AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„DIE 10 GRUNDPFEILER DER PRAXIS DES AGNI YOGA“
Einleitende Sendung
Überblick
Meine
Damen und Herren,
wir
beginnen heute eine neue Sendereihe über die Praxis des Agni Yoga.
Wir
setzen dabei voraus, dass Sie die Sendereihen „Einführung in Agni Yoga“ (Sendungen 1 – 13) und „Experiment Unsterblichkeit“ (Sendungen
1 – 5) studiert haben. Ohne das dort vermittelte Grundlagenwissen ist der Sinn und
Zweck der alltäglichen Praxis, der wir uns jetzt zuwenden, kaum verständlich.
Wir
hatten in den vorigen Sendungen gesagt: Das Ziel des Agni Yoga ist es, eine
neue Evolutionsstufe, den Neuen Menschen und die Neue Welt hervorzubringen. Grundlage
des neuen Aufbaus ist das Prinzip der Unbegrenztheit – oder, auf den Menschen,
auf Sie und mich angewandt: Die Verwandlung des alten in den neuen, unsterblichen
Menschen, der kein vergängliches physisches, sondern ein ewiges geistiges Wesen
ist.
Geistige
Wesen, Seelen, leben ganz anders als materielle Geschöpfe! Als Neue Menschen werden
Sie eine neue Lebensweise finden müssen, die Ihrer Würde und Größe, Ihrer
Unsterblichkeit angemessen ist. Agni Yoga sagt:
Die Menschen sind bereit, ein
unbehagliches Nachtlager für das morgige Fest zu erdulden, aber sie sind nicht
gewillt, ein der Unbegrenztheit angemessenes irdisches Leben zu führen. (AUM
284)
Der
Unsterbliche Mensch bringt eine neue, höhere Kultur hervor. Das heißt: Er lebt
nach anderen Gesetzen, nach höheren Bräuchen als sie im
herrschende Materialismus gelten. Wie sagt Wittgenstein so treffend:
Kultur ist eine Ordensregel.
Wir
schildern hier keine abstrakte Theorie, sondern die seit vielen Jahren
erprobte, tatsächliche Praxis des Tabenisi-Aschrams. Wir beschreiben eine
Lebensweise, die eine vollkommenere Entwicklung des Göttlichen in uns
gewährleistet als der Lebensstil des alten Menschen.
Wir
laden einen jeden von Ihnen ein, sich an diesem Neuen Aufbau zu beteiligen! Der
Neue Mensch und die Neue Welt werden überall dort Wirklichkeit, wo diese Regel
praktiziert wird!
1. Die 10 Grundpfeiler der
Praxis des Agni Yoga
Wir
geben Ihnen heute zunächst einen Überblick über die 10 Grundpfeiler der Praxis
des Agni Yoga. In den folgenden Sendungen gehen wir dann ausführlich auf jedes
einzelne dieser 10 Elemente ein.
Das
ganze Bild sehen Sie hier:
Die
Praxis des Agni Yoga besteht aus einer dreifachen spirituellen Disziplin:
Verteidigung des höheren Bewusstseins, Tagesrhythmus und Ernährung nach
geistigen Grundsätzen; aus den drei Lebensgrundsätzen Gehorsam, Leben in zwei
Welten und Selbstlosigkeit; sowie aus den vier Lebenskreisen Höchste Verbindung
oder Meditation, Dienst am Allgemeinwohl, Dienst am Nächsten und
Selbstvervollkommnung.
Sehen
wir uns diese Elemente kurz einzeln an:
2. Dreifache spirituelle
Disziplin
Nikolaus Roerich
„Buddha“
Der
heutige Mensch hört das Wort „Disziplin“ gar nicht gern. Er versteht darunter
äußerlichen Zwang und sinnlose Schleiferei. Wir meinen mit „spiritueller
Disziplin“ jedoch etwas ganz anderes:
Wir
hatten in den früheren Sendungen schon gesagt (Sendereihe „Einführung in Agni
Yoga“, Sendung 12 „Die Bestimmung des Menschen“): Den Neuen Menschen und die
Neue Welt schaffen ist gleichbedeutend mit: Die Herrschaft des Geistes
errichten – und zwar über uns selbst und in der Welt.
