AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„GEISTIGE ÜBUNGEN DES AGNI YOGA“
SENDUNG 5
Die Unsichtbare Toga
Liebe
Agni Yogis,
wenn
wir die bisherigen Sendungen der Reihen „Experiment Unsterblichkeit“ und
„Geistige Übungen“ zusammenfassen, können wir sagen: Die Essenz der Praxis des
Agni Yoga besteht aus zwei Schritten:
*****
Erster
Schritt: Am Morgen verwandelst Du Dich in der Meditation in ein Wesen von
höherer Schwingung, in den neuen, unsterblichen Geistmenschen. Du nimmst Deine Ewige
Identität an, zum Beispiel Schüler der Bruderschaft, König des Geistes, Heiler
oder Geistkämpfer. (Siehe die Sendung „Die Seele zum Leben erwecken“ der
Sendereihe „Experiment Unsterblichkeit“)
*****
Der
zweite Schritt lautet: Im Laufe des irdischen Tages setzt Du alles daran, um diese
geistige Realität in materielle Wirklichkeit zu übersetzen. Du musst unbedingt,
in allen Umständen Deine Stellung in der Geistigen Welt, die Sprosse auf der
Leiter der Hierarchie verteidigen, die Du am Morgen erklommen hast.
*****
Die
Übung, die wir heute vorstellen, soll dafür eine kleine Hilfe sein. Kurz gesagt
geht es darum: Jedes Mal, wenn Du Deine Wohnung verlässt, legst Du in Gedanken
ein würdiges feinstoffliches Gewand an:
Eine Unsichtbare Toga. (Kaiser Augustus)
Dann
trittst Du in der Welt auf, als ob Du wirklich physisch ein solches Kleid
tragen würdest. Diese Vorstellung hilft Dir dabei, Dich Deinem Ideal
entsprechend richtig zu verhalten.
1.
Gregor der Große
Diese
Praxis geht auf eine Erzählung über den heiligen Papst Gregor den Großen (ca.
540 - 604) zurück.
Er ist eine der großen Geisteshelden der
Christenheit und aller Zeiten. Er entstammte dem uralten Patriziergeschlecht
der Anicier und brachte es bis zum Präfekten
(Stadtoberhaupt) von Rom. Später wandelte er den Palast seiner Vorfahren auf
dem Caelius, einem der sieben Hügel Roms, in ein
Kloster um (das Andreaskloster, das noch heute besteht) und trat als einfacher
Mönch dort ein. Die Würde des Abtes übertrug er einem anderen.
Er konnte jedoch seine adelige Geburt,
seine umfassende Bildung, seinen Rang und seine innere Hoheit nicht verbergen.
Man sagte von ihm: Selbst in die einfachste Mönchskutte gekleidet trug er gleichwohl
die „Unsichtbare Toga“ eines römischen Senators.
So wurde er später wieder aus dem
Kloster herausgerufen und zum Papst gewählt. Er war in der Zeit der
Germaneneinfälle, in der die staatliche Ordnung in Rom nahezu zusammenbrach,
nicht nur geistlicher, sondern auch weltlicher Führer der Stadt. („Gregor der Große“ von Goya,
Andrea Sacci, Stephan Kessler, Carlo Saraceni, Michael
Pacher)
Der
Schüler fragt: „Was sagt uns diese
Geschichte?“
Du
musst Dein inneres Wesen, Deine Ewige Individualität zu einem Unsterblichen,
einem König des Geistes oder einem Schüler der Bruderschaft erziehen. Das ist
unter allen Umständen möglich.
Diese wahre, innere Natur strahlt aus
Dir heraus, wie auch immer Du äußerlich dastehst.
Wenn
Du Deinem Wesen nach ein König bist, ist das
erkennbar, selbst wenn Du in dieser Inkarnation „nur“ als Schuhmacher erscheinst.
Ist Dein wahres Ich dagegen bloß ein primitiver Barbar, kannst Du auch das
nicht verbergen, selbst wenn Du physisch auf einem Thron sitzt.
Das Anwachsen der Größe geht von innen
aus; der Geist kann sich mit allen Kronen menschlichen Ruhmes zieren und
dennoch ein Bettler bleiben. (FW III, 56)
Die
Erzählung über Gregor d. Gr. lehrt uns weiter: Welche Position auch immer Du im
irdischen Leben einnimmst, und wenn es nur ein Schuhmacher ist, und welches
Gewand Du physisch trägst – Du kannst immer in die Würde eines römischen
Senators oder eines Weisheitsschülers gekleidet auftreten.
