AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„EINFÜHRUNG IN AGNI YOGA“
SENDUNG 15
Die Neue Welt: Neue Wirtschafts- und Arbeitsordnung
Meine Damen und Herren,
willkommen zu einer neuen Sendung.
Wir setzten unsere Schilderung der Gesellschaft der
Zukunft fort. Wir wenden uns einem Thema zu, das heutzutage eine große,
vielleicht zu große Rolle in unserem Leben spielt: „Wirtschaft und Arbeit“.
Früher bestimmten Kirchtürme, heute prägen Bürotürme das Bild unserer Städte. Die Wirtschaft ist die mächtigste Kraft unserer Zeit.
Unser Leben wird fast vollständig durch unsere
Berufsarbeit bestimmt. Ihr widmen wir den weitaus größten Teil der Zeit und
Energie, die uns zur Verfügung stehen.
Wenn wir einen anderen Menschen kennenlernen, ist die
wichtigste Frage die nach seinem Beruf. Die meisten Menschen definieren sich
selbst über ihre Berufstätigkeit. Ich bin, Sie sind – ein Rechtsanwalt, ein
Bäcker, ein Arzt usw.
1. Alte Wirtschaftsordnung
El Greco: Die Vertreibung
der Händler aus dem Tempel
Die Wirtschaft hat ihr eigentliches Ziel vollkommen
aus den Augen verloren: Die Versorgung der Menschheit mit dem Lebensnotwendigen
und die Arbeit für den Fortschritt, für die Verbesserung der Verhältnisse.
Sie ist in den Bann der Geschäftemacherei geraten. Sie
wird durch Spekulation und persönliches Profitstreben geprägt. Mammon heißt der Gott, dem sie huldigt.
*****
Die Wirtschaft hat sich dem Kult unserer Zeit
verschrieben: Der Befriedigung des Verlangens des niederen Selbst. Sie dient
nicht mehr dem Allgemeinwohl, sondern nur noch dem persönlichen Ehrgeiz,
Gewinn-, Genuss- und Machtstreben des einzelnen.
Sie produziert eine ungeheure Zahl von Dingen, die gar
nicht wirklich benötigt werden. Man muss für sie mit großem Aufwand
werben, um ein Bedürfnis überhaupt erst zu wecken.
Die
Herstellung wertloser Gegenstände ist ein Vergehen am Volk. (Br I, 300)
Wir
verurteilen Verschwendung. (AY 223)
Der herrschende Kapitalismus plündert in
unverantwortlicher Weise die Schätze der Natur.
Politische
Wirtschaftlichkeit sollte auf dem Verstehen der Naturschätze und ihrer weisen
Nutzung beruhen, sonst wird der Staat auf Sand bauen. Man muss die Menschen
dazu bringen, ihre eigenen Schätze zu erhalten. Die armseligste Person auf
Erden ist oft ein planetarer Verschwender. Sobald die Neue Welt einzieht, wird
sie Liebe zu den Naturschätzen offenbaren. (FW I, 320, 321)
Es ist
richtig, an die Aufgabe zu denken, mit der Natur zusammenzuarbeiten. Es ist
richtig zu erkennen, dass mit dem Plündern der Natur die Schätze des Volkes
verschwendet werden. (FW I, 530)
Aus allem, selbst aus der Hilfe für den Nächsten, wird
heute ein Geschäft gemacht, das Profit abwerfen muss.
Das Leben
wurde in ein Geschäft verwandelt, aber welcher Lehrer des Lebens war je ein
Geschäftsmann? (FW I, 83)
Die Geschäftemacher und Spekulanten müssen vom
Angesicht der Erde verschwinden.
Ich weise
euch den Weg des Kampfes mit den Geschäftemachern dieser Welt. (BGM I, 28 [29])
Ihr kennt das
große Symbol der Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel, doch ist nicht
die Erde selbst ein Tempel? (FW I, 83)
Diese Aufgabe, auf die schon Jesus mit Nachdruck hingewiesen hat (Mt 21, 12 ff), ist heute noch immer unerfüllt.
