AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
EXPERIMENT UNSTERBLICHKEIT
Sendung 2: Das Geheimnis der Unsterblichkeit
Teil III: Das unbegrenzte Potential des Unsterblichen
Wir fragen ein weiteres Mal: Was
heißt es, ein Unsterblicher zu sein?
Um eine Kuh zu sein, ist nicht viel mehr erforderlich, als bloß zu existieren.
Das gilt für einen Menschen nicht.
Natürlich ist auch ein Baby ein „Mensch“. Wahr ist aber auch: Es ist erst „richtig“
ein Mensch, wenn es Laufen, Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen und vieles
andere mehr gelernt hat, was zum „Menschsein“ nun einmal dazugehört. So paradox
es klingt, so wahr ist es doch: Der Mensch muss zum Menschen erst noch werden.
Ein Wesen, das das Potential brachliegen lässt, mit dem die Natur – oder Gott – es beschenkt hat, erfüllt seine Bestimmung nicht.
Für ein höheres Wesen als ein Tier bedeutet „Leben“ also: Die in ihm angelegten Fähigkeiten bewusst zu nutzen und immer weiter zu entwickeln.
Das gilt auch für ein
nicht-materielles Geschöpf wie Ihre Seele. Wenn Sie sich wirklich verwandeln
und eine Seele werden wollen, müssen Sie das gigantische Potential eines
solchen Geistwesens erkennen, anwenden, entwickeln und ständig erweitern.
Auf dieser göttlichen Ebene
ist jeder Mensch der Erbauer seiner eigenen Seele und der Architekt seiner
eigenen Unsterblichkeit. (TL VII, 365)
Ihre Ewige
Individualität steht gerade erst am Anfang ihrer bewussten Entwicklung. Sie ist
heute noch wie ein Baby: klein, schwach, ungeschützt, verletzlich und leidend.
Wir sind noch nicht wie Reiter, die dem Esel (dem Körper) mit Kraft und Geschicklichkeit ihren Willen aufzwingen. Unser höheres Selbst ist einstweilen noch ein Kleinkind, das zwar im Sattel sitzt, aber den Esel nicht lenkt, sondern von ihm nach dessen Belieben hierhin und dorthin getragen wird.
Sie müssen Ihr
geistiges Wesen heranbilden, wie Sie ein Kind erziehen – damit es von einer
kleinen und schwachen zu einer großen und starken Seele wird.
Genau wie für den Körper, müssen Sie auch für Ihre Seele im wahrsten Sinne des Wortes „Bodybuilding“ betreiben. Auch Ihr ewiges Wesen müssen Sie nähren, pflegen, heilen, üben, stärken und größer werden lassen.
Werde, der Du bist
Deshalb sagten schon die alten Weisen, scheinbar paradox: Werde, der Du bist.
Das meint: Obwohl Sie – Ihr wahres
Ich – unsterblich sind, müssen Sie noch einige Anstrengungen unternehmen, um zu
einem Wesen zu werden, das tatsächlich die Möglichkeiten eines Unsterblichen nutzt.
Ein Beispiel: Sie haben vor einigen Minuten gelernt: Ihr wahres Ich ist unverletzlich und unvergänglich. Und was ist, wenn plötzlich jemand kommt und Sie mit einer Pistole bedroht? Sie haben Angst!
Sie sehen: Es ist ein weiter Weg von
der bloß intellektuellen Erkenntnis, dass nichts einer Seele etwas anhaben
kann, bis hin zu einem Wesen, das sich tatsächlich in keiner Situation mehr
fürchtet.
Die
kleine Seele fühlt sich immer wieder gefährdet, obwohl sie doch ewig und damit
unangreifbar ist. Sie sind noch nicht wirklich ein
Unsterblicher, solange Sie noch Angst vor dem Tod haben!
Eigenschaften eines Unsterblichen erwerben
Letztlich entscheidend ist nicht so sehr,
Unsterblichkeit als solche zu erlangen, sondern die Eigenschaften, die
Fähigkeiten heranzubilden, die einen Unsterblichen ausmachen. Ein Mensch muss
laufen, ein Fisch schwimmen und ein Vogel fliegen können, um seine Natur zu
verwirklichen. Ebenso muss ein Unsterblicher lernen, auf der materiellen Ebene
tatsächlich unverletzlich – und damit unbesiegbar, furchtlos, frei, freudig und
selbstlos aufzutreten.
*****
Das Potential des Unsterblichen
besteht aus einem Strauß von Eigenschaften (Unverletzlichkeit, Unbesiegbarkeit,
Furchtlosigkeit, Freiheit, Lebensfreude, Selbstlosigkeit), die wir aber erst
noch entwickeln müssen.
Sehen wir uns diese Eigenschaften jetzt genauer an.
1. Unvergänglichkeit, Unverwundbarkeit, Unbesiegbarkeit
Nikolaus Roerich „Tsong kha-pa“
Wissen Sie, was Ihr größter Schatz
ist? Ihre Unvergänglichkeit! Können Sie sich überhaupt vorstellen, was das
bedeutet?!
Sie sind eine Seele, kein
physisches, sondern ein geistiges Wesen! Das bedeutet vor allem: Keine Macht
der Welt kann Ihnen etwas anhaben:
Sie sind ewig und unzerstörbar.
Alle Angriffe gegen die Gesundheit
oder die Unversehrtheit Ihres Körpers verfehlen ihr Ziel: Sie können Ihr wahres
Ich gar nicht treffen.
Ein Schuss durch den Mantel geht an Ihrem Leib vorbei. Ein Schlag auf den Esel trifft den Reiter nicht.
Ebenso wenig wird Ihre Seele durch eine
Verletzung des Körpers berührt.
