AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„DIE 10 GRUNDPFEILER
DER PRAXIS DES AGNI YOGA“
7. Pfeiler : Verbindung mit der Höheren Welt (Meditation)
Meine Damen und Herren,
schön, dass ich Sie wieder willkommen heißen darf.
Wir sprechen heute über Meditation, oder, wie es im
Agni Yoga heißt, über die Verbindung, die Kommunikation des Menschen mit der
Höheren Welt.
Wir werden diesem Thema weiten Raum einräumen – warum?
Zum einen weil Agni Yoga
Ihnen hier wirklich neue Möglichkeiten eröffnet. Disziplin wahren, selbstlos
dienen, sich selbst vervollkommnen – das tun viele andere auch. Aber
tatsächlich in Kontakt treten zur geistigen Welt, wirklich ein Gespräch führen
mit einem nicht inkarnierten Lehrer – das blieb bisher nur ganz wenigen
„Auserwählten“ vorbehalten. Jetzt zeigt die Lehre allen Menschen diesen Weg.
Jeder Mensch
bewahrt in sich die Möglichkeit, in unmittelbaren Verkehr mit den höheren
Welten zu treten. Wenn er sich des Höheren Verkehrs enthält, macht der Mensch
sich selbst zum Tier. (Br II, 200)
Agni Yoga macht damit den Weg frei zu einer neuen,
höheren Stufe der Menschheitsentwicklung.
Eine neue Stufe
erschließt sich der Menschheit - Verkehr mit den fernen Welten. (U II,
351)
Zum anderen ist es von höchster Bedeutung, dass die
zentrale Botschaft des Agni Yoga: „Verwandeln Sie sich in ein unsterbliches,
geistiges Wesen!“ tatsächlich im irdischen Alltag Realität wird. Dazu trägt
Meditation ganz entscheidend bei:
Die Reinigung
der Religionen setzt eine neue, unmittelbare Beziehung zur geistigen Welt
voraus. Christus, Buddha und ihre engsten Mitarbeiter wandten keine magischen
Formeln an, sondern wirkten und schufen in völliger Vereinigung mit dem Geist.
(BGM II, 114)
Der nicht-materielle Teil Ihres Wesens, Ihre Seele,
lebt in ihrer Heimat, in der jenseitigen Welt. Sie sehnt sich
geradezu danach, auch während des Aufenthaltes auf Erden regelmäßig dort
einzukehren und die Verbindung zu ihren wahren, ihren Seelenverwandten zu
pflegen.
Sie sind also nur dann wirklich ein
Geistwesen, wenn Sie auch in dieser Hinsicht tun, was Ihre Seele will. Seien
Sie Genussmenschen – aber im Geist. Der Genuss der Seele ist Meditation!
I. Abschnitt: Theorie
Wir beginnen mit den theoretischen Grundlagen. Ohne
deren Kenntnis ist die Höhere Verbindung kaum zu erreichen. In Abschnitt II
werden wir dann lernen, wie man praktisch meditiert.
1. Anthropos
Apollon von
Belvedere
Die Griechen nannten den Menschen „anthropos“: „der zu
den Höhen blickt“. Damit haben sie unsere Sehnsucht nach Verbindung zu den
höheren, geistigen Sphären sehr fein ausgedrückt.
Schaut doch
zum Sternenhimmel auf! Nur Schweine sind nicht imstande, ihren Kopf zu erheben.
(Br II, 646)
Kann ein
Mensch leben, ohne seine Augen zu den Sternen erhoben und ohne ein einziges Mal
über die Unbegrenztheit nachgedacht zu haben? (Br II, 448)
2. Öffnen der höheren Sinne
Der Mensch hat nicht nur die fünf materiellen, sondern
auch spirituelle Sinne.
Durch seine
Sinne kommt der Mensch materiell und spirituell mit den verschiedenen Graden
der universellen Substanz in Berührung. Durch die materiellen Sinne kommt er in
Kontakt mit der materiellen Welt, durch die spirituellen Sinne mit der
spirituellen Welt. (TL VII, 366)
Unsere weitere spirituelle Entwicklung erfordert, dass
wir die verkrüppelten Organe unserer Geistigkeit, die höheren Zentren oder
Chakren wiederbeleben.
Die
metaphysische Fähigkeit schläft in Ihnen nur, würde sich aber voll entfalten,
wenn Sie sie nur durch ständigen Gebrauch zu voller Tätigkeit erweckten. (MB I,
283)
Das geschieht, wie bei jeder anderen Fähigkeit auch,
durch Gebrauch. Ohne regelmäßige Übung verkümmern sie, wie jedes andere nicht
benutzte Organ.
Das geistige
Ohr muss sich unabhängig von den irdischen Bedingungen öffnen. Wer darin
erprobt ist, verfügt über eine Leitung zum Überirdischen, die er jederzeit
nutzen kann. (Br II, 824)
Der alte Mensch ist vor allem deshalb materiell so
reich, aber geistig so arm, weil er den wichtigeren Teil seiner Natur, seine
höheren Sinne, die Organe seines geistigen Wesens ungenutzt brachliegen lässt.
Törichter Mensch!
Nimmer hört Gott auf zu sprechen, aber der Mensch hat seinen eigenen wahren
Gehörsinn zerstört, indem er zu aufmerksam dem verworrenen Getöse lauschte, mit
dem die wilden Wogen menschlicher Leidenschaft an seine inneren Ohren schlugen.
(ALH I, 95)
Die Überbetonung des Intellekts führt leider dazu,
dass wir die Entwicklung der spirituellen Sinne, die Herzerkenntnis
vernachlässigen.
Der
unwissende Skeptiker fragt: „Weshalb über irgendwelche höheren Welten
Vermutungen anstellen? Ich habe von Ähnlichem nie gehört.“ Darauf gebührt die
Antwort: „Wenn jemand die Annäherung der unsichtbaren Welt nicht fühlte, so
bedeutet das, dass seine Zentren verkümmert sind.“ (AUM 77)
3. Herz als Brücke zur Höheren Welt
Das wichtigste Zentrum für die Höhere Kommunikation
ist das Herz. Nicht durch Magie, Rituale oder Rauschmittel, sondern über ein
feinfühliges Herz verbindet sich der Neue Mensch mit den jenseitigen Sphären.
Man sollte
keine rituelle Künstlichkeit und Gewaltsamkeit suchen. Das Verschmelzen mit dem
Höchsten geschieht in rechter Weise nur durch ein natürlich
entfachtes Feuer des Herzens. (Hier 362)
Das Herz ist das Bindeglied, die Brücke zwischen der
materiellen und der geistigen Welt.
Das Herz muss
als das einzige natürliche Bindeglied zwischen der sichtbaren und den
unsichtbaren Welten betrachtet werden. Nur der Faden des Herzens führt in die
Unbegrenztheit. (Hier 449)
Sie müssen lernen, Ihr Herz zu öffnen für die
Einwirkungen, die Energien, die Botschaften aus der jenseitigen Welt.
Wie sollte
ein Hohes Gespräch dem möglich sein, dessen Herz der Inspiration verschlossen
ist?! (AUM 593)
Sie müssen das Herz schützen und vollkommen rein halten.
Vorzugsweise
sollte man sich davon überzeugen, dass das Herz durchaus nicht unser eigenes
Organ ist, sondern für den höchsten Verkehr gegeben wurde. Wenn die Menschen
begännen, das Herz als von Oben verliehen zu
betrachten, würden sie wahrscheinlich behutsamer damit umgehen. (Herz 389)
Lassen Sie uns also nach Herzensbildung, nach
Verfeinerung unseres natürlichen Empfindens, nach Erweiterung unserer
Aufnahmefähigkeit für höhere Energien streben!
Daher ist
jede Erziehung des Herzens ein Tor zu den Höheren Welten. (Herz 514)
4. Geistige Nahrung
Ihr höheres Selbst benötigt genauso Pflege und Nahrung
wie der physische Körper. Sehen Sie es als ein feines Wesen an, das seine
eigenen Bedürfnisse hat, für die Sie ebenso sorgen müssen wie für den Leib.
Der Geist
muss bewusst genährt werden. (AY 27)
Die Menschen
der Welt darben aus Mangel an geistiger Nahrung. (TL II, 64)
Ihre Seele benötigt den Austausch mit der geistigen
Welt ebenso wir Ihr Körper Brot, Wasser und Luft.
So wie es
schwer ist, auch nur einen Tag ohne Wasser zu sein, so ist es auch für unser
Bewusstsein schwer, ohne Erleuchtung von den fernen Welten zu bleiben. (AY 407)
Es ist von
Nutzen, den Verkehr mit der Höheren Welt als ebenso notwendig zu erachten wie
reine Luft. (AUM 89)
So wenig wie Sie das Haus
morgens verlassen, ohne gegessen zu haben, so wenig dürfen Sie die Speisung
Ihrer Seele vernachlässigen. Physische Nahrung gibt es beim Bäcker. Geistige
Nahrung erhalten Sie – kostenlos! - in der Meditation.
Wir nehmen
täglich Nahrung zu uns, und ohne sie halten wir den Tag für erbärmlich. Doch
unser Geist erhält auch Nahrung durch Gedanken, und ohne sie ist der Tag sogar
verbrecherisch. Stärken wir unser Denken und erinnern
wir uns an die Grundlagen des Yoga wie an Brot und Milch. (AY 357)
Nicht anders als der Körper verfällt Ihre höhere
Natur, wenn sie keine Nahrung erhält.
Das Herz
bedarf der ständigen Speisung, andernfalls, beraubt der höheren Verbindung,
verkümmert es. (Herz 9)
Die Not des heutigen Menschen ist mehr geistiger als
physischer Art. Sie benötigen für die Bewältigung Ihres Alltags vor allem
geistige Kraft: Trost, Erkenntnis und Führung. Wer die nicht findet, leidet.
Die Quelle, aus der sie fließt, ist die Meditation.
Dass aber die
menschliche Seele nicht weniger als der Körper der Nahrung bedarf, und zwar in
bestimmten Zeitabständen und in genügender Menge, wird nicht immer erkannt oder
anerkannt. Infolgedessen findet die Ernährung der Seele meistens sehr
ungenügend und unregelmäßig statt, und ein aufmerksamer Beobachter erkennt die
Folgen dieser Vernachlässigung an den Gesichtern und Gestalten der Menschen.
(TL II, 59)
Nahrung der Seele sind Ideen, hohe Gedanken und edle
Gefühle. Wer keine Ideale mehr in sich pflegt, dessen Geistfeuer erlischt aus
Mangel an Nährstoff.
Die Seele ist
zu ihrer Ernährung und daher auch um ihres Lebens willen von der Kraft ihrer
hohen Ideale abhängig. (TL II, 62)
5. Ströme höherer Energien
Nikolaus
Roerich „Northern Midnight“
Wissenschaftlich gesehen besteht die geistige Nahrung
aus höheren Energien.
Segen ist der
Empfang überirdischer Energie. Sie wird jedem zuteilwerden, der sich ihr
zuzuwenden wünscht. (Br II, 709)
Sie müssen sich diese Ströme wie einen warmen Regen
vorstellen, der sich ununterbrochen, überreichlich, in jedem Moment von der
geistigen Ebene auf die materielle Welt ergießt.
Ewig pochend,
nie versiegend rauscht der Regen der spirituellen Einflüsse unaufhörlich auf
die Menschheit herab, erfrischt, belebt und erweckt den Menschen zu einer
Größe, die spirituell, moralisch und materiell mit allem zusammenhängt, was
besteht. (ALH II, 62)
Dieser Segen liegt überall und jederzeit „in der Luft“
und ist damit für jedermann abrufbar. Das erklärt, warum so häufig Ideen und
Erfindungen in verschiedenen Teilen der Welt unabhängig voneinander
gleichzeitig auftauchen.
Die Feurige
Welt übermittelt uns Blitze der Erleuchtung, ähnlich der
groben Blitze eines Gewitters. Genauso wie ein Gewitter die Erde mit
gereinigtem Prana versorgt, ergießen sich ständig die Einwirkungen der Feurigen
Welt. Es ist schade, dass es so wenige Empfänger gibt, doch ginge man dazu
über, das Bewusstsein im Verkehr mit der Feurigen Welt zu üben, könnte sich
solch ein Empfänger ganz natürlich behaupten. (FW I, 103)
In der Meditation stellen Sie einen Zustand her, der
es Ihnen erlaubt, diese Energien bewusst aufzunehmen.
Um seine
wahre Macht zu entfalten, muss das Schweigen das gesamte Wesen ergreifen und
erfüllen, dann wird sich ein Verkehr mit der höheren Welt einstellen und ein
Anwachsen der Energie erfolgen. Wir kennen diese Stunden des Zustroms von
Energie. (Br II, 89)
Es findet ein Energieaustausch zwischen Oben und unten
statt. Nach dem Gesetz der Entsprechung antwortet die höhere Welt auf Ihre
Bestrebungen.
Durchdringt
die Menschheit den Raum mit ihrem Suchen, so antwortet dieser mit einer Sendung
höherer Energien. (U II, 841)
Je mehr Sie Ihr Gefäß bereit machen zur Aufnahme, je
mehr Sie der Höheren Welt entgegengehen, desto mehr können Sie von Oben anziehen.
So, wie ihr
im Leben dem Briefträger entgegeneilt, so müsst ihr auch die Hand nach Unseren
Sendungen ausstrecken. Helft durch eine klare Aura, dass ihr erreicht werdet.
(BGM II, 33)
Das sonnenähnliche
Herz des Agni Yogi fühlt jede Schwingung und nimmt wie ein räumlicher Trichter
alle kosmischen Energien in sich auf. Das ungestüme Herz kommt allen feurigen
Energien auf halbem Weg entgegen. (FW III, 287, 288)
Dieser Austausch muss gepflegt werden. Die Aufnahme
muss bewusst erfolgen. Wer von diesen Strömen nichts weiß oder nichts wissen
will, wird nur in sehr begrenztem Umfang in ihren Genuss kommen.
Beim
Auftreffen der kosmischen Ströme hat sogar der menschliche Wille große
Bedeutung. Wer diese Ströme nicht aufnehmen will, wird nur eine sehr mäßige
Einwirkung erfahren, aber bereitwillige Aufnahme wird eine sehr schnelle
Wirkung auslösen. Wenn die Verbindung mit der Hierarchie stark und bewusst ist,
dann werden sowohl der Sender als auch der Empfänger die denkbar beste Wirkung
erzielen. (FW II, 3)
Die meisten Sendungen gehen leider verloren, weil sie
nicht aufgenommen werden.
Der
überirdische Strom arbeitet ununterbrochen, und nur der Mensch selbst weist
wertvolle Botschaften zurück. (Br II, 946)
Sie müssen also Ihr Herz bewusst für den Empfang des
höheren Segens öffnen.
Der
Lebensstrom erzeugt einen ständigen Zufluss an Energie. Wenn die
aufnahmefähigen Zentren geöffnet sind, kann nichts einen neuen Zustrom hindern.
(AY 382)
Lassen Sie sich nichts von diesem höchsten Schatz
entgehen, der für Sie bestimmt ist! Die Menschen nennen diesen Empfang
Inspiration. Aus ihr schöpfen sie ihre größten Möglichkeiten – als Künstler,
Denker, Staatenlenker oder Erfinder, aber auch als des Trostes, der Erhebung
und der Erkenntnis bedürftiger „Normalmensch“.
Ohne geistige
Verbindung mit den höheren Energien vernichtet der Mensch wahrlich seine besten
Möglichkeiten. (U I, 136)
Alle ehrlichen Schöpfer, z.B. die großen Komponisten,
haben stets eingeräumt, dass ihre Werke auf Eingebungen von Oben
beruhen.
Man ist sozusagen selbst nur ein Instrument, auf dem das
Universum spielt. Man komponiert nicht, man wird komponiert. (Gustav Mahler)
6. Einstimmung
Nach dem Gesetz der Entsprechung können Sie die Harfe
Ihres Wesens den höheren Strömen derart anpassen, dass Sie mit ihnen im
Einklang schwingen.
Jeder sollte
in erster Linie sein eigenes Instrument stimmen. Nur dann wird Aufnahmefähigkeit
erlangt. Wenn der Mensch keine Aufnahmefähigkeit entwickelt, verkommt sein
kostbarster Apparat. (Br I, 48)
Sie können wie eine Stimmgabel oder eine gut gestimmte
Saite auf eine höhere Schwingung ansprechen. Dann erklingt der Geist durch Sie.
Aber es ist gleichwohl Ihre Saite, die schwingt, und Ihr Klang, der da ertönt.
Worin besteht
der Schatz des Herzens? Im Gleichklang mit dem Kosmischen Bewusstsein; darin,
dass das Herz neben dem eigenen Rhythmus auch am kosmischen Rhythmus teilhat. (Hier 106)
Der Empfang des Segens der höheren Sphären verlangt
das Einstimmen Ihres Organismus auf diese höheren Energien. Das ist
vergleichbar mit der Einstellung eines Radios auf eine bestimmte Frequenz. Wenn
Sie nicht auf der Frequenz schwingen, auf der die höheren Energien gesendet
werden, können Sie diese auch nicht empfangen. Wenn Sie auf eine niedrigere
Frequenz eingestimmt sind, werden Sie nur niedere Sendungen (von niedrigen
Wesen aus den niedrigen Schichten der Feinstofflichen Welt) empfangen.
Um einen
Gedanken oder eine Antwort aus dem Raum zu erhalten, ist eine völlige
Übereinstimmung der Schwingungen erforderlich. Es ist das gleiche Prinzip wie
beim Radio. Öfter als sie denken fangen die Menschen
Gedanken aus dem Raum auf, doch diese sind nicht immer erhaben. Der Raum ist
erfüllt mit aller Art von geistigen Botschaften, und wir empfangen das, was mit
unserem geistigen Empfänger in Einklang steht. Darum besteht die Lehre so sehr
auf Läuterung des Herzens und des Denkens, damit wir Gedanken aus der höheren
Welt aufnehmen können. Die sogenannten Inspirationen kommen oft von nichts
anderem als von dieser Harmonie der Schwingungen. (HR I/3, 103; Brief vom
08.05.1935)
Sie müssen bewusst die höheren Ströme herbeiziehen und
die niederen abweisen.
Zuweilen ist
es nützlich, ruhig dazusitzen und seinen Geist in die Unbegrenztheit zu lenken.
