AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„DIE 10 GRUNDPFEILER DER PRAXIS DES AGNI YOGA“
5. Pfeiler : Leben in zwei Welten
Meine
Damen und Herren,
es
ist mir eine Freude, Sie zu einer neuen Sendung begrüßen zu dürfen!
Eines
der wichtigsten Zitate des Agni Yoga lautet:
Ein Agni Yogi lebt wahrlich in zwei
Welten. (U I, 238)
Über
dieses Leben in zwei Welten wollen wir heute sprechen. Das Thema hat drei
Aspekte: Erstens lehrt Agni Yoga, dass wir uns nicht vom irdischen Leben
entfernen sollen. Zweitens heißt es, dass wir nicht am Irdischen, an den
vergänglichen Dingen haften sollen. Und drittens zeigt uns Agni Yoga, wie wir
schon jetzt, während unserer materiellen Existenz auf Erden, tatsächlich am
Leben in der jenseitigen geistigen Welt, unserer Heimat, teilnehmen können.
1. Nicht vom Leben entfernen
Carl Spitzweg
„Der Eremit als Blumenfreund“
Beginnen
wir mit dem ersten Aspekt: Nicht vom Leben entfernen. Die Welt ist schön und
voll herrlicher Möglichkeiten. Schauen Sie sich um: Ist der Planet, auf dem wir
leben dürfen, nicht ein Paradies?
Unsere Lehre stellt die Welt reich,
freudvoll und anziehend dar. (Gem 263)
Der
Unsterbliche versteht das Irdische und das Überirdische, die sichtbare und die
unsichtbare Welt als eine untrennbare Wirklichkeit. Wir dürfen also nicht das
Irdische zum Ruhme des Überirdischen herabsetzen.
Wahrlich, nicht Loslösen von der Erde,
sondern die Fähigkeit der Vereinigung der Welten macht den Menschen zu einem
Schöpfer. (Gem 215)
Deshalb
verlangt die Bruderschaft mit Nachdruck, dass wir uns nicht vom irdischen Leben
entfernen, sondern uns seinen Herausforderungen stellen.
Entfernt euch nicht vom Leben und geht
doch den Höhenpfad des Geistes. (BGM I, 1)
Die
Schönheit der Lehre des Agni Yoga besteht gerade darin, dass sie überhaupt
nichts Abstraktes enthält und nur ein einziges Ziel hat: Ihr gewöhnliches
alltägliches Leben zu verbessern!
Alles ist nur im Leben und für das Leben
von Wert. (HR I/1, 74; Brief vom 03.12.1930)
Weltflucht
ist der falsche Weg. Es ist kein Zufall, dass unsere Seelen gerade auf diesem
Planeten inkarniert sind. Für höhere Welten sind wir einstweilen noch gar nicht
reif.
Der Pfad des Einsiedlerlebens ist nicht
der Unsrige. Man muss dem Leben die Blume der Erfahrung darbieten. (AY 165)
Der
Auftrag, den Sie bei Ihrer Inkarnation übernommen haben, muss ausgeführt werden.
Er erlaubt es Ihnen nicht, die Welt zu verlassen. Wenn Sie sich selbst und die
Umstände verändern wollen, müssen Sie sich den herrschenden irdischen
Bedingungen unterwerfen.
Wer einen irdischen Auftrag ausführt,
befindet sich auch unter irdischen Bedingungen. (Br II, 37)
Sie
können sich von Zeit zu Zeit aus dem Treiben der Welt zurückziehen - aber nur,
um neue Kräfte zu schöpfen und danach umso mächtiger für den Sieg des Geistes auf
Erden zu kämpfen.
Es stimmt, dass ein Meister zeitweilig
allein gehen muss, aber nur, um Kraft zum Ertragen der Spannung und des Druckes
der physischen Verhältnisse zu gewinnen. Erleuchtung - die Assimilation
geistiger Nahrung - kommt in der Einsamkeit und Stille, denn sie gehört zum
geistigen Leben. Nach ihrer Erlangung aber folgt eine Periode, in der die
Erleuchtung - die Kraft, welche in der Stille erzeugt wurde - im Dienst der
übrigen Welt benutzt werden muss. (TL I, 17)
Die
Auseinandersetzung zwischen Licht und Finsternis, Gut und Böse muss gerade auch
auf Erden geführt werden. Oder wollen Sie die Basis der Welten-Pyramide, die
materielle Ebene, dem Chaos überlassen?
Man kann die Welt nicht der Zersetzung überlassen.
(Herz 42)
2. Im Leben lernen
Sie
dürfen vor den Prüfungen des irdischen Lebens nicht davonlaufen. Sie werden so
lange in eine Situation gestellt, bis Sie diese gemeistert - das heißt, geistig
überwunden haben. Nur auf diese Weise können Sie sich vervollkommnen und weiter
aufsteigen. Nur mitten im Leben können Sie das lernen, was auf diesem Planeten
zu lernen ist.
Nicht in versteckten Laboratorien, nicht
in Klosterzellen, sondern im Leben werdet ihr echte Aufzeichnungen sammeln. Gerade
aus dem Leben heraus muss man ans Ziel gelangen. (BGM II, 130)
Pseudo-Lehrer,
die Sie auf einen leichten Weg locken wollen, täuschen Sie darüber hinweg, dass
der Aufstieg auf einen höheren Plan so lange versperrt ist, wie Sie die
Anforderungen der unteren Ebene nicht beherrschen.
Wenn Agni Yoga ins Leben eingeführt
werden soll, dann dürfen seine Überbringer sich äußerlich nicht vom Leben
entfernen. Ein Agni Yogi tritt im Leben unauffällig auf. Es bedarf nicht der
geringsten Abweichung vom Leben. (AY 187)
Das
irdische Leben ist der einzige Ort, an dem Sie wirklich Fortschritte in ihrer
Entwicklung machen können. Sie dürfen die Gelegenheiten zum Wachstum, die es
bietet, nicht ungenutzt vorüberziehen lassen.
Im Leben, auf der Erde wird die ganze
höhere Umwandlung erreicht, welche die Schwelle zur höheren unbegrenzten
Schöpfung ist. (U I, 100)
In
der jenseitigen Welt nehmen Sie Ideen und Ideale auf und lernen, worauf es
ankommt. Entscheidend ist aber, das Gelernte und Erträumte auch tatsächlich in
materielle Realität umzusetzen – das ist nur hier unten auf der Erde möglich.
Der Mensch soll das irdische Leben
schätzen, da er in ihm neue Möglichkeiten der Vervollkommnung findet. (Br II,
738)
Natürlich
ist die materielle Ebene für den Geist die schwierigste; für den Gesamtaufbau
der Welten aber ist sie als die Basis der Pyramide die entscheidende. Nur hier
unten tritt der Mensch vollständig in allen Körpern auf, nur hier kann er daher
sein gesamtes Wesen formen.
Für die Verwirklichung aller Prinzipien
werden der Menschheit drei Ebenen offenbart. Gewiss, auf den höheren Ebenen ist
es für den Geist leicht zu streben, aber der irdische, der tiefste Pol erweist
sich als Ort der Entscheidung. Nur dort, wo der Kampf zwischen Licht und Finsternis
ausgetragen wird, kann der Geist frei wählen. Erfüllt von den Ausstrahlungen von
Energien, kann sich der Geist durch die Bekundung seines Strebens niederlassen.