In
diesem Sinne bedeutet „spirituelle Disziplin“: Das tun, was unser höheres, geistiges
Wesen will. Auf die Stimme der Seele hören – was gleichbedeutend ist mit: Auf
die Stimme des Herzens hören. Und das durchsetzen –
gegen die Trägheit des Körpers und gegen widrige Verhältnisse – was der Geist
uns eingibt zu tun.
Einer
der wichtigsten Paragraphen des Agni Yoga besteht nur
aus sechs Wörtern und lautet:
Disziplin ist der Anfang von allem. (BGM
II, 250 [253])
Diesen
Satz sollten Sie sich fest einprägen. Der erste Schritt auf dem Geistigen Pfad
war zu allen Zeiten, nach allen Religionen, Konfessionen und Weisheitslehren,
und ist unverändert heute: spirituelle Disziplin.
Wir wollen über den Herrscher Buddha
sprechen. Die Menschen begreifen die Grundlagen der Lehre des Gesegneten nicht
richtig. Die Grundlage ist Disziplin.
Geistig und körperlich strebte der Mönch
in der Gemeinschaft, um auf dem Pfad zu bleiben. Die ersten Jahre erduldete er
schwere Prüfungen des Gehorsams. Es war ihm untersagt, sich durch asketische
Übungen abzutöten, doch es war ihm auferlegt, den Kampf allein nach den
Grundlagen des Geistes zu führen. So streng lehrte Buddha seine Schüler.
Wahrlich, nur am geistigen Kampf fanden sie ihre Freude, deshalb spricht man
von den Dornen des Pfades.
Erst als der Wille des Glaubenskämpfers
löwenähnlich wurde und der silberne Zaum des Geistes auf den Gefühlen des
Schülers glänzte, lüftete der Herrscher ein wenig den Schleier und gab eine
Aufgabe. Erst dann wurde der Schüler allmählich in die Geheimnisse des Hohen
Wissens eingeweiht. (BGM II, 251 [254])
Wenn
Sie mit der Praxis des Agni Yoga beginnen wollen, müssen Sie sich der Regel für
den Geistigen Schüler unterwerfen, die seit Jahrtausenden praktisch erprobt ist
und sich immer wieder bewährt.
Aus solchen Menschen, die diszipliniert
und durch strengen Verzicht auf alles Persönliche geübt und daher stark und
furchtlos waren, wollte Gautama Buddha Arbeiter für das Allgemeinwohl, Schöpfer
des menschlichen Bewusstseins und Vorläufer der Weltgemeinschaft machen.
(Helena Roerich, Grundlagen des Buddhismus, 33)
Disziplin
bedeutet schlicht zweckmäßiges Verhalten: Sie unterlassen alles, was das
Erreichen Ihres Zieles gefährdet. In diesem Sinne kann kein Olympionike und
kein Konzertpianist Erfolg haben ohne Disziplin; für den Geistigen Schüler gilt
dasselbe.
Ich anvertraue euch, alles zu
verschmähen, was die Verbindung mit Uns entwürdigt. (AY 183)
Spirituelle
Disziplin ist der Verzicht auf niedere Freuden, um höhere zu erlangen. Ein
Beispiel: Wenn Sie am Abend eine schöne Meditation durchführen wollen, dürfen
Sie zuvor nur wenig und nur Leichtes essen. Sie müssen sich entscheiden
zwischen dem materiellen und dem geistigen Genuss - beide zugleich können Sie
nicht haben.
Wird nicht durch den Verzicht auf
minderwertige Dinge oder jene Freuden, deren Reize für die übersatten Sinne
stumpf geworden sind, der schmale Weg, der zu den Göttern führt, dem
erdgebundenen Auge sichtbar? (ALH I, 49)
Unsere
Gewohnheiten sind unsere zweite Natur. Nur Disziplin kann unsere Natur ändern,
uns wirklich zu Neuen Menschen machen – denn das erfordert, alte Gewohnheiten
zu überwinden und neue zu begründen.