Ein Schauer von fernen Welten überkommt einen. Der Gedanke ist ein Magnet, der
positive Ströme anzieht, und er ist wie ein Schild, der negativen Strömen den
Zutritt verweigert. (FW I, 344)
7. Läuterung unseres Wesens
Tizian „Mariä
Verkündigung“
Wir hatten schon gesagt und werden immer wieder sehen:
Alles ist
Arbeit und Erfahrung. (AY 225)
Das gilt auch für die Verbindung mit der Höheren Welt.
An ihr ist nichts Geheimnisvolles oder Unwissenschaftliches. Wir nähern uns ihr
entsprechend der Qualität unseres Strebens.
So nähern wir
uns der Feurigen Welt nicht, indem eine besondere Welt in Erscheinung tritt,
sondern durch die Güte unserer täglichen Arbeit. (FW I, 307)
Die Anpassung, die Einstimmung auf die höheren
Schwingungen geschieht dadurch, dass wir unser Wesen läutern, das Göttliche in uns
mehr und mehr zum Ausdruck bringen und so den höheren Mächten, von denen die
Sendungen kommen, immer ähnlicher werden.
Wie kann man
Sendungen erhoffen, wenn sich der Geist nicht entfaltet, um dem Licht zu
begegnen? (Hier 127)
Je reiner und selbstloser Sie sich den höheren Stufen
nähern, desto klarer und reichlicher wird das sein, was Sie von Oben empfangen.
Das Maß der
Hingabe stellt das Maß des Empfangs dar. Seid versichert, dass Hingabe mit
gleichem Maß vergolten wird. (AY 87)
Wer am höchsten aufgestiegen ist auf der Leiter der
Hierarchie, wird die beste Gabe erhalten.
Das Räumliche
Feuer wird von den Zentren eines Agni Yogi aufgenommen. Wer kann der Menschheit
die feinen Ströme vermitteln? Nur der hohe Gedanken eines Agni Yogi. Jedes
verfeinerte Gefühl verleiht Kontakt mit dem Raumfeuer. Daher vermittelt nur der
höchste Agni Yogi der Menschheit die feinste Wahrnehmung. Die gesamte Evolution
beruht auf Verfeinerung. (U II, 774)
Wenn Sie ein Kanal für höhere Energien werden wollen,
müssen Sie sich selbst derart reinigen und verfeinern, dass Sie diese feinsten
Ströme aufnehmen können.
Eine Antwort
kann man nur Menschen reinen Herzens geben. (BGM II, 26)
Ein schmutziges Gefäß eignet sich nicht für den
Empfang von reinstem Manna (Himmelsbrot).
Alle
psychisch feinen Organismen nehmen die kosmischen Ströme auf. Die Empfindungen
eines psychisch feinen Organismus unterscheiden sich wesentlich von den
Empfindungen grober Organismen. Daher kann nur die verfeinerte
Wahrnehmungsfähigkeit auf die höheren Ströme ansprechen. (U II, 761)
Wer am feinsten ist, der wird das Höchste aufnehmen.
Die Feinheit
bestimmt die Qualität jedes Empfangs. (U II, 747)
Feinfühligkeit
des Geistes ermöglicht deutliches Wahrnehmen. (U II, 765)
Wer wird denn
am ehesten auf die räumlichen Ströme reagieren? Vor allem diejenigen, die am
verfeinertsten und am höchsten entwickelt sind. (Br II, 291)
8. Verfeinerung des Organismus
Nikolaus
Roerich „Das Wunder“
Wir müssen tatsächlich den Chemismus unseres
Organismus verändern, ihn feinstofflicher werden lassen.
Während wir
im physischen Körper weilen, ist es schon möglich, feinstofflicher zu werden.
Sobald der Agni Yogi feurige Ströme empfängt, verändert sich sein ganzes Wesen.
Die Grundlage dieser Erfahrung der feurigen Umwandlung der Zentren ist die
Verfeinerung. Fürwahr, nur dem Feinstofflichen ist das
Feinstoffliche zugänglich. (FW III, 173)
Der normale physische Körper hält Ströme einer höheren
Schwingungsfrequenz nicht aus. So, wie er ist, ist er für die Aufnahme höherer
Energien ungeeignet. Er wird durch das Zusammentreffen mit ihnen beschädigt
oder gar zerstört. Er droht bei
Annäherung an ein höheres, strahlendes Wesen zu verbrennen.
Ein feuriger
Strom kann nur von einem verfeinerten Organismus aufgenommen werden. (FW III,
174)
Deshalb hat der im feinstofflichen Körper
auferstandene Jesus Christus Maria Magdalena gewarnt, ihn nicht
anzurühren (Joh 20, 17).
Der Erhabene
sagte: „Rühre mich nicht an!“ Der irdische Leib verbrennt bei Berührung mit
einem Feurigen Wesen. (FW I, 337)
Denken Sie
daran, dass Jesus Maria Magdalena nicht gestattete, Ihn zu berühren, denn das
Berühren eines Hohen Geistes, der im feinstofflichen Körper erscheint, kann
wegen der unterschiedlichen Schwingungen tödliche Folgen haben. (HR II/2, 387;
Brief vom 02.09.1937)
Von Heiligen wird berichtet, dass sie bei der
Berührung mit einem höheren Wesen von einem Moment auf den
anderen graue Haare bekamen.
Sogar
unsichtbare feurige Erscheinungen lassen irdische Wesenheiten erbeben. Ströme
und Strahlen der Feurigen Welt erregen sogar verfeinerte Wesen. Diese
Wechselwirkung muss gründlich erkannt werden. Sogar stärkste Geister fielen in
Ohnmacht, sind ergraut, wurden blind oder taub, und ihre Glieder erstarrten. In
naher Zukunft werden die Menschen über ihr Bewusstsein ihre Körper zur
Aufnahmefähigkeit für höhere Energien erziehen. (FW II, 312)
Wir müssen unseren Körper den subtileren Verhältnissen
in der jenseitigen Welt angleichen, wenn wir uns mit ihren Emanationen
verbinden wollen. Die kommende 6. Rasse wird sich durch eine größere Feinheit
des Organismus auszeichnen.
So liegt in
der feurigen Aufnahme eines Agni Yogi die höchste Zusammenarbeit. Wir
bestätigen daher ausdrücklich die kosmische Zusammenarbeit. (U II, 852)
9. Umsetzung der Ströme
Der Mensch ist ein Transformator: Er setzt die aufgenommenen
höheren Ströme in irdische Energie um: In Wärme des Herzens, Lächeln,
Mitgefühl, geistige Hilfe und rettende Tat.
Der Mensch
ist der mächtigste Umwandler kosmischer Kräfte. Das Symbol des Umwandlers muss
im Herzen leben. Lasst uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt danach streben,
räumliche Energien anzuziehen und umzuwandeln. (FW III, 306)
Er kann das, was er von Oben
empfangen hat, als Heiterkeit, Gelassenheit, Frieden und Freude in die Welt
ausstrahlen.
Es gibt
überzeugende Beispiele großer Heiliger, die nah und fern mit segensreichen
Strömen nähren. Der Agni Yogi ist solch ein mächtiger Nährer. (FW III,
62)
Der feinfühlige Mensch arbeitet mit der Höheren Welt
zusammen, um die Evolution voranzubringen, das heißt, das von Oben Vorherbestimmte aufzubauen. Er ist nicht nur Empfänger,
sondern auch Vermittler dieser Ströme. Er setzt das Empfangene ins irdische
Leben um. Dadurch verwirklicht er den göttlichen Willen auf Erden.
Die
angezogene Energie kann durch Anwendung im Leben Gestalt annehmen. Der Agni
Yogi nimmt die feurigen Energien aus dem Raum auf und zieht sie in eine
Lebensbahn. Wenn daher der Gedanke eines feurigen Agni Yogi zur Schöpfung
strebt, erlangen alle Energien Lebenskraft. So kann jede Möglichkeit im Leben
verwirklicht werden. (U II, 841, 842)
Fortschritt ist überhaupt nur
möglich, wenn der Mensch eine Inspiration aus der geistigen Welt aufnimmt und
sie auf der materiellen Ebene durchsetzt.
Erfolg kommt
nicht allein von außen, er wird durch das Zusammenwirken von menschlichen
Händen mit dem Gedanken des Raumes geschaffen. Der Yogi wird zum ersten Kanal,
zum primären Empfänger der Raumenergien. Er baut auf, was aufgebaut werden
muss. Er fügt die vorbestimmten Steine zusammen. (AY 375)
Wer auf diese Weise mit den Höheren Sphären
zusammenarbeitet, dem stehen für seine bestätigten Vorhaben auch ihre Kräfte
zur Verfügung.
So viele
machtvolle Kräfte warten darauf, empfangen und angewendet zu werden. (FW III,
183)
Die empfangene Inspiration, die übermittelten Ideale
müssen durch in konkrete Taten in irdische Realität umgesetzt werden, sonst
verfehlen sie ihren Zweck.
Jede der
Menschheit inspirierte Idee muss verwirklicht werden. Wozu sonst den Raum speisen?
Der Mangel an Ausführenden erschwert die Schöpfung. Jeder zur Speisung der
Bewusstseine gegebene Gedanke muss Ausführende finden. Der große Geist ist ein
Schöpfer, und jeder Gedanke muss ins Leben eingehen. Lebenstätigkeit besteht in
der Anwendung der Gedanken der großen Schöpfer. So wird die Evolutionsstufe
durch die Gedanken der Schöpfer und durch deren Anwendung im Leben errichtet.
Jeder ausgeführte Gedanke lässt den Geist wachsen. (U II, 776, 777)
Nach dem uralten Grundsatz „wie oben, so unten - wie
im Himmel, so auf Erden,“ gilt aber, nicht anders als in der Physik: Nur wer
Energie hat, kann etwas tun. Nur wer etwas aufnimmt, kann abgeben. Sie müssen
also Ihre geistige „Batterie“ immer wieder in der Meditation auffüllen.
Wer ist der
Gebende? Der, der etwas hat. Um sich jedoch nicht zu erschöpfen, sollte man aus
der unerschöpflichen Quelle empfangen. Wenden wir uns der Hierarchie zu. (Hier 367)
Am besten ist ständige Meditation im Sinne einer
ununterbrochenen Verbindung nach Oben – dann werden
Sie nicht nur zu den festgelegten Zeiten, sondern den ganzen Tag über, mitten
im materiellen Leben und Ihrer alltäglichen Arbeit, von höheren Energien
gespeist.
Ein von
Harmonie erfüllter Mensch empfängt und gibt immer. Sein Wesen wird stets von
einem unaufhörlichen Strom gestärkt. Es gibt kein Geben ohne Empfangen. Diesen
Strom zu unterbrechen, ist der Tod des Fortschritts. (AUM 580)
10. Fristen der Ströme
Bahnhofsuhr,
Paris, Gare d‘Orsay
Diese kraft- und segensreichen, schicksalsgestaltenden
kosmischen Ströme erreichen den Planeten nur zu einer ganz bestimmten Zeit und
ziehen dann weiter.
Agni Yoga
stellt nicht nur eine fortschreitende Entwicklung der menschlichen
Möglichkeiten dar, sondern sollte auch die Verbindung mit den kosmischen
Energien herbeiführen, die unseren Planeten zu einer bestimmten Frist
erreichen. (AY 220)
Können wir sie dann nicht aufnehmen, ziehen sie an der
Erde vorbei; sie gehen der Menschheit verloren und wir bleiben in unserer
Entwicklung zurück.
Wir selbst
müssen die Ströme herbeiziehen, sonst könnten sie vorübergleiten, ohne eine
Spur zu hinterlassen. (FW I, 344)
Nicht genutzte Ströme stellen sogar eine Gefahr dar!
Wenn die Menschheit die vom Kosmischen Magneten gesandten
Möglichkeiten nicht annimmt, erfolgt Zerstörung. Der Planet ist bedeckt mit den
Emanationen dieser nicht angenommenen Sendungen, deshalb treten nicht alle
schöpferischen Spannungen so wie vorherbestimmt in Erscheinung. (U I,
312)
Die schreckliche Zustände auf der Erde sind darauf zurückzuführen, dass wir uns
von der kosmischen Entwicklung absondern und dadurch hinter der von Oben
vorgesehenen Evolution zurückbleiben.
Die Neue Ära
ist unausweichlich. Feurige Energien in ihrer größten Anspannung nähern sich
der Erde, und wenn sie nicht aufgenommen, erkannt und assimiliert werden,
verursachen sie schreckliche Erdbeben und andere kosmische Störungen sowie
Revolutionen, Kriege und neue Epidemien. (HR I/2, 32; Brief vom
28.08.1931)
Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Möglichkeiten
die Menschen aus Trägheit und Unwissenheit vorübergehen lassen, anstatt sie
anzuziehen.
Alles im Kosmos besteht aus ausgesandten und anziehenden Kräften. Könnten die Menschen alle Sendungen von Strahlen wahrnehmen, sie wären entsetzt von der Erkenntnis, was sie alles nicht empfangen haben. Den strebenden Geist zieht es zu diesen Sendungen. (U I, 133)
11. Reinigung der Atmosphäre
Nach dem Gesetz der Entsprechung gilt: Solange die
Aura der Erde insgesamt negativ ist, werden wir auch überwiegend negative
kosmische Einflüsse anziehen.
Ohne
Umwandlung der den Planeten erstickenden Anhäufungen können von der irdischen
Ebene keine reinen Energien angezogen werden. (FW III, 193)
Außerdem können die höheren Ströme
durch die von negativen Energien gesättigte Aura des Planeten nicht bis zum
einzelnen Menschen durchdringen, möge dieser selbst auch noch so rein sein.
Die
Anhäufungen um den Planeten herum sind derart undurchdringlich, dass es für die
Strahlen schwierig ist, diese Schicht zu durchdringen. Ein räumlicher Strahl
kann daher nur jene berühren, die die Sphäre durch ihr Streben gelichtet haben.
Indem er seine Aura anspannt, zieht der Geist kosmische Strahlen aus dem Raum
an. So zieht Streben kosmische Strahlen an. (U II, 625, 626)
Wir kommen daher nicht umhin, uns dringend
um die Reinigung der Aura der Erde zu sorgen.
Die
Verdichtung solcher Schichten über der Erde bildet eine undurchdringliche
Sphäre. Die Schichten über der Erde sind derart von Begierden erfüllt, dass die
Strahlen dreifach verstärkt werden müssen, um diese Schichten zu durchdringen.
Lasst uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt bewusst erkennen, wie notwendig die
Reinigung des Raumes ist. (FW III, 326)
12. Studium der Heiligen Schriften
Agni Yoga,
Buch „Herz“
Fassen wir unser Thema etwas weiter und sprechen wir
vom kontemplativen Leben im Gegensatz – oder besser: in Ergänzung – zum aktiven
Leben.
Unabdingbare Grundlage eines jeden kontemplativen
Lebens ist das Studium der Heiligen Schriften der Menschheit, vor allem der Veden, der Bhagavad Gita, der Bibel,
des Koran und in der heutigen Zeit
des Agni Yoga. In diesen Büchern spricht
der Höchste selbst zu uns. Kein Wanderer auf dem Geistigen Pfad kann auf Seine
Belehrungen und Weisungen verzichten.
Wenn du eine
Botschaft vom Kaiser auf Erden erhalten hast, hast Du keine Rast noch Ruh und
gönnst Dir keinen Schlaf, solange Du nicht weißt, was er Dir geschrieben hat.
Nun aber hat der Herrscher des Himmels, der Herr über Menschen und Engel, Dir
Briefe zukommen lassen, die Dein Leben betreffen, und doch versäumst Du eitler
Sohn es, diese Briefe mit Leidenschaft zu lesen. Mach Dich daran, ich bitte
Dich darum, Dich eingehend mit ihnen zu beschäftigen, und meditiere jeden Tag
die Worte Gottes. (Hl. Gregor d. Gr., Briefe V, 46)
Das Wort des Herren ist dazu gegeben, täglich von den
Menschen vernommen zu werden. Dafür muss jeder Tag Raum bieten.
Selbst sehr
beschäftigte Leute können jeden Tag eine Stunde der Annäherung an die Lehre
widmen. Wir können nicht glauben, dass es keinen Augenblick für das Wesentliche
gibt, dafür, wofür wir leben. (AY 357)
Diese geistige Nahrung ist sogar wichtiger als das
physische Essen.
Man muss Uns
wie tägliche Nahrung aufnehmen. (Hier 179)
Die dem Studium der Lehre geweihte heilige Stunde darf
für nichts anderes aufgegeben werden.
Lasst uns die
unwürdig verbrachten Tage zählen und von Schrecken ergriffen sein. Lasst uns
die der Lehre nicht gewidmeten Stunden zählen und betrauern. Kann die Stunde
der Lehre für einen Sack Gold verkauft werden? Wie können wir den Tag
gewöhnlich zubringen, wenn längs des Weges Schätze ausgestreut sind? (AY 377)
13. Studium der Heiligenleben
Pordenone
„Laurenzo Giustiniani und andere Heilige“
Weiter zur kontemplativen Seite unseres Daseins gehört
das Studium des Lebens, des Wirkens, der Schriften und der Aussprüche der
großen Heiligen, Märtyrer, Glaubenskämpfer und geistigen Führer der
Menschheitsgeschichte.
Studieren Sie
mit ganzer Seele das Leben der großen Heiligen. (HR II/1, 270; Brief vom
10.12.1936) )
Die Hinweise auf den Geistigen Pfad können leicht abstrakt
klingen oder verstanden werden. Konkret wird dieser Weg erst durch die, die ihn
tatsächlich auf der Erde gewandelt sind. Der Anschauungsunterricht, den uns
diese Helden geben, ist durch nichts zu ersetzen. Erst ihr Vorbild macht auch
für uns den Geistigen Pfad gangbar.
Die
Verbreitung der Lehre muss sich Seite an Seite mit der Aufklärung über die
Großen Gestalten feurig vollziehen. (FW III, 200)
Die Heiligen sind Zeugen für die Existenz der höheren
Welten und für die Möglichkeit, mit ihnen zu kommunizieren. Sie sind
Wegbereiter für die Durchsetzung der dort geltenden Prinzipien auf Erden. In
ihnen verkörpert sich der göttliche Geist und nimmt menschliche, fleischliche
Gestalt an. Sie sind für uns wahre Mittler zu den noch höheren Stufen.
