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SENDEREIHE
„EINFÜHRUNG IN AGNI YOGA“
SENDUNG 15
Die Neue Welt: Staatsform Hierarchie
Meine Damen und Herren,
willkommen; schön, dass Sie wieder in unser Programm
hineinschauen.
Wir sprechen heute über ein großes, interessantes und
wichtiges Thema: Wie wird die Neue Welt aussehen, die menschliche Gesellschaft
der Zukunft?
Wir hatten schon gesagt (Sendereihe „Einführung in
Agni Yoga“, Sendung 13 „Weg und Ziel des Menschen“): Unsere Aufgabe ist, eine
neue Stufe der Evolution zu errichten. Das bedeutet, aus uns selbst den Neuen
Menschen und aus den bestehenden äußeren Verhältnissen die Neue Welt zu
schaffen.
In beiden Fällen geht es um die Herrschaft des
Geistes: Der göttliche Geist soll sowohl unser persönliches Denken und Handeln
als auch das Zusammenleben und Zusammenarbeiten aller Menschen insgesamt
regieren.
1. Höhere Kultur
Wir haben in früheren Sendungen immer wieder betont:
Der einzelne Mensch kann und muss sich unabhängig von den äußeren Verhältnissen
weiter vervollkommnen und auf seinem Geistigen Pfad voranschreiten.
Ebenso richtig ist aber: Sie können Ihre Möglichkeiten
nur begrenzt ausschöpfen, wenn Sie gezwungen sind, in einer Gesellschaft zu
leben, die vom materialistischen Ungeist beherrscht wird.
In einer Ordnung, die von Egoismus und Gier, vom Kampf
aller gegen alle geprägt ist, in der das Gesetz des Dschungels herrscht, kann
ein geistiger Mensch nur abseits stehen und kaum seinen Beitrag leisten.
*****
Nehmen wir allein die heutige Wirtschafts- und
Arbeitsordnung: Mein Vater sagte, wenn er morgens das Haus verließ: „Ich gehe
zum Dienst.“ Er meinte damit ganz selbstverständlich den Dienst am
Allgemeinwohl. Wer kann das heute noch von sich sagen? Sind nicht die meisten
von uns in ihren Berufen (selbst in den sogenannten „sozialen Berufen“!)
eingespannt, um egoistische, zerstörerische, Profit- oder Partei-Interessen zu
fördern?
Der herrschende materialistische Ungeist nimmt dem
Besten, was wir zu geben haben, unserer Arbeit, ihren Sinn.
*****
Sie alle erfahren täglich, wie schwer es ist, in
Gemeinschaft mit Ungeistigen leben zu müssen, einen ungeistigen Chef zu haben,
seine Kinder von ungeistigen Lehrern falsch unterrichten lassen zu müssen, von
Ungeistigen regiert zu werden, von Ungeistigen hergestellte Produkte erwerben
und bei den Vorhaben ungeistiger Menschen mitmachen zu müssen. Überall und
ständig machen wir uns mitschuldig.
Wir müssen also eine neue Gesellschaftsordnung, eine
höhere Kultur errichten, in der der Wille Gottes herrscht. Nur dort kann unsere
höhere Natur, unsere Ewige Individualität sinnvoll und im Einklang mit ihrer
Bestimmung leben und wirken.
Die Menschen
müssen wieder unter die Leitung der göttlichen Gesetze gelangen, die zu ihrer
Höherentwicklung gegeben wurden. (TL IV, 158)
Alle Zeiten träumen von der Errichtung des Reiches
Gottes auf Erden - das heißt, von einer Ordnung, die den Verhältnissen in der
Höheren Welt entspricht, in der die kosmischen Gesetze gelten.
Daher sollten
die staatlichen Gesetze, um den Lebensinteressen zu dienen, die kosmischen
Gesetze widerspiegeln. (HR II/2, 528; Brief vom 10.09.1938)
Wir Menschen haben eine tiefe Sehnsucht danach, die
paradiesischen Verhältnisse wiederherzustellen, die in unserer wahren Heimat
herrschen, aus der wir vorübergehend auf diese kalte Erde entsandt wurden.
Helft Mein
Land aufbauen! (BGM II, 265 [268], 266 [269])
Die Herrschaft des Geistes errichten bedeutet, wie wir
bereits im Einzelnen besprochen hatten (Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“,
Sendung 12 „Die Bestimmung des Menschen“): Die Geltung höherer Prinzipien wie
Wahrheit, Gerechtigkeit, Schönheit und Liebe durchzusetzen. Wenn diese
Grundsätze tatsächlich unser Leben regieren, haben wir die höchste Welt
geschaffen, die wir uns vorstellen können.
