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SENDEREIHE

 

„EINFÜHRUNG  IN  AGNI  YOGA“

 

 

SENDUNG  15  

 

Die Neue Welt: Staatsform Hierarchie

 

 

 

Meine Damen und Herren,

 

willkommen; schön, dass Sie wieder in unser Programm hineinschauen.

 

Wir sprechen heute über ein großes, interessantes und wichtiges Thema: Wie wird die Neue Welt aussehen, die menschliche Gesellschaft der Zukunft?

 

Wir hatten schon gesagt (Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“, Sendung 13 „Weg und Ziel des Menschen“): Unsere Aufgabe ist, eine neue Stufe der Evolution zu errichten. Das bedeutet, aus uns selbst den Neuen Menschen und aus den bestehenden äußeren Verhältnissen die Neue Welt zu schaffen.

 

In beiden Fällen geht es um die Herrschaft des Geistes: Der göttliche Geist soll sowohl unser persönliches Denken und Handeln als auch das Zusammenleben und Zusammenarbeiten aller Menschen insgesamt regieren.

 

 

1. Höhere Kultur

 

Wir haben in früheren Sendungen immer wieder betont: Der einzelne Mensch kann und muss sich unabhängig von den äußeren Verhältnissen weiter vervollkommnen und auf seinem Geistigen Pfad voranschreiten.

 

Ebenso richtig ist aber: Sie können Ihre Möglichkeiten nur begrenzt ausschöpfen, wenn Sie gezwungen sind, in einer Gesellschaft zu leben, die vom materialistischen Ungeist beherrscht wird.

 

In einer Ordnung, die von Egoismus und Gier, vom Kampf aller gegen alle geprägt ist, in der das Gesetz des Dschungels herrscht, kann ein geistiger Mensch nur abseits stehen und kaum seinen Beitrag leisten.

 

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Nehmen wir allein die heutige Wirtschafts- und Arbeitsordnung: Mein Vater sagte, wenn er morgens das Haus verließ: „Ich gehe zum Dienst.“ Er meinte damit ganz selbstverständlich den Dienst am Allgemeinwohl. Wer kann das heute noch von sich sagen? Sind nicht die meisten von uns in ihren Berufen (selbst in den sogenannten „sozialen Berufen“!) eingespannt, um egoistische, zerstörerische, Profit- oder Partei-Interessen zu fördern?

 

Der herrschende materialistische Ungeist nimmt dem Besten, was wir zu geben haben, unserer Arbeit, ihren Sinn.

 

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Sie alle erfahren täglich, wie schwer es ist, in Gemeinschaft mit Ungeistigen leben zu müssen, einen ungeistigen Chef zu haben, seine Kinder von ungeistigen Lehrern falsch unterrichten lassen zu müssen, von Ungeistigen regiert zu werden, von Ungeistigen hergestellte Produkte erwerben und bei den Vorhaben ungeistiger Menschen mitmachen zu müssen. Überall und ständig machen wir uns mitschuldig.

 

Wir müssen also eine neue Gesellschaftsordnung, eine höhere Kultur errichten, in der der Wille Gottes herrscht. Nur dort kann unsere höhere Natur, unsere Ewige Individualität sinnvoll und im Einklang mit ihrer Bestimmung leben und wirken.

 

Die Menschen müssen wieder unter die Leitung der göttlichen Gesetze gelangen, die zu ihrer Höherentwicklung gegeben wurden. (TL IV, 158) 

 

Alle Zeiten träumen von der Errichtung des Reiches Gottes auf Erden - das heißt, von einer Ordnung, die den Verhältnissen in der Höheren Welt entspricht, in der die kosmischen Gesetze gelten.

 

Daher sollten die staatlichen Gesetze, um den Lebensinteressen zu dienen, die kosmischen Gesetze widerspiegeln. (HR II/2, 528; Brief vom 10.09.1938) 

 

Wir Menschen haben eine tiefe Sehnsucht danach, die paradiesischen Verhältnisse wiederherzustellen, die in unserer wahren Heimat herrschen, aus der wir vorübergehend auf diese kalte Erde entsandt wurden.

 

Helft Mein Land aufbauen! (BGM II, 265 [268], 266 [269])

 

Die Herrschaft des Geistes errichten bedeutet, wie wir bereits im Einzelnen besprochen hatten (Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“, Sendung 12 „Die Bestimmung des Menschen“): Die Geltung höherer Prinzipien wie Wahrheit, Gerechtigkeit, Schönheit und Liebe durchzusetzen. Wenn diese Grundsätze tatsächlich unser Leben regieren, haben wir die höchste Welt geschaffen, die wir uns vorstellen können.

