selbst schuf.
Die
feinstoffliche oder astrale Welt ist die Welt der Wirkungen; daher werden sich
jene Gedanken und Bestrebungen, die auf de, Erde keine Anwendung fanden, dort
auswirken, weil dort der innere Mensch mit all seinen Gefühlen und Bestrebungen
lebt und wirkt. Aber kann man erwarten, dass ein ins Verbrechen abgesunkener
Mensch, der über eine tierische Mentalität verfügt, dort Glückseligkeit und
Zufriedenheit finden könnte? Insofern eine Wirkung die exakte Entfaltung einer
Ursache ist - wie könnte ein böswilliger Mörder, ein Schänder, oder ein
Törichter in den höheren Sphären, die für ihn infolge der feinen Schwingungen
unerträglich wären, einen behaglichen Zustand verspüren? Dies wäre für ihn
nicht nur unerträglich, sondern die unmittelbare Nähe eines Wesens aus den
höheren Sphären verursacht einem solchen, wie er einer ist, unbeschreibliche
Qualen; darüber hinaus wird er durch die Berührung mit den höheren Energien
aufgelöst. Im gesamten Universum herrschen große Zweckmäßigkeit und genaue
Schwingungseinheit. In der Tat, wir leben in einem riesigen Laboratorium, und
wir selbst sind die Brennöfen. So kann man sich leicht vorstellen, wie die
Energien oder chemischen Bestandteile, die in unsere Aura eingehen, auf unsere
Umgebung wirken, und umgekehrt wir die uns umgebenden Energien aufnehmen oder
abwehren. In allem und überall gibt es Wechselwirkung. Die Welt beruht auf dem
Prinzip des Gleichgewichts, und dieses Gesetz zieht sich wie ein Faden durch
alle früheren Lehren. Sobald der Mensch das Gleichgewicht erlangt hat, wird er
frei von der Anziehung der Erde und ist imstande, bewusst und gleichzeitig auf
drei Ebenen zu wirken - auf der irdischen, feinstofflichen und geistigen oder
mentalen. Mit solch erweitertem Dasein, mit solch einem erleuchteten Bewusstsein
erhält das Leben Sinn, Schönheit und eigene freudvolle Weisheit. Erweitertes Bewusstsein
weist uns den Pfad der Evolution, den Pfad der Zukunft, und unser Gemüt bekennt
sich dankbar zur Größe und Weisheit des Einen Gesetzes der Liebe, das auf der
Erde als das Gesetz von Karma zum Ausdruck kommt. Ich sehe den Einspruch vieler
Menschen über eine solche Erklärung von Karma voraus. Daher möchte ich sagen, dass
jede Gewalt, die gegen die Gesetze des Universums verstößt, unvermeidlich
Explosionen und Zerstörungen hervorrufen muss.
Blicken
wir zurück, so werden wir die dem Niedergang der alten Welt zugrunde liegende
Ursache finden. In der Tat, in einigen Ländern vollzog sich das Ersticken des
Denkens und des Geistes, das alle Arten von Wahnsinn hervorbrachte. Die lange
eingedämmte Flut brach durch und schwemmte alles hinweg, was ihr in den Weg
kam. Daher ist niemand und nichts imstande, dem Gedanken Einhalt zu gebieten -
dieser feurigen Energie und der Krone des Universums. Ja, in allen Ländern hat
im Bewusstsein der Massen ein großer Umschwung eingesetzt, aber viele Menschen
können oder wollen das nicht zugeben und hoffen, zum früheren
unverantwortlichen Leben zurückzukehren - in der Tat unverantwortlich, und
diese verheerende Krankheit hat sich beinahe überallhin verbreitet. Glauben Sie
nicht, meine Liebe, dass ich die kürzlichen Ereignisse rechtfertige und die
ganze sich daraus ergebende Zerstörung oder das unwissende nivellierende
Prinzip gutheiße. Vor allem ist das Prinzip der Gleichmacherei widernatürlich,
denn es widerspricht allen kosmischen Gesetzen. Sein selbst beruht auf
unbegrenzter Verschiedenartigkeit. Die gesamte Natur besteht in Vielfalt und
ringt nach Lebendigkeit und Schönheit. Daher können wir sagen: Einförmigkeit
ist Tod, und Vielfalt ist Leben. Darüber hinaus herrscht im ganzen Kosmos das
Gesetz der Hierarchie - genau gesagt, Unterordnung des Niederen unter das
Höhere. Was könnte ohne das Höhere Prinzip Bestand haben? Worauf gründet
Evolution? Die Vielfältigkeit der Formen und Erscheinungen, zusammen mit der
Einheit der feurigen Substanz, das Ringen nach Harmonie und Erlangen von
Vervollkommnung sowie das führende hierarchische Prinzip sind die Grundlagen
des Seins. Die Natur selbst ist unser Boden, unser größter Lehrmeister sowie
Gesetzgeber.
Und
nun über Vorherbestimmung (Prädestination). Wir können das Ewige nicht vom
Vergänglichen trennen. Ewigkeit ist das Warp, auf dem das ganze Blendwerk der
offenbarten und vergänglichen Welt gewoben wird. Aus dieser Vergänglichkeit und
gleichzeitig endlosen Bewegung wird in unserem Bewusstsein der Begriff Ewigkeit
gewoben.
Demzufolge
besteht Prädestination sowohl für das Ewige als auch für das Vergängliche. Aber
für das Ewige äußert sich Prädestination wirklich in der Ewigkeit seiner
Bewegung; für das Vergängliche hingegen besteht es in seinen ewigen
Wechselphasen, die durch neue Ursachen und Wirkungen ständig geweckt oder
geschaffen werden, die dann wieder zu Ursachen werden und so fort bis ins
Unbegrenzte. Mit anderen Worten, Prädestination ist ein Ergebnis einer zugrunde
liegenden Ursache.
Unser
höheres feuriges Wesen ist ewig und unveränderlich, aber das Bewusstsein (oder
die Seele), das von den sich um das fundamentale Korn sammelnden Energien
aufgebaut wird, wächst und ändert sich. Daher ist das feurige Geisteskorn der
ewige Träger ständig wechselnder Formen und Ausdrücke. Verschiedene Sphären und
Welten durchschreitend, schafft es ständig Ursachen und Wirkungen, die zu einer
bestimmten Form von Prädestination oder Schicksal gestaltet werden.
Mittlerweile
informieren prophetische Träume die Menschheit am besten von allem über die
Zukunft. So ist die Landkarte der Welt lange im voraus festgelegt, so dass man
sie in prophetischen Träumen wirklich wahrnehmen kann. Ich entsinne mich, wie
ich zu Beginn des Krieges die Landkarte Europas und Asiens genau so gesehen
habe, wie sie jetzt ist. Aber es wird bereits ein neues durch die alte Welt
verursachtes Schicksal vorbereitet. Was unser Vaterland betrifft, so wollen wir
nicht beunruhigt sein. Sicher ist, dass nicht die verschiedenen Parteien es
retten werden, sondern die Hunderte und Tausende von Iwans. Und diese Iwans
werden ein neues Licht fordern, neue geistige Nahrung und jene Lehren, die
durch Verstand und Logik berechtigt sind. Folglich müssen die Gewänder der
neuen geistigen Führer wirklich schneeweiß sein, und sie werden den großen
geistig Schaffenden der Menschheit folgen müssen und nicht die Großen Bildnisse
in einem Zerrspiegel von Unwissenheit und Habsucht entstellen. Mit großer
geistiger Befriedigung las ich das Buch ”Dobrotolubye“ und das Werk Origenes
”Über die Elemente“. Abgesehen von den von späteren Eiferern durchgeführten
zahlreichen Änderungen, ist es erstaunlich, wie sehr sich unsere derzeitigen
Kirchenväter von den ursprünglichen reinen Bündnissen der Christenheit entfernten!
Denken Sie daran, dass erst im 6. Jahrhundert n. Chr. am Zweiten Konzil in
Konstantinopel die Lehre der Wiedergeburt abgeschafft wurde! So häuften sich
Behauptungen habsüchtiger und kleinlicher Gemüter und wurden zu Dogmen für die
nachfolgenden Generationen, die es nicht mehr wagten, frei zu denken. Diese
Magier und Zauberer verwandelten für Zeitalter die Behauptungen schwankender,
beschränkter Gemüter in unabänderliche Grundsätze, bis zu Göttlichen
Offenbarungen.
Über
die Wiederverkörperung gibt es in den Evangelien so viele Bestätigungen mit
Christi eigenen Worten. Die Kirchenväter begingen eine große Sünde, indem sie
aus dem Bewusstsein der ihnen anvertrauten Herden dieses Gesetz der Höchsten
Gerechtigkeit beseitigten. Aber auch uns trifft keine geringe Schuld, wenn wir
uns durch passives Verhalten dem Bösen nicht widersetzen.
So
sind wir alle schuldig, sowohl für uns als auch für andere, denn wir können uns
von den anderen Menschen und vom Kosmos nicht absondern. Wahrhaftig, der Kosmos
ist in uns und wir sind in ihm. Denn nur durch die Erkenntnis dieser Einheit
ist es uns möglich, uns diesem Sein einzugliedern. Die grundlegenden Fragen
über den Sinn unseres Seins sind seit langem gelöst, aber die Menschen wollen
das nicht annehmen, denn niemand will für jeden Gedanken, jedes Wort und jede
Tat Verantwortung übernehmen. Und solange wir diese Verantwortung für die
eigene Vervollkommnung, für die Erde und die uns umgebenden Sphären nicht
übernehmen, werden wir zur Erde zurückkehren. Nach Erlangung unserer irdischen
Vervollkommnung werden wir in den herrlichen Glanz mannigfaltiger Schönheit der
fernen Welten eingehen, wir werden die nächste Stufe unserer Evolution auf der
Leiter unbegrenzter Vervollkommnung betreten.
Ganz
richtig schreiben Sie: ”Gibt es Gerechtigkeit, solange wir keine Liebe
besitzen?” In der Tat, Gerechtigkeit ohne höheres Wissen, das dem Menschen mit
der Bekundung der Göttlichen Liebe verliehen wird, ist nur ein Zerrbild.
Wahrhaftig, je näher zu Gott, umso weniger Verurteilungen. Aber wir dürfen
nicht ins andere Extrem verfallen - sich nicht dem Bösen zu widersetzen.
Nichtwidersetzung gegen das Böse verursacht mehr Schaden als aus Unwissenheit
im Eifer des Gesetzes begangene Ungerechtigkeit; denn in letzterem Fall werden
die Opfer Ausgleich, d. h. Gerechtigkeit erfahren, wenn nicht im irdischen
Leben, dann in der feinstofflichen Welt, wo geerntet wird. Aber wer vermag jene
Sphären zu erwägen, in denen Böses infolge Nichtwidersetzung oder
Kleinmütigkeit kurzsichtig und stillschweigend geduldet wird? Die Kräfte des
Bösen sind aktiv, halten in ihren Unternehmungen zusammen und sind ihrer
Wirkung heftig. Aber die ”Leuchtkäfer“, die sogenannten ”Lauen“, können sich
nicht einigen, denn sie befassen sich zu sehr damit, einander zu vernichten. So
offenbart sich das Ende unserer fünften Rasse, doch die kommende Runde der
sechsten Rasse wird zu einem erneuerten Bewusstsein führen.
Ihr
Gedanke über einen steten Rat der Weltpatriarchate kommt unserem alten Traum
von einem Kulturrat sehr nahe. Aber für jedes absterbende Bewusstsein wäre
dieser Gedanke sicherlich eine Utopie. Wahrlich, dieser Rat oder die Liga der
Kultur wird in der kommenden Rasse, in der die Geistigkeit erwacht,
verwirklicht werden. Es treten jetzt bereits einige Vorboten der sechsten Rasse
auf der Erde in Erscheinung. Wirklich, ihre erleuchteten Ideen zementieren den
Raum für künftige Inkarnationen auf der Erde. Sie sind es, die alle reinen
Bewegungen schaffen, verteidigen und die Horden der Finsternis bekämpfen.
Nebenbei gesagt, glaube ich an die Zukunft Südamerikas, denn sein Potential ist
groß, und in der Esse des Kampfes werden seine Länder Kraft erringen und ihren
erhabenen Pfad finden. Waren sie nicht die ersten, die die Idee des
Friedensbanners sowie den Pakt für den Schutz der Schätze menschlicher Genien
förderten? Sie erkannten die große erzieherische Bedeutung des Paktes und des
Friedensbanners für den Aufstieg der Generationen, deren Bewusstsein von
Kindheit an vorbereitet werden muss, um die unersetzlichen Werte der Schätze
menschlicher Schaffenskraft zu begreifen. Nur mit solch einem Verstehen und mit
der Sorge um die höheren Begriffe und Werte können wir das Tier in uns und
damit die Grobheit, die diesem Zustand eigen ist, besiegen.
4.
November 1935
Ich
war sehr traurig, dass der von Ihnen erwähnte Lehrer nicht jene Duldsamkeit und
Weitsicht aufbringt, die solch einem großen Geist ziemt und von seinen Schülern
erwartet wird. Ich erwähne das, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass dieser
Lehrer seinen Schülern verbietet, die Übersetzungen der Bücher der AGNI
YOGA-Serie zu lesen und ihnen überhaupt untersagt, über die BÜCHER DER
LEBENDIGEN ETHIK etwas zu schreiben. Ebenso seltsam ist seine unsinnige
Bemerkung, dass das Buch AGNI YOGA gefährlich sei! Ich möchte wissen, welche
Gefahr dieser Lehrer und auch ein anderer, der früher davon sprach, in diesem
Buche sehen? Es scheint, dass diese Lehrer ihre Intoleranz noch nicht ablegten;
vielleicht war auch ein gewisser Neid dabei. Aber lasst sie ziehen. Jeder wählt
und baut seinen eigenen Pfad. Und nur die Zeit, der große Läuterer, wird
zeigen, wer recht hat.
Da
ich des öfteren Briefe erhalte in denen Menschen fragen, welchem gegenwärtigen
geistigen Lehrer sie folgen sollen und ob es möglich wäre, dass Anhänger, sagen
wir von Peter Donow oder Krishnamurti sich der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK
anschließen könnten, so meine ich, dass es von Nutzen wäre, Ihnen meine Antwort
an einen dieser Fragesteller zu zitieren:
”Wahrlich,
die Wege sind verschieden: der eine ist leichter und länger, der andere
schwieriger, aber kürzer. Freiheit des Glaubens ist die erste Regel jeder
wahren Lehre. Spricht daher eine Lehre von der Verbesserung des Lebens und der
Selbstvervollkommnung, so ist alles gut und schön - möge jede solche Lehre ihre
Anhänger haben. Aber warum sollten sie gewaltsam auf die eigene Stufe gezogen
werden? Wenn sogar schöne Blumen nach ihren okkulten Eigenschaften ausgewählt
und gepflanzt werden sollten, weil sie andernfalls einander vernichten; wenn
sogar ein bunter Blumenstrauß, ohne diese Kenntnis, explosiv werden und in
unseren Händen Krankheiten auslösen kann; wie viel mehr sollte dies bei
Menschen beachtet werden! Und wie vorsichtig sollten sie vorgehen, wenn sie
sich der Lehre nähern und Gruppen bilden!
Geistige
Einheit bedeutet vor allem Duldung vieler und verschiedener Bewusstseinsgrade,
zwingt aber niemandem etwas auf. Der Wunsch nach jeglicher Einebnung ist
bereits ein solches Aufdrängen. In allem sollte man das Beispiel der Natur
zugrunde legen, denn die Natur umfasst alles, führt aber nur Verwandtes
zusammen - Harmonisches. Lasst uns daher diese Lebensäußerung in ihrer ganzen
Vielfältigkeit annehmen, denn darin liegt die ganze Kraft und Schönheit. Unsere
wahre Stute enthüllt daher, was unserem Herzen am nächsten steht. Die Zeit wird
kommen, wo unser Geist die nächste Stufe anzeigt. Mein Rat ist, keine
künstliche Nivellierung herbeizuführen, sondern wohlwollende Duldsamkeit zu
üben und aufrichtig dem zu folgen, was einem nahesteht.”
Und
nun möchte ich Ihre Fragen beantworten:
1.
Auf der Astralebene gibt es viele, die die Großen Lehrer nachahmen, und diese
unverantwortlichen Geister führen viele Neophyten in die Irre. Auch muss man
daran denken, dass die Großen Lehrer weder zu Spiritismus aufmuntern noch zu
Magie, sondern stets auf die Gefahr solcher Praktiken hinweisen. Es gibt zur
Zeit so viele Menschen, die inbrünstig, und ich möchte sagen, sogar
selbstaufopfernd, in den Fängen der Finsteren arbeiten und oft bewusst oder unbewusst
die schwärzeste Magie anwenden. Aus den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK können Sie
entnehmen, wie die Lehrer vor Magie warnen und welch harte Ausdrücke sie gegen
Mediumismus und alle gewaltsamen mechanischen Mittel zum Öffnen der Zentren
anwenden, die von den unverantwortlichen pseudo-okkulten Schulen empfohlen
werden. Wo das Wort des Großen Lehrers ertönt, kann es keine mechanischen
Mittel oder magische Formeln geben.
Kann
der Magie dort Raum gegeben werden, wo man nicht die Umwandlung des inneren
Menschen im Auge hat? Alle Lehren des Lichts befassen sich ausschließlich mit
dem inneren Menschen, dessen Sphäre das Gedankenreich und das Herz ist.
2.
Die Versuche Ihres Freundes, Sie von allen Formen und Ritualen abzuhalten, sind
unberechtigt; denn ist die Ausübung von rhythmischer Gymnastik, Tanz und Gesang
nicht ebenfalls Ritual oder Zeremonie eigener Art? Die Menschen lieben es, dem
gleichen Ding verschiedene Namen zu geben. Unbestritten, je höher das Bewusstsein,
desto weniger bedarf es der irdischen Symbole: jedoch können wir nicht alle
Formen gänzlich aufgeben; denn das Leben offenbart sich durch Formen, und eine
Form löst die andere ab. Primär sind wir selbst Träger der Form, und in jeder
Schöpfung, jeder Erscheinung und Tat sind wir durch die Form gebunden. Wir
sollten daher nicht versuchen, Formen zu beseitigen, sondern sie lieber
erneuern und vervollkommnen, sie den Forderungen der Zeit anpassen.
Und
so haben Sie völlig recht, wenn Sie sagen, dass es vor allem in den
Religionsformen Rituale gibt und dass sie niemals aufgegeben werden, sondern dass
eine Form die andere ablösen soll. Indem wir Gott im Geist verehren, können wir
nichtsdestoweniger im Herzen den Wunsch hegen, ihm die besten Ausdrucksformen
unseres erhabenen Strebens darzubringen. Und werden diese Bestrebungen sich
nicht in schönen und angepassten Schöpfungen sowie Erscheinungen des
menschlichen Geistes ausdrücken? Sicherlich, in Zukunft wird jede Form nach dem
feurigen Wesen bewertet werden, das sie verkörpert. Seien Sie daher nicht
beunruhigt und offenbaren Sie sich in der Art, wie es Ihnen Ihr Herz gebietet.
Die Schönheit des Seins liegt in der Vielfalt seiner Erscheinungen. Lasst uns
hoffen, dass jede neue Form schöner ist als die frühere.
3.
Und weiter, man sollte daran denken, dass viele Personen behaupten, Schüler der
Mahatmas zu sein; aber die Zahl echter Schüler ist gering. Ein Großer Lehrer
wurde einst gefragt, ob er viele nahestehende Schüler habe und er antwortete:
”Weniger als die Zahl der Finger einer Hand.”
In
der Tat, wie können sich die Meister, die für die Welt Wache halten und den
größten kosmischen Kampf führen, mit der Aufnahme einer großen Schülerzahl
belasten? Bedenken Sie den gegenwärtigen Bewusstseinszustand der Menschheit -
dies würde eine unproduktive Vergeudung kostbarster Energie bedeuten, die für
die Erhaltung des Gleichgewichts unseres Planeten so notwendig ist. Es gibt
viele, die die Bücher der Lehre der Weißen Bruderschaft lesen, dem gewiesenen
Pfad geistig folgen und sich dabei schon als Schüler dieses oder jenes von
ihnen erwählten Großen Lehrers wähnen. Zum Teil haben sie recht, denn sind sie
beständig bestrebt und bemühen sie sich vor allem, die Lehre im Leben
anzuwenden, werden sie früher oder später, in diesem oder einem anderen Leben,
den Pfad echter Jüngerschaft betreten. Aber fragen Sie sich selbst aufrichtig
und ernsthaft - sind Ihnen viele solcher Schüler begegnet, die im Leben auch
nur teilweise die Grundsätze der LEBENDIGEN ETHIK befolgen, wie sie es aus den
Büchern der Lehre erfahren haben? Und kann man ohne völlige Anwendung der
Lehre, oder besser gesagt, ohne selbstlose Heldentat im Leben eine engere
Annäherung erhoffen? Denken Sie an die Last eines Lehrers, der die
Verantwortung für seine Schüler übernimmt! Ich kann Ihnen sagen, dass die Last
schrecklich ist! Wer mit den okkulten Gesetzen nicht vertraut ist, kann sich
das Ausmaß dieser Spannung gar nicht vorstellen!
Allerdings
sollte man nicht die Visionen der Psychiker als Hellsehen bezeichnen. Denn ”in
diesen Visionen gibt es viel bewusste und noch mehr unbewusste Täuschung …
undisziplinierter Psychiker. Das Gebiet des Psychismus ist so komplex, so
furchtbar, und es birgt für ”irregeführte Adepten“ viele Überraschungen …” Wie
es in der Lehre heißt: ”… Ohne die Höhere Führung kann man in dieser Sphäre
nicht sicher sein.” Nur ein Schüler, der von den Großen Lehrern geführt wird,
kann die Visionen unterscheiden. Um zu sehen und richtig zu begreifen, muss man
das niedere Manas beherrschen lernen und darf seine Einmischung nicht zulassen.
Es gibt viele Beispiele von Visionen, wo das höhere Manas die Wahrheit
offenbarte, aber das Gefühl der Selbstsucht seinen niederen Aspekt
hervorkehrte. Durch das Einmischen wurde nicht nur viel Eigenes beigemengt,
sondern der ganze Sinn der offenbarten Wahrheit entstellt.
Ich
möchte eine Seite aus der LEHRE anführen: ”Einem feurigen Geist wird die
Fähigkeit verliehen, feine Energien wahrzunehmen. Nur das feurige Bewusstsein
ist imstande, einen Strom feiner Energien zu leiten. Daher müssen die Berichte
mit großer Unterscheidungskraft sehr genau geprüft werden. Weil die Menschen
meinen, das Höchste auf niederer Ebene sehen zu können, sind die Bildnisse der
Herrscher so entstellt worden. In der Tat, die Menschen meinen, das Höhere
sollte dem Niederen dienen, aber sie erkennen nicht, dass nur das Verstehen des
Dienens einem das Recht verleiht, ein offenbartes Glied der Kette zu werden. So
ist es das entstellte Verstehen der Sendungen das Ergebnisse zeitigt, die den
Raum verseuchen …
Daher
wollen Wir vor den Entstellungen und falschen Mitteilungen warnen. Aber was
enthüllt ein Medium oder ein mit Imperil vergifteter Empfänger? Daher ist es
notwendig, das profane menschliche Wirken zu läutern und diese Mitteilungen in
Zukunft zu vernichten. In der feurigen Welt kann nur das feurige Bewusstsein
ein wahrer Empfänger Unserer Sendungen sein.
Man
wird fragen, warum Wir den falschen Quellen nicht Einhalt gebieten; warum Wir
nicht jene entlarven, die die Sendungen entstellen? Würde man den Strom, in
dessen Kielwasser die Menschheit voranschreitet, gewaltsam aufhalten, dann
würde Fanatismus sich in Brutalität verwandeln. So fließt der üble freie Wille
wie Lava und verschlingt auch jene, die sich gegen das Gute auflehnen, wie die
Geschichte beweist. Gewaltmaßnahmen können für die Menschheit gewiss keinen
rechtschaffenen Pfad bahnen. So können die feinen Energien nur von einem
feurigen Bewusstsein aufgenommen werden. Daher ist Duldsamkeit wahrhaftig das
Los des feurigen Bewusstseins. Allerdings sollte man immer läutern, wo immer es
Anhäufungen von Unflätigkeit gibt, und das Los des feurigen Bewusstseins ist
es, die Mitteilungen des Raumes zu läutern. Unter den angehäuften Seiten
menschlicher Schriften wird man jene verderblichen Mitteilungen beachten
müssen, die die Gehirne selbst gutgesinnter Menschen trübten. So sollte man auf
dem Pfad zur Feurigen Welt die große Bedeutung der Wahrnehmungsfähigkeit
höherer Energien und feinstofflicher Sendungen verstehen.” (Feurige Welt III)
4.
Der ganze Osten glaubt an das Kommen des Herrschers Maitreya, aber einige
wissen, dass der Herrscher Maitreya jetzt in der Gestalt des Herrschers von Schambhala
lebt. Sicher, Sein Kommen darf nicht als Erscheinung im Fleische verstanden
werden, nach irdischen Bedingungen unter den Erdbewohnern. Die Lehre des
Herrschers Maitreya wird sich über die ganze Welt verbreiten und das Neue
Zeitalter, das Zeitalter des Erwachens des Geistes, verkünden, das auch das
Zeitalter der Frau genannt wird.
Es
befremdet zu hören, dass manche Menschen meinen, die Großen Lehrer wären wegen
der BÜCHER DES AGNI YOGA in zwei Lager gespalten. Diese Meinung ist eine
armselige irdische Vorstellung, denn die Lehrer, die der Hierarchie des Lichts
angehören, können nie in zwei Lager aufgespalten sein. Dies ist nur der
schwarzen Bruderschaft eigen, wogegen der Beschluss der Hierarchie des Lichts
immer monolithisch ist. Daher besiegt auch das Licht die Finsternis.
Es
ist wahr, die Beschäftigung mit Okkultismus auf die Art, wie sie die meisten
verstehen - in der Durchführung mechanischer Übungen - ist sehr gefährlich.
Aber der Pfad des Lichts, der Pfad selbstlosen Dienstes zum Wohle der
Menschheit, Bereitschaft des Geistes, unablässige Bestrebung nach
Vervollkommnung des inneren Menschen sowie treue Hingabe an das erwählte Ideal
- dieser Pfad hat, obwohl er sehr schwierig ist, seine geistigen Freuden. Auf
der letzten Stufe leert der Lichtträger unvermeidlich den Giftbecher, den Kelch
des Verrats durch die Nahestehenden. So war es und so wird es sein. Je heller
das Licht, umso dichter die Finsternis. Darüber hinaus hat jeder Lichtträger
seinen Judas oder Devadatta - sei es ein treuloser König, wie im Falle St.
Germain, oder die Coulombs und Solowjews im Falle Blavatsky. In der Geschichte
jedes Lichtträgers gibt es eine unheilvolle Seite finsteren Verrats.
5.
Jedes aufrichtige Anklopfen des Herzens wird gehört werden. Klopfen Sie daher
an und seien Sie nicht niedergeschlagen, wenn die Antwort nicht sofort erfolgt.
Die Antwort kommt immer unerwartet und meistens nicht in der Weise, wie von uns
erhofft; dafür gibt es viele Gründe. Seien Sie daher wachsam und lernen Sie
erkennen. Vervollkommnen Sie sich.
Ich
heiße Ihren Wunsch, Ihre Freunde in die Lehre einzuweihen, willkommen. Wir
nennen sie die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK, denn unter dieser Bezeichnung nehmen
sie die Menschen eher an. Infolge unverantwortlicher Interpreten der östlichen
Lehren bringen die meisten Leser das Wort Yoga leider mit magischem oder
schädlichem Fakirismus in Zusammenhang.
16.
November 1935
Es
wurde der Rat erteilt, das Buch mit folgenden Worten zu beenden: ”Geschrieben
an der Schwelle vorbestimmter Frist.” Sie können auch andeuten, dass die Neue
Zeit naht, um die alte abzulösen und dass an dem Vorgang dieses Wechsels alle
kosmischen Kräfte teilnehmen werden. Selbst bei geringer Voraussicht müsste der
Mensch gewahren, wie sehr die Welt erbebt, wie alle Sphären in Vorbereitung für
den räumlichen und irdischen Kampf angespannt sind. Selbst ein geringes Bewusstsein
sollte den Aufbau erkennen, dem die Welt sich zuwendet. Selbst jene, die nicht
gewillt sind zu verstehen, dass das Karma, das alle Pfade zu einer großen Erneuerung
führt, unvermeidlich ist. Man kann sich wirklich nur wundern, wie sehr die
Menschheit in selbst geschaffenen Illusionen verharrt.
”Sicher,
Weitsichtige sprechen vom Nahen des Weltenendes. Sie sprechen davon so, wie es
ihnen in der Elementarschule gelehrt worden ist. Sie sind zu unbedeutend, um
dafür getadelt zu werden, denn ihre Köpfe sind von Kindheit an mit den
verderblichen Ideen vollgepfropft worden. Sie fühlen aber dennoch ein gewisses
Ende von etwas. Obwohl nur trübe vernommen, erahnt ihr Geist dennoch eine
Veränderung. Man nennt sie falsche Propheten, doch solch ein Urteil ist nicht
gerecht, denn sie fühlen auf ihre Art das Ende einer veralteten Welt. Nur sind
sie unfähig, die äußeren Zeichen zu erkennen. In der Tat, die Stunde ist nahe,
wo nutzlose Hüllen fallen und die Welt des Lichts beginnt, sich in Freude zu
verwandeln. Der wichtigste Vorgang kann sich sichtbar-unsichtbar vollziehen.”
”Werden
Vorwarnungen gegeben, dann ist es leichter Ereignisse zu erkennen. Es ist
bereits etwas geboren worden, aber die Menge ist mit Vergnügungen befasst. Eine
Explosion wird bereits vorbereitet, doch die Menge eilt auf die Rennbahnen.
Alte Propheten wussten von vielen Veränderungen, die den Geschichtsschreibern
nun klar erscheinen. Aber ihre Zeitgenossen vermochten jene, die vorausschauend
waren, nur zu steinigen. Ist es nicht auch heute so?” (Feurige Welt III)
Und
jetzt zu Ihren Fragen. Ich möchte gerne einige Beifügungen geben zur
siebenfältigen Konstitution des Menschen:
1.
Der physische Körper.
2.
Der Ätherkörper oder ätherische Doppelgänger (manchmal der niedere Astralkörper
genannt). Viele der Phänomene bei spiritistischen Sitzungen geschehen mit Hilfe
des ätherischen Doppelgängers des Mediums.
3.
Prana - das Lebensprinzip, untrennbar von allen Erscheinungen des Kosmos.
4.
Kama - die Tierseele (oder der höhere Astralkörper), durch den der Wunsch in
zwei Aspekten zum Ausdruck kommt:
a)
Kama-Manus, niederer Verstand oder Intellekt,
b)
Kama-Rupa - Form (die niedere subjektive Form von mentalen und physischen
Wünschen und Gedanken, oder der Denker in Tätigkeit).
5.
Manas - das Selbstbewusstsein oder der Denker (höhere Intelligenz).
6.
Budhi - Geistigkeit, die Geistseele, zum Unterschied zur menschlichen
Tierseele; der Leiter durch den Atma sich offenbart.
7.
Atma - Geist, feuriges Element oder Energie, die sich im ganzen Kosmos
ausbreitet.
Doch
jetzt, nachdem wir diese siebenfältige Unterteilung kennen, wollen wir die
Praxis verallgemeinern, denn es ist immer notwendig zu verallgemeinern. Weisen
Sie daher darauf hin, dass die sogenannten Prinzipien in uns (mit Ausnahme des
physischen Körpers und des ätherischen Doppelgängers, die sich nach dem Tod auflösen)
genaugenommen nur Aspekte oder Zustände unseres Bewusstseins sind. In
der Tat, alle Unterteilungen in Geist, Seele, Manas - höheres und niederes,
sind in Wirklichkeit nur verschiedene Eigenschaften ein und derselben
Grundenergie, nämlich des Feuers, des Lebens oder des Bewusstseins,
deren höchster Aspekt die psychische Energie ist. Um eine höhere Geistigkeit, also
die Feurige Welt zu erlangen, müssen wir daher die Feuer unserer Nervenzentren
bis zu ihrem siebenten Zustand umwandeln und vergeistigen. So ist die
Feurige Welt die Welt vergeistigter Gefühle und geläuterten Bewusstseins.
Nicht ein einziges menschliches Gefühl schwindet, es bleibt in der Feurigen
Welt in seinem vergeistigen oder verfeinerten Zustand erhalten, es
entspricht den höheren Anziehungen und Schwingungen. Der ganze Kosmos ist
auf der siebenfältigen Grundlage aufgebaut; daher enthält jede Energie, jede
Erscheinung in sich eine siebenfältige Abstufung der Spannung und
Verfeinerung.
Und
jetzt zu der Frage, die Sie so sehr interessiert - die Planetenkette des
Mondes: Wie ich Ihnen bereits geschrieben habe, muss man unter Planetenkette
einen bestimmten Planeten in verschiedenen Phasen seiner Entwicklung, begleitet
von seinen unsichtbaren Sphären, verstehen. Alles in der Natur entwickelt sich
nach dem ewigen Gesetz des siebenfältigen Prinzips. Daher hat jeder Planet,
ähnlich wie beim Menschen, seine sieben Prinzipien oder sieben Sphären. Von
diesen sieben Sphären sind die niedersten und materiellsten (in der irdischen
Kette ist es unsere Erde) unserer Kenntnis völlig zugänglich, die anderen sechs
hingegen liegen außerhalb ihrer und sind für das physische Auge unsichtbar. Und
jede solcher Weltenketten ist eine sogenannte Verkörperung oder das Produkt
(Kind-Nachkommenschaft) einer anderen, niederen und toten Kette. Diese sieben
Sphären entsprechen den Prinzipien des Menschen. So ist unsere irdische Kette
eine Verkörperung oder ein Abkömmling der älteren Mondkette.
Grafik
aus der Geheimlehre:
Fig.
1
MONDKETTE Fig.
2 ERDKETTE
”Wenn
eine Planetenkette in ihrer letzten Runde ist, so sendet ihre Kugel A, bevor
sie schließlich abstirbt, ihre gesamte Energie und ihre Prinzipien in ein
neutrales Zentrum latenter Kraft, in ein Layazentrum, und beseelt damit einen
neuen Kern von undifferenzierter Substanz oder Materie, d. h. ruft ihn zu
Aktivität und gibt ihm Leben … Man stelle sich die sechs Mitgloben des Mondes
vor - Äonen früher, bevor der erste von unseren sieben Globen evolvierte -
genau in derselben gegenseitigen Lage, wie sie die Mitgloben unserer Kette
jetzt in bezug auf unsere Erde einnehmen.
Es
wird nunmehr leicht sein, sich weiter vorzustellen, dass Kugel A der Mondkette
Kugel A der Erdkette beseelt und - stirbt; dass die nächste Kugel B der neuen
Kette zusendet (der Erdkette); dass dann der Mond (unser Satellit) in die
niedrigste Kugel unserer Planetenkette - Kugel D, unsere Erde - all sein Leben,
seine Energie und seine Kräfte ausströmt …
Der
Mond ist unleugbar der Satellit unserer Erde; aber das entkräftet nicht die
Theorie, dass er der Erde alles bis auf seinen Leichnam gegeben hat …; und
nachdem er (der Mond) sie in ein neues Zentrum übertragen hat, tatsächlich ein
toter Planet wird, in dem seit der Geburt unseres Globus die Rotation nahezu
aufgehört hat.”
”Warum
sollen Venus und Merkur keine Trabanten haben, und wodurch wurden sie, wenn sie
existieren, gebildet? Die Astronomen wissen es nicht, weil, sagen wir, die
Wissenschaft nur einen Schlüssel besitzt, um die Geheimnisse der Natur zu
erschließen - den Schlüssel der Materie, während die okkulte Philosophie sieben
Schlüssel hat und das erklärt, was die Wissenschaft zu sehen verfehlt. Merkur
und Venus haben keine Satelliten, aber sie hatten ”Eltern“, genauso wie die
Erde.
Beide
sind viel älter als die Erde, und bevor diese ihre siebente Runde erreicht,
wird ihre Mutter, der Mond, sich in dünne Luft aufgelöst haben, wie es mit den Trabanten
der anderen Planeten geschehen oder auch nicht geschehen ist - je nachdem, da
es Planeten gibt, die mehrere Trabanten haben - wieder ein Rätsel, das
kein Ödipus der Astronomie gelöst hat.
Der
Mond ist jetzt der erkaltete, übriggebliebene Rest, der Schatten, der dem neuen
Körper nachgezogen wird, in den seine lebendigen Kräfte und Prinzipien übergeleitet
wurden. Er ist verdammt, durch lange Zeitalter immer die Erde zu verfolgen, von
seinem Spross angezogen zu werden und ihn anzuziehen. Beständig vampirisiert
von seinem Kind (der Erde), rächt er sich dadurch an ihm, dass er es durch und
durch mit dem verderblichen unsichtbaren und vergifteten Einfluss durchtränkt,
der von der okkulten Seite seiner Natur ausstrahlt. Denn er ist ein toter, aber
doch ein lebender Körper. Die Teilchen seines zerfallenden Körpers sind voll
aktiven und destruktiven Lebens, obwohl der Körper, den sie gebildet hatten,
seelenlos und leblos ist. Daher sind seine Ausstrahlungen - gleichzeitig
wohltätig und verderbenbringend - ein Umstand, der seine Parallele auf der Erde
darin findet, dass Gras und Pflanzen nirgends saftiger und üppiger sind, als
auf Gräbern, während zu gleicher Zeit die Grabfeld- oder Leichenausdünstungen
tödlich wirken … Die Natur und Eigenschaften des Mondes waren einem jeden
Okkultisten bekannt, aber dem Physiker sind sie ein verschlossenes Buch
geblieben.”
”Zum
Nutzen jener, die die Lehre von den siebenfältigen Weltenketten im solaren
Kosmos nicht gelesen oder nicht klar verstanden haben, sei die Lehre im
folgenden kurz zusammengestellt
1.
Alles im metaphysischen sowohl wie im physischen Universum ist siebenfach.
Daher werden jedem siderischen Körper, jedem Planeten, sei er sichtbar oder
unsichtbar, sechs begleitende Globen zugeschrieben. Die Evolution des Lebens
schreitet auf diesen sieben Globen oder Körpern voran, vom ersten bis zum
siebenten, in sieben Runden oder Zyklen.
2.
Diese Globen (oder Sphären) werden durch einen Prozess gebildet, den die
Okkultisten die ”Wiedergeburt einer Planetenkette (oder Ringes)“ nennen. Wenn
die siebente und letzte Runde eines solchen Ringes eingetreten ist, beginnt der
höchste oder erste Globus, A, gefolgt von allen übrigen bis hinab zum letzten,
statt in eine gewisse Periode der Ruhe - oder ”Verdunkelung“, wie in den
früheren Runden - einzutreten, auszusterben. Die planetarische Auflösung
(Pralaya) ist nahe und ihre Stunde hat geschlagen; jeder Globus hat sein Leben
und seine Energie auf einen anderen Planeten zu übertragen
3.
Unsere Erde als die sichtbare Repräsentantin ihrer unsichtbaren höheren
Mitgloben, ihrer ”Herren“ und ”Prinzipien“, hat, ebenso wie die anderen, durch
sieben Runden zu leben. Während der ersten drei bildet und konsolidiert sie
sich; während der vierten gewinnt sie Festigkeit und verhärtet; während der
letzten drei kehrt sie stufenweise in ihre erste … Form zurück - sie wird
sozusagen vergeistigt.
4.
Ihre Menschheit entwickelt sich vollständig erst in der vierten - unserer
gegenwärtigen Runde. Bis zu diesem vierten Lebenszyklus wird sie nur in
Ermangelung eines angemessenen Ausdruckes als ”Menschheit“ bezeichnet. Gleich
der Raupe, die zur Puppe und zum Schmetterling wird, geht während der ersten
Runde der Mensch, oder vielmehr das, was zum Menschen wird, durch alle Formen
und Reiche, und während der zwei folgenden Runden durch alle menschlichen
Gestalten hindurch. Angelangt auf unserer Erde mit dem Beginn der vierten Runde,
ist in der gegenwärtigen Reihe von Lebenszyklen und Rassen der Mensch die erste
Form, die auf der Erde erscheint, da ihm nur das Mineralreich und das
Pflanzenreich vorausgehen - ja auch das letztere hat seine weitere Evolution
durch den Menschen zu vollziehen und fortzusetzen … Während der drei
zukünftigen Runden wird die Menschheit, wie der Globus (der Planet), auf dem
sie lebt, immer dahin streben, ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen, die
einer Dhyan Chohanischen Schar. Der Mensch strebt, ein Gott und dann Allgott
zu werden, so wie jedes andere Atom im Weltall …
5.
Jeder Lebenszyklus auf Kugel D (unserer Erde) ist zusammengesetzt aus sieben
Wurzelrassen. Sie beginnen mit der ätherischen und enden mit der geistigen, auf
der doppelten Reihe der physischen und moralischen Evolution - vom Anfang der
irdischen Runde an bis zu ihrem Schluss. (Die eine ist eine ”planetarische
Runde“ von Kugel A bis Kugel G, der siebenten; die andere die ”Globusrunde“,
oder die irdische Runde der sieben Rassen) …
6.
Die erste Wurzelrasse. Die ersten ”Menschen“ auf Erden (abgesehen von der Form)
waren die Nachkommen der ”himmlischen Menschen“ mit Recht in der indischen
Philosophie die ”Mondvorväter“ oder die Pitris genannt, deren es sieben Klassen
oder Hierarchien gibt …”
Bedenken
Sie, dass: ”… jede Runde eine neue Entwicklung bewirkt und sogar einen
vollständigen Wechsel in der intellektuellen, psychischen, geistigen und
physischen Konstitution des Menschen; alle diese Prinzipien entwickeln sich
nach einer ständig ansteigenden Stufenleiter …”
”…
Es muss eine begrenzte Anzahl von Monaden sein, die sich entwickeln und
zu immer größerem Manwantara heranwachsen, indem sie in jedem neuen Manwantara
viele aufeinanderfolgende Persönlichkeiten oder Inkarnationen assimilieren …
Somit sind die Scharen der mehr oder weniger vorgeschrittenen Monaden zwar fast
unberechenbar, aber doch endlich, wie alles in diesem Kosmos der
Differentiation und Endlichkeit.
So
”war der Mond der vierte Globus (Sphäre in der Mondkette) der Reihe und auf
demselben Wahrnehmungsplan wie unsere Erde …
”Ferner,
wenn Globus A der neuen Kette fertig ist, dann inkarniert die erste Klasse oder
Hierarchie der Monaden von der Mondkette auf ihm in dem niedersten Reich, und
so weiter der Reihe nach. Das Resultat ist, dass nur die erste Klasse der
Monaden den menschlichen Entwicklungszustand in der ersten Runde erreicht,
während die zweite Klasse auf jedem Planeten (Globus-Sphäre), die später
ankommt, nicht Zeit hat, diese Stufe zu erreichen. Somit erreichen die Monaden
der Klasse 2 den Anfang der menschlichen Stufe erst in der zweiten Runde, und
so fort bis hinauf zur Mitte der vierten Runde. Aber an diesem Punkt - und in
dieser vierten Runde, in der der menschliche Zustand vollständig entwickelt
wird - schließt sich das Tor zum Menschenreich; und von da an ist die Zahl der
menschlichen Monaden, d. h. der Monaden auf der menschlichen Stufe der
Entwicklung abgeschlossen. Denn die Monaden, die die menschliche Stufe bis zu
diesem Augenblick nicht erreicht haben, werden sich wegen der Entwicklung der
Menschheit selbst, so weit hinten finden, dass sie die menschliche Stufe erst
am Schluss der siebenten und letzten Runde erreichen werden. Sie werden daher
auf dieser Kette keine Menschen sein, sondern die Menschheit eines zukünftigen Manwantara
bilden und dadurch belohnt werden, dass sie ”Menschen“ auf einer höheren Kette
werden, wodurch sie ihre karmische Entschädigung erhalten …”
”Die
monadische Schar kann ungefähr in drei Klassen eingeteilt werden:
1.
Die am meisten entwickelten Monaden - die Mondgötter oder ”Geister“ in Indien
die Pitris genannt - deren Aufgabe es ist, in der ersten Runde den ganzen
dreifachen Zyklus der mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reiche in ihren
ätherischesten, fluidalsten und rudimentärsten Formen zu durchlaufen, um sich
darein zu kleiden und sich der Natur der neugebildeten Kette zu assimilieren.
Sie sind jene, die zuerst die menschliche Form erreichen - wenn von einer Form
im Gebiet des nahezu Subjektiven die Rede sein kann - auf Kugel A in der ersten
Runde. Sie sind es daher, die das menschliche Element während der zweiten und
dritten Runde leiten und repräsentieren …
2.
Jene Monaden, die die menschliche Stufe zuerst während der dreieinhalb Runden
erreichen und ”Menschen“ werden.
3.
Die Nachzügler; die Monaden, die sich verspätet haben und wegen karmischer
Hindernisse die menschliche Stufe in diesem Zyklus (oder Runde) überhaupt nicht
erreichen … Es ist einleuchtend, dass eine Monade weder vorwärtsschreiten noch
sich entwickeln oder auch nur die Wechsel der Zustände, durch die sie
hindurchgeht, affiziert werden kann. Sie ist nicht von dieser Welt oder diesem
Plane und kann nur einem unzerstörbaren Stern göttlichen Lichts und Feuers
verglichen werden, der auf unsere Erde herabgeworfen ist, als Rettungsplanke
für die Persönlichkeiten, in denen er wohnt. Es ist Sache der letzteren, sich
daran zu klammern und, teilnehmend an der göttlichen Natur, Unsterblichkeit zu
erlangen. Sich selbst überlassen, wird sich die Monade an niemanden klammern,
sondern, wie die Planke, von dem rastlosen Strom der Evolution zu einer anderen
Inkarnation fortgetrieben werden.
Nun
wird die Evolution der äußeren Form oder des Körpers, um die astrale herum,
durch die irdischen Kräfte bewirkt, ebenso wie es in den niederen Reichen der
Fall ist; aber die Evolution des inneren oder wirklichen Menschen ist rein
geistig. Es ist jetzt nicht mehr ein Durchgehen der unpersönlichen Monade durch
viele und verschiedene Formen der Materie - begabt im besten Falle mit Instinkt
und Bewusstsein auf einem ganz anderen Plane - wie im Falle der äußeren
Evolution, sondern eine Reise der ”Pilgerseele“, durch verschiedene Zustände
nicht nur der Materie, sondern des Selbstbewusstseins und der
Selbstwahrnehmung, oder der Wahrnehmung aus bewusster Auffassung.
Die
Monade taucht aus ihrem Zustand geistiger und intellektueller Unbewusstheit
empor; und, die beiden ersten Pläne - die dem Absoluten zu nahe sind, als dass
sie irgendwelche Wechselbeziehung zu etwas auf einem niedrigerem Plan zuließen
- überspringend, begibt sie sich direkt auf den Plan der Gedankentätigkeit.
Aber es gibt im ganzen Universum keinen Plan mit einem breiteren Rand- und
weiteren Tätigkeitsgebiet, mit solchen fast endlosen Abstufungen der
perzeptiven und apperzeptiven Eigenschaften, als diesen Plan, der seinerseits
wieder einen angemessenen kleineren Plan für jede ”Form“ hat, von der
mineralischen Monade aufwärts bis zu der Zeit, da diese Monade durch Evolution
zur göttlichen Monade erblüht. Aber alle diese Zeit hindurch ist sie doch ein
und dieselbe Monade, deren Unterschiede nur in ihren Inkarnationen liegen,
während ihrer beständig aufeinanderfolgenden Zyklen von teilweiser oder
gänzlicher Verdunkelung des Geistes oder teilweiser oder gänzlicher
Verdunkelung des Stoffes - zwei polaren Gegensätzen - je nachdem sie
emporsteigt in die Gebiete innerlicher Spiritualität oder hinabsteigt in die
Tiefen der Materialität.”
”Was
sind, so mag gefragt werden, die ”Mond-Monaden“, von denen eben die Rede war?
Die Beschreibung der sieben Klassen der Pitris wird später erfolgen, aber jetzt
mögen einige allgemeine Erläuterungen gegeben werden. Es muss jedermann klar
sein, dass sie Monaden sind, die, nachdem sie ihren Lebenszyklus auf der
Mondkette, die niedriger ist als die Erdkette, beendeten, auf der letzteren
inkarnierten. Hier hätten wir aber noch einige weitere Einzelheiten
hinzuzufügen, obwohl sie zu nahe an verbotenes Gebiet angrenzen, als dass sie
vollständig behandelt werden könnten. Das letzte Wort des Mysteriums wird nur
Adepten mitgeteilt; es kann aber festgestellt werden, dass unser Satellit nur
der grobe Körper seiner unsichtbaren Prinzipien ist. Wie wir sehen, dass es
sieben Erden gibt, so gibt es auch sieben Monde, von denen nur der letzte
sichtbar ist; dasselbe gilt von der Sonne, deren sichtbarer Körper eine Maja
genannt wird, eine Reflexion, gerade so wie es der Körper des Menschen ist.
”Die wirkliche Sonne und der wirkliche Mond sind ebenso unsichtbar wie der
wirkliche Mensch”, sagt ein okkulter Ausspruch.
”In
Wirklichkeit ist der Mond nur in einer Hinsicht ein Satellit der Erde, nämlich
insofern er physisch die Erde umläuft … So verblüffend die Behauptung
erscheinen mag, ist sie doch nicht ohne Bestätigung seitens der Wissenschaft.
Sie
wird augenscheinlich gemacht durch die Gezeiten, durch die zyklischen Wechsel
in vielen Krankheitsformen, die mit den Mondphasen zusammenfallen; sie kann
verfolgt werden im Wachstum der Pflanzen, und sie ist sehr hervortretend in den
Erscheinungen der menschlichen Empfängnis und Schwangerschaft. Die Bedeutung
des Mondes und sein Einfluss auf die Erde wurden in jeder alten Religion
anerkannt; insbesondere in der jüdischen, und wurde von vielen Beobachtern
psychischer und physischer Phänomene bemerkt. Hingegen ist, soweit der
Wissenschaft bekannt, die Einwirkung der Erde auf den Mond auf die physische
Anziehung beschränkt, die ihn zum Durchlaufen seiner Bahn zwingt. Und sollte
ein Gegner einwenden, dass diese Tatsache allein ein genügender Beweis dafür
ist, dass der Mond wahrhaftig der Trabant der Erde auch auf anderen
Wirkungsplänen sei, so kann man ihm mit der Frage entgegnen, ob eine Mutter,
die immer um die Wiege ihres Kindes herumgeht, um über es Wache zu halten,
ihrem Kinde untergeordnet und von ihm abhängig ist? Obwohl sie in einem Sinn
sein Satellit ist, so ist sie doch sicherlich älter und vollständiger
entwickelt als das Kind, das sie bewacht.
Der
Mond ist somit der, der die größte und wichtigste Rolle spielt, sowohl bei der
Bildung der Erde selbst als auch bei ihrer Bevölkerung mit menschlichen Wesen.
Die lunaren Monaden oder Pitris, die Vorfahren des Menschen, werden in
Wirklichkeit zum Menschen selbst. Sie sind die Monaden, die in den Evolutionszyklus
auf Kugel A eintreten und die, indem sie die Kette der Planeten
(Globen-Sphären) umlaufen, die menschliche Form evolvieren, wie soeben gezeigt
wurde … Diese Monaden oder göttlichen Funken sind somit die Mondvorfahren, die
Pitris selbst; denn diese Mondgeister sind ”Menschen“ geworden, damit ihre
Monaden einen höheren Plan der Tätigkeit sowie Selbstbewusstsein erlangen
können, d. i. den Plan der Manasa-Putras, die die ”sinnlosen“ Schalen, die von
den Pitris geschaffen und beseelt wurden, im letzten Teil der dritten
Wurzelrasse (vierte Runde) mit ”Gemüt“ begabten.
1.
Sie werden als Manasa-Putras oder vernunftbegabt bezeichnet - die Söhne des
Lichts oder Sonnen-Vorfahren. So verdankt unsere Menschheit ihnen ihre
beschleunigte Evolution.
2.
”Auf dieselbe Art werden die Monaden oder Egos der Menschen der siebten Runde
unserer Erde, nachdem unsere eigenen Globen A, B, C, D etc. mit ihrer
Lebensenergie fortgehend andere Layazentren beseelt und dadurch zum Leben
gerufen haben, bestimmt, auf einem noch höheren Daseinsplane zu leben und zu
handeln; und auf dieselbe Art werden die Erdvorfahren jene schaffen, die höher
emporgelangen werden als sie selbst.”
Und
so habe ich mich gefreut, über Ihre Zeichen zu hören. Die Vision einer
Kerzenflamme ist für das Entfachen der Zentren sehr charakteristisch. Manchmal
kann man eine solche Flamme über einem leuchtenden Knoten sehen - als wären es
dicke Fäden (Nerven). Die farbigen Sternchen weisen immer auf das Erwachen der
Zentren hin.
Auch
das Auftreten von schillernd leuchtenden Zickzacks ist sehr charakteristisch.
Ich habe sie im letzten Sommer oft gesehen und sie störten mich bei der Arbeit,
da meine Arbeitsunterlagen von ihnen dicht besät waren. Sie weisen auf die
Schlacht in der überirdischen Weit hin. Beobachten Sie weiter alles und
schreiben Sie es auf. Man darf solche Beobachtungen an sich nicht
vernachlässigen. Die Menschen büßten die Beobachtungsfähigkeit ein, doch es ist
wichtig, sich zu kennen.
18.
November 1935
Ich
war sehr erfreut, Ihr feines Verstehen der Legende über den Schatz der Welt zu
gewahren. Allerdings hat jedes Zeichen mehrere Bedeutungen. Dieser Schatz ist
ein Fragment des im Bollwerk des Lichts behüteten Hauptkörpers. Das Übermitteln
dieses Geschenks kennzeichnet seit undenklichen Zeiten die kommende Ära
vorhergesagter Vereinigung und Macht in dem Lande, wo es in Erscheinung tritt.
Alle großen Vereiniger und Gründer von Völkern haben es besessen. Der Osten ist
besonders reich an Legenden über das Geschenk des Orions, und die Völker Asiens
suchen es überall. Ossendowski, der Autor des Buches ”Tiere, Menschen und
Götter“, hörte von diesen Legenden. Es gibt sie in verschiedenen Versionen, die
mehr oder weniger richtig sind. So steht das weiße Pferd von Tibet und der
Mongolei, Erdeni Mori, das Chintamani (den Schatz der Welt) trägt, ebenfalls
mit diesem Ereignis in Zusammenhang. Die in dem Buch ”Auf östlichen Kreuzwegen“
berichtete Legende ist die Wahrheit. Gemäß der Legende bringt dieser Schatz ein
besonderes Bündnis mit sich, das erfüllt werden muss. Der in der Legende
erwähnte Schrein stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert, und man sagt, dass er
aus Leder war, das aus dem Besitz Salomons selbst stammt. Auf diesem Leder sind
viele alchemistische Symbole eingeschrieben. Der bekannte Rabbi Moses de Leon,
der Verfasser des Zohar, hielt sich in der Zeit der Judenverfolgung in Spanien
auf und suchte Schutz bei einer deutschen vornehmen Edelfrau. Sie gewährte ihm
Zuflucht, und auch andere verfolgten Juden flohen auf ihre Güter. Als Zeichen
der Dankbarkeit überreichte ihr der Rabbi einen Talisman sowie dieses kostbare
Leder. Die Dame ließ daraus einen kleinen Schrein anfertigen und verwahrte
darin den Talisman. Der Legende nach wird der Schatz, sobald sich eine neue
Macht bildet, zum Bollwerk nach Schambhala zurückkehren.
Das
Jahr 1936 wurde in den Voraussagen aller alten Aufzeichnungen erwähnt, und die
mit diesem Jahr zusammenfallenden Berechnungen der Ereignisse wurden in der
Cheopspyramide gefunden. Aber wer versteht dieses Ereignis, das der Neuen Welt
zugrunde liegt, und wer erkennt es? Kein Zweifel, vieles wird in diesem Jahr zu
durchschreiten sein; nicht nur in den höheren überirdischen Sphären, sondern
auch auf der Erde werden viele Zeichen in Erscheinung treten. Ich will Ihnen
eine Seite aus der LEHRE anführen:
”Ein
beachtenswertes Jahr rückt heran. Doch viele erfassen die Bedeutung des sich
vollziehenden Geschehens nicht. Sogar jene, die vernommen haben, wünschten, das
Geschehene möge sich nach ihrer Vorstellung gestalten. Gewöhnlich entsprechen
Wünsche der Natur des Wünschenden, doch beobachtet das laufende Geschehen ohne
Vorurteil. Richtet eure Aufmerksamkeit ernstlich und wissend darauf, dass ein
großer Zeitpunkt bevorsteht. Tauben werden euch nicht nur einen Ölzweig
bringen, sondern auch ein Eichen- und Lorbeerblatt. Ebenso sind Unsere
selbstlosen Opfer keine Zufallserscheinung, sondern Schritte in die Zukunft.
Wahrhaftig, unabänderlich sind die Fristen großen Wissens. Lernt schöpferisches
Ringen liebgewinnen. Versteht es, euer Ohr an die Erde zu legen und euer Herz
in großer Erwartung zu erleuchten. Mögen die Unwissenden Übel herbeiwünschen,
dennoch weben die Fristen das Gewebe der Welt. Lernt unterscheiden, lernt dem
Vorherbestimmten entgegenzufliegen. Es gibt viele Gewänder und Schleier, aber
der Sinn ist der gleiche. Das vorausgesagte Jahr (1936) rückt heran. ” (FW
III, §488.)
”Ernsthaft
und spannungsgeladen, doch ebenso freudvoll sollte dieses Jahr auf Erden für
jene verlaufen, die weise sind. Ich bestätige einen gewaltigen Energiewechsel,
der auch die Schlafenden wecken kann. Der König der Herrlichkeit wird nicht
physisch sichtbar erscheinen, doch die Weisen werden Seinen Schritt vernehmen.
Lasst die Toten die Toten begraben, und erfreut euch an der Lebensgestaltung.
Sagt den Freunden: Nehmt wahr und beobachtet scharf! ” (FW III, §490.)
”Gewisse
scharfsinnige Menschen sprechen vom Nahen des Weltenende. Sie schildern es so,
wie es ihnen in der Grundschule gelehrt worden ist. Sie sind zu unbedeutend, um
dafür getadelt zu werden, denn ihre Köpfe sind von Kindheit an mit den
verderblichsten Ideen vollgestopft worden. Und dennoch fühlen sie irgendein
Ende. Obwohl nur unklar wahrgenommen, erahnt ihr Geist dennoch eine
Veränderung.
Man
nennt sie falsche Propheten, doch solch ein Urteil ist nicht gerecht, denn sie
fühlen auf ihre Art das Ende einer veralteten Welt; nur sind sie unfähig, die
äußeren Zeichen zu erkennen. Wahrhaftig, die Stunde ist nahe, in der nutzlose
Scheuklappen allmählich abfallen und die Welt des Lichts sich allmählich in
Freude verwandeln wird. Die wichtigsten Vorgänge können sich sichtbar unsichtbar
vollziehen.” (FW III, §491.)
”Werden
Vorwarnungen gegeben, dann ist es leichter, Ereignisse zu erkennen. Es wird
bereits etwas geboren, aber die Menge ist mit Vergnügungen befasst. Eine
Explosion wird vorbereitet, doch die Menge eilt auf die Rennbahnen. Alte
Propheten wussten von vielen Veränderungen, die den Geschichtsschreibern nun
klar erscheinen. Aber ihre Zeitgenossen vermochten alle jene, die
vorausschauend waren, nur zu steinigen. Ist es nicht auch heute so? ” ( FW III,
§492.)
Alle
kosmischen Fristen, alle Gestirnskonstellationen nähern sich der Vollendung der
großen Runde, und die Menschheit muss geistig auferstehen. Die feurigen
Energien erreichen die Erde zur vorbestimmten Zeit, und wir dürfen große
Veränderungen erwarten, die zum Erwachen des Geistes führen müssen. Das Ende
des Reiches ”Luzifers“ naht. Die neue Rasse wird geboren.
Gewiss,
Salomon war entschieden eine historische Persönlichkeit; auch der Tempel
Salomons ist keine Mythe.
Die
großen Inkarnationen der sieben Kumaras, oder der Söhne der Vernunft, der Söhne
des Lichts, kann man in alten Zeiten unter den Eingeweihten aller Länder und
Völker verfolgen, und später unter den größten Geistern in nicht allzu fernen
Zeiten. In der Evolution unseres Planeten verdanken wir diesen großen
Geistwesen den Fortschritt unseres Bewusstseins. Sie inkarnierten in allen
Rassen und Völkern an der Schwelle einer neuen Bewusstseinsverschiebung und
jedem neuen Wendepunkt der Geschichte. Wahrlich, die großen Bildnisse der
Vergangenheit stehen mit diesen Söhnen des Lichts in Zusammenhang. Luzifers
Abfall begann mit Atlantis. Später konnte er in Ravana, dem Widersacher von
Rama, dem Helden der epischen Dichtung Mahabharata, erkannt werden. Die Großen
Geistwesen übernahmen unermüdlich die schwierigsten Lebensaufgaben, aber viele
ihrer Zeitgenossen verstanden die Größe und Selbstlosigkeit dieser wahren
Gottmenschen nur zum Teil. Kaum einer kann die ganze Bedeutung ihrer
Schöpferkraft auf der irdischen Ebene und in den überirdischen Welten ermessen.
Im Kosmos gibt es viele Geheimnisse, und wenn der Geist sie berührt, füllt sich
das Herz gegenüber diesen Geistwesen, den Schöpfern unseres Bewusstseins, mit
Begeisterung und unendlicher Dankbarkeit. In vielen Tausenden von Jahren, in
selbstaufopferndem Dienst für das Wohl der Menschen entsagten sie der höchsten
Freuden der Feurigen Welt und im Blutschweiß standen sie Wache, sie nahmen die
Dornenkrone auf sich und leerten den von der Menschheit dargereichten
Giftbecher, deren Wohltäter sie sind. Wenn der Schleier des Geheimnisses sich
hebt, werden wegen der gegen diese Retter begangenen Verbrechen viele Herzen
erbeben.
Sie
haben recht, das Studium der LEHRE DES LEBENS erfordert ein behutsames
Vorgehen. Man sollte an die Unvorbereiteten sehr vorsichtig herantreten. In der
Tat, nichts entwickelt sich so langsam wie das Bewusstsein. ”Man muss verstehen,
dass das menschliche Bewusstsein sehr versteinert ist. Bietet ihm daher keine
Nahrung, die es nicht aufnehmen kann. Bietet neben Schwierigerem auch Leichtes,
sonst werden euch die Menschen nicht anhören. Die Briefe des Lehrers sind
unbestritten verschieden, denn sie richten sich an verschiedene Bewusstseine.
Dies ist kein Widerspruch, sondern einfach der beste Weg. Gewöhnt euch daher
an, mit Bewusstseinen so behutsam wie mit Feuer umzugehen.”
Wir
müssen große Geduld üben, und nur durch behutsames Berühren können wir den
Menschen eine neue Denkrichtung bieten - nicht durch Zerstörung der alten
Begriffe, sondern durch allmähliche Erweiterung ihrer Meinung. Gewiss, jede
Person erfordert eine individuelle Annäherung.
Vergangenes
Jahr mehrten sich die Angriffe gegen die lichten Bestrebungen, aber noch
zahlreicher waren die guten Zeichen. Das Aufkommen neuer Energien, dieses Zusammenprallen
von Licht und Finsternis ist notwendig. Zum Heilen muss das Wasser aufgerührt
werden, nichts ist schlimmer als stehendes Wasser. Wir kennen natürlich die
Quelle, die die Broschüren fördert, sie ähnelt der von Ihnen erwähnten. Aber
solche Schriften finden nur bei Menschen mit niederem mentalem Niveau Anklang,
die nicht selbständig unterscheiden können, die in Selbstsucht und
Selbstvernichtung versunken sind. Für sie sind die Worte des Konfuzius - wonach
jene, die weder auf Verleumdung hören, die vom Gehirn langsam aufgenommen wird,
noch auf Beleidigung, die den Körper verwundet, als wirklich weise bezeichnet
werden können - unanwendbar. Vor allem Weitsicht deutet auf die Nichtigkeit
aller Verleumdungen vor dem Gesicht historischer Wahrheit, wenn die Höhere
Gerechtigkeit ihr Urteil auf Weltebene spricht.
Was
nun den internen Verrat betrifft, so haben wir es hier natürlich mit okkulten
Gesetzen zu tun. Es hat im Zeitalter Kali Yuga keinen reinen Aufbau des Lichts
gegeben, der nicht verraten worden wäre, und deshalb erleben wir die
bedrohlichste Zeit des Harmagedon; die Verräter sind zahlreicher geworden und
heftiger in ihrem Toben. Wie es heißt: ”Vor Anbruch der Fristen toben die
Finsteren besonders.”
Wir
sind vor dem feinen Verrat gewarnt worden, und wir hofften, dass es uns gelingt
ihn soweit als möglich zu verhindern und in eine bessere Gestirnskonstellation
zu gelangen. Aber die Verräter konnten sich unter dem Druck des schwarzen
Jahres mit sieben Sonnenfinsternissen nicht zurückhalten und lüfteten ihre
Masken. Jedoch bessere Aspekte sind nahe, und deshalb beobachten wir gelassen
die Entwicklung dieses Wahnsinns. Dieser Verrat, wie ich Ihnen bereits
geschrieben habe, geschah aus Eigennutz und Ehrgeiz. Man wollte die Lorbeeren
für sich allein einheimsen und die Früchte des Schaffens aller anderen
Mitarbeiter für sich ernten. N. K. baute alles nach dem Grundsatz des
Gemeinguts auf, ebenso auf weiter sozialer Grundlage und offensichtlichem
Wissen. Aber gerade dies gefiel jemanden nicht, und während N. K. abwesend war,
nutzte der Verräter die günstigen Umstände und setzte seine widerrechtliche
Besitzergreifung in die Tat um, die in 14jähriger Zusammenarbeit gründlich
geplant worden war. Dabei halfen ihm gewissenlose legale Ratgeber. Die Mikrobe
von Diktatur ist ansteckend.
Aber
wir wissen, was die Großen Lehrer von Verrätern halten. Wahrhaftig, ”Der Lehrer
ermöglicht es, eine neue Stufe zu beginnen. Verrat ist ein Merkmal solchen
Aufstiegs. Der Lehrer erachtet die Erscheinung von Missbrauch für nützlich. Der
Lehrer erachtet ein Gericht der Verleumdung als ein wunderbares Geschenk. Die
Erscheinung von Verleumdung bringt Spannung der Atmosphäre, und jede Spannung
ist bereits ein Aufstieg. Lasst die Unwissenden tanzen, sie rufen die Wellen
hervor. Der Verräter kommt zum Sturz.”
In
solch völliger Gelassenheit und im Vertrauen auf die Führende Hand wollen wir
den Aufbau weiter vollführen.
Freilich,
mancher wird fragen, wie konnte es zugelassen werden, dass ein Verräter sich nähert?
Aber denken wir an Judas, Devadatta, Cassius, Brutus und andere Mörder und
Verräter, deren Namen nicht zu zählen sind. Verrat begleitet jede große
Heldentat wie ein Schatten und gerade bei Verrat wird die Größe einer Heldentat
ermessen. Viele finstere Verräter sind bekannt: an H. P. Blavatsky, dem Grafen
St. Germain und jenen unserer Zeit nahestehenden Lichtträgern, aber dadurch
werden ihre Namen nur berühmter.
Vor
diesen zwei schwarzen Jahren offenbarte sich ein neues Zeichen Großen
Vertrauens, das nach alten Schriften und Prophezeiungen das Beginnen der Neuen
Epoche andeutet. So sind die Zeichen von Licht und Finsternis verwoben. Mein
Brief ist mit Einzelheiten gespickt, und so ist das Leben selbst in seiner
Gesamtheit.
Da
ich meinen Brief nicht gerne beenden möchte, ohne des Lichts zu gedenken, will
ich mit folgenden Ausführungen schließen: ”Freuen wir uns über den Sieg. Die
Menschen werden ihn zuweilen noch nicht sehen, aber er ist bereits hier.
Wartet, Geduldige, denn nicht das Auge, sondern das Herz bestimmt den Sieg. Da
sich in der Feinstofflichen Welt ein feuriger Aufbau bereits abzeichnet, mögen
sich die Baumeister freuen. Die Schlafenden fühlen es nicht, wenn sie aus dem
Hause getragen werden, aber der Raum frohlockt bereits.” (Feurige Welt III)
26.
November 1935
Ich
pflichte Ihnen bei, dass der gekreuzigte Schächer wahrscheinlich nicht
schlechter war, sondern sogar besser als viele der angesehenen Pharisäer und
Sadduzäer. Jedoch zwischen einem Schächer und einem hohen Geist gibt es viele
Abstufungen. Die von Ihnen zitierte Behauptung des Vivekananda gilt nach wie
vor, doch wenn wir das Karmagesetz kennen, müssen wir verstehen, was unter
Befreiung und Erwachen des Geistes zu verstehen ist sowie der Befreiung von der
Macht der Finsternis. In der Tat, wir wissen, dass eine aufrichtige Reue vor dem
Tod, zusammen mit dem letzten reinen Gedanken und gewaltigem Streben zum
Höchsten, den Geist in die Sphären der Feinstofflichen Welt emporträgt - in
völliger Übereinstimmung mit seiner Schwingung und seinem Streben. Die Worte
Christi haben das Streben des Schächers noch verstärkt, und sein Geist war
somit imstande, sich zu erheben und zu einer noch höheren Ebene aufzusteigen.
Gleicherweise gibt es im Devachan nicht nur die Sündlosen und Heiligen. Jede
von uns vollführte Tat erhält ihre Belohnung.
Polarität
kann nicht schwinden, denn das ganze Sein beruht auf Polarität und Feuer -
diesem lebenspendenden Element, das in seinem Göttlichen Ursprung dual ist.
Gleicherweise
bedeutet Einheit nicht Verschmelzung zu einer Form. Daher ist in der Evolution
der Schönheit im Kosmos weder den hässlichen Hermaphroditen noch Siamesischen
Zwillingen noch Menschen mit zweifachen Rücken ein Platz eingeräumt. In der
Tat, der Sinn des Seins liegt in einer unbegrenzten Verschiedenartigkeit von
Formen mit einer fundamentalen feurigen Einheit.
Und
nun möchte ich bezüglich Blut und Ansteckung einen Paragraphen aus dem III.
Band des Buches ”Feurige Welt“ anführen: ”Man fragt nach den Gründen der
Ansteckung, nach den Eigenschaften des Blutes und des Samens, vergisst aber
völlig, dass diesen Erscheinungen die psychische Energie zugrunde liegt. Sie
schützt vor Ansteckung und ist in der Beschaffenheit der Sekrete enthalten. Es
ist unnütz, eine mechanische Zusammenfassung der gesammelten Mitteilungen zu
erwägen, wenn die Beteiligung der psychischen Energie nicht beachtet wird. Die
Menschen bezeichnen eine gewisse Immunität als einen Einfluss des Glaubens; der
Zustand der Ekstase wird jedoch nicht ohne Grund das Strahlen der Feurigen Welt
genannt, und dieses Leuchten schützt den Menschen vor Ansteckung. Es reinigt
die Sekrete und wirkt wie ein Schild. Darum ist der Zustand der Freude oder der
Begeisterung das beste Vorbeugungsmittel. Wer die Entzückung des Geistes kennt,
ist vielen Gefahren entronnen. Selbst durchschnittliche Ärzte wissen, wie
veränderlich der Zustand des Blutes und der Sekrete ist. Es gibt aber nur
wenige, die das mit dem geistigen Zustand in Zusammenhang bringen. Man sollte
sich nicht durch Statistiken versklaven lassen; man könnte einem Irrtum unterliegen.
Es ist nicht so lange her, dass der Geisteszustand nach den Ausmaßen des
Schädels bemessen wurde. Damit wurde die psychische Energie zum größten Teil
vergessen.” (Feurige Welt III/450)
Ich
füge einen weiteren Paragraphen desselben Buches an, und meine, dass Ihnen
dieser von Nutzen sein wird: ”Wenn wir vom Geist und von der Materie sprechen,
sollten wir die höhere Bedeutung der Materie im Sinn haben. Sprechen wir aber
von der Befreiung des Geistes, so befassen wir uns mit jenen Erscheinungen, die
materielle Lebenseinheiten genannt werden können. Spricht man von diesen
Lebenseinheiten unter verschiedenen Formen, so muss man wissen, dass darunter
das Absinken des Geistes zu verstehen ist. Denn der Geist muss, wenn er sich in
der Materie offenbart, zusammen mit der Materie zu höherer Tätigkeit bestrebt
sein. Materie wird zur Schöpferkraft getrieben und erweckt die Lebensformen.
Der kosmische Begriff des weiblichen Prinzips, als Materie, ist so erhaben -
das weltliche Verstehen ist von der Wahrheit weit entfernt. Es ist schwer,
Geist von Materie zu trennen. Ohne Materie ist Geist nichts.”
Von
vielen Seiten kamen lichtbringende Neuigkeiten und Zeichen der nahenden Epoche.
Jedes große Zeitalter wird von einem besonderen himmlischen Zeichen begleitet,
das unvermeidlich in vielen Zeiten erscheint. Dieses Zeichen offenbarte sich im
Januar 1934. Die Gestirne befanden sich in bestimmten Konstellationen. Lasst
uns streng, feierlich und freudvoll sein. Setzen Sie Ihr nutzbringendes Werk
fort!
7.
Dezember 1935
Man
kann nur bedauern, dass die von Ihnen genannten Personen offensichtlich weder
mit den östlichen philosophischen Systemen und Lehren noch mit der Geheimlehre
von H. P. Blavatsky vertraut sind. Deshalb wissen sie nicht, wer die hier erwähnten
Kumaras, die Söhne des Lichts, die vernunftbegabten Söhne usw. sind. Und
sollten sie dennoch die Geheimlehre gelesen haben, so verstanden sie nicht, den
Schlüssel umzudrehen. Es gibt eine einzige Kette der Hierarchie des Lichts, die
in Unbegrenztheit besteht und der alle wahren Lichtträger, die erschienen und
die sich noch auf der Erde befinden, angeschlossen sind. Sicherlich, die Söhne
des Lichts, die von den höheren Welten (Venus und Jupiter) zu Ende der dritten
Rasse unserer Runde auf unseren Planeten kamen, um die Evolution der Menschheit
zu beschleunigen, sind die Höchsten Geistwesen, die an der Spitze der
Hierarchie des Lichts stehen, das heißt, sie stehen uns in bezug auf Karma am
nächsten und sind uns am zugänglichsten. Sie sind die Erzeuger unseres Bewusstseins;
ihnen verdanken wir unsere geistige Entwicklung, und sie gehören natürlich zur
Kette der Baumeister des Kosmos. Jeder solcher Baumeister muss die menschliche
Evolution durchschreiten, um sich später auf die Spitze dieses oder jenes Planeten
erheben zu können. Aber da die Evolution unbegrenzt ist, treten diese
Baumeister, nachdem sie eine Evolutionsrunde vollendet haben, in eine andere
ein und werden wiedergeboren, aber auf höheren Welten. Denken Sie tiefer über
den Begriff Unbegrenztheit nach.
Bezüglich
der Behauptung der von Ihnen erwähnten Person wäre es vor allem interessant,
herauszufinden, was sie damit meint, dass die Mahatmas aus dem Himalaya auf der
Erde geboren werden. Denn strenggenommen, können wir nur den Fürsten dieser
Welt und alle Erdbewohner, die seinem Strahl nahestehen, zu den auf Erden
geborenen Geistwesen zählen. Denn jedes Geisteskorn wird unter einem bestimmten
Gestirn geboren, das für das ganze Manwantara sein Leitstern bleibt. So gehört
der Fürst dieser Welt infolge seiner früheren Errungenschaften auf einem
anderen Planeten zur Erde, und nach dem kosmischen Recht ist er der Herr der
Erde. Natürlich, ihm stehen jene Geistwesen am nächsten, die ebenfalls unter
dem Strahl, der ihm entspricht, geboren wurden. Aber es gibt viele Geistwesen
auf der Erde, die ihrem Wesen nach zu anderen Planeten unseres Sonnensystems
gehören oder das Potential der Energien solcher Planeten besitzen - selbst so
entfernter wie Uranus und Neptun -, sie unterliegen bereits einer höheren
Schwingung. Darüber hinaus wollen wir bedenken, dass das Leben des ganzen
Naturreichs unseres Planeten vom Mond übertragen wurde. Aus diesem Grund wird
in der ”Geheimlehre“ von zweierlei Vorfahren der Menschheit gesprochen - den
lunaren und den solaren. Die Mondvorfahren stellen in Wirklichkeit die Menschen
selbst dar, richtiger ihre Mehrheit, wohingegen die Sonnenvorfahren die Söhne
des Lichts sind, die für das Wohl des Kosmos das selbstaufopfernde Werk der
Schöpfung auf sich nahmen. Wie bereits gesagt, kamen sie am Ende der dritten
Runde von den höheren Welten auf unseren Planeten. Seit jener Zeit inkarnierten
sie stets an der Schwelle aller Rassen und aller großen Ereignisse, so dass sie
zu jeder Zeit dem Bewusstsein der Menschheit einen neuen Anstoß verleihen
konnten. Wahrlich, ihre Leben sind von selbstaufopfernden Heldentaten erfüllt.
Sie haben viele Giftbecher geleert. Zur Zeit von Atlantis waren Sie die Gründer
der Großen Bruderschaft auf der Heiligen Insel. Ebenso sind sie in unserer
Rasse die Hüter des Bollwerks im Transhimalaya.
Natürlich
können die Mahatmas des Himalaya nicht für lange Zeit mit den Auren der
Erdbewohner in Berührung kommen. Aus Mangel an entsprechender Schwingung können
Sie sich nicht lange in der Atmosphäre der Täler aufhalten. Daher ist ein
längerer Kontakt nicht nur für Sie, sondern auch für die Erdbewohner
gefährlich. So wurde der Mahatma K. H. zur Zeit Blavatskys, da er sich länger
als andere Mahatmas in den Tälern aufhielt und mit den Auren der Menschen in
Berührung kam, von seinem Hierarchen in das Bollwerk zurückgerufen, um seine
Kräfte zu regenerieren. Gleicherweise wissen wir, dass ein anderer Mahatma,
immer wenn er Frau Blavatsky in den Bergen von Sikkhim besuchte, ein bestimmtes
Ozonpräparat inhalierte. Wir wissen auch, dass weder Buddha noch Christus für
längere Zeit in den Städten bleiben konnten und sich oft in die Wüste
zurückzogen.
Die
Mahatmas des Himalaya leben in völliger Abgeschiedenheit und gewähren in einem
Jahrhundert einem oder höchstens zwei Kandidaten Zutritt in ihr Bollwerk. Es
gibt allerdings Ausnahmen. Doch senden Sie Ihre Jünger und jüngeren Bruder aus,
um zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe auf Erden zu inkarnieren; und von
Kindheit an lenken und überwachen Sie diese. Das durch viele Tausende von
Jahren gebildete okkulte Band erleichtert den geistigen Kontakt sowie das
beschleunigte öffnen der Zentren und ihre feurige Umwandlung - die feurige
Leitung des Hellhörens und Hellsehens wird ermöglicht. Aber selbst in solch
geistiger Bereitschaft muss der Bruder-Schüler ein absolut unerschütterliches
Streben und große Standhaftigkeit im Folgen der Führenden Hand offenbaren. Er
hat sich vielen Prüfungen zu unterziehen, selbst auf der letzten Stufe noch.
Die Schwierigkeiten häufen sich und scheinen oft unüberwindlich. Auf dem Pfad
sind auch Judasse unvermeidlich, damit der Pfad des Lichts höher geschätzt
wird. Das Symbol des Leerens des Giftbechers ist mit dem Pfad des Dienens an
der Menschheit untrennbar verbunden.
Manchmal
rufen die Mahatmas Ihre Jünger für eine Zeitlang in einen Ihrer Ashrams. Hier
bereiten Sie deren Organismus für das heilige Aufnehmen von feinen Energien vor
und erteilen ihnen Weisungen. So war es mit H. P. B., die drei Jahre in Ihrem
Ashram verbrachte, bevor sie die ”Geheimlehre“ niederschrieb. Aber Sie haben
völlig recht, wenn Sie sagen, dass wir uns mit Fragen der hierarchischen Grade,
die die Bruderschaft des Himalaya in der Kette der Unbegrenztheit einnimmt,
nicht zu sehr befassen sollten. Wir müssen mit dem Großen Lehrer, der uns rief,
arbeiten und uns bewusst werden, dass der Evolutionsgrad Seines Geistes für uns
zur Zeit unerreichbar ist. Möge Gott uns beistehen, auf dass wir fähig werden,
uns Ihm am Ende unseres planetaren Manwantara zu nähern.
Im
Buch ”Feurige Welt III“ der Lehre gibt es einen Paragraphen, der auf viele
irdische Lehrer Anwendung finden kann. Er besagt: ”Ein Lehrer, der die
Unduldsamkeit nicht überwunden hat, kann die Zukunft nicht gestalten. Die Lehre
ist für die Zukunft gegeben. Der Geist kann ohne das Schmieden der
Vervollkommnung nicht vorankommen. So kann man die Aufmerksamkeit der Zuhörer
zwingen, aber es ist weit notwendiger, das Voranschreiten zu wecken. Der Lehrer
verbietet nicht das Lesen verschiedener Bücher. Wer sich fürchtet, legt sich
Beschränkungen auf, aber der Führer ruft auf zur weiten Erkenntnis. Er wird
niemanden vom Guten mit all seinen Aspekten abhalten. Diese Freiheit des
Geistes ist unerlässlich. Wer nicht einmal zuhören kann, ist bereits von Furcht
ergriffen. Deshalb erfordert der feurige Zustand weite Tore und die eiligsten
Schwingen.
Sie
haben auch darin recht, dass, wenn wir ein sichtbares Zeichen vom Lehrer
erwarten, um zu größerem Fleiß angespornt zu werden, dies als Prüfung anzusehen
ist und auf unzulängliches Streben hinweist. So gibt es im Buch ”Agni Yoga“ §
95 einen sehr schönen Ausspruch, der besagt: ”Zu Ihm, Dem großen Erleuchteten,
kam ein Schüler, der nach einem Wunder suchte: ”Das Wunder wird mir Vertrauen
einflößen”.
Traurig
lächelte der Lehrer und enthüllte ihm ein großes Wunder. ”Jetzt”, rief der
Schüler aus, ”bin ich bereit, unter Deiner Führung die Stufen der Lehre zu
durchschreiten.” Doch der Lehrer wies ihm die Tür und sagte: ”Geh, Ich brauche
dich nicht mehr”.
Wahrlich,
”Selig, die nicht sahen und doch glaubten” (Joh. 20/29); denn das beweist, dass
ihr Geist den Glauben aus früheren Leben mitbrachte und der Kelch ihrer
Errungenschaften sich der vollständigen Aufspeicherung nähert.
Ich
begrüße Ihre Anstrengungen zur Selbstvervollkommnung und rate Ihnen, sich
täglich Notizen über Ihre Fortschritte zu machen Vermerken Sie, inwieweit es
Ihnen gelang, wenigstens einen der Ratschläge, den Sie der Lehre entlehnten, zu
befolgen, oder ob Sie einige Gewohnheiten, die Ihrem Fortschritt hinderlich
sind, ablegen konnten. Solche täglichen Notizen sind nach einer gewissen Zeit
sehr nützlich als Test oder zur Prüfung.
Alle
Ihre geistigen Sendungen sind gut, und Sie sollten sie natürlich fortsetzen.
Dies ist eine rein östliche Sitte. Was die Begleiterscheinungen der Sendungen
durch verschiedene Hand- oder Fingerstellungen betrifft, kann ich nur sagen,
wenn Sie fühlen, dass Ihnen dies hilft, damit fortzufahren. Das wichtigste
aller Sendungen ist das Gefühl der Herzenswärme. Bleibt das Herz kalt, helfen
weder Bewegungen noch Rhythmen oder Gesänge. Der Schlüssel zu allen
Errungenschaften liegt im Herzen und in seinen feurigen Energien.
Sicherlich,
jeder Hohe Geist ist ein Speicher von lebenspendenden Kräften, die die Umgebung
ständig erhellen. Ein von drei solchen Geistern gebildeter Kern kann Wunder
bewirken. Die Große Hierarchie des Lichts ist der Kosmische Speicher solcher
Kräfte.
Ja,
jeder Rauch schadet vor allem Tabakrauch. So seien Sie mutig und setzen Sie Ihr
Werk mit bestrebtem Herzen fort. Harmagedon entfacht sein volles Toben. Wir
stehen dicht vor der Schwelle des Jahres 1936. Zur Zeit trinken wir den
Giftbecher, aber wir geben den Mut und das Streben nicht auf. Wir lieben den
Kampf, denn im Kampf stählen wir unsere Kräfte und verfeinern unsere
Fähigkeiten. Da wir um den vorausgesagten Sieg der Kräfte des Lichts wissen,
wollen wir den Finsteren mutig entgegentreten.
Gerade
vor der Morgendämmerung erscheint der Himmel von den Tälern aus besonders
finster, aber jene, die auf dem Berge stehen, schauen bereits das nahende
Licht.
7.
Dezember 1935
Das
Herantreten an das Licht erfordert von uns nicht nur moralische Feinheit,
sondern auch physische Sauberkeit. Gerade auf einer bestimmten geistigen Stufe
ist physische Hygiene absolut notwendig. So sollte in den Wohnräumen kein Tier,
auch nicht Vögel im Schlafraum, gehalten werden; denn Niederes zieht Niederes
an.
In
diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen einen Paragraphen aus dem Buch ”Feurige Welt
III“ anführen: ”Erscheinungen können entweder feinstofflich sein oder die
dichte physische Welt berühren. Finstere Wesenheiten (aus der Feinstofflichen
Welt) stärken sich nicht selten durch das Vorhandensein von Kreaturen der Erde,
von denen sie angezogen werden. So können streunende Hunde und Katzen, Mäuse
oder lästige Insekten in Erscheinung treten. Wiederholt ist in der Lehre darauf
hingewiesen, dass die Tierwelt an feinstofflichen und niederen Manifestationen
beteiligt ist. Diese Erscheinungen können sich manchmal auch ohne Mitwirkung
von Tieren manifestieren. Aber für den mutigen Geist bedeuten solche
Manifestationen so viel wie nichts … Doch für die Wissenschaft ist es wichtig,
diese Zusammenhänge der Tiere mit der Feinstofflichen Welt zu kennen. Ich rate
davon ab, in Schlafräumen Tiere zu halten. Bestimmte Menschen fühlen die
Handhabung solcher Lebensvorkehrungen, andere hingegen streben ins Gegenteil,
als gelte es, unsichtbare Gäste anzuziehen.”
Wenn
gegen das Halten von Hunden und Vögeln gesprochen wird, wie verhält es sich
dann erst mit Katzen, deren Wesen entschieden zu den finsteren Bereichen
gehört?! Tiere sollte man gernhaben, sie schützen, aber es ist abschreckend,
die entstellte Sentimentalität mitanzusehen, die bestimmte Menschentypen für
sie aufwenden.
”Wer
sagte, dass man unvernünftig abgeben muss? Der Wahnsinn bleibt so bestehen.”
Ist es nicht der Wahnsinn der Scheinheiligkeit, alles abzugeben und dann
anderen zur Last zu fallen? Und wenn die Hilfe verwehrt wird, dann gehässig zu
werden, wie es gewöhnlich geschieht. Leider wird eine bestimmte Art des Gebens
oft mit der geheimen Hoffnung geleistet, den gegebenen Betrag hundertfach
zurückzuerhalten. Aber es wird vergessen, dass nur jener hundertfach Vergeltung
erfährt, der sie nicht erwartet. Wer das große Gesetz des Gleichgewichts, der
Entsprechung und Zweckmäßigkeit nicht kennt, kann kein wahrer Anhänger der
Lehre des Lichts werden.
Sie
schreiben, dass der Brief über Gott einige Menschen entrüstete. Wahrlich, es
ist erstaunlich, wie wenig die Menschen selbst die in ihren eigenen
angenommenen Schriften und Religionen vorhandenen Begriffe verstehen und sie
verneinen! So sind die Worte ”Niemand hat Gott je geschaut” oder ”Gott ist ein
verzehrendes Feuer” bis jetzt ein toter Buchstabe für sie.
* * *
Der
feurige Leiter des Hellhörens gilt als der unmittelbarste, er ist die nächste
und die heiligste Verbindung. Nur ein des Okkultismus Unkundiger könnte meinen,
dass die über die sogenannte ”okkulte Post“ übermittelten Briefe sich als
näherer Kontakt erweisen als der direkte feurige Leiter des Hellhörens, das von
der ganzen Weißen Bruderschaft benutzt wird. Alle Brüder der Lehre deuten auf
diesen direkten Kontakt hin. Könnte das Experiment des AGNI YOGA sich ohne
direkten Kontakt mit dem Großen Lehrer vollzogen haben?! In der Tat, alle
Bücher sind und werden von dem Großen Lehrer aufgrund dieses Experiments
übermittelt.
* * *
Intrigen
stehen dem Verrat nicht weit nach, daher lasst uns Vorsicht üben.
Unterscheidungskraft ist die erste Eigenschaft auf dem Pfad der Jüngerschaft,
und sie wird nicht leicht erlangt. Der Jünger muss gegen alle
Lebenseventualitäten gewappnet sein. Wie anders könnte er seine große Aufgabe
als Mitarbeiter des Kosmos vollführen?
Dass
meine Briefe, die die schöne und strenge Selbstzucht sowie die Errungenschaft
im Leben bestätigen, das Bewusstsein vieler übersteigen und ihren Geschmack
nicht treffen, kann ich sehr gut verstehen. Aber ich halte es für sündhaft,
Sentimentalität zu fördern, die auf falschen Vorstellungen beruht. Ich habe
mein Bestes versucht, ihren Geist zu erheben, aber ich kann natürlich nicht
täuschende Visionen bieten nach der Art von L. Ja, die meisten Menschen sind
große Scheinheilige, wenn sie beteuern, dass sie die Wahrheit und nur die
Wahrheit erfahren wollen. Sie fürchten vor allem die Wahrheit, immer und in
allem.
Anstatt
sich um einen strengen, ernsten Lebensaufbau zu bemühen, lechzen die Menschen
danach, süße Träume zu hegen, sie verlangen nach leichten Errungenschaften,
umgeben von der Magie ”okkulter Romane“. Aber die Krone des Archats wird nur
durch härteste und ernsteste Spannung der Heldentat erreicht sowie durch
gewaltiges, unerschütterliches Streben des Herzens, geläutert durch blutige
Leidenstränen vieler, vieler Leben. Das Herz eines Archaten muss alle Freuden,
alle Leiden sowie die Sorgen des irdischen Pfades erfahren; es muss den vollen
Giftbecher leeren. Wahrlich, hart ist der Pfad des Aufstiegs, besonders auf den
letzten Stufen. Er kann mit dem Erklimmen steiler Basaltfelsen im Finstern
verglichen werden, wenn die Hand vergeblich nach einem Vorsprung sucht, um sich
festzuhalten. Aber für den strebenden Geist stehen Handseile bereit, und erst
im letzten Augenblick, vor einem Absturz aus völliger Erschöpfung, wird die
besorgte Hand der Hilfe gereicht. Das war auch meine Erfahrung, als mein Herz
unter der unglaublichen Spannung solch eines Aufstieges fast zusammenbrach. Ja,
viele Symbole des harten Aufstiegs traten in Erscheinung. Darüber hinaus ist
zur Vollendung des Pfades das gänzliche Leeren des vollen Giftbechers
erforderlich. Doch werden dem Geist die erhabenen Freuden zuteil, sobald er die
Schönheit der höheren Welten erkennt; dann können ihn alle diese
Schwierigkeiten nicht mehr schrecken, denn sie führen zur eigenen Freude und
kennzeichnen das Nahen des Endes des Pfades. Und so muss auch ein Judas in
Erscheinung treten, um das Licht auf dem Pfad nachhaltig zu unterstreichen.
Und
jetzt zu ihren Fragen:
1.
Achten Sie darauf, dass nicht alle Moschusarten von verschiedenen Tieren
geeignet erscheinen. Nur der Moschushirsch äst jene nützliche, wohltätige
Nahrung, die im Männchen die ausgleichende Substanz erzeugt. Der Moschus der
Zibetkatze ist deshalb nicht gut, weil er die ausgleichende Substanz nicht
enthält. Er kann erregen, aber er kann nicht stärken. Die Sekretion des Bibers
ist etwas besser, eignet sich aber nicht für längeren Gebrauch. Moschus findet
sich in Birkhähnen, doch man versucht nicht, diese Substanz zu gewinnen, da sie
zu gering ist. Das beste ist, Moschuswild zu züchten. Allerdings sollten die
verschiedenen Moschusarten nur als Medizin verwendet werden. Für Parfüme hat
man bereits einen Ersatz gefunden, das sogenannte Muskon. Man kann hoffen, dass
infolge dieser Entdeckung ein sehr wertvolles Tier der totalen Ausrottung
entgeht.
2.
Ich erachte alle Präparate gegen Geschlechtserregung ausdrücklich für
schädlich. Eine gewaltige Kraft besteht in der Geschlechtsenergie, die Basis
der Lebens- und Schaffenskraft. Man sollte daher versuchen, sie auszugleichen
und richtig zu lenken, aber jede künstliche Unterdrückung ist unzulässig. In
manchen Fällen zeitigt verstärkte physische Arbeit ausgezeichnete Ergebnisse.
Alle alten Lehren wiesen darauf hin, dass wir unsere Gefühle oder was
gewöhnlich Leidenschaften genannt wird, nicht unterdrücken, sondern ausgleichen
und ihre Eigenschaften verfeinern sollten. Lesen Sie in diesem Zusammenhang den
§ 12 der ”Blätter des Gartens MORYA II“.
3.
Die Worte der LEHRE ”Zu eurem Nutzen sage Ich, rufet öfter Meinen Namen”, (BGM
II, 8) deuten sicherlich auf weise und herzliche Wiederholung hin, denn wie
anders kann das Band mit dem erwählten Lehrer gefestigt werden? Solche
Wiederholung oder auch Erinnerung wird in allen Lehren immer empfohlen,
hingegen wird es abgelehnt, den Namen eitel auszusprechen, d. h. wenn die
Menschen bei unpassender Umgebung den heiligen Namen in ihren Gesprächen unnütz
aussprechen. Letzteres ist eine Gepflogenheit von Anfängern oder gewöhnlich von
jenen, die sich der Heiligkeit heiliger Dinge gar nicht bewusst sind.
4.
”Für kosmische Fristen werden die offenbarten ”Gefäße“ verwendet … (Blätter des
Gartens MORYA II, § 207) und die Antwort heißt: Das ganze Leben gestaltet sich
nach kosmischen Fristen. Diese sind gekennzeichnet durch das Zusammenfallen des
reifen Karmas eines bestimmten Volkes oder bestimmter Völker, mit bestimmten
Gestirnskonstellationen, aus denen sich im geschichtlichen Verlauf von
Menschen, Völkern oder im Leben des Planeten neue Wendepunkte ergeben.
5.
”Welche Gefäße”? Antwort: In allen Lehren wird der Mensch mit einem Gefäß
verglichen, das das Göttliche Feuer birgt. Für die Erfüllung eines bestimmten
Auftrags innerhalb der kosmischen Fristen werden die Diener des Lichts - oder
wie sie manchmal genannt werden - ”die erwählten Gefäße“ auf die Erde gesandt,
nachdem sie Tausende Jahre geprüft wurden. Man wählt Mitarbeiter, die durch
Karma zugeführt werden; erweisen sich diese aber als unwürdig oder schädlich
für das Werk, so werden sie durch andere ersetzt. Allerdings schafft eine
längere Zusammenarbeit eine bestimmte okkulte Bindung, die ohne schmerzliche
Folgen für beide Teile nicht aufgegeben werden kann. In solchen Fällen ist für
den Ersatz des Mitarbeiters die Intervention des Lehrers erforderlich. Die
erwählten älteren Mitarbeiter (oder die ”offenbarten Gefäße“) können an den
Lehrer appellieren und ihn bitten, sie von den Einwirkungen der Aura der
Scheidenden zu befreien.
6.
”… Lasst uns das Thema ”Lebensfähigkeit der Fristen“ und die ”Spiegel der
Zukunft“ beschließen …” (BGM II, 207) Die Antwort ist: Was vorher über die
kosmischen Fristen gesagt wurde, erklärt auch ihre Lebensfähigkeit. Was die
Spiegel betrifft, bezieht sich das Gesagte auf die Prognose der Zukunft auf der
Basis der bestehenden Frist. Und diese Spiegel oder Visionen, die durch einen
besonderen Prozess auf einer polierten Metalloberfläche hervorgerufen werden,
sind von Anfang an echt; und dies insofern, als der Geist dessen, der mit
dieser Prognose in Zusammenhang steht, in seinem Streben fest und
unerschütterlich ist. Schwankt er aber, so wird sich der Spiegel der Zukunft in
Übereinstimmung mit diesen Schwankungen des Geistes verändern. Aus diesem
Grunde treten alle Lehren für Standhaftigkeit und Festigkeit des Geistes ein.
Nur im Besitz solcher Festigkeit kann man aufbauen und auf allen Pfaden
geschützt sein. Der Strahl kann nur den beschützen, der dem aufgezeigten Licht
unbeirrbar folgt und sich nicht von ihm entfernt. Deshalb werden für kosmische
Fristen nur jene ”Gefäße“ erwählt und entsandt, die in der Standhaftigkeit der
Bestrebungen gründlich geprüft werden.
Ich
will für Sie eine Seite aus dem Buch ”Gemeinschaft“ § 56 zitieren: ”Warum
gleicht das Erkennen der in die Zukunft weisenden Zeichen dem Webvorgang? Bei
der Webarbeit ist die Kette von einer bestimmten Färbung, und die Fädengruppen
sind nach Farben eingeteilt. Es ist leicht, die Kette zu bestimmen, und auch
die Fädengruppen kann man leicht herausfinden; doch das Muster dieser Gruppe lässt
verschiedene Verbindungen zu, die von Tausenden laufender Umstände abhängen.
Natürlich, die innere Beziehung des Subjekts selbst wird die Hauptbedingung
sein. Wenn seine Aura sehr schwankt, wird die Prognose relativ sein. Dann wird
es einem bestimmten Spiegel gleichen, in dem nach einigen verstreuten Punkten
eine bestimmte Figur gefunden werden muss.
Wo
ist denn das beste Ferment, das die schwankende Aura festigt? Das beste Ferment
ist Streben. Es ist unmöglich, einen strebenden Körper zu verletzen oder zu
zerbrechen. Streben in Bewegung erlangt Gesetzlichkeit, und zum Gesetz werdend
wird es unaufhaltsam, weil es in den Rhythmus des Kosmos eingeht.
So
schreitet vorwärts im Kleinen wie im Großen, und euer Gewebe wird einmalig,
kristallen, kosmisch, kurz gesagt - schön sein.
Streben,
nichts anderes, verleiht Beherrschung der Elemente, denn die grundlegende
Eigenschaft der Elemente ist Streben. In diesem Zustand koordiniert ihr die
Elemente mit der höheren Schaffenskraft des Geistes und werdet zum Beherrscher
des Blitzes. Der Mensch wird zum Beherrscher des Blitzes werden. Glaubet es,
nur durch Streben werdet ihr siegen.”
Nun
weiter § 55 desselben Buches: ”Streben ist das Boot des Archaten. Streben ist
das offenbarte Einhorn. Streben ist der Schlüssel zu allen Höhlen. Streben ist
die Schwinge des Adlers. Streben ist der Strahl der Sonne. Streben ist die
Rüstung des Herzens. Streben ist die Lotosblüte. Streben ist das Buch der
Zukunft. Streben ist die offenbarte Welt. Streben ist die Zahl der Sterne.”
Und
nun über den Spiegel als Erfindung des Teufels. Davon wird in der Broschüre
”Auf östlichen Kreuzwegen“ gesprochen - natürlich sollte dies allegorisch
verstanden werden. Der Spiegel des Teufels ist ein Symbol des Haftens des
Menschen an seiner Persönlichkeit und Ichsucht. Des Teufels Spiegel
widerspiegelt genau seine Selbstsucht, wohingegen der göttliche Mikrokosmos den
Makrokosmos widerspiegelt.
Ich
begrüße Ihre Standhaftigkeit. Seien Sie nicht betrübt über die Enthüllung der
wahren Gesichter der Menschen sowie über die unvermeidliche Einsamkeit. Diese
Enthüllung der wahren Gesichter der Menschen ist von der großen Lebensschule
untrennbar, und auf der letzten Stufe begegnet man Verrätern. Allen Lehren ist
das Symbol des Leerens des Giftbechers durch die Lichtträger eingeprägt. Die
Schönheit der Heldentat wird durch diese Erscheinung der Finsternis wahrlich
emporgehoben. Und so seien Sie mutig und standhaft und lassen Sie sich nicht
durch irgendwelche Ungeheuer beunruhigen. Es heißt, dass man aus den Beispielen
der Aggression lernen soll.
9.
Dezember 1935
Ich
bin entzückt zu hören, dass Sie eine Gruppe ”Vereinigung der Frauen“ gebildet
haben. Mit meinem ganzen Herzen begrüße ich auch die Idee der Einrichtung eines
Kindertheaters. In der Tat, das Theater ist ein machtvolles, vielleicht das
mächtigste Mittel, um in den Kindern und der Jugend den Charakter zu bilden.
Wahrlich, das Theater kann, sofern die Stücke gut gewählt sind, die
Jugendlichen dazu inspirieren, den großen Vorbildern nachzueifern und junge
Seelen zur Heldentat und zum Heldentum zu bewegen. Diesem Projekt sollte daher
größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dafür sind die Mysterien aus dem Leben
der großen geistig Schaffenden für das Gute sowie die Legenden über die
Volkshelden besonders geeignet. Diese fesselnden erhabenen Gestalten können die
Achtung vor den Begriffen Ehre und Würde des Menschen verstärken -
Eigenschaften, die heute so leicht verlorengehen - doch denen, die ihrer
ermangeln, droht Verderb. Und damit die Saat Früchte trägt, sollte man schon
bei den Kindern beginnen
Sie
fragen nach der ”Vereinigung der Frauen“. Ich sah in ihr eine Idee universeller
Vereinigung zwecks Erhebung des Bewusstseins der Frauen in allen Ländern und
zur Bestätigung der Rechte der Frau, und dies nicht durch Gewalt und hässliche
Demonstrationen nach Art der Suffragetten, sondern durch Selbstvervollkommnung
und Entwicklung der eigenen Fähigkeiten. Die Tätigkeit der ”Vereinigung der
Frauen“ sollte auch in das Programm der ”Gemeinschaft der heldenhaften
Schwestern“ aufgenommen werden, über die ich Ihnen bereits geschrieben habe.
Sicherlich, jedes Programm müsste den örtlichen Bedingungen und bestehenden
Möglichkeiten angepasst werden. Ja, die Frauen sollten sich zur Verteidigung
ihrer Rechte und der ihrer Kinder wirksam einsetzen und durch Wort und Tat die
Moral und das kulturelle Niveau ihren Ländern entsprechend heben.
In
Amerika gibt es viele nützliche Einrichtungen, an denen Frauen wesentlichen
Anteil haben. So sollte in diesen Bewegungen auf die sogenannten ”Chautauqua“
(indianisches Wort: Windfahne) hingewiesen werden. Diese Einrichtung gab den
entferntesten Ortschaften im Land die Möglichkeit, mit modernen Errungenschaften
auf allen Gebieten der Wissenschaft, der Kunst und mit den sozialen Bewegungen
vertraut zu werden und damit gleichzeitig einen Überblick zu gewinnen und eine
Bewertung der Weltereignisse zu erlangen; allerdings muss das Niveau der
Zuhörer Berücksichtigung finden. Dazu werden im Sommer gewöhnlich Redner und
Künstler eingeladen, die oft von weither angereist kommen. Die in den
entsprechenden Ortschaften lebenden Menschen werden über ihr Kommen rechtzeitig
informiert. Es wird ein geeignetes Gebäude bereitgehalten oder es werden große
Zelte aufgestellt, die die Truppe selbst mitbringt. Ich hörte von einer Dame,
die auf solch eine Reise ging, dass die Eintrittskarten bereits im voraus
ausverkauft waren. Diese Einrichtung ist finanziell erfolgreich, und ihre
Bemühungen steigern sich insgeheim. Freilich sind auch Zirkuskünstler mit in
das Programm aufgenommen, denn letztere ziehen den größten Prozentsatz des
Publikums an. Dabei können auch wertvolle und erzieherische Nummern geboten
werden. Auf diese Weise ziehen die ”Chautauqua“ durch ganz Amerika. Sie reisen
meistens mit eigenen Wagen.
Beigeschlossen
finden Sie ”Tagebuchblätter“ von N. K., in denen er von Frauenbewegungen in
Indien spricht. Sie werden darin viele schöne und nützliche Gedanken finden,
von denen Sie viele verwerten können. Allerdings ist die Lage der Frauen im
Westen weit besser als im Osten; nichtsdestoweniger sind sie von
Gleichberechtigung weit entfernt. Erst wenn die Gleichberechtigung der Frau im
planetaren Ausmaß erreicht ist, können wir sagen, dass unsere Evolution den
Status der Menschlichkeit erlangt hat. Zur Zeh sind wir in den meisten Fällen
nur ”Zweibeiner“, wie der große Buddha die Unwissenden und Böswilligen nannte.
Das Gleichgewicht der beiden Urelemente ist die Grundlage des Lebens, und die
Verletzung dieses Gesetzes brachte unseren Planeten an den Rand der Zerstörung.
Aber werden es viele verstehen?
Was
kann über den Fortschritt des Paktes in Europa gesagt werden? Es gibt eine
Menge Gespräche und viele Versprechungen, aber es ist schwer zu sagen, was sich
in naher Zukunft daraus ergeben wird. Zur Zeit ist Europa mit gänzlich
unterschiedlichen Vorstellungen befasst und steht an der Schwelle vieler
Ereignisse. Ich weiß nur, dass das Komitee des Paktes in vielen Ländern die
Arbeit aufnahm, aber aus Mangel an Initiative und Ausdauer der Mitglieder bald
wieder einstellte. Das Haupthindernis besteht im Mangel an geeigneten Menschen.
Aber wenn wir uns vergegenwärtigen, dass es 17 Jahre dauerte, die Idee des
Roten Kreuzes zu verwirklichen, so können unsere Freunde auf die bereits
erzielten Ergebnisse geradezu stolz sein. Sie sollten sich daher für weiteren
Fortschritt mit Geduld wappnen.
Ich
freue mich, dass Ihnen unser Ort gefallen hat. Die Laboratorien befinden sich
allerdings noch im Bau, und derzeit haben wir nicht die Mittel, die
elektrischen Anlagen einzurichten. Dies erfordert viel Geld. Wir sind uns bewusst,
dass wir eine schwere Zeit durchzumachen haben und hoffen, dass es später
besser wird. Wenn wir uns wiedersehen, will ich Ihnen von den ungeheuren
Schwierigkeiten berichten, die wir ständig zu überwinden haben. Doch wir
lernten es, jedes Hindernis gutzuheißen, denn wie anders könnte unsere
Standhaftigkeit geprüft, unsere Fähigkeiten geschärft und unsere Hingabe zum
Großen Lehrer bewiesen werden, der ständig über uns wacht und seine Hilfe im
letzten Moment sendet? Ihre Worte über die ernste, aber schöne Zeit, die wir
nun erfahren, gingen mir daher sehr zu Herzen. Ernst und schön ist unsere Zeit,
denn die Hierarchie des Lichts hat zum ersten Mal so viele Zeichen über die
Erde verstreut; so viele Rufe erklingen im Raum, so viel Licht und Wissen wird
gegeben!
Sie
haben weise gehandelt, neu Ankommende nicht sofort als Mitglieder in Ihre
Gesellschaft aufzunehmen. Es muss eine strenge Unterscheidung getroffen werden.
Oft enthüllen die Menschen nicht gleich ihr wahres Gesicht. Daher sind viele
Vorkehrungen notwendig. Ich freue mich mit Ihnen am geistigen Fortschritt Ihrer
Freunde, die Ihrem Herzen so teuer sind. Ja, nichts kann die Herzenswärme
ersetzen, und so glaube ich, dass sich alles zum Guten wenden wird, wenn Sie
immer wachsam sind.
Lasst
uns mutig und strebend die Schwelle zu vielen Ereignissen überschreiten.
Wer
wagt es, gegen die Prinzipien der LEBENDIGEN ETHIK zu sprechen? Wer kann gegen
die Verfeinerung und Einführung in das wahre Verstehen der Kultur etwas
einzuwenden haben? Könnte solch eine sich erhebende Stimme sich gegen die
Grundlagen des Seins auflehnen?
Mögen
die Schwingen des Geistes wachsen. Sie werden Sie über alle Abgründe tragen,
und Ihr heimlicher Wunsch vermag in Erfüllung zu gehen.
12.
Dezember 1935
Vielen
Dank für das interessante Buch über das kleine Mädchen, das Gedankenlesen kann.
Jetzt gibt es überall zahlreiche Zeichen dieser Art und es ist ratsam, sie zu
sammeln. So berichteten unsere Lokalzeitungen in den letzten Tagen über ein
kleines Mädchen, das sich seines vergangenen Lebens erinnert. Ich führe einige
Paragraphen aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK an, über ein kleines Mädchen,
das Gedankenlesen kann: ”Die Fähigkeit des Kindes, von dem ihr sprachet, ist
ein direkter Beweis davon, was früher gesagt wurde. Wenn ein Kind die reine
psychische Energie anwendet, verfügt es über Wissen, das von anderen nicht
wahrgenommen wird. Aber wenn der Verstandeswille wirksam wird, setzt der Strom
der Grundenergie aus. Es ist gesagt worden: Seid einfach im Geist, das heißt, lasst
die reine Energie wirksam werden, erschwert ihr Strömen nicht und begreift, dass
euch Verstandeszwang nur ärmer macht. So weiß der Gelehrte nicht durch seinen
Verstand, welches Buch er vom Regal nehmen soll, sondern durch sein
Gefühlswissen.” (Feurige Welt III, § 535)
”Warum
nur staunen die Menschen über die vielen Fälle von Kindern, die sich ihrer
Vergangenheit erinnern? Gerade in der heutigen Zeit werden häufig solche
offenbaren Vermittler zwischen dieser und der feinstofflichen Welt geboren. Sie
erinnern sich auch an ihren Aufenthalt zwischen den irdischen Leben, aber die
Menschen verstehen es nicht, sie hierüber zu befragen. Das Wichtigste dabei ist
nicht, dass sie sich an vergrabenes Gold erinnern, sondern dass sie über
wertvolle Wahrnehmungen berichten können. Auf diese Weise findet eine
Wiederannäherung der beiden Welten statt, und dieser Umstand geht großen
Ereignissen voraus. Aber noch eine lange Zeit hindurch werden viele nicht
begreifen, in welchem Ausmaß sich alles um sie verändert. Erinnert euch an das
alte Märchen, wie der König einer Hinrichtung unterzogen werden sollte, aber
von der Wirklichkeit so fern war, dass er sich auf dem Weg dahin sehr mit einem
Stein befasste, der aus seiner Krone fiel.” (Feurige Welt III, § 542)
”Es
ist wahr, dass meistens kranke und sogenannte anomale Menschen eine Verbindung
mit dem Überirdischen haben, und das ist eine große Schmach für die Menschheit.
Gerade die gesunden Menschen sollten die Nähe der Feinstofflichen Welt spüren.
Aber der Unterschied zwischen kranken und gesunden Menschen ist verwischt. Die
Menschen haben ihren Verstand mit einer Kruste bedeckt, die Vorurteile
entstehen ließ. Hinter diesem Gehege ist die Feinstoffliche Welt nicht
sichtbar. Sogenannte anomale Menschen sind gewöhnlich frei von Vorurteilen und
verlieren darum nicht den Kontakt mit der Feinstofflichen Welt. In der Tat, wie
oft überblicken Menschen in Krankheitszeiten beides, Vergangenheit und Zukunft;
manche haben ihre vergangenen Leben geschaut und vergessene Fähigkeiten wieder
entdeckt. Zwischen dem gefühllosen Zustand und wahrer Gesundheit muss eine neue
Grenze gezogen werden. Neue Entdeckungen sind von keinem Nutzen. Die Menschen
müssen solch eine Erschütterung erfahren, dass sie ohne jedwedes Fieber die
Erinnerungen aus der Vergangenheit bewahren und auch das erkennen, was
vorbestimmt ist.” (Feurige Welt III, § 545)
”Bei
außergewöhnlichen Gefahren blitzt Helligkeit auf, was bedeutet, dass es möglich
ist, die Aufspeicherungen des Bewusstseins durch etwas wachzurütteln. Das
gleiche geschieht bei Epilepsie, wenn sich nach den Worten des Betroffenen für
ihn die Himmel öffnen. Das heißt, dass Hellsichtigkeit auch inmitten irdischer
Bedingungen möglich ist. In der Tat, das ist so plötzlich - zu schnell, um von
irdischer Zeit vermerkt zu werden. Und in dieser blitzartigen Zeitlosigkeit
liegt offensichtlich eine Eigenschaft der Feinstofflichen Welt. Natürlich,
Träume sind auch zeitlos, und doch können sie eine Anzahl von Ereignissen
beinhalten. Durch verschiedene Beispiele können wir uns dessen erinnern, was
früher jedem bekannt war.” (Feurige Welt III, § 546)
Die
Menschen sind sich nicht bewusst, dass das Fundament großer Ereignisse im
Verschieben der räumlichen Strahlen liegt, in der Annäherung der Welten und in
dem erneuerten Bewusstsein, das zu einem neuen Verstehen des Lebens führt.
Vieles wurde bereits offenbart. So lasst uns dem Unwiederbringlichen Jahr
entgegensehen.
14.
Dezember 1935
In
allen Lehren des Altertums ist Hingabe an den erwählten Lehrer eine notwendige
und grundlegende Eigenschaft des Jüngers. Seien Sie daher gesegnet, wenn diese
Eigenschaft Ihrem Geist nicht fremd ist.
Sie
erwarten Toleranz aller Gruppen, die Ihrem geliebten Lehrer (ich hoffe, der
Lehre des Lichts) folgen, und damit haben Sie natürlich recht. Aber dann
sollten Sie weder besorgt noch ungehalten sein, wenn jemand genauso inbrünstig
dem Herrscher M. ergeben ist wie Sie es Ihrem erwählten Lehrer gegenüber sind.
Im Zusammenhang damit gibt es im III. Band des Buches ”Feurige Welt“ § 573
einige Aussprüche, die ich Ihnen gerne zitieren möchte: ”Die Lehre des Guten muss
der Freund des Guten sein - in allen seinen Erscheinungen. Diese Wahrheit
erscheint einfach, doch böse Absicht versucht dauernd, sie zu entstellen. Den
Lehrer des Guten muss es schmerzen, wenn er sieht, wie die Arbeiter des Guten
verwirrt werden und wie sie einander ausschließen. Solch eine Entartung des
Guten vollzieht sich, wenn einer eine Last des Guten auf sich nimmt, die für
ihn zu schwer erscheint, oder wenn ein anderer eine doppelte Last zu tragen
versucht. Und wagt es jemand gar, eine dritte Last auf sich zu nehmen, dann
wird er wenig Helfer finden. Millionen Jahre reichten nicht aus, um die
Menschheit zu lehren, sich am Guten zu erfreuen, zu wachsen, es als etwas
äußerst Nützliches liebzugewinnen Die Lehre muss in allen Trägen des Guten ein
Gefühl weiter Sympathie erwecken. Andernfalls wird sie nicht die Lehre des
Guten, sondern eine Lehre der Ichsucht sein.”
So
heiße ich Sie als Streiter willkommen; mögen Sie Ihre Last des Guten freudvoll
tragen.
17.
Dezember 1935
Und
jetzt über N. K. - warum er nicht über die gegenwärtige Zeit Russlands spricht.
Für einen feinfühligen Geist müsste es verständlich sein, denn N. K. liebt sein
Land sehr und ist ihm treu ergeben. Dieses Gefühl ist ihm so heilig, und davon
zu jenen zu sprechen, die es nicht verstehen oder ihm feindlich
gegenüberstehen, wäre gotteslästerlich. Im Osten ist es üblich, vom Heiligsten
nicht zu sprechen, und in dieser Hinsicht gehört N. K. dem Osten an. Sein Herz
sieht und weiß, was andere noch nicht verstehen können. Die Evolution schafft
ihren unabänderlichen kosmischen Lauf, und eine große geschichtliche Auslese
findet derzeit im ganzen Planetenraum statt. Alle, die ihr Land aufrichtig
lieben, verstehen, wie besorgt man sich in einer schweren und schmerzlichen
Zeit des Übergangs zu neuem Aufbau verhalten muss, nachdem eine gigantische
Explosion es bis auf den Grund erschütterte. Unser Land begab sich bereits auf
den Weg der Genesung und sucht nach einem neuen ruhmvollen Pfad. Die
freudvollste Erscheinung ist, dass die Massen zu einem bewussten Leben
erwachten, zum Verstehen allgemeiner Zusammenarbeit, und der Durst nach Wissen
unter den jungen Leuten ist groß. Allerdings sind Gegenströme unvermeidlich,
aber eine große Bewusstseinsveränderung der Menschen ist offensichtlich.
Sollten wir daher unserem Land gegenüber nicht besondere Behutsamkeit walten
lassen?
Die
Erneuerung Russlands ist eine Garantie für Wohlergehen und Frieden in der
ganzen Welt. Der Untergang Russlands ist der Untergang der ganzen Welt. Manche
beginnen bereits, dies zu erkennen, doch noch vor kurzem dachten die Menschen
umgekehrt, nämlich, dass die Vernichtung Russlands die Rettung der Welt
bedeutete, und sie versuchten, es bis aufs äußerste zu vernichten und zu
entzweien. Groß war die Furcht vor dem Wachstum Russlands, und selbst wenn
diese Furcht berechtigt wäre, schrieb sie niemand der rechten Ursache zu. So
gab es vielerlei Befürchtungen wegen der Machtergreifung Russlands, aber
niemand konnte die Folgen dieser Explosion (zu der viele beigetragen haben),
die das Gleichgewicht der Welt herzustellen hatte, voraussehen und ableiten.
Groß sind die Folgen dieser Explosion in Russland! Gereinigt und erneuert wird Russland
auf der neuen Grundlage breiter nationaler Zusammenarbeit und freien
kulturellen Aufbaus ein Bollwerk wahren Friedens werden.
28.
Dezember 1935
Das
Opfer Christi und seine Annahme der Kreuzigung für das Überbringen der Lehre
des Lichts hatte für die ganze Menschheit und alle Daseinsebenen zweifellos
ungeheure Bedeutung. Auch von anderen Großen Lehrern sind für die Rettung der
Menschheit Aufopferung und große Errungenschaften erbracht worden. Und es ist
schwer zu sagen, wessen Aufopferung größer war - die Aufopferung Sri Krishnas,
des Geistigen Lehrers und königlichen Lebenserbauers, oder die Aufopferung
Gautama Buddhas, der zur Bestätigung des großen Gesetzes über sechzig Jahre die
schwere Last des Lehrens trug.
In
der Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“ heißt es richtig, dass die Auflehnung
Luzifers der Welt den Christus brachte. Diese Auflehnung brachte auch andere
Große Lehrer, von denen einige vor ihm, andere nach ihm erschienen. Die Liste
der selbstlosen Leben der Höchsten Geistwesen, die die finsteren Kräfte bekämpften,
ist lang. Nach der Überlieferung des Ostens begann die Auflehnung Luzifers
bereits zu Ende der dritten Rasse. Die große Schlacht, die in der vierten Rasse
zwischen den Söhnen des Lichts und den Söhnen der Finsternis ausgetragen wurde
und von der in allen Überlieferungen gesprochen wird, hebt dieses große Drama
unseres Planeten stark hervor. Die Tragödie ist, dass Luzifer durch kosmisches
Recht der wahre Herr unserer Erde ist. Sein Geisteskorn birgt potentiell jene
Energien, die sich im Kern unseres Planeten sammeln. Deshalb ist es leicht,
sich vorzustellen, wie gut vertraut der Herr der Erde mit seinen Bewohnern ist
und dass alle ihre Energien sich ihm unterordnen; die großen Söhne des Lichts
hingegen kamen von anderen Welten auf unseren Planeten. Und der Größte unter
Ihnen übernahm die Verantwortung für diesen Planeten. Er steht ewige Wache, und
nach allen Schriften ist Er der Besieger des Drachens.
Die
Höchsten Geistwesen, die die Verantwortung für die Evolution übernahmen,
inkarnierten nach und nach auf der Erde in verschiedenen großen Gestalten.
Bedenken Sie, es heißt, dass alle Himmlischen Kräfte nicht so viel Macht
sammeln können, wie in Vereinigung mit den Höchsten Kräften durch die
Vollbringung EINER großen Heldentat gesammelt wird. Für die Erde muss alles
durch irdische Mittel unter irdischen Bedingungen getan werden. Sicherlich,
durch das Opfer Christi kann niemand erlöst werden. Denn niemand kann einen
anderen erlösen. Jedoch die Lehre Christi mahnte die Menschheit noch einmal an
die drohende Gefahr und wies den Pfad zur geistigen Rettung. Aber die Fallen
der finsteren Kräfte und die von ihnen ausgehende Gefahr schwanden nicht,
sondern vermehrten sich vor der entscheidenden Schlacht. Daher ist es jetzt
mehr denn je wichtig, dass sich alle Kräfte des Lichts vereinigen, um die
Horden der Finsteren abzuwehren, die in ihrer Wut und ihrem Wahnsinn den
Planeten zu sprengen versuchen. Aber diese Vereinigung erfordert beim
gegenwärtigen Bewusstseinszustand der Masse größte Vorsicht, denn oft steigert
eine Annäherung den Missklang nur. So sprechen die Menschen oft das Sprichwort
aus ”Einer allein im Felde ist kein Krieger”, aber die wirkliche volle und
ernste Bedeutung dieser Worte dringt nicht in die versteinerten Herzen ein.
Ich
schlage vor, dass Sie in Ihrem Werk hervorheben, inwieweit die Esoterik in der
Lehre Christi nicht verstanden und stillschweigend übergangen wird, sogar in
den Evangelien. Sie könnten auch erwähnen, dass der erste Strahl der Neuen Zeit
ein neues Verstehen der Lehre Christi bringen wird. ”So lasst uns den Pfad der
Erscheinung Christi annehmen als ein heiliges Zeichen, und mögen die Menschen
alle Zeichen des Höchsten Pfades achten.”
1936
11.
Januar 1936
Ich
habe Ihren Brief sehr aufmerksam durchgelesen und muss sagen, dass ich vor
allem darüber erfreut war, dass Sie keiner pseudo-okkulten Gesellschaft oder
Organisation mehr angehören. Es gibt heute wirklich sehr viele solcher
Organisationen, sie wachsen wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden! Und ich
weiß, wie sehr sie alles vermengen! Manche sind ohne Bedeutung, aber es gibt
andere unter ihnen, die äußerst dunkel und gefährlich sind. Zu Recht waren Sie
beunruhigt, als Sie feststellen mussten, dass der von Ihnen beschriebene Orden
anstatt zur Bekämpfung durch Liebe zur Rache neigt. In den Lehren des Lichts
kann es keine Rache geben. Wahrlich, der erste Grundsatz jeder Lehre des Lichts
ist, jedwedes Rachegefühl auszumerzen. Wenn die Lehren von der Widersetzung
gegen das Böse sprechen, so darf man darunter nicht Rache verstehen.
Widersetzung gegen das Böse ist die Voraussetzung zur Verteidigung des
Allgemeinwohls, der Rache hingegen liegt ein persönliches Motiv zugrunde, und
Sie wissen, dass Selbstsucht die Wurzel allen Übels ist. Wer der Rache fähig
ist, kann niemals ein Jünger werden. Wer sein Denken und seine Gefühle nicht
beherrschen kann, der kann nicht erwarten, auf dem Pfade des Lichts schnell
voranzukommen.
Sie
fragen: ”Warum kam der Lehrer nicht rechtzeitig zu mir? Warum führte er mich
nicht voran mit strenger Hand?” Aber die Lehrer kommen nicht zu einem. Wir
selbst müssen nach ihnen verlangen. Und selbst wenn der Lehrer Sie rechtzeitig
erreicht hätte, wären Sie sicher, dass Sie Seine strenge Hand angenommen
hätten? Wäre sie Ihnen nicht unerträglich schwer erschienen, und hätten Sie sie
nicht womöglich mit einer großen Lästerung zurückgewiesen? Der Pfad der
Jüngerschaft ist nicht leicht. Er hat nichts gemein mit den Schilderungen des
Lebens von Magiern und Eingeweihten in okkulten Romanen.
Weiter
fragen Sie: ”Warum war solch ein Experiment notwendig? Nur um Enttäuschungen zu
erleben, gegenüber Menschen und Organisationen mein Misstrauen zu erwecken?”
Sie müssen jedoch verstehen, dass uns nie ein Experiment aufgezwungen wird, wir
selbst schaffen es und nehmen es an; denn Karma stellt uns in jene Verhältnisse,
in denen wir eine neue Lektion lernen oder die frühere wiederholen müssen,
sofern wir sie noch nicht gelernt haben. Vielleicht mussten Sie unterscheiden
lernen und sich nochmals von den Fehlern der pseudo-okkulten Vereine
überzeugen, um Ihre Vorliebe für Rituale und damit zusammenhängende Gestalten
abzulegen. Nicht viele sind davon überzeugt, dass man zu den höheren Quellen
durch Rituale und Heruntersagen von sinnlosen Mantrams, die längst ihre
Bedeutung verloren haben, keinen Zutritt erhält, denn ihr Wert liegt im
Rhythmus, geboren in einem flammenden Herzen. Äußerliches, ohne innere
Bestrebung kann nicht von wirklichem Wert sein. Rituale können, wenn sie schön
gestaltet werden, dazu dienen, eine bestimmte erhabene Stimmung zu schaffen,
jedoch können sie nicht als unabhängige ausreichende Bedingung für geistigen
Aufstieg betrachtet werden.
Sie
schreiben: ”Wo ist die Gewähr, dass der andere unbekannte Orden mich nicht
wieder anziehen und zwingen wird, die dümmsten Handlungen zu vollführen, gerechtfertigt
durch höhere geheimnisvolle Ziele? Woran kann man eine reine Bewegung
erkennen?” Gerade eine reine Bewegung wird von Ihnen nicht verlangen,
unüberlegte Handlungen zu vollführen und behaupten, dass sie durch höhere,
geheimnisvolle Ziele gerechtfertigt wären. Jeder Lehrer des Lichts weist auf
die Vernunft hin und lehnt jedwede Gewalt ab. Er empfiehlt allein Reinheit in
Gedanken, Motiven, Worten und Taten. Unzulässig ist jedwede Maske. Die Masken
überlassen wir den Agenten der Finsternis, die etwas verbergen, und Sie haben
recht, sich vor ihnen zu hüten. Zur Zeit sind die Finsteren zahlreich
vertreten. In Anbetracht der für sie kritischen heranrückenden Fristen sind sie
auf beiden Ebenen äußerst aktiv, um Helfershelfer in ihre Reihen zu bekommen. Doch
unglaublich hart ist das Karma jener, die sich von ihnen anlocken lassen.
Ich
bezweifle, dass Fasten in Ihnen eine magnetische Kraft entwickeln kann. Gewiss,
Enthaltsamkeit ist in allem wesentlich, aber Hungern kann nicht stärken. Von
allen Lehren des Lichts wird großes Gleichgewicht geboten. Sobald Sie diese
Macht in sich erkennen, vermehren Sie sie durch Beharrlichkeit im Streben für
das aufgezeigte wohltätige Ziel.
Alles,
was Sie schreiben, habe ich erwogen, und mein Rat für Sie ist, befassen Sie
sich mit den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK - vorerst mit den beiden Bänden
”Blätter des Gartens MORYA“ sowie mit dem Buch ”Agni Yoga“. Wenn Ihr Geist
darauf anspricht, schreiben Sie mir, nachdem Sie sie gelesen haben, und teilen
Sie mir Ihren Eindruck mit sowie auch die für Sie eventuellen Unklarheiten; ich
werde sie Ihnen gerne beantworten. Lassen Sie mich alle für Sie unbekannten
Ausdrücke wissen. In östlichen Sprachen gibt es Ausdrücke, die nur schwer in
unsere rauhen europäischen Sprachen zu übersetzen sind.
Zum
Abschluss möchte ich Ihnen sagen, dass ”alles offenbar und erreichbar ist”. Es
liegt allein an uns, einzutreten und zu empfangen. Die grundsätzlichen
Bedingungen zur Erreichung sind Ehrlichkeit, Mut, Furchtlosigkeit, unbesiegbares
Streben, äußerste Geduld und Dankbarkeit für jede Krume. Verrat allerdings,
selbst in Gedanken, ist unzulässig. Aber gibt es Aufrichtigkeit und ein
flammendes Herz, dann wird alles leicht und freudvoll. Nehmen Sie also Ihren
erwählten Lehrer mit dem ganzen Wesen in Ihr Herz auf, und bald werden sich
Errungenschaften einstellen.
* * *
17.
Januar 1936
Ich
stimme Ihnen völlig zu, dass für manche Menschen der Begriff kosmisches Bewusstsein
so erschreckend ist wie Schwefel. Wie kann man an kosmisches Bewusstsein
denken, wenn man die Bedeutung des menschlichen Bewusstseins nicht voll
begreifen kann? Auch viele ”kluge“ Menschen erkennen nicht, was kosmisches Bewusstsein
wirklich ist, und so meinen sie, sich abzuschirmen, indem sie es übergehen, um
sich hauptsächlich selbst vor Gefahr zu schützen. Darüber hinaus bringen sie
dieses kosmische Bewusstsein wahrscheinlich mit einer besonderen Art von
Internationalismus in Zusammenhang. Freilich, es ist schwer zu erkennen, wie
sich bestimmte Dinge in unwissenden Gemütern auswirken.
Es
wird viel davon gesprochen, wie notwendig die Entfaltung nationalen Bewusstseins
ist, und dies mit Recht, denn sein eigenes Land zu lieben, ist ein heiliges
Gefühl. Genaugenommen ist Nationalbewusstsein der Ausdruck des Volkscharakters,
und es ist die Charaktereigenheit, die in jeder Erscheinung das wichtigste ist.
Menschen und Länder sollten die Grundlage ihres Charakters und ihrer
Individualität bewahren, indem sie sie entfalten und anreichern mit allen
Blumen, die auf ihren Wiesen wachsen, sowie mit allen Möglichkeiten, die ihnen
offenstehen. Genaugenommen ist es Aufgabe des Volksgenius, sich anzupassen und
dem Prisma seines Bewusstseins zu ermöglichen, die Errungenschaften aller
Völker und Zeitalter zu durchschreiten und sich seine eigene unwiederholbare
Synthese dieser Anhäufungen schöpferischer Erscheinungen zu vergegenwärtigen.
Aber einige wenige verstehen Volksbewusstsein als etwas Getrenntes und deshalb
Beschränktes; jede Absonderung hingegen ist unnatürlich und schädlich, da sie
dem Gesetz der Einheit des Seins widerspricht. Und da die Gesetze in allem
einheitlich sind, endet jede Absonderung und Beschränkung in Erstarrung oder
führt gar zum Tod. Das Gesetz des Seins weist auf ständige Erweiterung und
unbegrenzte Entfaltung hin. Nur in dieser Entfaltung, in dieser unablässigen Erfassung
aller Möglichkeiten gibt es ewiges Leben. Durchkreuzen Sie diese Erkenntnis in
jemandem, und das Leben solch eines Menschen wird nur dem vergänglichen Bewusstsein
einer einzigen Persönlichkeit anhaften.
Ewiges
Leben wird gerade durch kosmisches Bewusstsein gewonnen, oder die Erkenntnis
des eigenen kosmischen Ursprungs.
In
unserem Zeitalter hat man bereits erkannt, dass die Menschheit, wenn sie
erfolgreich evolvieren will, eine bestimmte internationale Zusammenarbeit
anstreben muss, obwohl sich diese Zusammenarbeit im gegenwärtigen Stadium weit
mächtiger in mechanischen und materiellen Errungenschaften offenbart als in geistiger
Hinsicht. Die Wissenschaft jedoch schreitet mit solch riesigen Schritten voran,
dass die nächste Stufe bald erkannt werden wird, nämlich jene der
Zusammenarbeit mit dem Kosmos. Dann wird kosmisches Bewusstsein selbst die
offenkundig Unwissenden nicht mehr schrecken und zu einem normalen Faktor
werden; und kein Mensch, der seinen Platz im Kosmos erkennt, wird in seinem
eigenen Käfig bleiben wollen, Erst dann wird geistige Einheit in das Wesen
kommen.
Alles,
was Sie über gewisse Personen schreiben, die die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK
verlassen haben, ist nicht ungewöhnlich. In der Tat, wäre dem nicht so, befände
sich die Welt nicht in einer ausweglosen Lage und keine kosmischen Kataklysmen
bedrohten uns. Es schmerzt einen, solche Feststellungen zu hören, wie ”Gedanken
an das Allgemeinwohl sind nur leere Worte”. Gewiss, für ein erloschenes Herz
und einen verknöcherten Verstand sind Gedanken an das Allgemeinwohl leere
Worte. Aber ein erleuchtetes Bewusstsein versteht seine völlige Abhängigkeit
vom Allgemeinwohl. Das Allgemeinwohl war und ist die Grundlage jedes
Vermächtnisses. Die LEHRE CHRISTI ist genaugenommen die Lehre des
Allgemeinwohls, und jene, die das nicht begreifen und diesen Grundsatz leugnen,
leugnen den Verkünder selbst. Es ist besser, sich mit solchen Bewusstseinen in
keine Diskussion einzulassen. Ja, nur die Anerkennung und Aneignung des
Gesetzes der Reinkarnation könnten die Menschheit zu richtigem Verstehen des
Allgemeinwohls führen. Es ist höchst erstaunlich, wie jene, die den Begriff
”Allgemeinwohl“ bespötteln, nichtsdestoweniger die Vorteile sämtlicher für das
Allgemeinwohl erdenklicher Annehmlichkeiten nutzen, so z. B. die
ausgezeichneten Beförderungseinrichtungen u. dgl. m.
* * *
Und
nun zu Ihrer Frage: § 279 des Buches ”Feurige Welt II“: Moru ist eine Pflanze,
die in unserer Gegend wächst. Sie ist eine Buschpflanze und ihr Aroma erinnert
sehr an Eisenkraut. Ich werde Ihnen ein Zweiglein senden, aber nicht jetzt im
Winter. Versehentlich verwendete ich beim Schreiben des Namens dieser Pflanze
einen Großbuchstaben und dies könnte wirklich viele Leser verwirren.
* * *
Gewiss,
es wird nie und nirgendwo vorgeschlagen, dass man zusammengepfercht in
Gemeinschaftshäusern leben sollte. Dies muss im weitesten Sinn verstanden
werden. Denn nicht in allen Arbeitsgemeinschaften leben die Menschen beisammen.
Sie sammeln sich für gemeinsame Arbeit, aber ihr persönliches Leben und ihr
weiterer Tagesablauf vollzieht sich getrennt voneinander. Die Idee gemeinsamer
Arbeit bedeutet nicht unbedingt physisches Beisammensein. Genaugenommen, es
besteht keine Notwendigkeit, physisch aneinander zu stoßen. Jedes Zeitalter
bestimmt seine eigenen Forderungen und Bedingungen, und es ist ganz unmöglich,
zu den alten Formen zurückzukehren. So untersagte auch der Herrscher Buddha in
seinen Gemeinschaften ein physisches Zusammendrängen und war darum besorgt, dass
jedes Mitglied seine eigene Zelle hatte. In seinen Gemeinschaften gab es auch
keine gemeinsame Essenseinnahme. Alle Bhikshus aßen getrennt. Sie versammelten
sich nur zu gemeinsamer Arbeit und geistigen Gesprächen. In der Tat,
Gemeinschaften sind nur möglich, wenn die Auren der Mitglieder völlig
harmonisieren, aber dies wird sehr selten erreicht. Wenn Sie daher eine
Gemeinschaft errichten wollen, so tun Sie es so einfach wie möglich, ohne sich
durch Verpflichtung zu binden; leisten Sie vor allem intensive Arbeit, wappnen
Sie sich weiter mit unendlicher Geduld und Duldsamkeit. Danach könnte in vielen
Fällen das Genossenschaftsprinzip Anwendung finden, ohne darauf zu bestehen,
zusammen zu leben. Es wäre viel leichter, das gemeinsame Wohnen für kurze Zeit,
für bestimmte Wochen in den Sommermonaten zu praktizieren.
Sie
möchten gerne Ihre ganze Lebensweise, der der Weißen Bruderschaft im Bollwerk
anpassen, aber das ist ganz unmöglich, denn ihr Leben ist so verschieden von
unseren Bedingungen. Die Bruderschaft arbeitet in Gruppen, und die
auftauchenden Probleme vereinen harmonisch den Rat für neue Kombinationen. Die
Arbeit ist in drei Abteilungen unterteilt: erstens, Erforschen von Mitteln, um
die Bedingungen der irdischen Ebene zu verbessern; zweitens, nach Wegen zu
forschen, um den Menschen die erzielten Ergebnisse zu übermitteln; drittens,
Mittel zu erforschen, mit den fernen Welten Verbindung aufzunehmen. Das erste
Vorhaben erfordert Fleiß und Ausdauer, das dritte erfordert Wachsamkeit und
Furchtlosigkeit, aber das zweite erfordert eine derartige Selbstaufopferung, dass
der schwierigste Flug dagegen wie Erholung erscheint.
Aber
jetzt ist die Zeit des ernsten und entscheidenden Harmagedons, und daher sind
alle Erforschungen und wissenschaftlichen Aufgaben vorübergehend eingestellt
worden; alle Kräfte des Lichts sind darauf gerichtet, auf beiden Ebenen die
unaufhörlichen Angriffe und die schrecklichen Ränke der schwarzen Bruderschaft
abzuweisen. So kennt man im Wachturm weder Schlaf noch Ruhe. Wer von den
Erdbewohnern könnte sich diesen Zustand äußerster Spannung vorstellen? Außerdem
verbringen viele Brüder ihre meiste Zeit in der Feinstofflichen Welt, denn
genaugenommen errichten sie hier einen Siegesteraphim. Und so erschallt jetzt
in der Feinstofflichen Welt der Ruf und der Siegesgesang der Krieger von Schambhala.
Seit Tausenden von Jahren bereitet sich das Bollwerk des Lichts für diese
Schlacht mit den Kräften der Finsternis vor. Das vorausgesagte Harmagedon ist
fürchterlich; alle unterirdischen Ungeheuer nehmen daran teil, und die Kräfte
aller Ebenen sind darin einbezogen. Weist denn der sich nun vollziehende
Wahnsinn nicht auf die nie dagewesene Zeit hin! Wer denkt über die unseren
Planeten bedrohende Gefahr nach? Wissen viele, dass die Hauptsorge des
Bollwerks des Lichts darin besteht, unseren Planeten vor vorzeitiger Explosion
zu retten? In der Tat, das unterirdische Feuer, das auszubrechen droht,
gefährdet unseren Planeten. An vielen Meeresbetten ist die Erdkruste sehr
ausgewaschen, aber wer denkt an diese bedrohlichen Zeichen?
Kein
Erdbewohner könnte die intensive Arbeit aushalten, die derzeit im Bollwerk des
Lichts geleistet wird. Die Menschheit ist darin so verbrecherisch, dass sie in
ihrem Wahnsinn Lästerung gegen ihre Retter begeht. Sie rufen Christus, während
sie jeden Augenblick seine Gebote verraten und die Hierarchie des Lichts, der
Er angehört, schmähen. Aber die Herabsetzung selbst des geringsten Mitgliedes
dieser HIERARCHISCHEN KETTE kann in Christi Augen keine Rechtfertigung finden.
”Viele werden zu mir an jenem Tage sprechen: ”Herr, Herr, haben wir nicht in
deinem Namen geweissagt, in deinem Namen Teufel ausgetrieben und in deinem
Namen viele Wunderwerke getan? Aber dann werde Ich ihnen bekennen: ”Ich habe
euch niemals gekannt, weichet von mir, ihr Übeltäter” (Matth. 7:22, 23). Kann
daher jemand auf Glückseligkeit und Rechtfertigung hoffen, der sagt: ”Allgemeinwohl
ist nur ein leeres Wort?” Solch ein Mensch wird leer bleiben, denn wahrlich,
Leere ist in seinem Herzen und seinem Kopfe. Christus und das Allgemeinwohl
sind gleichbedeutend.
In
Zusammenhang mit der Idee der Gemeinschaftsarbeit möchte ich Ihnen gern den §
35 aus dem Band der ”Feurigen Welt“ zitieren: ”So viel wird über Zusammenarbeit
gesprochen, aber so wenig begriffen! Dies ist einer der am meisten missverstandenen
Begriffe, weil in einer menschlichen Gemeinschaft die Idee vereinter Arbeit so
entstellt wird. Das Leben in der Gemeinschaft von Mitarbeitern kennt keinen
Zwang der Gefühle, der Verpflichtungen, kein Aufdrängen, sondern Bestätigung
vereinter Arbeit im Namen des Guten. Würde die menschliche Gesellschaft das
Gesetz vereinter Arbeit als Lebensgesetz annehmen, wie sehr könnte das
menschliche Bewusstsein geläutert werden! Denn der Rhythmus einer gemeinsamen
Aufgabe kann verschiedene Fachleute und Individuen, die sich in ihren
Eigenschaften unterscheiden, vereinen. Das Gesetz ist einfach, aber welche
Entstellung umgibt es! Die Bekundung der geistigen Verwandtschaft des Menschen
ist durch viele Gründe bedingt, sowohl geistig als auch karmisch, aber unter
dem Arbeitsstrahl vermag sich eine Gemeinschaft mittels des Gesetzes der
Zusammenarbeit zu organisieren. Daher ist es notwendig, die Mitarbeiter durch
Arbeit heranzubilden und durch die Bestätigung, dass jeder Mitarbeiter ein Teil
des Ganzen ist. Jedoch falsches Denken über das Persönliche sollte vermieden
werden. Solche Interpretation wird nicht dazu beitragen, die Gemeinschaft zu
einem einzigen Kanal zu festigen. So viele bedauerliche Geschehnisse könnten
durch Bewusstseinserweiterung und das feine Verständnis dafür, dass es
unzulässig ist, das Herz eines anderen Wesens zu missbrauchen, vermieden
werden. So sollten die Mitarbeiter auf dem Wege zur Feurigen Welt verstehen, dass
man nur durch das Gesetz gemeinsamer Arbeit voranschreiten kann - es gibt keine
andere Maßnahme! Feines wird nur durch Feines erreicht; und die feinen Fäden
des Herzens erklingen nur in der Spannung von vielen Tausenden von Jahren.
Darum mögen die Mitarbeiter vor allem diesen einzigen Pfad erkennen.
Genaugenommen gestattet das Gesetz vereinter Arbeit keinen Eingriff in das Herz
des Nächsten.”
§
36 desselben Buches: ”In der Gemeinschaft sollte man an die Heiligkeit der
Gefühle denken. Man sollte vor allem daran denken, dass es unzulässig ist, in
einem Mitarbeiter das feine Gefühl erzwingen zu wollen. Man sollte durch äußere
Forderungen im Herzen keine feinen Schwingungen entfalten. Nur ein inneres,
erworbenes Handeln erzeugt eine entsprechende Schwingung. Selten ist dieses
geistige Leben inmitten erstickender Schwingungen zu finden. Aber diese
Erscheinung - wenn Geist mit Geist in Harmonie erklingt - ist wunderbar! Vor
allem bei Entwicklung des Gemeinschaftsbewusstseins sollte man Verständnis für
Zusammenarbeit aufbringen. In diesem Verstehen kann die Gemeinschaft erstarken
und der Wurm der Selbstbemitleidung wird schwinden. So geben Wir dem Schüler
den Rat, die Freude an der Arbeit zu bestätigen, ohne in das Herz des Nächsten
einzudringen. Seit langem heißt es: ”Liebe lässt sich nicht erzwingen!” Das ist
auch eine kosmische Formel. Aber man kann den Pfad der Zusammenarbeit sehr
läutern. So mögen die Schüler an diese Bekundung der Zusammenarbeit als
wichtigem Schritt im täglichen Leben der Gemeinschaft denken!”
Doch
wie oft lassen die Mitarbeiter das Gefühl der Eifersucht aufkommen, das so
viele schöne Unternehmen zunichtemacht.
18.
Januar 1936
Vielen
Dank für Ihren lieben Brief mit einem Bild von Ihnen. Ich bin allmählich dabei,
eine reguläre Bildergalerie von Freunden zu sammeln. Ich sehe sie mir gerne an
und beobachte die Veränderung des Gesichtsausdruckes. Haben Sie bemerkt, dass
die Bilder lebender Menschen ihren Ausdruck verändern? Weiter freute ich mich,
über ihre Aktivität zu hören. Säen Sie die nützliche Saat so weit Sie können,
aber beachten Sie immer den Bewusstseinszustand. Kleiden Sie die großen
Wahrheiten in das annehmbare Gewand. Das Verbergen des Lichts, um nicht die
Schwachsinnigen zu blenden, zeugt von großem Mitleid. Wir sollten uns immer und
überall vom Herzen leiten lassen. Es heißt, dass nur ein unbedeutendes Bewusstsein
seinen eingebildeten Glanz stolz zu entfalten sucht, ein großes Bewusstsein
jedoch scheut sich nicht, sich zu verbergen, wenn sichtbar wird, dass viele
Begriffe noch nicht aufgenommen werden können.
Gewiss,
Sie haben recht, die Johannes-Offenbarung muss sehr vorsichtig gedeutet werden.
In der Tat, jede Schrift, jede Legende aus dem Altertum hat sieben Schlüssel
oder Deutungen. Was die ”Offenbarung“ anbelangt, sind viele Gelehrte jetzt zu
dem Schluss gekommen, dass sie eine andere Version des Buches Enoch sowie der
Drachenlegende des heidnischen Altertums ist. Die Offenbarung muss daher als
viel älter, als man bisher angenommen hat, angesehen werden. Das Kapitel XII
hat einige Bedeutungen, und ein Großteil des astronomischen und numerischen
Schlüssels zu diesem Welt-Mythos ist bereits gefunden worden. Der Heiligen
Lehre gemäß bezieht sich der hier erwähnte ”Krieg im Himmel“ auf bestimmte
Ereignisse dieser Art auf unterschiedlichen und verschiedenen Daseinsebenen.
Das erste ist eine rein astronomische und kosmische Tatsache der Kosmogonie …
Wenn der siderische Prototyp (des Krieges) sich tatsächlich auf eine
prämanwantarische Periode bezieht und gänzlich auf Wissen beruht … des ganzen
Programms des Fortschritts der Kosmogonie …”, das Wissen, das im Besitz des
Großen Lehrers ist, so hat der zweite Aspekt des ”Krieges im Himmel“ seine Widerspiegelung
auf Erden, und der Ort des Geschehens war nicht der interplanetare Raum,
sondern der Himalaya.
”Es
ist der Bericht über das schreckliche Ringen zwischen den ”Söhnen Gottes“ (den
Söhnen des Lichts) und den ”Söhnen des Schattens“ der vierten und fünften
Rasse. Es liegt an den beiden Ereignissen, die durch Legenden zusammengelegt
wurden …, dass jede folgende … Überlieferung auf dieses Thema aufgebaut wurde.”
Aber ohne Rücksicht darauf, welches der astronomische Sinn dieser allgemein
angenommenen Legende vom Kampf im Himmel ist, gründet ihre menschliche Phase
auf wirkliche historische Ereignisse, die nur aus dem Grund in ein
theologisches Dogma (Der Fall der Engel) entstellt und entwürdigt wurden, um
sie mit den kirchlichen Zielen in Einklang zu bringen.
In
der ”Geheimlehre“ befinden sich weitere Erklärungen bestimmter Kapitel und
Verse der Offenbarung. Ich machte hier Auszüge bringen, die Sie interessieren
dürften:
”In
der Einleitung zu Erzbischof Laurences Übersetzung aus einer äthiopischen
Handschrift in der Bodleian Bibliothek [Oxford] bemerkt der Herausgeber, der
Verfasser der ”Entwicklung des Christentums“: Bei der Revision des Buches Enoch
prägte sich uns die Verwandtschaft mit den neutestamentarischen Schriften noch
tiefer ein. So ist die Parabel von dem Schaf, das von dem guten Hirten von
Mietlingswächtern und grimmigen Wölfen befreit wurde, von dem vierten
Evangelisten offenbar entlehnt aus Enoch LXXXIX, wo der Verfasser darstellt,
wie die Schäfer das Schaf vor der Ankunft ihres Herrn töten und erschlagen und
so die wahre Bedeutung jener bisher geheimnisvollen Stelle in der
Johanninischen Parabel enthüllt - ”Alle jene, die vor mir gekommen sind, die
sind Diebe und Mörder” - eine Sprache, in der wir jetzt eine offenbare Bezugnahme
auf die allegorischen Hirten des Enoch entdeckten (Das Buch des Propheten
Enoch, Seite XLVIII, 1883 herausgebracht).
”Die
Zeit ist zu weit fortgeschritten für die Behauptung, dass Enoch aus dem Neuen
Testament entlehnt hat, anstatt umgekehrt. Judas (14, 15) führt wörtlich aus
Enoch eine lange Stelle über die Ankunft des Herrn mit seinen 10.000 Heiligen
an und anerkennt die Quelle, indem er den Propheten ausdrücklich nennt.
Den
Parallelismus zwischen Prophet und Apostel … vollendend, haben wir es über den
Streit erhoben, dass in den Augen des Verfassers einer als göttliche
Offenbarung angenommenen Epistel das Buch Enoch die inspirierte Darstellung
eines vorsintflutlichen Patriarchen … war.
Die
gehäufte Übereinstimmung von Sprache und Ideen bei Enoch und den Verfassern der
neutestamentarischen Schriften … zeigt klar dass das Werk des semitischen
Milton die unerschöpfliche Quelle war, aus der Evangelisten und Apostel, oder
die Männer, die in deren Namen schrieben, ihre Vorstellungen von Auferstehung,
Gericht, Unsterblichkeit, Untergang und dem allgemeinen Reich der Gerechtigkeit
unter der ewigen Herrschaft des Menschensohnes geborgt haben. Dieses
evangelische Plagiat gipfelt in der Offenbarung Johannis, der die Visionen des
Enoch dem Christentum anpasst, mit Abänderungen, in denen wir die erhabene
Einfalt des großen Meisters apokalyptischer Voraussagung vermissen, der im
Namen des vorsintflutlichen Patriarchen prophezeite” (Einleitung XXXIV - XXXV.)
”Vorsintflutlich
fürwahr; aber wenn die Wortfügung des Textes kaum ein paar Jahrhunderte oder
auch Jahrtausende vor die historische Zeitrechnung zurückreicht, dann ist es
nicht länger die ursprüngliche Voraussage der zukünftigen Ereignisse, sondern
eine Kopie irgendeiner Schrift einer vorgeschichtlichen Religion.