Machen Sie sich bewusst, vergessen
Sie nie: Sie sind tatsächlich unverwundbar!
Selbst der Tod kann Sie nicht
schrecken:
Ihr wahres Ich lebt ja fort und ist vom Ende des Körpers ebenso wenig betroffen wie der Reiter vom Tod seines Esels.
Der Unsterbliche ist wie ein Gott: unverletzlich und unbesiegbar!
Möge der Mensch nur verstehen,
dass niemand ihn seines Lebens berauben kann. Tapferkeit erstarkt durch das
Bewusstsein, dass das Leben unzerstörbar ist. Nur das volle Verstehen der
Unzerstörbarkeit des Lebens ist von Wert. (Br II, 751)
Solange Sie noch eine kleine Seele sind, fühlen Sie sich immer wieder verletzt, obwohl Sie eigentlich unverletzlich sind.
2. Furchtlosigkeit
Wenn Sie ein unvergängliches,
unverwundbares Wesen sind, brauchen Sie sich vor nichts und niemandem zu
fürchten. Nichts und niemand kann Ihnen etwas anhaben. Selbst der Tod (des Körpers)
berührt das ewige Leben Ihrer Seele nicht.
Man
muss die völlige Unanfechtbarkeit und Ewigkeit des Lebens kennen, um furchtlos
voranzuschreiten. Man muss die Unzerstörbarkeit seines Wesens begreifen, um
diesen Wert auf die Waage zu legen. (FW I, 202)
Die Ängste der Menschen sind
zahlreich: Sie fürchten den Verlust von Angehörigen, des Arbeitsplatzes, des
Besitzes, der Gesundheit und vieler anderer Dinge mehr. Indem Sie sich in
Seelen verwandeln, überwinden Sie diese Schwäche: Als geistiges Wesen benötigen
Sie alle diese Dinge nicht, weder für Ihr Überleben noch für Ihr Wohlergehen.
Wuchern Sie mit diesem Pfund! Werfen
Sie Ihre Unvergänglichkeit in die Waagschale! Lassen Sie den herrlichen Schatz
nicht ungenutzt! Die erste Gebrauchsanwendung wird sein, völlige
Furchtlosigkeit zu erwerben.
Denkt darüber nach, was Gefahr
ist. Die sogenannte Gefahr ist nichts anderes als Angst um unseren
gegenwärtigen Zustand. Doch wenn wir wissen, dass jeder Zustand vom Bewusstsein
geschaffen wird, das unzerstörbar ist, kann es keine physische Furcht geben.
Die Gefahr, vor der man gewöhnlich warnt, wird durch das Bewusstsein aufgelöst.
Deshalb ist das Wachstum des Bewusstseins die wichtigste Grundlage für den
Fortschritt. Anstelle von Gefahr werden nur Hindernisse übrig bleiben, die
jedoch nur ein Mittel für die Entwicklung von Energie darstellen. So
vergewissert euch, dass es keine Gefahren gibt. (AY 406)
Furcht ist die Hauptursache für die
Schwäche des heutigen Menschen. Worauf gründet die Macht von Diktatoren und
anderen Unterdrückern? Auf Furcht!
Endet die Furcht, endet die Unterwerfung.
Fürchtet euch nicht vor denen,
die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können. (Mt 10, 28)
Der Sieg über die Furcht wird
die Schwelle zu einem neuen Bewusstsein sein. (AY 538)
Das Geschlecht der Zukunft ist so stark, weil es den Tod besiegt hat und mit ihm die Furcht.
3. Freiheit
Solange Sie sich selbst als
sterblich ansehen, sind Sie korrumpierbar: Sie müssen sich auf alle möglichen Kompromisse
einlassen, wenn Sie bedroht werden und Ihre vergängliche Persönlichkeit um ihre
Existenz bangt.
Aus Angst um sein Leben oder das
seiner Familie wird der alte Mensch zum Mitläufer noch der gewissenlosesten
Bestrebungen, tut er Dinge, für die er sich schämen muss.
*****
Als Unsterblicher dagegen können Sie
in allen Verhältnissen Ihre höheren Ziele verfolgen. Sie erlangen vollkommene
Handlungsfreiheit. Sie werden völlig unabhängig. Sie können ohne falsche
Rücksichtnahme das tun, was Sie als recht und richtig erkannt haben.
Sie können den Kampf für Ihre Ideale
notfalls mit dem Tod (des Körpers) besiegeln – Ihre Existenz (das Leben Ihrer
Seele) wird dadurch nicht gefährdet.
Wer sich der Lehre von der
Unbegrenztheit anschließt, erlangt vor allem Handlungsfreiheit. (Hier 29)
Hören
Sie, wie unwürdig der alte, sterbliche Mensch laviert?
Erst kommt das Fressen und dann die Moral. (Bert Brecht)
Was für ein erbärmlicher Satz! Er
nimmt dem Menschen seine Würde und wirft ihn auf die Stufe der Tiere zurück. Er
setzt in Wahrheit die Ethik außer Kraft – gerade dann, wenn es ernst wird.
Prinzipien, die nur bei gutem Wetter gelten, sind aber wertlos.
Der Neue Mensch wirft seine
Unvergänglichkeit in die Waagschale. Wenn Sie diesen Trumpf ausspielen, können
Sie unbeirrt und frei von falschen Rücksichten ein Leben nach höchsten
ethischen Grundsätzen führen.
Es gibt Geistwesen von hoher
Spannung, die ihre Aufspeicherungen in vergangenen Inkarnationen gesammelt
haben. Der Wesenszug, der sie von anderen unterscheidet, ist das feste
Bewusstsein der Unauflösbarkeit ihres inneren Ich, wodurch der Begriff einer
höheren Freiheit entsteht. (BGM II, 289 [293])
Das Geschlecht der Zukunft ist so stark, weil es die Furcht überwunden und damit die Freiheit gewonnen hat.