Konkret heißt das: Im Staat gilt das hierarchische
Prinzip, in der Rechtspflege Gerechtigkeit, in den Medien Wahrheit, in der
Kunst Schönheit, usw. Wir zeigen Ihnen jetzt, wie die konsequente Anwendung
dieser Grundsätze die menschliche Gesellschaft vollkommen verändert.
2. Der Plan Gottes
Wir hatten schon gesagt: Evolution ist der Plan Gottes
mit den Menschen, der Erde und dem Kosmos insgesamt.
Es ist von höchster Wichtigkeit, dass Sie verstehen:
Wenn wir uns daran machen, die Neue Welt zu errichten, geht es darum, den
Willen Gottes auf dieser Erde durchzusetzen - gegen den heftigen Widerstand von
Materialismus, Egoismus, Unwissenheit, Unglauben und Ungeist.
Dein Reich
komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. (Mt 6, 10)
Würde der
Mensch das große Samenkorn der Aufgabe in sein Potential aufnehmen, wäre die
Welt tatsächlich ein großer Widerschein des Höheren Willens. (FW III,
260)
Dafür müssen wir uns zunächst eine möglichst klare
Vorstellung davon machen, wie denn nach dem Willen Gottes die Neue Stufe
aussehen soll - ohne einen Bauplan gibt es kein Bauwerk, keinen Neuen Aufbau.
Wer seiner
Art wahrhaft nützen will, muss sich bemühen, sich etwas von dem göttlichen Plan
- „dem Plan im Geiste Gottes“ - vorzustellen und auf die materielle
Verwirklichung jenes Planes hinzuarbeiten. (TL IV, 177)
Man soll das
Ziel erkennen und sich den Plan des Lehrers zu eigen machen. (BGM II,
205)
Eine solche Vorstellung müssen wir, nach dem Beispiel
von Platons großem Werk „Der Staat“, für jede einzelne gesellschaftliche
Institution entwickeln. Deshalb sprechen wir heute und in den folgenden
Sendungen darüber, wie in Zukunft die Staatsform, die Wirtschafts- und
Arbeitsordnung, das Justiz- und das Gesundheitssystem, die Wissenschaft,
Landwirtschaft, Schulen, Medien, Armee und Polizei, Kirchen, Kunst und Ehe und
Familie aussehen werden.
Lasst in
eurem Denken das Land der Zukunft Gestalt annehmen! (BGM II, 297 [301])
Der Auftrag, die Neue Welt zu errichten, muss uns
jeden Tag beschäftigen. Wir sollten bestrebt sein, jeden Tag wenigstens einen
Stein zum Neuen Aufbau beizutragen!
Man muss
jeden Tag an die Aufgaben der Neuen Welt denken. Man muss der Neuen Welt
zustreben, wie zu etwas, das bereits hinter der Tür steht. Man darf die
Besorgtheit um die Neue Welt nicht anderen überlassen, wenn sie von jedem von
uns verwirklicht werden muss. (Herz 132)
3. Staatsform der Zukunft: Hierarchie
Die Staatsorganisation muss mit der kosmischen
Ordnung, mit dem kosmischen Gesetz übereinstimmen.
Die gesamte
staatliche und gesellschaftliche Ordnung kann nach dem kosmischen Gesetz
verwirklicht werden. Deshalb kann die staatliche und gesellschaftliche Ordnung
alle kosmischen Gesetze für die Vollendung ihrer Formen anwenden. (FW III, 65)
Anwendbar ist das Gesetz der Hierarchie.
Das gesamte
Universum ist von dem Prinzip der Hierarchie durchdrungen. Daher kann sich der
Mensch als ein Teil des Kosmos nicht von diesem Prinzip absondern. (AY 667)
Das
hierarchische Prinzip erweist sich als Grundlage jeglichen Aufbaus. Das
Führende Prinzip und das Prinzip der Erfüllung des erhabenen Willens sind eine
Quelle. (FW III, 100)
Das Symbol der Hierarchie ist die Pyramide: Alle Kraft
geht von oben aus; jede einzelne Zwischenstufe ist nach oben hin ausgerichtet;
und jeder einzelne kleine Stein hat nur durch die Eingliederung in den
gewaltigen Bau seinen Sinn und seine Funktion.