Im
Kritazeitalter teilt Vishnu in der Form des Kapila und anderer (inspirierter
Lehrer) … wahre Weisheit mit (wie es Enoch tat). Im Tetrazeitalter wehrt er den
Bösen in der Gestalt eines Weltherrschers (Chakravartin, der ”ewige König“ des
Enoch) und beschützt die drei Welten (oder Rassen). Im Dvaparazeitalter teilt
er in der Person des Vedavyasa den einen Veda in vier, und zerlegt ihn in
Hunderte (Schata) von Zweigen.” (Vishnu-Purana)
”Im
Buche Enoch, Kapitel XXVI, 3, sagt URIEL: ”Jene, die Gnade gefunden haben,
sollen für immer Gott preisen, den ”ewigen König“, der über sie herrschen
wird.”
”Fürwahr
so; der Veda der frühesten Arier verbreitete sich, bevor er niedergeschrieben
wurde, bis zu jener Nation der Atlanto-Lemurier und säte die ersten Samen aller
jetzt existierenden alten Religionen. Die Sprösslinge des niemals sterbenden
Baumes der Weisheit haben ihre verwelkten Blätter selbst über das
Juden-Christentum verstreut. Und am Ende des Kali, des gegenwärtigen
Zeitalters, wird Vishnu oder der ”ewige König“ als Kalki Avatar wieder
erscheinen und die Gerechtigkeit auf Erden wieder herstellen. Die Gemüter
derer, die zu jener Zeit leben, werden erweckt und so klar wie Kristall werden.
Die
Menschen, die durch Tugend in jener besonderen Zeit so verwandelt sind (der
Sechsten Rasse), werden gewissermaßen die Samen sein von menschlichen Wesen,
und sie werden eine neue Rasse hervorbringen, die den Gesetzen des
Kritazeitalters der Reinheit folgen wird, d. h. sie wird die Siebente Rasse
sein, die Rasse der ”Buddhas“, die Söhne Gottes, geboren von unbefleckten
Eltern.
* *
*
Aber
was ist in Wirklichkeit das Buch Enoch, auf das sich der Verfasser der
Offenbarung wie auch der Heilige Johannes, der Verfasser der vierten
Evangelien, so ausführlich in ihren Schriften beziehen? Es ist einfach ein Buch
der Einweihung, das in allegorischem und vorsichtigem Wortgefüge den Umriss
bestimmter archaischer Mysterien darlegt, die im inneren der Tempel stattfanden.
Die sogenannten ”Visionen“ des Enoch beziehen sich auf seine (Enochs)
Erfahrungen bei der Einweihung und darauf, was er in den Mysterien erfuhr.
In
allen alten Legenden bezieht sich die Beschreibung der Schöpfung unserer Erde
natürlich nur auf die vierte Runde, nach der Pralaya oder Verdunkelung, die
nach der dritten Runde begann. Von den ersten zwei Rassen dieser Runde haben
wir wenig Kenntnis, da bis jetzt das Wissen der Großen Lehrer nicht enthüllt
wurde, weil es für unser Bewusstsein zu schwer wäre, jenen Zustand zu
begreifen, der kein gegenwärtiges Äquivalent auf unserer Erde hat. Aber in der
vierten Runde trat der Mensch vor den Tieren in Erscheinung.
Das
Gebet Christi, das man immer noch unbeachtet lässt, war das große Herzensgebet
für das Wohl der ganzen Menschheit. Jeder Große Geist lenkt die Evolution
streng im Einklang mit den Gesetzen des Kosmischen Magneten beziehungsweise mit
dem Gesetz der Evolution. Und der Wille solch eines Geistes ist deshalb so
machtvoll, weil er mit dem Willen des Kosmos identisch ist.
Der
Fall Luzifers als Folge seiner Auflehnung gegen das Evolutionsgesetz oder den
Willen des Kosmos kam wirklich über uns. Lesen Sie erneut die Legende über
Luzifer in der Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“, sie ist wirklich war.
So
schafften jene zu der Zeit, als die Großen Brüder Luzifers mit ihm auf unsere
Erde kamen, ewige Bewegung; zu der Zeit, in der sie sagen: ”Warum eine Erde,
wenn alle Welten bestimmt sind”, und so schafften sie den rechten Pfad für die
Menschheit, so dass weite Zusammenarbeit mit den fernen Welten einen rechten
Austausch ermöglichen wird. Luzifer zog es vor, sich von seinen Nachbarn
abzusondern. Aber in der Einheit des Seins, in dem Gesetz gegenseitigen
Austausches, endet jedwede Absonderung nur in Auflösung oder Tod. Luzifer
jedoch konnte den Lebensstrom nur hemmen, aber nicht unterbrechen. Genau
gesagt, brachte seine Auflehnung und die Ausführung seines Planes der
Selbstgenügsamkeit irdischer Materie ein Korrektiv des Körpers der Weißen
Bruderschaft mit sich, eine wegen ihrer obligatorischen Kampfbereitschaft für
andere Planeten unbekannte Organisation. Es heißt: ”Der verzweifelte Kampf
verwandelte den Lichtträger, und die rubinrote Aura wurde mit blutrotem Schein
erfüllt. Seine Nachfolger griffen fürwahr nach schmachvollen Mitteln”, die nur
die Fristen verzögern, das Schicksal jedoch nicht abwenden. Daher hätten die
Rüstung und die Schwerter der Bruderschaft viel früher in die Teile der
Laboratoriumsapparate freudvoll geschmiedet und die Leiter des Lichts - die
Verbindung zwischen Himmel und Erde - enger besetzt werden können. ”Wie lebhaft
in Erinnerung ist der erlittene schmachvolle Tod des letzten Großen Lehrers für
etwas, was der Menschheit, wie es scheint, längst bekannt gewesen ist!”
Sie
fragen, wie diese Psychologie der Absonderung entstand, doch in jedem großen
feudalen Herrn können Sie ein gleiches Beispiel sehen.
Luzifer
ist der Fürst der Erde im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Geist besitzt
potentiell die gleichen Energien, die der Erde eigen sind.
Unter
normalen Bedingungen müsste der Herr der Erde die Materie erhoben haben, indem
er ihre Teilchen mit der Idee der Einheit erfüllte. Der Geist des Herrn des
Planeten durchschreitet die menschliche Form als der erste Lehrer der
Beherrschung der Materie, und deshalb wird er zum Experten in den Eigenschaften
dieser Materie. Mit würdigem Verhalten wäre er ein schätzenswerter Freund aller
neuen Formationen; es gäbe keine antagonistischen Tätigkeiten, sondern nur ein
Suchen nach gegenseitigen segensreichen Taten. Der Herr der Erde jedoch denkt
nicht so; er kümmert sich nicht um die geistige Freundschaft. Sie können sich
wohl vorstellen, dass der Herr der Erde alle irdischen Labyrinthe kennt! Und
eine übermäßige Erleuchtung durchkreuzt seine Pläne! Seine Diener sind nicht
abgeneigt, für sie Nützliches zu erfahren; sie halten ihre eigenen
Versammlungen, wo geraten wird, die neuen Entdeckungen zu nutzen, um dem
Fortschritt der Geistigkeit zu schaden. Sein Unheil jedoch besteht darin, dass
die geistigen Bewegungen sehr rege sind; und das Reservoir der Quelle der
Weißen Bruderschaft ist groß.
Nun
werden Sie erkennen, wie ernst und bedrohlich das Toben des Harmagedons ist -
der Kampf der Kräfte des Lichts gegen die Horden der Finsternis!
* *
*
Ganz
richtig verstehen Sie Besessenheit. Fürwahr, wo es Kampf gibt, gibt es keine
wirkliche Besessenheit. Eine besessene Person kämpft nicht mehr und erkennt
auch nicht, dass sie besessen ist. Das reine Herz braucht Besessenheit nicht zu
fürchten. Aufrichtigkeit lässt keine Besessenheit zu.
21.
Januar 1936
Man
sollte bedenken oder, besser gesagt, wissen, dass es kein einziges Buch gibt,
das frei von Fehlern oder Unklarheiten ist, oder einfach von Druckfehlern und
Auslassungen. Selbst in den Büchern und Briefen der Adepten stößt man auf
scheinbare Widersprüche, doch für Wissende sind dies keine ”Widersprüche“,
sondern einfach die Ergebnisse mangelhafter Kommentare. Das Universum ist sehr
komplex, und es ist unmöglich, seine ganze große Mannigfaltigkeit auf ein paar
Formeln zu bringen, die für jeden besonderen Fall Anwendung finden können. So
gibt es in bezug auf eine harmonische Seele auch vieles, was durch Worte nicht
adäquat ausgedrückt werden kann. Man kann keine Apothekerwaage verwenden, um
den Grad der Individualisierung zu bestimmen, der in jedem separaten Fall in
dieser oder jener Gruppe der niederen Naturreiche erzielt wird; daher muss man
den Durchschnittsgrad für ihren Zustand annehmen. Die Gruppenseele muss in
jedem Fall als Übereinstimmung ursprünglicher Gefühle verstanden werden, und,
genau gesagt, kann solch ein Gleichklang durch die Bezeichnung
Gemeinschaftsseele im Sinne geistiger Übereinstimmung ausgelegt werden. Auch
die Großen Lehrer nennen Ihre Gruppe oft EIN EGO.
* *
*
Sie
wundern sich also, dass der Verfasser des Buches, das Sie kritisieren, das
Karmagesetz als ”blind“ und zugleich ”vernünftig“ bezeichnet! In jedem
kosmischen Gesetz muss man jedoch immer die Gegensätze in Betracht ziehen.
Dieses Gesetz wird vom Autor wegen seiner Unabänderlichkeit sowie
Unerschütterlichkeit, wenn es kosmisch und unvermeidlich wirkt, ”blind“
genannt. Im Tun eines Menschen mit erwachtem Geist wird das Karmagesetz
”vernünftig“, die niederen Naturreiche dagegen sind dem Gesetz ”blind“
unterworfen
Die
Herren des Karma, obwohl sie die Evolution der Welt lenken, werden gewiss
primär von den kosmischen Gesetzen geleitet, und sie gleichen oder passen ihren
Willen der Evolution des Kosmos an - oder der großen Zweckdienlichkeit. Daher
ist Ihre Frage: ”Ist es möglich, dass die Herren des Karma „blind“ sind?” nicht
am Platze. Auch die Feststellung des Verfassers, dass ”Karma im ersten und
letzten Viertel der Entwicklungsrunde nicht wirkt”, ist kein Irrtum, sondern
einfach die gleiche, allerdings nicht ganz überzeugende Erklärung. In allen
Lehren ist über den Zustand des Menschen in den ersten drei Runden sehr wenig
gesagt, wie auch über die ersten zwei Rassen unserer Runde. Aus den Hinweisen
jedoch lässt sich schließen, dass in den ersten zwei Rassen der vierten Runde
die Menschen, wenngleich sie mit Geistigkeit erfüllt waren, keinen, wie wir es
nennen ”Verstand“ hatten; und so können wir annehmen, dass sie dem
unvermeidlichen Karmagesetz ”blind“ folgten. Jedoch im letzten Viertel unserer
Rasse, sobald die Menschen genügend verfeinert sind und den verdichteten
Astralzustand sowie ihre ursprüngliche Geistigkeit durch das Öffnen der höheren
Zentren erreicht haben - allerdings mit einer entwickelten und erleuchteten
Denkfähigkeit -, werden sie ihr irdisches Karma für diesen besonderen Zyklus
(oder diese Runde) vollenden und die Erde verlassen, um eine neue Daseinsrunde
auf einem anderen Planeten zu beginnen; nach dieser Periode der Verdunkelung
der Erde kann die Menschheit ihre Evolution in der neuen irdischen Runde oder
der fünften Rasse fortsetzen.
In
diesem Buch finden Sie auch die Feststellung über die Zahl der Inkarnationen in
ein und demselben Geschlecht. Diese kategorische Feststellung kann zu Missverständnissen
führen. Würde ich sie jedoch verneinen, müsste ich Bestimmtes offenbaren, was
für eine weite Öffentlichkeit noch nicht enthüllt werden kann.
Warum
erscheint es Ihnen ungerecht, dass der Mensch ”seinem Karma zuvorkommen kann”
und es ihn dann nicht mehr erreicht? Genau das Gegenteil scheint mir der Fall
zu sein; denn wäre es anders, könnten wir diesem verhexten Kreis niemals
entrinnen. Und wenn Sie fragen: ”Wie kann der Mensch seinem Karma
zuvorkommen?”, so sage ich: Indem er seine Gedanken und Beweggründe verbessert!
Sehr oft ist in der Lehre erwähnt, dass vor allem unsere Beweggründe und
Gedanken unser Karma schaffen; Taten sind von sekundärer Bedeutung. Fürwahr,
Gedanken schaffen unser inneres Wesen. Gedanken werden als Energien in unserem
KELCH und in der Aura gespeichert; und werden diese Energien geläutert und
verfeinert, so ist es verständlich, dass sie harmonisieren und nur jenes
anziehen können, das gleich rein ist - dann kann uns das Böse und Niedrige
nicht mehr in voller Stärke erreichen. Wenn Sie daher einem Menschen begegnen,
dem Sie in früheren Leben Böses zufügten und er gegen Sie Feindschaft hegt,
Ihre Aura aber ausreichend geläutert ist, werden die Auswirkungen seiner bösen
Energie Sie nicht in vollem Maße verletzen können. Seine unheilvolle Energie
wird sich dann wie ein Bumerang gegen ihn selbst wenden. Deshalb ist es so
nützlich, seine Gedanken und Beweggründe zu läutern, zu verbessern und zu
verfeinern. Der Geist trägt seine Errungenschaften und Waffen in sich selbst.
Die Läuterung und feurige Umwandlung unseres inneren Wesens macht uns zu Herren
unseres Karma. In der Tat, die Beendigung des Karma auf einem Planeten ist dann
möglich, wenn alle Elemente oder Energien, die in unser Wesen eingehen, in
vollem Streben harmonisch vereint sind und die für diesen Planeten vorbestimmte
Vervollkommnung erreicht haben.
Und
nun betreffs Androgyne. Beachten Sie, dass diese Stelle in Anführungszeichen
meinem Brief an den Verfasser dieses Buches entnommen ist. Wie ich Ihnen
bereits geschrieben habe, ist der dritte Band der ”Geheimlehre“
zusammengestellt worden, ohne von H. P. Blavatsky korrigiert worden zu sein.
Darüber hinaus kann man sich nicht völlig auf die Aufzeichnungen ihrer Schüler
verlassen, die oft von H. P. B. nicht durchgesehen wurden. Aus persönlicher
Erfahrung weiß ich, auf welche Überraschungen man in einfachen Aufzeichnungen
stoßen kann. Daher beabsichtige ich, in meinem letzten Willen festzuhalten, dass
ich für keinerlei Aufzeichnungen, die nach meinen Ausführungen gemacht worden sind,
die Verantwortung übernehme, sofern sie nicht das Zeichen meiner Korrektur oder
die briefliche Unterschrift tragen.
Es
wundert mich, wieso es Ihnen nicht klar erscheint, dass Christus Jesus die
Unerkennbare Primärursache nicht ”Seinen Vater“ genannt haben kann. Ohne Bezug
darauf, wie transzendental die Primärursache ist, ist sie wirklich das
Vater-Mutter-Prinzip alles Bestehenden.
Zum
Abschluss muss ich Sie daran erinnern, dass Kritik zu üben leicht ist, Kunst
auszuüben jedoch schwer. Und ein Schüler, der die BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK
mit seinem Herzen gelesen hat, muss erkennen, wie wichtig auf seinem Pfad des
gütigen Auges die Praxis ist. Durch Kritik allein ist noch nie etwas geschaffen
worden.
Das
Buch, das Sie so tadeln, bereitete vielen suchenden Herzen Freude, und mir sind
darüber viele rührende und ausgezeichnete Beurteilungen zu Ohren gekommen. Es
gibt darin nicht mehr Fehler oder, besser gesagt, nichtüberzeugende Stellen als
in anderen Schriften, welches Gebiet sie auch betreffen mögen.
Bevor
man sich anschickt voranzukommen, muss sich das menschliche Bewusstsein das zu
eigen machen, was bereits gegeben wurde. In der Tat, heute befindet sich die
Menschheit am Rande eines Abgrunds, es geht um Sein oder Nichtsein! Daher ist
es weit wichtiger, die Grundsätze der LEBENDIGEN ETHIK im Leben anzuwenden, als
die genaue Zahl der Inkarnationen zu kennen, die in ein und demselben
Geschlecht möglich sind, oder alle Grade geistiger Affinitäten in den niederen
Naturreichen, oder schließlich, ob die Menschen der siebenten Rasse zwei
Rückgrate besitzen werden oder drei Nasenlöcher - und so fort!
So
üben Sie also keine Kritik, sondern prüfen Sie jede Frage von vielen
Gesichtspunkten her, wobei Sie an die große Vielfalt sowie die Komplexität des
Universums denken sollten.
In
Ihrem letzten Brief sagen Sie: ”Sie wissen, dass ich, was Sie mir auch sagen
mögen, nicht gekränkt sein werde, sondern nur dankbar.” Sind das nicht allein
Worte, oder ist es die Wahrheit? Ich habe das oft wiederholt, doch habe ich
bemerkt, dass Leute, die dies zu sagen pflegen, sich nichtsdestoweniger bei dem
ersten Hinweis gekränkt fühlten. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Ich sage:
Wohl Ihnen, wenn Sie diese Erkenntnis erlangt haben. Daher wird diese besondere
Art von mir ”Ihre Flamme nicht verlöschen”, selbst wenn sie ”rauchen” sollte.
”Gekränktheit zu züchten, schafft einen jämmerlichen Garten” (Blätter des
Gartens MORYA I, § 38). Gekränktsein gleicht der Selbstsucht, die unser Nahen
zum Licht verhindert.
25.
Januar 1936
Von
ganzem Herzen begrüßen wir Ihre Absicht, über das von Ihnen gewählte Thema ein
Buch zu schreiben. Sie haben recht, die Frage der Religion ist äußerst wichtig.
Man kann sagen, dass sie der Eckstein der vorbestimmten Geistigkeit der
kommenden Epoche ist. Daher müssen wir ohne zu zögern, im Bewusstsein der
jungen Generation das wahre Verstehen dieser wichtigen Vorstellung schaffen.
Das wahre Wort Religion, heißt es, kommt vom lateinischen ”religare“ und
bedeutet emporbinden, genau gesagt, eine Verbindung mit der Höheren Welt. Durch
Verletzung dieser Verbindung beraubt sich die Menschheit nicht nur des wahren
Wissens, sondern auch des Seins selbst, denn die lebenspendende Quelle des
Guten nährt alle Welten. Wir billigen auch sehr den Plan, den Sie in Ihrer
Vorstellung hegen und sind gewiss, dass Sie alle Ihre erwähnten Ideen mit
größter Lebendigkeit und Überlegenheit in Angriff nehmen werden.
Könnten
die Vertreter der Kirche die Zeit, der sie sich gegenübersehen, doch verstehen
- die Zeit großer Reinigung und Schaffenskraft des Geistes - würden sie vereint
und mit neuem, fortschrittlichem Bewusstsein das große Evangelium Christi
prüfen und beim Studium mit den ältesten Religionen vergleichen, sie könnten
den tiefsinnigen Esoterizismus der Lehre Christi verstehen, der völlig auf der
”Ursprünglichen Offenbarung“ basiert, der Quelle aller Lehren aller Zeiten. Die
Kirchenväter sollten die wahren geistigen Hirten des Volkes sein, die
Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK in das Leben hineintragend, die man in jeder
Lehre des Lichts findet. Es ist gefährlich, hinter dem wachsenden und
evolvierenden Bewusstsein zurückzubleiben; es ist gefährlich, die Entdeckungen
und Errungenschaften der Wissenschaft abzulehnen, die wegen der sich häufenden
Ereignisse vorerst noch vereinzelte Erscheinungen sind. Doch die Zeit ist nicht
fern, wo sich diese Erscheinungen vereinen und als unbestreitbare Fakten
dastehen werden.
Gehen
wir in den Fußstapfen jener unwissenden Kardinäle, die bereit waren, Galileo
auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, nur weil er behauptete, dass die Erde
sich dreht? Daher muss man den Bündnissen genau das entnehmen, was mit den
neuesten Entdeckungen der Wissenschaft übereinstimmt und darf nicht das
unterstützen, was entstellt und aus bestimmten Gründen angenommen wurde. Man muss
die Bündnisse mit äußerster Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und erleuchtetem Bewusstsein
studieren und alle späteren Auslegungen zurückweisen, die die Fundamente
dermaßen verdunkelten, dass ”anstatt erhabener Bildnisse nur staubbedeckte
Masken übrigblieben.”
Freilich,
auf dem Pfad des Lichts sind Fehler unvermeidlich, denn wer ist vollkommen?!
Alles hängt von der Beschaffenheit dieser Fehler ab, von unserem Verhalten
ihnen gegenüber sowie von der Festigkeit unseres Bandes zur Hierarchie. Nur wer
sich vom Pfad des Lichts abwendet und so das Band von der Hierarchie trennt,
fällt in den Abgrund. So ist der Weg der Verräter furchtbar.
In
dem früheren Brief an Sie übersah ich Ihre letzte wichtige Frage über das
Herzeleid - ich möchte sie hier beantworten.
Leid
kann in jedem Fall als Segen angesehen werden, denn es verfeinert die Gefühle
und lehrt uns großes Mitgefühl. Freude allein kann den Gefühlen nicht jene
Tiefe verleihen. Daher ist die Verbindung dieser Gegensätze für die Vollendung
des Pfades wichtig. Ein versteinertes Herz verdient die Bezeichnung ”Sonne der
Sonnen” nicht. Ein Schüler auf dem Pfad des Lichts kann kein versteinertes Herz
haben, das nicht mit all seinen Fasern auf die Freuden und Leiden seiner
Umgebung mitschwingt.
In
der Tat, mit zunehmender Vervollkommnung gelangt die ganze Skala der Gefühle zu
solch einer Verfeinerung, dass das Herz des hohen Schülers auf der letzten
Stufe zuweilen eine offene Wunde zu sein scheint, als fühlte er physisch seinen
brennenden Schmerz Aber diese Feinfühligkeit gilt nicht so sehr ihm selbst wie
seinem Nächsten und dem Allgemeinwohl, das für manche Menschen ein leeres Wort
bedeutet. Besonders schmerzlich ist jegliche Grobheit.
Ich
glaube, dass viele Menschen nicht voll erkennen, was mit einem versteinerten
Herzen gemeint ist. Vielleicht glaubt man, dass wir, obwohl wir den Härten des
Lebens stetig ausgesetzt sind, aber über ein erweitertes Bewusstsein verfügen
und uns der Verbindung mit der Hierarchie des Lichts bewusst sind, es lernen,
diese Boten gelassen aufzunehmen, weil wir erkennen, dass wir sie entweder
verdienen oder sie für uns eine Hilfe bedeuten. Das wird der sehr gestählte
Geist sein, den nichts schrecken kann, dessen Herz aber umso feuriger der
Hierarchie und dem Dienst am Allgemeinwohl zustrebt.
So
heißt es in der LEHRE ”Gelassenheit des Bewusstseins entwickelt sich
proportional zur Erkenntnis der Höheren Welt. Es gibt keine größere Freude und
Schönheit als Bestätigung des Vorhandenseins der Höheren Welt. Die echte
Vorstellung solch eines Bandes macht den Menschen streng und bestrebt.”
So
pflegte Vivekananda seine Schüler oft zu fragen, ob sie sich die ganze Feinheit
und Zärtlichkeit des Herzens der großen LEHRER vorstellen könnten? Das
Mitgefühl und die Hilfe der Großen LEHRER äußert sich jedoch infolge ihres
großen Wissens in Formen, die weder unserem Verstehen noch unseren Wünschen
entsprechen. Daher die häufige Bemerkung, die ich leider selbst vernommen habe:
”Der Lehrer ist irgendwo weit entfernt und hört die an ihn gerichteten Rufe
nicht.” Wer das glaubt, kann keinem größeren Irrtum erliegen. Jedoch um gehört
zu werden, muss man Aufrichtigkeit sowie Streben des Herzens bekunden.
”Ein
versteinertes Herz ist kein Herz mehr, sondern ein Stück Abfall.”
* *
*
Einer
meiner Briefschreiber hört oft die seltsamsten Meinungen über die LEHRE DER
LEBENDIGEN ETHIK. Sie kommen von den Denunzianten. Jedoch ich bestehe darauf,
Duldsamkeit gegenüber allen geistigen Bewegungen zu üben und rate, die Bücher
der Lebendigen Ethik niemandem aufzuzwingen und sich vor allem in keine
Debatten einzulassen. Meinungsaustausch mit gewissen Menschen artet in Streit
und persönlichen Beleidigungen aus. Letzteres zeugt von einem geringen Bewusstsein
und Wissen. Buddha sagte: ”Achte deinen Glauben, doch schmähe nicht den deines
Bruders.” Auch Brahmo Samaj sagt, dass keine Religion geschmäht, verspottet
oder gehasst werden sollte. Deshalb sollte ein geistiger Lehrer, dessen Schüler
ihm die Abstammung von der Sonnenhierarchie zuschreiben, große Toleranz
gegenüber anderen Lehren üben. Unser Bewusstsein wird nach unserer Toleranz
bemessen.
4.
Februar 1936
Es
ist sehr gut, dass Sie auf die Gefahr der Besessenheit hingewiesen haben. Sie
sollten auch festhalten, dass oft die vielen kranken Menschen einfach besessen
sind. Gleicherweise könnten Sie einige Hinweise über den niederen Psychismus
bringen, der ebenfalls zu Besessenheit führen kann. In dem Buch ”Feurige Welt“
ist über Psychismus vieles ausgesagt. Zudem sollten Sie auf den höheren Pfad
hinweisen, den Pfad des Herzens und die Aufspeicherung geistiger Synthese. Man
kann darauf verweisen, dass man in naher Zukunft, wenn die Menschen im
Verstehen der feinen Energien fortschreiten, für das Problem des Mediumismus
die richtige Lösung finden wird. Bedingungen und Methoden für den Schutz der
Medien vor äußeren Einflüssen werden gefunden und sie könnten dann zur
Mitarbeit zum Zweck wissenschaftlicher Forschung herangezogen werden.
* * *
Es
ist äußerst nützlich, die Fragen über Mediumismus und Psychismus zu beleuchten.
Im Suchen nach dem Ungewöhnlichen und nach ungewöhnlichen Experimenten ist die
Menschheit in ihrer Unwissenheit in die schwärzeste Magie und Zauberei
abgeglitten. Kürzlich hatte ich über ein bestimmtes Medium geschrieben und
zitierte die Worte von Manly P. Hall, einem begabten amerikanischen Redner und
Schriftsteller über Okkultismus. Ich will die Ausführungen für Sie wiederholen:
”Es ist äußerst weise, den Unterschied zwischen einem Medium und einem
Hellseher aufzuzeigen. Die Durchschnittsmenschen sehen hierin keinen
Unterschied, für die Mystiker jedoch waren diese zwei Phasen geistigen Sehens
durch die ganze Zeitspanne menschlicher Evolution getrennt.
Ein
Hellseher ist jemand, der Kundalini (die Rückenschlange) in das Gehirn hob und
durch sein Bewusstseinswachstum das Recht erwarb, die unsichtbaren
Welten mit Hilfe des dritten Auges oder der Zirbeldrüse wahrzunehmen.
Hellseher
werden nicht geboren, sie entwickeln sich. Medien werden nicht gemacht, sie
werden geboren. Hellseher kann man erst nach Jahren werden - er lebt oft
zurückgezogen; ein Medium hingegen … kann in einigen Tagen Ergebnisse
erzielen.”
Hier
muss man natürlich hinzufügen, dass das Medium auf die niederen Schichten der
Feinstofflichen Welt beschränkt ist Die höheren Ebenen sind dem Medium nicht
zugänglich, weil seine höhere Triade an diesen Erscheinungen keinen Anteil
nimmt. Mediumismus hemmt richtige Evolution und muss als Rückschritt gewertet
werden.
Ich
habe auch über den Schaden durch Konzentration auf ein bestimmtes Zentrum
geschrieben, wie in den Büchern über Pseudo-Okkultismus geschildert; denn solch
eine Konzentration stimuliert ein Zentrum auf Kosten der anderen, das ganze
Schema ihrer Polarisation in ein Chaos stürzend. Dieser Vorgang verursacht im
Bereich der Schwingungen wirklichen Schaden, denn er bringt das
Schwingungsschema aus dem Gleichgewicht. Erinnern Sie sich, was in der LEHRE
über die Arbeit des Meisters über alle Zentren des Schülers gesagt ist, über
alle sieben Kreise des Hellsehens und Hellhörens? Die Großen Lehrer überwachen
den Zustand des Organismus des Schülers sorgfältig, und sie würden nie ein
Zentrum auf Kosten eines anderen öffnen. Richtige Entwicklung oder Evolution
besteht allein in der Harmonie und Ausgeglichenheit. Das öffnen eines oder
zweier Zentren führt nur zu niederem Psychismus oder Mediumismus. Auch
mechanisches Schreiben muss als gewisser Besessenheitszustand angesehen werden,
denn bei mechanischem Schreiben ergibt sich gewöhnlich Spannung des physischen
Zentrums der Hand und sogar jenes des Gehirns. Wird es oft geübt, ist es sehr
schädlich und kann in Paralyse enden. Kein Medium kann als ein Agni Yogi
gelten. Allein Geistigkeit und Heldentat führen uns zur Erringung des feurigen
Kelches. ”Mediumismus ist wie ein Tropfen trüben Wassers im feurigen Kelch
eines Agni Yogi.”
Viel
ist in der LEHRE über Psychismus gesagt. Ich weiß nicht, wie lange es dauern
wird, bis es Ihnen möglich sein wird, es zu lesen; daher will ich Ihnen zwei
sehr wichtige Ausführungen zitieren:
”Wahrlich,
ein Medium hat keine geöffneten Zentren, und Psycho-Vision zur Verbindung mit
den höheren Welten ist ihm ebenfalls unerreichbar. Der Mensch versteht die
Macht des Mediums falsch, und es schmerzt Uns, wenn Wir sehen, wie verlockend
für die Menschen psychische Erscheinungen sind. Eine Materialisation zieht sie
an wie ein Magnet. Wir geben dem Kanal des Geistes den Vorzug, und für heilige
Missionen benutzen Wir nur den Kanal des Geistes.
Ein
Archat wartet oft Jahrhunderte, um einen heiligen Auftrag zu erteilen. Die
Kundgebung bestimmter Aufträge erfordert besondere Verbindungen. Wir Archate
folgen dem Grundsatz der Zweckmäßigkeit. Das Experiment der Mutter des Agni
Yoga zeichnet sich nicht durch Brillanz aus, sondern durch kosmische
Reichweite.
Die
Welt weiß vom Weißen Feuer. Die Welt weiß vom Unsichtbaren Licht. Wo Wir die
feinsten Energien offenbaren wollen, dort wirken Wir nur durch feinste
Energien. Wo der Archat das Heilige anvertrauen muss, dort üben Wir höchste
Vorsicht. Wo der Archat das ewige Gesetz erkennt, dort frohlockt Er - und Er
sendet das Frohlocken in die Unbegrenztheit.
Berichtet
über Meinen Auftrag … als die höchste Übereinstimmung auf dem Planeten. Die
Übereinstimmung von Geist und Materie ist die seltenste kosmische Erscheinung.
Die Menschheit kann wohl sagen: ”Wir sind des Höchsten beraubt.”
Die
feinsten Energien sollten mit großer Vorsicht behandelt werden.”
(Unbegrenztheit I, § 106)
”Die
Zerstörung des Kontakts mit den höheren Energien isoliert die Menschheit
wirklich vom Kosmos. Wie kann man im Kosmos bestehen ohne Begreifen der
Weltevolution? So schließt eine bewusste Beziehung zur Weltevolution ein
Verstehen der Hierarchie als lebenspendendes Prinzip unmittelbar mit ein.
Gerade der Psychismus und der Mediumismus drängen den Menschen von den Höheren
Sphären ab; denn der feinstoffliche Körper wird von den niederen Emanationen in
solchem Ausmaß durchdrungen, dass sich sein ganzes Wesen verändert. In
Wirklichkeit ist die Reinigung des Bewusstseins der schwierigste Prozess. Der
Mensch unterscheidet nicht genau zwischen Psychismus und dem feurigen Zustand
der Geistigkeit. Also müssen wir den Schrecken des Psychismus überwinden.
Tatsächlich, die Reihen dieser Instrumente sind von den Dienern der Finsternis
gefüllt. So muss man auf dem Pfad zur Feurigen Welt den Psychismus bekämpfen.”
(Feurige Welt III, § 365)
”In
der Tat, der Abgrund des Unverständnisses ist der Pfad, auf dem die Menschheit
nun wandelt. Wahrlich, zeitgenössisches Denken ist der Verbanner psychischer
Forschungen. Doch viel weiter und tiefer könnte man gehen durch Kenntnis der
Unterteilung und der Verbindung zwischen den drei Körpern. Denn wenn der
physische bereits geformt ist, hat sich der Astralkörper erst annähernd
gebildet, und der feinste, der Mentalkörper, hat sich nur bei den Auserwählten
gebildet. Aber jene, die in die höheren feurigen Energien eingeweiht sind und
die feurige Umwandlung der Zentren kennen, können feurige Erscheinungen
bestätigen. Alle anderen Erscheinungen müssen in zwei Kategorien eingeteilt
werden. Die erste besteht darin, dass der Geist den Abgrund nicht überschreiten
kann, weil der Mentalkörper noch nicht genügend ausgebildet ist, so dass der
Geist nicht jenseits der Grenzen der niederen Schichten in Erscheinung treten
kann; in der anderen Kategorie offenbart sich ein Zentrum nur teilweise. Man muss
auch daran denken, dass die Feurige Welt einem Geist so lange unzugänglich ist,
solange sich die höheren Zentren nicht umzuwandeln beginnen. Über allem steht
der Geist, der seine geistigen Feuer entflammt, denn sein Mentalkörper schafft
entsprechend. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muss man in psychischen
Erscheinungen feinfühlig unterscheiden.” (Feurige Welt III, § 369)
Ich
bin froh, dass auch Sie in den Briefwechsel betreffs der LEHRE einbezogen sind.
Licht vermitteln - was kann schöner sein als diese Arbeit? Ihre Antwort … ist
richtig. Wirklich, wie könnten wir anders vom Raumfeuer gerettet werden?
Darüber hinaus werden gerade die Länder, die sich am nächsten zum Vulkangürtel
befinden, wie auch einige Inseln von den Kataklysmen der Zukunft am ernstesten
bedroht werden. Wirklich, der Norden ist in dieser Hinsicht sicherer. In Indien
sind in den letzten zwei Jahren 200.000 Menschen durch Erdbeben umgekommen. Wir
merken ständig die unterirdischen Bewegungen um uns herum. Es ist wahr, dass
unsere einzige Rettung und unser Schutz vor allem Unheil und Übel die
HIERARCHIE des LICHTS ist. Jedoch dafür muss ein unzerstörbares Band geknüpft
werden. Und fürwahr, Worte der Verehrung sind unzulänglich, das Feuer des
Herzens ist nötig.
18.
Februar 1936
Jeder
Krieger des Lichts nimmt die beschleunigte Bezahlung alter Rechnungen mutig auf
sich. Die Leiden derer, die den Pfad des Lichts betreten haben, verwandeln sich
in wunderbare Blumen des Geistes. Sicherlich ist es nicht leicht, geistige
Befreiung von der irdischen Verhaftung zu erlangen, aber liegt das große Ziel
des Dienens vor uns und ist das Herz von Hingabe an den Großen Lehrer
entflammt, dann verwandelt sich das Beschwerlichste in selbstlose Freude.
Ich
verstehe, dass Sie beunruhigt sind, wenn bestimmte Leute nur ihre eigene
Weltvorstellung zu bejahen suchen. Ich empfehle Ihnen, solche Versuche mit
völliger Gelassenheit hinzunehmen Mögen die Menschen selbst erkennen; kann man
denn das Bewusstsein zwingen? Üben Sie daher Toleranz und Zurückhaltung. Nichts
wächst so langsam wie das Bewusstsein. Um sich eine neue Vorstellung zu eigen
zu machen, ist es notwendig, diese nicht nur von allen Seiten her zu
beleuchten, sondern sie immerfort zu wiederholen, bis sich ”im Gehirn ein
Entwurf festigte”, wie ein Denker es ausdrückte. Jene, welche die ganze Tiefe
und die in der LEHRE DES LEBENS offenbarte kosmische Denkrichtung nicht
schätzen und ihren Pfad dauernd wechseln, sind nicht reif für die Feurige
Lehre. Es wäre deshalb nicht nur unangebracht, damit Zeit zu verschwenden, sie
überzeugen zu wollen, sondern es wäre auch unrichtig zu versuchen, ein unstetes
Bewusstsein zu zwingen. In der LEHRE ist darauf hingewiesen, dass man selbst
für jene, die bereits zustimmten, nicht zu viel Zeit aufwenden sollte. In der
Tat, sie mögen zuerst beweisen, dass sie dem ersten Ruf gefolgt sind. Es hat
keinen Zweck, ein Gefäß wiederholt in einen leeren Brunnen zu tauchen; findet
man jedoch einen wertvollen Menschen, so muss man ihm gegenüber die höchste
Toleranz und Gelassenheit üben, um durch behutsame Berührung sein Bewusstsein
für die Mitarbeit vorzubereiten. Das Bewusstsein muss ganz vorsichtig erweitert
werden. Nur organische Entwicklung und vielseitige Aufspeicherungen können das
Wachstum unserer Schatzkammer gewährleisten.
Ich
stimme mit Ihnen völlig überein, dass die Zulassung unsteter Elemente in eine
esoterische Gruppe oder in den Vorstand eine gewisse Gefahr bedeutet. Daher
müssen wir dieses Übel bekämpfen, indem wir die zersetzenden Elemente taktvoll
eliminieren. Nehmen Sie nur jene auf, die gut geprüft worden sind, jene, die
sich die Grundlage der Lehre mit ihrem Herzen zu eigen gemacht haben - mit
echter und aufrichtiger Hingabe zur HIERARCHIE des LICHTS. Ohne sie kann es
kein wahres Verstehen der Lehre geben, denn nur dieser silberne Faden des
Herzens verbindet unser Bewusstsein mit dem Bewusstsein des Lehrers. Jenen, die
die Notwendigkeit des Verstehens des führenden Begriffs Lehrer ablehnen, muss gesagt
werden, dass die heutige Vorherrschaft des alles durchdringenden Zerfalls auf die
Ablehnung der Autorität in allen Lebenssphären zurückzuführen ist. Ich werde
nie müde, die Worte der Lehre zu wiederholen: ”Was kann denn ohne den
Führungsbegriff bestehen? Das ganze Universum ist von diesem Prinzip
durchdrungen. Und worauf anders kann Evolution gründen? Daher lehnt jeder, der
die Hierarchie ablehnt, die Evolution ab. Von allen zur Bewusstseinserweiterung
führenden Prinzipien ist das Prinzip der Hierarchie das mächtigste.”
Unser
schwarzes Zeitalter zeichnet sich wirklich durch Verneinung und besonders durch
Verneinung der Grundlagen des Seins aus. Der Verlust des Verstehens des
lebendigen führenden Begriffs LEHRER führt einerseits zu chaotischem Denken und
zur Zügellosigkeit, andererseits machten die Fanatiker Idole aus den größten
Lehrern, sie hinter eine goldene Schranke sperrend und mit Unerreichbarem und Brimborium
umgebend, was gänzlich sinnlos war. So wurde das lebendige herzliche Band mit
der Höheren Welt wegen steigender Unwissenheit der späteren Anhänger verletzt.
Gewiss,
jene, die erklären, ”dass die Lehrer keinen befreien können, sondern jeder sich
selbst befreien muss”, wiederholen damit eine der vielen Formeln aus östlichen
Lehren sowie den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK, nämlich dass alles mit
”menschlichen Händen und Füßen” getan werden muss. Niemand kann unser Bewusstsein
zwingen, eine Wahrheit anzunehmen, für die wir noch nicht genügend
aufgeschlossen sind. Nur unser inneres Streben kann die wesentliche Umwandlung
bewirken. Die gesamte östliche Weisheit behauptet, dass allein durch
persönliche Anstrengungen und stete Arbeit an sich selbst das Wissen und die
Wahrheit erworben werden können. Dieselbe Weisheit besagt jedoch, dass ”Der
Lehrer ein Leuchtturm der Verantwortlichkeit” genannt werden kann. ”Die
Verbindung mit der Lehre ist wie ein Rettungsseil in den Bergen.” Wer die
Führerschaft des Lehrers angenommen hat, beschleunigt seinen Pfad. Und durch
Erleichterung und Beschleunigung seines eigenen Pfades erleichtert er auch den
Pfad seines Nächsten. Ich möchte Ihnen meinen liebsten Paragraphen aus den Buch
”Agni Yoga” zitieren: ”… Ich entsinne mich eines Hinduknaben, der den Lehrer
fand. Wir fragten ihn: ”Kann sich die Sonne für dich verfinstern, wenn du sie
ohne den Lehrer siehst?” Der Knabe lächelte: ”Die Sonne bleibt die Sonne, doch
in Gegenwart des Lehrers scheinen für mich zwölf Sonnen.” (§ 84)
”Die
Sonne der Weisheit Indiens scheint; denn am Ufer eines Flusses sitzt ein Knabe,
der den Lehrer kennt.” Und wir können hinzufügen: ”Verübt ein roher Mensch
einen Anschlag auf den Lehrer, sagt ihm, wie die Menschheit Zerstörer von
Schatzkammern von Büchern nennt.”
Und
weiter heißt es: ”Mit wem kann man seine Gedanken stärken? Nur mit dem Guru. Er
ist der Fels, bei dem man vor dem Sturm Schutz finden kann. Die Verehrung des
Guru ist der Pfad der Höheren Welt. Chaos jedoch kann Aufbau nicht zulassen.
Man sollte den grundlegenden Gedanken Aufmerksamkeit schenken, um nicht dem
Wirbelwind ausgesetzt zu sein.”
Die
arme Menschheit mit ihrer einseitigen Voreingenommenheit für Materialismus
(auch die Kirche dient der materiellen Anschauung und materiellen Bedürfnissen)
bedarf mehr denn je zuvor der Erkenntnis der Höheren Welt und des führenden
Begriffs der Guru-Hierarchie. Die Menschheit krankt an chaotischem Denken und
Mangel an Selbstdisziplin. Die Sklaven von gestern lehnen sich vor allem gegen
das führende Prinzip auf, gegen die Disziplin und gegen Zusammenarbeit. Nur ein
König des Geistes erkennt die Bedeutung der HIERARCHIE, denn um regieren zu
können, muss man zuerst gehorchen lernen. Das Prinzip der Führung muss im Bewusstsein
der Menschheit bejaht werden, wenn sie fortschreiten will. Doch gewiss,
jedweder Fanatismus ist schrecklich, denn er ist ein Sprössling der
Unwissenheit und endet in Fanatismus. Er ist wirklich der Antipode wahrer
Hingabe und Verehrung.
Jeder
Inder weiß, was Hingabe an den Guru bedeutet. Und wir wissen, dass alle
erhabenen Begriffe und die ganze Schönheit östlichen Denkens gerade der Sequenz
und Sukzession der unbegrenzten HIERARCHISCHEN KETTE entspringt, die aus
Gliedern besteht, geformt durch unbeschränkte Hingabe eines Schülers an seinen
Guru. So betrachtet der Osten einen Lehrer, der das HIERARCHISCHE PRINZIP
ablehnt, als einen vertrockneten wurzellosen Baum. Den Geist der Verehrung des
LEHRERS zu berauben, gleicht geistigem Selbstmord. Die Großen Lehrer bieten uns
Nahrung, ohne sie würden nicht nur wir verkommen, sondern auch der ganze
Planet.
Fürwahr,
würden die Großen Lehrer Ihre Strahlen in Ihrer ganzen Potenz über uns
ergießen, wir würden verascht werden, wenn wir nicht die Kraft des Empfangs
besäßen. Alles verlangt nach Wechselwirkung, Übereinstimmung und Entsprechung.
Das ganze Leben basiert auf gegenseitigem Austausch und Zusammenarbeit. Daher
ist ein isolierter Mensch, der sich auf sein Ich beschränkt, zum Tode bestimmt,
sowohl physisch als auch geistig. Wenn somit jemand nur einen Pfeiler bejaht,
wird der Bau nicht fest sein und der Spannung des aufkommenden Wirbelwindes
nicht standhalten.
Daher
fragen Sie alle jene Unbeständigen und Streitenden, ob sie alle Bücher der
Lehre des Lebens gelesen haben? Und wenn sie das bejahen, prüfen Sie sie, Sie
werden viele Überraschungen erleben. Unglaublich ist die Unwissenheit und der
Mangel an Verstehen der einfachsten Grundlagen geistiger Entwicklung! Und
bedenken Sie, dass die Religionsstifter der ganzen Welt durch Zeitalter
hindurch das Band mit der Höheren Welt als Grundlage des Seins gesetzt haben!
Und unser schwarzes Zeitalter endet mit den Rufen, dieses eine rettende Band
zunichtezumachen.
Die
Loslösung unseres Planeten von der Höheren Welt hat ihn an den Rand der
Katastrophe gebracht. Es müssen zwingende Maßnahmen getroffen werden, damit die
Menschheit zum Verstehen der Grundlagen des Seins und der Größe menschlicher
Bestimmung zurückkehren kann.
7.
Februar 1936
Sie
erinnern sich wahrscheinlich, dass Schuré in seinem Buch ”Die Großen
Eingeweihten“ versucht, aus Rama, dem reinsten indischen Helden des Ramayana
von Ayodhya (Hauptstadt des Königreiches Kosala), einen Kelten und einen
Druiden zu machen. Derselbe Verfasser macht den Juden Moses zu einem Ägypter!
Man muss Schuré daher mit Unterscheidungsvermögen lesen.
Die
letzte Post brachte mir die Mitteilungen und Kritiken über den Artikel ”Der
Sonnenpfad“. Der Kritiker meint, dass dieser Artikel der Lehre der LEBENDIGEN
ETHIK widerspräche, da viele Behauptungen in diesem Aufsatz den Predigten
Krischnamurtis glichen, der die Hierarchie ablehnt, und dass der Aufsatz oft
eine ”fast neue Wiedergabe der Behauptungen von Steiner” enthalte. Ich werde
diesen Brief beantworten und diesem jungen Kritiker empfehlen, mit Herz und
Verstand lesen zu lernen und nicht nur mit den Augen, wenn er zu wahrem Wissen
gelangen will. Er scheut sich nicht, Vivekananda anzugreifen, denn ihn bestürzt
Vivekanandas Standpunkt gegenüber dem Reichtumserwerb, während die Bücher der
LEBENDIGEN ETHIK den Wunsch nach persönlichem Besitz verurteilen. Der Kritiker
jedoch übersieht die Tatsache, dass Vivekananda, wenn er von Pflicht eines
Hausherrn spricht, zuerst den Erwerb von Wissen unterstreicht und dann den
Wohlstand zulässt. Und in diesem Wort dann ist der wahre Sinn verborgen. Mit
Wissen, wie es der Inder versteht, wird Wohlstand zum Segen, weil er dann nicht
dem Persönlichen dient, sondern dem Allgemeinwohl. Doch die Menschen beachten
nur die toten Buchstaben, ohne den Sinn des Geschriebenen zu erfassen.
* * *
Warum
glauben Sie, dass ich gegen die Veröffentlichung der Biographie von V. I.
Kryjanovsky sein könnte? Betreffs Heiligkeit habe ich meine eigene Norm, aber
zweifellos verdient Kryjanovsky Verehrung, denn ihre Bücher haben einen
gewissen Nutzen, wie Sie selbst schreiben. Es ist daher wahr, dass die Serie
”Magie“ mit mehr Begabung geschrieben ist und mehr richtige Mitteilungen
enthält, als viele spätere Romanschriftsteller in ihren Werken über okkulte
Themen aufweisen können.
* * *
Ich
freue mich, dass Sie sich von der niederen Qualität mancher Medien selbst
überzeugt haben. Ich kann die Richtigkeit der Mitteilung des Mr. L. bestätigen.
Die Menschen verbieten meistens anderen jene Dinge, an denen sie selbst
besonders interessiert sind. Heute ist mehr denn je zuvor jeglicher billiger
Spiritismus und Aberglaube weit verbreitet. Daher ist es so wichtig, die BÜCHER
der LEBENDIGEN ETHIK zu verbreiten, die auf den Schaden solcher Praktiken
hinweisen.
In
einem Ihrer Briefe schreiben Sie über einen Wissenschaftler, der sich mit
Gedankenübertragung befasst. Solche Forschungen sind mehr als zeitgemäß. Ich
empfehle Ihnen, sich damit vertraut zu machen, und wenn Sie es für richtig
halten, in Ihrer Zeitschrift einen Artikel darüber zu schreiben. Heute arbeiten
viele fortschrittliche Geister in dieser Richtung. Bereits seit 30 Jahren führt
Prof. Rhine an der Duke Universität in Amerika mit seinen Studenten gleiche
Experimente durch und erzielte bemerkenswerte Ergebnisse. Er veröffentlichte
vor kurzem ein Buch über seine Experimente und Beobachtungen. Wir haben es
angefordert und werden es lesen. Sollten wir darin interessante Dinge finden,
wollen wir Ihnen unsere Eindrücke mitteilen.
Sie
schreiben, dass der von Ihnen erwähnte Wissenschaftler mehr vom rein materiellen
wissenschaftlichen Standpunkt an die Experimente herangeht. Ich würde ihn
deshalb nicht tadeln, sondern zuerst die Ergebnisse seiner Experimente erwägen,
wie er sie beschreibt; dann könnte man bei gleichen Experimenten an den
geistigen Faktor und die Anerkennung der psychischen Energie herangehen und
später die Ergebnisse der beiden Methoden vergleichen. Solches Vergleichen kann
sehr belehrend sein. Es wäre ratsam, bei solch einem Experiment eine eigene
Gruppe bestimmter Medien zu bilden, was jedoch nicht so einfach ist, weil
mediale Fähigkeiten sich oft in einem latenten Zustand befinden und nur durch
wiederholte Anstöße enthüllt werden. Die Experimente von Prof. Rhine haben die
interessante Tatsache erbracht, dass Medien weit davon entfernt sind, Kanäle
für Gedankenübertragung auf Entfernung zu sein.
Wahrlich,
jetzt ist für die Wissenschaft die Zeit gekommen, um ein neues Verstehen des
Geistes auszusprechen. Die moderne Kirche hat uns der Höheren Welt entfremdet,
doch moderne Wissenschaft wird uns näher an sie heranbringen.
Ich
möchte Ihnen einen Paragraphen aus der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK zitieren:
”Ihr kennt viele Versuche im Gedankenlesen. Saget den Menschen im Westen, dass
sie keine Vorstellung davon haben, wie charakteristisch diese psychologische
Fähigkeit für den Osten ist. Aus Unwissenheit leugnet man sie im Westen und
spricht sogar von Aberglauben. Da aber der Gedanke eine organische Schöpfung
ist, kann er auch enthüllt werden. Sogar dürftige physikalische Apparate können
die Gedankenspannung festhalten. Auch das Thermometer und elektrische Apparate
reagieren auf die Einwirkung des Gedankens. Der Gedanke verändert sogar die
Körpertemperatur. Der psychische Apparat beherrscht dermaßen den physischen, dass
es richtiger wäre, den psychischen Apparat als einen Teil des physischen zu
bezeichnen.
Es
gibt einen Apparat, der den Gedankenstrom aufzeichnet; dieser Strom gibt auch
die Ausstrahlung wieder und kann durch die Vergleichsmethode detailliert
werden. Dieses System findet die Gunst der westlichen Denkweise.
Es
gibt einige Versuche, um die Mechanik mit dem Psychischen zu verbinden. Ihr wisst
indes, wie die wissenschaftliche Einstellung dem Seelischen gegenüber das ganze
Dasein erleichtert und umwandelt …” (Gemeinschaft, § 175).
* * *
Wir
erhielten einen Brief aus Harbin, der uns schreibt, dass es verboten war, den
Jahrestag Leo Tolstojs zu feiern. Kann man noch weiter gehen? Gewiss, bis
zurück ins Mittelalter!
18.
Februar 1936
In
dem kleinen Büchlein ”Die okkulte Anatomie des Menschen“ von Manly P. Hall, das
ich Ihnen zusandte, gibt es einige interessante Notizen über das Blut. Es ist
wissenschaftlich bewiesen, dass ”das Blut jedes Menschen individuell ist. Wenn
es sich kristallisiert, bildet es geometrische Modelle, die bei jeder Person
unterschiedlich sind …” Wie er sich ausdrückt, ist ”die Seelengeschichte des
Menschen in seinem Blut eingeschrieben: seine Stellung, die er in der Evolution
einnimmt, seine Hoffnungen und seine Ängste - all dies ist in den ätherischen
Formen, die durch sein Blut strömen, eingeprägt … so dass mittels Blutanalysen
ein weit sichereres System zur Aufdeckung von Verbrechen geschaffen werden
könnte, als dies mit den jetzt bestehenden Methoden möglich ist.” Es ist
interessant zu beobachten, dass der Koeffizient des Blutes einiger Völker nach
einer bekannten Tabelle fast gleich ist, während beim Vergleich des Blutes
anderer Völker scharfe Unterschiede festgestellt werden, so zum Beispiel
unterscheidet sich nach dieser Tabelle das Blut der Russen von dem der
Engländer.
Was
das Thema über den Kult der Katzen und bestimmter Vögel in Ägypten betrifft,
ist es ganz klar, dass die Vergötterung der Tiere um der Massen willen mit
einem bestimmten Ziel gefördert wurde. Zum Großteil lagen dem Kult rein
praktische Ursachen zugrunde und er diente zum Schutz. So wurde das Töten des
heiligen Vogels, des Ibis, in Ägypten mit dem Tode bestraft. Wir wissen jedoch,
dass der Nil mit Krokodilen überfüllt war und die Täler Ägyptens von giftigen
Schlangen wimmelten, deren Vernichtung in die Tausende ging. Und allein dieser
Vogel, der Ibis, tötete diese Schlangen und vernichtete die Krokodileier, so
die übermäßige Vermehrung dieser Ungeheuer verhindernd.
In
Ägypten waren die Katzen gegen die Ratten- und Mäuseplage sehr nützlich.
Darüber hinaus verfügt die Katze über einen starken tierischen Magnetismus, und
deshalb ist sie zu niederen Beschwörungen benutzt worden, denn auch in Ägypten
war Nekromantie sehr verbreitet. Das Ringen zwischen weißer und schwarzer Magie
bestand seit undenklichen Zeiten. Diese gegensätzlichen Lager zeichneten sich
bereits in Atlantis klar ab.
Sie
wissen, dass es in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK einen Paragraphen gibt, der
von heiligen Tieren spricht: ”Es wird richtig verstanden, dass sogenannte
heilige Tiere keine Gottheiten waren, sondern eine natürliche Auswirkung
örtlicher Umstände. Auch jetzt sprechen die Menschen oft von heiligen
Verpflichtungen und meinen dabei nicht religiösen Ritus, sondern eine nützliche
sittliche Handlung. Die Verhältnisse des Altertums erforderten oftmals eine
besondere Beachtung mancher Tiere, Bäume und Pflanzen. Heiligkeit bedeutet
Unverletzbarkeit. So ist das Seltene und Notwendige oft bewahrt geblieben. Ganz
denselben Schutz nennen die gegenwärtigen Menschen ”Schonung“. So muss man sich
gegenüber unklaren Begriffen sehr vorsichtig verhalten. Auf dem Gebiet der
Religion ist so vieles hinzugefügt worden, dass oberflächliche Beobachter wegen
der zurückliegenden Zeit völlig unfähig sind, die vielfach mit Aufschichtungen
umgebene Grundform zu erkennen. Auch jetzt ist der Tempel ein Sammelplatz, wo
neben Zeremonien Handel getrieben wird und örtliche Angelegenheiten besprochen
werden. Die Anhäufung von Verwirrungen ist die gleiche. Seien wir daher
gegenüber dem Begriff ”heilige Tiere“ und anderen lang vergessenen archaischen
Symbolen nicht zu streng.” (AUM)
Wie
Sie sehen, ist diesen Zeilen nicht viel hinzuzufügen.
22.
Februar 1936
”Können
die Hohen Geistwesen erkranken und auch einer Infektion erliegen?” Gewiss, wenn
die Bedingungen ihrer Aufgaben ihren ständigen Verkehr mit den Menschen
erfordern. Denken Sie daran, dass ein Hoher Geist einen Teil seiner Kraft
ständig an jene abgibt, die zu ihm kommen und ihn umgeben; abgesehen davon, wie
groß sein Vorrat an psychischer Energie sein mag, kann er trotzdem infolge der
außergewöhnlichen Edelmütigkeit seines Geistes zuweilen erschöpft sein. Und
solche Augenblicke der Erschöpfung sind voller Gefahr; das Sperrnetz der Aura
wird verletzt, wenn es der vom Vorrat ausgehenden Ausstrahlung, die unsere
Zentren nährt, ermangelt und offen daliegt für ansteckende Mikroben, die dann
an einer schwachen Stelle eindringen können. Aus diesem Grunde wird in den
Büchern der LEBENDIGEN ETHIK so nachdrücklich auf die Erhaltung des Sperrnetzes
hingewiesen. Ein Schüler, der eine bestimmte geistige Entwicklungsstufe
erreicht hat, kann sich nicht so lange in der unreinen Atmosphäre der Städte
aufhalten, er muss sich in die Natur zurückziehen, um Prana zu speichern und
ein mehr oder minder zurückgezogenes Leben zu führen. Christus, Buddha und
andere große Lehrer zogen sich oft in die Wüste zurück und blieben nie lange an
einem Ort. Im Evangelium des heiligen Markus (5:25-34) lesen wir, dass
Christus, nachdem er die Kranken heilte, unter Kraftverlust litt. Als die
kranke Frau den Saum seines Gewandes berührte, wusste Jesus, dass ihm wirksame
Kraft entströmte.
Auch
Bhagavan Ramakrishna, ein zeitgenössischer geistiger Lehrer Indiens, war
während seiner Lehrtätigkeit ständig von Menschen umgeben, die oft von
bösartigen Krankheiten befallen waren, und er verausgabte sich weit über seine
Kräfte. Folglich erkrankte er an einem Kehlkopfleiden - eine Art Krebs -, das
seinen Tod verursachte. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass seine Krankheit in
manchen schwachen Gemütern Verwirrung auslöste und sie den Grad seines
geistigen Formats anzweifelten. Der Unwissende glaubt, dass ein hoher Geist
unbeachtet der Umstände von Krankheit verschont bleibt; doch wir wissen, dass
der von Devadatta von einem hohen Fels auf Buddha geworfene Stein, als dieser
unten vorbeiging, ihn zwar nicht tötete, aber eine Zehe seines Fußes verletzte.
Es gibt auch Hinweise, wonach der Herrscher Buddha oft starke Rückenschmerzen
verspürte. Auch in den ”Mahatma Letters“ finden wir eine Stelle, die darauf
hinweist, dass Mahatma K. H. sich zur Zeit der Gründung der Theosophischen
Gesellschaft zurückziehen musste, nachdem er mit den Auren der Menschen in
Berührung gekommen war. So ist jede Daseinsebene ihren eigene Gesetzen
unterworfen, und ihre Übertretung zieht entsprechende Folgen nach sich.
* * *
Nun
etwas über die Feuer des heiligen Elm. Dieses Leuchten ist eine
Begleiterscheinung der Entladungen atmosphärischer Elektrizität. Es tritt
gewöhnlich bei einem Gewitter auf in Form von kleinen Lichtern über
scharfgespitzten Gegenständen wie Kirchtürmen, Schiffsmasten. Diese kleinen
Feuer rufen Zischtöne hervor - eine Art Knistern. Die Seeleute des Mittelmeers
erwählten den heiligen Elm zu ihrem Patron und sahen in diesen kleinen Feuern
ein sichtbares Zeichen seines Schutzes. Obwohl die Feuer des heiligen Elm über
kosmische Elektrizität verfügen, als gemeinsame Grundlage mit den Erscheinungen
des sogenannten nichtversengenden Feuers, ist die Eigenschaft des letzteren
gänzlich andersartig.
Es
gibt viele Beweise dieses nichtversengenden Feuers, und ich möchte Ihnen nun
folgende Geschichte eines Augenzeugen erzählen. Im Jahre 1933 besuchte uns der
tibetische Lama Karma-Dorje. Wir sprachen über verschiedene geistige Dinge, und
unter anderem erzählte er uns von seiner Begegnung mit dem bekannten Einsiedler
Kshetrapa, der im östlichen Tibet, nahe dem kleinen Dorf Shasregtog in einer
Höhle lebt. Nach den örtlichen Überlieferungen lebt dieser Einsiedler in
derselben Höhle wie einst seine Großväter, und seine äußere Erscheinung hat
sich seit dieser Zeit überhaupt nicht verändert. Wie alle solche Einsiedler
trug er nie Kleider; sein Haar bedeckte ihn wie ein Mantel vom Kopf bis zu den
Füßen; seine Haut ist dunkel. Die Leute sagen, er sei kein Tibeter, obwohl er
alle östlichen Dialekte kennt. Die Höhle, in der er wohnt, besteht aus
Unterteilungen. In der letzten steht ein vertrockneter Baum, und der Boden ist
wie mit leichter Asche bedeckt. Die Eingeborenen berichten, dass es um seine
Hohle herum, selbst bei schwersten Schneestürmen keine Spur von Schnee gibt.
Sie behaupten auch, dass er ihr Dorf einige Male vor Epidemien bewahrte.
Zweifellos besitzt dieser Einsiedler viele Siddhis; er lebt in strenger
Einsamkeit und gewährt nur einigen Bekannten Eintritt in seine Höhle.
Lama
Karma-Dorje, der bei einem Gespräch des Einsiedlers mit seinen Besuchern
zugegen war, bemerkte folgende interessante Einzelheit. Bevor Kshetrapa eine
Frage beantwortete, wisperte er mit irgendwelchen höheren Kräften, als ob er
sie um Rat bäte, und dann übermittelte er ihre Antwort. In seiner Höhle
sitzend, konnte er auch eine nichtversengende Flamme hervorrufen, die sich
zuerst über den Boden ausbreitete und sich dann auf dem vertrockneten Baum in
der Tiefe seiner Höhle niederließ. Lama Karma-Dorje selbst berührte diese
Flamme, und seine Hände wurde nicht verletzt, er verspürte nur eine angenehme
Wärme.
In
einem Gespräch mit dem Eremiten erwähnte Lama Karma-Dorje, dass er an
Kopfschmerzen leide, und er bat den Eremiten, ihm als schützenden Talisman
eines seiner Haare zu überlassen. Kshetrapa schaute ihn erstaunt an, ergriff
einen Stock und schlug ihm stark auf den Kopf. Durch die Wirkung dieses
Schlages wurde der Lama aus der Höhle geworfen und rollte den Berg hinab. Als
er zu sich kam, war er, zu seinem großen Erstaunen, gänzlich unversehrt, und
auch vom Schlag war keine Spur zu sehen. Nach dieser ungewöhnlichen Behandlung
war sein Kopfweh völlig verschwunden.
Auch
der europäische Reisende, Arnold Heim, der im Jahre 1933 einen Teil Tibets
bereiste, erwähnte diesen Eremiten. Ebenso wollte Mme. David-Neel, die bekannte
Tibetreisende, den Eremiten besuchen, doch ihr gewährte er keinen Zutritt. Am
Eingang seiner Höhle stehend, bedrohte er sie ernstlich mit seinem Stock.
Der
Lama Karma-Dorje, unser Gast, war unter den sogenannten Sadhus gewiss eine
Ausnahme. Nach einem kurzen Aufenthalt bei uns erschien er eines Morgens, um
sich zu verabschieden. Er teilte uns mit, dass er sich beeilen müsse, seinen
Lehrer, der nahe dem Berg Kailas wohnt, aufzusuchen, weil dieser nach ihm
riefe, er höre seine Stimme. Nach sechs Monaten kehrte er zurück und
berichtete, dass sein Lehrer gestorben sei und er leider nicht mehr rechtzeitig
eintraf. Daraufhin zog sich der Lama Karma-Dorje für zehn Jahre zurück in
völlige Einsamkeit und dann wollte er zurückkehren und lehren.
Nach
Geheiß seines Lehrers hatte Karma-Dorje selbst auf seinem längsten Marsch nicht
mehr als zwei Pfund Nahrung und zwei Rupien Geld bei sich. Während seines
Besuches bei uns hatte er viele bemerkenswerte Visionen. Mein Sohn malte ihn.
Ich lege Ihnen ein Foto dieses Bildes bei. Wer die tibetischen Lamas kennt,
wird zugeben, dass sein Gesicht ungewöhnlich ist.
Des
weiteren lege ich Ihnen einen Zeitungsausschnitt über einen Fakir bei, der 42
Tage lang ohne Nahrung begraben war. Ich persönlich halte solche Praktiken
nicht für gut. Heute brauchen wir auf der irdischen Ebene positive menschliche
Errungenschaften und sollten uns nicht in ferne himmlische Sphären begeben.
Jene, die dem Harmagedon entfliehen, sind in jedem Fall als Deserteure der
leuchtenden Heerschar anzusehen.
Ist
es möglich, dass Sie nie etwas über Sophie Kovalevsky, von unserem russischen
Stolz, einem mathematischen Genie, gehört haben? Vor Jahren las ich in
Französisch ihre Biographie, die sich nur mit ihrer Kindheit und Jugend befasste.
Die letzte Periode ihres kurzen Lebens ist von ihrer besten Freundin, einer
bekannten schwedischen Schriftstellerin, beschrieben worden. Wie es uns Russen
gewöhnlich geht, ist ihre mathematische Begabung zuerst im Ausland gewürdigt
worden. Erst nach ihrem außergewöhnlichen Triumph im Ausland und knapp vor
ihrem Tod (obwohl es nachher des öfteren geschah), wurde sie geehrt und zum
Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften gewählt! So fährt unser
Land hartnäckig fort, wann immer es um das Erkennen wirklicher Werte geht,
durch Jahrhunderte die gleiche Stellung einzunehmen … Aber die kommende Epoche
wird die Träger wahrer Werte zu schützen wissen.
Ich
will Ihnen kurz über Madame Kovalevsky aus der ”Encyklopedia Britannica“
berichten: ”Sophie Kovalevsky (1850 bis 1891), russische Mathematikerin,
geboren in Moskau am 15. Januar 1850, heiratete 1868 einen jungen Studenten -
Woldemar Kovalevsky. Sie gingen gemeinsam nach Deutschland, um ihre
Mathematikstudien fortzusetzen. 1869 ging sie nach Heidelberg, wo sie bei H.
von Helmholtz, G. K. Kirchhoff, L. Königsberger und P. du Bois-Reymond
studierte. Von 1871 bis 1874 las sie privat mit Karl Weierstrass in Berlin,
denn an den Universitäten waren die öffentlichen Lesungen für Frauen noch nicht
zugänglich. 1874 verlieh ihr die Universität in Göttingen den Doktorgrad in
absentia als Anerkennung für ihre drei eingesandten ausgezeichneten
Dissertationen; eine davon über die Theorie von Teil-Differentialgleichungen,
ist eines ihrer bedeutendsten Werke.”
”Nach
ihren Vorträgen an der Universität in Stockholm war Madame Kovalevsky auf
Empfehlung von Gustav Mittag Leffler, der ebenfalls ein Schüler von Weierstrass
war, 1884 zum ordentlichen Professor an dieser Universität ernannt worden.
Diese Stellung behielt sie bis zu ihrem Tode … 1888 errang sie ihre größten
Erfolge …”. Die französische Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin, um den
sich alle überragenden Mathematiker von heute beworben haben. Das zu
behandelnde Thema hieß: ”In einem wichtigen Punkt die Bewegungstheorie eines
dichten Körpers um einen unbeweglichen Punkt zu vervollkommnen”. Die Frage ist
von der Berliner Akademie sechs Jahre lang vorgelegt worden, doch ohne ein
Ergebnis zu zeitigen. Die Lösung von Madame Kovalevsky ”war so bemerkenswert, dass
als Anerkennung außergewöhnlicher Verdienste der Wert des Preises verdoppelt
wurde.”
”Bedauerlicherweise
erlebte es Madame Kovalevsky nicht mehr, den vollen Lohn ihrer Arbeit zu
ernten. Sie starb am 10. Februar 1891 auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Auch in
ihrem eigenen Land wurde ihr durch die Wahl zum Mitglied der St. Petersburger
Akademie der Wissenschaften Anerkennung gezollt.” Beachten Sie besonders die
Satzstellung!
* * *
Sie
möchten wissen, wie Madame Kovalevsky die Aufgabe löste. Sicherlich mit Hilfe
der feurigen Macht. In ihrer Autobiographie berichtet sie, dass die Antworten
auf die kompliziertesten Fragen in ihrem Gehirn blitzschnell bildlich
auftauchten. Manchmal sah sie sogar die Zahlen und Formeln, als ob sie vor ihr
aufgeschrieben wären. Freilich, sie hat hart gearbeitet, wie man ihrer
Biographie entnehmen kann, doch es ist offenkundig, dass sie den feurigen
Strahl berührte und aus ihrem KELCH das aufgespeicherte vergessene Wissen heben
konnte.
Nun
möchte ich Ihnen eine Episode aus meinem eigenen Leben erzählen. In meiner
Jugend studierte ich Musik, wofür ich besonders veranlagt war. Einmal hatte ich
eine öffentliche Prüfung zu bestehen und ich hatte eine Komposition
vorzuspielen, und zwar ein Präludium und eine Fuge von Bach. Die familiären
Umstände wollten es, dass ich die schwierigste Komposition - nämlich die
Bach-Fuge - nicht einüben konnte. Es war nur noch ein Tag bis zur Prüfung. In
großer Verzweiflung setzte ich mich ans Klavier, wohl wissend, dass es
unmöglich war, die Bach-Fuge in einem Tag auswendig zu lernen. Jedoch ich war
entschlossen, das äußerste herauszuholen. Nachdem ich das Stück einige Male
nach Noten durchgespielt hatte, begann ich mich zu prüfen, wieviel ich mir
gemerkt hatte, und hier geschah das Wunder: Ich konnte die ganze Fuge von
Anfang bis Ende auswendig, und meine Finger glitten wie von selbst, ohne den
leisesten Fehler, über die Tasten; ich spielte das Präludium und die Fuge mit
ungewöhnlicher Inspiration. Als ich die Fuge bei der Prüfung vor einem ganzen
Konklave von Professoren spielte, war ich wiederum von einer besonderen
Eingebung erfüllt, und es wurde mir ein begeisterter Beifall zuteil. Auch diese
Episode war eine Erscheinung des feurigen Strahles. Der Strahl berührte den KELCH,
und Altbekanntes kam an die Oberfläche.
Nun
möchte ich mich nochmals Madame Kovalevsky zuwenden. Sie war nicht nur eine
geniale Mathematikerin, sondern auch eine ausgezeichnete Schriftstellerin. Ich
erinnere mich, wie brillant ihre Autobiographie geschrieben war. Ihre Romane:
”Die Nihilistin Vera Vorontzoff“, ”Die Schwestern Rajevski“ und das
unvollendete Werk ”Vae victis“ zeugen von ihrer großen literarischen Begabung.
Ihr Vater, der Artilleriegeneral Corvin-Krukovsky war ein wohlhabender Gutsbesitzer
in Kaluga. Madame Kovalevsky hatte noch eine ältere Schwester und einen
jüngeren Bruder. Ihre Schwester war sehr schön und ebenfalls eine begabte
Schriftstellerin. Dostojevski besuchte die Familie oft und bewunderte vor allem
die literarische Begabung ihrer Schwester. Er selbst war Gegenstand kindlicher
Anbetung von Sophie, aber leider, seine Liebe galt ihrer Schwester, die
wiederum seine Gefühle nicht teilte. In ihrer Autobiographie beschreibt Madame
Kovalevsky das Leid und die Eifersucht ihres kindlichen Herzens ganz behutsam.
Sie war in ihrem Privatleben sehr unglücklich. Ihre Ehe mit Kovalevsky war nur
eine nominelle; sie wurde geschlossen, um ihr eine gewisse Freiheit zu sichern
und Gelegenheit zu geben, zum Studium ins Ausland zu gehen. Aber ihre Ehe
endete dramatisch.
* * *
Ihre
anderen Fragen will ich zu einem späteren Zeitpunkt beantworten. Der Kampf
zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis steigert sich und nimmt
fürchterliche Ausmaße an.
17.
März 1936
Es
ist schwierig, auch nur annähernd die Aufenthaltsdauer einer Person von
durchschnittlich kultureller Entwicklung zwischen den Reinkarnationen in der
Feinstofflichen Welt anzugeben, denn die Evolutionszyklen folgen in
beschleunigter Progression. Waren bei der vorhergehenden Rasse und zu Beginn
unserer, der fünften Rasse die Intervalle zwischen den Reinkarnationen groß, so
sind sie derzeit beträchtlich verkürzt, und es kann nicht von Jahrhunderten,
sondern von Dekaden oder gar Jahren gesprochen werden. Ähnlich konnte man aus
besonderen Gründen beschleunigte Reinkarnationen unter den Schülern der Großen
Lehrer beobachten; das Bewusstsein der Menschheit erfordert schnelle
Veränderungen. Daher ist es ratsam, auf die ungewöhnliche bedrohliche Zeit
hinzuweisen, die wir jetzt durchleben, sowie auf die Annäherung der feurigen
Energien an die irdischen Sphären zwecks Reinigung unseres Planeten von seiner
durch menschliche Verbrechen hervorgerufenen dichten Atmosphäre. Sie können
darauf verweisen, dass diese Annäherung der feurigen Energien zweifellos eine
neue Konvergenz der Welten ermöglichen wird, und die Menschen werden Zeugen
vieler ungewöhnlicher Naturerscheinungen sein. Parallel mit dieser Konvergenz
werden die Reinkarnationen beschleunigt und immer häufiger Kinder geboren
werden, die sich an ihre früheren Leben erinnern können, was leicht zu
überprüfen sein wird, weil die Zeugen noch am Leben sein werden. Auch
phänomenale Kinder werden häufiger geboren werden und die Wissenschaft wird
durch neue beachtenswerte Entdeckungen bereichert werden. Genau gesagt, die
Verschiebung der räumlichen Strahlen wird eine Erneuerung des Bewusstseins
sowie neue Konvergenzen der Welten mit sich bringen. Wahrlich, die Neue Welt
wird in der Glorie der neuen Strahlen ihren Einzug halten.
Wenn
Sie Angriffe nicht zu sehr fürchten, erwähnen Sie Harmagedon. Es ist unbedingt
wichtig, die Menschen wissen zu lassen, wie ernst und gefährlich die jetzige
Zeit ist. Wahrlich, die meisten Menschen verneinen es, dass solch ein Kampf
überhaupt möglich ist.
Es
ist bedauerlich, dass so wenig Menschen den ganzen Ernst der Jetztzeit
erkennen, denn der Kampf zwischen den Welten von Licht und Finsternis ist
wirklich furchtbar.
1.
Man sollte nicht behaupten ”… das astrale Licht wäre schwächer als
Sonnenlicht”, denn diese beiden können nicht miteinander verglichen werden. Das
irdische Sonnenlicht ist stark und grob, aber der Glanz des Astrallichts in den
höheren Sphären überschreitet sicherlich unsere irdische Vorstellung von Licht.
Ich möchte folgenden Paragraphen aus dem Buch AUM zitieren:
”Das
Licht der Feinstofflichen Welt steht in keinem Verhältnis zu dem Sonnenlicht
irdischen Verstehens. In den niederen Schichten schaffen trübe Bewusstseine
Dunkelheit, doch je höher das Bewusstsein und das Denken, umso leuchtender ist
die wunderbare Strahlung. Wirklich, die Bewohner der Feinstofflichen Welt sehen
beides, die Erde und die Gestirne, aber die irdischen Lichter werden von ihrem
Bewusstsein unterschiedlich umgewandelt. Ebenso ist es mit den Gedanken der
Feinstofflichen Welt; obwohl sie auf derselben Energie gründen, ist ihr Prozess
originell. Das Gesetz des Ausgleichs regelt mentale Exzesse.”
Vage
Gedanken werden nichts hinterlassen als unklare Umrisse. In allem ist Klarheit,
Kraft und Wiederbelebung durch Feuer nötig.
2.
Alles unterliegt ein und denselben Gesetzen und Bedingungen. Als daher die
hohen Wesenheiten von anderen, höheren Planeten zur Erde kamen, um der
Menschheit zu helfen, waren die kosmischen Bedingungen günstig. Einer dieser
Hohen Geister kehrte zu seinem eigenen Planeten zurück, um mit dem irdischen
Bollwerk der Bruderschaft eine Nachrichtenvermittlung herzustellen und die
Bedingungen für Gedankenübertragung und zum Senden neuer Elemente
herauszufinden, die in der Atmosphäre unseres Planeten noch nicht entdeckt
wurden, jedoch helfen könnten, die angehäufte Finsternis zu zerstreuen. Alle
diese Möglichkeiten werden durch beharrliche Versuche und Forschungen sowie
durch Zusammenarbeit zwischen den Hohen Geistwesen der beiden Planeten
erreicht. Wahrlich, unbegrenzt sind die Möglichkeiten und Entdeckungen!
Gewiss,
die Planetaren Geister unseres Sonnensystems wirken in vollem Einklang, denn
sie alle zusammen bilden den Willen des Kosmischen Magneten und sind miteinander
in Verbindung. Jedoch jede Möglichkeit erfordert das Vorhandensein bestimmter
kosmischer Bedingungen. Zweifellos werden wegen der speziellen planetaren
Verbindungen und kosmischen Fristen bestimmte Bedingungen für den Verkehr
erleichtert. So wird es durch Annäherung der nahen feurigen Energien an die
Erde möglich sein, aus den höheren Sphären unserer Planetenkette Hohe Besucher
anzuziehen. Im Kampf während des Harmagedons ist die Beteiligung aller dieser
Kräfte der unsichtbaren Welten erforderlich. Die größten Geister stehen
miteinander in Verbindung und arbeiten eng zusammen, ohne für diesen Zweck an
einen bestimmten Ort gebunden zu sein.
Und
nun über Jehovah. Nicht immer ist unter Jehovah der Planetengeist des Saturn zu
verstehen. Alle diese Symbole haben viele Bedeutungen, und oft birgt ein Name
viele Begriffe oder Vertreter. Esoterisch bedeutet Jehovah Elohim; und es ist
auch wahr, dass das jüdische Volk unter dem Strahl des Saturn seinen Anfang
nahm, aber ich darf noch nicht mehr mitteilen.
* * *
Die
Schlacht ist äußerst bedrohlich, und es gibt gar vielerlei Verrat. Jeder
Treuebruch bestätigt nur das ewige Gesetz der vertrauten Erscheinung der beiden
Uranfänge. Wo es das hellste Licht gibt, da gibt es auch die größte Finsternis.
Wie es heißt: ”Beachtet den Weltenbrand, er ist jedoch erst der Anfang. Alle
Finsteren zieht es zur Finsternis; jene jedoch, die einen Funken Licht in sich
bergen, werden entflammt. Es ist eine große Zeit!”
In
der Lehre des Lebens heißt es: ”Der Sieg wird zu einer bestimmten Zeit
offensichtlich werden, aber es sind alle Phasen der Schlacht zu durchlaufen.
Vergessen wir nicht, dass sich auf unserer Seite die besten Kräfte sammeln. So
wird man an die nächste Stufe herankommen. Die Diener der Finsternis werden zum
Erfolg verhelfen. Man muss begreifen, wie nahe die Fristen sind, um die neuen
Möglichkeiten nicht zu versäumen. Den Kräften des Lichts kann nichts
widerstehen. Wenn die Kräfte der Finsternis selbst das schmutzigste Geschäft
auf sich nehmen - lasst sie es vollbringen. Die größten Namen und Begriffe sind
bereits einbezogen. Alles kann nur durch Ausbreitung vorankommen … Gewiss, die
Schlacht ist fürchterlich … Gewiss, mit jedem Tag werden die Neuen Kräfte, die
Unsichtbaren geweckt. Aus diesen Annäherungen an die irdischen Sphären können
sich die unerwartetsten Spannungen ergeben. Nehmen wir den Kampf auf mit der
vereinten Kraft aller Unserer Teilnehmer! Einigkeit ist ein unbesiegbares
Banner … Wer wird die Spannung der Kräfte des Lichts erkennen? Wer wird es
versäumen, das Ausmaß des Schlachtfeldes zu erwägen? Die vereinten Aschrame,
die Bollwerke des Geistes, sind jetzt nötiger denn je. Was in bestimmten
Ländern vor sich geht, hat zwei Namen: für die einen ist es ein Kreuzzug, für
die anderen teuflische Wut. Jene, die glauben, dass dies Zufall wäre, irren.
Die Lehre ist nie ohne Ringen in die Welt getreten, und somit möge sie wie
üblich eintreten, sonst wird sie von den Menschen vergessen. Doch
vergegenwärtigt euch das Ausmaß der Schlacht, in die alle Planeten einbezogen
sind … So lasst uns mit der ganzen Kraft des Geistes und mit Feierlichkeit an
der Schlacht des Lichts gegen die Finsternis teilnehmen.”
Ist
das Band mit der HIERARCHIE DES LICHTS stark, dann wird sich alles zum Guten
wenden. Um die neue Stufe zu erklimmen, ist es notwendig, den Kampf aufzunehmen
und die Schwierigkeiten zu überwinden. Auf den letzten Stufen ist es
unvermeidlich, den Giftbecher zu leeren, und Verrat muss den Pfad des Lichts
kenntlich machen. So lasst uns denn auch diese Einweihung empfangen.
Wir
wissen, dass ”Verrat langsam zerfällt”. Infolge bestimmter Umstände ist dies in
der Tat der weiseste Urteilsspruch. Das Leben ist so komplex! Die Menschen
bilden sich gewöhnlich ihre Urteile nur nach Beweisen und ihnen bekannten
Umständen; und eine ganze Reihe der wichtigsten Faktoren, die den Verlauf
dieser oder jener Aufgaben oder Ereignisse erschweren oder lösen, ignorieren
sie gänzlich. Das Bewusstsein der Großen Lehrer, die auf drei Ebenen oder
Welten wirken, kennt sowohl den Ursprung der Ursachen als auch ihre Wirkungen.
Daher sollten wir in völligem Vertrauen zur Höheren Weisheit gelassen die
verschiedenen Phasen aller Ereignisse beobachten. Wir wissen auch, dass sich
für viele Menschen und viele Dinge Gefahr als Rettung erweist, und für
bestimmte Ereignisse können wir sagen - je gefährlicher, desto besser. Gefahr
wird helfen, viele Dinge auf schnellstem Wege zu überwinden. Aber denken wir an
die segensreichen Zeichen für unser Land und ängstigen wir uns nicht. Viele
Beobachter neigen zu Fehlkalkulationen, oder, wie es heißt, ”Sie setzen auf das
schlechteste Pferd”.
Seien
wir auf der Seite, auf der sich der Schild des Lichts erhebt - und wir werden
nicht irren.
19.
März 1936
Ein
Aschram ist eine heilige Stätte, ein Tempel, ein Kloster, eine Schule okkulter
Studien. Deshalb kann das irdische Bollwerk der Großen Bruderschaft Aschram
genannt werden. In der Feinstofflichen Welt gibt es ebenfalls Aschrame der
Weißen Bruderschaft. Genauso wie auf der Erde sind sie auch dort nicht
zahlreich vertreten, denn auch hier werden strenge Disziplin und harte Arbeit
gefordert, und wo sind jene, die bereit sind, sich anstelle der versprochenen
”Ruhe“ für harte Arbeit herzugeben?
Aber
warum sollte man nur um einen Aschram in der Feinstofflichen Welt feurige
Strahlen vermuten? Fürwahr, über jedem irdischen Aschram oder einem Bollwerk
des Geistes erheben sich diese Strahlen, die unter besonderen Umständen gesehen
werden können.
* * *
Wahrlich,
jeder Widerstand gegen den Fortschritt des Denkens oder das Vordringen auf
jedem Wissensgebiet sollte als eine Erscheinung des Harmagedons betrachtet
werden. Aber viele Grundlagen sind so zerfallen, dass wir allen Fakten gelassen
gegenüberstehen sollten. Es ist unmöglich, den mächtigen Marsch der Ereignisse
aufzuhalten.
* * *
Sie
erwähnen Ihren Briefwechsel mit S. Ich meine, es wurde Ihnen wenig Freude
bereiten, wenn ich Sie meine Erfahrungen wissen ließe. Es ist nicht nur
nutzlos, für solchen Briefwechsel Zeit zu verschwenden, es ist auch schädlich.
Früher galt für solche Menschen ”Wahrheit“ als irdische Sicherheit, und daher
gibt es die Begriffe unbegrenzter Aufnahme und unbegrenztes Wissen in ihrem
Wörterbuch nicht.
Die
Aufgabe, für die Sie sich entschieden haben, ist ein wertvoller Beitrag. Sie
werden jedoch hart daran arbeiten müssen. Es ist sehr wichtig, den Unterschied
zwischen Spiritismus in der heute praktizierten Art und einer echten
wissenschaftlichen Erforschung sowie dem Studium der psychischen und
parapsychischen Phänomene hervorzuheben. Seien Sie jedoch äußerst vorsichtig
mit ihren Behauptungen bezüglich des Mondes, denn alles, was ich aus der
”Geheimlehre“ über die Mondkette zitierte, wird von der Wissenschaft nicht
angenommen, und selbst wenn eine kleine Zahl von unvoreingenommenen Gemütern
imstande wäre, diese Theorien mit einem gewissen Grad an Toleranz zu behandeln,
so gelten sie doch für die meisten Menschen als Höchstmaß an Blasphemie. Daher
würde ich in dem von Ihnen geplanten Werk nicht viel über den Mond sagen.
Darüber hinaus enthüllten die Großen Lehrer noch nicht alle mit dem Mond
zusammenhängenden Geheimnisse. Es gibt eine angenommene Regel, nach der den
Menschen nur das gegeben wird, wofür ihr Bewusstsein reif ist. Es ist
unstatthaft, ihnen etwas vorzulegen, wovon sie nicht die geringste Vorstellung
haben oder wofür sie keine passenden Worte finden! Deshalb wird nur das
gegeben, was die fortschrittlichen Geister der Menschheit zu begreifen
vermögen. Und wir müssen sagen, dass dies reichlich geschieht, doch man hat
sich kaum den hundertsten Teil von dem, was geboten wird, zu eigen gemacht. H.
P. Blavatsky schrieb, dass zu ihrer Zeit die Enthüllung über die Mondkette unter
den Lesern und Schülern einen Sturm wildester Phantasien und gegensätzlicher
Meinungen auslöste. Einige von ihnen erschienen sogar in Druck, aber ungeachtet
aller dringenden Bitten nach weiterer Mitteilung schweigen die Mahatmas.
* * *
Sie
haben recht, dass die Planetenkette mit all ihren Globen, Sphären oder
Prinzipien (Sie mögen sie nennen, wie Sie wollen) ein komplettes Ganzes bildet.
Tatsächlich sind alle Globen gegenseitig konzentrisch durchdrungen und stellen
bestimmte Ebenen des Bewusstseins oder Seins dar. Gewiss, ein Planet ist ein
lebender Organismus, denn im Kosmos ist nicht ein einziges Atom ohne Leben,
ohne Bewusstsein oder ohne Geist, und in den alten philosophischen Schriften
stößt man auf den Vergleich der Erde mit einem riesigen Tier, das sein eigenes
Leben hat und daher auch sein eigenes Bewusstsein oder seine Offenbarung des
Geistes.
Genau
gesagt, es gibt kein passives Element im Kosmos; alles besteht durch die
gegenseitige Durchdringung und Wechselwirkung der räumlichen Energien, die aus
den unendlichen Brennpunkten oder Zentren, die den Kosmos erfüllen, evolvieren
und in sich unaufhörlich geformt werden. Alles bewegt sich, alles ändert sich
dauernd, alles lebt. Bedenken Sie auch, dass die höheren Prinzipien des
Planeten in der menschlichen Monade eingelagert sind. Deshalb können wir sagen,
dass der Mond die höheren Prinzipien einbüßte, als ihn die menschlichen Monaden
nach ihrer endgültigen evolutionären Vollendung für die neue Planetenkette
verließen. Das Leben eines Planeten kann als Verbindung aller mit ihm
geschaffenen Elementen verstanden werden. Umso größer ist daher die
Verantwortung aller denkenden Planetenbewohner.
Gegenwärtig
ist der Mond ein Leichnam, aber ein lebendiger Leichnam, weil Zersetzung nichts
anderes ist als niederes Leben. Darüber hinaus müssen Sie bedenken, dass nach
Vollendung der Evolutionsrunde auf einer Planetenkette und vor Beginn des
Lebens auf einer neuen Kette für alles Sein und alle Wesenheiten ein Pralaya
oder Nirwana eintritt. Alle Prinzipien der Mondkette wurden auf die irdische
Kette übertragen. Die Mondkette war auch niederer als unsere irdische Kette.
Ich möchte einige Zeilen aus der ”Geheimlehre“ anführen: ”… dass die (Mond-)
Monaden, die in den evolutionären Zyklus (auf der irdischen Kette) auf Globus A
eintreten, in der ersten Runde von sehr verschiedenen Entwicklungsgraden sind.
Daher
erreichen nur die am meisten entwickelten Monaden den menschlichen Keimzustand
in der ersten Runde; sie werden irdische, wenn auch sehr ätherische menschliche
Wesen gegen Ende der dritten Runde, verbleiben aber auf dem Globus während der
Verdunkelungsperiode als Samen für die künftige Menschheit in der vierten
Runde; sie werden so die Pioniere der Menschheit zu Beginn dieser, der
gegenwärtigen vierten Runde. Andere (weniger entwickelte) erreichen die
menschliche Stufe erst während späterer Runden, nämlich in der zweiten, dritten
Runde oder der ersten Hälfte der vierten Runde. Und schließlich werden die
aller-spätesten - das sind jene, die noch nach dem mittleren Wendepunkt der
vierten Runde tierische Formen haben - überhaupt keine Menschen während dieses
Manwantaras.
Sie
werden zum Rande der Menschheit erst am Schlusse der siebenten Runde gelangen,
um ihrerseits nach dem Pralaya von älteren Pionieren, den Vorfahren der
Menschheit, oder der Samenmenschheit (Schista), nämlich von den Menschen, die
an der Spitze von allem am Ende dieser Runde stehen werden, in eine neue Kette
eingeführt zu werden.”
Beachten
Sie auch das meinem Brief (16. November 1935) beigefügte Diagramm. ”Ungleich
den übrigen hat die vierte (Globus-Sphäre) keinen ”Schwester“-Globus auf
demselben Plane mit ihr selbst und bildet somit den Stützpunkt der ”Waage“, die
durch die ganze Kette repräsentiert wird. Sie ist die Sphäre der letztlichen
evolutionären Ausgleichungen, die Welt der karmischen Waage, die Halle der
Gerechtigkeit, wo die Bilanz gezogen wird, die die künftige Laufbahn der Monade
während des Restes ihrer Inkarnationen in dem Zyklus bestimmt. Und daher kommt
es, dass, nachdem dieser mittlere Wendepunkt in diesem großen Zyklus
überschritten ist, d. h. nach dem Mittelpunkt der vierten Rasse in der vierten
Runde unseres Globus - keine Monaden mehr in das Menschenreich eintreten
können. Das Tor ist für diesen Zyklus geschlossen und die Bilanz ist gezogen.”
Daher sollten wir keine Zuwanderer vom Mond mehr erwarten.
* * *
Und
nun über die Vorstellung oder die Vision des Bildnisses des Lehrers. Gewiss, es
beginnt zuerst mit einem mentalen oder geistigen Bildnis, das die
höchstmögliche Klarheit erlangen sollte; und nachdem es im Zentrum des dritten
Auges klar eingeprägt ist, werden Sie es mit geschlossenen Augen sehen können.
Manchmal kann das Bildnis von einem leuchtenden Umriss umgeben sein, als ob es
aus Licht und Schatten bestände, ohne bestimmte klare Linien. Auch sehen manche
zu Beginn das Bildnis schwanken, und die Umrisse erscheinen verschwommen. Aber
das Schwanken schwindet allmählich, und das Bild wird ganz klar. Um dieses
Flimmern zu unterbinden, schließen die buddhistischen Mönche die Augen und
durchkreuzen die Ströme der Augen; das heißt, sie konzentrieren ihre Schau auf
einen Brennpunkt, was sehr hilft. Das Durchkreuzen der Ströme der Augen wurde
bei jeder Konzentration so zur Gewohnheit, dass daher viele Buddhas und
Bodhisattvas mit schielendem Blick, auf die Nasenspitze konzentriert,
abgebildet sind. Sie können diese Methode versuchen, jedoch ohne irgendwelche
Gewaltanwendung und ohne extrem zu schielen. Es darf kein Gefühl von Spannung
oder Unbequemlichkeit aufkommen. Ich würde für diese Übung nicht mehr als fünf
Minuten aufwenden und mit nur einer Minute beginnen. Seien Sie aber nicht
enttäuscht, wenn Sie kein so rasches Ergebnis, wie Sie gern möchten, erzielen.
Alle diese Errungenschaften gehören in den Bereich des höheren Psychismus.
Lesen
Sie die Biographien der großen geistig Schaffenden, und Sie werden erkennen,
mit welcher Anstrengung sie das Öffnen der Zentren und die Höhere Verbindung
erlangt haben. Selbst ein so großer Heiliger wie der Heilige Antonius musste
oft Jahre warten, bevor seine Frage beantwortet wurde. Gewiss, heute haben
manche menschlichen Organismen in ihrer Verfeinerung großen Fortschritt
erzielt, so dass es für viele Erscheinungen keiner so großen Kraftaufwendung,
Spannung und Geduld bedarf, wie dies in vergangenen Jahrhunderten erforderlich
war. Aber auch jetzt können nur Medien leicht in die nächsten Schichten der
Feinstofflichen Welt eindringen. Wir sollten sie jedoch nicht beneiden, denn
fürwahr, die höchsten Sphären sind ihnen unzugänglich, abgesehen von wenigen
Ausnahmen. Und so wie in der alten Zeit Medien nicht als Hierophanten
zugelassen wurden, so werden auch heute die Brahminen in ihren wenigen erhalten
gebliebenen Aschrams keinem Fakir Zutritt gewähren.
Doch
abgesehen von all dem, haben die Zustände des Harmagedons auf alle
Erscheinungen großen Einfluss, und während manche Erscheinungen zunehmen, sind
andere, feinere, schwieriger geworden. Sind daher die Wellen der Schlacht sehr
stark, dann ist es oft schwer, die Mitteilungen zu vernehmen, und nachher ist
plötzlich Herzwehmut zu verspüren. Doch anstatt traurig zu sein, sollten Sie
sich über jedes Sternchen, das Sie wahrnehmen, freuen. Fürwahr, diese Zeichen
sind weit wichtiger als alle lebhaften Visionen der Medien, denn sie weisen auf
die rechte Entwicklung hin.
* * *
Nun
über Karma. Können wir behaupten, dass ein bestimmter Fall oder eine Situation,
in der sich ein Mensch befindet, gänzlich sein Karma ist? Wenn wir so zu denken
beginnen, werden wir uns sehr bald weigern, einem anderen zu helfen, indem wir
unsere Weigerung damit begründen, uns in fremdes Karma nicht einmischen zu
dürfen. Es gibt aber auch irregeführte Menschen, die die Hilfe an ihrem
Nächsten verweigern, weil sie fürchten, damit ihr eigenes Karma zu belasten.
Doch wäre das nicht ein Zeichen größter Selbstsucht? Wer, abgesehen von einem
Archaten oder einem hohen Yogi, kann wissen, wann und wo man nicht helfen
sollte? Oftmals kann eine Begegnung mit einen, belasteten Menschen wirklich
unser Karma sein, und wenn wir ihm die Hilfe verwehren, bürden wir uns selbst
Lasten auf. Wir müssen die helfende Hand reichen, wann immer unser Herz es uns
eingibt - an das Gesetz der Entsprechung und daran denkend, dass geistige Hilfe
die höchste ist. Ganz richtig gab Ihnen Ihr Herz ein, dass wir nicht dogmatisch
sein sollen. Das Leben ist so kompliziert! Daher sollten Sie sich immer in
allem und vor allem von Zweckmäßigkeit leiten lassen.
* * *
In
meinem letzten Brief erwähnte ich, dass Lamaismus zu wahrem Buddhismus im
gleichen Verhältnis steht wie unsere christliche Kirche zur Lehre Christi. Vor
einiger Zeit fragte man mich über die beiden buddhistischen Schulen, und ich
möchte meine Antwort mit einigen ergänzenden Kommentaren hier zitieren:
1.
Mahayana und Hinayana sind die zwei Grundschulen des Buddhismus. Die
wortwörtliche Übersetzung ist ”Großes Vehikel“ und ”Kleines Vehikel“ Mahayana
oder ”Großes Vehikel“ ist im ganzen Norden - in Tibet, in der Mongolei, bei den
Kalmücken und Burjaten - verbreitet. Auch in China und in Japan gibt es
Anhänger dieser Schule. Hinayana besteht hauptsächlich im Süden - in Ceylon,
Indochina, aber auch in China und in Japan gibt es einige Abteilungen. Mahayana
nahm im zweiten Jahrhundert v. Chr. in Südwest-Indien seinen Anfang. Der
Begründer des Mahayana war der große Lehrer Nagarjuna. Fast gleichzeitig,
vielleicht sogar etwas früher, wurde diese Lehre von Asvaghosha in
Nordwest-Indien eingeführt. Er war Dramaturg und Vater der Sanskrit-Literatur.
Der
Hauptunterschied zwischen Mahayana und Hinayana besteht darin, dass jener neben
Gautama Buddha die Hierarchie des Lichts anerkennt, an deren Spitze viele
Bodhisattvas und Taras stehen. Unter den Bodhisattvas sind neben Bodhisattva
Maitreya der Bodhisattva Chenresi, der Tibetaner Avalokiteshvara (der
Schirmherr Tibets) und der Bodhisattva Manjusri (der Schirmherr des Buddhismus)
gut bekannt. Es gibt natürlich noch viele andere. Unter den Taras (den
weiblichen Gottheiten) wird die vieläugige und vielarmige Dukkar als die
höchste angesehen. Sie ist identisch mit der MUTTER DER WELT (der Lakshmi und
Kali Indiens) und wird auch Weiße Tara genannt. Gleich verehrt werden die Gelbe
Tara und die Grüne Tara, die nach der Farbe ihrer Strahlen so benannt wurden.
Der
zweite Unterschied zwischen den beiden Lehren besteht darin, dass, während der
Archat des Hinayana zur individuellen, persönlichen Errettung bestrebt ist, der
Bodhisattva des Mahayana sich die Errettung der Welt als Ziel gesetzt hat,
weshalb er das Gelübde ablegte, nicht in Nirwana einzugehen, bevor sein Ziel
erreicht ist. Die Lehre des Paramitas oder die Errungenschaft der Höchsten
Tugend ist für das Mahayana besonders charakteristisch.
Die
Anhänger von Hinayana anerkennen keine andere Hierarchie als Buddha Gautama und
seinen Nachfolger, den Bodhisattva Maitreya. Es ist offenkundig, dass sie weder
die Autorität des Dalai Lama noch die des Tashi Lama anerkennen. Es gibt noch
andere kleinere Unterschiede, aber die sind nicht so wesentlich. Es ist
richtig, dass der Hinayana eine exoterische Schule ist, der Mahayana hingegen
eine esoterische Lehre. In Tibet ist Mahayana in zwei große Sekten unterteilt:
jene der Gelben Mützen, oder Gelugpa, ist die bekannteste in Tibet und in der
Mongolei; sie wurde von dem großen Reformator Tsong-kha-pa im 14. Jahrhundert
gegründet. Die andere - die ältere - ist die Sekte der Roten Mützen oder
Nyingmapa; die Dugpa, eine ihrer Abzweigungen ist über ganz Sikkim und
Kleintibet verbreitet; ihr Gründer ist ein Inder, der Lehrer Padma Sambhava.
Der Dalai Lama und der Tashi Lama sowie die ganze tibetische Regierung gehören
der Gelugpa-Sekte an.
Außer
diesen beiden Sekten gibt es in Tibet einen noch sehr lebendigen alten lokalen
Glauben, bekannt unter dem Namen Bön. Neuerdings entlehnte dieser alte Glaube
sehr viel aus dem Buddhismus. Jedoch die Bön-Lamas und auch die meisten Lamas
der Roten Sekte sind sehr dem Aberglauben, der gröbsten Nekromantie und dem
Tantrismus verfallen.
2.
Gibt es im Osten Religionssysteme und Gemeinschaften, die der Lehre Maitreyas
anhängen? Der Bodhisattva Maitreya ist von Gautama selbst der Welt als der
kommende Buddha verkündet worden. Aus diesem Grunde anerkennen auch die
Hinayana diesen einen Bodhisattva. Maitreya entspricht dem Kalki Avatar im
Hinduismus (dem ”Weißen Roß Avatar” - siehe die Offenbarung des Johannes) und
dem Messias aller Völker. Ausnahmslos ist jeder Messias Avatar des Vishnu;
daher gehören sie zu EINEM EGO. Der Unterschied zwischen Maitreya und dem Kalki
Avatar in den exoterischen Legenden ist dieser: Während der Kalki Avatar am
Ende des derzeitigen Kali-Zeitalters zur endgültigen Vernichtung des Bösen, zur
Erneuerung der Menschheit und ”Wiederherstellung der Reinheit“ erscheinen wird,
wird Maitreya früher erwartet.
Zu
Beginn unserer christlichen Ära sind in Indien und Tibet Statuen zu Ehren des
Bodhisattvas Maitreya errichtet worden, und es gibt keinen einzigen
buddhistischen Tempel, in dem es nicht ein Bildnis dieses Bodhisattva gäbe, sei
es auf einer Tanka als riesige Figur, die manchmal die Höhe von drei
Stockwerken eines Tempels einnimmt. Allerdings glauben alle Buddhisten, dass
Maitreya in Schambhala erscheinen wird, aber die Eingeweihten unter ihnen
wissen, dass Maitreya und der jetzige Herrscher der Schambhala ein und derselbe
ist - dieselbe Individualität.
Ich
möchte einen interessanten, dem Purana entlehnten Passus aus der ”Geheimlehre“
anführen: ”Wie Satya Yuga immer das erste in der Reihe der vier Zeitalter oder
Yuga ist, so kommt Kali immer zuletzt. Das Kali-Yuga herrscht jetzt
unumschränkt in Indien, und es scheint mit dem gleichen Zeitalter im Westen
zusammenzufallen. Auf jeden Fall ist es seltsam, zu sehen, wie prophetisch in
fast allen Dingen der Schreiber des Vishnu Purana einige der dunklen Ströme und
Sünden dieses Kali-Yuga vorhersagte. Denn nachdem er sagte, dass die ”Barbaren“
die Herren der Ufer des Indus, von Chandrabhâgâ und Kasmîra sein werden, fügte
er hinzu: ”Zu dieser Zeit werden Monarchen sein, die über die Erde herrschen, Könige
von rohem Geist, heftigem Temperament, immer der Falschheit und Bosheit
ergeben. Sie werden Frauen, Kinder und Kühe töten; sie werden das Eigentum
ihrer Untertanen wegnehmen und den Weibern anderer nachstellen; sie werden von
beschränkter Macht sein … ihre Lebensdauer wird kurz, ihre Begierden werden
unersättlich sein … Leute verschiedener Länder, die sich mit ihnen vermischen,
werden ihrem Beispiel folgen; und die Barbaren werden (in Indien) mächtig sein
im Schutz der Fürsten, während reine Stämme vernachlässigt werden und das Volk
zugrunde geht … Wohlstand und Frömmigkeit werden Tag für Tag abnehmen, bis die
Welt gänzlich verkommen ist. Besitz allein wird Würde verleihen; Reichtum wird
die einzige Quelle der Anhänglichkeit sein, Leidenschaft das einzige Band der
Vereinigung zwischen den Geschlechtern, Falschheit das einzige Mittel zum
Erfolg im Rechtsstreit; und die Weiber werden nur Gegenstand sinnlichen
Genusses sein …
Äußere
Abzeichen werden die einzigen Unterschiede der verschiedenen Stände im Leben
sein; … ein Mann, der reich ist, wird für rein gehalten werden; Unredlichkeit
wird das allgemeine Mittel zum Lebensunterhalt sein, Schwache die Ursache der
Abhängigkeit; Drohung und Anmaßung werden den Ersatz für Gelehrsamkeit bilden,
Freigebigkeit wird Frömmigkeit sein; … gegenseitiges Einverständnis wird Ehe
sein, schöne Kleider Würde … Derjenige, der der Stärkste ist, wird herrschen, …
das Volk, unfähig die schweren Lasten (Khara-bhara, Steuerlast) zu tragen, wird
seine Zuflucht in den Tälern suchen … So wird im Kalizeitalter der Verfall
ständig fortschreiten, bis das Menschengeschlecht sich seiner Vernichtung
(Pralaya) nähert … Wenn das Ende des Kali-Zeitalters nahe ist, wird ein Teil
des göttlichen Wesens, das existiert, aus seiner eigenen geistigen Natur (Kali
Avatar) … auf die Erde herabsteigen … begabt mit den acht übermenschlichen
Fähigkeiten. Er wird Rechtschaffenheit auf Erden wieder herstellen, und die
Gemüter jener, die am Ende das Kali-Yuga leben, werden erweckt werden und so
durchsichtig sein wie Kristall. Die veränderten Menschen … werden die Samen von
menschlichen Wesen bilden und eine Rasse hervorbringen, die den Gesetzen des
Krita-Zeitalters (oder des Zeitalters der Reinheit) gerecht wird. So wie es
heißt: ”Wenn die Sonne und der Mond und (das Mondhaus) Tishya und der Planet
Jupiter in einem Hause sind, wird das Krita-(oder Satya-)Zeitalter wiederkehren
…
”…
Zwei Persönlichkeiten Devapi von der Rasse Kuru und Maru (Moru), aus der
Familie Ikshvaku, werden durch vier Zeitalter am Leben bleiben und in Kalâpa
(Schambhala) regieren. Zu Beginn des Krita-Zeitalters werden sie dorthin
zurückkehren … Maru (Morya), der Sohn des Schighra, lebt durch die Kraft des
Yoga … und wird der Wiederhersteller des Kschattriyageschlechtes der Sonnendynastie
sein …”
”Einerlei,
ob die letzte Prophezeiung richtig ist oder nicht, die ”Segnungen“ des
Kali-Yuga sind gut beschrieben und passen wunderbar selbst auf das, was man in
Europa und anderen zivilisierten und christlichen Ländern auf der Höhe des
neunzehnten und beim Anbruch des zwanzigsten Jahrhunderts unserer großen ”Ära
der Erleuchtung“ sieht und hört.”
”Im
Matsya-Purana, Kapitel CCXXII, ist von der Dynastie Morya, oder Maureyas, die
Rede. Im selben Kapitel heißt es, dass die Moryas eines Tages über Indien
herrschen werden, nachdem sie von jetzt an durch viele Jahrtausende das
Kschattriyageschlecht wiederhergestellt haben. Nur wird dieses Reich rein
geistig und ”nicht von dieser Welt“ sein. Es wird das Reich des nächsten
Avatara sein.”
So
wissen die eingeweihten Inder viel über ihre im Transtimalaya lebenden
Mahatmas, aber sie hüten dieses geheime Wissen sorgsam. Viele von ihnen waren
H. P. Blavatsky abhold, weil sie der Welt diese heiligen Namen bekanntgab. In
der Tat, in Indien besteht eine große Verehrung für alles Heilige und vor allem
für diese Höchsten Lehrer der Menschheit. Nicht ein einziger Inder würde einem
Nichteingeweihten gegenüber den Namen seines Guru aussprechen, so heilig ist er
ihm.
Nun
werden Sie verstehen, wie heilig der Name Maitreya oder Kalki Avatar oder
Muntazar in den Herzen östlicher Menschen klingt. Wirklich, alle
Religionsformen haben mit diesem einen Begriff des Avatars oder kommenden
Messias zu tun. Dieser Glaube - oder, besser gesagt, dieses Gefühlswissen ist
jenes Feuer, welches das geistige Leben unseres Planeten aufrechterhält und
nährt. Sobald dieses Feuer erlischt, wird der Planet in die Finsternis der
Zerstörung versinken. Wahrlich, es gibt nichts Lebendigeres, Mächtigeres und
Schöneres als diesen Begriff des Großen Avatar. Alle Prophezeiungen, alle
Visionen und alle ältesten und heiligsten Legenden der Völker verbergen unter
verschiedenen Symbolen und in Allegorien ein großes Buch der Leben des EINEN
GROSSEN, der die apokalyptische Schlange bekämpft.
* * *
Und
nun zum ”Suchen nach dem lebendigen Buddha“. Das kann fürwahr ein Lächeln
hervorrufen. Und gewiss, nur die Unwissenden glauben buchstäblich, dass jeder
Dalai Lama eine Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara, und jeder Tashi
Lama eine des Buddha sei. All das muss metaphysisch verstanden werden. Die
Verkörperung der großen Geistwesen in dieser oder einer anderen Persönlichkeit muss
als ein verstärkter oder auch stetig einströmender Strahl eines Hohen Geistes
auf den von ihm erwählten Nachfolger verstanden werden. Genau gesagt, bei der
Geburt des einen, der bestimmt ist, die Aufgabe zu erfüllen, richtet der Hohe
Geist, der ihm karmisch am nächsten steht, Seinen Strahl auf ihn, damit er ihm
das ganze Leben folgen kann. Dieser Strahl wird von dem neugeborenen Kind
empfangen, wie auch die Strahlen der Gestirne, unter denen es geboren wurde. Es
wächst unter diesem Strahl heran, und bei allmählicher Entwicklung gleicht sich
sein Organismus völlig diesem Strahl an. Über diese Leitung vollzieht sich, was
wir Inkarnation des Strahles nennen - oder die höchste Hieroinspiration.
Sie
sollten wissen, dass die Materie oder Energie, in die sich ein Hoher Geist
kleidet, unzerstörbar ist, Nach dem Gesetz der Anziehung oder Affinität kann in
bestimmten Fällen die Substanz, die sich um den erhabenen Geist bildet, der zu
einer neuen Inkarnation antritt, in den feinstofflichen Körper eingehen.
Natürlich, der gegenwärtige Dalai Lama wie auch der Tashi Lama sind von dem
erhabenen Begriff eines geistigen Führers weit entfernt, und nur die
unwissenden Massen glauben, dass jene hohe Verkörperungen wären. Aber die
Tradition bezüglich Verkörperung ein und desselben Egos in den Vertretern
geistiger Macht ist noch sehr stark. Im Zusammenhang mit diesem Suchen nach
Inkarnationen geschehen viele belehrende Dinge. Zweifellos kommt es vor, dass
die Leute die neuen Inkarnationen ihrer eigenen Lamas herausfinden. Doch darin
ist nichts Verwunderliches, denn diese Lamas waren oft ganz gewöhnliche
Menschen.
Auf
unserer Reise in Tibet stießen wir auf viele interessante Dinge. Wir hatten
eine alte Prophezeiung bei uns und zeigten sie einmal einem sehr gelehrten Burjaten,
einem Graduierten der Universität Petersburg. Nachdem der Mann die Prophezeiung
gelesen hatte, wurde er sehr aufgeregt und sagte, dass es genau dieselbe
Prophezeiung wäre, die er aus dem Munde eines kleinen mongolischen Knaben
vernahm. Er sagte, dass in einer Ortschaft nahe Urga ein Knabe geboren wurde,
der im Alter von kaum einem Jahr in Gegenwart bestimmter Menschen plötzlich
genau dieselbe Prophezeiung aussprach. Natürlich wurde dieser Knabe als eine
bestimmte Inkarnation angesehen. Von seinem weiteren Schicksal hörten wir
nichts mehr.
Man
sollte aber nicht meinen, dass in dem Buch ”Tiere, Menschen und Götter“ alles
nur auf unwahrscheinlicher Phantasie beruht. Darin gibt es mehr Wahres, als die
Menschen denken. So war zum Beispiel die darin erwähnte Zauberin noch am Leben,
als wir in der Mongolei waren. Ebenfalls ist das plötzliche Erscheinen des
Großen Herrschers der Schambhala in Gompa keine Erfindung, wir selbst hörten
eine Version davon. Im Osten kann man solchen ”Wundern“ noch begegnen, aber sie
werden nur jenen enthüllt, die bereit sind, alles aufzugeben, um sie zu finden.
Da
mein Brief schon zu lang geworden ist, will ich schließen. Beachten Sie alle
feinstofflichen Einwirkungen und schreiben Sie sie auf. Dadurch schärfen Sie
Ihre Aufmerksamkeit und viele Dinge werden Ihnen zugänglich.
30.
März 1936
Über
die Idee Ihres Freundes, eine Verlagsgenossenschaft aufzubauen, habe ich mich
sehr gefreut. Dieses Werk steht meinem Herzen näher als irgendetwas anderes. Es
gibt nichts Höheres und Schöneres, als das Bewusstsein der Leser zu erheben und
zu erweitern. Ein Verlag kann wirklich ein Lehrer und Erwecker des Denkens der
jungen Generation sein. Gewiss können literarische, philosophische,
wissenschaftliche und andere humanitäre Werke wie auch Textbücher zur
Veröffentlichung erscheinen, vorausgesetzt, sie sind von hoher Qualität und
Nützlichkeit. Pläne müssen so ausgearbeitet werden, dass kein Verlust entsteht.
Es ist wichtig, den Preis eines Buches erschwinglich anzusetzen und dennoch
sein ästhetisches Aussehen zu wahren. Ich bin ganz sicher, dass Sie damit guten
Erfolg haben werden. Ich denke immer an die Sorge des Lehrers, das notwendige
Buch an den rechten Platz zu stellen und es in der Hand des bescheidensten
Menschen zu sehen, d. h. im ärmsten Heim. Das ganze Einkommen aus den Büchern
der LEBENDIGEN ETHIK sollte für weitere Veröffentlichungen Verwendung finden.
Mit
großer Freude las ich Ihre Worte: ”Ich bin davon überzeugt, dass die uns
übertragene Arbeit die Hauptaufgabe unseres Lebens ist. In der Tat, sie soll
das Leben selbst ganz einnehmen.” Wahrlich, mit solchem Bewusstsein kann man
Berge versetzen! Und als wir gerade heute in der Zeitung den Artikel von
Sudrabkaln, dem ausgezeichneten lettischen Schriftsteller lasen, über das
steigende Interesse an seriösen Büchern und die neue Welt von Romantik und Heroismus,
der in Lettland so stark in Erscheinung tritt, waren unsere Herzen begeistert.
Wirklich, von der Lettischen Gesellschaft ist ein großes, heiliges Werk in
Angriff genommen worden. Machtvoll ist der Samen, der uns und Ihnen zum Säen
anvertraut ist. So wahren Sie vor allem die Einigkeit und den Edelmut unter den
Mitgliedern, um Ihre heilige Aufgabe zu vollbringen. Ich bin mir bewusst, wie
schwer es ist, wie man sich oft selbst kreuzigen muss; nichtsdestoweniger kann
es ohne Toleranz und Nachgiebigkeit keine Einigkeit geben. Ich weiß, dass wir
oft, obgleich wenn wir sehen, dass dem Werk für das Allgemeinwohl Schaden
zugefügt wurde, auch dann nachgeben müssen, um nicht durch unseren Widerstand
einen noch größeren Schaden zu verursachen. Das Leben ist sehr komplex, und nur
ein erweitertes Bewusstsein gibt die Möglichkeit, über alle Schwierigkeiten und
selbst über Verräter hinweg aufzubauen.
Nun
über Harmagedon. Sie haben völlig recht - Harmagedon ist symbolisch die letzte
Entscheidungsschlacht zwischen Licht und Finsternis. Aber man sollte nicht
meinen, dass diese Schlacht bald beendet sein kann. Sie wird viele Jahre
dauern, doch die Heftigkeit wird sich in verschiedenen Teilen des Planeten
unterschiedlich auswirken. Wo der menschliche Geist für die Herrschaft des
Geistes rascher erwacht, dort wird der große Aufbau einsetzen. Mit jedem Jahr
wird der Einfluss der Kräfte des Lichts zunehmen, aber es ist wichtig, dass der
menschliche Geist imstande ist, die gesandten Gaben zu empfangen. Die größten
Möglichkeiten pochen an die Tür der Menschheit, doch immer ist die Wahl
freigestellt. Wahrlich, die kommende Zeit ist die größte Prüfung der Menschheit
Das
Wort Harmagedon ist das griechische Äquivalent für das hebräische har megiddon
(die Gebirgsregion von Megiddo). In den hebräischen Schriften wurde durch diese
Bezeichnung die endgültige große Schlacht zwischen den Kräften des Lichts und
der Finsternis angezeigt; sie wurde in allen alten Prophezeiungen in den
Schriften aller Völker als der ”Große Tag des Gottesgerichts“ vorausgesagt. In
der Apokalypse ist darüber viel ausgesagt, und in demselben Buch, Kapitel 16,
Vers 16, wird dieser Name erwähnt. Darüber hinaus können die Fristen dieser
Schlacht und der Beginn der Neuen Ära oder eines neuen Zyklus auch in den
genauesten Berechnungen der Ägypter und Inder gefunden werden.
Der
Name dieser Schlacht ist symbolisch, im Gedenken an eine wirklich schreckliche
Schlacht, die in Megido (einer alten Stadt in Palästina) stattfand. Nicht weit
von dort wurden die Kanaaniter unter dem Führer Sisera vollkommen vernichtet.
Diese furchtbare totale Vernichtung blieb den Völkern, die Zeuge waren, lange
Zeit in fürchterlicher Erinnerung. Nach sämtlichen Schriften nahen jetzt die
Fristen für die endgültige Vernichtung der Armee Gog auf den Bergen Israels,
wobei Israel nicht unbedingt mit dem jüdischen Volk identisch ist. Genau
genommen bedeutet das Wort der ”Auserwählte“. Gleicherweise müssen die Berge
von Israel als andere Berge verstanden werden, genauso wie das ”Neue Jerusalem“
nicht unbedingt das Jerusalem in Palästina bedeutet. Die Geheimsprache
verwendet immer Symbole. Es gibt den Himmel Jerusalem - die Wohnstätte der
HIERARCHIE DES LICHTS - und das irdische Jerusalem, das als Ort verstanden
werden sollte, der bei allen irdischen Kataklysmen intakt und unverletzt
geblieben ist.
* * *
Sie
fragen, ob es eine erleuchtete Besessenheit geben kann. Ja, aber äußerst
selten. Sie haben jedoch darin recht, dass der Begriff Besessenheit für die
”Erhebung des Geistes“ oder ”erfüllt von göttlichem Segen“ kaum angebracht ist.
Im Gegenteil verwendet man in der russischen Literatur diesen Begriff für
Zustände, die diesem Sinn völlig widersprechen. In der Tat, die Eigenschaften
dieser Zustände unterscheiden sich sehr. So findet bei Besessenheit ein
Besitzergreifen der niederen Zentren durch die finsteren Kräfte statt,
wohingegen die Angleichung an die Kräfte des Segens oder die Hieroinspiration
mit dem Öffnen der höheren Zentren vor sich geht, vorausgesetzt, dass völlige
geistige und physische Reinheit sowie ein besonderer harmonischer Aufschwung
der Schwingungen des ganzen Organismus vorhanden sind, andernfalls ist der Tod
unvermeidlich.
Wie
es in der LEHRE heißt: ”.........Ebenso wisst ihr sehr wohl, dass der Zustand
höchsten Samadhis für den irdischen Körper gefährlich ist. Die Kraft der
höheren Energien darf nicht an gebrechliche Gefäße übermittelt werden; jedoch
durch Überwindung des gewöhnlich disharmonischen Zustandes kann man die Gefahr
der Berührung mit den höheren Schwingungen beträchtlich vermindern. Lasst uns
erneut an die verschiedenen Mittel erinnern, mit denen man sich in einen
erhabenen Zustand versetzen kann. Schon immer versuchten die Menschen, sich
durch besondere Mittel vor der Gefahr der Berührung mit den Höheren Kräften
abzuschirmen. Das beste Mittel aber ist das stete Nachdenken über die Höheren
Kräfte. Auf diese Weise gewöhnt sich die psychische Energie an die Möglichkeit,
auf Höhere Kräfte zu reagieren, und damit sie nicht erschüttert wird, wird die
Nervensubstanz entsprechend gekräftigt. Natürlich kann sogar der beste Freund
eine Erschütterung auslösen, wenn er unerwartet eintritt.” (AUM, 8)
All
das oben Erwähnte bezieht sich auf die höhere Hieroinspiration, aber selten,
nur in äußersten Fällen und unter besonderen Umständen, kam es vor, dass ein
Hoher Geist in einen reinen irdischen Körper eintrat. So kann man in der alten
Theurgie Hinweise darüber finden, dass bei den heiligsten Mysterien ein Hoher
Geist vorübergehend in den Körper eines Priesters hohen Grades eintrat, der
sich für dieses Ereignis längere Zeit hindurch vorbereitet hatte. Jedoch kam
das äußerst selten vor und diente nur besonderen wohltätigen Zwecken.
Es
gibt viele Grade des Erfülltseins von Göttlichem Geist oder von Seligkeit. In
der Tat, alle diese haben die gleiche Grundlage, nur gibt es einen
weitestgehenden Unterschied in der Qualität. So gibt es nur ein Feuer, doch wir
kennen das schwarze und das silberne Feuer. Die unterirdischen Feuer sind mit
den überirdischen Feuern verwandt, aber ganz andersartig in ihren Wirkungen. So
kann z. B. dieselbe psychische Energie sowohl das Messer eines Mörders
schwingen als auch das Skalpell eines Chirurgen lenken, der das Leben eines
Kranken rettet. Und genauso kann es eine bedingte Unsterblichkeit des Bösen
geben, aber solche Unsterblichkeit ist schlimmer als Vernichtung.
Das
wahre Reich des Bösen ist unser irdischer Planet. In den überirdischen Sphären
kann das Böse nur begrenzt bestehen. Das Licht in den überirdischen Sphären
verbrennt die Finsternis. Dort werden die finsteren Wesenheiten durch Berührung
mit dem Licht vernichtet. Das erklärt, warum die Finsteren mit aller Macht
sämtliche lichten Unternehmen hier auf Erden sowie in den ihnen zugänglichen
Bereichen der niederen Schichten der Feinstofflichen Welt auszulöschen suchen.
Wahrlich, die Erde ist der Gerichtshof und das Auspendeln der Kosmischen Waage.
Besessenheit,
als etwas Gewaltsames, eignet immer der Finsternis, wohingegen die Höheren
Kräfte mit Geist erfüllen oder den Strahl der Hieroinspiration dem senden, der
imstande ist, ihn aufzunehmen. Es gibt keine größere Errungenschaft, als den
Strahl der Feurigen Welt in sich aufzunehmen.
”Sobald
sich ein Mensch aller ihn umgebenden Einflüsse bewusst wird, kann er mit
Selbsttätigkeit beginnen. Er lernt zu unterscheiden zwischen Hieroinspiration
und niederer Zerstörung. Es ist nicht leicht, alle; listigen Ränke zu
durchschauen, aber es ist ein Glück, wenn das Herz durch Erkenntnis der
Nützlichkeit der Höheren Welt erbebt. Berührung mit der Höheren Welt ist im
ganzen Leben verstreut, selbst in nichtigen alltäglichen Dingen können die
Funken der höheren Spannung erkannt werden. Es gibt keine Tätigkeiten, die,
wenn sie die höhere Welt berühren, nicht verstärkt werden könnten. Man sollte
solche Spannung liebgewinnen, denn ohne sie kann es kein Großes Dienen geben!”
(AUM)
* * *
Das
Buch ENOCH in englischer Übersetzung befindet sich in der Bodleian Bibliothek
in Oxford. Mir ist nicht bekannt, ob es Übersetzungen in andere Sprachen gibt.
Seinerzeit waren die Vertreter der Kirche sehr dagegen eingestellt. Ja, die
dunklen Wolken ballen sich zusammen, doch irgendwo dämmert es bereits. Daher
ist die Bewusstseinserweiterung durch Aneignung der Grundlagen der LEBENDIGEN
ETHIK so dringend nötig.
Und
gleicherweise nötig ist es, die ungewöhnliche Zeit, die wir durchschreiten, zu
verstehen. Es ist die Zeit, in der die Schicksale vieler Völker entschieden
werden.
30.
März 1936
In
einem Ihrer Briefe fragen Sie nach der Meinung des Wortgefüges ”… Anfragen über
Kalachakra werden mit Schweigen übergangen”. Kalachakra (das Rad der Zeit oder
das Rad des Gesetzes) ist die verschiedenen Herren der Schambhala
zugeschriebene Lehre. Spuren dieser Lehre können in beinahe allen
philosophischen Systemen und Lehren Indiens gefunden werden. Gegenwärtig ist
sie vielleicht in Tibet am bekanntesten. Dunkle Hinweise über Schambhala kann
man auch in der westlichen Literatur finden. Schließlich stammt auch die
Legende vom Gral aus dem Osten und ist tatsächlich eine der zahlreichen
Versionen derselben Schambhala. Die Chroniken des Westens berichteten von
Mitteilungen aus der ”geheimen Wohnstätte“ an Konstantin den Großen und den
byzantinischen Kaiser Manuel. Auch Dschingis Chan erhielt Botschaften vom
Weisen des Großen Berges. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert wusste auch
die westliche Kirche durch ihre Päpste vom Vorhandensein einer geheimen
Geistigen Wohnstätte und Bruderschaft im Herzen Asiens, welcher der bekannte
Priesterkönig Johann, wie der Große Geist sich selbst nannte, vorstand. Dieser
Priesterkönig Johann sandte von Zeit zu Zeit an die Päpste und andere
Kirchenoberhäupter Mahn- und Warnbriefe. Aus der Geschichte ist bekannt, dass
einer der Päpste einen Abgesandten zu Priesterkönig Johann nach Zentralasien
entsandte. Man kann sich gut vorstellen, zu welchem Zweck. Nach allerlei Missgeschick
und Zwischenfällen kehrte dieser Botschafter heim, ohne die Geistige Zitadelle
gefunden zu haben. Jedoch der Priesterkönig Johann fuhr fort mit seinen
Mahnbriefen.
Der
Heilige Gral wird jetzt im Osten aufbewahrt. Kürzlich erschienen hier einige
Forscher, um Näheres über die geheimnisvolle Persönlichkeit des Priesters
Johann sowie über die Symbolik der Legende des Grals zu erfahren. Es gibt eine
Theorie, wonach der Heilige Kelch oder Gral der heilige Stein ist (lesen Sie
die Legende über den ”Stein“ in ”Auf östlichen Kreuzwegen“), und diese Version
hat ihre Begründung.
Viele
Menschen haben nach dem Bollwerk gesucht, und auch heute bemüht man sich noch,
diese Stätte zu erreichen, doch vergeblich, denn nur jene, die gerufen werden,
können dahin gelangen. Die Geschichte kennt eine Anzahl von hervorragenden
Persönlichkeiten, deren Bestimmung es war, einen neuen Impuls für die
menschliche Evolution zu geben und sie anzutreiben, nachdem sie zuvor das
Bollwerk des Hohen Wissens besucht hatten. So verbrachte Paracelsus einige
Jahre in einem der Aschrams des Bollwerks im Transhimalaya und empfing dort
großes Wissen, das er später in vielen Bänden niederlegte und herausbrachte,
oft verschlüsselt, denn es gab eine große Verfolgung dieser Türme des Wissens.
Alle seine Werke wurden ins Deutsche, Englische und Französische übersetzt.
Viele Wissenschaftler und Ärzte schöpfen ihr Wissen aus diesen Büchern, doch,
wie gewöhnlich, wird die Quelle oft wohlweislich nicht erwähnt. So wird auch
die Lehre Kalachakra oder die Lehre von Schambhala nicht nur nicht erwähnt,
sondern es gibt gewisse ”geistliche“ Personen, die ihren Anhängern und Freunden
verbieten, diese Bücher zu lesen.
Vergessen
wir auch nicht unser großes Genie H. P. Blavatsky, die so verleumdet wurde. Sie
hielt sich drei Jahre in einem Aschram Tibets auf, und dann kehrte sie mit
großem Wissen und erleuchteter Botschaft über die Mahatmas in die Welt zurück.
Wäre sie nicht von so viel Bosheit und Neid umgeben gewesen, hätte sie zwei
weitere Bände der ”Geheimlehre“ geschrieben und einen Teil davon dem Leben der
Großen Lehrer der Menschheit gewidmet. Doch die Leute zogen es vor, sie zu
töten - und ihr Werk blieb unvollendet. Doch die Geschichte wiederholt sich,
und wieder kriechen die finsteren Kräfte aus ihren Unterschlüpfen und
versuchen, die strahlende Botschaft zu unterdrücken, aber das Licht besiegt die
Finsternis!
Die
Lehre Kalachakra ist die der Menschheit in der Morgendämmerung ihrer bewussten
Evolution in der dritten Rasse der vierten Runde der Erde durch die Herrscher
des Feuers oder die Söhne der Vernunft (zu denen die Herrscher von Schambhala
zählen) gebrachte GROSSE OFFENBARUNG.
Gewiss,
die CHRISTLICHE WISSENSCHAFT heilt mittels psychischer Energie, und zweifellos
haben einige ihrer Anhänger mit ihren bemerkenswerten Heilungen Erfolg. Jedoch muss
es, wie bei allen anderen, eine richtige Unterscheidung und Anwendung geben;
daher gibt es neben dem bemerkenswerten Heilen auch Fehler. Alles ist gut an
seinem Platz, aber es ist nicht immer möglich, einem chirurgischen Eingriff
auszuweichen. Ebenso können ansteckende Krankheiten nicht durch Suggestion
geheilt werden. Alles verlangt Entsprechung und Zweckdienlichkeit. So erfordern
manche Fälle homöopathische Methoden, andere hingegen müssen durch
allopathische Mittel behandelt werden. Aber die Hauptsache ist, dass der
Heiler, der durch seine psychische Energie wirkt, gut unterrichtet ist und ein
reines Herz hat.
Ihr
Fragesteller möchte wissen, ”wie sich das Verwenden von Moschus seitens der
Yogis mit dem Gesetz der Liebe, und, wie die Okkultisten predigen, anderen
keinen Schaden zuzufügen, vereinbaren lässt” - sowie auch über anderes, was ihn
quält. SQ Z. B.: ”Wenn Moschus das Produkt eines tierischen Organismus ist, muss
es von tierischem Magnetismus durchdrungen sein und so geht zusammen mit dem
Nutzen tierischer Magnetismus in den Organismus des Yogi ein und verunreinigt
ihn … etc.”. Dazu können wir antworten, dass die sehr hohen Yogis, die unter
ganz anderen selbst geschaffenen Bedingungen weit weg von unserem irdischen
Getriebe leben, Moschus verwenden können, ohne die Tiere zu töten. Gerade dies
wird in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK unterstrichen. Und wenn die Schüler,
die unter gewöhnlichen irdischen Bedingungen leben, tierischen Magnetismus
vermeiden wollen, müssten sie Nudisten werden und in wärmere Länder auswandern,
falls sie meinen, streng nach dem Gesetz zu leben und keinen Schaden zu
verursachen (im Sinne, wie sie schreiben, ist es doch so zu verstehen). Nehmen
Sie zum Beispiel die Wolle - sie müsste abgelehnt werden, denn sie enthält zu viel
tierischen Magnetismus. Oder weiter: die Seide - die dürfte auch nicht mehr
hergestellt werden, um die Seidenraupe zu retten. Jedes Leinengewebe wäre
untersagt, denn man sollte den Flachs nicht unter solch einem Verfeinerungsprozess
leiden lassen. So gäbe es nur die einzige Möglichkeit, sich mit trockenen
Blättern zu bedecken, aber sie zu pflücken, wäre ebenfalls nicht zulässig. Und
selbst die Lederschuhe darf man nicht vergessen und müsste Schuhe aus Bast
anfertigen; denn der Gebrauch von Lederschuhen macht es unvermeidlich, Tiere zu
töten; doch auch die Beschaffung von Rinde für Bastschuhe wäre für den Baum
sehr schmerzhaft. Gleicherweise müsste die Nahrung auf wenige Lebensmittel
beschränkt bleiben, wie Milch (vorausgesetzt, dass die Kuh außer für das Kalb
noch etwas abgeben kann), Früchte, Nüsse und Samenkörner, allerdings nicht vom
Baum oder Halm gepflückt, sondern erst verwendet, nachdem sie reif geworden
sind und von selbst abfallen, andernfalls würde man einem lebenden Organismus
Schmerz zufügen.
Ich
entsinne mich der Geschichte, als Bernard Shaw, der den bekannten indischen
Wissenschaftler Jagadis Bose besuchte, sich rühmte, ein Vegetarier zu sein und
seine große Feinfühligkeit es nicht gestatte, Lebendem Schmerz zuzufügen. Bose
schwieg, doch in einem Experiment demonstrierte er dem Schriftsteller sichtbar,
welcher Schmerz Karotten und Kartoffeln zugefügt wird, wenn sie von solch
”feinfühligen“ Menschen geschnitten oder gekaut werden.
Doch
vielleicht wäre es für einen ”feinfühligen“ Menschen nicht so schrecklich, sich
mit Laub zu bedecken und nur entsprechende Nahrung zu sich zu nehmen, aber weit
schwieriger wäre es für ihn, das Atmen einzustellen, oder seine Nase und seinen
Mund zu verhüllen, wie es einige Fanatiker der Jain-Sekte in Indien tun, aus
Angst, sie könnten mit jedem Atemzug eine winzige Mücke töten. Ihr Fragesteller
müsste nämlich wissen, dass der Raum um ihn angefüllt ist mit Lebewesen, die er
jede Sekunde einschlürft oder mit jedem Schritt zertritt. Die fanatischen
Jains, die mit den Augen auf den Boden gerichtet dahinschreiten, um keine Larve
eines Insektes zu zertreten, vollführen oft ergötzliche Sprünge.
Zum
Schluss möchte ich Ihrem Briefschreiber empfehlen, in die Bücher der LEBENDIGEN
ETHIK tiefer einzudringen, um den Geist der LEHRE zu erfassen! Vegetarische
Nahrung wird nicht aus sentimentalen Gründen empfohlen, sondern hauptsächlich
wegen ihrer größeren Zuträglichkeit für die Gesundheit; und darüber hinaus
heißt es, dass einige Fischarten sogar geringeren Schmerz empfinden als
Pflanzen. Wegen der Angst, seinem Organismus tierischen Magnetismus zuzuführen,
kann mit den Worten Buddhas geantwortet werden: ”Wenn Geistigkeit allein durch
vegetabile Kost erreicht werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie
längst erreicht.” Es ist auch gesagt, dass ”Asketismus zur Befreiung von
irdischen Fesseln wertlos ist. Es ist viel schwieriger, einen geduldigen
Menschen zu finden als einen, der sich von Luft und Wurzeln nährt und mit Rinde
und Blätter bekleidet.”
Und
über Karma wird Ihr Fragesteller im Buddhismus sehr wertvolle Erklärungen
finden. Er wird erfahren, dass Karma primär und hauptsächlich durch unser
Denken und unsere Absichten geläutert oder belastet wird; Taten sind von
sekundärer Bedeutung - genaugenommen schaffen Gedanken das Karma. Wäre es
anders, könnte der Mensch in seiner gegenwärtigen Lage nie aus dem Teufelskreis
herausgelangen. Ein hoher Yogi scheut tierischen Magnetismus nicht, ihn kann
nichts beschmutzen, denn durch sein inneres Feuer wird alles verzehrt. Aber
wir, die bescheidenen Erdbewohner, beschmutzen uns weit mehr durch unzulässige
Gedanken, als wenn wir ein Stück Fleisch verzehren oder tierische Sekrete für
medizinische Zwecke gebrauchen.
Offensichtlich
hat Ihr Fragesteller den Ausspruch Christi vergessen: ”Nicht was durch den Mund
eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das
macht den Menschen unrein” (Matth. 15, 11).
Denken
wir auch daran, dass gut geräuchertes Fleisch weit weniger tierischen
Magnetismus enthält als die Aura der kleinen Tiere, die man in den Räumen hält.
Errungenschaft besteht nicht darin, uns künstlich vor schädlichen und
hindernden Einflüssen zu schützen, sondern darin, uns durch die Kraft des
Geistes über alle Hindernisse zu erheben. Und nur, wenn dies erreicht wird, hat
der Mensch das Recht, sich in bessere Bedingungen zurückzuziehen, um nicht hohe
Energien für Selbstschutz aufzuwenden, sondern sie gänzlich für den Dienst an
der Menschheit abzugeben.
So
lasst uns die Bedingungen, in denen wir leben, weise beobachten und ohne
jedwede falsche Sentimentalität den Geist beider erkennen: der alten
Vermächtnisse und der neuen. Indem wir das Gleichgewicht halten, werden wir
fähig, die weisen Ratschläge in voller Entsprechung und Zweckmäßigkeit zu
befolgen.
Leider
kann ich einem Postbrief die Information, die der, die Sie erhalten haben,
widerspricht, nicht anvertrauen. In der Behandlung dieser Frage müssen wir sehr
vorsichtig sein. Es ist ein großes Werk errichtet worden. Eine große Umwertung
der Werte findet statt. Geistige Arbeit kommt zu ihrem Recht und beginnt höher
bewertet zu werden als alles andere. Und so werden wir die geistige Erneuerung
erleben. Wollen wir daher die Hunderte und Tausende nicht verurteilen, die das
große Land auf ihre Weise aufbauen.
* * *
Mein
Herz frohlockt über jedes Verstehen der Grundlagen der LEHRE. Wahrlich, nur
Hingabe, zusammen mit stetem Streben, führt uns zur Wohnstätte. Aber gerade das
sind die seltensten Eigenschaften, und es ist kein Wunder, wenn man sie als
Zeichen wertvollster Aufspeicherungen betrachtet.
”Wer
sich der Hingabe schämt, wer die Hierarchie ablehnt, aus Furcht, seine
Individualität einzubüßen, ist arm und sein Kelch ist leer.” Weiter heißt es:
”Wer ein leichtes Leben wünscht, täte besser, nicht zu leben. Wer bewusst
Belohnung für seine Dienste verlangt, möge nicht an die Höhere Welt denken. Wer
immer auf Wohlstand in der materiellen Welt bedacht ist, ist ein Bettler in der
Höheren Welt.” (AUM 190) Alle diese einfachen Wahrheiten sind schwachen Herzen
und verkümmerten Gehirnen unzugänglich. Aber das erweiterte Bewusstsein und das
flammende Herz freuen sich über jedes Hindernis zum Stählen der Klinge des
Geistes. Es ist nicht das leichte Leben, sondern das angespannte Leben,
gesättigt mit Schwierigkeiten, das Errungenschaften bringt; daher ist es so
wichtig, zu lernen, Hindernisse liebzugewinnen und besonders im Dienst am
Allgemeinwohl reine Freude zu empfinden.
* * *
Ich
glaube, Sie werden dem erwähnten Pfad streng folgen; daher freue ich mich über
Ihre Jugend und Ihre Fähigkeiten. Sie werden imstande sein, Ihrem Vaterland
viel Gutes zu bringen; und dabei sollten Sie nie vergessen, dass alles auf
unerforschlichen Wegen vollbracht wird. Achten Sie wachsam auf die Ereignisse;
die Wolken sammeln sich, aber irgendwo erscheint bereits das Leuchten des
Morgenrotes!
15.
April 1936
Ihre
Überlegungen über Karma sind völlig richtig. Würden die Menschen über Karma
weniger nachdenken und mehr auf die Reinheit und Vervollkommnung ihrer Gefühle
und Gedanken bedacht sein, sie würden besser vorankommen. Die ständige Angst,
neues Karma zu schaffen, ist an sich gefährlich, denn sie lähmt unsere Energie,
die Aufspeicherung: die einzige Gewähr, dieses Karma zu bewältigen. Viele
ungeheure Entstellungen können im Zusammenhang mit dem Verstehen von Karma
beobachtet werden. Im Osten trifft man auf Fanatiker, die aus Angst, sie
könnten ihr persönliches Karma belasten, wenn sie sich in das Karma des
Nächsten einmischen, es ablehnen, ihm zu helfen. Oftmals sehen sie sogar zu,
wie jemand ertrinkt oder im Feuer umkommt, ohne zu erkennen, dass gerade diese
Verweigerung der Hilfe ihr Karma schwer belastet. Wer kann sagen, wann und wo
wir alte Schulden abzahlen? Nur ein Archat weiß, wann und wo man sich nicht
einmischen darf; aber wir sollten die helfende Hand reichen, wann immer unser
Herz es gebietet. Gewiss, in allem muss Entsprechung geübt werden. Man soll
sich aber nicht davor ängstigen, neues Karma zu schaffen, sondern in erster
Linie um seine Qualität besorgt sein. Unbedeutendes Karma wird unbedeutende
Möglichkeiten bringen, wohingegen Karma von großer Verantwortlichkeit, gerade
weil es sehr mühsam ist, auch große Errungenschaften in der Zukunft bringt.
Daher dürfen die Menschen den Taten und der Verantwortlichkeit nicht
ausweichen, sondern sie sollten ihre Motive und Eigenschaften vervollkommnen.
* * *
Eine
Runde ist bereits beendet. Lasst uns in die Zukunft streben. Jetzt werden neue
und glorreiche Seiten der Geschichte geschrieben. Bitte erkennen Sie mit Ihrem
Herzen, dass das Bewusstsein des Volkes für Gemeinschaftsarbeit erwacht. Für
die Teilnahme am Aufbau, für neue Liebe zum Vaterland und für starken
Wissensdurst gibt es viele schöne Zeichen. Beachten Sie diese Wegweiser.
Wahrlich, es ist ein ”Palast unvergleichlicher Schönheit“ verheißen, und die
Zeichen des Wohlstands bleiben stets über dem Land. So ist inmitten des Chaos
der Zerstörung das Vorbestimmte gewährleistet, und vieles nimmt bereits die
rechte Richtung ein. Die Ereignisse überstürzen sich. Seien Sie mutig und
richten Sie Ihr Herz in Liebe und Vertrauen auf den großen Lehrer. Die Kräfte
des Lichts werden alles zum Guten wenden. Die Wege sind unerforschlich.
* * *
Sehr
schön haben Sie darauf hingewiesen, dass die besseren Bedingungen der
Menschheit nicht auf den Wechsel im Regierungssystem zurückzuführen sind,
sondern auf die vor sich gehende Veränderung im menschlichen Denken (ich möchte
es Vervollkommnung nennen!). Viele alte Begriffe können nicht mehr in den
Wortschatz aufgenommen werden. Die Neue Welt erfordert neue Begriffe, neue
Formen und neue Definitionen. Alle Ereignisse weisen klar auf die
Evolutionsrichtung hin, und es bildet sich eine Solidarität von Mitarbeitern
ohne Klassenunterschiede heran. Und das wichtigste Problem, dem die Menschheit
jetzt gegenübersteht, ist eben die Synthese zwischen Geistigem und Materiellem,
zwischen Individuellem und Universellem und zwischen privatem und öffentlichem
Wohl. Erst wenn man die Einseitigkeit der beschränkten irdischen materiellen
Experimente erkannt hat, wird man zur nächsten Stufe gelangen - zum Streben
nach Einheit der materiellen mit der feinstofflichen Welt. Und die neuen
Errungenschaften der Wissenschaft, die neuen Erforschungen und Entdeckungen der
Gesetze der psychischen Energie fordern von der Menschheit nicht den Verzicht
auf den ”Himmel“, sondern seine neue Offenbarung und rechtes Verstehen.
Fürwahr,
die Entdeckung des Gesetzes der psychischen Energie wird dazu beitragen, eine
neue Lebensrichtung festzulegen, und dann wird die Einheit der Welten
offenkundig. Wahrlich, die künftige Welt, die Höhere Welt naht in der Rüstung
von Laboratoriumsstrahlen. In den Laboratorien werden die Vorteile der höheren
Energie bestätigt werden, und dadurch wird nicht nur die Bestätigung der
Überlegenheit der menschlichen Ausstrahlungen, verglichen mit anderen noch
nicht erkannten Strahlen, sondern auch der Unterschied in der Qualität dieser
Strahlungen offenkundig enthüllt. Auf diese Weise wird die Bedeutung der
Geistigkeit unwiderlegbar veranschaulicht. Die Technik wird dem Geist
untergeordnet, mit dem Ergebnis der Wahrnehmung höherer Gesetze und folglich
der Erreichung höherer Ziele, die zur Umwandlung der ganzen materiellen Natur
führen werden. Die umgewandelte Natur und der umgewandelte Geist der Menschen
werden bessere Formen des Lebensaufbaus schaffen. Und erst dann wird das neu
erweckte Streben zum Hierarchischen Prinzip richtig verstanden werden, einem
Streben, das jetzt in einer Vorstellung von ”Führern“ seinen Ausdruck findet.
Diesen ”Führern“ - den von der Masse gewählten Dienern - mangelt es jedoch
gewöhnlich an Synthese, weil die Massen keine Synthese zulassen. Daher ist die
Modetorheit des ”Führers“ ein Zerrbild der wahren Führerschaft. Der Führer,
oder derjenige, der führt, muss ein Träger der geistigen Synthese sein.
Schön
sind die von Ihnen zitierten Worte: ”Nicht allein Unterordnung, sondern auch
Macht und Führerschaft sollten als Dienst betrachtet werden, weil sie nur so zu
rechtfertigen sind.” Fürwahr, die ganze Macht soll vor allem im Dienen
bestehen. Macht ist Opfer. Und sobald die Führer der Zukunft vom Geist wahren
Dienens erfüllt sind, naht eine neue Stufe evolutionären Lebensaufbaus. Die
Führer werden dann im Einklang mit dem Kosmischen Magneten regieren, der das
Band und die Vereinigung mit der Höheren Welt in der Daseinsordnung darstellt.
Unterstreichen
Sie daher deutlich, dass der Charakter der künftigen Lebensordnung darauf
beruht, dass die Menschen den Dienst am Allgemeinwohl erkennen. Nicht ich, sondern
wir - darin liegt der Schlüssel künftiger Errungenschaft!
Und
jetzt einige Erläuterungen. Es gibt für gewöhnlich zwei Arten von Erwählten, d.
h. aus zwei gegensätzlichen Welten. Der Erwählte der Höheren Welt bejaht, die
Ausgeburt der Massen hingegen verneint und ist folglich unwirksam. Versuchen
Sie, alle Erwartungen und Bestrebungen der Massen zusammenzutun - sie werden
einen Haufen bunter Fetzen ergeben. Die Massen können ihre Wünsche noch nicht
in Einklang bringen. Lesen Sie in diesem Zusammenhang die §§ 445, 446, 447 im
III. Band der ”Feurigen Welt“.
Das
Herrschende Prinzip des Universums ist Harmonie und Liebe - Liebe ist ein Aspekt
der Gottheit. Wollen wir daher das älteste Axiom ”Wie oben, so unten“
verkörpern, so müssen wir uns durch dieses Prinzip der Liebe vereinen und uns
ihm unterordnen, es als unseren einzigen, uneingeschränkten Herrscher
betrachten. Aber versuchen wir nichtsdestoweniger, die menschlichen Begriffe
für den Aufbau des Universums anzuwenden, dann wird dieser eher eine Eidokratie
[Herrschaft der höchsten Wahrheit, des absoluten Ideals] (im platonischen Sinn
als ”Muster“ oder idealer und moralischer ”Prototyp“) oder Idealdemokratie
sein, als eine Art eingeschränkter Monarchie. Sicherlich, da kein Organismus,
kein Aufbau ohne das Hierarchische Prinzip bestehen kann, muss die himmlische
Eidokratie auch ihre eigene Hierarchie haben, aber diese Hierarchie verliert
sich in Unbegrenztheit.
Die
esoterische Wissenschaft stellt fest, dass die Welt von Kosmischer Vernunft
regiert wird, die ein Aggregat jedweder Vernunft der Höchsten Hierarchien
darstellt. Für dieses Prinzip ist sowohl der Begriff persönlich als auch der
Begriff Macht völlig unpassend.
In
der Himmlischen Hierarchie gibt es unabänderliche Unterordnungen des Niederen
unter das Höhere; darin besteht die Grundlage der Evolution. Lesen Sie aufmerksam
die beiden Bände ”Unbegrenztheit“.
* * *
Es
ist nicht unbedingt notwendig, die Ausstrahlungen der Menschen zu sehen. Dies
kann mittels Photographie erreicht werden. In der Tat, auf der irdischen Ebene
ist es schwer, die menschliche Aura nach Belieben zu sehen, denn alles
erfordert besondere Bedingungen. Es ist unmöglich, alle Bedingungen der
Feinstofflichen Welt auf den irdischen Plan zu übertragen. Es wäre zudem
unerträglich, plötzlich die Auren von allem, was uns umgibt, zu sehen.
* * *
”Manche
Leute träumen davon, dass die Führer der Zukunft die Gedanken der Menschen, die
mit ihnen Fühlung haben, werden lesen können und durch Hellhörigkeit nicht nur
die Meinungen der ihnen nahestehenden Menschen hören, sondern auch die
Meinungen derer, die weit von ihnen entfernt sind … Eine vollkommene Kenntnis
der universellen Gesetze muss das wichtigste Kennzeichen künftiger Führer sein
…”
Es
ist möglich, dass wir, nachdem unser Planet in die siebente Runde und die
siebente Rasse eingetreten ist, solche Führer haben werden; in naher Zukunft
jedoch uns mit viel bescheideneren Möglichkeiten zufriedengeben müssen. Selbst
Buddha erhob den Pali Sutten zufolge nie den Anspruch auf Allwissenheit, wie
sie seine Schüler und Anhänger ihm zuschrieben: ”Jene, die dir sagten, Vaccha, dass
der Lehrer Gotama alles weiß, alles sieht, im Besitz unbegrenzter Kräfte der
Voraussicht und des Wissens sei, und der sagt, ‚ob in Bewegung oder
unbeweglich, wachend oder schlafend, immer und in allem herrscht Allwissenheit
in ihm‘ -, diese Menschen sprechen nicht aus, was ich aussprach, trotz aller
Wahrhaftigkeit klagen sie mich an.”
Selbst
ein vollkommener Archat kann in der irdischen Umgebung seine geistigen
Errungenschaften nur anwenden, wenn er sich in einem bestimmten Zustand
befindet. Das erklärt, warum sich die Großen Lehrer oft zurückziehen.
Lasst
uns daher in unseren Erwartungen von den Führern, Regierenden und Richtern der
Zukunft bescheiden sein. Es ist schon außerordentlich, wenn sie ein gut entwickeltes
Gefühlswissen besitzen, das ihnen hilft, das wahre Wesen jeder Arbeit und jedes
Ereignisses richtig einzuschätzen, und wenn sie immer von der Stimme des
Herzens geleitet werden - im Gleichklang mit der Vernunft. Wir bestätigen, dass
die Perle der Stärke des künftigen Führers in seiner Verbindung mit der
Hierarchie mittels psychischer Energie bestehen wird. Die psychische Energie
ist der Schlüssel für alle Errungenschaften und zur Lösung aller Fragen, denn
die psychische Sphäre berührt alle Daseinsebenen.