 

Konkret heißt das: Im Staat gilt das hierarchische Prinzip, in der Rechtspflege Gerechtigkeit, in den Medien Wahrheit, in der Kunst Schönheit, usw. Wir zeigen Ihnen jetzt, wie die konsequente Anwendung dieser Grundsätze die menschliche Gesellschaft vollkommen verändert.

 

 

2. Der Plan Gottes

 

Wir hatten schon gesagt: Evolution ist der Plan Gottes mit den Menschen, der Erde und dem Kosmos insgesamt.

 

Es ist von höchster Wichtigkeit, dass Sie verstehen: Wenn wir uns daran machen, die Neue Welt zu errichten, geht es darum, den Willen Gottes auf dieser Erde durchzusetzen - gegen den heftigen Widerstand von Materialismus, Egoismus, Unwissenheit, Unglauben und Ungeist.

 

Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. (Mt 6, 10) 

 

Würde der Mensch das große Samenkorn der Aufgabe in sein Potential aufnehmen, wäre die Welt tatsächlich ein großer Widerschein des Höheren Willens. (FW III, 260) 

 

Dafür müssen wir uns zunächst eine möglichst klare Vorstellung davon machen, wie denn nach dem Willen Gottes die Neue Stufe aussehen soll - ohne einen Bauplan gibt es kein Bauwerk, keinen Neuen Aufbau.

 

Wer seiner Art wahrhaft nützen will, muss sich bemühen, sich etwas von dem göttlichen Plan - „dem Plan im Geiste Gottes“ - vorzustellen und auf die materielle Verwirklichung jenes Planes hinzuarbeiten. (TL IV, 177)

 

Man soll das Ziel erkennen und sich den Plan des Lehrers zu eigen machen. (BGM II, 205) 

 

Eine solche Vorstellung müssen wir, nach dem Beispiel von Platons großem Werk „Der Staat“, für jede einzelne gesellschaftliche Institution entwickeln. Deshalb sprechen wir heute und in den folgenden Sendungen darüber, wie in Zukunft die Staatsform, die Wirtschafts- und Arbeitsordnung, das Justiz- und das Gesundheitssystem, die Wissenschaft, Landwirtschaft, Schulen, Medien, Armee und Polizei, Kirchen, Kunst und Ehe und Familie aussehen werden.

 

Lasst in eurem Denken das Land der Zukunft Gestalt annehmen! (BGM II, 297 [301])

 

Der Auftrag, die Neue Welt zu errichten, muss uns jeden Tag beschäftigen. Wir sollten bestrebt sein, jeden Tag wenigstens einen Stein zum Neuen Aufbau beizutragen!

 

Man muss jeden Tag an die Aufgaben der Neuen Welt denken. Man muss der Neuen Welt zustreben, wie zu etwas, das bereits hinter der Tür steht. Man darf die Besorgtheit um die Neue Welt nicht anderen überlassen, wenn sie von jedem von uns verwirklicht werden muss. (Herz 132)

 

 

3. Staatsform der Zukunft: Hierarchie

 

Die Staatsorganisation muss mit der kosmischen Ordnung, mit dem kosmischen Gesetz übereinstimmen.

 

Die gesamte staatliche und gesellschaftliche Ordnung kann nach dem kosmischen Gesetz verwirklicht werden. Deshalb kann die staatliche und gesellschaftliche Ordnung alle kosmischen Gesetze für die Vollendung ihrer Formen anwenden. (FW III, 65)

 

Anwendbar ist das Gesetz der Hierarchie.

 

Das gesamte Universum ist von dem Prinzip der Hierarchie durchdrungen. Daher kann sich der Mensch als ein Teil des Kosmos nicht von diesem Prinzip absondern. (AY 667)

 

Das hierarchische Prinzip erweist sich als Grundlage jeglichen Aufbaus. Das Führende Prinzip und das Prinzip der Erfüllung des erhabenen Willens sind eine Quelle. (FW III, 100) 

 

Das Symbol der Hierarchie ist die Pyramide: Alle Kraft geht von oben aus; jede einzelne Zwischenstufe ist nach oben hin ausgerichtet; und jeder einzelne kleine Stein hat nur durch die Eingliederung in den gewaltigen Bau seinen Sinn und seine Funktion.