Die Idee der
Hierarchie ist doch ein kosmischer Begriff, ein kosmisches Gesetz. Das gesamte
Universum besteht ausschließlich durch dieses Prinzip und wird von ihm genährt
und unterstützt. Genau gesagt, im Kosmos ordnet sich das niedere Prinzip dem
höheren unter. (HR I/2, 210; Brief vom 10.10.[09.?]1934)
Das Gesetz der Hierarchie verlangt erstens: Das
Niedere muss sich dem Höheren unterordnen. Nur so kommen wir zu einer
sinnvollen Ordnung. Wenn das Niedere herrscht, regiert das Chaos.
Die
Unterordnung des Niederen unter das Höhere liegt dem Kosmos zugrunde. Die
Unterordnung des Niederen unter das Höhere führt zu einer Läuterung. Die
Menschheit ordnet dem Niederen das unter, was herrschen sollte. Wenn das Höhere
vorherrscht, dann wird das Niedere durch Umwandlung in eine höhere Ordnung von
Grund auf erneuert. (U I, 115)
„Hierarchie“ bedeutet zweitens: Jede einzelne
gesellschaftliche Institution, von Familien, Kindergärten und Schulen
über Behörden, Gerichte, Vereine und Wirtschaftsunternehmen, bis hin zu
Dörfern, Städten und dem ganzen Land, muss von derjenigen Person geleitet
werden, die dazu im geistigen Sinn geeignetsten ist, die auf der hierarchischen
Leiter am höchsten steht. Sie steht unter ihrem Vorgesetzten, der wiederum
unter seinem Oberen steht, bis hinauf zu den Regenten eines Landes und den
Lenkern der ganzen Erde.
*****
Das ist die irdische Hierarchie. Sie stellt sicher,
dass der Wille der Lenker der Erde, der Mahatmas,
von einer Stufe zur anderen immer weiter nach unten transferiert wird. Am Ende,
ganz unten, vor Ort, bei der geringfügigsten Behandlung eines Schulkindes,
eines Recht oder Gesundheit suchenden Bürgers, beim Bau eines Hauses, bei der
Verurteilung eines Straftäters oder der Zubereitung einer Mahlzeit -
immer muss der Höchste Wille verwirklicht werden.
*****
Die Mahatmas können unmöglich alle Arbeiten unseres
täglichen Lebens selbst ausführen oder auch nur überwachen. Sie müssen sich
darauf verlassen, dass die irdische Hierarchie in den zahllosen Einzelfällen
des Alltags nach ihren Weisungen und in ihrem Geist tätig wird.
Wir müssen die irdische Hierarchie als eine
ununterbrochene Kette verstehen, in der jeder Mitarbeiter an seiner Stelle den
Höheren Willen aufnimmt, zum Teil selbst ausführt und zum Teil zur Ausführung
durch „Untergebene“ nach unten weiter delegiert.
So kann jeder
zur Hierarchie Bestrebte durch eine von Oben verliehene Aufgabe den Höheren
Willen erfüllen. (Hier 101)
Nach dem Gesetz der Entsprechung wird der Höhere Wille
nicht den Massen, sondern nur den höchsten Geistern enthüllt, nämlich den
Lenkern der Erde, den Mahatmas von
Schambhala, und ihren engsten Mitarbeitern. Nur sie können daher die
Menschheit führen. Sie bilden die Spitze der irdischen Hierarchie.
Die Spitzen der irdischen Hierarchie sind ihrerseits
an die unterste Stufe der überirdischen Hierarchie angeschlossen. Sie müssen
sicherstellen, dass der von ganz Oben über viele Zwischenstufen übermittelte
Göttliche Wille tatsächlich auch hier unten bei uns auf der Erde ankommt.
Der höhere
Wille wird dem nächststehenden Geist übermittelt. (Hier 178)
Sie erkennen jetzt die große Bedeutung des geistigen
Gespräches mit einem nicht-inkarnierten Lehrer, über das wie in der Sendung
über Meditation gesprochen hatten: Die Mahatmas
jedenfalls haben nur diesen einen Kommunikationsweg, wenn Sie Weisungen Ihrer
überirdischen Vorgesetzten für die Führung der Erde einholen wollen.
*****
Fassen wir zusammen: Die hierarchische Staatsordnung
dient dem Ziel: Der Höhere, Göttliche Wille muss von der Spitze der Pyramide
über viele Zwischenstufen von der überirdischen Hierarchie an die Spitzen der
irdischen Hierarchie übergeben, von dort über eine ununterbrochene Kette von
Hierarchen nach unten weitergegeben und schließlich in all den kleinen Fragen
des Alltags verwirklicht werden.