Es
könnten aber dennoch einige konkrete Empfehlungen gegeben werden, indem man
aufzeigt, dass die Justiz im Staate eine hohe Stufe des Edelmuts einnehmen muss.
Die Richter sollten sich bemühen, die menschlichen Herzen zu erkennen.
Andererseits könnte man aufzeigen, dass es notwendig ist, die Gesetze
anzuwenden und die Gerichtsverfahren zu beschleunigen. Doch nichts ist
fürchterlicher als tote Gesetze, denn im Kosmos ist jedes Gesetz primär
zweckdienlich. Es gibt so viele Gesetze, als es Bewusstseinsstufen gibt.
Es
sollte auch kurz auf die Möglichkeiten hingewiesen werden, die sich der
Menschheit bieten, sobald sie die Gesetze der psychischen Energie entdeckt und
auch darauf, wie sehr diese Entdeckung der Zustände der Hilfe durch psychische
Energie das ganze Leben erneuert, den Lebensablauf erleichtert und die
kompliziertesten Probleme einer Lösung zuführt.
16.
April 1936
Ich
habe Ihre Fragen durchgesehen und mir scheint, dass Sie meine Antworten nicht
ganz befriedigen werden. Ich bitte Sie aber, nochmals zu erwägen, dass vieles
nicht niedergeschrieben werden kann, denn die heilige Lehre hört in dem
Augenblick auf eine solche zu sein, wenn sie in einem populären Stil der Sprache
geschrieben wird.
1.
Vielen ist nicht nur der Schlüssel zu den Geheimnissen des Tierkreises
verlorengegangen, sondern, aufrichtig gesagt, fast zu allen Geheimnissen des
Seins. In der ”Geheimlehre“ heißt es, dass in diesem Werk der Schlüssel gegeben
wurde, aber zur völligen Kenntnis muss er siebenmal umgedreht werden. Doch nach
den Fragen zu schließen, die von manchen Menschen gestellt werden, nachdem sie
die ”Geheimlehre“ gelesen haben, ist es ihnen kaum gelungen, den Schlüssel
einmal umzudrehen. Die Kenntnis aller sieben Schlüssel besitzt nur der Archat.
Aber bereits die zweite Umdrehung des Schlüssels gehört zum esoterischen Wissen
und muss vom Schüler selbst entdeckt werden. Alles sollte selbständig erreicht
werden; und hilft einem Schüler die Intuition, die Wahrheit zu finden, so muss sie
der Lehrer bestätigen. So ist die Regel.
2.
Ob ich den Artikel ”Wie die Sonnenenergie anzuwenden ist“ gutheiße? Der Artikel
ist an sich interessant und enthält viele richtige Mitteilungen. Es ist wahr, dass
der moderne Mensch verlernt hat, richtig zu atmen. So werden bestimmte Übungen
rhythmischen Atmens, vorausgesetzt in reiner Luft, nur nützen. Jedoch solche
Übungen zu veröffentlichen, bedeutet insofern eine Gefahr, als unwissende
Menschen sie übertreiben, und dies kann eine Blutzufuhr zu einem bestimmten
Zentrum bewirken, das sich manchmal in einem kranken Organ befindet und dadurch
seinen Zustand radikal verschlechtert. Bei allen mechanischen Übungen muss der
Blutdruck sorgfältig reguliert werden, denn eine unausgeglichene Spannung
bereitet viele Unannehmlichkeiten. Es ist eine Tatsache, dass sich die Yogis,
um der Gefahr zu starken Blutdrucks auszuweichen, dem unweigerlich das Öffnen
der Zentren folgt, aus übervölkerten Ortschaften in die Berge zurückziehen und
in großer Höhe verweilen. So ist das Öffnen der Zentren von großen Gefahren
begleitet und kann nicht ohne langwierige Vorbereitung des Organismus erfolgen.
In der Tat, manchmal ist es sogar erforderlich, eine Blutabnahme vorzunehmen;
dies ist allerdings nur möglich, wenn der Schüler unter besonderer Beobachtung
des Lehrers steht, der den inneren Prozessablauf des Schülers kennt.
Da
ich alle diese Gefahren kenne, bin ich gegen alle verlockenden Anweisungen, die
versprechen, dass man durch mechanische Übungen ein Übermensch werden kann! In
der Tat, unwissende Menschen werden von diesen Methoden angezogen, und oftmals
erwecken sie dadurch ihre schlummernden medialen Fähigkeiten oder den niederen
Psychismus. Geistigkeit wird nie durch irgendwelche mechanischen Methoden
erreicht. So werden viele durch mechanische Übungen zum Opfer verschiedener
Besitzergreifer unterschiedlichen Kalibers. Gegenwärtig ist nicht nur im
Westen, sondern auch im Osten der Büchermarkt mit billigen Büchern, die
propagieren, wie man seine verborgenen Kräfte entfalten kann, überflutet. Aber
nicht eine dieser schädlichen Veröffentlichungen weist gleichzeitig auf die
Gefahr hin, die durch diese angepriesenen Methoden heraufbeschworen werden. Es
ist daher ein großer Schaden, wenn der Autor des mir zugesandten guten Artikels
nicht auf die notwendige Vorsicht hinweist.
3.
Wenn Synarchie von den besten Geistern, die über geistige Synthese verfügten,
als Mitregentschaft verstanden wird, wer kann dagegen sein? Die Universelle synarchische
Vereinigung wird in den höheren Welten verwirklicht.
4.
Was ist Tactica adversa? Bevor die Hohen Geister einen bestimmten Plan
ausführen, fassen sie alle Möglichkeiten, selbst die schlechtesten Umstände und
Bedingungen, ins Auge, mit denen sie zu tun haben könnten. So wenn beide: der
aktive böse Wille und der schwankende freie Wille der ”Leuchtkäfer“ oder der
”Lauen“ in Erwägung gezogen werden, kann es keinen Misserfolg geben. Der Plan
wird dann unter allen Umständen risikolos verwirklicht. Wenn die Bösen und die
Finsteren glauben, ein Gefängnis zu schaffen, so bauen sie in Wirklichkeit
einen Tempel. Wahrlich, die Djins bauen Tempel. So können wir sagen - Lob den
Feinden.
5.
Sie erkennen natürlich, dass es besondere Gründe geben muss, warum in einigen
Paragraphen der LEHRE nur die Anfangsbuchstaben bestimmter Namen angeführt
sind. Doch um Sie nicht ganz zu enttäuschen, kann ich Ihnen sagen, dass S. G.
die Initialen von Saint Germain sind, und L. von Ludwig XVI. (AY 77) Die
anderen kann ich nicht preisgeben.
6.
Die Internationale Regierung ist die Unsichtbare Regierung der Hierarchie des
Lichts - die Jakobsleiter.
7.
Die Schwingen Alaya (AY 11): Alaya, die Weltseele, ist in ihrem mystischen Sinn
mit Akasha und ihrem Wesen nach mit Mulaprakriti identisch, denn es ist die
Wurzel aller Dinge. Jede individuelle Seele stimmt mit der Weltseele überein.
Damit
dürfte ich Ihre Fragen soweit beantwortet haben, dass sie der Post anvertraut
werden können. Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, würde ich gerne einige
Gedanken Ihrer Arbeit kennenlernen, denn dies wird mir den Schlüssel zum
besseren Verstehen Ihres Bewusstseins geben, und ich kann in Zukunft die
Antwort auf Ihre Fragen besser abstimmen.
Das
Bewusstsein wächst, und die Fragen des Geistes und des Herzens mehren sich.
Ungeachtet der Angriffe von seiten der alten und überholten Bewusstseine bahnt
sich ein neues Begreifen seinen Weg. Alle Dämme können diesen Strom nur
vorübergehend aufhalten, und umso mächtiger wird sein Durchbruch sein. Alles im
Kosmos lebt und verändert sich. Die Grundlage und das Wesen des Bewusstseins
sind ewige Bewegung. Diesem Prinzip der Bewegung folgend, strebt die Neue Welt
im Einklang mit dem Kosmischen Magneten, der auf Grund der Gebote des Seins den
Weg weist.
17.
April 1936
Obwohl
mich Ihre Wachsamkeit beeindruckt, muss ich dennoch sagen, dass die
Verteidigung der LEHRE nicht durch Kritik oder Verurteilung der anderen zum
Ausdruck kommen sollte, sondern vor allem durch Anwendung der Vermächtnisse im
eigenen persönlichen Leben. Fast immer werden die beste Verteidigung und die
stärkste Überzeugungskraft durch anschauliche Beispiele erbracht. Daher ist die
Kritik am Artikel ”Der Sonnenpfad“ unbegründet. Sie sagen, dass der
”Sonnenpfad“ vom Autor als ein ”Pfad der Verneinung“ dargestellt wird, aber ich
habe von diesem Artikel wirklich nicht diesen Eindruck gewonnen. Nach dem
allgemeinen Sinn des Artikels wird der Verneinung ein positiver Aspekt gegeben.
Alle Behauptungen sind nach der östlichen Vorstellung angeführt, die die wahre
Realität nur in Brahman sieht und die ganze offenbarte Welt von einem negativen
Aspekt als Maja betrachtet, als etwas Vergängliches, was wirkliches Sein
darstellt. Gleicherweise gibt der Autor im zweiten Paragraphen auf Seite 10 nur
östliches Denken wieder, nämlich, dass die ganze Welt nichts anderes ist als
das Spiel der Göttlichen Mutter, oder - wie die Buddhisten sagen - der Große
Strom. Sie sind empört über die Behauptung ”Der Sonnenpfad negiert Zeit, Raum
usw. …” Jedoch bei erweitertem Bewusstsein erlangen Zeit und Raum eine gänzlich
andere Bedeutung und Dimension. Allgemeine irdische Dimensionen sind dort, wo
die Einheit der Welten stattfand, nicht anwendbar. Außerdem entspricht das Gesagte
völlig den Worten der LEHRE, ”dass zwischen vereinten Bewusstseinen und Herzen
weder Zeit noch Raum bestehen”. Wer von den wirklich geistigen Menschen hat
wohl nicht diese transzendentale Wahrheit erfahren und ist so nicht damit
vertraut!
Ebenso
wird vom Autor die HIERARCHIE nicht verneint. Sagt er nicht auf Seite 9:
”Daher, wer ihm (dem Sonnenpfad) immer mit gleicher Liebe und Verehrung folgt,
umfasst alles, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bekannte und unbekannte
kosmische Sonnenmitarbeiter und Schöpfer des Allgemeinwohls - immer wird er vor
ihnen stehen, erkennend, dass auch er einmal in ihre Reihen treten wird …”
In
Wahrheit ist es so: Wer sie liebt und verehrt und sie alle umfasst, die
Schöpfer des Allgemeinwohls, der anerkennt auch die HIERARCHIE DES LICHTS.
Es
ist auch richtig, dass der, der in seinem Herzen Liebe und Verehrung hegt,
keine Schule benötigt (wie sie jetzt besteht), denn fürwahr, die Großen Brüder
offenbaren dem sich nahenden Bruder den Sinn der Lebenserscheinungen und lehren
ihn, die Bücher der Großen Mutter Natur zu lesen. Die den Honig sammelnden
Bienen sind von alters her das Symbol der Schülerschaft.
Und
weiter: ”Der Sonnenpfad kennt keine Führung, die, außer der inneren Führung,
seinen göttlichen Geist rettet.” Aber alle östlichen Lehren, einschließlich der
LEBENDIGEN ETHIK, lehren uns, mit allen Mitteln unser Gefühlswissen zu
entfalten, weil es anders keinen Fortschritt gibt. In der Tat, die Höhere
Führung besteht nicht in fortgesetzten Befehlen, sondern in Hinweisen, im
besorgten Führen des Bewusstseins zu den gegebenen Meilensteinen, so dass die
selbständige Errungenschaft, die allein Wert besitzt, nicht verletzt wird. Und
falls der Schüler dafür zugänglich ist, entzündet die unsichtbare Berührung des
Geistes die Feuer in ihm. Alles beruht auf gegenseitiger Hilfe und
Zusammenarbeit. So fügt der Autor dieses Artikels hinzu: ”Das Prinzip
gegenseitiger Hilfe bereichert jene, die es befolgen, und daher ist jedem die
sichtbare und unsichtbare Hilfe aller gewiss …”.
Kann
das Prinzip der Höheren Führerschaft klarer zum Ausdruck kommen als hier? ”Der
Sonnenpfad kennt keine Organisationen und Gesellschaften …”, das heißt, dass
der Pfad der Wahrheit, der höhere Pfad, über alle Organisationen und Gesellschaften
hinweg besteht, da er alle Sucher des Allgemeinwohls einbezieht, alle jene, die
das Höhere Dienen erwählt haben - so schließt er Beschränkungen und Fanatismus
aus.
Und
weiter: ”Der Sonnenpfad vereint alle jene, die ihm folgen, unsichtbar zu einer
Bruderschaft”. ”Unsichtbar“ im Geiste ist fürwahr eine sehr genaue Definition.
Ebenso wahr ist, dass ”nur ein individuelles Bewusstsein es ermessen kann”.
Wer
somit diesen Artikel nicht versteht, der versteht auch die Grundlagen der
östlichen Lehren nicht, aus denen der ganze westliche Okkultismus entsprungen
ist. Freilich, eine Besonderheit dieser okkulten oder esoterischen Lehren ist, dass
man, um sie zu verstehen, entweder reich an Erfahrung aus der Vergangenheit
sein oder die Geschichte menschlichen Denkens ernsthaft studieren und sich zu
eigen machen muss.
Und
nun über den Artikel über Vivekananda. Sie kritisieren Vivekananda wegen seiner
scheinbaren Anerkennung des Erwerbs von Wohlstand, vergessen aber, dass er auf
derselben Seite von der Pflicht des Hausherrn als Baumeister des Lebens
spricht, und nicht zum Einsiedler oder geistigen Lehrer. Jede Lebenslage hat
ihre eigene Verpflichtung oder Pflicht und Verantwortung; und es ist kaum
möglich, die Maße eines geistigen Lehrers für einen Baumeister des Lebens
anzuwenden. Vergleichbarkeit und Zweckmäßigkeit sind kosmische Gesetze, und
werden sie verletzt, entsteht Chaos. Darüber hinaus schlägt Vivekananda vor,
zuerst auf den Erwerb von Wissen und erst hernach auf Wohlstand bedacht zu sein.
Der ganze Sinn liegt in dem Wort ”hernach“. Mit Wissen, wie es der Inder
versteht, gereicht der Wohlstand zum Segen, denn er dient nicht allein dem
persönlichen Zweck, sondern dem Allgemeinwohl. Lernen Sie, mit einem vom Herzen
erleuchteten Bewusstsein zu lesen. Der tote Buchstabe tötet den Geist!
Ich
möchte hier ein Gleichnis aus dem Leben Buddhas bringen:
”Anathapindika
war ein Mann von unschätzbarem Wohlstand, genannt ”Helfer der Waisen und Freund
der Armen”, der kam, um Buddha um Rat zu fragen.
Als
Anathapindika vernahm, dass Buddha sich im Bamboo-Hain nahe Rajagriha aufhielt,
begab er sich noch in derselben Nacht auf die Reise, um dem Gesegneten zu
begegnen. Und der Gesegnete gewahrte sogleich das reine Herz des Anathapindika
und begrüßte ihn mit erquickenden Worten.
Anathapindika
sagte: ”Ich sehe, du bist Buddha, der Gesegnete, und ich möchte dir mein ganzes
Gemüt öffnen. Sobald du meinen Worten gelauscht hast, rate mir, was ich tun
soll. Mein Leben ist ausgefüllt mit Arbeit, aber nachdem ich großen Wohlstand
erwarb, bin ich in Besorgnis. Doch meine Arbeit erfreut mich und ich bin mit
größtem Fleiß dabei. Ich beschäftige viele Menschen, die vom Erfolg meiner
Unternehmen abhängig sind.
Nun,
ich vernahm, dass deine Schüler den Segen des Einsiedlers preisen und die
Unrast der Welt verurteilen. ”Der Heilige”, sagen sie, ”hat sein Königreich,
sein Erbe aufgegeben und fand den Pfad der Rechtschaffenheit, er gibt der Welt
ein Beispiel, wie Nirwana erreicht werden kann.”
Mein
Herz dürstet danach, Rechtes zu tun und ein Segen für meine Mitmenschen zu
sein. Lass mich dich also fragen, ob ich meinen Wohlstand, mein Heim, meine
Geschäftsunternehmen aufgeben muss wie du, um den Segen eines rechtschaffenen Lebens
zu erlangen?”
Buddha
antwortete: ”Der Segen der Rechtschaffenheit ist für jeden, der den edlen
achtfachen Pfad wandelt, erreichbar. Wer dem Wohlstand verhaftet ist, täte
besser, ihn aufzugeben, als zuzulassen, dass sein Herz vergiftet wird; aber wer
dem Wohlstand nicht verhaftet ist und seine Reichtümer rechtschaffen nutzt,
wird für seine Mitmenschen ein Segen sein.
Ich
sage dir, bleibe in deiner Lebenslage und wende deinen Fleiß für deine
Unternehmen auf. Es ist nicht das Leben, der Wohlstand oder die Macht, was den
Menschen versklavt, sondern das Haften am Leben, am Wohlstand, an der Macht.
Der
Bikshu, der die Welt verlässt, um ein müßiges Leben zu führen, wird keinen
Nutzen davon haben. Denn ein Leben in Trägheit ist zu verabscheuen und
Energiemangel zu verachten. Das Dharma des Tathagata fordert von keinem
Menschen, dass er sein Heim verlässt oder die Welt aufgibt, sofern er nicht den
Ruf dazu vernimmt; aber das Dharma des Tathagata verlangt von jedem Menschen,
sich von der Illusion des Selbst zu befreien, sein Herz zu läutern, den Durst
nach Vergnügungen zu bezwingen und ein rechtschaffenes Leben zu führen.
Und
was immer die Menschen tun, ob sie als Handwerker, Kaufleute oder Offiziere des
Königs in der Welt verbleiben oder sich aus der Welt zurückziehen und sich
einem Leben religiöser Sammlung hingeben - sie mögen ihr ganzes Herz in ihre
Aufgabe legen, sie mögen fleißig und tatkräftig sein. Und wenn sie wie der
Lotos sind, der im Wasser wächst, aber vom Wasser unberührt bleibt; wenn sie im
Leben kämpfen, ohne Neid und Hass zu hegen; wenn sie in der Welt ein Leben für
die Wahrheit führen und nicht für sich - wahrlich, dann wird Freude, Frieden
und Segen in ihren Gemütern weilen.”
In
gleicher Weise ist der Artikel von Vivekananda vom Geist der Zweckmäßigkeit in
allem durchdrungen.
* * *
Man
sollte sich nicht zu sehr über die Anfänger grämen. Sie werden straucheln, denn
dieses Straucheln ist unvermeidlich, auch auf den nächstfolgenden Stufen. Eines
sollte allerdings beachtet werden - vermeiden Sie in allem das Haften am toten
Buchstaben und einseitiges Urteil. Seien Sie vorsichtig gegenüber bestimmten
Schmerzen und denken Sie nicht, dass es unbedingt heilige Schmerzen sein
müssen. Sie sind noch zu jung für die heiligen Schmerzen. Darüber hinaus ist
für solche Schmerzen die Stadtatmosphäre sehr ungünstig. Daher bitte ich Sie,
achten Sie auf Ihre Gesundheit. Zur Zeit müssen die Krieger des Lichts Tag und
Nacht kämpfen, denn das Harmagedon ist fürchterlich. Seien Sie vorsichtig und
hüten Sie sich vor Übertreibung, denn sie führt zu nichts als zum Ruin Ihrer
Gesundheit. Geistigkeit kann nur durch Reinigung des Denkens erreicht werden
sowie durch Arbeit. Streben Sie auf diesem höchsten und kürzesten Pfad.
* * *
Die
Ereignisse häufen sich und alles beschleunigt sich demgemäß. Judasse, Cassiusse
und Brutusse in modernen Gestalten sind auf dem Pfad des Lichts unvermeidlich.
Keine Lehre ist je ins Leben eingegangen, ohne von den finsteren Horden
angegriffen zu werden, und das gleiche findet heute statt. Wahrlich, die
Finsteren dienen damit nur jedem Werk des Lichts; erkennen wir daher den Wert
der Hindernisse sowie der Verleumdung. Vor langem schrieb N. K. einen Artikel
”Lob den Feinden“. Jeder Verrat gibt allen treuen Mitarbeitern und Freunden
Gelegenheit, sich enger zusammenzuschließen. Es wird alle Arten von Tätigkeit
geben, bis zu Verrat, jedoch auf der irdischen Ebene sind solche Erscheinungen
notwendig. Der Sieg des Lichts über die Finsternis muss offenbar werden.
Ich
denke an eine sehr treffende Bemerkung eines Zeitgenossen von H. P. Blavatsky.
Trotz allem, was über H. P. B. geschrieben wurde, ließ sie sich nie durch
Verleumdung beirren, denn sie kannte den Wert des Trommelfells. Mögen die
Trommeln schlagen. In der Lehre gibt es genug Erklärungen über Verleumdung.
Ängstigen wir uns nicht!
Doch
ich muss Ihnen offen gestehen, dass mich die von Ihnen erwähnte feindliche
Einstellung bestimmter Menschen überrascht. Gewiss ist, auf Bosheit kann nichts
aufgebaut werden. Wo immer es Bosheit und Hass gibt, da gibt es tödliche
Zersetzung. Man fühlt sich geneigt zu fragen: ”Warum sich durch blutigen Nebel
von Bosheit blenden lassen?” Dadurch können Sie viele nützliche Gelegenheiten
übersehen. Doch Gott stehe Ihnen bei! Was uns betrifft, so wollen wir unser
Werk strahlend und freudvoll fortsetzen, denn während die Verleumdung zunimmt,
füllen sich die Reihen der Freunde durch neue, wertvolle Mitarbeiter. Nie zuvor
erhielten wir so viele und so feurige Briefe von unseren Freunden, und oft von
ganz unbekannten Menschen. Alles geschieht auf unerforschlichen Wegen. Das
lange vorausgesagte Jahr begann mit Donner und Blitz. Aber nach einem
Gewittersturm ist die Atmosphäre gereinigt.
Ich
will diesen Brief mit dem Ausspruch des Buddhisten Anguttara Nikaya beenden:
”Krieger, Krieger nennen wir uns, denn wahrlich, wir kämpfen für erhabene
Tugend, für hohes Streben, für die höchste Weisheit. Daher nennen wir uns
Krieger”.
2.
April 1936
Die
von Ihnen zum Ausdruck gebrachten Gedanken über das Symbol des „Kelches Amrita“
- des Kelches der Schönheit und der Heldentat, des Kelches des Heiligen Grals -
sind sehr schön und völlig richtig. Auch die Legende über den Kelch - den Gral
- kommt vom Osten als eine der Versionen großer geistiger Heldentat und
derselben mysteriösen Schambhala. Mehrfach sahen einige Forscher des
Symbolismus im Zusammenhang mit dem Gral in diesem Kelch den Stein, der sich
gegenwärtig in der Welt befindet und historische Ereignisse begleitet; hernach
soll er, so ist es vorgesehen, dem Herzen Asiens zurückgegeben werden. Auch
diese Auslegung kommt der Wahrheit nahe. Jedenfalls, der Kelch selbst existiert
und ist vor Beginn der neuen Ära dorthin entsandt worden, wo die Lehre
Kalachakra bestätigt werden soll. Über den Kelch gibt es viele Legenden. Eine
davon besagt, dass er immer unerwartet und durch die Luft kommt. So ist er
seinerzeit dem Herrscher Buddha überbracht worden. Der Kelch ist ägyptischen
Ursprungs, und seine Vorzeit geht zurück bis 12.000 Jahre v. Chr. Nach dem Tod
Buddhas befand er sich eine Zeitlang in einem Tempel in Kara Shar, wo er
verschwand, und seither wurde er in Schambhala aufbewahrt. Allen Legenden
zufolge wird dieser Kelch vor der Neuen Ära Maitreyas wieder erscheinen.
Die
Schlange, die sich um den Kelch windet, stellt auch einen Gürtel dar. Wie Sie
wissen, wurde im Altertum der Gürtel als Zeichen der Würde betrachtet, als
Macht und größte Vertrauenswürdigkeit - sogar mehr als der Ring. So können wir
diesem Symbol sowohl kosmische Bedeutung als auch praktische Anwendung
beimessen: Das Bündnis der Zeiten, der Große Advent, die Epoche des Feuers und
der Erneuerung des Geistes, der Weisheit und der Synthese, der Kelch der
Heldentat und Unsterblichkeit, die Zeichen Höchsten Vertrauens, dazu der Ruf,
der sich in Purpur, die Farbe des Mutes, kleidet.
Ihre
Gedanken über die Weltsymphonie sind ebenfalls ausgezeichnet. Wahrlich, jeder
Geist erklingt in seinem Ton, und der Schönheit dieser Töne kommt nichts
gleich. Wer die Sphärenmusik vernahm, hat das Recht, mit den Worten der LEHRE
zu sagen: ”Der frühere Gesang wird zum Lärm des Rades”.
Natürlich,
es ist richtig, dass der ursprüngliche Aspekt der Manifestation das Göttliche
Beben im Schoße der Großen Mutter ist. Beben oder Schwingung ist zugleich
Licht, denn Licht ist die Bewegung der Materie und es bildet Formen. ”Am Anfang
war das Wort, und das Wort war bei Gott … in Ihm war Leben; und das Leben war
das Licht der Menschen.” Dieser Ausspruch enthält die ganze Tiefe des heiligen
Wissens.
Sie
fragen, ob der Hinweis auf die Erscheinung Christi in Wirklichkeit in
geringeren Vorstellungen zu verstehen ist. Gewiss. Das Mittelalter machte aus
Christus ein unzugängliches Idol und beraubte ihn jedweder Menschlichkeit, und
daher auch der Göttlichkeit. So verkünden alle Lehren des Ostens, dass es
keinen Gott gibt oder keine Götter, die nicht einmal Mensch waren. Eine solche gewaltsame
Trennung Christi vom menschlichen Wesen drohte den Verkehr der Menschheit mit
der Höheren Welt zu unterbinden. Man kann verfolgen, wie im Mittelalter hier
und da große Heilige in Erscheinung traten, die diese fast verlorengegangene
Verbindung wieder aufzurichten suchten, und sie alle bestanden gerade auf dem
menschlichen Wesen Christi. Besonders überzeugende Bestätigungen finden sich in
den Ausführungen der Biographie der Heiligen Therese, der spanischen Heiligen
des 16. Jahrhunderts, und noch früher in den Visionen und Schriften der
Heiligen Katharina von Siena sowie der der Heiligen Gertrud. So entsprechen
Form und Eigenschaft der Visionen sowie die Bindung durch solche Vereinigung
immer der Bewusstseinshöhe jener, die sie sehen und empfangen wie auch den
Nöten der Zeit. Wie es heißt: ”Gerade durch Erkennen des Wesens der Visionen
kann die beste Geistesgeschichte geschrieben werden.”
Ich
empfehle sehr, dass alle die Autobiographie der Heiligen Therese lesen.
Ungeachtet dessen, dass dieses Werk durch die ”geistige“ Zensur der Kirche
ging, sind einige bemerkenswerte Seiten erhalten geblieben. Durch Verkündigung
des Dogmas von Jesus Christus als alleinigen Sohnes Gottes widerspricht die
Kirche sehr dem uns von Jesus Christus gegebenen Gebet: ”Vater unser, der Du
bist im Himmel …” und auch den Worten der Heiligen Schrift: ”So schuf Gott den
Menschen nach seinem Ebenbild …” (Genesis 1:27).
So
hat die Kirche durch Verkünden der alleinigen Sohnschaft und der göttlichen Natur
Christi ihn für immer von der Menschheit getrennt. Daher rührt eine ganze Reihe
ernster Ereignisse: die Ausschließung Jesu Christi vom Leben der Menschheit,
das Verwischen dieses menschlichen Opfers und die schreckliche Vorstellung, dass
der Kreuzestod Christi die Menschheit von der Erbsünde und allen nachfolgenden
Sünden befreie. So, wie es Merezhovski in einem Buch ”Jesus der Unbekannte“
ausdrückt: ”Er wandelt wie ein Trugbild auf der Erde, während sein Körper in
der Kirche an herkömmlichen Figuren gefangen ist. Wir müssen seinen Körper in
der Welt finden, und der in den Kirchen Gefangene muss freigesetzt werden”.
Sie
fragen, ob die Tränen der inneren Erhebung beim Lesen der Lehre ein Zeichen von
Psychismus sind. Die vom Herzen kommende Begeisterung über die LEHRE kann gewiss
nicht als eine Erscheinung niederen Psychismus betrachtet werden.
Doch
man muss sich selbst beobachten, denn man kann sich solchen süßen Gefühlen
derart hingeben, dass man unmerklich die Beherrschung seiner Sinne verliert und
dadurch der Arbeitsunfähigkeit erliegt. Es gab solche Fälle, und daher weisen
alle Lehrer auf das unerlässliche Gleichgewicht sowie auf die völlige
Beherrschung der Gefühle hin. Es gab eine Zeit, wo auch ich in den Erhebungen
des Geistes verweilte und die Mysterien der Kosmogonie erkennen wollte. Und
dann wurde ich an die derzeitige ernste Zeit erinnert: ”Wieder habt ihr die
Schlacht vergessen; wenn der Feind angreift, sitzt niemand in der Schule …”
(Blätter des Gartens MORYA I, § 112). So wurde ich von meinen Erhebungen zur
Erde und zu den irdischen Tätigkeiten zurückgerufen. Man lehrte mich, selbst an
der mühsamsten Routinearbeit Freude zu finden und jede Aufgabe am Altar des
Dienens der Liebe darzubringen. Alle Krieger des Lichts fühlen sich vor allem
vom ”Buch des Opfers“ angesprochen. Die Erhebungen des Geistes sind sehr schön,
doch wir müssen auf der Hut sein, dass sie unsere Energie nicht schwächen,
sondern stärken. Die Zeit wird kommen, wo es möglich sein wird, sich der
Erhebung des Geistes hinzugeben, aber jetzt ist die Zeit bedrohlich; und alle,
die im Großen Dienst stehen, werden aufgerufen, ihre Rüstung anzulegen, denn es
ist eine nie dagewesene Schlacht im Gange!
”Die
Zeit der Tat hat eben begonnen. Begreife Hingabe. Treue und Mut, Ich werde Dich
mit einem Helm der Treue schützen, einem Panzer der Hingabe und einem Schild
des Sieges. Und auf dem Banner wird geschrieben stehen: ”Liebe der Siegerin”.”
Derzeit
werden alle jene Yogis, die Samadhi zu erreichen suchen, von den Großen Lehrern
als Deserteure bezeichnet.
* * *
Sie
fragen, wie die Worte aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA I“ (§ 301): ”Doch
die Tochter der Welt und die MUTTER DER WELT werden die Teile des Gewandes
wieder zusammenfügen” zu verstehen sind. Wirklich, sie können auch so
verstanden werden, wie Sie sie auslegen, denn es ist wahr, dass in der
kommenden sechsten Rasse das Gewebe des physischen Körpers mehr verfeinert,
verdünnt sein und sich dem Wesen des verdichteten Astralkörpers anpassen wird.
Es ist interessant festzustellen, dass auf diesen Prozess der Verdünnung oder
Dematerialisation des physischen Körpers bereits in der ältesten chinesischen
Medizin hingewiesen wurde. Dabei spielte die sogenannte Asketik eine große
Rolle, doch wie alles Erzwungene brachte sie nicht die gewünschten Ergebnisse.
24.
April 1936
Zuerst
möchte ich Ihren letzten Brief beantworten, denn Sie haben eine bestimmte Frage
berührt, die geklärt werden sollte, damit sie nicht zu einem Hindernis auf
Ihrem Pfad wird.
Wenn
meine Erklärungen nicht ausreichen, schreiben Sie mir, und ich will versuchen,
sie zu vertiefen. Doch jetzt appelliere ich an Ihr Herz und frage Sie, könnten
Sie es ertragen, feine junge Seelen und sogar Ihre Lieben in eine große Gefahr
zu bringen? Sie wissen, dass die Aufgabe der Bücher der LEBENDIGEN ETHIK darin
besteht, das Bewusstsein auf jede Weise zu erweitern, und daher ist bereits im
ersten Buch ”Der Ruf“ die Grundlage für diese Aufgabe niedergelegt. In kurzen
Formeln ist in diesem Buch alles gesagt und dargelegt. Ich schlage vor, dass
Sie es erneut aufmerksam lesen, vor allem die §§ 224 bis 230.
Die
Neue Welt naht, und sie kann nur von einem neuen Bewusstsein aufgenommen
werden. Zerstörung und ruchlose Verneinung großer Begriffe sind abscheulich,
denn sie entspringen dem Chaos und der Unwissenheit. Aber da es keine Wirkungen
ohne Ursache gibt, so lasst uns zurückschauen und uns ernsthaft und ohne
Vorurteil die geschichtlichen Berichte ins Gedächtnis rufen und sie erforschen.
Selbst wenn sie von irdischen Geistern verfasst wurden, kann es sein, dass ein
erleuchtetes Bewusstsein sie zu erklären vermag.
Zu
Recht sind Sie über die Formel der Jesuiten ”Der Zweck heiligt die Mittel“
empört. Diese Formel ist vor allem fürchterlich, weil jene, die sie gelten
lassen zur Erlangung von rein persönlichen und habsüchtigen Zielen, die
abstoßendsten Mittel gebrauchen. Aber jede Lehre, auch die christliche,
rechtfertigte eine heilige Geheimhaltung, wenn sie zum Schutze heiliger Dinge,
zur Rettung des Nächsten oder für das Allgemeinwohl erforderlich war. Woher kam
der Esoterizismus aller Lehren? Immer ist jede neue Enthüllung der Wahrheit,
jede neue Entdeckung der Wissenschaft von unwissenden Geistern geheim gehalten
worden. Denken wir an den Schrecken der Inquisition, an alle Kriege, die durch
neue Offenbarungen ausgelöst wurden! Woher stammten jene äußerst komplexe
Symbole in den Werken der Propheten und der großen wissenschaftlich
Schaffenden, über die Unwissende noch höhnisch lächeln, die aber
nichtsdestoweniger höchstes Erstaunen und tiefe Bewunderung in jenen erwecken,
die, wenngleich nur zum Teil, ihren tiefen Sinn erkannten? Zum Leidwesen der
Menschheit ist der Schlüssel für vieles verlorengegangen, und nur seltenste
Geister finden ihn und können ihn wenigstens ein oder zweimal umdrehen. Ich
glaube, dass es zur Zeit niemanden auf der Erde gibt, der fähig wäre, diesen
Schlüssel siebenmal umzudrehen. Dieses Geheimnis ist im Bollwerk des Wissens
verborgen.
Wenn
im Mittelalter die Akasha der Alchemisten durch das Bildnis der Himmlischen
Jungfrau personifiziert wurde und Jehova und andere Heilige die Geheimnisse des
Aufbaus des menschlichen Gehirns und des Organismus hüteten, so erfordern
moderne Zeiten andere Bildnisse und Verschleierungen. Das Leben ist
kompliziert, und nur wer seine ganze Komplexität begreift, kann das Wissen
aufnehmen.
So
stieß und stößt immer wieder jeder neue evolutionäre Gedanke, der die Richtung
einer kommenden Epoche aufzeigt, auf fürchterlichen Widerstand von Menschen,
deren Bewusstsein verdunkelt und unbeweglich ist, und daher kommt der ganze
Schrecken widerlicher Ausschreitungen.
Wird
daher etwas gegeben, was auf das Allgemeinwohl ausgerichtet ist, so muss die
ganze Weite des erleuchteten Bewusstseins wirksam werden. Die Denker sind immer
verfolgt worden, doch jeder dieser Denker ist ein Brennpunkt, in dem sich die
den Raum erfüllenden Gedanken sammeln und in einem zeitgemäßen Gewand
wiedergegeben werden. Denker sind die Seher der Zukunft. Aus den Büchern der
LEBENDIGEN ETHIK wissen wir, wie fürchterlich ein statisches Bewusstsein ist;
wahrlich, es führt zum Verfall, und wie es heißt, können die schrecklichen
Kataklysmen und Erdbeben mit der Katastrophe eines verfallenden Bewusstseins
nicht verglichen werden.
So
denken Sie an alle Ursachen, welche die Wirkungen auslösten, die die ganze Welt
in Schrecken versetzten. Versuchen Sie, jede Erscheinung von allen
Gesichtspunkten her zu erforschen und hüten Sie sich vor einseitiger und
voreingenommener Beurteilung, sei es von Personen oder anderen Ereignissen des
Lebens.
* * *
Der
silberne Lotos ist im Herzen zu finden, und manchmal kann man ihn in seinem
Inneren sehen. Bedenken Sie, dass in uns alle Feuer und Ringe der Zentren
gesehen werden können, und zwar an der Stelle, wo dieses oder jenes Zentrum
eben entflammt ist. Manchmal können feurige Ringe, Reifen oder Sonnenräder
gesehen werden - und manchmal eine Flamme, aber dies alles ist meistens in uns.
Der
silberne Lotos kann sogar größer sein als eine Blume, und es ist, als ob die
Feuerzungen Blumenblätter bildeten.
* * *
Lassen
Sie das Herz sprechen; es möge aber nicht wagen, gegen das reine und
unzugängliche Hohe zu lästern! Der wahre Schüler vertraut der Führenden Hand,
und selbst die beeindruckendste Augenscheinlichkeit kann ihn nicht verwirren,
denn er weiß!
29.
Mai 1936
Ich
sende Ihnen mein ganzes Vertrauen, damit Sie das geistige Erbe von F. D. [Lukin]
annehmen und ein Symbol - den Führer des Herzens - verkörpern. Mögen alle, die
Licht suchen und mit Kummer beladen sind, in Ihrem Herzen Antwort finden; und
mögen alle, die sich unter Ihrer Führung versammelt haben, jene herzliche
Sympathie spüren, die wärmt, trotz ernster Kritik. In der Tat, die schwerste
Kunst ist, die rechte Beziehung zwischen den Menschen zu schaffen. Keine andere
Kunst erfordert so viel Ausdauer, Toleranz und Feinfühligkeit. Man muss es
lernen, sich in die Bewusstseine, die Herzen und Stimmungen aller jener zu
versetzen, die uns umgeben und zu uns kommen; es muss der fundamentale Grundton
gefunden werden, der uns mit ihnen und sie mit anderen vereint.
Ruht
jedoch der große Magnet der Liebe im Herzen, dann kann alles leichter geschaffen
werden, da die Aufrichtigkeit dieses Gefühls die härtesten Herzen besiegen
kann. Dem Herzen, das die Schönheit berührte, muss diese Herzenssprache
vertraut sein; daher habe ich zu Ihnen - als Führer des Herzens - Vertrauen.
Sprechen
Sie bitte den engsten Mitarbeitern, die sich bereit erklären, mitzuarbeiten und
Ihnen in allen Aufgaben der Gesellschaft beizustehen, meinen herzlichsten Dank
aus. Möge jedes Mitglied der Gesellschaft fühlen, dass sein wahres Zuhause und
seine geistige Zufluchtsstätte der Gemeinschaftsgeist der Gesellschaft ist.
Jeder sei nicht nur ein willkommener Mitarbeiter, sondern Mitglied einer
geistigen Familie, und jeder persönlich möge es lernen, für das Wohl aller das
Beste zu geben. So möge Liebe - der Vereiniger, das Motto für die neue Runde
der Gesellschaft sein.
14.
Mai 1936
Sie
haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass persönliche Lasten leichter zu tragen
sind, wenn wir einer großen Aufgabe vorstehen und für andere verantwortlich
sind; nichtsdestoweniger bin ich tief gerührt von Ihrem Mut.
Wir
freuen uns sehr über die sich entwickelnde Tätigkeit in der Gesellschaft. Bei
dieser fürchterlichen Verwirrung, die sich jetzt über die ganze Welt
ausbreitet, ist jede einigende aufbauende Leistung, die der Verbreitung der
LEBENDIGEN ETHIK dient, wahrlich ein Licht in der Wüste. Es ist schrecklich,
alle Finten der Finsternis zu gewahren, die darauf gerichtet sind, das Bewusstsein
zu verdunkeln und zu zersetzen.
Ich
billige Ihren ausgezeichneten Entschluss, eine philosophische Abteilung zu
errichten. Freilich, für den Kampf mit den dunklen Kräften muss man voll
gerüstet sein, und erweitertes Wissen ist in der Tat ein wundervoller Schild
und die beste Waffe. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Ihre Frage beantworten,
ob die Vielseitigkeit des Leonardo da Vinci ein nachahmenswertes würdiges
Beispiel sei. Fürwahr, ja, vorausgesetzt, dass wirkliches Studium vorliegt und
keine oberflächliche Zersplitterung. Es ist eine Tatsache, dass ein
fortgeschrittener Schüler bestimmte Fähigkeiten besitzt. Auch in den
buddhistischen Schriften wird darauf hingewiesen, dass jeder Bodhisattva drei
Künste oder drei Wissensgebiete beherrschen, aber in einem vollendet sein
sollte. Je mehr wir wissen, desto besser können wir die ganze Tiefe und die
Dimensionen des großen Evolutionsplanes sowie die Komplexität des
Lebensaufbaues erfassen. Darüber hinaus erlangen wir durch systematisches
Studium jene Disziplin des Geistes, die für selbständiges Denken so wichtig
ist. Nur wer fähig ist, selbständig zu denken, kann ein aktiver Diener und
Mitarbeiter der Kräfte des Lichts werden. Aus diesem Grund ist eine vielseitige
Ausbildung so wichtig.
Man
kann natürlich nicht Spezialist auf allen Gebieten des Wissens und der Kunst
werden, aber es ist wichtig, wenigstens eine Vorstellung von allem zu haben. In
dem Wunsch, so viel als möglich zu erfassen, müssen wir es lernen, unsere
Kräfte zu koordinieren, und vor allem müssen wir fähig sein, Begonnenes
fortzusetzen, denn nur auf diese Weise können die wichtigsten Eigenschaften auf
dem Pfad der Schülerschaft, nämlich Ausdauer und Geduld, entwickelt werden.
Sie
legen die Frage eines Gesellschaftsmitgliedes vor, ob die derzeit in der Welt
vor sich gehenden Ereignisse zum Allgemeinwohl beitragen. Ich muss sagen, dass
ich fest glaube, dass alles, was immer geschieht, letzten Endes zum Guten
führt. Lektionen müssen gelernt werden, damit die Bewusstseine vorankommen.
Alles wird von den Menschen selbst geschaffen und oft sind grausame Geschicke
der Völker das Ergebnis der vor vielen Jahrtausenden gelegten Ursachen. In der
ganzen Welt ist eine große Umwälzung im Gange, denn ein neues Gleichgewicht
wird hergestellt. So können wir sagen, dass sich alles zum besten vollzieht.
Sie
fragen, wie nachfolgende Darlegung aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA II“,
§ 21, zu verstehen ist: ”Das Karma holt einen ein, doch kann seine Wirkung
durch freiwillige Opfer für unbekannte Menschen gemildert werden”. Stellen Sie
sich vor, jemand fügte seinem Nächsten Leid zu und bereute sein Verhalten,
nachdem dieser Teure bereits in die andere Welt hinüberging. Da es ihm nicht
mehr möglich war, seine Schuld dem Geschädigten gegenüber zu tilgen, kann er
nichtsdestoweniger sein Karma durch ein freiwilliges Opfer für andere Menschen
verbessern, und wie es heißt, für ”unbekannte Menschen“. Freilich, Karma wird
ihn zuweilen einholen und ihn seinem Opfer gegenüberstellen, aber die Tilgung
wird von einer höheren Qualität sein, weil durch das freiwillige Opfer sein
ganzes Wesen veredelt wurde.
Und
jetzt über Pfefferminze. Alle Arten von Minze können sowohl äußerlich als auch
innerlich verwendet werden. In Indien, wo es so viele Darmerkrankungen gibt,
wird die Essenz von Minze in weitem Maße angewendet. In Verbindung mit
Magnesium ist sie eines der besten Heilmittel. Sie hilft auch bei
Zentrenentflammung. Ich selbst kann ohne Menthol nicht sein, vor allem während
der Sommermonate reibe ich mir mein ganzes Gesicht und den Nacken stark ein,
denn ich vertrage keine Hitze, sogar in den Bergen nicht. Pfefferminztee ist
bestimmt ein gutes Desinfektionsmittel, und bei manchen Arten von Asthma ist es
sehr nützlich, den Absud des Stengels der Minze zu inhalieren. Die Wesenheiten
der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt mögen den Geruch von Minze nicht;
daher ist es nützlich, sie als Pflanze im Haus zu halten.
Der
kommende Maitreya wird ”Der Herrscher des Mitleids“ genannt, doch diese
Benennung könnte ebenso für alle großen Söhne des Lichts angewendet werden.
Jedem steht es frei, das Bildnis zu wählen, das ihm am nächsten steht und
diesem dann zu folgen. Der Begriff der Einheit alles Bestehenden ist die
Kenntnis eines Archaten. Aber Menschen, die durch Selbstsucht und Absonderung
geblendet sind, können die ganze Schönheit dieser Wahrheit nicht erfassen, und
so widerspiegeln sich alle Höheren Begriffe in ihrem Bewusstsein als unruhiges,
trübes Wasser, und es geht ihnen die ganze Klarheit, Durchsichtigkeit und
Schönheit verloren.
Gupta
Vidya bedeutet das Geheime Wissen: Gupta - geheim, vidya = Wissen. Die
Alberiche sind die Diener der Finsternis. Im ”Ring des Nibelungen“ ist die
finstere Kraft durch Alberich verkörpert, den Widersacher der strahlenden
Götter der Walhalla. Er bemächtigte sich des Rheingoldes und war ein Komplize
bei der Tötung Siegfrieds.
Sie
fragen weiter, wie folgende Sätze zu verstehen sind: ”Ich werde die Macht
Meiner Lehren an jenen beschränkten Geistern geltend machen”. (BGM I, 121) Beschränkt
bezieht sich auf die Verneiner und Unwissenden, denn Beschränkung ist das
Ergebnis von Unwissenheit. Die Macht des Lichts wird die Finsternis besiegen,
und die Macht der Lehre wird die Unwissenheit durchdringen.
Intuition,
Gefühlswissen und die Aufspeicherung im ”Kelch“ sind natürlich ein und derselbe
Begriff. Es gibt jedoch Fälle, wo Hieroinspiration für Intuition gehalten wird.
Aber auch das ist kein Fehler, denn ohne die Aufspeicherungen im ”Kelch“ ist es
unmöglich, den Strahl der Hieroinspiration zu empfangen.
Sie
fragen, ”woher so viele Verräter kommen”? Das ist ein Zeichen der bedeutenden
Zeit, die unser Planet durchschreitet. Doch wir wissen, dass das Licht siegen
wird.
”Sieg
wird nach einer bestimmten Zeit offensichtlich, aber es müssen sämtliche
Kampfphasen durchgestanden werden. Vergessen wir nicht, dass sich die besten
Kräfte auf Unserer Seite sammeln. So wird man sich der nächsten Stufe nähern.
Selbst die Diener der Finsternis werden zum Erfolg verhelfen. Man muss verstehen,
wie nahe die Fristen sind, um keine neuen Möglichkeiten zu versäumen. Den
Kräften des Lichts kann man sich nicht widersetzen. Wenn die Kräfte der
Finsternis die schmutzige Arbeit übernehmen, lasst sie gewähren. Die größten
Namen und Begriffe sind bereits einbezogen. Alles kann nur durch Ausdehnung
vorankommen … Sicherlich, der Kampf ist schrecklich … Sicherlich, mit jedem Tag
werden die Neuen Kräfte, die Unsichtbaren, geweckt. Durch diese Annäherung an
die irdischen Sphären können die unerwartetsten Spannungen entstehen. Lasst uns
mit vereinter Kraft aller Unserer Beteiligten den Kampf aufnehmen. Einigkeit
wird das unbesiegbare Banner sein. Satan wird geschlagen und seine Krieger
werden, wie gewöhnlich, das Schlachtfeld verlassen. Wer begreift die Anspannung
der Kräfte des Lichts? Wer kann das Ausmaß des Schlachtfeldes ermessen? Die
vereinten Aschrams, die Festungen des Geistes sind jetzt nötiger denn je zuvor
… Nie geht eine Lehre ohne Kampf in die Welt ein. So möge sie denn eingehen auf
diese Weise; andernfalls würden die Menschen sie vergessen. Stellt euch doch
das Ausmaß der Schlacht vor, in die alle Planeten einbezogen sind! … Darum lasst
uns mit der ganzen Kraft des Geistes und in erhebender Feierlichkeit teilhaben
an der Schlacht des Lichts gegen die Finsternis.”
Für
den Aufstieg zu einer neuen Stufe ist es notwendig, den Kampf aufzunehmen und
alle Hindernisse zu überwinden. Auf den letzten Stufen ist es unvermeidlich,
den Giftbecher zu leeren, und Verrat muss auf dem irdischen Pfad wie ein
Schatten das Licht begleiten. So lasst uns auch diese Einweihung
entgegennehmen. Doch lasst uns verstehen, dass die Verräter nicht nur gegen uns
handeln, sondern gegen den Großen Plan des Lichts. Sammeln wir alle unsere
Kräfte und ersteigen wir in Einigkeit die neue Stufe.
24.
Mai 1936
Sie
sagen, Sie haben nur den einen Wunsch - ”Zum Lehrer zu gelangen, und wenn dies
nicht möglich ist, dann sein Schüler zu werden”. Dazu muss ich sagen, ich bin
noch niemandem begegnet, der, nachdem er von der Weißen Bruderschaft erfahren
hatte, nicht versucht hätte, zu ihr zu gelangen. Aber selten, fast nie, stellt
sich jemand die Frage, ob er geistig und physisch vorbereitet ist, diese
Spannung auszuhalten. Kann denn seine physische Hülle die übermäßige Spannung
der Atmosphäre aushalten, die dieses Bollwerk umgibt? Nur der kann sich ihr
nähern, der hier auf Erden im Ringen mit Schwierigkeiten und durch ihre
Bewältigung alle Gewohnheiten und Verhaftungen überwunden und in
selbstaufopfernder Heldentat seine Energien feurig umgewandelt hat. Ohne das
irdische Fegefeuer zu durchschreiten, kann man nicht ins Paradies gelangen. Die
Feuer der Höheren Energien würden die belastete Aura versengen. Daher gelangen
nur einer oder, im äußersten Fall, zwei Menschen in einem Jahrhundert in dieses
Bollwerk. Sie wissen auch, dass die Großen Lehrer sich nie in das Schicksal
eines Menschen einmengen, und daher machen sie keine Ausnahme. Karma kann einen
Menschen in Ihre Gemeinschaft führen, und wenn solch ein Karma vorliegt, kann
nichts und niemand, außer der Mensch selbst, dies verhindern. Befolgen Sie im
Leben nach bestem Können alle Gebote der LEHRE, und überlassen Sie das übrige
dem Karma und dem großen Wissen der Herrscher.
Wir
können im Leben nur inmitten der Bedrängnisse des Alltags lernen. Die
Gemeinschaft der Bruderschaft ist von unseren Bedingungen zu weit entfernt, und
sie kann daher für den Geist nicht der notwendige Prüfstein sein. Die LEHRE ist
uns gegeben; jeder ihrer Aspekte ist von allen Gesichtswinkeln her analysiert,
und wir können daher nicht sagen, wir hätten keine LEHRE! Außerdem gibt es die
älteren Schüler, die immer bereit sind, das zu erläutern, was unklar ist. Die
Anwendung der Gebote im Leben wird sich wirklich als die Tat erweisen, von der
Sie träumen und die Ihren Pfad zur Gemeinschaft des Lichts beschleunigen wird.
Glauben
Sie denn wirklich, dass Sie, wenn Sie in den Aschram der Weißen Bruderschaft
gelangten, jene Macht erlangen könnten, um die Menschen zu überzeugen? Alle
Beispiele der Geschichte beweisen das Gegenteil. Nur einem Geist, der sich in
vielen Jahrhunderten vorbereitet hat, ist es möglich, die Lehre in ihrem vollen
Umfang aufzunehmen. Dies erklärt, warum die großen Lehrer der Menschheit so
wenige Schüler haben. Aus demselben Grund empfiehlt die LEBENDIGE ETHIK, nie
jemanden anzulocken und nie jemanden etwas aufzuzwingen. Das Meer der Weisheit
ist der Menschheit gegeben, und die LEHRE sendet ihre Strahlen wie die Sonne
überallhin - zu den Weisen und zu den Irren, zu den Guten und zu den Bösen.
Jeder kann das für ihn Zugängliche, bedingt durch sein Bewusstsein, aufnehmen
und verstehen; allerdings ruft der Unterschied zwischen Bewusstseinszustand und
Verstehen jene Widersprüche hervor, die unreife Geister in allen Lehren für
sich in Anspruch nehmen. Aber das ist unvermeidlich.
Nun
zu Ihren Fragen: Gewiss, alle Errungenschaften sind potentiell in uns
eingelagert. In allen Lehren wurde und wird hinreichend darauf hingewiesen, dass
der Mensch der Mikrokosmos des Makrokosmos ist und dass Liebe zum Göttlichen
Prinzip und zur HIERARCHIE DES LICHTS zweifellos der mächtigste Führer auf dem
Weg zur Errungenschaft ist.
Was
Pranayama betrifft, so überschätzen Sie seine Bedeutung. Richtiges Atmen ist
immer von Nutzen, aber jene Übungen, die von verantwortungslosen
selbsternannten Yogis angepriesen werden, sind äußerst gefährlich. Ich meine,
ich habe darüber schon ausführlich geschrieben, aber wahrscheinlich ist es
notwendig, sich dieser Frage erneut zuzuwenden. Daher möchte ich Sie noch
einmal daran erinnern, dass nur der, der sein Herz und seinen Mentalkörper von
jedweden Schlacken gereinigt hat, fähig ist, das Allerheiligste des Yoga zu
betreten. Ohne diese Läuterung wird einem kein Pranayama helfen, zu den Pforten
wahren Wissens zu gelangen. Pranayama kann zu Mediumismus führen, der die Tore
verschließt. Ausgedehnte Pranayama-Übungen oder solche, wie sie Hatha Yoga
lehrt, verwirken das Studium des Raja Yoga. Alle psychischen Fähigkeiten, die
durch künstliche Anregung des physischen Körpers und des Astralkörpers mittels
Pranayama entwickelt werden, beschränken sich auf eine sehr niedere psychische
Ebene; dies beweist die Qualität der Visionen von Psychikern und Medien. Es ist
wichtig zu erkennen, dass Psychismus keine Geistigkeit ist. Wie es in der LEHRE
heißt, ist Psychismus die Antithese von Geistigkeit und verhindert nur die
Möglichkeit der Annäherung an die großen Lehrer. Aus diesem Grunde beginnt und
endet die LEHRE mit dem Reich des Geistes und verbannt kategorisch alle
Übungen, die zur Entwicklung von niederem Psychismus führen.
Zweifellos
ist der Pfad des Geistes, der königliche Pfad, weit schwieriger und
langwieriger, aber er ist der einzige, der alle Errungenschaften im KELCH
aufspeichert. Jene, die diesen Pfad betreten, haben ihre psychischen Kräfte auf
natürliche Weise geweckt und sich auf allen sieben Ebenen entwickelt, von der höchsten
bis zur niedersten; und durch Verschmelzung aller entwickelten Kräfte wird die
große Synthese erreicht. Kein echter Lehrer wird einem Schüler helfen, durch
mechanische Übungen die Astralebene zu betreten. Man sollte sich hier keinen
Illusionen hingeben, denn es könnte leicht passieren, mit einer Wesenheit aus
diesen Sphären, die sich als Personifikator eines Lehrers ausgibt, in Kontakt
zu kommen. So viele Warnungen wurden von H. P. Blavatsky gegeben, wodurch sie
sich gerade in den Kreisen von Medien und Psychikern viele Feinde zuzog, aber
sie erfüllte die ihr aufgetragene Mission und verwies auf den Schaden des
Spiritismus, weil man in allen Gesellschaften versuchte, unwissend an diesen
heranzutreten. Aus meiner Erfahrung weiß ich, mit welcher Feindseligkeit solche
Hinweise und Warnungen aufgenommen werden.
* * *
Die
Fähigkeit, sich zu konzentrieren und schöpferisch zu denken - vorausgesetzt, dass
das Denken rein ist - ist nicht nur sehr nützlich, sondern sogar notwendig.
Ohne diese Fähigkeit des Denkens ist es unmöglich, im Wissen voranzuschreiten.
Gleicherweise ist die Entwicklung der. Willenskraft, beginnend bei kleinen
alltäglichen Angelegenheiten und mit hoher selbstaufopfernder Tat endend, die
Grundlage jeder Disziplin und Errungenschaft.
Reines
Denken mit auf das Gute ausgerichtetem Willen sowie Selbstreinigung werden
ausgezeichnete Ausstrahlungen ergeben.
Verfügen
Sie über Liebe und Willen, so besitzen Sie Streben und sind damit fähig, ein
Gebet zu zelebrieren.
Sie
haben recht, dass Übungen in Pranayama in den Städten gefährlich sein können.
Da aber Pranayama als solches keine Geistigkeit verleiht, sollten wir uns damit
gar nicht befassen. Das Wichtigste ist, sich in der Reinheit der Motive, des
Denkens und des Handelns zu üben; und wenn wir dies inmitten der Menschen und
Hindernisse tun, so hat auch die Stadt mitunter ihren Nutzen.
* * *
Sie
scheinen darüber, dass die BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK nicht überall gut
aufgenommen werden, verärgert zu sein, aber auch das ist unvermeidlich. Keine
einzige Lehre ging ins Leben ein, ohne von Gegnern angegriffen zu werden.
Ähnlich muss die Neue Lehre eingehen, begleitet vom Geschrei und den Angriffen
abgestorbener Bewusstseine. So ist das irdische Gesetz. Die Menschheit schenkt
nur solchen Erscheinungen Aufmerksamkeit, die Achtung und Martyrium
durchgemacht haben. Schon oft habe ich darauf hingewiesen, dass sich die
Menschheit nur deshalb an Buddha und Christus erinnert, weil beide in der
glücklichen Lage waren, mächtige Feinde zu haben. So möge die Neue Lehre in die
Welt eingehen und auch auf dem üblichen Weg, dem der Verfolgung, bestätigt
werden. Immer wieder muss daran gedacht werden, dass die Lehre sich auf
unerforschlichen Wegen verbreitet. So habe ich Ihnen immer geraten, nicht um
Anhänger zu werben. Ich habe Ihnen auch vorgeschlagen, kulturell-erzieherische
Versammlungen zu organisieren und nur, nachdem sie die Menschen kennengelernt
haben, jeweils ihrem Bewusstsein gemäß einige Saatkörner auszustreuen. Es ist
immer ratsam, unsere eigene Schatzkammer mit Wissen anzureichern. Ein gut
erzogener, aufgeklärter Geist wird die Lehre leicht aufnehmen, sogar in ihrem
ganzen Ausmaß. Freilich, Mangel an Wissen ist ein Hindernis auf dem
Evolutionspfad. ”Unwissenheit ist die Hölle”, sagte einer der großen Geister
der Frühzeit des Christentums.
Wahrlich,
das menschliche Bewusstsein kann keine größere Lästerung begehen, als die
unbeschreibliche Erhabenheit des Göttlichen Prinzips, das sich über das ganze
Universum ergießt, zu begrenzen. Unzweifelhaft gehen von dieser ungeheuren
unwissenden Herabsetzung alle unwürdigen Gottesbegriffe aus. Der Mensch
versucht in seinem Eigendünkel, alles auf sein Niveau herunterzuziehen. Darüber
ist in den BÜCHERN DER LEHRE genug gesagt worden. In der Tat, die BÜCHER DER
LEHRE sind ungemein reich an Begriffen über das Göttliche Prinzip, über Gott,
Geist und Geistigkeit. Der von Ihnen angeführte Ausspruch: ”Christi Geist weht
durch des Lebens Wüste” (Blätter des Gartens MORYA I, § 67), bringt denselben
Pantheismus zum Ausdruck, zu dem das menschliche Denken sich nicht erheben
kann.
Der
Gott in uns ist die einzige Realität; alles andere ist, wie es so schön und
poetisch vom Osten ausgedrückt wird, nur das ”Spiel der Großen MUTTER DER
WELT”.
Ja,
Sie haben ganz recht, wenn sie sagen, dass nicht in einem einzigen BUCH DER
LEBENDIGEN ETHIK der großen Grundlage des Seins Abbruch getan wird;
gleicherweise gibt es hier keine Schmälerung des Begriffes Christus (Chrestos)
sowie des Meisters Jesu, der ausgesandt wurde und dafür gelitten hat, was der
Welt seit langem bekannt war, aber von den Menschen immer wieder vergessen
wurde. So war es und so ist es; doch lasst uns hoffen, dass es nicht immer so
bleiben wird.
Und
nun zu den von Unwissenden aufgeklebten Zetteln an alles das, was über ihr
Verstehen hinausreicht. Wer unter den ernstdenkenden Menschen schenkt ihnen
Aufmerksamkeit? Das gleiche kann über die Angriffe gegen uns gesagt werden; wir
sind an sie gewöhnt und kennen ihren Wert. Und wahrlich, alle diese Angriffe
erwiesen sich schließlich als nützlich. In der LEHRE heißt es: ”Ohne
Verleumdung würde die ”dankbare“ Menschheit die lebendigsten Erscheinungen
begraben haben” (Agni Yoga, § 21). Darüber hinaus kann ich Sie nur immer wieder
bitten, sich nicht über die Abtrünnigen zu grämen - das sind unreife Seelen
Mögen sie ihren Weg gehen Man kann nicht zwei Meistern dienen. Mögen sie
ernstlich wählen und Verrat meiden, denn ”das Schicksal selbst eines kleinen
Verräters ist schrecklich!”
Es
ist ausgezeichnet, dass Sie an der Selbstvervollkommnung arbeiten, wie sonst
könnte man Apostel der LEBENDIGEN ETHIK werden, wenn nicht durch persönliches
Beispiel, den Nutzen und die Wohltätigkeit der Lehre beweisend? Wer könnte von
der Lehre angezogen werden, wenn die Anhänger sie nicht im Leben anwenden?
Seien
Sie über Verleumdung nicht beunruhigt. Verleumdung ist nur schmerzlich, wenn
sie von Menschen kommt, die wir achten. Lob von unwürdigen Menschen kann nur
erniedrigen.
Sie
haben eine Menge Fragen, ich will sie beantworten, will mich jedoch nicht
wiederholen, da ich annehme, dass sie die Kopie aufgehoben haben.
1.
Die Feinstoffliche Welt entspricht der Astralwelt von der niedersten bis zur
höchsten Sphäre.
2.
Die Feurige Welt ist die Welt des Geistes. Die höchste Stufe der Feurigen Welt
wird oft die Höchste Welt genannt.
3.
Alle psychischen Zentren entsprechen den physischen Zentren. Jedes Organ hat
ein eigenes Nervenzentrum; einige Doppelorgane, wie die Nieren, die Lunge, haben
Doppelzweige.
4.
Es ist theoretisch richtig, aber das Leben offenbart viele Verschiedenheiten.
Viele Frauen sind fast Männer und Männer fast Frauen, sowohl geistig als auch
physisch. Oft haben Frauen männlichen Magnetismus und umgekehrt.
5.
Das ”Mysterium des Buches des Lebens“ der Höchsten Geistwesen wird geheim gehalten.
In
der Tat, in der wahren Kosmogonie gibt es weder Engel noch Erzengel, die nicht
einst Menschen waren. Das ist vom ganzen Osten voll bestätigt. ”Es gibt weder
einen Gott oder Götter, die nicht einst Menschen waren”. Wenn Sie die
”Geheimlehre“ gelesen haben, werden Sie sich erinnern, dass die Hohen
Geistwesen, die im Osten verschiedentlich als Söhne des Lichts, Söhne der
Vernunft, Söhne des Feuers, Kumaras usw. bekannt sind, den christlichen
Erzengeln entsprechen. Natürlich sind diese Engel nicht mit Flügeln
ausgestattet, die ihnen bestimmte Hellseher infolge unvollkommener Vision oder
poetischer Vorstellung zuteilwerden ließen, um sich dieses Symbol eines Boten
einzuprägen. Dieses Symbol ist nicht schlecht, denn die von den Schulterzentren
ausgehenden Strahlen können wirklich den Eindruck von leuchtenden Flügeln
erwecken. Aber wenn wir Erdbewohner uns in feinstofflichen Körpern frei im Raum
bewegen können, ohne diese vogelähnlichen Attribute, brauchen sie dann die
Höchsten Geistwesen? Also eine weitere Enttäuschung - die Engel haben keine
Flügel! Fürwahr, die Strahlen sind weit schöner als diese vogelgemäßen
Merkmale!
Und
so waren die Schutzengel oder die Große Bruderschaft, diese Herrscher auf
unserem Planeten, Hohe Geistwesen auf anderen Planeten und Menschengötter auf
unserer Erde. Der höheren Evolution angehörend, kamen sie zu unserer Erde, um
die Evolution ihrer Menschheit zu beschleunigen. Sie sind im wahrsten Sinn des
Wortes, die Schirmherren und die Erretter unseres Planeten.
* * *
Ich
freue mich von ganzem Herzen über Ihre Hingabe an die LEHRE DER LEBENDIGEN
ETHIK, denn nur durch sie können wir das Öffnen der Tore vollbringen. Ebenfalls
freut es mich zu hören, was Sie über andere Mitarbeiter sagen. Mögen sie ihren
Geist durch die Errungenschaften im Alltagsleben stählen. Jede Arbeit, selbst
die monotonste und mühsamste, möge in ihrer Qualität verbessert werden. Der
Pfad der Jüngerschaft ist dornenvoll und mühselig, vor allem infolge unserer
alten Gewohnheiten und Verhaftungen. Daher werden nur die Gefestigten und
Furchtlosen, die ihre Selbstsucht im Feuer der Selbstverleugnung verbrannt
haben, bestimmte Tore erreichen.
* * *
Das
seit langem vorausgesagte, sehr schwierige Jahr des Beginns der Schlacht
zwischen Erzengel Michael und dem Drachen geht vorbei. Das drohende Harmagedon
findet auf beiden Ebenen statt - sichtbar und unsichtbar. Die Kräfte der
Finsternis greifen alle lichten Unternehmen heftig an, aber wir nehmen diese
Schlacht standhaft auf uns, wissen wir doch, für wen und wofür wir kämpfen. Und
viele Krankheiten stehen mit der unerhörten Spannung auf beiden Ebenen in
Zusammenhang.
* * *
Was
Sie über die Menschen schreiben, ist eine alte Wahrheit. In der Not gedenkt man
unser, im Erfolg vergisst man uns. Auch was Sie über Besessenheit schreiben,
ist für unsere Zeit charakteristisch, aber seien Sie bitte vorsichtig, denn es
gibt Besessenheitsgrade, die sehr ansteckend sind. Alle Fälle von Besessenheit
können durch die Kraft der psychischen Energie in Verbindung mit der Höheren
Kraft geheilt werden. Sicherlich, Hilfsmittel - wie erhabene Musik, wunderbare
Wohlgerüche, reine Atmosphäre und die Farbe des Raums - alles, was auf den
Geschmack des Kranken abgestimmt ist, kann sehr dienlich sein. Es ist gut, für
die Nacht am Bett eine Schale heißes Wasser mit Eukalyptusöl aufzustellen; dies
ist auch am Tage sehr nützlich. Dennoch kann ein ernster Fall von Besessenheit
nicht durch Hilfsmittel geheilt werden, sondern nur durch die Wirkung der
reinen und machtvollen psychischen Energie.
Sie
haben recht mit dem, was Sie über das Buch ”Der Ruf“ sagen. Es enthält in
konzentrierter Form die Ideen, die mehr im Detail und von verschiedenen
Gesichtspunkten her in den späteren BÜCHERN DER LEHRE analysiert sind. Aber es
ist zwecklos und unrichtig, die ”Briefe der Mahatmas“ zu kritisieren und
abzulehnen. A. P. Sinnett schrieb seinen ”Esoterischen Buddhismus“ auf Grund
dieser Briefe. Ihr Inhalt, nur weit ausführlicher behandelt, liegt auch der
”Geheimlehre“ zugrunde. Dieser Band der ”Briefe“ ist eines der großartigsten
Bücher, und es wird auch im Westen sehr geschätzt. Es abzulehnen bedeutet, die
ganze durch H. P. Blavatsky übergebene Lehre und alle BÜCHER DER LEBENDIGEN
ETHIK abzulehnen. Bedauerlicherweise sind in dem von Ihnen genannten Band nur
wenige Briefe und unvollständige Auszüge daraus verwendet worden. Doch leider,
sogar in dieser Form sind sie, wie Sie sehen, von bestimmten Bewusstseinen
schwer zu erfassen.
Sie
haben recht, wenn Sie sagen, dass Christus Jesus eine außergewöhnliche
Erscheinung in der Geschichte war, aber es kann mit gleichem Recht gesagt
werden, dass auch alle anderen Kumaras oder Gottmenschen nicht weniger
außergewöhnlich waren. Und nur ein eitler Unwissender wird die verschiedenen
Gestalten dieser Höchsten Geistwesen zu messen suchen. Ein sehr treffender
Ausspruch findet sich in der LEHRE: ”Man wird fragen, wer steht höher Christus
oder Buddha?” Antwortet, dass man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir
können nur durch ihre Strahlung entzückt werden. Der Christus-Strahl nährt die
Erde genauso wie der Regenbogen des Buddha die Bestätigung der Gesetze des
Lebens bringt” (Blätter des Gartens MORYA II, § 310).
Sie
schreiben, dass jedwede Streitigkeit und Polemik über erhabene Begriffe sehr
bedauerlich ist. Dies ist völlig richtig, aber besonders bedauerlich ist die
unwissende Polemik, die nur zur Gereiztheit führt. Man kann anderen nicht
erklären, was für einen selbst unklar ist; dadurch entsteht nichts als
schädliche Verwirrung. Der Gedankenaustausch zwischen hochgebildeten Menschen
ist sehr schöpferisch, denn durch Gedankenaustausch verschiedener Meinungen
werden Funken der Wahrheit geschlagen. Gerade der Gedankenaustausch ist
notwendig, nicht auf Unwissenheit beruhende Ausführungen.
Wahr
ist auch, dass unvollständige Behauptungen in Büchern für den oberflächlichen
Leser oft den Eindruck des Widerspruchs erwecken. Selbst die Größten Lehrer
sind solcher Widersprüche bezichtigt worden. Aber die Ankläger übersehen den
wichtigsten Faktor, nämlich ihre eigene Unwissenheit. Wer in allem den Ruf nach
Gottlosigkeit und Satanismus sieht, ist wahrhaftig fern jeder Aufklärung, und
kein Argument wird ihn überzeugen können. Jene, die über das Buch ”Die
Grundlagen einer Neuen Weltanschauung” verwirrt waren, sind zu bedauern und
müssen allein gelassen werden. Und was die Kirchenväter betrifft, so haben
diese vergessen, dass 1906 in der Regierung Nikolaus II. Freiheit und
religiöser Glaube sowie Meinungsfreiheit gestattet waren. Viele Kirchenväter
würden wahrscheinlich gern in die Zeit religiöser Intoleranz zurückkehren und
auch zu Domostroy (ein Buch des 16. Jahrhunderts über die Organisation des
Familienlebens und des Haushalts). Es gibt Andeutungen darüber an einigen
Stellen. So ist der Autor des Pamphlets ”Die orthodoxe Welt und das
Freimaurertum“ von der Synode durch einen Orden belohnt worden, weil er
offensichtlich die besten Söhne seines Landes schmähte. Nichtsdestoweniger besiegt
das Licht die Finsternis.
Das
neue Buch AUM wird jetzt herausgebracht. Zweifellos werden jene im Gegenlager
wieder ein Gezeter und Geschrei erheben: ”Wozu diese heidnischen Begriffe? Wie
kann man es wagen, Göttlichen Segen mit dem heidnischen AUM gleichzusetzen
usw.” Wir können ihnen antworten: ”Behaltet eure Unwissenheit für euch” und die
Ausführungen der Lehre zitieren: ”Spricht man zu den Gelehrten von
magnetisiertem Wasser, so wird dieser Ausdruck angenommen, spricht man aber von
verzaubertem Wasser, wird man zu den Unwissenden gezählt. Dabei liegt der
Unterschied lediglich in der Benennung, denn in Wirklichkeit wird dieselbe
Energie angewendet. Es ist Zeit für die Wissenschaft, ihren Gesichtskreis zu
erweitern - frei von jeglichen gelegentlichen Benennungen. (”Alle Dramen des
Lebens entstehen aus Benennungen”, Anmerkung des Verfassers.) Man sollte sich
von Kindheit an angewöhnen, das Wesentliche der Dinge aufzuspüren.”
”Beim
Studium der Glaubensgeschichte kann man beobachten, dass die Menschheit
feinstoffliche Begriffe wiederholt erfasste, aber sie wieder vergaß und später
das verwarf, was bereits erkannt wurde. Man kann bemerken, wie in alten Zeiten
das Gesetz der Wiedergeburt begriffen und in einem Krampf des Zorns wieder
abgelehnt wurde. Der Grund für diese kirchliche Ablehnung ist verständlich -
eine Kaste verteidigte ihre Vorrechte, denn das Gesetz des Seins drohte, die
Rechte der Menschen gleichzumachen. So geschah es in verschiedenen Zeitaltern,
denn die Wellen der Erkenntnis und der Unwissenheit sind überall die gleichen.
Sie bringen die für den Fortschritt des Bewusstseins so nötigen Gewässer in
Bewegung. Daher erlangt jeder, der nach Wissen strebt, Gelassenheit des Geistes
inmitten des Sturms und der Anstrengung. Lasst uns nicht in Unwissenheit
verharren, wenn Wissen an alle Tore pocht!”
Ich
möchte Ihnen einen Auszug aus einem Artikel über die ”Erbsünde“ aus einer
englischen Zeitschrift bringen. ”An einen Religionslehrer wurde von einem
Schüler folgende Frage gestellt: ”Warum wird verkündet, dass die Sünde und das
Böse mit Adam und Eva im Paradies in die Welt kam, wo es einen Baum der Früchte
des Guten und des Bösen gab? Wie kamen die Früchte des Bösen ins Paradies? Wie
konnte im Paradies der Teufel sein?” Wirklich, manche Schulkinder von heute
sind klüger und denken schärfer als jene der vergangenen Generation. Man kann
das Bewusstsein nicht zurückdrängen. Die Erbsünde wird von jenen begangen, die
die Aufklärung und Entwicklung des Denkens in den Menschen gewaltsam aufhalten.
Jedwede Gewalt steht in Widerspruch zu den Gesetzen des Universums und löst
unvermeidlich Explosionen und Zerstörung aus. Blicken wir zurück, so können wir
die Hauptgründe, die den Niedergang der alten Welt verursachten, erkennen. In
der Tat, Erstickung des Denkens und des Geistes züchtete jeden darauf folgenden
Wahnsinn, bis der lange überwachte Damm brach und alles vom Sturzbach
hinweggeschwemmt wurde. So kann niemand dem Denken Einhalt gebieten, dieser
feurigen Energie und Krone des Universums. Große Veränderungen gingen im Bewusstsein
der Massen aller Länder vor sich, aber noch immer weigern sich manche Menschen,
diese Tatsache zuzugeben. Der Grund für das ganze Übel, das sich jetzt
ausbreitet, ist Unwissenheit und die ungeheure Verantwortungslosigkeit, die
regierte und noch regiert, wie man unter den sogenannten ”mit Macht
Ausgestatteten“ beobachten kann. Die Menschen bedürfen der Fürsorge, und diese
Fürsorge sollte sich vor allem in der Aufklärung und ihrer richtigen Erziehung
offenbaren. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Und
so suchen Sie nicht nach Anhängern, arbeiten Sie jedoch an Ihrer eigenen
Vervollkommnung.
25.
Mai 1936
Sie
haben ganz recht, wenn Sie sagen, dass wir aus Mangel an Begriffsbestimmungen
in unserer westlichen Sprache auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen bei
dem Versuch, nicht nur die Höheren Begriffe, sondern auch eine ungewohnte
Annäherung an eine bereits bekannte Vorstellung auszudrücken oder zu erklären.
Westliches Denken ist vergleichsweise grob und schwer, und infolgedessen hat es
all die feinen Nuancen in den Begriffsbestimmungen, an denen der Osten so reich
ist, noch nicht entwickelt. Der Hauptgrund für den Mangel an Verstehen ist, dass
die Menschen des Westens an die Verfeinerung des Denkens nicht gewöhnt oder
besser, nicht darin geübt sind. Gibt es viele, die imstande sind, mit echter
Aufnahme zu lesen? Die meisten Menschen lesen mit den Augen und nicht mit dem
Geist und dem Herzen, daher bleibt ihnen die tiefere Bedeutung verloren.
Gewiss,
in dem Wort Religion ist ein Begriff von größter Bedeutung enthalten, aber der
jetzigen Menschheit ist dieser Sinn verlorengegangen. Richtig bedeutet Religion
die Beziehung des Menschen zur Höheren Welt oder zum Höheren Prinzip. Doch
jeder versucht, sich dieser großen alleinigen Beziehung als eines
ausschließlichen Besitzes zu bemächtigen. Daher hat jedes Volk ihn für sich
abgesondert, beschränkt und mit dem Stigma des Fanatismus gestempelt, indem es
jeden ungewohnten Ausdruck dieses Begriffes von seiten jener, die ihm
nahestehen, verbannt. So haben wir aus einer einzigen Religion viele
Pseudoreligionen gemacht, die einander ausschließen. Doch wenn man zu sagen
wagt, dass die Hauptursache allen Übels nicht die wahre Religion, sondern die
Pseudoreligion ist, wird jeder auf seinen Nächsten zeigen, und seine Eitelkeit
wird es nicht zulassen, dass diese bittere Wahrheit auch für ihn gilt. Es wird
zu neuer Unklarheit und neuer Versuchung führen. Die Bedeutung der Wörter kann
in allen Sprachen nur durch das Herz beziehungsweise durch Gefühlswissen
richtig verstanden und angenommen werden.
Ängstigen
Sie sich nicht über Angriffe und Verleumdungen. All dies ist nur abgestandener
Schlamm von Morasten. Ich habe bereits geschrieben, dass keine einzige Lehre
des Lebens ohne harten Widerstand angenommen wurde. Das gleiche wird den
BÜCHERN der LEBENDIGEN ETHIK widerfahren - wie Jesus sagte (Lukas 6:26): ”Wehe
über euch, wenn alle Menschen gut von euch reden! Gerade so haben ihre Väter an
den Lügenpropheten gehandelt.” Man kann es nicht klarer ausdrücken. Und wer von
den für die Wahrheit Schaffenden wollte mit dem Merkmal eines Lügenpropheten
behaftet sein? Jenen, die den ”Kelch des Ostens“ (Auszüge aus den ”Mahatma
Letters“ von A. P. Sinnett) nicht annehmen wollen, sollte man sagen, dass die
Welt weit und das Licht groß ist und dass der ”Kelch des Ostens“ in vielen
Heimen eine neue Kerze entzündete und neue geistige Freude auslöste. Die Lehre
verbreitet sich auf unerforschlichen Wegen. Niemand und nichts kann den
Kosmischen Magneten in seiner evolutionären Bewegung aufhalten. Ganze
Kontinente und Rassen, die untergegangen sind, zeugen davon. Die Menschheit
unserer Rasse beschleunigt in ihrer irrigen Uneinigkeit ihren eigenen
Verschiebungszyklus. Unser Schiff eilt dem Untergang zu, und die finsteren
Anstifter freuen sich in ihrer Bosheit, denn sie hoffen, auf den Wracks zu
entkommen.
Ich
würde die Widersacher des ”Kelches des Ostens“ nicht ”vernünftig intelligent“
nennen, denn gerade in solchen Widersachern ist schwer eine Spur von
Intelligenz zu finden. Ihre Intelligenz gleicht der Widerspiegelung eines
Zerrspiegels. Solche Spitzfindigkeit verursacht die Entartung der höheren
Zentren und macht Erkenntnis unmöglich. Jemand sagte, wenn man die Behauptung
über das Böse der Religionen wörtlich und rundweg annähme, müsste man in
logischer Folgerung der fatalen Formel, dass Religion Opium für das Volk sei,
zustimmen. Buchstäblichkeit und Geschmacklosigkeit sind Attribute der
Beschränktheit, und nur unzweifelhafte Beschränktheit könnte zu einer solchen
Formel gelangen. Doch niemand wendet sich der Beschränkung zu, um das neue
Verstehen zu erfassen! Nur ein voreingenommener Geist wird nicht gelten lassen,
dass jede abgesonderte, beschränkte und dekadente Religion tatsächlich Opium
ist, das schlimmste Gift von Uneinigkeit und Zersetzung. Das gleiche kann von
der Unwissenheit der Wissenschaft gesagt werden, und im allgemeinen über jede
Unwissenheit. Das neue Bewusstsein ringt danach, die Verbindung mit der Höheren
Welt und der einen Quelle aller Lehren, Philosophien und allen Wissens
überhaupt herzustellen.
Ebenso
müssten diese Besserwisser gewusst haben, dass jede Epoche einem bestimmten
Wissensgrad entspricht, und was für ein Jahrhundert wichtig und zweckmäßig war,
kann nicht genauso für das folgende bestimmend sein. Wäre dem so, wo bliebe da
die Evolution? Der Menschheit wird in jeder Phase ihrer Entwicklung nur jener
Teil der Wahrheit gegeben, der von einer Minderheit angenommen werden kann. In
jeder Epoche, in jeder Religion und in jedem Volk erschienen neben den Großen
Lehrern, die ein neues Verstehen der vergessenen alten Offenbarung
überbrachten, nach einer gewissen Zeit Hohe Geistwesen, um das neuempfangene
Vermächtnis zu klären. Diese Geistwesen ragen aus dem Hintergrund der
unwissenden Vertreter der Religionsformen als strahlende Leuchttürme hervor.
Diese Fackelträger erleiden zu oft das Schicksal der Märtyrer, und ihre Werke
werden, wie sie selbst, von den Händen verschiedener Glaubenseiferer zunichte
gemacht. Niemand würde daran denken, Sie mit einer anderen Religion in
Verbindung zu bringen, und Sie stehen isoliert da, abseits jedes kirchlichen
Dogmas, was nicht überrascht; denn Sie waren schon immer Verneiner unwürdiger
Kirchendiener.
Gleicherweise
war der Heilige Sergius mit dem Geiste des äußeren kirchlichen Dogmatismus
nicht behaftet, und wer es anders versteht, ist blind und taub. Man kann
Menschen begegnen, die behaupten, der Heilige Sergius wäre ein orthodoxer
Kirchenvertreter gewesen, weil er Kirchen baute, Klöster errichtete und strenge
Regeln, Rituale u. dgl. einführte. Aber der Sinn des ganzen Schaffens des
Heiligen Sergius war kein äußerlicher Dogmatismus, sondern lag in seinem
hochmoralischen und ethischen Einfluss auf seine Zeitgenossen. Mit dem
Aufstellen von strengen Regeln, der Einführung von Disziplin inmitten der
wilden Sitten jener Zeiten, trug er dazu bei, den Charakter der Menschen zu
formen, die Macht des Volkes aufzubauen. Aus der Geschichte ist bekannt, in
welch chaotischer Lage sich der Geist des Volkes in der ernsten Zeit des
mongolischen Jochs befand sowie wegen der zügellosen Sitten der herrschenden,
sich gegenseitig befehdenden Fürsten. Strenge Schulung und Zügel waren
vonnöten, die auf Begriffen beruhen mussten, die den Menschen nahestanden und
verständlich waren. Für das Bewusstsein, das gerade aus einem kindlichen
Zustand erwacht war, waren Symbole und Zeremonien wichtig. Und wie wir
bemerken, können sich auch jetzt noch manche von diesen Symbolen nicht lösen;
mit schwachen Bewusstseinen muss man nachsichtig sein. Christus jedoch sagte:
”Aber die Stunde kommt, und jetzt ist sie, da die wahren Anbeter den Vater im
Geist und in der Wahrheit anbeten; denn der Vater sucht solche Anbeter. Gott
ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten
… (Joh. 4:23, 24).
Das
Troitsky-Sergievsky-Kloster mag verschwinden, denn selbst zu seinen Lebzeiten
war es schon fast zerstört; doch das Andenken an Sergius selbst wird nie
sterben, denn groß war der Magnet des Geistes, den er in die Seele des
russischen Menschen einlagerte. Die Geschichte der geistigen Entwicklung der
russischen Seele und der Beginn des Sammelns und des Aufbaus Russlands ist mit
dem Namen dieses Großen geistig Schaffenden unlösbar verbunden. Gerade das
erklärt, warum alle finsteren Kräfte gegen diesen großen Namen die Waffen
erhoben. Welche Relikte sind von den Großen Lichtträgern geblieben, von Buddha
und Christus (von ersterem eine Handvoll Asche, vom zweiten ein herkömmliches
Grab); aber ihr Andenken lebt und wird stärker nach Jahrhunderten, wenn es von
den Anhäufungen und von Unwissenheit gesäubert worden ist.
Wenn
jemand die tiefere Bedeutung von ”irgendeinem algebraischen Zeichen“ oder einer
Bezeichnung ersetzen will, mag er eben dabei bleiben.
Das
gleiche bezieht sich auf den ”Kelch des Ostens“. Wer kann darin eine
Beschränkung auf Gottlosigkeit und völlige Unwissenheit sehen? Jemand bedauert,
dass der Ältere Mahatma vor 50 Jahren nicht jene Apotheose gegeben hat, wie
jetzt in der ”Feurigen Welt“. Doch wer will wissen, was vom Älteren Mahatma
wirklich gegeben wurde oder nicht? Für einen mit östlichen Lehren und östlichem
Denken vertrauten Geist ist diese Apotheose das Grundprinzip.
Ebenso
sprechen alle von Ihnen aus dem Buch ”Der Ruf“ angeführten Zitate von demselben
erhabenen Pantheismus, von dem die Bände der ”Geheimlehre“ und die ”Mahatma
Letters“ durchdrungen sind. Darüber hinaus ist die Schaffenskraft der Mahatmas
so groß und vielfältig, dass sie kaum in jedem Fall und zu allen Zeiten, zu
verschiedenen Nationalitäten und Bewusstseinen immer mit derselben Formel
sprechen werden. Selbst ein Durchschnittskünstler oder Dichter ändert seinen
Stil und sein Idiom entsprechend, wenn er verschiedene Epochen und Stellen
interpretiert. Erstarrte Gedanken, erstarrte Formeln stehen im Widerspruch zum
Kosmos. Leben ist ewige Bewegung, ewiger Wechsel der Formen.
Verschiedenartigkeit ist Leben, Monotonie ist Tod.
Ich
möchte in den äußeren Hüllen der spitzfindigen dialektischen Besserwisser nicht
zu viel herumwühlen, das wäre eine unverantwortliche Zeitvergeudung.
So
sende ich Ihnen Mut und Furchtlosigkeit. Beunruhigen Sie vor allem Ihr Bewusstsein
nicht mit den Einflüsterungen jener Klugen, die nach unserer Meinung völlig
unwissend sind.
26.
Mai 1936
Nehmen
Sie die Angriffe auf die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK gelassen hin. In der Tat,
immer wird alles Neue, das das Bewusstsein von gewohnter Stagnation wegführt,
von bösartigen Ausrufen und von Widerstand begleitet. Davon gibt es in der
Geschichte der Religion und auch im Bereich der Wissenschaft zahlreiche Beispiele.
Für jene, die sich als Christen bezeichnen, sollte das Beispiel Christi selbst
das lebendigste sein, aber sie neigen dazu, gerade ihn zu vergessen. Wer
verfolgte und kreuzigte Christus, wenn nicht die Dogmatiker und
Schriftgelehrten, und sagten die Pharisäer nicht von ihm: ”Mit Hilfe des
Obersten der Geister treibt er die Geister aus” (Matth. 9:34). Und weiter heißt
es bei Lukas 11: 15, 18: ”… einige von ihnen aber sagten: ”Durch Beelzebub, den
Obersten der Geister, treibt er die Geister aus. Um ihn zu versuchen, forderten
andere von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber durchschaute ihre Gedanken und
sagte zu ihnen: ”Jedes Reich, das in sich selbst zerrissen ist, wird zerstört,
und ein Haus fällt über das andere. Wenn nun auch der Satan in sich selbst zerrissen
ist, wie kann sein Reich bestehen?”
Es
ist seltsam, dass jene, die am lautesten heulen und die BÜCHER der LEBENDIGEN
ETHIK angreifen, die sie gar nicht kennen, auch ihre eigenen Schriften nicht
kennen. Liest aber jemand gelegentlich doch etwas aus den Büchern, so kleidet
und erklärt er es auf eine für ihn vorteilhafte Weise. Immer wieder betonen wir
und raten, keine unreifen Bewusstseine anzusprechen und zu zwingen - es hat
keinen Zweck und ist sogar gefährlich. Alles muss ganz natürlich vor sich
gehen. Ein bereiter Geist weiß genau, wo die Wahrheit liegt, und nichts kann
ihn verwirren oder abschrecken. Allerdings sind diese in der Minderheit. Aber
in dieser Ära sind sie zahlreicher als zuvor, denn keine Unterdrückungen können
der Evolution Einhalt gebieten Denken Sie daran, wie wenige Anhänger und
Schüler Christus hatte; und selbst unter diesen wenigen gab es einen Nikodemus
und einen Judas! Sorgen Sie sich nicht um die Aufklärungsarbeit, sie geschieht
auf eigenen Wegen. Über die ganze Erdweite nimmt die Zahl der Suchenden zu.
Die
erste AUFGABE der LEBENDIGEN ETHIK ist, das Bewusstsein zu erweitern. Wollen
wir uns daher in Gedanken nicht an zufällige kleine Orte und an eine
Menschengruppe heften. Das Universum ist weit und das Licht ist nicht schwach.
Während sich an einer Stelle Verleumdung ausbreitet, wird an einer anderen das
neue Denken tausendfach empfangen. Irgendwo gibt es Verrat, anderswo Beispiele
eines beachtenswerten Feuers des Geistes und der Selbstaufopferung. Man muss es
lernen, das geistige Gleichgewicht zu finden und den unvermeidlichen Offenbarungen
der Finsternis gelassen entgegenzutreten. Sie wissen bereits, dass wir in einer
seit langem in allen Schriften vorausgesagten ernsten Zeit leben, in der Zeit
des Kampfes der lichten Kräfte mit denen der Finsternis. Wundern wir uns nicht
über die Schliche der Angriffe des Bösen. Wahrlich, nach der Schlacht, die
einige Jahre dauern wird, und nach dem Sieg des Lichts über die Finsternis wird
die Macht des Fürsten der Finsternis nicht mehr ansteigen können und seine
Kraft wird abnehmen. Aber da man nicht zwei Herren dienen kann, möge sich
schließlich jeder in seinem Herzen entscheiden, wem er dienen will, um nicht
ein Verräter zu werden, oder wie es in der Offenbarung des Johannes heißt,
3:16: ”Weil du weder warm noch kalt bist, so will ich dich aus meinem Munde
speien …”
Wenn
daher jemand nicht stark genug ist, die Furcht und den Zweifel zu überwinden,
dann ist es besser, sich nicht zu nähern. Folgt jemand dem dogmatischen Christentum,
so möge er daraus die beste Lehre ziehen. Gerade die Neue Epoche beleuchtet die
Lehre Christi mit neuer Erkenntnis. Aufgeklärte Geistliche - und solche gibt es
bereits - werden sich den wahren Bündnissen Christi zuwenden, den Bündnissen
der ersten Kirchenväter und den Werken des großen Leuchtturmes der Christenheit
Origenes, der für die ganze Philosophie des Christentums die Grundlage legte.
Zum
Schluss wiederhole ich erneut, dass uns keine Angriffe schrecken können, denn
wir dienen dem Großen Licht. Darüber hinaus - worin besteht die wahre
Heldentat? In der allgemeinen Anerkennung? Die begeisterten Schreie der Masse
folgen niemals den Erweckern des neuen Bewusstseins und den Überbringern neuer
Entdeckungen. Wie es im Evangelium des Heiligen Lukas heißt: ”Wehe über euch,
wenn alle Menschen gut über euch reden, genauso haben ihre Väter an den
Lügenpropheten gehandelt”. Es wäre nützlich, in den Schulen Bücher wie ”Die
Märtyrer der Wissenschaft“ zu lesen. Dies alles scheint alt zu sein, aber nichtsdestoweniger
ist es ewig neu. Daher sagen wir: ”Fürchten wir uns nicht!”
Leben
Sie mit dem Herzen, entwickeln Sie Toleranz und Edelmut, und das neue Bewusstsein
wird sich in Ihrem Innern festigen.
8.
Juni 1936
Möge
die neue Runde neues Wissen bringen. Fürchten wir keine Angriffe und Kämpfe,
denn die HIERARCHIE DES LICHTS braucht den Sieg; doch ist Sieg ohne Kampf
möglich? Ist es nicht ein Sieg, in diesem schweren Jahr so viele wichtige
Bücher veröffentlicht zu haben? In der Tat, solch ein Werk ist eine sehr ernste
Niederlage für den Feind.
Und
nun zu Ihren Fragen. Ich habe viel über Karma geschrieben. Gewiss, um diesen
Begriff haben sich viele ungeheure Entstellungen gehäuft, und eine der
schlimmsten ist die Weigerung, seinem Nächsten aus Furcht, sein eigenes Karma
zu erschweren, nicht zu helfen.
Wäre
dies nicht die größte Selbstsucht? Wenn wir unserem Nächsten wohltätige Hilfe
zuteilwerden lassen, nehmen wir einen Teil seines Karma auf uns, doch wie könnte
das unsere geistige Entwicklung, die allein unser Karma bestimmt, belasten?
Im
Gegenteil, Verweigerung der Hilfe kann Karma maßlos belasten, denn wer kann
sagen, an wem und wann wir alte Schulden abtragen? Nur der Archat weiß, wo
keine Hilfe gegeben werden darf, doch wir müssen unsere helfende Hand
ausstrecken, wo immer es nötig ist. Wie der Heilige Sergius sagte: ”Wer es
unterlässt, seinem Bruder zu helfen, wird den Dorn aus seinem eigenen Fuß nicht
herausziehen können”. In der Tat, überall und immer muss man Angemessenheit und
Zweckmäßigkeit üben. Es gibt aber auch Menschen, die alles abgeben wollen und
dadurch von anderen abhängig werden. Aber solchen Menschen sollten wir eine
Mahnung aus der LEHRE zitieren: ”Wer sagte, dass ihr wahnsinnig abgeben sollt?
Der Wahnsinn bleibt dennoch bestehen”. Darüber hinaus vergessen die Menschen
oft die geistige Hilfe, welche die stärkste ist. Aber eine Tatsache wird sehr
oft nicht beachtet, und das ist, dass Karma hauptsächlich durch unsere Gedanken
geschaffen, erleichtert und gewogen wird. Der Gedanke und sein Motiv weben
nämlich unsere Aura, dieses Magnetfeld, das alle Möglichkeiten entweder anzieht
oder abstößt - und dieser entscheidende Faktor wird bei den Gesprächen über
Karma sehr oft außer acht gelassen. Doch wäre es anders, gelänge es uns nie,
aus dem Teufelskreis des Karma herauszukommen.
Wenn
daher die Menschen weniger über Karma nachdächten und mehr über die Reinigung
und Vervollkommnung ihrer Gefühle und Gedanken, würden sie große Fortschritte
machen. Man sollte neues Karma nicht fürchten, sondern nur bestrebt sein, seine
Qualität zu verbessern. Aus Furcht vor neuem Karma kann man solch einen Käfig
schaffen, aus dem es nur einen Weg gibt - Involution. Man sollte daran denken, dass
im Kosmos Angemessenheit herrscht; daher wird bedeutsames Karma bedeutende
Wirkungen zeitigen. Obwohl das Karma großer Verantwortlichkeit sehr belastend
ist, bringt es allein große Errungenschaften. Die Menschen sollten daher weder
das Handeln noch Verantwortung scheuen.
Und
weiter sollten wir bedenken, dass schweres Karma nicht ein niedriges Karma sein
muss; in der Tat, gerade umgekehrt ist es. Leichtes Karma ist unbedeutendes
Karma. Leichtes Karma ist an sich oft eine ernste Prüfung, denn sehr selten
kann ein Mensch im materiellen Wohlstand zur nächsten geistigen Stufe
aufsteigen. Aus diesem Grunde erachten die Weisen ein leichtes Leben als Fluch.
Wäre Jeanne d’Arc von ihrem König mit einem Gut belohnt worden und hätte sie
ihr Leben in Luxus und Wohlstand zu Ende geführt, sie wäre nicht Jeanne d’Arc
gewesen. Es war jedoch nicht ihr persönliches Karma, das den Tod auf dem
Scheiterhaufen forderte. Wir müssen an die Missionen denken, die große Geister
freiwillig auf sich genommen haben. Die Haltung ihnen gegenüber seitens derer,
auf die sie ausgerichtet sind, bestimmt das Karma dieser Völker für viele
Jahrhunderte. So dienen diese großen Geister als Prüfstein für das Bewusstsein
der Völker.
Gleicherweise,
wenn im gleichen Geist das Verstehen einer zu leistenden Tat oder ein
Anerbieten für einen gleich hohen Zweck angenommen und vollführt wird, so wird
diese dreifache Energie auf der anderen Seite Ergebnisse bringen, die
hundertfach stärker sind. Es kann sein, dass die Ergebnisse sich nicht in
dieser Inkarnation einstellen, aber in der nächsten; denn je weiter der durch
die Tat erfasste Kreis ist, desto länger währt die Vergeltung, und umso
mächtiger werden die durch sie angehäuften Möglichkeiten und Ergebnisse sein.
Aus diesem Grunde wird in allen östlichen Schriften darauf hingewiesen, dass
die Hilfe, die einem Glaubenskämpfer (nicht im engen Sinn des Wortes) erwiesen wird,
in ihrer Wirkung alles andere übertrifft. Aber gerade diese große Wahrheit
wurde zur Ursache für die meisten schrecklichen Verfehlungen der Priesterkaste.
Geschenke und Opfer, die Finanzierung der Tempelbauten, das Ausschmücken der
Ikonen mit kostbaren Edelsteinen und die goldenen Messgewänder, die pfundschweren
Kerzen - das alles gründet auf derselben, aber entstellten Wahrheit. Im
Verlaufe von Jahrhunderten wurden alle geistigen Werte durch materielle
ersetzt. Die Menschen vergessen, dass sie Gold und materielle Werte, einerlei
welche, in den überirdischen Sphären nicht nutzen können. In den überirdischen
Sphären ist der reichste Mann ein Bettler. Daher sollte man nicht versuchen,
Karma zu verbessern, indem man Handlungen vermeidet, sondern durch intensive
Entwicklung und Aufspeicherungen von geistigen Werten.
Und
nun über den § 320 aus dem Buch ”Feurige Welt III“. Gleichgewicht und Harmonie
sind ein und derselbe Begriff. Daher kann man sagen, dass der Kosmos durch
Tätigkeit und Harmonie der Atome aufrechterhalten wird. Der Mensch als
Widerspiegelung des Makrokosmos muss daher danach streben, alle in seinen
Mikrokosmos eintretenden Atome zu harmonisieren. ”… Gleichgewicht wird in
Übereinstimmung mit der Willensentwicklung bestätigt”. Daher bestätigt eine von
einem disziplinierten Geist gelenkte Tat Einklang mit den kosmischen Gesetzen
und bewirkt folglich Gleichgewicht. Der durch selbstsüchtige Begierden gefärbte
niedere Wille züchtet die Schrecken der Zerstörung; denn Zusammenprall zwischen
disharmonischen Kräften verursacht Explosionen im Kosmos und das Chaos hat
freie Bahn. Ein unwissender und lasterhafter Mensch verursacht tatsächlich
giftige Explosionen und chaotische Verwirrung in seinem eigenen chemischen
Laboratorium und verseucht die Atmosphäre ringsum ganz beträchtlich.
Und
so heißt es: ”Des Menschen karmische Waage offenbart das Ausmaß seines freien
Willens”. Das heißt, die Qualität des Karma gibt entweder Kunde von dem jeweils
höheren oder niederen Willensgrad einer Person. Der Wille ist der Hauptfaktor
und Schöpfer alles Seienden. So wird der Mensch nicht von den Höheren Kräften
oder von der Gottheit belohnt oder bestraft, sondern allein auf Grund der
Affinität des Atoms, das mit den Atomen der entsprechenden Sphäre in den Wirbel
seiner Aura eindringt, wird er in diese oder jene Umgebung der Sphäre gezogen.
Es heißt, dass sich Karma keines harmonischen Körpers bemächtigen könne, und so
lasst uns bestrebt sein, unsere Energie zu vervollkommnen. Vervollkommnung wird
zur Ausgeglichenheit und zur Harmonie führen
Und
jetzt über das Opfer Christi. Es ist natürlich undenkbar, die Bedeutung des
Opfers oder der Kreuzigung Christi in der Art zu verstehen, wie viele niedere Bewusstseine
es tun. Die Wahrheit ist, dass Christus, der die Macht des Geistes über die
physische Materie manifestieren wollte, den Opferkelch annahm und durch sein
Blut das von ihm überbrachte Vermächtnis besiegelte. ”Kein Mensch ist einer
größeren Liebe fähig als jener, der sein Leben für seine Freunde hingibt”. Und
im Buch ”Agni Yoga“, § 8, heißt es: ”Es sei darauf hingewiesen, warum die
Lehrer des Wissens beim Verlassen der Erde so viel gelitten haben. Dieses Leid
nahmen sie natürlich bewusst und freiwillig auf sich. Wie der Gastgeber die
Schale bis zum Rande füllt, so will der Lehrer dieses letzte Zeichen Seines
Vermächtnisses prägen.”
Wenn
daher das große Beispiel und Opfer Christi die Feuer in unserem Herzen entfacht
und wir sein Gebot befolgen, werden wir erkennen, dass er nicht vergeblich litt
und erst der von ihm empfangene Kelch sein Vermächtnis besiegelte. Doch wenn
wir glauben, dass - unbekümmert um die von uns begangenen Fehler - das von
Christus vergossene Blut uns für immer von der Macht des Teufels erlösen wird,
dann werden wir selbst zum Teufel! Niemand kann andere erlösen. Der Geist kann
nur durch eigene Anstrengungen in die vorbestimmte herrliche Welt aufsteigen.
”Glaube ohne Tat ist tot”.
Alle
Großen Lehrer werden Erlöser der Welt genannt, weil sie immer und immer wieder
den Pfad des Lichts weisen. Sie können uns jedoch nur helfen und beschützen,
wenn wir Ihren Schutz annehmen. Der gesamte Kosmos gründet auf dem Gesetz der
Wechselwirkung oder der Gegenseitigkeit, und wo es keinen Widerhall gibt, da
gibt es keine Wirkung. Das erklärt, warum Christus dort keine Heilung bewirken
konnte, wo es des Glaubens ermangelte und wo kein Streben des Geistes zum
heilenden Strahl vorhanden war.
* * *
Das
Sakrament des Großen Opfers hat seinen Ursprung in den ältesten Mysterien. Bei
der letzten Einweihung wurde dem Neophyten ein mit dem roten Saft des Granatapfels
(Symbol des Blutes) gefüllter Kelch überreicht, dessen Inhalt er in vier
Richtungen zu verschütten hatte, als Zeichen seiner Bereitschaft, seine Seele
und seinen Körper für den Dienst der Weit hinzugeben, d. h. für die Wahrheit zu
leiden. Ebenso wollte Christus dieses Symbol unter seinen Jüngern festigen, um
der künftigen Generation das Gedenken an sein Opfer und Vermächtnis zu
erhalten. Keine mechanische Kommunion kann unsere Seele erlösen, denn ”Glaube
ohne Taten ist tot”.
Ich
entsinne mich eines Gesprächs mit einer Missionsfrau über das Opfer Christi.
Sie schlug sich an die Brust und schrie hysterisch, sie wisse, dass Christus
für sie gelitten und sie von ewiger Verdammnis erlöst hätte. Ich versuchte, ihr
zu erklären, dass Christus nicht für sie, sondern ihretwegen gelitten hätte.
Wir trafen uns natürlich nie wieder. Man nannte uns Heiden und Spione und
bedachte uns mit anderen ähnlichen Ausdrücken …
Für
mich gibt es keine größere Gotteslästerung als die Vorstellung eines allbarmherzigen Gottvaters,
der seinen eingeborenen und ebenbürtigen Sohn für die Sünden aller Menschen
opferte, für jene Menschen, die er nach der Schrift selbst erschaffen hat! Das
erinnert an einen bestimmten Akkadischen Herrscher, der seinen Sohn opferte, um
den Auswirkungen seiner eigenen Sünden zu entrinnen. Die Geschichte des
Altertums berichtet und verurteilt zugleich einen solch barbarischen Begriff
von Vaterschaft. Ist es möglich, dass spätere Generationen solch ein Beispiel
von Elternliebe annehmen und es zum Status der Göttlichkeit erheben konnten?
Jeder echt liebende irdische Vater und jede irdische Mutter würden für die
Rettung ihres Sohnes gern ihr Leben opfern. Kann sich dann ein Göttlicher Vater
den Menschen, die er selbst geschaffen hat, moralisch unterordnen?
Allein
durch freiwilliges Opfer unter Selbstverleugnung wird die Welt
zusammengehalten. In den höheren Welten strahlt der Kelch der Selbstaufopferung
in allen Feuern unbeschreiblicher Freude, und nur auf unserer Ebene, der Ebene
der Prüfungen und des Leides, ist dieser Kelch voller Bitterkeit und Gift. Der
Geist, der die Freude der Selbstaufopferung erkannt hat, ist in sich selbst die
höchste Schönheit. Schönheit und Selbstaufopferung sind in der Grundlage des
Seins verankert.
Sie
fragen, wie das entsetzliche Beispiel des Verrats durch Judas zu verstehen ist.
Wir kennen das okkulte Gesetz, dass Licht Finsternis anzieht; je stärker daher
das Licht, umso dichter die Finsternis. So ist es auf allen hohen Pfaden
unvermeidlich, den Dienern der Finsternis und den Verrätern verschiedener Grade
zu begegnen. Wie Schatten folgen sie der Quelle des Lichts. In der Tat, der
ganze Hass der Finsteren bindet sie an den von ihnen gehassten Gegenstand. Die
Möglichkeiten solchen Verrats waren in Judas selbst sicherlich vorhanden. Aus
diesem Grunde war er sowohl das Werkzeug der finsteren Kräfte als auch der
Hohenpriester und Pharisäer, um deren verbrecherische Vorhaben auszuführen.
Daher kann Judas als der Vertreter eines kollektiven Verrats betrachtet werden.
Da
die Menschen das Ausmaß der Zusammenarbeit der sichtbaren und der unsichtbaren
Welten im gesamten Geschehen bewusstseinsmäßig nicht voll erfassen, werden sie
oft halbbewusst oder unbewusst zum Werkzeug der Diener der Finsternis. In der
Tat, man kann behaupten, dass zwei Drittel aller menschlichen Handlungen unter
dem Einfluss von sichtbaren wie auch unsichtbaren Einflüsterern vollführt
werden. Und diese Einflüsterer gehören, entsprechend dem mentalen Zustand der
Menschen, zum Großteil den Bewohnern der an die Erde grenzenden niederen
Sphären an. Die Bewohner der irdischen Ebene unterliegen leicht dem Einfluss
der niederen Sphären, wogegen die reine, höhere Beeinflussung einem reinen
Gefäß zuteil wird.
Es
heißt, dass der Strahl der höheren Welt kein ”nasser Mull“ ist, und wird der
Strahl vom Herzen nicht aufgenommen, kann das Resultat solch einer ungewohnten
Beeinflussung das Denken verwirrt werden. Denken wir daran, dass die großen
geistig Schaffenden ihre Körper Jahre hindurch mittels verschiedener
Läuterungen und Enthaltsamkeit auf die Hieroinspiration vorzubereiten pflegten.
Denken wir auch an die Erschütterungen, die sogar sehr Hohe Geistwesen in ihrer
physischen Inkarnation erfuhren, als sie von Bewohnern der Feurigen Welt
heimgesucht wurden. Denken wir an den Schock des Heiligen Sergius, der ergraute
bei der Vision der Gottesmutter, obwohl sein Geist der Höheren Welt angehörte.
Jetzt
dürfte Ihnen klar sein, dass jene, die berichten, dass ihnen Höhere Geistwesen
erscheinen und dabei nicht vom heiligen Beben sprechen, das das Herz in einen
unbeschreiblichen Zustand versetzt, der fast einem Herzschlag gleicht, entweder
nicht die Wahrheit sagen oder von einem Personifikator aus der Feinstofflichen
Welt irregeführt werden.
* * *
Ihre
Auslegung über Gott ist richtig. Wahrlich, man muss zeigen, dass der wahre
Gottesbegriff allumfassend ist. ”In ihm bewegen wir uns und haben unser Sein;
…” Wenn es den Begriff des Unbegrenzten gibt, dann ist Gott selbst die
Unbegrenztheit. Daher müssen alle Gespräche über Gott - Ihn unweigerlich
begrenzen. Alles, was wir tun können, ist, uns in tiefer Ehrfurcht zu verneigen
vor dieser unaussprechlichen Macht und Schönheit und in höchster Herzensfreude
und frohlockenden Geistes diesem Mysterium der Mysterien der Großen
Unbegrenztheit zuzustreben. Der Pfad, sich Gott zu nähern, ist wahrlich
unbegrenzt.
* * *
Es
ist richtig, so viele Hinweise wie möglich über die große Bedeutung des Herzens
zu sammeln. Das Herz ist die Wohnstätte Gottes. Die Nähe Gottes kann nur vom
Herzen gefühlt werden. Sicherlich, das Herz bringt uns Ihm näher, aber es kann
uns auch von Ihm entfernen.
Ja,
der Raum ist erfüllt von herzzerreißendem Klagen, aber irdische Ohren können es
selten vernehmen. Es ist weder Traurigkeit noch Gram, es sind entsetzliche
Klagerufe.
* * *
Zweifellos
weisen die von uns aufgefangenen, für andere jedoch nicht hörbaren Töne auf
Verfeinerung des Gehörzentrums hin. Ebenso kann der Schmerz im Solarplexus mit
der Zunahme der Feinfühligkeit zusammenhängen. Ich rate Ihnen dringend, Soda
bicarbonat einzunehmen, wenn Sie diese Schmerzen verspüren. Lässt der Schmerz
jedoch nicht nach, dann können Sie die Dosis verstärken. Soda ist in vielen
Fällen der Zentrenentflammung unentbehrlich. Denken Sie daran, dass Soda ”Die
heilige Asche“ genannt wird. Sie verhindert übermäßige Entflammung. Allgemein
ist Soda für fast alle Krankheiten nützlich und außerdem ist sie ein gutes
Vorbeugungsmittel. Fürchten Sie daher nicht, sie einzunehmen, genauso wie
Baldrian.
* * *
Die
finsteren Kräfte greifen vornehmlich alle reinen Unternehmen an, besonders
jene, die unter dem direkten Strahl der Kräfte des Lichts stehen. Die Verräter
werden zugelassen, denn nach dem Gesetz wirkt die Kraft des Rückschlags
proportionell zur Kraft des Widerstandes. Harmagedon ist notwendig; der
Zusammenprall der Gegenkräfte ist notwendig. Der Weltenbrand ist notwendig,
damit der menschliche Geist aufschreit und endlich erkennt, dass er nicht mit
seinem Nächsten, sondern mit sich selbst und mit den Kräften des Chaos und der
Elemente, die ein unermessliches Feld für schöpferische Prüfungen bieten, zu
ringen hat.
Ich
möchte diesen Brief beenden, jedoch bleibt noch ein Blatt leer, und so will ich
weiterschreiben, und zwar über die Sündenvergebung. In der esoterischen Lehre
heißt es, dass die Vergebung persönlicher Sünden nur durch Christus - den
Gekreuzigten - erfolgen kann, der während des ganzen Maha-Yuga (des großen
Zyklus) am Kreuz leidet, das eingeprägt ist im Raum durch die Kreuzung der
Grenzlinie der Materie mit jener des Geistes.
Die
Vergebung persönlicher Sünden geschieht durch die Seele, den Träger Christi,
fast ununterbrochen im irdischen Leben des individuellen Ego. Wenn das Streben
der Seele auf die Befolgung des Göttlichen Gesetzes gerichtet ist und die
Wünsche des Körpers besiegt, wird die niedere Natur völlig umgewandelt. Der Prozess
des Überwindens und der Umwandlung gipfelt schließlich in der Verschmelzung der
individuellen Seele mit der Höheren Seele.
”Der
gekreuzigte Christus, der in jedem menschlichen Wesen gegenwärtig ist, muss
nach Erlangung eines bestimmten Entwicklungsgrades hinabsteigen in die Hölle,
um die Seele von dort herauszuführen und wieder in ihren höheren oder normalen
Zustand zu erheben, die dort hineingefallen ist durch die gesetzwidrigen Taten
ihres niederen Ego. Mit anderen Worten, die Göttliche Liebe muss das Herz des
Menschen erreichen, ihn besiegen und erneuern, bevor er fähig wird, die
Ungeheuerlichkeit seiner Übertretung des Göttlichen Gesetzes zu erkennen und
die Sünden gegen sich selbst zu vergeben. Diese Vergebung kann nur durch eine
völlige Verschmelzung und Vereinigung mit dem höheren Ego oder dem Göttlichen
Gesetz der Liebe erreicht werden.“ (Zitat aus Tempellehren IV, 161 „Sühne“)
So
können wir nur durch die Umgestaltung der Energien und Gefühle sowie durch die
Beschaffenheit der Gedanken dem Teufelskreis des Karma entrinnen. Daher seien
alle höheren Gefühle, die uns aus der Gewöhnlichkeit emporheben, unsere
Schwingungen erhöhen und verfeinern und unsere Nervenzentren öffnen, gesegnet!
Ich
sende Ihnen Gedanken des Mutes und der Freude. Die Niedergeschlagenheit soll
Sie nicht beunruhigen, denn derzeit sind diese Gefühle unvermeidlich. Die ganze
Welt steht unter einer furchtbaren, nie dagewesenen Spannung, und feinfühlige
Organismen spüren sie natürlich weit stärker. Der Rhythmus der Spannungswellen
wird sich nach der Niedergeschlagenheit in eine Welle der Erhebung und Freude
des Geistes wandeln.
15.
Juni 1936
Herzlichen
Dank für alle von Ihnen zum Ausdruck gebrachten schönen Gefühle. Ich habe mich
besonders über Ihr unvoreingenommenes Verhalten gegenüber den ”Mahatma Letters“
an A. P. Sinnett sehr gefreut. Sie haben in Ihrem Urteil über bestimmte Kreise
völlig recht. Selbst durch Leid wird eine bestimmte Klasse von Menschen kaum
oder gar nicht belehrt und veredelt. Träge Bewusstseine werden eben in ihrer
verkrampften Bosheit immer mehr verhärtet. Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass
die BÜCHERREIHE der LEBENDIGEN ETHIK von einigen Theosophen als gefährlich
hingestellt und eine Verordnung herausgebracht wurde, sie nicht zu lesen.
Wiederum können wir nur sagen: ”Sie kennen ihr Eigenes nicht!”
Nichtsdestoweniger mehren sich die Gruppen um die LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK,
obwohl es unter ihnen einige gibt, die, obwohl sie alle Bücher der Lebendigen
Ethik annehmen, die ”Mahatma Letters“, die zur Zeit von H. P. Blavatsky
herausgebracht wurden, nicht anerkennen und sie wegen der Zusammenarbeit als
gottlos bezeichnen! Es ist völlig berechtigt, die Frage zu stellen, ob sie die
Bücher der Lebendigen Ethik auch verstehen? So bin ich froh, einem Bewusstsein
begegnet zu sein, das frei ist von Vorurteil und Beeinflussbarkeit. Die
Fähigkeit, selbständig das Verdienst dieser oder jener Lehren zu erkennen, ist
keine geringe Errungenschaft.
Sie
schreiben, man bedauert, dass die Bücher der Lebendigen Ethik in der neuen
russischen Orthographie erschienen sind, denn ”verschiedene Ahrimans wurden zum
Vorteil für ihre eigene Propaganda in Anspruch genommen …”. Dazu muss ich
sagen, wir sollten solche Anspielungen übergehen, denn in diesem Fall enthüllen
die ”Ahrimane“ ihre eigene Unwissenheit. Wir können sie daran erinnern, dass
die Änderung der Orthographie von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
lange vor der Revolution beschlossen wurde, aber der Krieg verhinderte die
Durchführung dieses Beschlusses. Im Zusammenhang damit entsinne ich mich einer
eher betrüblichen Begebenheit. Im Jahre 1917, während unseres Aufenthaltes in
Finnland, besuchte uns Herr Professor R. In einem Gespräch mit ihm erwähnte
ich, dass ich kürzlich ein Buch mit der neuen Orthographie erhalten hätte und
solche unzulängliche Ungelehrtheit nicht lesen könne. Nebenbei brachte ich mein
Missfallen über jene Leute zum, Ausdruck, die nur auf leichte Aneignung bedacht
sind und andere Intellekte wahrscheinlich nach ihrem eigenen messen. Sie können
sich meine Verlegenheit vorstellen, als mir der verehrte Professor erklärte, dass
diese Maßnahme durch ein Sonderkomitee der Akademie der Wissenschaften bereits
vor dem Krieg getroffen wurde und er selbst diesem Komitee angehörte!
Aber
ich muss hinzufügen, dass mir die neue Orthographie jetzt keine Schwierigkeiten
mehr bereitet, obwohl ich sie nicht völlig gutheiße. Den Buchstaben ”je“ (ein
jetzt abgeschaffter Buchstabe) überlasse ich mit größtem Vergnügen dem
Professor R. und seinem gelehrten Kollegium! Zu den üblichen Einwänden, dass
man durch Fortfall dieses Buchstabens nicht verstehen könne, wann das Wort
”jest“ = ”sein“ und wann es ”essen“ bedeutet, möchte ich sagen: Wenn jemand bei
den Wörtern ”gnjezda“, ”sjedla“ und ”zwjezdy“ (Nester, Sattel und Sterne)
anstatt ”je“ den Vokal ”e“ nimmt, er diese phonetische Übereinstimmung genauso leicht
aufnimmt. Nicht anders ist es, wenn das Wort ”ocel“ nicht ”Esel“ bedeutet; dann
braucht man nichts anderes zu tun, als auf den unglückseligen Buchstaben die
beiden Punkte zu setzen, und es wird wahrscheinlich ”ocël“ (Stahl) gelesen.
Heißt es nicht sehr gut in der Lehre, dass die Menschen bereit sind, jeden
aufgegebenen Buchstaben zu beklagen? Gerade diese Worte beziehen sich auf die
Entrüstung gewisser Menschen über die neue Orthographie. In allem muss Beweglichkeit
zutage treten sowie Streben nach Vereinfachung, aber gewiss nur zum Zweck der
Verbesserung. Daher will ich ganz offen sagen, dass ich die neue Orthographie
nicht völlig gutheiße. So finde ich, dass die Abschaffung der Mehrzahl des
weiblichen Geschlechts das Verstehen des genauen Sinnes erschwert, so z. B.
wenn in langen Sätzen Zweifel aufkommt, auf welches der
verschieden-geschlechtlichen Hauptwörter sich die Für- und Eigenschaftswörter
beziehen. Ich bin auf diese Schwierigkeiten des öfteren bei meinen
Übersetzungen aus dem Englischen gestoßen, wo das weibliche Geschlecht
überhaupt fehlt, mit Ausnahme bei Fürwörtern der Einzahl.
Verhalten
wir uns daher gegenüber den Angriffen der schadenfrohen ”Ahrimane“ völlig
gelassen. Disziplin und Vergleichbarkeit lehren uns, in allem geziemende
Toleranz zu üben.
18.
Juni 1936
Man
sollte meinen, dass unvoreingenommene Gemüter die Geschehnisse in der Welt im
Lichte der LEBENDIGEN ETHIK sehen und fähig sind, die Evolution und das Streben
der alten Welt zu erkennen und daher zu verstehen, dass neue, erweiterte Bewusstseine
nötig sind, um die neuen Aufbauformen anzunehmen, die uns das Leben selbst
aufzwingt. Ich habe des öfteren darüber geschrieben, dass alles Geschehen klar
erkennen lässt, in welche Richtung die Evolution verläuft. Es bildet sich die
Ära allgemeiner Zusammenarbeit, gemeinsamer Arbeit und kollektiver Solidarität
aller Schaffenden, ohne Rücksicht auf Klassenunterschiede. Das wichtige
Problem, dem die Menschheit derzeit gegenübersteht, ist eben die Synthese des
Geistigen mit dem Materiellen. Neue Errungenschaften in der Wissenschaft, neue
Erforschungen und Entdeckungen der Gesetze der psychischen Energie werden ein
neues Eindringen und Verstehen der subjektiven oder geistigen Welt ermöglichen.
Zweifellos wird die Entdeckung der Gesetze der psychischen Energie dazu
beitragen, eine neue Lebensordnung zu errichten. Das Band zwischen der
dichtphysischen und der Feinstofflichen Welt, der Welt der Energien, wird
sichtbar, und die Höhere Weisheit wird durch die das gesamte Sein lenkende und
verbindende Kraft bestätigt werden.
Die
Welt der Zukunft, die höhere Welt, ausgerüstet mit den Strahlen der
Laboratorien, wird verkündet werden. Vor allem die Laboratorien offenbaren den
Vorteil der höheren Energie; und die Überlegenheit der psychischen Energie des
Menschen gegenüber allen bisher bekannten Energien wird nicht nur bewiesen,
sondern der offenkundige Unterschied der Qualität wird erfasst werden. Damit
wird die Bedeutung der Geistigkeit überzeugend zutage treten.
Das
Wahrnehmen der höheren Gesetze wird die Technik dem Geiste unterordnen; daher
wird die Wiedererkennung der höheren Ziele bestätigt und zur Erneuerung der
gesamten materiellen Natur führen. Diese Erneuerung der Natur und des
wiedererweckten Geistes der Menschen wird neue, bessere Formen des
Lebensaufbaues erbringen. So empfehle ich Ihnen, alle Zeichen, die aus dem
Neuen Lande kommen, aufmerksam zu beobachten.
* * *
Und
jetzt zu Ihrer Frage über die sechste Rasse. Ja, in vielen theosophischen
Büchern, so auch in der ”Geheimlehre“, finden wir den Hinweis, dass sich die
sechste Rasse in Amerika sammeln wird. Aber gerade in der ”Geheimlehre“ stieß
ich diesbezüglich auf einen Widerspruch. An einer Stelle heißt es, dass die
sechste Sub-Rasse der fünften Rasse in Amerika erscheinen wird, wogegen an
einer anderen Stelle von der sechsten Wurzelrasse gesprochen wird.
Unzweifelhaft besteht aber zwischen den Begriffen Sub-Rasse und Wurzelrasse ein
ungeheurer Unterschied. Bei der Entstehung Amerikas gehörte die Mehrheit der
Ansiedler zur sechsten und auch zur siebenten Subrasse der fünften Rasse. Es
ist ziemlich auffallend - niemand beachtet diese seltsame Tatsache, dass in der
theosophischen Literatur fast nirgendwo unser Land erwähnt wird, als fände ein
sechster Teil der Welt keinen Raum im kosmischen Plan und in der Evolution.
Fast niemand fragt sich, warum dies so ist und welchen Grund es hat! Ich will
die Antwort geben: Das Geheimnis wird sorgfältig behütet; und würde es
ausgesprochen, dass diesem Land eine große Zukunft bevorsteht, es würde in
Stücke gerissen werden. Darüber hinaus hätte man auch die ”Geheimlehre“ nicht
angenommen. Was die sechste Rasse betrifft, so werden einzelne Individuen, die
ihr angehören, in allen Ländern geboren, und die meisten von ihnen werden zur
rechten Zeit an zentralen und sicheren Orten gesammelt werden. Genauso wie die
Saatkörner der fünften Rasse gerettet wurden, so werden auch die Saatkörner der
sechsten Rasse beschützt werden.
* * *
Ja,
der Geist oder jede Monade wird unter dem Strahl eines bestimmten Gestirns
geboren, und daher enthält dieses Geisteskorn in seiner Potenz die gleichen
Energien, die dem Gestirn, das während des ganzen Manwantara sein Leitstern
bleibt, eigen sind.
So
gehört die gesamte Menschheit, je nach dem Geisteskorn, verschiedenen Planeten
an, obwohl sie sich insgesamt auf der Erde - einer ihrer derzeitigen Stationen
- befindet. Freilich, es gibt Scharen von Geistern, die einem Gestirn oder dem
Strahl des Dhyani-Buddha angehören, der sie hervorbrachte, aber nur der, der
diesem Strahl am nächsten steht, wird zum führenden Haupt des Planeten.
Folglich sammelt jeder Große Lehrer jene, die seinem Strahl oder dem Potential
seiner Energien am nächsten stehen. Aus diesem Grunde ist jedes Schwanken, jede
Abweichung und vor allem jeder Abfall vom Lehrer, sobald man einen solchen erwählte,
so verderblich. Durch widersinniges Schwanken können wir von unserem kosmischen
Vater getrennt werden, der allein unsere Zentren in ihrer ganzen Vollkommenheit
zu entfachen vermag. Nun werden Sie erkennen, wie heilig das Band zwischen Guru
und Schüler ist! Denn wer könnte wissen, wäre es ihm nicht enthüllt, dass der
von ihm erwählte Guru nicht sein kosmischer Vater und auch sein Guru ist? Denn
unter jenen, die sich der Lehre nähern, gibt es solche, die von einem Lehrer
zum anderen laufen, hoffend, ihren Fortschritt zu beschleunigen. Aber nur
Unwissende können so denken; sie erkennen die Bedeutung des okkulten Bandes
nicht, noch wissen sie, mit welcher Schwierigkeit und Geduld es gewebt wurde
und dass Gereiztheit und Zweifel - von Verrat und Abtrünnigkeit ganz zu
schweigen - ein Werk von vielen Jahren augenblicklich zunichte machen können.
In
der ”Geheimlehre“, Band I, S. 267 und 626, heißt es: ”Die ”Dreiheiten“
(menschliche Monaden), die unter demselben … Planeten geboren werden, oder
vielmehr die Ausstrahlungen eines und desselben Planetengeistes
(Dhyani-Buddha), sind in allen ihren darauffolgenden Leben und Wiedergeburten
Schwester- oder ”Zwillings“-Seelen auf dieser Erde …”. ”Der Stern, unter dem
eine menschliche Wesenheit (Monade) geboren wird, sagt die okkulte Lehre, wird
sein Stern bleiben während des ganzen Zyklus der Wiederverkörperungen in einem Manwantara.
Aber dieser Stern ist nicht auch sein astrologischer Stern. Der letztere hat
nur Bezug auf die Persönlichkeit und im Zusammenhang mit ihr; der erstere
dagegen entspricht der Individualität. Der ”Engel“ (oder Regent) dieses Sterns
oder der mit ihm verbundene Dhyani-Buddha, wird entweder der lenkende oder nur
der vorstehende ”Engel“, das heißt, er wird bei jeder neuen Wiedergeburt der Monade
sein, die ein Teil seiner eigenen Wesenheit ist, obwohl ihr Vehikel, der
Mensch, für immer über diese Tatsache unwissend bleiben mag. Jeder der Adepten
hat seinen Dhyani-Buddha, ihre ältere ”Zwillingsseele“, und sie kennen diese,
nennen sie ”Vater-Seele“ und ”Vater-Feuer“. Jedoch erst bei der letzten und
höchsten Initiation, wenn sie Angesicht zu Angesicht mit dem hellen ”Bilde“
gestellt werden, erkennen sie diese.
So
ist unser Schutzengel der Dhyani-Buddha jenes Planeten, unter dessen Strahlen
unsere menschliche Wesenheit empfangen wurde.
* * *
In
allen Epochen konnten leere Gräber oder solche, die Ersatzkörper enthalten,
gefunden werden. So gibt es zwar ein Grab vom Grafen Saint Germain, in
Wirklichkeit aber ist dort ein Ersatzkörper begraben. Daher muss man okkulte
Romane mit großer Scharfsichtigkeit aufnehmen. Derzeit, darüber besteht kein
Zweifel, können ihre Verfasser bestimmte Dinge aus räumlichen Berichten
auffangen, aber zum Großteil werden diese äußerst entstellt wiedergegeben.
* * *
Ja,
Sie können sich damit befassen und die Vorstellung hegen, dass eine weitere
Geschichtsrunde zu Ende geht. Kein Strom fließt rückwärts. Die neue kommende
Runde wird sicherlich schön sein, denn alle Himmelszeichen bestätigen in ihren
Konstellationen eine große Erneuerung und Wohltätigkeit. Ihr Herz möge es Ihnen
sagen, woher die Wohltätigkeit kommt. Beachten Sie aufmerksam alle Zeichen, und
Sie werden gewahren, wie vieles sich jetzt ereignet; das Herz möge sich über
die Beschleunigung der Ereignisse freuen. Keine Macht kann dem Rad des Karma
Einhalt gebieten. Kein Unheil, das dieses oder jenes Land trifft, ist Zufall,
und daher gibt es weder Raum für Arglist noch für Selbstbemitleidung. Prüfen
wir alles mit der notwendigen Erkenntnis und leisten wir zur Erweiterung des Bewusstseins
und zum Verstehen der Ereignisse unsere äußersten Anstrengungen. Verfolgen Sie scharfsichtig
die Ereignisse, und Sie werden merken, wie überhöhte Werte nach dem Karmagesetz
zerbröckeln.
* * *
Es
ist völlig richtig, dass es an uns selbst liegt, ob wir aus etwas Unflätigkeit
oder Güte herausholen. Von allen Großen Lehrern wird die Goldene Mitte oder der
Pfad des Großen Gleichgewichts geboten. Fühlt sich jemand von dem
durchschnittlichen Theater oder von erstarrten Riten nicht angezogen, so möge
er sich nicht zwingen. Das wäre einfach eine verderbliche Zeitvergeudung, die
für wertvolle Arbeit im Dienste des Allgemeinwohls besser genutzt werden
konnte. Ich glaube dass man beschränkte, in alten Vorurteilen und Begriffen
erstarrte Bewusstseine schwerlich allein durch Verweilen unter ihnen und
entsprechende Gespräche mit ihnen ändern kann. Wenn sie jedoch selbst
anklopfen, so ist es etwas anderes; doch zu ihnen zu gehen und ihnen die Augen
zu öffnen versuchen, ist zwecklos.
22.
Juni 1936
Ich
danke Ihnen für Ihre Bücher aus Shanghai. Da wir sie jedoch schon besitzen,
wäre es vielleicht angebracht, sie Ihnen zurückzusenden. Was das Buch von
Bajenow betrifft, so hatte ich noch keine Zeit, es aufmerksam zu lesen. Ich
habe es jedoch durchgeblättert und festgestellt, dass es einige richtige
Angaben und Erklärungen enthält, die auf astrologischen und kabbalistischen
Daten gründen. So kennt man bereits die Bedeutung des Jahres 1936 und des
Monats September desselben Jahres mit seiner guten Voraussage für unser Land.
Ebenso richtig ist, dass Israel eigentlich der ”Auserwählte“ bedeutet; daher
kann man in jedem Volk ”Israels“ begegnen. Im übrigen ist das Buch nicht
schlecht, abgesehen davon, dass es einige Irrtümer aufweist. In welchem Buche
gibt es solche nicht, ganz gleich wovon es handelt. Daher könnte man Bajenows
Buch den Menschen empfehlen, um denken zu lernen.
Freilich
ist der Autor des englischen Buches, aus dem Bajenow seine Information bezog,
nicht frei von der allgemeinen menschlichen Schwäche, das Beste seines eigenen
Landes und Volkes hervorzuheben. Und das sollte man natürlich in Betracht
ziehen, doch es scheint mir, dass Bajenow es selbst bemerkte. In Zusammenhang
mit diesen Büchern verweise ich auf einen Artikel von H. P. Blavatsky über die
Auslegung biblischer Prophezeiungen. In dem Artikel ”Hoseas Prophezeiung über
verrostete Gleise“ sagt sie, dass es nach den kabbalistischen Schriften mit der
Methode des Notaricon möglich ist, aus jeder Prophezeiung und jedem Satz der
Bibel die Bedeutung herauszulesen. Als Beispiel führt sie einen Fall
kabbalistischer Berechnung und Auslegung des 14. Verses, Kapitel 113 des Buches
des Propheten Hoseas an. Dieser Vers, nach dieser Methode ausgelegt, soll die
Katastrophe des kaiserlichen Zuges bei Borki prophezeien sowie die wundersame
Errettung der kaiserlichen Familie am 17. Oktober 1888 nach dem hebräischen
Kalender im Jahre 5649. Natürlich hat dieser Vers nur Bedeutung, wenn er in
russisch gelesen wird, aber H. P. B. verweist darauf - falls einmal ein
englischer Kabbalist ihn liest -, dass Hosea auch das Auftreten des
niederträchtigen Mörders des Jack the Ripper in Whitechapel (das jüdische
Viertel Londons) und vieles andere vorausgesagt hat.
Ich
selbst hörte, intelligente Leute versuchten zu beweisen, dass in der Apokalypse
die Bolschewiken und sogar die Anzahl der Tage ihrer Macht erwähnt wären und
der dort erwähnte Michael kein anderer wäre als der Großherzog Michael
Alexandrowitsch. Ich erwähne dies sicherlich nicht, um das Buch von Bajenow in
Misskredit zu bringen, sondern einfach deshalb, um jene zu warnen, die sich von
der Erforschung der biblischen Prophezeiungen so hingezogen fühlen. Irrtümer
entstehen oftmals nicht durch unrichtige Angaben, sondern vielmehr durch
unrichtige Deutung. So befindet sich z. Beispiel das neue irdische Jerusalem
nicht in Palästina, doch sein wahrer Standort kann noch nicht enthüllt werden.
Kennen Sie übrigens die Prophezeiung von L. Tolstoj kurz vor seinem Tode? Wir
haben kürzlich ein kleines Buch in russisch erhalten; ich konnte es kaum zu
Ende lesen. Diese gekünstelte Sprache mit ”dreifach-gelagerter“
wissenschaftlicher Terminologie tötet jeden Gedanken. Klarheit des Bewusstseins
offenbart sich vor allem in einfacher Ausdrucksweise.
Ich
empfehle Ihnen, psychische Energie zu erstreben sowie über alles nachzudenken,
was auf Erneuerung des Lebens zielt. Wenn man von der Bruderschaft spricht, muss
man äußerst vorsichtig sein, um diesen heiligen Begriff nicht durch
gotteslästerliche Bemerkungen zu profanieren. Geben Sie allen diesen Rat.
* * *
Und
nun über Atlantis. Der Artikel über die Funde Schliemanns ist interessant, doch
der Schluss, wo von Manuskripten gesprochen wird, die man in Mexiko und Peru
gefunden haben will, hat Themen aus den Chroniken alter buddhistischer Tempel
in Lhasa zum Inhalt. Diese Chroniken sollten sehr ernsthaft erforscht werden.
Lhasa selbst, soweit es die Stadt dieses Namens betrifft, ist nicht älter als
das siebente Jahrhundert nach Chr. Darüber hinaus sind die ersten
buddhistischen Tempel im selben Jahr erbaut worden. Wenn man schließlich die
völlige Abgeschiedenheit dieses Volkes und jener Örtlichkeit kennt, könnte man
fragen, wie konnten diese Chroniken nach Zentralamerika gelangen? Selbst wenn
man annimmt, dass irgendeine Keilschrift dieser Form in der Zeit der Atlantis
von Asien nach Zentralamerika überbracht wurde, könnte es sich um diese Zeit
sicherlich nicht um Lhasa oder buddhistische Tempel handeln, weil diese damals
noch nicht existierten.
Haben
Sie diesen Artikel von S. erhalten? Er trägt den Stempel derselben Hand. An W.
Scott-Elliots Buch, das Sie erwähnen, kann ich mich nicht erinnern. In der
”Geheimlehre“ gibt es über Atlantis jedoch gute Aussagen; sowohl die
Ausgrabungen Schliemanns als auch die Beiträge von Platon sind hier erwähnt.
Ebenso gibt es im zweiten Band der Zeitschrift ”Lucifer“, Seite 465, englische
Ausgabe, einen beachtenswerten Artikel über Atlantis. Er gründet auf Platons
Werken ”Timaios“ und ”Kritias“. Ich schlage vor, dass Sie diese Auszüge aus der
”Geheimlehre“ übersetzen und zusammen mit Ihren eigenen fundierten Aussagen aus
dem Artikel ”Lucifer“ und dem Buch von Scott-Elliot in einem Artikel
zusammenfassen.
* * *
Glauben
Sie ja nicht, dass wir auf Anerkennung aus sind. Nichts steht unserer Absicht
ferner. Die jetzt gegebene Lehre muss und wird für den eigenen inneren Wert
genutzt werden. Wenn jemand, in seinem Käfig sitzend, unfähig ist, das
kosmische Ausmaß dieser Lehre zu begreifen, können wir ihm nur raten, sein
beschranktes Blickfeld so bald wie möglich zu erweitern. Daher werden wir nie
jemanden anlocken. Nur jene, die selbst anklopfen, finden bei uns offene Türen,
und wir haben auch unter den Theosophen viele Freunde. 1925 erhielt N. K. den
Auftrag, das Gemälde ”Der Bote“ zu malen und es dem nach H. P. Blavatsky
benannten Museum zu stiften. Durch dieses Geschenk und durch die Errichtung
dieses Museums wollte der Große Lehrer M. jener, die auszulöschen gewisse ihrer
Nachfolger bemüht waren, ein ewiges Denkmal setzen.
* * *
Wenn
wir keine sofortige Antwort oder Bestätigung erhalten, so bedeutet das, dass es
dafür besondere Gründe gibt. Sie wissen, dass jetzt auf allen Ebenen eine
unerhörte Schlacht tobt! Die Kräfte des Bösen lenken die unterirdischen Feuer
an eine bedrohte Stelle, um die Erdkruste zu spalten. Und nur durch
unermüdliche Wachsamkeit aller Kräfte des Lichts wird unser Planet schließlich
vor Explosion bewahrt; ihre Anspannung in dieser Schlacht ist ungeheuer. Die
blutigen Schweißtropfen, von denen gesprochen wird, sind keine Übertreibung,
sondern Wirklichkeit. Darüber hinaus ersticken die Kräfte des Lichts die Blitze
des Bösen und drängen den kriegerischen Geist vieler Völker zurück, um zu
retten, was es zu retten gilt. So erfüllen sie inmitten des Chaos des
kosmischen - des überirdischen und irdischen - Kampfes den Plan des Lichts und
schützen jene Elemente, die sich für die Evolution qualifizierten, um sie so in
die rechten Kanäle zu lenken. Ganze Sphären der niederen Schichten der
feinstofflichen Welt brechen jetzt zusammen! Und gibt es viele Bewusstseine,
die die Bedeutung und Folgen dieser Zerstörung zu erkennen vermögen?
Wie
könnten wir daher die Kräfte des Lichts mit unseren Bitten und Fragen
behelligen, da wir doch um das gigantische Ausmaß dieser unaufhörlichen
Schlacht wissen? Es sollte immer das rechte Maß eingehalten werden. Wir wissen,
dass alles dringend ist und alles Wichtige zur rechten Zeit mitgeteilt wird;
daher warten wir geduldig, und oft kommt die Antwort unverzüglich
So
müssen jetzt alle Krieger des Lichts die Bedeutung all dessen, was im
Harmagedon vor sich geht, klar erkennen. Mut, Standhaftigkeit und unermüdliche
Wachsamkeit sind nötig!
* * *
Ich
erhielt das Buch ”Photographien des Unsichtbaren“ von James Coates. Über dieses
Thema sollte man einen Artikel schreiben sowie auch über Gedankenübertragung
auf Entfernung. All dies gehört in den Bereich der psychischen Energie. Es gibt
jetzt viele von namhaften Verfassern veröffentlichte bedeutende Bücher, die die
parapsychologischen Erscheinungen berühren. Auch das Buch von Professor Rhine
von der Duke Universität enthält viele interessante Feststellungen.
25.
Juni 1936
Es
ist gut, wenn Sie erkannt haben, dass Ehrlichkeit gegen sich selbst die
Hauptforderung des Fortschritts ist, und ich möchte hinzufügen - immer und in
allem. Gerade ”bei der Arbeit an sich selbst muss man der Lüge Schild
verkaufen” (Blätter des Gartens MORYA II, § 5).
1.
Der Begriff einer gleichklingenden Seele bei Tieren schließt durchaus nicht das
Vorhandensein eines individuellen Geisteskorns in jedem Tier aus. Der Begriff Gleichklang
schließt bereits Unteilbarkeit aus. Für mich ist das so klar, dass es wirklich
keiner näheren Erklärung bedarf. Wenn die Individualität erwacht, dann gehen
allmählich entsprechende Veränderungen und eine Zurückziehung aus der
Grundgruppe vor sich. Ich rate Ihnen ernsthaft, diese Frage gründlich zu
untersuchen und den Ausspruch ”Ich bin ich“ nicht zu verwenden, wenn von
”Individualisierung“ bei Tieren gesprochen wird. Das Selbstbewusstsein eignet
nur der menschlichen Entwicklung.
2.
”Überholen und Qualitätsänderung des Karma“. Beide Ausdrücke werden nur von dem
richtig verstanden, der sich dieses Gesetz völlig zu eigen gemacht hat.
3.
Und nun über die ”Heuschrecken“, von denen in den BÜCHERN der LEBENDIGEN ETHIK
gesprochen wird, worüber einige Leute sehr erstaunt waren. Die Bezeichnung
bezieht sich auf die Tatsache, dass der Raum infolge chaotischer Schwingungen
der niederen Energien in Gedanken und Emotionen derart verunreinigt wird, dass
die unerwünschten Gäste durch allerlei Arten von Mikroben angezogen werden und
verschiedene Epidemien verursachen. Diese unharmonischen Ströme rufen
mancherlei Unheil hervor. Daher können auch solche Erscheinungen wie
Heuschreckenschwärme durch entsprechende Schwingungen angezogen werden. Alle
niederen Wesenheiten können den hohen Schwingungen nicht widerstehen. So glaubt
man in Indien ernsthaft daran, dass ein Sadhu allein durch seine Anwesenheit
ein Dorf in seiner Nähe vor Epidemien, Erdbeben, Überschwemmungen und anderem
Unheil bewahren kann.
Und
so ist es: Ist solch ein Sadhu tatsächlich ein Einsiedler, der ein heiliges
Leben führt, erhebt er die umgebende Schwingung durch die Macht seiner Aura und
bringt sie in Harmonie, wodurch er Einbrüche des Chaos verhindern kann. Wie Sie
sehen, belächeln die Anfänger wie auch die Unwissenden gern alles, ohne zu
ahnen, dass sie in Wirklichkeit über sich selbst lachen. Tatsache ist, dass
gerade unwissende oder ungebildete Menschen gern die kompliziertesten,
dreifach-gelagerten Wörter verwenden, die sie kaum verstehen, um als gelehrt zu
gelten; wohingegen ihnen alles Klare und Einfache unwissenschaftlich erscheint
und so Gegenstand des Spottes wird. In Indien jedoch wird Einfachheit in der
Ausdrucksweise als höchste Errungenschaft erachtet, weil Einfachheit von
Klarheit des Verstehens zeugt. Die höchste Wahrheit offenbart sich allein in
der Erhabenheit der Einfachheit. Sicherlich, diese Einfachheit ist oft von
besonderer Art, genauso wie Freude eine besondere Art der Weisheit ist.
Ein
und dasselbe Prinzip - das feurige Element - offenbart sich in verschiedenen
Aspekten und Eigenschaften im menschlichen Mikrokosmos und ist auch in seinem
aurischen Raum eingelagert. Der feinstoffliche Körper wird manchmal in den
höheren und den niederen oder Ätherkörper unterteilt. Dieser Ätherkörper oder
Doppelgänger kann ganz leicht austreten und bei Medien geschieht dies ohne
eigenen Willen. Viele Phänomene in spiritistischen Séancen vollziehen sich
durch diesen Doppelgänger, der die Verbindung zwischen der Seele und dem
physischen Körper des Menschen darstellt, ähnlich wie bei Ätherwellen, die zwischen
drahtlosen Telegraphenstationen in Bewegung gesetzt werden. Der feinstoffliche
Körper hat viele Abstufungen, aber der höchste Zustand des Mentalkörpers eignet
der Feurigen Welt.
Ich
schätze Ihr entschlossenes Streben sehr - es ist das ”Sesam öffne dich“ der
Errungenschaften. Denken Sie an alles, was in den BCICHERN der LEHRE über
Streben gesagt ist: ”Streben ist das Boot des Archaten” (Gemeinschaft, § 55).
* * *
Ich
vermag Ihren Körperzustand zu beurteilen und rate Ihnen daher, ihn ins
Gleichgewicht zu bringen. Bemühen Sie sich, psychische Gelassenheit zu erlangen
und überlasten Sie ihr Gehirn nicht. Lesen Sie langsamer und denken Sie mehr
nach. Schreiben Sie die Gedanken nieder, die Ihnen in den Sinn kommen, und
später lesen Sie sie wieder, um den Fortschritt in der Klarheit und der
Verständlichkeit des Ausdrucks zu verfolgen.
Und
jetzt möchte ich Ihre Gruppe warnen. Oft erinnern einen die Anfänger und jene,
die sich der Heiligen Lehre eben erst näherten, an Medizinstudenten des ersten
Semesters. Wenn sie darangehen, verschiedene Krankheiten zu studieren,
verspüren sie die Symptome aller bestehenden Krankheiten in sich selbst.
Ähnlich beginnen einige Novizen, sich heilige Schmerzen zuzuschreiben sowie die
erhabensten Errungenschaften, über die sie in den Büchern der Lehre lesen. Vor
solchen Neigungen müssen sie gewarnt werden, denn dies zeugt vom Vorhandensein
unerwünschter Eigenschaften des Geistes, wie Eitelkeit und Mangel an
Unterscheidungsvermögen. Wenn diese Eigenschaften nicht überwunden werden, ist
Fortschritt auf dem geistigen Pfad unmöglich. Darüber hinaus muss daran
erinnert werden, dass, solange das dreißigste Lebensjahr nicht erreicht ist,
das Öffnen der Zentren ohne Schaden für den Organismus unmöglich ist.
Ich
spreche natürlich nur vom normalen gesunden Körper Bei sogenannten Medien
können sich verschiedene Erscheinungen bereits im früheren Alter zeigen.
* * *
Für
sehr nervöse Menschen können kalte Schauer schädlich sein. Tun Sie Ihrem Gehirn
in späten Abendstunden keine Gewalt an. Es ist besser, früh aufzustehen und
sich zu früher Morgenstunde dem Lesen zu widmen.
* * *
Niemand
denkt daran, aus den BÜCHERN der LEHRE Gewinn zu ziehen. Das ganze Geld aus dem
Bücherverkauf wird für weitere Veröffentlichungen aufgewendet. Ich persönlich
kann hinzufügen, dass wir uns oft davon überzeugen konnten, dass die Menschen
das, was ihnen unentgeltlich gegeben wird, nicht schätzen. Das Buch ”Agni Yoga“
ist in Russisch tatsächlich nicht erhältlich, und wir kennen einige aufrichtig
bestrebte Menschen, die da sitzen und das ganze Buch für sich auf der
Schreibmaschine abschreiben. Das sind die geschätzten Leser, wogegen die
meisten von denen, die es leicht bezahlen können, es vielleicht genauso leicht
ins Regal stellen, ohne es zu Ende gelesen zu haben. Ein wirklich bestrebter
Schüler wird einen Weg finden, das Buch zu erhalten.
Ich
füge einige Paragraphen aus dem Buch AUM an:
§
277: ”Die in jedem menschlichen Organismus vorhandenen Teilchen höherer
Energie, existieren entsprechend auch in den anderen Naturreichen. Selbst in
der Feinstofflichen Welt bewahren das Tier- und Pflanzenreich die
Energieteilchen. Vor allem bestimmte Tiere, die in der Nähe der Menschen
hausten, bewahren eine bestimmte Verbindung mit dem Organismus der Bewohner der
Feinstofflichen Welt. Wenn Ich rate, gut zu den Tieren zu sein, so meine Ich, dass
es besser ist, kleinen Freunden als Feinden zu begegnen. In der Tat, man sollte
in allem das rechte Maß halten, andernfalls kann man schädliche Ausstrahlungen
von Tieren empfangen. Auch wenn Ich auf Pflanzenkost hinweise, will Ich den
feinstofflichen Körper vor Blut bewahren. Die Essenz des Blutes dringt tief in
den Organismus und auch in den feinstofflichen Körper ein. Blutige Nahrung ist
sehr unerwünscht, so dass Wir nur in Ausnahmefällen in der Sonne getrocknetes
Fleisch gestatten. Man kann auch jene Teile des Tieres gebrauchen, in denen die
Blutsubstanz gründlich umgewandelt wurde. So hat pflanzliche Nahrung auch für
das Leben in der Feinstofflichen Welt eine Bedeutung.”
§
278: ”Oft wird gefragt, ob Tiere in der Feinstofflichen Welt ihre Gestalt
bewahren? Nur selten, weil sie infolge des ihnen mangelnden Bewusstseins
formlos werden; manchmal sind es neblige Umrisse als Energieimpulse, aber sehr
oft sind sie nicht wahrnehmbar. In der Tat, Tiererscheinungen gehören der
niederen Feinstofflichen Welt an. Diese undeutlichen Gebilde können einen durch
ihre unklare Erscheinung schrecken. In diesen Schichten der Feinstofflichen Welt
darf sich der Körper des Menschen nicht aufhalten; in ihrem Bewusstsein
gleichen die Menschen dennoch häufig den Tieren.”
§
279: ”Die Feinstoffliche Welt ist überfüllt mit Urbildern von Tieren, aber nur
ein starkes Bewusstsein kann sie wahrnehmen. In der Tat, es gibt unzählige
Arten solch tierischer Vertreter, von den kompliziertesten bis zu jenen, die
sich in Unrat auflösen. Man sollte nicht denken, dass alle Bewohner der
Feinstofflichen Welt über gleiche Sehfähigkeit verfügen. Klarheit des Bewusstseins
ermöglicht klares Sehen, daher raten Wir, von Anbeginn bis zum Ende, um ein
klares Bewusstsein bemüht zu sein. Seit jeher heißt es, ”dass in einem trüben
Brunnen das Gute nicht wohnen kann”.”
23.
Juli 1936
Es
ist erstaunlich zu vernehmen, dass die Großen Lehrer in der Stadt Shigatse
leben. Man sollte Tibet kennen, um zu verstehen, wie absurd diese Behauptung
ist! Wahrscheinlich entlieh der von Ihnen erwähnte Verfasser diese Nachricht
aus den ”Mahatma Letters“ an A. P. Sinnett, wo in einem Brief des Mahatma K. H.
der Verrat an H. P. Blavatsky durch das Ehepaar Coulomb erwähnt ist und solche
Ausmaße annahm. K. H. schrieb an Sinnett, dass es den Mahatmas nicht gelang,
dieser Affaire Einhalt zu gebieten, sondern dass sie von Shigatse aus noch mehr
aufgebläht wurde! Die Mahatmas lassen es oftmals zu, dass feindliche Elemente
ihre bösen Taten selbst ad absurdum führen, damit dann die Verteidigung gegen
das Böse wirksamer wird. Sie erinnern sich an die tactica adversa. ”Von“
bedeutet hier auf keinen Fall, dass der Mahatma in Shigatse lebte. Es gibt
viele Bollwerke des Lichts, die meilenweit von hier entfernt sind. Der Zugang
zu diesen Bollwerken wird streng bewacht. Viele Wege führen dahin; oft muss man
einen unterirdischen Weg, selbst unter Flüssen, passieren, um den Heiligen
Gipfel zu erreichen. Aber für jene, die gerufen sind, gibt es Wegweiser.