4.Würde
Erst als ewige Wesen sind wir in der
Lage, stolz und frei unsere Bestimmung zu erfüllen. Ein jeder kann in Würde
leben, selbst in den schrecklichsten Verhältnissen:
Ihre Würde darf nicht von den
wechselnden äußeren Umständen abhängen, davon ob es Ihnen gut oder schlecht
geht, ob Sie in Armut oder Reichtum leben.
Sie können Würde in allen Verhältnissen wahren, wenn Sie die Seele rein erhalten, ihrer Stimme lauschen und ihren Weisungen folgen – wenn Sie also Ihr höheres Selbst offenbaren.
Ihre Würde liegt nicht in Ihrem
Körper. Er ist der physischen Kraft und großen Zahl der anderen immer
unterlegen und kann gedemütigt werden.
Die Würde Ihrer Ewigen
Individualität dagegen – eines Geistwesens aus einer höheren Welt –ist
tatsächlich unverletzlich: Nichts kann sie schmälern – wenn Sie selbst es nicht
zulassen.
5. Irdische Sorgen überwinden
Eine Seele, die sich vorübergehend
auf der irdischen Ebene aufhält, ist den dort herrschenden Bedingungen
unterworfen.
Es gibt hier keinen Frieden und keine
Sicherheit, sondern nur endlosen Kampf um Leben, Gesundheit, Nahrung,
Bekleidung, Behausung, Einkommen und Besitz.
Alles Materielle ist ständig gefährdet. Durch unablässige Arbeit müssen Sie ihr eigenes und das Überleben der Ihnen anvertrauten Menschen jeden Tag neu verdienen.
Gleichwohl kennt der Unsterbliche
keine Sorge um das Überleben: Ein Wesen der Seelenwelt ist von materiellen Nöten
nicht betroffen.
Schicksal des Körpers bedeutungslos
Der Unsterbliche sieht die Welt und
darin sich selbst mit den Augen seiner Ewigen Individualität: Vom Standpunkt
eines Wanderers auf einem unendlichen Weg, der diesen Planeten kurz besucht und
bald in andere Welten weiterziehen wird.
Die Seele steigt hinab auf den
materiellen Plan, um eine Aufgabe zu erfüllen, zu lernen, ihre Fähigkeiten zu
üben, sich zu bewähren, zu wachsen und sich zu vervollkommnen.
Welches Los ihrem Werkzeug, dem
Körper bei diesem kurzen Aufenthalt beschieden ist, ob er in Armut oder
Reichtum, Gesundheit oder Krankheit, Glück oder Unglück lebt, ist für die Mission
Ihres höheren Selbst ohne Bedeutung.
Es ist wichtig, dass sich die
Denkkunst wieder über die äußeren Zustände erhebt, die einen untergeordneten
Daseinsfaktor bilden. (Br I, 510)
Von Leid nicht berührt
Wenn Sie sich auf dem materiellen
Plan verkörpern, sind Sie unweigerlich dem Leid ausgesetzt, das hier unten
herrscht: Die Berührung mit den groben Ausstrahlungen der brutalen
Verhältnisse, mit der allgegenwärtigen Unvollkommenheit schmerzt. Sie müssen all
die Ungerechtigkeiten und Angriffe erdulden, die die geistfeindlichen Bewohner
dieser Sphären einander zufügen.
Nicht anders als Jesus wird auch jeder andere Erdenbürger verspottet, gedemütigt, geschlagen, falsch angeklagt, unschuldig verurteilt und vielfach gekreuzigt. (Matthias Grünewald „Isenheimer Altar“)
Wie Aschenputtel werden Sie erniedrigt, obwohl Sie zum Königtum bestimmt sind.
Dem Unsterblichen bleibt das Kreuz
des Daseins keineswegs erspart. Seine Einzigartigkeit besteht darin, dass es
ihm nichts anhaben kann.
Er ist wie der Lotus, der im Wasser lebt, aber nicht benetzt wird: Das Leid der Welt perlt wirkungslos an Ihnen ab, weil Sie wissen: Ihr wahres, unverletzliches, unsichtbares, inneres geistiges Wesen wird durch die äußere, den Körper betreffende Bedrängnis gar nicht berührt.
Wo liegt die Rettung vor den
irdischen Sorgen?
Nehmen Sie den Standpunkt der Ewigkeit ein!
Irdische Sorgen gleichen
Steinen, die den Berg hinunterrollen. Je tiefer sie rollen, desto gewaltiger
ist der Aufprall des Erdrutsches. Wäre es nicht besser, zum Gipfel
aufzusteigen, wo es keinen Steinschlag gibt? Aufwärtsstreben
verwandelt auch unser Verhalten gegenüber irdischen Sorgen. Obgleich sie
bestehen bleiben, ändert sich ihr Sinn. (AUM 304)
Von dort aus betrachtet verschwinden
die alltäglichen Angriffe, Schwierigkeiten und Unvollkommenheiten, das Leid und
die Not der Welt zwar nicht. Sie verlieren aber ihr Gewicht und werden nichtig
und klein. Sie betreffen nur Ihre vergängliche Persönlichkeit, während Ihr
höheres Selbst weit über ihnen steht.
Unsere Weltanschauung ist auf
den Gedanken der Unbegrenztheit gegründet. Mit einem solchen Ideal werden
irdische Sorgen unwichtig und erträglich. (Br II, 341)
Beispiel der großen Heiligen
Pordenone „Laurenzo Giustiniani und andere Heilige“
Nehmen wir uns ein Beispiel an den
großen Heiligen und Glaubenskämpfern. Glauben wir nicht, ihnen sei es besser
ergangen als uns. Keineswegs: Alle ohne Ausnahme haben sie ihr Werk mitten im
irdischen Leben vollbracht und ihren vollen Anteil am Leid der Menschheit
getragen.