Die
Vertreibung der Händler aus dem Tempel wurde ein warnendes Symbol, doch auch
der Tempel muss geistig aufgefasst werden. Das heißt, das Krämertum im Geist
der Menschen muss ausgetrieben werden. Niemand wird den Tausch der Lebensgüter
verbieten wollen, doch mögen die Händler ihr Tun im Licht der Feuer des Herzens
verrichten. So können sämtliche Lebensgrundlagen vom Licht des Guten erhellt
werden. (Br II, 168)
Das geistige Fundament der geltenden Marktwirtschaft
ist die These: Das Profitstreben des einzelnen dient letztlich dem
Allgemeinwohl. Diese Theorie ist überholt. Es ist schon zweifelhaft, ob sie im
rein materiellen Sinne zutrifft. Im qualitativen, geistigen Sinne ist es
jedenfalls verheerend, wenn sich eine ganze Gesellschaft vom Prinzip des
größtmöglichen Egoismus leiten lässt.
*****
Unsere ungeistige Wirtschaftsordnung führt zu einer
Kommerzialisierung des gesamten menschlichen Lebens, die unser aller Dasein
unerträglich macht. Der Geist des Geschäftemachens und der gegenseitigen
Übervorteilung vergiftet die menschlichen Beziehungen: Arztpraxen,
Rechtsanwaltskanzleien, Krankenhäuser, Altenpflegeheime, Läden, Banken,
Versicherungen und Amtsstuben werden zu Orten des Schreckens:
Sie suchen dort Nahrung, Kleidung, Recht oder Heilung.
Was aber finden Sie? Die kaltherzige, gewerbsmäßige Ausbeutung ihrer Not.
2. Neue Wirtschaftsordnung
Wir müssen eine neue Wirtschafts- und Arbeitsordnung
schaffen, die durch 5 Prinzipien gekennzeichnet ist:
1. Dienst am
Allgemeinwohl statt Profitstreben
2.
Zusammenarbeit statt gnadenloser Konkurrenz
3.
Einfachheit im Sinne einer Beschränkung auf das Lebensnotwendige
4. Subsidiarität des Konsums und der Arbeit für Geld, Vorrang der Eigenproduktion
5. Produktionsmethoden nach ethischen Maßstäben
1. Die Wirtschaftsunternehmen müssen dem Allgemeinwohl
dienen. Sie sollen erst in zweiter Linie dem Unternehmer und seinen
Mitarbeitern ein bescheidenes Auskommen ermöglichen.
Der Wunsch zu
dienen sollte dem Wunsch zu verdienen übergeordnet sein. (TL VII, 373)
2. Das alte Konkurrenzdenken muss verschwinden. Die
Menschen müssen zusammenarbeiten, um die Welt zu verbessern, anstatt sich
gegenseitig auszustechen oder gar zu vernichten. Gemeinsam können wir viel mehr
erreichen, als wenn wir uns gegenseitig bekämpfen!
Reines
Verstehen der Vervollkommnung führt zu Wettbewerb. Dort, wo das Bewusstsein
wild und ungezügelt ist, führt Wettbewerb zu gegenseitiger Zerstörung. Um den
Wettbewerb nistet sich Neid ein. Er führt zu den raffiniertesten Verbrechen.
Zusammenarbeit muss missverstandenen Wettbewerb ausgleichen. Deshalb ist es
besser, den Begriff Wettbewerb, wo immer möglich, durch den der
Selbstvervollkommnung zu ersetzen. (FW II, 134)
3. Unser Leben muss einfacher und zweckmäßiger werden.
Vieles von dem, was die Wirtschaft uns aufdrängt, benötigen wir im Grunde gar
nicht, um ein erfülltes Leben zu führen. Im Gegenteil: Die Energie und Zeit,
die wir für Erwerb, Unterbringung, Erhalt, Pflege und Verteidigung all der
immer komplizierteren Dinge benötigen, lenkt uns vom Wesentlichen ab: Vom
Wachstum unserer Seele.
Nur
zweckmäßige Vereinfachung kann dem Leben Würde verleihen und den natürlichen
Reichtum bewahren. (AY 427)
4. Die Gemeinschaft der Zukunft wird möglichst viel
von dem, was sie benötigt, selbst herstellen oder durch Tausch von
Geistesfreunden beschaffen. Das ist viel schöpferischer, als das zu
konsumieren, was andere hergestellt haben. Außerdem können wir nur so die
Kontrolle über die Produktion der Güter behalten, die wir nutzen.
Der beste
Umsatz von Gütern besteht im Tausch von Waren. Im äußersten Fall kann man einen
Tausch gegen Geld zulassen, wenn dieses unverzüglich in Waren zurückgetauscht
wird. (BGM II, 292 [296])
An die Stelle von gegenseitiger Übervorteilung tritt
so ein natürlicher Austausch.
