AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„ASPEKTE DER PRAXIS DES AGNI YOGA“
SENDUNG 1
Würdiges Sterben
Liebe Agni Yogis,
diese Sendung wendet sich nicht nur an unsere Senioren, die schon über 80 Jahre alt sind und dem Tod entgegensehen, sondern an jedermann, gerade auch an die Jugend!
Die wenigsten machen sich bewusst: Deine Einstellung zum Tod ist von größter Bedeutung für die Qualität Deines heutigen Lebens: Wenn Du Dich als ein unsterbliches Geistwesen verstehst, wird Dein gegenwärtiger, irdischer Alltag freudig sein. Wenn Du dagegen ein alter, sterblicher Mensch bist und damit rechnet, dass Deine Existenz in naher oder ferner Zukunft vollständig ausgelöscht wird, wirst Du nur ein kümmerliches Dasein fristen.
Denn solang’ du das
nicht hast,
dieses stirb und
werde,
bist du nur ein trüber
Gast
auf der dunklen Erde. (Goethe)
Seit unausdenklichen Zeiten heißt es in allen Weisheitslehren, und für Dich als Unsterblichen gilt erst recht: Dein ganzes Leben sollte vom ersten Tag an eine Vorbereitung auf die Rückkehr in die Überirdische Welt, Deine wahre Heimat sein.
Schlecht wird leben, wer immer nicht weiß, gut zu sterben. (Seneca, Über die Seelenruhe, XI,4)
Du solltest zweckmäßigerweise unsere Sendungen „Das Geheimnis der Unsterblichkeit“ (Sendereihe „Experiment Unsterblichkeit“), „Tod und Wiedergeburt“ und „Die Überirdische Welt“ (beides Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“) gesehen haben. Ohne die dort vermittelten Grundkenntnisse können wir kaum sinnvoll über die richtige Einstellung dem Tod gegenüber sprechen.
Wenn Du würdig sterben willst, musst Du wissen: Deine wahres, Höheres Selbst ist unsterblich und ewig. Und Du musst wissen: Wie sieht die andere Welt aus, in der Du nach dem Tod des Körpers leben wirst? Welche Bedingungen herrschen und welche Gesetze gelten dort?
1. Kein Ende
Cézanne „Drei Totenschädel“
Die Einstellung zum Tod offenbart die Höhe der spirituellen Kultur einer Zeit. Es ist beschämend, wie viele Menschen, die sich Christen nennen, von Angst vor dem Tod erfüllt sind und damit ihren Mangel an höherem Wissen beweisen. Die Religion, so wie sie heute gelehrt wird, bietet ihnen keinen Trost und keine Hilfe mehr.
Todesfurcht ist das
schwerste Selbstgericht. Todesfurcht verhindert Wachstum und beneidet jeden,
der eine Lebenswende willkommen heißt. Todesfurcht ist ein unbeschreiblicher
Schrecken, dem man nicht entfliehen kann, sie ist ein eisiger Starrkrampf. Hüte
dich vor Todesfurcht! (Gem 236)
Der schreckliche Irrglaube, mit dem Tod sei unsere Existenz unwiderruflich zu Ende, stößt die Menschen in einen Abgrund ohne Ausweg. Er macht gerade unsere besten Möglichkeiten zunichte: die unbegrenzte Evolution.
Ein Sterbender, der
darauf beharrt, dass es kein Leben nach dem Tod gibt, liefert wahrhaftig ein
typisches Beispiel dafür, wie selbsttätig die psychische Energie wirkt. Er
erteilt sich praktisch den Befehl, nicht mehr leben zu wollen, und die Folgen
seines Befehls ereilen ihn. (FW I, 467)
Einen Tod im Sinne des Endes Deiner Existenz kann es für Dich als ewig lebendes Geistwesen gar nicht geben. Dieses existentielle Problem löst sich mit Annahme des Gesetzes der Wiedergeburt. Damit verliert der Tod seinen Schrecken.
Wenn das Prinzip der
Unbegrenztheit gilt, kann es für nichts und niemanden eine Grenze geben, weder
für das Universum insgesamt noch für Dich als einzelnen Menschen.
Der Yogi kennt keinen
Tod, denn das erwachte Bewusstsein kennt keine Unterbrechung des Daseins. (AY
175)
Den Tod des Körpers gibt es nur, um der Seele zu ermöglichen, sich von alten, überlebten Formen zu lösen und neue, bessere zu bilden.
Wir müssen sterben,
damit das Leben einen vollkommeneren Ausdruck finden kann. (TL I, 16)
Man muss alle
Übergänge als Verbesserungen annehmen. (FW I, 340)
2. Daseinswechsel
Der sogenannte Tod ist nur ein Übergang in einen anderen Daseinszustand, ein Übertritt von einer Ebene auf die andere,
nicht mehr als ein Schritt in das nebengelegene Gemach. (Br II, 894)
Das Bestehende ist unvernichtbar und nur in seinen Zuständen vielgestaltig.
(Herz 307)
„Wir sterben nicht,
sondern wandeln uns“, kann man klarer über das ewige Leben sprechen? (FW II,
369; Herz 170; FW I, 360)
Der Agni Yoga enthält Worte von Jesus, die in der Bibel nicht aufgeführt sind. Eines von ihnen lautet:
Ihr habt euch daran
gewöhnt, den Tod zu fürchten, weil man euch nichts vom Übergang in eine bessere
Welt erzählt hat. (Br II, 160)
Sterben ist eine ganz natürliche Teilstrecke unseres ewigen Weges. Wie sagt man so schön:
Du bist schon
unzählige Male gestorben – und hast es noch immer überlebt!
Der Schritt in die Geistige Welt ist an sich gar nichts Besonderes: An jedem Abend Deines Lebens hast Du ihn schon getan, nämlich beim Einschlafen. Etwa die Hälfte Deines irdischen Lebens verbringst Du im sogenannten Totenreich: Der Schlaf ist des Todes Bruder.
Die Menschen lassen
sich von der Natürlichkeit des Daseinswechsels nicht überzeugen. (AUM 573)
Der Tod bedeutet nicht
mehr als ein Schneiden der Haare, bei dem ebenfalls Materie abgegeben wird.
(BGM II, 100)
Wir hatten schon gesagt (Sendung „Das Geheimnis der Unsterblichkeit“): Der Neue, unsterbliche Mensch geht einen einheitlichen, ununterbrochenen ewigen Weg durch die verschiedensten materiellen und nicht-materiellen Sphären, Welten und Daseinsebenen. Deine zukünftige Existenz in der Welt der Seele ist nur ein weiterer Abschnitt auf dieser unendlichen Wanderschaft.
Allein die Vorstellung
von der Einheit des Pfades wird die Menschen dazu bewegen, in Schönheit zu
leben und aus diesem Leben als ein Wanderer zu scheiden, der seine Reise
fortsetzt. (FW III, 69)
3. Rückkehr in die Heimat
Nikolaus Roerich „Morgenstern“
Deine Ewige Individualität verlässt den Ort der groben, stofflichen Existenz. Sie legt ihr materielles Vehikel, den Körper ab. Sie beginnt ein neues Leben in der Welt des Geistes.
Die Menschen nennen es
Tod, doch es ist eine wahre Geburt. (AUM 153)
Bemüht euch,
Verständnis dafür zu finden, dass der Abschluss ein Anfang ist. So entsteht Unbegrenztheit!
(U I, 149)
Die Seele kehrt in ihre Heimat zurück. Für den Geist ist es geradezu eine Erlösung, vom Gefängnis des Leibes befreit zu werden und das irdische Jammertal wieder verlassen zu dürfen.
Das Leben auf der Erde
wird dann zu einer Reise, die der Geist unternimmt, um bei diesem längeren und
gefährlichen Ausflug in die Materie sein Wissen und sein Bewusstsein zu
erweitern und nicht umgekehrt. Der Geist kommt von Oben und geht nach Erfüllung
seiner Aufgabe dahin zurück. In diesem Sinn ist die Sehnsucht der geistig
entwickelten Menschen nach Rückkehr in die ewige Heimat verständlich, sind wir
doch nur vorübergehende Gäste auf der Erde, die dem Geistmenschen keine
irdischen Freuden mehr zu bieten vermag, sondern nur mehr Opfer, Demütigungen,
Leiden und Arbeit. (Leopold Brandstätter (Leobrand) Briefe über Lebendige
Ethik, Brief XXIII, 19)
Du setzt Deine Arbeit fort; allerdings nur dann, wenn Du schon auf der Erde an geistigen Zielen gearbeitet hast, die Du auch im Jenseits weiterverfolgen kannst.
Könnten die Menschen
verstehen, dass für einen reinen und bestrebten Menschen das Hinübergehen in
die Feinstoffliche Welt die höchste Freude, das höchste Entzücken sowie völligen
Anschluss an die geliebte Arbeit bedeutet, würden viele danach streben, durch ein
würdiges Leben auf Erden diesen freudvollen und erweiterten Zustand zu erleben.
(HR II/2, 467; Brief vom 15.03.1938)
Es ist gut, wenn ein Mensch
von seiner Aufgabe für das Gemeinwohl so sehr erfüllt ist, dass er in der
Überirdischen Welt seine lichte Arbeit unverzüglich fortsetzen kann. (Br II, 634)
Du triffst die Dir Nahestehenden wieder.
Der Abschied ist nur eine
neue, willkommene Wiederbegegnung. (Herz 515)
Wie verhält es sich
nun mit den Nahestehenden? Je höher du aufsteigst, desto besser und näher wirst
du sie sehen. (BGM II, 225)
Wahre Seelenverwandtschaft zeigt sich meist noch nicht auf Erden, sondern erst in der Welt der Seele.
Alle irdischen
Bindungen, geistige wie Herzensbindungen, werden in der Feinstofflichen Welt
nicht nur bewahrt, sondern wachsen weiter und werden verfeinert. (HR II/2, 457;
Brief vom 11.02.1938)
Nichts kann Seelen
trennen, die durch Liebe verbunden sind. (ALH I, 122)
Die, nach denen Du während des irdischen Lebens vielleicht vergeblich gesucht hast: Deine engsten und besten Freunde, erwarten und begrüßen Dich an der Schwelle.
So wird der Yogi die
Überirdische Welt bewusst als erwünschter und erwarteter Gast betreten. (Br II, 900)
Groß ist die Freude,
wenn man wie in ein befreundetes Haus eintreten, jene finden, zu denen man
strebte, und erleichtert über das Ende eines weiteren irdischen Weges aufatmen
kann. (Br II, 380)
Abschnitt I: Vorbereitung des Übergangs
Ebenso wie um ein würdiges Leben musst Du Dich um ein
würdiges Sterben bemühen.
Die Denker wussten seit
alten Zeiten, dass das herrliche ewige Leben voller Grenzen ist, die man würdig
überschreiten muss. (Br II, 615)
Möge der Übergang leicht sein; einfacher, leichter, höher und fröhlicher; kümmere
dich nicht um die Sohlen, wenn an den Schultern Flügel wachsen. (BGM I, 261
[297])
Du solltest den Übergang in die Höhere Welt wie einen Festtag begehen: feierlich, würdig und freudig.
