tabenisi tV
Tabenisi - Welt ohne Armut und Arbeitslosigkeit
Meine Damen und Herren,
das Konzept, das wir
Ihnen hier vorstellen, ist Gold wert - oder exakter gesagt: viele
Millionen Euro!
Oder welches Honorar,
meinen Sie, würde eine Unternehmensberatungsgesellschaft in Rechnung stellen,
die der Bundesregierung einen Plan vorlegt, der die Armut und die
Arbeitslosigkeit in Deutschland von einem Tag auf den anderen beseitigt, und
damit der öffentlichen Hand Milliarden erspart?
Aber keine Angst: Sie erfahren hier kostenlos, wie nicht nur die Gesellschaft insgesamt, sondern auch jeder einzelne auf sich allein gestellt Armut und Arbeitslosigkeit überwinden kann.
1. Das Wichtigste vorab
Stellen wir das
Wichtigste voran:
Armut
und Arbeitslosigkeit sind keine unabwendbaren Naturkatastrophen, die kraft
Höherer Gewalt unschuldige Menschen wie eine Seuche heimsuchen.
Sie
sind das Ergebnis unseres Egoismus, eines von uns selbst geschaffenen
ungerechten Systems.
Um
sie zu beseitigen, müssen wir nur eines tun: Gerechtigkeit herstellen:
Arbeit
gibt es im Überfluss. Wenn wir die notwendige Arbeit gerecht verteilen, wird
für alle mehr als genug zu tun sein.
Der
Planet ist reich genug. Wenn wir die Erträge unserer gemeinsamen Arbeit gerecht
verteilen, wird mehr Wohlstand als genug für alle da sein.
2. Tabenisi
Nikolaus
Roerich „Holy City“
Stellen Sie sich die Gemeinde Tabenisi
als eine Siedlung ähnlich einem israelischen Kibbuz vor, in der 40 oder 50
Familien zusammen leben und arbeiten.
Die Prinzipien, nach denen wir Armut und Arbeitslosigkeit ausmerzen, sind dieselben in einem Dorf, in einer Stadt und in einem ganzen Land wie Deutschland.
3. Arbeit im Überfluss
„Arbeitslosigkeit“ ist ein groteskes Unwort: Überall um uns herum
sehen wir eine unendliche Fülle von Not, Leid, Schmutz und Unvollkommenheit.
Diese Missstände können gar nicht anders als durch Arbeit aus der
Welt geschafft werden.
Ein Zustand der Gemeinschaft, in dem keine Arbeit mehr
erforderlich wäre, ist überhaupt nicht vorstellbar. Einen Tag, an dem nichts zu
tun ist, hat es in Tabenisi noch nicht gegeben.
Im Gegenteil: Es ist nicht weniger, sondern sehr viel mehr Arbeit
vorhanden - und zwar dringend notwendige! -, als wir Arbeiter, Zeit und Kraft
zur Verfügung haben.
Eine Gesellschaft, in der einerseits eine Unmenge notwendiger
Arbeit liegenbleibt, andererseits aber Millionen von Menschen arbeitslos oder
unterbeschäftigt sind, ist vor allem eines: Erbärmlich schlecht organisiert!
4. Gemeinschaft
Nikolaus Roerich "Zwenigorod"
Der Schlüssel für einen neuen Aufbau ist das Konzept der
Gemeinschaft.
Die in einem Land, einer Stadt oder einem Dorf lebenden Menschen
dürfen sich nicht als eine Räuberbande verstehen, in der das Gesetz des
Dschungels, das „Recht“ des Stärkeren gilt, sondern als eine wirkliche Gemeinschaft,
in der Gerechtigkeit herrscht.
In einer Gesellschaft, in der jeder gegen jeden kämpft und alle
egoistisch allein darauf aus sind, zu Lasten der anderen möglichst viel für
sich allein herauszuschlagen, kann angewandte Ethik allenfalls die schlimmsten
Auswüchse mildern, aber nicht die Probleme an der Wurzel lösen.