Ein jedes Glied in dieser Kette wird an seiner Stelle
im Auftrag der Hierarchie - letztlich im Namen Gottes! - tätig.
4. Demokratie ungeeignet
Das gegenwärtig in den westlichen Demokratien
praktizierte System gewährleistet nur in höchst unvollkommener Weise, dass die
im geistigen Sinne geeignetsten Personen das Gemeinwesen und seine
Institutionen lenken.
Sie sehen selbst anhand einer Fülle von Beispielen:
Allzu oft werden die Personen gewählt, die den Massen die größten
Versprechungen machen, selbst wenn sie offensichtlich nicht einzuhalten sind.
Oder die die Gemeinschaft in unverantwortlichem Ausmaß mit Schulden belasten,
weil sie mit den ihnen anvertrauten Steuergeldern nicht auskommen und es nicht
wagen, die Steuern zu erhöhen. Allzu oft werden diejenigen abgewählt, die
notwendige, aber schmerzhafte Reformen durchsetzen.
Vom
Standpunkt der Einheit, der Entwicklung und der geistigen Wirklichkeit aus ist
die Idee einer Demokratie unannehmbar.
Wie kann eine
Demokratie mit der ganzen Macht in den Händen des Volkes, dessen Mehrheit nicht
so weit entwickelt ist, dass sie fähig wäre, ihre eigene natürliche Stellung
auf der Lebensleiter zu erkennen, das Recht besitzen, aus ihren Reihen eine
Person zu wählen, über deren rechtmäßige Stellung sie ebenso unwissend ist, und
diese an eine Stelle zu setzen, die sie selbst nicht verstehen kann, und dann
etwas anderes erwarten als Spaltung, Unzufriedenheit und schließliche
Auflehnung?
Demokratie
mag das einzig annehmbare Ideal für die Masse des Volkes im gegenwärtigen
Zeitalter sein und dementsprechend zeitgebunden richtig, aber sie ist nicht
richtig und weise vom Standpunkt des Höheren Selbst aus. Demokratie könnte
nicht fortdauern unter Menschen, welche die höchste Stufe in ihrer
individuellen Entwicklung erreicht haben. (TL IV, 156)
Jedermann, gerade auch die sogenannten einfachen Leute
erkennen sehr wohl, dass das Buhlen um die Gunst der Masse in den Wahlkämpfen
und das Schielen auf Meinungsumfragen statt auf eherne Prinzipien bei
lebenswichtigen Entscheidungen eine Schande für eine zivilisierte Gesellschaft
ist.
Ich muss
bekennen, dass mich kein anderes System so sehr empörte wie die gegenwärtige
Methode, das Haupt einer Regierung von unwissenden Massen wählen zu lassen. Ich
sah genug von dieser abscheulichen und verbrecherischen Komödie; Bestechung, so
sagt man, ist illegal, doch bei solch einem verantwortungsvollen, heiligen Akt
wie der Wahl des Vertreters eines Landes werden große Summen ausgegeben, und
die offensichtlichste Bestechung wird ausgeübt, abgesehen von anderen
Maßnahmen, die nicht weniger anekeln.
Der gesunde
Menschenverstand sollte uns sagen, dass die unwissenden Massen, die zudem von
ihren niederen Instinkten getrieben werden, nicht die Richter des Höchsten sein
können. Das Recht, einen Regierungsvertreter zu wählen, sollte nur sittlich
hochstehenden, d.h. kultivierten und gebildeten Menschen oder Vertretern eines
Landes zustehen. Doch leider herrscht in einer Zeit, in der es notwendig
erscheint, die besten und vertrauenswürdigsten Menschen an der Spitze der
Belange zu sehen, die Macht der Massen vor. (HR I/2, 169;Brief vom 17.08.1934)
Dabei zeigt die Geschichte immer wieder: Es hat die
schrecklichsten Folgen für eine Gemeinschaft, wenn sie Abenteurern, unreinen,
groben, unwürdigen oder unwissenden Menschen Macht in die Hand gibt.
Am meisten
beunruhigt Mich die Unausgeglichenheit der Welt. Viele Länder werden im
wahrsten Sinne des Wortes von Irrsinnigen regiert. Nie zuvor gab es eine
derartige Besessenheit der Massen. (FW II, 223)
Lassen Sie uns endlich erkennen: Das Schicksal eines
Unternehmens oder eines ganzen Volkes hängt von der Reinheit und der Weisheit
der Person ab, die es führt.