Man muss
Disziplin des Geistes offenbaren, ohne sie könnt ihr nicht frei werden. Für den
Sklaven wird sie ein Gefängnis sein, für den Freien ein wunderbar-heilsamer
Garten. Solange die Disziplin des Geistes eine Fessel ist, werden die Tore
verschlossen bleiben, und in Fesseln kann man die Stufen nicht emporsteigen.
Deshalb wachsen durch Disziplin des Geistes Flügel. (BGM II, Vorwort)
Natürlich
kommt es letztlich nicht auf Äußerlichkeiten, sondern
auf die innere Entwicklung an. Ebenso richtig ist aber, dass Äußeres und
Inneres untrennbar verbunden sind. Die rein äußerliche Disziplin wirkt auf die
innere, geistige Haltung zurück: Jeder äußerlich errungene Sieg über das
niedere Selbst (z.B. die Einhaltung der Regeln zu Tagesordnung oder Ernährung)
stärkt den Geist.
Durch eigene Erfahrung kann man
bemerken, wie das Äußere zu Innerem wird - zum Unveräußerlichen. (Herz 198)
Bewusstsein
- die innere Haltung - und Disziplin - die äußere Bekräftigung - müssen sich
gegenseitig verstärken.
Nach
einiger Übung werden Sie erfahren, dass die tägliche Disziplin Sie mehr unterstützt
und trägt, als dass Sie sie erdulden müssen.
Disziplin des Guten ist Freude, die sich
selbst erzeugt. (Br II, 559)
3. Verteidigung des höheren
Bewusstseins
Die
spirituelle Disziplin beginnt mit der Bildung und Verteidigung eines höheren
Bewusstseins.
Wir
hatten in früheren Sendungen (Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“, Sendung 2
„Die Bedeutung des Bewusstseins“) mehrfach herausgearbeitet: Der Mensch ist,
was er denkt. Wer denkt wie ein Huhn, tritt auf wie ein Huhn und ist daher auch
nur ein Huhn, selbst wenn er äußerlich wie ein Adler
aussieht.
Das
bedeutet: Wenn Sie ein Unsterblicher sein wollen, müssen Sie zunächst das
Bewusstsein eines Unsterblichen bilden, es verteidigen und in der Welt entsprechend
auftreten.
Wir
hatten schon als Beispiel angeführt: Werden Sie sich bewusst, dass Sie – Ihr
wahres Ich – unverletzlich sind. Bilden Sie aus diesem Wissen eine Haltung vollkommener
Furchtlosigkeit. Und verlieren Sie dieses Bewusstsein und diese Haltung in
keinem Augenblick – anderenfalls (nämlich solange Sie
sich tatsächlich noch fürchten) sind Sie noch kein Unsterblicher.
Entscheidend
ist, dass Ihre Verwandlung in ein unsterbliches, geistiges Wesen unabhängig von
den äußeren Umständen vor sich geht. Das wird nur gelingen, wenn Sie diese Transformation
innerlich, im Geist, im Bewusstsein durchführen und dort verteidigen: Nur dann
können Sie in allen Verhältnissen mit der Überlegenheit des Neuen Menschen nach
außen auftreten.
4. Tagesrhythmus
Wenn
Sie sich auch nur ein wenig mit den großen Heiligen und Glaubenshelden der
Menschheitsgeschichte befassen, von Pythagoras und Platon über Benedikt und
Ignatius von Loyola bis hin zu Gandhi und Dietrich Bonhoeffer, erkennen Sie:
Sie alle haben für ihre Gemeinschaft eine feste Tagesordnung vorgesehen und
vorgelebt.
Auch
dabei geht es nicht um Äußerlichkeiten, ganz im Gegenteil: Sich einen bestimmten
Tagesrhythmus anzueignen hat nur den einen Sinn, das Leben Ihres höheren,
geistigen Wesens überhaupt erst zu ermöglichen! Sie müssen dem irdischen Alltag
mit allen seinen Pflichten und Ablenkungen jedenfalls ein wenig Zeit abtrotzen,
in der sich Ihre Seele zu ihrem Leben entfalten kann.