Wie hofft die
Menschheit, sich ohne die Anerkennung der bevollmächtigten irdischen Vertreter
der Hierarchie dem Höchsten zu nähern? (Hier 338)
Das Leben der Heiligen wie Franz von Assisi, Katharina von Siena, Bernhard von Clairvaux, Teresa
von Avila, Nikolaus von Flüe und all der anderen, der großen Geistkämpfer
aller Völker und Zeiten, wie Mahatma
Gandhi, Albert Schweitzer und Mutter
Teresa, der Märtyrer für die Wahrheit, wie Thomas Morus und Graf
Stauffenberg, der großen Menschheitslehrer wie Moses, Elias, Krischna, Hermes, Zarathustra, Pythagoras und Platon, der
russischen Starzen, der Apostel wie Paulus,
Ramakrischna und Vivekananda bietet wunderbare Schätze der Anschauung und
Nachahmung.
Die Beispiele
der Glaubenskämpfer können ermutigen und neue Kräfte einflößen. (Gem 272)
Es liegt in der Natur des Menschen, dass er sich zu
etwas Größerem, zu den Heiligen hingezogen fühlt.
Fragt alle
Bewohner der Erde, ob es ihnen nie widerfahren ist, vor sich das anziehende
Bildnis eines Helden zu sehen? Jedes Schulkind wird bekennen, dass es von
Kindesbeinen an in seinem Herzen einen Auserwählten liebevoll gehegt hat.
Leuchtende Taten stellten für sie die besten Impulse dar. Niemand lehrte sie
die Verehrung der Helden, sondern diese Eigenschaft wuchs von allein in ihnen.
(Br II, 463)
Wenn Sie sich fragen, wie die Mahatmas wohl leben und arbeiten, werden Sie Antwort am ehesten finden, wenn Sie das Leben und die Werke ihrer
irdischen Repräsentanten studieren.
Das innere
Leben der Bruderschaft wird verstanden, wenn wir uns die Einzelheiten aus dem
Leben der Helden aneignen. (Br II, 187)
Begehen Sie jeden Tag als Gedenktag eines Helden! Die
Heiligenkalender der Kirchen werden eine erste Grundlage sein. Vertiefen Sie
sich täglich einen Moment in das Leben und Wirken des Tagesheiligen, und Sie
werden Halt und Führung für Ihr eigenes Streben erfahren.
Gedenket der
vielen, die sich im Namen der Bruderschaft abgemüht haben! (Br I, 575)
Wer die
Hierarchie ehrt, achtet auch ihre Boten. (Br I, 188)
Legen wir aber einen weiten Begriff zugrunde, der über
die von der katholischen Kirche kanonisierten Kämpfer hinausgeht: Es gibt auch
evangelische Heilige wie Tersteegen
und Bonhoeffer. Berücksichtigen wir
auch die Heiligen und Geistesführer der anderen Glaubensrichtungen wie Konfuzius und Lao-tse, Apollonius von Tyana, Seneca,
Sergius von Radonesch, Gandhi und die vielen anderen mehr. Die Mahatmas hatten und haben Ihre
Abgesandten, Boten und Mitarbeiter zu allen Zeiten, in allen Völkern und in
allen Religionen.
Besonders bedeutsam
ist es, dass die Menschheit Unsere Brüder unter verschiedenen Namen verehrt.
Man kann ganze Bücher über die Verehrung Unserer Bruderschaft zusammenstellen.
Die Menschen nehmen an, dass gerade ihr Held nichts mit Uns gemein hätte. Waren
jedoch die höchst verehrten, ja vergötterten Giganten der Menschheit nicht die
Begründer der Bruderschaft? (Br II, 125)
14. Im Himmel
Nikolaus
Roerich „Morgenstern“
In der Meditation befreien Sie sich von allen
irdischen Sorgen und den Begierden Ihres niederen Selbst. Sie ziehen das
Bewusstsein aus dem Körper heraus und verlagern es in Ihr höheres Ich. Der
Geist entflieht dem Gefängnis des Leibes. Er lässt die Bindungen an die
materielle Ebene mit ihren Beschränkungen und Verdunkelungen hinter sich. Er
wirft alle Lasten ab und erhebt sich schwerelos in die ewigen, überirdischen
Sphären wie ein Vogel in die Lüfte.
Jedwedes
irdische Gefühl erscheint nichtig verglichen mit diesem Flug ins Unbegrenzte.
(AY 148)
Nur während der Meditation kann die Seele schon auf
Erden in ihrer Heimat, in ihrem Himmel leben. Sie kehren heim in den Aschram
der geistigen Gemeinschaft der Jenseitigen Welt, dem Sie angehören. Sie
erfahren die beglückende Nähe Ihres geistigen Vaters, Ihrer wahren Brüder und
Schwestern.
Es bedarf
keiner besonderen Beschwörungen. Der Geist strebt in seine Heimat und wird von
dem Großen Magneten angezogen. Gebt dem Geist nur die Freiheit, und bindet ihn
nicht mit menschlichen Beschränkungen. Er wird sich selbst emporschwingen und
jubelnd zurückkehren. Auf solche Weise schließt sich der Mensch an die
Überirdische Welt an. (Br II, 759)
Die Meditation gibt Ihnen die Möglichkeit, bewusst das
Reich des Geistes zu betreten – was sonst nur im Schlaf, im
Trance oder beim Tod möglich ist.
15. Betrachtung
Nikolaus
Roerich „Himalayas“
Meditation ist Betrachtung - aber mit geschlossenen
Augen, das heißt: mit den inneren Sinnen Ihres höheren Selbst, in dem Ihr
Bewusstsein während dieser Zeit ruht.
Vom Blickwinkel Ihrer Ewigen Individualität, wie von
einem Berggipfel aus, von außerhalb und oberhalb, objektiv und abstrahierend
betrachten Sie sich selbst, Ihre Umgebung und das Leben, in das Sie verwickelt
sind. Sie treten Ihrer irdischen Inkarnation wie ein Fremder gegenüber.
Das gesamte
irdische Dasein muss vom Standpunkt der Höheren Welt aus betrachtet werden. (FW
I, 508)
Der Sinn wird
klarer, wenn ihr vom Berg hinabblickt. (BGM II, 34)
So werden Ihr eigenes und das wahre Wesen der Menschen,
Dinge und Situationen um Sie herum deutlich. Sie erkennen die Relativität, das
Trügerische des Vergänglichen. Sie unterscheiden das Wesentliche vom
Unwesentlichen. Sie verschaffen sich Eindeutigkeit, finden Wahrheit, Ordnung
und Orientierung. Sie nehmen teil an der Klarheit der höheren Sphären.
Erkenntnis
wird gewöhnlich mit dem Wachstum des Bewusstseins erworben. Mühsam erklimmt der
Mensch den Gipfel des Bewusstseins. Ein anderes Mittel der Erkenntnis jedoch
ist, dass der Mensch sein Bewusstsein heroisch erhebt und die Erscheinungen von
oben betrachtet. Auf diese Weise erweist sich die schwierigste Erscheinung als
unterhalb seines Bewusstseins liegend und wird leicht begriffen. Das zweite
Mittel der Wahrnehmung ist der Pfad der Bruderschaft. Durch strenge und
inspirierte Maßnahmen erweckt es das Bewusstsein und führt dieses nach oben.
(Br I, 595)
Die meditative Schau der Seele enthüllt Ihnen die
ewige Sicht der Dinge, befreit Sie von der beschränkten zeitlichen Perspektive
und führt zum Kern der Dinge, zum Wesentlichen.
Der Mensch
muss jeden Tag an etwas Ewiges denken. Eine solche Betrachtung wird auf dem
Pfad zur Feurigen Welt von Nutzen sein. (FW II, 441)
Nur so, von oben, ganz unabhängig von den wechselnden
irdischen Verhältnissen, können Sie sich innerlich über die materielle Welt
erheben und damit Festigkeit, Unbeirrbarkeit und Unbesiegbarkeit erlangen.
16. Erkenntnis
W. Perow
„Dostojewskij“
Ganz wichtig ist: Meditation ist ein Erkenntnisweg.
Das Göttliche in uns selbst und um uns herum, das Wesen der Dinge, die höheren
Sphären, den göttlichen Willen können Sie nicht aus Büchern, sondern nur im
Wege der unmittelbaren Herzerkenntnis erfassen. Weisheit, Einsicht und
Unterscheidungsvermögen sind etwas ganz anderes als bloß intellektuelles
Wissen. Sie erlangen diese nicht mit Ihren äußeren Sinnen oder dem Verstand,
sondern mit den höheren Sinnen Ihres höheren Selbst.
Meditation ist das Mittel, um sich solche Erkenntnis
zu verschaffen, die über die Grenzen des Verstandes hinausgeht.
Wenn das Herz
ruhig ist, wenn das Bewusstsein sich entfaltet, dann wird Wahrheit verspürt.
(Buddha; siehe HR II/2, 371; Brief vom 09.08.1937)
Sub specie aeternitatis, unter dem Blickwinkel der
Ewigkeit, der unsterblichen Seele lassen sich das Leben und die Welt viel
zutreffender beurteilen.
Bei einem
mutigen, entschlossenen und tatkräftigen Aufstieg sollte man daran denken, dass
der Gipfel selbst zwar klein, aber das Blickfeld unermesslich ist. Je höher man
aufsteigt, desto weiter und überwältigender ist die Sicht; und je
überwältigender die Sicht, desto stärker die Verschmelzung zur Einheit. (FW
III, 19)
Meditative Erkenntnis ermöglicht Ihnen das
unmittelbare Erfassen des Wesens, der inneren Wahrheit einer Person, einer
Sache oder einer Lebenssituation.
Alle
offenbarten Dinge sind Symbole ewiger Wahrheiten. Wenn man in dieser Erkenntnis
einen sichtbaren Gegenstand betrachtet und seine Gedanken darauf konzentriert,
zuerst durch eine Anstrengung des Willens und dann, indem man den schwankenden
Intellekt beruhigt, vermag die Seele sich Gehör zu verschaffen und dem Gemüt
eine innere Wahrheit über den betrachteten Gegenstand zu erschließen. Das
Bewusstsein des Beobachters und des Beobachteten wird dann tatsächlich eins.
(TL II, 50)
Meditation bietet die Möglichkeit, Belehrungen zu
erhalten, die Ihnen sonst erst nach dem Tod in der jenseitigen Welt
zuteilwerden können.
Mögen die
Menschen es lernen, überirdische Belehrungen inmitten des irdischen Lebens
bereits anzuwenden. Mögen sie das Leben aus der überirdischen Quelle reich
gestalten. (Br II, 518)
Wenn Sie regelmäßig üben, werden Sie erfahren: Sie
werden wirklich klüger, sie wachsen tatsächlich mit jeder Meditation an
Erkenntnis! Das ist der Weg, um weise zu werden.
Meditation ist die Stunde der Inspiration: Wenn Ihr
Herz in Ruhe und nach Oben geöffnet ist, ist es
empfänglich für das höhere Wissen der geistigen Welten, das „in der Luft liegt“
und nur darauf wartet, aufgenommen zu werden.
Jüngling,
vergiss das Gebet nicht! Jedesmal wird in deinem Gebet, wenn es aufrichtig ist,
ein neues Gefühl erweckt, und mit ihm ein neuer Gedanke, den du bis dahin nicht
kanntest, und der dir von neuem Mut machen wird; und du wirst begreifen, dass
Gebet Erziehung bedeutet. (Dostojewskij, Die Brüder Karamasow)
Dieser Erkenntnisgewinn ist unendlich viel bedeutsamer
als all die weltlichen Dinge, die uns von der Meditation abzuhalten pflegen.
Die Menschen
rechtfertigen sich damit, wegen irdischer Angelegenheiten keine Muße für die
Verbindung zu Höherem zu finden. Vergleichen wir jedoch die wichtigsten
irdischen Angelegenheiten mit den Funken der geringsten Erleuchtung. Betrachten
wir sie nach einem Verlauf mehrerer Jahrzehnte und erkennen wir, dass die
irdischen Angelegenheiten verwischt, in Nebel versunken sind, während die
Erleuchtung klar hervorgetreten und deutlich zu einer herrlichen Bestätigung
herangewachsen ist. Dieser Vergleich kann zeigen, wo der wahre Wert liegt. (Br
II, 440)
17. Gotteserfahrung
Michelangelo
„Die Erschaffung Adams“, Sixtinische Kapelle, Rom
Meditation bedeutet, sich den überirdischen Welten und
ihren Bewohnern im Geist tatsächlich anzunähern. So können wir sie aus eigener
Erfahrung kennenlernen. Dies ist der Weg, um uns in einer materialistischen
Zeit wieder eine Vorstellung von der höheren Realität zu verschaffen.
Nichts kann
das Verstehen der Unsichtbaren Welt vermitteln, außer ihre wirkliche
Empfindung. (Herz 298)
Bei der Einkehr ist Ihr Lehrer tatsächlich
gegenwärtig. Zu diesem Erleben müssen Sie durchstoßen, wenn Sie in der
spirituellen Praxis vorankommen wollen.
Seid Meiner Nähe
gewiss. (Herz 314)
Stärkt das Bewusstsein
Unserer Gegenwart in eurem Leben. Und diese Macht ruft bei euren Taten herbei.
(BGM I, 13 [15])
Mit den groben fünf Sinnen können Sie diese geistige
Realität der Gegenwart des Lehrers nicht erfassen, wohl aber mit den höheren
Sinnen (den Zentren) Ihres wahren Wesens – insbesondere mit dem Herzen.
Lernen Sie
es, in allen Augenblicken Ihres Lebens daran zu denken, dass Sie von dem Auge
des Adlers und dem Flammenden Herzen des Einen, der
Sie rief, beobachtet werden! Nur unser grober Körper und die unzureichende
Verfeinerung unserer Sinne hindern uns daran, Seine Gegenwart wahrzunehmen. (HR
I/1, 139; Brief vom 08.11.1931)
Die spirituelle Praxis lässt den Unsterblichen
erleben, dass er ein Glied in der Kette der Hierarchie, ein Mitglied der
überzeitlichen Gemeinschaft aller derjenigen ist, die den Pfad gehen und
dienen. Beim Lehrer, inmitten der anderen Ordensbrüder sind Sie geborgen.
Die beste
Arznei und Waffe ist euer Bewusstsein Unserer
Fürsorge. (BGM I, 320 [376])
Der Mensch
wird fragen: Seid Ihr immer mit uns? Wir können immer mit euch sein, wenn euer
Wunsch danach vorhanden ist. (Br II, 72)
So ist das Versprechen Jesu zu verstehen:
Und siehe,
ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt 28, 20)
Der Mensch sucht, wie jedes andere Wesen auch,
instinktiv nach Verbindung mit der höheren Stufe, nach Anlehnung an einen
Führer, letztlich nach Gott. Im spirituellen Leben findet dieses elementare
Bedürfnis Erfüllung. Es ist uns verheißen, dass Gott sich finden lässt, wenn
wir Ihn suchen - was heißt: wenn wir uns Ihm im Geist, in der Meditation
nähern.
Agni Yoga sagt: Auf
welchem Pfad auch immer Du zu Mir kommst, Ich werde Dir entgegenkommen. (AUM
584)
Ähnlich heißt es in der Bibel:
Nahet euch zu
Gott, so nahet er sich zu euch. (Jak 4, 8)
Denn wenn ihr
mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen,
spricht der Herr. (Jer 29, 13, 14)
Liebe zu den Höheren Sphären ist der letzte Beweggrund
für das Beschreiten des Geistigen Pfades. Woraus kann sie entstehen? Nur aus
der Nähe zum Lehrer. Bemühen wir uns nur um Annäherung an die hohen Meister,
dann werden die Liebe zu Ihnen und das Verlangen nach noch größerer Nähe, nach
Nachfolge von selbst aufkeimen. Größere Nähe wird zu noch brennenderer Liebe,
der durch die Liebe veranlasste Aufstieg zu noch weiterer Nähe führen, und so
fort in Unbegrenztheit.
Außerdem spüren Sie in der Versenkung, dass Sie selbst
von unseren Älteren Brüdern geliebt werden. Wenn Sie darauf wiederum mit Ihrer
Liebe antworten, entsteht ganz natürlich eine Verbindung.
Sobald wir
eine Welle in Reaktion auf die Liebe aussenden, die in manchen Stunden an die
Tür unseres Herzens klopft, wird zwangsläufig eine dauernde Verbindung mit
ihrer Quelle hergestellt. (TL IX, 492)
18. Kraftquelle
Die Verbindung mit der geistigen Welt ist eine
Kraftquelle, aus der Sie jederzeit Nahrung für Ihr Geistfeuer schöpfen können.
Sie bewahrt das Leuchten Ihres inneren Lichtes. Alles, was Sie benötigen -
Trost, Kraft und Liebe - ist in den höheren Sphären des Raumes überreichlich
vorhanden. In der Meditation öffnen Sie sich für diese Sendungen und lassen
diese in Sie einziehen.
Diese
Zweifler sollten nur einmal sehen können, wie die Energiewellen - im Gebet oder
in innerer Erhebung, nennt es wie ihr wollt - zu den Bewohnern höherer Sphären
ausströmen, und wie dann andere Wellen in herrlichem Licht und Farben
zurückkommen, deren Bedeutung vom geübten Schüler leicht entschlüsselt werden
kann! Ihre Zweifel an der Wirksamkeit des Gebets würden dann schnell
verschwinden. (TL IX, 486)
In der Einkehr füllen Sie sich mit dem Geist des
Meisters: Dem Geist der Arbeit und Disziplin, des Kampfes und Aufstiegs, der
Reinheit, Weisheit und Macht, der Gelassenheit und Freude, des Stolzes, der
Würde, der Ruhe und des Friedens, der Weltüberwindung, Selbstlosigkeit und
Geduld. Wenn Sie in diesem Geist in der materiellen Welt denken, sprechen und
handeln wollen, müssen Sie ihn zunächst vollkommen in sich aufnehmen.
Der Verkehr
mit der höheren Welt stellt ein Schöpfen neuer Kräfte dar. (Br II, 89)
Der unbewusste Mensch kann diese Energien, ohne die er
in wenigen Tagen zugrunde ginge, nur im Schlaf erneuern. Der geistige Schüler
lernt, sie in der Meditation bewusst zu schöpfen.