2.
Die Unsichtbare Toga anlegen
„Wie genau sieht die Übung aus?“
Immer
dann, wenn Du Dein Zimmer verlässt, legst Du zusätzlich zu Deiner materiellen
Kleidung im Geist diejenige „Unsichtbare Toga“ an, die zu Deiner Ewigen
Individualität gehört.
Wenn
Du ein König der Welt sein willst, bekleidest Du Dich mit dem Hermelin-, als König
des Geistes mit dem Philosophenmantel. (Rigaud
„König Ludwig XIV“. Nikolaus Roerich „Guru“)
In den Mönchsorden gibt es die Zeremonie
der Einkleidung des Novizen in das Ordensgewand. Manchen Heiligen wurde der
Habit der Legende nach durch die Gottesmutter Maria selbst verliehen.
Dieses
feierliche Ritual führst Du ab jetzt an jedem Morgen durch. Lass Deine Phantasie spielen! Male Dir aus:
Der Vater verleiht seinem Sohn, dem
kommenden König, das Kleid eines Kronprinzen. Der Schüler nimmt aus der Hand
seines Lehrers das weiße Gewand der Weisen entgegen.
(Pesne „Friedrich der Große als Kronprinz“. Nikolaus
Roerich „Verbrennung der Dunkelheit“)
Schau
in den geistigen Spiegel, Du wirst sehen: Ein solches Gewand kleidet Dich gut!
Du kannst es stolz und freudig tragen – auch wenn es nur in Gedanken ist.
*****
Wir
sprechen von einer virtuellen Robe, die jedermann zu jeder Zeit an jedem Ort anlegen
kann. So kannst Du königlich gekleidet einherschreiten, selbst wenn Du
äußerlich in Lumpen gehüllt sein solltest.
Für alle liegt ein weißes Kleid bereit.
Versteht es, das lichte Gewand bei euch zu behalten. (BGM II, 132, 134)
Am
Abend beim Auskleiden gibst Du Dir Rechenschaft: Hast Du dem Rock im Lauf des
Tages Ehre gemacht?
3.
Amtstracht
Innerlich
ausgestattet mit diesem Abzeichen Deiner hohen Würde trittst Du in die Welt
hinaus. Die anderen können es zwar nicht sehen, es formt aber Deine Aura, und so
werden sie spüren, welch eine hohe Stellung Du eingenommen hast.
*****
Das
ist wie beim Anlegen einer Uniform: Einerseits machst Du Dir innerlich bewusst
und andererseits bringst nach außen zum Ausdruck: Du bist ab jetzt kein
Privatmann mehr, sondern ein Amtsträger.
Man
sagt so schön:
Du bekleidest ein Amt.
Das
bedeutet zweierlei: Zum einen ist Dein Körper nur die Bekleidung für Deine
Stellung in der Höheren Welt, die viel wichtiger ist als Deine vergängliche
Persönlichkeit. Zum anderen musst Du Dich genau in das Gewand hüllen, das Deiner
geistigen Position entspricht.
Es
heißt so treffend: Du bist „in Amt und Würden“. Die Würde, die Du einnimmst, sollte
sich in der Kleidung widerspiegeln, die Du trägst.
„Das ist noch etwas abstrakt. Kannst Du
das nicht lebensnaher erklären?“
Denke an einen Arzt: Er streift einen
weißen Kittel über die Jeans zum Zeichen: Ich bin jetzt im Dienst. Ich stelle
das Persönliche zurück. Ich denke, solange ich das Berufskleid trage, an nichts
anderes als die Gesundheit meiner Mitmenschen. Wenn er am Abend seine Praxis
verlässt und in seinen privaten Bereich zurückkehrt, legt der Arzt den weißen
Rock wieder ab. (Max
Liebermann „Dr. Ferdinand Sauerbruch“)
Zu
jedem Beruf gehört eine bestimmte Kleidung! Förster, Soldat, Schornsteinfeger, Polizist,
Feuerwehrmann, Richter, Priester, Mönch. (Hugo Mühlig „Förster mit Hund“. Hugo Vogel „Paul v.