In einer wahren Gemeinschaft (Familie, Verein, Bruderschaft,
Orden, Kibbuz, Kloster) gibt es keine Armut und auch keine Arbeitslosigkeit.
Warum nicht?
Weil in einer echten Gemeinschaft gerecht geteilt wird: Sowohl die
erforderliche Arbeit als auch die Erträge daraus. Ein jeder leistet einen
fairen Beitrag und erhält einen gerechten Anteil.
Sehen wir uns an, wie dieses Konzept in der Praxis funktioniert.
5. Keine Arbeitslosigkeit durch gerechte Verteilung der Arbeit
In Tabenisi gibt es keine Arbeitslosen, weil wir die in der
Gemeinschaft notwendigen Arbeiten gerecht auf alle Mitglieder verteilen.
Wenn wir die Lasten teilen, kann keine Arbeitslosigkeit entstehen
– denn an Arbeit selbst besteht ja kein Mangel.
6. Verteilung der Arbeit praktisch
Wie sieht das praktisch aus?
Am Morgen treffen sich die Bewohner von Tabenisi auf dem
Dorfplatz. Die Arbeit des Tages wird aufgeteilt: Da sind z. B. Obst und Gemüse
zu ernten, Kühe zu melken, Felder oder Beete zu bestellen, Güter zu
produzieren, Kinder zu unterrichten, Alte zu pflegen, Kranke zu heilen,
Maschinen oder Häuser zu reparieren, Essen zuzubereiten und so weiter und so
fort.
Für jeden gibt es eine Aufgabe. An einigen Tagen ist mehr, an
anderen weniger zu tun. Dementsprechend sind die von den Mitgliedern der
Gemeinschaft zu leistenden Aufgaben mal mehr, mal weniger umfangreich.
Aber keiner geht leer aus. Irgendetwas gibt es immer zu tun.
7. Recht auf Arbeit
In einer Gemeinschaft hat jeder, der arbeiten kann, ein Recht auf
Arbeit.
Eine Existenz ohne nützliche Arbeit ist des Menschen unwürdig.
Niemand darf vom Leben der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, das nun einmal
zuvorderst aus Arbeit an der Verbesserung der Verhältnisse besteht.
Die Verantwortlichen müssen dafür sorgen, dass ein jeder an seiner
Stelle nach seinen Möglichkeiten zum Allgemeinwohl beitragen kann. Ein System
wie das der alten Welt, das die Erfüllung dieses elementaren Menschenrechtes
nicht sicherstellt, versagt.
Außerdem benötigen wir, um die allgemeine Not zu lindern, jede
Hand. Die Arbeitsmöglichkeiten aller, gerade auch junger oder in Heime
abgeschobener alter Menschen nicht auszuschöpfen, ist eine Herabsetzung der
Betroffenen, eine Verschwendung von Ressourcen und das Brachliegenlassen eines
Potentials, das wir uns angesichts gigantischer Aufgaben gar nicht
leisten können.
8. Pflicht zur Arbeit
Aus der Fülle von Aufgaben folgt: Jeder, der arbeiten kann, hat
eine Pflicht, seinen Beitrag zur Erledigung derjenigen Arbeiten zu leisten, die
in der Gemeinschaft nun einmal an jedem einzelnen Tag notwendig sind.
Es ist unethisch, nichts zu tun, obwohl man arbeiten kann:
Notwendige Arbeit bleibt liegen oder muss von anderen zusätzlich zu ihren
eigenen Pflichten mit erledigt werden - denen der Faulpelz dann auch noch mit
Ansprüchen auf Sicherung seines Lebensunterhaltes zur Last fällt.
Jeder muss nach seinen Möglichkeiten seinen Teil beitragen, sonst
stellt er sich selbst außerhalb der Gemeinschaft.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass alle dieselbe Arbeitsleistung erbringen müssen. Es kann ein jeder nur nach seinen Fähigkeiten seinen Beitrag leisten. Sowohl Überarbeitung als auch Unterbeschäftigung müssen vermieden werden. Die normale Pflicht in Tabenisi ist acht Stunden Arbeit an fünf Tagen in der Woche.
