AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„EINFÜHRUNG IN AGNI YOGA“
SENDUNG 15
Die Neue Welt: Gesundheitswesen, Schulen, Ehe und Familie
Meine Damen und Herren,
wir beenden unsere Beschreibung
der Neuen Welt mit der Schilderung des Gesundheitswesens, der Schulen sowie von
Ehe und Familie.
Ich hoffe, Sie langweilen sich
nicht, wenn wir hier eine Institution nach der anderen mit scheinbar abstrakten
Ausführungen durchgehen. Ohne einen Bauplan gibt es aber keinen Neuen Aufbau. Sie
müssen wissen - und zwar in allen Einzelheiten!-, wie die Neue Welt aussehen
soll, wenn Sie zu deren Entstehung jeden Tag einen Stein beitragen wollen.
Wenn Sie in der Gesetzgebung, in
der Rechts- oder Gesundheitspflege, im Erziehungsbereich, in der Wirtschaft,
den Medien, der Kunst oder den Kirchen tätig sind, müssen Sie eine Vorstellung
davon entwickeln, in welche Richtung sich Ihre Institution entwickeln muss, damit
sie den Anforderungen der Zukunft gerecht werden kann.
I. Gesundheitswesen
1. Ganzheitliche Medizin
Wie können wir den Geist der
Medizin neu beleben?
Als Unsterbliche erkennen Sie, wie
relativ bedeutungslos Ihr körperliches Wohlbefinden ist. Sie müssen den Leib - Ihren
„Bruder Esel“ - als geeignetes Werkzeug des Geistes erhalten, mehr nicht.
Übertriebene Sorge verdient er nicht. Das Heil Ihrer unsterblichen Seele ist
von viel größerer Bedeutung als die Unversehrtheit Ihres vergänglichen Körpers.
Der Zustand des Körpers ist unbedeutend für einen strebenden Geist. (FW
I, 648)
Das Gesundheitswesen der Neuen
Welt dient nicht nur der körperlichen, sondern vor allem der seelischen
Gesundheit der Menschen. Der Begriff der Unsterblichkeit wird die Ärzte und
ihre Mitarbeiter daran erinnern, dass der Mensch eine Einheit aus vergänglichem
Körper und ewiger Seele ist. Diese Einheit darf nicht willkürlich zerrissen
werden. Wenn wir bei Diagnose und Behandlung nur die körperliche Seite in
Betracht ziehen, werden wir keine guten Ergebnisse erzielen.
Viele Krankheiten haben keine
körperlichen, sondern geistige Ursachen. Letztere sind in der Regel
bedeutsamer.
Die Schulmedizin, die selbst
gegen geistige Krankheiten Medikamente zu verschreiben pflegt, ist kaum
imstande, andere als körperliche Ursachen zu erkennen und zu behandeln.
2. Geistige Ursachen von Krankheiten
Picasso „Die weinende Frau“
Geistige Ursachen von Krankheiten
sind insbesondere: Unwissenheit, Disziplinlosigkeit sowie eine falsche
Denkweise, die Sie dazu verleitet, sich mit Ihrem Körper zu identifizieren,
oder die Niedergeschlagenheit, Zweifel, Freudlosigkeit und Disharmonie erzeugt.
Das führt zu einer falschen, Ihrem höheren Wesen widersprechenden Lebensweise,
die Sie auch physisch schwächt. Hier muss die Bekämpfung ansetzen.
Die Menschheit bedürfte normalerweise keiner Schmerzen. Solch ein
naturwidriger Zustand ist die Widerspiegelung eines fehlgerichteten Lebens. (Br
II, 65)
Prüft euch selbst. Wenn noch Schwermut und Gekränktheit in euch leben
und das Herz betrüben, müsst ihr solche Schädlinge bewusst austreiben. Sie sind
die Ursache vieler Erkrankungen. Wenn ihr diese einfache Erklärung versteht,
wird euch die Vernunft eingeben, dass es nicht nützlich ist, giftige Einflüsse
weiterhin wirken zu lassen. (Br II, 877)
Krankheit kann die Folge von
Verletzungen der geistigen Grundlagen, des Abweichens vom höheren Willen in der
Vergangenheit oder in der Gegenwart sein.
„Krankheit entsteht durch Sünde“ heißt es in den Schriften. Wir sagen:
Krankheit entsteht durch die Unvollkommenheiten der Vergangenheit und der
Gegenwart. (Herz 96)
Böse Gedanken und andere
schlechte Ausstrahlungen können Krankheiten verursachen; und zwar sowohl Ihre eigenen
als auch solche, die andere Menschen Ihnen bewusst oder unbewusst zusenden. Wenn
Sie sich gedanklich martern, quälen Sie auch Ihren Organismus. Die negative
Aura anderer und der Erde insgesamt schädigt Sie auch körperlich.
Es ist lehrreich, ein Buch über den Schaden zu schreiben, den böse
Gedanken uns selbst und anderen zufügen. Diese Gedanken sind die Quelle vieler
Krankheiten. Es ist Zeit, die vielen höchst verschiedenartigen physischen
Krankheiten zu erkennen, die durch böse Gedanken entstehen. Nicht nur
Herzkrankheiten, sondern auch die meisten Magen- und Hautkrankheiten sind die
Folgen zerstörerischer Gedanken. So können auch ansteckende Krankheiten nicht
nur durch Anfälligkeit, sondern auch durch das Denken übertragen werden. (Herz
302)
Gute Gedanken dagegen wirken
heilsam.
Erhabene Gedanken beeinflussen nicht nur die Nervensubstanz, sondern
reinigen auch das Blut. Experimente, welche die Zusammensetzung des Blutes in
Bezug auf das Denken des Patienten erforschen, sind höchst lehrreich. (AUM
306)
Viele Krankheiten können allein
durch eine Erweiterung des Bewusstseins, eine Erneuerung des Denkens geheilt
werden! Wenn Sie sich von überholten Anschauungen lösen, die zu
Niedergeschlagenheit und Aussichtslosigkeit führen, heilen Sie sich selbst,
physisch und psychisch.