Außerdem
ist es nur mit einem festgelegten Tagesrhythmus möglich, allen vier
Lebenskreisen gleichermaßen gerecht zu werden und an jedem Tag angemessene Zeit
für die Höhere Verbindung, den Dienst und die Ausbildung zu erübrigen.
Die
Aufstellung und Einhaltung einer Tagesordnung gegen alle Widerstände ist ein
erster Schritt hin zur Errichtung der Herrschaft des Geistes über die Umstände!
5. Ernährung nach geistigen
Grundsätzen
Die
spirituellen Gemeinschaften aller Zeiten, aller Völker und aller Religionen
haben immer gewisse Regeln über die Ernährung befolgt.
Diese
zielen nicht nur darauf ab, Ihren Körper als geeignetes Werkzeug gesund und
leistungsfähig zu halten, sondern vor allem darauf, das Wachstum Ihrer Seele
nicht durch ungeeignete – z.B. zu schwere oder zu viele – Nahrung zu behindern.
Die
Aufstellung und Einhaltung von Regeln über die Ernährung gegen die Gelüste des
Körpers ist ein erster Schritt zur Errichtung der Herrschaft des Geistes über sich
selbst!
6. Drei Lebensgrundsätze
Das
Gelübde der Geistigen Schüler früherer Zeiten, der Mönche, enthielt die drei
Versprechen des Gehorsams, der Armut und der Keuschheit – versinnbildlicht durch
die drei Knoten in dem Strick ihrer Kutte.
Die
Neue Zeit verlangt von einem Agni Yogi, dass er mitten in der Welt lebt. Seine
moderneren Lebensgrundsätze lauten daher: Gehorsam, Leben in zwei Welten und
Selbstlosigkeit.
7. Gehorsam
Auch
das Wort „Gehorsam“ hört der heutige Mensch nicht gern. Er assoziiert
„Kadavergehorsam“ und hält gehorchen für unvereinbar mit seiner Freiheit. Das
sieht der Neue Mensch ganz anders:
Er
übt zunächst den Gehorsam den kosmischen Gesetzen gegenüber, die nun einmal
immer und überall gelten. Sich nach ihnen zu richten, ist in Wahrheit keine
Einschränkung Ihrer Freiheit; es ist im Gegenteil der einzig
Weg, um Ihre Freiheit verwirklichen, nämlich um nicht zu scheitern,
sondern voranzuschreiten.
Weiter
enthält der Agni Yoga – wie die Bibel, der Koran, die Bhagavad Gita und andere
Heilige Schriften auch – eine Fülle von Hinweisen dazu, wie wir vorwärtskommen
können. Es wäre schlicht unvernünftig, diese höhere Weisheit nicht zu befolgen.
Es wäre unklug, nicht auf die Älteren Brüder der Menschheit zu hören: Sie sind uns
voraus, sie stehen schon dort, wo wir erst noch hinkommen wollen, und sie weisen
uns den Weg dorthin.
Schließlich
hatten wir über die Notwendigkeit gesprochen, dass Sie sich einen Lehrer
erwählen und diesem nachfolgen (Sendereihe „Einführung
in Agni Yoga“, Sendung 5 „Die Hierarchie“). Das muss in Ihrem Alltag praktisch
werden. Warum aber sollten Sie einen Lehrer suchen, wenn Sie dann doch nicht
auf ihn hören? Und warum sollte er sich die Mühe machen, sich mit Ihnen zu
beschäftigen, wenn Sie doch nicht tun wollen, was er Ihnen sagt?
8. Leben in zwei Welten
Früher
verließ der Mönch die Welt, um in der Einsamkeit ein heiliges Leben zu führen.
Diese Zeiten sind vorbei. Unsere Aufgabe ist es, mitten in der Welt ein
heiliges Leben zu führen.
Das
ändert aber nichts daran, dass Ihre Seele als geistiges Wesen ein Fremder, ein
Außerirdischer auf der materiellen Ebene ist. Wenn Sie Ihre Seele sein, das
Leben eines geistigen Wesens führen wollen, müssen Sie auch lernen, in der Welt
der Seele zu leben (z. B. in der Meditation).