Freudig muss man in
das geliebte Vaterland eingehen. (Br II, 750)
Bei einem so bedeutenden Schritt auf Deiner unendlichen Lebensbahn solltest Du nichts dem Zufall überlassen; wie Du ja auch eine Taufe, eine Hochzeit oder einen Geburtstag sorgfältig vorbereitest, damit die Feier gelingt.
Würdiges Sterben will
gut geplant sein!
Es gibt so viel zu bedenken: Wo willst Du sterben? Zu Hause, in einem Hospiz oder in einem Krankenhaus? Willst Du Dich wirklich in die Hände der Ärzte begeben? Sie wissen nichts von Deiner Ewigen Individualität. Sie neigen daher dazu, Dich bis zur letzten Sekunde mit ihren Versuchen zu quälen, Dein eigentlich schon abgeschlossenes physisches Leben noch um ein paar unbedeutende Stunden oder Tage zu verlängern.
Jeder Wanderer, der
vom Gedanken an den ewigen Pfad erleuchtet ist, kann freudvoll voranschreiten.
Man sollte sich der Feurigen Welt mit vollem Bedacht, mit vollem Wunsch und von
ganzem Herzen nähern. (FW II, 425)
Mache Dir rechtzeitig Gedanken: Wie schaffst Du eine reine, feierliche Atmosphäre? Willst Du allein hinübergehen, oder sollen Nahestehende oder Geistliche Dir beistehen? Mit welchen Verfügungen stellst Du sicher, dass tatsächlich alles so verläuft, wie Du es Dir wünschst?
*****
Um die nötige Ruhe zu finden, musst Du schon Wochen, am besten Monate vor dem Tod mit der Welt unwiderruflich abschließen. Das bedeutet vor allem:
Schaue nach vorne, nicht zurück! Wende Deine Aufmerksamkeit von der materiellen Welt ab und den Gefilden des Geistes zu. Beende Deine weltlichen Projekte und lege sie in jüngere Hände. Regele Deine irdischen Angelegenheiten. Verteile Deinen Besitz und bestelle, wie es so schön heißt, Dein Haus. Verabschiede Dich von Deiner Familie, Freunden, Bekannten und Mitarbeitern.
Tu den Großen Schritt
aktiv, bewusst und mit Bedacht! Lass nicht zu, dass das Schicksal Dich wie ein
passives Opfer unbewusst und unvorbereitet mitten im alltäglichen Treiben
urplötzlich hinwegrafft!
Dafür musst Du nicht unbedingt wie manche Heilige imstande sein, den Tag Deines Todes vorauszusagen. Du solltest aber spüren können, wenn es zu Ende geht, damit Du Dein normales alltägliches Leben rechtzeitig abschließen kannst.
1. Übergang in eine höhere, bessere Welt
Botticini „Aufnahme Mariae in den Himmel“
Die wichtigste Vorbereitung ist: Freue Dich auf den neuen, spannenden Lebensabschnitt, der vor Dir liegt!
Viele Menschen sind schon derartig verknöchert, dass selbst der geringste Wechsel der Verhältnisse zu einem großen Problem für sie wird. Das darf nicht sein: Leben ist ständige Bewegung und unablässige Veränderung.
In ein neues Haus
einzuziehen, bedeutet Zugang zu neuen Aufspeicherungen zu erhalten. Es kann zu
einer derartigen Begrenztheit kommen, dass ein Umzug in eine Nachbarstadt einem
als ein Ereignis erscheint. Später will man seine Wohnung nicht wechseln und
stellt einen Wechsel der Kleider als schwierig hin. Unbewegliche Menschen
fürchten den Tod mehr als alles andere. Sie können sich nicht entschließen, an
ihn zu denken, und erheben einen vorübergehenden Moment zu einem Endzustand.
(AY 240)
Sieh doch den Übergang als ein Abenteuer an! Du kannst eine neue Welt voller ungeahnter Möglichkeiten entdecken! Du kannst dort Dein Potential in einer Weise zum Ausdruck bringen, wie es auf der materiellen Ebene niemals möglich ist.
Der sogenannte Tod
bietet die Möglichkeit einer neuen Konstellation. (U II, 377 [U I, 377])
Ein hoher Geist
widersetzt sich dem natürlichen Daseinswechsel nicht. Er freut sich über die
Möglichkeit, einen neuen Aspekt seines Lebens zu vervollkommnen. (Br II, 83)
Für diejenigen unter Euch, die ein anständiges irdisches Leben geführt haben, wird der Übergang ein Aufstieg auf eine höhere, schönere, angenehmere Daseinsebene sein!
Wenn die Grenze einer
Existenz überschritten wurde, beginnt die Stufe einer höheren Existenz. (U I,
87)
Wenn man über Wissen
verfügt, kann man diese Übergänge nicht schwieriger bewältigen als den Aufstieg
auf den Sprossen einer Leiter. (AY 308)
Zu Recht hat allerdings derjenige grässliche Angst vor dem Tod, der ein rohes, unreines, gewalttätiges oder gar verbrecherisches Leben geführt hat: Er ahnt, je mehr er sich dem Übergang nähert: Er wird mit Übeltätern seiner eigenen Art zusammenkommen. Ihr Vergnügen ist es, sich gegenseitig zu quälen und sich auf diese Weise die Existenz im Jenseits selbst zur Hölle zu machen.
An ihrem Sterben
werdet Ihr sie erkennen: Die mit einem guten und die mit einem schlechten
Gewissen!
2. Gibt es ein Leben nach der Geburt?
Die rechte Einstellung gegenüber dem Betreten einer Höheren Welt, das man mit Fug und Recht eine Geburt nennen kann, veranschaulicht diese schöne Geschichte:
Es waren einmal
Zwillinge im Mutterleib, die unterhielten sich über die bevorstehende Geburt. Der
Pessimist sagte: „Ich habe Angst. Ich werde sterben. Ich glaube nicht an ein
Leben nach der Geburt. Dieser Ort ist alles, was es gibt. Ich will diese
schöne, dunkle, warme Welt nicht verlassen, in der ich mühelos alles bekomme,
was ich brauche.“
Der Optimist sagte: „Ich freue mich! Ich bin gespannt auf die neue Welt, in der ich leben werde. Welche neuen Erfahrungen werde ich dort machen können?“
Der Optimist wurde als erster geboren. Kaum war er auf der Welt, rief er seinem Bruder zu: „Komm heraus, so schnell wie möglich! Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie lichtvoll und herrlich es hier draußen ist!“
3. Abschreckendes Beispiel Tolstoi
Ein erschütterndes Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, ist das Sterben des großen Leo Tolstoi: Seine letzten Lebenswochen wurden zerrüttet von unerträglichen häuslichen Szenen und dem Gezerre um sein Erbe. Er meinte, sich alledem nur durch Flucht entziehen zu können, und schrieb an seine Frau:
„Meine Abreise wird Dich betrüben. Das bedaure ich, aber verstehe mich und glaube mir, dass ich nicht anders handeln konnte. Meine Lage im Haus wird unerträglich, ist es schon geworden. Abgesehen von all dem Schlechten – ich kann nicht länger in diesen Verhältnissen des Luxus leben, in denen ich bisher lebte, und tue nun das, was alte Leute in meinen Jahren für gewöhnlich tun: Sie gehen fort aus dem weltlichen Leben, um in Zurückgezogenheit und Stille ihre letzten Tage zu verbringen.“
Tolstoi versuchte, jedenfalls vor dem Tod all den Kompromissen zu entfliehen, zu denen er sich zu Lebzeiten verpflichtet fühlte.
Im Alter von 82 Jahren machte Tolstoi sich auf, um endlich den lang gehegten Plan von einem Leben in Armut und Zurückgezogenheit zu erfüllen. Heimlich verließ der Todkranke in der Nacht sein Haus und seine Familie und reiste mit der Eisenbahn ab. Er hatte nur noch eines im Sinn: allen und allem zu entfliehen. Seine Flucht endete aber mitten in der Wildnis auf dem Bahnhof des winzigen Örtchens Astapowo. Dort konnte der Sterbende nicht weiter. Man stellte ihm ein Zimmer in einem Bahnwärterhäuschen zur Verfügung. Dort verschied er nach einigen Tagen, belagert von seiner Familie, zahllosen Journalisten und Neugierigen. Noch nicht einmal im Tod konnte Tolstoi seinen Traum verwirklichen.
Eine bessere Vorbereitung hätte einen derart würdelosen Übergang verhindern können. Wer voraussieht, dass er in der Familie die nötige Ruhe nicht finden wird, sollte sich rechtzeitig nach einem Aschram umsehen, in dem das möglich ist.
4. Nachahmenswertes Beispiel Lama Norbu
Möge Dein Übergang ein Fest ohne jede Störung sein, bei dem Du feierlich die heilige Atmosphäre der Überirdischen Welt schon vorausnimmst: In weißem Gewand, mit Kerzen und Düften, die höhere Wesen anziehen und niedere vertreiben.
Der schönste Tod, den ich mir vorstellen kann, ist in Bernardo Bertoluccis Film „Little Buddha“ dargestellt:
Nachdem Lama Norbu seine letzte Aufgabe erfüllt hat, setzt er sich im Lotussitz zur Meditation nieder und stirbt friedlich in dieser würdigen Haltung. Seine Umgebung bemerkt sein Hinscheiden lange Zeit überhaupt nicht.
Abschnitt II: Vorbereitung auf die Jenseitige Welt
Nicht nur für die würdige Gestaltung des Übergangs musst Du sorgen. Noch wichtiger ist: Du musst Dich auf Dein künftiges Leben in der Jenseitigen Welt vorbereiten, damit Du Dich dort sogleich zurechtfindest und Dein Wirken und Deinen Aufstieg fortsetzen kannst.
Stellen wir uns einen
Menschen vor, der den Nutzen des Guten kennt und die Macht des
Gedankenschaffens versteht. Überdies erkennt er das jenseitige Leben an und
bedauert nicht, von der Erde zu gehen, da er von der Rückkehr in die
grobstoffliche Existenz weiß.
Solch ein Mensch
vermag ruhig zu entschlafen und sich in der jenseitigen Welt wiederzufinden,
ohne das Bewusstsein zu verlieren. Er wird keine Schmerzen empfinden, da sein
feinstofflicher Körper nicht von begangenen Verbrechen belastet ist, und von
Gedanken ebenso wenig bedrückt wird er schnell seine Umgebung verstehen. Er
wird die Furcht vertreiben, da er versteht, dass Gedanken ein starker Schild
sind.
Er kann unverzüglich
zu Erkenntnis und Arbeit übergehen. Er vermag sich seiner Gewandung zu
versichern und rasch Verbindung zu nützlichen Mitarbeitern aufzunehmen. Er ist
in der Lage, die Vorteile der Feinstofflichen Welt zu erlangen und die
Annäherung an die höheren Sphären zu beginnen. (Br
II, 329)
Mit Recht sorgst Du für Deinen Lebensabend vor. Noch wichtiger ist es, auch für den Morgen danach zu planen – nämlich für den Aufenthalt in der Geistigen Welt.