Hindenburg und Erich Ludendorff“. El Greco „Hl. Hieronymus als Kardinal“.
Caspar David Friedrich „Mönch am Meer“)
Ebenso
erfordert auch Deine Stellung in der Hierarchie – ob Du in einem Aschram der
Bruderschaft nun als Pförtner, Koch, Gärtner, Novize, Kellermeister oder Abt tätig
bist – eine entsprechende Kleidung – wenn es nicht anders möglich ist, zumindest
im Geist.
*****
Mit
dem Anlegen der Toga am Morgen bekräftigst Du die Übernahme Deines Kosmischen Amtes.
Das ist eine große Verantwortung, wie hoch oder niedrig Dein Beruf auch sein
mag. Du wirst im Lauf des Tages vom Leben selbst geprüft werden, ob Du würdig
bist, ein solches Gewand zu tragen.
4.
Ordenstracht
Zu allen Zeiten und in allen Religionen
trugen die Mitglieder von spirituellen Gemeinschaften oder religiösen Orden
eine besondere Tracht.
Wenn
Du Dich als einen von mehreren Schülern eines spirituellen Lehrers verstehst,
bist auch Du Mitglied einer solchen geistigen Gemeinde. Eines Tages wird der
Lehrer Dir zum Zeichen der Zugehörigkeit die besondere Tracht dieser
Gemeinschaft verleihen.
*****
Dieses
Ordensgewand musst Du mit Stolz und Würde tragen. Wenn Du nicht gerade als
Mönch physisch verkörpert bist (und das wird bei Deinen wenigsten Inkarnationen
der Fall sein), bleibt Dir meist nichts anderes übrig, als eine virtuelle Robe
anzulegen.
Der Hl. König Ludwig von Frankreich, der
sich nach Rückzug aus der Welt und einem klösterlichen Leben sehnte, den ihm
übertragenen, äußerst wichtigen Verantwortungsbereich aber nicht verlassen
durfte, trat im Geist in den Franziskanerorden ein und trug – für niemanden sichtbar
– unter dem Königsornat eine Mönchskutte. (El Greco „König Ludwig IX von
Frankreich“)
Dasselbe
tust Du, wenn Du Dich in die Unsichtbare Toga kleidest.
Die
Ordenstracht erinnert Dich daran, die Ordensregel, das Gesetz des Schülers
(siehe die Sendung „Ein Schüler werden“ der Sendereihe „Der Weg des Schülers“)
und die 10 Grundpfeiler der Praxis des Agni Yoga einzuhalten – und zwar gerade auch
dann, wenn Du Dich nicht in Deiner Heimat, im Kreis Deiner Mitschüler zu Füßen des
Lehrers aufhältst, sondern in einer feindlichen Welt.
5.
Aussehen des Gewandes
„Wie soll ich mir diese Unsichtbare Toga
vorstellen?“
Wähle
die feinstoffliche Kleidung, die Du tragen willst, sorgfältig aus. Male sie Dir
in allen Einzelheiten aus!
Schaffe
Dir ein herrliches Gewand, das zu Dir passt und Dein Wesen unterstreicht. Die
Kleidung, die Du trägst – nicht nur die physische, sondern auch die geistige –,
ist ein Teil Deiner Persönlichkeit!
Der
Volksmund sagt ganz richtig:
Kleider machen Leute.
Das
gilt auch für das Gewand Deiner Seele. Du wirst sehen:
In auserlesener Kleidung stehst Du ganz
anders da!
Dein Gewand sollte würdig sein und Deine
hohe Position widerspiegeln. (Hans Looschen „Kaiser Otto I“,
Swetoslaw Roerich „Nikolaus Roerich als Dalai Lama“)
Andererseits
muss es praktisch sein für einen geistigen Kämpfer.
Wir lieben einfache Gewänder, die nicht
bei der Arbeit stören. (Br II, 62)
Vielleicht
stellst Du Dir einen Umhang wie bei einem Ritter vor, den Du jederzeit abwerfen
kannst. Hier siehst Du einige Beispiele:
Dein Gewand sollte über dem Herzen das Zeichen „Gemeinschaft Maitreyas“ tragen.
Denke
bei der Wahl Deiner überirdischen Kleidung auch an Dein großes Vorbild, Deinen
geistigen Vater:
Zu allen Zeiten hat man die großen
spirituellen Lehrer auch an ihren besonderen Gewändern erkannt – schon auf
Erden, erst recht aber natürlich in der Höheren Welt. (Raffael „Die Schule von Athen [Platon und Aristoteles]“.