 

Die Idee der Hierarchie ist doch ein kosmischer Begriff, ein kosmisches Gesetz. Das gesamte Universum besteht ausschließlich durch dieses Prinzip und wird von ihm genährt und unterstützt. Genau gesagt, im Kosmos ordnet sich das niedere Prinzip dem höheren unter. (HR I/2, 210; Brief vom 10.10.[09.?]1934)

 

Das Gesetz der Hierarchie verlangt erstens: Das Niedere muss sich dem Höheren unterordnen. Nur so kommen wir zu einer sinnvollen Ordnung. Wenn das Niedere herrscht, regiert das Chaos.

 

Die Unterordnung des Niederen unter das Höhere liegt dem Kosmos zugrunde. Die Unterordnung des Niederen unter das Höhere führt zu einer Läuterung. Die Menschheit ordnet dem Niederen das unter, was herrschen sollte. Wenn das Höhere vorherrscht, dann wird das Niedere durch Umwandlung in eine höhere Ordnung von Grund auf erneuert. (U I, 115)

 

„Hierarchie“ bedeutet zweitens: Jede einzelne gesellschaftliche Institution, von Familien, Kindergärten und Schulen  über Behörden, Gerichte, Vereine und Wirtschaftsunternehmen, bis hin zu Dörfern, Städten und dem ganzen Land, muss von derjenigen Person geleitet werden, die dazu im geistigen Sinn geeignetsten ist, die auf der hierarchischen Leiter am höchsten steht. Sie steht unter ihrem Vorgesetzten, der wiederum unter seinem Oberen steht, bis hinauf zu den Regenten eines Landes und den Lenkern der ganzen Erde.

 

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Das ist die irdische Hierarchie. Sie stellt sicher, dass der Wille der Lenker der Erde, der Mahatmas, von einer Stufe zur anderen immer weiter nach unten transferiert wird. Am Ende, ganz unten, vor Ort, bei der geringfügigsten Behandlung eines Schulkindes, eines Recht oder Gesundheit suchenden Bürgers, beim Bau eines Hauses, bei der Verurteilung eines Straftäters oder  der Zubereitung einer Mahlzeit - immer muss der Höchste Wille verwirklicht werden.

 

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Die Mahatmas können unmöglich alle Arbeiten unseres täglichen Lebens selbst ausführen oder auch nur überwachen. Sie müssen sich darauf verlassen, dass die irdische Hierarchie in den zahllosen Einzelfällen des Alltags nach ihren Weisungen und in ihrem Geist tätig wird.

 

Wir müssen die irdische Hierarchie als eine ununterbrochene Kette verstehen, in der jeder Mitarbeiter an seiner Stelle den Höheren Willen aufnimmt, zum Teil selbst ausführt und zum Teil zur Ausführung durch „Untergebene“ nach unten weiter delegiert.

 

So kann jeder zur Hierarchie Bestrebte durch eine von Oben verliehene Aufgabe den Höheren Willen erfüllen. (Hier 101) 

 

Nach dem Gesetz der Entsprechung wird der Höhere Wille nicht den Massen, sondern nur den höchsten Geistern enthüllt, nämlich den Lenkern der Erde, den Mahatmas von Schambhala, und ihren engsten Mitarbeitern. Nur sie können daher die Menschheit führen. Sie bilden die Spitze der irdischen Hierarchie.

 

Die Spitzen der irdischen Hierarchie sind ihrerseits an die unterste Stufe der überirdischen Hierarchie angeschlossen. Sie müssen sicherstellen, dass der von ganz Oben über viele Zwischenstufen übermittelte Göttliche Wille tatsächlich auch hier unten bei uns auf der Erde ankommt.

 

Der höhere Wille wird dem nächststehenden Geist übermittelt. (Hier 178) 

 

Sie erkennen jetzt die große Bedeutung des geistigen Gespräches mit einem nicht-inkarnierten Lehrer, über das wie in der Sendung über Meditation gesprochen hatten: Die Mahatmas jedenfalls haben nur diesen einen Kommunikationsweg, wenn Sie Weisungen Ihrer überirdischen Vorgesetzten für die Führung der Erde einholen wollen.

 

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Fassen wir zusammen: Die hierarchische Staatsordnung dient dem Ziel: Der Höhere, Göttliche Wille muss von der Spitze der Pyramide über viele Zwischenstufen von der überirdischen Hierarchie an die Spitzen der irdischen Hierarchie übergeben, von dort über eine ununterbrochene Kette von Hierarchen nach unten weitergegeben und schließlich in all den kleinen Fragen des Alltags verwirklicht werden.