Manchmal gelangen die
Menschen zu einem solchen Gipfelpunkt von Absurdität, dass sie meinen, jeder
Gedanke über das künftige Leben betreffe das Ende der irdischen Existenz.
Gleichzeitig aber säumen sie nicht, ihre irdischen Angelegenheiten für viele
Jahre im Voraus zu regeln. Solche Handlungsweisen deuten nur darauf hin, wie
trüb der Gedanke an das künftige Leben ist. (FW II, 425)
Bei einer Reise in ein fremdes Land informierst Du Dich doch auch, welche Bedingungen (zum Beispiel Witterungsverhältnisse) dort herrschen und welche Gesetze dort gelten. Du fragst, was Du dort benötigst und was Du alles mitnehmen musst. Du lernst die Sprache, mit der man sich dort verständigt. Genauso solltest Du bei Deiner fälschlich so genannten „letzten Reise“ vorgehen.
1. Vorbereitung schon auf der Erde
Es ist von höchster Wichtigkeit, dass Du erkennst: Die Vorbereitung auf Dein künftiges Leben in der Welt der Seele muss schon jetzt, während Deines Aufenthalts auf der materiellen Ebene beginnen.
Die Fähigkeiten, die
Du benötigst, um Dich in der Feinstofflichen Welt zurechtzufinden, um dort
bewusst zu leben und sinnvoll zu handeln, kannst Du nur während des irdischen
Lebens erwerben.
Es fällt den Menschen nicht leicht zu verstehen, wie sehr sie in der Feinstofflichen Welt ein Wissen benötigen, das sie sich vorher auf der Erde aneignen müssen. Und nicht allein Wissen, sondern ebenso Feinfühligkeit und Fassungsvermögen. (Br II, 128)
Wenn Du einmal „drüben“ angekommen bist, ist es zu spät, um die nötigen Eigenschaften noch zu erwerben. Dann musst Du mit dem auskommen, was Du Dir bis dahin angeeignet hast. Wer schlecht präpariert ist, wird es in den Überirdischen Sphären schwer haben.
Ist es also nicht besser, schon jetzt das gesamte Wissen zu sammeln, das für den zukünftigen Weg nützlich ist? (Br II, 391)
2. Vorbereitung nicht erst im letzten Augenblick
Es wäre ein schwerer Fehler, mit der Vorbereitung auf das Jenseits erst im letzten Augenblick zu beginnen. In den neuen, so vollkommen fremden Verhältnissen wirst Du eine ganze Reihe von Fertigkeiten benötigen. Um sie zu erwerben, braucht es viel Zeit – man kann sagen, Dein ganzes Leben!
Es ist unvernünftig,
sich erst am Vorabend vorzubereiten, wenn man eine Rede in einer fremden
Sprache halten will. Es ist unvernünftig, erst am Vorabend mit der Vorbereitung
zu beginnen, wenn man mit einem neuen Instrument auftreten will. Es ist
unvernünftig, erst am Vorabend mit der Vorbereitung zu beginnen, wenn man in
die Feinstoffliche Welt übergehen will. Es ist schrecklich, wenn sich ein
Mensch sein ganzes Leben lang vom Gedanken an die Feinstoffliche Welt
abgewendet hat und erst am Vorabend des Übergangs wie ein nachlässiger Schüler
beginnt, undeutlich nicht begriffene Worte zu wiederholen. (Herz 170)
Je früher Du mit der Vorbereitung beginnst, desto besser.
Die Menschen werden
fromm, sobald sie sich dem Übergang in die Feinstoffliche Welt nähern. Sie
erkennen nicht, dass eine solche eilige Bestechung an Gotteslästerung grenzt.
Auf diese Weise gelangt man zu keiner Erkenntnis der Höheren Welt, sondern zur
schnellen Bezahlung des besten Platzes; indes sollte die Annäherung an die
Höhere Welt in den ersten Tagen des irdischen Lebens beginnen. (AUM 102)
Sehen wir uns jetzt anhand von einigen Beispielen an, wie diese Vorbereitung genau aussehen muss. Wir können dabei nur einige der allerwichtigsten Eigenschaften aufzählen.
3. Ausstrahlungen verbessern
Nikolaus Roerich „Fiat Rex“
Wir haben schon gelernt: In der Feinstofflichen Welt gibt es kein Licht! Du kannst Deine Umgebung dort nur mit dem Licht Deiner eigenen Aura erleuchten und damit erkennen.
Mit einem Vorrat von
Aneignungen versehen, wird der Wanderer die Überirdische Welt strahlend von
innerem Licht betreten. (Br II, 863)
Ohne geistige Ausstrahlung wirst Du dort in „geistiger Umnachtung“ leben. Du musst Dir also schon während des irdischen Lebens eine reine, starke und klare Aura schaffen, sonst siehst Du im Jenseits nichts.
Die Ausstrahlungen der
unklar und langatmig Denkenden sind kaum wahrnehmbar und erleuchten ihren Weg
nicht. Sie werden es bedauern, im Laufe ihres irdischen Lebens keine Zeit
gefunden zu haben, sich mit der Weiterentwicklung der Gedanken zu beschäftigen.
(Br II, 940)
Die Erleuchtung, die Du spenden kannst, hilft dort Oben nicht nur Dir selbst, sondern auch Deinen Mitbewohnern.
Der Mensch kann seine
Ausstrahlungen durch Willenskraft und Erweiterung des Bewusstseins verstärken.
Nur auf diesem Weg wird er auch mit einem Willensbefehl sein Licht verstärken
können. Solch ein Zustand wird ihm in der Überirdischen Welt hilfreich sein, wo
er sich als ein wahrer Lichtträger erweisen wird. Indem er die Öllampe der Erweiterung
des Bewusstseins entzündet, hilft er sich und seiner Umgebung. (Br II, 834)
Vor allem Deine angesammelte psychische Energie erzeugt dieses innere Licht.
Wenn auch im irdischen
Leben unsichtbar, wird Agni [psychische Energie] in der Feinstofflichen Welt zum leitenden Prinzip. Es erleuchtet nicht
nur den Weg in der Feinstofflichen Welt, sondern dient auch als Verbindung zu
den Feurigen Wesenheiten. Mit dem Feuer sehen wir, und mit der Flamme steigen
wir auf. (FW I, 335)
In manchen Schichten
der Feinstofflichen Welt herrscht Zwielicht, weil die Lichtstrahlung der
Bewohner nur schwach ist. Wenige begreifen, dass diese Bewohner selbst Lichtfackeln
sein können. Doch gerade das gereinigte Agni dient
allen als Leuchtfackel. Viele mögen sich fragen: „Werde ich strahlen?“ (FW I,
615)
Wer unvorbereitet hinübergeht, findet sich nicht zurecht, tappt im Dunkeln und verbleibt in einem furchtbaren Zustand von Unklarheit und Verwirrung.
Blindheit in der
Feinstofflichen Welt ist schrecklich. Stellt euch vor, in ein halbdunkles Haus
zu treten, in dessen Ecken unkenntliche Gebilde lauern, alles verschwommen und
von unklaren Flecken umgeben. Sogar dort, wo keine besonderen Ungeheuer
vorhanden sind, wird der Blinde und Boshafte schreckliche Formen sehen. (FW I, 390)
4. Erweiterung des Bewusstseins
Nach dem Tod kommst Du in eine geistige Welt. Hier helfen Dir Deine fünf äußeren Sinne nicht weiter. In einer nicht-materiellen Welt musst Du in der Lage sein, die nicht-materielle Realität zu spüren. Dafür benötigst Du Deine inneren Sinne, Deine Feinfühligkeit.
In der Überirdischen Welt ist Orientierung nur durch das Bewusstsein möglich.
Die besseren
Möglichkeiten können von jenen geweckt werden, die mit einem geistigen
Bewusstsein wahrzunehmen vermögen. Doch um das Bewusstsein zu bewahren, ist es
erforderlich, dies zu Lebzeiten zu fühlen. (Gem 21)
Du kommst in ein neues, vollkommen unbekanntes Reich. Nur mit einem vorurteilsfreien, sehr weiten Bewusstsein wirst Du Dich dort zurechtfinden.
Wenn es jedoch hier
schwerfällt, ein klares Bewusstsein zu bewahren, so ist dies dort noch
schwerer, weil wir dort auf eine Menge Ordnungen der Evolution treffen, die uns
neu sind. Daher muss man besonders das Gebot beachten, ein klares Bewusstsein
zu bewahren. (FW I, 105)
Jeder Tatmensch sollte
verstehen, dass er in der Überirdischen Welt auf eine Vielzahl neuer
Bedingungen treffen und ihm nur die Weite seiner
Anschauungen helfen wird, alles Umgebende zu überschauen. (Br
II, 870)
Wer geistige Realitäten auf Erden abgelehnt hat, wird die übersinnliche Wirklichkeit auch im Jenseits verneinen. Er wird sie daher nicht erkennen, sich ihr auch nicht anpassen können und damit dort im wahrsten Sinne des Wortes „weltfremd“ sein.
So wird ein Materialist, der trotz eines hoch entwickelten
Intellektes die Geistigkeit und die Möglichkeit der Existenz in den höheren
Welten ablehnt, in den höheren Sphären der Feinstofflichen Welt ohne bewusstes
Leben bleiben; denn da er höhere Anziehungen weder schuf noch verstärkte, wird
er fast augenblicklich in den Wirbel irdischer Anziehungen gezogen, und in
einem halbbewussten oder unbewussten Zustand muss er auf eine neue Inkarnation
warten. (HR I/3, 22; Brief vom 11.01.1935)
Etwas, das Du Dir nicht vorstellen kannst, weil Dein Bewusstsein zu eng ist, wirst Du auch nicht wahrnehmen, obwohl es vollkommen wirklich ist. Und wenn Du etwas nicht siehst, was aber tatsächlich besteht, wirst Du über Deine Umgebung und ihre Einwirkungen im Unklaren bleiben. Stell Dir vor: In Deiner Nähe ist etwas, aber Du erkennst es nicht – was für Folgen wird das haben?
Jene, die chaotisch
denken, gleichen denen, die im Finsteren mit den Händen ausholen, ohne zu
wissen, welchen Gegenstand sie treffen. (Hier 172)
Wir hatten schon in der Sendung „Erweiterung des Bewusstseins“ (Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“) über viele Beispiele der mit den physischen Augen nicht sichtbaren Wirklichkeit gesprochen: Die Wirkung von Gedanken, des Blickes, von Ausstrahlungen, Farben, Tönen und Düften, oder das Eingreifen Höherer Mächte in unser Leben. Diese und viele andere nicht greifbare Realitäten gilt es schon während der Inkarnation auf der materiellen Ebene zu erkennen, erst recht aber nach dem Übergang in den geistigen Bereich.
Wenn Du zum Beispiel auf der Erde nicht gelernt hast, die Aura eines anderen Menschen zu lesen – und zwar ohne Apparat! -, wirst Du in der Feinstofflichen Welt nicht erkennen können, mit wem Du es zu tun hast, was für ein Wesen Du vor Dir hast.