9. Kein „bedingungsloses Grundeinkommen“
Ein „bedingungsloses Grundeinkommen“, das es dem Belieben des
einzelnen überlässt, ob und was er tut, kann es nicht geben. Wer nur das tut,
wozu er gerade Lust und Laune hat, wer sich weigert, seinen Teil zur
Bewältigung der notwendigen Arbeit beizutragen, verwirkt den Anspruch auf
Teilhabe am Wohlstand der Gemeinschaft.
Nur wer mitarbeitet, kann einen Anteil an den gemeinsam
erwirtschafteten Erträgen verlangen.
Malen Sie sich doch einmal aus: Da setzt sich jemand mit uns an
den Tisch und verlangt Essen, ist aber nicht bereit, an dessen Beschaffung oder
Zubereitung mitzuwirken; ja, er will noch nicht einmal beim Abwaschen helfen,
sondern zieht sich lieber in sein Zimmer zurück, um Gitarre zu spielen, und
überlässt uns die Drecksarbeit? Unvorstellbar!
Das ist in Wahrheit krasser Egoismus, der in einer wahren
Gemeinschaft niemals toleriert werden wird.
So dumm kann eigentlich keine Gemeinschaft sein, dass sie jemanden
unterhält, der die anderen für sich arbeiten lässt, indem er sich weigert, an
der Erledigung der notwendigen Arbeiten mitzuwirken.
10. Keine „unzumutbare“ Arbeit
Niemand kann sich ausschließen. Wenn z. B. für den Rechtsanwalt
der Gemeinschaft gerade keine juristische Arbeit zu tun ist, darf er sich nicht
zu schade sein, anderswo mit anzupacken, ggf. auch den Dorfplatz zu kehren.
Dass er die Hände in den Schoß legt und nichts tut, so dass
notwendige Arbeit liegenbleibt und von anderen zusätzlich zu ihren eigenen
Aufgaben mit erledigt werden muss, ist in einer Gemeinschaft schlicht
unvorstellbar.
Der gängige Begriff der „unzumutbaren Arbeit" ist in Wahrheit
vollkommen absurd: Wie kann eine Arbeit, die in der Gemeinschaft notwendig ist,
unzumutbar sein? Wer sonst keine Tätigkeit findet, darf sich nicht scheuen,
auch Dreck wegzukehren, der nun einmal von irgendjemandem beseitigt werden
muss.
Es ist besser, einfache Arbeit zu verrichten und damit seinen
kleinen Teil beizutragen, als gar nichts zu tun.
11. Keine Armut durch gerechte Verteilung der Erträge der Arbeit
Durch ihre Arbeit schafft die Gemeinschaft Wohlstand, nämlich
Produkte, die sie selbst für den täglichen Bedarf verwendet oder an andere
verkauft. Dieser Reichtum ist ebenfalls gerecht auf alle Mitglieder zu
verteilen. Wenn der Wohlstand wächst, erhalten alle mehr, wenn er weniger wird,
müssen alle sich einschränken. Wenn wir gerecht teilen, kann es keine Armut
geben.
Auch hier bedeutet Gerechtigkeit nicht unbedingt, dass alle
dasselbe erhalten müssen. Eine höhere Qualifikation oder ein größerer Beitrag
können unter Umständen mit einem größeren Anteil belohnt werden. Man mag z. B.
auch einem Familienvater, der Frau und Kinder zu versorgen hat, mehr geben als
einem Alleinstehenden.
Die Gerechtigkeit verlangt aber eines: Wir müssen auch Menschen,
die nur weniger beitragen können, die volle Teilhabe am Leben der Gemeinschaft
ermöglichen. Wenn wir alle gemeinsam eine Kultur von hohem Wohlstand schaffen,
können wir die sogenannten „einfachen“ Mitarbeiter nicht in einem Zustand
materieller Bedürftigkeit belassen.