Nur indem man in die irdische Sphäre eintaucht, kann man die Feinheit des
Strebens in die höheren Sphären offenbaren. Wahrlich, der Mensch muss das
Fegefeuer durchschreiten; anders kann der Geist die ihm bestimmte, alle Sphären
umfassende Welt nicht erreichen. (U II, 538)
Es
ist gerade das Wesen des Geistigen Pfades, inmitten widerstrebender materieller
Bedingungen höheres Streben zu entfalten.
Die Errungenschaft des Geistes besteht
darin, dass er inmitten von irdischen Schwierigkeiten und Kämpfen höheres
Streben entfaltet. Wie könnte man ohne geistige Arbeit den höchsten Zustand und
die Verfeinerung des Bewusstseins erlangen? So viele segensreiche Sorgen gibt
es auf dem Pfad der Läuterung des Bewusstseins! (FW III, 37)
Es
gilt tatsächlich: Je schwieriger die Bedingungen, desto wertvollere Erfahrungen
können Sie sammeln.
Der Lehrer (Platon) ließ
sich in Sklaverei geben, um so den irdischen Weg schneller beenden zu können.
Er durchlebte das volle Maß der irdischen Anspannungen und konnte während
Seines letzten irdischen Lebens umfangreiche Erfahrungen sammeln. (Br II, 179)
3. Das Kreuz des Daseins auf
sich nehmen
Tintoretto
„Die Hochzeit zu Kana“
Auch
die Großen Lehrer haben den vollen Kelch irdischen Leides auf sich genommen,
obwohl sie längst das Recht erworben haben, in höheren Sphären zu leben. Die
Heldentat liegt gerade darin, dass sich diese hohen Geister den schrecklichen
weltlichen Ausstrahlungen ausgesetzt haben, um Ihre Aufgabe hier unten zu
erfüllen. Wenn die Mahatmas nicht selbst die irdischen Verhältnisse durchlebt
und durchlitten hätten, könnten Sie uns gar nicht helfen.
Können
Sie sich überhaupt vorstellen, wie sehr ein großer Meister, ein höchst
verfeinertes Wesen wie Christus Jesus
in dem groben weltlichen Treiben gelitten haben muss? Zum Beispiel als Er an
der Hochzeitsfeier zu Kana (Joh 2, 1-12)
teilnahm, bei der gewiss das Amusement mit „Wein,
Weib und Gesang“ im Vordergrund stand - und Er auch noch den Wein beschaffen
musste?
Der Große Wanderer (Jesus) lehnte
es nicht ab, Festversammlungen zu besuchen und sich dort über alltägliche
Notwendigkeiten zu unterhalten. Nur wenige bemerkten, wie viele weise
Ratschläge mit einem Lächeln der Ermutigung gegeben wurden. Wäre Er nicht in
dieser Weise mit dem Leben in Berührung gekommen und hätte Er dabei nicht
gelitten, so hätte Seine Heldentat ihre Größe verloren. Niemand kam auf den
Gedanken, welche Leiden Ihm die Berührungen mit den verschiedenen ungeordneten
Ausstrahlungen verursachten. (Br II, 152)
Hören
wir die berühmten Worte des Eingeweihten Paulus
über die Leiden der Apostel der Urkirche:
Ich habe mehr gearbeitet, ich bin öfter
gefangen gewesen, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin oft in Todesgefahr
gewesen; von den Juden habe ich fünfmal empfangen vierzig Streiche weniger
einen; ich bin dreimal mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt, dreimal habe
ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen
Meer. (2. Kor 11, 23-25)
Keinem
Mitglied der Bruderschaft ohne Ausnahme ist es anders ergangen. Wenn wir zu
Mitarbeitern an Ihrem Großen Werk werden wollen, müssen wir uns auf ähnliche
Prüfungen und Angriffe einstellen.
Vermagst du auch nur eine Schwester der
Bruderschaft, auch nur einen Bruder zu nennen, die im irdischen Leben nicht
Leid und Verfolgung ausgesetzt gewesen wären? Wahrhaftig, es ist unmöglich.
Jede Heldentat ist mit Verfolgungen verbunden. Der Zweikampf mit der Finsternis
ist unvermeidlich, und die Wellen des Chaos müssen über dem mutigen Kämpfer
zusammenschlagen. Doch solche Prüfsteine zeugen nur von der Unbesiegbarkeit des
Geistes.
Unsere Mitarbeiter wurden sowohl
verbrannt, gekreuzigt, enthauptet wie auch erwürgt oder durch Raubtiere
getötet, sie wurden in die Sklaverei verkauft, vergiftet oder in Kerkern
eingeschlossen - mit einem Wort, sie erlitten alle Qualen, um ihre
Standhaftigkeit zu erproben.
Jeder, der gemeinsam mit Uns dienen
will, weiß, dass er dem Druck der Finsternis standhalten muss. (Br II, 14)
4. Irdische Verpflichtungen
erfüllen
Auf
keinen Fall darf sich der Schüler unter dem Vorwand „höherer Aufgaben"
seiner irdischen Verantwortung entziehen. Seine normalen alltäglichen
Verpflichtungen gegenüber den Menschen oder den Belangen des Allgemeinwohls,
die ihm anvertraut sind, gehen allen anderen Angelegenheiten vor.
Niemals war das Höhere Selbst je die
Ursache dafür, dass jemand sich vor einer menschlichen Pflicht gedrückt hat.
(TL VII, 360)
Erst
kommt die Bewältigung des Alltages, dann die Verwirklichung der Träume.
Ein Stallknecht erklärte seinem Herrn,
eine besondere Pferderasse züchten zu wollen. Der Herr antwortete: „Ein
ausgezeichnetes Vorhaben, zuerst aber bringe den Pferdestall in Ordnung.“ (Br
I, 101)
Die
Kunst ist gerade, beidem gerecht zu werden: Den Idealen und der ganz normalen
materiellen alltäglichen Realität.
Dem Wesentlichen und dem Staub auf der
Schwelle gerecht zu werden ist jene Prüfung, die ein jeder klar vor sich haben
muss. (FW I, 147)
Auch
die Mahatmas sind keine Elfen, die gleichsam im Vorbeiflug mit einer zarten Berührung
alles Hässliche in Vollkommenes verwandeln. Sie stehen – wie wir - täglich
unter dem Joch harter Arbeit zur Erfüllung Ihrer irdischen Verpflichtungen.
Nicht durch Wunder, sondern durch
tägliche Pflichterfüllung arbeiten Wir. (BGM II, 101)
Gerade
die alltägliche Verantwortung, die das Schicksal Ihnen – nicht zufällig! - zuteilt,
weist Ihnen den Weg in die höheren Sphären. Niemals wird einer aufsteigen, der
seine irdischen Pflichten vernachlässigt. Sie sind Mittel der höheren Mächte,
um uns in eine bestimmte Richtung zu lenken - wenn wir sie nicht erfüllen,
verfehlen wir unsere höhere Bestimmung.