Daher ist der Wandel im Denken der größte Heiler der Menschheit. (U II,
518)
Mögen die Ärzte überall nach
geistigen Ursachen von Krankheiten suchen.
Der Arzt könnte dem Kranken sagen: „Sie haben einen Anfall von
Habsucht“, oder „eine Anämie des Eigendünkels“, oder „Steine des Verrats“, oder
„den Aussatz der Klatschsucht“, oder „einen Schlaganfall des Hasses“. Es wäre
gut, die wahren Ursachen der Krankheiten aufzuzeigen. (Gem 23)
3. Heilung durch höhere Lebensweise
Nikolaus Roerich "Morgenstern"
Wer wollte bezweifeln, dass die
Lebensweise des Inneren Klosters nicht nur für den Geist, sondern auch für den
Leib die zuträglichste und gesündeste ist? Wenn Sie früh aufstehen und zu Bett gehen,
Geistesgifte vermeiden, sich gesund, einfach und mäßig ernähren, körperliche
Übungen und eine spirituelle Praxis wie Meditation pflegen, die Festigkeit, Seelenruhe und
Gelassenheit hervorbringt - dann werden Sie unweigerlich auch Ihren Körper
heilen.
Geistige Gesundheit ist die primäre Grundlage der körperlichen
Gesundheit. Vor allem Gebet, als reale Verbindung mit der höheren Quelle, wird
für den Organismus der beste Reiniger von Krankheiten sein. Ansteckung rührt
daher, dass der Körper den Boten des Bösen Zutritt gewährt. Jeder Körper ist
für viele Krankheiten empfänglich, aber geistige Stärke ist auf der Hut, sie lässt
solche Ausbrüche nicht aufkommen. Kann der Geist von höheren Energien richtig
genährt werden, schützt er auch den Körper vor Gefahren. (AUM 57)
Der weise Arzt kennt das höhere
Wesen und die höhere Bestimmung des Menschen. Er führt seine Patienten an eine
fortschrittliche, wahrhaft gesunde Lebensweise heran, die mit ihrer göttlichen
Natur und den Gesetzen des Kosmos in Einklang steht.
Ein erfahrener Arzt versteht, dass eine Krankheit nicht unmittelbar vor
ihrem Ausbruch entstanden ist, sondern früher. Er wird nach den eigentlichen
Ursachen forschen und das gesamte Leben des Kranken erneuern. (Br II, 632)
So bekämpft er die Wurzeln der
Krankheiten.
Die rechten Bedingungen zur Genesung können nur durch Opfer geschaffen
werden. Der persönliche Wille muss Verzicht leisten und die Gewohnheiten und
Neigungen zur Befriedigung selbstsüchtiger Wünsche, welche die Grundursache der
Krankheit sind, müssen zum Opfer gebracht werden.
Durch alle anderen Heilmethoden wird die Krankheit nur von einer Ebene
auf die andere, von einem Organ auf das andere übertragen. Das Aufgeben der
früheren Lebensweise, die Opferung aller schädlichen und nachteiligen Gelüste -
all das führt zur Wiederherstellung desjenigen, der das Opfer seiner eigenen
unklugen Gelüste geworden ist. (TL III, 101)
Die Ärzte müssen die Kranken auf den
höheren Pfad führen. Viele Beispiele beweisen, dass geistig gesunde Menschen,
die ein ausgefülltes Leben kraftvoller und sinnvoller Arbeit im Dienst einer
großen Aufgabe führen, im Allgemeinen auch körperlich nicht ernsthaft krank
werden.
Zum Verdruss der Ärzte sei gesagt, dass Vervollkommnung die wahre
Vorbeugung ist. (Herz 96)
Der Zustand der Freude oder der Erhebung ist das beste
Vorbeugungsmittel. (FW III, 450)
Ihr höheres Streben macht sie tatsächlich
weitgehend immun gegen Krankheiten.
Geeignete Bestrebungen vernichten Ansteckung. Ein bestrebter Mensch ist
tatsächlich völlig immun. Streben wird sogar das beste Gegengift sein. Das
Feuer, das von ungestümer Anspannung hervorgebracht wird, ist der beste Schild.
Die Alten erklärten, dass Strebende keine Pfeile treffen. Die heutigen Ärzte
könnten aufzeigen, dass sich bei geistiger Bestrebung eine besondere Substanz
entwickelt. (Herz 216)
4. Selbstheilung
Als Patient müssen Sie sich vor
allem selbst heilen! Über Vorbeugung und Heilung durch Stärkung der Lebenskraft
und der Lebensfreude hatten wir bereits in dem Video „Psychische Energie“
(Sendung 14 der Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“) gesprochen.
5. Seelenheilung
In der Neuen Welt sind die Ärzte
wahre Heiler, geistige Autoritäten, die nicht nur die körperliche Seite,
sondern auch die unsterbliche Seele des Patienten erkennen, pflegen, stärken
und heilen können.
Es wird sich der neue Beruf eines
Arztes für Seelenheilkunde herausbilden. Er heilt Missbildungen, die sich in
das Seelenleben eingeschlichen haben. Der Neue unsterbliche Mensch benötigt dringend
Heiler für seine durch Materialismus und Geistlosigkeit geschundene Seele. Sein
höchstes Gut ist nicht die Gesundheit des Körpers, sondern das Heil seiner
Ewigen Individualität. Hier eröffnet sich ein riesiges Arbeitsgebiet!
*****
Die immense Bedeutung dieses
neuen Berufes liegt auf der Hand: Der alte Arzt kuriert am Vergänglichen herum;
der Seelenheiler dagegen sorgt für das Ewige im Menschen.
Ein solcher Arzt ist wie ein
Priester, der das Volk erhebt, um es von seinen geistigen Leiden zu erlösen.