*****
Nur ein Beispiel: Sie können sich
die berufliche Existenz eines Christus als Zimmermann oder des hl. Paulus als
Zeltmacher nicht konkret genug ausmalen: Sie nahmen am weltlichen Existenzkampf
teil und waren denselben Misslichkeiten, Ungerechtigkeiten und Grobheiten
ausgesetzt wie jeder heutige Berufstätige:
Waren diese beiden hohen
Eingeweihten selbständig? Dann ist es ihnen nicht anders ergangen als allen
Handwerkern: Die Lieferanten wollen sofort bezahlt werden, aber hinter den
Kunden muss man herlaufen, um zu seinem Geld zu kommen. Oder waren sie
angestellt? Dann mussten sie sich Vorgesetzten unterordnen, die geistig unter
ihnen standen, und waren ihrer Gewalt und ihren Launen ausgesetzt.
Gleichwohl haben die Heiligen sich
durch keine Erniedrigung herunterziehen lassen und die in ihrer höheren Natur
begründete Würde zur Geltung gebracht – selbst am Kreuz.
6. Selbstlosigkeit
Jacques-Louis David „Der Akt der Selbstlosigkeit“
Neben Unverletzlichkeit ist
Selbstlosigkeit die zweite große Errungenschaft des kommenden unsterblichen
Menschen.
Kein Interesse an irdischen Gütern
Nikolaus Roerich „Sergius the Builder“
Denken Sie: „Ich will dies oder
jenes für mich“? Das ist eine Äußerung Ihrer vergänglichen Persönlichkeit. Ihre
Ewige Individualität verlangt nichts für sich selbst, sie ist vollkommen
selbstlos.
Anima benötigt keine materiellen Dinge, weder für ihr Überleben noch für ihr Wohlergehen!
Wenn Sie zu einer Seele geworden sind,
werden Sie materielle Güter geringschätzen. Sie müssen sie
ohnehin aufgeben, wenn Sie diese Welt verlassen. Sie helfen Ihnen nicht auf Ihrem unendlichen, geistigen Weg.
Im Gegenteil, die Sorge um ihren Erhalt und ihre Verteidigung behindert Sie eher.
Seelen leben einfach, bescheiden und bedürfnislos, was der Würde des Menschen besser entspricht als die gegenwärtige Verschwendung. Sie beteiligen sich nicht an der wahnsinnigen Jagd nach Besitz, Macht und Befriedigung der Begierden des Körpers.
Eine Seele meidet materielle
Vergnügen: Sie können ein geistiges Wesen nicht befriedigen und schwächen seine
Kraft.
*****
Ihr alten Menschen zahlt teuer für
euren scheinbaren Reichtum, nämlich mit Schaden an eurem Höheren Selbst: An
allem, was der Körper gewinnt, verliert die Seele. Seht die heutige Zeit:
Materiell so reich wie keine, geistig so arm wie kaum eine.
Die persönlichen Wünsche müssen
sterben, damit das spirituelle Selbst geboren werden kann. (TL X, 552)
*****
Die Sterblichen um uns herum
schlagen einander die Köpfe ein, um möglichst viel von dem für sich allein zu
erraffen, was die Natur für alle Menschen bereitstellt und was wir alle
gemeinsam erwirtschaftet haben.
Wir Unsterblichen wetteifern darum, mit möglichst wenig auszukommen!
Kein Kampf ums Dasein
Lex Drewinski „Homo homini lupus est“
Ein Geistwesen ist lediglich
bestrebt, seinem irdischen Werkzeug, dem Leib, das wenige an Nahrung, Kleidung
und Behausung zu verschaffen, was für seine materielle Existenz unbedingt
notwendig ist – ohne dass diese Sorge von besonderer Wichtigkeit wäre. Eine Seele würde niemals mit anderen Seelen um solche Ressourcen kämpfen.
Für ein Geschöpf, das gar nicht sterben kann, ist der viel beschworene Kampf ums Dasein ein sinnloses Konzept. Es würde nie wegen einiger unbedeutender physischer Belange einer anderen Seele Schaden zufügen. Es würde damit sich selbst – seinem höheren Selbst – schaden.
Für den alten, sterblichen physischen Menschen gilt das Gesetz des Dschungels: Der Stärkere beraubt oder frisst den Schwächeren und wird dadurch immer noch stärker.
Für den Neuen, unsterblichen Menschen gilt das Gesetz des Opfers!
Das Gesetz des Opfers
Tintoretto „Kreuzigung“
In dem seltenen Fall, dass
tatsächlich einmal nicht genug zum Überleben für alle – das heißt: für alle
Körper! – vorhanden sein sollte, verzichten wir Unsterblichen bereitwillig zugunsten
der anderen.
Ein langes irdisches Leben ist kein
Wert an sich. Im Angesicht der Unendlichkeit ist es ohne Bedeutung, ob ein einzelnes
Leben des Leibes etwas kürzer oder länger dauert. Was sind 10, 50 oder auch 100
Jahre für ein Geschöpf, das ewig lebt? Nicht mehr als ein Wimpernschlag!
Eine Seele verliert nichts, sondern
sie wächst, wenn sie ihren Körper opfert – der ohnehin bald vergeht. Für sie
ist es besser, kurz und richtig als lang und falsch gelebt zu haben.