Öffnen Sie nur Ihr Herz. Der Meditierende nimmt mit
jedem Atemzug den göttlichen Geist auf und füllt sich mit Lebenskraft und
Lebensfreude.
Übertragen
wir unser Bewusstsein völlig in den Bereich, wo es weder Furcht noch
Niedergeschlagenheit gibt, dann sind wir unverletzlich durch das Schlechte. (FW
II, 72)
Sie können tatsächlich die Kraft der Hierarchie, der
Höheren Mächte „tanken“, mit ihr auf Erden wirken und damit viel erfolgreicher
sein, als wenn Sie sich nur auf Ihre eigenen, schwachen Kräfte verlassen
würden!
Ich weiß,
dass meine Kraft sich vermehrt, wenn ich den Himmel darum bitte. Möge er mir
ein Teilchen seiner Macht verleihen! (Br II, 382)
In einer Welt, in der der Geistige ohne jeden äußeren
Halt, ohne die physische Gemeinschaft mit seinem Lehrer und seinen Mitschülern
auskommen muss, ist die meditative Verbindung mit der Heimat seine einzige
Stütze. Seine eigene Welt zu errichten, zu verteidigen und zu festigen wird nur
auf diesem sicheren geistigen Fundament gelingen. Das Loslösen von der Welt,
die Einsamkeit und Selbstaufopferung sind kaum zu ertragen ohne die Kraft, die
aus der höheren Verbindung fließt.
19. Tröster
H. G. Leiendecker „Der Tröster“
Natürlich benötigt der Mensch immer wieder Trost. Not und Sorgen kennen auch die Heiligen im Überfluss. Die Frage ist nur: Wohin wenden Sie sich, an materielle oder an geistige Tröster?
In der Welt gibt es keinen Frieden. Grundlage der
Meditation ist die Erkenntnis, dass wir diese lebensnotwendige Errungenschaft
nirgendwo anders als in unserem eigenen Inneren suchen müssen. Dort liegt ihr
Quell, und die Versenkung erschließt ihn. Der Frieden ist in Ihnen selbst. Dort
müssen Sie ihn finden.
Man kann eine
sehr nützliche Übung hinzufügen: In Schweigen verharren und seine Gedanken dem
Höchsten zuwenden. Man wird von einer wunderbaren Wärme durchströmt. (FW III,
516)
Meditation ist der wahre Tröster, der Ihrem höheren
Wesen entspricht: Wenn Sie Ihre irdische Existenz lange genug von der höheren
Warte des höheren Selbst aus betrachten, werden die
Sorgen und Nöte, mit denen Sie sich auf der materiellen Ebene abquälen, kleiner
und kleiner, bis sie sich schließlich – im Angesicht der Ewigkeit - in nichts
auflösen. Trost und Kraft „liegen in der Luft“ - Sie müssen sie nur abrufen.
Bei allen
beunruhigenden gedanklichen oder gefühlsmäßigen Zuständen richte man das
Bewusstsein durch absichtlich ruhiges Atmen nach innen und versuche, sich mit
dem Sechsten Atem auf seiner Kraft- und Bewusstseinsebene zu vereinigen. Wenn
das geschieht, werden sich sofort ein Gleichgewichtszustand und ein Gefühl
innerer Ruhe und des Friedens einstellen, und die äußeren Verhältnisse werden
beherrscht. Bewegungen und Erregungen hören mehr und mehr auf, während wir uns
im Bewusstsein dem Zentrum des Seins nähern, denn das Reich des Göttlichen
Rhythmischen Atems, der Himmel, ist in uns. (TL V, 240)
Wenn Sie sich regelmäßig in Ihrer höheren Natur
sammeln und sich mit den geistigen Sphären verbinden; wenn Sie es sich zur
Gewohnheit machen, in Schwierigkeiten und Anfechtung das Primat des Geistes zu
bestätigen und Zuflucht zur Meditation zu nehmen - dann benötigen Sie bald
keine irdischen Tröster wie Zigaretten, Alkohol oder Schokolade mehr. Sie
überwinden diese Begierden des niederen Selbst auf ganz
natürliche Weise, nämlich auf dem höheren Weg des wahren, geistigen
Trostes.
Dabei kann
man im Schweigen, ohne Zeit zu verlieren, einen Strahl der Erfrischung
erhalten. Nur entwickelte Geistigkeit kann durch einen einzigen Seufzer das
menschliche Bewusstsein erheben. (BGM II, 303 [307])
Es ist sicherlich ein gesünderer, höherer und
würdigerer Weg, mir Liebe, Kraft und Trost, die ich im Alltag so dringend
benötige, durch Verbindung mit den höheren Sphären zu verschaffen, anstatt wie
ein Weltmensch vergeblich zu versuchen, sie durch Zerstreuung oder materielle
Genüsse zu erlangen. Wir müssen nur den neuen Weg einüben und ihn uns zur
festen Gewohnheit machen, dann können wir auf die unzuverlässigen weltlichen
Stützen bald ganz verzichten.
20. Reinigung der Seele
Tintoretto
„Taufe Christi“
Es kann nicht deutlich genug gesagt werden: Meditation
ist keine „östliche Spinnerei“. Sie hat vielmehr ein klares, irdisches,
materielles Ziel: Unser Wesen zu verändern und einen anderen, besseren Menschen
aus uns zu machen!
Eine einzige
Vision der fernen Welten verwandelt bereits das ganze Leben. Es haben sich zwar
wenige dieser Stufe genähert, aber es gibt sie, diese Verwandler des Lebens.
(AUM 18)
Meditation ist die wichtigste geistige Übung für die
Reinigung und Verfeinerung unserer Gedanken und Gefühle, unserer Ewigen
Individualität, der Seele. Sie verwandelt tatsächlich unsere ganze Natur.
Sie kennen das aus Ihrem Alltagsleben: Der Aufenthalt
an einem reinen, heiligen Ort – einer Kathedrale oder einem Konzertsaal –
läutert Sie tatsächlich von den Ablagerungen des Unrates, mit dem Sie täglich
in Berührung kommen. Er entfernt Begierden, Angst und Zweifel, Dunkelheit und
Niedergeschlagenheit aus Ihrem Inneren. So überkommt Sie in der Kirche kaum die
Lust, Alkohol zu trinken.
Meditation ist der einzige natürliche, der Würde des
Menschen angemessene Weg, diese Übel nicht nur äußerlich zu unterdrücken,
sondern sie innerlich mit der Wurzel auszurotten und vollständig loszuwerden.
Vom Alltag beschmutzt und bedrückt gehen Sie in die
Sitzung hinein - geläutert und erhoben gehen Sie wieder hinaus.
Aus
nützlichen Betrachtungen bildet sich vollkommene Errungenschaft. (FW II, 376)
Meditation verändert wirklich die
Substanz Ihres geistigen Wesens. Sie versetzt es in einen Zustand höherer
Schwingung. In diesem Zustand sind Sie empfänglich für die Aufnahme höherer
Energien und sprechen auf niedere gar nicht mehr an.
Ein Beispiel: Die Flasche Whiskey oder die Schachtel
Zigaretten auf dem Tisch vor Ihnen üben keine Anziehungskraft mehr auf Sie aus,
weil solche groben Ausstrahlungen in Ihrem jetzt feiner,
höher schwingenden Wesen keine Resonanz mehr finden.
Durch das
Hervorrufen von besseren Schwingungen kann das Wesen des Menschen umgewandelt
werden. (FW III, 253)
Das Versetzen in einen Zustand höherer Schwingung und
das Einfließen von höherer Energie aus der geistigen Welt entfernt tatsächlich
unerwünschte, grobe Teilchen aus Ihrem Geistwesen - solche, die nicht auf
höhere Schwingungen erklingen können.
Mit Hilfe von
Reinigung und Ausstoßung gelingt es, die schädlichen niederen Teile zu
entfernen. (AY 512)
Stattdessen wird Ihre höhere Natur mit feineren
Partikeln aufgefüllt, die auf höhere Schwingungen ansprechen. So verändern Sie
tatsächlich die Zusammensetzung Ihrer Seele!
So kann man
sich davon überzeugen, dass bei einem natürlichen höheren Verkehr kein Verlust
eintritt, sondern eine Erfüllung mit erhabener Substanz. (Br II, 431)
Diese Reinigung der Seele sollten Sie ebenso
regelmäßig vornehmen wie die Reinigung des Körpers. Sie werden die
wiedergewonnene natürliche kindliche Reinheit als ein beglückendes Gefühl
erleben – so, wie Sie sich besser fühlen, wenn Sie den Körper geduscht oder das
Arbeitszimmer wieder einmal gründlich geputzt haben.
Das Bestreben des Schülers muss es sein, diesen
feurigen Zustand aus Reinheit, Macht und Freude in den Momenten der Versenkung
bewusst herzustellen und ihn auch nach dem Abstieg in den Alltag weiterhin zu
bewahren, um auch dort für niedere Schwingungen unempfänglich zu bleiben.
21. Erhebung unseres Wesens
Tizian „Die Ausgießung des Heiligen
Geistes“
Wir kommen jetzt zum wichtigsten Punkt: In der Meditation
nehmen Sie himmlischen Frieden, Freude, Reinheit und Kraft in sich auf. Sie
trinken die göttliche, universelle Liebe, die den ganzen Raum erfüllt, alles
Existierende verbindet.
Dadurch werden Sie selbst liebevoll, friedvoll,
kräftig, freudig und rein. Sie nehmen den göttlichen Geist in sich auf. Der
Geist wird damit Fleisch. Er nimmt menschliche Gestalt an. So wird das Fleisch
göttlich. Das ist das Mysterium der Meditation.
Man kann sein
Herz mit dem Heiligen Geist erfüllen. (FW I, 336)
Wenn Sie sich von Ihrem Sitz erheben, strahlen Sie
Liebe, Frieden, Kraft, Freude und Reinheit in Ihre Umgebung aus.
Im Leben sind diese Errungenschaften ständig
gefährdet. In der Meditation müssen sie immer und immer wieder gefestigt
werden, um im rauen Wind der materiellen Wirklichkeit bestehen zu können.
Meditation sollte zum Mittelpunkt Ihres Lebens werden:
Dort nehmen Sie Zuflucht, wenn Sie die höhere Schwingung zu verlieren und von
niederen ergriffen zu werden drohen. Dort stellen Sie Ihre höhere Würde als
Unsterblicher wieder her. Dort verwandeln Sie sich tatsächlich in ein höheres
Wesen!
22. Was ist Gebet?
Albrecht Dürer
„Betende Hände“
Was ist eigentlich ein Gebet? Zunächst nicht mehr als
ein erhabener Gedanke:
Gebet ist Ausdruck
des besten Gedankens. Alle Glaubensanschauungen schreiben vor, in den besten
Formen zum Höchsten zu beten. Es ist richtig, den Menschen zu raten, sich in
erhabensten Gedanken dem Höchsten zuzuwenden. Wir weisen immer auf den großen
Nutzen erhabenen Denkens hin. An wen kann man sich in Gedanken wenden, wenn
nicht an den Höchsten? (FW III, 495)
Ein Gedanke an das Wesentliche, die letzte Ursache,
das Höchste; ein Gedanke der Verehrung, der Demut, der Dankbarkeit, der Liebe,
der Vereinigung und der selbstlosen Hingabe; ein Gedanke der Bekräftigung der
Treue, der Standhaftigkeit und des Dienstes.
Im Gebet wird
das Dasein erhoben und verbessert. (FW II, 280)
Im Gebet wird
einem die Ewigkeit bewusst. Das reine Gebet birgt in sich Schönheit, Liebe,
Wagnis, Tapferkeit, Selbstaufopferung, Standhaftigkeit und Streben. (BGM II,
303 [307])
Beten ist eine Liebeserklärung!
Wenn ich
sage: „Ich liebe Dich, o Herrscher; ich bin Dir ergeben, o Herrscher; ich
verehre Dich, Lehrer“, in welch machtvollen Chor verwandelt sich dieser
Lobgesang in den fernen Welten! (Hier 176)
Der Alltag, jede wahre, sinnvolle, gute Arbeit bedarf
des Gebets - nämlich der Bitte um den Segen von Oben
für das, was wir nach bestem Wissen und Gewissen im Namen und im Auftrag Gottes
auf Erden ausführen. Gebet ist ein Bündnis mit den Höheren Mächten und damit
selbst eine reale Macht.
Es gibt
Unwissende, die meinen, Gebet fände im praktischen Leben keinen Platz. Man
sollte sie fragen, welche Art Geschäft sie als mit dem Gebet unvereinbar
erachten - das, welches böse und habgierig ist? Gute Arbeit bedarf des Gebets -
jenes, das die höheren Kräfte enthüllt. (AUM 58)
Gebet und Arbeit, kontemplatives und aktives Leben
sind nicht zu trennen: „Ora et labora“, „bete und arbeite“, war schon das
Mantram der geistigen Väter des Mittelalters.
Es besteht
die Meinung, dass Gebet etwas vom Alltag Verschiedenes sei, indessen ist es die
Grundlage des Lebens. (AUM 42)
23. Nicht für sich bitten
G. Dou
„Einsiedler im Gebet“
Geistig entwickelte Menschen werden die höheren
Sphären nicht mit persönlichen Wünschen behelligen. Diese wissen ohnehin,
wessen wir bedürfen (Mt 6, 32)
Gebet ist
Erhebung und Entzücken. Das eigennützige Gebet ist erst in neuerer Zeit
entstanden. Wie kann der Mensch für sich selbst beten? Weiß denn die Höhere
Weisheit nicht, was dem Menschen not tut? (AUM 35)
Das richtige Gebet gilt dem Wohl der Welt.
Ein Wilder
fleht in seinem Gebet vor allem um Gnade für sich selbst, während die weisen
Einsiedler für das Wohl der Welt bitten. Es ist weder angebracht noch nützlich,
für sich selbst zu bitten. Nur ein grobes Herz hält sich selbst für das
wichtigste. Doch viel weiser ist es, für die Welt zu bitten, in der auch ihr
einen Tropfen des Heils finden werdet. (Herz 554)
Egoistische Bitten stören nur die Verbindung, die auf
selbstloser Hingabe beruht.
Wir sagen den
Menschen: Äußert keine persönlichen Bitten; Wir wissen, was euch nötig ist. Die
Menschen vermögen es nämlich nicht, sich auf das Wichtigste zu konzentrieren,
und solche Bitten sind nur hinderlich. (Br II, 72)
Im Übrigen müssen wir uns vorrangig selbst helfen. Wir
dürfen uns nicht auf die Meister verlassen.
Es ist nicht
notwendig, die Gottheit anzuflehen. Man muss selbst die beste Tat beitragen.
(BGM II, 111)
Nach den Gesetzen von Karma und der Entsprechung
erhält ein jeder früher oder später, was ihm gebührt. Glauben wir doch nicht,
dass wir die Höheren Kräfte mit einem Gebet zu etwas überreden könnten, was uns
noch nicht zusteht. Es wäre auch nicht weise, etwas zu gewähren, wofür wir noch
nicht reif sind, uns höher zu stellen, als wir schon gewachsen sind. Denn zu
einer höheren Position gehören höhere Pflichten, die wir noch gar nicht
erfüllen könnten.
24. In Not
V. van Gogh
„Trauernder alter Mann“
In Not gilt:
Die Menschen
verstehen es nicht, die Kräfte des Lichts herbeizurufen, wenn ihnen Gefahr droht.
Im Gegenteil, sie werfen Zweifel, Selbstmitleid und sogar Anklagen in den Raum,
obwohl sie selbst sehr wohl wissen, dass solcher Kleinmut ihnen nicht hilft.
Die Völker
des frühen Altertums handelten richtiger. Bei Gefahr wandten sie sich
augenblicklich schweigend und ohne einen bestimmten Gedanken zu fassen, zum
Himmel. Sie öffneten ihre Herzen für den Empfang der Höheren Kräfte. Sie
verstanden, dass irdische Worte die Annahme der Hilfe nicht auszudrücken
vermögen. Sie gestatteten den von oben gesandten Strahlen, sich ungehindert in
ihr Bewusstsein zu ergießen. Sie waren davon überzeugt, dass in der Stunde der
Not gute Hilfe kommen werde. (Br II, 384)
Oder man spricht nur ganz kurz ein Stoßgebet:
Wenn man der
Hilfe bedarf, genügt der Ruf: "Hilf"! Aber selbst dieses einfache
Wort erfordert Anziehungskraft. (FW II, 38)
Sie sollten sich mit dem Strom des Heils, den höheren
Energien verbinden, um in dieser Kraft voranzuschreiten und eine Lösung zu
finden.
Das Gebet ist
eine Leitung zum Strom des Heils. Der Strom fließt überreichlich, doch es ist
notwendig, sich ihm anzuschließen. Man muss ein herzliches, würdiges Verhältnis
finden, um den höchsten heiligen Schätzen zu begegnen. (AUM 35)
25. Wie beten?
Wie soll man beten? Nicht die Formeln, nicht die Worte
sind bedeutsam, sondern das reine Streben, die Verehrung, die völlige Hingabe
des Herzens.
Alle
erzwungenen Beschwörungen sind untauglich. Das Gebet des Herzens entströmt
unmittelbar. Nicht die Worte, sondern das Gefühl des Herzens bewirkt das
Wunder. (Herz 550)
Es ist
unzulässig, sich auf die Geste äußerer Gebete zu beschränken, diese
Scheinheiligkeit ist die schädlichste Lästerung. (AUM 267)
Das Hintreten vor den Lehrer geschieht im Geist
jenseits aller Äußerlichkeiten und materiellen Umstände.
Hintreten vor
den Herrscher kann nur im Herzen erlebt werden. Im Herzen vom Herrscher erfüllt zu
sein, kann durch nichts Äußeres ersetzt werden. (FW III, 138)
Wie unten, so
oben. Denken Sie doch an sich selbst:
Würden Sie denn jemandem Aufmerksamkeit schenken, der sich Ihnen mit auswendig
dahergesagten Phrasen ohne Beteiligung des Herzens nähert? Wird nicht für einen
Meister dasselbe gelten?
Wenige
Menschen verstehen es, sich auf gedanklichem Wege den höheren Sphären
zuzuwenden und Gespräche zu führen. Als Hilfe wurden ihnen in verschiedenen
Jahrhunderten fertiggefasste Worte vorgeschlagen. Viele von diesen verloren im
Laufe der Zeit ihre ursprüngliche Bedeutung und wurden von Menschen wiederholt,
die nur wenig verstanden.