In Tabenisi gibt es also ein „Grundgehalt“ für alle Mitarbeiter
vorsehen, das ein menschenwürdiges Leben erlaubt. Erst wenn das sichergestellt
ist, denken wir darüber nach, ob wir einzelnen Leistungsträgern eine Zulage
gewähren.
Entschieden wird nach dem Maßstab der Gerechtigkeit.
Verteilungskämpfe wie im Dschungel, unwürdige Muskelspiele, die Durchsetzung
von egoistischen Einzelinteressen mit Gewaltmaßnahmen wie Streiks oder
Aussperrung kann es in einer zivilisierten Gemeinschaft nicht geben.
12. Technischer Fortschritt, sinkende Produktion
In der alten Welt gibt es zwei wesentliche Gründe für das
Entstehen von Arbeitslosigkeit oder Armut: Den technischen Fortschritt, der
Arbeitsplätze, oder sinkende Produktion, die Arbeitsplätze und Wohlstand
kostet.
Wie gehen wir in Tabenisi mit diesen
beiden Herausforderungen um?
13. Keine Armut und Arbeitslosigkeit durch technischen Fortschritt
In der alten Welt entsteht Arbeitslosigkeit dadurch, dass
Maschinen die Aufgaben von Menschen übernehmen. Dadurch wird die Arbeit weniger
oder einzelne Arbeitsplätze fallen ganz weg.
Wie sieht es damit in Tabenisi aus?
14. Neue Verteilung der Arbeit
Die Lösung des Problems ist ganz einfach: Die Arbeit wird neu
verteilt. Da die Maschinen einige Arbeiten übernehmen, können wir alle weniger
arbeiten.
Wenn ein Arbeitsplatz ganz wegfällt, muss der Betroffene an
anderer Stelle in der Gemeinschaft tätig werden. Was angesichts der Fülle der
anstehenden notwendigen Aufgaben kein Problem darstellt.
Eine wahre Gemeinschaft wird nicht diejenigen, deren Arbeit durch
Maschinen übernommen wird (woran sie ja keine Schuld tragen), in die
„Arbeitslosigkeit“ abschieben. Vielmehr muss der technische Fortschritt, die
Verringerung der Anzahl der notwendigen Arbeitsstunden allen Mitarbeitern
zugutekommen.
15. Neue Verteilung der Erträge
Wenn wir bei Einsatz neuer Maschinen weiterhin genauso viele
Produkte zu demselben Preis verkaufen können wie früher, bleiben Umsatz, Kosten
und Gewinn und damit der Wohlstand der Gemeinschaft im Wesentlichen gleich.
Wir können daher allen Mitarbeitern weiterhin denselben Anteil am
gemeinsam Erwirtschafteten zahlen wie bisher.
In der alten Welt nimmt der Unternehmer den Vorteil des
technischen Fortschritts für sich allein in Anspruch, indem er überflüssige
Arbeiter entlässt, ihre Versorgung der Gemeinschaft aufbürdet und selbst den
Mehrgewinn aus den ersparten Lohnkosten einstreicht.
Ein solches egoistisches Verhalten ist in einer echten
Gemeinschaft undenkbar.
16. Segen der Technik
So wird der Fortschritt der Technik zu einem Segen, weil Maschinen
uns einfache Arbeiten abnehmen. Es ist eine große Erleichterung, dass
Waschmaschinen, Mähdrescher oder Spracherkennungsprogramme, mit denen der
Computer Diktate ohne Einschaltung einer Sekretärin in geschriebenen Text
umsetzt, der Menschheit stumpfsinnige Routinetätigkeit ersparen.
Malen wir uns nur einmal aus, in 50 Jahren wäre es aufgrund des
Fortschritts der Technik möglich, den gegenwärtigen Wohlstand, das derzeitige
Bruttosozialprodukt unseres Landes mit nur der Hälfte der heutigen Arbeitszeit
zu erwirtschaften: Wäre das nicht ein Grund, sich zu freuen, statt über den
„Verlust von Arbeitsplätzen“ zu jammern?