Nikolaus Roerich „Hl. Sergius von Radonesch. Vivekananda. Starez
Theophan. Hl. Benedikt. Gandhi)
Ebenso
musst Du für alle Welt als Schüler eines Weisen oder Kronprinz eines Reiches erkennbar
sein.
6.
Sinn der Übung
Arnold Böcklin „Heiliger Hain“
„Was ist der Sinn dieser Übung?“
Allein die Vorstellung, in ein edles Gewand
gekleidet zu sein, wird Dich veranlassen, Dich angemessen zu verhalten.
Wie
ein
König seine Krone oder ein Offizier seine
Uniform mit Stolz und Würde trägt, so zwingt die Unsichtbare Toga Dich, in
allen, auch den schlimmsten Verhältnissen unbedingt die Haltung zu bewahren, die
Deinem Ideal entspricht.
In feierlicher Kleidung verbieten sich
grobe, unreine Gedanken, Worte oder Taten von selbst.
Während der Mysterien hüllten sich die
Priesterinnen in einen unsichtbaren Schleier, so dass sie weder sehen noch
hören konnten, als ob der Faden des Daseins durchtrennt wäre; dies war eine
eigene Art von Reinigung, wenn die Atmosphäre voller Verwirrung war. (BGM II,
230)
Mit
Recht erwartet die Welt etwas von Dir, wenn Du in Amtstracht auftrittst. Diese
Erwartung wirst Du nicht enttäuschen wollen.
Wie eine Uniform verleiht Dir die Toga
Festigkeit, stärkt das Bewusstsein Deiner hohen Stellung und hebt das
Persönliche auf.
(Augustus)
Im
hektischen Trubel des Alltags vergisst Du allzu leicht das Wesentliche: Die feinstoffliche
Wirklichkeit, Deine wahre Ewigen Identität und Deine Mission auf Erden. Deine virtuelle
Tunika erinnert Dich daran. Sie hilft Dir bei dem, was Dir vor allem anderen
aufgetragen ist:
Deinem Ideal treu zu bleiben!
Oder
wissenschaftlich ausgedrückt: Die höhere Realität, Deine Existenz als
Unsterblicher, Schüler oder König des Geistes gegenüber der materiellen
Wirklichkeit durchzusetzen.
Du wirst erfahren: Es ist eine Freude
und eine Ehre, in einem hoheitsvollen Gewand auftreten zu können. (Uta von Naumburg)
Eine erlesene Gewandung erhebt Dich.
Das
haben wir schon an dem Bild von Nikolaus Roerich als Dalai
Lama gesehen. Das gilt auch dann, wenn die Kleidung „nur“ im Geist
getragen wird.
Es
liegt allein an Dir, wie Du Dich nach außen darstellst. Freue Dich an Dir
selbst! Willst Du nicht lieber groß, stark und schön dastehen als klein,
schwach und hässlich?
Gottfried Kellers Novelle „Kleider
machen Leute“ erzählt von dem einfachen Schneidergesellen Wenzel Strapinski, der
trotz großer Armut exquisit gekleidet daherkommt. Er wird in einer fremden
Stadt wegen seines vornehmen Äußeren für einen Grafen gehalten, heiratet eine
reiche Erbin und bringt es schließlich zu Wohlstand und Ansehen.
„Was sagt uns das?“
Auch
Du kannst es zum Grafen, ja sogar zu einem König bringen, wenn Du nur
entsprechend auftrittst – und das heißt eben auch: gekleidet bist. Deine äußere
Erscheinung, die Art, wie Du Dich darstellst, trägt entscheidend zu Deinem
Erfolg unter den Mitmenschen bei. Das gilt nicht nur auf der materiellen Ebene,
sondern genauso auch in der Geistigen Welt.
*****
Wieder
einmal erkennen wir: Es ist tatsächlich gleichgültig, ob Du physisch eine Toga
trägst oder Dir das nur vorstellst. Das Ergebnis ist dasselbe:
Du bist gezwungen, Dich Deinem Habit
entsprechend würdig zu verhalten.
Sowohl
das physische als auch das virtuelle Kleid ist eine Hilfe, um Dich an Deine
wahre, innere Größe zu mahnen; es ist eine Trittleiter zu einem königlichen
Auftreten.