*****
Erweiterung des Bewusstseins ist nur auf der Erde möglich.
Seid euch bewusst,
dass ihr auf die Astralebene nur das mitnehmen könnt, was ihr euch erworben
habt. Unfähigkeit bleibt dort, was sie hier ist. Man kann nur erhalten, was man
zu wünschen gelernt hat. Es ist geradezu unmöglich, dort das Bewusstsein zu
erweitern. Speichert daher Bewusstsein, um nicht in einem lumpigen Gewand
einhergehen zu müssen. (AY 62)
Die Schulung des
Bewusstseins ist allein im Leben möglich. (Herz 598)
Im Jenseits musst Du mit dem Erfassungsvermögen auskommen, dass Du auf der materiellen Ebene erworben hast.
Was immer hier noch
nicht erkannt wird, wird auch in der Feinstofflichen Welt nicht erkannt werden.
Denken muss man zuerst hier auf Erden lernen; denn es ist unmöglich, in der
Feinstofflichen Welt jene Fähigkeit zu erwerben, die wir in unserem irdischen
Leben missachtet haben. (HR II/2, 355; Brief vom 06.07.1937)
5. Reinigung
Giotto „Taufe Christi“
Nötig zur Vorbereitung auf Deine jenseitige Existenz ist vor allem eine gründliche Reinigung, und zwar am besten täglich: In letzter Minute kurz vor dem Tod wird es Dir nicht mehr möglich sein, den ganzen im Laufe eines langen Lebens angesammelten Schmutz wieder abzuwaschen.
Wir wiederholen: Du gehst so über, wie Du bist. Du nimmst alle Deine schlechten Eigenschaften mit in die andere Welt.
Wenn sich der Geist
nicht rechtzeitig von irdischen Anziehungen und sinnlichen Gelüsten befreit,
kann sich der feinstoffliche Körper nicht in reinem Zustand trennen. Er nimmt
eine eigenartige Ablagerung irdischer Leidenschaften mit sich. (Herz 273)
Wenn Du hier unten unrein gelebt hast, kommst Du Oben unter deinesgleichen, unter Unreine. Für viele, die sich auf der Erde schon für Heilige gehalten haben, wird es eine große Überraschung geben, in welch einer niedrigen Sphäre sie sich Oben wiederfinden.
Wer glaubt, er werde
rein wie ein Engel allein dadurch, dass er stirbt, irrt sich schrecklich.
Unsere niederen Begierden haften uns buchstäblich weiterhin
an und machen den Aufstieg auf höhere Ebenen unmöglich. Nichts Unreines kann in
eine hohe, reine Sphäre vordringen. Du wirst nicht wagen, in einem schmutzigen
Hochzeitskleid vor den Altar zu treten; ebenso wenig kannst Du mit einer verdreckten
Seele im Himmel erscheinen!
Beim Verlassen der
irdischen Sphären muss sich der Geist von niederen Ausstrahlungen befreien.
Jede unnütze Hülle, die der Geist mit sich in die Feinstoffliche Welt
hinüberträgt, verursacht unsagbare Pein. Bei einem gut entwickelten Bewusstsein
geht eine Läuterung vor sich, die den Geist von der Hülle befreit.
Doch der Geist, der
beflissen an seinen irdischen Gewohnheiten festhält, erlebt in der
Feinstofflichen Welt alle Schwächen, denen er auf dem irdischen Plan zu
unterliegen gewohnt war. Ebenso wie beim Bergsteigen verursacht in der
Feinstofflichen Welt jede unnütze Last Atemnot. (FW III, 84)
Das Verlangen nach materiellen Dingen quält uns dort Oben, denn in dieser geistigen Welt können wir es nicht befriedigen. Der Trinker verlangt dort vergebens nach Alkohol, der Schlemmer nach Speise, der Wüstling nach Huren – das ist die wirkliche Hölle!
Es ist äußerst
qualvoll, Unausgelebtes mit sich zu schleppen, das in
der Feinstofflichen Welt zur Last wird. Am schmerzlichsten von allem ist das
Empfinden der eigenen Grobheit. Selbst in den niederen überirdischen Schichten
empfindet man die Last der eigenen Grobheiten.
Oft hört man Wehklagen
aus den überirdischen Schichten; es sind die Hilferufe der Geister, die sich
von ihren Lasten noch nicht befreien konnten. Es ist verwerflich, die
Feinstoffliche Welt ebenso leichtfertig zu verunreinigen wie die irdische.
Jedoch grobe Aufspeicherungen bilden gleichsam für immer sichtbare, untilgbare
Ablagerungen. (FW III, 84)
6. Gedankenschaffen
In der Überirdischen Welt wird alles durch unsere Gedanken geschaffen. Es ist also von höchster Wichtigkeit, dass Du schon auf der Erde Deine Gedankenschaffenskraft übst. Das bedeutet: Du musst lernen, kurz, knapp, klar, zielgerichtet und schön zu denken.
Das
irdische Dasein kann nicht endgültig sein, und in einem solchen Übergangsstadium
möge man für den Flug in die Zukunft nur das Wichtigste vorbereiten, das heißt
den Gedanken schärfen. Flügel wachsen nur durch den Gedanken. (AUM 104)
Wenn wir die Klarheit
der Gedanken in den irdischen Kämpfen verlieren, wie können wir sie beim
Übergang in die Feinstoffliche Welt bewahren? (Br I,
217)
Wie viele Menschen gibt es, die nicht auch nur einen klaren Gedanken fassen, dass Wesentliche nicht vom Unwesentlichen, das Wichtige nicht vom Unwichtigen und das Wünschenswerte nicht vom Notwendigen unterscheiden können.
Die nicht wissen, was sie wollen, daher kein Ziel haben und damit auch keinen Weg verfolgen können.
Die nicht einmal über den einfachsten Vorfall sinnvoll berichten können, weil sie ihre Erzählung mit einer derartigen Fülle von uninteressanten und irrelevanten Einzelheiten vollstopfen, dass sie den roten Faden aus den Augen verlieren und sich immer weiter verirren, so dass man ihnen schließlich gar nicht mehr folgen kann.
Urusvati schätzt die
Klarheit des Denkens. Stellt euch einen Bewohner der Überirdischen Welt vor,
der sich daran gewöhnt hat, unklar und langatmig zu denken. Er wird im Umgang
mit seiner Umgebung große Schwierigkeiten haben. Es ist traurig, solche
Stammelnden sehen zu müssen, sie irren in einem Labyrinth schwachlebiger,
finsterer Gedanken umher. (Br II, 940)
Solche Leute können in der Höheren Welt nichts Sinnhaftes aufbauen, sondern werden mit ihren verworrenen Gedanken nur Chaos anrichten.
Es ist bedauerlich,
dass die Menschen so unvorbereitet in die Feinstoffliche Welt eintreten; sie
bringen ihre niederen Gewohnheiten mit und vergeuden ihre Gedankenkräfte für
unvollkommene Formen. Die Gedankenschöpfung ist in der Feinstofflichen Welt auf
allen Gebieten entwickelt. Es ist schwierig, sich auch nur vorzustellen, für
welche Verirrungen diese wertvolle Kraft verausgabt wird! Man sollte den
Menschen raten, sich daran zu gewöhnen, zumindest ein wenig an das Schöne zu
denken, um hässliche Erscheinungen zu vermeiden. (FW I, 139)
So mancher ist dort Oben noch nicht einmal in der Lage, sich angemessene Kleidung zu beschaffen!
Wir pflegen auch in
der Welt der Gedanken unsere frühere Bekleidungsweise. Menschen, die sich keine
Erinnerung an die Vergangenheit bewahren, geraten in der Feinstofflichen Welt
oft in Verlegenheit. Sie erinnern sich an einzelne Bekleidungsteile
verschiedener Epochen, und daraus ergibt sich die vielfältigste Verwirrung. Sie
gewahren die Notwendigkeit, sich unverzüglich ein Gewand zu schaffen, doch ihre
undisziplinierte Vorstellungskraft vermag nur irgendwelche Bekleidungsfetzen
hervorzubringen. (Br II, 62)
Du musst Dich also schon während des irdischen Lebens darin üben, groß, schön und klar zu denken. Nur dann wirst Du im Himmel etwas Großes und Schönes schaffen können.
So wird ein Mensch,
der sich auf Erden ein klares, wohlwollendes Bewusstsein geschaffen hat, auch
in der Feinstofflichen Welt ein guter Baumeister sein. Statt Verunstaltungen
wird er schöne Ebenmaße und Rhythmen beitragen, die der Herrlichkeit der
Unbegrenztheit entsprechen. (Herz 332)
Wenn wir uns einen großen
geistig Schaffenden auf der Erde vorstellen, so wird er natürlich in der
Feinstofflichen Welt erst recht eine einzigartige Macht darstellen. (Br II, 102)
Unabdingbar dafür ist Vorstellungsvermögen:
Etwas, das Du Dir
nicht vorstellen kannst, kannst Du auch nicht erbauen.
Deshalb werden nur Menschen, die sich auf der materiellen Ebene ein weites Vorstellungsvermögen angeeignet haben, in der Geistigen Welt große Schöpfer sein.
Es ist schwierig, erst an Vorstellung zu denken, wenn wir uns schon in der Feinstofflichen Welt befinden. Dort muss sie bereits angewendet und nicht erst geboren werden. (FW I, 458)
Du musst Dich schon auf der Erde an gedankliche Arbeit gewöhnen, die Du in den Geistigen Gefilden fortsetzen kannst, sonst wirst Du dort arbeitslos sein.
Urusvati konnte sich
über die Massen wundern, die in der Feinstofflichen Welt ohne Arbeit
umherschweifen. Es handelt sich um kleingeistige Stadtbewohner, die ebenso wie
auf dem Marktplatz einer heutigen Stadt ziellos umherschlendern. (Br II, 82)
Es existiert ein
bestimmter Typus von Menschen, der behauptet, es gäbe für ihn nichts auf der Erde
zu tun und nichts, wofür er leben könnte. Wenn solche Menschen aber mit dieser
Überzeugung in der Feinstofflichen Welt anlangen, werden sie dort weiter als
Müßiggänger leben. (Br II, 220)
7. Verständigung ohne Worte
Nikolaus Roerich „Franz von Assisi“
In der Feinstofflichen Welt gibt es keine Sprache. Die Verständigung erfolgt unmittelbar mit Hilfe von Gedanken. Du wirst Dich dort also nur dann mit anderen Seelen unterhalten können, wenn Du gelernt hast, kurz, knapp, klar und auf das Wesentliche konzentriert zu denken. Anderenfalls kannst Du weder einen klaren, verständlichen Gedanken aussenden noch einen Dir zugesandten Gedanken verstehen.
Stellt euch einen
Menschen vor, der in die Überirdische Welt eintritt und nur die Verständigung
über das gesprochene Wort kennt; er wird sich in einer bedauernswerten Lage
befinden. Die Gedankenübertragung wird er sich nicht so bald aneignen. Zuerst
wird er, wie ein Stummer, für sich stillschweigend Worte wiederholen, doch wenn
sie nicht von feinfühligen Gedanken begleitet sind, werden sie keine
Verständigung bringen. (Br II, 804)
Diese Verständigung von Herz zu Herz müssen wir schon auf Erden üben.