Nicht zufällig waren in früheren Epochen die Priester gleichzeitig Ärzte und sind
viele Heilige auch große Heiler.
Ärzte können beim Aufstieg des Geistes wahre Helfer der Menschheit
sein. Der Verstand eines Arztes muss durch sein Herz gestärkt werden. Ein Arzt
darf kein unwissender Verneiner sein. (AUM 3)
Die Kranken öffnen dem Arzt ihr
Heim und ihr Herz. In ihrer Not, auf der Suche nach Linderung und Verstehen sind
sie mehr als sonst bereit, Ratschläge zur Verbesserung, Verfeinerung und Vergeistigung
ihres Lebens anzunehmen. Mögen die Ärzte diese Gelegenheit weise nutzen.
Man kann alle Ärzte der Welt bitten, mit einer Mission der
Vergeistigung des Herzens zu beginnen. Jeder Arzt hat zu verschiedenen Heimen
Zutritt. Er sieht verschiedene Generationen, und seinen Worten wird viel
Aufmerksamkeit geschenkt. Es wäre für ihn ein leichtes, neben physischen
Ratschlägen zugleich die wertvollsten Anordnungen zu treffen. Er hat das Recht,
alle Einzelheiten der moralischen Verhältnisse der Familie zu erfahren. Er kann
Ratschläge geben, welche die Bewohner veranlassen, über mehr als bloß die
Verdauung nachzudenken. Er kann Befehle erteilen, denn hinter ihm steht die
Angst vor dem Tod. Der Arzt ist die heiligste Person in einem Haus, in dem es
einen Kranken gibt. Hätten wir doch erleuchtete Ärzte! (FW II, 217)
6. Grenzen der Medizintechnik
Die Erkenntnis, dass das wahre
Wesen des Menschen unsterblich ist, wird viel unnötigen, im Grunde
lebensfeindlichen Aufwand der modernen Medizin verringern.
Über die Unzulässigkeit
lebensverlängernder Maßnahmen hatten wir schon gesprochen (Sendung 8 „Tod und
Wiedergeburt“ der Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“). Wenn Patienten und
Ärzte erkennen, dass das Heil der ewigen Seele viel bedeutsamer ist als die
Gesundheit des vergänglichen Körpers, werden zweifelhafte, rein körperlich
wirkende, unser geistiges Wesen aber schädigende Behandlungsmethoden nach und
nach verschwinden.
Wir denken dabei beispielsweise
an Bluttransfusionen, Herztransplantationen und Vivisektionen, die die nur
ausnahmsweise und unter besonderen Bedingungen zulässig sind.
*****
Die Grenzen der Medizintechnik
werden in der Neuen Welt die ethischen Autoritäten festlegen. An diesem
Beispiel wird deutlich, dass die Gesellschaft die grundlegenden Entscheidungen nicht
der Mehrheit und auch nicht den Spezialisten überlassen darf, die dazu
tendieren, alles zu tun, was technisch möglich ist. Die Beurteilung ethischer
Fragen bedarf einer besonderen, geistigen Qualifikation.
II. Schulen
1. Erziehungsziel: Der Neue Mensch - die Neue Welt
Die Heranbildung der Jugend ist
eine der vornehmsten Aufgaben der Gemeinschaft. Die Kinder sind unsere Zukunft.
Was wir heute in sie hineinlegen, werden sie der Welt eines Tages zurückgeben.
Die Schule spielt eine wichtige
Rolle bei dem großen Werk, den Neuen Menschen heranzubilden. Die Erziehung soll
das höhere Potential des Menschen wecken. Wollen wir nicht jedenfalls unsere Kinder vom
Rad der Unwissenheit und des Leides befreien, an das die heutige Menschheit
gekettet ist?
Erziehung bedeutet Ernährung mit allem Erhabenen und Verfeinerten. (Br
II, 425)
Unsere größte Hoffnung, die Neue Welt
zu errichten, ruht naturgemäß auf der Jugend, die noch nicht durch überholte Gewohnheiten
verbogen ist. Sorgen wir dafür, dass die neue Generation nach unserer
Ordensregel lebt und die 10 Grundpfeiler des Agni Yoga praktiziert: Verteidigung
des höheren Bewusstseins, Tagesordnung und Ernährung, Gehorsam, Leben in zwei
Welten und Selbstlosigkeit, Verbindung mit der Höheren Welt, Dienst und
geistige Übungen zur Selbstvervollkommnung! Dann entsteht die Neue Welt ganz
natürlich von selbst.
2. Ganzheitliche Erziehung
Nikolaus Roerich "Lama"
Die Erziehung von Unsterblichen
verlangt eine vollkommen neue Ausbildung. Die Grundlage der Erziehung muss die
zweifache - körperliche und geistige - Natur des Menschen sein. Die einseitige
Förderung rein intellektueller Fähigkeiten ist für das Neue Zeitalter nicht
mehr ausreichend. Der Mensch muss umfassend gebildet werden: Körper, Geist und
Seele, Herz und Verstand, Fähigkeit und Charakter.
Dieser Geist ist an den heutigen
Schulen nicht mehr zu erkennen. Sie haben keine Vorstellung mehr von dem Bild,
von dem Ideal, nach dem sie die jungen Menschen formen wollen.
Unser Ausbildungsziel lautet: Reinheit, Weisheit und Macht. Wir bilden gesunde, schöne, große und starke Seelen heran - künftige Hierarchen!
3. Wissensvermittlung
Trinity College, Cambridge, Wren Library
Die Schulen dienen natürlich zunächst
der Wissensvermittlung. Dazu gehört das höhere Wissen. Sie müssen die Gesetze
des Kosmos (Evolution und Hierarchie), die geistigen Grundlagen des Daseins
(Karma und Reinkarnation), aber auch den Weg und das Ziel, die Bestimmung und die
Verantwortung des Menschen lehren.