Möge die
Denkweise ganz individuell sein. Wozu fremde,
auswendig gelernte Worte, wenn der Mensch seine Gefühle frei äußern kann?
Untereinander gebrauchen die Menschen selten fremde Zitate. Genauso können sie
sich auch dem Höchsten in der ihnen eigenen Art zuwenden.
Mögen die
Menschen nach sich selbst urteilen. Kann man sich ihnen mit auswendig gelernten
Versen zuwenden, wenn ihnen doch menschliche, herzliche Zuwendung näher wäre?
In allem muss man den allerherzlichsten Ausdruck finden, ohne sich zu schämen,
denn die einfachsten Worte werden immer am leichtesten verständlich sein. (Br
II, 410)
Sehen wir zu, dass nicht unsere kleinen Brüder, die
Vögel, mit ihrem Gesang ausdrucksvoller beten als wir mit unseren Formeln!
Ihr habt
schon das Gebet der Vögel vernommen - die kleinen Mitbrüder verstehen es, das
Licht willkommen zu heißen. Sie finden den besten Ausdruck für die Bewunderung
der Herrlichkeit des Lichts. Pflanzen strecken sich dem Licht entgegen, nur die
Menschen träumen vom Magen, wenn ihr Geist von der Erhabenheit des Höchsten
erfüllt sein sollte. Auf diese Weise begehen sie eine Freveltat, die dem
Selbstmord gleicht. Die schönsten Hymnen wurden niedergeschrieben, aber die
Menschen sagen sie her ohne Beben des Herzens - wie das Klirren zerbrochenen
Geschirrs. (AUM 36)
Es ist nicht unbedingt viel Zeit erforderlich für ein
gutes Gebet.
Man kann
Stunden der Bestrebung verbringen, doch es gibt auch ein blitzschnelles Gebet.
Damit stellt sich der Mensch ohne Worte augenblicklich in die ganze,
ununterbrochene, bis in die Unbegrenztheit reichende Kette. (BGM II, 303 [307])
Scheuen Sie sich nicht, noch die kleinste Arbeitspause
für die Erneuerung der höheren Verbindung zu nutzen.
Seien wir
nicht darüber besorgt, womit wir uns in Augenblicken zwischen den
Arbeitsaufgaben befassen sollen. Vergessen wir nicht, dass auch der kleinste
Teil der Zeit für ein Höheres Gespräch genutzt werden kann. Es bereitet
Freude, dass der Faden des Herzens ständig mit dem Allerliebsten in Verkehr
stehen kann. Ich bestätige, dass die
Stimme der Liebe keiner langen Zeit bedarf. Wie verschiedene Blumen die Wiese
zieren, so leuchten die Rufe des Herzens inmitten der Arbeiten; sie
kennzeichnen die Annäherung an die Bruderschaft. (Br I, 555)
26. Zwiesprache
C. H. Bloch
„Die Verklärung Christi“
In der Meditation verkehrt die Seele außerhalb aller
Dogmen und Konventionen direkt mit ihrer Heimat, der höheren Welt. Sie kehrt
dort regelmäßig ein und kommuniziert ganz natürlich über die Grenzen von Zeit
und Raum hinweg mit anderen unsterblichen Seelen – so wie sich Jesus im verklärten Zustand mit Moses und Elias unterhalten hat (Mt 17,
1 ff).
Die allgemein
übliche Religiosität ist nicht nötig. Nötig sind die Tatsachen des bewussten
Verkehrs mit der Wohnstätte des Lichts. (BGM II, 130)
Laut Agni Yoga ist Meditation also keine Nabelschau, kein
Fixieren der Nasenspitze und keine Suche nach Nirwana, sondern ein Gespräch.
Das wahre
Gebet ist das Gespräch mit dem Unendlichen. (TL IX, 457)
Sie sollten allerdings nicht zu hoch greifen und
gleich an eine Unterhaltung mit einem Erzengel oder gar mit Gott denken. Solche
höchsten Wesen haben Wichtigeres zu tun, als sich persönlich gerade um Sie zu
kümmern. Aber eine Unterhaltung mit Ihrem Bindeglied zur Hierarchie, Ihrem
Lehrer, Ihrem wahren, geistigen Vater, mit dem eine jahrtausendealte geistige
Verbindung besteht – das wird eine natürliche Vorstellung sein.
27. Ruf und Antwort
Nikolaus
Roerich „Moses der Führer“
Das reine, unschuldige Kind in Ihnen wendet sich
vertrauensvoll an seinen Vater im Himmel. Es ist tröstlich zu wissen, dass Sie
von dort Antwort erwarten können.
Der Ruf der
Liebe wird die Antwort des Geliebten bringen. (BGM I, 83 [89])
Kann man ein
Beispiel dafür anführen, dass einem reinen Bewusstsein die Antwort verwehrt
wurde? (AY 93)
Allerdings hängt die Antwort maßgeblich von der
Qualität, das heißt, der Reinheit und Kraft der Anrufung ab.
Wie der Ruf,
so die Antwort. (FW I, 123)
Nach dem Gesetz der Entsprechung muss eine Antwort
erfolgen, wenn der Suchende sie selbstlos erfleht.
Schickt die
Seele vom höheren Standpunkt der Entsagung aus und im Zustand vollkommener
Entspannung ein Gebet zu dem Unendlichen, nicht zur Erlangung eines
persönlichen Vorteils, sondern aus Glauben, aus Liebe zu jenem Unendlichen, so
wird dasselbe Gesetz, das den einen elektrischen Pol zwingt, auf den anderen zu
reagieren, eine Antwort aus den Regionen jenes Unendlichen erzwingen, und diese
Antwort wird in Übereinstimmung mit den wirklichen Bedürfnissen der strebenden
Seele sein. (TL I, 21)
Nicht anders als irdische antworten auch jenseitige
Mächte desto sicherer, je drängender sie angerufen werden.
Bei der
Hinwendung an die Hierarchie des Lichts liegt die Bedeutung im Anruf durch Gebet.
Man sollte daran denken, dass sogar irdische Mächte unangesprochen nicht
antworten. (FW I, 268)
Wahrlich, es
wäre für die Wesen anderer Welten leichter, die stickige Atmosphäre der Erde zu
durchdringen, wenn ihnen Anrufe von irdisch Inkarnierten entgegenkämen. (Gem
32)
Versuchen Sie es! Sie werden sehen, dass Agni Yoga
Ihnen nicht zu viel verspricht!
28. Unterhaltung im Herzen
Gambarelli
„Die Hl. Katharina von Siena betet mit Jesus
das
Stundengebet“, Basilica di S. Domenico, Siena
Jeder von uns kann wie die
Heiligen mit den höheren Mächten sprechen, sie verehrend anrufen und, wenn
alles andere schweigt, in seinem Herzen ihre Stimme vernehmen.
Die Sprache
des Herzens ist der Atem des Höchsten. (Herz 249)
Lauscht der
Stimme der Ewigkeit, die zum Segen und zum Licht führt. (Hier
38)
Ein empfängliches Herz hält wirklich
Zwiesprache mit den Höheren Sphären. Einer der schönsten Paragraphen des Agni Yoga lautet:
Möge euer
Herz manchmal mit der Höheren Welt Zwiesprache halten. Dieses Gespräch kann in
vielen Sprachen geführt werden. Vielleicht wird das Herz in seiner Erinnerung
die Stunden aus vielen Leben sammeln? Vielleicht wird es ein stilles Gespräch
sein, ohne Belehrungen und Ratschläge, bloß erhebend und beim Aufstieg
stärkend; vielleicht das Schweigen der Dankbarkeit, oder das Schweigen der
Macht der Bereitschaft. Die Flamme des Herzens wird im Streben zur Vereinigung
mit der Höheren Welt entfacht. (Herz 41)
Konkret sollten Sie sich vor allem an Ihren geistigen
Vater, Ihren Lehrer wenden.
Möge das Herz
sich daran gewöhnen, mit dem Lehrer Zwiesprache zu halten. Möge das Herz wie
die alten Weisen nur den Verkehr mit dem Herrscher kennen, damit nichts
Nichtiges in das Herzensgespräch mit dem Höchsten eindringt. Man muss dieses
Zwiegespräch mit dem Lehrer wie einen Schatz hüten. (Herz 254)
Nur bei einem solchen lebendigen Austausch kann überhaupt von einem Lehrer-Schüler-Verhältnis die Rede
sein. Wie könnte jemand Ihr „Lehrer“ sein, zu dem Sie gar keinen Kontakt haben?
Kein Dogma kann
verbieten, mit dem Höchsten Zwiesprache zu halten. Je schöner diese geführt
wird, desto näher wird Er uns sein. (FW II, 38)
Beginnen können Sie, indem Sie sich Ihr
eigene, geistige Realität schaffen, tatsächlich den Lehrer – im Geist –
in seinem Aschram aufsuchen, dort vor ihn hintreten und ihn ansprechen.
Gebietet
eurem Herzen, dem Lehrer so nahe wie möglich zu sein. Wenn es zur Bestätigung
des Lehrers der Worte bedarf, beginnt mit dem Lehrer so Zwiesprache zu halten,
als befände Er sich neben euch. (Herz 285)
Das ist weit mehr als nur Phantasie:
Auf der geistigen Ebene wird alles durch Ihre Gedanken geschaffen – das, was
Sie sich vorstellen und ausmalen, ist dort also Realität!
„Stunden des
Glücks“ - so bezeichnen Wir jene Entwicklungsstufe des Bewusstseins, wenn sich
Unseren Leuten, ohne sich vom Leben abzuwenden, die Gelegenheit bietet, mit Uns
in Unserer Stätte zusammenzutreffen. (AY 338)
Es ist eines der wichtigsten Zeichen für den
Fortschritt auf dem Pfad, wenn dieses geistige Gespräch
mit dem nicht inkarnierten Lehrer tatsächlich mehr und mehr zu lebendiger
Wirklichkeit wird.
Der Lehrer
verfolgt den Fortschritt des Yogi. Das Zeichen seines
Fortschritts wird die Fähigkeit sein, die Stimme des unsichtbaren Lehrers zu
vernehmen. (AY 174, 181, 185)
Der Lehrer gibt tatsächlich Antwort auf alle Ihre
Fragen, wenn Sie nur lernen, Ihrer inneren Stimme zu lauschen - und dann auch
ausführen, was sie sagt. Wenn Sie die vernommene Weisung nicht umsetzen,
korrumpieren Sie die höhere Verbindung.
Solche, die
sich niemals die Mühe gemacht haben, auf ihre innere Stimme zu horchen,
geschweige denn ihr zu gehorchen, rufen immer wieder aus: "Ich würde schon
richtig handeln wollen, wenn ich nur wüsste, was richtig ist. Ich kann mich
aber ohne Hilfe nicht entwickeln!" Doch im Herzen auch des gewöhnlichsten
Menschen liegt die Tür verborgen, die zu den Toren des Tempels führt. Wer mit
ernstem Verlangen an diese Tür klopft, in die Stille geht und wirklich zuhört,
der wird die Antwort auf alle Fragen vernehmen, sofern sie die unmittelbaren
Bedürfnisse der Seele betreffen. (TL IX, 457)
Man darf allerdings nicht nur Worte erwarten. Die
Antwort kann auch aus den verschiedensten Zeichen des Lebens bestehen.
Die Antwort
des Lehrers darf man nicht nur mit den üblichen Worten erwarten. Die Antwort
kann aus zahlreichen Zeichen bestehen, sowohl aus offensichtlichen als auch aus
weit entfernten. (Herz 285)
Die Schwierigkeit liegt darin, diese Zeichen zunächst
auszumachen und sodann zutreffend einzuschätzen.
Ein Anruf an
die Bruderschaft bleibt nicht unbeantwortet, aber die Antworten sind
verschieden. Jeder hatte häufig Gelegenheit, sich zu überzeugen, dass ihn die
Antwort der Bruderschaft durch äußerlich sehr unbedeutende Zeichen erreichte.
Man kann kühn behaupten, dass die meisten Hinweise entweder dem Bewusstsein
entgleiten oder unrichtig gedeutet werden. (Br I, 26)
Möge der Herzensaustausch Ihres unsterblichen Wesens
mit seinesgleichen, mit Ihren Seelenverwandten in den höheren Welten, zum
edelsten Ausdruck Ihres Daseins werden.
Verliert die
unmittelbare Aussprache mit Uns nicht. Möge sie die höchste Äußerung eures
Wesens werden. Lasst es nicht zu, dass ein solches Gespräch zur formalen
Ableistung einer Pflicht wird. (Br II, 18)
Als leuchtendes Vorbild für Agni Yoga-Meditation steht
Helena Roerich vor uns: Sie hat ihre
inneren Sinne so weit entwickelt und verfeinert, ihre geistigen Zentren so weit
geöffnet, dass sie imstande war, in stundenlangen geistigen Gesprächen mit
ihrem nicht inkarnierten Lehrer die Tausende von Seiten der Bücher der Lehre zu
empfangen und niederzuschreiben.
Wenn wir uns auf den Weg begeben, werden auch wir
eines Tages diese wunderbare Fähigkeit erwerben.
29. Silberner Faden
Swetoslaw
Roerich
Der Energieaustausch zwischen Oben und unten kann,
wenn regelmäßig gepflegt, zu einer dauerhaften, festen Verbindung führen. Agni
Yoga nennt diese Leitung zum Überirdischen den „Silbernen Faden“. Er verbindet
den Schüler mit dem Lehrer.
Der
wunderbarste Faden ist der „silberne“, der das Herz des Hierarchen mit Seinem
Schüler vereinigt. So offenbart sich die heilige Vereinigung der Hierarchen mit
den Schülern, wenn das Bewusstsein des Schülers dem Bewusstsein des Hierarchen
zustrebt. (Hier 156)
Der Silberne Faden ist eine nahezu körperliche
Verbindung zwischen den Welten, die beinahe sichtbar ist – wie die Fotographie
von Swetoslaw Roerich am Anfang dieses Kapitels zeigt. Je klarer wir die
tatsächliche Existenz dieser Leitung erkennen und je bewusster wir sie pflegen,
desto realer und stärker wird sie.
Man sollte
sich den Silbernen Faden nicht als etwas Abstraktes vorstellen, er besteht wie
ein Wirbelsturm, in dem Himmel und Erde verschmelzen. Wenn die Herzenergie in
Liebe und Hingabe anschwillt, wird die leuchtende Spirale in den Raum schnellen
und nach dem Gesetz der Anziehung natürlich den Strahl des Lehrers treffen. Man
muss sich angewöhnen, dieses lichttragende Band zu sehen und zu spüren. (Herz
250)
Über diesen Leiter versorgt uns die Hierarchie mit
allem, was wir für unseren irdischen Dienst benötigen: Kraft, Trost, Freude,
Erkenntnis und Führung.
Selbstloser
Dienst, aufrichtige Hingabe und Dankbarkeit weben einen starken Faden, auf dem
alles Notwendige zugeführt wird. (HR II/1, 30; Brief vom 24.09.1935)
Merken Sie sich dieses herrliche Versprechen genau!
Alles, was Sie benötigen, erhalten Sie von Oben! Es
ist möglich, aber eher unwahrscheinlich, dass die Mahatmas Ihnen Geld zukommen lassen, wenn Sie welches benötigen.
Aber brauchen Sie gerade Freude? Dann holen Sie sie sich über den Silbernen
Faden! Oder fehlt Ihnen Kraft? Dann besorgen Sie sich auf diesem Weg die Kraft
der Hierarchie aus dem Raum.
Nur wenn der
Geist alle Sendungen von Oben aufnimmt, kann er sein
Bewusstsein erweitern. So bildet der verbindende Faden die Leiter des Geistes,
auf der die Kraft des Geistes emporsteigt. Durch diesen wunderbaren Faden wird
Schöpfung verwirklicht. So vollzieht sich der Aufstieg des Geistes durch seine
Verbindung mit dem Herrscher. (Hier 155)
Wie oft finden Sie in sich selbst keinen Trost und
keine Erkenntnis. Dann bleibt nur eines: Beschaffen Sie sich diese von Oben, vom Lehrer, von der Hierarchie, über den Silbernen
Faden.
Wahrlich, der
Pfad des Herzens ist leicht, wenn den silbernen Faden entlang unaufhörlich der
Strom des Mutes und der Freude fließt. (HR II/2, 374; Brief vom
16.08.1937)
Sie müssen bestrebt sein, den Silbernen Faden nicht
abreißen zu lassen, ihn gerade auch in den Wirren des materiellen Lebens
ununterbrochen aufrechtzuerhalten. Diese Verbindung ist ein großer Schatz, der
entsprechend behütet werden will.
Wir sollen
uns nicht mit dem Gedanken trösten, dass der silberne Faden stark sei; hüten
wir ihn eher so, als wäre er etwas Zerbrechliches. (Br I, 565)
Es gibt zahllose Widerstände, Ablenkungen und
Bindungen, gegen die Sie Ihre persönliche Leitung nach Oben
verteidigen müssen. Ist die Verbindung unterbrochen, fließt Ihnen nichts mehr
zu und Sie haben dann nichts mehr, was Sie abgeben können.
Deshalb ist
es wichtig, den Strom des Herzens zu hüten. Ist der Strom nach oben bestrebt,
drängen sich Myriaden kleiner Sendungen heran, um ihn zu unterbinden. Nicht nur
bewusste und böswillige Sendungen regen sich, sondern auch chaotische Teilchen
suchen den emporsteigenden Strom aufzuhalten. Wissen wir jedoch davon, dann
wird unser Bewusstsein die ungebetenen Gäste nicht zulassen. (FW II, 108)
Wer der Verbindung nicht würdig ist, wird sie nicht
zustande bringen. Mit einer Aura voller weltlicher Begierden können Sie sich
einem Meister nicht nähern und keine hohen, sondern allenfalls niedrige
Botschaften von niederen Wesen aus den niederen Sphären der geistigen Welt
erwarten. Es ist daher von höchster Bedeutung, dass Sie sich in jedem Moment so
verhalten, dass Ihre Verbindung nach Oben nicht durch
unwürdige Gedanken, Worte oder Taten gestört oder unterbrochen wird. Sie dürfen
den Kanal zum Lehrer nicht mit Schmutz verstopfen, sonst kann nichts mehr durch
ihn hindurch zu Ihnen fließen.