Sogar in der grobstofflichen Welt übermitteln sich gleichklingende Herzen gegenseitig vieles durch die Sprache des Herzens. Möge diese Sprache eine ständige Erinnerung an die Möglichkeiten der Feinstofflichen Welt sein. (Herz 522)
Weshalb erst in der Feinstofflichen Welt damit beginnen, die Kunst des Denkens zu erlernen, wenn man sich schon im irdischen Leben darauf vorbereiten kann? Jeder vermag unter beliebigen Bedingungen in sich selbst Versuche mit gedanklichen Gesprächen durchzuführen, und vielleicht wird auch schon eine Antwort kommen. (Br II, 804)
Du kannst, wie wir in der Sendung über Meditation gesehen haben, schon während Deiner materiellen Inkarnation auf geistigen Weg in Kontakt zu einem anderen Wesen treten, zum Beispiel zu Deinem Lehrer, und mit ihm ein Gespräch ohne Worte führen.
Ein Einsiedler wurde einst gefragt, wie er in
ständigem Schweigen leben könne? Er war über diese Frage sehr erstaunt und
sagte: „Ihr irrt, ich schweige niemals, sondern unterhalte mich ständig – so
viele Gesprächspartner besuchen mich.“ Der Einsiedler hatte sich bereits derart
der unsichtbaren Welt genähert, dass er diese vollkommen wahrnehmen konnte. Das
Gebet wurde zu einem Gespräch, und diese Welt offenbarte sich ihm in ihrer ganzen
Größe. Für einen solchen Geist ist der Übergang in die Feinstoffliche Welt kaum
wahrnehmbar. (AUM 41)
Schrittweise wird der
Wanderer verstehen, den Gedanken ohne Worte zu äußern, und so wird er auch
lernen, die Gedankensendungen der neuen Gefährten aufzunehmen. Der Lehrer wird
sich ihm ebenfalls auf gedanklichem Wege nähern. (Br
II, 804)
8. Leben in zwei Welten
Nikolaus Roerich „Festung des Geistes“
Die beste Vorbereitung auf das Jenseits wird natürlich sein, diese Sphären schon während des irdischen Aufenthalts regelmäßig aufzusuchen und am Leben dort teilzunehmen.
Vollständiges Bewusstsein in der Feinstofflichen Welt
haben nur jene, die das Band mit den höheren Welten knüpften, solange sie noch
lebten, und zwar auf Grund von Streben des Herzens zur Evolution und durch
ständige Anstrengungen, dieses Bewusstsein zu bewahren. (HR I/3, 22; Brief vom
11.01.1935)
In der Sendung über das „Leben in zwei Welten“ (Sendereihe „Die 10 Grundpfeiler der Praxis des Agni Yoga“) hatten wir darüber gesprochen, wie Du schon auf Erden im Himmel leben kannst.
Wie sehr drängt es den
Geist, der das vergängliche Dasein auf Erden erkannt hat, in die Feinstoffliche
Welt. Der Geist sollte auf das Loslösen von der Erde vorbereitet werden.
Versenkt sich der Geist in die überirdischen Bereiche, sind ihm die
Feinstofflichen Sphären nicht fremd; denn dieser Geist hat sich an die
räumlichen Erscheinungen gewöhnt. (FW III, 95, 96)
In der Sendung über „Meditation“ ist dargestellt, wie ein inkarniertes Wesen Besuche in der Geistigen Welt, seiner Heimat durchführen kann.
Auf diese Weise kannst Du den Übergang und die Fortsetzung Deiner Existenz auf den Höheren Ebenen schon heute täglich üben.
9. Vorbereitung auf Deinen Himmel
Nikolaus Roerich „Morgenstern“
Wir hatten festgestellt: Nicht jeder kommt in den Himmel. Wenn Du in die erhabenen Bereiche der Überirdischen Welt vorstoßen willst, musst Du dessen würdig sein.
Um es drastisch zu sagen: Wer hier auf der Erde wie ein Schwein gelebt hat, geht mit einer entsprechenden Aura in die Welt der Seele über. Damit ist ihm gesetzmäßig der Zugang zu höheren, reineren Sphären versperrt.
Nach dem Gesetz der Entsprechung gelangst Du auf die Höhe, die Deinem Bewusstsein, Deinem Wesen, Deinem Streben, Deiner Würde und Deiner geistigen Reife entspricht.
*****
Die bei weitem wichtigste Vorbereitung auf den Tod ist also: Mache Dir schon während Deines irdischen Lebens ein möglichst klares Bild davon, male Dir bis in alle Einzelheiten aus: Wie sieht für Dich die höchste denkbare Welt aus?
Wo genau willst Du
hin?
Was ist Dein Himmel, Dein ganz persönliches Paradies? Wo, an was für einem Ort willst Du in Ewigkeit wohnen? Wie sieht Deine wahre Heimat aus?
*****
Halte Dir dabei vor Augen: Der Himmel ist weniger ein Ort, als eine Gemeinschaft von Seelenverwandten. Die Frage, die Du Dir vor allem stellen musst, ist also: Wer sind Deine wahren, ewigen Freunde? Wo bist Du geborgen? In welche Gemeinschaft der Jenseitigen Welt willst Du aufgenommen werden?
Du musst Dein Leben
vom Ende her denken und planen! Nur dann kannst Du es sinnvoll gestalten.
Das bedeutet: Erst, wenn Du für Dich festgelegt hast, wohin Du nach dem Tod gelangen willst kannst Du Dein irdisches Leben so einrichten, dass Du Aussicht hast, dieses hohe Ziel tatsächlich zu erreichen.
Die Menschen nehmen
auch beim Umzug in eine bessere Wohnung nur ihren besten Besitz und keine
schmutzigen Lumpen mit. Ebenso sorgfältig und würdig muss der Mensch für seine
Wohnstätte in der Feinstofflichen Welt sorgen. (AUM 535)
Die ewige Heimat eines Agni Yogi ist natürlich der Ort in der Feinstofflichen Welt, an dem sein Lehrer wohnt; ob das nun ein Tempel, ein Aschram, eine Akademie, eine Hütte, eine Höhle, ein Kloster oder sonst ein Heiligtum ist. Dort hast Du vor der Geburt in Gemeinschaft mit Deinen Mitschülern gelebt. Dorthin willst Du nach dem Tod zurückkehren. (Siehe die Sendungen „Wie findest Du Deinen Lehrer?“ und „Ein Schüler werden“ der Sendereihe „Der Weg des Schülers“.)
*****
Wie kannst Du Dich schon heute auf Deine künftige Existenz an diesem Ort vorbereiten? Verlasse am Abend eines jeden Tages in der Meditation die Erde. Schließe mit allen weltlichen Belangen ab und übe die sogenannte „letzte Reise“ schon zu Lebzeiten täglich ein.
Suche regelmäßig Deine wahre Heimat auf. Führe schon heute regelmäßig geistige Gespräche mit Deinem Lehrer und Deinen Mitschülern. Halte und pflege die Verbindung mit Deiner geistigen Familie. Dann wird Dir die Gemeinschaft der Höheren Welt, der Du zustrebst, nicht fremd, sondern bereits wohl vertraut sein.
Schon auf der Erde
müssen die Menschen sich gedanklich darauf vorbereiten, wo sie ihre Entwicklung
fortsetzen möchten. Wir müssen selbst unseren freien Willen anspannen, auf dass
unser Gedanke wie ein Bote vorauseile und unseren zukünftigen Platz in der
Feinstofflichen Welt vorbereitet. Möge euer Denken euch vorausfliegen und euer nächtes herrliches Haus vorbereiten. (Br
II, 220)
Oben angekommen, wirst Du allerdings nur eingelassen, wenn Du durch die Art und Weise Deines Lebens auf der Erde bestätigt hast, dass Du wirklich Deinem Wesen nach ein Mitglied dieser erlauchten Gemeinschaft bist.
Wenn Du zur „Gemeinschaft der Heiligen“ gehören willst, von der das christliche Glaubensbekenntnis spricht, musst Du gerade auf der materiellen Ebene beweisen, dass Du tatsächlich ein Heiliger bist.
Wenn Du „im Himmel“
(als Schüler im Aschram Deines Lehrers) leben willst, musst Du schon hier unten
auf der Erde nach den Regeln und Bräuchen (dem Gesetz des Schülers) leben, die
dort gelten.
Wenn Du das nicht tust, schließt Du Dich selbst aus der Gemeinschaft aus, von der Du träumst. Das unerbittliche Gesetz lautet:
Wir müssen uns auf
Erden das Recht verdienen, in der Geistigen Welt an einem höheren Ort unter
höheren Wesen zu leben.
Erwäge also schon heute sehr genau, wohin Du später gelangen willst. Nimm Dir nicht zu viel vor. Erwähle nur ein Ideal, dass Du so, wie Du nun einmal bist, auch verwirklichen kannst.
Natürlich sollst Du träumen: Von einer besseren, reineren, höheren Welt, in der Du (anders als auf der Erde) Dein wirkliches Wesen offenbaren kannst. Diese Träume dürfen aber, wenn sie produktiv und zukunftsweisend sein sollen, den Bezug zur Wirklichkeit nicht verlieren.
Sie sollten darauf gerichtet sein, Deine wahre, innere Natur zu verwirklichen. Du darfst kein Phantombild schaffen, das mit dem, was Du tatsächlich bist, in Wirklichkeit gar nichts zu tun hat.
*****
Das Gute ist: Mit der Übung „Leben in zwei Welten“ kannst rechtzeitig vor dem Tod im irdischen Alltag erproben, ob Du überhaupt imstande bist, nach den Bräuchen zu leben, die in dem von Dir erträumten Himmel gelten.
Wenn Du dann feststellst, dass Du zu hoch gegriffen hast (so mancher sieht sich ja schon als Schüler eines Mahatma!), kannst Du immer noch niedriger zielen. Das ist besser, als sich Illusionen hinzugeben und im Jenseits bitter enttäuscht zu werden.
Abschnitt III: Richtiges Verhalten der Angehörigen
Delacroix „Die letzten Worte des Kaisers Marc Aurel“
Mehr noch als der Sterbende selbst sind oft die Hinterbleibenden ratlos und mit der Situation vollkommen überfordert. Viele haben keine Vorstellung, wie sie sich verhalten sollen.
Weint einer bei einem Begräbnis, könnte sich jemand finden, der diese Unwissenheit missbilligt. Ist jemand bei dieser Begebenheit erfreut, sind die Menschen über den scheinbar Verrückten aufgebracht. Die Menschen können das Verhältnis zwischen dem irdischen und dem überirdischen Daseinszustand nicht verstehen. Es ist ihnen untersagt, an Wiedergeburt zu glauben, und sie stimmen zu, am Rande eines unbekannten Abgrunds zu verweilen. (AUM 573)
Das würdelose Gekreische und Gejammer am Bett des Sterbenden muss enden. Es macht die ohnehin schon schwierige Situation nur noch schlimmer.