Wäre es nicht wunderbar, wenn wir alle weniger in einem Brotberuf
für das Verdienen des Lebensnotwendigen arbeiten müssten? Wer hätte nicht gerne
mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge: Familie, geistige Interessen,
ehrenamtliche Tätigkeit?
Kämen wir nicht der Verwirklichung eines Traumes näher, wenn wir
alle ohne Einbuße an Wohlstand nur noch halbtags Berufsarbeit leisten müssten?
Das ist aber nur möglich, wenn wir die Vorteile der Automatisierung allen
Gemeinschaftsmitgliedern zugutekommen lassen.
17. Keine Armut und Arbeitslosigkeit durch sinkende Produktion
Probleme entstehen, wenn der Umsatz unserer Betriebe sinkt, etwa
weil Konkurrenzunternehmen dieselben Produkte billiger oder besser anbieten:
Wir können dann nur noch weniger Produkte zum alten Preis,
dieselbe Anzahl von Produkten nur noch zu einem geringeren Preis oder gar nur
noch weniger Produkte zu einem geringeren Preis absetzen. Dann ist weniger
Arbeit und weniger Gewinn vorhanden.
18. Neue Verteilung der Arbeit
Wenn weniger Produkte hergestellt werden und entsprechend weniger
Arbeit anfällt, muss dieser Verlust gerecht verteilt werden. Alle Mitglieder
der Gemeinschaft arbeiten dann weniger. Wir tragen alle gemeinsam die
Konsequenzen unserer gesunkenen Konkurrenzfähigkeit.
Wenn einzelne Arbeitsplätze ganz
wegfallen, müssen die Betroffenen auf eine andere Stelle wechseln.
19. Neue Verteilung der Erträge
Wenn der Gewinn der Gemeinschaft beispielsweise um 10 % sinkt,
müssen die Anteile aller Mitarbeiter um 10 % gekürzt werden.
Es bleibt bei der gerechten Verteilung der notwendigen Arbeit und
der gemeinsam erwirtschafteten Erträge – nur jetzt auf einem niedrigeren
Niveau.
20. Angewandte Ethik löst Wirtschaftsprobleme
Sie sehen am Beispiel von Tabenisi: Eine ethische Wirtschafts- und
Arbeitspolitik beruht auf dem Grundsatz: Jeder leistet einen gerechten Beitrag
und erhält einen gerechten Anteil dessen, was gemeinsam erwirtschaftet wurde.
Das erfordert verantwortungsbewusst handelnde Menschen, die ihren
Egoismus ablegen, die Herrschaft der Gerechtigkeit über den eigenen Vorteil
stellen und deren Bestreben es ist, mehr in dem gemeinsamen Topf einzulegen als
aus ihm zu entnehmen.
Sie sehen weiter: Moral ist kein Luxus, den man sich leistet, wenn man genügend Mittel hat, und hintanstellt, wenn es ernst wird. Im Gegenteil gilt: Nur angewandte Ethik löst unsere materiellen Alltagsprobleme!
Der Kampf gegen Armut und
Arbeitslosigkeit ist als Kampf für Gerechtigkeit zu führen. Gerechtigkeit ist
ein revolutionäres Prinzip, das unsere Welt vollkommen verändert - wenn wir nur
die Kraft aufbringen, sie durchzusetzen.
21. Der Weg des einzelnen
Caspar David Friedrich „Der Wanderer über dem
Nebelmeer“
Wenn Sie nicht in
Tabenisi leben, stellt sich für Sie die Frage: Wie können Sie auf sich allein
gestellt die Last von Armut und Arbeitslosigkeit überwinden?
Sie können sich
jederzeit unserer Gemeinschaft anschließen, selbst wenn Sie nicht am Ort
wohnen. Sie können auch in der Diaspora nach unseren Grundsätzen leben. Kein
Gefolgsmann von Tabenisi ist je arm oder arbeitslos!
22. Neues Denken
Plastik: Rodin „Der Denker“
Vergegenwärtigen
Sie sich noch einmal: Objektiv ist Arbeit im Übermaß vorhanden.