Der Erfolg
eines ganzen Staates hängt von der Qualität der psychischen Energie seines
Führers ab. (Br II, 503)
Die
Lebensverhältnisse hängen von der Integrität der Regenten ab. (Br II,
564)
Außerdem gibt es auf politischem, wirtschaftlichem,
medizinischem und technischem Gebiet eine Fülle von existentiellen Fragen, die
nicht ernsthaft durch Abstimmung entschieden werden können:
Ist die Teilnahme an einem Krieg, ein
Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe, Massentierhaltung, die Nutzung der
Atomenergie, der Gentechnik oder einer bestimmten Medizintechnik zu
verantworten oder nicht? Bei diesen und vielen anderen Fragen ist das Votum der
Mehrheit schlicht kein geeignetes Entscheidungskriterium.
Die moderne
Demokratie, welche die aus den Massen hervorgehende Führerschaft bejaht,
versagt bei allen Prüfungen. (HR I/2, 211;Brief vom 10.10.[09.?]1934)
Sie sollten uns jetzt aber nicht als Extremisten
ansehen, die die bestehende Ordnung stürzen wollen. Demokratie ist eine
notwendige Entwicklungsstufe, die alle Völker durchmachen müssen und die dem
heutigen Bewusstseinsniveau entspricht.
Wir sprechen davon, in welche Richtung der Fortschritt
gehen muss, welches Ziel wir langfristig, Schritt für Schritt, ohne
revolutionäre oder gar gewaltsame Umstürze anstreben sollten, wie unsere
Gesellschaft in vielen Hundert Jahren regiert werden wird, wenn die Menschheit
eine Stufe höher steht und aus Unsterblichen besteht.
5. Herrschaft der Weisen
Die Staatsform der Zukunft muss sicherstellen, dass in
allen gesellschaftlichen Institutionen auf allen Ebenen diejenigen Personen die
Macht ausüben, die geistig am höchsten und damit der Höheren Welt am nächsten
stehen. Nur so kann der Wille Gottes auf Erden verwirklicht werden.
Das Recht auf
Führerschaft gebührt dem Geist, der mit den Kräften des Lichts in Verbindung
steht. Daher kann es nach dem Höheren Gesetz keine zufälligen Führer geben. (FW
III, 51)
Nur durch die
Wiederherstellung der hierarchischen Linie können jene in Machtstellungen
eingesetzt werden, die für die Ausübung der Macht geistig geeignet sind. (TL V,
208)
Diejenigen werden an der Spitze stehen, die durch
ihren Charakter, ihre Ausbildung und ihr Vorleben imstande sind und durch die
bislang getragene Verantwortung bewiesen haben, dass sie völlig selbstlos
allein dem Interesse des Ganzen dienen und den höheren evolutionären Willen
sowohl erkennen als auch auf Erden durchsetzen können.
Der, der der
Hierarchie am nächsten steht, wird der beste Vollstrecker sein. Allein die
Erfüllung des Höheren Willens ist die Hierarchie des Dienstes. (AY 659)
Sind Sie es nicht leid, von Leuten an der Nase
herumgeführt zu werden, die es auch nicht besser wissen als Sie selbst? Sehnen
Sie sich nicht nach wahrer Führung?
Die Völker
erkennen, dass „Leben ohne einen Helden mühsam“ ist. Jeder kann diese Sehnsucht
nach mächtiger Führerschaft im kulturellen, sozialen und staatlichen Leben
wahrnehmen. (HR I/3, 119; Brief vom 06.06.1935)
Wer wird
besser entscheiden, und wer weiß es besser? Allein der Hierarch. (Hier 116)
Platon hat dieses Evolutionsziel eines Philosophenkönigtums,
einer Herrschaft der Weisen schon vor über zweitausend Jahren in seinem Buch Der Staat beschrieben:
Wenn im
Staate nicht die Philosophen Könige werden oder die heutigen sogenannten Könige
und Fürsten sich nicht aufrichtig der Philosophie ergeben, wenn nicht beides
eins wird, politische Macht und Philosophie, und all die einseitigen Naturen
von heute, die bloß nach dem einen oder bloß nach dem anderen streben,
zwangsweise ausgeschlossen werden, so ist des Elends kein Ende. (5. Buch,
XVIII)
Dieses Ideal ist heute wie zu allen Zeiten gültig.
Der Weise
weiß, dass die Völker immer wieder zu der ursprünglichen Form, der
patriarchalischen, der königlichen Regierungsform zurückkehren müssen. (TL III,
128)
Die Wissenden, die Geistigen müssen die Macht ausüben
oder zumindest kontrollieren. Herrscher und oberster Priester werden wieder
eins - wie im alten Ägypten, wo über
Jahrtausende hindurch eine Hierarchie von Eingeweihten alle Belange des
Gemeinwesens gelenkt hat.