 

Ein jedes Glied in dieser Kette wird an seiner Stelle im Auftrag der Hierarchie - letztlich im Namen Gottes! - tätig.

 

 

4. Demokratie ungeeignet

 

Das gegenwärtig in den westlichen Demokratien praktizierte System gewährleistet nur in höchst unvollkommener Weise, dass die im geistigen Sinne geeignetsten Personen das Gemeinwesen und seine Institutionen lenken.

 

Sie sehen selbst anhand einer Fülle von Beispielen: Allzu oft werden die Personen gewählt, die den Massen die größten Versprechungen machen, selbst wenn sie offensichtlich nicht einzuhalten sind. Oder die die Gemeinschaft in unverantwortlichem Ausmaß mit Schulden belasten, weil sie mit den ihnen anvertrauten Steuergeldern nicht auskommen und es nicht wagen, die Steuern zu erhöhen. Allzu oft werden diejenigen abgewählt, die notwendige, aber schmerzhafte Reformen durchsetzen.

 

Vom Standpunkt der Einheit, der Entwicklung und der geistigen Wirklichkeit aus ist die Idee einer Demokratie unannehmbar.

Wie kann eine Demokratie mit der ganzen Macht in den Händen des Volkes, dessen Mehrheit nicht so weit entwickelt ist, dass sie fähig wäre, ihre eigene natürliche Stellung auf der Lebensleiter zu erkennen, das Recht besitzen, aus ihren Reihen eine Person zu wählen, über deren rechtmäßige Stellung sie ebenso unwissend ist, und diese an eine Stelle zu setzen, die sie selbst nicht verstehen kann, und dann etwas anderes erwarten als Spaltung, Unzufriedenheit und schließliche Auflehnung?

Demokratie mag das einzig annehmbare Ideal für die Masse des Volkes im gegenwärtigen Zeitalter sein und dementsprechend zeitgebunden richtig, aber sie ist nicht richtig und weise vom Standpunkt des Höheren Selbst aus. Demokratie könnte nicht fortdauern unter Menschen, welche die höchste Stufe in ihrer individuellen Entwicklung erreicht haben. (TL IV, 156) 

 

Jedermann, gerade auch die sogenannten einfachen Leute erkennen sehr wohl, dass das Buhlen um die Gunst der Masse in den Wahlkämpfen und das Schielen auf Meinungsumfragen statt auf eherne Prinzipien bei lebenswichtigen Entscheidungen eine Schande für eine zivilisierte Gesellschaft ist.

 

Ich muss bekennen, dass mich kein anderes System so sehr empörte wie die gegenwärtige Methode, das Haupt einer Regierung von unwissenden Massen wählen zu lassen. Ich sah genug von dieser abscheulichen und verbrecherischen Komödie; Bestechung, so sagt man, ist illegal, doch bei solch einem verantwortungsvollen, heiligen Akt wie der Wahl des Vertreters eines Landes werden große Summen ausgegeben, und die offensichtlichste Bestechung wird ausgeübt, abgesehen von anderen Maßnahmen, die nicht weniger anekeln.

Der gesunde Menschenverstand sollte uns sagen, dass die unwissenden Massen, die zudem von ihren niederen Instinkten getrieben werden, nicht die Richter des Höchsten sein können. Das Recht, einen Regierungsvertreter zu wählen, sollte nur sittlich hochstehenden, d.h. kultivierten und gebildeten Menschen oder Vertretern eines Landes zustehen. Doch leider herrscht in einer Zeit, in der es notwendig erscheint, die besten und vertrauenswürdigsten Menschen an der Spitze der Belange zu sehen, die Macht der Massen vor. (HR I/2, 169;Brief vom 17.08.1934)

 

Dabei zeigt die Geschichte immer wieder: Es hat die schrecklichsten Folgen für eine Gemeinschaft, wenn sie Abenteurern, unreinen, groben, unwürdigen oder unwissenden Menschen Macht in die Hand gibt.

 

Am meisten beunruhigt Mich die Unausgeglichenheit der Welt. Viele Länder werden im wahrsten Sinne des Wortes von Irrsinnigen regiert. Nie zuvor gab es eine derartige Besessenheit der Massen. (FW II, 223)

 

Lassen Sie uns endlich erkennen: Das Schicksal eines Unternehmens oder eines ganzen Volkes hängt von der Reinheit und der Weisheit der Person ab, die es führt.