Seien
Sie vorsichtig mit ”gut informierten“ Menschen. Versuchen Sie nicht, ihnen zu
widersprechen, denn es ist hoffnungslos. Es ist besser, wenn Sie sich bemühen,
jeweils der Mentalität entsprechend, ihrem eigenen Verstehen nachzuhelfen als
an ihre Zerstörung zu denken, wie Vergiftung mit Gasen u. dgl. Sorgen Sie sich
daher vor allem um junge Menschen und um jene, deren Herzen aufgeschlossen und
noch unbefangen sind.
Und
nun über den uns zugesandten Artikel. Die Gedanken sind nicht schlecht, aber
der Ausdruck ”geschlossene Gemeinschaft“ ist nicht gut; denn jeder Ausschluss
bedeutet Abgeschiedenheit, und das entspricht nicht dem weiten Plan der
Zusammenarbeit. Ja, es wird auch jetzt noch mehr oder weniger erfolgreiche
Versuche geben, Gesellschaften und Gemeinschaften ins Leben zu rufen. Natürlich
ist es schwer, in der Tat sehr schwer, wenn die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft
ihrem Bewusstsein nach sehr verschieden sind.
Das
Wichtigste ist, kein enges Gemeinschaftsleben zu führen, sondern im allgemeinen
einen Geist der Zusammenarbeit und des Großmuts im täglichen Leben und unter
jedweden Verhältnissen an den Tag zu legen; denn in allen Lebensbereichen sieht
sich die Menschheit jetzt neuen Problemen gegenübergestellt, welche die
Beteiligung vieler Kräfte und Fachleute erfordern, um zu einer synthetischen
Lösung und praktischen Entscheidung zu gelangen. In der Tat, auch
wissenschaftliche Fragen können jetzt nicht ohne die Zusammenarbeit der
Fachkräfte in den verschiedensten Wissensbereichen gelöst werden. Alles ist so
kompliziert geworden und hat derart gigantische planetare Ausmaße angenommen, dass
ein Geist allein kaum fähig ist, alle notwendigen Einzelheiten für eine
entscheidende Synthese zu erfassen. So wird das Leben selbst eine neue Art und
Weise der Zusammenarbeit erarbeiten. Daher sollte jeder Versuch freundlicher
Zusammenarbeit begrüßt werden, denn alle diese Anstrengungen sind Sprossen auf
der großen Leiter der Errungenschaft.
Und
nun zu etwas anderem. Wenn der von Ihnen erwähnte Astronom meint, dass
wahrscheinlich jeder Planet eine Sonne wird, so irrt er. Nach der Heiligen
Lehre ist es gerade umgekehrt. Tatsächlich war unser Planet, bevor er zur
Wohnstätte der Menschheit wurde, eine Sonne und noch früher ein Komet. So ist
auch der Mond, nachdem er seine Lebensgrundlagen und -kräfte der Erde
übermittelte, keine Sonne geworden, sondern ein sich auflösender Körper.
* * *
Sie
haben recht, wenn Sie meinen, dass alle Schrecken, die sich aus den Irrtümern
des Fürsten der Welt ergeben, durch die Sieben Kumaras oder Erzengel, die
zusammen mit Luzifer zur Erde kamen und das von ihnen überbrachte Licht, das
sich nun über die Menschheit ergießt, zunichte gemacht werden. Darüber hinaus
war auch Luzifer selbst, bevor er abtrünnig wurde, ein Lichtspender, denn auch
er war an der Erweckung der höheren Fähigkeiten im Menschen beteiligt. Die
Entwicklung der Fähigkeit des höheren Denkens kann mit nichts anderem
verglichen werden, denn nur auf dem Pfad des Öffnens der höheren Zentren kann
wahre Unsterblichkeit erlangt werden. Gewiss, jeder Mensch ist nicht allein für
sich selbst verantwortlich, sondern auch für die anderen, denn der Mensch ist
in der vollen Bedeutung dieses Begriffes ein Gestalter der ganzen Welt. Er
birgt alle Möglichkeiten in sich. Von allen Kreaturen hat allein der Mensch die
Gabe des bewussten freien Willens. Die einzige Ausdrucksform dieser Freiheit
ist die Wahlfreiheit, und die Wahl kann ihn zu einem Gott oder zu einem Teufel
machen.
Wir
wissen auch, dass jede Macht durch Widerstand ansteigt. Daher bieten alle
Schwierigkeiten, die sich infolge der Abtrünnigkeit des Herrn der Erde auf dem
Pfad der Menschheit ergeben, den Menschen gleichzeitig die Möglichkeit
besonderer Anspannung und Verfeinerung ihrer Fähigkeiten und somit die
Beschleunigung ihres Fortschritts. Seit langem heißt es: ”Seid gesegnet
Hindernisse, denn durch euch wachsen wir”. So heißt es auch in den ältesten
indischen Schriften, dass das Kali-Zeitalter für geistige Vervollkommnung
besonders günstig ist, und was im Satya-Zeitalter nur durch Hunderttausende von
Inkarnationen zu erreichen ist, kann im Kali-Zeitalter in einigen Leben
erreicht werden. Daraus können wir schließen, dass die Kräfte des Lichts die
Abtrünnigkeit Luzifers schließlich zum Guten wenden werden. Wie immer, sind
auch hier nur starke Geister, die es lieben, Schwierigkeiten zu meistern,
besonders erfolgreich. Lauwarme hingegen, die den leichtesten und
verantwortungslosen Weg wählen, werden zu hartem Schaffen verurteilt, das sie
letzten Endes zum schwierigsten Pfad führen wird. Daher sind die Worte aus der
Apokalypse tiefgründig und geradezu wissenschaftlich: ”Da du lau bist und weder
kalt noch heiß, so will ich dich aus meinem Munde speien.”.
Ihre
Andeutung über Christi Vorwurf gegenüber seinen Schülern ist sehr
beachtenswert. Ja in allen Zeitaltern waren die Großen Lehrer oft gezwungen,
auf die Untätigkeit, Entzweiung und Lauheit der sogenannten guten Menschen
sowie auf den Eifer, die Solidarität und Findigkeit der Finsteren hinzuweisen.
In der Tat, gegenwärtig hat sich dieser Eiter sowie die Solidarität noch
verstärkt, denn die Finsteren fühlen, dass die Entscheidungsschlacht für sie
die Vernichtung bringen wird. Wirklich, die Zeichen des Großen Sieges sind
bereits sichtbar. Nach einer gewissen Zeit wird vieles eingeleitet werden.
Segensreiche Zeichen schützen das Neue Land.
Wir
sollten uns über Abessinien nicht zu sehr grämen; mit der Zeit wird auch hier
der Sieg einziehen, aber man darf dies nicht grob auffassen. Die Zeit brutaler
Eroberungen ist vorbei. Jedes Volk hat das Recht, sein eigenes Leben zu führen
und die Zusammenarbeit zu lernen.
Die
mir zugesandten Unterlagen reiche ich Ihnen hiermit zurück; und ich möchte
erneut darauf hinweisen, dass jeder seinen eigenen Weg bauen möge. Je größer
die Verschiedenheit in solchen Versuchen, umso schöner wird die Krone der
Errungenschaft. Nun möchte ich aus dem Buch AUM zitieren:
§
441: ”Ein Kollektiv ist keine geschlossene Gemeinschaft. Das auf dem
Naturgesetz beruhende Kollektiv beinhaltet das Element der Unbegrenztheit. Dem
Arbeitsaustausch und der gegenseitigen Hilfe dürfen keine herkömmlichen
Beschränkungen auferlegt werden. Im Gegenteil, das Kollektiv öffnet allen
Möglichkeiten die Tore. Außerdem sind Kollektive miteinander verbunden und
bilden so ein Arbeitsnetz, das sich über die ganze Welt erstreckt. Niemand kann
vorausbestimmen, welche Formen des Kollektivs sich zu entwickeln vermögen.
Durch Kollektive gegründete Einrichtungen können höchst verschieden sein und
sich mit Fragen der Erziehung, der Industrie, der Landwirtschaft befassen. Es
gibt kein Betätigungsfeld, das durch das Kollektiv nicht ungeheuer verbessert
werden könnte. Man sollte die Menschen nicht davon abhalten, sich in völlig
neuen Verbindungen zur Zusammenarbeit zusammenzufinden. Das Kollektiv ist ein
Bollwerk des Staates und eine Pflanzstätte des öffentlichen Lebens. Woher kommt
die öffentliche Meinung? Woraus bildet sich der Wunsch nach Fortschritt? Woher
erhalten die einzelnen Schaffenden Hilfe? Zusammenarbeit wird gewiss auch
Einigkeit lehren.”
§
343: ”Wer sind denn jene, die Einigkeit nicht schätzen und lieben? Sie haben
das Gefühl der Standfestigkeit nie erfahren, das immer mit Einigkeit verbunden
ist. Sie kennen nicht den Mut, der von der Einigkeit untrennbar ist. Sie haben
den Fortschritt abgelehnt, der durch Einigkeit stark wird. Sie haben nie die
Freude empfunden, die durch Einigkeit besteht. Sie haben das Bollwerk der
Einigkeit verschmäht. Was bleibt dann für sie übrig? Entweder sie brechen
zusammen unter dem Orkan, verdorren unter der Sonne oder verwesen im Moder der
Vorurteile. Wer sind denn jene, die Einigkeit verachten?”
§
344: ”Das offenkundigste Beispiel für Maja und Wirklichkeit findet sich in den
Himmelskörpern. Obwohl solch ein Körper vor Tausenden von Jahren zerstört
wurde, ist sein Licht auf der Erde noch wahrzunehmen. Wer könnte sich erkühnen,
die Grenzlinie zwischen Bestehendem und Visionärem zu ziehen? Wir finden
ähnliche Beispiele auch unter irdischen Erscheinungen.”
§
345: ”Irdische Sieger, wo ist euer Sein und wo euer Trugbild? Wer entscheidet,
ob es Sieg oder Widerschein ferner Ereignisse ist? Wo ist die Grenze der
Wirklichkeit? Mögen alle Gestalten sich zusammenscharen, sie werden den
Schlüssel der Lösungen nicht finden. Nur die feinste Energie kann zwischen
Leben und Erstarrung unterscheiden. Aber die Menschen ziehen es vor, mit
Trugbildern zu leben.”
3.
August 1936
Die
Großen Lehrer hatten bestimmt nie die Absicht, alle bestehenden Gruppen zu
einer oder mehreren ”geschlossenen“ Gemeinschaften zu vereinen - dies käme dem
Tode gleich. Leben und Schönheit bestehen nur in Verschiedenartigkeit; daher
mögen die Lichtzellen frei gedeihen wie schöne Blumen auf der Wiese des Lebens.
Vereinigung bedeutet nicht unbedingt, kommunale Hauptquartiere oder gleiche
Anwendungsmethoden und Errungenschaften zu haben. Einigkeit als echte
Bewegungskraft muss vor allem im Geiste geboren werden und sich in Großmut und
Zusammenarbeit in allen täglichen Lebensverhältnissen kundtun. Zusammenarbeit,
Mitarbeit und Gemeinschaft bedeuten die weiteste Freizügigkeit. Daher gibt es
dort, wo es Bewusstseinseinheit gibt, keinen Raum für Zwang.
Ein
anderer Begriff - Verzicht auf Eigentum - wird oft falsch verstanden.
Verzicht auf Eigentum bedeutet nicht, alles abzugeben und jedweden Besitz
abzulehnen. Sachen sind das Ergebnis menschlicher Schaffenskraft, und sie
sollten geachtet werden. Die Verbesserung ihrer Qualität ist eine Stufe zur
Vervollkommnung des Geistes. Die Lehre sagt uns, dass die wahre Bedeutung von
Gegenständen in dem Sinne verstanden werden sollte, dass wir nicht ihre Sklaven
werden. Man muss alles lieben lernen und doch gleichzeitig bereit sein, für
eine neue Errungenschaft alles aufzugeben Liebe zu schönen Sachen ohne das
Gefühl des Eigentums ist eines der reinsten und erhabensten Gefühle. Ohne Liebe
kann nichts geschaffen und verbessert werden So mögen die Menschen es lernen,
zu lieben ohne das Gefühl des Eigentums. Mögen sie schöne Schöpfungen ohne den
herkömmlichen Begriff des Eigentums bewundern.
Es
war interessant, in den uns zugesandten Zeitungsausschnitten von Wiedergeburt
zu lesen. Ihre Bemerkung, dass die finsteren Kräfte versuchen, die Menschen
daran zu hindern, das Gesetz der Wiederverkörperung anzunehmen und sich daher
bemühen, mittels ihrer Agenten oder unbewussten Helfershelfer die Idee der
Reinkarnation als Absurdität hinzustellen, kommt der Wahrheit ziemlich nahe.
Darüber hinaus werden sie darin von einigen Psychikern unterstützt, die
meistens das sehen, was sie sehen wollen. Vergessen wir auch nicht, dass
Ehrlichkeit in allem und jederzeit eine der seltensten Eigenschaften ist.
Tatsächlich gibt es nach Aussagen der Medien viele Napoleone, Tamerlane,
Ramsese, Kleopatras, Semiramise u. a., die alle gleichzeitig die Erde besuchen!
Da wird man verleitet zu fragen, wer von ihnen echt ist.
Aus
diesem Grunde sind Beweise der Reinkarnation, etwa wie es sich mit dem kleinen
indischen Mädchen Chanti ergab - ein Fall, der von so vielen überlebenden
Zeugen aus ihrem früheren Leben überprüft werden konnte - so wichtig.
Wahrscheinlich haben Sie davon gelesen, denn ich sandte Ihnen den
Zeitungsausschnitt.
Hier
dazu die Erklärung aus § 491 aus dem Buch AUM: ”Laufend hört ihr absurde
Märchen, dass hier gleichzeitig von ein und derselben Person Reinkarnationen
erfolgen - eine ebenso unwissende wie schädliche Schlussfolgerung. Verneiner
der Reinkarnation benutzen solche Erdichtungen, um die Möglichkeit der
Wiedergeburt zu bestreiten. Dabei übersehen sie den Grund, nämlich
phantasiereiche Erdichtung, die die Schuld manchmal abschwächt. Manche Menschen
erinnern sich an Einzelheiten einer bestimmten Epoche, weil sie davon träumten,
eine berühmte Persönlichkeit zu sein, und ihre Traumeinbildung bewirkte die
Einbildung einer Inkarnation. Ein Kind bildet sich vielleicht ein, ein Feldherr
zu sein, und diese Vorstellung senkt sich bereits in seinen ”Kelch“.
Es
gibt viele, die sich ihrer früheren Leben erinnern, aber durch Trübung des Bewusstseins
rufen sie ihre eigenen vergangenen Wunschträume hervor. Man muss sehr behutsam
sein, um die Irrtümer anderer nicht zu streng zu beurteilen. Abgesehen von
Eigendünkel und Unwissenheit, mag es nur teilweise Irrtümer ohne Grundmotiv
geben. In der Tat, es kann auch verschiedene Formen der Besessenheit sowie
Einflüsterungen mit böser Absicht geben, doch über Besessenheit ist bereits
genügend gesagt worden.”
Ja,
die finsteren Kräfte bemühen sich sehr, alles zu entstellen und
zunichtezumachen, was zur Kenntnis anderer Sphären und Welten führt, wo das
Leben fortgesetzt wird. Sie sind sich bewusst, dass die Erweckung dieses
Wissens ihnen den Todesstoß versetzen und die Reihen ihrer Anhänger merklich
lichten würde. Wahrlich, das Wesen der Finsteren wird offenkundig werden, und
nur wenige werden in ihre Legionen eintreten wollen, nachdem sie von dem
Schrecken überzeugt wurden, der als letzte Konsequenz jene erwartet, die im
Bösen leben. Daher können sie nur auf den Fluida der Zerstörung und Zersetzung
bestehen; das Nichtvorhandensein dieser Substanz bereitet ihnen unglaubliche
Not.
Ebenso
recht haben Sie, wenn Sie die ungewöhnlichen Zeichen in allen
Lebenserscheinungen beachten. Das Nahen der feurigen Energien beeinträchtigt
entschieden die ganze Natur. Man kann zur Zeit wirklich nicht daran gehen, den
Ernteertrag zu vermindern, indem man das unbestellte Feld verlässt, nur um den
Preis zu halten. Einige Länder haben den Schaden dieser Maßnahme zu spüren
bekommen. Wahrlich, ”Der Mensch denkt und Gott lenkt“. Hätten die Menschen
früher psychische Energie studiert, wäre es ihnen gelungen, viele Miseren zu
vermeiden.
* * *
Aus
allen Löchern kriechen die dunklen Kräfte hervor, aber zur Zeit werden überall
die Herde des Lichts angezündet. Seien Sie wachsam und mutig, die Zeiten sind
ernst, aber das Morgenrot glüht bereits. Die Höhere Hilfe steht bereit; wollen
wir es lernen, sie mit mutigem Herzen, in Bereitschaft, Dankbarkeit und vollem
Vertrauen entgegenzunehmen.
14.
August 1936
Die
in Ihrem Projekt niedergelegten Gedanken sind ausgezeichnet, aber ihre
Ausführung erfordert andere Bedingungen als die jetzt bestehenden, die sich
unter dem Druck nahender Ereignisse bilden. Natürlich, das dringendste Problem
ist die Geburt des wahren Menschen; und daher ist es so notwendig, die
Saatkörner des neuen, erweiterten Bewusstseins und Verstehens der
Zusammenarbeit in weitestem Rahmen auszustreuen.
Beim
Errichten von Gemeinschaften sind Mitarbeiter mit einem vorbereiteten Bewusstsein
notwendig. Andernfalls wird solch ein Unterfangen nichts anderes sein als eine
schreckliche Belastung und ein Schreckgespenst einer Gemeinschaft. Dafür ist es
notwendig, neue Schulen zu schaffen, wo von Kindheit an die Grundlagen zum
Verstehen der Bestimmung des Menschen verankert werden - sein Platz und seine
Rolle in der Welt sowie seine kosmische Abhängigkeit. Mit diesen Begriffen wird
er seine soziale Rolle und hauptsächlich seine persönliche Verantwortung
erkennen, die damit die gebührende Bedeutung erlangt. Aber diese Schulen
bedürfen geeigneter Lehrer. Aus diesem Grunde ist es von großem Nutzen, dass
sich um die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK Gruppen bilden, aus denen die Träger des
neuen Bewusstseins hervorgehen.
Wahrlich,
die Lehre der ”Lebendigen Ethik“ betrachtet die ganze Welt als eine
Weltgemeinschaft. Wir werden gebeten, Zusammenarbeit, Einigkeit und
Großzügigkeit zu pflegen; nirgendwo jedoch heißt es, dass wir uns körperlich anrempeln
sollen. Dem Arbeitsaustausch und der gegenseitigen Hilfe sollten keine
herkömmlichen Beschränkungen auferlegt werden. Jedwedes übertriebene Haften an
einem bestimmten Platz wird verurteilt, weil es zu einseitig macht. Der Große
Buddha, der Begründer der Weltgemeinschaft, riet seinen Schülern, nicht zu
lange an einem Ort zu verweilen, sondern stets neue Länder zu besuchen, um
Kontakt mit verschiedenen Menschen zu haben.
Gemeinschaften,
die sich der wissenschaftlichen Forschung widmen, sind ausgezeichnet, sie
erleichtern die Arbeit der Wissenschaftler, die mit allgemeinen Problemen befasst
sind. Ausgezeichnet sind auch die Sanatorien und Forschungslaboratorien, die
verschiedene Fachkräfte für die Arbeiten für das Allgemeinwohl vereinen. Ich
könnte mir vorstellen, dass ganze Bildungsstätten errichtet werden - Städte des
Wissens wie auch Genossenschaften, die alle Lebensbereiche umfassen; jedoch,
wie ich die menschliche Natur kenne, kann ich mir eine erfolgreiche enge,
geschlossene Gemeinschaft von gänzlich verschiedenartigen Menschen kaum
vorstellen. In solch einer engen, geschlossenen Gemeinschaft wäre
Nivellierungstendenz unvermeidlich, und solche Nivellierung verwandelt Begabung
unweigerlich in Durchschnittlichkeit, was Einbuße der Kultur und des
Zivilisationsniveaus verursacht und damit zur Primitivität und leider zum
nächsten Zustand - zur Vergröberung - führt.
Daher
sollten Gemeinschaft und Zusammenarbeit im weitesten nutzbringenden Ausmaß
verstanden werden. Vor allem die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen sowie
das Leben selbst werden neue Formen der Zusammenarbeit herbeiführen. Das
internationale Postsystem und das Verkehrsmittelwesen haben bereits gezeigt,
welch gegenseitiger Nutzen durch ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen
verschiedenen Ländern erreicht werden kann. Und so glaube ich an die weiteste
Entwicklung der Genossenschaft durch die verschiedenartigen Verbindungen. Weit
organisierte Genossenschaften werden beweisen, welcher Volkswohlstand aus
solcher Zusammenarbeit erwachsen kann. Jetzt wird der Wunsch vieler Menschen,
Arbeitsgemeinschaften zu errichten, immer offenkundiger, und dieser Wunsch ist
zweifellos ein Widerhall in Richtung Evolution. Im Buch AUM der AGNI
YOGA-Schriftenreihe gibt es viele Hinweise auf die notwendige
Gemeinschaftsarbeit.
So
sollten wir primär an die Erziehung und Erweiterung des Bewusstseins denken.
Diese Erkenntnis wird die nützlichsten Ergebnisse zeitigen.” … Disharmonie in
Einzelheiten kann den ganzen Aufbau zunichtemachen …” Eignen wir uns daher in
unseren Gruppen, wo LEBENDIGE ETHIK studiert wird, Großzügigkeit in der
Zusammenarbeit an; das ist eine gute Schulung für die engere Gemeinschaftsform.
Seien wir hilfsbereit anderen gegenüber und üben wir das Höchstmaß an
Feinfühligkeit und Entgegenkommen gegenüber anderen Wesensarten.
* * *
Es
ist durchaus wahr, dass die Gesellschaften für psychische Forschungen sich in
allen Ländern derzeit auf den ersten Stufen befinden, doch vor ihnen liegt das
ganze unbegrenzte Wissensgebiet. Sie befinden sich alle auf einem Weg und sind
derzeit an einem toten Punkt angelangt. Der Grund liegt darin, dass die meisten
von ihnen ihre Experimente mit unbedeutenden Medien durchführen. Interessant sind
Forschungen auf dem Gebiet der psychischen und parapsychischen Erscheinungen
mit feurigen und geistig entwickelten Individuen; nur sie können zu neuen
Stufen des Verstehens der höheren Energie und der Bedingungen der
Feinstofflichen Welt in den höheren Sphären führen. Dass durch die
Beschäftigung mit den niederen Sphären, die an die irdische Ebene angrenzen,
Schaden entsteht, ist Ihnen ja aus den Büchern der Lehre bereits bekannt.
Ich
möchte hier einen Paragraphen aus dem Buch AUM zitieren: ”Das Ektoplasma ist
der Speicher für die psychische Energie. Wirklich, die Substanz des Ektoplasmas
ist ein Mittelding zwischen dem irdischen und dem feinstofflichen Sein. Die
psychische Energie, die allen Welten eigen ist, steht vor allem mit der der
Feinstofflichen Welt nahestehenden Substanz in Beziehung. Daraus kann man
ersehen, dass die Reinheit des Ektoplasmas genauso bewahrt werden muss wie die
der psychischen Energie. Man muss daran erinnern, dass sich das Medium durch
Abgabe von Ektoplasma an Ungerufene in große Gefahr begibt. Eine so wertvolle
Substanz darf man nicht ungebetenen Gästen überlassen. Wertvoller ist der
Verkehr mit höheren Kräften, die uns die Kräfte nicht absaugen, sondern uns
neue Kräfte zuströmen lassen. Psychische Forschungen müssen zweckmäßig
betrieben werden. Man darf ein Wesen nicht aussaugen.”
Ich
vermute, Sie wissen, dass alle Phänomene in spiritistischen Sitzungen mittels
Ektoplasma, das dem Medium und allen Anwesenden abgesaugt wird, erreicht
werden. Und so können Sie sich den unsauberen Zustand des Ektoplasmas
vorstellen, wenn es nach Gebrauch durch die Gäste aus den niederen und
mittleren Sphären zu seinem Eigentümer zurückkehrt. Daher ist es bei der
psychischen Forschung so wichtig für alle Anwesenden, dass beide (der Forscher
und das Medium) in guter Gesundheit und von hohem moralischem Niveau sind. Wenn
Menschen mehr wissen, wird dies vielleicht auch sichtbar werden. So ist im Buch
AUM vieles gesagt über diese Energie, und es wird besonders hervorgehoben, dass
jene, die sich mit der Erforschung dieser Energie befassen, selbstlos über ein
feines Unterscheidungsvermögen verfügen und reinen Herzens sein müssen. Die
Erforschung und das Studium der psychischen Energie ist die Wissenschaft der
nahen Zukunft.
Die
Anhänger der Christian Science (Christliche Wissenschaft), der Kreis, von dem
Sie sprechen, sind in Amerika stark vertreten und erzielen gelegentlich
bemerkenswerte Heilungen. Aber es kam schon vor, dass einige ihrer unwissenden
Anhänger sich selbst und ihre Nächsten ruinierten, weil diese Heiler oft
unsauber und schwach sind. Darüber hinaus können nicht alle Krankheiten direkt
durch psychische Energie geheilt werden. Wenn ein chirurgischer Eingriff
unvermeidlich ist, kann psychische Energie allein, ohne Gebrauch der nötigen
Instrumente, nicht helfen.
* * *
Als
ich vom Verlassen des Lehrers sprach, meinte ich das Verlassen eines bewusst
gewählten Lehrers und nicht das Verlassen einer besonderen Kirche, der man von
Geburt her angehört. Nur das bewusste Wählen eines Lehrers ist von Bedeutung
und nicht die durch Geburt bestimmte herkömmliche Glaubenszugehörigkeit, die
uns zwangsläufig an diesen oder jenen Religionsstifter bindet. Freilich, bewusstes
Wählen ist der Ruf des Geistes. Die Große Bruderschaft stellt ein Einziges Ego
dar; daher ist die Lehre, die von ihr ausgeht, ihrem Wesen nach ein und
dieselbe, ganz gleich welcher Lehrer sie uns übermittelt. Aber jeder Lehrer
gehört einem eigenen Gestirn an und ist seinem Wesen nach mit allen jenen
verbunden, die unter demselben Gestirn empfangen wurden. Daher ist es besonders
schön, wenn Geistwesen, die das gleiche Wesen haben, sich unter der Führung
ihres eigenen Herrschers sammeln. Jeder Lehrer hat auch seine eigene
individuelle Methode. Ich kann mir ein späteres Verlassen des Lehrers, sobald
ich bewusst gewählt habe, nicht vorstellen; denn je höher wir aufsteigen, desto
enger wird das Band mit dem Lehrer.
* * *
Sicherlich,
Rauchen ist unserer Lebenskraft abträglich. Es ist allerdings wahr, dass H. P. Blavatsky
geraucht hat, aber da ihr Zustand so außergewöhnlich war, sollte man nicht
versuchen, sich mit ihr zu vergleichen. Ihr Leben, das sie unter Fremden
zubrachte, war unbeschreiblich hart; sie ist von ihnen nie ganz verstanden und
sogar verraten worden, sowohl bewusst als auch unbewusst. Dies alles sowie das
Rauchen hinderten sie daran, ihre Arbeit zu vollenden und den letzten Band der
”Geheimlehre“ zu schreiben. Es gibt zudem viele Menschen, die den Takur,
Gulab-Singh, den Held ihres Buches ”Die Höhlen und Dschungel von Hindustan“ für
den Mahatma K. H. halten. Jedoch in diesem beachtenswerten, für die breite
Öffentlichkeit geschriebenen und daher durch reiche Phantasie von H. P. B.
stark ausgeschmückten Buch wird das Bild eines anderen Mahatma geschildert.
Es
ist wahr, dass der Lehrer K. H. in seinen Briefen an Sinnett manchmal mit ”Lal
Singh“ unterschrieb, aber die Mahatmas benutzen viele Namen, und in manchen
Fällen unterschreiben sie mit einem einfachen allgemeinen Namen. Wirklich,
keiner der Mahatmas raucht, und die Legende über die benutzte Pfeife durch
einen von ihnen rührt von einer mit leichter Hand geschriebenen Geschichte von
H. P. Blavatsky her, in der sie die indische Pfeife des Meisters M. meinte,
jedoch ohne zu erwähnen, womit die Pfeife gefüllt war. Der Grund war, dass M.
M., aus den Höhen kommend, die ganze Last sowie den Druck der Atmosphäre der
Täler stark verspürte und so zur Erleichterung rauchte, d. h. ein spezielles
Ozonpräparat inhalierte. Daher die Legende über die Pfeife und das Rauchen.
* * *
Wirklich,
es gibt keine großen und kleinen Dinge im Kosmos, aber das tägliche Leben
menschlicher Wesenheiten hat sich von kosmischen Begriffen so weit entfernt, dass
es mit den unbedeutendsten und abscheulichsten Dingen erfüllt ist. Doch
Zweckmäßigkeit und kosmische Angemessenheit fegen die Sandhaufen unserer
gegenwärtigen Zeit hinweg und geben der Hoffnung auf bessere Schöpfungen Raum.
* *
*
Achten
Sie auf Ihre Gesundheit, die Ströme sind äußerst schwer, die Ereignisse häufen
sich. Der Ort des großen Aufbaus der Zukunft ist angedeutet, aber noch nicht
ausgesprochen, und die Vermutungen der Menschen weit davon entfernt. Daher wird
alles, was für die kommende Zeit heilig ist, behütet. Jemand las Nostradamus
und versuchte, die großen Zeichen für sich anzuwenden, aber er irrte sehr. Die
Großen Eingeweihten wussten das Heiligste in ihren hinterlassenen Schriften zu
schützen. Ohne Schlüssel kann niemand ihre Hinweise verstehen. Aber sobald das
Vorausgesagte eintrifft, wird auch der Schlüssel gefunden werden.
24.
August 1936
Sie
fragen, wie Sie auf den ”Aufruf an die MUTTER DER WELT“, der von der Theosophischen
Gesellschaft herausgebracht wurde, reagieren sollen. Ich würde vorschlagen, ihn
in einer freundlichen und sympathischen Weise anzunehmen. In der Epoche der
MUTTER DER WELT müssen wir alles über sie Gesagte willkommen heißen. Und warum
überrascht sein, dass A. Besant es schreiben konnte? Im Osten ist der Kult der
MUTTER DER WELT, der Göttin Kali oder Durga, weit verbreitet, und man kann
sagen, dass er im Hinduismus vorherrscht. Aber auch unter anderen Sekten findet
man mehr Verehrer der Großen Mutter als für einen anderen Aspekt der Gottheit.
In der Mongolei und in Tibet werden Dukkar oder die Weiße Tara sowie auch
andere Taras oder Schwestern sehr verehrt. In allen alten Religionen wurden die
Göttinnen für das Heiligste gehalten. An der Spitze von allem, oder besser
hinter dem Schleier, steht der ”Ewige und immerwährende Atem alles Seins“. Aber
auf der manifestierten Ebene herrscht das ewig Weibliche Prinzip oder die große
MUTTER DER WELT.
Und
hier einige Daten: Im Jahre 1924 erreichten die Strahlen des Sterns der MUTTER
DER WELT die Erde und riefen ein neues Bewusstsein hervor; sehr viele Frauen
wurden durch Bestrebtheit zu neuem Leben entfacht.
Im
Jahre 1924 malte N. K. einige Variationen seiner Gemälde ”Die MUTTER DER WELT“.
Sie wurden im Museum in New York ausgestellt und machten ungeheuren Eindruck.
Die Reproduktion eines dieser Gemälde, dem meine Vision zugrunde lag, erlangte
weite Verbreitung.
1924
schrieb N. K. den Artikel ”Der Stern der MUTTER DER WELT“, der im ”Theosophist“
in Adyar veröffentlicht wurde.
Seit
1917, nachdem wir bereits die Heimat verlassen hatten, setzte N. K. seinen
Feldzug für die Kultur und die Einigkeit durch die Kunst fort. Sein Motto, das
die Bedeutung der Kunst zum Ausdruck bringt, wurde zum Schild des Instituts in
New York und erschien in vielen Büchern und Zeitschriften. Denken wir somit an
den § 375 aus dem Buch AGNI YOGA: ”Worin besteht der Erfolg eines Yogi? Weder
in der Anziehung der Massen noch in der Belehrung der Menge. Doch nahe den
Werken des Yogi kann man bewusste und unbewusste, freiwillige und unfreiwillige
Nachahmungen gewahren. Die Menschen beginnen, das gleiche zu tun. Sogar Feinde
folgen fluchend dem gleichen Weg. Es ist, als ob sich um die Taten eines Yogi
eine besondere Atmosphäre gesammelt hätte. Dies ist wirklicher Erfolg, wenn
weder Gold noch Menschen, sondern das unsichtbare Feuer menschliche Herzen
entflammt. Doch mit dem Wunsch nachzuahmen, betreten sie dieselbe Atmosphäre
und tragen Tropfen desselben schöpferischen Taus mit sich. Der Erfolg kommt
nicht allein von außen, er wird durch das Zusammenwirken von menschlichen
Händen mit dem Gedanken des Raumes geschaffen. Doch der Yogi wird zum ersten
Kanal, zum primären Empfänger der Raumenergien. Daher leuchtet der Yogi wie ein
aufrufendes Feuer. Er baut auf, was aufgebaut werden muss. Er fügt die
vorbestimmten Steine zusammen. Und selbst Feinde schaudern - sprechen die von
ihm übergebenen Worte nach. Der Yogi ist kein Prediger. Er erscheint selten;
doch die anvertrauten Werke wachsen in einer eigenen Farbe. Andere anerkennen
selbst das Blühen dieser Werke nicht, deren Bestimmung es ist, nicht zu
verzehren, sondern zu entflammen.
Wohin
ergießt sich der Funke des Feuers? Kann man alle entfachten Feuer sowie alle
vom Feuer eines Agni Yogi erwärmten Wanderer sehen? Das Feuer lodert
erfolgreich auf, denn es brennt nicht für sich.”
Und
so lasst uns alles willkommen heißen, was der aufgezeigten Richtung nicht
widerspricht, sondern sie bestätigt.
Kürzlich
erhielt ich einen ausgezeichneten Appell an die Frauen - geschrieben von Frau
K. Ich stimme mit ihrer Behauptung völlig überein, dass Theorie in die Praxis
übergehen muss, doch kann ich ihrer Feststellung nicht ganz beipflichten, dass
”als erster Schritt auf dem Pfad ein Gemeinschaftshaus zu errichten ist, damit
die Menschen, die sich entschlossen haben, den Pfad der neuen großen Epoche der
Erneuerung und Lebensvergeistigung zu beschreiten, zusammen leben können”. Vor
allen anderen wäre ich persönlich an diesem Gemeinschaftshaus und an der
Nivellierung der Gemüter am wenigsten interessiert. Versorgtsein und leichte
Errungenschaft sind die großen Hindernisse auf dem Pfad des geistigen
Wachstums.
Jugend
ist da, um alle Hindernisse zu prüfen und daran ihren Geist zu stählen. Im
Zusammenhang mit diesen vorgeschlagenen Gemeinschaftshäusern und dem Gedanken,
durch Kleider, Nahrung und Obdach völliges Versorgtsein zu schaffen, erinnere
ich mich an die zahlreichen Lager-Gemeinschaften der letzten Jahre in Amerika,
zu dem Zweck, der beschäftigungslosen Jugend zu helfen. Wie mir mitgeteilt
wurde, endeten sie alle erfolglos. Die jungen Leute, die mit allem ausgestattet
wurden, waren unfähig, einer ordentlichen Arbeit nachzugehen. Die meisten von
ihnen zogen das leichte Leben mit der minimalen physischen Arbeit in solchen
Gemeinschaftslagern, das ihnen ein sattes und ruhiges Dasein bot, vor.
Doch
nicht mit der Bequemlichkeit der Jugend wollen wir uns befassen, sondern damit,
sie für den Lebenskampf, der ein unabänderliches kosmisches Gesetz darstellt,
besser auszurüsten. Aus diesem Grunde wird beim Aufbau der Neuen Epoche der
Hauptfaktor des Volkswohls in der Erziehung und Bildung der Menschen liegen. Es
ist dringend notwendig, der Verbesserung und Erweiterung der Schulprogramme
Aufmerksamkeit zu schenken, vor allen jenen der Elementar- und Mittelschulen.
Die Frau muss ihre Stimme erheben und auf einem Bildungsprogramm für beide
Geschlechter bestehen. Von Kindheit an sollte Achtung vor dem Wissen gelehrt
werden. In den Schulen sollte auf diese wahren und alleinigen Beweger der
Evolution mit konkreten geschichtlichen Beispielen hingewiesen werden. Es muss ein
Stadium erreicht werden, wo die Bestrebung zum Wissen und Achtung vor der
Wissenschaft in Fleisch und Blut übergehen und wir sagen können, dass die
Völker den Pfad der Kultur betreten haben. Nur dann werden die Wissensträger
als wahre Schatzkammer, nicht nur für ein besonderes Land, sondern für die
ganze Welt betrachtet werden. Dann wird von der Beschleunigung der Evolution
gesprochen werden, und man wird die Träume von der Kommunikation mit den fernen
Welten ins Leben übertragen können. In diesem Sinne zitiere ich die Worte eines
Denkers und großen Führers, der da sagte: ”Erstens lernen, zweitens lernen und
drittens lernen, und dann darauf achten, dass das Wissen kein toter Buchstabe
bleibt, sondern im Leben angewendet wird.”
Überlassen
wir somit die Gemeinschaftshäuser und allerart Erleichterungen jenen, die
infolge des Alters oder wegen Krankheit der Ruhe bedürfen. Frau K. beginnt mit
dem Kindergarten, und das ist ausgezeichnet. Warum sollte sie nicht daran
gehen, in ihrem eigenen Land Helfer zu suchen, die sie bei der Gestaltung eines
neuen Schultyps unterstützen? Begabte junge Menschen lieben alles Ungewöhnliche,
und das Leben in Gemeinschaftshäusern könnte ihnen schal erscheinen. Nur sehr
mittelmäßige werden sich mit der nivellierenden Umgebung zufriedengeben.
Darüber hinaus wird meistens nur das liebgewonnen und geschätzt, was mit
Schwierigkeiten verbunden und selbst von einer gewissen Gefahr umgeben ist.
Daher werden von den verfolgten und zum Teil verbotenen Gesellschaften oft weit
mehr wahre wertvolle Schaffende angezogen als von den anerkannten und gut
bekannten Organisationen. Erleichterungen führen niemals zum gesteckten Ziel.
Nun
über den § 80 des Buches ”Feurige Welt“, Band III. Hier müssen wir vor allem
ganz genau erkennen, was mit dem Ausspruch ”gefestigt durch feurige
Hochschätzung gegenüber der Hierarchie” gemeint ist. Die hierarchische Kette
ist offenbar, und es ist unmöglich, eines ihrer Glieder zu überspringen. Um
aber in der mächtigen Kette des erstrebenswerten Fortschritts zu bleiben,
sollte man den Halt zum nächstliegenden Glied nicht verlieren. Ein Loslösen aus
der Kette ist schrecklich, denn es trägt uns in den Raum hinaus und stürzt uns
ins chaotische Umherirren. Wie viele Jahrhunderte vergehen, bevor der Geist,
der sich loslöste, wieder ein neues Glied erhaschen kann?! Denn es ist
unmöglich, das frühere Glied zu erreichen, da es inzwischen weit vorangekommen
ist. Das ist der Grund, warum das Loslösen aus der hierarchischen Kette so
furchtbar ist.
Sicherlich,
jede Vereinigung ist bereits eine große Macht, doch wie alles in der
offenbarten Welt hat sie zwei Seiten, und wenn eine Vereinigung nicht durch
feurige Hochschätzung gegenüber der Kette der Hierarchie gefestigt ist, besteht
die Gefahr, dass sie sich auf die Seite der Finsternis schlägt anstatt auf jene
des Lichts. Deshalb wird auf feurige Hochschätzung sowie Hingabe an die
Hierarchie so hartnäckig und wiederholt hingewiesen.
Bitte
sagen Sie Frau K., dass ich ihren herzlichen und lieben Brief erhalten habe und
mich vor allem über ihre Worte freute, dass sie nicht zurückschauen will. Dies
ist bereits eine große Errungenschaft. Der Blick zurück ist die Fußangel auf
dem Pfade Schöpferisches Streben erwächst allein durch den Blick auf die
Zukunft. Natürlich, jetzt ist die Zeit geistiger Erneuerung und Aufspeicherung,
aber gleichzeitig sollte das Wissen zum Nutzen aller angewendet werden. Jeder
weite Gedanke, jede Entwicklung von Großmut und Friedenshuldigung sind für das
tägliche Leben ein Gewinn.
Lasst
uns von ganzem Herzen dahin streben, wo die große Aufgabe erfüllt wird, und lasst
uns jede Flut wahrnehmen, die von dort kommt. Vor unseren Augen finden
Ereignisse von ungeheurer Bedeutung statt. Und trotz vieler Tragödien wächst
das Land und schreitet voran, es schafft zweifellos seine eigene Zukunft.
Tausende und Abertausende sind zu kulturellem Leben erwacht. Der jungfräuliche
Boden bedarf der schwungvollen Annäherung Streben nach Wissen weist den rechten
Pfad.
Freuen
wir uns!
31.
August 1936
Unbestritten
weist Charakterschwäche auf eine relative Unreife des Geistes hin. Alte Geister
wissen genau, was sie wollen, und sind gewöhnlich sehr beharrlich in ihren
Entschlüssen und Errungenschaften. Raten Sie, sich nicht auf Visionen zu
stützen. Nichts ist trügerischer als diese Illusionen aus der Feinstofflichen
Welt, die durch das niedere Manas empfangen werden. Es ist wichtig,
Beherrschung zu üben sowie strenge Überwachung aller Emotionen. Jahre scharfer
Beobachtung sind nötig, bevor man die Visionen der feinstofflichen Welt richtig
zu unterscheiden vermag. Man muss alle diese Visionen sehr objektiv, ernsthaft
und scharfsinnig beobachten und prüfen, andernfalls wird man zum Spielball der
Bewohner der niederen Schichten der feinstofflichen Welt. Aus diesem Grunde
wird den Schülern geraten, ihre Visionen niederzuschreiben, so dass sie ihre
Richtigkeit und Bedeutung eventuell bestimmen können. Aber es ist ein großer
Unterschied zwischen dem Niederschreiben und der Beobachtung sowie ihrer
unbedingten Anerkennung als Führung. Sehr trügerische Visionen sind jene, die
unsere Persönlichkeit und unsere augenblickliche Umgebung angehen. Bei normaler
Entwicklung der geistigen Wahrnehmung umfassen Visionen sieben Zyklen oder
Ebenen, wie in Band II der ”Blätter des Gartens MORYA“ angeführt wird.
Visionen, die das persönliche Leben betreffen, werden rar. Es ist wahr, dass
die niederen Wesenheiten schlecht geschützte Auren angreifen; außerdem drängt
das niedere Manas diesen Angegriffenen das eingegebene Bild auf.
Jetzt
zu den mit der LEHRE zusammenhängenden Fragen. Beim Lesen der ”Mahatma Letters“
sollte man daran denken, dass die darin enthaltenen Erklärungen an Personen von
einer bestimmten Denkart gerichtet waren, auf die Rücksicht genommen werden musste,
damit sie die Briefe auch verstehen konnten. Darüber hinaus sollte man die
Fragen und Antworten gründlich vergleichen. Sie fragen jedoch zu recht, wie die
Worte … ”oder als Individualität vernichtet zu werden …” - zu verstehen sind.
Sicherlich, eine nach Vollendung der irdischen Evolution hohe Individualität
kann nicht vernichtet werden, denn solch eine Individualität muss die ewige
Lebenskraft des siebenten Prinzips in sich aufgenommen und das vierte, fünfte
und siebente Prinzip im sechsten verschmolzen haben. Übrigens beweist das
Beispiel ”Luzifer“ hinreichend, dass Individualität unvernichtbar ist. In den
von Ihnen erwähnten Fragen aus den ”Mahatma Letters“ wird hervorgehoben, dass
ewige untrügliche Vorwärtsbewegung alles, was lebt, zwingt, diesem fundamentalen
Impuls zu folgen und somit jeden Einhalt zurückdrängt.
So
vermag auch eine hochentwickelte Person, falls sie in ihrem Fortschritt
innehält, dies aber nicht beizeiten erkennt, durch einen plötzlichen
Abwärtslauf einen solchen niederen Zustand zu erreichen, dass ihre sämtlichen
höheren Zentren untätig werden; ihre höhere Individualität verliert den Kontakt
zu den Vehikeln, die für ihre Nahrung notwendig sind, und zu jenen Elementen,
die in den Wirbel ihrer aurischen Umgebung eingehen, und schließlich sondern
sich ihre niederen Zentren ab. Ihrer verbindenden Macht beraubt, zersetzen sich
die niederen Prinzipien einer solchen seelenlosen Wesenheit und werden als
kosmischer Abfall umgearbeitet. Die losgelöste höhere Individualität selbst
kann nach vielen Zeitrunden auf einem anderen Planeten eine neue Gelegenheit
zur Inkarnation erhalten, allerdings muss sie die Vehikel oder Hüllen für ihre
Inkarnation, beginnend mit dem niedersten Naturreich, neu aufbauen, bis
schließlich die menschliche Form geschaffen ist, mit der sie wieder in
Erscheinung treten kann.
Wir
sollten daran denken, dass es zu Beginn der Theosophischen Lehren notwendig
war, für Begriffe, die dem westlichen Verstand gänzlich neu waren, bestimmte
Erklärungen zu ersinnen - daher diese Unklarheiten. Zu jener Zeit wurde
zwischen einer Persönlichkeit, die erst eine irdische Inkarnation durchmachte
und einer solchen Individualität, die als ewiger Zeuge und Sammler von
Errungenschaften zahlreiche Inkarnationen erlebte, kaum unterschieden. Im Bewusstsein
der meisten Menschen sind auch jetzt noch Persönlichkeit und Individualität ein
und dasselbe. Eine hohe Individualität kann nicht vernichtet werden, wohl aber
ihre einzelnen Erscheinungsformen als Persönlichkeit. Am Ende des Manwantara
das Buch der Leben jeder Individualität überblickend, wird es in diesen Büchern
somit manche leere Seiten irdischer Inkarnationen geben. In diesen Fällen
versäumte es die Individualität, durch ihre Persönlichkeit die Ernte höherer
Energien, von denen sie genährt wird, einzusammeln.
Nun
betreffs desselben Briefes, Antwort Nr. 7, in der es heißt … ”dass sich während
des irdischen Lebens - die ganze Individualität im mittleren Drittel oder im
dritten, vierten und fünften Prinzip konzentriert” - beachten Sie bitte die
folgenden Zeilen: ”Mr. Hume hat den Unterschied zwischen Persönlichkeit und
Individualität sehr richtig erklärt. Die frühere (Persönlichkeit oder das
dritte, vierte und fünfte Prinzip) überlebt kaum die letztere (Individualität
des inkarnierenden Ego). Um erfolgreich zu sein … (lasst uns einfacher sagen:
für ihren künftigen Aufstieg) muss sie sich dem siebenten (Prinzip) angleichen,
d. h. die drei (viertes, fünftes und siebentes Prinzip) in eines - dem sechsten
vereinen” (Briefe der Mahatmas, S. 77-78, Brief XIII.). Daher kann
Unsterblichkeit, oder noch genauer gesagt, ein ununterbrochenes Bewusstsein auf
allen Ebenen des Daseins, nur durch einen langwierigen Prozess erreicht werden,
u. zw. dadurch, dass das Geisteskorn von den höheren Energien genährt wird. Es
ist klar, dass, wenn das Korn diese Nahrung vermisst, der Bewusstseinsfaden
unterbrochen wird, und man kann sagen, dass dies die Vernichtung der
Persönlichkeit sowie eine relative Vernichtung der Individualität bedeutet.
Darüber hinaus dürfen wir nicht übersehen, dass die Menschen dazu neigen, in
jeder Umwandlung eine Vernichtung zu sehen.
Das
siebente und das sechste Prinzip haben ohne das fünfte auf der Ebene des
offenbarten Kosmos kein Bewusstsein. Doch wir wissen, dass im Kosmos alles nach
bewusstem Leben strebt; daher schafft der durch die ursprüngliche Energie
vergeistigte Gedanke (Manas) die Krone des Kosmos, die bei Vollendung in jedem
neuen Zyklus oder jeder Runde beziehungsweise jedem Manwantara immer schöner
und schöner wird, bis ins Unbegrenzte.
Die
ursprüngliche Energie oder psychische Energie verleiht Unsterblichkeit. Sollte
Ihnen etwas nicht klar erscheinen, so will ich Ihnen gerne weitere Erklärungen
geben.
Und
nun zu § 3 der ”Unbegrenztheit I“: ”… Die Menschheit erkennt nicht einmal, was
Auslöschen bedeutet - doch ihr wisst, dass jedes Auslöschen aufflammender Feuer
überirdische Fackeln entzündet …”. Hier ist jedwedes Entzünden von Feuer
gemeint, jedes Herbeiziehen von Feuer aus dem Raum. Selbst wenn eine Kerze
angezündet wird, rufen wir damit auch Feuer aus dem Raum in irdischer
Erscheinung herbei. Verlöschen wir dieses Feuer, so kehrt es wieder in den Raum
zurück, aber bereits in einem umgewandelten Zustand. Und dieser Zustand ist von
Fluida durchtränkt, die das Leuchten sowie den Brennprozess begleiten. Das
bedeutet, dass ein mit wohlwollender Absicht und für einen wohltätigen Zweck
aus dem Raum geholtes Feuer wohlwollende Fluida in sich birgt und nach seinem
Erlöschen überirdische Fackeln von gänzlich anderer Bedeutung entzündet als die
Feuer, die durch boshafte Brandstiftung oder Zerstörung verursacht werden. Aus
diesem Grunde ist es ratsam, wenn Feuer aus dem Raum herbeigerufen werden,
diese Handlung mit wohlwollenden Sendungen und Segen zu begleiten.
Ebenso
zündet das Erlöschen (der Tod) des irdischen Feuers oder des Lebensfeuers des
menschlichen Körpers leuchtendere Feuer des feinstofflichen Körpers an.
5.
Oktober 1936
Sie
fragen, wie man sich das Karma eines Ertrinkenden erklären soll, wie es in dem
von Ihnen geschilderten Fall war? Durch Weigerung in der Vergangenheit, einen
Ertrinkenden zu retten, raubt die Erinnerung daran diesem Menschen die Kraft
der Selbsterhaltung.
* * *
Upasika
wird ein weiblicher Weltschüler genannt. So nannten die Großen Lehrer H. P. Blavatsky.
* * *
Sie
wundern sich, dass Sie in der Nähe bestimmter Auren so niedergeschlagen sind,
doch dafür gibt es viele Gründe. Es kann Nichtübereinstimmung der Spannung
sein, Verschiedenheit der Farbe, Missklang der Ströme; auch können schwache
oder kranke Auren einem die Kraft absaugen. Besonders schwer zu ertragen sind
Auren von Menschen mit erloschenem Bewusstsein; sie sollten gemieden werden.
Darüber hinaus ist in der kosmischen Schlacht mit diesen schrecklichen Strömen
eine stärkere Empfindlichkeit gegenüber allem, besonders gegenüber allen
atmosphärischen Zuständen eine natürliche Erscheinung. Die räumliche Schlacht
kann sogar die richtige Auslegung eines Horoskops beeinträchtigen. Übrigens verstehen
nicht viele Menschen, dass Astrologie als Wissenschaft ein zweischneidiges
Schwert ist; hier kann oberflächliches Wissen sehr gefährlich sein. Ich rate
Ihnen vor allem davon ab, ihr eigenes Horoskop zu erstellen, besonders auf den
ersten Stufen. Nur sehr starke Geister können gewisse Zeichen vernünftig und
gelassen hinnehmen. Vergessen Sie nicht, dass ein starker Wille und reines
Streben zur Hierarchie des Lichts vieles ändern können. Das Erstellen eines
Horoskops ist infolge der neuen Gestirnsverbindungen, die gänzlich neue Ströme
herbeiführen, zur Zeit wesentlich schwieriger geworden. In der Tat, unsere
derzeitige Astrologie ist als völlig relativ zu betrachten; die Astrologie des
Höheren Wissens unterscheidet sich stark von ihr. So gibt es jenseits der
gewöhnlichen Astrologie die heiligsten Zeichen und Entscheidungen. Wäre dem
nicht so, hätte es bereits eine Weltkatastrophe gegeben. Hier einen Ausspruch
aus dem Buch ”Bruderschaft“: ”Wir haben über das Vermischen der Schichten
gesprochen. Bei kosmischen Stürmen ist der Strom des Chemismus ständig gestört,
und die Strahlen werden gebrochen. Es ist nicht leicht, sich diesen Störungen
anzupassen, ohne die Gesetze zu verletzen. Astrologie bleibt, selbst wenn sie
aus Mangel an Information vielen Schwankungen unterliegt, eine Wissenschaft.
Nebenbei gibt es viele verborgene Zeichen. Wir sagen das nicht, um
Enttäuschungen zu bereiten, sondern, um die Beobachter an die Kompliziertheit
der Bedingungen zu gemahnen”.
Daher
mögen jene, die in ihrem Horoskop ungünstige Zeichen gewahren, nicht
erschrecken, sondern bedenken, dass reines Streben zum Lehrer alles zum besten
lenken kann. Darüber hinaus muss man wissen, dass ein gutes Horoskop kein Segen
ist, sondern eher das Gegenteil. Wir wachsen durch Hindernisse. Alle hohen
Geister haben schwierige Horoskope.
23.
Oktober 1936
Das
Zusammentreffen H. P. Blavatskys mit Solowjew ist in den ”Briefen von H. P. Blavatsky
an A. P. Sinnett“ beschrieben. Diese Briefe sind bemerkenswert. Ich werde nie
müde zu wiederholen, wie wichtig es ist, die ”Mahatma Letters“ sowie die
”Briefe von H. P. Blavatsky an A. P. Sinnett“ zu lesen. In diesen Büchern ist
die ganze Geschichte der Theosophischen Gesellschaft und der Hauptbeteiligten
genau niedergelegt. Die Biographie sowie die Artikel von H. P. Blavatsky sind
von äußerster Wichtigkeit. Nicht minder wichtig ist es, mit der russischen
Gesellschaft und allen ihren Hauptwerken vertraut zu sein. Wenn uns die Werke
einer Person bekannt sind, erlangt ihre Biographie einen gänzlich anderen Sinn
und eine entsprechende Bedeutung.
Ich
weiß, dass der Mahatma M. mit allen über H. P. Blavatsky geschriebenen
Biographien unzufrieden war. Zu jener Zeit gab es tatsächlich keinen
feinfühligen und bedachten Mitarbeiter, der diese titanische Natur hätte
richtig einschätzen können. Gewiss, Mead schrieb nicht schlecht, aber von allen
anderen schrieb A. Besant über Blavatsky am besten, weil sie selbst ein großer
Geist war; doch hat sie keine vollendete Biographie über Blavatskys
selbstaufopferndes Leben geschrieben (1937 ist eine ausgezeichnete Abhandlung
über unsere große Landsmännin von Helena Pisarjewa herausgekommen. Dieses Werk
veranschaulicht ihre große Aufgabe so vollständig wie möglich).
* * *
Das
Schwerste auf dem Pfad der Jüngerschaft ist, in allem Maß und Gleichgewicht zu bewahren.
Man muss die gegebenen Weisungen richtig erfüllen. Aber sehr oft neigt der
Jünger in seinem Streben dazu, sich zu übernehmen, und daher heißt es auch, dass
alles Überflüssige genau so schädlich ist wie das Unzulängliche, ja vielleicht
noch schädlicher.
* * *
Hiermit
reiche ich Ihnen den fürchterlichen Brief zurück. Gott sei Dank bekommt man
derart schwarze menschliche Dokumente selten zu Gesicht. Wahrlich, maßlos
übersteigerte Leidenschaften! Natürlich beruht das alles auf gänzlicher
Unwissenheit. Es ist absolut zwecklos und sogar schädlich, solch einem Typ zu
schreiben oder überhaupt etwas mitzuteilen. Die Aura der Briefe ist
entsetzlich, sie enthüllt Zeichen schlimmster Besessenheit. Dieser Grad
entzieht sich jedwedem Handeln.
Wenden
Sie sich von diesem offenkundigen Diener der Finsternis ab, wo er doch ohnehin
von der Menschlichkeit der finsteren Kräfte so überzeugt ist. Die Strenge, die
von Höherer Gerechtigkeit ausgeht, kann so ein ausgesprochen Unwissender
natürlich nicht verstehen. Was kann dieser Gotteslästerer über Buddhismus
wissen? Jeder seiner Gedanken, jedes Wort widerspricht den Grundlagen dieser
großen Lehre.
Übrigens
bezieht sich dieser Diener der Finsternis auf den Begriff ”natürlicher Pfad“.
Darum möchte ich für Sie einige Paragraphen aus dem noch unfertigen Buch
”Bruderschaft“ zitieren: ”Was ist der natürliche Pfad? Er ist ein Pfad
uneingeschränkten Lernens - in Duldsamkeit und Geduld, ohne jedwedes
Sektierertum. Uneingeschränkte Erkenntnis ist nicht leicht zu erwerben. Alles,
was mit menschlichen Werken zusammenhängt, ist beschränkt. Jede Beschäftigung
zersplittert, als ob es viele Verbindungswege gäbe. Selbst ausgezeichnete
Geister sind in einen engen Kanal gedrängt worden. Diese Krankheit von
Selbstbeschränkung hat nichts mit Selbstaufopferung zu tun. Der Mensch
beschränkt sich allein auf seinen Komfort. In der Tat, tapfere Taten nach uneingeschränktem
Wissen sind Ausnahmen. Boshaftes und gehässiges Tun führt zu Engherzigkeit. Für
uneingeschränktes Handeln muss man von Großmut erfüllt sein und Ursachen und
Wirkungen mit wohlwollendem Auge aufspüren. Strenge der Arbeit hat nichts mit
kritischem Verhalten gemein. Nur beschränkte Menschen verurteilen.
Vollkommenheit wird nicht aus Verurteilung geboren. Kann man in Verwirrung von
uneingeschränktem Wissen träumen? Überall und in allem kann man lernen.
Möglichkeiten werden durch unaufhaltsames Streben herbeigezogen. Der natürliche
Pfad besteht allein in Beweglichkeit!
Wahrlich,
man muss suchen! Man muss daran denken, dass ein kleiner Funke eine große
Explosion auslöst. Ein Gedanke kann beides: anziehen oder abweisen. Jene, die
die menschlichen Gemüter regieren, sind nicht selten Geführte. Und wie sehr
können leere Töne den Willen des Menschen ersticken und den bereits beschrittenen
Pfad für immer zunichte machen! Gutes stört nie, aber Böses umso mehr! So lasst
uns daran denken, dass kleine Funken große Explosionen auslösen.
Sind
diese Vorbereitungen für die Bruderschaft notwendig? Entschieden - nicht nur
Vorbereitung, sondern auch Erleuchtung. Wird es jener, der entschlossen ist,
sich dem großen Dienen hinzugeben, nicht bereuen? Kleinmütigkeit lässt viele
Gedanken über Gemütlichkeit und Bequemlichkeit entstehen. Es kann auch ein
bedauerliches Lächeln geben. Wie aber können solche Angriffe ohne Erleuchtung
überwunden werden?” (Bruderschaft)
Haben
Sie übrigens von dem phänomenalen zehnjährigen Knaben aus Athen gehört, der
sich, wie man erzählt, jede Nacht um 11 Uhr vom Balkon seines Hauses mit einer
Rede an das Volk wendet? Er spricht über politische und soziale Themen und
bekundet großes Wissen. Er kann die schwierigsten Fragen beantworten, doch nur
zu dieser Stunde. Den ganzen Tag hindurch ist er ein ganz normales Kind. Man
meint, dass aus diesem Knaben der Geist des Venezianers spricht.
Interessant
ist auch ein Fall aus Amerika. Ein Knabe sieht durch undurchdringliche Flächen
hindurch, aber nur zu einer bestimmten Zeit, nämlich wenn ein Personifikator
durch ihn wirkt. Dieser Knabe ist in der Zeitung abgebildet, wie er mit
dichtverbundenen Augen einem Fachmann für solche Phänomene gegenübersteht. Nach
Aussage des Experten verfügt dieser Knabe (oder der durch ihn wirkende
Personifikator) über eine ungewöhnliche Geschicklichkeit. Was die Zeitungen
schreiben, ist zwar mit Vorsicht aufzunehmen, jedoch im Prinzip sind solche
Phänomene durchaus möglich.
* * *
Lassen
Sie sich durch nichts und niemanden beunruhigen. Es heißt ”Gefahr erweist sich
für vieles als Rettung.” Vielleicht kann in Zusammenhang mit einigen
Ereignissen gesagt werden, je gefährlicher, desto besser. Gefahr vermag dazu
beizutragen, viel Unangenehmes zu überwinden.
Denken
wir an den Steuermann des Weltenschiffs und fürchten wir uns nicht.
25.
Oktober 1936
Ich
freue mich zu hören, dass der Ausspruch über selbständige Errungenschaft für
Sie ein Appell war, denn das wird Ihnen helfen, die ganze Schönheit der Lehre
zu schätzen, die, obwohl sie die Richtung weist und reichliche Hinweise gibt,
wenn auch oftmals nicht für alle verständlich, dem Bewusstsein keinen Zwang
auferlegt und die Freiheit individueller Entscheidung toleriert.
Sicherlich
ist die Zeit reif, doch sie reift vor allem in der Erkenntnis der bedrohlichen
Zeit und der unserem Planeten bevorstehenden Kataklysmen, wenn der menschliche
Geist nicht aufschreit und es versäumt, erhabenes Denken und Läuterung des
Herzens zu erstreben. Die die Erde umgebende verseuchte Atmosphäre muss zerstreut
werden, weil sie das Eindringen der segensreichen Strahlen der Gestirne verhindert.
Das kann aber nur durch eine höhere Schwingung, das heißt, durch Erwachen der
Geistigkeit in der Menschheit erreicht werden.
Alle
Apparate zum Sammeln psychischer Energie oder zur Messung der feurigen Spannung
des Raumes, die Sie so sehr interessieren, würden sich in den Händen der
habsüchtigen und chaotisch denkenden Vertreter der Menschheit nur als voreilige
Sprengkörper erweisen. Die angehäufte psychische Energie würde von ihnen nicht
zum Aufbau, sondern zur Zerstörung genutzt werden. Es gibt genügend ähnliche
Beispiele auf anderen Gebieten.
Der
größte Nutzen, den wir beitragen können, besteht in der Erweiterung des Bewusstseins
sowie in der Verbesserung und Bereicherung unseres Denkens, bei gleichzeitiger
Läuterung des Herzens, um unsere Emanationen zu stärken und durch diese höhere
Schwingung auf unsere Umgebung heilend einzuwirken.
Freilich,
ohne Hilfe des Lehrers ist es unmöglich, den Vorrat unserer psychischen Energie
zu mehren; verfügen wir jedoch über ein geläutertes und offenes Herz und ist
unser Organismus entsprechend vorbereitet, dann wird der Lehrer nicht säumen,
sich zu offenbaren.
Die
Bücher der LEBENDIGEN ETHIK geben jedem Schüler die Möglichkeit, das Bildnis
des Lehrers im Herzen zu tragen. Gewiss, diese Bildnisse werden unterschiedlich
sein. Durch Verstehen der Hinweise schafft jeder Schüler sich jenes Bildnis,
das ihm naheliegt. Kein Bildnis entspricht jedoch völlig der Wirklichkeit. Wir
haben ein ziemlich gutes Bild in unserem Aschram, doch auch das drückt die
schöne Wirklichkeit nicht aus.
Ja,
es gibt viele Interpreten der Heiligen Lehre, und jeder bezeichnet sich als
Mitglied der Weißen Bruderschaft. Wer kann ihnen das verbieten? Wenn sie
aufrichtig mitarbeiten, das Licht zu vermehren und helfen, in das chaotische Bewusstsein
der meisten Menschen Ordnung zu bringen, mögen sie sich ruhig ”Mitglieder der
Weißen Bruderschaft“ nennen. Ist denn nicht die ganze Menschheit geteilt in
Anhänger von Schwarzen und Weißen Bruderschaften? Und tatsächlich gibt es mehr
von jenen, die der Finsternis folgen; und es gibt so viele Entwicklungsstufen
unter diesen Anhängern, als es Bewusstseine gibt.
Von
D. habe ich gehört und seine gute und nützliche Broschüre gelesen, aber seine
Anhänger machen eine Sekte aus seiner Lehre. Es gibt sogar Gerüchte, dass jene,
die abfallen, mit Bestrafung zu rechnen haben. Natürlich gibt es auch Fälle, wo
der Führer sich von seinen Anhängern stark unterscheidet, und daher sind
Gerüchte mit großer Vorsicht zu behandeln. Ich hätte diesen keinen Glauben
geschenkt, wäre ich nicht in diesem Fall selbst auf eine bestimmte Sache
gestoßen. D. verbot einem seiner Schüler, die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK in
die örtliche Sprache zu übersetzen und herauszubringen. Fürwahr, es steht einem
Menschen zu, von einem Lehrer, den seine Schüler für ”ein Mitglied der Weißen
Bruderschaft“ halten und der sogar der ”Sonnen-Hierarchie“ angehören soll, mehr
Großzügigkeit und Duldsamkeit zu erwarten! Die Lehre des Lebens oder die
LEBENDIGE ETHIK zieht niemanden herbei, sie ist jedem weitestgehend und frei
zugänglich, sie bedroht oder verfolgt niemanden, der sie aus irgendeinem Grund
wieder verlässt.
Welche
Interpretation der LEHRE in der Zeitschrift ”Okkultismus und Yoga“ haben Sie im
Sinn? Jeder hat das Recht, der Lehre jenen Aspekt zu entnehmen, der ihm am
nächsten liegt. Ich liebe den Ausspruch aus der Bhagavad Gita: ”Auf welchem
Pfad du dich Mir näherst, auf diesem Pfade will Ich dich segnen, denn alle
Pfade sind Mein.” Dieser herrliche Ausspruch weist klar darauf hin, dass die
Form ohne Bedeutung ist, doch die Idee an sich das Wesentliche. Wie weit
entfernt sind manche geistige Lehrer von dieser Duldsamkeit und Großzügigkeit!
Ihnen fehlt vor allem die Großzügigkeit des Herzens.
* * *
Und
jetzt zu Ihrer Frage über die Einzelheiten der Isolierung der Elektrizität.
Viele Mitteilungen und genaue Formeln können der Post nicht mit Sicherheit
anvertraut werden.
Anschließend
finden Sie jene Paragraphen aus der Lehre, die Sie interessieren dürften:
”Ist
es möglich, Psychotechnik ohne einen Lehrer zu erwerben? Es ist unmöglich.
Diese Technik ist von gefährlichen Vorgängen begleitet. Sendet ihr eure Kinder
ohne einen Führer in ein physikalisches Laboratorium?
Wie
kann man einen Lehrer finden? Vergessen wir nicht, dass die Gesetze des Willens
die Eigenschaft haben, die Aufmerksamkeit dessen zu erregen, dem der Ruf gilt.
Es besteht keine Notwendigkeit, den Lehrer in einem Nachbarhaus zu entdecken;
man kann auf Entfernung führen. Es gibt aber Augenblicke, wo eine
erfahrungsgemäße Warnung unerlässlich ist.
Eine
Reihe psychischer Erscheinungen ist mit atmosphärischen und astrochemischen
Ereignissen eng verbunden. Es gibt unsichtbare, doch fühlbar tödliche
magnetische Stürme. Der physische Führer wird nützlichen Rat erteilen, wie man
der in Jedem Metall enthaltenen Gefahr ausweichen kann. Es gibt psychische
Stürme, wo die Hand des Lehrers sich als unerlässlich erweist.
Ihr
wisst, dass physische Erscheinungen auf große Menschengruppen wirken. Das kann
nicht als Wahnsinn bezeichnet werden, sondern ist eine besondere Erscheinung
der kollektiven Einheit. Man mag sich die Wirkung unterirdischer Gase und die
des Staubes atmosphärischer Körper vorstellen. Manche lähmen die psychischen
Tätigkeiten, doch andererseits gibt es Erreger, die den Steuermann zwingen,
unaufschiebbare Maßnahmen zu ergreifen. Wenn Wir über die Möglichkeiten der
Psychotechnik sprechen, wollen Wir niemandem seine Apparate zerstören. Wir, als
MITGLIEDER der GEMEINSCHAFT, verfolgen die Aufgabe der wahren
Wirtschaftlichkeit, und jeder psychische Apparat muss geschützt werden.
Sorgfalt erscheint umso mehr geboten, als das Potential der psychischen Energie
oft nicht mit dem Intellekt zusammenfällt und es daher notwendig erscheint, die
Qualität der psychischen Möglichkeiten zu bestimmen. Die psychische Energie in
eine ihr fremde Richtung zu zwingen, wird eine der gefährlichsten Aspekte der
Vergewaltigung sein.
Ablagerungen
von lichttragender Materie und astrochemischen Strahlen vermitteln der
psychischen Energie eine ungewöhnliche Feinfühligkeit und sättigen sie
periodisch mit Strahlen. Gewiss, die Qualität des Bewusstseins wird der
bestimmende Faktor sein; lasst uns deshalb mit der psychischen Energie behutsam
umgehen” (Gemeinschaft, § 177).
* * *
”…
der Begriff des Magneten überschreitet die physische Sphäre. Wendet den
Magneten im psychischen Bereich an, und ihr werdet eine sehr wertvolle
Beobachtung machen. Die Assoziation von Ideen hat eine gewisse Grundlage in der
magnetischen Welle. Verfolgt den Verlauf der magnetischen Wellen und ihr werdet
feststellen, dass die Ideen sich in gleicher Richtung fortbewegen. Die
Eigenschaft der Ideen mag verschieden sein, doch die Technik ihrer Verbreitung
ist die gleiche. Der Versuch, zwischen Magnet und Denken eine Verbindung
herzustellen, gibt ein hinreichendes Beispiel für den Einfluss einer physischen
unsichtbaren Energie auf den psychischen Vorgang. Die Eigenschaften der
Magneten sind verschieden; sie können wie Instrumente gestimmt werden. Die
Reichweite der magnetischen Wellenlänge ist unvorstellbar. Ihre Wirkung auf die
Menschen erfolgt nicht nach dem Alter, sondern nach der psychischen
Strebsamkeit. Für Strahlungen auf Entfernung dienen magnetische Wellen als ein
ungewöhnlicher Leiter. So haben wir mit fernen Horizonten begonnen und enden
mit jener zukünftigen Aufgabe der Menschheit.
Beachtet,
das System der Auslegung besteht nicht in Eintönigkeit, sondern in der Spirale
eines Strebens unter verschiedenen Bedingungen.
Denket
über magnetische Wellen und über psychische Streben nach” (Gemeinschaft, §
244).
”Die
Atomenergie steht mit der Erforschung der psychischen Energie und dem Stadium
der Theorie über die Magneten in Zusammenhang. Ohne diese Faktoren kann man
sich nur bestimmte Erscheinungen der Urenergie aneignen …” (Gemeinschaft, §
150).
Ja,
die sogenannte Materia Lucida wird als Bestandteil in die Formel für eine der
Menschheit versprochene Energie eingehen. In der Tat, Strahlen und Lichtwellen
bringen die Lösung für die kommende Evolution.
Nicht
zuletzt möchte ich Ihnen sagen, dass die Menschheit durch die Mechanisierung
zur Zeit dermaßen versklavt ist, dass die meisten Menschen bewusst oder unbewusst
Roboter geworden sind. Man muss sie von dem Unheil befreien, da das Erstarren
der Geistigkeit viele feine Fähigkeiten des Menschen zu zerstören droht.
Aufrichtige große Wissenschaftler geben ganz offen zu, dass viele ihrer
Entdeckungen gegenwärtig nicht enthüllt werden können. Sie sind der Menschheit
so weit voraus, dass ihre Anwendung im Leben mehr Schaden als Nutzen bringen
könnte.
Daher
besteht die LEBENDIGE ETHIK primär auf der Entwicklung der Geistigkeit, denn
ohne diesen grundlegenden Faktor werden alle Manipulationen mit den feinsten
Energien nicht nur zerstörerisch, sondern unmöglich sein. Alle Apparate der
Zukunft zum Sammeln und Kondensieren der feinen Energien werden das
Vorhandensein von psychischer Energie höchster Qualität beziehungsweise der
Geistigkeit des Bedienungspersonals erfordern. Viele der feinsten Verbindungen
sind nur bei Vorhandensein einer Aura bestimmter Spannung und Zusammensetzung
möglich. Ebenso erfordert die Herstellung des legendären Steins der Weisen die
geistig völlig übereinstimmende spezifische Aura der zwei Prinzipien (des weiblichen
und des männlichen).
Ich
möchte hier einen Auszug aus einem Buch eines Schülers von Professor Yourevitch
bringen: ”Nach einer zehnjährigen eingehenden Versuchsreihe legte Professor
Yourevitch das Ergebnis seiner Forschungen dem Internationalen Psychologischen
Kongress in Kopenhagen vor. Darin heißt es: ”Der Unterschied zwischen den
menschlichen Emanationen und den Radium- und Röntgenstrahlen ist, dass
menschliche Emanationen weit feiner sind und dichte Wände durchdringen können,
wohingegen die Röntgenstrahlen sowie das Radium von einer bestimmten
Körperdichte, die sie durchdringen, abhängig sind. Die Emanationen verwandeln
zum Beispiel gasförmige Ströme, andererseits Nichtleiter in bemerkenswerte
Leiter magnetischer Kraft. Die grundlegende Eigenschaft der Y-Strahlen ist ihre
weitreichende Leitfähigkeit. Ohne Rücksicht auf Entfernung und Stärke erlangen
diese gasförmigen Ströme unter dem Einfluss menschlicher Emanationen
Leitfähigkeit. Ihre weitreichende und durchdringende Kraft ist durch den kosmischen
Kontakt der menschlichen Emanationen bedingt, und daher muss man ihnen eine
stärkere Wirkung als allen anderen Strahlen zugestehen.
Neben
ihrer weitreichenden Leitfähigkeit und Durchdringungskraft verfügen die
Y-Strahlen, wenn sie dichte Hindernisse durchdringen, über die Fähigkeit, auch
mechanische Funktionen zu übernehmen. Wenn sie dicke Metallplatten
durchdringen, bewirken die Y-Strahlen, sobald sie durch bewusst konzentrierte
Lichtwellen hindurchgehen, molekulare Ablagerungen. Sie können auch
fotografiert werden. Die Y-Strahlen der Aura sind die Grundlage der Levitation
und der telekinetischen Phänomene. Das Werk von Professor Yourevitch erschien
unter den Titeln ”Y-Strahlen als Leiter von biophysikalischer Energie” …
”Mar-Galitu” (Fr. J. P. Reimann). … ”Die magnetische Aura des kosmischen
Menschen” (Trier: Fr. P. Reiss).
So
wird die Wissenschaft nolens volens genötigt sein, ihre Forschung der
Geistigkeit zuzuwenden. Das Morgenrot der Neuen Ära der Anerkennung des Geistes
bricht an.
9.
Dezember 1936
Ich
besitze das von Ihnen erwähnte kleine Buch, doch ich kann es erst lesen, sobald
ich mehr Zeit habe. Die von Ihnen gestellten Fragen lassen den Schluss zu, dass
das Buch wenig Wissen, und ich möchte fast sagen, vorsätzliche Verleumdung
aufweist. Offensichtlich konnte sich der Verfasser in der ”Geheimlehre“ nicht
zurechtfinden, er spricht in einer ganz feindseligen Art sogar von Häresie.
Wenn er jedoch meint, dieses Werk zu kennen, so ist es umso schlimmer, denn
dies besagt, dass er es überhaupt nicht verstanden hat. Zu behaupten, ”Frau Blavatsky
besaß keine Verantwortung und kein Verständnis für das Problem Freiheit”, zeugt
wirklich davon, dass er von östlicher Philosophie selbst keine Ahnung hat und dass
Begriffe wie Karma und Dharma für ihn ein leerer Klang sind. Es ist sicherlich
nicht die Meinung von H. P. Blavatsky, dass der ”Mensch eine Marionette“ sei,
sondern derart gewissenlose Kritiker sind selbst Marionetten ihrer
unverantwortlichen Behauptungen und Vorurteile. Mit Recht kann man sich über
solche Urteile nur wundern.
Und
nun zu Ihrer Frage. Die Rabbiner, denen wir begegneten, gaben einmütig zu, dass
das Wort Israel ”Der Auserwählte“ bedeutet. Daher wird jeder unvoreingenommene
und reine Geist, der die früheren Offenbarungen oder die alleinige Quelle aller
Religionen und Philosophie ehrt, ein ”Auserwählter“ oder ”Israel“ genannt.
Es
ist auch ratsam, immer an den Ernst und die Ungewöhnlichkeit der Zeit, in der
wir leben, sowie an die Notwendigkeit zu erinnern, sich erneut den Grundlagen
des Lebens mit der Wiederkehr der ursprünglichen Quelle aller Lehren
zuzuwenden, besonders allen großen geistig Schaffenden, die den wahren Gründern
dieser oder jener Lehre unmittelbar nachfolgen.
Hatten
Sie Erfolg im Suchen nach Dobrotolubye (Die Liebe zum Guten)? Trotz zahlreicher
Korrekturen gibt es darin bemerkenswerte Stellen. Die Worte des großen Heiligen
Antonius sind schwer zu widerlegen.
Ja,
”Das Aufzwingen von Gedanken ist eines der schwersten Verbrechen. Es ist nicht
zu rechtfertigen. Es dient allein dazu, neue Gewalttaten heraufzubeschwören,
und wo ist das Ende dieses Vergehens? Es ist irrig, zu meinen, dass mit Hass Geschaffenes
dauerhaft sein kann. Allein Aufbau, nicht Vernichtung, kann Kraft für einen
freien Gedanken sammeln. Der Gedanke muss geschützt werden. Der Denkprozess
selbst muss liebgewonnen werden.”
Nein,
wir grämen uns nicht, im Gegenteil, wir beobachten mit bebendem Herzen, wie das
rettende Gefühl der Vaterlandsliebe unter den Zeichen des Krieges erwacht. Man muss
an das Sprichwort denken: ”Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde,
denn der erste Himmel und die erste Erde gingen vorbei.” So durchschreitet die
ganze Welt jetzt das Fegefeuer, und Finsternis verschlingt Finsternis. Für alle
ist Heldentat geboten. Wappnen wir uns mit Geduld, denn die Zeit naht, wo man
nach allen, die ein Körnchen wahren Wissens darbieten können, suchen wird. Überall
dort, wo alles weggenommen, wo jedwede schöpferische Tätigkeit erstickt wurde,
wo menschliche Würde verlorenging: vor allem dort wird der Durst nach Wissen
und nach wahrer Freiheit erwachen. Zur rechten Zeit wird in voller Glorie die
Wohnstätte erstehen. Daher werden wir gebeten, jetzt in der bedrohlichen Zeit
Feierlichkeit zu bewahren. Wir sind am Gipfel des Harmagedons angelangt.
* * *
Sicherlich
ist unter dem Begriff Himmel im weitesten Sinne der Raum zu verstehen,
im religiösen Sinn jedoch bedeutet er die höheren Sphären, die unseren Planeten
umgeben - die Feurige beziehungsweise die Höhere Welt.
Die
Bezeichnung selbst hat an sich wenig Bedeutung, wichtig allein ist der Begriff,
auf den diese Bezeichnung hinweist.
Ein
berühmter amerikanischer Wissenschaftler gab auf die Frage, wie er sich den
Himmel vorstelle, folgende Antwort: ”Er ist das, was die Wissenschaftler die
wahre Welt nennen, und unsere irdische Welt ist nur ihre Reflektion” (man
könnte hinzufügen, eine fürchterlich entstellte Reflektion). Das ist eine wahre
östliche Erklärung. Wer weiß, vielleicht liest dieser Wissenschaftler in seinem
Schlafzimmer hinter verschlossener Tür die ”Geheimlehre“ oder ähnliche Werke
der großen Lichtträger, die durch unwissende Vertreter unseres zweibeinigen
Reiches auch jetzt noch grausam verfolgt werden. Wahrlich, die Lichtauslöscher
verdienen es nicht, Menschen genannt zu werden. Sie haben ein niedrigeres
Niveau als die Tiere.
Ein
wildes Tier greift an, wenn es hungrig ist, aber der Mensch in seinem Hass ist
jederzeit bereit, alle und alles zu vernichten, wobei er sich zu äußerster
Grausamkeit hinreißen lässt. In der Tat, die Hölle ist hier auf Erden! Aber um
das Paradies besser zu schätzen, muss man auch die Hölle kennenlernen. Die Pforten
des Paradieses stehen offen; es liegt an uns, einzutreten.
Bewahren
Sie weise Freude!
10.
Dezember 1936
Erneut
habe ich Ihren Brief aufmerksam gelesen und mein Rat an Sie ist, legen Sie die
genannten okkulten Bücher beiseite und studieren Sie mit ganzer Seele das Leben
der großen Heiligen.
Sie
schreiben, dass ”die richtigen Bedingungen, den Pfad zu betreten, hier zu
finden sind”, reden aber zuerst von Ihrem Schwanken und Ihrem Zweifel. Doch die
Grundbedingung zum Betreten des Pfades ist feste Entschlossenheit, den
erwählten Weg ohne Abweichung zu verfolgen. Obwohl es viele Wege zu der einen
Wahrheit gibt, wie es in der Bhagavad Gita so schön heißt, werden unsere Kräfte
nichtsdestoweniger nur vergeudet und wir werden nirgendwo hingelangen, wenn wir
von einem Pfad zum anderen laufen. Wenn Ihnen das schöne Bildnis des Heiligen
Franziskus so teuer ist, so wählen Sie ihn zu Ihrem Lehrer! Warum sollten Sie
einen anderen Guru suchen, wenn Sie bereits einen gefunden haben? Ich verehre
den Heiligen Franziskus sehr und nicht minder liebe ich die Heilige Therese von
Spanien. Warum sollten Sie dem großen Beispiel des Heiligen Franziskus nicht
nacheifern? Wer weiß, vielleicht werden Sie eines Tages, wenn Ihr Herz wirklich
entflammt ist, inspiriert werden, über die ”Nachfolge des Heiligen Franziskus“
ein Buch zu schreiben! In unserem jetzigen Zeitalter mit seiner beinahe
universellen Verehrung des ”Goldenen Kalbes“ wäre die Wiederkehr zur Lehre der
Armut eine sehr begrüßenswerte Gegenüberstellung.
Legen
Sie daher die Bücher über den Okkultismus zur Seite und belasten Sie sich nicht
mit deren Kritik. Zu einer vernünftigen Kritik muss man vieles wissen. Sie
schreiben, dass bestimmte Menschen und auch einige Organisationen das Buch des
von Ihnen erwähnten Verfassers als ein Werk der Freimaurerei betrachten, ja
sogar eines des ”Jüdischen Freimaurertums“! Das ist nichts Neues, es handelt
sich um die alte Formel abgestumpften, unheilvollen Unwissens. Im Mittelalter
wurde alles, was dem Lichte diente, mit dem Siegel Satans abgestempelt, und
jetzt hat dieser Stempel nur einen anderen Namen erhalten - das ist alles. Mit
ähnlichen Anschuldigungen und Titeln wie ”Scharlatan“, ”Spion“ und anderen,
sind viele der besten Geister und großen Schaffenden für das Allgemeinwohl
bedacht worden. Die Liste der Wissensträger, die durch die Hände der
Unwissenheit umgekommen sind, ist lang. Seinerzeit wurden der große Paracelsus,
der Graf von Saint Germain sowie unsere Landsmännin H. P. Blavatsky mit solchen
Titeln bedacht. Heutzutage gibt es Menschen, die so große Patrioten wie Suworow,
Golenitschew-Kutusow, Fürst von Smolensk, Nowikow, Lopukin, Fürst Repin,
Karamanzin, Fürst Kurakin, Speranski, Puschkin, Griboyedow und andere als
Verräter des Vaterlandes hinstellen, nur weil diese Menschen sich seinerzeit
zur hochkulturellen und fortschrittlichen Bewegung der ”Freimaurer“ bekannt
haben. Nehmen wir sie heraus aus der russischen Kultur, - was bleibt dann
übrig? Vergessen wir nicht, dass auch jetzt ein bestimmter Teil der russischen
Gesellschaft vor allem Tolstoj verfolgt. So war es in Harbin verboten, seines
100. Geburtstages zu gedenken! Urteilen Sie selbst, können wir mit solch
mittelalterlichen Methoden ohne tiefe Scham vor gelehrte Ausländer hintreten?
Nicht, dass ich die Freimaurer verteidigen möchte, denn diese Bewegung ist
jetzt zum Großteil in Klubs und Kulissenzauber ausgeartet, sondern es ist recht
und billig, zuzugeben, dass die ursprünglichen Gründer des Freimaurertums
sowohl im Westen als auch im Osten Menschen von großer Vernunft und hoher Moral
und darüber hinaus wirkliche große Patrioten waren.
Wissen
Sie übrigens, dass es Leute gibt, die unwissend glauben, der Malteserorden
zähle zum Freimaurertum? Dabei ist dieser eine rein katholische Organisation,
und nur Katholiken werden als Mitglieder zugelassen.
Was
die Feinde unseres Landes betrifft, so gibt es deren viele, und sie sind in
vielen Ländern und unter verschiedenen Völkern zu finden. In den letzten Jahren
ist eine Anzahl wertvollster Dokumente veröffentlicht worden, welche die
traurige Wirklichkeit in ihrer ganzen Stärke enthüllen. Es schmerzt einen,
diese Dokumente zu lesen. Zur Zeit hat menschlicher Hass seinen Höhepunkt
erreicht und droht die ganze Welt zu vernichten. So wird das Karma unseres
Planeten vor allem durch Unwissenheit gewebt, denn die Ursache allen Übels ist
Unwissenheit. ”Unwissenheit ist Hölle”, sagt einer der großen geistig
Schaffenden des ersten Jahrhunderts des Christentums.
Sie
möchten das Gesetz der Wiedergeburt gern bestätigt wissen. Doch das hängt ganz
von Ihnen ab, denn jede Überzeugung und jedes Wissen kommt von innen. Wenn
unsere früheren Aufspeicherungen dürftig sind, so wird uns schwerlich
plötzliche Erleuchtung widerfahren. Denn vieles muss durchgemacht und erlitten
werden, bevor das Bewusstsein bereit ist, Neues aufzunehmen; doch ist es nur
zeitweilig getrübt, so kann man hoffen, dass sich die Augen des Geistes öffnen werden.
Mein Rat ist, beobachten Sie mehr und denken Sie über die kosmischen Gesetze
nach, vielleicht werden Sie dann den ganzen Widersinn und die ungeheuerliche
Ungerechtigkeit eines einzigen Menschenlebens auf Erden erkennen sowie durch
die Notwendigkeit, in verschiedene Verhältnisse hineingeboren zu werden.
Im
Kosmos gibt es unbegrenzte Vervollkommnung, die auf dem Gesetz der
Zweckmäßigkeit und dem führenden Prinzip der Hierarchie des Lichts oder der
Jakobsleiter beruht! Wäre es anders, hätte das Chaos das Universum längst
verschlungen. In der Tat, alles Positive birgt das Führende Prinzip. So etwas
wie ewige Verdammung gibt es ebenso wenig, wie es jene ewige Seligkeit gibt,
wie sie von den meisten verstanden wird. Es gibt Perioden von dieser und jener
Dauer in völliger Übereinstimmung mit den Aufspeicherungen des Geistes. Im
Kosmos gibt es nur ewige Bewegung und Verschiedenartigkeit. Herrlich ist der
Pfad unendlicher Vervollkommnung!
Und
so folgen Sie dem Bildnis, das Sie lieben. Ich bin sicher, dass Sie durch
Herzensstreben finden werden, was Sie suchen. Mein Wissen über einige
Einzelheiten aus dem Leben des Heiligen Franziskus würde sie kaum
zufriedenstellen, denn es stammt aus einer ganz anderen Quelle. Doch eine
lehrreiche Geschichte aus diesem schönen Leben, die ich kürzlich in einer
indischen Zeitschrift las, möchte ich Ihnen dennoch erzählen. Es könnte sein, dass
Sie diese Geschichte kennen, aber ich liebe sie so sehr, dass ich sie gern
wiederhole.
”Einst
sagte der Heilige Franziskus zu einem jungen Mönch: ”Bruder, lass uns in die
Stadt gehen, um zu predigen.” Und so verließen sie das Kloster und sprachen
über erhabene Dinge, durchquerten die ganze Stadt und kehrten zum Kloster
zurück. Der junge Mönch fragte erstaunt: ”Vater, wann werden wir predigen?” Der
Heilige Franziskus antwortete: ”Bruder, merktest Du nicht, dass wir die ganze
Zeit predigten? Wir schritten in Würde einher, wir sprachen über erhabene
Dinge, die Menschen sahen nach uns und empfingen Frieden und Trost. In der Tat,
Predigen besteht nicht allein in Worten, sondern auch im Benehmen.”
Seien
Sie daher von solchem Geist erfüllt und Segen wird Ihnen zuteil.
17.
Dezember 1936
Über
die bemerkenswerte Persönlichkeit des Grafen von Saint Germain kann man
natürlich keine unvollständigen Angaben veröffentlichen; es ist besser, das
Buch von Cooper-Oakley komplett zu übersetzen. Ich erachte dieses Werk als das
beste von denen, die ich bisher über St. Germain gelesen habe. Dieser Band
enthält sehr wertvolle Aussagen über seine Bibliographie.
Es
gibt keinen Zweifel, dass Saint Germain auch in der russischen Geschichte eine
bedeutende Rolle gespielt hat. Im internationalen Schrifttum finden sich kurze
Hinweise auf die Prophezeiungen, die er bei seinem Aufenthalt in der Hauptstadt
Russlands machte. Die Zeit ist noch nicht gekommen, um sie zu veröffentlichen,
aber die Zeiten ändern sich und zur gegebenen Stunde werden wir darüber hören.
* * *
Ja,
in gewissen Zeitabschnitten erschienen in manchen Ländern gelegentlich
Abgesandte, die eine Botschaft und nützliche Hilfe aus dem Bollwerk des Wissens
übermittelten, was allerdings nicht immer erkannt wurde. Der Osten verstand
einst, diese Botschaften anzunehmen - natürlich nicht mehr - aber die
westlichen Völker beharrten auf Ablehnung. Nur einmal sind die Ratschläge und
die Hilfe von der sogenannten Neuen Welt angenommen worden, nämlich unter
Washington, bei der Deklaration der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von
Amerika. Das Ergebnis dieser Annahme war die mächtige Entwicklung der
Vereinigten Staaten. Vielleicht wurde auch gegenwärtig irgendwo solche Hilfe
angeboten, aber in unserem Zeitalter der Zersetzung und der Herrschaft
menschlichen Wahnsinns ist sie sicherlich zurückgewiesen worden.
Und
so lasst uns Zeuge des Karma für die Zurückweisung der großen Hilfe sein. Wenn
in früheren Zeitaltern oft viele Dekaden erforderlich waren, die Folgen solcher
Zurückweisung zu enthüllen, so sind die Fristen heute weitaus kürzer. Unter
unaufhörlicher Beschleunigung des kosmischen Einflusses neuer
Strahlenverbindungen erfahren die Ereignisse ein gänzlich anderes Tempo. Auch
im Laufe des letzten Jahres hat sich bereits so viel ereignet!
So
mögen denn die Weisen über die Ereignisse nachsinnen, um die Ursachen aus der
Vergangenheit und nicht selten, die aus der unmittelbaren Vergangenheit
aufzuspüren. In einer ernsten Zeit kann man neue Ursachen nicht ausschlagen. Lasst
uns hoffen, dass sich erleuchtete Geister finden werden, denen es gelingt,
durch rechtzeitige Festsetzung segensreicher Grundlagen die totale Vernichtung
zu verhindern.
In
allen Zeitaltern haben die ”Älteren Brüder“ den Menschen beigestanden, aber die
totale Unwissenheit und Unduldsamkeit, die sich in den Regierungskreisen
kundtat, lehnten eine Rettung ganzer Länder ab. Menschlicher Egoismus hasst vor
allem jene, die über Vorausschau verfügen und mehr wissen als die
selbstzufriedenen Unwissenden. Wie wenige Menschen wollen wirklich lernen;
jeder ist nur daran interessiert, andere zu belehren! Aber der Weise sammelt
sein ganzes Leben durch Beachtung der scheinbar unbedeutendsten Ereignisse wie
eine Biene den Honig der Erkenntnis!
Gewiss,
den Rat zur Eile sollte man nicht im engsten Sinn verstehen. Dieser Ratschlag
betrifft primär die Erfüllung der bereits aufgezeigten Aufgaben und bezieht
sich besonders auf das Wachstum und die Erweiterung des Bewusstseins, um das
Verständnis der bevorstehenden laufenden Ereignisse zu ermöglichen. Das braune
Gas hüllt unseren Planeten ein, und die Vermengung der Ströme wirkt sich auf
den feinfühligen Organismus sehr bedrückend aus.
* * *
Ich
würde mich sehr freuen, Ihr Werk kennenzulernen. Ich glaube, dass solch ein
Buch nicht übereilt niedergeschrieben werden sollte. Man müsste mehr Material zusammentragen
Viel Wertvolles werden Sie in den Episteln des Apostels Paulus finden. Ich habe
die von Ihnen angeführten Fragen aus dem Buch ”Das Leben von H. P. Blavatsky“
von Sinnett gefunden, doch weiß ich nicht, woher H.P.B. diese Informationen
genommen hat. Wahrscheinlich handelt es sich um die vorhandenen Apokryphen, die
in vielen Fällen richtiger sind als die sogenannten historischen Daten. In der
”Encyclopedia Britannica“ sind in der kurzen Beschreibung über das Konzil von
Nicäa diese seltsamen Einzelheiten in Zusammenhang mit der Wahl des kanonischen
Evangeliums nicht vermerkt. Ich bezweifle sehr, ob diese Details in der
”Enzyklopädie der Religionen und der Ethik“ (englische Ausgabe von Hastings) zu
finden sind, denn die Zensur der Kirche unserer Zeit hätte sie wohl kaum
zugelassen. So bleibt nichts weiter übrig, als in den Apokryphen danach zu
suchen. Das Konzil von Konstantinopel im Jahre 553 beschloss die Abschaffung
der Lehre von der Wiedergeburt, wie es in der Encyclopedia Britannica heißt.
Man muss dem Verfasser der Mitteilung über die Konzile in der Encyclopedia
Britannica Anerkennung zollen, denn er scheute sich wirklich nicht, sich über
die Autoritäten, die dem Konzil vorstanden, kritisch zu äußern. Ich rate Ihnen,
sich mit diesem verantwortungsbewussten und sehr nützlichen Werk nicht zu
übereilen. Sammeln Sie in Ruhe das notwendige Material.
* * *
Ihre
Antwort an die Fragesteller war wirklich ausgezeichnet. Das Gewissen und das
Herz müssen uns eben dazu bewegen, den besten Weg der Pflichterfüllung zu
beschreiten. Ich persönlich befürworte vor allem jede Verteidigung des
Vaterlandes. Und so lasst uns mutig allen beschleunigten Ereignissen
entgegensehen. Wie Sie sehen, war das Jahr 1936 reich an bedeutenden
Ereignissen, aber vermögen viele ihre tiefsinnige Bedeutung zu ermessen? In
einem kürzlich in Amerika erschienen Buch ”Die Geschichte der Prophetie“ von
Henry James Forman (New York: Farrar & Rinehart, Inc., 1936) beschreibt der
Verfasser vorhergesagte historische Ereignisse über viele Jahrhunderte hinweg
bis hin zur heutigen Zeit. Er führt auch die Worte und Prophezeiungen von N. K.
an, die dem Autor dieses Buches im Jahre 1934 übermittelt wurden. Nicht allein
auf das Jahr, sogar auf den Tag und Monat genau wurde auf bestimmte vorausgesagte
Ereignisse verwiesen. Diese Prophezeiung erfüllte sich genau auf den Tag und
die Stunde. Wir wollen uns daher nicht grämen, sondern an die vorausgesagte
Neue Welt denken.
Seien
Sie daher durch nichts beunruhigt, bewahren Sie die Ruhe und hüten Sie Ihre
Gesundheit. Gewöhnen Sie sich an eine feierliche Stimmung, denn vor allem in
den Tagen der Apokalypse wird auf Feierlichkeit verwiesen. Denken Sie daran, dass
Freude eine besondere Art der Weisheit ist.
1937
1937
Zu
einigen Fragen möchte ich sagen, vertrauen Sie mehr der Stimme Ihres Herzens.
Jene hohen Egos oder Individualitäten, die zu Ende der dritten Rasse von
höheren Welten auf unsere Erde kamen, fahren fort, den Fortschritt und das
Wachstum menschlichen Bewusstseins zu lenken. Der Höchste von Ihnen, der Avatar
Vishnu, wie Er im Osten bekannt ist, offenbarte sich in verschiedenen Aspekten
und wird sich auch in der ganzen Daseinsrunde unseres Planeten offenbaren.
Diese Individualität legte die Grundlagen für jede Verschiebung des Bewusstseins
unserer Menschheit. Wahrlich, dieser Höchste Geist ist das Haupt der Hierarchie
des Lichts und Er hat eine nie endende Wache auf sich genommen.
Man
kann den Menschen nicht die Wahrheit anvertrauen, weil sie sie nicht fassen
können. Man kann sogar sagen, je näher der Wahrheit, umso ferner scheint man
ihr zu sein. Sie ist in ihrer Größe zu einfach. Versuchen Sie, den Menschen
eine Goldmünze zu einem herabgesetzten Preis zu verkaufen, und niemand wird sie
Ihnen abkaufen. So verhält es sich mit den großen Wahrheiten. Die Menschen
bedürfen der ganzen Aufmachung, der ganzen althergebrachten Maskerade, die sich
um die großen Begriffe anhäufte.
Christus
kam, und nur Fischer nahmen ihn auf. Doch als die Jahrhunderte Ihm das ganze
Gewicht der kirchlichen Dogmen und der goldenen Gewänder aufluden und aus Ihm
ein unerreichbares Idol machten, glaubten die Mengen an Ihn.
Ich
rate auch Ihnen, all diesen Gerüchten weniger Glauben zu schenken. In den Tagen
des Harmagedon versammelt sich die gesamte Hierarchie des Lichts in dem Einen
Bollwerk. Jahrtausende hindurch haben sich die Hohen Geister auf diese Zeit
vorbereitet. Furchtbar ist der Kampf, nur Wahnsinnige nehmen die Schrecken der
Zerstörung nicht war. Wie kann man, nach den vielen Redensarten und
Behauptungen, von denen Sie schreiben, an esoterisches Wissen einiger Betrüger
glauben? Wenn diese das Vorhandensein der schwarzen Loge leugnen, so kann man
darauf nur mit den Worten eines europäischen Philosophen antworten: ”Der Sieg
des Teufels besteht darin, dass es ihm gelang, die Menschen davon zu
überzeugen, dass er nicht existiert.” Die schwarze Loge gibt es, und sie ist
äußerst machtvoll, weil sie durch die Massen wirkt, und ihre besten Diener sind
die Schwachgläubigen, die Lauen und die Unbeständigen. Die Finsteren bemühen
sich, die Weiße Loge in allem nachzuahmen, und unter der Maske des Lichts
versuchen sie mit ihrer ganzen Macht, in die geistigen Herde einzudringen, um
Verwirrung und Verderb hineinzutragen. Aus diesem Grunde ist es so wichtig,
sich Unterscheidungskraft sowie Selbstbeherrschung anzueignen.
In
den ”Briefen der Mahatmas“ gibt es viele Bestätigungen der Großen Lehrer über
das Vorhandensein der Brüder der Finsternis. So ist Harmagedon eine
Entscheidungsschlacht zwischen den Kräften des Lichts und jenen der Finsternis.
Ich
möchte meinen Brief mit einem Paragraphen aus dem Buch ”Bruderschaft“ beenden:
”Die uranfängliche Energie sucht Zutritt zu allen Nerven der Menschheit. Sie
ist wirklich vorhanden. Sie ist durch kosmische Bedingungen verdichtet worden.
Es ist unpassend zu fragen, ob man sie entwickeln soll. Die uranfängliche
Energie kann man nicht entwickeln, man kann sie nur vor den Wellen des Chaos
schützen. Man sollte den Schatz der Evolution mit größter Sorgfalt hegen. Im
Altertum wurde viel gesagt über die Zeit, in der die uranfängliche Energie in
verstärktem Maße in Erscheinung treten wird. Die Menschen dürfen das, was so
gebieterisch seine Bestimmung verfolgt, nicht ablehnen. Wer könnte derart
anmaßend sein, die Botschaft des Zeitalters abzulehnen? Nur die Unwissenden und
jene, die mit einer ”falschen Weisheit“ prahlen, werden gegen das
Offensichtliche ankämpfen. Doch nehmen wir uns die Angriffe der Unwissenden
nicht zu Herzen. Sie winden bloß jedem Rat für die Hilfe der Menschheit einen
Kranz.”
Befolgen
Sie gegenüber vielen Vorübergehenden das weise Sprichwort: ”Reden ist Silber,
Schweigen ist Gold.”
7.
Januar 1937
Wir
haben uns sehr gefreut über die Nachricht von der zunehmenden kulturellen
Aktivität der Gesellschaft und über den Bericht ihres Präsidenten. Dieser
Bericht ist ausgezeichnet und mit aufrichtigem Bestreben geschrieben. Der jetzt
geplante Kongress kann sich in vieler Hinsicht durchaus günstig auswirken.
Lassen Sie uns daher unsere besten Gedanken für die Verwirklichung und für die
Beratung eines entsprechenden Programms übermitteln. Wir sind angenehm berührt,
dass Freunde der Idee des Paktes treu sind. Sie sind sich der Notwendigkeit bewusst,
dem Bewusstsein der Massen von Kindheit an die Bedeutung wahrer Werte
einzuprägen, ohne die die Menschheit in Barbarei zurückfiele. Doch es gibt
solch beschränkte Gemüter, die den Pakt und das Banner nur als problematischen
Schutz in Kriegszeiten betrachten und seine grundlegende erzieherische
Bedeutung gänzlich außer acht lassen.
* * *
Da
sich unsere Freunde das Vorankommen des Paktes und des Friedensbanners zu
Herzen genommen haben, führe ich einen Ausspruch aus dem Buch ”Bruderschaft“
an. Diese Worte sollten alle Freunde noch mehr begeistern. ”Ihr erinnert euch,
wie unbeirrbar Wir versuchen, die Schöpfungen der Schönheit zu schützen. Die
Annäherung des Harmagedon voraussehend, beginnen Wir, Ratschläge zu geben, wie
die Schätze der Welt am besten behütet werden können. Wir wissen, dass die
Kräfte der Finsternis alle Anstrengungen aufwenden und dieser dringenden
Anweisung entgegenwirken werden. Die Kräfte der Finsternis verstehen sehr wohl
die Macht der von Kunstgegenständen ausgehenden Strahlung. Inmitten der
Angriffe der Finsternis können diese Ausstrahlungen als beste Waffe dienen. Die
Kräfte der Finsternis versuchen, die Kunstgegenstände entweder zu vernichten
oder wenigstens die Aufmerksamkeit der Menschen von ihnen abzulenken. Man
sollte bedenken, dass eine verschmähte und der Aufmerksamkeit beraubte
Schöpfung keine wohltätige Energie ausstrahlen kann. Zwischen einem kalten
Betrachter oder Zuhörer und der ausgeschlossenen Schöpfung kann es kein
lebendiges Band geben. Der Sinn der Gedankenumwandlung in Schöpfung ist ein
sehr tiefer, mit anderen Worten, sie wird zu einem Magneten und
Energiespeicher. Daher lebt Schöpfung und trägt bei zur Umwandlung und
Energiespeicherung. Inmitten des Harmagedon kann bewiesen werden, wie umfassend
der Einfluss von Kunstwerken ist. In dieser Sorge um wertvolle Kunstschöpfungen
ist der Schlüssel zur ganzen Epoche enthalten. Wir haben viele Kunstschöpfungen
gerettet. Wir sahen die Finsteren ihr Handwerk ausüben durch Verhinderung
solcher rettenden Maßnahmen; und von den Höchsten Sphären sehen Wir, wann die
Menschheit der Hilfe bedarf. In der Feinstofflichen Welt war dieser
vorbereitende Plan lange bekannt. Wir verheimlichen die Dringlichkeit der
Maßnahmen nicht, denn das Ziel des jetzt wirkenden Harmagedon ist es, alle
menschlichen Energien zunichtezumachen. Das erhoffen die Finsteren, aber Wir
wissen ihnen entgegenzutreten. Beachtet daher, worauf Unsere Bemühungen
gerichtet sind.”
* * *
Man
beschuldigt uns also, theosophische Ideen zu benutzen, ohne irgendwo die
Theosophie zu erwähnen! Aber ganz logisch können wir diese Beschuldiger darauf
hinweisen, dass die gesamte gegenwärtige Theosophie der östlichen Philosophie
entlehnt ist. H. P. Blavatsky hat die Quellen nie verschwiegen, aus denen sie
ihr Wissen schöpfte. Auch in der Einleitung zur ”Geheimlehre“ spricht H. P.
Blavatsky mit den Worten Montaignes folgendes: ”Meine Herren, ich habe hier
bloß aus gepflückten Blumen einen Strauß gemacht und nichts Eigenes
hinzugefügt, als den Faden, der sie verbindet.”
Jedweder
Anspruch auf Monopol der universellen Lehre oder Wahrheit oder Verkehr mit den
Großen Lehrern wirkt absurd!
Ich
zitiere einen Paragraphen aus dem neuen Buch ”Bruderschaft“, das solchen
Aneignungen Halt gebietet: ”Die Heilige Lehre kann nicht auf einer Stufe
einfrieren. Es gibt nur eine Wahrheit, aber jedes Jahrhundert und auch jedes
Jahrzehnt nähert sich ihr auf seine eigene Weise. Neue Schriftrollen werden
entrollt, und das menschliche Bewusstsein beobachtet die Erscheinungen des
Universums auf neue Weise. Auch die Wissenschaft entdeckt auf ihren Wanderungen
neue Verbindungen. Bei solchen Entdeckungen werden die früher verkündeten
Grundlagen bestätigt. Jede Übermittlung der Großen Weisheit ist unbestreitbar,
aber sie wird ihre eigenen Anhänger haben. Wer die Hierarchie ehrt, der achtet
auch ihre Boten. Die Welt lebt durch Bewegung, und das Erscheinen der
Unverbrüchlichen Lehre wird durch den Fortschritt hervorgerufen. Die Einfältigen
nennen solches Voranschreiten eine Verletzung der Grundlagen, aber die Denker
wissen, dass Leben Bewegung ist.
Auch
Sprachkenntnis steigert den Fluss neuer Entdeckungen. Um wieviel mehr wird der
entfesselte Gedanke zuführen. Jedes Jahrzehnt enthüllt einen neuen Zugang zur
Unverbrüchlichen Lehre. Vor einem halben Jahrhundert lasen die Leser sie ganz
anders. Im Vergleich zu ihnen haben die gegenwärtigen Leser wieder andere
Gedanken. Man sollte nicht von neuen Lehren sprechen, denn es gibt nur eine
Wahrheit! Neue Daten und neue Wahrnehmungen werden nur die Vertiefung der
Anerkennung sein. Jeder, der diese Erkenntnis verhindert, übt ein Vergehen an
der Menschheit. Die Anhänger der Unverbrüchlichen Lehre werden den Pfad des
Lernens nicht behindern. Sektierertum und Fanatismus sind auf dem Wege des
Wissens unangebracht. Wer immer es zustande bringt, Erkenntnis zu verhindern,
ist kein Anhänger der Wahrheit. Das Zeitalter der Völkerverschiebungen muss der
Wissenschaft jeden Weg ebnen. Das Zeitalter der Annäherung der großen Energien muss
diesen leuchtenden Pfaden aufgeschlossen begegnen. Das Zeitalter des Strebens
in die höheren Welten muss sich dieser Aufgabe würdig erweisen. Streit und Zank
sind das Los jener, die Unordnung schaffen.” Nun muss ich Ihnen sagen, dass N.
K. die ursprünglichen Quellen bevorzugt, und er ist mit der östlichen Denkweise
und mit jenen Büchern, aus denen H. P. B. schöpfte, gut vertraut. Gleicherweise
kann ich von mir sagen, dass meine ersten irdischen Lehrer die Bücher von
Ramakrishna, Vivekananda, die Bhagavad Gita, Bücher über Buddhismus, das Lamrin
Chembo von Tsong-kha-pa und manch andere waren.
Mit
den theosophischen Schriften bin ich erst in Amerika bekannt geworden, und ich
kann sagen, dass nach den Perlen des Ostens und den Werken von H. P. B. diese
Literatur für mich nicht besonders interessant war; einige Werke haben mich
wirklich abgestoßen. Es wäre gut, die Theosophen zu fragen, warum sie die
”Mahatma Letters“ an A. P. Sinnett nicht in Russisch herausbringen. Ich bin
davon überzeugt, wenn es ihren Führern schwerfällt, den ganzen Band zu
übersetzen, dass einige Mitglieder gerne freiwillig diese Arbeit unter sich
aufteilten. Warum sind die kleinen Büchlein der ”Früheren Briefe der Mahatmas“
und der Band der ”Briefe von H. P. Blavatsky“ nicht übersetzt worden? Warum
sollen die russischen Theosophen wie Blinde dahinschreiten und nichts erfahren
über die wirkliche Geschichte der theosophischen Bewegung und ihre Führer?
Während sie gelegentlich von Alice Bailey sprechen, warum schweigen sie über
das weit ältere und bedeutendere Zentrum in Kalifornien, das von dem großen
Lehrer H. geführt wird? Warum erwähnen sie nie das bemerkenswerte Buch der
”Tempellehren“, das von diesem Zentrum herausgebracht wurde?
Und
was die Anklage gegen die LEHRE DES AGNI YOGA betrifft, dass sie das Wachstum
des Psychismus begünstige, so zeigt dies klar, wie weit diese Ankläger vom
Verstehen der großen psychischen Energie entfernt sind! Sämtliche Werke von H.
P. B. konnten ihr Bewusstsein nicht erleuchten. Psychische Energie abzulehnen
und ihre Entwicklung zu untersagen, kommt einem Anschlag auf das menschliche
Leben gleich. Diese ”Besserwisser“ erkennen nicht, dass psychische Energie die
Urenergie ist und ihre Abtötung Explosion oder Tod zur Folge hat.
Hier
ein weiterer Paragraph aus der Lehre: ”Man sollte die Gäste dankbar begrüßen,
aber es ist unzulässig, sie gewaltsam herbeizuschleppen – jeder Hausherr weiß
das. So verhält es sich bei Anwendung der psychischen Energie – man sollte sie
nicht erzwingen, aber ihr Erscheinen sollte würdig empfangen werden. Lasst die
Unwissenden über die Unerwünschtheit der Anwendung der psychischen Energie
schwatzen. Wenn die Energie bereits wirksam ist, ist es unmöglich, sie
abzulehnen, und es gilt nur noch, sie natürlich anzuwenden. Mögen die Gelehrten
sagen, was geschieht, wenn räumliche Elektrizität grenzenlos gespannt wird.
Mögen sie sagen, wie solch übermäßige Spannung endet. Es kann nicht geleugnet
werden, dass die räumlichen Ströme zur Zeit besonders gespannt sind. Es ist
nicht die Zeit, sie abzulehnen; man muss sich beeilen, sie anzuwenden. Oftmals
ist auf die Gefahr niederen Psychismus hingewiesen worden.” Wir sehen daraus,
wie notwendig es ist, auf die höhere Energie, die psychische Energie, die als
Geistigkeit zu verstehen ist, anzusprechen.
Außerdem
bemühen sich, wie Sie richtig aufgezeigt haben, die Verleumder gar nicht, alle
Bücher der LEHRE kennenzulernen. Auch zeugt es von Unwissenheit zu erklären, dass
die Methoden der Entwicklung der psychischen Energie und die im AGNI YOGA
aufgezeigten geistigen Kräfte nur in der Mongolei und in Tibet angewendet
werden können und für die arische Rasse ungeeignet wären. Wer weiß heutzutage
nicht, dass alle Yogis in Tibet und in der Mongolei aus dem arischen Teil
Indiens kommen und nicht umgekehrt?
Welche
psychischen Methoden für die Entwicklung der psychischen und geistigen Kräfte,
die AGNI YOGA erwähnt, sind für die arische Rasse denn ungeeignet? Befassen
sich nicht alle Bücher der LEHRE vor allem mit den Grundlagen der Ethik? In der
Tat, wie viele Warnungen vor dem Schaden der niederen Formen des Psychismus
enthalten diese Bücher! Aber, wie es heißt – niemand ist so blind und so taub
wie jene, die nicht sehen und hören wollen.
* * *
Bezüglich
des Hl. Sergius von Radonesch können Sie antworten, dass N. K. bereits Bilder
aus dem Leben dieses Großen geistig Schaffenden für die Menschheit malte, als
noch niemand über ihn geschrieben hatte. Haben diese Ankläger Zutritt zu
unserem Innenleben und zu unseren geheimen Aufzeichnungen? Ebenso mögen sie
jene Privatbriefe, in denen N. K. gegen die Theosophen spricht, bekanntgeben.
Ich war es, die in meiner privaten Korrespondenz über die Theosophen schrieb,
weil ich von vielen gebeten wurde, über bestimmte theosophische Behauptungen
Aufklärung zu geben. Und ich kann nur wiederholen, dass einige theosophische
”Leuchten“ für mich keine Autoritäten sind. Ebenso suchen wir keine Anhänger
unter den Theosophen, und unsere Regel ist, nie jemanden anzulocken. Aber es
kommt vor, dass Leute, die an den Büchern der LEHRE aufrichtig interessiert
sind, an uns schreiben; wir antworten ihnen, aber wir stellen es ihnen frei,
sich nach eigenem Ermessen einer Form oder Gruppe anzuschließen. So sandte uns
kürzlich solch eine Gruppe eine Botschaft aus Neuseeland, und noch früher kam
eine Nachricht aus Kanada; und meistens sind darunter Theosophen. Gerade jetzt
erhielten wir Nachricht, dass eine russische Jugendgruppe mit dem
Friedensbanner um die Welt reisen will.
Ich
höre auch zum ersten Mal, dass die Sendboten der Weißen Bruderschaft abgeneigt
wären, sich als solche zu erkennen zu geben, wann immer es notwendig erscheint.
Verheimlichte H. P. B. etwa die Tatsache, dass sie von der Weißen Bruderschaft
gesandt wurde, und bestätigte sie nicht ihre Mission? Natürlich, die
Abgesandten oder Boten verkünden ihre Ankunft und Aufgabe nicht auf dem
Marktplatz. Was immer durch sie gegeben wird, spricht für sich und wird von
feinfühligen Herzen aufgenommen, aber wo immer es notwendig ist und für sie
angezeigt erscheint, werden sie sich erklären. Der Unterschied jedoch ist, dass
die wahren Boten sich nie Weltlehrer, künftige Dhyan Chohane oder gar Apostel
nennen würden; noch würden sie sich fremde Inkarnationen zuschreiben und vor
allem keine falschen und geschmacklosen Bücher schreiben oder den Verkehr mit
den Großen Lehrern als ihr Monopol bezeichnen.
Was
den Angriff bezüglich Baldrian und Moschus betrifft – diese Mittel wurden in
der ajurvedischen Medizin verwendet. Und es ist neu für mich, dass die
ajurvedische Medizin zur vierten Rasse gehört! Wiederum kann man sagen: Lernet
mehr!
Es
ist seltsam, über die Grade der Einweihungen zu lesen, die in gegenwärtigen
okkulten Schulen erlangt werden können. Die höchsten Grade werden nur durch
innere Vervollkommnung erreicht, die keine gegenwärtige esoterische Schule
verleihen kann. Einweihungen vollziehen sich unter vier Augen, zwischen einem
Großen Lehrer und dem Jünger, und das Ergebnis ist die nächste Stufe der
Wahrnehmung höherer Energien oder Strahlen. Daher finden solche Einweihungen
immer unerwartet statt und oft ganz einfach im Schlaf- oder Arbeitsraum des
Jüngers. Und dieser Festtag des Geistes bleibt unvergesslich im Bewusstsein und
Herzen des Jüngers. Diese Festtage des Geistes haben mit dem in einigen
okkulten Büchern geschilderten Einweihungsrummel nichts zu tun.
Mögen
unsere Ankläger nicht beunruhigt sein, H. P. Blavatsky wird von uns verehrt,
wir verehren H. P. Blavatsky vielleicht mehr als jene, die über sie schweigen.
So malte im Jahre 1925 N. K. das Bild ”Der Bote“ zum Gedenken an H. P. B.,
brachte es persönlich nach Adyar und legte den Grundstein für das Museum der H.
P. B. In der Tat, es ist unser Traum, das Gedenken an unsere große Landsmännin
würdig zu ehren, sobald dazu die Zeit gekommen ist.
Daher
möge niemand Einspruch erheben und beunruhigt sein; wir werden sicherlich nicht
ihre Lehre verkünden oder interpretieren, denn wir besitzen das ganze Meer der
Lehre: die Werke und Grundlagen von H. P. B. und ebenso alle Schätze der
Weisheit des Ostens.
Versuchen
Sie nie, Skeptiker zu überreden. Die Lehre kann weder durch Nichtannahme
geschmälert noch durch Annahme erhöht werden. Die Wahrheit spricht für sich.
Und damit wollen wir enden.
14.
Januar 1937
Der
erhaltene Brief endet eigentlich mit einer schlecht gewählten Redensart: ”Die
unschätzbare Fracht der LEHRE sinkt mit dem Schiff des ”Kelches des Orients“.”
Der Verfasser dieses Briefes erkannte nämlich nicht, dass die Wahrheit, die das
Leben selbst ist, nicht im Feuer verbrennt und nicht im Wasser versinkt. Daher
kann die LEHRE – dieser Urquell des Lebens – von der vorübergehenden Masse der
Finsternis nicht zertreten werden. Darüber hinaus ist der ”Kelch des Orients“
in diesem Beispiel wirklich kein Schiff, sondern die Fracht selbst. In der Tat,
in dem Unsichtbaren Bollwerk wird ein unerschöpflicher KELCH des ORIENTS
verwahrt und aus ihm wird niemals auch nur ein Tropfen verschüttet werden. Die
Ewigen Hüter wissen, wann und wie viele Tropfen sich aus ihm ergießen müssen,
um das Bewusstsein der Menschheit zu läutern. Die ”Briefe der Mahatmas“ an A.
P. Sinnett wurden zur Grundlage der ”Geheimlehre“, die, wie Sie wissen, vor
beinahe fünfzig Jahren herausgegeben wurde. Im Westen gab es auch zu jener Zeit
Geister, die dieses Wissen aufzunehmen vermochten und es unter den weniger
fortgeschrittenen Bewusstseinen verbreiteten. Aus diesem Grunde ist es so
sinnwidrig und befremdend, nach fünfzig Jahren wegen der Veröffentlichung der
”Briefe der Mahatmas“ solche Auffassungen von Leuten zu vernehmen, die sich der
Lehre angeschlossen haben und die die ungewöhnliche Zeit, die wir jetzt
durchleben, verstanden haben sollten – eine Zeit, in der das Schiff der
Menschheit sinkt; in der nur die äußersten Maßnahmen das Wehklagen des Geistes
wecken können; in der die Massen die ganze Unfähigkeit begreifen, die ganze
Unwissenheit ihrer ”geistigen“ Führer, selbst graduierter Akademiker (Ihr
beigeschlossener Bericht zeugt davon); in der diese Massen, denen nicht
rechtzeitig der neue Weg gewiesen wurde, sich wie ein lange zurückgedrängter
Damm auf die Feuerlöscher stürzten – und dann selbst in Gotteslästerung und
Verbrechen untergingen. Das verbrecherische Zögern im Aufzeigen des rechten
Pfades ist von den ”geistigen“ und freiwilligen Beschützern verübt worden, weil
sie vor allem auf ihr eigenes Wohl bedacht waren.
Ja,
der Pfad des Lichtbringers war und ist immer der Pfad der Heldentat, und das
verleiht ihm solche Schönheit. Auf ihm gibt es weder Selbstsucht noch Furcht,
sondern nur die erhabene Freude, dem Hohen zu dienen.
Bei
Anbruch einer kosmischen Frist für neues Erwachen des Bewusstseins werden mehr
oder weniger Hohe Lichtträger zu jenen gesandt, die die neuen Stufen
menschlichen Bewusstseins legen; Material wird geliefert und es wird genau
aufgezeigt, was dem Fundament zugrunde zu legen und was für außergewöhnliche
Geister beiseitezulegen ist. Man muss bedenken, dass jede Periode der eigenen
Ausdrucksform bedarf, die der jeweiligen Zeit entspricht und auch weitere
Kenntnis über die Grundlagen der Lehre bringt, denn alles wächst im Einklang
mit dem Evolutionsgesetz, alles expandiert. Dieser letzte Umstand zieht
unvermeidlich auch jene Bewusstseine an, die die Unermesslichkeit und Tiefe der
LEHRE nicht erfassen, und auf den ersten Stufen, die für den Westen vor fünfzig
Jahren offen dargelegt wurden, straucheln. Freilich, das schwache Schiff
solcher Menschen kann diese unschätzbare Fracht nicht tragen. Ihr Bewusstsein
baute in vergangenen Jahrhunderten keine kräftige Arche, die sie vor der Flut
der Unwissenheit gerettet und auf den Berg des Lichts versetzt hätte!
Ja,
viele oder eigentlich die meisten nehmen Gold für Kupfer, aber was dann, was
wird damit? Wahrheit bleibt unberührt. Langsam aber sicher bewegt sich die
Menschheit voran auf der Leiter des Aufstiegs. Wir sollten uns daher nicht
grämen, wenn irgendwo jemand die Grundlagen der LEHRE nicht anerkennt.
Wahrlich, die LEHRE DES LEBENS gilt eben nicht für ein Land oder ein Volk,
sondern für die ganze Welt. Freuen wir uns daher im Geiste, dass der Strom der
LEHRE DES LEBENS endlos ist. Schriften werden herausgebracht und neue, neue
Herde an den unerwartetsten Stellen entfacht. Gerade das Jahr 1936 hat für
jene, die sehen können, viel Freude gebracht.
Lassen
Sie mich an die Worte der LEHRE DES LEBENS erinnern: ”… die Wellen der
Erkenntnis und der Unwissenheit … (sie haben alle Zeitalter durchlaufen) …
bringen die für den Fortschritt des Bewusstseins so nötigen Gewässer in
Bewegung. Daher erlangt jeder, der nach Wissen strebt, Gelassenheit des Geistes
inmitten des Sturmes und der Anstrengung. Lasst uns nicht in Unwissenheit
verharren, wenn Wissen an alle Tore pocht!”
Vielleicht
erinnern Sie sich an die Geschichte vom Engel im Evangelium, der
herniederstieg, um die Wasser eines Teiches umzurühren, damit Heilungen möglich
wurden.
In
der ganzen Menschheitsgeschichte sehen wir, dass gerade die Djin die Tempel
bauten. Sehr lehrreich ist die Legende über das Erbauen des Tempels Salomonis
durch die Djin. Das ist im Zuge der Evolution ein unumgängliches Lebensgesetz.
Feinde und unbekannte Menschen verhelfen den Dingen zum Durchbruch, die
sogenannte Beschwichtigte für gegeben und oft geheim halten. Es gibt sehr
wenige wahre Freunde im gegenwärtigen menschlichen Bewusstseinsstadium. Aber
wir schätzen uns glücklich, von vielen wahren Freunden umgeben zu sein. Wir
schätzen sie und schützen sie mit unserem Herzen. Möge das Licht mit ihnen
sein!
Unsere
Zeit ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Nie war die Grenze zwischen Licht und
Finsternis so stark markiert. Und jetzt beobachten wir den bemerkenswerten Prozess,
dass Finsternis die Finsternis verschlingt.
Die
großen Hüter des Kelches der Weisheit und der Wahrheit, die Schirmherren der
Menschheit übertragen den Göttlichen Plan, wissend, wann und was der Menschheit
gegeben werden kann. Wer den Pfad des Dienstes an der Menschheit beschritten
hat, der tastet sich nicht im Dunkeln voran, sondern schreitet in völliger
Kenntnis der Ereignisse einher. Er kennt auch die Menschen, die an ihn
herantreten, doch infolge des schwierigen Karmagesetzes ist vieles zu
tolerieren. Jeder Lichtträger nimmt den ganzen Komplex von Karma der von ihm
angezogenen Menschen auf sich. Das erklärt die Unvermeidlichkeit von Verrat.
Doch der Verrat an ihm verwandelt sich in eine Krone – so war es, so ist es und
so wird es immer sein.
Sie
schreiben: ”Ich weiß, dass ich mich in dieser Inkarnation der mühsamsten und
langweiligsten Arbeit der Welt unterziehen muss, um die schmutzigen Verliese
meiner Seele zu reinigen …” Dazu möchte ich sagen, dass es keine wertvollere
Arbeit gibt, als die Läuterung der Seele und Selbstvervollkommnung. Daher ist
es unschicklich und gotteslästerlich, sie als die ”langweiligste Arbeit der
Welt“ zu bezeichnen. Wo bleibt das Verstehen der Lehre? Zudem sind
Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit die wichtigsten Eigenschaften auf dem Pfad, ohne
die es keinen Fortschritt gibt.
27.
Januar 1937
Mein
Herz ist erfüllt von aufrichtigem Dank zum Lehrer für seine unermüdliche
Fürsorge für alle, die sich dem Dienst am Allgemeinwohl widmen. Achten Sie auf
Ihre Gesundheit – dies ist sehr wichtig. So viel muss noch getan werden und Sie
wissen, wie spärlich die Reihen bewusster Kämpfer für das Licht und die
Grundlagen des Seins sind und wie zahlreich die Anhänger der Finsternis. Freilich,
kosmische Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit sind dem Retter gewärtig und wir
sind jetzt Zeugen des Entfaltens der Schriftenrolle des Karma der Völker. Wer
fähig ist, ein Lehrer in zahlreichen Wissensgebieten zu werden, muss mehr denn
je beschützt werden, denn sonst werden wir für lange Zeit in die Finsternis
versinken, was schlimmer wäre als die Zeit der Invasion der sogenannten
Barbaren, wie es der bedeutende zeitgenössische englische Philosoph Bertrand
Russell in seinem vor kurzem erschienen Werk ”Die wissenschaftliche
Weltanschauung“ ausdrückte: ”Wären im 17. Jahrhundert einige Hunderte Menschen
in ihrer Kindheit getötet worden, die jetzige Welt könnte nicht bestehen.” Die
Zeit naht, in der die Völker erkennen müssen, dass die Menschen, die die Macht
der Synthese besitzen, die Macht der psychischen Energie, unschätzbare Schätze
ihres Landes sind. In der Tat, das ganze Wohl der Völker hängt von diesen
Säulen und Erhaltern des Gleichgewichts der Welt ab! Man kann sagen, dass das
Erkennen der Bedeutung der psychischen Energie die Eroberung einer neuen,
machtvollen Stufe in der Weltevolution sein wird.
Es
ist wirklich äußerst zeitgemäß, gemeinsam wohlwollende Gedanken auszusenden, um
den Schaden der umgebenden vergifteten Atmosphäre etwas abzumildern. Mit meinem
ganzen Herzen begrüße ich dieses Unternehmen, und um seine Richtigkeit zu
bestätigen, möchte ich einen Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Es ist
sehr nützlich, Freunden zu raten, zu einer festgesetzten Zeit gemeinsam gute
Gedanken auszusenden. Dadurch wird nicht nur das Wohlergehen gestärkt, sondern
auch der Raum gereinigt, denn das ist dringend notwendig. Giftige
Ausstrahlungen verseuchen nicht nur den Menschen, sondern lagern sich auf die
umgebenden Gegenstände ab. Diese Ablagerungen können schwer entfernt werden.
Sie können Gegenstände sogar auf weite Entfernung hin begleiten. Feinfühlige
Individuen können jedoch die Wirkung solcher Aufschichtungen an sich selbst
verspüren. Gute Gedanken sind der beste Reiniger der Umgebung. Bestätigungen
der Sendungen des Guten sind stärker als die Reinigung mit Weihrauch. Doch
diese Sendungen muss man sich zu eigen machen. Dabei ist es nicht erforderlich,
bestimmte Worte auszusprechen, sondern es genügt, ein unmittelbares gutes
Gefühl zu hegen. So kann man inmitten des Alltagslebens viel Gutes schaffen.
Solche Sendungen sind wie ein reinigender Blitzpfeil.”
Aus
diesen Zeilen können Sie ersehen, wie wichtig es ist, dass alle an diesen
Sendungen Beteiligten harmonisch gestimmt und mit gutem Willen beseelt sind.
Denn ein Gedanke kann schön sein, doch ist er nicht vergeistigt vom Feuer des
Herzens, bleibt er tot. Es ist gut, vor Aussendung solcher Botschaften Musik zu
hören.
19.
2. 1937
Übermitteln
Sie an Ihre Mitarbeiter meinen herzlichen Dank für ihre Gedanken und die guten
Wünsche, ich sende ihnen meine besten Gedanken. Ihre Fragen will ich kurz
beantworten, denn ich bin mit dringender Arbeit buchstäblich überlastet. Vor
allem jedoch möchte ich Ihnen sagen, wohl Ihnen, wenn Sie den Wert der Zeit so
stark verspüren. In der Tat, der Verlust dieses Wertes ist unersetzlich.
Und
nun zu Ihren Fragen. Um einige davon für Sie zufriedenstellend zu beantworten, müssen
wir uns den heiligsten Aspekten der Daseinsgrundlagen nähern. Jedoch Briefe
gehen oft durch viele Hände, bevor sie den Empfänger erreichen; daher zögere
ich, bestimmte Dinge dem Papier anzuvertrauen.
Natürlich,
Geist ist geschlechtlos und die Differenzierung offenbart sich allein auf der
Erscheinungsebene. Wenn die Monade bewusster in Erscheinung tritt und die
Individualität bereichert wird, tritt in ihr das Geschlecht mehr hervor, das
heißt, das zu einem bestimmten Ursprung Gehörende beginnt vorzuherrschen.
Zweifellos gibt es Ausnahmefälle, in denen das Geschlecht im Einklang mit einem
Auftrag gewählt wird; und es gibt eine andere Bedingung, die ihren Ursprung im
Gleichgewichtsgesetz hat und daher zum kosmischen Recht gehört. Jedoch aus oben
genannten Gründen will ich über dieses Gesetz in einem Brief nicht
ausführlicher werden.
* * *
Ja,
nach den alten hebräischen Schriften gab es unter den Elohim Geister beiderlei
Geschlechts, denn jede Schöpfung auf einer Ebene gründet auf zwei Uranfängen.
Diese Wahrheit sollte man sich einprägen. Gleicherweise muss man verstehen, dass
jede Schöpfung der Mitwirkung der menschlichen Energien bedarf, denn der Mensch
ist der Träger des höchsten kosmischen Prinzips. In der Heiligen Lehre heißt
es: ”Die von Menschen nicht bewohnten Welten konnten sich nicht entwickeln und
gingen daher zugrunde.” So wird die Abhängigkeit der Welten oder des Planeten
vom Menschen und seinem geistigen und sittlichen Niveau verständlich.
* * *
1.
Über die MUTTER DER WELT. Ich meine, dass ich dieses Thema in meinen früheren
Briefen gründlich erörtert habe. Im Kosmos, im offenbarten und nicht offenbarten,
sind Geist und Materie untrennbar; eines ist ohne das andere nichts.
Vereinigung der Energien der Elemente lässt alles Sein entstehen; genau gesagt,
es gibt LOGOI beider Elemente. Dieses höchste Geheimnis des Seins wurde im
groben Phallus-Kult entwürdigt. Es heißt: ”Wie oben, so unten”. Aber das Licht
der großen Wahrheiten spiegelt sich auf unserer irdischen Ebene wie das Licht
der Sonne in einer Pfütze.
Für
Menschen, die in ihrer ganzen tierischen Unvollkommenheit von den irdischen
Erscheinungen angezogen werden, ist es unmöglich, das große Geheimnis geistigen
Seins zu verstehen. Man muss sich den Ausspruch Christi oft ins Gedächtnis
rufen: ”Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft auch eure Perlen nicht vor
die Säue, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zerstampfen und sich umwenden und
euch zerreißen …” (Matth. 7:6).
2.
Sie sollten nicht meinen, dass Sie in Ihrem früheren Leben der Lehre des Lichts
fern standen. Gäbe es keine frühere Bindung, könnten Sie von der Lehre nicht so
entflammt sein. Das Band wird durch viele Jahrtausende geschmiedet und nicht in
einer Stunde oder in einem Leben. Eine Jahrhunderte währende und
ausschließliche Verbindung mit dem Großen Lehrer gibt es natürlich äußerst
selten; jedoch gibt es viele Annäherungsstufen, und allein der Mensch selbst
bestimmt seine gegenwärtige und künftige Nähe. Auch darin ist die Bedeutung des
Kosmischen Rechts unermesslich, aber der Wille des Menschen vermag sogar dieses
Recht zu schmähen und die Annäherung für Jahrtausende hinauszuschieben.
Auch
ist die Annäherung an die Lehre im reiferen Alter kein Zeichen dafür, dass man
der Lehre fern steht. Die Bestimmungen sind verschieden.
So
können erst nach dem dreißigsten Lebensjahr alle Zentren in Tätigkeit sein.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich die Persönlichkeit oder der Charakter
des Aspiranten voll entfaltet. Wir kennen viele Fälle, wo Menschen, die sich
der Lehre des Lebens in ihrer Jugend näherten, leicht müde wurden und beim
ersten Hindernis, das sich ihnen auf ihrem Pfad entgegenstellte, abfielen. Aber
ein Mensch, der ein Leben voller Schwierigkeiten hinter sich hat, der Zweifel
und Ringen des Geistes erfahren – solch ein Mensch wird sich, wenn er den Pfad
des Lichts beschreitet, als Mitarbeiter bewähren. Natürlich, denkt man an die
Erschütterungen und Umwälzungen, die in den letzten Jahrzehnten im Bewusstsein
vieler Völker vor sich gingen, so ist die Evolution sehr beschleunigt worden,
und es können bereits die Kräfte der Jugend zur bewussten und aktiven Mitarbeit
herangezogen werden.
3.
Sie wenden Ihre psychische Energie ausgezeichnet an. Sind Arbeiten, die die
Weisungen der Lehre des Lebens in Ihr Alltagsleben hineintragen – sei es in
Gesprächen oder in Ihren Schriften, die den Geist wachrufen, Freude des Bewusstseins
verleihen und kräftigen – nicht die besten Anwendungen der psychischen Energie?
Besitzen Sie diese Energie nicht bereits? Ihre völlige Beherrschung jedoch
ergibt sich, wenn wir unaufhörlich dem Lichte der Hierarchie zustreben. In der
Tat, psychische Energie ist vor allem das Streben des Herzens. Erinnern Sie
sich an den Ausspruch in der Lehre: ”Streben ist das Boot des Archaten. Streben
ist der Schlüssel zu allen Höhen …” (Gemeinschaft, § 55). Und so segeln Sie in
diesem Boot.
Die
so weit verbreiteten mechanischen Methoden zur Entwicklung der psychischen
Energie können die höhere Eigenschaft dieser Energie nicht vermitteln; sie
entwickeln nur das schwarze Feuer, das verheerende Folgen auslöst. Aber das
Erkennen dieser Energie in sich selbst ist natürliches Erwachen. Vielleicht
haben Sie bemerkt, dass, wenn Sie an etwas außerordentlich interessiert sind,
wenn Ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen besonderen Gedanken gerichtet ist,
nicht nur in Ihrem Verstande neue Gedanken auftauchen – und manchmal kommen sie
wie von außen –, sondern im Leben selbst, im Alltag, Ihnen notwendige helfende
Elemente und Umstände zukommen. Psychische Energie besitzt vor allem die
Eigenschaft des Magneten.
* * *
Gewiss,
da man durch psychische Energie heilen kann, kann man diese Energie auch
übertragen. Wir waren Zeugen solcher Sendungen und haben daran auch
teilgenommen. Aber dazu ist eine absolut geistige Einigkeit erforderlich. Sagen
Sie Ihren Freunden, dass die herrliche und erste Erziehung zur Beherrschung der
psychischen Energie die Verbesserung der Eigenschaften, in allem, im ganzen
Leben ist. Seien Sie durchdrungen von dieser Disziplin!
* * *
Die
Älteren Brüder der Menschheit stehen Wache, und wo immer es möglich ist,
stärken Sie die göttliche Energie. Die Freunde mögen sich daher gedulden und
die Bücher der Lehre aufmerksam lesen, die so reich sind an Weisungen für die
notwendige Beherrschung und Meisterung dieser Kraft.
”Zweifellos
seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische Energie entwickelt und
ihren Nutzen erkennt. Jedoch es ist oft gesagt worden, dass das Herz die höhere
Lebensqualität anstrebt und der Leiter der psychischen Energie ist. Keine
gewaltsame, herkömmlich beschleunigte Beweglichkeit zur Entwicklung der
Herztätigkeit ist von Nutzen. Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man
möge ihm die Freiheit zum Guten geben und es wird sich mit Energie füllen.
Ebenso können die Früchte der vereinten Energie nur in harmonischer
Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es aber unumgänglich zu
verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (Bruderschaft, § 290).
4.
Kosmisches Recht hat wie alle Gesetze des Seins viele Aspekte. Freilich ist der
Mensch primär der Träger dieses Rechts. Einer der Aspekte des Kosmischen Rechts
wird dadurch bestätigt, dass die menschliche Monade vom Augenblick der Geburt an
unter dem Einfluss dieses oder jenes Gestirns steht. Ich meine, ich habe Ihnen
über die kosmische Vater- und Sohnschaft bereits geschrieben oder darüber, dass
jede Monade während des ganzen Manwantara einem bestimmten Planeten angehört.
So wird jeder LOGOS zum Vater aller Monaden, die unter dem Strahl seines
Gestirns geboren wurden. Auch dürfen wir einen anderen Aspekt nicht vergessen,
wonach das Geisteskorn, das einem bestimmten Element angehört, stets diesem die
Vorherrschaft überlässt. Alle Errungenschaften des Menschen werden natürlich in
dem elektromagnetischen Raum erworben, den er oder seine Aura einnimmt und der
ihm auch sein unveräußerliches Kosmisches Recht für eine bestimmte Stufe oder
einen Platz in der Skala der Evolution des Kosmos einräumt. Ähnlich kann auch
ein Verdikt des Karma als Kosmisches Recht bezeichnet werden. Die Funktionen
des Kosmischen Magneten sind immer durch das Kosmische Recht bedingt. Aber der
heiligste, der schönste Begriff in Zusammenhang mit dem Kosmischen Recht wird einem
Jünger vom Lehrer mündlich von Angesicht zu Angesicht vermittelt.
5.
Die von Ihnen eingesandten Seiten erklären sehr schön die an Sie gestellten
Fragen. Wie man dem Brief Ihres Freundes entnehmen kann, fand er ganz von
selbst die richtige Lösung, und zwar ”nicht für das Leben unseres Körpers
müssen wir den Leib und das Blut Christi empfangen, sondern für das Leben
unseres Geistes. Daher muss die Teilnahme am Leib und am Blut Christi geistig
verstanden werden.” Keine einzige Kirche kann heute auf die grundlegenden Daseinsprobleme
eine Antwort geben. Die Kirchen sind in ihrer Ausschließlichkeit und
Unbeweglichkeit an einem toten Punkt angelangt. Wie weit entfernt haben sich
viele ”geistige Vertreter“ vom Verstehen der einfachen Worte Christi: ”Gott ist
Geist, und die ihn verehren, müssen ihn im Geiste und in der Wahrheit
verehren.”
Arbeiten
Sie an Ihrem Buch, doch übereilen Sie nichts, sammeln Sie das nötige Material.
Dieses Werk sollte sehr bedeutsam werden. Ich empfehle Ihnen, die Schriften des
Origenes sowie das Buch ”Dobrotolubye“ (Die Liebe zum Guten) durchzuarbeiten
und daraus viele bemerkenswerte Auszüge zu bringen. Haben Sie übrigens das
ausgezeichnete Buch ”Offenherzige Geschichten“, erzählt von einem Pilger zu
seinem ”Geistigen Vater”, gelesen?
Ihr
Buch bereitet viel Freude. Ganz kürzlich hörte ich von einem russischen Arzt,
der davon begeistert ist, dass dieses Buch auf alle Fragen Antwort gibt.
* * *
Wie
geht es Ihnen gesundheitlich? Was machen Ihre Bienen? Ich hoffe, Sie haben sie
nicht aufgegeben. Jetzt herrscht in vielen Ländern großes Interesse an der
Bienenzucht. Viele weitere nützliche Eigenschaften der Bienen konnten entdeckt
werden. Bienengift heilt verschiedene Krankheiten. Man sagt, dass ein oder zwei
Bienenstiche chronischen Rheumatismus heilen. Hier einige Paragraphen über
Honig und Milch: ”Die Menschen suchen vergeblich nach neuen Heilmitteln und
Medikamenten, ohne die alten zu nutzen. Sogar Milch und Honig werden nicht
ausreichend angewendet. Was jedoch kann gesünder sein als durch fortschreitende
Evolution erarbeitete pflanzliche Produkte? Milch und Honig sind in
uneingeschränkter Vielfalt zu haben und stellen, wenn vernünftig und
wissenschaftlich genutzt, beste Vorbeugungsmittel dar. Es kommt nicht darauf an,
einfach Milch zu trinken und Honig zu essen, sondern vor allem darauf, wie die
Milch und der Honig beschaffen sind. Es ist richtig, dass es an jenen Stellen
den besten Honig gibt, wo viele Heilkräuter vorhanden sind. Man kann begreifen,
dass die Bienen bei ihrer Tätigkeit die besten Möglichkeiten der
Zusammensetzung erbringen. Die Überlieferungen über die Bienen sind insofern
von Bedeutung, als man unmittelbar auf den besonderen Wert des Honigs
aufmerksam macht.
Darüber
hinaus bedürfen auch andere pflanzliche Produkte der Erforschung. Die Menschen
verhalten sich zu den Dingen sehr rückständig, so dass sie sich mit dem
Ausdruck ”gut oder schlecht“, ”frisch oder verdorben“ abfinden und übersehen, dass
künstliche Vermehrung den qualitativen Wert vermindert. Selbst solches
übersieht man. Bei der Entfaltung der Lebenskraft sollte ihre Beschaffenheit
aus allen Naturreichen geschöpft werden” (Bruderschaft, § 148).
”Oft
werden die besten Heilmittel missachtet. Milch und Honig gelten als nahrhafte
Produkte, sind aber als Regulatoren des Nervensystems völlig in Vergessenheit
geraten. In reinem Zustand enthalten sie die uranfängliche Energie. Gerade
diese Eigenschaft muss erhalten bleiben. Die Sterilisation der Milch hingegen
und die Spezialbehandlung des Honigs entziehen ihnen diese wertvollen
Eigenschaften. Ihr Nährwert bleibt erhalten, aber ihr grundlegender Wert
schwindet.
In
der Tat, es ist unerlässlich, dass die Produkte in naturreinem Zustand genossen
werden. Haustiere und Bienen müssen unter gesunden Bedingungen gehalten werden;
aber jedwede künstliche Reinigung der Produkte vernichtet ihre wahre
Nützlichkeit.
Das
Wissen des Altertums schützte die Kühe als heilige Tiere, und wob um die Bienen
eine spannende Legende. Aber mit der Zeit verloren die Menschen das bewusste
Verhalten zu diesen ihnen ursprünglich gegebenen Heilmitteln. In den alten
Heilbüchern wurde jedes Mittel auf seine Nützlichkeit und Schädlichkeit hin
untersucht. Aber so wertvolle Substanzen wie Milch, Honig und Moschus
enthalten, wenn sie naturbelassen sind, nichts Schädliches. Man kann auf viele
nützliche Heilmittel aus der Pflanzenwelt hinweisen; die meisten von ihnen sind
jedoch in reinem Zustand am wirksamsten, wenn neben den sogenannten Vitaminen
die ihnen eingelagerte Energie nicht verlorenging. Karottensaft, Rettich und
Erdbeeren sind in rohem, reinem Zustand am gesündesten. Man kann daher
verstehen, warum sich die Rishis im Altertum von diesen heilsamen Produkten
genährt haben” (Bruderschaft, § 201).
9.
März 1937
Die
heiligen Namen der Großen Lehrer zu schützen und auf Angriffe mit Würde zu
antworten, ist unabdingbare Pflicht. Aus diesem Grunde sind Wachsamkeit und
Besorgtheit um den uns anvertrauten Schatz erforderlich. Im Zusammenhang damit
möchte ich einen Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Wachehalten ist ein
Zeichen erweiterten Bewusstseins. Viele begreifen überhaupt nicht, was es
heißt, Wertvolles zu schützen. Auf jene, die den Wert nicht erkannt haben, ist
kein Verlass. Aber über eine unermüdliche Schildwache kann man sich freuen. Die
Bruderschaft lehrt diese Wache.”
Die
von Ihnen beschriebene Gefahr abzuwehren, ist sicherlich eine gigantische
Aufgabe. In der Tat, die Großen Kräfte des Lichts haben Jahrhunderte hindurch gegen
diese Gefahr angekämpft. Man könnte sogar sagen, dass der Sinn des Harmagedon
darin liegt. Aber die kosmischen Kräfte kommen nur zu Hilfe, wenn der
menschliche Geist nach strenger feuriger Läuterung ruft und danach strebt, die
geistigen Grundlagen in allen Erscheinungen des Daseins zu begreifen.
Freilich,
das menschliche Bewusstsein wurde, abgesehen von seltenen Ausnahmen,
abgestumpft, womit es auch immer in Berührung kam, und die Form errang den Sieg
über den Inhalt. Und jetzt erkennen wir mehr denn je diese Versklavung und das
Verschlingen durch die Form. Gingen die kirchlichen Dogmen unter, sie wären
bald durch andere ersetzt, die dem Bewusstsein in ähnlicher Weise aufgezwungen
würden. Es ist betrüblich, mit anzusehen, wie sich die Menschheit, indem sie
von Freiheit träumt und sich danach sehnt, nichtsdestoweniger damit befasst,
neue und noch engere Fesseln anzulegen. Freiheit – der Paradiesvogel – ertönt
nur in reinen Herzen, die sich von ihrem Kerkermeister – der Ichsucht – befreit
haben.
1.
4. 1937
Uns
ist jede Einigkeit in der Arbeit für das Allgemeinwohl teuer sowie die dazu
notwendige Vorbereitung des Bewusstseins, die Neue Welt anzunehmen, die aber
auf eine Weise naht, wie es sich viele von uns nicht vorstellen können. Der
Luxus der Zerstörung in all seinen Methoden und Graden muss der Vergangenheit
angehören. Erkenntnis der Verantwortung, Streben nach Synthese und
Schaffenskraft in weitreichender Zusammenarbeit wird das rettende Gleichgewicht
auf dem Planeten wieder herstellen.
* * *
Mit
Traurigkeit habe ich Ihren Brief gelesen, in dem Sie die Krankheit eines Mannes
schildern. Wie kann ich helfen, wenn sein Zustand fast hoffnungslos ist?
Heilung ist nur zu Beginn der Krankheit möglich, aber es ist schwierig, helfend
einzugreifen, wenn alles verneint wird. Was sich bereits in Zersetzung
befindet, lässt sich nicht wieder herstellen. Ich möchte Ihnen einen
Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Es gibt viele Fälle, wo Menschen für
die dringendsten Anweisungen unzugänglich geblieben sind. Doch im Augenblick,
wo Unglück eintritt, erinnern sie sich blitzartig, dass ihnen Hilfe geboten
wurde, aber dann ist es zu spät. Gewöhnlich meinen die Menschen, dass in allen
Stadien der Umstände gleiche Hilfe geboten werden kann. Kann man aber Heilung
erhoffen, wenn sich der Organismus bereits zersetzt? Man kann eine fehlende
Hand nicht wachsen lassen, ein bereits vertrocknetes Gehirn nicht wieder
beleben. Viele Fälle können angeführt werden, wo Menschen nach Wiedererweckung
von Verstorbenen flehten. So ein Verhalten beweist nur völliges Unverständnis
dafür, wie mit den Energien umzugehen ist.”
Ja,
von außen gesandte Energie kann helfen, wenn eine solche auch im Kranken
vorhanden ist, denn in allem ist Mitwirkung erforderlich. In der Tat, alle
sogenannten ”Wunderheilungen“ können sich nur vollziehen, wenn die im Kranken
vorhandene psychische Energie oder Nervenkraft durch den Kontakt mit einer
mächtigeren Energie Auftrieb erhält. Ist aber der Vorrat dieser Energie in ihm
erschöpft, wie oder wodurch soll dann die gesendete Energie empfangen werden?
Wahrlich, es gibt keine Wunder! Für jede Energietätigkeit sind eigene
Bedingungen notwendig, und ist die wesentliche Bedingung nicht vorhanden, wie
kann man ein positives Ergebnis erwarten? Aus diesem Grunde wird so
eindringlich zur geistigen und physischen Vorbeugung geraten.
6.
Mai 1937
Wir
begrüßen die Herausgabe von Sonderdrucken über ein bestimmtes Thema und
erhoffen vor allem ernsthafte Artikel, die sich mit der Bedeutung und der Macht
des Gedankens, der Gedankenübertragung auf Entfernung sowie der psychischen
Energie befassen. Derzeit muss primär allem Aufmerksamkeit geschenkt werden,
was die Gedanken auf neue Entdeckungen auf dem Gebiet der feinsten Energien
vorantreibt. Die Zeit für diese Energie ist gekommen, überall auf der Erde
blitzen verschiedene Erscheinungen auf. Allein durch Sammeln von Zeitungs- und
Zeitschriftenartikel kann man eine Reihe von bemerkenswerten Erscheinungen und
Entdeckungen erwerben.
Nun
will ich Ihre Fragen beantworten:
1.
Lebende Blumen, womöglich keine Schnittblumen, sind wegen ihres Duftes und
ihrer Schönheit immer, zu jeder Gelegenheit, nützlich. Belebender Duft
vertreibt die niederen Wesenheiten, die sich an Zersetzungsherden anklammern
wollen. Daher wären bei Todesfällen Geldspenden für wohltätige Zwecke
nützlicher als Kranzspenden. Könnten die Menschen sich doch dazu entschließen,
den schönen Brauch, zum Andenken an die Verstorbenen die besten Geschenke auf
Erden zu bringen, aufzugeben und sich damit begnügen, ein Viertel in eine
Wohltätigkeitsbüchse zu geben.