Die
Genossenschaft ist kein Geschäft, sondern eine kulturelle Institution. Mag auch
Handel in ihr betrieben werden, doch ihre Grundlage muss die Aufklärung sein.
Allein nach diesen Grundsätzen kann man die Zusammenarbeit auf das neue Leben
anwenden. Solch eine Vereinigung ist nicht leicht; die Menschen sind es
gewohnt, Handel mit Habgier zu verbinden. Solch ein Irrtum ist schwer
auszurotten. Doch unaufschiebbar sollte durch die Schule die Bedeutung eines
gesunden Austausches gelehrt werden. (Gem 271)
Bei einem solchen Wirtschaften wird nicht mehr allzu
viel zum Kaufen übrigbleiben. Um dieses wenige zu erwerben, wird der neue
Mensch nicht darauf angewiesen sein, zu große Teile des Tages für die Arbeit
für Geld zu verwenden. Halbtagsarbeit wird im allgemeinen genügen. Der Erwerb
materieller Dinge wird nur noch Hilfsmittel für ein geistiges Leben, aber nicht
mehr Lebensinhalt sein.
Durch die
Maschine wird der Mensch bald einen Großteil des Tages Muße haben. Man muss
darüber nachdenken, wie diese Freizeit zu nutzen ist. (AUM 500)
Wir können unser Leben so umstellen, dass wir die
wesentliche Arbeit selbstlos, das heißt unentgeltlich leisten.
*****
5. Dort, wo wir für Geld arbeiten, werden wir nach
Kräften darauf hinwirken, dass nur Sinnvolles, Notwendiges und ethisch
Vertretbares hergestellt wird.
Wenn sich dieses Denken verbreitet, wird das
einschneidende Folgen für die gesamte Wirtschaftsordnung haben: Es werden
weniger Produkte erzeugt werden, weil der unsterbliche Mensch die heute
angebotene Fülle nicht mehr benötigt. Es werden qualitativ hochwertigere,
einfachere und vor allem langlebigere Waren nachgefragt werden.
Und jedes Unternehmen, das Mitarbeiter oder Käufer
sucht, wird nachweisen müssen, dass es ethischen Maßstäben genügt: Betreffend
seine Nutzung von Ressourcen, seine Produktionsmethoden, die Behandlung seiner
Mitarbeiter (nicht nur, aber auch ihren Lohn) sowie den geforderten Preis.
3. Wirtschaftsordnung ohne Geld
Am Horizont taucht die Vision einer Wirtschaftsordnung
auf, die ohne Geld auskommt:
In der Zeit
der Abschaffung des Geldes ist es notwendig, dessen Macht durch die
Verwirklichung geistiger Hilfe zu ersetzen. (BGM II, 310 [314])
Jeder große
Lehrer lehnte sich gegen das Gold auf. (AUM 324)
Wozu gibt es Geld? Um dem einzelnen zu gestatten,
seinen Beitrag zur Gesamtleistung einer Gemeinschaft (Bruttosozialprodukt)
höher zu bewerten als die Leistung anderer. Daraus leitet er das Recht ab, für
sich selbst einen größeren Anteil von dem Reichtum zu fordern, den alle
gemeinsam erarbeitet haben. Das ist ein ungeistiges Konzept, das mit dem
Prinzip der Selbstlosigkeit nicht vereinbar ist.
Es ist
verboten, seiner Ichsucht zu frönen; es ist verboten, sich Vorzugsrechte
einzuräumen. (FW I, 359)
In einer Gemeinschaft hoher, selbstloser Geister wird
jeder nur die Güter für sich beanspruchen, die er unbedingt benötigt. Der
Wettbewerb wird darum gehen, möglichst wenig zu entnehmen!
Selbst die
Verteilung des niederen materiellen Wohls wird sich aus dem Verstehen des
Höchsten ergeben. (AY 29)
Der entscheidende Punkt ist: Geistesbrüder können
darauf verzichten, die Leistungen zu bewerten, die sei einbringen und
entnehmen: In einer wahren Gemeinschaft stellt sich die Frage nicht, welche
Leistung höher zu bewerten ist, die des Arztes oder die des Bäckers: Der eine
stellt Brot, der andere Behandlung kostenlos zur Verfügung. Denn beide erhalten
das, was sie selbst benötigen, ebenfalls kostenlos.