 

Der Erfolg eines ganzen Staates hängt von der Qualität der psychischen Energie seines Führers ab. (Br II, 503)

 

Die Lebensverhältnisse hängen von der Integrität der Regenten ab. (Br II, 564) 

 

Außerdem gibt es auf politischem, wirtschaftlichem, medizinischem und technischem Gebiet eine Fülle von existentiellen Fragen, die nicht ernsthaft durch Abstimmung entschieden werden können:

 

Ist die Teilnahme an einem Krieg, ein Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe, Massentierhaltung, die Nutzung der Atomenergie, der Gentechnik oder einer bestimmten Medizintechnik zu verantworten oder nicht? Bei diesen und vielen anderen Fragen ist das Votum der Mehrheit schlicht kein geeignetes Entscheidungskriterium.

 

Die moderne Demokratie, welche die aus den Massen hervorgehende Führerschaft bejaht, versagt bei allen Prüfungen. (HR I/2, 211;Brief vom 10.10.[09.?]1934) 

 

Sie sollten uns jetzt aber nicht als Extremisten ansehen, die die bestehende Ordnung stürzen wollen. Demokratie ist eine notwendige Entwicklungsstufe, die alle Völker durchmachen müssen und die dem heutigen Bewusstseinsniveau entspricht.

 

Wir sprechen davon, in welche Richtung der Fortschritt gehen muss, welches Ziel wir langfristig, Schritt für Schritt, ohne revolutionäre oder gar gewaltsame Umstürze anstreben sollten, wie unsere Gesellschaft in vielen Hundert Jahren regiert werden wird, wenn die Menschheit eine Stufe höher steht und aus Unsterblichen besteht.

 

 

5. Herrschaft der Weisen

 

Die Staatsform der Zukunft muss sicherstellen, dass in allen gesellschaftlichen Institutionen auf allen Ebenen diejenigen Personen die Macht ausüben, die geistig am höchsten und damit der Höheren Welt am nächsten stehen. Nur so kann der Wille Gottes auf Erden verwirklicht werden.

 

Das Recht auf Führerschaft gebührt dem Geist, der mit den Kräften des Lichts in Verbindung steht. Daher kann es nach dem Höheren Gesetz keine zufälligen Führer geben. (FW III, 51)

 

Nur durch die Wiederherstellung der hierarchischen Linie können jene in Machtstellungen eingesetzt werden, die für die Ausübung der Macht geistig geeignet sind. (TL V, 208) 

 

Diejenigen werden an der Spitze stehen, die durch ihren Charakter, ihre Ausbildung und ihr Vorleben imstande sind und durch die bislang getragene Verantwortung bewiesen haben, dass sie völlig selbstlos allein dem Interesse des Ganzen dienen und den höheren evolutionären Willen sowohl erkennen als auch auf Erden durchsetzen können.

 

Der, der der Hierarchie am nächsten steht, wird der beste Vollstrecker sein. Allein die Erfüllung des Höheren Willens ist die Hierarchie des Dienstes. (AY 659)

 

Sind Sie es nicht leid, von Leuten an der Nase herumgeführt zu werden, die es auch nicht besser wissen als Sie selbst? Sehnen Sie sich nicht nach wahrer Führung?

 

Die Völker erkennen, dass „Leben ohne einen Helden mühsam“ ist. Jeder kann diese Sehnsucht nach mächtiger Führerschaft im kulturellen, sozialen und staatlichen Leben wahrnehmen. (HR I/3, 119; Brief vom 06.06.1935) 

 

Wer wird besser entscheiden, und wer weiß es besser? Allein der Hierarch. (Hier 116)

 

Platon hat dieses Evolutionsziel eines Philosophenkönigtums, einer Herrschaft der Weisen schon vor über zweitausend Jahren in seinem Buch Der Staat beschrieben:

 

Wenn im Staate nicht die Philosophen Könige werden oder die heutigen sogenannten Könige und Fürsten sich nicht aufrichtig der Philosophie ergeben, wenn nicht beides eins wird, politische Macht und Philosophie, und all die einseitigen Naturen von heute, die bloß nach dem einen oder bloß nach dem anderen streben, zwangsweise ausgeschlossen werden, so ist des Elends kein Ende. (5. Buch, XVIII)  

 

Dieses Ideal ist heute wie zu allen Zeiten gültig.

 

Der Weise weiß, dass die Völker immer wieder zu der ursprünglichen Form, der patriarchalischen, der königlichen Regierungsform zurückkehren müssen. (TL III, 128) 

 

Die Wissenden, die Geistigen müssen die Macht ausüben oder zumindest kontrollieren. Herrscher und oberster Priester werden wieder eins - wie im alten Ägypten, wo über Jahrtausende hindurch eine Hierarchie von Eingeweihten alle Belange des Gemeinwesens gelenkt hat.