Und wieder,
wie zu den ältesten Zeiten der Priesterschaft, doch diesmal zur Anwendung für
das Volk, erglänzt das Feuer der Erkenntnis. (BGM II, 296 [300])
Dort stellten die Priester den Pharao, der selbst ein
Eingeweihter oder wenigstens ihr Schüler war, und beherrschten durch die Macht
ihres Geistes die Nation.
Die
Staatsoberhäupter vereinigten auf sich dereinst auch höchste geistliche Ämter.
(Br II, 74)
Die Wörter, die wir verwenden, das alte und das neue,
sagen klar, worum es geht: Von der „Demo-kratie“, der Machtausübung durch das
Volk, kommen wir zur „Hier-archie“, der Vorherrschaft der Heiligen, der
Eingeweihten. Anstelle der großen, unwissenden Massen werden die Weisen die
Richtung angeben.
Das setzt einerseits voraus, dass das Volk bereit ist,
sich freiwillig den Meistern unterzuordnen. Andererseits müssen die Heiligen
bereit sein, in der Welt Macht auszuüben, und sich eine solche Achtung
erwerben, dass sie als Autorität anerkannt werden können.
Es ist
richtig, dass Achtung vor dem Guru die feste Grundlage eines ganzen Volkes ist.
(AUM 110)
Dieses Denken ist dem heutigen Menschen leider noch
fremd. Er wird aber eines Tages, im schlimmsten Fall durch Leid, erkennen: Sein
intellektueller Hochmut, der ihm vorgaukelt, er wisse alles besser und könne
überall qualifiziert mitbestimmen, ist unbegründet. Tatsächlich kennt er den
Ausweg in den meisten Fällen nicht. Die ehrlichen unter den Bürgern wissen ganz
genau, dass sie froh sein können, wenn Weisere ihnen die wichtigsten
Entscheidungen abnehmen.
6. Theokratie
Sandro
Botticelli: „Hl. Augustinus“
Die Gesellschaftsordnung der Neuen Zeit ist eine
Theokratie: Ihr Oberhaupt ist die Bruderschaft
von Schambhala. Die Mahatmas
sorgen dafür, dass der Wille Gottes auf Erden geschieht. So wie Jesus im Mittelalter zum geistigen
Führer des Ordens der Tempelritter bestellt oder als Lenker des idealen Staates
angesehen wurde.
Die wahre Gerechtigkeit herrscht nur in dem Staat, dessen Gründer und Lenker Christus ist. (Hl. Augustinus)
Alle Menschen und Institutionen arbeiten im Geist der
Großen Seelen, die für diesen Planeten verantwortlich sind. Überall steht Ihr
Bild. Überall führen Sie den Vorsitz. Überall fragt man: Wie würden Sie
handeln? Was würden Sie raten?
Alle Macht ist von oben verliehen und wird im Namen
der Mahatmas ausgeübt. Über ihre Ausübung ist Rechenschaft geschuldet.
Die Menschen werden erkennen, dass sie am besten
fahren, wenn sie sich – sowohl als einzelne als auch als Gemeinschaft - der
geistigen Führung der Mahatmas unterstellen.
*****
Die neue Lehre des Agni Yoga muss alle Lebensbereiche
durchdringen, sowohl die privaten (z.B. Ehe und Familie), als auch die
öffentlichen (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft).
Die Trennung von Kirche und Staat ist notwendig. Aber
eine Trennung von Glauben und Staatsführung kann es nicht geben. Ein Glaube wie
das heute gelehrte Christentum, das einem Politiker oder Unternehmer keine
Orientierung für sein Handeln mehr geben kann, ist wertlos.
7. Keine Wahlen
Eine Hierarchie greift nur selten auf Wahlen zurück.
Die Träger höherer Verantwortung werden von vornherein nur aus einem kleinen,
lange ausgebildeten und bewährten Kreis ausgewählt. Aus einem Kreis, zu dem
jeder Geeignete Zugang hat, in dem er aber allein aufgrund seines Charakters,
seiner erwiesenen Selbstlosigkeit und seiner vielfach geprüften
Pflichterfüllung zu höheren Ämtern aufsteigen kann.
Eine solche Gemeinschaft von Hierarchen besetzt
freiwerdende Positionen nur in Ausnahmefällen durch interne Wahl (nicht durch
Volkswahl).