Ich
anvertraue euch, alles zu verschmähen, was die Verbindung mit Uns entwürdigt.
(AY 183)
Sie können sich den Silbernen Faden nicht konkret und
bildlich genug vorstellen: Auch der Lehrer ist an dieses Band gebunden, es
verbindet Lehrer und Schüler zu einer Einheit. Über diese Leitung fließen nicht
nur Ströme von Oben nach unten, sondern auch von Ihnen
nach Oben. Daher muss der Lehrer zum Selbstschutz das Band kappen, wenn Sie
grobe Energien an ihn herantragen, die sein so viel feineres Wesen verletzen.
Widersetzt
man sich der Feurigen Welt mit der geringsten fleischlichen Begierde, wird die
ganze Beziehung entweiht. Der mutige Held wird sich nicht mit fleischlichen
Gedanken herabsetzen! (FW III, 483)
30. Gedankenhilfe
Weltspirale
„Stern für Gedankenhilfe“
Eine besondere Form des Gebets ist die Fürbitte, die
gedankliche Hilfe für Menschen in Not. Diese uralte Praxis hat eine
wissenschaftliche Grundlage: Der in den Raum gesandte Gedanke wirkt dort, wenn
er gut ist, hilfreich.
Nehmen wir als
Beispiel eine Person, die viele Briefe schreibt. Wenn sie für sich selbst
schreibt, wird sie keine wahren Resultate erzielen. Wenn sie denkt, nur für
einen bestimmten anderen Menschen zu schreiben, irrt sie sich. Ein
inhaltsreicher Brief, angefüllt mit hohen Gedanken, wird nicht für einen selbst
oder eine bestimmte Person geschrieben, sondern für die Menschheit.
Beschweren
wir uns nicht mit Betrachtungen, wem unsere Gedanken nützlich sein werden.
Abgesehen vom Akt des Schreibens wird der Brief nämlich auch in den Raum
gesandt. Es soll nicht unsere Sorge sein, wo der ausgesandte Gedanke ein Obdach
finden wird. Unsere einzige Aufgabe ist, dass der Gedanke dem Allgemeinwohl
dient. (Br II, 246)
Sie können sich kaum vorstellen, was Ihr scheinbar
kleiner, unbedeutender Gedanke alles bewirken kann:
Es kann sein,
dass der Gedanke unerwartet in einer anderen Sprache aufgenommen wird. Er
vermag in das Bewusstsein eines Kindes einzugehen, um bedeutend später
verwirklicht zu werden. Vielleicht erobert der Gedanke einen Menschen, der
schon von der Erde gegangen ist, und dieser wendet ihn dann in der
Feinstofflichen Welt an. Dieser Gedanke vermag ihm den Übergang zu erleichtern.
Es kann auch sein, dass Arbeiter von nützlichen Gedanken, die sie bei
einförmiger Arbeit mit neuem Geist erfüllen, begeistert werden. Der Gedanke
vermag einem Kranken Vertrauen zu seinem Arzt einzuflößen. Der Gedanke kann
eine Frau in ihrem Bewusstsein über die Schwelle des heimischen Herdes
hinausheben. Der Gedanke kann einem Kämpfer eingeben, worin seine Heldentat
besteht. Der Gedanke vermag einem Bauern die planetare Bedeutung seiner Arbeit
zu zeigen. (Br II, 246)
Sie dürfen die Macht der Gedanken nicht unterschätzen!
Sie haben weltweite Wirkungen, zum Guten wie zum Bösen.
Ein Mensch,
der sich in Gedanken erhebt, erweist damit manchem eine wirkliche Wohltat. Ein
Mensch, der im Geiste fällt, tötet dadurch vielleicht jemanden. Man kann
zahlreiche Beispiele anführen, wie ein Mensch in Asien, der dem Wahnsinn
verfiel, die Ursache des Verderbs eines Menschen in Europa war; oder wie ein
Mensch in Amerika, der sich im Geist erhob, dadurch einen in Ägypten heilte.
(AY 168)
Am wirksamsten ist die Gedankenhilfe, wenn sich
mehrere Menschen zusammentun und gemeinsam für das Wohl der Welt bitten.
Wenn dem
Gedanken schöpferische Energie innewohnt, wie nützlich ist es dann, einen guten
Gedanken in den Raum zu senden. Wenn die Menschheit gewillt wäre, zur gleichen
Zeit einen guten Gedanken auszusenden, dann würde sich auch die verseuchte
Atmosphäre der niederen Sphären sofort klären. So ist es notwendig, darauf
bedacht zu sein, täglich sogar öfter nicht für sich, sondern für die Welt einen
Gedanken auszusenden. Möge es dem Weltall gut ergehen! (Herz 300)
Spirituelle Gemeinschaften können über weite räumliche
Entfernungen hinweg gleichzeitig gemeinsam gute Energien in die Welt senden.
Es ist von
Nutzen, Freunden zu raten, zu einer festgesetzten Zeit gemeinsam gute Gedanken
auszusenden. Dadurch wird nicht nur das Wohlwollen gestärkt, sondern auch der
Raum gereinigt, denn das ist höchst notwendig. Gute Gedanken sind die besten
Reiniger unserer Umgebung. Dabei ist es nicht erforderlich, bestimmte Worte
auszusprechen, sondern es genügt, ein unmittelbares gutes Gefühl zu hegen. (Br
I, 195)
Meistens können Sie den Nutzen Ihrer Gedankensendungen
selbst gar nicht unmittelbar erkennen.
Der Yogi weiß
vielleicht nicht, wem gerade seine lichten Gedanken zu Hilfe kommen, doch wird
er nicht müde werden, sie wie ein reinigendes Opfer in den Raum zu senden. (Br
II, 891)
Aber das Gute, das Sie in den Raum hinaus senden, wird
irgendwo dankbar aufgenommen.
Niemand weiß,
wem seine Güte geholfen hat. Man kann annehmen, dass ein guter Gedanke eine
bestimmte Person erreicht, aber das ist nur eine Vermutung. Dieser Gedanke kann
auch einem uns Unbekannten sehr geholfen haben. Ein solcher Gedanke ist ein
Bote des Guten; und mag der gerettete Mensch seinen Retter auch nicht erkennen,
er wendet sich dennoch in Dankbarkeit an die Höhere Welt. (AUM 325)
Sie Ihrerseits kommen in einem Moment der Schwäche in
den Genuss guter Gedanken, die andere ausgesandt haben. Verfeinern Sie sich,
entwickeln Sie Ihre inneren Sinne und lernen Sie, zu spüren, wie Ihnen geholfen
wird!
Ein
bestimmter Krieger stand unter dem Schutz eines verehrten Einsiedlers. Nach
einem Sieg besuchte er den Einsiedler und bedankte sich, dass er ihn zweimal
gerettet habe. Doch der Einsiedler antwortete: „Undankbarer Krieger, du wurdest
nicht zweimal, sondern zwölfmal beschützt. Du erkanntest die wichtigsten
Rettungen nicht.“ Die Menschen bemerken gewöhnlich eher das Geringere als das
Größere. (FW III, 578)
Sie können sicher sein: Keine von Ihnen ausgesandte
Energie geht je verloren! Sie stellen diese Ströme den Lenkern der Erde zur
Verfügung, damit diese sie dort verwenden, wo sie am meisten benötigt werden.
Auf diese Weise gelangen Sie kleiner Mensch zu einer wirklichen Zusammenarbeit
mit den Höheren Mächten!
In jedem
Augenblick leidet irgendwo jemand schreckliche Not. Vergessen wir diese
Unglücklichen nicht, und senden wir ihnen rettende Gedanken. Die Menschen sind
sich dessen vielleicht nicht bewusst, dass es unaufhörlich Elend und Not gibt.
Die Bruderschaft weiß davon und sendet Pfeile der Hilfe. Wenngleich euch der
genaue Bestimmungsort nicht bekannt ist, sendet dennoch rettende Gedanken in
den Raum. Sie werden den richtigen Weg finden und sich magnetisch Unserer Hilfe
anschließen. Es ist schön, wenn aus allen Richtungen der Welt rettende Gedanken
herbeifliegen - damit wird jeder der Bruderschaft nacheifern. (Br I, 585)
Der alte Mensch macht sich über Gebete und
Gedankenhilfe lustig. Was wissen wir aber, wo die Welt ohne sie stünde?
Gewiss, ihr
hört die Menschen über die Nutzlosigkeit des Gebetes klagen. Sie sagen:
"Wozu Einsiedler und Klöster, wenn die Welt im Unglück versinkt?"
Jedoch niemand will daran denken, wohin die Welt ohne Gebet käme! Deshalb
sollten alle Lästerungen über die Taten des Geistes eingestellt werden. (FW II,
39)
II. Abschnitt: Praxis
Lassen Sie uns jetzt praktisch werden: Wie meditiert
man?
Wir zeigen Ihnen hier eine Art der Agni
Yoga-Meditation, die sich seit über 20 Jahren in Tabenisi bewährt hat.
Natürlich muss ein jeder selbst die Praxis finden, die für ihn in seinen
individuellen Lebensverhältnissen am geeignetsten ist. Hören Sie sich an,
versuchen Sie, nachzuahmen, was wir Ihnen vorschlagen, und führen Sie dann
eigene Verbesserungen ein.
Ich betone noch einmal: Wenn wir von Meditation
sprechen, meinen wir einen Energieaustausch, ein Gespräch mit einem Wesen der
Höheren Sphären.
1. Der Ort
Die erste praktische Frage lautet: Wo wollen Sie
meditieren?
Am besten ist natürlich, wenn Sie einen kleinen Raum nur
für die Meditation reservieren können: Eine „Hauskapelle“, in der Sie keinerlei
weltliche Schwingungen zulassen, die Ihre Höhere Verbindung stören könnten.
Wenn das nicht möglich ist, können Sie vielleicht in
einer Ecke Ihres Zimmers einen „Herrgottswinkel“ errichten: Einen kleinen
Tisch, eine Art Altar mit einer Kerze und den Bildern Ihres Lehrers und des
Tagesheiligen.
Wo auch dafür kein Platz ist, genügt ein
Gebetsteppich, der tagsüber aufgerollt in der Ecke steht.
2. Die Zeit
Die nächste praktische Frage lautet: Wann wollen Sie
meditieren?
Am besten dreimal täglich: Am Morgen etwa eine Stunde,
ganz kurz am Mittag und wieder am Abend eine knappe Stunde.
Wenn das nicht möglich ist, sollten Sie versuchen,
morgens vor und abends nach dem weltlichen Tag zumindest eine Viertelstunde für
die Pflege Ihrer Seele freizuhalten.
Das Wichtigste ist, dass Sie einen bestimmten Rhythmus
etablieren. Nicht nur Sie müssen Ihr Instrument im Laufe des Tages immer wieder
einmal nachstimmen, damit es weiterhin für die höchsten Ströme empfänglich
bleibt. Auch die Höheren Mächte müssen sich auf Sie einstellen: Wenn Sie sich
an einigen Tagen mehrfach dringend nach Oben wenden,
und dann wieder monatelang gar nichts von sich hören lassen, können Sie nicht
erwarten, dass eine natürliche Verbindung zustande kommt.
Man sollte
jeden Tag beten, sonst ist es besser, überhaupt nicht zu beten. (FW I, 379)
Eine Möglichkeit, mit der Meditation zu beginnen, ist
also auch, z. B. nur mittwochs und sonntags feste Zeiten zu reservieren.
Deshalb
ermahne ich euch: Wenn ihr das Leben und seine Gelegenheiten hochschätzt, setzt
in eurem Tagesprogramm Stunden fest zum Ausruhen, zur Meditation und zum
Zwiegespräch mit eurer eigenen Seele, mit mir und mit denen, die unter meiner
Leitung stehen und euch sicher über die Gewässer führen möchten. Ich bitte
euch, nicht nur einmal, sondern immer wieder, solche innere Einkehr regelmäßig
zu halten. Es muss zur feststehenden, ständigen Gewohnheit werden und sollte
nicht nur gelegentlich oder unregelmäßig oder plötzlich durchgeführt werden,
wenn Unwetter und Stürme euch umtosen. (TL V, 270)
Wir schildern in dieser Sendung nur die Meditation als
solche. Wir erinnern daran, dass diese eingebettet ist in den klösterlichen
Tagesrhythmus (siehe 2. Pfeiler „Tagesrhythmus“). Danach steht vor der Höheren
Verbindung eine halbe Stunde Gymnastik im Freien, und es folgt ihr eine Stunde
des Studiums der Schriften des Agni Yoga, die eigentlich auch noch zur
Meditation gehört.
3. Die Position
Eine schwierige Frage ist: In welcher Position wollen
Sie meditieren? Auch hier können wir nur unsere Erfahrungen weitergeben, dann
muss ein jeder von Ihnen selbst finden, was am besten zu ihm passt.
Meditation im Liegen ist kaum zu empfehlen, das führt
leicht zu Schläfrigkeit. Sie wollen ein Gespräch mit der Höheren Welt führen.
Da müssen Sie hellwach, hoch konzentriert und von geschärfter Wahrnehmung für
die kleinsten, feinsten Zeichen sein. Dafür ist es am besten, wenn der Rücken
ganz gerade aufgerichtet ist.
Mancher kann im Sitzen meditieren – ich schaffe es
nicht, so lange still zu sitzen. Im Mittelalter benutzte man Betschemel – aber
das verursacht Schmerzen in den Knien. Auch heute werden alle möglichen Kissen
und Stützgeräte angeboten.
Die ideale Meditationsposition ist der Lotussitz. In
dieser Stellung kann man auf einem zusammengefalteten Handtuch oder einem
kleinen Kissen nahezu unbegrenzt sitzen, ohne dass der Körper stört.
Es gibt den perfekten Sitz mit wechselseitig
untergeschlagenen Unterschenkeln
und den „halben“ Lotussitz, bei dem ein Unterschenkel
auf dem anderen liegt:
Der perfekte Sitz ist mir in diesem Leben
unerreichbar. Für den „halben“ Lotussitz habe ich etwa sieben Jahre benötigt.
Am Anfang zeigen die Knie gen Himmel, aber mit der Zeit und viel Übung gelingt
es, sie mehr und mehr nach unten zu ziehen. Die Mühe lohnt sich!
4. Reinheit
Tizian „Mariä
Verkündigung“
Unabdingbare Voraussetzung jeder Meditation ist
Reinheit.
Ein reines
Gebet gelangt ans Ziel. (BGM I, 20 (21])
Reine Herzen
werden das Höchste wahrnehmen. (FW III, 576)
Das gilt zunächst physisch: Im Idealfall duschen Sie
vor der Sitzung, um den Schmutz des Tages und die Reste der Nacht abzuwaschen,
und legen dann reine, weiße, nur der Meditation vorbehaltene Gewänder an.
Im Altertum
verlangte man, dass der Priester vor dem Gebet badet und reine Gewänder anlegt.
Jetzt ist gerade das Umgekehrte der Fall. Äußerlich werden zwar luxuriöse
Gewänder zur Schau gestellt, aber die Reinheit darunter wird außer Acht
gelassen. Es sind viele Bücher geschrieben worden, jedoch die Herzen sind
verstummt. Daher muss daran erinnert werden, dass man keine Luxusgewänder
benötigt, sondern Reinheit. Möge die Reinheit auf dem Pfad zur Reinheit des
Herzens führen. Aus einem unreinen Herzen kann kein Gebet aufsteigen. (AUM 30)
Vor allem aber ist geistige Reinheit erforderlich: Sie
müssen alle unreinen Gedanken verbannen, weil diese die Verbindung mit einem
Höheren Wesen unmöglich machen. Mit einer Aura, die verseucht ist von Begierden
oder kleinlichen, persönlichen, irdischen Energien können Sie sich einem
Meister nicht nähern.
Eine reine
Atmosphäre schaffen heißt, für den Empfang feuriger Energien eine Leitung
bilden. (FW III, 339)
Reines Denken
wird die Gewähr der unmittelbaren Zusammenarbeit sein. (AUM 270)
Das erfordert eine hohe Stufe der Beherrschung Ihrer
Gedanken, die Sie erst nach und nach mit viel Übung erreichen können.
5. Stille
Hauptbedingung für die Kontaktaufnahme mit der Höheren
Welt ist Stille.
Das gilt zunächst äußerlich: Stellen Sie vollkommen
sicher, dass Sie in dieser Zeit von nichts und niemandem gestört werden können.
Die Tür muss verschlossen und das Handy abgeschaltet sein. Ihre Mitbewohner
müssen lernen, diese Zeit des Rückzuges zu respektieren.
Vor allem aber müssen Sie innerlich zur Ruhe kommen.
Alle Gedanken an Ihre weltlichen Projekte, Herausforderungen, Sorgen und
Schwierigkeiten müssen Sie verbannen.
Wenn jemand
die Tiefe eines Brunnens erforschen will, muss die Wasseroberfläche ruhig und
das Wasser selbst sauber sein. (Br II, 447)
Ihre höhere, spirituelle Natur kann sich erst
entfalten, wenn Ihr vergängliches Wesen schweigt. Wenn Sie sich mit dem
Höchsten verbinden wollen, müssen Sie sich in Ihr Innerstes zurückziehen. Nur
wenn Sie den irdischen Trubel zur Ruhe bringen, können Sie die Stimme der
Stille vernehmen.
Lasst uns
lernen, der Stille zu lauschen! (U I, 80)
Die Flügel
des Geistes wachsen in der Stille. (BGM II, 52)
Die höhere Verbindung ist eine Frucht der Stille.
Das
Allseiende ist in der Stille. (AY 380)
Denken wir nicht, dass uns im der Stille Leere
umfängt: Wenn die äußere Welt schweigt, werden die feinstofflichen Töne der
Höheren Sphären vernehmbar.
Es gibt keine
Ruhe, denn nach dem Verstummen irdischer Klänge erreichen einen die Klänge des
Widerhalls der Feinstofflichen Welt. (Herz 330)
Da die
offenbarte Welt schwindet, erwacht die Stimme der Feinstofflichen Welt. (FW II,
10)
Dann beginnt die innere, die geistige Welt zu uns zu
sprechen.
Inmitten der
Errungenschaften verharre eine Zeit in der Stille deines Geistes. In dieser
Zeit will Ich dein ganzes Wesen leicht berühren. In diesem Augenblick berührt
euch der Bote Meiner Weisung. (BGM I, 304 [360])
6. Feierlichkeit
A. Böcklin
„Heiliger Hain“
Die Höhere Verbindung sollte wirklich
eine Feier wie ein Gottesdienst sein! Sie ist der einzige Genuss, den
ein Unsterblicher auf Erden hat.