Es
wird Sie vielleicht interessieren, dass man in Atlantis folgendem Brauch
huldigte: Der Verstorbene wurde nicht berührt, sondern stark mit Eukalyptusöl
besprengt, gleich darauf mit dem Leichentuch bedeckt und mit Blumen überhäuft.
Neben der Leiche brannten drei Tage und Nächte in einem geschlossenen Kreis
Feuer, und sobald der Astralkörper ausgetreten war, wurde der physische Körper
verbrannt. Dies ist ein sehr weises Ritual. Ist der Wille träg, so tritt auch
der Astralkörper sehr träge aus. Manche können alles zur rechten Zeit
vollführen, andere hingegen brauchen in allem länger; das ist jedoch kein
Grund, jemandem die Fersen zu versengen! In Indien werden die Leichen oft zu
schnell verbrannt, und dadurch können dem feinstofflichen Körper beträchtliche
Verletzungen zugefügt werden. Diese Information habe ich meinen Aufzeichnungen
über Atlantis entnommen. Diese Rituale und das heilige Leichentuch nannte man
”Friedliche Läuterung“.
2.
Unnatürlich große Ohren an Buddha-Statuen waren eine spätere Neueinführung und
symbolisieren Allwissenheit. ”Sie deuten auf die Macht Dessen hin, Der alles
weiß und hört und von Dem segensreiche Liebe sowie Beachtung aller lebenden Kreaturen
ausgeht.” Die Idee entlehnte man einer esoterischen Allegorie. Eine Nachahmung
solch verlängerter Ohren kann man nur noch unter den Burmesen und Siamesen
finden, die ihre Ohren künstlich entstellen. Im zweiten Band der ”Geheimlehre“
im Kapitel über Symbolismus, wo von den Statuen in Bamian (afghanische
Landschaft im Hindukusch; riesige Buddhastatuen und Wohnhöhlen) die Rede ist,
wird dies bestätigt.
3.
Da sich alle Phänomene durch Willenskonzentration vollziehen, ist es
wesentlich, auf welchen Gegenstand man sich konzentriert. Das ist es, was H. P.
Blavatsky meinte, als sie von der Konzentration auf den kleinen Finger sprach.
4.
Alle äußeren Impulse wirken sich im Kopf aus; daher wäre es richtiger, sie als
”Impulse der Chakras“ zu bezeichnen und nicht einfach als ”Chakras“. Darüber
hinaus beeinflussen sie zwar die Nervenzentren, lenken sie aber nicht. Das
Wesen aller Chakren ruht im Herzen.
5.
Wie kann man sich mit einem überholten Bewusstsein der Neuen Welt nähern? Neue
Bewusstseine können nicht in alte Gefäße gesteckt werden. Das Nahen der LEHRE
DES LEBENS, die zu den Grundlagen der Neuen Welt führt, erfordert ein klares
und scharfes Bewusstsein. Man kann Errungenschaften nicht unterdrücken. In den
Massen ist der Durst nach wahrer Freiheit, der in der Freiheit des Denkens und
in der Gewissensfreiheit besteht, erwacht. Weder Weihrauch noch Weihwasser
werden die Menschen in überwundene Ketten drängen. Nur WISSEN, erleuchtet von
der vollen Macht der Entdeckungen neuer Energien, wird den Weg in ein geistig
wieder auflebendes Land finden. Alles Schöne muss bewahrt werden, aber alle
nutzlosen Anhäufungen und aller Tand der Jahrhunderte müssen vergehen.
Wahrhaftig, das neue Verstehen der Testamente der Großen Lehrer muss ins
verwandelte Leben eingehen.
Hier
einige Paragraphen aus dem neuen Buch: ”Worin besteht denn der Fortschritt?
Manche meinen, er sei ein ausschließliches Erkennen des Neuen. Ist solch eine
Deutung nicht einseitig, und muss man hier nicht hinzufügen: Ordnen und Einreihen
des Alten? Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass die Menschen theoretisch zu
Neuem hinstreben und dennoch fortfahren, im alten Schweinestall zu wohnen.
Mancher hält Vorträge über Reinheit, ist jedoch selbst äußerst schmutzig. Wird
solch ein Lehrgang überzeugen? Oder ein träger Mensch ruft zur Arbeit auf, wer
aber wird ihm Aufmerksamkeit schenken? Fürchten wir uns daher nicht, solche
einfachen Beispiele zu nennen, denn im Leben gibt es davon unzählige. Wer immer
über Harmonie nachdenkt, weiß, dass ein Haus, in dem alter Kehricht lagert,
nicht neu ist. Und dennoch kann man sehen, wie schöne Errungenschaften
verdorren, weil sie im Unrat nicht gedeihen können. Es ist nicht nur
bedauerlich, das Schicksal solcher nützlichen Errungenschaften mit anzusehen,
sondern es ist traurig, dass ihre Zersetzung die bereits vor langer Zeit
entdeckten Pfade verunreinigte. Aus diesem Grunde spreche Ich vom
Gleichgewicht.
Lasst
es nicht zu, dass aufrichtiges Suchen mit guter Grundlage verleumdet wird.
Fürsorge und Pflege sind nötig. Wie ein Gärtner neue Früchte heranzieht und den
Boden düngt, so wollen auch wir bereit sein, dem Neuen zum Durchbruch zu
verhelfen und das Alte zu ordnen.”
Freuen
wir uns und bewahren wir Feierlichkeit.
14.
Mai 1937
Heute
beobachten wir das wachsende Interesse am Studium der im Menschen verborgenen
Kräfte. Außerdem sind viele teilwissenschaftliche und halb-dilettantische
Gesellschaften für psychische Forschung gegründet worden und in manchen Ländern
(England, Amerika, Schweden) werden an den Universitäten eigene Vorlesungen
über psychische und parapsychische Phänomene gehalten. Leider befassten sich
die meisten Gesellschaften – und befassen sich immer noch! – ausschließlich mit
den sogenannten kinetischen Phänomenen, Apporten und Materialisationen,
ignorieren aber Erscheinungen derselben Grundenergie höheren Grades völlig, so
z. B. das Aussenden von Gedanken auf Entfernung, das Ansteigen oder Abnehmen
dieser Tätigkeit infolge verschiedener psychischer Spannungsgrade oder die
Gedankenqualität der Teilnehmer an diesen Experimenten.
Und
dennoch kann man eine Reihe von Versuchen, sich ernsthaft mit
Gedankenübertragung zu befassen, anführen. So führte Prof. Rhine von der Duke
Universität in dieser Richtung erfolgreiche Experimente durch und lenkte durch
Anwendung eines neuen wissenschaftlichen Namens für seine Experimente
”außersinnliche Wahrnehmungen“ die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt
auf sich. Wie Sie wissen, wurde auch der Mesmerismus zu jener Zeit grausam
verspottet und abgelehnt, aber sobald er unter einem neuen Namen in Erscheinung
trat, Hypnotismus, anerkannte ihn auch die Wissenschaft. Wie H. P. Blavatsky
schrieb, ”Mesmerismus ist eine neue Nase in einem sehr alten Gesicht”. In der
Tat, man könnte eine wissenschaftliche Abhandlung über die Bedeutung der
Terminologie und über ihre psychologische Wirkung auf bestimmte Bewusstseinsarten
schreiben. Nichtsdestoweniger ist es dem sehr alten Fohat oder dem ägyptischen
Tum bestimmt, in der kommenden Epoche anerkannt zu werden. So wird die
psychische oder uranfängliche Energie schließlich Bürgerrecht erlangen, ohne
Rücksicht darauf, unter welchen Namen oder in welcher Erscheinung sie sich
vorher offenbarte. Eine solche Anerkennung wird den Eintritt der Menschheit in
die neue Ära größter Entdeckungen kennzeichnen, die die so notwendige richtige
Einschätzung der Werte bringen wird.
* * *
So
ist es zu Beginn der Neuen Epoche, die einen ungewöhnlichen Zustrom an
psychischer Energie bringen wird, notwendig, in uns selbst das rechte Verhalten
gegenüber dieser zweischneidigen Macht zu wecken und zu entfalten. In den
BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK (der AGNI YOGA-Serie) sind über diese Energie das
erste Mal viele Erläuterungen gegeben worden, und es werden zum vernünftigen
Herantreten an ihre Erforschung Methoden geboten.
Ein
hoher Geist, der sich in einem physischen Körper befindet und die Fähigkeit der
Teilbarkeit des Geistes besitzt, kann bewusst gleichzeitig auf der Erde und im
interplanetaren Raum wirken und sogar die nächsten Planeten besuchen. Diese
Teilbarkeit des Geistes mindert in keiner Weise die Qualität seiner Erscheinung
oder Tätigkeit im irdischen Körper, weil die durch ihn freigesetzten hohen
Energien auf unserer Erde noch keine Verwendung finden.
Um
an der kosmischen Schaffenskraft mitzuwirken, ist es unbedingt erforderlich,
die Gesetze der kosmischen Kräfte genau zu erfassen und in völligem Einklang
mit ihnen zu wirken, andernfalls ist Vernichtung unvermeidlich. Wahrhaftig, handelt
der Mensch in Einklang mit den kosmischen Gesetzen, dann wird er zum Schöpfer.
Er ist der Schöpfer seines eigenen Schicksals, und im Ganzen gesehen, schafft
er das Schicksal des Planeten. Alle Kräfte und Energien des Kosmos werden dem
Menschen nur enthüllt, wenn er infolge mächtiger Aufspeicherungen höherer
Energien die Fähigkeit unbegrenzten Aufstiegs erlangt hat. Man denke nur an die
ungeheure Macht der uns umgebenden kosmischen Kräfte.
* * *
Es
ist unrichtig zu sagen: ”Durch ihre Geisteseigenschaft sind alle Menschen
gleich.” Gerade die Eigenschaft des Geistes ist in jedem Fall verschieden.
Daher ist es richtiger zu sagen: ”Durch das geistige Grundprinzip sind alle
Menschen gleich.” Sicherlich, psychische Energie ist die Eigenschaft des Geistes.
Doch man kann sich die unbegrenzte Verschiedenheit dieser Energie vorstellen,
die von den früheren Zuständen der Entstehung des Geisteskorns abhängt.
* * *
Für
die Erweckung und Entwicklung der psychischen Energie muss auf die Bedeutung
der Tätigkeit oder der Arbeit hingewiesen werden, denn die psychische Energie muss
vor allem angewendet werden. Sie darf nicht auf gelegentliche Impulse
beschränkt bleiben; nur stete, systematische und rhythmische Arbeit kann ihren
Strom angleichen. Der rechte Austausch der psychischen Energie gründet auf
Rhythmus. Unterstreichen Sie die schädliche Wirkung der Trägheit, welche die
Tätigkeit der psychischen Energie in uns lähmt und dadurch unsere ganze
Evolution stört, was schließlich zur völligen Vernichtung führt. In der Tat, es
ist offenkundig, dass tätige Menschen am längsten leben – vorausgesetzt, dass
sie den Rhythmus in der Arbeit beachten und den Organismus nicht übertrieben
vergiften. Auch darauf muss hingewiesen werden, dass jede Arbeit mit vollem Bewusstsein
geleistet werden muss. Ebenfalls ist das Bestreben zur Verbesserung der
Arbeitsqualität sowie jeder Tätigkeit die beste Methode zur Steigerung der
psychischen Energie.
Es
ist jedoch auch notwendig, festzustellen, dass übermäßige Abgabe an psychischer
Energie gefährlich ist. In allem sollte das rechte Maß geübt werden. Eine
Person, die ihre psychische Energie maßlos verausgabt, stört das Gleichgewicht
ihres Organismus und öffnet sich so einer möglichen Ansteckung wie auch den
Angriffen der bösen Kräfte, damit ihrer Gesundheit und Energie schadend. Wenn
es heißt, dass der Geist, je mehr er abgibt, umso mehr empfängt, so ist damit
nicht eine einmalige übermäßige Abgabe gemeint, sondern eine ständige
rhythmische Auswertung. Sicherlich, die Meisterung der Teilbarkeit des Geistes
kann nur erreicht werden, wenn die psychische Energie entsprechend entwickelt
ist.
Hier
ein Paragraph aus dem Buch ”Bruderschaft“:
”Selbstaufopferung
ist einer der wahren Pfade zur Bruderschaft. Warum heißt es gleichzeitig
‚Schonet eure Kräfte‘? Darin ist kein Widerspruch zu sehen. Der Goldene Pfad,
der verbindende Pfad, bestätigt beide Eigenschaften – Heldentat und Vorsicht.
Andernfalls würden alle zum Selbstmord getrieben. Heldentat wird in vollem Bewusstsein
und in Verantwortlichkeit geschaffen. Wieder wird jemand einen Widerspruch
vermuten; aber höhere Hingebung sowie allbesiegende Liebe können die
Vereinigung höherer Eigenschaften lehren. Wahnsinn schafft keine Heldentat.
Kleinmütigkeit entspricht nicht der wahren Vorsicht. Die bewusste Erkenntnis
der Pflicht gibt einem den rechten Gebrauch der Energie ein. Mögen die Menschen
den Gleichklang der Eigenschaften widerspiegeln. Wahnsinn und Kleinmut eignen
sich für den Pfad nicht.” (Br I, 155)
Aber
wenige Menschen erkennen, was Gleichklang der Eigenschaften bedeutet!
Wir
werden ständig an die sorgsame Abgabe der Energie erinnert, vor allem jetzt, wo
die räumlichen Ströme unglaublich dicht sind.
Gleicherweise
sollte man sich bei der Teilung seiner Energie, sobald man eine Abnahme der
Kräfte verspürt, nicht zum Arbeiten zwingen. Zur Erneuerung der Energie bedarf
es einer gewissen Zeit. Gewiss, bei allen diesen Erscheinungen ist Ehrlichkeit
sich selbst gegenüber unerlässlich, denn viele neigen dazu, die Dinge leicht zu
nehmen und schreiben gerne einen Anfall von Trägheit einem Abfluss an
psychischer Energie zu.
Wo
es keinen richtigen Austausch der psychischen Energie gibt, da gibt es auch
keine Teilbarkeit des Geistes. Ist das Feuer nicht wirksam oder will es das
ungeeignete Gefäß verlassen, dann ist natürlich Teilbarkeit des Geistes
unerreichbar. Gleicherweise muss man bedenken, dass psychische Energie eine
zweischneidige Kraft ist. Viele ungestüme finstere Kräfte verfügen über einen
großen Vorrat dieser Energie, aber in ihren niederen Erscheinungsformen und
Eigenschaften; die Wirkungen dieser Energie beschränken sich auf die niederen
Sphären und haben einen geringen Wirkbereich im Vergleich zu der Energie von
höherer Beschaffenheit.
Es
ist notwendig, so stark wie möglich die Bedeutung des Gedankens und der
Beherrschung des Denkens für die Entwicklung höherer psychischer Energie zu
unterstreichen.
Auch
Hypnotismus ist eine Erscheinungsform der psychischen Energie, und daher sollte
der Einfluss dieser Eigenschaft der Energie erforscht und so weit als möglich
verstanden werden. Vergessen Sie nicht die Gedankenübertragung auf Entfernung
zu erwähnen, denn diese erfolgt mittels der gleichen psychischen oder
uranfänglichen Energie.
* * *
Viele
der besten Menschen, auch solche, die über ein verhältnismäßig erweitertes Bewusstsein
verfügen, konnten das wahre Bildnis der Großen Lehrer nicht wahrnehmen.
Beachten Sie, wie krankhaft die meisten Menschen auf alles reagieren, was ihrer
Vorstellung nicht entspricht – der Atavismus von Jahrtausenden ist stark!
Ja,
die Gegenüberstellung eines falschen Bildnisses zu einem anderen, nicht weniger
phantastischen, ist eine ganz fürchterliche und verderbliche Erscheinung.
Menschen, die dazu fähig sind, können wirklich nicht beide selbst in Einklang
bringen, und das Ergebnis ist eine abschreckende, zwiespältige Persönlichkeit,
etwas wie Schieläugigkeit, und schließlich geraten sie in ein völlig
”verkehrtes Denken“.
Nach
den östlichen esoterischen Lehren unterstehen wir während des ganzen Manwantara
oder der großen Runde unseres Planeten einem Manu (dem Lehrer der Lehrer), der
den Hohen Brüdern vorsteht. So eine Individualität nimmt für die Dauer des
ganzen Manwantara die Verantwortung für den Planeten auf sich.
* * *
Es
ist anständig, über einen Freund nur das Beste zu schreiben, besonders über
einen verstorbenen. Denn wer würde es wagen, alle Beweggründe, alle verborgenen
Gefühle zu beurteilen, die den Freund zu dieser oder jener Tat bewogen haben?
Jede Herabsetzung, selbst eine unbewusste, führt nichtsdestoweniger zu
schlechtem Karma. Der erste an uns erteilte Rat war, ”alles Gute zu
verzehnfachen und das Schlechte zu verkleinern …”; nur dann ist eine mehr oder
weniger richtige Beurteilung möglich.
Ohne
die Beweggründe oder inneren Gefühle einer Person zu kennen, erlauben sich die
Menschen oft, über sie zu urteilen; so verstoßen sie ernsthaft gegen die
Gerechtigkeit und belasten ihr eigenes Karma beträchtlich. Aus diesem Grunde
ist es so schön und nützlich, nur in guten Worten über Abgeschiedene zu
schreiben und zu sprechen. Auf diese Weise können die Menschen ihre
Ungerechtigkeiten wenigstens zum Teil ausgleichen.
* * *
In
dem von Ihnen erwähnten Land reift vieles heran. Vielleicht ist auch diesem
Land, als es den Wendepunkt in seiner Geschichte erreichte, eine Warnung
gegeben und Hilfe von den Kräften des Lichts geboten worden. Aber wie
gewöhnlich, war unter den Mächtigen keine ausreichende Erleuchtung vorhanden
und hauptsächlich keine geistig starke Persönlichkeit, um die rettenden
Ratschläge zu nutzen. Und aus der ganzen Geschichte der Menschheit wissen wir,
wo immer der Sendbote zurückgewiesen oder gar verfolgt wurde, hatte das ganze
Land dafür zu zahlen. Der Bote erscheint in ernster Stunde, und ihn
zurückzuweisen bedeutet daher, die volle Wucht des Karma auf sich zu laden.
Sind nicht alle Nöte, die das Land heimsuchen, ein ernstes Vorzeichen? Wählte
das Land nicht den härtesten Pfad? Wie hart jedoch ist das Karma jener, die die
Hilfe der Kräfte des Lichts zurückgewiesen und damit die ganze Verantwortung
für die Zukunft auf sich genommen haben! Es gab einzelne seltene Ausnahmen in
der Geschichte, wo die großen Führer eines Volkes die Hilfe anzunehmen
verstanden, wie die erstaunliche Entwicklung mancher Länder beweist. Aber in
unserer Zeit der totalen Verneinung und der höchsten Herrschaft des Goldes
verdeckt selbst eine kleine Münze die Sonne.
* * *
Ich
habe das gesammelte Material über Harmagedon durchgesehen. Wahrhaftig, eine
sehr eindrucksvolle Leistung, aber an die Behandlung dieses Themas muss man mit
Vorsicht herangehen. Es wäre günstiger, alle gesammelten Warnungen auf einige
wenige Seiten einzustreuen, als sie konzentriert zusammenzufassen; so könnten
sie die kleinen Bewusstseine ängstigen oder gar unerwünschte Wirkungen
auslösen. Die Menschen lieben es, mit rosigen Hoffnungen eingelullt zu werden
und mögen es nicht, wenn man ihnen bei nahender Gefahr die Augen rechtzeitig
öffnet. Jede rettende Warnung empfinden sie als persönliche Bedrohung. Darum
rate ich, diese sehr nützliche Zusammenstellung für innere Gewöhnung und zum
Lesen zu behalten.
17.
Mai 1937
Ich
begrüße es sehr, wenn Sie einen Aufsatz über das Thema ”Die Rechte der Frauen“
schreiben. In der Tat, dieses Problem wird der Eckstein der Neuen Epoche sein,
und ohne die richtige Lösung dieser Frage wird es in der Welt keine Ordnung und
Ausgeglichenheit geben. Wenn Sie schreiben, so lauschen Sie der Stimme des
Herzens. Sogenannte Intuition oder die Stimme des Herzens ist in den Büchern
der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK sehr genau als ”Gefühlswissen“ bezeichnet. Aus
meiner Erfahrung kann ich bestätigen, dass jede Erleuchtung gerade auf
Gefühlswissen gründet, das zu wahrem Wissen führt.
Mit
Recht sind Sie über einige Zeilen aus den Schriften der Apostel entrüstet. Man
könnte fragen, wo sich die Originale dieser Episteln befinden? Wer sie gesehen
hat und wann? Und wer kann dafür bürgen, dass die Glaubenseiferer nicht
Veränderungen in den Originalen vornahmen, sobald etwas nicht den herkömmlichen
Sitten und Regeln entsprach? Geschah dies nicht mit allen Werken der großen
geistig Schaffenden? Es heißt doch: ”Nicht ein Dokument des Altertums erreichte
uns ohne Entstellung.” Und welche Ungenauigkeiten erlaubten sich die Übersetzer
dieser Episteln! Man braucht nur drei Übersetzungen der Bibel durchzusehen: die
russische, französische und englische. Ich hatte mich bei der Übersetzung
bestimmter Werke damit auseinanderzusetzen; traten offenkundige Widersprüche
auf, so musste ich zwei oder drei Übersetzungen zitieren.
Doch
warum sollten eigentlich die Apostel als unfehlbar gelten? Nicht nur im Evangelium
tritt es zutage, dass sie nicht jenes moralische Niveau besaßen, das von den
engsten Schülern Christi erwartet wird, sondern auch aus ihren Schriften
erkennt man bedauerlicherweise, wieviel Zwietracht und sündhafte Schändlichkeit
in diesen ersten Christengemeinden, aus denen die Kirchenväter hervorgingen, an
der Tagesordnung waren. Auch unter den Aposteln selbst gab es viel Uneinigkeit.
Denken wir zum Beispiel an den endlosen Wortstreit zwischen Petrus und Paulus,
der symbolisch die ganze Zwietracht unter den sogenannten christlichen
Glaubenseiferern, welche die alleinige Lehre Christi in untereinander
streitenden Sekten und Kirchen aufspalteten, überdauerte. Ich empfehle Ihnen,
das Buch von D. Mereschkowskij ”Paulus und Augustinus“ zu lesen. Darin werden
Sie interessantes Material finden. Dieser Verfasser bietet, wie stets, einen
vollendeten Schatz wertvollster Information.
Wollen
wir daher daran denken, dass nur ein erleuchtetes Herz oder ein durch das Licht
des Herzens erleuchteter Geist ein zuverlässiger Führer beim Lesen der Heiligen
Schriften sein kann. Religionsformen, welche die Erniedrigung und Versklavung
der Frau zuließen oder gar betätigten, sind zum Untergang bestimmt. Durch die
Erniedrigung der Frau dienten die späteren Religionsformen wirklich dem Satan;
der Fürst der Welt erkannte die Bedeutung der Frau bei der Erfüllung seines
Planes; vor allem schmiedete er Ränke, um sie – die Trägerin der höheren
Energie – zu erniedrigen.
Aber
als die Frau, die durch ein seltsames Paradoxon die Hauptstütze der Kirche war,
erwachte und verstand, nachdem durch Jahrhunderte hindurch ihre Unterdrücker
sich verbargen, setzte der Niedergang der Kirche ein. Religion, oder richtiger
die Suche nach dem Geist, wird in der Menschheit nie verlorengehen, und das
erwachte Bewusstsein wird nach neuen Formen und neuen Wegen, gewiesen von
geistigen Lehrern und Führern, verlangen.
Die
ältesten Lehren schätzten das weibliche Prinzip immer hoch, und sie erachteten
auch weibliche Gottheiten als das Heiligste. Spuren dieses ältesten Kultes
können wir heute unter den amerikanischen Indianern finden, deren
Priesterschaft eine Frau vorsteht; Frauen leiteten den Clan, und die ganze
Nachkommenschaft wird von der fraulichen Seite her geschätzt. Gleicherweise gibt
es in der Lehre Buddhas keinen Unterschied zwischen den beiden Uranfängen, und
sowohl die Frau als auch der Mann kann die Archatschaft erlangen. Und selbst
jetzt ist in Indien, trotz der Tatsache, dass die letzten Brahminen die Frau
aus Habgier und Egoismus erniedrigten, der Kult der Göttin Kali weit
verbreitet. Die letzten der bekannten Weisen Indiens, Ramakrishna und
Vivekananda, verehrten den Göttlichen Ursprung in seinem Aspekt der MUTTER DER
WELT. Wahrhaftig, durch die unwissende und habsüchtige Entstellung des
kosmischen Gesetzes ist die Frau unterjocht worden. Sicherlich, die Schuld für
die derzeitige Lage der Frau kann nicht allein dem männlichen Prinzip
zugeschrieben werden, auch die Frau selbst fehlte. Viele Frauen empfinden die
ständige Bevormundung als Beschützung, und genau das schwächt ihre Kraft und
stumpft ihre Fähigkeiten ab. Daher ist heute ein Wandel nötig. Die Frau muss den
Kampf mit den Hindernissen des Lebens aufnehmen, um ihre Kraft und offenbar
ihre wahre Natur zu stählen. Freilich, der Kampf um ihre eingebüßten Rechte
wird hart sein, aber durch Verfeinerung des Denkens und mit Hilfe der
Wahrnehmung der höheren psychischen Energie wird vieles leichter. Wahrhaftig,
ohne Vorhandensein des weiblichen Elements kann kein einziges höheres Experiment
mit den feinsten Energien durchgeführt werden. Der bekannte Stein der Weisen
kann ohne die Beteiligung der Frau nicht gefunden werden. So bestätigen der
Kosmos und die Natur das Gleichgewicht der beiden Uranfänge, selbst in ihren
höchsten Funktionen. Und man kann sagen: ”Rechte zu haben heißt noch nicht, sie
zu besitzen.”
Die
erste Aufgabe, der die Frau in allen Ländern gegenübersteht, ist, das volle
Recht der gleichen Bildung wie der Mann zu verlangen und bemüht zu sein, mit
ihrer ganzen Kraft die Denkfähigkeit zu entwickeln und darüber hinaus zu
lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, ohne sich beim Manne anzulehnen. Im Westen
gibt es viele Gebiete, welche den Frauen offenstehen, und man muss zugeben, dass
sie sich in allen bewährt haben.
Es
ist unerlässlich, in der Frau selbst große Achtung vor ihrem eigenen Uranfang
zu wecken, sie soll ihre hohe Bestimmung als Trägerin der höheren Energie
erkennen. Wahrhaftig, die Intuition der Frau muss, wie in den besten Zeiten der
Geschichte, die Menschheit auf den Pfad des Fortschritts führen. Heute indes
kann man nur tief betrübt und mit unaussprechlicher Scham beobachten, wie sich
die Frau, in ihrem Wunsch, die Bewunderung des starken Geschlechts zu erlangen,
erniedrigt. Die Konstellation der Gestirne ist für das Erwachen der Frau
günstig, und ich hoffe, dass ein neuer Zustrom an psychischer Energie von den
Frauen für erhabene Aufgaben und das Suchen nach neuen Errungenschaften für das
Wohl der Menschheit genutzt wird. Möge das Feuer der Heldentat im Namen des
großen Dienstes in der Frau wirklich entzündet werden. Die Frau besitzt die
Eigenschaft der Selbstaufopferung, aber sie sollte es lernen, ihre
Selbstaufopferung nicht nur auf den engen Begriff des Lebens am häuslichen Herd
zu beschränken, der oft nicht mehr ist als Förderung des Egoismus der Familie –
sie sollte sie im Weltmaßstab anwenden. Ich glaube, dass die Frau sogar mehr
gebildet und kultiviert sein sollte als der Mann, denn in Wirklichkeit ist sie
es, die ihrer Familie die ersten Begriffe des Wissens, der Kultur und des
Verstehens der Staatsherrschaft einflößt.
Wenn
Sie Ihren Aufsatz geschrieben haben, so möchte ich ihn gerne lesen, und ich
hege keinen Zweifel, dass Ihr Herz Ihnen feurige Worte eingeben wird.
Ich
danke Ihnen für Ihre schönen Worte über Ihre Schüler. Herzenswärme ist jener
Magnet, der den ganzen Aufbau zusammenhält. Die Fähigkeit zur Ermutigung ist
die grundlegende Eigenschaft des Lehrens. Daher freue ich mich über Ihre Worte
betreffs der Arbeit Ihrer Schüler. Die erste Ermutigung ist besonders wichtig,
denn sie bestimmt weitestgehend den künftigen Pfad. Ist man bei der Beurteilung
der ersten Arbeit zu streng, kann man das Wachstum außergewöhnlicher
Fähigkeiten hemmen. Es geschieht sehr oft, dass die ersten unternommenen
Versuche eines Schülers nicht die erhofften Erfolge zeitigen, auf der anderen
Seite aber zeigt es sich oft, dass sich die ersten schwachen und sogar groben
Versuche später zu etwas Seriösem und Wichtigem entwickeln. Die in uns
schlummernden Fähigkeiten entwickeln sich zu verschiedenen Zeiten.
”Die
Glückseligkeit des Lehrers besteht darin, den Schüler zu Schönem zu ermutigen.
Lange Listen von langwierigen, stupiden Einfällen können nicht zu dieser
Errungenschaft verhelfen. Der Lehrer muss selbst entflammt sein, so dass allein
seine Nähe Feurigkeit auslöst. Diese tägliche Aufgabe ist schwer, jedoch die
Menschen werden besonders im Alltag geprüft, der die Schwester der
Unbegrenztheit ist.” – Darum freue ich mich über Ihr großmütiges Verstehen und
Verhalten gegenüber Ihren Schülern.
17.
Mai 1937
1.
Sie fragen, ”ob jeder Mensch einen ständigen Lehrer hat”? Sie müssten
allerdings erklären, was für einen Lehrer Sie meinen. Man kann sagen, dass fast
jeder, ob er es erkennt oder nicht, mehr oder weniger eine dauernde Führung aus
den überirdischen Sphären hat; diese Führer sind in bezug auf Qualität und
Niveau sehr verschieden. Darüber hinaus bringen diese Führer im gegenwärtigen
Zustand der Menschheit oft mehr Unheil als Nutzen. Es ist sogar schwer, sich
die Zahl der Bewohner überirdischer Sphären, die versuchen, sich in irdische
Angelegenheiten zu mischen, vorzustellen. Doch gelingt es einem Menschen, die
Flamme reinen Strebens zum Licht zu entzünden und ist in ihm Hingabe verankert,
dann wird sein Ruf zu den Älteren Brüdern der Menschheit gehört werden, und
ganz allein von ihm wird es abhängen, das heilige Band mit dem erwählten
Bildnis zu festigen. Nach unabänderlichem Gesetz wird sich der Schüler einer
Prüfung unterziehen müssen, deren Dauer ebenfalls völlig in seinen Händen
liegt.
2.
”Ihr müsst auf Erden zu Uns gelangen …”, – damit ist sicherlich gemeint, dass
man im irdischen Leben, durch Bewusstseinserweiterung und durch irdische
Errungenschaften, tatsächlich den Großen Lehrern näherkommen kann.
3.
Dem Geist steht es natürlich frei, das Geschlecht seiner Wiederverkörperung zu
wählen. Doch widmet sich ein Geist dem Großen Dienst, nimmt er die Inkarnation
an, die ihm vom Großen Lehrer zugewiesen wird. Außerdem ist es manchmal
notwendig, für eine bestimmte Inkarnation das Geschlecht zu wechseln, und zwar
wegen des Gesetzes des Großen Gleichgewichts, das mit dem Mysterium der
Existenz in Zusammenhang steht. Aber dieses Geheimnis wird vom Lehrer nur
gelüftet, wenn der Schüler die auferlegten Prüfungen bestanden hat.
4.
Sie fragen: ”Angenommen, ich möchte nicht mehr zur Erde zurückkehren, was kann
mich dazu veranlassen?” Die Antwort lautet: ”Das Kosmische Gesetz”. Wie Hunger
den Hungrigen zur Nahrung treibt, so nötigt das Gesetz der Wiederverkörperung
den bereiten Geist zur nächsten Wiederverkörperung. Ein Geist, der während des
irdischen Lebens eine große Umwandlung seiner Energien erlangt hat, ist
imstande, seinen Aufenthalt in den überirdischen Welten beträchtlich zu
verlängern, aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – dann kommt der
Augenblick, in dem er die magnetische Anziehung für eine irdische Inkarnation
ganz stark fühlen wird; denn allein die Erde ist die Esse, in der unsere
Energien umgewandelt werden können, und zwar durch Erneuerung und
Aufspeicherung neuer Energien.
Wir
können von der irdischen Inkarnation nur befreit werden, wenn sich unsere
gesamten Energien so sehr verfeinert haben, dass ein weiterer Verbleib auf
Erden uns nichts mehr bieten könnte. Genau gesagt, für einen Menschen endet
eine Karmarunde, wenn alle Elemente oder Energien, die in die Essenz seines
Wesens eingehen, in seinem Streben vereint werden und in dieser Spannung den
für diese Runde gebotenen Zustand der Vollendung erreicht haben.
Man
sollte sich vor keiner Wiederverkörperung ängstigen, im Gegenteil, ein wahrer
Schüler nimmt eine neue Erfahrung und neue Möglichkeiten zur Erlangung äußerst
wertvoller Aufspeicherungen mit Freuden an. In der Tat, die Schüler der Weißen
Bruderschaft gehen den kürzesten Weg, und mit Hilfe der Älteren Brüder
beschleunigen sie ihre Wiederverkörperungen, um ihr Karma auszuleben und ihren
zurückbleibenden Brüdern zu helfen.
5.
”Was sollte man tun, um nicht für immer die Lehre zu verlassen und kein
Verräter zu werden?” Die Antwort ist in allen Büchern der Lehre gegeben:
Festigen Sie in Ihrem Herzen die Fundamente der Liebe und der Hingabe, und
wenden Sie die Lehre im täglichen Leben an.
6.
Es gibt so viele Bewusstseine als es Erscheinungen gibt. Daher hat jeder das
Recht, seine Gefühle völlig individuell zu äußern.
7.
Sie haben ganz richtig verstanden, dass es ungehörig ist, dann zum Höchsten um
Hilfe zu flehen, wenn wir unser eigenes Können aufbieten sollten. Außer einem
schrecklichen Mangel an Angemessenheit vereiteln wir nicht nur alle Möglichkeiten,
sondern stumpfen durch solch ein Warten auf Hilfe auch in unseren Fähigkeiten
ab und schwächen uns damit. Ohne unaufhörliche Anstrengung im Festigen unserer
Fähigkeiten und der Geschicklichkeit, Hindernisse zu überwinden, kann es auf
der geistigen Ebene keinen Fortschritt geben. Nicht Verlass ist nötig, sondern
volles Vertrauen zum Lehrer und das Wissen aus seinem ganzen Wesen, dass, wenn
die Grenze der Anstrengung erreicht ist, Hilfe kommt, indem sich uns die
Möglichkeit bietet, unsere Anstrengungen auf neue und höhere Errungenschaften
zu richten. Ohne dieses selbständige Überwinden von Hindernissen ist die
Umwandlung unserer Energien nicht möglich. Nur wenn die Grenze höchster
Anspannung erreicht ist, kann sich die gesegnete Verfeinerung einstellen. Die
Gesetze sind in allem die gleichen.
8.
”Was ist die Eins, und ist sie nicht eine konstante Größe?” Vom metaphysischen
Standpunkt her ist die Eins das Symbol der Einheit, die alles in sich
beinhaltet, folglich ist sie das Absolute, oder mit anderen Worten: sie ist
eine konstante Größe.
9.
”Was ist eine Zahl?” Eine Zahl ist ein Symbol der Teilbarkeit, folglich ist sie
Bewegung und Rhythmus und ein offenbares Bewusstsein.
10.
Alle und jedwede Schuld muss bezahlt werden, denn eine Schuld ist eine
Verpflichtung für den Geist.
11.
Karma wird durch Gedanken gewoben. Der Gedanke kann eine karmische Wirkung
entweder abschwächen oder verstärken. Geläutertes Denken befreit vom schlechten
Karma, denn es lässt keine bösen Wirkungen entstehen. Gedanke und Wille sind
die Herrscher von Karma.
12.
Nur das Herz wird die Wahl des irdischen Lehrers treffen.
13.
”Kann man auf Erden, noch in diesem Leben, die Bruderschaft erreichen?” Das
hängt allein vom Menschen ab, von seinen früheren Aufspeicherungen und in
manchen Fällen auch von der von ihm vor der Verkörperung übernommenen Aufgabe.
14.
Immer und bei allen Taten ist Gefühlswissen das einzige Kriterium. Aber wenn
unmittelbares Gefühlswissen nur schwer wahrnehmbar ist und erst leise anklopft,
dann sollte jede Tat auf der Waage des Herzens gewogen werden, Gefühlswissen
ist dem Herzen am nächsten.
15.
Der Pfad wird in den Büchern der Lehre gewiesen; ohne Anwendung der Grundlagen
der Lehre im Leben gibt es keinen Zugang zur Bruderschaft.
16.
”Wann kommt der Zeitpunkt, an dem es keine Rückkehr mehr gibt?” Wenn die Feuer
der Zentren entflammt sind und sich der Kristall der psychischen Energie
gebildet hat.
17.
”Wie kann man bewusst auf anderen Ebenen des Daseins arbeiten und sich im
physischen Körper daran erinnern?” Durch Befolgen der Lehre und durch Üben sich
solcher Arbeit bewusst zu erinnern. Doch im physischen Körper ist es nicht
immer möglich, sich der Tätigkeit seines feinstofflichen Körpers zu erinnern,
weil die Dimensionen der Feinstofflichen Welt mit unseren nicht übereinstimmen
und das physische Gehirn oft, ohne Schaden zu erleiden, diese feinsten
Schwingungen nicht vermitteln kann. Nur Medien erinnern sich auf Grund ihrer
besonderen Anlagen häufig an solche Tätigkeiten, aber man sollte sie nicht
darum beneiden!
18.
Ihr Streben möge daher von Dauer sein und weiter ansteigen. Doch sollten Sie
immer wieder Ihre Beständigkeit prüfen. Geduld ist eine der wichtigsten
Eigenschaften, die man auf dem Pfad des Dienens erringen muss.
19.
”Wie kann man den Großen Brüdern helfen?” Durch Anwendung der LEHRE im
täglichen Leben, so dass man für andere ein Beispiel gibt. Das persönliche
Beispiel ist die überzeugendste Tat.
20.
”Wovon sollte man sich noch befreien?” Der schädlichste Wurm und der
unmerklichste ist der Egoismus. Prüfen Sie sich daher öfter, denn dieser Wurm
bemäntelt sich mit den ausgeklügeltsten Rechtfertigungen. Unter manchen
Umständen mag Egoismus nicht so offensichtlich sein, doch in dem Augenblick, da
die Umstände sich ändern, macht dieser Wurm sich bemerkbar.
21.
”Wie sollte man handeln, um das Vertrauen des Großen Lehrers zu gewinnen?” Man
sollte die Lehre im Leben anwenden und stets bereit sein, mutig alle
Hindernisse hinzunehmen und dies auch durch die Tat zu beweisen.
22.
Wenn die LEHRE angewendet wird, wenn Geduld unverbrüchlich ist, wenn Mut,
Furchtlosigkeit und Hingabe mit einer unauslöschlichen Flamme in Ihrem Herzen
brennen, dann werden Sie Ihr Ziel erreichen, und der Große Lehrer wird nicht
versäumen, sich auf irgendeine Art zu offenbaren.
23.
Wenn Sie die Anwesenheit einer unsichtbaren Wesenheit fühlen, sollten Sie
völlige Ruhe bewahren, denn sinnlose Furcht kann das Sperrnetz der Aura
schwächen. Wenn sich die Wesenheit, die Sie fühlen, mit bösen Absichten nähert,
kann die Furcht dazu beitragen, Ihnen Schaden zuzufügen. Aus diesem Grunde
bestehen alle Lehren so sehr darauf, die Furchtlosigkeit zu entwickeln. Bei
völliger Selbstbeherrschung kann einem kein Astralwesen Schaden zufügen. Ich
rate, sich in solchen Fällen auf das Große Bildnis des Herrschers zu
konzentrieren und seinen Namen siebenmal auszusprechen. So umgeben Sie sich mit
einem undurchdringlichen Panzer des Lichts.
Und
nun zu den Fragen aus Ihrem zweiten Brief:
1.
Zweifellos ist die Herausgabe der BÜCHER DER LEHRE eine große Hilfe für den
Aufbau der Neuen Welt. Wozu sind die Bücher gegeben worden, wenn nicht für
weite Verbreitung?
2.
Natürlich können Bestrebte, die aufrichtig suchen, aber die Bücher nicht
bezahlen können, sie unentgeltlich bekommen. Doch gibt es ihrer viele? Aus
langjähriger Erfahrung wissen wir, dass alles, was unentgeltlich gegeben wird,
nicht geschätzt wird. Die meisten, die unentgeltlich ein Buch erhalten, werden
sich kaum bemühen, es aufzuschlagen. Doch sobald sie wissen, dass etwas schwer
zu bekommen ist, werden sie danach suchen, und es hat Fälle gegeben, wo
Menschen Nächte nicht schliefen, um die BÜCHER DER LEHRE abzuschreiben. Großer
Nutzen geht von jedem kleinen Hindernis aus. Es ist besser, das für die Bücher
eingenommene Geld für weitere Veröffentlichungen aufzuwenden, als sie
unentgeltlich abzugeben und ohne jeglichem Nutzen die Möglichkeit einzubüßen,
weitere Ausgaben für jene herauszubringen, die darauf warten.
3.
Der Geist überwindet physische Krankheiten. Oft befähigen gerade körperliche
Gebrechen den Geist, sich zu erheben.
Ich
freue mich von ganzem Herzen, dass Sie den Wunsch verspüren, die Qualität Ihrer
Arbeit zu verbessern. Darin liegt bereits ein Unterpfand für Fortschritt und
Erfolg. Wer immer auf Qualität bedacht ist, versteht, dass Vervollkommnung ein
führendes Prinzip ist, und er befindet sich bereits auf dem Pfad.
In
der Tat, durch das Streben des Herzens kann alles erreicht werden, aber
vergessen Sie die wesentlichste Eigenschaft nicht – Geduld! ”Ein großer Mensch
ist, wer streng ist im Üben von Geduld.”
Wenn
Sie erkennen, dass jedes Hindernis ein Nutzen für das Wachsen des Geistes ist,
sind Sie bereits auf dem Pfad. In der LEHRE heißt es: ”Lasst uns mit Bedauern
auf die allgemein angenommene Vorstellung über Komfort und Sicherheit Bezug
nehmen. Darin birgt sich Gefühllosigkeit und Leere. Wir lernen, alle
Gedankenkeime zu begrüßen, und Wir schätzen immer den Drang voranschreitenden
Strebens. Viele Beispiele können über physischen und mechanischen Druck als
bewegende Kraft angeführt werden. Für viele ist es nicht leicht, zuzugeben, dass
Drang nur die Pforte zum Fortschritt ist. Doch sobald die Menschen die Wahrheit
erkennen, werden sie damit auch die Bedeutung des Fortschritts verstehen. Vom
Standpunkt solcher Erkenntnis ist es nicht weit zur Bruderschaft.”
Ich
schätze es, dass Sie dafür Verständnis haben, wie sehr überlastet ich durch
meine Arbeit bin. In der Tat, wenn ich nicht antworte, so nur deshalb, weil es
oft nicht möglich ist, doch sonst bin ich immer gerne bereit, Fragen zu
beantworten. Ich mag keine bedeutungslosen Briefe. Gibt es Fragen, so bedeutet
es, darüber nachzudenken, was für die Entwicklung des Geistes besonders
wertvoll ist; scharfes Denken bringt uns dem Höheren Bewusstsein näher und
große Zusammenarbeit ist gegeben.
4.
”Was versteht man unter einer verantwortungsvollen Aufgabe, deren Zurückweisung
Karma besonders belastet?” Es gibt viele solcher Zurückweisungen. Der üblichste
Fall ist, dass eine Person, die sich der LEHRE näherte, sich an die Großen
Lehrer wandte, sie anflehte, in das Haus der Neuen Welt eingelassen zu werden –
und dann nach kurzer Zeit aus irgendeinem Grund enttäuscht ist und abfällt.
Doch es gibt noch andere sehr schmerzliche Fälle, wenn z. B. der Geist eines
sehr fortgeschrittenen Studierenden, der sich Jahre für die Durchführung einer
bestimmten Tätigkeit oder Aufgabe vorbereitete, plötzlich die übernommene
Verpflichtung und auch die aufgewendeten Jahre bereut. Das nennt man
Zurückweisung einer Aufgabe; denn jemand, der bereut, ist gänzlich unfähig, das
zu erfüllen, womit er betraut wurde. Nachtrauern erstickt das Feuer, das jedem
Erfolg zugrunde liegt. Solches Bedauern grenzt bereits an Verrat und belastet
das Karma sehr.
Mein
junger Freund, aus allen Ihren Fragen ist klar zu entnehmen, dass Sie den Pfad
des Großen Dienstes beschreiten wollen. Prüfen Sie daher ernsthaft ihre Kräfte.
Dienen erfordert große Selbstlosigkeit und Anspannung aller Kräfte. Das
irdische Glück wird ausgetauscht für Erkenntnis der Weisheit höheren Glücks, das
den Studierenden nur in seltenen Lichtblicken zuteilwird. Verfolgung,
Verleumdung, Hindernisse nehmen zu im Verhältnis zum Fortschritt, denn der
Diener des Lichts beleuchtet die dunklen Verstecke der Knechte der Finsternis.
Es gibt keine größere Heldentat als den Dienst für das Wohl der Menschheit,
noch gibt es eine schwierigere. Sind Sie stark im Geiste, dann Heil Ihnen!
Natürlich,
auch eine teilweise Annäherung an die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK erweitert das
Bewusstsein, und wenn die Grundlagen der Lehre im Leben vernünftig angewendet
werden, wird der irdische Pfad erleichtert. Doch denken Sie daran, dass Hingabe
an den Dienst der Menschheit völlige Selbstaufopferung erfordert – nämlich
wahre Heldentat. Gibt es viele, die imstande sind, die Last der Welt zu tragen?
Prüfen Sie sich daher in allen Lebenslagen.
Sind
Ihre Absichten lauter, werden die Heimsuchungen nicht ausbleiben, und Sie
werden vielen psychologischen Problemen gegenüberstehen, die Sie selbst werden
lösen müssen. Wie es heißt: ”Wie Wasser in ungelöschtem Kalk Hitze erzeugt, so
bringt die LEHRE jede im Schüler schlummernde unvermutete Potentialität heftig
in Tätigkeit.” Genau gesagt, jeder Keim des Guten wie auch des Bösen wird sich
in ihm offenbaren. Wenn Sie daher einen festen Entschluss gefasst haben, so
halten Sie sich für Prüfungen bereit.
28.
Mai 1937
Ich
bezweifle nicht, dass Sie mit Ihrem neuen Buch genauso Erfolg haben werden wie
mit dem ersten. Bevor jedoch solch ein Werk in Angriff genommen wird, wäre es
ratsam, ihm die größte Sorgfalt zu widmen und das Gebot der LEHRE des Neuen
Lebens im Auge zu haben: ”… Auf dem Pfad zur Bruderschaft muss man die
Gewohnheit der Herabsetzung aufgeben … Es möge selbst aus Unwissenheit kein
Schaden entstehen …” Die gesammelten historischen Fakten werden deutlich für
sich selbst sprechen.
Die
Anhänger der Lehre des Neuen Lebens sollten nur emporheben und bestätigen. Ihr
Standpunkt, der keinesfalls eine Herabsetzung ist, wird sich durch weitere
Erklärung von selbst offenbaren. Von den Aspekten der Dreieinigkeit, im
philosophischen Sinn gesprochen, stellt jedes menschliche Wesen an sich, da
Makrokosmos und Mikrokosmos eins sind, nicht nur den ersten, zweiten oder
dritten Aspekt der Dreieinigkeit dar, sondern enthält in sich die ganze
Dreieinigkeit, denn wie sonst kann man die Triade von Atma, Budhi und Manas in
ihm verstehen? Man kann nicht den Sohn der Ewigkeit auf ein Bildnis der
Trinität beschränken. Wahrhaftig, diese Teilung des Unteilbaren offenbart
völliges Unverständnis.
In
Ihrem neuen Werk sollten Sie die Unwissenheit und Misshelligkeiten, die unter
den meisten selbsternannten Autoritäten und Führern des menschlichen Bewusstseins
herrschen, besonders unter die Lupe nehmen. Und dann bestätigen Sie die allen
alten Lehren wie auch den neuesten Errungenschaften im Gedankenbereich und der
Wissenschaft zugrunde liegende Einheit aller Religionen, aller Philosophien
oder Lehren sowie die Größe ihrer Herolde und Begründer.
* * *
Gewiss,
das Göttliche Element durchdringt alles Bestehende, durch seine Macht vermag es
ganze Welten zu schaffen und zu zerstören. Daher muss sich das menschliche Bewusstsein
zur geistigen Wahrnehmung auf dieses Niveau erheben, damit in voller Harmonie
mit dieser Macht gute Ursachen geschaffen werden können. Jede Verletzung guter
Gesetze zieht schwere Folgen nach sich. Ja, alles hat Bedeutung; der Wert
jedoch besteht nicht in der äußeren Erscheinung oder Anwendung, sondern allein
darin, dass er vom Bewusstsein erfasst wird.
Ich
gebe zu, dass die Worte Jesu ”Wenn einer zu mir kommt und nicht seinen Vater,
die Mutter, das Weib, die Kinder usw. hasst …” grausam klingen. Sollten wir
dieses Wortgefüge aber nicht jenen zuschreiben, die es niedergeschrieben oder übersetzt
haben? Dennoch ist sein tiefer Sinn klar. Wenn der Mensch seiner Familie mehr
dient als dem Geist der Lehre des Guten, was wird ihm da wohl Gutes
widerfahren? In der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird auf den Unterschied
zwischen Blutsverwandtschaft und geistiger Verwandtschaft hingewiesen. Wann und
wo ist jener, der Licht bringt auf einem Gebiet, von seiner Familie oder
Zeitgenossen anerkannt worden? Man nenne ihn! Sind es im täglichen Leben nicht
jene Nächsten, die uns sehr oft missverstehen und herabsetzen? Wegen ihrer
physischen Blutsbande verfügen sie über uns. Die Menschen wollen nicht
begreifen, dass es über alle irdischen Verwandtschaften hinaus eine geistige
Bindung gibt, und es ist ein Segen, wenn diese beiden Verwandtschaften, die
geistige und die Blutsverwandtschaft auf Erden zusammentreffen, doch das ist
sehr selten der Fall. Oft werden in einer Familie Geister mit gänzlich
unterschiedlichen Aufspeicherungen zusammengeführt.
* * *
Genau
wie die Worte Christi ”Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden
nicht vergehen” die Wahrheit seiner Lehre beweisen (weil Wahrheit und Ewigkeit
synonym sind), so weist ein anderer Ausspruch Christi ”… Was immer ihr auf
Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein, was immer ihr auf Erden
lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein” auf das Karmagesetz hin. Wie
kann klarer ausgedrückt werden, dass wir hier auf Erden jedweden Zank mit
unseren Nächsten zu schlichten und beizulegen haben und nicht in der
Feinstofflichen Welt oder im Himmel. Was wir hier säen, werden wir dort ernten.
Dieser Ausspruch wurde allerdings anders ausgelegt, nämlich so, als wenn
Christus den Aposteln die Macht verliehen hätte, zu binden und zu lösen, oder
mit anderen Worten, für immer und ewig zu bestrafen oder zu vergeben. Wie wir
wissen, beruht auf diesem Ausspruch die Macht der Kirche. Liest man jedoch
diesen Auszug im ganzen, so wird einem vieles klarer, denn man kann diese Worte
nicht anders auslegen als Erklärung des Gesetzes von Ursache und Wirkung oder
Karma.
* * *
Was
die Erlösung betrifft, so kann man nur im irdischen Sinn ein Erlösungsopfer
bringen, das heißt, indem wir die durch eine andere Person ausgelöste Wirkung
auf uns nehmen. Im geistigen Sinn jedoch wäre dies unmöglich, denn die von uns
geschaffenen Ursachen widerspiegeln sich primär in unserem inneren geistigen
Wesen. Daher kann allein geistige Wiedergeburt die Wirkung der von uns gelegten
Ursache wandeln oder abschwächen. Ein Hoher Geist kann einem Menschen bei
seiner geistigen Wiedergeburt nur helfen, wenn der Geist jenes Menschen den
festen Entschluss fasst, alles, was er getan hat, gutzumachen. Aber keine
Gebete einer Mutter können helfen, wenn ihr Geist nicht einen hohen Antrieb zur
Läuterung verspürt.
Nachdem
ich über Vergebung und Erlösung von Sünden schon öfter geschrieben habe, möchte
ich Ihnen diesen Auszug zitieren: ”Genauso wie ein chemischer Bestandteil das
ganze Wesen einer Substanz, die sich aus anderen Substanzen zusammensetzt,
verändern kann, so kann die Wirkung eines hohen Impulses oder einer wertvollen
Eigenschaft die Ergebnisse einer Wirkung, die von den niederen Eigenschaften
der menschlichen Natur herrühren, neutralisieren oder bewältigen und so den
Charakter des Menschen total verändern, sein Wesen verwandeln.” Und wie Sie
wissen, äußert sich die Umwandlung des inneren Wesens in der Veränderung der
Ausstrahlungen, die geläutert die Wirkungen der früher geschaffenen Ursachen
verschiedenartig beeinflussen. Der Mensch selbst ist der Schöpfer und zugleich
die lebendige Aufzeichnung jedes Motivs, jedes Gedankens oder jeder Tat; wer
könnte daher ohne seine persönliche und unmittelbare Teilnahme an seinem Wesen
etwas ändern?
* * *
Über
Inkarnation. In jeder neuen Inkarnation erhalten wir einen von dem allgemeinen
menschlichen Entwicklungsstand, von den karmischen Bedingungen sowie dem
vererblichen Einfluss der Vorfahren abhängigen beschränkten Organismus. Wir
werden gerade durch das Karma von jener für uns zugänglichen Umgebung
angezogen. Daher kann sich unser Geisteskorn trotz vieler Aufspeicherungen in
jeder neuen Hülle nur teilweise offenbaren. Man kann beobachten, dass ein
früherer Musikvirtuose in seinem neuen Körper zwar das Verstehen und mehr oder
weniger Hinwendung zu seiner Kunst beibehält, aber die notwendige Koordination
der Zentren für besondere musikalische Fähigkeiten nicht so weit aufbringt, um
ein Virtuose zu werden.
Die
von ihnen angeführte Stelle aus dem Matthäus-Evangelium ist schön, Sie sollten
die Toleranz und die Ausführlichkeit in der Lehre Christi unterstreichen. Auch
andere Stellen, mit ähnlichem Sinn kann man finden.
In
der ”Geschichte der Konzile“ kann man die Vorstellungen und Argumente der
Kirchenväter nicht immer klar verstehen. Dazu muss man sich im Geist in jene
Epoche versetzen, um die ganze Komplexität der Übergangsperiode, die sie schuf,
erfühlen zu können. Aufgrund einiger weniger Fragmente ist es schwer, sich ein
klares Bild davon zu machen, was sie ausdrücken wollten. Die Sprache sowie der
Symbolismus der Begriffe ändern sich schon im Laufe von wenigen Dekaden sehr
stark, weshalb man mit Auslegungen sehr vorsichtig sein sollte.
Die
Zitate des Athanasius des Großen sind vor allem reich an Schönheit, und wo
Schönheit ist, ist Wahrheit. So bestätigt seine Behauptung ”Gott wurde Mensch,
damit der Mensch Gott werden könne” die heilige Wahrheit, denn der Geist Jesu
Christi ist in seiner geläuterten feurigen Göttlichen Essenz für uns wahrhaftig
eine Verkörperung des Göttlichen Prinzips. Indem Er in einer ernsten Zeit des
Niedergangs und Verfalls geistiger Werte einen irdischen Körper annahm, um dem
menschlichen Geist einen neuen Impuls zu geben und so den Menschen an Seinem
göttlichen Wesen teilhaben zu lassen, vergötterte Er ihn. Wir vereinigen uns in
dem Maße mit dem göttlichen Wesen, als wir es in unser Bewusstsein aufnehmen.
”Wahrhaftig, durch das Sakrament des Geistes nehmen wir teil am Göttlichen
Wesen” und erreichen so den göttlichen Zustand.
Heißt
es nicht in der Lehre, zeitgemäß gesprochen, ”dass wir die höheren Energien nur
erreichen und beherrschen können, wenn wir sie ins Bewusstsein aufnehmen”.
* * *
Ebenso
wahr ist, dass wir uns durch Ablehnung des Geistes den finsteren Kräften
öffnen, der Besessenheit, Verführung u. a. ”Wer getauft wird, gibt den alten
Menschen auf, wer von oben geboren wird, wird erneuert durch den Segen des
Geistes …” Wir dürfen nicht vergessen, dass in den ersten Jahrhunderten des
Christentums solche Rituale wie Taufe und Kommunion eine große innere und
geistige Bedeutung hatten und erst später zu staatlichen Einrichtungen
entarteten, durch deren Nichtbefolgung man Rechte verwirkte. Taufe und Kommunion
waren ursprünglich Symbole der Teilnahme am geistigen Leben. Vor allem die
Mysterien des Altertums waren Rituale voll tiefer innerer Bedeutung, und die
meisten der heutigen christlichen Rituale wurden tatsächlich den Ritualen und
Symbolen der heidnischen Welt entlehnt. Alles hat jedoch nur eine geistige
Bedeutung. Mechanische Manipulationen können uns keine geistige Wiedergeburt
bringen und ohne Teilnahme des Geistes an etwas binden. Die Rituale dagegen
trugen dazu bei, bestimmte Zustände und Stimmungen herbeizuführen und
befähigten den Geist, leichter aufzunehmen und sich höher zu erheben. Selbst
heute sollte man den Menschen nicht der Kirche mit ihren ganzen Zeremonien
berauben. Wirklich notwendig ist eine Läuterung sowie geistiges Verstehen der
Rituale, sie dürfen nicht nur aus obligatorischen Gründen hingenommen werden.
Möge der Geist seinen Weg wählen. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Ritual
der Taufe in den früheren Jahrhunderten des Christentums in vielen Fällen an
erwachsenen Menschen vollzogen wurde, die durch dieses Symbol ihren Bruch mit
dem Alten unterstrichen und das Verstehen des Neuen besiegelten. Als dieses
Ritual später obligatorisch und an Säuglingen, die naturgemäß noch des Bewusstseins
ermangeln, vollzogen wurde, verlor es jeglichen Sinn. Vor allem war es
entsetzlich, dass man die Leichen ungetaufter Säuglinge hinter die
Friedhofsmauer verbannte. Friedhöfe sollten überhaupt aufgelöst werden, da sie
Brutstätten von aller Art Epidemien sind.
Wenige,
sehr wenige Menschen erleben die Erhebung des Geistes und behalten sie in
Erinnerung, außer sie werden von etwas Sichtbarem und Fühlbarem daran erinnert.
Darum ist es die erste Pflicht, keine Tempel zu zerstören, sondern die Rituale
sowie die Grundlagen der großen Lehren zu läutern und neu zu erklären. Für die
Menschen ist es das wesentlichste, zu erkennen, dass ohne geistige Erhebung
kein Ritual für uns Bedeutung hat. Es ist notwendig, ständig daran zu erinnern,
dass Göttlicher Segen nur bewusst und freiwillig empfangen werden kann.
* * *
Den
alten Lehren gemäß erhalten die höchsten Kosmischen Vorstellungen ihre Form
oder verkörpern sich als Ebenbild Gottes im Menschen. So sind die Höchsten
Geistwesen Verkörperungen der höchsten Vorstellung. Die Sieben Kumaras, Sieben
Logoi, Sieben Feuer oder Flammen, Sieben Söhne der Vernunft, Sieben Söhne
Brahmas oder Gottessöhne – sie alle stellen diese Höchsten Geistwesen dar, die
(gleich den Avataren) einen menschlichen Körper annahmen, um das Bewusstsein
der Menschen zu erheben und seine Teilnahme an seinem Göttlichen Wesen zu
verwirklichen.
Es
ist nicht ganz richtig, zu behaupten, dass die Menschen früher – in diesem Fall
die Juden – ihre Sohnschaft oder das Gesetz der Reinkarnation nicht kannten und
dass Christus der Eine war, der den Juden den Sinn, wie er heute in der Bibel
steht, offenbarte. Freilich, den alten Lehrern des jüdischen Volkes war vieles
bekannt, zum Teil vielleicht mehr, als man heute weiß. Aber damals waren viele
Begriffe bereits getrübt durch die eifrigen Interpreten, die auf ihren Vorteil
bedacht waren. Die Pharisäer waren mit den Ideen der Auferstehung der Engel und
des Geistes vertraut, das geht aus der Apostelgeschichte hervor (23:6, 7, 8).
* * *
Jemand
behauptet, ”Man kann nur aus etwas etwas schaffen, aber nicht aus sich selbst
heraus. Gott ist überall und nichts ist außer ihm, daher ist es nicht richtig,
außerhalb seiner selbst zu schaffen.” Ich wundere mich warum? Erstens, wenn
Gott allgegenwärtig ist und nichts außer ihm besteht, so dass man sagen kann, Er
ist beides, Schöpfer und Substanz. Doch scheint es mir, dass es äußerst
unwesentlich ist, ob wir sagen, dass er zeugt und schafft; denn alle Begriffe
sind nur seine Offenbarungen. Aber auch jeder irdische Schöpfer schafft und
erzeugt gerade durch seinen Geist außerhalb seiner selbst. Der Mensch kann von
den auserlesensten Materialien umgeben sein, aber ist sein schöpferisches Feuer
schwach, so wird er nichts schaffen. Wahrhaftig, der Gedanke und die
Gedankenenergie schaffen. Denken Sie an die östliche Lehre von der
schöpferischen Kraft des Gedankens.
* * *
Die
Zeit ist gekommen, um aufzuzeigen, dass der große GOTT aller Menschen, der EIN
LEBENDIGER GOTT DER NATUR ist, die ALLEINIGE UNIVERSELLE GOTTHEIT – der GOTT
des UNWANDELBAREN GESETZES, der GOTT DER GERECHTEN VERGELTUNG, aber wahrhaftig
keine ”willkürliche Gnade“. Diese Hoffnung auf unverdiente Höhere Gnade dient
vielleicht als stärkster Stimulus für wiederholtes Vergehen.
* * *
Die
Antwort Christi an seine Jünger: ”Zerstöret diesen Tempel, und in drei Tagen
werde Ich ihn errichten” sollte richtig als seine Auferstehung im
feinstofflichen Körper, in dem er seinen Jüngern erschien, verstanden werden.
In fast allen alten Lehren wird der menschliche Körper mit einem Tempel Gottes
verglichen; und Christus meinte wohl kaum einen wunderbaren steinernen Tempel
als Beweis seiner Macht. Dies würde dem Geist Seiner Lehre gänzlich
widersprechen.
* * *
Zwischen
Erleuchtung und Erleuchtung gibt es einen Unterschied. Das Ausmaß unseres Bewusstseins
bestimmt den Wahrheitsgehalt unserer Visionen und Gefühle. Wir können nur durch
jene Symbole und Gefühle Erleuchtung erlangen, die uns vertraut sind und nicht
mehr. Beachten Sie die Visionen der Heiligen, wie genau entsprachen sie dem
Charakter und den Forderungen der Epoche. In gleicher Weise charakterisieren
Visionen am besten die sittlichen und geistigen Aspekte des Menschen. Wir
dürfen jedoch nicht vergessen, dass die Menschen oft nicht die wichtigste
Eigenschaft – Ehrlichkeit – besitzen und aufgrund dessen, was sie gehört oder
gelesen haben, vieles erdichten. Visionen kosmischen Charakters werden dem Auge
eines Hellsehers gesandt oder enthüllt; wenn in ihm Ehrlichkeit vorhanden ist.
Und der kennzeichnende Wesenszug solcher Visionen werden schlichte Schönheit
und Erhabenheit sein.
Sie
glauben, dass Pascal ein hohes sittliches und geistiges Niveau besaß. Trotzdem
dürfte er keine geistige Synthese besessen haben, und das könnte ein Stein des
Anstoßes gewesen sein. Gibt es viele, die diese Fähigkeit erlangen? Große
Intellekte haben sie oft vermisst. Man kann intellektuell ein Riese sein, aber
dennoch keine Synthese besitzen.
* * *
Warum
erachten Sie den Vers der Korinther I (11:10) als so charakteristisch für den
Geist der Lehre des Paulus? Aufgrund von zahlreichen Beweisen müssen wir
zugeben, dass die Texte der Schriften dauernd entstellt wurden, und auch die
Möglichkeit späterer Entstellung oder Hinzufügung zu dieser Epistel müssen wir
einbeziehen. In der Tat, die Unterordnung der Frau und Sklaverei hatten sich im
Lauf der dekadenten Jahrhunderte so tief eingewurzelt, – und vor allem in der
Epoche intellektueller Finsternis, – dass es äußerst schwierig war, diese
Prärogative aufzugeben. Freilich, der Apostel Paulus war ein sehr hoher Geist,
und in seiner heiligen Botschaft konnte er diesen Barbarismus kaum geduldet
haben. Aber Sie wissen, dass die Bedingungen dieser Epoche Zugeständnisse
erforderten. Die ganze Wahrheit kann den Menschen nicht enthüllt werden, wenn
sie nicht angenommen und daher mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Es ist
nicht zulässig, die unwissende Masse zu sehr zu verstimmen, da sie in ihrem
Toben das Wertvollste vernichten könnte.
Es
scheint mir, dass es ratsam wäre, die Erlasse der Ökumenischen Konzile, der
Reihe nach gesammelt, anzuführen. Sie enthüllen erstaunliche
Verständnislosigkeit und Widersprüche, die allmählich immer mehr zutage treten.
Die Erlasse wurden nicht von einzelnen klaren Geistern herausgegeben, sondern
von den Vertretern der unwissenden Mehrheit, und dieser Umstand sollte
besonders hervorgehoben werden, denn gerade die Erlasse wurden schließlich zu
Dogmen unserer gegenwärtigen Kirche. In der Tat, alle gegenwärtig verehrten
erleuchteten Geister unter den Kirchenvätern, wie Basilius der Große,
Athanasius der Große und Johannes Chrysostomus, wurden von ihren eigenen
Priestern verfolgt, weil sie sich mit den Erlassen nicht einverstanden
erklärten.
Gleicherweise
mit einzubeziehen sind hier die Erlasse des Zweiten Konzils von Konstantinopel,
nach dem die Lehre der Wiedergeburt und der Präexistenz der Seele annulliert
wurde. Von Interesse sind auch die Bewegung der Bilderstürmer und alle
Streitfragen über das Kniebeugen und andere Zeremonien. Warum sollte man jene
Passagen aus dem Evangelium ausschließen, die auf die Reinkarnation klar
hinweisen?
Ihre
Auslegung der Seligpreisung ”Selig im Geiste sind die Armen …” spricht mich
sehr an. Diese Seligpreisung ist von tiefster Bedeutung. In der Tat, dieser
Ausspruch ist ein Hinweis auf die Notwendigkeit demütiger Selbstaufopferung,
der Ausmerzung jedweden Eigendünkels und der Selbstgefälligkeit, der
Überwindung im Bewusstsein und im Geist jeder Hab- und Besitzgier und des
Haftens an vergänglichen Dingen. Vor allem diese Entsagung im Bewusstsein haben
alle großen Lehrer des Altertums nachdrücklich gefordert.
Erinnern
Sie sich an das in der LEBENDIGEN ETHIK gegebene Beispiel von den beiden
Schülern? Einer besaß nichts, und dennoch tadelte ihn der Lehrer wegen seines
Haftens an den Dingen; der andere aber war von Dingen umgeben, wurde aber vom
Lehrer nicht getadelt.
* * *
Neugierige
werden vielleicht sagen: ”Erklären Sie uns das Bildnis Christi.” Darauf
antworten Sie mit den Worten der LEHRE: ”Man kann die fernen Welten nicht messen.
Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …” Die Geheimnisse des
Geistes sind so herrlich, dass man nur raten kann, über das Unaussprechliche
nicht zu sprechen. Allein das Herz kann vor Entzücken erbeben, wenn es von
Höchster Schönheit geistig berührt wird.
* * *
Sie
haben völlig recht, dass furchtsame Elemente nicht herangezogen werden sollten,
weil sie großen Schaden anrichten könnten. Nicht umsonst haben alle alten
Disziplinen zuerst die Überwindung der Furcht gefordert. Nur in Furchtlosigkeit
können wir uns dem Licht nähern und die gebotene Wahrheit in uns aufnehmen.
Jedes Manwantara oder jede Lebensrunde enthüllt neue Facetten des Diamanten
Kosmischer Schönheit.
Und
so fahren Sie mit aller Fürsorge und Weisheit fort in ihrer nützlichen
Aktivität. Lassen Sie sich durch die vereinzelten Schreie der Finsternis nicht
beirren.
4.
Juni 1937
Sie
haben recht, die Menschen wandten sich mit Fragen über den KELCH DES OSTENS an
mich. Jedoch unter ihnen gab es einige, die meinten, sie wären durch dieses
Buch in ihrer Anschauung verletzt; manche waren sogar entrüstet.
Seien
Sie bitte gelassen und geduldig, denn es ist nicht so leicht, Ihren Brief zu
beantworten. Erstens, wie ich bereits geschrieben habe, ist es zum klaren
gegenseitigen Verstehen notwendig, über einen annähernd gleichen Bewusstseinsgrad
zu verfügen, aber dieser besteht noch nicht. Zweitens stellen Sie keine
direkten Fragen, sondern kritisieren einfach einzelne, dem Zusammenhang
entnommene Sätze und stützen Ihre Bestürzung außerdem auf Beispiele aus
täglichen Geschehnissen, die für die Themen, die diese ”Briefe“ behandeln,
nicht immer anwendbar sind.
Weiter
möchte ich Sie daran erinnern, dass der KELCH DES OSTENS leider nur ein kleiner
Teil des großen Bandes ”Briefe der Mahatmas“ an A. P. Sinnett ist. Oft sind
einem ausführlichen Brief nur einige Stellen entnommen, und das bereitet einem
unvorbereiteten Leser unvermeidlich Schwierigkeiten, die Antwort auf die vielen
Themen, die berührt werden, zu verstehen. Darüber hinaus geben diese Briefe
wirklich Antwort auf individuelle Fragen, sofern die Fragesteller mit der
östlichen Philosophie schon etwas vertraut waren.
In
Beantwortung Ihrer Kritik möchte ich zum besseren Verständnis der Anordnung
Ihrer Behauptungen folgen und die Sätze, die Sie verwirrten, zitieren. Ich
werde auch die Übersetzung mit der englischen Ausgabe dieses Werkes, die ich
besitze, vergleichen.
1.
”… Und jetzt liegt es an Ihnen, für welchen Bereich Sie sich entschließen: für
die höchste Philosophie oder die einfachen Bekundungen okkulter Kräfte.” Der
Leser (in diesem Fall Sie selbst) antwortet: ”Ich wünsche beides, denn die
Erscheinung der okkulten Kräfte müsste ein für allemal ihr Vorhandensein
beweisen.”
Obgleich
mir Ihre Wünsche verständlich erscheinen, muss ich dennoch sagen, dass es
unzweckmäßig ist, anzunehmen, die Menschen ließen sich von jedweden Phänomenen
aus dem okkulten Bereich überzeugen, wenn sie ihnen zum ersten Mal
gegenüberstehen und keine Vorstellung vom Okkulten oder den noch verborgenen
Gesetzen haben. Ich bin solchen Menschen noch nicht begegnet. Die ganze
unerwartete Erscheinung dieser Phänomene sowie die Bedingungen, unter denen sie
stattfinden, widersprechen der vorgefassten Vorstellung und den Begriffen der
Beobachter; deshalb erwecken sie in ihnen Argwohn und Zweifel. Und die
Vermutung, dass eine hypnotische Kraft zur Anwendung kommt, hat darin ihren
Grund. Es wäre für Sie von Nutzen, das Buch von Sinnett ”Die okkulte Welt“ zu
lesen, in dem er die vielen bedeutsamen okkulten Manifestationen, die unter
Mitwirkung von H. P. Blavatsky stattfanden, beschreibt. Doch alle diese
Erscheinungen haben nicht einen überzeugt; im Gegenteil, H. P. Blavatsky ist
wegen dieser Erscheinungen des Schwindels, der Fälschung und ähnlicher anderer
Machenschaften beschuldigt worden.
Ihre
Frage: ”Ist nicht auch die höchste Philosophie eine Erscheinung der okkulten
Kräfte?” ist nicht ganz unberechtigt. Der einzige Unterschied liegt darin, dass
sich in der Philosophie diese Kräfte auf der entsprechenden geistigen Ebene
offenbaren, die Skeptiker indes meinen, die Erscheinungen müssten, um sie zu
beeindrucken, auf dem physischen Plan stattfinden. Weiter müssten sie den
unzugänglichen Bedingungen angepasst und von den nach ihnen verlangenden
Skeptikern und Unwissenden festgehalten werden können, im Gegensatz zu den Gesetzen,
denen solche Erscheinungen feiner Energien unterliegen.
Bewusstseine,
die die Wirkung der verborgenen feinsten Kräfte oder Energien nicht verstehen,
wollen die Tatsache nicht wahrhaben, dass die feinstofflichen Kräfte auch den
gleichen feinen und exakt wissenschaftlichen Zugang erfordern. Leider gehen die
meisten Menschen an diese Erscheinungen gleichsam mit einer Axt heran und mit
ihren eigenen mechanischen Berechnungen. Doch auf dem Gebiet der feinsten
Energien ist jedwede physisch primitive Roheit unanwendbar. Darüber hinaus
sollten Sie wissen, dass nicht nur jede Daseinsebene über ihre eigenen Gesetze
verfügt, sondern auch jeder wissenschaftliche Bereich gesetzlich gebunden ist
und für die erwünschten Ergebnisse entsprechende Bedingungen erfordert.
Jemand
könnte fragen: ”Ist die Verwandlung von Wasser in Wein nicht eine Suggestion?”
Oder: ”Wie kann ein Blinder sehen?” Aber solche Dinge fanden statt, finden
statt und werden immer wieder stattfinden. Eine völlig ungebildete Person versteht,
dass solche Phänomene geschahen. Wer will daher die ”Wunder“ Christi leugnen?
Und wissen wir nicht aus demselben Evangelium, dass ”… Er aus Ungläubigkeit
viele mächtige Werke nicht vollbrachte”? So bedurfte selbst Christus für die
”Wunderwirkung“ besonderer Bedingungen. Für uns jedoch bestehen die Wunder
Christi weniger in diesen Erscheinungen als in der erneuten Bewusstseinsverschiebung
und der erneuten Bestätigung der Heldentat!
Und
nun sagen Sie mir – gibt es derer viele, die sich vom Vorhandensein verborgener
Kräfte, wie sie sich auf unserem physischen Plan noch nicht bekundeten, gerne
überzeugen möchten und dazu die erforderlichen Ausstrahlungen (Aura) besitzen,
die geeignet sind, die wesentlichen Bedingungen zu schaffen? Meinen Sie nicht, dass
in den meisten Fällen die Ausstrahlungen der Menschen diese Möglichkeiten
ausschließen oder bestenfalls die Qualität der Phänomene mindern oder
entstellen? In den Auszügen aus dem Buch KELCH DES OSTENS ist im ersten Brief
deutlich erklärt, dass okkulte Erscheinungen zum Zweck der Überzeugung von
Menschen nutzlos sind.
Oft
vergessen jene, die an die feinstofflichen Erscheinungen mit einer Axt
herangehen, dass selbst eine Berührung mit der feinsten Energie sie veraschen
könnte.
In
unserer Zeit bestehen jedoch in vielen Ländern Gesellschaften für ”Psychische
Forschung”, in denen mit Hilfe eines Mediums die sogenannten spiritistischen
und parapsychischen Phänomene studiert werden. Gleicherweise werden in manchen
Ländern zum Zweck des Studiums psychischer Phänomene, Gedankenübertragung auf
Entfernung und ähnliches, an Universitäten Lehrstühle errichtet. Aber trotz
allem bezweifeln die meisten Menschen das Vorhandensein dieser Erscheinungen.
Es
gibt auch eine umfangreiche Literatur über Spiritualismus; allerdings nur in
Ländern, wo die Denk- und Gewissensfreiheit von eifrigen Verfechtern sowohl des
alten als auch des neuen Regimes weniger unterdrückt wird.
Da
Sie aber ”Martha in die Küche gesandt haben, um zu offenbaren”, möchte ich
Ihnen dazu ein Gleichnis aus der Weisheit des Ostens erzählen.
”Zu
Ihm, dem großen Erleuchteten, kam ein Schüler, der nach einem Wunder suchte:
‚Das Wunder wird mir Vertrauen einflößen.‘ Traurig lächelte der Lehrer und
enthüllte ihm ein großes Wunder. ‚Jetzt‘, rief der Schüler aus, ‚bin ich
bereit, unter deiner Führung die Stufen der Lehre zu durchschreiten.‘ Doch der
Lehrer wies ihm die Tür und sagte: ‚Ich brauche dich nicht mehr!‘” (AGNI YOGA,
§ 95).
2.
”Wir möchten den Theologen fragen, was seinen Gott daran hindert, da er der
angebliche Schöpfer alles Seins ist, die Materie mit der Denkfähigkeit
auszustatten”, und wenn beantwortet, ”dass Ihm das offensichtlich nicht zu tun
beliebte …” Sie merken wohl, dass ”das eine Antwort eines Verfassers wäre, der
ein beschränkter Theologe ist, weil ein kultivierter und gebildeter Theologe
seinen Gott nicht nur hindern würde, dies zu tun, sondern ihn ermutigen würde,
so zu tun.” Und Sie zitieren das Beispiel des Heiligen Sergius von Radonesch,
der mit den Bären reden konnte, das Beispiel des Heiligen Franziskus von
Assisi, der mit den Vögeln sprach, und schließlich weisen Sie auf den Stein
hin, der auf Schwingungen reagiert. Zum Schluss führen Sie an: ”Dann würde das
ganze künftige Gebäude des Verfassers zusammenstürzen …” Aber gerade diesen
Einsturz sehe ich nicht, denn weder Sergius von Radonesch noch Franz von Assisi
waren Theologen. Außerdem hatten die Mahatmas in Ihren ”Briefen“ nicht die
außergewöhnlichen Geistwesen oder die vereinzelt erleuchteten Geister unter den
Theologen im Sinn, die heute noch unter dem Kirchenbann stehen, sondern sie
meinten den Großteil der Theologen, die sich die Macht anmaßten zu belohnen und
zu bestrafen. Sie sind nämlich die Nachfolger jener Mehrheit, die an der Herausgabe
der Edikte, der Konzile beteiligt waren, die zu Dogmen der gegenwärtigen Kirche
wurden. Und das erstaunlichste dieser Dogmen ist jenes, das Gott vom Universum
trennt oder Ihn von der Materie absondert. Der östliche Pantheismus wird vor
allem von unseren Geistlichen gehasst. Es freute mich zu hören, dass es unter
ihnen einige gibt, die die Herrlichkeit des Pantheismus, der der östlichen
Philosophie zugrunde liegt, mit ihrem Bewusstsein erfassen können. Aber wenn
jene, Ihnen bekannten aufgeklärten Geistlichen Gott als das in allem vorhandene
Göttliche Prinzip auffassen, so möchte ich wissen, wie sie sich zum Alleinigen
eingeborenen Sohn und dem zweiten Aspekt der Dreieinigkeit sowie der
Unbefleckten Empfängnis verhalten? Ich korrespondiere mit einigen Erzbischöfen,
und es würde mich interessieren, auch den Standpunkt Ihrer aufgeklärten
Theologen kennenzulernen.
3.
”Unsere Vorstellungen über das Böse. Das Böse hat keine Existenzberechtigung
und ist nur das Nichtvorhandensein des Guten …” Und später klingt in Ihrer
Frage in einigen Beispielen Ihre Bestürzung durch. Ich möchte Sie daran
erinnern, dass Sie den Wunsch äußerten, wegen der höchsten Philosophie zu Füßen
des Meisters zu verweilen, doch Sie bemühen sich kaum, dazu das nötige Wissen
zu erwerben. Ohne grundlegende Vorbereitung kann man nicht an die höhere
Mathematik herangehen; ebenso kann man höhere Philosophie nicht in alltägliche
Diskussionen einbeziehen. Um obige Feststellung über das Böse zu verstehen, muss
man sich das östliche Denken völlig zu eigen machen und die Grundprinzipien in
sich aufnehmen, nämlich die Existenz der EINEN (ABSOLUTEN) TRANSZENDENTALEN
REALITÄT, ihren dualen Aspekt in dem offenbarten Universum, und das
Illusorische oder die Relativität alles Offenbarten.
Wenn
Sie über diese Begriffe nachdenken, werden Sie verstehen, warum es Böses als
solches im höheren Aspekt des vollkommenen Seins nicht geben kann.
Unvollkommenheit oder Relativität wird nur in der ewigen Bewegung der Kräfte
des Lichts als die EINE – EWIGE REALITÄT wahrgenommen. Sie werden erkennen, dass
es nur an unserem Bewusstsein liegt, dass alle Erscheinungen die eine oder
andere Färbung und die eine oder andere Eigenschaft erhalten. Es gibt so viele
Wissensgrade und Eigenschaften von Erscheinungen, als es Bewusstseine gibt.
Aber
lassen Sie uns auf die Ebenen herabsteigen, die uns am nächsten liegen.
Unzweifelhaft besteht das Böse in der Welt des Menschen, und es entstand mit
dem ersten Aufleuchten des Bewusstseins. Unvollkommenheit des Bewusstseins
zusammen mit Willensfreiheit ließen alle Arten des Bösen entstehen. Und der
Begriff Opfer kommt der ersten Erscheinung des Bösen gleich. Ebenfalls ist es
wahr, dass es bewusste und unbewusste Opfer gibt. Aber dem von Ihnen gegebenen
Beispiel stimme ich nicht zu. Sicherlich, in der üblichen Auslegung könnte man
meinen, dass es ein Opfer der Bosheit und Unwissenheit gibt, aber der Mensch,
der die Wirkung unabänderlicher kosmischer Gesetze kennt, wird auch erkennen, dass
man ein Opfer seiner eigenen früheren Missetaten sein kann. Wahrhaftig, jede
Erscheinung hat mehrere Aspekte und wird daher unvermeidlich relativ.
4.
”Mit anderen Worten, wir glauben allein an die Materie …” und auch: ”Nur so und
nicht anders stärkt und verfeinert sie jene geheimnisvollen Bande der Sympathie
zwischen intelligenten Menschen, diese zeitweise getrennten Bruchstücke der
Weltseele und der kosmischen Seele selbst, versetzt sie in Entzücken und bringt
sie zur Einheit. Wird dies einmal angenommen, dann werden diese erweckten
Sympathien wahrlich dazu dienen, den MENSCHEN mit dem, was ich in Ermangelung
des europäischen wissenschaftlichen Wortes gezwungenermaßen mit mehr
kompetenten Gedanken auszudrücken versuche, als jene energetische (dynamische)
Kette, die den materiellen Kosmos verbindet.” ”Immaterieller Kosmos – welcher
Unsinn? Das ist wahrhaftig vernünftige Materie und endet mit einem Gebet nach
Ruhe für die Seele …” Soweit Ihre eilige Schlussfolgerung.
Sie
sind ungehalten, weil es Ihnen widersprüchlich erscheint, aber ist es wirklich
so schwer, den Standpunkt des Ostens, dass Geist und Materie dasselbe sind, zu
erfassen? Dass Materie nur eine Differentiation des Geistes ist und dass Geist,
der Materie beraubt, nicht in Erscheinung treten kann, oder mit anderen Worten,
nicht besteht? Wir können uns tatsächlich weder in Tätigkeit noch in Gedanken
von der Materie lösen; wir wenden uns immer der gleichen Materie des höchsten
oder gröbsten Aspekts zu. Materie oder die feinste Substanz – Geistmaterie –
ist in den Differenzierungen ihrer sichtbaren und unsichtbaren Erscheinungen
unbegrenzt, doch allein mit reinem Geist kann man nicht wirken. Unwissenheit
trennt und löst alles, das große Wissen des Ostens hingegen vereint und führt
alles zur Synthese. Das westliche Bewusstsein hat sich im Lauf von
Jahrtausenden daran gewöhnt, alles dermaßen in Materielles und Immaterielles
oder Physisches und Geistiges zu teilen, dass es schwer ist, in Gesprächen mit
westlichen Menschen deren Terminologie völlig auszuschließen. Der Verfasser des
von Ihnen besprochenen Briefes müsste sich genau der westlichen Mentalität des
vergangenen Jahrhunderts anpassen, was nicht nur durch die Annahme neuer
Begriffe Schwierigkeiten bereitet, sondern auch durch die Annahme der
geeigneteren Terminologie der alten Begriffe. Was die von Ihnen angeführte
Stelle betrifft, so bedienen wir uns anstatt des Ausdrucks ”immaterieller
Kosmos“ der modernen Sprache und sagen der ”Kosmos der feinen Substanzen oder
Energien“. In der heutigen Energetik des Universums hat Materie ihre
”Grobstofflichkeit“ verloren. In der Wissenschaft des Gedankens im Bereich der
Philosophie war und ist der Osten unser Lehrer.
Sie
sind durch das Wortgefüge des Autors ”Wird dies festgestellt …” verwirrt, aber
alle vorhergehenden Feststellungen in diesem Brief erklären das ”dies“
tatsächlich. Gerade auf der gleichen Seite des Briefes wird festgestellt, dass
ein Schüler sich mit den elementaren Regeln der Arithmetik vertraut machen sollte,
bevor er versucht, die höchsten Fragen des Euklid zu lösen. Und nur ein
Fortschritt im Erfassen der elementaren Grundlagen des Heiligen Wissens wird
ihn zum Verstehen des hohen östlichen Denkens führen. Und nur durch dauernde
Festigung und Verfeinerung des Bandes der Sympathie, oder mit anderen Worten,
durch Vereinigung der Bewusstseine der intelligenten und gelehrten Menschen
kann gegenseitiges Verstehen bis zum Einklang erlangt werden. Nur dann werden
ihnen die kosmischen Gesetze, die die physische Welt mit der feinstofflichen
(oder dem ”Jenseits“) verbinden, offenbar. Harmonie ist das Gesetz der Höheren
Welt. Der Mensch trägt drei Wesensarten in sich, und er muss alle drei
vervollkommnen, um die irdische Evolution zu erfüllen und Vollendung zu erlangen.
Und dies wird kommen, sobald er es lernt, durch diese drei Wesensarten auf
allen drei entsprechenden Daseinsebenen bewusst zu handeln.
5.
”Die Natur ist weder gut noch böse; sie folgt nur unabänderlichen Gesetzen,
wenn sie Leben und Freude spendet oder Leiden und Tod sendet …” Hier schließen
Sie damit, dass, ”Wenn der Autor sagen will, dass Leben und Tod relative
Zustände sind, es keinen Tod gibt, denn nach unserer Vorstellung sollte es kein
Leben geben.” Wieder das gleiche; wenden wir uns daher nochmals dem bereits
Gesagten zu: Um Relativität zu begreifen, muss man wissen, dass die Welt der
Relativität das Ewige ES ist und dass jedwede Relativität immer durch
Differentiation und durch die endlosen Umwandlungen oder Veränderungen in der
perpetuellen Bewegung des offenbarten Seins entsteht. Könnten Sie den Tod als
Austausch einer Hülle durch die andere bezeichnen, das Erwachen zu einer
verfeinerten, erweiterten Tätigkeit? (Letzteres natürlich nur im Fall eines
entwickelten und vergeistigten Bewusstseins.) Und die Begriffe, die Sie nennen:
Devachan, Kama Loka und andere sind nur verschiedene Zustände unseres Bewusstseins.
6.
”Die Natur hat für jedes Gift ein Gegengift … Der von einem Vogel verschlungene
Schmetterling wird dieser Vogel …” Ich merke, dass Sie die kosmischen Gesetze
nicht erfasst haben. Zwar stimme ich Ihnen zu, dass es vom menschlichen
Standpunkt aus in der offenbarten Natur viele Unvollkommenheiten und
Grausamkeiten gibt. Aber in den meisten Fällen von Grausamkeit und Unausgeglichenheit
in der Natur ist leider primär der Mensch, die sogenannte ”Krone der
Schöpfung“, selbst schuld. Der Mensch ist zur Vervollkommnung aufgerufen, zur
Mitarbeit, zum steten Geben. Aber stattdessen sehen wir, dass der Mensch seine
ganze Kraft zwecks Uneinigkeit, Spaltung und Vernichtung einsetzt. Die
Zusammenarbeit der Menschen mit der Natur ist gestört und das große
Gleichgewicht verletzt. Könnten Sie vielleicht versuchen, die Ihnen grausam
erscheinenden kosmischen Gesetze zu erklären, von Ihrem Gesichtspunkt aus, oder
vom Gesichtspunkt des allbarmherzigen und allmächtigen himmlischen Vaters?! Wir
kennen nur ein Gesetz: das Gesetz von Ursache und Wirkung.
7.
”… und heute schneiden sich die Nachfolger Christi und Mohammeds im Namen ihrer
Meister für deren Ruhm beziehungsweise ihre Mythen die Kehlen durch.” Sie geben
doch wohl zu, dass der Niedergang der Religionsformen ein großes Übel ist?
Stimmen wohl auch zu, dass die Religionssysteme das größte Blutvergießen
verursachten und dass die meisten Diener der Religionsformen jeden Fortschritt
der Wissenschaft unterdrückten und jeden mutigen Gedanken, der die Unermesslichkeit
des Wissens enthüllte, erstickten? Glücklicherweise sind jene geschichtlichen
Chroniken noch verwahrt!
Man
muss auch verstehen, dass der Verfasser dieses Briefes nur die entstellten,
abweichenden Religionsformen ins Auge fasste und nicht die Grundlagen der
Lehren der Großen Lichtträger. Sie werden mir doch beipflichten, dass einige
festgesetzte Dogmen und Handlungen der Kirchenvertreter sehr oft – und das bis
heute – nicht dem Geist der Lehren ihrer Gründer entsprechen. Sicherlich, wir
sollten nicht zurückgehen in die Geschichte der Konzile, bis zur Verfolgung
solch großer Kirchenväter der Christenheit wie Origenes, Clemens von
Alexandrien, Johannes Chrysostomus, Gregor, Athanasius des Großen und anderer
durch ihre unwissenden Kollegen! Sollten wir in unseren Erinnerungen die
päpstlichen Chroniken mit all den Schrecken der Inquisition und der
Bartholomäusnacht wieder erstehen lassen? Gleicherweise wollen wir nicht
zurückdenken an die Vernichtung der buddhistischen Tempel und Gesellschaften
sowie an den Mord an Buddhisten, Brahminen, Mohammedanern und Chinesen oder an
die Feindschaft zwischen Hindus und Moslems, die wegen einer geschlachteten Kuh
oder eines in den Tempel geworfenen Schweins jährlich viele Leben dahinrafft!
Aber all das dauert an und wird sich fortsetzen, solange die besten Gemüter
unter den Geistlichen nicht erkennen, wo und wie grausam sie gegen die
Bündnisse der Großen Lehrer und Gründer verstoßen. Das Bewusstsein der
Menschheit kann nicht ungestraft in den Fesseln der Unwissenheit niedergehalten
werden. Der menschliche Geist wird früher oder später erwachen, aufbegehren und
alle Fesseln abstreifen. Rückblickend können wir die profunden Gründe, die den
Niedergang der alten Welt bewirkten, herausfinden. Das Ersticken des Geistes,
wie es in bestimmten Ländern vor sich geht, führte zwangsläufig zu
Wahnsinnstaten. Der Gedanke ist die Krone der Schöpfung, und seine Abtötung ist
das größte Verbrechen. Verfolgt erkannten die besten Kirchenväter dies seit
langem und erklärten, dass ”Unwissenheit die Hölle” sei.
8.
Sie sind ungehalten darüber, dass im KELCH DES OSTENS das ”Höchste Mysterium“
nicht enthüllt wird. Denken Sie jedoch selbst darüber nach – kann man
angesichts der Unbegrenztheit das Höchste Mysterium erfassen? Und wo ist jene
Synthese und jenes reine Bewusstsein, das die Schönheit des Höchsten Seins
aufnehmen kann? Einem unreinen und groben Bewusstsein sind die feinsten
Begriffe und Gefühle nicht zugänglich, es wäre geblendet durch die Annäherung
an sie. Mysterien, und nicht einmal die höchsten, werden nur durch Geistesflüge
enthüllt. Mögen daher Ihre Flügel wachsen!
9.
”Wenn wir die Welt von der Kenntnis unseres Wissens für Generationen
ferngehalten haben, so ist es ein Beweis für ihre absolute Unfähigkeit …” Dazu
fragen Sie: ”Wer sollte die Welt vorbereitet haben?” Darauf will ich Ihnen
antworten: Die äußersten Anstrengungen des menschlichen Geistes zwecks
Erkenntnis der großen Wirklichkeit. Die Höchsten Geistwesen haben auf der Erde
inkarniert, um das Bewusstsein der Menschheit zum Verstehen der kosmischen
Gesetze zu führen, was völlige Zusammenarbeit mit den zeitweise getrennten
Teilen der Einen Weltseele erfordert. Aber der freie Wille des Menschen trieb
ihn auf den Pfad beschränkter, isolierter Selbstsucht, zur völligen Entzweiung
und zum Ruin.
Weiter
zitieren Sie: ”… und wenn, ungeachtet aller Beweise, sie (die Menschheit) sich
noch weigert, die Offenkundigkeit zuzugestehen …” und gleichzeitig stellen Sie
die Frage: ”Beweise, worüber, welche, wo und wann?” Dazu möchte ich Ihnen
sagen: Machen Sie sich mit der Geschichte der Entwicklung menschlichen Bewusstseins
und Denkens selbst vertraut aus den Schriften der höchsten Geistwesen, die oft
mit ”ehrenvollen“ Titeln wie Häretiker und Scharlatane bedacht wurden. Ihr
letzter Satz: ”… dann werden wir am Ende dieser Runde ausscheiden.” Hier spüren
Sie eine Drohung, und wie Sie erklären, eine unverdiente. Doch zum ersten
besteht keine Drohung darin, dass die Hohen Lehrer die freiwillige Abweisung
des höheren Wissens seitens der Menschheit hinnehmen werden. In diesem Falle
würden die Meister ihr Wissen und ihre Energien für das Wohl anderer
Menschheiten auf anderen Planeten einsetzen. Ich meine, wenn man nur etwas in
das Ganze eindringt, kann man sich vorstellen, welchem Ende alles zusteuert.
Und wir wissen auch, dass es keine Wirkungen ohne Ursachen gibt; was waren
diese Ursachen und wo finden wir sie?
Nur
ein voreingenommenes Bewusstsein kann in den von Ihnen zitierten Worten eine
Bedrohung vermuten. Wäre dem so, dann könnte man jedes Warnzeichen bei einem
Bahnübergang (Achtung auf den Zug) u. dgl. als Bedrohung ansehen. Ein freies Bewusstsein
wird begreifen und jede Warnung dankbar entgegennehmen. Zum Schluss Ihres
Briefes schreiben Sie: ”Dieses Buch erweckt vor allem den Eindruck, als wäre es
von Leuten verschiedener geistiger Entwicklungsstufen geschrieben worden; ist
es jedoch von einer Person geschrieben worden, so von einer, der jedes Wissen
ermangelte und die ganz selbstbewusst die aufgepickten Krumen des Wissens auf
einen Faden auffädelte, als wären es Perlen verschiedener Größe, Farbe und
Werte …” Ihre eigene Ausdrucksweise gebrauchend, könnte ich sehr wohl sagen, dass
Sie in diesem besonderen Fall jene für Ihre eigene Krankheit tadeln. Es ist
unerlaubt, den Großen Lehrern der Menschheit seine eigene Unwissenheit und den
Mangel an Verstehen zuzuschreiben.
Das
betreffende Buch wurde von den Höchsten Geistern geschrieben; unvorbereitete Bewusstseine
täten jedoch besser daran, es nicht zu berühren, denn das endet in nichts
anderem als in Gotteslästerung. Man kann vieles nicht wissen und einen Großteil
nicht verstehen, – das ist kein Verbrechen, aber zu lästern, das ist
unentschuldbar. Wer überall Widersprüche sieht, außer in seinem eigenen Bewusstsein,
enthüllt nicht nur seine eigene Unwissenheit, sondern auch seinen Eigendünkel.
So
pflegte der Große Buddha bei der Wahl seiner Schüler, sie auf ihre
Begriffsfähigkeit hin zu prüfen, als wären sie Gegensatzpaare. Konnte ein
Schüler diese Fähigkeit nicht nachweisen, zog Buddha ihn für weiteres Wissen
nicht heran, da dies nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich gewesen wäre.
Das Vertrautsein mit der Wirklichkeit wird nur auf dem Wege ewigen Wandels und
durch Gegenüberstellung von Gegensatzpaaren erlangt.
Sie
werden nach dem Lesen meines Briefes wahrscheinlich empört sein, doch ich bin
an die Tatsache gewöhnt, dass jene Leute, die feine Geschichten erzählen und
damit alle möglichen Lästerungen über das Höchste, Heiligste und Teuerste von
sich geben, zu Feinden werden, wenn man sie zurechtweist. Es liegt mir nicht,
scheinheilige, süße Worte auszusprechen, um persönliche Schmähungen zu
übertünchen. Gleicherweise liebe ich keine billige Sentimentalität, die jede
Lüge beflügelt und zur Brutstätte der Ungerechtigkeit wird.
11.
Juni 1937
Jeder
Beweis der Einigkeit ist eine große Tat, und ihre Auswirkungen sind mit
irdischen Maßstäben schwer zu messen. So möchten wir aus tiefstem Herzen allen
jenen unsere Dankbarkeit aussprechen, die uns geistig nahestehen und am Tage
des Festes der Einigkeit ihre besten Gedanken übermittelten. LICHT und FREUDE
allen, möge in Einigkeit – Selbstlosigkeit den Lebensweg jedes wahren Dieners
des Guten zieren. Wir sind glücklich, dass Ihre Gruppe so rührig und aktiv ist.
Das Wichtigste ist, die Wasser umzurühren; nur dann werden Möglichkeiten
geboren. Oft erwartet man ein ganz bestimmtes Ergebnis, doch man muss bedenken,
dass dieses – wie man enttäuscht sieht – nicht immer eintrifft, sondern dafür
in eine andere, nicht minder wichtige Richtung neue Möglichkeiten gesät werden.
Daher wollen wir wachsam sein und die Möglichkeiten ergreifen, die uns durch
unsere Taten zugeführt werden, sei es durch Begegnung mit Menschen oder
anderes. Leben bedeutet Tätigkeit, Stagnation bedeutet Zersetzung. Daher seien
jene gesegnet, die der Tat zustreben.
Und
nun komme ich zu Ihren Fragen. Sie wollen mehr über psychische Energie wissen.
Wie
bekannt, ist die psychische Energie die URENERGIE; daher schließt sie alle
anderen Energien, die nur ihre Differenzierung sind, mit ein.
So
ist Parafohat die fundamentale oder ursprüngliche psychische Energie in ihrem
höchsten kosmischen Aspekt, und ihr nächster Aspekt im offenbarten Universum
ist Fohat. Dieselbe als Lebenskraft offenbarte psychische Energie ist überall
als Prana verstreut. Die Zeit ist gekommen, um die Bedeutung der Urenergie in
eine Einheit zu bringen.
Hier
ein Paragraph aus der LEHRE: ”Zweifellos seid ihr oft gefragt worden, wie man
die psychische Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Jedoch oft ist
schon gesagt worden, dass das Herz, das die höhere Lebensqualität anstrebt, der
Leiter der psychischen Energie sein wird. Keine gewaltsame, herkömmlich
beschleunigte Beweglichkeit zur Entwicklung der Herztätigkeit ist von Nutzen.
Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man möge ihm die Freiheit zum Guten
geben und es wird sich mit Energie füllen. Ebenso können die Früchte der
vereinten Energie nur in harmonischer Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür
ist es aber unumgänglich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet”
(Bruderschaft, § 290).
Psychische
Energie ist Heiliger Geist; psychische Energie ist Liebe und Streben;
psychische Energie ist die Synthese aller Nervenausstrahlungen; psychische
Energie ist das große AUM. Daher trägt vor allem unerschütterliches Streben zur
Vervollkommnung und zum Licht in allen seinen Erscheinungen zur Entfaltung
dieser lebenspendenden Energie bei. Denken Sie an den § 55 aus dem Buch
GEMEINSCHAFT: ”Streben ist das Boot des Archaten … Streben ist der Schlüssel zu
allen Höhlen … Streben ist die Zahl der Sterne.” Ich liebe diesen Paragraphen
so! Man kann sagen, dass überall dort, wo es kein Streben gibt, es auch keine
erhabene psychische Energie gibt.
Sie
haben recht, psychische Energie kann man sich nur aneignen, wenn die
Nervenzentren bereit sind, sie aufzunehmen. Sie kann weder aufgezwungen noch abgerungen
werden. Man kann eine bestimmte Menge seines eigenen Vorrats anderen Personen
übermitteln, aber nur, wenn diese sie aufnehmen können. Das erklärt viele
Wunderheilungen. Gleichfalls bedarf psychische Energie der Kraft aus dem Raum,
aber nur, wenn sie bereits die Eigenschaft der Anziehung besitzt. Alle
Phänomene, wie Telepathie, Gedankenübertragung auf Entfernung, Hypnose, Heilen,
Hellsehen, Hellhören, Psychometrie u. dgl. stehen in Zusammenhang mit den
Erscheinungen verschiedener Eigenschaften der psychischen Energie. Man muss auch
daran erinnern, dass die Eigenschaften der psychischen Energie in ihrer
Vielfalt unbegrenzt sind.
Kundalini
ist die gleiche Lebenskraft der psychischen Energie, die über das Zentrum am
Ende des Rückgrats wirkt. Aber bei hochentwickelten Geistern offenbart sie sich
über das Herz. In vergangenen Jahrhunderten wurde dem Zentrum Kundalini im
Hinblick auf die sichtbaren Ergebnisse der wirkenden psychischen Energie
besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aber in der kommenden Epoche, in der die
Welten näher aneinanderrücken, wird besonders das Herzzentrum verstärkt werden.
Die Tätigkeit über das Kundalini-Zentrum ist im irdischen Zustand überzeugend
und real, wogegen es zur Erreichung der höheren Welten und für den Aufenthalt dort
wichtig ist, die Herzenergie zu verfeinern. Aus diesem Grunde spricht die LEHRE
so viel über das Herz, dieser ”Sonne der Sonnen“.
Psychische
Energie ist in der Vielfalt ihrer Eigenschaften und Erscheinungen unbegrenzt.
Sie ist, wie alles im offenbarten Universum, dual in ihren Aspekten, d. h. sie
kann sowohl zum Guten als auch zum Bösen verwendet werden. Daher kann man von
ihr – entsprechend ihren sehr unterschiedlichen Eigenschaften zu Zeiten von
Atlantis – auch in der Zeit der kommenden Epoche verschiedene Erscheinungen
erwarten. Jedenfalls ist zu hoffen, dass infolge des Erwachens höherer
Geistigkeit in der Menschheit, durch den Einfluss der neuen Raumstrahlen, die
unseren Planeten jetzt erreichen, die höheren Erscheinungen oder Eigenschaften
der psychischen Energie vorherrschen werden. Alles hängt von der geistigen
Entwicklung des Menschen ab, von der Beschaffenheit seines Herzens.
Nun
zu Ihrer nächsten Frage: ”Wie sind die Worte im Johannes-Evangelium zu
verstehen: ‚Wem immer ihr die Sünden nachlasset, dem sind sie nachgelassen, wem
immer ihr sie behaltet, dem sind sie behalten‘ (Joh. 20:23)?” Offensichtlich
sind diese Worte nicht genau überliefert. Wahrhaftig, es ist unmöglich,
anzunehmen, dass die Evangelien, deren erstes vor beinahe 100 Jahren nach dem
Tod Christi geschrieben wurde und später alle durch die Zensur so vieler
eifriger Hände gegangen sind, den Gedanken Christi klar bewahrten. Jedoch lege
ich diesen Ausspruch folgendermaßen aus: Wenn wir dem Schuldigen vergeben, so belasten
wir sein Karma nicht zusätzlich. Hegen wir hingegen Groll und Unversöhnlichkeit
in uns, erschweren wir sein Karma noch mehr und nützen dabei auch uns nicht,
ganz im Gegenteil!
Denken
wir daran, was im Buch ”Bruderschaft“ (§ 445) gesagt ist: ”Um den Begriff
Vergebung hat sich viel Unverständnis angesammelt. Wer jemandem vergeben hat,
meint, er hätte etwas Außergewöhnliches vollbracht, dabei hat er nur sein
eigenes Karma vor Erschwernis bewahrt. Der, dem vergeben wurde, denkt, dass
alles getilgt sei, das Karma jedoch bleibt bestehen. Freilich, derjenige, der
vergibt, mischt sich in das Karma dessen, dem er vergibt, nicht ein und
erschwert es somit auch nicht, aber das Karmagesetz bleibt für beide geltend.
Die Herren des Karma können dies bis zu einem gewissen Grad ändern, wenn das
Feuer der Läuterung hell auflodert, doch diese Flamme kann nicht leicht
entzündet werden. Zur Entfachung des Feuers sind große Opfer gebracht worden.
Das Gedenken an solch aufopfernde Taten muss man würdigen. Schönheit lebt in
solchen Rufen. Weder Zeit noch menschliche Wirren können die Rufe nach
Selbstaufopferung ersticken. Die Gebote der Bruderschaft besagen dasselbe. Es
ist schön, wenn der durch Zeitalter bestehende Begriff auch jetzt nicht
vergessen wird. Weisen wir selbst geringes Verständnis für den überirdischen
Pfad nicht zurück.”
Wenden
wir uns wieder Worten im Johannes-Evangelium zu, die oft mit den Worten aus dem
Matthäus-Evangelium (18:18) gemeinsam zitiert werden: ”Wahrlich, ich sage euch,
was immer ihr auf Erden bindet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr
auf Erden löset, wird auch im Himmel gelöst sein.” Wirklich, das sind die
Worte, nach denen die Kirche die Nachfolge der Apostel für sich in Anspruch
nimmt und auf die sie die Macht zu vergeben und zu bestrafen gründet,
einschließlich Exkommunikation. Ich habe darüber schon geschrieben und daher
möchte ich diese Zeilen jetzt für Sie wiederholen: ”Um die oben erwähnten Worte
Christi richtig zu verstehen, muss man die vorausgehenden Verse im selben
Kapitel (Matth. 18:15) lesen. Wahrhaftig, der 18. Vers ist sozusagen die Moral,
die aus dem obigen Gleichnis hervorgeht, denn er weist deutlich auf die Wirkung
des Karmagesetzes hin. Wahrlich, wir müssen unsere Auseinandersetzungen mit
unseren Nächsten hier auf Erden schlichten, in der Feinstofflichen Welt ist das
nicht möglich. Denn wir ernten in der Feinstofflichen Welt, was wir hier säen.
Aus diesem Grunde sollten wir immer versuchen, so viel Karma als irgend möglich
zu tilgen, – mit anderen Worten, unsere Beziehungen zu anderen zu schlichten,
solange wir hier auf der Erde weilen. Warum sollte die Anrede ”ihr“ im 18. Vers
sich allein auf die Apostel beziehen und nicht auf die Menschen im allgemeinen?
Sicherlich, es ist nicht schwer zu begreifen, warum diese Worte so ausgelegt
wurden, als wäre den Aposteln von Christus das Recht verliehen worden, zu
”binden und zu lösen“ oder anders gesagt, zu bestrafen und zu vergeben …
Wirklich,
selbst das Höchste Geistwesen kann keine Sünden vergeben, weil dies dem
Karmagesetz widerspräche. Es könnte Karma bis zu einem bestimmten Grad
erleichtern, aber das ist alles. Wenn der Mensch der alleinige Schöpfer und
Vollstrecker jedes seiner Motive, all seiner Gedanken und Taten ist, wer könnte
dann überhaupt in seinem Wesen etwas ändern, folglich an seinem Schicksal, ohne
seinen unmittelbaren Willen? Der Hohe Geist kann nicht mehr tun, als uns in
unseren Anstrengungen zu unterstützen, um unser inneres Wesen zu wandeln. In
allem ist in erster Linie Zusammenarbeit erforderlich.”
Zum
Abschluss meines Briefes würde ich Sie bitten, von Zeit zu Zeit alle jene, die
sich der LEHRE angeschlossen haben, daran zu erinnern, dass Prüfungen, wie Sie
wissen, unvermeidlich sind. Wahrlich, die Schüler müssen die Geisteskraft aufbringen,
die Feinde zu bewältigen, die allerdings vor allem in uns selbst zu suchen
sind, in Form von noch nicht ausgelebten Leidenschaften und Gewohnheiten. Unter
dem Druck äußerer Umstände und Verhältnisse erwachen diese in unserem Herzen
und vergiften unser Bewusstsein.
Weisen
Sie Ihre Freunde auf folgende Paragraphen im Buch BRUDERSCHAFT hin. (483): ”In
den Gemeinschaften des Altertums wurde jeder, der sich einer Prüfung unterzogen
hatte, beglückwünscht. Man behandelte ihn fürsorglich, denn es war bekannt, dass
es unerlässlich war, den Prozess seines Erlebens gewaltsam zu unterbinden. Jede
Prüfung wurde als Schwelle zum Fortschritt betrachtet. Niemand konnte den
Verlauf der Wirkungen verwirren, doch brüderliche Ermutigung half ihm, seinen
Schritt, selbst vor den schrecklichsten Bildnissen nicht zu verlangsamen.
Natürlich, das in seiner entsetzlichen Hässlichkeit unvermeidliche Chaos
versucht, den Pfad jedes Geprüften zu behindern. Mögen jedoch diese Bildnisse
schrecklich sein – die Erscheinung des Entsetzlichsten ist an sich der Vorbote
des Endes der Prüfung.”
(529):
”Gewohnheit ist die zweite Natur, besagt ein weises Sprichwort und
verdeutlicht, wie sehr Gewohnheit den Menschen beherrscht. Gerade Gewohnheiten
machen den Menschen unbeweglich und unempfänglich. Gewohnheiten kann man
unterdrücken, aber es ist schwer, sie auszumerzen. Man kann immer wieder
Menschen begegnen, die sich rühmen, die Gewohnheiten besiegt zu haben. Beachtet
jedoch den Alltag dieser Sieger und ihr werdet finden, dass sie
Gewohnheitssklaven sind. Sie sind von Gewohnheiten derart befallen, dass sie
gegenüber der Last dieses Jochs sogar unempfindlich sind. Besonders tragisch
ist es, wenn ein Mensch meint, von Gewohnheiten frei zu sein, in Wirklichkeit
aber an sie gefesselt ist. Es ist äußerst schwierig, einen Kranken zu heilen,
der seine Krankheit leugnet. Jeder kennt solche unheilbaren Menschen. Doch um
den Begriff Bruderschaft in sich aufzunehmen, ist es unerlässlich, vorhandene
Gewohnheiten zu meistern. Wenn Wir von Gewohnheiten sprechen, so meinen Wir
nicht den Dienst am Guten, sondern die kleinen Gewohnheiten der Selbstsucht.
Bei
Uns ist es Brauch, jene, die sich der Bruderschaft nähern, durch das Ablegen
der Gewohnheit zu prüfen. Diese Prüfungen müssen unverhofft erfolgen. Am besten
ist es, mit kleinen Gewohnheiten zu beginnen. Der Mensch neigt oft dazu, diese
stärker als etwas anderes zu verteidigen. Man betrachte sie gleichsam als
Geburtsmerkmale, als natürliche Eigenschaften. Aber Neugeborene haben keine
Gewohnheiten. Atavismus, die Familie sowie die Schule fördern das Einwurzeln
von Gewohnheiten. In jedem Fall ist eine alltägliche Gewohnheit ein Feind der
Evolution.”
19.
Juni 1937
Ich
freute mich zu hören, dass Sie sich mit der psychischen Energie und der
Gedankenkraft befassen wollen. Zur Zeit sind das die dringendsten Fragen. Das Bewusstsein
der Menschen muss geweckt werden zur richtigen Bewertung der Bedeutung des
Gedankens. Die kommende Evolution beruht auf Zusammenarbeit und der Bedeutung
des Gedankens. Versuchen Sie daher, so viel Material als möglich über
praktische Errungenschaften auf dem Gebiet der Gedankenübertragung
zusammenzutragen. Welch beachtenswerten Prüfungen in der Menschenkenntnis Sie
unterzogen werden! Ich bin sicher, Sie werden diese Prüfungen siegreich
bestehen.
Lasst
uns daher Weisheit erlangen, indem wir verschiedene Persönlichkeiten
vergleichen. Erinnern wir uns an alle Persönlichkeiten, die bereits in kurzer
Zeit Legende wurden. Üben wir Zweckmäßigkeit! Es heißt in der LEHRE, dass ein
Mensch, der nicht weiß, was Angemessenheit ist, nicht als geistig gilt.
Angemessenheit ist der Goldene Mittelweg.
Mit
Bezug auf Buddha sagte Vivekananda, dass das Herz der Hohen Geistwesen so weich
ist wie Butter, aber sie es zu disziplinieren verstehen. Mit anderen Worten,
Sie wissen, was Angemessenheit ist. Wahrlich, Sie werden von Angemessenheit
geleitet. Angemessenheit grenzt an Zweckmäßigkeit, die im ganzen Kosmos
herrscht.
Ich
habe den beigelegten Brief durchgesehen und wäre dem Verfasser gerne
behilflich, ihn über seine Gedanken in bezug auf Komplexität des menschlichen
Wesens aufzuklären. Aber vorerst möchte ich hervorheben, dass die Buddhisten
nicht behaupten, dass der Mensch ”DAS“ oder der vollkommene und ewige Gott sei.
Diese Behauptung stammt von den Anhängern des Vedanta. Auch sollte man nicht
meinen, dass das in uns vorhandene Göttliche Prinzip oder die Verbindung mit
ihm Evolution sinnlos mache. Im Gegenteil, nur das Vorhandensein dieses ewigen
Prinzips in uns ermöglicht Evolution, denn das gesamte Universum, alles Sein
besteht nur durch dieses lebenspendende Prinzip. Wahrlich, die Vollkommenheit
und Ewigkeit dieses Göttlichen Prinzips in seinem Potential sind die Gewähr
dafür, dass sich der Mensch, sein Träger, ewig vervollkommnen kann. Indem die Vedantisten
die Unwandelbarkeit und Vollkommenheit des Göttlichen Elements anerkennen,
anerkennen sie auch die ganze Komplexität des menschlichen Wesens als
Widerspiegelung des Universums – diesen Komplex der Komplexe. Der Makrokosmos
befindet sich in einem perpetuellen Entfaltungsprozess oder Werden, ebenso wie
der Mensch, der Mikrokosmos, unermüdlich neue Möglichkeiten entdeckt und
sammelt, eben wegen des in ihm vorhandenen ewigen Göttlichen Potentials. Die
Buddhisten leugnen das Vorhandensein einer unwandelbaren Seele im Menschen und
in allem Sein, denn sie sehen sowohl im Menschen als auch im gesamten
offenbarten Universum Unbeständigkeit und Vergänglichkeit oder – nach der
modernen Terminologie – die Evolution alles Seienden. Jedoch kein einziger
gelehrter Buddhist, dessen ontologische Vorstellungen dem gegenwärtigen auf
Energetik beruhenden Denken nahestehen, würde das Vorhandensein der Göttlichen
Energie im Menschen, die grundlegend ewig und unwandelbar ist, leugnen. Daher
ist es unwesentlich, ob wir diese Energie Gott, Geist oder Ewige Zeugenschaft
oder eben Göttliches Feuer nennen, ihr herrlicher transzendentaler Sinn bleibt
unverändert. Es ist von Nutzen, hier den § 275 aus dem Buch AGNI YOGA in
Erinnerung zu bringen: ”Vedanta stellt richtig fest, dass der Geist
unverletzlich bleibt. Das feurige Geisteskorn behält seinen ursprünglichen
Bestand, weil das Wesen der Elemente unveränderlich ist. Doch die Emanation des
Korns ändert sich in Abhängigkeit vom Wachstum des Bewusstseins. So kann man
verstehen, dass das Geisteskorn ein Teilchen des elementaren Feuers ist. Und
die um das Korn angesammelte Energie ist Bewusstsein. Das bedeutet, dass Vedanta
sich mit dem Korn befasste, während Buddhismus von der Vervollkommnung der
Körper sprach. So vollkommen bedingen das Bewegliche und das Unbewegliche
einander.
Es
ist durchaus verständlich, dass Buddha, der die Menschheit zur Evolution
lenkte, das Wesen der Beweglichkeit aufzeigte, während Vedanta die Grundlage
erklärte. Füget einer Flamme irgendeinen chemischen Bestandteil bei, und ihr
werdet bemerken, dass sich ihre Farbe und Größe verändert; aber das
ursprüngliche Wesen des Feuers wird unverändert bleiben. Ich sehe keinen
grundlegenden Widerspruch zwischen Vedanta und Buddhismus.”
So
vergleichen die Vedantisten die Evolution des Menschen gerne mit einem Halsband
– jede Perle davon ist eine der physischen Erscheinungen, aufgefädelt am Faden
des Geistes. Richtiger jedoch ist es, sich diese Evolution vom Standpunkt der
Buddhisten her als komplizierte Zusammensetzung vorzustellen, der mit jeder
neuen Erscheinung auf der irdischen Ebene ein neuer Bestandteil hinzugefügt
wird, der natürlich diese ganze Zusammensetzung verändert.
Manch
einer lehnt sich auf gegen die Teilung des Menschen in Geist und Materie.
Sicherlich, in ihrem letzten Zustand sind Geist und Materie eins (Materie ist
kristallisierter Geist); aber auf der Erscheinungsebene oder Differentiation
wandelt sich alles, und je näher an der grobstofflichen Sphäre, umso schärfer
wird die Differentiation oder Teilung. So ist in der Feurigen Welt
Differentiation zwischen Geist und Materie fast unfühlbar, weil Materie der
Erscheinung des Lichts bedarf, auf unserer irdischen Ebene erlangt sie jedoch
leider eine ungeheuerliche Vergröberung. Die Komplexität des menschlichen
Organismus macht es daher in vielen Fällen, um verstanden zu werden, notwendig,
zu einer Teilung von Geist und Materie Zuflucht zu nehmen.
In
der irdischen Lebensspanne lebt und wirkt ein feurig entwickeltes menschliches
Wesen auf zwei und sogar auf drei Ebenen; für jede Ebene hat es seine eigene
entsprechende Hülle, und so ist es natürlich, dass jene Hülle, in der der
Mensch auf der höheren Ebene wirkt, entsprechende Eindrücke erhält. Aber diese
Schwingungen können wegen ihrer Feinheit nur in den seltensten Fällen vom
groben Gehirn aufgenommen werden, weil das Gehirn der Spannung nicht
standhalten kann. In Ermangelung entsprechender Begriffe in unserer
Terminologie ist es daher üblich, vom Menschen als einem ”Geist“ zu sprechen,
wenn er sich in seiner feinstofflichen Hülle offenbart, wohingegen die
physische Hülle Materie genannt wird.
Kennen
wir außerdem nicht den KELCH der Aufspeicherungen, der in jeder Inkarnation nur
teilweise in Erscheinung tritt? Und sind diese Aufspeicherungen des KELCHES
nicht tatsächlich Wissen oder Energieablagerungen um das feurige Geisteskorn?
Daher gibt es keine Widersprüche, ob wir nun sagen, dass der Mensch ein
unvollkommenes geistiges Wesen ist, oder wenn wir bestimmte Aspekte des
menschlichen Komplexes analysieren, so nehmen wir Zuflucht zur Teilung in
höhere und niedere Erscheinungen dieses Komplexes.
Wir
wissen, dass der Geist ohne Materie nicht bestehen kann. Wo immer es Sein gibt,
gibt es Materie, selbst wenn sie für uns gänzlich unsichtbar wäre. Und der
Mensch ist genau ein Komplex von unbegrenzten Abstufungen in der
Differentiation eines Elements – GEIST-MATERIE.
Man
muss immer die zwei grundlegenden Beweisführungen des Geheimen Wissens ins Auge
fassen, nämlich 1. die Unteilbarkeit und Unveräußerlichkeit Gottes oder des
Göttlichen Elements aus dem Universum, und 2. die Einheit des Grundelements
Geist-Materie. Alle Missverständnisse und Irrtümer kommen aus der
Nichterkenntnis und der Nichtannahme dieser grundlegenden okkulten Thesen.
Mit
dem neuen Verstehen der Materie seitens der Wissenschaftler und infolge des
Interesses an der Gedankenkraft wird die Lehre Buddhas in der kommenden Epoche
ihren gebührenden Platz einnehmen. Wirklich, Buddhismus macht keinen
Unterschied zwischen der physischen und der psychischen Welt. Die der
Gedankentätigkeit zugeschriebene Wirklichkeit ist von derselben Rangordnung wie
die Wirklichkeit von Dingen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen.
Stehen
Sie als Krieger auf der Wacht, und denken Sie an die unvermeidlichen Prüfungen.
2.
Juli 1937
Das
gesamte Universum ist durchdrungen von dem Einen Göttlichen Element, dessen sichtbares
und unsichtbares Sein sich in der ewigen nie aufhörenden Bewegung (Atem)
offenbart, im ewigen Wechsel und im Entfaltungsprozess dieses unermesslichen,
unnennbaren, ewiglich unerkennbaren Mysteriums aller Mysterien, alle neuen
Differentiationen und Verbindungen hervorbringend.
Der
ganzen Schöpfung liegt ein starker Impuls oder das Streben nach Manifestation
zugrunde. Es ist derselbe Impuls oder Durst nach Sein, der den Menschen zum
Inkarnieren drängt. In seinem höchsten Aspekt ist es Göttliche Liebe und ebenso
sublimierte menschliche Liebe. Im grauen Altertum wurde Kama, der Gott der
Liebe, als der höchste Gott verehrt. Liebe ist der höchste Aspekt der Gottheit,
und in Liebe und durch Liebe enthüllt sich jede seiner Offenbarungen. Der gesamte
Kosmos wird durch den Kosmischen Magneten oder die Göttliche Liebe innerhalb
der Daseinsordnung aufrechterhalten. So sagen Sie Ihren Freunden, dass
Göttliche Liebe alle Welten erschafft.
Im
Göttlichen Bewusstsein gibt es weder einen Anfang noch ein Ende, sondern nur
das ewige SEIN. Genauso wie man sich nicht vorstellen kann, dass Unbegrenztheit
einen Anfang hätte, so ist es ebenfalls unrichtig, von einem Schöpfungsbeginn
zu sprechen. Kann der menschliche Verstand sich nur eines der Großen
Manwantaren vorstellen, deren Zahl sich in Unbegrenztheit verliert? Aus der
Heiligen Lehre können wir uns eine gewisse Vorstellung machen von der
Entstehung unserer Planetenkette; und durch Analogie, mit Hilfe einiger vorhandener
Hinweise, können wir versuchen, einen Schatten von dem ganzen Entstehen der
Runde eines Sonnensystems zu erhaschen.
Sie
wissen auch, dass während der Zeit eines Pralaya oder der Erneuerung des
Planeten oder Sonnensystems die Höchsten Wesenheiten (die Jakobsleiter), die
gemeinsam die Kosmische Vernunft und das Schöpferische Element darstellen,
Wache stehen und den künftigen Lebenszyklus des Sonnensystems planen. Sie
Selbst werden die Hauptexekutoren dieser Pläne sein. Wie sonst könnten alle
Legenden über das Pantheon der Götter oder der Avatare und Gottmenschen erklärt
werden? In der Tat, das Hierarchische Prinzip ist das kosmische Gesetz, das
führende Prinzip. Daher gibt es ein Höchstes Geistiges Wesen oder einen
Hierarchen, der für die ganze Runde oder ein bestimmtes Manwantara die
Verantwortung trägt. Nach menschlicher Vorstellung wird ein solcher Hoher Geist
im Sinne eines persönlichen Gottes oder gar Universellen Gottes verstanden.
* * *
Über
psychische Energie möchte ich nachfolgende Aussage aus dem Buch BRUDERSCHAFT
zitieren: ”Zweifellos seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische
Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Jedoch oft ist schon gesagt
worden, dass das Herz, das die höhere Lebensqualität anstrebt, der Leiter der
psychischen Energie sein wird. Keine gewaltsame, herkömmlich beschleunigte
Beweglichkeit zur Entwicklung der Herztätigkeit ist von Nutzen. Das Herz ist
ein sehr unabhängiges Organ; man möge ihm die Freiheit zum Guten geben und es
wird sich mit Energie füllen. Ebenso können die Früchte der vereinten Energie
nur in harmonischer Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es aber
unumgänglich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (§ 290).
So
empfehlen Sie Ihren Schülern, im ganzen Leben die Verbesserung der Qualität
anzustreben. Dies wird die besten Aufspeicherungen von psychischer Energie
ergeben.
Gefühlswissen
nannte man früher Intuition. Gefühlswissen wird aufgebaut aus Aufspeicherung
aus früheren Leben und wird im KELCH verwahrt. In der Tat, es ist kein
unmittelbares Wissen, sondern Gefühlswissen, weil unser gesamtes Wissen primär
auf Gefühl beruht. Es äußert sich stark im ganzen transzendentalen Erleben.
Gefühlswissen
wird zusammen mit der verstärkten Tätigkeit der psychischen Energie erweckt.
Wie Sie wissen, ist alles im wechselseitigen Zusammenwirken verwoben und alles
hängt voneinander ab.
6.
Juli 1937
Nun
zu Ihren Fragen:
Selbstmörder
halten sich gewöhnlich in den der Erde nächsten Schichten auf, weil sie die sie
an die Erde bindende Energie noch nicht ausgelebt haben. Ihr Äther- oder
niederer Astralkörper nimmt noch stark an den irdischen Empfindungen teil. Nur
bei außerordentlich hohen Geistwesen löst sich diese niedere Hülle auf, solange
sie noch irdisch einverleibt sind. Bewusstseinsklarheit dient solcher
Verklärung. In der Tat, die der Erde nächstliegende Sphäre ist sehr
grobstofflich, doch wenn der Geist während seines irdischen Lebens, wenn auch
nur zeitweilig, dem Lichte zustrebte, wird es ihm gelingen (sofern er seinen
Willen sammeln und lenken kann), auch in einem solchen Fall den Einfluss der
Höheren Kräfte zu finden, und mit ihrer Hilfe kann er seine Lage verbessern.
Aber meistens sind es gerade die Selbstmörder, die über die überirdischen Bereiche
nicht nachdachten, und so sind sie unfähig zu begreifen, was mit ihnen geschah.
War sein Bewusstsein während seines Lebens getrübt, dann wird diese Unklarheit
nach der Trennung vom physischen Körper noch verstärkt werden. Das Bewusstsein
in seinem höchsten Aspekt, psychische Energie, muss im irdischen Leben sehr
klar und aktiv sein, damit die Eindrücke und Ablagerungen der Energien in die
Zentren des feinstofflichen Körpers eingeprägt werden können; andernfalls
bleibt nach dem Wechsel der Hüllen die menschliche Essenz in der
Feinstofflichen Welt in einem Schlummerzustand.
Psychische
Energie ist beim Hinübergehen oder beim Wechsel von einem in den anderen
Zustand absolut notwendig. Unsere psychische Energie trägt uns in jene Sphäre,
die unseren Aufspeicherungen entspricht, und je stärker das Streben eines
Geistes vor dem Tod ist, umso höher wird er aufsteigen. Und falls der
fundamentale Vorrat und die Qualität seiner psychischen Energie es dem Geist
nicht gestattet, sich in den höheren Sphären aufzuhalten, wohin ihn die letzte
mächtige Woge trug, so wird er, wenn er sich dann in der seinen geistigen
Errungenschaften entsprechenden Sphäre aufhält, dennoch jene geistige Erhebung
für immer im Gedächtnis behalten. Das ist der Grund, warum man im Altertum um
den letzten Augenblick auf Erden so besorgt war und versuchte, ihn freudvoll zu
gestalten und zum Schönsten zu lenken. Jedoch die unglückseligen Selbstmörder
unterbinden gerade den Strom ihrer psychischen Energie. Die Verzweiflung, die
sie zu dieser Wahnsinnstat trieb, verursachte den totalen Abfluss der
psychischen Energie, und daher wird sie der Macht der irdischen Anziehung
ausgeliefert. Ihre Seelenqualen und Leiden werden bis zum Zeitpunkt des
vorgesehenen Todes andauern. In Ausnahmefällen, sofern das Bewusstsein durch
die schreckliche Verkettung der Umstände nur vorübergehend getrübt war, können
diese Unglückseligen sich an das Licht erinnern und so in sich ausreichend
Kraft entfalten, um sich der Höheren Hilfe zuzuwenden und nach Sühne zu
streben. Daher wird ein inniges Gebet des Herzens an die Kräfte des Lichts für
diese Gebrochenen nicht ohne Echo bleiben, vorausgesetzt jedoch, dass sie
selbst danach streben, sich im Geiste zu erheben.
Sicherlich,
die niederen Wesenheiten unter den Selbstmördern können alle Art von Exzessen
ausführen. Vampirismus ist kein seltenes Vorkommnis; die nicht ausgelebten,
noch nicht umgewandelten Energien zerren sie mit starker Kraft zu den irdischen
Empfindungen.
Alles,
was im KELCH DES OSTENS gesagt ist, beruht auf Wahrheit. Die Abtrennung der
Monade bedeutet Verlust des Erinnerungsvermögens der Persönlichkeit, nicht
jedoch der Individualität. Dagegen ist eine endgültige Abtrennung der Monade
oder von den anderen Prinzipien des Menschen wirklich ein schreckliches
Geschehen, das Ärgste, was passieren kann, denn sie versperrt der
Individualität die Evolution für viele Jahrtausende. Solch eine Monade wird
sich ein neues Vehikel oder einen Leiter für sich aufbauen müssen und ist
gezwungen, von neuem die ganzen niederen Formen zu durchschreiten.
Sie
wollen etwas über den Tod wissen oder besser über den Zustandswechsel. Darüber
gibt es so viele Hinweise in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK. Welcher scheint
Ihnen nicht klar genug? Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass man
ernsthaft daran denken muss, dass die Qualität und die Dimensionen des
irdischen Zustandes zur Klarheit des Bewusstseins in der Feinstofflichen Welt
beitragen. Was immer hier noch nicht erkannt wird, wird auch in der
Feinstofflichen Welt nicht erkannt werden. Schlummernde Bewusstseine bleiben
solche auch in der Feinstofflichen Welt. Wir erlangen neue Energien für die
Umwandlung nur durch Erwerb von Wissen hier auf Erden. Daher ist jedes Streben
nach Wissen, jede Aufspeicherung besonders wichtig.
Wenn
wir hier auf Erden in unserem Ego nicht ein unwiderstehliches Sehnen nach
Wissen einlagern, woher soll es in der Feinstofflichen Welt kommen? Hier
herrschen Gedanken-Schaffenskraft und Geist-Schaffenskraft. Aber ist diese
Gedanken-Schaffenskraft leicht? Denken muss man zuerst hier auf Erden lernen;
denn es ist unmöglich, in der Feinstofflichen Welt jene Fähigkeit zu erwerben,
die wir in unserem irdischen Leben missachtet haben.
Nach
allem, was oben gesagt ist, dürfte Ihnen nun die fundamentale und entscheidende
Rolle der Verfeinerung der psychischen Energie für den Körperwechsel
verständlich sein.
19.
Juli 1937
”Berührt
die Knoten des Schicksals vorsichtig … und bedecken wir den Lauf des Karma mit
dem Eis des Verstehens.” (BGM II, 6)
Sie
verstehen die Bedeutung dieser Worte nicht, aber mir erscheinen sie sehr klar.
Der bessere Teil unseres Wesens kann uns helfen, einen alten Schuldner oder
Gläubiger in unseren karmischen Begegnungen zu erkennen, und dann wird uns unser
Gefühlswissen zur Vorsicht mahnen und entsprechendes Handeln einflößen. Doch gewiss,
in den meisten Fällen berührt der Mensch gedankenlos seine vergangenen
vielfarbigen Verstrickungen und gibt sich erneut diesen oder jenen Gefühlen
hin, wodurch er sein altes Karma erschwert und in zahlreichen Existenzen hinter
sich herschleppt.
”Der
Lauf des Karma kann nur durch das Eis des Verstehens bedeckt werden”, oder mit
anderen Worten, seine Wirkung kann gemildert oder sogar ausgeschaltet werden.
Das erreichen wir durch die Umwandlung unseres inneren Wesens und durch die
Annäherung an die Hierarchie des Lichts. Wirklich, die Hierarchie des Lichts
hilft einem Schüler, die Begegnungen im Leben zu erkennen, damit er bei
karmischen Rückerinnerungen seine Gefühle beherrscht und sich entsprechend
verhält.
”Aber
hütet euch davor, diesen Schleier durch Unverstand oder durch Grausamkeit, was
unter Unserem Schild untersagt ist, zu zerstören.” Wenn uns der Höchste
Hierarch die Bedeutung unserer Begegnungen verständlich macht, wir aber unfähig
sind, unsere Gefühle zu beherrschen und ihnen freien Lauf lassen, das heißt,
entweder durch sinnloses Geben oder Selbstaufopferung oder durch Grausamkeit,
so werden wir uns selbst durch ein neues und noch schlimmeres Karma binden und
so, vielleicht für viele Zeitalter, des Vorrechts der Annäherung an die Großen
Lehrer berauben. Ein Mensch, der schwer mit Karma belastet ist, kann nicht
zugelassen werden. Es kann ihm beigestanden werden, aber Annäherung ist etwas
ganz anderes.
Man
sollte auch nicht meinen, dass die Höheren Kräfte uns Prüfungen senden. Das
Leben selbst ist reich an Prüfungen; und entschieden sind die gefährlichsten
Prüfungen jene, deren Wurzeln ins frühere Leben reichen. Die von den Großen
Lehrern auferlegten Prüfungen oder besser ihr Wachen über das Benehmen und die
Findigkeit des geprüften Schülers in allen Lebenserscheinungen besteht in
vielfach unbedeutenden äußeren Erscheinungen. Jedoch bedeutend oder unbedeutend
erscheint uns vieles nur nach unserer beschränkten irdischen Vorstellung.
”Da
die Welten geprüft werden, und zwar jeder Teil von ihnen, kann man voraussehen,
dass so mancher sich bei solcher Mutmaßung entsetzt. Aber nur unklugem Denken
kann das willkommene Gesetz der Evolution ungelegen sein. Durch Erweiterung des
Bewusstseins wachsen wir und man wird die unaufhörliche Bewegung liebgewinnen;
oder wäre es vielleicht besser, in dem unveränderten Gefängnis von Fehlern und
Irrtümern zu verharren? Im Gegenteil, es ist weit freudvoller, das ständige
Prüfen zu fühlen, da es das Verantwortungsgefühl entstehen lässt. Bei jeder
Zusammenarbeit auf dem Pfad zur Bruderschaft wird Verantwortlichkeit die
Grundlage des Fortschritts sein” (Bruderschaft).
Aber
gibt es derer viele, die die Bedeutung der Verantwortlichkeit erkennen? Die
Menschen sehen in der heiligen Verantwortung oft ihre größte
Freiheitsberaubung.
Ich
freue mich über Ihren mutigen Geist! Eine vorüberziehende Sturmwolke, die Gott
sei Dank keinen Schaden anrichtete, half Ihnen, die Tiefen Ihres Wesens zu
erschauen, und jetzt werden Sie für neue Begegnungen besser gewappnet sein;
diese werden Sie nicht mehr übermannen und Ihr Herz wird auf der Hut sein.
Erinnern Sie sich meines Hinweises, dass auf dem Pfad die Menschenkenntnis eine
unerlässliche herrliche Fähigkeit ist. Sie ist sehr schwierig, und wir werden
oft vor viele bittere Augenblicke gestellt, aber wir müssen unseren Mut und
Willen stählen und unsere Gefühle beherrschen.
Man
muss es lernen, jeder Person als dem X in einer Frage zu begegnen, jedoch
gleichzeitig sind weder missbilligende Verachtung noch Gleichgültigkeit
zulässig. Wir treffen in unserem ganzen Leben, auf jeder Stufe, auf Widerstände
und müssen mit ihnen fertig werden. Die Wissenschaft, die Widerstände zu
bekämpfen und das Gleichgewicht zu finden, ist die größte Zucht auf dem Pfad
zur Bruderschaft, die jeder üben muss.
Streng
ist der Pfad der Annäherung an die Bruderschaft. Irdische Freuden schwinden,
doch viel höhere und tiefere Freuden nehmen ihren Platz ein. Man muss aber
lernen, ihnen gewachsen zu sein: Der Freude der Nähe der Weißen Bruderschaft, der
Freude der Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Ihr, der Freude steter
Erweiterung und Vertiefung des Verständnisses des Lebens und der wirkenden
kosmischen Gesetze. Nicht gering ist auch die Freude, die durch den
Zusammenklang mit den Herzen der engsten Freunde und Mitarbeiter entsteht.
”Könnten
die Menschen doch erkennen, dass es eine sichtbare und unsichtbare Zusammenarbeit
gibt, an der sie teilhaben können. Könnten die Menschen doch erkennen, wie sehr
sie durch Zusammenarbeit mit der Bruderschaft ihre Kraft verstärken könnten.
Würden sie über diese Zusammenarbeit, die sich jeden Augenblick enthüllen kann,
doch wenigstens nachdenken! Aber die Menschen denken nicht nur nicht an die
Bruderschaft, sondern sie erachten Gedanken an sie als lächerlich.
Diese
Kraft kann jeden Augenblick angewendet werden, man muss nur daran denken, dass
es in den Höhen unaufhörliche endlose Arbeit der Hilfeleistung für die Menschen
gibt. Allein dieser Gedanke schafft einen Energiezustrom. Er wird das Bewusstsein
zum Dienst an der Menschheit vorantreiben. Er wird eingeben, dass Liebe zur
Menschheit möglich ist. Wegen der irdischen Bedingungen ist es oft schwierig,
sich die Möglichkeit solcher Liebe vorzustellen. Möge jedoch der Gedanke an das
Vorhandensein der Bruderschaft dazu beitragen, das Herz zu öffnen. Dann wird
Zusammenarbeit nicht als Pflicht erscheinen, sondern als FREUDE. Und die Schweißtropfen
und heiligen Schmerzen werden das Wissen krönen.
Betrachten
wir diese Worte nicht als Abstraktion, denn solch eine Verneinung würde das
beste Gefäß – das HERZ – verschließen. Jeder Schweißtropfen der Arbeit, jeder
Schmerz um die Menschheit lebt im Herzen. Heil dem umfassenden Herzen!”
So
will ich meinen Brief in der FREUDE erhebender Mitarbeit beenden. Seien Sie
erfüllt von dem Licht der Freude. Wandeln Sie den Pfad des Dienstes an der
Menschheit und legen Sie in allem und für alle das Maß des höchsten Pfades an;
verlieren Sie vor allem die Sicht der Angemessenheit nicht.
31.
Juli 1937
Wir
erhielten Ihren ausführlichen Brief mit den beigefügten Photographien und
danken Ihnen für beides. Ihre Schilderung der Lage in den verschiedenen Gruppen
und bestimmten Gesellschaftsschichten stimmt größtenteils mit dem überein, was
wir ebenfalls von anderer Seite hörten. So ließ uns auch unser Vorgefühl seit
langem alles von Ihnen geschilderte Unerfreuliche erahnen. Frank und frei
möchte ich Ihnen sagen, dass es mich schmerzt, wenn sich die von Ihnen erwähnte
Gruppe mit dem Lesen und der Auseinandersetzung über die BÜCHER DER LEHRE befasst.
Wenn die Menschen dieser Gruppe nicht jene Bewusstseinshöhe erlangt haben, sich
miteinander zu vertragen, dann dürfen ihnen die BÜCHER DER LEHRE nicht
zugänglich sein. Wie kann man in einer Atmosphäre von Misstrauen, Reizbarkeit
oder gar offener Feindschaft die ”Grundlagen der Ethik“ studieren? Wahrhaftig,
man sollte die LEHRE und die hohen Begriffe vor Lästerung bewahren. Daher bitte
ich Sie ernstlich, die LEHRE für sich zu behalten, und wenn diese Ihr Herz
anspricht, über das Gelesene nur mit Ihren engsten Freunden Gedanken
auszutauschen. Die LEHRE wird sich auf ”Unerforschlichen Wegen“ verbreiten. Aus
allen Teilen der Welt gehen uns und unseren Freunden Briefe von harmonischen
und entflammten Herzen zu. Warum sollten wir uns daher mit solch unzugänglichen
Bewusstseinen belasten? Ist es nicht nützlicher, unsere Zeit und Kraft für jene
aufzuwenden, die wirklich ein Wort der Erleuchtung benötigen? Wir wollen
niemanden bekehren und nehmen nur jene auf, die freiwillig zu uns kommen. Möge
jeder den für ihn nächsten Weg beschreiten.
Zu
Ihrer Frage: ”Warum weisen die Großen Lehrer nicht auf die vielen Irrtümer hin,
die begangen wurden und weiter begangen werden?” Darauf möchte ich mit dem § 14
aus dem Buch ”Feurige Welt III“ antworten: ”Man fragt, warum Wir den falschen
Quellen nicht Einhalt gebieten, warum Wir nicht jene ausschalten, die die Sendungen
entstellen? Antwortet: Würde man den Strom, in dessen Sog die Menschheit
vorantreibt, aufhalten, dann würde Fanatismus sich in Brutalität verwandeln. So
fließt das Böse frei wie Lava und verschlingt alle, die sich gegen das Gute
auflehnen, wie die Geschichte beweist. Sicherlich können gewaltsame
Erscheinungen für die Menschheit keinen rechtschaffenen Weg bahnen. Daher
können die feinstofflichen Energien nur von einem feurigen Bewusstsein
aufgenommen werden. So ist Duldsamkeit wirklich das Los des feurigen Bewusstseins.
Natürlich, angehäufter Kehricht muss beseitigt werden, und es ist das Schicksal
des feurigen Bewusstseins, die Mitteilungen aus dem Raum zu läutern. Unter den
angehäuften Seiten menschlicher Schriften wird man jene verderblichen
Mitteilungen beachten müssen, die sogar das Gehirn wohlgesinnter Menschen
getrübt haben. Darum muss man auf dem Pfad zur Feurigen Welt die große
Bedeutung der Wahrnehmung der höheren Energien und der feinstofflichen
Sendungen erkennen.”
Lesen
Sie auch die §§ 11, 12 und 15 desselben Buches.
Sie
fragen, warum die Großen Lehrer nicht auf die Bedeutung der NEUEN LEHRE hinweisen?
Sie weisen für jene darauf hin, die sie aufnehmen können. Dazu muss man über
ein aufgeschlossenes Bewusstsein verfügen. Dringen Sie in die Lehre ein und
vieles wird Ihnen verständlich sein. Jede Frage wird von vielen Seiten her
beleuchtet.
Ja,
die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK gründet auf der VEREHRUNG DER HIERARCHIE des
Lichts und auf Anerkennung der hohen Autorität des Lehrers. Und je höher der
Geist, desto weiter und höher sein Verstehen des großen HIERARCHISCHEN
Gesetzes. Ich werde nicht müde zu wiederholen, dass das HIERARCHISCHE PRINZIP
das kosmische Gesetz ist. Das ganze Universum wird von diesem Gesetz
durchdrungen und durch dieses Prinzip aufrechterhalten. Jede Form im Universum
hat in ihrer Grundlage einen Kern, und jedes strebende Zentrum besteht auf dem
Hierarchischen Prinzip. Im Kosmos ordnet sich das Niedere dem Höheren unter.
Darauf beruht die Evolution. In den BÜCHERN DER LEHRE heißt es: ”Von allen
führenden Prinzipien ist das der HIERARCHIE das mächtigste. Jedes offenbare
Verschieben vollzieht sich nach dem Hierarchischen Prinzip. Wohin kann sich der
Geist ohne Führende Hand wenden? Wohin können das Auge und das Herz sich wenden
ohne Hierarchie … Das Geisteskorn ist vom Kosmischen Strahl des Hierarchen
durchdrungen …” Wahrlich, das Merkmal der Zugehörigkeit zur sechsten Rasse wird
die Annahme des Gesetzes der Höchsten Führerschaft sein, die Annahme der
Hierarchie in ihrem ganzen Umfang.
Überlasset
die Menschen ihrer eigenen uneingeschränkten Herrschaft, und sogleich wird sich
eine fürchterliche Involution durchsetzen. Heute lehnen sich die Menschen im
Westen besonders gegen jede Autorität auf, weil sie fürchten, ihre
Individualität zu verlieren, die sie in den meisten Fällen gar nicht besitzen,
denn sie sind an Vorurteile, Atavismus und Unwissenheit gefesselt. Viele
verfügen nur über ein ganz geringes geistiges Wissen und lassen sich im Leben
von der Stimme der niedersten Selbstsucht leiten, die sie mit Intuition
verwechseln. Sind wir nicht Zeugen der Folgen dieses Wahnsinns?
Zu
den Visionen und Einweihungsszenen, wie sie in manchen Büchern beschrieben
werden, habe ich bereits Stellung genommen und werde meine Worte sicher nicht
zurücknehmen. Darüber hinaus gibt es keine größere Lästerung als die
Behauptung, dass die Macht der Sakramente so stark sei, dass das sittliche
Niveau der Priester, die es vollziehen, ohne Bedeutung sei, solange die Form
und der Einweihungsrang voll beachtet werden … ”Wahrlich, das Feinste kann nur
vom Feinsten empfangen werden; für die Wirkung der feinsten Energien sind
völlige Harmonie und Übereinstimmung erforderlich. Unreines kann nichts Reines
hervorbringen. Niemals kann ein unreiner Diener eine reine Handlung vollführen.
Das überzeugendste Ritual wird den Diener nicht von unreinem Denken befreien.
So irren viele, wenn sie denken, dass ein äußeres Ritual die innere
Abscheulichkeit verdeckt … Ohne die Läuterung des Bewusstseins und
entsprechende gute Taten können die Sakramente weder jemandem helfen noch zu
etwas Gutem führen. Man sollte daran denken, dass alles allein im Bewusstsein
ruht.” Ein erweitertes und geläutertes Bewusstsein ist ein Allheilmittel wie
ein ”geöffneter Sesam“. Was die Geschichten über die verschiedenen Feste und
Einweihungen betrifft, denen sich gewisse Leute unterziehen, so wollen wir dies
ihrer persönlichen Verantwortung überlassen.
Sie
haben natürlich recht damit, dass es für die Menschen nicht leicht ist, in der
heutigen Zeit die vielen selbsternannten Adepten zu erkennen, und das ist der
Grund, warum die Grundlagen der Lehre der Weißen Bruderschaft durch H. P.
Blavatsky gegeben wurden – doch wer bemüht sich, sie zu studieren? Die Menschen
ziehen die vereinfachten und herkömmlichen Auslegungen vor, anstatt ihre
Aufmerksamkeit auf die fundamentalen Gebote zu konzentrieren. Ich bestätige, dass
H. P. B. der einzige Bote der Weißen Bruderschaft war, denn sie allein war
wissend. Nach ihr kam die beachtenswerte Lehre des Lehrers H. durch Francia la
Due. Doch kennen viele diese Lehre? Warum ist sie von einigen theosophischen
Gruppen verschwiegen worden. Warum wird diese Offenbarung nicht von jenen
erwähnt, die vorgeben, die Boten der Weißen Bruderschaft und Lehrer der
Sonnen-Hierarchie zu sein?
Das
Meer der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird rechtzeitig gegeben; wer diese Lehre
studiert, wird für die künftige Reise gerüstet sein, weil Bewusstseinserweiterung
und Unterscheidungskraft seinen Lebenspfad begleiten werden. Aber viele haben
sich gegen diese Lehre bereits aufgelehnt.
Da
jede Lehre von dem Gezeter der Feinde begleitet ins Leben eingehen muss, damit
sie von den Menschen beachtet und nicht vergessen wird, wollen wir die Wirkung
dieses Gesetzes, das von dem niederen Entwicklungsgrad unserer irdischen
Menschheit zeugt, beachten. Noch für lange Zeit werden die Djins Tempel bauen
und die Menschen mit neuen Göttern beschenken. Die Kreuzigung Christi brachte
der Welt einen neuen Gott und eine neue Religion.
Sie
fragen, wie ein erhabener Geist die Menschen dadurch so täuschen kann, dass er
sich als Lehrer der Weißen Bruderschaft ausgibt? Sicherlich, kein einziger
Hoher Geist würde sich zum Betrug verleiten lassen, aber vorerst müssen wir das
Merkmal eines Lehrers der Weißen Bruderschaft bestimmen. Das irdische Merkmal
unterscheidet sich völlig von dem eines überirdischen oder höheren.
Heuchlerische Hingabe und geschmacklose, oft scheinheilige Höflichkeit sind
nicht die Merkmale geistiger Größe. Die Größe des Geistes lässt sich am besten
durch Duldsamkeit, Unermesslichkeit und Großmut sowie durch aktive Widersetzung
gegen das Böse erkennen.
Erstaunlich
ist das menschliche Bewusstsein! Es ist bereit, jeder selbstgefälligen
irdischen Autorität Glauben zu schenken, ohne dass Beweise erhärten, ob die
übermittelte Botschaft aus der Höchsten Quelle stammt. Erweist sich jedoch
diese Botschaft als fruchtlose Blume, sorgt sich kein Anhänger, den Betrüger
anzuklagen, sondern man wird sich beeilen, die Höchste Quelle zu tadeln. Erneut
möchte ich fragen, warum sucht man in den Weisungen, die angeblich von den
Großen Lehrern kommen, nicht nach Irrtümern in den Taschen ihrer Übermittler?
Ja,
wir können aufzeigen, dass die Menschen die Großen Brüder der Menschheit für
finstere Kräfte halten. Wir können Fälle nennen, wo man ihnen die größten
Missetaten zugeschrieben hat und wie man sie der Gewalt und der Bedrohungen
beschuldigte. Vor allem beharrlich in ihren Anschuldigungen waren jene, die es
nicht der Mühe wert hielten, Ihre Worte zu hören. Die Menschen verstehen sich
zu solchem Ausmaß an Falschheit und Gotteslästerung, dass sie sogar behaupten,
die Großen Brüder lehnten Christus ab! Kann man solcher Gotteslästerung Glauben
schenken? Trotzdem sind viele Helfershelfer der Finsteren bereit, solche
Verleumdung zu verbreiten, um Uneinigkeit zu stiften; aber jeder, der den
Aufbau und die Gliederung der Bruderschaft kennt, wird über solche Verleumdung
entsetzt sein. In der Regel beruht Verleumdung auf Unwissenheit, aber selbst
gebildete Menschen sind nicht abgeneigt, offensichtliche Lügen zu wiederholen.
”Schande über euch, Unwissende! Schande über euch, Verbreiter der Uneinigkeit!”
Fragen
Sie sich selbst: ”Irre ich nicht? Aber die Unwissenden glauben nicht, sich je
irren zu können, denn sie beharren auf ihren Irrtümern und meinen, ihnen nicht
verfallen zu sein.”