*****
Stellen Sie sich ein Dorf, einen Kindergarten, eine
Schule, eine Rechtsanwaltskanzlei oder einen Betrieb vor: Die wenigen
Hierarchen, die eine solche Institution leiten, kennen sich seit langem
untereinander mit allen Stärken und Schwächen und können daher gut beurteilen,
wer für welche Position am besten geeignet ist. Im Allgemeinen wird sich ein
bestimmter Kandidat aufgrund seiner Ausbildung und Begabung für den Posten von
selbst anbieten. Nur wenn ausnahmsweise mehrere gleich geeignete und bereite Personen
zur Verfügung stehen, mag einmal eine Wahl in Betracht kommen.
Die Führer
der Zukunft werden aber nicht von den unverantwortlichen Massen gewählt werden,
sondern wahrhaftig durch die Hierarchie des Lichts und des Wissens. (HR I/2,
212, Brief vom 10.10.[09.?]1934 )
Das ist für uns heutige Menschen ein ungewohntes Bild.
Wir müssen aber bedenken, dass sich ein selbstlos dienender Geistherrscher
niemals nach einem Amt drängen wird.
Wenn die
Reihe an sie kommt, sollen sie, einer nach dem anderen, die Mühsale der
Staatsverwaltung auf sich nehmen. Jeder soll das Herrscheramt bekleiden, und
zwar um des Staates willen, nicht weil das Herrschen etwas Erstrebenswertes,
sondern weil es ihre Pflicht wäre. (Platon, Staat, 7. Buch, XVII)
Er verlangt für sich selbst nichts und hat auch keinen
Ehrgeiz oder gar Machthunger, sondern sieht nur die Last der Verantwortung. Nur
wer so denkt, ist geeignet, ein wahrer Führer zu sein.
Wir fassen
Führerschaft nicht als eine Auszeichnung auf, sondern als unanfechtbare
Notwendigkeit. Solch eine Verantwortung möge als Grundstein zu allen menschlichen
Gemeinschaften gelegt werden. (Br II, 40)
Gerade der
wahre Führer wird sich nicht in den Vordergrund spielen. Solange nicht andere
ihn unmissverständlich berufen, wird er alles vermeiden, was ihn in den
Vordergrund treiben könnte. Er kennt die eigenen Grenzen genau, und es wäre ihm
wahrhaft schmerzlich, in den Augen seiner Mitmenschen als etwas Höheres zu
erscheinen. (TL IV, 186)
Kindische Machtkämpfe wie zwischen den heutigen
Politikern kann es unter Hierarchen nicht geben.
Die heutigen
Herrscher führen Schattenkämpfe miteinander und streiten sich um die
Herrschaft, als ob Herrschen etwas Schönes und Gutes wäre. Die Wahrheit ist
aber: Der am besten regierte und einträchtigste Staat ist der, dessen
auserkorene Herrscher am wenigsten Freude am Herrschen haben. (Platon, Staat,
7. Buch, V)
Die Geistherrscher dienen gemeinsam dem hohen Ziel der
Verwirklichung des göttlichen Willens auf Erden. Sie erkennen neidlos die
größere Befähigung eines anderen an. Sie freuen sich, unter einem Größeren
dienen zu dürfen, weil dies ihre eigene Last ein wenig vermindert.
Sie wissen, dass Macht ein Opfer ist - je höher die
Stellung, desto mehr. Sie schieben sich nicht in den Vordergrund, sondern
übernehmen diese Bürde nur dann, wenn sie gerufen werden.
In der
Bruderschaft kann es keinen Streit um Vorherrschaft geben. Eine natürliche
Hierarchie beruht auf dem Vorrecht von Wissen und der Vorherrschaft des
Geistes. Wo erkannt wird, dass Vorrang ein großes Opfer ist, kann es keinen
Zank über irdische Ernennungen geben. (Br I, 598)
Die durch
höchstes Wissen gesegnete und durch das Herz gestärkte Macht stellt das höchste
Opfer dar. (HR I/1, 51; Brief vom 24.02.1930)
Diese höhere Stufe bietet uns heutigen eine wunderbare
Vision. Um sie im Verlauf der nächsten Jahrhunderte zu verwirklichen, müssen
wir durch strenge Schulung und Ausbildung eine solche Schicht von Weisen, von
Eingeweihten, von Hierarchen heranbilden. Wir brauchen Herrscher, die rein,
weise, stark und selbstlos genug sind, um den Höheren Willen zu erkennen, sich
selbst von ihm führen zu lassen, ihn den Menschen zu vermitteln und auf Erden
durchzusetzen.