Der Tod des Körpers ist eine
Kleinigkeit im Vergleich zum Tod einer Seele. (TL II, 62)
Fragten die Menschen Milarepa,
ob es ihm nicht leid wäre, ein solch hartes Leben gegen sich selbst zu führen,
sagte er: „Da wir alle sterben müssen, ziehe ich es vor, beim Verfolgen eines
schönen Zieles zu sterben.“ Wahrlich, würden nur hundert Menschen die Weisheit
dieser Regel erkennen und sie im Leben anwenden, die Welt könnte in kürzester
Zeit verwandelt werden. (HR II/1, 33)
Ihre Seele dürstet geradezu danach,
sich für den Dienst an einem großen Werk hinzugeben. Das Gesetz des Opfers
besagt:
Ihre Ewige Individualität wird größer, wenn sie gibt, nicht wenn sie nimmt!
Deshalb stimmen alle spirituellen Lehren darin überein: Das wahre Glück besteht nicht im Haben, sondern im Geben!
So
sagt auch Jesus: Geben ist seliger als nehmen. (Apg 20, 35)
Opfer ist Macht. Macht ist
Möglichkeit. Das bedeutet, jedes Opfer ist vor allem eine Möglichkeit. Es ist
an der Zeit, die Heuchelei aufzugeben, dass Opfer eine Entbehrung wäre. Wir
nehmen keine Entbehrungen an, sondern gewähren Möglichkeiten. In Unserer
Schatzkammer gibt es eine große Sammlung von Opfern, und jedes war dem von
Nutzen, der es gebracht hat. Wir sprechen nicht von Opfer, denn ein Opfer ist
eine höchst gewinnbringende Unternehmung. Ein wirklicher Kaufmann des Lebens
betrachtet jede Ausgabe als Gewähr für das Geschäft. (BGM II, 183)
Nur ein Unsterblicher kann selbstlos sein
Solange Sie sterblich sind, können
Sie gar nicht vollkommen selbstlos handeln: Sie müssen ja Ihre gesamte Existenz
als gefährdet betrachten, wenn Sie die Belange des Leibes hintanstellen.
Solange Sie glauben, dass Ihr Ende
kurz bevorsteht, können Sie kaum anders, als mit allen Kräften an diesem
armseligen Lebensrest zu hängen, ihn mit Zähnen und Klauen zu verteidigen,
möglichst weit auszudehnen und voll auszukosten.
Als Unsterblicher haben Sie nichts zu verlieren, weil Sie an nichts gebunden sind. Sie haben nichts zu gewinnen, weil nichts Sie verlockt.
Erst wenn Sie sich der
Unzerstörbarkeit und Ewigkeit Ihres eigentlichen Wesens bewusst geworden sind,
finden Sie zu wahrer, uneingeschränkter Selbstlosigkeit: Erst jetzt können Sie
alles opfern – notfalls sogar das Leben Ihres Körpers.
Selbstlosigkeit entscheidend für Neue Welt
Wir werden noch sehen: Die
Eigenschaft der Selbstlosigkeit ist von entscheidender Bedeutung für die
Errichtung der Neuen Welt.
Die Geißeln der
heutigen Zeit, die uns das Leben auf diesem wunderbaren Planeten zur Hölle
machen, sind: Selbstsucht, Gier, die Jagd nach Geld, Macht und Genuss, der
Kampf aller gegen alle. Wenn Sie tiefer nachdenken, werden Sie finden, dass die
Ursache fast aller Übel der Egoismus des Menschen ist.
Die Armut wurde nicht von Gott geschaffen. Die haben wir hervorgebracht, ich und du mit unserem Egoismus.
Um die Welt wirklich zu verändern, müssen wir die allgegenwärtige Ichsucht
überwinden. Die Gesellschaft der Zukunft kann nur aus Menschen gebildet
werden, die zur Selbstlosigkeit gefunden haben.
Wir Neuen Menschen sind bestrebt, mehr in den gemeinsamen Topf einzulegen als aus ihm für uns zu entnehmen. Wir sind bereit, sowohl die notwendige Arbeit als auch die Erträge daraus gerecht mit unseren Mitmenschen zu teilen. So beseitigen wir Armut und Arbeitslosigkeit.
7. Sinnvolles Leben
„Der Schatz im Himmel“
Nur wenn Sie die Fortdauer Ihrer
Existenz über den Tod des Körpers hinaus anerkennen, werden Sie auch einen
befriedigenden Sinn für Ihr Leben finden.
Die existentialistischen Philosophen
haben schon Recht: Wenn wir nur ein einziges, kurzes Erdenleben hätten, wäre
unser Dasein tatsächlich absurd. Wenn alles, was Sie sich erarbeiten, wenn alle
Errungenschaften, die Sie sich aneignen (Erweiterung des Bewusstseins, Ablegen
von schlechten und Begründen von guten Eigenschaften, Erwerb neuer
Fähigkeiten), wenn all die Fortschritte, die Sie sich mühsam erkämpfen, in
wenigen Jahren schon wieder restlos vernichtet werden – warum sollten Sie sich
dann überhaupt abmühen?
Es ist sinnlos, von Reinigung
und Verfeinerung zu sprechen, bevor nicht die ununterbrochene Fortdauer des
Lebens verstanden worden ist. (Br II, 348)
Ein sinnerfülltes Leben beginnt erst
dann, wenn Sie wissen: Die Seele speichert alle diese Schätze auf und nimmt sie
auf ihren weiteren, ewigen Weg mit. Nichts von ihnen geht verloren. Sie können
auf dem, was Sie sich angeeignet haben, weiter aufbauen.
Dann können Sie sich etwas
vornehmen. Dann können Sie dem Rat Jesu
folgen:
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. (Mt 6, 19–21)
Das heißt: Errungenschaften,
Fähigkeiten, geistige Macht ansammeln, die Ihnen auch nach dem Tod des Körpers
erhalten bleiben und die Sie unbegrenzt weiterentwickeln können.