Wirklich,
nach der Beurteilung der Menschen sind auch den Großen Brüdern Irrtümer
zugeschrieben worden. Verhören Sie solche Anschuldiger und Verneiner und Sie
werden feststellen, dass ihre Verneinung in Unwissenheit wurzelt. Gewöhnlich
kennen jene, die das Neue nicht annehmen, auch das Alte nicht. Ein aufmerksamer
scharfer Verstand wird in jedem täglichen Ereignis etwas Neues erblicken, aber
dieses Vorrecht eignet dem aufgeschlossenen Verstand, jedoch keinem
verneinenden. Jede Epoche bringt für die nächste Evolutionsstufe unerlässliche
neue Begriffe hervor; und diese besonderen Begriffe sind in den BÜCHERN DER
LEBENDIGEN ETHIK hervorgehoben: Mitarbeit und Zusammenarbeit, die
Frauenbewegung, die Bedeutung des Gedankens und das Studium der psychischen
Energie. Die besten und aufnahmefähigsten Geister reagieren bereits auf diese
Schwingungen, und wir sind glücklich, dies zu bemerken.
Feuer
und psychische Energie sind untrennbar, denn letztere ist eine Eigenschaft des
Feuers. Psychische Energie ist die uranfängliche Energie.
Es
ist auch wahr, dass für die richtige Aufnahme der Lehre innere Erkenntnis unerlässlich
ist. In der Tat, ist das Bewusstsein aufgeschlossen und frei von Vorurteil und
jedwedem Atavismus, so wird die Aufnahme entschieden leichter. Doch in den
meisten Fällen reden gerade durch Vorurteile versklavte Menschen so viel über
notwendige Aufgeschlossenheit, ohne zu bemerken, dass sie, von Angst gefesselt,
keine Autorität gelten lassen. In der Tat, Beschränkung und Versklavung entspringen
der Angst. Ein freier Geist fürchtet keine Versklavung, da er für neue
Aufspeicherungen aufnahmebereit ist.
Sicherlich,
alle bestehenden echten Lehren, Religionsformen und philosophischen Systeme
kommen genauso wie die LEBENDIGE ETHIK aus dem Osten oder waren das Echo
östlicher Gedanken. Kann man eine unabhängige westliche Philosophie oder
Religionsform nennen?! Selbst das Christentum kam aus dem Osten, und Christus
war ein Asiate!
Jene,
die sich weigern, das Vorhandensein der Weißen Bruderschaft anzuerkennen,
berauben sich der größten Idee und der höchsten Schönheit, die der menschliche
Gedanke je erfasste. Die Weiße Bruderschaft ist der Traum der Menschheit, sie
ist ein Bollwerk des Wissens und eine Schatzkammer lebenspendender Energie.
Wahrlich, die ganze Welt nebst ihrer Menschheit wird nur durch diese Hüter
zusammengehalten!
Wer
nach der Verbindung des Großen Lehrers K. H. mit der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK
fragt, erkennt offensichtlich nicht, was die Weiße Bruderschaft ist. Könnte es
sein, dass ein Bruder die von einem anderen Bruder gegebene Lehre verneint?
Wahrlich, die Menschen können nicht einmal den Begriff Bruderschaft begreifen!
Wir heißen nicht nur jene willkommen, die Christus allein als ihren Lehrer
erachten, ebenso die Anhänger Laotses, Konfuzius’, Buddhas, Krishnas,
Zoroasters und Maitreyas. Aber wir fragen sie, ob sie die Lehre Christi
wirklich studieren und im Leben anwenden. Wenn ja, so wird es keinen Grund für Missklang
geben, denn wahrlich, alle großen Bündnisse kommen aus ein und derselben
Quelle. Erinnern Sie sich an den Ausspruch in der Lehre: ”Man wird fragen: ‚Wer
steht höher, Christus oder Buddha?‘ Antwortet, dass man die entfernten Welten
nicht messen kann. Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …”
Ich
entsinne mich eines bezeichnenden Vorfalls, der sich in unserer Gegend zutrug.
Ein Moslem erbat sich das Evangelium, weil er mit der Lehre Christi vertraut
werden wollte. Nachdem er es gelesen hatte, bemerkte er ganz erstaunt: ”Ich las
das Evangelium aufmerksam, konnte jedoch nichts darin finden, was dem modernen
Christentum gliche.” Das sollten alle jene bedenken, die der wahren Lehre
Christi nachgehen.
Fragen
Sie gleicherweise jene Leute, die daran Anstoß nehmen, dass die kommende Epoche
die Epoche Maitreyas und nicht die Christi genannt wird, – ob sie die Bedeutung
dieser Namen wirklich verstehen? Wüssten sie mehr, könnten sie keinen Anstoß
nehmen. Die kommende Epoche wird unter dem Strahl der drei Herrscher –
Maitreya, Buddha und Christus – stehen. Immer wieder muss man bedauern, dass
jene, die so leicht Anstoß nehmen, mit den durch H. P. Blavatsky gegebenen
Grundlagen so wenig vertraut sind. Vielleicht können viele von ihnen dies alles
nicht ganz leicht verdauen, sie würden womöglich noch mehr lästern. Manche
Menschen werden von ungewöhnlichem Atavismus beherrscht. Ihr Verstand kann
einfach keinen neuen Pfad beschreiten, sie befinden sich auf gewohntem Gleis,
das jeden weiteren Fortschritt verhindert. Außerdem nehmen ihnen die als
Vorsichtsmaßregeln in Form von Dogmen und Verboten aufgesetzten
jahrhundertealten Scheuklappen jegliche weitere Sicht. Das erklärt, warum der
Evolutionsprozess so langsam vor sich geht; das kosmische Gleichgewicht ist
gestört, und die Menschheit muss durch Erdulden von fürchterlichem Elend und
Aufständen für ihre Trägheit büßen.
Allen,
die sich nur treffen, um Kritik zu üben, und nicht um des ernsten Studiums der
gegebenen hohen Begriffe willen, kann mit den Worten der LEHRE begegnet werden,
mit denen geraten wird, Einigkeit zu bewahren: ”… solch eine Weisung wird nicht
allein eine moralische Lektion sein. Uneinigkeit gleicht abscheulichem Missklang.
Nichts trifft den Raum so sehr wie Missklang; sind die Menschen von
unheilvoller Uneinigkeit erfüllt, ergeben sich augenblicklich verheerende
Zerstörungen im Raum. Diese Menschen schaden sich nicht nur selbst, sondern
schaffen räumliches Karma, einschließlich jener, die ebenfalls so handeln. Es
ist entsetzlich, gegen dieses neu hervorgerufene Chaos anzukämpfen. Menschen,
die Uneinigkeit stiften, werden die Erzeuger des Chaos genannt. Schmerzlich
sind die durch diese üblen Lästerer geschaffenen Folgen, ihre Bekämpfung ist
anstrengender als der Zusammenstoß mit bestimmten räumlichen Strömungen. Wo
immer man auf den freien Willen des Menschen stößt, gibt es besondere
Energieverausgabung. Die Macht des freien Willens ist ungeheuerlich. Sie
gleicht den mächtigsten Energien. Boshafte Menschen können die astralen
Schichten vernichten. Welch ungeheuerlicher Anstrengungen bedarf es, um diese
räumlichen Wunden zu heilen! Wir müssen die Uneinigkeit bekämpfen. Es bedarf
keiner Psalmensänger mit Harfen, sondern der Arbeit und des Kampfes …”
Und
jetzt über die Großschreibung bestimmter Fürwörter in den BÜCHERN DER
LEBENDIGEN ETHIK. Das ist meine Schuld, sofern man von Schuld sprechen kann.
Ich tat es aus tiefster Verehrung und Liebe den Großen Bildnissen und Höchsten
Begriffen gegenüber. Ich bestätige Ihnen, dass es in den persönlichen Briefen
der Großen Lehrer diese Großschreibung nicht gibt. Aber welch eine Perle von
Unverstand ist die Behauptung einer gewissen ”Missgunst“, die wissen will, dass
”selbst Christus es nicht gestattet hätte, das mit seinem Namen in Zusammenhang
stehende Fürwort großzuschreiben”. Ist das verbrecherische und grobe
Unwissenheit oder einfach eine unverschämte Wertbestimmung der eigenen Meinung?
Es wäre angebracht, diesem Unwissenden zu erklären, dass im Verstehen jedes
kultivierten Menschen Weisheit und Liebe das gleiche bedeuten. Aber Liebe ohne
Weisheit ist einfach eine Kandidatur für die Irrenanstalt. Gibt es Menschen,
die sich den Stumpfsinn dieser ”Missgunst“ ruhig anhören können?
Nun
etwas anderes. Sicherlich, die Verteidigung seines Landes ist jedermanns
Pflicht. Gesegnet der Soldat des Landes, das nicht selbst angreift. Die
Verteidigung des Vaterlandes erfordert verschiedene Mittel und Maßnahmen, das
kann niemand leugnen. In jedem Fall jedoch sollte man völlige
Ausrottungsmethoden vermeiden, so z. B. Giftgase, die die Lebensfähigkeit des
ganzen Planeten vermindern. Für den verbrecherischen Wahnsinn des Angreifers
gibt es keine Rechtfertigung, welcher Art auch immer. Jene, die die ganze Welt
antreiben zur Erfindung von Mitteln allein für abscheuliche Vernichtung und
Verbrechen, verdienen es wahrhaftig nicht, Menschen genannt zu werden.
Erst
wenn die Menschen ihren Platz und ihre Bestimmung erkennen, erst wenn sie das
Gesetz der Wiederverkörperung und das Karmagesetz anerkennen, erst wenn sie die
Abhängigkeit alles Seienden und die entsprechende große Verantwortung des
Menschen erkennen, die überirdischen Welten und die Hierarchie des Lichts
anerkennen und wahrnehmen, den Gedanken als Hauptantriebskraft erkennen, der
geistigen Synthese im Staatsleben den Vorrang geben: dann werden Frieden,
Freiheit und Glückseligkeit des Menschen und der große Dienst am Allgemeinwohl
nicht mehr in den Bereich des Abstrakten verbannt sein. Aber der Geist des
Menschen wird so lange nicht aufschreien und sich nicht an die Höchste Führung
wenden, solange er nicht das ganze schreckliche Elend und die durch seinen
eigenen Wahnsinn verursachten Kataklysmen durchschritten hat. Wahrlich, in
diesem Wahnsinn schrecklicher Uneinigkeit und Unduldsamkeit, in dieser
Weigerung, die neue höhere Energie anzunehmen, welche die ganze Welt zur
nächsten Evolutionsstufe lenkt, ist der kosmische Grund und der Sinn allen
Unheils zu suchen, das unseren unglückseligen Planeten periodisch heimsucht.
Wollen
wir hoffen, dass die kommende Epoche mit ihren kosmischen Strahlen besonderer
Zusammensetzung zu neuem Erwachen des Bewusstseins führt und die neue
Generation das ganze Verbrechen der Anstifter der Selbstvernichtung erkennt,
nicht allein der Selbstvernichtung durch Kanonen und Gase, sondern
hauptsächlich durch Uneinigkeit und unzulässig böse und vernichtende
Gedankensendungen. In der Tat, es werden mehr Morde durch unheilvolle
Gedankenübertragung verübt als durch Kanonen. Aber auch diese Wahrheit ist der
Menschheit noch unzugänglich.
Es
scheint mir, dass ich die meisten Ihrer Fragen beantwortet habe. Ihre Antworten
und Einwände sind richtig. Wenn Sie erst mit der LEHRE näher vertraut sind,
werden Sie auf alle Fragen selbst die Antwort finden, vor allem deshalb, weil
die Argumente der meisten Verneiner ziemlich die gleichen sind.
Zum
Abschluss möchte ich Ihnen sagen, werben Sie keine Anhänger, locken Sie
niemanden herbei, doch seien Sie zu allen aufrichtig Suchenden freundlich.
Jedes Aufdrängen kann den größten Schaden anrichten.
Ich
kann völlig verstehen, dass das Buch ”Die Grundlagen einer Neuen
Weltanschauung“ nicht jedermanns Geschmack ist. Vielen ist es unangenehm, wenn
ihnen jemand auf die Zehen steigt.
Ich
will meinen ausführlichen Brief mit dem Wunsche beenden, dass Sie siegreich und
mutig durchs Leben schreiten mögen, denn durch die Anwendung der Prinzipien der
LEHRE wird im Alltag vieles erleichtert.
9.
August 1937
Mit
großem Interesse habe ich Ihren Aufsatz ”Die Frau in der Neuen Epoche“ gelesen.
Ich befürworte Ihre Idee, auf das Verhalten der großen Religionsstifter sowie
der philosophischen Schulen der Geschichte in dieser Frage hinzuweisen sowie
darauf, dass mit dem Verfall der Kultur diese Überlieferungen immer mehr und
mehr entstellt wurden. Gewiss, das ist ein sehr edler Gedanke, und diesem
geschichtlichen Rückblick sollten einige Seiten gewidmet werden. Ich würde
Ihnen jedoch nicht raten, Ihren Ansichten das Werk Schurés zugrunde zu legen.
Dieser Verfasser schreibt viele rührende Seiten, versteht es auch, in die große
Wahrheit Einblick zu gewähren, aber seine Phantasie trägt ihn weit hinaus über
die Grenzen historischer Glaubwürdigkeit. Seine Werke kann man in die gleichen
Rhapsodien eines St. Yves d’Alveidre einreihen. Fabre d’Olivier, den Schuré oft
zitiert, litt ebenfalls unter übertriebener Vorstellung auf Kosten
geschichtlicher Wahrheit.
Sie
fragen nach den Druiden. Die Druiden waren die Freimaurer des grauen Altertums.
Die authentische Mitteilung über diese erhabene Lehre, die wir bei den
griechischen Klassikern finden, wird mehr und mehr evident, wenn wir uns
gründlich mit den ältesten Epochen befassen, mit anderen Worten, je älter die
Aussagen, umso näher der Wahrheit. An der Spitze der Druiden stand eine Frau,
sie trug den Titel ”Mutter der Druiden“.
Die
Mitteilung von Schuré über Râma, den Helden der indischen epischen Dichtung des
Râmâyana, ist völlig widersprüchlich. Râma war ein reiner Eingeborener des
alten Âryâvarta; er war der König von Ayodhyâ und hat Indien niemals verlassen.
Lange vor Râma kamen über Afghanistan aus den Steppen Zentralasiens die
Indo-Arier und ließen sich in den Tälern Indiens nieder. So war Râma kein
Druide und hatte auch nicht die geringste Beziehung zu den Kelten.
Ebenfalls
unrichtig ist die Behauptung, dass Krishna den Brahmanismus bejahte. Alle
Großen Lehrer gehörten der Kshatriya-Kaste an, die im Altertum als die höchste
galt. Es gibt viele Überlieferungen, nach denen die Brahminen von den
Kshatriyas lernten und nicht umgekehrt. Erst mit dem Verfall des hohen und
heroischen Geistes der Völker, die das alte Âryâvarta bewohnten, rissen die
Brahminen die Macht an sich. Diese Aneignung der Vorherrschaft war und ist für
Indien sehr schmerzlich.
Darüber
hinaus war Krishna von königlicher Geburt, er war selbst ein König und seine
ganze Lehre ist von edlem, mutigem Geist erfüllt, die sogar in der Form eines
sehr schönen Poems gipfelt, gewidmet der großen Schlacht auf dem Schlachtfeld
Kuruskhetra. Alle Legenden über Krishna den Kuhhirten, der in Gesellschaft von
Kuhhirten und Milchmädchen seine Zeit mit Tanz und Flötenspiel zubrachte, sind
eine spätere Entwicklung der Volksphantasie, die unter den Drawidenstämmen
ihren Ursprung nahm. Die Drawiden gehören der vierten Rasse an, und in der
heiligen Lehre gibt es Hinweise, dass die Basken Abkömmlinge nach Europa
ausgewanderter Drawiden sind. Auch die Zigeuner können Indien als ihre Heimat
ansehen, von wo sie vertrieben wurden.
Râma,
der Arier, kämpfte mit den Nachkommen der Atlantier von der Insel Lanka, und
seine Verbündeten waren die kriegerischen Drawidenstämme, unter denen sich eine
strenge Verehrung der Affen breitmachte. Diese Verehrung war ein Relikt des
alten Wissens über die Abstammung des anthropomorphen Affen vom Menschen. So
war dieses Wissen in Volkslegenden mit Phantasie verwoben, und Hanuman, der
Führer der Drawiden, nahm das Äußere eines Affen an.
Die
Bücher von Schuré können viele Bewusstseine stimulieren, aber man muss die
nötige Unterscheidungskraft aufbringen und die Ausschmückungen durch
menschliche Phantasie, die an die Schönheit der Wirklichkeit nicht
heranreichen, eliminieren. Auch Moses war kein Ägypter, sondern Jude; er konnte
der Frau gegenüber nicht feindlich eingestellt sein, denn er war ein
Eingeweihter. Nehmen Sie Ihre Aussprüche über Pythagoras in Ihr Buch mit
hinein.
Ihrer
Behauptung, dass die hohe Lebenskenntnis von dem männlichen Prinzip ausging,
pflichte ich jedoch nicht bei. Die Lebenstragödie berührt die Frau mehr als den
Mann, und wir wissen, dass das Leid ein großer Lehrmeister ist. Verniedlichen
wir auch die Fähigkeiten und Talente der Frau nicht. Man ermögliche ihr eine
gründliche Bildung und lasse sie am Lebensaufbau teilhaben, und sie wird dem
”stärkeren“ Geschlecht in keiner Weise nachstehen. Der Definition eines
bestimmten Denkers gemäß besteht Genius zu einem Drittel aus Fähigkeit und zu
zwei Dritteln aus harter und systematischer Arbeit. Die Wunder eines Genius sind
größtenteils die Wunder der Arbeit, aber was in den Augen gewöhnlicher Menschen
harte Arbeit ist, bedeutet für den Genius Freude! Wo immer die Bedingungen für
solche Arbeit günstig waren, blieb die Frau im Vergleich zum stärkeren
Geschlecht in ihren Errungenschaften nicht zurück. Und jetzt haben
außenstehende Wissenschaftler entschieden festgestellt, dass es keinen Beweis
dafür gibt, dass sie, in welchen intellektuellen Fähigkeiten auch immer, hinter
denen des Mannes zurückstände. Logisch gesprochen, muss es so sein, denn der
Geist ist geschlechtlos, das Geschlecht gehört in den Bereich der Formen. Daher
ist jedwede Herabsetzung des einen Geschlechts ein Zeichen von Unwissenheit.
Allen jenen Spöttern wollen wir die Antwort Buddhas an eine seiner Schülerinnen
entgegenhalten. Sie fragte den Gesegneten, wie sie in dem beschränkten Geist
einer Frau den Zustand Nirwana erreichen könnte, der für den Weisen schwer zu
erreichen wäre. Er antwortete: ”Wenn das Herz ruhig ist, wenn das Bewusstsein
sich entfaltet, dann wird Wahrheit verspürt. Doch wenn jemand denkt, ich bin
eine Frau oder ich bin ein Mann, oder ich bin dies oder jenes, dann wird er
Mara anheimfallen. Die Tore der Unsterblichkeit stehen allen Wesen offen. Wer
Ohren hat, möge sich nähern, lasst ihn der Lehre lauschen und Glauben haben.”
Der
weibliche Organismus ist an sich eine Synthese, und so besitzt die Frau alle
kosmischen Energien sowie schöpferische Energie in höherem Maße. Es ist daher
unrichtig, zu meinen, dass der Frau die selbständige schöpferische Kraft
ermangele; für die Entwicklung aller Fähigkeiten sind jedoch ständige Praxis
sowie geeignete Umstände vonnöten. Übrigens sind Flüge zu den fernen Welten das
Hoheitsrecht der Frau. Vielleicht haben deshalb gegenwärtig so viele Frauen
Interesse an der Luftfahrt.
Auf
allen Wissensgebieten: in der Kunst, in der Sozialarbeit, in Regierungen hat
die Frau bewiesen, dass sie imstande ist, den höchsten Rang zu erklimmen, wenn
die Umstände günstig waren. Unter den von Ihnen genannten Frauen müsste auch
das mathematische Genie Sophie Kowalewsky, deren Bildnis mir sehr nahesteht,
mit einbezogen werden. Die Pariser Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin in
einem Wettbewerb, an dem alle bedeutenden Mathematiker teilnahmen. Die ihr
gestellte Aufgabe war: ”In einem wichtigen Punkt die Bewegungstheorie eines
dichten Körpers um einen unbeweglichen Punkt zu vervollkommnen.”
Dieselbe
Aufgabe ist von der Berliner Akademie sechs Jahre lang vorgelegt worden, doch
ohne ein Ergebnis zu zeitigen. Die Lösung von Mme. Kowalewsky war so
beachtlich, dass als Anerkennung außergewöhnlicher Verdienste für die
Wissenschaft der Wert des Preises verdoppelt wurde. Sophie Kowalewsky starb
1891 im Alter von 41 Jahren auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Auch in ihrem eigenen
Lande – Russland – wurde ihr durch die Wahl zum Mitglied der St. Petersburger
Akademie der Wissenschaften Anerkennung gezollt. Vergessen wir nicht, welche
Schwierigkeiten sie in diesem Zusammenhang zu überwinden hatte. Zu jener Zeit
waren die öffentlichen Vorlesungen an Universitäten für Frauen noch nicht
zugänglich, was Sophie Kowalewsky bewog, nach Heidelberg zu gehen und unter den
lokalen mathematischen Berühmtheiten privat zu studieren. 1874 verlieh ihr die
Universität in Göttingen den Doktorgrad in absentia als Anerkennung für ihre
drei eingesandten Dissertationen; eine davon – über die Theorie der
Teil-Differentialgleichungen – gilt als eine ihrer bedeutendsten Arbeiten. Die
Kowalewsky war nicht nur eine überragende Mathematikerin, sondern sie betätigte
sich auch schriftstellerisch. Ihre Romane: <>”Die Nihilistin Vera
Vorontzoff”, ”Die Schwestern Rajevski” sowie ihre Autobiographie (leider
unvollendet) zeugen von ihrer großen literarischen Begabung.
Vergessen
wir auch einen anderen Genius nicht – H. P. Blavatsky, die noch immer nicht
anerkannt wird. Auch Marie Sklodowska Curie, deren Tochter (Irene Joliot-Curie,
1897–1956) die Forschungen ihrer Mutter fortsetzte und bemerkenswerte
Ergebnisse erzielte. Und die vielen anderen begabten Frauen –
Schauspielerinnen, Malerinnen, Dichterinnen aller Nationalitäten! So viele
weise Führer, Krieger und große Heilige gibt es unter den Frauen! Das Bildnis
der Heiligen Therese aus Spanien gleicht in vielem dem des Heiligen Franz von
Assisi. Denken wir auch an die Zeit in der Antike, in der es, dessen ungeachtet,
dass männlicher Egoismus die Errungenschaften der Frauen immer zu unterdrücken
suchte, immer einige erleuchtete Gemüter gab, sie sich dieser schmachvollen
Schwäche nicht fügten. Auch an das verleugnete Bildnis der Aspasia sollte man
erinnern. Sokrates pflegte sie als seine Lehrerin zu bezeichnen, und der große
Plato gedachte ihrer ehrerbietig in seinen Schriften. Auch die ägyptische
Königin Hatschepsut überragte durch ihre vielen nützlichen Reformen viele
Pharaone. Und sie war es, die dem durch seine weise Regentschaft später
siegreichen Tethmosis III. den Weg bahnte.
Der
Heiligen Lehre gemäß begann der Niedergang der Menschheit mit der Erniedrigung
des weiblichen Prinzips. Daher muss die Frau mit Beginn der Epoche der MUTTER
DER WELT erkennen, dass sie alle Kräfte in sich birgt, die durch Zeitalter
währende Hypnose ihrer willkürlichen Unterjochung und geistigen Unterlegenheit
abzustreifen und sich eine vielseitige Bildung anzueignen, um gemeinsam mit dem
Mann eine neue und bessere Welt zu schaffen. Fürwahr, es ist unerlässlich, dass
die Frau selbst die unwürdige und äußerst unwissende Behauptung über ihre
passive Empfänglichkeit und somit Unfähigkeit, selbständig zu schaffen,
widerlegt. Im gesamten Kosmos gibt es kein passives Element. In der Kette der
Schöpfung ist jede Erscheinung zweckentsprechend relativ passiv oder aktiv –
gebend oder empfangend. Der Kosmos bestätigt die Größe des schöpferischen
Prinzips der Frau. Die Frau ist die Verkörperung der Natur, und nicht der
Mensch lehrt die Natur, sondern die Natur lehrt den Menschen. So mögen alle
Frauen die Erhabenheit ihres Ursprungs erkennen und nach Wissen bestrebt sein.
Wo Wissen ist, da gibt es Macht. Alte Legenden schrieben der Frau die Rolle der
Hüterin heiligen Wissens zu. Möge sie daher auch jetzt an ihre geschmähte Stammmutter
EVA denken und wieder der Stimme der Eingebung lauschen, nicht nur um den Apfel
zu pflücken, sondern sie möge so viele Bäume wie möglich pflanzen, die diese
Früchte der Erkenntnis von Gut und Böse tragen. Und wie sie früher ADAM seiner
stumpfen, sinnlosen Seligkeit entledigte, so möge sie ihn jetzt zur weiteren
Schau bewegen und in die majestätische Schlacht mit dem Chaos der Unwissenheit
für ihre göttlichen Rechte führen.
Ich
beschließe diesen Brief und möchte noch hinzufügen, dass die Frauen ohne
Verzögerung damit beginnen müssen, sich auf allen Gebieten zu vervollkommnen,
was mit einer flüchtigen Bemerkung nicht abgetan ist. Vor allem wir Frauen
haben so viel auszuhalten. Wollen wir darum vor allem Sinn für eigene Würde
entwickeln und uns mutig auf eigene Kraft und eigenes Wissen stützen, um für
den großen Aufbau des Allgemeinwohls einzutreten und dafür die Verantwortung zu
übernehmen.
16.
August 1937
So
oft wir an unsere Vergangenheit denken, fühlen wir uns beschämt und traurig,
weil uns die täglichen Sorgen des Lebens bedrückten und wir sie als unangenehm
empfanden. Auf dem erwählten Pfad sollten unsere Herzen so gefestigt sein, dass
uns Schwankungen in unserer Umgebung nicht aus der Fassung bringen können. Das
bedeutet allerdings nicht, gleichgültig zu werden, sondern den Brennpunkt
unserer Aufmerksamkeit zu verlegen. Wer den großen Dienst an der Gemeinschaft
auf sich genommen hat, muss sich mit ganzem Herzen diesem hauptsächlichen
Streben unterordnen. Wahrlich, der Pfad des Herzens ist leicht, wenn dem
silbernen Faden entlang unaufhörlich der Strom des Mutes und der Freude fließt.
Allein im Herzen dieser ”Sonne der Sonnen“ ruhen unsere Errungenschaften und
unsere ganze Glückseligkeit. Die durch Entflammung der Feuer des Herzens
erlebte Glückseligkeit übersteigt die Erleuchtung, die das Erwachen des
Kundalini auslöst. Alle Autoritäten des Yoga bestätigen, dass das Entfachen des
Herzfeuers die schwierigste Errungenschaft ist, weil dafür das Herz vorher von
allen belastenden Gedanken geläutert werden muss. Raten Sie jedem, das Leben
seines Herzens zu überwachen. Möge es keine schlechten Gedanken zulassen. Ein
schlechter Gedanke kann die Mühen vieler Jahre zunichtemachen.
Derzeit
richten wir unsere Gedanken auf den bevorstehenden Kongress. Möge hier der
erste Grundstein der Einheit für künftige Verbindungen und weitere kulturelle
Projekte gelegt werden. Das Höchste und Würdigste verwirklicht sich dort, wo
die Grundlagen der Lehre des Lebens, der Kultur und der Schönheit gelegt
werden.
Je
größer der Mensch, umso stärker fühlt er sich zur Erleuchtung hingezogen.
Niedrige Bewusstseine haben keinen Weitblick, und es ist kaum möglich, sie zu
bewegen, ihren Käfig zu verlassen. Es ist kläglich, wenn Menschen mit niederem
Bewusstsein wichtige Stellungen einnehmen. Diese niederen Bewusstseine können
in zwei Typen unterteilt werden. Die einen sind stets ängstlich darauf bedacht,
nichts an Würde einzubüßen und lehnen daher alles ab, was sie nicht begreifen
können; die anderen, unfähig sich im Bewusstsein über den Durchschnitt zu
erheben, stellen sich alles in entsprechend verringertem Maße vor. Der Nutzen
solchen Handelns kann aus einfachen Beispielen ersehen werden. Um den Strom zu
überqueren und an einem bestimmten Platz vor Anker zu gehen, wird jeder
erfahrene Steuermann raten, ”das Ruder höher stromaufwärts anzulegen, da man
sonst rücksichtslos hinuntergetragen wird”. So wird auch in der Lehre darauf
verwiesen, immer so hoch wie möglich zu streben. Die Spirale des Strebens wird
unvermeidlich sinken, doch je höher gestrebt wird, umso höher wird der nächste
Startpunkt liegen. Ein niederes Bewusstsein startet immer von unten her, das
erweiterte Bewusstsein dagegen startet von oben. Ich möchte einen Paragraphen
aus dem Buch ”Bruderschaft“ zitieren: ”Der Gedanke, eine Offenbarung von unten
oder von oben her zu erkennen, ist richtig. Erkenntnis wird gewöhnlich mit dem
Wachstum des Bewusstseins erworben. Mühsam erklimmt der Mensch den Gipfel des
Berges. Vorerst erscheinen ihm viele Begriffe schwer zu sein und er beginnt,
sie zu meiden. Ein anderes Mittel der Erkenntnis jedoch ist, dass der Mensch
sein Bewusstsein heroisch erhebt und die Erscheinungen von oben her betrachtet.
So wird seinem Bewusstsein die schwierigste Erscheinung übertragen und er wird
leicht begreifen. Das zweite Mittel der Wahrnehmung ist der Pfad der
Bruderschaft. Durch strenge und anfeuernde Maßnahmen erweckt er das Bewusstsein
und führt es nach oben, damit es die schwierigen Erscheinungen leicht
wahrzunehmen vermag. Das heißt, dass es vor allem in der Zeit des Druckes und
der Anhäufung der Bewusstseinserhebung bedarf. Diese sollte in jeder
Denkschule, als der Pfad der Bruderschaft, bekannt und geübt werden.”
Ein
weiterer für die Kenntnis der Schüler sehr nützlicher Paragraph:
”Je
stärker das Licht, umso stärker die Finsternis. Auch dieser Ausspruch wird
nicht verstanden, wohingegen man ihn einfach annehmen muss. Man sollte nicht
meinen, dass Finsternis aus dem Licht hervortritt. Licht enthüllt die
Finsternis und zerstreut sie nachher. Auch der Lichtträger nimmt die finsteren
Schatten wahr, die beim Nahen des Lichts schwinden. Die Furchtsamen meinen,
Finsternis würde sie überfallen. So denken die Furchtsamen und in ihren Händen
bebt das Licht; und dieses Beben der Furcht entstellt die Schatten zu Fratzen.
Furcht ist in allem ein schlechter Begleiter.
Die
Neophyten der Bruderschaft werden auf Furcht hin geprüft. Der Geprüfte wird in
eine völlig hoffnungslose Lage versetzt und muss selbst die Lösung finden, sich
daraus zu befreien. Sehr wenige werden denken, dass sie nichts zu fürchten
haben, da die Bruderschaft hinter ihnen steht. Und gerade diese Prämisse
befreit von Furcht und führt zu einem freien, nützlichen Entschluss. Aber oft
wird der Mensch, bevor er an die Bruderschaft denkt, bedrängt, gereizt und von
Imperil erfüllt. Ist jemand von diesem Gift durchdrungen, so wird sein Flehen
vergeblich sein. Das Licht der Wahrheit ist das Licht des Mutes, das Licht der
Hingabe – mit diesen Worten beginnen die Statuten der Bruderschaft.” (Br I,
580)
”Manche
werden euch sagen: ‚Wir sind bereit, die Grundlagen der Bruderschaft zu
begreifen; wir sind zur Zusammenarbeit bereit; jedoch sind wir von solch
unduldsamen Verhältnissen umgeben, dass wir größere Bereitschaft nicht bekunden
können.‘ Kann es wirklich Umstände geben, die es nicht zulassen, das in die
Praxis umzusetzen, wozu das Herz bereit ist? Doch Wir wollen harmlos Schaffende
nicht in Gefahr bringen; sie mögen ihre Fähigkeiten unter anderen
Voraussetzungen einsetzen. Mögen sie die Bruderschaft vorerst in Gedanken
errichten. Auf diese Weise können sie den umgebenden Raum säubern, und solche
Gedanken werden heilsam sein. Doch dürfen sie nicht dem Eigendünkel
anheimfallen, dass es genüge, gedanklich aufzubauen. Nein, der Wanderer
bestätigt eine Errungenschaft mittels menschlicher Hände und Füße. Im gleichen
Maß, wie wir um die Überlasteten besorgt sind, warnen wir sie vor
ungebührlicher Furcht. Es kann keine Erkenntnis der Bruderschaft geben, wenn
der Geist von Furcht befallen ist. Durch Furcht kann die engste Annäherung an
die Bruderschaft verfinstert werden. Vergessen wir nicht, dass die Menschen
gewohnt sind, sich jederzeit vor allem zu fürchten.” (Br I, 582)
* * *
Nun
zu Ihren Fragen. Ich entsinne mich, dass ich in meinem früheren Brief bereits
über die psychische Energie geschrieben habe. Sie ist die Urenergie, daher
schließt sie alle anderen Energien, die nur ihre Differenzierungen sind, mit
ein.
1.
Prana ist ebenfalls psychische Energie in ihrer Eigenschaft als Lebenskraft,
die überall verstreut ist und vom Menschen hauptsächlich durchs Atmen
aufgenommen wird.
2.
Kundalini ist die gleiche Energie, die durch bestimmte Zentren wirkt, den
Menschen von der Erde trennt und ihm ein Gefühl überirdischer Seligkeit
vermittelt.
3.
Fohat oder kosmische Elektrizität ist die Grundlage aller
elektrizitätserzeugenden Erscheinungen, und unter ihnen ist der Gedanke die
höchste Eigenschaft dieser Energie.
4.
Tushita ist dasselbe wie Deva-loka oder die himmlische Wohnstätte der Götter
(Höchster Geistwesen) in der Feurigen Welt.
5.
Levitation kann durch die Störung des Gleichgewichts in der Polarität des
Magnetismus erklärt werden, wenn der negative Pol stärker wirkt.
6.
Und ”Der zeitlos wirkende Geist kann die vierzehnte Gradation des Gehörsinns
erreichen” (BGM II, 176) bedeutet, den höchstverfeinerten Grad in der Gradation
der Töne, für unser derzeitiges physisches Gehör fast unerreichbar. Es kann
jedoch sogar vierundzwanzig solcher Abstufungen geben. So sind die Ohren der
Inder für eine weit größere Tonskala aufnahmefähig als die Ohren der Europäer.
7.
”Das Mondleben muss ausgelebt werden …” (BGM II, 184) Damit ist das halbbewusste
Leben gemeint, das die meisten Menschen führen. Bis auf einige Ausnahmen kam
die Menschheit vom Mond auf unseren Planeten; und jetzt ist es für die Menschen
an der Zeit, ihre Evolution zu beschleunigen, aber leider haben sich bislang
die meisten vom Mondzustand nicht weit entfernt.
8.
”Ein Lächeln für Meine Feinde wird sich in eine Grimasse verwandeln …” (BGM II,
186) Es gibt keinen Zweifel darüber, dass, wer immer den Feinden des Großen
Lehrers zulächelt, sei es aus Furcht oder des Vorteils willen, sich selbst
verdammt, weil solch ein Lächeln sich leicht in eine Grimasse des Schreckens
verwandeln kann.
9.
Dgul Nor ist ein echter mongolisch-tibetischer Name.
10.
Es gibt verschiedene Grade von Trunksucht, und wenn jemand über hinreichende
hypnotische Kraft verfügt, so ist er unzweifelhaft imstande, bestimmte Stadien
dieser Krankheit zu heilen. Alles hängt vom Zustand des Organismus des kranken
Menschen oder von der Verfassung des Besessenen ab. Die hypnotische Behandlung
sollte längere Zeit durchgeführt werden.
Zum
Schluss möchte ich noch einiges über psychische Energie sagen. Psychische
Energie ist alles. Psychische Energie liegt als uranfängliche Energie der
offenbaren Welt zugrunde. Psychische Energie prägt die Bilder auf die
plastische Substanz ein. Psychische Energie ist Fohat, ist Heiliger Geist, ist
Liebe und Streben. Psychische Energie ist die Synthese aller
Nervenausstrahlungen. Psychische Energie ist das große AUM. Das Ergebnis eines
ständigen Strebens zum Licht wird in all seinen Erscheinungen im Wachstum und
der Entfaltung dieser Energie offenbar. Das Streben nach Vervollkommnung der
Fähigkeiten ist immer und in allem der kürzeste Weg zur Entwicklung und Verfeinerung
der psychischen Energie.
19.
August 1937
Ja,
es ist traurig zu beobachten, wie die Menschen das Wertvollste, nämlich die
Zeit, vergeuden, indem sie ständig nur auf einem Fleck treten oder in einem
Siebe Wasser tragen. Mir gefällt der Ausspruch Peter des Großen ”Zeitvergeuden
kommt dem Tode gleich”. In der Tat, der Mangel an selbständigem Handeln ist für
viele der Stein des Anstoßes. Es ist ein seltsames Paradoxon – obwohl sie in
allem Weisungen erhoffen, lehnen sie sich dennoch oftmals gegen das
hierarchische Prinzip auf. Die Schwierigkeit liegt also in der Tatsache, dass
jedwede Gewalt zwecklos ist, weil das Dauerhafte und Wertvolle allein aus dem Bewusstsein
und dem Herzen geboren wird. Man muss die Menschen, soweit es ihnen von Nutzen
ist, vorsichtig zur Erkenntnis lenken. Das erfordert allerdings manchmal so viel
Zeit und Geduld, dass man überlegen muss, ob die betreffende Person solch
kostbare Kraftabgabe verdient.
* * *
Kenntnis
in der Astrologie ist sicherlich von Nutzen, jedoch beim Auslegen eines
Horoskops sollte man immer ins Auge fassen, dass in allem der freie Wille des
Menschen der mächtigste Faktor ist, der viele Zeichen verändern kann. Darüber
hinaus können sich die schwierigsten Zeichen als für den Erfolg förderlich
erweisen. Einem wird es gelingen, aus kleinen Zeichen einen großen Aufbau zu
schaffen, ein anderer wird aus den besten Möglichkeiten nur einen Käfig machen.
Gewöhnlich haben große Geister ein schwieriges Horoskop. Die Wissenschaft der
Astrologie ist sehr komplex. Wer sie studiert und vor allem die Zeichen
auszulegen versteht, muss über Aufspeicherung von psychischer Energie verfügen.
Der wichtigste Schlüssel zur Astrologie ist der westlichen Welt
verlorengegangen. Darüber hinaus beherrschte ein gelehrter Astrologe in
früheren Zeiten auch die Handlesekunst, und oft konnte er sogar aus der Aura
des Menschen lesen. Nur solch zusammenfassendes Wissen ermöglicht eine genaue Deutung
des Charakters und der mit ihm verbundenen Bestimmung. Über allem jedoch steht
das geheime Wissen der Astrologie, das den gewöhnlichen Sterblichen
unzugänglich ist; die Großen Lehrer der Menschheit verfügen über dieses Wissen.
Ihr
Horoskop überrascht mich nicht, denn woher sonst käme diese Verfeinerung der
Gefühle? Für Menschen mit verfeinerten Gefühlen ist das irdische Leben schwer,
andererseits jedoch können sie Flüge und Erhebungen des Geistes erleben, an die
die meisten Erdbewohner kaum zu denken wagen. Ich liebe den Vergleich, der oft
in den buddhistischen Schriften aufscheint: ”Auf der Handfläche wird ein Flaum
von Wolle kaum gespürt, im Auge jedoch verursacht er Schmerzen. Die Handfläche
kann mit einem groben, unwissenden Menschen verglichen werden, das Auge mit
einem feinsinnigen Weisen.”
* * *
Eine
nützliche Aufgabe wäre es, aus den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK alles, was über
Zweifel – diese schreckliche Viper – gesagt wurde, niederzuschreiben und diese
Hinweise öfter in den Studiengruppen vorzulesen. In der Tat, es gibt kaum
jemanden, der diese schreckliche Heimsuchung nicht mit seiner ganzen Kraft
verjagen möchte.
Alle
großen Menschen waren nicht zuletzt deshalb groß, weil sie nicht zweifelten.
Frei von Zweifel zu sein, bedeutet der ”geöffnete Sesam“ für alle
Errungenschaften. Beachten Sie vor allem die Zweifler. Man sollte nicht
zulassen, dass sich diese Zerstörer und Vergifter der Atmosphäre überall
einwurzeln. Sie haben vielleicht bemerkt, welch gesundes Gefühl man hat, wie
leicht man atmet, welche freudvolle Schaffenskraft es trotz der vielen
Lebensschwierigkeiten verleiht, wenn man von Menschen großen Glaubens und
Wissens umgeben ist und vom Vorhandensein des Bollwerks des Wissens und der
Liebe sowie dauernder Fürsorge, welche die Großen Lehrer auf alle Mitarbeiter
des Guten ausgießen. Diese Hilfe und Fürsorge sind von Weisheit und
Zweckmäßigkeit erfüllt, wenngleich sie nicht immer unseren ziemlich
kurzsichtigen Erwartungen und Hoffnungen entsprechen. Das Herz jedoch, das mit
diesem Bollwerk verbunden ist, wird über alle Gefahren hinweg die
unaussprechliche Freude dieses Gefühlswissens bringen, die Zeitalter hindurch
nicht vergessen werden kann.
Und
nun zu Ihren Fragen:
1.
Im Buch HIERARCHIE, § 247, wird von dem Manwantara der sechsten Rasse
gesprochen. Ihre Auswahl hat bereits begonnen.
2.
Aus dem eigentlichen Sinn des Wortes Manu geht klar hervor, dass die Große
Individualität, die diesen Namen trägt, dem Begriff ”Weltlehrer“ oder ”Lehrer
der Lehrer“ nahesteht. Wer sonst als der Manu trifft den Grundton oder
gestaltet seine eigene Vibration, die in der vorbestimmten Runde ertönen muss?
Wer bringt die erste Verkündigung? Wahrlich, der Manu, der sich am Ende einer
alten und zu Beginn einer neuen Rasse offenbart.
Eine
Planetenrunde umfasst die Geburt und das Ende aller sieben Rassen. Sie steht
während ihrer ganzen Dauer unter der Regentschaft ein und derselben
Individualität. Deshalb heißt es in der ”Geheimlehre“, dass Lord Maitreya in
der sechsten und in der siebenten Rasse erscheinen wird.
3.
Gewiss, es gibt Äonen verschiedener Dauer. Kennt man den esoterischen
Schlüssel, so kann man auch aus der entstellten Bibelübersetzung viele
Übereinstimmungen aus den alten Lehren entnehmen.
4.
So kann sich die Schilderung der Gemeinschaft am Berg Zion auf die Wohnstätte
der Großen Bruderschaft in der Feinstofflichen Welt beziehen. Im Buch
”Bruderschaft“ heißt es: ”Wir verfügen in der Feinstofflichen Welt über ganze
Bollwerke. Ihr kennt bereits ihre Namen, ihr habt vom wunderbaren Baum und dem
durch Gedanken geschaffenen Aufbau gehört. Man sollte sich dieser Umstände mit
voller Klarheit bewusst werden, um den Weg nach Dokyud einzuschlagen. Gedanken
– frei von Zweifel – führen zu Unseren überirdischen Wohnstätten. Der Ashram im
Himalaya ist mit den Bewohnern der Feinstofflichen Welt in ständiger
Verbindung, und die irdische Schlacht dröhnt unter dem gleichen Donner in der
Feinstofflichen Welt. Die Menschen wollen diese Wechselbeziehung nicht verstehen
und betrachten daher das Harmagedon allein als irdischen Konflikt von Völkern.
Das wichtigste Gebiet des Harmagedon wird nicht wahrgenommen. Wie aber könnte
man an etwas teilhaben, wenn man nur einen geringen Teil des Geschehens kennt?
Wir bestätigen, dass eine weit gewaltigere Schlacht als auf der Erde in der
Feinstofflichen Welt tobt. Wahrlich, ein Großteil der räumlichen Schlacht
widerhallt auf der Erde. Die Erde versucht oft, die Menschen vor der ernsten
Gefahr zu warnen, doch vergeblich.”
5.
Tushita ist ebenfalls ein Bollwerk der Bruderschaft in den Bereichen der
Feinstofflichen Welt. Es ist richtig, in allen Religionen eine gewisse
Gemeinsamkeit zu finden.
Im
allgemeinen habe ich nichts gegen die Bücher von Kryjanowsky, St. Yves d’Alveidre,
Schuré oder ähnliche Schriften. Viele Gemüter brauchen zur Inspiration das
anreizende phantastische Subjekt. Solche Bewusstseine sollte man nicht
herabsetzen. Sie können sich mit dem grauen Alltag nicht zufriedengeben und
fühlen instinktiv, dass irgendwo eine andere, schöne Realität besteht. Darum
werden sie von allem Ungewöhnlichen angezogen. Und sie haben recht, denn es
gibt diese Realität, die jede menschliche Vorstellung übersteigt. Diese
Wirklichkeit steht unserem beschränkten irdischen Begriffsvermögen so fern, dass
keine Phantasie sie voll erfassen kann. Wir sollten aber im Suchen nach dem
Ungewöhnlichen und Phantastischen nicht das Gleichgewicht von Verstand und Herz
verlieren. Wir müssen uns fest auf der Grundlage wahrer Schönheit bewähren. Die
Schwierigkeit jedoch besteht darin, dass noch die meisten Menschen Schönheit
mit Pomp und Flitter von Luxus sowie schrecklicher Plattheit und Denkarmut
verbinden.
Alles,
was Sie über das rege Bewusstsein, über Herzensfreude berichten, ist mir teuer.
Es ist mir auch bekannt, dass man mit vielen wie mit einem Glasgefäß umgehen muss
und manchmal auch wie mit Sprengstoff. Solche Beispiele sind uns von unserem
Lebensweg her bekannt. Es war oftmals traurig, bemerken zu müssen, wie
ausgezeichnete Fähigkeiten sich aus dynamischem Eigensinn, Empfindlichkeit oder
Eifersucht und verwandten Eigenschaften, die unvermeidlich mit Argwohn
verbunden sind, nicht richtig entfalten konnten. Ein solches Herz ist
abgeschlossen in totaler Einsamkeit, und da es keine Nahrung erhält,
vertrocknet es.
2.
September 1937
Ich
bin gegen das Verbreiten persönlicher Erfahrungen; hauptsächlich deshalb, weil
dadurch ein scheinbar fertiges Programm, gleichsam eine Leinwand zum Besticken
eines bestimmten Musters, geboten wird. Nachdem man solche eindrucksvollen
Schilderungen von Psychikern gelesen hat, beginnt man auf einmal, ähnliche
Erscheinungen zu sehen und zu spüren. Der Wert liegt jedoch gerade darin, seine
eigenen feurigen Erscheinungen selbst zu beobachten, denn diese Erscheinungen
dürfen nicht erzwungen werden; darüber hinaus sind sie ganz individuell.
Deshalb ist es so wichtig für ernsthafte Forscher die eigenen Beobachtungen
niederzuschreiben.
* * *
Die
Frage ”Wie kann sich ein unvollkommenes menschliches Wesen der Lehre nähern?”
kann mit einer Gegenfrage beantwortet werden: ”Wo gibt es vollkommene
Menschen?” Außerdem unterscheidet sich das Kriterium der Großen Lehrer
beträchtlich von dem der irdischen. Oft zeigt sich der Mensch nach außen hin
weit besser, als sein Inneres ist, doch der Lehrer betrachtet gerade den
inneren Menschen. Überhaupt ist es nicht unsere Aufgabe, Engel zu schaffen; mit
dieser Aufgabe möge sich die Kirche befassen! Übrigens bewies die Kirche in den
Jahrtausenden ihres Bestehens und in ihrer weltweiten Ausbreitung und
Herrschaft darin einen offensichtlichen Mangel – das Ergebnis spricht für sich!
Unsere Aufgabe ist eine weit bescheidenere. Wir wollen einfach helfen, das Bewusstsein
jener, die zu uns kommen, wenigstens etwas zu erweitern, damit sie auf viele
Lebensfragen eine Antwort finden – eine Antwort, die die Kirche nicht geben
kann. Die BÜCHER DER LEHRE DES LEBENS geben in ihrer kosmischen Gedankenspanne
wirklich auf alle Fragen Antwort. Wir suchen daher keine Engel, sondern befassen
uns mit Menschen.
* * *
Die
größten Geheimnisse können nicht in menschliche Worte gekleidet werden. Die
Größe und Schönheit der Unbegrenztheit können nicht in unsere beschränkten
Vorstellungen oder in unsere Terminologie verpackt werden. Sie müssen im
Bereich des Unaussprechlichen bleiben. Ich entsinne mich, als ich noch in Russland
war, fragten wir den Dichter Blok, warum er die religiös-philosophischen
Zusammenkünfte nicht öfter besuchte. Er antwortete: ”Weil man hier vom
Unaussprechlichen spricht!” So möge Ihr Feingefühl Ihnen eingeben, wo die
fließenden Übergänge zwischen menschlichen Auslegungen und dem
Unaussprechlichen liegen.
Im
ewigen Strudel des Lebens wird im Zuge des Evolutionsprozesses die große
Bestimmung des Menschen, das Gleichgewicht im kosmischen Leben
aufrechtzuerhalten, immer deutlicher erkennbar. Die Welten entstehen und
zerfallen, der Mensch hingegen, nachdem er seine gesamten Gefühle in das Feuer
des Geistes umgewandelt hat, wandelt sich bis zum Übermenschen, nimmt seinen
Platz unter den Höchsten Geistern ein und lebt so ewig. Die Höchsten Geister
sind die Mitarbeiter des GROSSEN ARCHITEKTEN und der MUTTER NATUR – sie sind
die Erbauer der Welten und die Führer der Völker.
* * *
Im
Osten weiß man vieles über die Zentren; den Europäern ist wirklich nur ein
kleiner Teil dieses Wissens zugänglich – teils deshalb, weil die Sprache schwer
zu erlernen ist, doch hauptsächlich wegen der Heiligkeit dieses Wissens.
* * *
Der
feinstoffliche Körper ist tatsächlich größer als der physische;
nichtsdestoweniger ist es unrichtig anzunehmen, er könnte im physischen Körper
nicht untergebracht werden. Er wird nur größer, wenn er austritt. Die physische
Hülle enthält alle Körper. Alle Abbildungen des Menschen mit dem Lotos auf dem
Scheitel sind nur bildlich aufzufassen, genauso wie die Benennung der Zentren.
Die Anzahl der Lotosblätter entspricht den Verzweigungen der Nervenzentren.
Alle
Hinweise auf Größe, Farbe und Anzahl der Lotosblätter sind relativ; man sollte
das Individuelle aller Erscheinungen nicht übersehen.
Auch
die Erhebung am Scheitel zur Zeit des Öffnens des Scheitelzentrums sollte
symbolisch verstanden werden. Immer ist das Öffnen eines Zentrums von
Erweiterung der Blutgefäße begleitet, was ein Anschwellen verursacht, aber
keinen Auswuchs des Knochens. Auf vielen Bildnissen Buddhas und der
Bodhisattvas kann man dieses symbolische Zeichen am Scheitel bemerken. Es wird
Uschnischa genannt und ist als Symbol des Öffnens des Scheitelzentrums bekannt.
Wollen die Tibeter das Öffnen des DRITTEN AUGES auf Heiligenbildern
symbolisieren, dann setzen sie eine Warze zwischen die Augenbrauen.
Hellhörigkeit wird auf den Heiligenbildern durch ungewöhnlich große Ohren
angedeutet.
* * *
Die
Berührung der MUTTER DER WELT muss als Erscheinung der Urenergie verstanden
werden. Die Kundalinikraft wird in Indien die Macht der Mutter genannt.
Die
vordringlichste Aufgabe in unserem Zeitalter ist die Entwicklung des Herzens.
Ohne Entwicklung des Herzens kann Kundalini nicht voll wirksam werden. In
dieser Epoche der Annäherung der Welten wird vor allem das Zentrum des Herzens
angespannt. Es ist jedoch weit schwieriger die Feuer des Herzens zu entfachen
als die Kundalinikraft zu erwecken.
* * *
Das
KELCH-Zentrum befindet sich in der Nähe des Herzens, inmitten der Nervenknoten.
Der KELCH ist der Brennpunkt aller Ausstrahlungen. Er ist der Brennpunkt, in
dem und durch den alle Emanationen des Geisteskorns gebrochen und verbreitet
werden. Der KELCH bildet mit dem Zentrum des Herzens und dem Sonnengeflecht ein
Dreieck, er befindet sich über dem Solarplexus in der Höhe des Herzens. Der
KELCH gehört zu den Nervenknoten, die bisher noch nicht erforscht sind. In den
ältesten Schriften wird das KELCH-Zentrum oft als ”Himmlische Achse“
bezeichnet.
In
der Tat, ”sehr selten ist der KELCH zum Überströmen gefüllt. Als synthetisches
Zentrum bewahrt er die wichtigsten unbeschreiblichen Aufspeicherungen.”
”…
der KELCH ist der Speicher alles Lieben und Wertvollen. Oft bleibt vieles, was
im KELCH gesammelt wurde, lebenslänglich verborgen. Prägt sich jedoch der
Begriff Bruderschaft im KELCH ein, so wird er in allen Leben in Freude und
Sehnsucht erklingen” (Bruderschaft).
Ich
möchte hier ein Gespräch über die Zentren zitieren: ”Viele Fragen müssen über
die irdischen Beschränkungen hinaus verständlich sein. Die Menschen beachten
oft etwas nur zum Teil und erheben es dann zu einem unabänderlichen Gesetz. Die
Zentren des Menschen werden ziemlich relativ verstanden. In Tausenden von
Jahren änderten sich ihre ursprünglichen Namen in verschiedenen Sprachen.
Mancher mag den KELCH ”Himmlische Achse“ nennen, seine Funktion ändert sich
aber dadurch nicht! Andere sprechen von der Einwirkung der MUTTER DER WELT. Die
Inder nennen die Kundalinikraft die Kraft oder Shakti der MUTTER DER WELT; aber
Shakti umfasst ihrem Wesen nach bereits die große Bedeutung der Urenergie.
Darüber vergisst man die gemeinsame Wirkung der Zentren, die immer individuell
ist.
In
der Tat, ebenso individuell ist die Umwandlung der Zentren im feinstofflichen
und feurigen Körper. Sie behalten ihr Wesen in allen Körpern, aber ihre
Entwicklung hängt vom Durchschreiten des irdischen Daseins ab, und es kommt auf
den Fortschritt an, den sich der einzelne erkämpft. Es scheint als wären die
Muskeln genügend erforscht worden, aber ihre Funktion hängt vom Charakter des
Menschen ab. Jedes Glied des Körpers wirkt individuell. Der Gang hängt vom
psychischen Zustand ab, und die Muskeln arbeiten in der arteigenen Kombination.
Die Relativität der Beurteilung kommt klar zum Ausdruck in der Beurteilung der
feinsten Energien.”
”Man
kann einfach keine bestimmte Anzahl der Blütenblätter der Lotose festlegen.
Außerdem unterscheiden sich die einzelnen Blütenblätter immer etwas
voneinander. Beschränken wir die Vielfältigkeit des Weltenaufbaus nicht!
Unverhofftes Wachstum des Gewebes und der Nervenverzweigungen ergibt einen
unerwarteten Reichtum des Organismus. Jede Beachtung ist wertvoll, doch wollen
wir von Verallgemeinerung Abstand nehmen … Wahrhaftig, Wissen muss Vorsicht im
Ausdruck lehren. Jeder Neophyt ist schnell im Hinausschreien und Erklären von
allem, was immer er hörte, ohne die Folgen zu bedenken. Jedoch mit Wissen kommt
auch Angemessenheit.”
Wenn
Sie alle zugänglichen Schriften lesen, werden Sie bemerken, wie unterschiedlich
man die Zentren benennt und auch, wie sich durch das Öffnen eines Zentrums die
Fähigkeiten des Menschen enthüllen.
So
ist der Solarplexus oft mit Kundalini, aber nicht mit dem Muladhara, und das
Manipura-Zentrum mit dem KELCH oder der Himmlischen Achse gleichgesetzt worden.
Im
grauen Altertum sind dem Sahaschrara-Zentrum 666 Blätter und nicht 960 oder
1000 zugeschrieben worden.
Auch
befindet sich das Kehlkopf-Zentrum nicht in der Schilddrüse, sondern in ihrer
Nähe. Die Zentren befinden sich nicht in den Drüsen, sondern in ihrer Nähe; sie
arbeiten mit den Drüsen zusammen. Es gibt eine Menge feinster Verzweigungen der
Zentren, aber man darf nicht glauben, dass die Zentren viel Platz einnehmen.
Das
Svadhisthana-Zentrum befindet sich in der Beckengegend und steht mit der
Geschlechtstätigkeit in Zusammenhang. Beim geistigen Entwicklungsprozess wird
dieses Zentrum dem Solarplexus-Zentrum unterstellt.
* * *
Der
Paragraph im Buch AGNI YOGA, der über leere Gräber schreibt, muss wörtlich
verstanden werden. Es gibt tatsächlich leere Gräber. Denn nach Vollendung
seiner Mission wurde für einen unter den Menschen lebenden Adepten beim Nahen
des Abschiedstermins oft eine glaubwürdige Beerdigung durchgeführt, so dass er
das Bollwerk im physischen Körper erreichen konnte. Manchmal ist nach der
Beerdigung der sich in Starrkrampf befindliche Körper weggeschafft worden, und
in manchen Fällen ist ein Ersatzkörper beerdigt worden, wie es zum Beispiel
beim Hinübergang des Meisters R. der Fall war. Doch sind Fälle von Dematerialisation
des physischen Körpers äußerst selten. Auch die sterblichen Überreste Buddhas
sind verbrannt worden.
So
hat Christus Jesus seinen Körper bei der Verklärung nicht dematerialisiert,
sondern er erschien seinen Schülern im feinstofflichen Körper. Ebenso fand
seine Auferstehung im feinstofflichen Körper statt. Denken Sie daran, dass er
Maria Magdalena nicht gestattete, Ihn zu berühren, denn das Berühren eines
Hohen Geistes, der im feinstofflichen Körper erscheint, kann wegen der
unterschiedlichen Schwingungen tödliche Folgen haben.
* * *
Hohe
Wesenheiten schaffen durch psychische Energie, deren Macht auf das Entfachen
der Feuer des Herzens gegründet ist. Der KELCH ist die Quelle der
Schaffenskraft, aber psychische Energie verleiht den schöpferischen Ideen
konkrete Form.
* * *
Zentrenschmerzen
können sehr stark und quälend sein. Wenn sich die Lungenzentren entfalten, kann
man sich kaum bewegen, ohne unwillkürlich aufzuschreien. Man muss sich ganz
unbeweglich verhalten, ohne seine Stellung zu verändern; und auch das Atmen ist
äußerst beschwerlich. Alle diese Zustände wiederholen sich natürlich. Auch das
ziehende Gefühl und das Brennen in den Gliedmaßen sind sehr schmerzhaft.
Ebenfalls sehr unangenehm sind die Spannung und Erregung im Solarplexus, was
oft übermäßigen Speichelfluss und Übelkeit auslöst. Durch Einnehmen von
Speisesoda kann dieser Zustand beträchtlich erleichtert werden. Die Nieren
werden feinfühliger. Nicht minder quälend ist die Spannung in den Kopfzentren,
vor allem im Hinterkopf. Alle diese schmerzhaften Symptome klingen im Lauf der
Zeit allmählich ab. Hier und da öffnet sich dies oder jenes Zentrum ganz
plötzlich. Nach dem Öffnen der Zentren bedarf es deren feuriger Umwandlung, die
noch schmerzhafter und voller Gefahren ist.
* * *
Man
muss daran denken, dass bestimmte körperliche Arbeiten so anstrengend sein
können, dass die psychische Energie gehemmt wird. Bei psychischen Sendungen muss
sich der physische Körper möglichst völlig ruhig verhalten. Es ist gefährlich,
die Energie bei Ermüdung auszusenden.
* * *
Was
ist ein Moderator? Während der feurigen Umwandlung ist es notwendig, die
Zentren zu schützen, um einen Zentrenbrand zu verhüten. Das geschieht meistens
durch eine Schutzhülle aus verdichteter psychischer Energie, durch einen
sogenannten ”psychischen Überzug“. Für einen Durchschnittsleser mag dies alles
wie Abrakadabra klingen, und daher ist es weiser, auf diese Einzelheiten nicht
näher einzugehen.
Zum
Abschluss möchte ich hinzufügen, dass alle Schilderungen vom Erringen der
höheren Fähigkeiten durch das Öffnen der Zentren auf dem Papier leicht
erscheinen mögen, aber in Wirklichkeit gibt es keine schwierigere
Errungenschaft. Viele Leben ständigen ununterbrochenen Strebens nach Bewusstseinserweiterung
und vornehmlich feiner Wahrnehmungsfähigkeit müssen verstreichen – nicht, um
vereinzelt dies oder jenes Zentrum zu öffnen, sondern für die gesamte
Zentrentätigkeit in allen sieben Runden und Ebenen. Keine mechanischen Übungen
werden zu etwas Hohem führen. Denn es bedarf weder der physischen Reizung noch
des Öffnens einzelner Zentren, sondern der feurigen Umwandlung aller Zentren,
die allein durch die völlige Läuterung des Denkens und des Entfachens der Feuer
des Herzens erreicht werden kann.
Gesegnet
sei daher jeder, der bereits in früheren Leben auf dem Pfad der Bewusstseinserweiterung
und Läuterung des Herzens strebte.
Beachten
Sie die Ereignisse. Denken Sie daran, dass Geduld die höchste Errungenschaft,
Angemessenheit die höchste Weisheit und Kenntnis der Fristen das höchste Wissen
bedeuten.
11.
September 1937
Sehr
gefreut habe ich mich über Ihr Bekenntnis, dass Sie nicht zuletzt an den
sogenannten Siddhis interessiert sind. Das ist das richtige Herangehen an die
Erweckung. Es klingt paradox, aber gerade die Fähigkeit, sich an den
Widerständen zu messen, ist der Prüfstein oder Beweis der uns eigenen
Geistigkeit. Nicht nur alle alten Lehren, sondern auch die Lehre Christi weisen
auf die Notwendigkeit hin, die Antithese zu erfassen; denn aus solchen
scheinbaren Widersprüchen wird das Leben an sich gewoben. Aber diese
fundamentale Wahrheit wird gegenwärtig genauso vergessen, wie die so
wesentliche moralische Vervollkommnung und Verfeinerung aller unserer Sinne für
den Empfang der Glückseligkeit, die uns von Oben zuströmt, aus dem täglichen
Leben eliminiert wurde. Allein wenn der innere Mensch geläutert wird, kann
unsere psychische Energie ein ständiger Mitarbeiter der höheren Energie werden.
Ja,
jener Mensch, der mit seinem Herzen lebt und in dem der ständige Gedanke an das
Wohl der Menschheit lebt, ist in völliger Harmonie mit seinem höheren Selbst.
Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen: ”Der Gedanke, dass durch physische
Übungen eine hohe Verbindung erreicht werden kann, scheint mir nicht nur grob,
sondern eines geistigen Denkers ‚völlig unwürdig‘”. In der Tat, das Unheil
moderner Pseudo-Okkultisten liegt darin, dass sie alle höheren Fähigkeiten der
menschlichen Seele sowie ihre moralische Reinheit ignorieren, die
Hauptbedingung für alle wahren geistigen Errungenschaften. Sie stürzen sich auf
leicht durchführbare physische Übungen, die zur völligen Zerrüttung ihrer
Gesundheit führen und sie bei Misserfolg zu enttäuschten und verbitterten
Ungläubigen machen. Noch schlimmer jedoch ist es, wenn die physischen Übungen
von Medien ausgeführt werden, weil dann noch eher bestimmte Fähigkeiten zum
Verkehr mit der niederen Welt entwickelt werden; und da Medien sittlich nicht
gefestigt und auch unwissend und zu unerfahren sind, diese Verbindungen zu
erkennen, fallen sie den Bewohnern der erdnächsten Sphären zum Opfer, was oft
in verbrecherische Besessenheit ausartet. Leider glauben die heutigen Ärzte
nicht an diese Geißel unseres groben, grausamen und zügellosen Zeitalters.
Deshalb können so viele armselige Opfer nicht geheilt werden; hingegen könnte
durch Suggestion und Hilfe eines reinen Herzens die beherrschende
verbrecherische Wesenheit ausgetrieben werden.
Im
Läuterungsprozess des Herzens entfalten sich in uns die höchsten Siddhis,
nämlich die Fähigkeit, unserem Mitmenschen geistig zu helfen und Krankheit
geistig und physisch zu heilen. Ein Mensch mit einem reinen Herzen wird oft zum
Heiler und Beschützer eines ganzen Gebietes vor verschiedenen Epidemien und
sogar Katastrophen. Die Legende, nach der eine ganze Stadt durch einen in ihr
lebenden Heiligen verschont blieb, hat tiefe Bedeutung. Auch diese Legende
wurde uns vom Osten überliefert. In unserer Gegend ist der Glaube an die
wohltätige Wirkung der Ausstrahlungen eines reinen Menschen auf seine ganze Umgebung
tief verankert. Ein reines Herz ist für alles und jeden ein Allheilmittel.
Ich
verstehe auch, dass Sie an einer von Ihnen erwählten Vorbereitungsmethode zur
Meditation festhalten. Alles Geistige ist so individuell, dass jeder mit seinem
Herzen genau fühlen muss, was ihm besonders nahesteht, und diesem Pfad sollte
er folgen. Einen Ausspruch in der Bhagavad Gita, dieser feinsten Perle
östlicher Schriften, liebe ich so sehr, dass ich nicht müde werde, ihn zu
wiederholen, und so möchte ich ihn auch für Sie zitieren: ”Auf welchem Pfad du
dich Mir näherst, auf diesem Pfad will Ich dich segnen, denn alle Pfade sind
Mein.” Besser und deutlicher kann man nicht aufzeigen, dass die Form ohne
Bedeutung ist, wesentlich ist nur die Idee selbst. Aber die Menschen hängen an
Formen, und dadurch geht ihnen jedwede Kenntnis des verborgenen Gedankens
verloren.
Gestatten
Sie mir, Ihnen als Geschenk das Buch von Origenes ”De Principiis“ zu senden.
Ich muss bekennen, dass mir das Herz weh tut, wenn ich an die Stagnation und
Trägheit unserer russisch-orthodoxen Kirche denke. Zur gleichen Zeit, wo die
westliche Geistlichkeit die geistige Evolution fördert und das Studium der
Werke des Origenes empfiehlt, betrachtet ihn unsere russisch-orthodoxe
Geistlichkeit nach wie vor als Häretiker! Manchmal spüre ich, dass in der Zeit
vor der Revolution der Grund der offensichtlichen Verheimlichung der
Errungenschaften unseres größten Patrons und Verteidigers des russischen
Volkes, St. Sergius von Radonesch, darin zu sehen ist und ihn manche als Ketzer
betrachten, weil er sich nur mit zwei Fingern bekreuzte. Doch der größte Name
wird ignoriert und zweitrangige Namen werden gepriesen, und das ist ein Zeichen
des Mangels an Angemessenheit, der dem Niedergang des Geistes gleichkommt.
Gewiss,
es ist nicht leicht, die ”Geheimlehre“ zu studieren. Dieses umfangreiche Werk
ist zu grandios. Man sollte sich mit den östlichen Lehren und der allgemeinen
Vorstellung fortschrittlichen Denkens vertraut machen, um sie besser aufnehmen
zu können. Zweifellos wird für Sie vieles leichter mit solch einem Hintergrund.
Ich
freue mich immer, von Ihnen zu hören und hoffe, dass es viele Berührungspunkte
in unseren Bewusstseinen geben wird. In vereintem Bewusstsein können viele
nützliche Dinge geschaffen werden. Sehr gern möchte ich bestimmte anstehende
Probleme klären und die hässlichen Auswüchse ausräumen, die sich im Lauf vieler
Jahrhunderte angehäuft und die Klarheit, die erhabene Schlichtheit sowie die
Schönheit der fundamentalen Aspekte der geistigen Lehren aller Zeiten und
Völker getrübt haben.
23.
September 1937
Jede
individuelle oder isolierte menschliche Fähigkeit hat keine absolute, sondern nur
relative Bedeutung. Intellekt ohne die Erleuchtung, die von den Feuern des
Herzens ausgeht, sowie das Herz, das vom Intellekt nicht unterstützt wird, sind
hässliche Erscheinungen. In allem ist Gleichgewicht erforderlich. Das Ziel der
Evolution ist die Erreichung des Gleichgewichts oder der Harmonie aller
menschlichen Fähigkeiten und Gefühle. Die Tragödie unseres Zeitalters besteht
tatsächlich in dem schrecklichen Konflikt zwischen Intellekt und Herz. Der
Unbegrenztheit gegenüberstehend, können wir alle unsere Fähigkeiten unbegrenzt
entwickeln. Aber auch hier wird die richtige Entwicklung vom Gleichgewicht oder
der harmonischen Entfaltung der im Menschen potentiell eingelagerten Kräfte
abhängen. Synthese ist die höchste Harmonie.
* * *
In
jedem planetaren Zyklus oder jeder Runde ist der Entwicklungsprozess des
menschlichen Organismus begrenzt; und mit jeder neuen Runde steigt der Grad der
Errungenschaft. So wird Manas oder die höchste Intelligenz auf unserer Erde in
der fünften Runde und deren fünfter Rasse volle Entwicklung erreichen. Zur Zeit
befinden wir uns noch in der vierten Runde und bei der Vollendung deren fünfter
Rasse; für unsere Runde hat Manas bereits den Höhepunkt seiner Entwicklung
erreicht. Und mit Beginn der sechsten Rasse, oder besser, mit deren Bestätigung
– denn es gibt erst ganz wenige Menschen, die bereits der sechsten Rasse
angehören – werden wir die Epoche der Entwicklung unseres geistigen Bewusstseins
betreten, deren Grundlage im Herzen liegt.
* * *
Gewiss,
jeder Kontakt mit den Finsteren zieht unvermeidlich in irgendeiner Form Folgen
nach sich. Daher ist Menschenkenntnis von größter Wichtigkeit, um uns vor
diesen Wölfen im Schafspelz schützen zu können.
Alle
Arten von Phobien und ”-ismen“ sind gleich ungerecht, wenn sie sich über ein
ganzes Volk ausweiten. Jedes Volk hat seine positiven und negativen Wesenszüge.
Und heute entfalten viele Völker ihre anziehenden Eigenschaften.
Für
Aggression einer sich bemächtigenden und boshaften Natur gibt es keinen Platz
in der Evolution. Und das Schicksal dieser Völker ist bereits gewogen auf der
Waage der Gerechtigkeit, denn wirklich, der endgültige Schlag trifft jedes Land
zur vorbestimmten Frist. Wenn der Organismus zu plötzlich vom Gift befreit
wird, kann das Gleichgewicht gestört werden und einen vorzeitigen Zusammenbruch
bewirken. Ähnlich müssen auch die beiden Organismen, der Planet und seine
Bewohner, die Giftherde ertragen, gerade um das Gleichgewicht nicht zu stören,
denn andernfalls wird irgendwo ein äußerst nützlicher Prozess oder der Anstieg
neuer Kraft unterbunden.
1.
Oktober 1937
Es
gibt nur ganz wenige Menschen, die sich nicht mit eigennützigem Ziel der Lehre
nähern, und werden deren Hoffnungen nicht erfüllt, werden sie zu grimmigen
Feinden der Lehre. Wir kennen Beispiele solch beklagenswerten Geschehens. Daher
sollten alle Neulinge davor gewarnt werden, sich der Hoffnung hinzugeben,
besondere Privilegien oder irdische Güter erwerben zu können. Das von ihnen
angehäufte Karma wird seinen Verlauf nehmen, doch es wird zweifellos im
Verhältnis zur Läuterung ihrer Herzen erleichtert werden und sie erlangen
Erweiterung des Bewusstseins und die Fähigkeit, die in der Lehre gegebenen
Ratschläge im Leben zu befolgen. Werden Sie nicht müde, den Menschen zu
wiederholen, dass unsere ganze Glückseligkeit in der geistigen Freude liegt, in
der Bewusstseinserweiterung, der Verfeinerung unserer Gefühle und im geistigen
Geben. Wer immer die geistige Freude kennt, wer immer sich darin bestätigt sieht,
von dem kann man sagen, dass er das Himmelreich in sich gefunden hat.
Ich
freue mich zutiefst über Ihre Bemerkung, dass es kaum möglich ist, von jenen,
die an uns herantreten, ein besonderes Gefühl uns gegenüber zu erhoffen.
Außerdem liegt die Freude mehr im Geben als im Nehmen. In dieser Zeit
unglaublicher Spannung der Welt, wo die räumlichen Ströme so vermengt sind und sich
an chaotischen Wirbeln brechen, kann man von unserer Umgebung keine
Gelassenheit verlangen. Wir müssen anderen gegenüber nachsichtig sein und
aufrührende, beunruhigende Fragen vermeiden. Ich kann sagen, dass ich in der
Behandlung von schwachen Punkten meiner Brieffreunde äußerst vorsichtig bin und
mit ganz wenigen Ausnahmen persönliche Belehrungen vermeide. In der Tat, die BÜCHER
DER LEHRE behandeln alle wesentlichen Grundlagen, die für die Erneuerung des Bewusstseins
nötig sind, so vollendet, dass ich es vorziehe, Ausführungen zu erklären, die
schwer verständlich sind. Ich freue mich immer, geistige Hilfe gewähren zu
können, aber ich vermeide es, Leuten mit einem bereits geformten Charakter
Belehrungen zu geben. Die Menschen von heute sind besonders empfindlich
geworden, und so führt nicht nur die geringste Missbilligung ihres Verhaltens
oder Handelns zu Verstimmungen, sondern ebenso das Erteilen von einfachen
Ratschlägen (wenn diese ihren Wünschen nicht entsprechen). Für einen starken
Einfluss ist persönliche Anwesenheit vonnöten. Die von Ihnen erwähnte Person
verfügt zweifellos über schlummernde Hellsehfähigkeiten, aber wie alle Anfänger
liebt sie es zu übertreiben und diese als höchste Erscheinung hinzustellen. In
der Tat, die meisten glauben, dass alles, was sie zu tun haben, nichts weiter
ist, als an den Büchern der Lehre Interesse zu zeigen, und schon werden ihre
Zentren sich öffnen! So wenige sind bereit zu verstehen, dass dafür vor allem
eine innere Läuterung sowie Heldentat des Herzens erforderlich sind. Darüber
hinaus werden gewöhnliche mediumistische Erscheinungen oft als Zentrenöffnung missverstanden.
Ich weiß, dass meine Erklärungen einiger psychischer Visionen (allerdings mit
Hilfe des Lehrers) oft als unbefriedigend erachtet werden und sogar Anstoß
erregen. Menschlicher Eigendünkel ist das gefährlichste und übelste Hindernis
geistigen Fortschritts. Man muss diesen Feind unablässig zu bekämpfen wissen.
Bescheidenheit wird uns geraten, und diese äußert sich vor allem in der
Selbstlosigkeit oder in der Abkehr vom Egoismus.
Ich
möchte für Sie ein Gespräch anführen, das sehr zeitgemäß ist: ”In allen
Wirklichkeiten bleiben Wir immer Ärzte. Wir müssen die Menschen in
heilkräftiger Absicht behandeln. Wir begegnen dauernd kranken Menschen und
müssen vor allem auf das Gleichgewicht achten. Die Menschen suchen Uns
besonders, wenn das Unglück sie bereits anstarrt. Es müssen nicht nur Maßnahmen
getroffen werden, das Bewusstsein zu erleuchten, sondern auch um Krankheiten zu
heilen. Die Menschen begreifen nicht, dass Wir mit ihnen wie mit ernstlich
Kranken umgehen müssen.
Wenn
Wir euch zur Vorsicht mahnen, so heißt das nicht, dass Wir euch für sorglos
halten, im Gegenteil, Wir bemerken nur, dass jemand einer unerhörten Spannung
ausgesetzt ist und es daher besonderer Vorsicht bedarf. Versetzt euch selbst in
die Lage eines Arztes, so werdet ihr dem Ziel näherkommen. Zur Zeit sind die
Menschen besonders angespannt und bedürfen des weisen Einflusses. Man mag ihnen
in Einzelheiten oft zustimmen, um das Wichtigste zu retten. Damit sie ihre
Angst loswerden, muss ihnen Mut zugesprochen werden. So muss sich ein Lehrer
des Lebens die Art eines weisen Arztes zu eigen machen. Wir wollen nicht
untersuchen, wo und wann die Krankheit begann. Durch ein einfaches mutiges Wort
kann einer offensichtlichen Krankheit oft Einhalt geboten werden. Ein Arzt
verurteilt vor allem nicht, sondern erwägt eine bessere Methode, um den Verfall
aufzuhalten. Jede Krankheit ist ein Beweis der Zersetzung. So müssen auch bei
menschlichen Irrtümern Heilmittel angewendet werden.
Euch
kam kürzlich ein Fall von beinahe hoffnungsloser Besessenheit zu Ohren, weil
die kranke Frau zu schwach war, dagegen anzukämpfen und dem Besitzergreifer
unterlag. Durch persönlichen Magnetismus kann man das Ansteigen des Schreckens
unter Kontrolle halten, aber brieflich einen Einfluss auszuüben ist unmöglich.
Auch die den Kranken umgebenden Menschen beschleunigen die Krankheit. Besessene
Menschen müssen vor allem an einen neuen Ort gebracht werden, wo ihre Umgebung
neu gestaltet wird. Die Menschen begreifen nicht, wie sehr die Umgebung zur
Entwicklung bestimmter Krankheiten beiträgt. So muss man sich daran gewöhnen,
die Rolle eines Arztes einzunehmen. Unser inneres Leben ist von heilkräftigen
Taten erfüllt.”
* * *
Empfehlen
Sie Ihren Freunden, die Zeit aufzubringen, sich zu einer bestimmten Stunde in
kleinen Gruppen zu versammeln und dem Lehrer ihre besten Bestrebungen zu
senden. Solche Botschaften werden sich mit der Urenergie verbinden, die von der
Großen Weißen Bruderschaft ausgesendet wird – damit wird viel Nutzen erzielt
werden. In der Tat, durch Herzensstreben zum Lehrer erfolgen mächtige
Entladungen zur Reinigung der wirbelnden Atmosphäre im Raum. Sie sollten ihren
Freunden empfehlen, in einfachster Weise zu streben, mit dem Bildnis des
Lehrers im Herzen, mit der Bestrebung zu ihm, durch einen silbernen Faden, der
vom Herzen ausgeht.
Hier
ein Gespräch, das auf den Nutzen und die Notwendigkeit der Tat hinweist: ”Lernt
die Schleier der Maja erkennen. Wenn Wir über Schleier sprechen, bedeutet das, dass
es hier etwas Verborgenes gibt. So verborgen ist die Urenergie. Weise ist, wer
gewahrt, wo in den verschiedenen Schöpfungen das Ewige liegt, die unzerstörbare
Grundlage. Ohne diese Erkenntnis erscheint uns alles als Maja und als
grundloses Luftbild. Man kann aber nicht nur unter Geistern leben. Die Grundlage
des ewigen Lebens selbst erfordert die Erkenntnis, wo der Stützpunkt liegt, auf
dem ein müder Wanderer Halt finden kann. Der Mensch wird unweigerlich
darangehen, eine ewige Grundlage zu suchen. Der Gedanke an die Unwandelbarkeit
kann den Menschen zur Tat anregen. Diese Bestrebung zur Tat ist ein gesundes
Zeichen.
Man
könnte Uns fragen, welche Bedingungen Uns die Hilfe für den Menschen
erleichtern könnten? Natürlich die Tat. Wir können jedem, der um Hilfe bittet,
sagen: Handle! Unter diesem Gesichtspunkt ist es für Uns leichter, euch zu
helfen. Selbst eine Tat von geringem Erfolg ist besser als Untätigkeit. Wir
können dann Unsere Energie der von euch entwickelten hinzufügen. Es ist kein
Wunder, dass gleichartige Substanzen leichter verschmelzen. Wir möchten daher
Unsere Energie einsetzen und suchen nach der nützlichsten Anwendung. Wir senden
die Energie nicht aus, um den Menschen zu erwecken, sondern zur Stärkung einer
bereits angespannten Kraft. Ein Mensch, der schläft und plötzlich erwacht, kann
die sinnlosesten Taten begehen. Man sollte Schlafende nicht unverhofft stören;
befindet sich jedoch ein Mensch im bewussten Wachzustand, dann können Wir ihm
helfen.
Ihr
werdet daraufhin gefragt werden, was man tun muss. Antwortet: ‚Seid tätig, und
in solcher Regsamkeit wird die Höhere Hilfe kommen.‘ So bitten Wir und Unsere
Brüder euch, tätig zu sein; Wachstum ist erforderlich, Verfeinerung der
psychischen Energie ist nötig, andernfalls werden die Schleier der Maja jedwede
Annäherung dicht versiegeln.
Wir
raten oft genug zur Tat. Wenn ihr den Freunden schreibt, so ratet ihnen, tätig
zu sein. Gegenwärtig werden die Kräfte der Natur verstärkt. Wer aufgibt, wird
umgeworfen. Wer jedoch widersteht, wird neue Kraft erlangen. Wir helfen den
Tapferen, in Unserem Ashram herrscht Tätigkeit. Neue Anspannung wir nicht
ermüden, sondern erneuern.”
Und
so ist in allem und immer Handeln geboten. Wahrlich, allein Tätigkeit wird uns
vor der unheilvollen Maja behüten. In der Tat, jeder von uns weiß, wie schwer
es ist, an eine neue Tätigkeit heranzugehen, weil Maja bereits aus allen Arten
von Angst und Vorurteilen ihr Garn gesponnen hat. Können wir genug Mut
aufbringen und allen Beweisen zum Trotz handeln, dann erweisen sich jedwede
Angst und Vorurteile als Luftbild oder einfach als Schreckbild. Vor einigen
Tagen schrieb uns einer unserer Mitarbeiter, dass er trotz des ihm erteilten
Rates, jemanden aufzusuchen, der ihm helfen könnte, es nicht tat, weil er
sicher war, dass aus dieser Begegnung nur große Unannehmlichkeiten entstehen
könnten. Schließlich, nachdem zwei Jahre verstrichen waren, entschied er sich
dennoch, diesen, wie er meinte, riskanten Schritt zu wagen, und das Ergebnis
war natürlich seinen pessimistischen Erwartungen völlig entgegengesetzt; so gingen
für nützlichen Aufbau zwei Jahre verloren. Die Angst, an Menschen heranzutreten
sowie vorgefasste Meinungen können jeden Aufbau beträchtlich hemmen; denn
wahrlich, Gott ist mit den Tapferen. Und nun möchte ich Ihre Fragen
beantworten:
1.
Ketub (Herz 39) ist einer der Namen der psychischen Energie.
2.
Asuras (Herz 224) sind exoterisch die gefallenen oder bösen Götter, aber
esoterisch das Gegenteil. So wird dieser Ausspruch in den Rig-Veden für den
Höchsten Geist gebraucht. Asu bedeutet Atem, und Prajati (Brahma) schafft durch
seinen Atem die Asuras. Erst in späterer Zeit, als der Anfangsbuchstabe ”A“ als
negatives Präfix gebraucht wurde, bezeichnete der Ausdruck Asuras
”Nicht-Götter“; allein die Bezeichnung sura blieb mit dem göttlichen Element
verbunden. Aber genaugenommen sind in den Veden die Suras immer mit der Sonne
in Zusammenhang gebracht und als kleinere Götter betrachtet worden. Näheres
über die Asuras können Sie der ”Geheimlehre“ entnehmen.
3.
”Das Gebiet der Leuchtenden Stadt“ ist der Name der angeordneten neuen Stadt,
der Stadt der sechsten Rasse.
4.
Dorje (Herz 261) hat die gleiche Bedeutung wie Swastika.
5.
(Herz 261; AY 428) Die Kanten zur Sonne biegen bedeutet eine Vorwärtsbewegung,
wohingegen die Kanten in die Gegenrichtung biegen Verzögerung bedeutet;
letzteres Symbol wird von den Schamanen verwendet. Bei den Druiden galt ein
Ritual, nach dem alle Anwesenden genau auf die Sonne gerichtet um die
Opferstelle oder den Altar schreiten mussten, die Hierophanten hingegen
schritten der Sonne entgegengesetzt, so ihr höheres Wissen symbolisierend.
Wirklich, nur ein Hierophant kann der großen Kraft standhalten, und allein
solch eine Anspannung kann Funken höchsten Wissens verleihen. Wie Sie sehen,
wurde der eigentliche Sinn der Symbole vermischt und verflochten.
6.
”Für sieben Zwecke“ bedeutet, dass jeder Ratschlag so weit als möglich und bei
verschiedenen Gelegenheiten im Leben befolgt werden sollte.
7.
”Der Strahl der Venus“ kann nützlich sein, wenn ihn das unsere Erde einhüllende
braune Gas nicht behindert (siehe ”Auf östlichen Kreuzwegen“).
8.
Die Uiguren sind ein türkischer Stamm in Zentralasien.
Was
das Photographieren der Ausstrahlungen betrifft, meine ich, dass es ratsam
wäre, es mit verschiedenen Filmen zu versuchen. Manche können mit ganz
gewöhnlichen Filmen gute Ergebnisse erzielen, selbst ohne besondere
Vorbereitung und bei Tageslicht. Freilich, wie in allem müssen Geduld und
Disziplin aufgewendet werden. Die beste Art ist, die Aufnahmen in einem mit der
Aura des zu Photographierenden gesättigten Raum zu machen. Oft kann das
Experiment schon dadurch gestört werden, dass in den Raum andere Gegenstände
hineingebracht werden. Darüber hinaus sollten die Auren beider, des
Photographen und auch des zu Photographierenden, völlig harmonisieren (Näheres
siehe § 465 im Buch HERZ).
* * *
Freuen
wir uns, wenn die ausgestreuten Samenkörner gute Ernte einbringen. Auch unser
großes Land läutert sich und wächst. Viele rührende Erscheinungen kann man
unter den jungen Menschen bemerken. Wahrlich, Hunderte und Tausende von Ivans
sind erwacht zur Verteidigung ihres Landes und werden fähig sein, den Feurigen
Triumphwagen aufzubauen, der sie über alle Abgründe trägt. Und so kann man sich
trotz aller Schrecknisse in der Welt freuen. In dem Bewusstsein, dass alle
Geschehnisse nur dem Neuen Lande nutzen werden, können wir zur Heldentat des
Herzens bereit sein.
23.
Oktober 1937
Es
gibt einen bemerkenswerten Ausspruch: ”Alles was lebt, kommt vom Leben.” Für
unseren Fall können wir sagen: ”Alles Neue kommt vom Neuen und ist für das
Neue. So ist auch die Neue Lehre für die Neue Welt.” Abgestorbene Bewusstseine
können weder dies oder jenes aufnehmen, noch werden sie den Sinn der Ereignisse
erfassen. Über diese völlige Unfähigkeit, sich den neuen Bedingungen anzupassen
sowie über die Psychologie der Massen kann man sich nur wundern. Das grenzt
bereits an Verknöcherung. Und trotzdem wäre es falsch zu meinen, dass es jetzt
wenige Suchende gäbe, im Gegenteil, es gibt mehr als je zuvor, aber sie sind
auf den unerwartetsten Stellen und in allen Schichten der Bevölkerung
verstreut. Es kann auch nicht geleugnet werden, dass viele allein bei der
Erwähnung des Wortes Okkultismus abgeschreckt werden. In der Tat, in den
letzten Dekaden traten so viele zweifelhafte okkulte Organisationen in
Erscheinung, dass jeder ernste Sucher sich jetzt von allem zurückzieht, was das
Etikett Okkultismus trägt. Heute brauchen wir neue Begriffsbestimmungen, die
den Anforderungen der von der Wissenschaft angenommenen Terminologie
entsprechen. Die Wissenschaft ist in ihren neuen Entdeckungen an die
feinstofflichen Energien und den feinstofflichen Bereich sehr nahe
herangekommen. Sie wissen, wie sehr ich das Wort Okkultismus und alle
prahlerischen Hinweise auf Eingeweihte und Einweihungen missbillige, weil einem
hier die ganzen Stützen und alles Drum und Dran der pseudookkulten
Organisationen vor Augen treten.
Ich
empfehle Ihnen, mit dem ernsthaften Studium und der Aktivierung der psychischen
Energie zu beginnen. In den BÜCHERN DER LEHRE sind viele Hinweise auf die
interessanten Experimente gegeben. Übrigens, eine Freundin von uns, eine
Psychiaterin, vollführte eine Reihe von Versuchen mit psychischer Energie und
mit der Gedankenkraft. Mit Hilfe eines Apparates, der den leisesten Herzschlag
registrieren kann, gelang es ihr nachzuweisen, dass die Gedanken je nach
Beschaffenheit Schwingungsspannungen verstärken oder verringern. Diese
Experimente wurden einzeln an Menschen durchgeführt und nachher auch mit
mehreren Teilnehmern gleichzeitig. Es wurde festgestellt, dass Gedanken hoher
Qualität die Schwingungen sehr verstärken. Auch die Konzentration mehrerer
Menschen auf einen Gedanken ergab eine erstaunliche Verstärkung der Schwingungen.
Ich erachte solche Experimente als sehr bedeutend. Auf diese Weise sollte an
das Studium des inneren Menschen herangegangen werden.
Andere
Experimente dieser Psychiaterin auf dem Gebiet automatischen Schreibens waren
gleich interessant. Es gelang ihr, beim Studium des automatischen Schreibens
bei nervösen und unausgeglichenen Individuen deren Krankheitsursache
festzustellen. Folgender Fall ist besonders lehrreich. Ein junger Mann beging
ein schweres Verbrechen, und als er eingesperrt wurde, konnte er weder seinen
Namen noch seine Anschrift nennen, auch seine ganze Vergangenheit schwand aus
seinem Gedächtnis. Natürlich machten die örtlichen Behörden alle Anstrengungen,
um ihn zu identifizieren, aber ihre Mühen blieben erfolglos. Nun trat man an
unsere Freundin heran und erbat ihre Mithilfe. Sie wandte bei dem jungen Mann
ihre Methode des automatischen Schreibens an. Er entwickelte in kurzer Zeit
diese Fähigkeit und schrieb seine ganze Autobiographie nieder. Weitere
Nachforschungen ergaben die Richtigkeit dieser so erlangten Aussagen.
Es
muss noch bemerkt werden, dass unsere Freundin den Schreibenden veranlasste,
beim Vorgang solchen Schreibens laut zu lesen, so dass sein physisches Bewusstsein
an dem Prozess, das Unbewusste zum Ausdruck zu bringen, nicht beteiligt war.
Zweifellos kann automatisches Schreiben in Fällen bestimmter Abnormität und
verborgener Krankheiten neue Aspekte erschließen. Allerdings kann nicht jeder
diese Fähigkeit im Menschen wecken. Unsere Freundin besitzt offensichtlich zu
einem gewissen Grad die Fähigkeit, in ihren Patienten mediumistische Kräfte zu
wecken. Dabei kann sie diese Kraft der Patienten bewusst in die gewünschte
Richtung lenken. Solche Experimente sind zwar äußerst interessant, doch ist große
Vorsicht geboten und jedwede übereilte Schlussfolgerung unzulässig. Bei solchen
Phänomenen des automatischen Schreibens müssen viele Faktoren in Betracht
gezogen werden; der maßgebende ist das sittliche Niveau des Forschers oder
Leiters dieser Experimente. Man sollte gewiss nicht erwarten, dass der Patient
immer seine eigenen vergessenen Erfahrungen oder seine wahre Gedankenrichtung
enthüllen wird; oft können Besitzergreifer aus der anderen Welt versuchen, die
Nervenzentren des Patienten zu beherrschen. Sehr wichtig ist, dass es dem
Leiter des Experiments gelingt, den Eintritt eines niederen Gastes zu
verhindern, aber es kann unverhofftes Erscheinen von finsteren Kräften geben.
Daher sollte die Aura des Forschers als Abwehrschild dienen. Es ist erfreulich
zu vermerken, dass an vielen Erscheinungen, die noch vor kurzem in den Bereich
groben Aberglaubens und der Scharlatanerie verwiesen wurden, in den jungen
Ländern viel Interesse gezeigt wird.
Die
Neue Epoche steht unter dem Zeichen Wassermann und ihr Regent ist Uranus.
Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass die Kraft der Strahlung des Uranus im ganzen
Leben unseres Planeten immer mit einer neuen Grundrichtung zusammenfällt.
Ebenfalls bedeutsam ist, dass der Mitregent des Uranus Saturn ist, dieses
Symbol der finsteren Kräfte. So sind alle großen Epochen durch diese zwei
Gegenkräfte gekennzeichnet, dieses Ringen zwischen den Kräften des Lichts und
der Finsternis. Die Spannung auf der einen Seite verstärkt die Gegenseite in
gleichem Maß. Der Sieger dieser Schlacht ist Uranus.
In
einer russischen Zeitung haben wir gelesen, dass Wissenschaftler, die den
besonderen Umlauf des Merkur um die Sonne beobachteten, der nur einmal in
tausend Jahren vorkommt, festgestellt haben, dass, obgleich die Atmosphäre
dieses Planeten keine Anzeichen von Leben vermuten lässt, das Vorhandensein uns
völlig unbekannter Lebensformen nicht auszuschließen ist. Diese Annahme ist im
Denken der Wissenschaftler bereits ein großer Schritt voran. Man könnte ihnen
sagen, dass sich der Merkur gegenwärtig in einer schwierigen Lage befindet,
weil er eine Verdunkelungsperiode mitmacht; die Elemente auf dem Merkur sind in
einer ungeheuren Spannung und ringen schwer. Daher gibt es dort zur Zeit kein
Leben, wie es hier auf der Erde verstanden wird. Die neue Runde auf dem Merkur
wird höher sein als die derzeitige auf der Erde, aber die Nähe des Planeten zur
Sonne deutet nicht unbedingt auf eine höhere Entwicklung hin.
* * *
Und
jetzt über unseren jungen Freund, der so begierig ist, nach Indien zu gehen.
Indien ist schön, und ich kann seine Sehnsucht verstehen. Aber in diesem Land
einen wahren Lehrer zu finden, ist heute schwer. Vielleicht wird er
einigermaßen gebildete Sadhus treffen. Unter den Anhängern von Ramakrishna und
Vivekananda gibt es einige sehr feine Lehrer, aber die Schüler, die diese
persönlich kannten, sind bereits alle in die Feinstoffliche Wett
hinübergegangen. Darüber hinaus bezweifle ich, dass selbst einige der hohen
Sadhus ihm den wirklichen Raja Yoga vermitteln können. Viele Jahre der
Vorbereitung sowie andere Bedingungen sind erforderlich, um für diese schwerste
Errungenschaft geeignet zu machen.
Zweifellos
wird Ihr Freund einigen Fakiren begegnen – wir nennen sie Medien. Die Europäer
verwechseln die Phänomene der Fakire mit den hohen Errungenschaften des Raja
Yoga. Jeder lernt ab und zu einen oder zwei Yogis kennen, aber nach genauer
Erforschung stellt man fest, dass diese Yogis meist sonderbare Gewohnheiten
haben. So beschreibt zum Beispiel der Verfasser des kürzlich erschienenen
Buches ”Suchen im geheimen Indien“, der Engländer Paul Brunton, den Yogi
Vishudhananda von Bengalen, der ihm ein Experiment der Übertragung des
Lebensprinzips vorführte. Der ”Yogi“ befahl, einen Spatzen zu fangen und ihn zu
erwürgen. Die Anwesenden konnten sich überzeugen, dass der Vogel tot war. Nach
vielen Manipulationen konzentrierte sich der ”Yogi“ auf den toten Spatzen. Nach
einer Weile ging diese Konzentration in Trance über. Es dauerte nicht lange,
bis der Vogel zu zittern begann; dann schlug er mit den Flügeln und kam zu
sich. Aber als der ”Yogi“ zu sich kam, verendete der Vogel wieder. Ein wahrer
Raja Yogi würde gewiss nicht zulassen, einen Vogel für solch ein Experiment zu
töten; gerade diese Tatsache zeigt, dass der Verfasser dieses Buches es mit
einem Fakir zu tun hatte.
Kürzlich
besuchte uns für kurze Zeit einer der besten Sanskritkundigen, denen man
derzeit in Indien selten begegnet. Wir unterhielten uns über die Lage alten
Wissens und über sein Land; und dieser Wissenschaftler, der ein Buddhist war,
bestätigte ganz offen, dass es äußerst schwer sei, einen in den esoterischen
Überlieferungen versierten Pandit zu treffen, der ihren Sinn richtig erfassen
könnte. Dieser Sanskritkundige befindet sich derzeit auf dem Wege nach Tibet,
er ist auf der Suche nach alten Manuskripten.
Auch
ein tibetischer Lama besuchte uns. Dieser hatte für die Entwicklung der Siddhis
bestimmte Systeme theoretisch gründlich studiert und bis zu einem gewissen Grad
ausgeübt. Auch er bedauerte den Niedergang des Wissens und bestätigte, dass
erleuchtete Lamas sehr rar sind und es heute nur ganz geringe Ausnahmen gibt.
In den Klöstern wird unter dem Mantel der Lehre des Lichts oft schwarze Magie
betrieben. Auch sagte er uns, dass alle Systeme zur gewaltsamen Entwicklung der
Siddhis oft ein sehr trauriges Ergebnis zeitigten. Ist jedoch ein Aspirant im
Besitz eines starken Willens und eines reinen Herzens, kann er sehr bedeutsame
Errungenschaften erzielen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung
konzentrierten Denkens gewidmet sowie der völligen Gedankenkonzentration auf
einen erwählten Gegenstand. Konzentration und Meditation bilden den wichtigsten
Teil der geistigen Erziehung. Er behauptete, dass erfolgreiche Schüler im
Zustand einer bestimmten Meditationsart, die in Trance übergeht, den ganzen Prozess
des Todes erleben und danach wieder ins Leben zurückkehren. Sie alle
beschreiben diesen Vorgang, bei dem man aus der Finsternis und durch eine rote
Sphäre in eine Sphäre weißen Lichts eingeht, als einen Zustand
unbeschreiblicher Ekstase. Es gibt eine ausführliche Beschreibung des
sukzessiven bewussten Übergangs in diese Sphären, mit all den dabei erlebten
Empfindungen. Natürlich besteht auch die Gefahr, dass jemand überhaupt nicht
wieder zum Leben erwacht. Um solch einen Meditationsgrad zu erreichen, bedarf
es vieler Jahre der Übung, und wie der Lama behauptete, ist es unerlässlich,
die Feuer des Herzens zu erwecken, was an sich schon eine große Errungenschaft
bedeutet.
Wir
wollen hoffen, dass Ihr Freund ausgesprochenes Glück hat und nicht enttäuscht
wird. Mit der Zunahme an europäischen Reisenden, die nach Mahatmas und Yogis
suchen, kann man unter den umherstrolchenden Sadhus auf viele verkleidete
Polizeimänner, Schwindler und sogar auf Mörder stoßen. Ich kann dies aus
eigener Erfahrung bestätigen.
Daher
würde ich Ihrem Freund abraten, nach Indien zu gehen, um einen Lehrer zu
finden; denn es wäre lediglich eine große Kraft- und Zeitvergeudung, die durch
die Ergebnisse nicht gerechtfertigt würde. In jedem Land kann Wissen erworben
werden, genauso wie der Lehrer erscheint, wenn der Schüler bereit ist. Dieses
Gesetz ist unabänderlich. Erklingt jedoch das Herz auf die erhabene Schönheit
der Natur, dann wird unser majestätischer Himalaya und seine besonders
gesättigte geistige Atmosphäre, die sich in Tausenden von Jahren infolge des
Vorhandenseins der Wohnstätte der Mahatmas und der gesegneten Rishis
aufspeicherte, für den Rest des Lebens zweifellos einen unvergänglichen
Eindruck hinterlassen.
Übrigens
möchte ich gern einen Ausspruch aus dem Buch ”Dobrotolubye“ zitieren: ”Als der
heilige Antonius als Eremit in der Wüste verweilte, bat er den Herrn, ihm einen
Lehrer zu weisen, der ihn in das höchste Wissen und in jede Tugend einführen
könne, worauf er in die nächste Stadt zu einem gewissen Schuster gewiesen
wurde.”
* * *
Meine
Antwort auf Ihre Frage über die Bedeutung der Konzentration auf den kleinen
Finger wurde vom Lehrer bestätigt. Da ich keine unrichtige Auslegung geben möchte,
prüfe ich meine Antworten immer sehr genau. Mir persönlich ist es völlig
unwichtig, worauf ich mich konzentriere, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen.
Glauben Sie mir, mein lieber Freund, die ganze, in vielen okkulten Büchern
erwähnte Apotheke ist sehr gefährlich, denn die Entwicklung jeder Person ist
ganz individuell. Auch in der Praxis sind von erleuchteten Ärzten medizinische
Patentmittel als nicht ungefährlich erachtet worden. In Amerika wurden laufend
Fälle gefährlicher Vergiftungen durch Patentmedikamente aufgedeckt. Umso mehr
Vorsicht ist mit den Methoden geboten, die wir beim Umgang mit der feinsten
Energie befolgen. Aber die Grobheit des gegenwärtigen Bewusstseins ist
erstaunlich, die Menschen wollen am liebsten mit der Axt an die feinsten Erscheinungen
herangehen.
Sie
müssen auch daran denken, wenn in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK auf die
Notwendigkeit der Einheit hingewiesen wird, so wird damit nicht die äußere
Einigkeit verstanden, sondern die Einheit oder Harmonisierung der Bewusstseine,
die sich nicht in einer Stunde vollziehen kann. Solche Einheit erfordert eine
gemeinsame Grundlage hoher Moral und völlige Anerkennung der Einheit des
Hierarchischen Prinzips, dauernde absolute Ergebenheit, die uns vor allem
Unterscheidung lehrt. Aber die chaotische Vermischung der verschiedensten
Elemente – nur weil sie sich das Etikett Okkultismus anheften – ist
unstatthaft. Man kann und sollte sich zu den wenigen Gruppen mit feinen
Eigenschaften großmütig verhalten, aber warum muss man so weit gehen, um mit
ihnen am gleichen Tisch zu essen?! Warum künstliche Explosionen schaffen, indem
man unvereinbare Elemente verbindet? Man sollte die Schafe und die Wölfe nicht
zusammenbringen und nicht alles in einen Haufen werfen. Ist es das Ziel der
gegebenen Lehren, einen formlosen Haufen zu schaffen? Die Natur ist unser
bester Lehrmeister, weil sie alles enthält, gleichzeitig harmonische und
zweckdienliche Nachbarn in ihrem Reich wählt. Es gibt Pflanzen, die
nebeneinander nicht wachsen können und trotzdem ist jede von ihnen nützlich auf
ihrer Stelle des Bodens; werden sie jedoch gewaltsam sehr nahe beieinander
gepflanzt, verlieren sie ihre Nützlichkeit und gehen zugrunde. Man sollte sich
vor dem Verderb durch giftige Nachbarn hüten.
Sie
wollen wissen, ob jeder Glaube eine okkulte Grundlage hat oder ob eine Lehre
einfach Aberglaube sein kann, und so zitieren Sie einen in Serbien weit
verbreiteten populären Ausspruch: ”Wird beim Legen des Fundaments eines Hauses
der Schatten eines vor dem Haus Stehenden eingemauert, so treffen ihn Unglück
und Misserfolg.”
Zweifellos
beruht jeder Glaube auf irgendwelchen vergessenen Wahrheiten und Lehren, die im
Laufe von Jahrtausenden bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden. Viele gleiche
Begriffe, die verschiedenen Ebenen des Daseins eignen und sich daher in ihren
Eigenschaften unterscheiden, sind zusammengeworfen und vielleicht in ein Gewebe
von Volksglauben verwoben worden. Oft ist es ganz unmöglich, sie zu entwirren
und zu ihrem Ursprung vorzudringen. Das gleiche betrifft die Vorstellung vom
Schatten. Dieser Begriff wird von den Völkern gegensätzlich ausgelegt. So wird
der Schatten der Menschen des Ostens als Gegensatz zum Licht, als Vorstellung
der Finsternis und somit feindlich verstanden. Daher kam die Idee, dass
absolute Geistigkeit schattenlos ist. Unter vielen Stämmen Asiens besteht der
Glaube, dass die Devas keinen Schatten werfen, und so sollte auch ein heiliger
Mensch schattenlos sein. Die Grundlage dieses Glaubens ist in der Lehre zu
suchen, die sich mit den ersten ätherischen Rassen der Menschheit und den
feinstofflichen Sphären befasst. Da die hohe Substanz der Feinstofflichen Welt
selbst eine Quelle des Lichts ist, kann sie keinen Schatten werfen. In Indien
wird es bis heute als großes Unglück angesehen, wenn bei der Hochzeitszeremonie
oder anderen Festlichkeiten der Schatten eines Vorübergehenden auf die
Festtafel mit den Speisen und Geschenken fällt. Die Bedeutung dieses Glaubens
liegt darin, dass der Schatten des Vorübergehenden nicht nur die segensreichen
Strahlen der Sonne für eine Zeitlang unterbricht, sondern auch auf den
Gegenständen der Tafel den Einfluss persönlichen Karmas zurücklässt. Im
Zusammenhang damit möchte ich einen beachtenswerten Auszug aus der
”Geheimlehre“ erwähnen: ”Nie fällt ein Schatten auf die Wand, ohne eine
dauernde Spur zu hinterlassen, die durch Zuflucht zum eigentlichen Vorgang
sichtbar gemacht werden kann … Die Portraits unserer Freunde oder
Landschaftsbilder können auf der feinen Oberfläche des Auges verwahrt werden,
aber sie kommen zum Vorschein, sobald zum eigentlichen Entwickler Zuflucht
genommen wird. Ein Gespenst wird auf einer silbernen oder glasigen Oberfläche
verwahrt, bis es durch unsere Nekromantie in die sichtbare Welt hervortritt.
Auf den Wänden unserer privaten Gemächer, wo es, wie man meinen könnte, ganz
ausgeschlossen ist, dass ein Auge eindringen und unsere Zurückgezogenheit von
jemandem profaniert werden könnte, hinterbleiben die Spuren aller unserer
Handlungen – Silhouetten von dem, was immer wir getan haben.”
So
ist die persönliche Chronik kein phantastischer Traum, denn wir begegnen
ähnlichen Chroniken in der Welt grober Materie. Entsprechend der alten Lehre muss
jeder Teil bestehender Materie als Bericht von allem, was stattgefunden hat,
dienen.
Jedoch
in europäischen Überlieferungen begegneten wir der gegenteiligen Auslegung des
Schattens. So war in den alten germanischen Legenden der Verlust des Schattens
das Zeichen einer dem Teufel verschriebenen Seele. Aber auch in dieser
Auslegung können wir den entstellten Widerhall der ältesten östlichen
Überlieferungen verfolgen; denn der Teufel oder der Fürst der Finsternis ist
ihr böser Geist – Mara, das Symbol der Zerstörung des Todes. Demnach ist eine
Person, die den Schatten verlor, bereits des Todes.
Der
Mensch stirbt, wenn sein astraler Doppelgänger oder Schatten ihn verlässt. Aus
dem oben Gesagten ist ersichtlich, dass man in den Bräuchen eine Spur ferner
Wahrheit oder das unzerbrochene und unveränderliche Band des Menschen mit
seinem Schatten oder dem astralen Doppelgänger finden kann. Aber heute ist
dieses Wissen entstellt und zum gröbsten Aberglauben entartet.
In
dem von Ihnen erwähnten Fall ist es allerdings nicht der eingemauerte Schatten
selbst, der von Bedeutung ist, sondern der Glaube und die Idee, die dem
Einmauern zugrunde liegen. Der Gedanke an solch ein ”Opfer“ prägt Bildnisse des
Schreckens in die Aura und lähmt so die psychische Energie, macht den Menschen
zugänglich und auf alle Fälle empfänglich. Glaubte der Vorübergehende jedoch, dass
sein eingemauerter Schatten für ihn von Nutzen und für seinen Körper ein
besonderer Schutz wäre, würde sich sein Wohlbefinden und seine Gesundheit
zweifellos im Verhältnis zu seinem Glauben bessern. Was die Zeremonie selbst
betrifft, nämlich dass in einen Topf mit Butter eine Goldmünze gesteckt und im
Fundament des Hauses verbrannt wird, um die Missgeschicke abzuwehren, die durch
den eingemauerten Schatten entstehen könnten, so kann ich dafür zur Zeit keine
Erklärung finden, außer der einen, dass die Goldmünze von dem Verordner aller
dieser Manipulationen auf mysteriöse Weise erworben wird. Natürlich, die
Hartnäckigkeit dieses oder jenes Glaubens oder Aberglaubens beruht vor allem
auf Unwissenheit und Autosuggestion.
Aus
obigem geht klar hervor, wie wichtig und dringend es ist, von jedem
Gesichtswinkel aus die Eigenschaften und Auswirkungen der psychischen Energie,
mit der jeder Mensch beschenkt ist, zu studieren.
Die
Lehre des Ostens bestätigt, dass ausgeglichene und entwickelte psychische Energie,
bewusst oder unbewusst, unser bester Leitstern ist.
* * *
Sie
fragen, wie der Ausspruch aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA II“, § 168:
”Teros und Tamas müssen wie Brüder arbeiten …” zu verstehen ist. Teros ist
gleichzusetzen mit Geist, Bewegung oder Licht. Tamas ist synonym mit Materie,
Trägheit, Nichterkenntnis. Das Leben des Kosmos setzt sich zusammen aus dem
Gleichgewicht dieser beiden Elemente. Das Vorherrschen in der Natur oder im
menschlichen Wesen von einem dieser beiden Elemente führt zur Zersetzung und
schließlich zur Vernichtung. Im gesamten Leben kann wahrgenommen werden, dass
das Gleichgewicht dieser beiden Elemente unerlässlich ist. So können wir heute
im Leben ganzer Länder und Völker klar erkennen, wohin das gestörte Gleichgewicht
führt. Die Menschen meinen, auf verschiedene Art vorangekommen zu sein und
verweisen mit Stolz auf ihre technischen Errungenschaften. Aber im Wissen
geistiger und ethischer Grundlagen sind sie dagegen sehr wenig vorangekommen.
Der Mensch hat sich in Arten und Mitteln des Brudermordes perfektioniert, doch
die Fähigkeit, über die Grundlagen des Seins nachzudenken, büßte er ein. Diese
Fragen, die das Leben verbessern könnten, bleiben in der Tat unbeachtet.
Versuchen Sie, die Welt insgesamt zu fragen, so werden Sie ein schmähliches
Schauspiel erleben. Nur eine Minderheit wird ein wenig Streben zu oben
erwähnten Grundlagen bekunden, und selbst diese Minderheit wird zaghaft
flüstern über die Feinstoffliche Welt, über die Fortsetzung des Lebens nach dem
Tod, über Karma und die Bedeutung der Gedanken. Die Beschleunigung mechanischer
Entdeckungen führt nicht zur Gedankenkonzentration. Würden wir die Geschichte
des Wissens über diese Grundlagen schreiben, sie würde klar die Unbeweglichkeit
des Bewusstseins verdeutlichen. Will daher die Menschheit gedeihen, sollte sie
über die Grundlagen nachdenken und die Tätigkeiten von Teros, selbst auf Kosten
jener von Tamas, schnellstens verstärken, denn anders ist es unmöglich, das
verlorene Gleichgewicht wieder herzustellen.
Und
so verlangt Selbstvervollkommnung das Gleichgewicht dieser zwei Prinzipien in
uns – Teros und Tamas. Alle Lehren des Altertums sprechen übereinstimmend vom
Goldenen Mittelweg, über die Harmonie, die als Gleichgewicht zwischen Geist und
Materie zu verstehen ist. So sollten Teros und Tamas wie Brüder arbeiten.
Was
ist Marakara. Marakara ist der Aufenthaltsort der finsteren Geister. Mara ist
der Fürst der Finsternis. Er wird auch der Zerstörer und Tod (der Seele)
genannt. Es gibt keine niedrigere und bedrückendere Sphäre in der
Feinstofflichen Welt als Marakara (siehe § 307, Buch HERZ).
* * *
Was
ist gemeint mit ”Schwingungen der Silbernen Brücke“ (Herz, § 357). Das ist der
Name der vom Lehrer dem Schüler gesandten Schwingung zur Stärkung des müden
Herzens. Diese Schwingung stärkt das Band zwischen Schüler und Lehrer. Dieser
silberne Strahl kann mit dem geistigen Auge gesehen werden.
14.
Januar 1937
So
viel Schaden ist verursacht worden durch die vorzeitige Verbreitung der
Mitteilung. Aber das können nur jene verstehen, die sich das Gesetz von Ursache
und Wirkung gut zu eigen gemacht haben und daher imstande sind zu erkennen,
welche Folgen durch diese oder jene Ursache entstehen. Aus diesem Grunde muss auch
ich mich zurückhalten und Teile Ihrer Fragen unbeantwortet lassen. In dieser
Zeit allgemeiner Verwirrung und verstärkter Angriffe von seiten der finsteren
Kräfte, die wir jetzt erleben, wäre es unzulässig, etwas Geheimes oder Heiliges
zu Papier zu bringen, das durch so viele Hände geht. Vieles würde entstellt und
falsch ausgelegt werden.
Darin,
dass in der Antike die Lehren des Lichts mündlich und in verschleierten
Symbolen übermittelt wurden, lag eine große Zweckdienlichkeit und
Angemessenheit. Gibt es denn heute viele, die den Sinn selbst einfacher Worte
erfassen? Ein lebendiges Beispiel solchen Nichtverstehens, ja sogar böswilliger
Auslegung, offenbart sich im ”Überblick“, den ich kürzlich erhielt, durch
Einwände gegen eines der BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK. Als ich ihn las, kam ich
aus dem Staunen nicht heraus! Ich habe bestimmt nicht die Absicht, mich in
Polemik einzulassen, doch zu meinem Bedauern muss ich sagen, dass die darin
geäußerten unbesonnenen Gedanken bereits an böswillige Unwissenheit grenzen.
So
versteht der Verfasser der Einwände nicht, dass die Lehre des Geistes oder die
LEBENDIGE ETHIK der beste Panzer für den Körper ist. Doch selbst gegenwärtige
Ärzte denken anders, so gelangt z. B. der französische Arzt und Biologe
Lakhovsky in seinem Werk ”Wie erlangt man Unsterblichkeit“ wissenschaftlich zu
der Schlussfolgerung, dass alle moralischen Lehren, vor allem eine rein
biologische Grundlage haben. Daher sein Rat: ”Man möge sich nicht ärgern, nicht
eifersüchtig, neidisch oder gereizt sein, sondern gütig und optimistisch, und
so wird man ein sehr hohes Alter erreichen.” Wenn ich Zeit erübrigen kann,
werde ich Ihnen einen kurzen Umriss des bedeutsamen Einflusses des Psychismus
und der psychischen Energie auf das menschliche Leben zukommen lassen.
Es
ist amüsant zu lesen, wie dieser Kritiker einige kleine Sünden wiederholt zu
rechtfertigen sucht und die ganze Verantwortung für sie dem Teufel zuschreibt.
Ebenfalls
ist er offensichtlich sehr stark an seinen Astralkörper gebunden, und die
Vorstellung, sich von ihm zu trennen, schmerzt ihn. Jedoch muss man immer im
Auge behalten, dass der Astralkörper nur für das Leben auf der physischen Ebene
notwendig ist, denn er dient als Brücke; aber nach dem Übergang in einen
höheren Zustand wird auch der Astralkörper, genauso wie der physische Körper,
als Abfall betrachtet. Wir brauchen den physischen Körper zwar, aber in der
weiteren Evolution wird er durch einen verdichteten Astralkörper ersetzt
werden. Auch den Astralkörper brauchen wir für bestimmte Aufgaben im
Zusammenhang mit der physischen Welt, daher bewahren einige Große Lehrer diesen
Körper.
Die
Großen Lehrer haben jedoch fürwahr Grund, den Astralkörper als unnötigen Abfall
zu betrachten. Wir sollten daher mit unserer ganzen Kraft versuchen, in unserem
physischen Leben den Astralkörper zu beherrschen und unsere Aufmerksamkeit auf
die Entwicklung des Mentalkörpers zu lenken. Die Hohen Lehrer schätzen nicht
die im groben Astralkörper geleisteten Tätigkeiten ihrer Schüler, sondern jene,
die in einem feinstofflicheren Körper geleistet wurden. Auch heißt es in der
Lehre, dass bei geistigem Wachstum des Menschen der Aufenthalt in der astralen
Welt auf vierzig Tage beschränkt werden kann.
Unser
Widersacher stimmt nicht zu, ”dass der Pfad der Weltevolution … sich nicht auf
dem Wege der niederen Schichten fortsetzt, sondern in Zusammenarbeit mit den
Höheren Ebenen.” So offensichtlich verneint er das Führende Prinzip im Kosmos.
Man könnte fragen, wie er dann die Idee Christi oder des „Allvergebenden“
Herrgotts versteht? Ist nicht der Begriff Christus an sich eine Zusammenarbeit
mit den Höchsten Ebenen?
Auf
seine Schlussworte, dass „M… nicht nur die Blätter seines Gartens, sondern auch
die saftigen Früchte geben sollte”, können wir ihn daran erinnern, dass ihm
bereits das erste Buch der Lehre die Antwort erteilt:
”Herrscher,
warum darf ich nicht alle Früchte Deines Gartens sammeln?
Wo
sind denn deine Körbe, Schüler?
Herrscher,
warum gießt Du nicht Ströme Deines Segens auf mich aus?
Wo
sind denn deine Krüge, Schüler?
Warum,
o Herr, sprichst Du nur leise und verkündest Deine Wahrheit nicht mit Donner?
Wo
sind denn die Hörer? – Außerdem ist auch der Donner in den Bergen besser
hörbar.”
(Blätter
des Gartens MORYA I, § 260).
Damit
können wir enden.
1937
Hiermit
reiche ich Ihnen die Liste Ihrer Fragen mit meinen Antworten zurück:
1.
Unsere Kräfte wachsen durch den Kontakt mit den Menschen. Jeder
Gedankenaustausch, jede Zusammenarbeit bereichert unser Bewusstsein. Auch
Gegenüberstellung und Vergleiche belehren uns und stärken gleichzeitig unser
Selbstvertrauen.
2.
Alles Irdische, alle irdischen Zustände stehen allem Höheren im Wege, aber
strebende Herzen erheben sich über Hindernisse.
3.
Leider widersetzt sich der menschliche Geist in vielen Fällen dem göttlichen
Element an sich und in allem.
4.
Tshur ist hier gemeint im Sinn von Überbleibsel oder des überholten Bewusstseins.
Tshur könnte auch Kobold bedeuten, folglich jede Art von Aberglauben und
Vorurteilen. Der Sinn liegt darin, dass man sich die kommende Neue Welt nicht
mit dem alten Bewusstsein zu eigen machen kann, – mit alter Unwissenheit und
allen ihren Erscheinungen.
5.
”Der Kanon ‚Mit deinem Gott‘ ist höher …” bedeutet, dass dieser Kanon höher ist
als die Behauptung ”Mit meinem Gott”. In der ersten Aussage liegt Duldsamkeit
und Verständnis, wohingegen die zweite Aussage den Keim von Ausschluss und
Fanatismus birgt.
6.
Die Bezeichnung Skandha wird in der buddhistischen Philosophie verwendet.
Wörtlich bedeuten Skandhas Gruppen von Eigenschaften, die die Persönlichkeit
des Menschen darstellen. Exoterisch teilen sie sich in fünf Gruppen: 1. Form
oder Körper, 2. Gefühl, 3. Bewusstsein, 4. Motive (Karma), 5. Wissen. Bedenken
Sie, dass nicht nur jede unserer Taten, sondern auch jeder unserer Gedanken
eine Schwingung hervorruft, und eben diese Schwingungen sind die Skandhas. So
bilden die Skandhas die Summe des subjektiven und des objektiven Menschen. Die
vom Menschen geschaffenen Skandhas sind sein unveräußerlicher karmischer
Besitz, der ihn in seine neue irdische Inkarnation begleitet. Karmische Folgen
vergangenen Lebens begleiten den Menschen tatsächlich und er wird in seinem
nächsten Leben alle Skandhas und Schwingungen sammeln, die durch ihn im
Astralen eingeprägt wurden, denn nichts kann aus nichts entstehen. Es gibt
daher eine Verbindung zwischen den Leben, und die neuen Skandhas werden aus den
früheren oder ihren Fortpflanzern geboren. Skandhas bauen somit unser Karma,
oder anders gesagt: Karma wird aus den Skandhas aufgebaut. Erinnern Sie sich
der Worte der LEHRE über den KELCH der Aufspeicherungen.
7.
Die von Medien und Schwarzmagiern vollführten Phänomene, die mit den
atmosphärischen und anderen Bedingungen nicht im Einklang stehen, rufen oft
eine Wirkung hervor, die infolge gewaltsamer Energieentziehung und ihrer
Verbindungen aus dem Raum in ihrer zerstörenden Kraft mit einer Explosion
verglichen werden können. Diese Gewalttätigkeit verursacht – wie erklärt – die
abscheuliche Atmosphäre der gestörten Elektronen. Das scheint verständlich zu
sein.
* * *
Nun
über das Friedensbanner. Kann es solche Individuen geben, die, obwohl sie sich
gebildet und gelehrt vorkommen, nicht die fundamentalste und wichtige Bedeutung
des Friedensbanners verstehen? Sie scheinen nicht zu begreifen, worin die
Bedeutung des Friedensbanners liegt, nämlich vor allem in der Tatsache, dass
durch den Schutz der menschlichen Schaffenskraft ins Bewusstsein der Massen und
der heranwachsenden Generationen Achtung eingepflanzt wird vor den geistigen
Werten, die der Menschheit Leben verleihen. Zudem können wir die herrlichen
Kathedralen, Büchereien und Museen nicht als materielle Werte betrachten! Ist
solch ein Grad von Unwissenheit möglich, der diese Symbole geistiger
Schaffenskraft den materiellen Werten zuschreiben könnte?!
* * *
Sicherlich,
Initiative sollte im Prinzip anspornend sein. Aber denken Sie daran, dass
Initiative oft mit Selbstsucht verwechselt wird. Außerdem endet Initiative ohne
strenge Disziplin des Geistes im Schwanken und krampfhaften Unterfangen. Doch
alles Krampfhafte ist zur Vernichtung verurteilt, da man auf Krampf nicht bauen
kann. Nicht umsonst liegen allen alten Lehren Disziplin und Gehorsam zugrunde.
Und in der uns gegebenen Lehre wird auf die unerlässliche Disziplin besonderes
Gewicht gelegt. Was ist Hierarchie, wenn nicht Disziplin? In allen alten
Religionen und philosophischen Schulen gibt es eine allgemeine Lehre sowie die
Lehre für die Frommen und Ergebenen. Und speziell in der Lehre für die
Ergebenen wurde Disziplin des Geistes gelehrt, und Gehorsam war der erste
Schritt dahin. Jeder Führer muss vor allem gehorchen lernen, denn wie sonst
soll er wissen, was Befehl und was Ausführung ist?
Sie
zitieren einen Ausspruch aus AGNI YOGA: ”Alles wird enthüllt, alles ist
erreichbar.” Das ist in bezug auf den Kosmos zu verstehen. In der Tat, der
ganze Kosmos steht offen für unsere Wahrnehmung. Aber die Geheimnisse des
Kosmos werden nur in völliger Entsprechung mit dem Bewusstsein und dem Herzen
des Fragestellers enthüllt; und so ist es auch mit der Lehre. Denken Sie daher
immer an das goldene Gleichgewicht zwischen Verstand und Herz. Ohne dieses Gleichgewicht
gibt es keinen wahren Fortschritt, und alle Geheimnisse bleiben verborgen und
unzugänglich. Daher lasst uns in allen unseren Taten beides offenbaren: –
Verstand und Herz.
19.
November 1937
Ich
war sehr traurig zu erfahren, dass Sie, obwohl Sie Ihre Gesundheit durch
psychische Energie zu kräftigen begannen, plötzlich zweifeln und diese sehr
nützliche Übung aufgaben. Allein eiserner Wille, Standhaftigkeit und Rhythmus
können zum Ziel führen. Sicherlich, man kann nicht erwarten, dass durch
einfache Bestätigung der Gesundheit gezogene Zähne plötzlich wieder zu wachsen
beginnen (solche Errungenschaften liegen noch in ferner Zukunft). Jedoch
beständige Autosuggestion würde im allgemeinen Gesundheitszustand zweifellos
Besserung gebracht haben. Daher bedauere ich es sehr, dass Sie diese
nutzbringende, stärkende Übung aufgegeben haben. Niemals ist auch nur eine
unserer Anstrengungen vergebens, und wenn nicht in dieser Inkarnation, so
werden solche Willensanstrengungen in der nächsten ihre Ergebnisse zeitigen.
Und
nun zu meiner Feststellung, dass alle Errungenschaften des Yogi theoretisch
leicht zu sein scheinen, in der Praxis hingegen nichts schwerer ist als das,
was für Sie anstatt zu neuem Zustrom der Ermutigung und Beharrlichkeit zur
Enttäuschung führte. Jetzt werden Sie verstehen, warum ich es immer so
bedauere, wenn Schriftsteller wie Ramacharaka, obwohl sie keine schlechte
Auslegung der Systeme des indischen Yogas geben, andererseits mit der
Leichtfertigkeit eines Dilettanten über die Bewältigung der höchsten
Errungenschaften des Raja Yoga sprechen. Anfänger, die das lesen, glauben ihren
Worten und gehen mit großem Eifer daran, die beschriebenen Übungen auszuführen.
Nachher jedoch, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, sind sie sehr
enttäuscht und verwandeln sich in eifrige Verneiner und sogar in Feinde.
Niemand will glauben, dass, will er ein überragender Künstler, Maler oder
Wissenschaftler werden, er nicht nur viele Aufspeicherungen in dieser Richtung
aus früheren Leben mitbringen muss, sondern es zusätzlicher Jahre beharrlicher
und unerlässlicher Arbeit in diesem Leben bedarf. Umso beharrlicher muss man
deshalb im Streben nach Erweiterung und Disziplinierung des Bewusstseins sein,
eben weil das allein zur Verfeinerung und feurigen Umwandlung unserer
Nervenempfänger oder Zentren beitragen kann. In der Tat, geistige
Errungenschaften, in Zusammenhang mit Bewusstseinserweiterung sind am
schwierigsten zu erreichen. Ein triftiges Beispiel dieser Schwierigkeit stellt
unsere jetzige irdische Menschheit dar, die sich nach Millionen Jahren ihrer
Existenz und unzähligen bitteren Lektionen anschickt, nicht nur die ganze
menschliche Rasse auszurotten, sondern auch ihren eigenen Planeten zu sprengen.
Es
ziemt sich für die Anhänger der LEHRE DES LEBENS nicht, sich der Depression
hinzugeben und sich durch Zweifel zu schwächen. Die Anhänger der Lehre des
Lebens leben für die Zukunft, – in der Erkenntnis der Unbegrenztheit, – und
wissen daher, dass kein Streben, keine rhythmische oder dauernde Anstrengung
ohne Ergebnisse bleibt. Sie erkennen, dass in jeder Arbeit wirklich nur Streben
und Anstrengungen die Grundlage aller Errungenschaften sind. Der Kristall der
psychischen Energie, dieser Stein der Weisen, wird durch unaufhörliches Streben
und Anstrengungen in vielen Tausenden von Jahren gespeichert.
* * *
Arbeiten
Sie für die Einigkeit der Mitarbeiter! Uns ist das Bündnis der Einigkeit, des
Mutes und der Heldentat gegeben worden. Mit diesen feurigen Eigenschaften wird
die Neue Welt erbaut, und das Recht, das Bollwerk des Großen Wissens zu
betreten, ist dadurch verbürgt.
* * *
23.
November 1937
Wir
vertreten die Meinung, dass bei Aufnahme von Mitgliedern äußerste Vorsicht
geübt werden muss, vor allem dann, wenn wir ihnen das Stimmrecht einräumen. Wir
alle tragen die Verantwortung für das uns Anvertraute. Darum heißt es im ersten
Band der LEHRE: ”Vernichtet die Menschen nicht, indem ihr ihnen zu viel
anvertraut! Oft stellt die Bürde der Last nur einen Ausblick des Rückens dar.”
Deshalb raten wir, zu den Ausschussversammlungen nur gut geprüfte Freunde
zuzulassen und ihnen das Stimmrecht zu verleihen; die aktiven Mitglieder
sollten das Stimmrecht besitzen, den Mitgliederanwärtern hingegen sollte dieses
Recht nicht zustehen. Mit Rücksicht auf die Menschen, besonders auf die Jugend,
muss man ihnen zuerst Gelegenheit geben, sich selbst kennenzulernen. Sie müssen
erkennen, dass das Betreten des Probepfades des Dienens nicht einer Beteiligung
an irgendeinem Klub gleichkommt, in dem der Eintritt und das Verlassen keine
Folgen nach sich ziehen. Sie müssen begreifen, dass ihnen die LEHRE DES LEBENS,
die sie vernahmen, eine gewisse geistige Verpflichtung auferlegt, selbst wenn
sie nicht imstande oder willens sind, dies zu erkennen. Bevor sie sich fest
binden, sollten sie ihre Absichten und ihr Streben gründlich prüfen, damit sie
nicht durch späteres Verlassen zu Abtrünnigen werden. Lebenserfahrung lehrt
Sorgfalt und Vorsicht. Es gibt ziemlich viele Verräter, bewusste und unbewusste,
aber es ist unsere heilige Pflicht, mit allen Mitteln den Aufbau des Lichts vor
ihnen zu schützen. Ich möchte noch weitergehen und sagen, dass es keine
heldenhafte Errungenschaft gibt, die nicht durch Verrat bekämpft wird, aber
trotzdem müssen wir alles in unserer Macht Liegende tun, um das uns Anvertraute
zu schützen.
Und
nun zu Ihren Fragen. Zweifellos helfen viele Mitarbeiter den Kräften des Lichts
in der Feinstofflichen Welt. Gegenwärtig ist der Kampf dort stärker als auf der
Erde. Es ist daher ratsam, dies zu bedenken und den Schlaf nicht zu meiden,
denn manche eifrige Mitarbeiter versuchen, ihre Nachtruhe zu verkürzen. Doch
die Arbeit in der Feinstofflichen Welt ist oft ergiebiger als die irdische.
Teilen Sie das ihren nächsten Freunden mit und bitten Sie sie, ihre nächtlichen
Erfahrungen niederzuschreiben. Allmählich werden sie lernen, die komplizierten
Symbole zu unterscheiden und sich im Wirrwarr der Eindrücke, der sich aus
Mangel an Disziplin und Klarheit des Bewusstseins ergibt, zurechtzufinden. Durch
rechtes Streben wird sich so manches klären. Es ist nützlich, mit dem Gedanken
einzuschlafen, immer dahin zu Hilfe zu eilen, wohin die Großen Lehrer uns
rufen!
Die
Seiten in dem von Ihnen erwähnten Buch habe ich gelesen. Ich verstehe vollkommen,
was der Verfasser mit den Worten ”Die Tätigkeit des Verstandes ausschließen”
meint, nämlich, dass man der ungeordneten Gedankenflut, die uns daran hindert,
die Sendungen aus der Hohen Quelle zu empfangen und durch unsere höheren
Zentren zu sammeln, Einhalt zu gebieten, leichter beim Einschlafen erreicht,
weil dann das ungeordnete Denken ausklingt. Daher wird darauf hingewiesen, dass
man lernen sollte, die Sendungen auf der Schwelle zum Schlaf oder im Augenblick
des Erwachens aufzufangen. Man muss in sich eine ständige Wachsamkeit des
Herzens entwickeln. Wenn das Denken ausreichend diszipliniert ist und unser Bewusstsein
jene bestrebte Wachsamkeit beherrscht, dann kann man die Stimme des Lehrers
hören. Nicht allein bei Konzentration auf sein Bild, sondern auch, wenn man
über ein bestimmtes Problem nachdenkt. Und so sollten in allem Disziplin,
Klarheit und Rhythmus herrschen. Aber Gedanken wie Flöhe oder Häschen berauben
uns jeder Möglichkeit der Wahrnehmung.
Es
ist auch falsch zu sagen, dass jemand unbefangen viele Male eine abgefasste
Formel aussprechen sollte. Ich gebe zu, dass physische Anstrengung hinderlich
sein kann, aber unerlässlich für den Erfolg ist das Streben des Herzens.
Wahrlich, unerschütterliches Streben des Herzens ist der Schlüssel zu allen
Schlössern. Solches Streben hat weder mit toter Apathie noch mit physischer
Anstrengung, der sogenannten Willensanspannung, etwas zu tun. Gesegnet jeder,
der das Brennen und Streben dieser feurigen Energie fühlen kann.
Nun
zu § 552 aus dem Buch AUM. Zweifellos gibt es hier eine Abhängigkeit der
Einwirkung, und je klarer der Charakter der inkarnierten Individualität, umso
gravierender sind ihre Offenbarungen nach den Wünschen der hoffnungsvollen
Mutter. In meinen Antworten auf die von Ihnen aufgezeigten Paragraphen will ich
die Reihenfolge der Paragraphen aus der ”Feurigen Welt III“ beibehalten, damit
Sie leichter folgen können.
Zu
§ 62: Natürlich, die Feinstoffliche Welt ist die astrale Welt mit allen ihren
Unterteilungen in niedere und höhere Bereiche; dann folgt die Feurige Welt und
schließlich die Höchste Welt.
Zu
§ 82: Der Leitstern des Menschen ist die Ausstrahlung seines Geisteskorns, das
aufgespeicherte Gefühlswissen, das ihn zum Licht treibt. Und dieser Leitstern
leuchtet nach schweren Lebensmühsalen besonders stark. Unsere Energien können
nur bei höherer Anspannung in höhere Bestrebungen umgewandelt werden. In der
Tat, Bestrebungen gestalten den Charakter und das Karma des Menschen. Es ist
unerlässlich, intensiv daran zu denken, dass Karma primär aus Motiven,
Bestrebungen und Gedanken des Menschen geschaffen wird, wohingegen Taten von
sekundärer Bedeutung sind.
So
gestalten die guten Aufspeicherungen vieler Leben das Karma, das vom Leitstern
des Gefühlswissens gelenkt wird.
Zu
§ 86: Feuertaufe bedeutet die geistige Verklärung oder Angleichung an das reine
Feuer des Raumes. Bei der Feuertaufe vollzieht sich das Öffnen bestimmter
Nervenzentren. Die Aufspeicherung der feurigen oder Urenergie ermöglicht es dem
Menschen, beim Übergang in die Feinstoffliche Welt in die höheren Sphären
aufzusteigen. Je mehr wir von dieser Energie besitzen, desto höher werden wir
emporgetragen. Diese Energie wird durch unerschütterliches Streben zur
Selbstvervollkommnung, Arbeit und völlige Hingabe an den erwählten Lehrer
aufgespeichert.
Zu
§ 97: Nachdem der Arzt festgestellt hat, dass der Tod des Patienten unvermeidlich
ist, kann der Versuch, das Leben des Sterbenden künstlich zu verlängern, für
ihn schlimmes Leiden bedeuten und seinem feinstofflichen Körper ernsten Schaden
zufügen. Aus diesem Grunde sollte man dem Sterbenden Aufmerksamkeit und
Besorgtheit angedeihen lassen.
Zu
§ 158: Zahlreiche kosmische Energien werden aus der Feinstofflichen Welt
erweckt und wirken unsichtbar auf unserer physischen Ebene. Abgesehen von dem
unerhörten Druck der Elektrizität erzeugenden Erscheinungen, den Radiowellen
und anderen unsichtbaren Strahlen, die von der Menschheit jetzt genutzt werden,
führen jedes Erdbeben, jeder Aufruhr, jede Explosion und alle Schrecken des
Krieges die niederen Schichten der Feinstofflichen Welt mit der irdischen Ebene
näher zusammen. Kriege und Revolutionen sind am entsetzlichsten, – die
mächtigsten Beschwörer der niederen Energien aus der Feinstofflichen Welt. Die
niederen Wesenheiten nähern sich von den Emanationen des Blutes und der
Verwesung. Man kann sich gut vorstellen, welche Art von Wesenheiten die
Atmosphäre rund um die zerstörerischen Tätigkeiten bevölkern. Nur starke
Geister, die durch ein festes Sperrnetz der psychischen Energie geschützt sind,
können dieser Infektion widerstehen. In der Tat, es gibt gar nicht wenige, die
in kleinen unzulässigen Formen Nekromantie üben.
Zu
§ 165: Die Djins sind die Elementargeister. In allen östlichen und vor allem in
den arabischen Märchen dienten die Djins den Magiern, die sie zu beherrschen
verstanden. So ist der Legende gemäß der Tempel Salomons von den Djins
errichtet worden. Jede Legende birgt einen gewissen Teil an Wahrheit; auch im
Leben sind die Feinde oder die Diener der Finsternis einem erleuchteten
Unternehmen dienlich. Die Gesetze sind in allem die gleichen. Finsternis hebt
das Licht empor! Das Böse erhöht den Begriff des Guten, und so fort …
Zu
§ 170: Fürwahr, räumliche Schlachten finden im ganzen offenbarten Kosmos statt,
aber sie offenbaren sich in verschiedenen Graden. Im ganzen offenbarten Raum
ist das Raumfeuer das verbindende Element zwischen den Welten. Daher
beeinträchtigt jede Manifestation, jede Schlacht, – unwichtig wo sie
stattfindet, – auf die eine oder andere Weise die ganze Welt beziehungsweise
den ganzen Raum. In der LEHRE heißt es: ”Eine Feder aus dem Flügel eines Vogels
ruft Donner in den fernen Welten hervor …” So wird auf das in allen
Erscheinungen und in allem Geschehen bestehende unzerreißbare Band hingewiesen.
Zu
§ 175: Jeder Planet durchläuft wiederholt verschiedene Zyklen. Feurige
Zerstörungen sowie feuriger Aufbau haben nicht nur unseren, sondern auch andere
Planeten heimgesucht; doch ihr Ausmaß entspricht jeweils dem geistigen Zustand
ihrer Bewohner. Bei Hohem Stand eines Planeten und seiner Bevölkerung können
alle Wirkungen nützlich sein. Lemurien ging durch Feuer zugrunde.
Zu
§ 595: Wermutöl ist heilsam für geschwollene Drüsen. Auch in der Schweiz geben
die Ärzte dem Patienten bei angeschwollenen Drüsen einen leichten Wermuttee.
Die
von Ihnen beobachteten Nordlichter waren in Dünaburg nicht so stark sichtbar.
Das rötliche Licht ist ein sehr charakteristisches Merkmal der Nordlichter. Die
hellen Nordlichter erstrahlen in Regenbogenfarben.
Und
jetzt einige Ausführungen aus der LEHRE: ”Der größte geistig Schaffende auf der
Erde, den wir uns vorstellen können, wird natürlich in der Feinstofflichen Welt
eine unvergleichliche Macht darstellen. Die Berührung mit dem gereinigten
Raumfeuer trägt ihn empor in die Feurige Welt. Es gibt keine Grenze, die den
Aufstieg eines Geistes, frei von jedwedem Zweifel, verhindern kann. Zweifel ist
wie ein Riss in einem Ballon.
So
wird unbegrenzt alles aus der Bewegung geboren. Ich sage das, um daran zu
erinnern, dass die natürliche Haltung des Menschen aufrecht ist. Zweifel ist
nichts als eine durchlöcherte Tasche – in einer solchen können keine Diamanten
verwahrt werden. In Unserem Ashram kennt man den Zweifel nicht; mächtig ist der
Zug nach oben. Es bedarf vieler Anstrengungen, um nicht von der Erde
weggerissen zu werden. Freiwillig und bewusst werden irdische Fesseln angelegt.
Opfer bildet sich aus Liebe, und die Erfahrungen aus früheren Leben verleihen
die Liebe zu den Leidenden. Erfahrung wird entweder Liebe entfachen oder den Hass
schärfen. Aber wer wird sich als Erster dem Brandpfahl des Hasses ergeben? Wohl
nur der Hassende selbst. Liebe muss weise und tatkräftig sein. Bevor man das
erreicht, strauchelt man leicht oder verfällt der Scheinheiligkeit. Allein das
Wirken für das Wohl der Welt lässt Gleichgewicht entstehen. Arbeit spendet
Freude und das Verstehen der Unbegrenztheit. Sie vermittelt auch Erkenntnis der
Bewegung der Welten. Man wird fragen, worin das beste Pranayama besteht?
Wodurch der beste Rhythmus sich entfaltet? Wodurch der Wurm der Mutlosigkeit
besiegt wird? Durch Arbeit. Allein durch Arbeit bildet sich der Zauber der
Vervollkommnung. Und durch Arbeit wird die Feuertaufe erlangt.”
Streben
wir für die Zukunft! Derzeit erleben wir ernste Tage. Die schrecklichen Taten
bringen schweres Karma mit sich. Heutige Riesen können morgen Zwerge sein. So
wird inmitten von Sturm und Unruhen Karma geschaffen und Fristen erfüllen sich.
Die Weltereignisse enthüllen ein Mosaik, das nur von den Berggipfeln
wahrnehmbar ist.
27.
November 1937
Ich
konnte Ihren Brief nicht früher beantworten, weil ich mich unpässlich fühlte.
Die atmosphärische Spannung ist gewaltig. Der Wahnsinn der Völker erreicht den
Höhepunkt, und die kosmischen Ströme toben. Die Pandits in unserem Gebiet sagen
schreckliche Erdbeben voraus, die Menschen fürchten sich, in ihren Häusern zu
schlafen. In letzter Zeit wurden in Nordindien überall Erdbeben verschiedener
Stärke verspürt; es gibt Zerstörung und Menschenverluste, aber trotz aller
Gefahren blieben unsere Täler verschont. Infolge vieler unheilvoller Zeichen
sind im November drei Daten astrologisch verzeichnet worden. Auch die für
Anfang November zu erwartende Sonnenfinsternis wird nichts Gutes bringen. Es
ist interessant zu beobachten, dass bei Sonnenfinsternis die Tätigkeit der
psychischen Energie stark abnimmt und im Augenblick der vollen Verdunkelung
beinahe völlig aussetzt.
Und
jetzt möchte ich mich Ihren Fragen widmen. Ich will versuchen, meinen
Standpunkt zu der Stelle aus dem Johannes-Evangelium, die Ihnen rätselhaft
erscheint, nochmals zu erklären: ”Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen
werde ich ihn aufrichten” (2:19). Wir wissen, welche Bedeutung von seiten der
Anhänger Christi seiner Auferstehung am dritten Tag beigemessen wurde; und sie
hatten völlig recht, da es eine der Aufgaben Christi war, seinen Schülern
Zeugnis abzulegen vom Weiterleben der Seele und der Unsterblichkeit des
Geistes. Niemand kann leugnen, dass gerade das wiederholte posthume Erscheinen
Christi ein wichtiger Faktor für die Verbreitung seiner Lehre war. In der
gnostischen Literatur kann man über diese Erscheinungen bedeutsame Einzelheiten
finden.
Und
nachdem ich das aufgezeigte Kapitel abermals gelesen habe, muss ich
wiederholen, dass ich weder in der Antwort Christi noch in der Auslegung dieser
Worte durch den Evangelisten etwas Unlogisches finde. Ich kann den Gedanken, dass
Christus solch einen überzeugenden Beweis erbrachte, um sein Recht oder seine
Autorität zu bestätigen, nicht zulassen. Nie würde ein Großer Lehrer zu Wundern
greifen, um seine Macht zu behaupten. Allen sogenannten ”Wundern“, die sie
wirkten, lag ohne Zweifel das selbstlose Ziel zugrunde, den Leidenden und Armen
zu helfen. Jene, die ihn fragten, dachten nach irdischen Normen. Aber die
Großen Lehrer wendeten überall und in allem hohe Maßstäbe an, um so das Bewusstsein
ihrer Schüler zu erheben.
Und
wenn man meint, Christus hätte die Absicht, steinerne Tempel zu zerstören und
wieder aufzurichten, müsste man sich wohl fragen, wieso er für diesen Zweck
genau drei Tage brauchte?
Wir
wissen, dass die sogenannten ”Wunder“ nur erwirkt werden können, wenn die
erforderlichen kosmischen Bedingungen vorhanden sind, aber wir wissen auch,
welch ungeheure Menge an Urenergie verschwendet wird für das Vollbringen einer
verhältnismäßig geringen Erscheinung oder eines ”Wunders“. Daher würde die
Wiedererrichtung des Tempels eine enorme Energieverausgabung erfordert haben,
die eine Katastrophe zur Folge gehabt hätte. In der LEHRE ist gesagt, dass jede
erzwungene Erscheinung eine schwere Atmosphäre von sehr regsamen Elektronen
hervorruft. Und das Wissen um die letzte Bedingung zwingt einen Großen Lehrer,
sogenannte ”Wunder“ zu vermeiden und von kosmischen Kräften nur sehr vorsichtig
Gebrauch zu machen. Höheres Wissen verpflichtet, äußerste Vorsicht walten zu
lassen.
Sie
schreiben: ”Es heißt, die Welten seien durch das Wort und den Willen des
Höchsten geschaffen worden. Warum sollten dann die Worte Christi nicht wörtlich
verstanden werden – im Einklang mit den geführten Gesprächen?” Doch wer würde
wohl die erste Aussage, die Sie erwähnten, wörtlich auffassen? Das Wort des
Höchsten muss als Schwingung oder Bewegung Göttlicher Energie verstanden
werden, und der Wille erzeugt durch die Bipolarität der Elemente einen Impuls
der Anziehung oder Abstoßung. Wer könnte errechnen, wie vieler Äonen es bedarf
allein für die Entstehung unserer winzigen Erde? Könnte dieses ”Wort Gottes“
sich nicht auf unvorstellbare Äonen allein für die Entstehung unseres Planeten
beziehen?
Vielleicht
könnten Sie jetzt begreifen, warum der Gedanke an die Wiedererrichtung eines
steinernen Tempels durch Christus als Beweis seiner Macht mit dem Großen
Bildnis, dessen Bewusstsein die Synthese von drei Welten umfasste, sich nicht
in Einklang bringen lässt.
Und
was die Annahme betrifft, dass die Menschen in ihren physischen Körpern
auferstehen werden, so meine ich, dass wirklich nur total Unwissende solche
Dinge glauben können. Außerdem heißt es in den Schriften wiederholt:
”Verwesliches kann nicht unverweslich werden.”
Darüber
hinaus kann nicht der physische Körper als Tempel des Geistes betrachtet
werden, sondern der feinstoffliche Körper oder geistige Körper ist der wahre
Träger des unsterblichen Geistes.
Weiter
stellen Sie die Frage: ”Welcher Augenblick des Übergangs von der physischen
Welt in die Feinstoffliche muss als Auferstehung angesehen werden, da die
Archaten hinübergehen, ohne das Bewusstsein zu verlieren?”
Als
Christus von seiner Auferstehung sprach, meinte er nicht sein bewusstes
Hinübergehen in die Feinstoffliche Welt, sondern wirklich sein Erscheinen im
feinstofflichen Körper inmitten physischer Bedingungen. Dieses Erscheinen der
physisch gestorbenen Person im feinstofflichen Körper war ein triftiger Beweis
seiner Auferstehung, und so festigte Er den Glauben der Schüler an seine Lehre.
Die
Auferstehung Christi allein mit dem Verschwinden seines Körpers aus dem Grab zu
begründen, wäre in der Tat mehr als absurd.
Ebenfalls
verwahre ich mich mit aller Kraft meines Geistes gegen den Aberglauben,
”Christus könnte geheim einen Befehl gegeben haben, seinen Körper
fortzuschaffen, um nachher zu erklären, dass Er gelebt hätte oder auferstanden
wäre.” Solch eine Tat wäre des Höchsten Geistes unwürdig gewesen. Wir müssen
wissen, dass die Großen Lehrer der Menschheit nie jemanden irreführen und jede
ihrer Taten in vollem Einklang mit ihren Aussagen steht. Nach dem Zeugnis
seiner Jünger hat Christus ihnen wiederholt gesagt, dass er von Menschen
verraten und am dritten Tage auferstehen würde – wer Ohren hat, der höre!
Sie
bemerken ganz richtig, dass die Evangelien erst lange nach der Zeit Christi
niedergeschrieben wurden und auch durchwegs erst nach der Zeit seiner nächsten
Jünger. Außerdem müssen wir die Zensur vieler eifriger Kirchenväter in Betracht
ziehen. Mereschkowskij gibt in seinen Büchern ”Jesus, der Unbekannte“ und ”Der
heilige Augustinus“ viele wertvolle Informationen über die Authentizität der
Evangelien. Die von H. P. Blavatsky erwähnte Episode im Zusammenhang mit einer
Auswahl und der Bestätigung der authentischen Evangelien von seiten der
geistlichen Väter entnahm ich einer Broschüre von H. S. Olcott. Leider
versteckte ich sie so gut, dass ich sie jetzt nicht finden kann, ich hätte sie
gern für Sie übersetzt.
Glauben
Sie ja nicht, dass ich Sie überreden will; das auf keinen Fall! Ich bringe
einfach meine Gefühle und mein Verständnis zum Ausdruck und zum Teil auch das
Wissen zu diesen Fragen. Allein unser Herz kann uns führen, wenn wir versuchen,
diesem Pfad zu folgen. Folgen Sie daher Ihrer eigenen Überzeugung.
Ich
wundere mich nicht, dass Ihnen das Studium der ”Geheimlehre“ Schwierigkeiten
bereitet. Es ist kein leichtes Buch, man muss mit der östlichen philosophischen
Denkweise sehr gut vertraut sein, um sich durch die vielen Bezeichnungen und
Namen, die oft ein und dasselbe bedeuten, nicht irremachen zu lassen. Der
ungeheure Umfang der Aufgabe einerseits und eine gewisse unvermeidliche
Verschwiegenheit andererseits machen das Buch noch schwerer verständlich. Ich
empfehle Ihnen, sich beim Lesen Auszüge oder Notizen zu machen, das wäre sehr
zweckdienlich. Bedenken Sie auch, dass die Söhne der Flamme, die Söhne der
Vernunft, die Söhne Brahmas, die Sonnenvorfahren, die Großen Kumaras, die
Manus, die ersten Lehrer und Könige, die Religionsstifter, Führer und
Philosophen usw. alle dieselben Sieben Größten Individualitäten sind, die sich
auf unserer Erde in ihren verschiedenen Aspekten offenbaren und heute wirklich
den Kern der Weißen Bruderschaft bilden.
Nun
möchte ich Ihnen die Paragraphen aus den Büchern der LEHRE, die Sie erwähnen,
deuten:
AGNI
YOGA, § 315: Der hier erwähnte Gipfel ist der Mount Everest oder, wie er in
Tibet genannt wird, Jemo-Kang-Kar, das heißt Sie, die den weißen Schnee
beherrscht. Der höchste Gipfel der Erde und beide irdischen Pole haben wegen
des Reservoirs, in dem sich elektromagnetische Kräfte sammeln, eine
außerordentliche Bedeutung. Wenn der kritische Moment eintritt, in dem sich
entscheidet, ob unsere Erde weiterbestehen wird oder nicht, wird dieser Gipfel
bei der Rettung unseres Planeten eine entscheidende Rolle spielen. Wie Sie
wissen, blieben alle Versuche, den Gipfel des Mount Everest zu ersteigen,
bisher erfolglos und kosteten viele Menschenleben.