In der
Bruderschaft arbeitet jeder, so viel er kann. Jeder hilft gemäß seinen Kräften;
keiner vergeudet die Zeit, denn sie ist unwiederbringlich; jeder ist bereit,
seine Kräfte für den Bruder aufzubieten; jeder entfaltet die beste Eigenschaft;
jeder freut sich über den Erfolg des Bruders. Sind diese Grundsätze etwa zu
schwierig? Sind sie etwa übernatürlich? Übersteigen sie etwa die menschliche
Kraft? (Br I, 282)
Wir sehen: Die Menschen müssen sich ändern, damit die
Welt besser wird. Erst mit dem Neuen unsterblichen Menschen kann diese Vision
einer Welt ohne Geld Realität werden. Das Florieren einer Gemeinschaft setzt
voraus, dass jeder einzelne das Bestreben hat, mehr beizutragen als zu
entnehmen.
4. Alte Arbeitsordnung: Missbrauch der Arbeit
Ist die Arbeit, die Sie in der bestehenden
Wirtschaftsordnung täglich leisten, vom ethischen Standpunkt aus überhaupt noch
vertretbar? Diese Frage stellt sich immer dringlicher:
Für den Buchhalter eines Unternehmens, das wertvolle,
unersetzliche Ressourcen verbraucht, um überflüssige Produkte herzustellen; für
den Bäckergesellen in einer Brotfabrik, in der es nicht primär um die Erzeugung
hochwertiger Nahrung, sondern um möglichst billige Produktion geht; für den
Mitarbeiter in der Massentierhaltung, in der Zerstreuungs-, Vergnügungs- und
Unterhaltungsindustrie; für den Rechtsanwalt, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer,
Werbefachmann oder Unternehmensberater, der solchen Unternehmen mit seinem Rat
dient; und für viele andere mehr.
*****
Wir könnten die Reihe der Beispiele endlos fortsetzen.
Das kommerzielle Denken hat alle Arbeitsgebiete erfasst und mit seinem Ungeist
infiziert. Es durchzieht inzwischen alle Ebenen und Institutionen der
Gesellschaft. Es korrumpiert die Menschen, ohne dass die meisten sich dessen
überhaupt noch bewusst werden. Wir haben aus unserem Beruf - unserer Berufung!
- ein Geschäft gemacht!
Der Glaube
starb unter dem Gold. (BGM I, 265 [304])
Die Geschäftemacherei ist inzwischen allem anderen
übergeordnet. Jede Scham geht verloren. Dinge, die man „eigentlich“ nicht tut,
werden im Interesse der Gewinnmaximierung akzeptiert. Das
„Arbeitsplatzargument“ rechtfertigt die schrecklichsten Praktiken. Was der
Vater seinen Kindern am Abend mit Recht verbietet, stellt er tagsüber bei
seiner Berufsarbeit selbst her.
Es ist
undenkbar, dass die Belange der Arbeit und Zusammenarbeit von den Händen
Unwissender gelenkt und von eigennützigem Gewinnstreben bestimmt werden. (GF
15)
Die Kräfte der Menschen werden missbraucht für Zwecke,
die es nicht wert sind.
Die Empörung
einzelner, wenigstens teilweise aus der Sklaverei des Materiellen erwachter
Menschen ist nicht erstaunlich, erkennen sie doch, dass nationale, soziale und
familiäre Anforderungen nur das Ergebnis der Schändung aller höheren Triebe und
Ideale sind. Denn worin liegt der Unterschied zwischen einer Dirne, die ihren
Leib um Geld verkauft, und den Männern oder Frauen, die Gehirn und Seele zu
einem gleichen Zweck hergeben, indem sie den Ertrag ihrer Schändlichkeit zur
eigenen Befriedigung verbrauchen? Geschlecht um Geschlecht wird wie in einer
Tretmühle unter ähnlichen Verhältnissen zu ähnlichen Anstrengungen genötigt.
(TL IV, 138)
Es ist dahin gekommen, dass sich für den geistigen
Menschen bei der Arbeit für Geld kaum noch ein vertretbares, geschweige denn
ein sinnvolles Tätigkeitsfeld eröffnet.