Der
Schüler auf dem Geistigen Pfad lebt in beiden Welten, in der spirituellen und
in der materiellen. Er sucht schon vor dem Tod regelmäßig seine Heimat auf. In
der einen Welt holt er sich Erkenntnis, Ideale, Belehrung, Führung, Kraft und
Trost, in der anderen muss er die empfangenen Ideen in materielle Realität umsetzen.
9. Selbstlosigkeit
Wir
hatten schon gesagt (Sendereihe „Experiment Unsterblichkeit“, Sendung 1 „Der
Schatz“): Selbstlosigkeit ist die praktisch wichtigste Eigenschaft des Neuen
Menschen, weil eine Verbesserung der Verhältnisse auf der Erde vor allem eine
Überwindung des herrschenden Egoismus erfordert.
Der
Geistige muss heute nicht mehr arm sein. Im Gegenteil ist es durchaus
wünschenswert, dass er Land, Häuser, Fabriken und dergleichen besitzt –
wenn er sie nur richtig nutzt, nämlich vollkommen selbstlos allein im Interesse
des Allgemeinwohls verwaltet.
10. Vier Lebenskreise
Kommen
wir schließlich zu der Frage: Was tut der Neue Mensch den ganzen Tag? Womit
beschäftigt er sich?
Agni
Yoga sagt: An erster Stelle steht die Verbindung mit der Höheren Welt, mit dem
Lehrer, auch „Meditation“ genannt.
So
sagt auch Jesus auf die Frage, welches das höchste Gebot sei: Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von
ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. (Mt
22, 37)
An
zweiter Stelle folgt der Dienst am Allgemeinwohl.
Der
dritte Lebenskreis ist der Dienst am Nächsten.
Erst
ganz am Schluss kommen Sie selbst – aber auch nicht, um es sich gut gehen zu lassen,
sondern um sich selbst zu vervollkommnen.
Beachten
Sie, dass die herkömmliche Rangordnung beim alten Menschen genau umgekehrt ist:
Er denkt zunächst und vor allem an sich selbst, danach vielleicht noch an seine
Familie, an das Allgemeinwohl kaum noch und an den Höchsten gar nicht.
Die
Einteilung des Lebens eines Agni Yogi in diese vier Kreise geht auf diesen
wunderbaren Paragraphen zurück:
Teilt alles in vier Teile: Der erste
gelte dem Höchsten, der zweite dem Allgemeinwohl, der dritte eurem Nächsten und
der vierte euch selbst. Jedoch es schlägt die Stunde, in der es nur noch drei
Teile gibt, denn der vierte wird vom zweiten verschlungen. Solch eine
Aufteilung wird als feurig bezeichnet. Allein das Herz kann ihre Grenzen
bestimmen. Doch die Reihenfolge möge feurig eingeschrieben werden. (FW II, 457)
Er
macht deutlich, dass der vierte Kreis – die Sorge um Sie selbst – eines Tages
überflüssig sein könnte, weil die eigene Vervollkommnung im Grund nur den Sinn
hat, dem Allgemeinwohl noch besser dienen zu können.
Je
mehr Sie Agni Yoga praktizieren, desto mehr werden Sie feststellen: Ein
erfülltes, gelungenes Leben hängt entscheidend davon ab, alle diese vier
Lebenskreise gleichermaßen auszufüllen: Dem einen fehlt noch der selbstlose
Dienst, der andere muss sich für einen solchen Dienst erst geeignet machen,
einem dritten fehlt mit der höheren Verbindung die Richtung, in die der Dienst
verlaufen soll …
11. Höchste Verbindung („Meditation“)
Nikolaus Roerich "Mountain Peaks"
Kommen
wir jetzt zum ersten Lebenskreis. Agni Yoga liebt den Begriff „Meditation“
nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn damit eine mehrstündige, passive,
unproduktive Versenkung in ein wirkliches oder eingebildetes „Nirwana“ gemeint
ist, womöglich noch unter gleichzeitiger Verletzung der weltlichen Verpflichtungen.
Das kann eine Flucht vor der harten Wirklichkeit oder eine subtile Art von
Egoismus sein.