Ganz und gar nicht heißen Wir die
Wahnsinnigen gut, die sich von ihren irdischen Verpflichtungen lösen und nur
Verwirrung um sich herum verbreiten. Sie sprechen von höheren Harmonien und
vergessen gleichzeitig, dass Harmonie zwischen der irdischen und der überirdischen
Welt herrschen muss. (Br II, 641)
Das
heißt konkret für den einzelnen: Erfüllen Sie an dem Platz, an den Sie gestellt
wurden, so gering er auch scheinen mag, Ihre Verpflichtungen, wirken Sie für
das Gute und erheben Sie sich von dieser Stelle aus. Bei Bewährung werden sich
nach dem Gesetz der Entsprechung (Siehe Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“,
Sendung 9 „Das Gesetz der Entsprechung“) höhere Aufgaben mit der Zeit von
selbst einstellen.
Alle Anstrengungen sollten sich
hauptsächlich auf die Verhältnisse richten, in die wir von Karma hineingestellt
wurden. Ein gewissenhaftes Verhalten zu allem wird die Grenzen hinwegwischen
und bessere Möglichkeiten bringen. (HR II/2, 481; Brief vom 23.04.1938)
5. Arbeit für den Lebensunterhalt
Für
Geld sollten wir nur arbeiten, um einen bescheidenen Unterhalt für uns und die
Menschen zu erwerben, die uns anvertraut sind. In diesem Rahmen ist Berufsarbeit aber erforderlich. Es ist nun einmal
unser Schicksal, dass wir in einer materiellen Welt unsere Lebensberechtigung
durch harte Arbeit verdienen müssen.
Im Schweiße deines Angesichts sollst du
dein Brot essen. (1. Mos 3, 19)
Niemand
darf auf Kosten anderer leben. Niemand darf andere für sich arbeiten lassen.
Niemand darf sich weigern, seinen Teil der Arbeit zu übernehmen, die in der
Gemeinschaft jeden Tag neu notwendig ist.
Wer nicht arbeiten will, der soll auch
nicht essen. (2. Thess 3, 10)
Das
gilt gerade auch für einen Schüler der Mahatmas.
Letztlich muss jeder Schüler der
alltäglichen Arbeit nachgehen und ist dem Angriff des Chaos ausgesetzt. (Br I,
303)
Tatsächlich
ist Arbeit der einzige Wert, der eine Entlohnung rechtfertigt.
Geldverdienen ist keine Gier. Lohn für Arbeit
in Empfang zu nehmen, ist kein Verbrechen. Man kann sehen, dass Arbeit den
einzig gerechten Wert darstellt! (Gem 271)
Auch
Jesus und die Apostel haben
gearbeitet, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Alle großen Lehrer arbeiteten viel, und
physische Arbeit war ihnen nicht fremd. Denken Sie an den Heiligen Sergius und
an Christus. Beide arbeiteten hart. Jesus verdiente sich seinen Lebensunterhalt
als Zimmermann und Töpfer. In den autorisierten Schriften blieb diese Seite des
Lebens des Großen Lehrers praktisch unbeachtet. (HR II/2, 459; Brief vom
11.02.1938)
Das
hat auch damals schon so manchen Pseudo-Schüler abgeschreckt.
Es kam nicht wenig Verwunderung unter
den Schülern auf, als Er (Jesus) mit ihnen gemeinsam den Lebensunterhalt
durch Arbeit beschaffen wollte. Gerade dieser Grundgedanke wurde auch von
Unseren anderen Brüdern angewandt. Einer von Ihnen, ein früherer Herrscher,
liebte es, zu Beginn des gemeinsamen Mahles zu sagen: „Offenbar habe ich mir
mein Brot durch Arbeit verdient.“ Einige der eifrigsten Schüler fielen gerade angesichts solcher ständiger Arbeit ab. (Br II, 155)
Jesu Nachfolger Paulus rühmt
sich, diesem Beispiel gefolgt, niemandem zur Last gefallen zu sein und sein täglich Brot durch weltliche Arbeit verdient zu haben.
Denn wir haben auch nicht umsonst Brot
von jemand genommen, sondern mit Arbeit und Mühe haben wir Tag und Nacht
gewirkt, auf dass wir nicht jemand unter euch beschwerlich wären. (2.Thess 3,
8)
Ich habe von niemand unter euch Silber
oder Gold oder Kleidung begehrt. Denn ihr wisset selber,
dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben. (Apg
20, 33, 34)
Wir
können uns die tägliche Arbeit dieser hohen Eingeweihten als Zimmermann oder
Zeltmacher nicht konkret genug ausmalen: Sie nahmen am täglichen Kampf ums
Überleben teil. Sie waren genau denselben Erniedrigungen, Ungerechtigkeiten und
Grobheiten durch Vorgesetzte oder Kunden ausgesetzt wie wir heutigen
Berufstätigen - ohne dabei ihre Würde zu verlieren, die in ihrer höheren Natur
begründet ist. Also können und müssen auch wir denselben Weg gehen.
Klagen
Sie nicht über stumpfsinnige Berufsarbeit. Höhere Aufgaben werden Ihnen
zuwachsen, wenn Sie dafür reif sind.
Seien Sie nicht unglücklich, weil Sie
für Ihren Lebensunterhalt so viel Zeit aufwenden müssen! Wir alle müssen unser
Brot verdienen. In der Tat, alles sollte mit menschlichen Händen und Füßen
vollführt werden, ohne sich vom Leben zurückzuziehen. Darin liegt große
Schönheit. Alle großen Denker schufen unter mühsamsten Umständen. Alle
irdischen Lasten sind für das Wachstum des Geistes notwendig. Materieller
Wohlstand und Behaglichkeit sind unsere gefährlichsten Feinde. Nichts löscht
das innere Feuer so schnell aus wie Sorglosigkeit um das Morgen. Es werden sich
zeitgerecht neue Umstände ergeben, und die Aufgaben werden sich erweitern.
Vielleicht werden wir uns dann nicht mehr um den Lebensunterhalt mühen, aber es
werden neue Probleme an uns herangetragen, weit kompliziertere und
schwierigere. (HR II/1, 30; Brief vom 24.09.1935)
Wir
dürfen nicht den Anforderungen entfliehen, welche die heutige Zeit nun einmal
stellt. Wir müssen den inneren Menschen ausbilden – dazu bieten gerade die schwierigen
Umstände der Arbeitswelt die beste Gelegenheit.
Einige der Mitglieder werden müde, weil
der Beruf ihre Zeit zu sehr in Anspruch nimmt. Ich denke, der Hauptgrund ist,
dass viele von ihnen die erste Stufe der Begeisterung überschritten haben und
nach dem okkulten Gesetz jetzt ihr wahres Wesen zu zeigen beginnen. Viele
erkennen nicht oder vergessen, dass der innere Mensch nur in äußerster
Anspannung aller Kräfte erwacht und nur so die weiteren Grade der Umwandlung
erreicht. Solche Menschen können meistens nicht genug geistige Kraft in sich
aufbringen, um den Tiefpunkten des Geistes standzuhalten, die jedem Aufschwung
der Begeisterung unvermeidlich folgen. Sobald wir erkannt haben, dass die
Erweiterung des Bewusstseins das Wesentliche ist, werden wir die Müdigkeit
überwinden; wir werden keinen einzigen Augenblick versäumen, unsere geistige
Schatzkammer mit den Juwelen des Wissens und der Erfahrung zu füllen. (HR I/3,
45; Brief vom 28.02.1935)
6. Verklärung des Lebens
Halten
wir zum Abschluss des ersten der drei Aspekte unseres Themas fest: Nicht sich
vom Leben entfernen, sondern die Welt verwandeln lautet der Aufruf.