Von den ersten Schuljahren an müssen feste Lebensgrundlagen vermittelt
werden, nur dann lässt sich auch ein lebendiger Weg zu lebendigen Erfolgen finden.
(Br II, 718)
Wahrhaftig, es ist notwendig, die Schulen zu vermehren, in denen der
Sinn des Lebens gelehrt wird. (Br II, 190)
4. Herzensbildung
Die Schule der Zukunft wird bestrebt
sein, das feine Empfinden des Herzens der Schüler zu fördern, ohne das höhere
Erkenntnis nicht vermittelt und aufgenommen werden kann.
Sie dient der Herzensbildung,
nämlich der Erweiterung des Bewusstseins und der Entwicklung von Feinfühligkeit
und Gefühlswissen. Sie wird den Verkehr mit den höheren Sphären üben. Sie wird
ein reines, klares, vom Herzen gelenktes Denken lehren.
Es ist eine gigantische Aufgabe,
hierfür Lehrpläne und vor allem praktische Übungen zu entwickeln.
5. Lebensgestaltung
Entscheidend ist, dass die Kinder
nicht nur die Theorie, sondern vor allem lernen, wie sie ihr Wissen in der
Praxis anwenden und im alltäglichen Leben nutzen können. Die Ausbildungsstätten
der Neuen Welt werden nicht nur Wissen vermitteln, sondern Erkenntnis durch
Übung umsetzen. Sie werden der Jugend Achtung vor Arbeit, Qualität und
Vervollkommnung nahebringen.
Ohne Übungen wird man unmöglich eine überzeugende Vermittlung von
Tatsachen erreichen. Allein Unwissende meinen, es sei ausreichend, Kenntnisse
einfach vorzulesen, um sie den Schülern einzuflößen. (Br II, 477)
Theoretischer Unterricht am
Morgen und gemeinsame praktische Arbeit am Großen Werk am Nachmittag - das ist
das Konzept der Schule der Zukunft.
Das Herz des Kindes weiß, was entflammt und was erloschen ist. Nicht
die erteilte Unterrichtstunde, sondern das Streben gemeinsam mit dem Lehrer
schafft eine wunderbare Welt. Dem Schüler die Augen zu öffnen bedeutet,
gemeinsam mit ihm die große Schöpfung lieben zu lernen. (FW I, 583)
Die Schulen dienen der Erneuerung
und Umwandlung des Lebens, der Verbreitung einer gesunden, dem höheren Selbst
entsprechenden Lebensweise. Sie müssen das Feuer der Begeisterung für den
höheren Weg und die höheren Möglichkeiten des Menschen wecken.
Wenn die Familie es nicht versteht, so soll die Schule Reinheit im
ganzen Leben lehren. Schmutz kommt nicht von Armut, sondern von Unwissenheit.
Reinheit im Leben ist die Schwelle zur Reinheit des Herzens. Wer wünscht nicht,
dass das Volk rein sei? Die Schulen müssen so ausgestattet sein, dass sie
Pflanzstätten für die Verschönerung des Lebens sind. (Gem 106)
Wir dürfen nicht zulassen, dass
die Erziehungsanstalten zu Brutstätten von Ungehorsam, Disziplinlosigkeit,
Verantwortungslosigkeit, Sittenlosigkeit und Egoismus werden.
Bewahrt die Kinder vor allem Unwahren, bewahrt sie vor wertloser Musik;
bewahrt sie vor unflätigen Reden; bewahrt sie vor falschem Wettstreit; bewahrt
sie vor Bejahung der Selbstsucht. Dafür ist es erforderlich, ihnen Liebe zu
unablässigem Lernen einzuflößen. (Gem 116)
Schon die Jugend muss die höhere
Kultur von Unsterblichen praktisch einüben,
In den meisten Schulen werden die Grundlagen eines gesunden Lebens
nicht unterrichtet. (Br II, 700)
Wir wollen unsere Kinder an ein
Leben in Schönheit und Freude im Einklang mit ihrer höheren Natur heranführen.
Wo wird es eine Schule geben, welche die Menschen Freude lehrt? (Br II,
600)
6. Gemeinschaft
Nikolaus Roerich "Zwenigorod"
Die Schule muss unsere Kinder vor
allem Gemeinschaft lehren, theoretisch und praktisch.
Das gilt zum Beispiel für die
treuhänderische Verwaltung von Besitz.
Was für ein Irrtum ist es, zu glauben, einem Kind eigene Sachen geben
zu müssen, denn ein Kind versteht leicht, dass es Gemeingut geben kann. (Gem
102)
Die Kinder können lernen, dass
eine Aufgabe (sowohl eine Mathematikaufgabe als auch eine, die das Leben
stellt) am besten gemeinsam gelöst wird. Sie werden leicht verstehen, dass es
nur von geringem Nutzen ist, wenn einzelne voranschreiten, die
Klassengemeinschaft aber zurückbleibt. Die Gemeinschaft insgesamt muss lernen
und fortschreiten. Dabei können die schnelleren Schüler den langsameren helfen
- oft besser als die Lehrer. Die Zeit der Einzelkämpfer, die nur an sich selbst
denken, ist vorbei.
7. Vorbilder
Pordenone "Laurenzo Giustiniani und andere Heilige"
Zu den wichtigsten Aufgaben der Schulen
zählt es, den jungen Menschen lebendige Vorbilder eines würdigen Lebens vor
Augen zu führen. Einen größeren Geist als Lehrer anzuerkennen und ihn
nachzuahmen, wird den Kindern den stärksten und natürlichsten Antrieb geben, um
selbst eine höhere Stufe zu erklimmen.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür
sorgen, dass unsere Kinder nicht länger Popstars oder Fußballspielern, sondern
den großen Heiligen nacheifern.
Die Erwachsenen erklingen nicht oft auf den Begriff Heldentum, Kinder
aber lieben Volkshelden, sie sind von Heldentaten begeistert und träumen davon,
zu den Wahrheitskämpfern zu zählen. Es ist unzulässig, Kinder ihrer lebendigen
Quelle der Inspiration zu berauben, die in ihrem ganzen Leben eine helle Flamme
bleiben wird. Eine schöne Heldentat kann ein junges Herz für immer erleuchten.