*****
Denke
nur nicht, die Unsichtbare Toga sei bloß eine Einbildung, ein Trugbild. Wenn Du
sie mit Deinen Gedanken festigst, wird sie eine geistige, eine feinstoffliche
Realität, die nicht weniger wirklich und wirksam ist als eine materielle Wirklichkeit.
Das Kleid ist zwar nicht sichtbar,
seine geistige Existenz wird aber für jeden spürbar sein, dem Du begegnest.
Agni
Yoga sagt:
Indem wir den Raum mit einem
angespannten Gedanken sättigen, kleiden wir Teile unseres Strebens in eine
bestimmte Gestalt. Wir erschaffen so aus der elementaren Materie das von uns
gewünschte Bild. Dieses Gebilde bleibt in der Nähe seines Entstehungsortes und
wird durch unsere Gedanken gefestigt. Die Augen eines Kindes oder ein verfeinertes
Bewusstsein können dieses Gebilde erfassen. (AY 633)
Täusche
Dich aber nicht: Das äußere Kleid allein ist nur eine Lüge, Scheinheiligkeit,
wenn es nicht eine innere Größe widerspiegelt. Du musst also vor allem Deine Seele
ausbilden und wachsen lassen (Siehe die Sendung „Die Seele zum Leben erwecken“).
Nur
dann entspricht die Unsichtbare Toga Deinem wahren Wesen. Und dann kleiden
Deine Ausstrahlungen Dich ohnehin in ein herrliches Lichtgewand.
7. Priestergewand
Nikolaus
Roerich „And we bring the Light“
„Kannst Du nicht ein Beispiel aus der
heutigen Zeit geben?“
Ich
erinnere mich noch gut an die Zeit, als Priester, Mönche und Nonnen mit ihren
geistlichen Gewändern in der Öffentlichkeit auftraten. In manchen südeuropäischen
Ländern sieht man noch heute die Popen in ihrer Amtstracht auf der Straße. Leider
ist dieser schöne Brauch bei uns inzwischen weitgehend abgeschafft.
*****
Der
schwarze Rock macht jedermann deutlich: Man hat einen Geistlichen vor sich, der
ein Leben nach höheren Prinzipien führt; dem man keinen Alkohol, kein Fleisch,
keine Zigarette und keine Süßigkeiten anbieten darf; an den man sich um
geistige Führung oder spirituellen Rat wenden kann; in dessen Gegenwart man
sich aber auch selbst zusammenreißen und angemessen verhalten muss.
Das Gewand hilft seinem Träger, sich
nicht zu vergessen und stets, gerade in der Öffentlichkeit, als würdiger
Vertreter seines Amtes aufzutreten. So gekleidet wird er nichts sagen oder tun,
was das Vertrauen in seine hohe Stellung untergräbt. Und der Talar wirkt
heilsam und erhebend auf die Umgebung.
(Arnold Böcklin „Heiliger Hain“)
Wir
wollen uns nicht lächerlich machen und als Abendländer in einer westlichen
Stadt nicht mit Turban und Kaftan in die Öffentlichkeit treten.
Ich warte aber mit Sehnsucht auf die
Zeit, in der es wieder üblich sein wird, mit dem weißen Mantel des Philosophen
auf die Straße zu gehen. (Kaiser
Antonius Pius)
Solange
das nicht möglich ist, bleibt den wenigen Geistigen nichts anderes übrig, als in
ihrer Vorstellung ein auserlesenes Gewand anzulegen und entsprechend würdig aufzutreten.
Du
bist der erste Neue Mensch und der einzige Geistmensch in Deiner Gemeinde. Das
muss auch an Deiner feinstofflichen Kleidung erkennbar sein.
„Kannst
Du für eine solche Situation ein Beispiel geben?“
Es
ist bekannt, dass Mahatma Kuthumi in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts
einige Zeit an der Universität Leipzig studiert hat. Er wird sich äußerlich
nicht von den anderen Studenten unterschieden haben.
Denkt daran, dass ein von euch verehrter
Heiliger von den Augen der Neuankommenden äußerlich nicht unterschieden werden
konnte. (FW II, 377)
Äußerlich unterscheiden sich Unsere Boten
nicht von der Masse. (Br II, 694)
Du
kannst Dir aber vorstellen, dass Mahatma Kuthumi mit derselben Hoheit und Würde
durch die Straßen Leipzigs gewandelt ist, als ob er den weißen Mantel der
Bruderschaft getragen hätte.