„Arbeitslosigkeit“ existiert also gar nicht real, sondern nur in unseren Köpfen
- dort muss sie bekämpft werden. Sie müssen ein neues Bewusstsein bilden, eine
bessere Haltung zu den Problemen des Alltags einnehmen.
23. Selbstachtung wiedererlangen
Zunächst
müssen Sie, wenn Sie arbeitslos geworden sind, Ihre Selbstachtung, Ihren Stolz
und Ihre Würde wiedererlangen.
Dazu
halten Sie sich vor Augen: Ihre Lage beruht nicht auf Ihrer persönlichen
Unzulänglichkeit, sondern darauf, dass Sie gezwungen sind, in einem ungerechten
System zu leben, unter selbstsüchtigen Menschen, die nicht teilen wollen. Das
ist nicht Ihre Schuld und kein Grund, sich minderwertig zu fühlen.
24. Egoismus ablegen
Lex Drewinski „Homo homini lupus“
Vor allem aber
müssen Sie Ihren eigenen Egoismus überwinden, das heißt:
Machen Sie nicht
mit bei dem Kampf aller gegen alle. Versuchen Sie nicht, so viel wie irgend
möglich aus dem gemeinsamen Topf für sich selbst zu erraffen - was ja immer
heißt: Den anderen so viel wie möglich wegzunehmen.
Denken Sie lieber
daran, wie Sie der Gemeinschaft die empfangene Unterstützung zurückgeben
können. Verdienen Sie, was Sie an Sozialhilfe erhalten! Ihr Bestreben muss
stets sein, mehr beizutragen als in Anspruch zu nehmen - nur so erhalten Sie
Ihre Würde.
25. Ehrenamtliche Arbeit
Wie kann das geschehen?
Sie können als „Arbeitsloser“, wie jeder Berufstätige, am Morgen den privaten
Bereich Ihres Heimes verlassen und acht Stunden Arbeit für das allgemeine Wohl
leisten.
Wenn die Bezahlung nicht
im Vordergrund steht, wird es Ihnen nicht mehr schwer fallen, eine Stelle zu
finden, an der Sie Ihren Beitrag leisten können, um einen kleinen Teil der
allgegenwärtigen Fülle von Not, Leid und Schmutz zu beseitigen:
Sie können sich um
hilfsbedürftige Alte, Kranke, vernachlässigte Kinder oder sonst Menschen in Not
kümmern. Sie könnten bei Kirchen, dem Roten Kreuz, dem Weißen Ring oder der
DLRG vorsprechen. Sie können hässliche Ecken in Ihrer Umgebung reinigen oder verschönern.
Wenn Sie nur die Augen offenhalten, werden sich mehr dringende Aufgaben auftun,
als Sie jemals bewältigen können.
Wenn Ihnen das gelingt, haben Sie Ihre Arbeitslosigkeit überwunden. Sie haben dann tatsächlich und im Wortsinn verdient, was die Gemeinschaft Ihnen als „Arbeitslosengeld“ gewährt.
Wenn Sie acht Stunden täglich ehrenamtlich notwendige Arbeit für das allgemeine Wohlergehen leisten, müssen Sie den Anteil am gemeinsam Erwirtschafteten, den Sie erhalten, nicht als Almosen ansehen. Sie können darauf ebenso stolz sein wie der Berufstätige auf sein Gehalt.
26. Reichtum im Herzen
Sie
werden sich auch nicht arm, sondern reich fühlen, wenn Sie so viel geben
können, wenn Sie eine Möglichkeit gefunden haben, wertvolle Beiträge für das
Gemeinwohl zu leisten. Für das Überlebensnotwendige ist gesorgt - auf das, was
darüber hinausgeht, kommt es wenig an.
Der
wahre Reichtum liegt im Herzen, wo er nicht von Dieben gestohlen oder von Rost
zerfressen werden kann. Hören wir zum Abschluss den Volksmund:
Wer den Himmel nicht im Herzen trägt, wird ihn
nirgendwo anders finden.