(Br I, 470)
Die Schulen müssen diejenigen,
die dafür geeignet sind, zum Heldentum in der Nachfolge der großen geistigen
Kämpfer der Menschheit erziehen. Vergessen Sie nicht: Der wahre Reichtum eines
Volkes sind die hohen Bewusstseine, die es zu den seinen zählt.
Ein Gandhi erhebt eine ganze, nach Hunderten von Millionen Menschen
zählende Nation! Wenn es einer Schule gelingt, einen solchen Helden
hervorzubringen, hat sie der Menschheit einen unermesslichen Dienst geleistet.
8. Lehrer
Nikolaus Roerich "Guru"
Diesen großen Aufgaben können nur
spirituell hochstehende Lehrer gerecht werden. Wir suchen keine Intellektuellen,
sondern geistige Führer der ihnen anvertrauten Schüler.
Der Lehrer wird ein führender Erzieher und ein Freund sein, der einen
kürzeren und besseren Pfad aufzeigt. Nicht Zwang, sondern bezwingendes Lächeln
soll herrschen. (Gem 108)
Der Lehrer sollte der eine sein, der den besten Rat im Leben erteilt.
(AY 43)
Ein Lehrer muss selbst mit
Begeisterung den Geistigen Pfad gehen, sonst kann er nicht zur Nachahmung
anspornen.
Der Lehrer muss selbst so entflammt sein, dass allein seine Nähe
Feurigkeit auslöst. (Br I, 471)
Sehen wir zu, dass wir die besten
Kräfte für die Erziehung unserer Kinder gewinnen. Der Ordensmeister selbst ist
sich nicht zu schade, der Jugend Unterricht zu erteilen. Wenn wir die Bedeutung
der Lehrer herabsetzen und die Schulen vernachlässigen, verschleudern wir
unsere Zukunft.
Schande dem Land, in dem Lehrer in Armut und Not leben. Schande jenen,
die wissen, dass ihre Kinder von einem darbenden Menschen unterrichtet werden.
Kann man Kinder einem bedrückten Menschen anvertrauen? Kann die Tatsache, dass
ein bedrückter Geist keine Begeisterung einflößen kann, unerkannt bleiben? Kann
man Lehren als unbedeutenden Beruf betrachten? Kann man in den Kindern einen
erleuchteten Geist erhoffen, wenn die Schule eine Stätte der Demütigung und
Kränkung ist? Kann man Feuer des Herzens erhoffen, wenn der Geist schweigt? Ein
Volk, das seine Lehrer missachtet, missachtet seine Zukunft. Seien wir darum
besorgt, dass der Lehrer das höchstgeschätzte Mitglied der Institutionen eines
Landes ist. (FW I, 582)
Ein Volk tut gut daran, seinen
Lehrern mit Achtung zu begegnen und ihnen ein würdiges, gänzlich der Erkenntnis und der
Lehre gewidmetes Leben zu ermöglichen.
Mögen in allen Ländern die Lehrer wahre Erzieher des Volkes sein. (Br
II, 663)
III. Ehe und Familie
1. Geistige Verwandtschaft und Blutsverwandtschaft
Ihre Blutsverwandten sind nur in
seltenen Fällen Ihre Geistesbrüder. Hören wir Helena Roerich:
In der Lehre der Lebendigen Ethik wird auf den Unterschied zwischen
Blutsverwandtschaft und geistiger Verwandtschaft hingewiesen. Sind es im
täglichen Leben nicht jene Nächsten, die uns sehr oft missverstehen und
herabsetzen? Wegen ihrer physischen Blutsbande verfügen sie über uns. Die
Menschen wollen nicht begreifen, dass es über alle irdischen Verwandtschaften
hinaus eine geistige Bindung gibt, und es ist ein Segen, wenn diese beiden
Verwandtschaften, die geistige und die Blutsverwandtschaft, auf Erden
zusammentreffen, doch das ist sehr selten der Fall. Oft werden in einer Familie
Geister mit gänzlich unterschiedlichen Aufspeicherungen zusammengeführt. (HR
II/2, 322; Brief vom 28.05.1937)
In Ihrer Familie können Sie sogar
auf frühere Gegner treffen, mit denen Sie sich weiter auseinanderzusetzen und,
wenn möglich, zu versöhnen haben.
Die Feinde streben sogar danach, sich in derselben Familie zu
verkörpern, um ihr Opfer leichter zu erreichen. (Br II, 616)
Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. (Mt 10,
36)
Andere stehen Ihnen aufgrund
ihrer geistigen Entwicklung viel näher als Ihre Blutsverwandten. Ihre wahren
Verwandten - die Seelenverwandten - sind die Mitglieder der überzeitlichen geistigen
Gemeinschaft, mit denen zusammen Sie unter einem Lehrer den Pfad gehen und
dienen. Diese ewigen Bindungen sind heiliger als die auf ein einzelnes irdisches
Leben beschränkten Familienbande.
Sehr oft stehen uns fremde Kinder geistig näher als die eigenen.
Geistige Verwandtschaft bindet stärker als die Bande des Blutes. (HR I/2, 66; Brief vom 17.04.1934)
Ein Agni Yogi muss sich von den Herkömmlichkeiten aller Völker
lossagen, obgleich er zeitweilig einer bestimmten Nation angehört. Er ersetzt
Blutsverwandtschaft durch geistige Verwandtschaft. (AY 171)
Der Unsterbliche nimmt gegenüber
der Familie eine dem alten Menschen geradezu entgegengesetzte Haltung ein:
Seine höchste Loyalität gehört der Hierarchie, der Bruderschaft von Schambhala,
seinem Meister und seinen spirituellen Brüdern und Schwestern. In Ehe und
Familie wird er dagegen in den meisten Fällen nur vorübergehende, keine ewigen
Weggefährten finden.