Nicht Abkehr vom Leben, sondern seine
Umwandlung wurde geboten. (Br II, 812)
Wenn Wir zu den fernen Welten aufrufen,
wollen Wir nicht vom Leben entfernen, sondern neue Wege erschließen. (U I, 44)
Die
Bestimmung des Menschen, bewusst an der Evolution mitzuwirken, bedeutet
konkret, das Leben auf Erden auf eine höhere Stufe zu erheben. Jeder von Ihnen weiß,
wo in seiner Umgebung die Wahrheit, die Schönheit, die Gerechtigkeit oder die
Liebe mit Füßen getreten werden. Dem gilt es, entgegenzuwirken und dem Prinzip
des Geistes zum Sieg zu verhelfen. Das kann nur mitten im irdischen Leben
geschehen.
Selbstlosigkeit entspricht der
Bereitschaft, sich für den Sieg des Werkes der Höheren Welt einzusetzen. (Herz
536)
7. Nicht am Irdischen haften
Der
zweite Aspekt des Themas „Leben in zwei Welten“ lautet: Nicht am Irdischen
haften. Wir dürfen uns nicht an eine Welt binden, die nicht unsere Heimat ist
und die wir demnächst schon wieder verlassen werden. Jede Anhänglichkeit an
materielle Dinge oder Genüsse belastet unser geistiges Wesen und behindert
seinen Aufstieg.
8. Illusion der Welt
Die
östliche Weisheit bezeichnet die gesamte materielle Welt als Maja – als Illusion.
Das ist für den Abendländer zunächst schwer zu verstehen: Wieso ist etwas Festes,
Stoffliches, das ich anfassen kann, eine Illusion?
Die
Antwort lautet: Die Materie ist in ständiger Wandlung begriffen und vor allem
vergänglich. Was Sie heute noch sehen und berühren können, wird morgen schon
nicht mehr bestehen. Es ist daher für einen ewigen Wanderer kein Faktor, mit
dem er ernsthaft und dauerhaft rechnen müsste.
Man kann ein bedeutendes Buch über die Relativität
der physischen Einwirkungen schreiben. Man kann aus verschiedenen Bereichen
Tatsachen sammeln, um zu beweisen, dass unter den entscheidenden Faktoren die
physischen kaum wichtig sind. (FW I, 297)
Platons Höhlengleichnis (Der
Staat, 7. Buch, I ff) lehrt: Ein jeder betritt den Pfad als Gefangener
seines eigenen illusionären Ich und der Täuschung der Welt. Er muss sich
Schritt für Schritt aus diesem Kerker befreien und zum Wesentlichen, zu den
ewigen, geistigen Realitäten vorstoßen. Eine zeitgenössische Version dieser
Erkenntnis bietet der brillante Film „Matrix“,
der das Leben der Menschen in einer Scheinwelt schildert, aus der sie sich
befreien müssen.
Wer
nach Irdischem strebt, wendet seine Energie auf Dinge, welche die Mühe nicht
wert sind.
9. Nicht am Alltäglichen
haften - Streben nach ewigen Dingen
Sie
dürfen sich von den Kleinigkeiten des Alltags nicht in Beschlag nehmen lassen. Diese
dürfen Sie nicht von dem Großen Werk der Fortführung der Evolution, der
Schaffung des Neuen Menschen und der Neuen Welt abbringen.
Der aufsteigende Geist muss stets daran
denken, dass er sich von den Bindungen des Alltagslebens lösen muss. (FW III,
19)
Wer
sich zu sehr mit „Kleinkram“ abgibt, begrenzt sich und wird selbst klein.
Die Gewohnheit des Alltags macht sie
gewöhnlich. (Gem 137)
Das
Vergängliche ist nur hinderlich für den, der nach oben, zur ewigen, geistigen
Welt strebt.
Sowohl unbedeutende Handlungen als auch
unbedeutende Dinge behindern das Leben. (Herz 37)
Es
gibt viel zu viel wichtige Dinge zu tun, als dass Zeit und Kraft für
Unwesentliches vergeudet werden dürfte.
Die Schlacht ist so gewaltig, dass man
die Zeit nicht gewöhnlichen Beschäftigungen widmen kann. (AUM 459)
Die
Menschen laufen ständig Gefahr, über dem aufgeregten irdischen Treiben das
Wesentliche zu vergessen.
Die Menschheit ist mit solcher Achtung
dem Vergänglichen zugetan, dass sie das Ewige vergessen hat. (FW III, 363)
Schon
Jesus sagte: Wir können nicht zwei
Herren dienen (Mt 6, 24): Wir müssen uns entscheiden
zwischen Materie und Geist, den weltlichen Wegen und dem Geistigen Pfad.
Der Mensch kann nicht dem Tier in sich
dienen und gleichzeitig seinem Höheren Selbst, seinem Gott. (TL IV, 185)
Wir
müssen vergängliche Reichtümer und Genüsse aufgeben, wenn wir ewige Schätze im
Himmel gewinnen wollen.
Was immer wir an dauernden Gütern
erwerben – wir müssen in irgendeiner Weise den Preis dafür bezahlen. Gewinnen
wir spirituelle Weisheit, haben wir den Preis in materiellen Opfern irgendeiner
Art bezahlt. Gewinnen wir das innere Leben, dann haben wir den Preis in
Inhalten äußeren Lebens irgendwie bezahlt. (TL VII, 373)
Wer
sich den materiellen Dingen verschreibt, bleibt geistig arm. Unsere heutige
Zeit bietet dafür den besten Beweis: Materiell im Überfluss und geistig in
Armut.
Wer das Heil in der materiellen Welt
sieht, wird in der Höheren Welt ein Bettler sein. (AUM 190)
10. Lösen von Geschäften
Der
Unsterbliche zieht sich von der Geschäftemacherei der Welt zurück. Er selbst
benötigt nur wenig. Er kann sich nicht an der wahnsinnigen Jagd nach
vergänglichen Gütern beteiligen. Er wird seine Seele nicht für derlei Tand
verkaufen.
Das Leben wurde in ein Geschäft
verwandelt, aber welcher Lehrer des Lebens war je ein Geschäftsmann? (FW I,
83)
Er
kann nicht für Institutionen tätig sein, die ungeistige Ziele verfolgen oder
auf ungeistige Art und Weise arbeiten. Er darf nicht zu einem Rädchen in einem
System werden, das auf der Zerstörung der Erde, der Ausbeutung der Mitmenschen
und der Misshandlung der Tier- und Pflanzenwelt beruht.
Ich weise euch den Weg des Kampfes mit
den Geschäftemachern dieser Welt. (BGM I, 28 [29])
Der
Geistkämpfer muss sich hüten, dass er in der Schlacht nicht der falschen Seite,
dem Lager des Materialismus und des Ungeistes seine Hand leiht!
11. Lösen von Zerstreuung und
Vergnügungen
Roberto Bompiani: “Ein römisches
Gelage”
Das
Gift der heutigen Zeit ist süß. Das macht es so gefährlich: Man erkennt gar nicht
mehr, dass es schädlich ist!
Zerstreuung
ist ein schreckliches Geistesgift. Sie entfernt uns von unserem höheren Selbst,
dem wir uns nur durch Konzentration nähern können.