Lasst die
Möglichkeit der Annäherung an die Herrscher des Lichts unsere tägliche Freude werden;
wahrlich, diese Möglichkeit ist in uns, und wir allein können ihre
Verwirklichung beschleunigen. (HR I/2, 251; Brief vom 12.12.1934)
Scheuen Sie sich nicht, diesen Moment zu zelebrieren:
Gestalten Sie den Ort würdig, mit frischer Luft, feinen Düften, Kerzen oder
Blumen. Freuen Sie sich im Voraus auf die Stunde der Versenkung. Richten Sie
Ihren Tag so ein, dass vor der festgesetzten Zeit nichts Sie berührt, was die
Verbindung stören könnte, z. B. zu viel Essen oder Aufregungen.
Der Festtag des Yogi ist der Verkehr mit den Höchsten Kräften. (Hier 451)
Sie dürfen die Schönheit dieser Stunden ganz
auskosten: Welche Erleichterung, wieder in das Heiligtum zurückkehren und den
Schmutz der Welt hinter sich lassen zu dürfen! Welche Freude, sich wieder mit
den Auren Ihres Meisters und der Brüder und Schwestern zu vereinigen, mit denen
zusammen Sie seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden für das große Werk
kämpfen! Mögen es die schönsten Augenblicke des Tages sein, die Sie im Tempel
zu Füßen des Lehrers verbringen! Lassen Sie sich diese „Stunden des Glücks“ (AY 338)
von nichts und niemandem verderben!
Auch der geistige Mensch braucht Genuss, er strebt nur
höheren an als der Weltmensch. Wer Askese für Selbstquälerei hält, hat sie
falsch verstanden: Sie ist, richtig angewendet, lediglich ein zweckmäßiger
Verzicht auf niedere, physische Freuden, um höhere, geistige zu erlangen.
Irdische
Freuden schwinden, doch viel höhere und tiefere Freuden nehmen ihren Platz ein.
(HR II/2, 358; Brief vom 19.07.1937)
Das irdische
Glück wird ausgetauscht für die Erkenntnis der Weisheit eines höheren Glücks,
die den Studierenden nur in seltenen Lichtblicken zuteilwird. (HR II/2, 320;
Brief vom 17.05.1937)
Eine feierliche Stimmung lässt Ihre Seele erblühen.
Feierlichkeit
ist die Nahrung des Herzens. (Herz 462)
Sie schafft eine Verbindung zu den höheren Welten.
Feierlichkeit
ist die beste Brücke zu Uns. Unsere Hilfe fliegt schnell über den Kanal der
Feierlichkeit. (Br II, 104)
Bewahrt
Feierlichkeit! Umgebt euch mit Feierlichkeit. Eine feierliche Stimmung ist der
beste Führer zur Bruderschaft. (Br I, 602)
Ein erhabener Geisteszustand ermöglicht den Zufluss
höherer, helfender Energien.
Der Mensch
war grundsätzlich bestrebt, einen besonders erhabenen Geisteszustand
herbeizuführen, um den Empfang höherer Energien zu fördern. (AUM 4)
Jede
Herbeiziehung feuriger Energien aus dem Raum beruht auf einem erhabenen Gefühl.
(FW III, 384)
7. Erster Schritt: Reinigung
A. Dürer „Karl
der Große“
Lassen Sie uns jetzt gemeinsam eine solche Meditation
durchführen.
Die Agni Yoga-Meditation, die wir in Tabenisi täglich
praktizieren, besteht aus sieben verschiedenen Schritten, die jeweils mit einer
eigenen Körperhaltung verbunden sind. Insgesamt dauert die Höhere Verbindung
etwa eine Stunde.
Die erste Position ist eine bekannte Yoga-Stellung:
Sie führen hier gleichzeitig eine körperliche Übung
durch, indem Sie versuchen, die Knie mehr und mehr zum Boden zu ziehen.
Diese Phase dient der Vorbereitung auf das Gespräch.
Sie machen sich bewusst, dass Sie in den nächsten Minuten eine hochgestellte
Persönlichkeit treffen werden. Wenn Sie im irdischen Leben etwa eine Audienz
bei einem König haben, konzentrieren Sie sich doch auch: Sie müssen der Würde
des Augenblicks gewachsen sein. Sie wollen selbst einen möglichst guten
Eindruck machen. Sie wollen die kurze, Ihnen eingeräumte Zeit nutzen, um die
Anliegen, die Sie haben, vorzubringen und Antworten auf Ihre Fragen zu erhalten.
Bei diesem ersten Schritt führen Sie die einleitend
besprochene Reinigung von weltlichen Gedanken durch, bringen Ihre vergängliche,
irdische Persönlichkeit zum Schweigen und versetzen
sich in eine feierliche Stimmung.
Jetzt schlägt die Stunde für das Leben Ihrer Ewigen Individualität, der Seele. Diese kehrt in ihre Heimat, die jenseitige Welt zurück. Auf dem Weg nach Oben dürfen Sie sich auf keinen Fall von weltlichen Dingen unten festhalten lassen. Diese Ablösung von der materiellen Ebene ist von allerhöchster Bedeutung. Viele Meditationen, vor allem von Anfängern, bleiben fruchtloses Gegrübel, weil letztlich doch nur der Verstand mit den Alltagsfragen befasst bleibt.
8. Zweiter Schritt: Niederwerfung
Mahatma Morya
Beim zweiten Schritt werfen Sie sich nieder
und nehmen die Verbindung auf.
Sie sprechen zunächst die Höheren Mächte an und
rezitieren – natürlich im Geist – sieben Mal „Morya Maitreya“ (siehe BGM I, 332 [388]). Damit bekunden Sie
Ihre Eingliederung in die Hierarchie und Ihre Unterwerfung unter den Höheren, Göttlichen
Willen. Sie bekennen sich als einen derjenigen, die den Mahatma als den
Regenten der Erde anerkennen, und versprechen Ihm Gehorsam.
Als nächstes wenden Sie sich an Ihren persönlichen
Lehrer und rezitieren wiederum sieben Mal „Herrscher, ich liebe Dich“.
Weder
Konzentration noch Willensbefehl, sondern die Liebe zur Hierarchie bringt den
unmittelbaren Verkehr hervor. Was kann stärker vereinen als das Mantram „Ich
liebe Dich, o Herrscher!“ Bei solch einem Ruf ist es leicht, einen Strahl der
Erkenntnis zu empfangen. (FW II, 296)
Das bestärkt Sie in Ihrem Verlangen, nicht nur Ihr Tun
dem Höheren Willen unterzuordnen, sondern darüber hinaus mit der Zeit eine
wirkliche, persönliche Beziehung zu Ihrem Lehrer aufzubauen – was nur durch
Liebe möglich ist.
Urusvati [Helena Roerich]
liebt den Verkehr mit Uns. Man kann ihn weder anordnen, noch kann der Verstand
ihn veranlassen, allein die Macht der Liebe vermag ihn ins Leben zu rufen. (Br
II, 337)
9. Dritter Schritt: Flug zum Lehrer
Beim dritten Schritt erheben wir uns ein wenig auf
alle Viere:
Jetzt begeben wir uns zum Lehrer. Das heißt: Wir
suchen ihn – im Geist – in seinem Aschram auf. Wir führen tatsächlich einen
Flug unseres - nicht an die Beschränkungen von Materie, Raum und Zeit
gebundenen - geistigen Wesens in die geistige Welt durch - dorthin, wo der
nicht inkarnierte Lehrer seine Wohnstätte hat: In den Himalaya, nach
Schambhala; kaum in das Bollwerk selbst, aber zu dem Vorposten, der uns
zugänglich ist.
Die Seele, unsere Ewige Individualität löst sich - wie
beim Tod - vom Körper, der in der materiellen Welt zurückbleibt.
Lassen Sie uns unseren Flug in München beginnen. Wir wenden uns südwärts und überqueren die Alpen, fliegen entlang der italienischen Adriaküste, am „Stiefelabsatz“ Italiens vorbei, über Sizilien und das Mittelmeer, bis wir auf die afrikanische Küste stoßen.
Dort geht es
weiter nach Osten, immer der Küstenlinie entlang. Wir erkennen das Nil-Delta,
kurz dahinter biegen wir ab nach Süden, dem Suez-Kanal folgend. Links sehen wir
die Sinai-Halbinsel, bevor wir das Rote Meer überfliegen und die arabische
Halbinsel umrunden, wo das Gebirge mit dem schönen Namen „Hadramaut“ liegt.
Wir
überqueren die Straße von Hormuz und fliegen weiter ostwärts an der Küste des
Indischen Ozeans entlang. Dort, wo sich der indische Subkontinent nach Süden
wendet, gehen wir über Land nach Nordosten, auf den Himalaya zu.
Wir passieren
Simla, den alten Sommersitz der britischen Vizekönige mit seinen Häusern im
viktorianischen Stil, dann das kleine Städtchen Naggar, und erreichen
schließlich das Kulutal, in dem Helena und Nikolaus Roerich die letzten 20
Jahre ihres Lebens in der Nähe der Mahatmas verbracht haben.
Ab hier müssen wir uns auf unsere Intuition verlassen.
Nikolaus Roerich „En-no-Gyoja, The Friend of the Travellers“
Wir fliegen weiter
bergauf. Wir begegnen einem Abgesandten aus Schambhala auf seinem Weg nach
unten, zu den Menschen - was uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg nach Oben sind.
Nikolaus Roerich „Krischna im Kulutal“
Wir sehen
eine Vision von Krischna im Kulutal - wir kommen also den Göttern näher.
Nikolaus Roerich „Path to Kailash“
Wir passieren
die letzten menschlichen Siedlungen und ersteigen die höchste Bergspitze am
Ende des Tales.
Nikolaus Roerich „Kanchenjunga“
Was sehen wir
von dort aus? Den heiligen Berg Kanchenjunga, dieses Symbol von Reinheit und
Macht.
Nikolaus Roerich „Schambhala“
Was sehen wir
weiter? Die sieben Gipfel Schambhalas.
Nikolaus Roerich „Mount Shatrovaya“
Wir erheben
uns in die Lüfte, um von oben nach unserem Aschram zu suchen - dort ist er!
Nikolaus Roerich „Festung des Geistes“
Wir landen in
seiner Nähe. Die letzten Meter müssen wir zu Fuß zurücklegen.
Nikolaus Roerich „Morgenstern“
Endlich
erreichen Sie das Ziel Ihres Fluges: Ihre Heimat, den Aschram Ihres Lehrers.
Hier kommen Sie her. Hierhin wollen Sie nach dem Tod des Körpers zurückkehren.
Erinnern Sie sich: Sie können nur eingelassen werden,
wenn Sie würdig sind, diesen Heiligen Ort zu betreten. Das heißt vor allem:
Wenn Sie in den letzten Stunden oder Tagen, die Sie nach Ihrem letzten
Aufenthalt hier Oben unten in der Welt verbracht
haben, auch dort wie ein wohlerzogenes Mitglied dieser erlesenen Gemeinschaft
aufgetreten sind. Sie sprechen daher:
Herrscher,
dein treuer Diener steht vor den Toren - ich bitte um Einlass.
Jetzt kommt der große Moment, auf den Sie in all der
Zeit in der Fremde hingearbeitet haben: Wird sich die Tür öffnen oder nicht?
Sie sehen, wie sich alles auf diesen einen Augenblick
zuspitzt. Sie erkennen, wie entscheidend es ist, dass Sie sich in der Welt
ständig bewusst sind: Sie müssen sich dort unten so verhalten, dass Ihnen bei
Ihrer Rückkehr hier Oben die Tore geöffnet finden.
Wir betreten jetzt den Aschram. Stellen Sie sich vor,
wie es dort drinnen aussieht:
So,
Nikolaus Roerich „Madonna Laboris“
oder so,
Nikolaus Roerich „And we bring the Light“
oder so?
Nikolaus Roerich „Verbrennung der Finsternis“
10. Pause
Lassen Sie uns nach Abschluss des Fluges und Erreichen
des Zieles eine kurze Pause in der Meditation einschalten, um einige
Einzelheiten zu besprechen.
11. Realität des Fluges
F. Kugler
„Joseph v. Eichendorff“
Dem einen oder anderen von Ihnen mag dieser Flug in
den Himalaya als das Produkt einer überspannten Phantasie
und vollkommen wirklichkeitsfern erscheinen. Wir hatten aber bereits besprochen
(Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“, Sendung 10 „Die Überirdische Welt“): In
der jenseitigen, geistigen Welt wird alles durch unsere Gedanken getan und
geschaffen. Sie versetzen sich gedanklich von einem Ort an den anderen. Dort
sind solche Flüge also vollkommen normal.
Für Ihre Ewige Individualität, die während der
Meditation zu ihrem Leben erwacht, ist ein solcher Flug völlig real. Es handelt
sich um eine geistige Realität, die nicht weniger wirklich ist als eine
materielle. Wenn Sie sich nicht daran gewöhnen, solche geistigen Realitäten
anzuerkennen, wird es nichts mit dem Leben Ihrer Seele.
Sie müssen erleben: Ihre Seele fliegt tatsächlich!
Erinnern Sie sich an das wunderbare Zitat:
Der Geist
schwingt sich empor und kehrt jubelnd zurück. (Br II, 759)
Der Dichter
Joseph v. Eichendorff schildert diese geistige Erfahrung mit wunderbaren
Worten:
Und meine
Seele spannte
weit ihre
Flügel aus,
flog durch
die stillen Lande
als flöge sie
nach Haus …
12. Reale Wirkungen des Fluges
Dass dieser geistige Flug eine Realität ist, erkennen
Sie auch an seiner Wirkung: Diese ist genau dieselbe wie bei dem physischen
Besuch eines Heiligtums, z. B. einer Kathedrale (oder eines Konzertsaales, oder
eines Berggipfels):
Eine der großen Erkenntnisse, die uns Agni Yoga
vermittelt, ist: Es ist gleichgültig, ob Sie einen heiligen Ort physisch oder
in der Mediation im Geist aufsuchen (die beschwerliche physische Reise können
Sie sich also sparen):
In beiden Fällen wird Ihre Seele geläutert, von
Begierden und negativen Gedanken befreit, und kehrt in einem erhabenen Zustand
in den Alltag zurück. Sie verwandeln sich durch diesen Aufenthalt in höheren
Gefilden tatsächlich in ein Wesen voller Reinheit, Macht und Freude.
Wenn das keine Realität ist, dann weiß ich nicht, was
Realität sein soll.
13. Schwierigkeit des Fluges
Sie werden überrascht feststellen, wie schwierig ein
solcher geistiger Flug ist. Als Anfänger werden Sie sich immer wieder ablenken
lassen: Wenn Sie z. B. über Italien hinziehen, denken Sie vielleicht an Ihren
letzten Urlaub; über der Sinai-Halbinsel an die kriegerischen
Auseinandersetzungen dort. Es erfordert also höchste Konzentration, einen
solchen Flug durchzuführen. Wer nicht klar und folgerichtig denken kann, wird
nicht ans Ziel gelangen.
So ist es nun einmal in der Höheren Welt: Sowie Ihre
Gedanken abschweifen, kommen Sie vom Weg ab und landen in einer anderen Welt.
Daher ist dieser meditative Flug gleichzeitig eine sehr nützliche Übung und
Vorbereitung auf das Gedankenschaffen, das Sie im Jenseits nach dem Tod
beherrschen müssen, wenn Sie dort sinnvoll agieren wollen.
Ihre Seele muss erst noch fliegen lernen, so wie ein
Baby laufen lernt.
14. Abkürzung des Fluges?
Jemand von Ihnen könnte einwenden: „Warum diese beschwerliche
Reise? Kann ich mich nicht in einem Augenblick von meinem gegenwärtigen
Aufenthaltsort aus im Geist direkt nach Schambhala versetzen?“
Natürlich ist das möglich, wenn Sie schon ein klares
Bild von Ihrer Heimat und der Stelle haben, wo Sie diese suchen müssen. Aber:
Sicher ist sicher. Besser also sich zunächst den Weg genau einprägen, ihn
mehrfach durchlaufen und erst dann versuchen, die Strecke mit einem Satz zu
überspringen.
15. Vorbereitung auf die „letzte Reise“
A. Böcklin
„Die Toteninsel“
Bedenken Sie auch: Dieselbe Reise werden Sie nach dem
Tod des Körpers antreten müssen: Wir hatten schon gesagt (Sendereihe
„Einführung in Agni Yoga“, Sendung 8 „Tod und Wiedergeburt“): Sie müssen beim
Übergang in die jenseitige Welt bemüht sein, in eine möglichst hohe Sphäre
aufzusteigen und nicht in den niederen, erdnahen Schichten hängenzubleiben.
Was für ein besseres Ziel könnte es für die Seele
geben als den Aschram Ihres geistigen Vaters? In all der Verwirrung, die in der
ersten Zeit nach dem Tod herrscht, wenn Sie sich auf einer neuen Daseinsebene
erst noch zurechtfinden müssen (so mancher merkt zunächst gar nicht, dass er
tot ist und sich in der anderen Welt befindet!) - wird es dann nicht hilfreich
sein, sich auf eine Reise machen zu können, die man schon zuvor jahrelang jeden
Tag eingeübt hat?
Lassen Sie uns nach diesem Einschub die Meditation
fortsetzen.
16. Vierter Schritt: Anrufung
Mahatma Morya
Sie haben den Aschram Ihres Lehrers erreicht. Sie
haben an diesem heiligen Ort ein Zimmer: Ihr ewiges Zimmer, das allein für Sie
reserviert ist und nur vorübergehend leer steht, wenn Sie für kurze Zeit in der
materiellen Welt zu tun haben.
Suchen Sie zuerst dieses Zimmer auf. Freuen Sie sich
an dem Ausblick auf die herrliche Bergwelt. Freuen Sie sich über die Rückkehr
in Ihre Heimat und das erhabenere Leben an einem heiligen Ort. Genießen Sie das
Glück, wieder im Haus Ihres Vaters weilen dürfen – das allein ist eine Wonne,
auch wenn sonst nichts geschieht, wenn es nicht zu einem Gespräch kommen
sollte.