8. Kein Zwang
Ganz wichtig ist: Eine Hierarchie ist nicht auf Zwang
aufgebaut, weder auf physischem noch auf psychischem. Sie beruht auf dem
Vertrauen gerade der sogenannten „kleinen Leute“, dass sie in einer Ordnung am
besten fahren, die auf Wahrheit und Gerechtigkeit und nicht auf dem „Recht“ des
Stärkeren beruht. Sie gründet auf der Überzeugung des Volkes, dass die
Hierarchen der Bruderschaft und ihre Bevollmächtigten am besten geeignet sind,
diese Ordnung aufrechtzuerhalten.
Doch
unentbehrlich ist eine bestimmte Eigenschaft von Seiten des Volkes selbst:
Vertrauen und Anerkennung der Macht. Deshalb spreche Ich so oft über die
Bedeutung der Autorität. (FW I, 525)
Die Hierarchie drängt sich niemandem auf, im
Gegenteil: Sie wird nur dort tätig, wohin sie gerufen wird. Sie zieht sich
sogleich zurück, wenn sie das notwendige Vertrauen verliert.
9. Ethikräte
Wir können nicht von heute auf morgen die alte durch
eine neue Staatsform ersetzen.
Das Leben ist
sehr vielschichtig! Man kann nicht augenblicklich alle Zustände der höheren
Welt auf die Erde übertragen. Unsere Erde und ihre Bevölkerung sind noch nicht
reif, um höhere Gesetze und Bedingungen anzunehmen. Daher ist man verpflichtet,
die gegenwärtigen Sitten und Umstände zu tolerieren und gleichzeitig danach zu
streben, sie soweit wie möglich zu verbessern und zu veredeln. (HR I/3, 71;
Brief vom 25.03.1935)
Ein allmählicher Übergang könnte damit beginnen, dass
die Menschen anerkennen, wie wichtig für die Lenkung eines Volkes die
Orientierung an den kosmischen Gesetzen und persönliche Qualitäten wie Reinheit
und Weisheit sind.
Wir
erschüttern nicht, sondern führen eine Berichtigung der Weltanschauung durch.
(Br II, 613)
In dieser Erkenntnis können schon in der Demokratie
den Machthabern auf allen Ebenen und in allen Institutionen Ethikräte aus
geistig hochstehenden Volksmitgliedern zur Seite gestellt werden.
Seit längerem erweist sich, dass weder
Fachspezialisten noch Politiker qualifiziert sind, in Angelegenheiten der Ethik
zu entscheiden. Nicht die Masse oder die Mehrheit, sondern nur die Weisen
können hoffen, die richtige Antwort auf die Frage zu finden, was dem Menschen
erlaubt ist und was nicht. Es dämmert die Erkenntnis, dass die Menschheit sich
selbst schadet, wenn sie Verbotenes tut.
*****
Wir benötigen dringend weise Lehrer, die - wie die
islamischen Religionsgelehrten - ein profundes Urteil (Fatwa) zu den ethischen
Fragen abgeben können, die sich dem einzelnen und der Gesellschaft stellen.
Allerdings müssen wirkliche Weise bestellt werden,
nicht, wie es in den heutigen Ethikräten noch überwiegend der Fall ist,
Repräsentanten von Partikularinteressen, die mit Mehrheit entscheiden.
Können jene,
die von Grausamkeit und Rohheit erfüllt sind, über Frieden urteilen? Niemand
ist um das ethische Niveau derer besorgt, die über das Schicksal ganzer Völker
entscheiden. Niemand denkt darüber nach, dass aus Unsauberem nichts Sauberes
hervorgehen kann. (Br I, 502)
Die Ethikräte müssten zunächst gar keine Macht
ausüben. Sie sollten durch die moralische Autorität ihrer Mitglieder eine so
starke Stellung einnehmen, dass sich die Regierenden nur schwer über ihre
Entscheidung hinwegsetzen können.
Die Ethikräte wären das institutionalisierte Gewissen
der Machthaber. Schon immer haben geistige Führer wie Platon oder Gandhi die
Geschicke ganzer Nationen ohne jedes äußere Machtmittel gelenkt.
Ein Vorbild kann in gewisser Hinsicht der Islam ein:
Dort sorgen besondere Kontrollgremien in Unternehmen dafür, dass z. B.
Bankgeschäfte nach den Regeln des Glaubens ausgeführt und unethische Projekte
unterlassen werden (sogenanntes „Islamic Banking“).