Meine erste Pflicht gilt meinem Meister. Und Pflicht ist für uns
stärker als Freundschaft oder selbst Liebe; denn ohne dieses bleibende Prinzip,
das der unzerstörbare Zement ist, der durch so viele Jahrtausende die
verstreuten Hüter der hohen Geheimnisse der Natur zusammengehalten hat, würde
unsere Bruderschaft, ja unsere Lehre selbst, schon lange in unerkennbare Atome
zerfallen sein. (MB III, 272)
Das relativiert die übertriebene
Bedeutung, die der Familie heutzutage eingeräumt wird.
Jeder von uns hat direkte Pflichten gegenüber seiner Familie, doch
wollen wir sie nicht übertreiben. Häufig offenbaren Familien eine völlige
Spaltung und Gegnerschaft; sie bilden einen Herd geistigen Verfalls. Wäre es
richtig und feinfühlig, für eine künstliche Aufrechterhaltung von Bindungen -
die in den meisten Fällen unzulässig sind, weil sie gegen das höhere Gesetz
verstoßen - Kraft zu verschwenden und hohe Ideale zu opfern? (HR I/2, 140; Brief vom 21.07.1934)
Zur Überwindung der Illusion der
vergänglichen Welt gehört auch, dass Sie sich von den Banden der
Blutsverwandtschaft lösen und zu Ihren Seelenverwandten hinwenden.
Was allerdings nichts daran
ändert, dass Ihre Verpflichtungen gegenüber Ihrer Familie heilig sind.
2. Krise der bürgerlichen Familie
Die heutige bürgerliche Familie
ist ein getreues Spiegelbild der herrschenden materialistischen Weltanschauung.
Sie ist ein Hort des Egoismus, der persönlichen Bequemlichkeit, der privaten
Glückseligkeit, der Verweichlichung und der Absonderung von Menschheit und
Evolution - ohne Rücksicht auf die gigantischen Aufgaben und Nöte der Zeit.
Das Unglück der Familien liegt darin, dass das geistige Leben nicht in
ihren Alltag eingeht. Es besteht eine gewisse Lebensart, die zum Lager wilder
Tiere wird. (AY 446)
Die ganze Atmosphäre der
Gemütlichkeit, des persönlichen Wohlbehagens, der Entspannung, des individuellen
Lebensgenusses und der Zerstreuung; die Unmenge unnötiger Dinge, die
angesammelt wurden und gepflegt, gereinigt und instandgehalten werden wollen -
all das ist mit den Erfordernissen eines kämpferischen Lebens in spiritueller
Disziplin, Selbstlosigkeit, Einfachheit, Dienst und Kontemplation schlicht
nicht vereinbar.
Wenn der Geist versucht, sich eine illusorische Welt der Selbstsucht zu
schaffen, dann ist es sicherlich schwer, Fortschritte zu erzielen. (Hier
217)
Die Krise der bürgerlichen Ehe
weist darauf hin, dass die Grundlagen dieser Institution brüchig geworden sind.
Ihr Sinn wird heute nur noch darin gesehen, dass die Ehepartner einander
glücklich machen sollen. Das aber ist kein länger tragendes Lebensziel. Es läuft
auf nicht viel mehr als die Befriedigung des beiderseitigen Egoismus hinaus.
Es gibt mehrere Arten des Egoismus. Außer dem persönlichen Egoismus
existieren auch der Familien- oder Sippenegoismus und gar ein Rassenegoismus.
Nicht genug dessen gibt es auch noch einen planetaren Egoismus. (Br II,
273)
Die Frau besitzt die Eigenschaft der Selbstaufopferung, aber sie sollte es lernen, ihre Selbstaufopferung nicht nur auf den
engen Bereich des Lebens am häuslichen Herd zu beschränken, der oft nicht mehr
ist als Förderung des Egoismus der Familie - sie sollte sie im Weltmaßstab
anwenden. (HR II/2, 313; Brief vom 17.05.1937)
Die Befriedigung persönlicher
Wünsche ist als Grundlage für eine dauernde Gemeinschaft nicht ausreichend. Sie
lässt uns unerfüllt, mit einem Gefühl der Leere zurück. Offenbar ist das
herkömmliche Glück der bürgerlichen Ehe eine Illusion.
Zusammenarbeit, die auf persönlichen Gefühlen beruht, ist nicht
dauerhaft. Außer der Achtung der Arbeit selbst ist die Verehrung der Hierarchie
unerlässlich. Unter dem Wirbel der persönlichen Gefühle werden die Menschen wie
Stehaufmännchen hin und her geworfen, rempeln einander an und geraten sich
krampfhaft in die Haare. (FW II, 406)
Die Ehen der heutigen Zeit
scheitern, weil sie keine geistige Grundlage haben und mit dem Prinzip der
Selbstlosigkeit nicht vereinbar sind. Es ist erschütternd zu sehen, welche
immensen materiellen und ideellen Anstrengungen auf den von vornherein zum
Scheitern verurteilten Versuch gewendet werden, sich eine Insel aus privatem
Glück, Wohlstand und Sicherheit inmitten der Stürme der Welt zu erbauen.
*****
Selbst die naheliegendste Aufgabe
einer Ehe, nämlich die kommende Generation heranzuziehen, kann ohne festes
geistiges Fundament nicht erfüllt werden: Die bloße Fortdauer des menschlichen
Geschlechts ist kein Wert an sich. Die nächste Generation soll unsere Arbeit
weiterführen. Wer aber selbst nicht weiß, zu welchem Zweck und mit welchem Ziel
er auf die Erde gekommen ist, wird auch keine Kinder in ein sinnerfülltes Leben
führen können.
*****
So, wie sie derzeit besteht, ist
die bürgerliche Familie ein großes Hindernis und eine schwere Versuchung, weil sie
es ihren Mitgliedern nahezu unmöglich macht, den Geistigen Pfad zu beschreiten.