Für
den Agni Yogi ist „Meditation“ die Verbindung der Seele mit ihrer Heimat, der
geistigen Welt. Aus dieser Verbindung fließen ihr Trost, Kraft, Freude,
Erkenntnis und Führung zu.
Die
höhere Verbindung versorgt die Seele mit geistiger Nahrung: Mit Inspiration, hohen
Gedanken, Ideen und Idealen, denn
der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
sondern von einem jeglichen Wort aus Gottes Munde (Mt 4, 4)
Die
höchste Form der Agni Yoga-Meditation hat uns Helena Roerich vorgelebt und
gelehrt: Sie aus ihren rein geistigen Gesprächen mit ihrem nicht inkarnierten
Lehrer einen wahren Schatz für die Menschheit empfangen, nämlich die Bücher des
Agni Yoga mit ihren Tausenden von Seiten. Das sollten wir nachahmen und lernen,
die Stimme des unsichtbaren Lehrers zu
vernehmen (AY 174, 181, 185).
Die
höhere Verbindung ist die einzige, wahre, geistige Freude eines spirituell
gesinnten Menschen.
12. Dienst am Allgemeinwohl
In
diesem Lebenskreis bemühen Sie sich vor allem um den neuen Aufbau, den
Fortschritt der Evolution, die Errichtung der Neuen Welt. Hier leisten Sie Ihren
konkreten, individuellen, unersetzlichen Beitrag zur Durchsetzung des Geistes
in der Welt – dort, wo Sie gerade stehen, in Ihrem
alltäglichen Bereich.
Das
Studium der Lehre und die Verbindung mit der Höheren Welt bleiben unvollkommen
und fruchtlos, wenn sie nicht in praktischen Dienst münden. Die Gedanken und
Ideale, die Sie empfangen, sind dazu da, in die alltägliche, materielle
Wirklichkeit umgesetzt zu werden!
13. Dienst am Nächsten
Rembrandt "Der barmherzige Samariter"
Im
dritten Lebenskreis geht es um die Bedürfnisse der Personen, mit denen Sie das
Schicksal – nicht zufällig! – in Berührung bringt: Familie, Verwandte, Freunde,
Bekannte, Nachbarn, Arbeitskollegen und alle anderen, die Ihrer Nächstenliebe
bedürfen. Hier finden Sie viel alltägliche Not und ein weites Arbeitsfeld.
Der
Geistige Pfad kann nirgendwo anders als in Ihrem kleinen, ganz persönlichen,
scheinbar unbedeutenden Umfeld beginnen. Die Verpflichtungen, die sich daraus
ergeben, dürfen Sie auf keinen Fall vernachlässigen; sie zeigen Ihnen im
Gegenteil die ersten Stufen Ihres Aufstiegs.
14. Selbstvervollkommnung
Nikolaus Roerich "Pearl of Searching"
Im
letzten Lebenskreis sollen Sie lernen und üben, sich selbst immer weiter zu vervollkommnen,
zu vergeistigen und zu verfeinern, auf immer höhere Stufen der Hierarchie aufzusteigen.
Man
kann hier auch von einer „spirituellen Ausbildung“ durch Ihren Lehrer sprechen,
die Sie überhaupt erst geeignet macht, den Plan der Hierarchie auf der Erde zu fördern.
Auf
diesem Arbeitsfeld bemühen Sie sich vor allem um Erweiterung des Bewusstseins,
Verfeinerung und Vergeistigung, Herzensbildung und das Ablegen von schlechten
Eigenschaften und Gewohnheiten.
Zum
Abschluss noch ein Wort: Die Praxis des Agni Yoga wird nicht fern der Welt
hinter Klostermauern oder in einem Aschram im Himalaya ausgeübt, sondern in
Ihrem ganz normalen Alltag. Niemand von Ihnen muss die Lebenssituation
verlassen, in die er – nicht zufällig! – gestellt worden ist. Sie erhalten
Belehrung, Hinweise, Aufträge zur Ausführung in der Welt und Aufgaben zum Üben
– aber alles allein zur Anwendung im alltäglichen irdischen Leben. Darin liegt
die große Schönheit dieser Lehre.