 

Und wieder, wie zu den ältesten Zeiten der Priesterschaft, doch diesmal zur Anwendung für das Volk, erglänzt das Feuer der Erkenntnis. (BGM II, 296 [300])

 

Dort stellten die Priester den Pharao, der selbst ein Eingeweihter oder wenigstens ihr Schüler war, und beherrschten durch die Macht ihres Geistes die Nation.

 

Die Staatsoberhäupter vereinigten auf sich dereinst auch höchste geistliche Ämter. (Br II, 74)

 

Die Wörter, die wir verwenden, das alte und das neue, sagen klar, worum es geht: Von der „Demo-kratie“, der Machtausübung durch das Volk, kommen wir zur „Hier-archie“, der Vorherrschaft der Heiligen, der Eingeweihten. Anstelle der großen, unwissenden Massen werden die Weisen die Richtung angeben.

 

Das setzt einerseits voraus, dass das Volk bereit ist, sich freiwillig den Meistern unterzuordnen. Andererseits müssen die Heiligen bereit sein, in der Welt Macht auszuüben, und sich eine solche Achtung erwerben, dass sie als Autorität anerkannt werden können.

 

Es ist richtig, dass Achtung vor dem Guru die feste Grundlage eines ganzen Volkes ist. (AUM 110)

 

Dieses Denken ist dem heutigen Menschen leider noch fremd. Er wird aber eines Tages, im schlimmsten Fall durch Leid, erkennen: Sein intellektueller Hochmut, der ihm vorgaukelt, er wisse alles besser und könne überall qualifiziert mitbestimmen, ist unbegründet. Tatsächlich kennt er den Ausweg in den meisten Fällen nicht. Die ehrlichen unter den Bürgern wissen ganz genau, dass sie froh sein können, wenn Weisere ihnen die wichtigsten Entscheidungen abnehmen.

 

 

6. Theokratie

Sandro Botticelli: „Hl. Augustinus“

 

Die Gesellschaftsordnung der Neuen Zeit ist eine Theokratie: Ihr Oberhaupt ist die Bruderschaft von Schambhala.  Die Mahatmas sorgen dafür, dass der Wille Gottes auf Erden geschieht. So wie Jesus im Mittelalter zum geistigen Führer des Ordens der Tempelritter bestellt oder als Lenker des idealen Staates angesehen wurde.

 

Die wahre Gerechtigkeit herrscht nur in dem Staat, dessen Gründer und Lenker Christus ist. (Hl. Augustinus)

 

Alle Menschen und Institutionen arbeiten im Geist der Großen Seelen, die für diesen Planeten verantwortlich sind. Überall steht Ihr Bild. Überall führen Sie den Vorsitz. Überall fragt man: Wie würden Sie handeln? Was würden Sie raten?

 

Alle Macht ist von oben verliehen und wird im Namen der Mahatmas ausgeübt. Über ihre Ausübung ist Rechenschaft geschuldet.

 

Die Menschen werden erkennen, dass sie am besten fahren, wenn sie sich – sowohl als einzelne als auch als Gemeinschaft - der geistigen Führung der Mahatmas unterstellen.

 

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Die neue Lehre des Agni Yoga muss alle Lebensbereiche durchdringen, sowohl die privaten (z.B. Ehe und Familie), als auch die öffentlichen (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft).

 

Die Trennung von Kirche und Staat ist notwendig. Aber eine Trennung von Glauben und Staatsführung kann es nicht geben. Ein Glaube wie das heute gelehrte Christentum, das einem Politiker oder Unternehmer keine Orientierung für sein Handeln mehr geben kann, ist wertlos.

 

 

7. Keine Wahlen

 

Eine Hierarchie greift nur selten auf Wahlen zurück. Die Träger höherer Verantwortung werden von vornherein nur aus einem kleinen, lange ausgebildeten und bewährten Kreis ausgewählt. Aus einem Kreis, zu dem jeder Geeignete Zugang hat, in dem er aber allein aufgrund seines Charakters, seiner erwiesenen Selbstlosigkeit und seiner vielfach geprüften Pflichterfüllung zu höheren Ämtern aufsteigen kann.

 

Eine solche Gemeinschaft von Hierarchen besetzt freiwerdende Positionen nur in Ausnahmefällen durch interne Wahl (nicht durch Volkswahl).