Ich bedauere dies tief, aber ich habe kein Recht, mich durch Bande
persönlicher Sympathie oder Achtung so fest an irgendeine Person oder Personen
zu binden, dass meine Bewegungsfreiheit dadurch gelähmt wird und ich unfähig
werde, die übrigen zu etwas Größerem und Edlerem zu führen, als es ihr
gegenwärtiger Glaube ist. (MB III, 147)
Lassen Sie es nicht zu, dass
vorübergehende persönliche Bindungen Sie am Voranschreiten auf Ihrem ewigen Weg
und an der Erfüllung Ihrer überzeitlichen Mission hindern.
Ach, diese wirbelnde, prunkhafte, glitzernde Welt voll unersättlichen
Ehrgeizes, wo Familie und Staat die höhere Natur eines Mannes unter sich
aufteilen, wie zwei Tiger einen Kadaver, und ihn ohne Hoffnung und Licht
lassen. (MB I, 143)
3. Irrtum der bürgerlichen Liebe
Carl Spitzweg „Der ewige Hochzeiter“
Der Mensch, der nichts Höheres
als seinesgleichen anerkennt, erliegt einem schrecklichen Irrtum: Er sucht den
Ausweg aus Einsamkeit und Sinnlosigkeit beim anderen Geschlecht, bei jemandem
wie sich selbst, der es auch nicht besser weiß.
Er wird bitter enttäuscht. Es ist
kein Lebensziel, einen anderen Menschen zu lieben. Auch in der Ehe gilt: Dauerhaftes
Glück können Sie nicht im Materiellen, im Fleisch finden. Die bürgerliche Liebe
ist als Sinnstifter überfordert.
Solange Männer und Frauen mit der Vorstellung heiraten, dass statt
Pflichterfüllung persönliches Glück auf der physischen Ebene Zweck und Ziel des
Lebens sei, so lange wird jede Aussicht auf Glück davonfliegen wie ein
beschwingter Vogel. Dagegen wird Pflichterfüllung der Seele wenigstens Frieden
bringen und möglicherweise die Erkenntnis, dass das erstrebte Ideal zwar
Wirklichkeit ist, aber auf der äußeren Ebene noch nicht in Erscheinung treten
kann. (TL IV, 175)
Die Liebe führt Mann und Frau zu
einem bestimmten Zweck zusammen. Den Weg zu einer im geistigen Sinne erfüllten
Zweierbeziehung weisen uns unsere Gefühle in der ersten Zeit unserer Liebe:
Das Paar ist beseelt von dem
brennenden Wunsch, sich vollkommen selbstlos in den Dienst von etwas Höherem zu
stellen. Beide sind bereit, sich für diese höhere Liebe ganz zu opfern. Das ist
kein egoistisches Gefühl. Sie spüren deutlich die Verbindung mit den höheren
Sphären.
*****
Wenn Sie lieben, sehen Sie mehr
als andere: Sie erkennen durch alle Unvollkommenheiten des Körpers, des vergänglichen
Wesens hindurch, die die anderen wahrnehmen, den wunderschönen, ewigen Kern,
die höhere Natur des Geliebten.
Dieser göttliche Funke scheint
immer wieder einmal durch, selbst bei dem hässlichsten, am tiefsten
herabgesunkenen Menschen. Ihm gilt Ihre Liebe.
Die Liebe hat einen Strahl des Göttlichen in dir gesehen, verborgen
hinter den getrübten Fenstern deiner Seele. Dort wohnt er, aber sichtbar ist er
nur für die Augen der Liebe. (ALH I, 17)
Lieben heißt, einen anderen Menschen so sehen zu können, wie Gott ihn
gemeint hat. (Dostojevski)
Der Irrtum tritt auf, wenn der
Liebende meint, sein Hochgefühl verweise ihn darauf, den unbedeutenden,
vergänglichen, irdischen, egoistischen, persönlichen Wünschen und Vorlieben des
Geliebten dienen zu müssen. Dann wendet sich die Liebe der vergänglichen Natur
zu und erkaltet bald, weil sie deren Unvollkommenheit erfährt.
Wer dagegen weiterhin durch die materielle Hülle hindurchsieht und fortfährt, die Seele zu erkennen und zu
lieben, den wird die Liebe nicht enttäuschen.
*****
Die Liebe, die wir fühlen, ist im
Grunde eine Allmenschheitsliebe: Sie gilt dem göttlichen Geist, der allen
Menschen, ja jeder Kreatur innewohnt. Wenn wir diesem Gefühl nachgehen,
gelangen wir zum wahren Sinn der Ehe.
Nicht der Egoismus lebt im Herzen, sondern die Allmenschheitsliebe.
(Herz 7)
Dienst besteht nicht darin, das übliche Glück zu fördern, sondern der
Menschheit Gewinn zu bringen. (Br I, 102)
Ein Meister hat keine Familie im
irdischen Sinne. Seine Liebe gilt der ganzen Menschheit.
Nicht den Menschen, sondern die Menschheit sollt ihr lieben lernen. (Br
II, 332)
4. Das Ehepaar auf dem Geistigen Pfad
Die Menschen werden auf ihrem
unendlichen Weg zusammengeführt, um voneinander zu lernen, aneinander zu
wachsen, alte, noch nicht ausgelebte Schulden zu begleichen und eine Aufgabe zu
erfüllen.
Nicht weniger als die Hälfte aller irdischen Begegnungen ergibt sich
aus früheren Verkörperungen. (AY 238)
Die Ehe zweier Geistkämpfer, die im
Dienst der Hierarchie stehen und um das Wohl der Menschheit besorgt sind, ist
keine private Angelegenheit. Zwei Unsterbliche, die sich verbinden, werden ein
höheres Ziel verfolgen als ein angenehmes Leben auf Erden und das Erzeugen von
Nachkommen, die ihrerseits wieder nur ungestört dahintreiben wollen und nicht
wissen, wozu sie da sind.