8. Unbegrenzte Entwicklung
Selvarajan Yesudian „Du bist die Sonne deines Lebens“
In nur einem einzigen Leben lassen
sich die hohen Ziele, die Ihnen vorschweben, gar nicht erreichen.
In nur einem einzigen Leben können
Sie das gigantische Potential, das in Ihnen steckt, nicht auch nur annähernd
verwirklichen!
Nur der ewige Weg der Seele ermöglicht
Ihnen ein unbegrenztes Wachstum, eine unendliche Entwicklung auf immer höhere
Stufen, weit über den heutigen Menschen hinaus.
Nur so kann die stolze Idee Wirklichkeit
werden:
Der Mensch ist auf dem Weg zu Gott!
9. Freude
Nikolaus Roerich „Krischna im Kulutal“
Die Synthese aller Eigenschaften des
Unsterblichen ist – Freude!
Wahre Lebensfreude ist unabhängig
von den äußeren Umständen. Sie ist eine Eigenschaft der Seele! Lebensfreude ist
eine geistige Haltung. Sie kommt aus dem Herzen, wie der Volksmund so schön
sagt:
Wer den Himmel nicht in seinem Herzen trägt, wird ihn nirgendwo anders finden.
Woher kommt dieses gute Gefühl, das wir Lebensfreude nennen? Warum ist
solche Freude von Reichtum und Selbstzufriedenheit unabhängig? Sie kann
inmitten größter Schwierigkeiten und Verfolgungen entstehen. Inmitten von
Anspannungen ist solche Freude besonders kostbar und heilsam. Wir nennen sie
Lebensfreude, da sie nicht von persönlichen Umständen, Erfolgen und Vorteilen
abhängt.
Kann man Freude inmitten von
Krankheit, Ungerechtigkeiten und Kränkungen erwarten? Doch auch unter solchen
Umständen vermögen Augen bisweilen feurig zu erglänzen, ein niedergeschlagenes
Haupt sich zu heben und neue Kräfte herbeizuströmen. Der Mensch beginnt, sich
des Lebens zu erfreuen, vielleicht nicht seines irdischen Lebens, sondern des
wirklichen Daseins. (Br II, 281)
Sind Sie niedergeschlagen, weil
ungünstige Umstände die Verwirklichung Ihrer Träume behindern? Das entspringt Ihrer
vergänglichen Persönlichkeit. Anima, Ihre Ewige Individualität denkt anders: Sie
weiß, dass sie unbegrenzt Zeit hat, um geduldig zu warten und es wieder zu
versuchen, wenn die Zeit reif ist.
Sind Sie traurig wegen eines
Verlustes oder weil sie herabgesetzt, missachtet oder beleidigt werden? Auch
das sind nicht Sie selbst; so fühlt nicht Anima. Ihr wahres geistiges Wesen wird
von dergleichen gar nicht berührt.
Tatsächlich hat Ihre vergängliche
Persönlichkeit nicht viel zu lachen: Um das Wetter, die Gesundheit, das Gehalt,
die Stimmung oder die Weltlage ist es vielfach schlecht bestellt.
Ihre Ewige Individualität kann sich immer freuen.
Leid in Freude verwandeln
Michelangelo „Pietà“, Petersdom, Rom
Als Unsterblicher betrachten Sie all
die Hässlichkeiten und Hindernisse des alltäglichen Lebens unter einem
vollkommen anderen Blickwinkel, nämlich, wie die alten Römer sagten, sub specie
aeternitatis:
Vom Standpunkt der Ewigkeit – mit den Augen der Seele gesehen – sind alle Widrigkeiten Gelegenheiten; nämlich Möglichkeiten, die es Ihrem höheren, geistigen Selbst erlauben, weiter aufzusteigen!
Ohne Kampf mit widerstreitenden Kräften gibt es kein Wachstum. (Albrecht Altdorfer „Die Alexanderschlacht“)
Der Sterbliche droht, an den
Schlägen des Schicksals zugrunde zu gehen. Er ist ein Sklave der Umstände, die
ihn hin und her treiben wie ein Blatt im Wind.
Der Unsterbliche denkt anders:
Der Weg der Seele ist der Aufstieg auf immer größere Höhen, zu einer Großen Seele („Mahatma“). Also freut sich Ihre Ewige Individualität tatsächlich über alles, was sie auf diesem Weg voranbringt!
Jeder Wanderer, der vom
Gedanken an den ewigen Pfad erleuchtet ist, kann freudvoll voranschreiten. (FW
II, 425
Das
Leben des Hiob ein klassisches Beispiel dafür, dass jedermann auf dem irdischen
Pfad Leid und Not in Fülle zuteilwerden. (Léon
Bonnat „Hiob“)
Die Seele aber kann nur an diesen Widrigkeiten
ihre Kraft erproben, üben und stärken! Sie kommt auf ihrem unendlichen Weg nur
bei schweren Verhältnissen voran. Ein leichtes Leben bietet ihr keine
Möglichkeiten, größer zu werden.
Gefahren, Hindernisse und Angriffe
sind Prüfungen des geistigen Fortschritts, Gelegenheiten zu Bewährung,
Vervollkommnung, Übung und Stärkung der Macht des Geistes.
Ein Sklave kann sich in
Niedergeschlagenheit abmühen, doch der feurige Geist verwandelt alles in
leuchtendste Freude. (FW III, 597)
Die Herausforderung, die jetzt gerade vor Ihnen steht, ist die nächste Sprosse auf der Leiter Ihres Aufstiegs zu Gott! Wenn Sie sie erklommen haben, stehen Sie stärker und eine Stufe höher da als zuvor.
Sie müssen verstehen, dass sich
diese Stufe nicht zufällig vor Ihnen auftürmt. Sie hat den tiefen Sinn, Ihnen
Wachstum zu ermöglichen. Sie müssen diese Gelegenheit bewusst nutzen!