Ebenso
bringst Du, wenn Du die Unsichtbare Toga trägst, eine höhere Wirklichkeit zum
Ausdruck: Du bist die Inkarnation eines Schülers!
8.
Kleid der Seele
Nikolaus Roerich „Von Jenseits“
Indem
Du die Unsichtbare Toga anlegst, bekleidest Du Deine wahre Überzeitliche Individualität
(Schüler, König, Heiler, Geistkämpfer), die Du neben der vergänglichen,
weltlichen Persönlichkeit (Schuhmacher, Familienvater, Krankenschwester)
angenommen hast.
Die Unsichtbare Toga ist das Kleid
Deiner Seele, das feinstoffliche Gewand Deiner Ewigen Individualität.
Wir
hatten schon gesagt (Sendung „Würdiges Sterben“ der Sendereihe „Aspekte der Praxis
des Agni Yoga“): Auch nach dem Tod in der Feinstofflichen Welt musst Du Dich
bekleiden. Am besten überlegst Du schon jetzt, wie Deine Ewige Tracht dort
aussehen soll, damit Du nicht zu denen gehörst, die im Jenseits in chaotischen
Fetzen umherirren.
Ihr erinnert euch, dass jemand, der
wieder in die Feinstoffliche Welt hinübergegangen war, sich dort nicht die
nötige Kleidung zu schaffen vermochte, weil er die Klarheit des Denkens nicht
besaß. (Br II, 223)
Wie
Dein Leib sollte auch Deine Seele nicht unbekleidet in die Öffentlichkeit
treten.
Die Menschen gewahren die Notwendigkeit,
sich unverzüglich ein Gewand zu schaffen, doch ihre undisziplinierte
Vorstellungskraft vermag nur irgendwelche Bekleidungsfetzen hervorzubringen.
(Br II, 62)
Wie
alles in der Feinstofflichen Welt formst Du auch Deine Kleider durch Deine
eigenen Gedanken. Nutze die unermesslichen Möglichkeiten, die sich hier bieten!
Lass Deiner Phantasie freien Lauf! Denke Dir, und
damit schaffe Dir ein herrliches Gewand!
Alles ist möglich!
Das
Ausmaß Deiner Vorstellungskraft ist die einzige Grenze, die Dir gesetzt ist:
Nur das, was Du Dir nicht vorstellen kannst, kannst Du auch nicht erschaffen.
Dieses Gedankenschaffen kannst und
musst Du schon jetzt. schon während des irdischen Lebens lernen. Oben
angelangt, wird es dafür zu spät sein.
Ist es denn möglich, dass es nicht als
geziemend gilt, sich für die feierliche Wohnstätte in der Feurigen Welt mit
einem Lichtgewand zu versorgen? (FW I, 529)
Du musst doch wissen: Was ist Deine Ewige
Individualität in der Feinstofflichen Welt, oder was soll sie werden? Ein König
des Geistes? Ein Schüler? Ein Heiler? Ein Geistkämpfer? Entsprechend musst Du dort
auftreten, und das heißt auch: gekleidet sein.
Urusvati [Helena Roerich]
zeigt sich im feinstofflichen Körper gewöhnlich mit einem hellenischen
violetten Gewand bekleidet. (Br II, 62)
Wir
hatten schon gesagt (Sendung „Die Seele zum Leben erwecken“): Die Pyramide
Mensch ist eine Einheit aus physischem, feinstofflichem und Feurigem Körper,
die man auch beim Aufenthalt auf der materiellen Ebene nicht trennen darf. Das
bedeutet: Auf der Erde trägst Du Dein ewiges, feinstoffliches Gewand zusätzlich
zu der physischen, weltlichen Kleidung.
Du
führst ein Doppelleben: Materiell bist Du wie ein Schumacher und geistig wie
ein König gekleidet.
*****
Wie
bei Deinem weltlichen musst Du auch beim Kleid Deiner Seele auf Reinheit
achten.
Das weiße Gewand eines Abgesandten der
Bruderschaft darf keine Flecken aufweisen. (Nikolaus Roerich „Von Jenseits“)
Du
darfst Deine Feinstoffliche Tunika nicht durch schmutzige Gedanken, Gefühle,
Worte oder Taten besudeln.