Sie können sich dieser Problematik kaum entziehen. In
den sozialen und Heilberufen hat sich die Sinnfrage in der Vergangenheit noch
am wenigsten gestellt, weil sie naturgemäß unmittelbar dem Wohl des Nächsten
dienen. Selbst hier kehrt heute mehr und mehr das Profitstreben, die
quasi-industrielle Massenabfertigung von Patienten ein. Das verhindert, dass
die Mitarbeiter die wahren, vielfach geistigen Ursachen des Leids erkennen und
bekämpfen können.
5. Verantwortung für Arbeit
Wir müssen zwar alle mit unserer eigenen Hände Arbeit
unser täglich Brot verdienen. Niemand kann erwarten, dass andere für ihn
sorgen.
Trotzdem dürfen wir aber auch nicht die Augen
schließen und der Frage ausweichen: Wem und welchen Zielen dienen wir mit
unserer Berufsarbeit? Die Geschichte zeigt: Es genügt nicht mehr, „brav seine
Pflicht“ zu tun. Wir können die Verantwortung für unser Tun nicht den
Arbeitgebern überlassen. Der Lokführer, der Viehwagen mit Juden nach Auschwitz
fährt, kann sich nicht mit seinem Dienstplan, der Notwendigkeit eines
Verdienstes und seinem untadeligen Leben als Familienvater rechtfertigen.
Wohin gehört
ihr nun? Kämpft ihr für das Licht oder für die Finsternis? (ALH I, 149)
Jedermann muss sich heute fragen: Ist die Arbeit, die
ich tue, ist die Sache, der ich diene, notwendig, sinnvoll oder zumindest
nützlich und jedenfalls ethisch vertretbar?
Die einzige
Bedingung ist, dass die Arbeit nützlich ist. (Br I, 125)
Es herrscht ein Kampf zwischen Gut und Böse. Da dürfen
Sie nicht die falsche Seite unterstützen! Es hat keinen Wert, für Unternehmern
zu arbeiten, die den Götzen Reichtum, Macht oder Vergnügen dienen.
Der Kampf
zwischen Recht und Unrecht, zwischen Himmel und Hölle hat begonnen – und ihr
müsst wählen, wofür ihr kämpfen wollt! (ALH I, 67)
Arbeit ist Satansdienst, wenn sie dem Materialismus
dient. Das muss man denen klar vor Augen führen, die unter den heutigen
Bedingungen am Arbeitsethos der alten Zeit festhalten wollen: In einer
gottlosen Gesellschaft ist Arbeit wertlos, weil sie auf Ergebnisse gerichtet
ist, die den Einsatz nicht wert sind. Sie ist sogar schädlich, weil sie das
Unheil in der Welt noch vergrößert.
Demgegenüber kann jede, auch noch die scheinbar
unbedeutendste Arbeit Gottesdienst sein - wenn sie nur Seine Ziele auf Erden
verwirklicht.
Woran erkennt
ihr die Güte eurer Arbeit? Wenn eure Taten der ganzen Menschheit nützen, dann
sind sie wertvoll. (BGM I, 350 [410])
6. Neue Arbeitsordnung
Die Neue Welt muss sich um die Organisation würdiger
und sinnvoller Arbeit bemühen. Wird es nicht eine höhere und befriedigendere
Aufgabe sein, dabei mitzuhelfen, Wahrheit, Gerechtigkeit und Schönheit zu
schaffen, als die vielen wertlosen persönlichen Vorhaben beliebiger zahlender
Auftraggeber zu unterstützen? Wäre es nicht würdiger, der höheren Welt und
ihren Prinzipien zu dienen, als dem Egoismus eines Mitmenschen oder einer
Institution?
Wenn die
Arbeit Schritt für Schritt der Überirdischen Welt gewidmet wird, verliert sie
den Anschein des Abstrakten und geht ins Leben ein. Es muss daran erinnert
werden, dass jede irdische Arbeit der Überirdischen Welt gewidmet werden kann.
(Br II, 775)
Ein Beispiel: Die gesamte alltägliche Arbeit Tausender
und Abertausender von Menschen im Bereich der Rechtspflege - Gesetzgeber,
Richter, Rechts- und Staatsanwälte, Sachbearbeiter, Bürovorsteher,
Sekretärinnen, Telefonistinnen bis hin zu Boten und Putzfrauen - wird
vergeistigt, geadelt und verklärt, wenn sie dem hohen Ziel dient, Gerechtigkeit
auf Erden zu schaffen.