Wieder ist wichtig, dass Sie Ihr Bewusstsein in Ihrem
höheren Selbst halten und realisieren: Sie - Ihr wahres, geistiges Wesen - sind
jetzt tatsächlich in Schambhala. Ihre überzeitliche Individualität hält sich in
diesem Moment wirklich hier Oben auf und ist in der
Gemeinschaft mit Ihrem Lehrer und Ihren Mitschülern geborgen.
In diesem Zimmer nehmen Sie die vierte
Meditationsposition ein:
Sie rufen den Lehrer an, stellen den Silbernen Faden
der Verbindung mit ihm wieder her, melden sich zum Dienst und zur Ausbildung,
fragen nach Weisungen und Aufträgen und bekräftigen Ihre Stellung als Schüler.
Mahatma Morya
Herrscher,
ich verbinde meine Kraft mit deinem Strahl.
Herrscher, du
hast mich gerufen, was willst du, das ich tun soll?
Herrscher,
führe mich, erleuchte meine Erkenntnis.
Ich bin ein
Diener Gottes.
Ich bin ein
Schüler der Bruderschaft.
Ich bin ein
Geistkämpfer.
Ich bin ein
Gesandter der Mahatmas.
17. Fünfter Schritt: Erster Teil des Gespräches
Gambarelli
„Die Hl. Katharina von Siena betet mit Jesus das Stundengebet“,
Basilica di S.
Domenico, Siena
Beim fünften Schritt nehmen Sie den Lotussitz ein.
Jetzt beginnt die eigentliche Meditation.
Stellen Sie sich vor, dass Sie tatsächlich - im Geist
- am Leben des Aschrams teilnehmen. Wie wird das Leben in einem solchen
Heiligtum aussehen? Üben Sie sich darin, unbefangen wie ein Kind in Ihrer Phantasie Ihre eigene Welt aufzubauen!
Sie verlassen jetzt Ihr ewiges Zimmer im überirdischen
Aschram und machen sich in dem alten Gemäuer auf den Weg. Versuchen Sie, sich
eine Vorstellung davon zu machen, wie es dort aussieht. Der westliche Mensch
findet eine Analogie zu den Verhältnissen in einem tibetischen Kloster
beispielsweise in den verwinkelten Aufgängen, Höfen und Treppenhäusern eines
alten Colleges in Cambridge.
Sie gehen zum Zimmer Ihres Lehrers, warten, bis er
heraustritt, werfen sich vor ihm nieder und gehen dann zusammen mit ihm zum
morgendlichen Treffen aller Mitglieder des Aschrams in die Versammlungshalle
(von den Schülern spöttisch „Große Halle des Volkes“ genannt, in Anspielung an
den Versammlungsort der chinesischen Kommunisten in Peking).
*****
In Schambhala sitzen sich dort die sieben Mahatmas auf
der einen Seite und ihre ersten sieben irdischen Schüler auf der anderen Seite
gegenüber. Hinter diesen sieben Schülern (für uns sind das
natürlich große Lehrer!) sitzen ihre jeweiligen Schüler, einer nach dem
anderen, entsprechend der Einweihungsstufe und der erlangten Nähe zum Lehrer.
Diese Sitzordnung ist ein getreues Abbild der Hierarchie. Dort müssen auch Sie
Ihren Platz finden und sich hinter Ihrem Lehrer einordnen, der wiederum hinter
seinem Lehrer sitzt.
In unserem Aschram werden vor uns natürlich
nicht (oder nur selten) die Mahatmas selbst sitzen, sondern Ihre
Vertreter am Ort, die nach Ihren Weisungen und in Ihrem Geist die Versammlung
leiten und den Aschram führen.
Möglicherweise hält einer der Vorsitzenden eine kurze
Ansprache: Zu den Weltereignissen, zu den heute anstehenden Aufgaben, oder zur
Ermutigung der Schüler. Vielleicht herrscht auch nur das Schweigen der Macht der Bereitschaft (Herz 41).
Jedenfalls wird eine kurze, gedankliche Andacht
gehalten: Die Gemeinschaft verbindet sich untereinander und mit ihren Führern,
den Mahatmas. Sie meldet sich bei diesen zum Dienst am Allgemeinwohl und zur
Ausbildung. Sie sendet gute Gedanken in die Welt.
Fühlen Sie im Geist die erhabene Feierlichkeit der
Atmosphäre? Sehen Sie rechts und links von Ihnen Platon oder Pythagoras, Thomas von Kempis oder Katharina von Siena, Helena Blavatsky oder Gandhi? Bemerken Sie, dass Sie allein
dadurch erhoben werden, dass Sie inmitten so erlauchter Geister, in einer
Gemeinschaft der Heiligen weilen dürfen?
Pordenone „Laurenzo Giustiniani und andere Heilige“
Sie treten vor, gemeinsam mit Ihren Mitschülern. Sie
bekräftigen am Morgen vor Beginn eines neuen Tages Ihre Bitte um Annahme als
Schüler und Aufnahme in die Gemeinschaft des Aschrams.
Sie versprechen, auch heute die Regel des Aschrams
einzuhalten (vorrangig die 10 Grundpfeiler der Praxis des Agni Yoga, über die
wir gerade sprechen).
Sie bekräftigen Ihre Verwandlung von einem
vergänglichen, materiellen in ein unsterbliches geistiges Wesen.
Sie übernehmen Ihr kosmisches Amt: Zuvorderst das
eines Schülers, möglicherweise noch weitere Funktionen in der Gemeinschaft, wie
Pförtner, Koch, Erzieher, Gärtner, Übersetzer, Gesandter in der Welt usw.
18. Pause
Schalten wir eine weitere kurze Pause ein. Natürlich
ist das bisher Erlebte nur ein Beispiel. So geht es in meinem Aschram zu.
Woanders mag es andere Bräuche geben. Aber eine kurze morgendliche Versammlung
und Andacht wird wohl überall abgehalten werden.
Wichtig ist erneut: Die tatsächliche Teilnahme Ihrer
Seele am Leben der Höheren Welt, am Leben in Ihrer wahren Heimat, dem Aschram,
muss für Sie zu einer lebendigen Wirklichkeit werden! Dies ist eine geistige
Realität, die Sie genauso erleben und durchleben können und müssen, wie das
materielle Leben in einem physischen Gebäude mit einer irdischen Gemeinschaft -
anders kommen Sie nicht voran mit dem Leben Ihrer Seele.
Der Mensch
sollte sich in jeder Stunde als Teilnehmer an der Überirdischen Welt empfinden.
(Br II, 738)
Die geistige Realität - Ihre überirdische,
überzeitliche Individualität, Ihre Identität als Schüler, Ihr Aufenthalt im
Aschram - muss Ihr Leben mehr bestimmen als Maja (die Illusion der
vergänglichen, materiellen Wirklichkeit) - und zwar schon jetzt, während Sie
auf der Erde inkarniert sind.
Ihr Besuch in der Höheren Welt muss mit der Zeit so natürlich und selbstverständlich vonstatten gehen wie der
Gang von einem Zimmer in das andere. Nur so wird der 5. Pfeiler der Praxis des
Agni Yoga, das „Leben in zwei Welten“, Wirklichkeit.
Wieder liegt falsch, wer von Phantasterei spricht: So,
wie Sie es sich heute denken, wird Ihr Leben nach dem Tod des Körpers im Himmel
wirklich sein. Es ist daher gut, sich schon jetzt eine möglichst konkrete
Vorstellung davon zu machen, wie Sie später im Jenseits leben wollen.
Groß ist die
Freude, wenn man wie in ein befreundetes Haus eintreten, jene finden, zu denen
man strebte, und erleichtert über das Ende eines weiteren irdischen Weges
aufatmen kann. Solch ein Zustand ist jedoch die Folge bewusster Vorstellung.
(Br II, 380)
Ohnehin ist Phantasie nichts
Unbegründetes. In Ihre Vorstellung fließt vielmehr ganz natürlich das ein, was
Sie bei Ihrem letzten Aufenthalt in der Höheren Welt vor Ihrer Geburt dort Oben tatsächlich erlebt haben.
Der Kern der Vorstellung
ist im „Kelch“ zu finden als die Aufspeicherung vieler Leben. Die Vorstellung
wird jedoch nicht nur durch die Erinnerungen an vergangene Leben, sondern auch
durch die gegenwärtige Tätigkeit gespeist. Nimmt der Geist am Leben der fernen
Welten teil, dann spiegeln sich die Erinnerungen dieser Erfahrungen häufig als
Vorstellung wider. (FW III, 62)
Ich kenne die Verhältnisse dort Oben;
ich bin mir sicher: so muss es dort zugehen - nicht, weil ich mit besonderer
Seherkraft begabt wäre, sondern weil ich früher schon in einem solchen Aschram
gelebt habe: Vielleicht im Mittelalter in einem der vielen Klöster, als diese
noch nicht degeneriert, sondern Zentren eines heiligen Lebens waren, und dann
vor der Geburt im Aschram meines Lehrers in der Feinstofflichen Welt.
Die Vorstellungskraft ermöglicht es uns, solche
Erinnerungen an frühere Existenzen Schritt für Schritt jedenfalls teilweise zu
heben.
Sie erfahren jetzt, was wir bisher nur in der Theorie
behandelt haben: Sie können die geistige Welt, in der Sie leben wollen, selbst
bestimmen. Dafür ist es aber unabdingbar, dass Sie sich eine möglichst genaue
Vorstellung von dieser Welt machen.
Groß ist das
Glück eines Menschen, der in eine Feinstoffliche Welt eintritt, die ihm bereits
bekannt ist. (Br II, 391)
Allerdings müssen Sie erst noch lernen, sich mit Ihrer
Ewigen Individualität gedanklich in der Welt des Aschrams zu halten. Sie werden
vielfach erfahren: Sowie Ihre Gedanken nicht mehr auf das Leben an diesem Ort
konzentriert sind, sondern abirren, werden Sie sich in einer anderen Welt
wiederfinden.
19. Fortsetzung des Gespräches
Gambarelli
„Die Hl. Katharina von Siena betet mit Jesus das Stundengebet“,
Basilica di S.
Domenico, Siena
Setzen wir jetzt die Meditation fort. Nach dem kurzen
Morgen-Ritual teilt sich die Gemeinschaft in kleine Arbeitsgruppen auf,
bestehend aus einem oder zwei Lehrern und mehreren Schülern.
Jetzt beginnt das eigentliche meditative Gespräch.
Sein erster Teil ist dem Dienst gewidmet. Was ist heute zu tun?
Sie vergewissern sich, was Ihre Aufgabe, Ihre Mission
auf Erden ist. Sie beraten sich mit dem Lehrer und den Mitschülern, was Sie
heute tun müssen, um diese zu erfüllen.
Die große schöpferische Aufgabe lautet: Jeden Tag neu
die herrschenden alltäglichen materiellen Bedingungen, gekennzeichnet durch
Familie, Beruf und dergleichen, so weit es geht zu nutzen, um den Fortschritt
der Evolution, den Aufbau der Neuen Welt voranzutreiben.
Wie das geschehen kann, muss immer wieder neu bedacht
mit den Oberen besprochen werden. Nur sie kennen den Großen Plan, zu dessen
Verwirklichung Sie auch am kommenden Tag einen Stein beitragen wollen.
20. Pause
Schalten wir eine letzte Unterbrechung ein. Wie können
Sie solch ein meditatives Gespräch mit einem nicht inkarnierten Lehrer führen?
Natürlich nicht so, dass eine laute Stimme von der Zimmerdecke her erschallt
und physisch zu Ihnen spricht.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit einigen
Mitschülern vor dem Lehrer (damit schaffen Sie eine entsprechende geistige
Realität). Stellen Sie sich vor, Sie werfen in diesem Kreis eine Frage auf, die
den Dienst des kommenden Tages oder eine Einzelheit der Erfüllung Ihrer
irdischen Mission betrifft (auch damit schaffen Sie eine entsprechende geistige
Realität).
Meist wissen Sie im Grunde selbst sehr genau, wie ein
Hoher Meister antworten würde, wenn Sie ihn physisch treffen und befragen
würden. Wenn Sie z. B. Kinder haben, wird kaum zweifelhaft sein, dass er Sie
anweisen wird, große Teile des Tages darauf zu verwenden, den Lebensunterhalt
zu verdienen und materiell und seelisch für Ihre Kinder zu sorgen.
Auf diese innere Stimme zu hören ist der erste Schritt
zu einem wirklichen Gespräch im Herzen. Je aufmerksamer Sie zuhören und je
genauer Sie tatsächlich ausführen, was Sie vernommen haben, desto deutlicher
wird der Lehrer in Ihrem Inneren sprechen. Mit der Zeit werden Sie finden, dass
das Gespräch Realität wird und Sie auf die allermeisten selbstlosen Fragen
Antwort erhalten.
Die Stimme
seines inneren Gottes wird immer zuerst durch das Gewissen sprechen. Wenn er
dann gelernt hat, ihr zu gehorchen und standhaft zu ihr zu stehen, spricht sie
auch auf vielen anderen Wegen zu ihm. (TL IX, 457)
Grübeln Sie aber nicht mit dem Verstand. Das, was Sie
in der Meditation erlangen wollen, bekommen Sie nicht dadurch, dass Sie
Probleme im Kopf hin und her wälzen. Öffnen Sie Ihr Herz, wenn Sie auf eine
Eingebung hoffen!
Ich gehe immer mit Papier und Stift in das Gespräch,
weil oft - nicht immer - so viele Inspirationen, Gedanken und Ideen kommen,
dass ich sie mir gar nicht alle merken könnte. Besser, sie zwischendurch
aufschreiben, als dass etwas von dem wertvollen Schatz verlorengeht, der uns
geschenkt wird.
21. Ende des ersten Gesprächs
Zum Ende des ersten Teils des Gespräches erheben wir
uns vorsichtig aus dem Lotussitz und machen die eine oder andere kurze
Dehnübung, um den steifen, ungewandten westlichen Körper ein wenig zu lockern.
22. Sechster Schritt: Zweiter Teil des Gespräches
Gambarelli
„Die Hl. Katharina von Siena betet mit Jesus das Stundengebet“,
Basilica di S.
Domenico, Siena
Erneut nehmen Sie den Lotussitz ein (diesmal ggf. das andere
Bein untergeschlagen). Der zweite Teil des meditativen Gespräches ist der
Ausbildung (oder Selbstvervollkommnung) gewidmet.
Wieder sitzen Sie - im Geist - mit einigen Mitschülern
zu Füßen Ihres Lehrers (und schaffen damit wieder eine entsprechende geistige
Realität).
Fragen Sie sich selbst - Ihr höheres Ich - und den
Lehrer: Was ist heute zu tun, um einen weiteren Schritt des Wachstums Ihrer
Ewigen Individualität zu tun?
Auch hier werden Sie zunächst einmal selbst genau
wissen, welche Ihrer Eigenschaften und Gewohnheiten eines Geistwesens, eines
Unsterblichen, eines geistigen Schülers unwürdig sind und daher abgelegt werden
müssen. Stellen Sie sich vor, dass Sie einen inkarnierten Lehrer physisch
treffen: Dann werden Sie sich eine Menge „Hausaufgaben“ ausmalen können, die
dieser Ihnen mit auf den Weg geben würde.
Die Möglichkeiten zum Dienst auf der materiellen Ebene
mögen unter bestimmten Umständen beschränkt sein. Aber Ihr eigenes Wesen können
Sie unter allen Verhältnissen jederzeit am jedem Ort
unbegrenzt vervollkommnen. Hier kann jeder Tag ein weiterer Schritt sein. Hier
können Sie also jeden Tag eine neue Weisung einholen. Je zuverlässiger Sie
diese tatsächlich ausführen, desto deutlicher werden Sie die Stimme des Lehrers
beim nächsten Treffen vernehmen.
23. Siebenter Schritt: Abschied
Beim siebenten und letzten Teil der Agni Yoga
Meditation nehmen wir noch einmal die Position des ersten Schrittes ein. Wir
nehmen bewusst Abschied vom Lehrer und von der Gemeinschaft. Wir senden einen
Gedanken der Dankbarkeit dafür aus, dass wir diese „Stunde des Glücks“ in einem Tempel der Bruderschaft erleben
durften.
Das Mantram lautet: „Vater, ich danke für die Gegenwart deines Geistes. Ich folge dir nach. Möge dein Bildnis stets vor meinen Augen stehen.“
Selbst wenn es heute keine Botschaft gegeben haben
sollte, haben wir eine wunderbare Zeit in einer besseren Welt verleben dürfen -
einen erholsamen Urlaub von den irdischen Lasten.
Wir versprechen erneut, uns auch in der materiellen
Welt an die Regel des Aschrams zu halten und die erteilten Weisungen und
Aufträge gewissenhaft auszuführen.
Wir freuen uns schon jetzt auf die Rückkehr in das
Heiligtum am Mittag, spätestens am Abend. Dann werden wir Rechenschaft darüber
ablegen müssen, wie wir den vor uns liegenden Tag genutzt haben.
24. Rückkehr zur Erde
Nikolaus
Roerich „Von Jenseits“
Ihre Seele, Ihre ewige Individualität, verlässt jetzt ihre
Heimat, die geistige Welt, kehrt auf die materielle Ebene zurück und zieht
wieder in den Körper ein. Das ist ein Abstieg von Oben
nach unten - wie bei der Geburt.
Das wunderbare Gemälde „Von Jenseits“ von Nikolaus Roerich drückt diesen Schritt
sehr fein aus:
NikolausRoerich „Von Jenseits“
Als ein
Fremder, als ein Außerirdischer aus einer Höheren Welt, als ein Geistwesen
gehen Sie - Ihr wahres Ich - über die schmale Brücke hinüber auf die materielle
Seite, von einer Lebenssphäre in die andere: Um zu lernen, aufzusteigen, Ihre
Mission zu erfüllen und anderen zu helfen, die dort schon auf Sie warten.
Abends kehren
Sie über dieselbe Brücke wieder in die andere Welt, in Ihre Heimat zurück. Das
sind Sie, dieser weiß gekleidete Gesandte, diese ewige Individualität – nicht
die irdische, vergängliche Persönlichkeit eines Herrn Meier oder einer Frau
Müller!
Möge Ihr Mantram für die kommenden wenigen Stunden auf
der Erde freudig und zuversichtlich lauten:
„Auf in den
Kampf!“
„Auf
zur Heldentat!“