Natürlich wird man
gewöhnlich von den letzten Nahestehenden aufgehalten. (BGM II, 225)
Auch die Zurückbleibenden müssen lernen, sich angemessen zu
benehmen und den Übertritt nicht zu erschweren.
Oft wird mit einem
Scheidenden sehr grob verfahren. Man kann sagen: Nicht der Tod quält, sondern
die lebenden Menschen. (FW III, 97)
Die richtige Einstellung ist: Wir sehen, dass der Sterbende einen schwierigen Aufstieg unternimmt. Dabei haben wir ihn nach Kräften zu unterstützen.
Die Mehrheit der
Menschen ist nicht in der Lage, sich den Hinübergegangenen gegenüber würdig zu
verhalten, und stört dadurch ihren Aufstieg. Man muss verstehen, welche Haltung
dazu die harmonischste ist.
Stellen wir uns einen
nahen Menschen vor, der mit einer wichtigen Arbeit beschäftigt ist, gleich
nebenan hinter der Wand. Unser erster Wunsch wird sein, auf jede erdenkliche
Weise seine Ruhe zu wahren. Wir werden alle Maßnahmen ergreifen, damit ihn
nichts störe. Wir sorgen uns rechtzeitig um die besten Mittel, die zu einer
möglichst raschen Ausführung der Arbeit notwendig sind. Wir werden über die
Arbeit nachdenken, die vor sich geht, und unsere besten Gedanken senden. Wir
wissen, dass der Nächste sich hier, gleich nebenan befindet. Wir möchten ihn
gern sehen, doch können wir seine Konzentration stören? Wir fassen uns in
Geduld, da wir wissen, dass wir uns zur festgesetzten Stunde sehen werden.
Vieles möchten wir
dann sagen, doch wenden wir alle Behutsamkeit auf. So handeln wir, weil wir den
Nächsten lieben. Wir unterbinden jegliches böse Wort, damit nicht Wellen von
Disharmonie die erfolgreiche Arbeit stören. Wir verhalten uns so, wie es sich
gegenüber einem geliebten Menschen gehört.
Wir werden uns nicht
irgendeines illusionären Verlustes grämen, da wir wissen, dass der Nächste
lebt, und sich auch in der Nähe bei uns befindet.
Wenn wir für einen
Hinübergegangenen alles ebenso tun wie für einen vorübergehend Abwesenden, handeln
wir recht. Senden wir den Hinübergegangenen ein Lächeln der Liebe. (Br II, 354)
1. Keine lebensverlängernden Maßnahmen
Die herkömmlichen medizinischen Maßnahmen, um das Leben künstlich zu verlängern oder nahezu Tote wieder ins Leben zurückzurufen, sind sinnlos und sogar schädlich. Sie verletzen die Würde des Übergangs. Sie zeugen von Unwissenheit über die höhere Natur des Menschen.
Welchen Sinn soll es
haben, den irdischen Aufenthalt eines Wanderers, der sich seinem natürlichen
Ende zuneigt, künstlich um einen Zeitraum zu verlängern, der angesichts der
Unendlichkeit seines Weges vollkommen bedeutungslos ist?
Es ist offensichtlich verfehlt, der Ewigen Individualität eines Menschen Schaden zuzufügen, nur um den natürlichen Zerfall seiner vergänglichen Persönlichkeit noch einen winzigen Moment länger hinauszuschieben.
Wahrhaftig, es ist
unzulässig, den Geist in die irdischen Sphären zurückzurufen, wenn er sich
bereits von der Erde gelöst hat. Die Gewebe, die sich von der irdischen
Anziehung bereits befreit haben, müssen sich mit schrecklicher Anstrengung
anspannen, um sich wieder der irdischen Atmosphäre anzupassen. Die Menschen
sollten es lernen, sowohl beim Hinscheiden als auch bei der Geburt an diese
Vorgänge zu denken und bestrebt sein, sie zu erleichtern. Das Hinausschieben
der Geburt ist ebenso schädlich wie die Verzögerung des Sterbens.
Die Bildung des neuen
feinstofflichen Körpers muss in Betracht gezogen werden. Die dem Sterbenden
zugefügten Wunden müssen in der Feinstofflichen Welt geheilt werden. (FW III,
97)
Warum sollte man eine unsterbliche Seele, die auf natürlichem Weg in ihre Heimat zurückkehren will, zwangsweise hier unten festhalten?
Eine gewaltsame
Aufrechterhaltung der Herztätigkeit nach Austritt des feinstofflichen Körpers wäre
ein wirkliches Verbrechen. Jeder künstliche Herzschlag zieht den
feinstofflichen Körper wieder an und bewirkt einen unzulässigen Akt der
Zersetzung und Qual. (Herz 354)
Man darf dem Sterbenden auch keine falschen Hoffnungen machen. Dadurch wird ihm die Möglichkeit genommen, sich auf den Übergang zu konzentrieren.
Nachdem der Arzt
festgestellt hat, dass der Tod des Patienten unvermeidlich ist, kann der
Versuch, das Leben des Sterbenden künstlich zu verlängern, für ihn schlimmes
Leiden bedeuten und seinem feinstofflichen Körper ernsten Schaden zufügen. (HR
II/2, 419, Brief vom 23.11.1937)
2. Sterbebegleitung
Sterbebegleitung ist eine Aufgabe, der sich neuerdings die Hospizbewegung angenommen hat. Nur wahrhaft Wissende können aber tatsächlich Nutzen stiften. Die vielen Helfer, die angesichts des Todes selbst hilflos sind, richten bei all ihrem guten Willen nur Verwirrung an.
Sterbevorbereitung ist eigentlich das richtige Wort –diese muss aber, wie wir gesehen haben, schon Jahrzehnte vor dem Tod beginnen.
Lehrt die Unsterblichkeit
der Seele und die ununterbrochene Fortdauer des Lebens! Das wird der einzige wirkliche
Trost für den Sterbenden und seine Angehörigen sein.
Auch hier gilt: Die wahre Hilfe ist geistiger Natur! Die Kirchengemeinde, in der ich lebe, hat vor kurzem ein Hospiz mit 10 Plätzen geschaffen. Kosten: Eine Million Euro! Das sind 100.000 Euro für jedes Sterbezimmer!
Was benötigen wir aber an physischen Dingen für einen würdigen Übergang? Nicht mehr als einen Tisch, ein Bett und einen Stuhl!
An diesem Beispiel zeigt sich erneut die bedauerliche Fehlausrichtung unserer spirituell verarmten Gesellschaft. Wir betreiben einen gigantischen materiellen Aufwand, der ohne geistige Grundlage aber fruchtlos bleibt und am Wesentlichen vorbeigeht.
Abschnitt IV: Der Übergang
Hieronymus Bosch „Flug in den Himmel“
1. Befreiung von der irdischen Anziehung
Tod bedeutet: Die Seele löst sich vom Körper und von der Erde. Das solltest Du als Befreiung von all den Lasten und all der Verantwortung verstehen, die Dir bisher auferlegt waren. Das ist nun vorbei. Dem bist Du jetzt enthoben. Du hast wirklich genug getan. Nun darfst Du die Hände in den Schoß legen und ausruhen.
An der Schwelle des
Übergangs in die Feinstoffliche Welt löst sich der Mentalkörper vom physischen
Körper. Die Entwicklung der feurigen Wahrnehmung fördert den Flug in die
Höheren Sphären. Der Geist, der den Höheren Sphären zustrebt und das Loslösen
von der Erde empfindet, kann die Loslösung des Mentalkörpers klar erkennen; so
findet eine Vereinigung der beiden Welten statt, die den Geist vom physischen
Körper befreit. (FW III, 95)
Schrecklich – und ein Hindernis für die Jugend – sind diejenigen, die sich für unersetzlich halten und noch auf dem Totenbett versuchen, in ein Leben hineinzuregieren, das längst nicht mehr das ihre ist.
Du darfst Dich nicht durch Gedanken an Verwandte und Freunde oder an liegengebliebene Aufgaben hier unten zurückhalten lassen. Du strebst neuen Herausforderungen zu! Die Zurückbleibenden müssen ab sofort ohne Deine Hilfe auskommen.
Der befreite Geist
strebt immer in die höheren Sphären, doch der erdgebundene Geist bleibt lange
Zeit an die niederen Schichten der Astralwelt gekettet. Das Band zwischen dem
physischen und dem Astralkörper wird vom irdischen Bewusstsein nicht leicht
gelöst. Die Trennung der Körper erschreckt jene Geister schmerzlich, die noch
der irdischen Anziehung unterliegen. Doch beim Aufstieg des Geistes, der sich
von der Erde löst, verwirklicht sich eine Befreiung. Das kosmische Gesetz der
Anziehung entspricht der Neigung, die durch die Energie des Bewusstseins
verstärkt wird. (FW III, 296)
2. Nicht in den niederen Schichten hängenbleiben
Du strebst in den Himmel! Du darfst nicht in den niederen Schichten um die Erde herum hängenbleiben!
Dem in den Grenzen der
Ichsucht verharrenden Geist bleibt der Pfad des Kummers. Dann ist die Loslösung
schrecklich, und der Geist ist für lange Zeit an die irdische Sphäre gebunden.
(FW III, 68)
Du musst auf Deinem Weg nach oben die schreckliche Astralwelt schnell durchqueren; wie im umgekehrten Fall, als Du bei der Geburt von oben kamst und durch diese grässlichen Sphären hindurch nach unten strebtest.
Stellen wir uns eine
von Gasen niederer Wünsche erfüllte Sphäre vor. Solche Sphären verschlingen
die von den irdischen Lasten noch nicht befreiten Geister. Der zur Feurigen
Welt strebende Geist offenbart seine eigene Anziehung, indem er alle feurigen
Energien anspannt. Die Sättigung des Bewusstseins durch die Höhere Welt lässt
auf dem Pfad zur Feurigen Welt jene Spirale entstehen, die den Geist in die
Höheren Sphären emporführt. (FW III, 296)
Lasse Dich nicht von den vielen Händen festhalten, die versuchen, Deinen Aufstieg zu vereiteln und Dich herunterzuziehen!
Es ist beklagenswert,
die Feinstoffliche Welt in einem verworrenen und zerstreuten Zustand zu
betreten. Das klare Bewusstsein steigt genauso auf wie ein Gasballon. Niemand
und nichts kann das dem Guten zustrebende standhafte Bewusstsein in den
niederen Schichten zurückhalten. (AUM 103)
Du solltest nicht das Heer der abscheulichen niederen Wesen vergrößern, die in den unteren Schichten der Jenseitigen Welt in Erdnähe hängengeblieben sind. Sie machen verzweifelt den verfehlten Versuch, weiter am materiellen Leben teilzunehmen, immer noch ihren nicht ausgelebten Gelüsten nachzugehen, und belästigen oder quälen dabei die inkarnierten Menschen.
Solche zwischenweltlichen Wesen irren als körperlose Gespenster weiter auf der Erde umher. Sie treiben sich nicht nur auf Friedhöfen herum, sondern kehren zum Beispiel in ihre früheren Wohnungen, an ihren alten Arbeitsplatz oder andere Lieblingsorte zurück. Feinfühlige Menschen können ihre Anwesenheit spüren und sie sogar sehen.