Wenn Sie schneller zu den Höhen
kommen wollen, bitten Sie um große Herausforderungen, heißen Sie jede äußere
Schwierigkeit als einen weiteren Schritt Ihres geistigen Aufstieges dankbar
willkommen.
Lass die Sorgen des Alltags vom
Sonnenlicht des höheren Selbst überstrahlen, dann werden sie sich schnell in
goldene Gelegenheiten verwandeln. (ALH I, 5)
Die Besinnung auf unsere
überirdische Existenz ist die einzige Möglichkeit, Leid in Freude zu
verwandeln. Sie erlöst uns von der weltlichen Misere – nicht erst im Himmel,
sondern schon auf Erden. Sie führt zu einer wahren Verklärung des irdischen Lebens.
Ohne äußere Hilfsmittel, allein mit
der Macht seines Geistes verwandelt der Unsterbliche die Dornen an seinem Weg
in Rosen. Mit dieser Haltung kann er schon auf Erden wie im Himmel leben.
Freude liegt im Triumph des Geistes.
(Herz 71)
Das Geschlecht der Zukunft ist auf einem ewigen geistigen Weg und damit in allen äußeren Verhältnissen stets optimistisch und voller Lebensfreude!
Funktion des Leides
Sie klagen: Diese Welt ist
unvollkommen, weil es so viel Leid gibt. Das ist aber falsch. Richtig ist:
Es wird nur noch solange Leid geben, wie die Welt noch unvollkommen ist.
In einer vollkommenen Welt wird Leid
nicht mehr benötigt, es hat dort keinen Zweck mehr zu erfüllen.
Schmerz weist den Körper auf Schwachstellen oder falsches Verhalten hin. Wenn ich beständig mit dem Kopf gegen die Wand stoße, signalisiert mir der Körper durch Schmerz, dass ich ihm Schaden zufüge, wenn ich so weitermache.
Eigentlich muss ich für diese
Mahnung dankbar sein. Genauso ist es mit Leid:
Wie Schmerz dem Körper, zeigt Leid der Seele auf, wo sie noch schwach ist oder sich falsch verhält.
Auch dafür kann der Wanderer auf dem
Geistigen Pfad nur dankbar sein. Diese Hinweise ermöglichen ihm erst, Schwachstellen
zu beheben, Fehlverhalten abzustellen und seine Ewige Individualität
weiterzuentwickeln. Ist das gelungen, endet das Leid, weil es dann keine
Funktion mehr hat.
Eine große, starke Seele kennt kein Leid – so wie ein gesunder Körper nicht schmerzt. (Michelangelo „David“)
Das Zeichen für Gesundheit des Geistes ist – Lebensfreude!
Freude ist eine besondere Weisheit
Eine Große Seele ist kein Lämmlein, das auf der Weide herumtollt und vom Bösen, Hässlichen und Widerwärtigen nichts weiß.
Im Gegenteil: Sie ist durch allen
Schmerz der Welt hindurchgegangen und hat ihn geistig überwunden.
Sie nimmt inmitten der weltlichen
Verwirrung die überlegene Haltung eines Königs des Geistes ein, der fest auf
dem Thron seines höheren Selbst sitzt, unbeirrt von den Umständen seinen Weg
geht und an Widerständen sogar noch wächst.
Ich rate euch, zu verstehen,
dass die Sorgen nicht verringert werden können. Nur so erkennen wir, dass Freude
eine besondere Weisheit ist. (FW I, 522)
Ein König ist kein König, weil er
nie in Schwierigkeiten kommt. Ganz im Gegenteil: Er erweist sich gerade dadurch
als wahrer Herrscher und Anführer, dass er souverän auch das größte Unglück mit
einem überlegenen Lächeln meistert.
So tragen erfahrene Lastträger ihre Lasten singend den Berg hinauf. (Gem 180) (Nikolaus Roerich „And we are trying“)
Das ist die Mozartsche überirdische Freude inmitten allen Leids und aller Kleinlichkeit: Die Lebensfreude eines großen Geistes an jedem neuen Tag – nämlich an jeder Gelegenheit, weiter zu wachsen. (Mozart Konzert für Klarinette und Orchester)
Diese wahre, innere Freude ist das
Zeichen der Weisheit eines Lebensmeisters, der sich über die Dinge erhoben hat
und – was immer ihm auch zustößt – den Standpunkt der Ewigkeit einnimmt. Diese
Lebensfreude ist in allen, auch den schlimmsten Verhältnissen möglich.
Sie beendet die abstoßende, sich
selbst aufgebende Haltlosigkeit, die die Sterblichen bei jeder größeren und
kleineren Katastrophe an den Tag legen. Dieses würdelose Gejammer muss ein Ende
haben!
Im Lächeln verbirgt sich eine Macht. (Leonardo da Vinci „Mona Lisa“)
Wir finden erneut bestätigt: Der Mensch ist, was er denkt.
Wer seinen Geist so trainiert, dass
er sich freut, was immer geschieht, ist tatsächlich ein freudiger – und damit ein
größerer, schönerer Mensch. Je weniger diese Übung gelingt, desto mehr machen
wir uns selbst zu traurigen, niedergeschlagenen, hoffnungslosen, kleinen Wesen.
Lebendiges Beispiel
Sehen wir uns ein Beispiel aus der heutigen Zeit für diese Haltung an: Kennen Sie diesen Mann?
Wie würden Sie ihn einschätzen? Offenbar ein ziemlich grober
Klotz. Jemand, dem man nicht gern im Mondschein begegnen möchte. Vielleicht ein
Gangsterboss aus Chicago?
Und jetzt sehen Sie denselben Mann – und erkennen ihn sofort:
Nelson Mandela!