Die Bestimmung des Menschen, auf
dem Pfad zur Meisterschaft voranzuschreiten, selbstlos dem Allgemeinwohl zu
dienen und die höchste Verbindung zu pflegen, macht nicht vor der Ehe halt. Das
Paar hat das Privileg, diesen Weg miteinander gehen zu dürfen!
Die wahre Ehe ist keine weltliche, sondern eine spirituelle
Angelegenheit. (TL VII, 361)
Die gemeinsame Aufgabe ist es,
die den Sinn stiftet und uns vom Irrweg des Persönlichen befreit. Das gilt für
die Ehe als kleinste ebenso wie für größere Gemeinschaften.
Nehmen wir einen Chor von Soldaten oder Arbeitern, so werden sich in
einer solchen Vereinigung nicht wenige finden, die von Unglück bedrückt sind,
doch überdeckt die durch die gemeinsame Aufgabe bewirkte Vereinigung ihre
persönlichen Missgeschicke. Ein solches gemeinsames Streben hilft, vom persönlichen
Leiden Abstand zu gewinnen. Man darf nicht meinen, die gemeinsame Arbeit lasse
die persönlichen Gefühle verstummen; im Gegenteil vermag sie die Bestrebung auf
eine höhere Stufe zu führen. (Br II, 760)
Der höchste Zweck einer Ehe ist,
wie Tamino und Pamina in Mozarts
„Zauberflöte“ den Geistigen Pfad gemeinsam zu gehen! Was kann es Schöneres
geben, als dass Sie und Ihr Partner sich gegenseitig auf dieser höchsten Reise
unterstützen und zur Heldentat inspirieren?
*****
Weltliche Aufgaben werden sich
aus den persönlichen Verhältnissen ergeben. Naheliegend ist die Erziehung der
kommenden Generation, also eigener oder fremder, leiblicher oder geistiger
Kinder zu würdigen Kämpfern für den Geist, denen wir eines Tages beruhigt und
zuversichtlich die Fackel übergeben können.
Weise Männer, eure Mühen werden vergeblich sein, wenn die Frau euch
nicht die Hand entgegenstreckt und ihr gemeinsam ein Geschlecht von Helden
aufzieht. (Br II, 700)
Unsere Kinder sind dazu bestimmt,
den göttlichen Geist noch vollkommener zu offenbaren als wir, die vorausgehende
Generation. Das ist das hohe Ziel, dem Liebe, Ehe und Familie dienen.
5. Die Familie als geistige Gemeinschaft
Raffael „Heilige Familie“
Die ideale Familie wird eine
kleine geistige Gemeinschaft sein. Sie kann den Kern einer größeren
Gemeinschaft bilden, an die andere sich anschließen können.
Sie können auch mit Ihrer Familie
in der geistigen Ordnung des Inneren Klosters leben und Ihre Kinder durch Ihr
Vorbild im Geist des Gehorsams, des Lebens in zwei Welten und der
Selbstlosigkeit aufziehen.
Die wahre Familie ist das Urbild des Gemeinschaftslebens. Sie kann
Zusammenarbeit, Hierarchie und sämtliche Bedingungen der Bruderschaft
verkörpern. Solche Familien gibt es jedoch sehr selten, und daher lässt sich
nicht immer sagen, die Familie sei das Symbol der Bruderschaft. Man kann ohne
Aufbau des Heimes nicht an den Aufbau des Staates denken. (Br I, 57)
Eine solche kleine Gemeinschaft kann
die ganze Welt verändern - denken wir nur an Helena und Nikolaus Roerich!
Zwei harmonische Auren können eine Neue Welt aufbauen. (FW III, 66)
Wie jede andere Gemeinschaft auch
kann eine Familie nur bei Beachtung des Prinzips der Hierarchie auf Dauer bestehen.
Wer geistig höher steht, muss die Führung übernehmen, die anderen sich
unterordnen.
Als Mann und Frau haben Sie die
schwierige Aufgabe zu klären, wer auf welchem Gebiet führend ist.
*****
Vor allem müssen Ihre Kinder lernen
und verstehen, dass die Erwachsenen entscheiden. Sie können sich bei passender
Gelegenheit mit Ihren älteren Kindern beraten, aber letztlich bestimmen müssen Sie
als Eltern, denn Sie allein tragen die Verantwortung, bis Ihre Kinder
volljährig sind.
Wenn der Höhere sich dem
Niedrigeren unterordnet, wenn Sie als Erwachsener sich von Ihren Kindern
treiben lassen, herrscht das Chaos.
*****
Das gilt übrigens auch für ein
Kind, das hierarchisch-geistig über seinen Eltern steht, was gar nicht
ungewöhnlich ist. Auch ein solches Kind muss lernen, dass es einen bestimmten
Sinn hat, dass es gerade in dieser Familie inkarniert ist. Auch ein solches
Kind muss lernen, sich demjenigen unterzuordnen, der die Verantwortung trägt.
Hören wir zum Abschluss dieser Sendung noch einmal Helena Roerich:
Ich hoffe sehr, dass Sie den heranwachsenden Krieger nicht verziehen!
Lehren Sie ihn, tätig, aufmerksam und ausdauernd zu sein. Entwickeln Sie in ihm
den Sinn für Zusammenarbeit, für Hilfe und für Mitleid gegenüber Tieren und
Notleidenden. Sie müssen ihn lehren, folgsam und respektvoll gegenüber Erwachsenen
zu sein, dadurch festigt sich das Verständnis der Hierarchie. Lehren Sie ihn,
an andere Menschen zu denken und darüber glücklich zu sein, wenn er ihnen
Freude bringen kann. Am schrecklichsten ist es, in einem Kind Selbstsucht und
Geiz zu züchten, denn diese Eigenschaften begrenzen auch sein Denken. (HR I/1,
114; Brief vom 17.06.1931)