Die Menschen ersetzen Konzentration
durch Vergnügungen. Doch wurde Zerstreuung angeordnet? Überall wurde auf die
Tat verwiesen, doch nicht auf das Chaos der Verzettelung. (Herz 439)
Materielle
Genüsse stillen den Durst der Seele nicht.
Was der wahre Mensch - Mann oder Frau -
vor allem anderen wünscht, ist Gott, und nichts Geringeres wird ihn
befriedigen. (TL IV, 138)
Angesichts
der unermesslichen Aufgaben ist Leichtlebigkeit und Kräfteverschwendung
unangebracht.
Eure Auffassung ist richtig, dass es
keine Vergnügungen geben kann, wenn die Erde vor Not schreit. Wo Hunger ist,
kann man sich nicht der Übersättigung hingeben. Welche Tänze kann es denn im
Angesicht von Morden geben! Wahrlich, Ich sage: Vergnügungen in den Tagen der
Not sind unziemlich. (Br II, 362)
12. Lösen vom alten Menschen
Andrea
Mantegna „Die Heilige Familie“
Weltliche
Kräfte, die auf Zerstreuung statt Sammlung, Vergnügung statt Dienst, Gier statt
Bedürfnislosigkeit, Ungebundenheit statt Gehorsam, Beliebigkeit statt
Verbindlichkeit oder Egoismus statt Selbstlosigkeit gerichtet sind, sind
tatsächlich Feinde, von denen Sie sich fernhalten und vor denen Sie sich
schützen müssen. Keiner dieser Einflüsse darf jemals Macht über Sie gewinnen.
Der Schüler wird niemals die notwendige
Beherrschung seiner eigenen Neigung zur Unentschlossenheit erlangen, ehe er die
Wahrheit anerkennt, dass derjenige, der ihn vom Pfad der Pflicht, den er
gewählt hat, abzulenken versucht, sein ärgster Feind ist. (TL VI, 297)
Sie
müssen sich - zumindest innerlich - von all den Mitmenschen klar absondern, die
nicht den Geistigen Pfad gehen: Sie stören Ihre Arbeit, führen Sie in
Versuchung, infizieren Sie mit ihren falschen Gewohnheiten und lenken Sie von Ihrem
Weg ab. Wenn Sie sich mit ihnen verbinden und sich zu sehr auf die Bestrebungen
und Vergnügungen ihres erdgebundenen, persönlich geprägten Lebens einlassen, werden
Sie unweigerlich in diesen Verstrickungen hängenbleiben.
Unzählbar sind jene, die versuchen, die
Menschen mit den niedrigsten Gedanken zu beeinflussen. (AY 227)
Zu
dem, was Sie auf dem Weg der Erhebung hinter sich zurücklassen müssen, gehören
auch die Bindungen an Familie, Verwandte und Freunde. Es bleibt Ihnen keine
Wahl, als sich von allen Menschen geistig zu lösen, die den anderen, den
weltlichen Weg gehen. Auch ihnen können Sie nur von dem neuen, höheren
Standpunkt aus helfen.
So jemand zu mir kommt und hasset nicht
seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein. (Luk 14,
26)
Das
ist nicht herzlos, wie es erscheinen mag: Gerade der engste Umkreis aus
Freunden und Familie kann die größte Gefahr für den geistigen Schüler
darstellen: Er pflegt naturgemäß jeden Tag aufs Neue eine Vielzahl von
zeitlichen, egoistischen Anliegen an Sie heranzutragen und Sie dadurch von Ihrem
Höhenweg abzubringen.
Ach, diese wirbelnde, prunkhafte,
glitzernde Welt voll unersättlichen Ehrgeizes, in der Familie und Staat die
höhere Natur eines Mannes unter sich aufteilen, wie zwei Tiger einen Kadaver,
und ihn ohne Hoffnung und Licht lassen. (MB I, 143)
Wir
hatten schon gesagt: Eine wirkliche, „heilige“ Familie ist nur mit Ihren
Seelenverwandten möglich. Unter Ihren Blutsverwandten können sich sogar Feinde von
Ihnen befinden (Sendereihe „Experiment Unsterblichkeit“, Sendung 5 „Die neue
Identität“).
Ich gebe zu, dass die Worte Jesu „Wenn
einer zu mir kommt und nicht seinen Vater, die Mutter, das Weib, die Kinder
usw. hasst …“ grausam klingen. Sollten wir dieses Wortgefüge aber nicht jenen
zuschreiben, die es niedergeschrieben oder übersetzt haben? Dennoch ist sein
tiefer Sinn klar. Wenn der Mensch seiner Familie mehr dient als dem Geist der
Lehre des Guten, was wird ihm da wohl Gutes widerfahren? (HR II/2, 322; Brief
vom 28.05.1937)
13. Einsamkeit
G. Dou „Einsiedler im Gebet“
Der
Geistige Pfad ist ein Weg, den man zunächst allein beschreiten muss.
Der Wanderer steht einsam vor der
steilen Wand des Aufstiegs. (Br II, 232)
Sie
dürfen sich keinen Illusionen hingeben: Sie können von den alten Menschen,
selbst von Familie, Verwandten und Freunden, keinerlei Unterstützung, sondern
nur Ablehnung und Widerstand erwarten. Sie müssen sich darauf einstellen, in Ihrem
Umkreis der einzige, der letzte - oder besser: der
erste - Streiter für das Licht zu sein.
Die Bedeutung eines heutigen Helden
stützt sich auf die Erkenntnis, dass er von keiner Seite her Mitarbeit erwarten
kann. (AY 290)
Jesus’ Heldentat wurde von niemandem aus
Seiner Umgebung, außer Seiner Mutter, unterstützt. (Br II, 149)
Wenn
Sie voranschreiten, werden Sie mit der Zeit neue Weggefährten finden. Eine
wahre Gemeinschaft kann es nur mit denjenigen geben, die wie Sie auf dem
Geistigen Pfad wandern und demselben Ziel zustreben.
Es sollte den Wanderer nicht betrüben,
wenn er allmählich vereinsamt. Es gibt Pfade, die in Begleitung schwierig zu
durchschreiten sind. Wenn er seine Aufmerksamkeit auf das Ziel richtet, führt
das neue Weggefährten heran. (Br I, 181)
Einsamkeit
ist heilsam.
Man muss sich des Altertums erinnern, da
Kranke in die Einsamkeit hinausgingen und Umgang nur mit der Natur pflegten.
Dabei taten sie dies nicht nur im Falle ansteckender Erkrankungen, sondern
auch, wenn der Organismus einer Erneuerung bedurfte. Die Menschen beginnen, von
Einsamkeit zu träumen, und darin kommt der Instinkt von Selbsterhaltung und
Gesundung zum Ausdruck. (Br II, 340)
Sie
ist schöpferisch: Nur in der Stille erreichen uns die besten und höchsten
Gedanken.
Die Einsamkeit übermittelt eine bessere
Botschaft als das Gerede der Massen. (BGM II, 29)
Ihre
Zerstörung durch die heutige Massengesellschaft ist Teufelswerk.
Der Geist der Finsternis überlegte, wie
er die Menschheit noch fester an die Erde binden könnte; er dachte: „Mögen sie
ihre alten Sitten und Gewohnheiten beibehalten. Nichts fesselt die Menschheit
so sehr wie die gewohnten Formen. Doch dieses Mittel eignet sich nur für die
Massen. Weit gefährlicher ist die Einsamkeit, in ihr werden das Bewusstsein
erleuchtet und neue Formen geschaffen. Man muss die einsamen Stunden verkürzen.