Die Gewänder
der neuen geistigen Lehrer müssen wirklich fleckenlos sein. (HR I/2, 208; Brief
vom 12.09.1934)
Letztlich
ist Dein Lichtgewand Deine Aura. Wenn wir sagen: Kleide Dich in eine
„Unsichtbare Toga“, meinen wir also: Sorge dafür, dass Du von einer hohen,
herrlichen Ausstrahlung umgeben bist. Mögen diese Emanationen nahezu sichtbar
durch Deine physische Hülle hindurchschimmern. Mögen sie so stark sein, dass niemand
es wagt, sich in Deiner Gegenwart unwürdig zu verhalten.
9.
Die Unsichtbare Krone
Wir
können die Übung noch ein klein wenig abwandeln und sagen: Setze Dir die
unsichtbare Krone eines Königs des Geistes aufs Haupt!
Sorge dafür, dass diese Krone niemals in
den Schmutz fällt. Zumindest stehe sogleich wieder auf, wenn Du einmal abgestürzt
bist.
Mehr
dazu werden wir in Sendung „König des Geistes“ besprechen (Sendereihe „Aspekte
der Praxis des Agni Yoga“).
Halte deine Krone fest, damit sie dir
nicht im Feuer genommen werde; die Krone, die du dir durch selbstloses Dienen,
Ausdauer, Treue und Opfer gewonnen hast. Wenn der Kandidat die Höhe der
Universellen Liebe und des Universellen Dienstes erklommen hat, tritt die
Prüfung an ihn heran, ob er dieses Niveau auch halten kann.
Ein Regen destruktiven Feuers prasselt
auf ihn herab, und viele Hände der Habsucht, des Neids, der Eifersucht, des
Ehrgeizes und der Selbstsucht strecken sich nach seiner Krone aus. Die Masse
Mensch will nicht, dass jemand über sie hinauswächst. Deshalb ist einer, der
das Ziel erreicht, leuchtende Zielscheibe dieser Kräfte.
Du kannst deine Krone festhalten durch
ein reines, selbstloses Herz, denn du bist eins und verbunden mit den Meistern
der Liebe, Weisheit und Barmherzigkeit bei der Großen Aufgabe, die Menschheit
auf eine höhere Stufe des Bewusstseins zu heben. (ALH II, 88, 89)
Wenn
Du Dich als einen geistigen Schüler verstehst, lautet die Übung: Stecke Dir den
Ring an den Finger, den die Mahatmas bisweilen angenommenen Schülern verleihen.
Wie einen physischen Ehering als Zeichen der Treue zu Deinem Partner kannst Du diesen
virtuellen Ring tragen, um Dich an die Hingabe zu Deinem Lehrer zu erinnern.
*****
Krone
und Ring verleihen Deinem Auftreten Autorität und Würde, auch wenn Du sie „nur“
als feinstoffliche Realität ausbildest.
10.
Die geistige Rüstung
Eine
weitere Variante unserer Übung lautet: Stelle Dir vor, dass Du Dich am Morgen
in eine geistige Rüstung kleidest, an der im Laufe des Tages alle Angriffe abprallen
sollen.
So wie ein Samurai oder ein Ritter
seinen Panzer trägt, um sich gegen physische Attacken zu schützen. (Tizian „Kaiser Karl V“)
Wie
sagt Bibel so wunderbar:
Zieht an die Waffenrüstung Gottes. So
steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit, angetan mit dem Panzer
der Gerechtigkeit und an den Beinen gestiefelt, bereit für das Evangelium des
Friedens. Vor allen Dingen aber
ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt
alle feurigen Pfeile des Bösen, und
nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort
Gottes. (Eph 6, 11 ff)
„Woraus besteht diese geistige Rüstung?“
Ich bedecke euch mit dem Helm des
Glaubens, mit dem Panzer der Hingabe und mit dem Schild des Sieges. (BGM I, 263
[299])
Mein Geist ist in den Panzer der
Furchtlosigkeit gekleidet. (BGM II, 263 [266]
Bei Nacht beschirmt euch mit Unserem
Namen. Bei Tag schnallt den Panzer der Hingabe zu. (AY 102)
Natürlich
geht es nicht um physischen, sondern um den geistigen Schutz gegen feindliche
Energien; um das Sperrnetz, das Du mit Hilfe Deiner psychischen Energie um Dich
herum bildest, wie wir in der Sendung „Psychische Energie“ (Sendereihe
„Einführung in Agni Yoga“) schon besprochen hatten.