Wird das nicht die wahre Verbesserung der Qualität der
Arbeit sein? Es wäre ohne Bedeutung, wo jemand steht, ob oben oder unten.
Jeder, der sich in die Kette des Dienstes an der Gerechtigkeit einreiht, nimmt
an dessen Würde teil.
Wer für die Gerechtigkeit wirkt, arbeitet für Gott,
für die Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden - auch wenn er seine
Leistung unter irdischen Bedingungen an andere Menschen abliefert.
Wer für
Gerechtigkeit kämpft, gleicht einem strahlenden Geist. (AY 215)
Entsprechendes gilt für alle Arbeitsbereiche: Jeder
Stand wird geheiligt, wenn er dem Allgemeinwohl, der Versorgung der Menschen
mit dem physisch und geistig Lebensnotwendigen oder der Durchsetzung hoher
Prinzipien wie Wahrheit, Gerechtigkeit, Schönheit und Liebe dient.
*****
Die Menschen haben ein Recht auf sinnvolle Arbeit für
einen höheren Nutzen. Wir müssen die schreckliche Unzufriedenheit mit der
täglichen Berufsarbeit überwinden. Das geschieht, indem wir sie in den Dienst
an einer höheren Aufgabe umwandeln.
Die Arbeit muss so organisiert werden, dass jedermann
an seiner Stelle in jedem Moment deutlich ist, zu welchem herrlichen Tempelbau
er seinen Stein beiträgt. Das Dienstprinzip gibt jeder, selbst der kleinsten,
unscheinbarsten, scheinbar niedrigsten - nämlich jeder notwendigen - Arbeit
Würde und Sinn. Es führt zu einer wahren Verklärung des alltäglichen Tuns.
Auch auf der
Erde kann man die Zeit nahezu vergessen, wenn der Dienst Freude ist. Man kann
zu solchem Dienst in jedem beliebigen Zustand bereit sein und damit beginnen.
Als man die Kenntnis des Dienstes verlor, wandelte sich das irdische Dasein in
Sklaverei und Wahnsinn. Die Menschen werden erkennen, dass ihre eigene
Beziehung zum Leben sich im Dienst ausdrücken muss. Dienst stellt die Lösung
aller Lebensaufgaben dar. (Br II, 305)
7. Macht und Verantwortung des Einzelnen in der Konsumgesellschaft
Elisabeth von
Thüringen
Jeder Geistkämpfer hat schon heute die Möglichkeit,
die Wirtschaft in diese Richtung voranzutreiben: Wir leben in einer
Nachfragegesellschaft, mit anderen Worten: Was nicht nachgefragt wird, wird
auch nicht produziert.
Nehmen wir zum Beispiel die ethisch unverantwortliche
Massenhaltung von Hühnern: Sie kann von einem Tag auf den anderen vollständig
beseitigt werden. Sie als Konsument brauchen nur bewusst zu handeln und sich
weigern, Eier aus Legebatterien oder Produkte wie Nudeln zu kaufen, die unter
Verwendung solcher Eier hergestellt wurden.
*****
Es muss sich ein neues Bewusstsein durchsetzen, dann
wird die Welt einen großen Schritt vorankommen: Besser als unverantwortliche
Praktiken zu unterstützen ist, auf einen Genuss zu verzichten oder ihn sich
seltener zu leisten (wegen des höheren Preises für Eier artgerecht lebender
Hühner).
Dieses Beispiel zeigt sowohl die Macht als auch die
Verantwortung jedes einzelnen in der Konsumgesellschaft: Niemand kann sich von
der Mitverantwortung für die Massentierhaltung freimachen, solange er sie
fördert, indem er ihre Produkte kauft.
Ein der
Wahrheit nicht entbehrendes Wort besagt, dass für die Freveltaten eines
einzigen Menschen ein ganzes Volk leiden muss. Wer vermag zu bestimmen, worin
die Hauptursache lag? Wer vermag zu beurteilen, wer mit Worten und wer mit
Gedanken das Verbrechen mehr unterstützte? Niemand möchte darüber nachdenken,
inwieweit er als Beteiligter an einem Verbrechen zu gelten hat. (Br II,
229)
Dasselbe gilt für alle anderen Bereiche der
Wirtschaft: Die einzig wirksame und ethisch zwingende Antwort auf alle vor dem
Geist nicht vertretbaren Angebote ist, sie selbst nicht in Anspruch zu nehmen.