AUM,
§ 122: Hier wird von einer rein physischen Einfettung des Atmungskanals
gesprochen. Es wird geraten, für die Nacht die inneren Nasenflügel mit einem
Präparat aus Vaseline und Menthol einzufetten. Das ist ein ausgezeichnetes
Desinfektionsmittel, erfrischt den Atem und verhütet Erkältung.
AUM,
§ 129: Über das dreifache Zeichen. Wenn die Dreiheit oder Dreieinigkeit alles
Seins erkannt wird, wenn alle drei wesentlichen Substanzen – die physische, die
astrale und die mentale – voll ausgebildet und fähig sind, sich in klarer
Trennung zu offenbaren, dann ist es äußerst lehrreich, solch einen Organismus
zu studieren.
AUM,
§ 250: Hier wird von einer besonderen Art von Hellsehen gesprochen: Wenn man in
vollem Licht eine bestimmte Person vor sich sitzen hat und fähig ist, ihre
frühere Gestalt zu ermitteln. N. K. und ich führten solche Experimente durch,
aber die Anspannung für die physischen Augen war sehr groß, weil die feinsten
Energien sichtbar werden, die schmerzhaft auf die Augen wirken und sie sehr
schwächen. Es ist ziemlich schwierig, diesen Vorgang des Hellsehens zu
erklären, aber die Ergebnisse waren beachtlich. Auf diese Weise konnte ich
viele Inkarnationen von meiner eigenen Familie sehen und von mir nahestehenden
Menschen sowie auch von Menschen, die ich nur flüchtig kannte. In allen diesen
Fällen wurde die psychische Energie in eine bestimmte Richtung gelenkt, und
dann begann sie selbständig zu wirken. Alle sogenannten ”Wunder“ werden durch
psychische Energie gewirkt.
* * *
Und
nun über den Fürsten der Welt. Sicherlich, der Kampf mit den Kräften des Lichts
bringt ihn zur Verzweiflung. Er weiß, dass er nicht gewinnen kann und daher
zieht er es vor, den Planeten zu sprengen, so dass er für einige Zeit in der
Atmosphäre der Explosion bleiben kann. Nahe den Bruchstücken (natürlich nicht
den physischen) eines gesprengten Planeten bleibt seine Atmosphäre eine
Zeitlang erhalten, so dass es dem Fürsten der Welt möglich wäre, sich in ihr
aufzuhalten. Selbstverständlich sind die höheren Raumschichten für ihn
unzugänglich, und folglich muss er entweder inmitten der Bruchstücke und ihrer
umgebenden Atmosphäre dahintreiben oder sich auf den Saturn begeben. Aber der
Zustand auf dem Saturn ist sehr bedrückend, und viele Äonen müssten vergehen,
bevor unser Planet wieder einen Zustand erreichte, der für die Entwicklung
eines völlig bewussten Lebens geeignet wäre!
Sie
schreiben, dass Sie ”die Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen das Göttliche
Prinzip des Guten” verstehen, aber erstaunt sind, dass solch ein hoher Geist
wie der Fürst der Welt sich gegen das unabänderliche Gesetz vergeht. Vier
Fünftel der zwei Billionen menschlichen Wesen verstehen das nicht. Welch
unglaubliche geistige Kraft muss man außerdem besitzen, um seinen Fehler
einzugestehen und einen durch Äonen mit schrecklichem Karma belasteten neuen
Pfad zu beschreiten!
Wir
wissen um die Unbegrenztheit unserer Selbstvervollkommnung; doch konnte der
Geisteszustand des gefallenen Fürsten der Finsternis die nötige Qualifikation
zur Vervollkommnung nicht aufweisen. Wenn ein Geist die Erkenntnis der
Potentialität seiner unbeschränkten Macht sowie Immunität erlangt, wenn er
viele kosmische Geheimnisse beherrscht und um die Macht weiß, ein Schöpfer
dieser oder jener Welt zu werden, wenn er die Unwissenheit der ihn umgebenden
Massen erkennt, dann bedarf es wahrlich einer ungeheuren Herzenskraft, um
diesen vielen Versuchungen und vor allem dem Stolz des Geistes zu widerstehen.
Man sollte immer daran denken, dass kein einziges menschliches Gefühl
schwindet, im Gegenteil, alle Gefühle wachsen unbegrenzt und müssen daher in
höhere Wahrnehmungen des Guten umgewandelt werden, denn sonst könnten sie sich
ins Böse verschärfen. Warum ist es so schwer zu erkennen, dass der Fürst der
Welt, durch kosmisches Recht der Gast unserer Erde, das Gefühl des Stolzes und
der Eifersucht gegen andere Geister des Lichts nicht bezwingen konnte? Nach
esoterischen Angaben zog es Luzifer vor, zur Zeit, als seine Großen Brüder, die
Erzengel der christlichen Kirche, die mit ihm auf unsere Erde kamen, die ewige
Bewegung schufen, zur Zeit, als sie sagten, warum sich allein auf die Erde
beschränken, wo alle Welten dazu bestimmt sind, den rechten Pfad für die
Menschheit zu schaffen und einen wirklichen Austausch durch weite
Zusammenarbeit mit den fernen Welten zu ermöglichen – sich von seinen Nachbarn
zu trennen. Aber in der Einheit des Seins führt, durch das Gesetz des
Austausches, jede Art von Isolierung zur Zersetzung oder zum Tod. Daher konnte
Luzifer den Lebensstrom nur erschweren, aber nicht aufhalten. Seine Brüder, die
auf der Spitze der Jakobsleiter ständig Wache stehen, sind die wahren Retter
der Menschheit.
Nicht
in den Schriften der Kryjanowsky, sondern in der gnostischen Literatur findet
man den Gedanken: Luzifer als Opferträger für die Entwicklung des im Menschen
vorhandenen Wissens um Gut und Böse. Viel Verwirrung umrankt diese Legende. Man
sollte die ”Geheimlehre“ aufmerksam studieren, dann wird einem vieles klar.
Und
so wollen wir vom Fürsten der Welt kein poetisches Bild schaffen. Vielleicht
wird nach Äonen seine Erlösung einsetzen, aber derzeit hat er den Gipfel des
Hasses gegen die Menschheit erreicht und schickt sich an, die Verherrlichung seines
Reiches der Zerstörung zu entfalten.
* * *
Die
offenbarte Welt beruht auf der Bipolarität alles Seienden, und so ist es nur
natürlich, dass beschränktes menschliches Denken im Suchen nach der Ursache des
Vorhandenseins des Gegenpols und in der Vorstellung des Göttlichen Ursprungs
allein in seinem positiven Aspekt unvermeidlich zu der Schlussfolgerung kommen muss,
dass zwei sich ewig bekämpfende Elemente bestehen – Gut und Böse. Und so wurde
der planetare Geist, der Fürst der Welt, die Verkörperung alles Bösen, alles
Unvollkommenen in der Natur.
Aber
der erhabene Gedanke des Ostens löste das Problem des Vorhandenseins des Bösen
lange vorher. Das Eine Element, das Eine Göttliche Prinzip – oder das Absolute,
das die Potentialität alles Seienden enthält, folglich auch alle Gegensätze,
birgt in sich den ewigen Prozess der Entfaltung oder Vervollkommnung. Auf
diesem Prozess oder dieser Bewegung beruhen alle Erscheinungen und die gesamte
Evolution. Bewegung oder Evolution schafft die Relativität aller Begriffe, aus
denen die Gegensätze hervorgehen. Nur durch ewigen Wechsel und Vergleich der
Gegensatzpaare kann Realität begriffen werden.
30.
November 1937
Der
offenbare Mangel an Information und Disziplin eines, wie Sie schreiben,
gewissen „Vertreters der Weißen Bruderschaft” lässt mich an seiner Echtheit
zweifeln. In der Tat, nur im Tun irdischer Menschen können wir solche
Unbeständigkeit, wie das Verlassen eines Werkes, um nach etwas ganz anderem zu
greifen, beobachten, kurzum eine erbärmliche Unzuverlässigkeit sowie totale
Unordnung. Alle Handlungen und Weisungen, die von der Großen Bruderschaft
kommen, zeichnen sich durch Harmonie und strenger Folgerichtigkeit aus. Auch
von den irdischen Mitarbeitern der Weißen Bruderschaft würde keiner versuchen,
das wohltätige Werk zu stören, vor allem wo er weiß, dass diese Arbeit
irgendwie mit der Mission der Weißen Bruderschaft in Zusammenhang steht.
In
letzter Zeit sind viele Vertreter, Boten und Lehrer aufgetaucht, die sich als
Vertreter der Sonnenhierarchie, ja sogar der Weißen Bruderschaft selbst
ausgeben! Alle diese Betrüger taten nichts anderes, als die unwissenden und
naiven Suchenden durch billige Sensationen in Verwirrung und Zersetzung zu
stürzen.
Aber
jede echte Lehre kann nur auf Wahrheit beruhen, und jeder echte Bote oder
Lehrer wird auf Grund seiner persönlichen Würde und Verdienste stets nur die
Wahrheit verkünden. Es gibt kein anderes Kriterium auf Erden. Wahrheit versinkt
weder in Wasser noch geht sie durch Feuer zugrunde. Öfter als einmal war die
Welt Zeuge der Verleumdung des Höchsten und des Lobes falscher Werte, aber
letzteres war nur von kurzer Dauer.
Alle,
die über die Großen Wahrheiten spotten, können wir erneut fragen: ”Habt ihr
nicht Christus ans Kreuz geschlagen? Habt ihr Ihn nicht verhöhnt, als Er am
Kreuz litt? Habt ihr nicht seine Anhänger verfolgt und verbrannt? Habt ihr
nicht Tausende gemartert, Tausende der besten Geister, die euch das Licht des
Wissens überbrachten? Habt ihr nicht die Evolution des menschlichen Denkens
verhindert und so die Menschheit in den Wahnsinn der Selbstzerstörung gestürzt?
Heißt es nicht über euch: Ihr habt zwar die Gewänder vertauscht, aber ihr
werdet durch eure Taten erkannt.”
Übrigens,
kürzlich erschien ein recht gutes Buch in Englisch – ”Gott ist mein Abenteuer“
– von Landau, einem polnischen Schriftsteller. Darin beschreibt der Verfasser
seine Begegnung mit allen bekannten sogenannten geistigen Führern von heute. Es
ist wert, dieses Buch zu lesen, denn es gibt eine Vorstellung von der heute von
den Massen des Westens und Amerikas geforderten Geistigkeit. Besonders beliebt
ist ein gewisser früherer Priester, Dr. Buchmann, der feststellt, dass Gott ein
Millionär sei, und daher sollte man nicht versäumen, kostspielige Versammlungen
in modernen Hotels sowie ähnlich kostspielige Autoreisen etc. zu veranstalten.
Die reichen und sich langweilenden, müßigen Menschen würden es begrüßen, dass
es jemanden gibt, der sich um sie bemüht, ihr Tagesprogramm erstellt und ihnen
gleichzeitig versichert, dass ihr bequemes und angenehmes Leben von äußerster
Wichtigkeit und nützlich sei. Besonders beliebt wären die von Dr. Buchmann
eingeführten öffentlichen ”Bekenntnisstunden“, in denen alle gegen den
festgesetzten Moralkodex begangenen Sünden bekannt werden.
Seit
dem Erscheinen dieses Buches sind mehrere sogenannte ”geistige Führer“ in
Prunkgewändern mit Edelsteinen auf der Bühne erschienen und hielten Predigten,
wie z. B. ”Trinket und seid fröhlich, so werdet ihr Gott wohlgefällig sein”.
Kein Zweifel, dass das Zeichen einer finsteren Zeit sind, wo die Kräfte der
Finsternis in dichten Reihen marschieren, um alle guten Unternehmen sowie alle
Lauen und geistig unbeständigen Menschen zugrunde zu richten.
* * *
Sie
sollten nicht meinen, dass es Ihr besonderes Karma sei, Ihre Freunde zu
verlieren. Treue Freunde sind die seltenste Erscheinung. Wer kann sich ihrer
rühmen? Erinnern wir uns an alle geschichtlichen Beispiele. Heute, bei dem
Mangel an wahren Freunden, ist das ein allgemeines Karma. Der Wahnsinn der
Bosheit, des Hasses und natürlich des Unverstandes, der Wurzel alle Gemeinheit,
hat jedwede Menschlichkeit zerstört. Freuen wir uns daher gemeinsam, wissend
gute bewährte Freunde zu haben.
Besonders
freue ich mich über Ihren Sieg, von dem Sie schreiben. Bewahren Sie ihn und
möge er sich, sofern irgend möglich, in Feierlichkeit verwandeln. In der Tat,
das Karma vieler Völker geht seinem Höhepunkt entgegen, und wir sind Zeugen
dieser ernsten Stunde. Wahrhaftig, Feierlichkeit ziemt dieser Zeit. Außerdem
ist Feierlichkeit eine sichere Brücke zur Weißen Bruderschaft.
In
der LEHRE heißt es: ”Es gibt wenige, die die Macht dieses Schildes verstehen.
Inmitten der tobenden Ströme steht der Diamant – der Fels unbezwinglicher
Feierlichkeit. Jede den Menschen umgebende Kraft kann wissenschaftlich
erforscht werden. Er selbst kann eine Kraft in sich erzeugen und daraus einen
undurchdringlichen Panzer schmieden. Auch muss man erkennen, dass Feierlichkeit
die beste Brücke zu Uns ist. Durch den Kanal der Feierlichkeit fließt eiligst
Unsere Hilfe, aber am langsamsten fließt sie durch den Kanal der Angst und
Mutlosigkeit. Man muss wissen, dass Wir die blauen Strahlen der Hilfe in der
Stunde der Gefahr senden.”
Bewahren
Sie das Bild Ihres besten Freundes, des Großen Lehrers, in Ihrem Herzen, und
vollkommene Freude wird Ihnen zuteil.
3.
Dezember 1937
Vertraute
Gespräche angesichts von Kunstwerken sind sehr wohltätig, die Schwingungen
harmonischer Verbindungen von Farbtönen schaffen eine besondere Atmosphäre. Die
Reaktion der Besucher eines Museums enthüllt untrüglich ihr Wesen.
Kunstwerke
strahlen eine heilsame Wirkung aus. Einige Ärzte haben Gemälde von N. K. in ihr
Sanatorium für die Behandlung von geisteskranken Menschen aufgehängt.
Die
Macht der Kunst ist groß! Diese Wahrheit bahnt sich langsam, aber sicher ihren
Weg. Vermöchten die Staatsoberhäupter die große erzieherische Bedeutung der
Kunst voll und ganz zu erkennen, dann würden sie sich durch vermehrten Einsatz
von Mitteln bemühen, das schöpferische Feuer im Volk zu wecken und mit Ton,
Farbe und schönen Formen zu nähren. In einem verfeinerten Bewusstsein, das auf
höhere Schwingungen erklingt, würden weder Revolutionen noch Angriffskriege
einen Widerhall finden. Grobe Sportarten wie Ringkämpfe und Boxen sowie das
grobe Fußballspiel ermangeln der Schönheit und führen zur Verrohung der Sitten.
Man hat die Schönheit der feinen Macht des Gedankens und der Schaffenskraft
vergessen und übrig blieb der Donner grölenden Sieges rauher Gewalt.
Nun
zu Ihren Fragen:
1.
”Ist der Geisteskern, das Göttliche Element, ewig unwandelbar oder bleibt er
nur für eine Runde unveränderlich?”
Antwort:
In jeder physischen Zelle gibt es einen Keim und einen Kern, welche dem im
Menschen befindlichen feurigen Korn und dem Kern des Geistes entsprechen. Das
feurige Korn im Menschen, die Essenz des reinen Göttlichen Ursprungs, bleibt
unwandelbar und in Ewigkeit unzerstörbar.
Der
Kern des Geistes, oder das höhere Ego im Menschen, wächst und wandelt sich
unbegrenzt, vorausgesetzt, dass es von allen Zentren normale Nahrung empfängt,
das heißt, wenn die psychische Energie die höheren Nervenzentren des Menschen
in Tätigkeit versetzt. Und wenn ein Mensch, als Träger des Geisteskerns, hier
auf Erden durch das Öffnen seiner höheren Zentren in der Vergeistigung seines
Wesens Fortschritte erzielt, wird er sich gegen Ende des Zyklus oder der
vierten Runde unseres Planeten in vollem Bewusstsein in jener Sphäre vorfinden,
die ihm und seinen angesammelten Energien und Fähigkeiten entspricht. Wenn er
in den folgenden Runden das gleiche unverminderte Streben nach Vervollkommnung
bekundet, wird er seine Unsterblichkeit auch für die nächste interplanetare
Periode bewahren – und so in Unbegrenztheit. Man muss jedoch daran denken, dass
sich infolge eines Aufstiegs wie auch eines Abstiegs Veränderungen im
Geisteskern vollziehen. Dadurch wird nach einem länger anhaltenden Abfall ein
erneuter Aufstieg äußerst schwierig sein.
2.
”Das kann es nicht geben, dass Gott uneingeschränkt eine andere Kraft – Satan –
zulässt. Satan ist ein Mensch mit niederen Bestrebungen, nichts anderes.”
Antwort:
Die ganze Schwierigkeit, das Vorhandensein des Bösen zusammen mit dem Element
des Guten zu verstehen, liegt darin, dass man den Unaussprechlichen Göttlichen
Ursprung vermenschlichte und gleichzeitig die vielen Unvollkommenheiten der
offenbarten Welt gewahrte. Die Menschen sind durch die Vorstellung, dass ein
gütiger, barmherziger Gott die zerstörenden kosmischen Kataklysmen und die
vielen entsetzlichen Leiden der Menschen in ihrem Kampf ums Dasein zulassen
könnte, geradezu verwirrt. Und so schafft sich das beschränkte Denken das Bild
einer ebenso mächtigen Kraft des Bösen, vertreten durch den Widersacher Gottes
– Satan. Legen wir aber die Beschränkung oder Vermenschlichung der
Unaussprechlichen Kraft ab und nehmen dafür den herrlichen, majestätischen
Pantheismus der Alten an, so wird das Echo, das wir in den Testamenten aller
großen Lehrer finden – im Alten Testament wie in den Evangelien – in reinem
Zusammenklang ertönen.
GOTT
in seinem Aspekt des Absoluten birgt die Potentialität alles Seienden in sich.
Im Absoluten oder in der Welt der Höchsten Realität oder des Seins gibt es
Böses als solches natürlich nicht. Aber in der offenbarten Welt sind die
Gegensätze als Ergebnis extremer Andersartigkeit vorhanden, d. h. Licht und
Finsternis, Geist und Materie, die Polarität von Gut und Böse. Ich empfehle
Ihnen dringend, sich die ursprünglichen Grundlagen der östlichen Philosophie zu
eigen zu machen, das Vorhandensein der Einen, Absoluten, Transzendentalen
Realität, ihren dualen Aspekt in dem bedingten Universum, d. h. die Illusion
oder Relativität dessen, was immer offenbar wird.
Nur
durch Gegenüberstellung dieser Dualität oder der Gegensatzpaare werden Funken
des Wissens geschlagen, und Vervollkommnung oder Evolution wird möglich. Ewige
Bewegung oder Evolution schafft die Relativität aller Begriffe. So kann die
intuitive Erkenntnis der Wirklichkeit nur durch ewigen Wechsel und die
Gegenüberstellung der Gegensatzpaare erreicht werden.
Die
Wirkung der Gegensätze schafft Harmonie, gleich den zentrifugalen und
zentripetalen Kräften, die, da voneinander abhängig, für einander notwendig
sind, damit beide von ihnen bestehen können. Würde eine aufhören zu bestehen,
wäre die Wirkung der anderen zwangsläufig zerstörerisch. Die offenbarte Welt
wird nur durch die gegensätzlichen Kräfte im Gleichgewicht erhalten. Diese
Gegenkräfte oder Gegensatzpaare erzeugen in unserem Bewusstsein diese oder jene
Färbung oder Qualität, mit anderen Worten, sie werden für uns entweder gut oder
böse. Auf jeder Erscheinungsebene wird der Grad des Bösen wie der des Guten
durch das Bewusstsein des Menschen gemäß seinem Entwicklungsgrad bestimmt. Was
auf der niederen Ebene gut ist, kann sich auf einer höheren als böse erweisen
und umgekehrt. Daher die Relativität aller Begriffe in der offenbarten Welt.
Sofern
wir also erkennen, dass die Begriffe Gut und Böse in ihrem kosmischen Aspekt
relativ sind, dann wird das Vorhandensein Satans, als Brennpunkt des
selbstgenügsamen Bösen, auf der kosmischen Waage auch für unser Bewusstsein,
von selbst fallen oder verworfen werden.
Ebenfalls
ist es gewiss, dass das Bild Satans als gefallener Engel und Gast unserer Erde
(daher ein menschliches Wesen) existiert und zum Unglück unseres Planeten
leider sehr aktiv ist.
In
den esoterischen Lehren des Ostens heißt es, dass Luzifer zusammen mit den
anderen Hohen Geistwesen, die sich für die Beschleunigung der Evolution des
Planeten und seiner Menschheit aufopfern, auf die Erde kam. Luzifer jedoch war
nicht der Höchste unter seinen Brüdern, und als für ihn die Zeit kam, die
irdische und stoffliche Hülle anzunehmen, konnte sein Geist seine frühere Höhe
nicht bewahren. Bereits zu Zeiten von Atlantis setzte sein Abfall ein. Und in
allen folgenden Zeitaltern sehen wir Luzifer als heftigen Gegner seiner Brüder,
die in der Glorie des Lichts unentwegt aufstiegen. Die indischen Epen
verewigten den Gefallenen in vielen Bildern; das bekannteste davon ist jenes
des Königs Ravana von der Insel Lanka (Ceylon), des Widersachers des
gottgefälligen Königs Rama, dessen Weib Sita Ravana entführte. Die Tatsache, dass
der Geist des gefallenen Engels im Potential seines Geisteskerns Energien
besaß, die unserer Erde verwandt waren, war für ihn fürwahr fatal, denn dadurch
war er vor allem der Erde verhaftet. Wir wissen, dass jeder Abstieg oder die
Inkarnation in die grobstoffliche Hülle das Wissen des Geistes trübt. Wie viel
stärker war diese Trübung infolge der Unvollkommenheit dieser Hüllen in den
letzten Tagen von Atlantis, als die Involution des Geistes in die Materie
vollendet war? Nur die Hohen Geistwesen, die von den höheren Planeten kamen und
deren geistiges Potential der höheren Anziehung unterliegt, haben ihr Licht
während ihres ganzen irdischen Pfades ungetrübt bewahrt. Nun werden Sie das
Ausmaß des Großen Opfers jener wahren Retter der Menschheit, das diese
weiterbringt, verstehen. Sie verschworen sich, den Kampf mit dem Hierophanten
des Bösen aufzunehmen und mit der leidenden Menschheit bis zum Ende ihres Seins
auf der Erde zu bleiben. Lesen Sie nochmals die Broschüre ”Auf östlichen
Kreuzwegen“ und alles, was ich Ihnen über Luzifer geschrieben habe.
Luzifer
ist jetzt das Haupt der Schwarzen Bruderschaft, die sehr mächtig ist, denn sie
besitzt für die ganze Zeitspanne des Planeten Mitarbeiter unter den Massen. In
der Tat, die finsteren Kräfte sind immer durch die Masse wirksam; im Kampf des
einzelnen sind sie schwach. Sie zeichnen sich auch durch größere Einigkeit aus
als die Mitarbeiter der Kräfte des Lichts; denn das Erkennen der Gefahr ist
mitunter der beste Einiger. Leider glauben viele sogenannte ”Leuchtkäfer“ nicht
an die Kräfte der Finsternis und bieten ein trauriges Schauspiel von Uneinigkeit
und Lauwarmen, von denen die Apokalypse nachdrücklich spricht. Ja, die
Streitkräfte des Lichts auf der Erde sind nicht zahlreich, aber nach Höherem
Wissen wird der endgültige Sieg mit Hilfe der Hierarchie des Lichts immer auf
der Seite der Kräfte des Guten sein.
So
lachen die Unwissenden über das Vorhandensein eines Satans und bestätigen damit
die Richtigkeit der Worte eines feinen Denkers: ”Der Sieg des Teufels liegt
darin, dass es ihm gelang, die Menschen davon zu überzeugen, dass er nicht
existiert.”
Sicherlich,
wenn wir an etwas nicht glauben und es leugnen, nehmen wir uns davor auch nicht
in acht und geraten leicht an die von den vielen Agenten der Finsternis
ausgelegten Fallen. Es ist äußerst traurig, dass sich im Lauf von Jahrhunderten
die törichteste und äußerst gefährliche Meinung einwurzelte, Satan stürzte die
Menschheit ins Verderben, weil er ihr das Wissen von Gut und Böse übergab. Die
Menschen wiederholen gewohnheitsmäßig diese schockierende Absurdität und
bemühen sich überhaupt nicht, darüber nachzudenken, was für ein Mensch es sein müsste,
der zwischen Gut und Böse nicht zu unterscheiden wüsste. Bliebe er nicht
einfach ein Tier ohne jegliche Verantwortung? Welches menschliche Wesen würde
in solch tierähnliches Sein zurückfallen wollen, selbst wenn es im Garten des
Paradieses wäre? Die wichtige Fähigkeit der Unterscheidungskraft und daher des
freien Willens ist eine göttliche Gabe, und nur wer sie besitzt, kann zum
Ebenbild Gottes werden. Daher konnte diese Gabe nicht von den Kräften der
Finsternis kommen, sondern es war eine Opfergabe von den Kräften des Lichts an
den Menschen. Das erklärt den ursprünglichen Namen jenes Boten Luzifer = der
Lichtträger. Doch im Laufe vieler Zeitalter ging im Westen der tiefe Sinn
dieser Legende verloren, er blieb nur in der Heiligen Lehre des Ostens
erhalten.
In
der HEILIGEN LEHRE gibt es eine Erklärung, die diesen Sinn verdeutlicht: ”So
wächst Satan, wenn man einmal aufhört, ihn im abergläubischen, dogmatischen,
unphilosophischen Geist der Kirche zu betrachten, zu dem grandiosen Bildnis
dessen, der aus dem irdischen einen göttlichen Menschen machte, ihm in dem
langen Zyklus der Maha-Kalpa das Gesetz des Geistes des Lebens eingab und ihn
von der Sünde der Unwissenheit und folglich vom Tod befreite.”
Hier
einige Bemerkungen über das Leben nach dem Tode, die ihre Frage beantworten
werden: Jenen, die behaupten, dass noch nie jemand aus der anderen Welt
zurückgekehrt sei und niemand in sie blicken konnte, sollte man antworten, dass
diese Behauptung nicht richtig ist, weil sie nicht der Wahrheit entspricht.
Um
in der Sprache eines guten Christen zu reden, könnte man diesem Gegner sagen, dass
mit solch einer Behauptung das Zeugnis Christi selbst verneint wird. In der
Tat, das Christentum ist hauptsächlich durch die posthumen Erscheinungen
Christi vor seinen Aposteln bestätigt worden.
Nicht
eine einzige intelligente oder aufgeklärte Person würde heute bezweifeln, dass
Christus nicht in seinem physischen Körper, sondern in seinem feinstofflichen
Körper oder dem Körper des Lichts auferstanden ist. Bestätigt dies nicht der
Apostel Paulus in seinen zahlreichen Feststellungen, dass ”dieses Vergängliche
Unsterblichkeit annehmen muss”? oder besser gesagt, wir sterben nicht, sondern
wandeln uns. Auch in den Evangelien wird hervorgehoben, dass Christus bei
seinem Erscheinen nach seinem Kreuzestod sowie nach seiner Auferstehung
meistens ganz plötzlich sichtbar wurde und genauso plötzlich verschwand. Dieses
plötzliche Erscheinen und Verschwinden (das jetzt wissenschaftlich nachgewiesen
wird), d. h. die zeitweilige Materialisation, ist für den feinstofflichen
Körper so charakteristisch. In den gnostischen Schriften stößt man auf
Hinweise, dass Christus gerade bei solchen Erscheinungen seinen Jüngern die
Geheimnisse der anderen Welt enthüllte.
Wir
können allen jenen, die über die überirdischen Erscheinungen mehr wissen
wollen, nur raten, sich mit der umfangreichen Literatur aller Jahrhunderte und
Völker vertraut zu machen, in der von der anderen Welt berichtet wird.
Tatsächlich vermuten die meisten Menschen gar nicht, wie viele Werke es über
dieses Thema gibt! Es gab zu allen Zeiten Menschen, die aufgrund ihres
vollkommeneren Organismus wahrnehmen konnten, was einem groben physischen Auge
verborgen blieb. Wer würde es heute wagen – nur weil er die X- oder Y-Strahlen
nicht sehen, oder die zahlreichen Töne im Weltenraum nicht hören kann, wie
Radiowellen u. dgl. – zu behaupten, dass dies alles nicht existiere? Wer würde
sich durch solche Behauptungen das Prädikat der Unwissenheit anheften? Die
Wissenschaft hat bereits Strahlen entdeckt, die den physischen Menschen
unsichtbar machen können. Wer wollte behaupten, dass es in Zukunft nicht
möglich wäre, einen neuen Apparat zu erfinden, der hilft, in die jenseitige
Welt zu schauen, so einfach wie man einen Menschen durch Television sehen und
hören kann, selbst wenn er Tausende Meilen von uns entfernt ist? Warum sind die
Menschen so eifrig bemüht, alle Möglichkeiten zu beschränken – und vor allem
sich selbst? Wenn heutigentags bereits Kinder geboren werden, die mit ihrem
physischen Auge die dichteste Materie durchdringen können (was viele Male
bewiesen wurde), warum sollten wir dann jenen nicht glauben, die mit ihren
physischen Augen auch die feinstoffliche Welt sehen können? Diese Begrenzung
des Möglichen oder dieser Mangel an Vorstellungskraft muss überwunden werden,
denn andernfalls ist kein Fortschritt im Wissen möglich.
Und
jetzt kehren wir zurück zu den guten Christen, und wieder müssen wir sagen, dass
vor allem sie es sind, die sich hüten sollten, die jenseitige Welt zu leugnen.
Sind nicht die Lebensbeschreibungen der verehrten Heiligen voll von aller Art
Erscheinungen und Heimsuchungen durch Bewohner der Feinstofflichen Welt oder
der Welt des Lichts?
Es
ist sehr erfreulich, dass heute in allen zivilisierten Ländern so viel
Interesse am Studium der Probleme besteht, die mit den sogenannten
”überirdischen“ Erscheinungen in Zusammenhang stehen. England, Amerika,
Frankreich und Schweden haben an den Universitäten einen Lehrstuhl zur
Erforschung der psychischen Erscheinungen errichtet. Viele Wissenschaftler
befassen sich ernstlich mit diesen Fragen. In der Tat, es gibt beinahe in allen
Ländern Europas und Amerikas Gesellschaften für psychische Forschung, und die
Ergebnisse ihrer Forschungen erwecken großes wissenschaftliches Interesse.
Sogar in Italien, der Zitadelle des Katholizismus, ist diese Forschung jetzt
zugelassen. So bringt die populärste Zeitung Bolognas täglich eine Kolonne, um
ihre Leser mit der Aktivität und den Erfolgen im Studium aller möglichen
parapsychischen und posthumen Erscheinungen bekanntzumachen. In derselben
Zeitung berichtet Dr. Stopolini über sein Gespräch mit einem bedeutenden
Vertreter der Katholischen Kirche über den Standpunkt der Kirche zu diesem
Forschungsbereich und zum Spiritualismus, der im Westen weit verbreitet ist.
Der Priester sagte, dass die Katholische Kirche zwar eine eifrige Hüterin ihrer
großen Tradition sei, aber auf keinen Fall etwas einzuwenden habe, wenn von
Gelehrten und zuständigen Personen bestimmte Experimente für Forschungszwecke
durchgeführt werden. Sie wende sich aber dagegen, wenn dies von unwissenden und
verantwortungslosen Menschen getan wird, die nur ihre Neugier befriedigen
wollen und die Echtheit dieser Erscheinungen nicht beurteilen können.
Man
muss zugeben, dass die Bemerkung dieses Priesters höchst vernünftig ist und man
nur wünschen kann, dass auch seine Kollegen sich in diesen Fragen seiner
Meinung anschließen.
Und
was die Wiedergeburt betrifft, so gibt es darüber in den Evangelien hinreichend
Beweise. Annie Besant hat sie in ihrem Buch ”Esoterisches Christentum“
reichlich gesammelt. Das Gesetz der Wiedergeburt ist die Grundlage aller wahren
Lehren. Lehnt man es ab, so verliert unser irdisches Dasein jeglichen Sinn. Wer
könnte außerdem die bedrückenden Ungerechtigkeiten befriedigend erklären, dass
der eine schön, reich und glücklich geboren wird, während der andere sich durch
ein jämmerliches Leben – oft als Krüppel – dahinschleppen oder sein ganzes
Leben gegen die bittersten Ungerechtigkeiten und Nöte ankämpfen muss? Heute
sind die Zeitungen und Zeitschriften, vor allem in England, angefüllt mit
Berichten über Fälle aus dem Bereich des sogenannten Übernatürlichen oder der
anderen Welt. Es kommt selten vor, dass eine Zeitung nicht von dem einen oder
anderen bemerkenswerten Fall berichtet, der durch eine Anzahl von Zeugen
erhärtet wird.
Daher
können wir behaupten, dass jetzt viele Wissenschaftler an allem, was in den
Bereich psychophysischer Manifestation fällt, ernstlich interessiert sind und
wir in naher Zukunft Zeugen großer Entdeckungen sein werden. So gibt es allein
in Amerika über vierzig Professoren, die sich gegenwärtig mit dem Studium der
Telepathie befassen. Vor kurzem wurde der Initiator dieser Experimente,
Professor McDougall, noch von seinen Kollegen verlacht und ging sogar seines
Lehrstuhls an der Universität verlustig.
Die
unwiderlegbaren Beweise des Vorhandenseins der anderen Welt und die vielen
Leben in ihr sind Wirklichkeit und vielen zugänglich, aber die Schwierigkeit
besteht darin, dass die breite Masse darüber ganz falsch unterrichtet wird.
Außerdem flößt der Atavismus des Mittelalters bei jeder unbegreiflichen
Manifestation vielen Menschen noch die Angst vor den Hörnern des Teufels ein.
Ebenso sind bei vielen die Feuer der Inquisition, unter denen sie vielleicht zu
leiden hatten, noch lebhaft in Erinnerung. Folglich gibt es im Zusammenhang mit
diesen Dingen viel Angst.
Ich
lege Ihnen eine Übersetzung eines seltsamen Artikels aus einer englischen
Zeitung vom 15. Januar bei, die in Lahore erscheint. ”Vor kurzem wurde ein
Beitrag der vom Erzbischof von Canterbury und York 1922 ernannten Kommission
über Gespräche über die christliche Doktrin veröffentlicht. Der Grund war,
herauszufinden, inwieweit die Vertreter der anglikanischen Kirche untereinander
übereinstimmten und was getan werden könnte, um eventuelle Unstimmigkeiten zu
mildern oder zu beseitigen.
Die
Kommission lehnte einige Punkte betreffs überlieferter Glaubensvorstellungen ab
und leugnet die Unfehlbarkeit der Bibel. Sie erklärt, dass ihre Autorität nicht
dazu verwendet werden darf, um über Forschungen auf irgendeinem Gebiet von
vornherein zu entscheiden.
Die
Kommission hält die historische Feststellung der Unbefleckten Empfängnis für
nicht überzeugend und erklärt, dass der Glaube an die physische Auferstehung
vom Tod verworfen werden muss.
Weiter
erklärt die Kommission, dass die Auferstehung Christi ein genauso reales und
konkretes Ereignis war wie seine Kreuzigung.
In
bezug auf Wunder ist die Kommission geteilter Meinung, aber man stimmte darin
überein, dass Gott, wenn er wolle, Wunder bewirken könne.
Ebenso
bestätigt die Kommission, dass es in bezug auf die Evolution, wie sie nach der
Theorie der Schöpfung der Welt in der Genesis dargelegt wird, keinen Einwand
geben kann; denn alle gebildeten Christen würden diese Feststellungen ihrem
Ursprung nach als mythologisch betrachten, und ihre Bedeutung sei daher für uns
eher symbolisch als historisch.” Wie Sie sehen, ist die Logik dieser Beschlüsse
sehr seltsam. Ich hoffe, Sie werden von obigem etwas gebrauchen können. Man
kann sich die Masse von Büchern, die sich mit dem Leben in der Feinstofflichen
Welt befassen und den Büchermarkt in England und Amerika überschwemmen, kaum
vorstellen.
In
England sind derzeit die von einem Priester namens G. Vale Owen erschienenen
Bücher über diese Fragen sehr populär. Diese Bücher sind von Geistern diktiert
worden. Zwei oder drei dieser Serie der Mitteilungen ”Leben hinter dem
Schleier“ sind in meinem Besitz und ich muss sagen, dass sie Beachtung
verdienen. Zweifellos sind diese Bücher unter der Oberaufsicht der Weißen
Bruderschaft entstanden. Die Großen Lehrer benutzen viele Methoden, um das Bewusstsein
der Menschheit zu wecken. Jede Gruppe erhält entsprechend ihrem Bewusstsein
das, was sie aufnehmen kann und was ihr am nächsten steht.
11.
Dezember 1937
Mein
Herz schmerzte, als ich die traurige Nachricht über den Unfall Ihres Freundes
las. Wahrlich, solch ein Tod ist für die Familie fürchterlich. Für ihn jedoch
kann er ein Segen sein. Besonders erleuchtete Seelen, die Opfer eines Unfalls
werden, gehen ungewöhnlich leicht in die Feinstoffliche Welt hinüber. Die Hüter
des Lichts lassen sie in einen belebenden Schlaf sinken, um es dem
feinstofflichen Körper zu ermöglichen, von diesen Verletzungen zu genesen; und
wenn sie erwachen, befinden sie sich bereits in Obhut ihrer Freunde.
Was
das böswillige und aus Unwissenheit verbreitete Gerücht betrifft, das über
diesen Fall nicht ausbleiben konnte, so meine ich, dass dieser Umstand
jemanden, der der Lehre des Lebens ergeben ist, nicht stören sollte. Viele
schreckliche und unglückselige Unfälle passieren Verleumdern und ihresgleichen!
Wie erklären diese böswilligen, verblendeten Menschen sich das? Allen, die
gegen die Läuterung durch die Grundlagen der Lehre des Lichts lästern, sollte
man wirklich immer und immer wieder sagen: ”Habt ihr nicht Christus ans Kreuz
geschlagen? Habt ihr Ihn nicht verhöhnt, als Er euch das Licht der Wahrheit
brachte? Habt ihr nicht seine Anhänger verfolgt und verbrannt? Habt ihr nicht
Tausende gemartert, Tausende der besten Geister, die euch das Licht des Wissens
überbrachten? Habt ihr nicht die Evolution des menschlichen Denkens verhindert
und so die Menschheit in den Wahnsinn der Selbstzerstörung getrieben? Habt ihr
euch nicht auch zur Zeit Christi gegen die Grundlagen der einen Lehre des
Lichts gestellt, so wie ihr es auch heute tut? Ihr habt zwar die Gewänder
vertauscht, aber ihr werdet durch eure Taten erkannt.”
Endlich
habe ich die Broschüre von H. S. Olcott gefunden, in der er über die Methoden
berichtet, die von den Kirchenvertretern angewendet wurden, um die heiligen
Evangelien festzulegen und zu erhärten.
Indem
er den legendären Charakterzug der Biographien aller großen Lehrer und
Reformatoren untersucht, beweist Olcott, dass alle diese Biographien nach dem
einen, meist alten Modell aufgebaut wurden. Als ein Beispiel zitiert er die
Mythen, die das Leben Christi illustrieren, sowie die Methoden, nach denen
diese Mythen in den christlichen Kirchen bestätigt wurden. Natürlich, der von
ihm zum Ausdruck gebrachte Gedanke ist nicht neu, denn viele der bedeutendsten
Historiker vertraten die gleiche Meinung. Ebenso finden wir in der
”Geheimlehre“ die gleichen Feststellungen.
Nun
bringe ich für Sie einen Auszug: ”Zur Zeit des Konzils zu Nicäa, das einberufen
wurde, um die Streitfragen unter einigen Bischöfen zu schlichten und die
Echtheit von dreihundert mehr oder weniger zweifelhaften Evangelien und
inspirierten Schriften, die in den Kirchen als Offenbarung gelesen wurden, zu
prüfen, hat das Leben Christi den Höhepunkt einer Mythe erreicht.
Proben
davon können wir in dem bestehenden zweifelhaften Neuen Testament finden, aber
die meisten sind mittlerweile entfernt worden. Was immer an Echtheit des wahren
Kanons erhalten blieb, kann zweifellos als am wenigsten beeinträchtigt
angesehen werden. Aber selbst solch ein Beschluss darf nicht voreilig
angenommen werden, da, wie Sie vielleicht wissen, Sabinus, der Bischof von
Herakleia, der zum Konzil in Nicäa persönlich erschien, erklärte, dass, außer
Konstantin, … und dem Bischof von Pamphylien alle Bischöfe Analphabeten waren,
einfache Kreaturen, die nichts verstanden, was besagt, dass man sie als
Dummköpfe hinstellte. Auf diesem Konzil enthüllte Pappus in seinem Synodicon
das Geheimnis, dass die Echtheit nicht durch gründlichen Vergleich der
verschiedenen Evangelien, die ihnen vorgelegt wurden, festgestellt, sondern der
Beschluss mittels ein wenig Magie gefasst wurde. ‚Die Vertreter des Konzils‘,
so berichtet er, ‚warfen alle Bücher, die für das Konzil in Betracht kamen, in
einer Kirche unter einen Tisch auf einen Haufen zusammen, und dann flehten die
Bischöfe zum Herrn, er möge die inspirierten Schriften auf den Tisch nach oben
kommen lassen, während die unechten unten bleiben sollten, und so geschah es.‘”
Ich
lege eine Aussprache zum Universellen Festtag bei und bitte Sie, diese ihren
engsten Freunden vorzulesen: ”Ihr wisst, wie sehr Wir das Gefühl der
Feierlichkeit schätzen. Fürwahr, Feierlichkeit verleiht Beharrlichkeit im
Streben nach Oben. Und dieses Gefühl erblüht besonders durch das Gedenken an
die Großen Helden. Es ist von besonderer Bedeutung, dass die Menschheit Unsere
Brüder unter verschiedenen Namen verehrt. Es gibt viele Bücher, die der
Verehrung Unserer Bruderschaft gewidmet sind. Doch die Menschen glauben, dass
ihre Helden mit Uns nichts zu tun hätten. Aber waren die Verehrtesten, die als
Riesen der Menschheit vergöttert wurden, nicht die wirklichen Gründer der Bruderschaft?
Vergessen wir nicht, dass Sie unter einem besonderen Strahl auf der Erde
erschienen und so Ihre Geburt mit bestimmten Legenden verbunden war. Wir
sollten diese Legenden nicht verwischen, denn sie erhöhen die Feierlichkeit und
tragen dazu bei, sich die großen Bildnisse zu eigen zu machen. Wir berichtigen
die bedingt festgesetzten Fristen nicht. Was Uns betrifft, so senden Wir der
Menschheit zum Festtag wohlwollende Gedanken. Feierlichkeit sollte nicht
entweiht werden, wenn wir wissen, welche Heldentat mit diesem Gedenktag
verbunden ist.
Die
Menschen kennen nicht den hundertsten Teil der bedeutenden Taten der Großen
Lehrer. Die Menschen haben die herrlichsten Opfer zu Gewöhnlichem und
Eigennützigem erniedrigt. Doch selbst, wenn sie schmähen, bewahren die Menschen
ein wenig Feierlichkeit. Lasst uns mit äußerster Beharrlichkeit wenigstens den
Keim des schönen Gefühls der Feierlichkeit zu bewahren helfen. Dieses Gefühl
verwandelt das Leben und schafft Helden. Begeht daher diesen Gedenktag mit
irgendeiner ungewöhnlichen Heldentat. Dienst offenbart sich in Großtat, die in
jedem menschlichen Zustand vollbracht werden kann. Die Offenbarung einer
Heldentat ist Unsere Freude. Wir weisen den Pfad, doch mit menschlichen Füßen muss
er beschritten werden – so ist das Gesetz, das der Große Erretter gegeben hat.
Die
offenbarte Heldentat wird in Unserer Schatzkammer versiegelt. Die Unwissenden
versuchen, die Wirklichkeit in eine Luftspiegelung zu verwandeln, aber
glücklicherweise verwahren Wir die Beweise Großer Heldentaten. So lasst uns dem
Großen Tag eine ungewöhnliche Heldentat weihen.”
1937
Es
ist richtig, mit dem Handeln vertraut zu sein, denn jedes Handeln birgt die
Grundlage für neue Möglichkeiten. Das Sprichwort ”Unter einem unbeweglichen
Stein fließt kein Wasser” beruht auf okkulter Wahrheit. ”Bewegung ist Leben;
Stillstand bedeutet Tod.” Psychische oder lebenspendende Energie entwickelt
sich und wächst nur, wenn sie beständig und rhythmisch angewendet wird, aber
sprunghafte Bekundungen führen zu nichts und können sogar schädlich sein. Das
erklärt, wodurch geschäftige und rege Menschen so widerstandsfähig und
langlebig sind. Daher sollten wir uns freuen, überlastet zu sein, aber noch
mehr sollten wir uns bemühen, in unserem Tun einen bestimmten Rhythmus zu
bewahren und Gelassenheit zu erlangen. Zusammenarbeit erleichtert die
übernommene Last beträchtlich. Sie wissen, mit welcher Progression harmonische
Energien ansteigen. Eben ist das Buch ”Bruderschaft“ erschienen. Möge dieses
Buch, das von erhabener brüderlicher Einigkeit spricht, nicht als tote Last im
Regal liegen bleiben. Wenn wir bei der unvermeidlichen Begegnung mit dem großen
Lehrer ihm in die Augen sehen, werden wir da versäumen, die grundlegenden
Gebote der Einigkeit zu erfüllen?
Wir
wissen, dass die Nichterfüllung der Ratschläge des Lehrers wie ein Rückschlag
wirkt. Dieser Schlag wird nicht unmittelbar verspürt, weil die Folgen großer
Wirkungen nicht sofort sichtbar werden. In alten Zeiten wurde dieses
Karmagesetz gut begriffen, heute jedoch sind die meisten blind und taub für
alle kosmischen Gesetze.
Ich
würde Sie bitten, auch alle wertvollen Angaben über psychische Energie, die in
den Büchern der Lehre reichlich ausgestreut sind, zu sammeln. In der Tat, das Bewusstwerden
der psychischen Energie sollte eine mächtige Stufe in der Evolution der Welt
erbauen. Tatsächlich ist es die psychische Energie, die unter verschiedenen
Namen an alle Tore pocht. Psychische Energie schafft die neue Epoche, und viele
der besten Wissenschaftler bestätigen bereits, was in den Büchern der LEHRE
gesagt ist. Zur Zeit habe ich ein sehr interessantes französisches Werk vor
mir: ”Wie erlangt man Unsterblichkeit“ von dem Biologen und Arzt Georges
Lakhovsky. Die Ausführungen in diesem Buch stimmen mit all dem, was in den
Büchern der LEBENDIGEN ETHIK gesagt ist, völlig überein, so dass ich Ihnen gern
einige Auszüge aus diesem wissenschaftlichen Werk bringen möchte.
Lakhovsky
weist darauf hin, dass man zur Erlangung der Unsterblichkeit drei Regeln
beachten muss. 1. Man muss an die Langlebigkeit glauben, das heißt an die
Möglichkeit, ein hohes Alter zu erreichen. 2. Muss man Ärger, Bosheit, Neid,
Eifersucht sowie Reizbarkeit vermeiden und dafür gute Gefühle und Stimmungen
entwickeln, deren es bedarf, um nicht nur das ethische, sondern auch das
physische Gleichgewicht zu bewahren. 3. Darf man den Tod nicht fürchten,
sondern muss an die Unsterblichkeit glauben. Furcht vor dem Tod verkürzt das
Leben. Unser Dasein hängt vom Blutkreislauf ab, der es möglich macht, den
verschiedenen Bereichen unseres Körpers die notwendigen Materialien,
insbesondere Sauerstoff zukommen zu lassen. Es ist bekannt, dass sich viele
Blutgefäße unter dem Einfluss rein psychischer Erlebnisse zusammenziehen
können, wodurch die Blutzirkulation gehemmt wird und das Blut bestimmten
Körperteilen zuströmt, anderen jedoch entzogen wird. Eine Person, die sich
ständigen Gefühlen von Ärger, Eifersucht sowie Hass hingibt, stört ihren
Blutkreislauf und ruft damit starke Veränderungen im Organismus hervor, die zu
Krankheit und Tod führen. Bei einer starken psychischen Einwirkung können
tatsächlich feine Blutgefäße platzen, was gefährliche, ja sogar tödliche
Blutergüsse zur Folge haben kann. Daher der Rat, sich nicht zu ärgern, nicht eifersüchtig
zu sein, nicht neidisch zu sein, sondern optimistisch und gut, und so wird man
ein sehr hohes Alter erreichen.
Lakhovsky
bringt Ausführungen über die Physiologie des Ärgers und beschreibt
bemerkenswert gut die elektrischen Manifestationen im Organismus – die seine
Lebensspender sind. Bei Ärger und anderen negativen Emotionen, die nicht allein
eine Zusammenziehung der Blutgefäße verursachen, sondern auch einzelne Nerven
lähmen, brechen diese elektrischen Ströme (psychische Energie), die vom sympathischen
Nervensystem ausgehen, zusammen und stellen so ”die elektrische Speisung“ der
Drüsen, die die innere Sekretion erzeugen, (von der die normale Lebensfunktion
des Organismus abhängt) ein, womit die für die Gesundheit insgesamt so
notwendige Funktion ausgeschaltet ist.
In
unserer Zellensubstanz, die den Zellkern umgibt, befinden sich Chromosome und
auch sogenannte Chondriosome. Diese Elemente sind, entsprechend ihren
Eigenschaften, die Empfänger verschiedener elektrischer Wellen, und es scheint,
als ob manche zum Teil aus den Tiefen des kosmischen Raumes kämen, die
natürlich hauptsächlich auf die psychische Energie vibrierend einwirken. Nach
Lakhovsky hängt das ganze Leben des Organismus von den Schwingungen dieser
Chromosome und Chondriosome – den Empfängern der elektrischen Wellen – ab. Die
Verlangsamung oder der Stillstand der sie durchströmenden elektrischen
Schwingungen bedeutet Krankheit und Tod.
So
offenbaren die ethischen Lehren eine völlig unerwartete biologische Grundlage,
und die Bedeutung der psychischen Energie, die grundlegend fohatisch ist, wird
damit bestätigt. Wie wir wissen, ist Fohat kosmische Elektrizität oder
Urenergie, die sich auf der Erscheinungsebene in verschiedenen Stadien
offenbart. Jetzt werden Sie auch verstehen, wie wohltätig die Schwingungen
sind, die von dem Großen Lehrer bei Krankheit zugesandt werden. Es gibt kaum
eine Nacht, in der ich diese heilsamen Schwingungen verschiedener
Spannungsgrade und Dauer nicht spüre.
In
letzter Zeit ist die Wissenschaft sehr nahe an die okkulten Entdeckungen auf
dem Gebiet der feinen Energien herangekommen. Daher können sie fest und ruhig
jedermann gegenüber ihr Wissen über die Wirkungen der psychischen Energie
behaupten, die sich in der Gedankenübertragung auf Entfernung und auch im
Anstieg von Schwingungen, welche mit Hilfe von sehr feinen Apparaten bei
intensiver geistiger Tätigkeit bewiesen werden können, so offensichtlich
kundtut. Wir studieren die psychischen und parapsychischen Erscheinungen, an
denen die besten und führenden Wissenschaftler derzeit interessiert sind. Wir
können uns sogar der Kenntnis vom Vorhandensein des Bollwerks des Wissens oder
der Bruderschaft der Mahatmas rühmen, dieser Älteren Brüder der Menschheit, die
sich dem großen Wissen im Namen des Allgemeinwohls widmen und die Evolution der
Welt überwachen. Alle großen Entdeckungen, alle großen Ideen entspringen
ausnahmslos dieser Quelle des Wissens und des Lichts. Professor Hurley sagte:
”Im Kosmos muss es fortgeschrittene Wesenheiten geben, deren Vernunft unserer
genauso überlegen ist, wie unsere der eines gewöhnlichen Käfers. Diese
Wesenheiten nehmen tätigen Anteil an der Lenkung des Naturvorganges.”
Wenn
daher jemand vom Vorhandensein dieser Leuchttürme des Lichts der Menschheit nicht
weiß, können wir ihn nur bedauern und ihm raten, sich so rasch wie möglich mit
dem umfassenden Schrifttum aus Jahrhunderten vertraut zu machen, in dem von den
Fakten und Beweisen dieses Bollwerks des Wissens, das sich nicht ”jenseits der
Wolken”, sondern hier auf unserer Erde befindet, berichtet wird.
Wenngleich
mancher Unwissende behauptet, ”von jenseits der Wolken” keine Weisungen zu
erhalten, ist das so zu erklären, dass die erhabensten, die wertvollsten
Weisungen nicht durch eine Methode übermittelt werden, die für solche Vertreter
des beschränkten Bewusstseins zugänglich ist. Tatsächlich liefern uns die
heiligen Schriften aller Völker unbestreitbare Tatsachen darüber, dass alle
Religionen, die letzte – das Christentum – nicht ausgenommen, auf einer
Offenbarung, die ”von jenseits der Wolken” kam, beruhen. Allen diesen trägen,
überheblichen Menschen muss geraten werden, ihr Wissen zu erweitern. Wir wissen
genau Bescheid über die Kommunikationsmittel mit der überirdischen Welt und
glauben daran, aber wir unterstreichen auch die Möglichkeit, Weisungen nicht
”von jenseits der Wolken”, gleichsam von einem Himmelsbewohner, zu erhalten,
sondern unmittelbar von den Mahatmas, den Großen Lehrern, die physisch
inkarniert sind und an einer bestimmten Stätte der Erde leben. Aus diesem
Grunde sind wir an allen Experimenten über Gedankenübertragung auf Entfernung
interessiert, die allein in Amerika, abgesehen von anderen europäischen Wissenschaftlern,
unter Vorsitz von Professor Rhine über vierzig Professoren beschäftigen. Der
Große Plato sagte: ”Gedanken regieren die Welt.” Und zeitgenössische Gelehrte,
wie zum Beispiel Professor Compton, sprachen von der Wahrscheinlichkeit, dass
hinter jeder Naturerscheinung eine aktive geistige Kraft steht und der Gedanke
auf die Materie einwirkt. Er beschließt sein Buch mit folgenden bemerkenswerten
Worten: ”Wahrscheinlich sind die Gedanken des Menschen die wichtigsten Faktoren
in der Welt …” Und so gelangen wir – angefangen mit der Einwirkung der
Ideologie des Gedankens – zum Erfassen der Gedankenmechanik. Sammeln Sie daher,
wo irgend möglich, Tatsachen und wissenschaftliche Beweise für den psychischen
Bereich und das steigende Interesse an diesem Thema.
In
Lettland lebt derzeit ein kleines Mädchen, das von einem aus verschiedenen
Ärzten zusammengesetzten Komitee beobachtet wird. Dieses Mädchen kann nicht nur
die Gedanken seiner Mutter lesen, sondern auch die Fremder. Freunde haben mir
ein in Deutsch geschriebenes Buch eines Arztes zugesandt, der dieses Mädchen
beobachtet und das Phänomen untersucht. Wir sind an allen Ergebnissen von
einzelnen Wissenschaftlern interessiert sowie auch an solchen von
Gesellschaften zur Erforschung der parapsychischen Erscheinungen in Amerika und
Europa. Auch die von den Ärzten in Europa durchgeführten Experimente mit
Radioästhesie sind äußerst interessant.
In
diesem Zeitalter der Ausweitung des Gedankens und der neuen erstaunlichen
Entdeckungen, die an die Welt der Noumena grenzen, sowie der überaus schnellen
Nachrichtenvermittlung ist es kindisch, die im Unbegrenzten verborgenen
Möglichkeiten zu leugnen oder einzuschränken.
1938
25.
Januar 1938
Sie
wissen wahrscheinlich schon, dass ich das Wort Okkultismus nicht liebe. Dieses
Wort ist durch das engstirnige Verhalten ihm gegenüber gebrandmarkt und macht
einen nervös, um so zu sagen. Mir ist völlig bewusst, dass es schwierig ist, es
überall auszuschalten, aber wo immer es möglich ist, würde ich versuchen,
diesen Ausdruck von gestern zu vermeiden. Geheime Lehren, geheimes Wissen oder
auch Geheimwissenschaft klingen schon besser. Wirklich, die derzeitige Aufgabe
besteht darin, dem Bewusstsein der Menschen den Zutritt zum Neuen zu
verschaffen, einen neuen Horizont, es an die Zukunft mit ihren neuen
Entdeckungen heranzuführen, die auch neue Bezeichnungen erfordern. Daher möchte
ich gern noch stärker betonen, dass der Pfad der Selbstlosigkeit, der aktiven
Heldentat darin besteht, die Geheimnisse der Natur zu erkennen, die vor allem
der Mensch selbst birgt, der eine Synthese aller Naturreiche bildet. Diese
Erkenntnis wird unvermeidlich zu einem neuen Verhalten gegenüber der
Lebensordnung, gegenüber dem Sein führen. Und die Bündnisse aller Lehren des
Lebens oder der LEBENDIGEN ETHIK werden unschätzbaren Wert erlangen.
Wäre
es nicht auch besser, wo immer es die Ausdrucksform erlaubt, den Göttlichen
Ursprung im allgemeineren Verstehen zu bringen? Ich würde es vorgezogen haben,
kirchliche Ausdrücke, wo immer das Große Prinzip gemeint ist, zu vermeiden; so
sind Begriffe wie Wille und Bündnis immer mit Persönlichkeiten verbunden und
eignen sich nicht für das Vorhandensein des allumfassenden Prinzips. Ich meine,
es wäre besser, diese Begriffe durch kosmisches Gesetz zu ersetzen. Ich habe
das Kapitel über die Kirchenkonzile gelesen. Wahrscheinlich bin ich zu dumm, um
zu verstehen, dass das Wort ”allseiend“ weniger annehmbar erscheint als
”eingeboren“? Wenn der zweite Ausdruck verwendet wird, so sollte es umso mehr auch
der erste werden. Jeder Sohn ist konsubstantial mit seinem Vater.
Wahrscheinlich hat das griechische Äquivalent dieses Wortes noch eine andere
Bedeutung. Aber ich halte mich natürlich nicht für zuständig genug, um all
diese Rätsel der Theologie zu erörtern. Ich glaube, das wäre eine unnütze
Zeitvergeudung. Die Bündnisse Christi haben eine weit größere Bedeutung als
Sein Ursprung.
Haben
Sie das Buch von White ”Der Streit zwischen Wissenschaft und Theologie“
erhalten? Obwohl es stark gekürzt herauskam, beinhaltet es dennoch wertvolles
Material, das weit überzeugender ist als die theologischen Streitfragen.
Hier
möchte ich Ihnen aus dem Buch ”Dobrotolubye“, Band I, die Prognose des großen
Antonius über die Lage des Mönchtums in nicht zu ferner Zukunft zitieren.
”26.
Ein andermal enthüllt St. Antonius seinen Schülern, dass wegen Mangel an
Glaubenseifer das Mönchtum schwächer und sein Ruhm verblassen wird. Einige
seiner Schüler, nachdem sie viele Mönche in der Einsiedelei sahen, mit edlen
Tugenden, die zum Nacheifern des heiligen Lebens in einer Einsiedelei anregten,
fragten St. Antonius: ‚Vater, wie lange werden dieser Glaubenseifer, diese
Inbrunst, diese Liebe zur Abgeschiedenheit, Armut, Demut, Enthaltsamkeit und
alle diese Tugenden, nach denen die Mönche unverdrossen streben, anhalten?‘ Der
Mann Gottes antwortete mit einem Seufzer unter Tränen: ‚Die Zeit naht, meine
lieben Kinder, wo die Mönche die Einsiedeleien verlassen und in die reichen
Städte strömen werden, wo sie sich anstelle von Einsiedlerhöhlen und engen
Zellen stolze Bauten errichten werden, die den Palästen der Könige nicht
nachstehen. Zugleich wird Liebe zur Anhäufung von Reichtümern erstehen,
anstelle von Demut wird Stolz treten, viele von ihnen werden in ihrem Wissen
hochmütig sein, aber es wird leerer Hochmut sein, fremd den guten Taten, die
allein gutes Wissen begleiten. Die Liebe wird erkalten, anstatt zur
Enthaltsamkeit wird es zu Schlemmerei führen und viele von ihnen werden nach
lukullischer Speise trachten, nicht minder als die Laien, von denen die Mönche
sich weder dem Gewande noch der Kopfbedeckung nach unterscheiden werden – und
so werden auch sie ein weltliches Leben führen, sich aber trotzdem Mönche
nennen. (Ein Mönch aber lebt wirklich in Einsamkeit). Obendrein werden sie sich
patronymische Namen zulegen, und behaupten ‚ich gehöre zu Paul, und ich zu
Apollos‘ (I Korinther 1:12), als ob die Macht ihres Mönchtums der Verdienst
ihrer Vorväter wäre; sie werden sich durch ihre Väter verherrlichen, genauso
wie es die Juden tun durch ihren Vater Abraham. Aber sie werden sich auch als
besser und vollkommener als wir hinstellen, denn gesegnet, wer versucht wurde
und nicht fiel, dem Bösen gegenüberstand und es nicht vollführte, vielmehr als
der, der angezogen wird vom Guten, von den vielen Glaubenseiferern, die ihm
zustreben. Aus diesem Grunde werden Noah, Abraham und Lot, die inmitten böser
Menschen ein solch beispielhaftes Leben führten, in den Schriften völlig zu
Recht verherrlicht.‘”
Ja,
das Schwierigste ist, den Leib Christi reinzuwaschen, und die sinnloseste,
verderblichste Erscheinung liegt in dem Bekenntnis bestimmter Kirchenvertreter,
dass ”sie die Verneiner der Wahrheit nicht schrecken, aber die Theosophen und
andere ”Okkultisten“, die Christus auf ihre Weise darstellen wollen. Und die
wollen sie mit jedem und allen Mitteln bis zum Tode bekämpfen.”
Sie
spüren, was dieses Bekenntnis birgt. Man ist entsetzt bei diesem Wiederaufleben
mittelalterlicher Intoleranz. Dem liegen die gleichen Motive zugrunde, die die
Inquisition entstehen ließen, diese Apotheose menschlicher Unwissenheit und
Gier.
Wir
lesen gerade in einer amerikanischen Zeitung, dass im Hinblick auf das
Weihnachtsfest die amerikanischen Justizbehörden die Anordnung trafen, vierzig
Priestern, die wegen verschiedener Vergehen eingekerkert sind, für 24 Stunden
freizugeben, damit sie die Feiertage bei ihren Familien verbringen können. Nur
einem Priester, dem ein schweres Vergehen zur Last gelegt wird, ist dies nicht
gewährt worden.
Es
gibt nicht wenige Vergehen unter den Priestern in der ganzen Welt. Wie viele
erwählen das Amt des Priesters nur wegen eines sicheren Lebensunterhalts! Doch
es naht ein neues Bewusstsein, um das alte zu ersetzen, das die Bündnisse
Christi und aller Seiner Großen Brüder im Lichte neuen Verstehens annehmen
wird. Im Banner der Neuen Zeit steht eingeschrieben: Wissen, Toleranz,
Zusammenarbeit!
29.
Januar 1938
Wenn
wir uns der Mühe unterziehen, die Grundlagen des Universums zu erklären,
sollten wir an die Unbegrenztheit des Wissens denken und folglich das
Mysterium, das die Welt aufrechterhält. Wie Sie wahrscheinlich schon bemerkt
haben, versuche ich immer, die Behauptungen, die – wenn sie die geheimsten und
tiefsten Daseinsgrundlagen berühren – zu kategorisch sind, abzumindern.
Wird
vom Universum gesprochen, so ist es üblich, Geist und Materie
gegenüberzustellen. Doch im Grunde genommen ist solch eine Gegenüberstellung
unrichtig und erscheint gleichsam als Maja oder Illusion. Wir kennen nur EIN
ELEMENT – benannt GEIST-MATERIE. Die östliche Philosophie behauptet, dass
Parabrahman keine Offenbarung hat außerhalb des Schleiers von Mulaprakriti,
oder dass Geist ohne Materie nichts ist. Ein Beispiel von einem Stück Eis
(grobstoffliche Materie), das sich in Wasser auflöst (in einen feineren
Materiezustand) und schließlich in Dampf (Geist) übergeht, veranschaulicht das
Wechselverhältnis von Geist und Materie ausgezeichnet. Daher würde ich sagen, dass
alles Bestehende sich aus verschiedenen Verbindungen und Differenzierungen des
EINEN ELEMENTES zusammensetzt. Wahrlich, Geist ist Vollendung der Materie.
Daher
sollte man ins Auge fassen, dass es keine Materie gibt, in der nicht in
irgendeiner qualifizierten Erscheinung Geist vorhanden wäre. Denn wo immer es
eine Erscheinung gibt, ist Leben oder Geist. Ich weiß, dass es üblich ist,
Materie als passiv, chaotisch und leblos zu bezeichnen, aber alle diese
Begriffsbestimmungen sind nicht genau.
Urmaterie
oder Materia Matrix, die Grundlage des Universums, als uranfänglicher Leiter
oder Träger des Geistes, kann nicht chaotisch oder leblos sein; nur ihre
niedersten Stadien zeigen die Qualität eines chaotischen Zustandes.
Materia
Lucida, eine der uns mehr oder weniger bekannten nächsten Stadien der Materie,
ist herrlich schön und besitzt die Eigenschaft der Formbarkeit eines höheren
Grades. Auch sollte man Geist nicht als absolute Vernunft bezeichnen, als
Gegensatz zur Materie, weil der Geist nur durch Kristallisation in Materie oder
durch Einströmen in sie seine Potentialität und durch Kontakt mit der Welt der
Formen vielfältige Vernunft offenbart. Geist ist Bewusstsein, aber Kosmische
Vernunft ist die kollektive Vernunft des ganzen offenbarten Universums. Wir
besitzen die Krone der Kosmischen Vernunft in der HIERARCHIE des LICHTS oder
der Logoi.
Das
Element GEIST-MATERIE enthält wirklich das ganze offenbarte Universum; daher
sollte man nicht sagen, auf einer Seite stünde Geist, auf der anderen
Urmaterie. In Wirklichkeit sind sie Eins, und nur verschiedene Grade der
Differentiation dieses Elementes ergeben in seinen Verbindungen die ganze
Verschiedenartigkeit des offenbarten und sichtbaren Kosmos.
Ich
anerkenne, dass es unmöglich ist, Gegensätze überhaupt zu vermeiden, denn die
groben physischen Erscheinungen sind von ihrem Ursprung ungeheuer weit
entfernt. Außerdem legen wir, gerade wenn wir die Gegensatzpaare vergleichen,
die ersten Wissensstufen; und auf den nächsten Stufen lernen wir es, diese
Gegensätze zu verbinden.
Sind
Sie überrascht durch den Ausdruck ”negative Abstraktion“? Würden wir jedoch
bedenken, dass die Mahatmas Geist, ohne Hülle von Materie, Nihil nannten, oder dass
die Vedantisten, als sie die Ursächliche Ursache des Seins definierten, nichts
fanden als Negation und sie Ursachlose Ursache oder Wurzellose Wurzel, oder
einfach Neti, Neti (nicht das, nicht das) nannten, dann ist der Ausdruck
”negative Abstraktion“ annehmbar.
Es
gibt keine Gottheit außerhalb des Universums. Daher kann der Ausdruck ”Aspekt
Gottes und Universum“ Verwirrung stiften.
In
Ihrem Auszug aus dem Vortrag der ”Geheimlehre“ gibt es eine Ungenauigkeit. Der
Vortragende mag damit nicht vertraut gewesen sein. So sagt er, dass ”die Atome
qualitativ gleich sind und keine Individualität besitzen …”. Das ist nicht ganz
so, wenn auch das Wesen der Atome gleich ist, so unterscheiden sie sich doch
qualitativ. Dieser Unterschied kann in ihren Schwingungen festgestellt werden. Jedes
Atom reagiert auf die mit ihm verwandte Schwingung. Daher hat jedes von ihnen
seine eigene Schwingung, das heißt, dass sie einen Keim von Individualität
besitzen.
* * *
Unser
Sonnensystem setzt sich aus einer größeren Anzahl von Planeten zusammen, als
unsere derzeitigen Wissenschaftler annehmen. Es trifft zu, dass sich einige
Planeten noch im Formungsprozess befinden. Obwohl Uranus und Neptun der höheren
Anziehung angehören, sollte man sie dennoch als zu unserem Sonnensystem
gehörend betrachten, denn diese zwei Planeten haben ungeheuren Einfluss auf
unseren Planeten Erde und tatsächlich auf das ganze Sonnensystem. Der Einfluss
des Uranus wird in der kommenden Ära mit besonderer Lebhaftigkeit offenbar.
Die
menschliche Evolution gilt als die Krone des Universums, aber wir wissen, dass
der irdische Mensch in seiner Form und seinen Geweben noch sehr grob ist im
Vergleich, sagen wir, zu den Bewohnern des Jupiters und der Venus.
* * *
Allein
die völlige Vernichtung der Persönlichkeit ist möglich, jedoch nicht jene der
Individualität, in die diese Persönlichkeit eingegangen ist. Bei der Vollendung
eines Manwantara, bei der Durchsicht des Buches der Leben einer jeden
Individualität, wird es in einigen dieser Bücher ganze Fehlseiten (irdischer
Inkarnationen) gegeben, wonach die Individualität durch ihre Teilmanifestation
als Persönlichkeit die Ernte der sie nährenden höheren Energien nicht
einbringen konnte.
* * *
Ich
kann Ihre Verzweiflung, die Sie beim Studieren der ”Geheimlehre“ befällt,
verstehen. Jedoch die Konfrontation mit der Größe des Kosmos lässt sich nicht
umgehen. Es kommt die Zeit, wo die Verzweiflung beim Schauen des majestätischen
Zaubers Unbegrenzten Seins sich in Freude wandelt.
Zur
Erleichterung würde ich unbedingt vorschlagen, sich nur jene Stellen
herauszuschreiben aus der Geheimlehre, welche die geheime oder heilige Lehre
betreffen. Sie werden sehen, wie Ihnen vieles klar wird. Die Fülle des zur
Bekräftigung dieser oder jener Behauptung gesammelten verschiedenen Materials
verdunkelt manchmal die Grundgedanken. Versuchen Sie vorerst, nur diese Stellen
herauszuschälen.
Man
muss auch verstehen, dass Raum an sich ein Meer von Feuer darstellt und seine
feurigen Funken zahllose Monaden bilden.
11.
Februar 1938
In
Gedanken an die Teuren, die bereits in eine bessere Welt hinübergegangen sind,
Freude zu empfinden, ist an sich eine große geistige Errungenschaft. Wahrlich,
man kann sich darüber freuen, wenn der Geist in die Feinstoffliche Welt
hinübergeht und vorher mit dem Streben zur HIERARCHIE des LICHTS vertraut war.
Solch ein Geist setzt, unterstützt vom Lehrer, sein Studium fort und widmet
sich jener Arbeit, die ihm nahesteht. Alle irdischen Bindungen, geistige wie
Herzensbindungen, werden in der Feinstofflichen Welt nicht nur bewahrt, sondern
wachsen weiter und werden verfeinert. Und Ihre Gelassenheit und Freude rührt
daher, dass Ihr Geist in den Nachtstunden mit Ihren Teuren in völliger
Verbindung ist. Lichtvolle, freudvolle und strebende Gedanken belasten den
Hinübergegangenen nicht, im Gegenteil, solche Fluide stärken ihn und sein
Streben zum Allgemeinwohl. Freuen Sie sich daher über die Ihnen von O. V.
gebotene Möglichkeit und stärken Sie Ihre eigenen Schwingen, damit Ihr
Hinübergehen gleich freudvoll und schön wird. Würden die Menschen die Wahrheit
kennen, könnten sie sich selbst überzeugen, dass der Augenblick des Todes für
einen erleuchteten und strebenden Geist ein Augenblick größter Seligkeit ist,
ihre Furcht vor dem Tode wäre für immer gebannt.
Grämen
Sie sich nicht, weil Sie gezwungen sind für ihren materiellen Lebensunterhalt
zu arbeiten. Sie sollten sich nur nicht übermüden, daher rate ich Ihnen
dringend, besonders schwere Arbeiten zu unterlassen. Widmen Sie Ihre
Ruhestunden der Lehre und versuchen Sie, wenn möglich, gute Samenkörner
auszustreuen, sich Ihrem Gesprächspartner seiner Bewusstseinshöhe entsprechend
nach dem Kanon ”Mit deinem Gott“ anzupassen. Es ist gut, wenn Sie Themen der
Lehre verwenden, aber machen Sie das peinlichst genau, ohne Auslassungen – in
genauer Folge aus allen Büchern. Auch ich könnte Ihnen eine äußerst nützliche
Arbeit anbieten. Es ist sehr wichtig, einen kompletten Index von allen Büchern
der Lehre zusammenzustellen. Das ist wirklich eine sehr selbstlose Arbeit, die
viel Geduld und Genauigkeit erfordert, und ich meine, Sie könnten sie
ausgezeichnet vollbringen. Mir ist mitgeteilt worden, dass eines der Mitglieder
der Gesellschaft einen solchen Index über die BÜCHER der LEHRE zusammenstellte,
doch weiß ich nicht, ob dieser für alle Bücher gilt; außerdem weiß ich nicht,
ob der von ihm zusammengestellte Index vollständig ist. Es soll nicht nur ein
Wort oder ein Begriff, der auf einer bestimmten Seite eines Buches oder in
einem Paragraphen vorkommt, erwähnt werden, sondern es soll die ganze
Verbindung aufgezeigt werden, d. h. zwei oder drei wichtige nachfolgende Wörter
müssen mit angeführt werden. Denken Sie über diese notwendige Arbeit nach und
machen Sie sich mit der Technik dieser Arbeit vertraut. Diese Arbeit können Sie
an mehrere Mitarbeiter verteilen, oder es kann überhaupt zusammengearbeitet
werden.
Es
freut mich zu hören, dass Sie es sich zur Gewohnheit gemacht haben, einen Tag
im Museum zu verbringen. Man könnte dazu auch Gruppen aus Erziehungsinstituten
und Schulen einladen und ihnen kurze Erläuterungen und biographische Daten über
die Künstler sowie über die Bedeutung der Kunst geben, diesem mächtigsten
Faktor in der geistigen Entwicklung der Menschheit.
Uns
wurde mitgeteilt, dass in der Gesellschaft bald eine Frauenabteilung ins Leben
gerufen wird. Natürlich, ich begreife, dass Ihre unmittelbare Tätigkeit etwas
beschränkt sein wird, solange Sie sich nicht mit der örtlichen Sprache vertraut
gemacht haben. Sie könnten aber nützliche Ratschläge erteilen oder andere
wünschenswerte Unterstützung leisten. Denken Sie nach über die Errichtung
dieser Abteilung; sollten Sie aber merken, dass es für Sie zu schwer ist oder
Sie sich nicht geeignet fühlen, dann zwingen Sie sich nicht dazu. Wählen Sie, was
Ihnen mehr liegt, besuchen Sie aber die Gesellschaft oft. Am meisten schätze
ich es, dass Sie unsere R. Y.-Gesellschaft lieben, die freundschaftliche Aura
in der Gesellschaft ist besonders wohltätig. Wir sind sehr bestrebt, die
Einigkeit unter allen Mitarbeitern zu erhalten und schätzen alle, die die
Bedeutung dieses erhabenen Gebotes verstehen, weil es das einzige Bollwerk
jeden Aufbaus ist, besonders eines geistigen. Oft können selbst jene, die alle
Bücher der Lehre gelesen haben, trotzdem nicht erkennen, dass ohne das
Verständnis für die Erhaltung der Einigkeit unter den Mitgliedern kein
geistiger Fortschritt möglich ist. Viele verstehen Einigkeit nur darin, dass
alle Mitarbeiter ihre Meinung gutheißen, sie können nicht die nötige
Großmütigkeit aufbringen, um Zugeständnisse zu machen. Ja, nichts ist
schwieriger, als das Zusammenarbeiten zu lernen. Und dennoch verlangt die neue
Evolutionsstufe eindringlich nach solcher Zusammenarbeit. Alle
wissenschaftlichen Bereiche, alle Arbeitsarten haben infolge ihrer steigenden
Komplexität die Leistungsgrenze des einzelnen bereits überschritten und
verlangen nach Zusammenarbeit vieler Schaffender, um neue dringende Aufgaben
durchführen zu können.
So
biete ich Ihnen eine höchst nützliche Tätigkeit an, die Sie gerade im täglichen
Leben praktizieren können: Unterstützen Sie Zusammenarbeit und stiften Sie
Frieden.
* * *
Verbinden
Sie die physische Arbeit in vollem Maß mit der geistigen, und ihre geistige
Freude wird sich vervielfältigen.
Alle
großen Lehrer arbeiteten viel, und physische Arbeit war ihnen nicht fremd.
Denken Sie an den Heiligen Sergius und an Christus. Beide arbeiteten hart.
Jesus verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Zimmermann und Töpfer. In den
autorisierten Schriften blieb diese Seite des Lebens des Großen Lehrers
praktisch unbeachtet, aber sie ist in den Apokryphen und natürlich in den
esoterischen Berichten bewahrt geblieben. Vielleicht ist mehr in den Apokryphen
zu finden, die Seiner Zeit näherstanden.
Arbeiten
Sie somit, aber übermüden Sie sich nicht. Übereinstimmend sprechen alle Großen
Lehrer vom Goldenen Mittelweg. Alle Übertreibungen, die unserer Gesundheit
abträglich sind, müssen gemieden werden. Wir müssen unser Instrument schonen,
weil sein Zustand sich auf unseren Geist auswirkt und seine Erscheinungen
nachteilig beeinflusst. Wir können nur mit einem unbelasteten Geist aufsteigen.
Seien Sie daher vorsichtig und geben Sie schwere Arbeit, wie Schneeschaufeln u.
dgl. auf.
Und
nun möchte ich Ihnen sagen – glauben Sie an die Neue Welt. Ein mächtiger Fels
erhebt sich inmitten des Chaos. Die Kräfte des Lichts beschützen ihn. Aber
Menschen mit einem engen Gesichtswinkel können aus den Gleisen des alten
Denkens nicht heraus und verstehen daher die vielen laufenden Verschiebungen
sowie das Suchen und die Vorstellungen, die die besten Herzen erfüllen, nicht.
Der Iwan ist zu Hunderten und Tausenden erwacht; die Bewusstseinsverschiebung
der Menschen ist ungeheuerlich, und trotz aller Schwierigkeiten wächst das Land
der Zukunft und beginnt seine Bestimmung zu verstehen.
Ich
glaube an unser Vaterland und ich glaube nicht nur, sondern weiß, dass die
Heldentat, die uns jetzt bevorsteht, schwer ist, jedoch ist es freudvoll zu
erkennen, dass wir Samenkörner ausstreuen können, die reichste Ernte einbringen
werden. Gegenwärtig durchschreitet die ganze Welt eine dreimal schwierigere
Zeit und es ist darauf hingewiesen worden, den ersten Vers des Kapitels 21 in
der Apokalypse zu lesen, er lautet: ”Und ich sah einen neuen Himmel und eine
neue Erde …” So ist es, und mit dem alten Bewusstsein kann man in die neue Welt
nicht eingehen.
Wenn
Sie Fragen haben, will ich sie gern beantworten.
Die
finsteren Kräfte schreiten vereint in geschlossener Front voran, gehetzt von
Furcht vor ihrer bevorstehenden Schwächung. Das Jahr 1942 kennzeichnet das Ende
des Schwarzen Zeitalters, unser Planet tritt in eine neue, bessere Epoche ein.
Obwohl die Folgen des Schwarzen Zeitalters nachwirken werden, beginnt unter den
segensreichen Strahlen der neuen Gestirnskonstellation das weite Säen schon zu
sprießen; und die Säer der Finsternis werden den Anfang der Niederlage
erleiden. Gegenwärtig werden diese Säer in der ganzen Welt durch starke
kosmische Ströme gestärkt. Aus diesem Grunde ist es für alle, die den
außergewöhnlichen Augenblick kennen, überaus wichtig, Einigkeit zu bewahren,
denn nur diese wird sie vor allen Angriffen retten. Einigkeit ist der beste
Schild für die Gesundheit.
Empfangen
Sie meine besten Wünsche und bewahren Sie die Freude der Möglichkeit geistiger
und physischer Arbeit.
8.
März 1938
Vertrauen
ist eine der seltensten Eigenschaften und das Fundament jeden Aufbaus. Ohne
Vertrauen kann es weder Fortschritt noch Entwicklung geben. Seien Sie daher
gesegnet, wenn Ihnen diese seltene Eigenschaft bereits eigen ist. Hüten und
vertiefen Sie sie durch Ihre Herzenseinsicht.
Mit
Interesse las ich vom Vorbereitungspfad, der SIE zur LEHRE DES LEBENS führte.
Es ist wirklich gut, die Vorbereitungsklassen zu durchschreiten und sich davon
zu überzeugen, wie sehr die Gedankenevolution und die Komplexität des Lebens
die erstarrten Formeln der errichteten kirchlichen Dogmen überflügelt haben.
Nun
zu Ihren Fragen: Sie schreiben, dass ”im Kelch des Ostens“ empfohlen wird, für
die Rettung seines Nächsten nicht sein Leben einzusetzen. Leider kann ich diese
Stelle momentan nicht finden, aber wahrscheinlich ist diese Behauptung im
Zusammenhang mit einem speziellen Fall erfolgt.
Aufgrund
der uns übermittelten Lehre des Lebens möchte ich sagen, dass in allem
Angemessenheit zutage treten muss, mit anderen Worten Zweckdienlichkeit, die im
ganzen Universum herrscht. Alles muss vom Standpunkt des Allgemeinwohls oder
des Nutzens für die ganze Menschheit aus beurteilt werden.
Stellen
wir uns vor, dass ein Mensch (ein Herrscher oder Befehlshaber), der für das
Schicksal eines ganzen Landes und Volkes Verantwortung trägt, einen Menschen zu
retten eilt (oft einen unwürdigen) und dabei selbst umkommt. Wird solch eine
Tat zweckmäßig oder angemessen sein? Könnte das Schicksal eines ganzen Landes
durch das Leben eines Menschen oder selbst mehrerer Menschen aufgewogen werden?
Jedoch die Sentimentalität, die sich niemals opfert, wird zuerst schreien, dass
sich der Mensch in jedem Fall ohne jedwede Überlegung zu opfern hat.
Ich
entsinne mich eines Falles, von dem mir berichtet wurde. In einer
amerikanischen Schule stellte ein Lehrer folgendes Thema zur Diskussion. Ein
Fabrikant – ein großer Wohltäter ging des Weges, vor ihm spazierte taumelnd ein
betrunkener Bettler, der von einem plötzlich aus einer Ecke auftauchenden Wagen
niedergefahren wurde. Die Frage lautete: Sollte der Fabrikant hinzugeeilt sein
und den Bettler gerettet haben, ohne Rücksicht auf sein Leben, oder tat er
recht, sich zurückzuhalten von der Möglichkeit, getötet zu werden? Der Lehrer –
ein Amerikaner – bestand darauf, dass der Fabrikant, der für das Leben vieler
Arbeiter Verantwortung trägt, richtig handelte, indem er sein Leben schonte.
Aber ein Sturm der Entrüstung brach aus, und die öffentliche Meinung bestand
darauf, dass ein Mensch nicht überlegen sollte und verpflichtet sei, sich für
die Rettung seines Nächsten zu opfern (vergessend, dass sie selbst ihre
Nächsten auf jedwede Art täglich kreuzigen). Wahrlich, solche Bewusstseine
haben die erste Stufe noch nicht überschritten und können nicht verstehen, dass
jedes Opfer sinnvoll sein muss, da es sich sonst böse auswirkt. Von höherer
Warte aus gesehen, erscheinen einem oft sogenannte gute Taten als unrecht.
Selbst die Volksweisheit besagt: ”Manche Güte ist schlimmer als Diebstahl!”
Kommt es nicht oftmals vor, dass wir in unserer Unwissenheit bereit sind, auf
Kosten eines weit würdigeren, den schlechten Menschen mit Wohltaten zu
überhäufen? Waren nicht die besten kulturell Schaffenden dem Spott und der
Verleumdung ausgesetzt? Haben die Menschen nicht die besten Taten verworfen?
Und dennoch empfinden diese gleichen Menschen Rührung, wenn ein Trunkenbold
gerettet wird, vergessen aber dabei, dass der dafür bezahlte Preis für ein
ganzes Land, ja sogar für Länder hätte zum Segen gereichen können.
Wir
wollen daher sagen, dass der Mensch, wo immer möglich, seinem Nächsten helfen
sollte, aber er kann nur in dem Fall sein Leben riskieren, wenn er keine große
Verantwortung trägt. Es wäre völlig unzweckmäßig und ein schwerer Verlust für
die Menschheit, wenn Menschen, die der ganzen Menschheit dienen, so sinnlos ihr
Leben riskierten. Was die Massen betrifft, so müssen wir sagen, dass der Mensch
immer und überall seinem Nächsten Hilfe leisten muss. Wahrlich, der Mensch, der
für die Rettung seines Nächsten sein Leben riskiert, ist ein Held. Aber es gibt
verschiedene Risiken und Opfer. Wie wichtig ist das Opfer eines Arztes oder
eines Forschers, der selbstaufopfernd mit schrecklich zerstörenden Substanzen
arbeitet, um ein Mittel gegen bösartige Krankheiten zu entdecken?! Aber an
diese bewussten Märtyrer und Helfer der Menschheit wird selten gedacht.
So
sagt der Große Lehrer: ”Jeder, der den Pfad des Dienstes betritt, muss diesen
Dienst des Lichts früher oder später mit persönlicher Heldentat besiegeln.
Dieser Dienst wird nicht erkannt werden, wenn es keine Erkenntnis der
Zweckdienlichkeit gibt. Und dieser Begriff wird zu eigen, sobald der Geist
seine Bestimmung erkennt. Mut und Weisheit entspringen ein und demselben
Begriff – dem Guten. Der Mensch birgt in sich das Maß des Wesens seiner Taten.
Man kann nicht sagen, wie und wann die entscheidende Stunde schlägt, aber in
unserem Herzen vernehmen wir die Frist der Erfüllung. So helfen uns Weisheit
und Mut, die ganze Verantwortung für das Wohl der ganzen Menschheit zu
verstehen.”
* * *
Nun
zur nächsten Frage: Welche Todesart sollte als die natürlichste angesehen
werden? Der natürlichste Tod ist selbstverständlich der infolge hohen Alters.
Manchmal muss man auch den infolge einer Krankheit eintretenden Tod als
natürlich ansehen, weil der Mensch von Geburt an den Keim der Krankheit in sich
trägt. In den durch die entartete Menschheit geschaffenen anomalen unschönen
Lebenszuständen können praktisch alle Todesarten als natürlich betrachtet
werden.
Oft
trägt eine Krankheit dazu bei, den feinstofflichen Körper von vielen
Abscheulichkeiten zu läutern, und so verhilft eine langwierige Krankheit oft zu
einem besseren Hinübergehen. Alle sogenannten Unfälle sind allerdings ein
Ergebnis von Karma.
* * *
Ihre
dritte Frage betreffs des EINEN PFADES. Genau gesagt gibt es nur einen
Leitpfad, nämlich den Pfad der Evolution. Dieser wird aber von zahlreichen
verschiedenen Fußwegen begleitet. Wahrlich, jener königliche Pfad ist Eine zu
allen Zeitaltern von den Großen Lehrern überbrachte Offenbarung. Jedoch die
Sekten und die durch die Anhänger einer Lehre geschaffenen Entstellungen sind
zahlreich geworden – vielfältige und oft harte Fußwege, auf denen die Massen
der Menschheit dahinkriechen. Jeder Lehrer betont jene Einzelheit der Einen
Offenbarung, die bei einem bestimmten Bewusstseinsgrad am nötigsten ist.
Eignet
sich das Bewusstsein die Grundlagen der Lehre des Lebens an, so erhält alles,
was sich um uns herum ereignet, unvermeidlich einen anderen Sinn. Das
erweiterte Bewusstsein richtet den Ausgangspunkt des Denkens auf die
überirdische Ebene und schließt sich dem Bewusstsein der Älteren Brüder der
Menschheit an. Ein solches Bewusstsein lernt es, in der wahren Wohnstätte zu
leben und kennt mit dem Geist und dem Herzen seine Freunde und Helfer. Ihre
Hilfe stellt sich ein, sobald sie nötig und von Nutzen ist. Wollen wir daher
unsere Lebensaufgabe in Ruhe vollführen und unserem Nächsten durch Mut und
Ergebenheit ein Beispiel geben! Zur Ermutigung lassen Sie mich eine Seite aus
der LEHRE des LEBENS zitieren: ”Ihr wisst, dass die phänomenalen Taten immer
stattfinden können. Neben kosmischen Ursachen und Intrusion negativer Kräfte
aus der Feinstofflichen Welt können aus sogenanntem Unglauben Wirkungen
eintreten. Es ist schwer, zwischen Unglauben und Zweifel eine Grenze zu ziehen.
Beide Vipern entstammen demselben Nest. Der Große Wanderer denkt oft, es wäre
Glaube, dass es so geschieht. Vergessen wir nicht, dass Christus infolge
Unglaubens keine Wunder wirken konnte, dazu gibt es Hinweise. Heute würden die
Wissenschaftler Unglauben durch Ablehnung der Autorität ersetzen. Es ist nicht
wichtig, welcher Ausdruck gebraucht wird, der Sinn bleibt der gleiche. Der
Abbruch des Energiestromes macht die mächtigsten Sendungen zunichte. Diese
physische Erscheinung lässt sich, angefangen bei den alltäglichen Situationen,
feststellen. Wenn Wir vor Zweifel warnen, sprechen Wir von einem physischen
Gesetz. Die Menschen sind imstande, die mächtigste Hilfe zurückzuweisen, denn
der freie Wille kann die günstigsten Bedingungen zunichtemachen. Ein Mensch
kann gereizt werden und die ihn vor dem Fall bewahrende Hand zurückstoßen.
Erneut muss der Lehrer vor dem Schaden des Zweifels warnen.
Man
denke daran, dass Schüler, die an der Macht des Lehrers zweifelten, plötzlich
einen Schlag erhielten, den sie als Schicksal werteten. Aber diese Auslegung
ist falsch. Wie kann man es Schicksal nennen, wenn ein Mensch die rettende
Verbindung trennt? Es ist richtig, die Grundlagen des Glaubens als lebendige
Ursache des Fortschritts zu werten.”
Weiter
heißt es: ”Ihr wisst, wie unerwartet sich das Lebensmosaik gestaltet. Aber
diese Unverhofftheit gibt es nur auf der irdischen Ebene. Oft redet oder
schreibt ein Mensch aus einer bestimmten Absicht heraus, wird aber von den
Höheren Kräften zu einem ganz anderen Ziel gelenkt. Der Mensch wähnt, in der
von ihm verfolgten Richtung zum Erfolg zu gelangen, in Wirklichkeit aber
erzielt er auf einem völlig unerwarteten Gebiet einen weit größeren Erfolg. Er
schreibt an eine bestimmte Person, doch das Ergebnis kommt von einer
unverhofften Seite. Oft leiten Wir vielfältige Ergebnisse aus einer Tat ab.
Zählten Wir jedoch alle Folgen auf, der Mensch wäre verwirrt, und dadurch würde
seine psychische Energie wesentlich abgeschwächt. Allein durch die Bewusstseinserweiterung
kann man seinen Horizont erweitern. Der Große Wanderer lehrte die Bewusstseinserweiterung.
Er sagte wiederholt: ‚Öffnet eure Augen und Ohren.‘ In der Tat, Er lehrte,
nicht nur für Seine Weisungen die Ohren zu öffnen, sondern auch, dass durch Bewusstseinserweiterung
die wahre Tiefe des Verstandes erreicht werden kann. Aber kann man einen Strick
durch ein Nadelöhr ziehen? Eine große Botschaft wird von einem engen Ohr nicht
aufgenommen. Man kann sich vorstellen, wie viele Seiner Lehren nicht in die Ohren
Seiner Zuhörer eindrangen. Manches wurde bruchstückhaft behalten; der
Zusammenhang ging verloren und damit der ursprüngliche Sinn. Ich möchte nicht
sagen, dass der Sinn verkehrt wurde, aber die Schönheit des Wortes war nicht
mehr gegeben. So viele Große Lehrer erlitten Entstellungen ihrer Gedanken. In
den räumlichen Berichten sind die Gedanken der Lehrer besser bewahrt. Als
segensreicher Tau senken sie sich nieder auf jene, die sie aufnehmen können. Da
die Lehrer das wissen, sind sie durch irdische Entstellungen nicht beunruhigt.
Das Vorbestimmte wird eintreffen, und ein offenes Herz wird es aufnehmen. Auch
menschliche Gedanken wachsen im Raum. Jeder heroische selbstlose Gedanke ist
bereits eine Saat für die künftige Welt. Nicht allein die Großen Lehrer, sondern
jeder Denker vermag ein Baumeister des Guten im Kosmos zu werden. Die Menschen
lieben es nicht, in Gedanken an die fernen Welten zu verweilen, aber diese
wahren Gedanken sind ein feiner Reiniger des Wissens. Auf den räumlichen
Fußwegen wird es weder Neid noch Bosheit oder Grobheit geben. Der Große Lehrer
lenkte den Blick der Schüler oft auf die Gestirne und sagte: ‚Viele Wohnstätten
gibt es, und überall ist Leben.‘ Er wollte, dass seine Schüler die
Unbegrenztheit lieben lernten.”
Wir
wollen immer an das rettende Band denken und daran, dass jedes Ereignis, jede
Tat viele Folgen hat. Heutige Erbitterung wird zur Freude von morgen.
15.
März 1938
Ihre
Worte, dass Ihnen das Studium der BÜCHER DER LEHRE DES LEBENS Freude bereitet,
haben mich zutiefst gerührt. Ist es denn nicht wirklich freudvoll, von den
kurzen, äußerst weisen und lebendigen, so unermüdlich und edelmütig
ausgestreuten Formeln beeindruckt zu sein? Die Freude der Bewusstseinserweiterung
ist eine der erhabensten und reinsten Freuden. In der Tat, nur durch das
erweiterte Bewusstsein ist es uns möglich, trotz aller geschehenden Greuel,
trotz des Niedertrampelns der heiligsten Begriffe und Grundlagen menschlicher
Würde, für die Menschheit Mitleid und Liebe im Herzen zu bewahren. Auch durch
Denken wird das Herz genährt.
Streben
Sie mit aller Kraft Ihres Geistes zum Licht der Zukunft. Psychische Energie,
die uns in die überirdischen Sphären trägt, wird hier auf Erden gespeichert,
und ihr bester Erwecker und Erzieher ist das freudvolle Streben in die Zukunft,
reich an erleuchteten Taten, wie auf Erden so in der Feinstofflichen Welt.
Könnten die Menschen verstehen, dass für einen reinen und bestrebten Menschen
das Hinübergehen in die Feinstoffliche Welt die höchste Freude, das höchste
Entzücken sowie völliger Anschluss an die geliebte Arbeit bedeutet, so würden
viele danach streben, durch würdiges Leben auf Erden diesen freudvollen und
erweiterten Zustand zu erleben.
Ihre
psychische Energie befindet sich derzeit in einem feinen Zustand, ich freue
mich darüber. Doch in Anbetracht der unsagbar bedrückenden kosmischen Ströme,
die fürchterliche Störungen im Raume verursachen, bitte ich Sie, Ihre
Gesundheit zu hüten und nicht darüber erbittert zu sein, dass bei jenen, denen
Sie begegnen, Unverständnis zutage tritt. Man muss sich mit jedem seiner Bewusstseinshöhe
entsprechend unterhalten. Die gesamte Weiße Bruderschaft lebt durch dieses
Gebot. Darin liegt große Weisheit, Güte und großes Mitleid. Zu allen Zeiten ist
das Los eines Lehrers das gleiche. Er muss Geduld und Mitleid besitzen und sich
dem Niveau der Zuhörer anpassen. Er muss endlos dieselben Fragen berühren und
darf den Fragesteller nicht verärgern, indem er ihn daran erinnert, dass die
gestellte Frage bereits wiederholt beantwortet wurde. Man ist erstaunt über die
unerschöpfliche Geduld der Lehrer, die durch Äonen die bedrückendsten und
schwierigsten Inkarnationen auf sich nahmen, um das Bewusstsein der undankbaren
Menschheit zu heben, die ihre Befreier und Retter auf jedwede Art verfolgte und
kreuzigte. So war es und so ist es, aber wir wollen hoffen, dass es in der
kommenden Epoche etwas Erleuchtung geben wird.
17.
März 1938
Alles,
was Sie schreiben, bestätigt den ernsten Zustand der Welt in dem gegenwärtigen
schwarzen Zeitalter. Immer wieder haben die besten Vertreter der Menschheit
Zeitalter hindurch für alles, was fortschrittlich und lebendig ist, den
tragischen Kampf gegen die überholten und abgestorbenen Begriffe geführt, mit
denen das Bewusstsein der meisten erfüllt ist. Wie wir sehen, nimmt dieser
Kampf bereits ein planetares Ausmaß an und wird in alle Bereiche und Gebiete
des Lebens getragen, jedoch die Anhänger des Lichts und des Fortschritts mehren
sich, und jede neue Idee oder Entdeckung findet schnellere Anerkennung als in
den Zeiten, in denen die für die Menschheit so wichtigen Entdeckungen infolge
Unwissenheit oft für Hunderte von Jahren hinausgeschoben wurden.
Man
darf nicht vergessen, dass der Pfad der Wohltäter und Erleuchter der Menschheit
dornig ist. Daher ist es so wichtig, die Kinder bereits in der Schule mit dem
Golgotha aller Denker und Märtyrer der Wissenschaft vertraut zu machen, vor
allem auf jene ernsten Folgen hinzuweisen, die die Menschheit auf sich lädt,
wenn sie sich weigert, eine wissenschaftliche Entdeckung zum rechten Zeitpunkt
anzunehmen und den Horizont zu erweitern. Die Mühe um die Bewusstseinserweiterung
und den entsprechenden Horizont muss zum Hauptziel der Erziehung werden,
andernfalls wird die Menschheit aus dem Bereich der Selbstvernichtung,
vernichtender Aufstände und Kriege nicht herausgelangen.
Ein
weiterer, allumfassender Verstand folgt dem Rhythmus kosmischer Notwendigkeit,
mit anderen Worten: der Evolution; er heißt jeden neuen Meilenstein willkommen,
der in dem einen oder anderen Lebensbereich eines Landes zutage tritt. Er wird
daran nicht vorbeigehen, denn er weiß, dass jeder Meilenstein neue Horizonte
des hohen, im gesamten Universum vorherrschenden Wissens enthüllen kann.
Wollen
wir daher die Evolution, die uns in ihrer wunderbaren Folgerichtigkeit die
neuen Facetten unbegrenzten Wissens enthüllt, willkommen heißen und ihr folgen.
5.
April 1938
Ich
freue mich über Ihre Referate und darüber, dass sie von den Zuhörern mit solch
großem Interesse aufgenommen wurden. Die Bildung und Erziehung der Menschen ist
das wichtigste – die wesentlichste und dringendste Aufgabe jedes Landes. Daran muss
man immer denken. Wo die Menschen ihre Bestimmung im Universum und ihre
Verantwortlichkeit erkannt haben, wird es keine unheilvollen Aufstände, keine
Exzesse geben und sie werden die Bedeutung ihrer Heldentat im Leben klar
wahrnehmen können. Ein erweiterter Horizont schließt nicht nur selbstvernichtende
Stagnation aus, sondern auch jeglichen Fanatismus, sei er religiöser oder
revolutionärer Art; er kann den rechtschaffenen Pfad der Evolution aufzeigen.
Denken
Sie daran, dass auch Christus die Bewusstseinserweiterung lehrte. Er sagte
wiederholt: ”Öffnet eure Augen und Ohren!” In der Tat, Er lehrte nicht nur, für
Seine Weisungen die Ohren zu öffnen, sondern auch, dass durch Bewusstseinserweiterung
die wahre Tiefe des Verstandes erlangt werden kann. Aber kann man einen Strick
durch ein Nadelöhr ziehen? Eine große Botschaft wird von einem engen Ohr nicht
aufgenommen.
Arbeiten
Sie in Freude, streuen Sie nützliche Samenkörner aus.
Jemanden
stört es, dass die BÜCHER DER LEHRE DES LEBENS an einer Stelle vom Nutzen des
Schlafes sprechen und an anderer von der Schädlichkeit der Schläfrigkeit. Diese
Begriffe unterscheiden sich jedoch stark voneinander. Ein gesunder Schlaf von
sechs bis acht Stunden (in der Stadt!) ist nicht nur gesund, sondern absolut
notwendig, weil unser feinstofflicher Körper in diesen Stunden die so
notwendige Nahrung aus der Feinstofflichen Welt erhält. Schläfrigkeit hingegen
kann mehrere Ursachen haben und man sollte diese erkennen. Schläfrigkeit hat
oft kosmische Ursachen oder kommt durch die Berührung mit einer kranken vampirischen
Aura, die einem die Energie bis zur völligen Erschöpfung aussaugen kann. Nicht
selten gibt es Fälle, wo unsere psychische Energie von uns Nahestehenden
plötzlich gebraucht wird. Dann eilt sie nach dem Gesetz des geistigen Magneten
sofort dahin zu Hilfe, und bei ihrem Abfluss befällt uns tatsächlich
Schläfrigkeit, ja sogar Schwindel, und es ist, als wären wir vorübergehend kurz
abwesend.
Schläfrigkeit
ist für Menschen träger Natur und für jene, die sich kaum mit dem Denken
befassen, schädlich, weil sie zu einem chronischen Zustand wird. Solch eine
Person öffnet sich für alle äußeren Einflüsse, einschließlich Besessenheit. Sie
ist für jede Infektion leicht anfällig, und im Falle einer ernsten Krankheit
bringt sie nicht die Kraft auf, diese zu bekämpfen, weil sich ihre psychische
Energie in einem embryonalen Zustand befindet. Gut entwickelte und
ausgeglichene psychische Energie ist die Quelle von Langlebigkeit. Psychische
Energie ist das Lebenselixier.
Nun
über Erscheinungen aus der Feinstofflichen Welt. In den heiligen Schriften
aller Völker gibt es Hinweise über posthume Erscheinungen und den Verkehr mit
den Höheren Kräften, zuweilen durch Teraphime, die aber völlig unterschiedlich
sein können. In der Bibel gibt es einen solchen Hinweis über die Vision des
Königs Saul vom Propheten Samuel, wenn ich nicht irre. Auch aus allen
Beschreibungen über die posthumen Erscheinungen Christi geht klar hervor, dass
sie im feinstofflichen Körper stattfanden. Beachten Sie das plötzliche
Erscheinen in einem verschlossenen Zimmer und die Art, wie in gleicher Weise
auf ihr Verschwinden hingewiesen wurde. Aus vielen Gründen konnten IHN bei
diesem Erscheinen auch die Jünger nicht erkennen, und als sich ihre Augen
weiteten und sie Ihn erkannten, entschwand Er ihrer Sicht. Dies alles zeugt
entschieden von der Auferstehung Christi, und zwar im feinstofflichen Körper.
Alle jene, die in unserer Zeit Zeuge solcher Erscheinungen aus der
Feinstofflichen Welt wurden, können ebenfalls diese eigenartige Unverhofftheit
der Erscheinungen sowie deren Verschwinden bestätigen. Nur die geistig Blinden
oder absolut Unwissenden können an eine physische Auferstehung des Großen
Lehrers glauben.
Erkennen
Sie darüber hinaus im Erscheinen eines feinstofflichen Körpers aus einer
anderen Welt nicht ein weitaus größeres Wunder als die Auferstehung im
physischen Körper? Die Zeit wird kommen, und sie ist nicht mehr fern, wo Ärzte
Tote aufwecken werden, weil der feinstoffliche Körper nicht aus der
grobstofflichen Hülle austrat, oder, wie man im Osten sagt, der silberne Faden,
der den feinstofflichen Körper mit dem physischen verbindet, nicht durchtrennt
wurde. Es kann sein, dass die Menschen eine derartige Geschicklichkeit in
schwarzer Magie erlangen werden, dass nach dem Austritt des feinstofflichen
Körpers ein anderer Bewohner der Feinstofflichen Welt die zurückbleibende Hülle
besetzt. In Tibet können vielfach Erscheinungen beobachtet werden, wo der
zurückgebliebene Körper von einem abscheulichen Elementar – oder Tiergeist
besetzt wird. Solch ein wiederbelebter Leichnam greift meistens in der Nähe
befindliche Menschen an und beißt sie oft zu Tode. Freilich, diese Besessenheit
ist nur im Körper eines sehr niedrigstehenden Menschen möglich. Aber in Indien
kann man auch jetzt noch Zeuge der Übertragung des Lebensprinzips sein. So
belebte ein Fakir vor den Augen einiger Europäer einen Spatzen wieder, der
vorher erwürgt wurde. Der Fakir fiel in Trance, und sobald er sich in diesem
Zustand befand, wurde der Spatz wieder lebendig und begann zu fliegen, doch als
der Fakir wieder zu sich kam, verendete der Spatz abermals.
Es
gibt ein ausgezeichnetes Buch eines französischen Astronomen, C. Flammarion, in
dem er über eintausend Erscheinungen aus der Feinstofflichen Welt sowie über
alle Arten von Bekundungen der psychischen Energie berichtet. Dieses Buch ist
seinerzeit ins Russische übersetzt worden, es würde sich lohnen, es
aufzufinden.
Was
nun die Frage über den Zustand unseres Planeten vor dem Fall Luzifers betrifft,
so wissen wir aus östlichen Schriften und der ”Geheimlehre“ wie fortgeschritten
und herrlich die Zivilisation der dritten Rasse war, die von den Großen
Geistwesen aus den höheren Welten gelenkt und auf eine entsprechende Höhe
gebracht wurde. Der endgültige Fall Luzifers fand in der vierten Rasse statt,
aber seine Abkehr vom Pfad des Lichts wurde bereits in einer früheren Zeit
bemerkt. Als die menschliche Aura in ihm die Oberhand über die Göttliche
erlangte, wurde er eifersüchtig, und es begann der erbitterte Kampf gegen die
Großen Brüder, der jetzt seinen Höhepunkt erreicht hat. Um das Ziel, alleiniger
Herrscher der Erde zu werden, zu erreichen, richteten sich seine
Hauptanstrengungen auf die Erniedrigung der Frau. Er wusste, dass mit der
Entwürdigung der Frau unvermeidlich die Vergröberung und der Niedergang der
Menschheit einsetzen musste. Es gibt ein sehr altes Sprichwort, das besagt: ”Wo
die Frau geehrt und beschützt wird, herrscht Wohlstand und die Götter freuen
sich.” Die Neue Epoche unter den Strahlen des Uranus wird die Wiedergeburt der
Frau einleiten. Die Epoche Maitreyas ist die Epoche der MUTTER DER WELT.
Bemerkenswert ist das rapide Erwachen der Frau in Indien. Hier gibt es Frauen,
die das Amt eines Ministers ausüben oder eine andere verantwortliche Position
einnehmen. Viele Frauen Indiens sind ausgezeichnete Rednerinnen. Die Inder
wählen mit Vorliebe Frauen, weil sie an die Vernünftigkeit ihrer Frauen
glauben. Es gibt allerdings auch Widersacher der Befreiung der Frau. In
bestimmten Bereichen Indiens, wo Frauen der Regierung vorstehen, kann man viele
Neuerungen wahrnehmen: Die Tempel sind den niederen Kasten zugänglich,
Universitäten, Museen, Laboratorien, Krankenhäuser wurden nach europäischem
Modell gegründet.
19.
April 1938
Natürlich
vertraue ich ganz Ihrem Herzen, und Ihre Aura ist das Unterpfand bester
Möglichkeiten. Sie schreiben, dass Sie ein Neuling im öffentlichen Leben sind,
doch das ist nicht schlimm, denn die Arbeit speichert Erfahrungen; das Wichtigste
aber ist die geistige Aufspeicherung der psychischen Energie, und keine
Erfahrung kann das Wesen dieser herrlichen Energie ersetzen. Darum sollen wir
allem dieses Maß zugrunde legen.
Ich
freue mich, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit den Kindern zuwenden. In der Tat, die
wichtigste und dringendste Aufgabe liegt in der Erziehung der Kinder und der
Jugend. In allen Ländern wird diesem Problem, von dem der ganze Wohlstand und
die Stärke der Menschen sowie die eines Landes abhängt, sehr wenig und nur dürftige
Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist üblich, Bildung mit Erziehung zu verwechseln,
und es ist Zeit zu begreifen, dass Schulbildung, wie sie vielfach gehandhabt
wird, meistens die sittliche Erziehung nicht nur nicht fördert, sondern sich
sogar gegenteilig auswirkt. In den anglo-sächsischen Ländern befassen sich die
Schulen vor allem mit der physischen Entwicklung der Jugend, doch zum Schaden
ihrer geistigen Entwicklung. Diese übertriebene Sportbegeisterung führt zur
Verrohung des Charakters, zum geistigen Verfall und zu mancherlei Krankheiten.
Freilich, nicht viel besser steht es mit den modernen Familienverhältnissen und
der Erziehung im Elternhaus. Daher ist es an der Zeit, der ernsten und
vernachlässigten Lage der Kinder und der Jugend vom sittlichen Standpunkt her
Aufmerksamkeit zu schenken. Viele erhabene Begriffe sind aus dem Alltag völlig
verschwunden und durch billige Praktiken zwecks leichter Beschaffung
verderblichen Komforts und der Stellung ersetzt worden.
Ohne
Verzögerung sollte man Kindergärten, Klubs oder Gemeinschaften errichten, wo
Kinder verschiedenen Alters sich in Gruppen zusammenfinden und jene geistige
Nahrung erhalten, die sie in der Schule und in den Familien entbehren. Wir
hörten kürzlich, dass in Kalifornien und auch sonst in Amerika Prof. Roerich
gewidmete Organisationen mit ihrer Tätigkeit begannen. Diese jungen Menschen,
Mitglieder dieser Organisation, nennen sich ”Fackelträger“. Die Fackel ist für
sie das Symbol des von großen Männern und Frauen aus der Vergangenheit übermittelten
Wissens. Die jungen Fackelträger erwählten sich von diesen Helden und Heldinnen
das ihnen nahestehende Bildnis und sind bestrebt, ihm im Leben nachzueifern.
Ihr Ziel ist es, diese Fackel der Weisheit und Errungenschaft zum Nutzen der
kommenden Generationen in die Zukunft zu tragen. Das Bekanntwerden mit den
selbstaufopfernden Leben aller Zeitalter und Völker hilft den Kindern, die
Größe der menschlichen Würde und Bestimmung zu erkennen und lehrt sie,
selbstlose Heldentaten liebzugewinnen. Aus der Geschichte wissen wir, dass jede
große Epoche durch den Zustrom mächtiger Wellen der Verehrung des Heldentums in
sämtlichen Erscheinungen gekennzeichnet war. Das Gebot der Großen Bruderschaft
lautet: ”Schaffet Helden!”
Würde
man den Kindern durch Vorträge die hohe Sittlichkeit aus dem Leben der Helden
aller Zeiten und Völker vermitteln, könnten ihnen die heiligen Gesetze des
Seins in Form von ansprechenden Erzählungen und Beispielen aus dem Leben aller
Naturreiche dargeboten werden. Die gesammelte Weisheit der verschiedenen
Zeitalter kann in den einfachsten Formen vorgebracht werden und so viele neue
Ausblicke enthüllen. Wirklich, solche Vorträge werden von Kindern noch besser
im Gedächtnis behalten, wenn sie selbst in kurzen Schauspielen mitwirken und
nach Möglichkeit die Rollen der Helden übernehmen. Ich billige daher Ihr
Programm sehr. Die Kinder können bei ihren Zusammenkünften den Namen ihres
erwählten Helden tragen.
Ebenso
nützlich ist der Unterricht in den Künsten und des prosaischen Handwerks, denn
nichts vermag die schlummernden Fähigkeiten so gut zu wecken wie die
Möglichkeit unmittelbarer persönlicher Ausführung. Zu empfehlen sind weiter
Chorgesänge, Volkstänze und alle jene Betätigungen, die den gemeinsamen
Rhythmus erfordern. Und vor allem, sollte man die Kinder dazu ermutigen, über
alles, was sie gelesen, gehört und gesehen haben, ihre eigene Meinung zu
äußern; solche Dialoge werden den Grundstein für das Denken legen. Gleich
wichtig ist es, anziehende Beschäftigungen und Spiele einzuführen, die
besondere Aufmerksamkeit erfordern. Überhaupt ist das Gedächtnis von besonderer
Bedeutung.
In
den Senior-Gruppen könnte das Führen von Tagebüchern eingeführt werden, worin
alles Gute, das am Tage geleistet wurde sowie alle begangenen Fehler
eingeschrieben werden könnten. Und zu Beginn eines neuen Tages sollte der Entschluss
gefasst werden, sich ein bestimmtes Verhalten vorzunehmen, wobei der
Reizbarkeit, Grobheit, Lüge und im umgekehrten Fall der Höflichkeit, Fürsorge
für den Nächsten u. dgl. mehr Beachtung geschenkt wird. Das Führen solch eines
Tagebuches zum Zweck der Selbstanalyse wird beträchtlich dazu beitragen,
unerwünschte Gewohnheiten abzulegen und neue und nützliche zu festigen. Aus
Gewohnheiten werden Eigenschaften.
Vergessen
wir auch nicht die nutzbringenden Exkursionen für die Kinder, damit sie mit
verschiedenen Arbeitsgebieten der Wissenschaft und der Kunst vertraut werden.
Absolut wichtig ist es, den Kindern die Liebe zur Natur mit allen ihren
Erscheinungen einzuflößen. In dieser Hinsicht sind alle Arten von Picknicks und
Wanderungen nützlich, bei denen botanische, entomologische und mineralogische
Sammlungen angelegt werden können. Alles in allem tragen verschiedene
Kollektionen sehr dazu bei, nutzbringendes Wissen zu erwerben.
Sie
tun recht, wenn Sie sich mit verschiedenen pädagogischen und Bildungs-Systemen
vertraut machen; so kann man täglich die besten auswählen und sie mit der
Synthese der Lehre des Neuen Lebens, oder LEBENDIGEN ETHIK beleben. Haben Sie
übrigens alle Hinweise auf die Erziehung und Schulen aus den BÜCHERN DER LEHRE
in einem eigenen Notizbuch zusammengefasst?
Mit
Hilfe der Eltern könnte man auch eine genossenschaftliche Bibliothek für Kinder
und Jugendliche zusammenstellen. Die Bedeutung des Buches und sein Einfluss auf
das junge Bewusstsein kann nicht ermessen werden, denn er ist unbegrenzt.
Dieser Bereich muss neben der Fürsorge des Staates zum Hauptthema werden. Oft
ist der Eindruck des erstgelesenen Buches für die weitere Denkrichtung ausschlaggebend.
Wie viele verpfuschte Leben gibt es, wie viele Verbrechen Minderjähriger. Würde
man das Denken dieser Verbrecher untersuchen, so würde sich zeigen, dass ihre
schlechten Taten auf das Leben schlechter Bücher oder auf die in Kinos
gesehenen schlechten Filme zurückzuführen sind.
Gern
werde ich Ihren Aufsatz durchsehen. Das Bildungsprogramm ist so umfassend wie
das Leben selbst. Die Möglichkeiten der Verbesserung sind unerschöpflich;
glauben Sie nicht, dass wir an der Schwelle eines neuen Zugangs und der
Umgestaltung der ganzen Schulbildung stehen? Die vielen schnell
aufeinanderfolgenden Entdeckungen auf allen Gebieten der Wissenschaft nehmen so
rapid zu, dass die gegenwärtige Schulbildung mit den neuen Errungenschaften und
Forderungen der Zeit bald nicht mehr Schritt halten kann. Im ganzen
Bildungssystem werden neue Methoden ausgearbeitet werden müssen. Vor allem die
Erziehung zu synthetischem Denken wird dringend notwendig sein.
Zum
Abschluss möchte ich Ihnen einige Ausführungen bringen: ”Ihr wisst, wie sehr
sich ein Wort in das Herz des Kindes einprägt. Besonders bis zum siebenten
Lebensjahr kann sich das Kind an die Feinstoffliche Welt erinnern. Kinder
fühlen dieses Leben eingehend. Es ist nützlich, sie zu fragen, ob sie sich an etwas
Besonderes erinnern. Solche Berührungen nennt man ‚Wecken der Erinnerung‘.
Selbst wenn mit den Jahren die Erinnerung an die Vergangenheit verblasst,
verbleibt dennoch ein Funke schönen Seins. Der Große Lehrer liebte es, die
Erinnerung zu wecken. Er ließ Kinder zu sich kommen und befragte sie nicht nur,
sondern berührte sich auch mit Seinen Händen, so die Lebendigkeit der
Rückerinnerung verstärkend. Er liebte die Kinder nicht nur, sondern sah in
ihnen den Fortschritt der Menschheit. Er tat recht, wenn Er sich zu ihnen wie
zu Erwachsenen verhielt, denn wird die entfernte Vergangenheit oder die
Feinstoffliche Welt in Erinnerung gerufen, versetzt sich der Geist in den
Zustand eines Erwachsenen. Kinder werden jemanden, der an sie wie an
seinesgleichen herantritt, nie vergessen. Sie werden diese Erinnerung für das
ganze Leben behalten. Vielleicht erinnern sich Kinder des Lehrers besser als
jene, die von Ihm geheilt wurden. So sollte man daran denken, dass die
Jugendlichen die Lebensfortsetzer sein werden und jeder ist verpflichtet, ihnen
seine Erfahrung zu übermitteln. Jedoch noch weiser ist es, in ihnen die
Erinnerungen an die Feinstoffliche Welt zu wecken. Das tiefste geistige Leben
wird geformt, wenn die Funken des Seins der Feinstofflichen Welt zu glühen beginnen
und der Verkehr mit der Unsichtbaren Welt erleichtert wird. Das Erscheinen des
Lehrers im feinstofflichen Körper stärkte die Jünger im Erfassen der
Wirklichkeit der Unsichtbaren Welt. Nicht das ganze Wesen dieser Welt konnte
wahrgenommen werden, aber das Fenster wurde dennoch geöffnet.”
So
wird durch vorsichtige Berührung dieses Wissen in das Bewusstsein der
heranwachsenden Generation eingehen. Freilich, die Arbeit für die Bewusstseinserweiterung
ist endlos. Es ist erfreulich zu sehen, wie viele Herzen bereits auf die
vergessene Wahrheit ansprechen.
23.
April 1938
Ich
eile, Ihrer Bitte zu entsprechen, meine Meinung über den Aufruf an die Frauen
der ganzen Welt zu äußern. Ich sehe nicht ein, warum Sie diesen Gedanken nicht
in die Praxis umsetzen können. Jedes Erinnern an die Würde der Frau und die
Wichtigkeit der Frauen im Aufbau neuer Lebensformen ist äußerst wichtig und
zeitgemäß.
Das
Vordringen der Frauen in Regierungskreise und ihr erfolgreiches Wirken, z. B.
Übernahme öffentlicher Pflichten, hat in vielen Ländern zur Anerkennung ihrer
gleichen Fähigkeiten geführt, so dass im Prinzip nur ein unterentwickeltes Bewusstsein
gegen diese Feststellung sowie die Zulassung der Frauen zu verantwortlichen
Stellungen Einwand erheben kann.
Ihr
junges Land, das jetzt seinen Frühling erlebt und in Richtung des Wohlstandes
und des Wiederauflebens seiner Menschen bestrebt ist, kann dennoch die Schritte
der Evolution vernehmen. Es sollte sich daher freuen über die Möglichkeit der
Stärkung seiner geistigen und intellektuellen Kraft durch Hebung des Bewusstseins
und der Würde seiner Frauen. ”Mit einem Flügel kann der Vogel der Menschheit
nicht fliegen.”
Der
Verstand der Frau ist nicht schwächer als der des Mannes, denn die höheren
Eigenschaften dieser Fähigkeiten werden vom Geist hergeleitet, der
geschlechtlos ist. Intelligenz wird durch Bildung und Übung erworben,
verschafft daher der Frau die notwendigen Bedingungen, und das Ergebnis wird
sichtbar werden. Gewiss, der Hauptimpuls zur Erweiterung des Bewusstseins der
Frau sowie Befreiung aus ihrer untergeordneten Stellung wird durch die neue
Bildung kommen. Von Jugend an wird sie ein Verstehen der Grundlagen des Seins
schaffen, der Bestimmung und der Rolle des Menschen im Universum und so dem
ganzen Denken eine neue Richtung geben, was zur Erweiterung des Horizonts in
allen Lebensbereichen führen wird. Und nur dann kann man erwarten, dass viele
schädliche Vorurteile und Gewohnheiten ausgemerzt werden, die zu aller Art
Unsitten, zu schändlichen Mitteln und würdelosen Beschäftigungen führten, die
das Hauptübel und die Ursachen des gegenwärtigen Verderbs und Wahnsinns sind.
Es sind die fürchterlichsten Erscheinungen der universellen Verblendung durch
Luxus und das ungeheure Wachstum seines untrennbaren Begleiters – der Banalität
– die sich selbst mit jeder Art ”königlichem Diadem” geschmückt hat. Der Wurm
der Banalität ist wegen seiner Gedankenlosigkeit so gefährlich, leicht und
unmerklich dringt er überall ein, vermehrt sich rasch und verschlingt sogar ein
gesundes Gewebe. Das Verdienst diesen abscheulichsten Wurm gezeugt zu haben,
können sich, wie in allem, beide Uranfänge zuschreiben.
* * *
Jemand
spricht von der unlogischen und absolut falschen Formel: ”Wer den Frieden will,
möge sich zum Kriege rüsten”. Diese Formel wurde, nebenbei bemerkt, in leicht
veränderter Art übersetzt: ”Wenn Du Frieden willst, sei kriegsbereit.” Es ist
nicht viel, aber doch ein wenig Unterschied vorhanden. Ich stimme darin
überein, dass das Verstehen dieser Formel in engstirniger, einseitiger
praktischer Anwendung, d. h. als vermehrte Erzeugung destruktiver Waffen für
Kriegszwecke und gefährliche Gifte etc. in der einen oder anderen Form
natürlich zur Katastrophe führen wird; ihre wahre und geistige Auslegung aber
wird sich als wesentlicher Schritt zur neuen Verwirklichung der Bestimmung des
Menschen im Universum erweisen.
Wahrlich,
der Mensch ist zum Aufbau der Welt inmitten des Chaos gerufen, und er sollte
sich üben, im Mut zu ewiger Wachsamkeit und zur Teilnahme an der kosmischen
Schlacht, die unaufhörlich um ihn herum stattfindet. Wenn er nicht von den
Wogen des Chaos verschlungen werden will, muss er ständig bereit sein, sich
allem Übel zu widersetzen. Wir können dem Bösen gegenüber nicht widerstandslos
bleiben, ohne zugleich Verräter an der ganzen Menschheit zu werden. Die Pflicht
jedes geistig entwickelten Bewusstseins ist es, ständig auf Wache zu stehen und
mit all seiner Macht dem Bösen ein Ende zu bereiten.
Ein
großer Lehrer hat einmal gesagt: ”Jeder Mensch nimmt unaufhörlich an drei
Schlachten teil. Der Mensch kann sich einbilden, er befinde sich in
vollkommener Ruhe, aber in Wirklichkeit ist er gleichzeitig an drei Schlachten
beteiligt. Die erste ist diejenige zwischen seinem freien Willen und dem Karma.
Nichts kann den Menschen von der Teilnahme am Konflikt dieser beiden Elemente
befreien. Die zweite Schlacht tobt in der Umgebung des Menschen, zwischen den
entkörperten Wesenheiten des Guten und des Bösen, und so wird der Mensch zur
Beute einer dieser beiden. Es ist schwer, sich den Zorn der Finsteren
vorzustellen, die versuchen, vom Menschen Besitz zu ergreifen. Die dritte
Schlacht dröhnt in der Unbegrenztheit, im Weltenraum, zwischen den feinen
Energien und den Wogen des Chaos. Es ist für die menschliche Vorstellung
unmöglich, diese Schlachten in der Unbegrenztheit zu fassen. Der menschliche
Verstand begreift irdische Konflikte, aber er kann sich, indem er zum blauen
Himmel aufschaut, nicht vorstellen, dass dort mächtige Kräfte und Wirbel toben.
Nur wenn er seine irdischen Gefühle bemeistert, kann der Mensch über die
unsichtbaren Welten nachdenken. Man sollte sich an solche Gedanken gewöhnen.
Nur sie werden den Menschen an den unbegrenzten Kräften bewusst teilnehmen
lassen.
Denkt
darüber nach, dass ihr euch ständig vor dem Antlitz der Unbegrenztheit
befindet. Die erhabensten Worte können das Höchste nicht ausdrücken, und nur
für kurze Augenblicke kann das Herz im Entzücken des Erkennens erbeben. Lernt,
euch dieser Augenblicke zu erinnern, denn sie werden der Schlüssel der Zukunft
sein. Es ist unmöglich anzunehmen, dass alle diese unzähligen Welten angefüllt
sind, jedoch der LEHRER weist uns darauf hin. Lernt, IHN mit Vertrauen zu
ehren. Ohne diese Brücke kann man nicht hinübergehen.”
Demnach
liegt im richtigen Verstehen der vorerwähnten Formel nichts Falsches. Man soll
sie daher nicht mit folgendem Ausspruch vergleichen oder gleichsetzen: ”Wenn Du
Gutes wünschst, so tue Böses …”; denn ”zum Krieg bereit sein” heißt nicht, ihn
zu beginnen. Um einen korrekten Vergleich anzuführen, hätte man sagen sollen:
”Wenn ihr Gutes wünscht, seid bereit, das Böse abzulehnen.” Das ist der wahre
Gedanke, der sich als roter Faden durch alle geistigen Lehren zieht. Daher
werden die Bildnisse der Bodhisattvas und unserer Archistrategen mit Schwertern
und Speeren versehen, als Symbole ihres unaufhörlichen Kampfes mit dem Chaos
und dem Bösen.
Auch
ich möchte eine Frage stellen. Welcher Ausspruch kann als absolut oder, wie
jemand sagte, als absolut gerecht in unserer manifestierten Welt, der Welt der
Differentiation und der Relativität, betrachtet werden? Sogar eine scheinbar so
unwidersprochene Formel wie ”Du sollst nicht töten” ist nicht immer anwendbar.
Auch eine andere – ”Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” – kann einem
Nahestehenden statt Wohltat Kummer bereiten, denn wahrlich, Eigenliebe kann dem
Wahnsinn oder einem höllischen Vorhaben näherstehen. Wenn solch ein Mensch
seinen eigenen Maßstab an seinen Nächsten anlegt, so kann dieser Maßstab für
den Nächsten unheilvoll werden. Nur im Lichte des Geistes kann man eine getreue
Auslegung und Anwendung finden. Evolution setzt die Relativität jedes Begriffes
voraus. Deshalb bestehen alle Lehren auf Entwicklung und Mehrung von
Gefühlswissen, das allein jeden Begriff in entsprechendem Sinn und zweckmäßig
auf jeder Lebensstufe anwenden kann.
Die
Spannung in der Welt nimmt dauernd zu. Die Ereignisse beschleunigen und häufen
sich, aber die Kräfte des Lichts werden alles in die richtigen Kanäle lenken.
Lernt,
in der schwersten Zeit Freude an der Arbeit und an unbegrenztem Wissen zu
finden.
23.
April 1938
Sie
beklagen sich über Unpässlichkeit, ich meine jedoch, dass ein beträchtlicher
Teil der von Ihnen geschilderten Krankheitserscheinungen auf die ungewöhnlich
schweren und komplexen kosmischen Ströme zurückzuführen ist. An bestimmten
Tagen fühlt unsere Gemeinschaft die gleichen Symptome, manche etwas stärker,
andere etwas schwächer. An ein und demselben Tag konnte bei jedem eine
Schwächung des Augenlichts oder eine Reizung der Schleimhäute bemerkt werden;
an einem anderen war es ein eigenes, drückendes Gefühl im Organismus, wie zum
Beispiel Aufblähung und Schwere im Magen, zeitweise starke Herzschmerzen oder
eine ungewöhnliche Schwere und Schmerzen im Hinterkopf oder Scheitel, häufig
starker Blutandrang zum Kopf und trockene Hitze im ganzen Körper, Schmerzen und
eine Art von Drehbewegung oder Erregung im Solarplexus, besonders schmerzvoll
bei Nacht, sowie ein Brennen der Gliedmaßen und ein ziehendes Gefühl in ihnen.
Gewöhnlich
zeigen sich diese Empfindungen zwei oder drei Tage vor Erdbeben oder besonderen
Stürmen und anderen Katastrophen. Es ist schwer, alle plötzlich aufkommenden
Schmerzen und Empfindungen aufzuzählen; so rasch wie sie auftauchen, vergehen
sie auch wieder.
Es
beunruhigt Sie, für das Allgemeinwohl nicht mehr leisten zu können, als Sie
jetzt tun, doch wie kann man das ermessen? Oft sind Menschen auf dem physischen
Plan sehr aktiv, zeigen sich aber schwach in der Feinstofflichen Welt.
Umgekehrt leisten Menschen, die vergleichsmäßig wenig in Erscheinung treten,
ungeheure Arbeit auf geistiger Ebene. Wir können nicht beurteilen, wer mehr
oder weniger leistet. Alle Anstrengungen sollten sich hauptsächlich auf die
Verhältnisse richten, in die wir vom Karma hineingestellt wurden. Ein
gewissenhaftes Verhalten zu allem wird die Grenzen hinwegwischen und bessere
Möglichkeiten bringen. Seien Sie daher gesegnet, wenn Sie das einfache Volk
lieben und den Ruf vernehmen, ihm zu helfen. Das größte Privileg besteht in der
Möglichkeit, vielseitige Hilfe leisten zu können.
Freuen
Sie sich daher, wenn Sie physisch und geistig helfen können – der Arzt des
Körpers muss auch ein Heiler des Geistes sein. Und welch ungeheures,
wunderbares Feuer birgt der Umgang mit dem einfachen Volk!
Und
nun die Beantwortung der Fragen zu den Paragraphen aus dem Buch ”Bruderschaft“,
die Sie stellten:
§
318: ”Wie lässt sich die Fähigkeit zum Wirken in der Feinstofflichen Welt
entwickeln?”
Vor
allem sollte man damit beginnen, beständig zu fühlen, dass man in zwei Welten
lebt. Das ist durchaus nicht schwer, weil wir jede Nacht in die Feinstoffliche
Welt hinübergehen, wo wir, wenn unser Körper hinreichend entwickelt ist, unsere
feinen Energien nützlich einsetzen können. Wenn wir uns schlafen legen, sollten
wir nicht an Ruhe denken, sondern mit dem Gedanken an nützliche Arbeit zur
Hierarchie des Lichts streben. Damit lenken wir unsere Energien zur
tatkräftigen Hilfe dorthin, wo sie am nötigsten sind. Sich bewusst in die
Feinstoffliche Welt zu begeben, gelingt umso besser, wenn wir uns allmählich
unserer vielseitigen Tätigkeit in der Nacht sowie unserer Besuche um den
Menschen, uns oft unbekannten, zu helfen, klar erinnern lernen.
Das
nächste Stadium wird sein, diesen Eintritt in die Feinstoffliche Welt im wachen
Zustand und sogar bei der üblichen Beschäftigung zu erkennen. Zuerst blitzt ein
solcher Eintritt durch ein Gefühl momentaner Abwesenheit im Bewusstsein auf,
und später wird der Eindruck zurückbleiben, jemanden besucht oder gehört zu
haben. Man wird zwei oder drei Worte vernehmen, zuweilen auch den charakteristischen
Geruch einer bestimmten bekannten Örtlichkeit verspüren oder einen Schimmer von
Menschen oder Orten an sich vorüberziehen sehen. Dann wissen wir, dass unsere
abgetrennte Energie in dieser Richtung arbeitet. Diese Erscheinungen können
sich täglich einstellen, aber dafür ist etwas Zurückgezogenheit nötig. Am Abend
vor dem Einschlafen sind solche Erscheinungen lebendiger und häufiger, und
besonders verstärkt werden sie bei Tagesanbruch.
Wenn
ein hoher Geistigkeitsgrad vorhanden ist, dann ist die Teilbarkeit des Geistes
so ausgeprägt, dass die abgetrennten Teilchen der psychischen Energie mit
gleichen, von verwandten Seelen ausgesandten Energieteilchen unaufhörlich in
voller Harmonie arbeiten. In der Tat, die geläuterte Energie wird an den
dringendsten Aufgaben für das Wohl der ganzen Menschheit teilnehmen. Man sollte
daher öfter daran denken und den Wunsch hegen, an dieser erleuchteten Welt
teilzuhaben. Wie Sie bereits wissen, bestätigen alle alten Lehren, dass die
Emanationen eines Yogi und ebenso die eines reinen Menschen die Atmosphäre über
einen weiten Umkreis hinweg gesund erhalten und selbst Epidemien, vernichtende
Erdbeben und andere Katastrophen abhalten können. Solch ein Lichtträger fühlt
nach einer äußerst segensreichen Anwendung seiner Ausstrahlung selbst nur
Erschöpfung.
§
56: Geduld ist an sich großes Wissen, oder besser gesagt, großes Wissen wird
aus großer Geduld geboren. Der Weise weiß, dass alles zur aufgezeigten Frist
eintrifft, kosmische Konstellationen können nicht beschleunigt werden. Von
alters her heißt es: ”Der größte Mensch ist, wer die meiste Geduld besitzt.”
Wenn wir öfter über die Unbegrenztheit nachdenken, lernen wir, die große Geduld
zu verstehen, die jedem Aufbau zugrunde liegt. Wenn wir uns außerdem die
heldenhaften Beispiele der unerschöpflichen Geduld unserer Großen Lehrer vor
Augen führen, die seit Jahrtausenden für das Wohl und die Rettung der
Menschheit arbeiten, welche in ihrer Unwissenheit in jeder Weise diese Arbeiten
zu verhindern und zu vernichten sucht, werden wir unsere Missgeschicke und
Schwierigkeiten leichter tragen.
§
228: Ich meine, dass es wirklich freudvoll ist zu erkennen, dass es keine
Einsamkeit gibt und dass jeder von uns auf dieser oder jener Ebene von
liebenden Seelen umgeben ist. Mit solchen Sendungen bemühen sich die liebenden
Seelen um uns herum, eine segensreiche Atmosphäre zu schaffen, aber man muss dies
erkennen, das Herz öffnen und darf ihre Rufe und Sendungen nicht abweisen durch
finstere Emanationen, die von bedrückenden Gedanken, gefärbt durch Zweifel, und
oft von absolut unbegründeten Beleidigungen ausgehen. Finstere Emanationen sind
für feine Energien undurchdringlich.
§
323: Kriya-shakti ist Gedankenenergie. Um in den feinstofflichen Sphären
schaffen zu können und zusammen mit der Vorstellung und Fähigkeit klarer
Gedankenbildung hochentwickelte psychische Energie zu speichern, ist das
Schaffen in den Künsten so notwendig.
§
328: Der in diesem Paragraphen erwähnte Gedankenblitz wurde mir vom Lehrer
zugesandt, um meine Sehkraft zu stärken, die infolge Arbeit mit kleinem Druck
beträchtlich geschwächt war. Ich sah diesen Blitz mit meiner physischen
Sehkraft oder besser gesagt, mit offenen Augen. Er entfaltete sich ziemlich
langsam vor meinen Augen, als ob er sie berühren wollte, in einem sehr langen
feurigen Streifen von einem rosalila Farbton. Meine Sehkraft wurde dadurch
beträchtlich gestärkt. Allerdings war dieser Blitz mit einer besonders
wirksamen heilenden Energiekraft gesättigt.
Sie
fragen, ob Menschen Gedankenblitze haben können? Zweifellos, denn jeder klare
und starke Gedanke lässt einen Funken aufblitzen, was bedeutet, dass bei
geistigem Wachstum und entsprechender Anspannung der psychischen Energie das
feurige Aufblitzen zu Blitzen werden kann. Aber dafür bedarf es einer hohen
Geistigkeit.
§
329: Sie fragen, was getan werden kann, damit die feinstoffliche Arbeit sich
jeden Augenblick einstellt. Die Antwort ist im § 318 gegeben und auch in dem
hier angeführten § 329. Man sollte erkennen und stark fühlen, dass wir in zwei
Welten leben, so dass uns diese Erkenntnis nie verlassen kann, und dies ist
durchaus nicht schwer, denn wir sind bewusst davon überzeugt, dass wir hier auf
der physischen Ebene in zwei Welten leben. Diese Erkenntnis hindert uns nicht
an der geistigen Arbeit, ungeachtet der Tatsache, dass der Denkprozess bereits
auf der feinstofflichen Ebene wirkt, denn der Verstand gehört der vierten
Dimension oder dem Bereich der Metaphysik an. Und für die Erleichterung und
größere Fruchtbarkeit dieses Wirkens in der Feinstofflichen Welt ist es
notwendig, sie liebzugewinnen. Wo Liebe ist, steigert sich die Leistung und
folglich wird ein beiderseitiges besseres Ergebnis erzielt.
§
373: In der Tat, astrologisches Wissen wird das Heilen durch die Strahlen der
Gestirne beträchtlich erleichtern. Ein richtig erstelltes Horoskop wird
aufzeigen, welche Strahlen von Gestirnen und welche ihrer Konstellationen für
das betreffende Individuum am günstigsten sind. Ich rate Ihnen, auch die
sogenannte medizinische Astrologie zu studieren, sie kann interessante Hinweise
liefern. Sobald die Methode der Aufnahme der Strahlungen von Gestirnen und
deren Kondensierung gefunden sind, werden die Medizin und die anderen
Wissensgebiete sich mit dem Studium ihrer nützlichen Anwendung befassen. Wir
wissen aber schon jetzt, wie günstig sich die jeweils richtige
Gestirnskonstellation für die Gesundheit auswirken kann, und mittels Horoskop
können diese Gestirnskonstellationen ermittelt werden. Wer daher die für sich
günstige Gestirnsposition kennt, kann, sofern er sich bei Betrachtung des
Gestirns bewusst darauf konzentriert, seine stärkende Kraft aufnehmen. Die
wichtigste Voraussetzung der Wirkung ist das Erkennen. Wenn ein Mensch auf ein höheres
Kunstwerk nicht erklingt, steht er in Dunkelheit davor. Ähnlich bleibt ein
Mensch, dessen Nervenzentren heilende Strahlen durchlaufen, für ihre Einwirkung
gefühllos, wenn er sein Bewusstsein nicht in diese Richtung ausgebildet ist.
Ließe jedoch jemand durch sich Strahlen von solcher Stärke hindurch, die seine
Zentren gewaltsam öffneten, dann würde solch ein Mensch unter dieser vollen
Auswirkung verascht werden. In allem sind Wechselwirkung und Entsprechung absolute
Bedingungen.
§
377: Zweifellos stärkt der Rhythmus die Arbeitsfähigkeit, und jede Arbeit
erfordert ihren eigenen Rhythmus. Es ist wünschenswert, die Qualität dieses
Rhythmus zu verfeinern und so weit als möglich dem individuellen Rhythmus des
Schaffenden anzugleichen. Einige Rhythmen unterdrücken im Laufe der Zeit im
Menschen nicht nur völlig die Empfänglichkeit für feinere Schwingungen, sondern
führen sogar zu Erscheinungen niedrigster und gröbster Art. Ich habe über diese
Frage oft nachgedacht und meine, dass sich unsere moderne Technisierung mit
ihrem ungeheuren eintönigen und unerbittlich toten Rhythmus der Maschinen auf
die Psyche des Arbeiters verheerend auswirken muss. Seine Empfänglichkeit für
den feinsten Rhythmus in der Natur und in den Schwingungen der menschlichen
Seele werden völlig erstickt. Vielleicht verwandeln sich diese Arbeiter
wirklich in Roboter, die nur noch fähig sind, auf den gewohnten und gröbsten
Rhythmus zu reagieren. Aber ein Mensch, der die Fähigkeit einbüßte, höhere
Schwingungen aufzunehmen, verwandelt sich unvermeidlich in ein Tier oder,
anders gesagt, in eine Bestie. Ich befürworte daher die Verkürzung der Zeit für
Maschinenarbeit sowie die Verminderung der Anzahl der Arbeiter in Fabriken und
Mühlen. Die Maschinen sind bei ihrer derzeitigen Verwendung und im Gebrauch
Monstren und fürwahr Waffen der Hölle. Sie werden es bleiben, solange ihre dem
Menschen angepasste Bestimmung nicht richtig erkannt wird und nicht Maßnahmen
getroffen werden, die den Schaden, den sie verursachen, ausschalten. Dieser von
Ihnen angeführte Paragraph hat meine Gedanken wiedergegeben.
§
422: Sie fragen, welche Art von Schwingungen einen starken Schmerzanfall
abwenden kann? Für die Wissenschaft noch unbekannte Schwingungen, die vom
Lehrer gesandt werden. Der in diesem Paragraphen beschriebene Fall bezieht sich
auf mein Erlebnis. Ich sah im Traum meinen Herzenszustand und skizzierte das
Modell seiner Zusammenziehung. Am nächsten Tag verspürte ich diese schmerzliche
Zusammenziehung ganz stark. Zur gleichen Zeit aber vernahm ich den Ruf und die
Weisung, mich in einer bestimmten Art hinzulegen und augenblicklich wurde mir
Hilfe zuteil durch zugesandte Strahlen oder Schwingungen, die 20 Minuten anhielten.
Nachher fühlte ich mich wie neugeboren. Ich spüre laufend die Schwingungen, die
meine Herztätigkeit beleben; zuweilen erfolgt dies täglich und dauert eine
Zeitlang. Die zugesandten Schwingungen sind unterschiedlich in der Stärke, im
Rhythmus, in der Beschaffenheit der Empfindungen und allerdings auch in der
Wirkung. Sie werden der Reihenfolge nach verschiedenen Nervenzentren zugesandt,
zuweilen konzentrieren sie sich auf ein Zentrum, ein andermal auf zwei oder
drei Zentren. Es kommt vor, dass besondere Strahlen, die in der Bruderschaft
eine bestimmte Bezeichnung haben, meinen Organismus durchströmen. Alle sind je
nach der Empfindung und Auswirkung verschieden. Manchmal erbebt und dröhnt mein
eisernes Feldbett von dem Strahl, der es durchläuft. Ich habe meine Erfahrungen
in einigen Notizbüchern vermerkt, konnte allerdings nicht immer alles
niederschreiben.
Auch
der von Ihnen beschriebene Zustand könnte durch heilende Schwingungen
verursacht sein, aber wenn diese schmerzhaft auf das Herz wirken, kann es sein,
dass von Ihrem feinfühligen Organismus kosmische Ströme aufgenommen werden.
§
464: Warum bleibt vieles von dem, was im KELCH aufgespeichert wurde, für das
ganze Leben verborgen? Das geschieht aus verschiedenen Gründen, meist aus
karmischen. Der Mensch muss etwas sühnen oder lernen, und daher wird er in
Verhältnissen geboren, wo er seine erworbenen Fähigkeiten nicht enthüllen kann
(weil diese vielleicht die Ursache seines Falles waren). Folglich muss er neue
entgegengesetzte Fähigkeiten entwickeln. Oder dem Menschen wird ein bestimmter
Auftrag erteilt, an dessen Erfüllung ihn eine bestimmte in der Vergangenheit
erworbene Fähigkeit stören oder gar hindern würde, da sie ihn leicht in eine
andere Richtung lenken kann. Auch wird ein Mensch durch starke karmische Fäden
häufig in einer Familie geboren, die ihm nicht den seinen Aufspeicherungen
entsprechenden Organismus geben kann. Sie wissen, dass das Bildnis des Menschen
durch die Energie der ganzen Menschheit geschaffen wurde. Der von den Vorfahren
anhaftende Atavismus ist nicht immer leicht zu überwinden. Daher können hohe
Geistwesen mit vielen Aufspeicherungen vielfach nicht den Organismus erhalten,
der für sie in jeder Weise geeignet wäre. Eine zu beobachtende
Unausgeglichenheit oder sogenannte Überempfindlichkeit sind meistens das
Ergebnis des Missverhältnisses zwischen den geistigen Aufspeicherungen und dem
erhaltenen Instrument. Ein Musikvirtuose empfängt anstelle einer Stradivari
eine Blechgeige.
§
483: Ja, jeder, der den Pfad des Dienstes für das Allgemeinwohl betritt,
unterliegt unvermeidlich vielen Prüfungen als Folge seines zunehmenden
geistigen Schaffens und der Denktätigkeit sowie wegen der Beschleunigung des
von ihm abzutragenden Karmas. Jeder Denkprozess ändert unser Karma. Richtet er
sich daher auf den wohltätigen Aufbau, so findet eine entsprechende Läuterung
statt, die schmerzhaft sein kann. Es ist gut, wenn wir es lernen
Schwierigkeiten liebzugewinnen, denn nur persönliche Erfahrung, persönliche
Prüfungen und Leiden lehren uns Geduld und Mitleid, jene Qualitäten, die allen
Errungenschaften zugrunde liegen.
* * *
Weshalb
sollte man annehmen, dass Frauen im allgemeinen weniger psychische Energie
besäßen als Männer? Das ist ein großer Irrtum. Was das Maß der psychischen
Energie betrifft, ist das Geschlecht belanglos. Natürlich kann es stärkere und
schwächere Träger der psychischen Energie geben, aber sie wurde beiden
Uranfängen gleichermaßen verliehen. Der Heilige Geist, das indische Shakti oder
die Energie ist weiblichen Ursprungs. Die Frau ist von Natur aus in nichts
benachteiligt, umso weniger in Hinsicht auf die geistigen Fähigkeiten. Der
Geist ist geschlechtlos. Derzeit kann die Denkfähigkeit der Frau hinsichtlich
der allgemeinen Komplexität im großen und ganzen weniger entwickelt sein als
die des Mannes, aber das zeigt sich auf keinen Fall in auseinandergehenden
individuellen Bekundungen. Wenn diese Reduzierung der Denkfähigkeit irgendwo
festgestellt wird, dann nur aus dem Grunde, weil für die Frau von alters her infolge
Unterdrückung unerträgliche Lebensumstände geschaffen wurden. Sperren Sie ein
Kind völlig abgeschieden in einen leeren Raum, und selbst wenn es ein Genius
von Geburt aus wäre, wird es ein Idiot werden. Ungeachtet der Aufspeicherungen
aus der Vergangenheit, wie groß sie auch sein mögen, ist nicht nur ein
geeignetes Instrument erforderlich, um sich offenbaren zu können, sondern auch
geeignete Bedingungen sind nötig. Ein französisches Sprichwort sagt: ”Umstände
machen einen großen Menschen.” Die Frau war in allen Ländern und in allen
Gesellschaftsklassen unzählige Zeitalter hindurch beinahe völlig unterjocht und
stand unter der Führerschaft einer Familie. Noch im letzten Jahrhundert war sie
nicht nur des Rechts auf höhere Bildung beraubt, sondern ihre Schulbildung
glich der für Schwachsinnige. Jahrhunderte hindurch wurde, mit sehr wenigen
Ausnahmen, das Verdienst der Frau nicht gewürdigt, sondern stillschweigend
übergangen, und es wurde öffentlich zensuriert, sobald es die üblichen Grenzen
der Tätigkeiten im engen Haushaltsbereich überstieg. Aber die Frau schenkte,
und alles ist von ihr angenommen worden, obgleich die Erwähnung ihres Namens
sorgsam vermieden wurde. Eine große Ungerechtigkeit geschah und geschieht noch
in bezug auf die Frau. Daher muss die Frau in der kommenden Epoche selbst
erkennen, dass sie dem Manne in keiner Weise nachsteht, dass sie von der Natur
keinesfalls benachteiligt ist. Besonders schmerzlich ist es mit anzuhören, wenn
Frauen selbst ihren niedrigen Stand, nach der kosmischen Schöpfung selbst und
sozusagen im kosmischen Plane vorgesehen, bejahen! Welch verhängnisvoller
Irrtum! Erkennen wir mit unserem ganzen Wesen die große Bestimmung der Frau als
Mutter, als Lebensspenderin, die die Menschheit auf dem Evolutionspfad führt
und inspiriert! So wollte Asanga, der große buddhistische Lehrer den
Eigenschaften Buddhas und Bodhisattvas die höchste Bestimmung zuteilwerden
lassen, indem er sie ”Mütter der Menschheit“ nannte.
In
der Tat, es gibt nicht wenige Intellektuelle, deren Gedanken, beraubt der Kraft
der psychischen Energie, steril sind, weil sie des der psychischen Energie
eigenen Magneten ermangeln, der um sich ähnliche Energie sowohl für das Leben
im Raum als auch für den irdischen Aufbau sammelt. Wahrlich, steril ist der Gedanke,
der nicht von psychischer Energie durchdrungen ist, und besonders arm ist solch
ein Geist in der Feinstofflichen Welt. Vergessen wir nicht, dass dieser
Urenergie viele Fähigkeiten zugrunde liegen, und daher wollen wir ihren
höchsten Manifestationen in Selbstaufopferung eines strebenden Herzens
zustreben.
* * *
Es
würde uns freuen, wenn Sie uns Zeitungsausschnitte über junge Menschen senden.
Wo es größte Ablehnung gibt, ist Gottes Ernte am nächsten. Das Pendel, das nach
einer Seite mächtig ausschlägt, schwingt mit gleichem Schwung auch nach der
anderen. Nicht Gottesfürchtigkeit, sondern Anerkennung des geistigen Prinzips
ist nötig.
* * *
Freilich,
Moschus wirkt verschieden auf die Menschen. Es heißt, dass aus dem besten
Heilmittel einige Menschen ihre höchsten Eigenschaften ziehen können, andere
hingegen nur die niedrigsten. Alles ist individuell. Es gibt Menschen, denen
Moschus oder Baldrian zuwider ist. Moschus stärkt vor allem die psychische
Energie und hebt so die Lebenskraft des ganzen Organismus. Psychische Energie
als Urenergie ist das wahre Lebenselixier.
* * *
Das
Jahr 1942 gilt nach den ältesten Schriften als Ende des Kali Yuga und als
Beginn des neuen, schönen Zyklus. Das heißt jedoch nicht, dass sich die Himmel
öffnen und sogleich das Paradies auf der Erde einzieht. Nein, die Auswirkungen
des Kali Yuga werden noch nach seinem Ende gefühlt werden, mit besonderer
Stärke in einigen Teilen des Planeten, während in anderen Teilen neuer Aufbau
beginnt.
29.