Auch ein Astralkörper,
die Hülle, kann umherwandern und gesehen werden! Hochentwickelte Menschen
können diese auf Erden zurückgebliebenen Leichname spüren. (Br
I, 153)
3. Streben in die höchsten Sphären
Wenn Du hinübergehst, musst Du den festen Vorsatz fassen: Ich will mich sofort von der Erde lösen und in möglichst hohe Sphären der geistigen Welt emporfliegen.
Beim Eintritt in die
feinstoffliche Welt sollte man vor allem an dem Vorsatz festhalten, dem Licht
und der Vervollkommnung zuzueilen. (FW I, 660)
Eine Vielzahl von
Menschen geht mit falschem Denken in die Feinstoffliche Welt hinüber. Die einen
gehen in Angst und Schrecken hinüber, andere in Feindseligkeit und Gereiztheit,
dritte in Anhänglichkeit an irdische Personen, und vierte bilden sich ein,
jenseits der irdischen Schicht sei nichts mehr. Der Mensch muss die Schwelle
frei und zur Vervollkommnung bestrebt überschreiten. Möge alles natürlich und
unvoreingenommen verlaufen. (Br II, 636)
Möge Dein Streben nach oben stark und unbeirrbar sein!
Auf der Schwelle zur
Feinstofflichen Welt spielt Streben eine entscheidende Rolle. Das Streben in
die Höheren Sphären verleiht dem Geist die Kraft, sich von der Erde zu lösen.
(FW III, 298)
Blicke nicht zurück, nicht nach unten zur Erde, sondern nur nach oben, dem hohen Ziel entgegen!
Missgeschick und Gram
binden die Scheidenden an die Erde. Das beste Beispiel dafür finden wir in der
biblischen Legende von Lot und seiner Frau. Sie verließen die Stadt, um ein
neues Leben zu beginnen, und nur eine Bedingung wurde ihnen gestellt: nicht
zurückzublicken. Doch die Lots Frau schaute zurück und band sich neuerdings an
die Erde.
Die Religion sagt: Wer
sich zu den Vätern begibt, wird bei ihnen wohnen. Wer zu den Engeln geht, wird
bei diesen wohnen, wer zu Gott geht, wird bei Ihm sein. Das heißt, wer sich für
den größtmöglichen Fortschritt entschieden hat, wird das höchste Ziel
erreichen. Daher gilt für den von der Erde Scheidenden als bestes Geleitwort:
Beeile dich und blicke nicht zurück! (BGM II, 225)
Dieses Streben in die höchsten Sphären kannst Du nicht erst im letzten Moment beim Übergang selbst entfalten. Es wird nur dann kraftvoll und zielführend sein, wenn es schon während der irdischen Inkarnation die leitende Idee Deines ganzen Lebens war.
Ein Geist, der die
irdische Sphäre verlässt, spannt im Bewusstsein die Errungenschaften an, die in
seinem Leben vorherrschten. Das Leben eines Menschen hat gleichsam seine
Leitmotive, und diesen Gesängen oder Wehklagen gemäß wird der Geist gespannt.
Die Errungenschaften des Geistes führen nach oben, und der Geist, der die
leuchtende Heldentat des Dienstes erkannt hat, freut sich immer beim Verlassen
der irdischen Sphäre.
Sogar bei physischen
Schmerzen überwindet der Geist alle irdischen Leiden. Beim Losreißen von der
Erde wird das Band mit den Höheren Welten gefestigt, nach denen der Geist
strebt. Die Leiter des Aufstiegs besteht aus der Hingabe zur Hierarchie. (FW
III, 68)
Jetzt erweist sich, wieviel an höherer Erkenntnis, welche wahren Errungenschaften Du Dir erkämpft hast. Insbesondere gilt: Je mehr psychische Energie Du angesammelt hast, desto schneller und höher kannst Du aufsteigen.
Jeder gelangt in die
Sphäre, die seinem psychischen Zustand entspricht. (Br
II, 647)
Mit Recht wünscht man
zu wissen, wie sich die Übergänge in die verschiedenen Sphären vollziehen. Es
ist nicht schwer zu begreifen, dass reines Agni der entscheidende Faktor ist.
Wenn wir einen Ballon nach und nach mit einem brennbaren Gas anfüllen, wird er
entsprechend aufsteigen. Wenn der Ballon das Gas nicht zu halten vermag, wird
er sinken. Das ist ein grobes Beispiel für das Prinzip, das den Übergang in die
verschiedenen Sphären der Feinstofflichen Welt regelt. Die feinstoffliche
Wesenheit kann, wenn ihr feuriger Kern entsprechend gefüllt ist, aus eigener
Kraft aufsteigen. Das Feuer als Umwandler hilft, sich an die neuen und höheren
Bedingungen zu gewöhnen. (FW I, 621)
4. Ziel vor Augen
Nikolaus Roerich „Morgenstern“
Um die schrecklichen niederen Schichten der Überirdischen Welt rasch durchqueren und in höhere, lichtere Gefilde vordringen zu können, musst Du vor allem Dein Ziel im Jenseits klar vor Augen haben!
Du musst unbedingt
wissen, wohin Du willst!
Du kannst keinen Weg sinnvoll gehen, wirst ziellos umherirren und keine Höhe erreichen, wenn Du das Ziel der Reise nicht ganz genau kennst.
Die Vollendung der
Stufe erfüllt den Wanderer mit Freude, denn er weiß, wem er sich nähert. (AY
167)
Wenn Du ein geistiger Schüler bist und einen Lehrer hast, wird dieses Ziel natürlich sein Aschram, die Wohnstätte Deines wahren, geistigen Vaters in der Welt der Seele sein.
Den Wanderer, der sein
Heim schon sieht, kann nichts verwirren. (FW I, 523)
Wenn Du Deine Heimat zu Lebzeiten täglich in Meditation aufgesucht hast, wird der Aufstieg dorthin ein Weg sein, der Dir bereits wohl vertraut ist.
Groß ist das Glück
eines Menschen, der in eine Feinstoffliche Welt eintritt, die ihm bereits
bekannt ist. (Br II, 391)
5. Hilfe annehmen
Hieronymus Bosch „Flug in den Himmel“
Bereite Dich gedanklich darauf vor, den einen oder anderen Seelenverwandten an der Schwelle zu treffen.
Selbst
hinübergegangene Nächste können wenig helfen, wenn man sie ablehnt. Bei
Abstoßung wird ein bedeutender Teil der Hilfe zerstreut. Gewaltsame Hilfe kann
den Arm brechen. (Br II, 391)
Hab keine Angst! Freue Dich auf ihn! Weise ihn nicht zurück, wenn er sich Dir nähert! Sei offen für seine Hilfe!
Die Hauptschwierigkeit
ergibt sich, wenn Verzweiflung und Verworrenheit hindern, sich an die neuen
Zustände anzupassen. Aber wenn wir fest daran denken, wohin wir gehen und
warum, werden wir augenblicks viele Helfer finden. (FW I, 660)
Unterstützung beim Aufsteigen kannst Du natürlich vor allem von Deinem Lehrer erwarten, dem Du ja entgegenstrebst. Vergiss nicht, ihn dringend anzurufen!
Das Denken kann
dermaßen verwirrt sein, dass solche Bewohner in der Feinstofflichen Welt
vergessen, die Hilfe des Führers herbeizurufen. Geschieht nicht das gleiche im
irdischen Leben? Niemand spricht von den Führern, und diese naheliegendste
Verbindung bleibt ungenutzt. (Br II, 391)
Er wird Dir zur Seite stehen, damit Du Dich in den neuen Verhältnissen schnell zurechtfindest und rasch die Höhe erreichst, die Dir Deinem Wesen nach zukommt.
Viele Herzen, die die
Macht des Dienstes erkannt haben, sind zu den Höheren Welten bestrebt. Dem
ergebenen Schüler wird ein Strahl der Hilfe gesandt. (FW III, 68)
Allerdings gilt auch hier: Du wirst Dich schwertun, Hilfe zu erhalten, wenn Du Dich nicht schon während des irdischen Lebens mit den Möglichkeiten der gedanklichen Führung vertraut gemacht, wenn Du nicht geübt hast, die Stimme eines nicht-inkarniert Lehrers zu vernehmen. In der Feinstofflichen Welt wird es zu spät sein, diese Fähigkeit zu entwickeln! Ohne sie wirst Du den Lehrer nicht hören, wenn er dort zu Dir spricht.
Man darf nicht denken, jeder Neuankömmling erhalte in der Überirdischen Welt unverzüglich einen Führer. Zuerst muss er die Möglichkeit der gedanklichen Führung in sich entwickeln, sonst kann er die Hilfe nicht verstehen. (Br II, 837)
6. Bedeutung der letzten Stunden vor dem Übergang
Nikolaus Roerich „Krieger“ (Entwurf für die Oper Fürst Igor)
Gerade die letzten Stunden vor dem Übergang sind ganz entscheidend für den Platz, für die Höhe, die Du im Jenseits erreichst.
Um die letzten Stunden
des irdischen Aufenthalts sollte man sehr besorgt sein. Oft kann das letzte
Streben für das zukünftige Leben und auch für die Schichten, in denen der Geist
sich aufhalten wird, bestimmend sein. (FW III, 97)
Bedenken Sie, dass wir
unser Devachan [Himmel] ebenso wie
unser Avitchi [Hölle] selber erschaffen, solange wir noch auf der Erde sind, und zwar hauptsächlich
während der letzten Tage und sogar Augenblicke unseres intellektuellen,
empfindenden Lebens. Das Gefühl, das am stärksten ist in jener letzten Stunde,
wenn die Ereignisse eines langen Lebens sich in wenigen Sekunden vor unserem
Blick in größter Ordnung aneinanderreihen (diese Schau erfolgt, wenn jemand
schon für tot erklärt ist. Das Gehirn ist das letzte Organ, das stirbt) –,
dieses Gefühl wird zum Gestalter unseres Wohls oder Wehes, zum Lebensprinzip
unserer zukünftigen Existenz. (MB II, 180)
Das letzte Streben kurz vor dem Übergang bestimmt Deinen weiteren Weg. Bleibe also unbedingt klar und bewusst, solange es irgend geht, und ziele so hoch wie Du nur kannst!
Der letzte Gedanke
beim Loslösen von der Materie gleicht einem Pfeil. Dieser Augenblick bestimmt
die Richtung des Fluges. (BGM II, 99)
Je höher man steigt,
desto angenehmer ist der Aufenthalt an der Grenze zur Mentalebene, wo der Geist
ausruhen kann. Die unteren Ebenen muss man bewusst meiden. Es ist notwendig,
dass der Schub des Bewusstseins das Geisteskorn so weit wie möglich aufwärts treibt.