Die Menschen dürfen nicht allein bleiben. Ich werde sie mit einem Spiegelbild
ausstatten, um sie an ihr Gesicht zu gewöhnen.“ Und die Diener der Finsternis brachten
den Menschen einen Spiegel! (AY 266)
In
Wahrheit gibt es gar keine Einsamkeit: Der
Tempelschüler steht in geistiger Verbindung mit seinem Lehrer, seinen
Mitschülern und Ordensbrüdern, ist eingegliedert in die Hierarchie der Seelen.
In der geistigen Gemeinschaft all derer, die heute und zu allen Zeiten den Pfad
gehen, ist der Pilger geborgen. Solange Sie nur auf dem Pfad bleiben und hier
unten auf Erden im Namen der Hierarchie auftreten, stehen alle Meister,
Heiligen, Glaubenshelden und Märtyrer an Ihrer Seite.
Der Kühne fürchtet die Einsamkeit nicht,
denn er fühlt im Geist die Verbindung mit der Hierarchie des Lichts. (FW III,
55)
In
der übernächsten Sendung über die Meditation werden wir sehen, wie Sie sich
jederzeit an Ihre Seelenverwandten wenden können.
Jedem ist ein Heilmittel gegen
Einsamkeit gegeben. Er vermag jede beliebige Einwirkung zu zerstreuen, indem er
sich gedanklich an Freunde wendet. Der Mensch hat nicht nur auf der Erde
Freunde, er vermag auch aus der Feinstofflichen Welt treue Mitarbeiter
herbeizurufen. Überdies vermag er von Uns zu wissen, und Hinwendung zu Uns wird
nicht erfolglos bleiben. (Br II, 493)
Wenn
Sie Ihr Herz öffnen, können Sie schon im physischen Zustand die Anwesenheit und
die Zuwendung Ihrer geistigen Freunde spüren.
Ich meine, dass es wirklich freudvoll
ist zu erkennen, dass es keine Einsamkeit gibt und dass jeder von uns auf
dieser oder jener Ebene von liebenden Seelen umgeben ist. Mit solchen Sendungen
bemühen sich die liebenden Seelen um uns herum, eine segensreiche Atmosphäre zu
schaffen; aber man muss dies erkennen, das Herz öffnen und darf ihre Rufe und
Sendungen nicht abweisen durch finstere Emanationen, die von bedrückenden
Gedanken, gefärbt durch Zweifel, und oft von absolut unbegründeten
Beleidigungen ausgehen. Finstere Emanationen sind für feine Energien
undurchdringlich. (HR II/2, 483; Brief vom 23.04.1938)
14. Teilnahme am Leben in der
Höheren Welt
Kommen
wir schließlich zum dritten Aspekt des „Lebens in zwei Welten“: Wenn Sie ein
Unsterblicher, ein geistiges Wesen, eine Seele sein wollen, müssen Sie lernen,
das Leben Ihrer Seele zu führen. Ihre Seele lebt und wirkt ganz natürlich
sowohl in der irdischen (durch den Körper) als auch in der geistigen Welt.
Lernt es, gleichzeitig in der irdischen
und der Überirdischen Welt zu leben. (Br II, 900)
Sie
können also – mit Hilfe der Seele - schon während der Inkarnation auf Erden am
Leben in Ihrer Heimat, der jenseitigen Welt teilnehmen.
Eine Sache ist es, abstrakt über die
fernen Welten zu sprechen, eine andere, als Teilnehmer sich dort bewusst zu
werden. (Gem 30)
15. Außerirdischer
Wie
können Sie dies praktisch verwirklichen? Machen Sie sich zunächst bewusst:
Ihre
wahre Heimat ist nicht hier unten, sondern oben in der jenseitigen Welt: Dort
verbringen Sie viel mehr Zeit als auf Erden. Dort leben Sie mit Ihren
Seelenverwandten, mit Ihrer geistigen Familie in einer Welt zusammen, die
wirklich der Höhe Ihres Wesens entspricht (Siehe Sendereihe „Einführung in Agni
Yoga“, Sendung 10 „Die Überirdische Welt“).
Man kann sagen, dass Unsere Mitarbeiter
keine Bewohner der Erde sind, sondern Gäste, ganz von Erinnerungen an bessere
Welten erfüllt. (Br II, 369)
Ihre
wahre, ewige Individualität - die Seele – ist als geistiges Wesen ein Fremder auf
der materiellen Erde. Sie fühlt sich hier wie ein Außerirdischer von einem
anderen Stern.
16. Gesandter von Jenseits
Nikolaus Roerich
„Von Jenseits“
Machen
Sie sich weiter bewusst: Aus dem Paradies Ihrer Heimat werden Sie – wie Adam
und Eva - von Zeit zu Zeit vertrieben und auf die unwirtliche materielle Ebene
geschickt: Damit Ihre Seele weiter wachsen, sich
weiter vervollkommnen kann; damit sie lernt, auch die irdischen Bedingungen zu
beherrschen.
Vor
allem aber hat ein jeder von uns von Oben einen
individuellen Auftrag erhalten, den er hier unten zu erfüllen hat. Insofern
sind wir alle Gesandte der jenseitigen Sphären in einer fremden, barbarischen
Welt, zu deren Verbesserung wir auf unsere Weise beizutragen haben.
Das
ist eine hohe Würde! Vergessen Sie sie niemals! Treten Sie in Ihrer Umgebung
immer als der Abgesandte einer höheren Macht auf einem primitiven Planeten auf!
17. Leben nach den Bräuchen der Heimat
Leben
in zwei Welten bedeutet weiter: Sie müssen auch in der materiellen Welt die höheren Bräuchen und Gesetzen befolgen, die in Ihrer
Heimat, der jenseitigen Welt, für Sie verbindlich sind. Als ein Wesen, das
beiden Welten angehört, müssen Sie auch die Bedingungen beider Ebenen erfüllen.
Der
Gesandte darf seine Würde nicht aufs Spiel setzen. Er darf sich nicht den
primitiven Verhältnissen, den unzivilisierten Sitten der Bewohner seines
Gastlandes unterwerfen, die zu erheben er gesandt wurde. Er darf sich nicht
gemein machen mit denen, die er auf eine höhere Stufe führen soll.
Ein Yogi kann alles tun, doch ist einem
Yogi nicht alles erlaubt. (AY 223)
Ein
gutes Beispiel für das Leben in einem fremden Land nach den Bräuchen der Heimat
ist der Einsatz eines deutschen Soldaten in Afghanistan: Er hat dort
vorübergehend einen Auftrag zu erfüllen. Er lebt dort aber weiter nach den deutschen
Sitten. Er sieht deutsches Fernsehen, isst deutsches Essen und unterliegt
deutschem Recht. Er wird so oft wie möglich per Brief, Telefon oder Skype die Verbindung
mit seiner Heimat, mit Familie und Freundin pflegen. Er bleibt ein Deutscher,
auch wenn es ihn unter Afghanen verschlagen hat.