Wissen Sie, was zwischen diesen Bildern liegt? Über 25 Jahre
Gefangenschaft auf Robben Island, einem der schlimmsten Orte der Welt! Die
meisten wären an dieser Tortur zugrunde gegangen. Mandela aber hat genau
gewusst, dass man ihn zerbrechen wollte. Er hat für sich und seine
Mitgefangenen eine Gegenstrategie entwickelt, die sich als stärker erwies als
die schrecklichsten Umstände.
Nelson Mandela hat eine Gelegenheit gesehen und ergriffen. Er hat noch die fürchterlichsten Verhältnisse bewusst genutzt, um geistig zu wachsen.
Er ist als verhältnismäßig grober Typ in das Gefängnis
hineingegangen und hat sich erst dort zu einem großen, weisen, überlegen
lächelnden Menschen entwickelt.
So ist vom Standpunkt eines hohen Bewusstseins selbst ein
Vierteljahrhundert im Gefängnis ein Segen, ein Grund zu Dankbarkeit und Freude.
Nutzen auch wir die kleine Bürde, die uns auferlegt ist, um größer zu werden! Dann können wir uns über die scheinbare Last freuen, die in Wahrheit eine Sprosse der Himmelsleiter ist. (Michael Lukas Leopold Willmann „Die Engelsleiter“)
Teil IV: Das Potential eines Geistwesens nutzen
Sie haben
gelernt, wie Sie in sieben Schritten zu einem Unsterblichen werden und eine
neue Identität annehmen können (geschlechtslos, alterslos, über den Völkern und
Religionen stehend).
Wir haben
gesehen welche Eigenschaften einen Unsterblichen auszeichnen
(Unverletzlichkeit, Unbesiegbarkeit, Furchtlosigkeit, Freiheit, Freude und Selbstlosigkeit).
Jetzt kommen
wir zum Ende unserer Sendung. Damit beginnt aber die eigentliche Arbeit erst.
*****
Wir fragen ein letztes Mal: Was
heißt es, ein unsterbliches, nicht-materielles Wesen zu sein; ein Geschöpf, das
man nicht sehen und nicht berühren kann?
„Leben“ bedeutet „Wachsen“. Was nicht mehr größer wird, ist tot.
Blumen oder Bäume erfüllen ihre
Bestimmung, indem sie der Sonne entgegenwachsen. Dasselbe gilt für Ihr
Geistwesen. Es will größer werden, wie ein Kind. Wenn es stehenbleibt, erstarrt es und stirbt.
*****
Wachsen heißt: Die Fähigkeiten
entwickeln, die in Ihnen angelegt sind.
Wir haben aus dem Potential eines
Unsterblichen von Unverletzlichkeit bis Freiheit und Freude nur die allerersten
Anfänge erwähnt. Tatsächlich eröffnen sich Ihnen, sobald Sie zu einem
Geistwesen geworden sind, Möglichkeiten, die so phantastisch sind, dass Sie sie
kaum glauben werden:
Ein
nicht-materielles Wesen ist nicht an die Beschränkungen von Materie, Zeit und
Raum gebunden. Es kann– wie die „Geister“ bei Sartre – durch Wände und
geschlossene Türen gehen. Es kann wie mit Röntgenstrahlen durch feste Gegenstände
hindurchsehen und in geschlossenen Büchern lesen. Es kann levitieren, also sich
wie der hl. Joseph von Copertino und andere Heilige über den Boden erheben, wie
Jesus auf dem Wasser wandeln, wie ein Yogi auf dem Wasser sitzen (Nikolaus Roerich „Lotus“), durch Feuer schreiten und sogar fliegen. Es ist immun gegen Krankheiten. Es beherrscht
Telekinese, das heißt, es kann wie Uri Geller Gegenstände allein mit seiner geistigen Kraft bewegen. Es
kann wie eine Sendestation Gedanken übertragen und wie ein Radio Gedanken empfangen
und verstehen.
Es kann fremde Sprachen verstehen und sich wie der hl. Franz von Assisi mit
Tieren verständigen (Nikolaus Roerich „Franz von Assisi“). Es kann wie Jesus mit seiner geistigen Kraft
heilen
und wie ein Prophet die
Zukunft voraussagen.
„Wunder“ oder besser: Höhere
Fertigkeiten dieser Art, wie sie aus dem Leben Jesu und zahlreicher Heiliger zuverlässig berichtet werden, sind
nichts anderes als die ganz natürliche Folge der Entwicklung der geistigen
Kräfte Ihrer Seele. In jedem von uns steckt der Keim dieser Fertigkeiten,
andere sind uns nur in ihrer Entwicklung voraus.
*****
Beginnen Sie, diese gigantischen
Möglichkeiten Ihres höheren Selbst zu realisieren.
Strafen Sie
Nietzsche Lügen, der sagte:
Wir sehen heute nichts, das größer werden will. (Zur Genealogie der Moral) (Hans Olde „Nietzsche“)
Halten wir uns lieber an Goethe und spitzen wir die Pyramide unseres Daseins so hoch als möglich in die Luft! (Goethe an Lavater, ca. 20.09.1780)
Wie bei Ihren
Muskeln gilt: Wenn Sie Ihre geistigen Kräfte anwenden, werden sie wachsen.
Wenn Sie Ihre
physischen Kräfte üben, wird Ihr Körper großer und stark.
Wenn Sie Ihre
geistigen Kräfte üben, wird Ihre Ewige Individualität groß und stark.
Die Bestimmung Ihrer heute noch kleinen Seele ist es, schließlich zu einer Großen Seele – zu einem Mahatma – zu werden! (Nikolaus Roerich „Fiat Rex“)
Animationen von Step Film www.step-film.de