 

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Stellen Sie sich ein Dorf, einen Kindergarten, eine Schule, eine Rechtsanwaltskanzlei oder einen Betrieb vor: Die wenigen Hierarchen, die eine solche Institution leiten, kennen sich seit langem untereinander mit allen Stärken und Schwächen und können daher gut beurteilen, wer für welche Position am besten geeignet ist. Im Allgemeinen wird sich ein bestimmter Kandidat aufgrund seiner Ausbildung und Begabung für den Posten von selbst anbieten. Nur wenn ausnahmsweise mehrere gleich geeignete und bereite Personen zur Verfügung stehen, mag einmal eine Wahl in Betracht kommen.

 

Die Führer der Zukunft werden aber nicht von den unverantwortlichen Massen gewählt werden, sondern wahrhaftig durch die Hierarchie des Lichts und des Wissens. (HR I/2, 212, Brief vom 10.10.[09.?]1934 ) 

 

Das ist für uns heutige Menschen ein ungewohntes Bild. Wir müssen aber bedenken, dass sich ein selbstlos dienender Geistherrscher niemals nach einem Amt drängen wird.

 

Wenn die Reihe an sie kommt, sollen sie, einer nach dem anderen, die Mühsale der Staatsverwaltung auf sich nehmen. Jeder soll das Herrscheramt bekleiden, und zwar um des Staates willen, nicht weil das Herrschen etwas Erstrebenswertes, sondern weil es ihre Pflicht wäre. (Platon, Staat, 7. Buch, XVII) 

 

Er verlangt für sich selbst nichts und hat auch keinen Ehrgeiz oder gar Machthunger, sondern sieht nur die Last der Verantwortung. Nur wer so denkt, ist geeignet, ein wahrer Führer zu sein.

 

Wir fassen Führerschaft nicht als eine Auszeichnung auf, sondern als unanfechtbare Notwendigkeit. Solch eine Verantwortung möge als Grundstein zu allen menschlichen Gemeinschaften gelegt werden. (Br II, 40)

 

Gerade der wahre Führer wird sich nicht in den Vordergrund spielen. Solange nicht andere ihn unmissverständlich berufen, wird er alles vermeiden, was ihn in den Vordergrund treiben könnte. Er kennt die eigenen Grenzen genau, und es wäre ihm wahrhaft schmerzlich, in den Augen seiner Mitmenschen als etwas Höheres zu erscheinen. (TL IV, 186) 

 

Kindische Machtkämpfe wie zwischen den heutigen Politikern kann es unter Hierarchen nicht geben.

 

Die heutigen Herrscher führen Schattenkämpfe miteinander und streiten sich um die Herrschaft, als ob Herrschen etwas Schönes und Gutes wäre. Die Wahrheit ist aber: Der am besten regierte und einträchtigste Staat ist der, dessen auserkorene Herrscher am wenigsten Freude am Herrschen haben. (Platon, Staat, 7. Buch, V) 

 

Die Geistherrscher dienen gemeinsam dem hohen Ziel der Verwirklichung des göttlichen Willens auf Erden. Sie erkennen neidlos die größere Befähigung eines anderen an. Sie freuen sich, unter einem Größeren dienen zu dürfen, weil dies ihre eigene Last ein wenig vermindert.

 

Sie wissen, dass Macht ein Opfer ist - je höher die Stellung, desto mehr. Sie schieben sich nicht in den Vordergrund, sondern übernehmen diese Bürde nur dann, wenn sie gerufen werden.

 

In der Bruderschaft kann es keinen Streit um Vorherrschaft geben. Eine natürliche Hierarchie beruht auf dem Vorrecht von Wissen und der Vorherrschaft des Geistes. Wo erkannt wird, dass Vorrang ein großes Opfer ist, kann es keinen Zank über irdische Ernennungen geben. (Br I, 598)

 

Die durch höchstes Wissen gesegnete und durch das Herz gestärkte Macht stellt das höchste Opfer dar. (HR I/1, 51; Brief vom 24.02.1930)

 

Diese höhere Stufe bietet uns heutigen eine wunderbare Vision. Um sie im Verlauf der nächsten Jahrhunderte zu verwirklichen, müssen wir durch strenge Schulung und Ausbildung eine solche Schicht von Weisen, von Eingeweihten, von Hierarchen heranbilden. Wir brauchen Herrscher, die rein, weise, stark und selbstlos genug sind, um den Höheren Willen zu erkennen, sich selbst von ihm führen zu lassen, ihn den Menschen zu vermitteln und auf Erden durchzusetzen.