Das
heißt konkret: Wenn Sie ein Geistesschüler sein wollen, müssen Sie auch in der
Fremde (auf der materiellen Ebene) nach den Gesetzen des Aschrams der geistigen
Welt, zu dem Sie gehören, nach den Weisungen Ihres Lehrers, nach der Regel des
Schülers und nach den 10 Grundpfeilern der Praxis des Agni Yoga leben, über die
wir hier sprechen.
Die
unterste Ebene, die irdische Welt ist der entscheidende Prüfstein dafür, ob Sie
wirklich, Ihrem Wesen nach, schon ein Schüler und Mitarbeiter der Mahatmas sind
– was nur möglich ist, wenn Sie nicht nur oben, sondern auch hier unten als ein
solcher auftreten. Wenn Ihnen das auf der materiellen Ebene nicht gelingt,
endet auch Ihre überzeitliche Existenz als Schüler in der Höheren Welt.
18. Täglicher Besuch in der
Heimat
Nikolaus
Roerich „Morgenstern“
Während
Sie fern der Heimat einen Auftrag in der Fremde zu erfüllen haben, sehnen Sie
sich natürlich – wie der Soldat in Afghanistan - danach, die Verbindung mit der
Heimat aufrecht zu erhalten und - wann immer möglich - besuchsweise oder im
Urlaub - dorthin zurückzukehren.
Der
alte Mensch erwartet die Rückkehr in seine geistige Heimat erst bei seinem Tod.
Die
neue Haltung des Agni Yogi ist: Sie beginnen einen jeden Tag in Ihrer Heimat.
Für denjenigen von Ihnen, der die ewige Identität eines geistigen Schülers
gewählt hat, bedeutet das: Im Aschram, in der überzeitlichen Gemeinschaft mit
Ihrem Lehrer und Ihren Mitschülern. Sie können in der morgendlichen Meditation
Ihr geistiges Wesen, Ihre ewige Individualität tatsächlich dorthin versetzen. Aus
dieser höheren Welt, von diesem höheren Standpunkt steigen Sie auf die irdische
Ebene herab, um tagsüber hier unten tätig zu sein. Am Abend klettern Sie - Ihr
geistiges Wesen - wieder auf Ihren Berg, zurück in Ihre Heimat, in die geistige
Welt.
So
wird das Leben in zwei Welten real, konkret und praktisch.
Der Pfad der Auserwählten ist erkennbar,
wenn die Unsichtbare Welt für sie real und zugänglich geworden ist. (Herz 3)
Das
ist nicht so phantastisch, wie es Ihnen erscheinen
mag: Stellen Sie sich vor, es lebte tatsächlich ein Großer Lehrer physisch
inkarniert in Ihrer Nachbarschaft. Was würde sich dadurch an Ihrem alltäglichen
Leben ändern? Kaum etwas. Sie müssten weiterhin den größten Teil des Tages
damit verbringen, Ihren Pflichten in Beruf und Familie nachzukommen. Sie werden
froh sein, wenn Sie morgens vor Tage und abends nach getaner Arbeit einige
Minuten erübrigen können, um den Lehrer aufzusuchen und Trost, Kraft und
Belehrung zu erhalten.
Nicht
anders lautet unser Konzept – nur dass Sie den Lehrer in seinem Aschram nicht
physisch, sondern im Geist aufsuchen. Der Effekt ist in beiden Fällen derselbe.
Lebe nicht in der Gegenwart, erlaube
nicht, dass dich vergängliche Dinge beeinflussen. Lebe in der Ewigkeit, über
Zeit und Raum, über endlichen Dingen. (Elisabeth Haich, Einweihung)
Der
alte Mensch denkt: Ich lebe meinen irdischen Alltag und suche hin und wieder
die Kirche auf, um mich zu erbauen. Der Neue Mensch sieht denselben physischen Lebenssachverhalt
genau entgegengesetzt an: Er lebt in der Höheren Welt. Er sucht nur vorübergehend
die materielle Ebene auf. Er kehrt so bald wie möglich in die Heimat zurück.
Für ihn ist die überirdische Existenz das eigentliche, wahre Leben.
Diese
neue Sichtweise erlaubt Ihnen eine wirkliche Verklärung Ihres Lebens: Sie
können in der höchsten denkbaren Welt, in Ihrem persönlichen Paradies leben,
wie immer die äußeren, materiellen Lebensverhältnisse auch aussehen mögen.
19. Tatsächliche Teilnahme am
Leben in der Höheren Welt
C. H. Bloch
„Die Verklärung Christi“
Wenn
Sie das Leben in zwei Welten richtig beherrschen, befindet sich Ihr geistiges
Selbst – Ihre Seele - während der Meditation tatsächlich in seiner Heimat – z.
B. im Aschram Ihres Lehrers -, trifft dort ganz real seine Familie – die
Mitschüler und den Lehrer - und bespricht sich wirklich mit ihnen. Die vollkommene
Realität dieses Vorgangs wird dadurch bewiesen, dass Sie sich kaum je aus der
Meditation erheben, ohne Weisungen, Kraft und Trost erhalten zu haben.
Die
Teilnahme der Seele am Leben der Höheren Welt ist eine geistige Wirklichkeit. Zu
ihr müssen Sie vorstoßen, sonst bleibt das Leben Ihres geistigen Wesens
abstrakt und irreal.
Der Mensch sollte ein solches Bewusstsein
bilden, dass er sich in jeder Stunde als Teilnehmer an der Überirdischen Welt
empfindet. (Br II, 738)
Ein
erweitertes Bewusstsein nimmt schon im inkarnierten Zustand auf ganz natürliche und selbstverständliche Weise auch am Leben in
der jenseitigen Welt teil. Ihre Seele kann im Schlaf, in der Meditation oder in
Momenten der Entrückung in der höheren Welt mit anderen - nicht inkarnierten –
Seelen genauso in Kontakt treten, wie der physische Körper mit anderen Leibern
auf der Erde.
Ein Einsiedler wurde einst gefragt, wie
er in ständigem Schweigen leben könne? Er war über
diese Frage sehr erstaunt und sagte: „Ihr irrt, ich schweige niemals, sondern
unterhalte mich ständig - so viele Gesprächspartner besuchen mich.“ Der
Einsiedler hatte sich bereits derart der unsichtbaren Welt genähert, dass er
diese vollkommen wahrnehmen konnte. Er war im Gebet mit dieser Welt vereint,
und sie offenbarte sich ihm in ihrer ganzen Größe. Für solch einen Geist ist
der Übergang in die Feinstoffliche Welt kaum wahrnehmbar. (AUM 41)
So
können wir auch die biblische Geschichte von der Verklärung Jesu verstehen (Luk 9, 28-36; Mt 17, 1-9; Mk 9, 2-9): In
einem Geisteszustand von höherer Schwingung, der als strahlende Aura materiell sichtbar
wird, kann Jesus mit nicht
inkarnierten Wesen wie Moses und Elias ein Gespräch führen.
Wir
werden die Einzelheiten in der übernächsten Sendung über die „Meditation“ noch
vertiefen.
20. Eine Übung
Sie
können die Teilnahme am Leben der geistigen Welt üben: Nehmen Sie sich beim
Einschlafen vor, in der Nacht – während derer Sie sich in der Höheren Welt
befinden (Siehe Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“, Sendung 10 „Die
überirdischen Welten“) – nützliche Arbeit für die Hierarchie zu leisten.