April 1938
Ich
möchte Sie dringend bitten, das Bewusstsein derer, die sich der LEBENDIGEN
ETHIK nähern, vor allem im Erfassen der Gegensätze zu prüfen und zu erproben.
Für gewöhnlich erwirbt man dieses Erfassen nur schwer, und für viele ist es ein
unüberwindlicher Stein des Anstoßes. Der Herrscher Buddha achtete in erster
Linie auf dieses Erfassen, und wenn er merkte, dass ein Schüler diese
Grundlage, die sowohl Träger des ganzen kosmischen als auch des irdischen Seins
ist, nämlich des täglichen Lebens, nicht gelten ließ, dann weihte er ihn nicht
in die weitere Lehre ein. Menschen von beschränktem Bewusstsein können
überhaupt nicht begreifen, dass sie sich ihr ganzes Leben nur für sich selbst
oder segensreich für das Allgemeinwohl mit größerem oder geringerem Erfolg das
Erfassen der Gegensätze zu eigen machen und darauf aufbauen. Sagt man ihnen
das, so werden sie es leidenschaftlich zurückweisen und ungehalten sein. Das bewusste
Erfassen eines Gegensatzes setzt ihnen eine heuchlerische Maske auf. Ja, sie
finden sogar Widersprüche in der Lehre, bestenfalls Unvereinbarkeiten. Sie
lesen die Lehre mit totem Geist und nehmen jede Bestätigung ausschließlich für
eine einzige Anwendung an. Sie machen sich nicht das komplexe Lebensmodell zu
eigen und so entgleitet es einem beschränkten Bewusstsein.
Es
gibt wenige, die begreifen, dass Zweckdienlichkeit, als Ergebnis der
Gegensätze, im ganzen Universum vorherrscht. Es gibt sogar Leute, die jedwedes
Handeln nach Zweckdienlichkeit mit der Jesuiten-Formel ”Der Zweck heiligt die
Mittel“ gleichsetzen. Diese Bewusstseine sind sehr gefährlich und oft
hoffnungslos. Sie können nicht verstehen, dass es in allem und überall ein Maß
gibt – das Allgemeinwohl oder die Reinheit der Motive. Nur ein reines Herz kann
das richtige Verstehen der Anwendung der kosmischen Gesetze und die Formeln der
Lehre übergeben. Es gibt nicht wenige derer, die vom Gebot der Gewaltlosigkeit
hören und in ihrer leblosen und einseitigen Vorstellung davon den Einbruch von
Gewalt und Chaos zulassen und so Zerstörer vieler Leben werden. Es ist aufschlussreich
festzustellen, wie die Worte ”Die Djins bauen die Tempel” verstanden werden.
Ebenfalls denkt niemand darüber nach, dass die höchsten Lehren, durch die das
Gleichgewicht der Welt noch aufrechterhalten wird, die Ursachen von größtem
Blutvergießen waren. Das Höchste wird in unwissenden und bösen Händen zur Waffe
grausamster Verfolgung und Gewalt.
Es
wäre gut, Dialoge über das Erfassen sowie die Durchführung der
Zweckdienlichkeit abzuhalten. Sie könnten zuerst individuell gehalten werden,
aber mit hinreichend fortgeschrittenen Bewusstseinen, und später könnte man die
Anzahl der Teilnehmer allmählich vergrößern. Mögen die Teilnehmer an diesen
Gesprächen ihre eigenen Beispiele aus verschiedenen Fällen im Leben bringen, um
zu zeigen, wie gut sie die Durchführung des führenden Gesetzes der
Zweckdienlichkeit, das auch das Gesetz des Großen Gleichgewichts genannt werden
kann, verstehen.
7. Mai 1938
Es ist
ausgezeichnet, dass Sie bei der Aufnahme von Neulingen so viel
Unterscheidungsvermögen zeigen. Wir freuen uns nicht so sehr über die Zahl wie
über die Qualität der Mitglieder. Alle Mitglieder müssen sich zum ersten, zum
zweiten und zum dritten in den in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK aufgezeigten
Qualitäten vervollkommnen. Und diese Aufgabe ist so ungeheuer, dass mehr als
ein Leben notwendig ist, wenigstens einige dieser Fähigkeiten zu erlangen. Eine
der primären und grundlegenden Qualitäten ist die Fähigkeit, das, was uns anvertraut
wird, zu behalten. Ist dieses Können vorhanden, zeugt es von beträchtlichen
Aufspeicherungen aus der Vergangenheit.
Jene, die
zum ersten Mal herantreten, müssen voll erkennen, dass es gefährlich ist, sich
nur aus Neugier, Leichtfertigkeit oder Eigendünkel den Kräften des Lichts zu
nähern. Die Verantwortung jener, die mit dem Licht in Berührung kommen, ist
groß und man kann ihr nirgends entrinnen. Daher sollten wir bevor wir uns
entschließen, erkennen, ob wir im Geiste aufsteigen können oder ob für uns die
Gefahr besteht, uns aus geistiger Schwäche abzuwenden und so zu verurteilen.
Warum die Legion der Judasse vergrößern, die bereits zu ungeheurem Ausmaß
angestiegen ist?
Fürchterlich
ist der Niedergang der menschlichen Würde in der Welt! Aber so ist das Ende des
Kali Yuga. Nur ganz selten können sich Individuen von der Ebene unserer
sichtbaren Wirklichkeit erheben und jene Gesetze verstehen, die die Ereignisse
bewegen und folglich auch die Menschen. Großem Wissen wird nicht vergeben und
es erweckt den unheilvollen Widerstand der Massen und des
Durchschnittsmenschen. Daher haben die Hohen Lehrer zu allen Zeiten geboten,
entsprechend der Bewusstseinshöhe des Zuhörers zu sprechen. Nicht-Beachten
dieses weisen Rates führt zum Zusammenbruch vieler erleuchteter Unternehmen und
menschlicher Leben. In der LEBENDIGEN ETHIK heißt es: ”Ein Yogi kann alles tun,
aber nicht alles ist ihm erlaubt.” Verstehen viele den tiefen Sinn dieser
Behauptung?
Ebenfalls
heißt es in § 50 des Buches AGNI YOGA: ”Wann werden die Menschen die Bedeutung
des Gedankens und des Wortes verstehen? Noch immer messen sie dem Verschütten
eines Sackes wertlosen Samens größere Wichtigkeit bei als dem Ausstreuen
zerstörender Worte. Ein Nagetier vermag die Samenkörner aufzulesen, doch die
Folgen des Gedankens und des Wortes vermag selbst ein Archat nicht unwirksam zu
machen.”
Im Buch
Gemeinschaft, § 126, wird folgende Warnung gegeben: ”Im Zusammenhang mit den
abendlichen Zusammenkünften ist es sehr geistreich, ungewöhnliche
Zusammensetzungen der Rede oder einen ganz fremden Ausdruck zu beachten. Doch
bedenkt – hängt nicht von jedem Buchstaben dieses Ausdrucks eine Anzahl von
Leben ab?”
Fürwahr, wer
kann sagen, wann ein oft unbedächtig ausgesprochenes Wort den Niedergang eines
Menschen verursacht oder sogar vieler? Und Niedergang darf nicht nur im
physischen, sondern muss auch im geistigen Sinn verstanden werden.
Sie haben
wahrscheinlich schon bemerkt, dass auf den ersten Stufen der Jüngerschaft alle
von der Manie des Lehrens besessen sind. Und diese ”Lehrer“ beginnen, ohne
selbst ein einziges Buch der Lehre genügend studiert zu haben, von ihnen völlig
missverstandene Aussprüche in den Raum zu werfen und dadurch geistige
Verwirrung und neue Feinde für sich und die LEHRE zu schaffen.
Wahrlich,
alle, die mit großem Wissen prahlen, müssen an diese Worte der LEHRE erinnert
werden: ”Nur die Unwissenden versuchen, die dürren Zweige der Prahlerei auf
ihren Fensterbrettern auszubreiten. Wessen Haus von Wissen erfüllt ist, der
zögert nicht, eine Scheibe seiner Gedanken abzuschneiden” (Agni Yoga, § 70).
Gerade der Wissende wird erkennen, was er wann und wo enthüllen darf. Das
herrschende Prinzip wird für ihn das Gebot sein, sich dem Bewusstseinszustand
der Zuhörer anzupassen.
Mein Herz
vertraut Ihrem Herzen und weiß, dass Sie eindringliche Worte für ein getrübtes
Bewusstsein und für alle finden werden, wenn eine herzliche Mahnung zur
äußersten Vorsicht angebracht erscheint. Möge jedes Herz die unsagbare Spannung
fühlen, in der die Hierarchie des Lichts sich befindet, um die chaotischen
Angriffe der Kräfte der Finsternis abzuhalten. Die vorerst erwähnten blutigen
Schweißtropfen dieser selbstaufopfernden Hüter sind weder eine Metapher noch
Übertreibung, sondern ernste Wirklichkeit. Daher müssen wir unser ganzes Wissen
aufwenden, um die Last Dessen, Der ununterbrochen Wache hält, nicht maßlos zu
erschweren.
Wirklich,
das Herz schmerzt, wenn man das Ausmaß des nicht wiedergutzumachenden Schadens
erkennt, der von den Händen jener zugefügt wird, für die viel Herzenswärme
sowie sichtbare und unsichtbare Fürsorge aufgewendet wurde. Wie sehr belasten
wir das uralte Schaffen der Großen Hierarchie, denn nicht einer der Erdbewohner
kann oder will sich das gigantische Ausmaß des Tobens im Harmagedon vorstellen.
Wahrlich, die sichtbare Welt wie die unsichtbaren Welten nehmen an dieser
kosmischen Schlacht teil. Jedoch die Unwissenden lästern und spotten über die
erhabenen Begriffe, die als standfester Anker inmitten der tobenden Elemente
hätten dienen können. Die Menschheit gleicht einem Schiff in Sturmnot, dessen
Kapitän und Mannschaft dem Fieberwahn verfallen sind.
Zum Abschluss
möchte ich Ihnen einige Paragraphen aus dem neuerschienenen Buch ”Bruderschaft“
anführen: ”Ihr wisst, wie schwer Gleichklang der Bewusstseine zu erreichen ist.
Wir sprechen nicht über Bewusstseinsnivellierung, denn zufolge der
Großzügigkeit im Universum gibt es keine Gleichheit. Dennoch, obwohl sich
nichts wiederholt, ist die Harmonie aller Teile nichtsdestoweniger
erforderlich. Umso schwieriger ist es, sich vorzustellen, mit welch komplexen
Mitteln man die Angleichung der Bewusstseine fördern kann. Ein Mensch befindet
sich bereits auf dem Pfad zum Gipfel, der andere aber hat sich kaum der Basis
genähert; folglich haben sie keine gemeinsame Grundlage zum Denken. Wenn ihr
ihnen dasselbe Wissen bietet, wird es für den einen unzureichend sein, für den
anderen hingegen wird es sein Denken überladen und verwirren – was zu Verrat führen
kann. Oftmals muss der LEHRER abschätzen, was wirklich ohne Schaden angenommen
werden kann. Besser ist es, nicht alles zu sagen, als zu überladen und Verrat
zu verursachen. Das Wesen der Weisheit liegt im Verstehen aller zur Harmonie
geeigneten Verschiedenheiten. So kann man bemerken, dass sich der Lehrer
zuweilen beeilt, ein andermal zurückhält. Doch sollte man erkennen, dass der
Lehrer in solchen Zeiten eine ganze Prozession von Wanderern beobachtet und
ihre Schritte angleicht.
Weiter
sollte man nicht vergessen, dass der Mensch auf seinem Pfad nicht alles sehen
kann, was geschaffen wird. Auch sollte man darüber nicht erstaunt sein, wenn
der Lehrer Wegweiser setzt, die weit in die Ferne weisen. Er setzt verschiedene
Wegweiser, die von der irdischen Ebene aus oft unbedeutend erscheinen, jedoch
Symbole von großer Bedeutung sein können. Darüber hinaus sollte man sich nicht
darüber wundern, dass solche Wegweiser für lange Perioden gesetzt werden.
Vergessen wir nicht, dass das Problem Zeit in der Feinstofflichen Welt nicht
besteht und Zeichen entsprechend ihrer Bedeutung, aber nicht im irdischen Sinn
aufblitzen. Ein Denker sagte: Wer kennt die Maßstäbe, die im Raum bestehen? Wir
vermögen zu lauschen, sollten aber die Maßstäbe der Zwerge nicht für Riesen
anwenden!”
So wollen
wir uns mit Wachsamkeit umgeben und weise das Ausmaß des Bewusstseins jener
erkennen, die nahen, aber wir wollen sie nicht überladen. Man sollte das, was
sehr zur Zerstörung neigt, nicht verwirren. Denken wir stets daran, dass wir
von neugierigen Ohren umgeben sind und sprechen wir nicht aus, was begierig
aufgegriffen, willkürlich ausgelegt und in das Lager der Feinde getragen wird.
Das ist ein Ratschlag. Auch ist es unerwünscht, dauernd von kosmischen
Umwälzungen zu sprechen. Nichts lässt kleine Bewusstseine so sehr in Wut
geraten wie Voraussagen und Warnungen vor Unheil, das sie treffen könnte. Alle
kleinmütigen Menschen erhoffen eine augenblickliche Erleichterung von allen
irdischen Lasten und danach das Nahen des Goldenen Zeitalters, gerade für sie
und entschieden nach ihrer Vorstellung. Daher sollte man diese Bewusstseine
nicht verwirren und in ihnen keine Besorgnis und Furcht erwecken, was in der
endgültigen Analyse oft Verrat auslöst.
Wir sollten
mehr an die Selbstvervollkommnung denken und an die Hilfe für unseren Nächsten
– entsprechend seiner Kraft und Fähigkeit. Darin liegt die ganze ungeheure
Aufgabe des Menschen, der ganze Sinn des Seins.
* * *
In
Anbetracht der ernsten Zeiten ist es daher umso notwendiger, über die Freude
und über den furchtbaren Schaden der Niedergeschlagenheit zu sprechen. So
zitiere ich hier ein Gespräch, das der ganzen Gruppe dienlich sein soll.
”Selbst in den schweren Tagen seid euch bewusst, dass von Freude Kraft
ausströmt. Seit langem sage Ich, dass Freude eine besondere Weisheit ist.
Fürwahr, so ist es, die Freude muss wahrgenommen und erkannt werden.
Niedergedrückte Menschen tragen eine Wolke von Trübsal und Kümmernissen mit
sich. In diesem dunklen Schleier können sie die Freude nicht wahrnehmen. Durch
dieses Leichentuch der Trauer werden die Menschen blind und verlieren die
Kraft! Sie können sich selbst nicht helfen; lassen aber auch Unsere Hilfe nicht
zu, weil Niedergeschlagenheit und Gereiztheit undurchdringlich sind. Als ob niemand
zu den Menschen vom Schaden der Niedergeschlagenheit gesprochen hätte!
Niedergeschlagene
Menschen werden ihres Anteils beraubt. Denket über diese Worte nach. Wer hat
sie ihres Teiles beraubt? Sie selbst beraubten sich aller Möglichkeiten. Sie
begannen lange vorher mit ihrer eigenen Zerstörung. Unzufriedenheit, Argwohn
und Gereiztheit haben den Pfad der Freude versperrt, Finstere Gedanken finden
keinen Weg zur Kraftquelle. Selbstsucht verhinderte das Erlebnis der Freude.
Ichsucht flüsterte ihnen zu, dass Freude nur im persönlichen Vorteil läge. So
verbarg sich die fruchtbarste Freude hinter dem hässlichen Joch der
Niedergeschlagenheit. Von dieser Eigenschaft Verblendete sind die
jämmerlichsten Zweibeiner.
Der Mensch
besitzt die höchste Gabe – Freude zu erkennen. Die erhabene Stirn ist gegeben,
um das Höchste wahrzunehmen. Von den fernen Welten bis zur winzigsten Blume
bietet alles den Menschen Freude dar. Aus jeder Freude strömt ein neuer Vorrat
an Kraft, denn daraus geht Spannung hervor, die ein weiteres Tor öffnet.
Wer gab den
Menschen das Recht, sich einzubilden, sie seien für immer ihres Anteils
beraubt? Diese Lüge wurde aus Unwissenheit verbreitet. Ein weiser Held jedoch
weiß, dass auch in der Stunde der Verfolgung der Pfad der Freude nicht
versperrt ist. Die Menschen vergessen die einfache Wahrheit, dass alles fließt.
Sorgen werden vergessen, aber die Funken der Freude leuchten für immer. Durch
Unsere vielen Leben hindurch können Wir bestätigen, dass Freude unvergesslich
ist und immer wieder als Kraftspender dient. Glücklich sind jene in der
Feinstofflichen Welt, die Freude bestätigen können. Wenn Wir sagen: ‚Freude
eilt herbei‘, so naht sie tatsächlich. Die Menschen aber wollen sie oft nicht
bemerken, denn sie haben sich durch vorsätzliche Sendungen gebunden. Und so
bleibt die Freude zurück, ohne die erwünschte Wirkung. Schaut weit umher und
sammelt alle Flammen der Freude.”
Und nun will
ich Ihre Fragen beantworten:
1. An die
Metallisation von Pflanzen sollte man mit Vorsicht herangehen. In der Tat,
gutes Fachwissen und Gewandtheit in Laborforschung sind nötig. Sie haben
vielleicht schon gehört, dass von amerikanischen Farmern bestimmte vermeintlich
unschädliche Chemikalien weitverbreitet für Gemüse und Früchte verwendet
wurden, die unter der Bevölkerung beträchtliche Leiden verursachten. In Amerika
gingen daher viele Menschen dazu über, ihre eigenen Gemüsegärten zu halten,
weil sie diese angeblich ”unschädlichen“ Produkte fürchteten. Daher müssen die
Metallisation sowie die Verwendung von Lösungen zur Bewässerung der Pflanzen –
so das Bespritzen mit Eisen – mit größter Kenntnis und Vorsicht gehandhabt
werden.
2. Freilich,
bestimmte bereits erprobte Impfungen gegen ansteckende Krankheiten wie Pocken
sind zulässig, und in manchen Gegenden, wo die Pocken besonders grassieren,
sind diese Impfungen immer noch das einzige Mittel zur Bekämpfung dieser
ansteckenden Krankheit. Andere Impfungen sind noch unzulänglich erprobt und
können wirklich gefährlich sein. Wo es jedoch einen guten Vorrat an psychischer
Energie gibt, ist keine Ansteckung zu befürchten. Gibt es aber viele solcher
Menschen? Der Kristall der psychischen Energie verleiht Immunität gegen alle
Krankheiten und ist ein wahres Lebenselixier. Daher sollten die Wissenschaftler
und Ärzte ihre Aufmerksamkeit dem Studium und der Erforschung der psychischen
Energie zuwenden.
3. In
manchen speziellen Krankheitsfällen ist der Arzt natürlich berechtigt,
Narkotika zu verwenden. Für Menschen mit geöffneten Zentren sind Narkotika
allerdings schädlich, besonders in der Zeit, wenn das eine oder andere Zentrum
entflammt ist. Es ist bedauerlich, dass die überwältigende Mehrheit der Ärzte
von dieser Zentrenöffnung nichts weiß. So wird durch falsche Diagnosen viel
Schaden angerichtet. Man könnte ihnen sagen: ”Die Menschen haben sich daran
gewöhnt, sich gegen die bekannten Plagen selbst zu wappnen.” Zur Zeit aber sind
weder Pest noch Cholera erschreckend, und selbst Krebs und Hirnhautentzündung
nicht, sondern neue Arten sogenannter Neuralgien treten in Erscheinung, die zur
Epidemie ausarten können. Diese Krankheiten sind teils Leiden der psychischen
Energie, gleichzeitig können aber auch Zeichen von Infektionen wahrgenommen
werden. Doch wird noch eine Zeit verstreichen, bevor die Ärzte diesen neuen
Krankheitsformen Aufmerksamkeit schenken. Man kann sie feuriges Fieber nennen,
aber der Name ist unwesentlich, wichtiger ist, ihre Ursache herauszufinden.
Lullen wir uns nicht in den Gedanken ein, dass der Rassenwechsel unvermeidlich
viele Störungen mit sich bringt. Jeder, der über psychische Energie nachdenkt,
versteht, dass sie reingehalten werden muss. Man sollte wissen, dass eine
verunreinigte Energie schreckliche räumliche Auswirkungen hervorruft. Niemand
hat das Recht, den kosmischen Strom zu verunreinigen, er wird die Leiden vieler
vermehren und vor allem seine eigenen.
Lasst uns
daher jene Ärzte achten, die einen guten Vorrat an psychischer Energie haben
und deren Erfahrung sie gelehrt hat, dass derjenige der beste Heiler ist, der
den natürlichen Prozess einer Krankheit nicht behindert, sondern verfolgt und
dem Organismus in seinem Kampf mit der Krankheit mit den einfachsten Mitteln
hilft.
Verfolgt man
die letzten Errungenschaften der Medizin und der Wissenschaft, so kann man fast
jedes Jahr eine Erklärung von Entdeckungen neuer Methoden der von Ihnen
erwähnten Krankheiten finden. In Wirklichkeit jedoch sind zur Heilung eine
individuelle Behandlung und Heilmethode erforderlich. So wissen wir, dass in
einem Fall äußerer Krebs dadurch geheilt wurde, dass die befallene Stelle
reichlich mit Soda bestreut wurde. In einem anderen Fall haben kleine
unbekannte Wurzeln geholfen. Die Frau eines Angestellten von uns ist durch ein
örtliches Mittel von sehr fortgeschrittenem und aussichtslosem Brustkrebs
geheilt worden. Interessant ist dabei, dass sie lange Zeit nach einem
Heilmittel suchte, das aber ohne Erfolg blieb, solange sie unten im Tale
wohnte. Als sie zu uns ins Gebirge übersiedelte, erwies sich dieses Mittel als
erfolgreich. Ohne Zweifel wirkt sich für krebskranke Menschen der
Gebirgsaufenthalt günstig aus, vielleicht deshalb, weil Höhen das Blut anregen.
Auf den Höhen verändert sich das Blut, es wird mit roten Blutkörperchen mehr
angereichert und dickflüssiger.
Soda ist ein
Vorbeugungsmittel gegen Krebs, aber manche Menschen können es nicht einnehmen;
auch hörte ich von einem Arzt, dass Soda bei Magenkatarrh unverträglich ist.
Hier verwenden die Eingeborenen ein sehr starkes Desinfektionsmittel gegen
Cholera. Es ist eine Pflanze, die von alters her zum Zähneputzen benutzt wird.
Vielleicht haben die Leute hier deshalb so ausgezeichnete Zähne. Man sagt, eine
kleine Dosis davon – zwei oder drei Tropfen für ein Glas Wasser – sei ein
Vorbeugungsmittel gegen Magen- und Darmkrankheiten – darunter auch Krebs.
Dieses Mittel besitzt eine stark durchdringende Eigenschaft und tötet alle
Darmbakterien. Es ist zugleich ein gutes Vorbeugungsmittel. Nach dem Essen
werden ein oder zwei Tropfen mit Wasser verdünnt eingenommen.
* * *
Bei
Tuberkulose ist ein Absud der Blüte und Blätter von Aloe, mit Milch und Honig
eingenommen, sehr gut. Wie seltsam es auch klingen mag, Haferbrühe ist
ebenfalls nützlich; und besonders gut ist die Konzentration der Sonnenstrahlen
auf die betroffene Stelle mit Hilfe eines Brennglases, wobei durch Kreisen über
der kranken Stelle eine Massage durchgeführt wird. Man kann es sogar bis zur
leichten Verbrennung kommen lassen. Aber natürlich sollten alle diese Methoden
unter Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden. Jedwede unrichtige Anwendung
kann unverhofft Schaden bringen. In Indien werden jetzt wunderbare Heilungen
durch Sonnenbäder erzielt, die bei zeitigem Sonnenaufgang genommen werden
sollen. Nach allen heiligen Lehren sind die Sonnenstrahlen der aufgehenden
Sonne besonders heilkräftig.
So sind die
besten Heiler: die Strahlen der aufgehenden Sonne, reines Gebirgsprana und vor
allem reine Gedanken sowie das Streben nach den hohen altruistischen Aufgaben.
Aufgeklärte Ärzte und Wissenschaftler beginnen jetzt allmählich, ihre
Aufmerksamkeit auf den Gedanken zu richten und führen bereits entsprechende
Experimente durch. Die so sehr bespöttelte Christian Science (Christliche
Wissenschaft) beginnt, verdiente Aufmerksamkeit zu erlangen.
5. Juli 1938
Es ist
unrichtig zu meinen, dass ”hinter der Schwelle des Todes unsere Trübsal, unser
Argwohn und alle Kränkungen, Schulden und Schuldner, Hass und Feindseligkeiten
erlöschen” und dass wir ”ohne diese Eigenschaften, rein und erleuchtet auf der
Erde wiedergeboren werden, würdig, das ewige Reich zu betreten”. In
Wirklichkeit lassen wir das erwähnte Gepäck nicht hinter der Schwelle des Todes
zurück, sondern schaffen außerdem noch einiges hinzu. Der Mensch geht mit allen
seinen Lastern und Tugenden in die Feinstoffliche Welt hinüber und bewahrt
gänzlich den ihm eigenen Charakter. ”Geschwüre des Geistes werden in die
Feinstoffliche Welt mitgenommen, wenn man sie auf der Erde nicht losgeworden
ist.” Ebenfalls heißt es: ”Hier ist der Säer, dort der Schnitter” – in der
Feinstofflichen Welt. Darüber hinaus werden alle unsere Eigenschaften und
Fähigkeiten dort verfeinert oder verstärkt. Daher werden jene, die hier
argwöhnisch sind, dort noch wütender – und umgekehrt. Wir werden sodann nicht
als jene kleinen Engel wiedergeboren, wie man sich das gewöhnlich vorstellt.
Oft stecken in den scheinbar unschuldigen Kinderchen, wirkliche Teufelchen.
Jedes Ego bewahrt sein ganzes Gepäck aus der Vergangenheit und bringt es bei
jeder Wiedergeburt mit. Wohin sonst könnten die aufgespeicherten Erfahrungen
gekommen sein? Nach alledem schaffen nicht nur unsere Taten, sondern auch jeder
Gedanke schafft eine Schwingung, und gerade diese Schwingungen sind die
Energien, die beim Aufbau des neuen Menschen, objektiv oder subjektiv,
einsetzen. In der Tat, diese vom Menschen erzeugten Energien sind sein
unveräußerlicher karmischer Besitz, der ihn auch in seinem neuen irdischen
Leben begleitet. Die karmischen Folgen des vergangenen Lebens begleiten den
Menschen, und er wird in seinem nächsten Leben die Energien oder Schwingungen
sammeln, die er in seinen Astralkörper eingeprägt hat. Daraus entsteht das Band
zwischen den Leben, und die neue feine Hülle wird aus der vorhergehenden
geformt; denn aus nichts kann nichts entstehen. Die Aura des Neugeborenen ist
weiß und farblos, weil das Bewusstsein sich noch nicht färbte. Aber beim ersten
Bewusstseinsschimmer erhält die Aura eine entsprechende Färbung.
Und so
bringen wir wirklich unser altes Gepäck mit, obwohl nicht alle erworbenen
Fähigkeiten in einem irdischen Leben enthüllt werden können, und das hat wieder
eine karmische Ursache (persönliches Karma, Karma der Menschheit). Das
physische Instrument ist zur Auswertung verschiedener Anhäufungen unserer
Individualität noch nicht angeglichen. Ähnlich wird die geistige Synthese in
ihrer kosmischen Ordnung erst bei Vollendung der irdischen Reise offenbar. Es
gibt daher viele Individuen, denen diese höchste Gabe zu eigen ist.
* * *
Es ist
nichtig zu meinen, dass Christus, als er Judas näher an sich heranließ, nicht wusste,
wohin der freie Wille dieses Jüngers ihn führte. Entschieden wusste Er es. Er
kannte auch sein Ende; denn es war nicht das erste Mal, dass Judas sich ihm
näherte. Christus wusste, wer sich hinter der Gestalt des Judas verbarg. Judas
war ein alter Verräter und hat Christus nicht nur einmal verraten. Doch es
heißt seit langem, dass gerade ”die Djins die Tempel bauen”. Durch die
Kreuzigung Christi schenkte Judas der Welt einen neuen Gott.
Auch andere
hohe Geistwesen wussten, dass dieser oder jener Verräter sich an Sie
heranmachen würde. Die Gesetze des Karma sind komplex, und oft naht ein
Verräter nicht wegen persönlichen Karma, sondern wegen des Karma einer Gruppe
oder auch eines Volkes. Für den Verratenen bedeutet jeder Verrat einen
leuchtenden Aufstieg, für den Verräter und seine Helfershelfer aber einen
schrecklichen Absturz.
Freilich,
Menschen, die vom Karmagesetz nie etwas gehört haben oder jene, die von ihm
zwar etwas wussten, doch in die komplizierten Verflechtungen dieses Gesetzes,
das Massen von Beteiligten und sogar ganze Nationen erfasst, nie eindrangen,
werden folglich nie verstehen, wie das unabänderliche Gesetz wirkt. Sie werden
auch die Behauptung nicht verstehen, dass die ”Djins die Tempel bauen”. Sie
werden nicht begreifen, dass es infolge der Unvollkommenheit der Menschen
zwangsläufig solch ein Paradoxon gibt.
Nur ein
naiver Durchschnittsmensch meint, dass allein Freunde dem Menschen zum Aufstieg
verhelfen und dass dort, wo es Licht gibt, nichts Böses nahen kann. Solch ein
Mensch wird niemals zu der Erkenntnis gelangen, dass allein Antipoden einander
erheben. Laue Anhänger, als amorphe Masse, die nirgendwo bleiben und an den
apokalyptischen Ausspruch erinnern, werden wirklich aus dem Munde der Zeit
ausgespieen.
Für einen
Durchschnittsmenschen ist es schwer zu begreifen, dass wir nur durch
Hindernisse wachsen.
* * *
Natürlich
kann niemand behaupten, Christus wäre bei seinem irdischen Aufenthalt
allwissend gewesen. Es gibt jedoch keinen Zweifel darüber, dass Er die
Hauptstationen seines Pfades kannte sowie das Wesen der Menschen, die sich ihm
nahten. Sogar geringere Persönlichkeiten erkennen das untrüglich durch ihr
aufgespeichertes Gefühlswissen. Karma führt ihnen auf ihrem Pfad bestimmte
Menschen zu, mit denen aufzubauen ihnen bestimmt ist. Der sittliche Zustand der
Menschheit erschwert diese Auswahl sehr, da aber die Fristen für bestimmte
Ereignisse nahen, muss dennoch aus einer kleinen Anzahl die Wahl getroffen
werden. Darüber hinaus hängt die Wahl oft von der Beteiligung anderer
Mitarbeiter ab. Es gibt wenige, die auf den fürchterlichen moralischen Zustand
der Menschheit reagieren, darüber hinaus gibt es gute und nette Menschen, die
absolut unfähig sind, die Last einer wirklichen Heldentat oder auch nur einer
Unterstützung auf sich zu nehmen. Die Befürchtung und Angst, sie könnten
verspottet werden, lähmt ihre besten Absichten. Es gibt viele, die ungeheuer
böse sind, aber wenige, die außerordentlich gut sind. Und diese Guten sind
ihrem Wesen nach aber feige und vermehren die Reihen jener Menschen, die sich
dem Bösen nicht widersetzen; indem sie die besten Möglichkeiten den Djins
überlassen, steigern sie die Not und Leiden der Menschheit. Doch für jede
Errungenschaft ist Mut erforderlich, ein solcher Mut, der Besorgtheit und
Vorsicht weise vereint.
Auch kann
eine nebulose Prophezeiung nicht aus der Höchsten Quelle kommen. Lesen Sie
erneut die Paragraphen 24 und 25 in der ”Gemeinschaft“. Die vorgesehenen
Erfüller von Prophezeiungen kennen deren Sinn und Bedeutung. Lasst uns daher
nicht meinen, dass Christus, dieser Hohe Geist, nicht wusste, was ihm bestimmt war.
Jedem Träger einer Heldentat wird ein voller Kelch gereicht, und er selbst
entscheidet, ob er ihn gänzlich oder nur zum Teil leeren will. Nach dem Gesetz
der Antithese bringt das Schlimmste das Beste. Wer von den heldenhaft
Schaffenden des Geistes wird daher nicht den vollen Kelch leeren? Auch in der
LEHRE wird gewiesen, den vollen Kelch zu leeren, und wir sollten diesen Rat
nicht zurückweisen.
Allen
Verleumdern wollen wir nach den Worten eines großen Denkers sagen: ”Wer auf die
Meinungen anderer bedacht ist, wird sich niemals über die Masse erheben.” Ich
kenne kein schlimmeres Los, als in der Masse zu verbleiben! Blicken wir daher
mit Gelassenheit auf alle üblen Kommentatoren. Es gibt Menschen, die nach
goldenen Kronen streben, doch gibt es auch andere, die ihre ganze Bestrebung
auf die Errungenschaft einer Krone richten, die nicht von menschlichen Händen
gemacht und daher ewig ist.
* * *
Ich zitiere
ein Gespräch: ”Gerade die Massen führten mit ihrem Geschrei die Großen Lehrer
zu besonderem Leid. Die Massen, ganz dieselben Massen schrien nach einem
Königreich und beschleunigten auch die Hinrichtung. So haben sie vor allem
mitgeholfen, dass sich die Prophezeiungen erfüllten. Man kann sich jenes Karma
nicht vorstellen, das sich die Massen dieser Wahnsinnigen aufgeladen haben!
Viele können sich jetzt noch an die Ereignisse erinnern, die vielen
nachfolgenden Generationen auf die Schultern geladen wurden. Wenn Ich rate, das
Nachsprechen von sinnlosen Worten und Gedanken zu unterlassen, so bitte Ich
euch, an die Zukunft zu denken. Der Lehrer konnte den Pfad der Heldentat ohne
das Brüllen der Massen wandeln, aber gerade jene, die durch ihn geheilt wurden,
füllten den Raum mit Drohungen und Flüchen. Solch einer Bekundung des freien
Willens könnten viele Namen gegeben werden, nichtsdestoweniger bleibt sie der
Ausdruck des freien Willens. Es ist richtig, den freien Willen als die höchste
Gabe zu erachten, aber wie weise sollte man diesen wertvollen Schatz
einsetzen!”
Ein
sorgloses Wort, selbst wenn es gut gemeint ist, aber nicht im richtigen Moment
ausgesprochen und dem Niveau des Bewusstseins der Zuhörer nicht angepasst,
vermehrt die Reihen der Feinde. Daher ist es wichtig, davon abzusehen,
Geheimnisse preiszugeben. Wahrlich, der Wissende versteht die volle Bedeutung
des Wortes und kann Anvertrautes hüten.
12. Juli
1938
Sie werden
jetzt zugeben müssen, dass ich recht hatte, als ich Ihnen riet, inmitten von
offensichtlich feindlicher Umgebung nicht über die Lehre zu diskutieren. Ebenfalls
dürften Sie jetzt davon überzeugt sein, dass mein erster Brief seine volle
Richtigkeit hatte, denn er enthält Antworten auf fast alle Ihre Fragen, die
abermals an mich gestellt wurden. Sie schreiben, dass jemand die Frage stellt,
von wem und auf welche Weise die Lehre gegeben wurde. Die Antwort auf die erste
Frage gibt die Lehre selbst, denn ihr Autor nennt in jedem der Bücher seinen
Namen. Auch die Antwort auf die zweite Frage ist auf vielen Seiten derselben
Bücher gegeben. Alle diese Fragen beweisen, wie oberflächlich die Bücher von
diesen Fragestellern gelesen werden.
Was jene
betrifft, die sich darüber Sorgen machen, dass sich einige Entstellungen in die
LEHRE eingeschlichen haben könnten, so könnte man fragen, ob sie sich nicht
dessen bewusst wurden, dass es für den Lehrer ebenso leicht ist, auf diesen
oder jenen Fehler, der sich eingeschlichen hat, aufmerksam zu machen wie die
nächsten Seiten zu geben? Doch der Rhythmus der LEHRE steigert sich
fortlaufend. Allerdings sind Fehler durch den Drucker und den Abschreiber
leider unvermeidlich. Diese wurden aber so weit als möglich richtiggestellt.
Ich kenne keine Bücher, die keine Druckfehler aufweisen, und vor allem in
unserer Zeit, in der die Qualität in allem immer mehr abnimmt.
Auch bin ich
mit dem Abgrund der menschlichen Natur oder des Bewusstseins hinreichend
vertraut, und ich weiß, dass Beteuerungen nie jemanden überzeugen können. Nur
unsere persönliche innere Überzeugung, verankert in den Aufspeicherungen
unserer früheren Leben, ist befähigt, die Wahrheit zu erkennen. Daher werden
auch meine Behauptungen von Zweiflern niemals angenommen werden. Ich bitte Sie,
seien Sie versichert, dass wir weder jemanden überreden noch abhalten wollen,
sondern uns mit der ganzen Kraft unseres Geistes dagegen auflehnen, jemanden
die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK aufzuzwingen – und schon gar nicht irgendwelche
Autoritäten. Jeder muss seinen Weg gehen. Die Wahrheit der Lehre kann nur ein
Mensch tief empfinden, wenn sie durch den Ruf des Lehrers in seinem Herzen
entfacht wird und er sich bereits in seinen früheren Leben der Lehre und den
Großen Lehrern näherte. Unter jenen, die das erste Mal mit der Lehre in
Berührung kommen, gibt es immer einige Schwankende und Zweifler. Aber wo
Zweifel sein Nest baut, können die Feuer des Herzens nicht entfacht werden.
Zweifel ist das schrecklichste Gift. Auf keinem Gebiet kann etwas erreicht
werden, wenn Zweifel besteht. Es könnte kein Erfinder etwas Neues schaffen,
wenn er die Richtigkeit seiner Theorie bezweifelte. Das Sprichwort ”Der Glaube
versetzt Berge” hat einen tiefen Sinn. Der Mensch erkennt aber nicht, dass er
in seinem ganzen Leben nur Dinge tut, an die er glaubt. Nur das, was man glaubt
und wie man es glaubt, löst alle Probleme des Seins. Des Menschen freier Wille
oder die Wahlfreiheit gestaltet sein Schicksal.
Jene, die
allein Christus nachfolgen wollen, sollten ihm folgen. Aber sie mögen sich klar
entscheiden, welchem Christus sie dienen wollen, dem Christus aus den
Evangelien oder dem Christus der Kirchenväter der neueren Zeit. In der
Erkenntnis wird es bereits eine Verschiebung des Bewusstseins geben. Keiner der
Großen Lehrer wird je einen Großen Begründer alter oder späterer Religionen
herabwürdigen, denn wahrlich, ein und dasselbe Ego inkarnierte manches Mal in
einigen von ihnen.
Es war nie
erlaubt, die hierarchische Nachfolge der Großen Lehrer für die Allgemeinheit zu
verkünden. Ein denkender Schüler wird den Schaden solch frühzeitiger
Ankündigungen in zweifelnden und feindlichen Händen voll erkennen. Nur
Neulinge, die nicht verstehen, dass an jedem sorglos ausgesprochenen Wort das
Schicksal und das Leben vieler Menschen hängen können, stellen Fragen, die im
fernen Altertum nur bei den höchsten Einweihungen beantwortet wurden. Das
menschliche Bewusstsein hat sich seit jener Zeit kaum verändert, es ist sogar
in vielem leider noch gröber geworden.
Sie
schreiben, dass manche über die Aufforderung ”Liebe Mich” im ersten Buch
ungehalten sind und sie als aufdringlich empfinden. Darauf antworte ich, dass
die Herzen dieser Menschen offensichtlich versteinert sind und sie daher das
Feuer des Herzens, die flammende Liebe eines Schülers zum Lehrer nicht kennen
und nicht wissen, welche Freude diese Worte im flammenden Herzen des Schülers
auslösen. Denn durch diese Erklärung nimmt der Lehrer die Liebe des Schülers
nicht nur entgegen, sondern sie bringt ihn auch näher heran und ermutigt ihn,
diesen königlichen und zugleich kürzesten Pfad zu wandeln. Fein sind die Saiten
des Herzens, und nur wenn sie von seinen Feuern, die durch die Verbindung mit
der Esse des Lebens entzündet werden, gestählt sind, können sie uns die
geheimnisvollen Mysterien des menschlichen Wesens übermitteln. Nichts Grobes,
nichts Forderndes, Zweifelndes, Verneinendes oder Verächtliches wird je einen
Schlüssel zu irgendeinem Mysterium des höheren Seins finden. Daher dieser Hass
der vertrockneten Herzen gegenüber allem Lichten, aller Freude, durchtränkt von
höherer Schönheit, von Hingebung und Liebe zur Hierarchie.
Es tut mir
leid, wenn meine Meinung über bestimmte Bücher einen guten Menschen tief
verletzt hat, aber ich kann sie nicht zurücknehmen. Es wäre meinerseits
unehrlich, etwas zu loben, was ich als Entstellung der Wahrheit erkenne. Ebenso
bezichtigt uns jemand fälschlich der Unfreundlichkeit gegenüber den Theosophen.
Unser Verhalten zu den Theosophen war immer sehr freundlich, und wir haben eine
ganze Menge Freunde unter ihnen. Viele Theosophen, in verschiedenen Ländern,
lesen und lieben die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK. Es gibt zahlreiche
theosophische Gruppen, die einander oft praktisch ausschließen. Freilich, es
ist traurig, dass es Leute gibt, die über die Bücher der LEHRE negativ
sprechen, ohne eines von ihnen gelesen zu haben. Und wer von jenen Menschen,
die sich für anständig und gebildet halten, würde das ablehnen und
geringschätzen, was er überhaupt nicht oder nur oberflächlich kennt? Kann solch
eine Kritik der Wahrheit entsprechen? Haben die Leser nicht das Recht, von den
Kritikern einfach Aufrichtigkeit zu verlangen?
Doch es
heißt, dass nie eine Lehre von Freunden erhoben wurde; immer und in allem
besorgt dies die Wut der Feinde. ”Die Djins bauen die Tempel.” Auch von
Christus wurden Zeichen des Himmels verlangt, und er wurde beschuldigt, den
Teufel durch die teuflische Kraft des Fürsten der Teufel auszutreiben. Lesen
Sie erneut das Evangelium des hl. Lukas 11:15. Beachtenswert ist die Antwort
Christi an diese Kasuisten im selben Kapitel. So seltsam es auch klingt, jene,
die die BÜCHER DER LEHRE angreifen und sie so auffallend ablehnen, kennen sie
überhaupt nicht – genauso wie sie ihre eigenen Schriften nicht kennen.
Und jene,
die die BÜCHER DER LEHRE nicht lesen, weil sie sich wegen meiner Meinung über
bestimmte Bücher persönlich gekränkt fühlen, kann man nur bedauern. Wir haben
es nie abgelehnt, ein uns empfohlenes Buch zu lesen, um nicht an einer
wertvollen Perle vorbeizugehen. Jedoch der Schüler muss immer bei allen Lehren
zu unterscheiden wissen. H. P. B. bestand besonders auf
Unterscheidungsvermögen, das sich im Feuer des Herzens verbirgt, im
Gefühlswissen – diesem Auge von Dangma. Und daher möchte ich nochmals betonen, dass
wir alles, was unmittelbar mit H. P. B. zusammenhängt, tief verehren. Man kann
es immer wieder bedauern, dass offensichtlich einige fremde und auch russische
Theosophen nicht nur die gesammelten Werke von H. P. B. nicht kennen, sondern
auch mit der ganzen Geschichte der theosophischen Bewegung nicht vertraut sind.
Viel Licht
könnte ausgestrahlt werden, wenn solche Bücher wie der umfangreiche Band von
500 Seiten der ”Briefe der Mahatmas“ an A. P. Sinnett und der Band der ”Briefe
von H. P. Blavatsky“ an A. P. Sinnett jenen Lesern zugänglich wären, die nicht
Englisch verstehen.
Was nun die
Anschuldigung betrifft, ich sei gegen die Theosophische Gesellschaft
intolerant, so liegt der Fehler dieser Anschuldigung offensichtlich vor eines
anderen Menschen Tür. Schon lange bevor Auszüge aus meinem Brief an Dr. Asejev
in der Zeitschrift ”Okkultismus und Yoga“ veröffentlicht wurden, in dem ich
über bestimmte Bücher von L. spreche, bekam ich von Freunden briefliche Beweise
dafür zugesandt, dass sich einige theosophische Autoritäten gegen die Bücher
des AGNI YOGA aussprachen und ihren Anhängern verboten, sie zu lesen. Ist es
möglich, dass sie nicht zu ihrem eigenen Wort stehen? Man möchte allen sagen:
Seid freundlicher und vieles wird leichter werden.
Die LEHRE
spricht vom Kanon ”Mit deinem Gott”. Daher sagen Sie jenen, die zwar die Lehre
gutheißen, aber ihre Quelle oder deren Vermittler nicht annehmen können, diese
Fragen sollten sie nicht beunruhigen. Für sie mag es weder die Quelle noch den
Mittler geben. Möge die Lehre für sich sprechen.
In der Tat,
ich gebe zu, dass die Ablehnung der Quelle die Worte der Lehre des höchsten
Magneten des Herzens und aller höheren Schönheit beraubt. Aber die Ablehnung
der Mittler kann die LEHRE nicht herabsetzen. Daher bitte ich Sie, jedem zu
versichern, dass ich auf irgendwelche Autorität keinen Anspruch erhebe und man
mein Vorhandensein eben vergessen möge.
Nochmals muss
ich sagen, dass es auf alle Fragen und Einwände, die Sie aus dem Kreis der
Zuhörer und Anhänger der AGNI YOGA-Gruppe vorbringen, genaue Antworten in den
BÜCHERN der LEHRE gibt. Nachdem ich die Einwände und Fragen gelesen habe, wird
es klar, dass sich niemand bemüht, mit allen 14 Büchern der Lehre, die bisher
veröffentlicht wurden, gründlich vertraut zu werden.
Die
Bruderschaft des Lichts basiert auf Einigkeit, und daher sind alle ihr
Angehörenden in einem Bollwerk vereint. Diesen Fragestellern könnte man
folgende Antwort erteilen: ”Da Jesus ihre Gedanken kannte, sagte Er ihnen:
‚Jedes Reich, so es in sich uneins ist, zerfällt, und eine Stadt oder ein Haus,
so es uneins ist, bricht zusammen.‘”
Bedrückend
ist die Atmosphäre der Uneinigkeit und Lästerung. Ich kenne keine schlimmere;
sie kann den größten Schaden, einschließlich ansteckender Krankheiten,
verursachen. Gegenwärtige medizinische Wissenschaftler behaupten, dass alle
sittlichen Regeln eine rein biologische Grundlage haben.
Wenn Ihnen
die LEHRE teuer ist, so werden Sie sie nicht zum Markte tragen. Von ganzem
Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie aus dieser vergifteten Atmosphäre bald
herausgelangen.
Alles Licht
für Sie.
Eben habe
ich die Durchschrift meines Briefes an die von Ihnen erwähnte Person
durchgesehen und festgestellt, dass ich über Gefühlswissen geschrieben habe,
jene Aufspeicherung, die uns die Möglichkeit verleiht, in das Wesen der Dinge
ganz einzudringen. Gerade Gefühlswissen ist das einzige Kriterium jeden
Urteils. Aber nirgendwo habe ich Gefühlswissen der Inspiration oder
Hiero-lnspiration gleichgestellt. Es besteht jedoch kein Zweifel darüber, dass
allein aufgespeichertes Gefühlswissen die Möglichkeit unmittelbarer und
ständiger Verbindung mit den Lehrern bietet und befähigt, nicht nur lückenhafte
Information, sondern das ganze Meer der LEHRE zu empfangen. Ich möchte hier
einen Auszug aus diesem Brief anführen: ”In der Tat, der einzig wahre Lehrer
ist der ‚Unsichtbare‘ Lehrer (der Lehrer der Großen Bruderschaft). Aber gibt es
viele, die zu solch einem Lehrer Zutritt haben? Das heißt nicht, dass der
Lehrer unzugänglich sei, nein, wahrlich nicht, er ist der Nächste. Aber seine
Nähe kann nicht von allen ertragen werden. Sie wird nur dem ohne Schaden
offenbar werden, der das Bildnis des Lehrers seit vielen Jahrhunderten in den
innersten Winkeln seines Herzens trägt. Ohne diese jahrhundertealte
Aufspeicherung sowie das dadurch entstandene magnetische Band ist es schwer,
die Strahlen, die vom ‚Unsichtbaren‘ Lehrer gesandt werden, aufzunehmen – sie
könnten den unvorbereiteten Empfänger vernichten. Auch im Falle
jahrhundertealter Annäherungen und Prüfungen muss sich die neue irdische Hülle
oder der Empfänger über Jahre hindurch diese Empfänglichkeit aneignen. Die
unsichtbaren Strahlen sind so mächtig und wirken manchmal stärker als Radium.”
In
Anbetracht dessen, dass ich meinen früheren Briefschreibern über die Annahme
des Schülers sowie über den irdischen Lehrer bereits geschrieben habe und um
meine Arbeit zu erleichtern, füge ich hier die vorhandenen Kopien der
entsprechenden Seiten bei. Nun aber möchte ich zu Ihrem Zweifel in bezug auf
Gefühlswissen Stellung nehmen. In der Tat, es ist schwer, das Gefühlswissen zu
erwecken und zu entwickeln, es gibt jedoch kein anderes Kriterium. Volle
Unterscheidungskraft erlangt man nur auf diese Art. Und die Hauptschwierigkeit
ist, dass Gefühlswissen nicht in uns erweckt werden kann, wenn Gefühle der
Selbstsucht, des Eigendünkels, der Scheinheiligkeit oder Unaufrichtigkeit in
unserem Herzen wohnen. Nur wenn diese Vipern ausgerottet sind, nimmt die Stimme
des Herzens ihren Platz ein, und Gefühlswissen wird klar und untrüglich.
Glauben Sie mir, ist jemand aufrichtig bestrebt, so wird er seinem irdischen
Lehrer begegnen und ihn erkennen. Aber auf unserer Erde geschieht dies sehr,
sehr selten. Denken wir an die geringe Anzahl der Schüler, die selbst die
Großen Lehrer in ihrem irdischen Leben hatten. Seit jenen Zeiten hat sich die
Menschheit nicht gebessert, Kreuzigung und Verrat der irdischen Lichtträger
sind verblieben. Dieselben Verräter haben nur eine neue Maske aufgesetzt und
erfinden immer feinere Inquisitionsmethoden.
Ja, für die
Menschen ist es schwer, das Gesetz der Hierarchie zu begreifen. Jedoch
gleichzeitig sind gerade jene, die sich gegen diese kosmischen Gesetze
auflehnen, nichtsdestoweniger blind jedweder beliebigen Hierarchie ergeben,
angefangen mit Regelbedingungen, Sitten und Mode bis zur Annahme der Hierarchie
des Bösen in ihrer gesamten verborgenen Vielfalt. Nach alledem steht die
Hierarchie des Bösen der irdischen Sphäre näher, und ihren zahlreichen
Anhängern, den Bewohnern der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt,
bereitet es Vergnügen, den Menschen die gemeinsten Gedanken einzuflößen und sie
zur Uneinigkeit und brudermörderischen Handlungen zurückzustoßen. In den Tagen
des Harmagedon haben die Kräfte des Bösen zugenommen; daher ist es so wichtig,
die Hierarchie des Lichts zu erkennen und mit seinem ganzen Herzen auf diesem
Pfad zu streben. Natürlich, wie es immer war und sein wird, die Finsternis
selbst wird die Finsternis verschlingen. Aber wie viele ”Lauen“ werden zugrunde
gehen, die gerettet worden wären, wenn sie die Gefahr rechtzeitig erkannt und
die ihnen gebotene Hand der Hilfe erfasst hätten.
6. August
1938
In der Tat,
wenn der Autor der ”Cosmosophia“ mit solcher Überzeugung und Lebendigkeit über
den Aufenthalt eines Sünders in den Astralsphären erzählt, dann hält er alle
Karten. Die Astralebene ist primär eine subjektive Welt. Wenn daher der Autor in
seinem Buch bestimmte Zustände in der Astralwelt lebendig beschreibt, so hat er
sie wahrscheinlich schon selbst erlebt oder er ist dabei, sie zu erleben. In
allen Lehren wird darauf hingewiesen, dass unsere klarsten Gedanken und das uns
durchdringende Gefühl richtunggebend sind für den Aufenthalt und den Zustand in
den Sphären der überirdischen Welt; genauso wie der letzte Gedanke eine
entscheidende Bedeutung für die Kraft der Aussendung des Geistes in die
feinstofflichen Sphären hat. In den ”Briefen der Mahatmas“ an A. P. Sinnett
gibt es eine Stelle, wo Meister K. H. auf die Bedeutung des letzten Gedankens
vor dem Tod hinweist. Er nennt als Beispiel einen hingerichteten Mörder, der
wie unter Alpdruck sein Verbrechen und den ganzen Schrecken in der Feinstofflichen
Welt immer wieder und so lange erlebt, bis die Energie erschöpft ist. Unser
Zustand in der Feinstofflichen Welt gestaltet sich aus unseren subjektiven
Stimmungen, Gedanken und Motiven, wobei sich unsere Gefühle verstärken.
Schläfrige und träge Menschen werden dort, beraubt ihrer gewohnten äußeren
Reizmittel, ein noch ermüdenderes Dasein fristen. Daher ist es so wichtig, die
Denkfähigkeit in sich zu entwickeln und die Gedanken auf die schöpferische
Tätigkeit zu richten, weil schöpferische Gedanken in der Feinstofflichen Welt
unbegrenzte Anwendung finden. Aber ich würde niemandem raten, in den Schrecken
der niederen Astralwelt zu verharren.
Wahrlich,
die menschliche Vorstellung vermag die ganze vielfältige Existenz auf beiden
Seiten nicht zu beschreiben. Zweifelsohne werden die niederen Wesenheiten der
überirdischen Welt durch die Emanationen der Verwesung genährt und besonders
vom Magnetismus verwesenden Blutes angezogen. Daher gibt es in der Nähe von
Friedhöfen, Schlachthäusern und Schlachtfeldern, in Wirtshäusern usw. alle
Arten von Larven. Sie heften sich vor allem an Trunkenbolde und an Schlemmer,
die sich vom Fleisch nähren. Auf dem irdischen Plan tragen bereits viele Leute
solche Vampire mit sich.
Wenn in den
niederen Ebenen der Feinstofflichen Welt niedere menschliche Wesenheiten unter
diesen Larven leiden, so leiden sie nicht weniger unter der Berührung mit
höheren Bewohnern der Feinstofflichen Welt. Gerade die Annäherung an jene
höheren Geister bereitet schmerzliche Verbrennungen, und das astrale Gewebe
ihrer Körper beginnt zu zerfallen.
In der Natur
nährt sich alles gegenseitig. Wenn also die Verwesungsreste die Larven der
niederen Sphären nähren, dann nähren, in gesetzmäßiger Entsprechung, die
höheren Geistwesen die höheren und mittleren Sphären. Freilich, in Indien kann
man unmittelbar neben unübertroffenen Höhen philosophischen Denkens und
geistiger Lauterkeit den widerlichsten Auswüchsen verschiedener dämonischer
Kulte und Besessenheit durch Tiere antreffen, einschließlich der
abscheulichsten Geisterbeschwörungen. Hier gibt es eine Sekte, deren Anhänger
sich von Gehirnen der Leichen nähren. Man kann sie bei Mondschein auf
Friedhöfen bei ihrer abscheulichen Tätigkeit antreffen; wo es das hellste Licht
gibt, ist die Finsternis am schwärzesten.
Hier gibt es
Dörfer, deren Einwohner sich zu einer bestimmten Zeit des Jahres in einer
streng bewachten Waldlichtung treffen. Dort rufen die Priester die niederen
Wesenheiten, um die bösen Geister zu besänftigen. Dabei schlachten sie viele
Tiere und versetzen die Anwesenden durch einen bestimmten Trommelrhythmus in
einen solchen Zustand, in dem die durch die Emanationen frisch vergossenen
Blutes angezogenen niederen Wesenheiten von manchen Körpern viel leichter
Besitz ergreifen können. Diese Besessenen geraten dann in Raserei und greifen
häufig Frauen und Kinder an. Oftmals nagen die besitzergreifenden Wesen ihre
Opfer zu Tode.
Sie tun
recht, die Beschreibungen des astralen Schreckens mit Abscheu zu betrachten.
Jede Lehre des Lichts muss grundsätzlich zur Weisheit führen, zur Freude an der
Arbeit, zur Vervollkommnung und zur höchsten Schönheit und soll auf die
unvermeidlichen Leiden in der Feinstofflichen Welt jener, die das Gesetz des
Gleichgewichts oder der Harmonie verletzen, nur hinweisen. Wenn man um die
Bedeutung der Gedanken weiß, kann man nicht lange – ohne ernste Folgen! – bei
den Bildern des Schreckens und der Finsternis verweilen.
Wir haben
von dem von Ihnen erwähnten Angriff gehört. All dies enthüllt für Sie die
lokale Bewusstseinshöhe. Die Zurückweisung des Artikels von M. L. ist
unverständlich. Die Menschen lieben es nicht, wenn man den Nagel auf den Kopf
trifft. Bestimmte Länder befassen sich derzeit mit dem Problem der Schulung des
Menschen. Meinen Sie nicht, dass diese Schulung des Menschen nicht weit vom
Schaffen einer Art Kompromiss entfernt ist? Aber ich rate, das neue Land
weniger anzugreifen. Es tritt in eine Zeit der Erneuerung ein und man sollte
auf diese Weise diesen Pfad sichern und erhalten. ”Wer an die Vergangenheit
denkt, dem schwindet der Scharfblick.”
”Die Masse
der Menschen ist durch die beschleunigte Forschung unsicher geworden und kann
den materiellen Fortschritt nicht mit den höheren geistigen Grundlagen in
Einklang bringen. Die derzeitige Ära erinnert an eine bestimmte Zeit von
Atlantis. Zu jener Zeit konnte man das Gleichgewicht nicht finden. Obwohl man
in unserer Zeit jedoch von der mangelnden Übereinstimmung weiß, gelingt es
manchen heute lebenden fortgeschritteneren Völkern, die notwendige Konkordanz
zu finden. Wir sehen, dass man die Synthese zu erkennen beginnt. Doch dies wird
dort nicht möglich sein, wo das Lebenspendel träge ist; doch wo es aufs
äußerste schwingt, wird die Bedeutung des Gemeinwohls erkannt; dort weiß man, dass
dies nur dem Allgemeinwohl entspringt. Die Formel ist noch nicht ausgesprochen,
sie reift aber bereits heran in der Tiefe des Bewusstseins … Vor allem
erschließt Dienen den Pfad zur Erkenntnis des Allgemeinwohls. Weder
Prunkgewänder noch Rituale, sondern Dienst an der Menschheit ist erforderlich.
Seit Jahrtausenden redet man von Zusammenarbeit. Nicht selten eilen die
Vorstellungen den materiellen Möglichkeiten voraus, aber neuerdings fanden die
Menschen eine Menge nützlicher Anwendungen, und die Zeit ist gekommen, wo es
notwendig ist, an das Allgemeinwohl zu denken.” Schauen Sie dahin, wo das
Pendel aufs äußerste schwingt.
Nun möchte
ich Ihren Brief vom 4. Juli beantworten. Ich werde tatsächlich bald das Gelübde
des Schweigens ablegen müssen; denn ich sehe, dass meine Briefe nicht so
verstanden werden, wie ich sie gemeint habe. Meine Worte werden entstellt, und
Sie wissen, dass der Ton die Musik macht. Offensichtlich begreifen die Menschen
diese Ausdrucksweise nicht.
Ich rate Ihnen,
Ihren Briefwechsel so weit als möglich einzuschränken. Nehmen Sie sich mehr
Zeit, die Werke von H. P. B. sowie die der LEBENDIGEN ETHIK zu studieren und
machen Sie sich mit den neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen, auch mit den
Errungenschaften auf dem Gebiet der Medizin vertraut. Meiden Sie alle
”Esoteriker“ – nicht sie werden die Welt erneuern, sondern die geistig
Schaffenden, die ihre Seele dem Allgemeinwohl verschrieben haben. Die Umwertung
der Werte wird vieles berühren. Es ist erstaunlich, wie mit der Zeit viele
Bezeichnungen ihren ursprünglichen Sinn verlieren und völlig unbrauchbar
werden. Bereiten Sie sich auf eine Stufe vor, die breit und mächtig angelegt
wird.
13. August
1938
Ich stimme
mit Ihnen überein, was bereits veröffentlicht wurde, das kann man nicht mehr
geheim halten. Und doch sollte einem Feinfühligkeit oder Angemessenheit
einflüstern, wo und wann es passend ist, dies oder jenes zu erwähnen oder zu
verschweigen. Viel hängt davon ab, wie der eine oder andere Begriff vermittelt,
erklärt und unter welchen Umständen mit ihm bekanntgemacht wird. Manchmal wäre
allein die Erwähnung der höheren Welten oder eines Geistes unpassend und würde
nur Lästerung und schrecklichen Antagonismus hervorrufen. Daher kann ich der
geäußerten Meinung, dass übermäßige Vorsicht genauso schädlich ist wie
übermäßige Gesprächigkeit, nicht beistimmen. Ich will sagen, wenn übermäßige
Vorsicht zu verurteilen ist, dann ist Gesprächigkeit bereits verurteilt. Es ist
immer besser, nicht zu vollenden als zu ändern. Denken Sie daran, wie oft in
der LEHRE über den Schaden gesprochen wird, der entsteht, wenn etwas im
unrechten Augenblick ausgesprochen wird … Selbst ein Archat kann die Folgen
eines Gedankens oder Wortes nicht zunichtemachen. Wie oft hängt an einem Wort
das menschliche Leben!
So vieles
widerspiegelt sich entstellt in beschränkten Bewusstseinen, und der dadurch
entstehende Schaden ist enorm. Nur selten können sich Individuen über die Ebene
unserer Wirklichkeit (um ein besseres Wort zu verwenden – Augenscheinlichkeit)
erheben und jene Gesetze verstehen, die die Geschehnisse beherrschen und
folglich auch die Menschen. Großes Wissen wird leider nicht verziehen und
erweckt den unheilvollen Antagonismus der Massen und des Durchschnittsmenschen.
Daher haben die Hohen Lehrer zu allen Zeiten geboten, entsprechend der Bewusstseinshöhe
der Zuhörer und den Umständen angemessen zu sprechen. Das Nichtbeachten dieses
Rates bewirkt den Zusammenbruch vieler erleuchteter Unternehmen und
menschlicher Leben.
Wenn jemand
seine Verlegenheit zeigt, indem er fragt: ”Wodurch sind seit der Zeit Christi
mehr Fehler begangen worden – durch überflüssiges Reden oder durch Schweigen?”,
so will ich antworten, dass alles, was sich auf Christus und seine Lehre bezieht,
nicht das, was überflüssig ausgesprochen oder unausgesprochen geblieben ist,
viel Schaden angerichtet hat, sondern die unwissende Entstellung seiner
einfachen Feststellungen und Gebote in bezug auf Gier. Es wäre äußerst
nutzbringend, das Neue Testament im Lichte der Synthese aller bestehenden
geistigen Lehren zu deuten. In der Tat, die von Ihnen aufgezeigten Parallelen
mit den Lehren sind sehr treffend. Natürlich gibt es auch im Buddhismus
dergleichen viele. Gegenwärtig befasst sich der Pastor Arthur Massey mit dieser
Aufgabe und schreibt darüber für die kleine Lokalzeitschrift ”Vision“.
* * *
Wahrlich,
Vertreter der sechsten Rasse werden geistig nicht wenig an sich zu arbeiten
haben, um ihre Nervenzentren zu öffnen. Aber auf der nächsten Stufe der
Verfeinerung des Organismus wird dieser Prozess beträchtlich leichter und
schneller vor sich gehen. Nichtsdestoweniger kann nichts ohne Disziplin,
Anstrengungen und Arbeit erreicht werden.
Wo immer es
möglich ist, sollte man Worte wie Herr, Schöpfer u. ä. durch Göttliches Prinzip
ersetzen; denn der anthropomorphe Begriff Gott ist im Bewusstsein der Massen zu
sehr eingewurzelt. Es ist erstrebenswert, das Denken der Menschen etwas
voranzubringen in Richtung der Erkenntnis des erhabenen und unbegrenzten
Prinzips alles Seienden sowie des Verstehens der Verantwortung als Träger
dieses Prinzips. Die Menschen lesen in ihren heiligen Schriften und sprechen
über das Unnennbare, Unerkennbare und den Unsichtbaren Gott, gleichzeitig
jedoch schreiben sie dieser Unnennbarkeit alle anthropomorphen Eigenschaften,
Gefühle und Tätigkeiten zu.
Sie
schreiben, dass Sie oft den Einwand hören, ”der Lehre des Ostens ermangele es
der Liebe, wie sie im Evangelium zu finden ist”. Dieser Vorwurf ist ungerecht,
und jene, die demonstrieren, offenbaren ihre Unwissenheit. Gerade im Osten
besteht der höchste Kult der Liebe. Alle seine geistigen Lehren, seine ganze
Mythologie, seine Epik, Dichtkunst und Folklore preisen dieses erhabene Gefühl,
durch das alles entsteht – jedes Leben und jede Regung. In der Tat, nirgendwo
wird über die Liebe in all ihren feinsten Abstufungen und Eigenschaften so viel
gesungen wie im Osten. Allen Yogasystemen liegt die Liebe oder Hingebung zum
erwählten Ideal zugrunde. In diesen Yogasystemen nimmt das Göttliche Prinzip
den Aspekt des Geliebten an (sei es er oder sie), denn die mächtigste Form der
Liebe kommt in der Liebe zwischen den beiden Uranfängen zum Ausdruck. Wahrlich,
die ganze Dichtkunst des Ostens ist eine Hymne über die Liebe zum Göttlichen
Prinzip in allen seinen Aspekten vom Unerkennbaren und Unnennbaren bis zum
Bildnis eines persönlichen Gottes, zum Guru, zur Mutter oder Geliebten. So ist
auch die LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK der RUF NACH LIEBE, zum Dienst am
Allgemeinwohl, der die höchste Form der Liebe darstellt, weil sie selbstlos
ist. Liebe zur Menschheit erfordert völlige Selbstlosigkeit und
Selbstaufopferung. Denn, bringt die Liebe zum Geliebten die Antwort vom
Geliebten, so wird die Liebe zur Menschheit mit einer Dornenkrone gekrönt.
Um die
Heldentat für das Allgemeinwohl zu erleichtern, weisen alle Lehren des Ostens
auf das Erwachen unserer Liebe zur Hierarchie des Lichts hin, zum erwählten
Guru und zum Streben nach dem Großen Dienst. Die Lehren des Ostens bejahen genauso
wie die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK die Herzensbildung zur Aneignung der
höchsten Form der Liebe. Liebe zur Menschheit ist die wirksamste Liebestat.
Liebe zur Hierarchie ist die höchste Freude und das Entzücken des Geistes. Aber
die eine Form der Liebe ohne die andere ist unvollkommen; daher gesegnet jener,
der beide in seinem Herzen bewahren kann.
Nun über die
Entstehung der Menschheit auf unserem Planeten. Vor allem ist es wichtig
zu wissen, dass die Mondevolution beträchtlich niedriger war als die irdische
und die Mondbewohner keinen Verstand oder sogenannten Intellekt besaßen. Als
sie ihre Mondevolution beendeten, ging ihr Verstand nicht über den Instinkt der
Tiere hinaus. Jedoch gibt es auch jetzt nicht wenige Erdbewohner, deren
Verstand vom Instinkt der Tiere nicht weit entfernt ist! Tatsächlich leben
viele Menschen noch durch den Instinkt. So mussten die Mondmonaden aus diesem
Grunde ihre neue Evolution auf der Erde im Pflanzen- und Tierreich beginnen, um
sich den Bedingungen des neuen Planeten anzupassen. Die in der ”Geheimlehre“
erwähnten Barhishads gehören einer anderen Evolution an, einer viel höheren
Welt, aber auch sie waren noch lange nicht vollkommen. Freilich gab es unter
ihnen Monaden verschiedener Entwicklungsstufen. Sie halfen mit, die Mondmonaden
mit menschlichen Hüllen auszustatten. Lesen Sie in den ”Briefen der Mahatmas“,
auf Seite 85, die ”Ergänzenden Notizen“ (engl. Ausgabe!). Die Barhishads haben
nämlich die erste Menschenrasse auf unserer Erde gegründet. Aber alles, was sie
tun konnten, bestand darin, die astrale Hülle mit ihrem tierischen Instinkt zu
versehen. Daher bedurfte es für die schnellere Erweckung der Embryos des
Verstandes, eines Impulses oder Funkens von jenen Geistwesen, die bereits mit
höherem Wissen und einem fertig geformten Mentalkörper versehen waren, etwa von
den Agnishvâttas, Kumâras, Erzengeln und so fort, wie man sie in verschiedenen
Religionen nennt.
Die
Verschiedenheit der Wesensarten hängt nämlich von den Geistwesen ab, die von
anderen Welten und Systemen angezogen werden. Denn bei einer Explosion dieser
oder jener Welt werden ihre astralen Sphären manchmal in eine Planetenbahn
gezogen, die einem anderen System angehört.
Die Dichter,
die sich in ihrer Vorstellung zu schönen, ätherischen Bildnissen der
Mondbewohner hingezogen fühlten, wären beim Anblick mancher wirklicher
Mondbewohner, bedeckt mit Haaren und anderen ihnen eigenen Besonderheiten,
entsetzt gewesen. Dabei unterschied sich ihre innere Struktur genauso von der
unsrigen, wie ihr Gesicht es tat, sie konnten nach vorne und nach hinten sehen.
Wir müssen uns mit dem Gedanken unendlicher Verschiedenheit in den Schöpfungen
sowie mit der langsamen Evolution auf den ersten Stufen vertraut machen. Erst
mit dem Entstehen eines höheren Verstandes geht die Evolution zu einem
schnelleren Entwicklungsprozess über, und ist dieser zur Vernunft entwickelte
Verstand in Harmonie mit den Führenden Kräften, so kann er den Planeten zu
großem Gedeihen emporheben, oder im umgekehrten Fall seinen Zerfall oder
Untergang beschleunigen.
So sollte
man immer zuerst an die ganze Mannigfaltigkeit der Evolution in Unbegrenztheit
denken, und zweitens an das Grundschema, nämlich, dass die niederen Wesenheiten
den niederen Planetenbereich durchschreiten, um sich an seine Verhältnisse
anzupassen und die niederen Hüllen entwickeln. Aber wenn die höchsten Tierarten
Vollendung erlangt haben und die Möglichkeit sogenannter menschlicher
intelligenter Entwicklung gegeben ist, opfern die Baumeister oder die
Hierarchie der Geister höherer Evolution von anderen Welten ihr Wesen, um die
Monaden in eine menschliche Hülle zu kleiden; in verschiedenen Perioden
verkörpern sie sich selbst in diesen Hüllen. Die menschliche Evolution geht auf
drei Ebenen vor sich – auf der physischen, psychischen und geistigen.
Ich glaube, dass
die Geistwesen der irdischen Menschheit – sofern unser Planet seinen
vorbestimmten Zyklus glücklich vollendet – die Rolle der Barhishads auf einem
neuen Planeten erfüllen könnten. Die höchsten Monaden unter ihnen könnten sogar
die Erwecker des Feuers der Vernunft werden, heißt es doch in der
”Geheimlehre“, dass in der siebenten Rasse viele Menschen Söhne makelloser
Eltern und Buddhas sein werden. Wenn aber unser Planet nicht durchhält und vor
der Frist explodiert, dann wird sich der größte Teil unserer Menschheit
zweifellos auf einem weniger entwickelten Planeten vorfinden, um dieses niedere
Reich zwangsläufig abermals zu durchschreiten. Im Kosmos herrscht
Übereinstimmung und Zweckmäßigkeit.
Es heißt, dass
es auf den höheren Planeten weniger Tiere gibt und dass diese weit vollkommener
sind. So gibt es auf der Venus keine Insekten und Raubtiere. Dort existiert
fürwahr ein Reich des Fliegens. Die Menschen fliegen, die Vögel fliegen und
sogar die Fische fliegen. Und die Vögel verstehen die Sprache des Menschen. Die
Farbe der Fische und das Gefieder der Vögel sind von erstaunlicher Zusammenstellung
und Schönheit.
Ich möchte
hier ein nützliches Gespräch anfügen: ”Ihr wisst, wie schwer es für die Menschen
ist, die Mannigfaltigkeit der Evolution anzunehmen. Zuerst werden sie ein
einziges Gesetz annehmen. Jeder wird jene Fragmente über das Universum
anführen, die er zu erfahren Gelegenheit hatte. Dabei werden viele sich
widersprechende Tatsachen herausgefunden, und die Menschen werden nicht
versäumen, irgendetwas als Ungenauigkeit zu tadeln. Kontroversen und Verwirrung
entstehen meist aus der Unfähigkeit, Unbegrenztheit zu begreifen. Irdischer
Verstand kann sich schwer ein Schema vorstellen, das unversehrt bleibt. Gleich
schwer ist es, sich alle Zweige desselben Gesetzes vorzustellen.
Nichtsdestoweniger sollte man sich an die kosmische Mannigfaltigkeit gewöhnen.
Unser Planet mit seinen feinstofflichen Sphären kann die unerwartetsten
Einflüsse aus den fernen Welten erfahren. Man sollte nicht glauben, dass unser
Sonnensystem isoliert sei – im Gegenteil, alle Welten stehen in feinstofflicher
Wechselbeziehung. Somit ist das Grundgesetz unveränderlich, doch jeder
Himmelskörper kann individuelle Wesenszüge in seinem Umkreis schaffen.
Die
Vertreter der weit entfernten Evolutionskreise können mit den Menschen der
sechsten Rasse auf die Erde kommen. Auch kann man beobachten, dass die
Vorstellung der Welt schwankt, von primitiver bis zu erleuchteter Erkenntnis.
Jedoch nicht nur inmitten der Naturerscheinungen werden unvereinbare Extreme
bemerkt, noch aufsehenerregender sind sie in der Feinstofflichen Welt. Man kann
sich vorstellen, wie die Einwirkungen der entferntesten Systeme eindringen
können. Solche Wirkungen können mit Explosionen und Tornados verglichen werden:
Sie führen zu einem Aufstand. Man sollte sich daher nicht vorstellen, dass die
Feinstoffliche Welt dem toten Buchstaben des Gesetzes unterliegt. Auch in den
höheren Sphären kann es psychische Zusammenstöße geben; an solche Vorstellungen
sollte man sich gewöhnen. Nur klare Erkenntnis der großen Mannigfaltigkeit kann
vor schädlicher Beschränktheit bewahren. Zuerst sollte man versuchen, seine
Empfindsamkeit für das Leben in der Unbegrenztheit zu entwickeln, und später
wird sich das Bewusstwerden der fernen Welten festigen. So wird man den
Gedanken der Mannigfaltigkeit der Evolution voll erfassen.”
Jetzt über
das Fegefeuer oder die mittleren Sphären der Feinstofflichen Welt. Die
niederen Schichten gleichen der Beschreibung der Hölle. In der Tat, es hängt
vom Menschen ab, wie er den Aufenthalt in den mittleren Sphären für sich und
andere am besten nutzt. Die höheren Sphären sind uns je nach dem Maß unserer
Läuterung zugänglich, und vor unserem Eintauchen in den Devachan-Zustand werfen
wir die bereits ausgelebte astrale Hülle ab; je reiner diese ist, umso
schneller zerfällt sie. Die astrale Hülle der höheren Geistwesen wird, nachdem
sie ausgedient hat, mit Hilfe des Lehrers dem räumlichen Feuer übergeben.
Jedoch nicht alle Geistwesen gehen in Devachan ein; es gibt starke Geister, die
diese Unterbrechung nicht nötig haben und sich beeilen, ihren irdischen Pfad
fortzusetzen. Wenn der Mensch bestrebt wäre, in der Feinstofflichen Welt seine
Fehler zu erkennen, könnte die ganze Evolution beträchtlich beschleunigt
werden. Aber die Schwierigkeit liegt darin, dass die Durchschnittsmenschen –
weder gut noch schlecht, doch ohne jedwedes Streben, klar ausgedrückt, ohne
Fähigkeiten –, wenn sie die für sie indifferente und graue Sphäre der
Feinstofflichen Welt betreten, die ihnen angemessen ist, darin das gleiche
bedrückende und trostlose Dasein fristen wie auf Erden. Ihr geringes Bewusstsein
und unentwickeltes Denken gestatten es ihnen nicht, sich im Geiste zu erheben
und in die höheren Sphären aufzusteigen, wo der schöpferische Gedanke regiert.
Lauheit, Gleichgültigkeit und Trägheit sind die fürchterlichsten Henker. Sie
sind die Verzehrer der psychischen Energie, die allein uns zu bewussten
Besitzern des KELCHES AMRITA – der Unsterblichkeit – macht.
Es ist
unmöglich, in der Feinstofflichen Welt die Laster auszuleben; sie müssen auf
Erden ausgelebt werden, weil auf der Erde neue Energieimpulse empfangen werden
und diese in höhere Empfindungen und Fähigkeiten verwandelt oder umgestaltet
werden können. Doch in der Feinstofflichen Welt kann man mit Hilfe der Führer
die Schädlichkeit der noch nicht ausgelebten Leidenschaften erkennen und dieses
Wissen in dem Grade in die feinstofflichen Zentren einprägen, dass es in der
nächsten irdischen Wiedergeburt leichter wird, den Hang zu diesem oder jenem
Laster zu bezwingen. Könnten wir unsere Laster in der Feinstofflichen Welt
überwinden, wozu brauchten wir dann die irdischen Wiederverkörperungen? Und so
benötigen wir für die Umwandlung und Sublimierung unserer Energien –
Leidenschaften – unser irdisches physisches Laboratorium, in dem die Elemente
aller Welten vereint und umgewandelt werden.
Des
schönsten Daseins in der Feinstofflichen Welt erfreuen sich die Seelen der
großen geistig Schaffenden, der Denker und der schöpferisch Tätigen, die für
das Wohl der Menschheit arbeiteten. Ihnen bieten sich dort unbegrenzte
Möglichkeiten, ihre sämtlichen Fähigkeiten und Bestrebungen anzuwenden. Man
könnte Marconi und Flammarion um ihr Dasein in den feinstofflichen Sphären
beneiden.
Mächtige,
böswillige Seelen und solche Seelen, die nur dem sinnlichen Vergnügen
nachgingen, leiden sehr darunter, ihre Bosheit und ihre Leidenschaften nicht
befriedigen zu können. Sie verbrennen buchstäblich in der Flamme ihrer
Leidenschaften. Wirklich, vielfach werden sie Besitzergreifer geeigneter
Menschen und nächtliche Einflüsterer. Sie können nicht in die höheren Sphären
aufsteigen, denn allein die Annäherung eines Bewohners dieser Sphären verursacht
ihnen Leiden, und durch Berührung mit den reinen Fluida werden ihre Gewebe
aufgelöst. Die Qual dieser Brandwunden am feinstofflichen Körper übersteigt
jedwedes körperliche Leiden. Die Schrecken der niederen Sphären der
Feinstofflichen Welt lassen sich nicht beschreiben. Daher ist es besser, sich
nicht mit solchen Gedankenvorstellungen zu befassen, um die Schrecken nicht zu
vermehren!
* * *
Ich musste
lachen bei der praktischen Auslegung der Worte des Vaterunsers ”Und führe uns
nicht in Versuchung …”. Ich meine jedoch, wenn der Herrgott immer bemüht wäre,
uns nicht in Versuchung zu führen, würden wir nichts lernen. Unser Geist wird
durch Versuchungen gestählt, und das Wesen des Menschen lässt sich nur bei
Versuchungen erkennen. Wörtliche Belehrungen und Warnungen helfen nichts; der
Mensch wird an seinen Taten erkannt. Sich Gott in der Rolle eines Versuchers
vorzustellen, ziemt dem majestätischen Göttlichen Prinzip wahrlich nicht. Daher
muss man annehmen, dass in den Worten dieses Gebets die Hinwendung eines
schwachen Geistes an seine Führung oder zu seinem Selbst zu verstehen ist, dass
Er oder Es ihn vom Vergehen zurückhalten sollte. Aber ich ziehe es vor zu
sagen: ”Gesegnet seien die Hindernisse, denn durch sie wachsen wir.” Allerdings
sollte man daraus nicht schließen, dass man ein Fahrrad achtlos auf die Straße
stellen oder eine Kasse unversperrt lassen kann. Alles ist gut auf seinem
Platz.
Ich danke
Ihnen für das Buch, bin aber noch nicht dazu gekommen, es zu Ende zu lesen.
Vieles darin ist seltsam. Doch habe ich den Eindruck, dass es bereits in einem
anderen Lande ”umgearbeitet“ wurde. Daher enthält es so vieles, was in
Anbetracht der Umstände, unter denen das Gespräch ablief, nicht hätte
ausgesprochen werden können; und das vermindert das Interesse daran erheblich.
Außerdem sind die Erklärungen der Mysterien und der Auferstehung der Menschen
im physischen Körper nicht sehr überzeugend und lenken das Denken zurück auf
uralte Irrtümer. Ungerecht sind auch die Angriffe auf bestimmte soziale
Schriftsteller und Denker. So greift der Verfasser vergeblich Gorkij an, dessen
Worte er zitiert: ”Vor mir entfaltet sich ein grandioses Panorama der Erde, wie
ein riesiger Smaragd, ausgezeichnet gefasst durch die Arbeit der freien
Menschheit. Alle Menschen sind intelligent, und für jeden ist es natürlich, das
Gefühl persönlicher Verantwortung für alles, was er schafft oder was um ihn
herum geschaffen wird, zu übernehmen. Allerorts gibt es Städte, Gärten,
imposante Gebäude, überall arbeiten die Kräfte der Natur für den Menschen,
beherrscht und organisiert durch seinen Verstand, und schließlich wird er
tatsächlich selbst zum Beherrscher der Elemente! Seine physische Energie wird
nicht länger für rohe, schmutzige Arbeiten verschwendet, sie wird in eine
geistige umgewandelt, und alle Kräfte werden zur Erforschung der Grundfragen
des Seins gelenkt, für deren Lösung der menschliche Gedanke seit uralten Zeiten
erfolglos geblieben ist.”
Nachdem ich
diese schönen Zeilen gelesen habe, kann ich nur sagen, dass jede intelligente
Person, die nach Fortschritt zum Allgemeinwohl bestrebt ist, diese Hoffnung des
großen Schreibers zweifellos teilt. Achten Sie darauf, wie der Streiter Gottes
und des Geistes die Feststellung Gorkijs, dass die Kräfte der Natur den
Verstand des Menschen beherrschen und organisieren und physische Energien in
geistige umgewandelt werden, verspottet. Für diesen Leser scheint es absurd zu
sein, dass man die Energie für die Erforschung von Seinsfragen aufwenden kann!
Er bedauert es, dass ”Gorkij, ungeachtet seiner reichen Phantasie, für die
Menschen nichts anderes bringen konnte, als sich mit theologischen Fragen zu
befassen?!” Ist denn die Erforschung der Probleme und Gesetze des Seins nicht
das wichtigste Thema der Wissenschaft? Enthüllt uns dieses Suchen nicht immer
wieder – sichtbare und unsichtbare – Gesetze und Geheimnisse der Natur, der
fernen Welten und des ganzen Universums? Gorkij Mangel an Vorstellungskraft
vorzuwerfen, trifft ihn nicht. Das von Gorkij gezeichnete Bild schwebt jedem
denkenden Menschen vor, und viele werden verstehen, dass seine Erkenntnis erst
in sehr ferner Zukunft Allgemeingut werden kann. Gibt es denn zur Zeit viele
intelligente Menschen, die die Verantwortung für alles, was sie schaffen und
was um sie herum geschaffen wird, begreifen? Und von jenen, die ihre physische
Energie in eine geistige umwandeln, wahrscheinlich noch weniger – was meinen
Sie?
* * *
Nur ein
versteinertes Herz wird nicht zum Allgemeinwohl bestrebt sein, sondern nur an
die Rettung seiner eigenen Seele sowie an die Auferstehung im physischen Körper
denken! Man sollte nicht die eigene Rettung, sondern die Errungenschaften des
Lebens für das Allgemeinwohl im Auge haben. Viele von denen, die um das
Allgemeinwohl besorgt waren und ihr Leben dafür opferten, sind Gott näher als
jene, die seinen Namen ständig im Munde führen und nur an ihre eigene Rettung
denken. ”Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, und wer das Leben hasst in
dieser Welt, wird es bewahren für das ewige Leben” (Joh. 12:25).
10.
September 1938
Über Tagore muss
ich sagen, dass ich seine wunderbare Dichtergestalt sehr liebe; aber als
gedankliches Spiegelbild der indischen religiösen Philosophie steht mir
Vivekananda näher. Tagore hat nicht jene Dynamik in sich, die bei Vivekananda
so charakteristisch ist. Tagore ist die Verkörperung der Sanftmut und selbst
seine Stimme, ein hoher Tenor, bildet einen merkwürdigen Kontrast zu seinem
patriarchalischen Äußeren. Vielleicht ist der Schlüssel dazu in der ihm
eingelagerten Dualität zu finden.
Ich glaube, dass
Tagore, vom Westen beeinflusst, die Meinung ”Kunst um der Kunst willen”
vertrat. Der Ausspruch an sich – ”Kunst um der Kunst willen” entbehrt nicht der
Tiefe, denn schließlich führt alles zur Kunst. Überhaupt ist Kunst ein Suchen
nach Vervollkommnung und deren Ausdruck in allem. Daher nähert sich jedes
Streben, jede Tat des Menschen, sofern vollkommen im Ausdruck, auf diese Art
bereits dem Bereich der Kunst. Natur selbst ist in ihrem steten Schaffen neuer
Verbindungen Ausdruck höchster Kunst. So könnte dieser Ausspruch abgewandelt
werden in ”Vervollkommnung um der Vervollkommnung willen”.
Gegen Ende des
letzten Jahrhunderts erhoben westliche Künstler einen zeitgemäßen Protest gegen
die übertriebene Bedeutung, die man der Materie in der Malerei einräumte. Das
Thema des Gemäldes nahm die erste Stelle ein, die rein künstlerische Frage
wurde hintangesetzt. Und so entstand im Westen die Formel ”Kunst um der Kunst
willen” – und sie erwies sich als nützlich. Doch leider entartete auch diese
segensreiche Stufe im Laufe der Zeit bei Durchschnittsmenschen in die
absurdesten Formen, sogar bis zur Darstellung sogenannter ”abstrakter“ Gemälde,
die völlig unverständlich sind.
Jetzt jedoch
ist eine neue Stufe, die Stufe der Synthese, erforderlich, die rein
künstlerische Fragen mit schöpferischen Gedanken und schöner Form vereint.
Unser ästhetischer Geschmack muss entsprechend erweitert werden, um die Kunst
in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Zur Beteiligung an einem einzigen Kunstwerk
müssen alle Musen aufgerufen werden. Jeder Schöpfer muss sich die Grundlagen
der gesamten Kunst zu eigen machen, um dadurch sein Werk schaffen zu können.
Wahrlich,
Kunst sollte dazu dienen, das Bewusstsein der Menschen zu erheben. Doch die
Ausdrucksmittel zu beschränken ist unstatthaft. Allein der Begriff Kunst
verbannt jedwede Hässlichkeit, und daher bleibt allein Schönheit ihr Maßstab.
* * *
Nun über die
vielgestaltige Vorstellung des Dichters in bezug auf den Gottesbegriff. Der
Dichter, der sich dem Höchsten Wesen zuwendet, erhebt sich im Geist zu dem
erhabenen Bildnis offenbarter Schönheit. Und wo könnte diese Schönheit gefunden
werden, wenn nicht in dem für uns höchsten Symbol – in dem vollkommenen Bildnis
der Krone der Schöpfung?
Das Höchste
Sein unterscheidet sich in einem östlichen Bewusstsein entschieden von dem
Höchsten Sein, wie es vom westlichen Bewusstsein erfasst wird. Im östlichen
Begriff ist das Höchste Sein untrennbar mit seiner Schöpfung verbunden.
Seine
Schöpfung ist Er Selbst. Das östliche Bewusstsein ist, im Gegensatz zum
westlichen, grundlegend synthetisch aufgebaut und vereint und erfasst alles.
Daher verehrt es den Großen Ursprung in allen seinen Aspekten, weil alle
Aspekte und alle Pfade IHM gehören.
In den
Upanishaden heißt es: ”Alles wird vom Höchsten Sein durchdrungen, folglich ist
jedermann sein Besitz.” Jeder Inder saugt diese Vorstellung mit der Muttermilch
ein. Das östliche Bewusstsein betrachtet sich als Teil eines unbegrenzten
Lebens – offenbar in endlosen Trugbildern veränderlicher Welten und Kreaturen –
und erfasst die Formen solcher Erscheinungen leicht. Er weiß, dass er selbst
nur ein Widerschein des Höchsten Seins ist, das sich in einem nie endenden Prozess,
sein grenzenloses Wesen entfaltend, offenbart.
Die Rishis
Indiens wussten in ihrer tiefen Weisheit über Evolution oder die Entfaltung
unendlichen Lebens Bescheid und verstanden, dass menschliches Bewusstsein nur
durch bekannte Symbole zur Wahrheit aufsteigen kann. So gaben sie der höchsten
Vorstellung des Unnennbaren Geheimnisses des Seins eine majestätische
Rangordnung der herrlichsten Bildnisse, um damit die Skala feinster Nuancen,
Gefühle und Gedanken in das menschliche Bewusstsein einzupflanzen. Und so
entspricht das Bildnis des Höchsten Seins immer völlig dem jeweiligen
Entwicklungsgrad, den der Mensch erreicht hat.
Große
Schönheit enthält die Erkenntnis unbegrenzten Lebens, unbegrenzter Evolution,
die Erkenntnis der Einheit in der Mannigfaltigkeit des Seins und folglich der
grundlegenden Gleichheit der Menschheit. Aber nicht weniger Schönheit enthält
die Erkenntnis der unbegrenzten Kraft der menschlichen Vernunft und ihrer
gedanklichen Schaffenskraft. Das höchste Leben offenbart sich in der unermesslichen
Verschiedenartigkeit der Naturerscheinungen, und der Mensch, deren Schöpfung,
wird andererseits aufgerufen, in den ihm zugänglichen Bildnissen und Ideen
schöpferisch tätig zu sein. Daher müssen Dichter, Musiker und andere Künstler,
die ihre schöpferischen Gedanken zum Ausdruck bringen, in den Tiefen ihres
Seins jene Symbole finden, die den Saiten ihres Herzens am nächsten kommen.
Die
Kenntnis, wie man in seiner Schöpfung die ganze Skala der feinsten Gefühle,
Bildnisse und Gedanken widerspiegelt, ist ein großes Erfassen des Seins. Wir
wollen daher den Schaffenden keine Grenze setzen, mögen sie ihr Lied in der
ganzen Mannigfaltigkeit der Töne und der ihnen enthüllten Schau erklingen
lassen.
Der Osten
erklärt: ”Zwei Arten von Menschen verehren Gott nicht als Mensch: Der
Tiermensch, der keine Religion besitzt, und die befreite Seele, die sich über
menschliche Schwächen erhebt und die Grenzen ihres eigenen Wesens
überschreitet. Nur dann kann sie Gott so verehren, wie er ist.”
Das Höchste
Sein umfasst nach der Vorstellung Tagores alles von ihm Geliebte, die
herrlichsten Bildnisse, die im Herzen eines Dichters wohnen. Jede Berührung
ruft das Feuer des Gedankenschaffens hervor, und jede Saite des Herzens ertönt
durch die Tiefen des Bewusstseins, die sie berühren, in ihrer eigenen Art.
Nach dem
Artikel ”Religion eines Dichters“ hebt Tagore die Unbegrenztheit der Evolution
und des Wissens hervor. Es besteht in Wirklichkeit nur eine Wahrheit – die
Wahrheit der Unbegrenztheit des Seins – und folglich des Wissens. In der
offenbarten Welt drückt sich diese Unbegrenztheit des Seins in der ewigen
Bewegung der Zyklen oder im Wechsel des Zustandes aus. Jede dieser
Verschiebungen oder jedes Manwantara (Manwantaras des Universums, der Welten
und des menschlichen Lebens) hat das Ziel: eine neue Facette des Juwels
unbegrenzten Wissens zu enthüllen und zu schleifen.
Denken Sie
daher auch darüber nach, wie mannigfaltig die Schaffenskraft der großen Hüter
des Wissens ist. Wie viele verschiedene Aspekte der Wahrheit Sie gleichzeitig
pflanzen und bestätigen müssen, damit die Menschheit voranschreiten kann. Ein
zu starkes Licht blendet, ein zu schwaches verdunkelt. Deshalb wird die
Menschheit behutsam in den für sie bestimmten Wunderbaren Palast der
Allumfassenden Kuppel hinaufgeführt. Allerdings gibt es Perioden, wo das Bewusstsein
scheinbar in eine Sackgasse gerät, aus der es ohne spezielle Hilfe nicht
herausgelangen kann; dann folgen Läuterungen, die sich in Auflehnung und im
Verwerfen der alten Dogmen und Werte äußern. Diese Perioden sind schwierig,
aber sie führen zur Genesung und ermöglichen weiteren Aufstieg. Die Großen
Lehrer der Menschheit wirkten als Heiler des Geistes und des Körpers, doch ihre
Anhänger verstanden ihr behutsames Berühren nicht und anstatt ebenfalls des
Arztes Strahl zu senden, schlugen sie einen Sargnagel ein.
Lasst uns
daher alle Aussprüche der Wahrheit annehmen und ihre Schönheit in uns
aufnehmen.
10.
September 1938
In der Tat,
alle großen Ideen sind von außergewöhnlichen Individuen übermittelt worden. Und
obgleich sie nach der Übergabe an die Welt von den Finsteren entstellt wurden,
blieb dennoch ihre fundamentale Wahrheit unvernichtbar. Tatsächlich helfen die
finsteren Kräfte auf diese Weise, erleuchtete Ideen in der Welt zu festigen.
Die Finsteren beschleunigen sogar jeden Zersetzungsprozess, und darin liegt
ihre besondere Nützlichkeit. Ohne ihr Dazutun würde die Durchsetzung der Ideen
des Lichts weit mehr Schwierigkeiten bereiten, zumal wenn man das Bewusstseinsniveau
der Mehrheit und die erschütternde Menge der Lauen in Betracht zieht. Hinzu
kommen jene, die keinen Widerstand leisten und zu jedem Kompromiss bereit sind,
um in ihrer gewohnten Lebensweise nicht gestört zu werden. Folglich würden die
Leiden der Bedrückten um Jahrtausende hinausgezogen werden, und die
Bacchanalien der herrschenden Klassen würden viele Länder endgültig zur
Auflösung oder zum Ruin führen. Gerade wegen des niedrigen Niveaus der
Menschheit als Ganzes sowie wegen unvernünftiger Führerschaft sollte man
Revolutionen als Aufstand der gesunden Zellen gegen den Ruin des ganzen
Organismus betrachten. Erinnern Sie sich, wie die russische Revolution von
vielen Ländern begrüßt wurde. Inwieweit dieser Beifallssturm uneigennützig und
aufrichtig gemeint war, ist eine andere Sache. Nach allgemein menschlicher Art
ist jeder auf seinen eigenen temporären Vorteil bedacht. Aber auf jeden Fall
wurde über die frühere russische Gewaltherrschaft, Unkultur, die fürchterliche
Armut und die Rückständigkeit unserer Menschen geschrieben, was völlig
unbegründet war, und es wird weiter darüber geschrieben. Darum sollten wir die
im Bewusstsein der Massen erfolgte Umwälzung schätzen, weil auf Kosten
schrecklicher Leiden eine neue Stufe erreicht wurde, die der ganzen Menschheit
dienen wird.
Aus der von
Ihnen beigefügten Beilage könnte der Leser den Schluss ziehen, dass jemand
gegen die großen Ideen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit eingenommen
sei – Ideen, die allein die Menschheit am Leben halten! Aber diese führenden
Ideen hat man zur Seite gestellt, weil sie zu utopisch schienen – als wäre es
für die Menschheit besser, so bald als möglich aufzuhören zu bestehen? Wenn
diese Ideen nicht in das Herz eingehen, wird die Menschheit in unerhörte
Verbrechen und Verderbtheit absinken und sich langsam zersetzen oder durch die
von ihr selbst erzeugten Kalamitäten zugrunde gehen.
Wenn diese
Ideen utopisch sind, dann sind gleichermaßen alle Lehren des Lebens utopisch.
Die
französischen Revolutionäre suchten soziale Freiheit und Gleichheit zu
erlangen, d. h. die Durchsetzung jener Prinzipien oder Formen der Freiheit und
Gerechtigkeit, die jedem gesunden Staat zugrunde liegen müssen, nämlich
Gewissensfreiheit, freie Meinungsäußerung, freie Berufswahl sowie Gleichheit
aller Bürger oder die Aufhebung der Klassen (privilegierte Kasten). Freilich,
nur unaufgeklärte Menschen verstehen Freiheit als Ungehorsam und Gleichheit als
Nivellierung der Fähigkeiten. Nichtsdestoweniger muss eine grundlegende soziale
Freiheit anerkannt werden. Vor dem Gesetz ist jeder Bürger eines Landes dem
anderen gleich und nur seine Fähigkeiten bestimmen seine Lage im sozialen
Aufbau und in der Art der Arbeit.
Ich stimme
mit den von Ihnen angeführten Argumenten des Professors Frank überein. Es ist
auch völlig richtig, dass ”Gleichheit im absoluten Sinn nicht zu verwirklichen
und das hierarchische Prinzip ein natürliches Attribut der Gesellschaft ist”.
Hierarchie ist ein kosmisches Gesetz, und die gleiche kosmische Grundlage
bestätigt die Freiheit jeder Monade, soweit sie das Wachstum ihrer
Individualität betrifft. Daher sollten staatliche Gesetze, um den
Lebensinteressen zu dienen, kosmische Gesetze reflektieren. So wird jeder
Einwohner dieses oder jenes Landes aufgrund seines Geburtsrechts potentiell für
alle Rechte wählbar, wie es in den Vereinigten Staaten von Amerika heißt:
”Jeder Bürger Amerikas kann sein Präsident werden.” In der Tat, dieses Recht muss
gewahrt werden. Doch wie Sie wissen, sind die Bürger vieler Länder dieser Art
Gleichheit beraubt. So haben zwar alle das gleiche Recht nach der Geburt, aber
nicht nach seinen Fähigkeiten. Und diese Ungleichheit ist nicht nur zweckdienlich,
sondern auch gerecht, denn Fähigkeiten werden durch persönliche Arbeit und
persönliche Anstrengungen in vielen Jahrtausenden erworben. Somit fällt diese
Ungleichheit unter die Führung des hierarchischen Gesetzes. Das quälende
Problem der Gleichheit und Ungleichheit der Menschen könnte gelöst werden, wenn
das Gesetz der Reinkarnation dem Bewusstsein der Massen zugänglich wäre. Ein
hervorragender Mann des öffentlichen Lebens, Michael Roberts, sagte einmal:
”Wenn die Kabinettsmitglieder davon überzeugt wären, dass sie nach dem Tode in
Familien inkarnieren würden, die in den ärmsten Vierteln Londons leben, würden
die Sozialreformen mit erstaunlicher Schnelligkeit vorangetrieben werden.” Man
kann hinzufügen, dass sich auch vieles andere ändern würde.
* * *
Ich stimme
nicht damit überein, dass ”in unserer Zeit nur ein Mensch, der im Kerker sitzt,
von Freiheit träumen kann”. Gewiss, ein Gefängnis raubt dem Menschen die
Bewegungs- und Handlungsfreiheit, aber wie viele andere geschickt verborgene Formen
der Sklaverei bestehen noch in allen Staatssystemen! Es ist absurd, zu meinen, dass
es derzeit keine legitimierte soziale Sklaverei gäbe. Sie mag sogar härter sein
als je zuvor. Und die beklagenswerteste Art dieser Sklaverei ist sicherlich die
Versklavung des Denkens und die Versklavung der Frau. Es ist kaum vorstellbar, dass
in unserem Jahrhundert, wo selbst das rückständigste Bewusstsein das
Evolutionsgesetz angenommen hat, noch tote Dogmen bestehen können und dazu
diese unterjochte Lage der Frau – der Mutter der Menschheit – geduldet wird! In
der Tat, die Unterjochung der Frau ist der beschämendste Wahnsinn und die
Ursache des Niedergangs der Menschheit. Bald wird diese Wahrheit auch offenbar
werden. Doch zur Zeit vertreten leider sogar noch manche unter den anerkannten
”hervorragenden Köpfen“ die Ansicht, dass den Frauen nicht die gleiche Bildung
wie den Männern zukäme und die Frau nicht den Männern zustehende Berufe und
Stellungen anstreben sollte. Der letzte Umstand ist natürlich der wichtigste. Welch
Abgrund von Egoismus spricht aus dieser Behauptung!
Und so
fragen wir, welche Stellungen oder Berufe sollten als ausschließlich der Frau
zustehend betrachtet werden? In der Aufzählung der Berufe für beide
Geschlechter wird keiner für die Frau übrigbleiben. Könnte es sein, dass die
ganze Bedeutung der Frau nur darin liegt, zu gebären, zu ernähren und zur
Unterhaltung des Mannes da zu sein? Aber welch niedrige Meinung hat dann der
Mann von sich selbst, wenn seine ”Unterhalterin“ der höheren geistigen
Entwicklung beraubt werden soll? Es ist bemerkenswert, dass die ”Klugen“, die
die Frau der höheren Bildung berauben, gleichzeitig scheinheilig beteuern, dass
”die Bestimmung der Frau eine weit höhere sei”; jedoch worin diese ”höhere
Bestimmung“ besteht, erklären sie nicht. Besteht sie etwa im Schaffen
erfolgloser Arten eines rein männlichen Verstandes sowie in der Zunahme ihrer
eigenen Versklavung, um so die Degeneration der Menschheit zu fördern? Noch
kann psychische Energie nicht vergewaltigt werden, wenn sie in Erscheinung
tritt. Woher kommt schließlich diese fürchterliche Zunahme der psychischen
Krankheiten und die steigende Zahl der Schwachsinnigen, wie sie derzeit
besonders in Amerika zu beobachten ist? So ist nach medizinischen Statistiken
jede zwanzigste Person ein Kandidat für das Irrenhaus in dieser oder jener
Lebensperiode. Die Zahl der Schwachsinnigen ist ebenfalls erschreckend. Alexis
Carrel beschreibt diese Tatsachen in seinem Buch ”Der Mensch, der Unbekannte“.
Dieses Buch ist interessant und gibt ein wahres Bild des Zusammenbruchs unserer
materialistischen Zivilisation. Aufgrund wissenschaftlicher Daten weist Carrel
den Weg zur Wiedergesundung der Menschheit. Da jedoch auch ein weiser Mann
strauchelt, kann man auch in diesem nützlichen Werk gewisse anfechtbare
Besonderheiten finden. Als Tatsache erwähnt Carrel vor allem die Bildung der
Frau. Obwohl er den Gedanken der Evolution vertritt, durchkreuzt er ihn
gleichzeitig, indem er der Frau nur eine begrenzte Bildung zuerkennt und sie
des Platzes am Lebensaufbau beraubt. Aber man kann sich der Evolution nicht
entgegenstellen, und wir wissen bereits, wie hoch der Preis für eine solche
Widersetzung der Menschheit zu stehen kommt! Beispiele dafür sind bei allen
Revolutionen offensichtlich.
In den
BÜCHERN der LEHRE DES NEUEN LEBENS heißt es: ”Während Wir von
Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sprechen, vertreiben die Diener der
Finsternis die Frauen aus vielen Bereichen, vor allem aus solchen, wo sie den
meisten Nutzen bringen können … Gerade jetzt muss an die Gleichberechtigung
gedacht werden, aber Finsternis überschwemmt die Bereiche, die besonders
gespannt sind …”
* * *
Warum sollte
man meinen, dass die höheren Prinzipien nur in einer Gemeinschaft angewendet
werden können? Dienst am Allgemeinwohl muss und sollte unter allen
Verhältnissen angestrebt werden. Aber freilich, durch bewusste Zusammenarbeit
steigert sich solcher Dienst in unermesslicher Progression.
Man sollte
die Leser nicht durch den Wunsch erschrecken, jeden zur ursprünglichen
patriarchalischen Gemeinschaft zurückführen zu wollen. Die Menschen stellen
sich in der Regel diese ursprünglich patriarchalische Gemeinschaft ganz
unterschiedlich vor. Wollen wir nicht vergessen, dass die Neue Epoche neue
Definitionen benötigt. Und nichts ist vom gegenwärtigen Denken weiter entfernt
als ein patriarchalischer Zustand – und dazu noch ein ursprünglicher!
Nirgendwo
besteht die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK oder des Neuen Lebens darauf, eng
zusammenzuleben. Im Gegenteil, sie warnt sogar vor körperlicher Gedrängtheit.
Ständig spricht sie davon, dass Zusammenarbeit im täglichen Leben, in allen
Verhältnissen, in die wir vom Leben hineingestellt werden, offenbar werden muss.
Körperliche Massen und der ganze Kleinkram im Leben schafft eine schwere
Atmosphäre, die statt zur Einheit zu böswilliger Uneinigkeit führt. Zu allen
Zeiten, überall und in allem ist bewusste freundschaftliche Zusammenarbeit
nötig. Aber alle künstlichen Vereinigungen führten nie oder werden nie zu etwas
Gutem führen. In der Familie haben wir bereits ein Beispiel vom
Gemeinschaftsleben. Und warum sollten wir an irgendeine ursprüngliche Art
patriarchalischer Gemeinschaft denken und nicht versuchen, unseren
Verpflichtungen vor allem in unserer Familie nachzukommen? Warum bei den
Lösungen der Fragen kommunalen Lebens nicht primär dem häuslichen Leben
Aufmerksamkeit schenken? Tatsächlich würden die Menschen die Bedeutung des
Gemeinschaftsprinzips erkennen, wenn sie bei der Eheschließung mehr
Gemeinschaftssinn bekundeten. Sie wären sich der Verantwortung bewusst, die sie
durch Vereinigung schwer vereinbarer Elemente auf sich nehmen.
Man kann
erfolgreich zusammenarbeiten, selbst wenn man in verschiedenen Städten und
sogar in verschiedenen Ländern wohnt. Mit jeder neuen wissenschaftlichen
Entdeckung und Erfindung werden die Entfernungen geringer und unwesentlicher.
Und die einzige wahre Einheit, die Einheit im Geist und im Bewusstsein, verwirklicht
sich immer stärker und nachdrücklicher. Bruderschaft kann nur in der Einheit
der Bewusstseine verwirklicht werden. Der Lehrer arbeitet für diese Einheit des
Bewusstseins mit den engsten Schülern, ohne an physisches Zusammenleben zu
denken. Und selbst sehr harmonische Bewusstseine, die sich verhältnismäßig
körperlich nahe sind, müssen sich zuweilen zur Erneuerung ihrer Kräfte und
zwecks neuer Aufspeicherungen trennen. Daraus resultiert die Weisung des
Herrschers Buddha betreffs der Notwendigkeit von Reisen für die Mitglieder der
Gemeinschaft.
Man sollte
daher Gemeinschaft nicht im engsten Sinn verstehen, sondern im weitesten Sinn –
nämlich als Zusammenarbeit mit der ganzen Menschheit, mit allen Welten, mit dem
ganzen Sein. Die Menschen leiden sehr aus Mangel freundlichen Verhaltens
zueinander; weshalb sie dann noch in abgeschlossene Gemeinschaften einsperren,
dadurch entfernen sie sich noch mehr von der Weltgemeinschaft, die die ganze
Menschheit und alle Ebenen des Seins umfasst.
Wahrlich,
die Epoche allgemeiner Zusammenarbeit wird geschaffen.
* * *
Auch der
Darstellung der nur positiven Rolle der Klöster kann ich nicht beistimmen. Die
Tatsache, dass manche von ihnen mehrere Jahrhunderte überdauerten, beweist noch
gar nichts. Die Länder machten viele Umwälzungen durch, es wechselten die
Herrscher, Kirchenfürsten und Klosteräbte, jedoch blieben Länder, Paläste und
Klostermauern bestehen. Wir wissen aber aus der Geschichte, dass viele verehrte
überragende Heilige die Klöster verließen und Religionsorden gründeten, oft
auch Wandermönche und Nonnen wurden. Der wahre geistig Schaffende, der zur
Wandlung zum Guten bestrebt war, zur Evolution, konnte nicht festgehalten
werden in Klostermauern, die oft mehr einem geistigen Gefängnis glichen als
einem Herd des Lichts. Geringe Ausnahmen unter ihnen dienten auch einem
wohltätigen Zweck, indem sie die Bevölkerung nach Möglichkeit unterstützten.
Doch bereits im Buche Dobrotolubye und auch schon früher findet man
Beschreibungen von schrecklichen Lastern, die sich in den Klostergemeinden
entfalteten. Nicht wenige ähnliche Hinweise finden sich auch in der
buddhistischen Literatur. Die menschliche Natur ist eben überall die gleiche.
Ich möchte
ein angebrachtes und nützliches Gespräch anführen: ”Ihr wisst, dass es Zeiten
gibt, die schlimmer sind als Krieg. Ebenfalls ist euch bekannt, dass Wir Krieg
als Schandmal der Menschheit betrachten. Wie sollen Wir dann die Zeiten nennen,
die schlimmer als Krieg sein können? Vielleicht kann man sie die Zersetzung der
Menschheit nennen. Harmagedon sollte nicht nur als physischer Krieg verstanden
werden. Harmagedon ist voller unberechenbarer Gefahren. Epidemien werden die
geringsten Übelstände sein. Die schlimmsten Zerstörungen werden durch
psychische Entartung ausgelöst. Die Menschen werden das Vertrauen verlieren,
sie werden ihren Verstand schärfen in gegenseitiger Verletzung, sie werden
lernen, alles zu hassen, was sich außerhalb ihrer eigenen Wohnung befindet, sie
werden der Verantwortungslosigkeit anheimfallen und in Verderbtheit sinken. Zu
diesem Wahnsinn wird sich ein weiterer hinzugesellen, der schändlichste – das
Wiedererwachen des Kampfes zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip.
Während Wir
von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sprechen, vertreiben die Diener der
Finsternis die Frauen aus vielen Bereichen, vor allem aus solchen, wo sie am
meisten Nutzen bringen können. Wir sprachen über neue Spaltungen in der Welt,
aber ein erneuter Krieg zwischen den Prinzipien wird der verheerendste sein.
Man kann sich die Zerstörung, zu der solch ein Kampf führen kann, nicht
vorstellen! Es wird eine Widersetzung gegen die Evolution sein. Und ihr wisst,
wie teuer solch ein Widerstand der Menschheit zustehen kommt. In diesen Kämpfen
wird die junge Generation entarten.
Plato sprach
über die Schönheit des Denkens, doch welche Art der Schönheit des Denkens kann
es in Feindschaft zwischen den Prinzipien geben? Gerade jetzt sollte man an die
Gleichberechtigung denken, aber die Finsternis überschwemmt die Bereiche, die
am meisten gespannt sind. Lasst uns sagen, dass alle Angriffe der Finsteren
sich zum Guten wenden werden. Jene, die im Kali Yuga erniedrigt wurden, werden
im Satya Yuga erhöht werden. Vergessen wir aber nicht, dass diese Jahre des
Harmagedon äußerst gespannt sein werden. Auch die Gesundheit muss sorgfältig
gehütet werden. Die kosmischen Ströme können viele Krankheiten herbeiführen.
Man sollte bedenken, dass dies eine unwiederholbare Zeit ist! Manche Menschen
meinen, dass allein die Vermeidung von Krieg alle Probleme lösen wird. Diese Kurzsichtigen!
Sie sehen nicht, dass der schrecklichste Krieg in den Wänden ihres Heimes
stattfindet. Sie meinen, sie könnten die Evolution betrügen! Und dennoch gibt
es grüne, offene Räume, wo die Evolution gedeiht, und denen gilt Unsere
Fürsorge!
Der Denker
hat geboten, die Gaben aller Musen zu behüten. Allein diese Aufspeicherungen
werden helfen, die Finsternis zu überwinden.”
Das ist
wahrscheinlich der Grund, warum es so ein großes Schweigen und Widerstand gegen
das Banner der Schätze zum Schutze der Musen gibt.
Für viele
beginnt jetzt die entscheidende Zeit. Viele werden ihren wahren Pass zeigen
müssen. Die Menschen können bis jetzt nicht erkennen, dass für sie die
bevorstehende Hauptschwierigkeit durch ihren beständigen hässlichen Mangel an
Angemessenheit entsteht. Vom Mangel an Angemessenheit rührt die ganze
Zerstörung her. Von früher Kindheit an ist es notwendig, sich die Fähigkeit
anzueignen, das Wichtigste und Wesentlichste zu erkennen, folglich das wahrlich
Große vom Zweitrangigen und Nichtigen zu unterscheiden.
Man sollte
abermals mehr über die Gesetze der Entsprechung lesen, im II. Band der ”Blätter
aus dem Garten MORYA“, § 208, lesen wir: ”Durch Nichtentsprechung entstehen
Zerstörung, Lästerung, Lüge, Verrat und viele andere hässliche Erscheinungen.”!
Das Bollwerk der Bruderschaft ist ENTSPRECHUNG.
Werden Sie
nicht müde, darauf zu bestehen, in allen Lebenserscheinungen Entsprechung zu
üben. Um damit zu beginnen, sollte man die Gewohnheit aufgeben, andere zu demütigen.
Denn wir können aus unserer irdischen Sicht die ganze Bedeutung und Tiefe von
allem, was vor sich geht sowie das wahre Wesen des Menschen wirklich nicht
begreifen.
Entwickelt
Entsprechung – diese Basis der Zusammenarbeit!
* * *
1939
1939
Sie
schreiben, jemand empöre sich darüber, dass es nach der LEBENDIGEN ETHIK
gestattet ist, geräuchertes oder getrocknetes Fleisch zu essen, wohingegen alle
anderen Lehren den Genuss von Fleisch verbieten. Darauf möchte ich antworten, dass
dieser Fragesteller den von ihm erwähnten Geist der Lehre offensichtlich nicht
hinreichend beherrscht und sich auch nicht mit allen Büchern der LEBENDIGEN
ETHIK vertraut gemacht hat. Entweder überflog er sie nur oder er hat jene
Gespräche, die das Problem Nahrung betreffen, nicht zu Ende gelesen. Doch bevor
ich Erklärungen darüber abgebe, warum geräuchertes oder getrocknetes Fleisch
zulässig ist, würde ich ihn gern fragen, ob er in allen seinen Handlungen die
ethischen Regeln mit demselben Eifer praktiziert wie die Nahrungsbeschränkung,
und dann würde ich ihn an die Worte Christi erinnern: ”Höre und verstehe, nicht
was durch den Mund eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem
Munde herauskommt, das macht den Menschen unrein” (Matth. 15:11).
Auch im
Buddhismus heißt es: ”Wenn Geistigkeit allein durch vegetabile Kost erreicht
werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie längst erreicht. Asketentum
zur Befreiung von irdischen Fesseln ist wertlos. Es ist schwieriger, einen
geduldigen Menschen zu finden als einen, der sich von Luft und Wurzeln nährt
und in Rinde und Blätter kleidet …” Ja, es ist äußerst schwierig für die
Menschen, zu begreifen, dass die Hauptreinigung in der Reinigung der Gedanken
und Motive liegt sowie in der Bewusstseinserweiterung, weil Karma primär durch
Gedanken geschaffen wird. Wenn ein Mensch im Geiste aufgestiegen ist, wenn die
feurige Umwandlung seiner Zentren erreicht ist, kann er die schädlichsten
Substanzen durch sein inneres Feuer unschädlich machen; seine mächtige psychische
Energie reinigt und verwandelt alles. Vergessen wir auch nicht, dass viele
strenge Vegetarier keine Gelegenheit versäumen, um die vorgenannten
Behauptungen des größten Lehrers der Menschheit zu verleumden.
Erinnern wir
den Fragesteller auch daran, dass es in Tibet und in der Mongolei Gebiete gibt,
wo es praktisch unmöglich ist, Gemüse zu ziehen, weil es entweder nicht wächst
oder nicht reifen kann. Die buddhistischen Mönche sind gezwungen,
ausschließlich von Hafer, Hammel- und Yak-Fleisch zu leben; nichtsdestoweniger
gibt es unter ihnen würdige Seelen.
Und nun
möchte ich an einige Paragraphen aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK erinnern,
die von mehreren Fragestellern offensichtlich nicht gelesen wurden. Im Buch
AUM, § 277 heißt es: ”Wenn Ich auf Pflanzennahrung hinweise, so deshalb, weil
Ich den feinstofflichen Körper vor Blut bewahren möchte. Die Emanation des
Blutes ist sehr unerwünscht in der Nahrung und nur in Ausnahmefällen erlauben
Wir in der Sonne getrocknetes Fleisch. Man kann dabei jene Körperteile des
Tieres verwenden, in denen die Blutsubstanz gründlich umgewandelt wurde. So ist
Pflanzennahrung auch für das Leben in der Feinstofflichen Welt von Bedeutung.”
Darüber
hinaus schrieb mir ein scheinbarer Anhänger der LEBENDIGEN ETHIK, er bedauere
es, dass in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK nirgendwo von der Enthaltung von
Alkohol gesprochen wird! Und dabei wird in Band II ”Blätter aus dem Garten
MORYA“ darauf hingewiesen, dass der Genuss von Wein und von Narkotika aller Art
dem Menschen zwei Drittel seiner Lebenskraft rauben; und im Buch ”Gemeinschaft“
heißt es, dass Trunksucht der Feind der Psychomechanik sowie der psychischen
Energie, d. h. der Grundlage unserer Existenz ist. Ich meine, deutlicher kann
es nicht gesagt werden, aber die Menschen, die sich nicht bemühen, mit der
LEHRE ganz vertraut zu werden, beginnen zu lügen und zu verleumden. Wenn in der
LEHRE von Selbstdisziplin und über mentale und physische Reinigung gesprochen
wird, begreifen sie nicht einmal, dass dies bedeutet, sich jeglicher Exzesse,
welcher Art auch immer, sowie aller für den Organismus schädlichen Substanzen
und Gewohnheiten zu enthalten.
Bruderschaft,
§ 21: ”Jede Blut enthaltende Nahrung ist für die Entwicklung der feinen Energie
schädlich. Wenn sich die Menschheit des Verschlingens von Kadavern enthielte,
könnte die Evolution beschleunigt werden. Die Fleischliebhaber versuchten, das
Blut aus dem Fleisch zu entfernen, doch konnten sie die erwarteten Resultate
nicht erzielen. Selbst wenn das Blut aus dem Fleisch entfernt wird, kann man
dieses nicht gänzlich von den Ausstrahlungen der machtvollen Substanz befreien.
Sonnenstrahlen beseitigen diese Emanationen bis zu einem gewissen Grad, aber
ihre Verbreitung im Raum verursacht keinen geringen Schaden. Versucht, ein
Experiment mit psychischer Energie bei einem Schlachthof durchzuführen und ihr
werdet Anzeichen hochgradigen Irrsinns erleben; schon gar nicht zu reden von
den Wesen, die sich an das offene Blut ansaugen. Nicht ohne Grund wird das Blut
als geheimnisvoll angesehen.
Es können
verschiedene Arten von Menschen beobachtet werden, besonders kann man sich von
der Stärke des Rückfalls auf Urahnensitten überzeugen. Das Streben nach
blutiger Nahrung wird durch diesen Atavismus verstärkt, weil sich viele
Generationen mit Blut nährten. Leider richten die Regierungen ihre
Aufmerksamkeit zu wenig auf die Gesundheit der Bevölkerung. Die staatliche
Medizin und Hygiene stehen auf einer niederen Stufe; die ärztliche Aufsicht
steht nicht höher als die polizeiliche. Kein neuer Gedanke dringt in diese
veralteten Institutionen ein, sie können nur verfolgen, aber nicht helfen.
Auf dem Wege
zur Bruderschaft sollte es keine Schlachthöfe geben.”
”Es gibt
Menschen, die viel gegen das Blutvergießen sprechen, selbst sind sie jedoch
nicht abgeneigt, Fleisch zu essen. Es gibt im Menschen viele Widersprüche. Nur
das Vervollkommnen der psychischen Energie kann die Harmonisierung des Lebens
herbeiführen. Widerspruch ist nichts anderes als Unordnung. Die verschiedenen
Schichten haben die ihnen entsprechenden Inhalte. Ein Sturm aber kann die Wellen
aufpeitschen, und die richtige Strömung stellt sich nicht wieder ein”
(Bruderschaft, § 22).
Auch im Buch
”Das Überirdische“ gibt es ein Gespräch über dieses Thema. ”Der Widerstand
gegen Unsere Anordnungen zeitigt nicht wenige schreckliche Ergebnisse. Manche
Menschen widersetzen sich gegen die nützlichsten Ratschläge, andere befolgen
sie äußerlich, innerlich jedoch widersetzen sie sich. Letztem Umstand sollte
man besondere Aufmerksamkeit schenken.
Wüssten die
Menschen, von welch geringem Wert ihr äußeres heuchlerisches Lächeln ist! … Die
nützlichsten Ratschläge verlieren ihre Bedeutung, wenn sie innerlich abgelehnt
werden; denn nur die äußere Schale verbleibt. Man sollte auch daran denken, dass
viele nützliche Hinweise entstellt werden. Als Beispiel gelte das
Ernährungsproblem. Wir sind entschieden gegen Fleischnahrung, sie hat die
Evolution hinreichend aufgehalten. Dennoch kann es Hungersnot geben, und dann
ist getrocknetes und geräuchertes Fleisch als äußerste Maßnahme gestattet. Wir
sind entschieden gegen Wein, er ist genauso unerlaubt wie Narkotika; dennoch
gibt es Krankheiten, wo Alkohol nötig ist. Wir sind ebenfalls entschieden gegen
alle Narkotika, aber es gibt Fälle von solch unerträglichem Leiden, dass einem
Arzt kein anderer Weg verbleibt, als zu ihnen Zuflucht zu nehmen.
Es wird auch
erörtert, warum gegen eine Qual nicht Suggestion angewendet wird. Gewiss, das
ist möglich, aber es ist nicht leicht, eine Person zu finden, die hinreichend Suggestionskraft
besitzt. Man könnte meinen, dass diese Unsere Hinweise klar genug wären, aber
es gibt Menschen, die Verwirrung stiften und Schaden anrichten. Die
Einflüsterer werden behaupten, dass Wir Wein, Narkotika und Fleisch gestatten.
Sie werden absolutes Verbot fordern, aber sollten sie hungrig oder krank
werden, wird der erste Vorwurf dem Lehrer gelten, sie ohne Hilfe gelassen zu
haben.
Außer
Scheinheiligkeit kann man alle Arten von Hinterlist erwarten. Die Menschen
betrügen sich selbst, wenn sie nur ihre Schwächen rechtfertigen können. Sie
denken jedoch nicht darüber nach, in welche Gefahr sie sich begeben. Sie wollen
angeblich Unsere Mitarbeiter sein, aber wo ist die Gewissenhaftigkeit, die
jeder Zusammenarbeit zugrunde liegen muss?
Der Denker
pflegte zu sagen: ‚Hütet euch vor Liebesbeteuerungen, die große Grundlage der
Welt braucht keine Beteuerungen, sondern Taten.‘”
Ich meine, dass
der hier zitierte Dialog die Einstellung der LEBENDIGEN ETHIK zum
Ernährungsproblem sowie zum Genuss von Alkohol völlig klarstellt.
1939
In einem
meiner Briefe schrieb ich bereits, dass der Begriff Ehe etwas Heiliges
ausdrückt und auch, dass ich nie einen Stein auf eine Frau werfen werde, die
aus selbstloser Liebe alle Herkömmlichkeiten außer acht ließ, vorausgesetzt, dass
sie ihr Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbaute. Ich meine, dass dies
ausführlich genug besprochen wurde, und daher will ich von weiteren Erklärungen
solcher Fälle, in denen es zulässig ist, die Konvention zu durchbrechen,
absehen.
Hiernach
wird wohl jedes feinfühlige menschliche Wesen die Bedeutung der
Unverletzlichkeit der Ehe sowie die Harmonie der Familie für die heranwachsende
Generation und im Aufbau des Staates verstehen. In der LEHRE heißt es, die Familie
ist der Prototyp des Staates. Das Gedeihen und der Wohlstand des Staates ruhen
auf den festen Säulen der Familie.
Würde jedoch
jemand die unveränderlichen kosmischen Wahrheiten, welche die Unverletzlichkeit
der Eheschließung bilden, zitieren, so würden zweifellos die meisten diese
verkündeten Wahrheiten dazu verwenden, um ihre Verletzung zu rechtfertigen.
Bestätigte man ihnen, dass der Unverletzlichkeit und Heiligkeit der Ehe die
große Wahrheit über die Zwillingsseele zugrunde liegt, dann würden sie auf
einmal erleichterten Gewissens nach jener Hälfte zu suchen beginnen, die zu
ihnen gehört und sie unfehlbar in einem anderen Familienkreis finden. Es gibt
nicht wenige, die alle ihre törichten Wünsche als kosmische Anziehung erklären.
Kann man diesen Menschen begreiflich machen, dass gerade die Reinheit ihres
Ehelebens dazu führt, die verwandte Seele schneller und eher zu finden? Sagte
man ihnen, dass bei sittlicher Zügellosigkeit Zwillingsseelen einen besonders
starken Antagonismus zueinander fühlen, würden sie es nicht glauben und
ungehalten sein. Allein im reinen Gefühl sind die schönsten Vereinigungen und
die besten Möglichkeiten gegeben. Infolge des sittlichen Verfalls der
gegenwärtigen Menschheit ist eine harmonische Vereinigung äußerst selten, doch
allein durch diese sind die größten Errungenschaften in allen Welten möglich.
Es ist
erschütternd zu beobachten, wie leichtsinnig sich Menschen der LEHRE nähern,
die von ihnen das ernsteste und gewissenhafteste Verhalten gegenüber allen Lebensfragen,
zusammen mit der Erkenntnis ihrer vollen Verantwortlichkeit nicht nur für jede
Tat, sondern auch für jeden Gedanken, verlangt. Da die LEBENDIGE ETHIK die
sittlichen Grundlagen voranstellt, fordert sie auch volle Erkenntnis der
Verantwortlichkeit für eigene Pflichterfüllung und gegenüber allen angenommenen
Verpflichtungen sowie Ehrlichkeit in allem und zu allen. Jede Lüge, jeder
Betrug, jede Scheinheiligkeit wird streng verurteilt. Ein Mensch, der den Pfad
der LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK betreten hat, muss sich für alle seine Taten
rechtfertigen können und wissen, dass seine Verletzung der sittlichen
Grundsätze verstärkte Folgen mit sich bringt, denn er kann nicht sagen, dass er
aus Unwissenheit gehandelt hätte.
So ist
Reinheit im Eheleben eine absolute Forderung für alle wahren Schüler. Wie kann
man sich den Gesetzen des Lichts nähern, wenn die Seele voller ungezügelter
Gefühle ist? Einer der Lehrer sagte: ”In alten Zeiten musste der Meister, der
Silber läuterte, so lange vor dem Schmelztiegel sitzen, in dem sich die
geschmolzene Metallmasse befand, bis sich sein Gesicht in dem gereinigten
Metall spiegelte. Die Verbesserung des menschlichen Wesens – das
Evolutionsgesetz – verfeinert grobe Lebensformen im Einklang mit einem
vollkommenen Modell und muss diese Formen auf jene Entwicklungshöhe bringen,
auf der das Modell sich in jeder organischen Zelle dieser Formen widerspiegelt,
in allen Bedingungen und Zuständen – physisch, mental und geistig; und Feuer,
d. h. Druck, Spannung und Leiden sind die einzigen Hebel, durch welche die
Masse – die menschliche Rasse – aus dem Tiegel gehoben werden kann. Die
physische Substanz muss ins Licht der Substanz höherer Geistigkeit gehoben
werden, in der die Entsagung jedweden Haftens an niederen Zuständen der Substanz
– der Leidenschaften – das Erscheinen verfeinerter und vollkommenerer Formen
ermöglicht …”
”Ein
sensibler Mensch kann nicht übersehen, dass es dringend notwendig ist, die
Methoden der eingeführten Ehe und bestehender Ehegesetze zu ändern, wenn wir
eine bessere Rasse menschlicher Wesen sehen wollen, die unsere ablösen soll.
Aber die Ablehnung der bestehenden Ehegesetze, bewusste Herabwürdigung der
Ideale sowie die Anerkennung der Gesetzlosigkeit, die zu vorsintflutlichen
Zeiten herrschte, kann nur zum Niedergang führen. Die Menschheit wird nicht
durch Rückschritt in vergangene Jahrhunderte Kraft und Wissen erlangen; allein
Läuterung, fortschrittliche Bewegung schafft Evolution. Daher müssen Bildung
und Erziehung darauf gerichtet sein, eine echte gegenseitige Vereinigung in der
Ehe zu finden, und an Stelle der bestehenden ungeordneten Geschlechtsvermischung
muss die Einehe treten …
Ein guter
Gärtner, der eine schöne Blume einer bestimmten Familie züchten will, sammelt
Samenkörner oder wählt Pfropfen vom besten Muster der erlesensten Sorte und
vereint sie mit anderen Mustern der gleichen Familie, und so erhält er eine
vollkommene Auswahl und wird seine Samenkörner nicht mit den niederen Arten der
gleichen Familie vermischen. Die gleichen Gesetze sind auch für die menschliche
Rasse zu befolgen. Es ist daher nicht zu widerlegen, dass die sogenannte
”sexuelle Freiheit“ nichts anderes ist als die Freiheit zur Befriedigung
ungezügelter Begierden …
In der
zukünftigen vollkommeneren Rasse werden wahre Ehen genauso allgemein sein, wie
sie zur Zeit rar sind …
Natürlich
ist es undenkbar, auf den Fortbestand von Ehen zu bestehen, die zwischen
Menschen geschlossen wurden, die treulos, antagonistisch und grausam zueinander
sind, denn das wäre die schlimmste Art von Tyrannei. Darum ist es wichtig, eine
sorgfältige Wahl zu treffen und natürliche Mittel anzuwenden, um eine weise
Verbindung zu ermöglichen. Schlechte oder ungünstige Planetenaspekte,
gewinnsüchtige Erwägungen oder anomale Geschlechtshingebung bis zum krankhaften
Zustand sind die Ursache der meisten unglücklichen und unnatürlichen Ehen der
Gegenwart.
Die
Menschheit entwickelt sich jetzt unter einem anderen Aspekt des universellen
Gesetzes, als jenes, der die Geburt und Evolution des Menschen in den früheren
Jahrhunderten dieses Zyklus leitete. In ferner Vergangenheit herrschte das
Gesetz der Differentiation – Trennung –, jetzt hingegen wirkt primär das Gesetz
der Einheit, und jene, die sich aus egoistischen Wünschen dem verordneten
Göttlichen Plan zu widersetzen suchen, schließen sich selbst aus dem
evolutionären Strom aus …”
Zum Schluss
möchte ich eine weitere Ausführung zitieren: ”Die Frau der gegenwärtigen Rasse
nähert sich der Höchststufe des kommenden Zyklus, und jene Frau, der es
gelingt, den Mann von seinem niederen ”Ego“ zu erlösen, indem sie nicht selbst
den Versuchungen unterliegt, denen sie sich infolge der niederen Natur auch auf
ihrem Pfade gegenübersieht und so das Vorhandensein einer höheren Lebensphase
bejaht – diese Frau wird im kommenden Zyklus für die Rettung der Rasse, der sie
beide angehören, mehr tun als irgendein Mann, wie groß er auch sein mag. Die
kommende Epoche ist die Epoche der Frau und daher wird letzten Endes gerade die
Frau weit mehr als der Mann zur ernsten Verantwortlichkeit gegenüber der
Unsittlichkeit unseres Jahrhunderts aufgerufen. Die kommende Zeit bietet der
Frau eine große Möglichkeit, und darum rufe Ich euch, Töchter des Lichts,
erneut auf, betet zu dem Gott in euch, er möge euch helfen, euch die Reinheit
zu bewahren …” (Zitat aus Tempellehren III, 95 „Meinen Töchtern“)
26. Januar
1939
Alle von
Ihnen beschriebenen Anzeichen der Unausgeglichenheit in ihrem System sind mehr
als verständlich. Wer kann in den Tagen des Harmagedon gegen die unerhörten
Gegenströme im Rhythmus der kosmischen Kräfte, die auf alles Bestehende
einwirken, gleichgültig bleiben? Harmagedon ist nämlich nicht nur wegen der
Ungezügeltheit der finsteren Kräfte schrecklich, sondern auch wegen jener
Disharmonie der Ströme, die sich primär in den feinfühligen Organismen
widerspiegelt und die tapferen Kämpfer gegen die anprallenden Wogen des
tobenden Chaos zeitweilig aus der Ordnung bringt. Nur ein starker,
disziplinierter Wille, Wissen und festes Streben auf dem aufgezeigten Pfad des
Lichts können vor den ersten Folgen dieser kosmischen Störungen bewahren. in
solchen Tagen sollte man ständig darauf bedacht sein, dass die Stunde der
Prüfung unserer Kräfte gekommen ist und uns die geringste Abweichung oder
Schwächung des Willens in böse Schwierigkeiten stürzen kann. Gesegnet jener,
der in diesen Tagen tiefer Bedeutung von Feierlichkeit durchdrungen ist.
Das gesamte
sittliche Niveau des Menschen gleicht einem Barometer – bald fällt es, bald
steigt es, wie Pirogroff (ein russischer Wissenschaftler) es ausdrückte, und
von besonderer Gefahr sind jene Schwankungen, die nicht Ideen mit sich bringen,
sondern Instinkte des niederen Psychismus. In fatalen und unvermeidlichen
Perioden, in denen die Sittlichkeit auf ein besonders tiefes Niveau gesunken
ist, ist es wichtig, alle Kräfte des Geistes auf die Selbstvervollkommnung zu
richten. Daher ist Ihre Frage, wie Geduld zu erlangen ist, berechtigt, denn
ohne diese Eigenschaft ist es unmöglich, mit der Selbstvervollkommnung zu
beginnen. Geduld liegt im Kern aller Errungenschaften und ist somit die höchste
Tugend. Am leichtesten ist es, Geduld durch Liebe zum Dienst und zum Großen
Lehrer zu erlangen. Natürlich behauptet sie sich in uns auch durch das
Gefühlswissen, oder besser ausgedrückt, durch die geistige Erleuchtung
hinsichtlich der großen Bedeutung der Geduld, aber dieser Weg ist weit
schwerer. Wie in allem ist der Pfad der Liebe der kürzeste und schönste, und
für den, der weiß, was Liebe ist, ist er auch der leichteste. So mein Rat an
Sie: ”Wer jemals das feurige Brennen des Herzens zur Lehre fühlte, wird durch
Liebe in Geduld gestärkt.” Jedwede bezähmte Reizbarkeit, jede Duldsamkeit wird
einer der LEHRE dargebotenen Blume gleichen.
Man kann
sich auch beträchtlich helfen, indem man sich dazu zwingt, an diese Eigenschaft
in allen Lebensumständen zu denken. Es ist wirklich notwendig, dies im
Gedächtnis zu behalten; dieses Bedachtsein wird unabhängig von allem anderen
ständig wachsam im Bewusstsein bleiben, jede Minute geistesgegenwärtig. Auf die
Stärkung des Bedachtseins ist sogar ein altes Mantram ausgerichtet. Gerade das Bedachtsein
fördert die Selbstdisziplin, die ganz schwer zu erlangen ist. Es vergehen
Jahre, bis es gelingt, unsere Gefühle zu zügeln, die immer bereit sind, bei der
geringsten unverhofften Stimmung umzuschwenken. Geduld ist wirklich eine der am
schwersten zu erringenden Eigenschaften, und so heißt es, dass der größte
Mensch derjenige ist, der die größte Geduld besitzt. Alles, was schwierig ist,
ist wertvoll; darum ist es richtig, alle seine Kräfte aufzuwenden, um diesen
Schatz zu erringen.
Sie fragen,
in welchen Fällen man den Kanon ”Mit deinem Gott” anwenden kann, und wann man
sich dem Bösen zu widersetzen hat? Als Beispiel führen Sie Christi Gebet an, in
dem er auch jenen vergab, die ihn verfolgten, weil ”sie nicht wussten, was sie
taten”. Und hier bringen Sie den Einwand, dass ”Handlungen gerechtfertigt
erscheinen, sofern die handelnde Person entsprechend ihrer Bewusstseinshöhe
nicht wusste, dass sie durch die Finsteren zu diesen Handlungen angestiftet
wurde. Dann kann man annehmen, wie es scheint, dass man sich dem Bösen
widersetzen sollte, wie Christus es tat.”
Darauf
möchte ich antworten, dass der Kanon ”Mit deinem Gott” sowie die
Nichtwidersetzung gegen das Böse zwei völlig verschiedene Begriffe sind. Der
Kanon ”Mit deinem Gott” bedeutet, mit anderen Worten, Erfassen und gleichzeitig
Entsprechen; gerade Entsprechung duldet nichts Böses. Der Kanon ”Mit deinem
Gott” ist dort anwendbar, wo das Gute bewiesen, wenn auch nicht völlig erfasst
wird. Aber die Anwendung dieses Kanons in bezug auf die Nichtwidersetzung gegen
das Böse, wäre nicht nur ein Akt des Duldens des Bösen, sondern sogar eine
Mitarbeit am Bösen. Nichtwidersetzung gegenüber dem Bösen ist Zulassung der
Invasion des Chaos, was zu allen möglichen Kalamitäten führt und schließlich zum
Untergang der Masse.
Es ist
bedauerlich, dass es üblich ist, die LEHRE CHRISTI als die Lehre der
Nichtwidersetzung gegen das Böse zu betrachten. Das ist der schrecklichste
Irrtum. Christus verurteilte wirklich ernstlich alles Böse, jedwede Scheinheiligkeit,
jedwedes ablehnende Verhalten gegenüber dem Guten. Aber man sollte zu
unterscheiden lernen, wo Nichtwidersetzung gegen das Böse am Platze ist und
welche Maßnahmen für jeden Fall anwendbar sind; eine unbedachte Entscheidung
kann zu einer noch größeren Kalamität oder gar zur Zersetzung führen. Man
sollte auch wissen, dass jeder geistige Lehrer den Eid leistet, gegen jene, die
ihm nach dem Leben trachten, nicht anzugehen. So konnte sich auch Christus
nicht gegen die auf ihn gerichteten groben Kräfte widersetzen. Aber Er
widersetzte sich gegen das Böse mit jedem Seiner Worte, mit jeder Tat, soweit
sie Ihn nicht persönlich betraf. Seine Aufgabe war es, Seinen Pfad durch
menschliche Hände und Füße zu vollenden und den Menschen zu zeigen, dass man
sich in der größten Liebe zur Menschheit opfern und die schlimmsten Martern
erdulden kann in dem Wunsch, den Menschen das Licht der Wahrheit zu bringen,
das ihnen immer wieder verlorengeht. Das Gebet Christi für seine Märtyrer ist
voller Mitleid sowie Gerechtigkeit, denn, was konnten die gedungenen Schergen
wissen und verstehen von der Größe DESSEN, DEN sie marterten! Wem gehorchten
sie, wessen Befehl zum Martern führten sie aus? Wahrlich, nicht die gedungenen
Schergen, sondern ihre Anstifter nahmen das bitterste Karma auf sich. So
bereitete sich auch Pilatus, der seine Hände in Unschuld wusch und sich gegen
das größte Übel nicht widersetzte, obwohl es in seiner Macht lag, diesem ein
Ende zu bereiten, das härteste Schicksal.
Es ist
richtig, dass eine böse Tat entsprechend dem Bewusstsein, das sie ausführt,
karmisch angelastet wird. Alles, was mit böser Absicht getan wird, färbt unsere
Aura besonders dunkel und belastet unser Bewusstsein schwer. Und gleichzeitig
verlängert und erschwert sich der Mensch, der Böses tut, selbst wenn ihm nur
trübe bewusst wird, was er tut, seinen Pfad ungeheuerlich, denn er kann sein
Schicksal erst zu verbessern beginnen, sobald er das von ihm vollbrachte Ausmaß
des Bösen erkannt hat. Man kann wirklich für jene beten, die sich der Bedeutung
ihres Handelns nicht bewusst sind, denn schrecklich ist das Schicksal solch
tierischen Gemütszustandes. So sagte der Herrscher Buddha: ”Von zwei Menschen,
die den gleichen Fehler begangen haben, ist jener der schlechtere, der ihn
nicht erkennt … denn man kann nicht erwarten, dass ein Mensch, der sich nicht
schuldig bekennt, sich anstrengt, seinen Irrtum zu berichtigen. Um sich zu
heilen, muss man seine Krankheit kennen, doch das Erkennen bringt noch keine
Heilung; dieser Prozess erfordert Willensanstrengung.” Karma wird durch
Gedanken geschaffen, und daher: ”Es ist kein Verdienst für jenen, der Gold gibt
und einen Stein zu geben meint.” Das Glück der Menschheit liegt in der
Beschleunigung der Evolution, und man kann sich vorstellen, wie sehr das niedere
Bewusstsein die Evolution aufhält.
Sie meinen, dass
”die finsteren Schädlinge davon überzeugt sind, dass sie es sind, die Gutes
tun”? Aber ich bin nicht der Meinung. Alle bewusst handelnden Schädlinge kennen
in den Tiefen ihres Bewusstseins sehr wohl die Eigennützigkeit ihres Handelns.
Auch die sogenannten ”unbewussten“ Übeltäter bemühen sich immer, keinen
persönlichen Schaden davonzutragen. Es gibt zahllose Bewusstseinsgrade, und wir
sehen noch allzu viele tierähnliche Bewusstseine. Wahrlich, es gibt kein
größeres Übel als Unwissenheit.
Jedoch der
Kanon ”Mit deinem Gott” muss im Leben angewendet werden – praktisch auf jeder
Lebensstufe. Bei jeder Konversation, wenn es zur Entsprechung der Bewusstseine
kommt, ist es unsere erste Pflicht, unseren Gesprächspartner nicht durch
Widerspruch zu reizen und seine Überzeugung berichtigen zu wollen, sondern wir
müssen versuchen, nach den besten Möglichkeiten und unter Beachtung seiner Bewusstseinshöhe,
seinen Gesichtskreis geduldig und allmählich zu erweitern. Wenn wir mit einem
Moslem sprechen, so werden wir nicht den Herrscher Buddha preisen und Mohammed
heruntersetzen, sondern wir werden mit ihm über alles Schöne in seiner Religion
sprechen, und wenn sich Gelegenheit bietet, ihm die Bedeutung einiger
Aussprüche Mohammeds, die in die Schatzkammer der Weltweisheit eingegangen
sind, tiefer und erweitert beleuchten. So wird man es auch in allen anderen
Lebenslagen machen müssen. Man wird mit einem gierigen Chauvinisten nicht gegen
sein Land sprechen, aber man wird versuchen, die besten Äußerungen und
Eigenschaften seines Volkes herauszustellen und ihm neue Wege zur Entwicklung
seiner besonderen Fähigkeiten aufzuzeigen. Ihr weites Verständnis für den
Volksglauben wird über den Faktor Chauvinismus gleiten, und unerwartet wird im
beschränkten Bewusstsein des Chauvinisten das Erfassen anklingen. Und so sollte
man beizeiten lernen, ohne Feindseligkeit Gespräche zu führen und seinen
Gesprächspartner freundschaftlich bewerten. Führen Sie Ihren Widersacher mit
Geduld und Achtung herbei, ohne Reizbarkeit oder Spott aufkommen zu lassen oder
andere unwürdige Mittel anzuwenden. Und in jedem Gespräch sollte man es
verstehen, sich selbst und sein Wissen darzubieten, aber nicht mit seiner
Erleuchtung zu prahlen. Denken Sie daran, dass es in der LEHRE heißt: ”… nur
aufgeblasene Unwissenheit versucht, die dürren Zweige der Prahlerei auf ihren
Fensterbrettern auszubreiten, aber wessen Haus mit Wissen erfüllt ist, der
zögert nicht, eine Scheibe seiner Gedanken abzuschneiden, ohne seinen Gegner zu
bedrücken oder herabzusetzen.”
Auf diese
Weise ist der Kanon ”Mit deinem Gott” nur eine Offenbarung von Selbstlosigkeit,
ohne die nichts erreicht werden kann. Es ist ein großer Irrtum, ihn mit der
Nichtwidersetzung gegen das Böse gleichzustellen. Wenn Sie wollen, erachten Sie
diesen Kanon als eine Offenbarung der Gnade. Und somit ist der Kanon ”Mit
deinem Gott” gerade mit der Widersetzung gegen das Böse durchaus vereinbar. Man
kann durch verschiedene Mittel dem Bösen Einhalt gebieten, und das
Gefühlswissen sollte einem die Grenzen der Möglichkeiten erkennen lassen, wenn
man den gegebenen Kanon anwendet.
Auch den §
378 des Buches ”Hierarchie“ muss man sich gut einprägen, denn jeder von uns muss
bestrebt sein, das Böse auszumerzen und ihm Einhalt zu gebieten, vor allem
natürlich in uns selbst und in unserer Umgebung. Fürwahr, mit unserem ganzen
Wesen, mit allen Kräften der Seele müssen wir das Gute erheben und das Böse
bekämpfen, das Böse außerhalb unseres Selbst genauso wie das, welches in uns
nistet. Böses ist immer Böses, abgesehen davon, welchen Platz es einnimmt.
Denken wir daran, dass Streben nach Wahrheit und Vervollkommnung ernsten Kampf
bedeutet, der dem menschlichen Geist auferlegt ist. Wie Pirogoff sagt: ”Man
sollte der Erziehung mehr Aufmerksamkeit schenken als der Bildung”, und darin
hat er völlig recht. Aber im täglichen Leben hat das Wort Erziehung eine sehr hässliche
Nebenbedeutung angenommen, man versteht darunter Aneignung von guten Manieren
und Ausüben von Sport. Praktisch denkt niemand daran, dass Erziehung primär das
ganze innere Wesen des Menschen betrifft, seine Charakterbildung sowie das
Einprägen der Grundlagen der Ethik in das Bewusstsein der Kinder von frühestem
Alter an.
Aber leider!
Man spricht bestenfalls von der ”Ethik der Faustkämpfer“.
Und nun
etwas anderes. Die besagten Gerüchte, die von rachsüchtigen Menschen verbreitet
werden, sind für unwissende Elemente charakteristisch. Wie üblich, neigen
unaufgeklärte Menschen von geringer Kultur in allem dazu, jeden nach ihren
eigenen heimlichen Begierden zu richten, und sie befassen sich natürlich in
erster Linie mit Fragen des materiellen Wohlstands. Daher sind ihre
Verdächtigungen gewöhnlich darauf ausgerichtet.
Sind wir nicht
gewohnt, vom Durchschnittsbürger jedes Landes der Welt zu hören, dass seine
Regierung nur auf ihr eigenes Wohl bedacht ist und dass alle Beamten
bestechlich sind? Ebenso ist es, wenn solche Bürger von Taten hören, die ihr Bewusstsein
übersteigen oder von Ausgaben für Kunstwerke, die sie in ihrer Unwissenheit
nicht zu schätzen wissen. In ihrer stumpfen Bosheit und in ihrem Neid beginnen
sie zuerst, ganz gleiche Muster über einige verborgene Hilfsquellen zu spinnen,
über hinterhältige Pläne u. ä. Das wirklich Gute ist zu allen Zeiten verfolgt
worden, nur das Flitterwerk der Pseudo-Wahrheit ist dem Herzen des
Durchschnittsmenschen teuer. Warum sollte man meinen, dass in unserer Zeit der
Gewaltanwendung das Bewusstsein der meisten anders wäre? Nach den besagten
Gerüchten und den von Ihnen zitierten Äußerungen lässt sich der wirkliche
Sittlichkeitsgrad und die kulturelle Entwicklung dieses Denkens beurteilen.
Fürwahr,
dieses Bewusstsein steht dem Bewusstsein jener Bauern sehr nahe, die bei der
Cholera-Epidemie den Arzt töteten, weil sie ihn beschuldigten, ihnen die
Brunnen vergiftet zu haben. Man muss dieses Bekritteln der gleichen Quelle
zuschreiben, aus der alle Krankheiten und alles Böse kommt, nämlich der
Unwissenheit. Ja, Bildung mag erreichbar sein, aber Erziehung ist weit
schwieriger, und was den Stand der Kultur betrifft, ist dieser eine Ausnahme,
weil er das Zeichen wahrer Aristokratie ist, der Aristokratie des Geistes und
der Seele.
Sie haben
recht, dass es zwecklos ist, sich mit einem unwissenden Widersacher in Polemik
einzulassen. Die Spalten der Zeitungen sind derzeit in den meisten Fällen mit so
viel Verleumdung, Grobheit und Gemeinheit angefüllt, dass es sogar ein
Scherzwort gibt: Obwohl es in der Zeitung stand, scheint es wahr zu sein! Das
gedruckte Wort hat die ehemalige unantastbare Autorität eingebüßt, es erfüllt
nicht mehr die hohe Aufgabe, der breiten Masse das Licht zu bringen. Heutzutage
gibt es nicht wenige Zeitungen, die keine Verbreiter der Aufklärung mehr sind,
sondern – leider – Treibhäuser aller Art von Schwindel, um es milde
auszudrücken. Die würdigsten Gedanken, die schöpferischen Aufgaben und
Anschauungen hervorragender Menschen finden selbst auf der letzten Seite dieser
Angeber keinen Platz. Die Erwiderung auf einen minderwertigen Artikel kann nur
dann wirksam sein, wenn sie in derselben Zeitung erscheint, die diesen Artikel
druckte.
Dem
gegenwärtigen Cicero, der erklärt: ”O Catilina, wann willst du aufhören, uns zu
verfolgen!”, möchte ich antworten: ”Ich hoffe nie, denn das Ende der Verfolgung
würde den Anfang der Zersetzung bedeuten.” Sobald die Verfolgung eingestellt
und allgemeine Anerkennung gezollt wird, beginnt nämlich nach einem irdischen
Gesetz die Zersetzung. Ringen gehört zur Grundexistenz und zum Fortschritt;
daher verwandelt sich der Mensch ohne diesen Kampf in eine Null und verfällt
der Zügellosigkeit. In unseren Tagen ist der Kampf tatsächlich hart geworden
und hat zugenommen, denn man kann heute auch nicht einen Lebensbereich nennen,
in dem es kein Aufeinanderprallen der verschiedenen Prinzipien gäbe. Daher
heißt es in der LEHRE ”Liebet den Kampf”. Wir müssen jedoch bestrebt sein,
diesen Kampf auf eine höhere Ebene zu bringen, und dazu ist es notwendig, seine
eigenen Gesetze durch tieferes Eindringen in die LEHRE und im harten Kampf mit
uns selbst zu erfassen und zu bestätigen. So werden wir uns und alle jene, die
mit uns in Berührung kommen, erheben. – Nun haben wir uns wieder einmal mit den
erhabenen Begriffen Erziehung und Selbsterziehung befasst, und damit will ich
schließen.
Ich sende
Ihnen Mut, in den ernsten Tagen des Harmagedon Geduld und Feierlichkeit in sich
zu entwickeln. Vergleichen Sie sich in besonders harten Augenblicken mit den
Millionen von Unglückseligen, und Sie werden Frieden finden. Vergleiche sind
immer von Nutzen.
Alles Licht
für Sie!