Manche Leichtgläubige meinen,
mechanisches Rezitieren der Höchsten Namen schütze sie bereits vor finsteren
Angriffen. Doch nicht Mechanik, sondern das reine Feuer des Herzens allein
vermag einen sicheren Schild zu schaffen. (Br II, 26)
„Wie schmiede ich diese Rüstung?“
Die geistige Rüstung wird, wie jede
andere Realität der Feinstofflichen Welt, von Deinen eigenen Gedanken geschmiedet.
Auf dem Pfad zum Yoga kann derjenige
sein, der sich mit reinem Denken umgibt, das eine unbesiegbare Aura verleiht.
(AY 182)
Das
wichtigste ist auch hier das Bewusstsein Deiner Unsterblichkeit. Wenn Du die
Angst vor dem Tod überwunden hast, bist Du unverletzlich und unbesiegbar, und kein
Angriff kann Dir etwas anhaben. (Siehe die Sendung „Übung Unverletzlichkeit“
der Sendereihe „Geistige Übungen des Agni Yoga“)
Dem Wanderer werden zwar viele Schrecken
gezeigt, doch er weiß, dass sein Wesen unzerstörbar ist. Mit dieser sicheren
Rüstung tritt der Held in das irdische Leben. (Br II, 840)
11.
Die Unsichtbare Perle
Schließlich
wollen wir noch eine letzte Abwandlung besprechen:
Es
gibt eine traditionsreiche, auch von Physiotherapeuten empfohlene Übung, um
sowohl Deine körperliche als auch Deine geistige Haltung zu verbessern:
*****
Stelle
Dir vor: Du trägst ein wertvolles, goldenes Perlendiadem um den Hals, das Du der Welt unbedingt vor Augen führen willst. Dazu
richtest Du Deinen Oberkörper auf, Brust raus, Bauch rein, Kinn hoch, Schultern
auseinander und zurück. Einige Beispiele siehst Du hier:
(Swetoslaw
Roerich „Helena Roerich“, Sophia Schliemann mit dem Schatz von Troja, Maria
Callas, Audrey Hepburn)
Probiere
es einmal aus! Wenn Du das übst, bemerkst Du bald:
Plötzlich stehst Du ganz anders da!
Du
richtest Dich auf, sowohl physisch als auch geistig. Allein der Gedanke, schon
die Vorstellung, eine Perle um den Hals zu tragen, führt
dazu, dass Du ganz anders auftrittst – nämlich frei, selbstbewusst, schön und
überlegen.
Wie ein Feldherr, der seine Orden zur
Schau stellt, zeigst Du stolz, was Du hast, was in Dir steckt! (Kaiser Wilhelm II)
Ihr seid das Licht der Welt. Man zündet
auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen
Leuchter. So lasst euer Licht leuchten vor den Menschen. (Mt
5, 14-16)
Natürlich
gilt: Deine äußere Erscheinung ist nur eine Widerspiegelung Deines inneren
Wesens. Richtig ist aber auch umgekehrt: Eine gute physische Haltung stärkt
Dich auch geistig.
Du musst unbedingt eine niedergedrückte –
körperliche oder geistige – Haltung vermeiden, die letztlich zu der Krankheit Morbus
Bechterew führt.
Diese
Übung, die gar nichts Esoterisches hat, sondern aus der klassischen Medizin
stammt, beweist den Nutzen der Agni Yoga Praxis, den wir ein ums andere Mal
betonen:
Die Vorstellung, das Ideal, das Du belebst,
formst, nährst und wachsen lässt, ist eine geistige Realität mit
handgreiflichen Auswirkungen auch auf der materiellen Ebene.
Wenn
Du Dir die Haltung „Die Perle“ nach und nach zur lieben Gewohnheit machst,
stärkst und erhebst Du nicht nur Dein physisches, sondern auch Dein wahres, ewiges
Wesen.
Eine körperliche Position führt zu einer
überlegenen geistigen Haltung!
Du
kleiner Mensch wirst zu einem Helden, einem König des Geistes, einem
Meisterschüler oder einem Geistkämpfer.