Versuchen Sie, sich beim Aufwachen möglichst genau an Ihre Tätigkeit in der
Nacht zu erinnern. Und entwickeln Sie Ihre Wahrnehmung dafür, dass Sie auch im
Lauf des Tages Berührungen mit höheren Wesen und Orten haben.
Wie lässt sich die Fähigkeit zum Wirken
in der Feinstofflichen Welt entwickeln? Vor allem sollte man damit beginnen, beständig
zu fühlen, dass man in zwei Welten lebt. Das ist durchaus nicht schwer, weil
wir jede Nacht in die Feinstoffliche Welt hinübergehen, wo wir, wenn unser Körper
hinreichend entwickelt ist, unsere feinen Energien nützlich einsetzen können.
Wenn wir uns schlafen legen, sollten wir
nicht an Ruhe denken, sondern mit dem Gedanken an nützliche Arbeit zur
Hierarchie des Lichts streben. Damit lenken wir unsere Energien zur
tatkräftigen Hilfe dorthin, wo sie am nötigsten sind.
Sich bewusst in die Feinstoffliche Welt
zu begeben, gelingt umso besser, wenn wir uns allmählich unserer vielseitigen
Tätigkeit in der Nacht sowie unserer Besuche um den Menschen, uns oft unbekannten,
zu helfen, klar erinnern lernen.
Das nächste Stadium wird sein, im wachen
Zustand bei der üblichen Beschäftigung diese Sendungen zu erkennen. Zuerst wird
solch eine Sendung durch ein Gefühl augenblicklicher Abwesenheit im Bewusstsein
aufblitzen, und später wird der Eindruck, jemanden besucht oder gehört zu
haben, zurückbleiben. Man wird zwei oder drei Worte vernehmen, zuweilen auch
den charakterlichen Geruch einer bestimmten bekannten Örtlichkeit verspüren
oder einen Schimmer von Menschen oder Orten an sich vorbeiziehen sehen. Dann
wissen wir, dass unsere abgetrennte Energie in dieser Richtung arbeitet.
Diese Erscheinungen können sich täglich
einstellen, aber dafür ist etwas Zurückgezogenheit nötig. Am Abend vor dem
Einschlafen sind solche Erscheinungen lebendiger und häufiger, und besonders
verstärkt werden sie bei Tagesanbruch. (HR II/2, 481, 482; Brief vom 23.04.1938)
21. Arbeit in der geistigen Welt: Vervollkommnung der Gedankenformen
Die
Arbeit der Seele in der geistigen Welt besteht vor allem darin, die dortigen
Gedankenformen immer weiter zu vervollkommnen.
Kann ein auf Erden Inkarnierter
gedanklich in der Feinstofflichen Welt schaffen? Ja, besonders, wenn Agni [psychische Energie] tätig ist. Man kann Pflanzen züchten und veredeln; man kann Bauformen
schaffen; man kann an einer Unzahl von Verbesserungen teilnehmen. So kann man
aus schwachen, gebrechlichen Formen Starkes und Dauerhaftes schaffen. Auf diese
Weise bereiten wir im irdischen Dasein die künftigen schönen Gärten. Der
Gedanke schafft in seiner ganzen Aufbautätigkeit auch unser
eigenen künftiges Glück. (FW I, 241)
In
der Höheren Welt wirkt schon während der irdischen Verkörperung, wer die Ideen
und Vorstellungen, die Denkschemata und –schablonen
der Menschheit verbessert, die dort existieren und ihrer Verkörperung auf Erden
harren.
Ein
Denker wie Platon, der mit seinem
Werk „Der Staat“ fortgeschrittene
Vorstellungen über die Organisation des menschlichen Zusammenlebens übergibt,
ist ein großer Schaffender in der überirdischen Welt. Unabhängig davon, in
welchem Umfang sein Werk in der grobstofflichen Welt beachtet und umgesetzt
wird, wird die Ideenwelt durch ein gewaltiges Gedankengebäude bereichert.
Dieses Bild hängt über Jahrtausende hinweg im Raum und beeinflusst das Denken
und Handeln ganzer Generationen.
Die
Vervollkommnung der Gedankenformen der jenseitigen Welt wirkt auf die Erde
zurück: Es werden dort oben immer höhere und schönere Ideale geschaffen, die
eines Tages hier unten materielle Wirklichkeit werden.
22. Arbeit in der materiellen Welt: Umsetzung der Ideale
Die
Gedanken und Ideen der geistigen Welt streben danach, sich auf Erden zu inkarnieren,
hier zu materieller Realität zu werden.
Der Geist ist der Schöpfer der Form. (FW
III, 363).
Der
Gedanke schafft in der Höheren Welt Gedankengebäude. Diese sind die Vorläufer,
die Prototypen der Formen der materiellen Welt.
Denken erschafft Form, und die Form wird
zu gegebener Zeit, in Materie gehüllt, auf der physischen Ebene offenbar. (TL
V, 273)
Der
Gedanke treibt den Fortschritt voran: Alle materiellen Dinge, die auf Erden neu
geschaffen werden, wurden zuvor in der jenseitigen Welt als Gedankenformen
ausgeführt.
Jeder auf den Aufbau der Neuen Epoche
gerichtete Gedanke wird seine eigenen Formen hervorbringen. Gedankenformen
weisen die Richtung der Zukunft. (FW III, 169)
Nichts
Wesentliches wird getan, das nicht vorher gedacht worden ist. Jede Entwicklung
vollzieht sich zunächst geistig in der jenseitigen Welt, bevor sie materiell auf
Erden eintritt.
Der Gedanke ist der Antreiber der
Evolution. (U II, 795)
Daher
lautet Ihre Arbeit auf dem irdischen Plan: Die Ideen der höheren Welt - die Sie
selbst oder andere entwickelt haben - umsetzen und dadurch die materiellen
Verhältnisse, die grobstofflichen irdischen Formen verbessern, im Sinne der
Evolution vorantreiben und vergeistigen. Ein mächtiger irdischer Schöpfer zieht
die in den höheren Sphären vorhandenen, zur Materialisation bereiten
feinstofflichen Formen hinab zur Erde - zunächst im Geist, und sodann bei
Ausführung der Idee auch materiell.
Der Raum beinhaltet zur Materialisation
bereite feinstoffliche Formen. (FW III, 146)
Ihr
geistiger Kampf besteht darin, die Sterne vom Himmel zu holen, das heißt: Die
hohen Ideen auf Erden durchzusetzen, sie hier zu verkörpern, sich
materialisieren, sich offenbaren zu lassen, sie zu materiellem Leben zu
bringen.
Nehmen wir die Formen der
Feinstofflichen Welt und wenden wir sie für den irdischen Plan an! (FW III,
128)
Während
geistige Formen danach streben, sich zu materialisieren, zu inkarnieren, wollen
sich materielle Formen vergeistigen.
Genauso wie der Geist eine verdichtete
Gedankenform verfeinern kann, so kann er feinstoffliche Formen verdichten. (FW
III, 248)
Wirken
in beiden Welten bedeutet also: Die Gedankengebäude der jenseitigen Welt
einerseits vervollkommnen und andererseits materialisieren und dadurch die
grobstofflichen irdischen Verhältnisse vergeistigen.
Das
erfordert, dass Sie während Ihrer gesamten irdischen Arbeit ständig mit der
Höheren Welt verbunden sind und hier unten ausschließlich im Namen und im
Auftrag von Oben tätig werden.