Darum ist der Augenblick des bewussten Hinübergehens so wichtig, um auf eine
möglichst hohe Ebene zu gelangen. Es ist sehr schwierig aufzusteigen, wenn man
in niederen Schichten hängenbleibt. (BGM II, 225)
7. Übergang in vollem, ununterbrochenem Bewusstsein
Wir hatten schon gesagt (Sendung „Das Geheimnis der Unsterblichkeit“): Unsterblichkeit erlangen heißt, ein einheitliches ununterbrochenes Bewusstsein – nämlich das Bewusstsein Deiner wahren, Ewigen Individualität – über die verschiedenen Daseinswechsel hinweg zu bewahren.
Wenn Du bei jedem Aufenthalt auf der Erde ein neues Bewusstsein bildest (mal Herr Meier, mal Frau Müller), das mit dem Verlassen dieser Welt schon wieder endet, bist Du sterblich. Unsterblichkeit hast Du erst erlangt, wenn Du immer und ewig ein und derselbe bleibst. Also gilt:
Bewahre eine einzige
Individualität!
In allen materiellen und nicht-materiellen Welten, gleich, auf welchem Abschnitt Deines ewigen Weges Du Dich gerade befindest, und das auch beim Übergang von einer Ebene auf die andere.
Ein Yogi vermag in
vollem Bewusstsein in den feinstofflichen Zustand überzugehen. (Br II, 896)
Du musst also lernen, ohne Unterbrechung des Bewusstseins in die geistige Welt hinüberzugehen.
Nur der Körper
stirbt, das Bewusstsein nicht.
Besonders
beachtenswert ist der Übergang bei vollem Bewusstsein. Dann wird klar
erkennbar, wie die irdischen Lumpen abfallen, die unvergängliche Aufspeicherung
auftaucht und sich als wahrer Schatz enthüllt. (AUM 153)
Das ist eine schwierige und anspruchsvolle geistige Übung. Sie steht aber im Ausbildungsprogramm des Menschen der Zukunft ganz oben: Wenn Du ein unsterbliches Geistwesen sein willst, musst Du in der Lage sein, Deine Heimat bewusst aufzusuchen und bewusst dort zu leben.
Die Vervollkommnung
beim Streben wird es ermöglichen, in Ruhe vom einen in den anderen Körper
überzugehen. Dabei erlangt jener die Eigenschaft eines Archaten, der den Strom
des Bewusstseins nicht unterbricht und ständig in die Zukunft strebt. (AY 130)
Bereite Dich auf dieses bewusste Sterben schon im inkarnierten Zustand vor: Du kannst versuchen, am Abend den Übergang in den Schlaf – des Todes Bruder – und am Morgen das Aufwachen aus dem Schlaf bewusst, ohne Unterbrechung des Bewusstseins zu durchleben und zu erfahren.
Möge das Einschlafen
zu einem bewussten Übergang in die Höhere Welt werden. (Br
II, 24)
Denke beim Einschlafen nicht an Ruhe. Begib Dich (wie in der Meditation) im Geist in den Aschram Deines Lehrers in der Höheren Welt. Melde Dich auch für die Nacht zum Dienst! Biete Deine Mitarbeit an den Aufgaben an, die in der Feinstofflichen Welt anstehen.
Um das Bewusstsein
nicht einzubüßen, muss man sich bereits zu irdischen Lebzeiten immer wieder
einfach daran erinnern, das Bewusstsein beim Übergang wahren zu wollen. (Br II, 304)
Am Morgen, beim Aufwachen, wenn Welt der Seele noch nahe und die Erinnerung noch wach ist, versuche als erstes einen Zipfel Deines letzten Traumes festzuhalten und Dich auf Dein Wirken während der nächtlichen Stunden zu besinnen.
Vor allem sollte man
damit beginnen, kontinuierlich zu fühlen, dass man in zwei Welten lebt. Das ist
durchaus nicht schwer, weil wir jede Nacht in die Feinstoffliche Welt
hinübergehen, wo wir, wenn unser Körper hinreichend entwickelt ist, unsere
feinen Energien nützlich einsetzen können. Wenn wir uns schlafen legen, sollten
wir nicht an Ruhe denken, sondern mit dem Gedanken an nützliche Arbeit zur
Hierarchie des Lichts streben. Damit lenken wir unsere Energien zur
tatkräftigen Hilfe dorthin, wo sie am nötigsten sind. Sich bewusst in die
Feinstoffliche Welt zu begeben, gelingt umso besser, wenn wir uns allmählich
unserer vielseitigen Tätigkeit in der Nacht sowie unserer Besuche klar erinnern
lernen, um Menschen, die uns oft unbekannt sind, zu helfen. (HR II/2, 481;
Brief vom 23.04.1938)
8. Moment des Übergangs
Der Moment des Übergangs selbst ist von ganz eigener Art und wird je nach der Höhe des Bewusstseins erlebt.
Der Augenblick des Übergangs
in die Feinstoffliche Welt selbst ist von einem Schwindelgefühl begleitet,
ebenso wie bei einer Ohnmacht oder am Beginn eines epileptischen Anfalls. Die
darauf folgenden Gefühle hängen ganz von der Vorbereitung des Bewusstseins,
richtiger gesagt, vom feurigen Ego ab. Ist das Bewusstsein verdüstert oder
trübe, können sich die Gefühle bei dem neuen Zustand nicht umwandeln. In diesem
Fall tritt eine Art Vergessen oder schläfriges Umherirren ein. Dieser Zustand
ist unangenehm. Wenn also Agni zu Lebzeiten durch Wissen oder das Gefühl der
Heldentat erweckt wurde, bewirkt es augenblicklich die große Transmutation. Wie
eine wahre Fackel weist Agni die Richtung; wie leuchtendes Helium trägt es uns
empor in die uns bestimmte Sphäre. (FW I, 335)
Dieser Moment kann, je nach dem geistigen Stand unseres Wesens, ein Augenblick besonderer, höchster Bewusstheit sein.
Der Tod entsiegelt die
Augen. Er tut das, indem er gleichsam die Scheuklappen ablöst, die bis dahin
das innere Licht ferngehalten haben, so dass jetzt die inneren Sinne geöffnet
werden. (TL VII, 362)
Es kann uns ein Aufblitzen heller Erkenntnis zuteilwerden: Wir überschauen unser ganzes Leben und schätzen seine Ereignisse unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit endlich ihrer wahren Bedeutung gemäß ein.
Das Bewusstsein eines
denkenden Menschen wandelt sich augenblicklich auf wunderschöne Weise, wenn er
in die Überirdische Welt übergeht. Die Bedeutung der Lebensereignisse wird nun
offenbar; die einen erscheinen nun größer, die anderen kleiner. Die wichtigsten
Alltagserrungenschaften erweisen sich als nichtig, doch alles von
Selbstaufopferung und Dienst an der Menschheit Bestimmte erreicht strahlende
Dimensionen.
Freude lebt gerade in
diesen intensiven Erlebnissen, doch die vergänglichen irdischen Auszeichnungen
verwandeln sich in Kehricht. Der Mensch erreicht die Grenzen von Denkbereichen,
denen er vorher keine Bedeutung beimaß. Gewöhnlich hat er kostbare
Errungenschaften vergessen und sich in den Lärm des Marktlebens einsinken
lassen. So vollzieht sich eine Umbewertung des
irdischen Aufenthalts. (Br II, 609)
An der Schwelle zur Geistigen Welt sind unsere inneren Sinne schärfer, als sie es in den Banden der Materie waren. Wir können jetzt, halb gelöst vom Körper, schon mehr feinstoffliche Realitäten erkennen.
Jeder Mensch birgt ein
Geheimnis. Der Schleier der Vergangenheit wird selten gelüftet. Erst wenn der
Mensch die Erdengrenze überschreitet, leuchtet ein Teil seines Geheimnisses in
Erkenntnis auf. Die Erinnerung leuchtet plötzlich auf, und die Vergangenheit
tritt in ihrer Rechtmäßigkeit hervor. Es wird verständlich, warum dieser
feinstoffliche Schatz in groben Verhältnissen nicht enthüllt werden kann. (AUM
153)
Abschnitt V: Nach dem Übergang
Schließlich musst Du auch für das Schicksal Deiner körperlichen Hülle nach Deinem Abgang vernünftig vorsorgen.
Aus geistiger Sicht ist eine Feuerbestattung zu empfehlen, also die Verbrennung der sterblichen Überreste. Verschmutzen wir Mutter Erde nicht mit unserem Abfall! Außerdem kann sich die Seele leichter und schneller von der Materie lösen, wenn ihre physische Hülle unverzüglich vernichtet wird.
Welche Wirkung hat die Einäscherung auf das Wesen, das
gerade den physischen Körper verlässt? Sie erlaubt der astralen Essenz, sich
leichter vom Körper zu lösen und sich ungehinderter zu entfernen. Sie ist nicht
so lange an den physischen Körper gebunden, wie im anderen Fall, bei dem sich
die Atome des Körpers ganz allmählich auflösen müssen. (TL X, Fragen und
Antworten nach Lektion 567)
Die Einäscherung sollte aber nicht zu schnell, das heißt sie darf frühestens nach drei Tagen erfolgen. Die Geschwindigkeit, mit der der feinstoffliche Körpers austritt, ist individuell.
Ist der Wille träge, tritt
auch der Astralkörper sehr träge aus. Manche können alles zur rechten Zeit
vollführen, andere hingegen brauchen in allem länger; das ist jedoch kein
Grund, jemandem die Fersen zu versengen! In Indien werden die Leichen oft zu
schnell verbrannt, und dadurch können dem feinstofflichen Körper beträchtliche
Verletzungen zugefügt werden. (HR II/2, 302; Brief vom 06.05.1937)
Helena Roerich schildert ein uraltes würdiges Ritual des Umgangs mit der Leiche:
In Atlantis huldigte
man folgendem Brauch: Der Verstorbene wurde nicht berührt, sondern stark mit
Eukalyptusöl besprengt, gleich darauf mit dem Leichentuch bedeckt und mit
Blumen überhäuft. Neben der Leiche brannten drei Tage und Nächte in einem
geschlossenen Kreis Feuer, und sobald der Astralkörper ausgetreten war, wurde
der physische Körper verbrannt. Das ist ein sehr weises Ritual. Diese Rituale
und das heilige Leichentuch nannte man „Friedliche Läuterung“. (HR II/2, 301,
302; Brief vom 06.05.1937)
Die ersten 40 Tage nach dem Tod sind für den Aufstieg in der Feinstofflichen Welt besonders wichtig. Dieses Wissen hat sich in der orthodoxen Kirche noch erhalten. In dieser Zeit sind Gebete für die entschwindenden Seelen besonders willkommen und nützlich. Man kann Kraft und die besten Wünsche für einen möglichst hohen Aufstieg senden. Man darf aber dem Abgeschiedenen seinen Weg nicht durch Jammern und Klagen erschweren und ihn auf unserer Seite zurückhalten.
Für einen bewusst
entwickelten Geist könnte sich der Aufenthalt auf der Astralebene auf einen Zeitraum
von vierzig Tagen beschränken, doch die verschiedenen irdischen Bedingungen
haben diese Zeit bis zur Unendlichkeit verlängert. Unglückliches Bedauern
bindet die, die von der Erde weggetragen werden. (BGM II, 225)