 

 

8. Kein Zwang

 

Ganz wichtig ist: Eine Hierarchie ist nicht auf Zwang aufgebaut, weder auf physischem noch auf psychischem. Sie beruht auf dem Vertrauen gerade der sogenannten „kleinen Leute“, dass sie in einer Ordnung am besten fahren, die auf Wahrheit und Gerechtigkeit und nicht auf dem „Recht“ des Stärkeren beruht. Sie gründet auf der Überzeugung des Volkes, dass die Hierarchen der Bruderschaft und ihre Bevollmächtigten am besten geeignet sind, diese Ordnung aufrechtzuerhalten.

 

Doch unentbehrlich ist eine bestimmte Eigenschaft von Seiten des Volkes selbst: Vertrauen und Anerkennung der Macht. Deshalb spreche Ich so oft über die Bedeutung der Autorität. (FW I, 525) 

 

Die Hierarchie drängt sich niemandem auf, im Gegenteil: Sie wird nur dort tätig, wohin sie gerufen wird. Sie zieht sich sogleich zurück, wenn sie das notwendige Vertrauen verliert.

 

 

9. Ethikräte

 

Wir können nicht von heute auf morgen die alte durch eine neue Staatsform ersetzen.

 

Das Leben ist sehr vielschichtig! Man kann nicht augenblicklich alle Zustände der höheren Welt auf die Erde übertragen. Unsere Erde und ihre Bevölkerung sind noch nicht reif, um höhere Gesetze und Bedingungen anzunehmen. Daher ist man verpflichtet, die gegenwärtigen Sitten und Umstände zu tolerieren und gleichzeitig danach zu streben, sie soweit wie möglich zu verbessern und zu veredeln. (HR I/3, 71; Brief vom 25.03.1935) 

 

Ein allmählicher Übergang könnte damit beginnen, dass die Menschen anerkennen, wie wichtig für die Lenkung eines Volkes die Orientierung an den kosmischen Gesetzen und persönliche Qualitäten wie Reinheit und Weisheit sind.

 

Wir erschüttern nicht, sondern führen eine Berichtigung der Weltanschauung durch. (Br II, 613)

 

In dieser Erkenntnis können schon in der Demokratie den Machthabern auf allen Ebenen und in allen Institutionen Ethikräte aus geistig hochstehenden Volksmitgliedern zur Seite gestellt werden.

 

Seit längerem erweist sich, dass weder Fachspezialisten noch Politiker qualifiziert sind, in Angelegenheiten der Ethik zu entscheiden. Nicht die Masse oder die Mehrheit, sondern nur die Weisen können hoffen, die richtige Antwort auf die Frage zu finden, was dem Menschen erlaubt ist und was nicht. Es dämmert die Erkenntnis, dass die Menschheit sich selbst schadet, wenn sie Verbotenes tut.

 

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Wir benötigen dringend weise Lehrer, die - wie die islamischen Religionsgelehrten - ein profundes Urteil (Fatwa) zu den ethischen Fragen abgeben können, die sich dem einzelnen und der Gesellschaft stellen.

 

Allerdings müssen wirkliche Weise bestellt werden, nicht, wie es in den heutigen Ethikräten noch überwiegend der Fall ist, Repräsentanten von Partikularinteressen, die mit Mehrheit entscheiden.

 

Können jene, die von Grausamkeit und Rohheit erfüllt sind, über Frieden urteilen? Niemand ist um das ethische Niveau derer besorgt, die über das Schicksal ganzer Völker entscheiden. Niemand denkt darüber nach, dass aus Unsauberem nichts Sauberes hervorgehen kann. (Br I, 502) 

Die Ethikräte müssten zunächst gar keine Macht ausüben. Sie sollten durch die moralische Autorität ihrer Mitglieder eine so starke Stellung einnehmen, dass sich die Regierenden nur schwer über ihre Entscheidung hinwegsetzen können.

 

Die Ethikräte wären das institutionalisierte Gewissen der Machthaber. Schon immer haben geistige Führer wie Platon oder Gandhi die Geschicke ganzer Nationen ohne jedes äußere Machtmittel gelenkt.

 

Ein Vorbild kann in gewisser Hinsicht der Islam ein: Dort sorgen besondere Kontrollgremien in Unternehmen dafür, dass z. B. Bankgeschäfte nach den Regeln des Glaubens ausgeführt und unethische Projekte unterlassen werden (sogenanntes „Islamic Banking“).