Das bedeutet: Ein Geistkämpfer wird keine Waren oder
sonstigen Leistungen von Unternehmen erwerben, die nicht nach ethischen
Maßstäben produzieren. Wer ihn als Käufer sucht, muss ihm die Unbedenklichkeit
nachweisen.
Die
Lebendige Ethik muss vor allem in der Ethik der Handlungen eines jeden Tages
zum Ausdruck kommen. (FW III, 135)
Der Neue Mensch wird mit solchen Unternehmen nicht
zusammenarbeiten, insbesondere ihnen nicht seine Arbeitskraft zur Verfügung
stellen. Wer Ihre Mitarbeit sucht, muss Sie ihn von dem Wert der Sache
überzeugen, um die es geht. Wenn andere diesem Vorbild folgen, verändern wir
die Welt: Wir zwingen die Wirtschaft, sich umzustellen!
Einer der stärksten Sätze des Agni Yoga lautet:
Die Menschen
können, jeder einzeln, konsequent moralisch handeln und dadurch eine sehr
starke Ausstrahlung erzielen. (Br II, 306)
Das ist ein schwerer Weg. Wirklicher Fortschritt ist
aber noch nie auf leichte Art erzielt worden. Ein ethisch einwandfreies Leben
war zu allen Zeiten mühsam.
Halten wir uns das Beispiel der Hl. Elisabeth von Thüringen vor Augen:
Elisabeth
hielt eine strenge, ungewöhnliche Diät: Sie sah, dass viele Nahrungsmittel, die
an ihrem königlichen Hof verprasst wurden, den Armen unrechtmäßig entzogen
worden waren. Da sie nicht von den Erträgnissen und Steuern leben wollte, die
man von den Bauern erpresst hatte, genoss sie nur solche Speisen, die auf
rechtliche Weise erworben worden waren. War die Herkunft ungewiss, aß sie sie
nicht. Dieser schwere Verzicht an reich gedeckten Tafeln war ein stummer
Protest gegen die unverantwortlichen Lebensgewohnheiten ihrer Umgebung. Die
Heilige musste ihn damit bezahlen, zuweilen am eigenen Tisch hungern zu müssen. (Elisabeth Triptychon,
Kunsthalle Karlsruhe; Elisabeth-Zyklus, Heiligen-Geist-Hospital, Lübeck;
Französische Elisabeth, Elisabeth-Kirche, Marburg)
8. Keine Armut, keine Arbeitslosigkeit
Die Gesellschaft der Zukunft kennt keine Armut und
keine Arbeitslosigkeit.
Sobald sich
die Menschen dem geistigen Pfad zuwenden, wird es keine Arbeitslosen mehr
geben. Unser Pfad führt zur Umwandlung der Erde in einen Palast. Es gibt keine
Armen. Wer ist nicht gewillt, Reichtum zu empfangen? (BGM II, 94, 95)
Wir haben dieses Thema schon ausführlich in dem Kapitel "Keine Armut, keine Arbeitslosigkeit" behandelt. Wir führen ergänzend noch einige Zitate aus der Lehre an:
Das Erfolgsrezept lautet: Sowohl die notwendige Arbeit
als auch die Erträge daraus gerecht aufteilen:
Teilen ist
die Gewähr des Sieges! (BGM I, 281 [337])
Jeder hat ein Recht auf Arbeit.
Betteln ist
unzulässig. Jede Genossenschaft hat in ihrem Bereich dafür Sorge zu tragen,
dass für jeden Arbeit vorhanden ist. Nur gebrechliche Menschen dürfen in einem
Fürsorgeheim untergebracht werden, es gibt jedoch wenige derart Gebrechliche,
dass man ihnen die Arbeit völlig vorenthalten müsste. Die Arbeitsmöglichkeiten
sind unerschöpflich, man muss nur erkennen können, welche Arbeit für wen
geeignet ist. (GF 115)
Jeder hat eine Pflicht zur Arbeit.
Niemand darf
sich weigern, sich nach seinen Kräften an der Arbeit zu beteiligen. (GF 122)
Es ist wichtig, dass Sie erkennen: Ein geistiges
Prinzip - nämlich Gerechtigkeit - ist der einzige Weg, um unsere materiellen
Alltagsprobleme zu lösen.